Michaela Ködel, Fotos - Graupner
Michaela Ködel, Fotos - Graupner
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Schramme, nichts gebrochen. Ich atme auf und<br />
verkünde hoheitsvoll: „Schluss jetzt! Wir wollen<br />
endlich richtige Straßen, stimmt’s Buddy?“.<br />
Schweigen. Dann ein kleines, knappes Nicken...<br />
Ja, wahrscheinlich halluziniere ich, ich gebe es<br />
zu. Zu viel Adrenalin...<br />
Tartan rulez!<br />
Die perfekte Abschluss-Strecke ist schnell<br />
gefunden: die Tartan-Hügel im heimatlichen<br />
Stadtpark. Dumm ist nur, dass der Spielplatz<br />
momentan gesperrt ist. Daher auch der hohe<br />
Heras-Zaun um den Platz. Mist! „Los, wir<br />
klettern einfach rein“, raunt Tanja und rammt<br />
mir ihren Ellenbogen in die Seite. „Sieht doch<br />
keiner...“, höre ich noch, und schon quetscht sie<br />
sich durch eine aufgebogene Lücke im Gitter.<br />
Beklommen schiebt sich mein Blick an den<br />
endlosen Fensterreihen der ca. 500 „Lofts-und-<br />
Appartements-mit-Blick-auf-den-Park“-Bunkern<br />
entlang. Sieht doch keiner? Na, ich weiß<br />
ja nicht gerade. Ich könnte schwören: Hinter<br />
jedem Fenster lauert mindestens ein wachsames<br />
Augenpaar. Gut, landen wir eben im Knast.<br />
Was soll’s, wir hatten wenigsten Spaß. Mit<br />
einem Stoßseufzer schlüpfe ich hinter meiner<br />
Freundin her. Jetzt heißt es: Alle Maschinen auf<br />
„go“ und los geht es. Gute Güte! Warum sind<br />
wir nur nicht früher hierher gekommen? Was<br />
uns KenBenSam und seine Maschine jetzt an<br />
Show liefern, ist echt unschlagbar. Schnellstarts,<br />
exakte Stopps, Wheelies und weite Sprünge...<br />
Ich lerne schnell, das Quad punktgenau an<br />
Steigungen zu halten, was mit der sehr leichtgängigen<br />
Steuerung prima funktioniert, um es<br />
anschließend fl ott wieder antreten zu lassen,<br />
dann vorwärtsrückwärts in Schlangenlinien –<br />
richtig fein. Auf losem Boden haben der Grip<br />
der Reifen sowie das eher geringe Gewicht auf<br />
der Hinterachse einfach nicht gereicht. Hier<br />
klappt’s wunderbar! Enge Kurven, weite Bögen,<br />
Tartanhügel vorne rauf, oben ein Wheelie,<br />
hinten wieder runter – eine wahre Freude. Und<br />
fl iegen kann der nun gänzlich Entfesselte hier<br />
auch nach Lust und Laune. Vornehmlich in den<br />
Heras-Zaun. Das hinterlässt nun auch erste<br />
Spuren an Mann und Karosserie. Eines der<br />
Hörner an der Front hat beim Zusammenstoß<br />
mit einem Betonpfosten ziemlich gelitten, aber,<br />
hey, so ein echter Kerl hält das locker aus...,<br />
hoffe ich zumindest.<br />
Trotz der fast schon rauschhaften Stimmung, in<br />
der wir uns gerade befi nden (Tanja am Auslöser,<br />
ich am Steuerrad), hat sich im hintersten<br />
Winkel meines Gehirns noch ein kleiner Funke<br />
Vernunft versteck, und dieser Funke lässt mich<br />
nun doch langsam immer wieder in Richtung<br />
„eventueller Fluchtweg bei Gefahr“ schielen.<br />
Und dann sehe ich ihn, den Mann von der<br />
Stadt. Oranger Pickup, oranger Blaumann und<br />
Stahl im Blick. Schluss, Aus, Strafe, Knast, diverse<br />
Anzeigen, und womöglich komme ich wegen<br />
meiner plötzlich auftretenden Schnappatmung<br />
auch nicht mehr durch die Lücke im Gitter...<br />
„Schlecht!“, sagt der Mann, „Ganz schlecht!“<br />
Tanja und ich erbleichen. Konzentriert starrt<br />
der Mann auf ein von uns unbemerktes Schild<br />
außen am Zaun. „Der rechnet jetzt sicher aus,<br />
was wir an Strafe zahlen müssen“, haucht Tanja<br />
und packt fahrig ihre Kameraausrüstung ein.<br />
KenBenSam hat sich hinter einem der bunt<br />
gestreiften Tartanhügel versteckt, der elende<br />
Feigling. „Ganz, ganz schlecht an meinem Job<br />
ist, dass ich diese blöden Gummihügel inspizieren<br />
muss und dabei lieber selbst so ein cooles<br />
Teil hier drin rumfahren lassen würde!“, so der<br />
Mann. Erleichterung allerseits, und KenBen-<br />
Sam, der kleine Angeber, kommt mit einem völlig<br />
übertriebenen Wheelie aus seinem Versteck<br />
– und prallt an einen Betonklotz. Geschieht<br />
www.amt-racing.de 97<br />
Der Adler fl iegt und fl iegt und landet... „Buddy,<br />
you are geil!“<br />
im Recht. Nach einem netten Plausch mit dem<br />
Mann, einem Cofffe-to-Go um die Ecke und<br />
bester Laune, ziehen Tanja und ich Resumee.<br />
Fazit<br />
Mein behelmter Freund in seinem sexy Plastik-<br />
Outfi t auf dem tollen „Elektroquad RTR 1/10<br />
2WD“ ist vielleicht im Gelände nicht unbedingt<br />
zuhause, aber auf ebenen, griffi gen Flächen,<br />
wie auf der Straße oder einer Tartan-Bahn,<br />
zeigt er so richtig, was er drauf hat. Leicht zu<br />
handeln, mit langer Akkuleistung, einer sehr<br />
empfi ndsam zu bedienenden Steuerung mit<br />
vielen Extras ist das Elektroquad ein echter<br />
Speedy mit hohem Spaß-Faktor. Der Fahr-Avatar<br />
KenBenSam hoppelt oft so drollig auf seinem<br />
Quad auf und ab, dass es einem richtig die<br />
Lachfältchen um die Augen meißelt. Und unter<br />
seinem Helm? Blaue, blitzende Augen vielleicht,<br />
bestimmt ein Grübchen, ein verwegener Dreitagebart<br />
wahrscheinlich... Ach, KenBenSam, wir<br />
hatten doch echt Spaß, oder? Und in der Luft<br />
hängt ein kleiner Seufzer: Bye bye, Buddy, bis<br />
zum nächsten Mal.<br />
Zwei wie Pech und Schwefel! Das Quad ist hier fast so schnell und wendig wie sein Kontrahent.<br />
Sicher hat es aber den längeren Atem...<br />
����������������<br />
Gestern tätschelte ich KenBenSam im<br />
Vorbeigehen liebevoll den Kopf, den ich<br />
daraufhin in der Hand hielt. Anscheinend<br />
hat er sich bei einem seiner Himmelfahrtskommandos<br />
das Genick gebrochen.<br />
Jedenfalls trägt er jetzt eine Halskrause aus<br />
schwarzem Gaffer-Tape. Sieht gar nicht mal<br />
so übel aus... Irgendwie Avantgarde...