NEON GOLD #2
DAS FETTE BEUTE MAGAZIN
DAS FETTE BEUTE MAGAZIN
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<strong>#2</strong><br />
DAS FETTE BEUTE MAGAZIN<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
NEUE ROLLENVERTEILUNG<br />
INNOGRAFIE<br />
INNOVATIONSFÄHIGKEIT IM<br />
DEMOGRAFISCHEN WANDEL<br />
MACHT MARKE<br />
INNOVATION<br />
VERTRAUEN IN<br />
VERÄNDERUNG
EDITORIAL<br />
LIEBE NACHDENKER,<br />
NEUDENKER UND QUERDENKER.<br />
WILLKOMMEN ZU <strong>NEON</strong><strong>GOLD</strong> <strong>#2</strong>.<br />
Angetrieben von Lob und Kritik zu unserer Erstausgabe<br />
wagen wir es erneut, Sie zu behelligen, zu inspirieren und aufzufordern.<br />
Diesmal mit den Schwerpunkten Innovation und Veränderung.<br />
2015, das Jahr der Umbrüche.<br />
Was bedeutet Veränderung für Sie? Unvorhersehbare<br />
Risiken oder große Chancen,<br />
im Wandel alles positiv für sich zu gestalten?<br />
Schlussendlich entscheidet oftmals<br />
die Haltung – zurückhaltende Angst,<br />
aktiver und dauerhafter Anpassungswille<br />
oder gar ambitionierter Wagemut<br />
– über den Ausgang aller Veränderungen<br />
für jeden Einzelnen und die Innovationsfähigkeit<br />
eines Unternehmens im<br />
Ganzen.<br />
Lesen Sie also, ob Marke Vertrauen für<br />
Veränderung schafft, welche Innovationen<br />
aus ganz unterschiedlichen Branchen<br />
uns ermutigen, was Innografie mit<br />
Sinus-Mileus zu tun hat, von alten und<br />
neuen Buzzwords und echten Trends. Und<br />
natürlich wieder viel über Menschen, Produkte<br />
und Projekte, die uns begeistern<br />
und Sie inspirieren können. Feedback<br />
und Themenvorschläge zur Neongold #3<br />
nimmt unsere Redaktion jederzeit gern<br />
entgegen: neongold@fette-beute.com<br />
Wir freuen uns auf Ihr Feedback!<br />
Maria Sibylla Kalverkämper<br />
Geschäftsführerin<br />
Jörg Hesse<br />
Geschäftsführer<br />
Samuel Brangenberg<br />
Geschäftsleitung, Kundenentwicklung
12<br />
STRATEGISCHES QUERDENKEN<br />
Workshops als neues Maß der Dinge<br />
MACHT MARKE INNOVATION<br />
Vertrauen in Veränderung<br />
22<br />
INHALT<br />
ALLES KANN, NIX MUSS!<br />
Ehrliche Akustikmukke zwischen<br />
Fink und Hot Water Music<br />
03<br />
06<br />
12<br />
16<br />
17<br />
18<br />
EDITORIAL<br />
MACHT MARKE INNOVATION<br />
Vertrauen in Veränderung<br />
STRATEGISCHES QUERDENKEN<br />
Workshops als neues Maß der Dinge<br />
FEINER SAFTLADEN<br />
Einhornkotze im Upcycling Prozess<br />
DAS KNUSPERT<br />
Das moderne Müsli entsteht online<br />
MULTISENSORISCH DINIEREN<br />
Shanghai, 1 Tisch, 10 Plätze, 20 emotionale Gänge
VIEL DAMPF UM JAMES<br />
Aus dem Sauerländer<br />
Traditionshaus Severin<br />
20<br />
52<br />
28<br />
demografischen<br />
VON MILIEUS UND<br />
REGIONEN ZU INNOVATIONEN?<br />
Innovationsfähigkeit im<br />
Wandel<br />
19<br />
20<br />
22<br />
26<br />
28<br />
ZURÜCK ZUM SCHRAUBGLAS<br />
Oder auch: Einkaufen neu gedacht<br />
NEUE ROLLEN-<br />
VERTEILUNG IN<br />
DER INDUSTRIE<br />
Hightech-Strategie 4.0<br />
VIEL DAMPF UM JAMES<br />
Aus dem Sauerländer Traditionhaus SEVERIN<br />
ALLES KANN, NIX MUSS!<br />
Ehrliche Akustikmukke<br />
DIGITALISIERUNG:<br />
ZWISCHEN MEGATREND UND BUZZWORD<br />
Wie profitiert der Mittelstand von<br />
digitaler Transformation<br />
VON MILIEUS UND<br />
REGIONEN ZU INNOVATIONEN?<br />
Innovationsfähigkeit im demografischen Wandel<br />
38<br />
42<br />
48<br />
52<br />
56<br />
60<br />
62<br />
66<br />
MUST HAVES UND TIPPS<br />
Ausgefallenes und Empfehlungen<br />
VON IDEEN UND DUALITÄTEN<br />
Gestaltung vs. Ökonomie, Industrie vs. Handarbeit<br />
SECHS PERSÖNLICHE UNTIEFEN<br />
Kreative Handtaschen<br />
NEUE ROLLENVERTEILUNG IN DER INDUSTRIE<br />
Hightech-Strategie 4.0<br />
COMFORT IN MOTION<br />
Flexibel und reaktiv sein<br />
SCHOKOBOMBE<br />
Nicht für Diäten geeignet<br />
SICH DIE HANDYSUCHT ZU NUTZE MACHEN<br />
Die Strategie des Mobile Marketings<br />
ES EINFACH MAL PASSIEREN LASSEN<br />
„Innovation“ neu gedacht
I<br />
nnovationen<br />
Geschrieben von:<br />
Jörg Hesse<br />
MACHT<br />
MARKE<br />
INNOVATION<br />
sind die höchste olympische<br />
Disziplin, zu der Unternehmen in der globalisierten<br />
Welt antreten. Geht es nach Politik,<br />
Wissenschaft und Verbänden sollen die Investitionen<br />
in Forschung und Entwicklung stetig<br />
erhöht werden, der Takt von Erneuerungen<br />
immer kürzer werden. Realistisch gesehen setzt<br />
sich maximal jede zweite Produkt-„Innovation“<br />
am Markt durch. Verfahrensinnovationen<br />
haben es noch schwerer.<br />
Vertrauen<br />
in Veränderung<br />
6 _ 7 INNOVATION _ Vertrauen in Veränderung
eines koordinierten Dialoges zwischen<br />
den Ressorts bedarf. Klassische, lineare<br />
Methoden versagen hier zusehends, da sie<br />
nicht den Raum für Andersdenken geben.<br />
Sind Null-Fehler-Streben und hierarchisch<br />
geordnete Prozesse Erfolgsgarant<br />
für deutsche Fertigungsqualität, lassen<br />
diese deutsche Tugenden doch wenig<br />
Raum für unbequeme Querdenker. Für<br />
Veränderung und Erneuerung bedarf es<br />
vielmehr einer Try-and-Error-Mentalität,<br />
die Raum und Zeit zum Experimentieren<br />
lässt.<br />
Schon ein wenig besser<br />
oder anders verlangt<br />
Unternehmern viel ab.<br />
Aber gerade in den wissensintensiven<br />
Märkten<br />
der Zukunft ist Innovationsfähigkeit<br />
der<br />
Erfolgsfaktor für überdurchschnittliche<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
in dieser<br />
globalisierten Welt. Nicht<br />
mehr einzelne Prozessabläufe<br />
oder gelegentliche Produktentwicklungen<br />
gilt es zu optimieren, innovatives<br />
Denken in allen Bereichen einer Organisation<br />
ist gefragt.<br />
Dafür bedarf es vor allem einer gut ausgeprägten<br />
Veränderungskultur in Unternehmen<br />
und viel Vertrauen in die<br />
Organisation im Ganzen sowie in die<br />
Führung und die unmittelbaren Kollegen<br />
im Einzelnen. Denn Innovation ist<br />
heute selten die Leistung eines einzelnen<br />
hellen Kopfes, vielmehr ist eine Kollektivleistung<br />
mehrerer Disziplinen, die<br />
I<br />
nnovation<br />
HERBERT SPENCER<br />
„Für Veränderung und Erneuerung bedarf<br />
es einer Try-and-Error-Mentalität, die<br />
Raum und Zeit zum Experimentieren lässt.“<br />
heißt wörtlich „Neuerung“<br />
oder „Erneuerung“. Das Wort ist vom<br />
lateinischen Verb innovare (erneuern)<br />
abgeleitet. In der Umgangssprache wird<br />
der Begriff im Sinne von neuen Ideen und<br />
Erfindungen und für deren wirtschaftliche<br />
Umsetzung verwendet. Im engeren<br />
Sinne resultieren Innovationen erst dann<br />
aus Ideen, wenn diese in neue Produkte,<br />
Dienstleistungen oder Verfahren umgesetzt<br />
werden, die tatsächlich erfolgreiche<br />
Anwendung finden und den Markt durchdringen<br />
– soweit Wikipedia.<br />
Aber ist Innovation nicht viel mehr?!<br />
Gleich ob neue Gedanken zu einer Evolution<br />
oder gar Revolution führen, sie dienen<br />
schlussendlich dem Überleben einer Gattung.<br />
Survival of the Fittest nach Herbert<br />
Spencer bzw. später und bekannter Charles<br />
Darwin, der besagt, dass die am besten angepassten<br />
Individuen überleben werden.<br />
Übertragen auf die Wirtschaft, werden<br />
dauerhaft also nur die Unternehmen überleben,<br />
die sich immer wieder anpassen.<br />
Wie weit das Maß an Anpassung und Erneuerung<br />
gehen muss, ist sicherlich dem<br />
jeweiligen Markt und der Zeit geschuldet.
M<br />
enschen<br />
und Organisationen, die<br />
Freude an Neuem haben, die stets<br />
aufgeschlossen sind gegenüber Veränderung<br />
und die Innovation als Motor für<br />
ihr Unternehmen sehen, sind statistisch<br />
gemessen erfolgreicher, wachsen schneller<br />
und setzen sich oft an die Spitze eines<br />
Marktes oder einer speziellen Nische.<br />
Dabei ist oft festzustellen, dass diese<br />
Unternehmen über ein klares Leitbild<br />
eindeutige und herausfordernde Ziele<br />
kommunizieren, ein auf Vertrauen, Kooperation<br />
und wechselseitigen Verantwortungen<br />
basierenden Führungsstil<br />
pflegen und das eigene Selbstverständnis<br />
über definierte Werte erlebbar machen.<br />
Eine offene Informations- und Kommunikationspolitik<br />
als auch ein professionelles<br />
Wissensmanagement gehen damit einher.<br />
Zudem ist eine deutliche Kundenorientierung<br />
Grundlage, um die Notwendigkeiten<br />
von Anpassungen jeweils frühzeitig<br />
zu spüren und daraufhin aus eigenem<br />
Antrieb Veränderungen herbeizuführen.<br />
Denn über die Identifikation und Offenlegung<br />
von derzeitigen und zukünftigen<br />
Kundenwünschen kommt es zu den Denkanstößen,<br />
die aus eigenem Know-how in<br />
Verfahren, Prozessen und Anwendungen<br />
Neues entstehen lassen.<br />
„Über die Identifikation und Offenlegung von<br />
derzeitigen und zukünftigen Kundenwünschen<br />
kommt es zu den Denkanstößen, die aus eigenem<br />
Know-how in Verfahren, Prozessen und<br />
Anwendungen Neues entstehen lassen.“<br />
Gehoben über regelmäßige Kundenzufriedenheitsanalysen,<br />
Interviews, Fokusgruppen,<br />
Expertenrunden oder sogar Crowdsourcing<br />
kommt man den „geheimen“<br />
Kundenwünschen und künftigen Kaufmotiven<br />
nahe.<br />
S<br />
ind<br />
All diese Aspekte erinnern stark<br />
an unser Verständnis holistischer Markenführung.<br />
Marke macht Unternehmens-<br />
und Innovationskultur erlebbar.<br />
Marke aus der Identität heraus macht<br />
die Organisation sich selbst bewusster<br />
und damit selbstbewusster.<br />
entscheidende Teile des Unternehmens<br />
von Anpassungswillen und<br />
Veränderungsbereitschaft durchdrungen,<br />
rückt Marke dies in das Bewusstsein des<br />
gesamten Kollektivs. Über interne Markenarbeit<br />
kann der Belegschaft im starken<br />
Maße das Vertrauen gegeben werden, dass<br />
Querdenken und damit Fehler im Prozess<br />
zu Neuem erlaubt sind. Marke kann somit<br />
Erneuerung in allen Teilen einer Unternehmung<br />
absolut beflügeln.<br />
Im Innovationsprozess selbst gilt es dann,<br />
vor allem die sich potenzierende Komplexität<br />
zu managen. Mögliche negative<br />
Wahrnehmung von Veränderung werden<br />
auf der Ebene einzelner Ressorts oft beiseite<br />
geschoben oder zu spät erkannt.<br />
Zweifel und Ängste bei einzelnen Mit-<br />
8 _ 9 INNOVATION _ Vertrauen in Veränderung
arbeitern müssen identifiziert werden,<br />
Konflikte aufgedeckt und die Vorteile der<br />
Neuerungen für jeden heruntergebrochen<br />
werden. Auch wenn die Führung nicht zu<br />
jedem Zeitpunkt im Prozess alle Folgen<br />
der Veränderung absehen kann – Führung<br />
ist keine allwissende Müllhalde –<br />
müssen alle Unternehmensteile über die<br />
erkennbaren Auswirkungen informiert<br />
sein und bleiben, um Oppositionen, Wegducken<br />
oder gar Abwehrhaltungen zu<br />
vermeiden. Dazu bedarf es hierarchieund<br />
abteilungsübergreifender Koordinations-,<br />
Kommunikations- und Wissensmechanismen,<br />
die am Besten in einer<br />
Stabsstelle – bspw. der eines Innovationspromotors<br />
– gebündelt sind, in deren<br />
Verantwortung idealerweise auch das<br />
Internal Branding liegt.<br />
I<br />
nnovationsgetriebene<br />
Unternehmen<br />
empfinden „Change“ nicht als einmalige,<br />
schlagartige oder sogar unvermeidbar<br />
„Marke hat Macht pro Innovation.“<br />
notwendige Reaktion auf zurückliegende<br />
Marktveränderungen. Anpassungsfähige<br />
Organisationen verstehen Veränderungen<br />
als kontinuierlichen, fortwährenden<br />
und aus sich heraus aktiv gestaltbaren<br />
Prozess. Diese Haltung kann Marke unaufhaltsam<br />
in das Bewusstsein aller Beteiligten<br />
rücken, so dass alle Teile einer<br />
Unternehmung erfasst und davon beschwingt<br />
werden.<br />
Sie hat die Kraft, Innovationswillen zu<br />
kultivieren und dies in der gesamten<br />
Organisation zu verankern. Marke hat<br />
Macht pro Innovation.<br />
Und wie begegnet DES WAHNSINNS FETTE BEUTE Veränderungen? Wie steht es<br />
nun um die eigene Anpassungsfähigkeit? Manchem Beobachter scheint sie fast<br />
zu stark ausgeprägt. Doch was will man erwarten, von einer Unternehmung, die<br />
von zwei vielseitig neugierigen Zwillingen geführt wird, von denen der eine antreibend<br />
entschlossen und der andere enthusiastisch ungeduldig ist. Neues begeistert den Zwilling.<br />
Wir handeln aus der Überzeugung, Unternehmer, Kunden und Mitarbeiter wirklich<br />
nachhaltig glücklich machen zu können. Mit immer besseren und umfänglicheren<br />
Lösungen – holistischem Marketing.<br />
Als klassische Werbeagentur für Print und Digital 1999 aus der Taufe gehoben, entwickelte<br />
sich das Unternehmen in den 2000er Jahren zur führenden Kreativagentur ihres Wirtschaftsraumes.<br />
Mit stetigem Zuwachs an Strategischen Planern, Geisteswissenschaftlern<br />
und BWLern als auch dauerhaften Qualifikationsschüben eigener Strategen und Konzeptioner<br />
entstand im heutigen Jahrzehnt ein Hybrid aus Beratung und Agentur.
DES WAHNSINNS<br />
FETTE BEUTE<br />
ist eine Strategieberatung für<br />
Markenkommunikation.<br />
Als Hybrid aus Beratung und Agentur<br />
generiert DWFB für international<br />
erfolgreiche Familienunternehmen<br />
mehr Erfolg durch strategische<br />
Kreativität. Neben klassischen<br />
Kommunikationsaufgaben (Online,<br />
Offline, Live und Film) wächst die<br />
Beratung vor allem in den Bereichen<br />
Geschäftsfeldanalyse, Positionierung,<br />
Vertriebs- und Mitarbeiteraktivierung<br />
sowie Markenleitideen, Innovationsimpulse<br />
und Markenbetrieb.<br />
Von Beginn an dem eigenen Kern der<br />
Strategischen Kreativität treu, unterstützen<br />
wir heute Unternehmen zu wachsen (1), Positionen<br />
zu sichern und auszubauen (2), Mitarbeiter<br />
zu finden und zu binden (3), Innovationen zu<br />
denken (4) und Wettbewerbsvorteile zu<br />
kommunizieren (5).<br />
Viele unserer langjährigen Kunden<br />
haben sich seit Beginn unserer Zusammenarbeit<br />
in Umsatz und Mitarbeiterzahl<br />
nahezu verdoppelt.<br />
Beispielhaft hierfür stehen die Gebr.<br />
Kemper GmbH & Co. Olpe. Eine ihrer bedeutendsten<br />
Brancheninnovationen – das<br />
KEMPER Hygienesystem KHS – verhindert<br />
mittels innovativer Armaturentechnik<br />
und intelligenter Rohrführung Stagnation<br />
in Leitungsnetzen und sorgt so für<br />
die Aufrechterhaltung stetiger Trinkwasserhygiene.<br />
Das Team der Buntmetallprofis<br />
entwickelt, produziert und vertreibt<br />
neben Sanitärarmaturen für die Trinkwasserinstallation<br />
zudem anspruchsvolle<br />
Gussteile aus Rotguss sowie gewalzte<br />
Bänder für die Automobil-, Kommunikations-<br />
und Elektrotechnik.<br />
Ähnliches gilt für die FAUN Umwelttechnik<br />
GmbH Osterholz-Scharmbeck. FAUN<br />
ist Europas größter Hersteller für Abfallsammelfahrzeuge<br />
und Kehrmaschinen.<br />
Die heute 1.000 Mitarbeiter sorgen<br />
zuverlässig fortschrittlich für Innovationen<br />
– wie beispielsweise den neuen,<br />
leichten und universell einsetzbaren<br />
10 _ 11 INNOVATION _ Vertrauen in Veränderung
VARIOPRESS oder das erste hybride Müllfahrzeug<br />
ROTOPRESS Dualpower. Der Dualpower nutzt speziell bei<br />
der Abfallentsorgung in Wohngebieten die bei den häufigen<br />
Stop and Gos entstehende Bremsenergie für den Elektroantrieb,<br />
um so geräuschminimierte Entsorgung zu<br />
gewährleisten.<br />
Severins Anspruch, das tägliche Leben mit<br />
qualitativ hochwertigen Elektrokleingeräten<br />
einfacher zu machen, äußert sich in intuitiver<br />
Bedienbarkeit, einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
und überzeugendem Design.<br />
Diese Position sollte gerade bei gesundheitsbewussten<br />
Frauen zwischen 25 und 50 Jahren mit mittlerem Familieneinkommen<br />
über die Einführung einer neuen Multifunktionsküchenmaschine<br />
ausgebaut werden. Es galt<br />
dem Platzhirschen im „Guided-Cooking“ Segment die<br />
Butter vom Brot zu nehmen. Mit einer Kampagne, die das<br />
Herz der Zielgruppe für das neue Multifunktionstalent<br />
erwärmt und ihr die Benefits klar demonstriert. Mit dem<br />
Ziel, den Abverkauf ordentlich anzukurbeln und gleichzeitig<br />
die Marke insgesamt zu verjüngen und sympathisch<br />
aufzuladen. Dürfen wir vorstellen: James, the Wondermachine.<br />
Ein liebenswerter Charakter, der als Kochgeist die<br />
zahlreichen Features der Multifunktions-Küchenmaschine<br />
verkörpert. Und somit hohes Identifikationspotential<br />
– besonders bei der weiblichen Anhängerschaft generiert.<br />
James ist wie ein echter kleiner Koch, der einem stets<br />
zur Seite steht.<br />
Lust auf James? Mehr auf Seite 20.<br />
Die Entwicklung einer globalen Unternehmenskultur<br />
als Unterstützungsinstrument<br />
für Wachstum und Veränderung – klingt<br />
spannend? Ist es auch.<br />
Mubea wächst global und stetig. Die Seele des Unternehmens<br />
muss in allen Werken lebendig spürbar werden. Zu<br />
Beginn des Projektes DRIVEN BY THE BEST im Jahre 2013<br />
waren es rund 9.000 Mitarbeiter weltweit, heute sind es<br />
bereits über 11.000. Weitere 4.000 sind jetzt schon im<br />
Plan. Authentische und identifikationsstiftende Stories<br />
transportieren den Mubea Way. DRIVEN BY THE BEST<br />
Botschafter in jedem Land und jedem Werk kommunizieren<br />
das fokussierte Selbstverständnis und stärken so Zusammenhalt,<br />
Zielorientierung und Aufgeschlossenheit.<br />
Viele Unternehmen nutzen<br />
unsere Strategische Kreativität<br />
zudem bei Produkt- oder Geschäftsfeldinnovationen.<br />
Der Bereich F+E des Automotive Joint Venture<br />
BHTC bezieht uns als Querdenker immer häufiger<br />
in Entwicklungsprojekte ein. Produktinnovationen,<br />
die zur Weltleitmesse IAA das<br />
Licht der Branche erblicken, wurden schon<br />
mehrfach von DWFB begleitet. Wie etwa das<br />
Klimabedienelement für das Automobil der<br />
Zukunft (2009), dessen Grundlagen bei DWFB<br />
entstanden – oder auch das User-Interface für<br />
eine Gestensteuerung (2013).<br />
Interessiert? Mehr zu BHTC<br />
finden Sie auf Seite 56.<br />
Bei einem unserer Maschinenbaukunden,<br />
der Volkmann GmbH, ist es sogar<br />
die Innovationskultur selbst, die wir mit der<br />
Marke intern und extern ganz nach vorne<br />
stellen und als den entscheidenden Wettbewerbsvorteil<br />
im Markt der Vakuumförderungssysteme<br />
kommunizieren.<br />
„Volkmann – Ideen voraus“ heißt es seit 2013<br />
aus Soest. Dipl.-Ing. Thilo Volkmann räumt<br />
seinen Ingenieuren und Entwicklern wöchentlich<br />
Zeit zum Experimentieren ein. Er<br />
will ihnen das Lego Gefühl zurückgeben, um<br />
immer wieder Neues entstehen zu lassen. Bei<br />
Volkmann können sich die Kunden darauf<br />
verlassen, dass sie Lösungen außerhalb des<br />
Standards erhalten, die funktionieren –<br />
gerade auch dann, wenn die jeweilige Fördersituation<br />
anspruchsvoll und herausfordernd<br />
ist. Was es noch nicht gibt, wird erfunden.
12 _ 13 VERÄNDERUNG _ Arbeitermarke
In der Marketingszene kursiert ein neues Zauberwort:<br />
Initiativ-Workshops.<br />
Mehr und mehr Unternehmen hinterfragen zunehmend<br />
den Sinn traditioneller Pitch-Prozesse zur Auswahl eines<br />
geeigneten Agenturpartners, insbesondere wenn es um<br />
Aufgabenstellungen im Zuge von Innovationsprojekten<br />
geht. Eine Agentur wird im Durchschnitt zu ca. 14 Pitches<br />
pro Jahr eingeladen. Davon werden aber nur 25 Prozent<br />
tatsächlich angenommen. (Quelle: Cherrypicker-Befragung 2014)<br />
Die Gründe liegen auf der Hand: Zu viele Wettbewerber,<br />
unpräzise Briefings, unklare Entscheidungsstrukturen<br />
und keine oder zu geringe Aufwandsentschädigung.<br />
Pitch-Präsentationen gleichen immer mehr reinen<br />
Show-Veranstaltungen. Die gesamte Performance der<br />
Agentur kulminiert in einer ein bis zwei stündigen Frontalbeschallung.<br />
Eigens für Pitch-Präsentationen werden<br />
Teams zusammengestellt, die darauf trainiert sind, auf<br />
Kundenseite den gewünschten Eindruck zu erzielen.<br />
Alltagstauglichkeit sieht anders aus.<br />
Gerade bei komplexen Aufgabenstellungen, wie beispielsweise<br />
der strategischen Neuausrichtung einer Marke, der<br />
Suche nach neuen innovativen Geschäftsmodellen oder<br />
digitalen Transformationsprozessen erweist sich diese<br />
Vorgehensweise als wenig sinnvoll.<br />
STRATEGISCHES<br />
Geschrieben von:<br />
Frank Kaulen<br />
QUERDENKEN<br />
Workshops als neues Maß der Dinge
Chemistry-Workshops dienen der ersten Annäherung<br />
in der potenziellen Agentur-Kunde-Beziehung. Danach<br />
wird schnell deutlich, ob die beteiligten Parteien zueinander<br />
passen. Oft wird hier schon die Grundlage für die<br />
weitere Zusammenarbeit gelegt.<br />
Kunden erhalten keinen ausreichenden<br />
Eindruck darüber, wie die<br />
Agentur denkt<br />
und arbeitet. Wie sie an die<br />
Aufgabenstel-<br />
lung herangeht und welche Prozesse und<br />
Tools zur Lösung der Aufgabe herangezo-<br />
gen werden.<br />
In dieser Situation stellen Workshops eine<br />
geeignete Alternative dar. Die gemeinsa-<br />
me intensive Arbeitsatmosphäre fördert<br />
den Kennenlern- und Beurteilungspro-<br />
zess auf beiden Seiten. Neben der mensch-<br />
lichen Komponente ist zumeist die Ergeb-<br />
nisqualität erheblich höher als in einer<br />
klassischen Pitch-Präsentation.<br />
Aus der Agenturerfahrung machen vor<br />
allem Workshops Sinn, die sich mit<br />
dem Wertschöpfungsbeitrag von Innovationsprozessen<br />
für gesamte Unternehmen<br />
beschäftigen. Diese Innovationsprozesse<br />
können sich auf die strategische Geschäftsentwicklung<br />
des Unternehmens<br />
selbst oder auf die potentialorientierte<br />
Markenführung beziehen. Markenführung<br />
gewinnt gerade auch in mittelständischen<br />
Unternehmen immer mehr an<br />
Bedeutung.<br />
Dabei lassen sich aus unserer Sicht grundsätzlich<br />
drei verschiedene Kategorien von<br />
Workshops unterscheiden:<br />
Markenführungs-Workshops können genau wie Innovations-Workshops<br />
nicht nur im Rahmen von Pitch-<br />
Prozessen eingesetzt werden, sondern auch in einer bestehenden<br />
Kundenbeziehung.<br />
Markenführungs-Workshops vertiefen Fragestellungen<br />
zur Markenpositionierung bzw. Markenidentität.<br />
Sie thematisieren die klassischen Herausforderungen<br />
der modernen Markenführung: Marke, Vision, Markenleitbild,<br />
Markenversprechen, Markenarchitektur und<br />
Verwendertypologien.<br />
In diese Kategorie von Workshops fällt ebenfalls das<br />
Thema Employer Branding. Im Rahmen solcher Formate<br />
werden alle Bereiche unter die Lupe genommen, die einen<br />
nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der Arbeitgebermarke<br />
haben. Zielsetzung ist hier die Steigerung<br />
der Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber. In<br />
Zeiten des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels<br />
ein aktuelles Thema.<br />
Im Gegensatz dazu fokussieren Innovations-Workshops<br />
auf die Planung, Entwicklung und Gestaltung zukünftiger,<br />
strategischer „Markt-Kunde“-Beziehungen. Diese<br />
Workshopformate nehmen sich der Herausforderungen<br />
an, denen sich Marken bzw. Unternehmen in Zukunft<br />
verstärkt zu stellen haben.<br />
Für viele Unternehmen<br />
gewinnen Workshops beim<br />
Agenturauswahlprozess<br />
an Bedeutung<br />
1. Chemistry-Workshop<br />
2. Markenführungs-Workshop<br />
3. Innovations-Workshop<br />
14 _ 15 INNOVATION _ Workshops
Dazu zählen u.a. die Evaluation neuer strategischer<br />
Geschäftsfelder, die Schaffung<br />
von alternativen Wertschöpfungskurven<br />
(Stichwort: „Blue Ocean“-Strategie), die Reaktion<br />
auf digitale Transformationsprozesse.<br />
Alles brennende Themen, die die<br />
Überlebenschancen vieler Marken bzw. Unternehmen<br />
in den Märkten von morgen<br />
fundamental beeinflussen.<br />
Zuletzt fällt ein weiteres Workshopformat in<br />
die Kategorie der Innovations-Workshops.<br />
Der Vertriebsaktivierungs-Workshop. Ein<br />
neuartiger Ansatz der Vertriebsankurbelung<br />
mit Hilfe der Limbic Sales-Methode ermöglicht<br />
es dem Unternehmen noch gezielter in<br />
die Kundenansprache zu investieren. Der<br />
Workshop legt die Basis für ein nachfolgendes<br />
Vertriebsprogramm, das die Effizienz der<br />
vertrieblichen Maßnahmen im Tagesgeschäft<br />
weiter steigern soll.<br />
Fazit also: Pitch-Prozess oder innovativer<br />
Workshop-Ansatz?<br />
Auf der Suche nach Innovationsimpulsen für<br />
Unternehmen und/oder deren Marken muss<br />
jeder Auftraggeber seine eigenen Erfahrungen<br />
sammeln. Ohne eine gehörige Portion<br />
Zeit- und Finanzinvestment geht es in beiden<br />
Fällen nicht. Allerdings sprechen<br />
vor allem qualitative Aspekte<br />
für die Auseinandersetzung<br />
mit dem Thema<br />
Workshop als alternative<br />
Methode für den Agenturauswahlprozess.<br />
Auf<br />
jeden Fall ist es einen<br />
Versuch wert!<br />
Matthias Horx<br />
ist ein deutscher Publizist und Unternehmensberater,<br />
der als einflussreichster Trend- und Zukunftsforscher im<br />
deutschsprachigen Raum gilt.<br />
FRAGE-<br />
ANTWORT-SPIEL<br />
1. Was ist eine bedeutende Innovation<br />
für Sie persönlich?<br />
• Elektroautos, die jeden Porsche abhängen<br />
(fahre selbst einen BMW i3).<br />
• Braunfäuleresistente Tomaten für<br />
meinen Garten.<br />
• Eine Trollabschaltmaschine fürs Internet<br />
(muss noch erfunden werden).<br />
• Eine Maschine für kluge Fragen an die Zukunft.<br />
2. Nennen Sie einen aktuellen Trend oder Hype!<br />
1. “Aktuelle Trends oder Hypes” interessieren<br />
mich nicht. Ich bin kein Trend-Heinz!<br />
2. Beides zugleich dürfte die Apple Watch sein.<br />
Ein Trend-Hype, der erst sehr stark losgeht,<br />
dann aber eher Ernüchterung bringt.<br />
3. Auf welche Innovation könnten Sie gut<br />
und gerne verzichten?<br />
Auf ein vollautomatisches Haussteuerungssystem<br />
für 25.000 Euro, wie wir es in unserem<br />
Future Evolution House NICHT haben. Schöne<br />
Lichtschalter und ein Bus-System reichen<br />
völlig aus.<br />
4. Was wird für Sie in Zukunft wichtig?<br />
Ich halte die Zukunft offen.<br />
Und werde auch in Zukunft STAUNEN.
Top Beispiele<br />
FEINER<br />
SAFTLADEN<br />
Einhornkotze im<br />
Upcycling Prozess<br />
Wie alles begann? 2006 schwappte<br />
die Idee der Obstdrinks aus England<br />
zu uns. Drei Freunde mit kleinem<br />
Taschengeld, aber großem Herzen für<br />
gesunde Ernährung gründeten das Unternehmen<br />
„true fruits“. Seit 2006 wird<br />
Obst püriert und ganz streng ohne Zusatzstoffe<br />
in die Glasflasche gefüllt. Schön<br />
mit Skala zum Nachpürieren!<br />
Die mittlerweile 21 Fruchtbesessenen<br />
möchten gesunde Ernährung und Lifestyle<br />
verbinden. Daher sind die Zutaten<br />
und das Produktdesign auch die wesentlichen<br />
Verkaufsargumente. Das Obst ist<br />
exotisch und cool kombiniert. Es kommt<br />
auch nicht einfach irgendeine Mango<br />
in den Mixer, sondern aus den 1.000<br />
verschiedenen Mango-Sorten wurde die<br />
Kesar-Mango aus Indien zur Top-Zutat<br />
erkoren. Und das Produktdesign ist Programm<br />
– der Smoothie wird zum Sammelobjekt<br />
und erscheint zum Teil in Limited<br />
Edition. In den meisten Fällen wird es<br />
in glasklarer Flasche mit Keramikdruck<br />
verkauft. Passiert es jedoch, dass der<br />
Gourmetfruchtschlamm zwar lecker aber<br />
irgendwie unansehnlich ist, dann greift<br />
man zur Methode: Augen zu und durch!<br />
„Blindverkostung!“ Die schwarze Flasche<br />
verdeckt den optischen Reiz und verlagert<br />
den Fokus auf den Geschmackssinn.<br />
Ehrlichkeit ist Programm – wie der Name<br />
schon sagt: Ehrliches Obst, ohne Zusätze,<br />
ohne Tricks! Man schreibt alles ungeschönt<br />
auf die Flasche. Nach dem Motto:<br />
War zu hässlich, muss in schwarz!<br />
Oder: Sieht aus wie Einhornkotze... Das<br />
Marketing ist frech und die Sache sehr erfolgreich<br />
und zahlreich prämiert.<br />
Was nun aber wirklich neu ist: true fruits<br />
Upcycling. Aus der alten Pulle wird ein<br />
neuer Streuer oder Gießer. Den entsprechenden<br />
Aufsatz aus Edelstahl kann man<br />
im Onlineshop bestellen. Mit dem neuen<br />
Köpfchen wird die Flasche nicht weggeschmissen,<br />
sondern erfährt ihr Revival<br />
als Essigspender oder Salzstreuer. Das<br />
ist doch mal wirklich konsequent zu<br />
„Endlosschleife“ gedacht.<br />
via http://www.true-fruits.com<br />
16 _ 17 INNOVATION _ Top Beispiele
Top Beispiele<br />
DAS<br />
KNUSPERT<br />
Das moderne Müsli<br />
entsteht online<br />
Die Idee, sich sein Müsli nach seinen Vorlieben<br />
zu mischen, ist vermutlich so alt<br />
wie das Müsli selbst. Die Möglichkeit, sich<br />
sein Knusperfrühstück online aus einer Vielfalt<br />
aus etwa 80 Bio-Zutaten zusammen zu<br />
stellen und es vom Warenkorb am Abend auf<br />
den Frühstückstisch am Morgen befördern<br />
zu lassen, hat den Müsli-Liebhabern hierzulande<br />
und auch über die deutschen Grenzen<br />
hinaus jedoch neue Welten eröffnet.<br />
Fotos:<br />
mymuesli/<br />
© Viktor Strasse<br />
Mehr als 566 Billiarden Variationsmöglichkeiten<br />
bietet mymuesli.com seinen Kunden<br />
mit dem Online-Mixer. Wofür soll man sich<br />
da nur entscheiden? Und vor allem: Wie kann<br />
das logistisch überhaupt funktionieren? Der<br />
Umbau der Manufaktur im Jahre 2011 und<br />
die Installation einer Weltneuheit machten<br />
es möglich. Es entstand die erste Produktionsstraße<br />
weltweit, die die unzähligen<br />
Müsli-Variationen kundenindividuell produzieren<br />
kann. Über einen Barcode wird jede<br />
Dose zweifelsfrei identifiziert, dann perfekt<br />
verschlossen und durchgeschüttelt, um anschließend<br />
in der auffallenden mymuesli-<br />
Verpackung versendet zu werden.<br />
Ein Vertriebskonzept, das wahnsinnigen<br />
Erfolg geerntet hat und Appetit auf<br />
mehr macht! Für die, die dann doch eher<br />
den Einkauf im Supermarkt vorziehen,<br />
heißt es: Augen auf – denn die mymuesli-<br />
Produkte gibt es mittlerweile auch in der Offline-Welt,<br />
z. B. in den mymuesli-Läden, zu<br />
kaufen.<br />
via http://www.mymuesli.com
Top Beispiele<br />
MULTISENSORISCH<br />
DINIEREN<br />
Shanghai, 1 Tisch, 10 Plätze,<br />
20 emotionale Gänge<br />
Fotos:<br />
Ultraviolet/<br />
© Scott Wright<br />
Es ist 19:30 Uhr, ein schwarzer Van mit getönten<br />
Scheiben fährt vor, die Gäste steigen ein, fahren<br />
ins Unbekannte – es soll köstlich und futuristisch<br />
werden, so viel wissen sie. Nicht aber, wohin es geht<br />
und noch viel weniger: auf welches Abenteuer sie<br />
sich einlassen. Das klingt bisweilen befremdlich, ist<br />
jedoch der Beginn eines Abends im vielleicht bekanntesten<br />
Restaurant Shanghais und im ersten und einzigen<br />
multisensorischen Restaurant der Welt.<br />
Nachdem der Wagen vor einem unscheinbaren Lagerhaus<br />
hält, werden die Gäste in den spektakulären Dining<br />
Room geleitet. Spektakulär? Noch nicht: Denn alles, was<br />
sie zu diesem Zeitpunkt sehen, ist ein Raum mit kahlen,<br />
weißen Wänden, in dessen Mitte ein majestätischer Tisch<br />
mit zehn Plätzen auf sie wartet. Auf Dekoration oder<br />
andere Ablenkungen wird bewusst verzichtet. Eine einzige<br />
weiße Leinwand ist das, was dieser Raum sein möchte.<br />
Let the show begin! Mit etlichen Projektoren,<br />
Lichtanlagen und Windmaschinen<br />
ausgestattet, verwandelt sich der Raum<br />
zur Kulisse für das kulinarische Theater.<br />
Der erste Gang wird mit einer Eröffnungssequenz<br />
aus Kubricks Film „2001: A Space<br />
Odyssey“ eingeleitet und gibt den Gästen<br />
dank des leichten Windes sowie der unbeschreiblichen<br />
Ton- und Bildgewalt um<br />
sie herum das Gefühl, live bei der Apollo<br />
Mission 1969 dabei zu sein.<br />
Es folgt der zweite von zwanzig Gängen.<br />
Der Name „Ostie Apple-Wasabi Gothic<br />
Church Hell’s Bells“ beschreibt nicht nur,<br />
welches ausgefallene Gericht es aus der<br />
Molekular-Küche zu kosten gibt, sondern<br />
auch durch welche visuellen und musikalischen<br />
Effekte das Essen begleitet wird.<br />
Es ist ein emotionales Geschmacksempfinden,<br />
das der Mitbegründer und Chefkoch<br />
Paul Pairet mit dieser Inszenierung<br />
in seinem experimentellen Restaurant<br />
schaffen möchte. Nur zehn Personen<br />
kommen je Abend in den Genuss seiner<br />
hochgelobten Kochkünste und dürfen<br />
das perfekte Zusammenspiel aus Projektionen,<br />
Musik und Menü erleben. Wer also<br />
eine Reise nach Shanghai plant, sollte das<br />
Ultraviolet unbedingt besuchen!<br />
via http://www.uvbypp.cc<br />
18 _ 19 INNOVATION _ Top Beispiele
Top Beispiele<br />
ZURÜCK ZUM<br />
SCHRAUBGLAS<br />
Oder auch: Einkaufen neu gedacht<br />
Rund 250 kg Haushaltsabfall produziert<br />
der Durchschnittsdeutsche im<br />
Jahr – dank unnötiger, doppelt und dreifacher<br />
Verpackungen, dank der jahrelang<br />
angewöhnten Bequemlichkeit und natürlich<br />
auch dank der Lebensmittelindustrie.<br />
Doch wenn Oma das Essen im Schraubglas<br />
lagern konnte, wieso können wir das<br />
nicht auch?<br />
Frei nach diesem Motto und mit der Zero-<br />
Waste-Idee im Kopf gründeten Milena<br />
Glimbovski und Sara Wolf das Startup<br />
„Original Unverpackt“ und damit den<br />
ersten Supermarkt Deutschlands, der ganz<br />
ohne Einwegverpackungen auskommt.<br />
In ihrem Kreuzberger Laden mit authentischem<br />
Tante-Emma-Charme bieten sie<br />
umweltbewussten Kunden ein Sortiment<br />
von etwa 400 Produkten, das aus alltäglichen<br />
Lebensmitteln wie Nudeln, Gewürzen<br />
und Ölen, aber auch aus Non-Food-Ar-<br />
tikeln wie Zahnpasta oder Shampoo<br />
besteht. Abfüllen kann man sich die Produkte<br />
allesamt aus großen Spenderbehältern<br />
in mitgebrachte oder gekaufte Dosen,<br />
Gläser, Flaschen und Stoffbeutel.<br />
Doch nicht nur der Precycling-Gedanke,<br />
sondern auch die Einkaufsatmosphäre<br />
des ersten Ladens heben „Original Unverpackt“<br />
aus der Masse heraus: Von NAU<br />
Architects entworfen und in einem Laden<br />
umgesetzt, dessen Geschichte vor 120<br />
Jahren als alte Metzgerei begann, orientiert<br />
sich der Einrichtungsstil an Laboren<br />
der Jahrhundertwende und besticht durch<br />
ein cooles Zusammenspiel aus großen<br />
Stahlregalen, massivem Holz und weißen<br />
Kacheln. Mit gutem Gewissen einkaufen<br />
wird hier, wo vom Kunden mehr Zeit und<br />
Aufmerksamkeit gefordert werden, wo<br />
man das Essen wieder sehen, riechen und<br />
hören kann, zur unvergleichlichen Entdeckungstour.<br />
via http://www.original-unverpackt.de
Geschrieben von:<br />
Daniela Burkhardt<br />
VIEL DAMPF<br />
UM JAMES<br />
Aus dem Sauerländer<br />
Traditionhaus SEVERIN<br />
James, der Helfer in der Not, der<br />
aus dem Dampfgarer in die Küchen emporsteigt.<br />
Der Retter jeder Hausfrau, die<br />
gut, schnell und einfach kochen möchte.<br />
Auf der „Ambiente“ im Februar 2015 ist<br />
James eingeführt worden. James the<br />
Wondermachine ist ein Multifunktionsküchengerät,<br />
das im mittleren Preissegment<br />
besonders die Herzen der weiblichen<br />
Zielgruppe von 25-45 Jahren erwärmt.<br />
kann und das schnell zubereitet ist. Unsere Antwort<br />
darauf lautete: „Gestatten: James, the Wondermachine!<br />
Ein sympathischer Charakter, der als Kochgeist die zahlreichen<br />
Features der Multifunktions-Küchenmaschine<br />
verkörpert.“<br />
James ist wie ein echter kleiner Koch, der einem stets<br />
zur Seite steht – der einem wie Aladin aus der Wunderlampe<br />
unmittelbar jeden Wunsch erfüllt. Mit ihm<br />
zaubert man aus frischen Zutaten gesunde Gerichte,<br />
die garantiert gelingen. Er hat Tipps für jede Kochlage<br />
und vermittelt diese mit einem Funken Charme. Er<br />
zwinkert sich ins Herz – einmal gesehen, nie mehr vergessen.<br />
Seine Performance im Regal ist überwältigend.<br />
Er zieht die Blicke auf sich, weil er es versteht, das formschöne<br />
und im Produktdesign ausgezeichnete Gerät ideal<br />
in Szene zu setzen.<br />
Das Produkt an sich ist ein Me-Too-Produkt<br />
– vielen wird der Thermomix von<br />
Vorwerk ein Begriff sein. Was ist also zu<br />
tun, um ein Me-Too nach vorne zu bringen?<br />
Das kreative Strategieteam von<br />
DWFB setzt auf eine emotionale Produktmarke,<br />
die laut einschlägt und Spaß und<br />
Leichtigkeit rüberbringt.<br />
Konzeptionell gab es eine wichtige Erkenntnis,<br />
die wir vorab herausarbeiten<br />
konnten: Viele Menschen fürchten sich<br />
davor, dass ihnen das Essen nicht gelingt.<br />
Sie wünschen sich ein leckeres<br />
und gesundes Gericht,<br />
bei dem nichts<br />
schief gehen<br />
Das Kommunikationskonzept ist auf B2B und B2C ausgerichtet<br />
und ist international adaptierbar. Wir haben es<br />
interdiziplinär umsetzen dürfen: Digital, als Kochbuch<br />
mit Printunterlagen, am POS, in Verpackung oder beim<br />
Messeauftritt.<br />
Die Strategie geht auf: Aus der Wondermachine machen<br />
wir eine Cashmachine!<br />
via http://www.james-and-me.com<br />
20 _ 21 INNOVATION _ Severin
Interviewt von:<br />
Daniela Burkhardt<br />
ALLES KANN,<br />
NIX MUSS!<br />
Ehrliche Akustikmukke zwischen Fink und Hot Water Music<br />
Foto: © Tim Friesenhagen<br />
22 _ 23 VERÄNDERUNG _ Arbeitermarke
Ich ahnte, dass das dünnes Eis sein könnte.<br />
Ausgerechnet ich – in Musik genauso<br />
bewandert wie in Molekularbiologie –<br />
sollte die Jungs interviewen. Top Idee,<br />
dachte ich! Vier gegen eins? Tim, Marc,<br />
Micha, Roman – heute ohne Tim.<br />
Aber dann war alles ganz einfach: Keine Fachsimpelei<br />
über Stile, kein Namedropping, kein männliches<br />
Markieren der Machtgebiete, sondern total entspannte<br />
Leute bei Bier und Maracuja-Schorle in der Sonne. Zuhause<br />
bei Freunden, die Musik machen. Come as you are.<br />
Foto: © Denis Treu<br />
Und ich verstand, dass hier Musik wirklich das ist, was<br />
Spaß macht, was Entspannung und Bereicherung ist. Kein<br />
Kommerz, kein Mainstream, kein Verbiegen fürs Management.<br />
Sondern Musik, die vier Musiker mit unterschiedlichsten<br />
Hintergründen gut finden. So sollte Musik<br />
doch sein. Marc und Roman haben vorher Punk gespielt,<br />
Marc noch ein bisschen Szene bis Chaos-Musik und Tims<br />
Wurzeln liegen im Big Band Swing/Jazz mit Ausflügen in<br />
den Elektro. Und Michas Leidenschaft ist schmutziger<br />
Rock im Rock 'n' Roller-Coaster. Keiner hat seine musikalische<br />
Herkunft aufgegeben.<br />
NEPOMUK ist genau das, was passiert. Kein Stil, sondern<br />
Mix. Das Gefühl entscheidet, wohin die Reise geht – glatt<br />
weg von der Seele und vom Herzen.<br />
Subrosa, Dortmund<br />
Roman ist der lockere Familienpapa aus Dortmund, der<br />
gemütlich und gutgelaunt erzählt, wie es im Wohnzimmer<br />
zu laut wurde. Im echten Leben ist er Disponent fü r<br />
Veranstaltungstechnik. Micha ist Sozialarbeiter in Dortmund.<br />
Lässig, leicht ironisch, etwas ruhiger, überzeugt<br />
von der Sache. Marc aus Attendorn arbeitet als Rettungs-<br />
24 _ 25 INNOVATION _ Köpfe und Personen
assistent. Er ist immer auf der Suche nach<br />
Noch-Nie-Da-Gewesenem und mit Herz<br />
und Verstand dabei. Der Vierte im Bunde<br />
ist Tim, selbständiger Fotograf. Tim, der<br />
Ruhelose, Quirlige, der perfektionistisch<br />
einen 28 Stunden Tag bräuchte, um Dinge<br />
zu tun.<br />
Was sie verbindet? Eine fette Freundschaft<br />
und die Liebe zur Musik! Hört sich nach Poesiealbum<br />
an, aber so ist es eben!<br />
Das Bandkonzept ist individuell, weil<br />
jeder seinen Teil beisteuert – ohne Hierarchie.<br />
Der rote Faden ist der Mix der Charaktere.<br />
Es geht um die Vier, die machen,<br />
was ihnen wirklich Spaß macht. Nicht<br />
viel quatschen, sondern einfach machen<br />
und laufen lassen! Micha erzählt: „Wenn<br />
einer fragt: Was macht ihr für Mukke?<br />
Sagen wir: Ja, mehr so Akustik! Ah – wie<br />
Jack Johnson! Neee! Ja, wie denn dann? Wir<br />
klingen wie... Das ist schwierig zu sagen<br />
und wollen wir auch eigentlich gar nicht.“<br />
„Eine musikalische Einordnung ist<br />
wirklich schwierig. Am Anfang haben<br />
wir uns total kaputtgelacht. Country –<br />
wie skurril!“ erklärt Marc weiter. „Und<br />
jetzt steht Country neben Schnulze und<br />
Ballade neben Rock 'n' Roll. Die Bandbreite<br />
ist groß.“<br />
Nach kurzer Raucherpause kommen<br />
wir auf den DIY-Gedanken zu sprechen.<br />
Roman ergreift das Wort und berichtet:<br />
„Die DIY Geschichte ist uns total wichtig.<br />
Das kommt vielleicht noch aus der Punk-<br />
Zeit. Aber selbst zu machen, selbst zu<br />
lernen und sich Dinge anzulesen – das hat<br />
was. Aber dann leider auch: Learning by<br />
burning!“<br />
Kurze Pause, Roman blickt in die Runde<br />
und alle fangen an, laut los zu lachen. Da<br />
scheint es einige Geschichten zu geben,<br />
wie zum Beispiel die Versuche, selbst das<br />
Cover des neuen Vinyls im Siebdruckverfahren<br />
herzustellen. Das hatte noch keiner<br />
vorher gemacht, das Resultat war aber sehr<br />
gut und umso größer die Leistung.<br />
„Wir lassen uns nicht unterkriegen!“ – Erste Probe, nachdem das<br />
komplette Equipment aus dem Band-Bully geklaut wurde.<br />
NEPOMUK hat viele Freunde und Künstler,<br />
die unterstützen zum Beispiel mit Grafik, Film, Design<br />
und Artwork. Der Rückhalt ist groß, aber das scheint für<br />
die Szene normal zu sein und für die Vier auch selbstverständlich<br />
andersrum zu funktionieren. Alle investieren<br />
unheimlich viel Zeit und Energie in Musik und die gemeinsame<br />
Sache. Roman verrät, dass er mit seiner kleinen<br />
einjährigen Tochter in der Trage auf dem Rücken durch die<br />
Wohnung schreitet und diese Einschlafzeremonie oftmals<br />
gute Songideen hervorbringt. Dann wird die Idee der Band<br />
vorgestellt und alle nehmen den Faden auf, um ihren Beitrag<br />
dazu einzubringen.<br />
„Vielleicht machen wir es besser, vielleicht verwerfen<br />
wir es auch wieder. Aber der Moment, in dem man spürt,<br />
das wird was, das ist großartig. Dann geht die Sonne auf!“<br />
verrät Marc und lehnt sich grinsend zurück.<br />
Das tue ich dann auch. Danke NEPOMUK, dass ich mit<br />
von der „Party“ sein durfte. Ich kann die Scheibe nur<br />
wärmstens empfehlen. Sie macht Spaß und klingt wie<br />
Urlaub-Abendsonne-mit-Rotwein.<br />
Oder – um ganz fachmännisch zu enden: Wie die deutschen<br />
Mumford & Sons mit einem Touch Incubus. Wie<br />
eine ordentliche Portion Red Hot Chilli Peppers oder wie<br />
Radiohead auf Akustik.<br />
CHECK<br />
THIS OUT<br />
26.06. HAGEN<br />
Rock in die Ferien<br />
19.09. DORTMUND<br />
Forum der DEW21<br />
https://www.facebook.com/nepomukke
DIGITALISIERUNG:<br />
ZWISCHEN MEGATREND<br />
UND BUZZWORD<br />
Wie profitiert der Mittelstand<br />
von digitaler Transformation<br />
Dass man in keinem Unternehmen,<br />
in keiner Branche mehr an Digitalisierung<br />
vorbei kommt, dürfte<br />
jeder schon oft gehört haben. Betriebswirtschaftliche<br />
und innerbetriebliche<br />
Prozesse sind vernetzt, Produktionsabläufe<br />
werden von Software organisiert und<br />
die komplette Lieferketten-Logistik wird<br />
digital gesteuert.<br />
Industrie 4.0 zeigt uns, wie der Mensch im<br />
Produktionsprozess zurücktritt, die Technik<br />
das Ruder übernimmt und sogar ganz<br />
individuelle und variationsreiche Produkte<br />
in kleinsten Losgrößen realisieren<br />
kann. Smart Factory als zukunftsfähiges<br />
Geschäftsmodell und Smart-Service-Welt<br />
als Zukunftsprojekt. Wir sind permanent<br />
online, zahlen digital, interagieren und<br />
kommunizieren virtuell. Wir hinterlassen<br />
Big Data, anhand derer neue „Smart<br />
Services“ entstehen werden.<br />
Die Entwicklung dieser Neuerungen ist<br />
rasant und wird noch weiter an Fahrt<br />
aufnehmen. Das bedeutet, dass sich Verhalten,<br />
Geschäftsmodelle, Kunden-Lieferanten-Beziehungen,<br />
Zielgruppenansprachen<br />
revolutionieren.<br />
Deutschland behandelt dieses Thema aber stiefmütterlich:<br />
Man ist skeptisch und fragt sich, wie der Mittelstand<br />
davon profitieren kann. Obwohl Studien klar belegen,<br />
dass eine signifikante Wertschöpfung zu erreichen ist,<br />
verharrt besonders der Mittelstand in Wartestellung.<br />
Erstaunlich:<br />
Nur 20 bis 25 % der kleinen mittelständischen<br />
Betriebe des Wirtschaftsgiganten China<br />
sind bisher online. Vorausgesetzt bis 2015 würde<br />
China stärker digitalisiert, könnte sein Wirtschaftswachstum<br />
um 22 % gesteigert werden. Für Deutschland<br />
werden immense Gewinne prognostiziert, das<br />
Bruttosozialprodukt würde wachsen und es gäbe nennenswert<br />
mehr Arbeitsplätze. Digitalisierung steht in<br />
komplexer Kausalität mit Wachstum. Leider prägen<br />
zur Zeit eher die Begriffe „Technologiemitläufer“ oder<br />
gar „Nachzügler“ unser Verhalten.<br />
Sebastian Reucker ist Digital-Experte im Hause<br />
DWFB und stellt einige Gedanken zur Digitalisierung vor.<br />
Die Redaktion fragte:<br />
Wie weit hat Digitalisierung bisher<br />
im Mittelstand Einzug halten können?<br />
„Studien großer Beratungsgesellschaften<br />
belegen, dass dem deutschen Mittelstand<br />
die große Herausforderung bewusst ist.<br />
Nur ist sie leider noch nicht auf der<br />
strategischen Agenda gelandet und<br />
somit von einer tatsächlichen Im-<br />
26 _ 27 INNOVATION _ Digitalisierung
plementierung noch weit entfernt. Das liegt<br />
meines Erachtens daran, dass vielen Unternehmen<br />
die Veränderung noch nicht greifbar<br />
ist. Viele Mittelständler stellen sich die Frage<br />
nach den Möglichkeiten, die mit der digitalen<br />
Transformation einhergehen.<br />
Der eben angesprochene Handwerksbetrieb zum Beispiel<br />
hat sich die Digitalisierung von Stammdaten nutzbar gemacht,<br />
um Prozesse wie Bestellungen effizienter abzubilden.<br />
Alle seine Mitarbeiter sind mit Mobilgeräten ausgestattet<br />
und können so Behinderungen, Zusatzleistungen<br />
und Verbesserungsvorschläge per Foto oder Sprachnotiz<br />
dokumentieren und direkt weitergeben. Vor allem die<br />
mobile Zeiterfassung trägt dazu bei, dass die Mitarbeiter<br />
schneller arbeiten können. Im Prinzip sind die technischen<br />
Voraussetzungen alle vorhanden, jetzt muss man<br />
sie nur noch einsetzen und bedienen. Digitale Transformation<br />
fängt eben im Kleinen an. “<br />
Wie sollten die Betriebe also verfahren?<br />
Schaut man sich dann in den Medien nach Best<br />
Practices um, so bekommt man viele Beispiele<br />
der Global Player aus dem Konsumgüterbereich<br />
vorgeführt. Aber was heißt das konkret<br />
für den B2Bler im Mittelstand? Diese Antworten<br />
bleiben die meisten schuldig und so wird<br />
das Ganze schnell als Buzzword abgetan. Aber<br />
es gibt tatsächlich Beispiele wie den Landmaschinenhersteller<br />
Claas, der mittlerweile im<br />
Bereich der Hard- und Softwareherstellung<br />
etwa 25 % seiner Mitarbeiter beschäftigt. Aber<br />
auch Handwerksbetriebe, die ihren Mitarbeitern<br />
Baustellenhandys zur mobilen Zeiterfassung<br />
stellen, sind erste, kleine Belege für eine<br />
erfolgreiche Digitalisierung im Mittelstand.“<br />
Wie funktioniert denn Digitalisierung<br />
im mittelständischen Betrieb?<br />
„Es gibt kein einfaches digitales Starter-Paket.<br />
Digitalisierung ist absolut individuell an<br />
einzelne Bedürfnisse und Prozesse angepasst.<br />
Diese gilt es zunächst zu identifizieren, um<br />
daraufhin gezielte Lösungen zu entwickeln.<br />
Digitalisierung muss nicht heißen, sein Geschäftsmodell<br />
neu zu erfinden. Oft hilft es,<br />
gezielt nach Lösungen oder Prozessen aus der<br />
digitalen Welt zu suchen.<br />
„Es gibt nicht den goldenen Weg zur digitalen Transformation.<br />
Man kann sicherlich immer Felder innerhalb der<br />
eigenen Geschäftsprozesse identifizieren, die prädestiniert<br />
für digitale Lösungen sind und somit einen Einstieg<br />
in die Thematik bieten. Wichtig ist es, Strategien und Ziele<br />
zu formulieren, um am Ende der Transformation auch Erfolge<br />
messen zu können. Zum Blick über den Tellerrand<br />
empfiehlt sich oft die Beobachtung des Wettbewerbs oder<br />
Best Practices aus anderen Branchen – oder auf externe<br />
Hilfe zurückzugreifen. Die unternehmensinterne IT wird<br />
aber zukünftig bei allen Fragen rund um die Transformation<br />
eine zentrale Rolle spielen.“<br />
Wie schwierig haben es kleinere Unternehmen,<br />
mit diesem Prozess Schritt zu halten?<br />
„Für kleinere Unternehmen ist es nicht schwieriger als<br />
für große. Im Gegenteil: Sie können schneller reagieren,<br />
sind flexibler, weil die Geschäftsmodelle nicht so komplex<br />
sind. Es geht oft um Schnelligkeit und Wendigkeit. Außerdem<br />
spielt die Bereitschaft zur Veränderung – auch zum<br />
Risiko der Veränderung – eine große Rolle und das ist unabhängig<br />
von der Unternehmensgröße.“<br />
Können Unternehmen ohne digitale<br />
Transformation überleben?<br />
„Klares NEIN! Schon das Heute ist digital, das Morgen<br />
noch viel mehr. Die Frage ist dann nur noch, bis wann<br />
diese Unternehmen durchhalten können. Digitalisierung<br />
muss ganz dringend zur Chefsache erklärt werden und<br />
sollte in die Unternehmensstrategie mit einfließen.“
Peter Martin Thomas ist Leiter der SINUS:akademie,<br />
Jugendforscher und Coach. Aktuell befasst er sich vor<br />
allem mit der Frage, wie kleine und mittlere Betriebe<br />
zu den passenden Nachwuchskräften kommen.<br />
Doreen Richter ist wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
an der Universität Flensburg. Sie hat an einem soeben<br />
abgeschlossenen Forschungsprojekt zur Innovationsfähigkeit<br />
im demografischen Wandel gearbeitet.<br />
28 _ 29 VERÄNDERUNG _ Arbeitermarke
Daniela Burkhardt im Interview mit<br />
Peter Martin Thomas und Doreen Richter<br />
VON MILIEUS<br />
UND REGIONEN<br />
ZU INNOVATIONEN?<br />
Innovationsfähigkeit im<br />
demografischen Wandel<br />
Frau Richter, kann man die Innovationsaktivität<br />
in einer Region messen?<br />
Doreen Richter: Die tatsächliche Innovationsaktivität<br />
einer Region zu messen ist schwierig. Der Begriff<br />
Innovationsaktivität ist sehr abstrakt und kann vielseitig<br />
interpretiert werden. Daher gibt es verschiedene<br />
Ansätze, die Innovationsaktivität oder auch Innovationsfähigkeit<br />
zu erfassen.<br />
In den Wirtschaftswissenschaften ist die Messung der<br />
Innovationsaktivität über Patentanmeldungen am gängigsten.<br />
Aber auch Unternehmensgründungen im Technologiesektor,<br />
insbesondere sogenannte Spin-Offs und<br />
technologiebasierte Start-Ups sind ein guter Indikator für<br />
eine rege Innovationstätigkeit. Darüber hinaus werden<br />
auch die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
in Forschung und Entwicklung sowie die Ausgaben<br />
für Forschung und Entwicklung als Anzeiger für<br />
Innovationstätigkeit eingesetzt.<br />
Jeder dieser Indikatoren hat seine Vor- und Nachteile,<br />
daher muss im Sinne des Erkenntnisinteresses geprüft<br />
werden, mit welchem man zu den treffendsten Aussagen<br />
gelangt. Patentanmeldungen beispielsweise<br />
können aus unterschiedlichen<br />
Gründen das Bild der regionalen Innovationstätigkeit<br />
auch stark verzerren.<br />
Zum einen werden Patente nicht immer<br />
dort angemeldet, wo sie auch entwickelt<br />
wurden. Das heißt, dass die Forschung<br />
in einer Zweigniederlassung umgesetzt<br />
wird, die Anmeldung aber immer über den<br />
Hauptsitz des Unternehmens, des Instituts<br />
oder der Forschungseinrichtung erfolgt.<br />
Zum anderen werden Patente nicht<br />
nur zu dem Zweck angemeldet, Innovationen<br />
zu schützen. Hinter einer Patentanmeldung<br />
können sich auch ganz andere<br />
Motivationen verbergen, zum Beispiel als<br />
Blockade, Druckmittel in Verhandlungen<br />
oder zur Verhinderung von Klagen. Das<br />
bedeutet, dass nicht jedes angemeldete<br />
Patent in ein kommerzialisiertes Produkt<br />
überführt wird, was aber Teil der Definition<br />
einer Innovation wäre.<br />
Weiterhin werden durch Patente nicht<br />
alle Arten von Innovationen erfasst, da<br />
beispielsweise Dienstleistungen oder<br />
bestimmte Softwarelösungen nicht geschützt<br />
werden können. Nicht nur daher<br />
kommen auch oft einfach andere Schutzrechte<br />
zum Einsatz. Trotzdem und trotz<br />
einiger weiterer Nachteile sind Patentanmeldungen<br />
ein relativ objektiver, zuverlässiger<br />
und rein pragmatisch eben auch<br />
auf regionaler Ebene verfügbarer Indikator.<br />
Denn die Messung der Innovationsfähigkeit<br />
einer Region ist theoretisch<br />
vielfältig möglich und scheitert in der<br />
Praxis meist an der Verfügbarkeit entsprechender<br />
Daten.
Sie haben mitgewirkt am Forschungsvorhaben<br />
„Innografie – Innovationsfähigkeit im Demografischen<br />
Wandel“. Um was ging es dabei?<br />
Doreen Richter: Das Verbundvorhaben „Innografie – Innovationsfähigkeit<br />
im Demografischen Wandel“ war ein<br />
Forschungsprojekt, welches von Mai 2012 bis April 2015<br />
durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) für Deutschland,<br />
der Europäischen Union (EU) sowie das Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert<br />
wurde. Es war eingebettet in das Forschungsprogramm<br />
„Arbeiten – Lernen – Kompetenzen entwickeln. Innovationsfähigkeit<br />
in einer modernen Arbeitswelt“ des BMBF.<br />
Es arbeiteten drei Universitäten mit jeweils eigenem<br />
Schwerpunkt in einem Verbund zusammen, um einen<br />
interdisziplinäreren Untersuchungsrahmen zu schaffen.<br />
Wir haben gemeinsam darauf hin gearbeitet, ein<br />
Analyseinstrument zu entwickeln und zu testen, das<br />
systematisch Bedingungen betrieblicher Innovationstätigkeit<br />
in Organisationen erfasst. Unser Ziel war es,<br />
ein Online-Tool zur Verfügung zu stellen, das einerseits<br />
branchenübergreifend und andererseits in Organisationen<br />
unterschiedlicher Größe einsetzbar ist. Die unterschiedlichen<br />
Betrachtungsebenen der Projektpartner<br />
dienten dazu, den künftigen Anwendern ein umfassendes<br />
Bild über die innovationsrelevanten Faktoren regionaler<br />
und organisationaler Innovativität sowie möglicher Interventionen<br />
auf Mitarbeiterebene zu vermitteln.<br />
Herr Thomas, Sie arbeiten mit den<br />
Sinus-Milieus, um Zielgruppen für das<br />
Personalmarketing zu beschreiben.<br />
Was sind Sinus-Milieus?<br />
Peter Martin Thomas: Vereinfacht könnte<br />
man sagen, die Sinus-Milieus sind Gruppen<br />
Gleichgesinnter mit ähnlichen<br />
Werten, Lebensstilen, Alltagsästhetik. Die<br />
Sinus-Milieus gruppieren also Menschen,<br />
die sich in ihrer Lebensauffassung und<br />
Lebensweise ähneln. Grundlegende Wertorientierungen<br />
werden bei der Analyse<br />
ebenso berücksichtigt wie Alltagseinstellungen<br />
zur Arbeit, zur Familie, zur Freizeit,<br />
zu Geld oder Konsum.<br />
Die Grenzen zwischen den Milieus sind<br />
natürlich fließend. Zwischen Lebenswelten<br />
kann man nicht so klare Grenzen<br />
ziehen wie bei soziale Schichten. Die Wirklichkeit<br />
hat sozusagen eine „Unschärfe“<br />
30 _ 31 VERÄNDERUNG _ Arbeitermarke
gegenüber dem Modell. Zum Verständnis der Milieus ist<br />
es wichtig, sich klar zu machen, dass es Berührungspunkte<br />
und Übergänge zwischen den einzelnen Milieus gibt.<br />
Die Sinus-Milieus gibt es nun seit den 80er-Jahren.<br />
Sie wurden immer wieder weiterentwickelt. Der letzte<br />
Update hat 2010 stattgefunden. Aktuell werden 10 Milieus<br />
beschrieben, die die Bevölkerung in Deutschland ab 14<br />
Jahren beschreiben.<br />
Doreen Richter<br />
„Innografie – Innovationsfähigkeit<br />
im Demografischen Wandel“<br />
In der Vergangenheit wurden die Sinus-Milieus vielfach<br />
für die Produktentwicklung, die Kommunikation und<br />
das strategische Marketing eingesetzt. Vor dem Hintergrund<br />
des drohenden Fachkräftemangels und des demografischen<br />
Wandels entdecken in letzter Zeit immer mehr<br />
Unternehmen das Potenzial der Milieus für das Personalmarketing<br />
und Employer Branding.<br />
Gibt es Milieus, die sich besonders gerne auf<br />
Innovationen einlassen?<br />
Peter Martin Thomas: Es gibt zumindest Milieus, die besonders<br />
aufgeschlossen sind gegenüber neuen Entwicklungen,<br />
die interessiert sind an technischen und Konsum-Innovationen<br />
und eine Unternehmer-Mentalität<br />
zeigen.<br />
Die Aufgeschlossenheit für neue Entwicklungen ist beispielsweise<br />
bei dem jüngsten Milieu, den Expeditiven,<br />
besonders hoch. Danach kommen mit einigem Abstand<br />
die Performer. Beides sind Milieus, die ihren Schwerpunkt<br />
in höherer sozialer Lage haben. Am geringsten ist die Aufgeschlossenheit<br />
für neue Entwicklungen beim ältesten<br />
Milieu, den Traditionellen und im Prekären Milieu. Auch<br />
beim Interesse an neuen Produkten zeigt sich das gleiche<br />
Bild. Das größte Interesse zeigen Expeditive und Performer.<br />
Das geringste Interesse haben die Traditionellen.<br />
Bei beiden Themen sind es die Jüngeren im Alter von 14-24<br />
Jahren, die deutlich mehr Aufgeschlossenheit und Interesse<br />
zeigen als die Älteren über 50 Jahren.<br />
ist ein Verbundvorhaben zwischen der Universität<br />
Hamburg (Leitung Prof. Dr. Eva Bamberg), der Helmut-Schmidt-Universität/Universität<br />
der Bundeswehr<br />
Hamburg (Leitung Prof. Dr. Wenzel Matiaske)<br />
und der Europa-Universität Flensburg (Leitung<br />
Prof. Dr. Gerd Grözinger).<br />
Es war eingebettet in das Forschungsprogramm<br />
„Arbeiten – Lernen – Kompetenzen entwickeln.<br />
Innovationsfähigkeit in einer modernen Arbeitswelt“<br />
des BMBF. Das Ziel des Verbundprojekts<br />
bestand in der Förderung der Innovationsfähigkeit<br />
von Organisationen im demografischen Wandel und<br />
der Entwicklung und Validierung eines Analyseinstruments<br />
zur Messung von Innovationspotenzialen.<br />
Im Wesentlichen werden drei Ebenen berücksichtigt,<br />
die sich in den drei Teilvorhaben des Projekts widerspiegeln:<br />
die individuelle und arbeitsplatzbezogene<br />
Ebene (Universität Hamburg), die betriebliche<br />
Ebene (Helmut-Schmidt-Universität/Universität<br />
der Bundeswehr Hamburg) und die regionale Ebene<br />
(Europa-Universität Flensburg). Unter Einbezug der<br />
Erkenntnisse aus den beteiligten Wissenschaftsdisziplinen<br />
(Psychologie, Betriebswirtschaft, Soziologie,<br />
Volkswirtschaft) entwickelt und validiert<br />
der Verbund ein Online-Analyseinstrument zur<br />
Messung von Innovationspotenzialen.<br />
Zudem werden die Praktikabilität des Instruments<br />
und das Kosten-Nutzen-Verhältnis hinsichtlich<br />
einer demografie- sowie innovationsorientierten<br />
Unternehmensstrategie überprüft. Ein Praxisleitfaden<br />
unterstützt die Anwendung des Analyseinstruments<br />
und die Ableitung von Maßnahmen in<br />
Organisationen.
Oberschicht/<br />
Obere Mittelschicht<br />
Mittlere<br />
Mittelschicht<br />
Untere Mittelschicht/<br />
Unterschicht<br />
Soziale Lage<br />
Traditionelle<br />
14%<br />
Konservativ-<br />
Etablierte<br />
10%<br />
Prekäre<br />
9%<br />
Liberal-<br />
Intellektuelle<br />
7%<br />
Sozialökologische<br />
7%<br />
Bürgerliche<br />
Mitte<br />
14%<br />
Performer<br />
7%<br />
Adaptiv-<br />
Pragmatische<br />
9%<br />
Hedonisten<br />
15%<br />
Expeditive<br />
7%<br />
Grundorientierung<br />
Festhalten Bewahren<br />
TRADITION<br />
Haben & Genießen Sein & Verändern Machen & Erleben Grenzen überwinden<br />
MODERNISIERUNG/INDIVIDUALISIERUNG<br />
NEUORIENTIERUNG<br />
Der Forschungsansatz<br />
Die Sinus-Milieus sind das Ergebnis von<br />
drei Jahrzehnten sozialwissenschaftlicher<br />
Forschung. Die Zielgruppen-Segmentation<br />
orientiert sich an der Lebensweltanalyse<br />
unserer Gesellschaft. Die Sinus-Milieus<br />
gruppieren Menschen, die sich in ihrer Lebensauffassung<br />
und Lebensweise ähneln.<br />
Grundlegende Wertorientierungen gehen<br />
dabei ebenso in die Analyse ein wie Alltagseinstellungen<br />
– zur Arbeit, zur Familie,<br />
zur Freizeit, zu Geld und Konsum.<br />
Die Sinus-Milieus werden seit Beginn<br />
der 80er Jahre von führenden Markenartikel-Herstellern<br />
und Dienstleistungsunternehmen<br />
für das strategische Marketing,<br />
für Produktentwicklung und<br />
Kommunikation ebenso genutzt wie von<br />
politischen Parteien, Ministerien, Gewerkschaften,<br />
Kirchen und Verbänden.<br />
Große Medienunternehmen arbeiten<br />
damit seit Jahren genauso wie Werbe- und<br />
Mediaagenturen.<br />
Das Sinus-Milieumodell wird, parallel<br />
zum Wertewandel, ständig aktualisiert.<br />
Basis dafür ist die Sinus-Trendforschung<br />
sowie kontinuierliche Studien zu den<br />
Lebenswelten der Menschen.<br />
Nach dem 2010 vorgenommenen Update<br />
besteht das Sinus-Modell aus zehn neu<br />
strukturierten Milieus – wobei die zahlenmäßig<br />
großen Milieus bei Bedarf noch<br />
differenziert werden können.<br />
Das Positionierungsmodell<br />
Die Grenzen zwischen den Milieus sind<br />
fließend; Lebenswelten sind nicht so<br />
(scheinbar) exakt eingrenzbar wie soziale<br />
Schichten. Wir nennen das die<br />
Unschärferelation der Alltagswirklichkeit.<br />
Ein grundlegender Bestandteil des<br />
Milieu-Konzepts ist, dass es zwischen den<br />
Milieus Berührungspunkte und Übergänge<br />
gibt. Diese Überlappungspotentiale<br />
sowie die Position der Milieus in der Gesellschaft<br />
nach sozialer Lage und Grundorientierung<br />
veranschaulicht die Grafik:
Je höher ein Milieu in dieser Grafik angesiedelt<br />
ist, desto gehobener sind Bildung,<br />
Einkommen und Berufsgruppe; je weiter<br />
es sich nach rechts erstreckt, desto moderner<br />
im soziokuturellen Sinne ist die<br />
Grundorientierung. In dieser „strategischen<br />
Landkarte“ können Produkte,<br />
Marken, Medien etc. positioniert werden.<br />
Mit der Integration der Sinus-Milieus in<br />
die wichtigsten Markt-Media-Studien<br />
sowie in das AGF/GfK-Fernsehpanel sind –<br />
über Produktentwicklung und Marketing<br />
hinaus – interessante Optimierungen für<br />
die Media-Auswertung und Planung möglich.<br />
Als Ansprechpartner im Sinus-Institut<br />
stehen Ihnen Berthold Bodo Flaig und<br />
Dr. Marc Calmbach zur Verfügung.<br />
Tel. 06221-80890, info@sinus-institut.de<br />
Sozial gehobene Milieus<br />
Konservativ-etabliertes Milieu 10%<br />
Das klassische Establishment: Verantwortungs- und<br />
Erfolgsethik; Exklusivitäts- und Führungsansprüche;<br />
Standesbewusstsein, Entre-nous-Abgrenzung<br />
Liberal-intellektuelles Milieu 7%<br />
Die aufgeklärte Bildungselite: liberale Grundhaltung und<br />
postmaterielle Wurzeln; Wunsch nach selbstbestimmtem<br />
Leben, vielfältige intellektuelle Interessen<br />
Milieu der Performer 7%<br />
Die multi-optionale, effizienzorientierte Leistungselite:<br />
global-ökonomisches Denken; Konsum- und Stil- Avantgarde;<br />
hohe IT- und Multimedia-Kompetenz<br />
Expeditives Milieu 6%<br />
Die ambitionierte kreative Avantgarde: mental und<br />
geografisch mobil, online und offline vernetzt und auf der<br />
Suche nach neuen Grenzen und neuen Lösungen<br />
Milieus der Mitte<br />
Bürgerliche Mitte 14%<br />
Der leistungs- und anpassungsbereite bürgerliche Mainstream:<br />
generelle Bejahung der gesellschaftlichen Ordnung;<br />
Wunsch nach beruflicher und sozialer Etablierung, nach<br />
gesicherten und harmonischen Verhältnissen<br />
Adaptiv-pragmatisches Milieu 9%<br />
Die moderne junge Mitte unserer Gesellschaft mit ausgeprägtem<br />
Lebenspragmatismus und Nutzenkalkül: zielstrebig<br />
und kompromissbereit, hedonistisch und konventionell,<br />
flexibel und sicherheitsorientiert; starkes Bedürfnis nach<br />
Verankerung und Zugehörigkeit<br />
Sozialökologisches Milieu 7%<br />
Konsumkritisches/-bewusstes Milieu mit normativen Vorstellungen<br />
vom „richtigen“ Leben: ausgeprägtes ökologisches<br />
und soziales Gewissen; Globalisierungs-Skeptiker, Bannerträger<br />
von Political Correctness und Diversity<br />
Milieus der unteren Mitte/Unterschicht<br />
Traditionelles Milieu 15%<br />
Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegs-/Nachkriegsgeneration:<br />
verhaftet in der alten kleinbürgerlichen Welt<br />
bzw. in der traditionellen Arbeiterkultur; Sparsamkeit,<br />
Konformismus und Anpassung an die Notwendigkeiten<br />
Prekäres Milieu 9%<br />
Die um Orientierung und Teilhabe bemühte Unterschicht<br />
mit starken Zukunftsängsten und Ressentiments: Häufung<br />
sozialer Benachteiligungen, geringe Aufstiegsperspektiven,<br />
reaktive Grundhaltung; bemüht, Anschluss zu halten an die<br />
Konsumstandards der breiten Mitte<br />
Hedonistisches Milieu 15%<br />
Die spaß- und erlebnisorientierte moderne Unterschicht/<br />
untere Mittelschicht: Leben im Hier und Jetzt, Verweigerung<br />
von Konventionen und Verhaltenserwartungen<br />
der Leistungsgesellschaft
Frau Richter, wenn es diese Milieus<br />
gibt, dann muss man doch nur die entsprechenden<br />
Menschen in die Unternehmen<br />
bzw. in die Region holen und<br />
steigert damit die Innovationsfähigkeit?<br />
Doreen Richter: Zumindest haben diese<br />
Milieus einen sehr positiven Einfluss auf<br />
die Innovationsaktivität in der Region.<br />
Darüber hinaus können aber auch andere<br />
Faktoren auf die regionale Innovationsfähigkeit<br />
einwirken. Wir haben im Rahmen<br />
von Innografie drei Dimensionen getestet.<br />
Welchen Einfluss hat die Anzahl der<br />
hochqualifizierten sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten in einer Region;<br />
wie wirkt die zunehmende Diversität der<br />
regionalen Bevölkerung im Sinne von<br />
Personen mit Migrationshintergrund aus;<br />
und können bestimmte soziale Milieus die<br />
regionale Innovationsaktivität fördern!?<br />
Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich alle<br />
drei Aspekte deutlich positiv auswirken.<br />
Es konnte aber noch nicht abschließend<br />
geklärt werden, ob die, im Verhältnis zu<br />
anderen Regionen gesteigerte, Innovationsleistung<br />
bestimmte Regionen durch<br />
eine höhere Anzahl von Menschen einer<br />
bestimmten Bevölkerungsgruppe erklärt<br />
werden kann oder ob diese Bevölkerungsgruppe<br />
beziehungsweise dieses Milieu<br />
dazu neigt, dorthin abzuwandern, wo vermehrt<br />
Innovationstätigkeit verzeichnet<br />
wird. Zu diesem Zweck müssten noch weitere<br />
Forschungen vorgenommen werden,<br />
die eine zeitliche Entwicklung in den Untersuchungsrahmen<br />
einbeziehen. Jenes<br />
war uns bisher nicht möglich.<br />
Herr Thomas, über welche Milieus<br />
reden wir, wenn wir von den innovationsbereiten<br />
Milieus sprechen?<br />
Peter Martin Thomas: Wenn wir über die gleichzeitige<br />
Offenheit für Neues und die Risikobereitschaft sprechen,<br />
sind es vor allem die Expeditiven und Performer. Aus der<br />
Untersuchung von Frau Richter wissen wir aber, dass auch<br />
die Liberal-Intellektuellen und die Konservativ-Etablierten<br />
viel zur Innovationsaktivität in der Region beitragen.<br />
Im Gegensatz zu den von mir zuerst erwähnten Zahlen,<br />
scheint die Innovationsbereitschaft also nicht unbedingt<br />
eine Frage des Alters zu sein. Die Konservativ-Etablierten<br />
sind im Durchschnitt 51 Jahre alt, die Liberal-Intellektuellen<br />
sind durchschnittlich 46 Jahre. Das ist ein großer<br />
Altersunterschied zu den Expeditiven, die ein Durchschnittsalter<br />
von 29 Jahren haben.<br />
Hat Innovation dann doch gar nichts mit<br />
dem demografischen Wandel und einer älter<br />
werdenden Gesellschaft zu tun?<br />
Doreen Richter: Die Untersuchungsergebnisse des Verbundprojektes<br />
haben auf allen drei Eben gezeigt, dass das<br />
Alter an sich keine Rolle für die Innovationsfähigkeit der<br />
Regionen spielt. Damit wollen wir aber nicht zum Ausdruck<br />
bringen, dass Innovation nichts mit dem demografischen<br />
Wandel und einer älter werdenden Gesellschaft zu<br />
tun hat. Wir gehen davon aus, dass ein indirekter Zusammenhang<br />
zwischen Alter und Innovativität besteht.<br />
Bei der Personalauswahl beispielsweise sind die Organisationen<br />
stark auf jüngere Beschäftigte ausgerichtet.<br />
34 _ 35 INNOVATION _ Innovationsfähigkeit im demografischen Wandel
für ihren Alltag erlebt. Wenn es dann um die<br />
Frage geht, welche Produkte und Dienstleistungen<br />
für die jungen Zielgruppen eine interessante<br />
Neuerung wären, sind wiederum eher die Mitarbeiter<br />
aus den jungen Milieus vorne.<br />
Jenes trifft auch auf Maßnahmen der Personalentwicklung<br />
zu. Außerdem unterscheidet sich, wie sich gezeigt<br />
hat, Führung gegenüber Älteren teilweise von Führung<br />
gegenüber Jüngeren. Daraus kann die Gefahr erwachsen,<br />
dass ältere Beschäftigte hinsichtlich innovationsförderlicher<br />
Arbeits- und Führungsbedingungen systematisch<br />
benachteiligt werden. Das bedeutet, dass die Beteiligung<br />
von Älteren an Personalentwicklung und an innovationsförderlichen<br />
Maßnahmen gezielt zu fördern sind.<br />
Zusätzlich möchte ich anfügen, dass das Altern der<br />
Gesellschaft ja nur einen Aspekt des demografischen<br />
Wandels darstellt. Zu den Auswirkungen dessen gehört<br />
auch, dass der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund<br />
in den Organisationsbelegschaften zunimmt,<br />
da Wanderungsbewegungen an Bedeutung<br />
gelangen und auch das Verhältnis weiblicher Arbeitskräfte<br />
steigt. Damit meine ich, dass die Unternehmensbelegschaften<br />
allgemein heterogener, also diverser in<br />
ihrer Zusammensetzung werden und sich hieraus ganz<br />
neue Herausforderungen für die Förderung der Innovationsaktivität<br />
ergeben.<br />
Peter Martin Thomas: Ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
können viel mit ihrer Arbeits- und Lebenserfahrung<br />
arbeiten. Die Jüngeren entwickeln eventuell<br />
ungewöhnlichere Ideen. Die Ideen der Älteren sind hingegen<br />
mit gewisser Wahrscheinlichkeit leichter in die<br />
Praxis umzusetzen, da die Machbarkeit gleich mitgedacht<br />
wurde.<br />
Je nach Alter und Milieu haben Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter darüber hinaus sicher andere Felder für innovative<br />
Produkte und Dienstleistungen im Blick. Vor dem<br />
Hintergrund des demografischen Wandels gibt es ständig<br />
einen hohen Bedarf an Innovationen, die sich im Alltag<br />
der älteren Menschen positiv bemerkbar machen. Menschen<br />
mit mehr Lebenserfahrung können die relevanten<br />
Fragen und Herausforderungen eher im Blick haben als<br />
jüngere Menschen. Sicher wird auch nicht jede technische<br />
Innovation, die Expeditive und Performer begeistert, von<br />
Menschen aus anderen Lebenswelten als Bereicherung<br />
Wäre es dann das Beste, aus allen vier<br />
Milieus Mitarbeiter zu haben?<br />
Peter Martin Thomas: Es spricht viel dafür, in<br />
einem Unternehmen die Stärken und Kompetenzen<br />
von Menschen aus unterschiedlichen<br />
Lebenswelten zu nutzen. Vor dem Hintergrund<br />
unserer Milieuforschung wäre es bei einer Mischung<br />
der Milieus in jedem Fall notwendig, sich<br />
gut zu überlegen, wie man Menschen mit unterschiedlichen<br />
Lebensstilen, Werten, Lebenszielen<br />
und ästhetischen Präferenzen gut in den Dialog<br />
bringt. Wenn man sie ohne Vorbereitung und Moderation<br />
einfach in einen Raum setzt, wird das<br />
sicher nicht so kreativ und innovativ. Wie bereits<br />
angesprochen ist es dann eine Frage der Führung<br />
bzw. der Moderation, eine Arbeitsatmosphäre zu<br />
schaffen, in der gemeinsame Innovationsprozesse<br />
möglich werden.<br />
Aus meiner Erfahrung muss man manchmal<br />
regelrecht „Übersetzungsarbeit“ zwischen den<br />
Menschen aus verschiedenen Lebenswelten leisten.<br />
Für einen an Veränderung interessierten<br />
Expeditiven sind die Bewertungskriterien für<br />
neue Ideen eines Konservativen nicht auf Anhieb<br />
nachvollziehbar – weder sprachlich noch inhaltlich.<br />
Umgekehrt neigen jüngere Menschen vielleicht<br />
zu einem technologischen oder stark von<br />
englischen Begriffen durchsetzen Sprachstil, der<br />
die älteren Kollegen aus anderen Lebenswelten<br />
irrititiert. Frau Richter weiß sicher noch mehr<br />
zum Thema Vielfalt und Innovation.<br />
Doreen Richter: Vielfalt bzw. Diversität setzt<br />
genau die von Ihnen erwähnten Regeln und regulativen<br />
Rahmen voraus, wenn daraus positive<br />
Effekte entstehen sollen.<br />
Forschungen haben gezeigt, dass auch gesellschaftliche<br />
Integration und geteilte Normen eine
wichtige Voraussetzung sind. Außerdem geht man davon<br />
aus, dass bei dem Verhältnis von Vielfalt und Innovation<br />
von einem umgedrehten „U“ zu sprechen ist. Damit<br />
möchte ich sagen, dass Diversität bis zu einem gewissen<br />
Punkt Vorteile bringen kann. Wenn die Heterogenität<br />
dann ein bestimmtes Level überschreitet und die negativen<br />
Folgen und auch Kosten für die Organisationen, die<br />
zum Beispiel aus einer erhöhten Kündigungsneigung entstehen,<br />
weil sich die Mitarbeiter nicht mehr wohl fühlen,<br />
größer werden als die Vorteile, dann sinken die positiven<br />
Erträge der Vielfalt entsprechend.<br />
In diesem Zusammenhang gibt es aber nicht den einen<br />
Diversitätsgrad oder den einen Wendepunkt, der für<br />
alle Organisationen gilt, so viel sei gleich vorweg gesagt.<br />
Dieser hängt immer auch von der Organisationskultur,<br />
der Personalentwicklung, dem Führungsverhalten, den<br />
Arbeitsbedingungen und weiteren Aspekten in den einzelnen<br />
Organisationen ab.<br />
Was würden Sie vor diesem Hintergrund tun, Herr<br />
Thomas, um die verschiedenen innovationsbereiten<br />
Milieus für ein Unternehmen zu gewinnen?<br />
Peter Martin Thomas: In jedem Fall würde ich sehr zielgruppenspezifisch<br />
vorgehen. Für welche Werte steht<br />
unser Unternehmen? Welche sind die gemeinsamen<br />
Normen, die Frau Richter gerade erwähnt hat, auf deren<br />
Basis wir zusammenarbeiten? Welche Menschen suchen<br />
wir für dieses Unternehmen? Was erwarten diese von der<br />
Arbeit, dem Arbeitgeber und dem regionalen Umfeld? Auf<br />
welchen Kanälen kann ich sie ansprechen?<br />
Gerade die Expeditiven wissen sehr genau, was sie wollen<br />
und was sie nicht wollen. Aber auch in den anderen innovationsbereiten<br />
Milieus können es sich die hochqualifizierten<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten, bei<br />
der Entscheidung für einen Arbeitgeber wählerisch zu<br />
sein. Deswegen wird man sie mit breit angelegten Allerwelts-Kampagnen<br />
nicht erreichen. Man muss sie sehr<br />
konkret ansprechen. Auch das Personalmarketing darf<br />
innovativ sein. Die Führungskultur, die Formen der Zusammenarbeit<br />
und die sonstigen Rahmenbedingungen<br />
im Betrieb müssen sogar innovativ sein, wenn das Unternehmen<br />
nicht gerade am attraktivsten Standort angesiedelt<br />
ist, sehr populäre Produkte und eine hohe Bekanntheit<br />
hat.<br />
Haben Sie in Ihrem Forschungsbericht auch<br />
Empfehlungen formuliert, Frau Richter?<br />
Doreen Richter: Ja, das haben wir. Zur positiven<br />
Beeinflussung von Innovationsprozessen<br />
sind vor allem hochqualifizierte MitarbeiterInnen;<br />
die Nutzung der vorhandenen<br />
kulturellen Vielfalt; sowie eine Gesellschaft<br />
wichtig, die aufstiegsoffen ist zur Teilhabe<br />
an ‚innovationsaffinen Milieus‘ und eine Beschäftigtenauswahl,<br />
die Wert auf die Einbindung<br />
solcher Milieus legt.<br />
Den dritten Aspekt hatte Herr Thomas ja bereits<br />
beschrieben. Daher sollte die Bildungsförderung<br />
im hochschulischen Bereich ein<br />
Schwerpunkt sein. Hochschulen sind unter<br />
anderem für die Expeditiven wichtig, um<br />
ihnen ein interessantes Lebensumfeld zu<br />
bieten. Insgesamt sollte in Firmen aber bei<br />
Weiterbildungsangeboten und anderen Maßnahmen<br />
auf milieuspezifische Bedingungen<br />
geachtet werden. Um wiederum kulturelle<br />
Vielfalt nutzen zu können, ist die offensive<br />
Förderung von Offenheit für kulturelle Vielfalt<br />
zwingend notwendig.<br />
Peter Martin Thomas: Nun muss man grundsätzlich<br />
zur Kenntnis nehmen, dass junge,<br />
leistungsorientierte Milieus eher urbane<br />
Standorte bevorzugen. Man kann sie aber<br />
sicher gewinnen, wenn man sich auch auf<br />
eine projektorientierte Zusammenarbeit mit<br />
ihnen einlässt. Sie möchten vielleicht gar<br />
nicht unbedingt einen unbefristeten Vertrag<br />
mit allen Regularien, sondern suchen eher<br />
die Herausforderung in einem interessanten,<br />
zeitlich überschaubaren Projekt.<br />
Außerdem dürften die Attraktivität und Anziehungskraft<br />
einer Region auch mit der Innovationsfähigkeit<br />
der Unternehmen wachsen.<br />
Deswegen gehören Regionalmarketing<br />
und das Personalmarketing der einzelnen<br />
Betriebe gut miteinander koordiniert. Wie<br />
36 _ 37 INNOVATION _ Innovationsfähigkeit im demografischen Wandel
soll es gelingen, junge, innovationsfreudige Mitarbeiter<br />
für ein Unternehmen zu gewinnen, wenn gleichzeitig die<br />
Region nur mit ihrer schönen Landschaft, der Heimatverbundenheit<br />
und traditionellen Werten wirbt?<br />
Kann man also zusammenfassend sagen, dass die<br />
Innovationsfähigkeit eines Unternehmens sowohl von<br />
der gelungenen Regionalentwicklung als auch von einem<br />
modernen HR Management abhängig ist?<br />
Doreen Richter: Ja, das kann man so sagen. Innovative<br />
Unternehmen brauchen die räumliche Nähe anderer innovativer<br />
Unternehmen, denn Innovationen sind in der<br />
Regel keine organisationale Einzelleistung.<br />
Sie entstehen auch aus dem Vorhandensein von implizitem<br />
Wissen, dass sich über so genannte Wissens-Spillover,<br />
also die informelle Übertragung von Wissen unter<br />
anderem durch persönliche Kontakte zwischen den<br />
Unternehmen, Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen,<br />
staatlichen Instituten wie den<br />
Arbeitsagenturen und Industrie- und Handelskammern<br />
sowie weiteren regionalen Akteuren ausbreitet. Wenn es<br />
gelingt, auf diese Weise ein innovatives Milieu zu schaffen,<br />
können Regionen zum Anziehungspunkt für weitere<br />
Unternehmen werden.<br />
Peter Martin Thomas: Das sehe ich genauso. Heute bewerben<br />
sich die Unternehmen um die besten Köpfe und<br />
nicht mehr umgekehrt. Das Wissen über die Grundeinstellungen<br />
zu Arbeit, Familie, Zukunft<br />
u. ä. in verschiedenen Milieus und Lebenswelten<br />
kann viel dazu beitragen, die<br />
richtige Zielgruppe für das eigene Unternehmen<br />
anzusprechen. Nach meiner<br />
Einschätzung sind innovative Unternehmen<br />
auch bei der genauen Ansprache der<br />
gewünschten Mitarbeiter innovativ und<br />
verlassen ausgetretene Pfade.<br />
Dabei geht es nicht darum, sich an die<br />
gewünschten Zielgruppen anzubiedern<br />
oder gar Dinge zu versprechen, die sich<br />
nicht realisieren lassen. Ganz im Gegenteil:<br />
Ausgangspunkt eines innovativen,<br />
punktgenauen Personalmarketings ist die<br />
Auseinandersetzung mit der eigenen Unternehmenskultur,<br />
den Werten im Unternehmen,<br />
der Tradition und der Vision für<br />
die Zukunft.
MUST<br />
HAVES<br />
Kreativität hört bei uns nicht mit der Arbeit auf.<br />
Auch in unserer Freizeit umgeben wir uns gerne<br />
mit ausgefallenen Dingen.<br />
MACH DIESES<br />
BUCH FERTIG<br />
Bücher wollen gelesen werden – oder eben auch<br />
bekritzelt, vollgeschmiert und in Streifen gerissen.<br />
Ein Buch, das mit einer Warnung beginnt und<br />
zum Benutzen eine Anleitung braucht, klingt kompliziert.<br />
Ist es aber nicht. „Mach dieses Buch fertig“ von Keri<br />
Smith möchte nämlich kein Schinken für kuschelige<br />
Stunden vor dem Kamin und auch kein Block für langweilige<br />
Notizen sein. Dieses Buch ruft zur Zerstörung auf, zur<br />
kreativen Entfaltung, ja, zu allem, was man mit Büchern<br />
sonst nicht anstellen darf. Sei es das Zerkratzen und Bekleben<br />
von Seiten, das Malen von abscheulichen Bildern<br />
oder gar das Brechen des Buchrückens – das alles ist nicht<br />
nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht! Und für<br />
uns steht fest: Aggressivität und Kaffeeflecken haben<br />
noch nie ein schöneres Kunstwerk hinterlassen.<br />
via http://www.machdiesesbuchfertig.de<br />
erschienen im Antje Kunstmann Verlag | ISBN-13: 978-3888979149<br />
38 _ 39 INNOVATION _ Must Haves
SIEHT AUS WIE PAPIER<br />
Fast zum Geldschein avanciert<br />
Welcome Tokyo – seit Dezember 2014 gibt<br />
es die Produkte auch in Japan! Erstaunlich für ein<br />
kleines, wildes Team, das sich erst 2012 in Berlin zur<br />
Marke Paprcuts gefunden hat.<br />
ALL AROUND<br />
THE CLOCK<br />
Wer zählt schon die Sekunden,<br />
wenn er 24 Stunden haben kann?<br />
Ihre Idee: Schlanke Accessoires aus reißfestem und<br />
wasserfestem Papier. Federleicht, super dünn und<br />
recyclebar. Sie nennen sich selbst „junge Verrückte“.<br />
Jung: Vielleicht weil alles unkompliziert klingt und<br />
ein bisschen frech im Design ist.<br />
Verrückt: Könnte man am Geschäftsmodell ablesen.<br />
Crowdfunding ermöglichte nämlich die<br />
ersten Produktionen. 816 Unterstützer aus aller<br />
Welt glaubten dran und konnten über 21.000 Euro<br />
aufbringen.<br />
Das dachten sich auch die Erfinder der<br />
slow watch und entwickelten eine Uhr, die unser<br />
Lebensgefühl verändern soll. Statt Minuten und<br />
Sekunden im Eiltempo verstreichen zu lassen,<br />
gibt das 24-Stunden-Ziffernblatt der Ein-Zeiger--<br />
Uhr einen Überblick über den gesamten Tag.<br />
Der Stundenzeiger bewegt sich somit nur halb so<br />
schnell. Und was im ersten Moment verrückt erscheinen<br />
mag, hat eine tolle Wirkung: Ob es nun n<br />
16:13 oder 16:14 Uhr ist, verrät uns die Uhr nicht.<br />
Stattdessen schafft sie ein besseres Bewusstsein<br />
für die Zeit, die wir tatsächlich haben – und<br />
die wir mit den schönen Dingen des<br />
Lebens füllen sollten. Unter 30<br />
Modellen in verschiedenen<br />
Ausführungen ist für jeden<br />
eine passende Uhr dabei.<br />
In schlichtem Design<br />
und bester Schweizer<br />
Qualität.<br />
via http://www.slowwatches.com<br />
Paprcuts verarbeitet ein extravagantes Material:<br />
Tyvek®. Es ist mega dünn, dennoch so strapazierfähig,<br />
dass es im Baugewerbe verwendet wird. Jetzt<br />
hält es Einzug in die Handtaschen der Tussis und<br />
die Hosentaschen der harten Jungs und wäre fast<br />
das Trägermaterial unserer Euroscheine geworden.<br />
Portemonnaies, Smartphone- und iPad Hüllen,<br />
Notizbücher und Kalender, Tabakbeutel, Kosmetiktaschen<br />
– alles in coolem Design und flotten Farben.<br />
Wichtig ist der Truppe auch, dass die Herstellung der<br />
Accessoires regional abgewickelt wird als Statement<br />
gegen schlechte Arbeitsbedingungen in Billiglohnländern.<br />
Respekt!<br />
via http://www.paprcuts.de
UNSERE<br />
TIPPS<br />
Einfach zu<br />
empfehlen!<br />
BIO AUF<br />
DER ALM<br />
Zurück zum Ich<br />
Kräftetanken und Entschleunigung<br />
klingen wie eine Plattitüde und<br />
alpine Wellness oder Natur pur sind Versprechen,<br />
die in die Jahre gekommen sind.<br />
Aber nicht am Lüsnerhof! Am Eingang<br />
der Dolomiten findet man das einsam<br />
gelegene Naturhotel mit traumhafter<br />
Panoramalage!<br />
Schnell erkennt man, dass die Gastgeber<br />
ehrlich beseelt sind vom Naturgedanken<br />
und ihr Hotel bis ins kleinste Detail<br />
durchdacht ist. Es wird kreativ und innovativ<br />
mit Naturmaterialien umgegangen,<br />
sei es bei der Einrichtung der Zimmer, bei<br />
den Zutaten in der Küche oder den vielen<br />
Rekreationsmöglichkeiten. Der Naturgedanke zieht<br />
sich als roter Faden durch alle Angebote. Nachhaltige<br />
Architektur mit Biomaterialien war demnach natürlich<br />
Ehrensache.<br />
In der Küche steht die Rückbesinnung auf die eigenen<br />
Produkte hoch im Kurs. Der Küchenchef verwendet regional-biologische<br />
Produkte aus Südtirol nach dem<br />
Null-Kilometer-Prinzip. Obst von der Wiese, Kräuter aus<br />
dem hauseigenen Kräutergarten, Gemüse von den umliegenden<br />
Bauern, Wild aus heimischem Wald, Käse von den<br />
Almen und Eier von den Nachbarshühnern. Jegliche Art<br />
von vorgefertigten oder industriell verarbeiteten Lebensmitteln<br />
wird gemieden. Alles frisch und regional.<br />
In der Ruhe liegt die Kraft – wir haben‘s selbst getestet<br />
und eine tiefenentspannte, energetische und schnurrende<br />
Artdirektorin zurückbekommen. Grazie, Familie<br />
Hinteregger!<br />
via http://www.luesnerhof.it<br />
40 _ 41 INNOVATION _ Tipps
NUR FÜR ECHTE KERLE<br />
Rettung aus dem Mode-Dschungel<br />
Rein in das nervenaufreibende Getümmel,<br />
direkt auf die gesuchte Hose zusteuern, ab an die<br />
Kasse und dann raus hier.<br />
So oder so ähnlich stellen sich die meisten Männer die<br />
ideale Shoppingtour vor. Auf den wirren Mode-Dschungel,<br />
aufdringliche Verkäufer und die Verschwendung<br />
kostbarer Zeit haben sie nämlich weniger Lust.<br />
Genau das haben Julia Bösch und Anna Alex, die Gründerinnen<br />
von outfittery.de, erkannt und sind mit ihrem<br />
Online-Shop zu Pionierinnen des Curated Shoppings,<br />
also betreuten Einkaufens, geworden.<br />
In ihrem Onlineshop outfittery.de geht der Klamottenkauf<br />
für die Herren der Schöpfung wesentlich<br />
stressfreier von statten: Nur Kleidungsstil und Größe<br />
wählen – und dann entspannt zurücklehnen. Den Rest<br />
übernehmen persönliche Styleberaterinnen, die ganze<br />
Outfits zusammenstellen und sie den Shopping-Faulen<br />
zuschicken. Und das mit Überraschungseffekt! Denn<br />
was drin ist, sieht der Empfänger erst, wenn er das<br />
Paket in den Händen hält. Für uns steht fest: Es war für<br />
echte Kerle noch nie leichter, sich als Modemuffel oder<br />
vielbeschäftigter Stil-Experte in Schale zu werfen und<br />
neue Styles auszuprobieren.<br />
via http://www.outfittery.de<br />
EISKALT VERZÜCKT<br />
Wenn ein Physiker und ein Betriebswirt Eismann spielen<br />
Natürliche, frische Zutaten, -196 °C<br />
kalter Flüssig-Stickstoff und 30 Sekunden<br />
Zeit sind alles, was die Jungs von Woop Woop<br />
Icecream brauchen, um direkt vor den Augen<br />
neugieriger Leckermäuler das Wort „Frische“<br />
neu zu definieren. Heraus kommen dabei wilde<br />
Eiscreme-Kreationen und zartschmelzende<br />
Geschmackserlebnisse wie „Salziges Karamell<br />
mit Brownie Chunks“, das „Zitronen-Basilikum-Sorbet“<br />
oder „Haselnuss-Himbeere“ und<br />
„Strawberry-Cheesecake“.<br />
Zu kriegen ist der Gaumenschmaus aus dem<br />
Gefriernebel in Deutschlands coolstem Food<br />
Truck. Und wo sich der gerade befindet, erfährt<br />
man tagesaktuell auf der firmeneigenen<br />
Facebook- oder Internetseite.<br />
via http://www.woopwoopicecream.de
„ Manchmal hat der Kopf<br />
eine Idee, doch die Hände<br />
formen ein anderes Bild. “<br />
ALEXANDER ESSLINGER<br />
42 _ 43
Interviewt von:<br />
Monika Ride<br />
VON IDEEN<br />
UND DUALITÄTEN<br />
Gestaltung vs. Ökonomie, Industrie vs. Handarbeit,<br />
Möbelfirma vs. Labor, Kunst vs. Industrie, Hand vs. Kopf<br />
In einer Branche, die meist eine Entscheidung für die eine oder<br />
andere Seite verlangt, hat sich Alexander Esslinger, Mitbegründer<br />
und Geschäftsführer von dua, seiner ganz eigenen<br />
Interpretation von Gegensätzen und der Umsetzung außergewöhnlicher<br />
Produktideen verschrieben.<br />
„Wenn Kreativität und Wirtschaftlichkeit<br />
aufeinander treffen, steht<br />
man immer wieder im Zwiespalt zwischen<br />
den Dualitäten der einzelnen<br />
Disziplinen. Meine Aufgabe ist es, gemeinsam<br />
mit dem dua Kollektiv, Produkte<br />
zu entwickeln, die den Spagat zwischen<br />
den Gegenpolen schaffen.<br />
Sicher – manchmal gewinnt eine der<br />
beiden Seiten und manchmal rufen unterschiedliche<br />
Produktionsprozesse auch<br />
neue Dualitäten hervor – doch oft entsteht<br />
im Dialog auch etwas Drittes. Eine Lösung,<br />
von der man vorher nichts weiß.“<br />
Bevor ich mit Alexander Esslinger spreche,<br />
setze ich mich selbstverständlich mit<br />
der Möbelmanufaktur dua auseinander –<br />
und stoße auf verrückte Produktnamen,<br />
außergewöhnliche Formen und bestechend<br />
clevere Funktionen. Woran ich<br />
jedoch weitaus länger hängen bleibe, sind<br />
festgehaltene Geschichten und Handschriften<br />
– die, der Macher und Ideengeber,<br />
der kreativen Köpfe und Designer,<br />
die der Menschen, die hinter den Produkten<br />
stehen und in doppeldeutigem Sinn<br />
in jedem Gegenstand ihre Handschrift<br />
hinterlassen.<br />
„Für uns steht die kreative Entwurfsleistung<br />
im Vordergrund. Das heißt, dass<br />
alle Ideen aus dem persönlichen Freiraum<br />
eines Autorendesigners entstehen. Jedes<br />
Produkt ist eine neue Herausforderung<br />
und um Neues und Innovatives zu entwickeln,<br />
müssen wir oft lange Wege<br />
gehen. Diese fangen mit der Grundlagenforschung<br />
an.“<br />
Foto: © Tanja Evers
Wieso hat bei euch jeder Gegenstand<br />
eine eigene Geschichte?<br />
„Wenn man ein Produkt in den Händen hält,<br />
weiß man oft nicht, was es damit auf sich<br />
hat. Wir legen den Fokus deshalb nicht nur<br />
auf das äußere Produkt, sondern erzählen<br />
auch die Geschichte seines Entstehungsprozesses.<br />
Dieser ist für jeden Entwurf ein anderer<br />
– denn wir geben nichts in Auftrag,<br />
sondern wollen von ausgefallenen Ideen<br />
überzeugt werden. Letzten Endes löst sich<br />
der reine Gegenstand auf und man bekommt<br />
dann einen Bezug dazu.“<br />
Und wenn eine Idee gut ist, beginnt<br />
die Grundlagenforschung?<br />
„Richtig – der Designer hat natürlich eine<br />
Vorstellung davon, wie das Möbelstück, die<br />
Leuchte oder das Wohnaccessoire aussehen<br />
soll. Diese Idee und die wirtschaftliche Gestaltung<br />
können am Anfang aber weit auseinander<br />
klaffen. Wir widmen uns deshalb<br />
der Erforschung unterschiedlicher Konzepte,<br />
Produktarten und Produktionsverfahren,<br />
verändern Materialien und schauen, was<br />
damit möglich ist. Manches wird im Nachhinein<br />
manufakturell, also von Hand und<br />
traditionell gefertigt, für Manches macht<br />
eine industrielle und CNC-gesteuerte Herstellung<br />
mehr Sinn. Doch auch vermeintliche<br />
Gegensätze können sich ergänzen: Die<br />
seismographische Vase wird zum Beispiel in<br />
einer Porzellanmanufaktur in Bayern produziert,<br />
die Basis dafür stammt jedoch aus dem<br />
3D-Drucker.“<br />
Bislang klingt die Arbeit mit den Autorendesignern<br />
nach einem langwierigen Prozess, der viele<br />
Testläufe und Entscheidungen erfordert. Und<br />
dann ist da immer wieder die Hin- und Hergerissenheit<br />
zwischen den Dualitäten. Was ist der<br />
größte Reiz daran?<br />
„Das Autorendesign ist die einzige Chance<br />
oder, anders gesagt, der schönste Ansatz,<br />
etwas aus der Leidenschaft von jemandem<br />
entstehen zu lassen. Und selbst wenn man mit<br />
einer bestimmten Vorstellung und Meinung<br />
in den Dialog geht, kann man in dieser noch<br />
korrigiert werden. Das ist eine Vielseitigkeit,<br />
die wir uns bewahren wollen.<br />
Unser Team besteht aus unabhängigen Designern,<br />
die unter anderem freiberuflich tätig<br />
sind. Abgesehen davon haben wir ein partnerschaftliches<br />
Netzwerk von verschiedenen<br />
Produktionsunternehmen aufgebaut.<br />
Auf diese Weise stehen einem zig Möglichkeiten<br />
offen und man wird durch die Zusammenarbeit<br />
trotzdem eng zusammengeschweißt“.<br />
Und bei dieser gemeinsamen Arbeit kommen<br />
dann Produkte wie die Leuchte „like paper“ oder<br />
die „Seismographische Vase“ heraus. Was hat es<br />
damit eigentlich auf sich?<br />
„Die Leuchte, die zwar anmutet, als bestünde<br />
sie aus Papier, wird in Wahrheit aus Beton und<br />
einem dafür einzigartigen Rotationsformverfahren<br />
gefertigt. Dem Material wurde von<br />
den Designern Miriam Aust und Sebastian<br />
Amelung also ein neues, unverwechselbares<br />
Gesicht gegeben.<br />
Zur Seismographischen Vase wurde ihr Designer<br />
Jonathan Radetz – wie ihr Name schon<br />
verrät – von den Aufzeichnungen eines Seismographen<br />
inspiriert. Dieser notiert Erdbewegungen<br />
als zweidimensionale Kurven. Bei<br />
einem Aufenthalt in Neuseeland hat Jonathan<br />
selbst ein Erdbeben miterlebt und aus dieser<br />
zerstörerischen Naturgewalt ein Konzept für<br />
etwas so filigranes wie eine Vase geschaffen.<br />
Das ist das Besondere: Genau solche Ideen<br />
sind es, aus denen eine so ausgefallene Sammlung<br />
wie unsere Kollektion entstehen kann.“<br />
via http://www.dua-collection.com
Fotos: © Minu Lee, Frank Lösing
LIKE PAPER<br />
Ausgezeichnet mit dem<br />
„German Design Award<br />
2015, spezial mention“<br />
und dem „Designpreis<br />
der Bundesrepublik<br />
Deutschland, gold 2013.“<br />
Ein ultrahochfester<br />
Beton wird in eine<br />
Schalung aus Papier<br />
gegossen und durch eine<br />
Rotationsformmaschine<br />
geschwenkt. Durch die<br />
Bewegung verteilt sich<br />
die Masse gleichmäßig<br />
und es kommt zu einer<br />
absolut glatten Oberfläche,<br />
frei von Luftblasen,<br />
die sonst für Beton<br />
charakteristisch sind.<br />
Die Struktur des Papiers<br />
überträgt auf die Oberfläche<br />
der Betonform.<br />
Jede Leuchte ein Unikat.<br />
Fotos: © Tanja Evers, Minu Lee<br />
46 _ 47 INNOVATION _ Köpfe und Personen
SEISMOGRAPHISCHE<br />
VASE<br />
Alle Produkte sind erhältlich unter:<br />
www.dua-shop.de<br />
Form folgt Bewegung.<br />
Aus zweidimensionalen<br />
Kurven entstehen außergewöhnliche<br />
asymetrische<br />
Vasen mit lokalem<br />
Bezug. Die Innenseite der<br />
Vasen wird lasiert. Die<br />
Aussenseite der Vasen<br />
bleibt unlasiert – Sie<br />
erhält eine sogenannte<br />
„Biquit-Oberfläche“. Eine<br />
klassische Gipsform dient<br />
als Grundlage für die<br />
Reproduktion.
PERSÖNLICHE<br />
UNTIEFEN!<br />
Es gibt große Taschen und kleine Taschen, bunte<br />
Taschen und schwarze Taschen, Damentaschen und<br />
Herrentaschen. Doch eines ist ihnen allen gemein: Ihr<br />
Inhalt ist der Spiegel einer Persönlichkeit.<br />
Ausgepackt und tief blicken<br />
lassen haben übrigens<br />
Kommunikationsdesigner und<br />
Eventplaner, Mediengestalter<br />
und Konzeptioner, Projektmanager<br />
und Texter.<br />
Welche Untiefen zu welchem<br />
Chaoskünstler oder Ordnungsfreak<br />
gehören, lassen<br />
wir bewusst offen. Denn viel<br />
interessanter ist doch:<br />
In einem der Muster findet<br />
sich jeder wieder.<br />
48 _ 49 INNOVATION _ Persönliche Untiefen
50 _ 51 INNOVATION _ Persönliche Untiefen
Das Schlagwort von der „Industrie 4.0“ geistert seit Jahren durch<br />
die Öffentlichkeit. Nach der Dampfmaschine, dem Fließband<br />
und der Elektronik soll nun die Vernetzung die nächste industrielle<br />
Revolution einleiten. Was sich ändern wird und wohin die Reise geht,<br />
das weiß niemand sicher. Denn wie es mit derartigen Umstürzen so ist,<br />
lässt sich meist erst viel später sagen, was sie tatsächlich hervorgebracht<br />
haben. Manche macht das unsicher, andere zuversichtlich. Für alle gilt,<br />
dass sie einen epochalen Wandel miterleben, vielleicht sogar mitgestalten<br />
können. Und das ist eine große Chance.<br />
Geschrieben von:<br />
Tobias Neuhaus<br />
NEUE ROLLENVERTEILUNG<br />
IN DER INDUSTRIE<br />
Hightech-Strategie 4.0<br />
Vorbilder aus der Bionik<br />
Kleine Krabbeltiere waren auf der diesjährigen<br />
Hannover Messe die großen Stars.<br />
Das schwäbische Unternehmen Festo<br />
stellte auf Deutschlands wichtigster Industriemesse<br />
seine Roboter-Ameisen vor,<br />
die „BionicANTs“.<br />
Ihre filigrane Anatomie ist überzogen mit<br />
goldenen Leiterbahnen und Mikroprozessoren.<br />
Mit einem Kamera-System im<br />
Kopf und Sensoren am Körper scannen sie<br />
ihre Umgebung und tauschen Informationen<br />
per Funk untereinander aus. Wenn es<br />
darum geht, ein Hindernis aus dem Weg<br />
zu räumen, arrangieren sie sich zu einem<br />
Team und lösen diese Aufgabe im Kollektiv.<br />
Auf beeindruckende Weise zeigen die<br />
handgroßen Hightech-Geschöpfe, wie autonome<br />
Einzelkomponenten als vernetztes<br />
Gesamtsystem eine komplexe Aufgabe<br />
intelligent lösen können.<br />
Schlaue Maschinen<br />
und Roboterkollegen<br />
Gleicher Ort, vier Jahre zuvor. Im April<br />
2011 stellte die Bundesregierung zur Eröffnung<br />
der Hannover Messe erstmals ihre<br />
Hightech-Strategie „Industrie 4.0“ einer<br />
breiten Öffentlichkeit vor. Ihr Ziel war und<br />
52 _ 53 VERÄNDERUNG _ Arbeitermarke
ist bis heute, die Wissenschaft und Wirtschaft<br />
auszurichten auf eine Zukunft, die<br />
eine starke Individualisierung der Produkte<br />
und eine enorm flexible Produktion<br />
erwarten lässt. Neue Konzepte sollten<br />
ermöglichen, Kunden und Geschäftspartner<br />
unmittelbar in Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse<br />
einzubinden. Hochvernetzte<br />
Strukturen sollen sämtliche<br />
Daten auswerten und für neue Dienstleistungen,<br />
optimierte Abläufe sowie zur<br />
Kostenersparnis nutzen. Aus der vertrauten<br />
Fabrik, so die Kernbotschaft des<br />
angestrebten Paradigmenwechsels, soll<br />
die „Smart Factory“ werden: eine Umgebung,<br />
in der Maschinen, Werkstoffe und<br />
Produkte miteinander kommunizieren,<br />
Daten sammeln, sie interpretieren und<br />
ständig dazulernen – von Menschen nur<br />
noch beaufsichtigt.<br />
Bei der Umsetzung der „Industrie 4.0“<br />
erhält die Bundesregierung die Unterstützung<br />
von den Branchenorganisationen<br />
Bitkom (IT), ZVEI (Elektrontechnik)<br />
und VDMA (Maschinenbau). Eine<br />
aktuelle Studie des Branchenverbands<br />
BITKOM prognostiziert für Deutschland<br />
bis 2025 eine Wertschöpfungssteigerung<br />
um knapp 80 Milliarden Euro<br />
auf dem Weg zur Industrie 4.0.<br />
Schneller als gedacht<br />
Was damals als Revolution angekündigt<br />
ist, beruht auf einer Evolution verschiedener<br />
Entwicklungsstränge. Die Vorstellung,<br />
Gegenstände mit intelligenter Software<br />
zu kombinieren, hatte der deutsche<br />
Kybernetiker Karl Steinbuch bereits 1966<br />
beschrieben. Er sagte voraus, dass es in<br />
wenigen Jahrzehnten kaum Industrieprodukte<br />
geben werde, in die kein Computer<br />
eingewoben sei. In den 1970er-Jahren<br />
wurde die computerintegrierte Fertigung<br />
(CIM) entwickelt – ein Konzept, das auf<br />
eine durchgängige digitale Verknüpfung<br />
von Informationen innerhalb der Produktion<br />
abzielt.<br />
Der kalifornische Hightech-Konzern Google tüftelt an einer<br />
Kontaktlinse für Diabetiker, die in den Tränen den Blutzuckerspiegel<br />
misst und die Daten zum Smartphone funkt.<br />
Autos werden Teil des Internets. Sie liefern Fahrern relevante<br />
Informationen, melden sich, wenn sie gewartet werden müssen,<br />
und füttern die „smart factory“ mit technischen Daten.<br />
Anfang der 1990er-Jahre formulierte ein<br />
US-Informatiker erstmals die Vorstellung<br />
einer umfassenden virtuellen Vernetzung<br />
der Welt und ihrer Gegenstände. Darin<br />
war das „Internet der Dinge“ (Internet of<br />
things, IOT) bereits angedacht, erstmals<br />
als solches benannt wurde es im Jahr 1999.<br />
Ein weiterer Wegbereiter der „Industrie<br />
4.0“ ist das Cyber-physische System (CPS),<br />
das erstmals 2006 in Fachkreisen diskutiert<br />
wurde. Der Begriff steht für Hardware-<br />
und Softwarekomponenten, die in<br />
ein Produkt integriert sind und sich untereinander,<br />
mit anderen Systemen sowie mit<br />
einer zunehmend vernetzten Umwelt austauschen.<br />
Aus vielen Ideen und Konzepten<br />
entwickelte sich eine vage Vision.<br />
Science Fiction wird real<br />
Was schwäbische Spielzeugameisen in<br />
Hannover vorführen, ist keine Science<br />
Fiction mehr. In der metallverarbeitenden<br />
Industrie hat zum Beispiel ein Hersteller<br />
von Gehäusen und technischen Geräten<br />
bereits flexible Fertigungsanlagen im Einsatz,<br />
die diverse Metall- und Blechsorten<br />
auf unterschiedliche Weise verarbeiten,<br />
umformen, fräsen, bohren, schleifen oder<br />
lackieren können. Auf einer Fertigungsstrecke<br />
können Rohlinge in unmittelbarer<br />
Abfolge zu völlig unterschiedlichen<br />
Gehäusen geformt werden. Jedes Bauteil<br />
verfügt über einen extrem hitzebeständi-
gen Funkchip, der einzelnen Werkzeugen<br />
auch unter rauen Produktionsbedingungen<br />
zuverlässig mitteilt, wie es verarbeitet<br />
werden möchte. Die Anlage ermöglicht so<br />
eine klassische Serienproduktion, doch<br />
ohne Aufwand lässt sich jederzeit eine<br />
Einzelfertigung dazwischen schieben.<br />
Bis 2020 sollen weltweit rund 50 Milliarden<br />
Geräte wie Sensoren, Sicherheitskameras,<br />
Fahrzeuge und Produktionsmaschinen<br />
miteinander vernetzt sein.<br />
Programmiert zum Mitdenken<br />
Sogar das Tempo ihrer Verarbeitung<br />
können einzelne Bauteile selbst bestimmen.<br />
Bei Bedarf durchläuft ein später in<br />
die Produktion gestarteter Rohling die<br />
Fertigungsstrecke schneller und überholt<br />
andere Werkstücke. Das vermeidet unnötige<br />
Warteschleifen, und die Produktion<br />
lässt sich flexibler an den Arbeitsrhythmus<br />
der Monteure anpassen. Kommt etwa<br />
ein Mitarbeiter in Verzug, erkennt die<br />
Anlage die Abweichung vom ursprünglichen<br />
Plan und passt die Abläufe neu an.<br />
Gleichzeitig dokumentieren eingebettete<br />
Systeme in den Werkzeugen deren Abnutzung.<br />
Die Produktionsleitung weiß zu<br />
jedem Zeitpunkt, wie viele Gehäuse sie in<br />
einer bestimmten Qualität noch mit demselben<br />
Bohrkopf verarbeiten kann. Die<br />
Abläufe sind geschmeidig und effizient –<br />
intelligent eben.<br />
Die Fabrik der Zukunft organisiert sich selbst. Sie produziert<br />
hochflexibel und auf Kundenwunsch auch Maßanfertigungen<br />
zum Preis einer Massenproduktion.<br />
Das Fraunhofer-Institut schätzt, dass Unternehmen Bestandskosten<br />
um 40 % senken können. Bei Fertigungs-, Logistik- und<br />
Lagerkosten sollen sich 20 % einsparen lassen.<br />
Wer nimmt wem den Job weg?<br />
Constanze Kurz, Vorstandsmitglied der IG Metall, und Leiterin<br />
des Gewerkschafts-Thinktanks „Zukunft der Arbeit“: „Wir müssen<br />
die Arbeitswirklichkeit der digitalen Welt anerkennen. Roboter<br />
werden vom Werkzeug zum Kollegen.“<br />
In den nächsten zehn Jahren soll die „Industrie 4.0“ rund 390.000<br />
Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe schaffen – vor allem<br />
für Ingenieure, Informatiker und Softwareentwickler.<br />
Ist das die schöne neue Welt der Arbeitsteilung?<br />
Wo Maschinen selbstständig arbeiten,<br />
ändert sich unweigerlich die Rolle<br />
der Humanoiden. Überflüssig werden sie<br />
nicht, sagt Stefan Gerlach, Arbeitswissenschaftler<br />
am Fraunhofer Institut. „Wir<br />
werden die Menschen als Entscheider,<br />
aber auch als Akteure brauchen, denn wir<br />
können nicht alles automatisieren.“ Dennoch<br />
stehe ein Wandel bevor, auf den sich<br />
Arbeitswelt und Gesellschaft weiter vorbereiten<br />
müssen. Deutschland kämpfe<br />
schon jetzt mit einem Fachkräftemangel,<br />
der sich noch einmal verschärfen werde.<br />
Deshalb gelte es, neben zukunftsweisender<br />
Technik auch Konzepte zur Fortbildung<br />
und zur optimalen Ausbildung<br />
künftiger Generationen entwickeln.<br />
Gute Prognose für<br />
Wirtschaftsstandort Deutschland<br />
Für die Umsetzung der „Industrie 4.0“<br />
ist Deutschland ein günstiger Standort.<br />
Er verfügt im internationalen Vergleich<br />
über einen großen produzierenden Mittelstand,<br />
der einem starkem Wettbewerb<br />
ausgesetzt ist und sich daher selbst rationalisieren<br />
musste. Andere große Industriestaaten<br />
wie etwa Großbritannien und<br />
die USA verfügen zwar über technisches<br />
Know-how, hatten ihre Produktion in der<br />
Vergangenheit aber weitgehend ausgelagert.<br />
Produktions-Platzhirsche wie China<br />
haben dagegen lange Zeit auf günstige<br />
Arbeitskräfte gesetzt und weniger in<br />
54 _ 55 INNOVATION _ Industrie 4.0
EU-Kommissar Günther Oettinger: „Es ist klar geregelt, wem ein<br />
Haus gehört und wem ein Auto. Das muss es auch für die digitale<br />
Welt geben.“<br />
Reinhold Festge, der Präsident des Verbands Deutscher Maschinen-<br />
und Anlagenbau (VDMA): „Wenn diese Daten abgegriffen<br />
werden, kann ein mittelständisches Unternehmen seinen Wettbewerbsvorteil<br />
und damit seine Existenzberechtigung verlieren.“<br />
Mittelständische Unternehmen fürchten eine Abhängigkeit von<br />
der technischen Infrastruktur, zu viel Transparenz im Wettbewerb<br />
und den Verlust der Datensicherheit.<br />
Fachwissen investiert. Vor diesem Hintergrund<br />
sehen Experten Deutschland<br />
als leistungsfähige Industrienationen in<br />
einer Vorreiterrolle für die vierte industrielle<br />
Revolution.<br />
Jeder zweite Entscheidungsträger in<br />
der Industrie in Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz hat noch nichts von<br />
dem Begriff „Industrie 4.0“ gehört.<br />
42 % der Unternehmen mit einem<br />
Umsatz zwischen 50 und 125 Millionen<br />
Euro geben an, dass die Digitalisierung<br />
in ihrer Geschäftsstrategie keine Rolle<br />
spielt. Im europaweiten „Index für digitale<br />
Wirtschaft und Gesellschaft“ landet<br />
Deutschland unter 29 Ländern lediglich<br />
auf Rang 10.<br />
Viele offene Fragen<br />
Der Erfolg der „Industrie 4.0“ wird nicht<br />
allein auf dem Feld der Technik entschieden.<br />
Verbindlich geklärt werden muss<br />
zum Beispiel auch die Frage der Datensicherheit.<br />
Offensichtlich ist bereits, dass Informationen<br />
über Verbraucher der Rohstoff der<br />
Zukunft sind. Aber wem gehören sie? Dem<br />
Produkthersteller, dem Dienstanbieter<br />
oder dem Verbraucher? Ein ökonomischer<br />
und juristischer Knackpunkt. Die<br />
Politik muss die Eigentumsrechte in der<br />
wuchernden Datenwolke regeln, Sozialpartner<br />
müssen neue Arbeitsplätze beschreiben<br />
und Berufswege definieren und<br />
Schulen die Jugend an die neue Arbeitswelt<br />
der digitalen Vernetzung heranführen.<br />
Zählen werden letztlich auch der Mut und<br />
die Bereitschaft, einen tiefgreifenden<br />
Strukturwandel anzugehen. Die Chancen<br />
stehen gut, nun wollen sie genutzt werden.
Interviewt von:<br />
Roland Fechter<br />
COMFORT<br />
IN MOTION<br />
Flexibel und reaktiv sein<br />
Es ist ein sonniger Freitag im<br />
April 2015. Wir fahren durch Lippstadt,<br />
das Fenster geöffnet, warmer Wind weht<br />
durch das Cockpit unseres Wagens. Der<br />
66.000-Personen-Ort im Kreis Soest präsentiert<br />
sich, angesichts des frühen Zeitpunktes<br />
im Jahr, bei bestem Klima.<br />
In der Tat passend – ist unser Ziel doch der<br />
Ort, an dem sich im Grunde alles ums gute<br />
Klima dreht. Allerdings nicht global, im<br />
Freien oder im Rahmen von Weltklimaabkommen,<br />
sondern räumlich stark begrenzt,<br />
auf die Passagiere im PKW.<br />
Die Sonne blendet ein wenig, als wir auf<br />
den Parkplatz unseres Zielortes einbiegen.<br />
Wir sind bei Behr Hella Thermocontrol,<br />
kurz BHTC, einem der weltweit führenden<br />
Unternehmen im Bereich der Klimabedienung<br />
und des Thermomanagements für<br />
die Automobilindustrie. „COMFORT IN<br />
MOTION“ ist der Firmenslogan, der uns<br />
bereits am Eingang begrüßt.<br />
Wir treffen heute Alexander Waldeyer, um ein wenig<br />
mehr darüber zu erfahren, wie ein Unternehmen mit<br />
Sitz im ländlichen Lippstadt es schafft, Innovation und<br />
Qualität für die weltweiten Märkte zu liefern. Alexander<br />
Waldeyer ist Leiter für technisches Marketing & Patente<br />
und offensichtlich gut gelaunt, als er uns im modernen<br />
Empfangsbereich begrüßt. Wir nehmen kurz darauf in<br />
einem kleinen, hellen Besprechungsraum Platz. „Und?<br />
Wie beginnen wir jetzt?“.<br />
Gute Frage, Herr Waldeyer.<br />
Was beschäftigt BHTC denn gerade?<br />
„Wir sind einer der größten Klima-Lieferanten weltweit.<br />
Das bedeutet, wir sind darauf angewiesen, ständig Innovationen<br />
zu liefern und weiter zu wachsen.“<br />
Wie sich herausstellt, ist Innovation das Dauerthema und<br />
beschäftigt BHTC nicht erst seit gestern. Es ist vielmehr<br />
ein genereller Antrieb, keine spezielle Phase in der Unternehmensentwicklung.<br />
Was bedeutet Innovation bei der Fahrzeug-Klimatisierung?<br />
„Es ist nicht mehr wie früher, dass ein Klimabediengerät<br />
zwei Temperaturen und ein bisschen Luftverteilung<br />
hat. Es dreht sich längst nicht mehr nur um reine Temperatur-Regelung.<br />
Infotainement und HMI sind aktuelle<br />
Themen, die uns sehr beschäftigen“, so Waldeyer.<br />
56 _ 57 INNOVATION _ BHTC
Es dreht sich also alles darum, die Bedienung<br />
von immer mehr Funktionalitäten einfacher<br />
und intuitiver zu gestalten. Da sind nicht nur<br />
Ansätze aus dem klassischen Automobilbau<br />
zu finden, richtig?<br />
„Man ist variabler, weil man viel mehr<br />
Funkionalität ins Fahrzeug bringt. Die<br />
Menüstrukturen sind komplexer und die<br />
Anwendungen breiter. (...) Wir waren im<br />
Januar auf der CES in Las Vegas und haben<br />
uns Concept Cars angeschaut. Sie heißt<br />
zwar Consumer Electronics Show, ist aber<br />
mittlerweile auch sehr automotivelastig<br />
geworden. Die ganzen Großen (Automobilhersteller)<br />
sind halt auch da. Hier sieht<br />
man, dass die Innenräume sehr aufgeräumt<br />
sind und man fast keine Tasten<br />
mehr hat – also sehr reduziert. (...) Die<br />
Erkennungssysteme werden auch immer<br />
besser, speziell die Spracheingabe funktioniert<br />
mittlerweile wirklich gut.<br />
Gestensteuerung ist ebenfalls so ein<br />
Thema – das können wir bereits. Ebenso<br />
Force Sense und Force Feedback für<br />
ein besseres Bedienerlebnis bei Touchscreen-Anwendungen.“<br />
Der Trend ginge letztlich dahin, dem Anwender<br />
möglichst viele Varianten zur Auswahl<br />
zu stellen, um immer mehr einzelne<br />
Funktionen so zu bedienen, wie man es am<br />
liebsten möchte. „Man möchte nunmal<br />
alles haben und alle Funktionen zusammenbringen. Das<br />
ist die Herausforderung.“<br />
Stichwort Herausforderung: Wie nimmt die entsprechende<br />
Zielgruppe, sprich die Käufer von hochpreisigen Automobilen,<br />
solche Trends auf? In solchen Fahrzeugen tauchen Innovationen<br />
ja immer als Erstes auf.<br />
„Bei meinem Vater – der ist jetzt 71 – ist es so, dass er schon<br />
noch in der Technik drin steckt. Er hatte auch einen technischen<br />
Job und benutzt ein Smartphone und so weiter.<br />
Aber da ist die Hürde, sich auf solche massiven Umstellungen<br />
einzustellen, natürlich trotzdem höher als bei mir.<br />
An bestimmten Punkten denke ich allerdings auch schon<br />
‚mhm, da muss ich mich erst noch dran gewöhnen‘. Bei<br />
meinem Sohn hingegen, der jetzt sechs ist und schon mit<br />
dem iPad und Handys zu tun hat, wird es nochmal ganz<br />
anders sein. Und die Generation, die dann kommt... da<br />
kann ich mir nochmal ganz andere Sachen vorstellen, was<br />
solche Konzepte angeht.“<br />
Kreativ sein, mit einem gewissen<br />
Freiheitsgrad, sodass<br />
man sich immer auch ein Stück<br />
selbst verwirklichen kann.
Bilder unten:<br />
Skizzen zum Bau eines<br />
Prototypen für ein<br />
Klimabediengerät.<br />
Seit fast 8 Jahren arbeitet<br />
DWFB strategisch und<br />
gestalterisch für das Unternehmen.<br />
Besonders bei<br />
Designfindungsprozessen<br />
und Video- und Animationleistung<br />
konnte das<br />
Projektteam oftmals<br />
unterstützen.<br />
Es ist demnach immer ein Balance-Akt zwischen<br />
dem „Was ist technisch möglich?“ und<br />
einem „Wie weit kann ich jetzt gehen?“.<br />
Woher kommen dann also Ideen für solche<br />
Innovationen?<br />
„Der Markt ist so schnell, dass wir sehr<br />
stark durch den Kunden getrieben sind.<br />
Dass dort entsprechende Anforderungen<br />
entstehen und wir eigentlich sehr reaktiv<br />
sein müssen. Trotzdem auch innovativ,<br />
aber eben mit dem entsprechenden<br />
Druck von Außen – positiv gesehen. Dass<br />
man wirklich ganz frei an Dinge drangeht.<br />
Das sind sogenannte Vorentwicklungsaufträge,<br />
die man mit dem Kunden direkt<br />
abwickelt. Dort entstehen erste Ideen,<br />
die man von uns sehen möchte. Oft sagt<br />
man in diesen Momenten: ‚Puh, wie soll<br />
das gehen?‘ und findet dann doch immer<br />
Lösungsansätze mit dem Kunden zusammen.<br />
Unsere Proaktivität kommt unter anderem<br />
natürlich auch dadurch, dass wir viel<br />
recherchieren – in Fachzeitschriften, im<br />
Internet u.s.w. Und wir haben mittlerweile<br />
auch Kontakte zu Start-Up-Unternehmen,<br />
die wir uns anschauen. Dafür haben wir<br />
interne Konzepte entwickelt, sodass wir inzwischen über<br />
gute Netzwerke verfügen, um in der frühen Phase wirklich<br />
reine Technologien zu sehen. Oder eben auch kleine<br />
Firmen, die auf den Markt kommen und die wir uns recht<br />
früh anschauen und überlegen: ‚Kann das was für Automotive<br />
sein?‘ Das ist natürlich sehr stark Consumer-geprägt.<br />
Man hat ja auch gesehen, dass die meisten aktuellen<br />
Sachen für die Fahrzeuge aus dem Consumer-Markt<br />
stammen. Gerade solche Geräte wie ein iPhone, die den<br />
Weg frei gemacht haben.<br />
YouTube ist mittlerweile ebenfalls eine super Quelle.<br />
Viele dieser kleinen Firmen nutzen das Videoportal als<br />
Plattform, um für Interessenten ein kurzes Video ihrer<br />
Technologien einzustellen. Abgesehen davon ist so ein<br />
Gaming-Sektor natürlich genauso interessant. Wir beobachten,<br />
was da bezüglich Virtual-Reality und 3D passiert.“<br />
Wie wird dann etwas dem Kunden vorgestellt?<br />
„Wir bauen Demonstratoren mit bestimmten neuen Technologien<br />
auf und gehen natürlich auch massiv auf Kunden<br />
zu. Jetzt nicht nur primär auf der IAA, sondern auch auf<br />
Tech-Days/Tech-Shows, die wir sehr forcieren. Mit all unseren<br />
Kunden veranstalten wir Inhouse-Messen, die uns<br />
eine andere Plattform bieten. Wenn man dann ein schönes<br />
Feature hat (z. B. 3D-Gestik), muss das wirklich super<br />
robust sein. Denn wenn ich es vorführe und der Kunde<br />
sagt ‚Darf ich auch mal?‘, muss es sofort funktionieren –<br />
also wirklich perfekt sein. Wenn er zwei bis drei Versuche<br />
braucht, hat es den Effekt wie bei der Sprachsteuerung<br />
früher. Dann lässt du es irgendwann sein, weil du denkst,<br />
dass es sowieso nicht funktioniert.“<br />
58 _ 59 INNOVATION _ BHTC
„Der Markt ist so schnell,<br />
dass wir sehr stark durch<br />
den Kunden getrieben sind –<br />
positiv gesehen!“<br />
Und wie muss ein Team beschaffen sein, um solche Herausforderungen<br />
zu stemmen? Wie muss man sich aufstellen?<br />
„BHTC ist sehr flexibel und reaktiv unterwegs, weil der<br />
Kunde auch oft sehr kurzfristig bzw. spontan mit Dingen<br />
zu uns kommt. Unter Umständen auch mit Anforderungen,<br />
die wir so noch nicht realisiert haben… wo wir<br />
jedoch in der Lage sind, uns intern sehr schnell neu aufzustellen,<br />
umzustrukturieren und auf diese Weise kurze<br />
Reaktionszeiten einzuhalten. Durch unsere mittlerweile<br />
globale Ausrichtung mit den einzelnen Werken, die<br />
wir haben, sind wir jetzt noch ein bisschen breiter geworden<br />
– China, Indien, USA, Japan, Bulgarien, Mexiko.<br />
Wenn unsere Kunden in diese Länder gehen, erwarten sie,<br />
dass wir direkt vor Ort bereitstehen, d.h. nicht nur logistisch,<br />
sondern dass wir auch in der Lage sind, direkt dort<br />
zu entwickeln und zu produzieren. Sie möchten zum einen<br />
den Kosteneffekt mitnehmen und zum anderen auch nah<br />
an deren Werk sein, d.h. (...) wirklich just-in-time. Am<br />
besten direkt ans Werk ran, reinliefern und dann wirklich<br />
ohne große Lagerhaltung und Zeitverluste agieren.“<br />
„BHTC ist sehr stark gewachsen, auch im Bereich der Vorentwicklung.<br />
Wir haben einen mittlerweile sehr hohen<br />
promovierten Anteil. Das Ganze hat einen starken Forschungsanteil<br />
bekommen. Es sind auch viele junge Leute<br />
dazugekommen, die selbstverständlich nochmal anders<br />
denken, mit anderen Dingen in Kontakt gekommen sind,<br />
als jemand der schon seit zehn Jahren mit an Bord ist.<br />
Die sind dann relativ frisch von der Uni, haben vielleicht<br />
zum Teil noch nicht die tiefe Berufserfahrung, aber dafür<br />
einen recht aktuellen Stand der Technik, also sei es dann<br />
als Materialexperten, Displayexperten etc.“ So etwas<br />
wäre „im Umgang mit progressiv eingestellten Kunden<br />
wichtig“, ergänzt er.<br />
Gibt es bei all den rosigen Aussichten in der<br />
Zukunft auch Innovationen, auf die Sie persönlich<br />
gern verzichten könnten?<br />
„In letzter Zeit habe ich nicht gerade etwas<br />
in der Hand gehabt, bei dem ich dachte:<br />
‚Was für ein Quatsch‘. Zumindest nicht<br />
im Automotive-Bereich“, lacht er. Umso<br />
besser. Abseits vom Automotive-Bereich<br />
sei er jedoch unlängst über „Ultraschall-Bieraufschäumer<br />
und japanische<br />
Kühlschranktierchen in Gestalt von<br />
Milchtüten“ gestolpert. Das stieß bei ihm<br />
weit weniger auf Verständnis. Da können<br />
wir uns auch nur anschließen. Innovation<br />
ist eben nicht in jeder Ausprägung konsequent<br />
sinnvoll.<br />
Was sind denn Ihre weiteren Visionen und<br />
Ziele?<br />
„Natürlich ist es unser Ziel, weiter eine<br />
ähnliche Entwicklung hinzulegen wie<br />
bisher. Wir sind schließlich sehr schnell<br />
gewachsen – in Sachen Standort, Mitarbeitern<br />
und Kompetenz. Wachstum hat für<br />
uns kein Ende, es geht definitiv weiter. (...)<br />
Als Entwickler sprudelt man ja immer!“<br />
Und dann ist unsere Zeit vorbei.<br />
Sehr schade. Wir bedanken uns für das<br />
gute Gespräch und gehen mit dem Gefühl,<br />
dass es unter der vermeintlich nüchternen<br />
Oberfläche eines mittelständischen<br />
Automobilzulieferers ständig brodelt und<br />
Fortschritt eben hauptsächlich durch Bewegung<br />
entsteht.<br />
Als wir wieder in unseren Wagen einsteigen<br />
und losfahren wollen, hat die Sonne<br />
ganze Arbeit geleistet. Das Fahrzeug erinnert<br />
an eine Art Sauna mit Lenkrad.<br />
Macht nix. Wir schalten ganz bewusst die<br />
tatsächlich nur wenige Meter von uns gebaute<br />
Klimaautomatik ein und fahren mit<br />
einem gewissen Lächeln vom Parkplatz.<br />
COMFORT IN MOTION, genau.
NICHT FÜR DIÄTEN GEEIGNET<br />
60 _ 61 VERÄNDERUNG _ Arbeitermarke
Ein zuverlässiger Stimmungsmacher aus<br />
Schokolade – wir haben die kleine Sünde<br />
in der Agentur getestet. Bei der Beschreibung<br />
waren sich die Agenturmädels nicht<br />
ganz einig, welche Worte passen: Fluffig,<br />
schlotzig, spongy, saftig bis cremig.<br />
Egal: Kopp zu und Mund auf!<br />
8 Schokoladentrüffel<br />
150 gr Zartbitterschokolade<br />
mit 70 % Kakaoanteil<br />
80 gr Butter<br />
3 Eier<br />
1 Eigelb<br />
160 gr Zucker<br />
90 gr Mehl<br />
Butter und Zucker für<br />
die Auflaufförmchen<br />
1<br />
Die Schokoladentrüffel für 2 Stunden ins<br />
Gefrierfach legen, damit sie später angefroren<br />
in den Teig gedrückt werden können<br />
und langsamer beim Backen zerschmelzen.<br />
2<br />
Schokolade langsam im Wasserbad<br />
schmelzen. Dann die Butter in die<br />
Schokolade einrühren.<br />
3<br />
Eier, Eigelb und Zucker auf höchster<br />
Stufe 5 Minuten lang schaumig schlagen.<br />
4<br />
Die Eiermischung in die Schokobutter<br />
einrühren.Das Mehl darüber sieben<br />
und locker unterheben.<br />
5<br />
Acht kleine Förmchen fetten und mit<br />
Zucker ausstreuen. Hier kann man auch<br />
braunen Rohrzucker verwenden.<br />
6<br />
Die Förmchen halb mit Teig füllen.<br />
VORSICHT: Die gehen gut hoch... Dann die<br />
Schokoladentrüffel in den Teig mittig eindrücken,<br />
bis sie im Teig versinken.<br />
TIPP: Je nach Geschmacksrichtung der Trüffel,<br />
wird dem Törtchen eine feine Note verpasst.<br />
7<br />
Im vorgeheizten Ofen (Ober- Unterhitze<br />
180°C) 20-25 Minuten backen und am<br />
besten noch warm servieren.<br />
TIPP: Die Törtchen im geöffneten Ofen abkühlen<br />
lassen, damit sie nicht ineinanderfallen<br />
wegen dem Temperaturschock!
ICH DIE<br />
Geschrieben von:<br />
Monika Ride<br />
ANDYSUCHT<br />
U NUTZE<br />
ACHEN<br />
Die Strategie des<br />
Mobile Marketings<br />
Immer und überall erreichbar<br />
sein – wer hätte vor zwanzig Jahren geglaubt,<br />
dass uns dieser Gedanke nicht<br />
wahnsinnig machen, sondern zu einem<br />
Grundbedürfnis der heutigen Zeit werden<br />
könnte? Dass ein Akku, der sich dem Ende<br />
zuneigt, oder ein vergessenes Smartphone<br />
Menschen Unwohlsein oder gar Panik<br />
bereiten könnten? Dass der Geburtstags-<br />
wunsch von Jung und Alt immer häufiger<br />
das neueste Handy oder Tablet ist – und in<br />
vielen Fällen auch erfüllt wird?<br />
Damals noch undenkbar und heute trotzdem<br />
Alltag: Morgens lassen wir uns von<br />
unseren Smartphones wecken und checken<br />
noch vor der ersten Tasse Kaffee<br />
unsere WhatsApp-Nachrichten.<br />
Wir scrollen durch diverse Newsfeeds<br />
und laden das Gruppen-Selfie vom letzten<br />
Abend, natürlich verziert mit Hashtags,<br />
bei Facebook und Instagram hoch.<br />
Wo der nächste Supermarkt ist und wie<br />
wir ihn am schnellsten erreichen, verrät<br />
uns Google laut Werbung auch kurz vor<br />
Ladenschluss noch schnell genug und das<br />
Gute-Laune-Lied, das im Radio auf und<br />
ab läuft, können wir ganz einfach „shazamen“<br />
– um in wenigen Sekunden den Interpreten<br />
und Titel des Songs zu erfahren.<br />
Dass die eigentliche Sensation, mit der in<br />
den Neunzigern alles begann, das Mobilfunknetz<br />
und die Möglichkeit des mobilen<br />
Telefonierens war, ist bei den Digital Natives<br />
in Anbetracht der unendlichen Menge<br />
an Funktionen, Neuerungen und Innovationen<br />
längst in Vergessenheit geraten.<br />
62 _ 63 INNOVATION _ Mobile Marketing
Smartphone-Explosion<br />
ÜBER<br />
40 MIO.<br />
MENSCHEN BESITZEN EIN<br />
SMARTPHONE IN DEUTSCHLAND!<br />
FAST<br />
35 MIO.<br />
MENSCHEN NUTZEN DEN ZUGANG ZUM<br />
MOBILEN WEB UND SIND DAUER-ONLINE!<br />
Und so befremdlich diese Beschreibung für den<br />
Ein oder Anderen auch klingen mag, so nah ist sie dennoch<br />
an der Realität: Die Zahl der Smartphone-User hat<br />
sich innerhalb der letzten fünf Jahre nicht, wie vielleicht<br />
zu vermuten wäre, verdoppelt oder verdreifacht.<br />
NEIN – heute besitzen über 40 Millionen Menschen<br />
in Deutschland ein Smartphone. Das sind fünf mal so<br />
viele wie im Jahr 2010. Fast 35 Millionen davon nutzen<br />
tagtäglich den Zugang zum mobilen Web und sind<br />
somit, sei es per Browser oder App, dauer-online. Mit<br />
anderen Worten: Mobile Endgeräte und ihre unzähli-<br />
gen Funktionen, die meist auf dem mobilen Internet<br />
basieren, sind regelrecht omnipräsent geworden. Egal, an<br />
welchem Ort und zu welcher Zeit – das Leben vollzieht<br />
sich heute immer auch auf virtueller Ebene.<br />
Doch was lässt sich daraus nun für das Marketing<br />
schließen? … Dass der Ort, an dem die gewünschte Zielgruppe<br />
zum gewünschten Zeitpunkt mit den gewünschten<br />
Informationen versorgt werden kann, existiert.<br />
Heute, im Hier und Jetzt. Sein Potenzial muss nur richtig<br />
ausgeschöpft werden.
Dem Zeitgeist<br />
entsprechen: Mobile<br />
Marketing auf dem<br />
Vormarsch<br />
Mit der Entwicklung und dem Siegeszug<br />
von Smartphones und Tablets sowie der intensiven<br />
Nutzung des mobilen Internets ist ein wichtiger<br />
und bisher oft unterschätzter Marketingkanal<br />
entstanden, der echte Chancen für einen erfolgreichen<br />
Marketingmix birgt.<br />
Hinter dem Zauberwort „Mobile Marketing“ verstecken<br />
sich jegliche Werbeformen, die auf dem<br />
Handy oder Tablet angezeigt werden. Seien es<br />
werbliche SMS- und MMS-Nachrichten, Anzeigen<br />
auf mobilen Webseiten und Apps oder auch der<br />
Einsatz von QR-Codes und damit die Verbindung<br />
von klassischen und digitalen Medien.<br />
Der einstige „Trend“ ist unaufhaltsam auf dem<br />
Vormarsch – und das im Eiltempo, denn Werbung<br />
muss sich technischen Gegebenheiten<br />
anpassen und im Idealfall noch schneller sein.<br />
Doch wenn der Großteil online passiert, wo liegt<br />
dann der Unterschied zum klassischen Online<br />
Marketing, das schon lange keine Neuheit mehr<br />
ist? Deutlich eingeschränktere Displaygrößen,<br />
die Bedienung per Touchscreen und ein dementsprechend<br />
anderes Nutzerverhalten sind Modalitäten<br />
und Schwierigkeiten, die beim Mobile<br />
Marketing im Blick behalten werden müssen,<br />
um passende Werbeformen bzw. -botschaften zu<br />
kreieren und sie an richtiger Stelle zu platzieren.<br />
So kann es z. B. durchaus sinnvoll sein, Handyspiele<br />
für Werbeeinblendungen zu nutzen und<br />
selbstverständlich nicht nur Webseiten für die<br />
mobile Nutzung zu optimieren, sondern sogar<br />
Landingpages zu errichten, die ausschließlich von<br />
mobilen Geräten aufgerufen werden können.<br />
Auch Banner-Ads und Buttons müssen angepasst<br />
werden und Botschaften mit entsprechend wenig<br />
Content schnell auf den Punkt bringen: Was interessiert,<br />
sind relevante (Verkaufs-) Informationen<br />
oder Inhalte, die neugierig machen und zum<br />
Weiterklicken verleiten. Kurz, einfach und klar.<br />
Was Mobile<br />
Marketing<br />
anderen<br />
Maßnahmen<br />
voraus hat<br />
Bisher scheint die Nutzung von Tablets und<br />
Smartphones als Marketingplattform angesichts ihrer<br />
intensiven Nutzung einleuchtend – das entscheidendste<br />
Argument für Mobile Marketing steckt jedoch in seinem<br />
Namen: MOBILITÄT!<br />
Wie kein anderer Gegenstand, der sich als Marketingmedium<br />
eignet, begleiten uns die kleinen technischen<br />
Wunder fast 24 Stunden am Tag durch unser Leben und<br />
an jeden Ort. Werbebotschaften, die wir per Handy wahrnehmen,<br />
erreichen uns somit überall.<br />
Draußen, zu Hause, morgens, tagsüber, nachts, auf der<br />
Arbeit wie im heimischen Bett. Und besonders diese Tatsache<br />
kann auch zur gezielteren und personalisierteren<br />
Zielgruppenansprache genutzt werden, da es möglich ist,<br />
Smartphones zu orten. Auf diese Weise können umliegende<br />
Unternehmen beispielsweise ortsbezogene Markenbotschaften<br />
versenden und es ist sowohl möglich,<br />
Konsumenten direkt am Point of Sale mit relevanten Informationen<br />
zu versorgen als auch ihre Kaufentscheidungen<br />
vor Ort positiv zu beeinflussen. Hinzu kommt, dass<br />
online direkte Reaktionen auf die Botschaften begünstigt<br />
werden können: nämlich per SMS, Rückruf oder Bestellung,<br />
ohne dass die Kaufabsicht schon nach kurzer Zeit in<br />
Vergessenheit gerät.<br />
Um es auf den Punkt zu bringen: Das Mobile Marketing<br />
wirkt zielgenau und nachhaltig – und ist aus einem ausgewogenen<br />
Marketingmix nicht mehr wegzudenken.<br />
64 _ 65 INNOVATION _ Mobile Marketing
THE NEXT<br />
BIG THINGS<br />
ODER NUR<br />
ZUKUNFTSMUSIK?<br />
1<br />
CHATVERTISING:<br />
SO ERREICHT<br />
MAN JUNGE ZIELGRUPPEN<br />
Welche Apps sind für uns auf dem Smartphone am unverzichtbarsten?<br />
Richtig, die Messaging-Dienste – denn<br />
WhatsApp, Snapchat, Kik und Co. haben die zwischenmenschliche<br />
Kommunikation nicht nur ungemein<br />
beschleunigt, sondern auch grundlegend verändert.<br />
Dies haben nun die ersten Brands als Chance für eine<br />
neue Werbeform erkannt und tüfteln an neuen Wegen,<br />
um besonders mit jüngeren Konsumenten in direkten<br />
Austausch treten zu können. So arbeiten die Macher der<br />
Messaging-App „Kik“, die vorzugsweise von Jugendlichen<br />
und jungen Erwachsenen genutzt wird, zum Beispiel<br />
an einem Chat Bot, mit dem User Gespräche führen<br />
können, um Informationen und Problemlösungen von<br />
ihm zu erhalten. Dieser Chat-Roboter soll dabei nicht<br />
simple Push-Nachrichten abschicken, sondern sich an<br />
den Kommunikationsstil zwischen echten Freunden<br />
anlehnen und durch die „Konversationen“ mit den Usern<br />
ganz automatisch lernen, auf individuelle Nachrichten<br />
zu reagieren. Das ist eine Idee, die auch gut auf die<br />
Kundendienste verschiedenster Unternehmen anwendbar<br />
wäre, wenn diese ihren Service vermehrt in sozialen<br />
Netzwerken anbieten würden. So wird aus Advertising<br />
in Zukunft Chatvertising.<br />
2<br />
MOBILE PAYMENT ALS<br />
ALLTAGSERLEICHTERUNG<br />
Zum bargeldlosen Bezahlen führt man zig verschiedene<br />
Karten mit jeweils eigenem PIN mit sich und um Busfahrkarten<br />
oder Parktickets zu kaufen, kratzt man sein letztes<br />
Kleingeld zusammen. Ganz schön nervig!<br />
Abhilfe schaffen könnte auch in diesem Fall das Handy:<br />
Zwar steckt das mobile Bezahlen per Smartphone wegen<br />
mangelnder Akzeptanz besonders in Deutschland noch<br />
in den Kinderschuhen, doch Mobile-Payment-Dienste wie<br />
mpass von der Telekom, Vodafone und O 2 machen diese<br />
Zahlungsvariante bei unterstützenden Händlern auch<br />
heute schon möglich.<br />
Gearbeitet wird momentan mit sogenannten NFC-Stickern<br />
oder -Chips (Near Field Communication), die aufgeklebt<br />
oder in Handys integriert werden und passende<br />
Zahlungsterminals erkennen, sobald sie sich in Reichweite<br />
befinden. Das Problem: Viele Smartphone-Besitzer<br />
wissen gar nicht, dass ihr Mobiltelefon diese Funktion<br />
unterstützt und mobiles Bezahlen wird hierzulande eher<br />
mit Skepsis betrachtet. Fakt ist trotzdem, dass sich diese<br />
Zahlungsmethode besonders für den Erwerb von Parktickets<br />
oder Fahrscheinen im öffentlichen Nahverkehr<br />
eignet. Das heißt, es könnte nur noch eine Frage der Zeit<br />
sein, bis sich diese Zahlungsvariante durchsetzt und wir<br />
das Portemonnaie zu Hause lassen können.<br />
3<br />
NAILO<br />
– DAS FINGERNAGEL-<br />
TRACKPAD IN MINIATURFORM<br />
Wenn man sich in einem langweiligen Meeting befindet<br />
und unauffällig Nachrichten verschicken möchte oder<br />
beim Kochen gerade keine Hand frei hat, um das Rezept<br />
auf dem Handy- oder PC-Display nach oben zu scrollen,<br />
kommt die neueste Entwicklung des MIT Media Lab<br />
zum Einsatz. NailO, ein kleiner Fingernagelaufsatz,<br />
funktioniert nämlich wie ein winziges Touchpad, das<br />
das Smartphone steuert, ohne das Display anfassen zu<br />
müssen. Ermöglicht wird diese verrückte Technologie<br />
durch der Einsatz von kapazitiven Touch-Sensoren,<br />
einem eigenen Akku, einem Micro-Controller und<br />
einem Bluetooth-Chip, die alle in das fingernagelgroße<br />
Trackpad integriert sind. Dass der intelligente Fingernagel<br />
zurzeit noch nicht marktreif ist, ist klar – doch<br />
möglicherweise wird das kleine Technik-Wunder ja das<br />
neue Mode-Accessoire der nächsten Jahre. Wir halten<br />
Ohren und Augen offen!
66 _ 67 INNOVATION _ Synnovation
Recherchiert von:<br />
Monika Ride<br />
ES EINFACH MAL<br />
PASSIEREN<br />
LASSEN<br />
„Innovation“ neu gedacht<br />
„Innovation heißt wörtlich<br />
„Neuerung“ oder „Erneuerung“. Das Wort<br />
ist vom lateinischen Verb innovare (erneuern)<br />
abgeleitet. In der Umgangssprache<br />
wird der Begriff im Sinne von neuen Ideen<br />
und Erfindungen und für deren wirtschaftliche<br />
Umsetzung verwendet. Im engeren<br />
Sinne resultieren Innovationen erst<br />
dann aus Ideen, wenn diese in neue Produkte,<br />
Dienstleistungen oder Verfahren<br />
umgesetzt werden, die tatsächlich erfolgreiche<br />
Anwendung finden und den Markt<br />
durchdringen (Diffusion).“ (Wikipedia)<br />
So lautet die Definition von „Innovation“<br />
in unserer liebsten Online-Enzyklopädie<br />
– und somit auch die vermutlich erste<br />
Definition, die wir erhalten und anklicken,<br />
wenn wir das World Wide Web gezielt<br />
nach dem Wort „Innovation“ durchforsten.<br />
Innovation: Wie oben sehr treffend beschrieben,<br />
versteht der Mensch darunter<br />
den Inbegriff des Neuen – vor allem jedoch<br />
im materialistischen und wirtschaftlichen<br />
Sinne. Denn die Wirtschaft ist es, in der<br />
wir dem Schrei nach Innovationen, nach<br />
neuen Ideen und besseren, bahnbrechen-<br />
den Produkten tagtäglich begegnen. Unternehmen<br />
hören, dass sie innovativ sein müssen, um<br />
nicht von mutigeren, verrückteren und kreativeren<br />
Konkurrenten abgehängt zu werden – um den<br />
Motor am Laufen zu halten. Doch wie hält man<br />
diesen am Laufen? Woher nimmt man in einer<br />
Welt, die vor allem technisch so weit entwickelt zu<br />
sein scheint, dass die Meilensteine immer weiter<br />
auseinander liegen und neue Erfindungen sich<br />
in immer kleiner werdenden Rahmen abspielen,<br />
noch neue Ideen, die der Definition nach durch<br />
eine erfolgreiche Umsetzung und Anwendung zu<br />
„echten“ Innovationen werden?<br />
Der klassische Weg, nach neuen Ideen zu<br />
suchen, beginnt mit der Frage: „Was fehlt<br />
der Menschheit noch?“, „Was hat es noch nicht<br />
gegeben?“, „Was könnte gehen?“ und „Wo ist ein<br />
Markt?“. Experten einer bestimmten Branche<br />
stecken ihre Köpfe zusammen und fangen an,<br />
energisch tiefer zu graben. Durch wissenschaftliche<br />
Grundlagenforschung in Forschungs- und<br />
Entwicklungsabteilungen von Unternehmen entstehen<br />
auf diese Weise marktfähige Produkte, die<br />
besonders in Deutschland schon einige technologische<br />
Weltmarktführer und Hidden Champions<br />
im B2B- und Exportmarkt hervorgebracht haben.<br />
Sicher, dieses Modell der Ingenieurstugend hat<br />
funktioniert und kann durchaus weiter funktionieren.<br />
Doch immer häufiger fällt auf: Der<br />
Markt ist gesättigt, Innovationen vollziehen sich<br />
nur noch punktuell in kleinen Verbesserungen<br />
und Verfeinerungen von vorhandenen Produkten<br />
und DER Durchbruch – die Innovation in<br />
ihrer reinsten Form – bleibt aus. Das starre, experimentelle<br />
Setting, das das Prinzip der frühe-
en Entdeckung abgelöst hat, d.h. die Sammlung<br />
und Aneignung neuen Wissens durch den puren<br />
Zufall, Glück oder Schlauheit (wie bei der Entdeckung<br />
neuer Kontinente oder des Feuers), stößt<br />
heute also an seine Grenzen. Denn was bei dieser<br />
kontrollierten und gezielten Wissenssteuerung<br />
herauskommt, sind die immer gleichen Antworten<br />
auf die immer gleichen Fragen.<br />
Was treibt neue Ideen somit wirklich an?<br />
Wie können wir neue Fragen stellen? Dazu<br />
gilt es, die Innovation als solche neu zu interpretieren,<br />
sie aus dem geschlossenen Kontext der<br />
Techniker, Entwickler und Forscher im weißen<br />
Kittel herauszulösen und schon von Anfang an<br />
hinaus zu tragen. Wenn bekannte, aber bisher getrennte<br />
Wissenselemente beispielsweise in der sogenannten<br />
„Cross Innovation“ verknüpft werden,<br />
wenn man schon in der Anfangsphase der Entwicklung<br />
eines neuen Produkts in den Dialog mit<br />
verschiedenen Interessenten aus unterschiedlichen<br />
Branchen und Wissensgruppen tritt – ja,<br />
wenn man dem Zufall und dem freien Denken<br />
wieder mehr Raum gibt, wird aus der Innovation<br />
die Synnovation.<br />
Und in der Praxis?<br />
Als Kombination aus den Begriffen Synthese und<br />
Innovation meint die Synnovation die Verknüpfung<br />
von unterschiedlichen Wissensdisziplinen<br />
und die vielleicht unerwartete und nicht vorhersehbare<br />
Rekombination von Vorhandenem zu<br />
etwas Neuem.<br />
Kurz gesagt: Dem Zufall einfach mal freie Hand<br />
lassen. Sich weniger technozentrisch ausrichten.<br />
Kontrolle abgeben. Auf die Praxis bezogen ist das<br />
Crowdsourcing ein Paradebeispiel dafür, wie der<br />
Ansatz der Synnovation funktionieren kann: Management,<br />
Design, Technik und Konsumenten<br />
widmen sich von Anfang an Hand in Hand einem<br />
„Problem“, das sie mit den Einflüssen vieler verschiedener<br />
Ideen, einer Schwarmintelligenz, zu<br />
lösen versuchen. Man fragt seine Kunden<br />
und Zielgruppen also einfach<br />
direkt, wie sie eine Sache angehen<br />
würden, was sie brauchen<br />
und was sie mögen,<br />
statt ihnen ein fertiges<br />
Produkt aufzutischen<br />
und ihre Reaktion<br />
darauf abzuwarten.<br />
Dieser Prozess führt natürlich<br />
zu mehreren Innovationsschleifen<br />
und viele Ideen<br />
müssen verworfen werden,<br />
doch er macht auch etwas möglich,<br />
das in der kleinen Gruppe<br />
von Wissenschaftlern nicht so<br />
einfach zu Stande gekommen<br />
wäre. Ideen und Perspektiven<br />
kreuzen und ergänzen sich. Sie<br />
schaffen neue Blickwinkel und<br />
ungeahnte Möglichkeiten. Und ist man so weit<br />
gekommen, kann die Erfindung getestet und bei<br />
Bedarf angepasst werden.<br />
Zurück zu Wikipedia<br />
Um nun den Kreis zu schließen, lohnt sich wieder<br />
der Blick auf die Online-Enzyklopädie Wikipedia:<br />
Auch dieses einstig revolutionäre Projekt ist aus<br />
der Macht des gesammelten Wissens entstanden.<br />
Diese Wissensplattform hat sich die Schwarmintelligenz<br />
zu Nutze gemacht und durch das intensive<br />
Mitwirken seiner weltweiten Nutzer nicht<br />
nur das Internet entscheidend beeinflusst, sondern<br />
auch einen ganz neuen Zugang zu Wissen<br />
ermöglicht. Die stellenweise Abgabe der Kontrolle<br />
hat alles übertroffen, was im Rahmen der Kapazitäten<br />
einzelner, kluger Köpfe möglich gewesen<br />
wäre. Vielleicht sollten wir uns genau diesen<br />
Ansatz in unserem Streben „immer höher, immer<br />
weiter zu kommen“ zu Herzen nehmen und wieder<br />
ein bisschen mehr auf die glückliche Fügung<br />
und den Zufall vertrauen. Schaden kann eine<br />
weniger krampfhafte Einstellung in unserer<br />
schnelllebigen Zeit jedenfalls nicht.<br />
68 _ 69 INNOVATION _ Synnovation
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MARKETINGFORUM<br />
Wie jedes Jahr wird es das hauseigene<br />
Format mit Fachvorträgen und relevanten<br />
Anwendungsbeispielen wieder<br />
geben. Dieses Jahr werden Referenten<br />
zum Thema Innovation sprechen.<br />
Komprimiertes Wissen und die Möglichkeit,<br />
mit anderen Marketingfachleuten<br />
ins Gespräch zu kommen, sorgen für<br />
gehaltvolle und nachhaltige Stunden,<br />
die man nicht verpassen sollte.<br />
Köln<br />
> 10.-12. JUNI 2015<br />
INTERACTIVE<br />
COLOGNE FESTIVAL<br />
Unter dem Stern „The Future of...“ spürt<br />
die Konferenz aktuelle Trends auf und<br />
zeigt Entwicklungen der digitalen Welt!<br />
Entscheider, Macher, Kreative, Start-<br />
Ups und Developer treffen sich zum<br />
gemeinsamen Austausch, Inspiration<br />
und Networking. Wie verändert sich<br />
unsere Gesellschaft – sei es positiv oder<br />
negativ – in Bereichen wie Handel,<br />
Sport, Medizin, Musik und Wissenschaft<br />
durch technische Errungenschaften. Wie<br />
werden wir in Zukunft leben und wie<br />
innovativ sind wir schon gewesen?<br />
Interactive Cologne GmbH / Heliosstraße 6a /<br />
50825 Köln / www.interactive-cologne.com<br />
Köln<br />
> 29. AUGUST 2015<br />
JECK IM SUNNESCHING<br />
Fiere ohne ze friere! Alaaf im Hochsommer.<br />
Am 29.08.15 um 11:11 Uhr, also zur<br />
jecksten aller Zeiten, fällt der offizielle<br />
Startschuss zu Jeck im Sunnesching.<br />
In über 80 Kneipen in der Kölner Innenstadtkönnen<br />
Karnevalsfans bei kühlem<br />
Bier und Kölscher Musik die 6. Jahreszeit<br />
einläuten.<br />
Frankfurt<br />
> 23. JUNI 2015<br />
FUTURE DAY / Zukunftskongress 2015<br />
Matthias Horx und Harry Gatterer, Trendforscher<br />
und Gründer des Zukunftinstituts, laden<br />
ein zum Future Day 2015. Für Macher und<br />
Weiterdenker, Vorsprungswissen für Entscheider!<br />
Welche Konzepte werden Big Ideas, welche<br />
Geschäftsmodelle haben Zukunft, wie meistert<br />
man die Krisen? Hierzu gibt es Antworten<br />
beim 15. Zukunftskongress.<br />
Ein bunter Mix aus abwechslungsreichen Vorträgen,<br />
Kurzpräsentationen und einem interaktiven<br />
Quiz machen den Wandel erlebbar.<br />
Die Referenten des Zukunftsinstituts sowie<br />
externe Top-Speaker aus der Wirtschaft<br />
liefern Inspiration für Innovation und zeigen<br />
neue Handlungs- und Sichtweisen auf.<br />
Zukunftsinstitut / Kaiserstraße 56 /<br />
60329 Frankfurt am Main<br />
www.zukunftskongress2015.com<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
> 26. OKTOBER 2015<br />
9. INNOVATION –<br />
UNTERNEHMERGIPFEL<br />
Eine der wichtigsten Veranstaltungen zum<br />
Thema Innovation geht im Oktober 2015 in<br />
die nächste Runde. Als Treffpunkt wichtiger<br />
Akteure im gesamten Innovationsprozess<br />
versteht sich der Unternehmergipfel als Plattform,<br />
die Einblicke in die Praxis von führenden<br />
Spitzenunternehmen gewährt und Erfahrungen<br />
von Experten mitteilt.<br />
Top-Entscheider aus den Leitbranchen referieren<br />
über aktuelle Trends und Entwicklungen<br />
rund um Innovationsprozesse, Strategien und<br />
zukunftsweisenden Technologien.<br />
FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH /<br />
Bismarckstraße 24 / 61169 Friedberg<br />
www.frankfurt-bm.com/veranstaltungen/<br />
unternehmergipfel-innovation<br />
Locations u.a. Gaffel am Dom / Haus Unkelbach /<br />
Wartesaal am Dom / Underground Köln /<br />
www.jeckimsunnesching.de
IMPRESSUM<br />
Wir freuen uns über Ihr Feedback zum Magazin:<br />
neongold@fette-beute.com<br />
<strong>NEON</strong><strong>GOLD</strong><br />
Auflage: 1.000 Stück | Auflagenjahr: 2015<br />
Herausgeber<br />
DES WAHNSINNS FETTE BEUTE GmbH<br />
Am Zollstock 3<br />
57439 Attendorn<br />
T +49 (0) 2722 6399-0<br />
F +49 (0) 2722 6399-200<br />
info@fette-beute.com<br />
www.fette-beute.com<br />
Geschäftsführung<br />
Jörg Hesse, Maria Sibylla Kalverkämper<br />
Redaktion/Autoren dieser Ausgabe<br />
Daniela Burkhardt, Monika Ride,<br />
Jörg Hesse, Tobias Neuhaus, Frank Kaulen,<br />
Roland Fechter, Nina Lüttel,<br />
DES WAHNSINNS FETTE BEUTE GmbH, Attendorn<br />
Konzept: Daniela Burkhardt<br />
Projektmanagement: Julia-Maria Hunold<br />
Art Direktion: Fabienne Weber<br />
Bildnachweise/Fotos<br />
Marvin Gebauer, Roland Fechter, Fabienne Weber,<br />
DES WAHNSINNS FETTE BEUTE GmbH, Attendorn<br />
© Viktor Strasse (Seite 17), © Scott Wright (Seite 18)<br />
© Tim Friesenhagen, Denis Treu (Seiten 22-25)<br />
© Tanja Evers, Minu Lee, Frank Lösing (Seiten 42-47)<br />
shutterstock.com<br />
Druck<br />
Seltmann Printart<br />
Wefelshohler Straße 31<br />
58511 Lüdenscheid<br />
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Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Kein<br />
Teil dieses Magazins darf ohne Zustimmung<br />
von DES WAHNSINNS FETTE BEUTE GmbH<br />
verwendet oder vervielfältigt werden.<br />
Quellen:<br />
Mobile Marketing (Seite 65)<br />
http://t3n.de/news/nailo-fingernaegel-touchpad-605633/<br />
http://crossretail.de/chatvertising-werbung/<br />
http://www.teltarif.de/i/mobile-payment.html
www. fette-beute.com