Photoband Spielfahrt "Der Planwagen kommt" - GSBXMedia
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1/97 März 1997<br />
Franz Josef Degenhardt<br />
wurde am 3. Dezember letzten Jahres 65 Jahre alt. Wir wünschen ihm<br />
Glück und Gesundheit und hoffen, daß er dieses Datum nicht zum<br />
Übergang in den Ruhestand nutzt.<br />
Wir werden am 28. Juni 97<br />
Gelegenheit haben, ihn auf der<br />
Waldeck zu sehen und zu hören. Auf<br />
dem diesjährigen Waldeck-Fest wird<br />
er als Jubilar im Mittelpunkt stehen.<br />
Und viele berühmte und altbekannte<br />
Gestalten aus der Liedermacherszene<br />
werden dabei sein, um mit ihm<br />
und uns gebührlich (nachzu-)feiern.<br />
Das Ganze geschieht im Rahmen des<br />
Rheinland-Pfälzischen Kultursommers,<br />
der für 1997 unter das Motto<br />
„Zukunft hat Vergangenheit“ gestellt<br />
wurde. <strong>Der</strong> Südwestfunk schließt sich<br />
dem mit der Bemerkung an: „Ich hab<br />
den Blues schon etwas länger”. (Dieses<br />
Motto entfällt laut TOM !! Text bitte<br />
ändern, Danke, Anna) Und um den<br />
Dreiklang der Motti zu komplettieren<br />
heißt es im Juni bei uns: „Franz-<br />
Josef Degenhardt und seine Freunde”.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck<br />
veranstaltet somit sei 1993 ihr<br />
5. Waldeck-Fest Open Air in Folge,<br />
wieder im Rahmen des Kultursommers<br />
Rheinland-Pfalz und wieder zusammen<br />
mit dem Südwestunk. Neu und<br />
besonders erfreulich ist in diesem<br />
Jahr die zusätzliche Kooperation mit<br />
der Burgbühne Kastellaun. ABW und<br />
Burgbühne Kastellaun treten erstmals<br />
als gemeinsame Veranstalter<br />
auf, jeder aus seiner Burg...<br />
<strong>Der</strong> momentane und eigentlich noch<br />
nicht offizielle Stand der Programmplanung<br />
lautet etwas wie folgt; es handelt<br />
sich jedoch ausdrücklich um<br />
einen Entwurf ohne Gewähr:<br />
Bildvorlage über Polydor GmbH, Glockengießerwall 3, Hamburg
Freitag, 27.06.1997<br />
Burgbühne Kastellaun<br />
Lydie Auvrey & die Auvrettes<br />
Colin Wilkie<br />
Hein & Oss Kröher<br />
Black & die Pontocs<br />
Reinhard Mey (falls es klappt?)<br />
Hannes Wader<br />
Hans-Dieter Hüsch<br />
Franz-Josef Degenhardt<br />
Das Ticket für beide Tage kostet (Vorverkauf im Rathaus<br />
Kastellaun oder auf Burg Waldeck) DM 40,00.<br />
Für einen Tag kostet ein Ticket DM 25,00.<br />
Die Gruppen „Blumfeld“ (Hamburg) und „Anarchist<br />
Academy“ (Köln) sind zwei musikalisch sehr unterschiedliche<br />
Gruppen, die sich auf einen Franz-Josef<br />
Degenhardt beziehen und berufen. Sie werden, bei soviel<br />
Wiedersehens- und hörensfreude, jung und alt einige<br />
neue Töne frei Ohr liefern – und dabei den Ton halten.<br />
Fast alle anderen Namen dürften in ABW-Kreisen wohl<br />
bekannt sein. Daher hoffen unsere „vereineigenen“<br />
Organisatoren auf eine diesmal durchschlagend hohe<br />
Beteiligung des Vereins an beiden Tagen, insbesondere<br />
als (zahlende) Gäste, aber natürlich auch als aktive Helfer<br />
auf unserer Burg.<br />
2<br />
Samstag, 28.06.1997<br />
Burg Waldeck<br />
Matinee mit Bömmes<br />
Kinderprogramm:<br />
Manfred Kesser & Joschi Krüger<br />
Diskussion im Sälchen:<br />
interessantes Thema und Leute<br />
Konzerte nachmittags:<br />
F.-J. Degenhardts Söhne<br />
Anarchist Academy<br />
(HipHop, Köln)<br />
Blumfeld (Git.-Rock, Hamburg)<br />
Konzerte abends:<br />
Colalaila<br />
Franz-Josef Degenhardt<br />
Jan Reimer<br />
Hannes Wader<br />
Steve Baker & Chris Jones<br />
Colalaila<br />
Apropos Hilfe: Die Helfer der vergangenen Jahre haben<br />
– und dies wird von den Organisatoren sehr wohl verstanden<br />
und akzeptiert – deutlich gemacht, daß viele<br />
von ihnen diesmal nicht, wie in den letzten Jahren, in der<br />
schon fast uneingeschränkten Art und Weise zur Verfügung<br />
stehen werden. Trotzdem müssen wir die Qualität<br />
halten. Deshalb wird es des verstärkten Einsatzes unseres<br />
„Vereinskörpers“ dringend bedürfen. (Dies ist ein<br />
Appell an alle!)<br />
Hilfswillige melden sich bitte (möglichst schon ab jetzt)<br />
bei Suse auf der Burg Waldeck (0 67 62/79 97) oder bei<br />
Schacker (Gregor Herzog (02 21/12 53 27) und haben<br />
freien Eintritt auf Burg Waldeck sowie Unterkunft und<br />
Verpflegung.<br />
Gisela & Schacker
Zur Einstimmung hier eine Liste der<br />
lieferbaren F. J. Degenhardt-Titel:<br />
Compact Discs:*<br />
• Rumpelstilzchen (1963)<br />
CD 511 498-2<br />
• Spiel nicht mit den<br />
Schmuddelkindern (1965)<br />
CD 831 630-2<br />
• Väterchen Franz (1967)<br />
CD 511 499-2<br />
• Wenn der Senator erzählt (1968)<br />
CD 511 500-2<br />
• Degenhardt Live (1968)<br />
CD 511 501-2<br />
• Im Jahre der Schweine (1969)<br />
CD 511 502-2<br />
• Die Wallfahrt zum Big Zeppelin<br />
(1971)<br />
CD 511 503-2<br />
• Mutter Mathilde (1972)<br />
CD 511 504-2<br />
• Kommt an den Tisch unter<br />
Pflaumenbäumen (1973)<br />
CD 511 505-2<br />
• Mit aufrechtem Gang (1975)<br />
CD 511 506-2<br />
• Wildledermantelmann (1977)<br />
CD 511 507-2<br />
• Durch die Jahre (Sampler)<br />
CD 823 833-2<br />
• Liederbuch<br />
CD 511 496-2<br />
• <strong>Der</strong> Wind hat sich gedreht im<br />
Aus dem Inhalt:<br />
Hier kommt noch der richtige Text<br />
rein_______________________________0<br />
Hier kommt noch der richtige Text<br />
rein_______________________________0<br />
Hier kommt noch der richtige Text<br />
rein_______________________________0<br />
Hier kommt noch der richtige Text<br />
rein_______________________________0<br />
Lande (1980)<br />
CD 511 496-2<br />
• Du bist anders als die andern<br />
(1982)<br />
CD 511 497-2<br />
• Lullaby zwischen den Kriegen<br />
(1983)<br />
CD 815 227-2<br />
• Vorsicht Gorilla (1985)<br />
CD 827 457-2<br />
• Junge Paare auf den Bänken<br />
(Brassens) (1986)<br />
CD 829 112-2<br />
• Da müssen wir durch (1987)<br />
CD 833 842-2<br />
• Stationen (2 CD-Box) (1988)<br />
CD 835 628-2<br />
• Aus diesem Land sind<br />
meine Lieder (1989)<br />
CD 839 230-2<br />
• Wer jetzt nicht tanzt (1990)<br />
CD 843 882-2<br />
• Und am Ende wieder leben<br />
(1992)<br />
CD 511 628-2<br />
• Nocturn (1993)<br />
CD 519 058-2<br />
• Aus dem Tiefland (1994)<br />
CD 523 588-2<br />
• Weiter im Text (1996)<br />
CD 531 011-2<br />
Hier kommt noch der richtige Text<br />
rein_______________________________0<br />
Hier kommt noch der richtige Text<br />
rein_______________________________0<br />
Hier kommt noch der richtige Text<br />
rein_______________________________0<br />
Hier kommt noch der richtige Text<br />
rein_______________________________0<br />
Hier kommt noch der richtige Text<br />
rein_______________________________0<br />
*Zum sechzigsten Geburtstag von F.J.D. hat Polydor alle LPs als CD neu aufgelegt. In Klammern: Ersterscheinungsjahr<br />
Textbücher:<br />
(Kommt an den Tisch unter Pflaumenbäumen.<br />
Alle Lieder mit Noten<br />
bis 1975, Reinbek 1986, rororo<br />
5774, vergriffen)<br />
• Reiter wieder an der schwarzen<br />
Mauer.<br />
53 Lieder mit Noten, München<br />
(Bertelsmann) 1987<br />
Romane:<br />
• Zündschnüre,<br />
Reinbek 1973, rororo 1865<br />
(vergriffen); Neuauflage Berlin<br />
(Aufbau TB-Verlag) 1996,<br />
ISBN 3-7466-1318-3.<br />
• (Die Romane<br />
• Brandstellen,<br />
Reinbek 1975, rororo 4049,<br />
• Die Mißhandlung,<br />
Reinbek 1979, rororo 4994,<br />
• <strong>Der</strong> Liedermacher,<br />
Reinbek 1982, rororo 5474 und<br />
• Die Abholzung,<br />
München (Bertelsmann) 1985<br />
sind vergriffen)<br />
• August Heinrich Hoffmann,<br />
genannt v. Fallersleben,<br />
Berlin (Aufbau-TB-Verlag) 1991<br />
Hier kommt noch der richtige Text<br />
rein_______________________________0<br />
Hier kommt noch der richtige Text<br />
rein_______________________________0<br />
Hier kommt noch der richtige Text<br />
rein_______________________________0<br />
Hier kommt noch der richtige Text<br />
rein_______________________________0<br />
Hier kommt noch der richtige Text<br />
rein_______________________________0<br />
3
Wie schon im KÖPFCHEN 4/96<br />
berichtet, verbringen die Mitglieder<br />
der "Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
selbstverwalteter Gartenund<br />
Landschaftsgestalter" (BASEG)<br />
einen gemeinsamen Urlaub damit,<br />
ihr Wissen und ihre Arbeitskraft einer<br />
gemeinnützigen Einrichtung unentgeltlich<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Sinn und Zweck für die BASEG ist<br />
dabei der Kontakt und der Gedankenaustausch<br />
untereinander. Wenn die<br />
Mitgliederversammlung der BASEG<br />
4<br />
20. bis 26. Juli 97 auf der Waldeck<br />
ABW-Sommerlager<br />
zustimmt, wird vom 20. bis 26. Juli<br />
eine Gruppe von Fachleuten auf dem<br />
Waldeckgelände gestalterisch tätig<br />
werden.<br />
Hier ein Auszug aus der BASEG-<br />
News 2/96:<br />
"Sommer 97 auf dem<br />
'Hunsbuckel'?<br />
Einen sonnigen Sonntag im September<br />
nutzten wir zu einem Ausflug<br />
in den Hunsrück (für Flachländer:<br />
Waldreiches, einsames Gebirge zwischen<br />
Rhein und Mosel). Dort liegt<br />
oberhalb des romantischen Baybachtales<br />
das Tagungshaus der<br />
Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck.<br />
Wenn es nicht stört, daß der<br />
Tagungsort noch gerade so nördlich<br />
des 50. Breitengrades liegt (also<br />
wieder mal nix im Süden), könnte dort<br />
das nächste BASEG-Sommer Seminar<br />
stattfinden.<br />
Wir trafen dort auf der Waldeck auf<br />
den Verwaltungsrat der ABW (Arbeitsgemeinschaft<br />
Burg Waldeck), und<br />
nach anfänglicher Vorsicht: "BASEG,<br />
wer oder was ist das überhaupt?" -<br />
"Warum wollt Ihr kostenlos für uns<br />
bauen?", zeigte sich dann großes<br />
Interesse. Als wir dann noch zusätzlich<br />
mögliche Baustellen vorschlugen<br />
- wie diverse Sitzplätze,<br />
Terrasse, Feuerstelle, Ausbau des<br />
Amphitheaters mit Tanzbühne, Eingrünung<br />
des kleinen Seminarhauses<br />
etc., kam Begeisterung auf.<br />
Ein möglicher Termin, 20. bis 26.<br />
Juli 1997, wurde sogleich freigehalten...,<br />
und wir spürten, daß man uns<br />
dort mit Freude und tatkräftiger Mithilfe<br />
von seiten der ABW erwartet.<br />
Ausführungen zur politischen und<br />
kulturellen Bedeutung und Geschichte<br />
der Burg Waldeck findet Ihr im<br />
"Köpfchen extra", das für jeden Betrieb<br />
beiliegt. Ali Kuhlmann vom Verwaltungsrat<br />
ist gerne bereit, auf dem<br />
Winterseminar ein Video über die<br />
Waldeck zu zeigen und uns mehr zu<br />
erzählen.<br />
Bis dahin, liebe Grüße<br />
inge und martin<br />
...Mögliche Arbeiten wären:<br />
• Amphitheater, Platz vor der<br />
Bühne mit anderem als dem<br />
vorhandenen Belag pflastern,<br />
Ausführung sollte betanzbar<br />
sein, evtl. Sitzbänke bauen<br />
• Terrasse an der Küche und Sitzplatz<br />
an der Burgseite erstellen
• Bepflanzung vorm Säulenhaus<br />
am Hang, evtl. Kräuterwiese<br />
anlegen<br />
• Wandbegrünung der Wände des<br />
Säulenhauses<br />
• Einbau von Stufen auf dem Weg<br />
zum Säulenhaus<br />
• Steineinfassung vorm Säulenhaus<br />
neu ordnen<br />
• Begrünung des Schwabenhauses<br />
• Vorplatz und Feuerstelle am<br />
Schwabenhaus neu gestalten<br />
• Windfang mit Dach am Eingang<br />
des Schwabenhauses erstellen<br />
• Schotterwege mit Brechsand neu<br />
binden<br />
• Sichern der Hänge durch<br />
abpflanzen<br />
• Abpflanzung des Gastankes.<br />
Mit Sicherheit könnten noch viele<br />
andere Arbeiten gemacht werden,<br />
allerdings sollte die noch zu gründende<br />
Vorbereitungsgruppe einschätzen,<br />
was machbar ist, ohne außer buckeln<br />
nichts anderes mehr machen zu können.<br />
Unsere Freiräume sollten wir<br />
uns wie auf Rügen wieder nehmen,<br />
da es ja bestimmt auch außer schuften<br />
noch andere Interessen gibt."<br />
Wer möchte bei diesem Sommerlager<br />
mitmachen? Meldet Euch<br />
bitte bald an, entweder beim<br />
Waldeck-Team oder beim<br />
Verwaltungsrat. Wegen des zu<br />
erwartenden Ansturms ist nicht<br />
gesichert, daß alle Interessenten<br />
berücksichtigt werden können.<br />
Es gilt das Windhundverfahren!<br />
5
(KÖPFCHEN 4 / 96, Seite 20f.)<br />
zu Stefan Krolle:<br />
"100 Jahre Oelbermann"<br />
(KÖPFCHEN 2/96, Seite 20f.)<br />
Die Würdigung<br />
der<br />
Gebrüder Oelbermann,<br />
die<br />
ich geschrieben<br />
habe,<br />
umfaßt meines<br />
Erachtens<br />
schon sehr<br />
deutlich die Tragweite der Abhandlungen<br />
und Einlassungen, die Robert<br />
Oelbermann geschrieben hat.<br />
Eckhard Holler schreibt über die Person<br />
Robert Oelbermann: ”...denn zum<br />
großen Teil hatte sich Robert Oelbermann<br />
die KZ - Inhaftierung als Homosexueller<br />
selbst zuzuschreiben... ”<br />
Diese Einschätzung von Eckhard Holler<br />
bezüglich der eigenen Schuld<br />
Robert Oelbermanns, in das KZ Sachsenhausen<br />
überführt zu werden, zeigt<br />
eindrucksvoll auf, welche geringen<br />
Kenntnisse Eckhard Holler über das<br />
Problemfeld ”Justiz und Nationalsozialismus”<br />
besitzen muß.<br />
Welche Leitlinien ausgegeben wurden,<br />
will ich nur an einem Beispiel<br />
anführen. Bei der Gründung des Polizeirechtsausschusses<br />
der Akademie für<br />
Deutsches Recht im Jahre 1936, im<br />
Jahre des Prozesses gegen die Nerother,<br />
sagte Himmler öffentlich: ”...ob<br />
ein Paragraph unserem Handeln entgegensteht,<br />
ist mir völlig gleichgültig;<br />
ich tue zur Erfüllung meiner Aufgaben<br />
grundsätzlich das, was ich<br />
nach meinem Gewissen und meiner<br />
Arbeit für Führer und Volk verantworten<br />
kann und dem gesunden Menschenverstand<br />
entspricht.” (Rüping,<br />
Hinrich: Strafjustiz im Führerstaat.<br />
In: Justiz und Nationalsozialismus,<br />
Hrsg: Niedersächsische Landeszentrale<br />
für politische Bildung, Hannover<br />
1985, Seite 105.)<br />
Jugendliche im Alter von 13 bis 18<br />
Jahren saßen im Polizeigefängnis<br />
6<br />
Drei Leserbriefe zu Eckhard Hollers Leserbrief<br />
von Düsseldorf ein. Ein Junge wurde<br />
als 13-jähriger von der Gestapo aus<br />
dem laufenden Schulunterricht abgeholt.<br />
<strong>Der</strong> Lehrer sagte nichts, die<br />
Klasse war still und der Junge wurde<br />
abgeführt.<br />
Willi Knoob ist neben Robert Oelbermann<br />
der einzige Nerother, der<br />
absolut keine Namen genannt hat<br />
und der für seinen Mut fast neun<br />
Monate in das KZ Esterwegen und in<br />
das KZ Sachsenhausen ”überführt”<br />
wurde. Die ”Überführung in ein KZ”<br />
wurde von der Gestapo angeordnet.<br />
Hätte er die Namen genannt, wäre er<br />
nach einigen Wochen aus der Haft<br />
entlassen worden. Sein Mut wurde mit<br />
Einzelhaft und Käfighaft belohnt. Er<br />
hat darüberhinaus noch Kassiber<br />
geschrieben, die gebügelt in den<br />
Gestapoakten des Staatsarchives liegen.<br />
Er hatte sich die Überführung in<br />
das KZ Esterwegen und das KZ Sachsenhausen<br />
auch ”selbst zuzuschreiben”,<br />
er hätte den einfacheren Weg<br />
wählen können und seine Gruppe<br />
und andere verraten können. Er war<br />
nicht stolz darauf, es gehörte zu seiner<br />
bündischen Identität, erhobenen<br />
Hauptes aus dem KZ entlassen zu<br />
werden, ohne daß er andere an die<br />
Gestapo auslieferte. Diesen zum Teil<br />
unmenschlichen Druck auszuhalten<br />
war sehr, sehr schwierig. Jemanden<br />
wie Robert Oelbermann heute leichtfertig<br />
Unzulänglichkeiten vorzuwerfen,<br />
ist unlauter, denn keiner von<br />
uns weiß, wie er sich verhalten würde,<br />
wenn er unter so einem großen Druck<br />
handeln müßte.<br />
Gestapo Düsseldorf: Vernehmung<br />
Knoob Willi Düsseldorf, den 3.3.36:<br />
Mir wurde vorgehalten, dass ich die<br />
Namen derjenigen Leute nennen solle,<br />
mit denen ich in gleichgeschlechtlicher<br />
Beziehung (durchgestrichen<br />
durch den Gestapo Angestellten XX/<br />
Anmerkung Krolle) wechselseitiger<br />
Onanie gestanden habe.<br />
Ich kann und werde dies aus dem<br />
Grunde nicht tuen, weil meine Kameraden<br />
dann genau wie ich meine<br />
Stellung verloren habe, ihre Stellungen<br />
verlieren werden.<br />
Die Namen der Leute sind mir geläufig,<br />
kann sie aber aus obigem Grund<br />
nicht angeben.<br />
v. g. u. W. Knoob<br />
geschlossen<br />
XX ( Anmerkung Krolle ) Krim. -<br />
Angestellter<br />
(Staatsarchiv Düsseldorf Bestand :RW<br />
- 58 29179 Band II Blatt 35 / 2o7 /<br />
152)<br />
Willi Knoob schrieb die Rede zum 50.<br />
Jahrestag der Gründung der ABW.<br />
Sein Freund Pitt Becker hielt diese<br />
Rede, da Willi Knoob kurz vor dem<br />
Jahrestag gestorben war.<br />
Robert Oelbermann hat sich nicht<br />
als Theoretiker der gleichgeschlechtlichen<br />
Liebe verstanden. Eckhard<br />
Holler reagiert etwas vorschnell. Er<br />
hätte sich die Gestapoakten durchlesen<br />
sollen, bevor er sich zu der<br />
oben genannten Äußerung versteigt.<br />
Die Person Robert Oelbermann hat sich<br />
zu Beginn der Verhöre noch sehr<br />
geschickt und selbstbewußt verhalten.<br />
Gestapo Düsseldorf: Düsseldorf, den<br />
5.März 1936:<br />
Robert Oelbermann wurde erneut zur<br />
Sache vernommen. Ihm wurden<br />
zunächst die Aussagen des XXX (von<br />
Krolle gelöscht), jedoch ohne Namensnennung<br />
vorgehalten. In der sich an<br />
diesem Vorhalt anschliessenden Diskussion<br />
bezeichnete Oelbermann die<br />
Vernehmungsmethoden als Erpressungen.<br />
Er sagte wörtlich: ”Sie erpressen<br />
Alle, Sie sind ein Erpresser ersten<br />
Ranges”. Dann fuhr er fort: ”Es gibt<br />
Menschen, denen macht es Spass im<br />
Schmutz herumzuwühlen - ich kenne<br />
Ihre Tonart, mit der Sie Leute behandeln,<br />
um etwas aus ihnen herauszuziehen”.<br />
Weiter sprach er von Folterkammern,<br />
in denen es heutzutage<br />
auf seelischem Gebiet viel schlimmer<br />
getrieben würde, als im Mittelalter.<br />
Mit Bezug auf XX ...XX (von<br />
Krolle gelöscht), nachdem ihm des-
sen Aussage vorgehalten wurde sagte<br />
er: ”Ich weiß nicht, wie Sie ihn gefragt<br />
haben und was Sie ihn gefragt<br />
haben”.....Oelbermann fuhr dann fort:<br />
”Sie haben einen juristischen Ehrgeiz,<br />
der über Leichen geht", und tun<br />
mehr als Ihre Pflichten”. Nun wurde<br />
ihm der Fall XX (von Krolle gelöscht)<br />
vorgehalten. Hierzu bemerkte er in<br />
gehobenem Tone: ”Es werden Zeiten<br />
kommen voller Menschenwürde, in<br />
denen Ihre Methoden genau so verurteilt<br />
werden, wie heute die Folterqualen<br />
des Mittelalters." Diese Methoden<br />
kennzeichnete er noch dahin,<br />
dass junge Menschen dadurch<br />
gezwungen würden, ihre seelische<br />
Empfindungen preiszugeben und<br />
dadurch zu entweihen. Auf den Vorhalt<br />
des XX (von Krolle gelöscht)<br />
dass doch die Aussagen des XX und<br />
XX (von Krolle gelöscht), die gegen<br />
ihn zeugten, vorlägen, erwiderte<br />
Oelbermann, diese Aussagen seien<br />
erpresst. Vor Gericht würde XX (von<br />
Krolle gelöscht) zweifellos anders<br />
aussagen als er jetzt zu Protokoll<br />
gegeben hat, weil diese Angaben einfach<br />
”nicht stimmen” könnten. (Staatsarchiv<br />
Düsseldorf Bestand: RW - 58<br />
29179 Band II, Blatt 53 / 223 / 170)<br />
Robert Oelbermann sagte weiterhin<br />
aus: ”Mir wurde bei meiner Festnahme<br />
in Berlin vorgehalten, dass<br />
ich homosexuell veranlagt sei. Ich<br />
habe dies damals bestritten und<br />
bestreite dies heute auch noch. Ich bin<br />
der Begründer des ” Nerother Wandervo(e)gel<br />
- Deutscher Ritterbund<br />
(In Klammern: im Original durchgestrichen;<br />
Krolle)."<br />
(Staatsarchiv Düsseldorf Bestand:<br />
RW - 58 29179 Band II, Blatt 274 /<br />
101 / 92)<br />
Die Abhandlungen von Robert Oelbermann<br />
waren von ihm ”zur Verteidigung<br />
meiner Ehre und im Dienste<br />
einer gerechten Sache, aber nicht<br />
für die Öffentlichkeit geschrieben”.<br />
(Staatsarchiv Düsseldorf Bestand:<br />
RW - 58 14605 Band I, Blatt 234 /<br />
227)<br />
Die Gestapo in Düsseldorf hat Teile<br />
dieser Abhandlungen von Robert Oelbermann<br />
zu einem Brief zusammengefaßt.<br />
Diese Montage habe ich bewiesen.<br />
”Wenn man aus einer starken Lebensgemeinschaft,<br />
einem von höchsten<br />
Idealen beseelten Jugendbunde, der<br />
in der Zeit des Umbruchs einen freiwilligen<br />
Opfertod fürs Vaterland<br />
gefunden hat, nach drei Jahren seiner<br />
Auflösung durch Entweihung<br />
und Verleumdung einen Onanierklub<br />
macht, so ist das eine ebensolche<br />
gemeine Tat, als wenn man einen<br />
fürs Vaterland gefallenen Helden<br />
nach drei Jahren ausgräbt, um an<br />
seinem Verwesungsgeruch festzustellen,<br />
daß es ein unanständiger<br />
Mensch gewesen ist. So etwas tut<br />
man nicht”. (Staatsarchiv Düsseldorf<br />
Bestand: RW - 58 14605 Band I,<br />
Blatt 237 / 232)<br />
Robert Oelbermann hat unzweifelhaft<br />
einen großen politischen Fehler<br />
begangen, als er sich brieflich mit der<br />
Gestapo auseinandergesetzt hat. Wir<br />
wissen nicht, wie groß der Druck auf<br />
die Jungen gewesen ist, daß sich<br />
Robert Oelbermann zu dieser Vorgehensweise<br />
entschlossen hat. Dies als<br />
”Dummheit” zu bezeichnen, ist<br />
anmaßend. Vielleicht gehört Eckard<br />
Holler ja zu den wenigen Menschen,<br />
die immer ihren Weg ohne politische<br />
Fehler gegangen sind und die alle<br />
Flugblätter, die sie unterschrieben<br />
haben, heute auch noch unterschreiben<br />
würden.<br />
Die drei Gestapo-Angestellten sind in<br />
zwei Fällen wegen Geständniserpressungen<br />
in den 50er Jahren zu<br />
mehrjährigen Zuchthausstrafen verurteilt<br />
worden. Einen Gestapo-Angestellten<br />
hat man 1947 wegen Verbrechen<br />
gegen die Menschlichkeit in<br />
den Niederlanden hingerichtet.<br />
Robert Oelbermann ist bis heute noch<br />
nicht rehabilitiert worden.<br />
Stefan Krolle<br />
Ich empfinde<br />
Eckard Hollers<br />
Leserbrief als peinlich.<br />
Man kann<br />
Robert Oelbermanns<br />
und seines<br />
Verteidigers Ausführungen<br />
zur<br />
gleichgeschlechtlichen<br />
Liebe nicht ohne Stefan Krolles<br />
Ausführungen über die schrecklichen<br />
Begleitumstände der damaligen<br />
Zeit so einfach wiedergeben.<br />
Diejenigen, die Stefans Buch nicht<br />
kennen, können dies nicht nachvollziehen.<br />
Außerdem wird dies dem<br />
Schicksal Robert Oelbermanns und seiner<br />
Weggefährten, die er schützen<br />
wollte, nicht gerecht. Aber dazu sollte<br />
und kann Stefan Krolle sicher<br />
besser Stellung nehmen, als ich das<br />
je vermag. Auch will ich nicht darauf<br />
eingehen, wieviel Blüher Robert<br />
Oelbermann gelesen hat, und wie<br />
falsch oder richtig er ihn verstanden<br />
hat. Auch im Falle einer tatsächlichen<br />
Homosexualität Robert Oelbermanns<br />
bleibt seine KZ-Inhaftierung Unrecht.<br />
Peinlich ist es, daß die von den Nazis<br />
verschärfte Strafbarkeit der Homosexualität<br />
als allgemeinverbindliches<br />
Rechtsgut hingenommen wird. Was<br />
bitte rechtfertigt denn die Strafbarkeit<br />
der Homosexualität? Es war zwar<br />
ein langer Weg, aber sogar der deutsche<br />
Bundestag hat den Paragraphen<br />
175 StGB inzwischen dahin befördert,<br />
wo er hingehört, nämlich auf den<br />
Müllplatz der Rechtsgeschichte. Die<br />
Feststellung Hollers, Robert Oelbermann<br />
habe sich seine KZ-Inhaftierung<br />
selbst zuzuschreiben, weil er sich zu<br />
seiner Überzeugung bekannt habe,<br />
ist für mich so empörend, daß ich hierfür<br />
keine Worte finde. Ich kann an<br />
Eckard Holler nur die Frage richten,<br />
ob sich Robert Oelbermann seine KZ-<br />
Inhaftierung auch dann selbst zuzuschreiben<br />
gehabt hätte, wenn er z. B.<br />
seinen jüdischen Freund Paul Leser,<br />
der rechtzeitig emigrierte, zur Flucht<br />
7
verholfen hätte. Nicht der Täter ist also<br />
schuld, sondern das Opfer? Oder gibt<br />
es da gewisse Unterschiede?<br />
Die Peinlichkeiten gehen weiter: "Die<br />
Kennzeichnung 'homosexuell' mögen<br />
manche heute nicht mehr als besonders<br />
problematisch ansehen, nachdem<br />
das 'coming out' der Homosexuellen<br />
chic geworden ist..." Für Eckard Holler<br />
ist also Schwulsein immer noch<br />
besonders problematisch. Ich denke,<br />
Eckard Holler hat mitbekommen, wie<br />
schwer sich viele Angehörige seiner<br />
Generation mit ihrem "coming out"<br />
getan haben. Ich freue mich darüber,<br />
daß man heute mit seiner sexuellen<br />
Ausrichtung, die sich niemand selbst<br />
ausgesucht hat, und mit seiner Sexualität<br />
anders umgeht, als wir es in<br />
unserer Jugend tun konnten. Das<br />
Wort "chic" ist unangebracht.<br />
Eckard Holler verweist gerne auf<br />
seine und seiner Freunde Aktivitäten<br />
in der Jungenschaftsguppe als 68er.<br />
Auch meine Freunde und ich haben<br />
1968 und in der Zeit davor und<br />
danach mit dazu beigetragen, daß<br />
sich in unserer Republik etwas geändert<br />
hat. Haben wir die 68er-Bewegung<br />
so anders verstanden? Für uns<br />
war sie in erster Linie ein Beitrag<br />
dazu, die Republik vom Muff der<br />
1000 Jahre und vom Mief der Adenauer-Ära<br />
zu befreien. Dazu gehört<br />
auch, daß sich heute, zumindest ohne<br />
strafrechtliche Relevanz, jeder zu der<br />
sexuellen Ausrichtung bekennen<br />
kann, die er zufällig mitbekommen hat.<br />
Eckard Hollers Beitrag aber widerspricht<br />
diesen Errungenschaften und<br />
in dieser Form auch der liberalen<br />
und toleranten Ausrichtung des KÖPF-<br />
CHENS. Er wird dem Ansehen der ABW,<br />
nicht nur im bündischen Umfeld,<br />
schaden.<br />
8<br />
Zar<br />
Lieber Eckard Holler,<br />
hat man nicht Robert Oelbermanns<br />
“...Vielzahl von schriftlichen Eingaben<br />
an das Gericht...” in der Tat mit<br />
bodenloser Bösartigkeit benutzt, zerstückelt<br />
und verdreht, bis das daraus<br />
wurde, was man glaubte zur Rechtfertigung<br />
zu brauchen, um jemanden<br />
in Knast und KZ zu verschleppen,<br />
bis er dort krepiert?<br />
Wie das gehen kann, will ich gerne<br />
mal an einigen Deiner eigenen Worte<br />
veranschaulichen:<br />
Du schreibst in Deinem Leserbrief<br />
im vorigen KÖPFCHEN: “... zum großen<br />
Teil hatte sich Robert Oelbermann<br />
die Inhaftierung als Homosexueller<br />
selbst zuzuschreiben,...” und: “... Die<br />
Kennzeichnung als “homosexuell”<br />
mögen manche heute nicht mehr als<br />
besonders problematisch ansehen,<br />
nachdem das “coming out” der<br />
Homosexuellen chic geworden ist...”.<br />
Eine willkürliche Interpretation dieser<br />
Zeilen könnte lauten: Hier haben<br />
wir Statements eines sinneswandelnden<br />
APO-Opas, der die Inhaftierung<br />
Schwuler ziemlich selbstverständlich<br />
findet (zumindest wenn<br />
man blöd genug ist, auch nur den Verdacht<br />
auf sich kommen zu lassen). Er<br />
kritisiert vielmehr einen Mangel an<br />
allgemeiner Homophobie in der von<br />
ihm selbst einst mitgestalteten Ära<br />
nach 1968. Es ist ihm anscheinend<br />
nicht begreiflich, wie Schwule sich<br />
heute zur Homosexualität öffentlich<br />
bekennen können und deutet diesen<br />
seelischen und sozialen Kraftakt wohl<br />
als eine Art affektiertes Sich-Produzieren<br />
à la “cage aux folles”.<br />
Ich kann mir vorstellen, Eckard, daß<br />
Dir jetzt bereits die Gegendarstellung<br />
durch den Kopf geht, die Du hierauf<br />
geben wollen würdest. Es wäre<br />
einem Feind ein Leichtes, diese wiederum<br />
zu verzerren - Anlaß für Dich<br />
zu weiteren Richtigstellungen .... Und<br />
so hätten wir bald “eine Vielzahl von<br />
schriftlichen Eingaben”, mit denen<br />
man Dich im Handumdrehen vor ein<br />
blutrünstiges Revolutionsgericht<br />
brächte, wenn’s gerade eins gäbe.<br />
Zack, Rübe ab!<br />
Ich mache diese Übertreibungen, um<br />
das abgrundtiefe Unrecht der Nazis<br />
zu zeigen, nämlich Menschen willkürlich<br />
für Nichts und wieder Nichts<br />
diffamiert, inhaftiert und liquidiert zu<br />
haben. Egal, auf wie dünnes Eis sich<br />
Leute wie Robert Oelberman begeben<br />
haben mögen, sei es aus fahrlässiger<br />
Wortwahl, Panik, Überzeugung, gesteigerter<br />
Naivität oder auch nur Abstammung<br />
oder Eigenart. Es kann keinen<br />
solchen (Rest-)Vorwurf an ein Opfer<br />
perverser Ideologie und Justiz geben.<br />
Ich als eines der gänzlich “unbündischen”<br />
ABW-Mitglieder jüngerer<br />
Generation habe keinerlei Aktien in<br />
der Verehrung der Oelbermänner - viel<br />
eher stehe ich deutlich distanziert.<br />
Aber mein Respekt gebührt jedem, der<br />
im Angesicht der Bestialität des Naziregimes<br />
einen noch so fragwürdigen<br />
Versuch des Widerspruchs oder Widerstandes<br />
gewagt hat. Wahrhaftigkeit<br />
und Argumentation gegenüber einer<br />
Mörderbande ist in der Tat naiv -<br />
oder heroisch, falls ausdrücklich als<br />
Demonstration gedacht.<br />
Robert Oelbermann mag die Nazis<br />
unabsichtlich munitioniert haben,<br />
die Bündischen zu diffamieren und<br />
verfolgen. Er hat aber offenbar nicht<br />
getan, geschrieben und gesagt, was<br />
opportun war. Dies tat er vielleicht eher<br />
unbeholfen und naiv, als politisch<br />
kalkulierend. Hätten genau dies aber,<br />
was Du - vielleicht etwas schnellfertig<br />
- als “politische Dummheit”
analysierst, seinerzeit alle Deutschen<br />
an ihrem jeweiligen Platze und auf<br />
ihre jeweilige Art instinktiv getan, so<br />
wäre der ganze braune Spuk vielleicht<br />
nur ein kurzer Affentanz gewesen,<br />
den man rasch beendet hätte.<br />
Robert Oelbermann ist ein Opfer und<br />
ich ziehe deshalb vor ihm den Hut<br />
ohne zu postulieren, was er sich selbst<br />
zuzuschreiben hätte. Er hat - mit vielen<br />
anderen - viel zu spät kapiert,<br />
wohin sich die Dinge entwickelten,<br />
denen er m.E. zuvor selbst Vorschub<br />
leistete. Wirf ihm meinetwegen das<br />
vor, aber doch bitte nicht, nicht, daß<br />
er ab irgendeinem Punkt in eine<br />
Gegenrede eintrat, die Dir heute -<br />
aus sechzig Jahren sicherer Entfernung<br />
betrachtet - unglückselig erscheint.<br />
Du solltest aber auch den Eigenwert<br />
des Sich-Bekennens würdigen, bei<br />
einem - sich möglicherweise über<br />
ein damaliges Tabuthema naivschwülstig<br />
verstrickenden, - Robert<br />
Oelbermann im Dritten Reich, genauso<br />
wie bei einem heutigen Teenager,<br />
der sich vor unserer verlogenen<br />
scheißegalliberalen Pseudotoleranz<br />
- wie Du es nennst, “chic” - outet.<br />
Für mich klingt es jedenfalls fast, als<br />
würdest Du hauptsächlich deshalb<br />
an Robert Oelbermans Verhalten<br />
Anstoß nehmen, weil der noch immer<br />
tabuisierte Kontext Dir persönlich<br />
nicht geheuer ist. Denn mit Deinen<br />
oben schon zitierten, sehr (miß)deutbaren<br />
Worten nicht genug: Du sorgst<br />
Dich ferner, ob “...die bündische<br />
Jugend sehr glücklich sein kann,<br />
wenn sie ... als “homosexuell” bezeich-<br />
Pitt Becker †<br />
23. 3. 1920 - 16. 10. 1996<br />
molos Grabrede<br />
Sehr verehrte, liebe Trauernde!<br />
Meine Beziehung und die von vielen<br />
der hier anwesenden Freunde zu<br />
Wolfram Becker hat mit der Burg<br />
Waldeck im Hunsrück zu tun, mit<br />
dem Trägerverein der Arbeitsgemeinschaft<br />
Burg Waldeck, deren Mitglied<br />
Wolfram Becker seit 1948, also<br />
bald 50 Jahre lang war. Bei uns hieß<br />
er Pitt und er war für uns bis zuletzt<br />
gleichzeitig ein wichtiger Zeuge der<br />
Vergangenheit und ein kompetenter<br />
Partner für die Belange der Gegenwart.<br />
Pitt kam im Alter von 11 Jahren,<br />
net wird,...”. Hat sie denn Veranlassung,<br />
sich ausgerechnet darüber zu<br />
sorgen .... ?<br />
Und dann fängst Du auch noch an,<br />
gestützt auf schlaue Sekundärliteratur,<br />
Dir im pluralis modestiae und<br />
geschminkter Sprache schön zu reden,<br />
daß “wir” doch heute wüßten, daß<br />
“...wenn sich Kinder und Jugendliche<br />
in “bündischen” Gruppen wohl<br />
fühlen...” (!!!) - dieses doch niiiemals<br />
mit Homosexualität zu tun habe.<br />
Ohgottohgottohgott, Herr Holler! Da<br />
wären dann immer noch wenigstens<br />
die berühmten zehn Prozent, denen<br />
Du es hoffentlich zugestehst, sich<br />
auch als später als Erwachsene wohl<br />
zu fühlen ... !<br />
“Chic” grüßend<br />
Schacker<br />
also 1931, zum Jugendbund "Nerother<br />
Wandervogel", einer eigenwilligen,<br />
kreativen Gliederung der Bündischen<br />
Jugend, die damals den Aufbau<br />
der Jugendburg Waldeck als ein<br />
wichtiges Ziel ins Auge gefaßt hatte.<br />
Diese Begegnung begründete für ihn<br />
eine Reihe von lebenslangen Bindungen.<br />
Zu seinem Gruppenführer<br />
Paul Leser, einem jüdischen Frankfurter<br />
Bürgersohn, hielt er das Leben<br />
hindurch guten Kontakt, auch in dessen<br />
New Yorker Exil. Nach seinem Tod<br />
in den achtziger Jahren versorgte<br />
Pitt den Nachlaß von Leser.<br />
Diese lebenslange Verbindung hielt<br />
Pitt auch zu anderen Freunden. Besonders<br />
steht mir Pitts Sorge um den<br />
27 Jahre älteren Kurt Lorenz - Nauke<br />
- vor Augen, den er zuletzt betreute<br />
und pflegte wie ein Sohn.<br />
9
Treff- und Angelpunkt dieser<br />
Freundschaften war für ihn die<br />
Burg–Waldeck:<br />
10<br />
Wir trauern um Pitt Becker<br />
• zunächst der Mittelpunkt des<br />
Nerother-Jugendbundes,<br />
• dann geheimer Anlaufpunkt<br />
während der illegalen Gruppenzeit<br />
unter den Nazis,<br />
• der Ort der Wiederbegegnung der<br />
Überlebenden nach dem Kriege.<br />
• Und schließlich der Ort vieler<br />
neuer Begegnungen, Gespräche,<br />
Diskussionen und Feste im Wandel<br />
der Zeit bis in dieses Jahr.<br />
Bei diesem Lebenslauf war Pitt im letzten<br />
Jahrzehnt einer unserer wichtigen<br />
Zeugen der bunten Waldeck-<br />
Geschichte. Er nahm diese Aufgabe<br />
ernst und widmete sich dem Archiv,<br />
schrieb kenntnisreiche Artikel und<br />
engagierte sich stark bei der Zusammenstellung<br />
und Gestaltung einer<br />
rückblickenden Ausstellung.<br />
Er ließ sich aber keineswegs in die<br />
Rolle des Fossils abdrängen. Erstaunlich<br />
war bis zuletzt seine Fähigkeit,<br />
neugierig und ungezwungen Kontakt<br />
zu jungen Leuten und Newcomern<br />
aufzunehmen. Nie hörte ich von ihm<br />
den resignierenden Satz "Da kenne ich<br />
ja niemand mehr". Wenn er tatsächlich<br />
mal niemand von den jüngeren<br />
Leuten kannte, dann lernte er sie<br />
eben kennen. Bis zuletzt hatte er<br />
Kontakt zu Jugendgruppen. Er war<br />
gern gesehen und gehört bei den<br />
Jungen.<br />
Obwohl man ihm ansah, in welcher<br />
Lebensepoche er stand, und man um<br />
seine persönliche Lebenslast wußte,<br />
dachte bei seinem Anblick niemand<br />
an Alter. Pitt blieb bis zuletzt auf<br />
eine würdige Art jung.<br />
Wir haben alle einen wunderbaren<br />
Freund und Förderer verloren. Er<br />
fehlt uns. Ich bin sicher, daß er uns<br />
im Gedächtnis bleibt.<br />
Trauerrede von Wolf von Wolzogen<br />
(...) Am Anfang stand ein Konflikt.<br />
Nicht zwischen uns. Nein, ein vereinzeltes,<br />
aber um so dümmeres Vorurteil<br />
stand im Raum, als es 1978<br />
im Rahmenprogramm der Ausstellung<br />
"Geschichte der Arbeiterjugendbewegung<br />
in Frankfurt..." um<br />
die Darstellung der hier exemplarisch<br />
die bürgerliche Jugendbewegung<br />
vertretenden bündischen Jugend<br />
gehen sollte. Plötzlich stand mit der<br />
einen Vitrine überwiegend nerothanen<br />
Ursprungs - Barette, Lieder- und<br />
Fahrtenbücher, Abzeichen, Wimpel -<br />
eine ganze Bewegung im Verdacht.<br />
Die Empörung des Wolfram Becker<br />
brachte uns zusammen.<br />
Spätestens mit unserer Ausstellung<br />
"Jugend im nationalsozialistischen<br />
Frankfurt" im Historischen Museum<br />
1984 war Wolfram Becker für mich<br />
zum unverzichtbaren Zeitzeugen<br />
geworden, zumal für den unglaublich<br />
spannenden, schwierigen Zeitabschnitt<br />
der Weimarer Republik, von<br />
dem wir wissen, wie widersprüchlich,<br />
turbulent und kurz er war.<br />
Schon die authentischen Berichte<br />
und Erfahrungen der Arbeiterjugendlichen<br />
von ehedem waren dazu<br />
angetan, aus der kritischen Distanz<br />
und der grundlegenden Skepsis gegen<br />
alles, was die eigene Elterngeneration<br />
hervorbrachte, herauszutreten und<br />
die Forderung, "aus der Geschichte zu<br />
lernen", für sich selbst zu beherzigen.<br />
Welch wichtige Rolle hatte da Wolf-<br />
ram Becker nicht nur in seiner Eigenschaft<br />
als Zeitzeuge, sondern auch als<br />
Vermittler unvereinbar scheinender<br />
Positionen. Sehr eindrücklich seine<br />
Schilderungen vom Besuch der<br />
berüchtigten Ausstellung "Entartete<br />
Kunst" 1937, die ihn sehend machte<br />
in doppelter Hinsicht: schon durch<br />
seinen mittlerweile nach Schweden<br />
emigrierten Ordensführer Paul Leser<br />
sensibilisiert, ist ihm die Art der Präsentation<br />
ein weiteres Augen-Öffnen<br />
vor der antisemitischen Propaganda<br />
der Nazis gewesen. Zugleich<br />
aber wohl auch die erste intensive<br />
Begegnung und Auseinandersetzung<br />
mit der Moderne.<br />
Das hebräische Wort "Sachor", dieses<br />
an Wort und Schrift gebundene<br />
"Erinnere Dich", ist von nun an gleichsam<br />
unausgesprochenes Motto unserer<br />
gemeinsamen Gespräche.<br />
Ich werde von nun an auch in anderen<br />
Projekten immer wieder feststellen<br />
müssen, welche Anstrengungen<br />
es kostet, sich wirklich zu erinnern,<br />
längst verschüttet geglaubte Bilder<br />
wieder ans Licht der Geschichte zu<br />
bringen, konfrontiert zu werden mit<br />
Widersprüchlichkeiten und Fehlern...<br />
und mit Erinnerungen an die Zeit<br />
des Naziterrors, eine Zeit, die nicht vergehen<br />
will.<br />
In der Ausstellung "Jugend im nationalsozialistischen<br />
Frankfurt" wird<br />
wohl zum ersten Mal der bürgerlichen,<br />
zumal der bündischen Jugendbewegung<br />
im gesamten Spektrum der<br />
Jugendkultur von der Weimarer Republik<br />
über die NS-Zeit bis in die Nachkriegszeit<br />
eingehend reflektiert. Von<br />
den Weggefährten dieser Jahre, die ich<br />
nicht zuletzt durch Wolfram Becker<br />
in der Vorbereitungsphase der Ausstellung<br />
kennengelernt hatte, sind<br />
auch heute einige anwesend, wie<br />
Berry Westenburger, Kai (Lina) Schwee.
Bei der Einrichtung der Vitrine zur<br />
Jugendbewegung im Übergang zur<br />
sogenannten Machtergreifung hatte<br />
ich besondere Sorgfalt walten lassen:<br />
die Präsentation von Dokumenten<br />
zum "Grünen Kreis", des<br />
"Samnauner Berichts", jenes legendären<br />
Briefs aus der Schweiz von<br />
Paul Leser an Wolf Kaiser und der<br />
Fotos von der Rückkehr der Weltfahrer<br />
in Genua. Über allem war aber die<br />
Fahne des "Pachantenordens" als<br />
sichtbares Zeichen von Widerständigkeit<br />
in aussichtsloser Zeit.<br />
Diese Fahne des Dennoch scheint<br />
mir deshalb Synonym und Handlungsmaxime<br />
im Leben von Wolfram<br />
Becker geworden zu sein: festzuhalten<br />
an dem, was gut war und zu verbessern,<br />
was möglich ist.<br />
Viele von den heute anwesenden<br />
Freunden hatten Teil und Anteil am<br />
Zustandekommen der Ausstellung,<br />
mit deren Eröffnung auch gleichzeitig<br />
ein persönliches Näherrücken zu<br />
Wolfram, zu Pitt verbunden war.<br />
Gleichsam aus wissenschaftlichem<br />
Interesse und Bedürfnis erwuchs<br />
Empathie und Freundschaft.<br />
In der Folgezeit habe ich auch erkennen<br />
können, was Pitt bewegt haben<br />
mochte, so freigebig Dinge an seinen<br />
Ort zu bringen, auch wenn es mit<br />
großem Aufwand verbunden war,<br />
wie etwa in der Ordnung des Nachlasses<br />
von Paul Leser. Die Einrichtung<br />
einer großzügigen Stiftung zeugt<br />
davon.<br />
Auch die Unterstützung von Freunden,<br />
denen es nicht so gut ging oder<br />
die er im Alter gut versorgt wissen<br />
wollte, wie etwa Nauke, ist beredter<br />
Ausdruck seiner im besten Sinne verstandenen<br />
Philanthropie. Ist nicht<br />
auch die vom Ehepaar Becker gemachte<br />
Stiftung zugunsten der Universität<br />
Witten/Herdecke ein Zeugnis<br />
uneigennützigen Stiftertums, das in<br />
Zeiten des Sponsoring keine Fortune<br />
mehr zu haben scheint?!<br />
Die Unterstützung von Künstlern, die<br />
aktive Beschäftigung mit bildender<br />
Kunst und beider Faible für zeitgenössische<br />
Musik, wofür die Donaueschinger<br />
Musiktage deutlichster Ausdruck<br />
sein dürften, alles Interesse ist<br />
inneres Bedürfnis und Überzeugung.<br />
Welche Veranstaltungen und Themen<br />
gab es in der Vergangenheit,<br />
die nicht Pitts Interesse gehabt hätten!<br />
Seine Aktivitäten auf Burg Waldeck<br />
werden von Berufeneren besser<br />
charakterisiert werden können. Allein:<br />
unsere Zusammenarbeit und Erarbeitung<br />
der Ausstellung zur Geschichte<br />
der ABW, die ihm seit langem einzurichten<br />
Herzensanliegen gewesen<br />
war, das werden auch die anderen<br />
Beteiligten bestätigen können, war für<br />
alle eine große Herausforderung und<br />
Genugtuung zugleich gewesen. Darüber<br />
hinaus seine Aktivitäten in der<br />
Deutschen Gesellschaft für Exilforschung<br />
oder im Verein für Frankfurter<br />
Arbeitergeschichte: immer wiesen<br />
sie auch biografische Bezüge auf,<br />
steht persönliche Anteilnahme gleichberechtigt<br />
neben historischem Interesse.<br />
Doch in der letzten Zeit wurden die<br />
Treffen an den üblichen Orten immer<br />
seltener, füllte seine Sorge um das<br />
Wohlergehen seiner Frau alle Räume<br />
und Möglichkeiten aus. Wollte man<br />
ihn treffen, mußte man ihn zu Hause<br />
aufsuchen.<br />
Welch ein hoffnungsvolles Zeichen<br />
deutete sich an mit dem neuen Domizil<br />
im Henry- und -Emma-Budge-<br />
Heim in Seck-bach!<br />
Welche Bestürzung, als wir Pitts Tod<br />
vernehmen mußten.<br />
Seine zurückhaltende Präsenz wird uns<br />
fehlen.<br />
Toni Neumann<br />
ist am 17. Januar 1997<br />
siebzig Jahre alt geworden.<br />
Lieber Toni,<br />
wir denken gern an all die Jahre<br />
zurück, in denen man noch bei Dir<br />
einkehren konnte. Für alle Gleichgesinnten<br />
aus dem Waldeckkreis<br />
wünschen wir Dir zu Deinem Geburtstag<br />
von ganzem Herzen Gesundheit<br />
und Glück für viele kommende Jahre<br />
im Kreis Deiner Familie.<br />
molo und gisela<br />
So lautete das Glückwunschtelegramm<br />
aus Stuttgart.<br />
gmp<br />
11
Zu dem Bericht<br />
"Waldeck<br />
als bündischer<br />
Platz"<br />
in KÖPFCHEN 4/96, Seite 16<br />
Kann die ABW-Waldeck zu einem<br />
Treffpunkt junger Bündischer<br />
werden? Über die heutige Bundesführung<br />
des Nerother Wandervogel<br />
muß man meines Erachtens bei dieser<br />
Frage nicht weiter nachdenken.<br />
Aber vielleicht aktualisieren sich aus<br />
der Tradition der Nerother ja andere<br />
"Erbschaften". Auch in der Gegenwart<br />
ist im bündischen Terrain vieles in<br />
Bewegung; es handelt sich bekanntlich<br />
nicht um programmatisch festgelegte<br />
Institutionen.<br />
Andererseits: Kann die ABW-Waldeck<br />
das Nicht-Festgelegte, Experimentierende<br />
und damit in gewissem<br />
Sinne Undefinierbare junger bündischer<br />
Gruppen verkraften? Würde<br />
das Treiben solcher Gruppen ohne<br />
"Zensuren" hingenommen? Würde<br />
12<br />
heutigen bündischen Gruppen dort<br />
jener Freiraum für "riskante Selbstbestimmung"<br />
zugestanden, den manche<br />
älteren ABWler auf der Waldeck<br />
in ihren Jugendzeiten in Anspruch<br />
nehmen konnten? Nach wie vor liegt<br />
die Besonderheit bündischer Gruppen<br />
darin, daß sie sich dieser oder jener<br />
"correctness" entziehen. Das hat<br />
manchmal unangenehme Seiten, aber<br />
darin liegt auch die Attraktion bündischer<br />
Jugend.<br />
Die Waldeck als "bündischer Platz"<br />
- das wäre ja etwas anderes als ein<br />
Abenteuerspielplatz, den man Jüngeren<br />
einräumt, bei dem die Spielkonzepte<br />
aber bereits vorgegeben<br />
sind. In der ABW, wenn ich es richtig<br />
sehe, wirken Erinnerungen an<br />
eigene Abenteuerlichkeiten nach -<br />
von einstigen bündischen Gruppen<br />
über die Waldeck-Festivals bis zur<br />
APO reichend. Aber das alles ist schon<br />
eine Weile her, und "bewegliche"<br />
jugendliche Gruppen heute gehen<br />
ihre eigenen Wege; die erscheinen<br />
dem, der solche Erfahrungen schon<br />
vor Jahren gemacht hat, oft als abwegig<br />
oder als wenig verlockend, oder<br />
auch als unnötig umwegig, mitunter<br />
als riskant.<br />
Werner Helwig im Ehrenhain<br />
"Im Ehrenhain der Deutschen Jugendbewegung,<br />
der vom Nerother Wandervogel<br />
auf Burg Waldeck geschaffen<br />
wurde, ist ein Gedenkstein für<br />
Werner Helwig eingeweiht worden.<br />
'Daß nun Werner Helwig elf Jahre<br />
nach seinem Tod in die steinerne<br />
Runde mit aufgenommen wird, macht<br />
einen tieferen Sinn, schließt einen<br />
Kreis: Als Deuter und Dichter der<br />
Blauen Blume des Wandervogels tritt<br />
er zu denen, denen er verbunden<br />
war, denen er dichterisch einen Denkstein<br />
geschaffen', sagte Walter Sauer<br />
(wasa) in seiner Rede zur Einweihung.<br />
Im Ehrenhain der deutschen<br />
Hätte die ABW genug Gelassenheit<br />
und zugleich Risikobereitschaft, einer<br />
solchen "neuen Unübersichtlichkeit"<br />
Raum zu geben?<br />
Freundliche Grüße<br />
Arno Klönne<br />
Jugendbewegung stehen unter anderem<br />
Steine zum Andenken an Karl<br />
Fischer, Hans Breuer, Walter Flex,<br />
Gustav Wyneken, Hans Blüher, Robert<br />
Oelbermann, Ernst Buske, Tusk, Teut<br />
und Fred Schmid."<br />
aus: Buschtrommel 4/96
Vermißt: <strong>Photoband</strong> <strong>Spielfahrt</strong> "<strong>Der</strong> <strong>Planwagen</strong> kommt"<br />
Jürgen Kahle hat 1958 ein großformatiges<br />
Album mit Photos der<br />
<strong>Spielfahrt</strong> der Burgjungenschaft angelegt.<br />
Es ist 30 x 40 cm groß und ca.<br />
5 cm dick, und ist in naturfarbenes<br />
Leinen eingebunden.<br />
Dieser Band wurde in den sechziger<br />
Jahren an einen <strong>Spielfahrt</strong>teilneh-<br />
Aufruf!<br />
Für die geplante Dokumentation der<br />
fünfziger und sechziger Jahre auf<br />
der Waldeck suchen wir Bildmaterial<br />
über die damaligen autonomen<br />
Jungenschaftsgruppen und die "Jungenschaft<br />
der Burg". Wer kann helfen?<br />
Wer hat Negativmaterial und<br />
selbst keine Zeit zum Vergrößern?<br />
Nachricht bitte an Jürgen Kahle -<br />
Harratried 102 - 88167 Röthenbach.<br />
Tel. und Fax 0 83 84-579.<br />
mer ausgeliehen und kam nie wieder<br />
zurück.<br />
Das gleiche gilt für die Negative: ca.<br />
8 Taschen mit Schwarz-Weiß-Kleinbildfilmen,<br />
die an einen anderen<br />
schwäbischen Jungenschaftler ausgeliehen<br />
wurden.<br />
Heute, da die Zeit der Rückerinnerung<br />
und Dokumentation gekommen ist,<br />
wäre es schön, wenn der Band ins<br />
Archiv der Waldeck zurückfinden<br />
würde (oder zumindest die Negative).<br />
Wer kann helfen oder wer weiß etwas<br />
über den Verbleib? Bitte gebt den<br />
Band diskret bei der Burgverwalterin<br />
Suse ab - oder schickt ihn unfrankiert<br />
an die ABW, 56290 Dorweiler.<br />
13
Plädoyer für eine<br />
intelligente Kunst –<br />
Eberhard Fiebig<br />
In vielen Städten stehen seine unverwechselbaren<br />
und gewichtigen<br />
Metallplastiken; zuletzt gestaltete er<br />
im Herbst 1996 mit einem Querschnitt<br />
seines Schaffens eine vielbeachtete<br />
Sonderschau im Germanischen<br />
Nationalmuseum Nürnberg,<br />
anschließend in der Documentahalle<br />
in Kassel: Eberhard Fiebig, hochgerühmter<br />
Metallbildhauer und Kunstkritiker<br />
mit einer Professur in Kassel,<br />
Jahrgang 1930, ehemaliger Jungenschaftler<br />
aus Wiesbaden, der in den<br />
fünfziger Jahren zur jungen Kernmannschaft<br />
der Waldeck gehörte.<br />
In seiner künstlerischen Biographie<br />
fand ich einen kurzen Hinweis auf den<br />
Bühnenpavillon, den er fürs Waldeckfestival<br />
1967 - nach der Brandstiftung<br />
an der ehemaligen Holzbühne<br />
- entworfen und begonnen<br />
hatte: eine repräsentative und demontierbare<br />
Stabwerkkonstruktion, in die<br />
eine gefaltete Membrane gespannt<br />
werden sollte.<br />
Doch es kam anders und faustdick:<br />
aus Geldmangel ließ sich der Plan<br />
nicht rechtzeitig realisieren; was einmal<br />
großzügig geplant war, wurde<br />
14<br />
zum Festival 67<br />
notgedrungen in<br />
ein Provisorium<br />
verwandelt, wurde<br />
vom "Wolkenkratzer<br />
zur Laubhütte<br />
umgedacht".<br />
Und vor einem<br />
zweiten Anlauf zur<br />
Fertigstellung zerlegten<br />
eines Nachts<br />
mißgünstige Nachbarn,<br />
denen die<br />
linken Waldeck-<br />
Aktivitäten der<br />
68er-Generation<br />
ein Dorn im Auge<br />
waren und die sich<br />
nicht anders artikulieren<br />
konnten,<br />
das Stahlgestänge<br />
säuberlich mit<br />
einem Rohrschneider<br />
und<br />
sprengten zudem<br />
den Betonunterbau fachgerecht in<br />
die Luft - historisch und archäologisch<br />
Interessierte können noch heute die<br />
Reste künstlerisch-konstruktiver<br />
Bemühungen, brachialen Hasses und<br />
auch der Unzulänglichkeiten menschlichen<br />
Strebens im Gebüsch oberhalb<br />
der Berliner Hütte suchen und<br />
finden.<br />
Jürgen Kahle
1795 * CMB * 1995 Teil 2<br />
Im KÖPFCHEN 4/96 (Seite 9) hatte<br />
ich geschrieben, daß mir die bisherigen<br />
Übertragungen der Bellmanschen<br />
"Epistel" sozusagen zu<br />
"geleckt" vorkommen, aber Graßhoffs<br />
Übertragung diesen Fehler nicht hat.<br />
Ich will versuchen, das durch einen<br />
Vergleich der verschiedenen Übertragungen<br />
deutlich zu machen. Dabei<br />
wird sich auch zeigen, daß einige<br />
davon, vor allem diejenige von Zuckmayer,<br />
sehr großzügig mit dem Urtext<br />
umgehen.<br />
Ich benutze<br />
• "<strong>Der</strong> Lieb zu gefallen". Eine Auswahl<br />
seiner Lieder von H. C. Artmann,<br />
J. Heimrath, M. Korth, München<br />
(Heimeran) 1976 (Als FischerTB<br />
2961 mit dem Titel "Sauf-, Liebesund<br />
Sterbelieder", 1980),<br />
• "Ulla Winblad", Schauspiel von<br />
Carl Zuckmayer, in: C. Z., Gesammelte<br />
Werke, 4 Bände, Frankfurt<br />
(S.Fischer) 1960.<br />
• "Fredmans Episteln an diese und<br />
jene, aber hauptsächlich an Ulla<br />
Winblad" von Peter Hacks u.a.,<br />
Leipzig (Reclam jun.) 1978,<br />
• sowie die schon erwähnten Übertragungen<br />
von Hans-Jürgen Hube<br />
und Fritz Graßhoff.<br />
Den schwedischen Text entnahm ich<br />
dem erstgenannten Buch und aus<br />
• Bellman, En Antologi av Göran<br />
Hassler, 1989.<br />
Bekennen muß ich noch, daß ich<br />
selbst wenig Schwedisch spreche<br />
(gelernt, wie Graßhoff, anno 1956 in<br />
Småland). Ich habe mir jedoch eine<br />
Rohübersetzung anfertigen lassen.<br />
Für den Vergleich habe ich die Nr. 82<br />
von "Fredmans Episteln" ausgesucht,<br />
und zwar, weil sie wohl die bekannteste<br />
ist und in keiner mir vorliegenden<br />
Sammlung fehlt. Und auch,<br />
weil es die letzte der ursprünglich<br />
auf hundert geplanten Episteln ist.<br />
Bellman war wohl selbst der Ansicht,<br />
daß er die Episteln abschließen (die<br />
Drucklegung drängte und lockte) und<br />
seine Lieblingsfigur Ulla Winblad<br />
verabschieden müsse, ziemlich unerwartet,<br />
und so heißt die Epistel auch:<br />
"Unerwarteter Abschied von Ulla<br />
Winblad, mitgeteilt auf einem sommerlichen<br />
Frühstück im Grünen"<br />
(Graßhoff). Die anderen übertragen<br />
den Titel ähnlich. Artmann schreibt<br />
"unerwartetes Adieu", obwohl im<br />
schwedischen Text "Avsked" steht. Nur<br />
Zuckmayer überschreibt kurz "An<br />
Ulla Winblad". Und das hat auch seinen<br />
Grund. Von den sechs Strofen der<br />
Epistel Nr. 82 überträgt Zuckmayer<br />
nur vier, nämlich die Strofen 1, 2, 4<br />
und 5. Die dritte, und vor allem die<br />
sechste Strofe, in der der Abschied von<br />
Ulla Winblad geschieht, läßt er weg.<br />
Es paßte wohl so besser in sein Theaterstück.<br />
Dichterische Freiheit...?<br />
Die Epistel beginnt in den meisten<br />
Übertragungen mit der Zeile "Weile<br />
an dieser Quelle", was dem Original<br />
entspricht. Graßhoff allerdings überträgt<br />
"Liebste, an dieser Quelle", weil<br />
er meint, Bellman hätte nie das Wort<br />
"weile" benutzt. Er hat aber "vila"<br />
gesetzt, und das hätte sich statt mit<br />
"weile" immer noch mit "raste", wie<br />
Hacks das tut, treffender übersetzen<br />
lassen.<br />
Man wende nicht ein, es handele sich<br />
bei allen genannten Autoren um<br />
"Übertragungen" bzw. "Nachdichtungen"<br />
und nicht um Übersetzungen.<br />
Solange eine möglichst wort- und<br />
sinngetreue Übersetzung möglich ist,<br />
muß die Nachdichtung zurückstehen.<br />
Das kann man gleich wieder an den<br />
nächsten Zeilen sehen. Zum Frühstück<br />
im Grünen wird "Rotwein mit Pimpinelle"<br />
aufgetischt (einheitlich in<br />
allen Übertragungen), und natürlich<br />
auch Eßbares, nämlich (Original) "en<br />
nyss skuten beckasin". Artmann und<br />
Zuckmayer übertragen "Bekassinchen<br />
zart und fein", Hube "eine<br />
Schnepfe zum Empfang", Graßhoff<br />
"Schnepfen sind der erste Gang".<br />
Ornithologisch sind Bekassine und<br />
Schnepfe das gleiche. Trotzdem scheint<br />
mir "Schnepfe" die bessere Übertragung,<br />
weil "Bekassine" für unsere<br />
Ohren das exotischere Wort ist und<br />
einen Luxus assoziiert, der diesem<br />
Frühstück gewiss gefehlt hat. Die<br />
Attribute "zart und fein" passen hervorragend<br />
zur Tendenz der Verniedlichung<br />
Bellmanscher Texte. Den<br />
Vogel schießt aber Hacks ab; der<br />
schreibt ganz unbefangen: "... und<br />
einen Fisch, den ich Dir fang".<br />
Bellman wendet nun seinen Blick<br />
auf den Weinkorb und die Flaschen<br />
darin. Von den leeren sagt er, daß sie<br />
"i gråset rulla" (= ins Gras rollen). So<br />
ist das auch bei den meisten übersetzt.<br />
Graßhoff schreibt "leer sie im Moos<br />
versinken", Artmann allerdings übersetzt<br />
mit "trollen", und das löst bei<br />
mir eine ganze Reihe von Assoziationen<br />
aus (Schweden, das Land der<br />
Trolle..., troll dich, du Flasche...), die<br />
hier sicher unpassend sind.<br />
Bellman prostet Ulla Winblad zu:<br />
"Ditt middags vin". Das wird von<br />
Artmann und Zuckmayer mit "dein<br />
Mittagswein" übertragen. Korrekt!<br />
Hacks und Hube übertragen "Mittagstrank",<br />
Graßhoff "Zaubertrank".<br />
Ich habe schon einmal meinen Zweifel<br />
geäußert, ob der vielgepriesene<br />
Wein in Bellmans Gesellschaft wirklich<br />
so in Strömen geflossen ist, aber<br />
um Alkoholisches dürfte es sich alle-<br />
15
mal gehandelt haben. Deshalb<br />
halte ich "Mittagswein" zwar<br />
für korrekt, aber nicht treffend.<br />
"Mittagstrank" ist<br />
zu allgemein, das könnte<br />
auch Quellwasser sein.<br />
Am besten scheint mir<br />
das von Graßhoff<br />
gewählte "Zaubertrank":<br />
wir wissen, wie Alkoholisches<br />
schon zu Mittag<br />
"verzaubern" kann!<br />
In der zweiten Strofe wendet<br />
Bellman seinen Blick von der<br />
Geliebten in die Umgebung. Er sieht<br />
und hört allerlei Tiere: Hengst, Stute<br />
und Füllen, einen Stier, ein Lamm,<br />
Hahn und Huhn, Schwalbe und Elster.<br />
Natürlich ist das zoologische Inventar<br />
einer Idylle ziemlich beliebig.<br />
Anderseits hat sich der Dichter bei seiner<br />
Wahl etwas gedacht und nicht nur<br />
auf den Reim geachtet. Artmann und<br />
Zuckmayer übernehmen deshalb<br />
komplett Bellmans idyllische Tierwelt,<br />
Graßhoff bringt noch einen<br />
Hund dazu. (Recht hat er, der hat<br />
uns gerade noch gefehlt!) Bei Hacks<br />
dagegen bleibt vom Bellman-Brehm<br />
nur der (Haus-)Hahn übrig.<br />
In der zweiten Hälfte dieser Strofe wird<br />
Kaffee gebracht. Das haben auch alle<br />
Autoren in ihrer Übertragung geschrieben,<br />
nur Zuckmayer dichtet an dieser<br />
Stelle freischwebend "Erbrausend<br />
lind / sind Busch und Baum gefüllet<br />
/ vom Himmelswind".<br />
Ähnliche Freiheit nimmt Zuckmayer<br />
sich in der vierten Strofe (die dritte<br />
hat er ja ausgelassen). Dort wird ein<br />
Hühnchen zerteilt und gegessen. Bei<br />
ihm aber steht "Skåll, Ulla, skåll/ laß<br />
uns ein Schnäpschen trinken".<br />
Und, fast schon erwartet, in der zweiten<br />
Hälfte der fünften Strofe, in der<br />
Bellman und Ulla sich zuprosten.<br />
Hier hätte das "Skåll" gepaßt, aber bei<br />
16<br />
Zuckmayer steht: "Viel Winde wehn<br />
/ von unbekannten Landen / Viel<br />
Jahre gehn /..."<br />
Nun aber zur letzten Strofe der 82. Epistel,<br />
in der nun wirklich der Abschied<br />
von Ulla geschieht. Fünf Strofen lang<br />
hat Bellman ihr etwas vorgemacht, sie<br />
zum Essen und Trinken ermuntert, ihr<br />
die belebte und unbelebte Natur<br />
gezeigt. Jetzt muß es sein...! Wie sag<br />
ich's bloß? Verlegenheit kommt auf<br />
(unübertrefflich interpretiert von<br />
Süverkrüp). Die wörtliche Übersetzung<br />
der ersten vier Zeilen heißt:<br />
Endlich in diesem Grünen<br />
mußt du meinen letzten Abschied<br />
erfahren<br />
Ulla! lebwohl meine Schöne<br />
bei aller Instrumente Schall.<br />
Daraus wird<br />
Artmann<br />
Ulla,leb wohl du schöne,<br />
Ein lied zum abschied für dich töne<br />
Hörst du die musensöhne<br />
Mit süßer instrumente laut?<br />
Hacks<br />
Jetzo und ohne Klagen<br />
Will ich den Abschied dir antragen,<br />
Lebwohl gilt es zu sagen<br />
Bei Instrumenten Jubellaut.<br />
Hube<br />
Jetzo im Grünen töne<br />
mein Waldhorn-Abschiedslied,<br />
du Schöne,<br />
Heut noch ich dich verwöhne,<br />
so blast doch, Kerls, nur froh<br />
und laut!<br />
Graßhoff<br />
Ulla, hier unter Föhren,<br />
mit Instrumenten und mit Chören,<br />
sollst du es von mir hören:<br />
Fahrwell! zum allerletzten Mal.<br />
Zuckmayer hat auch diese Strofe<br />
nicht übersetzt.<br />
Ich denke, an diesen Zeilen wird<br />
deutlich, daß Graßhoff mit seiner<br />
Übertragung nicht nur ein Maximum<br />
der Bellmanschen Wortwahl übernimmt,<br />
sondern auch den zögerlichen<br />
Sprachduktus dieser unangenehmen<br />
Eröffnung am besten trifft.<br />
Stören könnte in seinem Text allenfalls<br />
das "Fahrwell". Aber im Schwedischen<br />
heißt "Lebwohl" nun einmal<br />
"farvael", also auch das nicht nur<br />
gerechtfertigt, sondern sogar eine<br />
besonders gut entsprechende Wortwahl.<br />
Fazit: Wenn wir Bellman singen,<br />
benutzen wir meist die Texte von<br />
Zuckmayer. Zweifellos sind dies die<br />
am meisten veränderten. Meiner<br />
Ansicht nach sind die von Graßhoff<br />
die echtesten. Wir sollten sie deshalb<br />
einmal zu singen versuchen,<br />
wenn es auch wohl nicht so eindrucksvoll<br />
wird wie bei Süverkrüp. Ich<br />
bin gespannt, wer als erster auf der<br />
Waldeck Bellman in Graßhoffs Übertragung<br />
singt. Als Preis für diese Pionierarbeit<br />
würde ich ihm/ihr/ihnen das<br />
Manuskript (wörtlich zu nehmen)<br />
dieses Artikels überreichen.<br />
ali
„Liedgut Ost –<br />
Liedgut West“<br />
so lautete das Thema des fünften<br />
intergenerationellen Singetreffens<br />
des BDP im Oktober 1996 auf der<br />
Waldeck.<br />
Etwa sechzig Teilnehmer aus ganz<br />
Deutschland, aber auch aus Polen<br />
und Ungarn konnte Professor Herbert<br />
Swoboda aus Frankfurt als Organisator<br />
auf der Burg Waldeck begrüßen.<br />
Kommunikation und Verständigung<br />
unter Jugendgruppen und Familien<br />
sollte trotz unterschiedlichster Herkunft<br />
und Lebensweise durch Gesang<br />
und Tanz möglich sein.<br />
Verschiedene Künstler, unter anderem<br />
Jerzy Andruszko, der beste Maultrommelspieler<br />
Polens, und drei Mitglieder<br />
des "Orkiestra Mikolaja", ebenfalls<br />
aus Polen, waren gekommen,<br />
um in den einzelnen Arbeitsgruppen<br />
mit ihrem musikalischen und gesanglichen<br />
Können zur Verständigung<br />
beizutragen. Nach zwei Tagen wurden<br />
die Ergebnisse der Gruppenarbeit<br />
vorgestellt.<br />
Eine Gruppe präsentierte Lieder eines<br />
deutschen Kinderliedermachers. Exotisch<br />
wurde es beim polynesischen<br />
Stocktanz, bei dem die Tänzer mit<br />
Holzstöcken den Rhythmus zur Gitarrenbegleitung<br />
schlugen. Man konn-<br />
te an der Auswahl<br />
der Tänze bereits<br />
die kulturelle Vielfalt<br />
erkennen:<br />
Tänze aus Ungarn,<br />
Litauen, tschechische<br />
Polka, ein<br />
Handwerkertanz<br />
aus Österreich und<br />
die bayrische Folklore<br />
schienen den<br />
Teilnehmern, wo<br />
immer sie auch herkamen,<br />
bestens vertraut.<br />
Als "eine völlig<br />
neue Lebenserfahrung"<br />
schilderte<br />
eine junge Tänzerin ihr Empfinden.<br />
Percussionistin Simone aus Berlin<br />
entführte die Zuhörer in die weiten<br />
Steppen Afrikas. Mit "Djembé"-Trommeln<br />
und afrikanisch anmutenden<br />
Chorgesängen war es auch Europäern<br />
aus Ost und West möglich, völlig<br />
neue Gesangs- und Musikerfahrungen<br />
zu sammeln.<br />
Auch Lieder aus dem Huzulen-Gebirge<br />
in der Ukraine, aus Litauen und<br />
Polen wurden unter Mithilfe des<br />
"Orkiestra Mikolaja" einstudiert. Auch<br />
ohne die jeweiligen Sprachkenntnisse<br />
waren einfache Refrains zu erlernen.<br />
Gesungen wurde allerdings A-<br />
Capella, also ohne Instrumentalbegleitung.<br />
"Schwierig ist besonders<br />
für westliche<br />
geprägte Sänger<br />
die verrückteMehrstimmigkeit<br />
und<br />
die fast schräg<br />
klingende, kehlige<br />
Stimme, die<br />
diesem Gesang<br />
erst ihren eigenen<br />
Charakter<br />
verleihen",<br />
erklärte Margarete<br />
aus München.<br />
Als letzte Gruppe präsentierten die<br />
"Maultrommler" unter Anleitung von<br />
Jerzy Andruszko ihre gelernten Stücke.<br />
Eine Maultrommel - äußerlich vergleichbar<br />
mit einer Zahnspange - ist<br />
ein sehr kleines Instrument und wird<br />
vor die Zähne gesteckt. Durch einen<br />
Finger bzw. die Zunge wird es zum<br />
Vibrieren gebracht und erzeugt so<br />
Obertöne, die die Zuhörer leicht in<br />
Trance versetzen. Das ist wohl auch<br />
der Grund, warum Andruszko von<br />
einem "magischen Instrument" sprach.<br />
Bei Kerzenschein stellte sich eine<br />
meditative Stimmung ein. Es war<br />
nach Andruszkos Worten erstaunlich,<br />
was seine Schüler in wenigen<br />
Tagen lernen konnten. "Mehrere Jahre<br />
Praxis benötigt ein gutes Maultrommelspiel<br />
in der Regel", erklärte er<br />
und zeigte sich von allen Teilnehmern<br />
positiv überrascht.<br />
Er sieht in einer solchen Veranstaltung<br />
positive Impulse für gegenseitiges<br />
Verständnis und Toleranz. Denn<br />
trotz Sprachbarriere und gegenseitiger<br />
Vorurteile zwischen Ost und West<br />
ermöglicht seiner Meinung nach das<br />
Sich-Äußern im Gesang eine intensive<br />
Beziehung und echte Annäherung,<br />
in dem das gegenseitige Kennenlernen<br />
der einzelnen Kulturen seinen<br />
Platz hat.<br />
Thorsten Lauer<br />
17
Nikolaus-Orchester Lublin und BDP Main-Taunus<br />
gewinnt 3. Preis beim JugendOSKAR<br />
Am 13. Dezember 1996<br />
wurde der BDP MTK für<br />
sein grenzüberschreitendes Projekt<br />
"<strong>Der</strong> vergessene Pfad"<br />
zusammen mit dem Nikolaus-<br />
Orchester Lublin beim "jugend-<br />
OSKAR" der Körberstiftung mit<br />
einem 3. Preis ausgezeichnet.<br />
Anja Bandemer, eine der<br />
Hauptaktiven im deutsch-polnischen<br />
Jugendaustausch, nahm<br />
den Preis in Dresden entgegen.<br />
Damit wird die mehrjährige<br />
Arbeit des BDP MTK im<br />
deutsch-polnischen Jugendaustausch<br />
honoriert. Neben<br />
theoretischen Seminaren wie<br />
"Das Polenbild der Deutschen"<br />
und "Das Deutschenbild der<br />
Polen", "Rechtsradikalismus in<br />
Deutschland und Polen", "Autoritäre<br />
Strukturen und sektenhaftes<br />
Verhalten am Beispiel von<br />
Jugendbünden" stand vor allem der<br />
musisch-kulturelle Austausch, verbunden<br />
mit Wanderungen und Sommerlagern<br />
im Mittelpunkt.<br />
Dabei hat sich neben Slubice besonders<br />
Lublin als Austauschort herauskristallisiert.<br />
Hier haben sich gute<br />
und kontinuierliche Kontakte zum<br />
Orkiestra Mikolaja entwickelt, einer<br />
Laudatio<br />
"<strong>Der</strong> vergessene Pfad" - Nikolausorchester, Lublin /<br />
Bund Deutscher PfadfinderInnen Main-Taunus<br />
Bei diesem sehr aktiven Projekt ist eher die polnische<br />
Seite der Motor. Das gemeinsam erarbeitete Liederbuch<br />
ist ein Teil ihrer Aktivitäten. Ihr Ziel: Sensibilisierung<br />
für Geschichte und Kultur von südostpolnischen Minderheiten<br />
- ein Tabuthema in Polen bis Ende der achtziger<br />
Jahre. Mit der Dokumentation und Aufführung heute<br />
weitgehend unbekannter Lieder graben sie einen vergessenen<br />
Aspekt der Geschichte Europas aus.<br />
18<br />
studentischen Folkloregruppe, die<br />
jedes Jahr am Nikolaustag ein großes<br />
Festival ausrichtet. Zum 3. Mal nahm<br />
daran auch 1996 eine zwölfköpfige<br />
BDP-Delegation aus dem Main-Taunus-Kreis<br />
teil.<br />
Das Nikolausorchester war 1995 auf<br />
dem BDP-Pfingstlager auf Burg Waldeck<br />
mit Workshops und einem Open-<br />
Air-Konzert vertreten und gestalte-<br />
te auch das letzte Singetreffen des BDP<br />
MTK "Liedgut Ost - Liedgut West" im<br />
Oktober auf der Waldeck entscheidend<br />
mit.<br />
<strong>Der</strong> BDP sieht im deutsch-polnischen<br />
Jugendaustausch einen wichtigen<br />
Beitrag zur Völkerverständigung und<br />
zum Abbau von historisch gewachsenen<br />
Vorurteilen.<br />
Swobl<br />
Mit Aufführungen in Lublin und dem deutschen Folk-Mekka<br />
Burg Waldeck haben sie sich eine beachtliche Öffentlichkeit<br />
geschaffen.<br />
Das Nikolausorchester aus Lublin und die Pfadfindergruppen<br />
aus dem Main-Taunus-Gebiet erhalten einen dritten Preis<br />
beim JugendOSKAR 1996 in der Sparte "Grenzüberschreitungen",<br />
verbunden mit einem Preisgeld in Höhe<br />
von 1000 DM.<br />
Dresden, 13. Dezember 1996<br />
Jugendwettbewerb jugendOSCAR Körber-Stiftung,<br />
Barteldesplatz 2, 01309 Dresden
Neuer Vorstand<br />
beim BDP M.-T.<br />
In der Jahres-Vollversammlung am<br />
16. 12. 96 wurde der dreiköpfige<br />
Vorstand neu gewählt:<br />
- Nadja Menke, 19 Jahre,<br />
Abiturientin (Wiederwahl)<br />
- Sanda Markgraf, 23,<br />
Studentin der Sozialarbeit (neu)<br />
- Stefan Bauer, 20,<br />
Pädagogikstudent (neu).<br />
Nadja macht in der Philosophie-AG<br />
mit, Sandra ist Teamerin der Schwalbacher<br />
Jugendgruppe und Stefan ist<br />
Mitinitiator des BDP-Tauschrings<br />
"TEP" ("Tausch-Etwas-Projekt"),<br />
außerdem Bundesdelegierter. Swobl<br />
13. Bündisches Forum<br />
18. - 20. April 97 - Burg Ludwigstein<br />
Hein & Oss:<br />
„Das sind<br />
unsere Lieder“<br />
Das große Liederbuch ist leider vergriffen.<br />
Zeus hat noch wenige Exemplare<br />
zum Preis von 56,90 DM (inkl.<br />
Verpackung und Porto).<br />
Wer noch eines haben möchte, wende<br />
sich an:<br />
Jan Nowatschin,<br />
Mittelweg 13,<br />
57080 Siegen,<br />
Telefon 02 71/31 02 69.<br />
Das Bündische Forum führt einmal im Jahr Menschen aus vielen Bünden<br />
der Jugendbewegung und aus vielen Generationen zwischen 18<br />
und 80 zusammen. Es soll mithelfen, für die Älteren eine überbündische<br />
zwischenmenschliche und inhaltsbezogene gemeinsame Basis<br />
zu sichern.<br />
Das diesjährige Thema "Wort - Bild - Ton. Wie wir uns äußern und<br />
was dabei schiefgeht" knüpft an das vorangegangene Forum an, bei<br />
dem das Internet als das "moderne" Kommunikationsmedium thematisiert<br />
worden war.<br />
Es sollen Arbeitsgruppen gebildet werden zu folgenden Themen:<br />
"Bündischer Wortschatz", "Bündische Bilderwelten - Vom Abbild<br />
zum Sinnbild", "Rhetorik und Rituale" und "Lieder und Singen".<br />
Näheres und Anmeldung bei: Jugendbildungsstätte Burg Ludwigstein,<br />
37214 Witzenhausen, Fon 0 55 42-515, Fax 7 20 10. Anmeldeschluß:<br />
10. 4. 97. - Teilnehmerbeitrag 75 DM/35 DM.<br />
Mitgliedschaft<br />
bei der ABW<br />
Ich unterstütze die Ziele und Aufgaben<br />
der Arbeitsgemeinschaft Burg<br />
Waldeck e.V. (ABW) und möchte<br />
daher Mitglied werden.<br />
(Vorname, Name)<br />
(Straße)<br />
(PLZ, Ort/PLZ, Postfach)<br />
(Telefon)<br />
Mein Aufnahmeantrag wird unterstützt<br />
von den Vereinsmitgliedern:<br />
1. ______________________________________________<br />
2. ______________________________________________<br />
Für die Arbeit auf Burg Waldeck<br />
habe ich folgende Anregungen/besonderen<br />
Interessen: _____________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
n Ich akzeptiere den Jahresbeitrag von<br />
DM 240,–<br />
n Ich beantrage Beitragsermäßigung<br />
auf DM _______________<br />
(Datum, Unterschrift)<br />
19
Neunundneunzig Tüten Gegenwart<br />
Zu Tom Pohlmanns Gedichtband "Solo bei Volxmond"<br />
20<br />
ThemaThemaThemaThemaThema<br />
In die Vollen greift Pohlmann, sarkastisch<br />
und witzig, der ehemalige<br />
Post-Mitarbeiter und postpostmoderne<br />
Lyriker, aufgewachsen zwischen<br />
dem von Trümmerfrauen<br />
beseitigten Seckendorfschen Schloß<br />
und der Feuerwehr von M., wenn er<br />
ersucht, Höflichst Meinen Antrag Auf<br />
Einen Aufenthalt In der Hölle Stattzugeben.<br />
So respektlos geht er mit der<br />
Sprache um, insbesondere mit unserer<br />
seit fast einem Jahrhundert<br />
bewährten Recht-Schreibung.<br />
Wem könnte man diese Unflätigkeiten<br />
empfehlen?<br />
Vielleicht einem Liebespaar im aufgemotzten<br />
Trabbi auf Diskotour.<br />
Wenn sie steuert, deklamiert er laut<br />
und gefühlvoll, den Motor übertönend:<br />
Ereinspaziert/Ereinspaziert Die Vorhenge<br />
Stehn Offen.<br />
Lustvoll verwandelt Pohlmann allzu<br />
Bekanntes wie Schall und Rauch in<br />
Familie Schall, Familie Rauch oder<br />
spielt mit Inhalten Insbesondere<br />
Deshalb \\ Weil ich einen Traum<br />
Verbraucht Habe Den Ich Nicht<br />
Träumte.<br />
Oder einem Schauspieler, der aus der<br />
Rolle fallen will - vielleicht, aber hier<br />
winkt kein Brecht sondern ein Tabu-<br />
Brecher.<br />
Ein Deutschlehrer könnte mit dieser<br />
Literatur seine Schüler dazu bringen,<br />
Gedichte auswendig zu lernen.<br />
Denn es gibt eine lebendige Poesie,<br />
Dichter, die noch nicht gestorben<br />
sind und noch nicht so berühmt, daß<br />
man sie verordnet.<br />
Pohlmann bejaht als Künstler die<br />
Gegenwart, schreibt in die Zukunft.<br />
Romantik kann man finden, wenn<br />
man will, aber gebrochen, verwandelt.<br />
Im Schlamm \\ Weit // Draußen \\ Des<br />
An Größe \\ Nicht // Zu Übertreffenden<br />
Jahrhunderts // Wartet Schon \\ Das<br />
Neue // Liebespaar // Des Jahrhunderts<br />
// Auf Neues // Publikum. Mit<br />
den Assoziationen (bei diesen Bildern<br />
denke ich an Seifenopern der Privatsender)<br />
läßt er den Leser allein<br />
und macht ihn damit mündig.<br />
So bissig er sich gibt, so unzulänglich<br />
wie er scheinen möchte, ist er keinesfalls.<br />
Zwischen den Überblendungen<br />
// <strong>Der</strong> Zeitlupe // Gegen Ihre<br />
Verfremdung Getrieben// ... Zünden<br />
wir Mit Händen Und Füßen Den Reif<br />
An.<br />
Ereinspaziert Hamsel & Maise. Landschaftsbilder<br />
sind in Pohlmanns Lyrik<br />
häufig zu finden und Die Landschaft<br />
// ... Ist Gelegen Am Abgrund. Er<br />
projiziert sie auf Leinwände, verwendet<br />
Cut-Techniken der Video-<br />
Filmer, läßt sie fluten. Darüber Wachsen<br />
Die Sterne \\ Darunter Krümmt<br />
Sich Die Parkbank Aus Draht Oder<br />
Stoffkunst \\ ... Es ist \\ So Hell Daß<br />
Ich Denke // In Dieser Sequenz \\<br />
Existiert Die Ewigkeit Wirklich.<br />
Ereinspaziert Hamsel & Maise ...<br />
Gohlibri Swartse Fliegel, so könnte es<br />
auch in einem Heimatlied heißen,<br />
das im Dialekt aufgeschrieben wurde.<br />
Also empfehle ich unseren Heimatvereinen<br />
seine Poesie. Sie ist volkstümlich.<br />
Sie finden die Hügel der<br />
Landschaft, ihre Wunden und Abgründe<br />
und ihren Geruch wieder. Und die<br />
Eidechsen. Uhu & Sbaz Ereinspaziert.<br />
Pohlmann, in Altenburg (Thüringen)<br />
'62 geboren, aufgewachsen am Brenn-<br />
esselrandgebiet unter Abdeckerkindern<br />
in der Kleinstadt Meuselwitz,<br />
macht durchaus Witze und ist unterhaltsamer<br />
als mancher Talkmaster, und<br />
das in Versen und ungereimt.<br />
Entstanden sind die Gedichte einige<br />
Monate vor den Veränderungen, vor<br />
der Entpuppung der schönen Dame<br />
DDR, und Pohlmann war in <strong>Der</strong> Hellen<br />
Hoffnung Dass Nicht Alle Orte /<br />
Von Den Landkarten Gestrichen Wurden<br />
/ Die Du Kanntest... /// In der Hoffnung<br />
// Daß Aus Dem Warten //<br />
Wieder Ein Boot Wird \\ Oder Eine<br />
Wolldecke.<br />
Sein erster Lyrikband erschien bei<br />
Rospo/Hamburg, kostet 28 Mark und<br />
ist auch als bibliophiles Sammelexemplar<br />
und Wertanlage zu empfehlen,<br />
denn die Auflage ist durchnumeriert.<br />
Auf jeden Fall sollte man<br />
das Buch in den Bibliotheken ausleihen<br />
können, denn diese schöne Auflage<br />
wird bald vergriffen sein.<br />
Dieter Kalka<br />
Tom Pohlmann, Solo bei Volxmond<br />
Rospo-Verlag, Hamburg,72 Seiten,<br />
28 DM<br />
Nachtrag<br />
zu "<strong>Der</strong> Niederrhein<br />
breitet sich<br />
aus"<br />
KÖPFCHEN 4/96, S.<br />
8<br />
Das Hüsch-Buch<br />
"Meine 'Sie müssen bei uns im<br />
Schrank gesessen haben' Geschichten,<br />
Kempen (Edition moses)<br />
1996, ist für 34.80 DM unter der<br />
ISBN-Nr. 3-929130-33-5 im<br />
Buchhandel erhältlich.
Neuerscheinungen, die<br />
KÖPFCHEN-Leser interessieren<br />
könnten<br />
• Kultur und Gesellschaft der<br />
Bundesrepublik Deutschland<br />
Eine Festschrift<br />
zum 65. Geburtstag von<br />
Arno Klönne,<br />
hg. von Peter Ulrich Hein und Hartmut<br />
Reese, Frankfurt/M (Peter Lang)<br />
1996, 447 S, 108 DM..<br />
33 Autoren - darunter uns bekannte<br />
Namen wie Klaus Vack, Jürgen<br />
Reulecke, Diethart Kerbs, Winfried<br />
Mogge, Matthias von Hellfeld - haben<br />
Beiträge geliefert. Entsprechend bunt<br />
ist das Kaleidoskop der konkreten<br />
Themenansätze, die jedoch zusammengehalten<br />
werden von der gemeinsamen<br />
Fragestellung: Was ist falsch<br />
gelaufen und wo kann ich etwas<br />
ändern?<br />
• Arno Klönne,<br />
Kein Spuk von gestern oder:<br />
Rechtsextremismus und<br />
"Konservative Revolution",<br />
Münster (Lit Verlag) 1996, Reihe<br />
'Politik: Verstehen und Handeln Band<br />
4, 112 S.<br />
"Kein Spuk von gestern": A.K. hat<br />
beim Stichwort Rechtsradikalismus zu<br />
Recht vor allem die Jugend im Auge.<br />
Gerade bei ihr handelt es sich meist<br />
nicht um rückwärtsgewandten "Neonazismus",<br />
was für die Demokratie<br />
aber nicht minder gefährlich ist. - <strong>Der</strong><br />
Band enthält auch das - leicht veränderte<br />
- Referat, das A.K. 1994 auf<br />
der Jurtenakademie gehalten hat.<br />
• Manfred Messerschmidt,<br />
Was damals Recht war...<br />
NS-Militär- und Strafjustiz im<br />
Vernichtungskrieg,<br />
hg. von Wolfram Wette,<br />
Essen (Klartext Verlag) 1996.<br />
Wolfram Wette nahm den 70. Geburtstag<br />
M.s zum Anlaß, diese Aufsatzsammlung<br />
seines ehemaligen Chefs<br />
beim Militärgeschichtlichen For-<br />
schungsamt herauszugeben und seine<br />
Leistung zu würdigen. M. hat sich mit<br />
kritischer Forschung zum Dritten<br />
Reich einen Namen gemacht, wurde<br />
seinerzeit in die "Waldheim-Kommission"<br />
berufen und setzte sich für<br />
die Rehabilitation Ossietzkys ein.<br />
Zuletzt hat er von sich reden gemacht<br />
mit dem Eintreten für die Rehabilitierung<br />
der Wehrmachts-Deserteure.<br />
• Muschelhaufen 36 (1997),<br />
illustrierte literarische Jahresschrift,<br />
Hg., Redaktion, Satz und Layout Erik<br />
Martin ("mac"), Hospitalstraße 101,<br />
41751 Viersen, Tel. 0 21 62-5 25 61,<br />
ISSN 0085-3593<br />
Alle Textbeiträge sind Erstveröffentlichungen.<br />
Dieses Heft enthält unter<br />
vielen anderen Beiträgen eine Erzählung<br />
und einen Essay über die Kulturszene<br />
in Lublin.<br />
• Ein Volk von Mördern?<br />
Die Dokumentation zur Goldhagen-Kontroverse<br />
um die Rolle<br />
der Deutschen im Holocaust,<br />
Hg. Julius H. Schoeps, Hamburg<br />
(Hoffmann & Campe) 1996, 252 S.,<br />
25 DM.<br />
21
• tusk.<br />
Gesammelte Schriften<br />
und Dichtungen,<br />
hg. in 2., überarbeiter Auflage von<br />
Fritz Schmidt, Baden-Baden (Verlag<br />
der Jugendbewegung, c/o NOMOS-<br />
Verlag) 1996, 299 Seiten, 48.60 DM.<br />
• ZeitZeugnisse,<br />
Ausgabe 4, Dez. 96,<br />
hg. Theo-Hespers-Stiftung e.V., Bismarckstraße<br />
97, 41061 Mönchengladbach,<br />
Fon+Fax 0 21 61-20 92 13.<br />
Darin u.a.: Ausführlicher Bericht über<br />
das Symposium Rechtsradikalismus<br />
- Jugendliche Fremdenfeindlichkeit<br />
und der neue Rassismus am 5.10.96.<br />
22<br />
Oss Kröher liest aus<br />
seinem neuen Buch<br />
„Das Morgenland<br />
ist weit“<br />
30. Dezember 1996<br />
im Kaminzimmer<br />
• Dirk Hespers,<br />
Os Nobbers Dauter Lies.<br />
Lieder vom Niederrhein,<br />
zu beziehen beim Autor, Tel. 0 21 61-<br />
55 88 86, für 9.80 DM.<br />
Die des Niederrheinischen Mächtigen<br />
werden an dem Büchlein ihre<br />
Freude haben. Für den Rest der Welt<br />
sind Inhaltsangaben beigefügt.<br />
Compact Disc<br />
Annette Degenhardt,<br />
Umwege,<br />
(ANDEG 04), Mainz (Edition AD, Klosterstraße<br />
1 A, 55124 Mainz, Fon 0<br />
61 31-46 58 12, Fax 4 57 17) 1996.<br />
Es gibt zu Annettes CDs auch Notenbücher.<br />
An die Arbeitsgemeinschaft<br />
Burg Waldeck, 56290 Dorweiler<br />
Sehr geehrte Damen<br />
und Herren,<br />
nachdem die Beisetzung meines<br />
Vaters, Otto Wenzel, nun schon einige<br />
Zeit zurückliegt und ich sicher<br />
nur wenige Teilnehmer persönlich<br />
ansprechen konnte, möchte ich mich<br />
auf diesem Wege nochmals herzlich<br />
bei der Geschäftsführung, dem Vorstand<br />
und den Mitgliedern der ABW<br />
für die vielen Zeichen der Anteilnahme<br />
am Tode meines Vaters bedanken.<br />
Es war sehr eindrucksvoll, daß eine<br />
so große Zahl von Freunden und<br />
Weggefährten meines Vaters anläßlich<br />
der Trauerfeier den Weg nach Dorweiler<br />
gefunden hatten. Ich darf auch<br />
meinen Respekt für die Mühe ausdrücken,<br />
die Sie auf sich genommen<br />
haben, um so viele Leute in kürzester<br />
Zeit über den Tod meines Vaters und<br />
über den Zeitpunkt der Beerdigung zu<br />
informieren.<br />
Die von Mitgliedern der ABW auf<br />
dem Friedhof dargebotenen stimmungsvollen<br />
Abschiedslieder gaben<br />
der Beisetzung einen besonderen<br />
Rahmen.<br />
<strong>Der</strong> von der ABW gestiftete schöne<br />
Kranz mit der Aufschrift "Unserem<br />
Freund..." hat mir wieder bestätigt, daß<br />
mein Vater über lange Jahre seines<br />
Lebens in Ihrem Kreis eine Heimat<br />
gefunden hatte. Deshalb danke ich<br />
auch denjenigen, die in den bescheidenen<br />
letzten Jahren meines Vaters<br />
im Dr.-Theodor-Fricke-Heim die Verbindung<br />
nicht haben abreißen lassen<br />
und meinen Vater durch persönliche<br />
Ansprache und kleine gemeinsame<br />
Unternehmungen aufgemuntert haben.<br />
<strong>Der</strong> ABW und ihren Zielen wünsche<br />
ich eine erfolgreiche Zukunft.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Wolfram Wenzel
Impressum<br />
Das KÖPFCHEN ist das Mitteilungsblatt<br />
der Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck<br />
e.V., 56290 Dorweiler,<br />
Tel. 0 67 62/79 97,<br />
Fax 0 67 62/6201.<br />
Es erscheint vierteljährlich und wird<br />
von Mitgliedsbeiträgen finanziert.<br />
Auflage: 700.<br />
Mitglieder erhalten das KÖPFCHEN<br />
kostenlos. Interessierte Nichtmitglieder<br />
können es zum Preis von 10,– DM<br />
pro Jahr abonnieren.<br />
Überweisung an:<br />
KSK Rhein-Hunsrück,<br />
Zweigstelle Kastellaun,<br />
BLZ 56 051 790,<br />
Kto-Nr. 012/113 643<br />
oder Barzahlung auf der Waldeck.<br />
Redaktion:<br />
Gisela Möller-Pantleon („gmp“),<br />
Vogelsangstraße 81/2,<br />
70197 Stuttgart,<br />
Tel. 07 11/63 42 30,<br />
Fax 07 11/63 88 60.<br />
Layout, Litho und Satz:<br />
Gestaltung, Satz, Beratung<br />
JOHANN BENNING,<br />
Grünstraße 19,<br />
41564 Kaarst,<br />
Tel. 0 21 31/6 76 77,<br />
Fax 0 21 31/66 98 68,<br />
ISDN 0 21 31/96 17 10.<br />
Anschriftenkartei und Vertrieb:<br />
Klaus-Peter Möller („molo“),<br />
Vogelsangstraße 81/2,<br />
70197 Stuttgart,<br />
Tel. 07 11/63 42 30,<br />
Fax 07 11/63 88 60.<br />
Klaus Roeder<br />
spielt auf<br />
der Waldeck<br />
...und zwar<br />
Pfingsten<br />
1997!<br />
Wir freuen uns über eingesandte<br />
Beiträge, weisen jedoch darauf hin,<br />
daß das KÖPFCHEN auf ehrenamtlicher<br />
Basis erstellt wird und daß keine<br />
Honorare bezahlt werden können.<br />
Beiträge bitte möglichst auf Diskette<br />
an die Redaktion.<br />
Redaktionsschluß:<br />
• für KÖPFCHEN 1/97:<br />
31. Dezember 1996<br />
23
HOCH-ZEITEN<br />
Ostern 1997 Konzert "Ein Wrack im Frack" mit Jens Paul Wollenberg & Pojechaly aus Berlin<br />
18. bis 20.04.1997 Tänze aus verschiedenen Regionen Griechenlands<br />
Information und Anmeldung: Rolf Schiel, Tel. 0 22 32-4 43 36<br />
18. bis 20.04.1997 13. Bündisches Forum (siehe Seite XXX)<br />
auf Burg Ludwigstein:<br />
Pfingst-Samstag, Chanson - Folklore - Jazz<br />
17.05.1997, Konzert mit Ulla Jones, Gesang<br />
20.30 Uhr und den "Magic Guitars" samt unserem Freund Klaus Röder<br />
Pfingst-Sonntag, Pfingstgespräch über „Ein Leben voller Widerstände“ mit Arno Lustiger,<br />
18.05.1997, 11 Uhr, jüdischer Schriftsteller aus Frankfurt/M., Überlebender von Auschwitz und Buchenwald<br />
Burg Waldeck und Chronist des jüdischen Widerstandes in den Jahren 1933 – 1945.<br />
Freitag, 27.6.1997 Burgbühne Kastellaun: XXXX<br />
Samstag, Waldeck-Fest Open Air '97 mit dem SWF: "Franz Josef Degenhardt und seine Freunde.<br />
28.06.1997 (s.a. Seite XXX) HELFER GESUCHT! BITTE MELDEN!<br />
Sonntag, 20.07. bis Arbeitswoche zur Verschönerung des Waldeck-Areals in Verbindung mit der BASEG,<br />
Samstag, 26.07.1997: Bundesarbeitsgemeinschaft selbstverwalteter Garten-und Landschaftsgestalter<br />
(siehe Seite XXX). Wer macht mit? Bitte melden!<br />
Freitag, 25.07. bis Kabarettwerkstatt*<br />
Sonntag, 03.08.1997<br />
Samstag, 02.08.1997: Abschlußaufführung Kabarett-Werkstatt*<br />
Freitag, 29. bis Transatlantico - Hunsrück-Brasilien<br />
Samstag, 30.08.1997: Afrobrasilianisches Fest (siehe Köpfchen 4/96, Seite 22)<br />
Die Termine, an denen der Verwaltungsrat im 2. Quartal – vereinsöffentlich – tagen wird, stehen noch nicht fest.<br />
Interessenten aus dem Verein wenden sich bitte an die Waldeck oder an die Verwaltungsräte.<br />
* In Zusammenarbeit mit Bildungswerk Rheinland-pfälzischer Initiativen e.V., Hauptstraße 21, 67280 Ebertsheim<br />
bzw. Landesarbeitsgemeinschaft Anderes Lernen, Hauptstraße 21, 67280 Ebertsheim<br />
24