EDGE 02-2015
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Durch effiziente<br />
Produktionsverfahren aufseiten<br />
der Komponentenhersteller erfährt<br />
die Baubranche derzeit einen<br />
Aufschwung.<br />
EINE WISSENSCHAFT<br />
FÜR SICH<br />
Auf dem Weg zu<br />
mehr Effizienz<br />
Wer mit dem Wolf<br />
tanzt<br />
Ein Magazin von Seco Ausgabe 2 – <strong>2015</strong>
Inhalt<br />
<strong>EDGE</strong> AUSGABE 2 – <strong>2015</strong><br />
04 Neuheiten & Trends<br />
07 Wissen<br />
Trends in der MEDIZINTECHNIK<br />
3D-Drucke und offenporige Werkstoffe<br />
gehören zu den wichtigsten Trends in der<br />
rasch wachsenden Orthopädiebranche.<br />
08 FALLSTUDIE: Werkstoff<br />
Die neue Duratomic ® -Technologie<br />
im Test<br />
Als einer der ersten Kunden testet der finnische<br />
Zulieferer Nomet die neuen Drehsorten<br />
mit Duratomic-Beschichtung von Seco.<br />
TITELGESCHICHTE<br />
14 Fallstudie: Anwendung<br />
Fräsen<br />
Die neuen Geräte im flexiblen Fertigungssystem<br />
(FFS) erweisen sich für den brasilianischen<br />
Werkzeugmaschinenhersteller Romi<br />
als großer Erfolg.<br />
18 Möglichkeiten<br />
Recycling im Weltraum<br />
Countdown für neue Technik im Weltall:<br />
wiederverwendbare Raketen, die zur<br />
Abschussrampe zurückkehren.<br />
20 Edge und Sie<br />
Heinz Krähenbühl<br />
„Am Anfang gab es nur mich und meine<br />
Maschine, die in einem alten Kuhstall<br />
stand.“<br />
22 Am Puls der Zeit<br />
Interview mit Patrick de Vos<br />
Unser Zerspanungsexperte beantwortet von<br />
Lesern eingesandte Fragen.<br />
23 Fallstudie: Industrie<br />
Energieerzeugung<br />
Beim italienischen Turbinenschaufelhersteller<br />
C*Blade trägt die Partnerschaft mit Seco<br />
reife Früchte.<br />
28 <strong>EDGE</strong> unterwegs<br />
Hindrik Engström<br />
Der Entwickler der neuen Duratomic-<br />
Sorten von Seco über seinen Nebenerwerb<br />
als Forstwirt auf dem 540 Hektar großen<br />
Familienbetrieb.<br />
32 <strong>EDGE</strong>ucation<br />
Hochvorschubfräsen<br />
Der Produktmanager von Seco mit<br />
Insider-Tipps zu den Vorteilen des<br />
Hochvorschubfräsens.<br />
8<br />
20 20<br />
23 23<br />
2 <strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)
14 14<br />
18 18<br />
28 28<br />
Ja, es geht!<br />
Gibt es bei den Duratomic-<br />
Wendeplatten wirklich noch<br />
Raum zur Verbesserung?<br />
2012 stellten wir unserer<br />
Abteilung für Forschung &<br />
Entwicklung diese Aufgabe.<br />
Nach zahlreichen Stunden der Forschungs-<br />
und Testarbeit können wir mit<br />
Stolz behaupten: Ja, gibt es! Im vergangenen<br />
April wurde die neue Generation der<br />
revolutionären Duratomic-Wendeplatten<br />
von Seco vorgestellt und hat in den Werkstätten<br />
dieser Welt schon jetzt einen positiven<br />
Eindruck hinterlassen.<br />
Der finnische Zulieferer Nomet gehört<br />
zu den ersten Kunden, die die neuen Sorten<br />
noch vor der offiziellen Einführung<br />
getestet haben. Das Ergebnis: Die neuen<br />
Duratomic Drehsorten erlauben höhere<br />
Schnittgeschwindigkeiten und sind<br />
robuster und zuverlässiger als die Produkte<br />
der Mitbewerber. Auf Seite 8 erfahren Sie<br />
mehr!<br />
In dieser Ausgabe von Edge lesen Sie<br />
viele weitere aufschlussreiche Beiträge und<br />
sammeln neue Erkenntnisse, beispielsweise<br />
zum Recycling-Trend in der Raumfahrt<br />
(Seite 18) oder den neuen Werkstoffen<br />
und Verfahren in der boomenden Orthopädiebranche<br />
(Seite 7).<br />
Viel Vergnügen!<br />
HANS HELLGREN<br />
Vizepräsident, Vertrieb und Marketing<br />
edge@secotools.com<br />
Edge ist ein Kundenmagazin<br />
von Seco Tools, das weltweit<br />
in 25 Sprachen erscheint.<br />
Seco Tools AB Marketing Department, 737 82 Fagersta,<br />
Schweden. Telefon +46 223-400 00 Fax +46 223-718 60<br />
Internet www.secotools.com Verlag Hans Hellgren<br />
E-Mail hans.hellgren@secotools.com Redaktionsleitung<br />
Katarina Annerby E-Mail katarina.annerby@secotools.<br />
com Redaktion und Layout Appelberg Publishing Group<br />
Redakteur Per-Ola Knutas Art Direction Cecilia Farkas,<br />
Johan Nohr Druck Elanders Titelfoto Johannes Heuckeroth<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)<br />
3
Neuheiten & Trends<br />
Neues vom Werkzeugexperten<br />
Jörgen Andersson<br />
arbeitet seit 2005 bei Seco<br />
und war zunächst in der<br />
F&E-Abteilung der Frästechnikentwicklung<br />
tätig. 2012<br />
wechselte er in die Marketing-Abteilung<br />
und war als<br />
Produktmanager Frästechnik<br />
für die Bereiche Kopierfräsen<br />
und Minimaster ® -Produkte<br />
verantwortlich.<br />
Fakten<br />
Jörgen Andersson<br />
Position: Produktmanager für<br />
den Anwendungsbereich Fräsen.<br />
Zuständigkeit: Kopierfräsen &<br />
Minimaster ® -Produkte.<br />
Ausbildung: Schwedische Hochschule<br />
für Bergbau & Metallkunde,<br />
Universität Dalarna.<br />
Laufbahn: 10 Jahre Bediener von<br />
CNC-Fräsmaschinen, Entwicklungstechniker<br />
für Fräsprodukte,<br />
Produktmanager.<br />
Sparsamer<br />
Raketenstart<br />
Eine Gruppe niederländischer Luftfahrtstudenten<br />
hat ein Fahrzeug mit ganz neuer Technik zum Kraftstoffsparen<br />
erfunden.<br />
Die Studierenden arbeiten unter der Leitung von<br />
Martin Kampinga, Innovationsleiter an der Fachhochschule<br />
in Delft, der seinen Schützlingen im Rahmen<br />
ihres theoretischen Studiums auch eine praktische<br />
Aufgabe stellen wollte. „Team Apollo“ lautete der<br />
Projektname zu seiner Idee. „Die Studierenden sollten<br />
etwas richtig Cooles bauen“, erklärt Kampinga.<br />
Das Resultat war ein Rennwagen namens Apollo,<br />
der mit Werkstoffen und Methoden aus der Luftfahrttechnik<br />
konstruiert wurde. Sein Debüt feierte das<br />
Gefährt 2013 beim Shell Eco-Marathon in Rotterdam.<br />
Beim Rennen 2014 legte das Kohlefaser-Fahrzeug<br />
mit seinen 50 Kilogramm Leergewicht ganze<br />
550 Kilometer zurück und verbrauchte dabei nur<br />
einen Liter Bioethanol! Mittlerweile arbeitet die Gruppe<br />
für das 2016 stattfindende Rennen an einem eigenen<br />
Motor.<br />
„Für den Motorenbau brauchen wir Fräswerkzeuge<br />
und Gewindeschneider“, so Kampinga. „Die Studierenden<br />
wandten sich an Seco Tools Benelux und werden<br />
dort bestens betreut. Wir bekommen die richtigen<br />
Werkzeuge und erhalten Unterstützung bei der Auswahl<br />
unserer Verfahren und bei der Lösungsfindung.“<br />
„Beim Shell Eco-Marathon geht es um die Entwicklung<br />
effizienter Technik und der Ausreizung der technischen<br />
Möglichkeiten“, sagt Kampinga. Er will die<br />
Weiterentwicklung seiner Studierenden fördern.<br />
„Die Zusammenarbeit und Kommunikation mit<br />
Unternehmen ist dabei unerlässlich und Seco ist sehr<br />
kooperativ.“<br />
Steadyline ®<br />
In der Zerspanungsindustrie geht<br />
der Trend zu immer komplexeren<br />
Werkstücken, schwierig zu zerspanenden<br />
Werkstoffen und dem stetig<br />
wachsenden Wunsch nach Produktivität<br />
und Wirtschaftlichkeit. Die<br />
neuen schwingungsdämpfenden<br />
Steadyline ® -Bohrstangen von Seco<br />
werden diesen Ansprüchen gerecht,<br />
da sie die Produktivität steigern und<br />
Bearbeitungsverfahren ermöglichen,<br />
die mit herkömmlichen Bohrstangen<br />
nicht umsetzbar wären.<br />
Vorteile: Identische Schnittdaten wie<br />
beim klassischen kurzen Halter, auch<br />
bei einer Auskraglänge von 10xD. Das<br />
Angebot an Seco Capto-Bohrstangen<br />
für die rotierende/statische Bearbeitung<br />
ist auch zum Ausspindeln<br />
geeignet.<br />
Statistik<br />
Im Rampenlicht<br />
Mit über 150.000 Klicks gehört das Video „Heavy Machining“ zu<br />
den erfolgreichsten Youtube-Videos von Seco. Der zweiminütige<br />
Film zeigt die Schwerzerspanung einer 25 Tonnen schweren Rotorwelle.<br />
Wenn Sie das Video noch nicht kennen, sehen Sie Seco Tools<br />
auf Youtube!<br />
70<br />
Länder<br />
Das Edge-Magazin erreicht eine Auflage von 80.200 Exemplaren. Es wird in<br />
24 Sprachen übersetzt und in rund 70 Ländern vertrieben.<br />
Der Komplettkatalog „Machining Navigator“ von Seco hat eine Druckauflage<br />
von 95.000 Exemplaren.<br />
4 <strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)
Vollhartmetallfräser<br />
JS554-2C<br />
Das Kohlefaser-Gefährt „Apollo“ wiegt<br />
nur 50 Kilo und kommt auf 550 km mit<br />
einem Liter Bio-Ethanol aus.<br />
Das dynamische Fräsen ist zur Zeit<br />
noch ein Trend, wird sich aber in<br />
Zukunft marktweit etablieren. Seco<br />
bietet mit dem neuen JS554-2C<br />
ein VHM-Werkzeug der neuesten<br />
Generation an, das allen Anforderungen<br />
der unterschiedlichen<br />
CAM-Systeme gerecht wird. Das<br />
dynamische Fräsen zeichnet sich<br />
aus durch optimal programmierte<br />
Werkzeugbahnen zur Vermeidung<br />
von Überlast des Werkzeuges bei<br />
gleichzeitig hohen Vorschüben und<br />
hohen Schnittgeschwindigkeiten.<br />
Genutzt werden können hohe axiale<br />
Schnitttiefen (a p<br />
) bei gleichzeitig<br />
geringen radialen Eingriffen (a e<br />
) mit<br />
konstanter Spandicke.<br />
Vorteile: Verwendung von nur einem<br />
Werkzeugtyp in dynamischen Fräsverfahren<br />
in vielen Werkstoffen und<br />
CAM-Systemen.<br />
Die 25-Pfünder Feldkanone ist 786 mm lang und<br />
wiegt 9 kg. Das eindrucksvolle Modell besteht aus<br />
Aluminium, Stahl und Messing. Alle Teile wurden aus<br />
massiven Stangen, Schmiedeknüppeln oder Gussteilen<br />
CNC-gefräst bzw. lasergeschnitten und nach<br />
strikten Toleranzen gefertigt.<br />
GroSSe Geschütze<br />
Armortek ist ein mittelständisches Unternehmen<br />
mit großen Ambitionen in einer<br />
etwas ungewöhnlichen Branche. Die Firma<br />
wird vom Ehepaar Mark und Gill Watkins<br />
geleitet und ist der weltweit führende Hersteller<br />
von Panzermodellen im Maßstab 1:6.<br />
Unter den angebotenen Modellen ist beispielsweise<br />
der britische Panzer Mark IV aus<br />
dem ersten Weltkrieg zu finden.<br />
Erst kürzlich stellte Armortek ein Modell<br />
der britischen 25-Pfünder Feldkanone vor,<br />
die 1942 bei der Schlacht von El-Alamein<br />
erstmals zum Einsatz kam und später auch<br />
in den Kriegen in Korea und Vietnam Verwendung<br />
fand.<br />
Jeder Kanonenbausatz besteht aus rund<br />
200 verschiedenen Teilen (ohne Befestigungsmittel<br />
und Nieten), von denen viele<br />
in den CNC-Drehbearbeitungszentren bei<br />
Armortek entstehen. Hierbei kommen zahlreiche<br />
Produkte und Lösungen von Seco<br />
beim Drehen, Ein- und Abstechen, Stechdrehen<br />
sowie Gewindeschneiden zum Einsatz.<br />
Produziert werden zum Beispiel Kanonenläufe,<br />
Hinterlader, Mündungen, Räder, Achsen<br />
sowie Höhen- und Seitenrichtvorrichtungen.<br />
Vor der Gründung von Armortek war Mark<br />
Watkins als Betriebsingenieur bei Ford in<br />
Dagenham beschäftigt. Dort kam er 1983<br />
zum ersten Mal mit Seco in Kontakt, als er an<br />
einem innovativen Projekt beteiligt war, bei<br />
dem ein Hartgusswerkstoff hartgedreht statt<br />
geschliffen werden sollte.<br />
Watkins erinnert sich: „Das Projekt verlief<br />
erfolgreich und ich war beeindruckt vom<br />
Engagement von Seco.“<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)<br />
5
Neuheiten & Trends<br />
Seco Highfeed 2 & 4<br />
Die Hochvorschubfräser von<br />
Seco können den Bearbeitungsvorgang<br />
gegenüber konventionellen<br />
Verfahren um das<br />
Dreifache beschleunigen. Durch<br />
geringe Schnitttiefen bei hohen<br />
Vorschubraten pro Zahn wird<br />
selbst bei langen Auskragungen<br />
ein höheres Zeitspanvolumen<br />
erreicht, das zu enorm hohen<br />
Produktivitätsraten bei gleichzeitig<br />
guter Stabilität führt.<br />
Der neue Seco Highfeed 2 TM<br />
und der Seco Highfeed 4 TM<br />
haben eine neue enge bzw. normale<br />
Teilung und sind mit den<br />
neuen rechtwinkligen Wendeplatten<br />
LP05 (Highfeed 2) sowie<br />
LO06 (Highfeed 4) ausgestattet,<br />
die den Einsatz von mehr Zähnen/Plattensitz<br />
pro Werkzeugdurchmesser<br />
erlauben. Mit mehr<br />
Zähnen eignen sie sich perfekt<br />
für die Hochgeschwindigkeitsbearbeitung<br />
harter und schwierig<br />
zu zerspanenden Werkstoffen<br />
– besonders bei kleineren<br />
Maschinen mit schnelldrehenden,<br />
drehmomentschwachen<br />
Spindeln.<br />
Vorteile: In Sachen Drehzahl<br />
und Effizienz sind die neuen<br />
Fräser größeren, leistungsstärkeren<br />
Maschinen, die langsamer<br />
arbeiten und bei denen höhere<br />
Schnittkräfte wirken, weit überlegen.<br />
6<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)
Wissen Globale Trends<br />
Ciaran Dillane<br />
Geschäftsführer<br />
des irischen<br />
Werkzeugherstellers<br />
Premier Machine Tools<br />
Trends in der Orthopädiebranche<br />
Biokompatibel<br />
Unser Unternehmen produziert zu<br />
60 Prozent für die Orthopädie<br />
– vorrangig Hüft- und<br />
Kniegelenke. Wir arbeiten mit drei<br />
weltweit führenden Herstellern<br />
zusammen, die in Irland produzieren.<br />
Die Orthopädiebranche<br />
verzeichnet seit Jahrzehnten ein<br />
enormes Wachstum, und auch für<br />
die nächsten Jahre werden Raten<br />
von sechs bis zehn Prozent erwartet.<br />
Aus Herstellersicht ist die<br />
Entwicklung dieses spezialisierten<br />
Marktes sehr interessant. Es wird<br />
intensiv an neuen Werkstoffen<br />
und Konstruktionen geforscht, die<br />
sich das Knochenwachstum des<br />
menschlichen Körpers zunutze<br />
machen. Gemeinsam bewirken<br />
diese zwei Faktoren eine gesteigerte<br />
Nachfrage nach 3D-Drucken bzw.<br />
generativen Fertigungsverfahren.<br />
Außerdem steigt das Interesse<br />
an der Entwurfsphase von<br />
Orthopädiewerkzeugen, wobei<br />
die Herstellungsbedingungen bei<br />
der Konstruktion der Implantate<br />
bereits berücksichtigt werden.<br />
Interview Linas Alsenas Illustration von Mika Pollack/AgentMolly<br />
3D-Drucke<br />
Werkzeughersteller lassen sich<br />
vom 3D-Druckverfahren gern<br />
nervös machen, weil sich das<br />
Endprodukt mit dieser Methode<br />
fast in Vollendung erzeugen<br />
lässt. Ich persönlich erkenne<br />
für die Branche darin eine große<br />
Chance, weil für das generative<br />
Fertigungsverfahren spezielle<br />
Geometrien und Beschichtungen<br />
benötigt werden und erneut auch<br />
die Oberflächenbehandlung in<br />
den Fokus rückt.<br />
Offenporige<br />
Werkstoffe<br />
Implantate werden vorrangig aus<br />
Kobalt-Chrom (CoCr) hergestellt.<br />
15 Prozent aller Menschen reagieren<br />
jedoch allergisch auf diesen Werkstoff,<br />
demzufolge gehen viele Hersteller<br />
zu Titan und Titanlegierungen über.<br />
Damit der Knochen mit dem Implantat<br />
verwachsen kann, muss der Werkstoff<br />
offenporig sein.<br />
Trends in der Medizintechnik<br />
Trockenbearbeitung<br />
Bei der traditionellen Bearbeitung<br />
kommen Kühlmittel auf Ölbasis<br />
(Emulsionen) zum Einsatz, die<br />
nach der Bearbeitung mithilfe von<br />
Reinigungsmitteln entfernt werden<br />
müssen. Bei offenporigen Werkstoffen<br />
mit einem Anteil von mehr als<br />
60 Prozent gestaltet sich das rückstandslose<br />
Entfernen dieser Emulsionen<br />
schwierig. Bei der trockenen<br />
Bearbeitung wird indes vollständig<br />
auf Emulsionen verzichtet.<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)<br />
7
FALLSTUDIE: Werkstoff<br />
Vertrauen<br />
als Grundlage<br />
Die Beziehung zwischen Seco und dem finnischen Zulieferer<br />
Nomet besteht seit mehreren Jahrzehnten. Das gegenseitige<br />
Vertrauen zeigte sich besonders, als Nomet die neuen<br />
Drehsorten mit Duratomic-Technologie von Seco noch vor der<br />
offiziellen Markteinführung testete.<br />
von Wif Stenger Fotos: Aleksi Poutanen<br />
8<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)
Nomet produziert unter anderem Komponenten<br />
für Bauwesen, Bergbau und Forstwirtschaft,<br />
aber auch für die Energieübertragung oder<br />
Herstellung von Generatoren und Motoren.<br />
Vertrauen in Seco<br />
Seco ist für Nomet der wichtigste<br />
Lieferant von Fräswerkzeugen.<br />
Hunderte Varianten sind bei Nomet<br />
bereits in Gebrauch.<br />
Seit der Einführung der Duratomic-<br />
Technologie im Jahre 2007<br />
arbeitet Nomet mit den Seco<br />
Drehsorten. Als eine der ersten<br />
Firmen testete Nomet auch die<br />
nächste Generation der Duratomic-<br />
Beschichtungstechnologie weit vor<br />
deren Einführung im April <strong>2015</strong>.<br />
Foto: Jonathan Gainer / Getty Images<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)<br />
9
FALLSTUDIE: Werkstoff<br />
V<br />
or der Hauptniederlassung des<br />
finnischen Zulieferers Nomet<br />
ragt ein riesiger hydraulischer<br />
Felsmeißel wie eine große<br />
Harpune in den Himmel. Das passende<br />
Objekt für diese Anlage in der Stadt Tampere<br />
im Süden des Landes, denn viele Einzelteile<br />
des Felsmeißels wurden genau hier<br />
hergestellt.<br />
Heutzutage ist die Maschinenwerkstatt<br />
von Nomet mit zahlreichen großen Fräs- und<br />
Drehmaschinen ausgestattet. Und inmitten<br />
der modernen Technik liegt auf einem Holztisch<br />
ein finnisches Puukko-Gürtelmesser.<br />
Bei allem Vertrauen in die CNC-Technik<br />
spielt Handarbeit in dieser Fabrik immer<br />
noch eine wichtige Rolle.<br />
Felsmeißel und Messer stehen symbolisch<br />
für die Branchen, die Nomet mit Zerspanungsteilen<br />
und Präzisionskomponenten<br />
beliefert. Rauno Virkorinne, Verfahrensingenieur<br />
bei Nomet, erklärt: „Der Bergbau<br />
ist seit einigen Jahren unser wichtigster Kundensektor.<br />
Aber auch die Elektrotechnik<br />
ist für uns von Bedeutung, ähnlich wie die<br />
Baubranche, die Forstwirtschaft, die Prozessindustrie<br />
oder der Fahrzeugbau.“<br />
Nach dem Umsatzrückgang 2008, sagt<br />
Virkorinne, erlebt der Binnenmarkt gerade<br />
einen leichten Aufschwung. „Dieses Jahr<br />
erwarten wir Wachstum. Wir wollen mehr<br />
exportieren. Wir beliefern die gesamte nordische<br />
Region, Europa und selbst Länder<br />
wie USA, Russland, Brasilien und China mit<br />
unseren Maschinenteilen.“<br />
Nomet vertraut auf die Seco Werkzeuge<br />
und steigert damit Geschwindigkeit, Effizienz<br />
und Wirtschaftlichkeit seiner Produktion.<br />
„Der Grund ist die Zuverlässigkeit“,<br />
sagt Virkorinne. „Wir können immer auf die<br />
Werkzeuge vertrauen. Aber auch die Beratung<br />
und Erfahrung von Seco sind für uns<br />
sehr wichtig.“<br />
Wenn Mitarbeiter von Seco die Anlage<br />
besuchen, wird sofort deutlich, wie eng die<br />
beiden Unternehmen zusammenarbeiten.<br />
Genauso spürt man Respekt und das<br />
gegenseitige Verständnis. Keijo Manner,<br />
Geschäftsführer von Seco Tools Finnland,<br />
wird vom Technischen Verkäufer Pertti<br />
Tingander begleitet. Tingander war rund<br />
20 Jahre für Nomet tätig, bevor er 2008 zu<br />
Seco stieß. Bis heute pflegt er eine enge<br />
Beziehung zu der Firma.<br />
„Hier in Tampere“, berichtet Manner,<br />
„gibt es noch einen Technischen Verkäufer<br />
namens Jorma Kivinen, der alle zwei Wochen<br />
bei Nomet vorbeischaut und dafür sorgt, dass<br />
das Werk noch produktiver arbeitet.“<br />
Vielversprechende Ergebnisse. Als einer der ersten Kunden<br />
von Seco testete Nomet die neuen Drehsorten mit Duratomic-<br />
Technologie noch vor der Markteinführung im April <strong>2015</strong>.<br />
Verfahrenstechniker Rauno Virkorinne zeigt sich sehr<br />
zufrieden mit den Ergebnissen.<br />
„Das entspricht einer Verbesserung<br />
von knapp 50 Prozent, also können<br />
wir hier enorme Kosten sparen.“<br />
Rauno Virkorinne, Verfahrenstechniker bei Nomet<br />
10 <strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)
Nomet auf einen Blick<br />
Nomet wurde 1950 gegründet und agiert als Maschinenwerkstatt,<br />
Zulieferer und Spezialist für die Metallzerspanung.<br />
Zu den wichtigsten Produkten des Unternehmens<br />
zählen Hydraulikkomponenten, Schrauben, Wellen, Rahmen,<br />
Halbzeuge und Kleinbaugruppen.<br />
Nomet versorgt vorrangig Kunden in den Bereichen<br />
Bergbau, Bauwesen und Forstwirtschaft, aber auch Unternehmen<br />
im Bereich der Energieübertragung oder Generatoren-<br />
und Motorenbauer werden beliefert.<br />
Auf den 5500 Quadratmetern in Tampere arbeiten<br />
55 Angestellte. Innerhalb der nordischen Region ist Tampere<br />
die größte Stadt im Inland. 2014 erzielte das Unternehmen<br />
einen Nettoumsatz von 8 Millionen Euro.<br />
Eine enge Partnerschaft: Pertti<br />
Tingander, heute als Technischer<br />
Verkäufer tätig, arbeitete rund 20 Jahre<br />
für Nomet und wechselte 2008 zu<br />
Seco. Bis heute pflegt er den Kontakt zu<br />
seinem ehemaligen Arbeitgeber.<br />
Die beiden Unternehmen haben eine lange<br />
gemeinsame Geschichte. Nomet wurde<br />
1950 gegründet und setzt seit Jahrzehnten<br />
auf die Werkzeuge von Seco.<br />
„Lange Zeit wurde Nomet über den hiesigen<br />
Seco-Vertragshändler mit unseren<br />
Produkten beliefert“, sagt Manner. „Nach<br />
der Gründung von Seco Finnland 2003 hat<br />
Seco diesen Händler aufgekauft.“<br />
Gerade spricht Tingander mit einem<br />
Maschinenbediener über das Verschleißverhalten<br />
der neuen TP-Sorten von Seco,<br />
die Nomet noch vor der Einführung im<br />
April <strong>2015</strong> getestet hat. Die Duratomic-<br />
Beschichtung wurde auf atomarer Ebene<br />
optimiert und ist jetzt noch zäher und<br />
abriebfester als bisher. Das sorgt für eine bessere<br />
Wärme- und Verschleißfestigkeit sowie<br />
chemische Reaktionsträgheit, wodurch<br />
die Werkzeuge auch bei hohen Schnittgeschwindigkeiten<br />
an Standzeit gewinnen.<br />
„Wir nehmen bestimmt diese neue Wendeplatte“,<br />
sagt Virkorinne. „Unsere Tests<br />
haben ergeben, dass sie um 25 Prozent<br />
schneller und standfester ist als das Produkt<br />
des Mitbewerbers. Zudem ist sie noch<br />
zuverlässiger, was in diesem Fall von hoher<br />
Bedeutung ist.“<br />
Dazu erläutert Manner: „Eine ältere<br />
Wendeplatte hält vielleicht 20 Minuten und<br />
muss dann gewechselt werden. Die neuen<br />
TP-Sorten halten 30 bis 40 Minuten.“<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)<br />
11
FALLSTUDIE: Werkstoff<br />
„Unsere Tests haben ergeben, dass<br />
sie um 25 Prozent schneller und<br />
standfester ist als das Produkt des<br />
Mitbewerbers.“<br />
Rauno Virkorinne, Verfahrenstechniker bei Nomet<br />
„Das entspricht einer Verbesserung von<br />
knapp 50 Prozent“, stimmt Virkorinne zu,<br />
„also können wir hier enorme Kosten sparen.<br />
Das ist immer abhängig vom Werkstoff.“<br />
Neben den Werkzeuglieferungen versorgt Seco die<br />
Mitarbeiter von Nomet mit Know-how und<br />
berät sie bei der Auswahl der optimalen<br />
Drehsorten, um bei der Bearbeitung das<br />
Maximum herauszuholen. Beide Unternehmen<br />
sind sich bewußt, dass Nomet durch<br />
den Einsatz hochmoderner Technik bessere<br />
Ergebnisse erzielen kann und damit für<br />
seine eigenen Kunden noch attraktiver wird.<br />
Schnellere Schnittgeschwindigkeiten mit<br />
weniger Unterbrechungen für den Werkzeugwechsel<br />
stellen jeden zufrieden und<br />
sind obendrein nachhaltiger.<br />
„Wir stellen Nomet alle neuen Produkte<br />
vor, sobald diese verfügbar sind“, sagt Manner.<br />
„Dann besprechen wir etwaige Problembereiche<br />
und versuchen gemeinsam, eine<br />
Lösung zu finden.“<br />
Eine der größeren Herausforderungen<br />
in jüngster Zeit war laut Virkorinne das<br />
Hartdrehen. „Seco schlug uns mehrere<br />
neue Verfahren vor. Wir sind dann auf<br />
eine andere Wendeplatte aus kubischem<br />
Bornitrid (CBN) umgestiegen. Die<br />
Qualität der Wendeplatte wurde von<br />
uns geprüft. Wegen der abweichenden<br />
Wendeplattenform haben wir die<br />
Werkzeughalter gewechselt. Beratung<br />
und Vorschläge sind also nicht zu<br />
vernachlässigen.“<br />
Für Manner ist Nomet ein wichtiger Kunde.<br />
„Die Firma hat großes Potenzial. Unsere<br />
Vorstellungen und Denkweisen hinsichtlich<br />
eines effizienten Betriebs werden sich<br />
immer ähnlicher.“<br />
Auch Virkorinne hält große Stücke auf<br />
den Geschäftspartner. Auf die Frage, wie<br />
sich die Beziehung seiner Meinung nach<br />
verbessern ließe, lächelt er und sagt lakonisch:<br />
„Es gibt keinerlei Probleme. Alles<br />
läuft gut.“<br />
Gegenseitiger Respekt.<br />
Pertti Tingander von Seco,<br />
Rauno Virkorinne von<br />
Nomet und Keijo Manner<br />
von Seco Finnland besprechen,<br />
wie sich die Effizienz<br />
in der Produktion bei<br />
Nomet weiter optimieren<br />
lässt.<br />
12 <strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)
Schnittdaten<br />
bei TP2501<br />
mit Duratomic-<br />
Beschichtung<br />
Werkstück: Buchse (keine genaueren<br />
Angaben aus internen Gründen)<br />
Werkstoff: 34CrNiMo6, schwach<br />
legierter Stahl mit Nickel-, Chrom- und<br />
Molybdänanteilen. Äußerst zäh und<br />
gut wärmebehandelbar bei hoher Zugfestigkeit<br />
Bearbeitung: außen Längsdrehen<br />
Bearbeitungsziel: mehr Zuverlässigkeit,<br />
Spankontrolle<br />
Zerspanungswerkzeug:<br />
CNMM190624W-R7, TP2501<br />
Bearbeitungsdaten: Schnittgeschwindigkeit<br />
175,5 m/min<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)<br />
13
14 <strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)
FALLSTUDIE: Fräsen<br />
Effizienz<br />
durch<br />
Flexibilität<br />
Von Thomas Milz Fotos von Luiz Maximiano<br />
Der brasilianische Werkzeugmaschinenhersteller Romi hat die internen Produktionsprozesse<br />
durch die Einführung eines flexiblen Fertigungssystems (FFS)<br />
optimiert. Die für die Umstellung notwendigen Fräser stammen von Seco Tools.<br />
Guilherme de Abreu kennt sich mit der Optimierung<br />
von Produktionsprozessen bestens aus.<br />
Als leitender Zerspanungs- und Verfahrenstechniker<br />
bei Industrias Romi ist er für<br />
die drei horizontalen Bearbeitungszentren<br />
des Typs MCX 900 zuständig, die gemeinsam<br />
das neue flexible Fertigungssystem (FFS)<br />
von Romi bilden. Mit diesen Maschinen<br />
werden am brasilianischen Hauptsitz die<br />
Komponenten für das gesamte Angebot an<br />
Werkzeugmaschinen und Kunststoffspritzund<br />
SBM-Maschinen von Romi hergestellt.<br />
Die Umstellung auf das FFS begann<br />
Anfang 2011, als Romi den deutschen<br />
Werkzeugmaschinenhersteller Burkhardt +<br />
Weber (B+W) übernahm. In der Folge war<br />
Abreu, der bei Romi für die FFS-Maschinen<br />
zuständig ist, bei B+W gemeinsam mit den<br />
deutschen Ingenieuren vier Monate lang mit<br />
der Entwicklung des FFS-Projekts für Romi<br />
beschäftigt.<br />
Im April 2014 liefen bei Romi die ersten<br />
vom FFS gefertigten Komponenten vom<br />
Band. Mit dem Produktionsstandort Santa<br />
Bárbara d'Oeste im Bundesstaat São Paulo<br />
wurde Romi zum ersten brasilianischen<br />
Werkzeugmaschinenhersteller, der ein FFS<br />
einsetzt.<br />
Heute produziert Romi mit den FFS-<br />
Maschinen rund 30 verschiedene Komponenten,<br />
mittelgroße Teile für das gesamte<br />
Angebot der eigenen Werkzeugmaschinen<br />
wie konventionelle und CNC-Drehmaschinen<br />
oder Dreh- und Bearbeitungszentren.<br />
Laut Supply-Chain-Manager Fernando<br />
Marcos Cassoni soll das Konzept ausgeweitet<br />
werden: „Wir verlegen immer mehr<br />
Fertigungsprozesse auf die FFS-Maschinen.<br />
Jede Woche kommt ein Teil dazu, bis wir am<br />
Ende 150 Komponenten erreichen.“ Romi<br />
will die Betriebszeiten der Maschinen von<br />
derzeit acht Stunden auf drei Schichten<br />
steigern und bis Ende <strong>2015</strong> rund um die Uhr<br />
produzieren.<br />
Die Umstellung auf das FFS ist in vielerlei<br />
Hinsicht ein großer Vorteil: Die Maschinen<br />
haben ein Magazin für 390 verschiedene<br />
Werkzeuge sowie ein automatisches<br />
Vorschubsystem für Teile und Spannvorrichtungen.<br />
„Mit dem FFS können wir die<br />
Einstellzeit auf null reduzieren“, erklärt<br />
Abreu. „Bevor wir das FFS hatten, dauerte<br />
die Maschinenvorbereitung drei bis vier<br />
Stunden, so dass wir die Komponenten in<br />
größeren Chargen produzieren mussten,<br />
statt die eigentlich benötigte Anzahl<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)<br />
15
Fallstudie: Anwendung Fräsen<br />
390<br />
verschiedene Werkzeuge<br />
im Werkzeugmagazin von<br />
FFS-Maschinen.<br />
Romi<br />
Indústrias Romi S. A. wurde 1930<br />
gegründet und ist der marktführende<br />
brasilianische Maschinen- und<br />
Industrieausrüster. Romi exportiert<br />
in fünf Erdteile und beliefert verschiedene<br />
Industriesektoren wie Öl,<br />
Gas, Bergbau, die Werkzeugindustrie,<br />
die zerspanende Industrie, die<br />
Automobilbranche, die Luftfahrtindustrie<br />
oder das Hüttenwesen.<br />
Die wichtigsten Zielmärkte liegen<br />
in Latein- und Nordamerika, aber<br />
auch in Europa. Die Niederlassungen<br />
verteilen sich auf England, Spanien,<br />
Deutschland, Frankreich, die<br />
USA, Mexiko und China.<br />
herzustellen. Dadurch wachsen die Bestände<br />
natürlich unnötig an.“<br />
Zusätzlich kann der Hersteller dank FFS<br />
viel schneller auf Schwankungen in der<br />
Nachfrage reagieren und damit unproduktive<br />
Intervalle vermeiden. Mit der neuen<br />
Technik wurden die Herstellungszeiten um<br />
bis zu 30 Prozent verkürzt.<br />
„Wir haben uns für das FFS-Projekt<br />
entschieden, weil wir unseren Produktionsprozess<br />
flexibler gestalten wollten“, sagt<br />
Cassoni. „Die Maschinen- und Ausrüstungsmärkte<br />
bilden unser Kerngeschäft und<br />
erfordern rasches Handeln. Also müssen wir<br />
innerhalb kurzer Zeit maßgeschneiderte,<br />
exklusive Lösungen liefern können.“<br />
Allerdings ist für eine hohe Produktivität<br />
weit mehr als nur Flexibilität gefragt. „Für<br />
die Hochgeschwindigkeitsbearbeitung mit<br />
dem FFS benötigen wir hochwertige Werkzeuge.<br />
Da können wir zum Glück auf Seco<br />
zurückgreifen“, lobt Cassoni. Guilherme<br />
de Abreu meint dazu: „Bei dem FFS-Projekt<br />
haben wir uns für Seco entschieden, weil wir<br />
die hohe Qualität und Zuverlässigkeit der<br />
Zerspanungswerkzeuge und die hervorragende<br />
Betreuung zu schätzen wissen. Damit<br />
haben wir schon bei früheren Projekten gute<br />
Erfahrungen gemacht.“<br />
Claudenir Paro Junior ist in Brasilien<br />
für Seco Tools als CET-Koordinator<br />
(Component Engineered Tooling) tätig.<br />
„Wir wurden schon in der Entwicklungsphase<br />
in das Projekt eingebunden. Unsere<br />
Produkte sollten ja allen Anforderungen<br />
entsprechen“, sagt Paro. „Da bei Romi<br />
verschiedene Komponenten mit nur einer<br />
Maschine hergestellt werden, mussten<br />
wir unsere Werkzeuge an die jeweiligen<br />
Maschineneinstellungen anpassen und dafür<br />
optimieren.“<br />
Mittlerweile liefert Seco Tools alle Fräswerkzeuge<br />
für die FFS-Maschinen von Romi<br />
und betreut den fortlaufenden Ausbau des<br />
FFS.<br />
Laut Cassoni werden Geschwindigkeit<br />
und Qualität in Zukunft eine noch größere<br />
Rolle spielen. „Romi verkauft etwa 70 Prozent<br />
aller Produkte in Brasilien. Der hiesige<br />
Markt ist komplex, besonders weil das Land<br />
gerade wirtschaftlich angeschlagen ist. Wer<br />
konkurrenzfähig sein will, muss härter arbeiten<br />
und extrem flexibel sein.“<br />
Weitere Investitionen in die Automatisierung<br />
der Produktionsprozesse sind in<br />
Planung, beispielsweise ein Miniload Lagersystem<br />
und andere Logistiklösungen.<br />
„Die brasilianische Wirtschaft leidet darunter,<br />
dass wenig in innovative Lösungen<br />
investiert wird. Wir sind da anders“, freut<br />
sich Cassoni und demonstriert den Unternehmergeist,<br />
mit dem die Firma Romi zum<br />
Vorreiter moderner Produktionsprozesse<br />
geworden ist.<br />
16 <strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)
„Mit dem FFS haben<br />
wir die Einstellzeit<br />
auf null reduziert.“<br />
Guilherme de Abreu, Zerspanungs- und<br />
Verfahrenstechniker bei Industrias Romi<br />
Seco bei Romi<br />
Weil die beiden Unternehmen bereits in der<br />
Vergangenheit erfolgreich zusammengearbeitet<br />
haben, lässt sich Romi auch beim FFS-Projekt von<br />
Seco Tools betreuen.<br />
Seco liefert über 100 Fräswerkzeuge für die<br />
FFS-Maschinen, etwa den Square 6 TM , Double<br />
Octomill TM oder Vollhartmetallfräser, aber auch<br />
kundenindividuelle Werkzeuglösungen.<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)<br />
17
Möglichkeiten RECYCLING IM WELTALL<br />
Eine<br />
Wissenschaft<br />
für sich<br />
Der Trend zum<br />
Recycling ist jetzt auch<br />
im Weltall angekommen. Die meisten<br />
Raketen sind ja darauf ausgelegt, beim Wiedereintritt<br />
in die Erdatmosphäre zu verglühen.<br />
SpaceX, ein kalifornisches Unternehmen für Raumfahrttechnik,<br />
arbeitet derzeit an einer Rakete, die nicht<br />
nur den Wiedereintritt übersteht, sondern auch senkrecht<br />
auf der Abschussrampe landet. Im März 2014 begann<br />
SpaceX mit den Tests des F9R, einem fortgeschrittenen<br />
Prototypen der weltweit ersten „Mehrweg“-Rakete.<br />
Eine kommerzielle Version dieser innerhalb kurzer<br />
Zeit wiederverwendbaren Trägerrakete könnte<br />
die Kosten für die Reise in den Orbit laut<br />
SpaceX hundertfach verringern.<br />
18 <strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)
Ein Mehrweg-Raumschiff<br />
bauen?<br />
Foto: NASA/JPL-Caltech<br />
Im Kapitel „Möglichkeiten“<br />
unseres <strong>EDGE</strong>-Magazins werfen<br />
wir einen Blick auf kuriose<br />
Neuentwicklungen und in die<br />
Umsetzung der Konzepte mit<br />
den Werkzeugen von Seco<br />
Tools.<br />
Raumfahrtprogramm<br />
Die Werkzeuge von Seco<br />
kommen auch bei der Entwicklung<br />
von Schubdüsen<br />
für Raketen zum Einsatz.<br />
Seco stellt zahlreiche Produkte<br />
für die Luft- und<br />
Raumfahrtindustrie her.<br />
MS2050<br />
Die neue Wendeplattensorte<br />
MS2050 von Seco<br />
Tools ermöglicht ein bislang<br />
unerreichtes Produktivitätsniveau.<br />
Bei der spanenden<br />
Herstellung von Raumfahrtkomponenten<br />
aus<br />
Titan verlängert MS2050<br />
gegenüber konventionellen<br />
Wendeplatten die Werkzeugstandzeit<br />
bei vergleichbaren<br />
Schnittparametern um 40<br />
bis 60 Prozent.<br />
Die Sorte MS2050 eignet<br />
sich ideal für das Eckfräsen,<br />
Planfräsen, Kopierfräsen<br />
und Hochvorschubfräsen von<br />
Titan. Das neue Beschichtungsverfahren<br />
und der<br />
Trägerwerkstoff wurden für<br />
erschwerte Bedingungen<br />
optimiert.<br />
Lesen Sie weiter auf<br />
secotools.com/aerospace<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>) 19
20 <strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)
edge und Sie<br />
Die Grösse<br />
macht den<br />
Unterschied<br />
von Michael Lawton Foto: Basile Bornand<br />
Heinz Krähenbühl gründete die PRO-CAM CNC AG vor knapp<br />
20 Jahren in einem kleinen Dorf in der Schweiz. Seither hat er sich<br />
auf die flexible Bearbeitung großer Werkstücke spezialisiert.<br />
Heinz<br />
Krähenbühl<br />
Alter:<br />
50<br />
Funktion:<br />
Gründer und<br />
Geschäftsführer der<br />
PRO-CAM CNC AG<br />
Standort:<br />
Huttwil, Schweiz<br />
Familienstand:<br />
verheiratet<br />
Hobbys:<br />
Eishockey – er ist<br />
ehrenamtlicher CEO des<br />
Eishockey Club Brandis<br />
Ausbildung:<br />
Berufsausbildung als<br />
Maschinenmechaniker<br />
Als ich mich vor fast 20 Jahren<br />
selbstständig machte, habe ich mich bereits<br />
für die Größe entschieden: Meine erste<br />
CNC-gesteuerte Maschine war in der Lage,<br />
Bauteile bis sechs Meter Länge zu bearbeiten.<br />
Zur damaligen Zeit war das riesig und in<br />
der Schweiz ziemlich ungewöhnlich.<br />
Ich erkannte, dass die Großteilbearbeitung<br />
eine Spezialisierung ist, die mich von<br />
den meisten anderen Zerspanungsbetrieben<br />
abheben wird. Seit dem Beginn blieb ich<br />
dieser Idee treu. Heute können wir Teile bis<br />
16 Meter Länge bearbeiten. Aktuell haben<br />
wir eine CNC-Maschine angeschafft, die in<br />
der Lage ist, Komponenten bis zu einer Größe<br />
von 3 x 3 x 4,3 m (LxBxH) zu bearbeiten.<br />
Wir sind ein Kleinbetrieb mit 15 Mitarbeitern.<br />
Normalerweise erwartet man solche<br />
Maschinen erst ab einer Betriebsgröße von<br />
100 - 150 Mitarbeitern. Dank unserer „Größe“,<br />
sind wir besser in der Lage, flexibel auf<br />
Marktanforderungen zu reagieren.<br />
Seco Tools genießt eine Sonderstellung<br />
bei uns: Zu meinen Anfangszeiten gab es nur<br />
mich und meine Maschine in einem alten<br />
Kuhstall mitten im Nirgendwo. Seco Tools<br />
war der einzige Werkzeuglieferant, der<br />
sich die Mühe machte, den Weg zu mir zu<br />
finden. Seitdem hat sich unsere Beziehung<br />
entwickelt - ich weiß, dass ich immer über die<br />
neuesten Technologien auf dem Laufenden<br />
bin. Meine Beziehung zu den Seco Tools<br />
Anwendungstechnikern ist ausgezeichnet<br />
und sie helfen mir schnell bei Problemlösungen.<br />
Manchmal definieren meine Kunden<br />
die Werkzeuge, welche eingesetzt werden<br />
müssen, aber wenn ich die Wahl habe, ist es<br />
immer Seco Tools.<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>) 21
Am Puls der Zeit Q&A<br />
Patrick de Vos, Leiter der Fachausbildung in der<br />
Seco Tools GRUPPE, beantwortet Ihre Fragen zur<br />
Zerspanungstechnik.<br />
Hat die Chrom-Optik der neuen Duratomic-<br />
Beschichtung rein ästhetische Gründe oder<br />
auch einen technischen Vorteil?<br />
Warum gibt es im Machining Navigator <strong>2015</strong> ein<br />
Fachbuch zum Thema Metallzerspanung?<br />
Warum verlängern Hochvorschubfräser und<br />
-verfahren die Werkzeugstandzeit?<br />
Fragen Sie Patrick de Vos<br />
Haben Sie Fragen?<br />
Dann schicken Sie diese an die<br />
folgende E-Mail-Adresse:<br />
patrick.de.vos@secotools.com<br />
Antwort: Das neue Duratomic-<br />
Beschichtungsverfahren hat<br />
eine Chrom-Optik für die<br />
Einsatzerkennung. Bei der<br />
Drehbearbeitung enthält die<br />
Wendeplatten-Recyclingbox<br />
immer auch ein paar unbenutzte<br />
Schneiden. Bei ungünstigen<br />
Lichtverhältnissen kann der<br />
Bediener nicht immer sofort<br />
feststellen, welche Schneiden<br />
bereits benutzt wurden und<br />
nimmt daher vorsichtshalber<br />
eine neue Wendeplatte. Das ist<br />
reine Geldverschwendung.<br />
Dank des im Zerspanungsprozess<br />
erzeugten Farbkontrasts ist<br />
eindeutig zu erkennen, ob eine<br />
Schneide bereits benutzt wurde.<br />
Dadurch werden erheblich<br />
weniger neuwertige Schneiden<br />
entsorgt. Nach unseren Analysen<br />
reduziert die Einsatzerkennung<br />
den Prozentsatz unbenutzt<br />
entsorgter Schneiden durchschnittlich<br />
um über 10 % auf fast<br />
null.<br />
Die Beschichtungsgüte wird<br />
durch die Chrom-Einsatzerkennung<br />
nicht beeinträchtigt. <br />
Antwort: Einige Leute scheinen<br />
beim Zerspanen Zauberkräfte<br />
zu haben. Doch zu jeder Zauberei<br />
gibt es auch den passenden<br />
Zauberspruch. Und der steht<br />
nun mal im Zauberbuch.<br />
Wer nach der Magie in der<br />
Zerspanungstechnik sucht, kann<br />
sich heute zahlreicher „Zauberbücher“<br />
bedienen. Die meisten<br />
stammen jedoch aus den 1950er<br />
Jahren, neuere Exemplare<br />
haben Seltenheitswert. Das<br />
Fachbuch „Metal Cutting, Theories<br />
in Practice“ wurde 2014<br />
verfasst und beschreibt aktuelle<br />
Verfahren, moderne Technik<br />
und die derzeit verbreiteten<br />
Werkstoffe.<br />
Das Kerngeschäft von Seco<br />
ist die Herstellung der besten<br />
Werkzeuge am Markt. Aber<br />
genauso wichtig ist es uns,<br />
unsere Kunden über die besten<br />
Verfahren und Techniken<br />
beim Umgang mit diesen Werkzeugen<br />
zu informieren. Viel zu<br />
häufig erfahren die Anwender<br />
nur durch Zufall von den Möglichkeiten<br />
zum schnellen, wirtschaftlichen<br />
und zuverlässigen<br />
Zerspanen. Mit dem Fachbuch<br />
im Machining Navigator unterstreicht<br />
Seco seinen Anspruch<br />
als kompetenter Lösungsanbieter.<br />
Der neue Machining Navigator<br />
ist für die Branche also nicht<br />
nur eine verlässliche Informations-,<br />
sondern auch eine zusätzliche<br />
Wissensquelle. <br />
Antwort: Bei der Metallzerspanung<br />
ist die Produktivität abhängig<br />
vom Zeitspanvolumen: je<br />
höher das Zeitspanvolumen<br />
(das pro Zeiteinheit abgetragene<br />
Materialvolumen), desto<br />
effizienter und produktiver der<br />
Prozess. Das Zeitspanvolumen<br />
ist das Produkt aus axialer und<br />
radialer Schnitttiefe, Vorschub<br />
pro Zahn und Schnittgeschwindigkeit.<br />
Beim Vergleich zwischen<br />
traditionellen und Hochvorschub-Fräswerkzeugen<br />
ist zu<br />
beobachten, dass die Späne bei<br />
hohen Vorschüben trotz identischer<br />
Schnitt- und Vorschubtiefe<br />
breiter werden. Gleichzeitig<br />
sinkt die mittlere Spandicke,<br />
so dass ein sehr hoher Vorschub<br />
erreicht wird (daher die<br />
Bezeichnung „Hochvorschubfräsen“).<br />
Die Schneide wird<br />
dabei mechanisch, thermisch<br />
und tribologisch entlastet – das<br />
Werkzeug verschleißt kontrollierter,<br />
die Schneide erreicht<br />
längere Standzeiten und der<br />
Bearbeitungsprozess läuft zuverlässiger.<br />
<br />
22 <strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)
FALLSTUDIE INDUSTRIE ENERGIEERZEUGUNG<br />
Alte<br />
Wege neu<br />
entdeckt<br />
Als sich 2008 die Wirtschaftskrise abzeichnete,<br />
musste der italienische Hersteller von<br />
Turbinenschaufeln C*Blade seine Betriebsabläufe<br />
flexibler und effizienter gestalten. Mit der Hilfe<br />
von Seco Tools optimierte das Unternehmen<br />
die internen Bearbeitungsprozesse und kann<br />
mittlerweile wieder Wachstum verzeichnen.<br />
Von Gea Scancarello Fotos: Maurizio Camagna<br />
Auf der Welle des Erfolgs:<br />
C*Blade fertigt Turbinenschaufeln<br />
für Energieerzeuger.<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>) 23
FALLSTUDIE INDUSTRIE ENERGIEERZEUGUNG<br />
Heute konstruiert C*Blade<br />
die Formen für die<br />
Turbinenschaufeln mit<br />
3D-Modellierung.<br />
Damals begann alles mit ein paar<br />
Messern.<br />
Vor sieben Jahrhunderten, als sich im heutigen<br />
Italien Handel, Wissenschaft und Kunst<br />
entwickelten, erlernten die Kunsthandwerker<br />
in der Stadt Maniago das fachmännische<br />
Schmieden von Metall. Die eisenreichen<br />
Böden und die üppigen Wasservorkommen<br />
in der Stadt am Fuße der Dolomiten waren<br />
die perfekte Voraussetzung für die Herstellung<br />
von Messern. Schnell wurden die hochwertigen<br />
Klingen zu einem begehrten Gut,<br />
und selbst heute gilt die Stadt bei vielen als<br />
Welthauptstadt der Messerherstellung.<br />
Seit den 1960er Jahren ist Maniago für<br />
eine weitere Tradition bekannt, nämlich<br />
die Herstellung von Turbinenschaufeln für<br />
die Energieerzeugung. Die Stadt bildet den<br />
Hauptsitz der Firma C*Blade. Eine der wenigen<br />
Firmen, die den hohen Anforderungen<br />
der Energieerzeuger überhaupt gerecht werden.<br />
Die 130 Techniker in den zwei Werken<br />
von C*Blade versorgen die großen Namen<br />
in der Energieerzeugung mit einbaufertigen<br />
Schaufeln für Dampf- und Gasturbinen.<br />
Laut Gianluca Canzian, CAM/CAD-Büroleiter<br />
bei C*Blade, ist das Geschäft im steten<br />
Wandel begriffen: „In den letzten 15 Jahren<br />
hat sich die Herstellung der Schaufeln stark<br />
verändert. Es wurden neue Prozesse und<br />
Verfahrenstechniken eingeführt. Die Energieerzeuger<br />
benötigen effizientere Produkte,<br />
sprich: leistungsfähigere Schaufeln. Für<br />
den Hersteller bedeutet das allerdings komplexere<br />
Zerspanungsverfahren.“<br />
Noch schwieriger wurde die Lage 2008 mit<br />
dem Beginn der globalen Wirtschaftskrise.<br />
Selbst die erfolgreichsten Energieerzeuger<br />
kürzten ihre Ausgaben radikal, viele Investitionen<br />
in die Turbinentechnik wurden auf<br />
später verschoben.<br />
„Dadurch haben sich unsere Arbeitsziele<br />
teilweise verändert“, so Canzian. „Wir werden<br />
heute oft beauftragt, an vorhandenen<br />
Turbinen die alten Schaufeln durch neue zu<br />
ersetzen.“<br />
C*Blade<br />
Die Firma im nordostitalienischen Maniago spezialisiert sich auf<br />
die Herstellung geschmiedeter Turbinenschaufeln und erreicht<br />
dabei eine hundertprozentige Fertigungstiefe vom Reißbrett<br />
bis zum einbaufertigen Produkt. Der Firmenname existiert seit<br />
der Fusion der beiden Unternehmen Campolin & Beltrame und<br />
ISTAL im Jahr 2000. Die Ursprünge reichen jedoch bis 1963<br />
zurück, als die Herstellung von Schmiedegütern begann – das<br />
spricht für die langjährige Erfahrung des Unternehmens.<br />
Heute gehört C*Blade zu den wenigen Unternehmen, die<br />
in der Lage sind, Turbinenschaufeln für die Energieerzeuger<br />
herzustellen. Unter anderen werden hier Schaufeln mit einer<br />
Gesamtlänge von bis zu 1500 Millimetern und 180 kg Gewicht<br />
produziert. Pro Jahr fertigt das Unternehmen insgesamt<br />
40.000 Schaufeln.<br />
24 <strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)
„Die Umstellung hat unsere<br />
Kosten um 40 Prozent<br />
verringert und unsere<br />
Produktivität erhöht.“<br />
Luca Bassan, Leiter der Zerspanungswerkstatt bei C*Blade<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)<br />
25
FALLSTUDIE INDUSTRIE ENERGIEERZEUGUNG<br />
Um sich dem Wandel anzupassen, musste<br />
C*Blade flexibler und effizienter arbeiten,<br />
um rascher reagieren zu können. Das Niveau<br />
der Fertigungspräzision musste erhalten<br />
bleiben, trotz sinkender Umsätze.<br />
Dementsprechend wurden die betrieblichen<br />
Strategien und Bearbeitungsverfahren<br />
komplett überdacht. Die benötigte Hilfe<br />
kam in Form eines vertrauten Lösungsanbieters:<br />
Seco Tools.<br />
Zuvor wurden sämtliche von C*Blade<br />
eingesetzten Fräswerkzeuge für individuelle<br />
Zerspanungsaufträge kundenspezifisch<br />
gefertigt. Dadurch erreichte man ein hohes<br />
Maß an Präzision, aber der Kosten- und Zeitaufwand<br />
war enorm, da die Werkzeuge hergestellt<br />
und bei Verschleiß getauscht werden<br />
mussten.<br />
„Um flexibler zu werden“, sagt Luca Bassan,<br />
Leiter der Zerspanungswerkstatt bei<br />
C*Blade, „mussten wir die Kosten und die<br />
Zeit für die Wiederbeschaffung unseres<br />
Bestands an Fräswerkzeugen reduzieren.<br />
Normalerweise bestehen die Schmiedeteile<br />
aus SBQ-Stahl (Special Bar Quality).<br />
Die zum Fräsen der Schaufeln auf den<br />
eigenen CNC-Maschinen benötigten CAM-<br />
Programme werden von C*Blade selbst<br />
geschrieben (s. u.).<br />
Kundenindividuelle Lösungen<br />
Gemeinsam mit C*Blade entwirft Seco<br />
Tools individuelle Fertigungswerkzeuge für<br />
spezielle Bearbeitungsanforderungen. Seit<br />
2013 wurden zwei wichtige Neuerungen<br />
eingeführt: der Sonderscheibenfräser<br />
mit Standardwendeplatte und der<br />
Tannenbaumfräser.<br />
Der Sonderscheibenfräser mit der<br />
Standardwendeplatte ist Teil einer<br />
Produktreihe an Scheibenfräsern, die für die<br />
Bearbeitung bei C*Blade entwickelt wurde.<br />
Der individuell geformte Körper ist an die<br />
speziellen Fräskriterien angepasst, während<br />
sich die Standardwendeplatten schnell und<br />
einfach tauschen und wiederbeschaffen<br />
lassen. Das senkt die Lager- und<br />
Investitionskosten.<br />
Der Tannenbaumfräser optimiert die<br />
Herstellung der Schaufelfüße, indem auch die<br />
Anzahl der Prozessschritte reduziert wird. Die<br />
Bearbeitungszeit ist um 70 Prozent gesunken.<br />
Die Geschichte von C*Blade reicht bis<br />
ins Jahr 1963 zurück. Damals begann<br />
die Firma mit dem Schmieden von<br />
Stahlerzeugnissen und hat seither massiv<br />
an Erfahrung gewonnen.<br />
26 <strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)
Kundenindividuelle Scheibenfräser werden<br />
mit Standardwendeplatten SNHQ12<br />
kombiniert und endbearbeiten bei der<br />
Schlichtbearbeitung den Steckfuß an der<br />
Turbinenschaufel.<br />
Foto: C*Blade<br />
Gemeinsam mit den Fachleuten von Seco<br />
Tools haben wir ein anspruchsvolles Konzept<br />
entwickelt, das sich als Volltreffer herausstellte.“<br />
Die Seco-Techniker schlugen vor, kundenindividuelle<br />
Werkzeuge mit Standardwerkzeugen<br />
zu kombinieren. So sollte z.B.<br />
ein Sonderscheibenfräser mit Standardwendeplatten<br />
eingesetzt werden. Anders als der<br />
Scheibenfräser können die Standardwendeplatten<br />
jederzeit bestellt und getauscht werden,<br />
so dass die Wiederbeschaffungszeit sehr<br />
kurz ist. Standardwendeplatten sind immer<br />
auf Lager und zudem günstiger als die kundenspezifisch<br />
gefertigen.<br />
Durch die Kombination dieser zwei Werkzeugarten<br />
konnte C*Blade die Fertigungsqualität aufrechterhalten<br />
und gleichzeitig die Kosten<br />
senken. „Standardwendeplatten überaltern<br />
nicht und erfordern keine Investitionsausgaben,<br />
also bleibt weniger Geld im Lager<br />
gebunden“, weiß Bassan. „Die Umstellung<br />
hat unsere Kosten um 40 Prozent verringert<br />
und unsere Produktivität erhöht.“<br />
Angesichts des großen Erfolgs ist das<br />
Konzept bei C*Blade in allen Prozessen mit<br />
wechselnden Fräswerkzeugen zum Standard<br />
geworden. Das Bausteinprinzip wurde auch<br />
beim Tannenbaumfräser umgesetzt und hat<br />
die Herstellung der Schaufeln maßgeblich<br />
vereinfacht.<br />
Costantino Lovato ist bei Seco Tools internationaler<br />
Fachmann für Anwendungen im<br />
Bereich der Energieerzeugung. „Man muss<br />
sich nach den Anforderungen des Kunden<br />
richten“, meint er, „und intensiv mit ihm<br />
zusammenarbeiten, um gemeinsam erfolgreich<br />
zu sein. Bei C*Blade haben wir das<br />
geschafft.“<br />
Auch heute arbeiten die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter von Seco Tools und C*Blade<br />
gemeinsam an neuen Aufgaben, um die<br />
Umstellung der Prozesse zu realisieren und<br />
den reibungslosen Betrieb zu gewährleisten.<br />
„Wenn unsere Kunden mehr Flexibilität<br />
brauchen, müssen auch wir flexibler werden“,<br />
formuliert Lovato sein Credo.<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)<br />
27
<strong>EDGE</strong> unterwegs Hindrik Engström<br />
Von Karin Strand Fotos: Jonas Gauffin<br />
Hindrik Engström<br />
Alter: 38<br />
Werdegang: Landwirtschaftliche<br />
Hochschule, Maschinenbau<br />
an der Universität Chalmers,<br />
Abschlussarbeit bei Outokumpu<br />
in Avesta. Heute Entwickler und<br />
Projektleiter in der Forschungsund<br />
Entwicklungsabteilung von<br />
Seco Tools im schwedischen<br />
Fagersta.<br />
Hobbys: Elchjagd, Skifahren, Zeit<br />
mit der Familie verbringen<br />
28 <strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)
Perfekter<br />
Ausgleich<br />
Während der Geschäftszeiten ist Hindrik Engström als Entwickler in der<br />
Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Seco Tools tätig. In seiner Freizeit<br />
hingegen beschäftigt sich der 38-Jährige mit dem Fällen von Bäumen, baut<br />
Straßen und pflegt alte Gebäude. Seiner Meinung nach der perfekte Ausgleich.<br />
Die StraSSe zum Hof Dullbo, der knapp 30 Kilometer<br />
nordwestlich vom Seco Hauptsitz im schwedischen<br />
Fagersta liegt, windet sich durch eine schneebedeckte<br />
Märchenlandschaft. Unter dem schweren Weiß<br />
biegen sich die jungen Laubbäume wie Arkaden über<br />
den Asphalt. Selbst die Äste der dunklen Tannenbäume<br />
scheinen wie mit Puderzucker überzogen.<br />
Doch dann öffnet sich der Wald und gibt den Blick<br />
auf den Hof frei. Dieser liegt auf einer Anhöhe und<br />
überblickt den vereisten See und einen bewaldeten<br />
Hügel.<br />
Für diese Umgebung ist Hindrik Engström genau<br />
richtig gekleidet: Mütze auf dem Kopf, Gamaschen<br />
an den Beinen und schwere Stiefel am Fuß. Er kommt<br />
gerade aus dem Wald und hat<br />
mit dem Holzernter gearbeitet.<br />
Wir betreten sein 1808 erbautes<br />
Haus und lassen uns in der großen<br />
Küche nieder. Elchhund Ekko<br />
streckt sich auf dem Boden aus,<br />
die Teetassen dampfen.<br />
„Der Hof befindet sich seit<br />
dem sechzehnten Jahrhundert<br />
im Besitz der Familie“, erzählt<br />
Engström. „Wir haben noch eine<br />
Schenkungsurkunde von König<br />
Gustav Wasa [dem Begründer<br />
des modernen Schweden]. Sie<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>) 29
Edge unterwegs Hindrik Engström<br />
„Plötzlich standen sie da,<br />
nur etwa zehn Meter von<br />
mir entfernt!“<br />
Hindrik Engström<br />
stammt vom 20. April 1552 und besagt, dass Peder<br />
Jonsson in Tullebo zur Bewirtschaftung und Nutzung<br />
der Flächen berechtigt ist, sofern er Steuern an die<br />
Krone entrichtet. Das war der Trick, mit dem der<br />
König treue Untertanen zufriedenstellte und das Einkommen<br />
für den Staat sicherte.<br />
TULLEBO wurde später zu Dullbo und heute übernimmt<br />
Peder Jonssons Nachfahre, Hindrik Engström, die<br />
Bewirtschaftung und Nutzung des Landes. Man<br />
kann ihn also getrost als Forstwirt im Nebenerwerb<br />
bezeichnen. Die insgesamt 540 Hektar Nutzfläche<br />
sind in drei Bereiche geteilt, auf denen Engström<br />
viele Arbeiten selbst erledigt.<br />
„Meine Arbeit als Entwickler und Projektleiter<br />
macht mir viel Spaß und ist sehr erfüllend, weil ich<br />
viel mit Menschen aus anderen Ländern zu tun habe.<br />
Andererseits ist es sehr angenehm, nach der Arbeit<br />
die Ruhe hier im Wald zu erleben. Und meinen Bauernhof<br />
zu leiten und auszubauen.“<br />
Seine Kindheit verbrachte Engström am liebsten<br />
im Wald. Später studierte er auf der landwirtschaftlichen<br />
Hochschule und wollte Förster werden. Aber<br />
nach dem Militärdienst hatte er auf die Uni keine<br />
Lust mehr und er fuhr drei Jahre lang eine Holzerntemaschine.<br />
„Man ist oft allein und hat wenig Kontakt zur<br />
Außenwelt“, sagt er. „Also zog ich nach Göteborg,<br />
absolvierte ein Aufbaustudium und wurde an der<br />
Universität Chalmers aufgenommen. Dort studierte<br />
ich Maschinenbau. Schließlich bekam ich eine Stelle<br />
in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von<br />
Seco Tools, wo ich als Projektleiter unsere Produkte<br />
vom Entwurf bis zur Umsetzung überwache. Das ist<br />
sehr erfüllend und macht Spaß.“<br />
Engström gehört der Arbeitsgruppe an, die bei Seco viele<br />
Duratomic-Produktsorten entwickelt hat. Dabei geht<br />
es hauptsächlich um Drehsorten, aber auch mit der<br />
Entwicklung von Frässorten hat er viel Erfahrung.<br />
„Seit ich so viel mit Landmaschinen arbeite, verstehe<br />
ich besser, welche Anforderungen an die mit<br />
unseren Wendeplatten produzierten Teile gestellt<br />
werden“, sagt Engström. „Leider sind an meinen<br />
Forstmaschinen keinerlei Produkte von Seco Tools<br />
zu finden. Aber ich bin sicher, dass die Wendeplatten<br />
1552<br />
Das Jahr, in dem<br />
Hindrik Engströms<br />
Vorfahren von der<br />
schwedischen<br />
Krone das Recht zur<br />
„Bewirtschaftung und<br />
Nutzung“ des Hofes<br />
Dullbo erhielten.<br />
von Seco irgendwie bei der Herstellung der Maschinen<br />
zum Einsatz kommen.“<br />
Neben der Forstwirtschaft verfolgt Engström in<br />
der Freizeit aber noch andere Interessen. Der Hof<br />
Dullbo besteht aus immerhin 28 Gebäuden, darunter<br />
eine Holzhütte aus dem 19. Jahrhundert, die den<br />
Arbeitern und Dienstmädchen damals als Unterkunft<br />
diente, sowie eine moderne Maschinenhalle<br />
mit glänzendem Metalldach. Da fallen jede Menge<br />
Wartungsarbeiten an.<br />
„Ich möchte die Halle irgendwann rot streichen,<br />
damit sie besser ins Bild passt“, überlegt Engström.<br />
„Davon abgesehen habe ich mir für dieses Jahr die<br />
Scheune vorgenommen, da soll das Dach repariert<br />
30 <strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)
Drei unverzichtbare Maschinen für den Forstwirt<br />
Forstlicher Rückezug:<br />
„Unverzichtbar für den<br />
Abtransport der Hölzer<br />
aus dem Wald.“<br />
Bagger:<br />
„Für die Instandsetzung<br />
von Straßen und tausend<br />
andere Dinge – die<br />
Investition zahlt sich<br />
schnell aus!“<br />
Trimmer:<br />
„Das Roden und<br />
Ausdünnen junger<br />
Wälder ist entscheidend<br />
für ein gutes<br />
Wachstum.“<br />
werden. Irgendwo gibt es immer eine Fassade,<br />
die gestrichen werden muss, oder ein Fenster, das<br />
neuen Kitt braucht.“<br />
Bei so viel Zeit im Wald hatte Engström schon<br />
interessante Erlebnisse. Am spannendsten war<br />
seine Begegnung mit einem Wolfspaar.<br />
„Plötzlich standen sie da, nur etwa zehn Meter<br />
von mir entfernt!“, berichtet er. „Die Wölfin hatte<br />
ein silbrig-weißes Fell, und der Wolfsrüde war<br />
schwarz mit einem braunen Fleck auf der Stirn.<br />
Was für beeindruckende, schlaue Tiere! Sie starrten<br />
mich eine Weile an und umschlichen mich<br />
im Halbkreis, bevor sie entschlossen ihres Weges<br />
zogen. Das war eine denkwürdige Erfahrung.“<br />
Mehr Bilder von Hindrik und seinem Familienbetrieb<br />
finden Sie in der iPad-App „<strong>EDGE</strong>“.<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)<br />
31
Das Hochvorschubfräsen ist ratsam,<br />
wenn Sie<br />
… Probleme mit Vibrationen haben<br />
… produktiver arbeiten möchten<br />
… gehärtete Werkstoffe und Superlegierungen schruppen<br />
32 <strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)
<strong>EDGE</strong>ucation<br />
Schneller und<br />
effizienter<br />
Für das Hochvorschubfräsen gibt es<br />
zahlreiche Argumente. Hier ein paar<br />
Einsteigertipps.<br />
Von Cari Simmons Fotos: Jonas Gauffin<br />
Hochvorschubfräsen geht schnell. Möglichst<br />
viel Material wird in möglichst<br />
kurzer Zeit abgetragen. Gegenüber<br />
konventionellen Verfahren kann<br />
sich die Menge abgetragenen Materials<br />
fast verdreifachen.<br />
Zum einen steigert das Hochvorschubfräsen<br />
wegen des schnelleren<br />
Abtrags die Produktivität. Zum<br />
anderen arbeitet das Gerät stabiler<br />
und verlängert die Werkzeugstandzeit.<br />
Jörgen Andersson, Produktmanager<br />
Kopierfräsen, erläutert den<br />
Vorgang. „Beim Hochvorschubfräsen<br />
reagiert die Maschine wegen<br />
der axial gerichteten Kräfte weniger<br />
empfindlich auf Vibrationen als bei<br />
normalen Fräsverfahren. Deswegen<br />
ist die hohe Vorschubgeschwindigkeit<br />
auch bei langen Auskraglängen<br />
des Werkzeugs möglich.“<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>) 33
„Je schwieriger zerspanbar der<br />
Werkstoff, desto mehr spielt das<br />
Hochvorschubfräsen seine<br />
Vorteile aus.“<br />
Jörgen Andersson, Produktmanager bei Seco<br />
Trotz der gesteigerten Produktivität<br />
nimmt das Hochvorschubfräsen<br />
bei identischem Materialabtrag<br />
weniger Energie auf als das<br />
konventionelle Fräsen (Einzelheiten<br />
siehe Kasten).<br />
Das Hochvorschubfräsen wird<br />
in erster Linie zum Schruppen<br />
eingesetzt und eignet sich für viele<br />
Anwendungen und Werkstoffe.<br />
Es gehört in allen Bereichen der<br />
Industrie zum Praxisalltag, insbesondere<br />
aber in der Luft- und<br />
Raumfahrttechnik, im Formenbau<br />
und im Allgemeinen Maschinenbau.<br />
„Je schwieriger zerspanbar<br />
der Werkstoff, desto mehr<br />
spielt das Hochvorschubfräsen<br />
seine Vorteile aus“, ist Andersson<br />
überzeugt.<br />
Ob ein Hersteller das Hochvorschubfräsen<br />
einsetzt oder nicht, ist auch<br />
von der Anwendung abhängig.<br />
„Das Hochvorschubfräsen ist<br />
immer dann ratsam, wenn der<br />
Werkstoff schwierig zerspanbar<br />
ist oder das Werkzeug eine lange<br />
Auskragung hat, beispielsweise<br />
beim Ausfräsen tiefer Aussparungen“,<br />
meint Andersson.<br />
Seco Tools erweitert ständig<br />
das Angebot an Werkzeugen für<br />
das Hochvorschubfräsen, um<br />
alle Anwendungsbereiche zu<br />
bedienen. Das Unternehmen<br />
gehört zu den ersten Anbietern<br />
von Lösungen für das<br />
Das Funktionsprinzip<br />
Das Hochvorschubfräsen kombiniert eine niedrige Schnitttiefe mit hohen<br />
Vorschüben pro Zahn. Dadurch wird ein höheres Zeitspanvolumen erreicht,<br />
und es können mehr Teile bearbeitet werden. Die Zerspankräfte werden in<br />
Axialrichtung zur Spindel geleitet, wodurch sich die Stabilität erhöht, die<br />
Vibrationsneigung reduziert und die Standzeit verlängert.<br />
Am hauptsächlich wird das Hochvorschubfräsen in Branchen eingesetzt,<br />
die vorwiegend mit Hartstahl arbeiten. In der Luft- und Raumfahrttechnik<br />
kommt das Verfahren beim Schruppen zum Einsatz.<br />
34 <strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)
<strong>EDGE</strong>ucation<br />
Hochvorschubfräsen auf dem<br />
Markt. Seit der Präsentation der<br />
ersten Produktreihe 2003 (die<br />
Serie R217/220.21-Rxxx mit<br />
Wendeplatten 218.19) ist die<br />
Nachfrage stark gestiegen.<br />
„Heute bieten wir auch doppelseitige<br />
Wendeplatten für hohe<br />
Vorschübe an, um den Markt<br />
mit kosteneffektiveren Hochleistungslösungen<br />
zu versorgen“, sagt<br />
Andersson. „Mit der doppelseitigen<br />
Lösung lässt sich die Anzahl<br />
der Schneiden vervielfachen,<br />
sofern keine klebrigen Werkstoffe<br />
bearbeitet werden oder extremes<br />
Einwärtskopieren notwendig<br />
ist. In solchen Fällen können<br />
doppelseitige Lösungen zu Einschränkungen<br />
in der Fräsleistung<br />
führen.“<br />
Um das Hochvorschubfräsen<br />
optimal zu nutzen, sind mehrere<br />
Faktoren zu berücksichtigen –<br />
und genau dabei hilft die Erfahrung<br />
von Seco Tools. „Bei der<br />
Werkzeugberatung schauen wir<br />
uns an, welche Maschinen eingesetzt<br />
werden, um welche Anwendungsbereiche<br />
es sich handelt,<br />
welche Werkstoffe bearbeitet<br />
werden und welches Produkt hergestellt<br />
wird. So können wir jedem<br />
Kunden die bestmögliche Lösung<br />
vorschlagen“, sagt Andersson.<br />
Der neue Seco Highfeed 2 und der<br />
Seco Highfeed 4 haben eine neue<br />
enge bzw. normale Teilung und sind<br />
mit neuen rechtwinkligen Wendeplatten<br />
LP05 (Highfeed 2) und LO06<br />
(Highfeed 4) ausgestattet,<br />
die den Einsatz von mehr Zähnen/<br />
Plattensitz pro Werkzeugdurchmesser<br />
ermöglichen.<br />
Trotz der guten Betreuung und der vielen<br />
Vorteile des Hochvorschubfräsens<br />
setzt sich das Verfahren bislang<br />
nur zögerlich durch. Glaubt<br />
man Andersson, so befürchten<br />
viele Anwender einen Ausfall<br />
oder Defekt der Maschine. Diese<br />
Bedenken kann er jedoch zerstreuen.<br />
„Für die Maschine ist es<br />
besser, mit Hochvorschubfräsern<br />
zu laufen. Der Leistungsbedarf<br />
wird nämlich reduziert, das entlastet<br />
die Maschine und verlängert<br />
die Standzeit.“ Vor allem, fügt<br />
Andersson hinzu, soll man vor<br />
dem Hochvorschubfräsen keine<br />
Angst haben.<br />
Rundplattenfräser<br />
Q = 20,4 cm 3 /min<br />
P = 43 bis<br />
45 W/cm 3 /min<br />
Fräser für hohe<br />
Vorschübe<br />
Q = 45 cm 3 /min<br />
P = 37 bis<br />
39 W/cm 3 /min<br />
Weitere Informationen zum neuen Highfeed 2<br />
und Highfeed 4 von Seco finden Sie auf Seite 6.<br />
Erhöhtes Zeitspanvolumen und reduzierter Leistungsbedarf beim Hochvorschubfräsen<br />
Q = Zeitspanvolumen (cm³/min)<br />
P = Leistungsbedarf<br />
<strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>) 35
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36 <strong>EDGE</strong> (2. <strong>2015</strong>)<br />
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