Auch schwere Wege sind Segenswege
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HEUKELBACH KLASSIKER<br />
DIE BIBEL VERSTEHEN – GOTT ERFAHREN – DAS LEBEN MEISTERN<br />
<strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong><br />
<strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>
Die Stiftung Missionswerk Heukelbach arbeitet überkonfessionell, distanziert sich von<br />
allen Sekten und hat als Grundlage allein Gottes Wort, die Bibel. Wir werben keine<br />
Mitglieder. Allein die gute Nachricht von Jesus Christus soll verbreitet werden. Diese<br />
Broschüre ist unverkäuflich und darf nur kostenlos weitergegeben werden!<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber und Copyright:<br />
Missionswerk Werner Heukelbach,<br />
51700 Bergneustadt, Deutschland<br />
Text: Werner Heukelbach<br />
Druck: Gutenberghaus Druck & Medien GmbH & Co. KG, Dillenburg<br />
Auflage-Nr.: SK06 20 1301 5
1<br />
<strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong><br />
<strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Ein wichtiges Wort 2<br />
Das große Erkennen 4<br />
<strong>Auch</strong> du hast Zutritt 9<br />
Durchs Gebet zum Rettungsjubel! 14<br />
Wer ist dieser Jesus? 21<br />
Was quält dich? 28<br />
Schwierigkeiten vermitteln dir Reichtümer Gottes 35<br />
So erlebst du Herrlichkeiten Gottes! 44<br />
Durch <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> zur Fülle des Segens 49
2<br />
Ein wichtiges Wort<br />
Wenn man den großen Segen, den oft <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> in sich<br />
bergen, erfassen will, muss man innerlich still werden. Man<br />
muss erkennen, was Gott dem Menschen durch <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong><br />
zu sagen hat. Nur so werden aus <strong>schwere</strong>n <strong>Wege</strong>n <strong>Segenswege</strong><br />
geboren.<br />
Jeder, der diese Schrift liest, darf sich darüber freuen, dass er<br />
im Gebet stets Zutritt zu dem Herrn Jesus hat. Lieber Leser, du<br />
darfst dem Heiland nahen. Er kennt all deine Not. Er weiß um<br />
deinen Kummer. Ja, er weiß, was dich quält. <strong>Auch</strong> das weiß er,<br />
was dir Tag und Nacht keine Ruhe lässt, was immer wieder in<br />
deiner Gedankenwelt hochkommt. Er, dein Heiland, weiß aber<br />
auch die Rettung aus jeder schwierigen Situation. Seine Hände<br />
<strong>sind</strong> immer noch stark genug, dich herauszureißen. Er schafft<br />
den Bedrückten immer noch Recht. Er richtet immer noch den<br />
Niedergebeugten auf.<br />
Du solltest mehr von dem Vorrecht des Gebetes Gebrauch<br />
machen. Im Gebet darfst du dein Herz vor dem Herrn Jesus völlig<br />
ausschütten. Wenn du das Herz vor ihm leerst, dann wird er<br />
dein Herz stets neu mit Freude und Jubel erfüllen.<br />
Der Herr Jesus ist ja nicht nur dein Retter, er ist nicht nur der<br />
Hirte, der die Seinen immer wieder zum inneren Genuss und zur<br />
Stärkung führt, sondern er ist der Retter in Not. Er ist der, der<br />
dich trägt. Er führet dich auf rechter Straße um seines Namens<br />
willen.
Wenn du dich so an ihn klammerst, dann wirst du erleben,<br />
wie dir aus Schwierigkeiten Reichtümer Gottes neu und stark<br />
zuströmen.<br />
Du erlebst Herrlichkeit Gottes. Diese Herrlichkeit Gottes erlebst<br />
du auch dann, wenn Menschen dich nicht verstehen. Wenn<br />
Menschen dich verurteilen, wenn Freunde sich von dir absetzen,<br />
dann ist der Herr Jesus für dich da.<br />
Ja, durch <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> kommst du zu einer erneuten spürbaren<br />
Fülle der Segnungen Gottes, und du wirst erleben, wie er aus<br />
Finsternis Licht macht, wie dir die Sonne der Gerechtigkeit aufgeht<br />
und dich erwärmt. So wirst du nach <strong>schwere</strong>n <strong>Wege</strong>n den<br />
Herrn dafür loben und preisen, dass er doch über allem gewacht<br />
hat und Sieger in deiner schwierigen Situation geworden ist.<br />
Werner Heukelbach<br />
3
4<br />
Das große Erkennen<br />
Wir leben in einer Zeit, in der Hasten,<br />
Jagen und Schaffen uns ganz und gar gefangen<br />
nehmen wollen. Es geht von früh<br />
bis spät, und bei vielen Menschen ist jede<br />
Minute ausgenutzt, um das vorgesteckte<br />
Ziel zu erreichen. Einer versucht, den anderen<br />
zu überholen.<br />
Wir nehmen uns oft nicht mehr die<br />
Zeit, darüber nachzudenken, dass es auch<br />
einmal nicht so gehen könnte, wie wir es<br />
planen. Wenn dann Unvorhergesehenes<br />
kommt, ja, wenn gar große Schwierigkeiten<br />
auftauchen, dann drohen sie, uns umzuwerfen.<br />
Wir haben uns nicht die Zeit genommen,<br />
damit zu rechnen, dass etwas<br />
eintreten könnte, das uns aus der Bahn<br />
wirft, etwas, das unsere Gedankenwelt so<br />
gefangen nimmt, dass wir kaum noch unsere<br />
täglichen, notwendigsten Pflichten<br />
erfüllen können.<br />
Mutlosigkeit erfüllt dann unser Herz.<br />
Wir meinen, wir hätten unüberwindbare<br />
Hindernisse vor uns. Es kommt uns gar<br />
nicht der Gedanke, dass dies ein Halt<br />
des großen Gottes ist, der nun in unser<br />
Leben eingreift und uns zum Nachdenken<br />
zwingt. Er zwingt uns, uns mit ihm<br />
zu befassen. Natürlich wollen wir Menschen<br />
zunächst Gott dafür verantwortlich<br />
machen, dass dies so gekommen ist.<br />
Wir suchen ja nie die Schuld bei uns. Wir<br />
meinen, wenn wir gegen Gott rebellieren,<br />
mit den Schwierigkeiten fertig zu werden.<br />
Doch Gott kennt das menschliche Herz<br />
durch und durch. Er weiß, dass wir nur<br />
in der Stille auf den rechten Weg und zur<br />
rechten Erkenntnis gebracht werden können.<br />
Wenn das Toben und Rebellieren dann<br />
vorüber ist, zieht der Mensch sich in seinem<br />
Schmerz zurück – zurück in die Stille.<br />
Und dann erst kann Gott in Liebe zu<br />
ihm reden.<br />
Wo ist, lieber Leser, deine Stille? Wo<br />
findest du Zeit zur inneren Sammlung?<br />
Du brauchst die Stille vor Gott. Du<br />
brauchst die Stille vor dem Wort Gottes.<br />
Du brauchst die Stille vor deinem Retter<br />
Jesus Christus.<br />
<strong>Auch</strong> in Schwierigkeiten werde still im<br />
Gebet. Die Bibel sagt: Vertraue still dem<br />
Herrn und harre auf ihn. Manche Menschen<br />
meinen, wenn sie zu Gott beten,<br />
dann müsste Gott das Gebet sofort erhören<br />
und antworten. Oft tut Gott das. Aber<br />
er tut es nicht immer. Ja, er tut es bei Weitem<br />
nicht immer. Er will sehen, ob du ihm<br />
vertraust. Er will sehen, ob du wirklich<br />
allein mit ihm rechnest. Er will hören, ob<br />
dein Gebet aus der Tiefe deines Herzens<br />
kommt. Gott will keine oberflächliche Sache<br />
bei dir. Er will, dass du aus der Tiefe<br />
deines Lebens heraus ihm Herz und Leben<br />
weihst. Ja:<br />
Warte still auf Gottes Einschreiten. In<br />
Klagelieder 3,26 stehen die Worte geschrieben:<br />
„Gut ist‘s, schweigend zu warten<br />
auf die Rettung des HERRN.“ Im Warten<br />
wird die Seele reif für den Himmel. Im<br />
wartenden Zustand fällt manches von dir<br />
ab, was dich hindert, Gott zu nahen. Im<br />
stillen Warten reifst du für Gottes großes<br />
Geschenk. Ja, in allen Nöten sei immer<br />
wieder still. Denke stets daran:<br />
<strong>Auch</strong> die stärksten Wogen kann der<br />
Herr Jesus glätten. In der Bibel stehen
5<br />
die Worte geschrieben: Er verwandelt<br />
den Sturm in Stille, und es legen sich die<br />
Wellen. Wenn Welle auf Welle über dein<br />
Leben hinbraust, dann tust du gut, dich<br />
betend tief zu demütigen und vor dem<br />
Herrn Jesus zu beugen; denn dann werden<br />
die Wellen am schnellsten über dich<br />
hinwegbrausen und dir nichts anhaben<br />
können. Der Liederdichter sagt:<br />
Ebnen muss sich jede Welle;<br />
denn dein Heiland will sich nah’n.<br />
Nur an einer stillen Stelle<br />
legt er seinen Anker an.<br />
In der Stille tut sich der Herr Jesus dir<br />
kund. In den ersten Versen des bekannten<br />
Psalms 23 steht geschrieben: „Der<br />
Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.<br />
Er weidet mich auf grünen Auen und<br />
führt mich zu stillen Wassern!“ Diese innere<br />
Ruhe, diese Stille im Herzen will dir der<br />
Herr Jesus, der gute Hirte, schenken. Es<br />
soll dir nicht daran mangeln. Was er gibt,<br />
will er reichlich geben. Er hat stille Wasser.<br />
Er hat Erquickungen für deine Seele. Er<br />
will dich auf grünen Auen weiden. Er führt<br />
dich innerlich von Genuss zu Genuss.<br />
Es gibt aber auch ein falsches Stillewerden.<br />
Es ist das Stillewerden in deinem<br />
verlorenen Zustand. Du gehst gleichgültig<br />
Schritt für Schritt dem Verlorengehen<br />
entgegen. Diese falsche Stille wird dich<br />
einmal ins Verderben ziehen. Da ruft dir<br />
die Bibel die Worte zu: Schnell, eile, stehe<br />
nicht still!<br />
Betrachte in der Stille deinen inneren<br />
Zustand. Lieber Leser, glaube es: Du<br />
musst zum Herrn Jesus kommen. In Lukas<br />
18,40 stehen die Worte geschrieben:<br />
„Da blieb Jesus stehen und befahl, dass er<br />
zu ihm gebracht werde.“ Ich möchte dich<br />
sehr gern in dieser Stunde zum Herrn Jesus<br />
führen. Ich weiß nicht, ob mir dies gelingen<br />
wird. Ich weiß nicht, ob du folgen<br />
wirst. Ich weiß nicht, ob du den Wunsch<br />
hast, wirklich dem Heiland Jesus Christus<br />
dein Herz und Leben zu weihen. Ich habe<br />
aber eine Bitte an dich: Knie doch jetzt vor<br />
dem Herrn Jesus nieder. Schütte vor ihm<br />
dein Herz aus, bis auf den Grund. Werde<br />
vor ihm ganz still. In 1. Chronika 28,9<br />
stehen die Worte geschrieben: „Denn der<br />
HERR erforscht alle Herzen und erkennt<br />
alles Trachten der Gedanken. Wenn du ihn<br />
suchst, so wird er sich von dir finden lassen;<br />
wenn du ihn aber verlässt, so wird er dich<br />
verwerfen auf ewig!“ Höre es, lieber Leser,<br />
der rettende Gott will sich von dir finden<br />
lassen. Er erforscht dein Herz. Er kennt<br />
deine Gedanken. Er kennt auch deinen<br />
sündigen Zustand, aber er ist für dich da.<br />
Dein Heiland ist für dich gestorben.<br />
Betrachte in der Stille das Erlösungswerk.<br />
Ja, nimm dieses Erlösungswerk jetzt<br />
im Glauben als deinen Besitz an. Kolosser<br />
1,14 ruft dir jetzt persönlich zu: „In dem<br />
wir die Erlösung haben durch sein Blut, die<br />
Vergebung der Sünden.“<br />
Lieber Leser, was du brauchst, ist die<br />
Vergebung deiner Sünden. Dann wird<br />
dein Herz still werden. Du wirst zur Freude<br />
kommen. Die Heilsgewissheit wird<br />
dein Teil. Du darfst danken, immer wieder<br />
danken, wenn du dies jetzt im Glauben<br />
annimmst: Der Herr Jesus starb für mich.<br />
Der Herr Jesus tilgte meine Sündenschuld.<br />
Der Herr Jesus erlöste mich von<br />
dem Fluch der Sünde.<br />
Bekenne dann mutig deinen Retter. Römer<br />
10,9 ruft dir zu: „Denn wenn du mit<br />
deinem Mund Jesus als den Herrn bekennst<br />
und in deinem Herzen glaubst, dass Gott<br />
ihn aus den Toten auferweckt hat, so wirst<br />
du gerettet.“<br />
Oder fehlt dir die rechte Erkenntnis?
6<br />
Wenn du nicht erkennst, dass du ohne<br />
den Herrn Jesus verloren bist, dann wirst<br />
du auch nicht suchen. Es fehlt dir das Sehnen<br />
nach der Gewissheit, dass es auch für<br />
dich eine Errettung der Seele gibt. Ich will<br />
versuchen, dir durch die folgenden Zeilen<br />
dieses Erkennen etwas zu erleichtern:<br />
Wenn ein Geschäftsmann erkennt, dass<br />
es für ihn keinen Ausweg mehr gibt, dem<br />
bevorstehenden Bankrott auszuweichen,<br />
so ist diese Erkenntnis mit einer Unruhe<br />
verbunden.<br />
Wenn ein Kapitän erkennt, dass sein<br />
Schiff leck ist und es keine Rettung mehr<br />
gibt, so ist diese Erkenntnis furchtbar!<br />
Wenn der Schwerkranke erkennt, dass<br />
alle ärztliche Hilfe vergebens ist und es<br />
keine Medizin gibt, welche die ersehnte<br />
Heilung bewirkt, so ist dieses Erkennen<br />
mit einem großen Schmerz verbunden.<br />
Es gibt aber noch ein größeres Erkennen,<br />
und davon rede ich jetzt. Zunächst<br />
rufe ich dir einmal zu:<br />
Erkenne die <strong>Wege</strong> Gottes! In Jesaja<br />
41,20 lauten die Worte so: „Damit alle miteinander<br />
es sehen und erkennen und es sich<br />
zu Herzen nehmen und ermessen, dass die<br />
Hand des HERRN dies gemacht, dass der<br />
Heilige Israels es geschaffen hat.“ Vielleicht<br />
wirst du mit diesem oder jenem, was an<br />
Schwerem in deinem Leben liegt, nicht<br />
fertig. Die vielen Fragen deines Herzens<br />
lassen dich nicht zur Ruhe kommen. Dein<br />
Grübeln führt dich immer wieder in Betrübnis<br />
hinein. Du wirst von unguten Gedanken<br />
geplagt. Lieber Leser, nimm jetzt<br />
einmal alles, was an Bitterkeit und Enttäuschung<br />
in deinem Leben liegt, aus Gottes<br />
Hand hin und erkenne dein Abweichen<br />
von Gott! Rufe das aus, was ein Mann der<br />
Bibel ausgerufen hat. Er kleidete sein Gebet<br />
in folgende Worte: „Erforsche mich, o<br />
Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich<br />
und erkenne, wie ich es meine“ (Psalm 139).<br />
Wenn Gott dein Herz erforschen will,<br />
dann musst du ihm das Herz willig öffnen.<br />
Gestatte Gott, dass er sein Licht in<br />
deine Gedankenwelt hineinleuchten lässt.<br />
Da ist gewiss vieles, was das Licht Gottes<br />
nicht ertragen kann. Du wirst dann bald<br />
erkennen, wie weit entfernt du von Gott<br />
und von Jesus Christus gelebt hast. In Jeremia<br />
3,13 stehen die Worte geschrieben:<br />
„Nur erkenne deine Schuld, dass du dem<br />
HERRN, deinem Gott, die Treue gebrochen<br />
hast.“ Durch die Sünde ist jeder Mensch<br />
von Gott getrennt. Durch das Blut Jesu<br />
Christi kann aber jeder Mensch wieder<br />
in die Nähe Gottes kommen. Er kann zu<br />
Gott zurückkehren. Er kann die Gemeinschaft<br />
mit Gott suchen und finden. Du<br />
musst dein Herz auf Gott richten. Lieber<br />
Leser, erkenne den großen Gott! Die Bibel<br />
sagt: „Und ich will ihnen ein Herz geben,<br />
dass sie mich erkennen sollen, dass ich der<br />
HERR bin; und sie sollen mein Volk sein,<br />
und ich will ihr Gott sein; denn sie werden<br />
sich von ganzem Herzen zu mir bekehren“<br />
(Jeremia 24,7). Das Erkennen deiner Sünde<br />
geht der Vergebung deiner Sünde voraus.<br />
Je eher du deine Sünden erkennst,<br />
umso früher wirst du den Herrn Jesus als<br />
deinen Retter suchen. Du musst aber mit<br />
deinem ganzen Herzen dem Herrn Jesus<br />
nahen.<br />
Erkenne dann den Herrn Jesus als deinen<br />
Heiland. In Johannes 17,3 stehen die<br />
Worte geschrieben: „Das ist aber das ewige<br />
Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott,<br />
und den du gesandt hast, Jesus Christus,<br />
erkennen.“ Du wirst den Herrn Jesus als<br />
deinen Heiland erkennen, wenn du ihm<br />
deine Sündenschuld hingelegt hast. Du<br />
darfst ihn im Glauben als deinen Heiland<br />
annehmen. Der Herr Jesus liebt dich sehr.<br />
Er hat seine Liebe zu den Menschen un-
7<br />
ter Beweis gestellt, indem er auf Golgatha<br />
sein Leben für die Sünden der Menschheit<br />
hingegeben hat.<br />
Nun versuche, das Geschehen auf Golgatha<br />
doch einmal von dieser Sicht her<br />
zu sehen. Zweifele nicht an der Wahrheit<br />
dieses Geschehens, sondern nimm es als<br />
Tatsache hin. Vielleicht trifft dich diese<br />
Erlösungstat so, dass du Angst hast, der<br />
Herr Jesus könnte dein ganzes Leben restlos<br />
kennen? Nimmst du vielleicht deshalb<br />
eine Abwehrstellung ihm gegenüber ein?<br />
Davon geht aber deine Unruhe nicht weg.<br />
Davon werden <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> nicht leichter.<br />
Und diese <strong>schwere</strong>n <strong>Wege</strong> sollen ja<br />
<strong>Segenswege</strong> für dich werden.<br />
Den meisten Menschen liegt es, einen<br />
Schlag, den sie bekommen, mit einem<br />
Gegenschlag zu beantworten! Niemand<br />
lässt gern dieses oder jenes über sich ergehen,<br />
ohne darauf zu reagieren.<br />
In einer Angelegenheit aber darfst du,<br />
lieber Leser, nicht um dich schlagen. Du<br />
musst ganz still werden, wenn der Herr<br />
Jesus zu dir persönlich reden will. Er will<br />
dir die Fragen beantworten, die dein Herz<br />
bewegen. Er sagt dir, und dies will ich<br />
noch einmal betonen, dass er dich liebt.<br />
Er sagt dir aber auch, dass dein Leben<br />
einer Erneuerung bedarf. Er selbst, dein<br />
Heiland, will bei dir diese große Erneuerung<br />
wirken.<br />
Schlage nicht um dich, wenn der Herr<br />
Jesus dir sagt, dass du ein Sünder bist.<br />
Lass dir die Worte der Bibel tief zu Herzen<br />
gehen: „Sie <strong>sind</strong> alle abgewichen, allesamt<br />
verdorben; es gibt keinen, der Gutes<br />
tut, auch nicht einen einzigen!“ (Psalm<br />
14,3). Es gehört viel Demut dazu, sich als<br />
Sünder bezeichnen zu lassen. Wenn aber<br />
Gott selbst dir dies sagt, dann darfst du<br />
seinem Wort keinen Widerstand leisten.<br />
Der Herr Jesus kennt dein Leben von der<br />
Wiege bis zu dieser Stunde. Er sagt in<br />
Lukas 12,2 auch zu dir: „Es ist aber nichts<br />
verdeckt, das nicht aufgedeckt werden wird,<br />
und nichts verborgen, das nicht bekannt<br />
werden wird.“ Lass den Herrn Jesus bitte<br />
in die allerletzten Fragen deines Herzens<br />
hineinsehen. Vergiss aber nicht, dass auch<br />
<strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> <strong>Segenswege</strong> <strong>sind</strong>.<br />
Schlage nicht um dich, wenn der Herr<br />
Jesus dir sagt, dass dir der Herzensglaube<br />
noch fehlt. Er sieht nicht auf deine äußere<br />
Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft.<br />
Der Herr Jesus sieht dein Herz<br />
an. Er will eine persönliche Verbindung<br />
mit dir aufnehmen. In Jesaja 28,16 stehen<br />
hinweisend auf den Herrn Jesus die Worte<br />
geschrieben: „Siehe, ich lege in Zion einen<br />
Stein, einen bewährten Stein, einen kostbaren<br />
Eckstein, der aufs festeste gegründet ist:<br />
wer glaubt, der flieht nicht!“ Es gibt viele<br />
Menschen in unserer Zeit, die <strong>sind</strong> sehr<br />
flüchtig. Manche haben Angst, einmal still<br />
zu werden, um sich mit ihrem Leben zu<br />
beschäftigen. Der Mensch unserer Tage<br />
liebt die tiefe Selbstbesinnung nicht.<br />
Lieber Leser, nimm dir jetzt einmal die<br />
Zeit und beschäftige dich mit deinem Leben;<br />
denn sei gewiss, der Herr Jesus wird<br />
einmal jeden Menschen richten. Die Bibel<br />
sagt: „Ich will sie behandeln nach ihrem<br />
Wandel und sie richten, wie es ihnen gebührt;<br />
so werden sie erkennen, dass ich der<br />
HERR bin!“ (Hesekiel 7,27). Wenn du mit<br />
diesem Gedanken vor deinem Retter Jesus<br />
Christus still wirst, dann wirst du bald<br />
ein tiefes Empfinden dafür bekommen,<br />
dass dein Leben göttlich geordnet werden<br />
muss. Dies kann aber nur der Herr Jesus<br />
bewirken. Öffne ihm dein Herz, öffne es<br />
für seine Gnade, die er auch dir zuteil werden<br />
lassen möchte.<br />
Es kann sein, dass dich eine besondere<br />
Not drückt, oder dass du meinst, andere
8<br />
könnten diese Gnade bekommen, aber für<br />
dich sei sie nicht da. Ja, es kann eine Not<br />
in ein Menschenherz kommen und man<br />
meint, es nicht länger aushalten zu können.<br />
Du siehst, wie deine Gegner frohlocken.<br />
Du schaust zu, wie es dem Gottlosen<br />
wohl geht. Und du sagst vielleicht das,<br />
was in Psalm 94,3 geschrieben steht:<br />
Wie lange noch werden die Gottlosen<br />
frohlocken? Wie lange werden sie sich<br />
freuen? Wie lange noch wird die Traurigkeit<br />
meines Herzens andauern? So und<br />
ähnlich <strong>sind</strong> die Fragen, die dein Herz<br />
bewegen. Lieber Leser, lies doch einmal<br />
Psalm 94, werde dabei ganz still, und du<br />
wirst Antwort auf die Fragen bekommen.<br />
In dem erwähnten Psalm heißt es weiter:<br />
Wie lange noch werden die Gottlosen<br />
Freches reden? Es kann sein, dass diese<br />
Frage auch dein Herz bewegt. Dazu sage<br />
ich dir: Höre nicht auf das Reden der<br />
Gottlosen. Höre nicht auf ihr Prahlen. Blicke<br />
nach oben! Schaue auf den Herrn Jesus!<br />
Alles, aber auch alles, was du bisher<br />
an Leid und Weh durchgemacht hast, soll<br />
dich ganz nahe an das Herz des Herrn Jesus<br />
bringen. Denke daran: <strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong><br />
<strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>! Der innere Friede,<br />
von Gott gesandt, soll dein Besitz werden.<br />
Du betrachtest vielleicht die Ungläubigen.<br />
Du betrachtest die Gläubigen. Du<br />
siehst nach links, du schaust nach rechts.<br />
Du gleichst einem Rohr, das vom Wind<br />
hin und her bewegt wird. Dir fehlt der<br />
innere Halt. Vielleicht sagst du mit dem<br />
Psalmisten:<br />
Wie lange noch werden die Ungläubigen<br />
gegen die Gläubigen auftreten? Du<br />
kannst das Zeitgeschehen nicht ändern,<br />
kannst keine Situation in dieser Hinsicht<br />
verhindern. Der Herr Jesus aber kann es<br />
tun, doch will er manches ausreifen lassen.<br />
Darum schaue nicht auf dieses oder<br />
jenes, sondern sage alles dem Herrn Jesus.<br />
Er wird dir zur Seite stehen, dafür<br />
bete ich. Vielleicht fragst du sogar:<br />
Wie lange noch muss ich so <strong>schwere</strong><br />
<strong>Wege</strong> gehen? Wie lange noch muss Traurigkeit<br />
mein Herz erfüllen? Wieder sage<br />
ich dir: Du musst für das große Gotterleben<br />
reif werden. Du musst reif werden,<br />
um die Gotteskindschaft empfangen zu<br />
können. Du musst für die Begnadigung<br />
von Gott reif werden.<br />
Wie lange noch willst du im Unglauben<br />
leben? Begrabe doch deine Zweifel. Wenn<br />
du dein Herz vor dem Herrn Jesus ausgeschüttet<br />
und ihm unter tiefem Bedauern<br />
deine Sündenschuld genannt hast: dann<br />
nimm die Glaubensstellung ein. Ja, tue es<br />
sofort, und du wirst das erleben, was in<br />
Psalm 94,19 geschrieben steht: „Bei den<br />
vielen Sorgen in meinem Herzen erquickten<br />
deine Tröstungen meine Seele.“ Diese<br />
Erquickung, diese Freude, diese Glückseligkeit,<br />
diesen Frieden, ja, dies alles will<br />
der Herr Jesus dir schenken. Nimm es im<br />
Glauben dankbar an.<br />
In Psalm 103,5 heißt es: „Dein Alter mit<br />
Gutem sättigt, dass du wieder jung wirst<br />
wie ein Adler.“ Der Psalmist denkt an den<br />
bekannten Prozess der Mauserung, dem<br />
die Vögel alle Jahre unterliegen. Selbst der<br />
stolze Adler, der sonst über den höchsten<br />
Gipfeln majestätisch seine Kreise<br />
zieht, kauert dann still in seinem Horst.<br />
Er scheint kraftlos und krank zu sein. Sein<br />
scharfes Auge ist matt und glanzlos. Aus<br />
seinen gewaltigen Schwingen lösen sich<br />
Federn. Aber dann kommt der Augenblick,<br />
da ihm aus geheimnisvollen Quellen<br />
der Natur neue Kräfte zufließen. Er ist<br />
verjüngt, er ist stärker denn zuvor. Neue<br />
Federn <strong>sind</strong> ihm gewachsen, ein neues<br />
Kraftgefühl durchpulst ihn. Er hebt den<br />
Kopf, sein Auge durchdringt wieder die
9<br />
Ferne. Und schon breitet er die Schwingen<br />
aus und fliegt davon.<br />
Über dem Eingang zu den Franckeschen<br />
Anstalten in Halle stehen die Worte: „Aber<br />
die auf den HERRN harren, kriegen neue<br />
Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler,<br />
dass sie laufen und nicht matt werden,<br />
dass sie wandeln und nicht müde werden“<br />
(Jes. 40,31). <strong>Auch</strong> wir müssen von Zeit zu<br />
Zeit durch Dürre und innere Schwäche wie<br />
durch eine Mauser gehen. Gott scheint<br />
uns im Stich gelassen zu haben. Es geht<br />
uns wie dem Propheten: „Ich zwitscherte<br />
wie eine Schwalbe, wie eine Drossel, und<br />
gurrte wie eine Taube. Meine Augen blickten<br />
schmachtend zur Höhe: Ach, Herr, ich<br />
bin bedrängt …!“ (Jes. 38,14).<br />
Und doch werden uns solche Zeiten<br />
wunderbare Segnungen bringen, wenn<br />
wir nicht aufhören, dem Herrn zu vertrauen.<br />
Wir werden innerlich erneuert und<br />
verjüngt, uns wachsen neue Schwingen,<br />
dass wir uns zu Gott erheben können.<br />
Phil. Spitta singt davon:<br />
Das <strong>sind</strong> die geist‘gen Fasten,<br />
wo er uns scheint entfernt<br />
und man allein die Lasten<br />
der Sünde kennenlernt.<br />
Da wird man eingeleitet<br />
in Reu‘ und Sündenleid,<br />
doch da auch vorbereitet<br />
zur Festtagsherrlichkeit.<br />
Der Herr erwählt sich immer<br />
zum Segnen seine Zeit,<br />
er gibt den Freudenschimmer<br />
nach trübem Herzeleid.<br />
Er gießt den Gnadenregen<br />
hinein ins dürre Herz<br />
und führt auf dunkeln <strong>Wege</strong>n<br />
zum Lichte himmelwärts.<br />
<strong>Auch</strong> du hast Zutritt<br />
Nicht alle Türen waren dir in der Vergangenheit<br />
geöffnet. Vor verschlossenen<br />
Türen stehen zu müssen, erfreut das Herz<br />
nicht. Möglichkeiten und Ziele sehen zu<br />
dürfen, ohne sie jedoch erreichen zu können,<br />
stimmen das Herz traurig.<br />
Heute darf ich dir Großes anbieten,<br />
und dieses Große ist für dich da. Es ist<br />
die große Gnade. Es ist das, was der Herr<br />
Jesus auf Golgatha auch für dich bereitet<br />
hat. Es ist die Erlösung von den Sünden!<br />
<strong>Auch</strong> du hast Zutritt zu dieser Gnade. Der<br />
Herr Jesus will dich jetzt bei der Hand<br />
nehmen und in das hineinführen, was er<br />
bereitet hat. <strong>Auch</strong> dir ruft der rettende<br />
Gott in Römer 10,21 zu: „Den ganzen Tag<br />
habe ich meine Hände ausgestreckt nach<br />
einem ungehorsamen und widerspenstigen<br />
Volk!“ Wir werden nie erleben, dass sich<br />
ein ganzes Volk zu dem Herrn Jesus wendet.<br />
Es werden immer nur Einzelne dem<br />
Ruf des Heilandes folgen. Einmal wird<br />
jedoch deutlich werden, dass diese Schar<br />
der Erlösten eine große Schar ist, und<br />
zwar dann, wenn der Herr Jesus wiederkommen<br />
wird, um all die Seinen zu sich<br />
in die Herrlichkeit heimzuholen. Glaube<br />
mir aber:<br />
<strong>Auch</strong> als Elender und Beladener hast<br />
du Zutritt. In Psalm 70,6 ruft ein Mensch
10<br />
aus: „Ich aber bin elend und arm; o Gott,<br />
eile zu mir! Meine Hilfe und mein Retter<br />
bist du; o HERR, säume nicht!“ <strong>Auch</strong> dir<br />
kommt der Herr Jesus entgegen. <strong>Auch</strong> du<br />
hast zu ihm und zu seinem Heil Zutritt.<br />
Der Hochmütige aber hat hier keinen Zugang.<br />
Viele Menschen gehen erhobenen<br />
Hauptes durchs Leben. Sie meinen, sie<br />
könnten so vor Gott bestehen. Hierin irren<br />
sie sich jedoch sehr. Wer Gott nahen<br />
will, muss sich vor ihm demütigen. In 2.<br />
Mose 10,3 steht geschrieben: „Wie lange<br />
willst du dich noch weigern, dich vor mir zu<br />
demütigen?“ Doch wisse wohl:<br />
Nur so hast du Zutritt! Der Herr Jesus<br />
wird niemanden hinausstoßen. Er sieht<br />
aber in das Herz jedes Menschen und<br />
erwartet, dass der, der sich ihm naht, vor<br />
ihm auch völlig kapituliert. Denn wer sich<br />
selbst richtet, wird nicht gerichtet werden.<br />
Lieber Leser, du darfst so, wie du bist, zu<br />
dem Herrn Jesus kommen. Verfalle aber<br />
nicht dem Irrtum, dich erst bessern zu<br />
wollen. Nimm Zutritt im Gebet. In Lukas<br />
11,9 -10 heißt es: „Bittet, so wird euch gegeben;<br />
sucht, so werdet ihr finden; klopft<br />
an, so wird euch aufgetan! Denn jeder, der<br />
bittet, empfängt; und wer sucht, der findet;<br />
und wer anklopft, dem wird aufgetan.“<br />
Ich wünschte, dass alle Leser – soweit<br />
sie noch nicht den Herrn Jesus als ihren<br />
Heiland gefunden haben – Suchende wären.<br />
Ich wünschte, dass jeder im Gebet<br />
bei dem Herrn Jesus anklopfen würde.<br />
Er will dir sein Herz öffnen. Du sollst sehen,<br />
wie sehr er sich danach sehnt, dich<br />
zu besitzen. Du tust gut, wenn du dir ein<br />
Plätzchen suchst, wo du allein bist. Dort<br />
knie vor dem Herrn Jesus nieder. Sage<br />
ihm alle Belastungen deines Lebens. Sage<br />
dem Heiland der Sünder, dass dir deine<br />
Sünden Leid tun und du gern ein anderes<br />
Leben beginnen möchtest, ein Leben an<br />
seiner Hand, und du wirst erfahren:<br />
So öffnet sich die Gnadentür. Du darfst<br />
dann Epheser 1,7 für dich persönlich in<br />
Anspruch nehmen: „In ihm haben wir die<br />
Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der<br />
Übertretungen nach dem Reichtum seiner<br />
Gnade.“ Das Blut des Heilandes kann<br />
nie genug gerühmt werden. Es deckt allen<br />
Sündenschaden restlos zu – aber nur<br />
dann, wenn man sich ganz unter die Deckung<br />
dieses teuren Blutes stellt.<br />
Wenn du über dieses oder jenes in<br />
deinem Leben nachdenkst, dann hast<br />
du doch gewiss auch den Wunsch: Ach,<br />
wenn ich dies doch ungeschehen machen<br />
könnte. Da siehst du falsche Entschlüsse.<br />
Dort findest du schlechte Wegabschnitte.<br />
Du denkst dann oft, und zwar mit Recht:<br />
Ach, wie konnte ich nur so töricht sein!<br />
Heute würdest du gewiss manches anders<br />
machen. Du würdest dich gar nicht mehr<br />
in diese oder jene Sache hineinbegeben.<br />
Wie tröstend und ermutigend ist doch<br />
der Satz: Du darfst die Erinnerung auslöschen!<br />
Ja, Gott will deine Sünden nicht<br />
mehr richten. Gott will deiner Sünden und<br />
Übertretungen nie mehr gedenken. Deine<br />
<strong>schwere</strong>n <strong>Wege</strong>, die du gehen musstest,<br />
dienten nur dazu, dein Herz und Leben<br />
ganz dem Herrn Jesus auszuliefern. Der<br />
Herr Jesus wird bei denen, die in Reue<br />
und Buße zu ihm gekommen <strong>sind</strong>, die<br />
Sünden nie mehr hervorholen. Sie <strong>sind</strong><br />
hinweggetan. Lies doch bitte einmal Jesaja<br />
38,17. Dort steht geschrieben: „Siehe,<br />
zum Frieden diente mir bitteres Leid; {du}<br />
hast ja meine Seele liebevoll umfangen und<br />
sie aus der Grube des Verderbens herausgezogen;<br />
denn du hast alle meine Sünden hinter<br />
deinen Rücken geworfen!“ Deine Sünden,<br />
lieber Leser, stehen nicht mehr vor<br />
dir. Deine Sünden stehen nicht mehr im<br />
Blickfeld des Herrn Jesus. Er hat sie hinter
11<br />
sich geworfen. Das Wort Gottes sagt es<br />
dir. Du hast es schriftlich! Darum:<br />
Lass das Wort Gottes deine Richtschnur<br />
sein. 1. Petrus 1,23-24 sagt: „Denn ihr seid<br />
wiedergeboren nicht aus vergänglichem,<br />
sondern aus unvergänglichem Samen, durch<br />
das lebendige Wort Gottes, das in Ewigkeit<br />
bleibt. Denn alles Fleisch ist wie Gras und<br />
alle Herrlichkeit des Menschen wie die Blume<br />
des Grases. Das Gras ist verdorrt und<br />
seine Blume abgefallen; aber das Wort des<br />
Herrn bleibt in Ewigkeit.“ Nur wiedergeborene<br />
Menschen erreichen die Herrlichkeit<br />
Gottes. Es ist gut, dass der Herr in seiner<br />
Gnade, gewirkt durch den Heiligen<br />
Geist, uns das, was wir besitzen, schriftlich<br />
in seinem Wort niedergelegt hat.<br />
Sonst würden unsere Gefühle schwanken<br />
und wanken. Sonst würde unser Verstand<br />
das, was wir besitzen, gar nicht für möglich<br />
halten. Dieses Wort Gottes bleibt.<br />
Die Schönheiten der Natur werden verschwinden.<br />
Sogar der Himmelsdom mit<br />
all seinen Sternen wird nicht ewig sein.<br />
Aber das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit!<br />
Dort darfst du alles lesen, was dein Besitz<br />
geworden ist, nachdem du den Heiland<br />
als deinen persönlichen Retter angenommen<br />
hast. Ja, im Glauben darfst du das<br />
alles besitzen. Du bist begnadigt. Du bist<br />
freigesprochen. All dein Tun und Abmühen<br />
war zum Scheitern verurteilt. Wenn<br />
du dich Tag und Nacht krampfhaft bemüht<br />
hättest, Gutes zu tun und nicht zu<br />
sündigen, wären alle diese Bemühungen<br />
doch vergeblich gewesen! Erkenne dies<br />
bis in die letzten Tiefen. Je mehr du dich<br />
in deinem Verdorbensein erkennst, umso<br />
mehr wirst du den Herrn Jesus in seiner<br />
Liebe und seiner Rettermacht erkennen.<br />
Römer 3,28 sagt: „So kommen wir nun zu<br />
dem Schluss, dass der Mensch durch den<br />
Glauben gerechtfertigt wird, ohne Werke<br />
des Gesetzes.“ Noch einmal rufe ich dir zu:<br />
Du darfst die Erinnerung auslöschen! Der<br />
Herr Jesus hat deine Sünden hinweggetan.<br />
Er starb für dich. Er trug deine Sünden<br />
an seinem Leib am Kreuz von Golgatha.<br />
Er ging für dich ins Gericht. Gott tat<br />
das, was du nicht tun konntest. Es hat nie<br />
ein Mensch gelebt, der sich den Himmel<br />
verdient hat. Selbst Abraham glaubte,<br />
und das rechnete Gott ihm zur Gerechtigkeit.<br />
Denke daran, nur Gott kann das<br />
tun! Schon in 1. Mose 3,21 wirst du darauf<br />
hingewiesen, dass Gott etwas getan und<br />
den Menschen bekleidet hat. Dort steht<br />
geschrieben: „Und Gott der HERR machte<br />
Adam und seiner Frau Kleider aus Fell und<br />
bekleidete sie.“ Es musste vorher das Blut<br />
eines unschuldigen Tieres fließen. So ist<br />
das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes,<br />
für dich und für mich geflossen. Der Heiland<br />
war ohne Sünde. Und nur so konnte<br />
er deine und meine Sünden sühnen. Ja,<br />
du darfst die Erinnerung auslöschen und<br />
im Glauben froh und glücklich den Herrn<br />
Jesus loben und preisen, weil er dich erlöst<br />
hat.<br />
Nicht Selbsterlösung, sondern nur Jesus<br />
allein! Denn Galater 3,13 sagt: „Christus<br />
hat uns losgekauft von dem Fluch des<br />
Gesetzes.“ Durch ihn hast du Zutritt zur<br />
ewigen Herrlichkeit.<br />
Aber auch in deinem Leben an der<br />
Hand des Herrn hast du, lieber Leser,<br />
gewiss schon manches Hindernis überwinden<br />
müssen, das dich im Laufe des<br />
Tages daran hindern wollte, dein Ziel zu<br />
erreichen. Da ruft der Herr dir jetzt zu: Du<br />
hast in meiner Nachfolge freie Bahn! Der<br />
Herr Jesus will dir einen gebahnten Weg<br />
schenken. Er will die Hindernisse beseitigen.<br />
Selbst der stärkste Mann der Welt<br />
kann dir nichts antun, wenn der Herr es<br />
nicht zulässt. In der Bibel ruft ein Mann
12<br />
aus: „Und du umgürtest mich mit Kraft<br />
zum Streit, beugtest unter mich, die wider<br />
mich standen.“ Kämpfe nicht gegen deine<br />
Widersacher. Du wirst dabei nur unglücklich<br />
und unzufrieden. Dein Herz bleibt<br />
nicht froh. Überlass doch dem Herrn die<br />
Angelegenheit, denn er ruft dir zu: Du<br />
hast freie Bahn!<br />
In Schwierigkeiten offenbart der Herr<br />
seine Herrlichkeit. Wenn bei dir alles glatt<br />
läuft, kann der Herr dich wenig seine<br />
Macht und Herrlichkeit erleben lassen.<br />
Durch Hiob 5,19 rufe ich auch dir zu: „In<br />
sechs Bedrängnissen wird er dich erretten,<br />
und in sieben wird dich nichts Böses antasten.“<br />
Lieber Leser, genügt dir die Kraft<br />
Gottes nicht? Genügt es dir nicht, wenn<br />
der Herr dir zuruft: Du hast freie Bahn!<br />
Er will ja aus deinen <strong>schwere</strong>n <strong>Wege</strong>n <strong>Segenswege</strong><br />
machen.<br />
Flehe zum Herrn Jesus! Er hört und erhört<br />
die Stimme deines Flehens. Er gibt<br />
dir neue Kraft. Er will dein Schutz und<br />
Schirm sein. Vertraue auf ihn mit ganzem<br />
Herzen. Er wird dir helfen, und du wirst<br />
am Schluss jubeln und preisen, wenn du<br />
siehst: Der Herr hat meine Angelegenheit<br />
in seine Hand genommen und alles<br />
herrlich hinausgeführt. Wenn du ihn dann<br />
am Ende rühmen kannst, wirst du wieder<br />
ganz neu starkes Vertrauen gewinnen. In<br />
Psalm 28,7 heißt es: „Der HERR ist meine<br />
Stärke und mein Schild; auf ihn hat mein<br />
Herz vertraut, und mir wurde geholfen.<br />
Darum frohlockt mein Herz, und ich will<br />
ihm danken mit meinem Lied.“ Noch einmal<br />
sage ich es dir mit anderen Worten:<br />
Es ist keine Hand so stark, dass der Herr<br />
Jesus dich nicht daraus befreien könnte.<br />
In 2. Könige 13,5 heißt es: „Und der HERR<br />
gab Israel einen Retter, und sie kamen aus<br />
der Hand der Aramäer heraus.“ <strong>Auch</strong> die<br />
Hand, die dich quälen will, auch die Faust,<br />
die losschlagen und dich treffen will, auch<br />
der Arm, der sich wider dich erhebt, kann<br />
vom Herrn gefesselt werden! Er kann dir<br />
freie Bahn schaffen. Klammere dich nur<br />
im Gebet an ihn. Nimm dir aber täglich<br />
viel Zeit zum Gebet. Als ich anfing, täglich<br />
wenigstens eine halbe Stunde kniend<br />
laut zu beten, da hat sich manches<br />
in meinem Leben und in meiner Umgebung<br />
geändert. Setze auch du dir eine<br />
bestimmte Zeit für jeden Tag fest. Diese<br />
Gebetszeit führst du am besten morgens<br />
in der Frühe durch. Wenn du einmal im<br />
Getriebe des Tages bist, kommst du sehr<br />
schwer wieder heraus. Und abends bist<br />
du oft viel zu müde, um dann noch eine<br />
längere Zeit im knienden Gebet vor dem<br />
Herrn zu verharren. Aber bete bitte laut,<br />
damit dir nicht so viel Zwischengedanken<br />
kommen. Wenn besondere Nöte da <strong>sind</strong>,<br />
dann gehe damit zum Herrn. Wenn etwas<br />
auf dich zukommt, das dich beunruhigen<br />
will, dann klammere dich an den Herrn.<br />
Nimm in Gefahren Zuflucht zum Herrn.<br />
Er ruft dir in Psalm 91,4 zu: „Er wird dich<br />
mit seinen Fittichen decken, und unter<br />
seinen Flügeln wirst du dich bergen.“ Er,<br />
dein Heiland, will dein Bergungsort sein.<br />
Gottes Schutz soll dir genügen. Menschenschutz<br />
ist nie vollkommen. Halte<br />
dich zum Herrn, und er wird dir den Weg<br />
durchs Leben bahnen. Sage das, was ein<br />
Mann in Psalm 59,10 sagt: „Angesichts<br />
ihrer Macht will ich auf dich harren; denn<br />
Gott ist meine sichere Burg.“ Der Herr versagt<br />
nie! Er enttäuscht dich nie! Aber glaube<br />
bitte nicht, dass in deinem Leben alles<br />
so verlaufen muss, wie du es gern hast.<br />
Auf diesem Weg wirst du nicht reif für den<br />
Himmel. Auf diesem Weg wirst du nicht<br />
entrückungsreif. Auf diesem Weg kann dir<br />
der Herr nicht das nehmen, was ihn hindert,<br />
dich mehr zu segnen. Darum mein
13<br />
Rat: Vertraue doch mehr seiner Führung!<br />
Erfasse doch die Hand deines Heilands<br />
ganz fest. So und nur so wird dein Herz<br />
froh, und du wirst ein Segen für andere<br />
werden.<br />
<strong>Auch</strong> dies soll dein Ziel sein: Tritt ganz<br />
in die Nachfolge des Herrn Jesus! Tritt in<br />
seine Fußstapfen. Wie ein Vater seinen<br />
Sohn ermutigt, im tiefen Schnee in seine<br />
Fußstapfen zu treten, so trete auch du in<br />
die Fußstapfen des Herrn, und du wirst<br />
vor Fehltritten bewahrt! In der Bibel hörte<br />
ein Mann die Worte: Du bist dem Herrn,<br />
meinem Gott, völlig nachgefolgt. Ich<br />
wünschte, dies stünde einmal über meinem<br />
Leben geschrieben. Und dasselbe<br />
wünsche ich auch dir. Ja, ich wünsche es<br />
allen meinen Lesern. Gott kann es dir und<br />
auch mir schenken. Er wartet ja darauf,<br />
seine Fülle einem Herzen kundzutun, das<br />
sich ganz ihm geweiht hat, das ganz ihm<br />
vertraut. Wenn du dich ihm nahst, dann<br />
naht er sich dir. Er, der große Gott, will dir<br />
seine Liebe kundtun. Er will dir das schenken<br />
– auch an Bewahrung und Schutz<br />
–, was du von ihm erwartest. Dies wird<br />
immer wieder die besondere Erfahrung<br />
des Gotteskindes sein, das seinem himmlischen<br />
Vater restlos vertraut: Für Gott<br />
gibt es nichts Unmögliches! Wenn er die<br />
Seinen bewahren will, hat er dazu Mittel<br />
und <strong>Wege</strong> genug. Wir, die Kinder Gottes,<br />
müssen uns nur ermutigen lassen, willenlos<br />
dem rettenden Gott zu folgen. Seine<br />
Pläne <strong>sind</strong> nicht immer unsere Pläne. Oft<br />
sehen wir seine Möglichkeiten nicht. Da<br />
heißt es, ihm, dem rettenden Gott, zu vertrauen,<br />
willenlos zu vertrauen, und dann<br />
werden wir erleben, wie Gott bewahren<br />
kann! Einmal, in der Urgeschichte der<br />
Menschen, war es so:<br />
Die Erde stand davor, durch gewaltige<br />
Wassermassen überschwemmt zu werden.<br />
Wer konnte diesem starken Element,<br />
dem Wasser, trotzen? Irgendwo sah ich<br />
das Bild eines Malers. Dieser hatte eine<br />
furchtbare Situation der Sintflut mit seinem<br />
Farbstift gezeichnet. Er hatte die<br />
höchste Spitze einer Bergkette ins Auge<br />
gefasst, wo der Mensch und der Löwe<br />
um die allerhöchste Spitze rangen, bis die<br />
Flut kam und alle dahinraffte. Wir wissen<br />
aber aus 1. Mose 6 und 7, wie der rettende<br />
Gott die Seinen, die ihm gehörten, die<br />
ihm Herz und Leben geweiht hatten, die<br />
ihm vertrauten, auf wunderbare Weise gerettet<br />
hat. Ein großer Kasten aus Holz –<br />
die Arche – war auf Anweisung Gottes von<br />
Noah gezimmert worden. Und Noah und<br />
die Seinen wurden wunderbar bewahrt.<br />
Sie wurden für die kommende Menschheit<br />
zum großen und größten Segen. Im<br />
Neuen Testament sehen wir das Bild des<br />
sinkenden Petrus in Worten festgehalten.<br />
Er wurde von dem starken Element des<br />
Wassers umspült. Er sank tiefer und tiefer,<br />
bis er seinen Blick auf den Herrn richtete<br />
und ausrief: Herr, hilf mir! Da erfasste der<br />
Herr seine Hand, und er wurde am Herzen<br />
Jesu geborgen.<br />
<strong>Auch</strong> die stärksten Feuerflammen eines<br />
überheizten Ofens <strong>sind</strong> nicht so stark, wie<br />
die bewahrende Hand Gottes. Wir lesen in<br />
Daniel 3 von drei Männern: Sadrach, Mesach<br />
und Abednego. Männer, die inmitten<br />
eines sündigen Geschlechts Gott verherrlichten<br />
und ihm gehorchten. Sie wurden<br />
in einen überhitzten Feuerofen geworfen.<br />
Aber ihre Mäntel und Kleider wurden nicht<br />
versengt. Selbst die Haare ihres Hauptes<br />
verbrannten nicht. Zu ihnen gesellte sich<br />
vielmehr eine vierte Person. Eine Person,<br />
von Gott gesandt. Ein Himmelsbote zum<br />
Trost und zur Ermutigung. Das Element<br />
des Feuers vermochte sie weder zu verzehren<br />
noch zu versengen. In Daniel 3,27
14<br />
heißt es sogar: „Man bemerkte nicht einmal<br />
einen Brandgeruch an ihnen.“ Gott bestätigte<br />
das Vertrauen und den Glauben<br />
der Seinen. Er führte die Männer auf wunderbare<br />
Weise aus dem Feuerofen heraus<br />
und setzte sie zu Ehren. Ja, <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong><br />
<strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>! Die Männer fanden<br />
neu Gelegenheit, Gott zu verherrlichen,<br />
zu rühmen und zu preisen. Aber noch<br />
eins war geschehen: Die Männer, die diese<br />
drei in den Feuerofen geworfen hatten,<br />
waren von der Glut des Feuers – obwohl<br />
sie nicht mit den Feuerzungen in Berührung<br />
gekommen waren – verbrannt worden.<br />
Sie waren in die Ewigkeit abgerufen<br />
worden, gewiss in keine gute Ewigkeit.<br />
Wir sehen an diesen geschilderten Bildern,<br />
wie die starken Elemente Wasser<br />
und Feuer Menschen, die Gott beschirmen<br />
und beschützen will, weder vernichten,<br />
noch ihnen schaden können.<br />
Gott kann sogar dem stärksten Tier den<br />
Rachen verstopfen. Daniel, der treue Gottesmann,<br />
den du in Daniel 6,11 in seinem<br />
Gebetsleben näher betrachten kannst,<br />
wurde in die Löwengrube geworfen. Er<br />
hatte Gott ohne Unterlass gedient. Dieses<br />
Zeugnis musste ihm sogar die höchste<br />
Person des Landes ausstellen. Die Löwen,<br />
die sich gewiss brüllend und hungrig<br />
nach ihrem Opfer sehnten, durften Daniel<br />
nicht antasten. Sie durften ihn nicht beschädigen.<br />
Sie durften ihn nicht zerreißen.<br />
Sie durften ihn nicht verschlingen.<br />
In Daniel 6,23 lesen wir das Zeugnis und<br />
Bekenntnis Daniels, darin sagt er seinem<br />
Vorgesetzten: „Mein Gott hat seinen Engel<br />
gesandt und hat den Rachen der Löwen verschlossen,<br />
dass sie mir kein Leid zufügten.“<br />
Und in Vers 24 am Schluss heißt es: Und<br />
keine Verletzung wurde an ihm gefunden,<br />
weil er auf seinen Gott vertraut hatte. Hier<br />
kann man wohl mit Recht sagen: <strong>Auch</strong><br />
<strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>!<br />
Welch ein gewaltiges Wunder! Ja, wir<br />
haben durch die oben angeführten Begebenheiten<br />
aus dem Wort Gottes gelesen<br />
und mit unseren Herzensaugen gesehen,<br />
wie Gott bewahren kann! Ja, diese <strong>Wege</strong>,<br />
die wir soeben betrachten durften, waren<br />
für alle Beteiligten <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong>. Es waren<br />
aber auch <strong>Segenswege</strong>! So können<br />
Gotteskinder immer wieder neu erleben,<br />
wie der Herr in allen Schwierigkeiten<br />
seine Macht unter Beweis stellen kann,<br />
indem er diese Schwierigkeiten in Herrlichkeiten<br />
umwandelt. Nur so erlebt jedes<br />
Gotteskind, das bei <strong>schwere</strong>n <strong>Wege</strong>n<br />
nicht rebelliert, wie das Schwere zu einem<br />
besonderen Segen wird.<br />
Durchs Gebet zum Rettungsjubel!<br />
Die Welt bietet manches an, um den<br />
Menschen Freude zu bereiten und sie zu<br />
einem gewissen Frohsinn zu bringen.<br />
<strong>Auch</strong> eine Mutter bemüht sich sehr<br />
stark, ihrem Kind den Weg durchs Leben<br />
licht- und freudevoll zu gestalten. Sie beginnt<br />
damit schon in den ersten Lebensmonaten<br />
des Säuglings. Was wird da nicht<br />
alles aufgewandt und herbeigeschafft!<br />
Ihre Liebe begleitet das heranwachsende<br />
Kind ins Leben. Selbst wenn es schon das<br />
Elternhaus verlassen hat, sorgt die Mutter<br />
immer noch für ihr Kind. Sie versteht es<br />
meisterhaft, Freude zu bereiten. Manche
15<br />
merken leider erst nach dem Tod der Mutter,<br />
was sie ihr alles verdanken, wie viel<br />
Liebe und Freude ihnen das Mutterherz<br />
geschenkt hat. Es gibt aber noch eine viel<br />
größere Freude, eine, die wahr und echt<br />
und bleibend ist. Den Weg, der Jubel in<br />
deinem Herzen auslöst, will ich dir jetzt<br />
zeigen.<br />
Der Psalmist sagt: „Wohl dem, dessen<br />
Übertretung vergeben, dessen Sünde zugedeckt<br />
ist! Wohl dem Menschen, dem der<br />
HERR keine Schuld anrechnet, und in dessen<br />
Geist keine Falschheit ist! Als ich es verschwieg,<br />
da verfielen meine Gebeine durch<br />
mein Gestöhn den ganzen Tag. Denn deine<br />
Hand lag schwer auf mir Tag und Nacht, sodass<br />
mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer<br />
dürr wird. Da bekannte ich dir meine<br />
Sünde und verbarg meine Schuld nicht; ich<br />
sprach: »Ich will dem HERRN meine Übertretungen<br />
bekennen!« Da vergabst du mir<br />
meine Sündenschuld. Dar umsoll jeder Getreue<br />
dich bitten zu der Zeit, da du zu finden<br />
bist; wenn dann große Wasser einherfluten,<br />
werden sie ihn gewiss nicht erreichen.<br />
Du bist mein Schutz, du behütest mich vor<br />
Bedrängnis, du umgibst mich mit Rettungsjubel!<br />
Ich will dich unterweisen und dir den<br />
Weg zeigen, auf dem du wandeln sollst; ich<br />
will dir raten, mein Auge auf dich richten.<br />
Seid nicht wie das Ross und das Maultier,<br />
die keinen Verstand haben; mit Zaum und<br />
Gebiss, ihrem Geschirr, muss man sie bändigen,<br />
weil sie sonst nicht zu dir nahen! Der<br />
Gottlose hat viele Plagen; wer aber dem<br />
HERRN vertraut, den wird er mit Gnade<br />
umgeben. Freut euch an dem HERRN und<br />
seid fröhlich, ihr Gerechten, und jubelt alle,<br />
die ihr aufrichtigen Herzens seid!“ (Psalm<br />
32).<br />
Ich will dir freudig bekennen, dass ich<br />
auf diesem Weg sehr glücklich geworden<br />
bin. Wenn ich davon spreche, bricht der<br />
Jubel aus meinem Herzen; denn wes das<br />
Herz voll ist, des geht der Mund über:<br />
Glückselig der, dem die Übertretungen<br />
vergeben <strong>sind</strong>! Welch ein wunderbares Leben,<br />
wenn die Schuld nicht mehr drückt,<br />
wenn alle kleinen und großen Sünden des<br />
Lebens bedeckt <strong>sind</strong>.<br />
Lange hatte ich es versucht, und es<br />
war mir auch meisterhaft gelungen, meine<br />
Sünden zu verbergen. Immer wieder<br />
dachte ich: Es weiß niemand, was heimlich<br />
geschehen ist, was schändlich ist zu<br />
sagen. So manches Schlechte lag in meinem<br />
Leben, aber ich deckte es zu. Welch<br />
ein Tor war ich! Denn all das belastete<br />
mein Herz und raubte mir die Freude,<br />
die Glückseligkeit und das Wohlbefinden.<br />
Und dir geht es genauso!<br />
Welch eine Freude wäre es für dich,<br />
wenn Gott die Sünden deines Lebens<br />
zudeckte! Und es gibt einen Weg: Durch<br />
das Blut Jesu Christi, seines Sohnes. Das<br />
deckt die Schuld deines Lebens zu. Denke<br />
nicht: So schlimm ist es in meinem Leben<br />
nicht gewesen! So gut wie die anderen<br />
bin ich auch, verbrochen habe ich nichts,<br />
und ein Mord quält mein Gewissen auch<br />
nicht!<br />
Aber wenn man, durch das Wort Gottes<br />
angeregt, sein eigenes Gewissen erwachen<br />
lässt, dann sieht man klar und deutlich,<br />
wie sehr man sich getäuscht hat.<br />
Ja, glückselig ist der Mensch, dem der<br />
Herr die Ungerechtigkeit nicht mehr anrechnet.<br />
In unserem Leben ist ein großes<br />
Schuldkonto entstanden. Das wird<br />
uns Gott einmal vorhalten. Das wird für<br />
manchen ein furchtbares Erschrecken<br />
sein, wenn er einsehen muss: Es ist alles<br />
notiert, auch die verborgenen Fehler <strong>sind</strong><br />
gebucht! Gerade deshalb ruft der Psalmist:<br />
Vergib mir, o Gott, die verborgenen<br />
Fehler: denn wer kann merken, wie oft er
16<br />
fehlet! Ja, glückselig ist der, der sich nicht<br />
selbst täuscht, der sich über seinen Zustand<br />
ganz klar wird.<br />
Viele Menschen täuschen sich jahrzehntelang,<br />
was die Errettung ihrer Seele<br />
und die Gewissheit betrifft, ob sie einmal<br />
in den Himmel kommen werden. Wie viele<br />
bemühen sich aufrichtig, Gutes zu tun,<br />
nicht zu sündigen, sich von dem Unreinen<br />
fernzuhalten, in dem andere schwimmen<br />
und sich ergehen! Sie meinen, es durch eigenes<br />
Bemühen und gute Vorsätze dahin<br />
zu bringen, in den Himmel zu kommen.<br />
Ja, wenn man das Treiben der Menschen<br />
beobachtet, staunt man oft, wie viel Eifer<br />
an den Tag gelegt wird, um Gott freundlich<br />
für sich zu stimmen. Wenn man aber<br />
die eigene Schuld erkannt hat, dann sieht<br />
man, dass alles nur Leerlauf war und nicht<br />
zum Ziel geführt hat.<br />
Wenn dieses Bemühen ein gangbarer<br />
Weg gewesen wäre, dann hätte der Herr<br />
Jesus nicht am Kreuz leiden müssen. Im<br />
Himmel wird es keinen Einzigen geben,<br />
der durch das Halten der Gebote und<br />
durch eigene Frömmigkeit dorthin gekommen<br />
ist. Dort werden nur begnadigte<br />
Menschen sein. Sie alle haben in einer<br />
bestimmten Stunde, in der sie sich als<br />
Sünder erkannt haben, ein Bittgesuch an<br />
Jesus Christus gerichtet. Sie fühlten:<br />
Wir <strong>sind</strong> vor Gott verurteilt. Es war ihnen<br />
klar: Wir <strong>sind</strong> schon gerichtet und<br />
sehen nur noch der Vollstreckung des<br />
Urteils entgegen. Sie sahen keinen Ausweg<br />
mehr. Da haben sie – so war es auch<br />
bei mir – kniend um Gnade gefleht, ja, es<br />
wurde ein Gnadengesuch an den Allerhöchsten<br />
eingereicht. Die Antwort kam<br />
von oben, vom Thron des Allerhöchsten.<br />
Sie klingt mir noch heute im Herzen: Begnadigt!<br />
Der Schuldbrief ist vernichtet.<br />
Die Sünden <strong>sind</strong> dorthin geworfen, wo<br />
das Meer am tiefsten ist. Nie mehr werden<br />
sie hervorgeholt. „So fern der Osten<br />
ist vom Westen, hat er unsere Übertretungen<br />
von uns entfernt“ (Psalm 103,12). Wer<br />
das in einer besonderen Stunde persönlich<br />
erlebt hat, der weiß, was Jubel ist. Wer<br />
das aber noch nicht erlebt hat, der weiß<br />
noch nichts von der Freude eines Kindes<br />
Gottes. Der täuscht sich selbst. Wie<br />
folgenschwer ist es schon, wenn z.B. ein<br />
Angestellter seinen Arbeitgeber um eine<br />
größere oder kleinere Summe betrügt,<br />
aber noch viel größer und schlimmer ist<br />
der Selbstbetrug!<br />
Wie gelange ich aber zu dieser Freude,<br />
zu diesem Rettungsjubel? Eine leise Stimme<br />
hat schon oft zu dir gesagt: Schweige<br />
über dein ganzes Leben, rede nicht über<br />
deine innere Not, anderen Menschen geht<br />
es nicht besser. Du hast eben ein zu starkes<br />
Empfinden für Gerechtigkeit. Beschäftige<br />
dich nicht damit, denke nicht darüber<br />
nach. Bei all diesen Versuchen der Selbstberuhigung<br />
wirst du zugeben müssen:<br />
Die Kraft, die Gott in dein Inneres hineinsenken<br />
will, wird dir nicht zuteil.<br />
„Als ich es verschwieg, da verfielen meine<br />
Gebeine durch mein Gestöhn den ganzen<br />
Tag“ (Psalm 32,3). Man ist mit sich selbst<br />
nicht zufrieden, weiß aber nicht, woran es<br />
liegt. Im Krieg war der Krieg daran schuld.<br />
Du wurdest nicht damit fertig, dass du<br />
diesen <strong>schwere</strong>n Weg durch Kriegsnot<br />
und -schrecken gehen musstest. Du<br />
meintest, mancher hätte ein viel besseres<br />
Los gehabt als du. Nun, im Frieden<br />
hat aber dein Gestöhne nicht aufgehört.<br />
Natürlich verstehen wir es meisterhaft,<br />
den Grund für unsere Unzufriedenheit bei<br />
anderen zu suchen. Da ist die Frau an allem<br />
schuld, sagt der Mann, und nach der<br />
Meinung der Frau ist der Mann an allem<br />
schuld. Ein anderes Mal liegt es an den
17<br />
schwierigen Wohnverhältnissen, man<br />
wohnt so eng zusammen, oder die Nachbarn<br />
taugen nichts. Hier mangelt es, da<br />
muss man manches entbehren – Gestöhne<br />
den ganzen Tag! So sieht es in einem<br />
Herzen ohne Rettungsjubel aus! Lass es<br />
dir sagen: Dein Gestöhne kommt aus einer<br />
anderen Quelle, aus dem letzten Unbefriedigtsein<br />
deiner Seele.<br />
Gott ist am Werk! Er will dich für sich<br />
gewinnen. Er kann es aber einzig und allein<br />
durch Jesus Christus.<br />
Tag und Nacht lastete deine Hand auf<br />
mir. Die Hand Gottes liegt auf dir. Du<br />
wechselst vielleicht die Wohnung und<br />
denkst: Jetzt weicht der Druck. Er aber<br />
bleibt. Zunächst hat‘s eine kleine Erleichterung<br />
gegeben, aber dann schleicht sich<br />
doch dieses und jenes Missbehagen ein.<br />
Jemand kann seinen Beruf wechseln und<br />
sich einbilden: Jetzt wird es in meinem<br />
Leben licht werden. Manch einer hat<br />
Heim und Elternhaus deshalb verlassen.<br />
Aber wo du auch hingehen magst, teure<br />
Seele, die Hand Gottes ruht auf dir und<br />
deine Freude, die nur Scheinfreude ist,<br />
verwandelt sich in Traurigkeit. Du willst<br />
der Hand Gottes entweichen. Aber es<br />
kommen immer wieder Stunden, in denen<br />
du sie verspürst. Gott will seine Hand<br />
aber nicht lastend auf dir ruhen lassen,<br />
sondern er will dich an seine Hand nehmen,<br />
will dich tragen und führen, sodass<br />
du merkst: Mich führt und trägt eine gewaltige<br />
Hand.<br />
All diese Traurigkeit und Unzufriedenheit<br />
bringt dich nur in eine immer gedrücktere<br />
Stimmung und lässt den Ruf deiner<br />
Seele emporsteigen: Wie komme ich aus<br />
diesem Leid heraus? Dies ist der Verzweiflungsschrei<br />
deiner Seele. Und doch wirst<br />
auch du einmal die Erfahrung machen:<br />
Deine <strong>schwere</strong>n <strong>Wege</strong> waren nötig; denn<br />
<strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>!<br />
In einem Bauernhaus verkündigte ich<br />
als Evangelist die Frohe Botschaft von Jesus<br />
Christus. Der Besitzer, ein Christ, hatte<br />
einen Sohn. Dieser hatte nie ein Glas<br />
Bier getrunken, niemals eine Zigarette<br />
geraucht. Er war ein vorbildlicher Junge<br />
und in der ganzen Gegend als ein solcher<br />
bekannt.<br />
Nach einer Verkündigung blieb dieser<br />
junge Freund zurück und sagte zu<br />
mir: „Ich möchte mein Leben dem Heiland<br />
übergeben. Manches liegt in meinem<br />
Leben, das vor Gott nicht bestehen<br />
kann.“ Wir beugten zusammen die Knie,<br />
und er übergab sein Leben dem Herrn.<br />
Nachher wurden seine Augen anders, sie<br />
strahlten, das Glück leuchtete aus ihnen.<br />
Ich sagte zu ihm: „Du hast doch keine<br />
große Schuld gehabt, du bist doch vor<br />
manchem <strong>schwere</strong>n, schmutzigen Weg<br />
bewahrt geblieben.“ „Ja“, sagte er, „aber<br />
die Unruhe in meinem Herzen war doch<br />
sehr stark. Ständig lastete ein Druck auf<br />
mir, und jetzt ist er weg.“ Er war den richtigen<br />
Weg gegangen und hatte dem Herrn<br />
seine Übertretungen bekannt. Das ist der<br />
Weg – aber auch der einzige Weg – um zur<br />
wahren, bleibenden Freude zu kommen.<br />
Diese Freude wird unseren Mitmenschen<br />
auffallen.<br />
Am 1. März 1928 war ich am Abend zum<br />
Herrn gekommen. Am nächsten Morgen<br />
ging ich zu meiner Dienststelle, einem<br />
Eisenbahnknotenpunkt in Westdeutschland.<br />
Der Leiter des Bahnhofs hatte in<br />
seiner aktiven Militärzeit den Herrn Jesus<br />
gefunden. Er sah mich kommen und rief<br />
mir zu: „Sie haben den Herrn Jesus gefunden,<br />
Ihr Gesichtsausdruck ist ganz anders<br />
geworden.“ Ja, ich hatte meine Schuld<br />
dem Herrn Jesus bekannt, und er hatte<br />
sie mir vergeben.
18<br />
Wer hatte mir geholfen? Wie war es<br />
bei mir, dem so weit von Gott Entfernten,<br />
möglich gewesen? Gläubige Christen<br />
hatten von meinem inneren Zustand gehört<br />
und für mich gebetet, unter anderem<br />
auch zwei gläubige Kollegen. Sie hatten<br />
viel gerungen. Immer wieder wurde mein<br />
Name vor Gott genannt, er möge mich<br />
doch bald retten. Ich hatte auch zwei<br />
gläubige Schwestern, die ernstlich um die<br />
Rettung meiner Seele zum Herrn flehten.<br />
Sie hatten gebangt, ich könnte einmal verloren<br />
gehen. Diese Gebete der Gläubigen<br />
hatten eine ungeheure Macht, das durfte<br />
ich erleben.<br />
Als ich aber durch die große Wäsche<br />
meines Lebens gegangen und die Reinigung<br />
von allen meinen Sünden durch den<br />
geschehen war, der am Kreuz auf Golgatha<br />
gehangen hatte, kam auch Rettungsjubel<br />
in mein Herz: Du bist ein Bergungsort für<br />
mich! In Jesus Christus war ich zur Ruhe<br />
gekommen. Ich hatte Frieden in seinem<br />
vollbrachten Erlösungswerk gefunden.<br />
Vom Kerkermeister in Philippi lesen wir,<br />
dass er frohlockte, gläubig geworden zu<br />
sein. Was ist denn die wahre Freude der<br />
Nachfolger Jesu, der Bekehrten, der Wiedergeborenen?<br />
Sie haben Vergebung der<br />
ganzen Sündenschuld erfahren. Befreit!<br />
So klingt es immer wieder in ihrem Herzen.<br />
Alles, was sie aus ihrem vergangenen<br />
Leben angeklagt hat, ist ausgelöscht. Sie<br />
verdanken es einzig und allein dem Mittler<br />
zwischen Gott und Menschen: Jesus<br />
Christus. Sie klammern sich immer wieder<br />
an ihn.<br />
Dies hat Auswirkungen in ihrem Leben!<br />
Sie werden frei von der Macht der Sünde.<br />
Sie haben kein Verlangen mehr nach den<br />
zweifelhaften Vergnügungen ihres früheren<br />
Lebens, die ja letzten Endes doch nur<br />
Treber gewesen <strong>sind</strong>, die die Säue fressen.<br />
Sie brauchen das alles nicht mehr. Es ist<br />
eine andere Macht in ihr Leben gekommen,<br />
die Macht des Geistes Gottes. Sie<br />
hat die bindende Macht der Sünde unwirksam<br />
gemacht. Einstmals Sklaven in<br />
Satansketten, voller Schuld. Es ist ganz<br />
gleich, ob mit Ketten oder Fäden gebunden:<br />
Gebunden ist gebunden! Erst wenn<br />
man befreit wird, merkt man, wie sehr<br />
man gebunden war. Eine große Erleichterung<br />
bringt diese Gewissheit: Ich kann<br />
dem Tod ins Auge sehen. Ich brauche ihn<br />
nicht zu fürchten.<br />
Wahre Freude führt auch zur Gemeinschaft<br />
mit Gott und mit Gotteskindern.<br />
Das ist eine wahre Freude und ein Jubel,<br />
wenn man weiß: Gott ist mein Vater. Ich<br />
darf meine Füße unter seinen Tisch strecken.<br />
Ich bin ein unmündiges Kind. Er<br />
wird mich versorgen. Ich weiß, er ist reicher<br />
als alle irdischen Väter:<br />
Mein Vater ist reich<br />
an Gütern und GeId,<br />
sein <strong>sind</strong> alle Reiche<br />
und Schätze der Welt.<br />
lmmer wieder kommt mir dies eine ins<br />
Herz: Schade, dass ich dich so spät erkannte.<br />
Wenn du einmal den Herrn Jesus gefunden<br />
hast, wirst du immer wieder große<br />
Reue darüber empfinden, dass du nicht<br />
früher zu ihm gekommen bist.<br />
Ich will ihrer Sünden und Übertretungen<br />
nicht mehr gedenken. Es ist ein Unterschied,<br />
in meiner früheren weltlichen<br />
Umgebung zu leben oder in der Gemeinschaft<br />
mit gläubigen Christen. <strong>Auch</strong> sie<br />
haben noch Fehler. <strong>Auch</strong> sie <strong>sind</strong> nicht<br />
ohne Sünde. Aber jedes Gotteskind wird<br />
alles tun, um nach einer Entgleisung, wenn<br />
sie auch noch so klein war, sofort wieder
19<br />
auf das richtige Gleis zurückzukommen.<br />
Wie oft haben wir das Wort Gottes mit<br />
Gläubigen betrachtet! Herrliche Stunden<br />
erlebten wir in der Vergangenheit. Sie werden<br />
sich in der Gegenwart und in der Zukunft<br />
immer wiederholen. In so mancher<br />
Stunde, wenn andere sich einsam fühlten,<br />
habe ich im Wort Gottes geforscht und Erquickung<br />
und Stärkung gefunden.<br />
Ja, wahre, bleibende Freude und reiner<br />
Herzensjubel ist etwas Köstliches und<br />
Innerliches. Man trägt sie nicht immer<br />
zur Schau. Tief im Herzen ruht sie. <strong>Auch</strong><br />
in den Stürmen des Lebens bewährt sie<br />
sich. So bezeugten es junge Brüder, die<br />
als Soldaten mitten im Kriegsgeschehen<br />
standen. Sie gingen durch die Schwere<br />
der Kriegsgefangenschaft. Dort fanden<br />
sie ebenfalls Gleichgesinnte und waren<br />
glücklich in ihrem Heiland und Retter.<br />
Sie erlebten: <strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>!<br />
Das Atmen der Seele, das Beten, ist<br />
Hilfe und Kraft für das neue Leben in<br />
Christus. Wer sich dafür viel Zeit nimmt,<br />
wird immer reicher im Glaubensleben.<br />
Er wird emporsteigen wie die Lerche und<br />
wird jubilieren und singen. Der Führer zur<br />
oberen Heimat, der Geist Gottes, straft<br />
uns und zeigt uns klar, wenn wir etwas<br />
Unrechtes tun. Aber er ermutigt uns auch<br />
und hilft unserer Schwachheit auf, denn<br />
er ist ja der Beistand und Tröster unserer<br />
Seele. Er ist der unvergleichbare Lehrer,<br />
der uns den Weg des Lebens immer klarer<br />
in seinem Wort zeigt. Er will uns in alle<br />
Wahrheit leiten.<br />
Auf die Gotteskinder wartet die Herrlichkeit,<br />
an der sie einst teilhaben werden.<br />
Jesus Christus hat die Stätte für sie bereitet.<br />
Unaussprechlich Herrliches und Wunderbares<br />
wartet dort auf sie. Die Seligen,<br />
die vorangegangenen Erlösten, die dieselbe<br />
innere Not durchkämpft haben, bis<br />
sie zur Gewissheit des Glaubens durchgedrungen<br />
<strong>sind</strong>, sie werden sich droben alle<br />
wiederfinden. Hast du auch schon jemanden<br />
dort? Wird man einmal vergeblich<br />
auf dich warten? Denke darüber nach und<br />
werde ganz still.<br />
Wer den Herrn Jesus auf dieser Erde gefunden<br />
hat, der wird ihn auch in der Herrlichkeit<br />
sehen, der wird bei ihm sein, wird<br />
ihn ewiglich loben und preisen.<br />
Ich will dich unterweisen und dir den<br />
Weg zeigen, den du wandeln sollst. Mein<br />
Auge auf dich richtend, will ich dir raten.<br />
Das war mein Konfirmationsspruch. Es<br />
hat lange gedauert, bis ich mich unterweisen<br />
ließ, den rechten Weg zu gehen. Manchen<br />
Irrweg bin ich gegangen, dessen ich<br />
mich heute schäme. Umwege habe ich gemacht<br />
und bin meinen eigenen, verkehrten<br />
Ideen über Gott und über den Weg zu ihm<br />
gefolgt. Wie ein störrisches Ross, wie ein<br />
unvernünftiges Maultier war ich, und Gott<br />
hat mich kurz halten und mir zurechthelfen<br />
müssen, damit ich zu Jesus gefunden<br />
habe. Zaum und Zügel hat er mir anlegen<br />
müssen, sonst hätte ich Jesus Christus<br />
als meinen Heiland und Retter bis heute<br />
noch nicht gefunden. Alle diese <strong>Wege</strong> waren<br />
mit viel Schmerzen verbunden. Aber<br />
ich muss bezeugen: <strong>Auch</strong> diese <strong>schwere</strong>n<br />
<strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong> gewesen.<br />
Wenn du einmal den Heiland der Welt<br />
als deinen persönlichen Heiland gefunden<br />
hast, dann wirst du mit mir sagen: Manches<br />
Schwere hätte ich mir in meinem<br />
Leben ersparen können! Viele Schmerzen<br />
hat der, der von Jesus Christus los ist, der<br />
noch nicht an ihn gebunden ist. Wer aber<br />
zu ihm kommt, den wird er mit Güte umgeben.<br />
Und dann steigert sich die Freude:<br />
Es kommt zum Frohlocken, ja, zum Jubilieren.
20<br />
Nur durch das Gebet kommst du zum<br />
Rettungsjubel, nur durch ein völliges Ausschütten<br />
deines Herzens und Lebens bis<br />
in den tiefsten Grund des Verborgenen.<br />
Du darfst nicht zart mit dir selbst sein. Du<br />
musst in die tiefsten Winkel deines verborgenen<br />
Lebens hineingehen und alles<br />
vor Gott, vor Jesus Christus ausschütten.<br />
Es gibt für dich keinen anderen Weg. Gott<br />
macht keine Ausnahmen, auch nicht dir<br />
zuliebe. Wenn du dir selbst vornimmst,<br />
dieses und jenes in deinem Leben anders<br />
einzurichten, muss ich dir aus eigener<br />
Erfahrung sagen, diese Umwege bin<br />
ich gegangen, aber ich bin nicht zum Ziel<br />
gekommen. Ich sage dir schonungslos,<br />
mein lieber Leser: Wenn du Rettungsjubel,<br />
wirklichen Rettungsjubel über deine<br />
Errettung und Freude über die Vergebung<br />
deiner Sündenschuld haben willst, dann<br />
ist dies der einzige Weg. Es ist gut möglich,<br />
dass du schon jetzt im Kampf stehst,<br />
weil Gott dir durch dieses und jenes bereits<br />
einen inneren Ruck gegeben hat. Ich<br />
wünschte, der Inhalt dieser Broschüre<br />
würde diesen Ruck noch verstärken und<br />
die Fäden zu deinem alten Leben restlos<br />
zerreißen, damit du frei wirst zur Nachfolge<br />
Jesu Christi.<br />
Allerdings will ich dich noch auf eins<br />
aufmerksam machen: Die Nachfolge Jesu<br />
ist mit viel Verkennung und Schmach<br />
verbunden. Vor dieser Tatsache habe ich<br />
einmal lange gestanden und mich immer<br />
wieder mit der Schmach Christi beschäftigt.<br />
Man sagte mir: Du wirst auf der<br />
Beamtenleiter nicht weiterkommen. Du<br />
wirst am Rande stehen, wenn andere vorankommen.<br />
Bis ich erkannte: Nicht Menschen<br />
formen mein Leben, sondern Gott.<br />
Nur wenn er mich segnet, werde ich ewiglich<br />
gesegnet. Ich stellte es mir zu schwer<br />
vor, die Schmach Christi vor meinen Kollegen<br />
tragen zu müssen.<br />
Es ist möglich, dass auch dich diese und<br />
ähnliche Fragen bewegen. Du wirst dich<br />
vielleicht mit diesen Gedanken beschäftigen.<br />
Nur über eins musst du dir Klarheit<br />
verschaffen: Willst du lieber die Schmach<br />
Christi tragen und auf Ehre und Ansehen<br />
bei der Welt verzichten? Oder willst du<br />
für ewig verloren gehen und schon hier<br />
ein Stück Hölle im Herzen haben? Du<br />
sagst: „Ich, ein Stück Hölle im Herzen?<br />
Du kennst mein Leben nicht!“ Bitte, sage<br />
es nicht laut, sondern frage einmal dein<br />
Innerstes, und du wirst bekennen müssen,<br />
dass es viele Stunden gibt, die dich<br />
immer wieder fühlen lassen, dass du nicht<br />
glücklich bist.<br />
„Denn wer sich meiner und meiner Worte<br />
schämt …, dessen wird sich auch der Sohn<br />
des Menschen schämen, wenn er kommen<br />
wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit<br />
den heiligen Engeln“ (Markus 8,38).<br />
Dem Heiligen Geiste,<br />
der gnädig dich straft<br />
und sich am Gewissen<br />
bezeuget mit Kraft,<br />
dem sollst du nicht länger,<br />
o Mensch, widerstehn!<br />
Versäumst du die Gnade,<br />
ist‘s um dich geschehn!<br />
Es gibt ein Abbrechen der Brücken<br />
zum bisherigen Leben. Wer sie radikal,<br />
mit Stumpf und Stiel und allen Pfeilern<br />
abbricht, der wird der Glücklichere sein.<br />
Wer glaubt, noch etwas mit ins neue Leben<br />
hinübernehmen zu können, wird nur<br />
geteilte Freude in seinem Herzen haben.<br />
Es stimmt schon: Das Himmelreich gewinnen<br />
keine Halbherzigen.<br />
Zwar fällt es den Menschen nicht<br />
schwer, zu der Erkenntnis zu kommen: Wir
21<br />
<strong>sind</strong> alle Sünder! Du musst aber eine Stufe<br />
weiter kommen und fest davon überzeugt<br />
sein: Ich bin ein Sünder! Ich bin verloren,<br />
wenn ich so weiterlebe. Ich weiß nicht,<br />
ob du dich von Menschen beraten lässt.<br />
Die wahre Weisheit, die von oben kommt,<br />
lässt sich etwas sagen. Vielleicht tust du<br />
es auch? Dann suche dir doch jemand,<br />
der um deine Seele besorgt ist. Eine Person,<br />
der du anmerkst, dass sie Rettungsjubel<br />
hat, und bitte sie, mit dir die Knie<br />
zu beugen. Rufe dann den Herrn Jesus an,<br />
und er wird dich erhören. Wenn du sagst,<br />
dieser Weg ist zu schwer, dann sage ich<br />
dir: <strong>Auch</strong> ich bin diesen Weg gegangen.<br />
Ich konnte nicht allein zum wahren Frieden<br />
und zur Freude durchdringen. Aber<br />
als jemand mit mir die Knie beugte, für<br />
mich und mit mir ins Gebet ging, fiel es<br />
mir leicht, ebenfalls das Herz auszuschütten,<br />
um im Werk der Erlösung Frieden zu<br />
finden. Seit der Stunde liegt ein Lied fest<br />
in meinem Herzen:<br />
Anbetung dir, dem Lamme,<br />
das uns‘re Sünden trug.<br />
Dort an des Kreuzes Stamme<br />
wardst du für uns zum Fluch!<br />
Preis dir, dass du gegeben<br />
in heißer Liebesglut<br />
für uns dein teures Leben<br />
und dein Versöhnungsblut!<br />
Wer könnte je ergründen<br />
die Tiefen und die Höhn,<br />
und wer Verständnis finden<br />
von dem, was dort gescheh’n!<br />
Du, alles Lebens Quelle,<br />
des ew‘gen Gottes Sohn,<br />
du hast an uns‘rer Stelle<br />
geschmeckt der Sünde Lohn!<br />
Preis und Anbetung bringen<br />
wir dir, o Herr, dafür!<br />
Von deiner Liebe singen<br />
in Schwachheit wir schon hier.<br />
Was wird es sein, wenn droben,<br />
in deiner Herrlichkeit,<br />
dich jeder Mund wird loben,<br />
o Lamm, in Ewigkeit!<br />
Wer ist dieser Jesus?<br />
Auf den folgenden Seiten will ich nun<br />
diesen Herrn und Heiland, dem alle Gewalt<br />
im Himmel und auf Erden gegeben<br />
ist, einmal näher beschreiben. Es lohnt<br />
sich wirklich, sich mit der wunderbaren<br />
Person des Herrn Jesus, der die Macht<br />
hat, auch deine <strong>schwere</strong>n <strong>Wege</strong>, lieber Leser,<br />
in <strong>Segenswege</strong> zu verwandeln, einmal<br />
näher zu befassen.<br />
Gewiss wird mancher meiner Leser die<br />
Frage aufwerfen: Wer ist eigentlich dieser<br />
Jesus? Er ist:<br />
Der Sohn Gottes<br />
Es kann uns nicht groß genug werden,<br />
dass Jesus Christus der ist, durch den die<br />
Welten ins Dasein gerufen worden <strong>sind</strong>.
22<br />
Durch ihn <strong>sind</strong> alle Dinge geschaffen worden,<br />
die in den Himmeln und die auf der<br />
Erde, das Sichtbare und das Unsichtbare.<br />
Alle Dinge <strong>sind</strong> durch ihn und für ihn<br />
geschaffen, und er ist vor allem, und alle<br />
Dinge haben in ihm ihren Bestand.<br />
Diese gewaltige Größe, diese göttliche<br />
Autorität muss den Menschen vor Augen<br />
geführt werden. Er trägt das Weltall<br />
durch sein Allmachtswort. Sein Werk <strong>sind</strong><br />
die Myriaden von Sternen in der Unendlichkeit<br />
des Weltraums, denen er ihre<br />
ewigen Bahnen vorgezeichnet hat. Nach<br />
seinen Gesetzen dreht und bewegt sich<br />
auch unsere Erde, die er uns Menschen<br />
zum Wohnsitz erschaffen hat. Jesus ist<br />
der, in dessen Hand unser Geschick ruht.<br />
Er ist der, der das letzte Wort über jeden<br />
Menschen spricht, der allein das Recht<br />
hat zu sagen: „Mir ist gegeben jede Gewalt<br />
im Himmel und auf Erden.“ Er ist der, vor<br />
dem einmal jedes Knie sich beugen und<br />
jede Zunge bekennen muss, dass Jesus<br />
Christus der Herr sei zur Ehre Gottes, des<br />
Vaters. Wer ihn in irgendeiner Weise angetastet<br />
hat, in seiner Größe, seiner Autorität,<br />
seiner Macht, der kann nur eins tun:<br />
sich vor ihm demütigen und beugen, um<br />
Barmherzigkeit zu erlangen und Gnade zu<br />
finden, um einmal nicht vor ihm erzittern<br />
zu müssen.<br />
Der Heiland der Welt<br />
Der Heiland ist Gottes Sohn, hoch und<br />
erhaben. Er ist aber auch das Lamm Gottes.<br />
Vom Vater gesandt, erniedrigte er<br />
sich selbst und ward gehorsam bis zum<br />
Tode, ja, zum Tode am Kreuz.<br />
Stelle ihn dir so vor: Er hat alle Schuld<br />
auf sich genommen und am Kreuz von<br />
Golgatha gesühnt. Ja, er hat sich selbst<br />
zur Sünde machen lassen. Er ist durch<br />
das tiefste Weh und den ungeheuren<br />
Kampf in Gethsemane gegangen, wo sein<br />
Schweiß wie Blutstropfen wurde, die auf<br />
die Erde fielen. Er, der Allmächtige, vor<br />
dem die Häscher wie tot zu Boden fielen,<br />
er ließ sich willig und ohne Widerstand<br />
ergreifen, um den Leidensweg für mich<br />
und dich zu gehen. Er tat den Mund nicht<br />
auf, schalt nicht wider, als er gescholten<br />
ward, wurde angespien und geschlagen.<br />
Er erduldete alles, um dich und mich zu<br />
erlösen. Doch sein Leiden nimmt noch<br />
ganz andere Ausmaße an: Es wird unvorstellbar<br />
groß! Er, der ständig in der innigsten<br />
Gemeinschaft mit dem Vater gelebt<br />
hatte, musste die Hölle der Gottesferne,<br />
der Gottverlassenheit durchkosten. Er ist<br />
der, der am Kreuz auf Golgatha ausrufen<br />
musste: Mein Gott, mein Gott, warum<br />
hast du mich verlassen?! Weil der heilige<br />
Gott keine Gemeinschaft mit der Sünde<br />
haben konnte, die auf Jesus, dem Lamm,<br />
lag, musste er von Gott verlassen werden.<br />
Er war der, der sich nicht reizen ließ und<br />
seine Machtmittel nicht gebrauchte, als<br />
ihm die Spötter zuriefen: Bist du Gottes<br />
Sohn, so steig herab vom Kreuz, so wollen<br />
wir an dich glauben. Er war der, der<br />
ausrief: Es ist vollbracht!, der sein Haupt<br />
vor dem Vater neigte als Vollender des<br />
ganzen Erlösungswerkes und ihm seinen<br />
Geist übergab.<br />
Die Betrachtung des leidenden Erlösers<br />
führt zur Anbetung. Ihn anzubeten, ihn<br />
der Menschheit zu verkündigen: Das ist<br />
die Aufgabe eines Evangelisten.<br />
Der Auferstandene, der Erstling<br />
aus den Toten<br />
Das Grab konnte ihn nicht halten. Er<br />
war der Fürst des Lebens, der Gebieter<br />
über Tod und Leben. <strong>Auch</strong> der vorgewälz-
23<br />
te, versiegelte Stein vermochte dem Leben<br />
nicht die Tür zu verschließen. „Jesus<br />
lebt!“, das ist das Wort, das unsere Zeit<br />
braucht, das hell und klar bezeugt werden<br />
muss, das Wort, das auf den Leuchter gestellt<br />
werden muss, damit viele sich von<br />
dem herrlichen Heiland, dem Sieger von<br />
Golgatha, der über die Macht der Finsternis<br />
triumphiert hat, angezogen fühlen.<br />
Anbetend stehen wir vor dem göttlichen<br />
Geheimnis des Jesuslebens.<br />
Der gute Hirte<br />
Jesus ist aber auch der Hirte. Wir sehen,<br />
wie er für die Seinen sorgt, wie er sich um<br />
sie bemüht und ihnen nachgeht, Verwundete<br />
verbindet und Balsam auf die Wunde<br />
gießt. Er sucht in barmherziger Liebe die<br />
Eigenwilligen, die sich weit verirrt haben<br />
und bringt sie zur Herde zurück (Luk.<br />
15,4-8).<br />
Er führt die Seinen wunderbar. Wer<br />
ihn gefunden, hat in ihm Frieden. Und<br />
so mancher, der lange auf Irrwegen gegangen<br />
ist, bereut nur eins: Oh, dass ich<br />
dich so spät erkannte! Alle, die ihm zu den<br />
Wasserquellen und auf die grünen Auen<br />
folgen, sprechen beglückt: Der Herr ist<br />
mein Hirte, mir wird nichts mangeln.<br />
Der Hohepriester<br />
Jesus ist unser Hohepriester. Ja, was<br />
würde aus einem Kind Gottes, wenn er<br />
nicht sein Fürsprecher wäre? Wenn man<br />
nicht immer wieder mit allem, was das<br />
Herz beschwert, zu ihm kommen könnte?<br />
Wunderbar ist das Wort: Er hat Mitleid<br />
mit unseren Schwachheiten, wenn wir zu<br />
ihm kommen und Leid tragen.<br />
Diesen Weg zu ihm habe ich oft gehen<br />
müssen und bin ihn gern gegangen und<br />
immer entlastet zurückgekehrt. Wenn wir<br />
uns an sein priesterliches Herz wenden,<br />
erfahren wir Freispruch, Begnadigung,<br />
Zurechtbringung, Erlösung, Heiligung,<br />
Läuterung, Entschlackung und Entrümpelung.<br />
Unser Leben, selbst das Glaubensleben,<br />
wäre arm, wenn er nicht der<br />
Hohepriester wäre. Wir müssen lernen,<br />
nicht so lange bei unseren Schwachheiten<br />
stehenzubleiben, uns nicht selbst abzuarbeiten<br />
und abzumühen, um Herr unserer<br />
Natur zu werden. Wir brauchen uns nur<br />
ihm zu öffnen, damit seine Kräfte uns in<br />
sein Bild umgestalten können, denn beim<br />
Anschauen seiner Herrlichkeit werden wir<br />
verwandelt in sein Bild (2. Kor. 3,18).<br />
Der Wiederkommende<br />
Jesus Christus kommt wieder. Mögen<br />
die Spötter sagen: Ihr habt euch getäuscht,<br />
ihr wartet schon so lange, eure<br />
Glaubensväter haben gewartet und <strong>sind</strong><br />
enttäuscht ins Grab gegangen! Aber Jesus<br />
kommt wieder, vielleicht früher, als wir ahnen.<br />
Dann wird er in den Wolken erscheinen,<br />
die Toten in Christo werden zuerst<br />
auferstehen, nachher werden wir, die Lebenden,<br />
die übrig bleiben bis zur Ankunft<br />
des Herrn, ihm entgegengerückt werden<br />
in den Wolken und werden bei dem Herrn<br />
sein allezeit (1. Thess. 4,15-18).<br />
Das wird allein Herrlichkeit sein,<br />
wenn frei von Weh<br />
ich sein Angesicht seh‘!<br />
Dort vor dem Throne<br />
im himmlischen Land<br />
treff‘ ich die Freunde,<br />
die hier ich gekannt,<br />
dennoch wird Jesus und Jesus allein<br />
Grund meiner Freude<br />
und Anbetung sein.
24<br />
Ob Jesus wiederkommt oder nicht, das<br />
wird sich schon zur rechten Zeit herausstellen.<br />
Für dich ist nur die Frage wichtig:<br />
Wirst du unter denen sein, die zu seiner<br />
Rechten stehen werden? Lieber Leser, diese<br />
Frage sollte dich so lange beschäftigen,<br />
bis du völlige Heilsgewissheit und eine lebendige<br />
Hoffnung hast.<br />
Der Weltenrichter<br />
Jesus wird als Weltenrichter erscheinen.<br />
Dann werden die Bücher aufgetan, und<br />
die Menschen werden nach ihren Werken<br />
gerichtet werden. <strong>Auch</strong> die Schlagfertigsten<br />
werden vor ihm verstummen, und die,<br />
die ihn angeklagt haben, die ihn verspottet<br />
haben, werden dann auf tausend Anklagen<br />
nicht eine Antwort finden. Mitten<br />
unter den Seinen wird er dann über die<br />
ganze Welt Gericht halten.<br />
Wir jauchzen ihm entgegen,<br />
wenn er kommt.<br />
Ihr schreiet zu den Bergen,<br />
wenn er kommt.<br />
So heißt es in einem Liedervers. Und wir<br />
rufen es jedem Leser zu: Kommst du nicht<br />
zu dem Weltenheiland, dann kommst du<br />
zu dem Weltenrichter!<br />
Die <strong>Wege</strong> der einzelnen Menschen<br />
mögen grundverschieden sein, am Ende<br />
müssen sie alle vor dem Richter Jesus<br />
Christus erscheinen.<br />
Das Licht der Welt<br />
Wer ist dieser Jesus? Um ihn kennenzulernen,<br />
wollen wir betrachten, was die<br />
Heilige Schrift über sein Wesen aussagt.<br />
„Das wahre Licht, welches jeden Menschen<br />
erleuchtet, sollte in die Welt kommen“<br />
(Joh. 1,9). Da will sich der natürliche<br />
Mensch zunächst verbergen, sich pudern,<br />
verschönern, schminken, in irgendein Gewand<br />
hüllen, oft sogar in einen religiösen<br />
Mantel, um nur nicht von den Strahlen<br />
dieses Lichtes erfasst zu werden. Wer<br />
aber aufrichtig vor Gott ist, ruft: Herr, gib<br />
mir mehr Licht!<br />
Durch dieses Licht erleuchtet, sieht der<br />
Mensch sich in seinem wahren Zustand<br />
und erschrickt. Er sieht keinen Ausweg,<br />
kann Geschehenes nicht ungeschehen<br />
machen. Vielleicht kommt er nun an den<br />
Rand der Verzweiflung. Aber das gleiche<br />
Licht wirft seine Strahlen auch auf das<br />
Kreuz von Golgatha. Und dort findet der<br />
Sünder Heil und Frieden, weil Jesus Christus<br />
dort alles gutgemacht hat.<br />
Sein Kreuz bedeckt meine Schuld,<br />
sein Blut macht hell mich und rein,<br />
mein Wille gehört meinem Gott,<br />
ich traue auf Jesus allein.<br />
So gibt es am Ende Freude und Herzensglück,<br />
wenn ein Mensch sich vom Licht<br />
erleuchten lässt. Wer aber die Finsternis<br />
liebt, bleibt traurig und unglücklich.<br />
Das Wasser des Lebens<br />
Wenn der Mensch, durch den Geist und<br />
durch das Wort Gottes überführt, unruhig<br />
und unglücklich wird, und die Seele nach<br />
dem lebendigen Gott schreit, dann zeigt<br />
es sich, dass der Herr Jesus das Wasser<br />
des Lebens ist, das den Durst der Seele<br />
stillt. Was der Heiland jener Frau am Jakobsbrunnen<br />
gesagt hat, wird dann die<br />
eigene Erfahrung bestätigen: „Wer aber<br />
von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben<br />
werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten,<br />
sondern das Wasser, das ich ihm geben wer-
25<br />
de, wird in ihm zu einer Quelle von Wasser<br />
werden, das bis ins ewige Leben quillt“ (Joh.<br />
4,14).<br />
Darf ich diese Frage an dich richten:<br />
Hast du schon von diesem Lebenswasser<br />
getrunken? Hat es auch deine Seele tief<br />
innerlich erquickt? Dieses Wasser wird<br />
dann zu einem Strom, der dich und mich<br />
zum Friedenshafen trägt, wo die vielen<br />
<strong>sind</strong>, die uns im Glauben vorangegangen<br />
<strong>sind</strong>. Sie haben den Herrn Jesus geliebt<br />
und verehrt. Sie <strong>sind</strong> ihm nachgefolgt und<br />
bezeugen einmütig, dass er allein einen<br />
armen, sündigen Menschen ganz beglücken<br />
und ewig selig machen kann.<br />
Das Brot des Lebens<br />
Jesus ist auch das Brot des Lebens, das<br />
Manna, das vom Himmel gekommen ist.<br />
Täglich können wir es empfangen, wie die<br />
Kinder Israel einst in der Wüste täglich<br />
das Manna empfingen. Es hat die wunderbare<br />
Eigenschaft, innerlich stark und<br />
gesund zu machen, es wirkt Wachstum<br />
am inneren Menschen und lässt uns zum<br />
geistlichen Mannestum heranreifen. Wer<br />
dieses kostbare Brot einmal geschmeckt<br />
hat, verlangt immer wieder danach.<br />
Das Leben<br />
Jesus ist das Leben. Leben ist überall<br />
dort, wo der Tod überwunden wird. Von<br />
Natur ist der Mensch tot in Sünde und<br />
Übertretung. Er erkennt weder sich noch<br />
den Mitmenschen recht. Er kann die Zeit<br />
nicht richtig beurteilen und wird mit diesem<br />
und jenem Missgeschick in seinem<br />
Leben nicht fertig. Für alle, die seinen<br />
Lebensweg kreuzen, hat er nur Vorwürfe<br />
und nicht zuletzt auch Gott gegenüber,<br />
indem er spricht: „Wäre ich nie geboren,<br />
hätte ich nie das Licht dieser Welt erblickt!<br />
Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen<br />
aus dem Leibe dieses Todes!“<br />
Da bietet sich Jesus als das Leben an!<br />
Wer dieses Leben in sich hineinströmen<br />
lässt, wird froh und glücklich werden und<br />
aus diesem Erleben heraus Frucht bringen.<br />
Der Weinstock<br />
Jesus nennt sich selbst in einem schönen<br />
und tiefen Bild den Weinstock. Uns<br />
vergleicht er mit den Reben. Gibt es eine<br />
innigere Verbindung als zwischen Weinstock<br />
und Reben? Wer in dieser Verbindung<br />
mit dem Herrn steht, für den hört<br />
die Dürre im Leben auf. Nun erkennt er<br />
erst den Wert des Lebens. Frucht bringen<br />
für Jesus, Seelen gewinnen für Jesus, für<br />
ihn da sein, ihn verherrlichen: Das ist nun<br />
sein Lebensziel und der Lebensinhalt.<br />
Der Weg<br />
Jesus ist der Weg. Es gibt keinen anderen<br />
Weg zu Gott. Das Sprichwort sagt:<br />
Viele <strong>Wege</strong> führen nach Rom. Ja, nach<br />
Rom! Aber nicht in den Himmel.<br />
Es gibt nur einen Weg und nur eine Tür,<br />
die zum Vater und zur Herrlichkeit führt,<br />
und das ist Jesus Christus! „Niemand<br />
kann zu mir kommen, es sei denn, dass ihn<br />
der Vater zieht“ (Joh. 6,44). Es kommt niemand<br />
zum Vater als nur durch den Sohn.<br />
Es gibt nur einen Mittler zwischen Gott<br />
und Mensch, und das ist Jesus Christus.<br />
Jeder andere Weg ist ein Irrweg und führt<br />
eines Tages zur Katastrophe. Man kann<br />
von Gott reden, vom Herrgott oder vom<br />
lieben Gott. Man wird ihn aber nie erreichen,<br />
diesen großen Gott, wenn man
26<br />
nicht den von ihm gewiesenen Weg geht.<br />
Dieser Weg führt über Golgatha, über das<br />
Kreuz. Dort offenbart Gott unsere ganze<br />
Schuld und zeigt uns, dass ein Mittler<br />
nötig gewesen ist. Dort enthüllt er aber<br />
auch seine große Liebe, indem er seinen<br />
einzigen Sohn nicht verschont hat, sondern<br />
hat ihn für dich und mich in den Tod<br />
gegeben.<br />
Wer diesen Weg geht und Golgatha erlebt,<br />
wird bald am Herzen Gottes ruhen.<br />
Die Wahrheit<br />
Was ist Wahrheit? So hat mancher gefragt.<br />
In einem Lied heißt es:<br />
Und fragst du: Was ist Wahrheit?,<br />
weil du im Zweifel bist,<br />
so bitte den um Klarheit,<br />
der selbst die Wahrheit ist.<br />
Oh, dass du könntest glauben,<br />
du würdest Wunder seh‘n!<br />
Es würde dir dein Jesus<br />
alIzeit zur Seite steh’n!<br />
Der Herr Jesus sagt: „Ich bin der Weg<br />
und die Wahrheit und das Leben; niemand<br />
kommt zum Vater als nur durch mich!“<br />
(Joh. 14,6).<br />
Sein Name ist „Wunderbar“<br />
Wer ist dieser Jesus? Um das noch besser<br />
zu verstehen, wollen wir seine Namen<br />
betrachten, wie sie in Jesaja 9,6 genannt<br />
werden.<br />
Wenn jemand aus Welt und Sünde,<br />
aus Verirrungen und unglücklichen Verhältnissen<br />
zu Jesus kommt, dann kann er<br />
wohl von Herzen sagen: Sein Name heißt<br />
„Wunderbar!“. Das neue Leben ist ein großes<br />
Wunder. Wie ungewöhnlich, wie wunderbar<br />
<strong>sind</strong> die <strong>Wege</strong>, die er Menschen<br />
führt, damit sie das Heil finden. Und wie<br />
wunderbar ist es, dass ein Glaubensblick<br />
auf den Gekreuzigten den Sünder rettet.<br />
Wie habe ich über den teuren Herrn<br />
gespottet und gelästert! Ich kann mich<br />
nur beugen und schämen. Und ich kann<br />
nur die Weisheit und Güte meines Herrn<br />
anbeten, der mich unwürdigen und verlorenen<br />
Menschen auf wunderbare Weise<br />
gesucht und gefunden hat.<br />
Rat<br />
Wie viele Gläubige, die sonst ratlos und<br />
hilflos wären, finden in ihm Trost und Hilfe,<br />
dessen Name „Rat“ heißt. Die Frau,<br />
die ihren Mann ziehen lassen musste und<br />
nicht wiedersah, die Kinder, die ihren Vater<br />
kaum gekannt haben, die Eltern, die ihren<br />
Sohn, vielleicht den einzigen, ziehen,<br />
aber nicht wiederkommen sahen, und<br />
jene, denen der Krieg alles nahm, Haus<br />
und Herd, Gesundheit und Heimat – ihnen<br />
allen will Jesus ein treuer und teilnehmender<br />
Freund und Ratgeber sein.<br />
Kraft<br />
Sein Name ist auch „Kraft“. Ja, welch<br />
wunderbare Kraft besitzt er! Kraft gegenüber<br />
der Sünde, wenn sie lockt und reizt.<br />
Kraft zum Neinsagen, wenn die Versuchung<br />
mit ihren Einflüsterungen an den<br />
Einzelnen herantritt. Es ist auch Kraft da<br />
zum Jasagen, wenn der Herr die letzte<br />
Übergabe fordert, wenn er zum Dienst<br />
beruft, wenn Schwierigkeiten beim Zeugendienst<br />
auftreten. Sein Name heißt<br />
„Kraft“.<br />
Wie oft habe ich ihn als meine Kraft und<br />
Stärke erfahren, bei Tag und bei Nacht, im
27<br />
Krieg und im Frieden, in der Arbeit und in<br />
der Ruhe, auf Reisen und daheim. Quellen<br />
der Kraft, die nie auszuschöpfen <strong>sind</strong>, tun<br />
sich in diesem kostbaren Namen Jesus<br />
auf. Oh, dass ich ihn doch besser schildern,<br />
ihn dir doch mehr vor Augen malen<br />
könnte!<br />
Held<br />
Jesus wird nie besiegt. Er ist abgelehnt<br />
worden, nicht erst heute, sondern zu allen<br />
Zeiten. Er war nie der, den die Massen<br />
begehrten, nie der, den die Menge ehrte.<br />
Er war immer wieder der verachtete Nazarener.<br />
Ich war eben zum Glauben gekommen<br />
und sprach zu einem Kollegen von meinem<br />
Glück. Mit einem Satz wollte er mich<br />
mundtot machen und sagte: „Schweig<br />
doch von diesem Nazarener, ich will nichts<br />
von ihm wissen!“ Ich erwiderte: „Mich hat<br />
er so froh und glücklich gemacht. Aber ich<br />
verstehe dich, mein lieber Freund. So wie<br />
du habe auch ich vorher gespottet, gelästert<br />
und gehöhnt, aber es ist mir vergeben.<br />
Frage doch alle, die den Heiland gefunden<br />
haben, und du wirst erstaunt sein,<br />
niemand will zurück, alle bedauern nur:<br />
Ach, dass ich dich so spät erkennet,<br />
du hochgelobte Schönheit du,<br />
und dich nicht eher mein genennet,<br />
du höchstes Gut und wahre Ruh‘!<br />
In Jesus wohnt die Fülle der Gottheit<br />
leibhaftig, und wir besitzen in ihm die<br />
ganze Fülle. Diese Fülle umschließt Zeit<br />
und Ewigkeit.<br />
Und wenn alles um uns her vergeht und<br />
schwindet, und wenn auch unser eigenes<br />
Leben schnell dahinfährt, als flögen wir<br />
davon, dann bleibt uns der erhebende Gedanke:<br />
Unser Herr heißt „ewiger Vater“.<br />
„Jesus Christus ist derselbe gestern und heute<br />
und auch in Ewigkeit!“ (Hebr. 13,8).<br />
Friedefürst<br />
Nach den langen Kriegsjahren haben<br />
wir erst die Vorzüge und Segnungen des<br />
Friedens recht schätzen gelernt. Jesus ist<br />
der Bringer des Friedens. Der hat wahren<br />
und dauernden Frieden, in dessen Herzen<br />
der König des Friedens regiert.<br />
Komm zu diesem Jesus!<br />
Es gehört nicht viel Geist dazu, die<br />
Zuhörer zu ängstigen und seelisch zu<br />
erschüttern, indem man ihnen die ganze<br />
Schwere und Schwärze ihrer Sünden<br />
vor Augen hält, das Donnerwort von der<br />
Ewigkeit erdröhnen lässt und die Hölle<br />
in den schrecklichsten Farben malt. Obwohl<br />
das auch zur rechten Zeit und in der<br />
rechten Weise geschehen soll, so muss<br />
doch das eine immer wieder das Ziel sein:<br />
Unseren Lesern die Person Jesu vor Augen<br />
zu stellen. Dann wird es ihnen nicht<br />
schwer fallen, dann werden sie eher Mut<br />
fassen, trotz all ihrer Sündhaftigkeit den<br />
Sprung in seine Arme zu wagen. Wenn wir<br />
aber vom Gericht und von der Verdammnis<br />
sprechen, dann sollte es unter Tränen<br />
geschehen. Jesus weinte über die unbußfertige,<br />
verstockte Stadt Jerusalem.<br />
Die Liebe des Christus, des großen Heilandes,<br />
muss uns drängen, die Botschaft<br />
zu verkündigen, dann wird unsere Verkündigung<br />
auch rechter Art sein.<br />
Von Herz zu Herz sollten wir reden. Alles<br />
Reden, das nicht aus der Tiefe kommt,<br />
befriedigt die Zuhörer nicht, zieht sie<br />
auch nicht an. Merken die Leute aber,<br />
dass jemand aus dem Herzen spricht, von
28<br />
seinen Erfahrungen redet, sein Leben dahinter<br />
steht, dann werden die Bänke nicht<br />
leer stehen, dann werden wieder Lob- und<br />
Danklieder der Jungbekehrten in den Räumen<br />
erschallen, die der Herr geschenkt<br />
und erhalten hat.<br />
Noch einmal sage ich: Nicht das Evangelium<br />
lehren, es kommt nicht viel dabei<br />
heraus, sondern bezeugen!<br />
Bei allem ist es gut, dass sich die Diener<br />
Jesu stets an den erinnern, der sie durch<br />
seinen Geist mit Kraft aus der Höhe erfüllen<br />
will, und der sie, wenn sie schwach<br />
und kraftlos <strong>sind</strong>, selbst tragen will.<br />
Auf Adlersflügeln getragen<br />
übers brausende Meer der Zeit.<br />
Getragen auf Adlersflügeln<br />
bis hinein in die Ewigkeit!<br />
Wie der Adler seine Jungen ausführt und<br />
über ihnen schwebt, seine Flügel ausbreitet,<br />
sie aufnimmt, sie auf seinen Schwingen<br />
trägt, so leitet ihn der Herr allein!<br />
Was quält dich?<br />
Manches, was dir im Leben begegnet,<br />
ist dazu angetan, dich unter Druck zu<br />
setzen. Du merkst es, und andere sehen<br />
deutlich, dass dich etwas quält. Es<br />
ist nur natürlich, dass du versuchst, das<br />
zu beseitigen, was dich quält. Es gelingt<br />
dir aber nicht immer. Manchmal meinst<br />
du, dass jetzt alles in Ordnung ist. Doch<br />
plötzlich spürst du, dass es wieder da ist.<br />
Mein Rat lautet:<br />
Sage dem Herrn Jesus, was dich quält!<br />
Lass dein Inneres nicht unter diesem<br />
Druck weiterleben. Johannes schreibt in<br />
seinem 3. Brief im Kapitel 1, Vers 2: „Mein<br />
Lieber, ich wünsche dir in allen Dingen<br />
Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner<br />
Seele wohlgeht!“<br />
Darf ich dich, lieber Leser, jetzt einmal<br />
fragen: Geht es dir wohl? Gibt es<br />
da irgendetwas, was aus deinem Leben<br />
entfernt werden müsste, damit die Freude<br />
und Glückseligkeit im Herrn neu und<br />
stark bei dir durchbrechen kann? Geht es<br />
deiner Seele wohl? Atmet sie Himmelsluft?<br />
Wisse aber: <strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> <strong>sind</strong><br />
<strong>Segenswege</strong>!<br />
Wenn es dir körperlich nicht gut geht,<br />
dann muss das kein Grund sein, dass<br />
du unglücklich bist. Lass dir bitte einmal<br />
ganz deutlich sagen:<br />
Gott will dein Herz völlig entschlacken!<br />
Er will dich läutern. Er will dich durch und<br />
durch reinigen. Du brauchst immer wieder<br />
Reinigung durch das Blut Jesu Christi.<br />
Nur so kannst du als Kind Gottes ein<br />
brauchbares Werkzeug in der Hand des<br />
Herrn Jesus sein. In Sprüche 25,4 steht<br />
geschrieben: „Man entferne die Schlacken<br />
vom Silber, so gelingt dem Goldschmied ein<br />
Gefäß!“ <strong>Auch</strong> bei uns, den Kindern Gottes,<br />
kann etwas sein, das uns zur Buße<br />
und zur tiefen Beugung führt. Denke aber<br />
daran:<br />
Die Buße muss tiefgehend sein! Es darf<br />
keine Reue aus Angst sein. Eine solche<br />
Reue ist Gott nicht angenehm. Sie führt<br />
auch nicht zum Ziel. In der Bibel lesen wir:<br />
„Da ließ der Pharao Mose und Aaron schnell<br />
rufen und sprach: Ich habe mich versündigt<br />
an dem HERRN, eurem Gott, und an euch!
29<br />
Und nun vergib mir meine Sünde nur noch<br />
dieses Mal, und betet zum HERRN, eurem<br />
Gott, dass er nur diesen Tod von mir abwende!“<br />
(2. Mose 10,16-17). Nirgends lesen<br />
wir, dass die Herzenseinstellung des Pharao<br />
eine andere geworden ist. Er blieb in<br />
seinem Leben fern von Gott. Wenn Gott<br />
zupacken wollte, dann flüchtete Pharao in<br />
eine Scheinbuße hinein. Lieber Leser:<br />
Begib dich bedingungslos in Gottes<br />
Hände. In 2. Samuel 24,14 sagt David: „Mir<br />
ist sehr angst! Doch lass uns in die Hand des<br />
HERRN fallen, denn seine Barmherzigkeit<br />
ist groß; aber in die Hand der Menschen will<br />
ich nicht fallen!“ So darfst auch du beten.<br />
Menschenhände <strong>sind</strong> oft sehr hart und<br />
rau. <strong>Auch</strong> Gottes Hand kann unbarmherzig<br />
zupacken. Doch denke daran: Wenn<br />
Gott sein Ziel erreicht hat, dann wendet er<br />
seine erziehende Hand wieder von dir ab<br />
und breitet seine segnenden Hände über<br />
dir aus, sodass du erlebst: Schwere <strong>Wege</strong><br />
<strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>!<br />
Gott will bei dir sein Ziel erreichen. Dann<br />
kommen neue Segnungen über dich. Du<br />
wirst neue Erfahrungen mit deinem Gott<br />
machen. Er kann Krankheiten hinweg<br />
nehmen. Er kann dein Leben verlängern.<br />
In 2. Könige 20,6 sagt Gott zu Hiskia:<br />
„Und ich will zu deinen Lebenstagen noch<br />
15 Jahre hinzufügen; und ich will dich und<br />
diese Stadt aus der Hand des Königs von Assyrien<br />
erretten!“ Zu guter Letzt hast du es<br />
bei allen Läuterungen, die du in deinem<br />
Leben durchmachen musst, nur mit Gott<br />
zu tun. Dein Leben ist in seiner Hand. Es<br />
liegt nicht in Menschenhänden, dir Leid<br />
zuzufügen.<br />
Es muss alles, was dir geschieht, an<br />
Gott vorbei. Glaube nur: Er filtert da richtig.<br />
Er wägt es genau ab. Er weiß, was<br />
für dich gut und nicht gut ist. Er hat das<br />
Ziel im Auge: Du sollst mehr zu seiner<br />
Verherrlichung da sein. Ich glaube, lieber<br />
Leser, dass du dieses Ziel gern erreichen<br />
möchtest. Dann bitte ich dich aber: Lass<br />
doch Gott mehr wirken! Gib ihm in dieser<br />
Stunde neu dein Ja, wenn er dich stärker<br />
erziehen will.<br />
Näher, noch näher,<br />
fest an dein Herz<br />
ziehe mich, Jesu,<br />
durch Freude und Schmerz!<br />
Birg mich aus Gnaden<br />
in deinem Zelt.<br />
Schirme und schütze mich,<br />
Heiland der Welt!<br />
Näher, noch näher!<br />
Ganz in den Tod<br />
gebe ich willig,<br />
mein Heiland und Gott,<br />
was deinen Segen<br />
hemmte in mir:<br />
Weltliche Freuden<br />
und irdische Zier.<br />
Öffne dich weit für die Segnungen Gottes.<br />
Er will wirklich das, was dich quält,<br />
aus deinem Leben hinweg tun. Er will<br />
dich erleben lassen: <strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong><br />
<strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>! Die Bibel sagt auch dir:<br />
„Denn der Herr, dein Gott, wird dich segnen“<br />
(5. Mose 15,6).<br />
Aber verkrampfe dich Gott gegenüber<br />
nicht. Verschließe dein Herz nicht. Lass<br />
ihn doch in deinem Herzen und deinem<br />
Leben ganz neu schalten und walten. Du<br />
wirst Größeres als dieses erleben. Du<br />
wirst den Herrn erleben. Du wirst mehr<br />
zum Segen werden, und andere werden<br />
sehen, dass Gott Größeres in dir und<br />
durch dich tut. Er will deine Zukunft in<br />
seine Hand nehmen. Sorge dich nicht<br />
um den morgigen Tag. Die Bibel ruft dir
30<br />
zu: „Wie deine Tage, so sei deine Kraft!“<br />
(5. Mose 33,25). Kraft Gottes soll neu dein<br />
Herz und Leben erfüllen. Kraft Gottes soll<br />
durch dich auf andere übergehen. Noch<br />
einmal sage ich dir: Gott will das, was dich<br />
quält, aus deinem Leben nehmen! Ziehe<br />
im Vertrauen auf den Herrn Jesus fröhlich<br />
deinen Weg und überlass in allem dem<br />
Herrn die Führung!<br />
Anfechtungen bleiben im Leben eines<br />
Kindes Gottes nie aus. Das Ziel des<br />
Fürsten der Welt ist immer wieder, dir die<br />
Freude über die Errettung deiner Seele zu<br />
rauben. Dazu benutzt er Mittel und <strong>Wege</strong>,<br />
die du gar nicht so schnell durchschauen<br />
kannst. Du vergräbst dich über das in<br />
Kummer und Sorge, was dir nun wieder an<br />
Schwerem entgegentritt und merkst gar<br />
nicht, dass es die Liebe des himmlischen<br />
Vaters ist, der dieses zulässt, um dich nur<br />
noch näher an sein Herz zu ziehen.<br />
Vielleicht bist du schon öfter durch irgendwelche<br />
Anfechtungen gegangen. Der<br />
Feind setzt immer an der schwächsten<br />
Stelle bei uns an. Einmal will er dich so,<br />
und ein anderes Mal so zu Fall bringen.<br />
Er will den Herrn aus deinem Blickfeld<br />
nehmen. Er will dich weiter vom Herrn<br />
wegziehen. Und bist du erst auf abschüssiger<br />
Bahn, geht es schnell weiter bergab.<br />
Du hast dann oft das Empfinden, dass<br />
du dich nicht wieder fangen kannst. Du<br />
findest nichts, woran du dich klammern<br />
kannst. Ich rufe dir aber von Herzen zu:<br />
Schreie in deinen Anfechtungen zum<br />
Herrn Jesus und du wirst erfahren: Seine<br />
Hand ist stark genug, um dich ganz nah<br />
an sein Herz zu ziehen. Er will dich persönlich<br />
unter seinen Schutz stellen. <strong>Auch</strong><br />
wenn du in finanzielle Schwierigkeiten und<br />
Nöte geraten bist, sei es durch Selbstverschulden<br />
oder durch irgendetwas, was<br />
über dich hereingebrochen ist: Gott will<br />
dich durchbringen! Er will dir das geben,<br />
was du benötigst!<br />
<strong>Auch</strong> deine Ernährung will Gott sicherstellen.<br />
In 1. Könige 17,14 bekam eine<br />
Frau die göttliche Zusage: „Der Mehltopf<br />
soll nicht leer werden und das Öl im Krug<br />
nicht weniger werden bis zu dem Tag, da<br />
der HERR es auf den Erdboden regnen lassen<br />
wird!“ Du brauchst nicht immer große<br />
Vorräte zu haben. <strong>Auch</strong> das Volk Gottes,<br />
das durch die Wüste wandern musste, bekam<br />
täglich nur so viel Brot aus dem Himmel,<br />
wie es für den Tag nötig hatte. Nicht<br />
immer schenkt Gott dir große Vorräte.<br />
Es gefällt ihm sogar, dich kurz zu halten,<br />
auch bezüglich deiner Ernährung, damit<br />
du mehr von ihm abhängig wirst und ihm<br />
für das, was er dir schenkt, immer wieder<br />
neu dankst.<br />
Du musst dem Herrn nur kindlich vertrauen.<br />
Dann wirst auch du erleben: Das<br />
Mehl im Topf ging nicht aus, und das Öl<br />
im Krug nahm nicht ab, nach dem Wort<br />
des Herrn. In Anfechtungen und Schwierigkeiten<br />
hat schon manches Kind Gottes<br />
den inneren Hausputz neu und völlig<br />
vollzogen, und der Herr hat sich nach<br />
den Anfechtungen viel herrlicher kundtun<br />
können, als je zuvor.<br />
Halte dich zum Volk Gottes, denn fern<br />
vom Volk Gottes liegen für das Kind Gottes<br />
keine Verheißungen. Es sei denn, der<br />
Einzelne wird durch Schwierigkeiten geführt<br />
und irgendwo allein in die Schule<br />
Gottes zur weiteren Zubereitung genommen.<br />
Aber auch dort wird der Herr sich<br />
offenbaren. Dort wird er sich kundtun.<br />
Dort wird der Einsame ihn erleben. Aber<br />
denke daran: Du stehst nie allein! <strong>Auch</strong> in<br />
1. Könige 19,18 hörte ein Mann die Worte:<br />
„Ich aber habe in Israel siebentausend übrigbleiben<br />
lassen, nämlich alle, die ihre Knie<br />
nicht gebeugt haben vor Baal und deren
31<br />
Mund ihn nicht geküsst hat!“<br />
Beuge die Knie vor dem Herrn Jesus, ja,<br />
beuge sie immer wieder und bete laut zu<br />
ihm. Schäme dich nicht, dein Herz immer<br />
wieder neu vor dem Herrn auszuschütten.<br />
<strong>Auch</strong> andere werden für dich beten,<br />
ohne dass du es weißt.<br />
Tritt ganz neu und bedingungslos in die<br />
Gemeinschaft mit dem Herrn. In Haggai<br />
1,13 heißt es: „Ich bin mit euch! spricht der<br />
Herr.“ Er, dein Heiland, ist für dich. Er<br />
ist mit dir. Er ist bei dir. Du darfst in den<br />
größten Anfechtungen in seiner Hand<br />
ruhen. Warte einmal ab, was er zu tun<br />
vermag. Schaue glaubend nach ihm aus.<br />
Brich nicht in Anfechtungen zusammen,<br />
sondern fasse immer wieder Mut. Vergiss<br />
es nicht: <strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>!<br />
Dein Vertrauen auf den Herrn wird belohnt!<br />
Bestimme nicht den Tag, an dem<br />
der Herr dich aus deinen Anfechtungen<br />
retten soll, sondern vertraue ihm, deinem<br />
Heiland, dass er den Tag und die Stunde<br />
bestimmen wird; denn er ruft auch<br />
dir durch Jeremia 39,17-18 zu: „Dich aber<br />
will ich an jenem Tag erretten, spricht der<br />
HERR, und du sollst nicht den Leuten in die<br />
Hand gegeben werden, vor denen du dich<br />
fürchtest, sondern ich will dich gewisslich<br />
entkommen lassen, und du sollst nicht durch<br />
das Schwert fallen, sondern dein Leben als<br />
Beute davontragen, weil du auf mich vertraut<br />
hast! spricht der HERR.“<br />
Die Führung des Herrn tut sich in deinem<br />
Leben oft anders kund als du es erwartest.<br />
Darum wirst du in Anfechtungen<br />
immer wieder wankend und schwankend,<br />
weil du meinst, es müsse so gehen, wie<br />
du es dir vorstellst. Aber denke daran:<br />
Die Kampfstellung raubt dir sehr leicht<br />
den Herzensfrieden. Kehre um vom falschen<br />
Weg. Kehre um vom falschen Tun.<br />
Kehre um von dem Gedanken, die Sache<br />
selbst meistern zu wollen. Werde vor<br />
dem Herrn still im Gebet, und du wirst<br />
erleben: <strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>!<br />
Vertraue auf seine Stärke. Warum<br />
willst du denn immer wieder an deiner<br />
eigenen Kraft zuschanden werden? Jesaja<br />
30,15 ruft auch dir zu: „Durch Umkehr und<br />
Ruhe könntet ihr gerettet werden, im Stillesein<br />
und im Vertrauen läge eure Stärke.“<br />
Ja, werde immer wieder still und lass den<br />
Herrn wirken. Ganz besonders möchte<br />
ich dich ermutigen: Werde nicht bitter!<br />
Wenn Bitterkeit ins Herz einzieht, schwindet<br />
die Freude über das vollbrachte Erlösungswerk<br />
auf Golgatha.<br />
Bitterkeit raubt einem Menschen den<br />
Herzensfrieden. Bitterkeit im Herzen<br />
macht unglücklich. Wenn du der Bitterkeit<br />
erlaubst, sich in deinem Herzen auszubreiten,<br />
dann gehst du nicht nur am<br />
Tag traurig einher, sondern die Bitterkeit<br />
raubt dir auch den Schlaf. Du bist niedergedrückt.<br />
<strong>Auch</strong> wenn du meinst, die Menschen<br />
könnten es dir nicht im Angesicht<br />
ablesen, so sage ich dir dennoch: Bitterkeit<br />
gebiert ein tiefes Unglücklichsein!<br />
Lass in deinem Herzen Liebe und Milde<br />
gepaart sein. Die Bibel sagt: „Denn worin<br />
du den anderen richtest, verurteilst du dich<br />
selbst; denn du, der du richtest, verübst ja<br />
dasselbe!“ (Römer 2,1). Richtgeist und Bitterkeit<br />
paaren sich und verurteilen dich<br />
vor Gott. Darum der Ruf an dich: Lass die<br />
Bitterkeit fahren! Wünsche nicht, dass es<br />
deinem Gegner schlechter geht, sondern<br />
trauere über den Fall deines Gegners!<br />
In Sprüche 24, 17-18 steht geschrieben:<br />
„Freue dich nicht über den Fall deines Feindes,<br />
und wenn er strauchelt, so frohlocke<br />
dein Herz nicht, damit nicht der HERR es<br />
sieht und es ihm missfällt und er seinen<br />
Zorn abwendet von ihm.“
32<br />
Vielleicht hilft es dir, lieber Leser, wenn<br />
ich dir sage: Der Herr sieht die Bitterkeit<br />
in deinem Herzen und weiß um die ganze<br />
Angelegenheit. Du solltest ihm die ganze<br />
Sache willenlos überlassen. Und sei gewiss:<br />
Er wird alles nach seinem göttlichen<br />
Rat und seiner göttlichen Weisheit durchführen.<br />
Er wird dich sehen lassen: <strong>Auch</strong><br />
<strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>! Ich rate<br />
dir:<br />
Bete für die, die dich bedrücken! Deine<br />
Bedrücker <strong>sind</strong> nicht so stark vor Gott, wie<br />
du sie in dieser Stunde siehst. Ihm, dem<br />
großen Gott, ist es ein Kleines, mit deinen<br />
Bedrückern fertig zu werden. Erst muss<br />
aber deine Bitterkeit aus dem Herzen<br />
entfernt werden. Dann wirst du erfahren,<br />
dass das Wort Gottes in Erfüllung geht,<br />
wenn es sagt: „Ich will alle ihre Bedränger<br />
heimsuchen“ (Jeremia 30,20). Ja, er schafft<br />
Recht den Bedrückten!<br />
Rechne doch mit dem Einschreiten des<br />
Herrn. Er wird dich aus der Bedrängnis<br />
reißen. Er wird deine Seele erlösen. In<br />
der Bibel steht geschrieben: „So wahr der<br />
HERR lebt, der meine Seele aus aller Not<br />
erlöst hat“. Dieses durfte ein Mann in 2.<br />
Samuel 4,9 erleben. Deine Schwierigkeiten<br />
können nicht so groß werden, dass<br />
der Herr dich nicht herausreißen kann.<br />
Denke daran: Du bist nicht von Menschen<br />
abhängig! Darum rufe ich dir noch einmal<br />
zu: Lass die Bitterkeit fahren! Jeremia 10,5<br />
sagt: „Fürchtet euch nicht vor ihnen; denn<br />
sie können nichts Böses tun, und auch Gutes<br />
zu tun steht nicht in ihrer Macht“. Es muss<br />
alles an deinem Herrn vorübergehen. Er<br />
allein bestimmt, ob dich dieses oder jenes<br />
trifft. Der Herr kann dich wunderbar behüten<br />
und beschirmen. In seiner Hand ist<br />
noch immer der beste Schutz für dich. Er<br />
wird dich bewahren, das wirst du erleben.<br />
Wie kostbar, wissen zu dürfen:<br />
Wen die Liebe des Herrn treibt, wird<br />
bewahrt! Aber Iass die Bitterkeit fahren.<br />
In dieser Stunde soll die Bitterkeit endgültig<br />
begraben werden. Hole sie nie wieder<br />
hervor. Wälze nicht Tag und Nacht immer<br />
wieder das alte Problem. Sprüche 17,9<br />
sagt: „Wer Liebe sucht, deckt die Verfehlung<br />
zu, wer aber eine Sache weitererzählt,<br />
trennt vertraute Freunde.“ Du kannst die<br />
Bitterkeit nicht selbst aus deinem Herzen<br />
entfernen. Sie sprosst immer wieder empor.<br />
Sie wächst wie das Unkraut auf einem<br />
gut gedüngten Acker. In deinem Herzensboden<br />
will die Bitterkeit immer wieder neu<br />
Wurzeln fassen. Dort will sie grünen und<br />
blühen. Dort will sie Frucht bringen. Darum<br />
sage ich dir: Lass die Bitterkeit fahren!<br />
Ja, schüre nie einen Streit. Die Bibel sagt:<br />
„Wo kein Holz mehr ist, erlischt das Feuer,<br />
und wenn der Verleumder fort ist, hört der<br />
Streit auf“ (Sprüche 26,20). Welche kostbaren<br />
Weisheiten enthält doch das Wort<br />
Gottes für jeden Menschen und jede Situation!<br />
Verleumder tun dir, lieber Leser, keinen<br />
guten Dienst. Sie vermitteln dir keinen<br />
Herzensfrieden. Verleumder rauben<br />
dir höchstens die Freude. Lass doch den<br />
Herrn die ganze Angelegenheit für dich<br />
regeln. Dann wirst du staunen, welch ein<br />
Meister er im Beseitigen der Sache ist, die<br />
dich bedrückt. Erneut rufe ich dir zu: Lass<br />
die Bitterkeit fahren! Verteidige dich nicht<br />
selbst. Es ehrt dich viel mehr, wenn du<br />
still bist. Lass ruhig Welle auf Welle über<br />
dich gehen. Was du besitzt, kann dir kein<br />
Mensch rauben, wenn der Herr nicht seine<br />
Zustimmung dazu gibt. Aber lass dir<br />
vom Herrn dienen. Vertraue ihm restlos.<br />
Vertraue seiner starken Führung und setze<br />
deine Kraft nie zu deiner Rechtfertigung<br />
ein! Sprüche 20,22 sagt: „Du sollst nicht<br />
sagen: »Ich will Böses vergelten!« Harre auf
33<br />
den HERRN, der wird dir helfen!“ Natürlich<br />
lässt der Herr dich manchmal längere Zeit<br />
warten. Du musst erst die innere Reife erlangt<br />
haben, ehe der Herr deine Gebete<br />
erhören kann. Die innere Entschlackung<br />
muss erst bei dir stattgefunden haben.<br />
Die Bitterkeit muss betend vor dem Herrn<br />
ausgegoren werden. Demütige dich vor<br />
ihm im Gebet, wenn die Bitterkeit so tief<br />
liegt, dass du sie nicht einfach ausschütten<br />
kannst. Aber warte auf den Herrn, er<br />
wird dich retten. Er wird deine Rechtssache<br />
leiten. Er wird alles herrlich hinausführen,<br />
dessen darfst du gewiss sein. Ja,<br />
er wird dich erleben lassen: <strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong><br />
<strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>!<br />
Folgende Liederverse sollen dich in<br />
ganz besonderer Weise ermutigen:<br />
Herz, lass deinen Heiland sorgen;<br />
denn er hilft dir ja so gern.<br />
Denk nicht heute schon an morgen,<br />
an die Zukunft, die so fern.<br />
Tag für Tag hilft er dir tragen<br />
deine Last, die dich so drückt.<br />
<strong>Auch</strong> verstummen alle Klagen,<br />
weil er ja dein Herz beglückt.<br />
Herz, lass deinen Heiland sorgen,<br />
täglich, stündlich, allezeit.<br />
Dann bist du in ihm geborgen,<br />
wenn du dich ihm ganz geweiht.<br />
Deine Sünden <strong>sind</strong> vergeben<br />
durch sein teures, heil’ges Blut.<br />
Statt des Todes schenkt er Leben,<br />
oh, wie hast du es so gut!<br />
Setze dich doch viel mehr für deinen<br />
Herrn und Heiland ein, der dir immer<br />
wieder zeigt, wie er all das aus deinem<br />
Herzen und Leben entfernen kann, was<br />
dein Herz mit Unglücklichsein, ja, mit Bitterkeit<br />
erfüllt.<br />
Unglücklichsein und Traurigkeit erfüllten<br />
das Herz der beiden Jünger Jesu,<br />
die nach der Kreuzigung des Herrn nach<br />
Emmaus gingen, ohne zu wissen, dass ihr<br />
Heiland auferstanden war. Ja, an jenem<br />
Ostermorgen war es so, dass der Sieg des<br />
Herrn Jesus sichtbar hervortrat: Er bekam<br />
einen neuen Leib. Er bekam einen Herrlichkeitsleib.<br />
Er bekam einen himmlischen<br />
Leib. Seine Jünger wussten dies aber nicht,<br />
sonst hätte nicht tiefe Traurigkeit ihr Herz<br />
erfüllt. Der Unterhaltungsstoff der beiden<br />
Anhänger des Herrn Jesus war das Leiden<br />
und Sterben ihres Heilandes. Lukas 24,14<br />
berichtet: „Und sie redeten miteinander<br />
von allen diesen Geschehnissen.“ Das Herz<br />
dieser Anhänger des Herrn Jesus war von<br />
Golgatha erfüllt. Sie waren in ihren Gedanken<br />
mit dem Kreuz auf jenem kahlen<br />
Hügel beschäftigt, wo Jesus Christus gestorben<br />
war. Nun merkten sie:<br />
Der Herr Jesus naht sich den fragenden<br />
Seelen. Zunächst wussten sie nicht, dass<br />
es Jesus war. Die Bibel berichtet: Und es<br />
geschah, indem sie sich unterhielten und<br />
miteinander überlegten, dass Jesus selbst<br />
nahte und mit ihnen ging. Der Herr Jesus<br />
hörte das Gespräch der Fragenden. Er<br />
verstand ihre Überlegungen. Er ging mit<br />
ihnen. Er passte sich ihnen an, um sich<br />
ihnen zu offenbaren. Ja:<br />
Der Herr Jesus bringt die Fragenden zurecht.<br />
In Lukas 24,17 findest du die Worte:<br />
„Und er sprach zu ihnen: Was habt ihr<br />
unterwegs miteinander besprochen, und<br />
warum seid ihr so traurig?“ Diese Männer<br />
waren betrübt. Die Traurigkeit hatte sie erfasst.<br />
Sie lagen – wie man im Volksmund<br />
sagt – am Boden. Da richtete der Herr Jesus<br />
sie auf. Aber sie wussten immer noch<br />
nicht, dass es der Herr Jesus war.
34<br />
Sie hatten eine falsche Vorstellung. Lieber<br />
Leser, denke daran: Fragende Menschen<br />
haben oft eine falsche Einstellung.<br />
Die Emmaus-Jünger sagten: „Wir aber<br />
hofften, er sei der, welcher Israel erlösen sollte.“<br />
So stehen die Worte in Lukas 24,21.<br />
Suchende Menschen tasten hier und<br />
dort. <strong>Auch</strong> du, lieber Leser, hast gewiss<br />
schon hier und dort getastet. Nun aber<br />
ist die Stunde für dich gekommen, in der<br />
sich der Herr Jesus dir offenbaren will. Er<br />
will dir zurechthelfen. Er will dich bei der<br />
Hand nehmen. Er will auf deine Fragen<br />
antworten. Er will das Schlechte aus deinem<br />
Leben entfernen. Sei gewiss:<br />
Der Herr Jesus führt aufrichtig suchende<br />
Menschen zum Kreuz von Golgatha.<br />
Er sagt den Fragenden in Lukas 24,26:<br />
„Musste nicht der Christus dies erleiden<br />
und in seine Herrlichkeit eingehen?“ Wer<br />
den Herrn Jesus finden will, muss seine<br />
Leiden verstehen. Wer den Herrn Jesus<br />
finden will, muss die Kraft seines Blutes<br />
für sich in Anspruch nehmen. Wer den<br />
Herrn Jesus auch in Schwierigkeiten und<br />
Nöten aufrichtig sucht, der muss die Knie<br />
vor ihm beugen. Und ich bitte jeden Leser<br />
dieser Zeilen: Beuge auch du in ausweglosen<br />
Situationen deine Knie vor dem<br />
Herrn Jesus. Bringe ihm alle Bitterkeit,<br />
das Unglücklichsein, das Nichtverstehen<br />
der <strong>schwere</strong>n <strong>Wege</strong>, die du jetzt gehen<br />
musst, ja, bringe ihm das, was dein Herz<br />
erfüllt. Du wirst dann das erleben, was die<br />
beiden Jünger erlebt haben: Als sie aber<br />
erkannt hatten, dass ihr Herr und Meister<br />
bei ihnen war, da verstanden sie das<br />
Schwere der vergangenen Tage. Sie verstanden<br />
Golgatha.<br />
Das Erkennen des auferstandenen Heilandes<br />
bringt Freude. So liest du in Lukas<br />
24,31: „Da wurden ihnen die Augen geöffnet,<br />
und sie erkannten ihn …“ Sie erkannten,<br />
dass er der war, der auf Golgatha für<br />
die Sündenschuld der Menschen gestorben<br />
war. Sie erkannten ihn als ihren persönlichen<br />
Herrn und Retter. Lieber Leser,<br />
das darfst auch du jetzt tun.<br />
Ein brennendes Herz für deinen Heiland,<br />
das brauchst du! Dann schwindet<br />
alle Bitterkeit aus deinem Leben. Es<br />
schwindet alles, was dich quält. Ja, auch<br />
dein Herz darf jetzt für deinen Herrn und<br />
Retter brennen. Du sollst anderen von<br />
ihm erzählen. Du sollst Menschen für<br />
ihn gewinnen. Der Herr Jesus will dein<br />
Ein und Alles sein. Er will dich in deiner<br />
Tätigkeit segnen. Er will dich führen und<br />
leiten.<br />
Möchte es so sein, wie es in Lukas 24,32<br />
geschrieben steht: „Und sie sprachen zueinander:<br />
Brannte nicht unser Herz in uns,<br />
als er mit uns redete auf dem Weg, und als<br />
er uns die Schriften öffnete?“ Er will dir ein<br />
frohes und glückliches Herz schenken,<br />
auch wenn es bei dir durch Schwierigkeiten<br />
geht. <strong>Auch</strong> wenn dein Weg jetzt unter<br />
Wolkendecken dahinführt: Nur der Herr<br />
kann diese Wolken wegnehmen, damit du<br />
neu die Sonne siehst. Sie wird dich mit<br />
ihren Strahlen erwärmen. Dein Herz wird<br />
dann für deinen Heiland brennen. Er wird<br />
wieder der Inhalt deines Lebens sein. Die<br />
Freude darüber, dass der Herr dir die Errettung<br />
deiner Seele geschenkt hat, wird in<br />
deinem Herzen vorherrschen. Verschwinden<br />
wird das Bedrücktsein. Verschwinden<br />
wird das Unglücklichsein. Verschwinden<br />
wird die Traurigkeit, ja, verschwinden wird<br />
das, was dich gequält hat.<br />
Überströmenden Segen wirst du nach<br />
<strong>schwere</strong>n <strong>Wege</strong>n erleben.
35<br />
Schwierigkeiten vermitteln dir<br />
Reichtümer Gottes<br />
Die Reichtümer dieser Erde vergehen.<br />
<strong>Auch</strong> der reichste Mann der Welt nimmt<br />
nichts mit ins Grab. Jeder sollte daran denken,<br />
dass das letzte Kleid keine Taschen<br />
hat. Reich sein in Gott überwiegt jeden<br />
irdischen Reichtum, den ein Mensch mit<br />
Energie und dem Einsatz seiner ganzen<br />
Kraft für sich gewinnen kann. In Sprüche<br />
8 wird ein Teil des Reichtums, den Gott<br />
gibt, geschildert. Man kann wohl mit<br />
Recht sagen, dass dieser Abschnitt auf<br />
den Herrn Jesus hinweist.<br />
Ich will einmal die Verse 17-30 niederschreiben:<br />
„Ich liebe, die mich lieben, und<br />
die mich eifrig suchen, finden mich. Reichtum<br />
und Ehre kommen mit mir, bleibende<br />
Güter und Gerechtigkeit. Meine Frucht ist<br />
besser als Gold, ja, feines Gold, und was<br />
ich einbringe, übertrifft auserlesenes Silber.<br />
Ich wandle auf dem Weg der Gerechtigkeit,<br />
mitten auf den Pfaden des Rechts, damit<br />
ich denen, die mich lieben, ein wirkliches<br />
Erbteil verschaffe und ihre Schatzkammern<br />
fülle. Der HERR besaß mich am Anfang seines<br />
<strong>Wege</strong>s, ehe er etwas machte, vor aller<br />
Zeit. Ich war eingesetzt von Ewigkeit her,<br />
vor dem Anfang, vor den Ursprüngen der<br />
Erde. Als noch keine Fluten waren, wurde<br />
ich geboren, als die wasserreichen Quellen<br />
noch nicht flossen. Ehe die Berge eingesenkt<br />
wurden, vor den Hügeln wurde ich geboren.<br />
Als er die Erde noch nicht gemacht hatte<br />
und die Fluren, die ganze Summe des Erdenstaubes,<br />
als er den Himmel gründete,<br />
war ich dabei; als er einen Kreis abmaß<br />
auf der Oberfläche der Meerestiefe, als er<br />
die Wolken droben befestigte und Festigkeit<br />
gab den Quellen der Meerestiefe; als er<br />
dem Meer seine Schranke setzte, damit die<br />
Wasser seinen Befehl nicht überschritten,<br />
als er den Grund der Erde legte, da war ich<br />
Werkmeister bei ihm, war Tag für Tag seine<br />
Wonne und freute mich vor seinem Angesicht<br />
allezeit.“<br />
Nur wer den Herrn Jesus liebt, wird<br />
seine Liebe schmecken. Er liebt alle Menschen.<br />
<strong>Auch</strong> der wird vom Herrn Jesus<br />
geliebt, der ihn nicht liebt. Aber dieser<br />
verspürt seine Liebe nicht, weil er sich<br />
dieser Liebe nicht öffnet. Der Mensch ist<br />
für alles empfangsbereit, was sein Auge<br />
sieht, sein Ohr hört und sein Empfinden<br />
wahrnimmt. Der Mensch ist wenig empfänglich<br />
für die Liebe Gottes, die in Jesus<br />
Christus geoffenbart ist. Wer den Herrn<br />
Jesus liebt, der wird den Reichtum Gottes<br />
in der ganzen Fülle in sich aufnehmen.<br />
Dein Lieben ist ohn‘ gleichen<br />
und wird nie von uns weichen,<br />
trotz Satans Macht und List.<br />
Wir dürfen aufwärts schauen<br />
und rufen voll Vertrauen:<br />
Genug, dass du die Liebe bist!<br />
Dieser Reichtum Gottes wird ihn mehr<br />
und mehr in das Bild des Herrn Jesus<br />
umgestalten. Dieses Nehmen aus dem<br />
Reichtum Gottes ist nicht nur für wenige<br />
vorgesehen.<br />
Jeder Mensch, der den Herrn Jesus<br />
eifrig sucht, wird ihn auch finden. Natürlich<br />
stellen sich dem Suchenden manche<br />
Schwierigkeiten in den Weg. Wer aber diese<br />
Schwierigkeiten überwindet und nicht<br />
vor ihnen zurückschreckt - oder sich von
36<br />
ihnen festhalten lässt -, der dringt bald<br />
zum herrlichen Ziel durch. Der Herrn Jesus<br />
tut dir, lieber Leser, den ganzen Reichtum<br />
Gottes kund. Diesen Reichtum, den<br />
Gott dir in Jesus Christus schenkt, kannst<br />
du nie ganz in Besitz nehmen. Selbst wenn<br />
alle Menschen, die auf der Erde wohnen,<br />
von diesem Reichtum in Jesus Christus so<br />
viel nähmen, wie sie nur könnten, würden<br />
sie die Vorratskammern Gottes, wo dieser<br />
Reichtum aufbewahrt wird, nie leeren.<br />
Ohne Jesus Christus kann niemand zu<br />
dem Reichtum Gottes gelangen. Es gibt<br />
nur eine Tür, durch die der Mensch gehen<br />
kann, und diese eine Tür ist Jesus Christus,<br />
der Heiland der Welt. Wer es versteht,<br />
sich diesem Reichtum weit zu öffnen, der<br />
wird eine Fülle dieses Reichtums in sich<br />
bergen und an andere weitergeben. Er<br />
wird für seine Umwelt der Vermittler des<br />
Reichtums Gottes sein.<br />
Die dem Herrn Jesus angehören, tragen<br />
auf dieser Welt Schmach, ganz gleich,<br />
unter welcher Nation sie leben. Man wertet<br />
sie nicht hoch. Sehr oft stehen sie am<br />
Rand und genießen keine Ehre bei den<br />
Menschen. Sie genießen aber den Reichtum<br />
und die Ehre Gottes. Sie <strong>sind</strong> Inhaber<br />
bleibenden Guts. Selbst wenn sie Besitztümer<br />
verlieren, die sie auf dieser Erde haben,<br />
werden sie oft gerade dadurch noch<br />
reicher in Gott. Es stimmt, wenn dieses<br />
Kapitel sagt: Schwierigkeiten vermitteln<br />
dir Reichtümer Gottes!<br />
Die Frucht mühsamer Arbeit, die eifrige<br />
Menschen leisten, ist in ihrem irdischen<br />
Besitz zu sehen. An diesem irdischen<br />
Besitz klebt oft Sünde mancher Art. Der<br />
Erwerb von diesem und jenem war nicht<br />
immer nach den Gedanken Gottes und<br />
mit den Geboten Gottes vereinbar.<br />
Die Frucht, die Gott gibt, die Frucht, die<br />
der Herr Jesus gibt, ist besser als feines,<br />
geläutertes Gold und weit besser als das<br />
beste Silber. Keine Geldentwertung ist in<br />
der Lage, den Reichtum auszulöschen,<br />
den du in Jesus Christus und durch Jesus<br />
Christus besitzt. Durch Umwälzungen<br />
oder Katastrophen können Bankkonten<br />
verschwinden, Häuser zerstört werden.<br />
Grund und Boden kann dir entrissen werden.<br />
In dein Haus kann ein anderer einziehen.<br />
Durch all dies wird aber der Reichtum,<br />
den du in Jesus Christus hast, nicht<br />
geschmälert. Oft werden Hände, die der<br />
Mensch mit irdischem Besitz gefüllt hat,<br />
frei, um Reichtümer Gottes in ungeahnter<br />
Fülle in Empfang zu nehmen. Hier kann<br />
man sagen: Schwierigkeiten vermitteln<br />
dir Reichtümer Gottes! Ja, auch <strong>schwere</strong><br />
<strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>!<br />
Der Herr Jesus will dir – wenn du ihn<br />
liebst – beständiges Gut schenken. Du<br />
ererbst das Gut schon hier. Es ist ein bleibendes<br />
Gut, ein beständiges Gut, ein wirkliches<br />
Gut, ein Gut, das nicht vergeht.<br />
Dieser Reichtum, den dir Jesus Christus<br />
schenkt, geht mit dir in die Ewigkeit. Dort<br />
wirst du ein Miterbe Christi werden, ein<br />
Teilhaber seiner Herrlichkeit. Du wirst mit<br />
ihm herrschen und regieren.<br />
Hier schon will der Herr Jesus deine<br />
Vorratskammern füllen. Du sollst nicht<br />
nur etwas von ihm nehmen, sondern er<br />
gibt dir die Fülle aus seiner Fülle. Nebensächlichkeiten,<br />
die dein Leben ausgefüllt<br />
haben, werden dann verschwinden. Jesus<br />
Christus wird der Inhalt deines Lebens.<br />
Eine ungeahnte Fülle vermittelt er dir, eine<br />
Fülle, die du nie erwartet hast. Durch sein<br />
Opfer am Kreuz hat er dir das Nehmen<br />
aus seiner Fülle ermöglicht.<br />
Manche Menschen glauben, dass der<br />
Herr Jesus erst in Bethlehem, in der Stunde<br />
seiner Geburt, ins Dasein gerufen worden<br />
sei. Nein! Jesus Christus war schon vor
37<br />
den Uranfängen der Erde da. Er war da, als<br />
es noch keine Bäche und keine Meere gab.<br />
Er war da, bevor es Berge und Täler gab,<br />
ja, bevor die Sterne am Himmel standen.<br />
Durch ihn wurden die Welten ins Dasein<br />
gerufen. Er war der große Architekt. Er, Jesus<br />
Christus, war der Werkmeister. Er war<br />
der, der die Pläne Gottes – die Pläne des<br />
Vaters – zur Ausführung brachte.<br />
Ja, wer ihn gefunden, hat das Leben gefunden.<br />
Er ist zur Glückseligkeit gelangt. Er<br />
genießt das Glück des Geborgenseins. Immer<br />
wieder geht er durch Schwierigkeiten.<br />
In den Schwierigkeiten verspürt er aber,<br />
dass diese ihm noch größere Reichtümer<br />
Gottes vermitteln. Gott muss dem einen<br />
oder anderen sogar manches nehmen,<br />
um ihm seine Reichtümer in vermehrtem<br />
Maße schenken zu können. <strong>Auch</strong> im Alten<br />
Testament führte Gott die Seinen.<br />
Wir wollen uns jetzt einmal mit Naemi<br />
beschäftigen. Von dieser Frau lesen wir<br />
im Buch Ruth. Während einer Hungersnot<br />
war sie mit ihrem Mann und ihren beiden<br />
Söhnen aus Bethlehem-Juda ins Land<br />
Moab gezogen. Dort nahmen die Söhne<br />
sich Moabitinnen zur Frau. Zunächst geht<br />
es ihnen in ihrer neuen Heimat gut. Doch<br />
dann führt Gott Naemi in tiefes Leid: Er<br />
nimmt ihr den Mann. Sie verliert auch<br />
ihre beiden Söhne. Nun gibt es drei Witwen.<br />
Die Schwiegermutter finden wir bei<br />
den Schwiegertöchtern. Die Teuerung in<br />
der alten Heimat hatte die Familie gezwungen,<br />
diese zu verlassen. Dem Leid<br />
der Teuerung entflohen, holt sie nun das<br />
andere Leid ein.<br />
Schon mancher Mensch hat erfahren<br />
müssen, wenn er der Schule Gottes entlaufen<br />
wollte, dass er in eine noch <strong>schwere</strong>re<br />
Schule Gottes hineinkam.<br />
Damals galt schon der Grundsatz Gottes,<br />
dass er durch Schwierigkeiten größere<br />
Reichtümer vermittelt. Naemi musste<br />
klagen: „Nennt mich nicht Naemi, sondern<br />
nennt mich Mara; denn der Allmächtige hat<br />
es mir sehr bitter gemacht! Voll zog ich aus,<br />
aber leer hat mich der HERR wieder heimgebracht.<br />
Warum nennt ihr mich denn Naemi,<br />
da doch der HERR mich gedemütigt und<br />
der Allmächtige mich betrübt hat?“ (Ruth<br />
1,20). Unglücklich war sie deshalb, weil<br />
es in ihrem Leben anders geworden war,<br />
als sie es sich gedacht hatte. Wenn Gott<br />
Menschenpläne scheitern lässt, wenn<br />
er seine Pläne zur Auswirkung kommen<br />
lassen will, ist schon bei manchem das<br />
Glück geschwunden. Und trotzdem stand<br />
über Naemis Leben: <strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong><br />
<strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>.<br />
Naemi machte sich selbst Vorwürfe.<br />
Ihr kam vielleicht der Gedanke: Wäre ich<br />
in der Hungersnot dageblieben und nicht<br />
davongelaufen, dann hätte mir Gott gewiss<br />
meinen Mann erhalten. Man kann<br />
hier wohl nicht von einer Anklage reden,<br />
die sie gegen Gott erhebt. Nein, sie klagte<br />
sich an. Sie sagte: Der Allmächtige hat<br />
mich sehr betrübt. Bisher hatte sie ja aus<br />
dem Vollen geschöpft. Jetzt griffen ihre<br />
Hände ins Leere. Gott hatte sie wirklich<br />
in Schwierigkeiten hineinführen müssen,<br />
um ihr seine Reichtümer zu schenken.<br />
Sie klagte: Gott hat mich gedemütigt.<br />
Im Wort Gottes lesen wir: Wenn du mich<br />
demütigst, dann machst du mich groß!<br />
Welch eine Gnade Gottes ist es, wenn das<br />
Gotteskind, auch wenn es durch <strong>schwere</strong>s<br />
Leid und einen großen Verlust gehen<br />
muss, den Weg Gottes als richtig erkennt.<br />
Welch eine Gnade, wenn du mit dem Psalmisten<br />
ausrufst: Er führet mich auf rechter<br />
Straße um seines Namens willen.<br />
Weil Naemi sich demütigen ließ, konnte<br />
Gott sie erhöhen. Ihre Schwiegertochter<br />
Ruth wurde durch das Gotterleben ih-
38<br />
rer Schwiegermutter an den Jehova Gott<br />
– den rettenden Gott – gläubig. Sie kam<br />
zu dem Ausruf: „Dein Gott ist mein Gott“<br />
(Ruth 1,16). Schon mancher, der Gott vertraute,<br />
hat durch seinen Glauben andere<br />
zu Gott geführt.<br />
Nun ging die Schwiegertochter mit der<br />
Schwiegermutter den Weg in der Nachfolge<br />
des rettenden Gottes. Wie wohltuend<br />
werden für die alte Naemi die Worte ihrer<br />
Schwiegertochter gewesen sein, als sie<br />
sagt: „Nur der Tod soll dich und mich scheiden“<br />
(Ruth 1,17).<br />
Nur weil Naemi sich demütigen ließ,<br />
konnte Gott sie erhöhen. Nur weil sie sich<br />
mit Gottes Plänen und Wegführungen<br />
einverstanden erklärte, wurde sie die Seelengewinnerin.<br />
Ruth lernte den rettenden<br />
Gott kennen. Nun führte Gott es so, dass<br />
sie, die junge Witwe, mit Boas zusammentraf.<br />
Boas war ein Mann der Güte und Frömmigkeit.<br />
Er hatte seine tiefen Wurzeln in<br />
Gott. Er war ein edel denkender Mensch,<br />
ein rechtschaffener Mann. Sein Gruß an<br />
die Schnitter lautete: Der Herr sei mit<br />
euch! Ihm war Gott das höchste Gut.<br />
Darum war er, weil er reich in Gott war,<br />
freundlich zu den Geringen.<br />
Boas’ Freundlichkeit zu der fremden<br />
Ruth war daraus geboren worden, dass er<br />
sah, wie sehr Ruth ihre Schwiegermutter<br />
liebte. So hörte Ruth die Worte: „Es ist<br />
mir alles erzählt worden, was du an deiner<br />
Schwiegermutter getan hast nach dem Tod<br />
deines Mannes, wie du deinen Vater und<br />
deine Mutter und dein Heimatland verlassen<br />
hast und zu einem Volk gezogen bist,<br />
das du zuvor nicht kanntest“ (Ruth 2,11).<br />
Ruth hatte ihre Heimat verlassen, um<br />
ihre Schwiegermutter nicht im Stich zu<br />
lassen. Sie wollte den rettenden Gott ihrer<br />
Schwiegermutter persönlich erfahren<br />
und ihn besser kennenlernen. Weil sie<br />
diesem Gott vertraute, wurde sie reich in<br />
Gott, reich durch Gott. Von Gott wurde<br />
Ruth durch Boas viel mehr gegeben, als<br />
sie verlassen hatte. Boas ließ sie Ähren<br />
auf dem Feld lesen. Ruth verfällt nicht<br />
in Müßiggang. Sie bleibt wenig daheim.<br />
Gott wendet ihr das Herz des Boas zu.<br />
Ruth ist nicht nur in der Lage, sich selbst,<br />
sondern auch ihre Schwiegermutter zu ernähren.<br />
Sie hört von Boas die Worte: „Es<br />
ist mir alles erzählt worden, was du an deiner<br />
Schwiegermutter getan hast nach dem<br />
Tod deines Mannes“ (Ruth 2,11).<br />
So wurde Ruth für die einsame Naemi<br />
ein Gottesgeschenk. Bescheiden lebte sie<br />
an ihrer Seite. Still vertraute sie auf Gott.<br />
Gehorsam ging sie Schritt für Schritt. So<br />
gewann sie die Achtung ihrer Umgebung.<br />
Ja, sie fand wirklich Zuflucht unter den<br />
Flügeln – unter dem Schutz – des großen<br />
Gottes.<br />
Wie segensreich hatten sich doch die<br />
Worte Ruths ausgewirkt. Welch einen<br />
Ausklang hatte doch ihre Hingabe gezeigt.<br />
Sie hatte gesagt: „Denn wo du hingehst, da<br />
will ich auch hingehen, und wo du bleibst,<br />
da will ich auch bleiben; dein Volk ist mein<br />
Volk, und dein Gott ist mein Gott! Wo du<br />
stirbst, da sterbe auch ich, und dort will ich<br />
begraben werden; der HERR tue mir dies<br />
und das und noch mehr, wenn nicht der Tod<br />
allein uns scheiden soll!“ (Ruth 1,16-17).<br />
Ruth war nicht nur arbeitsam, sondern<br />
auch bescheiden: „Da fiel sie auf ihr Angesicht<br />
und neigte sich zur Erde und sprach:<br />
Warum habe ich vor deinen Augen Gnade<br />
gefunden, dass du dich um mich kümmerst,<br />
da ich doch eine Fremde bin?“ (Ruth 2,10).<br />
Manches junge Mädchen sollte einmal<br />
genau das Lebensbild der Ruth betrachten,<br />
um dadurch gesegnet zu werden.<br />
Sie, die junge Witwe, blieb nicht in ihrer
39<br />
Traurigkeit stecken. Sie erlebte wirklich<br />
das Glück des Geborgenseins! Sie erlebte,<br />
wie Schwierigkeiten ihr Reichtümer Gottes<br />
vermittelten. Sie erlebte: <strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong><br />
<strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>!<br />
Ruth hatte erkannt, was Gnade war.<br />
Gnade Gottes war es, dass sie im heidnischen<br />
Land den HERRN kennenlernte.<br />
Gnade war es, dass ihre Schwiegermutter<br />
ihr den Weg zeigen durfte. Gnade war es,<br />
dass sie den Mut fand, mit in das Land<br />
der Väter ihres verstorbenen Mannes zu<br />
ziehen. Gnade war es, dass sie zu Naemi,<br />
ihrer Schwiegermutter, ein gutes Verhältnis<br />
hatte. Ja, Gnade Gottes war es, dass<br />
er ihr alles nahm, um ihr durch diese<br />
Schwierigkeit viel mehr zu schenken, als<br />
sie je vorher besessen hatte.<br />
Ruth war gehorsam! Sie nahm den Rat<br />
ihrer Schwiegermutter an und sprach: Alles,<br />
was du mir sagst, das will ich tun. Sie<br />
achtete die Worte der Älteren, der Leidgeprüften.<br />
Weil Naemi sich vor Gott gedemütigt<br />
hatte, konnte sie nun Ruth dienen.<br />
Wie wird Ruth alles, was sie von Naemi gehört<br />
hat, in ihrem Herzen bewegt haben.<br />
Ruth, die stille, ergebene, junge Witwe erwartet<br />
von Gott weitere Wegweisung.<br />
Wenn jedes Mädchen, wenn jede junge<br />
Witwe diese Herzenseinstellung hätte,<br />
gäbe es nicht so viele unglückliche Ehen.<br />
Boas konnte Ruth ein gutes Zeugnis ausstellen.<br />
„Er aber sprach: Gesegnet seist du<br />
vom HERRN, meine Tochter! Du hast jetzt<br />
noch edler gehandelt als zuvor, dass du<br />
nicht den jungen Männern nachgelaufen<br />
bist, weder den armen noch den reichen!<br />
Nun, meine Tochter, fürchte dich nicht! Alles,<br />
was du wünschst, das will ich für dich<br />
tun; denn jedermann im Tor meines Volkes<br />
weiß, dass du eine tugendhafte Frau bist“<br />
(Ruth 3,10-11). Wie schnell hatte Ruth ein<br />
gutes Zeugnis in der ganzen Umgebung<br />
bekommen. Als tugendhafte, tatkräftige<br />
Frau war sie bekannt.<br />
Die einst Gottfremde wird von Gott erwählt.<br />
Ruth wird die Stammmutter Davids.<br />
Im Geschlechtsregister des Herrn Jesus<br />
wird ihr Name genannt. Hier bewahrheitet<br />
sich das Wort, das im Neuen Testament<br />
aufgezeichnet ist. „Und das Unedle der<br />
Welt und das Verachtete hat Gott erwählt,<br />
und das, was nichts ist, damit er zunichte<br />
mache, was etwas ist, damit sich vor ihm<br />
kein Fleisch rühme“ (1. Kor. 1,28-29).<br />
Gott ruft das an sein Herz, was fern<br />
von ihm ist. Den Unweisen nimmt er, um<br />
ihn weise zu machen. Das Schwache und<br />
Schwächste macht er stark. Das Starke<br />
lässt er zuschanden werden. Dafür sei sein<br />
herrlicher Name gelobt und gepriesen!<br />
<strong>Auch</strong> Boas hatte sich bei der Wahl seiner<br />
Lebensgefährtin von Gott leiten lassen.<br />
So durfte auch er das Glück des Geborgenseins<br />
genießen. Von Gottes Hand<br />
geführt, gingen sie als glückliches Paar<br />
durchs Leben.<br />
Wohl dem Mädchen, wohl dem jungen<br />
Mann – ja, wohl den Menschen, die ihre<br />
Hand in die Hand des rettenden Gottes<br />
legen, damit er Hände verbindet, damit er<br />
die Führung übernimmt, damit er allein<br />
<strong>Wege</strong> bahnt. Nur so vermitteln Schwierigkeiten<br />
Reichtümer Gottes. Nur so <strong>sind</strong><br />
<strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> <strong>Segenswege</strong>!<br />
Jetzt erst wurde die alte Naemi eine<br />
glückliche Schwiegermutter. Sie hatte<br />
zur Führung Gottes „Ja“ gesagt. Sie war<br />
im Leid still geworden. Gott hatte sie demütigen<br />
müssen. Nun spürte sie etwas<br />
von dem Glück des Geborgenseins. Sie<br />
spürte etwas von dem Ruhen in Gottes<br />
Führung.<br />
Naemi konnte den von Gott geschenkten<br />
Enkel ans Herz drücken. So lesen wir<br />
in Ruth 4,17: „Und ihre Nachbarinnen ga-
40<br />
ben ihm einen Namen und sprachen: Der<br />
Naemi ist ein Sohn geboren! Und sie gaben<br />
ihm den Namen Obed. Der ist der Vater<br />
Isais, des Vaters Davids.“<br />
Beim Schreiben dieser Zeilen werde ich<br />
an Jesaja 45,2-3 erinnert, wo es heißt: „Ich<br />
selbst will vor dir herziehen und das Hügelige<br />
eben machen; ich will eherne Türen zerbrechen<br />
und eiserne Riegel zerschlagen; und<br />
ich will dir verborgene Schätze geben und<br />
versteckte Reichtümer, damit du erkennst,<br />
dass ich, der HERR, es bin, der dich bei deinem<br />
Namen gerufen hat, der Gott Israels.“<br />
Gott war vor Ruth hergezogen. Er allein<br />
hatte ihr die <strong>Wege</strong> gebahnt. Der rettende<br />
Gott hatte das Hügelige ihres <strong>Wege</strong>s eben<br />
gemacht. Er hatte die ehernen Pforten<br />
zerbrochen. Sie mussten sich auftun. So<br />
kam Ruth in das Land des alttestamentlichen<br />
Gottesvolkes. Gott hatte die eisernen<br />
Riegel zerschlagen. Es war für Ruth<br />
sehr schmerzhaft gewesen. Nun erlebte<br />
sie, wie Gott ihr die verborgenen Schätze<br />
und die versteckten Reichtümer gab. Den<br />
HERRN, dem sie vertraut hatte, durfte sie<br />
jetzt in seiner ganzen Fülle erleben. Er<br />
hatte auch sie bei ihrem Namen gerufen.<br />
Lieber Leser, denke daran, dass Gottes<br />
Hand mächtig genug ist, auch bei dir alles<br />
Hügelige eben zu machen. Vielleicht weißt<br />
du nicht ein noch aus. Vielleicht siehst<br />
du vor lauter Schwierigkeiten die nächste<br />
Wegstrecke nicht mehr. Es scheint so,<br />
als wäre jede Tür und jedes Tor verriegelt.<br />
Denke daran, der Herr Jesus ist in dieser<br />
Stunde in der Lage, dir eine weit geöffnete<br />
Tür zu geben, dass du nur staunen kannst.<br />
Willige nur in seine Führung ein. Gib ihm<br />
deine Hand. Gib ihm das Ja für dein weiteres<br />
Leben. Bitte ihn flehentlich, dass er<br />
doch deine Schwierigkeiten in seine Hand<br />
nehmen möchte.<br />
Wenn dir seine Reichtümer noch versteckt<br />
und verborgen vorkommen, denke<br />
daran: Er kann in dieser Stunde, ja, beim<br />
Lesen dieser Zeilen jeden Vorhang lüften.<br />
Er kann jede Jalousie hochziehen. Er<br />
kann jeden Fensterladen zurückschlagen.<br />
Er kann sein göttliches Licht in Herz und<br />
Gemüt und auch auf die vor dir liegende<br />
Wegstrecke fallen lassen. Und er wird es<br />
tun, wenn er bei dir das Ziel erreicht hat,<br />
das er sich gesteckt hat. Er wird dir zeigen:<br />
<strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>!<br />
Bitte ihn, er möge dir jetzt die große<br />
Gnade schenken, dich das lernen zu lassen,<br />
was du lernen sollst. Nur dann, wenn<br />
Gott das Ziel erreicht hat, werden Schwierigkeiten<br />
wie Nebelschwaden schwinden.<br />
Von seiner Hand werden die Wolken<br />
auseinander gerissen werden. Er kann in<br />
dieser Stunde hohe Berge von Schwierigkeiten<br />
in fruchtbare Täler verwandeln. Er<br />
kann den Quell seiner Gnade für dich und<br />
deine Umgebung neu sprudeln lassen.<br />
Denke aber daran: Das Glück des Geborgenseins<br />
wird nur der genießen, der willenlos<br />
in Gottes Händen ruht: „So spricht<br />
der HERR, der Heilige Israels und sein<br />
Schöpfer: <strong>Wege</strong>n der Zukunft befragt mich;<br />
meine Kinder und das Werk meiner Hände<br />
lasst mir anbefohlen sein!“ (Jes. 45,11).<br />
Wenn du das Zukünftige selbst in die<br />
Hände nehmen willst – oder in deinen<br />
Händen behalten willst, dann wirst du Niederlage<br />
auf Niederlage erleben. Kümmernis,<br />
Sorge und Angst werden dein Herz<br />
erfüllen. Du wirst vor kleinen Hügeln wie<br />
vor großen Bergen stehen. Lass deine Zukunft<br />
dem Herrn anbefohlen sein. <strong>Auch</strong><br />
für dich steht geschrieben: „Der Herr hat<br />
dir noch mehr zu geben als nur das!“ (2.<br />
Chron. 25,9). <strong>Auch</strong> heute noch sagt der<br />
Herr Jesus: „Kommt her zu mir alle, die ihr<br />
mühselig und beladen seid, so will ich euch<br />
erquicken!“ (Matth. 11,28).
41<br />
Den ersten Schritt zum Herzen des<br />
Herrn Jesus musst du selbst tun. Dann<br />
wirst du sofort seine ausgestreckte Hand<br />
schauen. Der Unglaube verdunkelt. Er<br />
macht verzagt. Er macht mutlos. Für Niedergedrückte<br />
und für solche, die mit einer<br />
Last beladen <strong>sind</strong>, ist der Herr Jesus da.<br />
Wer sich selbst mit der Last abquält, wird<br />
nicht glücklich. Ja, er wird arm und ärmer<br />
und erlebt nicht den inneren Reichtum in<br />
Gott. Überfließend <strong>sind</strong> die Quellen seines<br />
Reichtums, ja, es <strong>sind</strong> Kraftquellen.<br />
Diese Kraftquelle Gottes ist für dich da.<br />
Stelle im Glauben die Verbindung ganz<br />
neu her. Beseitige jede Störung, wenn<br />
eine solche vorhanden ist. Das Licht von<br />
oben wird ganz neu in deinem Herzen<br />
aufleuchten. Du wirst in seiner Kraft Taten<br />
tun, die Gott verherrlichen. Die Kraft,<br />
die du aus dieser großen Kraftzentrale<br />
nimmst, wird auf andere übergehen. Andere<br />
werden ermutigt, diesem Heiland<br />
auch das Herz zu schenken. Neue und<br />
größere Reichtümer werden dir aus der<br />
oberen Welt zuströmen. Du wirst erleben:<br />
„Du hast sie geleitet bei Tag mit einer<br />
Wolkensäule und bei Nacht mit einer Feuersäule,<br />
um ihnen den Weg zu erleuchten,<br />
auf dem sie ziehen sollten“ (Nehem. 9,12).<br />
Gott braucht Wolkensäulen als Wegweiser.<br />
Er braucht Feuersäulen zum Schutz.<br />
Er hat eigenartige Mittel, um dir den Weg<br />
zu erleuchten. Denke daran: Jesus Christus<br />
hat ein großes Interesse an deinem<br />
Leben. Er will dein Leben gebrauchen, um<br />
sich darin und dadurch zu verherrlichen.<br />
Achte auf die Wolkensäule! Rechne mit<br />
seiner Feuersäule! Blicke nach oben, und<br />
du wirst immer wieder Herrlichkeit Gottes<br />
erleben, auch in <strong>schwere</strong>n Zeiten, in<br />
Schwierigkeiten und Nöten, die du durchlebst.<br />
Es gehört zu deinem Leben, damit<br />
du brauchbarer für deinen Herrn und Retter<br />
Jesus Christus wirst. Und wenn du bei<br />
deiner Selbstbetrachtung auch meinst,<br />
bei dir fehle jede Voraussetzung für Segnungen<br />
Gottes, so sage ich dir gerade<br />
jetzt durch diese Zeilen: <strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong><br />
<strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>!<br />
Fasse neuen Mut! Jesus Christus<br />
spricht: „Ich bin gekommen, damit sie das<br />
Leben haben und es im Überfluss haben“<br />
(Joh.10,10). Er kennt dein Zittern und Zagen.<br />
Er kennt dein Fallen und Aufstehen.<br />
Er kennt deine Schwächen. Er kennt aber<br />
auch jeden, der ihm das Herz geschenkt<br />
hat. Neues Leben will er dir geben. Die<br />
Dürre soll verschwinden. Sie soll durch<br />
neues Grünen abgelöst werden. Du sollst<br />
blühen und für Gott viel Frucht bringen.<br />
Und sei gewiss: Er will dir nicht nur so viel<br />
geben, dass du gerade genug hast, nein,<br />
du sollst Überfluss haben! Der Überfluss<br />
Gottes soll dich erfreuen und erquicken.<br />
Der Überfluss Gottes soll andere reich<br />
machen. Der Überfluss Gottes soll bei<br />
dir nicht aufhören. Ja, wirklich, welch ein<br />
Glück des Geborgenseins können doch<br />
alle die genießen, die sich willenlos in die<br />
Hände des Heilandes legen und ihm und<br />
seiner Führung vertrauen! Nur eine einzige<br />
Person ist imstande, das zu geben.<br />
Und diese Person heißt Jesus Christus!<br />
Er ist dein Heiland, dein Erlöser. Er ist für<br />
dich da. Er wartet auf dich.<br />
Wenn deine Schwierigkeiten so groß<br />
<strong>sind</strong>, dass sie dich zu Boden drücken wollen,<br />
dann denke an das Wort aus Jakobus<br />
1,12. Dort heißt es: „Glückselig ist der Mann,<br />
der die Anfechtung erduldet – die Prüfung<br />
besteht –, denn nachdem er sich bewährt<br />
hat, wird er die Krone des Lebens empfangen,<br />
welche der Herr denen verheißen hat,<br />
die ihn lieben.“ Gott hat ein Recht, immer<br />
wieder zu prüfen, was in unserem Herzen<br />
ist. Bevor er uns neue Segnungen schenkt,
42<br />
prüft er, ob wir dafür aufnahmefähig <strong>sind</strong>.<br />
Gott will, dass Reichtümer, die er uns gibt,<br />
auch zu seiner Ehre verwandt werden.<br />
Wenn Gott uns prüft, und wir erkennen,<br />
dass etwas in unserem Leben ausgemerzt<br />
oder gereinigt werden muss, dann wollen<br />
wir diese Reinigung vornehmen. Lieber<br />
Leser, bleibe in der Prüfung nicht bei der<br />
Selbstbetrachtung stehen, rede nicht viel<br />
mit Menschen darüber, sondern beuge<br />
deine Knie und sage es deinem Heiland<br />
und Retter, Jesus Christus!<br />
Wenn deine Art dich peinigt. lm Psalm<br />
19,13 heißt es: „Verfehlungen – wer erkennt<br />
sie? Sprich mich los von denen, die verborgen<br />
<strong>sind</strong>!“ Irrwege gegangen zu sein ist<br />
nicht das Allerschlimmste. Diese Verirrungen<br />
jedoch nicht einzusehen ist viel<br />
schlimmer vor Gott. Darum sage es Jesus,<br />
deinem Heiland und Retter. Er wird dir<br />
helfen. <strong>Auch</strong> von allen verborgenen Sünden<br />
reinigt das Blut Jesu Christi, wenn wir<br />
ihm nur demütig unseren Zustand sagen.<br />
Der Psalmist sagt an einer anderen Stelle:<br />
„Prüfe mich, HERR, und erprobe mich; läutere<br />
meine Nieren und mein Herz!“ (Psalm<br />
26,2). Der Herr prüft, ob der Kreislauf des<br />
Innenlebens in Ordnung ist. Er prüft, ob<br />
sich das Durchströmtwerden von ihm bei<br />
uns ohne Stockungen vollzieht. Er prüft<br />
bis in das Verborgenste und sieht, ob<br />
täglich das Sich-Reinigen vor ihm stattfindet.<br />
Sage es Jesus, wenn du dich innerlich<br />
schwach fühlst. Wenn du meinst,<br />
du könntest nicht wieder hochkommen,<br />
dann wisse, die Hand des Herrn Jesus ist<br />
stark genug, dich aus allem herauszuheben.<br />
<strong>Auch</strong> der Psalmist musste einmal<br />
bekennen: „Die Ängste meines Herzens<br />
haben sich vermehrt; führe mich heraus<br />
aus meinen Nöten! Sieh an mein Elend und<br />
mein Leid, und vergib mir alle meine Sünden!“<br />
(Psalm 25,17-18). Jeder kann in solche<br />
Herzensängste geraten. Es braucht<br />
aber keiner darin zu bleiben. Der Herr Jesus<br />
lässt dir durch diese Zeilen sagen: Er<br />
will dich wieder herausreißen! Wende dich<br />
nur zu ihm! Du wirst erfahren, er ist dir<br />
gnädig. Er gesellt sich zu dem Einsamen<br />
und Elenden. Er sieht die Mühsal deiner<br />
Seele. Er führt jeden, der sich nach ihm<br />
sehnt, aus der Drangsal seines Herzens<br />
heraus. Und sei gewiss: Der Herr vergibt<br />
dir alle deine Sünden! Sage es Jesus, wenn<br />
deine Art anderen Schmerzen bereitet.<br />
Der Herr allein kann Geschehenes wieder<br />
gutmachen. Du darfst zu ihm beten: Lass<br />
die Reden meines Mundes und das Sinnen<br />
meines Herzens wohlgefällig vor dir<br />
sein, Herr, mein Fels und mein Erlöser!<br />
Mit der Zunge ist schon manches Übel<br />
angerichtet worden. Das Blut des Herrn<br />
Jesus hat aber auch schon manchen Schaden<br />
gutgemacht. Er will dein Halt sein. Er<br />
will dein Erlöser sein. Du darfst mit ihm<br />
rechnen. Er lässt dich nicht im Stich. Er<br />
entwirrt die schwierigsten Verhältnisse.<br />
Sage es Jesus, wenn du zu seiner Führung<br />
nicht Ja sagen kannst. Eine Drangsal<br />
kann dich niederdrücken. Sie kann dir<br />
Freude und Vertrauen rauben. Das Unter-<br />
Druck-Stehen kann für dich Stunden und<br />
Tage anhalten. Solch eine Zeit durchleben<br />
zu müssen, ist für deine Seele nicht leicht.<br />
Denke jedoch an das Wort aus Psalm 9,10:<br />
„Und der HERR wird eine Zuflucht sein dem<br />
Unterdrückten, eine Zuflucht in Zeiten der<br />
Not.“ Verliere nur den Glauben nicht!<br />
Verliere nur den Mut nicht! Sage – wenn<br />
auch mit zitternder Stimme – Ja zur Führung<br />
Gottes. Präge es dir tief ins Herz ein:<br />
<strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>!<br />
Sage es Jesus, wenn du nicht mehr danken<br />
kannst. Sei gewiss, bald wird er sich<br />
dir wieder so zuneigen, dass du sein Wirken<br />
verspürst. Er schaut nicht nur auf die
43<br />
Himmel, er schaut nicht nur auf die Erde,<br />
sondern er schaut auf dich persönlich. Er<br />
sieht deine Schwierigkeiten und Nöte. Er<br />
kennt dein Zittern und Zagen.<br />
Er wird dich, den Geringen, bald aus<br />
dem Staube aufrichten, und dich, den Armen,<br />
aus dem Schmutz erhöhen (Psalm<br />
113,6-7). Und wenn dein Danken zuerst nur<br />
von den Lippen kommt, es wird bald wieder<br />
aus deiner Brust emporsteigen. Aus<br />
deinem Herzen werden bald wieder Dank<br />
und Lobpreis nach oben gesandt werden.<br />
Möchte es bei dir bald wieder so sein, wie<br />
es in Psalm 113 heißt: „Hallelujah! Lobt,<br />
ihr Knechte des HERRN, lobt den Namen<br />
des HERRN! Gepriesen sei der Name des<br />
HERRN von nun an bis in Ewigkeit! Vom<br />
Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang<br />
sei gelobt der Name des HERRN!“<br />
Dankt unserm Gott<br />
und bringt ihm Ehre,<br />
denn er ist freundlich jederzeit!<br />
Frohlockt, dass seine Güte währe<br />
von Ewigkeit zu Ewigkeit!<br />
Ja, rühmet ihn mit Herz und Munde,<br />
er ist allein des Rühmens wert.<br />
Ein Lobgesang sei jede Stunde,<br />
die seine Güte uns beschert!<br />
Wer auf sich und seine Schwächen<br />
sieht, der kommt nicht zum Danken. Wer<br />
glaubt, dass der Herr ihn falsche <strong>Wege</strong><br />
führt, wird unglücklich. Wer aber aus der<br />
Hand Gottes Schwierigkeiten glaubend –<br />
wenn auch zitternd – hinnimmt, dem wird<br />
Reichtum Gottes neu geschenkt werden.<br />
Glaube es, lieber Bruder, liebe Schwester,<br />
wenn du diese Zeilen liest: <strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong><br />
<strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>! Aus dem vollbrachten,<br />
ewig gültigen Werk der Erlösung<br />
darfst du neue Kräfte gewinnen, um<br />
wirklich glücklich zu sein.<br />
Sage es Jesus, wenn du dich einsam<br />
fühlst. Sage mit dem Psalmisten: „Ich will<br />
dich von Herzen lieben, o HERR, meine<br />
Stärke! Der HERR ist mein Fels, meine Burg<br />
und mein Retter; mein Gott ist mein Fels,<br />
in dem ich mich berge, mein Schild und das<br />
Horn meines Heils, meine sichere Festung“<br />
(Psalm 18,2-3). Der Herr ist deine Burg. In<br />
ihm darfst du dich sicher fühlen. Er allein<br />
ist dein Retter. Er ist dein Gott, der starke<br />
Gott. Mögen die Wellen diesen Felsen Jesus<br />
Christus, auf dem du stehst, umspülen:<br />
Er wird nie wanken und weichen. Er<br />
ist dein Fels, deine Zufluchtsstätte. Er ist<br />
dein Schild. Die feurigen Pfeile des Bösen<br />
können dich nicht tödlich treffen.<br />
Sage es Jesus, wenn dich andere nicht<br />
verstehen. Selbst wenn Feinde dich umringen,<br />
darfst du das Empfinden der Sicherheit<br />
haben. Möchte es in solchen Stunden<br />
so sein: „Den HERRN, den Hochgelobten,<br />
rief ich an - und ich wurde von meinen Feinden<br />
errettet!“ (Psalm 18,4). Lass es dir neu<br />
sagen: Menschen können dich nicht retten.<br />
Sie können dir nicht helfen. Das kann<br />
nur der große Herr und Retter, der sehr<br />
zu loben ist. Und er wird dich von deinen<br />
Feinden retten. Er wird dir einen offenen<br />
Himmel geben. Er wird sich dir kundtun.<br />
Du wirst Freude in ihm haben, wenn du<br />
nur ihm vertraust. Deine Schwierigkeiten<br />
in Herrlichkeit umzugestalten ist für ihn<br />
auch in deiner Situation möglich.<br />
Sage es Jesus, wenn du dich nach einer<br />
innigeren Gemeinschaft mit dem Herrn<br />
sehnst. Du wirst bald erfahren: „Du wirst<br />
mir den Weg des Lebens zeigen; vor deinem<br />
Angesicht <strong>sind</strong> Freuden in Fülle, liebliches<br />
Wesen zu deiner Rechten ewiglich!“ (Psalm<br />
16,11). Er wird dir seinen Weg kundtun.<br />
Sein Weg soll dein Weg sein. Er wird dich<br />
mit seinen Reichtümern sättigen. Er hat
44<br />
eine Fülle, ja, ein überfließendes Maß an<br />
Freuden für die Seinen bereit. Tritt näher<br />
an das Herz des Vaters! Bewege dich<br />
näher zum Herzen des Herrn Jesus! In<br />
seiner Gemeinschaft wirst du froh und<br />
glücklich werden. Lass dir das Wort aus<br />
Phil. 4,6-7 zur Ermutigung dienen, wo<br />
es heißt: „Sorgt euch um nichts; sondern<br />
in allem lasst durch Gebet und Flehen mit<br />
Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden.<br />
Und der Friede Gottes, der allen<br />
Verstand übersteigt, wird eure Herzen und<br />
eure Gedanken bewahren in Christus Jesus!“<br />
Die Sorgen auf den Herrn Jesus werfen zu<br />
dürfen ist das große Vorrecht der Erlösten.<br />
Sie dürfen es betend tun. Sie dürfen es<br />
flehentlich tun. Sie dürfen es im Glauben<br />
tun und schon im Voraus dafür Dank sagen,<br />
dass der Herr Jesus sie erhören wird.<br />
Der Friede Gottes, der wirklich allen Verstand<br />
übersteigt, der vom Verstand nicht<br />
zu fassen ist, ist der größte Reichtum, den<br />
man auf dieser Welt erlangen kann. Dieser<br />
Friede Gottes formt dann Herz und Sinn.<br />
Er bewahrt und stimmt dankbar, dankbar<br />
dem großen Gott gegenüber, dankbar gegenüber<br />
Jesus Christus!<br />
Drum geh’n wir freudig unsre Pfade<br />
und harren aus in jedem Leid.<br />
Nie wanket deine Lieb’ und Gnade,<br />
nie deines Herzens Freundlichkeit.<br />
Drum Dank dir, Vater, ewig Dank!<br />
Dich preise unser Lobgesang!<br />
So erlebst du Herrlichkeiten Gottes!<br />
Der Zweck unseres Lebens ist: Wir<br />
sollen Gott verherrlichen! Wir sollen für<br />
ihn da sein, seine Ehre und seinen Ruhm<br />
fördern und seine Pläne in die Tat umsetzen.<br />
Die Sünde hat den Menschen von diesem<br />
Ziel weit entfernt. Die Menschen öffnen<br />
sich der Sünde, statt den Wirkungen<br />
Gottes. Die Sünde wird in ihrem Leben<br />
mächtig, und der Einzelne wird ein Sklave<br />
der Sünde.<br />
In der Bibel lesen wir von Hiob. Von<br />
ihm wird gesagt, dass er unsträflich und<br />
untadelig war. Diese Worte hat der Heilige<br />
Geist in der Bibel festgelegt. Das ist<br />
das Prädikat Gottes über einen Erdenbürger.<br />
Hiob war rechtschaffen. Sein Ziel<br />
war, sein Leben so zu führen, dass Gott<br />
dadurch geehrt und gepriesen und verherrlicht<br />
wird.<br />
Hiob fürchtete nicht nur Gott, sondern<br />
er mied auch das Böse. Er floh vor der<br />
Sünde. Er wich der Sünde aus. Er öffnete<br />
sich nicht dem Unreinen. Und immer wieder<br />
erschien Hiob in Herzensdemut vor<br />
Gott, damit auch in seiner Familie nichts<br />
gefunden wurde, was Gott missfallen hätte.<br />
In seinem Gebet drückte er es in Hiob<br />
1,5 am Schluss so aus: „Vielleicht könnten<br />
meine Kinder gesündigt … haben?“ Welch<br />
ein göttlicher Zug im Herzen eines Vaters,<br />
der darüber wacht, dass auch seine<br />
Kinder in göttlichen Bahnen gehen.<br />
Hiob wurde von Satan versucht. Satan<br />
hatte die Erde durchstreift. Er hatte auch<br />
auf den Knecht Gottes Acht gehabt. Er hatte<br />
auf Hiob Acht gehabt. Und Gott hatte<br />
Satan die Frage gestellt: „Hast du meinen<br />
Knecht Hiob beachtet? Denn seinesgleichen<br />
gibt es nicht auf Erden, einen so untadeligen
45<br />
und rechtschaffenen Mann, der Gott fürchtet<br />
und das Böse meidet!“ (Hiob 1,8).<br />
Wahrlich, ein wunderbares Zeugnis,<br />
das Gott Hiob ausstellt. Satan erwiderte<br />
Gott: „Hast du nicht ihn und sein Haus und<br />
alles, was er hat, ringsum eingehegt? Das<br />
Werk seiner Hände hast du gesegnet, und<br />
seine Herden breiten sich im Land aus. Aber<br />
strecke doch einmal deine Hand aus und<br />
taste alles an, was er hat; lass sehen, ob er<br />
dir dann nicht ins Angesicht absagen wird!“<br />
(Hiob 1,10-11).<br />
Hier sehen wir, wie Satan den einzelnen<br />
Menschen versucht, um ihn von Gott<br />
fernzuhalten. In Hiob 1,12 lesen wir, dass<br />
der rettende Gott Satan gestattet, die<br />
Hand an Hiob zu legen. Die Bibel sagt:<br />
„Da sprach der HERR zum Satan: Siehe,<br />
alles, was er hat, soll in deiner Hand sein;<br />
nur nach ihm selbst strecke deine Hand<br />
nicht aus!“ Dem Hiob wurde das Kleinvieh<br />
genommen. Er wurde seiner Herden beraubt.<br />
Seine Knechte wurden erschlagen.<br />
Sein Haus stürzte ein und begrub die Kinder<br />
des Hiob unter sich. In Hiob 1,20-21<br />
lesen wir: „Da stand Hiob auf und zerriss<br />
sein Gewand und schor sein Haupt; und er<br />
warf sich auf die Erde nieder und betete an.<br />
Und er sprach: Nackt bin ich aus dem Leib<br />
meiner Mutter gekommen; nackt werde ich<br />
wieder dahingehen. Der HERR hat gegeben,<br />
der HERR hat genommen; der Name des<br />
HERRN sei gelobt!“<br />
Es ist für einen Menschen nicht leicht,<br />
wenn er sieht, wie alles, was er im Leben<br />
erarbeitet hat, in Trümmer geht, wenn er<br />
nichts oder kaum noch etwas besitzt, seine<br />
Lieben hergeben muss, und dennoch<br />
von Herzen sagen kann: Der Herr hat<br />
gegeben, der Herr hat genommen, der<br />
Name des Herrn sei gelobt. Dazu gehört<br />
ein tiefes Verstehen der <strong>schwere</strong>n <strong>Wege</strong>,<br />
die Gott mit einem Menschen geht.<br />
Lieber Leser, ich glaube, wir hätten<br />
diese Gnade nicht gefunden. Wie oft haben<br />
wir gegen Gottes <strong>Wege</strong> gemurrt. Wir<br />
haben sie nicht immer verstanden. Wir<br />
haben aus- und um uns geschlagen. Wir<br />
haben andere belastet und gemeint, sie<br />
seien an unserem Verlust schuld. Neid ist<br />
in unserem Herzen aufgekommen, und<br />
wir haben bei Weitem nicht alles aus der<br />
Hand Gottes genommen, und ihm auch<br />
nicht immer für die <strong>Wege</strong> gedankt, die wir<br />
nicht verstanden haben.<br />
Und wieder wurde Hiob von Satan versucht.<br />
Satan sagte: Alles, was der Mensch<br />
hat, gibt er um sein Leben. Er sagte<br />
weiter zu Gott: Aber strecke einmal die<br />
Hand aus und taste sein Gebein und sein<br />
Fleisch an, ob er sich nicht offen von dir<br />
lossagen wird. Es ist wirklich so, mancher<br />
Verlust lässt sich ertragen. Mit manchem<br />
wird der Mensch fertig. Wenn Gott aber<br />
den Einzelnen antastet und aufs Krankenlager<br />
legt und die Krankheit sogar noch<br />
zunimmt, dann ist es für Jung und Alt<br />
nicht leicht, Gott für seinen eigenartigen<br />
Weg zu danken und ihn als richtig anzuerkennen.<br />
Hiob bekam böse Geschwüre. Vom<br />
Scheitel bis zur Fußsohle hatte er bösartige<br />
Beulen. Er nahm einen Scherben,<br />
um sich damit zu schaben. Hinzu kam<br />
die große Versuchung, als seine Frau zu<br />
ihm sprach: Hältst du noch fest an deiner<br />
Vollkommenheit? Sage dich los von Gott<br />
und stirb.<br />
In all diesem aber blieb die große Freude<br />
im Herzen Hiobs bestehen, die in<br />
Hiob 19,25 zum Ausdruck kommt, als er<br />
ausrief: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“<br />
Nachdem Hiob hatte <strong>schwere</strong> Tage an<br />
sich vorübergehen lassen müssen, wurde<br />
er von Gott neu und überströmend gesegnet.<br />
Er hatte es erfahren: <strong>Auch</strong> schwe-
46<br />
re <strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>! Er lebte in der<br />
Gemeinschaft mit Gott. Gott gab Hiob<br />
mehr als genug. Er war ein Zeuge des rettenden<br />
Gottes, der ihn neu und überströmend<br />
segnete.<br />
Ich kann mir vorstellen, dass die große<br />
Einsamkeit, in der Hiob sich befand, ganz<br />
besonders bedrückend für ihn war. Das<br />
Bewusstsein der Verlassenheit lastete auf<br />
ihm. Wer wollte schon mit solch einem<br />
unglücklichen Menschen etwas zu tun<br />
haben? Alle zogen sich von ihm zurück.<br />
Und die, die bei ihm blieben, empfanden<br />
nicht mit ihm. Er war wirklich im tiefsten<br />
Innern allein.<br />
In der Einsamkeit fühlt sich der Mensch<br />
aber nicht wohl. Er hat das Gefühl des Verlassenseins.<br />
In der Einsamkeit bist du traurig.<br />
Du liegst innerlich am Boden. Es ist<br />
aber so, dass gerade in Stunden, in denen<br />
du die Einsamkeit am stärksten verspürst,<br />
der Herr dir sehr nahe ist. Es gefällt dem<br />
Herrn, auch dich in einsame Stunden, in<br />
einsame Tage zu führen, damit er dir Neues<br />
und noch Herrlicheres schenken kann.<br />
Wenn der Herr die Möglichkeit sieht, dass<br />
du dich mehr für ihn öffnest, damit er dir<br />
mehr aus seiner Fülle geben kann, dann<br />
führt er dich in die Einsamkeit. Selbst<br />
Menschen, die dich beobachten, merken<br />
oft gar nicht, dass du in der Einsamkeit<br />
lebst. In der Einsamkeit öffnen sich die<br />
Quellen Gottes. In Stunden der Einsamkeit<br />
wirst du neu durchflutet. In Stunden<br />
der Einsamkeit nehmen Segensströme<br />
Gottes manches Geröll aus deinem Leben<br />
mit hinweg. Du sollst innerlich mehr für<br />
die Segnungen von oben geöffnet werden.<br />
Der Herr hat noch Größeres mit dir vor.<br />
Darum rufe ich dir zu:<br />
Fliehe mehr in die Einsamkeit! Andere<br />
werden bald merken, dass du reicher<br />
wirst. Sie werden dich beneiden. Du wirst<br />
für andere viel mehr zum Segen werden.<br />
Wie willst du anderen Menschen dienen,<br />
die in der Einsamkeit leben, wenn du nicht<br />
selbst immer wieder von Gott durch Stunden<br />
der Einsamkeit geführt wirst? Darum<br />
bitte ich dich: Klage nicht die Menschen<br />
an. Sieh nicht auf die Umstände. Nimm<br />
Abschied von deinen bisherigen Vorstellungen.<br />
In einsamen Stunden wächst in<br />
deinem Herzen ein Neues. Da grünt etwas<br />
für Gott. Da wird Frucht geboren. Da<br />
erlebst du Herrlichkeit Gottes. Darf ich<br />
dich noch einmal fragen: Fühlst du dich<br />
einsam? Dann rufe ich dir zu:<br />
Der große Gott steht auf deiner Seite.<br />
Ob viele oder wenige Menschen an dir vorübergehen,<br />
ob dich hier jemand verwundet<br />
oder dort jemand verletzt, laut rufe<br />
ich dir zu: Du stehst unter Gottes Schutz!<br />
Der Herr Jesus liebt dich! Der große Gott<br />
ist dein Vater! Durch Jesaja 40,15 ruft Gott<br />
dir zu: „Siehe, die Völker <strong>sind</strong> wie ein Tropfen<br />
am Eimer; wie ein Stäubchen in den<br />
Waagschalen <strong>sind</strong> sie geachtet!“<br />
Fasse Mut! Blicke nach oben! Sei gewiss:<br />
<strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>!<br />
Schaue nicht nach links oder rechts.<br />
Denke immer wieder daran:<br />
Mutlosigkeit zieht nach unten! Die Bibel<br />
ruft dir zu: „Liebt den HERRN, alle seine<br />
Frommen! Der HERR bewahrt die Treuen,<br />
und er vergilt reichlich dem, der hochmütig<br />
handelt. Seid stark, und euer Herz fasse<br />
Mut, ihr alle, die ihr auf den HERRN harrt!“<br />
(Psalm 31,24-25). Ja, allen Lesern rufe ich<br />
persönlich zu: Fasse Mut! Wende dich in<br />
allen Sachen an den Herrn. Er wird deine<br />
Sache herrlich hinausführen, dass du ihm<br />
am Ende nur danken kannst.<br />
Ja, der Herr wird dich rechfertigen! Jesaja<br />
45,24 sagt: „Nur in dem HERRN, wird<br />
man von mir sagen, habe ich Gerechtigkeit<br />
und Stärke!“ Je tiefer du dich in dem Herrn
47<br />
Jesus birgst, umso wohler wird es deiner<br />
Seele sein. <strong>Auch</strong> dann werden noch Wolken<br />
über deinem Leben hinziehen. Die<br />
Wolken werden sich aber nur in einem<br />
sanften, milden Regen über deinem Leben<br />
entladen, und es wird ein ganz neuer<br />
Frühlingswind durch dein Innenleben ziehen.<br />
In der Gemeinschaft mit dem Herrn<br />
wird deine Einsamkeit verschwinden. In<br />
der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus<br />
fühlst du dich nicht mehr allein. Andere<br />
werden immer ärmer werden. Du aber<br />
wirst noch froher, noch glücklicher, noch<br />
mehr zum Segen.<br />
Darum bitte ich dich: Schlage nicht um<br />
dich, sondern breite dein Innenleben völlig<br />
vor dem Herrn Jesus aus. Lass ihn in<br />
die letzten Falten und Fugen deines Lebens<br />
hineindringen. Lass ihn, deinen Heiland,<br />
mehr in die Tiefen deines Lebens<br />
hineingehen. Es wird sich in deinem Leben<br />
auswirken. Gerade dich will der Herr<br />
für Größeres gebrauchen. Darum führt er<br />
dich einsame <strong>Wege</strong>, darum führt er dich<br />
auch teils <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong>.<br />
Im Licht deines Herrn atmet deine Seele<br />
Himmelsluft. In Psalm 31,17 sagt der Psalmist:<br />
„Lass dein Angesicht leuchten über deinem<br />
Knecht; rette mich durch deine Güte!“<br />
Diese Worte gelten nicht nur den<br />
Knechten, sondern auch den Mägden des<br />
Herrn. Wenn der Herr dich aus jeder Einsamkeit<br />
herausführt, so <strong>sind</strong> es nur seine<br />
Güte und sein Erbarmen. Wenn dir sein<br />
Angesicht neu und herrlich leuchtet, dann<br />
freue dich und öffne dich ihm. Immer wieder<br />
sage ich dir: Der Herr hat noch viel<br />
mehr für dich! Seine Segnungen hast du<br />
noch lange nicht ausgeschöpft. Seine<br />
Quellen leeren sich nie. Du darfst nehmen<br />
und wieder nehmen.<br />
Du darfst mit der Kraft des Herrn rechnen.<br />
Darum rufe ich dir das Wort aus der<br />
Bibel zu: „Harre auf den Herrn! Sei stark,<br />
und dein Herz fasse Mut, und harre auf<br />
den Herrn!“ (Psalm 27,14). Denn nur allein<br />
so erlebst du Herrlichkeit Gottes. Der<br />
Mensch zeigt sehr oft durch sein Tun seine<br />
ganze Ohnmacht und Erbärmlichkeit.<br />
Der Mensch zeigt, dass er es mit eigener<br />
Kraft nicht schafft. Gott aber offenbart<br />
durch sein Tun seine Herrlichkeit. Doch<br />
denke bitte daran:<br />
Nur der Herr Jesus vermittelt dir Herrlichkeit<br />
Gottes! Der Herr Jesus ist der<br />
Fels. Wer im Glauben seine Füße auf ihn<br />
– diesen Felsen – stellt, wird nicht wanken<br />
noch weichen. Er wird nicht irre werden,<br />
wenn manches in seinem Leben anders<br />
läuft, als er es sich gedacht hat. Im Wort<br />
Gottes steht geschrieben: „Er ist der Fels;<br />
vollkommen ist sein Tun; ja, alle seine <strong>Wege</strong><br />
<strong>sind</strong> gerecht. Ein Gott der Treue und ohne<br />
Falsch, gerecht und aufrichtig ist er“ (5.<br />
Mose 32,4). Darum rufe ich dir zu: Zweifle<br />
bitte nicht daran, dass der Herr Jesus dich<br />
recht führt. Er liebt dich! Er weiß, wie er<br />
dich zu führen hat. Er weiß, wann er deine<br />
Schwierigkeiten beseitigen kann. Über<br />
deinem Leben waltet ein treuer Herr! Ein<br />
gerechter Herr! Er ist für dich da!<br />
Der Weg zur Herrlichkeit verläuft allerdings<br />
oft anders als du denkst. Es geht<br />
durch unruhige Stunden. Es geht durch<br />
<strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong>. Aber denke daran: <strong>Auch</strong><br />
<strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>! Der<br />
Herr Jesus nimmt dir oft dieses oder jenes,<br />
um dir mehr zu geben. Er räumt aus,<br />
um dein Innenleben neu zu reinigen, um<br />
intensiver in dir Wohnung zu machen. Er<br />
nimmt dir den irdischen Halt, um selbst<br />
dein Halt zu werden.<br />
<strong>Auch</strong> die jungen Adler, so lasen wir an<br />
anderer Stelle, wollen nicht flügge werden.<br />
Sie wollen im Nest bleiben. Sie werden<br />
aber von dem alten Adler aus dem Nest
48<br />
geworfen. Sie müssen fliegen lernen. Der<br />
alte Adler wacht aber über seinen Jungen.<br />
Liebes Gotteskind, sei gewiss: Mehr noch<br />
wacht der Herr Jesus über deinem Leben!<br />
Halte es fest: Du sollst mehr Herrlichkeit<br />
Gottes erleben! Du selbst sollst mehr<br />
das Offenbarwerden der Macht Gottes<br />
erfahren. Der Herr Jesus will den letzten<br />
Unglauben aus deinem Leben entfernen.<br />
Der Herr will dich mehr erfüllen und<br />
durchdringen. Er will in das Verborgenste<br />
deines Lebens hineinschauen. Er will dort<br />
ein Neues wirken. Nur so wirst du mehr<br />
Herrlichkeit Gottes erfahren.<br />
Gottes Herrlichkeit schaust du nicht<br />
immer sofort. Die Bibel sagt: „Was verborgen<br />
ist, das steht bei dem HERRN, unserem<br />
Gott; was aber geoffenbart ist, das ist ewiglich<br />
für uns und unsere Kinder bestimmt,<br />
damit wir alle Worte dieses Gesetzes tun“<br />
(5. Mose 29,28). Gott wirkt oft im Verborgenen,<br />
aber er wirkt. Er will auch bei<br />
dir im Verborgenen wirken. Aber lass ihn<br />
auch wirken. Sträube dich ihm gegenüber<br />
nicht länger. Mache dem Herrn Jesus keine<br />
Vorwürfe mehr. Sage doch dankbar<br />
Ja zu seiner Führung. Nur so erlebst du<br />
Herrlichkeit. Nur so wirst du selbst froh<br />
und machst andere froh. Nur so werden<br />
auch bei dir <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> zu <strong>Segenswege</strong>n.<br />
Wo es nicht so war, bereue es vor<br />
dem Herrn Jesus im Gebet. Ja, lieber Bruder,<br />
liebe Schwester, öffne dich jetzt weit<br />
für die Herrlichkeiten Gottes!<br />
Durch Gottes Macht wird Herrlichkeit<br />
Gottes geoffenbart. Ziehe nicht selbst<br />
in den Kampf gegen deine Feinde. Du<br />
wirst nicht mit ihnen fertig. Du wirst nur<br />
unglücklich. Du kannst manches kaputtschlagen.<br />
Du kannst manches zerreißen.<br />
Du wirst aber nicht glücklich dabei. Auf<br />
diesem Weg offenbart sich nicht Herrlichkeit<br />
Gottes. Die Bibel sagt: „Fürchtet euch<br />
nicht vor ihnen; denn der HERR, euer Gott<br />
ist es, der für euch kämpft!“ (5. Mose 3,22).<br />
Habe keine Furcht vor deinen Feinden.<br />
Habe Ehrfurcht vor dem Herrn und warte<br />
auf sein Einschreiten. Lass dir ein demütiges<br />
Herz schenken.<br />
Aus Herzensdemut wächst Herrlichkeit<br />
Gottes. Der Herr Jesus sagt: „Denn<br />
jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt<br />
werden; wer aber sich selbst erniedrigt, der<br />
wird erhöht werden“ (Lukas 18,14). Liebe<br />
Schwester, lieber Bruder, besäßen wir<br />
doch alle mehr Herzensdemut, die der<br />
Herr gern bei uns sehen möchte. Wir würden<br />
dann immer mehr Herrlichkeit Gottes<br />
erleben.<br />
Du und ich, wir stehen dem Herrn<br />
sehr oft im Weg. Wir wollen uns die Gnade<br />
schenken lassen, uns mehr vor dem<br />
Herrn Jesus zu demütigen und noch tiefer<br />
zu beugen. Er richtet den Niedergebeugten<br />
auf. Er steht auf der Seite derer, die<br />
bedrückt <strong>sind</strong>. Wir wollen mehr im Wort<br />
Gottes lesen. Wir wollen mehr aus dem<br />
Wort Gottes schöpfen. Wir wollen durch<br />
sein Wort in Gott reicher werden. Durch<br />
das Wort Gottes bekommen wir neue<br />
Kraft. Im Wort Gottes sehen wir mehr unseren<br />
Zustand.<br />
Herrlichkeit Gottes erfreut das Herz!<br />
Die Bibel sagt: „Du aber wirst fröhlich sein<br />
in dem HERRN“ (Jesaja 41,16). Wir werden<br />
in dem Herrn froh werden. Wir werden<br />
andere zum Herrn Jesus locken. Wir werden<br />
andere auf den Herrn Jesus aufmerksam<br />
machen. <strong>Auch</strong> sie sollen Herrlichkeit<br />
Gottes erleben.<br />
Aus unseren Erfahrungen mit dem großen<br />
Gott werden die Menschen etwas davon<br />
verspüren, wie aus <strong>schwere</strong>n <strong>Wege</strong>n<br />
<strong>Segenswege</strong> werden können. Wir wollen<br />
solche sein, die auf diese Weise die Allmacht<br />
und Gnade Gottes rühmen.
49<br />
Durch <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> zur Fülle des Segens<br />
Den natürlichen Menschen kann Gott<br />
zu wenig Gutem gebrauchen. Darum<br />
führt Gott den, den er zu Höherem beruft<br />
und aussondert, auf <strong>schwere</strong>n <strong>Wege</strong>n,<br />
um ihn zur ganzen Fülle seines Segens<br />
zu bringen. Diese <strong>Wege</strong>, die Gott mit den<br />
Menschen geht, sehen wir auch im Leben<br />
Josephs. Gott wusste, dass er ihn einmal<br />
zu Größerem, zu etwas Besonderem gebrauchen<br />
konnte. Doch musste Gott bei<br />
Joseph schon in frühester Jugend mit tiefen<br />
Demütigungswegen anfangen.<br />
Der Vater hatte Joseph vorgezogen. Er<br />
hatte Vorzüge gegenüber seinen Brüdern.<br />
Dies zeigte keine guten Auswirkungen.<br />
Vater und Mutter sollten sich doch bemühen,<br />
ein Kind wie das andere zu halten.<br />
Vielleicht durch falsche Erziehung — bewirkt<br />
durch falsche Bevorzugung – hatte<br />
Joseph eigenartige Vorstellungen, die sich<br />
in seinem Traumleben äußerten. Doch<br />
Gott hat die Träume in etwa in Erfüllung<br />
gehen lassen.<br />
Joseph wird von seinen Brüdern beneidet.<br />
Und Neid ist die Wurzel manchen<br />
Übels. Neid führt zu Groll. Neid führt zu<br />
Hass. Neid führt zu <strong>Wege</strong>n, die Gott nicht<br />
gutheißen kann. So wurde Joseph von<br />
seinen Brüdern verkauft und kam in ein<br />
fernes, fremdes Land.<br />
Durch diese Demütigungswege bewirkte<br />
Gott, Joseph in ein ungestörtes Abhängigkeitsverhältnis<br />
zu ihm zu bringen. Er<br />
konnte ihn nun zu Großem erheben. Er<br />
konnte ihn zu Höherem bestimmen. Er<br />
konnte ihn erleben lassen: <strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong><br />
<strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>. Er konnte ihn<br />
für seine Umgebung und die Seinen zum<br />
Segen setzen. Er konnte ihn als Werkzeug<br />
gebrauchen. <strong>Auch</strong> als Werkzeug zur<br />
Durchhilfe seiner Verwandten und seines<br />
Volkes. Wie er von Natur aus war, konnte<br />
Gott nichts mit ihm anfangen. Joseph<br />
wäre höchstens einer wie viele andere geworden.<br />
Joseph wäre vielleicht im eigenen<br />
Hochmut untergegangen. Vielleicht hätte<br />
Joseph andere abgehalten, zu Gott zu<br />
kommen, statt sie zu Gott zu führen. Und<br />
noch einmal sage ich: Es ist nicht gut,<br />
wenn Vater oder Mutter ein Kind dem anderen<br />
vorziehen. „Israel aber hatte Joseph<br />
lieber als alle seine Söhne“ (1. Mose 37,3).<br />
Die Liebe des Vaters genießen zu dürfen<br />
ist für jedes Kind eine Wohltat. Wenn aber<br />
ein Kind sieht: Der Vater liebt meinen Bruder<br />
oder meine Schwester mehr als mich<br />
–, so ruft das Betrübnis hervor.<br />
Joseph hatte ein anderes Kleid als seine<br />
Brüder. Ihm wurde ein bunter Rock<br />
gemacht. Gerade durch das Äußere wurde<br />
sein Ehrgeiz geweckt. Vom Vaterhaus<br />
her wurde er schon über andere gestellt.<br />
Er wusste auch, sich die Gunst des alten<br />
Vaters zu erwerben: „Und Joseph brachte<br />
vor ihren Vater, was man ihnen Schlimmes<br />
nachsagte“ (1. Mose 37,2). Das war kein<br />
schöner Zug Josephs. Es war auch kein<br />
schöner Zug des Vaters, sein Ohr dafür<br />
herzugeben. Vielleicht musste auch der<br />
Vater, getrennt vom Sohn, Demütigungswege<br />
gehen, um von dieser Art frei zu<br />
werden.<br />
Gott gefällt es, den hart anzufassen,<br />
den er vermehrt für sich gebrauchen will.<br />
Er will nicht nur den Menschen im Äußeren<br />
umgestalten, nein, er will bei dir,<br />
lieber Leser, aus der Tiefe deines natürlichen<br />
Lebens heraus, etwas ganz Neues
50<br />
schaffen, damit du sein Werk wirst. Du<br />
sollst von ihm zu Höherem umgestaltet<br />
werden. Der Herr Jesus will dich für die<br />
Fülle des Segens zubereiten. Er will nicht,<br />
dass du in den Anfängen des neuen Lebens<br />
stecken bleibst. Du sollst weiterkommen.<br />
Du sollst für Gott reifen, um<br />
seine Ehre hell auf den Leuchter zu stellen.<br />
Das Ziel Gottes mit dir ist: Du sollst<br />
in außergewöhnlichem Maße zu seiner<br />
Ehre und Verherrlichung beitragen. Hierbei<br />
muss viel abgelegt werden, was dir<br />
lieb und teuer ist. Gott holt manches aus<br />
deinem natürlichen Leben heraus. Er will<br />
dich davon befreien. Er setzt den Pflug in<br />
deinem Leben tief an. Er legt Scholle auf<br />
Scholle in deinem Herzensboden um. Er<br />
packt die nicht guten Auswüchse deines<br />
Lebens hart bei der Wurzel. Er will dich für<br />
viel Größeres empfänglich machen. Gott<br />
benutzt – um im Bild zu reden – den Kultivator,<br />
um den Boden neu aufzureißen.<br />
Er will ja den Boden deines Herzens urbar<br />
machen. Er will dich für den Samen seines<br />
Wortes empfänglich machen. Nur so<br />
kann sich der Strom des Segens von oben<br />
in der ganzen Fülle bei dir auswirken. Er<br />
eggt, er hechelt, er wendet und planiert.<br />
Du sollst ein Garten Gottes werden. Gerade<br />
in dir und durch dich will er Großes<br />
tun. Darum zage und zögere nicht. Werde<br />
auch nicht mutlos, wenn Gott dich durch<br />
tiefe Demütigungen führt. Gott muss diesen<br />
Weg mit dir gehen, bevor er dich zu<br />
Höherem erwählen und berufen kann.<br />
Wenn du dich danach sehnst, völliger<br />
von Gott gebraucht zu werden und ihm zu<br />
dienen, dann sage täglich neu Ja zur Führung<br />
Gottes. Eine Fülle der Segnungen<br />
Gottes liegt für dich persönlich bereit. Du<br />
kannst diese Fülle der Segnungen Gottes<br />
aber nicht mit den natürlichen Händen<br />
greifen, sondern Gott muss dich zubereiten.<br />
Er muss deinem Leben eine Weihe<br />
schenken. Du musst dich ihm ausliefern,<br />
ihm hingeben. Verzage nicht, wenn dich<br />
Gott durch große Tiefen führt. Denke<br />
vielmehr daran: <strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> <strong>sind</strong><br />
<strong>Segenswege</strong>! Nimm es im Glauben, dass<br />
der Heiland Besonderes mit dir vorhat. Er<br />
will dich immer wieder gebrauchen. Darum<br />
sage Ja zu den Demütigungen Gottes.<br />
Je mehr Herzensdemut der Heiland dir<br />
schenken kann, desto mehr kann er dich<br />
vor Demütigungen bewahren. Demütigungen<br />
Gottes in deinem Leben haben<br />
nur ein Ziel: Du sollst ihn mehr in seiner<br />
Macht und Herrlichkeit erkennen, in seiner<br />
Liebe und Zuneigung zu dir. Du sollst<br />
den Heiland als den Spender der ganzen<br />
Fülle der Segnungen Gottes erleben.<br />
Wenn aber eine Gesinnung in deinem<br />
Herzen ist, wie sie Joseph im Traum ausgedrückt<br />
hat, dann kann Gott dich nicht<br />
zu Höherem führen. Er muss diese Gesinnung<br />
erst aus deinem Herzen herausnehmen.<br />
Der tiefste Grund deines Herzens<br />
und deiner Seele muss rein und empfänglich<br />
für die Fülle der Segnungen Gottes<br />
sein.<br />
Der Traum Josephs war so: „Siehe, wir<br />
banden Garben auf dem Feld, und siehe,<br />
da richtete sich meine Garbe auf und blieb<br />
stehen; und siehe, eure Garben stellten sich<br />
ringsumher und warfen sich vor meiner<br />
Garbe nieder!“ (1. Mose 37,7). Wenn man<br />
das menschlich betrachtet, muss man sagen:<br />
Hier tritt Hochmut zutage, Ehrgeiz,<br />
ein Sich-über-andere-Stellen. Selbst wenn<br />
sich dies alles später erfüllte, so offenbarte<br />
sich hier doch die natürliche Art und der<br />
natürliche Charakterzug eines Josephs.<br />
Sein Traum ging ja noch weiter: „Ich<br />
habe wieder geträumt, und siehe, die Sonne<br />
und der Mond und elf Sterne beugten sich<br />
vor mir nieder!“ (1. Mose 37,9). Sein Vater,
51<br />
seine Mutter, seine elf Brüder – so kam<br />
es hier zum Ausdruck – alle standen unter<br />
ihm. Er sah sich als der Große und Erhabene.<br />
Und wieder sage ich: Selbst wenn<br />
manches in Erfüllung ging, so reizte dies<br />
doch seine Brüder sehr, mit Joseph ins<br />
Gericht zu gehen. Sie sagten: „Seht, da<br />
kommt der Träumer daher“ (1. Mose 7,19).<br />
Die Bruderliebe war geschwunden. Das<br />
gemeinsame Blut sprach nicht mehr. Man<br />
sehnte sich danach, ihn aus dem Blickfeld<br />
zu bekommen. Sie wollten ihn nicht<br />
mehr sehen. Sie konnten ihn nicht mehr<br />
ertragen. Sie wünschten ihn weg, mitsamt<br />
seinem bunten Rock. Deshalb musste Joseph<br />
diesen Demütigungsweg gehen: „Da<br />
zogen sie ihm das Gewand aus, den bunten<br />
Leibrock, den er trug“ (1. Mose 37,23). Sie<br />
nahmen ihm das, was ihnen zum Anstoß<br />
war, was sie nicht mehr sehen konnten.<br />
Wenn der Vater auch mitschuldig war, so<br />
ging doch Joseph zunächst diesen Demütigungsweg<br />
allein: „Sie ergriffen ihn und<br />
warfen ihn in die Zisterne“ (1. Mose 37,24).<br />
Welch eine Erniedrigung! Joseph, in der<br />
tiefen Zisterne! Er, der im Traum höher<br />
stand als seine Brüder, er, vor dem sich<br />
alle verneigten. Er wusste nicht mehr ein<br />
noch aus. Gott hatte es verhütet, dass<br />
in der Zisterne Wasser war. Wie sollte es<br />
nun werden? Gewiss wurde hier, in dieser<br />
schwierigen Situation, Gebet auf Gebet<br />
nach oben gesandt. Es war ja, menschlich<br />
gedacht, kein Ausweg vorhanden.<br />
Menschlich gedacht, musste Joseph hier<br />
umkommen. Und doch wachte Gott über<br />
sein Leben.<br />
Joseph sehnte sich gewiss nach Vater<br />
und Mutter, nach Vaterhaus und Wohlstand.<br />
Er ahnte nicht, dass hier ein Weg<br />
der Einsamkeit, ein Weg der Entsagung,<br />
seinen Anfang nahm. Noch eine Stufe<br />
tiefer musste Joseph hinab: Seine Brüder<br />
verkauften ihn für 20 Silberlinge den Ismaelitern.<br />
Und diese brachten ihn nach<br />
Ägypten. Ein <strong>schwere</strong>r Weg. Ein Weg ins<br />
Ungewisse. Ein Weg, der ihn Stunde um<br />
Stunde von seinem ersehnten Ziel, bald<br />
wieder im Elternhaus zu sein, weiter<br />
entfernte. Unter fremden Menschen, als<br />
Sklave, zog er gewiss betrübt und traurig<br />
seine Straße. Er sah es noch nicht, dass<br />
auch dieser Weg Gottes Weg war. Er sah<br />
es noch nicht, dass auch <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong><br />
<strong>Segenswege</strong> <strong>sind</strong>. <strong>Auch</strong> hier lag Gottes<br />
Führung in den Demütigungswegen Josephs.<br />
Es trat auch die Unaufrichtigkeit der<br />
Brüder Josephs zutage: „Sie aber nahmen<br />
Josephs Leibrock und schlachteten einen<br />
Ziegenbock, tauchten den Leibrock in das<br />
Blut; und sie schickten den bunten Leibrock<br />
ihrem Vater und ließen ihm sagen: Das haben<br />
wir gefunden; sieh doch, ob es der Leibrock<br />
deines Sohnes ist oder nicht! Und er<br />
erkannte ihn und sprach: Es ist der Leibrock<br />
meines Sohnes! Ein wildes Tier hat ihn gefressen!<br />
Joseph ist gewiss zerrissen worden!“<br />
(1. Mose 37,31-33). Wie unwahr waren diese<br />
Brüder Josephs. <strong>Auch</strong> sie mussten Demütigungswege<br />
Gottes geführt werden. Sie<br />
kamen – wenn auch nach langer Zeit – dahin<br />
zu erkennen, dass der Traum Josephs<br />
in Erfüllung ging. Der alte Vater, der alte<br />
Israel, weigerte sich, sich trösten zu lassen.<br />
Mit dem Weh, einen Sohn verloren<br />
zu haben, legte er sich abends nieder. Tag<br />
und Nacht wurde sein Innerstes gequält.<br />
Demütigungswege Gottes durchlebte<br />
Israel bis in die tiefsten Tiefen. Den Becher<br />
der Demütigung musste er Schluck<br />
für Schluck und Tag für Tag leeren, bis er<br />
sich endlich damit abfand: Mein Sohn lebt<br />
nicht mehr, ein wildes Tier hat ihn zerrissen.<br />
Gewiss gebrauchte Gott diese <strong>Wege</strong>,<br />
um auch bei Israel manches aus dem Leben,<br />
aus dem tief Verborgenen herauszu-
52<br />
nehmen, damit er sich ihm mehr kundtun<br />
konnte.<br />
Joseph ging seinen Weg: „Potiphar, ein<br />
Kämmerer des Pharao, der Oberste der Leibwache,<br />
ein Ägypter, hatte ihn aus der Hand<br />
der Ismaeliter erworben, die ihn dorthin gebracht<br />
hatten“ (1. Mose 39,1). Von seinen<br />
Brüdern verkauft, in fremde Hand gegeben,<br />
galt es, Vertrauen zu gewinnen. Es<br />
galt, jetzt innerlich Abschied zu nehmen<br />
von der schönen Vergangenheit, von froher<br />
Jugendzeit, von den Tagen, beschützt<br />
und beschirmt im Elternhaus. Gewiss<br />
hatte sich Joseph damit abgefunden. Für<br />
ihn gab es kein Zurück mehr. Hier setzte<br />
Gott neu an. Hier ging Gott an die tiefen<br />
Wurzeln des Lebens Josephs. Ja, wen Gott<br />
für Großes gebrauchen will, den schont er<br />
nicht. Er geht mit uns tiefe <strong>Wege</strong>. <strong>Wege</strong>,<br />
auf denen Seufzer um Seufzer aus der<br />
Brust hochkommen, <strong>Wege</strong>, auf denen<br />
Träne um Träne über die Wangen rinnen,<br />
<strong>Wege</strong>, auf denen du vielleicht sagst: Ich<br />
halte es nicht mehr aus.<br />
Joseph wäre nie von Gott gesegnet<br />
worden, wenn er die falsche Erziehung<br />
des Vaters verurteilt hätte, wenn er das<br />
grausame Handeln seiner Brüder verurteilt<br />
hätte, ja, wenn er Menschen daheim<br />
und in der Fremde angeklagt hätte. Joseph<br />
wurde nur dadurch für eine Fülle der<br />
Segnungen Gottes reif, weil er Ja zur Führung<br />
Gottes gesagt hatte. <strong>Auch</strong> du wirst<br />
durch dein Um-dich-Schlagen nur ärmer.<br />
Aber durch Stillwerden, durch ein Sichdemütig-Beugen<br />
unter die Hand Gottes<br />
wirst du ein reicher Segensträger. Es gibt<br />
Quellen Gottes, die in deinem Leben nur<br />
auf diesem <strong>Wege</strong> zum Sprudeln kommen.<br />
Es gibt Lektionen, die du nur auf diesem<br />
Demütigungsweg, wie du ihn jetzt gehst,<br />
lernen kannst. Es gibt Nachhilfestunden<br />
Gottes, in denen er nur ganz in Stille und<br />
Einsamkeit dir zur Reifeprüfung verhilft.<br />
Joseph wurde gesegnet. Er erlebte im<br />
fremden Land den Segen Gottes: „Und<br />
der HERR war mit Joseph, und er war ein<br />
Mann, dem alles gelang“ (1. Mose 39,2).<br />
Der Verstand sagt: Das ist unmöglich.<br />
Fern vom Vaterhaus, Sklave eines Menschen,<br />
und dabei ein gesegneter Mann.<br />
Und dennoch sehen wir hier, was Segnungen<br />
Gottes vermögen. Sei aber gewiss,<br />
diese Segnungen Gottes konnte Joseph<br />
erst empfangen, nachdem er sich restlos<br />
mit den <strong>Wege</strong>n Gottes einverstanden erklärt<br />
hatte. Der Mensch, der gegen Gott<br />
und seine Führung rebelliert, wird nie ein<br />
gesegneter Mann, eine gesegnete Frau.<br />
Unglück und Unzufriedenheit, Murren<br />
und Knurren, Anklagen und Um-sich-<br />
Schlagen bleiben das Teil derer, die Nein<br />
zu den eigenartigen, oft <strong>schwere</strong>n <strong>Wege</strong>n<br />
Gottes sagen. Es ist wirklich ein großes<br />
Geheimnis – ich will es einmal menschlich<br />
ausdrücken –, mitten im Unglück<br />
glücklich sein zu können, unter dem Joch<br />
harter Menschen froh sein zu dürfen. Es<br />
ist das große Vorrecht eines Gotteskindes,<br />
vergeben und vergessen zu können.<br />
Das hatte Joseph gelernt, auch wenn es<br />
nicht wörtlich in seiner Lebensgeschichte<br />
aufgezeichnet ist. Lieber Leser, lerne<br />
die Lektionen Gottes, vergiss alles und<br />
vergib allen – auch denen, die dir großes<br />
Leid zugefügt haben. Du meinst, sie hätten<br />
deinen ganzen Lebensweg verdorben.<br />
Du meinst, sie seien an allem schuld.<br />
Du meinst, ein anderer hätte die Weiche<br />
falsch gestellt. Ich sage dir aber immer<br />
wieder: Sage Ja zu den eigenartigen <strong>Wege</strong>n<br />
Gottes – auch wenn du sie nicht verstehst.<br />
Glaube es: Es gibt Segensströme<br />
Gottes, die du nur auf diesem Weg, den<br />
du jetzt gehst, empfangen kannst. Ob du<br />
sie empfängst, ist deine Wahl. Es hängt
53<br />
von dir ab. Die Tatsache jedoch bleibt:<br />
Gott hat gerade für diese <strong>Wege</strong>, die er<br />
dich führt, eine Segensfülle bereit, die du<br />
unmöglich auf einem anderen Weg empfangen<br />
kannst. Ja, auch <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong><br />
<strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>!<br />
So wurde Joseph zum Segen für andere:<br />
„Und als sein Gebieter sah, dass der HERR<br />
mit ihm war, und dass der HERR in seiner<br />
Hand alles gelingen ließ, was er unternahm,<br />
da fand Joseph Gnade in seinen Augen und<br />
durfte ihn bedienen; und er setzte ihn zum<br />
Aufseher über sein Haus und gab alles, was<br />
er hatte, in seine Hand“ (1. Mose 39,3-4).<br />
Welch eine Wende durch Gottes Führung!<br />
Der größte Optimist hätte es nicht für<br />
möglich gehalten, dass der Weg Josephs<br />
so enden würde. Das hätten seine Brüder<br />
nie gedacht, als sie ihn an der Hand eines<br />
Sklavenkäufers in ein fremdes Land fortziehen<br />
sahen. Ich glaube nicht, dass die<br />
Brüder Josephs, die in Behaglichkeit und<br />
Wohlstand zu Hause lebten, das Glück Josephs<br />
im Herzen trugen, das Glück, das<br />
Gott Joseph ins Herz gegeben hatte. So<br />
enden <strong>Wege</strong> Gottes, wenn man sie durch<br />
Demütigungen und Entbehrungen hindurch<br />
willig geht. Einer, der den Herrn<br />
nicht kannte, musste einsehen: Gott war<br />
mit Joseph. Alles, was er tat, gelang. Man<br />
denkt unwillkürlich an Psalm 1,1-3, wo es<br />
am Ende heißt: „Und alles, was er tut, gerät<br />
wohl“, nachdem die Voraussetzungen,<br />
die auch in dem Psalmwort beschrieben<br />
<strong>sind</strong>, beachtet wurden und werden.<br />
Joseph fand Gnade vor seinem Herrn.<br />
Sein hoher Vorgesetzter gewann solches<br />
Vertrauen zu ihm, dass er alles in die<br />
Hände Josephs legte. Der Sklave wird<br />
zum Herrscher, der Knecht zum Gebieter,<br />
der Arme zum Reichen. Das <strong>sind</strong><br />
<strong>Segenswege</strong> Gottes, die er mit den Menschen<br />
geht, die sich seinem Segen ganz<br />
aufschließen: „Und von der Zeit an, da<br />
er ihn über sein Haus und über alle seine<br />
Güter gesetzt hatte, segnete der HERR das<br />
Haus des Ägypters um Josephs willen, und<br />
der Segen des HERRN war in allem, was er<br />
hatte, im Haus und auf dem Feld“ (1. Mose<br />
39,5). Durch den von Gott Gesegneten<br />
werden andere gesegnet. Das ist der Weg<br />
Gottes. Das <strong>sind</strong> die Ziele Gottes. Das<br />
<strong>sind</strong> die Ziele Gottes auch mit dir, lieber<br />
Leser. Vielleicht siehst du zu viel auf deine<br />
Vergangenheit. Vielleicht siehst du zu<br />
viel auf deine Gegenwart. Vielleicht wirst<br />
du mit Schwerem nicht fertig und Gott<br />
wird gehemmt, dich zu segnen. Lass dich<br />
in dieser Stunde doch einfach fallen, bedingungslos<br />
fallen in Gottes Hand! Hier<br />
sehen wir, was Gott in einem Leben tun<br />
kann, das sich ihm unterstellt.<br />
Geht es nun bei einem solchen Menschen<br />
von einem Höhenweg zum anderen,<br />
von einer Aufwärtsstufe zur anderen?<br />
So wirst du vielleicht fragen. Und wenn<br />
du das Leben Josephs weiter betrachtest,<br />
dann siehst du erneut, dass Gottes <strong>Wege</strong><br />
eigenartige <strong>Wege</strong> <strong>sind</strong>. Es geht nicht immer<br />
bergauf, es geht auch wieder hinab.<br />
Es geht nicht nur über Höhen, es geht<br />
auch durch Täler. Das musste Joseph immer<br />
wieder erleben: Es kam eine Stunde,<br />
in der die Frau seines Herrn ihre Augen<br />
auf Josef richtete und ihn zu Fall bringen<br />
wollte. Josef aber antwortete: „Wie sollte<br />
ich nun eine so große Missetat begehen<br />
und gegen Gott sündigen?“ (1. Mose 39,9).<br />
Wenn du nun die Geschichte Josephs<br />
oberflächlich betrachtest, meinst du,<br />
er wäre für seine Treue bestraft worden.<br />
Joseph aber musste noch eine Stufe tiefer<br />
geführt werden. Nur noch eine Stufe<br />
tiefer hinab bringt den Menschen dahin,<br />
später noch eine Stufe höher hinauf in die<br />
Gemeinschaft mit Gott und seinen Seg-
54<br />
nungen zu steigen. Joseph, der durch die<br />
Zisterne und den Sklavenhandel gegangen<br />
war, der es fast zur höchsten Höhe<br />
durch die Gnade Gottes gebracht hatte,<br />
wanderte nun ins Gefängnis: „Und der<br />
Herr Josephs nahm ihn und warf ihn ins<br />
Gefängnis“ (1. Mose 39,20). Er litt um seiner<br />
Gerechtigkeit willen. Hier ist Joseph<br />
das Vorbild im Blick auf den Herrn Jesus:<br />
Er, der Reine und Unschuldige, ging den<br />
Weg der tiefsten Erniedrigung. Er wurde<br />
von seinen Brüdern, vom Volk Israel, verachtet.<br />
Er musste diesen Weg gehen, um<br />
Segnungen Gottes in der ganzen Fülle<br />
über die Menschheit auszugießen. Diese<br />
Segnungen Gottes flossen seit Golgatha<br />
in Millionen Menschenherzen. Sie fließen<br />
auch heute noch unverkürzt. Diese Menschen<br />
gingen und gehen als Gesegnete<br />
durchs Leben. Viele von ihnen <strong>sind</strong> schon<br />
beim Herrn. Manche wandern noch auf<br />
dieser Erde.<br />
Joseph verspürte aber die Segnungen<br />
Gottes auch im Gefängnis: „Aber der HERR<br />
war mit Joseph und verschaffte ihm Gunst<br />
und schenkte ihm Gnade vor den Augen des<br />
Kerkermeisters. Und der Kerkermeister gab<br />
alle Gefangenen, die im Kerker waren, in Josephs<br />
Hand; und alles, was es dort zu tun<br />
gab, geschah durch ihn. Der Kerkermeister<br />
kümmerte sich nicht im Geringsten um irgendetwas,<br />
das [Joseph] in die Hand nahm;<br />
denn der HERR war mit ihm, und der HERR<br />
ließ alles gelingen, was er tat“ (1. Mose<br />
39,21-23). Gibt es etwas Kostbareres, als<br />
von einem Menschen zu sagen: Der Herr<br />
war mit ihm! Wenn der Herr mit dir ist,<br />
werden bittere Wasser süß. Wenn der Herr<br />
mit dir ist, wird Schweres leicht. Die Bürde<br />
drückt dann nicht mehr so sehr. Wenn der<br />
Herr mit dir ist, kann er dich überall aus<br />
Niederungen auf Höhen bringen. Er allein<br />
kann überall dein Los so gestalten, dass<br />
es tragbar ist. Wenn der Herr mit dir ist,<br />
erfährst du: <strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>!<br />
Er kann dich sogar für andere<br />
zum Segen setzen, auch wenn du immer<br />
wieder tiefe <strong>Wege</strong> gehen musst. Versuche<br />
nicht, lieber Leser, <strong>Wege</strong> Gottes hier auf<br />
Erden bis in die letzten Tiefen begreifen<br />
zu wollen. Es ist eine mühevolle Arbeit.<br />
Sie ist aussichtslos. Seine Pfade <strong>sind</strong> eben<br />
nicht bekannt. Sein Weg ist in tiefen Wassern.<br />
Glaube nur: Einiges wird dir hier<br />
unten schon erhellt werden, manchmal jedoch<br />
erst nach langer Zeit. Anderes wirst<br />
du aber erst droben verstehen.<br />
Droben weinst du keine Träne mehr.<br />
Droben gibt es kein Leid. Droben kannst<br />
du die Segnungen Gottes in der ganzen<br />
Fülle annehmen. Hier unten werden diese<br />
Segnungen durch deinen Unglauben,<br />
durch die Wirkungen der finsteren Mächte<br />
und durch die Umstände, auf die du<br />
blickst, gehemmt. Droben aber nimmst<br />
du die Segnungen Gottes ungefärbt, ungeschmälert,<br />
ungetrübt, in der ganzen<br />
Fülle entgegen. Darum wird auch die Anbetung<br />
im neuen Lied droben erst vollkommen<br />
sein.<br />
Joseph wurde durch eigenartige <strong>Wege</strong><br />
Gottes wieder befreit. Er kam wieder zu<br />
Ehren: „Du sollst über mein Haus sein, und<br />
deinem Befehl soll mein ganzes Volk gehorchen;<br />
nur um den Thron will ich höher sein<br />
als du!“ (1. Mose 41,40). Hier sieht man<br />
deutlich: Nach einer tieferen Leidensstufe<br />
folgt – wenn du dich segnen lässt – eine<br />
noch viel höhere Segensstufe. Nur einer<br />
im ganzen Reich war noch über Joseph,<br />
das war Pharao. Joseph kann nun für seine<br />
Brüder zum Segen sein. Er kann sie alle<br />
wiedersehen. Er kann seinen alten Vater<br />
noch einmal schauen. Wie viele Tränen<br />
wurden beim Wiedersehen geweint. Wie<br />
ergreifend erlebten sie, nachdem alle zu-
55<br />
rechtgebracht worden waren, den Segen<br />
Gottes in der ganzen Fülle: Joseph und<br />
seine Brüder, Joseph und sein Vater. Ja,<br />
Gottes <strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> oft eigenartig. Sie führen<br />
aber zu größerer Herrlichkeit. Josephs<br />
Brüder werden über ihren Frevel, den sie<br />
vor vielen Jahren verübt hatten, zur Buße<br />
gebracht. Ihre Ehrlichkeit wurde erprobt.<br />
Sein alter Vater kam nach Ägypten, und<br />
alle wurden in der Teuerung reichlich<br />
versorgt. Joseph hatte wirklich vergeben<br />
und vergessen. Er war mit allem Leid und<br />
allem Schweren fertig geworden. Nur so<br />
konnte er aussprechen: „Ihr gedachtet mir<br />
zwar Böses zu tun; aber Gott gedachte es<br />
gut zu machen“ (1. Mose 50,20). Er nahm<br />
seinen Weg aus Gottes Hand. Von Gott<br />
getröstet, konnte er jetzt sogar andere<br />
trösten. Er konnte ihnen sagen: <strong>Auch</strong><br />
<strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>!<br />
Deine Umgebung, lieber Leser, merkt<br />
deutlich, wenn du den einen oder anderen<br />
trösten willst, ob es bei dir aus dem Erleben,<br />
tief aus dem Herzen, oder nur aus<br />
dem Verstand kommt. Anderen etwas zu<br />
predigen, was man selbst nicht erlebt hat,<br />
erzeugt keine Aufnahmefähigkeit. Man<br />
kann nur mit dem Trost trösten, den man<br />
selbst in <strong>schwere</strong>n Stunden empfangen<br />
hat.<br />
Der Heimgang Josephs war ganz klar:<br />
Joseph starb, nachdem er noch den<br />
Wunsch geäußert hatte, im Lande seiner<br />
Väter begraben zu werden (1. Mose 50,25).<br />
Nach allen Höhen und Tiefen, nach allem<br />
Genuss und aller Entbehrung, nach aller<br />
Freude und Traurigkeit hatte Josef am<br />
Ende seines Lebens den Wunsch, dort zu<br />
ruhen, wo seine Glaubensväter ruhten.<br />
Hier sehen wir ein Leben, das Gott zur<br />
Vollendung bringen konnte. Ein Leben,<br />
trotz tiefer <strong>Wege</strong> für Gott gelebt! Ein Leben,<br />
in dem es immer wieder sichtbar<br />
wurde: <strong>Auch</strong> <strong>schwere</strong> <strong>Wege</strong> <strong>sind</strong> <strong>Segenswege</strong>!<br />
Möchte über deinem und meinem<br />
Leben auch einmal stehen: Ein Leben für<br />
Gott gelebt!<br />
Wenn du schon in die Reihen der Kinder<br />
Gottes getreten bist, dann bitte ich<br />
dich herzlich, in <strong>schwere</strong>n <strong>Wege</strong>n nicht zu<br />
ermatten. Weltmenschen achten darauf,<br />
wie du dich in <strong>schwere</strong>n Tagen verhalten<br />
wirst. Sie beobachten dich, ob dich eine<br />
Last so sehr zu Boden drückt, dass du nur<br />
noch winselst und jammerst.<br />
Ich rufe dir zu: Habe Mut! Der Heiland<br />
ist für dich da! Er beobachtet dein Ergehen!<br />
Er kommt nie zu spät! Er wird auch in<br />
deiner Schwierigkeit eingreifen. Du wirst<br />
bald erleben, wie dein Pfad lichter wird.<br />
Du wirst verspüren, wie er deinen Weg<br />
gangbar macht. Und wenn der Herr Jesus<br />
dich durch Tiefen führt, dann wisse wohl,<br />
dass auch bald wieder Höhenwege des<br />
Glaubens folgen werden. Dein Blick wird<br />
sich wieder weiten. Du wirst dann wieder<br />
neu für deine Mitmenschen zum Segen<br />
werden. Du sollst nur brauchbarer werden,<br />
Seelen für den Heiland zu gewinnen.<br />
Tue betend diesen Dienst. Tue ihn mutig<br />
und tapfer, und lass dich von der Hand<br />
des Herrn Jesus an die Menschen heranführen,<br />
die du für ihn gewinnen sollst.<br />
Dankbar bin ich dir, wenn du dir viele<br />
solcher leidgeprüften Menschen von Gott<br />
zeigen lässt. So wirst du gewiss für manche<br />
Nachbarn, Verwandte, Bekannte und<br />
andere Menschen zum Segen werden.<br />
Den Herrn Jesus bitte ich herzlich, dich<br />
für deine Bemühungen sehr zu segnen.<br />
Möchte er doch auch alle deine Lieben in<br />
diesen Segen von oben mit einbeziehen.
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