12_LB176.pdf - Lübeckische Blätter
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Künstlergeburtstag<br />
„Papallona de l’anima“ (Schmetterling der Seele), 2010.<br />
47 x 65 cm aus der aktuellen Serie „el microcosmos“<br />
Türen, er ist allen zugänglich. Darüber hinaus<br />
ist er ein ökologisches Paradies, das<br />
auch für die Ernährung sorgt. Einst Distelfeld<br />
vor la Floresta, eröffnet sich jetzt eine<br />
blühende Oase: wilde Lilien duften, wuchern,<br />
bilden blaue Blütenteppiche. Die<br />
Wege sind uneben, führen immer wieder<br />
in unterschiedlich geformte Labyrinthe,<br />
die über zielgerichtete Bewegung zur Einkehr<br />
nach Innen zum Zentrum leiten. „In<br />
der Spirale entdecke ich den Ursprung allen<br />
Lebens, viele Keime entwickeln sich<br />
in dieser Form“ (Edith Schaar).<br />
Aus Steinen, Gefundenem, Porzellanscherben,<br />
antiken Kacheln werden<br />
geschwungene Pfade und markierende<br />
Plastiken geschaffen. „Das Gehen darauf<br />
erfrischt den Menschen, wenn alles eben<br />
und bequem ist, ermüdet die Lebenskraft.<br />
Viele Mischkulturen begegnen sich, die<br />
Kunstobjekte umwinden sie, sie geben<br />
ihre Farbenpracht zu den Farben meiner<br />
Intuitionen“, (Edith Schaar). Bemalte<br />
Türobjekte, die farbig Gewebtes wie In-<br />
tarsien tragen, bilden<br />
Schatten vor Winden.<br />
Samtener Rost und<br />
glänzende Goldtöne<br />
erstrahlen in der Patina<br />
der Vergangenheit.<br />
Wasser plätschert viel<br />
erzählend und sprudelt<br />
den ganzen Tag, ab<br />
und zu singt die Nachtigall.<br />
„Mein Brunnen<br />
gab dem Land Leben“,<br />
berichtet Edith Schaar.<br />
Das Wasserbecken mit<br />
seinen überfließenden,<br />
ausschwingenden<br />
blauen Formen, ist zur Wasserquelle hin<br />
mit Spiralen, Labyrinthen und fröhlichem<br />
Kleingetier in Weiß ausgemalt. Die Wasserquelle<br />
ist als Thron geformt und trägt<br />
den Text: „Sie könnten kommen ihn zu<br />
erhellen bis er nur Lichtweg ist und nichts<br />
mehr geheim. G. Grass.“ – Vor dem Hauseingang<br />
steht eine erfrischende Erinnerungsskulptur<br />
vom Sperrmüll Lübeck:<br />
Eine alte Milchkanne, die mit vielen alten,<br />
aber funktionierenden Wasserhähnen versehen<br />
ist, in himmlischstem Hellblau mit<br />
weißen Lichtflecken angemalt und sich so<br />
umgewandelt als „Wasserrauschen“ darstellt.<br />
Neben der heiteren Bläue dieser Skulptur,<br />
gibt es einen Teppich „Les Garroffes“,<br />
der wie ein heiteres Kreuz in der Farbe<br />
Rot mit allen möglichen Assoziationen<br />
eine Spur von Lübeck nach La Floresta<br />
zieht. Er hing einst im Treppenhaus der<br />
Werkkunstschule in Lübeck, als wollenes,<br />
gewebtes, urwüchsiges Rot in weicher,<br />
fallender Machtfülle. Was war aus ihm<br />
geworden? Erst zögerlich erzählte Edith<br />
Schaar seine Kunstgeschichte. Nach der<br />
Ausstellung in eine Kiste gelagert wurde<br />
er zum Fraß der Motten und von anderem<br />
Getier. Bei Öffnung des Deckels war<br />
klar, Entsorgung ist angesagt. Nicht so für<br />
Edith Schaar. Sie nahm ihn mit nach La<br />
Floresta, behandelte ihn mehrere Jahre<br />
mit Neen, einer biologische „Antibabypille“<br />
für Motten und ähnliche Brut.<br />
„Phoenix“. Teppich im Pou de gel in La<br />
Floresta (Detail)<br />
Jedenfalls wurde der gesundete Rest<br />
wieder aufgearbeitet und feierte Wiederauferstehung<br />
in Ausstellungen in Spanien.<br />
Als Teppich-Objekt wurde er in einer Cabania<br />
La Floresta als Hommage „Algarobba“<br />
gefeiert. In vielen Rottönungen hing<br />
er von der steinernen Decke in Bahnen,<br />
Streifen, Ketten, Zöpfen und Quasten herunter.<br />
Eine geordnete Präsentation, die<br />
Edith Schaar im filmischen Ablauf als Modell der Kunst mit dem Mittelteil des Teppichs „Les garrofes“ (Algarobba)<br />
(Fotos: R. Siewert)<br />
200 <strong>Lübeckische</strong> <strong>Blätter</strong> 2011/<strong>12</strong>