KB Nr. 24 Balance
November 2015 bis Mai 2016 / Schwerpunkt: BALANCE
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Musik 17<br />
SPÄTE BEFREIUNG<br />
DER SÄNGER UND MALER ERNST FRIEDRICH VÖLKER<br />
Ernst Friedrich Völker<br />
Wie kann man sich aus dem übermächtigen<br />
Schatten einer berühmten Sängerfamilie lösen?<br />
Indem man trotz Begabung nicht singt. Erst mit<br />
dem 60. Geburtstag begann die Sängerkarriere<br />
von Ernst Friedrich Völker. Da schenkte ihm seine<br />
Partnerin Gesangsstunden. Inzwischen hatte<br />
er seinen ersten erfolgreichen Auftritt.<br />
Einen weltberühmten Vater zu haben, ist nicht<br />
leicht. Das bekam Georg Völker zu spüren, der<br />
eigentlich Medizin studieren wollte, aber dann<br />
doch Sänger wurde. Vater Franz Völker, der<br />
große Heldentenor, war auf den maßgeblichen<br />
Opernbühnen in Wien, Berlin, München, Bayreuth<br />
zu Hause und setzte als Wagnerinterpret<br />
sängerische Maßstäbe. „Mein Vater hat lange<br />
gebraucht, um selber eine Sängerpersönlichkeit<br />
zu werden“, erzählt Sohn Ernst Friedrich und er<br />
kam dennoch nie ganz aus dessen Schatten heraus.<br />
27 Jahre lang war er als lyrischer Bariton<br />
am Theater in Mannheim engagiert. Auch die<br />
Mutter sei Opernsängerin gewesen, habe aber<br />
zugunsten des Vaters ihre Karriere aufgegeben,<br />
erzählt der Sohn.<br />
„In unserer Familie wurde sehr viel Rücksicht auf<br />
den Beruf des Vaters genommen“, erinnert sich<br />
Ernst Friedrich Völker. „Steck den Papa nicht<br />
an“, oder „Ruhe, Papa hat Vorstellung“, habe<br />
es ständig geheißen. Er selbst habe sich geniert,<br />
vor seinen Eltern zu singen und nach dem<br />
Stimmbruch sowieso nie mehr gesungen. Erst<br />
mit über 40 habe er heimlich Gesangsstunden<br />
genommen. Sein Wunsch, mit dem Vater zu singen,<br />
wurde erfüllt. Eine Woche lang habe Georg<br />
Völker ihm im Studio das Singen aus seiner Sicht<br />
beigebracht. „Aber der Großvater war auch unsichtbar<br />
mit im Raum.“ Nachdem der Vater kurz<br />
darauf verstarb, war das Thema Singen beendet.<br />
Bis zum 60. Geburtstag. Der Unterricht bei Irmengard<br />
Zehrer und Andreas Hartl mache ihm einen<br />
Riesenspaß, denn die Lehrer hätten ihn dahin<br />
geführt, seine eigene Stimme zu entdecken.<br />
„Ich konnte mich befreien und kann mit meiner<br />
Stimme machen was ich will“, strahlt Ernst<br />
Friedrich Völker. „Ich bin ein klarer Tenor aber<br />
ich trete nicht in die Fußstapfen des Großvaters.“<br />
Er müsse nicht den Lohengrin singen, im<br />
Augenblick neige er eher zur klassischen italienischen<br />
Volksmusik. Er sage nicht, ich will nicht<br />
zum Theater, sondern lasse es einfach auf sich<br />
zukommen.<br />
Ernst Friedrich Völker absolvierte vor drei Jahren<br />
einen Spurwechsel, war 30 Jahre lang im Versicherungsaußendienst<br />
in Deutschlands großen<br />
Städten tätig, zuletzt in München. „Dann aber<br />
bin ich ins Bodenlose gefallen“, erzählt er. Er<br />
wechselte Ort und Tätigkeit. Heimatlos sei er gewesen,<br />
aber jetzt im Landkreis Miesbach könne<br />
er sich erstmals vorstellen, Wurzeln zu schlagen.<br />
Seine jetzige Tätigkeit entwickelte sich aus einer<br />
Revolte gegen die Sängerfamilie. Ernst Friedrich<br />
Völker suchte sich mit 16 Jahren eine künstlerische<br />
Tätigkeit, bei der ihm weder Vater noch<br />
Großvater hineinreden konnte: Er begann zu<br />
malen. Bis zum Jahre 1994 hatte er mehrere<br />
Ausstellungen, dann war zunächst Schluss. Bis<br />
2004. Am Silvestertag begann er wieder zu malen<br />
und begründete damit seine neue Spur.<br />
Er wechselte vom Finanz- in den sozialen Bereich<br />
und arbeitet mit Kindern und Erwachsenen, mit<br />
Senioren und Behinderten. Insbesondere sind es<br />
kreative Malprojekte, die er durchführt. Er leitet<br />
jetzt die Ganztagesschule Miesbach, wo die<br />
Kinder im geschützten Raum nachmittags krea-<br />
Franz Völker<br />
tiv tätig werden können. Zusätzlich begleitete er<br />
im vergangenen Schuljahr einen traumatisierten<br />
Schüler. „Von ihm habe ich so viel gelernt“, erzählt<br />
er.<br />
Der Sänger und Maler ist auf der richtigen Spur<br />
angekommen, der Kreis schließt sich, er hat<br />
sich frei geschwommen und doch seinem Talent<br />
Raum gegeben, und er entdeckt, wie er sagt<br />
„die Fülle des Lebens.“<br />
Kontakt: Tel. 0178 8359583<br />
MZ<br />
Georg Völker<br />
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