KB Nr. 24 Balance
November 2015 bis Mai 2016 / Schwerpunkt: BALANCE
November 2015 bis Mai 2016 / Schwerpunkt: BALANCE
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Besuch im Atelier 23<br />
Martin Kofler<br />
Sabine Rocholl<br />
Michael Martensen<br />
Partner“, erklärt Rocholl. Und setzt fort: „Wir<br />
haben die Verpflichtung, künstlerisch umzusetzen,<br />
was die Wissenschaft lehrt.“ Das ist<br />
ein spannender Ansatz, den wir an einem der<br />
im Atelier hängenden Bilder verfolgen.<br />
Es heißt „Die Damen“ und ist in Lebensgröße<br />
gestaltet. Es müsse ihm ebenbürtig sein,<br />
begründet Rocholl. Er habe hier zwei nackte<br />
Frauen angedeutet, mit denen er den Betrachter<br />
zum Anschauen verführen wolle. In<br />
einer Metaebene aber gehe er vom Fotorealismus<br />
weg und wolle wissen, was im Hirn<br />
des Betrachters entstehe. Denn selbst in den<br />
vorwiegend in Weiß gehaltenen Flächen gebe<br />
es Strukturen. Ganz bewusst setze er einen<br />
Eyetrack, um dann zu sehen, was der Betrachterpartner<br />
immer wieder an Neuem entdecke.<br />
„Ich will den mind, also das Bewusstsein öffnen“,<br />
sagt er.<br />
Einen ähnlichen Ansatz, aber mit ganz anderen<br />
Mitteln verfolgt Martin Kofler. Der aus<br />
Südtirol stammende Künstler sollte eigentlich<br />
Landwirt werden, aber er lernte Bauzeichner<br />
und studierte Psychologie und Kommunikationsdesign.<br />
Auch er findet in der freien Malerei<br />
seine <strong>Balance</strong>, die er so definiert: „Ohne<br />
Ehrlichkeit keine <strong>Balance</strong>.“ Seine Technik ist<br />
das Übermalen von Collagen. Er interessiert<br />
sich sehr für die Technik der Malerei und bedauert,<br />
dass diese mit Ausnahme von Leipzig<br />
und Dresden in Deutschland kaum gelehrt<br />
werde. Der Zusammenhang von Körper und<br />
Psyche ist für den Südtiroler wesentlich, denn<br />
er erfuhr selbst, dass es ihm besser ging, als er<br />
begann frei zu malen. Inhaltlich beschäftigen<br />
ihn die Fragen „Was bin ich? Was schreiben<br />
die Medien vor? Woher kommt das Leben?“<br />
Immer wieder erscheint das Thema Kirche –<br />
Glaube - Sexualität. Martin Kofler sagt: „Zu-<br />
erst war der Mensch da und dann die Bibel.“<br />
Er habe seinen Glauben im katholischen Internat<br />
verloren. Wir stehen vor einem Bild, in<br />
dem sich Christus unter einem iPhone auflöst.<br />
Seine Bilder sind Fragmente von Körpern,<br />
Schnipseln aus dem Internet, zum Teil sind<br />
die Collagen deckend, zum Teil transparent<br />
übermalt, immer so, dass wesentliche Signale<br />
hindurch scheinen.<br />
Martin Kofler will mit Themen, die für ihn von<br />
Bedeutung sind, provozieren und beim Betrachter<br />
die Frage aufwerfen: „Worum geht<br />
es im Leben?“<br />
Hier in der Ateliergemeinschaft haben sich<br />
vier Menschen zusammen gefunden, die<br />
mehr aus dem Leben schöpfen als nur die<br />
tägliche Routine. Vier Künstler, die selbst ihre<br />
Befriedigung und <strong>Balance</strong> in der kreativen<br />
Arbeit finden und die Betrachter beteiligen,<br />
vielleicht sogar ermutigen wollen, nicht den<br />
Weg des gerings ten Widerstandes zu gehen,<br />
sondern Neues zu wagen. Hier in der Holzkirchner<br />
Raiffeisenstraße könnte sich ein Keim<br />
gründen, von dem Inspiration und Kreativität<br />
ausgehen. Die vier Künstler wünschen sich,<br />
dass noch andere zu ihnen stoßen, dass neue<br />
Projekte entstehen, dass man den großen<br />
Atelierraum für Lesungen, Konzerte, Ausstellungen<br />
nutzt und dass man sich hier gegenseitig<br />
ermuntert, sich zu trauen und seiner<br />
Kreativität Raum lässt.<br />
www.michael-martensen.de<br />
www.martinkofler.de<br />
www.e-rocholl.de<br />
MZ