Kolpingmagazin 11-12 2015

JUNGE ERWACHSENE
Gewaltblocker Frieden
Anders als bei Kopfweh kann man ein Land nicht einfach
mit Schmerzblockern von Leid befreien. Eine
schnelle, unkomplizierte Lösung gibt es nicht. Doch
das ist auch nicht das Ziel der Jahresaktion von Kolping
und Adveniat. Symptome und Ursachen von Gewalt
sollen nachhaltig bekämpft werden.
TEXT: Lea Albring
es dunkel wird, geht man am besten
nicht mehr alleine auf die Straße“, sagt Sabrina
„Sobald
Trost. „Und ja, ich wurde auch mal überfallen.
Aber wenn man immer nur diese Sachen betont, dann
zeichnet man ein echtes Zerrbild von Kolumbien.“ Und
Sabrina weiß, wovon sie spricht: Die heute 27-Jährige
war ein Jahr lang in Bogotá, wo sie ihren Weltwärts-Freiwilligendienst
geleistet hat. „Was ich immer viel stärker
wahrgenommen habe, das ist der Drang nach Frieden
im Land.“ 2012, so erzählt sie weiter, habe es vor Weihnachten
erstmals eine Vereinbarung zwischen den Bürgerkriegsparteien,
also der linken FARC, den rechten
Paramilitärs und dem Militär gegeben, die Waffen nieder
zu legen. „Das ganze Land hat aufgeatmet, das war
schon etwas sehr besonderes.“ Schon 2012/2013, als
Sabrina bei Kolping Colombia in Bogotá gearbeitet hat,
„gab es diesen Riesendrang nach Frieden im Land.“
Nun, über zwei Jahre später, stehen die Zeichen für einen
nachhaltigen Friedensprozess so gut wie nie zuvor:
Ende September einigten sich Präsident Juan Manuel
Santos und die Guerillaorganisation FARC auf einen juristischen
Rahmen für die Aufarbeitung des jahrzehntelangen
Bürgerkriegs. Seit über 50 Jahren gibt es immer
wieder blutige Auseinandersetzungen in dem südamerikanischen
Land. Der nun angestoßene Friedensprozess
sieht Amnestie für politisch motivierte Straftaten vor,
Fotos: picture alliance / dpa / Mauricio Duenas Castaneda, Stefanie Böing, Adveniat, privat
18 KOLPINGMAGAZIN NOVEMBER–DEZEMBER 2015