Michaela Ködel, Fotos - Graupner
Michaela Ködel, Fotos - Graupner
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94 EINSTEIGER-SPEZIAL Text: <strong>Michaela</strong> <strong>Ködel</strong>, <strong>Fotos</strong>: Tanja Elm<br />
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Lady Tested: Elektroquad von GM<br />
„Er braucht einen Namen!“, ist mein erster Gedanke, als ich die Box vor mir<br />
auf den Tisch stelle. Wie heißen die coolen Typen im Film immer, die über<br />
die Dünen fl itzen und denen die Girls in den knappen Bikinis nachlaufen?<br />
Ken? Ben? Sam? Da ich beim Auspacken hierauf keine Antwort bekomme<br />
– der Kerl auf dem Quad scheint eher der zurückhaltende Typ zu sein –<br />
verschiebe ich die Frage auf später. Wie sich herausstellen wird: Namen<br />
sind Schall und Rauch, und im Falle meines neuen, spritzigen Freundes auf<br />
seinem fl otten Flitzer auch nicht wirklich das, worauf es ankommt.<br />
DER Wheelie schlechthin! Tosender Applaus aus allen Appartements<br />
im Hintergrund ist garantiert<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Elektroquad RTR 2WD 1/10 von GM Racing<br />
Maßstab: 1:10<br />
Klasse: Funmodell<br />
Länge: ca. 420 mm<br />
Breite: ca. 320 mm<br />
Höhe: ca. 360 mm<br />
Motor: ca. 540 mm<br />
Raddurchmesser: 95 mm<br />
Gewicht: 1.950 g<br />
Chassis: 2,5 mm 6061-T6 Aluminium<br />
Motor: 540er Elektromotor<br />
Fahrtenregler: ESC310<br />
Akku: 7,2 V NiMH mit 3.000 mAh<br />
Fernsteuerung: XG-6 Sport Spec 40 MHz<br />
Hersteller: GM Racing/<strong>Graupner</strong><br />
Bezug: Fachhandel<br />
Empf. Verkaufspreis: 170,- €
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Racing<br />
Allerdings...<br />
... ist der erste Eindruck enttäuschend, kommt<br />
der Behelmte in doch recht unvorteilhafter<br />
Stellung aus dem Karton. Mit dem Po senkrecht<br />
nach oben schlüpft er aus seiner Garage,<br />
und ich denke mir: „Na, viel hat er ja nicht<br />
in der Hose!“ (sein Po ist ganz schön platt –<br />
man(n) möge mir verzeihen, ich bin auch nur<br />
eine Frau...). Ich schiebe meine Oberfl ächlichkeit<br />
beiseite und beginne, Quad und Fahrer<br />
genauer unter die Lupe zu nehmen.<br />
Unter dem Dach der Kunststoffverkleidung,<br />
die sich relativ leicht abnehmen lässt –<br />
komplett mit Fahrer – liegen Akku, Motor,<br />
Getriebe und diverse andere sicher ganz<br />
Ist im Lieferumfang des RTR-<br />
Modells enthalten: 3 Kanal<br />
GM-Racing XG-6 Sport Spec<br />
Sender mit 40 MHz<br />
amt 09 / 10<br />
wichtige Dinge, von denen ich zugegebenermaßen<br />
nicht viel verstehe. Alles nett und<br />
adrett verstaut (davon verstehe ich schon<br />
eher etwas!). Über dem Ganzen ist eine<br />
Art Kunststoffbügel gespannt, an dem sich<br />
das Elektroquad 1/10 2WD, wie es offi ziell<br />
heißt, wunderbar herumtragen lässt. Sicher<br />
dient dieser Bügel aber wohl vorrangig<br />
dem Schutz der ganzen Innereien. Gut, die<br />
Antenne ist zu einem ordentlichen Knäuel<br />
verdrillt, und das dazugehörige Plastikröhrchen<br />
in Pink (passt ja null zur Lederkombi!)<br />
habe ich auch entdeckt, aber WO bitte soll<br />
ich das denn durchpopeln? In der Karosserie<br />
gibt es keine passende Öffnung, also bitte,<br />
lieber Herr <strong>Graupner</strong>, erwarten Sie nicht von<br />
mir, dass ich selbst ein Loch bohre und dieses<br />
tolle Quad freiwillig beschädige! Nein,<br />
dann muss es eben ohne Röhrchen um das<br />
Antennenkabel gehen. Ist sowieso so schön<br />
aufgewickelt. Wäre ja schade drum.<br />
Ich gebe mich ganz fachmännisch und baue<br />
kurz den Akku ein und wieder aus (Also:<br />
Halteklammern auf, Halteklammern zu. Geschafft!)<br />
und arbeite mich so zur „Sensation“<br />
weiter: zur Antriebskette – eingehüllt in eine<br />
www.amt-racing.de 95<br />
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Anmerkung der Redaktion: Antennen<br />
müssen, um die Funkübertragung jederzeit<br />
zu gewährleisten, korrekt verlegt sein. Daher:<br />
Loch in die Karo bohren, die Antenne<br />
vollständig durch das Antennenröhrchen<br />
ziehen und dieses in den Antennenhalter.<br />
Plastikschale. Also, die muss runter, fi nde ich.<br />
Ohne Netz und doppelten Boden, bitte! In<br />
der Bedienungsanleitung steht nämlich, man<br />
soll auf keinen Fall da reinfassen. Und damit<br />
ich das Nicht-Reinfassen ausgiebig üben<br />
kann, so denke ich mir, muss diese Schale<br />
unbedingt weg. Schraubenzieher holen,<br />
Schrauben auf, oh, da sind ja noch mehr<br />
Schrauben, und wenn ich die wegmache,<br />
dann müssen auch diese Schrauben weg,<br />
und, heh, das ist ja hinter der Radaufhängung<br />
festgeschraubt, da muss ich also auch<br />
die Hinterräder wegschrauben, ui, das<br />
Telefon klingelt, da muss ich unbedingt ran,<br />
könnte ja was Wichtiges sein... Na gut, die<br />
Plastikschale bleibt dann eben dran. Was<br />
soll’s? Die Vorderachse (und nur die) ist toll<br />
gefedert, und ganz vorne dran sind zwei<br />
gefährlich aussehende Hörner. Also, was<br />
fällt mir noch auf? Ja, die Fernsteuerung.<br />
Die kommt mit einem ganz dicken Heft, und<br />
während ich schon mal den Akku an die<br />
Steckdose anschließe, blättere ich interessiert<br />
in der „94010 GM-Racing XG-6 Sport Spec<br />
Bedienungsanleitung“. Aha, man soll also<br />
„alle benötigten Servos in den Empfänger“<br />
stecken. Aha. Wo hatte ich denn gleich noch<br />
welche? Dann „Servohorn und Servosaver<br />
aufstecken“. Ach, jawohl. „Tipp: ...“, „Sie<br />
können...“, „Drücken Sie...“, „Achtung“, ah,<br />
jetzt wird es interessant: „Service und Reparaturen:<br />
In Problemfällen oder bei Fragen<br />
und Reparaturen, wenden Sie sich bitte an:<br />
GRAUPNER-Service“. Erleichtert lege ich die<br />
Bedienungsanleitung beiseite. Wenn irgendetwas<br />
schief läuft, dann gibt es ja jemanden,<br />
der mir weiter hilft und mir auch sicher die<br />
ganzen tollen Lichter und Schalter erklärt.
96 EINSTEIGER-SPEZIAL Text: <strong>Michaela</strong> <strong>Ködel</strong>, <strong>Fotos</strong>: Tanja Elm<br />
Bis dahin verlasse ich mich auf Instinkt und gesunden<br />
Menschenverstand und alles, was ich von<br />
einem „RTR-Modell“ bis jetzt weiß. Und das ist,<br />
so bin ich überzeugt, genug für einen Live-Test.<br />
Eine kleine Landpartie<br />
Was scheint geeigneter für ein erstes Rendezvous,<br />
als eine Fahrt ins Grüne? Meine Freundin<br />
Tanja – wie immer mit ihrer Kamera bewaffnet<br />
– und ich packen den frisch aufgetankten Ken-<br />
BenSam (er hatte nichts gegen diesen Namen,<br />
und ich konnte mich nicht entscheiden), seine<br />
Steuereinheit, tonnenweise Batterien (also gut,<br />
8!) und eine gehörige Portion gute Laune ins<br />
Auto und fahren aufs Land. Denn dort, so sind<br />
wir sicher, gibt es alles, was so ein Junger Wilder<br />
braucht: Sand, Dreckhügel, Ackerfurchen,<br />
Feld, Wiesen, Pfützen, Wald, und und und... Am<br />
Der vorbildgetreue Kettenantrieb wird durch eine Plastikabdeckung<br />
vor Schmutz geschützt<br />
Die Chassisplatte ist aus Alu, die daraufsitzende RC-Box spritzwassergeschützt.<br />
Der 3.000er NiMH-Fahrakku wird übrigens<br />
auch mitgeliefert<br />
An der Vorderachse hat das Quad einstellbare Alu-Öldruckstoßdämpfer<br />
Ziel angekommen, in Gummistiefeln und Regenjacke<br />
(wir haben uns leider nicht gerade den<br />
schönsten Tag ausgesucht), wechseln wir in das<br />
Auto unseres gemeinsamen Freundes Markus,<br />
der uns als Scout zu den besten Plätzen fahren<br />
wird. Spooky, der etwas schrullige Familienhund,<br />
ist auch mit von der Partie, und beäugt<br />
misstrauisch meinen rot-weißen Plastikfreund,<br />
während ich die letzten Vorbereitungen auf der<br />
Rücksitzbank treffe: Batterien rein (in die Fernsteuerung<br />
natürlich), einmal kurz KenBenSam<br />
anknipsen, usw. Riesenlärm, ich erschrecke,<br />
Spooky bellt wie verrückt, KenBenSam rast von<br />
hinten unter den Fahrersitz, Markus fährt fast<br />
in den Graben... Toller Einstieg. ERST Sender,<br />
dann Empfänger einschalten! So mobilisiert<br />
kommen wir am ersten Set an.<br />
Kleine Sandgrube, Wasserloch, außen herum<br />
schön viel Dreck. Prima! Spooky bleibt beleidigt<br />
im Auto während wir Aufstellung für den ersten<br />
Blitzstart nehmen. Aus dem wird nur leider<br />
nicht so richtig etwas, denn den doch recht<br />
unebenen Untergrund und die losen Steinchen<br />
scheint KenBenSam nicht wirklich zu mögen.<br />
Da ich die Antriebskette ja, wie erwähnt in ihrer<br />
Schutzhülle belassen habe, macht MIR der<br />
Dreck jetzt keine Sorgen, aber mein Kunststoffkamerad<br />
mit seinem Quad will nicht so richtig<br />
in Schwung kommen. Irgendwie fehlt der „Grip“<br />
und das Quad driftet weg. Wir sind etwas<br />
enttäuscht. Tanja’s „Los, lass’ ihn doch mal<br />
ins Wasserloch brettern!“, überhöre ich leicht<br />
angesäuert. Schließlich haben wir ja keine<br />
Seebestattung vor, sondern eine möglichst ausführliche<br />
Testfahrt geplant. Diese Fotografen!<br />
Leicht angeschmutzt verziehen KenBenSam und<br />
ich uns zu Spooky auf die Rücksitzbank ins Auto<br />
(Spooky rückt augenrollend ca. ½ m von uns<br />
weg), und unser Pfadfi nder Markus fährt uns<br />
zum nächsten Setting.<br />
Ein Wettlauf mit dem Hund<br />
Gut, also, eben soll es sein. Eine Grasfl äche<br />
vielleicht, und doch mal so einen kleinen<br />
Hügel hinauf? Waldrand, Wiese und ein kleiner<br />
Kiesberg sind schnell gefunden. Wir (d.h. alle,<br />
außer Spooky) bauen uns zu einer neuen<br />
Testreihe um das Quad und seinen Fahrer auf.<br />
Doch auch auf der Grasfl äche will KenBenSam<br />
nicht so recht loslegen, allerdings bekommt<br />
er hier schon wesentlich mehr Tempo als auf<br />
erdigem und unebenem Grund. Ja, macht<br />
schon Spaß so. Zumindest kurven und lärmen<br />
wir interessant genug für Spooky, der tatsächlich<br />
aussteigt und sich zu unserer grinsenden<br />
Truppe bequemt. Und dann geschieht das<br />
Unfassbare: Spooky und das Quad liefern sich<br />
ein Wettrennen! Ok, KenBenSam verliert – er ist<br />
einfach nicht ganz so wendig und schnell wie<br />
sein Kontrahent, aber das ist egal. Mithalten<br />
kann er allemal, und so geht es in losen Volten<br />
holpernd, bellend und röhrend (nein, kein<br />
Hirsch am Waldrand, ergo kein Pulitzer-Preis für<br />
Tanja) über die Wiese. Besonders faszinierend<br />
zu beobachten ist der traute Einklang, in dem<br />
Spookys Ohren rhythmisch fl attern und sich<br />
KenBenSams Hosenboden vom Quadsitz lüftet.<br />
Echte Freundschaft ist doch etwas wunderba...,<br />
oh, Spooky hat plötzlich keine Lust mehr, dreht<br />
sich abrupt um und steigt wieder ins Auto. Naja.<br />
Wir sortieren uns neu, wischen die Lachtränen<br />
aus den Augen und wenden uns dem kleinen<br />
Kieshügel am Wegrand zu. Eine provisorische<br />
Rampe ist schnell gestampft, uuuuuund los!<br />
Doch, passabel, wie sich das Quad hocharbeitet.<br />
Steinchen spritzen, Räder drehen durch, gute<br />
Haltungsnoten. Fein! Allerdings klappt’s eher<br />
nur mit der Holzfäller-Methode: Augen zu, nicht<br />
lenken, einfach voll draufhalten. Das wird dann<br />
auch schnell langweilig (wir sind ja keine Holzfäller)<br />
und so ziehen wir mit unserer kleinen<br />
Entourage weiter.<br />
„You are geil“<br />
„Wir brauchen noch so einen richtigen Stunt!“,<br />
meint Tanja und lächelt versonnen auf dem Beifahrersitz.<br />
Spooky und ich verdrehen die Augen,<br />
während Markus uns zurück in die Zivilisation<br />
bringt. Eine Art Schanze stellt sie sich vor, eine<br />
ramp, jedenfalls irgendetwas, auf dem das Quad<br />
seine Adlerqualitäten testen kann. Dieses Etwas<br />
ist in Form eines Holzstapels mit Plastikabdeckung<br />
schnell gefunden. Also, Quad mit<br />
Fahrer oben auf die Holzrollbahn drauf, alle in<br />
Position, und los. Ich bin so aufgeregt, dass ich<br />
zu viel an der Steuerung fummle – da das Quad<br />
prompt darauf reagiert, tropft es unspektakulär<br />
einmal rechts und einmal links vom Stapel. Ich<br />
merke hier schnell, dass doch viel Feingefühl<br />
und Übung vonnöten sind (doch Holzfäller?).<br />
Sorgfältige Trimmung ist wichtig.<br />
Doch zurück zum Stapellauf. Der dritte Anlauf<br />
klappt. Vollgas, und Mensch und Maschine<br />
fl iegen und fl iegen und sinken, und wie immer,<br />
wenn es brenzlig wird, lüftet KenBenSam kurz<br />
seinen Hintern, bevor er sich nahezu senkrecht<br />
vor einem Betonklotz in den Boden bohrt. Und<br />
liegen bleibt. Ich sollte eher sagen: stehen<br />
bleibt. Niemand verteilt Haltungsnoten, keiner<br />
sagt ein Wort. Und dann fällt es uns auf: Auf<br />
dem Stein (des Fast-Anstoßes), vor dem mein<br />
glücklicherweise behelmter Freund geparkt hat,<br />
hat irgendjemand „You are geil“ gesprayt. Wir<br />
brechen zusammen. Woher hat der Sprayer das<br />
nur gewusst? Kichernd und glucksend gehen<br />
wir immer und immer wieder die <strong>Fotos</strong>equenz<br />
auf der Kamera durch, vom Start bis zur harten<br />
Landung. Grandios. Doch Pulitzer. Immer noch<br />
gackernd pfl ücke ich KenBenSam vom Boden<br />
auf und wische ihm entschuldigend das eine<br />
oder andere welke Blatt von der Karosserie. Der<br />
Typ ist ein echter Kämpfer: keine Beule, keine
Schramme, nichts gebrochen. Ich atme auf und<br />
verkünde hoheitsvoll: „Schluss jetzt! Wir wollen<br />
endlich richtige Straßen, stimmt’s Buddy?“.<br />
Schweigen. Dann ein kleines, knappes Nicken...<br />
Ja, wahrscheinlich halluziniere ich, ich gebe es<br />
zu. Zu viel Adrenalin...<br />
Tartan rulez!<br />
Die perfekte Abschluss-Strecke ist schnell<br />
gefunden: die Tartan-Hügel im heimatlichen<br />
Stadtpark. Dumm ist nur, dass der Spielplatz<br />
momentan gesperrt ist. Daher auch der hohe<br />
Heras-Zaun um den Platz. Mist! „Los, wir<br />
klettern einfach rein“, raunt Tanja und rammt<br />
mir ihren Ellenbogen in die Seite. „Sieht doch<br />
keiner...“, höre ich noch, und schon quetscht sie<br />
sich durch eine aufgebogene Lücke im Gitter.<br />
Beklommen schiebt sich mein Blick an den<br />
endlosen Fensterreihen der ca. 500 „Lofts-und-<br />
Appartements-mit-Blick-auf-den-Park“-Bunkern<br />
entlang. Sieht doch keiner? Na, ich weiß<br />
ja nicht gerade. Ich könnte schwören: Hinter<br />
jedem Fenster lauert mindestens ein wachsames<br />
Augenpaar. Gut, landen wir eben im Knast.<br />
Was soll’s, wir hatten wenigsten Spaß. Mit<br />
einem Stoßseufzer schlüpfe ich hinter meiner<br />
Freundin her. Jetzt heißt es: Alle Maschinen auf<br />
„go“ und los geht es. Gute Güte! Warum sind<br />
wir nur nicht früher hierher gekommen? Was<br />
uns KenBenSam und seine Maschine jetzt an<br />
Show liefern, ist echt unschlagbar. Schnellstarts,<br />
exakte Stopps, Wheelies und weite Sprünge...<br />
Ich lerne schnell, das Quad punktgenau an<br />
Steigungen zu halten, was mit der sehr leichtgängigen<br />
Steuerung prima funktioniert, um es<br />
anschließend fl ott wieder antreten zu lassen,<br />
dann vorwärtsrückwärts in Schlangenlinien –<br />
richtig fein. Auf losem Boden haben der Grip<br />
der Reifen sowie das eher geringe Gewicht auf<br />
der Hinterachse einfach nicht gereicht. Hier<br />
klappt’s wunderbar! Enge Kurven, weite Bögen,<br />
Tartanhügel vorne rauf, oben ein Wheelie,<br />
hinten wieder runter – eine wahre Freude. Und<br />
fl iegen kann der nun gänzlich Entfesselte hier<br />
auch nach Lust und Laune. Vornehmlich in den<br />
Heras-Zaun. Das hinterlässt nun auch erste<br />
Spuren an Mann und Karosserie. Eines der<br />
Hörner an der Front hat beim Zusammenstoß<br />
mit einem Betonpfosten ziemlich gelitten, aber,<br />
hey, so ein echter Kerl hält das locker aus...,<br />
hoffe ich zumindest.<br />
Trotz der fast schon rauschhaften Stimmung, in<br />
der wir uns gerade befi nden (Tanja am Auslöser,<br />
ich am Steuerrad), hat sich im hintersten<br />
Winkel meines Gehirns noch ein kleiner Funke<br />
Vernunft versteck, und dieser Funke lässt mich<br />
nun doch langsam immer wieder in Richtung<br />
„eventueller Fluchtweg bei Gefahr“ schielen.<br />
Und dann sehe ich ihn, den Mann von der<br />
Stadt. Oranger Pickup, oranger Blaumann und<br />
Stahl im Blick. Schluss, Aus, Strafe, Knast, diverse<br />
Anzeigen, und womöglich komme ich wegen<br />
meiner plötzlich auftretenden Schnappatmung<br />
auch nicht mehr durch die Lücke im Gitter...<br />
„Schlecht!“, sagt der Mann, „Ganz schlecht!“<br />
Tanja und ich erbleichen. Konzentriert starrt<br />
der Mann auf ein von uns unbemerktes Schild<br />
außen am Zaun. „Der rechnet jetzt sicher aus,<br />
was wir an Strafe zahlen müssen“, haucht Tanja<br />
und packt fahrig ihre Kameraausrüstung ein.<br />
KenBenSam hat sich hinter einem der bunt<br />
gestreiften Tartanhügel versteckt, der elende<br />
Feigling. „Ganz, ganz schlecht an meinem Job<br />
ist, dass ich diese blöden Gummihügel inspizieren<br />
muss und dabei lieber selbst so ein cooles<br />
Teil hier drin rumfahren lassen würde!“, so der<br />
Mann. Erleichterung allerseits, und KenBen-<br />
Sam, der kleine Angeber, kommt mit einem völlig<br />
übertriebenen Wheelie aus seinem Versteck<br />
– und prallt an einen Betonklotz. Geschieht<br />
www.amt-racing.de 97<br />
Der Adler fl iegt und fl iegt und landet... „Buddy,<br />
you are geil!“<br />
im Recht. Nach einem netten Plausch mit dem<br />
Mann, einem Cofffe-to-Go um die Ecke und<br />
bester Laune, ziehen Tanja und ich Resumee.<br />
Fazit<br />
Mein behelmter Freund in seinem sexy Plastik-<br />
Outfi t auf dem tollen „Elektroquad RTR 1/10<br />
2WD“ ist vielleicht im Gelände nicht unbedingt<br />
zuhause, aber auf ebenen, griffi gen Flächen,<br />
wie auf der Straße oder einer Tartan-Bahn,<br />
zeigt er so richtig, was er drauf hat. Leicht zu<br />
handeln, mit langer Akkuleistung, einer sehr<br />
empfi ndsam zu bedienenden Steuerung mit<br />
vielen Extras ist das Elektroquad ein echter<br />
Speedy mit hohem Spaß-Faktor. Der Fahr-Avatar<br />
KenBenSam hoppelt oft so drollig auf seinem<br />
Quad auf und ab, dass es einem richtig die<br />
Lachfältchen um die Augen meißelt. Und unter<br />
seinem Helm? Blaue, blitzende Augen vielleicht,<br />
bestimmt ein Grübchen, ein verwegener Dreitagebart<br />
wahrscheinlich... Ach, KenBenSam, wir<br />
hatten doch echt Spaß, oder? Und in der Luft<br />
hängt ein kleiner Seufzer: Bye bye, Buddy, bis<br />
zum nächsten Mal.<br />
Zwei wie Pech und Schwefel! Das Quad ist hier fast so schnell und wendig wie sein Kontrahent.<br />
Sicher hat es aber den längeren Atem...<br />
����������������<br />
Gestern tätschelte ich KenBenSam im<br />
Vorbeigehen liebevoll den Kopf, den ich<br />
daraufhin in der Hand hielt. Anscheinend<br />
hat er sich bei einem seiner Himmelfahrtskommandos<br />
das Genick gebrochen.<br />
Jedenfalls trägt er jetzt eine Halskrause aus<br />
schwarzem Gaffer-Tape. Sieht gar nicht mal<br />
so übel aus... Irgendwie Avantgarde...