Vegane Genüsse
Eine weitere Geschichte aus meinem Buch "Alles außer Perfekt". Mehr über Chris und Svenja erfahrt ihr auf meiner Autrenseite bei Facebook. https://www.facebook.com/Reiner-G%C3%BCnter-Autor-1560364877552175/
Eine weitere Geschichte aus meinem Buch "Alles außer Perfekt". Mehr über Chris und Svenja erfahrt ihr auf meiner Autrenseite bei Facebook.
https://www.facebook.com/Reiner-G%C3%BCnter-Autor-1560364877552175/
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Vegane</strong> <strong>Genüsse</strong><br />
An diesem Abend kam Chris wirklich gut gelaunt nach Hause. Und hungrig.<br />
Nachdem er den Auftrag für das neue Bankhaus nun so gut wie in der Tasche hatte,<br />
wollte er Svenja zu einem tollen Abendessen ausführen. Vor seinem geistigen Auge<br />
sah er dickes, knusprig gebratenes Steak mit Pfeffersauce und Pommes frites.<br />
„Heute habe ich für dich mal eine Überraschung“, begrüßte ihn Svenja. „Biene hat<br />
angerufen und uns für heute Abend zum Essen eingeladen.“ Sie freute sich sichtlich.<br />
„Biene?“<br />
„Ja, Sabinchen, meine alte Schulfreundin, von der ich dir schon ein paar Mal erzählt<br />
habe.“<br />
„Ist die nicht Vegetarierin?“<br />
„So was ähnliches“, erwiderte sie beiläufig.<br />
Chris Traum von einem Steak löste sich in Wohlgefallen auf. Aber gestern hatte er<br />
sie zu der Vernissage überredet, da war es jetzt dann wohl an ihm, ihr einen Gefallen<br />
zu tun.<br />
Auf dem Weg zu Sabine überlegte er noch, ob man nicht sicherheitshalber einen<br />
Abstecher zur Pommesbude machen sollte, noch schnell eine Currywurst essen.<br />
Aber sie waren spät dran, und, wer weiß, vielleicht konnte vegetarisches Essen ja<br />
sogar ganz lecker schmecken. Möglicherweise gab es sogar Fisch, Forelle Müllerin<br />
etwa, oder eine knusprig gebratene Scholle.<br />
Sabine wohnte mit ihrem Mann Lars außerhalb der Stadt in einer alten Mühle , die<br />
nach mehrjähriger Renovierung wahrscheinlich richtig geil ausgesehen hätte. Hier<br />
aber war nichts dergleichen geschehen. Im Garten wucherten, sehr naturbelassen,<br />
alle möglichen Wildkräuter, früher sagte man noch Unkraut dazu, eine hölzerne<br />
Rutsche und eine ebensolche Schaukel ließen ahnen, dass Bienchen und Lars nicht<br />
alleine in der Mühle hausten. Anstelle einer Klingel befand sich an der leicht<br />
vergammelten Eingangstür einer jener antiken Metallringe, den man, je nach<br />
Gemütszustand oder dem Grund des Besuches mehr oder weniger fest gegen das<br />
marode Holz knallte um sein Erscheinen anzukündigen. Svenja knallte.<br />
Im Inneren des Hauses wurden Stimmen laut. Kinderstimmen. Und das Getrappel<br />
munterer Schritte deutete darauf hin, dass sich die Kinderchen nun auf dem Wege<br />
zur Haustür befanden. Sekunden später wurde die Tür aufgerissen und es wurden<br />
vier kleine Rangen im Alter von drei bis acht Jahren sichtbar. Da hatte man mit dem<br />
Brutgeschäft wohl ein Jahr Pause gemacht.<br />
„Habt ihr uns was mitgebracht?“, schrien sie unisono zur Begrüßung. Svenja hatte.<br />
Doch ehe sie in ihre Tragetasche greifen konnte, erschien eine Frau in Svenjas Alter<br />
hinter der frechen Brut.
„So, jetzt lasst unsere Gäste doch erst mal hereinkommen.“, wies sie die kleinen<br />
Kacker mit besonnener, salbungsvoller Stimme zurecht. Sie hatte einen krausen<br />
Lockenkopf, der wohl mal blond, und ein Gesicht, das wohl mal hübsch gewesen<br />
war. Die rasche Abfolge der Entbindungen war an ihre Figur nicht spurlos<br />
vorübergegangen. Unter einem lila T Shirt trug sie deutlich sichtbar keinen BH, was<br />
sie aber ebenso deutlich besser getan hätte.<br />
„Wie schön, dass ihr da seid, kommt doch herein!“ Svenja und Bienchen umarmten<br />
sich, Küsschen links, Küsschen rechts. Chris beschränkte sich darauf, ihr die Hand<br />
zu geben und stellte sich vor.<br />
„Geschenke, Geschenke!“, brüllten die Blagen, „Was hast du uns denn mitgebracht?“<br />
Svenja langte in die Tasche.<br />
„Hier, für jeden eine Tafel Schokolade und ein Überraschungsei.“<br />
„Au ja!“, das infernalische Geschrei wurde nur noch von dem Gekläffe einer<br />
hässlichen Promenadenmischung, die soeben mit gefletschte Zähnen angerast kam,<br />
übertönt. Die Mitbringsel schienen den Geschmack der Kinder gut getroffen zu<br />
haben, wohl aber nicht den der Mutter. Hastig und etwas verlegen sammelte sich die<br />
Geschenke schnell ein. Lautes Protestgeschrei aus allen Kehlen.<br />
„Das ist wirklich ganz arg lieb von Euch, aber da ist ja Milch drin.“ Ja, dachte Chris, in<br />
Schokolade ist Milch drin, recht viel sogar, soweit er wusste. Aber was war daran<br />
schlimm? Plötzlich beschlich ihn ein entsetzlicher Verdacht. Er sah zu Svenja<br />
herüber, die einen anderen Weg guckte. <strong>Vegane</strong>r! Er war in die Fänge von <strong>Vegane</strong>rn<br />
geraten. Hätte er sich doch bloß noch die Currywurst gezogen! Und Svenja hatte es<br />
die ganze Zeit gewusst. Darüber würde noch zu reden sein.<br />
In der Tür erschien ein Mann, deutlich älter als Sabine und offensichtlich der<br />
Erzeuger der fröhlichen Schar. Vielleicht auch nur teilweise. Er hatte lange graue<br />
Haare, denen eine Wäsche recht gut getan hätte, und einen struppigen Vollbart. Sein<br />
Gesicht wurde von einer randlosen Nickelbrille dominiert, die sich an einer<br />
gewaltigen Hakennase festzukrallen schien. Islandpullover und gammelige Jeans<br />
ließen Chris schätzen, dass es sich bei diesem Exemplar um einen ehemaligen<br />
Studienrat mit der Fächerkombination Sozialwissenschaften und Töpfern handelte,<br />
der sich wegen Arbeitsüberlastung, also Burnout, frühzeitig in den nicht verdienten<br />
Ruhestand hatte versetzen lassen. Bezahlt von seinen Steuern.<br />
„Was ist denn hier los?“, fragte er mit tonloser Stimme, ohne in irgendeiner Form auf<br />
die Ankömmlinge zu reagieren.<br />
„Du kommst gerade recht“, sagte sie liebevoll zu ihrem Gatten, „sei doch mal so gut,<br />
und bring die Kleinen ins Bett, es ist ja auch schon spät.“ Das Protestgeschrei, das<br />
jetzt erklang, erinnerte an die Studentenrevolten der späten sechziger Jahre. Was<br />
den Herrn Vater aber nicht zu stören schien, vermutlich, weil er selbst daran<br />
teilgenommen hatte.
„Nur bis der Besuch kommt, so hatten wir es ausgemacht, nicht?“ erklärte die Mama<br />
in aller Seelen Ruhe. Die lieben Kleinen schienen sich aber an diese Agreement<br />
nicht mehr zu erinnern. Sie wollten erstens die Schokolade, und zweitens nicht ins<br />
Bett. Irgendwie gelang es Lars dann aber doch, erstaunlicher Weise ohne<br />
Anwendung körperlicher Gewalt, seine Nachzucht die schmale Holztreppe hinauf zu<br />
bugsieren, womit sie zumindest erst einmal außer Sichtweite war.<br />
„Ich hoffe, ihr seid uns nicht böse, aber so etwas wie Schokolade, und vor allem<br />
diese Kommerz-Eier bekommen unsere Kinder nicht, aber das konntet ihr ja nicht<br />
wissen.“ Eine peinliche Stille machte sich breit.<br />
„Jetzt hätte ich fast das Gastgeschenk vergessen“ ,versuchte Svenja, die Situation zu<br />
retten, und überreichte Sabine eine in Klarsichtfolie und mit bunten Schleifen<br />
verzierte Flasche Barolo, die sie zu Chris´ Leidwesen aus seinem Weinkeller geholt,<br />
und als passenden Geschenk auserkoren hatte. Die Flasche hatte ein kleines<br />
Vermögen gekostet, und Chris wollte sie eigentlich zu einem wirklich besonderen<br />
Anlass dekantieren, und zwar zu Hause.<br />
„Oh“, sagte Sabine, nachdem sie das Präsent in Augenschein genommen hatte,<br />
„Alkohol?“ Und da hatte sie Recht. Diese sündhaft teuren, vorzüglichen italienischen<br />
Rotweine hatten durchaus einen gewissen Alkoholgehalt.<br />
„Ja wisst ihr, der Lars und ich, wir trinken nicht. Ich freu mich aber trotzdem riesig.<br />
Wir können das Fläschle ja zu Weihnachten dem Opa schenken, der trinkt gerne mal<br />
einen guten Schluck.“ In Chris´ Phantasie erschien ein sehr alter Mann mit langen<br />
grauen Haaren, der den kostbaren Barolo erhitzt über einen Beutel Glühweinfix kippt<br />
und ihn sich dann anschließend in den Rauschebart sabbert.<br />
„So, jetzt aber mal rein, in die gute Stube, sagte Bienchen und stellte die Weinflasche<br />
achtlos auf ein selbstgebasteltes Sidebord. Der Raum, den sie jetzt betraten war eine<br />
gelungene Mischung aus Studentenbude, Kinderzimmer und eine Sammelstelle für<br />
Sperrmüll. Die Mitte des Raumes wurde von einem Tisch mit immerhin sauberer<br />
Tischplatte dominiert, umringt von Stühlen aus verschiedensten Produktionsepochen<br />
und Kulturen. Über dem Tisch eine Leuchte mit langen, goldenen Fransen, die das<br />
Licht der Energiesparlampe diffus im Zimmer verstreute. So blieb ihnen die genauere<br />
Betrachtung seltsamer Truhen, Schränke und Schreine an den Wänden des Zimmers<br />
erspart. Es roch nach Räucherstäbchen. Aus dem Obergeschoss drangen dumpfe<br />
Geräusche herunter, die darauf schließen ließen, dass die Diskussion über die<br />
Überraschungseier noch in vollem Gange war. Vielleicht hätte ein Machtwort endlich<br />
für Ruhe gesorgt, aber Chris verstand nicht viel von Kindererziehung. Lars und Biene<br />
scheinbar auch nicht.<br />
„Was mögt ihr denn Trinken“, fragte die Gastgebein, „Tee oder Wasser?“ Chris, der<br />
sich nach dem Baroloeklat die Hoffnung auf einen guten Tischwein oder ein Bier<br />
bereits abgeschminkt hatte, fragte, ob er denn vielleicht eine Cola light bekommen<br />
könne. Sabine rang sichtbar um Fassung. Ja sicher, dachte er sofort, dumme Frage,<br />
Cola könnte ja eine amerikanisch kommerzielle Vergangenheit haben, und wenn er
sich hier so umsah, ahnte er, auf welcher Seite des Vietnam-Krieges die Gastgeber<br />
wohl gestanden hätten.<br />
„Wasser wäre auch gut.“, sagte er und hoffte, dass dieses zumindest kalt und mit<br />
Kohlensäure wäre. Sabine stellte für sich und Lars eine große Kanne Brennesseltee,<br />
hauseigene Ernte, auf ein Stövchen, und für Svenja und Chris eine voluminöse<br />
Glaskaraffe mit lauwarmen, stillen Wasser, in die sie mit einer rituellen Bewegung<br />
einen Stein legte, der Chris an die Steine erinnerte, die man auf Herrentoiletten<br />
vorfand.<br />
„Der harmonisiert euer Wasser.“, sagte sie, und strahlte wie ein Honigkuchenpferd.<br />
Chris und Svenja sahen sich stumm an. Von oben kam Lars herunter, sichtlich<br />
erschöpft von der wahrscheinlich anstrengenden Podiumsdiskussion über die Frage,<br />
wann man denn zu Bett gehen sollte. Vielleicht hatte er sie auch einfach an eine<br />
Shisha angedockt, um sie endlich zur Ruhe zu bringen.<br />
„Danke Liebster.“, sagte Sabine mild und strich ihm, nachdem er sich an den Tisch<br />
gesetzt hatte, sanft durch das fettige Haar. Eine Weile plauderten Sabine und Svenja<br />
über ihre gemeinsame Schulzeit, Lars hörte mit interessiertem Gesic htsausdruck<br />
lächelnd zu, und Chris fragte sich, wann es denn wohl etwas zu essen gäbe, als<br />
Bienchen sich träge von ihrem Platz erhob.<br />
„Jetzt gib es aber erst mal eine gute Suppe.“ Chris war gespannt. Sie verschwand in<br />
der Küche und kehrte mit einer altmodischen Terrine zurück, die sie mitten auf dem<br />
Tisch platzierte. Sorgfältig füllte sie die Suppenteller auf und wünschte guten Appetit.<br />
Chris war versucht, erst einmal seine Nase über den Teller zu halten, um<br />
olphaktorisch einzuschätzen, auf was er sich da einließ, riss sich aber zusammen<br />
und schnappte sich tapfer den Löffel. Zu seinem Erstaunen schmeckte die Suppe gar<br />
nicht so schlecht. Es handelte sich um ein Möhrensüppchen, eigener Anbau versteht<br />
sich, mit Fairtrade- Gewürzen und Kräutern aus dem eigenen Garten raffiniert<br />
abgeschmeckt. Ein gekühlter Riesling hätte gut dazu gepasst.<br />
„Lecker.“, lobte Chris und er meinte es ehrlich. Nach der Suppe legte man wieder<br />
eine Gesprächsrunde ein. Um nicht so ganz unbeteiligt da zu sitzen wandte Chris<br />
sich an den Hausherrn.<br />
„Und was machst du so beruflich?“<br />
„Ich bin Hausmann“ antwortete der. Früher sei er einmal Lehrer gewesen, habe aber<br />
dem Druck des Schulbetriebes nicht mehr standhalten können und sich vorzeitig in<br />
den Ruhestand versetzen lassen. Sabine, verdiene als Pädagogin an einer<br />
Waldorfschule genug Geld für ein auskömmliches Leben. Volltreffer, dachte Chris.<br />
Plötzlich schreckte Sabine auf.<br />
„Mein Gott, der Braten muss ja aus dem Ofen, hoffentlich ist es noch nicht zu spät!“<br />
Während Sabine, dieses Mal nicht so träge, in die Küche eilte, erschien vor Chris´<br />
geistigem Auge, wider besseren Wissens, das Bild eines knusprigen Krustenbratens,<br />
wie ihn seine Mutter früher oft gemacht hatte. Ihm lief das Wasser im Munde
zusammen. Aber ihm war klar, dass daraus nichts werden würde. Als Sabine aus der<br />
Küche zurückkam, und eine porzellanene Bratenplatte auf dem Tisch platzierte,<br />
stellte er zweierlei fest. Erstens, was immer das war, war eindeutig kein<br />
Krustenbraten, und zweitens, Sabine hatte mit ihrer Befürchtung Recht gehabt, es<br />
war bereits zu spät. Auf der Platte lag ein bräunlich-schwärzlicher Klotz, der ihn am<br />
ehesten an Elefantenexkremente erinnerte. Nur angebrannt eben.<br />
„Das“, verkündete Bienchen stolz, „ist ein Hackbraten, aus Dinkel. Ein echter falscher<br />
Hase sozusagen.“ Und sie setzte wieder ihr befremdlich seliges Lächeln auf. Jetzt<br />
wusste Chris auch, an wen sie ihn den ganzen Abend erinnerte. An Mona Lisa, nur<br />
das die im Louvre wohnte und deutlich hübscher war. Mona Lisa schnitt also den<br />
Hackbraten in dicke Scheiben, während Lars ein Schüssel mit Raukesalat aus der<br />
Küche holte. Dinkelkacke mit Rauke, genauso hatte Chris sich immer das perfekte<br />
Dinner vorgestellt. Und es schmeckte wirklich, wie es aussah. Selbst Svenja, bei<br />
solchen Anlässen immer bemüht, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, schaute<br />
leicht angewidert auf ihren Teller.<br />
„Lasst es euch schmecken“, wünschte Mona Lisa zu allem Überfluss, „war vielleicht<br />
ein bisschen zu lange im Ofen.“ Mann, dachte Chris, diesen Mist hätte sie am besten<br />
gleich in den Mülleimer geschmissen. In die Biotonne natürlich. Nachdem er aus<br />
purer Höflichkeit etwa die Hälfte der veganen Köstlichkeit heruntergewürgt, und mit<br />
dem harmonisierten Wasser versucht hatte, auch den Geschmack noch<br />
wegzuspülen, schob er den Teller von sich und ließ einen deutlichen Seufzer hören.<br />
„Nicht böse sein, Leute, aber ich bin wirklich papp satt.“<br />
„Ich auch“, sagte Svenja, „ die Suppe war schon so mächtig.“<br />
„Ja, unser Dinkel ist schon sehr gehaltvoll.“, strahlte Sabine. Sie schien nicht mal auf<br />
die Idee zu kommen, dass ihr Machwerk den Gästen einfach nicht schmeckte.“Es<br />
gibt ja auch noch eine Nachspeise. Chris wurde übel.<br />
Das Dessert war ein Chiapudding, wie Bienchen erklärte, mit einer Soja-<br />
Vanillesauce. Der Pudding kam sowohl im Aussehen, Konsistenz und Geruch<br />
grünem Froschlaich am nächsten. Chris wusste zwar nicht, wie Froschlaich<br />
schmeckte, hatte aber schon nach dem ersten Löffel er eine gewisse Ahnung davon.<br />
Er tröstete sich damit, dass Chiasamen extrem gesund sein sollte und schlang die<br />
glibberige Masse herunter. Jetzt einen Magenbitter.<br />
Nachdem Essen, Lars, der Hausmann hatte artig den Tisch abgeräumt und war jetzt<br />
mit dem Abwasch beschäftigt, unterhielten sich die beiden Frauen noch über dies<br />
und das. Chris glaubte zu bemerken, dass Svenjas anfängliche Euphorie über das<br />
Widersehen mit ihrer alten Schulfreundin deutlich abgeebbt war. Zwischen den<br />
beiden lagen Welten. Chris folgte dem Gespräch gelangweilt und sah auf seine Uhr.<br />
„Oh, schon so spät!“, rief er und drängte zum Abschied. Er müsse morgen sehr früh<br />
ins Büro, so sei das nun mal im Wirtschaftsleben, dass er gerade damit beschäftigt<br />
war, ein Bankhaus zu planen, behielt er lieber für sich. Der Abschied war so seltsam
wie Mona Lisas Lächeln. Im Grunde wusste jeder, dass man sich nicht mehr<br />
widersehen würde, aber höflich, wie man war, bedankte man sich für den<br />
wundervollen Abend und das vorzügliche Essen.<br />
„Zum Griechen?“, fragte Chris, nachdem er den Motor seines Wagens gestartet<br />
hatte.<br />
„Oh yeah!“<br />
Eine gute halbe Stunde später saßen sie bei Svenjas Lieblingsgriechen und kippten<br />
einen Ouzo. Mann, tat der gut! Sie freuten sich auf die Santoriniplatte für zwei<br />
Personen, dazu einen ordentlichen Rotwein. Zum Nachtisch gäbe es<br />
Galaktoboureco, jenen legendären griechischen Nachtisch aus veganem Gries. Aber<br />
mit viel Vanilleeis und ordentlich Schlagsahne. Und keinerlei Ähnlichkeit mit grünem<br />
Froschlaich.