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Online-Magazin November 2015 VpsyB

Online Magazin des VpsyB - Verband psychologischer Berater Thema der Novemberausgabe: Demenz - Angehörige & Pflegekräfte

Online Magazin des VpsyB - Verband psychologischer Berater
Thema der Novemberausgabe: Demenz - Angehörige & Pflegekräfte

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Ausgabe <strong>November</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VpsyB</strong> <strong>Magazin</strong><br />

________________________________________<br />

<strong>Online</strong>-Zeitung Herausgeber: [<strong>VpsyB</strong>] Verband psychologischer Berater<br />

Demenz - Angehörige & Pflegekräfte<br />

Demenz<br />

Angehörige<br />

Pflegekräfte<br />

Pflegeunternehmen<br />

Wenn der Partner an<br />

Demenz erkrankt<br />

Leidensweg eines<br />

Erkrankten<br />

Wer hilft den Helfern?<br />

Mitarbeiterführung in<br />

Pflegeunternehmen<br />

Seite 4 Seite 5 Seite 13 Seite 14


2<br />

___________________________________________________________________________<br />

Vorwort<br />

Liebe Leserinnen liebe Leser,<br />

die Zahl der dementiell Erkrankten steigt immer weiter.<br />

Wenn Demenz unheilbar bleibt, wird sich die Zahl der Menschen<br />

mit Demenz bis 2030 verdoppeln und bis 2050 verdreifachen - von heute 1,5 Millionen<br />

auf 24 Millionen Menschen<br />

Aber ist Demenz nur die Erkrankung des Patienten? Nein – sein gesamtes Umfeld ist betroffen. Aber auch die<br />

Pflegekräfte …die sicher nicht nur Ihren Job verrichten sondern zumeist auch emotional belastet sind…<br />

Wenn ein Mensch an Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz erkrankt, betrifft das die gesamte Familie.<br />

Alle Familienmitglieder versuchen sich um den Betroffenen zu kümmern, zu trösten, Hilfe zu organisieren und<br />

versuchen, dem Erkrankten das oft quälend verwirrende Leben zu erleichtern.<br />

Es sind Ehefrauen, Ehemänner, unverheiratete Partner, Töchter, Schwiegertöchter, Geschwister, Enkel, die<br />

rund um die Uhr oder aushilfsweise helfen.<br />

Im Verlauf der Krankheit gehen Sie als Angehörige sicher durch ein Wechselbad von Gefühlen. Schmerz und<br />

Mitleid gehören ebenso dazu wie Hilflosigkeit, Ärger, Wut, Trauer und Verzweiflung.<br />

Daneben müssen jedoch ganz praktische Herausforderungen aber auch der Alltag bewältigt werden. Erwachsene<br />

Kinder dementiell Erkrankter müssen im Job funktionieren, die eigene Partnerschaft pflegen aber auch<br />

Rückhalt für die eigenen Kinder ein, die stückweise Großvater oder Großmutter verlieren und die diese Krankheit<br />

und den Verlauf nur schwer verstehen können…<br />

Sie als pflegende Angehörige verwenden sicher den größten Teil ihrer Zeit und Kraft darauf, sich zum Beispiel<br />

um die demenzkranke Ehefrau, den Vater oder die Schwiegermutter zu kümmern.<br />

Wie schmerzhaft es ist, wenn der geliebte Partner, der Vater und der Großvater seine Individualität, seinen<br />

Charakter immer mehr verliert, ist sicher kaum vorstellbar.<br />

Was es für pflegende Angehörige, oft die ganze Familie bedeutet, einen Demenzkranken über Jahre zu begleiten,<br />

das kann kaum jemand verstehen, der keine eigenen Erfahrungen gemacht hat…<br />

Wir hoffen, Ihnen mit unserem <strong>Magazin</strong> etwas Information bieten zu können ..<br />

Im Namen aller Mitglieder unseres Verbandes möchte ich Sie jedoch zusätzlich einladen, im <strong>November</strong> <strong>2015</strong><br />

kostenfreie telefonische oder persönliche Gespräche mit unseren Beratern in Anspruch zu nehmen.<br />

Wir können diese schwere Krankheit nicht lindern und Ihnen sicher diesen Weg nicht beschönigen…Aber wir<br />

sind da wenn Sie uns brauchen!<br />

Herzlichst<br />

Sandra Neumayr [<strong>VpsyB</strong>]<br />

Verband psychologischer Berater


3<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Seite 4: Der geliebte Partner ist an Demenz erkrankt—was nun?<br />

Seite 5: Wie erlebt der dementiell Erkrankte seinen Leidensweg?<br />

Seite 6:Diagnose dementiell Erkrankung bei Mutter oder Vater—was kann man als „Kind“ nun<br />

tun?<br />

Seite 7: Oma oder Opa sind plötzlich so anders… auch Enkelkinder leiden!<br />

Seite 8: Fachartikel: Dementielle Erkrankungen—eine erklärende Übersicht<br />

Seite 11: Würdevoller Umgang mit demenzerkrankten Menschen<br />

Seite 13: Pflegekräfte—wer hilft den Helfern?<br />

Seite 14: Gute Mitarbeiterführung in Pflegeunternehmen—eine Aufgabe die viel Gefühl erfordert<br />

Seite 15: Ausbildung zum zertifizierten psychologischen Fachberater für Pflegende<br />

Impressum<br />

Das <strong>VpsyB</strong> <strong>Online</strong>-<strong>Magazin</strong> erscheint<br />

monatlich mit jeweils einem Themenschwerpunkt!<br />

Herausgeber<br />

Verband psychologischer Berater<br />

[<strong>VpsyB</strong>] - Petuelring 92<br />

80807 München<br />

Telefon: 089—260 19 382<br />

E-Mail: vpsyb@outlook.de<br />

www.vpsyb.org<br />

„Gott gibt jedem Alter<br />

des Menschen seine dazugehörigen<br />

Sorgen.“<br />

Redaktion<br />

Rolf Neumayr<br />

Bildmaterial<br />

Copyright „Shutterstock“<br />

Paulo Coelho


4<br />

Der geliebte Partner ist an Demenz erkrankt – was nun?<br />

24 Stunden lang einen Demenzkranken allein zu<br />

betreuen, kann auf die Dauer trotz größter Liebe<br />

extrem belastend sein.<br />

Pflegender Ehepartner<br />

Fast täglich ereignen sich im Verlauf der Erkrankung<br />

im familiären Zusammenleben mit einem dementen<br />

Menschen neue, im Krankheitsverlauf zunehmende<br />

„Katastrophen“. Fehlhandlungen vom vergessenen<br />

Schlüsselbund bis zum Verschmieren von Kot müssten<br />

dabei häufig von Ihnen als Ehepartner zunächst allein<br />

bewältigt werden.<br />

Sie als pflegender Ehepartner leisten jeden Tag Großartiges,<br />

denn die Betreuung eines pflegebedürftigen<br />

oder demenzkranken Menschen ist verantwortungsvoll<br />

und anstrengend.<br />

Die häusliche Fürsorge kann Sie mit der Zeit an Ihre<br />

persönlichen Belastungsgrenzen führen. Die Folgen<br />

dieser seelischen Überlastung können vielfältig sein,<br />

sie äußern sich vielleicht in Erschöpfung und Widerwillen<br />

oder in Gereiztheit und Ungeduld, aber auch<br />

Schlafstörungen, Verspannungen oder Gedankenkreisen<br />

können Anzeichen seelischer Belastung sein.<br />

Die Pflege Ihres geliebten Partners ist körperlich und<br />

seelisch extrem anstrengend- sie bürdet Ihnen eine<br />

kaum vorstellbare Last auf. Bestimmte Verhaltensweisen<br />

können das Zusammenleben jedoch einfacher machen<br />

sowie Konflikte und Belastungen verringern. Pflegende<br />

Angehörige bedürfen selbst der Unterstützung.<br />

Gefühl haben wenig Unterstützung zu finden jedoch<br />

dauerhaft strak sein müssen. Sie selbst existieren fast<br />

nicht mehr, Ihre Bedürfnisse nach Geborgenheit, Liebe<br />

und Halt kann der dementiell erkrankte Partner schon<br />

lange nicht mehr erfüllen. Die Lebensfreude ist nicht<br />

mehr da, der Traum vom gemeinsamen alt werden geplatzt…<br />

All das müssen Sie allein verarbeiten und<br />

trotzdem funktionieren – denn der erkrankten Ehepartner<br />

ist ja auf Sie angewiesen.<br />

Auch müssen Sie nun allein mit Fragen wie Tagespflege,<br />

Kurzzeitpflege oder gar Pflegeheim klarkommen …<br />

zum einen besteht sicher das Bedürfnis wieder Leben<br />

zu können – zum anderen aber möchten Sie keine Minute<br />

mit dem Partner missen, wünschen Ihn bestens<br />

versorgt und wollen ihn nicht einfach abschieben…<br />

Schließlich müssen sie auch noch stückweise Abschied<br />

nehmen von dem geliebten und vertrauten Menschen,<br />

mit dem Sie eigentlich fast das ganze Leben<br />

verbracht haben. ..<br />

Dieser Belastung kann auf Dauer niemand ohne Unterstützung<br />

und Entlastung standhalten.<br />

Lassen Sie es nicht so weit kommen, dass die Pflege<br />

Ihre eigene Gesundheit bedroht. Nur dann, wenn es<br />

Ihnen gut geht, können Sie auch für Ihren pflegebedürftigen<br />

Angehörigen da sein.<br />

Sie kämpfen sicher über viele Jahre mit Verhaltensweisen,<br />

bei denen alle gewohnten Lösungsstrategien versagen.<br />

Sie haben oftmals rund um die Uhr Aufgaben<br />

der Betreuung und Pflege zu leisten bei denen sie das<br />

<br />

<br />

<br />

Psychologische Beratung bei arbeitsbezogenen Fragen<br />

Psychologische Beratung bei privaten Problemen<br />

Psychologische Beratungen bei persönlichen Problemen<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement für Pflegeunternehmen<br />

Petuelring 92—80807 München<br />

Tel. 089—260 19 383<br />

E-Mail: solutions-muenchen@outlook.de


5<br />

Wie erlebt der dementiell Erkrankte seinen Leidensweg?<br />

Was geht in einem demenziell Erkrankten vor?<br />

Je nach Stadium der Krankheit sind die Gefühle und Empfindungen unterschiedlich<br />

und schwankend. Speziell zu Beginn nach der Diagnose<br />

und den ersten Einschränkungen stehen Angst und Trauer im Vordergrund.<br />

Aber ein Erkrankter hat durchaus (noch) Lebensfreude und die Bedürfnisse,<br />

aktiv solange wie möglich am Leben teilzuhaben, Freude zu verspüren<br />

und zu leben!<br />

(Gedankliche) Aspekte im Zusammenhang mit auftretender<br />

Angst:<br />

<br />

<br />

Zukunftsangst<br />

Angst vor Schmerzen<br />

(Gedankliche) Aspekte im Zusammenhang mit Trauer<br />

und Verzweiflung:<br />

<br />

<br />

Sieht so das Ende aus?<br />

Warum bekomme ich Wut auf meinen Angehörigen?<br />

<br />

Wie ist der Zustand, wenn ich meinen Verstand verliere?<br />

<br />

Ich möchte das gern noch tun, ich kann es aber<br />

nicht mehr.<br />

<br />

Angst, zur Belastung zu werden<br />

<br />

Es gibt keinen Weg mehr zurück.<br />

<br />

<br />

Angst vor dem Verlust der Würde<br />

Angst, seine Lieben nicht mehr zu erkenne<br />

<br />

Gefühl der Hilflosigkeit und Machtlosigkeit<br />

Wer kann mir helfen? Wer gibt mir noch Halt in meinem<br />

Leben?<br />

Trotz aller Ängste und Verzweiflung hat der Erkrankte ein Recht und Wünsche an ein würdevolles<br />

Leben mit einer guten Lebensqualität. Er will noch am Leben teilnehmen, er will aktiv<br />

Tätigkeiten nachgehen, jedoch auch niemandem zur Last fallen.<br />

Im Jahre 2030 dürften in Deutschland<br />

2 Millionen Menschen mit Demenz leben!


6<br />

Diagnose dementielle Erkrankung bei Mutter oder Vater – was kann man<br />

als „Kind „nun tun ?<br />

Gerade für Sie als Sohn oder Tochter ist es schmerzlich zu sehen, wenn Ihre Mutter oder der Vater an dementiell erkrankt<br />

und nach und nach die Fähigkeit verliert, die Anforderungen des gewöhnlichen Alltags allein zu meistern.<br />

Unterhaltungen und Gespräche mit dem dementiell erkrankten Elternteil werden zunehmend schwieriger und Ihre Mutter<br />

bzw Ihr Vater entwickelt auf einmal Verhaltensweisen, die Sie früher nie an ihr beobachtet haben.<br />

Die Körperpflege wird vernachlässigt, die Übersicht im Haushalt geht ihr<br />

mehr und mehr verloren. Die Stimmung des dementiell Erkrankten unterliegt<br />

auf einmal großen Schwankungen: Manchmal ist Ihre Mutter oder Ihr<br />

gut gelaunt und freundlich, an anderen Tagen ist sie jedoch unsicher oder<br />

bisweilen aggressiv Ihnen gegenüber.<br />

Sie selbst müssen diesen Schmerz des langsamen Verlustes des geliebten<br />

und geachteten Elternteiles verarbeiten, jedoch sind Sie auch im Job<br />

gefordert, Ihr Ehepartner erwartet selbstverständlich auch Ihre Aufmerksamkeit<br />

– zugleich brauchen Ihre Kinder Halt um mit der Veränderung des<br />

geliebten Großelternteils umgehen zu können .<br />

Darüber hinaus fühlen Sie sich auch verantwortlich für den gesunden Elternteil der vielleicht sogar die Pflege zu Hause<br />

übernimmt …..<br />

All diese emotionalen Belastungen alleine zu bewältigen ist nur schwer möglich – gerne stehen Ihnen kompetente, erfahrene<br />

psychologische Berater des <strong>VpsyB</strong> in dieser extrem belastenden Lebensphase hilfreich zur Seite.<br />

Sicherlich kostet es Sie Überwindung, psychologische Hilfe bei der Lösung Ihrer Probleme in Anspruch zu nehmen. Aber<br />

Ihre Entscheidung dafür ist richtig!<br />

Autor Sandra Neumayr<br />

_________________________________________________________________________________________________<br />

Ausbildung zum modernen psychologischen<br />

Berater an der ApsyB Akademie<br />

Petuelring 92—80807 München<br />

Tel. 089—260 19 384<br />

E-Mail: apsyb@outlook.de<br />

Internet: www.apsyb.de


7<br />

Oma oder Opa sind plötzlich so anders…..auch Enkelkinder leiden…<br />

Wie geht es eigentlich<br />

Ihren<br />

Kindern mit der<br />

dementiellen<br />

Erkrankung des<br />

Großvaters oder<br />

der Großmutter?<br />

Welche Ängste haben sie, zum Beispiel, wenn sie<br />

gemeinsam zusammenleben oder den erkrankten<br />

Großelternteil besuchen? Wie geht es den Kindern und<br />

auch den Jugendlichen wenn Sie die Überlastung des<br />

noch gesunden Großelternteils spüren und irgendwie<br />

hilflos der Belastung in der Familie gegenüberstehen ?<br />

Wenn Kinder von ihren demenzkranken Großeltern<br />

erzählen, kann das beispielsweise so klingen: „Meine<br />

Oma ist vergesslich geworden. Und sie findet sich nicht<br />

mehr so gut zurecht. Deshalb können wir sie nicht mehr<br />

alleine lassen. Manchmal ist sie etwas komisch zu mir,<br />

aber das macht sie nicht mit Absicht. Meine Oma hat<br />

Demenz.“<br />

Enkelkinder erleben die Demenz eines Großelternteils<br />

sicher ganz unterschiedlich. Die Wahrnehmung hängt<br />

natürlich mit dem Alter und der Schwere der Krankheitssymptome<br />

zusammen. Auch das Verhalten von<br />

Ihnen als Eltern spielt eine zentrale Rolle.<br />

Heranwachsende brauchen altersgemäße Erklärungen,<br />

damit sie das Verhalten des dementiell erkrankten<br />

Großelternteiles verstehen können.<br />

Bereits im Kindergartenalter verstehen Kinder es,<br />

wenn die Eltern erklären, dass bei Oma oder Opa das<br />

Gehirn krank ist und Oma oder Opa deshalb Namen<br />

vergessen oder nicht mehr nach Hause findet. Hilfreich<br />

sind dabei Bilderbücher, die man zusammen anschauen<br />

sollte.<br />

Älteren Kindern und Jugendlichen helfen eine sachliche<br />

Aufklärung über das Krankheitsbild und den Verlauf der<br />

Demenz.<br />

Symptome der Demenz wie Vergesslichkeit und Desorientierungen<br />

sind oftmals wenig belastend für Kinder.<br />

Problematisch jedoch wird es wenn Enkelkinder die<br />

erhöhte Aggression, Wahnvorstellungen und ungerechtfertigte<br />

Vorwürfe des erkrankten Großelternteils<br />

erleben – das zu erleben überfordert die Heranwachsenden<br />

schnell und erzeugt Ängste.<br />

Auch die Überforderung, Trauer und Hilflosigkeit der<br />

eigenen Eltern, die sonst immer die Starken sind, die<br />

Geborgenheit und Schutz geben, ist für Kinder nicht<br />

immer leicht zu verarbeiten.<br />

Allerdings sollten Sie als Eltern unterscheiden: Einzelne<br />

schwierige Situationen mit demenzkranken Menschen<br />

haben keine dauerhaften Folgen für Kinder. Sie<br />

sind für die jungen Menschen ein selbstverständlicher<br />

Teil ihrer Lebenswelt, ihres Alltags. Mit Unterstützung<br />

durch Erwachsene können sie leicht bewältigt werden.<br />

Jedoch wirkt eine dauerhafte, jahrelange Überbelastung<br />

und Anspannung in der Familie nachhaltig auf das<br />

gesamte Familienklima und somit auch auf die Kinder<br />

und Jugendlichen. Wissenschaftliche Studien zeigen,<br />

dass auch bzw gerade Kinder leiden, wenn die Familie<br />

dauerhaft überlastet ist.<br />

Auch wenn es schwer ist – lassen Sie Ihr Kind mit seinen<br />

Ängsten, seiner Trauer und seinen Sorgen nicht<br />

alleine!<br />

Autor: Sandra Neumayr<br />

Im Jahre 2050 könnten<br />

2,6 Millionen Menschen, also fast vier von hundert an Demenz leiden!


8<br />

Fachartikel<br />

Dementielle Erkrankungen- eine erklärende Übersicht<br />

Das Wort Demenz leitet sich aus dem Lateinischen ab.<br />

Es setzt sich aus der Vorsilbe „de“,<br />

was so viel bedeutet wie „ohne“ und aus dem Wort<br />

„mens“, was so viel heißt wie „Verstand“<br />

im Sinne von Denkkraft zusammen. Man kann Demenz<br />

also übersetzen mit „ohne Verstand“<br />

im Sinne von Denkkraft. Das Wort Demenz beschreibt<br />

zunächst einen Zustand. Ein Mensch<br />

mit Demenz ist „ohne Verstand“. Er redet und macht<br />

„unsinniges Zeug“. Die Wortbedeutung<br />

beschränkt sich auf die kognitiven sichtbaren beziehungsweise<br />

hörbaren Fähigkeiten. Die<br />

Begrifflichkeit von Demenz umfasst jedoch viel mehr.<br />

Der Begriff Demenz bezeichnet nicht eine einzelne<br />

Krankheit, sondern umfasst verschiedene<br />

Symptome der geistigen Leistungsfähigkeit. Das Zusammentreffen<br />

verschiedener Symptome<br />

lässt ein typisches Krankheitsbild entstehen, das auch<br />

als „demenzielles Syndrom“ bezeichnet<br />

wird.<br />

Laut diagnostischen Kriterien ist Demenz ein Syndrom,<br />

das durch fortschreitenden Verlust<br />

an Gedächtnisleistung und an kognitiven Funktionen<br />

über das normale kognitive Altern hinaus<br />

charakterisiert ist. Der Fortschritt der Erkrankung ist in<br />

den meisten Fällen auch mit heute<br />

verfügbaren Mitteln noch nicht dauerhaft aufzuhalten.<br />

Die Demenzerkrankung ist somit als<br />

unheilbares Leiden einzustufen.<br />

Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene demenzielle<br />

Erkrankungen und Symptome.<br />

Im Allgemeinen werden primäre und sekundäre Demenzarten<br />

unterschieden.<br />

Primäre Demenzarten:<br />

gehören im Wesentlichen die Alzheimer Demenz, die<br />

vaskuläre Demenz,<br />

Morbus Pick und die Lewy-Körperchen-Demenz.<br />

Morbus Alzheimer<br />

Morbus Alzheimer ist die häufigste Form aller Demenzerkrankungen<br />

und nimmt einen Anteil<br />

von ca. 65% in der Verteilung aller Demenzarten ein.<br />

Diese Unterform der Demenz wurde<br />

von Alois Alzheimer vor etwa 100 Jahren erstmals untersucht<br />

und beschrieben. Der wichtigste<br />

allgemeine Risikofaktor ist das Alter. Die Ursache der<br />

Alzheimer Erkrankung ist bis heute<br />

nicht vollständig geklärt. Diagnostisch zeigt sich in einem<br />

bildgebenden Verfahren eine Atrophie<br />

der Großhirnrinde. Auch mikroskopisch lässt sich die<br />

Morbus Alzheimer nachweisen<br />

durch pathologisch eingelagerte Eiweißkörper, die<br />

beim Gesunden nicht vorliegen, einem<br />

Mangel an Acetylcholin, einem wichtigen Botenstoff im<br />

Gehirn, und einem Glutamat Überschuss.<br />

Kennzeichnend für diese Form der Demenz sind:<br />

• Gedächtnisstörungen, speziell im Kurzzeitgedächtnis<br />

• Orientierungsstörungen (Zeit, Orte und Situationen)<br />

• Sprachstörungen, Wortfindungsprobleme<br />

• Einschränkungen im Denk- und Urteilsvermögen<br />

• Veränderung der Persönlichkeit<br />

• Stimmungsschwankungen, Rückzugstendenzen<br />

Die oben beschriebenen Auswirkungen sind bei den<br />

Erkrankten unterschiedlich stark ausgeprägt,<br />

nehmen jedoch im Laufe der Erkrankung zu. Die Erkrankten<br />

können den normalen<br />

Alltag immer weniger bewältigen.<br />

• Eine primäre Demenzerkrankung beginnt im Gehirn.<br />

Sie kann nach dem heutigen medizinischen<br />

Kenntnisstand nicht mehr rückgängig gemacht werden.<br />

Zu den primären Demenzarten


9<br />

Vaskuläre Demenz<br />

Bei der vaskulären Demenz, die einen Anteil von ca. 15% im<br />

Vergleich aller Demenzarten ein nimmt, liegt die Ursache in<br />

Durchblutungsstörungen des Gehirns. Diese können teilweise<br />

nach Schlaganfällen, häufiger aber aufgrund langsamer,<br />

zunehmend schlechter Durchblutung von kleineren Gehirngefäßen<br />

auftreten. Sehr häufig liegt ein Bluthochdruck vor.<br />

Die Betroffenen zeigen häufig sehr klare Momente ohne<br />

Symptome auf, sind dann wiederum hochgradig verwirrt, vor<br />

allem nachts. Häufig gibt es Mischformen von Morbus Alzheimer<br />

und vaskulärer Demenz.<br />

Kennzeichnend für diese Form der Demenz sind:<br />

• Rasche Ermüdung, Antriebsminderung<br />

• Gedächtnisstörungen<br />

• Sprachstörungen<br />

• Mangelnde Aufmerksamkeit<br />

• Probleme in der Handhabung von Gegenständen<br />

Morbus Pick (Frontotemporale Demenz)<br />

Morbus Pick kommt unter den Demenzarten eher selten vor.<br />

Es ist Krankheit, bei der ein Abbau von Nervenzellen zunächst<br />

im Stirn- und Schläfenbereich, im sogenannten Fronto-<br />

Temporal-Lappen des Gehirns, stattfindet. Von hier aus<br />

werden u.a. die Emotionen und das Sozialverhalten kontrolliert.<br />

Diese Krankheit tritt oft schon vor dem 60. Lebensjahr<br />

auf. Bei dieser Erkrankung steht zunächst nicht die Beeinträchtigung<br />

von Gedächtnisleistungen im Vordergrund, sondern<br />

eine fortschreitende Veränderung der Persönlichkeit.<br />

Die medikamentöse Behandlung zielt derzeit darauf ab, die<br />

Verhaltensauffälligkeit der Patienten zu mildern. Das Zusammenleben<br />

bedeutet für die Angehörigen eine enorme<br />

Belastung, welche besonders durch Aggressionen, enthemmtes<br />

Verhalten und Unberechenbarkeitder Patienten<br />

ausgelöst werden.<br />

Kennzeichnend für diese Form der Demenz sind:<br />

• Persönlichkeitsveränderungen<br />

• Aggressivität, Taktlosigkeit<br />

• Abnehmende Empathie-Fähigkeit<br />

• Unerwartete Gleichgültigkeit<br />

• Maßloses Essverhalten<br />

• Antisoziale Verhaltensweisen<br />

Im späteren Verlauf der Erkrankung können auch noch folgende<br />

Sekundärsymptome auftreten:<br />

• Sprachstörungen<br />

• Benennungsstörungen<br />

• Fehlendes Mitteilungsbedürfnis bis hin zu einem gänzlichen<br />

Verstummen<br />

Die Gedächtnisbeeinträchtigung tritt im Unterschied zu Morbus<br />

Alzheimer erst später und weniger stark ausgeprägt auf.<br />

Morbus Parkinson<br />

Die Parkinson-Krankheit, die auch als Morbus Parkinson<br />

oder Schüttellähmung bezeichnet wird, ist neben Alzheimer<br />

eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen in höherem<br />

Alter.<br />

Die Erkrankung verläuft sehr langsam und schleichend. Zunächst<br />

sind die Erkrankten noch geistig komplett klar, es<br />

beginnen jedoch die motorischen Einschränkungen und eine<br />

chronische Verlangsamung aller Bewegungsabläufe.<br />

Nicht jeder an Morbus Parkinson erkrankte Patient entwickelt<br />

eine oder leidet an einer Demenz. Die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Erkrankung an Demenz ist jedoch um das 6-fache<br />

häufiger. Bei den über 75-jährigen Parkinson Patienten leiden<br />

bereits 50% an einer Demenz. Erkranken jedoch jüngere<br />

Menschen vor ihrem 40. Lebensjahr an Parkinson, ist<br />

eine Demenzerkrankung sehr unwahrscheinlich2.<br />

Kennzeichnend für diese Form der Demenz sind:<br />

• Aufmerksamkeitsstörungen<br />

• Verlangsamtes Denkvermögen<br />

• Verlangsamte Bewegungsabläufe, erstarrte verlangsamte<br />

Mimik, wenig Ausdruck<br />

• Zittern<br />

• Veränderung der Persönlichkeit<br />

• Depressionen<br />

• Halluzinationen<br />

Gedächtnisstörungen treten erst im späteren Verlauf der<br />

Erkrankung auf. Die Lernfähigkeit<br />

bleibt im Unterschied zu Morbus Alzheimer noch erhalten.<br />

Der Zugriff auf neue und aktuelle Themen ist jedoch erschwert<br />

und verzögert.<br />

• Problematisches zwischenmenschliches Verhalten


10<br />

Lewy-Körperchen-Demenz (Lewy-Body-Demenz)<br />

Die Lewy-Körperchen-Demenz ist eine Mischform zwischen<br />

einer Alzheimer-Demenz und einer Morbus-<br />

Parkinson-Demenz. Die Unterscheidung ist für die Therapie<br />

sehr wichtig, da die Erkrankten durchaus positiv auf<br />

bestimmte Medikamente ansprechen, zum Beispiel auf<br />

moderne Antidepressiva, jedoch zum Beispiel bei der Behandlung<br />

mit Neuroleptika überempfindlich reagieren.<br />

Kennzeichnend für diese Form der Demenz sind:<br />

• Starke Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit<br />

und der Aufmerksamkeit<br />

• Optische Halluzinationen (Sehen von Dingen, Personen<br />

oder Tieren, die nicht vorhanden sind und deren detaillierte<br />

Beschreibung)<br />

• Leichte Symptome der Parkinson Krankheit (leichtes Zittern<br />

der Hände, Steifigkeit in den Bewegungen)<br />

• Kurze Phasen der Bewusstlosigkeit<br />

• Häufiges Stürzen<br />

Wie können Angehörige eine beginnende Demenzerkrankung<br />

erkennen?<br />

Eine Demenzerkrankung ist ein schleichender Prozess,<br />

der zunächst nicht wahr genommen wird. Dann ergeben<br />

sich einige Verdachtsmomente, die aber gern noch verdrängt<br />

werden. Allerdings ist schon bei ersten Verdachtsmomenten<br />

ein Arztbesuch unabdingbar!<br />

Als Angehöriger vermutet man die Krankheit zumeist dann,<br />

wenn einige der folgenden Auffälligkeiten beobachtet werden<br />

können.<br />

Der Gefährdete vergisst oft aktuelle, zeitnahe Ereignisse,<br />

kann jedoch noch seinen Alltag bewältigen. Ein demenziell<br />

Erkrankter ist aber sehr wohl in der Lage, seine Gefühle zu<br />

spüren und auszudrücken. Er hat jedoch Schwierigkeiten,<br />

gewohnte bisherige Aufgaben eigenständig zu erfüllen.<br />

Möglicherweise treten u.a. die folgenden Symptome auf:<br />

• Wortfindungsprobleme, Benennungsstörungen: Er sagt<br />

oft „…das Dings da…“.<br />

• Langsamere Denkprozesse<br />

• Der Betroffene wird „vergesslich“ (Kurzzeitgedächtnis)<br />

Verlauf dementieller Erkrankungen<br />

Frühstadium<br />

In der ersten Phase der Erkrankung leidet vor allem das<br />

Kurzzeitgedächtnis. Alzheimererkrankte vergessen Namen,<br />

die ihnen genannt wurden, versäumen Verabredungen<br />

oder haben Mühe, Gespräche zu verfolgen. Fremdwörter<br />

und abstrakte Begriffe bereiten Schwierigkeiten.<br />

Wortspiele erschließen sich nicht mehr und die Sprache<br />

der Erkrankten wird einfacher.<br />

Mittleres Stadium<br />

In diesem Stadium sind die Patienten nur noch mit Unterstützung<br />

in der Lage ihren Alltag zu bewältigen. Die Einschränkungen<br />

und Störungen der ersten Phase nehmen<br />

zu. Auch beginnt nun das Langzeitgedächtnis nachzulassen.<br />

Spätstadium<br />

Im letzten Stadium der Alzheimererkrankung sind die Erkrankten<br />

vollständig auf Betreuung und Pflege angewiesen.<br />

Das Gedächtnis ist nicht mehr in der Lage, neue Informationen<br />

zu<br />

• Wiederholung der ständig gleichen Sätze<br />

• Verwechslung vieler Dinge<br />

• Der Erkrankte kann sich zunehmend nicht zurechtfinden<br />

(Orientierungslosigkeit).<br />

• Der Betroffene kann Finanzen nicht mehr überblicken.<br />

• Er oder sie kann nicht mehr rechnen und lernen.<br />

• Verlegen häufig gebrauchter Gegenstände<br />

• Kaum Beurteilung oder Einschätzung von Gefahren<br />

• Der Erkrankte leugnet oder streitet Fehler ab, erfindet<br />

Ausreden.<br />

• Schwankungen in der Stimmung, er oder sie wird unerklärlich<br />

depressiv<br />

• Die betroffene Person wird unflexibel, benötigt einen<br />

strengen unveränderlichen Zeitplan<br />

und wird bei Änderungen und Abweichungen nervös und<br />

ängstlich.<br />

• Erhöhter Schlafbedarf, gestörter Tag-/ Nachtrhythmus<br />

• Suchen einer Bezugsperson


11<br />

Der Betroffene wird ängstlich, unsicher, misstrauisch,<br />

reizbar, unruhig oder apathisch,<br />

uninteressiert an seinem Hobby oder an der Arbeit.<br />

Zunehmende Aggression<br />

Unkontrolliertes Essverhalten<br />

Mögliche Taktlosigkeiten, Enthemmung<br />

Bei den ersten Anzeichen und Verdachtsmomenten ist<br />

eine ärztliche Unterstützung anzuraten,<br />

da auch eine richtige Medikation entscheidend ist.<br />

Auch für die Angehörigen gibt es<br />

frühzeitig die Möglichkeit, sich mit der Situation auseinanderzusetzen.<br />

Ein demenziell erkrankter Mensch will verständlicherweise<br />

noch lange alles tun, was bisher<br />

auch immer gut funktioniert hat. Menschen mit fortschreitender<br />

Demenz können sehr geschickt<br />

Einbußen ihrer Fähigkeiten und zunehmende Vergesslichkeit<br />

verbergen. Das ist verständlich.<br />

Niemand gibt gern zu, dass er „senil“ geworden ist.<br />

Die Tendenz, eigene Unzulänglichkeiten zu verbergen,<br />

bringt für Angehörige und Familien<br />

Probleme mit sich. Diese sind verunsichert und besorgt,<br />

da bestimmte Themen gut überspielt<br />

werden und lange die Meinung besteht „Es ist noch<br />

alles gut - das funktioniert noch<br />

alles!“. Dieses Verhalten bedingt auch eine Verdrängung<br />

der Tatsache bei den Angehörigen<br />

– es existiert ein Wunschdenken.<br />

Autor: Theresia Fellermair &<br />

Sandra Neumayr<br />

_____________________________________________________________________________<br />

Würdevoller Umgang mit demenzerkrankten Menschen<br />

und möchten im Rahmen ihrer eingeschränkten Möglichkeiten<br />

noch am Leben teilnehmen.<br />

Nimmt man ihnen alles ab, nimmt man ihnen diese<br />

letzte Würde.<br />

Daher kann es hilfreich sein, im Umgang mit demenzerkrankten<br />

Menschen folgende Hinweise<br />

zu beachten:<br />

Angehörige von Menschen, die an Demenz erkrankt<br />

sind und bereits fortschreitende Symptome<br />

zeigen, neigen dazu, dem Erkrankten alles abzunehmen<br />

und ihn nach und nach wie<br />

ein unselbstständiges Kind zu behandeln. Sie meinen<br />

es gut, vergessen aber dabei, dass die<br />

Erkrankten durchaus eine Würde besitzen und nicht<br />

als unnütze Mitglieder der Gesellschaft<br />

an die Seite geschoben werden möchten. Die Erkrankten<br />

haben durchaus noch Wünsche<br />

• Die Erkrankten benötigen mehr Zeit als früher, eine<br />

Tätigkeit zu vollbringen. Dennoch<br />

sollten sie, wenn irgend möglich, in den Tagesablauf<br />

eingebunden werden. Die Menschen<br />

wollen sich einbringen und helfen.<br />

• Die Erkrankten werden schnell ängstlich, wenn sie<br />

hektisch und aktivistisch angesprochen<br />

werden. Sie haben das Gefühl, man meint es böse mit<br />

ihnen. Daher sollte man als<br />

Pflegender besonders auf einen angemessenen Umgangs-<br />

und Gesprächston achten.


12<br />

• Sie verstehen abstrakte Anweisungen nur noch<br />

schwer, weshalb es besser ist, sie diese sehen, spüren<br />

und greifen zu lassen.<br />

• Es ist empfehlenswert, mit wenigen Worten, einfache<br />

Sätze zu bilden, dem Betroffenen ins Gesicht zu schauen<br />

und vor allem leise zu sprechen. Man sollte aber<br />

keine Babysprache verwenden.<br />

• Es sollte akzeptiert werden, dass bestimmte Dinge<br />

sofort wieder vergessen werden. Eine harsche, ungeduldige<br />

Reaktion verunsichert und verärgert den Erkrankten.<br />

• Betroffene benötigen einen regelmäßigen, gleichbleibenden<br />

Tagesablauf. Demenzerkrankte ertragen wenig<br />

Spontanität und kommen mit neuen, ungewohnten Ereignissen<br />

schlecht zurecht. Diese verunsichern sie und<br />

machen sie ängstlich.<br />

• Der Erkrankte muss in Entscheidungen, die ihn betreffen,<br />

mit eingebunden werden. Er darf nicht das Gefühl<br />

bekommen, dass andere für ihn alles über seinen<br />

Kopf hinweg bestimmen und er zunehmend wertlos ist.<br />

Mit einer Entscheidung des Erkrankten ist respektvoll<br />

umzugehen.<br />

• Sobald etwas mit ihm oder für ihn unternommen wird,<br />

soll dies kommuniziert und erklärt werden. Dadurch<br />

kann viel Angst und Unsicherheit genommen werden.<br />

Außerdem gibt dies das Gefühl, an der Situation aktiv<br />

beteiligt zu sein.<br />

• Einschränkte Essgewohnheiten und eine Langsamkeit<br />

dabei muss respektiert und akzeptiert werden. Der<br />

Erkrankte sollte gemeinsam am Essen am Tisch mit<br />

normalem Besteck teilnehmen dürfen. Es ist nicht würdevoll,<br />

einen erkrankten Erwachsenen mit Plastikgeschirr<br />

in die Ecke zu setzen.<br />

• Schöne Erlebnisse sind solange wie möglich mit dem<br />

Erkrankten zu unternehmen. Auch wenn dieser sich<br />

nicht mehr erinnern kann, sollte ihm dennoch gezeigt<br />

werden, was schön ist.<br />

• Man sollte auch versuchen, schöne Dinge aus der<br />

Vergangenheit gemeinsam wieder aufleben zu lassen.<br />

Diese Erinnerungen sind lange noch vorhanden, obwohl<br />

das Kurzzeitgedächtnis stark leidet. Betroffene<br />

können noch viele interessante Dinge sehr lebhaft erzählen<br />

und empfinden dabei viel Freude. Vor allem<br />

über Musik oder Tanz können Erinnerungen und schöne<br />

Momente erweckt werden.<br />

• Hat ein Betroffener schlechte Laune, ist eigensinnig<br />

oder gar boshaft, kann dies ein Ausdruck seiner Machtlosigkeit,<br />

Hilflosigkeit oder auch Wut auf sich selbst<br />

sein.<br />

• Fernsehen, Lesen und komplexe Geschichten strengen<br />

im Laufe der Erkrankung immer mehr an. Unterhaltungen<br />

und Hörbücher können aber einen guten Zugang<br />

und Abwechslung bringen.<br />

• Ein Erkrankter fühlt sich oft alleine und hilflos und<br />

zeigt dies in Äußerungen wie „Ich will nach Hause“. Er<br />

benötigt einen festen Bezugspunkt, zum Beispiel in<br />

Form eines gleichbleibenden Aufenthaltsortes oder<br />

einer festen Bezugsperson, der ihm Sicherheit und Geborgenheit<br />

bietet. Worte zur Beruhigung reichen nicht<br />

immer, die Nähe und eine Berührung sind ebenso notwendig.<br />

Autor: Theresia Fellermair<br />

________________________________________________<br />

1. Er wurde alt<br />

Er wurde alt<br />

und vergaß<br />

was ist<br />

Er wurde alt<br />

und wusste<br />

nur noch<br />

was früher gewesen<br />

Er wurde alt<br />

und vergaß<br />

was früher gewesen<br />

Er wurde alt<br />

und vergaß<br />

vorgestern<br />

sich selbst<br />

Er wurde jung<br />

jetzt da er<br />

auch das vergessen<br />

vergaß<br />

Kurt Marti


13<br />

Pflegekräfte – wer hilft den Helfern ?<br />

Gerade in der Pflege, in der die Mitarbeiter in Schichtdiensten und<br />

geteilten Diensten tätig sind, ist es unabdingbar psychisch und<br />

organisatorisch die Waage zwischen Berufs- und Privatleben ins<br />

Gleichgewicht zu bringen.<br />

Die psychischen und physischen Anforderungen an die Pflegekräfte<br />

steigen aufgrund verschiedener Faktoren immer weiter.<br />

Gerade für weibliche Pflegekräfte ist es häufig eine große Herausforderung,<br />

den privaten und beruflichen Ansprüchen noch gerecht<br />

zu werden.<br />

Die Konsequenz hieraus ist häufig eine bisweilen chronische Überforderung und auch Unzufriedenheit, die eine<br />

Verringerung der Arbeitsleistung mit sich bringen und die sicher auch Ihre Klienten emotional wahrnehmen.<br />

Aber unter diesem Ungleichgewicht leidet jedoch häufig nicht nur die Pflegekraft selbst, sondern auch das Umfeld,<br />

wie Partner, Kinder, Familie und Freunde. Und häufig entstehen dann im privaten Umfeld weitere belastende<br />

Krisen.<br />

Es liegt also auf der Hand, wie wichtig es ist, dass Pflegekräfte wieder ihre Ausgeglichenheit zurückgewinnen.<br />

Gerade in der Pflege, in der die Mitarbeiter in Schichtdiensten und geteilten Diensten tätig sind, ist es unabdingbar<br />

psychisch und organisatorisch die Waage zwischen Berufs- und Privatleben ins Gleichgewicht zu bringen.<br />

Die psychischen und physischen Anforderungen an die Pflegekräfte steigen aufgrund verschiedener Faktoren<br />

immer weiter.<br />

Gerade für weibliche Pflegekräfte ist es häufig eine große Herausforderung, den privaten und beruflichen Ansprüchen<br />

noch gerecht zu werden.<br />

Die Konsequenz hieraus ist häufig eine bisweilen chronische Überforderung und auch Unzufriedenheit, die eine<br />

Verringerung der Arbeitsleistung mit sich bringen und die sicher auch Ihre Klienten emotional wahrnehmen.<br />

Aber unter diesem Ungleichgewicht leidet jedoch häufig nicht nur die Pflegekraft selbst, sondern auch das Umfeld,<br />

wie Partner, Kinder, Familie und Freunde. Und häufig entstehen dann im privaten Umfeld weitere belastende<br />

Krisen.<br />

Es liegt also auf der Hand, wie wichtig es ist, dass Pflegekräfte wieder ihre Ausgeglichenheit zurückgewinnen.<br />

Sandra Neumayr<br />

Mehr Frauen als Männer betroffen<br />

70 % der Erkrankten sind Frauen...


14<br />

Gute Mitarbeiterführung in Pflegeunternehmen – eine Aufgabe<br />

die viel Gefühl erfordert...<br />

Für den nachhaltigen<br />

Erfolg von Betrieben in<br />

der Pflege wie ambulanten<br />

und stationären Pflegeeinrichtungen<br />

spielt<br />

gute Mitarbeiterführung,<br />

verstanden als bestmögliches<br />

Zusammenspiel<br />

von Führungskräften und<br />

Personal, eine bedeutende<br />

Rolle.<br />

Unter der Prämisse, dass<br />

gerade die Mitarbeiter in<br />

der Pflege-Branche der<br />

Erfolgsfaktor sind, stellt<br />

sich die Frage, warum<br />

häufig die Macht einer guten Personalführung entweder<br />

gar nicht bedacht nach wie vor unterschätzt wird.<br />

Denn die richtige Personalführung kann im besten Falle<br />

dazu führen, dass Mitarbeiter in der Altenhilfe mit Motivation<br />

und Elan und vor allem eigenverantwortlich am<br />

Erfolg der Unternehmung arbeiten und somit zum Gewinn<br />

beitragen. Dafür müssen Sie als Personalverantwortliche<br />

in Pflegeeinrichtungen jedoch erkennen, dass<br />

Personalführung mehr ist, als nur betriebswirtschaftliches<br />

Sachverständnis. Gute Personalführung in der<br />

Pflege und Altenpflege bedeutet vor allem, dass Mitarbeiter<br />

sowie Führungskräfte die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter<br />

erkennen und in ihrem Handeln berücksichtigen<br />

und unterstürzen.<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement speziell für<br />

Pflegeunternehmen—was genau ist das?<br />

Der Mitarbeiter gerade eben bei Pflegeunternehmen<br />

ist einer der wichtigsten produktiven Faktoren für ein<br />

erfolgreich arbeitendes Unternehmen.<br />

Ist seine Leistung gut, ist er motiviert und setzt sich bei<br />

seiner Arbeit voll ein, ist dies von höchstem Wert für<br />

jede<br />

Firma.<br />

Doch ist der Mensch keine Maschine. Er unterliegt Einflüssen<br />

psychischer, gesundheitlicher, ja auch betriebsbedingter<br />

Gegebenheiten, die seine Leistungsfähigkeit<br />

beeinträchtigen<br />

können.<br />

Welcher Mensch ist schließlich in der Lage, die volle<br />

Leistung zu erbringen, wenn einen psychosoziale Belastungen<br />

im betrieblichen oder privaten Umfeld zu<br />

schaffen machen?<br />

Gerade Pflegeunternehmen stehen heute im Wettbewerb<br />

um die besten und qualifiziertesten Fachkräfte.<br />

Ein BGM-Programm steigert die Attraktivität des Unternehmens,<br />

weil der Arbeitnehmer merkt: Meine Firma<br />

kümmert sich um mich.<br />

Und nicht zu vergessen die Forderung des Arbeitsschutzgesetzes<br />

zur Gefährdungsbeurteilung psychischer<br />

Belastungen.<br />

Je besser es Ihnen als Personalverantwortliche gelingt,<br />

das Team zu motivieren, gemeinsam die Unternehmensziele<br />

zu erreichen und sie mit hoher sozialer Kompetenz<br />

einzubinden, desto erfolgreicher arbeiten in der<br />

Regel ihre Unternehmen.<br />

Autor: Rolf Neumayr<br />

BGMP<br />

www.bgm-pflege.de<br />

Solutions! BGM—Betriebliches Gesundheitsmanagement für Pflegeunternehmen<br />

Petuelring 92—80807 München<br />

Tel. 089-260 19 383<br />

E-Mail: solutions-muenchen@outlook.de<br />

Unser 6 Phasen Konzept...<br />

- Mitarbeiterbefragung<br />

- Gefährdungsbeurteilung<br />

- Arbeitssituationsanalyse<br />

- Fehlzeitenanalyse


15<br />

Ausbildung zum zertifizierten psychologischen Fachberater für Pflegende<br />

Der psychologische Fachberater für Pflegende – ein Berufsbild das auch aufgrund der demoskopischen<br />

Entwicklung unserer Gesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt…<br />

2008 waren in Deutschland etwa 2,25 Millionen<br />

Menschen pflegebedürftig, Schätzungen gehen<br />

davon aus, dass die Anzahl der zu Pflegenden<br />

bis 2030 auf über 3, 5 Millionen ansteigen wird.<br />

Der Bedarf an Pflegepersonal steigt ständig –<br />

jedoch auch der Druck auf Pflegekräfte nimmt<br />

immer mehr zu. Und auch die pflegenden Angehörigen<br />

stehen unter enormer psychosozialer<br />

Belastung …<br />

Aber wer, wenn nicht der psychologische Fachberater<br />

für Pflegende , hilft den Helfern?<br />

Pflegekräfte unterliegen, neben unternehmensinternen,<br />

unternehmensstrukturellen und physischen Herausforderungen, immensen psychischen und psychosozialen<br />

Belastungen- denn sie sind täglich mit Leid, Krankheit, Sterben und Tod konfrontiert und sollen dennoch<br />

ihr Privatleben mit Partnerschaft und Kindererziehung meistern.<br />

Die Arbeit im Segment Pflege wird immer anspruchsvoller und zugleich schwerer. Durch die demographische<br />

Entwicklung, wachsenden Qualitätsanforderungen und eine immer schwierigere Finanzierung geraten Mitarbeitende<br />

sowie Leitungskräfte mehr und mehr unter Druck.<br />

Auch der vieldiskutierte Kostendruck bei parallel steigendendem Qualitätsanspruch und Überlastung durch<br />

häufige Überstunden führt unweigerlich zu mehr Belastung für pflegende Berufsgruppen und erzeugt letztendlich<br />

Kontroversen im Team , Schwierigkeiten mit Vorgesetzten , Stress im Privatleben sowie schlimmstenfalls<br />

irgendwann Frustration und Resignation bis hin zum Burnout.<br />

Da jedoch Pflegekräfte mehrheitlich dazu tendieren, Belastungen auszuhalten, Interaktionsprobleme defensiv<br />

anzugehen, wenig Ressourcen für offene Konfliktlösung zur Verfügung haben und in Ihrem Selbstverständnis<br />

eher aufopfernd und dienend sind, liegt es auf der Hand, dass gerade in dieser Berufsgruppe psychologische<br />

Beratungsgespräche eine Health Care Strategie darstellen.<br />

Auch in Arbeits-und organisationspsychologischen Beratung werden in jüngster Zeit externe kompetente psychologische<br />

Fachberater für Pflege eingesetzt um beispielsweise entlastenden, stressreduzierenden Lösungen<br />

für Führungskräfte, Mitarbeiter, Einzelpersonen und auch ganze Teams zu erarbeiten und durchzuführen.<br />

Mit der, für Pflegebedürftige und deren Angehörigen, erfreulichen Zunahme der häuslichen Versorgung und der<br />

letztendlich dazugehörigen häuslichen Pflege bzw. auch Palliativpflege ist für die Erkrankten ein letzter Weg in<br />

Würde und der vertrauten Umgebung immer häufiger möglich.<br />

Jedoch steigen damit auch die psychischen, physischen und psychosozialen Belastungen der Pflegenden<br />

Angehörigen.<br />

ApsyB—Akademie psychologischer Berate<br />

Petuelring 92—8080 7 München<br />

Tel.: 089-260 19 384<br />

www.apsyb.de<br />

E-Mail: apsyb@outlook.de


16<br />

Es ist davon auszugehen, dass etwa 30 % der pflegenden Angehörigen infolge der Pflegebelastung selbstkranken.<br />

Neben der körperlichen Überforderung der Pflegenden Angehörigen besteht eine gewaltige psychische<br />

und auch psychosoziale Belastung und gerade hier<br />

kommt der psychologischen Fachberatung für Pflegende eine besondere Bedeutung zu. Denn kompetente<br />

Beratungsgespräche unterstützen die Aufrechterhaltung des psychischen Wohles der pflegenden Familienangehörigen.<br />

Aus diesem Grund haben wir in Zusammenarbeit mit Herrn H.J. Hellrung, seit 30 selbst in der Pflege und Palliativpflege<br />

tätig sowie Geschäftsführer des Ambulanten Pflegedienstes Hellrung GmbH, Vorstand der Gütegemeinschaft<br />

RAL und aktives Mitglied der Interessengemeinschaft Pflege und dessen Gattin ein Curriculum<br />

speziell für die psychologische und psychosoziale Beratung für Pflegeunternehmen, Pflegekräfte und pflegender<br />

Angehöriger erarbeitet.<br />

Damit Sie, nach erfolgreichem Abschluss Ihrer 18 monatigen Ausbildung zum psychologischer Fachberater<br />

für Pflegende im Stande sind, sowohl pflegende Angehörige, wie auch professionelle Pflegekräfte oder Pflegeunternehmen<br />

umfassend und kompetent psychologisch zu beraten.<br />

Helfen auch Sie mit, dass Gesundheit in der Pflege keine Utopie sein muss!<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Ambulanter Pflegedienst<br />

Hellrung GmbH<br />

Klaus-Groth-Straße15 24534 Neumünster<br />

Telefon: 04321—92 110 www.pflegedienst-hellrung.de<br />

Zertifizierung<br />

Der ambulante Pflegedienst Hellrung ist seit 2009 Träger<br />

des RAL Gütezeichen „Qualitätsgeprüfter Ambulanter<br />

Pflegedienste


17<br />

Der Berufsverband psychologischer Berater vergibt das <strong>VpsyB</strong><br />

Gu tesiegel „qualita tsgepru fter psychologischer Berater <strong>VpsyB</strong>”.<br />

Die Berufsordnung des <strong>VpsyB</strong> verlangt, dass sowohl Maßstäbe zur Qualität und zur Qualitätssicherung<br />

der zertifizierten psychologischen Berater als auch Verfahren zur Durchführung<br />

von Qualitätsprüfungen entwickelt werden. Vor diesem Hintergrund hat die Interessengemeinschaft<br />

zur<br />

Qualitätssicherung psychologischer Beratungen des <strong>VpsyB</strong> Kriterien zur Beschreibung und<br />

Messung eines Qualitätsniveaus für psychologische Berater erarbeitet, die für die Erbringung<br />

einer qualitativ hochwertigen psychologischen Beratung vorausgesetzt werden.<br />

Die mit dem Gütesiegel des <strong>VpsyB</strong> ausgezeichneten Berater zeigen nachweislich<br />

Professionalität in der psychologischen Beratung durch die Verbindung von wissenschaftlichem<br />

Fachwissen mit individuellem Fallverstehen und durch ein klar strukturiertes,<br />

durchdachtes Beratungskonzept.<br />

Hier könnte Ihre<br />

Werbung stehen<br />

Info: rolf.neumayr@vpsyb.org


18<br />

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