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selbstbewussten Schritte zu rap.de. Rap über alles – alles über Rap - das war das Motto,<br />
fast eine beängstigende Hymne. Es ging also Anfang des Jahres in Richtung Musik und<br />
Journalismus, was in meinen Augen keine leichte Symbiose ist, jedoch eine<br />
chancenreiche und interessante. Denn schon früh wurde mir klar, was mich an Rap so<br />
sehr begeistert: die Kunst, mit ein paar aneinandergereihten Worten, wichtige Inhalte<br />
und große Emotionen zu vermitteln. Diese Erkenntnis brachte mich sogar zu meinem<br />
jetzigen Studium: Online-Journalismus. Denn hier vereint sich einfach alles, für was ich<br />
stehe und lebe: Die Kunst, durch Wörter Menschen mit ins Geschehen einbeziehen zu<br />
können, durch Wörter Communities zu erschaffen und somit etwas in der Welt, positiv<br />
verändern zu können. Und das wollte ich weitergeben – kritische Berichterstattung über<br />
Rap, die automatisch die Lücken in der Berichterstattung über die Gesellschaft, füllen.<br />
Über den Rap, der weit weg ist von sexistisch gefüllten Phrasen oder auch über den, der<br />
ganz nah dran ist.<br />
Mein Praktikum dort zeigte mir jedoch oftmals das Gegenteil. Nur wenige Redakteure<br />
teilten meine Ansicht, dass Rap und seine Texte wunderbare Grundsteine für einen<br />
gesellschaftskritischen Diskurs sein können. Rap ist zwar nicht mehr von der Straße für<br />
die Straße – dagegen ist es heute, noch mehr als zu Beginn, von Menschen für<br />
Menschen – ganz egal woher, ganz egal welcher soziale Stand, ganz egal welche<br />
Bildung. All die Chancen die ich sehe, wurden in meinem Praktikum auf News die<br />
Klickzahlen erhaschen und das ein oder andere Interview, reduziert. Wo blieb die<br />
journalistische Einstellung die ich sah? Die Leidenschaft? Das anfängliche Ziel, den<br />
Leuten zu zeigen, was hinter der Gesellschaft steckt? Aufzudecken, woher der ein oder<br />
andere nicht gesellschaftstaugliche Rapsong kommt? Aufzuzeigen, was Rap mit Politik<br />
zu tun hat? Alle diese Facetten und Chancen, die Rap bietet, wurden für meine<br />
Vorstellung nicht ausreichend genutzt. Während des Praktikums kämpfte ich mit dem<br />
ein oder anderen kritischen Artikel um mein eigenes Überleben, mal zufriedener mal<br />
unzufriedener. Das schaute ich mir einige Wochen mit an – bis meine Gedanken<br />
plötzlich wieder um den ausschlaggebenden Punkt schwirrten - wie am 20. Oktober -<br />
um Zeit.<br />
21. März 2016 - Erst vor kurzem hatte ich doch geklärt, was Zeit für mich bedeutet. Sie<br />
bedeutet zeitnah das zu tun, was man für richtig hält. Und das tue ich jetzt:<br />
Ich verfasse diesen Text, um meine Zeit in Berlin mit etwas zu beenden, das mir die<br />
letzten Monate gefehlt hat – das Arbeiten in einer Redaktion, die nach vorne geht, die<br />
weiß, wie wichtig Journalismus ist. Eine Redaktion, die all meine zurückgehaltenen Idee<br />
und Vorstellungen aus dem vorherigen Praktikum vielleicht auffangen möchte.<br />
Ein Praktikum bei der <strong>taz</strong> kann mir das Bild wahrscheinlich mehr als deutlich zurück<br />
geben. Denn für mich ist die <strong>taz</strong> ein Medium, das in meinen Augen noch genau das<br />
bewahrt, was viele andere Medien verloren haben: Haltung und die Standhaftigkeit,<br />
richtigen Journalismus zu bereiten. Journalismus der weit weg davon ist, seinen Mund<br />
zu halten. Journalismus, der unbequem sein kann und sich nicht auf Anweisung<br />
verbiegt, Journalismus, der antwortleere Interviews nach einer Autorisierung abdruckt,<br />
statt die eigentlich interessante Message wegzuschmeißen. Journalismus der objektiv