BIG DATA
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<strong>BIG</strong> <strong>DATA</strong><br />
1. Einführung in die Thematik<br />
17<br />
„Bei allen Daten, die wir erhalten, zum<br />
Beispiel aus Volkszählungen, achten wir<br />
immer darauf, dass man keine Rückschlüsse<br />
auf das Individuum ziehen kann.“<br />
Sabrina Juran, Technical Specialist,<br />
Data and Research, United Nations<br />
Populations Fund (UNFPA), Interview<br />
In jüngerer Zeit hat sich zu den Kommunikationsdaten<br />
im Internet eine neue Kategorie hinzugesellt,<br />
deren Potenzial sich erst allmählich zu entfalten beginnt:<br />
jene Daten, die durch Geräte erzeugt werden,<br />
die sich im weitesten Sinne dem sogenannten Internet<br />
der Dinge zuordnen lassen. Darunter fallen vernetzte<br />
Geräte wie zum Beispiel moderne Hausmesstechnik<br />
und -steuerung, Fahrzeuge und sogenannte<br />
Wearables. Hier sind zurzeit erhebliche Innovationsschübe<br />
in Richtung einer umfassenden Digitalisierung<br />
und Vernetzung zu beobachten, die die Möglichkeiten<br />
des Sammelns von Nutzerdaten noch einmal<br />
drastisch ausweiten.<br />
So werden beispielsweise über die in den Geräten<br />
privater Heizungstechnik enthaltenen Sensoren<br />
detaillierte Daten über die Bewohner eines Hauses<br />
ermittelt: wann diese zu Hause sind, in welchem<br />
Zimmer sie sich aufhalten, welches ihre bevorzugte<br />
Raumtemperatur ist und allerhand mehr. Die Vorteile<br />
für den Nutzer liegen auf der Hand. Die darauf<br />
basierenden Innovationen versprechen unter anderem<br />
erhebliche Einsparungen für den Energieverbrauch.<br />
Das Thermostat der amerikanischen Firma Nest<br />
ist das bislang wohl bekannteste Beispiel für „smarte“<br />
Haustechnik. Es sammelt neben den Angaben<br />
über den Ort der Installation – sofern der Nutzer diesen<br />
wie empfohlen angibt – Sensor- und Nutzungsdaten<br />
des Geräts und übermittelt sie an die Server des<br />
Unternehmens. Der Datenschutzerklärung zufolge<br />
misst das Thermostat Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit<br />
und Lichteinwirkung. Außerdem meldet ein eingebauter<br />
Bewegungsmelder, ob sich etwas im Raum<br />
bewegt. Dabei lernt das Thermostat aus dem Verhalten<br />
der Nutzer. Das Unternehmen verspricht, dass dadurch<br />
der Verbrauch von Heizung und Klimatechnik<br />
um bis zu 26 Prozent reduziert werden könne. Weitgehend<br />
unbekannt ist, wie Nest die entstandenen und<br />
übermittelten Daten verarbeitet. Wie sehr allerdings<br />
der Wert eines Unternehmens steigt, wenn durch den<br />
vermeintlich primären Anwendungszweck eine große<br />
Menge an Nutzerdaten generiert, gespeichert und<br />
zur Weitergabe zur Verfügung gestellt wird, macht die<br />
Tatsache deutlich, dass Nest Anfang 2014 für 3,2 Milliarden<br />
Dollar von Google übernommen wurde.<br />
Weitere Anwendungsfälle für das Internet der<br />
Dinge sind neben Haushaltsgeräten insbesondere<br />
„intelligente“ vernetzte Fahrzeuge sowie Weara bles<br />
wie Smart Watches oder Fitnessarmbänder, auf die<br />
sich der Bericht im Folgenden fokussieren wird. Ein<br />
im Juli 2015 erschienenes White Paper des „Forums<br />
Privatheit“ spricht in diesem Zusammenhang<br />
vom „versteckten Internet“. Dies spielt auf den Umstand<br />
an, dass es sich um Geräte handelt, in welche<br />
die vernetzten Computer so integriert sind, dass sie<br />
nicht mehr als Computer wahrgenommen werden. 5<br />
Für das Thema Big Data ist dieser Umstand zentral.<br />
Denn der Nutzer nimmt häufig nicht mehr wahr,<br />
dass es sich bei den Geräten um Daten sammelnde<br />
Computer handelt und dass mit ihnen unter Umständen<br />
sensible Daten erzeugt werden, die dann<br />
an den Anbieter des Geräts oder sogar an Dritte<br />
übermittelt werden. Diesem Produktbereich kommt<br />
daher eine besondere Relevanz zu, da hier völlig<br />
neue, bisher unerschlossene Datenquellen zugänglich<br />
gemacht werden, die zugleich einen sehr persönlichen<br />
Charakter aufweisen.<br />
„Gerade in Zeiten von Big Data werden die<br />
Anonymisierungsmöglichkeiten immer<br />
geringer. Trotzdem sollte es das Ziel sein,<br />
den Personenbezug so weit wie möglich<br />
aus zudünnen, um möglichst viele Big-Data-<br />
Anwendungen auch gesellschaftlich<br />
akzeptabel zu gestalten.“<br />
Dr. Alexander Dix, LL.M., Berliner<br />
Beauftragter für Datenschutz und<br />
Informationsfreiheit,<br />
1. Expertenworkshop, 26.02.2015<br />
5 Forum Privatheit (Hg.), „Das versteckte Internet. Zu Hause – Im Auto – Am Körper“, White Paper, https://www.forum-privatheit.de/forum-privatheit-de/<br />
aktuelles/aktuelles_dokumente/White-Paper-2-Final_17.07.15-Druckversion.pdf.