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Leseprobe Auf die harte Tour

Eine Leseprobe zu dem Titel "Auf die harte Tour" des Autors Andreas Hartmann. ISBN 9783851978056, Lesealter: ab 10 Jahren, Euro 11,95

Eine Leseprobe zu dem Titel "Auf die harte Tour" des Autors Andreas Hartmann. ISBN 9783851978056, Lesealter: ab 10 Jahren, Euro 11,95

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LESEPROBE<br />

auf <strong>die</strong><br />

<strong>harte</strong><br />

<strong>Tour</strong><br />

Andreas Hartmann<br />

Obelisk<br />

1


Andreas Hartmann AUF DIE HARTE TOUR<br />

auf <strong>die</strong><br />

<strong>harte</strong><br />

<strong>Tour</strong><br />

Andreas Hartmann<br />

Andreas Hartmann<br />

<strong>Auf</strong> <strong>die</strong> <strong>harte</strong> <strong>Tour</strong><br />

Illustrationen : U. Mersmeyer<br />

ca. 144 Seiten, gebunden<br />

ab 9 Jahren<br />

Euro 11,95<br />

ISBN 978-3-85197-805-6<br />

Obelisk<br />

Der Autor:<br />

Andreas Hartmann wurde 1973 in Berlin<br />

geboren. Nachdem sich das Ingenieurswesen<br />

für ihn rasch als Irrweg entpuppte, stu<strong>die</strong>rte<br />

er doch lieber Erziehungswissenschaften. Er<br />

arbeitete in verschiedensten Bereichen – nur<br />

nicht in der Sozialarbeit. <strong>Auf</strong> verschlungenen<br />

Pfaden verschlug es ihn schließlich zum<br />

Schreiben und Übersetzen.<br />

2


Ich saß im Schein der Schreibtischlampe und steckte<br />

mir eine Karotte an. Es passte fast alles zusammen:<br />

Frau Kleefeld entführte Zacharias Wendig, der<br />

nicht mehr <strong>die</strong> Erfolge früherer Tage feierte, sodass<br />

sie immer weniger Geld mit ihren <strong>Auf</strong>tritten ver<strong>die</strong>nte.<br />

Dabei hatte Kleefeld von Anfang an geplant,<br />

doppelt zu kassieren: Lösegeld und Versicherungssumme.<br />

Für <strong>die</strong> Entführung hatte sie ein paar Galgenvögel<br />

aus Vorstadt West angeheuert. Die hatten<br />

Wendig überwältigt und am Frachthafen in einen<br />

3


Container gesperrt. Der anonyme Anrufer vorhin<br />

war sicher ein Helfershelfer, der kalte Füße bekommen<br />

hatte und aus der Geschichte aussteigen wollte.<br />

So weit, so gut. <strong>Auf</strong> meinem Notizblock stand eine<br />

Frage, auf <strong>die</strong> ich jedoch keine Antwort fand:<br />

Was plant Kleefeld mit Wendig?<br />

Freilassen konnte sie ihn nicht, das war klar. Die<br />

Versicherung würde nur dann zahlen, wenn Wendig<br />

verschwunden blieb. Über <strong>die</strong> Klinge springen lassen<br />

wollte sie ihn auch nicht, warum hätte sie ihm<br />

sonst zu essen gebracht?<br />

Na gut, das sollten Inspektor Möller und Oberinspektorin<br />

Waldt-mit-dt herausfinden. Heute Nacht<br />

trat erst einmal <strong>die</strong> Detektei Kreuther in Aktion! Ich<br />

suchte im Telefonbuch <strong>die</strong> Nummer des Frachthafens<br />

heraus.<br />

Als der Pförtner sich meldete, sagte ich mit heiserer<br />

Stimme: „Hallo, Okoschinowski hier, von Dock 7.<br />

Hab eben ’ne Pizza bestellt. Lasst den Pizzaboten ja<br />

durch, ich sterbe vor Kohldampf!“<br />

Ich legte auf und zählte langsam bis dreißig. Dann<br />

wählte ich <strong>die</strong> Nummer erneut. „Buon Giorno,<br />

4


Marios Pizza-Shuttle. Ein Herr Okoschinowski von<br />

ihren Docks hat eben eine Pizza bestellt. Ich rufe an,<br />

weil gestern einer unserer Lieferanten ... Sie wissen<br />

schon Bescheid? Gut! ... Ja, in einer halben Stunde<br />

ungefähr. Arrividerci!“<br />

Im Papiermüll, der sich wegen der streikenden Müllabfuhr<br />

in einer Ecke meines Büros stapelte, fand<br />

ich einen alten Pizzakarton. Den klemmte ich mir<br />

unter den Arm und stieg in mein Auto.<br />

Es war drei Uhr nachts, als ich zum Hafen fuhr, aber<br />

ich war wach wie noch nie in meinem Leben. Die<br />

Straßen waren leer, das Licht der Laternen strich<br />

immer wieder über <strong>die</strong> Motorhaube. Der Pförtner<br />

winkte mich durch. Ich hielt bereits auf Höhe der<br />

Containerreihe 100, den Rest wollte ich laufen.<br />

Ich stellte den Motor ab. Nur gedämpft drangen das<br />

Surren der Kräne und das Scheppern der verladenen<br />

Container der Nachtschicht in mein Auto. Ich<br />

drehte den Rückspiegel so, dass ich mein Gesicht<br />

sehen konnte.<br />

Heute Nacht würde ich der berühmteste Detektiv<br />

5


der Stadt werden.<br />

Ich öffnete <strong>die</strong> Autotür, und der Hafenlärm<br />

schwappte wie eine Flutwelle ins Auto. Langsam<br />

folgte ich den Containerreihen, den Pizzakarton in<br />

beiden Pfoten. Es roch nach Diesel.<br />

Endlich war ich in Reihe 113 angelangt. Ich bog in<br />

<strong>die</strong> schmale Gasse. Als ich an Container 45 angelangt<br />

war, blieb ich stehen. Ich starrte auf den<br />

übernächsten Container. Alles schien ruhig. Ich<br />

drehte meine Löffel in alle Richtungen, hörte nichts<br />

Verdächtiges. Vorsichtig schob ich mich weiter vor.<br />

Container 113/47 lag nun direkt vor mir.<br />

Ich legte mein Ohr an <strong>die</strong> Stahlwand. Alles ruhig.<br />

Ich klopfte gegen <strong>die</strong> Wand. „Herr Wendig?“ Natürlich<br />

bekam ich keine Antwort. Es war halb vier in<br />

der Nacht, Zacharias Wendig schlief. Wahrscheinlich<br />

war er auch völlig entkräftet, seine Gefangenschaft<br />

dauerte ja schon fast zehn Tage!<br />

Ich betrachtete das Vorhängeschloss an der Tür.<br />

Lachhaft! So was macht Dole Kreuther in fünf<br />

Minuten. Ein letzter Blick in <strong>die</strong> Containergasse.<br />

Niemand zu sehen! Und schon war das Schloss ge-<br />

6


knackt. Das helle Klicken kam jedoch nicht aus dem<br />

Schloss. Es war hinter mir. Von da ertönte auch der<br />

Befehl: „Hände hoch!“<br />

Ich hob meine Vorderläufe und drehte mich langsam<br />

um. Ein heller Strahler blendete mich. Ich<br />

erkannte gerade noch vier Pistolenmündungen,<br />

<strong>die</strong> auf mich gerichtet waren, und vier Gesichter in<br />

schwarzen Masken, <strong>die</strong> mich anblickten.<br />

„N’Abend, zusammen“, sagte ich cool. „Wer hatte <strong>die</strong><br />

Salami-Pizza bestellt?“<br />

Nee, das sagte ich natürlich nicht – ich wünschte,<br />

ich hätte so was gesagt. Humphrey Bogart hätte das<br />

bestimmt.<br />

Aber <strong>die</strong> Wahrheit ist: Wenn einem vier Pistolen<br />

ins Gesicht gehalten werden, sagt man erst mal gar<br />

nichts. Weil man nämlich keine Luft kriegt. Und so<br />

unkontrolliert zittert, dass man keinen Ton rausbekommt.<br />

Und falls man doch noch sprechen könnte,<br />

würde man etwas Heldenhaftes sagen, wie: „Tun Sie<br />

mir nichts!“ Oder vielleicht: „Sie suchen nicht mich,<br />

sondern meinen Zwillingsbruder!“<br />

Ich gehörte zu der Sorte, <strong>die</strong> keine Luft bekam und<br />

7


nicht sprechen konnte. So standen wir uns also<br />

gegenüber – ich allein und schutzlos, <strong>die</strong> Schufte<br />

bewaffnet und maskiert. Ganz schlechte Verhandlungsposition.<br />

Wer waren <strong>die</strong>se Typen? Ganoven?<br />

Hier am Hafen? Kleefelds Spießgesellen, <strong>die</strong> mir<br />

eine Falle gestellt hatten?<br />

Eine weitere Person gesellte sich zu den vier Pistoleros,<br />

allerdings konnte ich im grellen Scheinwerferlicht<br />

sein Gesicht nicht erkennen. „Herr Kreuther,<br />

ich kann nicht behaupten, dass ich überrascht bin,<br />

ausgerechnet Sie hier zu sehen.“<br />

Ich kannte <strong>die</strong> Stimme, aber woher?<br />

Der Mann fuhr fort: „Was machen Sie denn heute<br />

Nacht? Wieder Altpapier spazieren tragen?“<br />

Inspektor Möller! Von allen Menschen ausgerechnet<br />

Inspektor Möller. Er gab ein Zeichen, und endlich<br />

machte jemand den Scheinwerfer aus. Bedächtig<br />

nahm ich meine Pfoten runter.<br />

„Na, Herr Kreuther: Jetzt bin ich aber gespannt, was<br />

Sie uns <strong>die</strong>smal für eine Geschichte auftischen.“<br />

„Ich wüsste nicht, warum ich Ihnen überhaupt irgendeine<br />

Geschichte auftischen sollte. Oder wollen<br />

8


Sie mir neben Waldspaziergängen nun auch noch<br />

Hafenbesuche verbieten?“ Meine Stimme zitterte.<br />

Inspektor Möller lachte wütend. „Dann erzähle ich<br />

Ihnen mal eine Geschichte: Ein anonymer Anrufer<br />

gibt uns einen Hinweis, dass wir am Frachthafen<br />

Herrn Zacharias Wendig und seinen Entführer finden,<br />

in Container 113/47.“<br />

„Wendig war <strong>die</strong>ser Zauberer, der entführt wurde,<br />

richtig?“<br />

Ich stellte mich wieder dumm, doch der Inspektor<br />

ging nicht darauf ein. „Und ganz zufällig finden wir<br />

auch noch Herrn Kreuther am Container, der seine<br />

Abende gerne mal an Orten verbringt, an denen<br />

Lösegeldübergaben stattfinden.“<br />

„Sie werden lachen, Herr Inspektor: Ich bin ebenfalls<br />

wegen eines anonymen Anrufs hier.“<br />

„Nein, Herr Kreuther, da lachen wir nicht.“ Das war<br />

Oberinspektorin Waldt-mit-dt. „Ihre Rechte haben<br />

wir Ihnen ja bereits vorgelesen, oder möchten Sie<br />

<strong>die</strong> noch mal hören?“<br />

Ich schüttelte den Kopf.<br />

„Gut, dann befreien wir endlich Herrn Wendig aus<br />

9


seinem Gefängnis.“<br />

Meine Knie wabbelten. Ich saß mächtig in der Hundehütte!<br />

Noch einmal würde mich <strong>die</strong> Polizei nicht<br />

gehen lassen. Diesmal sprach einfach zu viel gegen<br />

mich.<br />

Inspektor Möller öffnete <strong>die</strong> schwere Eisentür. Es<br />

knirschte, und ein eklig süßlicher Geruch schlug<br />

uns entgegen. „Herr Wendig?“ Inspektor Möller<br />

stieg in den Container und griff nach seiner Taschenlampe.<br />

„Himmel, was stinkt denn so widerlich?“<br />

Seine Taschenlampe schnitt durch <strong>die</strong> Dunkelheit.<br />

Dieser Anblick! Mich schüttelt es heute noch, wenn<br />

ich daran denke.<br />

<strong>Auf</strong> der linken Seite des Containers lagen Pizzakartons,<br />

teilweise halb geöffnet, <strong>die</strong> Pizzen verschimmelt.<br />

Daher der widerwärtige Geruch. Überall lagen<br />

kleine Wasser- und Saftflaschen herum. Herr<br />

Möller bückte sich und hob etwas auf. Im Strahl der<br />

Taschenlampe erkannte ich einen leeren Schlafsack.<br />

Jawohl, leer! Mein Mund stand so weit offen wie<br />

<strong>die</strong> Containertür. Und gemächlich wie Wasser, das<br />

10


durch einen halb verstopften Ausguss abläuft,<br />

sickerte mir <strong>die</strong> Erkenntnis ins Gehirn: Kein Wendig,<br />

keine falschen Beweise gegen mich!<br />

11


Dole Hasenherz hat sein Detektivbüro in der<br />

Großstadt eröffnet. Doch das Geschäft ist nicht<br />

leicht als Feldhase, der (wie alle Hasen und<br />

Kaninchen in <strong>die</strong>ser Geschichte) mit den Menschen<br />

zwar normal kommunizieren kann, aber<br />

von ihnen nicht ganz ernst genommen wird.<br />

Endlich beauftragt ihn das Showstar-Kaninchen<br />

Cornelia Kleefeld, einen entführten Zauberer<br />

zu finden – den Künstler, der Kleefeld in seiner<br />

Paradenummer aus einem Zylinder hervorzaubert.<br />

Im Zuge seiner Ermittlungen kommt Hasenherz<br />

ein schlimmer Verdacht: Hat Kleefeld<br />

den Zauberer vielleicht selbst entführt? Ein<br />

mögliches Motiv wäre <strong>die</strong> hohe Künstlerversicherung<br />

...<br />

Neben jungen LeserInnen sind auch erwachsene<br />

Leser eingeladen, <strong>die</strong> liebevoll ironischen<br />

Anspielungen auf das Noir-Genre in <strong>die</strong>sem<br />

packenden Krimi zu entdecken.<br />

Andreas Hartmann: <strong>Auf</strong> <strong>die</strong> <strong>harte</strong> <strong>Tour</strong><br />

ab 9 Jahren, ca, 144 Seiten , gebunden<br />

Euro 11,95 / ISBN 978-3-85197-805-6<br />

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