KB Nr. 19 Schönheit
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Film 23<br />
Von Tweedjacken<br />
Andreas Nickel, Kinopremiere MESSNER 2012 in Wien<br />
und Pauschaltourismus<br />
Der Autor und Regisseur Andreas Nickel<br />
„Ihre Lebensleistung und ihre Bekanntheit klaffen auseinander“,<br />
sagt Andreas Nickel. Die in Vergessenheit geratene<br />
Geschichte der Familie Dyhrenfurth habe er erzählen wollen.<br />
Und damit begann sein neues Leben als Autor, Regisseur<br />
und Produzent. Der aus Mühldorf stammende Wirtschaftswissenschaftler<br />
lebt nach beruflichen Stationen in Lausanne,<br />
London und Frankfurt jetzt in Warngau, wo er seine Filmproduktionsgesellschaft<br />
explorermedia gründete.<br />
„Zum dritten Pol“ ist die fesselnde Familiensaga der Dyhrenfurths.<br />
Sie berichtet von den Himalayaexpeditionen der<br />
Eltern Hettie und Günter, beginnend in den Dreißiger Jahren<br />
des vergangenen Jahrhunderts bis hin zur ersten Überschreitung<br />
des Mount Everest im Rahmen einer von Sohn Norman<br />
geleiteten Expedition im Jahre <strong>19</strong>63. Andreas Nickel traf<br />
Norman Dyhrenfurth vor knapp 10 Jahren und war fasziniert<br />
vom Leben und Wirken seiner Familie. Er fand Unterstützung<br />
für sein Projekt beim BR, bei arte und der Bayerischen<br />
Filmförderung und drehte den Film fürs Fernsehen. Zusätzlich<br />
produzierte Nickel zwei Bücher aus dem umfangreichen<br />
Material. So wurden beispielsweise Hettie und Günter Dyhrenfurth<br />
<strong>19</strong>36 in Berlin unter den Augen Hitlers mit der<br />
olympischen Goldmedaille für Alpinismus ausgezeichnet.<br />
Entgegen genommen hat sie allerdings nur Günter, Hettie<br />
als Jüdin blieb im schweizerischen Exil.<br />
Als Erzähler des Films fungierte Reinhold Messner. Er stellte<br />
die Familiengeschichte in den bergsteigerischen und historischen<br />
Kontext und so begann die vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
zwischen Nickel und dem Extrembergsteiger, die<br />
in dem zweiten Film des Warngauers „Messner“ gipfelte.<br />
„Ich wollte ein Psychogramm eines Mannes zeigen, von<br />
dem man glaubt alles zu wissen“, sagt Nickel. Die Wurzeln<br />
für seinen Ehrgeiz herausarbeiten, eine intime Sicht darstellen,<br />
ohne eine homestory zu zeigen. Diese Gratwanderung<br />
gelang Andreas Nickel überzeugend. Dazu trugen insbesondere<br />
die Interviews mit den Brüdern Reinhold Messners bei,<br />
Helmut, der ältere Bruder, Hubert, der eigene Expeditionserlebnisse<br />
beisteuern konnte und vor allem Hans-Jörg, der<br />
als Psychoanalytiker seine Sichtweise darstellt. So ist „Messner“<br />
ein Dokumentarfilm mit Interviews und nachgestellten<br />
Spielszenen eines Lebens, in dem extreme Höhen und extreme<br />
Tiefen abwechseln. Nickel erzählt also auch von der<br />
Nanga Parbat Expedition, in der Bruder Günther ums Leben<br />
kommt. Und wie Messner weitermacht. Auch als in einer<br />
folgenden Expedition zwei seiner Begleiter ihr Leben lassen.<br />
Andere würden aufgeben, „aber er zieht andere Lehren“,<br />
sagt Nickel. Reinhold Messner geht jetzt allein zum Berg.<br />
Und Andreas Nickel zeigt in seinem Film, wie die Geschwister<br />
im Himalaya einen Gedenkplatz für ihren verunglückten<br />
Bruder errichten. „Reinhold ist der einzige, der weiß, was da<br />
passiert ist“, meint Andreas Nickel. Und er glaube ihm, Knochenfunde<br />
bestätigten seine Version der Geschichte.<br />
„Messner“ ist ein Kinofilm und jetzt als DVD und Blu-ray<br />
erhältlich.<br />
Mit Extrembergsteigen und Reinhold Messner geht es weiter.<br />
Derzeit bereitet Andreas Nickel eine Fernsehdokumentation<br />
zur Entwicklung der Everest-Expeditionen in den vergangenen<br />
60 Jahren vor. „Von den ersten Alpinisten in Tweedjacken<br />
bis zum heutigen Pauschaltourismus, wo sich Leute für<br />
70 000 Dollar mit persönlichem Sherpa hoch schleppen las-<br />
sen“, meint Nickel. Den erhobenen Zeigefinger allerdings<br />
zeigt Nickel nicht, die Zuschauer sollen sich aus dem Film<br />
ihre eigene Meinung bilden. „Es hat 40 Jahre gedauert, bis<br />
500 Bergsteiger oben waren, jetzt sind es 500 pro Jahr und<br />
es wird noch extremer.“<br />
Ein anderes Projekt wird ein Roadmovie sein. Mit Messner<br />
begibt sich Andreas Nickel auf 2700 Kilometer durch den<br />
gesamten Lebensraum des Himalaya, um Menschen mit ihren<br />
Kulturen und Religionen zu treffen und den Zuschauer<br />
auf eine Entdeckungsreise mitzunehmen.<br />
Aber die Zukunft von Andreas Nickel ist nicht auf Dokumentarfilme<br />
und Berge beschränkt. Er kann sich durchaus<br />
vorstellen, auch Spielfilme zu produzieren, aber am liebsten<br />
mit einer Verankerung in der Wirklichkeit. Wie die Geschichte<br />
der Dyhrenfurths, mit der das Leben von Andreas<br />
Nickel als Regisseur und Produzent begann.<br />
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