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dog & sport Ausgabe 03/2014

In unserer letzten Ausgabe von 2014 gibt es geballte Frauen-Power. Tessa aus Belgien schreibt über ihren Start in den Zughundesport, Victoria aus England berichtet über ihren Beginn in diesen tollen Hundesport und Pia erzählt wie ihre Tierschutzhunde sie zu diesem Sport brachten. Wir beginnen mit dem Kommandotraining Teil I und starten mit dem richtigen Warmup. Tessa Philipearts - chasing the crazy dogs, Victoria Rock - Zughundesport auf den Britischen Inseln, Tierschutzhunde im Zughundesport, Kommandotraining Teil I, Das richtige Warm Up, Recht und Hund, Einblick in die Verbände

In unserer letzten Ausgabe von 2014 gibt es geballte Frauen-Power. Tessa aus Belgien schreibt über ihren Start in den Zughundesport, Victoria aus England berichtet über ihren Beginn in diesen tollen Hundesport und Pia erzählt wie ihre Tierschutzhunde sie zu diesem Sport brachten. Wir beginnen mit dem Kommandotraining Teil I und starten mit dem richtigen Warmup.

Tessa Philipearts - chasing the crazy dogs, Victoria Rock - Zughundesport auf den Britischen Inseln, Tierschutzhunde im Zughundesport, Kommandotraining Teil I, Das richtige Warm Up, Recht und Hund, Einblick in die Verbände

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<strong>03</strong> | <strong>2014</strong> September - Dezember | 4,50 € Deutschland | Österreich 4,90 € | Schweiz 7,50 SFR<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong> | <strong>2014</strong> September - Dezember<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

Das Zughunde-Magazin<br />

Kommandotraining Teil 1<br />

Die ersten Schritte<br />

Grundlagen für den Zughunde<strong>sport</strong><br />

Tessa Philippaerts<br />

Die verrückten Hunde<br />

verfolgen<br />

Taina Teräs<br />

Eine besondere<br />

Mushergeschichte<br />

Warm Up – Cool Down<br />

Sinnvolle Maßnahmen<br />

zur Vorbeugung


Editorial<br />

In diesem Editorial möchte ich euch über unser neues<br />

Herzens-Projekt informieren:<br />

TAMP – the adaptive mushing project. Zusammen mit<br />

verschiedenen Menschen und Mushern aus dem<br />

Zughunde<strong>sport</strong> mit und ohne Behinderung möchten<br />

wir dieses tolle Projekt aufbauen.<br />

Aber was steckt nun dahinter? Wir wollen Menschen<br />

mit Behinderung ermöglichen den Zughunde<strong>sport</strong> mit<br />

ihren Hunden zu betreiben, Winter wie Sommer. Da es<br />

in dieser Hinsicht noch wenig Ausrüstung, Sicherheit<br />

und Wissen gibt, wollen wir mit Pionier-Arbeit leisten.<br />

Sei es in der Entwicklung oder in der Umsetzung beim<br />

Training. Wir werden Musher mit Handicap unterstützen,<br />

diesen Sport weiterzubringen, damit sie mit ihren<br />

Hunden auf dem Trail Gas geben können.<br />

Des Weiteren geht es darum die Öffentlichkeit zu erreichen,<br />

damit Menschen mit Behinderung in diesem Sport<br />

anerkannt werden und auch auf Rennen starten können.<br />

Die Verbände und Vereine müssen auf dieses Thema<br />

aufmerksam gemacht werden und wir alle sollten<br />

uns dafür engagieren, das wäre unser Herzenswunsch!<br />

Die ersten Schritte sind getan: Der Förderverein TAMP<br />

– the adaptive mushing project – ist gegründet, die ersten<br />

großen Partner gefunden. Jetzt brauchen wir natürlich<br />

auch euch und freuen uns über jede Spende.<br />

Auf unserer Homepage erfahrt ihr mehr darüber.<br />

In dieser <strong>Ausgabe</strong> werden wir euch einen kurzen Artikel<br />

über Taina Teräs vorstellen, die seit einem Unfall im<br />

Schlittenhunde<strong>sport</strong> im Rollstuhl sitzt und sich zurück<br />

gekämpft hat und uns inspiriert. Sie wird das Projekt in<br />

Zukunft intensiv unterstützen. Aber lest selber…<br />

Eure Annick Busl<br />

Geschäftsführung<br />

Dog&Sport – Das Zughunde-Magazin<br />

Zughundezentrum Oberland<br />

Der Hundling - Wir lieben Hunde<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 1


Inhalt<br />

Tessa Philippaerts 4<br />

Die verrückten Hunde verfolgen<br />

Victoria Rock 10<br />

Zughundeabenteuer auf den Britischen Inseln<br />

Kommandotraining Teil 1 16<br />

Aller Anfang ist Übung<br />

Hund und Recht 24<br />

Begegnungen mit Dritten<br />

4 Tessa und die verrückten Hunde<br />

10 Inselabenteuer<br />

16 Übung macht den Meister 24 Begegnungen der dritten Art<br />

2 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


28 Wer für was?<br />

30 Vorbeugen ist besser...<br />

44 wieder dabei<br />

Verbände 28<br />

Ein Überblick<br />

Warm Up – Cool Down 30<br />

Sinnvolle Maßnahmen zur Vorbeugung<br />

Tierschutzhund 36<br />

Zughunde aus dem Tierschutz<br />

Taina Teräs 43<br />

Unterstützt durch den Zughunde<strong>sport</strong><br />

Montse Claverol 46<br />

Adaptive Mushing<br />

Vorschau 48<br />

36 Zughund aus zweiter Hand<br />

Impressum 49


Tessa<br />

4 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Tessa<br />

Die verrückten<br />

Hunde verfolgen<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 5


Tessa<br />

Hallo, mein Name ist Tessa<br />

Philippaerts. Ich bin 1992<br />

geboren und ich lebe in<br />

Belgien. Einige von Euch<br />

werden mich als Weltmeisterin<br />

im Canicross kennen,<br />

aber ich nenne mich lieber<br />

das Mädchen, das<br />

versucht, die verrückten<br />

Hunde zu jagen.<br />

Ich betreibe canicross seit etwa 7-8 Jahren, 2012 habe<br />

ich mit Bikejöring begonnen.<br />

Aktuell haben wir 3 Hunde bei mir und 5 weitere bei<br />

Robin - Insgesamt vier nicht-aktive Hunde und vier aktive<br />

Hunde.<br />

Unsere vier aktiven Hunde sind:<br />

- Jota: weiblich Greyster, 2009 geboren<br />

- Yukon: männlich Alaskan-Jagdhund-Mix, 2010 geboren<br />

- Kia: weiblich, Tochter von Jota, 2011 geboren<br />

- Kozak: männlich, Bruder von Kia, 2011 geboren<br />

Und hier kommt meine Canicross-Geschichte<br />

Seit ich klein war, war ich verrückt nach allen Tieren,<br />

aber Hunde haben wirklich mein Herz gestohlen.<br />

Hunde waren schon immer ein großer Teil meines Lebens,<br />

und sie werden es immer sein. Ich war schon immer<br />

ein Energiebündel und Laufen war einer meiner<br />

Lieblingsbeschäftigungen, so dass ich schon in meiner<br />

Jugend mit Leichtathletik begann. Im Laufe der Jahre<br />

wurde ich im Hürdenlauf und Weitsprung immer besser.<br />

In diesen beiden Kategorien haben wir es in Belgien<br />

in die Top 5 geschafft.<br />

6 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Tessa<br />

Um eine lange Geschichte kurz zu machen: ich war eine<br />

Sprinterin, aber jeder Läufer braucht eine gewisse<br />

Ausdauer - und Ausdauer ist einfach nicht mein Ding.<br />

So habe ich mit meinem Vater einen Deal geschlossen:<br />

Wenn ich einen Hund bekäme, der mich auf den langsamen<br />

und langen Trainingseinheiten begleitet, würde<br />

ich nie wieder ein Ausdauertraining ausfallen lassen.<br />

Und so trat vor 9 Jahren ein schöner Whippet namens<br />

Angel in mein Leben. Zusammen mit ihr hat Laufen<br />

eine ganz neue Bedeutung für mich bekommen. Als sie<br />

ca. 2 Jahre alt war, fand ich beim surfen im Internet die<br />

Sportart Canicross. Einige Wochen später lief ich mein<br />

erstes Rennen, kaufte sämtliches Zubehör und wir<br />

waren auf dem richtigen Weg.<br />

Mein erstes Rennen hat so viel Spaß gemacht, wir landeten<br />

auf dem letzten Platz, aber ich war stolz! (Ja, jeder<br />

hat irgendwo anfangen).<br />

Von diesem Rennen an war ich süchtig nach Canicross<br />

und ein paar Jahre später begann auch mein Vater mit<br />

unserem zweiten Whippet Gucci. Aber so schnell, wie<br />

das Abenteuer begann, war es auch zu Ende: Als Angel<br />

4,5 Jahre alt war, musste sie den Sport wegen einer üblen<br />

Schulterverletzung aufgeben. Ich war am Boden<br />

zerstört, mein großer Traum, mit ihr an der EM in der<br />

Baraque Fraiture in Belgien teilzunehmen, war<br />

beerdigt.<br />

Ein Rückschlag - Aber nicht das Ende<br />

Ich konnte Canicross einfach nicht so beenden, und in<br />

den folgenden Jahren lieh ich mir ein paar tolle Hunde<br />

von einigen großartigen Freunden. Und so habe ich<br />

den Menschen kennengelernt, der heute meine beste<br />

Freundin ist. Ich werde immer dankbar bleiben für das,<br />

was sie getan hat und immer noch tut, aber Canicross<br />

war nicht das gleiche ohne meinen eigenen Hund.<br />

Ich beschloss, den Sport aufzugeben oder mir einen eigenen<br />

Hund zu kaufen. Nach langem Nachdenken und<br />

vielen Gesprächen mit meinen Eltern, fanden wir im<br />

Internet einen Züchter aus Frankreich namens Thierry<br />

Casio. Ich mochte seine Hunde sofort und bis zu diesem<br />

Zeitpunkt habe ich noch nie etwas über Greysters<br />

und Alaskas gehört.<br />

Er hat mich mit jemand in Kontakt gebracht, der drei<br />

Welpen gekauft hatte, aber aus familiären Gründen<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 7


Tessa<br />

wieder abgeben musste. Ich sah ein Bild von einem sieben<br />

Monate alten braunen Welpen namens Yukon und<br />

war sofort verliebt. Vier Monate später haben wir ihn<br />

geholt, er war einfach perfekt. Wir begannen unser<br />

gemeinsames Training auf dem Roller und hatten von<br />

Anfang an eine gute Verbindung. Als Yukon 15 Monate<br />

alt war, haben wir ohne irgendwelche Erwartungen<br />

an den Junioren-Weltmeisterschaften 2011 in Borken<br />

teilgenommen.<br />

Wer hätte gedacht, dass wir mit einem so jungen und<br />

unerfahrenen Hund, der seine erstes Rennen läuft,<br />

gleich eine Goldmedaille nach Hause bringen.<br />

Ich war mehr als stolz auf den Erfolg bei unsere ersten<br />

Weltmeisterschaft und stand weinend auf dem Siegerpodium<br />

- und dies war nur der Anfang!<br />

Yukon und ich feierten eine ganze Reihe von Erfolgen und<br />

Titeln - er ist ein Champion in jeder Hinsicht! Ich hatte noch<br />

nie eine so starke Verbindung zu einem Hund. Ich kenne und<br />

vertraue ihm von ganzem Herzen, er ist mein bester Freund.<br />

Und wie geht es weiter?<br />

Jetzt tritt seine Freundin Kia in seine Spuren im Canicross<br />

- und brachte 2013 bei der Weltmeisterschaft in Falze di<br />

Piave den Titel in der Seniorenliga nach Hause. Sie ist<br />

wirklich der Hammer.<br />

Derzeit warten wir auf die nächste Generation, die die<br />

Tradition unserer Champions fortsetzt. Die Daumen sind<br />

gedrückt … ihr werdet hören, wie es weiter geht .....<br />

Und vergiss nie: Genieße das Leben! Und was auch immer<br />

du tust, mache es mit Spaß und Freude .... ;-)<br />

Greetzzz Tessa und Yukon<br />

8 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Meine Zughunde<strong>sport</strong>erlebnisse<br />

auf den Britischen Inseln<br />

Ursprünglich aus Hessen,<br />

bin ich vor 8 Jahren mit<br />

meinem Britischen Mann<br />

nach England gezogen.<br />

10 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Victoria Rock<br />

Ich war schon immer eine begeisterte Läuferin und als<br />

ich bei Crufts, der grössten Hundeausstellung der<br />

Welt, ein Canicrossrennen sah, wusste ich sofort, das ist<br />

der ideale Sport für mich. Der kleine Haken war, dass<br />

ich gar keinen eigenen Hund besaß.<br />

Damals hätte ich nie gedacht, dass ich einige Jahre später<br />

selbst Canicross in der Hauptarena bei Crufts laufen<br />

würde, geschweige dass sich einmal ein großer Teil<br />

meines Lebens um die Hunde und den Sport Canicross<br />

und Bikejöring drehen würde.<br />

Wie alles begann<br />

Otley kam 2009 zu uns als ich im Rahmen einer Spendenaktion<br />

eine Nacht im Tierheim verbrachte. Ich<br />

schlief in Otley’s Zwinger, der ein ehemaliger Streuner<br />

war und schon mehrere Monate im Tierheim verbracht<br />

hatte.<br />

Nach einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht auf<br />

dem harten Zwingerboden und viel schmusen mit Otley,<br />

war mir klar, dass ich den sehr lieben Otley adoptieren<br />

wollte. Ein paar Wochen später und Otley kam mit<br />

mir nach Hause.<br />

Otley war ein sehr aktiver Hund und Anfangs konnte<br />

ich ihn nicht von der Leine lassen, da er keinerlei Rückruf<br />

besaß. Da musste eine geeignete Beschäftigung für<br />

ihn her und ich erinnerte mich an das Canicrossrennen<br />

bei Crufts und wollte mit ihm Canicross laufen<br />

anfangen.<br />

Das war leicheter gesagt als getan, denn damals war<br />

Canicross noch ein relativ unorganisierter Sport in<br />

Großbritannien, es gab zwar Rennen, aber leider keine<br />

Vereine bei denen man den Sport lernen konnte. Das<br />

hat sich erst jetzt im letzten Jahr verbessert und einige<br />

Vereine und ein Verband wurden gegründet.<br />

Ich habe mir und Otley deshalb Canicross selbst beibringen<br />

müssen. Anfangs ist mein Mann mit dem Rad vorne<br />

weg gefahren um uns zu helfen, zum Glück war Otley<br />

ein Naturtalent und hat sobald er im Geschirr war<br />

angezogen. Ich allerdings hatte seit fast 10 Jahren nicht<br />

richtig gelaufen und musste erst einmal langsam wieder<br />

meine Lauffitness aufbauen. Otley war nun mein<br />

persönlicher Fitnesstrainer geworden, der das Tempo<br />

angab und ich versuchte mitzuhalten.<br />

Nach einigen Monaten Training war ich fitter und Otley<br />

war sowieso fit genug, und ich meldete uns für das<br />

erste Canicrossrennen an.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 11


Victoria Rock<br />

Das Rennen war in einer sehr schönen Gegend von Südwales<br />

in einem Waldstück, das direkt ans Meer angrenzt.<br />

Da wir bis dahin immer nur allein trainierten<br />

war es klasse andere Canicrosser zu treffen und sich mit<br />

anderen die mehr Erfahrung hatten auszutauschen.<br />

Otley verhielt sich super während des Rennwochenendes,<br />

zumal es das erstemal war dass wir mit anderen<br />

zusammen gelaufen sind und es sogar auch noch ein<br />

Massenstart war! Er zog sehr stark über die ganze Strecke<br />

die durch den Wald und teilweise die Sanddünen<br />

ging. Ich war echt kaputt nach zwei Renntagen über 5<br />

km, aber sehr glücklich, dass ich beide Tage einigermaßen<br />

mit Otley mithalten konnte. Eine gute Platzierung<br />

im Mittelfeld gab mir den Anreiz in Zukunft mehr zu<br />

trainieren, um mit den schnelleren Teams mithalten zu<br />

können.<br />

Sehr motiviert nach dem Wochenende und nach ein<br />

paar Tagen Pause, da ich vor Muskelschmerzen kaum<br />

laufen konnte, ging es an intensive Trainingsvorbereitungen<br />

für das nächste Rennen zwei Montae später,<br />

dieses mal in Schottland.<br />

Beim Rennen in Schottland war Otley nicht mehr so geduldig<br />

wie noch bei unserem ersten Rennen in Wales.<br />

Er war sofort schon aufgeregt als wir beim Rennplatz<br />

ankamen und an der Startlinie konnte er lautstark<br />

kaum warten bis es los ging. Der 5 km Trail war sehr<br />

schön gelegen um ein Loch (Schottischer See) herum.<br />

Wir hatten zwei super Renntage und ich schaffte es relativ<br />

gut mit Otley’s Tempo mithalten zu können und<br />

zu meiner Überraschung gewannen wir unsere Klasse.<br />

Otley und ich waren jetzt richtig begeisterte Canicrosser<br />

und nahmen an Rennen in ganz Großbritannien teil<br />

und sogar zweimal bei Crufts, wo das Rennen in der<br />

Hauptarena startet und dann draußen um einen kleinen<br />

See herum verläuft.<br />

Im Jahr 2011 nahmen wir dann bei der ECF Europameisterschaft<br />

in Polen teil, was trotz einer Wadenverletzung,<br />

eine super Erfahrung war. Otley gab sein bestes<br />

und ich war sehr stolz auf ihn. Wir nahmen für Großbritanninen<br />

teil, da ich bis dahin keine Canicrosskontakte<br />

nach Deutschland hatte. Das änderte sich glücklicherweise<br />

in Polen wo ich das Deutsch Team traf und beschloß<br />

das Jahr darauf für Deutschland zu starten.<br />

12 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Victoria Rock<br />

Kai zieht ein - und ich steig aufs Rad<br />

Dann kam der kleine Deutsch Drahthaarwelpe Kai zu<br />

uns. Wir adoptierten ihn als er 5 Monate alt war. Er<br />

hatte einen ganz schlechten Start ins Leben und war<br />

sehr dünn und stark mit Würmern befallen. Er wurde in<br />

einem Stall geboren und ist dort aufgewachsen, hatte<br />

noch nie die Außenwelt gesehen, war nicht sozialisiert<br />

und sehr ängstlich.<br />

Mit ganz viel Pflege wurde Kai bald gesund und entwickelte<br />

endlose Energie. Ich fing an mit ihm Canicross zu<br />

laufen und stellte schnell fest, dass er wesentlich schneller<br />

gallopieren konnte als Otley.<br />

Kai wurde immer schneller und stärker und ich hatte<br />

teilweise Probleme mitzuhalten. Und dann passierte es,<br />

bei einem schnellen Bergablauf knickte ich mit meinen<br />

Knöchel um und überdehnte meine Bänder. Ich konnte<br />

lange nicht richtig laufen geschweige canicrossen.<br />

Da musste ich mir überlegen wie ich Kai und Otley ausreichend<br />

Bewegung geben konnte und ich fing mit Bikejöring<br />

an. Das obwohl ich bis dahin immer dachte, dass diese Bikejörer<br />

doch etwas verrückt sind, so schnell mit Hund und<br />

Mountainbike unterwegs zu sein.<br />

Kai und Otley waren sofort begeistert vom Bikejöring und<br />

bei mir hat es auch nicht lange gedauert bis mich das Bikejöringfieber<br />

gepackt hatte. Ich machte einen Grundkurs bei<br />

einer Mountainbikeschule, um wichtige Techniken zu lernen,<br />

und fuhr dann auch viel Mountainbike ohne Hunde oder mit<br />

den beiden free-running.<br />

Da ich verletztungsbedingt immer noch nicht viel Canicross<br />

laufen konnte, startete ich nun mit Kai bei Rennen in der<br />

Bikejöringklasse. Kai war sofort ein Profi und in unserem ersten<br />

Rennen gewannen wir zu meinem Erstaunen gleich unsere<br />

Klasse.<br />

Obwohl wir bis dahin nur wenig Erfahrung im Bikejöring<br />

hatten nahmen wir 2012 nach drei Monaten Training<br />

und zwei Rennen im Bikejoring bei der ECF EM in<br />

England teil. Wir hatten ein super Rennwochenende<br />

und ich war unglaublich stolz, dass wir einen siebten<br />

Platz gegen viel erfahrenere Teams belegten.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 13


Victoria Rock<br />

Leider wurde Kai ein paar Monate später schwer krank<br />

und wir mussten eine längere Pause einlegen. Als es<br />

ihm wieder besser ging, fuhren wir zum Bikejöringseminar<br />

mit Igor Tracz und Philip Sangla nach Frankreich,<br />

bei dem ich sehr viel neues über den Sport lernte und<br />

es mir sehr geholfen hat Kai’s und mein eigenes Training<br />

zu verbessern.<br />

Wir sind dann auch nach Deutschland zum Better Mushing<br />

Seminar bei den "Hessenhounds" gefahren, bei<br />

denen ich jetzt auch Mitglied bin. Das Seminar war sehr<br />

hilfreich und es war schön noch andere deutsche Canicrosser<br />

und Bikejörer kennen zu lernen und mehr von<br />

unserem Sport von deutscher Sicht zu erfahren, da ich<br />

doch hauptsächlich nur die Britische Seite des Sports<br />

kenne.<br />

In 2013 verpassten wir aufgrund von Kai’s Krankheit die<br />

ECF EM, aber zum Winteranfang war Kai dann wieder<br />

richtig fit. In Großbritannien läuft die Dryland Saison<br />

über den ganzen Winter, da es generell keinen Schnee<br />

gibt. Es war meine erste Saison bei der ich mich ausschließlich<br />

auf Bikejöring konzentrierte. Kai und ich fuhren<br />

eine super Saison und holten sogar den Britischen<br />

Titel im Bikejöring. Ich war unglaublich stolz auf meinen<br />

Kerl und so froh, das ser wieder gesund und fit war.<br />

Dieses Frühjahr bekamen wir dann Zuwuchs aus Polen,<br />

Greysterwelpe Indi von Igor Tracz. Sie hat sich sehr gut<br />

bei uns eingelebt und Kai und Otley haben sie sehr gut<br />

aufgenommen. Ich kann es kaum erwarten bis ich mit<br />

ihr Bikejöring anfangen kann. Die Zukunft sieht gut aus!<br />

14 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Kommandotraining - Teil 1<br />

Kommandotraining<br />

- das klingt streng<br />

16 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

Aber es macht Spaß und ist<br />

ein wichtiger Teil des<br />

Zughundetrainings. Besonders<br />

in den wärmeren Jahreszeiten,<br />

in denen wegen<br />

der Temperaturen nur wenig<br />

Streckentraining möglich<br />

ist, bietet sich die Arbeit<br />

an der Kommunikation<br />

und den dafür so wichtigen<br />

Ritualen an.


Kommandotraining - Teil 1<br />

Beim Kommandotraining geht es darum, Hunden<br />

und Menschen die Abläufe auf der Strecke beizubringen,<br />

die für ein geordnetes und sicheres Erlebnis<br />

beim Zughunde<strong>sport</strong> nötig sind. Das gilt für Freizeit<strong>sport</strong>ler<br />

und Wettkampfteilnehmer gleichermaßen<br />

und ist besonders wichtig, wenn wir an Trainingsgruppen<br />

oder Wettbewerben teilnehmen wollen und dadurch<br />

mit anderen Zughundeteams gemeinsam auf<br />

derselben Strecke unterwegs sind. Aber worum geht es<br />

genau?<br />

Go - das Kommando zum Starten<br />

Easy - langsamer werden<br />

Stop - das Anhalten<br />

Das sind die ersten drei Kommandos, mit denen wir uns<br />

in diesem Teil beschäftigen. Sie sind eine wichtige<br />

Grundlage für jede Fahrt und werden auch schon beim<br />

Antrainieren der Hunde auf gerader Strecke beigebracht.<br />

Das kleine Einmaleins also.<br />

Wie lernt ein Hund<br />

Bevor wir gleich in den praktischen Trainingsaufbau<br />

für diese Kommandos einsteigen, machen wir einen<br />

kurzen Ausflug in die Lerntheorie, die uns aus biologischer<br />

Sicht erklärt, wie Hunde eigentlich lernen. Dazu<br />

eins vorweg: Wir hören immer wieder, dass die zunehmende<br />

"Vermenschlichung" von Hunden ein großes<br />

Problem ist und ihrem Wesen nicht gerecht wird. Das ist<br />

sicher richtig und trifft häufig auf unsere verbale Kommunikation<br />

und die sozialen Anforderungen durch den<br />

Menschen zu, mit denen viele Hunde zurecht kommen<br />

sollen. Dennoch sind Menschen und Hunde hoch entwickelte<br />

Tiere (jedenfalls aus biologischer Sicht) mit vielen<br />

Gemeinsamkeiten im genetischen Bauplan und seit den<br />

aufregenden Entdeckungen der Neurowissenschaften<br />

wird immer klarer, dass es sehr viele spannende Ähnlichkeiten<br />

im Verhalten und Empfinden von Menschen<br />

und Hunden gibt. Selbst ein Experte könnte die Hirnzellen<br />

von Menschen und Hunden unter dem Mikroskop<br />

kaum auseinanderhalten - wir haben dieselbe "Hardware".<br />

Wer sich also damit beschäftigt, wie ein Hund<br />

lernt, erfährt auch viel über sich selbst.<br />

Kleine Fachsimpelei<br />

Hunde lernen aus Erfahrung. Hunde lernen assoziativ.<br />

Hunde werden konditioniert. Was bedeuten all<br />

diese akademischen Formulierungen? Ein Hund nimmt<br />

seine Umwelt wahr, ständig und ohne Pause. Auch<br />

wenn er schläft, sind Sinnesorgane und Gehirn weiterhin<br />

aktiv. Das Gehirn verarbeitet die Eindrücke der Umwelt<br />

und achtet pausenlos auf unbekannte Situationen,<br />

denn diese könnten für ihn nützlich oder<br />

gefährlich sein. Wenn größere Abweichungen vom Gewohnten<br />

auftreten, lenkt das Gehirn seine Aufmerksamkeit<br />

dorthin. Wir Menschen sagen dann: Es wird<br />

uns bewusst. Das Gehirn versucht nun sehr schnell zu<br />

bewerten, ob die Veränderung für uns gut oder<br />

schlecht ist. Dabei wird nach ähnlichen Erfahrungen<br />

aus der Vergangenheit gesucht. Kann sich das Gehirn<br />

an eine ähnliche Situation erinnern, wird es auf eine<br />

Reaktion zurückgreifen, die sich damals bereits bewährt<br />

hat. Ist die Situation<br />

aber völlig neu, muss<br />

das Gehirn eine neue Reaktion<br />

improvisieren. Dabei<br />

kommt neben den aktuellen<br />

Umwelteinflüssen<br />

und der Tagesverfassung<br />

auch die Persönlichkeit<br />

des Hundes zum Tragen:<br />

Es gibt Problemsucher<br />

und Problemvermeider,<br />

Risikofreudige und Risikoscheue<br />

- genau wie bei<br />

uns Menschen. In jedem<br />

Falle wird sehr genau ausgewertet,<br />

ob die neue Reaktion<br />

einen Vorteil oder<br />

einen Nachteil gebracht<br />

hat. Gab es einen Nachteil,<br />

wird beim nächsten<br />

Mal etwas anderes ausprobiert<br />

und bei einem<br />

Hunde lernen nicht<br />

durch Sprache und sie<br />

schmieden auch keine<br />

Pläne.<br />

In einer fremden<br />

Situation probieren sie<br />

etwas aus, was sich in<br />

einer ähnlichen<br />

Situation bewährt hat<br />

und dann schauen sie<br />

was passiert. War es<br />

gut, machen sie es<br />

wieder so, war es<br />

schlecht, werden sie<br />

nach einer anderen<br />

Möglichkeit suchen.<br />

Vorteil wird der Hunde sich seine Reaktion genau merken<br />

und beim nächsten Mal wieder probieren. Er hat<br />

gelernt!<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 17


Kommandotraining - Teil 1<br />

Theorie und Praxis<br />

Was hier recht trocken klingt, wird in einer beispielhaften<br />

Trainingssituation ganz lebendig: Ein<br />

Hund sitzt auf einer Wiese. Er trägt ein ungewohntes<br />

Geschirr, an dem eine Leine hängt. An der Leine hängt<br />

etwas Schweres und wenn er laufen will, hält es ihn<br />

fest. Er fühlt sich etwas unwohl. Nun ruft ihn sein<br />

Mensch und winkt mit einer Belohnung. Wenn er aber<br />

hinlaufen möchte, hält ihn das Gewicht am Geschirr<br />

fest, es bewegt sich nur zentimeterweise und macht<br />

seltsame Geräusche dabei. Er ist unsicher, was er tun<br />

soll, er findet es unheimlich. Aber sein Mensch ermutigt<br />

ihn immer wieder und jedes Mal, wenn das Ding<br />

am Geschirr ein paar Zentimeter rutscht, freut er sich.<br />

Irgendwas muss daran toll sein und diese Stimmung<br />

steckt an. Er versucht den Widerstand zu überwinden,<br />

aber das Ding hinter ihm verfolgt ihn. Er möchte abhauen<br />

und am sichersten fühlt er sich bei seinem Menschen.<br />

Also strengt er sich richtig an. Sein Mensch zieht<br />

dabei die ganze Zeit die Mundwinkel nach oben und<br />

macht einladende Körperbewegungen, das ist immer<br />

ein gutes Zeichen, alles wird gut. Als er endlich angekommen<br />

ist, gibt es eine fette Belohnung - wau, das<br />

hat sich gelohnt. Kurze Pause, Erfolg genießen, war gar<br />

nicht so schlimm ... und dann gleich noch mal. Er wird<br />

es nun wieder so machen, beim Ziehen des Geschirrs<br />

geschickter werden, sich an den Lärm und die Verfolgung<br />

gewöhnen - und bald zählt nur noch die<br />

Belohnung.<br />

Das tägliche Wunder<br />

So selbstverständlich das alles für uns klingen mag,<br />

handelt es sich doch aus biologischer Sicht um einen<br />

faszinierenden und komplizierten Vorgang: Lernen -<br />

Versuch, Erfolg und Irrtum. Wann immer wir (und unsere<br />

Hunde) in eine unbekannte Situation geraten und<br />

aufgrund unserer Erfahrungen eine richtige (oder falsche<br />

Entscheidung) treffen, lernen wir etwas dazu. Es<br />

würde uns alle gar nicht geben, wenn dieses Wunder<br />

der Natur nicht ständig geschehen würde.<br />

Auf dem Foto zeigt Azubi Watson deutlich, dass ihm<br />

sein Verfolger nicht geheuer ist. Seine Körpersprache<br />

gibt klare Hinweise.<br />

Aber mit unserer Unterstützung findet er eine Lösung<br />

- und die wird belohnt!<br />

18 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Kommandotraining - Teil 1<br />

Was bedeutet das nun für unser Training?<br />

Es bedeutet, dass wir unsere Hunde in neue Situationen<br />

führen, die sie nicht kennen. Sie müssen dann<br />

Entscheidungen treffen und als Tiere sind sie sehr darauf<br />

bedacht, Entscheidungen so zu treffen, dass sie ihnen<br />

nicht schaden. Wenn der Hund eine Entscheidung<br />

getroffen hat, die sich für ihn lohnt, dann wird er sie<br />

immer wieder so treffen. Hat er jedoch schlechte Erfahrungen<br />

gesammelt, dann wird er diese Entscheidung in<br />

Zukunft lieber vermeiden. Es ist also unsere wichtigste<br />

Aufgabe beim Training, unseren Hunden bei den richtigen<br />

Entscheidungen zu helfen und dafür zu sorgen,<br />

dass sich diese Entscheidungen für sie auch lohnen.<br />

Dann lernen sie, was wir von ihnen möchten. Das hat<br />

ganz praktische Konsequenzen für den Aufbau des<br />

Trainings. Da wir mit unseren Hunden eine Trainingssituation<br />

vorher nicht durchsprechen können, ist es unsere<br />

Aufgabe, VORHER darüber nachzudenken, welche<br />

Reaktionen sie zeigen könnten, welche davon wir uns<br />

wünschen und wie wir ihnen das so zeigen, dass sie<br />

über die anderen Möglichkeiten gar nicht erst nachdenken<br />

müssen. Je leichter wir ihnen die Entscheidung<br />

für das richtige Verhalten machen, um so schneller<br />

werden sie lernen. Da viele Trainingssituationen für einen<br />

Hund zuerst sehr kompliziert sind und außerdem<br />

jeder Hund seine eigene Persönlichkeit mit ins Spiel<br />

bringt, ist die Sache dann schon gar nicht mehr so einfach,<br />

wie es zuerst schien.<br />

Fazit<br />

Alle Trainingssituationen sollen so aufgebaut sein, dass<br />

der Hund zu einem bestimmten Verhalten motiviert<br />

wird und dafür eine Belohnung bekommt. Dann lernt<br />

er, dieses Verhalten in dieser Situation immer wieder zu<br />

zeigen, denn Belohnungen sind einfach cool. Was eine<br />

Belohung ist, hängt vom Hund ab (soziale Bestätigung,<br />

Futter, Spiel usw.). Eigentlich ist es eine Binsenweisheit,<br />

aber man kann es eben nicht oft genug wiederholen,<br />

dass Hunde nicht aus verbalen Erklärungen eines Menschen<br />

lernen können.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 19


Kommandotraining - Teil 1<br />

Go - das Kommando zum Start<br />

Go! ist wohl das bekannteste Kommando aus dem<br />

Schlittenhunde<strong>sport</strong> und das Synonym für strahlende<br />

Hunde mit lang heraushängender Zunge. Aber was<br />

bedeutet es tatsächlich? Es bedeutet für den Hund: Du<br />

DARFST jetzt ziehen und du SOLLST jetzt ziehen. Dieses<br />

Kommando bringt man den Hunden am besten vom<br />

ersten Training an bei. Immer dann, wenn die Last am<br />

Geschirr des Hundes freigegeben wird, bekommt er das<br />

Kommando Go. Dabei spielt es keine Rolle, ob der<br />

Hund noch an einer kleinen Last (Autoreifen) arbeitet<br />

oder schon am Fahrzeug. Der Mensch sorgt dafür, dass<br />

vor dem Kommando Go die Last nicht bewegt werden<br />

kann. Erst mit dem Kommando wird die Last freigegeben<br />

und der Hund kann sie bewegen. An einem<br />

Dogscooter könnte das so aussehen:<br />

• Der Scooter liegt mit ausgezogener Zugleine in<br />

Fahrtrichtung am Boden.<br />

• Der Hund wird an das Ende der Zugleine geführt<br />

und das Geschirr eingehängt.<br />

• Ihr geht zum Scooter und sichert dabei mit einer<br />

Hand die Zugleine, so dass der Hund nicht mit dem<br />

Scooter loslaufen kann. Bei starken Hunden könnt<br />

ihr auf der Leine zum Scooter laufen. Folgt euch der<br />

Hund zum Scooter, müsst ihr ihn jedes Mal zurückbringen<br />

oder Euch dabei von jemanden helfen lassen.<br />

Euer Hund soll unbedingt lernen, vor dem Scooter<br />

zu warten.<br />

20 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Kommandotraining - Teil 1<br />

• Beim Aufnehmen des Scooters greift ihr sofort an die<br />

Bremsen, damit Euch auch hier der Hund nicht durchgehen<br />

kann.<br />

• Falls der Hund die Leine nicht von sich aus unter Spannung<br />

hält, schiebt ihr den Roller rückwärts, bis die<br />

Leine etwas Spannung hat. Vermeidet den Ruck<br />

durch einen Start bei durchhängender Leine.<br />

• Wenn euer Hund noch nicht selbständig zieht, dann<br />

beginnt jetzt die Zugmotivation (durch einen Helfer)<br />

bis der Hund sich klar in der Zugrichtung orientiert<br />

(vorher gibt es kein Go).<br />

• Jetzt öffnet ihr dosiert die Bremsen und gebt gleichzeitig<br />

das Kommando "Go!"Nun ist es wichtig, dass<br />

euer Hund sofort nach dem Kommando dann auch<br />

tatsächlich zieht.<br />

Wenn euer Hund noch nicht selbstständig zieht, dann<br />

muss er jetzt dazu motiviert werden. Bei Einsteigern<br />

braucht ihr dazu eventuell zwei Helfer: Einen, der euren<br />

Hund auf Position vor dem Rollen hält und einen<br />

zweiten, der die Zugmotivation herstellt. Dazu gibt es<br />

viele Methoden, die ihr am besten durch Teilnahme an<br />

einem Workshop mit eurem Hund erarbeiten könnt,<br />

damit es dann auch wirklich zu Mensch und Hund passt.<br />

Das Thema Zugmotivation wird uns auch noch in einem<br />

anderen Artikel beschäftigen.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 21


Kommandotraining - Teil 1<br />

Easy - gemeinsam langsamer werden<br />

Von einem erfahrenen Zughund erwarten wir, dass<br />

er selbständig gegen den Widerstand arbeitet.<br />

Wenn der Untergrund schwierig wird oder es den Berg<br />

hinauf geht, dann soll er seine Leistung steigern und an<br />

die veränderte Zuglast anpassen. Das machen die meisten<br />

Hunde auch ganz automatisch, denn sie entwickeln<br />

mit der Zeit ein traumhaftes Gefühl für das richtige<br />

Tempo und ihr eigenes Leistungsvermögen. Beim Bremsen<br />

oder Anhalten wollen wir das aber nicht - ganz im<br />

Gegenteil. Es ist die Aufgabe des Menschen, das Gespann<br />

so zu bremsen, dass wir gemeinsam dort anhalten,<br />

wo wir stehen wollen. Dabei sollen die Hunde aber<br />

nicht gegen die Bremse arbeiten, sondern sich von uns<br />

bremsen lassen. Aber - das ist ganz wichtig - "Easy"<br />

heißt nicht, dass der Hund bremst oder gar stehen<br />

bleibt, denn das wäre gefährlich, sondern es heißt, dass<br />

es jetzt absichtlich langsamer wird. Um das zu trainieren,<br />

geht ihr beim Trainingsaufbau so vor:<br />

22 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Kommandotraining - Teil 1<br />

Gezieltes Bremsen und Anhalten an einer Markierung<br />

ist wichtig. Dazu braucht ihr das richtige Gefühl<br />

für eure Bremsen. Am besten trainiert ihr das<br />

zuerst ohne Hund. Sucht euch dazu eine Markierung<br />

aus und versucht aus unterschiedlichen Geschwindigkeiten<br />

mit dem Vorderrad genau an der<br />

Markierung zum stehen zu kommen. Wenn ihr das<br />

an einem steilen Hang bergab probiert, tut ihr beim<br />

Hochlaufen auch gleich was für Eure Kondition! In<br />

einem Fahrsicherheitstraining bringt man Euch das<br />

bei.<br />

• Ihr seid unterwegs, das Gespann rollt (oder läuft)<br />

• Ihr sucht Euch 10-20 Meter Entfernung einen Punkt<br />

auf der Strecke aus, wo ihr anhalten wollt. Nehmt<br />

dazu eine klare Markierung, einen Baum, ein Stein<br />

oder macht Euch selbst Markierungen.<br />

• Fangt nun langsam und vorsichtig an zu bremsen. In<br />

dem Moment, wo sich die Spannung auf der Zugleine<br />

spürbar erhöht, gebt ihr das Kommando "Easy" (euer<br />

Hund hat keine Ahnung, was ihr meint - das ist okay,<br />

er darf und soll weiterziehen). Nun bremst ihr immer<br />

stärker und gebt immer wieder das Kommando<br />

"Easy" im Abstand von einigen Sekunden. Gebt das<br />

Kommando in ruhigem Ton, es ist nur eine Information<br />

für den Hund. Bremst nun so, dass ihr genau an<br />

Eurer Markierung zum stehen kommt. Dann ruft ihr<br />

einmal energisch "Stop".<br />

Diesen Ablauf wiederholt ihr nun gemeinsam mit dem<br />

Kommando "Go" immer wieder auf genau derselben<br />

Strecke und mit derselben Markierung zum Starten und<br />

Anhalten. Hunde lernen am Anfang immer ortsbezogen.<br />

Es fällt ihnen viel leichter, wenn sich die Rahmenbedingungen<br />

zwischen den Wiederholungen nicht zu<br />

stark verändern. Sucht Euch dafür auch eine Strecke,<br />

wo es nicht von anderen Hunden wimmelt oder Rehe<br />

am Rand stehen. Jede Ablenkung erschwert Euren Hunden<br />

das Lernen. Wenn es gut klappt, dann geht nicht<br />

gleich ganz woanders hin, sondern verschiebt die Marke<br />

zum Bremsen um einige Meter, dann immer weiter.<br />

Erst dann nehmt eine andere Strecke und übt es da<br />

auch wieder so ein, bis es nach und nach überall klappt.<br />

Hundetraining ist Geduld - denn Hunde haben Zeit!<br />

Stop - Anhalten ... nicht mehr und nicht weniger<br />

Am Ende des Bremsvorgangs kommt das Kommando<br />

"Stop". Macht es zunächst immer so, damit Eure<br />

Hunde lernen, dass es bei "Easy" immer langsamer<br />

wird und ihr dann anhalten wollt. Die Raffinessen, z.B.<br />

nach "Easy" ohne "Stop" wieder ins Tempo zu gehen,<br />

kommen später. Und nun kommt es wieder auf präzise<br />

Abläufe und Handgriffe an:<br />

• Ihr habt mit "Easy" das Tempo reduziert und seid<br />

ganz langsam unterwegs.<br />

• An Eurer gewählten Markierung gebt ihr das Kommando<br />

"Stop" und macht die Bremsen ganz zu, so<br />

dass sie blockieren.<br />

• Ihr legt den Scooter auf die Seite und geht sofort zum<br />

Hund nach vorn. Wenn der Hund zu Euch kommen<br />

will, schickt ihr ihn zurück. In diesem Punkt seid ihr<br />

ausnahmsweise sehr streng, denn es kann sehr gefährlich<br />

werden, wenn euer Hund sich selbständig<br />

aus der StopPosition bewegt, z.B. wenn andere<br />

Teams an Euch vorbei fahren oder ihr zum Überqueren<br />

einer Straße anhaltet - abgesehen von dem Leinensalat,<br />

den ihr dann ganz schnell habt. Geht also<br />

nach dem "Stop" zügig zu Eurem Hund. Wenn er<br />

noch zieht oder aufgeregt ist, dann lauft auf der<br />

Zugleine nach vorn, so dass er nicht mit dem Scooter<br />

abdampfen kann. Wenn ihr beim Hund angekommen<br />

seid, hängt ihr die Zugleine aus dem Geschirr,<br />

führt Euren Hund an eine sichere Position und gebt<br />

ihn dann erst frei - und natürlich eine ordentliche<br />

Belohnung!!!<br />

Dieser Ablauf ist so wichtig, wie das ordentliche Aussteigen<br />

aus einem Auto und dient der Sicherheit von<br />

euch und euren Tieren. Übt es schon unter einfachen<br />

Bedingungen gewissenhaft, damit es unter schwierigen<br />

Bedingungen (Anhalten an einer Straße, mit einer<br />

Gruppe oder in einem Wettrennen) dann auch richtig<br />

sitzt.<br />

Zusammenfassung:<br />

Hunde lernen am schnellsten durch regelmäßige<br />

Wiederholungen unter gleichen Bedingungen gegen<br />

Belohnung. Hunde haben Zeit und fast immer gute<br />

Laune. Je genauer ihr am Anfang trainiert, um so besser<br />

läuft es später. Es geht darum, Spaß zu haben. Nun<br />

aber genug geredet und theoretisiert.<br />

Raus mit den Hunden<br />

und GO !<br />

© Robert Gaiswinkler, Annick Busl<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 23


Hund und Recht<br />

Begegnungen und Haftung<br />

beim Zughundetraining<br />

24 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

Es gibt nichts Schöneres für<br />

Hund und Halter als sich<br />

gemeinsam bei einer rasanten<br />

Fahrt den Wind um die<br />

Ohren wehen zu lassen.<br />

Wie sieht es aber aus mit<br />

der Haftung, wenn der<br />

Hund im „Rennfieber“ ist<br />

und etwas passiert.


Hund und Recht<br />

Hundebegegnungen<br />

Für den Zughundeführer ergeben sich immer mal<br />

wieder grenzwertige Situationen, wenn sich fremde<br />

Hunde dem eigenen Hund oder gar Gespann nähern,<br />

dieses verbellen oder gar angreifen.<br />

Grundsätzlich bemisst sich die Tierhalterhaftung nach<br />

§ 833 BGB. Danach haftet der Tierhalter verschuldensunabhängig,<br />

wenn sein Tier einen Schaden verursacht.<br />

Die verschuldensunabhängige Haftung greift aber nur<br />

dann, wenn sich die sogenannte „Tiergefahr“ realisiert<br />

hat. Der Gesetzgeber geht bei der Tiergefahr davon<br />

aus, dass jedes Tier nur zu einem gewissen Maße kontrollierbar<br />

ist und somit immer in gewisser Weise unberechenbar<br />

bleibt. Der Schaden muss also gerade auf<br />

dieser tierischen Unberechenbarkeit und der damit verbundenen<br />

Gefährdung von Leben, Gesundheit und Eigentum<br />

Dritter beruhen. Typische Beispiele sind das<br />

Anspringen oder Beißen. Kein Halter kann für seine<br />

Tiere die Hand ins Feuer legen, dass sie sich immer so<br />

verhalten, wie es der Mensch gerade wünscht.<br />

Haben den Schaden mehrere Tiere unterschiedlicher<br />

Halter in gewisser Weise verursacht, dann richtet sich<br />

die Haftung für den Schaden nach dem Gewicht, mit<br />

dem sich die Tiergefahr der verursachenden Hunde im<br />

Verhältnis zueinander realisiert hat.<br />

Ein Beispiel<br />

Der Zughundeführer ist mit dem Gespann, egal ob<br />

am Fahrrad, Roller oder Buggy zum Training im<br />

Wald unterwegs. Ein kleiner Hund kommt auf einer<br />

Weggabelung entgegen und verbellt die großen<br />

Zughunde. Die großen Zughunde gehen auf den kleinen<br />

Hund los und beißen diesen. Der Zughundeführer<br />

stürzt und verletzt sich. Nach der momentan überwiegenden<br />

Rechtsprechung würde der Zughundeführer<br />

für die Verletzungen des kleinen Hundes aufkommen<br />

müssen sowie auf seinem eigenen Schaden sitzen<br />

bleiben.<br />

Warum dies so ist, ergibt sich aus den obigen Ausführungen.<br />

Zwar hat der kleine Hund die ursprüngliche<br />

Ursache dafür gesetzt, dass die Zughunde ausgebrochen<br />

sind. Der kleine Hund war aber schon aufgrund<br />

des erheblichen Gewichtsunterschiedes nicht in der<br />

Lage eine konkrete Gefahr für die großen Zughunde<br />

darzustellen. Das Maß seines Gefahrpotentials steht<br />

vernachlässigbar und weit hinter dem Gefahrpotential<br />

der Zughunde.<br />

Im Beispielsfall kamen nur der Zughundeführer selbst<br />

und der kleine Hund zu Schaden. Weitgehend unangenehmer<br />

und weitreichender wäre es natürlich gewesen,<br />

wenn auch noch ein Dritter z. B. ein Kind auf einem<br />

Fahrrad gestürzt und verletzt worden wäre.<br />

Das bedeutet für den Zughundeführer<br />

Es bedeutet, insbesondere bei schneller Fahrt, dass er<br />

besonders vorausschauend seinen Hund oder das<br />

Gespann lenken muss.<br />

Nicht jeder Hundehalter der mit seinem Hund die Fahrt<br />

kreuzt oder stört, ist mit dem Zughundeführer haftbar,<br />

wenn es zu einem Schaden kommt.<br />

Wenn sich der Zughundeführer mit seinem Gespann anderen<br />

Hunden nähert, muss er vorsichtig fahren. Der Zughundeführer<br />

kann nie ausschließen, dass sein Hund bzw. seine<br />

Hunde auf andere Hunde reagieren. Insofern ist es rechtlich<br />

geboten, dass er die Fahrt verlangsamt. Weiß der<br />

Zughundeführer, dass sein Gespann auf andere Hunde reagiert,<br />

muss er sogar anhalten und sein Gespann sichern.<br />

Gleiches gilt, wenn der Zughundeführer das eigene Tier<br />

noch nicht einschätzen kann. Wenn der Zughundeführer<br />

bereits aus der Ferne erkennt, dass der andere Halter seine<br />

Tiere nicht unter Kontrolle hat, sei es dass er zu weit entfernt<br />

ist, oder die anderen Hunde schlichtweg erkennbar<br />

ungehorsam oder ins Spiel vertieft sind, ist es ebenfalls<br />

rechtlich ratsam das Tempo drastisch zu drosseln oder sogar<br />

anzuhalten, um nicht einen Schaden zu provozieren.<br />

Wird das Gespann von einem anderen Hund konkret angegriffen<br />

und es kommt zu einer Rauferei oder der Zughundeführer<br />

wird sogar verletzt, wird es je nach realisiertem<br />

Gefahrpotential zu einer quotalen Schadensaufteilung<br />

kommen.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 25


Begegnungen mit Dritten<br />

Aber auch Begegnungen mit Mitmenschen, egal ob<br />

zu Fuß oder auf dem Fahrrad, verlangen dem Gespannführer<br />

ein besonderes Augenmaß ab.<br />

Grundsätzlich muss der Zughundeführer bei der Ausübung<br />

des Zughunde<strong>sport</strong>es ein besonders hohes Maß<br />

an Sorgfalt bei Begegnungen mit Mitmenschen walten<br />

lassen, da er durch das Tempo und den Zughund ein<br />

erhöhtes Gefahrpotential schafft. Also anders als wenn<br />

er nur alleine mit dem Fahrrad unterwegs wäre. Dies<br />

ergibt sich bereits aus der gesteigerten Begegnungsund<br />

Kollisionsgefahr.<br />

Selbstverständlich müssen auch Fußgänger und Radfahrer<br />

auf den Zughundeführer und sein Gespann<br />

Rücksicht nehmen und sich mit ihm bezüglich der Wegbenutzung<br />

akustisch oder optisch verständigen. Bemerkt<br />

der Gespannführer aber, dass sein Gegenüber<br />

nicht auf ihn reagiert oder abgelenkt ist, dann ist er<br />

rechtlich gehalten, seine Geschwindigkeit zu drosseln<br />

oder sogar anzuhalten. Dies gilt insbesondere auf Wegen<br />

mit geringer Ausweichmöglichkeit oder mit konkreten<br />

Gefahrpotential.<br />

Volle Fahrt mit voller Geschwindigkeit ist also nur in<br />

sogenannten „gefahrneutralen“ Situationen aus rechtlichen<br />

Gesichtspunkten sinnvoll. Gefahrneutral in diesem<br />

Sinne bedeutet, dass der Zughundeführer in der<br />

konkreten Situation und dem von ihm gewählten Weg<br />

bei vorausschauender Fahrweise nicht mit einer Begegnung<br />

oder Kollision rechnen muss. Dies wird nur bei<br />

einsehbaren und breiten Wegstrecken der Fall sein.<br />

Besondere und gesteigerte Rücksichtpflichten ergeben<br />

sich immer dann, wenn das Gespann auf schwächere<br />

Verkehrsteilnehmer, insbesondere Kinder und ältere<br />

Menschen trifft. Der Zughundeführer kann bei diesem<br />

Personenkreis nicht davon ausgehen, dass sich diese<br />

immer situationsgerecht verhalten. Der Zughundeführer<br />

muss insbesondere mit Falsch- und Schreckreaktionen<br />

wie auch mit gesteigerter Unachtsamkeit rechnen.<br />

Auch bei solchen Begegnungen hat der Zughundeführer<br />

seine Fahrt zu verlangsamen bzw. ggf. sogar sein<br />

Gespann zum Stehen zu bringen.<br />

Dieser Beitrag gibt nur einen Auszug der geltenden<br />

aktuellen Rechtslage wieder und erhebt weder einen<br />

Anspruch auf Vollständigkeit, noch ersetzt er eine<br />

rechtsanwaltliche Prüfung der Rechtslage im konkreten<br />

Einzelfall.<br />

26 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Verbände<br />

Übersicht über die Verbände<br />

und Organisation des<br />

Schlittenhunde<strong>sport</strong>s in<br />

Deutschland<br />

Fängt man an sich für den<br />

Zughunde<strong>sport</strong> zu interessieren<br />

trifft man irgendwann<br />

sicherlich auf die<br />

Schlittenhundeszene.<br />

Plant man auf Rennen zu starten und findet irgendwo<br />

eine Rennausschreibung gehen die Fragezeichen<br />

los. Bezeichnungen wie: Regeln nach IFFS, im Namen<br />

des VDSV, reinrassig, offen, ECF, Altersklassen,<br />

Better Mushing, Freischaltung, Musher-ID … verunsichern<br />

jeden Neueinsteiger.<br />

Im Folgenden versuche ich eine grobe Übersicht über<br />

die Struktur in Deutschland und international zu<br />

geben.<br />

Zuerst stellt sich die Frage: welche Rasse hat mein Hund?<br />

Ist es ein sogenannter Reinrassiger oder ein Mischling?<br />

Im Schlittenhundebereich gelten als reinrassig nur die<br />

nordischen Rassen: Sibirian Husky, Grönländer, Malamuten<br />

und Samojeden. Das muss durch FCI Papiere und<br />

Ahnentafel nachgewiesen werden.<br />

Alle andere anderen sind nicht reinrassig und müssen<br />

in den sogenannten „offenen“ Klassen starten.<br />

Die zweite wichtige Frage die sich stellt ist: in welcher<br />

Disziplin möchte ich denn gerne starten? Im canicross<br />

ist die Rasse tatsächlich egal, da sind sich die Verbände<br />

einig. Aber schon beim Bikejöring wird unterschieden<br />

zwischen reinrassig und offen – natürlich nicht bei jedem<br />

Verband-das wäre zu einfach.<br />

Beginnen wir national<br />

VDSV – EIN Verband – offen für ALLE<br />

Der Verband Deutscher Schlittenhunde<strong>sport</strong> Vereine<br />

e.V. wurde mit der Intention einer zukünftigen gemeinsamen<br />

Vertretung des reinrassigen und des nichtreinrassigen<br />

Schlittenhundelagers im März 2008 gegründet.<br />

Nach der inzwischen erfolgten Auflösung der<br />

bisherigen Verbände (AGSD und DSSV) erfasst der<br />

VDSV nun 42 Vereine in ganz Deutschland mit über<br />

1.700 Mitgliedern und ist damit der größte Schlittenhunde<strong>sport</strong>verband<br />

in Mitteleuropa.<br />

Der VDSV ist Mitglied der International Federation of<br />

Sled<strong>dog</strong><strong>sport</strong> (IFSS – www.sled<strong>dog</strong><strong>sport</strong>. net), der European<br />

Sled<strong>dog</strong> Racing Association (ESDRA – www.esdra.<br />

net), und der World Sled<strong>dog</strong> Association (WSA – www.<br />

wsa-sled<strong>dog</strong>.com) und vertritt dadurch die Schlittenhunde<strong>sport</strong>ler<br />

auf internationaler Ebene bei Welt- und<br />

Europameisterschaften. Der VDSV sieht sich aber auch<br />

genauso als Interessenvertreter der Touren- und Freizeit<strong>sport</strong>ler<br />

(siehe homepage des VDSV)<br />

Inzwischen ist der VDSV auch Mitglied in der ECF, der<br />

„European Canicross Federation“<br />

In folgenden Disziplinen werden Meisterschaften über<br />

den VDSV vergeben:<br />

On snow : skijöring, pulka, Gespannklassen<br />

Off snow: canicross, bikejöring, scooter, Gespannklassen<br />

28 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Verbände<br />

Der Verband sieht sich darüber hinaus als Vertreter der 4<br />

anerkannten Rassen der nordischen Hunde (Sibirian Husky,<br />

Malamuts, Samojeden, Grönländer) und den offenen<br />

Klassen (das bedeutet Hunde ohne FCI-Papiere)<br />

Das Regelwerk des Deutschen Verbandes richtet sich in<br />

erster Linie nach den internationalen der IFSS, hinzukommen<br />

u.a. die differenzierte Tierschutzordnung, der Bereich<br />

Better Mushing, die Freischaltungen für Rennen.<br />

Präsident: Jürgen Lüber<br />

Homepage: www.vdsv.de<br />

ECF – Europäische Canicross Federation<br />

Regelt ausschließlich die 1-Hunde<strong>sport</strong>arten Canicross<br />

und Bikejöring. Die Tradition dieser Sportarten<br />

in der ECF sind keine „Randerscheinungen“ oder<br />

„Trainingsmöglichkeiten“ außerhalb der Musherszene,<br />

sondern entwickelte sich aus der Läufer- und<br />

Mountainbikeszene. So gab es bereits 1982 die ersten<br />

Canicross- Rennen in Frankreich.<br />

Jährlich richtet die ECF eine Europameisterschaft in den<br />

beiden Sportarten aus.<br />

Sitz: Belgien<br />

Präsident: Jean Pierre Talbot (Belgien)<br />

Homepage: http://www.cani-cross.eu/website/<br />

WSA – World Sled<strong>dog</strong> Association<br />

WSA ist der Weltverband für reinrassige nordische Hunde<br />

(FCI) und hatte ursprünglich nur ein Regelwerk für<br />

den snow- Bereich.<br />

Sie richten eigene Welt-und Europameisterschaften aus,<br />

an denen nur reinrassige Hunde starten dürfen. Darüber<br />

hinaus können sie auch bei offenen Rennen starten und<br />

haben dort wiederum eine eigene Wertung.<br />

Sitz: Deutschland<br />

Präsident: Arno Steichler<br />

Homepage: www.wsa-sled<strong>dog</strong>.com<br />

IFFS – International Federation of Sled<strong>dog</strong> Sports<br />

Weltverband des Schlittenhunde<strong>sport</strong>s<br />

Vertritt den snow und off snow Bereich und erstellt<br />

Regularien, ebenso Dopingrichtlinien.<br />

IFSS – wichtige Daten<br />

1985 – IFSS is founded by ISDRA and ESDRA<br />

Glenda Walling (USA) is elected President<br />

1987 – IFSS becomes member of GAISF/SportAccord<br />

1990 – 1st World Championships on snow (Sprint and<br />

Ski-Dogs)<br />

1992 – Incorporation of IFSS in the state of Idaho (USA)<br />

1993 – 1st IOC application<br />

1998 – Tim White (USA) is elected President<br />

1999 – 1st World Championships on snow Junior classes<br />

2001 – 1st World Championships Mid Distance (on snow)<br />

2002 – 1st World Championships Dryland<br />

20<strong>03</strong> – 2nd IOC application<br />

2006 – Bengt Ponten (Sweden) is elected President<br />

2007 – 3rd IOC applicationcan<br />

2011 – IFSS becomes member of the International Masters<br />

Game Association (IMGA)<br />

Seit 1990 organisiert IFSS Weltmeisterschaften, die ursprünglich<br />

jedes Jahr, jetzt alle zwei Jahre stattfinden.<br />

Die Europameisterschaften werden vom IFSS / European<br />

Director organisiert.<br />

Insgesamt sind ca 35 Mitgliedsstaaten in der IFSS organisiert.<br />

Der Sitz ist in Brüssel<br />

Präsidentin: Helen Lundberg<br />

Neben diesen Verbänden gibt es noch weitere, wie<br />

die FISTIC, einem Verband für reinrassige nordische<br />

Hunde. Auch sie richten eigene Meisterschaften in verschiedenen<br />

Klassen aus<br />

Der Schlittenhunde<strong>sport</strong> Deutschland e.V. (SSD)<br />

Der SSD e.V. ist der deutsche Dachverband für den<br />

Schlittenhunde<strong>sport</strong> mit reinrassigen Schlittenhunden<br />

nach FCI.<br />

Entstanden ist der SSD e.V. aus einem nationalen Verein.<br />

Er wurde im April 2004 gegründet und hat derzeit 300<br />

Mitglieder.<br />

Er ist Mitglied in der FISTC.<br />

Sitz des Vereins ist Pocking in Bayern.<br />

Zusammengefasst: das ist nur ein grober Überblick über<br />

die Organisation in Deutschland und weltweit. Wer sich<br />

weiter in die Materie einarbeiten möchte, findet jede<br />

Menge Informationen auf den jeweiligen Homepages.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 29


Warm-Up / Cool Down<br />

Vorbeugen ist besser<br />

als nachsehen<br />

„Ziel des Hunde<strong>sport</strong>s<br />

ist die größtmögliche<br />

Harmonie zwischen<br />

Hund und Mensch“<br />

30 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Warm-up / Cool Down<br />

Diese angestrebte Harmonie wird im Laufe der Jahre<br />

manchmal unabsichtlich durch einen falschen Umgang<br />

mit seinem Hund während des Ausübens einer<br />

Sportart gestört, weil aufgrunddessen gesundheitliche<br />

Schäden entstanden sind.<br />

Das Spektrum an Hunde<strong>sport</strong>arten ist groß, jede Sportart<br />

fordert den Organismus auf eine andere Weise und<br />

stellt dementsprechende Belastungen für den Bewegungsapparat<br />

dar.<br />

Sinnvolle Maßnahmen zur Vorbeugung<br />

Um langfristige Schäden zu vermeiden ist ein verantwortungsbewusster<br />

Umgang mit dem Hund wichtig.<br />

Dieser fängt bereits bei der Auswahl der Sportart<br />

an, denn hierbei ist mehr zu bedenken als die eigenen<br />

Vorlieben: Alter, Temperament, Körperbau sowie die<br />

allgemeine Leistungsfähigkeit spielen genauso eine<br />

Rolle wie die Veranlagung des Hundes.<br />

Hat man sich für eine Sportart entschieden, sollte man<br />

sich die dafür benötigten Grundtechniken aneignen:<br />

während beim Agility beispielsweise die richtige Führtechnik<br />

von großer Bedeutung für das gesundheitliche<br />

Wohl der Vierbeiner ist, muss man beim Frisbee oder<br />

auch Ballspielen ein besonderes Augenmerk auf eine<br />

vernünftige Wurftechnik legen.<br />

Ein gut strukturierter Trainingsaufbau, welcher u.a. die<br />

Koordination genauso schult wie Beweglichkeit und<br />

Ausdauer, hat im heutigen Hunde<strong>sport</strong> immer noch einen<br />

untergeordneten Stellenwert, wobei leider nicht<br />

bedacht wird, dass wenn der Körper müde ist, die Konzentration<br />

genauso nachlässt wie die Koordinationsfähigkeit<br />

und beides führt dazu, dass die Verletzungsgefahr<br />

enorm ansteigt.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 31


Warm-Up / Cool Down<br />

Ein weit verbreiteter Fehler ist die Überforderung vieler<br />

Hunde durch das Ausüben mehrerer Sportarten zugleich,<br />

besser wäre es sich auf ein bis zwei zu konzentrieren<br />

und sich mit diesen dann intensiv zu beschäftigen.<br />

Mindestens genauso wichtig ist es, dem Hund ein Ausgleichsprogramm<br />

zu bieten, bei dem er runterfahren<br />

kann, denn bei all dem Spaß, den der Hunde<strong>sport</strong> bieten<br />

kann, bedeutet Hunde<strong>sport</strong> auch immer Stress, der<br />

nicht zu unterschätzen ist.<br />

In der Dog & Sport <strong>Ausgabe</strong> vom September 2013 wurde<br />

bereits dargelegt, warum ein gezieltes Auf-/ und<br />

Abwärmen von essentieller Bedeutung ist, in dieser<br />

nehmen wir uns als Beispiel<strong>sport</strong> das von vielen geliebte<br />

Agility und gehen auf einige Übungen spezieller ein.<br />

Was ist bei der Auswahl zu beachten?<br />

Um Übungen auswählen zu können, muss man sich zunächst<br />

Gedanken über die besonderen Belastungsmomente<br />

der jeweiligen Sportart machen. Bei unserem<br />

Übungsbeispiel wären das u.a. die Sprünge und der<br />

Slalom.<br />

Während einer Trainingseinheit müssen Hunde im Schnitt<br />

80-100 Sprünge absolvieren, hierbei werden beim Absprung<br />

Hüfte, Knie und Sprunggelenk und beim Aufkommen<br />

Schulter, Ellenbogen und Carpalgelenk belastet. Zudem<br />

kommt es bei jeder Landung in Kombination mit einer<br />

Drehung zu enormen Scherkräften auf die Wirbelsäule.<br />

Eine besondere Belastung für den Bewegungsapparat stellt<br />

zudem der Slalom dar, denn dafür ist eine starke Biegung<br />

der Wirbelsäule vonnöten. Je nach Technik erfährt außerdem<br />

die Vorderhand eine starke Beanspruchung.<br />

Übungen für die Wirbelsäule<br />

Aufgrund dieser Belastungen ist es angebracht die<br />

Wirbelsäulenmuskulatur in das Aufwärmprogramm<br />

miteinzubeziehen. Hierfür geeignet sind z.B.<br />

Kreise in beide Richtungen, Slalom durch die Beine<br />

oder 8er laufen.<br />

32 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Warm-up / Cool Down<br />

Z<br />

usätzlich ist es ratsam den Hund sich gezielt strecken<br />

und ihn für einige Sekunden in dieser Position<br />

verharren zu lassen.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 33


Warm-Up / Cool Down<br />

Auch eine Rumpfseitneigung nach beiden Seiten der<br />

Wirbelsäule ist hilfreich.<br />

Übungen für die Hinterhand<br />

Mithilfe von Hinterbeinstand wird die Hinterhand<br />

des Hundes auf die bevorstehende Belastung genauso<br />

vorbereitet wie mit gezielten Transferübungen.<br />

Während sich der Hund beim Hinterbeinstand auf die<br />

Hinterbeine stellt und die Vorderpfoten dabei beim<br />

Menschen abstützt, wird er bei den Transferübungen<br />

vom Sitz ins Platz sowie vom Platz ins Steh und Sitz ins<br />

Steh geschickt und umgekehrt. Der Hund sollte hierbei<br />

möglichst auf der gleichen Stelle bleiben.<br />

Übungen für die Reaktionsgeschwindigkeit<br />

Wenn man mit Übungen die zentralen Strukturen<br />

aktiviert, dann führt dies zu einer gesteigerten<br />

Aufmerksamkeit, was sich wiederum positiv auf die Koordination<br />

sowie Präzision motorischer Handlungen<br />

auswirkt. Reaktionsspiele beispielsweise mit einem<br />

Dummy sind hierfür gut geeignet.<br />

34 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Tierschutz und Zughunde<strong>sport</strong><br />

36 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

Meine Tierschutzhunde<br />

werden Zughunde oder<br />

unser Weg zum Glück<br />

Rückblende, es ist Frühjahr<br />

2011, ich bin wieder auf<br />

einigen Nothundeseiten<br />

unterwegs. Eigentlich hatte<br />

ich es mir verboten, wohnten<br />

doch bei uns bereits 4<br />

Tierschutzhunde. Ein junger<br />

Pointer sprang mir dabei<br />

ins Auge. Der Bube kam<br />

aus Spanien, war zu diesem<br />

Zeitpunkt knapp 1,5<br />

Jahre alt und überforderte<br />

sein Pflegefrauchen so<br />

sehr, dass sie nach 2 Wochen<br />

aufgab und der Verein<br />

dringend einen neuen<br />

Platz suchte. Also kam er<br />

zu uns zur „Pflege“.


Tierschutz und Zughunde<strong>sport</strong><br />

Weber, so tauften wir ihn, kannte nur eine Einstellung<br />

und die hieß „on“. Er hatte vor allem eins im<br />

Kopf und das war rennen, rennen und nochmals rennen.<br />

Ständig stand er unter Strom. Spaziergänge waren<br />

ein echter Höllenritt. Ein bisschen konnte ich verstehen,<br />

warum die erste Pflegestelle aufgab. Nie ging<br />

es ihm schnell genug und er zerrte mich wie ein Ochse<br />

von A nach B. Aufgrund seines Jagdtriebes konnte ich<br />

ihn aber nicht einfach so des Weges rennen lassen,<br />

denn einmal von der Leine und er war nur noch ein<br />

Pünktchen am Horizont. Irgendwo hatte ich mal gelesen,<br />

man muss nur so schnell laufen wie der Hund,<br />

dann ist das mit dem ziehen auch nicht so schlimm.<br />

Also begann ich mit ihm zusammen zu rennen. Anfangs<br />

war das jedoch mehr schlecht als recht. Webers<br />

Ausdauer und Geschwindigkeit übertrafen mich doch<br />

um einiges. Viel lieber wäre ich daher mit ihm Rad gefahren,<br />

aber ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt nicht<br />

vorstellen, wie ich solch einen Wildfang mit Leine am<br />

Bike führen sollte. Ich hatte zwar schon von Zughunde<strong>sport</strong><br />

gehört, aber das war für mich Schlittenhunde<strong>sport</strong><br />

den man mit Huskies oder ähnlichen Rassen betreibt,<br />

aber doch nicht mit einem Pointer.<br />

Bekanntlich lernt man jedoch nie aus und die große<br />

weite Welt des Internets lehrte mich dann auch eines<br />

besseren. Gerade der Pointer ist im Zughunde<strong>sport</strong><br />

durchaus beheimatet. Sie werden sogar extra eingekreuzt.<br />

Es war eine regelrechte Entdeckertour für mich.<br />

Ich lernte die Sportarten Canicross, Bikejöring, und<br />

Dogscootering kennen. Fand heraus, dass es sogar<br />

Wettkämpfe gibt, national und international. Wie<br />

konnte ich denn davon vorher nie etwas gehört<br />

haben?<br />

Eine ganz neue Welt und wir tauchten ein<br />

Als erstes ging es mit dem Kommandotraining los.<br />

Bei jedem Abbiegen wurde ab sofort entweder ein<br />

„rechts“ oder „links“ hinzugefügt. Dabei konnte ich<br />

toll feststellen, wie unterschiedlich unsere Hunde etwas<br />

lernen und umsetzen. Unsere kleine Zicke Lilly, sie<br />

hat im Rudel die Hosen an, hatte das alles ganz schnell<br />

raus und war voller Eifer immer voraus. Weber dagegen<br />

klemmte sich einfach an sie dran und lief ihr mehr<br />

oder weniger blind hinterher. Mittlerweile kann er es<br />

aber auch selbständig. Er schaut allerdings auch oft zu<br />

mir zurück und vergewissert sich, ob ich auch wirklich<br />

dieses links oder doch das andere links meine. Die große<br />

Überraschung war für mich aber mein kleiner, erziehungsresistenter<br />

Rauhaarpodi Lehmann. Allein für<br />

„Sitz“ sind Wochen ins Land gegangen, „rechts“ und<br />

„links“ dagegen war innerhalb kürzester Zeit drin. Ich<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 37


Tierschutz und Zughunde<strong>sport</strong><br />

schätze das liegt daran, dass er diese Kommandos im<br />

Vergleich zu manch anderen auch selbst für sinnvoll erachtet.<br />

Bei Podencos sagt man ja nicht umsonst sie wären<br />

eine Mischung aus Hund, Katze und Philosoph.<br />

Weiterhin gab bzw. gibt es bei uns noch die Kommandos<br />

„go“, „langsam“ und „stop“, wobei wir an den<br />

beiden letzteren auch heute immer noch üben. Wenn<br />

die Fuhre einmal rollt, dann wollen sie laufen und langsam<br />

geht schon mal gar nicht, es könnte ja ein Häslein<br />

oder Rehlein hinter der nächsten Kreuzung auf uns<br />

warten.<br />

Im Frühjahr 2012 waren wir dann endlich auch soweit<br />

und das Bike kam zum Einsatz. Die ersten Male spannte<br />

ich Lilly und Weber noch zusammen vor, weil ich mir<br />

bei Weber nicht sicher war, ob er das mit dem Abbiegen<br />

auch wirklich verstanden hatte. Nur leider passten<br />

die beiden geschwindigkeitstechnisch nicht zusammen.<br />

Klein-Lilly musste quasi fast um ihr Leben rennen, um<br />

mit Weber mithalten zu können. Also musste Weber<br />

alleine ran und siehe da, er rannte als hätte er nie etwas<br />

anderes gemacht. Spaziergänger, andere Hunde,<br />

Reiter etc. werden quasi kaum beachtet. Er läuft wie an<br />

der Schnur gezogen an allen vorbei. Nur bei anderen<br />

Bikern und Wildsichtungen geht seine Jagdleidenschaft<br />

etwas mit ihm durch. Er schiebt dann nochmal<br />

ordentlich an, bleibt aber immer brav auf den Wegen.<br />

Er versteht sein Geschäft. Wieder war eine Hürde genommen,<br />

das nächste Ziel konnte gesteckt werden.<br />

38 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Tierschutz und Zughunde<strong>sport</strong><br />

Die erste Wettkampfteilnahme.<br />

Dafür hatten wir uns die Canicross-Veranstaltung in<br />

Nettetal im Oktober 2012 ausgesucht. Eine Premiere<br />

für beide Seiten, denn es war nicht nur unser erstes<br />

Rennen sondern auch die erste Rennveranstaltung der<br />

Canicross-Truppe-NRW. Ein dickes Lob gibt es auch heute<br />

noch von mir für diese Veranstaltung. Es war so<br />

schön, auch wenn ich bei km 4 noch zu mir gesagt<br />

habe, „das mache ich nie wieder, das ist mir viel zu anstrengend“.<br />

Der Schweiß und die Anstrengung sind<br />

aber bereits im Ziel nebensächlich, wenn man das Lachen<br />

und die Freude der Hunde in ihren Gesichtern<br />

sieht. Was tut man nicht alles für das geliebte Tier. Zwei<br />

Wochen später bei dem Rennen in Bielefeld-Senne<br />

hieß es daher gleich schon wieder „go, Weber go“.<br />

Und Weber ist gegangen. Diesmal mit mir und Bike im<br />

Schlepptau. Resultat: 3. Platz!<br />

Spätestens hier war es gänzlich um uns geschehen und<br />

wir waren vom Virus Zughunde<strong>sport</strong> endgültig<br />

infiziert.<br />

Neben all dem Spaß und der Freude an dem Sport betrübt<br />

mich aber auch immer wieder das Wissen um all<br />

die vielen Hunde die im Elend festsitzen. Im Dezember<br />

2012 fassten wir daher den Entschluss, wieder einen<br />

neuen Pflegeversuch zu starten. Die Wunden waren geleckt,<br />

Weber in die richtige Bahn gebracht, der Nächste<br />

durfte kommen. Diesmal legte ich die Messlatte noch<br />

etwas höher. Ein Hundekind sollte es sein, in der Annahme,<br />

dass die doch schnell ein Zuhause finden.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 39


Tierschutz und Zughunde<strong>sport</strong><br />

Die Rechnung hatten wir allerdings ohne den Wirt gemacht.<br />

Es interessierte sich kein Mensch für den kleinen<br />

Kerl. Dabei hätte ich ihn in den ersten 8 Wochen nur zu<br />

gerne vermittelt. So ein Zwerg ist nämlich verdammt<br />

anstrengend. Stand bei Weber noch rennen, rennen,<br />

rennen an erster Stelle war es hier spielen, spielen und<br />

nochmals spielen. Und hatte man mal keine Lust oder<br />

keine Zeit zum Spielen wurde eben was kaputt gemacht.<br />

Nur gut, dass Onkel Weber sich meist hingebungsvoll<br />

opferte. Ich verzeichnete das als eine Art<br />

Payback.<br />

Ja und was soll ich sagen, es kam dann wie es kommen<br />

musste. Paul zog auch nicht mehr aus. Im Alter von<br />

nicht mal 6 Monaten zog er schon wie Bolle an der Leine<br />

und vor meinem geistigen Auge spulten sich kleine Filmchen<br />

ab, wie ich mit Weber und Paul vor dem Bike oder<br />

Scooter durch die Landschaft sause. Vom Virus Zughunde<strong>sport</strong><br />

befreit man sich nicht mehr so schnell.<br />

40 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Tierschutz und Zughunde<strong>sport</strong><br />

Heute, Sommer <strong>2014</strong>.<br />

Heute bin ich täglich mit meinem Rudel von 6 Hunden<br />

meist laufend unterwegs. Weber und Paul ziehen<br />

mich, Lilly zieht Lehmann und Lotte und Maito laufen frei<br />

nebenher. In der gleichen Konstellation sind wir auch mit<br />

dem Scooter unterwegs. Manchmal darf Lilly auch als<br />

Hase vorne weg und Weber, Paul und ich rasen mit dem<br />

Bike hinterher. Auf diversen Rennveranstaltungen sind<br />

wir mittlerweile ebenfalls mit aller Regelmäßigkeit<br />

anzutreffen.<br />

Fazit<br />

Der Einstieg in den Zughunde<strong>sport</strong> war unser Weg zum<br />

Glück. Für jagdlich sehr ambitionierte Hunde ist es<br />

eine prima Auslastung und vertreibt das schlechte Gewissen,<br />

dass die Hunde viel an der Leine geführt werden<br />

müssen. Darüber hinaus entwickelt sich eine wunderbare<br />

Beziehung zwischen Mensch und Hund, aber auch zwischen<br />

Hund und Hund. Lilly mochte Weber anfangs überhaupt<br />

nicht leiden. Weber dufte das erste Jahr in ihrer<br />

Nähe atmen und das auch nur ganz flach. Nachdem die<br />

beiden aber konsequent zusammen vorweg liefen und<br />

wir uns regelmäßig gemeinsam auspowerten entstand<br />

auch zwischen den Beiden eine starke Bindung. Lilly vergöttert<br />

ihn sogar mittlerweile und ich führe das nicht nur<br />

auf Webers Äußeres zurück. Last but not least, Frauchen<br />

hat ebenfalls sehr viel Spaß an diesem Sport und wo sonst<br />

kann man sich mit einem Rudel Hunde so Zuhause fühlen?<br />

Gerade die Zughunde<strong>sport</strong>ler leben ganz nach dem<br />

Motto „Dogs are like potato chips. You can`t have just<br />

one“. Ein schöne Welt und wenn sie ein paar armen Hundeseelen<br />

ein neues Zuhause bringen kann umso Schöner.<br />

© Pia Rube<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 41


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www.hundeschlitten.at<br />

by Markus Rotter<br />

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zusammen, die sich, genauso wie wir, ständig weiterentwickeln.<br />

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Kurvenverhalten bieten.<br />

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Schlittensackfarben gewählt werden.<br />

42 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Taina<br />

© Per Sverre Simonsen<br />

Taina Teräs<br />

mein Weg zurück ins Leben<br />

Der Anfang meiner Karriere<br />

als Hundeschlittenführerin<br />

liegt viele Jahre zurück. In<br />

den frühen neunziger<br />

Jahren war ich Mitglied der<br />

schwedischen Nationalmannschaft<br />

und trat in der<br />

Klasse mit 8 Hunden an.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 43


Im Jahre 1996 erlitt ich beim Fahren meines Teams einen<br />

Unfall. Ich stürzte und verletzte mir den Rücken<br />

mit der Folge, dass meine beiden Beine ab der Taille<br />

gelähmt sind.<br />

Die Zeit danach<br />

© Per Sverre Simonsen<br />

Die erste Zeit war schwierig, und ich litt an Depressionen.<br />

Ich versuchte es mit einigen Behinderten<strong>sport</strong>arten,<br />

fand aber nirgends die Begeisterung und Befriedigung,<br />

die mir der Schlittenhunde<strong>sport</strong> verschafft hatte.<br />

Dann gab mir ein sehr guter Musher und lieber Freund<br />

eines Tages einen Welpen mit den Worten, “Taina, es<br />

wird Zeit, dass Du aufhörst, dich selbst zu bemitleiden.<br />

Kümmere dich lieber um den Welpen!”.<br />

Das zweite Leben<br />

Das war der Beginn meiner neuen Musher-Karriere.<br />

Der Name des Welpen war Flexvyas Quest. Ich taufte<br />

ihn um auf Qul (Freude). Qul und ich hatten viel<br />

Spaß in den Straßen von Umeå. Qul zog meinen Rollstuhl<br />

schneller als die Jungen auf ihren Fahrrädern fuhren.<br />

Und natürlich lieferten wir uns mit den Jungs jede<br />

Menge gute Rennen.<br />

Dann wurde es Winter, und ich wollte zurück auf die<br />

Schneepisten. Also lieh ich mir einen nordischen Paraski<br />

von einer örtlichen Behindertenorganisation. Damit<br />

kehrten wir auf die Schneepisten zurück, ich, Qul und<br />

der Paraski. Als es das erste Mal bergab ging, während<br />

Qul mich zog, bemerkte ich, dass etwas fehlte. KEINE<br />

BREMSEN! Ich flog Kopf voran in einen Schneehaufen<br />

und fühlte mich so hilflos.<br />

44 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Taina<br />

© Per Sverre Simonsen<br />

Mein nächstes Projekt war, auf beiden Seiten Bremsen<br />

einzubauen und den Schlitten breiter zu bekommen.<br />

Der nordische Paraski ist für schmale Loipen konstruiert.<br />

Dadurch kippt der Schlitten sehr leicht um.<br />

Ich nannte meinen neuen Schlitten DOGSKI. Er funktionierte<br />

erheblich besser. Wir nahmen sogar an einem<br />

Hundeschlittenrennen namens Vindelälvdraget teil. Es<br />

war FANTASTISCH! Ich war wieder im Rennen. Wir wurden<br />

7. von 32 Mushern in meiner Klasse. Ich war so<br />

stolz! Qul war der Beste! Er war der beste Arzt und die<br />

beste Medizin. Mit ihm kehrten meine Lebensgeister<br />

zurück.<br />

Heute lebe ich wieder auf dem Land. Ich trainiere 16<br />

Hunde und züchte ein wenig. Mein Ziel ist, ein Gewinnerteam<br />

mit 8 Hunden aufzubauen.<br />

Ich kann mein 8-Hunde-Team bei Rennen nicht selbst<br />

fahren, darum fahren andere Musher meine Hunde bei<br />

den Rennen. Wir sind drei Mal schwedische Meister geworden<br />

und haben auf den Europameisterschaften in<br />

der Klasse für 8 Hunde die Silbermedaille gewonnen.<br />

Natürlich möchte ich mein eigenes Team fahren können.<br />

Diesen Winter durfte ich zum ersten Mal in der<br />

Klasse für 4 Hunde antreten. Ich hoffe, dass in naher<br />

Zukunft auch andere Behinderte an Wettbewerben<br />

teilnehmen können. Und ich bin immer noch dabei, einen<br />

perfekten Schlitten für adaptives Hundeschlittenfahren<br />

zu entwickeln, für die Freizeit und für Rennen.<br />

Ich möchte auch andere Behinderte darüber informieren,<br />

was das Hundeschlittenfahren einem geben kann.<br />

Mir hat es mit Sicherheit mein Leben zurückgebracht.<br />

DANKE QUL!<br />

powerd by TOPDOG<br />

Aus dem Englischen von:<br />

http://uebersetzungsbuero-langhaeuser.de/<br />

© Carl-Johan Waller<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 45


Montse<br />

Montse Claverol<br />

Adaptive Mushing<br />

Ich habe seit 1999 mit dem<br />

Schlittenhunde<strong>sport</strong> zu<br />

tun. Damals bekam ich einen<br />

Job beim Pirena Hundeschlittenrennen<br />

in den<br />

Pyrenäen im Norden<br />

Spaniens.<br />

Montse Claverol - Pirena 2012<br />

© Joan Farré<br />

46 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Montse<br />

Am Pirena-Rennen haben schon immer Behinderte<br />

teilgenommen, jedes Jahr ein oder zwei, die einen<br />

Schlitten fuhren oder einfach bei einer Tour im Schlitten<br />

saßen und zwei Wochen Spaß hatten, aber nicht<br />

das ganze Jahr über als Musher aktiv waren.<br />

Wie alles begann<br />

Im Jahre 2010 begann ich meine Karriere als Musher,<br />

und ein paar Jahre später traf ich Taina und war beeindruckt<br />

von ihrer Art der Hundeführung. Etwas passierte<br />

in meinem Kopf, und die adaptierte Schlittenhundeführung<br />

rückte in mein Bewusstsein.<br />

Und eine Frage drängte sich auf: Wieso konnte ich in<br />

all den Jahren, seit ich die erste getroffen habe, nie<br />

wieder jemanden finden, nur Taina? Also nahm ich<br />

Kontakt mit ihr auf und fragte sie, warum nur so wenige<br />

Behinderte teilnahmen. Und ob die Möglichkeit bestünde,<br />

im Rahmen eines diesbezüglichen Projekts zusammenzuarbeiten:<br />

der Entwicklung einer adaptierten<br />

Mushing-Methodik und von Ausrüstungsgegenständen,<br />

die jedem Behinderten die Möglichkeit der Teilnahme<br />

verschaffen sollten.<br />

Eine gemeinsame Aufgabe<br />

Ich bin selbst auf hundegestützte Therapien spezialisiert,<br />

daher weiß ich sehr gut, auf wie vielfältige Weise<br />

Hunde helfen können. Sport ist eine weitere Möglichkeit,<br />

die den unterschiedlichsten Leuten helfen<br />

kann, wenn sie ihn ausüben, physisch wie emotional.<br />

Also warum nicht alles zusammenbringen und alle Vorteile<br />

nutzen, die ein Hund beisteuern kann?<br />

Sport in Form von Schlittenhundeführung in der Natur,<br />

die Arbeit im Team, das gemeinsame Erlebnis mit einem<br />

Freund. Wie es Taina beschreibt. Qul hat ihr ihren<br />

Mut zurückgegeben, sie hatte Depressionen, ist aber<br />

ins Leben zurückgekehrt... das ist das Wundervolle, das<br />

durch das adaptive Mushing erreicht werden kann. Mit<br />

einem Hund ist alles so viel leichter, es ist ein solcher<br />

Anreiz, aktiv zu werden, gefühlsmäßig erlangt man<br />

Stärke und Lebensfreude zurück, und man geht nicht<br />

einfach spazieren, man hat Freude daran, mit seinem<br />

Hund einen Sport auszuüben und zusammenzuarbeiten,<br />

man wird selbstsicherer, und beide sind glücklich,<br />

vollständig, zurück im Leben. Ehrlich gesagt, das funktioniert<br />

bei jedem.<br />

Und wir waren beide überrascht, dass wir das gleiche<br />

Ziel verfolgen, also – lasst es uns anpacken!<br />

Das gemeinsame Ziel<br />

Die ersten Schritte sind bereits getan, die Entwicklung<br />

einer Methodik, es jedem beizubringen, auch<br />

wenn der Betreffende keine Erfahrung mit Hundeschlitten<br />

oder Hunden hat.<br />

Adaptiertes Mushing ist ein Projekt, das Behinderten<br />

wie Taina die Chance bieten soll, den Traum vom<br />

Zughunde<strong>sport</strong> wahr werden zu lassen. Auf festem Boden<br />

oder im Schnee. Im Moment entwickeln wir verschiedene<br />

technische und Sicherheitselemente für Rollstühle<br />

und arbeiten an der Konstruktion eines<br />

geeigneten und leicht zu handhabenden Schlittens,<br />

und wir versuchen, einen günstigen Preis zu erzielen,<br />

damit jeder ihn sich leisten kann. Es existiert bereits einiges<br />

an Material, das das Ausüben ermöglicht, es muss<br />

jedoch noch umgestaltet werden, um sicherer und praxistauglicher<br />

für behinderte Musher zu werden.<br />

Die nächsten Schritte sind eingeleitet, das Ziel ist, so<br />

viele Leute wie möglich zu erreichen und alle Verbände<br />

in die Einbindung von Behinderten in ihre Aufgabenstellung<br />

und in ihre Rennen einzubeziehen. Es gibt also<br />

noch viel zu tun, aber wir bleiben dran.<br />

Aus dem Englischen von: http://uebersetzungsbuero-langhaeuser.de/<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 47

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