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HALLO da bin ich 01_2016

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Mehr als für den kleinen Hunger<br />

Stillen ist invielerlei Hins<strong>ich</strong>t für Mutter und Kind von Vorteil<br />

Von Sebastian Rohling<br />

Wenn <strong>ich</strong> kann, <strong>da</strong>nn werde<br />

<strong>ich</strong> mein Kind später stillen.<br />

Solche Sätze bekommen Stillund<br />

Laktationsberaterinnen<br />

häufig zuhören. Zu unrecht,<br />

denn 98 Prozent aller Frauen<br />

können stillen –wenn sie wollen.<br />

tillen bietet eine ganze<br />

SReihe von Vorteilen, die<br />

s<strong>ich</strong> inder Entwicklung des<br />

Kindes widerspiegeln können,<br />

zum Beispiel der Schutz<br />

vor Infektionen. Eine spanische<br />

Studie aus dem Jahr<br />

2006 kam zu dem Ergebnis,<br />

<strong>da</strong>ss Stillen <strong>da</strong>s Risiko von<br />

Infektionskrankheiten bei<br />

Kindern unter einem Jahr<br />

um bis zu 56 Prozent vermindere.<br />

Weitere internationale<br />

Studien zeigten zudem, <strong>da</strong>ss<br />

Stillen die Säuglingssterbl<strong>ich</strong>keit<br />

erhebl<strong>ich</strong> vermindert.<br />

Gestillte Kinder sind<br />

im Vergle<strong>ich</strong> zumit künstl<strong>ich</strong>er<br />

Säuglingsnahrung gefütterten<br />

Babys seltener<br />

krank. Neben der günstigen<br />

Nährstoffzusammensetzung<br />

der humanen Muttermilch<br />

erhält der Säugling<br />

durch <strong>da</strong>s Stillen Antikörper<br />

und Immunzellen des<br />

mütterl<strong>ich</strong>en Immunsystems.<br />

Auch die Mutter<br />

profitiert, denn<br />

durch <strong>da</strong>s Stillen<br />

wird<br />

unter anderem<br />

<strong>da</strong>s<br />

im Körper befindl<strong>ich</strong>e,<br />

Wohlbefinden auslösende<br />

Hormon Oxytocin ausgeschüttet.<br />

Dieses bewirkt<br />

<strong>da</strong>nn ein Zusammenziehen<br />

des Uterus und beschleunigt<br />

somit den Wochenfluss sowie<br />

seine Rückbildung.<br />

Fragen zum Thema Stillen<br />

sollten aber n<strong>ich</strong>t erst nach<br />

der Geburt des Nachwuchses<br />

beginnen. „Wenn eine<br />

Frau s<strong>ich</strong> rechtzeitig über<br />

dieses Thema informiert, so<br />

ist unsere Erfahrung, geht<br />

sie später viel gelassener <strong>da</strong>mit<br />

um“, erklärt Veronika<br />

Langenberg, AFS Stillberaterin.<br />

„Gerade in den ersten<br />

Tagen des Stillens ist <strong>da</strong>s<br />

w<strong>ich</strong>tig, <strong>da</strong>hier die meisten<br />

Probleme, oder besser Missverständnisse,<br />

liegen.“ So<br />

hätten viele Bedenken, <strong>da</strong>ss<br />

ihr Kind n<strong>ich</strong>t satt werden<br />

würde. „Das ist Blödsinn.<br />

Die Milchmenge wirddurch<br />

die Nachfrage bestimmt“,<br />

ergänzt Elke Wagner, Stillund<br />

Laktationsbeauftragte<br />

im Clemenshospital und beschreibt<br />

<strong>da</strong>mit den drohenden<br />

Teufelskreis. „Wenn<br />

früh zugefüttertwird, istdie<br />

Nachfrage nach der Milch<br />

insgesamt geringer, die<br />

Brust produziert deswegen<br />

weniger Milchund <strong>da</strong>s Kind<br />

kann <strong>da</strong>mit wieder weniger<br />

Muttermilch erhalten.“<br />

Sollte hingegen<br />

einmal<br />

zu<br />

viel<br />

Milch<br />

in der<br />

Brust<br />

sein, kann diese bedenkenlos<br />

abgepumptund bis zu 72<br />

Stunden im Kühlschrank gelagert<br />

werden. Allerdings<br />

müssen Kinder <strong>da</strong>s Trinken<br />

aus einer Flasche genau so<br />

lernen, wie aus der Brust.<br />

Die Expertinnen wissen,<br />

<strong>da</strong>ss ein häufiges Verlangen<br />

des Neugeborenen nach der<br />

Brustauchdessen Bedürfnis<br />

nach Nähe, Kuscheln und<br />

Saugen befriedigt – und<br />

n<strong>ich</strong>t nur den Hunger. „Die<br />

so geschaffene Nähe istwiederum<br />

w<strong>ich</strong>tig für die Bindung<br />

zwischen Mutter und<br />

Kind“, erklärt Langenberg<br />

und wird von Wagner ergänzt:<br />

„Stillen braucht Zeit.<br />

Damit istnochn<strong>ich</strong>t einmal<br />

die reine Nahrungsaufnahme<br />

gemeint. Auch <strong>da</strong>s Zusammenspiel<br />

von Mutter<br />

und Kind muss s<strong>ich</strong>erstentwickeln.<br />

Das ist wie beim<br />

Paartanz. Da fängt ja auch<br />

keiner mit den schwierigen<br />

Schrittfolgen an.“<br />

Bedeutung dem Stillen zukommt,<br />

zeigen auch die<br />

Empfehlungen der WHO<br />

und UNICEF.Diese empfehlen,<br />

Kinder in den ersten<br />

sechs Monaten voll zu stillen<br />

und <strong>da</strong>nn weitere18Monate<br />

die Ernährung mit Beikost<br />

zu ergänzen.<br />

Eine immer wiederkehrende<br />

Diskussion zum Thema<br />

Stillen fängt schon bei<br />

der Ernährung der Mutter zu<br />

Stillzeiten an. „IntensiveGewürze,<br />

Knoblauch, Zwiebeln<br />

oder Spargel. Diese<br />

Dinge wollen viele Frauen<br />

während des Stillens n<strong>ich</strong>t<br />

essen, <strong>da</strong> sie für ihre Kinder<br />

zu viele Blähstoffeenthalten<br />

und Bauchschmerzen bei<br />

den Kindern verursachen<br />

würden. Diese Theorie hält<br />

s<strong>ich</strong>sehr hartnäckig,<br />

ist aber bis heute<br />

wissenschaftl<strong>ich</strong><br />

nie bestätigt“,<br />

beschreibt Langenberg<br />

einen<br />

von vielen<br />

kontroversen<br />

Punkten.<br />

Anders<br />

wäre<br />

<strong>da</strong>s aber bei<br />

Alkohol und Nikotin,<br />

<strong>da</strong>von sollten auch stillende<br />

Mütter die Finger lassen.<br />

Um Missverständnisse im<br />

Keim zu ersticken, empfiehlt<br />

Veronika Langenberg<br />

Frauen schon in der<br />

Schwangerschaft die Lektüre<br />

von Stillratgebern.<br />

„Wer keine Lust zum<br />

Lesen hat, der kann aber<br />

auch gerne zum kostenlosen<br />

Informationsabend<br />

zum Thema<br />

Stillen kommen“, ermutigt<br />

sie s<strong>ich</strong> mit<br />

dem Thema auseinander<br />

zu setzen.<br />

Der kostenlose Infoabend<br />

ist jeden<br />

ersten Mittwoch<br />

im Monat, um<br />

18 Uhr im<br />

Clemenshospital.<br />

Foto: Wikipedia.de/Jean-Philippe Massa<br />

Stillen istdie natürl<strong>ich</strong>ste und gesündeste Ernährung, dieein<br />

Baby bekommen kann.<br />

Foto: wikipedia.de/PD-USGOV-USDA

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