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Ausbildung zum Gemeindedolmetscher (w/m) läuft - Gesundheit ...

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Aus dem Inhalt<br />

Personalien ..............................2<br />

Gesunde Bundespolitik? ..........3<br />

Bewegung in Berlin ..................6<br />

Kinder und Jugendliche ...........10<br />

Altern und <strong>Gesundheit</strong> ............13<br />

Soziale, gesunde Stadt ...........15<br />

Betriebliche<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung ............18<br />

Suchtprävention .....................21<br />

Patienteninteressen ...............22<br />

Veranstaltungen / Termine ....27<br />

Info<br />

<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />

Landesarbeitsgemeinschaft<br />

für <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung soll den <strong>Gesundheit</strong>szustand<br />

der Menschen verbessern und<br />

insbesondere <strong>zum</strong> Abbau ungleicher <strong>Gesundheit</strong>schancen<br />

beitragen – heißt es seit<br />

nunmehr drei Jahren im Sozialgesetzbuch.<br />

Doch bislang fehlt es an wissenschaftlichen<br />

Konzepten und praktischen Erfahrungen,<br />

wie dieser Anspruch umgesetzt werden<br />

kann. Um hier Erfahrungswissen zusammenzutragen,<br />

wurde von <strong>Gesundheit</strong> Berlin<br />

e.V. im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung im Herbst eine<br />

breite Erhebung durchgeführt.<br />

Nun liegen umfangreiche Projektbeschreibungen<br />

von Angeboten und Projekten der<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung in ganz Deutschland<br />

vor. Ende Januar konnten die Daten in Köln<br />

der BZgA-Direktorin Elisabeth Pott und dem<br />

wissenschaftlichen Beirat der BZgA vorgestellt<br />

werden. Die Erhebung zeigt schon auf<br />

den ersten Blick, dass eine soziallagenbezogene<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung in Deutschland<br />

möglich und sinnvoll ist. Die Daten eröffnen<br />

zudem umfassende Möglichkeiten der Auswertung,<br />

welche Strategien, Zielgruppen, Finanzierungen,<br />

Akteure, Träger, Kooperationen<br />

besonders tragfähig sind, aber auch<br />

welche Schwierigkeiten bestehen.<br />

Und schließlich bietet sich zukünftig eine<br />

Übersicht zur <strong>Gesundheit</strong>sförderung in<br />

Deutschland in einer „lebendigen Daten-<br />

Dienst<br />

1<br />

bank“ unter<br />

www.datenbank-gesundheitsprojekte.de.<br />

Eine lebendige Plattform war auch der bislang<br />

größte Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong><br />

in der Charité: Fast 1.000 <strong>Gesundheit</strong>sförderer<br />

haben sich getroffen und über die<br />

Weiterentwicklung des solidarischen <strong>Gesundheit</strong>ssystems<br />

gestritten.<br />

Ein „Kind“ des Armutskongresses, der Gemeindedolmetschdienst<br />

Berlin, ist unterdessen<br />

im Januar an den Start gegangen:<br />

30 Migrantinnen und Migranten aus fünf<br />

Kulturkreisen werden hier in einem ersten<br />

<strong>Ausbildung</strong>sgang als Sprachmittler in <strong>Gesundheit</strong>s-<br />

und Sozialeinrichtungen ausgebildet.<br />

Eine weitere wichtige Diskussion des<br />

Armutskongresses: Gibt es eine evidenzbasierte<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung? Als Walter<br />

Holland, Vorreiter auf diesem Feld in England,<br />

uns im Januar von seinen Erfahrungen<br />

berichtete, war der Hörsaal überfüllt. Das<br />

einhellige Fazit, „diese Diskussion muss<br />

fortgeführt werden“ nehmen wir gerne auf.<br />

Am 14. Februar wird es dann „ernst“ für<br />

ganz Berlin: Die Mitgliedsurkunde des Gesunde<br />

Städte-Netzwerks wird überreicht.<br />

Gemeinsam mit Potsdam verschreibt sich<br />

damit gleich eine ganze Region der <strong>Gesundheit</strong>sförderung.<br />

Und die genannten Aktivitäten<br />

zeigen, dass Berlin dem Anspruch auch<br />

gerecht werden will. Ihr Raimund Geene<br />

03


2<br />

Personalien Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

Personalien<br />

Jonitz erneut<br />

Ärztekammer-Chef<br />

Der Chirurg Dr. Günter Jonitz, 44, ist <strong>zum</strong><br />

zweiten Mal als Präsident der Ärztekammer<br />

Berlin gewählt worden.<br />

Vizepräsident bleibt der Augenarzt Dr. Elmar<br />

Wille, 54. Auch für ihn ist es die zweite<br />

Amtszeit.<br />

Bundesverdienstmedaille<br />

für Falk<br />

Für ihren ehrenamtlichen Einsatz für das Gemeinwohl<br />

in der Zahnarztpraxis für Wohnunglose<br />

bekam die Zahnärztin Kirsten Falk<br />

im Dezember 2002 vom Bundespräsidenten<br />

die Bundesverdienstmedaille verliehen. Die<br />

MUT gGesellschaft für <strong>Gesundheit</strong>, eine gemeinnützige<br />

Tochtergesellschaft der Ärztekammer<br />

Berlin, betreibt die Praxis seit Juni<br />

1999 – zunächst nur in Berlin Lichtenberg,<br />

seit November 2001 auch in den Räumen<br />

am Ostbahnhof.<br />

Häussler jetzt<br />

Honorarprofessor<br />

Der Direktor des IGES Instituts für <strong>Gesundheit</strong>s-<br />

und Sozialforschung, Dr. Bertram<br />

Häussler, 46, wurde <strong>zum</strong> Honorarprofessor<br />

an der Technischen Universität Berlin ernannt.<br />

Der <strong>Gesundheit</strong>swissenschaftler übernimmt<br />

die Professur „Evaluation der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung“<br />

an der Fakultät Wirtschaft und<br />

Management.<br />

Prof. Dr. Häussler lehrt bereits seit Jahren<br />

am Institut für <strong>Gesundheit</strong>swissenschaften<br />

der TU Berlin das Fach <strong>Gesundheit</strong>ssystemforschung<br />

und ist zudem Vorstand am Berliner<br />

Zentrum Public Health.<br />

Knieps wechselt ins<br />

BMG<br />

Franz Knieps wird <strong>zum</strong> 1. Februar neuer Leiter<br />

der Abteilung „Gesetzliche Krankenversicherung,<br />

Pflegeversicherung“ des Bundesgesundheitsministeriums.<br />

Der 46-Jährige Jurist<br />

war bislang Geschäftsführer Politik des<br />

AOK-Bundesverbandes.<br />

Neue Staatssekretäre<br />

im BMG<br />

Heinrich Tiemann ist seit Beginn der Legislaturperiode<br />

neuer Staatssekretär im Bundesministerium<br />

für <strong>Gesundheit</strong> und Soziale<br />

Sicherung. Tiemann wechselt vom Bundeskanzleramt<br />

in das neue Ressort. Der bisherige<br />

beamtete Staatssekretär Dr. Klaus Theo<br />

Schröder bleibt im Amt. Auch Marion<br />

Caspers-Merk und Franz Thönnes bekamen<br />

ihre Ernennungsurkunden. Marion Caspers-<br />

Merk wird gleichzeitig weiterhin Drogenbeauftragte<br />

der Bundesregierung sein.<br />

Neue BMG-Abteilung<br />

Prävention<br />

Die Abteilung 3 des Ministeriums für <strong>Gesundheit</strong><br />

und Soziale Sicherung („<strong>Gesundheit</strong>svorsorge,<br />

Krankheitsbekämpfung“) hat<br />

eine neue Unterabteilung 32 „Prävention“<br />

mit der Unterabteilungsleiterin Frau Dr.<br />

Petra Drohsel erhalten. Die neue Abteilung<br />

hat die folgenden Referate „Allg. Fragen der<br />

Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung“,<br />

„Forum Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung“,<br />

„Ernährung“, „Selbsthilfe im <strong>Gesundheit</strong>swesen“,<br />

„Prävention von übertragbaren<br />

Krankheiten/AIDS“, „Frauen und<br />

<strong>Gesundheit</strong>“, „Arbeitsgruppe Drogen und<br />

Sucht“.<br />

In diesem Info-Dienst<br />

Personalien .........................................2<br />

Gesunde Bundespolitik? .....................3<br />

8. Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong> ............3<br />

Datenbank mit gesundheitsfördernden<br />

Angeboten .................................................4<br />

Europäischer <strong>Gesundheit</strong>skongress ...........4<br />

Helga Kühn-Mengel im Interview ...............5<br />

Bewegung in Berlin .............................6<br />

In den Kliniken fehlen Dolmetscher ...........6<br />

<strong>Ausbildung</strong> <strong>zum</strong> <strong>Gemeindedolmetscher</strong> ....7<br />

Bessere Beratung für Migrant(inn)en .........8<br />

Was bedeutet Gemeindedolmetschen .......8<br />

Evidenzbasierte <strong>Gesundheit</strong>sförderung .....9<br />

Kinder und Jugendliche .....................10<br />

Pilotprojekt zu §20 mit Schulen ...............10<br />

Forum Bewegung und Ernährung ..............11<br />

Newsletter zu Schule und <strong>Gesundheit</strong> .....12<br />

Altern und <strong>Gesundheit</strong> ......................13<br />

Beschwerden zu Altersdiskrimierung .......13<br />

Vom Arbeitskreis Altern und <strong>Gesundheit</strong> ..14<br />

Soziale, gesunde Stadt ......................15<br />

Beitritt <strong>zum</strong> Gesunde Städte-Netzwerk .....15<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung als Teil der<br />

Lokalen Ökonomie? ..................................16<br />

Erster Berliner Armutsbericht ...................16<br />

Gesunde Städte und Bewegung ...............18<br />

Betriebliche <strong>Gesundheit</strong>sförderung ...18<br />

Mobbingreport: jeder Zehnte betroffen ....18<br />

Buchtipps zur <strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />

aus der Arbeitswelt ......20<br />

Suchtprävention ................................21<br />

Prävention in sozialen Brennpunkten .......21<br />

Suchtgefährdung frühzeitig erkennen ......21<br />

Patienteninteressen ..........................22<br />

Versichertenperspektive bei Reform ........22<br />

<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. in EU-Projekt ........23<br />

2003 Jahr der behinderten Menschen ......23<br />

Multikulturell ins Internet ........................24<br />

Patientenberatung für Spätaussiedler ......25<br />

Modellprojekte nach § 65b SGB V ...........25<br />

Glosse: Die Wellness-Artrithis ..................26<br />

Patientenfürsprecher wehren sich ...........26<br />

Kampagne Darmkrebsvorsorge im März ..26<br />

Veranstaltungen / Termine ...............27


Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

Gesunde Bundespolitik?<br />

8. Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong> / Datenbank<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung / Europäischer Gesund -<br />

heitskongress / Interview Helga Kühn-Mengel<br />

Endlosschleife oder Repolitisierung?<br />

Vom 8. Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong><br />

12,8 Prozent aller Berliner/-innen müssen laut Armuts- und Reichtumsbericht als arm eingestuft<br />

werden. Das hielt die Berliner Senatorin für <strong>Gesundheit</strong>, Soziales und Verbraucherschutz,<br />

Heidi Knake-Werner, in Ihrem Eröffnungsbeitrag <strong>zum</strong> Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong><br />

fest. Sie zeigte damit, dass sich die Situation für sozial Benachteiligte in Berlin eher<br />

verschlechtert denn verbessert hat.<br />

� Zum 8. Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong> siehe auch den Bericht zur Lage von<br />

Migrant(inn)en, S. 6, und zur Altersdiskriminierung, S. 13.<br />

Zieht man zugleich die Erkenntnis hinzu,<br />

dass die Einkommensunterschiede zwischen<br />

den Best- und Schlechtverdienern in<br />

der BRD immer größer werden, so können<br />

die empirisch belegten Erkenntnisse des<br />

britischen Gastreferenten Richard Wilkinson<br />

den einen Anlass zur Hoffnung, den anderen<br />

wohl nur <strong>zum</strong> gesteigerten Fatalismus<br />

geben.<br />

Laut Wilkinson nämlich steht die Qualität<br />

einer Bevölkerungsgesundheit in unmittelbarem<br />

Zusammenhang nicht etwa mit dem<br />

absoluten Reichtum einer Gesellschaft, sondern<br />

vielmehr mit seiner möglichst gleichen<br />

Verteilung. Zudem sei ein wesentlicher<br />

Aspekt eine Kultur sozialer Gemeinschaftlichkeit,<br />

des Miteinander. Somit, so Wilkinson<br />

auf dem Kongress, sei die alt-revolutionäre<br />

Trias Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit<br />

<strong>zum</strong>indest doch wissenschaftlich<br />

evident.<br />

Zum achten Mal fand am 6. und 7. Dezember<br />

2002 im Virchow-Klinikum der Charité in<br />

Berlin-Wedding der bundesweite Kongress<br />

Armut und <strong>Gesundheit</strong> statt. 1.000 Teilnehmer/-innen<br />

kamen zur inzwischen größten<br />

deutschen Public-Health-Veranstaltung zusammen,<br />

die wie im Vorjahr unter der<br />

Schirmherrschaft der Bundesministerin für<br />

<strong>Gesundheit</strong> und Soziale Sicherung, Ulla<br />

Schmidt, sowie des Regierenden Bürgermeisters<br />

von Berlin, Klaus Wowereit, stand.<br />

Zugleich fand im Rahmen des Kongresses<br />

das 3. Migrations-Symposium der Klinik für<br />

Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Charité<br />

statt.<br />

Etwa 250 Referent/-innen und Moderator/<br />

-innen aus Politik und Wissenschaft, von<br />

Krankenkassen und Ärzteschaft, aus der<br />

Verwaltung und verschiedensten Projekten<br />

präsentierten und diskutierten in über 45<br />

Workshops die neuesten Entwicklungen in<br />

der gesundheitlichen Versorgung armer<br />

Menschen.<br />

Das Scheitern dokumentieren?<br />

Unter dem Motto „Orte der <strong>Gesundheit</strong>sförderung“<br />

war das vorrangige Ziel des Kongresses,<br />

aufzuzeigen, wo sinnvolle Initiativen<br />

und Projekte für arme Menschen bereits<br />

existieren, wo sie hilfreich sind bzw. wären,<br />

wo sie fehlen. Effektiv, so kurz gefasst das<br />

Fazit des Kongresses, kann <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

nur dort sein, wo Ressourcen, Kompetenzen<br />

und Potenziale der verschiedenen<br />

Akteure des <strong>Gesundheit</strong>swesens und auch<br />

anderer Ressorts – und insbesondere der<br />

Betroffenen gebündelt und zusammengeführt<br />

werden. Netzwerke wurden somit, wie<br />

schon auf den Kongressen der Vorjahre, als<br />

„Mittel der Wahl“ identifiziert und gefordert.<br />

Tradition der Wiederholung<br />

Gesunde Bundespolitik?<br />

Damit, so könnte man kritisch bemerken, ist<br />

erst einmal nicht viel Neues gesagt. Zum<br />

Teil ist diese Einschätzung sicherlich nicht<br />

verfehlt. „Leider“ steht der Kongress Armut<br />

und <strong>Gesundheit</strong> in einer gewissen Tradition<br />

der Wiederholung. Jahr für Jahr werden dieselben<br />

Problembestände und Problemursachen<br />

für die gesundheitliche Situation der<br />

Menschen beschrieben, die am ehesten von<br />

Armut betroffen sind: Seien es Kinder und<br />

Jugendliche, Frauen oder alte Menschen,<br />

seien es Migrant/-innen oder Menschen mit<br />

Behinderungen oder Arbeitslose, um nur einige<br />

Lebenslagen zu nennen, denen man<br />

sich thematisch auf dem Kongress widmete.<br />

Ein Referent im Themenbereich <strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />

brachte es auf die<br />

ernüchternde Formel: „Es ist uns zugestanden<br />

worden, zu scheitern. Aber das müssen<br />

wir dann dokumentieren.“<br />

Die Botschaften und Forderungen bleiben<br />

dieselben, sind deswegen aber nicht weniger<br />

wahr. Um nur einige zu nennen: Mehr<br />

Autonomie, Partizipationsmöglichkeiten<br />

und Empowerment für Patient/-innen!<br />

Stärkung aktivierender statt entmündigender<br />

Betreuung und Lebensbedingungen!<br />

Ressortübergreifende Kooperationen von<br />

Wissenschaft, Politik, GKV, Verwaltung etc.<br />

für die Verbesserung der Bevölkerungsgesundheit!<br />

Formulierung verbindlicher <strong>Gesundheit</strong>sziele<br />

für Deutschland! Schaffung<br />

und Stärkung interkultureller Kompetenzen<br />

in der Versorgung von Migrant/-innen!<br />

Immerhin: Einige Anfänge.<br />

Die richtige Richtung aufzeigen.<br />

Als entscheidend und auch äußerst fruchtbar<br />

für die Belange und die Reichweite der<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung stellt sich der Aspekt<br />

sozio-politischer und kommunikativer<br />

Strukturschaffung dar. Und hier gibt es<br />

durchaus erkennbare, wenn auch kleine<br />

Fortschritte und Neuerungen.<br />

So wurde auf dem Kongress beispielsweise<br />

erstmals ein singulärer Veranstaltungsstrang<br />

<strong>zum</strong> Thema <strong>Gesundheit</strong>sziele angeboten.<br />

Im Vordergrund stand hier, neben<br />

dem Vortrag von Richard Wilkinson, die Vorstellung<br />

des ersten <strong>Gesundheit</strong>sziele-Projektes<br />

auf Bundesebene, gesundheitsziele.de.<br />

Das Projekt wird im Auftrag des<br />

BMGS von der Gesellschaft für Versicherungswissenschaft<br />

und -gestaltung (GVG)<br />

koordiniert.<br />

Erfreulicherweise hatte die GVG wesentlich<br />

die Gestaltung dieses Themenbereiches<br />

3


4<br />

Gesunde Bundespolitik? Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

übernommen und stellte einzelne Zielprojekte<br />

aus der BRD sowie einige Arbeitsgruppen<br />

von gesundheitsziele.de vor. Das Projekt<br />

funktioniert nach dem Prinzip des Runden<br />

Tisches und ist bemüht, möglichst viele<br />

Akteure des <strong>Gesundheit</strong>swesens in den Prozess<br />

der Ziel-Formulierung einzubeziehen.<br />

Dass man das Problem der sozialen Benachteiligung<br />

oftmals nur unzureichend beachtet<br />

habe, wurde von den Beteiligten durchaus<br />

selbstkritisch angemerkt. Der Vorwurf, dass<br />

es sich bei gesundheitsziele.de im Wesentlichen<br />

um ein top-down-Projekt handele,<br />

konnte sicherlich nicht vollkommen aus der<br />

Welt geschafft werden, aber <strong>zum</strong>indest<br />

wurde deutlich, dass hierfür ein Bewusst-<br />

Die Datenbank soll dazu beitragen, das<br />

noch immer sehr unübersichtliche Handlungsfeld<br />

der gesundheitsfördernden Arbeit<br />

für und mit sozial Benachteiligten für alle<br />

Interessierten transparenter zu machen.<br />

Insbesondere die Träger konkreter Angebote<br />

bekommen so die Möglichkeit, sich über<br />

vergleichbare Ansätze zu informieren, Anregungen<br />

für die Gestaltung der eigenen Aktivitäten<br />

zu sammeln und Kontakt zu anderen<br />

Anbietern aufzunehmen.<br />

Im November letzten Jahres wurden die Fragebögen<br />

bundesweit an ein breites Spektrum<br />

potenzieller Anbieter gesundheitsfördernder<br />

Maßnahmen für sozial Benachteiligte<br />

verschickt.<br />

Gleichzeitig ging die Erhebung unter<br />

www.datenbank-gesundheitsprojekte.de ins<br />

Netz und stellt dort nicht nur alle wichtigen<br />

Informationen zur Verfügung, sondern ermöglicht<br />

mittels eines Online-Fragebogens<br />

auch die unmittelbare Eingabe von Trägern<br />

und Angeboten.<br />

Die Reaktionen auf die Erhebung sind sehr<br />

positiv und zeigten, dass die Akteure in der<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung bei sozial Benachtei-<br />

sein existiert.<br />

Als zweite Neuerung sollte das Projekt der<br />

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung<br />

(BZgA) erwähnt werden.<br />

Mit dem Ziel, eine stets aktuelle Datenbank<br />

zu schaffen, wird seit September 2002 eine<br />

Erhebung über Projekte und Maßnahmen<br />

zur <strong>Gesundheit</strong>sförderung bei sozial Benachteiligten<br />

in der BRD durchgeführt.<br />

Damit wird überhaupt erst eine systematische<br />

Übersicht, ein Katalog über diese Projekte<br />

möglich. (�Siehe unten und Info-<br />

Dienst 03/02, S.3).<br />

Der Kongress hat einmal mehr verdeutlicht,<br />

dass gesundheitliche Chancengleichheit für<br />

alle Menschen nur über diesen Weg des<br />

„Lebendige Datenbank“ für bundesweite<br />

Angebote für sozial Benachteiligte im Aufbau<br />

Die Internet-Datenbank, die derzeit von <strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. im Auftrag der Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aufgebaut wird (�siehe Info-Dienst 03/02, S.<br />

11), stößt bei den zukünftigen Nutzern auf große Resonanz.<br />

Erfasst wurden bundesweit Angebote der <strong>Gesundheit</strong>sförderung bei sozial Benachteiligten.<br />

Dass es richtig war, auf das „neue Kommunikationsmedium“ Internet zu setzen, zeigen allein<br />

die über 1.100 Anfragen, Anregungen und Rückmeldungen per E-Mail, die <strong>Gesundheit</strong><br />

Berlin e.V. erreichten. Rund 40 Prozent der Fragebögen wurden im Internet über den Online-<br />

Fragebogen ausgefüllt.<br />

ligten sehr stark an einer verbesserten<br />

Transparenz über vorhandene Angebote in<br />

ihrem Handlungsfeld interessiert sind.<br />

Nach Erfassung der auf dem Postweg eingegangenen<br />

Fragebögen in der Datenbank<br />

wird es im Frühjahr möglich sein, sich unter<br />

der Adresse<br />

www.datenbank-gesundheitsprojekte.de<br />

einen aktuellen und differenzierten<br />

Überblick über Angebote der <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

bei sozial Benachteiligten zu verschaffen.<br />

Unter der genannten Internet-Adresse können<br />

die Fragebögen der Erhebung heruntergeladen<br />

werden.<br />

Auch die Eingabe von Angeboten, Projekten<br />

und Maßnahmen via Online-Fragebogen ist<br />

weiterhin möglich. Holger Kilian<br />

Weitere Informationen bei<br />

<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />

Straßburger Str. 56, 10405 Berlin<br />

Tel.: 030-44319081<br />

Fax: 030-44319083<br />

E-Mail:<br />

info@datenbank-gesundheitsprojekte.de<br />

Miteinander der verschiedenen Ressorts<br />

führen kann – pathetisch gesprochen über<br />

die Wiederbelebung eines „Wir-Gefühls“.<br />

Wenn der Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong><br />

einen kleinen Beitrag dazu leisten kann,<br />

indem er zwar nicht unbedingt Patentlösungen<br />

anbietet, jedoch immerhin richtige Richtungen<br />

aufzeigt, so ist <strong>zum</strong>indest etwas erreicht.<br />

Zu einer grundsätzlichen Repolitisierung, im<br />

Sinne der Herstellung eines kritischen und<br />

öffentlichen Diskurses über das Thema <strong>Gesundheit</strong>,<br />

geschweige denn Armut, reicht<br />

das noch lange nicht. Dazu werden wohl<br />

noch viele, viele Wiederholungen nötig sein.<br />

Christian Hans<br />

Europäischer<br />

<strong>Gesundheit</strong>skongress<br />

Die Prävention soll im deutschen <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

eine größere Rolle spielen.<br />

Nach Auffassung von Dr. Ulla Walter von<br />

der Medizinischen Hochschule Hannover<br />

könnte dabei ein Präventionsgesetz helfen.<br />

Beim ersten Europäischen <strong>Gesundheit</strong>skongress<br />

in München verwies die Hannoveraner<br />

Wissenschaftlerin auf ein seit 1972 in Finnland<br />

laufendes Projekt zur Prävention von<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen, durch das die<br />

Sterblichkeit an kardiovaskulären Erkrankungen<br />

innerhalb von 25 Jahren um 65 Prozent<br />

gesenkt wurde. Das zeige, dass nationale<br />

Präventionsstrategien eindrucksvolle<br />

Erfolge haben könnten.<br />

Ein koordiniertes Maßnahmenbündel, von<br />

einem Antirauchergesetz bis hin zur Verbesserung<br />

der <strong>Gesundheit</strong>sbildung der Bevölkerung<br />

habe dabei <strong>zum</strong> Erfolg geführt, berichtete<br />

Walter. Einer der wenigen Bereiche,<br />

in denen Deutschland auf dem Gebiet der<br />

Prävention international einen Spitzenplatz<br />

einnehme, sei die Zahnprophylaxe. Innerhalb<br />

eines Jahrzehnts sei es bei der Volkskrankheit<br />

Karies gelungen, durch gruppenund<br />

individualprophylaktische Maßnahmen<br />

den Anteil kariöser Zähne bei Heranwachsenden<br />

um zwei Drittel zu senken.<br />

Wenn Prävention nachhaltig in Deutschland<br />

umgesetzt werden soll, sei eine ressortübergreifende<br />

Neuorientierung der <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />

notwendig. „Ein übergreifendes<br />

Präventionsgesetz kann langfristig den Rahmen<br />

bilden und helfen, bislang unverbundene<br />

gesellschaftliche Bereiche zu verbinden<br />

und die gesundheitsbezogene Prävention<br />

zu stärken“, erklärte Walter.


Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

Kühn-Mengel: „Das Präventionsgesetz kommt<br />

mit der <strong>Gesundheit</strong>sreform 2003”<br />

Info-Dienst befragte die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion und Präsidentin<br />

der Bundesvereinigung für <strong>Gesundheit</strong>, Helga Kühn-Mengel, zur Präventionspolitik.<br />

Info-Dienst: Frau Kühn-Mengel, herzlichen<br />

Glückwunsch zu Ihrer neuen Funktion als<br />

gesundheitspolitische Sprecherin! Sie stehen<br />

damit ja mitten in den harten Debatten<br />

um die Weiterentwicklung des <strong>Gesundheit</strong>ssektors.<br />

Glauben Sie, dass in dieser Zeit<br />

eine realistische Chance besteht, <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

und Prävention zu stärken?<br />

Kühn-Mengel: Wir haben mit unserer Koalitionsvereinbarung<br />

festgelegt, dass „zur<br />

Steigerung der Wirksamkeit präventiver<br />

Maßnahmen die entsprechenden Vorschriften<br />

in einem Präventionsgesetz zusammengefasst<br />

und ergänzt werden.“ Experten sind<br />

sich einig, durch gezielte Präventions- und<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderungsmaßnahmen ließen<br />

sich rund 25 bis 30 Prozent der heutigen<br />

<strong>Gesundheit</strong>sausgaben in Deutschland einsparen.<br />

Wissenschaftler befürchten, dass in<br />

einigen Jahren z.B. mit mehr als 10 Millionen<br />

„Diabetikern“ und 30 Millionen Rückenkranken<br />

gerechnet werden muss, deren<br />

Zahl sich durch einfache Vermeidung von<br />

Übergewicht, Fehlernährung und physischer<br />

Immobilität halbieren ließe. Solche Zahlen<br />

spornen an, den Wettbewerb um die beste<br />

Prävention und Versorgung gerade auch für<br />

Menschen in schwierigen Lebenslagen <strong>zum</strong><br />

zentralen Anliegen unserer Gesellschaftspolitik<br />

zu machen. Mutige strukturelle Veränderungen<br />

sind die notwendige Voraussetzung,<br />

diese Ziele zu erreichen – wichtige<br />

Grundlagen haben wir bereits geschafft, mit<br />

der Strukturreform 2003 werden wir für die<br />

noch nötigen Veränderungen sorgen.<br />

Info-Dienst: Bereits in der letzten Legislaturperiode<br />

wurde das Projekt gesundheitsziele.de<br />

und das Deutsche Forum Prävention<br />

auf den Weg gebracht. Welche Erwartungen<br />

verbinden Sie mit diesen Initiativen?<br />

Kühn-Mengel: Bestmögliche <strong>Gesundheit</strong> der<br />

Bürgerinnen und Bürger ist letztlich das Anliegen<br />

unserer <strong>Gesundheit</strong>spolitik. Die Vereinbarung<br />

von <strong>Gesundheit</strong>szielen ist ein Instrument,<br />

um dieses Anliegen greifbar zu<br />

machen und gemeinsam mit allen Beteiligten<br />

schrittweise zu erreichen. Dabei stößt<br />

<strong>Gesundheit</strong>spolitik im engen Sinn schnell<br />

an die Grenzen der eigenen Zuständigkeit,<br />

wenn es um die grundsätzliche Verbesserung<br />

der Lebenssituation von vulnerablen<br />

Gruppen geht. Insofern ist es nach unserer<br />

Auffassung wichtig, <strong>Gesundheit</strong>spolitik als<br />

Querschnittsaufgabe in allen Politikfeldern<br />

zu verankern. Das Bundesministerium für<br />

<strong>Gesundheit</strong> hat deshalb im Rahmen des<br />

Projektes „gesundheitsziele.de“ die Erarbeitung<br />

eines realistischen Katalogs von konkreten<br />

<strong>Gesundheit</strong>szielen und die Erstellung<br />

eines Konzepts für den Transfer in den Versorgungsalltag<br />

in Auftrag gegeben. Mittlerweile<br />

sind fünf Ziele vorgeschlagen worden:<br />

Brustkrebs, Diabetes, <strong>Gesundheit</strong> hat Zukunft<br />

– Ziele für das Kindes- und Jugendalter,<br />

Tabakkonsum reduzieren und Bürgerund<br />

Patientenorientierung. Dabei legt das<br />

Ministerium auf die Erreichbarkeit aller Bevölkerungsschichten<br />

durch <strong>Gesundheit</strong>sziele<br />

sowohl zur Prävention wie zur Versorgung<br />

besonderen Wert. Weitere wichtige gesundheitspolitische<br />

Aspekte sind Stärkung der<br />

Eigenverantwortung und Selbsthilfe und der<br />

Stellung des Patienten, aber auch Transparenz<br />

und vor allem die Partizipation der Beteiligten.<br />

Info-Dienst: Gerade Menschen in schwierigen<br />

Lebenslagen haben einen großen Bedarf<br />

an gesundheitsfördernden und präventiven<br />

Maßnahmen. Sind hier Fortschritte<br />

möglich?<br />

Kühn-Mengel: Viele Jahre gab es auf der politischen<br />

Ebene wenig Bereitschaft sich der<br />

Armutsproblematik zu stellen. Mit dem Regierungswechsel<br />

wurde von der <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />

jedoch ein Kurswechsel vollzogen<br />

und das Krankheitsrisiko Armut wurde<br />

nicht mehr nur umschifft, sondern deren Ursachen<br />

angegangen. Der Sozialstaat wird<br />

nicht mehr abgebaut, sondern reformiert. In<br />

dem Bereich <strong>Gesundheit</strong> haben wir das<br />

ganz schnell mit der sozialkompensatorischen<br />

Ausrichtung des § 20 SGB V deutlich<br />

gemacht. 1998 lagen kaum Daten vor, auf<br />

denen wir unsere Maßnahmen stützen<br />

konnten. Wir haben die Berichterstattung<br />

über <strong>Gesundheit</strong> und soziale Sicherung in<br />

Deutschland erst etabliert, z.B. mit dem <strong>Gesundheit</strong>sbericht,<br />

dem Armuts- und Reichtumsbericht,<br />

Bericht zur gesundheitlichen<br />

Situation von Frauen in Deutschland, der<br />

Studie zur „<strong>Gesundheit</strong> von Kindern und Jugendlichen<br />

in Deutschland“, und Studien<br />

zur „<strong>Gesundheit</strong> im Alter“. Aber noch immer<br />

fehlt es in Deutschland bei der Prävention<br />

Gesunde Bundespolitik?<br />

insgesamt an Prioritätensetzungen, an niedrigschwelligen<br />

Modellen, es mangelt an<br />

Transparenz und an Qualitätssicherung.<br />

Auch Vernetzung, Koordinierung und Kooperation<br />

könnten erheblich verbessert werden.<br />

Aus diesen Gründen haben wir die<br />

Gründung des Deutschen Forums für<br />

Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung eingeleitet.<br />

Ich freue mich sehr, dass es gelungen<br />

ist, die wichtigsten Akteure in Sachen<br />

Prävention zusammenzubringen.<br />

Damit setzen wir einen Meilenstein in der<br />

Geschichte von Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

in Deutschland. Die Arbeit<br />

dieses Forums soll die positiven Effekte der<br />

Prävention verstärken. Das Forum wird der<br />

entscheidende Dreh- und Angelpunkt sein,<br />

der die verschiedenen Projekte zusammenführen<br />

kann – quasi als oberste Instanz in<br />

Sachen Prävention. Die bisherigen Maßnahmen<br />

und Erkenntnisse werden wir in der <strong>Gesundheit</strong>sreform<br />

2003 in einem Präventionsgesetz<br />

bündeln. Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

werden dann den gleichen<br />

Stellenwert erhalten wie die kurative Medizin,<br />

die Rehabilitation und die Pflege.<br />

Info-Dienst: Sie sind auch Vorsitzende der<br />

Bundesvereinigung für <strong>Gesundheit</strong> e.V. Also<br />

eine <strong>Gesundheit</strong>sförderungslobbyistin mit<br />

direktem Draht in die <strong>Gesundheit</strong>spolitik.<br />

Wie sollten sich aus Sicht der Politikerin<br />

Helga Kühn-Mengel die Bundesvereinigung<br />

und die Landesvereinigungen in den Prozess<br />

um Stärkung der <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

und Prävention einbringen?<br />

Kühn-Mengel: Sowohl die Bundesvereinigung<br />

wie auch die Landesvereinigungen<br />

haben ja bereits maßgeblichen Anteil an der<br />

entsprechenden fachlichen und politischen<br />

Diskussion und natürlich auch an der praktischen<br />

Umsetzung der <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

und Prävention in unserem Lande. Die<br />

Bundesvereinigung ist auf der Bundesebene<br />

verantwortlich eingebunden z.B. in die<br />

Arbeit von „gesundheitsziele.de“, in das<br />

Deutsche Forum Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

sowie in die Umsetzung des<br />

§ 20 SGB V. Die Landesvereinigungen leisten<br />

entsprechende konzeptionelle und Gremien-Arbeit<br />

auf der Landesebene und<br />

führen eine Reihe wichtiger Projektmaßnahmen<br />

durch. Ich bin der Überzeugung, dass<br />

der Erfolg der fachlichen Impulsgebung und<br />

der gesundheitspolitischen Arbeit dieser<br />

nichtstaatlichen Akteure zukünftig gesteigert<br />

werden könnte. Ich werde mich im Rahmen<br />

des derzeit diskutierten Präventionsgesetzes<br />

dafür einsetzen, dass die Rahmenbedingungen<br />

hierfür verbessert werden.<br />

Die Fragen stellte Carola Gold<br />

5


6<br />

Bewegung in Berlin Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

Bewegung in Berlin<br />

Dolmetscher in Kliniken / Qualifizierung Ge -<br />

meindedolmetscher / Beratung für Migranten /<br />

Evidenzbasierte <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

„Sehr gut erklärt, nichts verstanden“. In den<br />

Kliniken fehlen qualifizierte Dolmetscher<br />

Zum 8. Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong>, in den das 3. Symposium Migration der Charité<br />

eingebettet war, stellte Dr. Matthias David, Oberarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

der Charité eine Berliner Studie vor, die die Versorgungslage von Migrant(inn)en<br />

erhellt. Für den Info-Dienst fasst er die wichtigsten Ergebnisse zusammen.<br />

Je nach Berliner Stadtteil ist der Anteil von<br />

Migrantinnen und Migranten in der Wohnbevölkerung<br />

unterschiedlich groß. Derzeit<br />

wird in der Bundeshauptstadt von ca. 15<br />

Prozent Migranten hauptsächlich in den<br />

westlichen Bezirken ausgegangen, darunter<br />

fast 130.000 Nichtdeutsche türkischer Herkunft.<br />

Das Virchow-Klinikum liegt im Stadtbezirk<br />

Wedding, der wie Kreuzberg, Tiergarten<br />

und Neukölln ein Ausländer-Anteil von<br />

ca. 30 Prozent aufweist.<br />

Die Situation im Krankenhaus ist stets ein<br />

Abbild der gesamtgesellschaftlichen Situation.<br />

Die „multikulturelle Realität“ der Stadt<br />

spiegelt sich auch in der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />

wider. Je nach Standort und Einzugsgebiet<br />

eines Krankenhauses oder einer<br />

Praxis ergibt sich ein unterschiedlich großer<br />

Migrantenanteil unter den Patientinnen und<br />

Patienten. Eine Auseinandersetzung mit den<br />

Besonderheiten bei der Beratung und medizinischen<br />

Behandlung von Migrantinnen<br />

und Migranten ist dadurch notwendig.<br />

Auftretende Schwierigkeiten in der medizinischen<br />

Versorgung von Migrantinnen und<br />

Migranten können in drei Hauptkomplexe<br />

unterteilt werden:<br />

� Probleme bei der sprachlichen Verständigung<br />

(Aufnahmegespräch, Aufklärung vor<br />

Operationen und anderen Behandlungsund<br />

Pflegemaßnahmen, Betreuung<br />

während der Geburt u.a.m.).<br />

� Andere kulturelle Einstellungen <strong>zum</strong> Körper,<br />

zur Krankheit und zur Pflege (Umgang<br />

mit Schmerzen, Krankheitsdarstel-<br />

lung, Lokalisierung von Schmerzen, Darstellung<br />

von Beschwerden).<br />

� Zugehörigkeit der meisten Migrant(inn)en<br />

zur sozialen Unterschicht.<br />

Diese Zusammenstellung ergibt sich aus<br />

einer Sicht auf den „anderen“ Patienten.<br />

Betrachtet man Praxen und Kliniken aber<br />

(auch) als Dienstleistungseinrichtungen, die<br />

bestmögliche Voraussetzungen für eine Versorgung<br />

ihrer „Klienten“ schaffen sollten,<br />

so sind auf dieser „Versorger-Seite“, also<br />

bei den Praxen und Kliniken, erhebliche Defizite<br />

festzustellen:<br />

� ungenügende Informationen über Dienste<br />

und Angebote<br />

� kultur- und sprachbedingte Barrieren bezüglich<br />

der Regelversorgung<br />

� kulturell und sprachlich bedingte Kommunikationsprobleme<br />

(fehlende interkulturelle<br />

Kompetenz des Personals)<br />

� geringe Beachtung der multikulturellen<br />

und sozialen Bevölkerungsentwicklung<br />

bei der Planung im Sozial- und <strong>Gesundheit</strong>swesen.<br />

Analyse der Versorgungssituation gynäkologisch<br />

erkrankter türkischer und deutscher<br />

Frauen im Krankenhaus<br />

Trotz des kontinuierlichen Zuwanderungsprozesses<br />

der vergangenen Jahrzehnte ist<br />

das <strong>Gesundheit</strong>sversorgungssystem bisher<br />

unzureichend auf die soziokulturelle Vielfalt<br />

der Gesellschaft eingestellt. Spezifische Versorgungsbedürfnisse<br />

von Zuwanderern sind<br />

letztlich kaum bekannt.<br />

Dass angemessene Versorgungskonzepte<br />

für Immigrantinnen in der Regelversorgung<br />

fehlen, zeigen auch die Ergebnisse der Studie<br />

zur Versorgungssituation gynäkologisch<br />

erkrankter deutscher und türkischsprachiger<br />

Patientinnen im Krankenhaus, die von<br />

1996 bis 1999 in der Klinik für Frauenheilkunde<br />

und Geburtshilfe der Charité, Campus<br />

Virchow-Klinikum durchgeführt wurde.<br />

Insgesamt wurden 320 deutsche und 262<br />

türkischsprachige Patientinnen der gynäkologischen<br />

Stationen mit zweisprachigen Fragebögen<br />

und vertiefenden Interviews u.a.<br />

zu ihren Erwartungen, Aspekten der Interaktion<br />

mit dem Personal und zu ihrer Zufriedenheit<br />

in der Klinik befragt.<br />

Etwa ein Drittel der befragten Immigrantinnen<br />

schätzte die eigenen deutschen Sprachkenntnisse<br />

als „gut“ ein.<br />

Während 32 Prozent der Frauen der sogenannten<br />

1. Migrantinnengeneration angehörten<br />

und 19 Prozent erst in den letzten<br />

Jahren aufgrund einer Eheschließung nach<br />

Deutschland kamen, waren 43 Prozent in<br />

Berlin aufgewachsen; weitere 6 Prozent<br />

waren als Flüchtlinge oder zu Besuch in Berlin.<br />

Ihrem prozentualen Anteil an der Bevölkerung<br />

im Stadtbezirk Berlin-Wedding entsprechend,<br />

waren 1997 27 Prozent der Patientinnen<br />

der gynäkologischen Stationen der<br />

Frauenklinik Ausländerinnen, in der Geburtshilfe<br />

und in der gynäkologischen Notfallambulanz<br />

waren Migrantinnen mit 40,6<br />

Prozent bzw. 55 Prozent deutlich überrepräsentiert.<br />

Die größte Immigrantinnengruppe<br />

stammte jeweils aus der Türkei.<br />

„Zufallsdolmetscher“ springen ein.<br />

Unabhängig von der Ethnizität hatten Aufklärung<br />

und Information für alle Patientinnen<br />

einen sehr hohen Stellenwert. Über 92<br />

Prozent der Patientinnen deutscher und türkischer<br />

Herkunft hoben die Bedeutung<br />

freundlicher geduldiger Information und Beratung,<br />

Ehrlichkeit bei der Aufklärung und<br />

Verständlichkeit der Informationen hervor.<br />

Für die Immigrantinnen wurden die hohen<br />

Patientinnenerwartungen an eine gute Kommunikation<br />

und die Verständlichkeit der<br />

medizinischen Aufklärung allerdings nur unzureichend<br />

erfüllt: Patientinnen, deren<br />

Sprachkenntnisse für das Verständnis der<br />

ärztlichen Aufklärung in deutscher Sprache<br />

nicht ausreichten (45 Prozent der befragten<br />

Immigrantinnen), blieben bei der Suche<br />

nach Verständigung meist sich selbst überlassen<br />

oder waren auf die Unterstützung<br />

von Angehörigen oder die Hilfsbereitschaft<br />

anderer „Zufallsdolmetscher“ wie Besucher<br />

oder Reinigungspersonal angewiesen.


Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

In einer solchen Sprachvermittlungskonstellation<br />

kann der Anspruch und das Patientenrecht<br />

auf korrekte Aufklärung über die<br />

Erkrankung und Therapie nicht gesichert<br />

werden.<br />

Denn, was bleibt übrig von einer ärztlichen<br />

Information über eine gynäkologische Operation,<br />

wenn Ehemänner, Kinder, Söhne,<br />

Schwiegersöhne, der Besuch der Bettnachbarin<br />

oder eine Stationshilfe übersetzt?<br />

Insbesondere Angehörige sind mit der Übersetzung<br />

der Diagnose einer lebensbedrohlichen<br />

Erkrankung überfordert, da sie nie<br />

eine neutrale Position einnehmen können.<br />

Problematisch verhält es sich in diesen Situationen<br />

auch mit der Schweigepflicht.<br />

Die Studie ergab auch, dass die Patientinnen<br />

türkischer Herkunft am Tag ihrer Klinikentlassung<br />

wesentlich weniger über ihre aktuelle<br />

<strong>Gesundheit</strong>sstörung wussten und weniger<br />

detaillierte Angaben machen konnten.<br />

Bezeichnend war die Aussage einer türkischsprachigen<br />

Patientin über die Aufklärung<br />

durch die Klinikärztin: „Sie hat alles<br />

sehr gut erklärt, aber ich haben nichts verstanden“.<br />

In unserer Untersuchung wurde auch die<br />

Zufriedenheit der Patientinnen im Kranken-<br />

Gute Kenntnisse der deutschen und der jeweiligen<br />

Muttersprache sowie der Bezug<br />

von Sozialhilfe waren Zulassungsvoraussetzungen<br />

für die künftigen <strong>Gemeindedolmetscher</strong>/-innen.<br />

Denn nicht deutsch wird gelehrt,<br />

sondern Fachwissen wie Gesprächsführungs-<br />

und Dolmetschtechniken,<br />

rechtliche und medizinische Themen wie<br />

Ausländergesetzgebung und Patientenrechte<br />

sowie Details zu Aufbau und Strukturen<br />

des <strong>Gesundheit</strong>swesens.<br />

Praktika in verschiedenen medizinischen<br />

und sozialen Einrichtungen werden den<br />

Qualifizierungskurs ergänzen.<br />

In Deutschland hat das Ethnomedizinische<br />

Zentrum e.V. in Hannover auf diesem Gebiet<br />

haus mit der Unterbringung, Verpflegung,<br />

Tagesablauf, medizinische Versorgung, Pflege,<br />

Aufklärung, psychosoziale Betreuung<br />

und die Berücksichtigung migrantinnenspezifischer<br />

Bedürfnisse genauer betrachtet. Im<br />

Vergleich zu den deutschen Patientinnen<br />

waren die Patientinnen türkischer Herkunft<br />

mit allen Versorgungsbereichen deutlich unzufriedener<br />

(Ausnahme: Tagesablauf). Insbesondere<br />

die Information und Aufklärung<br />

und die psychosoziale Betreuung wurde von<br />

den Immigrantinnen deutlich negativer beurteilt.<br />

Ebenfalls wurde beklagt, dass qualifizierte<br />

Dolmetscher/-innen und muttersprachliches<br />

Informationsmaterial in der Klinik<br />

fehlen.<br />

Die vertiefenden Interviews offenbarten sowohl<br />

bei deutschen als auch bei türkischsprachigen<br />

Patientinnen Kritik an unzureichender<br />

menschlicher Zuwendung, Mangel<br />

an Zeit und Kontaktmöglichkeiten mit Ärztinnen<br />

und Ärzten sowie zu knappe und unpersönliche<br />

Visiten. In dieser Situation fühlten<br />

sich nicht-deutschsprachige Patientinnen<br />

aufgrund der Kommunikationsbarrieren<br />

oft vernachlässigt, übergangen und diskriminiert.<br />

„Man spricht deutsch!“ <strong>Ausbildung</strong> <strong>zum</strong><br />

<strong>Gemeindedolmetscher</strong> (w/m) <strong>läuft</strong><br />

Polnisch, türkisch, arabisch, serbokroatisch – ein fast babylonisches Sprachgewirr ist im ersten<br />

<strong>Ausbildung</strong>skurs für <strong>Gemeindedolmetscher</strong>/-innen anzutreffen, der am 6. Januar begann.<br />

Insgesamt 30 Teilnehmer/-innen aus fünf verschiedenen Kulturkreisen lassen sich in<br />

zehn Monaten zu <strong>Gemeindedolmetscher</strong>n/-innen für den Einsatz in gesundheitlichen Versorgungseinrichtungen<br />

qualifizieren.<br />

Am 13. Februar findet die offizielle Eröffnung des Projektes statt.<br />

bereits Pionierarbeit geleistet. Dort stehen<br />

allen Kliniken im Großraum Hannover über<br />

200 qualifizierte <strong>Gemeindedolmetscher</strong>innen<br />

und -dolmetscher in 52 Sprachen zur<br />

Verfügung. Ein Anruf in der Servicestelle<br />

genügt, um einen qualifizierten Dolmetscher<br />

zu erhalten.<br />

Der Einsatz wird von den Einrichtungen<br />

nach festen Sätzen bezahlt. Das Ethnomedizinische<br />

Zentrum Hannover e.V. wird durch<br />

die Niedersächsische Landesregierung und<br />

die Stadt Hannover institutionell gefördert.<br />

<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. etabliert den Gemeindedolmetschdienst<br />

in Berlin in enger<br />

Kooperation mit dem Ethnomedizinischen<br />

Zentrum Hannover e.V. und dem Bezirksamt<br />

Bewegung in Berlin<br />

„Wenn man kein Deutsch kann“, so beschreibt<br />

eine Patientin ihre Situation im<br />

Krankenhaus, „wird man hier einfach nicht<br />

wahrgenommen“.<br />

In einer Gesellschaft, die auch in Zukunft<br />

von Zuwanderung geprägt sein wird, können<br />

unbefriedigende Arrangements und<br />

Notlösungen oder gar Ignoranz und Vernachlässigung<br />

gegenüber spezifischen Versorgungsbedürfnissen<br />

von Immigrantinnen<br />

und Immigranten nicht länger toleriert werden.<br />

Für die Integration von Patientinnen und Patienten<br />

unterschiedlicher soziokultureller<br />

Herkunft und Prägung in die Regelversorgung<br />

sind strukturelle Lösungen wie der<br />

Einsatz qualifizierter Dolmetscher/-innen<br />

und die Entwicklung angemessener Versorgungskonzepte<br />

dringend erforderlich. Dabei<br />

ist auch zu bedenken, dass nicht nur Patienten<br />

ausländischer Herkunft sondern alle Patientinnen<br />

und Patienten sowie das Personal<br />

(Arbeitszufriedenheit) und die Versorgungseinrichtungen<br />

insgesamt<br />

(ökonomische Aspekte) von der Entwicklung<br />

bedarfsgerechter und patientinnenorientierter<br />

Versorgungskonzepte profitieren.<br />

Matthias David<br />

Friedrichshain-Kreuzberg im Rahmen einer<br />

Equal-Entwicklungspartnerschaft.<br />

Ziel ist neben der Qualifizierung von insgesamt<br />

60 Migranten/-innen bis 2004 die Einrichtung<br />

eines Vermittlungsdienstes, der die<br />

qualifizierten <strong>Gemeindedolmetscher</strong>/-innen<br />

in gesundheitliche Versorgungseinrichtungen<br />

vermittelt.<br />

Fabian Jain, Johannes Strotbek<br />

�Siehe auch Seite 8 „Was bedeutet Gemeindedolmetschen?”<br />

Interessenten/-innen für den zweiten, zehnmonatigen<br />

Kurs können sich ab sofort beim<br />

Gemeindedolmetschdienst, Müllenhoffstr.<br />

17, 10967 Berlin bewerben.<br />

Ebenso stehen die Kollegen/-innen interessierten<br />

Einrichtungen unter<br />

Tel. 030 443190-90 gerne zur Verfügung.<br />

Eröffnungsveranstaltung:<br />

Donnerstag, 13. Februar, 10.00 Uhr<br />

im Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V.<br />

Urbanstraße 21, 10961 Berlin<br />

7


8<br />

Bewegung in Berlin Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

Verbesserte Beratung für Migrant(inn)en<br />

Eine umfassende und nachhaltige Integrationspolitik in alle Bereichen der gesellschaftlichen<br />

Integration, wie Arbeitsmarkt, Bildung, Sprache oder Kultur fordern die Teilnehmer der<br />

Fachtagung „Integration gestalten – Psychosoziale Beratung und Begleitung im interkulturellen<br />

Kontext“.<br />

„Kritiken – Konzepte – Kompetenzen“ sollten<br />

dazu Anfang November 2002, auf Einladung<br />

der Evangelischen Konferenz für Familien-<br />

und Lebensberatung e.V. (EKFuL), erläutert<br />

und diskutiert werden.<br />

Migration stellt in der heutigen Gesellschaft<br />

einen dauerhaften und zunehmenden Prozess<br />

dar, welcher nie abgeschlossen sein<br />

wird. Sie fordert gerade von den Beratungseinrichtungen<br />

eine spezifische Form der Unterstützung<br />

und Hilfe, auch in der jeweiligen<br />

Muttersprache. Voraussetzungen dafür sind<br />

die Reflexion und Weiterentwicklung von<br />

professionellen Standards und Beratungskonzepten.<br />

Dies sollte auf Grundlage einer<br />

Organisationsentwicklung mit interkultureller<br />

Kompetenz als Leitbild geschehen, sie<br />

muss „von oben“ gewollt sein und dem entsprechend<br />

auch durchgesetzt werden. Der<br />

Zugang zu bedarfs- und ergebnisorientierter<br />

Beratung muss niederschwellig sein, d.h.<br />

Zugangsbarrieren müssen abgebaut werden.<br />

Die Kompetenzen bzw. die Sensibilität<br />

der Vielfalt für die interkulturelle Beratungsarbeit<br />

wurden in den verschieden Fachvorträgen<br />

und Gruppendiskussionen wie folgt<br />

Aus dem Bericht der Unabhängigen<br />

Kommission „Zuwanderung“ des Bundesministeriums<br />

des Inneren, vom Juli<br />

2001:<br />

„Integration ist eine dauerhafte politische<br />

und gesellschaftliche Aufgabe, die<br />

alle im Land lebenden Menschen betrifft.<br />

Integrationsförderung soll den Zuwanderern<br />

eine gleichberechtigte Teilhabe<br />

am wirtschaftlichen, gesellschaftlichen,<br />

politischen und kulturellen<br />

Leben ermöglichen und für Toleranz, Akzeptanz<br />

und wechselseitigen Respekt<br />

zwischen den Bevölkerungsgruppen<br />

werben.“<br />

Auszug aus dem 6. Familienbericht der<br />

Bundesregierung vom Oktober 2000:<br />

„Deshalb sind Integrationsservicestellen<br />

mit der Aufgabe der Integrationsbe-<br />

beschrieben:<br />

� Sprachkompetenz (Mehrsprachigkeit, Offenheit<br />

für non-verbale Kommunikation,<br />

auch Umgang mit Sprachmittlern)<br />

� Wahrnehmen und verstehen der eigenen<br />

und anderen Kultur<br />

� Fachkompetenz<br />

� Methodenkompetenz<br />

� Lernkompetenz<br />

� soziale Kompetenz<br />

Klare Forderungen gingen diesbezüglich an<br />

die Regeldienste und an dessen interkulturelle<br />

Öffnung. Barbara John, Ausländerbeauftragte<br />

des Senats von Berlin, beschrieb<br />

die Diskussion um die Öffnung der Regeldienst<br />

als nichts neues, nur eine Besinnung<br />

auf die eigentliche Aufgabe und zwar jeder<br />

Bürgerin und jedem Bürger Leistungen zu<br />

erbringen.<br />

Ziel ist demnach eine umfassende und<br />

nachhaltige Integrationspolitik, die Migrantinnen<br />

und Migranten gleichberechtigt am<br />

gesellschaftlichen Leben teilhaben und teilnehmen<br />

lässt. Integration muss als eine<br />

dauernde gesellschaftspolitische Aufgabe<br />

verfolgt werden. Anja Franke<br />

Integration i<br />

ratung und -begleitung für Neuzuwanderer<br />

und bereits seit längerem in<br />

Deutschland lebende Migrantinnen und<br />

Migranten (Ausländer und Spätaussiedler)<br />

als bundesweit einheitliches<br />

„Grundangebot zur Integration“ in Art 1,<br />

§ 43 Abs. 2 u. 3 GE gesetzlich zu verankern.<br />

Die Integrationsservicestellen<br />

nehmen neben der individuellen Integrationsberatung<br />

und -begleitung weitere<br />

wichtige Integrationsaufgaben<br />

wahr: Vermittlung ratsuchender Zugewanderter<br />

an andere Fach- und Regeldienste,<br />

Planung, ggf. Durchführung<br />

von gruppenpädagogischen und gemeinwesenorientiertenIntegrationsmaßnahmen,<br />

Hilfestellung bei der interkulturellen<br />

Öffnung anderer Fach- und<br />

Regeldienste. (...)“<br />

Was bedeutet<br />

Gemeindedolmetschen?<br />

„Ein Dolmetscher ist jemand, der aus einer<br />

Sprache in eine andere mündlich übersetzt“.<br />

So erklärt es uns das Wörterbuch.<br />

Doch was bedeutet eigentlich „Gemeindedolmetschen“?<br />

Die Bezeichnung <strong>Gemeindedolmetscher</strong><br />

oder Kommunaldolmetscher geht zurück auf<br />

den anglo-amerikanischen Begriff des community-interpreting.<br />

Dieses Konzept unterscheidet<br />

sich vom „normalen“, z.B. Konferenz-Dolmetschen<br />

in erheblichem Maße. Die<br />

spezifische Aufgabe besteht darin, eine<br />

möglichst gleichberechtigte Kommunikation<br />

zwischen Behandler/Berater und Patienten/Klienten<br />

zu ermöglichen.<br />

Oft treffen Gesprächsbeteiligte mit sehr unterschiedlichem<br />

sozialen und kulturellen<br />

Hintergrund aufeinander und es besteht<br />

eine ungleiche Beziehung in Bezug auf Wissen<br />

und Macht. Professionelle <strong>Gemeindedolmetscher</strong>(inn)en<br />

unterstützen eine zufriedenstellende<br />

Kommunikation, die weitgehend<br />

die Interessen beider Seiten<br />

berücksichtigt.<br />

Ihre Tätigkeit dient auch dazu, die Positionen<br />

von Minderheitskulturen zu verstehen<br />

und zu respektieren. Beide Seiten werden<br />

indirekt in ihrem gegenseitigen Verständnis<br />

unterstützt und angehalten, sich (unter Umständen<br />

auch selbstkritisch) mit dominanten<br />

oder minderheitskulturellen Umgangsformen<br />

und Verhaltensweisen im eigenen<br />

Handeln und Denken auseinander zusetzen.<br />

Bei <strong>Gemeindedolmetscher</strong>(inn)en handelt<br />

es sich im Regelfall um gesellschaftlich gut<br />

integrierte bilinguale und transkulturell<br />

agierende Migrant(inn)en nicht-deutscher<br />

Muttersprache.<br />

Gemeindedolmetschen wird im <strong>Gesundheit</strong>sbereich<br />

angesichts eines steigenden<br />

Migrantenanteils meist im Rahmen eines<br />

kundenorientierten Qualitätsmanagements<br />

angeboten. Auch in der Sozialberatung von<br />

Kommunen und freien Trägern spielen sie<br />

zunehmend eine Rolle.<br />

<strong>Gemeindedolmetscher</strong>/-innen arbeiten inhaltlich<br />

und organisatorisch nach festen Regeln.<br />

Ein Einsatz setzt sich im Normalfall aus drei<br />

Teilen zusammen:<br />

a) Das Vorgespräch, welches im Regelfall<br />

zwischen Behandler/Berater und <strong>Gemeindedolmetscher</strong><br />

stattfindet.


Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

Der Dolmetscher erhält hier notwendige<br />

Informationen wie z.B. die Krankheitsgeschichte<br />

oder eine andere relevante Vorgeschichte.<br />

Der später Gesprächsführende<br />

erhält Informationen zur Arbeitsweise<br />

des <strong>Gemeindedolmetscher</strong>s (Rollenverteilung,<br />

Sprechweise usw.) und auf Wunsch<br />

Informationen zu speziellen kulturellen<br />

Hintergründen des/der Klienten/Klientin.<br />

b)Das eigentliche Übersetzungsgespräch, in<br />

dem der Dolmetscher – von besonderen<br />

Ausnahmefällen abgesehen – als Medium,<br />

als Sprachrohr und nicht im eigentlichen<br />

Sinne als eigenständige Persönlichkeit<br />

auftritt und vorab auch so vorgestellt<br />

wird. Er/sie übersetzt inhaltsgetreu, vermittelt<br />

jedoch drüber hinausgehend auch<br />

die sinngemäße, unter Umständen kulturabhängige<br />

Bedeutung von Aussagen.<br />

c) Das Nachgespräch, welches wieder zwischen<br />

Behandler/Berater und <strong>Gemeindedolmetscher</strong><br />

stattfindet. Das Gespräch<br />

wird je nach Bedarf ausgewertet. Auf<br />

Wunsch teilt der Dolmetscher seine Eindrücke<br />

mit oder beantwortet spezifische<br />

gesprächsbezogene Nachfragen.<br />

Vor diesem Hintergrund werden den Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern an der von<br />

<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. angebotenen Qualifizierungsmaßnahme<br />

einerseits lexikalisches<br />

Wissen und Dolmetschtechniken vermittelt.<br />

Zum anderen werden sie sich mit Inhalten<br />

wie „<strong>Gesundheit</strong>s- und Sozialwesen“,<br />

„Recht und Ethik“, „Migrationssoziologie“,<br />

„Interkulturelle Kompetenz und Kommunikation“<br />

befassen.<br />

Besonderen Raum wird die Vermittlung von<br />

Termini aus dem medizinischen Bereich,<br />

aber auch aus verschiedenen sozialen Arbeitsfeldern<br />

einnehmen. Es kommen unterschiedliche<br />

Unterrichtsmethoden aus dem<br />

Bereich der Erwachsenenbildung <strong>zum</strong> Einsatz,<br />

die durch Fachexkursionen ergänzt<br />

werden.<br />

Um den Praxisbezug sicherzustellen, absolvieren<br />

die Teilnehmer/-innen im Rahmen<br />

der Qualifizierung ein mehrwöchiges angeleitetes<br />

Praktikum. Zum Abschluss legen sie<br />

eine Prüfung ab und erhalten ein entsprechendes<br />

Zertifikat. Birgit Ammann<br />

Staatssekretär Dr. Hermann Schulte-Sasse<br />

von der Berliner Senatsverwaltung für <strong>Gesundheit</strong>,<br />

Soziales und Verbraucherschutz<br />

eröffnete die Veranstaltung, zu der 120<br />

Fachleute kamen. „Ich bin ein großer Verfechter<br />

der evidence based health promotion”<br />

beteuerte er. „Seit der <strong>Gesundheit</strong>sreform<br />

2000 ist der Begriff evidence based<br />

medicine Bestandteil des Bundessozialrechts.<br />

Es gibt kein anderes Land, in dem<br />

das der Fall ist!”<br />

Schulte-Sasse sieht die Evidenzbasierung<br />

der <strong>Gesundheit</strong>sförderung als große Chance:<br />

„Es gibt viele Vorbehalte gegen die <strong>Gesundheit</strong>sförderung,<br />

vor allem von jenen,<br />

die in die finanzielle Pflicht genommen werden.<br />

Gerade in diesem Feld ist ein methodischer<br />

Nachweis des Erfolgs solcher Projekte<br />

und Programme enorm wichtig – für<br />

Bewegung in Berlin<br />

Evidenzbasierte <strong>Gesundheit</strong>sförderung: Hartnäckiger<br />

Kampf gegen Fehleinschätzungen<br />

„Kleine positive Veränderungen von nur 1 bis 5 Prozent in der Mortalität sind aus Sicht der<br />

Bevölkerung ein riesiger Erfolg“. Der Londoner Medizin-Professor und Experte für evidenzbasierte<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung, Walter Holland, erläuterte auf einer Diskussionsveranstaltung<br />

von <strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. Nutzen, Erfolge und Widerstände der leitlinienorientierten<br />

Versorgung.<br />

Es ist schwierig, die <strong>Gesundheit</strong>sförderung auf solide Evidenzen zu stellen. Doch der Versuch<br />

sollte auch bei uns verstärkt unternommen werden, so das Ergebnis.<br />

die Politik und die Finanzierung.“<br />

Für Walter Holland sind das beste Beispiel<br />

für den Nutzen des Ansatzes der evidenzbasierten<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung schlicht die<br />

Impfungen, so Holland. „Impfungen werden<br />

nur eingeführt, wenn ihre Effektivität gewährleistet<br />

ist“. So wurden bereits 1914 die<br />

Typhus-Impfungen der englischen Armee<br />

eingestellt, da sie nicht nur schmerzhaft,<br />

sondern auch ineffektiv gewesen seien.<br />

Bei der Diphterie hingegen wurde noch bis<br />

1941 nicht geimpft, obwohl bereits 1930 der<br />

Nachweis für die Sinnhaftigkeit der Schutzimpfung<br />

erbracht wurde. 20.000 vermeidbare<br />

Todesfälle waren das Ergebnis.<br />

Holland gelang es, anhand von nachvollziehbaren<br />

Fallbeispielen die vermeintlich<br />

„trockene“ Disziplin der Qualitätssicherung<br />

�weiter auf Seite 10<br />

evidence based medicine i<br />

Im Rahmen der evidenzbasierten Medizin<br />

(Evidence-based Medicine) soll das<br />

gegenwärtig beste verfügbare Expertenwissen<br />

für die Versorgung der Patienten<br />

nutzbar gemacht werden. Dabei werden<br />

aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

systematisch aufbereitet und dem Arzt<br />

eine Hilfestellung für die tägliche Arbeit<br />

gegeben.<br />

Ziel ist es, eine <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />

nach dem jeweiligen Stand der Wissenschaft<br />

gewährleisten zu können. So sollen<br />

die Qualität kontinuierlich verbessert<br />

und unnötige Therapien vermieden<br />

werden. Die evidenzbasierte Medizin<br />

spielt vor allem bei der Überprüfung<br />

des Leistungskataloges und der Formulierung<br />

von Leitlinien eine Rolle.<br />

Evidenzklassen<br />

I Evidenz auf Grund wenigstens einer<br />

systematischen Übersicht oder einer<br />

randomisierten, kontrollierten Studie<br />

(Randomized Control Trial=RCT)<br />

durchgeführt und veröffentlicht nach<br />

wissenschaftlich anerkannten Standards<br />

II Evidenz auf Grund prospektiver Interventionsstudien<br />

III Evidenz auf Grund gut geplanter Kohorten-<br />

oder Fall-Kontroll-Studien,<br />

vorzugsweise aus mehr als einer Studiengruppe<br />

IV Evidenz auf Grund von mehr als einer<br />

methodisch hochwertigen klinischen<br />

Studie<br />

V Meinungen anerkannter Experten,<br />

Assoziationsbeobachtungen, pathophysiologische<br />

Überlegungen oder<br />

deskriptive Darstellungen, Berichte<br />

von Expertenkomitees, Konsensus-<br />

Konferenzen, Einzelfallberichte<br />

9


10<br />

Kinder und Jugendliche Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

und Standardsetzung anhand von Evidenzen<br />

(� siehe Info-Kasten) plastisch und<br />

realitätsnah darzustellen.<br />

Der wissenschaftlichen Evidenz stünden oft<br />

vorgefasste Meinungen bzw. Ziele von Politikern<br />

oder auch Pressekampagnen entgegen.<br />

So schilderte Holland den abstrusen<br />

Fall, dass in der Presse ein nicht nachweisbarer<br />

Zusammenhang der MMR-Impfung<br />

(Mumps, Masern, Röteln) und Autismus behauptet<br />

wurde, obwohl sogar die Fachjournalisten<br />

dies bezweifelten. Studien könnten<br />

solche Sachverhalte aufklären und den negativen<br />

Wirkungen wie nachlassende Impfbereitschaft<br />

entgegenarbeiten.<br />

Weiteres Beispiel für Widerstände gegen<br />

eine „vernünftige“ Politik sei das Problem<br />

des Rauchens bei Schulkindern. Laut<br />

Holland könne man dem Rauchen am wirksamsten<br />

mit Maßnahmen zur Steigerung<br />

des Selbstvertrauens begegnen. Dennoch<br />

konnte sich die betroffene Lehrerschaft<br />

nicht zur Änderung des Curriculums durchringen.<br />

Professor Rolf Rosenbrock vom Wissenschaftszentrum<br />

Berlin nahm dies denn auch<br />

auf: „Evidenz erhöht lediglich geringfügig<br />

die Hürde, Unsinn zu treiben“, meinte er in<br />

einem Diskussionsbeitrag. Ob Evidenzen im<br />

Bereich der <strong>Gesundheit</strong>sförderung wirklich<br />

Einfluss nehmen können auf die (politischen)<br />

Handlungen von Entscheidungsträgern,<br />

hängt von langfristigen und hartnäckigen<br />

Untersuchungen ab.<br />

Nachgefragt wurde, wie diese im „Setting“<br />

funktionieren sollen – einem naturgemäß<br />

vielschichtigen Forschungsfeld, das sich der<br />

wirklichen Messbarkeit im Sinne von „randomized<br />

controlled trials“ entzieht.<br />

Für Holland ist klar: „Nicht immer können<br />

randomized controlled trials durchgeführt<br />

werden. Aber Vorher-Nachher-Vergleiche<br />

sind oft möglich. Sie werden jedoch zu selten<br />

gemacht!“ Doch nicht nur die richtige<br />

Messmethode führe dazu, dass die Ergebnisse<br />

sich in Taten widerspiegeln. „Es hat<br />

sich gezeigt, dass man mit Politikern und<br />

Managern vor der Durchführung einer Evaluation<br />

das Erkenntnisinteresse absprechen<br />

muss und vereinbart, dass sie sich an der<br />

Präsentation der Ergebnisse beteiligen.“<br />

Dadurch könnten Entscheidungsträger die<br />

Ergebnisse nicht mehr ignorieren und seien<br />

eher <strong>zum</strong> Handeln gezwungen.<br />

Johannes Strotbek<br />

Zum Thema evidenzbasierte <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

sind in nächster Zeit weitere Veranstaltungen<br />

bei <strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. geplant.<br />

Weitere Informationen auch unter<br />

www.gesundheitberlin.de, Navigationspunkt<br />

Dokumentation.<br />

Kinder und Jugendliche<br />

Pilotprojekt §20 in Cottbus / Forum Bewegung,<br />

Ernährung / Newsletter Schule und <strong>Gesundheit</strong><br />

Pilotprojekt zu § 20 SGB V in Cottbus: Kassen<br />

bilden erstmals gemeinsamen Förderpool<br />

Der Arbeitskreis „Primärprävention“ in Brandenburg brachte ein bundesweit bislang einmaliges<br />

Pilotprojekt auf den Weg: Die im Arbeitskreis zusammengeschlossenen Krankenkassen<br />

und das Land speisen einen Pool, aus dem gesundheitsfördernde Projekte in Schulen<br />

des Schulamtes Cottbus finanziert werden. 45 Gesamtschulen und 24 Förderschulen waren<br />

aufgerufen, sich um die Mittel zu bewerben. Derzeit laufen die Beratungen zur Vergabe.<br />

Das „Pilotprojekt Setting Schule“ des Arbeitskreises<br />

startete jetzt mit einer Auftaktveranstaltung<br />

in Cottbus.<br />

Für das Pilotprojekt wurden speziell die<br />

Schultypen Gesamtschule und Förderschule<br />

ausgewählt, weil gerade dort Kinder aus sozial<br />

benachteiligten Familien erreicht werden<br />

können.<br />

Bereits im Mai 2001 haben sich im „Arbeitskreis<br />

Primärprävention“ die Krankenkassen<br />

AOK, IKK, BEK, DAK, TK, das Landesgesundheitsamt,<br />

der Verband der Ärzte des<br />

ÖGD, das Ministerium für Bildung, Jugend<br />

und Sport sowie das Ministerium für Arbeit,<br />

Soziales, <strong>Gesundheit</strong> und Frauen des Landes<br />

Brandenburg zusammengeschlossen.<br />

Die Moderation hat Dr. Carlchristian von<br />

Braunmühl, Referatsleiter im Ministerium<br />

für Arbeit, Soziales, <strong>Gesundheit</strong> und Frauen<br />

inne.<br />

Die Mitglieder des Arbeitskreises beteiligen<br />

sich an der Finanzierung des Pilotprojekts<br />

zunächst in Form der Finanzierung von Beratungsleistungen.<br />

Schulen, die sich bewerben, sollten mehrere<br />

Voraussetzungen erfüllen, u.a.:<br />

� im Rahmen des Schulprogramms das<br />

Thema „<strong>Gesundheit</strong>sfördernde Schule“<br />

aufnehmen,<br />

� Projektteams bilden, die eine Analyse zur<br />

Ermittlung von schulspezifischen Belastungsschwerpunkten,Veränderungsbedarfen<br />

und -potenzialen durchführen;<br />

� Konkrete Zielsetzung, Vereinbarung von<br />

pädagogischen Maßnahmen und Interventionsschritten<br />

sollten gegeben sein.<br />

Dr. Ulrich Schwabe von der Landesvereinigung<br />

für <strong>Gesundheit</strong> Sachsen-Anhalt erläuterte<br />

in der Auftaktveranstaltung Bilanz und<br />

Perspektiven des „Settings Schule“. <strong>Gesundheit</strong>serziehung<br />

und -förderung habe<br />

sich von der traditionellen <strong>Gesundheit</strong>serziehung<br />

als Wissensvermittlung zur Vermeidung<br />

von Krankheiten, über „<strong>Gesundheit</strong><br />

lernen“ mit erlebnisorientierten Methoden<br />

hin <strong>zum</strong> vernetzt gesunden Lernen mit Organisationsentwicklung<br />

in gesundheitsfördernden<br />

Schulen entwickelt.<br />

Die Entwicklung des Schulklimas bewege<br />

sich mittlerweile in Richtung „sich wohlfühlen“,<br />

um dabei einen hohen Leistungsanspruch<br />

zu sichern. Die Schule setzte auf<br />

die aktive Mitwirkung der Lehrer/-innen, der<br />

Schüler/-innen, ihrer Eltern und anderer interessierte<br />

Partner im kommunalen Umfeld.<br />

Wichtigstes Kriterium für eine gesundheitsfördernde<br />

Schule ist für Schwabe, dass die<br />

Schule <strong>Gesundheit</strong> <strong>zum</strong> Thema ihrer gesamten<br />

Schulentwicklung macht. Die gesundheitsfördernde<br />

Veränderung des Schulalltags<br />

sollte dabei im Mittelpunkt stehen.<br />

Schwabe wies auch „Wege zur gesundheitsfördernden<br />

Schule“ wie:<br />

� <strong>Gesundheit</strong>sbildung und Kompetenzentwicklung<br />

im Unterricht,<br />

� Betroffene zu Beteiligten machen,<br />

� Vernetzung von Schulen, Bildung von re-


Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

gionalen Netzwerken,<br />

� <strong>Gesundheit</strong>sfördernde Bildungspolitik.<br />

Sozial Benachteiligte müssten stärker<br />

berücksichtigt, Unterstützungsstrukturen<br />

und Serviceleistungen erweitert und verbessert<br />

werden und Vernetzung und Networking<br />

mit anderen Settings (Region,<br />

Stadt, Krankenhaus...) aufgebaut werden.<br />

Gerhard Kroll von der Innungskrankenkasse<br />

Brandenburg/Berlin setzte das Ziel, mit <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

und Prävention ein positives<br />

Gleichgewicht zur zunehmend angespannten<br />

Morbiditäts- und Mortalitätsentwicklung<br />

aufzubauen, und mittelfristig<br />

überhöhte Ausgaben für Kuration und Rehabilitation<br />

zu senken. „Diese Aufgabe können<br />

und wollen die Krankenkassen nicht allein<br />

bewältigen“ stellte Kroll fest. „Die Konsequenzen<br />

und die Finanzierung von<br />

Primärprävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

muss von allen gesellschaftlichen Ebenen<br />

und Akteuren getragen werden“.<br />

Mit der Gründung des Arbeitskreises<br />

Primärprävention wurde ein Anfang gemacht.<br />

Hier werden gemeinsam überschaubare<br />

Zielgruppen festgelegt und gemeinsame<br />

Ziele zur Prävention abgestimmt.<br />

In Cottbus besteht zudem ein Arbeitskreis<br />

der Kontaktlehrer, in dem ein Vertreter jeder<br />

Schule mitarbeitet. Die Lehrer können als<br />

Multiplikatoren an ihren Schulen fungieren.<br />

Im regionalen Arbeitskreis Prävention, dem<br />

<strong>Gesundheit</strong>samt, Jugendamt, Polizei und<br />

freie Träger angehören, wird bereits versucht,<br />

Suchtpräventionsprogramme in Cottbus<br />

flächendeckend zu realisieren. Beispiele<br />

dafür sind „Unsere Stadt gemeinsam<br />

gegen Drogen“ und „Klasse 2000“.<br />

Ziel des Arbeitskreises Primärprävention<br />

sind Programme zur Primärprävention, die<br />

auf der Grundlage des Leitfadens der Spitzenverbände<br />

der Krankenkassen (§20 SGB<br />

V) in Brandenburg entwickelt und durchgeführt<br />

werden sollen.<br />

Als erster Handlungsschwerpunkt wurde<br />

dafür das Setting Schule gewählt und die<br />

Schüler somit als erste Zielgruppe für diese<br />

Aktivitäten. Grund für diese Entscheidung<br />

ist die Erkenntnis, dass „der Setting-Ansatz<br />

im besonderem Maße dafür geeignet ist,<br />

einen Beitrag zur Verminderung sozial bedingter<br />

Ungleichheit von <strong>Gesundheit</strong>schancen<br />

zu leisten“.<br />

Unter „Setting“ werden dabei diejenigen Lebensbereiche<br />

verstanden, in denen die<br />

Menschen den größten Teil ihrer Zeit verbringen<br />

(Schule, Arbeitsplatz etc.) und die<br />

einen großen Einfluss auf die <strong>Gesundheit</strong><br />

haben. Irina Fröse<br />

Kinder und Jugendliche<br />

Forum Bewegung und Ernährung vernetzt<br />

Berliner Projekte für Kinder und Jugendliche<br />

Mangelnde Bewegung und falsches Ernährungsverhalten sind die häufigsten Ursachen für<br />

Übergewicht im Kindes- und Jugendalter. Im Rahmen des im November 2002 von <strong>Gesundheit</strong><br />

Berlin e.V. veranstalteten Fachforums „Bewegung und Ernährung“ wurden Projekte vorgestellt<br />

und diskutiert, die speziell in Berlin für übergewichtige Kinder und Jugendliche angeboten<br />

werden.<br />

Übergewicht und Adipositas im Kindes- und<br />

Jugendalter nehmen erschreckend zu. Die<br />

Ursachen dieser Entwicklung in Form von<br />

mangelnder Bewegung und falschem<br />

Ernährungsverhalten aber auch psychologischen<br />

Störungen sind hinreichend erörtert<br />

worden. Aus den praktischen Beispielen<br />

können wichtige Impulse für eine nachhaltige<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung im Bereich Bewegung<br />

und Ernährung entstehen.<br />

Mittagsversorgung von Kitas mit ökologischen<br />

Lebensmitteln<br />

Dass es Alternativen zu einer konventionellen<br />

Mittagsversorgung von Kitas gibt, erläuterte<br />

Ulrike Hohmuth von Pro Agora e.V. eindrucksvoll.<br />

Sie stellte ein seit 1999 bestehendes<br />

Projekt vor, dass eine Mittagsversorgung<br />

von Kitas mit Lebensmitteln aus<br />

kontrolliert ökologischem Anbau bietet.<br />

Die Erfahrungen aus den Modellkitas des<br />

Bezirks Pankow zeigen: Das Projekt ist ein<br />

Zugang zu einem ganzheitlich gesundheitsfördernden<br />

Prozess. Die Kinder werden<br />

dabei mit einer Ernährungskultur vertraut<br />

gemacht, die den Umgang mit und den Verzehr<br />

von Lebensmitteln zu einem ganzheitlichen<br />

Ansatz werden lässt. Die Etablierung<br />

ökologischer Produkte trage zu einer ausgewogenen<br />

Ernährung bei. So werden etwa regionale<br />

und saisonale Produkte aus ökologischem<br />

Anbau verwendet. Durch „rhythmisches<br />

Essen“ würden die Kinder einen<br />

ausgewogenen Umgang mit Lebensmitteln<br />

erlernen, so Hohmuth. Dieser vermittle ein<br />

Gefühl bzw. Gespür für eine Esskultur, die<br />

einen Beitrag zu einer gezielten und nachhaltigen<br />

Prävention von Übergewicht und<br />

Adipositas leiste. Neben den Kindern würden<br />

auch die Eltern das Projekt annehmen<br />

und als einen wichtigen Beitrag zu einer gesunden<br />

Ernährung bewerten. Als Erfolg wertete<br />

Hohmuth die Tatsache, dass Eltern<br />

Ernährungsangebote und Ernährungsverhalten<br />

als Leitbild für den häuslichen Gebrauch<br />

übernehmen. Demgegenüber kritisierte sie<br />

das Interesse der politischen Entscheidungsträger<br />

am Projekt. Der geringe Rückhalt<br />

in der Politik zeige auch, dass <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

als Bestandteil einer nach-<br />

haltigen Gesamtpolitik eine immer noch untergeordnete<br />

Rolle einnehme, so die Referentin.<br />

Ein kontinuierliches Engagement, gesundheitsfördernden<br />

Projekten politische<br />

Schwerkraft zu verleihen, sei deshalb unabdinglich,<br />

so Hohmuth in ihrem Schlusswort.<br />

Ernährung und Nachhaltigkeit<br />

Ernährung und Nachhaltigkeit sind für Dr.<br />

Manuela Heinze von Ökofee e.V. untrennbar<br />

miteinander verbunden. Vor diesem Hintergrund<br />

berichtete sie von einem durch Ökofee<br />

e.V. betreuten Projekt in der Berliner<br />

dritten Oberschule „Am Köllnischen Park“,<br />

dessen Ziel es ist, Schüler mit ökologischen<br />

Lebensmitteln zu versorgen. Dabei verwies<br />

Heinze auf die Schwierigkeit, Schüler für<br />

ökologische Produkte zu sensibilisieren.<br />

Dies liege nicht zuletzt daran, dass die Jugendlichen<br />

oftmals aus Familien in sozial<br />

schwierigen Lebenslagen kommen, in denen<br />

das Thema gesunde Ernährung eine untergeordnete<br />

oder gar keine Rolle spiele. Jedoch<br />

sei es im Verlauf des Projektes gelungen,<br />

das Interesse an ökologischen Produkten<br />

zu steigern. Zunehmend gelinge es, so<br />

Heinze weiter, nicht nur bei Schülern, sondern<br />

auch im Elternhaus und innerhalb der<br />

Lehrerschaft das Interesse für eine ökologische<br />

und schließlich nachhaltige Ernährung<br />

zu vertiefen. Kritisch, mit ihrer Vorrednerin<br />

übereinstimmend, beurteilte die Referentin<br />

die finanzielle Unterstützung des Projektes.<br />

Nur eine dauerhafte Finanzierung und politischer<br />

Rückhalt könne den Fortbestand des<br />

Projektes sichern und somit eine nachhaltige<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung im Bereich<br />

Ernährung gewährleisten. Der Beitrag der<br />

Referentin zeigte einmal mehr, wie <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

im Setting Schule erfolgreich<br />

betrieben werden kann, um <strong>Gesundheit</strong>spotenziale<br />

von jungen Menschen zu stärken.<br />

Er kann gleichsam als ein Plädoyer für gesundheitsfördernde<br />

Projekte gewertet werden,<br />

deren Durchführung oft mit Hindernissen<br />

verbunden ist.<br />

Der Erfolg aber zeigt:<br />

Gezielte <strong>Gesundheit</strong>sförderung im Bereich<br />

Ernährung vermindert das Risiko, durch<br />

11


12<br />

Kinder und Jugendliche Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

Übergewicht und Adipositas frühe chronische<br />

Erkrankungen davonzutragen, und<br />

somit die Lebensqualität von Menschen zu<br />

mindern.<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung und Reisespaß<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung macht Spaß. Diesen<br />

Eindruck vermittelte der Vortrag von Christin<br />

Reinhold und Katrin Keitsch vom Sozialpädiatrischem<br />

Zentrum (SPZ) an der Klinik<br />

für Kinder- und Jugendmedizin Lindenhof,<br />

die zugleich als akademisches Lehrkrankenhaus<br />

der Charité fungiert. Die beiden Referentinnen<br />

berichteten von einer Sommerreise<br />

für übergewichtige Kinder, die das Projekt<br />

„Mopsfidel“ des SPZ Lindenhof in<br />

Kooperation mit dem SC Borussia 1920 Friedrichsfelde<br />

e.V. organisierte und durchführte.<br />

„Mopsfidel“ ist ein Projekt, das übergewichtigen<br />

oder dementsprechend gefährdeten<br />

Kindern und Jugendlichen hilft, Gewicht<br />

zu reduzieren oder einer Gewichtszunahme<br />

vorzubeugen. Gezielt werden die Teilnehmer<br />

des Projektes durch Sport (Beweglichkeit,<br />

Ausdauer), Ernährung (Quantität, Qualität,<br />

energiereduzierte Mischkost) und differenziertes<br />

Training (Ernährungswissen, Essverhalten,<br />

Stressmanagement) für das Thema<br />

Bewegung und Ernährung sensibilisiert und<br />

geschult. Zudem sei es unentbehrlich, die<br />

Familien der Kinder in das Programm zu integrieren.<br />

Nur durch die Integration der Familien<br />

ließe sich ein erfolgreicher Programmverlauf<br />

garantieren, so die Referentinnen.<br />

Ziel der gemeinsamen Sommerreise<br />

war es u.a., die 10-14 Jahre alten Kinder zu<br />

eigenen sportlichen Aktivitäten zu ermutigen,<br />

sowie das Sozial- und Essverhalten zu<br />

beobachten, es vor allem aber zu beeinflussen.<br />

Und schließlich sollte die Reise den<br />

Kindern und Jugendlichen Spaß machen.<br />

Die Referentinnen zogen aus den auf der<br />

Sommerreise gemachten Erfahrungen das<br />

Fazit, dass eine Veränderung des Bewegungsverhaltens<br />

bei übergewichtigen und<br />

adipösen Kindern bei entsprechender Motivation<br />

erzielt werden kann. Darüber hinaus<br />

wiesen sie darauf hin, dass eine Kooperation<br />

mit wohnortnahen Sportvereinen für<br />

eine Umstrukturierung des Freizeitverhaltens<br />

der Kinder und Jugendlichen eine unentbehrliche<br />

Voraussetzung sei.<br />

Pfundige Kids in Spandau<br />

Über zielgruppenspezifische Sportangebote<br />

für übergewichtige Kinder im Berliner Bezirk<br />

Spandau referierte Manuela Stein von der<br />

Sportjugend Spandau AG. Durch gezielte<br />

Sportkurse wird das für übergewichtige<br />

Kinder und Jugendliche erhöhte Risiko von<br />

Herz-/Kreislauferkrankungen aber auch Haltungsschäden<br />

und Wirbelsäulenerkrankungen<br />

gemindert. Neben einer Verbesserung<br />

des körperlichen und seelischen Wohlbefindens<br />

stehe für die Anbieter der Sportkurse<br />

die Stärkung des Selbstwertgefühls der Kinder<br />

im Vordergrund, so Stein. Durch die Aufnahme<br />

und Vertiefung sozialer Kontakte mit<br />

„Gleichgesinnten“ sollen die Kinder und Jugendlichen<br />

auch lernen, Verantwortung für<br />

sich selbst zu übernehmen. Zielstellung<br />

müsse es sein, gesundheitsgefährdende<br />

Verhaltensmuster aufzubrechen und das<br />

Bewusstsein der Kursteilnehmer/-innen für<br />

eine gesunde Lebensführung zu entwickeln.<br />

Dazu erarbeiteten die Anbieter ein Konzept,<br />

dass sowohl ein regelmäßiges Sportangebot<br />

in Vereinen, aber auch medizinische Betreuung<br />

bei Bedarf und Ernährungsberatung<br />

umfasst.<br />

Diese integrativen Sportangebote lassen<br />

sich nur durch eine enge Kooperation vieler<br />

in der <strong>Gesundheit</strong>sförderung tätiger Akteure<br />

realisieren. Deshalb arbeiten die kursanbietenden<br />

Spandauer Sportvereine verstärkt<br />

mit dem Landessportbund, dem Bezirksamt<br />

Spandau und mit diversen Spandauer Kinderärzten<br />

zusammen. Darüber hinaus werde<br />

eine Zusammenarbeit mit Krankenkassen<br />

und Kassenärztlicher Vereinigung angestrebt,<br />

so Stein weiter. Diese wäre ein weiterer<br />

Schritt um zusätzliche Synergieeffekte<br />

zu erzielen.<br />

Mopsfidel in Friedrichsfelde<br />

In ihrem Schlusswort wies die Moderatorin<br />

der Fachveranstaltung, die stellvertretende<br />

Sprecherin des Arbeitskreises „Kind und Familie“,<br />

Karin Schmedding (Barmer-Ersatzkasse)<br />

nachdrücklich darauf hin, dass der<br />

Schwerpunkt Bewegung und Ernährung<br />

eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein<br />

müsse. Sie verwies darüber hinaus auf die<br />

Möglichkeiten der Krankenkassen, <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

und Prävention nachhaltig<br />

zu unterstützen. Besonders dem Setting<br />

Schule müsse verstärkte Aufmerksamkeit<br />

geschenkt werden, so Schmedding weiter.<br />

Darüber hinaus lobte Schmedding die gute<br />

Zusammenarbeit der Arbeitskreise „Kind<br />

und Familie“ und „Bewegung und<br />

Ernährung“. Dessen Sprecherin Kerstin<br />

Moncorps von der Plan- und Leitstelle Marzahn-Hellersdorf<br />

stellte den Arbeitskreis vor<br />

und sprach über die Chancen, durch eine<br />

Vernetzung der Arbeitskreise weitere gesundheitsfördernde<br />

Vorhaben zu realisieren.<br />

Fabian Engelmann<br />

Newsletter zu Schule<br />

und <strong>Gesundheit</strong><br />

Das „Netzwerk gesunde Ernährung“ bietet<br />

ab sofort einen Newsletter mit Informationen<br />

rund um Schule und <strong>Gesundheit</strong> an.<br />

Das kostenlose Angebot versorgt Lehrer mit<br />

praxisrelevanten Informationen und hält sie<br />

in puncto schulischer <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

auf dem Laufenden.<br />

Dabei geht es aber nicht nur darum, <strong>Gesundheit</strong><br />

für Schüler erleb- und umsetzbar<br />

zu machen. Auch die <strong>Gesundheit</strong> der Lehrerinnen<br />

und Lehrer ist ein wichtiges Thema.<br />

Im monatlichen Newsletter werden Pädagogen<br />

über erfolgreiche Projekte und Aktionen<br />

informiert und erhalten Buchtipps und Veranstaltungshinweise.<br />

Eine kleine praktische<br />

Unterrichtseinheit aus dem Ernährungsbereich<br />

ist genauso vorhanden wie Links zu interessanten<br />

Webseiten im Internet.<br />

Hinweise auf aktuelle Fachartikel, in denen<br />

Maßnahmen für mehr <strong>Gesundheit</strong> und<br />

Wohlbefinden bei Kindern und Lehrern vorgestellt<br />

werden und aufbereitete wissenschaftliche<br />

Informationen zu <strong>Gesundheit</strong>sthemen<br />

runden das neue Angebot ab. Interessierte<br />

können den Newsletter unter<br />

www.erlebniskiste.de kostenlos abonnieren.<br />

Das „Netzwerk gesunde Ernährung“ ist ein<br />

Gremium von Ernährungsexperten, unter<br />

anderem aus dem aid Infodienst, der Verbraucherzentrale<br />

Nordrhein-Westfalen und<br />

dem Verband für Unabhängige <strong>Gesundheit</strong>sberatung<br />

Deutschland e.V. (UGB). Es wird<br />

seit 1999 angestrebt, die Ernährungs- und<br />

<strong>Gesundheit</strong>ssituation von Kindern langfristig<br />

und nachhaltig zu verbessern.<br />

Diese Zielsetzung wurde im Laufe der Zeit<br />

noch erweitert: ein wichtiger Aspekt ist<br />

dabei die <strong>Gesundheit</strong> der Lehrer/-innen,<br />

deren <strong>Gesundheit</strong>sbewusstsein als Schlüssel<br />

für eine gesundheitsfördernde Schule<br />

gesehen wird. Ziel ist eine „gesunde Schule<br />

für alle“.<br />

Bezug und Informationen:<br />

Anika Kühn<br />

Verband für Unabhängige<br />

<strong>Gesundheit</strong>sberatung Deutschland e.V.<br />

(UGB)<br />

Sandusweg 3<br />

35435 Wettenberg/Gießen<br />

Tel.: 0641/8089 6-0, Fax: 0641/8089 6-50<br />

Internet: www.ugb.de


Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

Altern und <strong>Gesundheit</strong><br />

Beschwerden zu Altersdiskriminierung / Neues<br />

vom Arbeitskreis Altern und <strong>Gesundheit</strong><br />

1.600 Beschwerden gegen<br />

Altersdiskriminierung<br />

Nach dem Vorbild der Erfahrungen aus Holland wurde vom Büro für Altersdiskriminierung<br />

2001 ein bundesweiter Beschwerdetag gegen Altersdiskriminierung organisiert. Die Ergebnisse<br />

liegen nun vor: Mit 16 Telefonen in Berlin, Erfurt und Köln wurden 1.598 Beschwerden<br />

aus nahezu allen deutschen Bundesländern erfasst und mit der jetzt vorliegenden Dokumentation<br />

sehr differenziert ausgewertet. Ziel war eine Bestandsaufnahme über das Ausmaß<br />

altersbedingter Ungleichbehandlung.<br />

Unter dem Titel Lebensalter und Diskriminierung<br />

wurde die „Dokumentation und<br />

Auswertung des ersten Beschwerdetages<br />

<strong>zum</strong> Thema Altersdiskriminierung“ im November<br />

2002 vom Büro gegen Altersdiskriminierung<br />

e.V. herausgegeben. In den Foren<br />

des Arbeitskreises Altern und <strong>Gesundheit</strong><br />

während des 7. und 8. Kongresses Armut<br />

und <strong>Gesundheit</strong> wurde bereits eine Auswertung<br />

dieser Befragung begonnen, die jetzt<br />

vertieft werden kann.<br />

Die „Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz<br />

und der Schutz vor Diskriminierung als<br />

Menschenrecht“ sowie die „Gleichbehandlung<br />

in Beschäftigung und Beruf“ wurden in<br />

EU-Richtlinien fixiert. Nach der Grundrechte-<br />

Charta der Europäischen Gemeinschaft ist<br />

Diskriminierung wegen des Lebensalters<br />

verboten. In mehreren Staaten (Australien,<br />

Finnland, Großbritannien, Irland, Niederlande,<br />

Schweiz, USA) hat die Abwehr von Diskriminierungen<br />

wegen des Lebensalters Verfassungsrang.<br />

Die Praxis sieht jedoch ganz<br />

anders aus.<br />

Im deutschen Recht gibt es bislang keine<br />

Vorschrift <strong>zum</strong> Verbot von Altersdiskriminierung.<br />

In Entwürfen für diesbezügliche gesetzliche<br />

Regelungen wurde durch Protest<br />

des Arbeitgeberverbandes „Lebensalter“ ersatzlos<br />

gestrichen. Die „richtige“ Anzahl der<br />

Lebensjahre entscheidet zunehmend über<br />

die Chancen der sozialen Teilhabe oder über<br />

deren Ausschluss. Schon 30-Jährige sind<br />

von unzulässigen Differenzierungen betroffen!<br />

Das kalendarische Lebensalter sagt<br />

wenig über individuelle Leistungsfähigkeit<br />

aus. Im Jahr 2001 beschäftigten 60 Prozent<br />

aller bundesdeutschen Unternehmen keine<br />

über 50-Jährigen mehr.<br />

Der erste bundesweite Beschwerdetag sollte<br />

ein Schlaglicht auf dieses Problem werfen.<br />

Wie die Veranstalter feststellten, hatten<br />

sie mit einer so massiven Reaktion von<br />

1.598 Beschwerden innerhalb eines Tages in<br />

der Zeit von 8 bis 20 Uhr nicht gerechnet.<br />

Das Altersspektrum der Anrufer war zwischen<br />

20 und 95 Lebensjahren, von den<br />

über 59-Jährigen wurden mehr als 60 Prozent<br />

aller Beschwerden vorgebracht. 1.078<br />

Meldungen über Altersdiskriminierung wurden<br />

von Frauen vorgetragen, 520 von Männern.<br />

Eine Anruferin bemerkte, dass schon<br />

die 50-Jährigen Frauen in der Öffentlichkeit<br />

„unsichtbar“ seien.<br />

Auf der Grundlage von differenzierten Protokollbögen<br />

wurden 130 verschiedene Themen<br />

dokumentiert. Ausmaß und Spannweite<br />

des Problems wurden sichtbar:<br />

� Mit 31 Prozent wurden die meisten Meldungen<br />

<strong>zum</strong> Thema Altersdiskriminierung<br />

und „Alter“ registriert (Vorstellungsgespräch<br />

chancenlos, Altersbegrenzungen<br />

in Stellenanzeigen, drohende Entlassung,<br />

erzwungenes Ausscheiden, keine Laufbahnchancen,<br />

keine Zulassung zur Fortbildung,<br />

keine Vermittlung durch Arbeits-<br />

Altern und <strong>Gesundheit</strong><br />

amt (mit dem Vorurteil: „zu alt“).<br />

� An zweiter Stelle der Meldungen steht<br />

das Thema „Image“ – 19 Prozent aller Beschwerden;<br />

davon knapp 80 Prozent von<br />

Frauen (Ältere nicht ernst nehmen, unfreundliche<br />

Behandlung, negative Darstellung<br />

in Medien, „überhört und übersehen“,<br />

Ungeduld und Überheblichkeit<br />

...). – Alter entscheidet über Wertschätzung!<br />

Beim holländischen Beschwerdetag<br />

stand „Image“ mit 1 Prozent an letzter<br />

Stelle!<br />

� Das Thema „Krankenkassen/Ärzte“ steht<br />

an dritter Stelle – 11 Prozent der registrierten<br />

Beschwerden (Beschwerden<br />

werden vom Arzt nicht ernst genommen:<br />

„gehören <strong>zum</strong> Altwerden“, keine vorbeugende<br />

Behandlung oder keine Rehabilitationsmaßnahme,<br />

höhere Krankenversicherung<br />

zahlen, geistige Verwirrung wird<br />

unterstellt, keine Ernährungsberatung<br />

mehr ...).<br />

� 10 Prozent der Beschwerden betrafen Probleme<br />

im „Öffentlichen Raum“ (zu hohe<br />

Trittbretter in Bussen und Bahnen, Türen<br />

in öffentlichen Verkehrsmitteln schließen<br />

zu schnell, Rolltreppen oder Aufzüge<br />

funktionieren nicht oder fehlen, Bänke in<br />

der Innenstadt oder im Park fehlen, Sitzgelegenheiten<br />

in Kaufhäusern/Geschäften<br />

fehlen, Ampelschaltungen für Fußgänger<br />

sind zu kurz, Handläufe an Treppen<br />

nicht vorhanden, Informationen zu<br />

klein gedruckt).<br />

� Weitere Themen waren „Finanzen“, „Pflege“,<br />

„Abschluss von Versicherungen“,<br />

„Wohnen“, „Weiterbildung/Unterricht“<br />

und „Ehrenamt“.<br />

In allen diesen Bereichen gibt es großen<br />

Handlungsbedarf, eine sorgfältige Auswertung<br />

vieler Vorschläge zur Sozial- und <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />

für die Kommunen ist dringend<br />

erforderlich. Dringender Handlungsbedarf<br />

besteht auch für die Medien. „Sie<br />

transportieren direkt oder indirekt diskriminierende<br />

Altersbilder, sie prägen damit die<br />

Wahrnehmung und zementieren Altersstereotypen“<br />

(„Vergreisung der Gesellschaft“,<br />

„Vergruftungsgefahr“, „Pensionslastenwucht“,<br />

„Lebenszeitbudgetierung“).<br />

Es darf nicht das kalendarische Lebensalter<br />

über die individuelle Wertschätzung entscheiden!<br />

„Ältere Menschen haben das<br />

Recht auf ein würdiges und unabhängiges<br />

Leben und auf Teilhabe am sozialen und<br />

kulturellen Leben“ (Charta der EU). Das<br />

Büro gegen Altersdiskriminierung in Köln<br />

hat zusammen mit über 60 Gruppen sehr<br />

engagiert gearbeitet und einen wichtigen<br />

Beitrag zur Lösung der diesbezüglichen Aufgabenstellung<br />

geleistet. Heinz Trommer<br />

13


14<br />

Altern und <strong>Gesundheit</strong> Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

News aus dem Arbeitskreis Altern und<br />

<strong>Gesundheit</strong><br />

Der Arbeitskreis „Altern und <strong>Gesundheit</strong>“ hat in den zurückliegenden Monaten die Altenhilfearbeit<br />

mehrerer Vereine unterstützt und damit interessante Erfahrungen und neue Kooperationspartner<br />

gewonnen.<br />

Zum Sozialseminar „Für ein würdevolles,<br />

aktives und selbstbestimmtes Leben im<br />

Alter“ am 29.10.2002 hatte der Landesverband<br />

des e. V. „Jahresringe“ Dr. Christine<br />

Roßberg und Dr. Heinz Trommer vom AK „Altern<br />

und <strong>Gesundheit</strong>“ als Referenten eingeladen.<br />

Der „Vierte Bericht zur Lage der älteren Generation<br />

in der Bundesrepublik Deutschland:<br />

Risiken, Lebensqualität und Versorgung<br />

Hochaltriger ...“ stand im Mittelpunkt<br />

der Ausführungen von Dr. Roßberg. Diskutiert<br />

wurde vor allem über die medizinischpflegerischen,<br />

sozialen, materiellen und<br />

wohnungstechnischen Anforderungen im<br />

Leben dieser Altersgruppe. Ausgegangen<br />

wurde von der Hauptaussage des Berichtes,<br />

die Betreuung künftig differenzierter abzustufen<br />

und stärker zu vernetzen. Unter besonderer<br />

Berücksichtigung von demenziellen<br />

Erkrankungen wurde über die vorgeschlagenen<br />

77 Handlungsorientierungen<br />

der Sachverständigenkommission beraten.<br />

Dr. Trommer gestaltete entsprechend dem<br />

Wunsch der Veranstalter ein Seminar zur<br />

Thematik „Lebenskunst und Lebensstil für<br />

<strong>Gesundheit</strong> im Alter“, um ihre ehrenamtlichen<br />

Mitglieder für die Betreuung in der<br />

Kommune zu befähigen.<br />

„Um wirklich glücklich zu sein, muss man<br />

eine Aufgabe und große Hoffnung haben“<br />

(Ricarda Huch)<br />

Anlaß für dieses Thema waren Erfahrungen<br />

über Probleme in der Altenhilfe, insbesondere<br />

individuelle Schwierigkeiten in der Lebensgestaltung,<br />

emotionale Belastung infolge<br />

gesundheitlicher Einschränkungen,<br />

Verunsicherung in der subjektiven Wertung<br />

der persönlichen Lebensbilanz sowie erlebter<br />

Defizite in der sozialen Akzeptanz. In<br />

einem regen Erfahrungsaustausch wurden<br />

Erkenntnisse über individuelle und soziale<br />

Ressourcen vermittelt, wurde über mögliche<br />

Ursachen für Unzufriedenheit und Zufriedenheit<br />

im Alltag sowie über Komponenten<br />

der psychischen Lebensbewältigung gesprochen.<br />

Die Teilnehmer/-innen erhielten Materialien<br />

zur Psychohygiene für ihre ehrenamtliche<br />

Tätigkeit.<br />

Mehrere Mitglieder des AK „Altern und <strong>Gesundheit</strong>“<br />

nahmen im Altenhilfezentrum des<br />

Sozialwerkes Berlin e. V. am 16. Oktober<br />

2002 an einer Veranstaltung der Fachgruppe<br />

Ältere Menschen des Landesverbandes<br />

Berlin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes<br />

teil. Von der Sprecherin der Fachgruppe,<br />

Käte Tresenreuter, war Dr. Trommer zu<br />

einem Vortrag eingeladen worden, um über<br />

eine Einführung in das mentale Training zu<br />

referieren. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen<br />

können durch mentales (geistiges)<br />

Training psychische Alterungsprozesse<br />

verzögert und die Selbständigkeit in der Lebensführung<br />

älterer Menschen verlängert<br />

werden. Im Beitrag wurden Beispiele für<br />

Übungen des mentalen Trainings – z.B. zur<br />

Aktivierung der Leistungsfähigkeit von psychischen<br />

Prozessen wie Konzentration,<br />

Wahrnehmung, (logisches und kreatives)<br />

Denken, Gedächtnis und sprachliche Ausdrucksfähigkeit<br />

– demonstriert.<br />

In der Diskussion wurde gefordert, solche<br />

Trainingsmöglichkeiten in der offenen Altenhilfe<br />

sowie in der ambulanten Altenhilfe einzusetzen.<br />

Die Teilnehmer wünschten eine<br />

Fortsetzung des Themas im Frühjahr 2003.<br />

In Veranstaltungen anlässlich des Welt-Alzheimer-Tages<br />

2002 wurde darauf verwiesen,<br />

dass den Alzheimer-Kranken im Kampf um<br />

die finanziellen Ressourcen und die unterschiedlichen<br />

Zuständigkeiten die notwendige<br />

Diagnostik, Therapie und Pflege häufig<br />

noch vorenthalten wird.<br />

Im 2. Berliner Memory Walk <strong>zum</strong> Welt-Alzheimer-Tag<br />

wurde gefordert, sicherzustellen,<br />

dass „für Alzheimer-Kranke die<br />

Trennung zwischen Leistungen der Krankenund<br />

Pflegekasse aufgehoben wird, die Angehörigen<br />

mehr Entlastung erhalten, die<br />

Krankenkassen die notwendigen Medikamente<br />

und Therapien finanzieren, die gerontopsychiatrische<br />

<strong>Ausbildung</strong> der Ärzte<br />

und Pflegekräfte erfolgt und flächendeckend<br />

kompetente ambulante und stationäre<br />

Versorgungsstrukturen für die Kranken<br />

und ihre Angehörigen geschaffen werden“.<br />

Der AK „Altern und <strong>Gesundheit</strong>“<br />

beteiligte sich an Veranstaltungen sowie an<br />

der Aktion und Unterschriftensammlung.<br />

Die Beratungsbörse zur fachlichen Anleitung<br />

und Unterstützung bei ehrenamtlicher<br />

Tätigkeit älterer Menschen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg<br />

unter Leitung von Renate<br />

Schack, Mitglied des AK „Altern und<br />

<strong>Gesundheit</strong>“, hatte Dr. Trommer zu einer Zusammenkunft<br />

mit Vertretern aus Sozialkommissionen<br />

und Seniorenvertretungen aus<br />

dem Bezirk eingeladen.<br />

Thema der Aussprache waren der Bericht<br />

„Armut und soziale Ungleichheit in Berlin“<br />

der Berliner Senatsverwaltung für <strong>Gesundheit</strong>,<br />

Soziales und Verbraucherschutz“<br />

sowie die Armuts- und Reichtumsberichterstattung<br />

„Lebenslagen in Deutschland“ der<br />

Bundesregierung.<br />

In der Beratung wurde vor allem über diesbezügliche<br />

Erfahrungen in der ehrenamtlichen<br />

Tätigkeit berichtet und insbesondere<br />

darauf aufmerksam gemacht, dass noch zu<br />

viele Informationsdefizite bei Betroffenen<br />

vorhanden und konkrete Beratung und Betreuung<br />

vor allem älterer Bürger erforderlich<br />

sind.<br />

Dr. Sigrid Henße, Mitglied des AK „Altern<br />

und <strong>Gesundheit</strong>“, eröffnete am 22.Oktober<br />

2002 in Eichwalde ein Zentrum für <strong>Gesundheit</strong>s-<br />

und Ernährungsberatung. Bei der<br />

kleinen Feier waren der Bürgermeister, Dr.<br />

Ekkahard Schulz, sowie Vertreter der Koordinierungsstelle<br />

Rund um das Alter, Wedding-Mitte-Tiergarten,<br />

Berlin, des Krisentelefons<br />

Pflege in Not und des Seniorenbeirats<br />

von Eichwalde erschienen, die in der<br />

Aussprache ihre aktive Unterstützung dieses<br />

Projektes versprachen. Das neuartige<br />

Beratungsangebot soll vor allem älteren<br />

Menschen und deren Angehörigen bei gesundheitlichen<br />

Beeinträchtigungen und<br />

Krankheiten im Alter dienen (u.a. Einzelberatung,<br />

Angehörigengespräche, Vermittlung<br />

von Hilfen, Haus- und Pflegeheimbesuche,<br />

Informationsveranstaltungen). Dr. Trommer<br />

überbrachte die Grüße des AK „Altern und<br />

<strong>Gesundheit</strong>“ und übergab die Broschüre<br />

„Selbstaktivierung als Quelle von <strong>Gesundheit</strong>“.<br />

Am 19. November 2002 traf sich der Arbeitskreis<br />

„Altern und <strong>Gesundheit</strong>“ zur Vorbereitung<br />

des 8. Kongresses Armut und <strong>Gesundheit</strong><br />

mit den Referenten und Moderatoren<br />

der vier Foren, die vom AK organisiert und<br />

gestaltet wurden. Vorgetragen wurden die<br />

Abstracts der zwölf Beiträge zu dem Rahmenthema<br />

„Altwerden in Deutschland – <strong>Gesundheit</strong>spotenziale<br />

und Lebenslagen“.<br />

Eine rege Aussprache diente der inhaltli-


Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03 Soziale, gesunde Stadt<br />

chen Vorbereitung und Vertiefung der Ansätze<br />

in der Diskussion während des Kongresses.<br />

Der Arbeitskreis Berliner Senioren organisierte<br />

am 4. Dezember 2002 eine öffentliche<br />

Veranstaltung <strong>zum</strong> Thema „<strong>Gesundheit</strong> im<br />

Alter und Pflege mit Qualität“. In der Podiumsdiskussion<br />

sprachen Dr. Trommer, AK<br />

„Altern und <strong>Gesundheit</strong>“ und Rainer Lachenmayer,<br />

Paritätischer Wohlfahrtsverband,<br />

LV Berlin.<br />

Ausgehend von den lebenslangen Prozessen<br />

des Alterns und der <strong>Gesundheit</strong> sowie<br />

deren vielfältigen Wechselwirkungen verwies<br />

Dr. Trommer vor allem auf die Ressourcen<br />

der <strong>Gesundheit</strong> im Alter (Erkenntnisse<br />

aus der Psychogerontologie und Psychohygiene)<br />

sowie mögliche Potenziale in der offenen<br />

Altenhilfe. Die Teilnehmer/-innen erhielten<br />

am Schluss einer angeregten Aussprache<br />

die „15 Regeln für gesundes<br />

Älterwerden“.<br />

Zu dem Workshop „Regionale Implementierung<br />

des Weltaltenplanes – Nationale Umsetzung“<br />

erhielt der Arbeitskreis „Altern<br />

und <strong>Gesundheit</strong>“ eine Einladung von der<br />

Geschäftsstelle Weltaltenplan am Deutschen<br />

Zentrum für Altersfragen in Bonn. Ziel<br />

dieser nationalen Fachtagung im Dezember<br />

2002 in Berlin war die Information über die<br />

von der Wirtschaftskommission für Europa<br />

(UNECE) in Berlin durchgeführte Ministerkonferenz<br />

und über die nationalen Auswirkungen<br />

für die Bundesrepublik Deutschland.<br />

Inge Frohnert, Arbeitskreis „Altern und<br />

<strong>Gesundheit</strong>“, nahm an dieser Veranstaltung<br />

teil. Die Auswertung wird in der nächsten<br />

Zusammenkunft des Arbeitskreises stattfinden.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt der Tätigkeit im<br />

Arbeitskreis Altern und <strong>Gesundheit</strong> ist die<br />

Auswertung und Information über diesbezügliche<br />

Dokumentationen, die den Mitgliedern<br />

des AK und anderen Interessenten zur<br />

Ansicht zur Verfügung stehen. Dazu<br />

gehören unter anderen:<br />

� „Verschuldung und psychische <strong>Gesundheit</strong>“<br />

� „Alternde Belegschaften – Herausforderung<br />

für die Wettbewerbsfähigkeit“<br />

� „Lebensalter und Diskriminierung“<br />

� „Mobbing – erkennen, helfen,<br />

vorbeugen“<br />

� „Sozialreport 50+2002“ – Daten und Fakten<br />

zur sozialen Lage von Bürgern ab 50<br />

Jahre in den neuen Bundesländern<br />

� „<strong>Gesundheit</strong> im Alter“ – <strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />

des Bundes, Heft 10.<br />

Heinz Trommer<br />

Soziale, gesunde Stadt<br />

Berlin im Gesunde Städte-Netzwerk / Gesund -<br />

heitsförderung und Lokalen Ökonomie / Berli -<br />

ner Armutsbericht / Sportforum<br />

Beitritt <strong>zum</strong> Netzwerk: „Die gesunde Stadt<br />

Berlin hat eine wichtige Vorbildfunktion“<br />

Mit der Übergabe der Mitgliedsurkunde an Berlin am 14. Februar wird die letzte wichtige<br />

Großstadt der Bundesrepublik Teil des Gesunde Städte-Netzwerks. Über die Vorbildfunktion<br />

der „gesunden Hauptstadt“ und die nächsten Schritte für Berlin sprach Info-Dienst mit<br />

dem Koordinator des bundesweiten Netzwerks, Klaus-Peter Stender.<br />

Info-Dienst: Berlin hat's nun nach einer langen<br />

Vorbereitungszeit geschafft. Der <strong>Gesundheit</strong>ssenatorin<br />

Heidi Knake-Werner<br />

wird die Mitgliedsurkunde übergeben ...<br />

Stender: ... da kann ich als erstes nur gratulieren!<br />

Auch Potsdam und Pankow von Berlin<br />

werden gleichzeitig ihre Urkunden überreicht.<br />

Das kann die <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

gleich in einer ganzen Region stärken und<br />

ist deshalb ein wichtiger Schritt.<br />

Info-Dienst: Was bedeutet die Berliner Mitgliedschaft<br />

für das bundesweite Netzwerk?<br />

Stender: Der Beitritt Berlins hat eine wichtige<br />

Bedeutung. Und zwar nicht nur für das<br />

Netzwerk, sondern für die <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

als politische Aufgabe insgesamt.<br />

Mit Berlin sind jetzt beinahe alle Großstädte<br />

Mitglied. Das heißt auch, dass sich die<br />

wichtigsten Städte das Thema kommunale<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung auf die Fahnen geschrieben<br />

haben und als Ziel verfolgen wollen.<br />

Auf Berlin wird dabei besonders geschaut<br />

werden, die Hauptstadt hat nun mal<br />

auch eine Vorbildfunktion. Das ist eine<br />

große Chance, bringt aber auch eine große<br />

Verantwortung mit sich. Das Motto wird<br />

sein: „Wenn die es – trotz ihrer knappen<br />

Kassen – schaffen, das 9-Punkte-Programm<br />

kraftvoll umzusetzen, dann werden wir das<br />

auch können.“<br />

Info-Dienst: Die meisten Berliner Bezirke<br />

sind ja bereits Mitglied und erfahren in der<br />

Arbeit für eine gesunde Stadt ...<br />

Stender: ... ja, und ich bin gespannt, inwieweit<br />

man von der Senatsebene aus zur<br />

Kenntnis nimmt, dass in den Bezirken bereits<br />

viel passiert. Das sind Ressourcen und<br />

Erfahrungen, deren Nutzung würde ich unbedingt<br />

empfehlen!<br />

Info-Dienst: Die Urkunde allein hilft den<br />

Berlinern ja nicht. Welche Schritte muss<br />

Berlin denn nun gehen, um vorwärts zu<br />

kommen?<br />

Stender: Ich finde eine <strong>Gesundheit</strong>skonferenz<br />

mit dem Thema Kinder und Jugendliche<br />

sehr vernünftig. Das klang ja bereits auf der<br />

Fachtagung von <strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. im<br />

September letzten Jahres an. Damit <strong>Gesundheit</strong>skonferenzen<br />

ertragreich sein können,<br />

müssen sie gut vorbereitet werden. Prioritäten<br />

sollten erkennbar sein. Nach unseren<br />

Erfahrungen heißt das auch, dass gemeinsam<br />

mit relevanten Akteuren bereits im Vorfeld<br />

Handlungsempfehlungen diskutiert und<br />

empfohlen werden. Diese Arbeit ist ein umfassender<br />

und zielorientierter Prozess,<br />

schließlich ist eine <strong>Gesundheit</strong>skonferenz<br />

nur ein Höhepunkt unter vielen ablaufenden<br />

Aktivitäten.<br />

Info-Dienst: Das 9-Punkte-Programm fordert<br />

die Benennung einer Koordinationsstelle.<br />

Muss diese nicht zuerst etabliert sein?<br />

Stender: Selbstverständlich, da haben Sie<br />

Recht. Aber das Voranbringen gesundheitsfördernder<br />

Ziele, wie z. B. die Förderung der<br />

Kinder- und Jugendgesundheit ist mindestens<br />

ebenso wichtig. Nur so entwickelt sich<br />

15


16<br />

Soziale, gesunde Stadt Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

ein gemeinsames Erfahrungsfeld, dass gesundheitsfördernde<br />

Aktivitäten zu erkennbaren<br />

Besserungen führen. Dass die Umsetzung<br />

dieses Prozesses auf das Funktionieren<br />

bestehender Strukturen angewiesen ist,<br />

belegen unsere Netzwerk-Erfahrungen.<br />

Info-Dienst: Abgesehen von der koordinierenden<br />

Stelle – Im Netzwerk wirken ja viele<br />

unterschiedliche Interessen; erst recht in<br />

Berlin mit seiner Vielzahl starker Akteure.<br />

Wie gelingt es, Initiativen-Vertreter, Kassen,<br />

Verwaltung, Wissenschaft und Politik am<br />

gleichen Strang ziehen zu lassen?<br />

Stender: Es kommt darauf an, in welcher<br />

Weise man es schafft, ein Klima für Kooperationen<br />

aufzubauen und deren Nutzen erfahrbar<br />

zu machen. Aus dem Gesunde Städte<br />

Netzwerk können wir da auf einige erfreuliche<br />

Beispiele verweisen. In<br />

Heidelberg, Rostock, Kreis Unna oder Münster,<br />

um einige Städte hervorzuheben,<br />

haben die Gesunde Städte Ansätze mittlerweile<br />

dazu geführt, dass <strong>Gesundheit</strong> ein<br />

wichtiges kommunales Thema geworden<br />

ist. Eine abgestimmte Strategie, die von der<br />

<strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung, über <strong>Gesundheit</strong>skonferenzen,<br />

Vereinbarung von<br />

<strong>Gesundheit</strong>szielen und natürlich und grundlegend<br />

bis <strong>zum</strong> Engagement von Politik,<br />

Verwaltung, Arbeitgebern, Gewerkschaften,<br />

Volkshochschulen, Bürgerinnen und Bürgern<br />

reicht, haben zu diesen Fortschritten<br />

beigetragen. Berlin kann also durchaus<br />

auch viel aus Erfahrungen des Gesunde<br />

Städte Netzwerkes lernen.<br />

Info-Dienst: Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Das Interview führte Johannes Strotbek<br />

Erster Berliner Armutsbericht<br />

Senatorin Dr. Heidi Knake-Werner hat den Bericht „Armut und soziale Ungleichheit in<br />

Berlin“ im Oktober der Öffentlichkeit vorgelegt.<br />

Der Bericht untersucht in Ergänzung <strong>zum</strong><br />

Sozialstrukturatlas das regional unterschiedliche<br />

Ausmaß und die Struktur der<br />

Armut. Er benennt dabei die erhöhten Armutsrisiken<br />

besonders betroffener Personengruppen.<br />

Armut hängt demnach eng zusammen<br />

mit Arbeitslosigkeit, der Anzahl der<br />

Kinder und dem Bildungsstand.<br />

12,8 Prozent der Berliner Bevölkerung gelten<br />

nach den Definitionen der OECD und der<br />

EU als arm. Damit sind in Berlin über<br />

435.000 Menschen von Armut betroffen.<br />

Auf den ersten Blick überraschend ist dabei,<br />

„<strong>Gesundheit</strong>sförderung ist Teil der<br />

Lokalen Ökonomie!“<br />

„<strong>Gesundheit</strong>sförderung ist ein Teil der Lokalen Ökonomie, nicht umgekehrt!“ sagt Dr. Karl<br />

Birkhölzer von der Interdisziplinären Forschungsgruppe Lokale Ökonomie an der TU Berlin.<br />

Ein Plädoyer für einen gebietsbezogenen Handlungsansatz und für die Förderung einer<br />

neuen sozialen Unternehmenskultur.<br />

Unter der Überschrift „Bausteine für eine<br />

gesunde Stadt“ stand auf einer Fachtagung<br />

gesundheitspolitischer Experten vom September<br />

2002 meines Wissens <strong>zum</strong> ersten<br />

Mal die Frage nach der Bedeutung „Lokaler<br />

Ökonomie“ für die <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

auf der Tagesordnung. Allerdings konnte<br />

sich das Thema nach meiner Beobachtung<br />

nicht so recht in den geplanten Konferenzablauf<br />

einfügen.<br />

Lokale Ökonomie ist eben kein neues Arbeitsfeld<br />

der <strong>Gesundheit</strong>sförderung, welches<br />

auf additive Weise den schon vorhandenen<br />

Arbeitsfeldern hinzugefügt werden<br />

könnte. Lokale Ökonomie ist eben kein<br />

neuer Aspekt der <strong>Gesundheit</strong>sförderung,<br />

sondern <strong>Gesundheit</strong>sförderung ist ein<br />

Aspekt der Lokalen Ökonomie.<br />

Womit wir uns mitten im Problem befinden:<br />

Es geht um eine stadtpolitische Querschnittsaufgabe,<br />

wofür die traditionellen<br />

Ressortabgrenzungen in Arbeit, <strong>Gesundheit</strong>,<br />

Soziales und Wirtschaft nicht mehr geeignet,<br />

um nicht zu sagen kontraproduktiv geworden<br />

sind. Die <strong>Gesundheit</strong>sförderung ver-<br />

dass in den östlichen Bezirken der Anteil<br />

der von Armut Betroffenen mit 10,6 Prozent<br />

um rund ein Viertel geringer ist als in den<br />

westlichen Bezirken mit 14,2 Prozent. Auch<br />

wenn dies die Einkommensverhältnisse Ost<br />

und West auf den Kopf stellt, belegt es,<br />

dass die Schere sozialer Ungleichheit in<br />

Ost-Berlin nach wie vor geringer ist als im<br />

Westteil. „Seit längerem wird in Politik, Wissenschaft<br />

und von Verbänden eine systematisch<br />

angelegte und fachlich fundierte Berichterstattung<br />

über Armut und Unterversorgung<br />

gefordert“, begründete Heidi<br />

kündet eine Gesunde Stadt, die Stadtentwicklung<br />

eine Soziale Stadt, die Wirtschaftsförderung<br />

eine Stadt des Wissens –<br />

die Reihe ließ sich fortsetzen. Möglicherweise<br />

wird keines der genannten Ziele erreicht,<br />

solange die diversen Politiken nebeneinander<br />

her statt zusammen wirken.<br />

Wiederherstellung lokaler Wirtschaftskreisläufe<br />

Lokale Ökonomie ist zunächst einmal ein<br />

Angebot, die verschiedenen Aspekte städtischen<br />

Lebens unter einem gemeinsamen<br />

Fokus nicht nur zusammen zu denken, sondern<br />

auch praktisch zusammen zu führen.<br />

Der Begriff „Lokale Ökonomie“ in dieser<br />

Form geprägt Ende der 70er / Anfang der<br />

80er Jahre in Großbritannien, hat eine doppelte<br />

Bedeutung als Sichtweise bzw. theoretisches<br />

Konzept einerseits und als strategisches<br />

Handlungskonzept andererseits.<br />

Gegenstand der theoretischen bzw. analytischen<br />

Sichtweise ist die „Gesamtheit aller<br />

auf die Entwicklung eines Ortes (eines Gemeinwesens)<br />

bezogenen wirtschaftlichen<br />

�weiter auf Seite 17<br />

Knake-Werner den Sinn des neuen Berichtes,<br />

der darüber hinaus eine Debatte einleite,<br />

„wie die Analyse von Armut und sozialer<br />

Ungleichheit weiter vertieft und verbreitert<br />

werden kann“. Dass in Berlin die Thematik<br />

nicht schon früher aufgegriffen wurde, hat<br />

nach Ansicht der Senatorin mit Schwierigkeiten<br />

zu tun, die Tatsache von wachsender<br />

Armut in einem reichen Land anzuerkennen.<br />

Der Bericht ist als Kurz- und Langfassung<br />

online verfügbar unter<br />

http://www.berlin.de/sengessozv/<br />

soziales/armutsbericht.html


Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

Aktivitäten... die formellen wie informellen,<br />

die produktiven wie die reproduktiven... 1 “.<br />

„Lokale Ökonomie“ ist insofern eher zwischen<br />

betriebswirtschaftlicher und traditionell<br />

volkswirtschaftlicher (besser: nationalökonomischer)<br />

Betrachtungsweise anzusiedeln.<br />

Sie bezieht sich stets auf einen<br />

„geografisch oder kulturell abgrenzbaren<br />

Raum mit historisch gewachsener Struktur<br />

und Identität, d.h. im weitesten Sinn auf ein<br />

Gemeinwesen... 2 “.<br />

Als strategisches Handlungskonzept ist<br />

„Lokale Ökonomie“ entstanden als Strategie<br />

ökonomischer Selbsthilfe zur Wieder-<br />

Herstellung funktionierender Wirtschaftsund<br />

Sozialbeziehungen in Krisengebieten<br />

(Regionen, Gemeinden, Stadtteile, Nachbarschaften).<br />

Im Mittelpunkt steht die Wieder-<br />

Herstellung lokaler (oder regionaler) Wirtschaftskreisläufe<br />

mit folgenden Zielsetzungen:<br />

� die Schaffung neuer Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten<br />

am Ort<br />

� die Mobilisierung endogener Potenziale,<br />

insbesondere der brachliegenden Kenntnisse<br />

und Fertigkeiten der Bevölkerung<br />

und<br />

� die Orientierung auf den Binnenmarkt,<br />

insbesondere die un- bzw. unterversorgten<br />

Bedürfnisse im Gemeinwesen.<br />

<strong>Gesundheit</strong> bzw. <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

sind insofern integraler Bestandteil lokalökonomischerRekonstruktionsbemühungen,<br />

und zwar sowohl als deren Folge wie<br />

auch als Voraussetzung ihrer langfristigen<br />

Tragfähigkeit.<br />

Dass <strong>Gesundheit</strong> hier untrennbar verknüpft<br />

ist mit den Arbeits- und Lebensbedingungen,<br />

braucht wohl nicht eigens betont zu<br />

werden. Der Vertreter der WHO Rüdiger<br />

Krech hat auf der Tagung im Übrigen eindrucksvoll<br />

dargelegt, in welchem Ausmaß<br />

<strong>Gesundheit</strong> von Faktoren abhängig ist, die<br />

außerhalb der Reichweite spezieller <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />

liegen.<br />

„Eine neue soziale Unternehmenskultur<br />

muss gezielt gefördert werden”<br />

Allgemeine „Wohlfahrt“ – das Wort „fahren“<br />

leitet sich etymologisch von „leben“ ab –<br />

entsteht nun aber leider nicht (mehr) quasi<br />

automatisch als Nebenprodukt wirtschaftlicher<br />

Prosperität. Im Gegenteil gerät – trotz<br />

mehr oder weniger kontinuierlichen Wirtschaftswachstums<br />

– gerade die <strong>Gesundheit</strong>s-<br />

und Sozialpolitik unter Druck. Dabei<br />

wird die Debatte ausschließlich beherrscht<br />

vom Kostenargument, während die Gründer-<br />

väter des Konzepts der „Sozialen Marktwirtschaft“<br />

stets das Produktivitätsargument<br />

sozial- und gesundheitspolitischer Aufwendungen<br />

in den Vordergrund gestellt haben.<br />

Solche Überlegungen mögen unter den Bedingungen<br />

verschärfter Weltmarktkonkurrenz<br />

reichlich antiquiert erscheinen, <strong>zum</strong>al<br />

eine Rückkehr in nationalstaatlich bzw. nationalökonomisch<br />

geschützte Wirtschaftsräume<br />

tatsächlich nicht möglich zu sein<br />

scheint. Andererseits nimmt die Zahl Derjenigen<br />

beständig zu, die von den Segnungen<br />

der Weltmarktintegration als Arbeitslose,<br />

Verarmte oder sonstwie Ausgegrenzte ausgeschlossen<br />

bleiben. Davon sind inzwischen<br />

nicht nur bestimmte soziale Gruppen,<br />

sondern zunehmend ganze Regionen, Städte<br />

und Gemeinden betroffen.<br />

Ich plädiere deshalb nachdrücklich für einen<br />

Strategiewandel in zwei Punkten:<br />

Der erste und vermutlich wichtigste betrifft<br />

den Wandel von der klassischen Zielgruppenorientierung<br />

zu einem integrierten, gebietsbezogenen<br />

Handlungsansatz: Soziale<br />

Benachteiligung mit ihren Folgen vollzieht<br />

sich heute vornehmlich in bestimmten Räumen<br />

bzw. Gemeinwesen mit einer Tendenz<br />

zur Multi-Deprivation bis hin zur Verwahrlosung<br />

der Lebensumwelten.<br />

Dabei bleiben individuelle Hilfen oft wirkungslos<br />

bzw. ein „Faß ohne Boden“, solange<br />

die Arbeits- und Lebensbedingungen unverändert<br />

bleiben. Deren Veränderung aber<br />

erfordert zwingend ein ressortübergreifendes<br />

Denken und Handeln, wobei z.B. die<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung einzubetten wäre in<br />

ein übergreifendes Quartiers- bzw. Gebietsentwicklungskonzept,<br />

welches auf lokaler<br />

Ebene Arbeits- und Beschäftigungspolitik,<br />

Bildungs-, <strong>Gesundheit</strong>s-, Umwelt- und Wirtschaftspolitik<br />

integriert.<br />

Der zweite Punkt betrifft den Wandel von<br />

einer ausschließlich auf private Investoren<br />

und Existenzgründungen fixierten Wirtschaftsförderung<br />

zur gezielten Förderung<br />

einer neuen sozialen Unternehmenskultur<br />

(als Soziale Ökonomie bzw. Drittes Wirtschaftssystem)<br />

3 .<br />

Soziale Unternehmungen sind Wirtschaftsunternehmen,<br />

die von oder für betroffene<br />

Bürger eigens zur Erreichung sozialer bzw.<br />

gemeinwesenbezogener Zwecke gegründet<br />

werden, wie z.B. soziale Integrationsbetriebe<br />

von und für Behinderte oder Selbsthilfeunternehmen<br />

von Arbeitslosen. Besondere<br />

Beispiele mit gesundheitspolitischem<br />

Soziale, gesunde Stadt<br />

Schwerpunkt finden sich in den sozialen Kooperativen<br />

Italiens bzw. der Community-<br />

Care-Bewegung in Großbritannien.<br />

Soziale Unternehmungen zeichnen sich aus<br />

durch ...<br />

� zivilgesellschaftliches bzw. bürgerschaftliches<br />

Engagement,<br />

� gemeinschaftliches Handeln,<br />

� Mobilisierung sozialen Kapitals sowie<br />

� Prinzipien der Kooperation und Gegenseitigkeit.<br />

Ihre Wirtschaftsweise folgt dem Prinzip des<br />

„Not-For-Private-Profit-Distributing“, d.h.<br />

dass alle erwirtschafteten Überschüsse<br />

nicht privat entnommen, sondern <strong>zum</strong><br />

Wohle bestimmter Zielgruppen oder Gemeinwesen<br />

verwendet werden.<br />

„Ich plädiere für einen Wandel zu einem gebietsbezogenen<br />

Handlungsansatz”<br />

Ihre wirtschaftliche Tragfähigkeit beruht auf<br />

einem spezifischen Finanzierungsmix aus<br />

eigenwirtschaftlichen Einnahmen am Markt,<br />

Einnahmen aus öffentlichen Mitteln, sofern<br />

sie öffentliche Aufgaben übernehmen oder<br />

ihre Tätigkeiten im öffentlichen Interesse<br />

liegen, und nicht zuletzt aus Zuwendungen<br />

in Arbeitszeit und/oder Geld durch Dritte.<br />

Dabei ist die Stärkung des eigenwirtschaftlichen<br />

Anteils von strategischer Bedeutung.<br />

Was hingegen das viel diskutierte und empfohlene<br />

Sponsoring betrifft, so sei zu äußerster<br />

Vorsicht geraten; es führt nur allzu<br />

leicht in nicht nur finanzielle Abhängigkeiten.<br />

Im Übrigen würde ich es aus politischen<br />

Gründen vorziehen, wenn private Unternehmen<br />

ihre Gewinnsteuer in höherem<br />

Maße direkt den öffentlichen Haushalten<br />

zugute kommen lassen würden.<br />

Karl Birkhölzer<br />

Informationen und Rückfragen unter:<br />

E-Mail: Karl.Birkhoelzer@TU-Berlin.de<br />

Weiterführende Literatur:<br />

1 Birkhölzer, Karl: Formen und Reichweite<br />

Lokaler Ökonomien, in: Ihmig Harald<br />

(Hrsg.), Wochenmarkt und Weltmarkt, Bielefeld<br />

2000, S.57/58<br />

2 Ebenda, S. 58<br />

3 vgl. Technologie-Netzwerk Berlin e.V.<br />

(Hrsg. ): Inovationsforum für soziale Unternehmen<br />

/ Quartiersmanagement,<br />

Berlin 2002.<br />

17


18<br />

Betriebliche <strong>Gesundheit</strong>sförderung Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

Gesunde Städte und<br />

Bewegung<br />

Der Landessportbund Berlin e.V. und <strong>Gesundheit</strong><br />

Berlin e.V. laden <strong>zum</strong> „Sportforum“,<br />

einer Fachveranstaltung <strong>zum</strong> Thema<br />

Gesunde Städte und Bewegung am 18. März<br />

2003 mit Experten des Gesunde Städte-<br />

Netzwerkes aus den Berliner Bezirken sowie<br />

Akteuren des <strong>Gesundheit</strong>ssports in Berlin.<br />

Bewegung in Form von <strong>Gesundheit</strong>ssport<br />

steigert das Wohlbefinden der Menschen<br />

nachhaltig. Das Gesunde Städte-Netzwerk<br />

der Bundesrepublik engagiert sich für eine<br />

ressortübergreifende <strong>Gesundheit</strong>sförderung,<br />

um das kollektive <strong>Gesundheit</strong>sverhalten<br />

der Bevölkerung positiv zu beeinflussen.<br />

Referiert und diskutiert werden auf der Veranstaltung<br />

Stand und Perspektiven des Gesunde<br />

Städte-Netzwerkes und dessen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

in Berlin. Darüber<br />

hinaus erörtern Experten aus Politik und<br />

Praxis den Stellenwert von bewegungsfördernden<br />

Angeboten der Berliner Sportvereine<br />

im Gesunde Städte-Netzwerk. Am Beispiel<br />

verschiedener Berliner Bezirke werden<br />

Aktivitäten sowie Potenziale von Sportangeboten<br />

aufgezeigt. Welchen Beitrag können<br />

diese Angebote zu einer integrierten und<br />

nachhaltigen <strong>Gesundheit</strong>sförderungspolitik<br />

in Berlin leisten?<br />

Wie sieht die Bewegung der Berliner Bevölkerung<br />

in einer „Gesunden Stadt“ in 20 Jahren<br />

aus? Ausgehend von dieser Fragestellung<br />

wird eine Vision von Bewegung in einer<br />

Gesunden Stadt vorgestellt und diskutiert.<br />

Ziel der Veranstaltung ist es, in einer abschließenden<br />

Podiumsdiskussion Impulse<br />

und Anregungen für die Entwicklung von<br />

Bewegungs-, Spiel- und Sportangeboten im<br />

Sinne einer Gesunde Städte-Politik in Berlin<br />

aufzuzeigen. Fabian Engelmann<br />

Termin:<br />

Gesunde Städte und Bewegung<br />

18.März 2003, 18-21 Uhr<br />

Landessportbund Berlin e.V.<br />

LSB Sportschule,<br />

Priesterweg 4, 10829 Berlin<br />

Anmeldung: Birgitt Picht, Tel. 030-78772411<br />

E-Mail: b.picht@lsb-berlin.org<br />

Informationen:<br />

<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />

Straßburgerstr. 56, 10405 Berlin<br />

Tel: 030-443190-60, Fax: 030-443190-63<br />

E-Mail: post@gesundheitberlin.de<br />

Betriebliche<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

Mobbing-Report / Buchtipps zur arbeitsweltbe -<br />

zogenen <strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />

Jeder zehnte Erwerbstätige in Deutschland<br />

von Mobbing betroffen<br />

„Alle Formen des Mobbings müssen geächtet werden!“ Mit diesem Appell eröffnete <strong>Gesundheit</strong>ssenatorin<br />

Heidi Knake-Werner als Schirmfrau die Fachtagung <strong>zum</strong> Thema „Mobbing<br />

– erkennen, helfen, vorbeugen“ vom November 2002. Mit dem „Mobbing-Report“ wurden<br />

erstmals Angaben über das Ausmaß von Mobbing in Deutschland erfasst. Gegenwärtig<br />

sind 2,7 Prozent der Erwerbstätigen von Mobbing betroffen; 11,3 Prozent aller Erwerbstätigen<br />

werden im Laufe ihres Arbeitslebens gemobbt.<br />

Dr. Beate Beermann von der Bundesanstalt<br />

für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, erläuterte<br />

die Ergebnisse des Mobbing-Reports.<br />

Das Phänomen sei in allen Berufsgruppen,<br />

Branchen, Hierarchiestufen und Qualitätsniveaus<br />

nachweisbar. „Mobbingfreie Zonen“<br />

seien kaum zu finden. Nach Alter und Geschlecht<br />

gibt es besonders gefährdete<br />

Gruppen: z.B. Frauen sowie jüngere Mitarbeiter<br />

bis zu 25 Jahren; bei weiblichen Arbeitskräften<br />

liegt das Mobbingrisiko um<br />

75% höher als bei männlichen. Die Gefährdung<br />

von Auszubildenden liegt um 62%<br />

höher als der Durchschnitt der Beschäftigten.<br />

Ganz andere Ursachen sind offensichtlich<br />

bei älteren Mitarbeitern vorhanden z.B.<br />

höhere Entlohnung oder „Jugendwahn“.<br />

Aus der Studie geht hervor, dass es sich bei<br />

Mobbing nicht um betriebliche Einzelfälle<br />

handelt. In jedem zweiten Fall sind Vorgesetzte<br />

involviert. In 22% sind Einzelpersonen<br />

Mobbingakteure. Den fast gleichen Anteil<br />

(22,1%) haben Gruppen als Verursacher<br />

von Mobbing.<br />

Beermann wies nach, dass nach den Ergebnissen<br />

der Studie bei den Betroffenen<br />

98,7% mit negativen Veränderungen im Gesamtverhalten<br />

(z. B. sinkende Arbeitsleistungen,<br />

Misstrauen, Verunsicherung, sozialer<br />

Rückzug) reagieren. Drastisch ist die<br />

Zahl der (insbesondere psychosomatischen)<br />

Erkrankungen: nach der Untersuchung sind<br />

es 43%, davon die Hälfte mehr als sechs<br />

Wochen. Diesbezügliche Versetzungen und<br />

Kündigungen treffen die Gemobbten mehr<br />

als die Mobbingakteure. Gleichzeitig gilt,<br />

dass das Phänomen Mobbing einen aktiven<br />

Umgang sowohl betrieblich als auch gesellschaftlich<br />

erfordert, ignorieren oder tabuisieren<br />

hilft nicht. Das ist vor allem aus den<br />

erfassten betrieblichen Kosten (krankheitsbedingte<br />

Ausfälle, Produktionsstörungen,<br />

Kündigungen, Neueinstellungen ...) und Kosten<br />

im Sozialversicherungssystem (medizinische<br />

Behandlung, Medikamente, Psychotherapien,<br />

Rehabilitationsmaßnahmen ...)<br />

erforderlich.<br />

Die Untersuchung der Genese eines Einzelfalls<br />

ist sehr schwierig. In der Regel kann<br />

ein Geflecht mehrerer Ursachen festgestellt<br />

werden. D.h., es gibt keine einzelnen, separierbaren<br />

Ursachen für Mobbing. Wichtig<br />

sind die betrieblichen Rahmenbedingungen<br />

(Arbeitsorganisation, Arbeitsgestaltung,<br />

Führungsverhalten ...). Ein negatives Arbeitsklima<br />

wird mit 65,3% genannt. „Einen<br />

hohen Stellenwert haben Unklarheiten in<br />

der Arbeitsorganisation bzw. unklare Verantwortungsbereiche“<br />

sowie damit verbundene<br />

Auswirkungen (permanenter Termindruck,<br />

Stress und Hektik, Neigung zu<br />

Schuldzuweisungen). Mehr als ein Drittel<br />

der Befragten berichtete über Ängste (Verlust<br />

des Arbeitsplatzes, betriebliche Umstrukturierungen,<br />

Wechsel von Vorgesetzten).


Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

Ein Mobbingfall kostet bis zu 75.000 Euro.<br />

Defizite im Führungsverhalten haben einen<br />

besonders hohen Anteil an der Entstehung<br />

bzw. Entwicklung von Mobbingprozessen<br />

(Entscheidungen werden nicht transparent<br />

gemacht, über Veränderungen in Unternehmen<br />

wird nicht ausreichend und rechtzeitig<br />

informiert). Besonders problematisch sind<br />

die fehlende Gesprächsbereitschaft von Vorgesetzten<br />

(60,9%) in kritischen Situationen<br />

am Arbeitsplatz sowie fehlende Kenntnisse<br />

im Konfliktmanagement. Daraus wurde eine<br />

relevante Schlussfolgerung gezogen:<br />

Führungskräfte in Unternehmen und Institutionen<br />

(u.a. Kliniken, Hochschulen) werden<br />

bisher bevorzugt nach ihrer fachlichen Kompetenz<br />

ausgewählt, die soziale Kompetenz<br />

(Fähigkeiten für Menschenführung) wird in<br />

der Regel vernachlässigt.<br />

Der vorliegende „Mobbing-Report“ sollte<br />

laut Beermann alle Beteiligten dazu aktivieren,<br />

dringend wirksame Präventionsmaßnahmen<br />

in die Wege zu leiten. Diese könnten<br />

sein:<br />

� Reduzierung von mobbingbegünstigenden<br />

betrieblichen Bedingungen,<br />

� Sensibilisierung und Aufklärung über die<br />

Problematik,<br />

� Fortbildung von Personalräten, Gleichstellungsbeauftragten<br />

und Vorgesetzten,<br />

� Diskussion in <strong>Gesundheit</strong>szirkeln,<br />

� Abschluss von Betriebs- und Dienstvereinbarungen,<br />

� Anwendung von Schlichtungsmodellen,<br />

� Durchführung von Mitarbeiterbefragungen.<br />

Thomas Böcker vom „Profile“-Büro für Organisationsentwicklung<br />

und Supervision<br />

und Mitglied der Mobbingberatungsstelle<br />

Frankfurt wies auf die internen und externen<br />

Imageschäden für Unternehmen mit<br />

ausgeprägtem Mobbing hin. Die finanziellen<br />

Auswirkungen seien immens: Pro Mobbingfall<br />

wurden betriebliche Kosten von 25.000<br />

bis 75.000 Euro nachgewiesen. Böcker<br />

nannte beispielhaft eine Kostenaufstellung<br />

für die medizinische und psychiatrische Behandlung<br />

eines Betroffenen in Höhe von<br />

24.200 Euro Jahresgesamtkosten. Für diese<br />

betrieblichen und individuellen Folgen sei<br />

ein destruktiver Konkurrenzkampf, der bis<br />

zur psychophysischen Existenzbedrohung<br />

führe, die primäre Ursache.<br />

Beschäftigte in sozialen Berufen besonders<br />

betroffen!<br />

Claudia Flake vom Fachzentrum für systemischen<br />

Arbeitsschutz Gießen beleuchtete die<br />

Handlungsmöglichkeiten einer Arbeitsschutzverwaltung.<br />

„Die hessische Arbeitsschutzverwaltung<br />

baut auf Aufklärung aller<br />

betrieblichen Akteure über Mobbing-Mechanismen<br />

und auf eine betriebliche Konfliktprävention<br />

wie Aufklärung, Enttabuisierung,<br />

Schulung“ erklärte sie.<br />

Flake verwies auf die Vielschichtigkeit der<br />

Ausformung von Mobbing: ein angespanntes<br />

Arbeitsklima sei Nährboden für soziale<br />

Konflikte und Mobbing am Arbeitsplatz<br />

(Zeitnot, Arbeitsverdichtung, Personaleinsparungen,<br />

Kommunikationsbarrieren,<br />

Fremdbestimmung, Kompetenzstreitigkeiten).<br />

Sie hob das besonders hohe Mobbing-<br />

Risiko der Beschäftigten in sozialen Berufen<br />

hervor.<br />

„Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet,<br />

den Arbeitsschutz zu organisieren und bei<br />

Maßnahmeplanungen sozio-technische-<br />

Wechselwirkungen zu berücksichtigen“ betonte<br />

Flake.<br />

Sie beschrieb ein neues Konzept für einen<br />

systemischen Arbeitsschutz und leitete daraus<br />

die entsprechenden Handlungsfelder<br />

der Arbeitsschutzverwaltung bei sozialen<br />

Konflikten und Mobbing ab. Zu dem Überwachungsauftrag<br />

für psychische Belastungen<br />

wie Arbeitsumgebung, Arbeitsorganisation,<br />

Arbeitsmittelgestaltung komme die<br />

Konfliktprävention. Dazu seien Erkenntnisse<br />

über die Verbreitung und Ausprägung sozialer<br />

und emotionaler Belastungen zu erlangen,<br />

wozu die Aufsichtsbeamten eine umfangreiche<br />

Schulung erhielten.<br />

Dieter Weigel, Arzt für Arbeits- und Umweltmedizin<br />

am Arbeitsmedizinischen Zentrum<br />

der Charité und der Humboldt-Universität<br />

zu Berlin, schilderte seine Erfahrungen aus<br />

der Tätigkeit in der betrieblichen Arbeitsgruppe<br />

Mobbing. In seiner Funktion als Betriebsarzt<br />

wird er in der Sprechstunde und<br />

bei Arbeitsplatzbegehungen überdurchschnittlich<br />

häufig mit dem Thema Mobbing<br />

konfrontiert. Dabei ist es nicht immer leicht,<br />

die richtige Diagnose „Mobbing“ zu stellen.<br />

Es besteht die Gefahr, von Konfliktparteien<br />

funktionalisiert zu werden. Als ein typisches<br />

Beispiel gilt die Vorladung alkoholkranker<br />

Mitarbeiter <strong>zum</strong> Gespräch. Von den Betroffenen<br />

kann das bereits als Mobbing erlebt<br />

werden.<br />

„Mobbingprävention gehört in das Leitbild<br />

jedes Unternehmens”<br />

Diesbezügliche Gefährdungsanalysen sollten<br />

immer gemeinsam mit den zuständigen<br />

Personalvertretungen und Vorgesetzten erarbeitet<br />

werden. Fixierte Maßnahmen müssen<br />

von allen Beteiligten gemeinsam ernsthaft<br />

getragen werden. Nach eigenen Erfahrungen<br />

sei bei den meisten Vorgesetzten<br />

die fachliche Kompetenz dominanter als die<br />

Sozialkompetenz – daraus sollten Schluss-<br />

Betriebliche <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

folgerungen für die Einstellung und Karriere<br />

von Führungspersonal bewusst gezogen<br />

werden. In den zwischenmenschlichen Beziehungen<br />

am Arbeitsplatz ist ein deutliches<br />

Defizit bei der Anerkennung von Leistungen<br />

zu spüren („Nicht gemeckert ist gelobt<br />

genug“). Erhöhte Arbeitszufriedenheit führt<br />

zu einem niedrigeren Krankenstand. Mobbingprävention<br />

gehört in das Leitbild jedes<br />

Unternehmens.<br />

Weigel stellte kritisch fest, dass es bisher<br />

keine Angebote in der ärztlichen Fortbildung<br />

<strong>zum</strong> Phänomen Mobbing gibt. Dipl.-<br />

Päd. Beate von Eisenhart Rothe, Mobbingberatungsstelle<br />

Berlin/Hannover, sprach<br />

über „Systemische Mobbingberatung“. Sie<br />

ging davon aus, dass Mobbing nicht ein<br />

Problem einzelner Individuen, sondern ein<br />

systembedingtes Problem in Wirtschaftsund<br />

sozialen Unternehmen ist.<br />

„Systemisch“ ausgerichtete Mobbingberatung<br />

baut auf einem systemumfassenden<br />

Denken und Handeln auf, d.h. alle wichtigen<br />

Einflussfaktoren werden in ihren wechselseitigen<br />

Abhängigkeiten erfasst. Im Zentrum<br />

des systemischen Denkens steht der aktive<br />

Mensch. Untersucht werden die Perspektiven<br />

des Mitarbeiters in einer spezifischen<br />

Betriebskultur (arbeitsbezogene Werte und<br />

Kommunikation, persönliche Würde statt<br />

Macht- bzw. Abhängigkeitsstrukturen). Von<br />

Eisenhart Rothe beschreibt 12 Ziele der Beratung<br />

– von Verhinderung der Arbeitslosigkeit,<br />

Sicherung der Arbeitsfähigkeit, Erhalt<br />

der <strong>Gesundheit</strong>, Stabilisierung der beruflichen<br />

Identität, Herstellen der Handlungsfähigkeit,<br />

Aufbau gesunder Arbeitsbeziehungen<br />

bis zur Entwicklung beruflicher Auseinandersetzungsfähigkeit.<br />

Die Analyse der Mobbingsituation erfolgt<br />

also immer auf verschiedenen Ebenen (individuell,<br />

interaktional/dynamisch, organisational).<br />

Handlungsschritte werden von dem<br />

eigenen Anteil der Betroffenen am Mobbingprozess<br />

bestimmt (eigene Ressourcen,<br />

Reintegrationsmöglichkeit). Von Eisenhart<br />

Rothe erwähnte Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen<br />

für Betroffene (häufig kurzlebig)<br />

und nannte die Mobbingberatung im Betrieb<br />

als effektivste Form.<br />

Was aus Sicht des Arbeitsschutzes und Arbeitsrechts<br />

gegen Mobbing getan werden<br />

kann, stellte Rechtsanwalt Stephan Korb<br />

von mobbing-net.de dar. Der Begriff „Mobbing“<br />

exisitere bisher in keinem deutschen<br />

Gesetzestext. Auch in der Rechtssprechung<br />

kommt der Begriff selten vor. Korb erläuterte<br />

die Vielfalt von vorliegenden Definitionsansätzen<br />

des Phänomens Mobbing. Zugleich<br />

warnte er vor inadäquatem juristischen<br />

Vorgehen: „Aus Erfahrung ist leider<br />

19


20<br />

Betriebliche <strong>Gesundheit</strong>sförderung Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

bekannt, dass so Betroffene restlos ins Aus<br />

gestellt werden können“.<br />

Es sei erforderlich, immer von einer Gesamtschau<br />

sämtlicher Handlungen auszugehen,<br />

damit ein Richter Verletzungen von Persönlichkeitsrechten<br />

erkennen kann. Empfohlen<br />

wird deshalb die Führung eines Mobbingtagebuches<br />

mit detaillierter Darstellung der<br />

Einzelvorkommnisse als sachliche Darstellung<br />

ohne Vorbewertung.<br />

Dieses Tagebuch sei kein Beweismittel, aber<br />

eine wichtige „Erinnerungshilfe“.<br />

Mobbing ist nur schwer justiziabel.<br />

Vorteilhafter für alle Beteiligten erwies sich<br />

der „Offene Tisch“, ein Gespräch, in dem<br />

auch Erfahrungen aus der Mediation angewandt<br />

werden und das vor allem auf konkrete<br />

künftige Veränderungen ausgerichtet<br />

ist. Dabei geht es um die Akzeptanzsuche<br />

und Veränderungsbereitschaft aller Beteiligten.<br />

Getroffene Vereinbarungen seien dann<br />

justizabel.<br />

So kann beispielsweise der Arbeitgeber die<br />

Kosten einer Supervision, eines Coachings<br />

oder einer Mediation übernehmen. Korb betonte:<br />

„Es ist wichtig zu erkennen, dass juristische<br />

Schritte nur flankierende Maßnahmen<br />

bieten könnten. Sie lösen nicht die sozialen<br />

Konflikte“.<br />

Aus Sicht der Gewerkschaften beschrieb Ulrike<br />

Teske von Verdi die Möglichkeiten Mobbing<br />

in der betrieblichen Praxis vorzubeugen.<br />

Als wesentliche Ursachen für Mobbing<br />

nannte sie die Stress-Situation am Arbeitsplatz:<br />

„Die Schwerpunkte liegen weniger in<br />

der Persönlichkeit des „Opfers“ begründet<br />

als in den betrieblichen und sozialen Strukturen.“<br />

Teske stellte auch die Ergebnisse einer Hotline<br />

von Verdi vor, die für zwei Tage zusammen<br />

mit der Telefonseelsorge geschaltet<br />

wurde: In 165 Anrufen wurde über eine Vielzahl<br />

von Mobbingszenen informiert.<br />

Teske empfiehlt den Betroffenen, über die<br />

Probleme zu sprechen, in die Offensive zu<br />

gehen, Rückendeckung zu suchen sowie<br />

Gesprächskreise und Selbsthilfegruppen<br />

aufsuchen.<br />

Die Teilnahme an Selbsthilfegruppen müsse<br />

jedoch zeitlich begrenzt werden, da sonst<br />

die „Opferrolle“ chronifiziert werden könnte.<br />

Zu den vorbeugenden Maßnahmen in Unternehmen<br />

gehören die Qualifizierung von betrieblichen<br />

Interessenvertretungen, regelmäßige<br />

Personalführungsgespräche, Erweiterung<br />

von Handlungs- und<br />

Entscheidungsspielräumen, Aufklärung auf<br />

allen betrieblichen Ebenen.<br />

Christian Denzin, Heinz Trommer<br />

Branchengesundheitsbericht<br />

für den<br />

öffentlichen Dienst<br />

Es wird zur Zeit viel über den öffentlichen<br />

Dienst diskutiert, leider selten mit der nötigen<br />

Sachlichkeit und Informiertheit. Das gilt<br />

ganz besonders, wenn es um das Thema<br />

Krankenstand im öffentlichen Dienst geht,<br />

dann sind den Vorurteilen über die faulen<br />

Beamten Tor und Tür geöffnet.<br />

Nachdem bereits vor einiger Zeit dankenswerterweise<br />

der AOK Bundesverband seinen<br />

regelmäßig erscheinenden Fehlzeitenreport<br />

dem öffentlichen Dienst gewidmet hat<br />

(Badura, B., Litsch, M., Vetter, Ch. (Hrsg.):<br />

Fehlzeiten-Report 2001. <strong>Gesundheit</strong>smanagement<br />

im öffentlichen Sektor), hat nun<br />

auch der BKK-Bundesverband zusammen<br />

mit dem Bundesverband der Unfallkassen<br />

einen Branchengesundheitsbericht für den<br />

öffentlichen Dienst veröffentlicht. Das Buch<br />

bietet eine umfangreiche Zusammenstellung<br />

von Daten <strong>zum</strong> Krankenstand, <strong>zum</strong> Medikamentengebrauch,<br />

<strong>zum</strong> Arbeitsunfallgeschehen<br />

und zu Arbeitsbelastungen. Ausgewählte<br />

Berufsgruppen, z.B. Stadtreiniger,<br />

Krankenpflegeberufe oder der Verwaltungsdienst<br />

werden gesondert untersucht.<br />

Eingeleitet wird das Ganze durch eine Darstellung<br />

der Modernisierungsdiskussion<br />

<strong>zum</strong> öffentlichen Dienst, am Ende sind einige<br />

Hinweise für Präventionsmaßnahmen beschrieben.<br />

Auf einer beigelegten CD-Rom<br />

hat man alles auch in elektronischer Form,<br />

zusammen mit weiteren Daten. Für alle, die<br />

sich mit dem Thema Arbeit und <strong>Gesundheit</strong><br />

im öffentlichen Dienst beschäftigen, sollte<br />

dieses Buch Pflichtlektüre sein, es ist eine<br />

Fundgrube für Verwaltungsreformer, Personalabteilungen,<br />

Personalvertretungen oder<br />

Arbeitsschützer.<br />

Das Fazit: Schön wäre bei der nächsten Auflage<br />

auch eine Differenzierung wichtiger Ergebnisse<br />

nach Bundesländern aufzunehmen.<br />

Aber davon abgesehen: informativ,<br />

hilfreich, gut lesbar, alles in allem eine<br />

prima Sache! Joseph Kuhn<br />

BKK-Bundesverband, Bundesverband der<br />

Unfallkassen (Hrsg.):<br />

Branchengesundheitsbericht für den öffentlichen<br />

Dienst. (Reihe Betriebliches <strong>Gesundheit</strong>smanagement<br />

und Prävention arbeitsbedingter<br />

<strong>Gesundheit</strong>sgefahren, Band 24),<br />

199 Seiten, ISBN 3-89701-861-6, Bremerhaven<br />

2002. Preis: 19,50 Euro.<br />

Berichterstattung aus<br />

der Arbeitswelt<br />

In den vergangenen Jahren hat sich die <strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />

auf Bundes-,<br />

Länder- und kommunaler Ebene methodisch<br />

und inhaltlich erkennbar qualifiziert. Zu vielen<br />

Fragestellungen liegen inzwischen informative<br />

und handlungsorientierende <strong>Gesundheit</strong>sberichte<br />

vor. Ein Bereich, in dem<br />

gravierende Defizite in der <strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />

festzustellen sind, stellt bisher<br />

das Thema „<strong>Gesundheit</strong> und Arbeitswelt“<br />

dar, obwohl die Bedeutung der Arbeitswelt<br />

für die <strong>Gesundheit</strong> der Menschen<br />

evident ist und für die <strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />

auch brauchbare Daten vorhanden<br />

sind.<br />

Das Robert Koch Institut und das Landesgesundheitsamt<br />

Brandenburg haben nun in<br />

Zusammenarbeit mit der Hochschule Magdeburg-Stendal<br />

und der Universität Potsdam<br />

einen Sammelband zu diesem Thema<br />

herausgegeben. Das Buch stellt Datenquellen<br />

und Berichtskonzepte der arbeitsweltbezogenen<br />

<strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />

vor und gibt der Leserschaft damit einen<br />

umfassenden Überblick über den Stand der<br />

Diskussion.<br />

Das Buch ist kostenlos zu beziehen beim<br />

Robert Koch Institut<br />

<strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />

Postfach 65 02 61, 13302 Berlin<br />

Tel.: 01888/754-3400<br />

Fax: 01888/754-3513, E-Mail: gbe@rki.de.<br />

Buchtipp: <strong>Gesundheit</strong><br />

als Preis der Arbeit?<br />

In der betrieblichen <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

wird heute davon ausgegangen, dass gesundheitliche<br />

und wirtschaftliche Interessen<br />

in den Unternehmen Hand in Hand gehen.<br />

Das Buch hinterfragt diese „moderne“<br />

Sichtweise betrieblicher <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />

und gibt einen umfassenden Überblick über<br />

das Thema Prävention in der Arbeitswelt.<br />

Joseph Kuhn, Eberhard Göbel (Hrsg.):<br />

<strong>Gesundheit</strong> als Preis der Arbeit? <strong>Gesundheit</strong>liche<br />

und wirtschaftliche Interessen im<br />

historischen Wandel.<br />

Mabuse-Verlag, Frankfurt/Main, 2003. 220<br />

Seiten. ISBN 3-935964-07-2. Ca. 20 Euro.


Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

Suchtprävention<br />

Prävention in sozialen Brennpunkten / Suchtge -<br />

fährdung frühzeitig erkennen<br />

Suchtprävention in sozialen Brennpunkten<br />

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat mit der Programmplattform<br />

„Entwicklung und Chancen junger Menschen in sozialen Brennpunkten“ (E&C),<br />

einem Partnerprogramm der Bund-Länder-Gemeinschaftsinitiative „Die soziale Stadt“,<br />

einen neuen Schwerpunkt gesetzt.<br />

Jungen Menschen aus benachteiligten<br />

Stadtteilen sollen günstigere Bedingungen<br />

für ihre Entwicklung und bessere Voraussetzungen<br />

für ihre Zukunft eröffnet werden.<br />

Die in dem Programm integrierten E&C-Gebiete<br />

sind sozial benachteiligte Stadtteile<br />

und ländliche Bereiche in Deutschland, die<br />

u.a. hohe <strong>Gesundheit</strong>srisiken durch Armut,<br />

Arbeitslosigkeit, geringes Bildungsniveau,<br />

Verkehrsbelastungen etc. aufweisen (weitere<br />

Informationen und eine Übersicht der beteiligten<br />

Gebiete finden sich unter<br />

www.eundc.de).<br />

Im Rahmen dieses Projektes wird eine Expertise<br />

erstellt <strong>zum</strong> Thema „Suchtprävention<br />

und <strong>Gesundheit</strong>sförderung in sozialen<br />

Brennpunkten“ mit dem Ziel, beispielhafte<br />

Strukturen und Projekte der Suchtprävention<br />

in etwa 300 benannten sozialen Brennpunkten<br />

zu erfassen. Insbesondere geht es<br />

um das Auffinden von im Stadtteil vernetzter,<br />

sozialräumlich orientierter, kontinuierlicher<br />

und ggf. evaluierter suchtpräventiver<br />

Arbeit. Das Erkenntnisinteresse bezieht sich<br />

vor allem auf alters-, geschlechts- und kulturspezifische<br />

Ansätze im schulischen und<br />

außerschulischen Bereich und neue Methoden<br />

des Einbezugs der beteiligten Akteure<br />

(z.B. peer-support).<br />

Damit ein Austausch angeregt wird, werden<br />

am Ende „Empfehlungen für eine gute<br />

Praxis für suchtpräventive Arbeit in sozialen<br />

Brennpunkten“ entwickelt.<br />

Das Projektteam um Birgitta Kolte und<br />

Heino Stöver vom Bremer Institut für Drogenforschung<br />

bittet um Nennung von entsprechenden<br />

Praxisprojekten und Zusendung<br />

von Informationsmaterial (Konzepte,<br />

Jahresberichte, Evaluationen etc.).<br />

Kontakt:<br />

Birgitta Kolte, Dr. Heino Stöver<br />

Universität Bremen, FB 06<br />

Bremer Institut für Drogenforschung (BIS-<br />

DRO)<br />

Postfach 330 440<br />

28334 Bremen<br />

0421 218 3173<br />

bisdro@uni-bremen.de<br />

www.bisdro.uni-bremen.de<br />

Suchtprävention<br />

Suchtgefährdung<br />

frühzeitig erkennen<br />

Der Konsum legaler und illegaler psychoaktiver<br />

Substanzen gehörte schon immer zur<br />

Umbruchphase des Lebens zwischen Kindheit<br />

und Jugend dazu. Beunruhigend ist<br />

aber in den letzten 30 Jahren, dass sich der<br />

Einstieg in den Konsum im Lebenslauf<br />

immer weiter nach vorne verlagert. Medikamente<br />

werden schon im Kindergartenalter<br />

genutzt, die ersten Jungen und Mädchen<br />

rauchen schon mit 9 Jahren regelmäßig Zigaretten<br />

und nutzen mit 11 Jahren regelmäßig<br />

Alkohol. Auch der Einstieg in die illegalen<br />

Substanzen hat sich zeitlich vorverlagert.<br />

In vielen Fällen ist der niedergelassene Arzt<br />

der erste Ansprechpartner für besorgte Eltern.<br />

Das Buch „Drogen bei Kindern und Jugendlichen“<br />

will Ansätze der Vorbeugung<br />

und Behandlung in Arztpraxen aufzeigen. Es<br />

gelang, einen Kreis von Fachleuten zu gewinnen,<br />

die sich mit der Verbreitung, der<br />

Diagnostik und den Konsummustern legaler<br />

und illegaler psychoaktiver Substanzen bei<br />

Kindern und Jugendlichen befassen. Die<br />

Beiträge schlagen dabei eine Brücke zwischen<br />

der wissenschaftlichen Forschung<br />

und der Praxis und sind so konzipiert, dass<br />

sie für einen breiten Interessentenkreis<br />

wichtige und verständliche Informationen<br />

und Handlungsempfehlungen bieten.<br />

Walter Farke, Hildegard Graß, Klaus<br />

Hurrelmann:<br />

Drogen bei Kindern und Jugendlichen.<br />

Legale und illegale Substanzen in der ärztlichen<br />

Praxis. 2002,<br />

Thieme Verlag, 190 Seiten,<br />

EUR 39,95. ISBN 3131306114.<br />

21


22<br />

Patienteninteressen Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

Patienteninteressen<br />

<strong>Gesundheit</strong>smonitor / EU-Projekt für Migranten<br />

Jahr der Behinderten / Multikulturelles Internet<br />

§65b-Projekte / Darmkrebsvorsorge / Glosse<br />

Perspektive der Versicherten in der<br />

Reformdebatte<br />

Rita Süßmuth brachte es auf den Punkt. Sie beklagte die Existenz vieler, wenn nicht zu vieler<br />

Sichtweisen im <strong>Gesundheit</strong>swesen, deren jeweilige Vertreter auf eine Reformgestaltung<br />

Einfluss nehmen wollten. Leider würden oft die vergessen, die eigentlich im Mittelpunkt des<br />

Interesses stehen sollten: die Versicherten und Patienten. Ihrer Perspektive sollte inmitten<br />

all der Proklamationen von Akteuren und Leistungserbringern im <strong>Gesundheit</strong>swesen mehr<br />

Gehör verschafft werden.<br />

Wie das gehen soll, wurde auf der von<br />

Süßmuth eröffneten Fachtagung zur ersten<br />

Ausgabe des „<strong>Gesundheit</strong>smonitors“ der<br />

Bertelsmann Stiftung im November 2002<br />

debattiert.<br />

Die zukünftig jährlich erscheinende Publikation<br />

hat sich <strong>zum</strong> Ziel gesetzt, relevante<br />

Daten aus dem <strong>Gesundheit</strong>swesen bereitzustellen<br />

sowie diese einem internationalen<br />

Leistungsvergleich zu unterziehen. Sie basiert<br />

auf Befragungen von Versicherten und<br />

Ärzten und zielt darauf, die Defizite in der<br />

<strong>Gesundheit</strong>sversorgung aus neutraler Perspektive<br />

kenntlich zu machen und neue<br />

Wege der Reformgestaltung aufzuzeigen.<br />

Perspektiven der Versicherten nur schwer<br />

messbar<br />

Reformen haben eine deutlich größere<br />

Chance realisiert zu werden, wenn die Bevölkerung<br />

tendenziell hinter deren Inhalten<br />

steht. Soll die Perspektive der Versichten<br />

und Patienten mit einbezogen werden, ist<br />

es unumgänglich, deren Einstellung zu gesundheitsrelevanten<br />

Themen klar festzuhalten.<br />

Dies erweist sich jedoch als schwierig.<br />

Jürgen Wasem von der Universität Greifswald<br />

betonte, dass ein einheitliches, kontinuierliches<br />

Messinstrument von Nöten sei,<br />

welches die Präferenzen der Bevölkerung<br />

hinsichtlich anstehender Veränderungen im<br />

<strong>Gesundheit</strong>ssystem erheben könne. Aus der<br />

Vielzahl der Möglichkeiten sollen hier zwei<br />

ausgewählte vorgestellt werden: Befragungen<br />

und ergänzende Sachverwalter.<br />

Laut Wasem wären Befragungen eine gute<br />

Informationsquelle, um die Perspektive der<br />

Bevölkerung zu ermitteln. Sie unterlägen<br />

aber auch dem Risiko, in ihrer Objektivität<br />

und somit Qualität stark abhängig von der<br />

Struktur der Messinstrumente (Fragebögen<br />

etc.) zu sein. Zu <strong>Gesundheit</strong>sthemen existierten<br />

zwar viele Befragungen, nur wenige<br />

Studien aber seien frei von einer interessengeleiteten<br />

Strukturgebung der jeweiligen<br />

Auftraggeber.<br />

Auch den sogenannten ergänzenden Sachverwaltern,<br />

Akteure des <strong>Gesundheit</strong>swesens,<br />

die Patienten und Versicherte vertreten,<br />

könne keine hundertprozentige Unabhängigkeit<br />

gegenüber reformgestalterischen<br />

Vorschlägen zugesprochen werden.<br />

Denn der Einfluss ihrer eigenen Standpunkte<br />

im System ist nicht so zu ignorieren,<br />

als dass sie voll und ganz die Patientenposition<br />

einnehmen könnten. Das heißt, obwohl<br />

die ergänzenden Sachverwalter eine aussagekräftige<br />

Informationsquelle darstellen,<br />

könnten ihre Antworten in Befragungen<br />

nicht uneingeschränkt die Patienten-<br />

und Versichertenperspektive abdecken.<br />

Wie die Beispiele zeigen ist es bisher nicht<br />

gelungen, das „einzig wahre“ Messinstrument<br />

zu erarbeiten.<br />

Eines aber wurde während der Fachtagung<br />

deutlich: Die Frage nach der Perspektive der<br />

Versicherten wird zukünftig untrennbar verbunden<br />

sein mit der Frage nach dem „Vertrauen“,<br />

welches die Bevölkerung dem <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />

entgegenbringt.<br />

Vertrauen durch pure Unkenntnis des Systems?<br />

„Vertrauen seitens der Bevölkerung in das<br />

<strong>Gesundheit</strong>ssystem spiegelt sich in vielen<br />

Dimensionen wieder“, so Melanie Schnee<br />

von der Bertelsmann-Stiftung. Vertrauen<br />

aber sei abhängig vom Grad der Transparenz<br />

der Inhalte und gewönne im <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />

folglich zunehmend an Bedeutung.<br />

Auch die Etablierung einer dauerhaften<br />

Arzt-Patienten-Beziehung sowie die Beteiligung<br />

des Patienten am Entscheidungsprozess<br />

seien Grundlage zur Vertrauensbildung.<br />

Vermieden werden müsse jedoch eine<br />

einseitige Betrachtungsweise, denn nicht allein<br />

das Vertauen seitens der Patienten und<br />

Versicherten steht hier zur Diskussion, sondern<br />

ebenso die Vertrauenswürdigkeit der<br />

Leistungserbringer im <strong>Gesundheit</strong>ssystem.<br />

Schnee geht davon aus, dass ein Teil des<br />

Vertrauens der Patienten in unser <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

auf einfachem Nichtwissen beruht:<br />

„Wer nicht weiß, welche Leistungen<br />

von ärztlicher Seite vorenthalten werden,<br />

und dies vorwiegend aus Kostengründen,<br />

kann auch nicht einschätzen, inwieweit die<br />

Versorgung adäquat durchgeführt wird.“<br />

Verlieren Patienten das Vertrauen, ziehen<br />

sie ihre Konsequenzen, indem u.a. höhere<br />

persönliche Ausgaben für die <strong>Gesundheit</strong> in<br />

Kauf genommen werden.<br />

Mit vermehrten „Eigenleistungen“ wollen<br />

sie dann auf der gesundheitlich sicheren<br />

Seite stehen. Auch die Eigeninitiative auf<br />

der Suche nach relevanten <strong>Gesundheit</strong>sinformationen<br />

wächst dann, ebenso wie die<br />

Tendenz sich alternativen Heilmethoden zuzuwenden.<br />

Hier setzt Rolf Stuppardt vom IKK Bundesverband<br />

an und fordert mehr Transparenz,<br />

Information und Beratung im <strong>Gesundheit</strong>swesen,<br />

mit implizitem Ziel zur Förderung<br />

der Selbstverantwortung der Bevölkerung.<br />

Transparenz sei Grundlage zur Schaffung<br />

von Vertrauen. Nach Stuppardt basieren<br />

Vertrauensdefizite auf Politikmissbrauch. Es<br />

entwickelt sich ein Misstrauen, welches seines<br />

Erachtens neue Wege der Kritik aufmacht,<br />

die bis hin zu sozialen Unruhen


Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

führen könnten.<br />

Fehlt das Vertrauen in das <strong>Gesundheit</strong>ssystem,<br />

so steht zuerst die medizinische Versorgung<br />

in der Kritik. Patienten fühlen sich<br />

falsch behandelt oder in ihrer Situation<br />

nicht ernst genommen.<br />

Versorgungsdefizite aus Sicht der Bevölkerung<br />

Bernhard Braun von der Universität Bremen<br />

analysierte eine Befragung des „<strong>Gesundheit</strong>smonitors“.<br />

Er referierte zu ausgewählten<br />

Versorgungsdefiziten im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

aus Sicht der Bevölkerung, wie <strong>zum</strong><br />

Beispiel die Kommunikation zwischen Arzt<br />

und Patient bzw. die Beteiligung von Patienten<br />

am Behandlungsgeschehen, die Verständnis-<br />

und Akzeptanzprobleme der<br />

Patienten gegenüber ärztlichen Behandlungsvorschlägen<br />

sowie auch die Erfahrung<br />

und der Umgang mit „Rationierung“ bzw.<br />

Verweigerung ärztlicher Leistungen. Besonders<br />

letzteres beinhaltet ein großes Diskussionspotenzial,<br />

da der Begriff „Rationierung“<br />

von den Akteuren im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

nicht einheitlich verwand wird.<br />

Aus Sicht der Ethikkommission der deutschen<br />

Ärzteschaft ist Rationierung gegeben,<br />

wenn aus medizinischer Sicht notwendige<br />

oder zweckmäßige medizinische Maßnahmen<br />

aus finanziellen Gründen offen oder<br />

verborgen vorenthalten werden (Deutsches<br />

Ärzteblatt (97) 15 2000). Doch hier liegt der<br />

Knackpunkt; denn welche Leistungen im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

werden als wirklich notwendig<br />

definiert?<br />

Ottmar Kloiber von der Bundesärztekammer<br />

bemängelt: „Der <strong>Gesundheit</strong>smonitor<br />

krankt daran, dass viele Patienten und Versicherte<br />

gar nicht wissen, was ihnen (von<br />

den Ärzten) vorenthalten wird.“ So ist demographisch<br />

bewiesen, dass die unteren<br />

Einkommensgruppen ein größeres Krankheitsrisiko<br />

aufweisen und über geringere<br />

Selbsthilfemöglichkeiten verfügen, die oft<br />

auf persönlichen finanziellen Ressourcen<br />

sowie bildungsabhängigen Zugängen basieren.<br />

Letztendlich werden also diejenigen, die mit<br />

wenig finanziellen Ressourcen und niedriger<br />

Bildung ausgestattet sind, weiterhin in ihrer<br />

<strong>Gesundheit</strong>sversorgung benachteiligt werden.<br />

Beatrice Richter<br />

Jan Böcken, Bernard Braun, Melanie Schnee<br />

(Hrsg.):<br />

<strong>Gesundheit</strong>smonitor 2002<br />

Die ambulante Versorgung aus Sicht von<br />

Bevölkerung und Ärzteschaft<br />

1. Auflage 2002, 212 Seiten, Broschur<br />

ISBN 3-89204-647-6, 10.00 Euro.<br />

<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />

Partner in EU-Projekt<br />

Im Dezember 2002 startete <strong>Gesundheit</strong> Berlin<br />

e.V. zusammen mit drei weiteren Partnern<br />

das neue Projekt des Europäischen Sozialfonds:<br />

„Transnationales Aktionsprogramm<br />

zur Bekämpfung von Armut und<br />

sozialer Ausgrenzung“.<br />

Im Rahmen von gemeinsamen Aktionen setzen<br />

sich die vier Partner für einen besseren<br />

Zugang zur <strong>Gesundheit</strong>sversorgung ein. Vor<br />

allem sozial benachteiligte Migranten/innen<br />

sollen durch die optimale Nutzung<br />

von Online-Angeboten informiert werden.<br />

In einer ersten Phase wird <strong>Gesundheit</strong> Berlin<br />

e.V. auf Fachtagungen die im Projekt Patienteninfo<br />

Berlin gewonnenen Erfahrungen<br />

mit andere Projektinitiatoren aus Wien, Graz<br />

und Amsterdam austauschen. Den Auftakt<br />

bildete das „Forum Patienteninfo“ auf dem<br />

8. Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong> vom Dezember<br />

2002 in Berlin. Innerhalb des nächsten<br />

halben Jahres werden aus den gesammelten<br />

Informationen „Best-Practice-“ und<br />

„Policy-“ Empfehlungen erarbeitet. In einer<br />

zweiten Phase, die beim Europäischen Sozialfonds<br />

neu beantragt werden muss, soll<br />

ein durch die Projektpartner erarbeitetes<br />

Aktionsprogramm über einen Zeitraum von<br />

zweieinhalb Jahren umgesetzt werden.<br />

<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. arbeitet mit folgenden<br />

Projektpartnern zusammen:<br />

� GGGD (Gemeentelijke Geneeskundige en<br />

Gezondheidsdienst) aus Amsterdam ist<br />

ein staatlich finanziertes Projekt, dass<br />

„health educators“ (<strong>Gesundheit</strong>sausbilder)<br />

mit Migrationshintergrund darauf<br />

vorbereitet, als Assistenten mit Hausärzten<br />

zusammen zu arbeiten.<br />

� Das Zentrum zur sozialmedizinischen,<br />

rechtlichen und kulturellen Betreuung<br />

von Ausländern und Ausländerinnen in<br />

Österreich, ZEBRA, führt Aus- und Weiterbildung<br />

von muttersprachlichen <strong>Gesundheit</strong>smultiplikatoren/-innen<br />

durch.<br />

� Das <strong>Gesundheit</strong>sfördernde Krankenhaus<br />

der Stadt Wien organisiert das Projekt<br />

„Herz-Web“. Auf dem Internetportal können<br />

Patienten/-innen und Interessierte Informationen<br />

zu Herz-Kreislauferkrankungen<br />

abrufen. Maria Stange<br />

Weitere Informationen über die Projekt-<br />

Partner können über das Internet abgerufen<br />

werden: www.patienteninfo-berlin.de,<br />

www.gggd.amsterdam.nl, www.zebra.or.at,<br />

www.herz.at<br />

Patienteninteressen<br />

2003 europäisches<br />

Jahr der Behinderten<br />

Das Jahr 2003 ist mit Beschluss des Rates<br />

der Europäischen Union <strong>zum</strong> Europäischen<br />

Jahr der Menschen mit Behinderungen erklärt<br />

worden. Es wird am 21. und 22. Februar<br />

in Magdeburg eröffnet.<br />

Behinderte Menschen sollen die Möglichkeit<br />

erhalten, europaweit und öffentlichkeitswirksam<br />

auf sich und ihre Interessen<br />

aufmerksam zu machen.<br />

In Deutschland wird das Europäische Jahr<br />

der Menschen mit Behinderungen am 21.<br />

und 22. Februar 2003 in Magdeburg eröffnet.<br />

Unter dem Motto „Nichts über uns<br />

ohne uns“ werden die Themenschwerpunkte<br />

„Persönliche Assistenz“, „Barrierefreiheit“<br />

und „Gleichstellung und Arbeit“ sowie<br />

die Themenfelder „<strong>Gesundheit</strong> und Ethik“<br />

problematisiert.<br />

Neben den in den teilnehmenden europäischen<br />

Staaten stattfindenden Aktivitäten<br />

und Veranstaltungen sieht die Europäische<br />

Kommission einen „Marsch durch Europa“<br />

als verbindendes Element vor. Dieser wird<br />

im Januar von Griechenland aus durch alle<br />

Mitgliedstaaten der Europäischen Union<br />

führen und im Dezember in Italien enden.<br />

Begleitet wird der Marsch von einem Kampagnen-Bus,<br />

der im Frühjahr und Herbst<br />

auch durch Deutschland touren wird.<br />

Auf dem Europäischen Behindertenkongress<br />

in Madrid im März 2002 sind Visionen<br />

formuliert worden, die als Rahmen für Maßnahmen<br />

im Europäischen Jahr der Menschen<br />

mit Behinderungen dienen können.<br />

Für Deutschland wurde dieser Wechsel in<br />

der Perspektive wie folgt formuliert:<br />

nicht mehr ausgrenzende Fürsorge, sondern<br />

uneingeschränkte Teilhabe; nicht mehr abwertendes<br />

Mitleid, sondern völlige Gleichstellung;<br />

nicht mehr wohlmeinende Bevormundung,<br />

sondern das Recht auf Selbstbestimmung.<br />

Gebührenfreies Bürgertelefon:<br />

Tel: 0800-15 15 15 2<br />

Weitere Informationen:<br />

Europäisches Jahr der Menschen mit<br />

Behinderungen 2003<br />

Nationale Koordinierungsstelle<br />

Postfach 140280, Bonn<br />

Fax: 01888-5271167<br />

E-Mail: ejmb2003@bma.bund.de<br />

www.ejmb2003.de<br />

23


24<br />

Patienteninteressen Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

„Unsere Welt ist Internet!“ – Multikulturell<br />

ins WorldWideWeb<br />

Am 12. Dezember 2002 wurde die erste Internetschulung für Migrantinnen und Migranten<br />

feierlich abgeschlossen. Es war der erste Kurs einer Schulungsreihe, die das Modellprojekt<br />

Patienteninfo Berlin mit verschiedenen Kooperationspartnern in Berlin durchführt. Ziel dieser<br />

Schulungen ist es, Migrantinnen und Migranten den Zugang zu <strong>Gesundheit</strong>sinformationen<br />

und <strong>Gesundheit</strong>sangeboten für die Region Berlin zu erleichtern und gleichzeitig Kenntnisse<br />

im Umgang mit dem Internet zu vermitteln.<br />

Der achtwöchige „Pilot-Kurs“ fand in Zusammenarbeit<br />

mit dem AWO Begegnungszentrum<br />

Adalbertstraße in Kreuzberg statt.<br />

Kursleiterin Martina Bösche, Mitarbeiterin<br />

bei Patienteninfo Berlin, erklärt ihren<br />

Schützlingen geduldig das Wesen des Internets<br />

mit seinen vielfältigen Möglichkeiten.<br />

Die Teilnehmer/-innen hören konzentriert zu<br />

und setzen Schritt für Schritt das Gelernte<br />

um. Gebannt schauen sie auf den Bildschirm<br />

und warten, was sich ihnen dort<br />

eröffnet. Das Besondere an diesem Kurs ist,<br />

dass die sieben Frauen und der einzige<br />

männliche Teilnehmer alle über 50 Jahre alt<br />

sind! Aber damit nicht genug: Die Acht kommen<br />

aus vier verschiedenen Regionen der<br />

Erde und sprechen – neben gutem Deutsch<br />

– Persisch, Polnisch, Russisch und Türkisch.<br />

Falsche Taste? – kein Problem<br />

Die meisten besaßen vor dem Kurs nur wenige<br />

bis gar keine Kenntnisse im Umgang<br />

mit dem Computer bzw. dem Internet. Nach<br />

den Kurswochen surfen sie jetzt alle durch<br />

den Informationsdschungel des WorldWide-<br />

Web. Die einen stürzen sich gleich mutig in<br />

den Internetchat, während andere anfangs<br />

oft noch Angst hatten, etwas kaputt zu machen<br />

oder eine falsche Taste zu drücken.<br />

Diese Sorgen werden durch die kompetente<br />

Anleitung allerdings immer wieder zerstreut<br />

werden. Lust etwas Neues zu lernen, sich zu<br />

informieren und den Anschluss an den Fortschritt<br />

der Technik nicht zu verpassen, nennen<br />

die Teilnehmer/-innen als Motivation,<br />

um sich am Kurs zu beteiligen. Die Behauptung,<br />

dass das Internet kein geeignetes<br />

Medium für Migrant/-innen – und schon gar<br />

nicht für ältere Migrant/-innen – sei, wie oft<br />

behauptet wird, stimmen die Teilnehmer/innen<br />

nicht zu.<br />

Im Computerraum des AWO Begegnungszentrum<br />

Adalbertstraße herrscht großes<br />

Hallo, als sie plötzlich eine Fülle von Nachrichten<br />

und Texten in ihrer Muttersprache<br />

lesen können. „So erfahre ich etwas aus<br />

meinem Heimatland!“, freut sich eine Teil-<br />

nehmerin. „Und bestimmte Informationen<br />

verstehen und behalten wir besser in unserer<br />

Muttersprache, das ist einfach so“, fügt<br />

eine andere hinzu. Keine Grenzen – im<br />

wahrsten Sinne des Wortes – kennt die Begeisterung<br />

über das praktische e-mailen.<br />

„Meine Cousine in der Türkei hat mir schon<br />

vor langer Zeit ihre e-mail-Adresse gegeben,<br />

endlich kann ich ihr schreiben!“<br />

<strong>Gesundheit</strong>sinfos im Internet<br />

Auf der Seite www.patienteninfo-berlin.de<br />

finden die Kursteilnehmer/-innen einen<br />

Überblick über muttersprachliche <strong>Gesundheit</strong>sinformationen<br />

bzw. <strong>Gesundheit</strong>sangebote<br />

im Raum Berlin und klicken sich mutig<br />

durch die verschiedenen Seiten. Ob Informationen<br />

zu Naturheilkunde, bestimmten<br />

Erkrankungen oder die Suche nach einer<br />

muttersprachlichen Beratungsstelle, die Internet-Neulinge<br />

sind mit Eifer dabei, ihren<br />

persönlichen Informationsbedarf zu stillen.<br />

Das Internet wird schnell als einfaches Hilfsmittel<br />

der Informationsrecherche und der<br />

Kommunikation akzeptiert. „Dann kann ich<br />

ja auch Fragen über das Internet stellen<br />

oder mir mal schnell eine Adresse oder Telefonnummer<br />

aus dem Internet holen“, erkennt<br />

eine Teilnehmerin als Vorteil. Auch<br />

über die Qualität von <strong>Gesundheit</strong>sinformationen<br />

und Internetseiten wird gemeinsam<br />

gesprochen, damit die Nutzer/-innen zwischen<br />

guten und schlechten, seriösen und<br />

unseriösen Angeboten unterscheiden lernen.<br />

Schwierig wird es dann doch an manchen<br />

Stellen, wenn die meist englischen Fachausdrücke<br />

zur Erklärung des Internets ins Spiel<br />

kommen. Die Erfahrung von Patienteninfo<br />

Berlin mit dem parallel laufenden Internet-<br />

Schulungsangebot für türkische Frauen im<br />

Sprengelkiez zeigt, dass gerade bei der<br />

Klärung von Fachbegriffen der muttersprachliche<br />

Unterricht von Vorteil ist. Die<br />

Teilnehmer/-innen können sich in ihrer eigenen<br />

Sprache bessere „Eselsbrücken“<br />

bauen, so dass sich die Begriffe besser ein-<br />

prägen können. Auch Probleme mit der<br />

Rechtschreibung z. B. bei der Eingabe von<br />

Webadressen vereiteln manches mal das<br />

schnelle Erfolgserlebnis. Zum Glück haben<br />

die Teilnehmer/-innen aber auch die Recherche<br />

über die großen Suchmaschinen<br />

gelernt, so dass damit die exakte Rechtschreibung<br />

nicht immer erforderlich ist.<br />

Migrant/-innen als Multiplikator/-innen<br />

Als mutige Vorreiter/-innen für nachfolgende<br />

Kurse beglückwünschte Ben Eberle, Leiter<br />

des AWO Begegnungszentrums Adalbertstraße,<br />

die Teilnehmer/-innen. „Nehmen<br />

Sie das, was Sie hier gelernt haben,<br />

mit in ihre Familien, in ihren Freundeskreis.<br />

Verbreiten Sie die Informationen über gesundheitliche<br />

Themen. Mit Ihren neu erworbenen<br />

Kenntnissen besitzen Sie eine Art<br />

Multiplikatorfunktion“, ermutigt er die frischgebackenen<br />

Internetnutzer/-innen bei<br />

der feierlichen Zertifikatübergabe und<br />

spricht damit gleichzeitig auch den gemeinsamen<br />

Wunsch der Veranstalter aus.<br />

Ein Berliner Netzwerk von muttersprachlichen<br />

Multiplikator/-innen mit Internetkenntnissen<br />

würden Patienteninfo Berlin, das<br />

AWO Begegnungszentrum Adalbertstraße<br />

und andere Kooperationspartner in der Migrationsarbeit,<br />

wie z. B. der Caritas Migrationsdienst<br />

und das Interkulturelle Gemeinwesenzentrum<br />

im Sprengelkiez gerne zusammen<br />

aufbauen. Zu den Aufgaben der<br />

Multiplikator/-innen würde die gezielte Informationssuche<br />

zu <strong>Gesundheit</strong>s- und sozialen<br />

Themen und die Informationsverbreitung<br />

in der eigenen „community“ zählen,<br />

die so besser erreicht würden.<br />

Übrigens: Die Teilnehmerliste für die nächste<br />

Schulung in der Adalbertstraße war<br />

schon bei Beginn des ersten Kurses voll. Sie<br />

beginnt Ende Februar. Andrea Möllmann


Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

Patientenberatung für<br />

Spätaussiedler/-innen<br />

Seit Oktober 2002 berät das Modellprojekt<br />

Patienteninfo Berlin in Kooperation mit dem<br />

Caritas Migrationsdienst Spätaussiedler/innen<br />

zu gesundheitlichen Fragen.<br />

Dieses Patienteninformationsangebot ist<br />

fester Bestandteil der Caritas-Spätaussiedler-Beratung<br />

in der Stresemannstraße geworden.<br />

Damit wurde nicht nur ein niedrigschwelliger<br />

Zugang der Patientenberatung<br />

eröffnet, sondern gesundheitliche Fragen<br />

werden zunehmend auch Bestandteil der<br />

Sozialberatung.<br />

Ein- bis zweimal im Monat finden in den<br />

Räumen des Caritas Migrationsdienstes<br />

"Patienten-Sprechstunden" für eine<br />

deutsch-russischsprachige Freizeitgruppe<br />

statt. Hier haben die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer im Gruppengespräch Gelegenheit,<br />

ihre Fragen rund um die <strong>Gesundheit</strong><br />

los zu werden.<br />

Mit dem internetgestützten Informationssystem<br />

von Patienteninfo Berlin können Antworten<br />

bzw. Hilfestellungen entweder sofort<br />

an die Fragenden weitergegeben werden<br />

oder sie werden bis zur nächsten Sprechstunde<br />

recherchiert, dann verteilt und besprochen.<br />

Zum Angebot zählen auch auf<br />

Adressen spezialisierter Berliner Beratungsstellen<br />

und Unterstützungsangebote und<br />

ggf. auch russischsprachiges Informationsmaterial.<br />

Die Anfragen spiegeln vor allem den Informationsbedarf<br />

der Spätaussiedlerinnen und<br />

Spätaussiedler im Rentenalter wieder: Fragen<br />

zu Leistungen der Pflege- und Krankenversicherung,<br />

zu Pflege und Hilfsmittel, zu<br />

Behinderungen, zu Zahnersatz, zu Vorsorgeuntersuchungen,<br />

zu russischsprachigen Ärztinnen<br />

und Ärzten in Berlin, etc. bilden das<br />

Themenspektrum bei den Patienten-Sprechstunden<br />

und auch die Grundlage für Diskussionen.<br />

Unsicherheiten im Umgang mit den<br />

Einrichtungen des <strong>Gesundheit</strong>swesens, teilweise<br />

Schwierigkeiten mit der deutschen<br />

Sprache und auch unterschiedliche Erwartungen<br />

an das deutsche <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />

zeigen sich als Zugangsbarrieren zu Versorgungsangeboten<br />

. Andrea Möllmann<br />

Professor Rolf Rosenbrock, Mitglied des<br />

Sachverständigenrats und seinerzeit beteiligt<br />

an der Beratung der Spitzenverbände<br />

der Gesetzlichen Krankenversicherung bei<br />

der Projektauswahl, öffnete mit seinem Einführungsbeitrag<br />

den gesundheitspolitischen<br />

Bogen: „Investitionen in die Kompetenz der<br />

Patienten rechnet sich!” stellte er fest. Dies<br />

sei einer der erfolgversprechendsten Wege<br />

zur Verbesserung der Qualität in der Versorgung.<br />

Information und Beratung sei daher<br />

eine wesentliche Komponente des Versorgungsgeschehens.<br />

Für die Bundesrepublik<br />

könnte so mit Verabschiedung und Umsetzung<br />

des § 65b des fünften Sozialgesetzbuches<br />

der Einstieg in eine systematische und<br />

qualitätsgesicherte Patienteninformationund<br />

beratung gelingen.<br />

Erwin Dehlinger vom federführenden AOK-<br />

Bundesverband wies auf das Bemühen der<br />

Kassen hin, bei der Auswahl der Einrichtungen<br />

und Projekte den pluralistischen und<br />

gegliederten Strukturen des <strong>Gesundheit</strong>swesens<br />

Rechnung zu tragen. Und tatsächlich<br />

zeigte die Projektpräsentation, dass<br />

eine vielschichtige Auswahl gelungen ist.<br />

Was zu Beginn auch mit viel Misstrauen<br />

beäugt wurde, entpuppt sich nun als großes<br />

Potenzial. Eine Fülle von Zugangswegen,<br />

spezifische Stärken und Kompetenzen werden<br />

sichtbar. Das ist nicht nur für die Ent-<br />

Patienteninteressen<br />

Zukunft der Modellprojekte nach § 65b SGB V<br />

Zu ihrem ersten Erfahrungsaustausch fanden sich die nach § 65 b SGB geförderten Modellprojekte<br />

unabhängiger und neutraler Patientenberatung im Oktober 2002 zusammen. Eingeladen<br />

hatte das wissenschaftliche Begleitteam der Universität Bielefeld unter Leitung von<br />

Prof. Klaus Hurrelmann, Prof. Doris Schaeffer, Dr. Marie-Luise Dierks und Prof. Norbert<br />

Wohlfahrt.<br />

i<br />

§ 65b SGB V<br />

(1) Die Spitzenverbände der Krankenkassen<br />

fördern mit jährlich insgesamt<br />

5.113.000 Euro je Kalenderjahr im<br />

Rahmen von Modellvorhaben gemeinsam<br />

und einheitlich Einrichtungen<br />

zur Verbraucher- oder Patientenberatung,<br />

die sich die gesundheitliche<br />

Information, Beratung und<br />

Aufklärung von Versicherten <strong>zum</strong> Ziel<br />

gesetzt haben und die von den Spitzenverbänden<br />

als förderungsfähig anerkannt<br />

wurden. Die Förderung<br />

einer Einrichtung zur Verbraucheroder<br />

Patientenberatung setzt deren<br />

Nachweis über ihre Neutralität und<br />

Unabhängigkeit voraus. (...)<br />

wicklung bedarfsgerechter Angebote Voraussetzung,<br />

sondern schafft Raum für Synergien<br />

und Kooperationen weit über die<br />

jetzt beteiligten 30 Modellprojekte hinaus.<br />

Auf besonders hohes Interesse stieß natürlich<br />

die Frage einer möglichen Fortführung<br />

des Modellvorhabens. Noch gibt es hierzu<br />

keine Erklärungen der Krankenkassen.<br />

Diese wird erst im Nachgang <strong>zum</strong> Evaluations-Zwischenbericht<br />

zu erwarten sein.<br />

Erwin Dehlinger wagte jedoch einen ersten<br />

Ausblick und stellte seine Überlegungen zu<br />

Auswahlkriterien für eine Förderungsphase<br />

nach dem Juni 2004 vor. Danach könnten<br />

Projekte unterstützt werden die folgende Erwartungen<br />

erfüllen:<br />

� Eine zielgenauere Berücksichtigung der<br />

Bedürfnisse, der Beratungspräferenzen<br />

und des Beratungsbedarfs von Patienten<br />

und Bürgern.<br />

� Der qualitätsorientierte Ausbau der Patientenberatung<br />

und -information muss im<br />

Vordergrund stehen.<br />

� Die Vernetzung und Kooperation zwischen<br />

den Beratungseinrichtungen und<br />

den anderen Akteuren im <strong>Gesundheit</strong>swesens.<br />

� Die Konzentration auf bestimmte Zielgruppen,<br />

die besonders große Informations-<br />

und Beratungsdefizite aufweisen.<br />

� Die Schaffung von Transparenz über die<br />

vorhandenen Angebote und Einrichtungen.<br />

� Die Vermeidung von Doppel- und Mehrfachangeboten<br />

bei bestimmten Beratungsthemen.<br />

Das bestimmende Thema in vielen Diskussionen<br />

waren sicherlich Qualitätsaspekte,<br />

wie die bedarfsgerechte Gestaltung der Angebote,<br />

Nutzerorientierung und Sicherung<br />

der Qualität der Information. Aber auch Fragen<br />

der Öffentlichkeitsarbeit nahmen<br />

großen Raum ein. Hier spiegelt sich ein<br />

großes Bedürfnis nach Austausch und Diskussion<br />

der Modelle untereinander, aber<br />

auch im Austausch mit anderen. Denn gute<br />

Beratung und Information gibt es auch jenseits<br />

der § 65b-Förderung durch die Krankenkassen.<br />

Aber dieses Gesetz hat eben<br />

auch eine große Chance eröffnet.<br />

Carola Gold<br />

Weitere Informationen:<br />

www.modell-projekte.de<br />

25


26<br />

Patienteninteressen Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

Glosse<br />

Die Wellness-Arthrose<br />

Eine Freundin sucht derzeit in Berlin eine<br />

Sportklinik für ihre aller Jugend <strong>zum</strong> Trotz<br />

aufgetretene Kniearthrose. „Die gehen da<br />

anders ‘ran als die normalen Orthopäden“<br />

lautet ihre mir einleuchtende Begründung.<br />

Meine ungemein fachkundigen Ratschläge<br />

wurden in den Wind geschlagen – die ihres<br />

Arztes jedoch auch, was mich tröstete. So<br />

langsam dämmerte es mir, für welche<br />

zukünftige Segnung unseres <strong>Gesundheit</strong>ssystems<br />

ich bald dankbar sein werde: Endlich<br />

werde ich mündig! Ich muss der Apparate-Medizin<br />

nichts mehr nachbeten, sondern<br />

suche und finde meine Götter in weiß<br />

höchstselbst. Der Sachverständigenrat der<br />

Konzertierten Aktion sieht mich schon als<br />

Kunden, der sich auf dem <strong>Gesundheit</strong>s-<br />

Markt umschaut und kritisch prüft, was er<br />

konsumiert. Ob ich das will, geschweige<br />

denn überhaupt kann, werde ich nicht gefragt.<br />

So werde ich dereinst als psychisch<br />

und chronisch Kranker, Gebrechlicher, Behinderter<br />

und Pflegebedürftiger mir meine<br />

Wunschliste aus dem <strong>Gesundheit</strong>s-Katalog<br />

zusammenbasteln. Denn dass ich nicht<br />

mehr der Fitteste sein werde, wenn ich die<br />

wirklich relevanten Entscheidungen über<br />

meine <strong>Gesundheit</strong>sprodukte und deren Kosten<br />

treffen muss, ist klar: Schließlich rühre<br />

ich das größte Kuchenstück meiner gesamten<br />

Krankheitskosten erst kurz vor meinem<br />

Tod an. Nicht nur, dass mir dieses Stück am<br />

wenigsten schmecken wird, sondern ich<br />

muss auch noch in meinen letzten ein, zwei<br />

Jahren (preis-)bewusst und clever meine<br />

Versorgung organisieren. Wo ich doch<br />

schon jetzt mit der Suche nach einer Sportklinik<br />

überfordert bin ...<br />

Um eine Entscheidungshilfe beim Einkaufsbummel<br />

kümmert sich jetzt <strong>Gesundheit</strong>sministerin<br />

Ulla Schmidt. Eine Art „Stiftung <strong>Gesundheit</strong>stest”<br />

oder „Ärzte-TÜV“ will sie<br />

einführen. Die Sicherheit von Fahrradhelmen,<br />

das beste und billigste Olivenöl und<br />

den einfühlsamsten Chirurgen finde ich<br />

dort, übersichtlich in einer Tabelle gelistet.<br />

Da wahrscheinlich niemand diese Einrichtung<br />

bezahlen will, wird sicher eine kostenträchtige<br />

„0190-Nummer“ eingerichtet, was<br />

es uns dann ja auch wert sein wird. Schließlich<br />

bekommen wir dort die neuesten<br />

Schnäppchenangebote für den anstehenden<br />

Hüftwechsel. Dann finden wir auch ratzfatz<br />

ein Arthrosezentrum mit Wellness-Abteilung<br />

für meine Freundin ... Weiß jemand<br />

eine gute Sportklinik? Johannes Strotbek<br />

Patientenfürsprecher<br />

als Seismographen<br />

Der Arbeitskreis Patientenfürsprecher/innen<br />

hat das Potenzial, für einen stadtweiten<br />

Austausch zu positiven Tendenzen und<br />

Fehlentwicklungen in der Krankenhauslandschaft<br />

Berlins zu sorgen. Jetzt wehren sich<br />

die Fürsprecher gegen ihre Abschaffung.<br />

Patientenfürsprecher/-innen arbeiten ehrenamtlich,<br />

unabhängig und weisungsungebunden<br />

in einem oder mehreren Berliner<br />

Krankenhäusern. Sie werden von der Bezirksverordnetenversammlung<br />

für eine Legislaturperiode<br />

gewählt. Grundlage bildet<br />

das Landeskrankenhausgesetz (LKG) §26<br />

von 1986 und die Neufassung 1999.<br />

Jetzt muss sich der Arbeitskreis Patientenfürsprecher/-innen<br />

in eigener Sache engagieren:<br />

Im September 2002 legte Innensenator<br />

Körting „68 Vorschläge zur Vereinfachung<br />

und Entbürokratisierung der Berliner<br />

Verwaltung“ vor, mit der Erwägung, den §26<br />

LKG zu streichen.<br />

In einem gemeinsamen Schreiben an den<br />

Innensenator widerlegen die Patientenfürsprecher/-innen<br />

die Argumente, mit denen<br />

eine Abschaffung ihres Amtes gerechtfertigt<br />

wurde. Eine Reaktion des Innensenators<br />

liegt noch nicht vor.<br />

Seit Juli 1999 findet alle zwei Monate der Arbeitskreis<br />

Patientenfürsprecher/-innen von<br />

<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. organisiert und moderiert<br />

statt. Durch Vorträge von Gastreferent/-innen<br />

werden aktuelle Entwicklungen<br />

in der <strong>Gesundheit</strong>s- und Krankenhauspolitik<br />

erläutert und rege diskutiert. Zu letzt konnte<br />

der Arbeitskreis Sybille Kraus, Sprecherin<br />

der Deutschen Vereinigung für den Sozialdienst<br />

im Krankenhaus e.V., Arbeitsgruppe<br />

Berlin, begrüßen und einen Überblick zur<br />

Einführung der Diagnosis Related Groups<br />

(DGR`s) erwerben. In der Diskussion zu den<br />

DRG`s wurden die möglichen Gefahren,<br />

aber auch die Potenziale einer solchen Entwicklung<br />

speziell für die Patient/-innen aufgeworfen.<br />

Auf Grundlage solcher Gespräche<br />

werden dann auch Fehlentwicklungen angesprochen.<br />

Bei Patienteninfo Berlin wurde<br />

jetzt ein Fachausschuss gebildet, der mögliche<br />

Fehlentwicklungen genauer beleuchtet.<br />

Am Beispiel der Versorgung von Schlaganfallpatienten<br />

werden sich medizinisches<br />

Fachpersonal, Selbsthilfeaktivisten, Vertreter<br />

der Bezirksämtern, der Ärztekammer<br />

und der Patientenfürsprecher/-innen austauschen<br />

und eine Bestandsaufnahme vornehmen.<br />

Anja Franke<br />

März Monat der<br />

Darmkrebs-<br />

Früherkennung<br />

Im März soll wie bereits im letzten Jahr die<br />

Darmkrebs-Früherkennung in den Blick der<br />

Öffentlichkeit gerückt werden.<br />

Mit etwa 57.000 Neuerkrankungen und<br />

30.000 Todesfällen pro Jahr ist Darmkrebs<br />

die zweithäufigste Todesursache bei bösartigen<br />

Tumoren in der Bundesrepublik<br />

Deutschland.<br />

Die Sterblichkeitsrate liegt in Deutschland<br />

derzeit bei fast 60 Prozent.<br />

Das ist umso erschreckender, als Darmkrebs<br />

sich im Gegensatz zu anderen Tumorerkrankungen<br />

durch Früherkennung meist heilen<br />

bzw. verhindern lässt. Bei keiner anderen<br />

Krebserkrankung kann durch Früherkennungsuntersuchungen<br />

soviel erreicht werden.<br />

Nachgewiesen sind bei Darmkrebs<br />

auch familiäre, also erbliche Risikofaktoren.<br />

In Deutschland nehmen jedoch nur 20 %<br />

der Männer und 30 % der Frauen über 45<br />

Jahren an den jährlichen, kostenlosen Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen<br />

teil.<br />

Die bundesweite Aktion der Felix Burda-Stiftung<br />

im März startet in Kooperation mit der<br />

Deutschen Krebshilfe, der Gastroliga der<br />

Deutschen Krebsgesellschaft und der Stiftung<br />

Lebensblicke und der Kassenärztlichen<br />

Bundesvereinigung.<br />

Fernsehspots, Print- und Hörfunkwerbung<br />

sowie Informationsbroschüren sollen eine<br />

breite Öffentlichkeit erreichen und aufklären.<br />

Ganz entscheidend für die Früherkennung<br />

des Dickdarmkrebses ist die Erfassung von<br />

einem oder in Einzelfällen auch mehreren<br />

Tumoren im Dickdarm mit kleiner Größe,<br />

d.h. kleiner als 0,5 cm. Bei Tumoren, die<br />

eine Größe vonmehr als einem zentimeter<br />

aufweisen, besteht schon ein zehnprozentiges<br />

Krebsrisiko, was bei einer Größe von<br />

mehr als 3 cm auf mehr als 30 Prozent.<br />

Bertram Wiedenmann<br />

Für Informationen wurde bei der Stiftung Lebensblicke<br />

auch eine kostenfreie Hotline<br />

geschaltet. Die Mitarbeiter/-innen sind von<br />

10-14 Uhr unter Telefon 0 800-22 44 22 1 erreichbar.<br />

Weitere Informationen im Internet:<br />

www.darmkrebsfrueherkennung.de<br />

www.gastro-liga.de<br />

www.lebensblicke.de<br />

www.darmkrebs.de


Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

Jour Fixe - Aktuelle Ergebnisse aus der Public<br />

Health-Forschung<br />

Unterschiede in der Inanspruchnahme klinischer<br />

Notfallambulanzen durch deutsche<br />

Patientinnen und Migrantinnen<br />

Donnerstag, 13.02.03, 18-20 Uhr<br />

Veranstalter: Berliner Zentrum Public Health<br />

Ort: Physik-Neubau der TU-Berlin<br />

Hardenbergstr. 36, 10623 Berlin<br />

Tel: 030-31421970<br />

E-Mail: brigitte.michel@tu-berlin.de<br />

Internet: www.tu-berlin.de/bzph<br />

AK Kind und Familie<br />

Freitag , 14.02.03, 9.30 Uhr<br />

Ort: <strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.,<br />

Straßburgerstr.56<br />

10405 Berlin<br />

Tel:030-44319060<br />

E-Mail: post@gesundheitberlin.de<br />

Mitteldeutsches Psychiatriesymposium<br />

Nachdenken-Umdenken-Ist die Kommunalisierung<br />

der Psychiatrie überfällig?<br />

14.-15.02.2003<br />

Hess.-Lichtenau<br />

Zentrum für soziale Psychiatrie<br />

Tel: 05602-806105<br />

AG <strong>Gesundheit</strong>ssport<br />

Montag, 17.02.03, 13.00 Uhr<br />

Ort: <strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />

Straßburgerstr. 56<br />

10405 Berlin<br />

Veranstaltungen / Termine<br />

AK Altern und <strong>Gesundheit</strong><br />

u.a. mit der Auswertung des 8. Kongresses<br />

Armut und <strong>Gesundheit</strong><br />

Dienstag, 18.02.03, 16.00 Uhr<br />

Ort: <strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />

Straßburgerstr. 56<br />

AK Betriebliche <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

Arbeitsunfähigkeitsdaten der Techniker-<br />

Krankenkasse<br />

Dienstag, 18.02.03, 15.00 Uhr<br />

Ort: Techniker Krankenkasse<br />

Landesvertretung Berlin Brandenburg<br />

Alte Jakobstr. 81/ 82<br />

6. Etage, Konferenzraum<br />

10179 Berlin<br />

TK-Forum „Kinder im Stress“<br />

Mittwoch, 19.02.03, 18-20 Uhr<br />

Mit: Prof. Dr. Dieter Kleiber, FU-Berlin und<br />

Dr. Johannes Klein-Heßling, HU-Berlin<br />

Veranstalter: Landesvertretung der Techniker<br />

Krankenkasse<br />

Ort: Vivantes-Krankenhaus im Friedrichshain,<br />

Haus 20,<br />

Landsberger Allee 49, 10249 Berlin<br />

Tel: 030-24547-4<br />

E-Mail:<br />

tklv-berlin-brandenburg@tk-online.de<br />

Workshop Selbsthilfeinitiativen als Instanzen<br />

der Patienteninformation<br />

Mittwoch, 19.02.2003, 11.00 - 16.30 Uhr<br />

Abgeordnetenhaus von Berlin, Niederkirchnerstr.<br />

5, 10111 Berlin, Raum 304<br />

Veranstalter: SEKIS und BKK Bundesverband<br />

Süchtige Kinder und Jugendliche – Prävention<br />

und Therapie des Substanzmissbrauchs<br />

19.-21.02.2003 Hamburg<br />

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und<br />

Psychotherapie<br />

Martinistr. 52, 20246 Hamburg<br />

Tel: 040-428035113<br />

Fax: 040-428035959<br />

E-Mail: kuestner@uke.uni-hamburg.de<br />

Kongress - Wechseljahre Multidisziplinär<br />

21.-23.02. 2003<br />

Ort: Universität Bremen<br />

Kongressbüro: BIPS<br />

Linzer Straße 8-10<br />

28359 Bremen<br />

E-Mail: wechseljahre@uni-bremen.de<br />

www.wechseljahre.uni-bremen.de<br />

Veranstaltungen / Termine<br />

Forum: Patientenrechte – Bestandsaufnahme,<br />

Herausforderungen und Perspektiven<br />

Samstag, 22.02.2003, 10-14.15 Uhr<br />

U.a. mit Ulla Schmidt<br />

Veranstalter: Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokratinnen<br />

und Sozialdemokraten im<br />

<strong>Gesundheit</strong>swesen, SPD Berlin<br />

Ort: Abgeordnetenhaus Berlin<br />

Niederkirchner Straße 5, 10111 Berlin<br />

Anmeldung: Tel. 030-4692-114<br />

Kommunikation und Kooperation bei Krebs<br />

28.02.-01.03.2003, Potsdam<br />

Landesarbeitsgemeinschaft Onkologische<br />

Versorgung Brandenburg<br />

Gregor-Mendel-Str.10-11, 14469 Berlin<br />

Tel: 0331-2707172<br />

AK Migration und <strong>Gesundheit</strong><br />

Mittwoch, 05.03.03, 17-19 Uhr<br />

Ort: Bezirksamt Friedrichshain/ Kreuzberg<br />

Urbanstr. 24, 10967 Berlin, Raum 113<br />

AK Kind und Familie<br />

Freitag, 07.03.03<br />

Thema: Aktuelle Daten der Berliner Einschulungsuntersuchung<br />

Ort: bitte erfragen bei:<br />

<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />

Straßburgerstr. 56, 10405 Berlin<br />

Tel: 030-44319060<br />

E-Mail: post@gesundheitberlin.de<br />

9. Kongress für Jugenmedizin<br />

No Future - Adoleszentenkrisen<br />

07.-09.03.2003<br />

Berufsverband der Kinder- und<br />

Jugendärzte e.V.<br />

Ort: congress centrum neue weimarhalle<br />

Tel: 0221-6890915/16<br />

Bvkj.buero@uminfo.de<br />

40. wissenschaftlicher DGE-Kongress<br />

13.-14.03.2003, Potsdam<br />

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.<br />

Godesberger Allee 18, 53175 Bonn<br />

Tel: 0228-3776631<br />

Arbeitstagung Kindergesundheit und<br />

Umwelt<br />

14.-16.03.2003<br />

Fulda, Brauhaus Wiesenmühle<br />

Netzwerk Kindergesundheit und Umwelt<br />

Ökologischer Ärztebund e.V.<br />

Fedelhören 88, 28203 Bremen<br />

Tel: 0421-4984251<br />

E-Mail:<br />

oekologischeraerztebund@t-online.de<br />

Internet:<br />

www.bremen.de/info/oekoaerztebund.de<br />

27


28<br />

AK Bewegung und Ernährung<br />

Mittwoch, 15.03.03, 15.00 Uhr<br />

Ort: <strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />

Straßburgerstr. 56<br />

10405 Berlin<br />

AK Patientenfürsprecher/-innen in Berliner<br />

Krankenhäusern<br />

Montag, 17.03.03, 15.00-17.00 Uhr<br />

Ort: Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

Otto-Suhr-Allee 100<br />

10585 Berlin<br />

Fachveranstaltung<br />

„Gesunde Städte und Bewegung“<br />

Dienstag, 18.03.03, 18-21 Uhr<br />

Landessportbund Berlin e.V.<br />

LSB Sportschule<br />

Priesterweg 4, 10829 Berlin<br />

Anmeldung: Birgitt Picht, Tel.030-78772411<br />

E-Mail: b.picht@lsb-berlin.org<br />

„Aktionstag: Sicherer Kinderspielplatz“<br />

Dienstag, 25.03.03<br />

Information und Koordination:<br />

Deutsches Grünes Kreuz e.V., Forum<br />

Unfallprävention, Klaus Afflerbach<br />

Schuhmarkt 4, 35037 Marburg<br />

Tel: 06421-293132<br />

2. Norddeutsches Symposium, Medizinische<br />

Dokumentation und Pflegeberufe, Multiprofessionalität<br />

im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

27.-28.03.03, Hamburg<br />

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,<br />

Institut für Mathematik und Datenverarbeitung<br />

in der Medizin<br />

Symposium 2003<br />

Martinistr. 52, 20246 Hamburg<br />

Tel: 040-428033109<br />

E-Mail: symp2003@uke.uni-hamburg.de<br />

Weltgesundheitstag<br />

Montag, 07.04.03<br />

Thema 2003: „Gesunde Umwelt – Gesunde<br />

Kinder“<br />

Bundesvereinigung für <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />

Michaela Goecke<br />

Heilsbachstr. 30, 53123 Bonn<br />

Tel: 0228-987270<br />

www.weltgesundheitstag.de<br />

AK Migration und <strong>Gesundheit</strong><br />

Mittwoch, 09.04.03, 17-19 Uhr<br />

Ort: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg<br />

Urbanstr. 24, Raum 113<br />

10967 Berlin<br />

AK Kind und Familie<br />

Freitag, 09.05.03<br />

Thema: Schulentwicklung nach Klippert<br />

Ort: bitte erfragen bei:<br />

<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />

Straßburgerstr. 56, 10405 Berlin<br />

Tel: 030-44319060<br />

E-Mail: post@gesundheitberlin.de<br />

AK Migration und <strong>Gesundheit</strong><br />

Mittwoch, 14.05.03, 17-19 Uhr<br />

Ort: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg<br />

Urbanstr. 24, Raum 113<br />

10967 Berlin<br />

11 th International Conference on<br />

Health Promoting Hospitals (HPH)<br />

Florenz, Italien<br />

18. bis 20.05.03<br />

Anmeldung und Informationen:<br />

www.univie.ac.at/hph/florence2003<br />

Weltnichtrauchertag<br />

Samstag, 31.05.03<br />

Thema 2003: „Tobacco free fashion and<br />

films“<br />

Bundesvereinigung für <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />

WHO-Partnerschaftsprojekt<br />

Tabakabhängigkeit<br />

Heilsbachstr. 30, 53123 Bonn<br />

<strong>Gesundheit</strong> lebenslang finanzierbar?<br />

Symposium des Gesunde Städte-<br />

Netzwerkes<br />

05. und 06. Juni 2003<br />

Ort: Historisches Rathaus Münster<br />

Organisationsbüro: <strong>Gesundheit</strong>samt der<br />

Stadt Münster<br />

Dr. Claus Weth<br />

48127 Münster<br />

Tel: 0251-4925302<br />

Fax: 0251-4927928<br />

E-Mail: wethc@stadt-muenster.de<br />

Kindersicherheitstag<br />

Dienstag, 10.06.03<br />

Thema: 2003: „Kinderunfälle in der Freizeit“<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Kindersicherheit<br />

Projektkoordination Martina Abel<br />

c/o Bundesvereinigung für <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />

Heilsbachstr. 30, 53123 Bonn<br />

E-Mail: bfge.is@bfge-3.de<br />

www.kindersicherheit.de<br />

AK Kind und Familie<br />

Freitag, 27.06.03<br />

Thema: Familie. Der Arbeitskreis „Vor und<br />

nach der Geburt“ in Friedrichshain-Kreuzberg;<br />

Die Schreibabyambulanz<br />

Ort: Bitte erfragen bei:<br />

<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />

Straßburgerstr. 56, 10405 Berlin<br />

Tel: 030-44319060<br />

E-Mail: post@gesundheitberlin.de<br />

Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />

Impressum<br />

Herausgeber und Verleger:<br />

<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.,<br />

Landesarbeitsgemeinschaft<br />

für <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

Straßburger Straße 56, 10405 Berlin,<br />

Tel. 030-44 31 90-60, Fax 030-44 31 90-63<br />

E-Mail: post@gesundheitberlin.de,<br />

www.gesundheitberlin.de<br />

Redaktion:<br />

Dr. Raimund Geene (V.i.S.d.P.), Carola Gold,<br />

Maria Stange, Johannes Strotbek,<br />

Weitere Autor/-innen dieser Ausgabe:<br />

Dr. Birgit Amman, Dr. Karl Birkhölzer, Dr. Matthias<br />

David, Christian Denzin, Fabian Engelmann, Anja<br />

Franke, Irina Fröse, Christian Hans, Fabian Jain,<br />

Holger Kilian, Joseph Kuhn, Andrea Möllmann,<br />

Beatrice Richter, Dr. Heinz Trommer,<br />

Prof. Bertram Wiedenmann<br />

Auflage: 4.500<br />

Druck:<br />

Termindruck<br />

Lahnstraße 78, 12055 Berlin<br />

Copyright:<br />

<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. Februar 2003.<br />

Beiträge und Ankündigungen für den Info-Dienst<br />

bitte bis 24. April per E-Mail an<br />

strotbek@gesundheitberlin.de

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