StadtAnzeiger Coesfeld KW 6
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Foto: dpa/Gustavo Amador<br />
SC 2 Thema des Tages<br />
Mittwoch, 10. Februar 2016<br />
Kleine Mücke,<br />
große Sorgen?<br />
Wie gefährlich ist das Zika-Virus?<br />
Alle Jahre wieder gibt es Meldungen<br />
über neue, ansteckende<br />
Viren. Ob Vogelgrippe,<br />
Schweinepest oder Noro-<br />
Virus, schnell schwappt eine<br />
vage Angst in Panik um. Momentan<br />
beherrscht das Zika-<br />
Virus die Berichterstattung,<br />
erste Fälle sind in Deutschland<br />
aufgetreten. <strong>StadtAnzeiger</strong>-Redakteurin<br />
Alexandra<br />
Schlüterhat Dr.Heinrich Völker-Feldmann<br />
vom Kreisgesundheitsamt<br />
befragt.<br />
Gibt es Grund zur Sorge,<br />
dass das Zika-Virus sich<br />
auch hier ausbreiten<br />
könnte?<br />
Dr.Völker-Feldmann: Das Zika-Virus<br />
wird von bestimmten<br />
Mückenübertragen. Der<br />
Übertragung von Menschzu-Mensch<br />
wird vom Robert-Koch-Institut<br />
bisher<br />
keine Bedeutung beigemessen.<br />
In Deutschland wird<br />
bislang kein Risiko für eine<br />
Ansteckung gesehen. Denn<br />
die übertragende Gelbfiebermücke<br />
kommt hier nicht<br />
vor. Auch eine andere Mückenart,<br />
vonder nochnicht<br />
bekannt ist, ob sie das Zika-<br />
Virus überträgt –die asiatische<br />
Tigermücke – kommt<br />
nur sehr punktuell in Süddeutschland<br />
vor. Eine Mücke<br />
müsste sich auch erst<br />
einmal selbstaneinem Zika-<br />
Patienten infizieren, bevor<br />
sie das Zikavirus weiterverbreiten<br />
könnte.<br />
Was sind Symptome beziehungsweise<br />
wie gefährlich<br />
ist das Virus?<br />
Dr.Völker-Feldmann: Am<br />
häufigsten sind Hautausschlag,<br />
Kopf-, Gelenk- und<br />
Muskelschmerzen, Bindehautentzündung<br />
und Fieber.Die<br />
Symptome treten in<br />
einem Zeitraum vondreibis<br />
zwölf Tagen (meist drei bis<br />
siebenTage) nacheinem infektiösen<br />
Mückenstich auf<br />
und halten bis zu einer Wochean.<br />
Eine Behandlung im<br />
Krankenhaus istmeistnicht<br />
erforderlich. Ein großer Anteil<br />
der Infektionen verläuft<br />
vermutlich asymptomatisch,<br />
das heißt, die Betroffenen<br />
haben keinerlei Symptome.<br />
Ein möglicher Zusammenhang<br />
zwischen einer Zikavirusinfektion<br />
in der<br />
Dr. Heinrich Völker-Feldmann<br />
Foto: Kreis <strong>Coesfeld</strong><br />
Schwangerschaft und Hirnfehlbildungen<br />
beim ungeborenen<br />
Kind wird derzeit<br />
untersucht.<br />
Wer ist besonders anfällig<br />
bzw. sollte sich besonders<br />
schützen?<br />
Dr.Völker-Feldmann: Es gibt<br />
Hinweise, dass eine Infektion<br />
mit dem Zikavirus in<br />
der Schwangerschaft zu<br />
Fehlbildungen des Gehirns<br />
beim ungeborenen Kind<br />
führen kann. Die bei Zikavirus-Infektionen<br />
beschriebenen<br />
einzelnen Todesfälle<br />
traten offenbar bei Menschen<br />
mit schweren Vorerkrankungen<br />
auf.<br />
Was muss man bei Reisen<br />
in stärker betroffene Länder<br />
beachten?<br />
Dr.Völker-Feldmann: Reisende<br />
in tropische Länder<br />
sollten über den aktuellen<br />
Stand der Zikavirus-Infektionen<br />
in der jeweiligen Region<br />
unterrichtet sein. Sie<br />
sollten sich in geschlossenen<br />
Räumen und im Freien<br />
gegen Stechmücken schützen,<br />
zum Beispiel durch Insektenschutzmittel<br />
und lange<br />
Kleidung. In nicht-klimatisierten<br />
Zimmern sollten<br />
Fenster- und Bettnetze genutzt<br />
werden. Nach Möglichkeit<br />
sollten Schwangere<br />
Reisen in Gebiete mit aktuellen<br />
Zika-Ausbrüchen vermeiden.<br />
Auf jeden Fall ist<br />
auf einen konsequenten<br />
Mückenschutz (Expositionsprophylaxe)<br />
zu achten.<br />
Spezielle Hinweise für Reisende<br />
nach Brasilien sind<br />
auf der Internetseite des<br />
Auswärtigen Amtes abrufbar.<br />
Spezielle Hinweise für<br />
Schwangere, die in tropische<br />
Gebiete reisen wollen,<br />
hat die Deutsche Gesellschaft<br />
für Tropenmedizin<br />
(DTG) veröffentlicht.