Ausbildung zum Gemeindedolmetscher (w/m) läuft - Gesundheit ...
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Aus dem Inhalt<br />
Personalien ..............................2<br />
Gesunde Bundespolitik? ..........3<br />
Bewegung in Berlin ..................6<br />
Kinder und Jugendliche ...........10<br />
Altern und <strong>Gesundheit</strong> ............13<br />
Soziale, gesunde Stadt ...........15<br />
Betriebliche<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung ............18<br />
Suchtprävention .....................21<br />
Patienteninteressen ...............22<br />
Veranstaltungen / Termine ....27<br />
Info<br />
<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />
Landesarbeitsgemeinschaft<br />
für <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung soll den <strong>Gesundheit</strong>szustand<br />
der Menschen verbessern und<br />
insbesondere <strong>zum</strong> Abbau ungleicher <strong>Gesundheit</strong>schancen<br />
beitragen – heißt es seit<br />
nunmehr drei Jahren im Sozialgesetzbuch.<br />
Doch bislang fehlt es an wissenschaftlichen<br />
Konzepten und praktischen Erfahrungen,<br />
wie dieser Anspruch umgesetzt werden<br />
kann. Um hier Erfahrungswissen zusammenzutragen,<br />
wurde von <strong>Gesundheit</strong> Berlin<br />
e.V. im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung im Herbst eine<br />
breite Erhebung durchgeführt.<br />
Nun liegen umfangreiche Projektbeschreibungen<br />
von Angeboten und Projekten der<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung in ganz Deutschland<br />
vor. Ende Januar konnten die Daten in Köln<br />
der BZgA-Direktorin Elisabeth Pott und dem<br />
wissenschaftlichen Beirat der BZgA vorgestellt<br />
werden. Die Erhebung zeigt schon auf<br />
den ersten Blick, dass eine soziallagenbezogene<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung in Deutschland<br />
möglich und sinnvoll ist. Die Daten eröffnen<br />
zudem umfassende Möglichkeiten der Auswertung,<br />
welche Strategien, Zielgruppen, Finanzierungen,<br />
Akteure, Träger, Kooperationen<br />
besonders tragfähig sind, aber auch<br />
welche Schwierigkeiten bestehen.<br />
Und schließlich bietet sich zukünftig eine<br />
Übersicht zur <strong>Gesundheit</strong>sförderung in<br />
Deutschland in einer „lebendigen Daten-<br />
Dienst<br />
1<br />
bank“ unter<br />
www.datenbank-gesundheitsprojekte.de.<br />
Eine lebendige Plattform war auch der bislang<br />
größte Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong><br />
in der Charité: Fast 1.000 <strong>Gesundheit</strong>sförderer<br />
haben sich getroffen und über die<br />
Weiterentwicklung des solidarischen <strong>Gesundheit</strong>ssystems<br />
gestritten.<br />
Ein „Kind“ des Armutskongresses, der Gemeindedolmetschdienst<br />
Berlin, ist unterdessen<br />
im Januar an den Start gegangen:<br />
30 Migrantinnen und Migranten aus fünf<br />
Kulturkreisen werden hier in einem ersten<br />
<strong>Ausbildung</strong>sgang als Sprachmittler in <strong>Gesundheit</strong>s-<br />
und Sozialeinrichtungen ausgebildet.<br />
Eine weitere wichtige Diskussion des<br />
Armutskongresses: Gibt es eine evidenzbasierte<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung? Als Walter<br />
Holland, Vorreiter auf diesem Feld in England,<br />
uns im Januar von seinen Erfahrungen<br />
berichtete, war der Hörsaal überfüllt. Das<br />
einhellige Fazit, „diese Diskussion muss<br />
fortgeführt werden“ nehmen wir gerne auf.<br />
Am 14. Februar wird es dann „ernst“ für<br />
ganz Berlin: Die Mitgliedsurkunde des Gesunde<br />
Städte-Netzwerks wird überreicht.<br />
Gemeinsam mit Potsdam verschreibt sich<br />
damit gleich eine ganze Region der <strong>Gesundheit</strong>sförderung.<br />
Und die genannten Aktivitäten<br />
zeigen, dass Berlin dem Anspruch auch<br />
gerecht werden will. Ihr Raimund Geene<br />
03
2<br />
Personalien Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
Personalien<br />
Jonitz erneut<br />
Ärztekammer-Chef<br />
Der Chirurg Dr. Günter Jonitz, 44, ist <strong>zum</strong><br />
zweiten Mal als Präsident der Ärztekammer<br />
Berlin gewählt worden.<br />
Vizepräsident bleibt der Augenarzt Dr. Elmar<br />
Wille, 54. Auch für ihn ist es die zweite<br />
Amtszeit.<br />
Bundesverdienstmedaille<br />
für Falk<br />
Für ihren ehrenamtlichen Einsatz für das Gemeinwohl<br />
in der Zahnarztpraxis für Wohnunglose<br />
bekam die Zahnärztin Kirsten Falk<br />
im Dezember 2002 vom Bundespräsidenten<br />
die Bundesverdienstmedaille verliehen. Die<br />
MUT gGesellschaft für <strong>Gesundheit</strong>, eine gemeinnützige<br />
Tochtergesellschaft der Ärztekammer<br />
Berlin, betreibt die Praxis seit Juni<br />
1999 – zunächst nur in Berlin Lichtenberg,<br />
seit November 2001 auch in den Räumen<br />
am Ostbahnhof.<br />
Häussler jetzt<br />
Honorarprofessor<br />
Der Direktor des IGES Instituts für <strong>Gesundheit</strong>s-<br />
und Sozialforschung, Dr. Bertram<br />
Häussler, 46, wurde <strong>zum</strong> Honorarprofessor<br />
an der Technischen Universität Berlin ernannt.<br />
Der <strong>Gesundheit</strong>swissenschaftler übernimmt<br />
die Professur „Evaluation der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung“<br />
an der Fakultät Wirtschaft und<br />
Management.<br />
Prof. Dr. Häussler lehrt bereits seit Jahren<br />
am Institut für <strong>Gesundheit</strong>swissenschaften<br />
der TU Berlin das Fach <strong>Gesundheit</strong>ssystemforschung<br />
und ist zudem Vorstand am Berliner<br />
Zentrum Public Health.<br />
Knieps wechselt ins<br />
BMG<br />
Franz Knieps wird <strong>zum</strong> 1. Februar neuer Leiter<br />
der Abteilung „Gesetzliche Krankenversicherung,<br />
Pflegeversicherung“ des Bundesgesundheitsministeriums.<br />
Der 46-Jährige Jurist<br />
war bislang Geschäftsführer Politik des<br />
AOK-Bundesverbandes.<br />
Neue Staatssekretäre<br />
im BMG<br />
Heinrich Tiemann ist seit Beginn der Legislaturperiode<br />
neuer Staatssekretär im Bundesministerium<br />
für <strong>Gesundheit</strong> und Soziale<br />
Sicherung. Tiemann wechselt vom Bundeskanzleramt<br />
in das neue Ressort. Der bisherige<br />
beamtete Staatssekretär Dr. Klaus Theo<br />
Schröder bleibt im Amt. Auch Marion<br />
Caspers-Merk und Franz Thönnes bekamen<br />
ihre Ernennungsurkunden. Marion Caspers-<br />
Merk wird gleichzeitig weiterhin Drogenbeauftragte<br />
der Bundesregierung sein.<br />
Neue BMG-Abteilung<br />
Prävention<br />
Die Abteilung 3 des Ministeriums für <strong>Gesundheit</strong><br />
und Soziale Sicherung („<strong>Gesundheit</strong>svorsorge,<br />
Krankheitsbekämpfung“) hat<br />
eine neue Unterabteilung 32 „Prävention“<br />
mit der Unterabteilungsleiterin Frau Dr.<br />
Petra Drohsel erhalten. Die neue Abteilung<br />
hat die folgenden Referate „Allg. Fragen der<br />
Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung“,<br />
„Forum Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung“,<br />
„Ernährung“, „Selbsthilfe im <strong>Gesundheit</strong>swesen“,<br />
„Prävention von übertragbaren<br />
Krankheiten/AIDS“, „Frauen und<br />
<strong>Gesundheit</strong>“, „Arbeitsgruppe Drogen und<br />
Sucht“.<br />
In diesem Info-Dienst<br />
Personalien .........................................2<br />
Gesunde Bundespolitik? .....................3<br />
8. Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong> ............3<br />
Datenbank mit gesundheitsfördernden<br />
Angeboten .................................................4<br />
Europäischer <strong>Gesundheit</strong>skongress ...........4<br />
Helga Kühn-Mengel im Interview ...............5<br />
Bewegung in Berlin .............................6<br />
In den Kliniken fehlen Dolmetscher ...........6<br />
<strong>Ausbildung</strong> <strong>zum</strong> <strong>Gemeindedolmetscher</strong> ....7<br />
Bessere Beratung für Migrant(inn)en .........8<br />
Was bedeutet Gemeindedolmetschen .......8<br />
Evidenzbasierte <strong>Gesundheit</strong>sförderung .....9<br />
Kinder und Jugendliche .....................10<br />
Pilotprojekt zu §20 mit Schulen ...............10<br />
Forum Bewegung und Ernährung ..............11<br />
Newsletter zu Schule und <strong>Gesundheit</strong> .....12<br />
Altern und <strong>Gesundheit</strong> ......................13<br />
Beschwerden zu Altersdiskrimierung .......13<br />
Vom Arbeitskreis Altern und <strong>Gesundheit</strong> ..14<br />
Soziale, gesunde Stadt ......................15<br />
Beitritt <strong>zum</strong> Gesunde Städte-Netzwerk .....15<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung als Teil der<br />
Lokalen Ökonomie? ..................................16<br />
Erster Berliner Armutsbericht ...................16<br />
Gesunde Städte und Bewegung ...............18<br />
Betriebliche <strong>Gesundheit</strong>sförderung ...18<br />
Mobbingreport: jeder Zehnte betroffen ....18<br />
Buchtipps zur <strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />
aus der Arbeitswelt ......20<br />
Suchtprävention ................................21<br />
Prävention in sozialen Brennpunkten .......21<br />
Suchtgefährdung frühzeitig erkennen ......21<br />
Patienteninteressen ..........................22<br />
Versichertenperspektive bei Reform ........22<br />
<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. in EU-Projekt ........23<br />
2003 Jahr der behinderten Menschen ......23<br />
Multikulturell ins Internet ........................24<br />
Patientenberatung für Spätaussiedler ......25<br />
Modellprojekte nach § 65b SGB V ...........25<br />
Glosse: Die Wellness-Artrithis ..................26<br />
Patientenfürsprecher wehren sich ...........26<br />
Kampagne Darmkrebsvorsorge im März ..26<br />
Veranstaltungen / Termine ...............27
Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
Gesunde Bundespolitik?<br />
8. Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong> / Datenbank<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung / Europäischer Gesund -<br />
heitskongress / Interview Helga Kühn-Mengel<br />
Endlosschleife oder Repolitisierung?<br />
Vom 8. Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong><br />
12,8 Prozent aller Berliner/-innen müssen laut Armuts- und Reichtumsbericht als arm eingestuft<br />
werden. Das hielt die Berliner Senatorin für <strong>Gesundheit</strong>, Soziales und Verbraucherschutz,<br />
Heidi Knake-Werner, in Ihrem Eröffnungsbeitrag <strong>zum</strong> Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong><br />
fest. Sie zeigte damit, dass sich die Situation für sozial Benachteiligte in Berlin eher<br />
verschlechtert denn verbessert hat.<br />
� Zum 8. Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong> siehe auch den Bericht zur Lage von<br />
Migrant(inn)en, S. 6, und zur Altersdiskriminierung, S. 13.<br />
Zieht man zugleich die Erkenntnis hinzu,<br />
dass die Einkommensunterschiede zwischen<br />
den Best- und Schlechtverdienern in<br />
der BRD immer größer werden, so können<br />
die empirisch belegten Erkenntnisse des<br />
britischen Gastreferenten Richard Wilkinson<br />
den einen Anlass zur Hoffnung, den anderen<br />
wohl nur <strong>zum</strong> gesteigerten Fatalismus<br />
geben.<br />
Laut Wilkinson nämlich steht die Qualität<br />
einer Bevölkerungsgesundheit in unmittelbarem<br />
Zusammenhang nicht etwa mit dem<br />
absoluten Reichtum einer Gesellschaft, sondern<br />
vielmehr mit seiner möglichst gleichen<br />
Verteilung. Zudem sei ein wesentlicher<br />
Aspekt eine Kultur sozialer Gemeinschaftlichkeit,<br />
des Miteinander. Somit, so Wilkinson<br />
auf dem Kongress, sei die alt-revolutionäre<br />
Trias Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit<br />
<strong>zum</strong>indest doch wissenschaftlich<br />
evident.<br />
Zum achten Mal fand am 6. und 7. Dezember<br />
2002 im Virchow-Klinikum der Charité in<br />
Berlin-Wedding der bundesweite Kongress<br />
Armut und <strong>Gesundheit</strong> statt. 1.000 Teilnehmer/-innen<br />
kamen zur inzwischen größten<br />
deutschen Public-Health-Veranstaltung zusammen,<br />
die wie im Vorjahr unter der<br />
Schirmherrschaft der Bundesministerin für<br />
<strong>Gesundheit</strong> und Soziale Sicherung, Ulla<br />
Schmidt, sowie des Regierenden Bürgermeisters<br />
von Berlin, Klaus Wowereit, stand.<br />
Zugleich fand im Rahmen des Kongresses<br />
das 3. Migrations-Symposium der Klinik für<br />
Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Charité<br />
statt.<br />
Etwa 250 Referent/-innen und Moderator/<br />
-innen aus Politik und Wissenschaft, von<br />
Krankenkassen und Ärzteschaft, aus der<br />
Verwaltung und verschiedensten Projekten<br />
präsentierten und diskutierten in über 45<br />
Workshops die neuesten Entwicklungen in<br />
der gesundheitlichen Versorgung armer<br />
Menschen.<br />
Das Scheitern dokumentieren?<br />
Unter dem Motto „Orte der <strong>Gesundheit</strong>sförderung“<br />
war das vorrangige Ziel des Kongresses,<br />
aufzuzeigen, wo sinnvolle Initiativen<br />
und Projekte für arme Menschen bereits<br />
existieren, wo sie hilfreich sind bzw. wären,<br />
wo sie fehlen. Effektiv, so kurz gefasst das<br />
Fazit des Kongresses, kann <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
nur dort sein, wo Ressourcen, Kompetenzen<br />
und Potenziale der verschiedenen<br />
Akteure des <strong>Gesundheit</strong>swesens und auch<br />
anderer Ressorts – und insbesondere der<br />
Betroffenen gebündelt und zusammengeführt<br />
werden. Netzwerke wurden somit, wie<br />
schon auf den Kongressen der Vorjahre, als<br />
„Mittel der Wahl“ identifiziert und gefordert.<br />
Tradition der Wiederholung<br />
Gesunde Bundespolitik?<br />
Damit, so könnte man kritisch bemerken, ist<br />
erst einmal nicht viel Neues gesagt. Zum<br />
Teil ist diese Einschätzung sicherlich nicht<br />
verfehlt. „Leider“ steht der Kongress Armut<br />
und <strong>Gesundheit</strong> in einer gewissen Tradition<br />
der Wiederholung. Jahr für Jahr werden dieselben<br />
Problembestände und Problemursachen<br />
für die gesundheitliche Situation der<br />
Menschen beschrieben, die am ehesten von<br />
Armut betroffen sind: Seien es Kinder und<br />
Jugendliche, Frauen oder alte Menschen,<br />
seien es Migrant/-innen oder Menschen mit<br />
Behinderungen oder Arbeitslose, um nur einige<br />
Lebenslagen zu nennen, denen man<br />
sich thematisch auf dem Kongress widmete.<br />
Ein Referent im Themenbereich <strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />
brachte es auf die<br />
ernüchternde Formel: „Es ist uns zugestanden<br />
worden, zu scheitern. Aber das müssen<br />
wir dann dokumentieren.“<br />
Die Botschaften und Forderungen bleiben<br />
dieselben, sind deswegen aber nicht weniger<br />
wahr. Um nur einige zu nennen: Mehr<br />
Autonomie, Partizipationsmöglichkeiten<br />
und Empowerment für Patient/-innen!<br />
Stärkung aktivierender statt entmündigender<br />
Betreuung und Lebensbedingungen!<br />
Ressortübergreifende Kooperationen von<br />
Wissenschaft, Politik, GKV, Verwaltung etc.<br />
für die Verbesserung der Bevölkerungsgesundheit!<br />
Formulierung verbindlicher <strong>Gesundheit</strong>sziele<br />
für Deutschland! Schaffung<br />
und Stärkung interkultureller Kompetenzen<br />
in der Versorgung von Migrant/-innen!<br />
Immerhin: Einige Anfänge.<br />
Die richtige Richtung aufzeigen.<br />
Als entscheidend und auch äußerst fruchtbar<br />
für die Belange und die Reichweite der<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung stellt sich der Aspekt<br />
sozio-politischer und kommunikativer<br />
Strukturschaffung dar. Und hier gibt es<br />
durchaus erkennbare, wenn auch kleine<br />
Fortschritte und Neuerungen.<br />
So wurde auf dem Kongress beispielsweise<br />
erstmals ein singulärer Veranstaltungsstrang<br />
<strong>zum</strong> Thema <strong>Gesundheit</strong>sziele angeboten.<br />
Im Vordergrund stand hier, neben<br />
dem Vortrag von Richard Wilkinson, die Vorstellung<br />
des ersten <strong>Gesundheit</strong>sziele-Projektes<br />
auf Bundesebene, gesundheitsziele.de.<br />
Das Projekt wird im Auftrag des<br />
BMGS von der Gesellschaft für Versicherungswissenschaft<br />
und -gestaltung (GVG)<br />
koordiniert.<br />
Erfreulicherweise hatte die GVG wesentlich<br />
die Gestaltung dieses Themenbereiches<br />
3
4<br />
Gesunde Bundespolitik? Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
übernommen und stellte einzelne Zielprojekte<br />
aus der BRD sowie einige Arbeitsgruppen<br />
von gesundheitsziele.de vor. Das Projekt<br />
funktioniert nach dem Prinzip des Runden<br />
Tisches und ist bemüht, möglichst viele<br />
Akteure des <strong>Gesundheit</strong>swesens in den Prozess<br />
der Ziel-Formulierung einzubeziehen.<br />
Dass man das Problem der sozialen Benachteiligung<br />
oftmals nur unzureichend beachtet<br />
habe, wurde von den Beteiligten durchaus<br />
selbstkritisch angemerkt. Der Vorwurf, dass<br />
es sich bei gesundheitsziele.de im Wesentlichen<br />
um ein top-down-Projekt handele,<br />
konnte sicherlich nicht vollkommen aus der<br />
Welt geschafft werden, aber <strong>zum</strong>indest<br />
wurde deutlich, dass hierfür ein Bewusst-<br />
Die Datenbank soll dazu beitragen, das<br />
noch immer sehr unübersichtliche Handlungsfeld<br />
der gesundheitsfördernden Arbeit<br />
für und mit sozial Benachteiligten für alle<br />
Interessierten transparenter zu machen.<br />
Insbesondere die Träger konkreter Angebote<br />
bekommen so die Möglichkeit, sich über<br />
vergleichbare Ansätze zu informieren, Anregungen<br />
für die Gestaltung der eigenen Aktivitäten<br />
zu sammeln und Kontakt zu anderen<br />
Anbietern aufzunehmen.<br />
Im November letzten Jahres wurden die Fragebögen<br />
bundesweit an ein breites Spektrum<br />
potenzieller Anbieter gesundheitsfördernder<br />
Maßnahmen für sozial Benachteiligte<br />
verschickt.<br />
Gleichzeitig ging die Erhebung unter<br />
www.datenbank-gesundheitsprojekte.de ins<br />
Netz und stellt dort nicht nur alle wichtigen<br />
Informationen zur Verfügung, sondern ermöglicht<br />
mittels eines Online-Fragebogens<br />
auch die unmittelbare Eingabe von Trägern<br />
und Angeboten.<br />
Die Reaktionen auf die Erhebung sind sehr<br />
positiv und zeigten, dass die Akteure in der<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung bei sozial Benachtei-<br />
sein existiert.<br />
Als zweite Neuerung sollte das Projekt der<br />
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung<br />
(BZgA) erwähnt werden.<br />
Mit dem Ziel, eine stets aktuelle Datenbank<br />
zu schaffen, wird seit September 2002 eine<br />
Erhebung über Projekte und Maßnahmen<br />
zur <strong>Gesundheit</strong>sförderung bei sozial Benachteiligten<br />
in der BRD durchgeführt.<br />
Damit wird überhaupt erst eine systematische<br />
Übersicht, ein Katalog über diese Projekte<br />
möglich. (�Siehe unten und Info-<br />
Dienst 03/02, S.3).<br />
Der Kongress hat einmal mehr verdeutlicht,<br />
dass gesundheitliche Chancengleichheit für<br />
alle Menschen nur über diesen Weg des<br />
„Lebendige Datenbank“ für bundesweite<br />
Angebote für sozial Benachteiligte im Aufbau<br />
Die Internet-Datenbank, die derzeit von <strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. im Auftrag der Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aufgebaut wird (�siehe Info-Dienst 03/02, S.<br />
11), stößt bei den zukünftigen Nutzern auf große Resonanz.<br />
Erfasst wurden bundesweit Angebote der <strong>Gesundheit</strong>sförderung bei sozial Benachteiligten.<br />
Dass es richtig war, auf das „neue Kommunikationsmedium“ Internet zu setzen, zeigen allein<br />
die über 1.100 Anfragen, Anregungen und Rückmeldungen per E-Mail, die <strong>Gesundheit</strong><br />
Berlin e.V. erreichten. Rund 40 Prozent der Fragebögen wurden im Internet über den Online-<br />
Fragebogen ausgefüllt.<br />
ligten sehr stark an einer verbesserten<br />
Transparenz über vorhandene Angebote in<br />
ihrem Handlungsfeld interessiert sind.<br />
Nach Erfassung der auf dem Postweg eingegangenen<br />
Fragebögen in der Datenbank<br />
wird es im Frühjahr möglich sein, sich unter<br />
der Adresse<br />
www.datenbank-gesundheitsprojekte.de<br />
einen aktuellen und differenzierten<br />
Überblick über Angebote der <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
bei sozial Benachteiligten zu verschaffen.<br />
Unter der genannten Internet-Adresse können<br />
die Fragebögen der Erhebung heruntergeladen<br />
werden.<br />
Auch die Eingabe von Angeboten, Projekten<br />
und Maßnahmen via Online-Fragebogen ist<br />
weiterhin möglich. Holger Kilian<br />
Weitere Informationen bei<br />
<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />
Straßburger Str. 56, 10405 Berlin<br />
Tel.: 030-44319081<br />
Fax: 030-44319083<br />
E-Mail:<br />
info@datenbank-gesundheitsprojekte.de<br />
Miteinander der verschiedenen Ressorts<br />
führen kann – pathetisch gesprochen über<br />
die Wiederbelebung eines „Wir-Gefühls“.<br />
Wenn der Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong><br />
einen kleinen Beitrag dazu leisten kann,<br />
indem er zwar nicht unbedingt Patentlösungen<br />
anbietet, jedoch immerhin richtige Richtungen<br />
aufzeigt, so ist <strong>zum</strong>indest etwas erreicht.<br />
Zu einer grundsätzlichen Repolitisierung, im<br />
Sinne der Herstellung eines kritischen und<br />
öffentlichen Diskurses über das Thema <strong>Gesundheit</strong>,<br />
geschweige denn Armut, reicht<br />
das noch lange nicht. Dazu werden wohl<br />
noch viele, viele Wiederholungen nötig sein.<br />
Christian Hans<br />
Europäischer<br />
<strong>Gesundheit</strong>skongress<br />
Die Prävention soll im deutschen <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
eine größere Rolle spielen.<br />
Nach Auffassung von Dr. Ulla Walter von<br />
der Medizinischen Hochschule Hannover<br />
könnte dabei ein Präventionsgesetz helfen.<br />
Beim ersten Europäischen <strong>Gesundheit</strong>skongress<br />
in München verwies die Hannoveraner<br />
Wissenschaftlerin auf ein seit 1972 in Finnland<br />
laufendes Projekt zur Prävention von<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, durch das die<br />
Sterblichkeit an kardiovaskulären Erkrankungen<br />
innerhalb von 25 Jahren um 65 Prozent<br />
gesenkt wurde. Das zeige, dass nationale<br />
Präventionsstrategien eindrucksvolle<br />
Erfolge haben könnten.<br />
Ein koordiniertes Maßnahmenbündel, von<br />
einem Antirauchergesetz bis hin zur Verbesserung<br />
der <strong>Gesundheit</strong>sbildung der Bevölkerung<br />
habe dabei <strong>zum</strong> Erfolg geführt, berichtete<br />
Walter. Einer der wenigen Bereiche,<br />
in denen Deutschland auf dem Gebiet der<br />
Prävention international einen Spitzenplatz<br />
einnehme, sei die Zahnprophylaxe. Innerhalb<br />
eines Jahrzehnts sei es bei der Volkskrankheit<br />
Karies gelungen, durch gruppenund<br />
individualprophylaktische Maßnahmen<br />
den Anteil kariöser Zähne bei Heranwachsenden<br />
um zwei Drittel zu senken.<br />
Wenn Prävention nachhaltig in Deutschland<br />
umgesetzt werden soll, sei eine ressortübergreifende<br />
Neuorientierung der <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />
notwendig. „Ein übergreifendes<br />
Präventionsgesetz kann langfristig den Rahmen<br />
bilden und helfen, bislang unverbundene<br />
gesellschaftliche Bereiche zu verbinden<br />
und die gesundheitsbezogene Prävention<br />
zu stärken“, erklärte Walter.
Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
Kühn-Mengel: „Das Präventionsgesetz kommt<br />
mit der <strong>Gesundheit</strong>sreform 2003”<br />
Info-Dienst befragte die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion und Präsidentin<br />
der Bundesvereinigung für <strong>Gesundheit</strong>, Helga Kühn-Mengel, zur Präventionspolitik.<br />
Info-Dienst: Frau Kühn-Mengel, herzlichen<br />
Glückwunsch zu Ihrer neuen Funktion als<br />
gesundheitspolitische Sprecherin! Sie stehen<br />
damit ja mitten in den harten Debatten<br />
um die Weiterentwicklung des <strong>Gesundheit</strong>ssektors.<br />
Glauben Sie, dass in dieser Zeit<br />
eine realistische Chance besteht, <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
und Prävention zu stärken?<br />
Kühn-Mengel: Wir haben mit unserer Koalitionsvereinbarung<br />
festgelegt, dass „zur<br />
Steigerung der Wirksamkeit präventiver<br />
Maßnahmen die entsprechenden Vorschriften<br />
in einem Präventionsgesetz zusammengefasst<br />
und ergänzt werden.“ Experten sind<br />
sich einig, durch gezielte Präventions- und<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderungsmaßnahmen ließen<br />
sich rund 25 bis 30 Prozent der heutigen<br />
<strong>Gesundheit</strong>sausgaben in Deutschland einsparen.<br />
Wissenschaftler befürchten, dass in<br />
einigen Jahren z.B. mit mehr als 10 Millionen<br />
„Diabetikern“ und 30 Millionen Rückenkranken<br />
gerechnet werden muss, deren<br />
Zahl sich durch einfache Vermeidung von<br />
Übergewicht, Fehlernährung und physischer<br />
Immobilität halbieren ließe. Solche Zahlen<br />
spornen an, den Wettbewerb um die beste<br />
Prävention und Versorgung gerade auch für<br />
Menschen in schwierigen Lebenslagen <strong>zum</strong><br />
zentralen Anliegen unserer Gesellschaftspolitik<br />
zu machen. Mutige strukturelle Veränderungen<br />
sind die notwendige Voraussetzung,<br />
diese Ziele zu erreichen – wichtige<br />
Grundlagen haben wir bereits geschafft, mit<br />
der Strukturreform 2003 werden wir für die<br />
noch nötigen Veränderungen sorgen.<br />
Info-Dienst: Bereits in der letzten Legislaturperiode<br />
wurde das Projekt gesundheitsziele.de<br />
und das Deutsche Forum Prävention<br />
auf den Weg gebracht. Welche Erwartungen<br />
verbinden Sie mit diesen Initiativen?<br />
Kühn-Mengel: Bestmögliche <strong>Gesundheit</strong> der<br />
Bürgerinnen und Bürger ist letztlich das Anliegen<br />
unserer <strong>Gesundheit</strong>spolitik. Die Vereinbarung<br />
von <strong>Gesundheit</strong>szielen ist ein Instrument,<br />
um dieses Anliegen greifbar zu<br />
machen und gemeinsam mit allen Beteiligten<br />
schrittweise zu erreichen. Dabei stößt<br />
<strong>Gesundheit</strong>spolitik im engen Sinn schnell<br />
an die Grenzen der eigenen Zuständigkeit,<br />
wenn es um die grundsätzliche Verbesserung<br />
der Lebenssituation von vulnerablen<br />
Gruppen geht. Insofern ist es nach unserer<br />
Auffassung wichtig, <strong>Gesundheit</strong>spolitik als<br />
Querschnittsaufgabe in allen Politikfeldern<br />
zu verankern. Das Bundesministerium für<br />
<strong>Gesundheit</strong> hat deshalb im Rahmen des<br />
Projektes „gesundheitsziele.de“ die Erarbeitung<br />
eines realistischen Katalogs von konkreten<br />
<strong>Gesundheit</strong>szielen und die Erstellung<br />
eines Konzepts für den Transfer in den Versorgungsalltag<br />
in Auftrag gegeben. Mittlerweile<br />
sind fünf Ziele vorgeschlagen worden:<br />
Brustkrebs, Diabetes, <strong>Gesundheit</strong> hat Zukunft<br />
– Ziele für das Kindes- und Jugendalter,<br />
Tabakkonsum reduzieren und Bürgerund<br />
Patientenorientierung. Dabei legt das<br />
Ministerium auf die Erreichbarkeit aller Bevölkerungsschichten<br />
durch <strong>Gesundheit</strong>sziele<br />
sowohl zur Prävention wie zur Versorgung<br />
besonderen Wert. Weitere wichtige gesundheitspolitische<br />
Aspekte sind Stärkung der<br />
Eigenverantwortung und Selbsthilfe und der<br />
Stellung des Patienten, aber auch Transparenz<br />
und vor allem die Partizipation der Beteiligten.<br />
Info-Dienst: Gerade Menschen in schwierigen<br />
Lebenslagen haben einen großen Bedarf<br />
an gesundheitsfördernden und präventiven<br />
Maßnahmen. Sind hier Fortschritte<br />
möglich?<br />
Kühn-Mengel: Viele Jahre gab es auf der politischen<br />
Ebene wenig Bereitschaft sich der<br />
Armutsproblematik zu stellen. Mit dem Regierungswechsel<br />
wurde von der <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />
jedoch ein Kurswechsel vollzogen<br />
und das Krankheitsrisiko Armut wurde<br />
nicht mehr nur umschifft, sondern deren Ursachen<br />
angegangen. Der Sozialstaat wird<br />
nicht mehr abgebaut, sondern reformiert. In<br />
dem Bereich <strong>Gesundheit</strong> haben wir das<br />
ganz schnell mit der sozialkompensatorischen<br />
Ausrichtung des § 20 SGB V deutlich<br />
gemacht. 1998 lagen kaum Daten vor, auf<br />
denen wir unsere Maßnahmen stützen<br />
konnten. Wir haben die Berichterstattung<br />
über <strong>Gesundheit</strong> und soziale Sicherung in<br />
Deutschland erst etabliert, z.B. mit dem <strong>Gesundheit</strong>sbericht,<br />
dem Armuts- und Reichtumsbericht,<br />
Bericht zur gesundheitlichen<br />
Situation von Frauen in Deutschland, der<br />
Studie zur „<strong>Gesundheit</strong> von Kindern und Jugendlichen<br />
in Deutschland“, und Studien<br />
zur „<strong>Gesundheit</strong> im Alter“. Aber noch immer<br />
fehlt es in Deutschland bei der Prävention<br />
Gesunde Bundespolitik?<br />
insgesamt an Prioritätensetzungen, an niedrigschwelligen<br />
Modellen, es mangelt an<br />
Transparenz und an Qualitätssicherung.<br />
Auch Vernetzung, Koordinierung und Kooperation<br />
könnten erheblich verbessert werden.<br />
Aus diesen Gründen haben wir die<br />
Gründung des Deutschen Forums für<br />
Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung eingeleitet.<br />
Ich freue mich sehr, dass es gelungen<br />
ist, die wichtigsten Akteure in Sachen<br />
Prävention zusammenzubringen.<br />
Damit setzen wir einen Meilenstein in der<br />
Geschichte von Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
in Deutschland. Die Arbeit<br />
dieses Forums soll die positiven Effekte der<br />
Prävention verstärken. Das Forum wird der<br />
entscheidende Dreh- und Angelpunkt sein,<br />
der die verschiedenen Projekte zusammenführen<br />
kann – quasi als oberste Instanz in<br />
Sachen Prävention. Die bisherigen Maßnahmen<br />
und Erkenntnisse werden wir in der <strong>Gesundheit</strong>sreform<br />
2003 in einem Präventionsgesetz<br />
bündeln. Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
werden dann den gleichen<br />
Stellenwert erhalten wie die kurative Medizin,<br />
die Rehabilitation und die Pflege.<br />
Info-Dienst: Sie sind auch Vorsitzende der<br />
Bundesvereinigung für <strong>Gesundheit</strong> e.V. Also<br />
eine <strong>Gesundheit</strong>sförderungslobbyistin mit<br />
direktem Draht in die <strong>Gesundheit</strong>spolitik.<br />
Wie sollten sich aus Sicht der Politikerin<br />
Helga Kühn-Mengel die Bundesvereinigung<br />
und die Landesvereinigungen in den Prozess<br />
um Stärkung der <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
und Prävention einbringen?<br />
Kühn-Mengel: Sowohl die Bundesvereinigung<br />
wie auch die Landesvereinigungen<br />
haben ja bereits maßgeblichen Anteil an der<br />
entsprechenden fachlichen und politischen<br />
Diskussion und natürlich auch an der praktischen<br />
Umsetzung der <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
und Prävention in unserem Lande. Die<br />
Bundesvereinigung ist auf der Bundesebene<br />
verantwortlich eingebunden z.B. in die<br />
Arbeit von „gesundheitsziele.de“, in das<br />
Deutsche Forum Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
sowie in die Umsetzung des<br />
§ 20 SGB V. Die Landesvereinigungen leisten<br />
entsprechende konzeptionelle und Gremien-Arbeit<br />
auf der Landesebene und<br />
führen eine Reihe wichtiger Projektmaßnahmen<br />
durch. Ich bin der Überzeugung, dass<br />
der Erfolg der fachlichen Impulsgebung und<br />
der gesundheitspolitischen Arbeit dieser<br />
nichtstaatlichen Akteure zukünftig gesteigert<br />
werden könnte. Ich werde mich im Rahmen<br />
des derzeit diskutierten Präventionsgesetzes<br />
dafür einsetzen, dass die Rahmenbedingungen<br />
hierfür verbessert werden.<br />
Die Fragen stellte Carola Gold<br />
5
6<br />
Bewegung in Berlin Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
Bewegung in Berlin<br />
Dolmetscher in Kliniken / Qualifizierung Ge -<br />
meindedolmetscher / Beratung für Migranten /<br />
Evidenzbasierte <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
„Sehr gut erklärt, nichts verstanden“. In den<br />
Kliniken fehlen qualifizierte Dolmetscher<br />
Zum 8. Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong>, in den das 3. Symposium Migration der Charité<br />
eingebettet war, stellte Dr. Matthias David, Oberarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
der Charité eine Berliner Studie vor, die die Versorgungslage von Migrant(inn)en<br />
erhellt. Für den Info-Dienst fasst er die wichtigsten Ergebnisse zusammen.<br />
Je nach Berliner Stadtteil ist der Anteil von<br />
Migrantinnen und Migranten in der Wohnbevölkerung<br />
unterschiedlich groß. Derzeit<br />
wird in der Bundeshauptstadt von ca. 15<br />
Prozent Migranten hauptsächlich in den<br />
westlichen Bezirken ausgegangen, darunter<br />
fast 130.000 Nichtdeutsche türkischer Herkunft.<br />
Das Virchow-Klinikum liegt im Stadtbezirk<br />
Wedding, der wie Kreuzberg, Tiergarten<br />
und Neukölln ein Ausländer-Anteil von<br />
ca. 30 Prozent aufweist.<br />
Die Situation im Krankenhaus ist stets ein<br />
Abbild der gesamtgesellschaftlichen Situation.<br />
Die „multikulturelle Realität“ der Stadt<br />
spiegelt sich auch in der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />
wider. Je nach Standort und Einzugsgebiet<br />
eines Krankenhauses oder einer<br />
Praxis ergibt sich ein unterschiedlich großer<br />
Migrantenanteil unter den Patientinnen und<br />
Patienten. Eine Auseinandersetzung mit den<br />
Besonderheiten bei der Beratung und medizinischen<br />
Behandlung von Migrantinnen<br />
und Migranten ist dadurch notwendig.<br />
Auftretende Schwierigkeiten in der medizinischen<br />
Versorgung von Migrantinnen und<br />
Migranten können in drei Hauptkomplexe<br />
unterteilt werden:<br />
� Probleme bei der sprachlichen Verständigung<br />
(Aufnahmegespräch, Aufklärung vor<br />
Operationen und anderen Behandlungsund<br />
Pflegemaßnahmen, Betreuung<br />
während der Geburt u.a.m.).<br />
� Andere kulturelle Einstellungen <strong>zum</strong> Körper,<br />
zur Krankheit und zur Pflege (Umgang<br />
mit Schmerzen, Krankheitsdarstel-<br />
lung, Lokalisierung von Schmerzen, Darstellung<br />
von Beschwerden).<br />
� Zugehörigkeit der meisten Migrant(inn)en<br />
zur sozialen Unterschicht.<br />
Diese Zusammenstellung ergibt sich aus<br />
einer Sicht auf den „anderen“ Patienten.<br />
Betrachtet man Praxen und Kliniken aber<br />
(auch) als Dienstleistungseinrichtungen, die<br />
bestmögliche Voraussetzungen für eine Versorgung<br />
ihrer „Klienten“ schaffen sollten,<br />
so sind auf dieser „Versorger-Seite“, also<br />
bei den Praxen und Kliniken, erhebliche Defizite<br />
festzustellen:<br />
� ungenügende Informationen über Dienste<br />
und Angebote<br />
� kultur- und sprachbedingte Barrieren bezüglich<br />
der Regelversorgung<br />
� kulturell und sprachlich bedingte Kommunikationsprobleme<br />
(fehlende interkulturelle<br />
Kompetenz des Personals)<br />
� geringe Beachtung der multikulturellen<br />
und sozialen Bevölkerungsentwicklung<br />
bei der Planung im Sozial- und <strong>Gesundheit</strong>swesen.<br />
Analyse der Versorgungssituation gynäkologisch<br />
erkrankter türkischer und deutscher<br />
Frauen im Krankenhaus<br />
Trotz des kontinuierlichen Zuwanderungsprozesses<br />
der vergangenen Jahrzehnte ist<br />
das <strong>Gesundheit</strong>sversorgungssystem bisher<br />
unzureichend auf die soziokulturelle Vielfalt<br />
der Gesellschaft eingestellt. Spezifische Versorgungsbedürfnisse<br />
von Zuwanderern sind<br />
letztlich kaum bekannt.<br />
Dass angemessene Versorgungskonzepte<br />
für Immigrantinnen in der Regelversorgung<br />
fehlen, zeigen auch die Ergebnisse der Studie<br />
zur Versorgungssituation gynäkologisch<br />
erkrankter deutscher und türkischsprachiger<br />
Patientinnen im Krankenhaus, die von<br />
1996 bis 1999 in der Klinik für Frauenheilkunde<br />
und Geburtshilfe der Charité, Campus<br />
Virchow-Klinikum durchgeführt wurde.<br />
Insgesamt wurden 320 deutsche und 262<br />
türkischsprachige Patientinnen der gynäkologischen<br />
Stationen mit zweisprachigen Fragebögen<br />
und vertiefenden Interviews u.a.<br />
zu ihren Erwartungen, Aspekten der Interaktion<br />
mit dem Personal und zu ihrer Zufriedenheit<br />
in der Klinik befragt.<br />
Etwa ein Drittel der befragten Immigrantinnen<br />
schätzte die eigenen deutschen Sprachkenntnisse<br />
als „gut“ ein.<br />
Während 32 Prozent der Frauen der sogenannten<br />
1. Migrantinnengeneration angehörten<br />
und 19 Prozent erst in den letzten<br />
Jahren aufgrund einer Eheschließung nach<br />
Deutschland kamen, waren 43 Prozent in<br />
Berlin aufgewachsen; weitere 6 Prozent<br />
waren als Flüchtlinge oder zu Besuch in Berlin.<br />
Ihrem prozentualen Anteil an der Bevölkerung<br />
im Stadtbezirk Berlin-Wedding entsprechend,<br />
waren 1997 27 Prozent der Patientinnen<br />
der gynäkologischen Stationen der<br />
Frauenklinik Ausländerinnen, in der Geburtshilfe<br />
und in der gynäkologischen Notfallambulanz<br />
waren Migrantinnen mit 40,6<br />
Prozent bzw. 55 Prozent deutlich überrepräsentiert.<br />
Die größte Immigrantinnengruppe<br />
stammte jeweils aus der Türkei.<br />
„Zufallsdolmetscher“ springen ein.<br />
Unabhängig von der Ethnizität hatten Aufklärung<br />
und Information für alle Patientinnen<br />
einen sehr hohen Stellenwert. Über 92<br />
Prozent der Patientinnen deutscher und türkischer<br />
Herkunft hoben die Bedeutung<br />
freundlicher geduldiger Information und Beratung,<br />
Ehrlichkeit bei der Aufklärung und<br />
Verständlichkeit der Informationen hervor.<br />
Für die Immigrantinnen wurden die hohen<br />
Patientinnenerwartungen an eine gute Kommunikation<br />
und die Verständlichkeit der<br />
medizinischen Aufklärung allerdings nur unzureichend<br />
erfüllt: Patientinnen, deren<br />
Sprachkenntnisse für das Verständnis der<br />
ärztlichen Aufklärung in deutscher Sprache<br />
nicht ausreichten (45 Prozent der befragten<br />
Immigrantinnen), blieben bei der Suche<br />
nach Verständigung meist sich selbst überlassen<br />
oder waren auf die Unterstützung<br />
von Angehörigen oder die Hilfsbereitschaft<br />
anderer „Zufallsdolmetscher“ wie Besucher<br />
oder Reinigungspersonal angewiesen.
Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
In einer solchen Sprachvermittlungskonstellation<br />
kann der Anspruch und das Patientenrecht<br />
auf korrekte Aufklärung über die<br />
Erkrankung und Therapie nicht gesichert<br />
werden.<br />
Denn, was bleibt übrig von einer ärztlichen<br />
Information über eine gynäkologische Operation,<br />
wenn Ehemänner, Kinder, Söhne,<br />
Schwiegersöhne, der Besuch der Bettnachbarin<br />
oder eine Stationshilfe übersetzt?<br />
Insbesondere Angehörige sind mit der Übersetzung<br />
der Diagnose einer lebensbedrohlichen<br />
Erkrankung überfordert, da sie nie<br />
eine neutrale Position einnehmen können.<br />
Problematisch verhält es sich in diesen Situationen<br />
auch mit der Schweigepflicht.<br />
Die Studie ergab auch, dass die Patientinnen<br />
türkischer Herkunft am Tag ihrer Klinikentlassung<br />
wesentlich weniger über ihre aktuelle<br />
<strong>Gesundheit</strong>sstörung wussten und weniger<br />
detaillierte Angaben machen konnten.<br />
Bezeichnend war die Aussage einer türkischsprachigen<br />
Patientin über die Aufklärung<br />
durch die Klinikärztin: „Sie hat alles<br />
sehr gut erklärt, aber ich haben nichts verstanden“.<br />
In unserer Untersuchung wurde auch die<br />
Zufriedenheit der Patientinnen im Kranken-<br />
Gute Kenntnisse der deutschen und der jeweiligen<br />
Muttersprache sowie der Bezug<br />
von Sozialhilfe waren Zulassungsvoraussetzungen<br />
für die künftigen <strong>Gemeindedolmetscher</strong>/-innen.<br />
Denn nicht deutsch wird gelehrt,<br />
sondern Fachwissen wie Gesprächsführungs-<br />
und Dolmetschtechniken,<br />
rechtliche und medizinische Themen wie<br />
Ausländergesetzgebung und Patientenrechte<br />
sowie Details zu Aufbau und Strukturen<br />
des <strong>Gesundheit</strong>swesens.<br />
Praktika in verschiedenen medizinischen<br />
und sozialen Einrichtungen werden den<br />
Qualifizierungskurs ergänzen.<br />
In Deutschland hat das Ethnomedizinische<br />
Zentrum e.V. in Hannover auf diesem Gebiet<br />
haus mit der Unterbringung, Verpflegung,<br />
Tagesablauf, medizinische Versorgung, Pflege,<br />
Aufklärung, psychosoziale Betreuung<br />
und die Berücksichtigung migrantinnenspezifischer<br />
Bedürfnisse genauer betrachtet. Im<br />
Vergleich zu den deutschen Patientinnen<br />
waren die Patientinnen türkischer Herkunft<br />
mit allen Versorgungsbereichen deutlich unzufriedener<br />
(Ausnahme: Tagesablauf). Insbesondere<br />
die Information und Aufklärung<br />
und die psychosoziale Betreuung wurde von<br />
den Immigrantinnen deutlich negativer beurteilt.<br />
Ebenfalls wurde beklagt, dass qualifizierte<br />
Dolmetscher/-innen und muttersprachliches<br />
Informationsmaterial in der Klinik<br />
fehlen.<br />
Die vertiefenden Interviews offenbarten sowohl<br />
bei deutschen als auch bei türkischsprachigen<br />
Patientinnen Kritik an unzureichender<br />
menschlicher Zuwendung, Mangel<br />
an Zeit und Kontaktmöglichkeiten mit Ärztinnen<br />
und Ärzten sowie zu knappe und unpersönliche<br />
Visiten. In dieser Situation fühlten<br />
sich nicht-deutschsprachige Patientinnen<br />
aufgrund der Kommunikationsbarrieren<br />
oft vernachlässigt, übergangen und diskriminiert.<br />
„Man spricht deutsch!“ <strong>Ausbildung</strong> <strong>zum</strong><br />
<strong>Gemeindedolmetscher</strong> (w/m) <strong>läuft</strong><br />
Polnisch, türkisch, arabisch, serbokroatisch – ein fast babylonisches Sprachgewirr ist im ersten<br />
<strong>Ausbildung</strong>skurs für <strong>Gemeindedolmetscher</strong>/-innen anzutreffen, der am 6. Januar begann.<br />
Insgesamt 30 Teilnehmer/-innen aus fünf verschiedenen Kulturkreisen lassen sich in<br />
zehn Monaten zu <strong>Gemeindedolmetscher</strong>n/-innen für den Einsatz in gesundheitlichen Versorgungseinrichtungen<br />
qualifizieren.<br />
Am 13. Februar findet die offizielle Eröffnung des Projektes statt.<br />
bereits Pionierarbeit geleistet. Dort stehen<br />
allen Kliniken im Großraum Hannover über<br />
200 qualifizierte <strong>Gemeindedolmetscher</strong>innen<br />
und -dolmetscher in 52 Sprachen zur<br />
Verfügung. Ein Anruf in der Servicestelle<br />
genügt, um einen qualifizierten Dolmetscher<br />
zu erhalten.<br />
Der Einsatz wird von den Einrichtungen<br />
nach festen Sätzen bezahlt. Das Ethnomedizinische<br />
Zentrum Hannover e.V. wird durch<br />
die Niedersächsische Landesregierung und<br />
die Stadt Hannover institutionell gefördert.<br />
<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. etabliert den Gemeindedolmetschdienst<br />
in Berlin in enger<br />
Kooperation mit dem Ethnomedizinischen<br />
Zentrum Hannover e.V. und dem Bezirksamt<br />
Bewegung in Berlin<br />
„Wenn man kein Deutsch kann“, so beschreibt<br />
eine Patientin ihre Situation im<br />
Krankenhaus, „wird man hier einfach nicht<br />
wahrgenommen“.<br />
In einer Gesellschaft, die auch in Zukunft<br />
von Zuwanderung geprägt sein wird, können<br />
unbefriedigende Arrangements und<br />
Notlösungen oder gar Ignoranz und Vernachlässigung<br />
gegenüber spezifischen Versorgungsbedürfnissen<br />
von Immigrantinnen<br />
und Immigranten nicht länger toleriert werden.<br />
Für die Integration von Patientinnen und Patienten<br />
unterschiedlicher soziokultureller<br />
Herkunft und Prägung in die Regelversorgung<br />
sind strukturelle Lösungen wie der<br />
Einsatz qualifizierter Dolmetscher/-innen<br />
und die Entwicklung angemessener Versorgungskonzepte<br />
dringend erforderlich. Dabei<br />
ist auch zu bedenken, dass nicht nur Patienten<br />
ausländischer Herkunft sondern alle Patientinnen<br />
und Patienten sowie das Personal<br />
(Arbeitszufriedenheit) und die Versorgungseinrichtungen<br />
insgesamt<br />
(ökonomische Aspekte) von der Entwicklung<br />
bedarfsgerechter und patientinnenorientierter<br />
Versorgungskonzepte profitieren.<br />
Matthias David<br />
Friedrichshain-Kreuzberg im Rahmen einer<br />
Equal-Entwicklungspartnerschaft.<br />
Ziel ist neben der Qualifizierung von insgesamt<br />
60 Migranten/-innen bis 2004 die Einrichtung<br />
eines Vermittlungsdienstes, der die<br />
qualifizierten <strong>Gemeindedolmetscher</strong>/-innen<br />
in gesundheitliche Versorgungseinrichtungen<br />
vermittelt.<br />
Fabian Jain, Johannes Strotbek<br />
�Siehe auch Seite 8 „Was bedeutet Gemeindedolmetschen?”<br />
Interessenten/-innen für den zweiten, zehnmonatigen<br />
Kurs können sich ab sofort beim<br />
Gemeindedolmetschdienst, Müllenhoffstr.<br />
17, 10967 Berlin bewerben.<br />
Ebenso stehen die Kollegen/-innen interessierten<br />
Einrichtungen unter<br />
Tel. 030 443190-90 gerne zur Verfügung.<br />
Eröffnungsveranstaltung:<br />
Donnerstag, 13. Februar, 10.00 Uhr<br />
im Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V.<br />
Urbanstraße 21, 10961 Berlin<br />
7
8<br />
Bewegung in Berlin Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
Verbesserte Beratung für Migrant(inn)en<br />
Eine umfassende und nachhaltige Integrationspolitik in alle Bereichen der gesellschaftlichen<br />
Integration, wie Arbeitsmarkt, Bildung, Sprache oder Kultur fordern die Teilnehmer der<br />
Fachtagung „Integration gestalten – Psychosoziale Beratung und Begleitung im interkulturellen<br />
Kontext“.<br />
„Kritiken – Konzepte – Kompetenzen“ sollten<br />
dazu Anfang November 2002, auf Einladung<br />
der Evangelischen Konferenz für Familien-<br />
und Lebensberatung e.V. (EKFuL), erläutert<br />
und diskutiert werden.<br />
Migration stellt in der heutigen Gesellschaft<br />
einen dauerhaften und zunehmenden Prozess<br />
dar, welcher nie abgeschlossen sein<br />
wird. Sie fordert gerade von den Beratungseinrichtungen<br />
eine spezifische Form der Unterstützung<br />
und Hilfe, auch in der jeweiligen<br />
Muttersprache. Voraussetzungen dafür sind<br />
die Reflexion und Weiterentwicklung von<br />
professionellen Standards und Beratungskonzepten.<br />
Dies sollte auf Grundlage einer<br />
Organisationsentwicklung mit interkultureller<br />
Kompetenz als Leitbild geschehen, sie<br />
muss „von oben“ gewollt sein und dem entsprechend<br />
auch durchgesetzt werden. Der<br />
Zugang zu bedarfs- und ergebnisorientierter<br />
Beratung muss niederschwellig sein, d.h.<br />
Zugangsbarrieren müssen abgebaut werden.<br />
Die Kompetenzen bzw. die Sensibilität<br />
der Vielfalt für die interkulturelle Beratungsarbeit<br />
wurden in den verschieden Fachvorträgen<br />
und Gruppendiskussionen wie folgt<br />
Aus dem Bericht der Unabhängigen<br />
Kommission „Zuwanderung“ des Bundesministeriums<br />
des Inneren, vom Juli<br />
2001:<br />
„Integration ist eine dauerhafte politische<br />
und gesellschaftliche Aufgabe, die<br />
alle im Land lebenden Menschen betrifft.<br />
Integrationsförderung soll den Zuwanderern<br />
eine gleichberechtigte Teilhabe<br />
am wirtschaftlichen, gesellschaftlichen,<br />
politischen und kulturellen<br />
Leben ermöglichen und für Toleranz, Akzeptanz<br />
und wechselseitigen Respekt<br />
zwischen den Bevölkerungsgruppen<br />
werben.“<br />
Auszug aus dem 6. Familienbericht der<br />
Bundesregierung vom Oktober 2000:<br />
„Deshalb sind Integrationsservicestellen<br />
mit der Aufgabe der Integrationsbe-<br />
beschrieben:<br />
� Sprachkompetenz (Mehrsprachigkeit, Offenheit<br />
für non-verbale Kommunikation,<br />
auch Umgang mit Sprachmittlern)<br />
� Wahrnehmen und verstehen der eigenen<br />
und anderen Kultur<br />
� Fachkompetenz<br />
� Methodenkompetenz<br />
� Lernkompetenz<br />
� soziale Kompetenz<br />
Klare Forderungen gingen diesbezüglich an<br />
die Regeldienste und an dessen interkulturelle<br />
Öffnung. Barbara John, Ausländerbeauftragte<br />
des Senats von Berlin, beschrieb<br />
die Diskussion um die Öffnung der Regeldienst<br />
als nichts neues, nur eine Besinnung<br />
auf die eigentliche Aufgabe und zwar jeder<br />
Bürgerin und jedem Bürger Leistungen zu<br />
erbringen.<br />
Ziel ist demnach eine umfassende und<br />
nachhaltige Integrationspolitik, die Migrantinnen<br />
und Migranten gleichberechtigt am<br />
gesellschaftlichen Leben teilhaben und teilnehmen<br />
lässt. Integration muss als eine<br />
dauernde gesellschaftspolitische Aufgabe<br />
verfolgt werden. Anja Franke<br />
Integration i<br />
ratung und -begleitung für Neuzuwanderer<br />
und bereits seit längerem in<br />
Deutschland lebende Migrantinnen und<br />
Migranten (Ausländer und Spätaussiedler)<br />
als bundesweit einheitliches<br />
„Grundangebot zur Integration“ in Art 1,<br />
§ 43 Abs. 2 u. 3 GE gesetzlich zu verankern.<br />
Die Integrationsservicestellen<br />
nehmen neben der individuellen Integrationsberatung<br />
und -begleitung weitere<br />
wichtige Integrationsaufgaben<br />
wahr: Vermittlung ratsuchender Zugewanderter<br />
an andere Fach- und Regeldienste,<br />
Planung, ggf. Durchführung<br />
von gruppenpädagogischen und gemeinwesenorientiertenIntegrationsmaßnahmen,<br />
Hilfestellung bei der interkulturellen<br />
Öffnung anderer Fach- und<br />
Regeldienste. (...)“<br />
Was bedeutet<br />
Gemeindedolmetschen?<br />
„Ein Dolmetscher ist jemand, der aus einer<br />
Sprache in eine andere mündlich übersetzt“.<br />
So erklärt es uns das Wörterbuch.<br />
Doch was bedeutet eigentlich „Gemeindedolmetschen“?<br />
Die Bezeichnung <strong>Gemeindedolmetscher</strong><br />
oder Kommunaldolmetscher geht zurück auf<br />
den anglo-amerikanischen Begriff des community-interpreting.<br />
Dieses Konzept unterscheidet<br />
sich vom „normalen“, z.B. Konferenz-Dolmetschen<br />
in erheblichem Maße. Die<br />
spezifische Aufgabe besteht darin, eine<br />
möglichst gleichberechtigte Kommunikation<br />
zwischen Behandler/Berater und Patienten/Klienten<br />
zu ermöglichen.<br />
Oft treffen Gesprächsbeteiligte mit sehr unterschiedlichem<br />
sozialen und kulturellen<br />
Hintergrund aufeinander und es besteht<br />
eine ungleiche Beziehung in Bezug auf Wissen<br />
und Macht. Professionelle <strong>Gemeindedolmetscher</strong>(inn)en<br />
unterstützen eine zufriedenstellende<br />
Kommunikation, die weitgehend<br />
die Interessen beider Seiten<br />
berücksichtigt.<br />
Ihre Tätigkeit dient auch dazu, die Positionen<br />
von Minderheitskulturen zu verstehen<br />
und zu respektieren. Beide Seiten werden<br />
indirekt in ihrem gegenseitigen Verständnis<br />
unterstützt und angehalten, sich (unter Umständen<br />
auch selbstkritisch) mit dominanten<br />
oder minderheitskulturellen Umgangsformen<br />
und Verhaltensweisen im eigenen<br />
Handeln und Denken auseinander zusetzen.<br />
Bei <strong>Gemeindedolmetscher</strong>(inn)en handelt<br />
es sich im Regelfall um gesellschaftlich gut<br />
integrierte bilinguale und transkulturell<br />
agierende Migrant(inn)en nicht-deutscher<br />
Muttersprache.<br />
Gemeindedolmetschen wird im <strong>Gesundheit</strong>sbereich<br />
angesichts eines steigenden<br />
Migrantenanteils meist im Rahmen eines<br />
kundenorientierten Qualitätsmanagements<br />
angeboten. Auch in der Sozialberatung von<br />
Kommunen und freien Trägern spielen sie<br />
zunehmend eine Rolle.<br />
<strong>Gemeindedolmetscher</strong>/-innen arbeiten inhaltlich<br />
und organisatorisch nach festen Regeln.<br />
Ein Einsatz setzt sich im Normalfall aus drei<br />
Teilen zusammen:<br />
a) Das Vorgespräch, welches im Regelfall<br />
zwischen Behandler/Berater und <strong>Gemeindedolmetscher</strong><br />
stattfindet.
Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
Der Dolmetscher erhält hier notwendige<br />
Informationen wie z.B. die Krankheitsgeschichte<br />
oder eine andere relevante Vorgeschichte.<br />
Der später Gesprächsführende<br />
erhält Informationen zur Arbeitsweise<br />
des <strong>Gemeindedolmetscher</strong>s (Rollenverteilung,<br />
Sprechweise usw.) und auf Wunsch<br />
Informationen zu speziellen kulturellen<br />
Hintergründen des/der Klienten/Klientin.<br />
b)Das eigentliche Übersetzungsgespräch, in<br />
dem der Dolmetscher – von besonderen<br />
Ausnahmefällen abgesehen – als Medium,<br />
als Sprachrohr und nicht im eigentlichen<br />
Sinne als eigenständige Persönlichkeit<br />
auftritt und vorab auch so vorgestellt<br />
wird. Er/sie übersetzt inhaltsgetreu, vermittelt<br />
jedoch drüber hinausgehend auch<br />
die sinngemäße, unter Umständen kulturabhängige<br />
Bedeutung von Aussagen.<br />
c) Das Nachgespräch, welches wieder zwischen<br />
Behandler/Berater und <strong>Gemeindedolmetscher</strong><br />
stattfindet. Das Gespräch<br />
wird je nach Bedarf ausgewertet. Auf<br />
Wunsch teilt der Dolmetscher seine Eindrücke<br />
mit oder beantwortet spezifische<br />
gesprächsbezogene Nachfragen.<br />
Vor diesem Hintergrund werden den Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern an der von<br />
<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. angebotenen Qualifizierungsmaßnahme<br />
einerseits lexikalisches<br />
Wissen und Dolmetschtechniken vermittelt.<br />
Zum anderen werden sie sich mit Inhalten<br />
wie „<strong>Gesundheit</strong>s- und Sozialwesen“,<br />
„Recht und Ethik“, „Migrationssoziologie“,<br />
„Interkulturelle Kompetenz und Kommunikation“<br />
befassen.<br />
Besonderen Raum wird die Vermittlung von<br />
Termini aus dem medizinischen Bereich,<br />
aber auch aus verschiedenen sozialen Arbeitsfeldern<br />
einnehmen. Es kommen unterschiedliche<br />
Unterrichtsmethoden aus dem<br />
Bereich der Erwachsenenbildung <strong>zum</strong> Einsatz,<br />
die durch Fachexkursionen ergänzt<br />
werden.<br />
Um den Praxisbezug sicherzustellen, absolvieren<br />
die Teilnehmer/-innen im Rahmen<br />
der Qualifizierung ein mehrwöchiges angeleitetes<br />
Praktikum. Zum Abschluss legen sie<br />
eine Prüfung ab und erhalten ein entsprechendes<br />
Zertifikat. Birgit Ammann<br />
Staatssekretär Dr. Hermann Schulte-Sasse<br />
von der Berliner Senatsverwaltung für <strong>Gesundheit</strong>,<br />
Soziales und Verbraucherschutz<br />
eröffnete die Veranstaltung, zu der 120<br />
Fachleute kamen. „Ich bin ein großer Verfechter<br />
der evidence based health promotion”<br />
beteuerte er. „Seit der <strong>Gesundheit</strong>sreform<br />
2000 ist der Begriff evidence based<br />
medicine Bestandteil des Bundessozialrechts.<br />
Es gibt kein anderes Land, in dem<br />
das der Fall ist!”<br />
Schulte-Sasse sieht die Evidenzbasierung<br />
der <strong>Gesundheit</strong>sförderung als große Chance:<br />
„Es gibt viele Vorbehalte gegen die <strong>Gesundheit</strong>sförderung,<br />
vor allem von jenen,<br />
die in die finanzielle Pflicht genommen werden.<br />
Gerade in diesem Feld ist ein methodischer<br />
Nachweis des Erfolgs solcher Projekte<br />
und Programme enorm wichtig – für<br />
Bewegung in Berlin<br />
Evidenzbasierte <strong>Gesundheit</strong>sförderung: Hartnäckiger<br />
Kampf gegen Fehleinschätzungen<br />
„Kleine positive Veränderungen von nur 1 bis 5 Prozent in der Mortalität sind aus Sicht der<br />
Bevölkerung ein riesiger Erfolg“. Der Londoner Medizin-Professor und Experte für evidenzbasierte<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung, Walter Holland, erläuterte auf einer Diskussionsveranstaltung<br />
von <strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. Nutzen, Erfolge und Widerstände der leitlinienorientierten<br />
Versorgung.<br />
Es ist schwierig, die <strong>Gesundheit</strong>sförderung auf solide Evidenzen zu stellen. Doch der Versuch<br />
sollte auch bei uns verstärkt unternommen werden, so das Ergebnis.<br />
die Politik und die Finanzierung.“<br />
Für Walter Holland sind das beste Beispiel<br />
für den Nutzen des Ansatzes der evidenzbasierten<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung schlicht die<br />
Impfungen, so Holland. „Impfungen werden<br />
nur eingeführt, wenn ihre Effektivität gewährleistet<br />
ist“. So wurden bereits 1914 die<br />
Typhus-Impfungen der englischen Armee<br />
eingestellt, da sie nicht nur schmerzhaft,<br />
sondern auch ineffektiv gewesen seien.<br />
Bei der Diphterie hingegen wurde noch bis<br />
1941 nicht geimpft, obwohl bereits 1930 der<br />
Nachweis für die Sinnhaftigkeit der Schutzimpfung<br />
erbracht wurde. 20.000 vermeidbare<br />
Todesfälle waren das Ergebnis.<br />
Holland gelang es, anhand von nachvollziehbaren<br />
Fallbeispielen die vermeintlich<br />
„trockene“ Disziplin der Qualitätssicherung<br />
�weiter auf Seite 10<br />
evidence based medicine i<br />
Im Rahmen der evidenzbasierten Medizin<br />
(Evidence-based Medicine) soll das<br />
gegenwärtig beste verfügbare Expertenwissen<br />
für die Versorgung der Patienten<br />
nutzbar gemacht werden. Dabei werden<br />
aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
systematisch aufbereitet und dem Arzt<br />
eine Hilfestellung für die tägliche Arbeit<br />
gegeben.<br />
Ziel ist es, eine <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />
nach dem jeweiligen Stand der Wissenschaft<br />
gewährleisten zu können. So sollen<br />
die Qualität kontinuierlich verbessert<br />
und unnötige Therapien vermieden<br />
werden. Die evidenzbasierte Medizin<br />
spielt vor allem bei der Überprüfung<br />
des Leistungskataloges und der Formulierung<br />
von Leitlinien eine Rolle.<br />
Evidenzklassen<br />
I Evidenz auf Grund wenigstens einer<br />
systematischen Übersicht oder einer<br />
randomisierten, kontrollierten Studie<br />
(Randomized Control Trial=RCT)<br />
durchgeführt und veröffentlicht nach<br />
wissenschaftlich anerkannten Standards<br />
II Evidenz auf Grund prospektiver Interventionsstudien<br />
III Evidenz auf Grund gut geplanter Kohorten-<br />
oder Fall-Kontroll-Studien,<br />
vorzugsweise aus mehr als einer Studiengruppe<br />
IV Evidenz auf Grund von mehr als einer<br />
methodisch hochwertigen klinischen<br />
Studie<br />
V Meinungen anerkannter Experten,<br />
Assoziationsbeobachtungen, pathophysiologische<br />
Überlegungen oder<br />
deskriptive Darstellungen, Berichte<br />
von Expertenkomitees, Konsensus-<br />
Konferenzen, Einzelfallberichte<br />
9
10<br />
Kinder und Jugendliche Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
und Standardsetzung anhand von Evidenzen<br />
(� siehe Info-Kasten) plastisch und<br />
realitätsnah darzustellen.<br />
Der wissenschaftlichen Evidenz stünden oft<br />
vorgefasste Meinungen bzw. Ziele von Politikern<br />
oder auch Pressekampagnen entgegen.<br />
So schilderte Holland den abstrusen<br />
Fall, dass in der Presse ein nicht nachweisbarer<br />
Zusammenhang der MMR-Impfung<br />
(Mumps, Masern, Röteln) und Autismus behauptet<br />
wurde, obwohl sogar die Fachjournalisten<br />
dies bezweifelten. Studien könnten<br />
solche Sachverhalte aufklären und den negativen<br />
Wirkungen wie nachlassende Impfbereitschaft<br />
entgegenarbeiten.<br />
Weiteres Beispiel für Widerstände gegen<br />
eine „vernünftige“ Politik sei das Problem<br />
des Rauchens bei Schulkindern. Laut<br />
Holland könne man dem Rauchen am wirksamsten<br />
mit Maßnahmen zur Steigerung<br />
des Selbstvertrauens begegnen. Dennoch<br />
konnte sich die betroffene Lehrerschaft<br />
nicht zur Änderung des Curriculums durchringen.<br />
Professor Rolf Rosenbrock vom Wissenschaftszentrum<br />
Berlin nahm dies denn auch<br />
auf: „Evidenz erhöht lediglich geringfügig<br />
die Hürde, Unsinn zu treiben“, meinte er in<br />
einem Diskussionsbeitrag. Ob Evidenzen im<br />
Bereich der <strong>Gesundheit</strong>sförderung wirklich<br />
Einfluss nehmen können auf die (politischen)<br />
Handlungen von Entscheidungsträgern,<br />
hängt von langfristigen und hartnäckigen<br />
Untersuchungen ab.<br />
Nachgefragt wurde, wie diese im „Setting“<br />
funktionieren sollen – einem naturgemäß<br />
vielschichtigen Forschungsfeld, das sich der<br />
wirklichen Messbarkeit im Sinne von „randomized<br />
controlled trials“ entzieht.<br />
Für Holland ist klar: „Nicht immer können<br />
randomized controlled trials durchgeführt<br />
werden. Aber Vorher-Nachher-Vergleiche<br />
sind oft möglich. Sie werden jedoch zu selten<br />
gemacht!“ Doch nicht nur die richtige<br />
Messmethode führe dazu, dass die Ergebnisse<br />
sich in Taten widerspiegeln. „Es hat<br />
sich gezeigt, dass man mit Politikern und<br />
Managern vor der Durchführung einer Evaluation<br />
das Erkenntnisinteresse absprechen<br />
muss und vereinbart, dass sie sich an der<br />
Präsentation der Ergebnisse beteiligen.“<br />
Dadurch könnten Entscheidungsträger die<br />
Ergebnisse nicht mehr ignorieren und seien<br />
eher <strong>zum</strong> Handeln gezwungen.<br />
Johannes Strotbek<br />
Zum Thema evidenzbasierte <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
sind in nächster Zeit weitere Veranstaltungen<br />
bei <strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. geplant.<br />
Weitere Informationen auch unter<br />
www.gesundheitberlin.de, Navigationspunkt<br />
Dokumentation.<br />
Kinder und Jugendliche<br />
Pilotprojekt §20 in Cottbus / Forum Bewegung,<br />
Ernährung / Newsletter Schule und <strong>Gesundheit</strong><br />
Pilotprojekt zu § 20 SGB V in Cottbus: Kassen<br />
bilden erstmals gemeinsamen Förderpool<br />
Der Arbeitskreis „Primärprävention“ in Brandenburg brachte ein bundesweit bislang einmaliges<br />
Pilotprojekt auf den Weg: Die im Arbeitskreis zusammengeschlossenen Krankenkassen<br />
und das Land speisen einen Pool, aus dem gesundheitsfördernde Projekte in Schulen<br />
des Schulamtes Cottbus finanziert werden. 45 Gesamtschulen und 24 Förderschulen waren<br />
aufgerufen, sich um die Mittel zu bewerben. Derzeit laufen die Beratungen zur Vergabe.<br />
Das „Pilotprojekt Setting Schule“ des Arbeitskreises<br />
startete jetzt mit einer Auftaktveranstaltung<br />
in Cottbus.<br />
Für das Pilotprojekt wurden speziell die<br />
Schultypen Gesamtschule und Förderschule<br />
ausgewählt, weil gerade dort Kinder aus sozial<br />
benachteiligten Familien erreicht werden<br />
können.<br />
Bereits im Mai 2001 haben sich im „Arbeitskreis<br />
Primärprävention“ die Krankenkassen<br />
AOK, IKK, BEK, DAK, TK, das Landesgesundheitsamt,<br />
der Verband der Ärzte des<br />
ÖGD, das Ministerium für Bildung, Jugend<br />
und Sport sowie das Ministerium für Arbeit,<br />
Soziales, <strong>Gesundheit</strong> und Frauen des Landes<br />
Brandenburg zusammengeschlossen.<br />
Die Moderation hat Dr. Carlchristian von<br />
Braunmühl, Referatsleiter im Ministerium<br />
für Arbeit, Soziales, <strong>Gesundheit</strong> und Frauen<br />
inne.<br />
Die Mitglieder des Arbeitskreises beteiligen<br />
sich an der Finanzierung des Pilotprojekts<br />
zunächst in Form der Finanzierung von Beratungsleistungen.<br />
Schulen, die sich bewerben, sollten mehrere<br />
Voraussetzungen erfüllen, u.a.:<br />
� im Rahmen des Schulprogramms das<br />
Thema „<strong>Gesundheit</strong>sfördernde Schule“<br />
aufnehmen,<br />
� Projektteams bilden, die eine Analyse zur<br />
Ermittlung von schulspezifischen Belastungsschwerpunkten,Veränderungsbedarfen<br />
und -potenzialen durchführen;<br />
� Konkrete Zielsetzung, Vereinbarung von<br />
pädagogischen Maßnahmen und Interventionsschritten<br />
sollten gegeben sein.<br />
Dr. Ulrich Schwabe von der Landesvereinigung<br />
für <strong>Gesundheit</strong> Sachsen-Anhalt erläuterte<br />
in der Auftaktveranstaltung Bilanz und<br />
Perspektiven des „Settings Schule“. <strong>Gesundheit</strong>serziehung<br />
und -förderung habe<br />
sich von der traditionellen <strong>Gesundheit</strong>serziehung<br />
als Wissensvermittlung zur Vermeidung<br />
von Krankheiten, über „<strong>Gesundheit</strong><br />
lernen“ mit erlebnisorientierten Methoden<br />
hin <strong>zum</strong> vernetzt gesunden Lernen mit Organisationsentwicklung<br />
in gesundheitsfördernden<br />
Schulen entwickelt.<br />
Die Entwicklung des Schulklimas bewege<br />
sich mittlerweile in Richtung „sich wohlfühlen“,<br />
um dabei einen hohen Leistungsanspruch<br />
zu sichern. Die Schule setzte auf<br />
die aktive Mitwirkung der Lehrer/-innen, der<br />
Schüler/-innen, ihrer Eltern und anderer interessierte<br />
Partner im kommunalen Umfeld.<br />
Wichtigstes Kriterium für eine gesundheitsfördernde<br />
Schule ist für Schwabe, dass die<br />
Schule <strong>Gesundheit</strong> <strong>zum</strong> Thema ihrer gesamten<br />
Schulentwicklung macht. Die gesundheitsfördernde<br />
Veränderung des Schulalltags<br />
sollte dabei im Mittelpunkt stehen.<br />
Schwabe wies auch „Wege zur gesundheitsfördernden<br />
Schule“ wie:<br />
� <strong>Gesundheit</strong>sbildung und Kompetenzentwicklung<br />
im Unterricht,<br />
� Betroffene zu Beteiligten machen,<br />
� Vernetzung von Schulen, Bildung von re-
Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
gionalen Netzwerken,<br />
� <strong>Gesundheit</strong>sfördernde Bildungspolitik.<br />
Sozial Benachteiligte müssten stärker<br />
berücksichtigt, Unterstützungsstrukturen<br />
und Serviceleistungen erweitert und verbessert<br />
werden und Vernetzung und Networking<br />
mit anderen Settings (Region,<br />
Stadt, Krankenhaus...) aufgebaut werden.<br />
Gerhard Kroll von der Innungskrankenkasse<br />
Brandenburg/Berlin setzte das Ziel, mit <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
und Prävention ein positives<br />
Gleichgewicht zur zunehmend angespannten<br />
Morbiditäts- und Mortalitätsentwicklung<br />
aufzubauen, und mittelfristig<br />
überhöhte Ausgaben für Kuration und Rehabilitation<br />
zu senken. „Diese Aufgabe können<br />
und wollen die Krankenkassen nicht allein<br />
bewältigen“ stellte Kroll fest. „Die Konsequenzen<br />
und die Finanzierung von<br />
Primärprävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
muss von allen gesellschaftlichen Ebenen<br />
und Akteuren getragen werden“.<br />
Mit der Gründung des Arbeitskreises<br />
Primärprävention wurde ein Anfang gemacht.<br />
Hier werden gemeinsam überschaubare<br />
Zielgruppen festgelegt und gemeinsame<br />
Ziele zur Prävention abgestimmt.<br />
In Cottbus besteht zudem ein Arbeitskreis<br />
der Kontaktlehrer, in dem ein Vertreter jeder<br />
Schule mitarbeitet. Die Lehrer können als<br />
Multiplikatoren an ihren Schulen fungieren.<br />
Im regionalen Arbeitskreis Prävention, dem<br />
<strong>Gesundheit</strong>samt, Jugendamt, Polizei und<br />
freie Träger angehören, wird bereits versucht,<br />
Suchtpräventionsprogramme in Cottbus<br />
flächendeckend zu realisieren. Beispiele<br />
dafür sind „Unsere Stadt gemeinsam<br />
gegen Drogen“ und „Klasse 2000“.<br />
Ziel des Arbeitskreises Primärprävention<br />
sind Programme zur Primärprävention, die<br />
auf der Grundlage des Leitfadens der Spitzenverbände<br />
der Krankenkassen (§20 SGB<br />
V) in Brandenburg entwickelt und durchgeführt<br />
werden sollen.<br />
Als erster Handlungsschwerpunkt wurde<br />
dafür das Setting Schule gewählt und die<br />
Schüler somit als erste Zielgruppe für diese<br />
Aktivitäten. Grund für diese Entscheidung<br />
ist die Erkenntnis, dass „der Setting-Ansatz<br />
im besonderem Maße dafür geeignet ist,<br />
einen Beitrag zur Verminderung sozial bedingter<br />
Ungleichheit von <strong>Gesundheit</strong>schancen<br />
zu leisten“.<br />
Unter „Setting“ werden dabei diejenigen Lebensbereiche<br />
verstanden, in denen die<br />
Menschen den größten Teil ihrer Zeit verbringen<br />
(Schule, Arbeitsplatz etc.) und die<br />
einen großen Einfluss auf die <strong>Gesundheit</strong><br />
haben. Irina Fröse<br />
Kinder und Jugendliche<br />
Forum Bewegung und Ernährung vernetzt<br />
Berliner Projekte für Kinder und Jugendliche<br />
Mangelnde Bewegung und falsches Ernährungsverhalten sind die häufigsten Ursachen für<br />
Übergewicht im Kindes- und Jugendalter. Im Rahmen des im November 2002 von <strong>Gesundheit</strong><br />
Berlin e.V. veranstalteten Fachforums „Bewegung und Ernährung“ wurden Projekte vorgestellt<br />
und diskutiert, die speziell in Berlin für übergewichtige Kinder und Jugendliche angeboten<br />
werden.<br />
Übergewicht und Adipositas im Kindes- und<br />
Jugendalter nehmen erschreckend zu. Die<br />
Ursachen dieser Entwicklung in Form von<br />
mangelnder Bewegung und falschem<br />
Ernährungsverhalten aber auch psychologischen<br />
Störungen sind hinreichend erörtert<br />
worden. Aus den praktischen Beispielen<br />
können wichtige Impulse für eine nachhaltige<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung im Bereich Bewegung<br />
und Ernährung entstehen.<br />
Mittagsversorgung von Kitas mit ökologischen<br />
Lebensmitteln<br />
Dass es Alternativen zu einer konventionellen<br />
Mittagsversorgung von Kitas gibt, erläuterte<br />
Ulrike Hohmuth von Pro Agora e.V. eindrucksvoll.<br />
Sie stellte ein seit 1999 bestehendes<br />
Projekt vor, dass eine Mittagsversorgung<br />
von Kitas mit Lebensmitteln aus<br />
kontrolliert ökologischem Anbau bietet.<br />
Die Erfahrungen aus den Modellkitas des<br />
Bezirks Pankow zeigen: Das Projekt ist ein<br />
Zugang zu einem ganzheitlich gesundheitsfördernden<br />
Prozess. Die Kinder werden<br />
dabei mit einer Ernährungskultur vertraut<br />
gemacht, die den Umgang mit und den Verzehr<br />
von Lebensmitteln zu einem ganzheitlichen<br />
Ansatz werden lässt. Die Etablierung<br />
ökologischer Produkte trage zu einer ausgewogenen<br />
Ernährung bei. So werden etwa regionale<br />
und saisonale Produkte aus ökologischem<br />
Anbau verwendet. Durch „rhythmisches<br />
Essen“ würden die Kinder einen<br />
ausgewogenen Umgang mit Lebensmitteln<br />
erlernen, so Hohmuth. Dieser vermittle ein<br />
Gefühl bzw. Gespür für eine Esskultur, die<br />
einen Beitrag zu einer gezielten und nachhaltigen<br />
Prävention von Übergewicht und<br />
Adipositas leiste. Neben den Kindern würden<br />
auch die Eltern das Projekt annehmen<br />
und als einen wichtigen Beitrag zu einer gesunden<br />
Ernährung bewerten. Als Erfolg wertete<br />
Hohmuth die Tatsache, dass Eltern<br />
Ernährungsangebote und Ernährungsverhalten<br />
als Leitbild für den häuslichen Gebrauch<br />
übernehmen. Demgegenüber kritisierte sie<br />
das Interesse der politischen Entscheidungsträger<br />
am Projekt. Der geringe Rückhalt<br />
in der Politik zeige auch, dass <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
als Bestandteil einer nach-<br />
haltigen Gesamtpolitik eine immer noch untergeordnete<br />
Rolle einnehme, so die Referentin.<br />
Ein kontinuierliches Engagement, gesundheitsfördernden<br />
Projekten politische<br />
Schwerkraft zu verleihen, sei deshalb unabdinglich,<br />
so Hohmuth in ihrem Schlusswort.<br />
Ernährung und Nachhaltigkeit<br />
Ernährung und Nachhaltigkeit sind für Dr.<br />
Manuela Heinze von Ökofee e.V. untrennbar<br />
miteinander verbunden. Vor diesem Hintergrund<br />
berichtete sie von einem durch Ökofee<br />
e.V. betreuten Projekt in der Berliner<br />
dritten Oberschule „Am Köllnischen Park“,<br />
dessen Ziel es ist, Schüler mit ökologischen<br />
Lebensmitteln zu versorgen. Dabei verwies<br />
Heinze auf die Schwierigkeit, Schüler für<br />
ökologische Produkte zu sensibilisieren.<br />
Dies liege nicht zuletzt daran, dass die Jugendlichen<br />
oftmals aus Familien in sozial<br />
schwierigen Lebenslagen kommen, in denen<br />
das Thema gesunde Ernährung eine untergeordnete<br />
oder gar keine Rolle spiele. Jedoch<br />
sei es im Verlauf des Projektes gelungen,<br />
das Interesse an ökologischen Produkten<br />
zu steigern. Zunehmend gelinge es, so<br />
Heinze weiter, nicht nur bei Schülern, sondern<br />
auch im Elternhaus und innerhalb der<br />
Lehrerschaft das Interesse für eine ökologische<br />
und schließlich nachhaltige Ernährung<br />
zu vertiefen. Kritisch, mit ihrer Vorrednerin<br />
übereinstimmend, beurteilte die Referentin<br />
die finanzielle Unterstützung des Projektes.<br />
Nur eine dauerhafte Finanzierung und politischer<br />
Rückhalt könne den Fortbestand des<br />
Projektes sichern und somit eine nachhaltige<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung im Bereich<br />
Ernährung gewährleisten. Der Beitrag der<br />
Referentin zeigte einmal mehr, wie <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
im Setting Schule erfolgreich<br />
betrieben werden kann, um <strong>Gesundheit</strong>spotenziale<br />
von jungen Menschen zu stärken.<br />
Er kann gleichsam als ein Plädoyer für gesundheitsfördernde<br />
Projekte gewertet werden,<br />
deren Durchführung oft mit Hindernissen<br />
verbunden ist.<br />
Der Erfolg aber zeigt:<br />
Gezielte <strong>Gesundheit</strong>sförderung im Bereich<br />
Ernährung vermindert das Risiko, durch<br />
11
12<br />
Kinder und Jugendliche Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
Übergewicht und Adipositas frühe chronische<br />
Erkrankungen davonzutragen, und<br />
somit die Lebensqualität von Menschen zu<br />
mindern.<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung und Reisespaß<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung macht Spaß. Diesen<br />
Eindruck vermittelte der Vortrag von Christin<br />
Reinhold und Katrin Keitsch vom Sozialpädiatrischem<br />
Zentrum (SPZ) an der Klinik<br />
für Kinder- und Jugendmedizin Lindenhof,<br />
die zugleich als akademisches Lehrkrankenhaus<br />
der Charité fungiert. Die beiden Referentinnen<br />
berichteten von einer Sommerreise<br />
für übergewichtige Kinder, die das Projekt<br />
„Mopsfidel“ des SPZ Lindenhof in<br />
Kooperation mit dem SC Borussia 1920 Friedrichsfelde<br />
e.V. organisierte und durchführte.<br />
„Mopsfidel“ ist ein Projekt, das übergewichtigen<br />
oder dementsprechend gefährdeten<br />
Kindern und Jugendlichen hilft, Gewicht<br />
zu reduzieren oder einer Gewichtszunahme<br />
vorzubeugen. Gezielt werden die Teilnehmer<br />
des Projektes durch Sport (Beweglichkeit,<br />
Ausdauer), Ernährung (Quantität, Qualität,<br />
energiereduzierte Mischkost) und differenziertes<br />
Training (Ernährungswissen, Essverhalten,<br />
Stressmanagement) für das Thema<br />
Bewegung und Ernährung sensibilisiert und<br />
geschult. Zudem sei es unentbehrlich, die<br />
Familien der Kinder in das Programm zu integrieren.<br />
Nur durch die Integration der Familien<br />
ließe sich ein erfolgreicher Programmverlauf<br />
garantieren, so die Referentinnen.<br />
Ziel der gemeinsamen Sommerreise<br />
war es u.a., die 10-14 Jahre alten Kinder zu<br />
eigenen sportlichen Aktivitäten zu ermutigen,<br />
sowie das Sozial- und Essverhalten zu<br />
beobachten, es vor allem aber zu beeinflussen.<br />
Und schließlich sollte die Reise den<br />
Kindern und Jugendlichen Spaß machen.<br />
Die Referentinnen zogen aus den auf der<br />
Sommerreise gemachten Erfahrungen das<br />
Fazit, dass eine Veränderung des Bewegungsverhaltens<br />
bei übergewichtigen und<br />
adipösen Kindern bei entsprechender Motivation<br />
erzielt werden kann. Darüber hinaus<br />
wiesen sie darauf hin, dass eine Kooperation<br />
mit wohnortnahen Sportvereinen für<br />
eine Umstrukturierung des Freizeitverhaltens<br />
der Kinder und Jugendlichen eine unentbehrliche<br />
Voraussetzung sei.<br />
Pfundige Kids in Spandau<br />
Über zielgruppenspezifische Sportangebote<br />
für übergewichtige Kinder im Berliner Bezirk<br />
Spandau referierte Manuela Stein von der<br />
Sportjugend Spandau AG. Durch gezielte<br />
Sportkurse wird das für übergewichtige<br />
Kinder und Jugendliche erhöhte Risiko von<br />
Herz-/Kreislauferkrankungen aber auch Haltungsschäden<br />
und Wirbelsäulenerkrankungen<br />
gemindert. Neben einer Verbesserung<br />
des körperlichen und seelischen Wohlbefindens<br />
stehe für die Anbieter der Sportkurse<br />
die Stärkung des Selbstwertgefühls der Kinder<br />
im Vordergrund, so Stein. Durch die Aufnahme<br />
und Vertiefung sozialer Kontakte mit<br />
„Gleichgesinnten“ sollen die Kinder und Jugendlichen<br />
auch lernen, Verantwortung für<br />
sich selbst zu übernehmen. Zielstellung<br />
müsse es sein, gesundheitsgefährdende<br />
Verhaltensmuster aufzubrechen und das<br />
Bewusstsein der Kursteilnehmer/-innen für<br />
eine gesunde Lebensführung zu entwickeln.<br />
Dazu erarbeiteten die Anbieter ein Konzept,<br />
dass sowohl ein regelmäßiges Sportangebot<br />
in Vereinen, aber auch medizinische Betreuung<br />
bei Bedarf und Ernährungsberatung<br />
umfasst.<br />
Diese integrativen Sportangebote lassen<br />
sich nur durch eine enge Kooperation vieler<br />
in der <strong>Gesundheit</strong>sförderung tätiger Akteure<br />
realisieren. Deshalb arbeiten die kursanbietenden<br />
Spandauer Sportvereine verstärkt<br />
mit dem Landessportbund, dem Bezirksamt<br />
Spandau und mit diversen Spandauer Kinderärzten<br />
zusammen. Darüber hinaus werde<br />
eine Zusammenarbeit mit Krankenkassen<br />
und Kassenärztlicher Vereinigung angestrebt,<br />
so Stein weiter. Diese wäre ein weiterer<br />
Schritt um zusätzliche Synergieeffekte<br />
zu erzielen.<br />
Mopsfidel in Friedrichsfelde<br />
In ihrem Schlusswort wies die Moderatorin<br />
der Fachveranstaltung, die stellvertretende<br />
Sprecherin des Arbeitskreises „Kind und Familie“,<br />
Karin Schmedding (Barmer-Ersatzkasse)<br />
nachdrücklich darauf hin, dass der<br />
Schwerpunkt Bewegung und Ernährung<br />
eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein<br />
müsse. Sie verwies darüber hinaus auf die<br />
Möglichkeiten der Krankenkassen, <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
und Prävention nachhaltig<br />
zu unterstützen. Besonders dem Setting<br />
Schule müsse verstärkte Aufmerksamkeit<br />
geschenkt werden, so Schmedding weiter.<br />
Darüber hinaus lobte Schmedding die gute<br />
Zusammenarbeit der Arbeitskreise „Kind<br />
und Familie“ und „Bewegung und<br />
Ernährung“. Dessen Sprecherin Kerstin<br />
Moncorps von der Plan- und Leitstelle Marzahn-Hellersdorf<br />
stellte den Arbeitskreis vor<br />
und sprach über die Chancen, durch eine<br />
Vernetzung der Arbeitskreise weitere gesundheitsfördernde<br />
Vorhaben zu realisieren.<br />
Fabian Engelmann<br />
Newsletter zu Schule<br />
und <strong>Gesundheit</strong><br />
Das „Netzwerk gesunde Ernährung“ bietet<br />
ab sofort einen Newsletter mit Informationen<br />
rund um Schule und <strong>Gesundheit</strong> an.<br />
Das kostenlose Angebot versorgt Lehrer mit<br />
praxisrelevanten Informationen und hält sie<br />
in puncto schulischer <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
auf dem Laufenden.<br />
Dabei geht es aber nicht nur darum, <strong>Gesundheit</strong><br />
für Schüler erleb- und umsetzbar<br />
zu machen. Auch die <strong>Gesundheit</strong> der Lehrerinnen<br />
und Lehrer ist ein wichtiges Thema.<br />
Im monatlichen Newsletter werden Pädagogen<br />
über erfolgreiche Projekte und Aktionen<br />
informiert und erhalten Buchtipps und Veranstaltungshinweise.<br />
Eine kleine praktische<br />
Unterrichtseinheit aus dem Ernährungsbereich<br />
ist genauso vorhanden wie Links zu interessanten<br />
Webseiten im Internet.<br />
Hinweise auf aktuelle Fachartikel, in denen<br />
Maßnahmen für mehr <strong>Gesundheit</strong> und<br />
Wohlbefinden bei Kindern und Lehrern vorgestellt<br />
werden und aufbereitete wissenschaftliche<br />
Informationen zu <strong>Gesundheit</strong>sthemen<br />
runden das neue Angebot ab. Interessierte<br />
können den Newsletter unter<br />
www.erlebniskiste.de kostenlos abonnieren.<br />
Das „Netzwerk gesunde Ernährung“ ist ein<br />
Gremium von Ernährungsexperten, unter<br />
anderem aus dem aid Infodienst, der Verbraucherzentrale<br />
Nordrhein-Westfalen und<br />
dem Verband für Unabhängige <strong>Gesundheit</strong>sberatung<br />
Deutschland e.V. (UGB). Es wird<br />
seit 1999 angestrebt, die Ernährungs- und<br />
<strong>Gesundheit</strong>ssituation von Kindern langfristig<br />
und nachhaltig zu verbessern.<br />
Diese Zielsetzung wurde im Laufe der Zeit<br />
noch erweitert: ein wichtiger Aspekt ist<br />
dabei die <strong>Gesundheit</strong> der Lehrer/-innen,<br />
deren <strong>Gesundheit</strong>sbewusstsein als Schlüssel<br />
für eine gesundheitsfördernde Schule<br />
gesehen wird. Ziel ist eine „gesunde Schule<br />
für alle“.<br />
Bezug und Informationen:<br />
Anika Kühn<br />
Verband für Unabhängige<br />
<strong>Gesundheit</strong>sberatung Deutschland e.V.<br />
(UGB)<br />
Sandusweg 3<br />
35435 Wettenberg/Gießen<br />
Tel.: 0641/8089 6-0, Fax: 0641/8089 6-50<br />
Internet: www.ugb.de
Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
Altern und <strong>Gesundheit</strong><br />
Beschwerden zu Altersdiskriminierung / Neues<br />
vom Arbeitskreis Altern und <strong>Gesundheit</strong><br />
1.600 Beschwerden gegen<br />
Altersdiskriminierung<br />
Nach dem Vorbild der Erfahrungen aus Holland wurde vom Büro für Altersdiskriminierung<br />
2001 ein bundesweiter Beschwerdetag gegen Altersdiskriminierung organisiert. Die Ergebnisse<br />
liegen nun vor: Mit 16 Telefonen in Berlin, Erfurt und Köln wurden 1.598 Beschwerden<br />
aus nahezu allen deutschen Bundesländern erfasst und mit der jetzt vorliegenden Dokumentation<br />
sehr differenziert ausgewertet. Ziel war eine Bestandsaufnahme über das Ausmaß<br />
altersbedingter Ungleichbehandlung.<br />
Unter dem Titel Lebensalter und Diskriminierung<br />
wurde die „Dokumentation und<br />
Auswertung des ersten Beschwerdetages<br />
<strong>zum</strong> Thema Altersdiskriminierung“ im November<br />
2002 vom Büro gegen Altersdiskriminierung<br />
e.V. herausgegeben. In den Foren<br />
des Arbeitskreises Altern und <strong>Gesundheit</strong><br />
während des 7. und 8. Kongresses Armut<br />
und <strong>Gesundheit</strong> wurde bereits eine Auswertung<br />
dieser Befragung begonnen, die jetzt<br />
vertieft werden kann.<br />
Die „Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz<br />
und der Schutz vor Diskriminierung als<br />
Menschenrecht“ sowie die „Gleichbehandlung<br />
in Beschäftigung und Beruf“ wurden in<br />
EU-Richtlinien fixiert. Nach der Grundrechte-<br />
Charta der Europäischen Gemeinschaft ist<br />
Diskriminierung wegen des Lebensalters<br />
verboten. In mehreren Staaten (Australien,<br />
Finnland, Großbritannien, Irland, Niederlande,<br />
Schweiz, USA) hat die Abwehr von Diskriminierungen<br />
wegen des Lebensalters Verfassungsrang.<br />
Die Praxis sieht jedoch ganz<br />
anders aus.<br />
Im deutschen Recht gibt es bislang keine<br />
Vorschrift <strong>zum</strong> Verbot von Altersdiskriminierung.<br />
In Entwürfen für diesbezügliche gesetzliche<br />
Regelungen wurde durch Protest<br />
des Arbeitgeberverbandes „Lebensalter“ ersatzlos<br />
gestrichen. Die „richtige“ Anzahl der<br />
Lebensjahre entscheidet zunehmend über<br />
die Chancen der sozialen Teilhabe oder über<br />
deren Ausschluss. Schon 30-Jährige sind<br />
von unzulässigen Differenzierungen betroffen!<br />
Das kalendarische Lebensalter sagt<br />
wenig über individuelle Leistungsfähigkeit<br />
aus. Im Jahr 2001 beschäftigten 60 Prozent<br />
aller bundesdeutschen Unternehmen keine<br />
über 50-Jährigen mehr.<br />
Der erste bundesweite Beschwerdetag sollte<br />
ein Schlaglicht auf dieses Problem werfen.<br />
Wie die Veranstalter feststellten, hatten<br />
sie mit einer so massiven Reaktion von<br />
1.598 Beschwerden innerhalb eines Tages in<br />
der Zeit von 8 bis 20 Uhr nicht gerechnet.<br />
Das Altersspektrum der Anrufer war zwischen<br />
20 und 95 Lebensjahren, von den<br />
über 59-Jährigen wurden mehr als 60 Prozent<br />
aller Beschwerden vorgebracht. 1.078<br />
Meldungen über Altersdiskriminierung wurden<br />
von Frauen vorgetragen, 520 von Männern.<br />
Eine Anruferin bemerkte, dass schon<br />
die 50-Jährigen Frauen in der Öffentlichkeit<br />
„unsichtbar“ seien.<br />
Auf der Grundlage von differenzierten Protokollbögen<br />
wurden 130 verschiedene Themen<br />
dokumentiert. Ausmaß und Spannweite<br />
des Problems wurden sichtbar:<br />
� Mit 31 Prozent wurden die meisten Meldungen<br />
<strong>zum</strong> Thema Altersdiskriminierung<br />
und „Alter“ registriert (Vorstellungsgespräch<br />
chancenlos, Altersbegrenzungen<br />
in Stellenanzeigen, drohende Entlassung,<br />
erzwungenes Ausscheiden, keine Laufbahnchancen,<br />
keine Zulassung zur Fortbildung,<br />
keine Vermittlung durch Arbeits-<br />
Altern und <strong>Gesundheit</strong><br />
amt (mit dem Vorurteil: „zu alt“).<br />
� An zweiter Stelle der Meldungen steht<br />
das Thema „Image“ – 19 Prozent aller Beschwerden;<br />
davon knapp 80 Prozent von<br />
Frauen (Ältere nicht ernst nehmen, unfreundliche<br />
Behandlung, negative Darstellung<br />
in Medien, „überhört und übersehen“,<br />
Ungeduld und Überheblichkeit<br />
...). – Alter entscheidet über Wertschätzung!<br />
Beim holländischen Beschwerdetag<br />
stand „Image“ mit 1 Prozent an letzter<br />
Stelle!<br />
� Das Thema „Krankenkassen/Ärzte“ steht<br />
an dritter Stelle – 11 Prozent der registrierten<br />
Beschwerden (Beschwerden<br />
werden vom Arzt nicht ernst genommen:<br />
„gehören <strong>zum</strong> Altwerden“, keine vorbeugende<br />
Behandlung oder keine Rehabilitationsmaßnahme,<br />
höhere Krankenversicherung<br />
zahlen, geistige Verwirrung wird<br />
unterstellt, keine Ernährungsberatung<br />
mehr ...).<br />
� 10 Prozent der Beschwerden betrafen Probleme<br />
im „Öffentlichen Raum“ (zu hohe<br />
Trittbretter in Bussen und Bahnen, Türen<br />
in öffentlichen Verkehrsmitteln schließen<br />
zu schnell, Rolltreppen oder Aufzüge<br />
funktionieren nicht oder fehlen, Bänke in<br />
der Innenstadt oder im Park fehlen, Sitzgelegenheiten<br />
in Kaufhäusern/Geschäften<br />
fehlen, Ampelschaltungen für Fußgänger<br />
sind zu kurz, Handläufe an Treppen<br />
nicht vorhanden, Informationen zu<br />
klein gedruckt).<br />
� Weitere Themen waren „Finanzen“, „Pflege“,<br />
„Abschluss von Versicherungen“,<br />
„Wohnen“, „Weiterbildung/Unterricht“<br />
und „Ehrenamt“.<br />
In allen diesen Bereichen gibt es großen<br />
Handlungsbedarf, eine sorgfältige Auswertung<br />
vieler Vorschläge zur Sozial- und <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />
für die Kommunen ist dringend<br />
erforderlich. Dringender Handlungsbedarf<br />
besteht auch für die Medien. „Sie<br />
transportieren direkt oder indirekt diskriminierende<br />
Altersbilder, sie prägen damit die<br />
Wahrnehmung und zementieren Altersstereotypen“<br />
(„Vergreisung der Gesellschaft“,<br />
„Vergruftungsgefahr“, „Pensionslastenwucht“,<br />
„Lebenszeitbudgetierung“).<br />
Es darf nicht das kalendarische Lebensalter<br />
über die individuelle Wertschätzung entscheiden!<br />
„Ältere Menschen haben das<br />
Recht auf ein würdiges und unabhängiges<br />
Leben und auf Teilhabe am sozialen und<br />
kulturellen Leben“ (Charta der EU). Das<br />
Büro gegen Altersdiskriminierung in Köln<br />
hat zusammen mit über 60 Gruppen sehr<br />
engagiert gearbeitet und einen wichtigen<br />
Beitrag zur Lösung der diesbezüglichen Aufgabenstellung<br />
geleistet. Heinz Trommer<br />
13
14<br />
Altern und <strong>Gesundheit</strong> Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
News aus dem Arbeitskreis Altern und<br />
<strong>Gesundheit</strong><br />
Der Arbeitskreis „Altern und <strong>Gesundheit</strong>“ hat in den zurückliegenden Monaten die Altenhilfearbeit<br />
mehrerer Vereine unterstützt und damit interessante Erfahrungen und neue Kooperationspartner<br />
gewonnen.<br />
Zum Sozialseminar „Für ein würdevolles,<br />
aktives und selbstbestimmtes Leben im<br />
Alter“ am 29.10.2002 hatte der Landesverband<br />
des e. V. „Jahresringe“ Dr. Christine<br />
Roßberg und Dr. Heinz Trommer vom AK „Altern<br />
und <strong>Gesundheit</strong>“ als Referenten eingeladen.<br />
Der „Vierte Bericht zur Lage der älteren Generation<br />
in der Bundesrepublik Deutschland:<br />
Risiken, Lebensqualität und Versorgung<br />
Hochaltriger ...“ stand im Mittelpunkt<br />
der Ausführungen von Dr. Roßberg. Diskutiert<br />
wurde vor allem über die medizinischpflegerischen,<br />
sozialen, materiellen und<br />
wohnungstechnischen Anforderungen im<br />
Leben dieser Altersgruppe. Ausgegangen<br />
wurde von der Hauptaussage des Berichtes,<br />
die Betreuung künftig differenzierter abzustufen<br />
und stärker zu vernetzen. Unter besonderer<br />
Berücksichtigung von demenziellen<br />
Erkrankungen wurde über die vorgeschlagenen<br />
77 Handlungsorientierungen<br />
der Sachverständigenkommission beraten.<br />
Dr. Trommer gestaltete entsprechend dem<br />
Wunsch der Veranstalter ein Seminar zur<br />
Thematik „Lebenskunst und Lebensstil für<br />
<strong>Gesundheit</strong> im Alter“, um ihre ehrenamtlichen<br />
Mitglieder für die Betreuung in der<br />
Kommune zu befähigen.<br />
„Um wirklich glücklich zu sein, muss man<br />
eine Aufgabe und große Hoffnung haben“<br />
(Ricarda Huch)<br />
Anlaß für dieses Thema waren Erfahrungen<br />
über Probleme in der Altenhilfe, insbesondere<br />
individuelle Schwierigkeiten in der Lebensgestaltung,<br />
emotionale Belastung infolge<br />
gesundheitlicher Einschränkungen,<br />
Verunsicherung in der subjektiven Wertung<br />
der persönlichen Lebensbilanz sowie erlebter<br />
Defizite in der sozialen Akzeptanz. In<br />
einem regen Erfahrungsaustausch wurden<br />
Erkenntnisse über individuelle und soziale<br />
Ressourcen vermittelt, wurde über mögliche<br />
Ursachen für Unzufriedenheit und Zufriedenheit<br />
im Alltag sowie über Komponenten<br />
der psychischen Lebensbewältigung gesprochen.<br />
Die Teilnehmer/-innen erhielten Materialien<br />
zur Psychohygiene für ihre ehrenamtliche<br />
Tätigkeit.<br />
Mehrere Mitglieder des AK „Altern und <strong>Gesundheit</strong>“<br />
nahmen im Altenhilfezentrum des<br />
Sozialwerkes Berlin e. V. am 16. Oktober<br />
2002 an einer Veranstaltung der Fachgruppe<br />
Ältere Menschen des Landesverbandes<br />
Berlin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes<br />
teil. Von der Sprecherin der Fachgruppe,<br />
Käte Tresenreuter, war Dr. Trommer zu<br />
einem Vortrag eingeladen worden, um über<br />
eine Einführung in das mentale Training zu<br />
referieren. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
können durch mentales (geistiges)<br />
Training psychische Alterungsprozesse<br />
verzögert und die Selbständigkeit in der Lebensführung<br />
älterer Menschen verlängert<br />
werden. Im Beitrag wurden Beispiele für<br />
Übungen des mentalen Trainings – z.B. zur<br />
Aktivierung der Leistungsfähigkeit von psychischen<br />
Prozessen wie Konzentration,<br />
Wahrnehmung, (logisches und kreatives)<br />
Denken, Gedächtnis und sprachliche Ausdrucksfähigkeit<br />
– demonstriert.<br />
In der Diskussion wurde gefordert, solche<br />
Trainingsmöglichkeiten in der offenen Altenhilfe<br />
sowie in der ambulanten Altenhilfe einzusetzen.<br />
Die Teilnehmer wünschten eine<br />
Fortsetzung des Themas im Frühjahr 2003.<br />
In Veranstaltungen anlässlich des Welt-Alzheimer-Tages<br />
2002 wurde darauf verwiesen,<br />
dass den Alzheimer-Kranken im Kampf um<br />
die finanziellen Ressourcen und die unterschiedlichen<br />
Zuständigkeiten die notwendige<br />
Diagnostik, Therapie und Pflege häufig<br />
noch vorenthalten wird.<br />
Im 2. Berliner Memory Walk <strong>zum</strong> Welt-Alzheimer-Tag<br />
wurde gefordert, sicherzustellen,<br />
dass „für Alzheimer-Kranke die<br />
Trennung zwischen Leistungen der Krankenund<br />
Pflegekasse aufgehoben wird, die Angehörigen<br />
mehr Entlastung erhalten, die<br />
Krankenkassen die notwendigen Medikamente<br />
und Therapien finanzieren, die gerontopsychiatrische<br />
<strong>Ausbildung</strong> der Ärzte<br />
und Pflegekräfte erfolgt und flächendeckend<br />
kompetente ambulante und stationäre<br />
Versorgungsstrukturen für die Kranken<br />
und ihre Angehörigen geschaffen werden“.<br />
Der AK „Altern und <strong>Gesundheit</strong>“<br />
beteiligte sich an Veranstaltungen sowie an<br />
der Aktion und Unterschriftensammlung.<br />
Die Beratungsbörse zur fachlichen Anleitung<br />
und Unterstützung bei ehrenamtlicher<br />
Tätigkeit älterer Menschen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg<br />
unter Leitung von Renate<br />
Schack, Mitglied des AK „Altern und<br />
<strong>Gesundheit</strong>“, hatte Dr. Trommer zu einer Zusammenkunft<br />
mit Vertretern aus Sozialkommissionen<br />
und Seniorenvertretungen aus<br />
dem Bezirk eingeladen.<br />
Thema der Aussprache waren der Bericht<br />
„Armut und soziale Ungleichheit in Berlin“<br />
der Berliner Senatsverwaltung für <strong>Gesundheit</strong>,<br />
Soziales und Verbraucherschutz“<br />
sowie die Armuts- und Reichtumsberichterstattung<br />
„Lebenslagen in Deutschland“ der<br />
Bundesregierung.<br />
In der Beratung wurde vor allem über diesbezügliche<br />
Erfahrungen in der ehrenamtlichen<br />
Tätigkeit berichtet und insbesondere<br />
darauf aufmerksam gemacht, dass noch zu<br />
viele Informationsdefizite bei Betroffenen<br />
vorhanden und konkrete Beratung und Betreuung<br />
vor allem älterer Bürger erforderlich<br />
sind.<br />
Dr. Sigrid Henße, Mitglied des AK „Altern<br />
und <strong>Gesundheit</strong>“, eröffnete am 22.Oktober<br />
2002 in Eichwalde ein Zentrum für <strong>Gesundheit</strong>s-<br />
und Ernährungsberatung. Bei der<br />
kleinen Feier waren der Bürgermeister, Dr.<br />
Ekkahard Schulz, sowie Vertreter der Koordinierungsstelle<br />
Rund um das Alter, Wedding-Mitte-Tiergarten,<br />
Berlin, des Krisentelefons<br />
Pflege in Not und des Seniorenbeirats<br />
von Eichwalde erschienen, die in der<br />
Aussprache ihre aktive Unterstützung dieses<br />
Projektes versprachen. Das neuartige<br />
Beratungsangebot soll vor allem älteren<br />
Menschen und deren Angehörigen bei gesundheitlichen<br />
Beeinträchtigungen und<br />
Krankheiten im Alter dienen (u.a. Einzelberatung,<br />
Angehörigengespräche, Vermittlung<br />
von Hilfen, Haus- und Pflegeheimbesuche,<br />
Informationsveranstaltungen). Dr. Trommer<br />
überbrachte die Grüße des AK „Altern und<br />
<strong>Gesundheit</strong>“ und übergab die Broschüre<br />
„Selbstaktivierung als Quelle von <strong>Gesundheit</strong>“.<br />
Am 19. November 2002 traf sich der Arbeitskreis<br />
„Altern und <strong>Gesundheit</strong>“ zur Vorbereitung<br />
des 8. Kongresses Armut und <strong>Gesundheit</strong><br />
mit den Referenten und Moderatoren<br />
der vier Foren, die vom AK organisiert und<br />
gestaltet wurden. Vorgetragen wurden die<br />
Abstracts der zwölf Beiträge zu dem Rahmenthema<br />
„Altwerden in Deutschland – <strong>Gesundheit</strong>spotenziale<br />
und Lebenslagen“.<br />
Eine rege Aussprache diente der inhaltli-
Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03 Soziale, gesunde Stadt<br />
chen Vorbereitung und Vertiefung der Ansätze<br />
in der Diskussion während des Kongresses.<br />
Der Arbeitskreis Berliner Senioren organisierte<br />
am 4. Dezember 2002 eine öffentliche<br />
Veranstaltung <strong>zum</strong> Thema „<strong>Gesundheit</strong> im<br />
Alter und Pflege mit Qualität“. In der Podiumsdiskussion<br />
sprachen Dr. Trommer, AK<br />
„Altern und <strong>Gesundheit</strong>“ und Rainer Lachenmayer,<br />
Paritätischer Wohlfahrtsverband,<br />
LV Berlin.<br />
Ausgehend von den lebenslangen Prozessen<br />
des Alterns und der <strong>Gesundheit</strong> sowie<br />
deren vielfältigen Wechselwirkungen verwies<br />
Dr. Trommer vor allem auf die Ressourcen<br />
der <strong>Gesundheit</strong> im Alter (Erkenntnisse<br />
aus der Psychogerontologie und Psychohygiene)<br />
sowie mögliche Potenziale in der offenen<br />
Altenhilfe. Die Teilnehmer/-innen erhielten<br />
am Schluss einer angeregten Aussprache<br />
die „15 Regeln für gesundes<br />
Älterwerden“.<br />
Zu dem Workshop „Regionale Implementierung<br />
des Weltaltenplanes – Nationale Umsetzung“<br />
erhielt der Arbeitskreis „Altern<br />
und <strong>Gesundheit</strong>“ eine Einladung von der<br />
Geschäftsstelle Weltaltenplan am Deutschen<br />
Zentrum für Altersfragen in Bonn. Ziel<br />
dieser nationalen Fachtagung im Dezember<br />
2002 in Berlin war die Information über die<br />
von der Wirtschaftskommission für Europa<br />
(UNECE) in Berlin durchgeführte Ministerkonferenz<br />
und über die nationalen Auswirkungen<br />
für die Bundesrepublik Deutschland.<br />
Inge Frohnert, Arbeitskreis „Altern und<br />
<strong>Gesundheit</strong>“, nahm an dieser Veranstaltung<br />
teil. Die Auswertung wird in der nächsten<br />
Zusammenkunft des Arbeitskreises stattfinden.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt der Tätigkeit im<br />
Arbeitskreis Altern und <strong>Gesundheit</strong> ist die<br />
Auswertung und Information über diesbezügliche<br />
Dokumentationen, die den Mitgliedern<br />
des AK und anderen Interessenten zur<br />
Ansicht zur Verfügung stehen. Dazu<br />
gehören unter anderen:<br />
� „Verschuldung und psychische <strong>Gesundheit</strong>“<br />
� „Alternde Belegschaften – Herausforderung<br />
für die Wettbewerbsfähigkeit“<br />
� „Lebensalter und Diskriminierung“<br />
� „Mobbing – erkennen, helfen,<br />
vorbeugen“<br />
� „Sozialreport 50+2002“ – Daten und Fakten<br />
zur sozialen Lage von Bürgern ab 50<br />
Jahre in den neuen Bundesländern<br />
� „<strong>Gesundheit</strong> im Alter“ – <strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />
des Bundes, Heft 10.<br />
Heinz Trommer<br />
Soziale, gesunde Stadt<br />
Berlin im Gesunde Städte-Netzwerk / Gesund -<br />
heitsförderung und Lokalen Ökonomie / Berli -<br />
ner Armutsbericht / Sportforum<br />
Beitritt <strong>zum</strong> Netzwerk: „Die gesunde Stadt<br />
Berlin hat eine wichtige Vorbildfunktion“<br />
Mit der Übergabe der Mitgliedsurkunde an Berlin am 14. Februar wird die letzte wichtige<br />
Großstadt der Bundesrepublik Teil des Gesunde Städte-Netzwerks. Über die Vorbildfunktion<br />
der „gesunden Hauptstadt“ und die nächsten Schritte für Berlin sprach Info-Dienst mit<br />
dem Koordinator des bundesweiten Netzwerks, Klaus-Peter Stender.<br />
Info-Dienst: Berlin hat's nun nach einer langen<br />
Vorbereitungszeit geschafft. Der <strong>Gesundheit</strong>ssenatorin<br />
Heidi Knake-Werner<br />
wird die Mitgliedsurkunde übergeben ...<br />
Stender: ... da kann ich als erstes nur gratulieren!<br />
Auch Potsdam und Pankow von Berlin<br />
werden gleichzeitig ihre Urkunden überreicht.<br />
Das kann die <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
gleich in einer ganzen Region stärken und<br />
ist deshalb ein wichtiger Schritt.<br />
Info-Dienst: Was bedeutet die Berliner Mitgliedschaft<br />
für das bundesweite Netzwerk?<br />
Stender: Der Beitritt Berlins hat eine wichtige<br />
Bedeutung. Und zwar nicht nur für das<br />
Netzwerk, sondern für die <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
als politische Aufgabe insgesamt.<br />
Mit Berlin sind jetzt beinahe alle Großstädte<br />
Mitglied. Das heißt auch, dass sich die<br />
wichtigsten Städte das Thema kommunale<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung auf die Fahnen geschrieben<br />
haben und als Ziel verfolgen wollen.<br />
Auf Berlin wird dabei besonders geschaut<br />
werden, die Hauptstadt hat nun mal<br />
auch eine Vorbildfunktion. Das ist eine<br />
große Chance, bringt aber auch eine große<br />
Verantwortung mit sich. Das Motto wird<br />
sein: „Wenn die es – trotz ihrer knappen<br />
Kassen – schaffen, das 9-Punkte-Programm<br />
kraftvoll umzusetzen, dann werden wir das<br />
auch können.“<br />
Info-Dienst: Die meisten Berliner Bezirke<br />
sind ja bereits Mitglied und erfahren in der<br />
Arbeit für eine gesunde Stadt ...<br />
Stender: ... ja, und ich bin gespannt, inwieweit<br />
man von der Senatsebene aus zur<br />
Kenntnis nimmt, dass in den Bezirken bereits<br />
viel passiert. Das sind Ressourcen und<br />
Erfahrungen, deren Nutzung würde ich unbedingt<br />
empfehlen!<br />
Info-Dienst: Die Urkunde allein hilft den<br />
Berlinern ja nicht. Welche Schritte muss<br />
Berlin denn nun gehen, um vorwärts zu<br />
kommen?<br />
Stender: Ich finde eine <strong>Gesundheit</strong>skonferenz<br />
mit dem Thema Kinder und Jugendliche<br />
sehr vernünftig. Das klang ja bereits auf der<br />
Fachtagung von <strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. im<br />
September letzten Jahres an. Damit <strong>Gesundheit</strong>skonferenzen<br />
ertragreich sein können,<br />
müssen sie gut vorbereitet werden. Prioritäten<br />
sollten erkennbar sein. Nach unseren<br />
Erfahrungen heißt das auch, dass gemeinsam<br />
mit relevanten Akteuren bereits im Vorfeld<br />
Handlungsempfehlungen diskutiert und<br />
empfohlen werden. Diese Arbeit ist ein umfassender<br />
und zielorientierter Prozess,<br />
schließlich ist eine <strong>Gesundheit</strong>skonferenz<br />
nur ein Höhepunkt unter vielen ablaufenden<br />
Aktivitäten.<br />
Info-Dienst: Das 9-Punkte-Programm fordert<br />
die Benennung einer Koordinationsstelle.<br />
Muss diese nicht zuerst etabliert sein?<br />
Stender: Selbstverständlich, da haben Sie<br />
Recht. Aber das Voranbringen gesundheitsfördernder<br />
Ziele, wie z. B. die Förderung der<br />
Kinder- und Jugendgesundheit ist mindestens<br />
ebenso wichtig. Nur so entwickelt sich<br />
15
16<br />
Soziale, gesunde Stadt Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
ein gemeinsames Erfahrungsfeld, dass gesundheitsfördernde<br />
Aktivitäten zu erkennbaren<br />
Besserungen führen. Dass die Umsetzung<br />
dieses Prozesses auf das Funktionieren<br />
bestehender Strukturen angewiesen ist,<br />
belegen unsere Netzwerk-Erfahrungen.<br />
Info-Dienst: Abgesehen von der koordinierenden<br />
Stelle – Im Netzwerk wirken ja viele<br />
unterschiedliche Interessen; erst recht in<br />
Berlin mit seiner Vielzahl starker Akteure.<br />
Wie gelingt es, Initiativen-Vertreter, Kassen,<br />
Verwaltung, Wissenschaft und Politik am<br />
gleichen Strang ziehen zu lassen?<br />
Stender: Es kommt darauf an, in welcher<br />
Weise man es schafft, ein Klima für Kooperationen<br />
aufzubauen und deren Nutzen erfahrbar<br />
zu machen. Aus dem Gesunde Städte<br />
Netzwerk können wir da auf einige erfreuliche<br />
Beispiele verweisen. In<br />
Heidelberg, Rostock, Kreis Unna oder Münster,<br />
um einige Städte hervorzuheben,<br />
haben die Gesunde Städte Ansätze mittlerweile<br />
dazu geführt, dass <strong>Gesundheit</strong> ein<br />
wichtiges kommunales Thema geworden<br />
ist. Eine abgestimmte Strategie, die von der<br />
<strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung, über <strong>Gesundheit</strong>skonferenzen,<br />
Vereinbarung von<br />
<strong>Gesundheit</strong>szielen und natürlich und grundlegend<br />
bis <strong>zum</strong> Engagement von Politik,<br />
Verwaltung, Arbeitgebern, Gewerkschaften,<br />
Volkshochschulen, Bürgerinnen und Bürgern<br />
reicht, haben zu diesen Fortschritten<br />
beigetragen. Berlin kann also durchaus<br />
auch viel aus Erfahrungen des Gesunde<br />
Städte Netzwerkes lernen.<br />
Info-Dienst: Vielen Dank für das Gespräch!<br />
Das Interview führte Johannes Strotbek<br />
Erster Berliner Armutsbericht<br />
Senatorin Dr. Heidi Knake-Werner hat den Bericht „Armut und soziale Ungleichheit in<br />
Berlin“ im Oktober der Öffentlichkeit vorgelegt.<br />
Der Bericht untersucht in Ergänzung <strong>zum</strong><br />
Sozialstrukturatlas das regional unterschiedliche<br />
Ausmaß und die Struktur der<br />
Armut. Er benennt dabei die erhöhten Armutsrisiken<br />
besonders betroffener Personengruppen.<br />
Armut hängt demnach eng zusammen<br />
mit Arbeitslosigkeit, der Anzahl der<br />
Kinder und dem Bildungsstand.<br />
12,8 Prozent der Berliner Bevölkerung gelten<br />
nach den Definitionen der OECD und der<br />
EU als arm. Damit sind in Berlin über<br />
435.000 Menschen von Armut betroffen.<br />
Auf den ersten Blick überraschend ist dabei,<br />
„<strong>Gesundheit</strong>sförderung ist Teil der<br />
Lokalen Ökonomie!“<br />
„<strong>Gesundheit</strong>sförderung ist ein Teil der Lokalen Ökonomie, nicht umgekehrt!“ sagt Dr. Karl<br />
Birkhölzer von der Interdisziplinären Forschungsgruppe Lokale Ökonomie an der TU Berlin.<br />
Ein Plädoyer für einen gebietsbezogenen Handlungsansatz und für die Förderung einer<br />
neuen sozialen Unternehmenskultur.<br />
Unter der Überschrift „Bausteine für eine<br />
gesunde Stadt“ stand auf einer Fachtagung<br />
gesundheitspolitischer Experten vom September<br />
2002 meines Wissens <strong>zum</strong> ersten<br />
Mal die Frage nach der Bedeutung „Lokaler<br />
Ökonomie“ für die <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
auf der Tagesordnung. Allerdings konnte<br />
sich das Thema nach meiner Beobachtung<br />
nicht so recht in den geplanten Konferenzablauf<br />
einfügen.<br />
Lokale Ökonomie ist eben kein neues Arbeitsfeld<br />
der <strong>Gesundheit</strong>sförderung, welches<br />
auf additive Weise den schon vorhandenen<br />
Arbeitsfeldern hinzugefügt werden<br />
könnte. Lokale Ökonomie ist eben kein<br />
neuer Aspekt der <strong>Gesundheit</strong>sförderung,<br />
sondern <strong>Gesundheit</strong>sförderung ist ein<br />
Aspekt der Lokalen Ökonomie.<br />
Womit wir uns mitten im Problem befinden:<br />
Es geht um eine stadtpolitische Querschnittsaufgabe,<br />
wofür die traditionellen<br />
Ressortabgrenzungen in Arbeit, <strong>Gesundheit</strong>,<br />
Soziales und Wirtschaft nicht mehr geeignet,<br />
um nicht zu sagen kontraproduktiv geworden<br />
sind. Die <strong>Gesundheit</strong>sförderung ver-<br />
dass in den östlichen Bezirken der Anteil<br />
der von Armut Betroffenen mit 10,6 Prozent<br />
um rund ein Viertel geringer ist als in den<br />
westlichen Bezirken mit 14,2 Prozent. Auch<br />
wenn dies die Einkommensverhältnisse Ost<br />
und West auf den Kopf stellt, belegt es,<br />
dass die Schere sozialer Ungleichheit in<br />
Ost-Berlin nach wie vor geringer ist als im<br />
Westteil. „Seit längerem wird in Politik, Wissenschaft<br />
und von Verbänden eine systematisch<br />
angelegte und fachlich fundierte Berichterstattung<br />
über Armut und Unterversorgung<br />
gefordert“, begründete Heidi<br />
kündet eine Gesunde Stadt, die Stadtentwicklung<br />
eine Soziale Stadt, die Wirtschaftsförderung<br />
eine Stadt des Wissens –<br />
die Reihe ließ sich fortsetzen. Möglicherweise<br />
wird keines der genannten Ziele erreicht,<br />
solange die diversen Politiken nebeneinander<br />
her statt zusammen wirken.<br />
Wiederherstellung lokaler Wirtschaftskreisläufe<br />
Lokale Ökonomie ist zunächst einmal ein<br />
Angebot, die verschiedenen Aspekte städtischen<br />
Lebens unter einem gemeinsamen<br />
Fokus nicht nur zusammen zu denken, sondern<br />
auch praktisch zusammen zu führen.<br />
Der Begriff „Lokale Ökonomie“ in dieser<br />
Form geprägt Ende der 70er / Anfang der<br />
80er Jahre in Großbritannien, hat eine doppelte<br />
Bedeutung als Sichtweise bzw. theoretisches<br />
Konzept einerseits und als strategisches<br />
Handlungskonzept andererseits.<br />
Gegenstand der theoretischen bzw. analytischen<br />
Sichtweise ist die „Gesamtheit aller<br />
auf die Entwicklung eines Ortes (eines Gemeinwesens)<br />
bezogenen wirtschaftlichen<br />
�weiter auf Seite 17<br />
Knake-Werner den Sinn des neuen Berichtes,<br />
der darüber hinaus eine Debatte einleite,<br />
„wie die Analyse von Armut und sozialer<br />
Ungleichheit weiter vertieft und verbreitert<br />
werden kann“. Dass in Berlin die Thematik<br />
nicht schon früher aufgegriffen wurde, hat<br />
nach Ansicht der Senatorin mit Schwierigkeiten<br />
zu tun, die Tatsache von wachsender<br />
Armut in einem reichen Land anzuerkennen.<br />
Der Bericht ist als Kurz- und Langfassung<br />
online verfügbar unter<br />
http://www.berlin.de/sengessozv/<br />
soziales/armutsbericht.html
Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
Aktivitäten... die formellen wie informellen,<br />
die produktiven wie die reproduktiven... 1 “.<br />
„Lokale Ökonomie“ ist insofern eher zwischen<br />
betriebswirtschaftlicher und traditionell<br />
volkswirtschaftlicher (besser: nationalökonomischer)<br />
Betrachtungsweise anzusiedeln.<br />
Sie bezieht sich stets auf einen<br />
„geografisch oder kulturell abgrenzbaren<br />
Raum mit historisch gewachsener Struktur<br />
und Identität, d.h. im weitesten Sinn auf ein<br />
Gemeinwesen... 2 “.<br />
Als strategisches Handlungskonzept ist<br />
„Lokale Ökonomie“ entstanden als Strategie<br />
ökonomischer Selbsthilfe zur Wieder-<br />
Herstellung funktionierender Wirtschaftsund<br />
Sozialbeziehungen in Krisengebieten<br />
(Regionen, Gemeinden, Stadtteile, Nachbarschaften).<br />
Im Mittelpunkt steht die Wieder-<br />
Herstellung lokaler (oder regionaler) Wirtschaftskreisläufe<br />
mit folgenden Zielsetzungen:<br />
� die Schaffung neuer Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten<br />
am Ort<br />
� die Mobilisierung endogener Potenziale,<br />
insbesondere der brachliegenden Kenntnisse<br />
und Fertigkeiten der Bevölkerung<br />
und<br />
� die Orientierung auf den Binnenmarkt,<br />
insbesondere die un- bzw. unterversorgten<br />
Bedürfnisse im Gemeinwesen.<br />
<strong>Gesundheit</strong> bzw. <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
sind insofern integraler Bestandteil lokalökonomischerRekonstruktionsbemühungen,<br />
und zwar sowohl als deren Folge wie<br />
auch als Voraussetzung ihrer langfristigen<br />
Tragfähigkeit.<br />
Dass <strong>Gesundheit</strong> hier untrennbar verknüpft<br />
ist mit den Arbeits- und Lebensbedingungen,<br />
braucht wohl nicht eigens betont zu<br />
werden. Der Vertreter der WHO Rüdiger<br />
Krech hat auf der Tagung im Übrigen eindrucksvoll<br />
dargelegt, in welchem Ausmaß<br />
<strong>Gesundheit</strong> von Faktoren abhängig ist, die<br />
außerhalb der Reichweite spezieller <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />
liegen.<br />
„Eine neue soziale Unternehmenskultur<br />
muss gezielt gefördert werden”<br />
Allgemeine „Wohlfahrt“ – das Wort „fahren“<br />
leitet sich etymologisch von „leben“ ab –<br />
entsteht nun aber leider nicht (mehr) quasi<br />
automatisch als Nebenprodukt wirtschaftlicher<br />
Prosperität. Im Gegenteil gerät – trotz<br />
mehr oder weniger kontinuierlichen Wirtschaftswachstums<br />
– gerade die <strong>Gesundheit</strong>s-<br />
und Sozialpolitik unter Druck. Dabei<br />
wird die Debatte ausschließlich beherrscht<br />
vom Kostenargument, während die Gründer-<br />
väter des Konzepts der „Sozialen Marktwirtschaft“<br />
stets das Produktivitätsargument<br />
sozial- und gesundheitspolitischer Aufwendungen<br />
in den Vordergrund gestellt haben.<br />
Solche Überlegungen mögen unter den Bedingungen<br />
verschärfter Weltmarktkonkurrenz<br />
reichlich antiquiert erscheinen, <strong>zum</strong>al<br />
eine Rückkehr in nationalstaatlich bzw. nationalökonomisch<br />
geschützte Wirtschaftsräume<br />
tatsächlich nicht möglich zu sein<br />
scheint. Andererseits nimmt die Zahl Derjenigen<br />
beständig zu, die von den Segnungen<br />
der Weltmarktintegration als Arbeitslose,<br />
Verarmte oder sonstwie Ausgegrenzte ausgeschlossen<br />
bleiben. Davon sind inzwischen<br />
nicht nur bestimmte soziale Gruppen,<br />
sondern zunehmend ganze Regionen, Städte<br />
und Gemeinden betroffen.<br />
Ich plädiere deshalb nachdrücklich für einen<br />
Strategiewandel in zwei Punkten:<br />
Der erste und vermutlich wichtigste betrifft<br />
den Wandel von der klassischen Zielgruppenorientierung<br />
zu einem integrierten, gebietsbezogenen<br />
Handlungsansatz: Soziale<br />
Benachteiligung mit ihren Folgen vollzieht<br />
sich heute vornehmlich in bestimmten Räumen<br />
bzw. Gemeinwesen mit einer Tendenz<br />
zur Multi-Deprivation bis hin zur Verwahrlosung<br />
der Lebensumwelten.<br />
Dabei bleiben individuelle Hilfen oft wirkungslos<br />
bzw. ein „Faß ohne Boden“, solange<br />
die Arbeits- und Lebensbedingungen unverändert<br />
bleiben. Deren Veränderung aber<br />
erfordert zwingend ein ressortübergreifendes<br />
Denken und Handeln, wobei z.B. die<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung einzubetten wäre in<br />
ein übergreifendes Quartiers- bzw. Gebietsentwicklungskonzept,<br />
welches auf lokaler<br />
Ebene Arbeits- und Beschäftigungspolitik,<br />
Bildungs-, <strong>Gesundheit</strong>s-, Umwelt- und Wirtschaftspolitik<br />
integriert.<br />
Der zweite Punkt betrifft den Wandel von<br />
einer ausschließlich auf private Investoren<br />
und Existenzgründungen fixierten Wirtschaftsförderung<br />
zur gezielten Förderung<br />
einer neuen sozialen Unternehmenskultur<br />
(als Soziale Ökonomie bzw. Drittes Wirtschaftssystem)<br />
3 .<br />
Soziale Unternehmungen sind Wirtschaftsunternehmen,<br />
die von oder für betroffene<br />
Bürger eigens zur Erreichung sozialer bzw.<br />
gemeinwesenbezogener Zwecke gegründet<br />
werden, wie z.B. soziale Integrationsbetriebe<br />
von und für Behinderte oder Selbsthilfeunternehmen<br />
von Arbeitslosen. Besondere<br />
Beispiele mit gesundheitspolitischem<br />
Soziale, gesunde Stadt<br />
Schwerpunkt finden sich in den sozialen Kooperativen<br />
Italiens bzw. der Community-<br />
Care-Bewegung in Großbritannien.<br />
Soziale Unternehmungen zeichnen sich aus<br />
durch ...<br />
� zivilgesellschaftliches bzw. bürgerschaftliches<br />
Engagement,<br />
� gemeinschaftliches Handeln,<br />
� Mobilisierung sozialen Kapitals sowie<br />
� Prinzipien der Kooperation und Gegenseitigkeit.<br />
Ihre Wirtschaftsweise folgt dem Prinzip des<br />
„Not-For-Private-Profit-Distributing“, d.h.<br />
dass alle erwirtschafteten Überschüsse<br />
nicht privat entnommen, sondern <strong>zum</strong><br />
Wohle bestimmter Zielgruppen oder Gemeinwesen<br />
verwendet werden.<br />
„Ich plädiere für einen Wandel zu einem gebietsbezogenen<br />
Handlungsansatz”<br />
Ihre wirtschaftliche Tragfähigkeit beruht auf<br />
einem spezifischen Finanzierungsmix aus<br />
eigenwirtschaftlichen Einnahmen am Markt,<br />
Einnahmen aus öffentlichen Mitteln, sofern<br />
sie öffentliche Aufgaben übernehmen oder<br />
ihre Tätigkeiten im öffentlichen Interesse<br />
liegen, und nicht zuletzt aus Zuwendungen<br />
in Arbeitszeit und/oder Geld durch Dritte.<br />
Dabei ist die Stärkung des eigenwirtschaftlichen<br />
Anteils von strategischer Bedeutung.<br />
Was hingegen das viel diskutierte und empfohlene<br />
Sponsoring betrifft, so sei zu äußerster<br />
Vorsicht geraten; es führt nur allzu<br />
leicht in nicht nur finanzielle Abhängigkeiten.<br />
Im Übrigen würde ich es aus politischen<br />
Gründen vorziehen, wenn private Unternehmen<br />
ihre Gewinnsteuer in höherem<br />
Maße direkt den öffentlichen Haushalten<br />
zugute kommen lassen würden.<br />
Karl Birkhölzer<br />
Informationen und Rückfragen unter:<br />
E-Mail: Karl.Birkhoelzer@TU-Berlin.de<br />
Weiterführende Literatur:<br />
1 Birkhölzer, Karl: Formen und Reichweite<br />
Lokaler Ökonomien, in: Ihmig Harald<br />
(Hrsg.), Wochenmarkt und Weltmarkt, Bielefeld<br />
2000, S.57/58<br />
2 Ebenda, S. 58<br />
3 vgl. Technologie-Netzwerk Berlin e.V.<br />
(Hrsg. ): Inovationsforum für soziale Unternehmen<br />
/ Quartiersmanagement,<br />
Berlin 2002.<br />
17
18<br />
Betriebliche <strong>Gesundheit</strong>sförderung Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
Gesunde Städte und<br />
Bewegung<br />
Der Landessportbund Berlin e.V. und <strong>Gesundheit</strong><br />
Berlin e.V. laden <strong>zum</strong> „Sportforum“,<br />
einer Fachveranstaltung <strong>zum</strong> Thema<br />
Gesunde Städte und Bewegung am 18. März<br />
2003 mit Experten des Gesunde Städte-<br />
Netzwerkes aus den Berliner Bezirken sowie<br />
Akteuren des <strong>Gesundheit</strong>ssports in Berlin.<br />
Bewegung in Form von <strong>Gesundheit</strong>ssport<br />
steigert das Wohlbefinden der Menschen<br />
nachhaltig. Das Gesunde Städte-Netzwerk<br />
der Bundesrepublik engagiert sich für eine<br />
ressortübergreifende <strong>Gesundheit</strong>sförderung,<br />
um das kollektive <strong>Gesundheit</strong>sverhalten<br />
der Bevölkerung positiv zu beeinflussen.<br />
Referiert und diskutiert werden auf der Veranstaltung<br />
Stand und Perspektiven des Gesunde<br />
Städte-Netzwerkes und dessen Entwicklungsmöglichkeiten<br />
in Berlin. Darüber<br />
hinaus erörtern Experten aus Politik und<br />
Praxis den Stellenwert von bewegungsfördernden<br />
Angeboten der Berliner Sportvereine<br />
im Gesunde Städte-Netzwerk. Am Beispiel<br />
verschiedener Berliner Bezirke werden<br />
Aktivitäten sowie Potenziale von Sportangeboten<br />
aufgezeigt. Welchen Beitrag können<br />
diese Angebote zu einer integrierten und<br />
nachhaltigen <strong>Gesundheit</strong>sförderungspolitik<br />
in Berlin leisten?<br />
Wie sieht die Bewegung der Berliner Bevölkerung<br />
in einer „Gesunden Stadt“ in 20 Jahren<br />
aus? Ausgehend von dieser Fragestellung<br />
wird eine Vision von Bewegung in einer<br />
Gesunden Stadt vorgestellt und diskutiert.<br />
Ziel der Veranstaltung ist es, in einer abschließenden<br />
Podiumsdiskussion Impulse<br />
und Anregungen für die Entwicklung von<br />
Bewegungs-, Spiel- und Sportangeboten im<br />
Sinne einer Gesunde Städte-Politik in Berlin<br />
aufzuzeigen. Fabian Engelmann<br />
Termin:<br />
Gesunde Städte und Bewegung<br />
18.März 2003, 18-21 Uhr<br />
Landessportbund Berlin e.V.<br />
LSB Sportschule,<br />
Priesterweg 4, 10829 Berlin<br />
Anmeldung: Birgitt Picht, Tel. 030-78772411<br />
E-Mail: b.picht@lsb-berlin.org<br />
Informationen:<br />
<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />
Straßburgerstr. 56, 10405 Berlin<br />
Tel: 030-443190-60, Fax: 030-443190-63<br />
E-Mail: post@gesundheitberlin.de<br />
Betriebliche<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
Mobbing-Report / Buchtipps zur arbeitsweltbe -<br />
zogenen <strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />
Jeder zehnte Erwerbstätige in Deutschland<br />
von Mobbing betroffen<br />
„Alle Formen des Mobbings müssen geächtet werden!“ Mit diesem Appell eröffnete <strong>Gesundheit</strong>ssenatorin<br />
Heidi Knake-Werner als Schirmfrau die Fachtagung <strong>zum</strong> Thema „Mobbing<br />
– erkennen, helfen, vorbeugen“ vom November 2002. Mit dem „Mobbing-Report“ wurden<br />
erstmals Angaben über das Ausmaß von Mobbing in Deutschland erfasst. Gegenwärtig<br />
sind 2,7 Prozent der Erwerbstätigen von Mobbing betroffen; 11,3 Prozent aller Erwerbstätigen<br />
werden im Laufe ihres Arbeitslebens gemobbt.<br />
Dr. Beate Beermann von der Bundesanstalt<br />
für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, erläuterte<br />
die Ergebnisse des Mobbing-Reports.<br />
Das Phänomen sei in allen Berufsgruppen,<br />
Branchen, Hierarchiestufen und Qualitätsniveaus<br />
nachweisbar. „Mobbingfreie Zonen“<br />
seien kaum zu finden. Nach Alter und Geschlecht<br />
gibt es besonders gefährdete<br />
Gruppen: z.B. Frauen sowie jüngere Mitarbeiter<br />
bis zu 25 Jahren; bei weiblichen Arbeitskräften<br />
liegt das Mobbingrisiko um<br />
75% höher als bei männlichen. Die Gefährdung<br />
von Auszubildenden liegt um 62%<br />
höher als der Durchschnitt der Beschäftigten.<br />
Ganz andere Ursachen sind offensichtlich<br />
bei älteren Mitarbeitern vorhanden z.B.<br />
höhere Entlohnung oder „Jugendwahn“.<br />
Aus der Studie geht hervor, dass es sich bei<br />
Mobbing nicht um betriebliche Einzelfälle<br />
handelt. In jedem zweiten Fall sind Vorgesetzte<br />
involviert. In 22% sind Einzelpersonen<br />
Mobbingakteure. Den fast gleichen Anteil<br />
(22,1%) haben Gruppen als Verursacher<br />
von Mobbing.<br />
Beermann wies nach, dass nach den Ergebnissen<br />
der Studie bei den Betroffenen<br />
98,7% mit negativen Veränderungen im Gesamtverhalten<br />
(z. B. sinkende Arbeitsleistungen,<br />
Misstrauen, Verunsicherung, sozialer<br />
Rückzug) reagieren. Drastisch ist die<br />
Zahl der (insbesondere psychosomatischen)<br />
Erkrankungen: nach der Untersuchung sind<br />
es 43%, davon die Hälfte mehr als sechs<br />
Wochen. Diesbezügliche Versetzungen und<br />
Kündigungen treffen die Gemobbten mehr<br />
als die Mobbingakteure. Gleichzeitig gilt,<br />
dass das Phänomen Mobbing einen aktiven<br />
Umgang sowohl betrieblich als auch gesellschaftlich<br />
erfordert, ignorieren oder tabuisieren<br />
hilft nicht. Das ist vor allem aus den<br />
erfassten betrieblichen Kosten (krankheitsbedingte<br />
Ausfälle, Produktionsstörungen,<br />
Kündigungen, Neueinstellungen ...) und Kosten<br />
im Sozialversicherungssystem (medizinische<br />
Behandlung, Medikamente, Psychotherapien,<br />
Rehabilitationsmaßnahmen ...)<br />
erforderlich.<br />
Die Untersuchung der Genese eines Einzelfalls<br />
ist sehr schwierig. In der Regel kann<br />
ein Geflecht mehrerer Ursachen festgestellt<br />
werden. D.h., es gibt keine einzelnen, separierbaren<br />
Ursachen für Mobbing. Wichtig<br />
sind die betrieblichen Rahmenbedingungen<br />
(Arbeitsorganisation, Arbeitsgestaltung,<br />
Führungsverhalten ...). Ein negatives Arbeitsklima<br />
wird mit 65,3% genannt. „Einen<br />
hohen Stellenwert haben Unklarheiten in<br />
der Arbeitsorganisation bzw. unklare Verantwortungsbereiche“<br />
sowie damit verbundene<br />
Auswirkungen (permanenter Termindruck,<br />
Stress und Hektik, Neigung zu<br />
Schuldzuweisungen). Mehr als ein Drittel<br />
der Befragten berichtete über Ängste (Verlust<br />
des Arbeitsplatzes, betriebliche Umstrukturierungen,<br />
Wechsel von Vorgesetzten).
Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
Ein Mobbingfall kostet bis zu 75.000 Euro.<br />
Defizite im Führungsverhalten haben einen<br />
besonders hohen Anteil an der Entstehung<br />
bzw. Entwicklung von Mobbingprozessen<br />
(Entscheidungen werden nicht transparent<br />
gemacht, über Veränderungen in Unternehmen<br />
wird nicht ausreichend und rechtzeitig<br />
informiert). Besonders problematisch sind<br />
die fehlende Gesprächsbereitschaft von Vorgesetzten<br />
(60,9%) in kritischen Situationen<br />
am Arbeitsplatz sowie fehlende Kenntnisse<br />
im Konfliktmanagement. Daraus wurde eine<br />
relevante Schlussfolgerung gezogen:<br />
Führungskräfte in Unternehmen und Institutionen<br />
(u.a. Kliniken, Hochschulen) werden<br />
bisher bevorzugt nach ihrer fachlichen Kompetenz<br />
ausgewählt, die soziale Kompetenz<br />
(Fähigkeiten für Menschenführung) wird in<br />
der Regel vernachlässigt.<br />
Der vorliegende „Mobbing-Report“ sollte<br />
laut Beermann alle Beteiligten dazu aktivieren,<br />
dringend wirksame Präventionsmaßnahmen<br />
in die Wege zu leiten. Diese könnten<br />
sein:<br />
� Reduzierung von mobbingbegünstigenden<br />
betrieblichen Bedingungen,<br />
� Sensibilisierung und Aufklärung über die<br />
Problematik,<br />
� Fortbildung von Personalräten, Gleichstellungsbeauftragten<br />
und Vorgesetzten,<br />
� Diskussion in <strong>Gesundheit</strong>szirkeln,<br />
� Abschluss von Betriebs- und Dienstvereinbarungen,<br />
� Anwendung von Schlichtungsmodellen,<br />
� Durchführung von Mitarbeiterbefragungen.<br />
Thomas Böcker vom „Profile“-Büro für Organisationsentwicklung<br />
und Supervision<br />
und Mitglied der Mobbingberatungsstelle<br />
Frankfurt wies auf die internen und externen<br />
Imageschäden für Unternehmen mit<br />
ausgeprägtem Mobbing hin. Die finanziellen<br />
Auswirkungen seien immens: Pro Mobbingfall<br />
wurden betriebliche Kosten von 25.000<br />
bis 75.000 Euro nachgewiesen. Böcker<br />
nannte beispielhaft eine Kostenaufstellung<br />
für die medizinische und psychiatrische Behandlung<br />
eines Betroffenen in Höhe von<br />
24.200 Euro Jahresgesamtkosten. Für diese<br />
betrieblichen und individuellen Folgen sei<br />
ein destruktiver Konkurrenzkampf, der bis<br />
zur psychophysischen Existenzbedrohung<br />
führe, die primäre Ursache.<br />
Beschäftigte in sozialen Berufen besonders<br />
betroffen!<br />
Claudia Flake vom Fachzentrum für systemischen<br />
Arbeitsschutz Gießen beleuchtete die<br />
Handlungsmöglichkeiten einer Arbeitsschutzverwaltung.<br />
„Die hessische Arbeitsschutzverwaltung<br />
baut auf Aufklärung aller<br />
betrieblichen Akteure über Mobbing-Mechanismen<br />
und auf eine betriebliche Konfliktprävention<br />
wie Aufklärung, Enttabuisierung,<br />
Schulung“ erklärte sie.<br />
Flake verwies auf die Vielschichtigkeit der<br />
Ausformung von Mobbing: ein angespanntes<br />
Arbeitsklima sei Nährboden für soziale<br />
Konflikte und Mobbing am Arbeitsplatz<br />
(Zeitnot, Arbeitsverdichtung, Personaleinsparungen,<br />
Kommunikationsbarrieren,<br />
Fremdbestimmung, Kompetenzstreitigkeiten).<br />
Sie hob das besonders hohe Mobbing-<br />
Risiko der Beschäftigten in sozialen Berufen<br />
hervor.<br />
„Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet,<br />
den Arbeitsschutz zu organisieren und bei<br />
Maßnahmeplanungen sozio-technische-<br />
Wechselwirkungen zu berücksichtigen“ betonte<br />
Flake.<br />
Sie beschrieb ein neues Konzept für einen<br />
systemischen Arbeitsschutz und leitete daraus<br />
die entsprechenden Handlungsfelder<br />
der Arbeitsschutzverwaltung bei sozialen<br />
Konflikten und Mobbing ab. Zu dem Überwachungsauftrag<br />
für psychische Belastungen<br />
wie Arbeitsumgebung, Arbeitsorganisation,<br />
Arbeitsmittelgestaltung komme die<br />
Konfliktprävention. Dazu seien Erkenntnisse<br />
über die Verbreitung und Ausprägung sozialer<br />
und emotionaler Belastungen zu erlangen,<br />
wozu die Aufsichtsbeamten eine umfangreiche<br />
Schulung erhielten.<br />
Dieter Weigel, Arzt für Arbeits- und Umweltmedizin<br />
am Arbeitsmedizinischen Zentrum<br />
der Charité und der Humboldt-Universität<br />
zu Berlin, schilderte seine Erfahrungen aus<br />
der Tätigkeit in der betrieblichen Arbeitsgruppe<br />
Mobbing. In seiner Funktion als Betriebsarzt<br />
wird er in der Sprechstunde und<br />
bei Arbeitsplatzbegehungen überdurchschnittlich<br />
häufig mit dem Thema Mobbing<br />
konfrontiert. Dabei ist es nicht immer leicht,<br />
die richtige Diagnose „Mobbing“ zu stellen.<br />
Es besteht die Gefahr, von Konfliktparteien<br />
funktionalisiert zu werden. Als ein typisches<br />
Beispiel gilt die Vorladung alkoholkranker<br />
Mitarbeiter <strong>zum</strong> Gespräch. Von den Betroffenen<br />
kann das bereits als Mobbing erlebt<br />
werden.<br />
„Mobbingprävention gehört in das Leitbild<br />
jedes Unternehmens”<br />
Diesbezügliche Gefährdungsanalysen sollten<br />
immer gemeinsam mit den zuständigen<br />
Personalvertretungen und Vorgesetzten erarbeitet<br />
werden. Fixierte Maßnahmen müssen<br />
von allen Beteiligten gemeinsam ernsthaft<br />
getragen werden. Nach eigenen Erfahrungen<br />
sei bei den meisten Vorgesetzten<br />
die fachliche Kompetenz dominanter als die<br />
Sozialkompetenz – daraus sollten Schluss-<br />
Betriebliche <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
folgerungen für die Einstellung und Karriere<br />
von Führungspersonal bewusst gezogen<br />
werden. In den zwischenmenschlichen Beziehungen<br />
am Arbeitsplatz ist ein deutliches<br />
Defizit bei der Anerkennung von Leistungen<br />
zu spüren („Nicht gemeckert ist gelobt<br />
genug“). Erhöhte Arbeitszufriedenheit führt<br />
zu einem niedrigeren Krankenstand. Mobbingprävention<br />
gehört in das Leitbild jedes<br />
Unternehmens.<br />
Weigel stellte kritisch fest, dass es bisher<br />
keine Angebote in der ärztlichen Fortbildung<br />
<strong>zum</strong> Phänomen Mobbing gibt. Dipl.-<br />
Päd. Beate von Eisenhart Rothe, Mobbingberatungsstelle<br />
Berlin/Hannover, sprach<br />
über „Systemische Mobbingberatung“. Sie<br />
ging davon aus, dass Mobbing nicht ein<br />
Problem einzelner Individuen, sondern ein<br />
systembedingtes Problem in Wirtschaftsund<br />
sozialen Unternehmen ist.<br />
„Systemisch“ ausgerichtete Mobbingberatung<br />
baut auf einem systemumfassenden<br />
Denken und Handeln auf, d.h. alle wichtigen<br />
Einflussfaktoren werden in ihren wechselseitigen<br />
Abhängigkeiten erfasst. Im Zentrum<br />
des systemischen Denkens steht der aktive<br />
Mensch. Untersucht werden die Perspektiven<br />
des Mitarbeiters in einer spezifischen<br />
Betriebskultur (arbeitsbezogene Werte und<br />
Kommunikation, persönliche Würde statt<br />
Macht- bzw. Abhängigkeitsstrukturen). Von<br />
Eisenhart Rothe beschreibt 12 Ziele der Beratung<br />
– von Verhinderung der Arbeitslosigkeit,<br />
Sicherung der Arbeitsfähigkeit, Erhalt<br />
der <strong>Gesundheit</strong>, Stabilisierung der beruflichen<br />
Identität, Herstellen der Handlungsfähigkeit,<br />
Aufbau gesunder Arbeitsbeziehungen<br />
bis zur Entwicklung beruflicher Auseinandersetzungsfähigkeit.<br />
Die Analyse der Mobbingsituation erfolgt<br />
also immer auf verschiedenen Ebenen (individuell,<br />
interaktional/dynamisch, organisational).<br />
Handlungsschritte werden von dem<br />
eigenen Anteil der Betroffenen am Mobbingprozess<br />
bestimmt (eigene Ressourcen,<br />
Reintegrationsmöglichkeit). Von Eisenhart<br />
Rothe erwähnte Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen<br />
für Betroffene (häufig kurzlebig)<br />
und nannte die Mobbingberatung im Betrieb<br />
als effektivste Form.<br />
Was aus Sicht des Arbeitsschutzes und Arbeitsrechts<br />
gegen Mobbing getan werden<br />
kann, stellte Rechtsanwalt Stephan Korb<br />
von mobbing-net.de dar. Der Begriff „Mobbing“<br />
exisitere bisher in keinem deutschen<br />
Gesetzestext. Auch in der Rechtssprechung<br />
kommt der Begriff selten vor. Korb erläuterte<br />
die Vielfalt von vorliegenden Definitionsansätzen<br />
des Phänomens Mobbing. Zugleich<br />
warnte er vor inadäquatem juristischen<br />
Vorgehen: „Aus Erfahrung ist leider<br />
19
20<br />
Betriebliche <strong>Gesundheit</strong>sförderung Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
bekannt, dass so Betroffene restlos ins Aus<br />
gestellt werden können“.<br />
Es sei erforderlich, immer von einer Gesamtschau<br />
sämtlicher Handlungen auszugehen,<br />
damit ein Richter Verletzungen von Persönlichkeitsrechten<br />
erkennen kann. Empfohlen<br />
wird deshalb die Führung eines Mobbingtagebuches<br />
mit detaillierter Darstellung der<br />
Einzelvorkommnisse als sachliche Darstellung<br />
ohne Vorbewertung.<br />
Dieses Tagebuch sei kein Beweismittel, aber<br />
eine wichtige „Erinnerungshilfe“.<br />
Mobbing ist nur schwer justiziabel.<br />
Vorteilhafter für alle Beteiligten erwies sich<br />
der „Offene Tisch“, ein Gespräch, in dem<br />
auch Erfahrungen aus der Mediation angewandt<br />
werden und das vor allem auf konkrete<br />
künftige Veränderungen ausgerichtet<br />
ist. Dabei geht es um die Akzeptanzsuche<br />
und Veränderungsbereitschaft aller Beteiligten.<br />
Getroffene Vereinbarungen seien dann<br />
justizabel.<br />
So kann beispielsweise der Arbeitgeber die<br />
Kosten einer Supervision, eines Coachings<br />
oder einer Mediation übernehmen. Korb betonte:<br />
„Es ist wichtig zu erkennen, dass juristische<br />
Schritte nur flankierende Maßnahmen<br />
bieten könnten. Sie lösen nicht die sozialen<br />
Konflikte“.<br />
Aus Sicht der Gewerkschaften beschrieb Ulrike<br />
Teske von Verdi die Möglichkeiten Mobbing<br />
in der betrieblichen Praxis vorzubeugen.<br />
Als wesentliche Ursachen für Mobbing<br />
nannte sie die Stress-Situation am Arbeitsplatz:<br />
„Die Schwerpunkte liegen weniger in<br />
der Persönlichkeit des „Opfers“ begründet<br />
als in den betrieblichen und sozialen Strukturen.“<br />
Teske stellte auch die Ergebnisse einer Hotline<br />
von Verdi vor, die für zwei Tage zusammen<br />
mit der Telefonseelsorge geschaltet<br />
wurde: In 165 Anrufen wurde über eine Vielzahl<br />
von Mobbingszenen informiert.<br />
Teske empfiehlt den Betroffenen, über die<br />
Probleme zu sprechen, in die Offensive zu<br />
gehen, Rückendeckung zu suchen sowie<br />
Gesprächskreise und Selbsthilfegruppen<br />
aufsuchen.<br />
Die Teilnahme an Selbsthilfegruppen müsse<br />
jedoch zeitlich begrenzt werden, da sonst<br />
die „Opferrolle“ chronifiziert werden könnte.<br />
Zu den vorbeugenden Maßnahmen in Unternehmen<br />
gehören die Qualifizierung von betrieblichen<br />
Interessenvertretungen, regelmäßige<br />
Personalführungsgespräche, Erweiterung<br />
von Handlungs- und<br />
Entscheidungsspielräumen, Aufklärung auf<br />
allen betrieblichen Ebenen.<br />
Christian Denzin, Heinz Trommer<br />
Branchengesundheitsbericht<br />
für den<br />
öffentlichen Dienst<br />
Es wird zur Zeit viel über den öffentlichen<br />
Dienst diskutiert, leider selten mit der nötigen<br />
Sachlichkeit und Informiertheit. Das gilt<br />
ganz besonders, wenn es um das Thema<br />
Krankenstand im öffentlichen Dienst geht,<br />
dann sind den Vorurteilen über die faulen<br />
Beamten Tor und Tür geöffnet.<br />
Nachdem bereits vor einiger Zeit dankenswerterweise<br />
der AOK Bundesverband seinen<br />
regelmäßig erscheinenden Fehlzeitenreport<br />
dem öffentlichen Dienst gewidmet hat<br />
(Badura, B., Litsch, M., Vetter, Ch. (Hrsg.):<br />
Fehlzeiten-Report 2001. <strong>Gesundheit</strong>smanagement<br />
im öffentlichen Sektor), hat nun<br />
auch der BKK-Bundesverband zusammen<br />
mit dem Bundesverband der Unfallkassen<br />
einen Branchengesundheitsbericht für den<br />
öffentlichen Dienst veröffentlicht. Das Buch<br />
bietet eine umfangreiche Zusammenstellung<br />
von Daten <strong>zum</strong> Krankenstand, <strong>zum</strong> Medikamentengebrauch,<br />
<strong>zum</strong> Arbeitsunfallgeschehen<br />
und zu Arbeitsbelastungen. Ausgewählte<br />
Berufsgruppen, z.B. Stadtreiniger,<br />
Krankenpflegeberufe oder der Verwaltungsdienst<br />
werden gesondert untersucht.<br />
Eingeleitet wird das Ganze durch eine Darstellung<br />
der Modernisierungsdiskussion<br />
<strong>zum</strong> öffentlichen Dienst, am Ende sind einige<br />
Hinweise für Präventionsmaßnahmen beschrieben.<br />
Auf einer beigelegten CD-Rom<br />
hat man alles auch in elektronischer Form,<br />
zusammen mit weiteren Daten. Für alle, die<br />
sich mit dem Thema Arbeit und <strong>Gesundheit</strong><br />
im öffentlichen Dienst beschäftigen, sollte<br />
dieses Buch Pflichtlektüre sein, es ist eine<br />
Fundgrube für Verwaltungsreformer, Personalabteilungen,<br />
Personalvertretungen oder<br />
Arbeitsschützer.<br />
Das Fazit: Schön wäre bei der nächsten Auflage<br />
auch eine Differenzierung wichtiger Ergebnisse<br />
nach Bundesländern aufzunehmen.<br />
Aber davon abgesehen: informativ,<br />
hilfreich, gut lesbar, alles in allem eine<br />
prima Sache! Joseph Kuhn<br />
BKK-Bundesverband, Bundesverband der<br />
Unfallkassen (Hrsg.):<br />
Branchengesundheitsbericht für den öffentlichen<br />
Dienst. (Reihe Betriebliches <strong>Gesundheit</strong>smanagement<br />
und Prävention arbeitsbedingter<br />
<strong>Gesundheit</strong>sgefahren, Band 24),<br />
199 Seiten, ISBN 3-89701-861-6, Bremerhaven<br />
2002. Preis: 19,50 Euro.<br />
Berichterstattung aus<br />
der Arbeitswelt<br />
In den vergangenen Jahren hat sich die <strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />
auf Bundes-,<br />
Länder- und kommunaler Ebene methodisch<br />
und inhaltlich erkennbar qualifiziert. Zu vielen<br />
Fragestellungen liegen inzwischen informative<br />
und handlungsorientierende <strong>Gesundheit</strong>sberichte<br />
vor. Ein Bereich, in dem<br />
gravierende Defizite in der <strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />
festzustellen sind, stellt bisher<br />
das Thema „<strong>Gesundheit</strong> und Arbeitswelt“<br />
dar, obwohl die Bedeutung der Arbeitswelt<br />
für die <strong>Gesundheit</strong> der Menschen<br />
evident ist und für die <strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />
auch brauchbare Daten vorhanden<br />
sind.<br />
Das Robert Koch Institut und das Landesgesundheitsamt<br />
Brandenburg haben nun in<br />
Zusammenarbeit mit der Hochschule Magdeburg-Stendal<br />
und der Universität Potsdam<br />
einen Sammelband zu diesem Thema<br />
herausgegeben. Das Buch stellt Datenquellen<br />
und Berichtskonzepte der arbeitsweltbezogenen<br />
<strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />
vor und gibt der Leserschaft damit einen<br />
umfassenden Überblick über den Stand der<br />
Diskussion.<br />
Das Buch ist kostenlos zu beziehen beim<br />
Robert Koch Institut<br />
<strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />
Postfach 65 02 61, 13302 Berlin<br />
Tel.: 01888/754-3400<br />
Fax: 01888/754-3513, E-Mail: gbe@rki.de.<br />
Buchtipp: <strong>Gesundheit</strong><br />
als Preis der Arbeit?<br />
In der betrieblichen <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
wird heute davon ausgegangen, dass gesundheitliche<br />
und wirtschaftliche Interessen<br />
in den Unternehmen Hand in Hand gehen.<br />
Das Buch hinterfragt diese „moderne“<br />
Sichtweise betrieblicher <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />
und gibt einen umfassenden Überblick über<br />
das Thema Prävention in der Arbeitswelt.<br />
Joseph Kuhn, Eberhard Göbel (Hrsg.):<br />
<strong>Gesundheit</strong> als Preis der Arbeit? <strong>Gesundheit</strong>liche<br />
und wirtschaftliche Interessen im<br />
historischen Wandel.<br />
Mabuse-Verlag, Frankfurt/Main, 2003. 220<br />
Seiten. ISBN 3-935964-07-2. Ca. 20 Euro.
Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
Suchtprävention<br />
Prävention in sozialen Brennpunkten / Suchtge -<br />
fährdung frühzeitig erkennen<br />
Suchtprävention in sozialen Brennpunkten<br />
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat mit der Programmplattform<br />
„Entwicklung und Chancen junger Menschen in sozialen Brennpunkten“ (E&C),<br />
einem Partnerprogramm der Bund-Länder-Gemeinschaftsinitiative „Die soziale Stadt“,<br />
einen neuen Schwerpunkt gesetzt.<br />
Jungen Menschen aus benachteiligten<br />
Stadtteilen sollen günstigere Bedingungen<br />
für ihre Entwicklung und bessere Voraussetzungen<br />
für ihre Zukunft eröffnet werden.<br />
Die in dem Programm integrierten E&C-Gebiete<br />
sind sozial benachteiligte Stadtteile<br />
und ländliche Bereiche in Deutschland, die<br />
u.a. hohe <strong>Gesundheit</strong>srisiken durch Armut,<br />
Arbeitslosigkeit, geringes Bildungsniveau,<br />
Verkehrsbelastungen etc. aufweisen (weitere<br />
Informationen und eine Übersicht der beteiligten<br />
Gebiete finden sich unter<br />
www.eundc.de).<br />
Im Rahmen dieses Projektes wird eine Expertise<br />
erstellt <strong>zum</strong> Thema „Suchtprävention<br />
und <strong>Gesundheit</strong>sförderung in sozialen<br />
Brennpunkten“ mit dem Ziel, beispielhafte<br />
Strukturen und Projekte der Suchtprävention<br />
in etwa 300 benannten sozialen Brennpunkten<br />
zu erfassen. Insbesondere geht es<br />
um das Auffinden von im Stadtteil vernetzter,<br />
sozialräumlich orientierter, kontinuierlicher<br />
und ggf. evaluierter suchtpräventiver<br />
Arbeit. Das Erkenntnisinteresse bezieht sich<br />
vor allem auf alters-, geschlechts- und kulturspezifische<br />
Ansätze im schulischen und<br />
außerschulischen Bereich und neue Methoden<br />
des Einbezugs der beteiligten Akteure<br />
(z.B. peer-support).<br />
Damit ein Austausch angeregt wird, werden<br />
am Ende „Empfehlungen für eine gute<br />
Praxis für suchtpräventive Arbeit in sozialen<br />
Brennpunkten“ entwickelt.<br />
Das Projektteam um Birgitta Kolte und<br />
Heino Stöver vom Bremer Institut für Drogenforschung<br />
bittet um Nennung von entsprechenden<br />
Praxisprojekten und Zusendung<br />
von Informationsmaterial (Konzepte,<br />
Jahresberichte, Evaluationen etc.).<br />
Kontakt:<br />
Birgitta Kolte, Dr. Heino Stöver<br />
Universität Bremen, FB 06<br />
Bremer Institut für Drogenforschung (BIS-<br />
DRO)<br />
Postfach 330 440<br />
28334 Bremen<br />
0421 218 3173<br />
bisdro@uni-bremen.de<br />
www.bisdro.uni-bremen.de<br />
Suchtprävention<br />
Suchtgefährdung<br />
frühzeitig erkennen<br />
Der Konsum legaler und illegaler psychoaktiver<br />
Substanzen gehörte schon immer zur<br />
Umbruchphase des Lebens zwischen Kindheit<br />
und Jugend dazu. Beunruhigend ist<br />
aber in den letzten 30 Jahren, dass sich der<br />
Einstieg in den Konsum im Lebenslauf<br />
immer weiter nach vorne verlagert. Medikamente<br />
werden schon im Kindergartenalter<br />
genutzt, die ersten Jungen und Mädchen<br />
rauchen schon mit 9 Jahren regelmäßig Zigaretten<br />
und nutzen mit 11 Jahren regelmäßig<br />
Alkohol. Auch der Einstieg in die illegalen<br />
Substanzen hat sich zeitlich vorverlagert.<br />
In vielen Fällen ist der niedergelassene Arzt<br />
der erste Ansprechpartner für besorgte Eltern.<br />
Das Buch „Drogen bei Kindern und Jugendlichen“<br />
will Ansätze der Vorbeugung<br />
und Behandlung in Arztpraxen aufzeigen. Es<br />
gelang, einen Kreis von Fachleuten zu gewinnen,<br />
die sich mit der Verbreitung, der<br />
Diagnostik und den Konsummustern legaler<br />
und illegaler psychoaktiver Substanzen bei<br />
Kindern und Jugendlichen befassen. Die<br />
Beiträge schlagen dabei eine Brücke zwischen<br />
der wissenschaftlichen Forschung<br />
und der Praxis und sind so konzipiert, dass<br />
sie für einen breiten Interessentenkreis<br />
wichtige und verständliche Informationen<br />
und Handlungsempfehlungen bieten.<br />
Walter Farke, Hildegard Graß, Klaus<br />
Hurrelmann:<br />
Drogen bei Kindern und Jugendlichen.<br />
Legale und illegale Substanzen in der ärztlichen<br />
Praxis. 2002,<br />
Thieme Verlag, 190 Seiten,<br />
EUR 39,95. ISBN 3131306114.<br />
21
22<br />
Patienteninteressen Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
Patienteninteressen<br />
<strong>Gesundheit</strong>smonitor / EU-Projekt für Migranten<br />
Jahr der Behinderten / Multikulturelles Internet<br />
§65b-Projekte / Darmkrebsvorsorge / Glosse<br />
Perspektive der Versicherten in der<br />
Reformdebatte<br />
Rita Süßmuth brachte es auf den Punkt. Sie beklagte die Existenz vieler, wenn nicht zu vieler<br />
Sichtweisen im <strong>Gesundheit</strong>swesen, deren jeweilige Vertreter auf eine Reformgestaltung<br />
Einfluss nehmen wollten. Leider würden oft die vergessen, die eigentlich im Mittelpunkt des<br />
Interesses stehen sollten: die Versicherten und Patienten. Ihrer Perspektive sollte inmitten<br />
all der Proklamationen von Akteuren und Leistungserbringern im <strong>Gesundheit</strong>swesen mehr<br />
Gehör verschafft werden.<br />
Wie das gehen soll, wurde auf der von<br />
Süßmuth eröffneten Fachtagung zur ersten<br />
Ausgabe des „<strong>Gesundheit</strong>smonitors“ der<br />
Bertelsmann Stiftung im November 2002<br />
debattiert.<br />
Die zukünftig jährlich erscheinende Publikation<br />
hat sich <strong>zum</strong> Ziel gesetzt, relevante<br />
Daten aus dem <strong>Gesundheit</strong>swesen bereitzustellen<br />
sowie diese einem internationalen<br />
Leistungsvergleich zu unterziehen. Sie basiert<br />
auf Befragungen von Versicherten und<br />
Ärzten und zielt darauf, die Defizite in der<br />
<strong>Gesundheit</strong>sversorgung aus neutraler Perspektive<br />
kenntlich zu machen und neue<br />
Wege der Reformgestaltung aufzuzeigen.<br />
Perspektiven der Versicherten nur schwer<br />
messbar<br />
Reformen haben eine deutlich größere<br />
Chance realisiert zu werden, wenn die Bevölkerung<br />
tendenziell hinter deren Inhalten<br />
steht. Soll die Perspektive der Versichten<br />
und Patienten mit einbezogen werden, ist<br />
es unumgänglich, deren Einstellung zu gesundheitsrelevanten<br />
Themen klar festzuhalten.<br />
Dies erweist sich jedoch als schwierig.<br />
Jürgen Wasem von der Universität Greifswald<br />
betonte, dass ein einheitliches, kontinuierliches<br />
Messinstrument von Nöten sei,<br />
welches die Präferenzen der Bevölkerung<br />
hinsichtlich anstehender Veränderungen im<br />
<strong>Gesundheit</strong>ssystem erheben könne. Aus der<br />
Vielzahl der Möglichkeiten sollen hier zwei<br />
ausgewählte vorgestellt werden: Befragungen<br />
und ergänzende Sachverwalter.<br />
Laut Wasem wären Befragungen eine gute<br />
Informationsquelle, um die Perspektive der<br />
Bevölkerung zu ermitteln. Sie unterlägen<br />
aber auch dem Risiko, in ihrer Objektivität<br />
und somit Qualität stark abhängig von der<br />
Struktur der Messinstrumente (Fragebögen<br />
etc.) zu sein. Zu <strong>Gesundheit</strong>sthemen existierten<br />
zwar viele Befragungen, nur wenige<br />
Studien aber seien frei von einer interessengeleiteten<br />
Strukturgebung der jeweiligen<br />
Auftraggeber.<br />
Auch den sogenannten ergänzenden Sachverwaltern,<br />
Akteure des <strong>Gesundheit</strong>swesens,<br />
die Patienten und Versicherte vertreten,<br />
könne keine hundertprozentige Unabhängigkeit<br />
gegenüber reformgestalterischen<br />
Vorschlägen zugesprochen werden.<br />
Denn der Einfluss ihrer eigenen Standpunkte<br />
im System ist nicht so zu ignorieren,<br />
als dass sie voll und ganz die Patientenposition<br />
einnehmen könnten. Das heißt, obwohl<br />
die ergänzenden Sachverwalter eine aussagekräftige<br />
Informationsquelle darstellen,<br />
könnten ihre Antworten in Befragungen<br />
nicht uneingeschränkt die Patienten-<br />
und Versichertenperspektive abdecken.<br />
Wie die Beispiele zeigen ist es bisher nicht<br />
gelungen, das „einzig wahre“ Messinstrument<br />
zu erarbeiten.<br />
Eines aber wurde während der Fachtagung<br />
deutlich: Die Frage nach der Perspektive der<br />
Versicherten wird zukünftig untrennbar verbunden<br />
sein mit der Frage nach dem „Vertrauen“,<br />
welches die Bevölkerung dem <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />
entgegenbringt.<br />
Vertrauen durch pure Unkenntnis des Systems?<br />
„Vertrauen seitens der Bevölkerung in das<br />
<strong>Gesundheit</strong>ssystem spiegelt sich in vielen<br />
Dimensionen wieder“, so Melanie Schnee<br />
von der Bertelsmann-Stiftung. Vertrauen<br />
aber sei abhängig vom Grad der Transparenz<br />
der Inhalte und gewönne im <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />
folglich zunehmend an Bedeutung.<br />
Auch die Etablierung einer dauerhaften<br />
Arzt-Patienten-Beziehung sowie die Beteiligung<br />
des Patienten am Entscheidungsprozess<br />
seien Grundlage zur Vertrauensbildung.<br />
Vermieden werden müsse jedoch eine<br />
einseitige Betrachtungsweise, denn nicht allein<br />
das Vertauen seitens der Patienten und<br />
Versicherten steht hier zur Diskussion, sondern<br />
ebenso die Vertrauenswürdigkeit der<br />
Leistungserbringer im <strong>Gesundheit</strong>ssystem.<br />
Schnee geht davon aus, dass ein Teil des<br />
Vertrauens der Patienten in unser <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
auf einfachem Nichtwissen beruht:<br />
„Wer nicht weiß, welche Leistungen<br />
von ärztlicher Seite vorenthalten werden,<br />
und dies vorwiegend aus Kostengründen,<br />
kann auch nicht einschätzen, inwieweit die<br />
Versorgung adäquat durchgeführt wird.“<br />
Verlieren Patienten das Vertrauen, ziehen<br />
sie ihre Konsequenzen, indem u.a. höhere<br />
persönliche Ausgaben für die <strong>Gesundheit</strong> in<br />
Kauf genommen werden.<br />
Mit vermehrten „Eigenleistungen“ wollen<br />
sie dann auf der gesundheitlich sicheren<br />
Seite stehen. Auch die Eigeninitiative auf<br />
der Suche nach relevanten <strong>Gesundheit</strong>sinformationen<br />
wächst dann, ebenso wie die<br />
Tendenz sich alternativen Heilmethoden zuzuwenden.<br />
Hier setzt Rolf Stuppardt vom IKK Bundesverband<br />
an und fordert mehr Transparenz,<br />
Information und Beratung im <strong>Gesundheit</strong>swesen,<br />
mit implizitem Ziel zur Förderung<br />
der Selbstverantwortung der Bevölkerung.<br />
Transparenz sei Grundlage zur Schaffung<br />
von Vertrauen. Nach Stuppardt basieren<br />
Vertrauensdefizite auf Politikmissbrauch. Es<br />
entwickelt sich ein Misstrauen, welches seines<br />
Erachtens neue Wege der Kritik aufmacht,<br />
die bis hin zu sozialen Unruhen
Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
führen könnten.<br />
Fehlt das Vertrauen in das <strong>Gesundheit</strong>ssystem,<br />
so steht zuerst die medizinische Versorgung<br />
in der Kritik. Patienten fühlen sich<br />
falsch behandelt oder in ihrer Situation<br />
nicht ernst genommen.<br />
Versorgungsdefizite aus Sicht der Bevölkerung<br />
Bernhard Braun von der Universität Bremen<br />
analysierte eine Befragung des „<strong>Gesundheit</strong>smonitors“.<br />
Er referierte zu ausgewählten<br />
Versorgungsdefiziten im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
aus Sicht der Bevölkerung, wie <strong>zum</strong><br />
Beispiel die Kommunikation zwischen Arzt<br />
und Patient bzw. die Beteiligung von Patienten<br />
am Behandlungsgeschehen, die Verständnis-<br />
und Akzeptanzprobleme der<br />
Patienten gegenüber ärztlichen Behandlungsvorschlägen<br />
sowie auch die Erfahrung<br />
und der Umgang mit „Rationierung“ bzw.<br />
Verweigerung ärztlicher Leistungen. Besonders<br />
letzteres beinhaltet ein großes Diskussionspotenzial,<br />
da der Begriff „Rationierung“<br />
von den Akteuren im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
nicht einheitlich verwand wird.<br />
Aus Sicht der Ethikkommission der deutschen<br />
Ärzteschaft ist Rationierung gegeben,<br />
wenn aus medizinischer Sicht notwendige<br />
oder zweckmäßige medizinische Maßnahmen<br />
aus finanziellen Gründen offen oder<br />
verborgen vorenthalten werden (Deutsches<br />
Ärzteblatt (97) 15 2000). Doch hier liegt der<br />
Knackpunkt; denn welche Leistungen im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
werden als wirklich notwendig<br />
definiert?<br />
Ottmar Kloiber von der Bundesärztekammer<br />
bemängelt: „Der <strong>Gesundheit</strong>smonitor<br />
krankt daran, dass viele Patienten und Versicherte<br />
gar nicht wissen, was ihnen (von<br />
den Ärzten) vorenthalten wird.“ So ist demographisch<br />
bewiesen, dass die unteren<br />
Einkommensgruppen ein größeres Krankheitsrisiko<br />
aufweisen und über geringere<br />
Selbsthilfemöglichkeiten verfügen, die oft<br />
auf persönlichen finanziellen Ressourcen<br />
sowie bildungsabhängigen Zugängen basieren.<br />
Letztendlich werden also diejenigen, die mit<br />
wenig finanziellen Ressourcen und niedriger<br />
Bildung ausgestattet sind, weiterhin in ihrer<br />
<strong>Gesundheit</strong>sversorgung benachteiligt werden.<br />
Beatrice Richter<br />
Jan Böcken, Bernard Braun, Melanie Schnee<br />
(Hrsg.):<br />
<strong>Gesundheit</strong>smonitor 2002<br />
Die ambulante Versorgung aus Sicht von<br />
Bevölkerung und Ärzteschaft<br />
1. Auflage 2002, 212 Seiten, Broschur<br />
ISBN 3-89204-647-6, 10.00 Euro.<br />
<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />
Partner in EU-Projekt<br />
Im Dezember 2002 startete <strong>Gesundheit</strong> Berlin<br />
e.V. zusammen mit drei weiteren Partnern<br />
das neue Projekt des Europäischen Sozialfonds:<br />
„Transnationales Aktionsprogramm<br />
zur Bekämpfung von Armut und<br />
sozialer Ausgrenzung“.<br />
Im Rahmen von gemeinsamen Aktionen setzen<br />
sich die vier Partner für einen besseren<br />
Zugang zur <strong>Gesundheit</strong>sversorgung ein. Vor<br />
allem sozial benachteiligte Migranten/innen<br />
sollen durch die optimale Nutzung<br />
von Online-Angeboten informiert werden.<br />
In einer ersten Phase wird <strong>Gesundheit</strong> Berlin<br />
e.V. auf Fachtagungen die im Projekt Patienteninfo<br />
Berlin gewonnenen Erfahrungen<br />
mit andere Projektinitiatoren aus Wien, Graz<br />
und Amsterdam austauschen. Den Auftakt<br />
bildete das „Forum Patienteninfo“ auf dem<br />
8. Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong> vom Dezember<br />
2002 in Berlin. Innerhalb des nächsten<br />
halben Jahres werden aus den gesammelten<br />
Informationen „Best-Practice-“ und<br />
„Policy-“ Empfehlungen erarbeitet. In einer<br />
zweiten Phase, die beim Europäischen Sozialfonds<br />
neu beantragt werden muss, soll<br />
ein durch die Projektpartner erarbeitetes<br />
Aktionsprogramm über einen Zeitraum von<br />
zweieinhalb Jahren umgesetzt werden.<br />
<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. arbeitet mit folgenden<br />
Projektpartnern zusammen:<br />
� GGGD (Gemeentelijke Geneeskundige en<br />
Gezondheidsdienst) aus Amsterdam ist<br />
ein staatlich finanziertes Projekt, dass<br />
„health educators“ (<strong>Gesundheit</strong>sausbilder)<br />
mit Migrationshintergrund darauf<br />
vorbereitet, als Assistenten mit Hausärzten<br />
zusammen zu arbeiten.<br />
� Das Zentrum zur sozialmedizinischen,<br />
rechtlichen und kulturellen Betreuung<br />
von Ausländern und Ausländerinnen in<br />
Österreich, ZEBRA, führt Aus- und Weiterbildung<br />
von muttersprachlichen <strong>Gesundheit</strong>smultiplikatoren/-innen<br />
durch.<br />
� Das <strong>Gesundheit</strong>sfördernde Krankenhaus<br />
der Stadt Wien organisiert das Projekt<br />
„Herz-Web“. Auf dem Internetportal können<br />
Patienten/-innen und Interessierte Informationen<br />
zu Herz-Kreislauferkrankungen<br />
abrufen. Maria Stange<br />
Weitere Informationen über die Projekt-<br />
Partner können über das Internet abgerufen<br />
werden: www.patienteninfo-berlin.de,<br />
www.gggd.amsterdam.nl, www.zebra.or.at,<br />
www.herz.at<br />
Patienteninteressen<br />
2003 europäisches<br />
Jahr der Behinderten<br />
Das Jahr 2003 ist mit Beschluss des Rates<br />
der Europäischen Union <strong>zum</strong> Europäischen<br />
Jahr der Menschen mit Behinderungen erklärt<br />
worden. Es wird am 21. und 22. Februar<br />
in Magdeburg eröffnet.<br />
Behinderte Menschen sollen die Möglichkeit<br />
erhalten, europaweit und öffentlichkeitswirksam<br />
auf sich und ihre Interessen<br />
aufmerksam zu machen.<br />
In Deutschland wird das Europäische Jahr<br />
der Menschen mit Behinderungen am 21.<br />
und 22. Februar 2003 in Magdeburg eröffnet.<br />
Unter dem Motto „Nichts über uns<br />
ohne uns“ werden die Themenschwerpunkte<br />
„Persönliche Assistenz“, „Barrierefreiheit“<br />
und „Gleichstellung und Arbeit“ sowie<br />
die Themenfelder „<strong>Gesundheit</strong> und Ethik“<br />
problematisiert.<br />
Neben den in den teilnehmenden europäischen<br />
Staaten stattfindenden Aktivitäten<br />
und Veranstaltungen sieht die Europäische<br />
Kommission einen „Marsch durch Europa“<br />
als verbindendes Element vor. Dieser wird<br />
im Januar von Griechenland aus durch alle<br />
Mitgliedstaaten der Europäischen Union<br />
führen und im Dezember in Italien enden.<br />
Begleitet wird der Marsch von einem Kampagnen-Bus,<br />
der im Frühjahr und Herbst<br />
auch durch Deutschland touren wird.<br />
Auf dem Europäischen Behindertenkongress<br />
in Madrid im März 2002 sind Visionen<br />
formuliert worden, die als Rahmen für Maßnahmen<br />
im Europäischen Jahr der Menschen<br />
mit Behinderungen dienen können.<br />
Für Deutschland wurde dieser Wechsel in<br />
der Perspektive wie folgt formuliert:<br />
nicht mehr ausgrenzende Fürsorge, sondern<br />
uneingeschränkte Teilhabe; nicht mehr abwertendes<br />
Mitleid, sondern völlige Gleichstellung;<br />
nicht mehr wohlmeinende Bevormundung,<br />
sondern das Recht auf Selbstbestimmung.<br />
Gebührenfreies Bürgertelefon:<br />
Tel: 0800-15 15 15 2<br />
Weitere Informationen:<br />
Europäisches Jahr der Menschen mit<br />
Behinderungen 2003<br />
Nationale Koordinierungsstelle<br />
Postfach 140280, Bonn<br />
Fax: 01888-5271167<br />
E-Mail: ejmb2003@bma.bund.de<br />
www.ejmb2003.de<br />
23
24<br />
Patienteninteressen Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
„Unsere Welt ist Internet!“ – Multikulturell<br />
ins WorldWideWeb<br />
Am 12. Dezember 2002 wurde die erste Internetschulung für Migrantinnen und Migranten<br />
feierlich abgeschlossen. Es war der erste Kurs einer Schulungsreihe, die das Modellprojekt<br />
Patienteninfo Berlin mit verschiedenen Kooperationspartnern in Berlin durchführt. Ziel dieser<br />
Schulungen ist es, Migrantinnen und Migranten den Zugang zu <strong>Gesundheit</strong>sinformationen<br />
und <strong>Gesundheit</strong>sangeboten für die Region Berlin zu erleichtern und gleichzeitig Kenntnisse<br />
im Umgang mit dem Internet zu vermitteln.<br />
Der achtwöchige „Pilot-Kurs“ fand in Zusammenarbeit<br />
mit dem AWO Begegnungszentrum<br />
Adalbertstraße in Kreuzberg statt.<br />
Kursleiterin Martina Bösche, Mitarbeiterin<br />
bei Patienteninfo Berlin, erklärt ihren<br />
Schützlingen geduldig das Wesen des Internets<br />
mit seinen vielfältigen Möglichkeiten.<br />
Die Teilnehmer/-innen hören konzentriert zu<br />
und setzen Schritt für Schritt das Gelernte<br />
um. Gebannt schauen sie auf den Bildschirm<br />
und warten, was sich ihnen dort<br />
eröffnet. Das Besondere an diesem Kurs ist,<br />
dass die sieben Frauen und der einzige<br />
männliche Teilnehmer alle über 50 Jahre alt<br />
sind! Aber damit nicht genug: Die Acht kommen<br />
aus vier verschiedenen Regionen der<br />
Erde und sprechen – neben gutem Deutsch<br />
– Persisch, Polnisch, Russisch und Türkisch.<br />
Falsche Taste? – kein Problem<br />
Die meisten besaßen vor dem Kurs nur wenige<br />
bis gar keine Kenntnisse im Umgang<br />
mit dem Computer bzw. dem Internet. Nach<br />
den Kurswochen surfen sie jetzt alle durch<br />
den Informationsdschungel des WorldWide-<br />
Web. Die einen stürzen sich gleich mutig in<br />
den Internetchat, während andere anfangs<br />
oft noch Angst hatten, etwas kaputt zu machen<br />
oder eine falsche Taste zu drücken.<br />
Diese Sorgen werden durch die kompetente<br />
Anleitung allerdings immer wieder zerstreut<br />
werden. Lust etwas Neues zu lernen, sich zu<br />
informieren und den Anschluss an den Fortschritt<br />
der Technik nicht zu verpassen, nennen<br />
die Teilnehmer/-innen als Motivation,<br />
um sich am Kurs zu beteiligen. Die Behauptung,<br />
dass das Internet kein geeignetes<br />
Medium für Migrant/-innen – und schon gar<br />
nicht für ältere Migrant/-innen – sei, wie oft<br />
behauptet wird, stimmen die Teilnehmer/innen<br />
nicht zu.<br />
Im Computerraum des AWO Begegnungszentrum<br />
Adalbertstraße herrscht großes<br />
Hallo, als sie plötzlich eine Fülle von Nachrichten<br />
und Texten in ihrer Muttersprache<br />
lesen können. „So erfahre ich etwas aus<br />
meinem Heimatland!“, freut sich eine Teil-<br />
nehmerin. „Und bestimmte Informationen<br />
verstehen und behalten wir besser in unserer<br />
Muttersprache, das ist einfach so“, fügt<br />
eine andere hinzu. Keine Grenzen – im<br />
wahrsten Sinne des Wortes – kennt die Begeisterung<br />
über das praktische e-mailen.<br />
„Meine Cousine in der Türkei hat mir schon<br />
vor langer Zeit ihre e-mail-Adresse gegeben,<br />
endlich kann ich ihr schreiben!“<br />
<strong>Gesundheit</strong>sinfos im Internet<br />
Auf der Seite www.patienteninfo-berlin.de<br />
finden die Kursteilnehmer/-innen einen<br />
Überblick über muttersprachliche <strong>Gesundheit</strong>sinformationen<br />
bzw. <strong>Gesundheit</strong>sangebote<br />
im Raum Berlin und klicken sich mutig<br />
durch die verschiedenen Seiten. Ob Informationen<br />
zu Naturheilkunde, bestimmten<br />
Erkrankungen oder die Suche nach einer<br />
muttersprachlichen Beratungsstelle, die Internet-Neulinge<br />
sind mit Eifer dabei, ihren<br />
persönlichen Informationsbedarf zu stillen.<br />
Das Internet wird schnell als einfaches Hilfsmittel<br />
der Informationsrecherche und der<br />
Kommunikation akzeptiert. „Dann kann ich<br />
ja auch Fragen über das Internet stellen<br />
oder mir mal schnell eine Adresse oder Telefonnummer<br />
aus dem Internet holen“, erkennt<br />
eine Teilnehmerin als Vorteil. Auch<br />
über die Qualität von <strong>Gesundheit</strong>sinformationen<br />
und Internetseiten wird gemeinsam<br />
gesprochen, damit die Nutzer/-innen zwischen<br />
guten und schlechten, seriösen und<br />
unseriösen Angeboten unterscheiden lernen.<br />
Schwierig wird es dann doch an manchen<br />
Stellen, wenn die meist englischen Fachausdrücke<br />
zur Erklärung des Internets ins Spiel<br />
kommen. Die Erfahrung von Patienteninfo<br />
Berlin mit dem parallel laufenden Internet-<br />
Schulungsangebot für türkische Frauen im<br />
Sprengelkiez zeigt, dass gerade bei der<br />
Klärung von Fachbegriffen der muttersprachliche<br />
Unterricht von Vorteil ist. Die<br />
Teilnehmer/-innen können sich in ihrer eigenen<br />
Sprache bessere „Eselsbrücken“<br />
bauen, so dass sich die Begriffe besser ein-<br />
prägen können. Auch Probleme mit der<br />
Rechtschreibung z. B. bei der Eingabe von<br />
Webadressen vereiteln manches mal das<br />
schnelle Erfolgserlebnis. Zum Glück haben<br />
die Teilnehmer/-innen aber auch die Recherche<br />
über die großen Suchmaschinen<br />
gelernt, so dass damit die exakte Rechtschreibung<br />
nicht immer erforderlich ist.<br />
Migrant/-innen als Multiplikator/-innen<br />
Als mutige Vorreiter/-innen für nachfolgende<br />
Kurse beglückwünschte Ben Eberle, Leiter<br />
des AWO Begegnungszentrums Adalbertstraße,<br />
die Teilnehmer/-innen. „Nehmen<br />
Sie das, was Sie hier gelernt haben,<br />
mit in ihre Familien, in ihren Freundeskreis.<br />
Verbreiten Sie die Informationen über gesundheitliche<br />
Themen. Mit Ihren neu erworbenen<br />
Kenntnissen besitzen Sie eine Art<br />
Multiplikatorfunktion“, ermutigt er die frischgebackenen<br />
Internetnutzer/-innen bei<br />
der feierlichen Zertifikatübergabe und<br />
spricht damit gleichzeitig auch den gemeinsamen<br />
Wunsch der Veranstalter aus.<br />
Ein Berliner Netzwerk von muttersprachlichen<br />
Multiplikator/-innen mit Internetkenntnissen<br />
würden Patienteninfo Berlin, das<br />
AWO Begegnungszentrum Adalbertstraße<br />
und andere Kooperationspartner in der Migrationsarbeit,<br />
wie z. B. der Caritas Migrationsdienst<br />
und das Interkulturelle Gemeinwesenzentrum<br />
im Sprengelkiez gerne zusammen<br />
aufbauen. Zu den Aufgaben der<br />
Multiplikator/-innen würde die gezielte Informationssuche<br />
zu <strong>Gesundheit</strong>s- und sozialen<br />
Themen und die Informationsverbreitung<br />
in der eigenen „community“ zählen,<br />
die so besser erreicht würden.<br />
Übrigens: Die Teilnehmerliste für die nächste<br />
Schulung in der Adalbertstraße war<br />
schon bei Beginn des ersten Kurses voll. Sie<br />
beginnt Ende Februar. Andrea Möllmann
Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
Patientenberatung für<br />
Spätaussiedler/-innen<br />
Seit Oktober 2002 berät das Modellprojekt<br />
Patienteninfo Berlin in Kooperation mit dem<br />
Caritas Migrationsdienst Spätaussiedler/innen<br />
zu gesundheitlichen Fragen.<br />
Dieses Patienteninformationsangebot ist<br />
fester Bestandteil der Caritas-Spätaussiedler-Beratung<br />
in der Stresemannstraße geworden.<br />
Damit wurde nicht nur ein niedrigschwelliger<br />
Zugang der Patientenberatung<br />
eröffnet, sondern gesundheitliche Fragen<br />
werden zunehmend auch Bestandteil der<br />
Sozialberatung.<br />
Ein- bis zweimal im Monat finden in den<br />
Räumen des Caritas Migrationsdienstes<br />
"Patienten-Sprechstunden" für eine<br />
deutsch-russischsprachige Freizeitgruppe<br />
statt. Hier haben die Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer im Gruppengespräch Gelegenheit,<br />
ihre Fragen rund um die <strong>Gesundheit</strong><br />
los zu werden.<br />
Mit dem internetgestützten Informationssystem<br />
von Patienteninfo Berlin können Antworten<br />
bzw. Hilfestellungen entweder sofort<br />
an die Fragenden weitergegeben werden<br />
oder sie werden bis zur nächsten Sprechstunde<br />
recherchiert, dann verteilt und besprochen.<br />
Zum Angebot zählen auch auf<br />
Adressen spezialisierter Berliner Beratungsstellen<br />
und Unterstützungsangebote und<br />
ggf. auch russischsprachiges Informationsmaterial.<br />
Die Anfragen spiegeln vor allem den Informationsbedarf<br />
der Spätaussiedlerinnen und<br />
Spätaussiedler im Rentenalter wieder: Fragen<br />
zu Leistungen der Pflege- und Krankenversicherung,<br />
zu Pflege und Hilfsmittel, zu<br />
Behinderungen, zu Zahnersatz, zu Vorsorgeuntersuchungen,<br />
zu russischsprachigen Ärztinnen<br />
und Ärzten in Berlin, etc. bilden das<br />
Themenspektrum bei den Patienten-Sprechstunden<br />
und auch die Grundlage für Diskussionen.<br />
Unsicherheiten im Umgang mit den<br />
Einrichtungen des <strong>Gesundheit</strong>swesens, teilweise<br />
Schwierigkeiten mit der deutschen<br />
Sprache und auch unterschiedliche Erwartungen<br />
an das deutsche <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />
zeigen sich als Zugangsbarrieren zu Versorgungsangeboten<br />
. Andrea Möllmann<br />
Professor Rolf Rosenbrock, Mitglied des<br />
Sachverständigenrats und seinerzeit beteiligt<br />
an der Beratung der Spitzenverbände<br />
der Gesetzlichen Krankenversicherung bei<br />
der Projektauswahl, öffnete mit seinem Einführungsbeitrag<br />
den gesundheitspolitischen<br />
Bogen: „Investitionen in die Kompetenz der<br />
Patienten rechnet sich!” stellte er fest. Dies<br />
sei einer der erfolgversprechendsten Wege<br />
zur Verbesserung der Qualität in der Versorgung.<br />
Information und Beratung sei daher<br />
eine wesentliche Komponente des Versorgungsgeschehens.<br />
Für die Bundesrepublik<br />
könnte so mit Verabschiedung und Umsetzung<br />
des § 65b des fünften Sozialgesetzbuches<br />
der Einstieg in eine systematische und<br />
qualitätsgesicherte Patienteninformationund<br />
beratung gelingen.<br />
Erwin Dehlinger vom federführenden AOK-<br />
Bundesverband wies auf das Bemühen der<br />
Kassen hin, bei der Auswahl der Einrichtungen<br />
und Projekte den pluralistischen und<br />
gegliederten Strukturen des <strong>Gesundheit</strong>swesens<br />
Rechnung zu tragen. Und tatsächlich<br />
zeigte die Projektpräsentation, dass<br />
eine vielschichtige Auswahl gelungen ist.<br />
Was zu Beginn auch mit viel Misstrauen<br />
beäugt wurde, entpuppt sich nun als großes<br />
Potenzial. Eine Fülle von Zugangswegen,<br />
spezifische Stärken und Kompetenzen werden<br />
sichtbar. Das ist nicht nur für die Ent-<br />
Patienteninteressen<br />
Zukunft der Modellprojekte nach § 65b SGB V<br />
Zu ihrem ersten Erfahrungsaustausch fanden sich die nach § 65 b SGB geförderten Modellprojekte<br />
unabhängiger und neutraler Patientenberatung im Oktober 2002 zusammen. Eingeladen<br />
hatte das wissenschaftliche Begleitteam der Universität Bielefeld unter Leitung von<br />
Prof. Klaus Hurrelmann, Prof. Doris Schaeffer, Dr. Marie-Luise Dierks und Prof. Norbert<br />
Wohlfahrt.<br />
i<br />
§ 65b SGB V<br />
(1) Die Spitzenverbände der Krankenkassen<br />
fördern mit jährlich insgesamt<br />
5.113.000 Euro je Kalenderjahr im<br />
Rahmen von Modellvorhaben gemeinsam<br />
und einheitlich Einrichtungen<br />
zur Verbraucher- oder Patientenberatung,<br />
die sich die gesundheitliche<br />
Information, Beratung und<br />
Aufklärung von Versicherten <strong>zum</strong> Ziel<br />
gesetzt haben und die von den Spitzenverbänden<br />
als förderungsfähig anerkannt<br />
wurden. Die Förderung<br />
einer Einrichtung zur Verbraucheroder<br />
Patientenberatung setzt deren<br />
Nachweis über ihre Neutralität und<br />
Unabhängigkeit voraus. (...)<br />
wicklung bedarfsgerechter Angebote Voraussetzung,<br />
sondern schafft Raum für Synergien<br />
und Kooperationen weit über die<br />
jetzt beteiligten 30 Modellprojekte hinaus.<br />
Auf besonders hohes Interesse stieß natürlich<br />
die Frage einer möglichen Fortführung<br />
des Modellvorhabens. Noch gibt es hierzu<br />
keine Erklärungen der Krankenkassen.<br />
Diese wird erst im Nachgang <strong>zum</strong> Evaluations-Zwischenbericht<br />
zu erwarten sein.<br />
Erwin Dehlinger wagte jedoch einen ersten<br />
Ausblick und stellte seine Überlegungen zu<br />
Auswahlkriterien für eine Förderungsphase<br />
nach dem Juni 2004 vor. Danach könnten<br />
Projekte unterstützt werden die folgende Erwartungen<br />
erfüllen:<br />
� Eine zielgenauere Berücksichtigung der<br />
Bedürfnisse, der Beratungspräferenzen<br />
und des Beratungsbedarfs von Patienten<br />
und Bürgern.<br />
� Der qualitätsorientierte Ausbau der Patientenberatung<br />
und -information muss im<br />
Vordergrund stehen.<br />
� Die Vernetzung und Kooperation zwischen<br />
den Beratungseinrichtungen und<br />
den anderen Akteuren im <strong>Gesundheit</strong>swesens.<br />
� Die Konzentration auf bestimmte Zielgruppen,<br />
die besonders große Informations-<br />
und Beratungsdefizite aufweisen.<br />
� Die Schaffung von Transparenz über die<br />
vorhandenen Angebote und Einrichtungen.<br />
� Die Vermeidung von Doppel- und Mehrfachangeboten<br />
bei bestimmten Beratungsthemen.<br />
Das bestimmende Thema in vielen Diskussionen<br />
waren sicherlich Qualitätsaspekte,<br />
wie die bedarfsgerechte Gestaltung der Angebote,<br />
Nutzerorientierung und Sicherung<br />
der Qualität der Information. Aber auch Fragen<br />
der Öffentlichkeitsarbeit nahmen<br />
großen Raum ein. Hier spiegelt sich ein<br />
großes Bedürfnis nach Austausch und Diskussion<br />
der Modelle untereinander, aber<br />
auch im Austausch mit anderen. Denn gute<br />
Beratung und Information gibt es auch jenseits<br />
der § 65b-Förderung durch die Krankenkassen.<br />
Aber dieses Gesetz hat eben<br />
auch eine große Chance eröffnet.<br />
Carola Gold<br />
Weitere Informationen:<br />
www.modell-projekte.de<br />
25
26<br />
Patienteninteressen Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
Glosse<br />
Die Wellness-Arthrose<br />
Eine Freundin sucht derzeit in Berlin eine<br />
Sportklinik für ihre aller Jugend <strong>zum</strong> Trotz<br />
aufgetretene Kniearthrose. „Die gehen da<br />
anders ‘ran als die normalen Orthopäden“<br />
lautet ihre mir einleuchtende Begründung.<br />
Meine ungemein fachkundigen Ratschläge<br />
wurden in den Wind geschlagen – die ihres<br />
Arztes jedoch auch, was mich tröstete. So<br />
langsam dämmerte es mir, für welche<br />
zukünftige Segnung unseres <strong>Gesundheit</strong>ssystems<br />
ich bald dankbar sein werde: Endlich<br />
werde ich mündig! Ich muss der Apparate-Medizin<br />
nichts mehr nachbeten, sondern<br />
suche und finde meine Götter in weiß<br />
höchstselbst. Der Sachverständigenrat der<br />
Konzertierten Aktion sieht mich schon als<br />
Kunden, der sich auf dem <strong>Gesundheit</strong>s-<br />
Markt umschaut und kritisch prüft, was er<br />
konsumiert. Ob ich das will, geschweige<br />
denn überhaupt kann, werde ich nicht gefragt.<br />
So werde ich dereinst als psychisch<br />
und chronisch Kranker, Gebrechlicher, Behinderter<br />
und Pflegebedürftiger mir meine<br />
Wunschliste aus dem <strong>Gesundheit</strong>s-Katalog<br />
zusammenbasteln. Denn dass ich nicht<br />
mehr der Fitteste sein werde, wenn ich die<br />
wirklich relevanten Entscheidungen über<br />
meine <strong>Gesundheit</strong>sprodukte und deren Kosten<br />
treffen muss, ist klar: Schließlich rühre<br />
ich das größte Kuchenstück meiner gesamten<br />
Krankheitskosten erst kurz vor meinem<br />
Tod an. Nicht nur, dass mir dieses Stück am<br />
wenigsten schmecken wird, sondern ich<br />
muss auch noch in meinen letzten ein, zwei<br />
Jahren (preis-)bewusst und clever meine<br />
Versorgung organisieren. Wo ich doch<br />
schon jetzt mit der Suche nach einer Sportklinik<br />
überfordert bin ...<br />
Um eine Entscheidungshilfe beim Einkaufsbummel<br />
kümmert sich jetzt <strong>Gesundheit</strong>sministerin<br />
Ulla Schmidt. Eine Art „Stiftung <strong>Gesundheit</strong>stest”<br />
oder „Ärzte-TÜV“ will sie<br />
einführen. Die Sicherheit von Fahrradhelmen,<br />
das beste und billigste Olivenöl und<br />
den einfühlsamsten Chirurgen finde ich<br />
dort, übersichtlich in einer Tabelle gelistet.<br />
Da wahrscheinlich niemand diese Einrichtung<br />
bezahlen will, wird sicher eine kostenträchtige<br />
„0190-Nummer“ eingerichtet, was<br />
es uns dann ja auch wert sein wird. Schließlich<br />
bekommen wir dort die neuesten<br />
Schnäppchenangebote für den anstehenden<br />
Hüftwechsel. Dann finden wir auch ratzfatz<br />
ein Arthrosezentrum mit Wellness-Abteilung<br />
für meine Freundin ... Weiß jemand<br />
eine gute Sportklinik? Johannes Strotbek<br />
Patientenfürsprecher<br />
als Seismographen<br />
Der Arbeitskreis Patientenfürsprecher/innen<br />
hat das Potenzial, für einen stadtweiten<br />
Austausch zu positiven Tendenzen und<br />
Fehlentwicklungen in der Krankenhauslandschaft<br />
Berlins zu sorgen. Jetzt wehren sich<br />
die Fürsprecher gegen ihre Abschaffung.<br />
Patientenfürsprecher/-innen arbeiten ehrenamtlich,<br />
unabhängig und weisungsungebunden<br />
in einem oder mehreren Berliner<br />
Krankenhäusern. Sie werden von der Bezirksverordnetenversammlung<br />
für eine Legislaturperiode<br />
gewählt. Grundlage bildet<br />
das Landeskrankenhausgesetz (LKG) §26<br />
von 1986 und die Neufassung 1999.<br />
Jetzt muss sich der Arbeitskreis Patientenfürsprecher/-innen<br />
in eigener Sache engagieren:<br />
Im September 2002 legte Innensenator<br />
Körting „68 Vorschläge zur Vereinfachung<br />
und Entbürokratisierung der Berliner<br />
Verwaltung“ vor, mit der Erwägung, den §26<br />
LKG zu streichen.<br />
In einem gemeinsamen Schreiben an den<br />
Innensenator widerlegen die Patientenfürsprecher/-innen<br />
die Argumente, mit denen<br />
eine Abschaffung ihres Amtes gerechtfertigt<br />
wurde. Eine Reaktion des Innensenators<br />
liegt noch nicht vor.<br />
Seit Juli 1999 findet alle zwei Monate der Arbeitskreis<br />
Patientenfürsprecher/-innen von<br />
<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. organisiert und moderiert<br />
statt. Durch Vorträge von Gastreferent/-innen<br />
werden aktuelle Entwicklungen<br />
in der <strong>Gesundheit</strong>s- und Krankenhauspolitik<br />
erläutert und rege diskutiert. Zu letzt konnte<br />
der Arbeitskreis Sybille Kraus, Sprecherin<br />
der Deutschen Vereinigung für den Sozialdienst<br />
im Krankenhaus e.V., Arbeitsgruppe<br />
Berlin, begrüßen und einen Überblick zur<br />
Einführung der Diagnosis Related Groups<br />
(DGR`s) erwerben. In der Diskussion zu den<br />
DRG`s wurden die möglichen Gefahren,<br />
aber auch die Potenziale einer solchen Entwicklung<br />
speziell für die Patient/-innen aufgeworfen.<br />
Auf Grundlage solcher Gespräche<br />
werden dann auch Fehlentwicklungen angesprochen.<br />
Bei Patienteninfo Berlin wurde<br />
jetzt ein Fachausschuss gebildet, der mögliche<br />
Fehlentwicklungen genauer beleuchtet.<br />
Am Beispiel der Versorgung von Schlaganfallpatienten<br />
werden sich medizinisches<br />
Fachpersonal, Selbsthilfeaktivisten, Vertreter<br />
der Bezirksämtern, der Ärztekammer<br />
und der Patientenfürsprecher/-innen austauschen<br />
und eine Bestandsaufnahme vornehmen.<br />
Anja Franke<br />
März Monat der<br />
Darmkrebs-<br />
Früherkennung<br />
Im März soll wie bereits im letzten Jahr die<br />
Darmkrebs-Früherkennung in den Blick der<br />
Öffentlichkeit gerückt werden.<br />
Mit etwa 57.000 Neuerkrankungen und<br />
30.000 Todesfällen pro Jahr ist Darmkrebs<br />
die zweithäufigste Todesursache bei bösartigen<br />
Tumoren in der Bundesrepublik<br />
Deutschland.<br />
Die Sterblichkeitsrate liegt in Deutschland<br />
derzeit bei fast 60 Prozent.<br />
Das ist umso erschreckender, als Darmkrebs<br />
sich im Gegensatz zu anderen Tumorerkrankungen<br />
durch Früherkennung meist heilen<br />
bzw. verhindern lässt. Bei keiner anderen<br />
Krebserkrankung kann durch Früherkennungsuntersuchungen<br />
soviel erreicht werden.<br />
Nachgewiesen sind bei Darmkrebs<br />
auch familiäre, also erbliche Risikofaktoren.<br />
In Deutschland nehmen jedoch nur 20 %<br />
der Männer und 30 % der Frauen über 45<br />
Jahren an den jährlichen, kostenlosen Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen<br />
teil.<br />
Die bundesweite Aktion der Felix Burda-Stiftung<br />
im März startet in Kooperation mit der<br />
Deutschen Krebshilfe, der Gastroliga der<br />
Deutschen Krebsgesellschaft und der Stiftung<br />
Lebensblicke und der Kassenärztlichen<br />
Bundesvereinigung.<br />
Fernsehspots, Print- und Hörfunkwerbung<br />
sowie Informationsbroschüren sollen eine<br />
breite Öffentlichkeit erreichen und aufklären.<br />
Ganz entscheidend für die Früherkennung<br />
des Dickdarmkrebses ist die Erfassung von<br />
einem oder in Einzelfällen auch mehreren<br />
Tumoren im Dickdarm mit kleiner Größe,<br />
d.h. kleiner als 0,5 cm. Bei Tumoren, die<br />
eine Größe vonmehr als einem zentimeter<br />
aufweisen, besteht schon ein zehnprozentiges<br />
Krebsrisiko, was bei einer Größe von<br />
mehr als 3 cm auf mehr als 30 Prozent.<br />
Bertram Wiedenmann<br />
Für Informationen wurde bei der Stiftung Lebensblicke<br />
auch eine kostenfreie Hotline<br />
geschaltet. Die Mitarbeiter/-innen sind von<br />
10-14 Uhr unter Telefon 0 800-22 44 22 1 erreichbar.<br />
Weitere Informationen im Internet:<br />
www.darmkrebsfrueherkennung.de<br />
www.gastro-liga.de<br />
www.lebensblicke.de<br />
www.darmkrebs.de
Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
Jour Fixe - Aktuelle Ergebnisse aus der Public<br />
Health-Forschung<br />
Unterschiede in der Inanspruchnahme klinischer<br />
Notfallambulanzen durch deutsche<br />
Patientinnen und Migrantinnen<br />
Donnerstag, 13.02.03, 18-20 Uhr<br />
Veranstalter: Berliner Zentrum Public Health<br />
Ort: Physik-Neubau der TU-Berlin<br />
Hardenbergstr. 36, 10623 Berlin<br />
Tel: 030-31421970<br />
E-Mail: brigitte.michel@tu-berlin.de<br />
Internet: www.tu-berlin.de/bzph<br />
AK Kind und Familie<br />
Freitag , 14.02.03, 9.30 Uhr<br />
Ort: <strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.,<br />
Straßburgerstr.56<br />
10405 Berlin<br />
Tel:030-44319060<br />
E-Mail: post@gesundheitberlin.de<br />
Mitteldeutsches Psychiatriesymposium<br />
Nachdenken-Umdenken-Ist die Kommunalisierung<br />
der Psychiatrie überfällig?<br />
14.-15.02.2003<br />
Hess.-Lichtenau<br />
Zentrum für soziale Psychiatrie<br />
Tel: 05602-806105<br />
AG <strong>Gesundheit</strong>ssport<br />
Montag, 17.02.03, 13.00 Uhr<br />
Ort: <strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />
Straßburgerstr. 56<br />
10405 Berlin<br />
Veranstaltungen / Termine<br />
AK Altern und <strong>Gesundheit</strong><br />
u.a. mit der Auswertung des 8. Kongresses<br />
Armut und <strong>Gesundheit</strong><br />
Dienstag, 18.02.03, 16.00 Uhr<br />
Ort: <strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />
Straßburgerstr. 56<br />
AK Betriebliche <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
Arbeitsunfähigkeitsdaten der Techniker-<br />
Krankenkasse<br />
Dienstag, 18.02.03, 15.00 Uhr<br />
Ort: Techniker Krankenkasse<br />
Landesvertretung Berlin Brandenburg<br />
Alte Jakobstr. 81/ 82<br />
6. Etage, Konferenzraum<br />
10179 Berlin<br />
TK-Forum „Kinder im Stress“<br />
Mittwoch, 19.02.03, 18-20 Uhr<br />
Mit: Prof. Dr. Dieter Kleiber, FU-Berlin und<br />
Dr. Johannes Klein-Heßling, HU-Berlin<br />
Veranstalter: Landesvertretung der Techniker<br />
Krankenkasse<br />
Ort: Vivantes-Krankenhaus im Friedrichshain,<br />
Haus 20,<br />
Landsberger Allee 49, 10249 Berlin<br />
Tel: 030-24547-4<br />
E-Mail:<br />
tklv-berlin-brandenburg@tk-online.de<br />
Workshop Selbsthilfeinitiativen als Instanzen<br />
der Patienteninformation<br />
Mittwoch, 19.02.2003, 11.00 - 16.30 Uhr<br />
Abgeordnetenhaus von Berlin, Niederkirchnerstr.<br />
5, 10111 Berlin, Raum 304<br />
Veranstalter: SEKIS und BKK Bundesverband<br />
Süchtige Kinder und Jugendliche – Prävention<br />
und Therapie des Substanzmissbrauchs<br />
19.-21.02.2003 Hamburg<br />
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapie<br />
Martinistr. 52, 20246 Hamburg<br />
Tel: 040-428035113<br />
Fax: 040-428035959<br />
E-Mail: kuestner@uke.uni-hamburg.de<br />
Kongress - Wechseljahre Multidisziplinär<br />
21.-23.02. 2003<br />
Ort: Universität Bremen<br />
Kongressbüro: BIPS<br />
Linzer Straße 8-10<br />
28359 Bremen<br />
E-Mail: wechseljahre@uni-bremen.de<br />
www.wechseljahre.uni-bremen.de<br />
Veranstaltungen / Termine<br />
Forum: Patientenrechte – Bestandsaufnahme,<br />
Herausforderungen und Perspektiven<br />
Samstag, 22.02.2003, 10-14.15 Uhr<br />
U.a. mit Ulla Schmidt<br />
Veranstalter: Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokratinnen<br />
und Sozialdemokraten im<br />
<strong>Gesundheit</strong>swesen, SPD Berlin<br />
Ort: Abgeordnetenhaus Berlin<br />
Niederkirchner Straße 5, 10111 Berlin<br />
Anmeldung: Tel. 030-4692-114<br />
Kommunikation und Kooperation bei Krebs<br />
28.02.-01.03.2003, Potsdam<br />
Landesarbeitsgemeinschaft Onkologische<br />
Versorgung Brandenburg<br />
Gregor-Mendel-Str.10-11, 14469 Berlin<br />
Tel: 0331-2707172<br />
AK Migration und <strong>Gesundheit</strong><br />
Mittwoch, 05.03.03, 17-19 Uhr<br />
Ort: Bezirksamt Friedrichshain/ Kreuzberg<br />
Urbanstr. 24, 10967 Berlin, Raum 113<br />
AK Kind und Familie<br />
Freitag, 07.03.03<br />
Thema: Aktuelle Daten der Berliner Einschulungsuntersuchung<br />
Ort: bitte erfragen bei:<br />
<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />
Straßburgerstr. 56, 10405 Berlin<br />
Tel: 030-44319060<br />
E-Mail: post@gesundheitberlin.de<br />
9. Kongress für Jugenmedizin<br />
No Future - Adoleszentenkrisen<br />
07.-09.03.2003<br />
Berufsverband der Kinder- und<br />
Jugendärzte e.V.<br />
Ort: congress centrum neue weimarhalle<br />
Tel: 0221-6890915/16<br />
Bvkj.buero@uminfo.de<br />
40. wissenschaftlicher DGE-Kongress<br />
13.-14.03.2003, Potsdam<br />
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.<br />
Godesberger Allee 18, 53175 Bonn<br />
Tel: 0228-3776631<br />
Arbeitstagung Kindergesundheit und<br />
Umwelt<br />
14.-16.03.2003<br />
Fulda, Brauhaus Wiesenmühle<br />
Netzwerk Kindergesundheit und Umwelt<br />
Ökologischer Ärztebund e.V.<br />
Fedelhören 88, 28203 Bremen<br />
Tel: 0421-4984251<br />
E-Mail:<br />
oekologischeraerztebund@t-online.de<br />
Internet:<br />
www.bremen.de/info/oekoaerztebund.de<br />
27
28<br />
AK Bewegung und Ernährung<br />
Mittwoch, 15.03.03, 15.00 Uhr<br />
Ort: <strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />
Straßburgerstr. 56<br />
10405 Berlin<br />
AK Patientenfürsprecher/-innen in Berliner<br />
Krankenhäusern<br />
Montag, 17.03.03, 15.00-17.00 Uhr<br />
Ort: Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
Otto-Suhr-Allee 100<br />
10585 Berlin<br />
Fachveranstaltung<br />
„Gesunde Städte und Bewegung“<br />
Dienstag, 18.03.03, 18-21 Uhr<br />
Landessportbund Berlin e.V.<br />
LSB Sportschule<br />
Priesterweg 4, 10829 Berlin<br />
Anmeldung: Birgitt Picht, Tel.030-78772411<br />
E-Mail: b.picht@lsb-berlin.org<br />
„Aktionstag: Sicherer Kinderspielplatz“<br />
Dienstag, 25.03.03<br />
Information und Koordination:<br />
Deutsches Grünes Kreuz e.V., Forum<br />
Unfallprävention, Klaus Afflerbach<br />
Schuhmarkt 4, 35037 Marburg<br />
Tel: 06421-293132<br />
2. Norddeutsches Symposium, Medizinische<br />
Dokumentation und Pflegeberufe, Multiprofessionalität<br />
im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
27.-28.03.03, Hamburg<br />
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,<br />
Institut für Mathematik und Datenverarbeitung<br />
in der Medizin<br />
Symposium 2003<br />
Martinistr. 52, 20246 Hamburg<br />
Tel: 040-428033109<br />
E-Mail: symp2003@uke.uni-hamburg.de<br />
Weltgesundheitstag<br />
Montag, 07.04.03<br />
Thema 2003: „Gesunde Umwelt – Gesunde<br />
Kinder“<br />
Bundesvereinigung für <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />
Michaela Goecke<br />
Heilsbachstr. 30, 53123 Bonn<br />
Tel: 0228-987270<br />
www.weltgesundheitstag.de<br />
AK Migration und <strong>Gesundheit</strong><br />
Mittwoch, 09.04.03, 17-19 Uhr<br />
Ort: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Urbanstr. 24, Raum 113<br />
10967 Berlin<br />
AK Kind und Familie<br />
Freitag, 09.05.03<br />
Thema: Schulentwicklung nach Klippert<br />
Ort: bitte erfragen bei:<br />
<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />
Straßburgerstr. 56, 10405 Berlin<br />
Tel: 030-44319060<br />
E-Mail: post@gesundheitberlin.de<br />
AK Migration und <strong>Gesundheit</strong><br />
Mittwoch, 14.05.03, 17-19 Uhr<br />
Ort: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Urbanstr. 24, Raum 113<br />
10967 Berlin<br />
11 th International Conference on<br />
Health Promoting Hospitals (HPH)<br />
Florenz, Italien<br />
18. bis 20.05.03<br />
Anmeldung und Informationen:<br />
www.univie.ac.at/hph/florence2003<br />
Weltnichtrauchertag<br />
Samstag, 31.05.03<br />
Thema 2003: „Tobacco free fashion and<br />
films“<br />
Bundesvereinigung für <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />
WHO-Partnerschaftsprojekt<br />
Tabakabhängigkeit<br />
Heilsbachstr. 30, 53123 Bonn<br />
<strong>Gesundheit</strong> lebenslang finanzierbar?<br />
Symposium des Gesunde Städte-<br />
Netzwerkes<br />
05. und 06. Juni 2003<br />
Ort: Historisches Rathaus Münster<br />
Organisationsbüro: <strong>Gesundheit</strong>samt der<br />
Stadt Münster<br />
Dr. Claus Weth<br />
48127 Münster<br />
Tel: 0251-4925302<br />
Fax: 0251-4927928<br />
E-Mail: wethc@stadt-muenster.de<br />
Kindersicherheitstag<br />
Dienstag, 10.06.03<br />
Thema: 2003: „Kinderunfälle in der Freizeit“<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
Kindersicherheit<br />
Projektkoordination Martina Abel<br />
c/o Bundesvereinigung für <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />
Heilsbachstr. 30, 53123 Bonn<br />
E-Mail: bfge.is@bfge-3.de<br />
www.kindersicherheit.de<br />
AK Kind und Familie<br />
Freitag, 27.06.03<br />
Thema: Familie. Der Arbeitskreis „Vor und<br />
nach der Geburt“ in Friedrichshain-Kreuzberg;<br />
Die Schreibabyambulanz<br />
Ort: Bitte erfragen bei:<br />
<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.<br />
Straßburgerstr. 56, 10405 Berlin<br />
Tel: 030-44319060<br />
E-Mail: post@gesundheitberlin.de<br />
Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1/03<br />
Impressum<br />
Herausgeber und Verleger:<br />
<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V.,<br />
Landesarbeitsgemeinschaft<br />
für <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
Straßburger Straße 56, 10405 Berlin,<br />
Tel. 030-44 31 90-60, Fax 030-44 31 90-63<br />
E-Mail: post@gesundheitberlin.de,<br />
www.gesundheitberlin.de<br />
Redaktion:<br />
Dr. Raimund Geene (V.i.S.d.P.), Carola Gold,<br />
Maria Stange, Johannes Strotbek,<br />
Weitere Autor/-innen dieser Ausgabe:<br />
Dr. Birgit Amman, Dr. Karl Birkhölzer, Dr. Matthias<br />
David, Christian Denzin, Fabian Engelmann, Anja<br />
Franke, Irina Fröse, Christian Hans, Fabian Jain,<br />
Holger Kilian, Joseph Kuhn, Andrea Möllmann,<br />
Beatrice Richter, Dr. Heinz Trommer,<br />
Prof. Bertram Wiedenmann<br />
Auflage: 4.500<br />
Druck:<br />
Termindruck<br />
Lahnstraße 78, 12055 Berlin<br />
Copyright:<br />
<strong>Gesundheit</strong> Berlin e.V. Februar 2003.<br />
Beiträge und Ankündigungen für den Info-Dienst<br />
bitte bis 24. April per E-Mail an<br />
strotbek@gesundheitberlin.de