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Broschüre Linde

Die 1000-jährige Linde von Schenklengsfeld

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Unsere <strong>Linde</strong><br />

Deutschlands älteste <strong>Linde</strong><br />

steht in Schenklengsfeld und ist über 1000 Jahre alt


Vorwort<br />

Zwischen Werra und Fulda, im Gebiet der vorderen Rhön, liegt inmitten waldreicher<br />

Höhenzüge die Gemeinde Schenklengsfeld, die auf eine über 1250 -jährige<br />

Geschichte zurückblicken kann.<br />

Das Wahrzeichen der Gemeinde ist die über 1000 Jahre alte Sommerlinde.<br />

Kurt Tucholsky sagte über alte Bäume:<br />

„Ein alter Baum ist ein Stückchen Leben. Er beruhigt. Er erinnert. Er setzt das<br />

sinnlos herauf geschraubte Tempo herab, mit dem man unter großem Geklapper<br />

am Ort bleibt. Und diese alten Bäume sollen dahingehen, sie, die nicht von heute<br />

auf morgen nachwachsen? Die man nicht „nachliefern“ kann?“<br />

Ja man muss sich auch immer vor Augen führen das einen alten Baum der<br />

Mensch nicht ersetzen kann. Häuser oder Schlösser lassen sich rekonstruieren.<br />

Einen Baum kann man nicht wieder aufbauen.<br />

Impressum<br />

Herausgeber: Johannes Hesse<br />

Selbstverlag<br />

Fotos: Johannes Hesse<br />

Copyright©2014 - Alle Rechte vorbehalten<br />

Weitere Informationen:<br />

www.schenklengsfeld.info<br />

Quellennachweis:<br />

Wikipedia<br />

Peter Rosskopf<br />

Ritter St. Georg / Hl. Mauritius: Liesel Honikel<br />

Genetische Untersuchung: Heimatverein Landeck 1953 e.V.<br />

„Sagen und Schwänke“ von Wilh. Neuhaus, 3. Auflage, Seite 73<br />

Kreis Hersfeld-Rotenburg – Pressestelle<br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort, Impressum Seite 2<br />

Quellennachweise Seite 2<br />

Inhaltsverzeichnis Seite 3<br />

Unsere <strong>Linde</strong>, Beschreibung Seite 4<br />

Über die <strong>Linde</strong> Seite 8<br />

Pressemeldung Seite 10<br />

Lebensraum <strong>Linde</strong> Seite 11<br />

Genetisches Gutachten Seite 12<br />

Der Ritter St. Georg Seite 14<br />

Der heilige Mauritius Seite 15<br />

Allgemeine Info: Gerichtslinde Seite 16<br />

Allgemeine Info: Sommerlinde Seite 17<br />

Allgemeine Info: Tanzlinde Seite 18<br />

„<strong>Linde</strong>nblütenfest“ und „Abend unter der <strong>Linde</strong>“ Seite 19<br />

St. Georg Brunnen Seite 20<br />

Steckbrief: <strong>Linde</strong> Seite 22<br />

Rezepte Seite 24<br />

Bilder von der <strong>Linde</strong> (verschiedene Jahreszeiten) Seite 26<br />

Empfehlungen heimischer Geschäftsleute Seite 28<br />

Kuppenrhöner Landmarkt an der <strong>Linde</strong> Seite 34<br />

Empfehlungen heimischer Geschäftsleute Seite 35<br />

3


Unsere <strong>Linde</strong><br />

Unsere <strong>Linde</strong> (auch Schenklengsfelder Dorflinde oder Riesenlinde genannt) ist<br />

der vielleicht älteste Baum in Deutschland. Die Sommerlinde (Tilia platyphyllos)<br />

steht in Schenklengsfeld, etwa zehn Kilometer südöstlich von Bad Hersfeld<br />

im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Unter der <strong>Linde</strong> wurde mehrere<br />

Jahrhunderte lang Gericht gehalten. Bei ihr war auch ein Pranger für den<br />

Strafvollzug aufgebaut.<br />

Koordinaten: 50° 490 90 N, 9° 500 410 O<br />

Standort<br />

Die <strong>Linde</strong> steht auf etwa 318 Meter Höhe über NN auf dem Marktplatz von<br />

Schenklengsfeld, das auf einer fruchtbaren Hochebene zwischen dem Seulingswald<br />

im Norden und dem Hessischen Kegelspiel im Süden liegt. Der Marktplatz<br />

ist leicht nach Süden geneigt und etwa 30 mal 60 Meter groß. Er ist heute komplett<br />

gepflastert. Die <strong>Linde</strong> selbst ist von einer etwa 50 Zentimeter hohen Steinmauer<br />

umgeben. Ein Balkengerüst trägt seit mindestens 1900 die Äste der <strong>Linde</strong>.<br />

Zum Innenraum hin hat die Mauer mehrere Durchgänge. Dahinter befindet sich<br />

der Sankt-Georg-Brunnen.<br />

Beschreibung<br />

Die <strong>Linde</strong> besteht aus vier einzelnen Teilen,<br />

die jeweils für sich als Bäume erscheinen.<br />

Innerhalb der vier Teile, die einem<br />

gemeinsamen Wurzelstock entstammen,<br />

befindet sich eine größere, durch Steine<br />

erhöhte und mit einem Lattenzaun umgrenzte<br />

Freifläche von etwa sechs Quadratmetern.<br />

Da auch vier einzelne Bäume dazu neigen, zu einem gemeinsamen Wurzelstock<br />

zusammenzuwachsen, wenn sie nur nahe genug beieinander stehen, ist<br />

noch unbewiesen, ob sich die <strong>Linde</strong> ursprünglich aus einem Stamm entwickelt<br />

hat, der später geborsten ist. Auch heute noch zeigen die Stammteile Wachstum,<br />

so dass sich die Distanz zwischen den Teilen jährlich ein Stück vergrößert. Der<br />

Wahrheitsgehalt der Legende, die <strong>Linde</strong> sei vor langer Zeit durch einen Blitzeinschlag<br />

geteilt worden, ist allerdings zweifelhaft. Zu einem Zeitpunkt, als der<br />

Stamm noch aus einem Stück bestand, sollen auf den Hauptästen Balken und<br />

Dielen gelege haben, die als Tanzpodium dienten.<br />

Die Krone der <strong>Linde</strong> wird durch waagerecht verlaufende Hauptäste gebildet.<br />

Diese werden von einem etwa 65 Meter langen Gerüst gestützt, das auf insge-<br />

4


samt mehr als 80 Balken ruht. Ein paar Äste wachsen im Zentrum der Krone<br />

normal in die Höhe. Die ungewöhnliche Wuchsform der waagerechten Hauptäste<br />

wurde dadurch erzielt, dass die Krone in die Breite geleitet und damit das<br />

Höhenwachstum gemindert wurde.<br />

Bei einer Höhe von etwa zehn Metern weist die Krone einen Durchmesser von<br />

fast 25 Metern auf.<br />

Ob die Leitung der Äste zur Gewinnung von Bast diente, wie das bei anderen<br />

Tanzlinden beurkundet ist, ist nicht bekannt. Bei diesem Verfahren wurden die<br />

jungen, senkrechten Triebe der geleiteten <strong>Linde</strong> zur Gewinnung von Bast für<br />

Veredelungen in der Apfelzucht abgeschnitten. Damit die Zweige stets in ausreichender<br />

Menge geerntet werden konnten, wurden sie nach unten gebogen und<br />

in dieser Position fixiert. Dadurch bildeten sich die charakteristischen querstrebenden<br />

Äste.<br />

Umfang des Stammes<br />

Die Messung des Stammumfanges gestaltet sich<br />

schwierig, da der Stamm aus vier einzelnen,<br />

voneinander getrennten Teilen besteht. Man<br />

misst um die vier Teile des Stammes herum, die<br />

jeweils etwa drei Meter Umfang haben. Dabei<br />

wird der fehlende Zwischenraum nicht berücksichtigt.<br />

In einem Meter Höhe beträgt der Stammumfang, gemessen auf diese<br />

Weise, 17,91 Meter. An der Stelle seines geringsten Durchmessers hat der Stamm<br />

einen Umfang von 17,80 Metern. Die <strong>Linde</strong> weist damit den größten Umfang<br />

eines Baumes in Deutschland auf. Eine Messung von Hartwig Goerss im Jahre<br />

1978 ergab in 0,5 Meter Höhe einen Umfang von 17,40 Metern.<br />

Alter<br />

Über das Alter der <strong>Linde</strong> gibt es verschiedene Angaben. Auf einem Stein, der<br />

sich im Zentrum der vier Stammteile befindet, steht „Gepflanzt im Jahre 760“.<br />

Dieses Datum ist identisch mit dem des Kapellenbaus. Danach wäre die <strong>Linde</strong><br />

heute annähernd 1250 Jahre alt. Von wem und wann der Stein angebracht wurde,<br />

ist nicht überliefert.<br />

In der ARD-Sendung Deutschlands älteste Bäume am 23. April 2007 wurde die<br />

<strong>Linde</strong> von Stefan Kühn vom Deutschen Baumarchiv mit wahrscheinlich 1000<br />

Jahren oder mehr als ältester Baum in Deutschland vorgestellt. Hans Joachim<br />

Fröhlich gab 1990 ebenfalls ein Alter von über 1000 und Anette Lenzing 2005<br />

von 1200 bis 1300 Jahren an. In der neuesten Literatur, Deutschlands alte Bäume,<br />

wird das Alter der <strong>Linde</strong> mit 600 bis 1000 Jahren angegeben. Die Minimaleinschätzung<br />

von 600 Jahren stammt dabei von Bernd Ullrich, die 1000 Jahre aus<br />

Unterlagen des Deutschen Baumarchivs.<br />

5


Geschichte<br />

Die <strong>Linde</strong> soll nach den Angaben von T. Rosskopf aus dem Jahre 1964 in Das<br />

Landecker Amt im Kreise Hersfeld im Jahre 760 beim Bau einer Kapelle zu Ehren<br />

des Ritters Sankt Georg gepflanzt worden sein, wovon ein Stein im Zentrum<br />

der vier Stammteile zeugt. Zu diesem Zeitpunkt hieß der Ort noch Lengisfeld.<br />

Die Pflanzung der <strong>Linde</strong> ist jedoch nicht beurkundet. Die <strong>Linde</strong> diente von 1557<br />

bis 1796 ständig und danach bis weit in das 19. Jahrhundert zeitweise als Gerichtslinde<br />

so wie lange Zeit als Treffpunkt für Tanz und Jahrmarkt.<br />

Die <strong>Linde</strong> ist aufgrund ihrer Besonderheit schon lange als Naturdenkmal ausgewiesen.<br />

Basierend auf dem Feld- und Forstpolizeigesetz von 1880 wurde sie<br />

bereits 1926 und 1930 in Anordnungen der Kreis- und Ortspolizeibehörde zum<br />

Schutz der Naturdenkmale und 1936 nach dem Reichsnaturschutzgesetz geschützt.<br />

Im Jahr 1976 wurde die <strong>Linde</strong> vom Baumchirurgen Michael Maurer für<br />

11.000 DM saniert. Eine weitere Sanierung erfolgte am 16. November 2009 im<br />

Auftrag des BUND durch die Firma Gebrüder Wäldchen aus Ulrichstein.<br />

Tanzlinde<br />

Der Baumchirurg Michael Maurer beschreibt das frühere Aussehen und die Nutzung<br />

der <strong>Linde</strong> in seinem Gutachten vom 30. September 1968 folgendermaßen:<br />

„Und es ist nicht allein die Schenklengsfelder <strong>Linde</strong>, deren unteren Astkranz<br />

man soweit auszog. Ursprünglich zog man diese <strong>Linde</strong> hoch in drei Stufen, ja sogar<br />

3 Stufen des Bodens. Dies hängt mit der Einteilung im germanischen Glauben<br />

zusammen: Unter dem Baum die Riesen (Teufel), im Baume die Menschen<br />

und oben in der dritten Stufe (Himmel) die Asen. Dazu glaubte man, dass der<br />

Brauttanz unbedingt im Hause der Freija, der guten Fee, getanzt werden müsste,<br />

um Glück zu bringen. Sicherlich war diese <strong>Linde</strong> auch einmal dreistufig. Genau<br />

wie an der berühmten Effeltricher <strong>Linde</strong> verkümmerte der Mittelstamm durch<br />

die zu starke Förderung der untersten Stufe,<br />

verhungerte er, starb von oben herab<br />

ab. Sicherlich tanzte man vor 200 Jahren<br />

noch oben, später unten.“<br />

Gerichtslinde<br />

In Schenklengsfeld übten Beamte von 1557<br />

bis 1796 ständig und anschließend bis weit<br />

in das 19. Jahrhundert hinein zeitweise<br />

das Richteramt aus. Das in der Nähe der <strong>Linde</strong> gelegene ehemalige Amtshaus in<br />

der Landeckerstraße 8 war der Sitz des landgräflich-hessischen Amtmannes, des<br />

obersten Richters des Landecker Amtes. Unter der Gerichtslinde wurden die von<br />

6


Karl dem Großen eingeführten Ratsversammlungen als Thing oder Rügegericht<br />

abgehalten. Die verurteilten Feldfrevler wurden unter der <strong>Linde</strong> an einem Pfahl<br />

eine oder mehrere Stunden, teilweise auch einen oder mehrere Tage, angekettet.<br />

Dies wird belegt durch den Fund eines Schließeisens, mit dem Verurteilte am<br />

Pranger befestigt wurden. Hartwig Goerss schrieb 1981 darüber:<br />

„In früheren Zeiten fanden unter der <strong>Linde</strong> die Rügegerichte […] statt. […]<br />

wurden von der Gemeindevertretung abgehalten und hatten den Zweck, die<br />

Feldfrevler zu verurteilen. Diese Missetäter<br />

[…] wurden an einen unter der <strong>Linde</strong> angebrachten<br />

Pfahl (Löngestock), an welchem<br />

sich ein Schließeisen befand, eine oder mehrere<br />

Stunden, oft auch einen ganzen Tag, angeschlossen.“<br />

Heutige Bedeutung<br />

Das Tanztreffen hat sich bis in die heutige Zeit erhalten und wird alle zwei Jahre<br />

im Juni als <strong>Linde</strong>nblütenfest gefeiert. Dabei zeigen Trachtengruppen, Gesangvereine<br />

und historische Festzüge Szenen aus der Geschichte. Als Höhepunkt findet<br />

zum Abschluss des Festes eine Illuminierung der <strong>Linde</strong> durch ein Feuerwerk<br />

statt. Die <strong>Linde</strong> ist eine der Sehenswürdigkeiten der Gemeinde.<br />

Gedicht: Die Sommerlinde<br />

Oh, Sommerlinde,<br />

was wehst du dort im rauen Winde?<br />

Komm doch zu uns,<br />

und gib uns die Gunst,<br />

deiner Weisheit Glück,<br />

denn das bringt uns Stück für Stück,<br />

voran auf rechtem Wege.<br />

Unbekannter Verfasser<br />

7


Über die 1000 Jahre alte <strong>Linde</strong> in Schenklengsfeld<br />

schreibt Peter Rosskopf in seinem Buch: "Das Landecker Amt im Kreis Hersfeld":<br />

Der Ritter St. Georg wurde von den Bewohnern des Ortes Lengsfeld zum Schutzheiligen<br />

erhoben und ihm zu Ehren wurde eine Kapelle gebaut. Hiermit dürfte<br />

das Anpflanzen der <strong>Linde</strong> verbunden gewesen sein und das bezeichnete Alter<br />

derselben wäre sonach eher höher als niedriger. Der Überlieferung nach ist sie<br />

früher ein starker Baum gewesen, welcher durch einen Blitzschlag in vier Teile<br />

geborsten sein soll. In dieser Form sehen wir sie heute noch.<br />

Das Histörchen erzählt sich ganz gut, ist aber wenig glaubhaft. Sieht man einen<br />

Baum, den der Blitz getroffen hat, so ist nicht anzunehmen, dass der Blitz so regelrecht<br />

gespalten haben soll, der Riese wäre sicher nicht so glimpflich davongekommen.<br />

Wohl ist anzunehmen, dass die Äste des ungeheuren Baumes, die, wie<br />

bei jedem alten <strong>Linde</strong>nbaum, fast waagerecht gewachsen, wegen ihrer eigenen<br />

Schwere schon zur Zeit, als der Baum noch gesunder, vielleicht vor Jahrhunderten,<br />

durch ein Gebälk unterstützt waren. Der Kern des Baumes ist nach und<br />

nach verfault, was jedoch auf die Äste, da sie anderweitig gestützt waren, nicht<br />

mehr nachteilig einwirkte, besonders, da sie ihre Nahrung aus der Rinde des<br />

Stammes sogen. Der Umfang der vier Teile des Stammes beträgt etwa 18 m, der<br />

Hohlraum zwischen desselben beträgt etwa 9 qm. Der Umfang des auf einem<br />

Gerüst von ungefähr 80 Balken liegenden Geästes beträgt ungefähr 110 m. Eine<br />

Mauer von einem Meter Höhe umrahmt das umfangreiche Gerüst.<br />

Die grünende und alljährlich in voller Blüte stehende <strong>Linde</strong> ist der Schmuck der<br />

ganzen Umgebung, und zahlreiche Fremde lenken alljährlich ihre Schritte dorthin,<br />

um dieses wohl einzigartige Naturdenkmal zu bewundern. Sie ist übrigens<br />

ein beliebter Spielplatz für die Jugend. Die früher so beliebten Kletterübungen<br />

auf den Ästen derselben und das Abschneiden von Ästen zu Pfeilen und Schalmeien,<br />

ebenso das Abpflücken der Blüte sind streng untersagt worden. In früheren<br />

Zeiten fanden unter der <strong>Linde</strong> die Rügegerichte und auch die Jahrmärkte<br />

statt, außerdem wurden damals, wie auch heute noch, unter dem herrlichen <strong>Linde</strong>ndache<br />

Tanzvergnügungen abgehalten (... im jährlichen Wechsel das "<strong>Linde</strong>nblütenfest"<br />

und der "Abend unter der <strong>Linde</strong>"). Die oben erwähnten Rügegerichte<br />

wurden von der Gemeindevertretung abgehalten und hatten den Zweck, die<br />

Feldfrevler zu verurteilen. Diese Missetäter wurden, je nachdem der Fall leicht<br />

oder schwer war, an den Pranger gestellt, das heißt sie wurden an einem unter<br />

der <strong>Linde</strong> angebrachten Pfahl (Löngestock), an welchem sich ein Schließeisen<br />

befand, eine oder mehrere Stunden, oft auch einen ganzen Tag, angeschlossen.<br />

8


Diese Gerichte haben sich bis in die 1950er Jahre des vorvorigen Jahrhunderts<br />

erhalten. Alte Leute wissen noch davon zu erzählen. Ein Aktenstück über die<br />

Rügegerichte befindet sich im Archiv zu Marburg. Im 17. Jahrhundert sind mit<br />

der Regierung in Kassel Verhandlungen über das Rügegerichtswesen gepflogen<br />

worden. Die Rügegerichte wurden von Karl dem Großen eingeführt. Im Jahre<br />

1930 wurde die <strong>Linde</strong> neu eingefasst und gestützt.<br />

Stein an der <strong>Linde</strong><br />

Im Jahre 760 soll die <strong>Linde</strong> gepflanzt worden sein. Dies ist jedoch nicht<br />

beurkundet.<br />

9


Pressemeldung vom 27. Oktober 2009, 16:41 Uhr<br />

Hersfeld-Rotenburg: Berühmte “Tanzlinde” in Schenklengsfeld muss baumpflegerisch<br />

behandelt werden.<br />

Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises informiert über Rückschnitt<br />

im Kronenbereich / Behinderungen am Markplatzes in Schenklengsfeld<br />

Hersfeld-Rotenburg. Die wohl älteste Bewohnerin des Landkreises Hersfeld-<br />

Rotenburg, die als Baum-Naturdenkmal ausgewiesene rund 1000-jährige „Tanzlinde“<br />

in Schenklengsfeld, wird baumpflegerisch behandelt und in der Krone<br />

zurückgeschnitten. In den kommenden Tagen und der kommenden Woche<br />

werden Experten einer auf solche Maßnahmen spezialisierten Firma ans Werk<br />

gehen, informiert die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Hersfeld-Rotenburg,<br />

in deren Obhut das Naturdenkmal steht. Notwendig sind die Eingriffe,<br />

da bei der Tanzlinde ist in den vergangenen Jahren ein zunehmender Holzabbau<br />

durch Vermorschung der Stämme zu beobachten war.<br />

Seit den umfangreichen Sanierungsarbeiten in den siebziger Jahren des vergangenen<br />

Jahrhunderts hat sich die Tanzlinde im Bereich der oberen Krone üppig<br />

entwickelt, während sich der Zustand der vier alten Hauptstämme nicht verbessert<br />

hat. In Teilen wurde er leider sogar schlechter. Seitdem ist bei dem imposanten<br />

Baum eine fortschreitende Zersetzung des Holzes an den Stammbasen<br />

festzustellen. Um dem vorhandenen Baum eine Chance zum mittelfristigen<br />

Überleben zu geben, ist es nun notwendig, die Krone um mehr als ein Drittel<br />

zurückzuschneiden.<br />

Ziel der Maßnahme ist es nach Darstellung der Unteren Naturschutzbehörde,<br />

die durch den Holzabbau schwächer werdenden Stammbasen vom Gewicht der<br />

größer gewordenen Krone zu entlastenden. Auch soll der alte Baum zum verstärkten<br />

Neuaustrieb und auf diese Weise zur Bildung neuen Stammholzes angeregt<br />

werden. Zum einen sollen so die alten Stammteile vor Ausbrüchen und der<br />

mechanischen Zerstörungen durch Sturmereignisse bewahrt und zum anderen<br />

die Vitalität gefördert und die Erhaltungschancen verbessert werden.<br />

<strong>Linde</strong>n verfügen oft über ein gutes Regenerationsvermögen; selbst im hohen<br />

Alter kann ein mäßiger Rückschnitt zur Verbesserung des Holzwachstums und<br />

zur Neubildung der arttypischen Krone führen. Bei diesem weithin bekannten<br />

Baum ist der starke Rückschnitt baumpflegerisch jedoch nur deshalb vertretbar,<br />

weil durch den schlechten Allgemeinzustand der unteren Stammabschnitte ein<br />

Erhalt des Baumes mittelfristig in anderer Form nicht mehr gewährleistet werden<br />

kann.<br />

10


Bei dem Baum handelt es sich um ein seit mehr als 80 Jahren rechtskräftig ausgewiesenes<br />

Naturdenkmal. Der Landkreis ist damit verantwortlich für die Durchführung<br />

baumerhaltender Maßnahmen und gemeinsam mit der Baumeigentümerin<br />

trägt er die Pflicht zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit des am<br />

Marktplatz in Schenklengsfeld stehenden imposanten und dorfbildprägenden<br />

Baumes. Während der Baumpflegemaßnahmen kann es zu kurzfristigen Verkehrsbehinderungen<br />

am Marktplatz von Schenklengsfeld kommen.<br />

Hohlräume bieten Schutz<br />

Das Stammsegment ist teilweise abgestorben und wird durch Gewindestangen<br />

und Stahlbänder stabilisiert. Es scheint an verschiedenen Stellen, als würde<br />

der Baum nur noch von seiner Rinde getragen.<br />

Die Hohlräume in den dicken Ästen dienen so manchem Insekt als Lebensraum<br />

und werden im Winter auch als Unterschlupf von kleineren Vögeln<br />

aufgesucht.<br />

11


Was man heute alles kann . . .<br />

Eine genetische Untersuchung im Jahre 2009 ergibt, unsere <strong>Linde</strong> ist ein Baum!<br />

Die <strong>Linde</strong> besteht aus vier einzelnen Teilen, die jeweils für sich als Bäume erscheinen.<br />

Innerhalb der vier Teile, die einem gemeinsamen Wurzelstock entstammen,<br />

befindet sich eine größere, durch Steine erhöhte, umgrenzte Freifläche<br />

von etwa sechs Quadratmetern.<br />

Der Heimatverein Landeck 1953 e.V. gab vor geraumer Zeit ein Gutachten in<br />

Auftrag. Die genetische Untersuchung, bei der Blätter eines jeden Stammes -<br />

viertels untersucht und verglichen wurden, ergab einwandfrei, dass es sich um<br />

einen Baum handelt. Bisweilen wurde in der Vergangenheit gemutmaßt, es handele<br />

sich unter Umständen um vier einzelne Stämme.<br />

Seit vielen Jahren muss die <strong>Linde</strong> durch verschiedene Maßnahmen unterstützt<br />

werden. Sei es durch Locheisen, Gewindestangen oder, wie hier zu<br />

sehen, durch ein Flacheisen.<br />

12


Schreiben der Georg- August Universität Göttingen an Karl Honikel,<br />

den 1. Vorsitzenden des Heimatverein Landeck 1953 e.V.<br />

13


Der Ritter St. Georg<br />

In Schenklengsfeld hat früher, wie die Urkunden bezeugen, eine Kapelle gestanden,<br />

die dem hl. Georg, dem Drachentöter, geweiht war. Über ihre Entstehung<br />

erzählt die Sage folgendes:<br />

In grauer Vorzeit befand sich dort, wo heute das Dorf liegt, ein großer Wald.<br />

Etwa an der Stelle, wo jetzt die uralte <strong>Linde</strong> steht, war ein Teich. Darin lebte<br />

ein scheußlicher Drache, der die ganze Umgegend unsicher machte. Niemand<br />

konnte sich vor ihm schützen, und nur dadurch, dass man ihm täglich zwei<br />

Schafe gab, verhütete man großes Unheil. Als aber die Schafe des Landes verzehrt<br />

waren, forderte das Untier jeden Tag einen Menschen.<br />

Die unglücklichen Bewohner mussten auch diese Forderung erfüllen; die Opfer<br />

wurden durch das Los bestimmt. Da traf das Los auch einmal die einzige Tochter<br />

des Burgherren auf Schloss Landeck. Mit blutendem Herzen mussten sich die Eltern<br />

der schönen Jungfrau in das Unabwendbare fügen. Als ihr Tag herangekommen<br />

war, begab sie sich an den bestimmten Ort, um den Drachen zu erwarten.<br />

Nun wollte es ein gütiges Geschick, dass gerade der Ritter St. Georg des Weges<br />

kam. Als er das Mädchen sah, fragte er, was es hier wolle und warum es so traurig<br />

sei. Es erzählte ihm seine Not und sprach: „Gehe nur fort von hier, sonst wirst<br />

du auch vom Drachen gemordet.“ Er aber sagte:<br />

„Sei nur getrost, Gott wird mir helfen, dich zu erretten und das Land von diesem<br />

Scheusal zu befreien.“ Bald kam auch der Drache angefahren. Es begann ein wilder<br />

Kampf, aber schließlich gelang es dem Ritter, dem Ungeheuer sein Schwert<br />

so tief in den gepanzerten Leib zu stoßen, so dass es sein Leben lassen musste.<br />

Da nahm der heilige Georg die befreite Jungfrau zu sich auf sein Pferd und<br />

brachte sie auf die väterliche Burg. Hier wurden sie voller Freude empfangen,<br />

und der überglückliche Vater bat den Tapferen, zum Dank für seine Tat sein ganzes<br />

Besitztum und die Hand seiner Tochter anzunehmen. Aber der Ritter wehrte<br />

ab: „Was soll mir dein Gut, was soll mir dein schönes Töchterlein, denn ich muss<br />

sterben !“ Und er zeigte ihm eine kleine Wunde an der Hand, die vom Giftzahn<br />

des Drachen herrührte. Dann sank er um und war tot.<br />

Der Herr von Landeck aber ließ ihm zu Ehren ein Kirchlein bauen, das nun<br />

schon längst verschwunden ist. Ein Steinbild aber, das sich in ihm befand, ist<br />

noch vorhanden und am Hause des Gastwirts Geheb (Gasthof „Zur <strong>Linde</strong>“) zu<br />

sehen. Es zeigt den Ritter hoch zu Ross, mit Schwert und Lanze bewaffnet, und<br />

hält die Erinnerung an seine tapfere, edle Tat in allen Herzen wach.<br />

14


Der heilige Mauritius<br />

Das Steinbild am Gasthof „Zur <strong>Linde</strong>“ stellt nicht den Ritter St. Georg, sondern<br />

der heilige Mauritius dar. Dies fand erst kürzlich, nach umfangreichen<br />

Recherchen, Frau Liesel Honikel heraus.<br />

Bei dem dargestellten Reiterbild handelt es sich also um den wiederentdeckten<br />

Patron der Pfarrkirche des Dorfes, nämlich um Mauritius.<br />

15


Allgemeine Info: Gerichtslinde<br />

Gerichtslinden sind eine Form von Gerichtsstätten. Es sind sehr alte Bäume, die<br />

einzeln an herausgehobener Stelle in der Nähe eines Dorfes stehen. Unter diesem<br />

Baum wurde im Mittelalter das Dorfgericht oder die Ratsversammlung, das<br />

sogenannte Thing, unter freiem Himmel abgehalten.<br />

„Im Mittelalter fand das Gericht häufig im Schutz des Baumes statt, bestand<br />

doch die Pflicht, das Gericht unter freiem Himmel abzuhalten .<br />

Die zum Schutz der Gerichtsstätten gepflanzten Einzelbäume oder Baumgruppen<br />

waren der Häufigkeit nach <strong>Linde</strong>n, Ulmen, Eichen, Fichten und Eschen.<br />

Deutlich dominierte die <strong>Linde</strong>, welcher der Aberglaube besondere vielfältige u.<br />

starke magische Wirkungen zuschrieb. So sollte man unter der <strong>Linde</strong> am sichersten<br />

vor Blitzschlag geschützt sein.<br />

Für die Wahl der <strong>Linde</strong> zum Gerichtsbaum schlechthin waren sicher auch ihr<br />

hoher Wuchs, ihr rasches Wachstum, ihre hohe Lebensdauer von mehreren<br />

hundert Jahren und ihr dichtes Blätterdach bestimmend. Hinzu kommt, dass<br />

die <strong>Linde</strong> relativ gut Eingriffen von<br />

Menschenhand standhält, etwa das<br />

Abstützen und Umleiten der Äste,<br />

um den geschützten Bereich zu vergrößern<br />

oder um in ihrer Krone eine<br />

Tanzdiele einzurichten.<br />

Die enge Verbindung von <strong>Linde</strong> und<br />

Gericht kommt in einigen Gegenden<br />

Deutschlands auch darin zum Ausdruck,<br />

dass das Wort <strong>Linde</strong> synonym<br />

für Gericht gebraucht wird.“<br />

16


Tilia platyphyllos Scop<br />

Allgemeine Info: Sommerlinde<br />

Woran denken Sie beim Anblick einer großen Sommerlinde, wie sie im Arboretum<br />

des Botanischen Gartens steht? An den wunderbaren Duft der <strong>Linde</strong>nblüten?<br />

An ein Biergartengetränk im Gasthaus „Zur <strong>Linde</strong>“? An die zum Teil<br />

über Tausend Jahre alten „Tanzlinden“ und „Gerichtslinden“, die noch den Mittelpunkt<br />

alter Dorfkerne markieren? An die schweißtreibende Wirkung des <strong>Linde</strong>nblütentees<br />

bei Erkältungen? Vielleicht an einen netten Spaziergang „Unter<br />

den <strong>Linde</strong>n“ in Berlin? Oder an die klebrigen Blattlaussekrete auf dem versehentlich<br />

unter einer <strong>Linde</strong> geparkten Auto? Alles richtig, aber hier soll der Blick<br />

auf einen ganz anderen Aspekt gelenkt werden, nämlich auf die wundersame<br />

Welt der kleinen Lebewesen, die auf und zum Teil auch in den Blättern der <strong>Linde</strong><br />

leben.<br />

Aber zunächst zur Sommerlinde (Tilia platyphyllos). In unseren Wäldern ist die<br />

<strong>Linde</strong> relativ selten. Sie ist charakteristisch für montane Buchenmischwäldern,<br />

in denen sie gemeinsam mit Bergahorn und Ulme vereinzelt vorkommt. Typische<br />

Standorte sind Schlucht- oder Hangwälder mit feuchtem steinigem Untergrund.<br />

Die Sommerlinde ist oft nur schwer von der Winterlinde (Tilia cordata)<br />

und von der Holländischen <strong>Linde</strong> (Tilia x vulgaris), einer Kreuzung zwischen<br />

Sommer- und Winterlinde, zu unterscheiden.<br />

Die Sommerlinde blüht etwa 14 Tage früher als die Winterlinde, und ihre Blätter<br />

sind beiderseits leicht behaart, während die Blätter der Winterlinde kahl sind.<br />

Zudem sind die kleinen Haarbüschel auf der Blattunterseite in den Achseln der<br />

Blattadern bei der Sommerlinde weißlich und bei der Winterlinde bräunlich.<br />

Aber diese Merkmale sind nicht immer klar zu unterscheiden. Das Holz beider<br />

Arten ist relativ leicht, weich und gleichmäßig; es wird vor allem von Holzbildhauern<br />

geschätzt.<br />

Wenn man die <strong>Linde</strong>nblätter genauer betrachtet, kann man auf den Blattoberseiten<br />

oft eigenartige rote Hörnchen entdecken. Diese auffälligen Gebilde gehören<br />

in die große Gruppe der Pflanzengallen.<br />

Das sind Wucherungen des Pflanzengewebes, die von einer Vielzahl unterschiedlicher<br />

Parasiten (Viren, Bakterien, Pilzen, Fadenwürmern, Milben, Blattläusen,<br />

Mücken, Fliegen oder Wespen) hervorgerufen werden können.<br />

Die Parasiten sind meist an eine spezielle Pflanzenart gebunden und lösen eine<br />

artspezifische Gallenbildung aus. Die Galle dient ihrem Schutz und ihrer Ernährung.<br />

Man kann anhand der Gallenmerkmale leicht den verursachenden Parasiten<br />

bestimmen. Die roten Hörnchen auf den Blättern der Sommerlinde werden<br />

von der <strong>Linde</strong>ngallmilbe (Eriophyes tiliae) verursacht.<br />

17


Allgemeine Info: Tanzlinde<br />

Eine Tanzlinde ist eine <strong>Linde</strong>, die der Mittelpunkt dörflicher Tanzfeste und Bräuche<br />

war. Tanzlinden im engeren Sinne sind eine besondere Form von geleiteten<br />

<strong>Linde</strong>n. Ursprünglich wurden als Tanzlinden nur geleitete <strong>Linde</strong>n bezeichnet,<br />

die Podeste trugen, damit in der Baumkrone getanzt werden konnte.<br />

Tanzlinden im weiteren Sinne sind geleitete <strong>Linde</strong>n, bei denen am Boden unter<br />

der <strong>Linde</strong> oder außerhalb des Astbereiches um sie herum getanzt wird.<br />

Sonstige Tanzlinden sind <strong>Linde</strong>n, die im Mittelpunkt von Tanzbräuchen stehen<br />

oder standen, ohne einer besonderen Formgebung unterzogen worden zu sein<br />

und ohne über Gerüstkonstruktionen zu verfügen.<br />

Die beiden Hauptformen gehören zur übergeordneten Kategorie der „Geleiteten<br />

<strong>Linde</strong>n“; darunter fallen <strong>Linde</strong>n, deren an Tanzlinden erinnernde Formgebungen<br />

nichts mit Tanzgebräuchen zu tun haben sowie andere <strong>Linde</strong>nformen wie z.<br />

B. <strong>Linde</strong>n-Lauben.<br />

Bei beiden geleiteten Hauptformen der Tanzlinden ist um den Stamm der <strong>Linde</strong>,<br />

auf Höhe des unteren Astkranzes, ein Gerüst gebaut, das u. a. dem Verziehen der<br />

Äste dient. Diese Bäumen sind in der Regel nicht nur Naturdenkmale, sondern<br />

oftmals auch Baudenkmale, die einem kulturellen Zweck, meist den dörflichen<br />

Traditionen und Tanzbräuchen in Zusammenhang mit Kirchweihfesten, dienen;<br />

auf dieser Vereinigung dreier Elemente beruht die besondere, weit über die<br />

Standortdörfer und -regionen hinausgehende kulturelle Bedeutung der Tanzlinden.<br />

Tanzlinden im engeren Sinne<br />

Bei den Tanzlinden im engeren Sinne wachsen die Äste des untersten Astkranzes,<br />

meist in einer Höhe zwischen zwei Metern und drei Metern unter einem<br />

Gerüst aus massiven Holzbalken entlang und dann außerhalb an laubenartigen<br />

(über-)mannshohen Spalieren mit Fensterausschnitten oder an Balustraden<br />

wieder nach oben, so dass es aussieht, als ob die Äste die Balkenkonstruktion<br />

trügen. Tatsächlich werden diese Konstruktionen aber hauptsächlich von Säulen<br />

aus Sandstein oder Holz getragen (manchmal auch Metall) und die am Rand<br />

der Baumkrone ringförmig um den Stamm mit Radien zwischen drei Metern<br />

und fünf Metern angeordnet sind; je nach statischem Bedarf werden manchmal<br />

Säulen innerhalb des Ringes aufgestellt. Die horizontale Balkenlage ist entweder<br />

dauerhaft oder nur zu den Tanzfesten mit Brettern belegt; diese Tanzfläche ist<br />

über eine Treppe zu erreichen. So entstehen imposante, luftige Baumpavillons,<br />

die Tanzpaaren und manchmal sogar den Musikkapellen Platz bieten, früher angeblich<br />

manchmal sogar auf zwei Ebenen verteilt.<br />

18


„<strong>Linde</strong>nblütenfest“ und „Abend unter der <strong>Linde</strong>“<br />

Den ersten Abend unter der <strong>Linde</strong>, so der erste Vorsitzende des Heimatvereins,<br />

Karl Honikel, gab es gegen Ende der 50er Jahre. Angeregt wurde die Feier vom<br />

damaligen Vorsitzenden Heinrich Strack.<br />

Es entwickelte sich daraus das „<strong>Linde</strong>nblütenfest“, das zunächst auf dem Platz<br />

an der <strong>Linde</strong> stattfand. Als es beliebter wurde und schließlich mit einem Umzug<br />

durch das Dorf gefeiert wurde,<br />

haben mehrere Ortsvereine,<br />

unter Leitung des Heimatvereins,<br />

die Trägerschaft übernommen. In<br />

den 70ern begann die TVG (Trachten-<br />

und Volkstanzgruppe) Schenklengsfeld,<br />

unter der Leitung von<br />

Brigitte Ruppel und Werner Henkel<br />

internationale Trachtenfeste zu organisieren.<br />

Oftmals mit Trachten- und Volkstanzgruppen<br />

aus verschiedenen<br />

Ländern. Schon bald hatten die Feste einen so großen Rahmen, dass sie nicht<br />

mehr auf dem Platz an der <strong>Linde</strong> durchgeführt werden konnten. Nun feierte<br />

man, im Wechsel von zwei Jahren, das „<strong>Linde</strong>nblütenfest“ der Ortsvereine und<br />

das internationale „Trachten- und Volkstanztreffen“ der TVG.<br />

Beide Feste mussten schließlich, außerhalb der Dorfmitte, auf freien Plätzen abgehalten<br />

werden. So auch einige Jahre auf dem Parkplatz an der Gesamtschule.<br />

Schon bald fanden am Fest-Sonntag Umzüge durch das Dorf, mit über 50<br />

Motivwagen und -gruppen, sowie einigen Musik- und Spielmannszügen, statt.<br />

Begleitet wurden diese beliebten Veranstaltungen im großen Festzelt von Disco,<br />

Heimatabend am Samstag und Ausklang am Montagabend bei unterhaltsamer<br />

Musik und deftigem Essen.<br />

Warum es Mitte der 90er Jahre zu einem Rückgang der Besucherzahlen kam, ist<br />

nicht bekannt. Jedenfalls fanden die Feste nicht mehr statt und es wurde nach<br />

einem Ersatz gesucht. Inzwischen wird, unter Regie der Ortsvereine, das „<strong>Linde</strong>nblütenfest“<br />

in einem etwas kleineren Rahmen an der <strong>Linde</strong> gefeiert. Es wechselt<br />

jährlich mit dem „Abend unter der <strong>Linde</strong>“, den der Heimatverein gestaltet<br />

und durchführt.<br />

19


St. Georg Brunnen<br />

In unmittelbarer Nähe der <strong>Linde</strong> befindet sich, der um das Jahr 800 erbaute<br />

St. Georg Brunnen, der wohl zusammen mit der alten <strong>Linde</strong> die Keimzelle der<br />

Gemeinde Schenklengsfeld bildet, in jener Zeit Lengisfeld genannt.<br />

20


21


Steckbrief: Sommerlinde (Tilia platyphyllos)<br />

Die Sommerlinde gehört zur Familie der Malvengewächse (Malvaceae). Im<br />

Volksnamen wird sie auch Bastbaum, Bastholz, Frühlinde, Weiche <strong>Linde</strong> oder<br />

Großblättrige <strong>Linde</strong> genannt.<br />

Sie ist ein bis zu 40 m hoch wachsender Laubbaum, mit einer pyramidenförmigen<br />

oder kugeligen Krone. Die Blätter sind herzförmig und beidseitig behaart,<br />

der Blattrand gesägt. Die Blüten, meist 2 bis 5-blütig, besitzen ein Hochblatt. Sie<br />

sind gelblich-weiß. Später bilden sich bis zu 1 cm große nussförmige Früchte.<br />

Sie kommt in Europa und vom Kaukasus bis Kleinasien vor. Meist findet man<br />

sie in Parkanlagen, an Straßenrändern, Dorfplätzen oder Bergwäldern. Oft sind<br />

<strong>Linde</strong>n in Dörfer zu finden. Das ist nicht ohne Grund. So stellten sie das Zentrum<br />

des Dorflebens dar. In der Germanischen Mythologie war sie der Schutzherrin<br />

der Ehe und Mutterschaft (Frigg, auch Frigga oder Freya) geweiht.<br />

Ihre Blätter und Blüten können zu Tee oder Gelee verarbeitet werden. Inhaltsstoffe<br />

sind: Öl, Flavonoide, Schleim, Gerbstoffe, Zucker.<br />

In erster Linie steht die schweißtreibende Wirkung im Vordergrund. So ist sie<br />

als Tee bei fiebrigen Erkältungskrankheiten zu empfehlen, da sie auch die Abwehrkräfte<br />

des Körpers stärkt. So kann der Tee als Prophylaktikum getrunken<br />

werden.<br />

Rezepte für Anwendungen ab Seite 22<br />

22


Mitglieder der Trachten- und Volkstanzgruppe Schenklengsfeld<br />

bei einem Auftritt unter der <strong>Linde</strong><br />

23


Rezepte<br />

<strong>Linde</strong>nblattsalat (4 Portionen)<br />

200 Gramm junge <strong>Linde</strong>nblätter oder auch eine Mischung aus jungen <strong>Linde</strong>nblättern<br />

und <strong>Linde</strong>nblütenknospen (incl. des Flügels) kurz in Wasser tauchen<br />

und in einer Salatschleuder das überschüssige Wasser entfernen. Große Blätter<br />

eventuell klein schneiden. 50 Gramm Schafskäse zerbröseln und an den Salat<br />

geben. Empfehlung für den Dressing: 1 EL Weißer Balsamico, 1/3 TL Rohrohrzucker,<br />

2 TL Senf, 1 Scharlotte klein gewürfelt, 2 Prisen Salz, schwarzer Pfeffer<br />

und 2 EL kalt gepresstes Olivenöl zu einem Dressing vermengen und unter den<br />

Salat mischen.<br />

<strong>Linde</strong>nblütentee<br />

<strong>Linde</strong>n lindern. Besonders der Tee aus den Blüten! Frisch aufgeblühte Blütendolden<br />

sammeln und sogleich an einem schattigen und luftigen Ort oder noch<br />

besser in einem Dörrgerät bei max. 50 Grad innerhalb weniger Stunden trocknen.<br />

Die trockenen Dolden etwas zwischen den Handflächen rebeln, so dass die<br />

Dolden in kleine Stückchen brechen und der Tee kompakter wird. In saubere<br />

und gänzlich trockene Schraubdeckelgläser abfüllen und an einem kühlen und<br />

dunklen Ort lagern. Haltbarkeit: mindestens ein Jahr.<br />

Zur Zubereitung übergießen Sie pro Tasse 2 TL Tee mit kochendem Wasser und<br />

lassen diesen zugedeckt 10 Minuten lang ziehen.<br />

<strong>Linde</strong>nöl, kalte Pressung<br />

Die kleinen Nüsschen der <strong>Linde</strong> sind im September reif. Zur Herstellung eines<br />

Liters <strong>Linde</strong>nöl benötigen Sie 6-8 Kilogramm der Früchtchen, je nach der Leistungsfähigkeit<br />

der Ölpresse. Das Öl der <strong>Linde</strong> ist zitronengelb und eignet sich<br />

als Speiseöl sehr gut. In sterile Flaschen aus dunklem Glas abgefüllt und kühl<br />

gelagert ist es über den Winter hinweg haltbar.<br />

<strong>Linde</strong>n-Limonade<br />

Zunächst wird ein wässriger Auszug aus den <strong>Linde</strong>nblüten hergestellt: pro Liter<br />

Wasser 2 Hände voll frisch aufgeblühte <strong>Linde</strong>nblüten zugeben und zum Kochen<br />

bringen. Von der Platte nehmen und über Nacht zugedeckt ziehen lassen. Den<br />

Auszug am nächsten Tag durch ein feines Sieb oder ein Tuch abgießen und mit<br />

dem Saft von 2 Zitronen / Liter Auszug sowie 1 EL rohem Rohrzucker pro Liter<br />

abschmecken und im Verhältnis von 2 Teilen <strong>Linde</strong>n-Auszug und 1 Teil Apfelsaft<br />

mischen. Leicht gekühlt serviert ist die <strong>Linde</strong>n-Limonade ein erfrischendes<br />

Sommergetränk an heißen Frühsommertagen, der Blütezeit der <strong>Linde</strong>nbäume.<br />

24


<strong>Linde</strong>n-Kapern<br />

Die noch grünen und zarten Früchte der <strong>Linde</strong> lassen sich etwa Ende Juni ernten<br />

und als Kapern in einem Sud aus Essigwasser einlegen, um später als Antipasti<br />

oder als geschmackliche Bereicherung von Saucen, Suppen und Eintöpfen sowie<br />

zu Reisgerichten Verwendung zu finden.<br />

Hier das Grundrezept für ein Glas / Gläser mit insgesamt 250 ml Inhalt:<br />

Eine große Hand voll junger, entstielter <strong>Linde</strong>nfrüchte mit<br />

1 TL Salz und<br />

1/3 TL Rohrrohzucker in<br />

125 ml Wasser und<br />

125 ml gutem Essig (zum Beispiel Estragonessig)<br />

Ca. 2 Minuten lang weich kochen.<br />

Zur Aufbewahrung eignen sich Schraubdeckelgläser am besten. Diese zuvor<br />

gründlich ausspülen und sowohl die Deckel als auch die Gläser selbst im Backofen<br />

bei 150 bis 200 Grad steril machen. Zum Abfüllen dann die Gläser mit<br />

einer Spaghettizange aus dem Ofen holen, zügig mit den heißen <strong>Linde</strong>n-Kapern<br />

und dem Sud befüllen (die Kapern müssen komplett von Sud bedeckt sein), fest<br />

verschrauben und zum Abkühlen auf den Deckel stellen. Die Gläser später beschriften<br />

und an einem dunklen und kühlen Ort lagern.<br />

25


Unsere <strong>Linde</strong> ...<br />

26


... zu den vier verschiedenen Jahreszeiten<br />

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33


Kuppenrhöner Landmarkt an der <strong>Linde</strong><br />

Unter Deutschlands ältester <strong>Linde</strong> in Schenklengsfeld findet in unregelmäßigen<br />

Abständen der traditionelle Kuppenrhöner Landmarkt statt.<br />

An den Marktständen können die Besucher viele regionale Köstlichkeiten probieren<br />

und kaufen: hausgemachte Marmeladen und Säfte, Holzofenbrot und<br />

Wurst, Ziegenkäse vom Hof Thalhausen, Käse aus Oberellenbach sowie leckere<br />

Honigsorten aus der Kuppenrhön.<br />

Daneben bietet der Markt ein reichhaltiges Angebot an Kunsthandwerk, Holzdekoration<br />

für Haus und Garten, Schmuck, sowie preiswerte Bücher.<br />

Für gute Stimmung sorgen verschiedene Musikvereine. Extra für Kinder gibt es<br />

Fahrten mit der Pferdekutsche sowie eine Hüpfburg.<br />

Auch für das leibliche Wohl wird natürlich immer bestens gesorgt – es werden<br />

leckere Speisen und Getränke, Gegrilltes, Kaffee und Kuchen sowie frisch gebackene<br />

Waffeln angeboten.<br />

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Empfehlungen heimischer Geschäftsleute<br />

Bitte berücksichtigen Sie beim Einkauf ganz besonders diejenigen Geschäftsleute,<br />

die durch ihr Inserat in dieser <strong>Broschüre</strong> einen wesentlichen<br />

Beitrag zur Drucklegung geleistet haben.<br />

Schenklengsfelder Regionalportal<br />

Bei der Flut von Angeboten aus dem Internet bleiben viele regionale Ansprüche<br />

häufig unbefriedigt. Immer mehr Geld und Kaufkraft verlässt die Städte und Gemeinden,<br />

um in den Weiten des Internet einen neuen Besitzer zu finden.<br />

Die Zeichen der Zeit? Wer hätte noch vor Jahren daran gedacht, dass es<br />

Zeiten geben wird, wo Bücher, Modeartikel, Elektronik und vieles mehr<br />

über Auktionen im Internet gekauft wird? Man kann sich damit abfinden<br />

oder gar mit ansehen, wie ein Geschäft nach dem anderen die Türen<br />

schließt oder man kann auch versuchen das regionale Internet zu fördern.<br />

Regionale Börsen, regionale Internetwerbung, regionale Veranstaltungsangebote<br />

usw., gepaart mit Dingen des alltäglichen Lebens wie Veranstaltungskalender,<br />

Gesundheits-Infos, Einkaufsmöglichkeiten vor Ort, aktuelles aus der Gemeinde,<br />

Werbung und vieles mehr... . Mit meinem Regionalportal will ich genau hier<br />

ansetzen!<br />

Sie können mir dabei helfen.<br />

Ich bin für jede Kritik oder Anregung und für Vorschläge offen !<br />

www.schenklengsfeld.info<br />

Für alle, die in Schenklengsfeld wohnen,<br />

und alle, die mehr über Schenklengsfeld erfahren möchten !<br />

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