KdmAR I
Eugen Steinmann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden 1: Der Bezirk Hinterland. Basel: Birkhäuser, 1973 (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 61)
Eugen Steinmann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden 1: Der Bezirk Hinterland. Basel: Birkhäuser, 1973 (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 61)
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DIESER B AND IST DER EINUNDSECHZIGSTE D ES GESAMTWERKES
DIE<br />
KUNSTDENKMÄLER<br />
DER SCHWEIZ<br />
HERAUSGEGEBEN V ON D ER<br />
GESELLSCHAFT F ÜR S CHWEIZERISCHE K UNSTGESCHICHTE<br />
MIT EIDGENÖSSISCHEN, KANTONALEN,<br />
KOMMUNALEN UND PRIVATEN SUBVENTIONEN<br />
a<br />
BIRKHÄUSER V ERLAG BASEL<br />
1973
DIE KUNSTDENKMÄLER<br />
DES KANTONS<br />
APPENZELL AUSSERRHODEN<br />
BAND I<br />
DER BEZIRK HINTERLAND<br />
VON<br />
EUGENSTEINMANN<br />
MIT 4 10 ABBILDUNGEN UND 2 FARBTAFELN<br />
BIRKHÄUSER V ERLAG BASEL<br />
1973
HERSTELLUNGSREDAKTION, MAQUETTE UNDENTWURFZUR GEPRÄGTEN<br />
EINBANDVIGNETTENACH DEM GROSSEN SIEGEL DES LANDESAPPENZELL<br />
AUSSERRHODENVON 1598:<br />
HANSHALLER,BERN<br />
ALLE RECHTE VORBEHALTEN - TOUS DROITS RESERVES<br />
© BIRKHÄUSER VERLAG BASEL, 1973<br />
DRUCK VON BIRKHÄUSER AG, BASEL<br />
PRINTED IN SWITZERLAND
V<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Seite<br />
Vorwort der Gesellschaftfür SchweizerischeKunstgeschichte V I<br />
Vorwort des Verfassers<br />
VIII<br />
Verzeichnisder Abkürzungen X I<br />
Übersichtskarte des Kantons Appenzell Außerrhoden<br />
X V<br />
D E R KANTON A PPENZELL AUSSERRHODEN<br />
Einleitung 2<br />
Geschichte S. 2 - Kantonsaltertümer S. 13<br />
D I EALTER H O D E U N D KIRGHHÖREHERISAUM I T D E NHEUTIGEN<br />
GEMEINDENSCHWELLBRUNNU N D WALDSTATT<br />
Herisau 23<br />
Geschichte S. 23 - Lageund Gestalt - Straßen und Verkehr S. 50 - Reformierte Kirche<br />
S. 54 - Öffentliche Profanbauten S. 97 - Brunnen S. 121 - Bürgerhäuser S. 123 - Bürgerund<br />
Bauernhäuser der Außenbezirke S. 197 - Mühlen S. 213 — Gedeckte Holzbrücken<br />
S. 215 - Burgen S. 223<br />
Schwellbrunn 233<br />
Geschichte S. 233 - Lage und Gestalt S. 237 - Straßen und VerkehrS. 239 - Kirche S. 240 -<br />
Profanbauten S. 246 - Bauernhäuser S. 257 - Mühlen S. 264<br />
Waldstatt 265<br />
Geschichte S. 265 - Lage und Verkehr S. 269 - Kirche S. 272 - Profanbauten S. 281 -<br />
MühlenS. 289<br />
D I E ALTEKIRCHHÖREU N D R H O D EURNÄSCHM I TD E RHEUTIGEN<br />
GEMEINDESCHÖNENGRUND<br />
Urnäsch 292<br />
Geschichte S. 292 - Lageund Gestalt S. 298 - Straßenund Verkehr S. 299 — Reformierte<br />
Kirche S. 302 - Ehemaliges Pfarr-und Rathaus S. 310 - Dorfplatz S. 312 - Bürger- und<br />
Bauernhäuser S. 317 — Mühlen S. 321 — Ehemalige gedeckte Holzbrücken S. 325<br />
Schönengrund 33 1<br />
Geschichte S. 331 - Lage S. 335 - Kirche S. 337 - Pfarrhaus S. 347 - Bürgerhäuser S. 348<br />
D I E A LTEKIRCHHÖREHUNDWILM I T D E REHEMALIGENOBEREN<br />
R H O D E (HUNDWIL)U N D D E RUNTERENR H O D E (STEIN)<br />
Hundwil 352<br />
Geschichte S. 352 - Lage und Gestalt S. 358 - Straßenund VerkehrS. 362 - Kirche S. 363 -<br />
Pfarr- und ehemaliges Rathaus S. 380 - BürgerhäuserS. 385 - BauernhäuserS. 390 - Mühlen<br />
S. 396 - Brücken S. 397<br />
Stein 401<br />
Geschichte S. 401 - Lage und Gestalt S. 406 - Straßenund VerkehrS. 409 - Kirche S. 411 -<br />
Öffentliche Profanbauten S. 421 - Bürger- u nd Bauernhäuser S. 424 - Abgegangene<br />
Mühlen S. 434 — Gedeckte Holzbrücken S. 436 - «Burg» im Sonder S. 438<br />
Herkunft d er Abbildungsvorlagen 440<br />
VERZEICHNISSE<br />
Tabelle I: Goldschmiedezeichen 442<br />
Tabelle II: Zeichen der Petschaftsstecher 442<br />
Tabelle III: Marken von appenzell-außerrhodischen Zinngießern 442<br />
Tabelle IV: Steinmetzzeichen 443<br />
TabelleV: Vermutliche Zeichen von Textilkaufleuten (Leinwandhändlern) 445<br />
Orts- und Personenregister 446
VI<br />
VORWORTDERGESELLSCHAFT<br />
FÜRSCHWEIZERISCHEKUNSTGESCHICHTE<br />
Die MannigfaltigkeitunsererHeimat findet wohl in keinemWerk so augenfälligenNiederschlag<br />
w ie in der R eihe « Die Kunstdenkmäler der Schweiz». M it besonderer S pannung<br />
greifen wir heute z um 61.Band dieses breit angelegten kunstgeschichtlichen Inventars,<br />
nichtweilwir im KantonAppenzellAußerrhoden großartige Kunstwerke erwarten, sondern<br />
weil sich in dieser voralpinen Landschaft ein weitgehend unverfälschtes, archaisches Siedlungsbild<br />
erhalten hat.Wirsehen vor uns die Streuhöfe im grünen Gewoge der Hügel, die<br />
freundlichen Dörfer auf luftigen HöhenundimHintergrund die majestätische Kulisse des<br />
Säntis.EugenSteinmann legtuns den erstenBandvon Außerrhoden vor,welcherdas HinterlandmitHerisau<br />
umfaßt.Mit scharfem Blickfür d as Schöne, das Charakteristischeunddas<br />
Einmalige zeichnet erdas Bild dieser Kunstlandschaft, deren Schwergewicht aufdem ländlichen<br />
Profanbau liegt. Appenzell leistet einen eigenständigen Beitrag zum alemannischen<br />
Holzbau, sei es durch die vereinzelten Höfemitden braungebrannten Blockwänden, sei es<br />
durch die dörflichen Häusergruppen mitdemschützenden Täferwerk. Lange Fensterreihen<br />
blitzen inder Sonne; die Giebel ragen bald herrisch auf oder ducken sich breitschultrigim<br />
SchattendesNachbarsoder schwingensichkokett geschweift in die Höhe. D ie Zeitdes späten<br />
18. und 19. Jahrhunderts, als die blühende Textilindustrie die Bevölkerung sprunghaft ansteigen<br />
ließ und WohlstandindasLand brachte, war die bedeutendste, dorfprägende Bauphase.<br />
Stattliche Industriellenvillen schössen aus dem Boden, festlich geschmücktund doch<br />
ländlich bescheiden, o hne die appenzellische Identität aufzugeben. Ein Hauch von W elt<br />
drangin die Dörferundentlegenen Höfe,wo das geschäftige Schlagen d erWebstühle und<br />
späterauchdas Rasseln der Stickmaschinen z u h ören w aren. Erwachendes Selbstbewußtsein<br />
u nd S inn f ür das Maß schweißten d ie Siedlungen z u architektonischen und künstlerischen<br />
Organismen zusammen. Gemeindehäuser, Schulhäuser und Bürgerheime, ja selbst<br />
Fabrikgebäude gliederten sich mühelos ein. D urch dasLandwurde ein bequemes Straßennetz<br />
gebaut, und über die zahlreichen Geländeeinschnitte schwangen sich kunstvolle Holzbrücken.Nachdemdie<br />
Dörferihr festlichstes Gewand angelegt hatten, stellten sie sich stolz<br />
dem tüchtigen Zeichner Johann Ulrich Fitzizum Konterfei.<br />
Das traditionell reformierteLand Außerrhodenhat nur sehrwenigeKirchenaus dem M ittelalter<br />
übernommen.DiemeistenKirchen - durchwegsschlichte Beträume - sindim 17.und<br />
18.Jahrhundertinneuen Siedlungsschwerpunkten entstanden.U m so freudiger stehen w ir<br />
in der festlich geschmückten reformierten Kirche Herisau,wodieernste spätgotischeArchitektur<br />
ineinemvorarlbergischen Spitzenkleid des Rokokos erscheint.<br />
Eugen Steinmann h at d ie Archive besonders sorgfältig durchforscht. D er vorliegende<br />
Kunstdenkmälerband gilt als Teil eines einschlägigen DokumentationswerkesvonAppenzell<br />
Außerrhoden, das erschöpfendeAuskunftüber die Bau-, Kunst- und Kulturgeschichte,aber<br />
auch wegleitende Hinweise über die Wirtschafts-und Verkehrsgeschichte gibt. Die wissenschaftliche<br />
AkribiedesAutorsdroht fastdenRahmen eines Kunstdenkmälerbandeszu sprengen.<br />
Die umfängliche Würdigung des Profanbaus erfüllt aber eine programmatische Aufgabe.<br />
Sie verschafft dem Bauernhaus endlich einen festen Platz im Inventarwerk, weckt das<br />
Verständnis für Einzelbauten, Häusergruppenund Siedlungsbilderund liefert die Grundlage<br />
für d en Schutzunddie Pflegederländlichen Architektur. Diegediegene Darstellungsartmit<br />
den vielenAbbildungenund deninformativen Legenden setztSchwerpunkteund ermöglicht<br />
auchdem eiligenBenützer den Überblick. Die trefflichen Aufnahmen stammen fast ausschließlichvom<br />
A utor selbst. Die zahlreichen Plänesind willkommene Wegbegleiter,undwer sich<br />
in den appenzellischen Spezialausdrücken nicht mehr auskennt, konsultiert mit Erfolg das<br />
reichhaltige Register.
VII<br />
DasLand Appenzell hatdie Chance,den gesellschaftlichen Strukturwandel nicht aufden<br />
Trümmernder Vergangenheit vollziehenzu müssen, sondernin einemnoch weitgehend heilen<br />
Raum organisch entwickeln zu können. Es wird aber nur dann seine Strahlungskraft<br />
bewahren, wenn es seine unverwechselbare Eigenart pflegt. Nicht Neuesu m jeden Preis,<br />
sondern kluge Auswahl des Bekömmlichen. Das charakteristische Erscheinungsbild von<br />
Landschaftund Siedlung,an welchem Menschen ein Jahrtausend lang mitgestaltet haben,<br />
darf nicht dem Nivellierungsprozeß der Allerweltsarchitektur preisgegeben werden. Die<br />
Regierungdes Landes Appenzell Außerrhodenhat bereitsin vielen planerischen Entscheiden<br />
den Beweis erbracht, daßfür sie der Landschafts- und Denkmalschutz keine leeren Begriffe<br />
sind. Die kulturelle Aufgeschlossenheit zeigt sich nicht zuletzt darin,daßEugen Steinmann<br />
weiten Spielraum erhielt,u m die Architektur und die Kunst des Landes gründlich zu erforschenundinWortund<br />
Bild darzustellen; denn schützen kannmannur, wasman kennt.<br />
Eugen Steinmann wird nun, durch diesen Band beflügelt, die Inventarisation mit Elan<br />
zuEnde führen. Appenzell Außerrhoden besitzt inihm nicht nureinen profundenKenner<br />
der Materie, sondern auch einen einsatzfreudigen Verteidiger der kulturellen Güter. I m<br />
Namen unserer Gesellschaft richte ich meinen Dankanden mit Begeisterung engagierten Autor<br />
undan die aufgeschlossene Regierung, welche die Inventarisation als dringliche Aufgabeerkannt<br />
hatund großzügig fördert.I m übrigen schließe ich mich der Dankesadresse des Autors an.<br />
Franca Masoni<br />
Präsident der Gesellschaft<br />
Bernhard Anderes<br />
Präsident der Redaktionskommission
VIII<br />
VORWORTDESVERFASSERS<br />
Stärker als die natürliche Landschaft ist eine Kunstlandschaftden Gesetzen derVergänglichkeit<br />
unterworfenund mit einbezogen inden Wandlungsprozeß, dem auch der Mensch<br />
nicht entgeht. E s gibt Baudenkmäler, d ie nicht nur Jahrhunderte, sondern Jahrtausende<br />
überdauert h aben, sofern sie a us hartem Stein e rbaut und vom Klima begünstigt waren.<br />
Holzbauten, wie sie im AppenzellerlandanZahl überwiegen, haben zwar trotz einem bisweilen<br />
rauhen und unwirtlichen Klima ebenfalls Jahrhunderte überstanden. I hr Schmuck<br />
aus dem 17. und 18. Jahrhundert, wie etwa gesägte Zierbretter an Fensterreihen und -abwürfen,<br />
ist aber heute eine Seltenheit geworden,und an denwenigen Häusern, dieihndank<br />
der Traditionsverbundenheit oder infolge Geldmangels der Besitzer durch das erneuerungsfreudige<br />
19.Jahrhunderthindurch bewahrt haben, zeigter sich verwittert, morschund teilweise<br />
schon abgebröckelt. F inden solche Aschenbrödel einen Liebhaber oder das Interesse<br />
unddas Verständnis einer aufgeklärten Öffentlichkeit,können siedenGlanzunddieWürde<br />
früherer Tage wieder erlangen, und kaumjemand ficht nachträglich eine solche Wiederherstellungan.Aberdas<br />
Baufieberder Gegenwartunddie Bauweisemitmodernen Materialien,<br />
wie Beton und Eternit, sind dem appenzellischen Holzhaus nicht zuträglich. Zudem<br />
gehören Betonkolosse, sofern sie ü berhaupt architektonische Qualitäten aufweisen, in eine<br />
Groß- oder Vorstadtsilhouette. Inein idyllisches Appenzeller Dorf hineingestellt, wirken sie<br />
als Fremdkörper.<br />
EinHauptanliegen der GesellschaftfürSchweizerische Kunstgeschichteundderdurch sie<br />
inGanggebrachten Inventarisation der Kunstdenkmäler ist die Erhaltung historischer Baudenkmäler.<br />
Dazu gehören nicht nur einzelne hervorstechende Bauten, sondern auch ganze<br />
Baugruppenan Dorfplätzen undentlangvon alten Straßen. Solche Häuserreihenoder Plätze<br />
sind bisweilen von einmaligem Reiz, selbst wennden einzelnen G ebäuden in der kunstgeschichtlichen<br />
Klassifizierungkaumein überdurchschnittlicher Stellenwert zuerkannt werden<br />
kann. Somit werden auch einzelne einfache HäuserimHinblick auf ein Ganzes erhaltensund<br />
inventarisationswürdig.<br />
DieErhaltung einer Kulturlandschaft,wie sie uns im Appenzellerland begegnet, läßt sich<br />
ohne spontanes Mitgehen von Behörden, Besitzern u nd des steuerzahlenden Bürgers n ur<br />
schwer bewerkstelligen. ZumGlück hat der in seiner U mwelt bedrohte M enschvonheute<br />
wieder mehr Sinn auch für Werte, die in einer kommerziellen Renditenberechnung nicht<br />
eben positiv ausschlagen.<br />
Solche Werte gilt es in der Inventarisation der Kunstdenkmäler sichtbarzu m achenund<br />
ihnenAnerkennungzu verschaffen. Viele Appenzellersind stolzauf ihre eigenständigeWohnkultur.<br />
Istmandarin aufgewachsen, kann sie durch Gewöhnung zur Selbstverständlichkeit<br />
werden. Darin liegt eine permanente Gefahr der Unterschätzung und allzu leichter Preisgabe.<br />
Der Autorhofft mit zahlreichen Gleichgesinnten,auchunbekannteund verkannteKulturgüter<br />
ins Blickfeld einerweiten Öffentlichkeitrückenzu können.Viele Denkmäler sind auch<br />
ausder appenzellischen Landschaft verschwunden. Solche Monumentadeperdita sind soweit<br />
möglich aufgrund einer schriftlichen Überlieferung, eines Bildes oder eines Plans als historische<br />
Erinnerung festgehalten, w ohl f ür m anchen Geschichtsfreund eine O ffenbarung und<br />
eine Quelleder Freude.Es ist aber schwer auszudenken, unsere Nachweltwürde sich allein<br />
mitBeschreibungenundPhotographien unserer Baulandschaft zufriedengeben.<br />
Daßdas weit überden vorliegenden Band hinaus gediehene Inventarwerk aufAnregung<br />
der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte in Appenzell Außerrhoden in Angriff<br />
genommen werden konnte, ist dem Verständnis der appenzell-außerrhodischen Regierung<br />
zu verdankenundihrer Bereitschaft, dienotwendigen MitteldazuzurVerfügung zu stellen.<br />
Mit Entschiedenheit haben sich Regierungsrat Dr. iur. und rer. pol. RudolfReutlinger, Herisau,
dem als Erziehungsdirektor die Inventarisation unterstellt war, und sein Nachfolger RegierungsratDr.<br />
Hans J. Alder, Herisau,für die Durchführung dieses Unternehmens eingesetzt. Dafür<br />
sei ihnen gebührenderDankausgesprochen.<br />
BesondernDank schuldetder Autordem Präsidentender Redaktionskommissionder Gesellschaftfür<br />
Schweizerische Kunstgeschichte, Dr. Bernhard Anderes, Inventarisatorder KunstdenkmälerdesKantonsSt.<br />
Gallen, Rapperswil. Als Nachfolger vonProf.Dr. Albert Knoepfli,<br />
Frauenfeld, übte erin einer letzten Phase die Funktion eines Begutachters aus und leitete<br />
zielstrebig d ie Drucklegung dieses Bandes ein, w ährend Professor Knoepfli als väterlicher<br />
Mentor die erstenSchritte des Novizenauf dem noch unabsehbaren wissenschaftlichenWegmit<br />
Erfahrungund Methode lenkte. Zahlreiche Persönlichkeiten sind dem Autor während der<br />
Bearbeitung dieser Kulturgeschichte außerdem mit RatundTat beigestanden, h aben ihn<br />
unterstütztdurchgroßherziges AusleihenvonDokumenten, Bildernund Büchernoderdurch<br />
sorgfältigesund kritisches Mitlesenvon Manuskript und Druckfahnen, allen voranDr. Walter<br />
Schläpfer, Bibliothekar d er Kantonsbibliothek Trogen. Namentlich seien z udem erwähnt:<br />
Dr.Otto Clavadetscher, Trogen; Prof. Dr.Johannes Duft, Stiftsbibliothekar, St.Gallen;<br />
Dr.HermannEugster, Trogen; Dr.Peter Felder, kantonaler Denkmalpfleger, Aarau;Walter<br />
Fietz,kantonalerDenkmalpfleger, St. Gallen;Dr. P. Rainald Fischer, Inventarisator der Kunstdenkmälervon<br />
Appenzell Innerrhoden, Appenzell;P D Dr.Georg Germann, Kunsthistoriker,<br />
Basel;Dr.Hermann Großer, Landesarchivar, Appenzell; Dr.Max Gschwend, Leiterder Aktion<br />
Bauernhausforschungder Schweiz, Basel; R udolfHanhart, Konservator des Kunstmuseums<br />
St.Gallen; Dr. Brunhilde Ita, graphische SammlungderE T H Zürich; Albert Kläger, Konservator<br />
des Historischen Museums Herisau; Dr. Ernst Kind, Konservator des Historischen<br />
Museums St. Gallen; Dr. Claude Lapaire, DirektordesMusee d'art et d'histoire,Genf;<br />
Dr. HansMaurer, Delegierter des Vorstandes der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte,<br />
Bern; D r. Andreas Morel, Kunsthistoriker, Zurzach; Dr. Christian Renfer, Kunsthistoriker,<br />
Zürich; Dr. iur.Carl Rusch, St. Gallen; Ernst Rutz, dipl. Ing., Gümligen B E;<br />
Prof. Otto Schmid, T rogen. V om Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft Zürich:<br />
Dr. Hans A. L üthy,Direktor,und Dr. Thomas Brachert, Leiter dertechnologischenAbteilung.<br />
Vom Schweizerischen Landesmuseum Zürich: Dr.Hugo Schneider, Direktor;Dr.Jenny Schneider,Vizedirektorin;Dr.<br />
R udolf Schnyder,Dr. Walter Trachsler, Dr. Lucas Wüthrich, Konservatoren;<br />
Dr.Bruno Mühlethaler, C hefder Konservierungsforschung. Prof.Dr. H ansRudolf<br />
Sennhauser, Zurzach;Dr. Paul Staerkle,altStiftsarchivar, St. Gallen;Dr. Franz Stark,Appenzell;Dr.<br />
SigridThurm, Bearbeiterin des DeutschenGlockenatlasses,München. Vonder StadtbibliothekVadiana,St.Gallen:Dr.<br />
Peter Wegelin, Direktor;Helen Thurnheer, Bibliothekarin.<br />
Von der Zentralbibliothek Zürich, graphische Sammlung:Dr. BrunoWeber, Leiter; Agnes<br />
Rutz, Bibliothekarin.<br />
Als verdienstvolle Helfer erwiesen sich auch zahlreiche Leute, derenNamen Seiten füllen<br />
würden: kantonaleundkommunale Beamte, die Betreuer des Kantons-undkantonalen Bauamtsarchivs,<br />
Gemeindeschreiber und -Sekretäre als Verwalter der bedeutsamen Gemeindearchive,<br />
Pfarrer als Hüter der nochjungen Kirchgemeindearchive, Kirchenmesmer als Wächter<br />
über Glockenund Geräteundsogar Polizeibeamte, die mit Parkverbotstafeln einwandfreies<br />
Photographieren ermöglichten, schließlich alle d ieprivaten Besitzerund Bewohner von wertvollen<br />
alten Häusern, die mit appenzellischer Freundlichkeit Einlaßin Stuben, Estriche und<br />
Keller gewährten oder alte Zeichnungen,Gemälde, Photographien, Verzeichnisse und ChronikenzumPhotokopieren<br />
vertrauensvoll ausliehen.<br />
Nicht zuletzt sei auchden gewissenhaften Planzeichnern Henning Larsen, Auenstein AG,<br />
Rosmarie Nüesch-Gautschi, Präsidentin der appenzellischen Sektion des Schweizerischen<br />
Heimatschutzes, Teufen,und O skar Schaub, Zürich,für ihre sorgfältig ausgeführteArbeit<br />
gedankt. Über die Beschaffungder Pläne wachte Hans Ulrich Hohl, Architekt ETH/SIA,<br />
Herisau.<br />
IX
X<br />
Die Druckvorbereitung des Manuskripts besorgte in verdienstvoller Weise noch Dr. Ernst<br />
Murbach, leitender Redaktor, Basel, mit cand. phil.Verena Zimmermann. Die Herstellungsredaktion<br />
sowie die Bild-und Textgestaltung oblagen lic.phil.Hans Haller, wissenschaftlicher<br />
Assistent der Gesellschaftfür Schweizerische Kunstgeschichte, Bern. Mit beispielhaftem Einsatz<br />
undformalem Geschick meisterte er die anspruchsvolle Aufgabe. Eine reibungslose Zu<br />
sammenarbeitmiteinem engagiertenund erfahrenen Mitarbeiterstab des Birkhäuser Verlags<br />
sowie der Klischeeanstalten SchwitterA G und Steiner & Co in Basel ließ die Drucklegung<br />
für alle Beteiligten zueinem eindrücklichen Erlebnis werden.<br />
Trogen,imSeptember 1973 Eugen Steinmann
XI<br />
VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN<br />
Die Abkürzungen von seltener zitierten Titeln, die sich nur auf Gemeinden außerhalb von Herisau<br />
beziehen, finden sich in den betreffenden Quellen- und Literaturverzeichnissen.<br />
AG I u nd II<br />
AHK<br />
AHS<br />
AJB<br />
AK<br />
Alte Urkunden<br />
AMB<br />
Amtsblatt<br />
ANHORN BARTHOLOME,<br />
Appenzellerchronik<br />
VON ARX I-III<br />
ASA<br />
AUB<br />
AZ<br />
BAUMANN<br />
BISOHOFFBERGER<br />
BODMER, Textilgewerbe<br />
BOSSARD I u n d I I<br />
Brückenbüchlein von 1793<br />
BRUCKNER, Fahnenbuch<br />
Bürgerhaus<br />
CONRAD DE FABARIA,<br />
EA<br />
continuatio casuum<br />
Appenzeller Geschichte, Band I, Das ungeteilte Land, verfaßt von<br />
RAINALD FISCHER, W ALTER SCHLAFFER, FRANZ STARK, unter Mitarbeit<br />
von HERMANN GROSSER u n dJOHANNES GISLER, A ppenzellu n dHerisau<br />
1964. - Band II, Appenzell Außerrhoden (von 1597 bis zur Gegenwart),<br />
vonWALTER SCHLÄPFER, Herisau 1972.<br />
Archiv für Historische Kunstdenkmäler in Zürich.<br />
Archives heraldiques suisse/Schweizerisches Archiv für Heraldik (seit 1953<br />
Jahrbuch), 188711.<br />
Appenzellische Jahrbücher, hrsg. von der Appenzellischen Gemeinnützigen<br />
Gesellschaft, 1854 ff. (Bis 1944 bedeuten die Jahreszahlen das<br />
Erscheinungs- und Berichtsjahr, dann nur noch das Berichtsjahr.)<br />
Appenzeller Kalender, 1722 ff.<br />
Alte Urkunden, Verordnungen, Verträge, Kaufverschreibungen etc.<br />
Nach einer von H. Gmdschr. Ant. Scheuß, der von A. 1710 bis 1726<br />
Schreiber gewesen, vorhandenen Copia dieser Briefe ausgezogen An.<br />
1838. Ms., GdeA Herisau.<br />
Appenzellisches Monatsblatt, 1825-1847.<br />
Amtsblatt des Kantons Appenzell der äußern Rhoden, 1834 ff.<br />
Appenzeller Chronik... bis auf das 1626. Jahrund beschrieben im Jahr<br />
Christi 1625... von BARTOLOMEUS ANHORN. MS., KtB Trogen.<br />
ILDEFONDS VON ARX, Geschichten des Kantons St.Gallen, Bände I-III,<br />
St. Gallen 1810, 1811 und 1813.<br />
Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Zürich 1855-1898, neue<br />
Folge 1899-1938.<br />
Appenzeller Urkundenbuch, Band I, bearbeitet von TRAUGOTT SCHIESS<br />
unter Mitwirkungvon ADAM MARTI, Trogen 1913. - Band II, bearbeitet<br />
vonTRAUGOTT SCHIESS, Trogen 1934.<br />
Appenzeller Zeitung 1828ff. (amtliches Publikationsorgan).<br />
JOHANNES BAUMANN, Rechtsgeschichte der reformierten Kirche von<br />
Appenzell A.-Rh., Basel 1897.<br />
BARTHOLOMÄUS BISCHOFFBERGER, Appenzeller Chronic, Das ist die Beschreibung<br />
des löblichen Landsund Eidgenössischen Orts Appenzell Der<br />
Inneren und Usseren Roden..., St.Gallen 1682.<br />
WALTER BODMER, Textilgewerbe und Textilhandel in Appenzell-Außerrhoden<br />
vor 1800, AJB 1959, S. 3-75.<br />
GUSTAV BOSSARD, Die Zinngießer der Schweiz und ihr Werk, Zug 1920<br />
bzw. 1934.<br />
Brücken-und Wegbüchlein, verfaßt seit zirka 1793 von ULRICH MEYER,<br />
Landessäckelmeister und Landesbauherr. Es enthält Angaben desWegbüchleins<br />
von 1655 und Nachträge bis zirka 1802. Ms. in Privatbesitz<br />
Urnäsch. Siehe auch Wegbüchlein.<br />
A.und B. BRUCKNER, Schweizer Fahnenbuch, St.Gallen 1942. - Nachträge,<br />
Zusätze, Register, St. Gallen 1942.<br />
Das Bürgerhaus in der Schweiz, III. Band, erster Teil, Das Bürgerhaus<br />
im Canton Appenzell, hrsg. vom Schweizerischen Ingenieur-und Architektenverein,<br />
Berlin 1913.<br />
Conradi de Fabaria Continuatio Casuum sancti Galli. St. Gallische Geschichtsquellen,<br />
neu hrsg. von G . MEYER VON KNONAU, MVG, neue<br />
Folge, 7. Heft, St. Gallen 1879.<br />
Amtliche Sammlung der eidgenössischen Abschiede 1245-1813. Verschiedene<br />
Orte 1839-1886.
XII<br />
EbAFr<br />
EKKEHARD,Casus<br />
EUGSTER,Herisau<br />
Fahnen-und Wappenbuch<br />
von JOH.CASPAR<br />
ZELLWEGER<br />
FDA<br />
FELDER,Burgen I, II, III<br />
FISCH, CHRONIKI-VII<br />
FISCH, Manuskript<br />
Fliegende Blätter<br />
GAUDY<br />
Gde,GdeA<br />
GdeRPr<br />
GeschäftsordnungGdeV<br />
Geschäftsordnung UGde<br />
HBLS<br />
GRUBENMANN EDUARD,<br />
Die Familien Grubenmann<br />
vonTeufen<br />
IGfr<br />
Investiturprotokolle<br />
Kdm<br />
KdmA<br />
KfbrPr<br />
KGdeA<br />
KGS<br />
KILLER<br />
K.K.<br />
KtA<br />
KtB Trogen<br />
KUCHIMEISTER<br />
KÜRSTEINER<br />
Erzbischöfliches Archiv Freiburg i.Br. Handschriftliche Auszüge von<br />
Dr.PAUL STAERKLE, altStiftsarchivar inSt.Gallen.<br />
Ekkeharti (IV.) Casus sancti Galli. St.Gallische Geschichtsquellen, neu<br />
hrsg. von G. MEYER VON KNONAU, M VG, neue Folge, 5.und 6. Heft,<br />
St. Gallen 1877.<br />
AUGUST EUGSTER, Die Gemeinde Herisau imKanton Appenzell A.Rh.,<br />
Herisau 1870.<br />
Kopien von Wappenscheiben und Fahnen, in Federaquarell ausgeführt<br />
von J OHANNULRICH FITZI (1798-1855)für J OHANN CASPAR ZELLWEGER<br />
(1768-1855), der den Standort der Scheiben und das Datum des Abkopierens<br />
beifügte. Ms., KtBTrogen.<br />
Freiburger Diözesan-Archiv, Freiburg i.Br. 1865ff.<br />
GOTTLIEB FELDER, Die Burgen der Kantone St. Gallen und Appenzell,<br />
NblSG 1907, 1911, 1942.<br />
«Chronick oder Beschreibung über unterschiedliche Gegenstände mit<br />
Zeichnungen und Mahlereyen gesamlet und verfaßt Johannes Fisch<br />
Herisau», 7 Bände. Ms.,um 1815, K tA (BandVII als Depositum im<br />
Hist. Mus. Herisau).<br />
Manuskript für das Archiv zu Herisau, gewidmet von Johannes Fisch,<br />
Landeshauptmann. Ms., 1813, GdA Herisau.<br />
«Sammlung fliegender Blätter, enthaltend zum Teil sehr wichtige Z u<br />
sammenstellungen aus früherer Zeit bis 1838.» Ms., GdeA Herisau.<br />
ADOLF GAUDY, Die kirchlichen Baudenkmäler der Schweiz, Band II:<br />
St.Gallen, Appenzell und Thurgau, Berlin 1923.<br />
Gemeinde, Gemeindearchiv.<br />
Gemeinderatsprotokoll.<br />
Geschäftsordnungder (ordentlichen) Gemeindeversammlung.<br />
Geschäftsordnungder Urnenabstimmungder Gemeinde.<br />
Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, 8 Bände, Neuenburg<br />
I92I-I934-<br />
EDUARD GRUBENMANN, Die FamilienGrubenmann vonTeufen, im Eigenverlag<br />
des Verfassers, Bern 1965.<br />
Innerrhoder Geschichtsfreund, hrsg.vom Historischen Verein Appenzell,<br />
1953 ff-<br />
MANFRED KREBS, Die Investiturprotokolleder Diözese Konstanzaus dem<br />
15. Jahrhundert, 3 Bände (Anhang zum FDA 66-74), Freiburg i.Br.<br />
1 939"1954-<br />
Die Kunstdenkmälerder Schweiz, hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische<br />
Kunstgeschichte, Basel 19270".<br />
Kunstdenkmälerarchiv von Appenzell Außerrhoden.<br />
Kaufbriefprotokoll.<br />
Kirchgemeindearchiv.<br />
Kunstgeschichte der Schweiz von d en Anfängen bis z um Beginn des<br />
20. Jahrhunderts, 4 Bände, angefangen von JOSEPH GANTNER, neu bearbeitet<br />
und fortgesetzt von ADOLF REINLE, Frauenfeld 1936-1968.<br />
JOSEPH KILLER, DieWerkeder Baumeister Grubenmann, Zürich 2 1959.<br />
Kupferstichkabinett.<br />
Kantonsarchivin Herisau.<br />
Kantonsbibliothek inTrogen.<br />
Christian Kuchimeister's Nüwe Casus Monasterii sancti Galli. St. Gallische<br />
Geschichtsquellen, n eu hrsg. von G. MEYER VON KNONAU, M VG,<br />
neue Folge, 8. Heft,St. Gallen 1881.<br />
MAX KÜRSTEINER, Appenzell Außerrhoden vonder Landteilung biszum<br />
Ausscheiden der Schweiz ausdemDeutschen Reiche 1597—1648, Trogen<br />
1920.
XIII<br />
Landesbauherrenbuch<br />
Ldm<br />
LK<br />
M A G Z<br />
MARTIN, Fahnenbuch<br />
M V G<br />
NAEF, Burgen<br />
NblSG<br />
NÜSCHELER, Glocken<br />
NÜSCHELER, Gotteshäuser<br />
PrBK<br />
PrGdeRV<br />
PrGdeV<br />
PrKbKH<br />
PrKGdeV<br />
PrKr<br />
PrKRKH<br />
PrKV<br />
PrVKH<br />
R3<br />
RATBERT, Casus<br />
Reg. Episc. Const.<br />
Registrum subsidii<br />
charitativi<br />
Reimchronik<br />
RITTER<br />
RITTMEYER, Hoheitszeichen<br />
RITTMEYER u n d STEINMANN<br />
ROTACH, Herisau<br />
RPr<br />
G. RÜSCH, DerKanton<br />
Appenzell<br />
«Lands-Bauherren-Buch hinter der Sitter des Kantons Appenzell. Angefangen<br />
Ao. 1655.» (Mit Verträgen, Verzeichnis der obrigkeitlichen<br />
Brücken, «Bericht über die Messung der Brücken u nd Straßen», die<br />
gemäß Erkenntnis des Großen Rats vom5.Mai 1829 vomBauamt hinter<br />
der Sitter zu unterhalten sind.) Ms., KtA,J, 1, 1 undJ, 1, 3. - Ebenda:<br />
Landesbauherrenbuch vor der Sitter. Vgl. Brücken- und Wegbüchlein.<br />
Landammann.<br />
Landeskarte der Schweiz. Eidg. Landestopographie, Wabern-Bern.<br />
Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Zürich 1841fr.<br />
Paul Martin, St. Galler Fahnenbuch, 79. NblSG 1939.<br />
Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte, hrsg. vom historischen<br />
Verein in St. Gallen, 1862 fr.<br />
Archiv (sanct Gallischer) Burgen und Edelsitze...imUmfang der Kantone<br />
St. Gallen, Appenzell undThurgau mit beigefügten Ansichten und<br />
Beschreibungen, gesammelt von August Naef,Band II, Stift St. Gallische<br />
Landschaft MDCCCXLV (1845). Ms., Stadtbibl. Vadiana, St.Gallen.<br />
Neujahrsblatt, hrsg. v om Hist. Verein des Kantons St. Gallen, 1860 ff.<br />
ARNOLD NÜSCHELER, Die Glocken, ihre Inschriftenund GießerimKanton<br />
Appenzell, AJB, 2. Folge, 10. Heft, Trogen 1882, S. 24-83.<br />
ARNOLD NÜSCHELER, Die Gotteshäuser der Schweiz, zweitesHeft, Bisthum<br />
Constanz, Zürich 1867.<br />
Protokollder Baukommission.<br />
Protokollder Gemeinderatsverhandlungen.<br />
Protokoll der Gemeindeversammlungen.<br />
Protokoll der Kirchenbau-Kommission 1903-1907, Herisau.<br />
Protokoll der Kirchgemeindeversammlungen.<br />
Protokoll der Kirchenrechnungen.,<br />
Protokollder « Kommission für die RShovationder evangelischen Kirche,<br />
Herisau» vom 24. Februar 1955 bis 22. März 1961.<br />
Protokoll der Kirchenvorsteherschaft.<br />
Protokoll der Vogteiräte & Kirchhören 1743-1802, Herisau.<br />
MARC ROSENBERG, Der Goldschmiede Merkzeichen, 3. Auflage, 4 Bände,<br />
Frankfurt a.M. 1922-1928.<br />
Ratberti Casus s. Galli, St.Gallische Geschichtsquellen II, neu hrsg.<br />
von G . MEYER VON KNONAU, MVG, neue Folge, 3. Heft, St. Gallen<br />
1872, IH-XX undS. 1-64.<br />
Regesta Episcoporum Constantiensium, bearbeitet von TH. MÜLLER,<br />
P. LADEWIG (Band I, Innsbruck 1895) und K. RIEDER, Band II-VII,<br />
Innsbruck 1905, 1926 und 1941.<br />
KARL RIEDER, Das Registrum subsidii charitativi der Diözese Konstanz<br />
ausdemJahre 1508, FDA, neue Folge, Band 8, 1907, S. 1-108.<br />
Reimchronik des Appenzellerkrieges (1400-1404), hrsg. von TRAUGOTT<br />
SCHIESS, St. Gallen 1913.<br />
KARL RITTER, Die Teilung des Landes Appenzellim Jahre 1597. Trogen<br />
1897.<br />
Dora Fanny Rittmeyer, Hoheitszeichen des Kantons Appenzell-Außerrhoden,AJB<br />
1964, 92. Heft, Trogen 1965, S. 3-11.<br />
DORAFANNY RITTMEYERu n d EUGEN STEINMANN,DieSilber-,Zinn- u n d<br />
Kupfergeräte von Appenzell-Außerrhoden, AJB 1965, 93. Heft, Trogen<br />
1966, S. 3-53.<br />
WALTER ROTACH, Die Gemeinde Herisau, Ortsbeschreibung u nd Geschichte,<br />
Herisau 1929.<br />
Räteprotokoll.<br />
GABRIEL RÜSCH, Der Kanton Appenzell, historisch, geographisch, statistisch<br />
geschildert. Historisch-geographisch-statistisches Gemälde der<br />
Schweiz, 13. Heft, St. Gallen und Bern 1835.
XIV<br />
G. RUSCH, Kuranstalten<br />
SCHÄFER, Materialien<br />
SKL<br />
SCHLATTER<br />
SLM<br />
SONDEREGGER, Ortsund<br />
Flurnamen<br />
SONDEREGGER, Siedlungsgeschichte<br />
SONDEREGGER, Wehrwesen<br />
STARK, Glaubensspaltung<br />
SZG<br />
T HIEME-BECKER<br />
TÜOHLE, Dedicationes<br />
UBSG<br />
WALSER<br />
WALSERIII<br />
WALSER I V<br />
WALSER V<br />
Wappenbuch<br />
Wegbüchlein<br />
Z A K<br />
Z B Z<br />
ZELLWEGER,G A V<br />
ZELLWEGER,Urk.<br />
ZELLWEGER, Urkunden<br />
undAkten 1597-1750<br />
GABRIEL RÜSCH, Historisch-geographische Darstellung des Kantons Appenzell,<br />
mit besonderer Berücksichtigung seiner Kuranstalten, Alpengegendenund<br />
Industrie, St. Gallen 1844.<br />
«Materialien zu einer vaterländischen Chronik des Kantons Appenzell<br />
VR.», hrsg. von JOHANN KONRAD SCHÄFER, Herisau 1810-1813.<br />
Schweizerisches Künstler-Lexikon, redigiert von CARL BRUN, 4 Bände,<br />
Frauenfeld 1905-1917.<br />
SALOMON SCHLATTER, Das Appenzellerhaus und seine Schönheiten,<br />
St. Gallen 1944 2 .<br />
Schweizerisches Landesmuseum in Zürich.<br />
STEFAN SONDEREGGER, Die Orts- und Flurnamen des Landes Appenzell,<br />
BandI; Grammatische Darstellung, Beiträgezur Schweizerischen Mundartforschung,<br />
BandVIII, Frauenfeld 1958.<br />
STEFAN SONDEREGGER, Grundlegung einer Siedlungsgeschichte des Landes<br />
Appenzell anhand der Orts- und Flurnamen, AJB 1956, 85. Heft,<br />
Trogen 1957, S. 3-6B.<br />
STEFAN SONDEREGGER, Das altappenzellische Wehrwesen im Lichte der<br />
Orts- und Flurnamen,AJB 1961, 89. Heft,Trogen 1962.<br />
FRANZ STARK, Die Glaubensspaltungim Lande Appenzell bis zur Badener<br />
Disputation 1526, Appenzell 1955.<br />
Schweizerische Zeitschriftfür Geschichte, I95iff., Fortsetzung der Zeitschrift<br />
für Schweizerische Geschichte, hrsg. von der Geschichtsforschenden<br />
Gesellschaft der Schweiz, 1920-1950.<br />
Allgemeines Lexikon der bildenden Künste von der Antike bis zur<br />
Gegenwart, begründetvon ULRICH THIEME u n d FELIX BECKER,37 Bände,<br />
Leipzig 1907-1950.<br />
HERMANN TÜCHLE, Dedicationes Constantienses, Kirch- und Altarweihen<br />
im Bistum Konstanz bis z.J. 1250, Freiburg i.Br. 1949.<br />
Urkundenbuch der Abtei St. Gallen, bearbeitet von HERMANN WART<br />
MANN (Bände I-IV), PLACIDUS BUTLER, TRAUGOTT SCHIESS, JOSEPH<br />
MÜLLER und PAUL STAERKLE, 7 Bände, Zürich 1863 und St. Gallen<br />
1882-1955.<br />
GABRIEL WALSER, Neue Appenzeller-Chronick oder Beschreibung des<br />
Cantons Appenzell Der Innern- und Außern-Rooden..., erster und<br />
zweiter Teil, St. Gallen 1740.<br />
GABRIEL WALSER, Appenzeller-Chronick,Anno 1732-1763, Trogen 1829.<br />
Der Appenzeller Chronik von Gabriel Walser vierter Teil, fortgesetzt<br />
von GABRIEL Rüsch, Trogen 1831.<br />
Walsers Appenzeller-Chronik, fortgesetzt von Dr. GABRIEL RÜSCH, AJB,<br />
37. und 38. Heft, Trogen 1909 bzw. 1910, S. 1-96 bzw. S. 1-33.<br />
ERNSTH . KOLLER u n d JAKOB SIGNER, Appenzellisches Wappen-u n d<br />
Geschlechterbuch, Bern undAarau 1926.<br />
Weg- und Brückenbüchlein von 1655 bis 1856, entspricht teilweise dem<br />
zweiten Teil des Brückenbüchleins (s.o.). Ms., K tA (Bauamtsarchiv).<br />
Zeitschrift für Schweizerische Archäologie u nd Kunstgeschichte, hrsg.<br />
vom Schweiz. Landesmuseum in Zürich, Basel 1939 ff.<br />
Zentralbibliothek Zürich.<br />
JOHANN CASPAR ZELLWEGER, Geschichte des Appenzellischen Volkes,<br />
3 Bände in 4 Teilen, Trogen 1830-1840.<br />
JOHANN CASPAR ZELLWEGER, Urkunden zu Johann Caspar Zellwegers<br />
Geschichte des Appenzellischen Volkes, 3 Bände in 7 Teilen, Trogen<br />
1831-1838.<br />
Notizen, Abschiede u nd Urkunden von zirka 1597 bis zirka 1750, gesammelt<br />
von JOHANN CASPAR ZELLWEGER, 5 Bände und Registerband,<br />
Ms., KtB Trogen.
XV<br />
KANTON APPENZELL AUSSERRHODEN<br />
.HEIDEN<br />
< I.RH<br />
^<br />
jlCHWELLBRLlNN#<br />
SCHÖNENG RUND:<br />
\<br />
KANTON<br />
APPENZELL<br />
INNERRHODEN<br />
Stadt<br />
Flecken<br />
Dorf<br />
Weiler<br />
Gedeckte Holzbrücke<br />
Burgruine<br />
— Kantonsgrenze<br />
Bezirksgrenze<br />
Gemeindegrenze<br />
In B and I bearbeitet<br />
10 KM<br />
Publikation folgt<br />
Abb. I. Übersichtskarte des Kantons Appenzell Außerrhoden. Maßstab i : zirka 250000. Der Halbkanton<br />
Appenzell Außerrhoden umgreiftden Halbkanton Innerrhoden hufeisenförmig. 1597 trennten<br />
sich die reformiert gewordenen sechs äußern Rhoden samt der halben Rhode Gais von den innern, in<br />
der alten Pfarrei Appenzell vereinigten sechs Rhoden. Die gegenseitigen Grenzen blieben zur Hauptsache<br />
diejenigen der alten Pfarrei Appenzell gegenüber den angrenzenden äußern Rhoden. Gegen<br />
Bühler und Gais und besonders bei der zweigeteilten innerrhodischen Enklave Oberegg wurden die<br />
unbefriedigenden Grenzverhältnisse erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bereinigt. - Appenzell<br />
Außerrhoden ist durch die Sitter in zwei Hälften geteilt, diezu historischen Spannungsfeldern<br />
geworden sind: das Land vorund das Land hinter der Sitter. Dieses entspricht dem heutigen Hinterland.<br />
Das Land vor der Sitter umfaßt das heutige Mittel- unddas Vorderland, die durch die Goldach<br />
voneinander getrennt sind. Diese Dreiteilung in Hinter-, Mittel-und Vorderland wurde erstmalsin der<br />
Helvetik kurzfristig gebraucht, doch erst durch die Kantonsverfassung von 1876für die Abgrenzung der<br />
Bezirksgerichte eingebürgert.
"c'' .
TAFEL I<br />
Herisau und Hundwil. Ratsscheibe von Herisau mit dem König als gerechtem Richter zwischen den<br />
allegorischen Frauengestalten der Gerechtigkeit und Liebe. Werk des Zürcher Glasmalers Josias<br />
Murer, 1609. Ins Rathaus von Hundwil gestiftet. Heute im Kantonalen Bank- und Verwaltungsgebäude<br />
Herisau. — Text S. 383f.
DER KANTON APPENZELL AUSSERRHODEN<br />
i - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
2<br />
EINLEITUNG<br />
LAGE UND GESTALT<br />
Der Halbkanton Appenzell Außerrhoden umfängt den Halbkanton Appenzell<br />
Innerrhoden und sein Gebirge, den Alpstein mit dem Säntis, von Nordwesten her<br />
wie ein Hufeisen, und um beide legt sich wie ein Ring der Kanton St. Gallen. Die<br />
im Alpstein entspringende Sitter teilt Außerrhoden mit ihren Tobein in zwei ungleiche<br />
Hälften, die in der Geschichte des Ländchens zu politischen Spannungsfeldern<br />
geworden sind. Die Zuflüsse der Sitter, von Osten her der Rot- und der<br />
Wattbach, im Westen die Urnäsch, und weitere Flüsse wie die Goldach, die im<br />
östlichen Landesteil das Mittel- vom Vorderland trennt, der Glattbach, der im<br />
westlichen Landesteil durch die Gemeinde Herisau der Thür zufließt und an der<br />
Nordwestgrenze zum Kanton St. Gallen auch das Wasser des von Schwellbrunn herabfließenden<br />
Wissenbachs aufnimmt, all diese Flüsse haben sich mit tiefen und wilden<br />
Schluchten durch das anmutige sanfte Hügelland gegraben und unzählige Seitenbäche<br />
auch die Abhänge dieser Tobel fischgratartig aufgerissen. Oben auf grünenden<br />
Höhen, auf sonnigen Terrassen, Hügelrücken und auch in Mulden, wo<br />
einst nur Wald gestanden haben mag, liegen heute die Dörfer mit ihren Kirchen und<br />
um sie weit zerstreut einzelne Bauernhöfe oder auch kleine Weiler in einer Siedlungsweise,<br />
wie sie den einst vom Mittelland her vordringenden Alemannen eigen war.<br />
Der Verkehr über Höhen und Tiefen hinweg verlief bis ins 19. Jahrhundert hinein<br />
auf schmalen Saum- und Karrenwegen, die sich oft steil und mühsam in die Tobel<br />
hinabwanden und wieder emporklommen. Unten führten offene Stege, an den<br />
«Landstraßen» meistens gedeckte Holzbrücken, die vor Unwetter Schutz boten,<br />
aber von Hochwassern gelegentlich auch weggerissen wurden, über den Fluß. Ihre<br />
Inschriften unterrichteten den Lesekundigen über Baumeister und Bauherren des<br />
kunstvollen Zimmermannswerks oder regten mit einem Spruch wie «Aus der Tiefe<br />
rufe ich zu dir, o Herr» (Herisauer Tobel) zu besinnlichem Innehalten an. Bis heute<br />
sind die Straßen neben Eisen- und Straßenbahnen die wichtigste und für manche<br />
Gemeinden einzige Verkehrsverbindung geblieben; doch hat die moderne Technik<br />
nicht nur bequemere und breitere Straßen angelegt, sondern diese auch auf imposanten<br />
Stein- und Betonbrücken hoch über die Abgründe der Schluchten und Tobel<br />
hinweggeführt, in denen die verbliebenen alten Holzbrücken an den zu Wanderwegen<br />
gewordenen ehemaligen «Landstraßen» in einen Dornröschenschlaf versunken<br />
sind.<br />
POLITISCHE VERHÄLTNISSE<br />
A. Bis zur Bildung eines selbständigen Staatswesens nach dem Freiheitskrieg [1401-142g).<br />
Der Name Appenzell, als Abbacella 1071 erstmals erwähnt (AUB 18), bezeichnete<br />
ursprünglich nur die Ortschaft mit Kirche und äbtischem Meierhof, den einstigen<br />
Hauptort des gesamten Landes und heutigen Hauptort von Appenzell Innerrhoden,<br />
seit dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts aber auch das Land selbst.<br />
Seit dem 7./S.Jahrhundert stießen alemannische Siedler (zuerst vom Thurgau her)<br />
ins Hinterland, später (auch von St. Gallen und vom Rheintal her) ins Mittel- und<br />
Vorderland vor, rodeten das bewaldete Hügelland und machten es urbar. In diesem<br />
konnte das Kloster St. Gallen, das wahrscheinlich um 719 durch Schenkung Waltrams
EINLEITUNG 3<br />
in den Besitz des Arboner Forstes gelangt war (SZG2, 1952, S. 473-524), allmählich<br />
sowohl durch Schenkungen seitens freier Bauern als auch durch Rodung mit Hilfe<br />
von Eigenleuten eine ausgedehnte Grund-und Lehensherrschaft errichten und daher<br />
von den lehenspfiichtigen Gotteshausleuten Zinsen und Zehnten beziehen. Mit einer<br />
Güterübertragung 821 durch Rihhoh und Roadhoh in Schwänberg in der Gemeinde<br />
Herisau an das Kloster St. Gallen, womit sich die beiden Freien mit ihren Nachkommen<br />
in ein erbliches Lehensverhältnis mit dem Kloster begaben, beginnt die urkundliche<br />
Namensnennung im Appenzellerland überhaupt (AUB 1). Im Appenzeller<br />
Vorderland gegen das sanktgallische Rheintal vermochte auch das bischöfliche Hochstift<br />
Konstanz vom Hof Horn und Hof Thal her grundherrliche Rechte zu erwerben.<br />
In der genossenschaftlich organisierten äbtischen Grundherrschaft führten anfänglich<br />
Meier, die sich oft zu Rittern und Burgherren emporschwangen, seit dem<br />
13./14. Jahrhundert Ammänner, die unter der milden RegierungAbt Hermanns von<br />
Bonstetten (1333-1360) auch aus einheimischen Familien erwählt wurden, die Verwaltung<br />
in einzelnen Gegenden und übten die niedere Gerichtsbarkeit aus. Appenzell,<br />
Herisau, Hundwil und Trogen bildetenje ein Amt; Teufen gehörte seit zirka 1377<br />
zum sanktgallischen Hofamt, einzelne Leute in Teufen und die Leute auf Gais zum<br />
Sonderamt. Auch die sogenannten Freien des Obern Thurgaus und die Freien zu<br />
Schwänberg gerieten in die wirtschaftliche Abhängigkeit des Klosters. - Schon im<br />
13./14. Jahrhundert waren einzelne appenzellische Ämter in mehrere Rhoden (Steuerbezirke<br />
und militärische Einheiten) unterteilt. Appenzell in sechs. Trogen in fünf,<br />
vielleicht auch in sechs, Hundwil in drei, nämlich in Ober- und Unter- bzw. Hinterund<br />
Vorderhundwil (spätere Gemeinde Stein) und Urnäsch. Während sich in Appenzell<br />
die sechs Rhoden als Bezirke bis heute erhalten haben und bis in die neuere<br />
Zeit eine einzige Kirchhöre bildeten, entstanden aus den äußern Rhoden, abgesehen<br />
von Trogen, das nach dem Freiheitskrieg eine mehrere Gemeinden umfassende<br />
Gesamtrhode bildete, einzelne Hauptmannschaften, d.h. Gemeinden. Im Falle von<br />
Herisau, Urnäsch und Teufen entsprachen diese der Kirchhöre, im Falle der beiden<br />
Hundwil bildeten zwei Rhodsgemeinden eine Kirchhöre (Kirchgemeinde) bis zur<br />
Kirchen- und Gemeindegründung von Stein 1749.<br />
Die Vogtei, der weltliche Schutz und Schirm über den sanktgallischen Klosterbesitz,<br />
war unter Kaiser Friedrich Barbarossa nach 1167 samt der damit verbundenen<br />
Vogtsteuer ans Reich übergegangen. Die Reichsvogtei St. Gallen umfaßte neben<br />
sanktgallischen Gemeinden jene von Appenzell, Urnäsch, Hundwil und Teufen.<br />
Herisau und Trogen bildetenje eine besondere Vogtei. Das Vorderland unterstand<br />
zum Teil der Reichsvogtei Rheineck. Durch Verpfändung fiel die Reichsvogtei und<br />
-Steuer unter Kaiser Ludwig dem Bayern 1345 an den Abt von St. Gallen selbst<br />
(AUB 74). So begannen sich die klösterlichen Rechte der Grundherrschaft schon<br />
unter Abt Hermann von Bonstetten mit den Rechten der Reichsvogtei und des damit<br />
verbundenen Hoch- oder Blutsgerichts zu einer äbtischen Landeshoheit zu vereinigen.<br />
Unter der straffen Regierung des streitbaren Abtes Kuno von Stoffeln (1379-1411),<br />
der auch die Reichsvogteien von Herisau und Trogen sowie die Freivogteien des<br />
Obern Thurgaus und von Schwänberg an sich brachte (AUB 134, 153, 908), führte<br />
rücksichtsloses Eintreiben der betreffenden Steuern und der restaurative Versuch,<br />
die den Bauern unter den Vorgängern eingeräumten freiheitlichen Rechte zu beschränken,<br />
zum Ausbruch des Freiheitskrieges (1401-1429), der in den für die Appen-
4 DER K ANTON A PPENZELL A USSERRHODEN<br />
zeller siegreichen Schlachten an der Vögelinsegg 1403 und am Stoß 1405 entscheidende<br />
Höhepunkte erreichte. Der gemeinsame Kampf einte die Bergbevölkerung.<br />
Schon 1379 ist «Appazell» als Kollektivname erwähnt (AUB 129), und 1403 kommt<br />
die Einheit des Landes Appenzell erstmals auch durch die Verwendung eines gemeinsamen<br />
Landessiegels zum Ausdruck (AUB 190). Für die Sache der Freiheit<br />
fanden die Appenzeller bei den Bürgern der Stadt St. Gallen und der süddeutschen<br />
Städte sowie bei den Bauern der Urschweiz Bundesgenossen: 1377 Beitritt von Appenzell,<br />
Hundwil, Urnäsch, Gais und Teufen zum süddeutschen Städtebund (AUB<br />
n8), 1401 «Volksbund» der Gotteshausleute von Appenzell, Hundwil, Urnäsch,<br />
Trogen, Teufen, Speicher, Gais, Herisau und von etlichen sanktgallischen Gemeinden<br />
(Wittenbach, Goßau, Waldkirch und Bernhardzell) mit der Stadt St. Gallen<br />
(AUB 161, 162), 1402/03 Aufnahme der Appenzeller in ein Landrecht mit Schwyz<br />
(AUB 190), 1411 Abschluß eines Burg- und Landrechts mit den sieben Alten Orten<br />
ohne Bern (AUB 307), 1452 eines vorteilhaftem ewigen Bündnisses mit denselben<br />
Orten (AUB 843), endlich 1513 Aufnahme von Appenzell als dreizehntem gleichberechtigtem<br />
Ort in den Bund der Eidgenossenschaft (AUB 1621). - Erst 1458-1460,<br />
1465 und 1474 wurden die im Freiheitskampf den Letzinen nach behaupteten<br />
Grenzen gegen das äbtische Gebiet durch eidgenössischen Schiedsspruch rechtlich<br />
anerkannt (AUB 879, 898, 907, 999, 1105. Vgl. 1143: Grenzen zwischen Kurzenberg<br />
und Rheintal) und 1466 den Appenzellem vom Reich die hohe Blutsgerichtbarkeit zuerkannt<br />
(AUB 1012).<br />
Die politische Autonomie und staatliche Souveränität bedeutete noch nicht Abgabefreiheit<br />
gegenüber den Ansprüchen der klösterlichen Grundherrschaft. Diese mußten<br />
mit hohen Summen abgelöst werden, was die Appenzeller hauptsächlich erst im<br />
16. Jahrhundert vermochten. Als letzte Abgabe wurde 1566 der sogenannte Fall abgelöst<br />
(AUB 2773). - Einen Machtzuwachs brachte den Appenzellem der Besitz des<br />
Rheintals mit der Vogtei Rheineck 1460-1490; sie gingen aber dessen zur Strafe für<br />
den Rorschacher Klosterbruch von 1489 wieder verlustig (AUB 913, 1331). Von 1500<br />
an bis zum Untergang der Alten Eidgenossenschaft 1798 stellten sie jedoch als Mitregenten<br />
der sieben östlichen Alten Orte turnusgemäß den Landvogt (AUB 1479).<br />
B. Die Landteüung ijgy. Die Glaubensspaltung riß zwischen der altgläubigen<br />
Kirchhöre Appenzell mit ihren sechs Innern Rhoden und den neugläubigen Kirchhören<br />
der äußern sechs Rhoden samt Gais eine tiefe Kluft auf (s.u.). Im Laufe des<br />
16. Jahrhunderts verschärften sich die Gegensätze. Ursache dazu bildete die Annahme<br />
des Gregorianischen Kalenders einerseits und dessen Ablehnung anderseits,<br />
die gegenreformatorische Wirksamkeit der 1587 in Appenzell niedergelassenen Kapuziner,<br />
die zur Vertreibung der Reformierten aus Appenzell 1588 und Einführung<br />
der Parität in Grub 1589 führte, und schließlich der Beitritt der innern Rhoden zum<br />
spanischen Bündnis 1596. Aus dieser politisch unhaltbaren Situation konnte nur noch<br />
die Landteilung führen. Von den äußern Rhoden wurde sie an einer Landsgemeinde<br />
vom 2. Juni 1597 in Hundwil, von den innernam 15.Juni in Appenzell beschlossen.<br />
Eine außerordentliche außerrhodische Landsgemeinde von Teufenam 7. September<br />
hieß den Inhalt des am folgenden Tag unterzeichneten Landteilungsvertrags gut<br />
(AUB 4139, 4140). An einer außerordentlichen Landsgemeinde a m 2. Dezember<br />
1597 in Hundwil wurde Trogen mit knappem Mehr zum Hauptort von Appenzell
EINLEITUNG 5<br />
Außerrhoden erkoren. Maßgeblich für die Zugehörigkeit zu Inner- oder Außerrhoden<br />
war die katholische oder reformierte Konfession. Die dadurch entstandene verworrene<br />
Rechtslage hauptsächlich in Oberegg und Reute, wo eine Mehrheit innerrhodischer<br />
Liegenschaften im Besitz von Katholiken und eine Minderheit außerrhodischer<br />
Liegenschaften im Besitz von Reformierten zum Teil bunt gewürfelt nebeneinander<br />
lag (AUB 4131), wurde erst 1870 durch bundesrätlichen Entscheid bereinigt. - Im<br />
übrigen verlangte der Landteilungsvertrag unter anderm von Außerrhoden die<br />
Schaffung eines neuen Banners (Wappens) und Siegels. Urkunden und eroberte Banner<br />
blieben gemeinsamer Besitz, mußten aber in Appenzell aufbewahrt werden.<br />
C. Der Stand Appenzell Außerrhoden. 1. Rhoden und Gemeinden. Außerrhoden bestand<br />
nach der Landteilung aus sechseinhalb Rhoden: Urnäsch, Herisau, den beiden Hundwil.<br />
Teufen, das mit Speicher und seit Beginn des 17. Jahrhunderts auch mit Roten<br />
(Bühler) zusammen eine Rhode bildete,und der das ganzeVorderland mitumfassenden<br />
Rhode Trogen. Diese setzte sich aus zwei Halbrhoden zusammen. Die eine umfaßte<br />
die beiden Hauptmannschaften und Kirchhören Trogen und Grub, die andere die ins<br />
Rheintal kirchgenössigen Gemeindenam Kurzenberg,am Obern und Untern Hirschberg<br />
(Reute und Walzenhausen) und auf Oberegg (AUB 4131, 4138). Zu diesen<br />
ehemaligen sechs äußern Rhoden gesellte sich seit 1597 die von den innern Rhoden<br />
abgetrennte halbe Rhode Gais. - Das 17. und 18. Jahrhundert stand im Zeichen<br />
neuer Gemeindehildungen: 1649 (!) trennte sich Schwellbrunn von Herisau. Der Kurzenberg<br />
teilte sich nach dem Kirchenbau 1652 in Heiden und Wolfhalden in die drei<br />
Gemeinden Heiden, Wolfhalden und Lutzenberg. Weitere Kirchenbauten führten<br />
1669 zur Abtrennung der Gemeinde Rehetobel und 1686 der Gemeinde Wald von<br />
Trogen, 1720 der Gemeinde Waldstatt von Herisau und der Gemeinde Schönengrund<br />
von Urnäsch, 1723 der Gemeinde Bühler von Teufen, 1687/88am Obern Hirschberg<br />
zur Bildung der Gemeinde Reute. 1748 wurde schließlich in der vordem Hundwiler<br />
Rhode die Gemeinde Stein gegründet. Seither besteht Außerrhoden aus zwanzig autonomen<br />
Gemeinden. Die Leitung und Verwaltung dieser Gemeinden bzw. Kirchhören,<br />
Rhoden oder Hauptmannschaften oblag den Gemeinde- bzw. Kirchhörehauptleuten,<br />
d.h.je einem regierenden und stillstehenden Hauptmann (eine Unterscheidung, die<br />
gemäß der Verfassung von 1876 aufgegeben wurde) und ihren Räten oder «Ratsfreunden»<br />
in einer Anzahl, wie sie von den Landbüchern einer Gemeinde nach<br />
ihrer Größe und Bedeutung als Abgeordnete in den Kleinen und Großen Rat des<br />
Landes zuerkannt wurden (Tabelle inAG II, S.49). Als Schreiber amtete der Kirchhöre-<br />
oder «Gopeyschreiber». {Weitere Quellen bei den Gemeinden).<br />
2. Lands gemeinde, Landesheamte, Obrigkeit und Räte. Appenzell Außerrhoden besitzt<br />
wie Innerrhoden bis heute eine direkte Demokratie. An der jährlichen Landsgemeinde<br />
wählen noch jetzt die stimmberechtigten Männer durch offenes Handmehr<br />
Regierung und oberstes Gericht und stimmen über Gesetzesvorlagen ab. Regierung<br />
und Rat haben indessen durch die Verfassungsänderungen im 19. Jahrhundert,<br />
besonders 1858 und 1876, eine grundlegende Umwandlung erfahren. Bis 1858 blieb<br />
im wesentlichen die Regierungsform in Kraft, wie sie in den alten Landbüchern<br />
(Verfassungs- und Gesetzesbüchern) von zirka 1600, von 1615, 1632, 1655 und 1747<br />
umschrieben ist und im großen ganzen auf die Verfassung des ungeteilten Landes<br />
zurückgeht. - a) Die Verfassung bis 1858. Mit Rücksicht auf die bei der Wahl von
6 DER K ANTON A PPENZELL A USSERRHODEN<br />
Trogen zum Hauptort knapp unterlegenen Rhoden hinter der Sitter, Urnäsch,<br />
Herisau und Hundwil, wurde zuerst die abwechslungsweise Tagung der Landsgemeinde<br />
in Trogen oder an einem der drei Orte hinter der Sitter beschlossen. In<br />
Herisau tagte eine einzige ordentliche Landsgemeinde 1599, in Urnäsch überhaupt<br />
keine. Dagegen wurde Hundwil gemäß Landbuch von 1615 regelmäßiger Tagungsort<br />
der ordentlichen Landsgemeinden im Wechsel mit Trogen bis heute. Für Trogen<br />
traf es die geraden, für Hundwil die ungeraden Jahre. - Die Landsgemeinde erkor<br />
die obersten Landesbeamten (!), nämlich den Landammann, der die Landsgemeinde leitete,<br />
den Vorsitz in den verschiedenen Ratsversammlungen und Gerichten führte, Amtsbefehle<br />
erteilte und den Stand in der Regel an der Tagsatzung vertrat, den Landesstatthalter<br />
als Stellvertreter des Landammanns, den Landessäckelmeister als Verwalter<br />
des Staatsvermögens, den Landshauptmann als Kommandanten des Landeskontingents<br />
und den Landsfähnrich als Träger des Landesbanners. Diesen beiden wurden jedoch<br />
im Laufe des 18. Jahrhunderts anstelle der militärischen immer mehr zivile Aufgaben,<br />
u.a. das Bauherrenamt, übertragen. Ein eigentliches Regierungskollegium bildeten<br />
diese fünf obersten Beamten nicht. Die Regierungsbeschlüsse faßte der Rat<br />
(s.u.). Außerdem wählte die Landsgemeinde den Landweibel und den Landschreiber.<br />
Zur Beilegung von Animositäten in dem an Stimmenzahl dem Land vor der Sitter<br />
unterlegenen Land hinter der Sitter wurde 1647 ein bis 1858 dauerndes Doppelregime<br />
eingeführt. Die fünf höchsten Landesämter wurden durchje einen Vertreter<br />
aus beiden Landesteilen doppelt besetzt. Im regelmäßigen Wechsel einer zweijährigen<br />
Amtszeit führte ein regierender Landammann aus einem der beiden Landesteile die<br />
Geschäfte des ganzen Landes und verwahrte das große Landessiegel (s.d.). Stellte<br />
der eine Landesteil den regierenden Landammann, so der andere, wo sich der alt oder<br />
stillstehende Landammann befand, sowohl, wie schon früher, den regierenden Statthalter,<br />
der das kleine Landessiegel verwahrte, als auch den regierenden Säckelmeister. Dem<br />
alt oder stillstehenden Landammann wurde seit dem Ende des 17. Jahrhunderts<br />
gewöhnlich der Titel eines Bannerherrn verliehen, mit welcher Ehrenstelle schon längst<br />
keine wirkliche Funktion mehr verbunden war. Seit 1647 amtete auch je ein Landesbauherr<br />
vor und hinter der Sitter. - Das eigentliche Regiment übten die Ratsversammlungen<br />
mit ihren Beschlüssen aus. Der Große Z we tf ac he Landrat (oder «Neu und<br />
alt Räth»), die höchste und größte Ratsversammlung, tagte einmal im Jahr abwechslungsweise<br />
in Trogen oder Herisau, wählte die nicht von der Landsgemeinde<br />
gewählten Landesbeamten, wie die Landesbauherrn, und hatte gesetzgeberische<br />
Gewalt. Er setzte sich seit 1723 aus den zehn höchsten Landesbeamten, den regierenden<br />
und stillstehenden Gemeindehauptleuten (seit 1749 vierzig), weitern delegierten<br />
Ratsherren aus den Gemeinden, dem Landweibel und Landschreiber zusammen. -<br />
Der Große Rat, der aus den zehn höchsten Landesbeamten, den zwei Bauherren, dem<br />
Siechenpfleger, den regierenden Gemeindehauptleuten, dem Landweibel und dem<br />
Landschreiber, gelegentlich noch aus dem stillstehenden Hauptmann von Trogen<br />
und Herisau bestand, tagte ebenfalls abwechselnd in Trogen und Herisau, für die<br />
Herbstrechnung jedocham Wohnort des Landammanns, für die Frühlingsrechnung<br />
am Ort der nächsten Landsgemeinde, besorgte die laufenden Regierungsgeschäfte<br />
und befaßte sich als oberste richterliche Instanz mit Zivil- und Strafsachen. - Der<br />
Kleine Rat vor und hinter der Sitter befaßte sich vor allem als niedere Gerichtsinstanz<br />
mit Straf- und Zivilsachen. Er setzte sich aus dem regierenden Landammann, einem
EINLEITUNG 7<br />
Landesbeamten des Bezirks, einem Teil der Räte des Tagungsorts und je einem abgeordneten<br />
Ratsherrn aus jeder Gemeinde des Bezirks zusammen und tagte alle<br />
acht bis vierzehn Tage abwechselnd in der Reihenfolge Trogen-Urnäsch-Trogen-<br />
Herisau-Trogen-Hundwil. - b) Helvetik 1798-1803. In dieser Zeit bildete Außerrhoden<br />
mit Innerrhoden und dem nördlichen Teil des heutigen Kantons St. Gallen<br />
den Kanton Säntis. Dabei entfielen auf Außerrhoden drei der dreizehn Distrikte,<br />
nämlich der Distrikt Herisau mit Herisau (Hauptort), Schwellbrunn, Waldstatt,<br />
Schönengrund und Urnäsch, der Distrikt Teufen mit Teufen (Hauptort), Hundwil,<br />
Stein, Bühler, Gais, Speicher und Trogen sowie der Distrikt Wald mit Heiden (Hauptort),<br />
Wald, Rehetobel, Grub, Wolfhalden, Lutzenberg, Walzenhausen und Reute<br />
samt Oberegg und Hirschberg. - c) Restauration und Regeneration. Die Zeit nach der<br />
Mediation 1803 und nach dem Bundesvertrag von 1815 stand im Zeichen der Restauration,<br />
der Wiederherstellung der alten Verfassung und des alten Rechts. - Im<br />
Geist der Regeneration und des Liberalismus, der sich schon in den 1820er Jahren<br />
mächtig regte, entstand die Verfassung von 1834. Deren wichtigste Errungenschaft war<br />
neben der Trennung von Verfassung und Gesetz die Gewährung von Niederlassungsund<br />
Glaubensfreiheit. - d) Die Verfassung von 1858. Sie beseitigte das Doppelregiment<br />
vor und hinter der Sitter, schuf als oberste Exekutive die «Standeskommission», Vorgängerin<br />
des Regierungsrates, kannte nur noch eine gesetzgebende große Ratsversammlung,<br />
den Großen Rat, Vorläufer des Kantonsrates, und vollzog vor allem<br />
die schon lange angestrebte Trennung von Regierungs- und Gerichtsgewalt durch<br />
Schaffung eines kantonalen Obergerichts. In Anpassung an die freiheitliche Bundesverfassung<br />
von 1848 garantierte sie zur bereits bestehenden Niederlassungs- und<br />
Glaubensfreiheit hinzu auch die Kultusfreiheit, außerdem das Stimm- und Wahlrecht<br />
für nicht außerrhodische Schweizer Bürger im Kanton. - Infolge Münzreform<br />
1850 Einführung der Franken- anstelle der Guldenwährung. - e) Die Verfassung von<br />
i8y6 bzw. igoS. Sie bezeichnete die Exekutive, die frühere Standeskommission, als<br />
Regierungsrat, den Großen Rat als Kantonsrat und bestimmte als dessen ausschließlichen<br />
Sitzungsort Herisau, das somit de facto (ohne Landsgemeindebeschluß) zum<br />
Hauptort und kantonalen Verwaltungszentrum aufrückte, während der historische<br />
Hauptort Trogen Sitz des Obergerichtes blieb. Die bisherigen Kleinen Räte vor und<br />
hinter der Sitter wurden in drei Bezirksgerichte des Vorder-, Mittel- und Hinterlandes<br />
verwandelt, eine Landeseinteilung, die erstmals in der Helvetik kurzfristig in Gebrauch<br />
war, vonnun an aber eingebürgert ist. Durch die Verfassung von 1876 wurden<br />
auch die traditionellen Titel der obersten Magistraten abgeschafft mit Ausnahme<br />
desjenigen des Landammanns, bei dem aber auch die Unterscheidung in einen regierenden<br />
und einen stillstehenden (jetzt «Vizepräsident») dahinfiel. Im Sinne<br />
einer weitgehenden Trennung von Kirche und Staat wurde die Staatskirche in eine<br />
Landeskirche umgewandelt (s.u.). Diese Verfassung blieb in Form und Grundsätzen<br />
bis heute maßgeblich. Die Totalrevision von igo8 reorganisierte vor allem das Regierungssystem<br />
und die Verwaltung (Abschaffung des Amtszwangs für kantonale Ämter,<br />
völlige Gewaltentrennung zwischen Regierungs- und Kantonsrat u.a., stärkere Belastung<br />
des Staates mit Aufgaben der öffentlichen Wohlfahrt).<br />
Literatur. AG I und II. - Zur Entstehung der Rhoden, insbesondere:P. RAINALD FISCHER, AJB 1963,<br />
s. 3-25-
8 DER K ANTON A PPENZELL A USSERRHODEN<br />
KIRCHLICHE VERHÄLTNISSE<br />
A. Vor der Reformation. Das Appenzellerland gehörte zum Bistum Konstanz, innerhalb<br />
von diesem zum Archidiakonat Thurgau und zum Dekanat St. Gallen (ursprünglich<br />
Arbon). Somit stand dem Bischof von Konstanz als geistlichem Oberhirten<br />
die Einsetzung ins geistliche Amt (Investitur in spiritualia) zu. Das Patronat<br />
über die appenzellischen Kirchen oder die Kollatur in temporalia, d.h. die Einsetzung<br />
der Geistlichen in die Pfründe, war aberim Besitz des Abtes von St. Gallen, dem<br />
bedeutendsten Grund- und Lehensherrn im Appenzellerland, der Pfrundabgaben<br />
und Kirchenzehnten bezog.<br />
B. Kirchengründungen vor und nach der Reformation. Als erste Kirche im Appenzellerland<br />
wurde von der Mutterkirche Goßau aus die Kirche von Herisau noch vor 907<br />
(erste Erwähnung) gegründet (s.d.). Zu deren Kirchhöre zählte bis zum Kirchenbau<br />
um 1414 und Pfarreistiftung 1417 auch die Rhode Urnäsch (s.d.). 1071 erfolgte durch<br />
Abt Norbert von St. Gallen die Gründung der Pfarrei Appenzell, welcher der Kirchenbau<br />
ebenfalls vorausging, im 13. Jahrhundert, vor 1297 der Kirchenbau in Hundwil<br />
vor 1333 in Gais. Diese beiden Kirchen wurden als Tochterkirchen der Pfarrkirche<br />
St. Laurenzen in St. Gallen gegründet, die ihrerseits seit 1359 der Abtei inkorporiert<br />
war (UBSG 3903). Vom ausgedehnten Pfarrsprengel St. Laurenzen wurde<br />
zur Hauptsache auch die 1479 gegründete Pfarrkirche und Pfarrei Teufen abgelöst,<br />
zu einem bedeutenden Teil auch die 1463 gegründete Pfarrei Trogen, wo die Kirche<br />
wiederum etliche Jahre zuvor erbaut worden war. Dieser neuen Pfarrei wurden aber<br />
auch Gebiete der Pfarrei Goldach, nämlich dasjenige der spätem Gemeinden Rehetobel<br />
und Wald, sowie Gebiete der Pfarrei Altstätten östlich des Hofes Trogen einverleibt.<br />
- Die zeitliche und räumliche Abfolge dieser Kirchengründungen enthält<br />
einen deutlichen Hinweis auf die Besiedlung des Appenzellerlandes von Westen her<br />
gegen Innerrhoden und gegen das Mittelland. - Speicher wurde bis zur Kirchengründung<br />
1614, der ersten nach der Reformationim Appenzellerland, ebenfalls zu einem<br />
wichtigen Teil von St. Laurenzen, seit 1603 von Linsebühl, St. Gallen, zu einem<br />
andern Teil von Trogen aus betreut. - Im heutigen Vorderland entstand vor der<br />
Reformation eine einzige Pfarrei, nämlich 1474 Grub als Filiale der abtsanktgallischen<br />
Pfarrei Rorschach, wobei der Kirchenbau der Pfarreistiftung ebenfalls vorausgegangen<br />
war. Das übrige Vorderland ohne Rehetobel und Wald blieb noch bis<br />
ins 17. Jahrhundert nach Pfarreien des sanktgallischen Rheintals kirchgenössig: der<br />
Untere Hirschberg (Walzenhausen) bis zum Kirchenbau 1638 nach St. Margrethen-<br />
Höchst, der Kurzenberg (Heiden, Wolfhalden und Lutzenberg) bis zu den Kirchengründungen<br />
1652 in Heiden und Wolf halden nach Thal, mit welcher Kirchgemeinde<br />
Lutzenberg als einzige außerrhodische Gemeinde ohne eigene Kirche noch heute<br />
vereinigt ist, der Obere Hirschberg (Reute) bis zum Kirchenbau 1687/88 nach Berneck,<br />
das katholische Oberegg, seit der Landteilung 1597 eine innerrhodische Enklave, bis<br />
zum Kirchenbau 1653/54 nach Marbach. Weitere Kirchenbauten im 17. und 18.<br />
Jahrhundert, mit denen Neugründungen von Gemeinden Hand in Hand gingen,<br />
fanden statt in Schwellbrunn 1648, in Rehetobel 1669, in Wald 1686, in Schönengrund und<br />
Waldstatt 1720, in Bühler 1723 und in Stein 1749. Schwellbrunn und Waldstatt<br />
hatten bis dahin zu Herisau, Rehetobel und Wald zu Trogen, Schönengrund zu<br />
Urnäsch und Stein als untere oder vordere Hundwiler Rhode zur Kirchhöre Hund-
EINLEITUNG 9<br />
wil gehört. Der reformierte Kirchenneubau 1752 in appenzellisch Grub, dem ein<br />
katholischer in sanktgallisch Grub vorausgegangen war, bedeutete das Ende eines<br />
seit dem Kollaturstreit 1589 bestehenden unerfreulichen Paritätsverhältnisses. Seit<br />
der letzten Kirchen- und Gemeindegründung 1748/49 in Stein umfaßt Außerrhoden<br />
neunzehn reformierte Kirchgemeinden.<br />
Quellen. Siehe bei den einzelnen Gemeinden. - Literatur. AG I und II.<br />
G. Die Reformation. Unter dem Einfluß des Humanisten Vadian und verschiedener<br />
ihm befreundeter Pfarrer im Appenzellerland hatte die Lehre Huldrych Zwingiis<br />
in dessen Kirchhören rasch Fuß gefaßt. Eine Landsgemeinde, wahrscheinlich jene<br />
vom 30. April 1525 (also nicht, wie früher angenommen, vom 6. August 1524) ^<br />
erhob das Kirchhöreprinzip zum Beschluß. Diesem gemäß hatten die Kirchhören über<br />
ihre Zugehörigkeit zum neuen oder alten Glauben zu mehren. Die unterlegene<br />
Minderheit sollte unbehelligt bleiben, mußte aber die Kirche anderswo besuchen.<br />
Alle appenzellischen Kirchhören außer Appenzell selbst schlossen sich dem neuen<br />
Glauben an, Herisau allerdings erst 1529.<br />
D. Die Staatskirche und die Synode von Appenzell Außerrhoden bis i8jy. Nach der Reformation<br />
übten die Vorsteher der nun autonomen Kirchhören, d.h. der politischen<br />
und kirchlichen Gemeindeeinheiten, die Hauptleute und Räte, de facto die direkte<br />
Kirchengewalt und Kollatur durch Ein- und Absetzen der Pfarrer aus. Die Kirchhöre<br />
war nun alleinige Eigentümerin des Kirchengutes und der kirchlichen Gebäude<br />
2 . Gegen Ende 16. Jahrhundert machte der Abt von St. Gallen seine längst<br />
nicht mehr ausgeübten Kollaturrechte wieder geltend, zuerst 1588 in Grub und<br />
gleichzeitig auch in Trogen und zuletzt, 1596-1598, in allen außerrhodischen Kirchen<br />
3 . In der Kirche Grub, auf die auch die Katholiken von sanktgallisch Grub<br />
Anspruch hatten, führten die Bestrebungen des Abtes zum Paritätsvertrag vom<br />
10. Januar 1589, in welchem ihm als Lehensherr der Kirche auch das Präsentationsrecht<br />
bezüglich des Prädikanten zugestanden werden mußte 4 . Hinsichtlich der<br />
übrigen Kirchen kam keine Einigung zustande. Die Außerrhoder boten zwar eine<br />
Auslösungssumme an; die Forderung des Abtes, vom verschärften Kirchhöreprinzip, wie<br />
es besonders in Appenzell selbst seit dem Religionsvertrag von 1588 (AUB 3765) in<br />
Anwendung war, abzuweichen, war für Außerrhoden unannehmbar 5 .<br />
Gemäß diesem verschärften Kirchhöreprinzip mußte sich die konfessionelle Minderheit<br />
entweder zum Glauben der Mehrheit bekehren oder die Gemeinde verlassen.<br />
So folgte Außerrhoden der in Innerrhoden geübten Praxis und verwies durch Beschluß<br />
an der Landsgemeinde von Herisau 1599 die dem Glauben treu bleibenden<br />
Katholiken des Landes 6 . Damit wurde das Kirchhöreprinzip zum Staatsprinzip,<br />
1 P.RAINALD FISCHER, Studien zur Geschichte der Reformationim Lande Appenzell, IGfr 9 (1962),<br />
S. 3 -40.<br />
2 BAUMANN, S.22 f.<br />
% SCHÄFER, Materialien 1813, S . 217-226 (Abdruckder Urkunden).DazuA U B 403Q, 4 042. -<br />
A G I ,S.502-505, 527. - A G I I,S.28-30.<br />
4 A U B 3 868.<br />
5 KÜRSTEINER,S.12-21. - BAUMANN,S. 18. - A G I ,S. 4B5-496 (Kampf u m das verschärfte Kirch<br />
höreprinzip).<br />
6 A G I I,S. 33F. - KÜRSTEINER, S.49,61.
10 DER KANTON A PPENZELL A USSERRHODEN<br />
Abb. 2. Kranzkachel, Anfang 17. Jahrhundert,mitderWappenpyramidevon Appenzell Außerrhoden<br />
auf Beschlagwerk, vom ehemaligen Ofen des großen Ratssaales im 1827 abgebrochenen Rathaus zu<br />
Herisau. Schweizerisches Landesmuseum, Zürich. - Text S. 102 f.<br />
und die Voraussetzung für eine reformierte Staatskirche war gegeben. Erst 1612 verließen<br />
allerdings die letzten Katholiken auf einen Ratsbeschluß hin Außerrhoden 1 .<br />
1613 beschloß der Zweifache Landrat, alle übriggebliebenen Zeichen und Gebräuche<br />
des alten Glaubens abzuschaffen, demzufolge auch die Kreuze von den<br />
Friedhöfen zu entfernen 2 . Vermutlich wurden zu dieser Zeit auch die noch um 1603<br />
in der Kirche von Herisau bezeugten Altäre entfernt 3 . In Verbindung mit der<br />
Synode übte die Landesobrigkeit eine gewisse Oberaufsicht über die Kirchhören aus.<br />
Schon im 16. Jahrhundert hatten sich die Geistlichen von Außerrhoden mit jenen<br />
von St. Gallen, Thurgau und Rheintal zu einer Synode zusammengeschlossen, deren<br />
Anfänge ins Jahr 1526 zurückreichen 4 . Der appenzellische Teil gründete mit seinem<br />
Dekan 1602 eine eigene Synode (Constitutiones Synodi Appencellensis von 1602 und<br />
1 Laut KÜRSTEINER, S. 61, Ratsbeschluß vom 23. Juli 1612 (gestützt auf Zellwegers Urkundensammlung<br />
in: KtB). — WALSER, S. 584.<br />
2 BAUMANN, S. 30. - Schon in den Synodalprotokollen von 1605 wurde laut ROTACH, Herisau,<br />
S. 316, die Entfernung der Grabkreuze in den Rhoden Herisau, Urnäsch und Hundwil gefordert.<br />
3 In den Synodalprotokollen von 1603 wurde laut ROTACH, Herisau, S. 316, gefordert, es sollen die<br />
Altäre, die in Herisau noch geblieben, aus der Kirche entfernt werden.<br />
4 BAUMANN,S. 4 5F.
EINLEITUNG<br />
1742; Synodalprotokolle von 1602 an), löste sich aber erst 1757 von der daneben<br />
bestehengebliebenen sanktgallisch-appenzellischen<br />
E. Trennung von Kirche und Staat iSyy. Aufgrund der am 29. April 1877 in Kraft<br />
getretenen Kantonsverfassung von 1876 teilte sich die politische und kirchliche<br />
Gemeindeeinheit einer jeden Kirchhöre in Politische Einwohnergemeinde und Evangelisch-reformierte<br />
Kirchgemeinde 2 . Als eigentliche Rechtsnachfolgerin der Kirchhöre verblieb<br />
die Politische Einwohnergemeinde noch bis heute (1973) im Besitz der kirchlichen<br />
Gebäude. Die Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde wurde deren Nutznießerin<br />
3 . Kraft der Kantonsverfassung von 1908 ging das bewegliche kirchliche<br />
Vermögen 1909 in den Besitz der Kirchgemeinden über 4 . Eine Überführung auch<br />
der kirchlichen Bauten in deren Besitz wird zurzeit erwogen.<br />
Alle neunzehn appenzell-außerrhodischen Kirchgemeinden (eben ohne Lutzenberg)<br />
schlossen sich 1877 zur Evangelisch-reformierten Landeskirche, einer nicht staatlichen<br />
Vereinskirche, zusammen 5 . 1878 wurde die Synode mit einem Kirchenrat als oberster<br />
Aufsichtsbehörde neu konstituiert 6 . - Diese grundlegenden Veränderungen waren<br />
eine Konsequenz der schon in der Kantonsverfassung von 1834 verankerten Glaubens-<br />
und Niederlassungsfreiheit und der durch die Kantonsverfassung von 1858<br />
verbürgten Kultusfreiheit gemäß Bundesverfassung von 1848. Nun war den zugewanderten<br />
Katholiken die Möglichkeit gegeben, Kirchen zu bauen und Kirchgemeinden<br />
zu bilden. Als erste römisch-katholische Pfarrei wurde 1867 jene von<br />
Herisau gegründet und für diese 1878/79 die erste Kirche erbaut. Gemäß Kantonsratsbeschluß<br />
vom 22. Oktober 1962 genießen seit 1. Januar 1963 auch die römischkatholischen<br />
Kirchgemeinden öffentlich-rechtliche Anerkennung 7 .<br />
WIRTSCHAFTLICHE VERHÄLTNISSE<br />
Hauptsächlich drei Wirtschaftszweige, die bei den einzelnen Gemeinden im besondern<br />
geschildert sind, bildeten bis in die neueste Zeit die Existenzgrundlage von<br />
Außerrhoden: die Landwirtschaft, das Textilgewerbe und das Kurwesen. Das angestammte<br />
bäuerliche Gewerbe betrieb von jeher Gras- und Milchwirtschaft in Verbindung<br />
mit Viehzucht, gelegentlich mit Wald- und auch etwas Ackerbau. Das<br />
Textilgewerbe, vorerst das Spinnen von Flachs und Hanf, dann in vermehrtem Maße<br />
das Weben von Leinwandtüchern, wurde seit dem 15./!6. Jahrhundert eine immer<br />
wichtigere Nebenbeschäftigung des bäuerlichen Standes und schließlich für viele<br />
zum ausschließlichen Lebensberuf. Lange nahmen die appenzellischen Dörfer<br />
gleichsam als Leinwand webendes Hinterland am Wohlstand der Stadt St. Gallen<br />
1 BAUMANN, S. 47-50.<br />
2 BAUMANN, S. 23, 25, 84-92.<br />
3 BAUMANN, S. 86-89. - AG II, S. 477.<br />
4 AG II, S. 477, 565.<br />
5 BAUMANN, S. 86, 93-100. - «Ordnung für die evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons<br />
Appenzell A.Rh.» wurde von allen neunzehn Kirchgemeinden angenommen undam 12. Nov. 1877<br />
vom Kantonsrat genehmigt.AG II, S. 477.<br />
6 BAUMANN, S. 70, 96-100. - AGII, S. 477.<br />
7 Amtsblatt 1962, S. 593f.: «Ordnung für denVerband römisch-katholischer Kirchgemeinden des<br />
Kantons Appenzell A.Rh.» wird vom Kantonsratam 22. Okt. 1962 genehmigt. Sie soll am 1. .Jan.<br />
1963 in Kraft treten.
12 DER K ANTON A PPENZELL A USSERRHODEN<br />
Abb. 3-8. Siegel des Landes Appenzell Außerrhoden: Großes Landessiegel von 1598. — Kleines Landessiegel,<br />
wahrscheinlich von 1598. - Älteres Kanzleisiegel, 18. Jahrhundert (?). - Großes Landessiegel,<br />
1807 von (Hans Kaspar[?]) Brupbacher geschaffen. - Kleines Landessiegel von 1807. - Jüngeres<br />
Kanzleisiegel, Anfang 19. Jahrhundert. — Text S. I3f.<br />
teil, die seit Mitte 15. Jahrhundert die Rivalin Konstanz überflügelte, im Bodenseeraum<br />
die Führung des Leinwandhandels übernahm und so neben Augsburg zu einer<br />
der reichsten Städte in Süddeutschland wurde 1 . Dank zähem Fleiß und Unternehmergeist<br />
bedeutender Männer und Familien gewann aber Außerrhoden im<br />
17./18. Jahrhundert in diesem Gewerbe allmählich eine unabhängige Stellung, indem<br />
sich viele zu Fabrikanten emporarbeiteten, die auf eigene Kosten weben ließen,<br />
und manche, wie die Zellweger und Wetter, als Kaufleute die europäischen Märkte<br />
bereisten und bedeutende Reichtümer erwarben. Die höchste Blüte erlebten Textilhandel<br />
und -gewerbe in der zweiten Hälfte 18. Jahrhundert, seitdem anstelle von<br />
Leinwand vorwiegend mit bunten Baumwollmusselingeweben, der «Nationalware»,<br />
gehandelt und damit große Summen verdient wurden. Von den erworbenen Reichtümern<br />
zeugen noch heute zahlreiche Fabrikantenhäuser, wozu auch herrschaftliche<br />
Bauernhäuser zu zählen sind, oder sogar stattliche Paläste, so besonders in Trogen<br />
und Herisau, aber auch in Teufen, Bühler, Speicher, Gais und Wald. - Das Kurwesen<br />
nahm nach bescheidenen Anfängen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />
im 19. Jahrhundert dank der zur Mode gewordenen Molkenkuren seinen Aufschwung,<br />
besonders in Gais, daneben im Heinrichsbad bei Herisau und seit etwa 1847 auch in<br />
I HANS CONRAD PEYER, Leinwandgewerbeund Fernhandelder Stadt St. Gallen von den Anfängen<br />
bis 1520, Bd. I, St.Gallen 1959, Nr. 934, und Bd. II, St.Gallen i960, S. 10-12.
EINLEITUNG I 3<br />
Abb. 9 und 10. Siegel der Landessynode von Appenzell Außerrhoden von 1618. - Siegel der Geistlichkeit<br />
von Appenzell Außerrhoden, 17./18. Jahrhundert. — Text S. 15.<br />
Heiden. An diesen und auch zahlreichen andern Orten Außerrhodens wurden zudem<br />
Mineralquellen als Bäder in den Dienst des Kurwesens gestellt.<br />
Literatur. BODMER, Textilgewerbe. - G. RÜSCH, Der Kanton Appenzell. - G. RÜSOH, Kuranstalten. -<br />
JOH. HEINRICH HEIM, Die Heilkräfte der Alpenziegen-Molken und der Molkenkurort Gais. Zürich<br />
1844. - DEKAN HEIM, Der Molken-, Milch-und Luftkurort Gaisim Kanton AppenzellA.Rh. Schweiz.<br />
Zürich 1878.<br />
WAPPEN, SIEGEL UND ANDERE HOHEITSZEICHEN<br />
Wappen. Ein in Silber (Weiß) aufrecht nach heraldisch rechts schreitender, mit den schwarzen<br />
Buchstaben « V» und «R» beseiteter schwarzer Bär mit aufgeschlagener roter Zunge und Waffen<br />
gleicher Farbe 1 . Es wurde nach der Landteilung von 1597 zwecks Anschaffung eines eigenen Banners<br />
und Siegels gemäß Weisung des Landteilungsvertrags zur Unterscheidung vom bisherigen gemeinsamen<br />
und von nunan auf Innerrhoden beschränkten Landeswappens nur mit den Buchstaben «V»<br />
und «R», der Abkürzungfür Vsser Roden (Außerrhoden), versehen 2 .<br />
Siegel. Das gesamtappenzellische Wappen mit dem aufrechten Bären erscheint erstmals aufdem Siegel<br />
des Friedensvertrags mit den Städtenum den Bodensee und im Allgäu von 1403 und des Bündnisses<br />
mit der Stadt St. Gallen von 1405, daraufin neuer Prägung an den Bündnisurkunden von 1452 und<br />
15133. Das 1598 angeschaffte große Landessiegel von Appenzell Außerrhodenund das vermutlichum die<br />
gleiche Zeit angeschaffte kleine waren mit Unterbruch in der Helvetik (1798-1803) wohl bis 1807 in<br />
Gebrauchund wurden dann durch zwei neue ersetzt. Das großevon 1807 ist als Amtssiegel des Landammanns,<br />
der es verwahrt, noch in Gebrauch (s.u.).<br />
1. Großes Landessiegel, a) Von i^g8 (Datum auf der Rückseite der Petschaft). Dm.47 mm. Wappen<br />
abgesehen von den Farben wie oben beschrieben. Beidseits umränderteund außenzudem von Lorbeerkranz<br />
gesäumte Antiquaumschrift: «-KS- COMMVNITATIS • EXTERIORIS • IN • APPENZELL». Abdruck im<br />
SLM (Abb. 3). Silberne Petschaft mit drei Öhren zum Aufhängenim Hist. Mus. Herisau. Abb. in:<br />
AG II, S.40, 41, und in: RITTMEYER, Hoheitszeichen, Tf. I. - Zum in Fragekommenden Petschaftsstecher<br />
HANS JAKOB GRÜBEL (1554-1632) in St. Gallen siehe ebenda, S. 4, Anm. 3, und NblSG 1930,<br />
S. 29. - b) Von 1807. Dm.45mm. Bis auf Gestalt des Bären und Interpunktionen dem Siegel von 1598<br />
ziemlich genau entsprechend. AbdruckimSLM (Abb. 6). Silberne Petschaft mit folgenden Daten<br />
und Signaturen auf Messingplättchen der Rückseite: « 1598/Erneuert 1807 durch Bruppacher graveur<br />
v. Wädenschwyl/Renoviert 1865 durchM. Burger graveur in Bern.» Abb. in; RITTMEYER, Hoheits-<br />
1 Wappen, Siegel, Verfassung der Eidgenossenschaft und der Kantone 1848-1948, Bern 1948,<br />
S. 849.<br />
2 AUB 4140, 8. Sept. 1597, Ziffer 8: «... die von Ußrodenfür sich auch ein eigen nüw panner und<br />
sigel, doch mit etwas underscheidt gegen dem andernund alten panner und sigel machen lassen mögint<br />
und söllint...»<br />
3 AUB 192 mit Tafel S. 90,91. AUB 230, 843, 1621. Dazu Tafel in Bd.I, S. 710, 711.
14 DER KANTON A PPENZELL AUSSERRHODEN<br />
Abb. 11 und 12. Schild des Landweibels von Appenzell Außerrhoden,um 1600. Historisches Museum<br />
Herisau. - Fragment einer Fahne von Appenzell Außerrhoden, vermutlich 17. Jahrhundert. Historisches<br />
Museum Herisau. - Text S. 15 und 16.<br />
zeichen, Tf. I. - 2. Kleines Landessiegel. Schon im ungeteilten Land wurde 1518 zur Sieglung weniger<br />
bedeutender Urkunden ein solches angeschafft 1 , dementsprechend auch in Außerrhoden wieder eines<br />
verwendet, das der Landesstatthalter verwahrte, a) Siegel um i^gS (vermutlich kaum vor dem großen<br />
Siegel). Dm. 32 mm. Wappen wie beim großen Siegel, der Bär jedoch wie beim kleinen Siegel von 1518<br />
von gleich lautender Antiquaumschrift enger umschlossen: «s*LAND*APPEN*ZELL*». Abdruck im<br />
SLM (Abb. 4). Silberne Petschaft im Hist. Mus. Herisau. Abb. in; RITTMEYER, Hoheitszeichen,<br />
Tf. I. - b) Siegel von iSoy. Dm. 35 mm.In Gestaltung und Wortlaut (!) dem großen Landessiegel von<br />
1807 entsprechend. Abdruck imSLM (Abb. 7). Silberne Petschaft mit Signatur und Datum auf der<br />
Rückseite: «Von Bruppacher Graveur. 1807» im Kantonsarchiv. — 3. Kanzleisiegel, a) Oval, zirka<br />
24x21 mm. Außerrhodischer Wappenbär mit Antiquaumschrift: «APPENZELL CANZLEY:»<br />
Siegelabdruck im SLM (Abb. 5). - b) Oval, 29X24 bzw. 27X23mm. Außerrhodischer Wappenbär<br />
mit Antiquaumschrift: «CANZLEY APPENZELL» und Blattvoluten oben und unten am Schriftband.<br />
Anfang 19. Jahrhundert (Federzeichnungum 1815 in: FISCH, ChronikVH, S.3, Nr. 14). Abdruck<br />
im SLM (Abb. 8). Zwei silberne Petschaften unterschiedlicher Größe, die größere beschädigt, i m<br />
Kantonsarchiv.<br />
4. Weitere Kantonssiegel des ig. Jahrhunderts, a) Oval, zirka 34X30mm. Bär ohne «V» u nd «R» in<br />
umkränztem Wappenschild. Antiquaumschrift: «SALZ-DIREKTION». Unten horizontal: «c. APPENZELL<br />
AUSSERRHODEN». Vermutlichum 1830 (vgl. G. RÜSCH, Der Kanton Appenzell, S. 155). - b) Oval,<br />
i Wappen, Siegel, Verfassung der Eidgenossenschaft und der Kantone 1848-1948, S. 885, 888,<br />
Abb. 5.
EINLEITUNG '5<br />
zirka 32X27 mm. Von «V» und «R» beseiteter Bär mit Antiquaumschrift: «CANTON APPENZELL/<br />
GESANDTSCHAFT.» — c) Dm. zirka 32 mm. Bär ohne «V» und « R». Antiquaumschrift: «APPENZELL<br />
AUSSERRHODISCHE KANTONALBANK.» Letztes Viertel 19. Jahrhundert. Abdrücke aller drei Siegel im<br />
SLM. - 5. Siegel der Landessynode 1618. Dm. 40mm.InOvalvon «V» und «R» beseiteter Wappenbär<br />
und umgeben von Rollwerk, Schriftband sowie Blattkranz. Antiquaumschrift: «s. CONSISTOWKIN<br />
EXTERIORE COMMVNITATE : AP: z.» Silberne Petschaft am KlappgrilT, auf der Rückseite signiert und<br />
datiert: « 1618 Gl.»Im Kantonsarchiv. AbdruckimSLM (Abb. 9).-6.Siegel der appenzellischen Geistlichkeit.<br />
Dm. zirka 28mm. Aufrecht nach heraldisch rechts schreitender Bär mit hebräischer Bibel in<br />
der rechten Prankeundmit einem gespaltenen Wappenschild, der mit «V» und «R» belegt ist, in der<br />
linken. Antiquaumschrift: «SIGILLVM MINISTERII ABBATISCELLANI* ». Abdruck imSLM (Abb. 10). -<br />
7. Abzeichen des Landweibels. a) Weibelschild um 1600. H. 7,3 cm, Br. 5,7 cm. Silber, teilvergoldet. Als<br />
Wappen der von «V» und «R» beseitete schwarze Bär in Niellotechnik auf silbernem Grund und mit<br />
rot emaillierter Zunge. Als Schildumrahmung seitlich und unten Blattstäbe im Renaissancestil, oben<br />
als krönender Abschluß abwechselnd kleineund große dreiblättrige Zacken in gotischem Stil.An dieser<br />
Bekrönung wohl anstelle eines ursprünglichen Schildes mit Reichsadler ein Schild mit Botenhut (vgl.<br />
appenzellischen Weibelschild um 1500, in: Das Schweizerische Landesmuseum 1898-1948, Zürich<br />
1948, Abb. 100). Ebenfalls spätere Zutat sind Ketten und vergoldetes Medaillon, Dm. 3,5 cm, mit dem<br />
Wappenbären. Hist. Mus. Herisau (Abb. 11). RITTMEYER, Hoheitszeichen, S. 5f. und Abb.8. - b) Weibelschild<br />
um 1S30. H. 12,5 cm, Br. 9,7 cm. Silber. Zeichen verlötet, aber vermutlich wie signierter<br />
Weibelschild von Innerrhoden vonH. MITTELHOLZER in Herisau (s.u.). Auf klassizistischem, gebauchtem<br />
Schild der außerrhodische Wappenbär, der 1950 von Graveur WOLFGANG KARL RIETMANN, Herisau,<br />
neu gestaltet wurde, unter halbkreisförmigem Schriftband mit der Antiquainschrift: «CANTON<br />
APPENZELL». Vgl. RITTMEYER, Hoheitszeichen, S. 6 und Abb. 4. - c) Zepter von 1830. L. 92 cm. Schwarz<br />
polierter Holzstab mit silbernem Kugelknaufund Schaft an beiden Enden. Der kleinere Knaufmit der<br />
Jahreszahl «1830»,am Schaft mitdem Beschauzeichen «H» von Herisau sowie den kursiven Meisterinitialen<br />
«HM» wahrscheinlich des seit 1800 in Herisau bezeugten GoldschmiedsH. MITTELHOLZER<br />
(EUGSTER, Herisau, S. 118). Der größere ebenfallsam Schaft mit halb zerstörtem Beschauzeichen in<br />
Kursivschrift und den kursiven Meisterinitialen «JBB» des in St.Gallen tätigen JOHANN BALTHASAR<br />
BERDUX (1802-1888. NblSG 1930, S. 23, Nr. 30, und S. 26). Dieser größere, auf stilisierter Blattkrone<br />
ruhende Knauf ist mit ausgesägtem, vergoldetem Wappenbären zwischen «V» und «R» belegtund mit<br />
vergoldeter Hand bekrönt. Vgl. RITTMEYER, Hoheitszeichen, S. 6 f. und Abb. 6.<br />
Abb. 13. Kompagniefahne von Appenzell Außerrhoden, um 1802. Schweizerisches Landesmuseum<br />
Zürich. -Text S. 17.
i6<br />
DER K ANTON A PPENZELL A USSERRHODEN<br />
Abb. 14. Standesscheibe des ungeteilten Landes<br />
Appenzell, 1585 datiert. Kantonales Bank- und<br />
Verwaltungsgebäude, Regierungsratssaal, Herisau.<br />
— Text S. 116.<br />
Abb. 15 und 16 (gegenüberliegende Seite). Standesscheibe<br />
von Appenzell Außerrhoden, 1601 datiert,<br />
mit Bannerträger und Hellebardier. Historisches<br />
Museum St. Gallen. - Standesscheibe von<br />
Appenzell Außerrhoden, 1639 datiert, mit allegorischen<br />
Frauengestalten des Kriegesund des Friedens.<br />
Historisches Museum Herisau. - Text S. 18.<br />
8. Abzeichen des Gerichtsweibeis. a) Weibelschild von 1830 (?). H. 12,8 cm. Ohne Zeichen. Form, Inschrift<br />
und Wappen sozusagen gleich wie beim Landweibelschild. Vermutlich gleichzeitig wie jenes<br />
und zusammen mit dem Zepter des Gerichtsweibeis 1830 angeschafft (s.u.). Bis zirka 1944 in Gebrauch,<br />
dann durch Kopie ersetzt, deren Bär 1950 von WOLFOANG KARL RIETMANN erneuert wurde. Vgl.<br />
RITTMEYER, Hoheitszeichen, S. 7 und Abb. 5. - b) Z e P ter von I^3 0 - L- 94 cm. Sozusagen gleich wie dasjenige<br />
des Landweibels mit kleinem und großem Silberknauf und -Schaftan schwarz poliertem Holzstab.<br />
Beschauzeichen «H» von Herisau und kursive Meisterinitialen «HM» wahrscheinlich des Goldschmieds<br />
H. MITTELHOLZER sowie die Jahreszahl «1830». In Gebrauch. Vgl. RITTMEYER, Hoheitszeichen,<br />
S. 7 und Abb. 7.<br />
9. Pfeiferschilde. Zahlreiche datierte Silberschilde des 19. Jahrhunderts mit Stifterinschriften, die im<br />
Rathaus zu Trogen aufbewahrt werdenund zusammen mit den Hoheitszeichenan den Landsgemeinden<br />
zu Ehren kommen. Siehe Katalog in: RITTMEYER, Hoheitszeichen, S. 8-10 undAbb. 10-13.<br />
10. Spieße am Landsgemeindestuhl und Gerichtsschwert. Im Rathaus des Gerichts- und alten Hauptortes<br />
Trogen. Siehe Kdm Appenzell AußerrhodenIL<br />
FAHNEN<br />
Die beiden Landesteilen gemeinsam gehörenden Fahnen aus der Zeit vor der Landteilung 1597<br />
sind Gegenstand des Kunstdenkmälerbandes von Appenzell Innerrhoden.Zum AußerrhoderWappenbären<br />
siehe Wappen, S.13.- 1. Fahnenfragment. Vermutlich 17. Jahrhundert (Abb. 12). Die Fahne diente<br />
1743 dem außerrhodischen Zuzug zur Grenzbewachungim Kanton Basel (FISCH, Chronik VII, S. 79,<br />
Nr. 3).H. 102 cm, Br. 84 cm. Weißer Seidentaftmit aufgemaltem schwarzem Bären. Das goldfarbene<br />
«V » und «R» auf der gleichen Seite übereinanderim Rücken des Bären.Über diesen Buchstaben das<br />
Wort «SOLI», d em auf der Gegenseite ein verlorenes «DEO GLORIA» entsprach. Hist. Mus. Herisau.<br />
Vgl. BRUCKNER, Fahnenbuch, Nr. 25. - 2. Kompagniefahne Buoch Mock 1733. Leinwand bemalt. H.<br />
145 cm, Br. 170 cm. Geviertet, davon zwei Felder schwarz-weiß, zwei mehrfarbig gewellt. Auf einem<br />
in grüneund rote Dreiecke geteilten Pfahl ein rundes Medaillon mitdem von goldfarbenem «V» und<br />
«R» beseiteten Wappenbären und der goldfarbenen Inschrift «Enach Mockh 1733» aufdem Rahmen.<br />
Hist. Mus. St. Gallen. PAUL MARTIN, St. Galler Fahnenbuch, 79. NblSG 1939, S. 47. - 3. Weitere<br />
Kompagniefahnen vom 18. und Anfang ig. Jahrhundert. Alle schwarz-weiß einwärts geflammtund mit dem
EINLEITUNG<br />
L^vOoXökp<br />
von «V» und «R» beseiteten aufgemalten Wappenbären in Rund- oder Ovalmedaillon: a) 18. Jahrhundert.<br />
Seidentaft, quadratisch mit goldumrahmtem Rundmedaillon. Musee d'art et d'histoire, Genf.<br />
BRUCKNER, Fahnenbuch, Nr. 26. - b) Drei Fähnchen Ende J
i8<br />
DER KANTON A PPENZELL A USSERRHODEN<br />
STANDESSCHEIBEN VON APPENZELL AUSSERRHODEN<br />
1. Im Kantonalen Verwaltungsgebäude, Herisau, S. ii6f.<br />
2. Im Rathaus zu Trogen, Kdm Appenzell Außerrhoden II.<br />
3. Im Historischen Museum St. Gallen, a) «Das Landt AppenZellder vßeren Roden 1601.» 41,3 X 32,6<br />
cm (Abb. 15). Mit Wappenpyramide unten (über den beiden Wappenschilden mit den Außerrhoder<br />
Bärenin Gegenstellung Reichsdoppeladlerund -kröne), mit den dominierenden Gestalten des Bannerträgers<br />
in Halbharnisch und Federbuschhelm heraldisch rechtsund des Hellebardiers in schwarz-weiß<br />
gestreifter Herrentracht und Straußenfedernbarett links sowie mit zwei Eckbildern oben: Über dem<br />
Bannerträger die Salbung von «DAVID» durch Samuel laut «1. SAM. XVI CAP», über dem Hellebardier<br />
Esther vor Ahasver laut «BESTER I CAP» und der Spruch: «DerHerr erhept den Schlechten vß dem<br />
stoub. psal: CXIH.» Die Scheibe ist wohl nach dem gleichen Riß geschaffen wie jene von 1599 im<br />
Rathaus Trogen (farbiges Titelblatt von AG II), mit der sie sozusagen übereinstimmt, ferner wie<br />
Scheibe von 1614 (s.u.), weitere Scheibenim Kantonalen Gebäude (s.d.) und wie die Stadtscheibe von<br />
St. Gallen 1599 im Hist. Mus. St. Gallen, die Johannes Egli aufgrund einer entsprechenden signierten<br />
JOSIAS MURER, Zürich, zuweisen konnte (JOHANNES Eon, Die Glasgemälde des Historischen Museums<br />
St. Gallen I, St. Gallen 1925, S. 30, und II, 67. NblSG 1927, S. 49f.). - b) «Die Vsseren Roden des<br />
Lands AppenZell 1629». 42,5X32,5 cm. InAufbauund Thematik ähnlich wie die oben erwähnten<br />
Scheiben; Wappenpyramide jedoch über der Inschriftkartusche, die von Fruchtbündeln flankiert ist;<br />
zudem andere Kostümierung von Bannerträger und Hellebardier. Das Eckbild über dem Bannerträger,<br />
eine allegorische Frauengestalt des Sommers mit Ährenbündel u nd Sichel, wohl späterer<br />
Lückenbüßer. Auch sonst stark ergänzt (EGLI, a.a.O., II, S. 63f.).<br />
4. Im Historischen Museum Herisau. «Die Vßren Roden deß Landts AppenZell.Ano 1639». 34,3 X 22,5<br />
cm (Abb. 16). Unten die von zwei Hermenengeln flankierte Inschriftenkartusche vor einer Balustrade<br />
mit Durchblick auf Burgenlandschaft. Darüber die übliche Wappenpyramide, die jedoch in Abweichung<br />
von den meisten Standesscheiben anstatt von Bannerträger und Hellebardier von den zwei<br />
allegorischen Frauengestalten des Krieges und des Friedens bewacht ist, welche mit einer Hand die<br />
Reichskrone halten. Oben zwischen den Eckbildern (über der Kriegerin eine Richtstätte mit Galgen,<br />
über der Friedensgestalt Esther vor Ahasver) ein Lorbeerkranz, der vor Strahlensonne von zwei aus<br />
Wolkensaum gestreckten Händen gehalten wird.<br />
5. An unbekanntem Standort. «Das Landt AppenZellDer Vsser: Roden 1614.» In Komposition und<br />
Thematik wie die Scheiben von 1599und 1601 (s.o.). PhotographieSLM 16214.<br />
6. Scheibe von 1628 aus dem Haus des Landammanns Johannes Schüß im Sangen, Herisau, 1944<br />
im Schloßmuseum Berlin zerstört (siehe S. igSf.).<br />
TOPOGRAPHISCHE KARTEN<br />
1. «Deß Fürstlichen Gotteshauses Sant Gallen LandtschafFt ein Theil / Der Ußeren Roden deß<br />
Landts Appenzell ein Theil.» Ol auf Leinwand, auf Holz aufgezogen, 60X221 cm, mit einem von<br />
JOH. LUDWIG MERZ signierten und im Mai 1828 datierten Zettel versehen, auf dem er bemerkt:<br />
«Diese Meister Arbeit scheint von 1640 bis 1666 gemacht worden zu sein. Beweise...» Hist. Mus.<br />
Herisau. - 2. Karte des BARTHOLOMÄUS BISCHOFFBERGER 1682, Radierung, 13,2 X 17,8 cm, in dessen<br />
Appenzeller Chronik. - 3. «NOVA HELVETIAE TABULA GEOGRAPHICA...», aufgenommen und gezeichnet<br />
von JOHANN JAKOB SCHEUCHZER (1672-1733), Radierung in sechs Blättern, 55,2X49 cm, von<br />
JOH. HEINRICH HUBER, 1712/13 (Weisz, S. 170). ZBZ. — 4. Karten von GABRIEL WALSER (1695-1776).<br />
a) «Das Land APPENZELL DER INNERN- U. AUSSERN-ROODEN, ... gezeichnet von Gabriel WalserV.D.M.»,<br />
kolorierte Radierung, 21,2X37,4 cm (Platte). In dessen Chronik 1740. - b) «PAGUS HELVETIAE AB-<br />
BATISCELLANUS ... delineatus per GABRIELEM WALSERUM V.D.M. aeri incisa cura et sumptibus MATTH.<br />
SEUTTERI. S.G.M. Geogr. Aug. Vind.», Reliefkarte, kolorierte Radierung, 49,6x57,5 cm (Rand,<br />
Abb. 17). KtB Trogen. - c) Politische Karte der Abteiund der Stadt St. Gallen samt Appenzell, Thurgau<br />
und Rheintal, «neu gezeichnet von GABRIEL WALSER. .. Im Verlag der Homannischen Erben in Nürnberg.<br />
1768...», Radierung, 49,2X58,5cm (Platte), erschienenim Schweizer Atlasder gleichen Firma<br />
Homann, Nürnberg 1769. («Atlas novus Reipublicae HelveticaeX X mappis compositus sumptibus<br />
Homannianis Heredibus Norimbergae».) Außerdem in: GABRIEL WALSERS «Schweizerische Geographie<br />
samt den Merkwürdigkeiten in den Alpen u nd hohen Bergen» beim Verlag «Orell, Geßner,<br />
Füßli & Cie.»Zürich 1770.-5. «DERKANTON APPENZELL. Nro. 410.», Radierung, getönt, 22,7 X 31,3cm<br />
(Platte), von IGNAZ ALBERT ALBRECHT 1792 (laut Vermerk auf Rahmenrückseite).KtB Trogen, Nr. 57.
EINLEITUNG 19<br />
2TI3^kk,_2<br />
1<br />
•w^^ylir<br />
Abb. 17. Reliefkarte des Appenzellerlandes von Gabriel Walser, erschienen zwischen 1740 und 1768<br />
bei Matthäus Seutter in Augsburg. - Text S. 18.<br />
6. Schweizer Atlas in sechzehn Blättern, aufgenommenund gezeichnet vonJon. HEINRICH WEISS seit<br />
1786,radiert von MATTHIAS GOTTFRIED EICHLER,JOH. JAKOBSCHEUERMANN u n dC . GUERIN, hrsg. von<br />
JOHANN RUDOLF MEYER, Aarau 1802, hauptsächlich Blatt Nr. 4, außerdem Nrn. 3, 7 und 8 (Format<br />
71X52 cm). Z BZ. - 7. «Die Gantone St.Gallen u nd Appenzell» (kursiv), kolorierte Radierung,<br />
30,8 x 27cm (Platte), signiert: «gest. v.J. Scheurmann». Spätestens 1822 (vgl.Jenny-Kappers, Nr. 18).<br />
KtBTrogen. - 8. «CHARTE vomKanton Appenzell aufgenohmenvonJ.Z» (ZUBER), signiert: «J.L.<br />
Gesell sc.» (!LautAMB 1827, S. 114, jedoch lithographiert), 1827 (laut FAUL SCHEITLIN, Das Heinrichsbad<br />
bei Herisau, Konstanz 1828, S. 23), 24,8x29,9cm (Kartenrand). KtB Trogen. - 9. «DER<br />
GANTON APPENZELL und seine Umgebungen...DasNetzundein theilderGemeinden Gais, Trogen &<br />
Speicher wurden bis 1816 von Oberst St. Festaluz aufgenohmen,das übrige bis auf dieUmgebungen<br />
von Appenzel & die Voralpen von 1818 bis 1832 vonJ.L. Mertz. Diese von Ludwig Mertz 1833 &<br />
1834.» Feder auf 27 Kartons, mehrheitlich zirka 53,3 X 3 3 cm. Hist.Mus. Herisau. - 10. «Charte der<br />
Vogteien und Pfarreien in welcheimXIV ten Jahrhundert der jetzige Kanton Appenzell eingetheilt<br />
war.», Lithographie, 31,1 X47,8 cm (Kartenrand). Signaturen: «Geometrisch aufgenommen v. Obrist<br />
Merz,» (1829) u nd: «Lith. v. G. Studer in Winterthur». KtB Trogen. — 11. «Charte der Kantone<br />
S.GALLEN UND APPENZELL 1834.», Radierung, 22,7X19,5cm (Platte), signiert: «gestoch. v. Mittensteiner<br />
in Augsb.» KtB Trogen. - 12. «Der Kanton APPENZELL nebst Umgebung...», Feder mit<br />
braunerund schwarzer Tuscheund aquarelliert, signiert: « nach Merz copirtJ.U.Fitzi imSpeicher.»<br />
Frühestens 1839 (Abschluß der topographischen Aufnahme). KtB Trogen. - 13. «Topographische
20 DER K ANTON A PPENZELL AUSSERRHODEN<br />
Karte der Kantone ST.GALLEN APPENZELL u nd GLARUS... gez: und in Stein gestochen von F; Waldschütz<br />
1839.», Lithographie, 43,4X32,7 cm. KtB Trogen. - 14. «CHARTE vom Ct. Appenzell.», kolorierte<br />
Radierung, 8,1 X 12 cm. Zuschreibung an Jon. BAPTIST ISENRING in ETH, graphische Sammlung,<br />
538/598.K t B Trogen. - 15. «OANTONE ST. GALLEN & APPENZELL»,Lithographie, 26,2 X 17,9 c m<br />
(äußere Umrahmung), signiert: «Lith. v. C. Durheim Sohnin Bern.»KtB Trogen. - 16. St. Gallen und<br />
appenz. Mittelland, Federaquarell, 51,5 X 79,2cm (Blatt = Karte) vonJon. ULRICH FITZI? KtB Trogen.<br />
- 17. Appenz. Vorderland, Federaquarell, 50 X 71cm (Blatt = Karte), wie vorhergehendes. KtB<br />
Trogen.- 18. Karte des Kantons St. Gallenund des Kantons Appenzell 1:25000 von JOHANNES ESCH<br />
MANN, der die Aufnahmen 1841-1844 besorgte (H. ZÖLLY, S. 61) undfür den Kanton Appenzell die<br />
Aufnahmen von Oberst JOHANN LUDWIGMERZ und seines SOHNES LUDWIGbenutzte.Lithographie (!)<br />
unterMitwirkungvon RUDOLF LEUZINGERundJOHANNES RANDEGGER sowieunterderLeitungvon<br />
JAK. MELCHIOR ZIEGLER «gestochen».<br />
Literatur. HANS JENNY-KAPPERS, Der Kanton Glarus, Frauenfeld und Leipzig 1939. - LEO WEISZ, Die<br />
Schweiz auf alten Karten, Zürich 1945. - RUDOLF WOLF, Geschichte der Vermessungen in der Schweiz<br />
als Historische Einleitung zu den Arbeiten der Schweiz, geodätischen Commission. Zürich 1879. -<br />
H. ZÖLLY, Geschichte der geodätischen Grundlagen für Karten und Vermessungen in der Schweiz,<br />
o.O. (Bern) 1948.<br />
Abb. 17a. Herisau. Walsersches Doppelhaus, Platz 1 und 2. Stuckierte Eckkartusche mit einem Putto<br />
zwischen Ruinen im ehemaligen Festsaal des dritten Obergeschosses im östlichen Hausteil.-Text S. 126f..
DIEALTERHODE U N D KIRGHHÖRE<br />
HERISAU<br />
M I TDENHEUTIGENGEMEINDEN<br />
SCHWELLBRUNNUND W ALDSTATT
22 HERISAU<br />
Abb. 18. Herisau. Reformierte Kirche, 1516-1520 vom Konstanzer Münsterbaumeister Lorenz Reder<br />
erbaut, 1782 vom Vorarlberger Andreas Moosbrugger mit Rokokostukkaturen, Kanzel und Taufstein<br />
aus Stuckmarmor ausgestattet. Nach der Renovation von 1959/60. - Text S. 66-88.
23<br />
HERISAU<br />
POLITISCHE VERHÄLTNISSE<br />
A. Vor dem Freiheitskrieg {1401-1421)). Die Besiedelung des Gemeindegebietes von<br />
Herisau und des Hinterlandes überhaupt begann etwa im 7./S.Jahrhundert durch<br />
freie alemannische Bauern des Mittellandes vom Obern Thurgau, dem heutigen<br />
sanktgallischen Fürstenland, her. Solche freie Bauern scheinen den Wißbach von der<br />
Flawiler Egg aus überquert, sich auf der Terrasse von Schwänberg im Nordwesten<br />
der heutigen Gemeinde Herisau niedergelassen zu haben und von hier weiter südostwärts<br />
vorgedrungen zu sein 1 . Schon früh trachtete offenbar auch das Kloster St. Gallen,<br />
in dieser Gegend seine Grundherrschaft durch Rodung, Entgegennahme von<br />
Schenkungen und Güterabtausch zu erweitern und abzurunden, und gründete<br />
wahrscheinlich dort, wo auch Kirche und Dorf entstanden, einen Hof als wirtschaftliches<br />
Verwaltungszentrum, das durch einen Meier, später einen Keller geleitet<br />
wurde 1 . Manche freie Siedler stellten sich bald unter den Schutz und Schirm des<br />
Klosters St. Gallen, indem sie ihre Güter dem Gotteshaus schenkten, jedoch als zinspflichtige<br />
Lehen für sich und ihre erblichen Nachkommen zurückempfingen und<br />
somit zu unfreien Gotteshausleuten wurden. Mit der Schenkung eines solchen Gutes<br />
in Schwänberg («Suweinperac») 821 durch Rihhoh und Roadhoh ist die erste<br />
urkundliche Ortsnamennennung des ganzen Landes Appenzell überhaupt verknüpft 3 .<br />
Erstmals 837 und wiederum 868 ist auch Herisau («Herinisauva» bzw. «Herineshouva»),<br />
d.h. Au eines Heriwini oder Herin(?), anläßlich eines Gebietsabtausches<br />
zwischen bäuerlichen Grundbesitzern und dem Kloster bezeugt 4 . Zu dieser Zeit war<br />
Herisau noch ein Teil der Mark Goßau, deren Gebiet bis zum Säntis reichte 5 . Wohl<br />
bald nach der Kirchen- und Pfarreigründung in Herisau dürfte der südliche Teil<br />
der Goßauer Mark als Herisauer Mark verselbständigt worden sein, welche Bezeichnung<br />
allerdings erst in einer Urkunde von 1282 auftritt 6 .<br />
Bis ins 13. oder 14. Jahrhundert bildete derVerwaltungsbezirk der äbtischen Grundund<br />
Lehensherrschaft um Herisau ein Meieramt, das mit der niedern Gerichtsbarkeit<br />
über die Gotteshausleute verbunden war. Inhaber dieses Amtes waren im 13. Jahrhundert<br />
und Nutznießer seiner Einkünfte auch nach dessen Abschaffung oder Umbenennung<br />
bis 1396 die Edlen von Rorschach-Rosenburg 7 . In der retrospektiven<br />
äbtischen Klageschrift von 1420/21 ist im Hinblick auf diesen Verwaltungsbezirk<br />
1 SONDEREGGER, Siedlungsgeschichte,S. 21,54f. - TRAUGOTT SCHIESSin: ROTACH,Herisau,S. 1 28 f.<br />
2 Von Kellern ist erst im 13. u nd 14. Jahrhundert die Rede:AUB 31, 15.Jan. 1282 («de possessionibus<br />
cellerariorum in Herisowe», mit «Kelnhof» übersetzt). A UB 145, 13.Nov. 1391. — Vgl.<br />
TRAUGOTT SCHIESS, a.a.O., S. 133,wo die Existenz sowohl eines Meier- als auch eines Kelnhofes angenommen<br />
wird.<br />
3 AUB 1. Vgl. UBSG 802 (12. Febr. 950).<br />
4 AUB 3, 4. - SONDEREGGER, Orts- und Flurnamen, S. 29!".<br />
5 AUB 4, 5.<br />
6 AUB 31.<br />
7 KUCHIMEISTER, cap. 40. - AUB 372 (äbtische Klageschrift von 1420/21, 6c, e). AUB 892. Dazu<br />
AUB 908 mit Bezug auf andere Rechte 1396 imAUB 382, Abschnitt 13. - Das Meieramt existierte<br />
jetzt offenbar nurnoch als Einnahmequelle.
24 HERISAU<br />
einfach von Amtund Ammann die Rede 1 , wieja auch Hundwil und Trogen infolge<br />
einer Reorganisation der äbtischen Verwaltung im 14. Jahrhundert als Ämter bezeichnet<br />
waren. Im 14. Jahrhundert amtete aber auch ein Keller (Cellerarius), der<br />
öffentlich zu Gericht saß, im Namen des Klosters (auf dem Kelnhof?) in Herisau 2 . -<br />
Freie und Gotteshausleute von Herisau unterstanden verschiedenen Vogteien und<br />
deren Hochgerichten, die Gotteshausleute der Reichsvogtei Herisau 3 , die Freien<br />
der Freivogtei des Obern Thurgaus bzw. der Vogtei von Schwänberg. Nachdem die<br />
Vogtei Herisau 1331 von Kaiser Ludwig dem Bayern an Ulrich von Königseck verpfändet<br />
worden war 4 , kam sie schließlich noch im Laufe des 14. Jahrhunderts als<br />
Reichspfand an das Kloster St. Gallen, das sie seinen getreuen Dienstmannen, den<br />
Rittern von Rosenberg, zu Lehen gab 5 . Die Freien von Schwänberg, Baldenwil und<br />
Nünegg besaßen mit andern Freien, die westlich der Glatt bis auf die Höhen der<br />
heutigen Gemeinde Schwellbrunn hinauf (s.d.) neben Gotteshausleuten ihre Güter<br />
bewirtschafteten 6 , zuerst ein gemeinsames Nieder- und Hochgericht in der Freivogtei<br />
des Obern Thurgaus, was auch auf die ursprüngliche Herkunft dieser Freien<br />
hinweist 7 . 1279 war diese Freivogtei durch König Rudolf von Habsburgan Heinrich<br />
1 AUB 372 (Klageschrift, 6a, e). Dieser Ammann ist nicht mit dem leibeigenen A mmann der<br />
Ritter von Rosenburg imAUB 112 u nd 115 gleichzusetzen, dessen Sitz von TRAUGOTT SOHIESS in:<br />
ROTACH, Herisau, S. issf., auf demHof in Teufenau vermutet wird. Vgl. ebenda, S. 138, 145.<br />
2 AUB 31 (vgl. Anm. 2, S.23). AUB 145.<br />
3 AUB 372 (Klageschrift, 6b, e). 4 AUB 62.<br />
5 AUB 359, 17. Aug. 1419 (Erneuerung der Lehenschaft).<br />
6 LautAUB 338 bezogen die Ritter von Rosenberg aus demHofin Schwänberg, einem äbtischen<br />
Lehenshof(?), einen Zins. Vgl. dazuUBSGIII, S. 765!'.<br />
7 AUB 360 (wegen der Freivogtei und der Leute zu Ober-Uzwil, Baldenwil und anderwärts im<br />
Ober-Thurgau),AUB 451 (« die fry vogty im ObernThurgow,in ObernUtzwyle etin Baldenwilen »).<br />
AUB 953 enthält Aufzählung der einzelnen Höfe.In AUB 892 und 908 wird die Freivogtei des Obern<br />
Thurgaus einfach als «Gericht Baldenwil» bezeichnet. Vgl. auch AUB 898 («daz gerichtzu Baldenwil,<br />
Swainbergund Ramsow»). Siehe auch Anm. 3, S. 26.<br />
Abb. ig. Herisau. Übersichtsplan, Maßstab 1:4000. Kern der Siedlung ist die 907 erstmals bezeugte<br />
reformierte Kirche und der westseits von ihr gelegene Platz, um den sich Herrschaftshäuser u nd<br />
historische Bauten wie das alte Pfarr-unddas ehemalige Rathaus (Historisches Museum) gruppieren.<br />
Anden vier alten, von diesem Platz ausgehenden Landstraßen entlang dehnte sich der Flecken allmählich<br />
aus: a) An der Bachstraße, die oben gegen die sie fortsetzende Buchenstraße früher Neugasse<br />
genannt wurde, ost- u nd nordostwärts - b) a n der Goßauerstraße, die früher im ersten Abschnitt<br />
Griesstraße und anschließend Spittelstraße hieß, west- bzw. nordwestwärts - c) a n der innern und<br />
äußern Schmiedgasse sowie an der dazwischen abzweigenden Alten Steig west- bzw. südwestwärts<br />
- d) ander Oberdorfstraße südost- und ostwärts.Zu diesen vier Verkehrsadern fügten sich erst<br />
im 19. Jahrhundert neue, durch die den alten der Verkehr teilweise entzogen wurde: a) die 1835/36<br />
angelegte Poststraße (ehemals Emdwiesstraßegenannt),ander zur Hauptsache noch im 19. Jahrhundert<br />
in großzügigen Anlagen repräsentative öffentliche Gebäude errichtet wurden - b) die 1853 bis 1858<br />
vomObstmarkt südöstlich der Kirchezum Heinrichsbadund Richtung St. Gallen angelegte Kasernenstraße<br />
(ehemals Heinrichsbadstraße genannt) - c) die ebenfalls vom Obstmarkt ausgehende, 1880/81<br />
angelegte alte, 1911 neu angelegte Bahnhofstraße. Durch die sie säumenden Geschäftsgebäudewurde<br />
die nun stagnierende Bachstraße auch optisch vom ursprünglichen Ausgangspunkt,dem Platz, abgeschnitten.<br />
An der Bachstraße und an der äußern Schmiedgasse, deren Verkehr durch die Poststraße<br />
lahmgelegt worden war, sowie im Spittel haben sich die schönsten Gruppen appenzellischer Holzgiebelhäuser<br />
erhalten. Einen neuen städtischen Akzent verlieh dem ZentrumderBau des Kantonalen<br />
Bank- und Verwaltungsgebäudes am Obstmarkt 1912-1914, der dadurch den dörflichen Charakter<br />
verlor. - Text S. 51-54und 97-190.
GESCHICHTE 25<br />
b<br />
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I<br />
Abb. ig. Hcrisau. Übersichtsplan, Maßstab 1:4000.
26 HERISAU<br />
Walter von Ramswag verpfändet worden 1 und gelangte schließlich nach verschiedenem<br />
Besitzwechsel 2 an Johannes von Busnang, Propst des Klosters St. Gallen, und<br />
damit an dieses selbst 3 . Von der Freivogtei des Obern Thurgaus, die später auch<br />
Gericht zu Baldenwil genannt wurde, war schon im Laufe des 14. Jahrhunderts die<br />
«Vogtei ze den frijen ze Schwanberg» abgetrennt worden und bildete ein eigenes<br />
Gericht. 1374 war sie bereits im Besitz derer von Rorschach-Rosenburg 4 und wurde<br />
1396 von diesen an die Abtei St. Gallen verkauft 5. So war die Abtei um 1400 nicht<br />
nur Lehensherrin der Gotteshausleute im «Hof Herisau» 6 , über die sie durch<br />
einen Ammann oder Keller die niedere Gerichtsbarkeit ausübte, sondern als Inhaberin<br />
der drei genannten Vogteien auch in vollem Besitz der Oberhoheit über die<br />
ganze Kirchhöre Herisau (siehe kirchliche Verhältnisse). Diese zweifache Machtbefugnis,<br />
die das Kloster auch in den übrigen appenzellischen Gemeinwesen und<br />
Ämtern besass, führte unter dem straff regierenden Abt Kuno von Stoffeln zu den<br />
Spannungen, die sich im Freiheitskrieg entluden. So tratam 17. Februar 1401 auch<br />
Herisau dem Bündnis der «lender» Appenzell, Hundwil, Urnäsch, Trogen, Teufen<br />
und Speicher mit der Stadt St. Gallen gegen den Abt von St. Gallen bei und hängte<br />
ein eigenes Siegel unter die Urkunde 7 . Der Sieg im Krieg, in dem 1403 auch die<br />
beiden Burgen Rosenberg und Rosenburg sowie Herisau verbrannt wurden 8 , verschaffte<br />
den Leuten von Herisau wie den übrigen Appenzellem die politische Selbstbestimmung<br />
innerhalb derim Kampf behaupteten Grenzen und Letzinen. Erst 1459<br />
wurden diese Grenzen durch eidgenössischen Schiedsspruch rechtlich anerkannt und<br />
«daz gericht zuo Baldenwil, Swainberg und Ramsow», worauf das Kloster noch<br />
immer Anspruch erhob, «zuo denen von Appenzell» geschlagen 9 . Dagegen wurden<br />
die Leute innerhalb der Kirchhöre Herisau durch eidgenössischen Schiedsspruch<br />
1461 angehalten, die auf der Grundherrschaft des Klosters beruhenden Zinsverpfiichtungen<br />
mit 1600 Gulden abzulösen 10 , für deren Bezahlung sie am 23. Dezember 1463<br />
quittiert wurden 11 . - 1539 wurde schließlich auch die bis dahin unklare Grenze<br />
zwischen der dem Kloster St. Gallen gehörenden Grafschaft Toggenburg und dem<br />
Land Appenzell, welche Grenze noch auf eine beträchtliche Strecke mit der westlichen<br />
Gemeindegrenze von Herisau zusammenfiel, in gegenseitigem Einvernehmen geregelt<br />
12 .<br />
B. Mach dem Freiheitskrieg. Nun bildete das heutige Gemeindegebiet zusammen mit<br />
jenem von Waldstatt und Schwellbrunn innerhalb des ungeteilten souveränen Landes<br />
Appenzell eine ausgedehnte Rhode, die an Ausdehnung und politischem Gewicht nur<br />
von den in einer einzigen Kirchhörc zusammengeschlossenen innern Rhoden von<br />
1 AUB 30.<br />
2 AUB i n , 13.Jan. 1374; Jakobund dessen Sohn Hansvon Frauenfeld; Eberhard von Ramswag<br />
und dessen Gattin Isalt, Sürgensteins Tochter.<br />
3 AUB 153, 155, 156 mit Nachtrag in Bd. II, S. 882.AUB 360, 372 (Klageschrift,6d, e), 451.<br />
4 AUB 112, 148 (27.März 1393), 372 (Klageschrift, 6c: «ouch die vogtie ze Swainbergund gericht<br />
doselbs...»). - Vgl. TRAUGOTT SCHIESS in: ROTACH, Herisau, S. i4of.,undAG I, S. 73f.<br />
5 AUB 372 (Klageschrift, 6c, e), 451. DazuAUB 908 mit Bezug aufAUB 382, Abschnitt 13, und<br />
AUB 892.<br />
6 AUB 158a, 27.Sept. 1400 (Nachträge, Bd. II, S. 882).<br />
7 AUB 162. 8 Reimchronik, Verse 1271-1288.<br />
9 AUB 898. Vgl. AUB 892. 10 A UB 927.<br />
11 AUB 953. 12 AUB 2083.
GESCHICHTE 27<br />
Appenzell und von der das ganze appenzellische Vorderland mitumfassenden, aus<br />
zwei großen Halbrhoden bestehenden Rhode Trogen übertroffen wurde. Diese von<br />
Hauptleuten und Räten als Gemeindevorstehern regierte Rhode Herisau deckte sich<br />
umfangmäßig mit der gleichnamigen Kirchhöre (s.d.), und nachdem zur Zeit der<br />
Reformation auch die Einsetzung des Pfarrers (Kollatur) und die Kirchenverwaltung<br />
den Gemeindevorstehern übertragen war, wurde hier Rhode wie in Urnäsch praktisch<br />
gleichbedeutend mit «Kirchhöri», eine Bezeichnung, die bis in die neueste Zeit<br />
zum Inbegriff der konfessionellen und politischen Gemeindeeinheit wurde. - Herisau<br />
wurdeim 16. Jahrhundert unter den zwölf Rhoden des ganzen Landes Appenzell zu<br />
den sechs äußern Rhoden gerechnet, die 1552 in einer Urkunde erstmals namentlich<br />
als Urnäsch, Herisau, beide Hundwil (obere und untere Rhode), Teufen und Trogen<br />
aufgezählt sind 1 , dann wieder beim Abschluß des Religionsvertrages von 1588 und<br />
besonders anläßlich der Landteilung I597 2 .<br />
C. Seit der Landteilung 1597. Bei der Landteilung kam Herisau mit den übrigen<br />
äußeren reformierten Rhoden samt der Halbrhode Gaiszum Land Appenzell Außerrhoden<br />
3 , zu dessen Hauptort Trogen mit nur knappem Mehr erkoren wurde. Die<br />
Zurücksetzung, die Herisau als ältester Kirchhöre des ganzen Landes Appenzell<br />
überhaupt, als bevölkerungsreichster Ortschaft und bedeutendem Marktflecken dadurch<br />
widerfuhr, wurde Ursache großer Spannungen zwischen Herisau und Trogen,<br />
deren führenden Familien und zwischen dem Landesteil hinter und vor der Sitter<br />
überhaupt. Auchzum Tagungsort der ordentlichen Landsgemeinde war Herisau nur<br />
ein einziges Mal, 159g, ausersehen worden, da sich Hundwil seiner Lage im Hinterland<br />
entsprechend besser dafür eignete, im Wechsel mit Trogen die Männer des ganzen<br />
Landes zu versammeln 4 . Der politische Anspruch von Herisau setzte sich dagegen<br />
insofern durch, als der Zweifache Landrat und der Große Rat, von einigen Ausnahmen<br />
abgesehen, abwechselnd in Herisau und Trogen tagen mußten 5 . Das Ringenum<br />
den Führungsanspruch zwischen Trogen und Herisau äußerte sich besonders im<br />
zweihundertjährigen Bestehen eines Doppelregimes, d. h. der doppelten Besetzung der<br />
höchsten Landesämter durch je einen Mann aus dem Landesteil vor und hinter der<br />
Sitter von 1647 bis 1858 6 , und geradezu dramatisch im sogenannten Landhandel<br />
1732-1734 zwischen der Partei der «Harten», die von der Herisauer Familie Wetter,<br />
und der Partei der «Linden», die von der Trogener Familie Zellweger geführt<br />
wurde 7 . - 1649 wurde die neu gegründete Gemeinde Schwellbrunn (S. 233), 1719<br />
jene von Waldstatt (S. 265) abgetrennt. - Während der Helvetik war das den Neuerungen<br />
gewogene Herisau Distriktshauptort und -bezeichnung innerhalb des Kantons<br />
Säntis 8 . - Gemäß Kantonsverfassung von 1876 wurde Herisau ausschließlich<br />
1 AUB 2353, 2873, 4.Febr. 1566 (zwölf Rhoden des Landes Appenzell). Vgl.AUB 1818 und 3854<br />
(sieben äußere Rhoden), dazu 3995!<br />
2 AUB 3777, 3807 («die uffGayß wie die andern sechs»), 4140 (Hundwil ist hier als Gesamtheit<br />
der Kirchhöre ohne Unterscheidung der beiden Rhoden angeführt).<br />
3 AUB 4140.<br />
4 AG II, S. 33, 41. - Die zweite,am 19. April 1798 in Herisau aufdem Ebnet abgehaltene Landsgemeindewurde<br />
von der revolutionären provisorischen Regierungin Herisau einberufenundumfaßte<br />
nur die Gemeinden hinter der Sitter.AG II, S. 284.<br />
5AGII, S.sif. 6 AG II, S. 55-59.<br />
7 AG II, S. 162-182. 8 AG II, S. 292.
2 8 HERISAU<br />
Tagungsort des Kantonsrates, wie von nun an der Große Rat genannt wurde, Sitz<br />
der Regierung und der wichtigsten Verwaltungszweige und somit faktischer Hauptort,<br />
ohne daß dem historischen Hauptort Trogen das Vorrecht jemals durch Landsgemeindebeschluß<br />
entzogen worden wäre 1 . Kraft der gleichen Verfassung wurde<br />
1877 mit Rücksicht auf die neuern konfessionellen Verhältnisse (s.d.) die Kirchhöre<br />
aufgelöst in die Politische Einwohnergemeinde und die Evangelisch-reformierte<br />
Kirchgemeinde. - Siehe auch allgemeine politische Verhältnisse (S.2-7).<br />
k i r c h l i c h e v e r h ä l t n i s s e<br />
A. Bis zur Reformation. Herisau gehörte zur Zeit seiner ersten Erwähnung im 9. Jahrhundert<br />
(837 und 868) 2 noch ausdrücklich zur Mark Goßau, die sich bis an den Säntis<br />
erstreckte 3 . Obwohl ausdrückliche Hinweise fehlen und die Kirche von Goßau erst<br />
kurz nach jener von Herisau erwähnt wird 4 , spricht die Tatsache, daß Goßau<br />
schon 824 als «villa» (Dorf) bezeugt ist 5 und die Mark nach ihm benannt ist, auch<br />
für den kirchlichen Vorrang von Goßau als Zentrum eines ausgedehnten Pfarrspren-<br />
1 A G II, S. 475, 566f. Vgl. ebenda, S. 330: Verfassungvon 1814: «Herisau und Trogen sind die<br />
Hauptorte des Kantons.»<br />
2 UBSG 367, 535. — AUB 3,4.DieErwähnung der « Cozesouaromarcha»nur in der Urkundevon<br />
868.<br />
3 UBSG 536. - A UB 5 und Anhang S. 702zu « Sambiti» = Säntis.Zu letzterem auch SONDEREGGER,<br />
Orts-undFlurnamen, S. 294-299.<br />
4 UBSG 763:Im J ahre 910. Herisau 907, siehe unten.<br />
5 UBSG 284. villa = Dorf (nach SCHIESS). Siehe Anm. 1, S.29.<br />
i<br />
Abb. 20. Herisau.Der Flecken von Südsüdosten. Lavierte Federzeichnung, 1757, vonJohann Ulrich<br />
Schellenberg. Kunstmuseum Winterthur. - Text S.40, 76, 94f., 129 und 176.
GESCHICHTE 29<br />
Abb.21. Herisau. Flugaufnahmevon Südosten, 23. Juli 1947. - Text S.50-53.<br />
gels, der sich zu dieser Zeit mit der gleichnamigen Mark sehr wahrscheinlich deckte 1 .<br />
Da auch nach dem Bau einer Kirche die Gegend von Herisau zu Beginn des<br />
10. Jahrhunderts in die Mark Goßau gehört hat 2 , läßt sich nicht genau feststellen,<br />
ob in Herisau zuerst eine selbständige Pfarrei errichtet und ihr dann die appenzellischen<br />
Teile der Mark Goßau zugeteilt worden sind, was wahrscheinlicher ist, ob<br />
umgekehrt erst nach der Gebietsabtrennung die Kirche zur Pfarrkirche erhoben<br />
worden ist oder ob beides zusammenfiel. Doch dürfte sich die Verselbständigung<br />
spätestens im 10. Jahrhundert vollzogen haben, wofür teilweise auch die folgenden<br />
Tatsachen sprechen 3 .<br />
Die Kirche selbst («basilica») mit einem Altar des Heiligen Erlösers («saneti salvatoris»)<br />
ist 907 erstmals urkundlich bezeugt 4 . Sie dürfte aber im letzten Viertel des<br />
1 Zur ganzen Frage siehe TRAUGOTT SCHIESS, Beiträge zur Geschichte St. Gallens und der Ostschweiz.<br />
Die ältesten Kirchen der st.gallischen Stiftslandschaft,MVG 38 (193a), S. 51. Ders., Zur<br />
älteren Geschichte von Herisau bis zu den Appenzellerkriegen, in: ROTAOH, Herisau, S. 129. — PAUL<br />
STAERKLE, Geschichte von Goßau, Goßau 1961, S. 38-40, mit Karte. - GEROLD MEYER VON KNONAU<br />
in:MVG 1872, S. 103-106.<br />
2 AUB 13: ImJahre 909; «in Cozzesouvarro marchoin villa Adelineswilare» ( = Ädelswil,Gde<br />
Herisau). Vgl.UBSG 758.<br />
3 Indem 950 in Goßau abgeschlossenen Lehensvertrag (UBSG 802, AUB 17) ist von Besitz in der<br />
Mark Schwänberg (Gde Herisau) die Rede, dessen Zinsan die Kirche Herisau zu bezahlen ist. Von<br />
der Mark Herisau ist erst 1282 (UBSG 1030, AUB 31) ausdrücklich die Rede, und zwarim Hinblick<br />
auf die freien Leute (!), dieja in Schwänberg ihre Besitztümer hatten.<br />
4 UBSG 750: «ad basilicam in Herinesouva persolvam», und: «actum in Herinesouva, coram<br />
altari saneti salvatoris». Vgl. dazu UBSG 751, 752. - AUB 10-12.
30 HERISAU<br />
9. Jahrhunderts bereits existiert haben, als der von seinem Amte zurücktretende Abt<br />
Hartmut 883 die Einkünfte von Herisau mit der Bevollmächtigung Kaiser Karls des<br />
Dicken sich und seinen Amtsnachfolgern zum Unterhalt im Ruhestand vorbehielt 1 .<br />
Bereits 875 war in Herisau in Gegenwart desselben Abtes, dessen Vogtes und eines<br />
Mönchs als Schreiber gleichzeitig ein Tausch und eine Güterübertragung an das<br />
Kloster St. Gallen beurkundet worden 2 . Das geschah möglicherweise vor dem Altar<br />
der Kirche, was dann für die Jahre 907 und 909 ausdrücklich berichtet ist 3 . Mehrere<br />
in der Gegend von Herisau durch das Kloster St. Gallen erworbene Lehensrechte, die<br />
dessen Grundbesitz in dieser Mark abrunden sollten, und die Zuwendung von noch<br />
zahlreicheren, dem Kloster zufallenden Lehenszinsen auch aus auswärtigen Gebieten<br />
an die Kirche von Herisau rücken deren Bedeutung für die Äbte im 9. und 10. Jahrhundert<br />
in ein besonderes Licht 4 . Daraus erhellt auch ihre Stellung als Eigenkirche<br />
der Abtei in jener Zeit 5 .<br />
Als Patronatskirche wird sie nach dem Investiturstreit in einem diesbezüglichen Verzeichnis<br />
wohl des 12. Jahrhunderts aus dem Kloster St. Gallen aufgeführt 6 . Der Abt<br />
behielt aufgrund der neuen kirchlichen Rechtsverhältnisse weiterhin das Kollaturoder<br />
Lehensrecht über die zeitlichen Güter (in temporalia), z. B. Pfründe und Kirchengebäude;<br />
das Recht der Einsetzung eines Leutpriesters (plebanus) oder « Kilchherrn »<br />
(rector ecclesiae) ins geistliche Amt, d. h. die Investitur, stand vonnun an dem Bischof<br />
von Konstanz zu. Eine Mitbestimmung verblieb dem Abt von St. Gallen jedoch<br />
durch das Recht bzw. die Pflicht, den von ihm ausersehenen Geistlichen dem Bischof<br />
vorzuschlagen (Präsentationsrecht) 7 . Zum ersten Male wird ein solcher Priester in<br />
der Person des «H(enrici) plebani de Herisio» in Akten von 1208 genannt 8 .<br />
1 EKKEHARD, Casus 9 (MVG 1877, S. 31): «Ipseautem Herginisouvamcum Waltchincha et Puera<br />
Minore sibi et posteris abbatibus a potestate forte cedentibus imperiali auctoritate ipsius Karoli retinuit».<br />
Diese Nachricht ausdem 11 .Jahrhundert wird indirekt durch RATPERT, Casus s.Galli, Kap.<br />
33-35, bestätigt (sieheMVG 1872, S. 61-64 unc^Anm. 159). - Welchen der drei Orte sich Hartmut<br />
zum Altersruhesitz ausgewählt hat, geht aus der Stelle nicht hervor. Doch scheinter sich laut Ratpert<br />
(«non destituit a magisterio ibidem degentium») auch eine gewisse Oberaufsicht über das Kloster<br />
zurückbehalten zuhaben, welche vom nächst gelegenen Herisau bequemer ausgeübt werden konnte<br />
als von Waldkirch oder Niederbüren aus. - Erst von Abt Craloh (942-958) berichtet EKKEHARD,<br />
Casus 79und 81, daßer sich zur Erholung häufignach Herisau zurückzogund dort schließlich starb<br />
(MVG 1877, S. 27gf., 292f.). In Cralohs Regierungszeitwurde 950 nochmals eineSchenkungsurkunde<br />
zugunsten der Kirche ausgestellt.<br />
2 UBSG 589. - AUB 6. - Im Jahre 876 wird nochmals eine Güterübertragungandas Kloster in<br />
Herisau beurkundet.UBSG 598. - AUB 7. - In beiden Fällen handelt es sich um Güter außerhalbvon<br />
Herisau. Im Unterschied zu diesen beiden Übertragungen wurden die Herisau selbst betreifenden<br />
Gütertausche zugunsten des Klosters von 837 und 868 nicht in Herisau vollzogen.UBSG 367, 535. -<br />
AUB 3, 4. - Siehe SGHIESS, Herisau, S. 129-131,der «denBau der Kirche..unbedenklich in die erste<br />
Hälfte des 9.Jh.» ansetzen möchte. - Vgl. WARTMANN, Herisau, S. 54f.<br />
3 Zum Jahr 907 siehe oben,für dasJahr 909UBSG 758und 759,AUB 13und 14, wo hinsichtlich<br />
Kircheund Altar die gleichen Wendungen stehen wieim Jahre 907.<br />
4 Siehe oben,dazu UBSG 787 und 802,AUB 16und 17, in den Jahren 928 und 950. - Vgl. VON ARX<br />
I, S. 173.<br />
5 Zum Untergang des Eigenkirchenrechts und seine Ersetzung durch das Patronatsrecht als «ius<br />
spiritualiannexum» siehe ULRICH STUTZ, Die Eigenkirche als Element des mittelalterlich-germanischen<br />
Kirchenrechts, Darmstadt (Sonderausgabe) 1955, S. 83, 85.<br />
6 GEROLDMEYERVONKNONAU, DieSt.GallischenPatronatspfarreien,in:MVG,N.F.3 (1872), S. 223-<br />
225undAnm. 1. Das Verzeichnis entstand wohlim Zusammenhangmit der damaligen Neuordnung<br />
des kirchlichen Rechts.
GESCHICHTE 31<br />
Die Pfründe war neben jener von Appenzell die einträglichsteim Appenzellerland 9 .<br />
Ihr Inhaber überließ aber die geistlichen Pflichten häufig einem Vikar, wie ein solcher<br />
im Zehntenrodel von 1275 aufgeführt ist 10 . Laut demselben Zehntenrodel gehörte<br />
die Pfarrei innerhalb des Bistums Konstanz und des Archidiakonats Thurgauzum<br />
Dekanat Arbon 11 , das später zum Dekanat St. Gallen wurde und seit dem Liber<br />
marcarum (1360-1370) in den statistischen Quellen nur noch unter dieser Bezeichnung<br />
registriert wird I2 .<br />
Die ausgedehnte Kirchhöre umfaßte das übrige Appenzeller Hinterland ohne<br />
Hundwil bis zu den Grenzen der alten Toggenburger Kirchhöre Wattwil. Davon<br />
lösten sich 1417 Urnäsch (s.d.), wohin bis 1720 auch Schönengrund kivchgenössig war<br />
(s.d.), 1649 Schwellbrunn (s.d.) und 1719 Waldstatt (s.d.). Seit der zweiten Hälfte des<br />
15. Jahrhunderts standen dem Pfarrer weitere Geistliche zur Seite, deren Pfründen<br />
mit Altären bzw. Kapellen (siehe S. 85-87) verbunden waren. Schon 1453 ist ein<br />
Frühmesser bezeugt 13 , für den 1460 eine noch 1555 bestehende Pfründe auf den Altar<br />
der Märtyrer Johannes und Paulus errichtet wurde 14 . Im Liber subsidii charitativi<br />
von 1508 ist eine Kaplanei des schon 1488 in der Pfarrkirche vorhandenen St.-Anna-<br />
Altars erwähnt, für dessen Pfründe mehrmals Induzien erteilt wurden '5, Uber diese<br />
Pfründe legte noch 1557 ein eigener Pfleger Rechenschaft ab l6 , und noch 1583 soll<br />
sie bestanden haben 17 . An eine Sebastianspfründe («sant bastiun»), die noch 1555<br />
7 Die kirchenrechtliche Situation kommt sehr gut bei der Gründungder Pfarreien Urnäsch ^417)<br />
und Teufen (1479) und der Einsetzung ihrer Pfarrer zum Ausdruck.AUB 346-348 bzw. 1157 und 1159.<br />
Vgl. A U B 1741, ferner STARK, Glaubensspaltung,S. 27-29, u n d BAUMANN, S. 10.<br />
8 Acta Pontificum Helvetica, Nr. 45: Rom, 10.Jan. 1208. Auf Bitte desH. plebani de Herisio und<br />
einiger Kleriker der Konstanzer Diözese...DerAbt von St. Gallen, zu dessen Kollatur die Pfründe von<br />
Herisau gehört, wird aufgefordert, die Kirche einem andern zuübergeben... (Freundliche Mitteilung<br />
von Dr. PAUL STAERKLE, Stiftsarchivar.) Zu den Titeln «plebanus», «rectorecclesiae», «Kilchherr»von<br />
Herisau siehe UBSG 858 (im Jahre 1225), 1079 (im Jahre 1293), 1888 (im Jahre 1383), 6426 und<br />
6428 (imJahre 1460), A U B 347 (im Jahre 1417).<br />
9 STARK, Glaubensspaltung, S. 12, 14. Regesten zur Schweizergeschichte aus den päpstlichen<br />
Archiven, 5.Heft (1915), S. 205. Die Tatsache kommt vor allem schon im Zehntenrodel von 1275 zum<br />
Ausdruck, indem das Pfrundeinkommen von Herisau mit 26 Pfund, das von Appenzell mit 64 Pfund<br />
angegeben ist. Zum Zehntenrodel = Liber decimationis etc. siehe Anm. 2.<br />
10 Liber decimationis cleri Constanciensispro Papa de anno 1275, Fol. 82A, in: FDA, I.Band (1865),<br />
S. 213. Vgl. AG I, S. 43.<br />
11 FDA, ebendaund Anm. 2, S. 215, wonach beim «Dekanate Arbon» von neuerer Schrift «St. Gallen»<br />
stehe.<br />
12 JOSEPH AHLHAUS, Die Landdekanate des Bistums Konstanz im Mittelalter, Stuttgart 1929, S. 56.<br />
13 U B S G 5 596. - Vgl. ZELLWEGER,G A V II,S.if.<br />
14 ZELLWEGER, GAV II, S. 414, betrifft Jahr 1460. - PrKr, S. 263, betrifft Jahr 1555.<br />
15 Induzien bedeuten die Erlaubnis für einen Stellvertreter. Siehe FDA, N.F., Bd. 39 (1938), S. 7f.<br />
(FreundlicheMitteilung von Dr. FRANZ STARK.)Z U 1508 sieheFDA, Bd.27 ( 1899), S .92 ( Ausgabevon<br />
Fr.Zell). - Vgl. ZELLWEGER,G A V I I,S. 4 16. I n d erkritischenAusgabe vonKARL RIEDERin:FDA,<br />
Bd. 35, N.F. 8 (1907), S. 90, fehlt «capellania». Ihre Existenz ist aber trotzdem gut bezeugt: EbAFr,<br />
cod. 110, Fol. i87 r , anno 1518, i.Oct. «date sunt inducie Domino Decano s.Galli ad Capellaniam<br />
s. Anne in Herisow adannum.» Ebenda, cod. 111, Fol. 137 R , anno 1522, 1.Okt. «..adcapellaniam altaris<br />
s.Anne siti ineccl.par. Herisow.» Siehe ferner unten zu Verenaaltar.Zu 1488 siehe Investiturprotokolle,<br />
S. 372.<br />
16 PrKr, S. 266.<br />
17 EUGSTER, Herisau, S. 163, ohne Quellenangabe, aber wahrscheinlich, da die Pfründe des Bilds<br />
noch 1592 existierte (siehe S.32),und die verschiedenen Pfründen wohl gleichzeitig zusammengelegt<br />
wurden, wieam Ende dieses Abschnittes ausgeführt wird.
32 HERISAU<br />
ihren eigenen Pfleger hatte 1 , wurden zwischen 1515 und 1520 laut Protokoll der<br />
Kirchenrechnungen Zuwendungen gemacht 2 . Nur einmal erscheint in den Protokollen<br />
eine Mittelmeßpfründe^. Auf einer offenbaren Verschreibung (St. Verena für<br />
St. Anna) im Buch des Subsidii charitativi von 1508 scheint die nur einmalige Nennung<br />
der Kaplanei eines Verenaaltars zu beruhen 4 .<br />
Außer den Pfründen der Pfarrkirche mußte auch das «Licht» im Beinhaus versehen<br />
werden (S. 93-95)5, das vor allem zwischen 1510 und 1516 Gaben empfing 6 und<br />
noch 1550 einen eigenen Pfleger besaß 7 . Das£iW, d.h. die Kappel zu Wylen, wird 1513<br />
erstmals, zum letzten Male noch 1592 im Protokoll der Kirchenrechnungen mit<br />
eigenem Pfleger angegeben, aber ohne Patrozinium 8 . Die zuerst vonJoh. C o n r a d<br />
Schäfer (Materialien 1813, S . 170) mitgeteilte Überlieferung von einer Sebastianskapelle<br />
zu Wilen scheint auf Irrtum zu beruhen, zumal über Sebastianspfründeund<br />
«byldt ze Wylen» 1547 von zwei verschiedenen Pflegern gleichzeitig getrennte<br />
Rechnung vorgelegt worden ist^. Ungewiß ist auch die auf Walser (S. 84) gestützte,<br />
von Nüscheler (Gotteshäuser, S. 151) vorgebrachte Meldung eines Abbruchs dieser<br />
Kapelle im Jahre 1524.<br />
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts oder zu Beginn des 17. Jahrhunderts (vielleicht<br />
bei der Entfernung der Altäre aus der Kirche) wurden die verschiedenen Pfrundvermögen<br />
zusammengelegt, nachdem Altäre und Kapellen ihren Zweck längst verloren<br />
hatten 10 . Für den im Spätmittelalter sehr beliebten St.-Anna-Kult wurden nicht nur<br />
ein Altar und eine Kapelle geweiht (S. 86f.), sondern auch eine St.-Anna-Bruderschaft<br />
gegründet, die zwischen 1518 und 1520 ansehnliche Stiftungen, wohl für den «sant<br />
anen bu», erhielt 11 . Über die Ausführung eines geplanten Schlußsteins mit der hl.<br />
Anna im Chorgewölbe der neuen Kirche besteht jedoch keine Gewißheit (S. 68, 78).<br />
Nachrichten bezüglich Kirchweihen, Ablässe und Patrozinium aus dem Mittelalter<br />
gibt es nur spärliche: 1225 fand eine Kirchweihe durch Abtbischof Rudolf von<br />
St. Gallen statt ' 2 . 1333 verliehen 12 Bischöfe von Avignon der Kirche gleichzeitig<br />
mit andern Kirchen des Appenzellerlandes einen Ablaß 13 . 1415 wird zum ersteni<br />
PrKr, S. 262. 2 PrKr, S. 84!"., 125. 3 PrKr, S. 191 (1532).<br />
4 RIEDER vermerkt in: F DA, Bd. 35, N.F. 8 (1907), S. 90, zu «capellania s. Verene ibidem»<br />
( = Herisow); «darüber steht .»Der Verschreib oderIrrtum wurde also nachträglich korrigiert.<br />
Die Stelle wäredemnach ein Belegfür die St.-Anna-KaplaneiimJahre 1508 (siehe oben).<br />
5 PrKr, S. 243: « Item es het rechnung gen der pfrundpflegeran das licht in das beinhus» (im<br />
Jahre 1546).<br />
6 PrKr, S.6-16 mehrmalsund S.25und47; «banhus».<br />
7 PrKr, S. 251: Das «licht»mit PflegerJoggli Törig.<br />
8 PrKr,S.25 (1513): «..indas biId...Wil..»Ebenda, S.314 (1592): «meericoi^ anhouptguotan<br />
zweyen briefen ghörend der Kapellen zuoWylen.» Gleicher Wortlaut S. 313 (1591). Ebenda, S.311<br />
(1585): «KappelzuoWyla.»<br />
9 PrKr, S. 244f.<br />
10 Vgl. ehemalige Altäre, S.85-87.<br />
11 PrKr, S.203 (1518), 103 (1519), 286 (1520): «santAnen bruoderschaft».<br />
12 I nMVG 1869, S. 134: AbtskatalogdesCodex 453,zum 3. Mai 1225 unter «R. episcopus Curiensis<br />
et abbas noster»: «Item eodemanno ecclesiamde Herisouve...dedieavit.»Vgl.MVG 1879, S. I95f.,<br />
Anm. 172.<br />
13 U BSG 1348. — AUB 66.Da der Ablaß dem Kloster St. Gallenfür all seine Kirchen,Kapellenund<br />
Altäre verliehen worden ist, sagt dessen stereotype Formulierungüber Renovierung oder Ausstattung<br />
eines Baues wenig aus.
GESCHICHTE 33<br />
mal Laurentius als Kirchenpatron erwähnt 1 . Wann das Patrozinium von St. Salvator<br />
dazu überwechselte, ist unbekannt 2 . Auch der Neubau von 1516 bis 1520 übernahm<br />
es (siehe S. 68).<br />
B. Reformation. Der Humanist Johannes Dörig (Thörig, Thuringus), Schüler u.a.<br />
des Basler Magisters Wilhelm Nesenius, Freund von Vadian und Zwingli, Pfarrer zu<br />
Herisau während des Kirchenneubaus (1516-1520), war (noch vor Vadian) der<br />
«erste begeisterte Lutheranhänger im Lande Appenzell» 3 . Er geriet seit ungefähr<br />
1517 mit dem bischöflichen Gericht von Konstanz wiederholt in Konflikt 4 und<br />
mußte nach seiner Verehelichung zu Beginn des Jahres 1522 und nach einer kürzeren<br />
Gefangenschaft auf Schloß Gottlieben 5 am 29. Oktober des gleichen Jahres auf seine<br />
Pfarrei verzichten 6 . Der Amtsnachfolger Joseph Forrer, ein entschiedener Verfechter<br />
des alten Glaubens, verhinderte die Reformation bis 152g 7 .<br />
Nachdem die Landsgemeinde wahrscheinlich am 24. April 1524 die schriftgemäße<br />
Predigt zum verbindlichen Prinzip erhoben 8 und wahrscheinlich jene vom 30. April<br />
1525 die Entscheidung über die Glaubenszugehörigkeit einer jeden Rhode der betreffenden<br />
Kirchhöre anheimgestellt hatte 9 , beschloß Herisau als einzige der äußern<br />
Rhoden,am alten Glauben festzuhalten 10 . Den Umschwung führte die Berner Disputation<br />
von 1528 herbei. Im April 1529 wurde von St. Gallen ein Prädikant erbeten,<br />
im Mai wurden die Bilder abgeschafft, Pfarrer Forrer zog nach Altdorf, seine Stelle<br />
1 EbAFr, cod. 27, Fol. 32 r (im Jahre 1415): «In decanatu Sancti Galli convenit mecum dominus<br />
Johannes Kündigmann rector ecclesiae sancti Laurencii in Herisow pro primis fructibus eiusdem<br />
ecclesiae...»Im Jahre 1416 verkaufte der gleiche Pfarrer den «Underthanen ze Herisow» das Pfarrhaus<br />
und schenkte einen Teil der Kaufsumme «Gott und sant Laurentzen ze ercn». - A UB 343. - ZELLWE-<br />
GER, Urk. 224. - Vgl. EUGSTER, Herisau, S. 141. - Laufend wird das Laurentiuspatrozinium von 1509<br />
an erwähntim PrKr, S. 2, 4-7, 1 if., 14, 16, i8f., 19, 22, 28f., 47, 60, 72.<br />
2 Irgendeine Profanierung kann Anlaß zu einer Neuweihe geworden sein. Man könnte an 1225<br />
denken oder an die Verwüstungen des 10. und 11. Jahrhunderts. Seit der siegreichen Ungarnschlacht<br />
am Laurentiustag 955 und der darauf erfolgten Gründung der Laurentiuskathedrale zu Merseburg durch<br />
Kaiser Otto I. wurden viele Laurentiuskirchen gegründet (Lexikonfür Theologie und Kirche, Sp. 188).<br />
Es gab enge Beziehungen von Otto I. und vor allem von Bischof Ulrich von Augsburg zu St.Gallen.<br />
- Siehe VON ARX I, S. 221-223. - Zum Patroziniumswechselim Mittelalter ganz allgemein siehe REIN<br />
HARD FRAUENFELDER, Patrozinien im Kt.Schaffhausen, Schaffhausen 1928, S. 20-25: «Allerheiligen»<br />
in Schaffhausen war ursprünglich dem Salvator geweiht. - Vgl. dazu TÜCHLE, Dedicationes, S. 81.<br />
3 AUB 1692 (Brief von 1518 an Vadian). - STARK, Glaubensspaltung, S. 34, 42, 45, 47. - AGI,<br />
S- 3 I 3f-, 320> 324-<br />
4 AUB 1732 mit Anmerkung. - ZELLWEGER, Urk. 705, 684. - STARK, Glaubensspaltung, S. 47F. -<br />
AG I, ebenda.<br />
5 A UB 1752. - STARK, ebenda. - AG I, S. 320, 324.<br />
6 A U B 1757. - ZELLWEGER,Urk.719.- STARK, ebenda.<br />
7 AUB 1758. - STARK, ebenda, ferner S. 64-66.<br />
8 AUB 1775. - AG I, S. 331. - ZELLWEGERS Datum vom 26. April 1523 (GAV III, 1, S. 77f.)<br />
beruht nur auf der SAUTERschen Chronik.<br />
9 Das zuerst bei WALSER, S. 436, mitgeteilte und dann von allen älteren Appenzeller Historikern<br />
übernommene Datum einer außerordentlichen Landsgemeinde vom 6. Aug. 1524 ist von P. RAINALD<br />
FISCHER, Studien zur Geschichte der Reformationim Lande Appenzell, Innerrhoder Geschichtsfreund,<br />
9. Heft (1962), S. 3-26, überzeugend als Irrtum hingestellt worden. Vgl.AUB 1787, wo SGHIESS bereits<br />
die Unmöglichkeit des 6. Aug. festgestellt hat. FernerAG I, S. 338, 392 f. und Anm. 50, S. 581.<br />
10 A UB 1788. Für das Datum des auf die Landsgemeinde folgenden Kirchhörenbeschlusses gilt das<br />
in Anm. 9 Gesagte.<br />
3 - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
34 HERISAU<br />
übernahm für kurze Zeit Ambrosius Blarer von Konstanz, dann Walter Klarer von<br />
Hundwil, der Verfasser einer Reformationschronik 1 .<br />
Dieim Appenzellischen stark angewachsene Täuferbewegung griff" auch auf Herisau<br />
über, wo 1525 auf Sturzenegg Versammlungen stattfanden 2 .<br />
C. Seit der Reformation. Nachdem Herisau zusammen mit Appenzell schon a m<br />
30. Januar 1521 das Patronats- und Präsentationsrecht in den päpstlichen, d.h. ungeraden<br />
Monaten für die Zeit nach dem Ableben des Abtes erlangt hatte 3 , übernahm<br />
die Kirchhöre 1529 mit der Einführung der Reformation faktisch die volle Kirchengewalt<br />
4 . Die Kirchhöre verlieh nun als Kollatorin das Pfarramt und war Eigentümerin<br />
des Kirchengutes sowie aller kirchlichen Gebäude, wie sie überhaupt zum<br />
Inbegriff der zur Einheit verschmolzenen kirchlichen und politischen Gemeinde<br />
wurde. Mit den übrigen Kirchhören der äußern Rhoden war sie in der staatlichen<br />
Landeskirche zusammengeschlossen, über die die Landesobrigkeit in Verbindung mit<br />
der Synode, der Vereinigung der appenzellischen Geistlichen seit 1602, Einfluß und<br />
Kontrolle ausübte. - 1877 Auflösung der Kirchhöre in Politische Einwohnergemeinde<br />
und Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde. Jene blieb als die eigentliche Rechtsnachfolgerin<br />
der Kirchhöreim Besitz der kirchlichen Gebäude, diese wurde als deren<br />
Nutznießerin zum Mitunterhalt verpflichtet. 1878 vereinigte sich die Kirchgemeinde<br />
mit den übrigen Kirchgemeinden Außerrhodens ohne Lutzenberg in der Evangelischreformierten<br />
Landeskirche 5 . Infolge Neuregelung aufgrund der Kantonsverfassung<br />
von 1908 ging das Kirchengut 1909 in den Besitz der Kirchgemeinde über 6 . - Seit 1613<br />
besaß Herisau einen Ersten und einen Zweiten Pfarrer, seit 1862 dazu einen Pfarrhelfer,<br />
seit 1870 wieder zwei, nun aber gleichrangige Pfarrer, von 1920 bis 1958 deren<br />
vier, seither fünP.<br />
1867 Gründung einer römisch-katholischen Diasporapfarrei, der ersten in Appenzell<br />
Außerrhoden seit der Reformation. Anfangs Gottesdienst im « Schlößli», in der untern<br />
Fabrik. Erster Kirchenbau St. Peter und Paul 1878/79 nach Plänen von Architekt<br />
Wilhelm Keller, Luzern. 1936/37 Neubau nach Plänen von Architekt Wilhelm<br />
Meyer 8 . - Siehe auch allgemeine kirchliche Verhältnisse, S. 8-11.<br />
i AUB 1871 m it Anmerkung. - A G I, 383^ - ZuWalter Klarer in Herisau siehe ZELLWEGER,<br />
GAV I II, 1, S. 155, und I II, 2, S. 31^.<br />
a AUB 1813, 1814 mit Anmerkung, 1815. - A G I, S. 340-349. - Zur Sturzenegg siehe JOHANNES<br />
KESSLER, Sabbata, hrsg.vom Historischen Verein des Kantons St. Gallen, St. Gallen 1902, S. 147.<br />
3 AUB 1728 mitAnmerkungzum D atum.<br />
4 BAUMANN, S. 22 f., 25.<br />
5 BAUMANN, S. 28-32 und S. 60-83 zur staatlichen Landeskirche, S. 47-50 zur appenzellischen<br />
Synode, S. 54—60 zumZusammenwirken von Landesobrigkeit und Synode, S. 84-100zur Trennung<br />
von KircheundStaat.<br />
6 PrGdeV, 19.Febr. (Edikt)und 14.März 1909 (vgl. PrKGdeV,21.Mai, Edikt,und 6.Juni 1909):<br />
Neuregelunggestützt auf Kantonsverfassung vom 26. April 1908, Art. 9:Kirchemit OrgelsamtTurm<br />
und Geläute bleibt Eigentum d er Einwohnergemeinde, das übrige Kirchengut, ausgenommen die<br />
Pfarrhäuser, geht als Eigentumin die VerwaltungderKirchgemeindeüber,dieu.a. für den Unterhalt<br />
der kirchlichen Gebäude Beiträgezu leisten hat.<br />
7 EUGSTER, Herisau, S. 159. - PrGdeV, I .Mai 1864, S. 391 f. - ROTACH, Herisau, S. 325-328. -<br />
PrKGdeV, 19.Jan. 1958 (Beschlußgemäß Edikt vom i.Nov. 1957).<br />
8 Pfarrei St.Peterund Paul Herisau 1867-1967, Gedenkschrift, verfaßt von FRANZ STARK, RAINALD<br />
FISCHER und HERMANN GROSSER, Herisau 1967, S. 55-63, 69-78, 94-98.
GESCHICHTE 35<br />
w i r t s c h a f t l i c h e v e r h ä l t n i s s e<br />
Neben dem ältesten Erwerbszweig, der Landwirtschaft, die wie noch heute vorwiegend<br />
aus Gras- und Milchwirtschaft sowie Viehzucht bestand, wurde Waldwirtschaftund<br />
in frühern Zeiten auch etwas Ackerbau betrieben, worauf Namen wie Tobelacker,<br />
Toracker und Ergeten hinweisen 1 . Als zusätzliche Verdienstquelle erschloß sich den<br />
Bauern wohl seit dem 15./16. Jahrhundert in zunehmendem Maße das Textilgewerbe.<br />
Bereits 1391 ist der Flachsanbau auf dem Hof Engelswil 2 , 1515 das Weben und Bleichen<br />
von Leinwandtuch im Gebiet von Herisau bezeugt 3 . Aber noch in der zweiten<br />
Hälfte 16. Jahrhundert oblag die Mehrheit der Frauen dem Spinnen von Flachs 4 ,und<br />
der Verkauf von Werg und Garn «us den Bergen in Herisow» galt 1579 als «in die<br />
hundert und mehr Jahre» alt 5 . Für den Markt zu Herisau wurde dieser Verkauf<br />
durch eine Verordnung 1670 geregelt 6 . Noch bis ins 17. Jahrhundert bildete Herisau<br />
mit andern appenzellischen Gemeinden nur das «Hinterland» für die Fabrikanten<br />
und Kaufleute der Stadt St. Gallen, die seit Mitte 15. Jahrhundert die Führung des<br />
Leinwandhandels im Bodenseeraum anstelle von Konstanz übernommen hatte 7 . In<br />
der Folge wurde Herisau jedoch zur konkurrenzfähigen Rivalin der Stadt, indem nun<br />
einheimische Fabrikanten die Tücher auf eigene Kosten bei den Lohnwebern herstellen<br />
ließen, und Kaufleute, von denen manche als «Feilträger» ihren Aufstieg begonnen<br />
hatten, die mannigfaltigen Erzeugnisse auf die europäischen Märkte nach Frankreich,<br />
Italien, Rußland und vor allem nach Frankfurt, Leipzig, Nürnberg und Königsberg<br />
brachten 8 . Zu den Kaufleuten, deren Namen mit bedeutenden Bauwerken<br />
in Herisau verknüpft sind, zählen die Wetter, die im 18. Jahrhundert Handelsbeziehungen<br />
zu Lyon, Orange und Marseille unterhielten, die Firma «Johannes<br />
Walser & Comp.», die solche seit etwa 1780 zu Frankreich, Polen und Rußland<br />
anknüpfte und in Herisau eine angesehene Kunstanstalt eröffnete, ferner um die<br />
gleiche Zeit auch Christoph Fisch zum Baumgarten 9 . Einen besondern Aufschwung<br />
nahm das Textilgewerbe seit Mitte 18. Jahrhundert, als die Musselinweberei aufkam<br />
und die Leinwandweberei immer mehr verdrängte 10 . Es erlebte von 1798 bis 1810<br />
eine Glanzzeit, in der die Gebrüder Schieß zur Rose ihr erfolgreiches Handelsunternehmen<br />
begründeten 11 . 1809 gab es in Herisau 191 Fabrikanten und Garnhändler 12 .<br />
Im Dienst des Textilgewerbes standen 1826 neun Bleichen mit Walken, nicht mitgezählt<br />
die älteste, 1666 gegründete Bleiche gegen Moosberg (S. i82f.) und die «obere<br />
i SONDEREGGER, Siedlungsgeschichte, S.45f. 2 AUB 145.<br />
3 BODMER, Textilgewerbe, S. 5, iof.<br />
4 BODMER, Textilgewerbe, S. 10.<br />
5 AUB 3478. - Vgl. WALSER, S. 492, welcher Berichtwohl mehr dasMittel-und Vorderland betrifft.<br />
6 EUGSTER, Herisau, S. 375. - Vgl. ROTACH, Herisau, S. 560, mit Marktordnungvon 1682.<br />
7 BODMER, Textilgewerbe, S. 11, 6g. - HANS CONRAD PEYER, Leinwandgewerbeund Fernhandel<br />
der Stadt St.Gallenvonden Anfängen bis 1520, Bd.I,St. Gallen 1959, Nr. 934,undBd. II, St.Gallen<br />
i960, S. 10-12.<br />
8 BODMER, Textilgewerbe, S. 43-45, öaf., 69. - Dazu EUGSTER, Herisau, S. 359!"., u nd ROTACH,<br />
Herisau, S. 561 f.<br />
9 BODMER, ebenda. - Weiteres siehe bei den Häusernam Platz.<br />
10 BODMER, Textilgewerbe, S. 42, 70. - Vgl. SCHÄFER, Materialien 1811, S. 39, 193-197. - FISCH,<br />
Manuskript, S. 138.<br />
11 EUGSTER, Herisau, S. 361-363.<br />
12 EUGSTER, Herisau, S. 361. Vgl. S. 370: Statistik bis 1869.
3 6 HERISAU<br />
Bleiche», die damals nicht benutzt wurden, außerdem zwölf Appreturen, vier<br />
Warenbrennereien oder -sengereien, zwei Indiennefabriken und zwei Färbereien 1 .<br />
Die einzige, in der zweiten Hälfte 18. Jahrhundert in Betrieb gesetzte mechanische<br />
Baumwollspinnerei war 1826 bereits wieder stillgelegt 2 . Nach der Krise von New York<br />
1857, die den Niedergang der appenzellischen Handweberei ganz allgemein besiegelte,<br />
wurden neue Fabrikationsarten, Plattstichweberei, Kettenstichstickerei, Handmaschinenstickerei<br />
und nach 1890 die Schifflistickerei eingeführt. Mit diesen Hand<br />
in Hand arbeiteten bis heute Ausrüstungsbetriebe, die über Bleichereien, Färbereien,<br />
Appreturen, Sengereien und in einem Fall über eine Stoffdruckerei verfügten, und<br />
bedeutende Exportgeschäfte, die die Ware in alle Welt vertrieben 3 . Aus der mechanischen<br />
Werkstatt des Gottlieb Suhner in der Mühle, der 1864 mit der Herstellung<br />
von Plattstichplatten und Stickplatten begann und später für Webstühle und Handstickmaschinen<br />
verschiedene Erfindungen machte, entwickelte sich seit 1892 ein<br />
bedeutendes Kabelkautschuk- und Kunststoffwerk 4 . Neben dem Textilgewerbe<br />
blühte im 18./19.Jahrhundert das Handwerk aller Gattungen. Von Mitte ^.Jahrhundert<br />
bis 1830 gab es sieben Zünfte: 1. die Gerber, 2. die Bierbrauer und Färber,<br />
3. die Kupferschmiede, 4. die Maurer, Schmiede, Zimmerleute und Schreiner, 5. die<br />
Buchbinder, Schlosser und Sattler, 6. die Schuster, 7. die Schneider. Die Müller,<br />
Bäcker, Metzger, Bürstenbinder, Gürtler, Seiler, Wagner, Weber usw. hatten keine<br />
Zünfte 5, Noch 1846 waren sechs Mahl-, fünf Säge-, zwei Papiermühlen sowie eine<br />
Schleifmühle in Betrieb 6 (siehe Mühlen, S. 213, 215). - Für den Absatz der bäuerlichen<br />
und handwerklichen Erzeugnisse wurden Wochenmärkte, die schon 1537 als bestehende<br />
Einrichtung bezeugt sind 7 , und Jahrmärkte abgehalten (siehe Markt, S. 138-141). -<br />
Als Molkenkurort machte sich Herisau durch das 1824 an der Stelle des frühern Bades<br />
Moosberg erbaute Heinrichsbad im 19. Jahrhundert einen Namen (S. igi, i93f.).Im<br />
übrigen zählte Herisau 1826 vierzehn Gasthäuser (Schildwirtschaften) und sechsundfünfzig<br />
Schenken (Reifwirtschaften) 8 .<br />
h ä u s e r - u n d b e v ö l k e r u n g s z a h l d e r g e m e i n d e<br />
1 535 wohnten in dieser volksreichsten Kirchhöre der äußern Rhoden rund 4692<br />
bis 5865 Seelen 9 . - 1667, als Schwellbrunn mit 1800 Seelen nicht mehr dazu gehörte,<br />
zählte man 3021, im Jahre 1734 bereits 4816 Seelen, obwohlnun auch Waldstatt<br />
seit 1720 selbständig war und 632 Seelen aufwies. Bis 1794 verdoppelte sich die<br />
Bevölkerungszahl infolge des seit Mitte 18. Jahrhundert stark aufblühenden Textilgewerbes<br />
(s.d.) gegenüber 1667 auf 6600 Seelen, ging aber bis 1805 wieder auf 6517<br />
zurück 10 . Die Volkszählung 1842 ergab 7964jene von 1970 14597 Seelen. - Die<br />
1 AMB 1826, S. 163-165: «Herisau imJahr 1826». - EUGSTER, Herisau, S. 368f., mit Statistik<br />
auchfür 1846 und 1870.<br />
2 A M B 1826, S. 163. - BODMER, Textilgewerbe, S. 44f.<br />
3 ROTACH, Herisau, S. 570-601. 4 ROTACH, Herisau, S. 574, 601 f.<br />
5 EUGSTER, Herisau, S. 353-358. 6 EUGSTER, Herisau, S. 357.<br />
7 AUB 2027, 2030. Vgl.AUB 3410.<br />
8 AMB 1826, S. 162: «Wirthshäuser sindin der ganzenGemeinde 14, nämlichim Dorf 11 und außer<br />
demselben3. — Schenkhäuser in der ganzenGemeinde 56, nämlich 20im Dorfund 36 außer demselben.»<br />
9 A G I ,S. 4I5F. 10 SCHÄFER, Materialien 1810, S.71-74.<br />
u AMB 1843, S.62-64.
GESCHICHTE 37<br />
höchste Zahl erreichte die Bevölkerung 1910 mit 15336 Personen 1 . - 1798 zählteman<br />
772 Häuser*, 1842 ioi6 3 ; i960 an bewohnten Gebäuden 4008 4 .<br />
q u e l l e n u n d l i t e r a t u r<br />
Quellen. Siehe auch Quellenim allgemeinen Abkürzungsverzeichnis. Im folgenden sind die Abkürzungen<br />
in Klammern gesetzt.<br />
GdeA: A. Protokolleund Rechnungen: Protokoll der Kirchenrechnungen Herisau 1506-1640 (PrKr).<br />
- Kirchenrechnungen 1733-1794. - Protokoll der Vogteiräte und Kirchhören von Herisau 1743-1802<br />
(PrVKH). - Kirchhöreprotokoll bzw. Protokoll der Gemeindeversammlungen 1803 ff. bzw. 18778".<br />
(PrGdeV). - Geschäftsordnung der ordentlichen Gemeindeversammlung in Herisau bzw. für die<br />
Urnenabstimmung der Gemeinde Herisau (Geschäftsordnung GdeV bzw. UGde). — Räteprotokoll<br />
1733 ff. bzw. Gemeinderatsprotokoll oder Protokoll (über die Verhandlungen) des Gemeinderates<br />
i876ff. (GdeRPr oder PrVGdeR). - Edikte des Gemeinderates Herisau 1870-1925 (enthalten auch in<br />
PrGdeV). - Protokoll über die Jahresrechnungen in Herisau. - Kassa-Hauptbuch der Gemeinde. -<br />
«Bericht über die Rechnungen der Gemeindeämter» (gedruckt) 1830ff. bzw. «Jahresrechnung und<br />
Bericht über die gesamte Gemeindeverwaltung von Herisau» 1900ff. (Zitiert: Jahresrechnung der<br />
Gde.) - Protokoll der Kasernenkommission 1862 (20. Mai 1862 bis 1.Juni 1866). - Protokoll der Glockenkommission<br />
1871. - Protokoll der Bau- und Straßenkommission Herisau 1884-1903.— Protokoll der<br />
Baukommission, 3.Aug. 1920 bis i6.Febr. 1924 (PrBK). - Protokolle der Renovationskommission bzw.<br />
«Kommission für die Renovation der evangelischen Kirche, Herisau», 24. Febr. 1955 bis 22. März 1961<br />
(PrKRKH).<br />
B. Urkunden u.a.: «Copir-Buch verschiedener Urkunden, Rechtsame u. Verschreibungen die Gemeinde<br />
betreffend 1595-1868.» Mit Vermerk: «Alle in diesem Bande enthaltenen Urkunden finden sich<br />
auch im Protokoll der Gemeinderechtsame Bd. I.» (Zitiert: «Copir-Buch».) — «Alte Urkunden,<br />
Verordnungen, Verträge, Kaufverschreibungen etc.» MitRandvermerk: «Nach einervonHr. Gmdschr.<br />
Ant. Scheuß,der vonA. 171 o bis 1726 Schreiber gewesen, vorhandenen Copia dieser Briefe ausgezogen<br />
A. 1838.» (Zitiert: Alte Urkunden.) - «Sammlung fliegender Blätter, enthaltend zum Teil sehr wichtige<br />
Zusammenstellungen aus früherer Zeit bis 1838.» (Zitiert: Fliegende Blätter.) —«Manuskriptfür<br />
das Archiv zu Herisau, gewidmet von Johannes Fisch, Landeshauptmann, 1813.» (Zitiert: FISCH,<br />
Manuskript.) —«Bauamt-Büchlein» oder «Copir-Buch von Urkunden Rechtsame u. Verschreibgn.<br />
Gemeinde. 1750-1821.» (Beginnt mit 1709!) - Kaufbriefprotokoll I und II sowie A-Zund AA-AZ<br />
(KfbrPr). - Handänderungsregister der Gemeinde Herisau. - Gebäude- bzw. Häuserverzeichnisse<br />
(vollständige Reiheim Hist. Mus. Herisau. Siehe unten!).<br />
KGdeA: Protokoll der Kirchgemeindeversammlungen i877ff. (PrKGdeV). - Protokoll der Kirchenvorsteherschaft<br />
18771?". (PrKV). - Edikte der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Herisau 1879-<br />
1930 (auch im PrKGdeV enthalten). - Kassabuch der Kirchgemeinde, 30.Dez. 1878ff.<br />
KtA: Altes Archiv, 39, 1: «Verzeichnus von Urkunden, die 1637 inUrnäsch aufgefunden.» Nr. 62. —<br />
Neues Archiv, B, 25: Protokoll des Kantonsrates. - C, 1: Protokollüber die Verhandlungen der Standeskommission<br />
bzw. über die Verhandlungen des Regierungsrates.<br />
Historisches Museum Herisau: Gebäude- oder Häuserverzeichnisse: a) «Numerotiertes Verzeichnis der<br />
Häuserund deren Eigenthümer in der Gemeinde Herisau. April 1800.»Von JOHANN ULRICH SCHOCK,<br />
Modelstecher hinter dem Rathaus, aufgrund der Häusernumerierung und der Hausbesitzerliste von<br />
1798 erstellt. - b) Von 1822, 1834, 1842 (vgl. AMB 1843, S. 14), 1861, 1872, 1874, 1880, 1893, 1921. -<br />
c) Letztes Verändertes von 1943.<br />
KdmA: Photokopien von neun Turmknopfdokumenten (ebenfalls bei Architekt MaxRohnerETH/<br />
SIA, Herisau): 1. Vom Juli 1654. - 2.Vom 14. Aug. 1719. - 3. Beilage von 1719.-4. Vom 3.Okt. 1741.<br />
- 5. Vom 20. Juni 1776. - 6. Vom 26. Juli 1808. - 7. Vom 17. Juni 1842. - 8.Vom 18.Juni 1842. -<br />
9. Vom 13. Sept. 1904.<br />
S. 45.<br />
1 Statistische Quellenwerke der Schweiz, Heft 467, Wohnbevölkerung der Gemeinden, Bern 1971<br />
2 SCHÄFER, a.a.O.,S.74.<br />
3 AMB 1843, S. 63.<br />
4 Statistische Quellenwerke der Schweiz, Heft 343, Bern 1963, S. 50.
38 HERISAU<br />
Abb. 22. Herisau. Plan des Fleckens, 1628 datiert, in einer Kopie des Obersten und Kartographen<br />
Johann LudwigMerz von Herisau, 1818. Federaquarell. Historisches Museum Herisau.-Text unten.<br />
AHK:<br />
Protokolle über «Augenschein» bzw. «Besprechung» von Prof.Dr. LINUS BIRCHLER u nd<br />
Prof. Dr. ALBERT KNOEPFH betreffend Kirchenrenovation 1959/60 (Photokopien i m KdmA und bei<br />
MAX ROHNER, Architekt ETH/SIA, Herisau).<br />
Privatbesitz:<br />
Chroniken zu einzelnen Häusern (siehe daselbst) von Dr. OTTO F"REHNER, Herisau.<br />
AMB: Jg. 1826, S. 153-172: «Herisauim Jahre 1826.» - Jg. 1827, S. 181-184: «Accord wegen des<br />
Kirchenbaues in Herisau, vomJahr 1516.»<br />
Literatur. Siehe auch allgemeines Abkürzungsverzeichnis. - AUGUST EUGSTER, Die Gemeinde Herisau<br />
im Kanton Appenzell A.Rh., Herisau 1870. Zitiert: EUGSTER, Herisau. - Die Gemeinde Herisau,<br />
Ortsbeschreibung und Geschichte. Verfaßt von WALTER ROTACH und einigen Mitarbeitern für Spezialgebiete.<br />
Herisau 1929. Zitiert: ROTAGH, Herisau. - HERMANN WARTMANN, Historische Gänge durch die<br />
Kantone St. Gallen und Appenzell 1884-1917,MVGXXXVI (1920), S. 137-206. - TRAUGOTT SGHIESS,<br />
Zur ältern Geschichte von Herisau, bis zuden Appenzellerkriegen, in: ROTAGH, Herisau, S. 126-151,<br />
undMVG 38 (1932), S. 91-124. - Pfarrei St.Peterund Paul Herisau 1867-1967. Gedenkschrift, verfaßt<br />
von FRANZ STARK, RAINALD FISCHER, HERMANN GROSSER, Herisau 1967. - WeitereLiteratur z u den<br />
einzelnen Gegenständen siehe daselbst.<br />
topographische k a r t e n , p l a n - u n d bilddokumente<br />
Topographische Karten. 1. Plan des Fleckens 1628 (Abb. 22) 1:6000 Klafter, Kopie um 1818 von<br />
Oberst JOH. LUDWIG MERZ (1772-1851) 1 mit Nachtrag des Häuserbestandes dieser Zeit durch punktierte<br />
Linien, Federaquarell, 19,1 X 22,5cm (Blatt) bzw. 13,1 X 16,2 (Plan), mit Datum «1628» versehen.<br />
Auf Rückseite von andererHand Vermerk: «Plan von HerisauimJ. 1628. v. Hr. Oberst Merz.»<br />
I EUGSTER, Herisau, S. 321, 395. - OTTO FREHNER, «Johann Ludwig Merz, Kaufmann, Oberst,<br />
Topograph», in:AK 1955. Ders., Appenzeller in sardinischen Kriegsdiensten, Häädler Kalender 1954.<br />
Ders., Hauschronik zu Oberdorf 17A. Ms. (Kopie im KdmA), S. 13.
GESCHICHTE 39<br />
Abb. 23. Herisau. Plan des Fleckens, 1818 datiert, Federaquarell des Obersten u nd Kartographen<br />
Johann Ludwig Merz von Herisau. Historisches Museum Herisau. - Text unten.<br />
Hist. Mus. Herisau, A506. - 2. Plan des Fleckens 1818 (Abb. 23), in gleichem Maßstab, von Oberst<br />
JOH. LUDWIG MERZ, Federaquarell, 15,3 X 18,1 cm (Blatt) bzw. 13,1 X 16,2 (Plan), datiert: «1818».<br />
Auf der Rückseite von anderer Hand Vermerk: «Plan v. Herisau v.J. 1818, v. Hr. Oberst Merz.»<br />
Hist. Mus. Herisau, A507. - 3. «HERISAU» und nähere Umgebung 1:12500 Klafter, Lithographie,<br />
7,8 X 10,8 cm (Plan), signiert: «Lith. v.J. Tribelhorn / Aufgenommen von L. Merz 1841 / J. Heer<br />
Lith.» KtB Trogen, Mappe 1. Zur historischen Bewertung siehe AMB 1842, S. 1121 — 4. «KARTE von<br />
HERISAU» I: 25 000 Fuß, von LUDWIG MERZ (1817-1881)', Lithographie, 20,3 X 35,5cm (Plan), signiert:<br />
«Aufgenommen von Mertz / Topogr. Anstalt v. Wurster, Randegger & Cie. in Winterthur», in:<br />
AUGUST EUGSTER, Die Gemeinde Herisau im Kanton Appenzell A.Rh., Herisau 1870. - 5. «HERISAU<br />
Spezialkarte» 1:25000, Eidgenössische Landestopographie, Bern 192g. Beilage zu: WALTER ROTAOH,<br />
Die Gemeinde Herisau, Herisau 1929.<br />
Plandokumente. 1. Reformierte Kirche, a) «Plan für ein Portal zu der Kirche Herisau. No. 1.» (Südportal),<br />
Federzeichnung, 73 X 53,5cm, signiert: «J. Rutishauser. 1844. August.» Aus Gemeindebauamt<br />
im Hist. Mus. Herisau. - b) «Querschnittder Kirche in Herisau» mit anzubringenden Zugstangen<br />
aus Eisen an zwei Stellen, bei den Fensterpfeilern, und mit anzubringenden Hängeankern bei vier<br />
Bündenim Dachstuhl. Aquarellierte Federzeichnung, 51 X 38 cm, signiert: «J.J. Mettler Zimmermeister.»,um<br />
1874. Aus Gemeindebauamtim Hist. Mus. Herisau.<br />
2. Armenhaus (Bürgerheim). a) Drei Pläne von FELIX WILHELM KUBLI, Feder, aquarelliert, rund<br />
57,5 X 45,5cm, signiert: «Kubly Archt.»,um 1836, im Hist. Mus. Herisau: «I. Armenhausvon Herisau,<br />
Mittagsseite — Erster Stock. / III. — Durchschnitt — Erdgeschoß / IV. - Seiten-Ansicht - Kellergeschoß.»<br />
(Abb. 78). - b) « Umbau des Bürgerasyl. Facaden-Skizze.», Tusche auf Pergamentpapier,<br />
31 X 45 cm, sowie Tusche auf Papier, 27,4 X 40,6 cm.Mit Stempel: «Bauamt Herisauden 10 Mai 1915.<br />
Der Gemeindebaumeister Ramseyer Alfred.» Aus Gemeindebauamtim Hist. Mus. Herisau.<br />
i Sohnvon Oberst Joh. Ludwig Merz, mitdem er zusammenarbeitete. EUGSTER, Herisau, S. 395. -<br />
OTTO FREHNER, Hauschronik zu Oberdorf 17A, a.a.O.
40 HERISAU<br />
3. Ruine Rosenberg, a) «Rosenberg bei Herisau. PI (ligiert) Sept. 1864.», Situationsplan mit Grundriß,<br />
Tuscheund Bleistift auf Ölpapier, 22,4 X 35 cm, nochmals signiert: «P.Jmmler del. 1864.» SLM,<br />
Inv.-Nr. 50321. - b) «BURGRUINE ROSENBERG BEI HERISAU (APP.A.RH.)», GrundrißM . 1:100 mit<br />
EinzeichnungderFundstellen, signiertund d atiert: «HERISAU, DEN8. DEZEMBER 1936. JAKOB TRIPPEL,<br />
LAGERLEITER. » Photographie des verschollenen Planes imKdmA.<br />
4. Ruine Rosenburg, a) «Rosenburg bei Herisau von den Umwohnern Ramsenburg genannt.»,<br />
Bleistiftzeichnung mit rosa aquarelliertem Grundriß, 17,3 X 22,5cm (Plan) bzw. 18,6 X 23,8cm (Blatt),<br />
signiertund datiert: «Juli 1863.PI» (ligiert), unten nochmals: «P. Jmmler.»SLM, Inv.-Nr. 41884. -<br />
b)Je Situationsplan 1:200 vor Ausgrabung, datiert: «Herisau, im Mai 1937» und nach Ausgrabung,<br />
datiert: « i m D ez. 1937»von V ermessungsbureau ERNST BRUDERER undLagerleiter JAKOB TRIPPEL.<br />
Umzeichnung des zweiten Plans durch Ing. WILLY KNOLL, St. Gallen, im KdmA. - c) «BURGRUINE<br />
ROSENBURG» (nach Ausgrabung) 1:100, Grundriß und Photographien von Schnitt A-A und B-B,je<br />
datiert: «HERISAU IM DEZEMBER 1937»<br />
und signiert: «DER LAGERLEITER:J. TRIPPEL.», i mK d m A (Abb.<br />
218).<br />
Bilddokumente. Ohneandern Vermerk betreffen die Maßangaben bei Einzelanfertigungen das ganze<br />
Blatt, bei Druckgraphik den Bildausschnitt. Als Standort ist bei dieser, wenn möglich, eine öffentliche<br />
Sammlung angegeben. Verschiedene kleine, vor allem anonyme Souvenirbildchen wurden, weil nicht<br />
von besonderm dokumentarischem Wert, nicht ins Verzeichnis aufgenommen.<br />
A. Gesamt- und umfassendere Teilansichten des Fleckens. 1. «herisow» mit Kirche vonSW vor Dorfbrand<br />
1606 zusammen mit dem Hauptort Appenzell und den übrigen Dörfern auf Miniatur «Das Lobliche<br />
Land AppenzellAo...», 26,3 x 19,6 cm, auf Kartusche datiert: «1586», VOHJAKOBGIRTANNER, in: Landbuch<br />
1585, Landesarchiv Appenzell. Abb. in: WALTER SGHLÄPFER, DerWeg Appenzells in die Eidgenossenschaft,<br />
Gais 1963, S. 14, 15. - 2. «HERISSAW.» vonN, Radierung, 12,6 x 12,9 cm, von MATTHÄUS<br />
MERIAN, in: «TOPOGRAPHIA Helvetiae...M.DC.XLIL» (1642), Frankfurt a.M. 1654, S. 56, 57. -<br />
Gleiche Ansicht, nur etwas kleiner und mit andern Schrifttypen, in: JOHANN JACOB SCHEUCIIZER,<br />
OüpecKpoiTTlQ Helveticus. Lugduni Batavorum (Leyden), Petrus Vander Aa., 1723, hinter S. 546.-<br />
3. «Herisau» (ähnliche Ansicht wie die Merians), Radierung, 4,7 X 4,7 cm, von JOHANNES MEYERd.J.,<br />
aus:J. J. WAGNER, Mercurius Helvetius, Zürich 1688, S. 3of.,K.K. Basel, M105, 228. - 4. Flecken,<br />
von SSO, lavierte Federzeichnung, 19,6 X 32,5 cm (Quadrierung und Buchstaben mit Bleistift), von<br />
JOHANN ULRICH SCHELLENBERG (1709-1795), 1757 (laut Archivnotiz). Kunstmuseum Winterthur,<br />
graphische Sammlung (Abb. 20). Die Zeichnung bildete Vorlage zu 5. - 5. «HERISAU», Radierung,<br />
15,4 X 27,2 cm, signiert: «J.Ulr. Schellenberg ad Viv. del./D. Herrliberger: Excud. Cum Priv», in:<br />
«Neue und vollständige Topographie der Eidgnoßschaft, ... von David Herrliberger», Bd. II, Basel<br />
1758, Nr. 207. - 6. Nachbildung von vorhergehender Ansicht, Radierung, 11,9 X 36,4cm (Bild ohne<br />
Zierrahmen), signiert: «J. G. Sautter fecit Arbon 1776», zudem unterdem Bild: «Zu einer Kundsaft<br />
von Joh. Georg Sautter von Arbon.» KtB Trogen, Mappe 01. - 7. «VUE ET ENVIRONS DE HERISAU /<br />
Dedie ä Monsieur Jean Ullrich Wetter Seignieur Stadhouder d u Louable Canton Appenzell des<br />
Rhodes Externieure...» (sie! Widmung in lateinischer Kursive) und mit Wappen Wetter, von OSO,<br />
Radierung, 25,5 X 40,5cm (Bild), signiert: «Dessine parJ.C. Mayr / Grave parH. Thomann»,um<br />
1794 1 . KtB Trogen, Mappe 001. - 8. Ansicht von SW, Radierung von gleicher Größe, mit gleichem<br />
Titel, gleicher Widmung, gleichen Signaturen,um gleiche Zeit. ZBZ, graphische Sammlungund Hist.<br />
Mus.St.Gallen,Nr.4699. - 9. «AVSSICHT VON DEM/MARCK/FLECKEN HERISAV», vonN N O , m it s pätgotischer,<br />
1811 abgebrochener Sakristei. Teilbild auf: «ALMANACH VOR MDCCXCIIII» (1794), Aquarell,<br />
36 X 51 cm, signiert: «J: HÄDENER del. nati. delinaeit» (sie). Hist. Mus. Herisau. - 10. Ansicht vonSO<br />
mit Beinhaus, Bleistiftzeichnung, 35 X 60 cm, bezeichnet und datiert: «Herisau- 95» (1795), von JOH.<br />
JAKOB BIEDERMANN (1763-1830). Kunstmuseum Winterthur (Abb. 67). Die Zeichnung diente als<br />
Vorlage zu: «VUE de HERISAU dans le CANTON d'APPENZELL, Rhode exterieure», kolorierte Radierung,<br />
39 x 58,7cm, signiert: « Peint d'apres nature parJ.J. Biedermann / ä Basle chez Birmann & Huber.»,<br />
um 1795. ETH, graphische Sammlung,Nr. 509. Vgl. Exemplar im Hist. Mus. St. Gallen.-11. Ansicht<br />
von OSO (fast gleich wie Nr. 7 von MAYR und THOMANN), Radierung, 13,7 X 36,6 cm (Bild), auf<br />
Gesellenzeugnis der Schuhmacherzunft, signiert: « J:Jacob Tanner del. / Hein: Brupbacher Sculp:<br />
1798.» KtB Trogen, Mappe 001. — 12. «Herisau», von SO, Radierung, 5,5 X 8,5 cm, signiert: «J.H.<br />
i Joh. Ulrich Wetter war 1793-1796 Landesstatthalter hinter der Sitter (Wappenbuch, S. 387).<br />
Der Radierer HANS THOMANN starbam 15. Dez. 1794 (SKL).
GESCHICHTE<br />
4 1<br />
Meyer sc.», in: «Helvetischer Almanach/Zurich, Orell Fueßli 1808.» ETH, graphischeSammlung,<br />
Nr. 1515D. - 13. «Herisau» (ähnlich wieNr. 12), Radierung,8,3 X 12,g cm,signiert: «Augsburg bei<br />
Herzberg».K.K.Basel, M 105.195. - 14. « Herisau» (ähnlich Nr. 12), R adierung, zirka 9 X 18cm,<br />
signiert: « beiE.W . Buchmeister in Breslau...C.G. Löwesc..». Sammlung Daniel Jenny-Squeder,<br />
Ennenda. -<br />
15. Herisau, vonN N O mit Brandstätte 1812 ander (ehemaligen) obern Bachstraßc,<br />
gezeichnetvon JOHANN JAKOB MOCK (1776-1824), Herisau:a) «Die Brandstätte i m Flecken HERISAU<br />
nach demiten Jenner1812.» (Antiquaund lateinischeKursive), Winterlandschaft miteinem Schlittengefährt,<br />
Aquatinta, 32,6 X 50,3cm, signiert: «gezeichnet von J . JacobMockin Herisau.»undmit<br />
Hinweis: «zu<br />
finden bey J . J .Mock in Herisau.» Hist. Mus. Herisau ( Abb. 113). Siehe HEINRICH<br />
APPENZELLER,Der Kupferstecher Franz Hegi von Zürich 1774-1850,Zürich 1906,Nr. 139 1 . - b) «Die<br />
Ansichtdes Fleckens Herisau samtderBrandstätte i m Jahr 1812.» (Frakturundlateinische Kursive),<br />
grünende Landschaftmitvon Pferdgezogenem Zweiräderkarren aufBachstraße, Aquarell-Gouache,<br />
39,8 X 53,2 c m (Blatt) bzw.31,3 X 50,5c m (Bild), signiert: «johanjacob Mock in Herisau.» Hist.Mus.<br />
Herisau. - c) «Die Brandstätteim Flecken HERISAU nach demitenJenner Ano1812.» ( Antiqua und<br />
lateinischeKursive), grünende L andschaft mit ReiteraufBachstraße, Aquarell-Gouache, 44,7 X 6 1 cm,<br />
signiert: «LI. M ock fec.» Hist. Mus.St. Gallen,Nr. 13261. - 16. «Herisau», von NNO, nach Wiederaufbau<br />
der Brandstättevon 1812, Aquatinta, 7 X 10,5cm, signiert: «bey I. l acobMock in S t.Gallen.»<br />
Hist.Mus.St.Gallen,Nr. 12366. - 17. «HERISAU. Haupt-Ortvom C antonAppenzell-Außerrhoden.»,<br />
Lithographie,32 X 4 0 cm, signiert: «Nach der Natur gezeichnetvon Carl Heinzmann / BeiJoh. Velten<br />
inCarlsruhe. 1827».KtB Trogen,Mappe 001. - 18. «Herisau im Canton Appenzell.» (kursiv),Kopie<br />
nachNr. 17, Radierung, 9 X 14,4cm.Sammlung D anielJenny-Squeder, Ennenda. - 19. Ansichtvon<br />
S W m itAlter Steigundäußerer Schmiedgasse, Aquarell, 21 X 36,5cm,von JOHANNES SCHIESS (1799-<br />
1844), u m 1830. Hist.Mus.Herisau (Abb. 128).Vorlage zu 20. - 20. «ANSICHT VON HERISAU.Vonder<br />
Mittagseite gezeichnet.», A quatinta, 16,8 X 24,8 cm, signiert: «J. Schieß del. et sculp.»,u m 1830.<br />
Hist.Mus.St.Gallen,Nr. 11766 (vgl. ROTACH, Herisau, S.45). - 21. «Herisau» (kursiv), K opie nach<br />
Nr. 20, Aquatinta, oval, 6,8 X 15,7cm.SammlungDanielJenny-Squeder, Ennenda. - 22. «ANSICHT<br />
VON HERISAU.Von d erAbendseite gezeichnet.», eigentlichvonNW, m it deralten Straßezum K reuzwegund<br />
Tobelacker, Aquatinta, 16,7 X 24,8 cm, signiert: «J. Schieß del. et sculp.»,u m 1830.Hist. Mus.<br />
Herisau. - 23. «Herisau.»(kursiv),von<br />
S W (ähnlichwie Nr. 20,doch von weitersüdlich), Aquatinta,<br />
13,8 X 19,8cm, signiert: «Tanner del.Nr. 4 .Martens sculp.», in: «Recueilde vuesde l a Suisse par<br />
Suter, Gorrodi, Schmid,publicpar Henri FuesslietCompagnieHenri Baer A ZURICH».ETH, g raphische<br />
Sammlung,Nr. 1524K,undKtB T rogen,Mappe 0 01. - 24. «Herisau» (Fraktur),vonOSO, an<br />
der Straßenach Steinegg aufgenommen, Aquatinta, 18,6 X 31,2 cm, signiert: «J. B. Jsenring del. /<br />
J .Hausher sculp.» Mittelbild von: «Ansicht des Flekens Herisau undder merkwürdigsten Ortein<br />
Appenzell V.R.» (auch in französischer Sprache),zwischen 1831und 1833 (SKL). Hist.Mus. Herisau<br />
und KtB Trogen. - 25. «Ansicht des Flekens Herisau /V ued u Bourgde Herisau» (entsprechendNr. 24),<br />
Aquatinta, 7,7 X 12,2 c m (Bild) bzw. 11,4 X 12,2 c m (Platte),von JOH. BAPTIST ISENRING (1796-1860).<br />
Hist.Mus.St. Gallen,Nr. 1004,und KtB Trogen. - 26. «Herisau petite villed uCanton d'Appenzell»<br />
(NachbildungvonNr. 12?), Aquatinta, 6,4 X 10cm, bezeichnet: «BeyLudwig J . Rio.»KtB Trogen.<br />
- 27. «Herisau» (Fraktur), Lithographie,6,3 X 14,7cm, signiert: «Nach d.Nat. gez.u. lith.v.J . Werner»,<br />
1835-1837 (nach Friedhofverlegung 1835undvor ErrichtungvomArmenhaus 1837/38). KtB<br />
Trogen (Exemplar in ZBZ, graphischeSammlung mit nachträglichbeigefügtem Datum19.Febr.1837).<br />
- 28. «Herisau a u Cantond'Appenzell»,vonOSO,mit 1836/37 errichtetemArmenhaus,Aquatinta,<br />
7,2 X 11,2cm,bezeichnet: « ä Z urichchezH . F .Leuthold Editeur». Hist. Mus. Herisau. - 29. Ansicht<br />
von OSO, Aquarell, 27,2 X 46,2 cm, u m 1835/36 ( Datierung entsprechend Nr. 28). KtBTrogen. -<br />
30. «Herisau», vonO S Omit 1837/38 errichtetem A rmenhaus, Lithographie, 7,2Xi7,5cm. KtB<br />
Trogen. - 31. Ansichtenvon S O bisOSO,aufgenommendurch JOHANN ULRICH FITZI (1798-1855):<br />
a) «HERISAU» (Antiquamit Citterverzierung), vonOSO,Federzeichnung,35 X 53,5cm, u m 1822 (in<br />
Reihezusammengehöriger DorfansichtenvonAppenzellA.Rh.,wovon eine 1822 datiert ist). Privatbesitz<br />
Zollikon. - b) «HERISAU» (Antiqua), entsprechendes Federaquarell, 34,7 X 52,3cm, zwischen<br />
1822 u nd 1837 (ohne 1837 e rbautes Armenhaus). Privatbesitz Speicher (Abb. 24). - c) Weiteres<br />
I SCHÄFER, Materialien 1812, S.244,Anm.: « Den interessantenAnblickder ganzenBrandstätte...<br />
hatHr. J .J . MockgetreunachderNaturgezeichnet;er will dieses Stück wahrscheinlich durchden<br />
Künstler Hegi in Kupfer stechen und bis künftigen Hornung abdrucken lassen, wodannjedeszu<br />
2 fl.24 k r. käuflich sein wird.»
4 2 HERISAU<br />
Abb. 24. Herisau. Der Flecken von Ostsüdosten. Federaquarell von Johann Ulrich Fitzi, zwischen<br />
1822und 1837. Privatbesitz Speicher. - TextS.41und n g .<br />
entsprechendes E xemplar, 34X52cm. Hist. M us. St.Gallen, Nr. 2061. - d) «Herisau», ähnlich,<br />
Lithographie, oval, 19,1 X 3 4 cm,umgebenvonOvalbildchenmitdenaußerrhodischen Dörfernund<br />
den G emeindewappen,signiert: «Aufgenommen vonJ .U . Fitzivon Trogen. Auf Steingezeichnetvon<br />
J . Schießin Schaffhausen.» Darunter: «Zu h abenbey Schullehrer Lindenmannin Schwellbrunn.»<br />
KtB T rogen. - e) Federzeichnung, 19,9 x 54,7cm,vonweiter südlich, datiert: «Herisau d 26 Juni<br />
1830.» Sammlung Ernst Rutz, GümligenBE. - f)Ansicht vonOSO, Lithographie, 24,4 X 39,7cm,<br />
signiert: «Lud. Grafdel.», darunter: « Aufgenommenvon Fitzi. L ith.J . Tribelhorn in St.Gallen.»<br />
1843 1 . Hist.Mus. St.Gallen,Nr. 12242 a. - 32. «Herisau» (lateinische Kursive),vonNO(!),Federaquarell,<br />
11,7 X 15,1 cm, von JOHANN ULRICH FITZI, u m 18542. PrivatbesitzTeufen. - 33. «Herisau»<br />
(Fraktur),vonNO, Gouache, 29 X 51,5cm,signiertunddatiert: «Copirtvon J . Georg Fitzi 1858».<br />
PrivatbesitzTeufen. - 34. «Herisau Bourga u Canton d'Appenzell.»,vonNNO, kolorierteAquatinta,<br />
7,1 X 10,6cm, signiert: «Zürich beyR . Dikenmann.» (1832-1888).KtB Trogen. - 35. Ansichtvon N W<br />
mit «Höh Kasten»und «Sentis» (ähnlicher S tandpunkt wie bei Nr. 22), Bleistiftzeichnung, weiß<br />
gehöht,20,3 X 26,1cm, signiert: «K. C orradi» (1813-1878).ZBZ, graphische Sammlung (Abb. 127). -<br />
36. «HerisauHöh Kasten Sentis» (kursiv),von N W und von gleichem StandpunktwieNr. 35,doch<br />
stark verzeichnet, Aquarell-Gouache, 43,3 X 56,6 cm, signiert: «K: Gorradi», u m 1850. Hist.Mus.<br />
St.Gallen,Nr.8471. - 37.AnsichtvonONO, Bleistiftzeichnung, 23,5 X 31,5cm,von JOHANN JAKOB<br />
Rietmann, datiert: «April 1863».KtB T rogen. - 38. «HERISAU» mitOberdorfvonOSO, Stahlstich,<br />
12,3 X 17,7 cm, signiert: « Geißer del. C.Huber sc.», in: «Das Schweizerland in Bild und Wort»,<br />
Heft 8, Verlag S.W . Albrecht,Lenzburg o. J . (spätestens 1865).KtB Trogen. - 39.AnsichtvonNNW,<br />
Aquarell, 29 X 48,4cm. Entsprechendes AquarellvonTrogen ist mit «Lauterburg» signiert. PrivatbesitzTeufen.<br />
- 40. «HERISAU.Aufgen: v:d:Lindenwiese.»,vonONO, Stahlstich, 11,2 X 17,6 c m (Bild),<br />
signiert: «N:d:Natur gez:u: r adirtv: Hch: Zollinger.Druck v.D. H erter in Zollikon.»,zwischen 1865<br />
(Kasernenbau)und 1870. Titelblattin: AUGUST EUGSTER,Die Gemeinde Herisau i mKanton Appenzell<br />
A.Rh.,Herisau 1870. - 41. «Herisau»mitzehnverschiedenen Ansichten (siehe unterB-E), lavierte<br />
Federzeichnungen unter originalemPassepartout,64 X 90,8cm, signiertund datiert: «Nach der Natur<br />
gezeichnetvonAdolfHonegger 1874». Hist.Mus.Herisau. - 42. Photographienvon EDWIN JUCKER<br />
«ausdenJahren 1870-1872». Hist.Mus. Herisau,A226.<br />
1 A M B 1843, S. 197: «Herisau,CantonAppenzellA.R. Aufgenommen von Fitzi. Llth. J . Tribel<br />
hornin St.Gallen. Quer Folio. Unstreitig die lieblichste Ansicht von Herisau, seit Biedermanndem<br />
Ortesein schönes Blattgewidmethat...DerNamenFitzi'sbürgtfür volle Genauigkeit i m Architektonischen,und<br />
s obehältdasBildzu allen Zeiten einen historischen Werth.»<br />
2 In F ormatund Auffassung entsprechendenordwestlicheAufnahme v onTeufen (Bilddokumente<br />
B4) istvon J .U . FITZI signiertundentsprechende Vorstudiemit Bleistift (Nachträge)vom 3.Juli1854<br />
datiert. - Entsprechende südwestliche Aufnahme von BÜHLER (Kdm AppenzellA.Rh.II) läßt sich durch<br />
Bauzustand ebenfallsindiese Zeitdatieren.
GESCHICHTE<br />
43<br />
B. Kirche und Platz mit Rathaus und Pfarrhaus, i.Platzmit Pfarrhaus, R athausund Haus Wetter, vonN,<br />
lavierte Federzeichnung, weiß gehöhtund a m Himmel hellblau aquarelliert, 26,3 X 38,2 c m (Bild),<br />
signiert: « j. Hädenara dnat.», aufgeklebt auf Blatt, 2 7,9X39,6cm, bezeichnet: « Marktplaz von<br />
Herisau 1 789» (letzte Ziffer unsicher, weil u nten abgeschnitten). Hist. Mus. Herisau ( Abb. 70). -<br />
2. PlatzmitDoppelhausWalser,vonS, gleiche Technik,26 X 37,7 c m (Bild), auf Blatt,28 X 39,7 c m<br />
aufgeklebt, das bezeichnet ist: « Marktplaz von Herisau 1 790»und signiert: « Hädenar,adnat del.<br />
1790.» («H»istmit vorausgehendem « J » desVornamensJohann ligiert). Hist. Mus. Herisau (Abb. 86).<br />
—3 .«AnsichtdesPlazes<br />
in Herisau.» (kursiv), Aquarell,35X53 cm, hintenmit Vermerk: «Aus Nachlaß<br />
von PaulTanner». Hist. Mus. St.Gallen, Nr. 16968. - 4. «KirchthurmzuHerisau» (deutsche<br />
Kursive), lavierte FederzeichnungvonJon. ULRICH FITZI(?), in: Dr. GEORG SCHLÄPFER, L ucubrationen.<br />
Ms.,Bd.I, 1829, S.46,47.KtB T rogen. —5 .AltesRathaus mit WirtschaftzurSonneundmit<br />
Sold- oder Almosenverteilung durch Obrigkeit, Gouache, 28,4 X 47,2cm.Sammlung DanielJenny-<br />
Squeder,Ennenda. - 6.Ehemaliges, i6o6(!) erbautes, 1826abgebrochenesRathaus:a) «das a lteanno<br />
1607 erbauteRathaus inHerisau» (deutsche Kursive), Federzeichnung, 28 X 24,1 cm, signiert: «fec.<br />
J . Baur. d 14July. 1826». Hist. Mus. Herisau, A235. - b) «Grundrißdesano 1607 erbauten Rathauses»<br />
(deutsche Kursive), Aufriß(!) m itMaßangaben,28,4 X 24,3 cm, signiert: « d i8ten Juny1826.<br />
J . B aur». Hist.Mus. H erisau. - 7. «Kirche mit Platz»und mit ehemaligemWachthaus, lavierte Federzeichnung,<br />
18 x 36 cm, von ADOLF HONEOOER, 1874, auf GruppenbildA41 (Abb. 42).-8. Alte Photographien<br />
(Reproduktionen z.T.i m KdmA): a) K irche vor Renovation 1906und mitdem 1772 erbauten,<br />
1889 umgebautenund 1910 abgebrochenenWachthäuschen an der Stelle desspätem, seit 1959ebenfalls<br />
verschwundenen Sanitätsgebäudes,von N Wund vonW . KdmA (Abb. 43). - b)Walserhaus mit<br />
dem 1912a n d er Stelle des Wachthausesim Jugendstil erbauten Sanitätsgebäude.KtBTrogenund<br />
ZBZ, graphische Sammlung. - c) Kirchenfassade in neugotischem Zustand von 1906 bis 1959<br />
(Abb. 44). Vgl. auch ROTACH, H erisau, S. 7, 17. - d) Kircheninneres mitdemneugotischen, 1959<br />
entfernten Orgelprospekt v on 1879. Hist. Mus. Herisau ( Abb. 49). Vgl. ROTACH, H erisau, S. 296,<br />
297. —e ) Altes Pfarrhaus vorderUmgestaltung<br />
u m 1925 zusammen mitdem altenRathaus,vonNO.<br />
Hist. Mus. Herisau. - f) Altes PfarrhausundaltesRathaus (Hist.Museum)vor dessen Umgestaltung<br />
1926, Klischeedruck, betitelt: «Bankgebäude,altesRathaus,PlatzHerisau vonMärz 1880 bisFebruar<br />
1902.»Hist.Mus.Herisau (Abb. 73). - g) WestlicheHäuserreihe a m Platzmit den HäusernNrn. 6-9<br />
vor 1888. Hist. Mus.Herisau.<br />
C. Kirche mit Obstmarkt und ehemaligem Friedhof. 1. Kirchemit Friedhofnach dessen Räumung 1835<br />
undvor Abtragungder Friedhofmauern 1843 sowie mit Häusern a m Obstmarkt,vonO ,Aquarell,<br />
21,5 X 35,8 cm. G emeindehaus Herisau (Abb. 68). - 2. «Herisau von unserm Häuschena m O bstmarkt<br />
ausA o 1853» mit BlickaufHäuser an der Ost-und NordostseitedesObstmarktes.Klischeedruckeiner<br />
Bleistiftzeichnung, signiert: «J. R . R ahn.»ZBZ, graphische Sammlung. - 3. «HERISAU», Kirche mit<br />
1853 angelegter Straße vomObstmarktRichtungWeiher,von O , Lithographie,6,2 X 9 ,8cm, signiert:<br />
«Lith.v.Schläpfer inHerisau». Hist.Mus. Herisau. - 4. «Empfang dereidgenössischenTruppen in<br />
Herisau nachdem Sonderbund-Feldzug 1 847» mit Südflankeder Kirche aus westlicher Richtung,<br />
Lithographie,30 X 26,4cm, signiert: « gez.v.J.Weiß.»Hist. Mus. Herisau.Abb.in; A G II,S. 432,<br />
433.-5. K irchevomObstmarkt aus, Bleistiftzeichnung, 11,1 X 20,4cm, datiert: «Herisau25Juli 1854.»<br />
KtB Trogen. - 6. «Kirche mitObstmarkt»,lavierte Federzeichnung, 18 X 3 6 cm,von ADOLF HONEG-<br />
GER, 1874, a uf Gruppenbild A41. - 7. K irche mit Häuserna m Obstmarkt 1887, von SO, lavierte<br />
Federzeichnung, 17 X 26,4 cm, signiertund datiert: «W. C aspar87». Hist. Mus. Herisau (Abb.112). -<br />
8.Alte Photographien, z .T. als Reproduktionen i m KdmA;a) Obstmarktnach 1870, in: « Schreibmappe»<br />
der Buchdruckerei Schläpfer & Co,Herisau 1914. - b)Häuser a m OstranddesObstmarktes<br />
mit Hotelzum Storchen (heute Neubau Oscar Weber), 1890-1900. Hist.Mus. Herisau.- c ) D urchblick<br />
vom Haus Wetter ostwärtszum Obstmarktu m 1906. Hist.Mus. H erisau. - d) K irche mitu m 1913von<br />
ALFRED RAMSEYER erbautem, 1972 abgebrochenemWaag- o derMarkthäuschen. Hist.Mus.Herisau.<br />
Vgl. ROTACH, Herisau, S.304, 305.<br />
D. Andere Häusergruppen und Einzelbauten ohne Heinrichsbad. In alphabetischerReihenfolge derHäuser<br />
bzw.der Straßen. 1. « Armenhaus», lavierte Federzeichnung, 11,8 X 14,3cm, v on ADOLF HONEGGER,<br />
1874, aufA41 (Abb.79). - 2. «Bahnhof», ehemaliger, mit KirchevonN , lavierte Federzeichnung,<br />
11,8x14,3 cm, von ADOLF HONEGGER, 1874, auf Gruppenbild A41. -<br />
3. «Caserne», lavierte<br />
Federzeichnung, 11,8 X 19,3 cm, von ADOLF HONEGGER, 1874, a uf Gruppenbild A41 ( Abb. 85). -<br />
4. Kasino:a) «Kassino in H erisau»,mitaltemZeughaus vonderRückseite, Bleistiftzeichnung,Ovalbild,23<br />
X 3 2c m (Blatt),von JOHANN JAKOB RIETMANN, datiert: «Aug. 1860.»KtB Trogen. - b)Photo
44<br />
HERISAU<br />
Abb. 25 und26. Herisau. Gemeindesiegelvon 1401. StadtbibliothekVadiana, St. Gallen. - Gemeindesiegel,<br />
1664 datiert. - TextS.47.<br />
mit Z ustandvor 1938.Hist. Mus. Herisau. - 5. «KRANKENHAUS HERISAU»vonS W (1972 abgebrochen),<br />
Stahlstich, 10,9 X 17,8 cm, signiert: « H. Zollinger del. etsculp.», erschienen im Neujahrsblatt der<br />
Hilfsgesellschaft Zürich 1882. ZBZ, graphische Sammlung. - 6. Ehemaliges «Gasthauszur Krone in<br />
Herisau» (an der Innern Schmiedgasse?), Aquarell, 12 X 15,8cm, signiert und datiert: «N.d.Natur<br />
gez.d. 2 3 A ug. 1830v.H . Klonke».KtB Trogen. — 7. Ehemaliger Gasthofzum Löwen; a) «Gasthof<br />
zumLöweninHerisau.», Lithographie, 8,3 X 11,6cm, signiert: « Lith. v. F. Schultheß in Zürich.»,<br />
erschienen in: J .J . LEUTI-IY,Der Begleiteraufder Schweiz,Zürich 1840, S. 308, 30g (ETH, graphische<br />
Sammlung). Hist.Mus. H erisau. Abb. in: ROTACH,Herisau,S. 2g. - b) «Gasthofzum Löwen», lavierte<br />
Federzeichnung, 11,8x14,3cm, von ADOLF HONEOGER, 1874, a uf Gruppenbild A41 (Abb. 12g). -<br />
c) Photographievom Platz ausmitHaus N r. 11,u m 1870. Hist. Mus. Herisau. - 8. Oberdorfstraße:<br />
a) «AnsichtvomOberdorf Herisau»,Aquarell, 38,8 X 48 cm, signiert: «aufgenommenvonJohannes<br />
Waldburger.»Hist.Mus.Herisau. - b)Photographiedes 1915 abgebrochenenHauseszur Blume von<br />
westlicher Seite.Hist.Mus. H erisau. - 9. Poststraße: « Emdwiese», vonS W gegenKirche mit Pfarrhaus<br />
«Friedeck», Realschulhaus,Kasinound Schulhaus Emdwiese,lavierte Federzeichnung, 11,8 X 19,3cm,<br />
von ADOLF HONEGOER, 1874,auf Gruppenbild A41 (Abb. 162). - 10. Schmiedgasse: a) Alte,1888 abgebrochene<br />
Apotheke, von S, Photographie einer Federzeichnung. Hist. Mus. Herisau ( Abb. 104). -<br />
b) 1888 erbaute Apotheke Lobeck im frühern Zustand. Hist.Mus. H erisau. R eproduktionenimKdmA.<br />
— 11. Schützenhäuser:a)Schützenhausvon 1646 i m Gries an der StellevonGoßauerstraßeNr. 18,Öl<br />
auf Leinwand,44,5 X 73 cm.Hist.Mus. St. Gallen,Nr.loigo.Kopie im Gemeindehausund<br />
im Hist.<br />
Mus. H erisau. - b) «Schützenhaus»im untern Ebnetvon1866, lavierte Federzeichnung, 11,8 X 14,3cm,<br />
von ADOLF HONEGOER, 1874, aufdem Gruppenbild A41. - 12. S onnenhof: a) VonSSOzusammen<br />
mitKircheundmitZeughaus II von 1810, Aquatinta(?)von Jon. JAKOB MOCK, 1811/12 1 .Abb.in:<br />
ROTACH, Herisau, S. 35. - b) «DerSonnen-Hofin Herisau.», Radierung, 31 X 20,6 c m (Platte) mit<br />
AnsichtvonSSO, 9 ,3 X 17,3c m (Bild)und mit darunter gezeichnetemmaßstäblichemPlan.Titelblatt<br />
der KaufverschreibungdesJonas SteigervomJanuar 1840. Privatbesitz HerisauundSchweizerische<br />
Landesbibliothek, Bern, St.98, 7358. Ansicht allein in:KtB T rogenundZBZ (Abb.119). — 13. Alte<br />
Steig: a) Xylographie,14 X 18,7 cm. signiert: «G.BfG»(d.h. GOTTLIEB BION fecit St. Gallen), u m 1860.<br />
Hist. Mus. Herisau (Abb.137). - b) «AlteSteig», Bleistiftzeichnung, 13,1 X 19,5 cm, h inten angeschrieben:<br />
«1892.Auseinem SkizzenblattvonA. W iget». Hist. Mus. Herisau. - 14. Schlößchen Steinegg:<br />
a) Von SW,O l aufLeinwand,54 X 63 cm, signiertund datiert: «J. Ulrich 1843.»PrivatbesitzHerisau<br />
(Abb. 160). Vgl.H . A. LÜTHY, Der ZürcherMaler Johann Jakob Ulrich<br />
I LI7G8-I877, Zürich ig65<br />
Nr. 112, derdasBild entspricht 3 . - b) Teilansichtvon S W mit Herrn, Gendarm, Pferdeknecht,Pferd,<br />
Hund undKühendavor,Öl a uf Leinwand, 72 X 9 0 cm,signiert: «J. Weiß pinxit 1861.» Privatbesitz<br />
1 SCHÄFER, Materialien 1812, S . 21g, Anm.: «Hr. J . J .Mockhat diesen schönen und ebensten<br />
Theil des Fleckens, rechts die grade Neugassemitdem großenGebäudeHrnJ . Ramsauers<br />
( = Sonnen<br />
hof), linksdasOberdorfundi m Vordergrunddie Häuserreihe desObstmarktes und diehöher stehende<br />
KirchemitihrenUmgebungen trefflichnachderNaturgezeichnet.»<br />
2 Dagegenläßt sichein Aquarell, 20,5 X 30,5 cm, in Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft<br />
Zürich (LÜTHY, a.a.O.,Nr. 523), schwerlich auf dasangegebene Schlößchen beziehen.
GESCHICHTE 45<br />
Abb. 27und 28. Herisau. Gemeindesiegel von 1807. - Siegel der Munizipalität zur Zeit der Helvetik<br />
1798-1803. - Text S.47.<br />
Herisau. - c) Ansicht von NO, Aquarell, 9,2 X 7 c m, signiert: « J.M.Steiger-Zölper». Privatbesitz<br />
Herisau. - 15. Waisenhaus:a) Mit BauernhausdanebenundBurg Rosenberg im Hintergrund, von S,<br />
Federaquarell, 24,5 X 40,2cm,vonJon. ULRICH FITZI(?). Hist. Mus. Herisau (Abb. 77). - b) «Waisenhaus»<br />
mit Schulhaus vonSO, lavierte Federzeichnung, 11,8 X 14,3 cm, von ADOLF HONEOGER, 1874,<br />
auf Gruppenbild A41.<br />
E. Heinrichsbad. 1824 erbaut, 1967 abgebrochen. Auswahl d er zahlreichen, teilweise doch sehr<br />
ähnlichen Ansichten vor allem nach Künstlernamen und in möglichst chronologischerOrdnung. 1.V on<br />
JOHANNES SOHIESS (1799-1844) von Herisau in St. Gallen (siehe a uch Nr. 2): «Ansicht des neuen<br />
HEINRICH-BADES in HERISAU...», von S W, vor der Verlängerung des Westflügels I826(!),Aquatinta,<br />
22,3 X 26,7cm (Platte), 16,8 X 23,4cm (Bild), signiert: «J. Schieß del: et sc;» Hist. Mus. Herisauund<br />
KtB Trogen, Mappe 1 1 (Abb. 173). - 2. Von JOHANNES WEISS (I 789-1853) vonHundwil in Herisau, z.T.<br />
in Verbindung mit JOHANNES SCHIESS (S.O.): Sechs Aquatintaradierungen m it lateinischer Kursivbeschriftung.<br />
ZBZ, graphische Sammlung: a) «Moosberg, vor der Errichtung des Heinrich-Bades»,<br />
12,9 X 18,2cm, signiert: «J.Weißdel & sculp».-b)«Heinrichs-Bad von der Morgenseite», 12,5 X 18cm,<br />
signiert: «J. Weiß del & sculp:». - c) «Fernsicht unterdem Bogenim Heinrichs Bad», 12,5 X 18 cm,<br />
signiert: «J.Weiß del. & sculp.» - d) «Heinrichs-Bad von der Abendseite», 12,7 X 17,7 cm, signiert:<br />
«J.Weiß del. Schieß, sculp.» - e) «Heinrichs-Bad von der Mittagsseite», 12,7 X 18,1 cm, signiert:<br />
«J.Weiß, del. J Schieß, sculp. »(Abb. 174).-f) «Heinrichs-Bad von der Mitternachtsseite», 13,3 X 18 cm,<br />
signiert: « J Weiß. del. J Schieß, sculp.» (Abb. 175). - 3. «Heinrichs-Bad» von S, Lithographie,<br />
13 X 18,4 cm, signiert: «Werner del. Lith. v.C. Studer» (vgl. A27). ZBZ, graphische Sammlung 2 . -<br />
4. «DasHeinrichsbad»von S, Aquatinta, 7,3 X 10,6 cm, Randbild auf: «Ansicht des Flekens Herisau<br />
und der merkwürdigsten Ortein Appenzell V.R.», signiert: «J. B. Jsenring del.J. Hausher sculp.»<br />
(sieheA24). - 5. «ANSICHT DES HEINRICI-IS-BADES BEY HERISAU CANTON APPENZELL VR.»von S, Aquatinta,<br />
16,8 X 24,4cm, GenredesJon. BAPT. ISENRING, Verlag: «Bei Ludwig F Rioin Gonstanz». KtB Trogen.<br />
- 6. «Heinrichs-Bad.» (kursiv), vonNO, Lithographie, 7,9 X 13,1 cm, signiert: «J. Rothmüller /<br />
Lith. v.Heimin St.Gallen.», erschienen in:H. RHEINER, « Das Moosberger oder Heinrichs-Bad...»,<br />
St.Gallen 1833. KtB Trogen. - 7. Ansicht von S, Lithographie, 24,8 X 38,3cm, signiert: «Lith. von<br />
J. Weiß & Sohnin Herisau.» Hist.Mus. St. Gallen. -8. «Heinrichsbad» (je in lateinischer Druckschrift<br />
undKursive),von S, Aquatinta, 9 X 13,5cm,von JOH. BAPTIST ISENRING (?).KtB Trogen. - 9. «HEIN-<br />
RICHSBAD bei HerisauGant.Appenzell...», vonSW, Lithographie, 18,4 X 27,4cm, signiert: «Lith.von<br />
J. Tribelhorn in St.Gallen». KtB Trogen, Mappe01. Vgl.A3if3. - 10. «Heinrichs-Bad in Herisau.<br />
1 In diesem Bauzustand vor 1826 auch noch auf Titelblatt von: R.H.F. v.Z., Auch ich warim<br />
Heinrichsbad, Luzern 1827. - Dazu Bemerkung von P. SCHEITLIN, Das Heinrichs-Bad bei Herisau,<br />
Konstanz 1828, S. 24: «...doch mangelt ein seitdem hinzugesetzter Teil des Gebäudes.»<br />
2 WERNER (JOHANNES? vgl. SKL) ist auf Porträt des Majors LaurenzMock im Hist.Mus. Herisau<br />
verewigt: «auf Stein gez. v. Werner. Gemahltv. Weiß,zuhaben bei Werner Lith. in Herisau».<br />
3 Aufgleiche Weise signiert sind die Ansichten auf zwei Prospekten in derKtB Trogen: a) «Garl<br />
Naegeli, Besitzer des Heinrichsbades bei Herisau, Ct. Appenzell...» (nach 1842, Todesjahrvon Heinrich<br />
Steiger). - b) «Schweizerische-reformierte Prediger-Gesellschaftden 4 & 5ten August 1846.»
46 HERISAU<br />
l<br />
Abb. 29. Herisau.Kopie einerKopiederehemaligen Laurentiusfahne,vermutlich einer Rhodsfahne.<br />
Federaquarell desJohannUlrich Fitzi von 1818i m F ahnen-undWappenbuch desJohannKaspar<br />
Zellweger (in der Kantonsbibliothek Trogen) n ach einer 1766 erneuerten K opie aufderTürezur<br />
kleinen Ratsstube i m 1827 abgebrochenenRathaus. - TextS.48 und 102.<br />
Ct. A ppenzell AR.», von S,Lithographie,8,2 X 11,9 cm, signiert: «Lith von Gebr. L ocherSt.Gallen.»<br />
ZBZ, graphische S ammlung. -<br />
11. «HEINRICHSBAD», von S, Lithographie, 5,7 X 10,2 cm, signiert:<br />
«Lith.A.W. Fehrenbach, Zürich.»ZBZ, graphische Sammlung. - 12. « HeinrichsBad bey Herisau<br />
Canton AppenzellVR.», von N (Standpunkt wie beiE2f), Aquatinta, 7X11 cm, signiert: «Zürich bey<br />
R . Dikenmann».KtB Trogen. — 13. «Heinrichsbad», Stahlstich, 3 x 3,8 cm,Randbild auf «SOUVENIR<br />
D: CANT. APPENZELL.», signiert: «Zeich,u. Druck v.J .L. Rüdisühliin Lenzburg.», erschienen in: «Das<br />
Schweizerland in Bildund Wort», Verlag S.W. Albrecht,Lenzburg o.J.,bzw.Chr.Krüsi,Basel 1867.<br />
KtBTrogen. - 14. «Heinrichs-Bad», vonO ,lavierte Federzeichnung, 1 1,8X19,3cm, von ADOLF<br />
HONEGGER, 1874, aufGruppenbildA41. - 15. P hotographien u.a. von 1875erbauter, 1969abgebrochenerKapelle<br />
i m KdmA.<br />
F. Schwänberg. «Das Gerichtshausder VogteiSchwanberg» (sogenanntes Rathaus),vonO , Federaquarell,<br />
25,4 X 3 3 c m,signiertunddatiert: «J.J . Rietmann 1852.», in: NAEF, Burgen, S.321, 322<br />
(Abb. 186).<br />
G. Burgruinen. Sieheauch P landokumente! 1. Rosenberg, a) «Rosenberg» (lateinische Handschrift),<br />
lavierte Federzeichnung, 25,1 X 39,8 cm,mit: «Grundriß des Schlossesund W alles.»und « Die Ruine<br />
von der Ostseite.» (deutsche Handschrift), i n;Dr. JOH. GEORG SCHLÄPFER, Lucubrationen.Ms., Bd. I,<br />
datiert 1829,S. 68,69. KtB Trogen. - b) « Ruine Rosenberg,derinnere Herisauer Burgstock genannt.»,<br />
vonNO,Federzeichnung, 24,2 X 30,2 cm, signiert und datiert: «J. J . Rietmann. 1845.», in: NAEF,<br />
Burgen, S. 30G. - c) «RuineRosenberg.»,vonNW(?),Federzeichnung, 23 X 30,5cm, signiertund<br />
datiert: «J.J . R ietmann n.d.Natur gez. 1861»,in: NAEF,Burgen,S. 309,310 (Abb. 213). - d) «Ruine<br />
Rosenberg beiHerisauvom B urggrabenvonWestenaus 1885.»und «RuineRosenbergbei Herisau<br />
von O sten 1885.», Bleistift mit F eder, in: «Schlösser und Ruinen der Ostschweiz nach der Natur<br />
gezeichnetvon P. STAUB.» (Schweiz. Burgenverein). - 2. Rosenburg, a) «Rosenburg prope Herisowiam.»<br />
(phantastisch alsWasserburg), Federzeichnungin Grau, grau laviert, 22,8 X 18,2cm, u m Mitte18.Jahr-
GESCHICHTE 47<br />
hundert. SLM, Inv.-Nr. 38697. - b) «Rosenburg.», von OSO, Radierung, 8,1 X 13,9 cm, in: Topographie<br />
der Eidgenossenschaft, von DAVID HERRLIBERGER, 1758, II, Nr. 208. - c) «Der äußere Burgstock<br />
bei Herisau/:Schwänberg:/ imJahr 1803. Von 2 Seiten.», Aquarell in Sepiatönen,je ungefähr<br />
7,7X10,6 cm, bezeichnet: «Nach einer Zeichnung v. G. L. Hartmann ad nat. 1803.», in: NAEF,<br />
Burgen, S. 307. - d) «RUINE ROSENBURG. bei Herisau.», von NO, Aquarell in Grau- und Sepiatönen,<br />
12 X 19,2 cm, datiert: «1826» und signiert: «J.H.R.» (REICH), Stadtbibliothek Vadiana, St.Gallen. -<br />
e) «Rosenburg» (lateinische Handschrift), lavierte Federzeichnung, 25,1 X 39,8 cm, mit: «Ruine des<br />
Thurms von Osten.» / «Grundriß der Burg nebst dem Wall.» / «Ansicht der Ruinevon der Südseite.»<br />
(deutsche Handschrift), in: Dr. JOH. GEORG SCHLAFFER, Lucubrationen. Ms., Bd. I, datiert 1829,<br />
S. 68, 69. KtB Trogen. - f) «Der äußere Burgstock bei Herisau.», von SO, Federzeichnung, 24,3 X<br />
30,3 cm, signiert: «J.J. Rietmann 1845.», in: NAEF, Burgen, S. 308 (Abb. 212). - g) Bergfried, vonSO,<br />
Federzeichnung, 19,5 X 28 cm, signiert: «A.W.» (ALBERT WIGET, Herisau), erstes Viertel 20.Jahrhundert.<br />
Hist. Mus. Herisau. — 3. Urslein. «Ruinen vom Schloß Urstein auf der Burg in Herisau gezeichnet<br />
i m 8 bri: 1818.», Federaquarell,30,8 X 22,8 cm, vonJOHANN ULRICH FITZI. I m sogenannten<br />
Fahnen- und Wappenbuch des JOH. CASPAR ZELLWEGER, Fol. 45. KtB Trogen.<br />
siegel, f a h n e n u n d w a p p e n<br />
Siegel und Wappen (Abb. 25-28). 1. Gemeindesiegel von 1401. Dm. 40 m m.Wappen mit nach heraldisch<br />
links(!) schreitendem, geästeten Prügel schulterndem Bären, von «H» und «ER», den Anfangsbuchstaben<br />
von Herisau, in gotischer Majuskel beseitet undin gotischen Vierpaß, dessen Zwickel mit Dreiblättern<br />
gefüllt sind, hineinkomponiert. Umschrift ebenfalls in gotischer Majuskel: « +s'c§)VNIVERSI-<br />
TATISC§)TERREC§)DE(§3HERISOW». Erscheint erstmals a n der Bundesurkunde vom 17.Januar 1401,<br />
Stadtbibliothek St. Gallen, Tr. XX, Nr. 15 (AUB 162), war aber schon 1461 nicht mehr vorhanden 1 . -<br />
2. Gemeindesiegel von 1664. Dm. 30 m m.Nach heraldisch rechts schreitender Bär, wie von nun an regelmäßig,<br />
zwischenje zwei Ziffern der Jahreszahl «16-64», der in barocker Tendenz die Umrandung<br />
oben und unten durchbricht. Antiquaumschrift: «s. DIE GMEIND. HERisovwt§)». An Urkunden des Gemeindearchivs.<br />
Der silberne Stempel wurde, weil abgenutzt, 1807 zum Einschmelzen verkauft 2 . —<br />
3. Gemeindesiegel der Helvelik. Oval, 32 X 28 m m. Mit Teilenhut bekröntes und mit Lorbeergehänge,<br />
Palmen und Eichenlaub geschmücktes Liktorenbündel. Antiquaumschrift: «MUNICIPALITAET DER<br />
GEMEINDE HERISAU». Während der Helvetik, 1798-1803, mit Unterbruch gebraucht3. Messingstempel<br />
im Gemeindearchiv. — 4. Gemeindesiegel von 1807. Dm. 30 mm. Bär ähnlich wie bei Nr. 2, jedochvom<br />
Schriftband ganz umschlossen. Antiquaumschrift: «•SIGILL DER GEMEINDE HERISAU». Silberstempel,<br />
1807 von Graveur JOH. CASPAR BRUPBAOHER, Wädenswil, verfertigt4.Noch in Gebrauch. - 5. Siegel der<br />
Amtsschreiberei von 1807. Oval, 30 X 25 m m. Auf Ziervolute schreitender Bär mit ausgestreckter rechter<br />
Pranke. Antiquaumschrift: «AMTS:SCHREIBEREY HERISAU
4-8 HERISAU<br />
Oval, 33 X 31 mm. Der Tellenknabe bringt dem Vater den vom Pfeil durchbohrten Apfel. Antiquaumschrift:<br />
«HELVETISCHE REPUBUCK» (sie).Horizontal unter der Szene: «C.SÄNTIS DIST.OER. HERISAU.»<br />
1798-1803 mit Unterbruch in Gebrauch. Bronzestempel im Gemeindearchiv. - 10. Siegel des Unterstatthalters<br />
des Distrikts Herisau. Oval, 34 X 31 mm. Bild und Umschrift wie bei Nr. g. Untertitel: «u.<br />
STATTH.D.DISTR.HERISAU C.SENTIS.» 1798-1803inGebrauch wie Nrn. 3 und 9.Messingstempel i m Gemeindearchiv.<br />
Fahnen. A. Die ehemalige Laurentiusfahne.<br />
Das «Panner mit einem Purpur-farben Schwenkel, worinn<br />
S. Laurentius ihr Kirchenpatron, nebst ihrem Wapen gemahlet stuhnde», von d em der Chronist<br />
Gabriel Walser berichtet (WALSER, S. 84), ist vermutlich eine Rhodsfahne des 15. oder vom Anfang des<br />
16.Jahrhunderts gewesen, wohl der Urnäscher Philippusfahne vergleichbar (S.297), aber nicht erhalten 1 .<br />
Dagegen war sie aufder Türe zur kleinen Ratsstube gemalt, daselbst 1766 mit diesem Datum erneuert 2<br />
und1818von JOHANN ULRICH FITZIvondort in dasFahnen-<br />
undWappenbuchdes JOHANN CASPAR<br />
ZELLWEGER hinein kopiert worden3 (Abb. 29).<br />
B. Erhaltene Fahnen und Fahnenfragmente (Abb. 30-33). Die erhaltenen Fahnen stammen aus dem 18.Jahrhundert.<br />
Es sind mit Ausnahme einer gevierteten Standarte lauter solche (mehrheitlich Kompagnie-<br />
1 Zur Zeit des Bannerhandels 1535-1539 lag die Laurentiusfahne im Landesarchiv zu Appenzell<br />
(AG I,S. 427,583^ - MARTIN, Fahnenbuch, S. 36).<br />
2 FISCH, ChronikVII,S. 3 3. - Vgl. SCHÄFER, Materialien 1 811, S. 129.<br />
3 Fahnenbuch, Fol. 46, zeigt ein Federaquarell mit der «Copie eines Herisauer Fahnens, der an<br />
der kleinen Rath-Stube in Herisau abgemalt ist, mit dem Schutz Patron dem heiligen Laurenz im<br />
obern Eck, durch Fitzi von Teufen copirt im 8 ber 1818.» - Im weißen Medaillon des hellblauen,<br />
damasziertenTuchs d erHerisauerBär mit der U mschrift: «GEMEIND HERISAU: ANNO • M • DCCLXVI :»,<br />
im Eckquartier Laurentius mit Diakonstracht und Rost. - Sieheauch Rathaus und die Bemalung beider<br />
Ratsstuben 1766 (S. 102).<br />
Abb. 30. Herisau. Kompagniefahne der Nieschberger Schar 1791, beide Seiten. Federaquarell in der<br />
Chronik des Johannes Fisch um 1815, Variante des teilweise erhaltenen Originals im Historischen<br />
Museum Herisau. - Text S.49f.
GESCHICHTE<br />
49<br />
Abb. 31.Kompagniefahne d erSchwänbergerSchar 1791, beide Seiten. Federaquarellinder Chronik<br />
desJohannes Fisch u m 1815, aufgenommennachdem Originali m HistorischenMuseum St. Gallen. -<br />
TextS.50.<br />
fahnen),dieaufmeist mehrfarbig einwärts geflammten Seidentüchern ineinem Rundmedaillon auf<br />
einerSeite (bisweilenaufbeiden Seiten)den Herisauer Wappenbären, aufder andern einHistorienbild<br />
und Inschriften zeigen 1 . - 1. Kompagniefahne<br />
1762. Ursprünglich190 x zirka185cm. Zwischen vier schwarzen<br />
Diagonalflammen sparrenförmig rot-weiß-schwarz-gelb-blau-rot-weißgeflammter Seidentaft.Beidseitsder<br />
von «V» und « R » beseiteteAppenzeller Bärund dieUmschrift: « Der Fahne gehört einerU s<br />
Dorffer Company Herissau. 1762.»Innere Umschrift auf einer Seite: «Gott shenck mir sig», aufder<br />
andern: «Ich zihein streit». Davon Federaquarellin: FISCH,ChronikVII, S.108. Das Medaillon erhalten<br />
im Hist. Mus. Herisau. Vgl. BRUCKNER, Fahnenbuch,Nr. 373. - 2. Kompagniefahne 1774. Laut FISCH,<br />
a.a.O.; «Erneuerter Rohrer Fahnen» (d.h. auch UsdorferFahne.SieheNr. 1). Ursprünglich zirka<br />
200 X 190 cm. Zwischen vier schwarzen Diagonalflammensparrenförmigrot-weiß-schwarz-gelb-grünrot-weiß<br />
geflammter Seidentaft. I m Medaillondervon «V»und « R » beseitete, a ufgemalte Herisauer<br />
Bär mitdemDatum «1774» überdemKopfund mit der Antiquaumschrift: «DURCH GOTES<br />
HILFF VND BEYSTAND STREIT ICH VOR DAS VATTERLAND.» ( nur auf einer Seite).Tuchund Medaillon<br />
getrenntim Hist.Mus. H erisau. Federaquarell in: FISCH, C hronikVII, S . 108. Vgl. BRUCKNER, Fahnenbuch,Nr.375.<br />
- Eine dieser Fahnevöllig entsprechende, auchmit gleichem Spruch,nurmitGoldschrift<br />
aufWeiß anstattaufSchwarz, sogarmit gleicher Fahnenspitzeund -kordel, ist in: FISCH,Chronik<br />
VII, S. 104, seitenverkehrt zur vorgenannten abgebildet als « Dorferund VordorferFahneninder<br />
Gemeind H erisau». - 3. Kompagniefahne 18. Jahrhundert{?). H . 185 cm, Br. 180 cm. Seidentaft, der<br />
zwischen v ier schwarzen, diagonal in die Ecken züngelnden Flammenjeweils sparrenförmig weißschwarz-gelb-blau-weißeinwärtsgeflammt<br />
ist. I m kreisrundengemalten Medaillonauf beiden Seiten<br />
derHerisauerBärzwischen «V» und «R».GoldfarbeneUmschrift inlateinischer Kursive einerseits:<br />
«der Fahne ghörtder NieschbergerCompagnieinHerisau.», anderseits: «Das B ättenund d ieGegenwehr<br />
SchütztGottesFreyheitEhr.» Hist.Mus. H erisau.Vgl. BRUCKNER,Nr. 3 74. - Eine 1791 datierte<br />
Variante<br />
dieser Fahne ist abgebildet in: FISCH, C hronikVII, S. 102, m it radial weiß-grün-schwarzweiß-rot-gelb<br />
einwärts g eflammtem F ahnentuch. I mMedaillon a uf der einen Seite ebenfalls d er<br />
HerisauerBär zwischen « V » und<br />
« R » unddie lateinische Kursivumschrift: «derFahne gehörtder<br />
I BRUCKNER, Fahnenbuch, S.66f., worauf sich dieMaß-undMaterialangaben stützen.Derdort<br />
angegebeneStandort «Teufen, Z eughaus» hat unterdessenin allen Fällenmitdem Hist.Mus.Herisau<br />
gewechselt.Die Inschriftenwurden ergänztundberichtigt.<br />
4 - Kunstdenkmäler LXI,AR I.
HERISAU<br />
Abb. 33 und 33. Herisau. Reiterstandarte, 18.Jahrhundert. - Fahne einer Grenadierkompagnie,<br />
18.Jahrhundert,beideSeiten. FederaquarelleinderChronikdesJohannesFisch u m 1815, aufgenommennachden<br />
(teilweise fragmentarisch erhaltenen) OriginalenimHistorischen Museum Herisau. -<br />
Textunten.<br />
Nieschberger Compagniein der Gemeind Herisau 1791.», aufderandern Seite dagegender Rütlischwur<br />
und die Kursivumschrift: «AlsDemuthweintundHochmuth lachtwar der SchweitzerBund gemacht. » -<br />
4. Kompagniefahne iygi. 185 X 185cm.Ähnlich wie bei Nrn. 1 und 2: zwischen vierschwarzen Diagonalflammen<br />
sparrenförmig rot-schwarz-weiß-schwarz-gelb-grün-rot-weißgeflammter Seidentaft. Aufeiner<br />
Seitedervon « V » und « R » beseiteteHerisauerBärmit derAntiquaumschrift: «PRO DEO ET PATRIA »,auf<br />
der andern Seite Burglandschaft (Hinweis aufRosenburg) mit Umschrift: «SCHWANBERG I 791 HERISAV».<br />
Hist. Mus. St.Gallen. Federaquarell in: FISCH, ChronikVII, S. 104. Vgl. BRUCKNER, Fahnenbuch,<br />
Nr. 3 77. — 5. Militärfahne iygi. H- 2 05cm,Br.204cm. Schwarz-weiß einwärts geflammter Seidentaft<br />
mit ehemalsaufgenähten Medaillonsaufdurchgehendem weißem, 17,5c m breitemKreuz.<br />
I m Medail<br />
londer einen Seiteder H erisauerBär in realistischer Landschaft, aufder andernSeiteTeilmitKnabe.<br />
Aufden Kreuzarmen mit goldener Antiqua: « PRO DEO ET PATRIA»und «MDCCLXXXXI».Die Medaillons<br />
von dem nur noch fragmentarisch erhaltenen F ahnentuch g etrennt im Hist. M us. H erisau. V gl.<br />
BRUCKNER, F ahnenbuch,Nr.376. - 6. Fahne der Grenadierkompagnie. 18.Jahrhundert. Bruchstück. Auf<br />
rot-weiß geviertetem Fahnentuch beidseits e in Medaillon, v on dem vier weiß-schwarz gespaltene<br />
Flammenindie Ecken ausgehen. I m Medaillondereinen Seite der HerisauerBärmitderAntiquaumschrift:<br />
«GRENADIERCOMPAGNIE ZU HERISAU.»I m a ndern ein weiß-schwarz gespaltener, klassizistischerWappenschildauf<br />
einem Ankerund d ieUmschrift: «CANTON APPENZELL AUSSERRHODEN.» Hist.<br />
Mus. H erisau.Federaquarellin: FISCH, C hronikVII, S . 102.Vgl. BRUCKNER, F ahnenbuch,Nr. 378. -<br />
7. Reiterstandarte. 18.Jahrhundert.62 X 6 2cm. Schwarz-weiß gevierteter Seidendamast. Beidseits von<br />
goldenemKranz gesäumtes Medaillonmitvon «V»und « R » beseitetem Appenzeller Bären. Untenauf<br />
dem Kranz in Fraktur: « Herisau».Hist.Mus. H erisau.Federaquarellin: FISCH, ChronikVII,S. 106.<br />
Vgl.ebenda, S.40.Laut e benda, S.81,wurden 1809zwei ganzneueähnliche StandartenderReiterkompagniezu<br />
H erisauundTrogenübergeben.Vgl. BRUCKNER, Fahnenbuch,Nr. 379.<br />
LAGE U N D GESTALT -<br />
STRASSEN U N D V E R K E H R<br />
A. Allgemeines. Der Flecken liegt mit der Kirche 771 m ü. M. (LK) in einer muldenförmigen,<br />
von SW nachNO gerichteten Senkung zwischen den Anhöhen der Egg<br />
südseits und jenen der Wachtenegg und der Burgruine Rosenberg nordseits. Aus<br />
dieser talförmigen Senkung ist er jedoch mittels einer Terrasse, eines Ausläufers der<br />
Egg, emporgehoben, der an drei Seiten durch Täler begrenzt und die dahinter aufsteigenden<br />
Hügel und Anhöhen umkränzt ist: Westseits durch das breite Tal des<br />
Glattbachs, die Kuppe des Rosenburgstockes und die Hügellandschaft von Schwellbrunn,<br />
nordseits durch das «Thal», die Wachtenegg und die Kuppe der Ruine
L A G EU N D GESTALT<br />
5 1<br />
Rosenberg, ostseits durch das sanfte Tal des Brühlbachs und die Erhebungen von<br />
Ebnet, Kreuz und Nordhalden.<br />
R. Historische Entwicklung des Fleckens {Abh. 19, 22 f., siehe auch S. 121).-Der Kern des<br />
Fleckens entwickelte sich wohl von der Kirche aus, die hier in der Au eines Herin<br />
oder Heriwini erbaut worden und 907 erstmals bezeugt ist. Hier bei der Eigenkirche<br />
des Klosters St. Gallen stand wohl die Behausung des Geistlichen, wahrscheinlich<br />
auch das klösterliche Verwaltungsgebäude für den Meier und den spätem Ammann<br />
oder Keller, vielleicht sogar der Meierhof oder der Kelnhof selbst. Dazu gesellten sich<br />
mit der Zeit die Häuser von Krämern und Handwerkern. Jedenfalls verlieh die<br />
günstige Lage auf der Terrasse zwischen Brühlbach und Glatt dem «Hof Herisau»,<br />
wie die Siedlung um 1400 bezeichnet worden ist, eine wirtschafts- und verkehrspolitische<br />
Bedeutung, die das Kloster schon im 9. und 10. Jahrhundert durch Erweiterung<br />
und Abrundung seines Besitzes in dieser Gegend wahrnahm (vgl. kirchliche<br />
und politische Verhältnisse). - Hier auf dem Kirchplatz kreuzten sich die wichtige<br />
Verkehrsverbindung von St. Gallen südwestwärts ins Toggenburg zur alten Kirchhöre<br />
Wattwil und jene, die von Goßau nach Herisau und weiter südostwärts nach<br />
Hundwil und Appenzell führte. Von der Route ins Toggenburg zweigten imTal der<br />
Glatt weitere Wege südwest- und westwärts über die hochgelegenen Höfe in der<br />
heutigen Gemeinde Schwellbrunn (s. d.) ins Toggenburg Richtung Degersheim und<br />
nach Schwänberg Richtung Flawil ab.<br />
Uber das mittelalterliche Dorfbild gibt es keine sichern Anhaltspunkte, doch dürften<br />
sich die ältesten Häuser schon vor dem Dorfbrand vom 1. April 1559, in welchem<br />
laut WALSERscher Chronik vierzig Häuser eingeäschert worden sind 1 , um den fast<br />
quadratischen Platz westseits der Kirche gruppiert haben, sofern die ins Appenzeller<br />
Landbuch von 1585 hineingemalte, «1586» datierte Ansicht von SW nicht täuscht 2 .<br />
Dem Dorfbrand vom 5. März 1606 fielen wieder achtundvierzig Firste zum Opfer 3 ,<br />
darunter jedenfalls die Kirche, das Rathaus, das Pfarrhaus, die übrigen Häuseram<br />
Platz, das Oberdorf, die Bachstraße und ein Teil der Griesstraße 4 . Seither lassen sich<br />
für Baubestand und Wachstum des Fleckens aus Plan- und Bilddokumenten sichere<br />
Hinweise gewinnen. Auf dem ältesten bekannten Plan von 1628, der in einer Kopie<br />
des OberstenJ o h a n n L u d w i gM e r z erhalten 5 , und auf der ziemlich entsprechenden<br />
Ansicht von N, die vonM a t t h ä u sM e r i a n i 642 als Radierung herausgegeben worden<br />
ist 6 , könnenim Flecken über achtzig Häuser und Städel gezählt werden. Bis um 1646<br />
war der Flecken auf fünfundachtzig Firste angewachsen 7 . Eine rege Bautätigkeit entfaltete<br />
sich zwischen 1780 und 1795 sowie nach 1820. Diese erklärt sich vor allem aus<br />
dem starken Aufblühen des Textilgewerbes seit Mitte 18. Jahrhundert und dem damit<br />
verbundenen Bevölkerungszuwachs (s.d.). So wurden zwischen 1780 und 1795 ganz<br />
neu gebaut: « Sehr viele Häuser zwischen Neugaß (heute östlicher Teil der Bachstraße)<br />
und Buchen» (S. 146), ferner «mehrere Häuseran der Steig... untenam Rebstock...<br />
sowie auch an der äußern Schmidgaß» (S. 162), außerdem «an der neuen Straß<br />
beim alten Weyer rechts hinab alle Häuser, Städel, Waarenbrennereyen, Mousseline<br />
i WALSER, S. 487f.<br />
2 BilddokumentAI.<br />
3 WALSER, S. 576f. 4 SCHÄFER, Materialien 1812, S. 225.<br />
5 TopographischeKarte 1 ( Abb. 22). 6 BilddokumentA2.<br />
7 SCHÄFER, Materialien 1812, S.208.
5Q<br />
HERISAU<br />
Appretier Gebäude... vorher stand kein Gebäude allda.» 1 . Die neuerbauten Häuser<br />
an der Steig wurden schon 1787, jenean der «neuen Straße erst nach längerm Zögern<br />
1811 zusammen mit dem soeben erbauten Sonnenhof «in die Feuerschau im Fleken<br />
Herisau» aufgenommen 2 . - Am 1. Januar 1812 wurde Herisau nochmals von einer<br />
Brandkatastrophe heimgesucht, die vierundzwanzig Häuser beidseits der obern Bachstraße,<br />
d. h. von der untern Bachstraße Richtung Kirchplatz hinauf, zerstörte (S. 143 f.) •<br />
Schon der Plan von 1628 und der Merianprospekt von 1642 machen offenbar, daß<br />
sich die Siedlung vom zentralen, fast quadratischen und von einzelnen Häusern gesäumten<br />
Kirchplatz aus längs den vier von diesem auslaufenden Straßenzügen ausgedehnt<br />
hat, die ihrerseits den Geländeschwellen und -Senkungen angeschmiegt sind.<br />
Es handelt sich um die Bachstraße, die über den Kreuzweg, später über Nordhalden<br />
und Mauchler nach Winkeln und St.Gallen führte (S. 142), um die Gries- und anschließende<br />
Spittelstraße, die heute unter dem gemeinsamen Namen Goßauerstraße<br />
noch immer nach Goßau führen (S. 150f.), um die Schmiedgasse, die nach Waldstatt<br />
und ins Toggenburg, mit derem steilem Abzweiger, der Alten Steig, zur Mühle an der<br />
Glatt hinab und von dort Richtung Schwellbrunn, Schwänberg oder ebenfalls ins<br />
Toggenburg zieht (S. 159), schließlich um die Oberdorfstraße, deren östliche und südöstliche<br />
Fortsetzung die alten Saumwege über die Sturzenegg zum Kübel und nach<br />
Stein oder St. Gallen bzw. über die Steinegg, den Ghurzenberg und durch das<br />
Herisauer Tobel nach Hundwil und Appenzell waren (S. 171 f.). - Seit 1835 wurde das<br />
Ortsbild durch drei neue, ebenfalls vom Zentrum ausgehende Straßen und deren<br />
Häuser erweitert und verändert: a) Durch die 1835/36 angelegte Straße durch die<br />
Emdwiese, die heutige Poststraße, die als neue Straße nach Waldstatt und ins Toggenburg<br />
den Verkehrsstrom durch die äußere Schmiedgasse stillegte und in großzügiger<br />
Planung mit repräsentativen Gebäuden gesäumt wurde (S. i85f.).-b) Durch<br />
die 1853 vom Kirchplatz ostwärts durch den Obstmarkt zum ehemaligen Weiher und<br />
1855-1858 weiter zum Heinrichsbad und zum Mauchler angelegte Heinrichsbadstraße,<br />
die später vom Obstmarktan ostwärts Kasernenstraße genannt wurde (S. 190).<br />
- c) Durch die 1880/81 vom Obstmarkt zum damaligen Bahnhof der Appenzeller<br />
Bahn nordseits vom Gries angelegte Bahnhofstraße, die 1911 korrigiert und zu dem<br />
weiter nordöstlich neu erbauten Gemeinschaftsbahnhof der Appenzeller und Bodensee-Toggenburg-Bahn<br />
fortgesetzt werden mußte. Gleichzeitig erhielt sie einen Einlenker<br />
zur Goßauerstraße im Spittel 3 . - Der Obstmarkt südostseits von Kirche und<br />
ehemaligem Friedhof wirkte bis ins beginnende 20. Jahrhundert dörflich-idyllisch.<br />
An dessen Südrand standen traditionelle, zur Oberdorfstraße gerechnete Holzgiebelhäuser,<br />
wie sie zum Teil noch heute dessen Ostrand säumen. Durch das anstelle<br />
1 FISCH, M anuskript, S. I38F. Die «neueStraße»vom Oberdorfnach BuchenwarlautAlteUrkunden,<br />
S.216, 1786 angelegtworden.<br />
2 FISCH, Manuskript, S. 139.<br />
3 Jahresrechnungder Gde 1879/80, S. 4 9. - Voranschlag 1880/81, S.4. - Jahresrechnungder Gde<br />
1880/81, S . 46, sof. (Rekapitulation der Rechnungüber denBau der Zufahrts- bzw. der Bahnhofstraße).<br />
- Z u mBau des Gemeinschaftsbahnhofesund der Zufahrtsstraßen, n ämlich Waisenhaus-,<br />
Tal-, Mühlebühl-, M ühle- und neue Bahnhofstraße siehe J ahresrechnung der Gde 1908, S. 55 f.<br />
(Baubeschluß a m 12.Juli 1908) und S. 58-60. Ebenda 1909, S . gf., 58-60 (Gemeinschaftsbahnhof).<br />
Ebenda 1910, S. 31, 6 1-64 ( i.Okt. 1910 Eröffnungsfeierder Bodensee-Toggenburg-Bahn, 3 .Okt.<br />
Einweihung des Gemeinschaftsbahnhofes),S.73-75.Ebenda 1911, S.31 f. (Rechnung über die Zufahrtsstraßen<br />
zum neuenBahnhof)undS.74-77 (Bericht).
L A G EU N D GESTALT<br />
53<br />
dieser Häuseram Südrand 1912-1914 errichtete Kantonale Bank- und Verwaltungsgebäude<br />
und zugleich Regierungsgebäude, das mit dem palastähnlichen «Tannenbaum»<br />
am Westrand durch die 1915 neu erbaute «Blume» verbunden ist, erhielt<br />
der Obstmarkt einen geradezu städtischen Charakter (S. 141 f.). - Weitere neue Akzente<br />
hatte das Dorfbild in größerer Entfernung vom Zentrum schon im 19. Jahrhundert<br />
durch den stattlichen Neubau des Bürgerheims 1836/37 auf dem Ebnet und durch<br />
den Kasernenbau 1862-1866an der Heinrichsbad- bzw. Kasernenstraße bekommen.<br />
Verkehrstechnisch wichtige Neuerungen brachten die Eisenbahnen: 1875 Eröffnung<br />
der mit Schmalspur erbauten Appenzeller Bahn von Winkeln über Herisau nach<br />
Waldstatt und Urnäsch und 1886 bis Appenzell, die seit 1913 anstatt von Winkeln<br />
von Goßau ausgeht und 1933 elektrifiziert worden ist. Bis 1911 stand der alte, 1874<br />
erbaute Bahnhof an der Stelle zwischen Bahnhofstraße Nrn. g und 10 ^ - 1910<br />
Eröffnung der mit Normalspur erbauten Bodensee-Toggenburg-Bahn, für die in Verbindung<br />
mit der Appenzeller Bahn im «Thal» ein neubarocker Bahnhof (vgl. oben)<br />
und imposante Viadukte über das Glattal und den Wissenbach gebaut wurden 2 .<br />
G. Gemeinde. 1. Lage und Grenzen. Die Gemeinde liegt in der Nordwestecke des Kantons<br />
und erstreckt sich über das Hügelland zwischen der Urnäsch, welche die natürliche<br />
Ost- und Südostgrenze gegen die außerrhodischen Gemeinden Stein bzw.<br />
Hundwil, und zwischen dem Wissenbach, der die natürliche Westgrenze gegen die<br />
sanktgallischen Gemeinden Degersheim und Flawil bildet, und ist ungefähr in der<br />
Mitte, westlich des Fleckens, vom Tal des Glattbachs in nordwestlicher Richtung<br />
durchfurcht. Die längere Südgrenze gegen die östlich gelegene Gemeinde Waldstatt<br />
und die westlich gelegene Gemeinde Schwellbrunn, Tochtergemeinden von Herisau,<br />
sind künstlich ausgemarcht, ebenso aufweite Strecke die ungefähr gleich lange, 1459<br />
festgesetzte Nordgrenze gegen den Kanton St. Gallen. Nur von Zellersmüli westwärts<br />
ist auch diese durch den Glattbach bis zu seinem Zusammenfluß mit dem Wissenbach<br />
natürlich bedingt. - 2. Einteilung. Die Häuser im Flecken oder im «Dorf», in dem es<br />
auch ein «Oberdorf» gibt, unterschied man von jeher hauptsächlich nach Straßen<br />
und Gassen, mit welcher Einteilung sie auch in den seit 1798 aufgenommenen Häuserverzeichnissen<br />
vermerkt sind. Zum «Vordorf» zählte der Sektor nordost- und<br />
nordwestwärts vom Flecken mit den Quartieren Brühl, Weiher, Ebnet, Nordhalden,<br />
Rüti einerseits und Linde, Mühlebühl, Tobel, Bleichi, Tüfi anderseits sowie Burghalden,<br />
Thal, Stelz u. a. dazwischen. - Für die zerstreuten oder in Weilern vereinigten<br />
Häuser der Außenbezirke ist, wie die Geschichte der Gemeindegründung von Schwellbrunn<br />
zeigt (s.d.), spätestens seit dem 17.Jahrhundert die vermutlich viel ältere<br />
Einteilung in Scharen bekannt, die offenbar, wie alte Fahnen erkennen lassen (s.d.),<br />
auf einer militärischen Organisation beruhte und noch bis in die erste Hälfte 19.Jahrhundert<br />
hinein der Gemeindeeinteilung in den Häuserverzeichnissen zugrunde lag.<br />
Zur sehr umfangreichen «Rohrerschar», auch «Außerdorfer» genannt 3 , die nach<br />
1 Jahresrechnung derGde 1908-1911, wie in der Anmerkung 3, S .52. - OTTO FREHNER, AUS<br />
VergangenheitundGegenwartder Appenzeller Bahn,AZ, Festnummer, 21.April 1933. — BilddokumentD2.<br />
- A G II,AbbildungS. 488,489. — Situationsplan i m Grundbuchamt.<br />
2 JahresrechnungderGde 1908-1911, a.a.O. - OTTO FREHNER, a.a.O. - «Schreibmappe»der<br />
Buchdruckerei Schläpfer & Go. Herisau, 1910-1914,mit vielen Abbildungen.<br />
3 «Herisau i m Jahre 1826»in:A M B 1826, S. 158f.
54 HERISAU<br />
dem Weiler «Rohren» mitten in der östlichen Gemeindehälfte benannt war, zählten<br />
südlichund östlich des Fleckens alle Höfe und Weiler zwischen Sägebach und Urnäsch<br />
mit Säge, Wilen, Hofegg sowie mit Steinrieseln und Steinegg auf der westlichen und<br />
mit Sturzenegg, Burg, Hinterhof, Ufem Tobel und Halden auf der östlichen Seite. —<br />
Zur «Schwänbergerschar» gehörte der nordwestliche Viertel der Gemeinde zwischen<br />
Glatt und Wissenbach mit Müli, Untere Fabrik und Tüfenau ost-, Nünegg und<br />
Schwänberg west-, Stuel süd- und Mösli nordseits, zur «Nieschbergerschar» schließlich<br />
der südliche Rest westseits des Sägebachs. Von dieser Scharkam bei der Gemeindegründung<br />
von Schwellbrunn 1649 ein Teil als Obere Schar zur neuen Gemeinde.<br />
Auf Herisauer Gebiet rechnete man zur Nieschbergerschar Obere Fabrik, Walche,<br />
Neue Fabrik, Au, Brugg, Schmidhusen, Ifang, Glattmüli (Müli in der Glatt), Ober<br />
Müli, Nieschberg, Himmelsberg und weitere Häuser und Höfe gegen die Gemeindegrenzen<br />
von Schwellbrunn und Waldstatt. — Anstelle der Scharbezeichnung traf<br />
später jene der Straßen und Hofnamen.<br />
REFORMIERTEKIRCHE<br />
Zur Gründung der 907 erstmals erwähnten Kirche siehe kirchliche Verhältnisse,<br />
S. 28-30.<br />
Lage (Abb. 19). Die Kirche liegt aufeinem in Richtung Ostnordost gegen das Tal des<br />
Brühlbachs (Wiesental) vorspringenden Geländesporn. Einst vom Friedhof (S. 93)<br />
auf drei Seiten umgeben und an der Nordostecke vom Beinhaus, dem spätem Zeughaus<br />
(S. 93) flankiert, steht sie heute infolge der neuzeitlichen Straßenbauten a m<br />
Rande des nur noch nördlich und östlich anschließenden, zu einem Park umgestalteten<br />
und von mächtigen neuen Stützmauern (1959/60) gehaltenen ehemaligen<br />
Friedhofgeländes.Im Westen schließt sich der ursprüngliche Kern der Siedlung an,<br />
seit dem 16. Jahrhundert eine geschlossene, um den fast quadratischen Kirchplatz<br />
errichtete Gruppe von Häusern, die vor allem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />
ihre repräsentative Gestalt erhielten. Die Richtung des Geländesporns bestimmte<br />
auch die Ostnordostachse der Kirche. - Zum Grundriß von Kirche und Turm<br />
siehe bei Langhaus und Chor, S. 73 und Abb. 36.<br />
VORGÄNGERBAUTEN U ND T URM<br />
I. Ergebnisse der Ausgrabungen von igsgjßo 1 . Von einem Vorläuferbau wurden anläßlich<br />
der Renovation 1959/60 ungefähr 50 cm unter dem jetzigen Niveau des Langhauses<br />
folgende Mauerreste festgestellt (im Grundriß, Abb. 35, ebenfalls mit großen Buchstaben<br />
bezeichnet): A. Eine alte Westbegrenzung, eine zur jetzigen Westwand parallel<br />
verlaufende und von dieser 1,4 m entfernte Mauer von 12 m Länge und etwa 1,1 m<br />
Dicke. - B. Südlich und nördlich an A rechtwinklig anschließende, parallel nach<br />
I Plan 1:50 von Architekt MAX ROHNER, Nr. 1017/01/35 vom 21. Jan. 1957 mit den Ausgrabungsergebnissen<br />
von 1959. - ALBERT KNOEPFLI, Protokoll vom 30. Mai über «Augenschein und Besprechung»<br />
vom 26.Mai 1959. Ders., «Archäologisches» und «Geschichte und Kunst» in: AZ, 26.N0V.<br />
I 959- Vgl. PrKRKH, i.Juni 1959. Mündliche Präzisierungen von Architekt MAX ROHNER. Leider<br />
konnten die Ausgrabungen nicht mit der der Bedeutung des Objekts angemessenen Sorgfalt und Gründlichkeit<br />
durchgeführt werden. Große Zurückhaltung inden Schlußfolgerungen ist folglich ratsam. Die<br />
Maßangaben haben wegen der Unregelmäßigkeit der Reste nur approximativen Wert.
REFORMIERTE KIRCHE 5 5<br />
Abb. 34. Herisau. Reformierte Kirche von Südosten, 1516-1520vom Konstanzer Münsterbaumeister<br />
LorenzReder erbaut, mit dem Turmschaft wahrscheinlichdes 14. Jahrhunderts, der 1741von Johannes<br />
Grubenmann aufgesetzten Glockenstube, mitder Sakristei (dem ehemaligen Kantonsarchiv) von 1811<br />
und mit dem 1912/13 erbauten, 1972 beseitigten W aag- und Markthäuslein. - Text S.54, 57-77,<br />
83-85 und 142.<br />
Osten laufende und unter den spätgotischen Chorschultern sich verlierende Flankenmauern<br />
in einer Stärke von 0,9 bzw. 1,05 m, von den jetzigen Langhausmauern 1,65<br />
bzw. 1,75 m entfernt.An einer Stelle der Südflankc wurde eine ungefähre Tiefe von<br />
2 m festgestellt. Davon gehörten etwa 60 cm zu aufgehendem Mauerwerk, der Rest<br />
zum Bodenfundament. - C. Eine alte Ostbegrenzung, eine zur ausgegrabenen Westmauer<br />
in einer Entfernung von 25,5 m parallel gezogene, die Chorflanken unterlaufende<br />
Mauer von ungefähr 1,25 m Stärke und bis zu 2,3 m Tiefe, deren Oberkante<br />
aber etwa 60 cm höher liegt als bei A und B 1 . Das Material erwies sich überall als<br />
dasselbe: Bollensteine von 20 bis 30 cm Durchmesser, die mit wenig Kalkmörtel nur<br />
lose verbunden, bei C sogar mit Erde und Sand durchsetzt sind. Die Mauern lagen<br />
zwischen stark verworfenem, mit Menschenknochen durchsetztem Erdreich. Ungestörte<br />
Gräber oder ganze Skelette wurden aber nicht gefunden, so daß es scheint, das<br />
knochendurchsetzte Material sei nachträglich aus dem umliegenden Friedhofgelände,<br />
i Die auffallende Stärke erklärt sich wahrscheinlich aus ihrer Funktion als Fundament und Stützmauer<br />
zugleich ineinem teilweise aufgeschüttetenundnach Osten stark abfallenden Gelände. Bei der<br />
Tiefedagegen ist der Niveauunterschied der Oberkantevon etwa60cm zu denMauern imLanghaus<br />
mitzu berücksichtigen. Vgl.Kdm St. Gallen IV, S. 19, 21, Anm. 1, zu St. Vinzenz in Eschenbach.
5 6 HERISAU<br />
vielleicht beim Neubau von 1516 bis 1520, aufgeschüttet worden 1 . Möglicherweise<br />
handelt es sich u m die Fundamente der ersten, 907 bezeugten Salvatorkirche, eines<br />
langgestreckten, rechtwinkligen Saals von zirka 12 X 28,5 m Außen- und 10 X 26,5 m<br />
Innenweite. Ein Steinbau in diesem Ausmaß entspräche ohne weiteres der Bedeutung,<br />
welche die Äbte dem Ortim g. und 10. Jahrhundert beimaßen (vgl. kirchliche Verhältnisse).<br />
Ihr Niveau lag etwa 1,1m tiefer als das der jetzigen Kirche. - D. Ein als<br />
Vorfundament registriertes, aus hart vermörteltem Bruchsteinwerk bestehendes und mit<br />
menschlichen Skeletteilen durchsetztes Gemäuer erstreckt sich vom südlichen Ghorbogenauflager,<br />
das Fundament der südlichen Chorwand tragend, bis an die Stirnseite<br />
der Quermauer C, vor der es sich südwärts leicht einrundet.Ob es zur Verstärkung<br />
der nur 40 cm tiefen Chorfundamente gemacht war oder zu einem andern, im<br />
Zusammenhang mit dem Glöcknerfenster des Turms zu postulierenden Vorläuferbau<br />
gehört, ist unklar. - E. Das Altarfundament der Kirche, von 1516 bis 1520? Ein nicht<br />
in der Achse der Mauern A-C, sondern genau axialsymmetrisch zum jetzigen Chor<br />
quer liegendes Mauerstück von 3,18 m Länge, 1 m Dicke und 1 m Tiefe, mit der<br />
Oberkante auf dem Niveau des jetzigen Kirchenschiffs, vom Chorscheitel 1,65 m,<br />
von der Mauer C 4,2 m entfernt. Doch stimmt das Material mitdem der MauernA-C<br />
überein 2 . - F. Funde aus dem 16.-18. Jahrhundert'. Im Chor auf dem Niveau der zweiten<br />
Stufe der fragmentarische, bis zur Polygonwand durchlaufende Sandsteinplatten-<br />
1 Mit Skeletteilen durchsetztes Materialwurde östlichund westlich der OstmauerC, zwischen der<br />
jetzigen südlichen Langhauswand u nd dem südlichen Mauerzug i n ganzer Länge u nd längs d er<br />
Westmauer aufder innern Seite festgestellt.<br />
2 Dieser Umstand,deran d er Deutung Zweifel aufkommen lassen kann, findet eine Erklärung in<br />
der Möglichkeit, daß dieses Fundament, das40 cm unterdem jetzigen Chorboden liegt, aus vorhandenem<br />
älterem Material gemauert wurde.<br />
Frühmittelalterlich? Vor 1516-1520<br />
Vermutlich 1516-1520<br />
| • | Funde<br />
Abb. 35. Herisau. Reformierte Kirche. Schematischer Grundriß m it d en archäologischen Ausgrabungsergebnissen<br />
von 1959/60. Maßstab i: zirka 360. - Text S. 54-57.
REFORMIERTE KIRCHE 57<br />
belag von 1516 bis 1520. - Im Schiff außer Kleinigkeiten 1 eine 3 cm tiefe Schicht<br />
von Brandschutt nur etwa 25-30 cm unter dem heutigen Kirchenboden. Sie wurde<br />
zwischen der bestehenden südlichen Langhauswand und den drei Sondierungsstellen<br />
der alten Südmauer B festgestellt, dehnt sich aber wahrscheinlich über weite Flächen<br />
des Kirchenraumes aus und war unter den zwei westlichen Fenstern der Südwand<br />
mit Resten von Kirchenfenstern vermengt 2 , Zeugen des Brandes von 1559 oder 1606.<br />
II. Turm. Geschichte. Über den mittelalterlichen megalithischen Turmschaft schweigen<br />
die Quellen vollständig. Entstehungszeit und Funktion lassen sich nur aus dem<br />
Baubefund erschließen. Siehe Beschreibung und baugeschichtliche Folgerungen,<br />
5. 62-65. - Auf die Existenz eines Turms überhaupt weist eine 1506 vorhandene<br />
Glocke nur indirekt hin (siehe Glocken, S. go). Im Brand von 1559 wurden «Kirch<br />
und Glocken in die Asche gelegt» 3 und darauf ein Geläute von fünf Glocken angeschafft<br />
4 . Von 1560 datiert die im SLM aufbewahrte und vom Zürcher StadtuhrenmacherH<br />
a n sL u t e r e r (?)hergestellte Turmuhr 5 . Im Zusammenhang mit dem Brand<br />
von 1606 spricht erstmalsGabrielW a l s e r in seiner Chronik von 1740 ausdrücklich<br />
vom «wunderschönen Helm des Kirchenthurns», der zugrunde ging und vom fünfundachtzigjährigen<br />
MeisterJakob M ittelholzer von St. Gallen wieder aufgeführt<br />
worden sei 6 . Die Tätigkeit dieses Meisters und seines Gehilfen Kaspar Germann im<br />
Jahre 1606 am Turm ist auch durch eine erhaltene Inschrifttafel gesichert 7 . Am<br />
6. Juli 1654 mußten nach einem Sturm Knopfund Fahne wieder aufgesteckt werden<br />
(1.Turmdokument) 8 . A m 14.August 1719 deckte «Hans Jacob GrubenMann von<br />
1 EineMünze v on 1740 an d er westlichen SondierungsstellederNordmauerB, dieim Zusammenhang<br />
mit der Erneuerung des Kirchenbodens v on 1782/83 steht, ferner zwei Stockzähne und der<br />
Schwanzwirbel eines Pferdesgegen das SüdendederWestmauer A innenseits, eine Erinnerungan die<br />
bis 1790 an der Südwestecke der Kirche gestandenen Metzgerbänke.<br />
2 Bezeichnenderweise wurden unterdem dritten Fenster von Westen her keine Fensterfragmente<br />
gefunden,weil dieses Fenster erst 1782 angebracht wurde (siehe Baugeschichte). Mitunter bestätigen<br />
die Scheibenreste unterden betreffendenFenstern auch,daß d erBau von 1516 bis 1520 inden beiden<br />
Feuersbrünsten höchstens ausbrannte undmit Mauern und Gewänden erhalten blieb,wiedie Steinmetzzeichen<br />
beweisen. - DasNiveauder Brandschicht entsprichtungefähr dem Niveaudes Langhausbodensvon<br />
1516 bis 1520, vondem vier, nicht nurzwei Stufen, wie heute,in den Chorführten.<br />
3 WALSER, S. 4 88.<br />
4 ZELLWEGER,G A V I II, 1, S. 4 15.<br />
5 S L M 8049. Es handeltsich<br />
u m die 1904 a n dasS L M geschenkte,von ULRICH REIFLERvon Stein<br />
I 759 «verfertigte», in Wirklichkeit nur umgebauteUhrmit dreimaligem Meisterzeichen unterdem<br />
Zürcher Wappen. Dr. CLAUDE LAPAIRE vermutet dahinter den angegebenen Uhrenmacher (siehe<br />
Beschreibung).<br />
6 WALSER, S. 5 77.<br />
7 I m Kehlboden des Helms ist eine Holzkartusche mit eingeschnitzter Inschrift ausKapitalbuchstaben<br />
a n einemBalken befestigt (Abb.41): «MEISTER IACOB MITELHOLZER VND CASPAR GEERMAN VON<br />
s. GALL EN ANT (sie) 1606 ET». Die untersteZeile ist links, rechtsund unten von Haus- oderHandwerkerzeichen<br />
begleitet. Diese Inschrift bestätigt, wenigstens wasdenNamen MITTELHOLZERS anbetrifft, die<br />
Mitteilungbei WALSER, S. 5 78.<br />
8 Anläßlichder Renovationund Öffnung des Turmknopfesam 15.Juni 1959 wurden die im folgenden<br />
als Turmdokumente 1-9 bezeichnetenund i n einer Kassettevon 1842 aufbewahrten Schriftstücke<br />
auf Veranlassungvon Architekt MAX ROHNER photokopiert undinder gleichen Kassette nebst einer<br />
solchen mit neuesten, die Renovation von 1959/60 betreffenden Dokumenten wieder imTurmknopf<br />
geborgen. Die Dokumente sind chronologischnumeriert. Siesind teilweise publiziertin: AZ, Jg. (1904),<br />
Nr.197-201,23.-27.Aug., undi m UnterhaltungsblattderAZ, 42. Jg.,Nr. 25,20.Juni1959 (9.Turm-
5 8<br />
HERISAU<br />
Sehr wahrscheinlich 14. Jahrhundert<br />
1516-1520<br />
Zwischen 1793 und 1795<br />
Abb. 36und 37. Herisau. Reformierte Kirche. Grundrißvon Kirche, Turm, Seitenkapelle und Sakristei.<br />
- Längsschnitt durch Chor und Langhaus. Maßstabje i:zirka 360. - Text S.57-85und 87f.<br />
0 10<br />
I I I I I I I I I I I<br />
I<br />
dokument vollständig).-Vgl. EUGSTER, Herisau, S.iBif. - 1. Turmdokument: «Imjahr des Herren<br />
1653. Vor St. Martinjtagward der Knopfund Fahnen durch ungestümenWindherunder geworfen,<br />
welcherdann nach derFeürsbrunst im 1606.Jahr aufgesteckt worden,nun jeg und widerumbauf den<br />
6.Tag Julj 1654 glücklichund wolmiteiner zinnerne Helmsaulund Eisenstangen auf gesteckt worden<br />
durch ... Meister Gallus Schweitzer,..Levj Müllerund Michel Brunner, alle drey von Capelim Turtal<br />
inder Grafschaft Toggenburg.»
59<br />
Abb. 38. Herisau. Reformierte Kirche. QuerschnittNord-Süd<br />
durch den Kirchturmmit dem<br />
Läuterfensterim ersten Obergeschoß. Maßstab<br />
i; 250. - Text S. 57-66.<br />
Sehr wahrscheinlich 14. Jahrhundert<br />
1516-1520<br />
Wahrscheinlich 1516-1520<br />
Frühestens 1516-1520<br />
Abb. 39. Herisau. Reformierte Kirche. Sogenanntes<br />
Läuterfenster i m ersten Obergeschoß<br />
des T urms ohne Bezug aufdie bestehende Kirche<br />
von 1516 bis 1520. Grundriß. Maßstab 1: zirka<br />
150. - Text S.61 f. und 64.<br />
[[i[[[[[[[[|||i<br />
Sehr wahrscheinlich 14. Jahrhundert<br />
| | 1741 von Johannes Grubenmann
6o<br />
HERISAU<br />
Teuffen, hiesigerThum Decker und Schreiner» den Helm mit Schindeln und steckte<br />
Knopf und Fahne wieder auf (2. und 3. Turmdokument) I . 1741 erhielt der Turm<br />
im wesentlichen seine heutige Gestalt. Meister Johannes G rubenmann von Teufen<br />
setzte auf die bisherige Glockenstube, die im megalithischen Turmschaft eingebaut<br />
war (siehe Beschreibungund baugeschichtliche Folgerungen, S. 62-65), eine neue mit<br />
vier Wimpergen, vier neuen Zifferblättern und vier vergoldeten Knöpfen (4. Turmdokument)<br />
2 . J o h a n nU l r i c hSghellenberg hat diesen Zustand in der für die<br />
Topographie Herrlibergers verfertigten Federzeichnung von 1757 getreu festgehalten<br />
3 . Der vorausgehende Zustand dagegen ist inMerians Topographie von 1642<br />
angedeutet 4 . 1759 baute U l r i c h R eifler von Stein die Turmuhr durch Einbau<br />
einer großen Radunruh zur Pendeluhr um5. 1776 deckte Meister H a n sJakob<br />
Knellwolf den Turm (5.Turmdokument) ö . 1804 wurde dieser durch H.J . Knellwolfs<br />
SohnJohannes neu aufgerüstet 7 , 1807 neuer Glockenstuhl von Zimmermeister<br />
Nef für die 160 Zentner schwere Glocke von Salmansweiler geschaffen, der alte nach<br />
Brüggen verkauft, auch die Turmuhr renoviert 8 . 1808 wurde bei Errichtung eines<br />
Blitzableiters auf Turm und Kirche durch den «berühmten Phisikus» J ohannes<br />
Weirauch von Hohenzollern der große Knopf «samt Fahnen am Thurm» zum<br />
1 a. Turmdokumentvom 14. Aug. 1719, inReimenvomMeister selbst verfaßtundwie oben angegeben<br />
unterzeichnet.Er schreibt u.a.: «..Jch,HansJacobGmbenmann ... als (ich) hierin Herisau<br />
dengroßenThurn gedecket, Knopf, Fahnen samt Zugehördan seinen Ortgestecket..Im Sessel hoch<br />
hab ich die Schindlen angeschlagen, gemacht ein gutes Dach...» - Das 3.Turmdokument von 1719<br />
(ohneTagund Monat) berichtet den gleichen Sachverhalt, enthält eine knappe Chronik des Jahres<br />
undfügt als «NB» hinzu: «DiserThum ist ohne gerüster deckt worden.»<br />
2 4.Turmdokumentvom 3.Okt. 1741:A m 3 .Mai beschloß die Kirchhöre Herisau, «die Glocken<br />
vondem alten Orth unten hinaufund u m ein Stockwerkzu erhöhen, einenneuen Glocken Stuhl und<br />
ob dem selben ein gewährlich undguten Estrich zumachen, die Stiegen durchdenganzenThurnzu<br />
veränderen und erleichtern, vier Windfäng vor die vier neüwen Zeit Taflen zu machen, aufjeden<br />
Giebel ein vergulten Knopfund i n gleicher Zeit den ganzenThurnneüwanzu streichen, dengroßen<br />
Knopfauchzu verguldenundden Fahnen erneuren ... All obig benamsete Veränderungund Arbeit<br />
wardanndem MeisterJohannesGrubenmannvon Teufen pr. fl 500undein Trinkgelt verdinget,der<br />
die samtliche Arbeit ... bis gegen Ende 8 bris 1741 geendiget und ausgemachet.» Esfolgen Chroniknotizen<br />
des Jahres. - Fliegende Blätter, Fol. 26, notieren aus der Kirchenrechnungvom 9. Dez. 1741<br />
für «allerhand Ausgaben diese Reparation (
REFORMIERTE KIRCHE<br />
6l<br />
Renovieren heruntergenommen (6. Turmdokument) I . 1822 Ausbesserung des Helms<br />
und Messung der Turmhöhe 3 . 1842 wurden der Helm von KupferschmiedU l r i c h<br />
L u t z aus Rheineck mit Kupferschindeln gedeckt, die Schallöcher renoviert und mit<br />
Eisengeländern versehen, der große Turmknopf durch Kupferschmied J o h a n n<br />
J a k o b Z u b e r b ü h l e r , die Turmfahne durch Schlossermeister A d r i a n Z u b e r b ü h l e r<br />
neu angefertigt und deren Vergoldung durch GürtlermeisterJ o h a n n e s S i g n e r aus<br />
Schwellbrunn vorgenommen (7. und 8. Turmdokument) 3 . 1904 wurde die alte<br />
Turmuhr von 1560 dem SLM geschenkt und eine neue durchJ . M ä d e r von Andelfingen<br />
samt Zifferblättern geliefert 4 , Helm, Fahne und Knöpfe renoviert (9. Turmdokument)<br />
5. 1959/60 Renovation unter der Leitung der Eidgenössischen Kommission<br />
für Denkmalpflege durch ArchitektM a x R o h n e r , Herisau 6 . Im Frühjahr<br />
1 6.Turmdokument, a m 26.Juli 1808 unter « Anzeigen»: Der Blitzableiter wurdeimJuli 1808<br />
angebracht. D ie Gehilfen WEIRAUCHS w aren ANTON HEINZELER von S t.Fiden und der H erisauer<br />
Dachdeckermeister HANS JAKOB BAUMANN, «welch letzterer zugleich auchdengroßen Knopf,worin<br />
14 1 /2 ViertelHaber konnte gebracht werden, samtFahnen a m Thurn ...zumRenovieren herunter<br />
nahmund wieder mitdem Strahlabieiter h inauf thaten» (sie). - Laut FISCH, Manuskript, S. 108,<br />
warendieDokumenteineinem Glasfläschchen eingeschlossen gewesenundwurden in einem solchen<br />
wieder im Turmknopf geborgen.<br />
2 Laut8.Turmdokumentvom 18.Juni 1842 (siehefolgendeAnmerkung): «Anno 1822 wurdeder<br />
Helm ausgebessert..; nach dazumal durch Alt-Bauherr J oW Keßler vorgenommenen Messung<br />
(19. Sept. 1822) hat der Thurm eine Höhe von 158Schuhund z war:derStock85 S chuh, & derHelm<br />
73Schuh.»<br />
3 Das 7.Turmdokument vom 17.Juni 1842 enthält u nter Chroniknotizen seit 1820 nur einen<br />
kurzen Hinweis. - Das8.Turmdokumentvom 18.Juni 1842 ist eine «KurzgefaßteÜbersicht deran<br />
KircheundThurmin Herisau stattgefundenen Bauten & Renovationen» seit 1516, w obei fürden<br />
Vertragmit LORENZ REDER auchnurderAbdruck in «Appenzellisches Monatsblatt», Nr. 12, 1827<br />
zur V erfügung stand. Unter «Q,.Anno 1842 endlich wurden infolge Kirchhörybeschlusses v om<br />
28.Nov. 1841 folgendeRenovationen . ..ausgeführt: I.anstatt des ... als defect & untauglich erfundenen<br />
Thurmknopfs & Fahnewurdedurch Altrathsherr & KupferschmidJoh.JakobZuberbühler<br />
einneuer allbereitskugelrunder, nämlich 32 hierländischeZoll Höhe & 30 Zoll Durchmesserhaltender<br />
neuer Thurmknopf verfertigt, welcher 96 1b zu 40Loth Gewicht hat. — Diedurch Schlossermeister<br />
Adrian Zuberbühler dahier gemachte neue Fahne ist a m obern Ende 44 Zoll & a m unternEnde 25 Zoll<br />
breitund 28 Zoll hoch, alleshierländ. Maß. Die Vergoldung von Knopfund Fahne wurdedem Gürtlermeister<br />
Joh! Signer von Schwellbrunn wohnhaftbeymWeyer dahier übertragen ... 2. wurdedem<br />
Meister Ulrich Lutz,Kupferschmiedzu Rheineck die Bedeckung des Helms mit Kupfer verdungen»,...<br />
welcheArbeit «laut Vertrag bis i m August diesesJahresbeendigtseynmuß»... 3 .mußte dasMauer<br />
werkbeidenSchallöchernwieder hergestelltwerden,die vierZifferblätter renoviertund derenZahlen<br />
vergoldet w erden. Die K osten der gesamten T urmrenovation b etrugen ff. 5000.—. Oberflächeund<br />
Inhalt des Turmknopfs wurden gemessenund diesera m Abend des 18.Juni samt den in einer «blechernen<br />
Schachtel»wohlverwahrten DokumentenwiederaufdenTurm gesetzt.<br />
4 Geschäftsordnung derGdeV Herisau, 28.Febr. 1904, S.2, 11.-9.Turmdokument (siehefolgende<br />
Anmerkung), S . 9-11: D ie noch existierende, 1904 datierteUhr wurde vom Turmuhrenfabrikanten<br />
J . MÄDER u m dieSumme von 4475 Fr. konstruiert,dieZifferblätter in einem Dm. von 3 ,15 m geliefert,<br />
diealte Turmuhr ( von 1560)demS L M in Zürich geschenkt,lautPrKbKH, 14.Juliund 24.Okt. 1904.<br />
5 9.Turmdokument, 13.Sept. 1904, mit M aschine geschrieben u nd betitelt: «Fortsetzung d er<br />
Chronikvom Jahre 1842über diean der Kirche & T urm vorgenommenen Bautenund Renovationen».<br />
Darnach wurden Balkenwerkund Kupferschindeln des Helms teilweise ersetzt,ein kupferner, d oppelter<br />
Blitzableiter anstelle des eisernen angebracht, a m 12. AugustderTurmknopf heruntergenommen, a m<br />
13.August geöffnet,und die Gesamtkosten b etrugen 6400Fr.A m14. Septemberwurden die Dokumente<br />
ineineneueBüchse gelegtund a m 16. SeptemberTurmknopfundFahne wieder aufgesteckt.<br />
6 PrKRKH, 27.April 1959 (betreffs Turmuhr), 3 0.Juni 1959 (betreffs Glockenstubengeschoß,<br />
Zifferblätterund Turmknöpfe).Geschäftsordnung der UGde H erisau,6-/7. Dez. 1958, S. 6f. - ALBERT<br />
KNOEPFLI, Protokollevom 1 o. Febr., 1. Mai, 11.und 16. Sept. 1959 überAugenschein (und Besprechung)
62 HERISAU<br />
1968 anläßlich Inventarisation Entdeckung und Freilegung eines Läuterfensters, das<br />
nur zu einer Vorgängerkirche gepaßt hat, in der Südwand des ersten Obergeschosses I .<br />
- Im Erdgeschoß befand sich bis zum Neubau des Gemeindehauses 1876-1878 das<br />
Gemeindearchiv 3 .<br />
Beschreibung, i . MauerwerkundMaße des mittelalterlichen Turmschafts (Abb. 34,36,38f.,<br />
40-43). Bis zum Glockengeschoß von 1741 erhebt sich der megalithische Turmschaft<br />
ungegliedert in 45 Lagen von nur roh zubehauenen, mächtigen Muschelsandsteinquadern,<br />
die an einigen Stellen, besonders unter den zugemauerten Schallfenstern<br />
der Ost- und Westflanke und an den Ecken, unregelmäßig hervorspringen, zu einer<br />
Höhe von etwa 20,7 m. Einzig die Eckquadern, in regelmäßigem Wechselverband<br />
gefügt, weisen von unten bis oben einen nur aus nächster Nähe wahrnehmbaren<br />
Saum- oder Kantenschlag auf. Das Material wurde der Steinstruktur nach bei dem<br />
nordöstlich von Herisau gelegenen Chammerholz gebrochen. Aus dessen Schichten<br />
können auch die reinen Sandsteine stammen wie jener, der über dem nördlichen<br />
Schlitz des Erdgeschosses als Wasserschlag segmentförmig herauskragt, oder jener,<br />
der als ursprünglicher Fenstersturz über dem Hocheinstieg erkennbar ist 3 . Im<br />
Innern verringert sich die Mauerstärke an Nord-, Ost- und Westflanke von rund<br />
1,85 m und an der Südflanke von rund 2,05 m durch kleine Einspränge im<br />
zweiten und dritten Geschoß und kräftige Einsprünge im vierten Geschoß auf rund<br />
1,27 m bzw. i ,3 m in der Höhe der zugemauerten Schallfenster. Dabei fehlt im dritten<br />
Geschoß der westliche und östliche Einsprung, im zweiten und vierten dagegen liegen<br />
die entsprechenden Einsprünge immerum die Stärke der jeweils nördlich und südlich<br />
aufliegenden Streifbalken höher. An der Mauerkrone verringert sich die Mauerstärke<br />
allseits nochmals durch ungleichmäßigen Einsprung. An dessen unregelmäßigem<br />
Verlauf sind Eingriffe anläßlich früherer Umgestaltungen sichtbar: Westlich<br />
und östlich flach ansteigende Dreieckgiebel, die wohl als Auflager des Helms vor 1741<br />
dienten, südlich und nördlich zinnenartige Aufmauerungen, welche die Trägerbalken<br />
des auf dem Mauerkranz sitzenden Glockengeschosses von 1741 stützen. Während<br />
die Höhendifferenz von Geschoß zu Geschoß bzw. Mauerkrone etwas mehr oder<br />
weniger als 4 m beträgt, beläuft sie sich vom dritten zum vierten nur auf etwa 2,5 m 4 .<br />
2. Zugänge und Treppen. Der ursprüngliche Eingang liegt an der Südflanke des Erdgeschosses.<br />
Er ist vom heutigen Chor durch gekrümmten Korridor zugänglich, doch<br />
nicht auf jenen bezogen und besteht aus rechteckiger Öffnungim megalithischen<br />
Mauerverband. Der monolithische Sturz ist vom gewaltigen Deckenblock des einvom<br />
28.Jan., 2 8. April, 11.Aug. und 11. Sept. 1959. - MAX ROHNER, Berichtvom 13.Juli 1959. -<br />
AZ,26.Nov. i960.<br />
1 EUGEN STEINMANN, Der Kirchturmvon Herisau im Lichte neuerarchäologischer Entdeckungen,<br />
UnsereKunstdenkmäler X X (1969), 3/4 (Beiträge zur Kunstgeschichtedes Bodenseeraumesunddes<br />
Oberrheins,Dr.h.c.Albert Knoepfli zugeeignet), S. 183-186.<br />
2 EUGSTER, Herisau, S. 10. - ROTAOH, Herisau,S.23of.<br />
3 A. LUDWIG, Geologischesüber dieGegend von Herisau,in: ROTACH, Herisau,S. 92. —M ündliche<br />
BestätigungdurchdieGeologenDr. HERMANN EUGSTERund D r. HANS HEIERLI, Trogen.<br />
4 DerHolzboden desjetzigen vierten (Turmuhr-) Geschosses liegt, mittels Stützbalkenu m etwa<br />
2 m überden ursprünglichen Estrich e mporgehoben, auf Sohlbankhöhe der zugemauerten Schallfenster.
REFORMIERTE KIRCHE<br />
fE mWEI RÖ1;2<br />
;/ND CASmi\Q|<br />
>MANV()N SGAi<br />
Abb.40und 41. Herisau. Reformierte Kirche. Der 1517 datierte Wappenstein mit den päpstlichen<br />
Schlüsseln in den Pranken des Appenzeller Bären neben dem Nordeingang der Kirche. Bis 1906<br />
Schlußstein des mittleren Westportals. - Hölzerne Tafel mit den Namen der nach dem Dorfbrand<br />
1606am Wiederaufbauder Kirche beteiligten Zimmerleute Meister Jakob Mittelholzer und Kaspar<br />
Germannvon St. Gallenim Kehlboden des Turmhelms. - Text S.57, 66 und 77.<br />
wärts liegenden kleinen Vorraums zu erdgeschossiger Kammer und Turmtreppe<br />
durch eine klaffende Fuge getrennt. In halber Tiefe des Gewändes links deuten verputzte<br />
Balkenlöcher auf eine frühere Sperrvorrichtung. Zum Erdgeschoßraum mit<br />
quadratischem Grundriß und kuppeligem Kreuzgewölbe ohne ausgebildete Gräte<br />
führte ursprünglich ebenfalls nur eine rechteckige, durch noch sichtbare Sperriegel<br />
verschließbare Öffnungim megalithischen Mauerverband. In diese wurde später,<br />
wohl 1516-1520, das spitzbogige Sandsteingewände eingefügt, zu dem die äußere<br />
Holztüre zu gehören scheint 1 , während die innere spitzbogige Eisentüre mit barocken<br />
Schlössern, deren Angeln und Riegelhalter vorhanden sind, eine Vorgängerin ersetzt<br />
hat (1915 entfernte Panzertüre des ehemaligen Landesarchivs in der Sakristei?) 2 .<br />
Vom genannten Vorraum führt anderseits eine ganz unverkennbar ursprüngliche<br />
Steintreppe mit gestuftem Deckenverlauf zuerst durch die südliche, dann abwinkelnd<br />
durch die westliche Turmmauer ungefähr in deren Mitte und in einer Breite von gut<br />
60cm zum ersten Geschoß. Nicht zum ursprünglichen Bestand, wie bisher allgemein<br />
angenommen, gehört deran der Ostflanke mittels Freitreppe in 4,05 m Höhe erreichbare,<br />
axial angelegte Hocheinstieg, der über sieben neue Stufen (von 1959/60) durch<br />
ein unregelmäßig gekrümmtes, neu verputztes Couloir der Turmmauer und eine<br />
ebenfalls neue Holztürean der Innenwand ins erste Geschoß führt. Ein altes Türgewände<br />
von zirka 2,2 X 1,1 m ist noch vorhanden. Vor 1959/60 wurde der Hocheinstieg<br />
über eine bloß angelehnte, barackenartig verschalte Holztreppe erreicht (rundbogiges<br />
Sandsteingewände, Granittreppe und -balkon mit Eisengeländer sind neu).<br />
Als sekundärer Zugang für Mesner oder Läuterbuben zur Läuterstube wurde er<br />
unter demim megalithischen Mauerverband sitzenden, ursprünglichen (seit 1959/60<br />
vermauerten) Fenster herausgebrochen, als der Zugang vom Chor her aus irgendeinem<br />
Grunde (Gemeindearchiv im Erdgeschoß) unerwünscht wurde. Gerade dieses<br />
1 Die Angelnim ursprünglichen Mauerverband und eine Riegelschürfung gegenüber deuten auf<br />
einenoch frühere Türe, diemitdennochvorhandenen Sperriegeln befestigt werden konnte.<br />
2 Siehe Sakristei.
6 4 HERISAU<br />
ursprüngliche Fenster, das mit einem wehrhaften Hocheinstieg unvereinbar wäre und<br />
tatsächlich in dieser Verbindung an Wehrbauten nicht vorkommt, läßt die nicht<br />
ursprüngliche Anlage des Hocheinstiegs erkennen 1 .<br />
3. Fenster und Lichtschlitze- Das genannte zugemauerte Fenster, 62 X 40 cm, über dem<br />
Hocheinstieg ist außer dem Läuterfenster (s.u.) die eigentliche Lichtquelle des ersten<br />
Obergeschosses gewesen und weist ähnlich wie dieses Läuterfenster sowie die Türgewände<br />
des Erdgeschosses die an diesem Turmschaft auffallende Konstruktion einer<br />
rechteckigen Leibung ausje einem mächtigen Steinblock an den Flanken und am<br />
Sturz auf. Dieser Sturzblock aus Sandstein springt an der Außenwand bossenartig<br />
heraus, kammereinwärts dagegen ist er flächig behauen und gegen den monolithischen<br />
Deckenblock der geschrägten Fensterkammer stufenförmig abgesetzt. In der<br />
Südwand des gleichen Geschosses öffnete sich ursprünglich, aus der Achse stark nach<br />
Osten verschoben, ein zu einer Kammer in der Mauerdicke erweitertes Läuterfenster<br />
auf einen wohl mit dem Turm bündigen Chor, über dessen Lage aber die bis jetzt<br />
vorgenommenen Ausgrabungen keine Auskunft zu geben vermögen. Es handelt sich<br />
dabei um eine früher nicht beachtete, im Mai 1968 freigelegte, bis dahin mit Sandsteinplatten<br />
und teils brandgeschwärzten Werkstücken 2 bis auf ein Guckloch vermauerte,<br />
nach oben leicht verjüngte und dreiseitig geschmiegte Kammer von 180 bis<br />
185cm Höhe und 100 bis 120cm Breite (bzw. 85 bis 95 cm) im ursprünglichen megalithischen<br />
Mauerverband mit der beim Ostfenster geschilderten Konstruktion des<br />
Gewändes, jedoch an der Außenwand in zirka 180 cm Tiefe auf ein an der rechten<br />
Ecke oben sitzendes Rechteckfenster mit Sandsteingewände und Spuren von eisernen<br />
Angeln und Riegeln verengt, das zur Hälfte auf die bestehende Chorschulter von<br />
1516 bis 1520 mündet, also keine Beziehung zum bestehenden Bau aufweist. Außerdem<br />
weist der mittelalterliche Turmschaft vier ursprüngliche Lichtschlitze auf: je ein<br />
axial angelegter an der Nord- und Ostflanke des Erdgeschosses undje ein aus der<br />
Achse leicht verschobener an der Nord- und Westflanke des zweiten Geschosses, alle<br />
im ursprünglichen Mauerverband, der östliche und westliche mit gefasten Sandsteingewänden<br />
versehen, alle einwärts in unterschiedlicher Tiefe zu geschmiegten Kammern<br />
verschiedener Größe geweitet. Die zugemauerten, 1959/60 renovierten ehemaligen<br />
Schallfenster im vierten Geschoß, rundbogige Zwillingsblenden an der Ost- und<br />
Westflanke, einfache Rundbogenblenden an der Nord- und Südfront, weisen mit<br />
ihren gefasten Gewänden ins 16. Jahrhundert, als wahrscheinlich für die fünf im<br />
Jahre 1559 angeschafften Glocken eine solide Glockenstube eingerichtet werden<br />
mußte 3 . Doch deutet der nur darüber gestörte Mauerverband daraufhin, daß schon<br />
von Anfangan Öffnungen in ähnlicher Breite und Gestalt bestanden haben.<br />
1 Mitteilungvon Prof.Dr. HANS RUDOLF SENNHAUSER aufgrundpersönlichen Augenscheins.<br />
2 Neben einem Kapitell mit Karniesprofil, einer Basis, demBruchstück eines Halbrunddienstes,<br />
u.a.mehrere brandgeschwärzte Teilstückevon Rundbogen, also vermutlich Stücke ausdemBrandschuttvon<br />
1606.Vermauerung vielleicht schon anläßlichder Aufstockung von 1741 oderder Renovationvon<br />
1782/83.<br />
3 Daß diealtenGlocken im Brand von 1559vernichtetwurden (bezeugt istzwar nur eineGlocke),<br />
diesevon 1559 aber den B randvon 1606 überstanden,könntedaraufhindeuten, daß sichdasGeläute<br />
vor 1559ineiner hölzernenTurmstubedarüberbefunden h at.
REFORMIERTEKIRCHE 6 5<br />
4. Würdigung des mittelalterlichen Turmschafts. Als völlig unhaltbar wurde aufgrund<br />
der Siedlungsgeschichte schon im letzten Jahrhundert die vonBisghoffberger und<br />
W a l s e r vertretene und im Volk noch heute verbreitete Ansicht eines Römerturms<br />
zurückgewiesen I . Auf fundierten, jedochnur historischen, nicht aber archäologischen<br />
Argumenten beruht die von G e r o l d M e y e r v o n K n o n a u undT r a u g o t t S chiess<br />
behauptete Entstehung des Turms zur Zeit der sanktgallischen Grundherrschaft im<br />
9. und 10. Jahrhundert 2 . Vom rein geschichtlichen Standpunkt aus würde sich vor<br />
allem das 10. Jahrhundert aufdrängen, als gemäß einem Reichsgesetz von 926 Städte<br />
und Höfe, auch St. Gallen, befestigt wurden und der streitbare Abt Craloh (942-958)<br />
öfters auf seinem Alterssitz in Herisau Zuflucht suchte und dort sein bedrohtes Leben<br />
beschloß 3 . Diesen und ähnlichen Auffassungen 4 liegt der vermeintliche wehrhafte<br />
Charakter des Turms zugrunde. Dieser fällt durch die Feststellung der Nichtursprünglichkeit<br />
des Hocheinstiegs weitgehend dahin. Archäologisch gesehen ist zudem<br />
die Entstehung im frühern Mittelalter ausgeschlossen; denn Saum- oder Kantenschlag<br />
treten kaum vor dem 12. Jahrhundert auf 5 . So ist der Turm von Anfang an als<br />
Kirchturm mit eigenartiger Anlage eines Glöcknerfensters gebaut worden, als Turm,<br />
der in seiner Gestaltung nicht mehr romanisch und noch nicht spätgotisch 6 samt den<br />
gefasten Sandsteingewänden ausgezeichnet ins 14. Jahrhundert paßt, in dem auch<br />
wehrhaft anmutende Kirchtürme gebaut wurden 7 .<br />
5. Glockengeschoß von 1741 und Helm. Vom rustikalen Turmschaft hebt sich die glattverputzte,<br />
durch Ecklisenen gefaßte und allseits mit gekuppelten, rundbogigen<br />
Schallöffnungen versehene Glockenstube unter dreieckigen Wimpergen und polygonalem<br />
Spitzhelm kontrastreich ab (Zustand von 1959/60). Der gotisierende Gesamt-<br />
I Außer BISCHOFFBERGER, S.7-9,und WALSER, S.81,auch SCHÄFER, Materialien 1811, S. 9 7-100,<br />
undT . TOBLERin:Herisauer Tagblatt 1860,Nrn. 75, 79,81 (vgl. EUGSTER, Herisau, S. 66).-Widerlegt<br />
durch die inder folgenden Anmerkung genannten Autoren, inneuester Zeit besonders durch SON<br />
DEREGGER, Siedlungsgeschichte, S. 4!". (Literaturüberblick), S.9, 53.<br />
a GEROLD MEYER VON KNONAU, Burg Mammertshofenund zwei andere schweizerische megalithischeThürme,MAGZ,Bd.<br />
17 (1871), Heft 5 , S .93f.Ders. in:MVG, N .F., 5.und 6 . H eft (1877),<br />
S.280,Anm. 947. - TRAUGOTT SCHIESS, Zurältern GeschichtevonHerisau biszu d en Appenzellerkriegen,<br />
in: ROTACH, Herisau, S. 127^, 131.<br />
3 V ON ARX I, S. 221-223, 226, 235. - EKKEHARD, C asus79und 8 1, mit Kommentar von MEYER<br />
VON KNONAU (sieheAnm. 2).<br />
4 HERMANN WARTMANN, H erisau in der ältesten Zeit, AJB 1890, S. 56, undnachihm ALBERT<br />
KLÄGER, Kunstdenkmälerin A ppenzellA.Rh.;Herisau,AJB 1955, 83.Heft,S.4,bringenden Turm<br />
inZusammenhangmiteinemVerwüstungszugvon 1084zurZeitdes Investiturstreites.<br />
5 Mitteilungvon Prof.Dr. HANS RUDOLF SENNHAUSER, A rchäologeder Eidgenössischen Kommission<br />
für Denkmalpflege, und von Dr. HUGO SCHNEIDER, DirektordesSchweizerischenLandesmuseums.<br />
6 EUGEN STEINMANN, Denkmalpflegein Appenzell Außerrhodenund Innerrhoden, Die Kirchen<br />
vonTeufenundHerisau,AJB i960, 88.Heft, S. 31-34. - Eine verwandte Mauerstruktur weist der<br />
Kirchturm vonEinigen (BernerOberland) auf,deraufgrund derzu seiner nachträglichen Errichtung<br />
notwendigen SubstrukturinSpitzbogenform ebenfalls i m 14.Jahrhundertentstanden sein dürfte.<br />
7 Mitteilung v on Prof. D r. HANS RUDOLF SENNHAUSER, d emwir auch die überzeugende, von<br />
Prof.Dr. ALBERT KNOEPFLI aber schon vorher vertretene Deutungdes Südfensters als Läuterfenster<br />
verdankenund der im Jahr 1968lautZurzacher Volksblatt,Nr. 41, 5. April 1968,bei der genau datierbaren<br />
Stadtkirchevon Klingnau,Kt. Aargau, a m Turm ebenfallseinen Hocheinstiegund ein Läuterfenster<br />
feststellenkonnte.SolcheLäuterfenster gibt es z.B.auch inOberwil,Kt. Aargau, an der JohanniterkapelleinRheinfeldenund<br />
i nSchongau,Kt. Luzern.<br />
5 - Kunstdenkmäler LXI,AR I.
66 H ERISAU<br />
eindruck ist für einen Grubenmann-Turm ebenso charakteristisch wie die im Detail verwendeten<br />
barocken Formelemente: Karniese am Gurt- und Kranzgesims und die<br />
(bis zur Renovation von 1959/60 vorhandenen) Quadersteingewände mit überkragenden<br />
Anfängern und Schlußsteinen an den Schallfenstern und die gedoppelten,<br />
einwärts gestuften Eckquadern (Abb. 43f.). Jetzige Brechung der Eckkanten von<br />
ig^glGo. Zifferblätter und Zeiger samt Turmuhr von 1904. Der Knick über dem<br />
Kehlboden des seit 1842 mit Kupferschindeln gedeckten Helms läßt sich erst auf<br />
ältern Photographien vor 1906 feststellen 1 . Sämtliche Turmzierden, darunter die<br />
reizende neugotische Turmfahne mit dem Herisauer Wappenbären zwischen Maßwerkbogen,<br />
ebenfalls von 1842 (1959/60 renoviert). Im Innern ist a m Gebälk des<br />
Kehlbodens eine Holzkartusche mit eingeschnitzter Kapitalschrift befestigt: «meister<br />
lagob m itelholzer v n d c aspar g eerman v o n s.gall e n a n t 1606 e t», vermutlich<br />
einziger Überrest der Neuaufrichtung des Helms nach dem damaligen Brand; denn<br />
nach der Aufstockung von 1741 mußte der Helm, wenn auch vielleicht mit wiederverwendeten<br />
Balken, neu aufgerüstet und seither öfters renoviert werden (Abb. 41).<br />
l a n g h a u s u n d c h o r<br />
B a uGeschichte, i. Der Neubau 1516-1520. Am 24. Juni 1516 schloß die Kirchhöre<br />
mit «Meister Lorenz, Steinmetz und oberster Werkmeister des ewigen Baus unserer<br />
1. Frauen zu Konstanz», einen Bauvertrag für die «Pfarrkirchen zu Herisau» 2 . Es<br />
handelt sich um Baumeister Lorenz R e d e r aus Speyer, den vielbeschäftigten und<br />
langjährigen Vertrauensmann des Konstanzer Domkapitels in Baufragen 3 . - Der<br />
1 Bilddokument B8,a.<br />
2 AUB 1667. - Original verschollen.Abdruckin: «Appenzellisches Monatsblatt» 1827, S. 181-184,<br />
dersamtdenvom Herausgeberin Klammern gesetzten Erläuterungen folgt;<br />
«Zu wüssenundkund sey allermänniglich mit diesem Zedel,daßdie Ehrsamen, ein Kilchhörizu<br />
Herisau Landleuth zu Appenzellaneinem Theil, und der Ehrsame Meister Lorenz Steinmetz und<br />
oberster Werkmeister des ewigen Baus unserer 1. Frauen zu Konstantz andertheils, also gütlich und<br />
freundlichmiteinandren überkommendesVerdingWerksder Pfarrkilchenzu Herisau.Dem also hat<br />
der genannte Mstr. Lorenzzu machen.<br />
Ein KilchenundChorganz neu,und soll die Kilch seyn bei den55 Schuh weit hohl,und bei den<br />
85Schuh lang hohl.<br />
Jtem zum anderen,denChor daran, beiden30Schuh weit,und beiden 45 Schuhlang, alles hohl.<br />
Jtem zum dritten, die Kilchund derChordieMaur beiden fünfthalben Schuhdickindem Boden<br />
bis anden Obersatz, und den Obersatz von gehauen Steinen, ganzu m die Kilch und Chor, und<br />
darnach die Maur bei den 4 Schuh dick bis anden Dachsimsen, undder Dachsimsen von gehauen<br />
Steinen, ganzu m die KilchundChor,und dieMaur beiden45 Schuh hoch,unddieMaur sodaran<br />
ingemacht sein, alsodaß man mög ein aufgezogen Holzwerk daraufmachen,und dieMaur zu machen,<br />
daßdie KilchundChorin ein Dachwerkmögkommen.<br />
Jtem dazu allEgg an derKilchundChor mit gehauen Steinen verbinden,und den Chor von einem<br />
halbenAchtegg,und an demselbigen als viele als 7 Pfeiler,und dieselbigenauch mit gehauen liegenden<br />
Steinenunddie Fey(?) abgesetzt, auch inwendigindemChorin allen Eggen bis aufhinan das Gewölb<br />
steine Schaft mit 2 oder 3 Stäben, alsob sie das Gewölb tragend.<br />
Jtem zum fünften, 6 Fenster in die Kilchen und 6 Fenster in denChor,und die alleunten verbunden<br />
mit liegenden Steinen auch mit stemtl und gfrontzum Besten. Auch ein Rundum-Fenster an der<br />
Mannseiten,undauch ein Rundum-Fenster aufdie Porkilchen in die Giebelmaur.<br />
Jtemzum sechsten ein Schwibbogen von gehauen Steinen, undden Chor gwölbt mit gute Dicke,<br />
und mit 3 gehauen Schlußsteinen,an dem ersten Sant Anna, undan dem andernunser lieben Frauen,<br />
undan dem dritten Sant Laurenzen, alles Brustbild.
REFORMIERTE K IRCHE 67<br />
Jtem zu dem siebenten zu machen 4 Tritt in den Chor mit gehauen Steinen, und auch machen<br />
4 Altar mit Altarsteinen nach aller Nothdurft und Form des Werks mit gehauen Steinen, und den<br />
Taufstein änderst zu setzen. Mehr 3 neue Kilchthüren von gehauen Steinen mit guter Gstalt, und das<br />
Predighäusli wieder inzumachen.<br />
Jtem zum achten, ein Kapell auf die linke Seite untenan dem Thurm mit einem hübschen Schwibbogen,<br />
desgleichen auch gewölbt und mit Fenstern auch gnugsamlich, desgleichen gnugsame Weite,<br />
auch mit einem Altarstein nach aller Nothdurft.<br />
Jtemzum neunten, Kilch, Chor und Kapell zu Estrichen an dem Boden, desgleichen bestochen,<br />
tülschen, weißen innen und außen.<br />
Jtemzum zehenden allweg der Kilchen alle Bokstühl Rüsthölzer und Rüstbretter vorbehalten.<br />
Wir die gemeldt Kilchhöri sollen dem gedachten Mstr. Lorenzen geben von solchem Verding Werk<br />
Sieben Hundert und Vierzig Gulden, und hat sich der genannt Mstr. Lorenz begeben.<br />
Erstens, wolle ich 20 fl. lassen still stöhn, und dero Baiten von Anfang des Werks bis über 6 Jahr,<br />
das ander Geld soll man ihm übergeben nach Anlang (Verhältnis) des Werks.<br />
Jtem zum andren, so soll er selbst haben, allen Werkzeug für sich selbst, ausgenommen ein Behausung,<br />
Brennholz, Gelegung (Bett?) und Koch- und Eßgeschier. Jtem zum dritten, so dikh (oft)<br />
man sein begehre oder die Nothdurft heuschi, so soll er allweg selbst kommen.<br />
Jtemzum vierten den gedingten Bau genugsamlich versehen mit Balierstein-Metzen und Maurer.<br />
Jtemzum fünften, wennman in den Bau kommt, und etwas mehr erfunden würde, es wäre durch<br />
ihn oder durch sie, das man gern wollte han, das soll er machen, und es an die genannt Kilchhöri<br />
lassen stahn, was manihm dafür geb.<br />
Jtemzum 6ten der Formen halb in den Fenstern hat er sich erbotten, welche ihnen nicht gefiele,<br />
so sollten sie ihm das sagen, so wolle er allweg ein ander machen.<br />
Jtem zum yten von wegen der Techin (Decke?) so fern sie ihm nit gern wollen vertrauen, so sollen<br />
sie um Techinen ausgohn, die ihnen gefallen, die soll er machen.<br />
Jtem zum achten dann, so wolleer allen Fleiß thun und Ernst anlegen, solche vorgeschriebne Werk,<br />
nach dem allersäubersten und besten zu machen, als wohl als machte er esum den Taglohn.<br />
Jtemzum gten, obgemeldte Kilchhöri wurd bedenken: Er wollte dem Vorgeschribnen nit treulich<br />
leben und nachkommen, oder nit sauber und gute Arbeit machen, alsdann sollen sie ihm geben allweg<br />
nach Anlang oder Anzahl des Werks, und ihn alsdan heißen streichen, und des Baus kein Acht mehr<br />
han.<br />
Jtem zum loten, was da nit recht wurde gemacht oder gut, und nit werschaft wäre, nach Handwerks-Recht,<br />
dasselbe soll der genannt Meister Lorenz und si Erben allweg wieder bauen und machen<br />
in ihren eignen Kosten, ohn des genannten Gottshauses und der genannten Kilchhöri Kosten und<br />
Schaden.<br />
Jtem zum Ilten so soll ein Kilchhöri geben alle rauchi Arbeit, und rauchen Zeug und rauchen<br />
Werkzeug, auch Knüpsel, Richtschitte, Waag, Maß, Bretter und Winkelmaß etc.<br />
Jtemzum I2ten ob sich begab daß ein Gemeind wollten still stöhn, wäreJahrund Tag, es wär<br />
von wegen Mangel Gelds, Kriegund Theuri, so soll der genannt Meister ihnen das gestatten, auch was<br />
erspart werden möcht an dem Verding-Werk, das soll er lassen nach aller Billigkeit geschehen, alle<br />
böse Gefünd hindan gesetzt.<br />
Und des Verding-Werkszu einem guten Urkundund Sicherheit, damit jeder Theil wüssen mag was<br />
er thun soll, unddem andern Theil schuldig sey, so sind dieser Zedel zwen gleichlautend gemacht und<br />
auseinander geschnitten,und jedwedrem Theil einen geben, die geben sindam Sant Johannes Baptisten<br />
Tag, in Zahl der Geburt Christi Fünfzehn Hundert undim Sechszehenden Jahr.»<br />
Anmerkung zur Wiedergabe des Textes: Im ersten Teil unter dem vierten Alinea ist bei «Fey(?)»<br />
wohlFug ( = die Fuge) zu lesen gewesen, und unter dem sechsten anstatt «Dicke» Decke ( = Gewölbe)<br />
analog zu «Techin»im zweiten Teil unter «zum 7ten». Zur Interpretation siehe Baubeschreibung. -<br />
Der Vertragsabschluß mit «master lorentzen von costentz» und sein Honorar, ferner ein Zahlungsvorschuß<br />
und eine Geldschuld sind vermerkt im PrKr, S. 285. - EUGSTER, Herisau, S. 179f., und<br />
ROTAOH, Herisau, S. 303 f., benützten bereits den Abdruck im Appenzellischen Monatsblatt.<br />
3 HERIBERT REINERS, Das Münster Unserer lieben Frau zu Konstanz, Die Kunstdenkmäler Südbadens<br />
I, Konstanz 1955, S. 275. - Ein Kapitelsbeschluß vom 15. Okt. 1517, wonach REDEB keine<br />
andern Bauten beginnen solle (a.a.O., S. 60), mußwohlim Zusammenhang mit Herisau verstanden<br />
werden, muß er doch laut Punkt 2 des zweiten Teils des Vertrags dorthin kommen, sooftman seiner<br />
bedarf. REDER stand im Dienst des Domkapitels von 1505 bis mindestens 1532 (a.a.O., S. 57-63).
68 HERISAU<br />
Grundstein wurde am 6. Juli 1516 gelegt 1 . 1519 wurde das Dachwerk auf die Kirche<br />
gemacht und mit Ziegelplatten gedeckt 2 . A m 25. September 1520 erfolgte die Einweihung<br />
durch den Konstanzer Bischof 3 . In einem an alle appenzellischen Pfarrkirchen<br />
gerichteten Ablaßbrief des päpstlichen Nuntius Antonius Pucci vom 24. Juli<br />
1518 ist ausdrücklich von derjenigen des «St. Laurentii zu Herisaw» die Rede 4 . Der<br />
Bau war im wesentlichen vertragsgemäß ausgeführt worden. Im folgenden sind die<br />
Bauelemente aus dem Vertrag herausgegriffen, die infolge Planänderung während<br />
des Baus bzw. späterer Renovationen umgestaltet, vermehrt oder vermindert wurden,<br />
vielleicht aber auch gar nicht ausgeführt worden waren (siehe Baubeschreibung, S. 76,<br />
78-80, 83, 85-87). Vorgesehen waren Sockel und Dachgesims aus gehauenen Steinen<br />
um die ganze Kirche herum, Eckquadern in der nämlichen Ausführung, sieben<br />
Strebepfeiler,je sechs Fenster im Chor und Schiff («Kilch») 5 , je ein Rundfenster<br />
auf der «Mannseite» und in der Giebelmauer der Emporenkirche, vier Ghorstufen,<br />
ein Chorbogen aus gehauenen Steinen, drei gehauene Schlußsteine mit den Brustbildern<br />
von St. Anna, U.L. Frau, und St. Laurentius im Chorgewölbe, ein Schwibbogen<br />
zur Seitenkapelle und insgesamt drei Kirchentüren. Der Titel der Seitenkapelle<br />
ist weder im Vertrag noch sonst irgendwo ausdrücklich erwähnt. Doch kann<br />
bei den wiederholten beträchtlichen Spenden an den «sant anen bu» 6 , die von 1518<br />
bis 1520 neben solchenan den «sant lorentzenbu» (diese von 1517 bis 1519) gemacht<br />
werden 7 , nur an diese Kapelle gedacht werden. Unerwähnt blieben im Vertrag die<br />
1 PrKr, S. 290: (1516) «..am sunentagnach sant uolrichtagward der erst stan gelatt zuo herisow<br />
an derkilchen..» - Vgl. ZELLWEGER GAV III, 2, S. 311 f., derin denauf den Kirchenbau bezogenen<br />
Monatsdatenund teilweise auch beiden Geldsummen, gestützt aufdas verschollene Jahrzeitenbuch,<br />
von den wohl zuverlässigeren Angaben des P rKr abweicht. A uf ZELLWEGER stützt sich EUOSTER,<br />
Herisau, S. i8of.<br />
2 PrKr, S. 282: «masterhansSchag( = Jakob?) vonapenzel hett das tachwerk uf die kilchen ze<br />
herisow gemachett doman zaltt von der geburtt Gristi xv hundertt und im xviiii jar..» Kosten:<br />
185 FL. 5 Schilling 2 Pfennig.A.a.O., S. 284:A m Sonntagnach Ostern 1518 rechneteman «mitdem<br />
Ziegler in schünin wegen» (Schönenwegen) ab «und hett im bezaltt xiii tusig ziegel». - Schonam<br />
22.Nov. 1517 hatteman diesem «gewerett Gxxxviii fl.» (a.a.O., S. 284). 1518 zahltemanihm ausdrücklich<br />
«um Ziegelblatten ufdie kilchen» 130 fl. (a.a.O., S. 282). Einen großen Teil hatte erim<br />
Januar 1518 geliefert, zweitausend Ziegel lagen beider Abrechnung noch in der Hütte (a.a.O., S. 284).<br />
Vgl. A nm. 1.<br />
3 PrKr, S. 282: «die kilch ze herisow ist gewich worden doman zallt n ach crist geburt j tusig<br />
v hunderund im xx jar am zinstag ( = Dienstag) vor sant micheltag.Jtem man hettdem bischofgen<br />
an baren geltt fiertzig un vi fl., ..das firmen hett kostett x fl. minder ii batzen...»Hugovon Hohenlandenberg<br />
war von 1496 bis 1529 und 1531 /32 Bischofvon Konstanz. - REINERS, Münster zu Konstanz,<br />
a.a.O., S. 22. Vermutlich verrichtete aber dessen Weihbischof Melchior Fatlindie Funktion, der vom<br />
31.Juli 1518-1531 des Amtes waltete. - MANFRED KREBS, Die Protokolle des Konstanzer Domkapitels,<br />
Nr. 5 981 u nd A nm. 20.<br />
4 AUB 1694 (mit Anmerkungzum Datum), abgedruckt in: ZELLWEGER, Urk. 692. DerAblaß war<br />
also nicht speziell zugunsten des Kirchenbaus von Herisau gedacht, sondern verfolgte eher kirchenpolitische<br />
Ziele. Vgl. ZELLWEGER, GAV III, 2, S.3iof.<br />
5 Im Schiff befinden sichzwar auch heute sechs Fenster, doch wurde das östlichstean derSüdwand<br />
1782an d er Stelle derfrühem Kanzel herausgebrochen. Siehe unter Kanzel.<br />
6 PrKr,S. 86 (zwischen 1 519und 1520), 2 04 (1518), 2 79 (1520), 2 86 (1519). Auch die Zuwendungenandie<br />
«sant anen bruoderschaft» hatten wohl den gleichen Zweck. Ebenda, S. 103 (1520),<br />
203 (1518), 286 (1519). Zu keiner andern Zeit finden sich sonst Hinweise auf diese Bruderschaft. —<br />
Zu St.-Anna-Pfründe und St.-Anna-Bruderschaft siehe kirchliche Verhältnisse, z u St.-Anna-Altar<br />
siehe auch Altäre.<br />
7 PrKr,S. 89 (1519), 203 (1518), 204 (1518), 286 (1519) zweimal,287 (1517, 1519)-
REFORMIERTE KIRCHE 6 9<br />
spätgotische Sakristei mit ihrer noch erhaltenen Türe, die 1518 datierte Turmtüre<br />
und das Sakramentshäuschen. Das Honorar fürLorenzR e d e r betrug 740 Gulden 1 .<br />
Dem Polier («ballier») wurden vom Herbst 1516 bis gegen Ende 1519 halbjährlich<br />
Lohnsummen ausgezahlt 2 . Andere Zahlungen für Material und Arbeiten laufen von<br />
1517 bis 1519 3 . Der Bau dürfte also 1519 im wesentlichen vollendet gewesen sein 4 .<br />
Die Gesamtkosten beliefen sich auf 3511 Pfund 9 Schilling 9 Pfennig 5 . Zu deren<br />
Deckung steuerten Privatleute und Gemeinden bei 6 . Die appenzellische Landeskasse<br />
half mit einem verzinslichen Darlehen von 600 Gulden 7 .<br />
2. Umgestaltungen seit 1559. In der Feuersbrunstvom 1. April 1559 scheint die Kirche<br />
völlig ausgebrannt zu sein 8 . Wie der Baubefund jedoch beweist, gingen außer den<br />
Glocken (bezeugt ist nur eine) vor allem die brennbaren Teile wie Turmhelm und<br />
Dachstock zugrunde (vgl. Geschichte des Turms und der Glocken, S. 57, 90). Beim<br />
Dorfbrand vom 5. März 1606 wurde die Kirche samt Dachstuhl und Inventar wieder<br />
ein Raub der Flammen. Mit der Wiederherstellung wurdenJakob M ittelholzer<br />
und Kaspar Germann von St. Gallen betraut 9 . Brandspuren sind jedoch heute noch<br />
zu sehen 10 , und Brandschutt wurde 1959 unter dem Kirchenboden festgestellt (siehe<br />
Ausgrabungen von 1959/60, S. 57). Aus der Zeit zwischen oder unmittelbar nach<br />
1 Siehe Bauvertrag, Anfang des zweiten Teils, fernerPrKr, S. 285.<br />
2 PrKr, S.285: «Man hetdem ballier genhundert fla m sunentag vo aler bälgen tagim xvi jar,<br />
me hem an den balliergen hundert fla m sunentag vorder uf fart im xvii jar,me hettman dem ballier<br />
gen hundert fl ansant Michel abet im xvii jar.Jtemme hetman dem ballier genhunder fl ansant<br />
Marek abet im xviiijar,me hebtmandem ballier gen hundert fla m sunentag vor sant Martistagim<br />
xviiijar.Jtemme hetmandem ballier genhunder flan des halgen krütztag im herbst im xviiiijar -<br />
Jtemme xxv fl iiii Sa m sunentag vor sant Andrestagim xviiiijar.» Also erhieltder Polier je 100 Gulden<br />
am 26. Okt. 1516, am 17.Maiund 29. Sept. 1517,a m 25. April und 7. Nov. 1518, am 14. Sept. 1519<br />
und25 Gulden 4 Schillingam 30.Nov. 1519.<br />
3 PrKr, S. 282 (1519): «Der Kalch hett kostettan holtz und Ion und fuoran baren gelt ...an<br />
xxx Pfund Pfennig ungifarlich in xviiiijar». Ebenda, Zahlungfür das Dachwerkan Meister HANS SCHAG<br />
von Appenzell: 185 fl. 5 Schilling 2 Pfennig.<br />
4 Das Weihedatum vom 25. Sept. 1520 sagt nichtsGenaues über die Vollendung aus,da diesesvom<br />
Terminkalender des Bischofs abhing, der die Weihe tatsächlich mit der Firmungverbundenhat.<br />
5 PrKr, S. 278: «derbu d er kilchen und kor kostet drithalb dusent lib.und xj lib. s. 9 und viiiipf.»<br />
- Vgl. ZELLWEOER, GAVIII, 1, S.416, gestützt aufdas verschollene Jahrzeitenbuch.<br />
6 Zu d en Beiträgen von Privatleuten siehe weiter oben.AnGemeinden, die spendeten, zählte das<br />
verschollene Jahrzeitenbuch von Herisau auf: Appenzell: 19 Pfund 8 Schilling 11 Pfennig; Trogen:<br />
7 Pfund I Schilling; Speicher: 1 Pfund 12 Schilling 9 Pfennig; Gais: 2 P fund 11 Pfennig. — Siehe ZELL-<br />
WEGER,G A V I II, 2, S. 3 11und Anm. 2 50.<br />
7 Landesrechnungenvon Appenzell I 1520, S.56: «item die von Herisausöndden landlüten600 fl,<br />
händ si inen glichenund Werdens verzinsen und, diewil sie das hoptguot nit gend, uff sant Martistag<br />
alle jargen 30 fl.» laut STARK, Glaubensspaltung, S. 13, Anm.80.<br />
8 ZELLWEGER, G AV III, 1, S. 4i5f., und III, 2, S. 126. - Vgl. BISCHOFFBERGER, S. 452f., und<br />
WALSER, S. 487^<br />
9 WALSER, S. 576-578. Die Stadt St.Gallen stiftete einen «Taufsteinin die neuerbaute Kirche».<br />
Ferner wurde dem durch eine InschriftimTurmhelm verewigten JAKOB MITTELHOLZER, «einem<br />
85jährigen Meister von St.Gallen» (WALSER), nicht nur dieser, sondern nebst Rat- und Pfarrhaus<br />
auch die Kirche verdingt. Dieser (MITTELHOLZER) hat «den Bau glücklich aufgeführt». - KASPAR<br />
GERMANN ist zusammen mit MITTELHOLZER i n der genannten Inschrift verewigt. Auchfür diesen<br />
Brand beweist der Baubefund,daßWALSER übertreibt, wenn ervon einemNeubau spricht.<br />
10 Soz.B. verkohlte Holzstangen, welcheüberdem Dachboden der jetzigen Sakristei von 1811, im<br />
einstigen Dachstuhlder spätgotischen Sakristeiin der nördlichen Chor-und der östlichenTurmmauer<br />
eingemauert waren.
yO<br />
HERISAU<br />
Abb.42und 43. Herisau. ReformierteKirchemitdem 1772 erbauten Wachthausam Platzvon Westnordwesten.<br />
Lavierte Federzeichnung von Adolf Honegger, 1874 datiert, im Historischen Museum<br />
Herisau. - Ähnliche Ansicht mit dem 1889 umgebauten (1910 abgebrochenen) Wachthaus vor der<br />
Kirchenrenovation von 1906. Alte Photographie. - Text S. 43, 72, 83und i n .<br />
diesen Bränden stammten 1959 an der nördlichen Innenwand abgedeckte, aber nicht<br />
wiederhergestellte Grisaillemalereien rein dekorativer Art 1 . Das Kirchenschiff besaß<br />
zu dieser Zeit noch eine Holzdecke (siehe unten), und schon 1684 sind Emporen erwähnt<br />
2 . Am 1. Dezember 1737 wurde beschlossen, den Platz vor und neben dem<br />
Taufstein mit Steinplatten zu belegen und die Ghorstufen mit gehauenen Steinen<br />
machen zu lassen 3 . 1762 wurde der Dachstuhl, wie eine seiner großen Inschriften<br />
bezeugt, unter Verwendung älterer, signierter und datierter Teile (frühestes Datum<br />
1615) erneuert 4 .<br />
3. Die Barockisierung 1782183. Am 6. März 1782 beauftragte die Kirchhöre die Vorsteherschaft,<br />
die «Renovation der Kirche» vorzunehmen 5 . Am 2. Mai schloß diese<br />
mit dem Stukkateur Andreas M oosbrugger aus Au im Bregenzerwald einen Vertrag<br />
betreffs Stukkaturarbeitenam Chorgewölbe («gräht»). Decke des Schiffs undan<br />
1 ALBERT KNOEPFLI, Protokollvom 30.Mai über Augenscheinvom 26.Mai 1959, S. 4: «Es wurden<br />
zwei Schichten festgestellt: eine untere, maßstäblich feinereund diskretere Illusionsmalerei und eine<br />
trauerrandderbe jüngere Schicht, die wohlnachdem zweiten Brandvon 1606 angebracht worden ist.»<br />
2 EUGSTER, Herisau,S. 172.<br />
3 Alte Urkunden, S. 155.<br />
4 Ostwärts gerichtete Inschrift teils in Fraktur, teils in Antiqua auf horizontalem Querriegel über<br />
dem Chor aufgemalt: «Deiser gibel an Der Kirche renoviert und daß Thach übergehet vom BH.<br />
H I (ligiert) HIZB.1762» ( = HANS JAKOB ZUBERBÜHLER?).<br />
5 Fliegende Blätter, Fol. 11: «Kirchhöriden 6 Merz 1782. Die Renovation der Kirchen betrofen<br />
ist solches dennen samtlichen Tit. HerrenLandamman, Amtshauptleuth & Räthen gäntzlich anheim<br />
gestelt, durch einhellige MehrheitderStimmen überlassen wordenzu machen.» Vgl. AlteUrkunden,<br />
S. 164.
e f o r m i e r t e k i r c h e 71<br />
Abb.44und 45. Herisau. Reformierte Kirche. Ansicht von Westen nach der Renovation in neugotischem<br />
Stil von 1906, mitdem 1912 in neubarocken, vom Jugendstil beeinflußten Formen erbauten,<br />
1 959 beseitigten Sanitätsgebäudeund mit dem 1921 erstellten Brunnen. - Ansichtvon Nordnordwesten<br />
im Zustand nach der Renovation von 1959/60 mit der Seitenkapelle. - Text S. 57-77, 83, 111 und 112.<br />
den Fenstern, ferner betreffs «Marmorier Arbeit für die neue Kanzel und Taufstein»<br />
und vereinbarte für Arbeitslohn und Materialien total 60 Louisdor, 30 für Kanzel<br />
und Taufstein, 30 für Decke und Fenster 1 . Decke und Fenster mußten nach «vorgelegten<br />
und ausgesuchten Zeichnungen ausgeführt werden. Die «Verzierungen in die<br />
gräth» (Gewölbe des Chors) waren «nicht in der ausgewählten Zeichnung befindlich»<br />
2 . A m folgenden 8. Mai beschloß eine außerordentliche Kirchhöre, die Kanzel<br />
vom bisherigen Platz an der Südwand des Schiffs an den Pfeiler des Chorbogens zu<br />
versetzen,an der bisherigen Stelle der Kanzel dagegen ein Fenster gleich den übrigen<br />
herausbrechen zu lassen, um mehr Licht zu gewinnen 3 . Das Schiff erhielt «statt der<br />
bisherigen Bretterdecke oder Kirchenhimmel eine Gypsdecke»l A m 7. Mai 1783<br />
beschloß die Kirchhöre, anstelle der bisherigen (!) «ganz neüe Porkirchen» (Emporen),<br />
«und zwaren gesprengte, ohne Säulen, ausgenommen eine, da selbige zusammenkommen,<br />
bauen zu lassen»5, ferner die Bestuhlung im Langhaus und in den<br />
1 Abschrift des verschollenen Originals in: Fliegende Blätter, Fol. 161. Zum L ohn vgl. Alte<br />
Urkunden, S. 164.<br />
2 Z u dieser aufschlußreichen Mitteilung siehe Beschreibung, S. 78 f. und 81 f.<br />
3 P rVKH (ohne Seitenzahl); «Anno 1782 den 8ten Tag Maij, ist wegen Erbauung einer neüen<br />
Kanzel,wo selbige aufgeführt werden solle, eine außerordentliche Kirchhörij gehalten worden, durch<br />
die MehrheitderStimmenwurde erkent,daß selbige nichtmehr aufdem alten Platz, sondernan den<br />
Pfeiller des Ghorbogens solle gesetzt werden». - FISCH, Manuskript, S. 108; «..die Kanzel, welche auf<br />
der Mittag Seite gestanden..». Vgl. Fliegende Blätter, Fol. 11, und Alte Urkunden, S. 164.<br />
4 Alte Urkunden, S. 164^<br />
5 P rVKH (ohne Seitenzahl): «Anotation der frühlings Kirchhöri, so gehalten worden den 7ten<br />
TagMaijanno 1783 ...Sodannwurde ein Anzug gemacht , ob manganzneüe Porkirchen,und
72 HERISAU<br />
Emporen, die im Chor schon angefangen war, fortzusetzen 1 . Beide Aufträge wurden<br />
von MeisterH a n s J a k o b K n e l l w o l f ausgeführt 2 . Die Gänge wurden mit Platten<br />
belegt 3 . Die Westfront erhielt zu den zwei (!) bisherigen eine dritte Türe 4 . Die<br />
Kirche wurde innen und außen (!) renoviert, wobei sich die Gesamtkosten auf<br />
13266 Florin 16 Pfennig beliefen 5 .<br />
4. Spätere Renovationen. 1790 wurde das bereits 1772 erwähnte 6 Vorzeichen der<br />
Kirche neu erstellt 7 . 1825 wurde die Kirche «schön renoviert» 8 . 1844 Neugestaltung<br />
des Südportals mit Ziergiebel nach Plänen von J . Rutishauser 9 . 1875/76<br />
Anbringung von Zugstangen im Langhaus 10 . Die Renovation von 1906 veränderte<br />
vor allem die Kirchenfassade und das Vorzeichen nebst Innenausstattung und Fensterscheiben<br />
im neugotischen Geist". Dabei verschwand das auch 1959/60 nicht<br />
mehr hergestellte kleine Rundfenster der Westfassade. 1922 erhielt das Vorzeichen des<br />
Südportals die heutige Gestalt 12 . Letzte Renovation 1959/60 durchM a x R ohner,<br />
Architekt ETH/SIA, Herisau, unter der Leitung der Eidgenössischen Kommission<br />
für Denkmalpflege 13 . Dabei wurde im wesentlichen der Zustand von 1782/83 wiederzwaren<br />
gesprengte, ohne Säulen, ausgenommen eine, d a selbige zusammenkommen, b auen lassen<br />
wolle, oderob man alles gemeldtenur schlechterdings renovirt haben wolle. Alles gesamtewurde ...<br />
mit fast einhelligemMehr denen Tit.Heren vorgesetzten überlassen.»Emporen sind schon im Vertrag<br />
von 1516 erwähnt (s.d.), die 1559 oder sicher 1606 verbrannten. Wieder sind solche 1684 bezeugt. -<br />
EUGSTER, Herisau, S. 172.<br />
1 P rVKH,ebenda.<br />
2 Es dürfte sich u m den im 5.Turmdokument erwähnten HANS JAKOB handeln, der 1776 den Turm<br />
deckte, dessen Sohn JOHANNES laut6. TurmdokumentdenTurm 1804neu aufrüstete. - Vgl. EUGSTER,<br />
Herisau, S. 182: «Johannes Knellwolf».<br />
3 AlteUrkunden, S. 165. - Vgl. FISCH, Manuskript, S. 108. 4 FISCH, ebenda.<br />
5 Kirchenrechnung 1782 (unter «Baumeister»): «An unterschiedlichen Ausgaben, beyAnlaßder<br />
innerenund äußeren Renovation der Kirche,Helmmahlen, gepflogener Rechnung fl. 8204 pf. 58.»<br />
Ebenda, 27. Dez. 1783: «An Bauunkosten,an derKirchen,in diesemJahr fl. 5061 pf. 18.» Das ergibt<br />
zusammen mit demBetragvomJahr 1782die Summe. Vgl. Alte Urkunden, S. 165 (mit kleiner Differenz<br />
inden Pfennigen).<br />
6 Alte Urkunden, S. 97: «Ao. 1772... bisdahin mußten sichdie Wächter . . . die ganze lange Nacht,<br />
Sommer-und Winterszeit unterdem Vorzeichender Kirche . ..begnügen.»<br />
7 FISCH, Manuskript, S. 132 (imJahre 1790): «DasKirchen Vorzeichen oder Vordach gegendem<br />
Platz wurde im gleichenJahrauchneugemacht.» — Vgl. Abbildungen 42, 43, 70, 85.<br />
8 A MB 1826, S. 160.<br />
9 Plandokument 1a . - JahresrechnungderGde 1844, S. 15: «Kirchen-Seitenportal fl. 201 kr. 49».<br />
Zu Baumeister RUTISHAUSER aus GoßauSG sieheKdm St. GallenV, S. 143.<br />
10 Jahresrechnung derGde 1874/75, S. 35, und 1875/76, S. 33. Siehe Plandokument ib.<br />
11 Geschäftsordnung GdeV in Herisau, 7.Mai 1905: Renovation des Innern und «Abänderung der<br />
Westfassade der Kirche nach dem Plan von ArchitektReber» von Basel.Vgl.PrKbKH, 15. April 1903<br />
bis 26. April 1907 (91 Seiten). JahresrechnungderGde 1904, S. 52; 1905. S. 53; 1906. S. 26f., 57. -<br />
Damals auch Erstellung des narthexartigen Vestibüls, wie aus Photographie von 1904und Heizungsplanvon<br />
1889 erhellt.<br />
12 PrBK, 17. Aug., 30. Aug., 12. Sept., 29.Nov. 1922 (amletztenDatum bis auf Anstrich fertigerstellt).<br />
JahresrechnungderGde 1922, S. 11.<br />
13PrKRKH, 24. Febr. 1955 bis 22. März 1961. Geschäftsordnung UGde Herisau, 6./7. Dez. 1958.<br />
ALBERT KNOEPFLI, Protokolle vom 10. Febr., 1. und 30. Mai, 11. und 16. Sept. 1959 über Augenschein<br />
vom 28.Jan., 28. April, 26. Mai, 11. Aug., 11. Sept. 1959. - MAX ROHNER, Berichte vomI.Juni,<br />
13. Juli,21. Dez. 1959.AZ, 26.N0V. i960, «Renovation und Restaurierung der protestantischenKirche<br />
inHerisau.»AJB i960, 88. Heft,S.45-50. Gesamtkosten lautJahresrechnungderGde 1963, S. 51 f.:<br />
1443600 Fr.65Rp.
REFORMIERTE KIRCHE<br />
o<br />
0,5<br />
Li 1 ' I I<br />
Abb. 46-48. Herisau. Reformierte Kirche. Die spätgotischen Maßwerkfenster an der nordöstlichen<br />
bzw. östlichen bzw. südöstlichen Schildwand des Chorpolygons. Maßstab 1:60. - Text S.74.<br />
hergestellt unter Verzicht auf spätgotische Eckquadern und Sockel am Langhaus 1 ,<br />
dafür das Sakramentshäuschen und das spätgotische Traufgesims am Chor abgedeckt<br />
und restauriert. Nicht wiederhergestellt wurden dagegen eine Kredenznische an der<br />
südöstlichen Polygonalwand mit einem Steinmetzzeichen (Tabelle IV, 20) von 1516<br />
bis 1520 und ein Apostelkreuz aus derselben Zeit 2 . Die Glasgemälde im Chor und<br />
in der ebenfalls wiederhergestellten Seitenkapelle schufKöbi L ämmler 3 .<br />
Beschreibung, i. Lage. Siehe oben bei Turm, S. 54.<br />
2. Grundriß (Abb. 36). Dreiseitig geschlossener, eingezogener Chor und ein rechtwinkliges,<br />
einschiffiges Langhaus mit innenseits narthexartiger Vorhalle als Windfang.<br />
Mit Chorschulter und Nordwand des Schiffs stößt die Kirchean die Mauer des<br />
annähernd quadratischen Turms, der hier mit seiner Südflanke das Langhaus begrenzt,<br />
ostwärts aber noch 2 m über die Chorschulter vorspringt, so daß der Zwischenraum<br />
zwischen dieser und der ostseits anschließenden Sakristei dem Baumeister von<br />
1516 bis 1520 gerade noch einen Zugang vom Chor zum bereits bestehenden Turmeingang<br />
mittels eines gekrümmten Gangs ermöglichte. Die längsrechteckige Sakristei<br />
selbst schmiegt sich in die Ecke zwischen Ostflanke des Turms und Nordwand des<br />
Chors. Im Winkel zwischen der Westflanke des Turms und der nördlichen Mauer<br />
des Langhauses liegt, mit ursprünglichem, jedoch verändertem Zugang von diesem<br />
her, die ebenfalls längsrechteckige Seitenkapelle.<br />
3. Äußeres (Abb. 34, 42-48). Der Eindruck einer stattlichen spätgotischen Landkirche<br />
ist trotz der a m Langhaus in Erscheinung tretenden Barockisierung von 1782/83<br />
erhalten geblieben. Der hochstrebende, schlanke Chor überragt mit seinem gekehlten<br />
Traufgesims aus Sandstein die Mauerkrone des viel breitern Langhauses um rund<br />
3,4 m und liegt mit diesem unter dem einheitlich durchlaufenden First eines gemeinsamen,am<br />
Chor abgewalmten undam Langhaus heruntergeschleppten Satteldaches,<br />
das mehrere Lukarnen aufweist. Ein sattelförmiges Querdach verbindet Turm und<br />
Langhaus. Es wurde 1811 im Zusammenhang mit der Neuerrichtung des Landes-<br />
1 Vgl. Bauakkordvon 1516.<br />
2 KNOEPFLI, Protokollvom30.Mai (Augenscheinund Besprechungvom 26.Mai 1959), S. 3 f.<br />
3 AZ, 26.Nov. i960.Vgl.AZ,Nr. 290, 10.Dez. 1959. Die Gemälde sind signiertund 1961 datiert.
Abb.49und50. Herisau. Reformierte Kirche. Blick gegen den Chor vor der Renovation von 1959/60<br />
mit dem neugotischen Orgelgehäuse von 1879. - Nach der Renovation von 1959/60. - Text S.43<br />
72, 73-83 und 87 f.<br />
archivs (Sakristei) anstelle eines tiefer sitzenden ähnlichen Daches, dessen Verlaufim<br />
Dachstuhl sichtbar ist, errichtet.<br />
Am Chor steigen sechs einfach getreppte, mit geflächten Hausteinen gefaßte Strebepfeiler<br />
aus dem sie umgreifenden Quadersockel aus Sandstein empor 1 . Dazwischen<br />
stehen, gut 2 m über dem Sockel ansetzend, zweisprossige spitzbogige Maßwerkfenster,<br />
zwei in den südlichen Schildmauern, drei im Polygon, deren geflächte Sandsteingewände<br />
ausnahmslos mit Steinmetzzeichen versehen sind (Tabelle IV, 1, 3, 4, 6, g,<br />
13)Die Maßwerkformen sind,an der Südseite angefangen, von links nach rechts folgende:<br />
1. Stehende Fischblasen mit eingezirkeltem, verschnittenem Zweipaß werden<br />
von sich kreuzenden Teilbogen umfangen.Im obern Zwickel kleine liegende Fischblase.<br />
- 2. Uber zwei mit Nasen besetzten Rundbogen drei liegende Fischblasen mit<br />
Nasen. - 3. Uber zwei sich kreuzenden Rundbogen zwei liegende Fischblasen mit<br />
Nasen. - 4. und 5. Aus Teilbogen und Geraden gebildete Gitter, bei 5 ein Mittelkreuz<br />
bildend, mit rhombenförmigen und dreieckigen Durchbrechungsfiguren (Abb. 46-48).<br />
Die nördliche Chorseite ist fensterlos 3 .<br />
1 Der Sockel wurde 1959 nach dem ursprünglichen Verlauf rekonstruiert. Die Pfeiler selbst erhielten<br />
anstelle von Ziegeln eine Kupferabdeckung. KNOEPFLI, Protokoll v om 30.Mai über Augenschein<br />
undBerichtvom 26. Mai 1959. - ROHNER, Berichtvom 21. Dez. 1959.<br />
2 1959 Steinmetzzeichen nachgetieftundrot getönt. KNOEPFLI, Protokoll vom I.Mai 1959.<br />
3 Das sechste 1516 geplante Chorfenster wurde offenbar in Rücksicht auf das im Vertrag nicht<br />
vorgesehene, aber tatsächlich erstellte Sakramentshäuschenan d er östlichen Schildwand nicht ausgeführt.
REFORMIERTE K IRCHE 75<br />
Abb. 51. Herisau. Reformierte Kirche. Blick ins spätgotische NetzgewölbedesChorsvon 1516 bis 1520<br />
mit d en 1782 von Meister Andreas Moosbrugger geschaffenen mehrfarbigen Rokokostukkaturen. -<br />
Text S.yof.und 77-79.<br />
Im Unterschied zum rein spätgotischen Chor erfuhr das Langhaus von 1516 bis 1520<br />
in der Renovation von 1782 wohl abgestimmte, sozusagen nur an Portalen und Traufgesims<br />
feststellbare Veränderungen. Die Eckquadern fehlen seit 1959/60 an den<br />
glattverputzten Wänden, und der Verlauf des Quadersockels wurde nur noch mit<br />
einer Rille markiert 1 . Drei keilförmige Pfeiler verstreben das Langhaus, je einer<br />
zwischen den beiden westlichen Fenstern der Süd- und der Nordwand einander<br />
gegenübergestellt, der dritteam östlichen Ende der Südwand gegenüber dem Turm.<br />
Auf der spätestens 1794 entstandenen Radierung vonHeinrich Thomann nach einer<br />
Zeichnung von J. C.M a y r sind sie noch nicht vorhanden, zum erstenmal jedoch<br />
auf der 1795 datierten Bleistiftzeichnung vonJ o h . J a k o b B iedermann, der Vorlage<br />
für die bekanntere Radierung 3 . Das in Gips ausgeführte, stark ausladende Traufgesims<br />
wurde 1782 auf das spätgotische von 1516 bis 1520 aus Sandstein aufgesetzt 3 .<br />
Zu den drei im Vertrag von 1516 erwähnten Portalen, wovon sich zwei an der<br />
Westfassade und eines an der Südseite befinden 4 , gesellten sich 1782 zwei weitere,<br />
1 Beides wurde weggelassen in Rücksicht auf « den heute bestimmenden Habitus der Kirche».<br />
Laut KNOEPFLI, Protokoll vom 30. Mai 1959, S. 5.<br />
2 BilddokumenteA7 und 10 (Abb.67).<br />
3 Laut Bericht ROHNER vom 1.J uni 1959 wurde das Traufgesimsvon 1516 bis 1520 unterdem jetzigen<br />
barocken festgestellt, aberaus konstruktiven Gründenundin Rücksicht aufden Gesamthabitus<br />
des Langhauses nicht wiederhergestellt.<br />
4 Das Südportal ist im Landbuch von 1585 und wieder bei HERRLIBERGER 1758 festgehalten.<br />
BilddokumenteAl, 4 (Abb. 20) und 5.
76 HERISAU<br />
eines an der Westseite 1 , sehr wahrscheinlich das mittlere 2 , und jenes an der Nordseite<br />
3 . Mit Ausnahme des Südportals, das rundbogig ist, wurden damals alle korbbogig<br />
und mit Schlußstein gestaltet 4 , das Nordportal außerdem mit den noch vorhandenen<br />
dreifeldrigen Schweifwerktüren aus Nußbaumholz ausgestattet. Die Westeingänge<br />
sind über sechsstufige, dreiseitige Granittreppen zugänglich und von gemeinsamem<br />
Vorzeichen beschirmt, einem auf vier Sandsteinsäulen abgestützten<br />
Walmdach. Es wurde 1960 jenem von 1790 nachgebildet und an den wieder zum<br />
Vorschein gekommenen Maueranschlüssen befestigt 5 . Das Vorzeichen des Südportals<br />
in klassizistischer Gestalt, ein mittels Holzvoluten auf Sandsteinpilastern<br />
ruhendes hölzernes Walmdach, von 1922. Dessen Vorgänger, ein Vorzeichen von<br />
1844, ein früheres mit eingeschweiftem Zeltdach vermutlich von 1795 und ein noch<br />
früheres mit Pultdach und Seitenwänden, das bereits nach Mitte 18. Jahrhundert<br />
bestand, sind auf den zeitgenössischen Ansichten abgebildet 6 . Von den sechs 1516<br />
geplanten Fenstern waren nur fünf ausgeführt worden, zwei an der Nordseite 7 und<br />
dreian der Südseite, die westlichen bedeutend schmäler, alle aber mit maßwerklosen<br />
Spitzbogen und mit Steinmetzzeichen versehen (Tabelle IV, 1-3,6-12, 14-16, 18).<br />
Als sechstes Fenster wurde 1782 dasjenige westlich vom Südportal in gleicher<br />
Gestaltwie die benachbarten eingesetzt. Der frühere Zustand ist 1757 vonJ o h .U l r i c h<br />
Sghellenberg in seiner Federzeichnung für Herrliberger festgehalten worden<br />
(Abb. 20). Das Erstellungsjahr dieses Spätlings ist archivalisch bezeugt. Von den<br />
übrigen Fenstern unterscheidet er sich aber auch durch das Fehlen von Steinmetzzeichen<br />
und seine zwischen Nachbarfenster und Portal eingezwängte Stellung. Ob<br />
das im Vertrag von 1516 vorgesehene Rundfenster «auf der Mannseiten» ausgeführt<br />
worden ist, scheint fraglich.In der eher zweifelhaften Darstellung der Kirche auf der<br />
Landkarte von B artholomäus Bischoffberger 1682 tritt ein solches über dem<br />
Seitenportal in Erscheinung; der zuverlässigeSchellenberg registrierte 1757 jedenfalls<br />
keines mehr 8 . Über dem Südportal hängt eine i960 renovierte, bemerkenswerte<br />
Sonnenuhr, deren Ziffern und Tierzeichen auf eine gerahmte, rechteckige Stucktafel<br />
1 FISCH, Manuskript, S. 108: «Gegen Abend hat man eine neue Öffnung zu einerTür gemacht,<br />
indem vorhernurzweyThürenauf dieser Seite waren.»<br />
2 Zusammenmitdem Rundfenstervon 1516 bis 1520 ergaben sich bei zwei Seitentüren gute Proportionen,<br />
mitder Mitteltürevertrug sich jenes nichtmehr gut. Vgl. Westfassadevor 1906 (Abb. 43).<br />
3 Für die Nichtursprünglichkeit dieses Portals spricht die Tatsache, daß dessen Scheitelstein bis<br />
1959 in den Bankriemen des darüber liegenden Spitzbogenfensters hineinstieß. KNOEPFLI, Protokoll<br />
vom i.Mai 1959, S. 3.<br />
4 Abb. 43 (Zustandder Westfassadevor 1906).<br />
5 Ebenda. KNOEPFLI, Protokoll vom 30.Mai 1959. - ROHNER, Bericht vom 1.J uni1959.- PrKbKH,<br />
14.Juli 1904. - KRKH, 26. Aug. i960.<br />
6 Früheste Ansicht des Vorzeichens von 1844 auf Bilddokument C4 (Empfang der Sonderbundstruppen,A<br />
G II, S. 432/433), zuletzt noch auf alten Ansichtskarten. — Dessen Vorgänger zuerst bei<br />
BIEDERMANN 1795 (Bilddokument A10) und auf den verschiedenen Ansichten von FITZI (Bilddokumente<br />
A31,a-f); das früheste bei SCHELLENBERG bzw. HERRLIBERGER 1757 bzw. 1758 (Bilddokumente<br />
A4 und 5) undnoch bei MAYRund THOMANN, spätestens 1794 (Bilddokument A7).<br />
7 Die Fensterbank überdemNordportal (siehe obenAnm. 3) wurde 1959/60 gehoben.<br />
8 Die Zeichnung bei BISCHOFFBERGER ist offenkundig vonderungenauen Darstellungin MERIANS<br />
Topographie inspiriert, die die Kirche von der Nordseite mit Nordportal und Rundfenster darüber<br />
zeigt, gibt aber die Kirche, von Süden gesehen, wieder, ohne ihre Richtung zu ändern, so daß der<br />
Chornach Westen blickt. MitandernWorten, stehtderTurm bei BISCHOFFBERGER auf der Südseite.
REFORMIERTE K IRCHE 77<br />
gemalt sind 1 . S chellenberg sah eine Sonnenuhr noch an der Stelle des spätem<br />
östlichen Stützpfeilers, auf deren Abbildung Herrliberger jedoch verzichtete. Links<br />
vom Nordportal ist ein 1517 datierter Wappenstein befestigt, der in Relief den Appenzeller<br />
Bären mit den gekreuzten päpstlichen Schlüsseln in den Pranken zeigt, neben<br />
dem im Schweizerischen Landesmuseum nur fragmentarisch erhaltenen sogenannten<br />
Juliusbanner, einziges bekanntes Beispiel für die Anwendung des von Papst<br />
Julius II. 1512 den Appenzellem verliehenen Privilegs und in der Darstellung ebenfalls<br />
ganz dem Wortlaut der betreffenden Urkunde gemäß 3 (Abb. 40). Nach einer<br />
Uberlieferung, die soweit bekannt erstmals vonJ o h a n nK o n r a d Schäfer in seinen<br />
Materialien zu einer vaterländischen Chronik 1811 schriftlich niedergelegt worden<br />
ist, wurde der Wappenstein von Hauptmann Bartholomäus Berweger von Appenzell<br />
gestiftet 3 . Er bildete den Schlußstein des mittleren Westportals, als welchen ihn<br />
Johannes Fisch und J o h a n n C aspar Zellweger in der ersten Hälfte ig. Jahrhundert<br />
festgestellt haben 4 , wahrscheinlich bis 1906. Damals wurde er über dem neuerstellten<br />
Mittelportal in die Mauer eingelassen, 1959/60 an die jetzige Stelle versetzt 5 .<br />
4. Inneres (Abb. 18, 49-57). a) Chor. Reizende Symbiose der spätgotischen Architektur<br />
vonLorenzR e d e r und den Schmuckformen eines späten Rokokos, virtuoses Werk<br />
des Vorarlbergers A ndreas Moosbrugger. Der gerundete spätgotische Chorbogen<br />
erhebt sich über zwei (ursprünglich vier) Chorstufen auf kubischem Sockel. Er verrät<br />
seine Entstehungszeit 1516-1520 nur noch durch prismatische Profileam nördlichen<br />
Sockel und deren Übergang zu der das ganze Bogengewände begleitenden Hohlkehle.<br />
Im übrigen trägt er das Gepräge von 1782: Eine stuckierte Archivolte auf ebenfalls<br />
stuckiertem Kämpfergesims, in dem sich das Kranzgesims des Schiffs, den Chorbogen<br />
umklammernd, fortsetzt, und ein in den Bogenscheitel verschlungenes stuckiertes<br />
Band mit dem Renovationsdatum 1782: «renovatum a n o mdcclxxxii». An den<br />
Bogenansätzen branden zudem einander symmetrisch zugeordnete Gebilde aus<br />
Rocaillen wie Wellen empor. - Das spätgotische Netzgewölbe ruht auf runden spätgotischen<br />
Sandsteindiensten, die im Winkel zwischen Chorbogen und Chorwand<br />
einzeln, sonst paarweise und durch einen Zwischensteg verbunden, aus schlanken,<br />
mit Kerbschnittmustern verzierten, teilweise ergänzten Sockeltrommeln aufsteigen 6<br />
und ursprünglich zäsurlos in die mehrfach gekehlten Rippen überliefen, 1782 aber<br />
1 Laut PrKRKH, 26.Aug. i960, durch Firma HAAGA, Rorschach, restauriert und von Herrn<br />
HAAG sei., HugelshofenTG, gerichtet worden.<br />
2 AUB 1609. - ZELLWEGER, Urk. 662. —Z um Juliusbanner siehe BRUCKNER, Fahnenbuch, Fahnenkatalog,<br />
S. 6f. - Abweichende Darstellungenmit einem Schlüsselauf Holzschnitten des 16. Jahrhunderts<br />
in: MARTIN, Fahnenbuch, S. 28f.<br />
3 SCHÄFER, Materialien 1811, S. 128f. - Zur Persönlichkeit Berwegers siehe ZELLWEGER,G AV III,<br />
1, S. 58, 202. - Wappenbuch, S. 18f. - MARTIN, a.a.O., S. 29f.<br />
4 FISCH, Chronik VII, S. 35: «...an der mittleren Kirchthüre gegen Abend obenam Schlußstein<br />
zu sehen.» - ZELLWEGER,GAV II,S. 349,Anm. 143: «...das genannteWappen aufdem Schlußsteine<br />
des Thürgewölbes..., wie es jetzt noch daselbstzu sehen ist.»<br />
5 FrühereAbbildungen zeigen ihn bemalt, so: ROTACH, Herisau, S.8. —A JB 1955, S. 10, 11.<br />
6 KNOEPFLI, Protokollvom I.Mai (Augenschein und Besprechung, 28.April) 1959, S. 4: «a) Die<br />
Diensteauchunterder Verkleidungvon 1782 belassen; soweit nötigganz hinunterführen dort, wo sie<br />
(wiean der Südwand) ausgebrochen wurden, b) Die Fußtrommeln eventuell ersetzen, aber unornamentiertinGuß.»
78 HERISAU<br />
Abb. 52 und 53. Herisau. Reformierte Kirche. Blick gegen die beiden nördlichen Schildmauern des<br />
spätgotischen Chors. Der spätgotische Wanddienst aus Sandstein mit stuckiertem Kapitell und mit<br />
Stuckgirlanden von 1782. - Hellgrau getönte Rocaillen in Verbindung mit ockerfarbenen Pflanzenmotiven<br />
an Gurteund Profilrahmen des Tonnengewölbesim Langhaus. - Text S.7of., 77 - 79> 81-83.<br />
mit stuckierten, im Chorpolygon zudem eingeschweiften Kapitellen und mit daran<br />
herabhängenden Blumenzweigen geschmückt, entsprechend eingetönt sowie an der<br />
Nordwand mit Blumengirlanden von Kapitell zu Kapitell verkettet worden sind.<br />
Das Gewölbe selbst überspannt zwei Joche und den polygonalen Chorabschluß.<br />
In beiden Jochen bilden die Rippenje eine übereinstimmende, durch eine Zwischenraute<br />
miteinander verbundene Figuration einer axialsymmetrischen, aus vier kleinen<br />
Querrauten gefügten Großraute zwischen anschließenden Restdreiecken und Trapezoiden,<br />
die bis zu den Stichkappen der Schildwände verbleiben. I m Scheitel des<br />
westlichen Jochs ein Sprengring. Daß die im Vertrag 1516 vorgesehenen figürlichen<br />
Schlußsteine tatsächlich ausgeführt worden sind, läßt sich bei dieser Einteilung<br />
schwerlich denken 1 . - Über das Netz der Sandsteinrippen breitet sich in rokokohafter<br />
i Vertrag von 1516, i.Teil, G.Punkt: «..den Chor gewölbt... mit 3 gehauen Schlußsteinen, an<br />
dem ersten Sant Anna,undan dem andern unser lieben Frauen, undan dem dritten Sant Laurenzen,<br />
Abb. 54. Herisau. Reformierte Kirche. Profil der Mehrzahl der spätgotischen Wanddienste und dasjenige<br />
der Gewölberippen im Chor. Maßstab 1:8. - Text S. yyf.
e f o r m i e r t e k i r c h e 79<br />
Abb.55 und 56. Herisau. Reformierte Kirche. Stuckierte Rocaille in Verbindung mit Blatt- und<br />
Blumenranken und einer turmartigen Architektur, typisches Motiv des Andreas Moosbrugger, beim<br />
AnsatzderChorbogenarchivolteaufdem Kämpfergesims. - Große Rokokokartuschean der Hohlkehle<br />
überdem Gesims des Langhauses. - Text S.yof., 81-83.<br />
Verspieltheit und wie eine Variation des Rippennetzes selbst das Gespinst der Stukkaturen<br />
aus C-förmigen Rocaillen und daraus herauswachsenden Blumengebinden.<br />
Zusammen schmücken sie die Gewölbekappen, während die Rocaillen auch über die<br />
Rippen hinwegklettern und bisweilen frei in den Raum hinausschwingen. Weitere<br />
Stukkaturen zieren die Schildwände um die Fenstergiebel und an den Gewölbeansätzen.<br />
- Das lebendige Zusammenspiel der konstruktiven und der dekorativen<br />
Elemente ist gesteigert durch die farbige Behandlung der Gewölberippen mit einem<br />
dunkleren Grau, das sich vom gebrochenen Weiß der Gewölbekappen abhebt, der<br />
Rocaillen mit einem helleren Grau und der pflanzlichen Motive mit Ocker, ein Farbsystem,<br />
das sich aus Farbspuren 1959/60 rekonstruieren ließ 1 . In der neuesten Forschung<br />
wird diese geistvolle Synthese von spätgotischem Rippengewölbe und Rokokostukkaturen<br />
als seltener Sonderfall gewürdigt 2 . - Unberührt von der Barockisierung<br />
blieben nordseits Turm- und Sakristeitüre, deren Sandsteingewände das Material in<br />
Erscheinung treten lassen.Am Gewände der Turmtüre (Abb. 57) umfängt ein Rundbogen<br />
mit flächiger Stirnseite eine einwärts gestufte, kielbogige Laibung, die aus<br />
einem Rundstab und einer Flohlkehle gebildet ist. Der Rundstab, der aus gekerbter<br />
alles Brustbild.» Vgl. dazu die vollplastischen SchlußsteineimChor des Berner Münsters,Kdm Bern<br />
IV,S. 141—143. Nichtszutun hat damit derJünglingskopfam Scheitel des Sakristeigewölbes. Von<br />
diesem berichtet nämlich FISCH, Manuskript, S. 46: «Dieser stuhndim alten Archiv ( = spätgotische<br />
Sakristei) in einemEck.. .Und auchsohatman (1811) mehrereKöpfe in Steingehauen weggeschaft.»<br />
1 KNOEPFLI, Protokoll vom iG.Sept. (Augenschein, 11.Sept.) 1959, S.4: «Fürden erreichbaren<br />
Stucku m die Fenster zeigte sich unterdem letzten Ölanstrich eine honiggelbe Schicht unddarunter<br />
ein ganz blasses Gelb, das nicht aufgetragen worden, sondern die Farbedes so durchgefärbten Stucks<br />
ist.» KNOEPFLI, Geschichteund Kunst,AZ, 26.Nov. i960: «Der Ockertonder floristischen Teilewar<br />
nicht etwa (oder gar später) aufgestrichen, sondern von Anfangan durchgefärbtworden.»<br />
2 ANDREASF . A. MOREL, Andreasund Peter Anton Moosbrugger. Ein Beitrag zur Stuckdekoration<br />
des Rokoko in der Schweiz. Ms. (erscheint 1973 als Band 2 der «Beiträge zur Kunstgeschichte der<br />
Schweiz», hrsg. von der Gesellschaftfür Schweizerische Kunstgeschichte).
8o<br />
HERISAU<br />
Sockeltrommel aufsteigt, verzweigt sich beim Bogenansatz und begleitet auch den<br />
Rundbogen darüber. Im Giebelfeld zwischen Rund- und Kielbogen in einem<br />
Schriftband die Jahreszahl «1518». Am Gewände links und rechts je ein Steinmetzzeichen<br />
(siehe Tabelle IV, 19). Nußbaumtüre mit zwei rechteckigen Feldern von<br />
tgsg/öo. Das stichbogige Gewände der Sakristeitüre mit einem Steinmetzzeichen<br />
(Tabelle IV, 1) ebenfalls von 1516 bis 1520. Einwärts gestufte Leibung in der<br />
Abfolge Hohlkehle-Rundstab-Zwischensteg-Rundstab-Hohlkehle, welche Profile<br />
unten spitzbogig in die Gewändekante auslaufen, wobei sich die beiden Rundstäbe<br />
kreuzförmig verschränken und frei in den Raum schwingen. Gleiche Nußbaumtüre<br />
von 1959/60 wie zum Turm.<br />
Der spätgotische Wandtabernakel ist wie die beiden Türen im Vertrag von 1516 nicht<br />
erwähnt, wurde vermutlich 1782 durch Verputz zugedeckt 1 und 1959/60 anhand von<br />
Überresten rekonstruiert. Er besteht aus einer mit verschränkten Rundstäben gerahmten<br />
Rechtecknische, die mit neuem schmiedeisernem Gitter verschlossen ist, und<br />
aus einer sie umgebenden, teilweise plastischen, teilweise 1959/60 nur noch illusionistisch<br />
nachgemalten Blendarchitektur 3 . Diese gibt sich auf dem Hintergrund einer<br />
von rechteckigen Maßwerkfenstern durchbrochenen Wand als kielbogiges, von Fialen<br />
flankiertes Prunktor mit Blendmaßwerk im Giebelfeld, mit Krabben und Kreuzblumen.<br />
Unten ist der Wandtabernakel mittels drei kandelaberförmig verzweigten<br />
Rippen auf einer Wandkonsole abgestützt. Neue Polychromie mit hell- und dunkelgrauen,<br />
blauen, roten und ockergelbenTönen. - In den dreiFenstern des Chorabschlusses<br />
1961 datierte Glasgemälde nach Entwürfen vonKöbi Lämmler, St. Gallen, die vorzüglich<br />
in das spätgotische und barocke Ensemble eingestimmt sind. Von Nord nach<br />
Süd: Gesetzgebung auf Sinai, Auferstehung Christi und Abendmahl. In den beiden<br />
südlichen Fenstern wasserklare Rautenverglasung 3 . - Sandsteinplattenboden von<br />
1959/60.<br />
b) Schiff.I m Unterschied zum Chor vorherrschender spätbarocker Charakter, ausgeprägt<br />
durch die stichbogigen Gewände sämtlicher Türen (die nördliche mit<br />
ursprünglichem Beschläg und Schloß, die westlichen Glastüren zum Vestibül und<br />
die Nußbaumtüre zur Seitenkapelle von 1959/60), die Empore von 1783, die stukkierte<br />
Gipsdecke von 1782, die wabenförmigen Mondglasscheiben der Fenster (von<br />
1 959/6°) und die Rokokostukkaturen an deren spitzbogigen Gewänden, neben den<br />
1 SowohlTüren als auch Wandtabernakel liegen inder gleichen Wandfluchtetwa 5 cm tiefer als<br />
der heutige Verputz.<br />
2 KNOEPFLI, Protokoll vom 30.Mai (Augenschein und Besprechung, 26.Mai) 1959, S. 3: « Die<br />
Trümmer der appliziertenArchitektur (Kielbogenund seitliche Fialen)reichen zwarzur zeichnerischen,<br />
aber nichtzur materiellen Rekonstruktion aus, diezudem sehr teuerzu stehen käme.Man wirddaher<br />
das noch bestehende Steinwerk (d.h. die Maßwerkblenden zu beiden Seiten der Kielbogenfiale)<br />
ergänzen, sonst aber die Formen des einstigen plastischen Architekturschmuckes nur linear durch<br />
dunkle Farben andeuten. Die stark defekten Rahmenprofile fordern neue Führungen. Der ehemals<br />
farbige Grund istnur durcheinen diskreten roten anzudeuten..» — Restaurierung<br />
durchKARLHAAGA jun.,Rorschach.<br />
3 Dasim Vertragvon 1516 vorgesehene sechste Chorfenster wurde vermutlich mit Rücksicht auf<br />
den Wandtabernakel nicht verwirklicht. Die hier zwischen FensternundTürengähnende Leere der<br />
Schildmauer war mitunter ein Grund für die Wiederherstellung des Wandtabernakels. KNOEPFLI,<br />
Augenscheinund Besprechung, 26.Mai 1959 (Protokollvom 30. Mai), S. 3.
REFORMIERTE K IRCHE<br />
8 l<br />
Steinmetzzeichen die einzigen Zeugen der Bauzeit von 1516 bis 1520. Die tiefe, im<br />
Grundriß unregelmäßige Empore besitzt zwei Zugänge vom Vestibül und einen von<br />
der Nordostecke her 1 und flankiert mit der getäferten Brüstung (von 1959/60) die<br />
West- und Nordseite des Schiffs 2 , indem sie auf drei neu marmorierten Stützen,<br />
toskanischen Säulen mit Kämpfern, Unterzügen und Bügen ruht 3 , mit einer die<br />
ganze Tiefe unterfangenden Hohlkehle an die Ziergesimse der Kirchenwände anschließt<br />
4 und dabei die zwei nördlichen Fenster überschneidet (Abb. 18, 36f., 49f.).<br />
Die auf ringsum laufendem Kranzgesims ruhende Decke des Schiffs besitzt die<br />
Gestalt einer östlich und westlich abgewalmten, nördlich und südlich von großer<br />
Hohlkehle begleiteten gedrückten Tonne, die an ein Spiegelgewölbe erinnert. Uber<br />
diese verteilen sich die nach «vorgelegten und ausgesuchten Zeichnungen» ausgeführten<br />
Stukkaturen (S. 7of., Abb. 53, 55, 56) im Unterschiedzum Chor in einem rationalen<br />
System: Zwei Gurten steigen von verzierten Gesimsverkröpfungen empor und<br />
1 Vom Vestibül her seit 1959/60 Wendeltreppe. GemäßPlan ROHNER, Nr. 1017, O, 35.<br />
2 Die Westemporewurde 1959/60noch weiter gegen Osten vorgeschobenund gegen die Westwand<br />
erweitert. PrKRKH, 15.Juni 1959, und GeschäftsordnungUGH, 6./7.Dez. 1958, S.8.<br />
3 Laut Bericht ROHNER vom I.Juni 1959, S. 2, w ar eine «beige-rötliche» Marmorierung zum<br />
Vorschein gekommen. - Laut PrVKH, 7.Mai 1783, w ar nur eine Säule, « da selbige (Porkirchen)<br />
zusammenkommen», geplant gewesen. Hingegen ist das ebenda erwähnte Sprengwerk («Porkirchen<br />
und zwaren gesprengte») 1959/60 bloßgelegt worden (Photo im KdmA).<br />
4 1959/60 völlig erneuert.<br />
• j<br />
Abb. 57. Herisau. Reformierte Kirche. Turmtüre mit rundbogigem bzw. kielbogigem Sandsteingewände,<br />
1518 datiert, dessen Rundstäbe wie beim benachbarten Wanddienst aus Sockeltrommeln<br />
mit Kerbschnittmuster herauswachsen, und Sakristeitüre mit stichbogigem Sandsteingewände, um<br />
1518, dessen Rundstäbe unten kreuzweise verschränkt sind. - Text S. 79f.<br />
6 - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
82 HERISAU<br />
sondern drei Joche aus. Über jedes ist ein großer vierpaßförmiger Spiegel ausgebreitet.<br />
Der mittlere, durch einen Innenspiegel betont, ist feiner profiliert, jedoch größer und<br />
mit Blumenarrangements und Rocaillen reicher verziert als die beiden andern, die<br />
durch kleine Zwischenspiegel über die Gurten hinweg mit ihm verbunden sind. Das<br />
dekorative Gleichgewicht wird aber durch die den drei großen Spiegeln beidseits<br />
zugeordneten asymmetrischen Medaillons geschaffen, die vom Kranzgesims aus die<br />
Hohlkehle durchbrechen und sich an den beiden Nebenspiegeln größer und in komplizierteren<br />
Formen entfalten als beim mittleren. Dagegen fallen bei den zwei mittleren<br />
Medaillons die von Zwillingsbogen durchbrochenen turmartigen Architekturteile<br />
auf, die in verschiedenen Abwandlungen im Werk Andreas M oosbruggers<br />
immer wieder begegnen. Die Tönung, gebrochenes Weiß der abstrakten Elemente<br />
und Ockergelb der pflanzlichen auf lichtem Weiß des Gewölbegrundes, wurde 1959/60<br />
1616-1520<br />
0 10<br />
Abb.58 und 59.Herisau. Reformierte Kirche. LängsschnittOst-West durch spätgotische Seitenkapelle,<br />
untere Turmgeschosse und Sakristei (ehemaliges Kantonsarchiv) von 1811. - Aufrisse der äußern<br />
nördlichen Chorwand sowie derChorschulterwandim Estrichüber der bestehenden Sakristeivon 1811<br />
mit Überresten (verputzte Schildbogenwände, Kragsteine u.a.m.) der 1811 abgebrochenen spätgotischen<br />
Sakristei bzw. des Landesarchivs. Maßstab 1: zirka 260. - Text S. 62-65und83-85.
REFORMIERTE K IRCHE 83<br />
durch die FirmaK a r l H a a g a erneuert. - Bodenbeläge aus Sandstein im Chor und<br />
Schiff, aus Granitplatten im Vestibül von 1959/60 1 .<br />
Seitenkapelle (Abb. 36, 45, 58). Einst St.-Anna-Kapelle, später «Frauenchor» oder<br />
«Schwätzchörli», seit 1959/60 Taufkapelle. Der längsrechteckige Bau in der Ecke zwischen<br />
westlicher Turmflanke und nördlicher Langhausmauer liegt unter einem durch<br />
Herabschleppen des Langhausdaches gebildeten Pultdach. Ein breites, maßwerkloses<br />
Spitzbogenfenster in der Nordwand,am äußern Gewände mit Steinmetzzeichen versehen<br />
(Tabelle IV, 2, 5, 6, 17), taucht den Raum mit farbenglühendem Glasgemälde,<br />
das die Taufe Christi im Jordan darstellt und von Köbi L ämmler, St. Gallen, 1961<br />
vollendet wurde, in stimmungsvolles Halbdunkel. Er ist von neunteiligem Netzgewölbe<br />
überspannt, das aus einer längsgerichteten, axialsymmetrischen Raute und<br />
anschließenden Restdreiecken überje einer Stichkappe an jeder Wand sowie aus<br />
doppelt gekehlten Rippen besteht, von denen die kurzen Glieder in den Ecken des<br />
Raumes auf rekonstruierten 2 Konsolknäufen ruhen oder stützenlos enden, die langen<br />
Glieder darüber in der Mauer verlaufen. Der eigentliche Eingang führt seit 1959/60<br />
wieder vom Langhaus her, wohin sich die Kapelle ursprünglich bis 1889/90 mit einem<br />
auf der Innenseite noch als Blendarkade sichtbaren «Schwibbogen von gehauen<br />
Steinen» öffnete, jetzt mit stichbogigem Gewände und mit Türe aus Nußbaumholz.<br />
Der westliche Eingang von außen mit rechteckigem Sandsteingewände und einer<br />
Nußbaumtüre ist 1889/90 als Zugang zu der in der Kapelle untergebrachten Heizung<br />
entstanden 3 . Tonplattenboden und Ausstattung von 1959/60 4 .<br />
Sakristei und ehemaliges Landes- bzw. Kantonsarchiv. Baugeschightliches. Der im Bauvertrag<br />
1516 nicht erwähnte Sakristeianbau wurde vermutlich schon seit der Landteilung<br />
1597 (Trennung von Innerrhoden) als Archiv des außerrhodischen Landesteiles<br />
hinter der Sitter verwendet, doch erst 1811 als «das kleine und feuchte Standesarchiv»<br />
an der östlichen Turmseite ausdrücklich erwähnt 5 , als er gemäß Beschluß<br />
von Neu und Alt Räten auf Landeskosten durch den jetzigen Anbau nach einer<br />
«Zeichnung von Baumeister Langenegger» ersetzt und das dazugehörige Grundstück<br />
der Gemeinde abgekauft wurde 6 . Ab 1. Januar 1915 wurde «das dem Staate gehö-<br />
1 PrKRKH,26.Aug.und 25.Okt. i960.<br />
2 KNOEPFLI, Protokoll, 16.Sept. über Augenschein vom 11.Sept. 1959: « Die Rippenenden, wohl<br />
prismatische Konsölchen, sind nachdem alten Mörtelkragen bzw. Auflagerspurenzuergänzen.»<br />
3 PrGdeV, 15.Dez. 1889; Mehrheitsbeschluß für neue Kirchenheizung. - RPr, 26. und 29.N0V.,<br />
9. und 23.Dez. 1889, 20.Jan. 1890 (Heizung fertig erstellt). Im nicht ausgeführten Heizungsprojekt<br />
von 1889, das eine Installation im Landesarchiv (Sakristei) vorsah (vgl. RPr, 26. Nov. 1889) ist d er<br />
Grundrißder Seitenkapelle ohne Westausgang eingezeichnet (KGdeA).<br />
4 PrKRKH, i i.Märzund 25.Okt. i960. - AZ, 26.Nov. i960.<br />
5 SCHÄFER, Materialien 1811, S. 103: «...und jetzt ist m an beschäftigt, einen kleinen Anstoß<br />
neben die östlicheThurmseite zu bauen,wodurchdas kleineund feuchte Standesarchiv vergrößertund<br />
zu besserer Verwahrung der diplomatischen Schriften, Bücher,Dokumente etc.zweckmäßig eingerichtet<br />
wird.» - FISCH, Manuskript, S.46: Baubeginnam 12.Juni 1811.<br />
6 Großen Raths Haupt-Protokoll,6.Mai 1811 (KtA,B2,i,S.2i4): «Es sollin Herisauund Trogen<br />
für ein schickliches, trockenesund feuervestesLocal gesorgt werden, seye esdurch nöthigesBauenoder<br />
Miethen.» Ebenda, 21.Mai (S. 218); «Wegen dem Archiv-Gebäud in Herisau ist erkennt: daß ein<br />
LocallautZeichnung von Baumeister Langenegger ca. 17 X 22Fuß hohl und 15Fuß hoch angebracht<br />
werden solle. DieGemeinde Herisau fordert für die Hofstatt 15 Louisdor.» - Laut FISCH, Manuskript,
8 4 HERISAU<br />
rende Archiv bei der Kirche» nach dessen endgültiger Räumung der Evangelischreformierten<br />
Kirchgemeinde mietweise als «Ankleidezimmer für die Geistlichen»<br />
überlassen und dem Antrag der Kirchenvorsteherschaft, «auf der Nordseite des<br />
Archivs eine weitere Türe» anzubringen und ebenso «die innere Panzertüre durch<br />
eine hölzerene» zu ersetzen, entsprochen 1 . 1947 Innenrenovation durch Architekt<br />
H a n s Balmer, St. Gallen 2 . 1948 Übergang des Gebäudes durch Schenkung vom<br />
Kanton an die Politische Einwohnergemeinde 3 . 1959/60 Innen- und Außenrenovation<br />
4 .<br />
Beschreibung, i . Der Bau nach Plan vonK o n r a d Langeneggger 181 I (Abb. 34, 36,<br />
58). Im Winkel zwischen Turmost- und Chornordwand auf leicht erhöhtem, 1959/60<br />
neugestaltetem Vorplatz errichteter, rechteckiger Anbau, der mit dem ostseits abgewalmten<br />
Pultdach beinahe die Traufhöhe des Chors erreicht und westseits mit dem<br />
zwischen Turm und Kirche liegenden Querdach eine Ablaufkehle bildet. Mit der<br />
ausladenden Traufhohlkehle greift er über den nordöstlichen Strebepfeiler. Der<br />
schlichte, glattverputzte Bau, dessen Eckquadern und Sockel wie beim Schiff 1959/60<br />
entfernt worden sind, besitzt an der Nordfront einen 1915 errichteten sekundären<br />
Eingang mit granitener Außentreppe von 1959/60. Hier und an der Ostwand zudem<br />
je ein rechteckiges Fenster mit Sandsteingewände, das mit geschmiedetem Rautengitter<br />
versehen und einwärts zu geschrägter, stichbogiger Kammer von unterschiedlicher<br />
Größe geweitet ist. Ursprünglicher Zugang vom Chor her durch das spätgotische,<br />
schon dem Vorgängerbau dienende Türgewände. Der rechteckige Innenraum,<br />
deran der Westflanke in den Zwischenraum zwischen Turmsüd- und Chornordwand<br />
einspringt, ist mit quadratischem Kreuzgratgewölbe bedeckt, das west- und ostseits<br />
von breiten, rundbogigen, auf karniesförmigen Wandkonsolen aus Sandstein abgestützten<br />
Gurten begleitet ist. Im Scheitel des Gewölbes vollplastischer Jünglingskopf<br />
aus Sandstein, eine rustikale Bildhauerarbeit eines Steinmetzen vermutlich von 1516<br />
bis 1520. Der Kopf wurde 18 u als «Schlußstein» an dieser Stelle eingesetzt. Zuvor<br />
S. 46, beliefen sich die Baukosten ohne die innere Einrichtung auf2117Gulden 18 Kreuzer, die Gesamtkosten<br />
einschließlichBodenkaufvon der Gemeinde im Betrag von 132Gulden auf2276 Gulden48 Kreuzer.<br />
- Aufder Aquatintaradierung vonJon. JAKOB MOCK mit der Brandstättevom 1.Jan. 1812 ist der<br />
Neubau bereits festgehalten (Bilddokument A15).<br />
1 Protokoll des Regierungsrates, 5.Dez. 1914, Nr. 862 (KtA, Ci, 55), und 22.April 1948, Nr.975<br />
(KtA, Cr, 115). —L aut Mietvertragvom I.Jan. 1915 (im PrKV, 18.Mai 1915) gingen die Umbaukostenzu<br />
Lasten der Kirchgemeinde.Inderen Kassabuch, 6. März 1915, Zahlungvon 205Fr.60 Rp.<br />
an CD. EGGERfür « Umänderung des Archivs: Ausbrechender Fenstergewände, 2 Türen.» — Teilweise<br />
Umsiedlung des Archivs bereits 1906 indas 1902 erstellte Postgebäude laut Protokoll des Regierungsrates,<br />
24.Märzund 10.Mai 1906 (KtA, Ci,46 und 47) und schon vorher ins Gemeindehaus.<br />
2 Visierte Rechnungenvon BALMER im KGdeA.<br />
3 Protokoll des Regierungsrates, 28.Sept. 1948, Nr. 436 (KtA,Ci, 117) mit BerichtüberKantonsratssitzung<br />
vom 20.Sept. 1948: «Schenkung der Sakristei an die Gemeinde Herisau. Beschluß: Er<br />
mächtigung und Einladung desGrundbuchamtes zur Eintragung insGrundbuch.» - Laut Schenkungsvertrag<br />
sollten die Renovationskosten von 1499 Fr. 25 Rp. vonder Politischen Gemeindedem Kanton<br />
vergütet werden (a.a.O., 24.Aug. 1948, Nr. 368. Vgl. ebenda, Nr. 912). Der Gemeinderat hatte aber<br />
dieSchenkung davonabhängig gemacht,daß die Evangelische KirchgemeindedieKostenübernehme,<br />
wozu dieseam 12.März die Zustimmunggab (GdeRPr, 18.März 1948, Nr. 8255).<br />
4 PrKRKH, 22.April i960 (Glaserarbeiten) und 26.Aug. i960 (Wandschrank und Wandverkleidung).
REFORMIERTE K IRCHE 8 5<br />
schmückte er mit andern, 1811 beseitigten Köpfen die spätgotische Sakristei bzw.<br />
das alte Landesarchiv (s.u.).<br />
2. Spätgotische Sakristei wohl voti ißi6 bis 1520 bzw. Landesarchiv bis 1811 (Abb. 59). Sie<br />
ist als schlanker, hoher Anbau mit Pultdach an gleicher Stelle wie die bestehende<br />
Sakristei auf einer 1794 datierten lavierten Federzeichnung von JOHANNES H ÄDENER<br />
abgebildet 1 . I m Estrich der heutigen Sakristei von 1811 sind Größe, Dach- und<br />
Gewölbeform ablesbar an der Begrenzung durch den ehemaligen Außenverputz der<br />
Chornordwand,am Wasserschlagfür den Dachansatz, der ebenda parallel unterdem<br />
jetzigen verläuft,an Dachschrägen zu einer Kehle zwischen Sakristei- und Querdach<br />
ähnlich der heutigen undan den weißverputzten spitzbogigen Schildmauern, zwei an<br />
der nördlichen Chorwand undje eine an der südlichen Turm- sowie an der westlichen<br />
Zwischenmauer. Fünf wuchtige Kragsteine an der nördlichen Chorwand trugen<br />
offenbar einen Streifbalken zur Befestigung des Dachstuhls. Zahlreiche Balkenlöcher<br />
mit verkohlten Hölzern erinnern an die Brandkatastrophen von 1559 oder 1606. -<br />
Diese Sakristei war mit ungefähr5 x 3 m Grundfläche bedeutend kleiner als die<br />
bestehende und im gesamten weniger hoch, übertraf aber mit ihren zwei quadratischen<br />
Gewölbejochen die Höhe des jetzigen Sakristeiraums. Dabei bildete das<br />
westliche Joch nur einen Teilraum zwischen Turm und Chorwand und über dem<br />
darunterliegenden Turmzugang und öffnete sich scheinbar als «erstes Stockwerk»<br />
auf den vom östlichen Joch überwölbten hohen Sakristeiraum 2 . Er war geschmückt<br />
mit mehreren in Stein gehauenen Köpfen. Der im Gewölbescheitel der bestehenden<br />
Sakristei wiederverwendete Kopf «stuhnd in einem Eck» 3 .<br />
Ausstattung der Kirche<br />
1. Die ehemaligen Altäre. Siehe auch kirchliche Verhältnisse, S. 31 f.<br />
Hauptaltar. Ein Altar des Heiligen Erlösers, seit 907 einigemal bezeugt 4 , wird infolge<br />
Patroziniumswechsels dem hl. Laurentius geweiht, der 1415 als Kirchenpatron zum<br />
ersten Male erwähnt wird, und erhält zwischen 1509 und 1520 zahlreiche Zuwendungen<br />
an Kerzen und Geld 5 .<br />
Nebenaltäre. Infolge Vermehrung von Pfrundstellen für Hilfsgeistliche wurden in<br />
der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts neue Altäre errichtet. Im Bauvertrag von<br />
1516 sind vier Altäre «mit Altarsteinen» von «gehauen Steinen» ohne jenen in der<br />
1 Bilddokument Ag.<br />
2 Der 1518 datierteTurmeingang und der daneben befindliche Sakristeieingang vom Chor her sind<br />
nur verständlich, wenn die jetzige Trennmauer zwischen demGangzum Turmerdgeschoß und der<br />
Sakristei von Anfanganbestand. - FISCH, Manuskript, S.46: «...sodaß dieim ersten Stokwerk sich<br />
befundenen SchriftenderVermoderung ausgesetzt waren...»<br />
3 Der selbst zur Bauaufsicht mitverordnete damalige Landsfähnrich JOHANNES FISCH bemerkt bei<br />
der Beschreibung des Neubaus ebenda: «Inder Mitte des Gewölbesim Schlußstein triftmaneinen<br />
Kopfan als ein Überbleibsel des Alterthumsvonder Zeitherda i nderGegend alles katholisch war!<br />
Dieser stuhndimalten Archiv in einem Eck, welches in denen damaligen Zeiten eine Cappellemag<br />
gewesen seyn!Undauch sohatmanmehrere Köpfein Stein gehauen weggeschaft!»<br />
4 UBSG 750, 758, 759. - AUB 10, 13, 14. - Im J ahre950 ist lautUBSG 802 bzw.AUB 17 ausdrücklich<br />
von einem einzigen Altar die Rede.<br />
5 PrKr,S.2-72, ofterwähnt, meistens zusammenmit St.Anna, wobeinatürlich in erster Linie die<br />
aufden betreffenden Altar gestiftete Pfründe gemeint ist.
86 HERISAU<br />
Abb. 60. Herisau. Reformierte Kirche. Spätbarocke Stuckmarmorkanzelvon Andreas Moosbrugger,<br />
1782, u nd sandsteinerne Kanzeltreppe m it geschmiedetem, teilweise vergoldetem Rokokogeländer<br />
aus derselben Zeit. - Text S.71 und 87.<br />
Seitenkapelle vorgesehen 1 . Neben dem bereits angeführten Laurentiusaltar waren es<br />
folgende: a) Altar St. Johannes und Paulus, Märtyrer, mit darauf 1460 gestifteter Frühmeßpfründe.<br />
- b) St.-Anna-Altar. Seit 1488 ist ein solcher als «in der Pfarrkirche zu<br />
Herisow befindlich» 2 und seit 1508 in Verbindung mit einer Kaplanei bezeugt 3 .<br />
Im Neubau von 1516 bis 1520 wurde dieser Altar vermutlich in der Seitenkapelle<br />
errichtet, die mitdem in den Protokollen der Kirchenrechnungen 1518-1520 erwähnten<br />
St.-Anna-Bau identisch sein dürfte und für dessen Wiederherstellung und Ausstattung<br />
Papst Julius II. schon 1512 einen Ablaß erteilt hatte 4 . Aus dem Wortlaut<br />
1 Punkt 7 u nd 8 des ersten Teils.<br />
2 EbAFr, cod. 109, Fol. i94 r : (1488) «die x m<br />
octobris date sunt. Ind.decanoin Sto Gallo adaltare<br />
ste Anne in eccleäparochj in Heruow siLurn adannum.» Gleicher Eintrag ebenda, Fol. 2i7 r , 17. Okt. 1492.<br />
Ebenda, cod. 110, Fol. I94 r , 7.Okt. 1518: «data est licentia celebrandi in a ra mobili super altari<br />
s. Anne sito in Ecclea p roch Herisow ad annum.»<br />
3 Siehe Anmerkungenzu St.-Anna-Kaplaneiund -Pfründe unter kirchliche Verhältnisse, S. 31.<br />
4 Vatikanisches Archiv,Regesten 981, Fol. 127 (Photokopie im KdmA). Übersetzt und abgedruckt,<br />
aber abwegig interpretiert in:AJB 1894, S. 110-112,
REFORMIERTE K IRCHE 87<br />
des Ablasses zu schließen hätte auch die Seitenkapelle St.Anna in der vorausgehenden<br />
Kirche eine Vorläuferin gehabt. Nirgends ist aber eine St.-Annen-Kapelle in Niederfeld,<br />
Gde Schwellbrunn, verbürgt 1 . - c) St.-Sebastians-Altar. Dieser ist nur aus den<br />
an die gleichnamige Pfründe gespendeten und zwischen 1515 und 1520 im Protokoll<br />
der Kirchenrechnungen vermerkten Gaben an Kerzen oder Geld zu erschließen 2 ,<br />
aber zu unterscheiden vom «Bild zu Wilen». - d) St.-Verena-Altar (?). Dieser Titel<br />
ist nur einmal und sehr unsicher bezeugt. Noch 1603 wird in den Synodalprotokollen<br />
das Vorhandensein von Altären beanstandet 3 . Deren Entfernung erfolgte vermutlich<br />
um 1613 4 .<br />
2. Kanzel. GESCHICHTLICHES. Die Kanzel der mittelalterlichen Kirche mußte laut<br />
Vertrag von 1516 in der neuen Kirche wieder verwendet werden 5 . Diese überdauerte<br />
kaum den Brand von 1559 oder 1606. Bis 1782 befand sich die Kanzel an der südlichen<br />
Langhauswand 6 . Gemäß Beschluß einer außerordentlichen Kirchhöre vom S.Mai<br />
1782 wurde die neue, dem Stukkateur ANDREAS MOOSBRUGGER in Auftrag gegebene<br />
Kanzelam südlichen Pfeiler des Chorbogens befestigt, wo sie sich noch befindet (vgl.<br />
Baugeschichte, S. 70f.). - BESCHREIBUNG (Abb. 36,60). Weißgrau bis schwarz gesprenkelte<br />
Stuckmarmorkanzel, an der sich dunkle Rahmen-, Gesims- und Konsolprofile,<br />
besonders am konkav-konvex gebauchten Korb, von den erhöhten, eingeschweiften<br />
Füllungen abheben. Dieser ist sechsseitig, dochim Grundriß unregelmäßig, indem er<br />
seitlich zum ebenfalls stuckierten Eingang hin zu einer Tribüne erweitert ist. Der<br />
ebenfalls polygonale und geschweifte, jedochim Grundriß symmetrische Schalldeckel<br />
wächst mit dem beinahe flachen Dach in einen Schaft mit Kapitell empor, das eine<br />
symmetrische Ziervase mit vergoldeten Blättern trägt. Lesepult mit prachtvollem<br />
Träger in Gestalt eines getriebenen, feuervergoldeten und mit Blumen geschmückten<br />
Füllhorns. Hinter dem Chorbogenpfeiler die sandsteinerne, gekrümmte Kanzeltreppe<br />
mit geschweiften und profilierten Wangen. Daran reiches, geschmiedetes<br />
Geländer mit C-förmig geschwungenen oder gebrochenen Stäben, die mit mattvergoldeten<br />
Rocaillen besetzt und in die ebenfalls mattvergoldete, aus einem Füllhorn<br />
herauswachsende Blumenranken verflochten sind.<br />
3. Taufstein. GESCHICHTLICHES. I m Vertrag von 1516 wurde die Versetzung des<br />
bisherigen Taufsteins gefordert 7 , nach dem Brand von 1606 von der Stadt St. Gallen<br />
ein neuer gestiftet 8 , 1782 der bestehende zusammen mit der Kanzel durch den Stukkateur<br />
ANDREAS MOOSBRUGGER um 30 Louisdor geschaffen (Baugeschichte, S. 71).<br />
1959/60 wurde er von seinem Platz in der Mitte vor den Chorstufen an die heutige<br />
1 Eine solche nehmenan SCHÄFER, Materialien 1813, S. 170, G. BÜCHLER, Versuchfür eine Geschichtefür<br />
dieGemeinde Schwellbrunn, Ms. 1848, S.4,und EUGSTER, Herisau, S. 140.Im Anschluß<br />
an diese berichten es als Tatsache NÜSCHELER, Gotteshäuser II, 1, S. 147, und GAUDY II, S. 88.<br />
2 PrKr, S. 85: «..an sant bastiun kerzen», ebenda: «1 ticken blaphartansant bastiun», S. 125<br />
(1520):«ansant bastiun».<br />
3 ROTACH, Herisau, S.316.<br />
4 Vgl. BAUMANN, S. 30: 1613 verlangteder ZweifacheLandrat die Beseitigung derausderZeit des<br />
alten Glaubens übriggebliebenen ZeichenundGebräuche.<br />
5 Punkt 7 des ersten Teils; «..unddas Predighüsli wieder inzumachen.»<br />
6 FISCH, Manuskript, S. 108: «..die Kanzel, welche aufder Mittag Seite gestanden..»<br />
7 Punkt 7 des ersten Teils: «..undden Taufstein änderstzu setzen.»<br />
8 WALSER, S. 577.
88 HERISAU<br />
Abb.6i u nd 62. Herisau. Reformierte Kirche. Abendmahlskelch, u m 1640-1650, von Christoph<br />
Laminit, Memmingen. - Abendmahlskelch, zweite Hälfte 17. Jahrhundert. —T ext S. 89.<br />
Stelle im Chor versetzt 1 . - BESCHREIBUNG.H . mit nußbaumenem Deckel 97 cm, ohne<br />
94 cm. Becherförmiger Aufbau aus weißgrau bis schwarzem Stuckmarmor mit quadratischem<br />
Fuß und zylindrischem Schaft, der in achtseitige leicht geschweifte Schale<br />
übergeht (siehe auf Abb. 18, 36, 49 und 50).<br />
4. Bestuhlung. Diese wurde 1783 2 , 1906 3 und 1959/60 4 vollständig neu geschaffen<br />
bis auf einen im Chor untergebrachten Pfarrstuhl aus Nußbaumholz im Rokokostil<br />
mit geschwungener Armlehne, Schweifwerkgiebel und -füllung an der Rückwand,<br />
wohl von 1782/83.<br />
5. Orgel. Eine erste Orgel wurde 1879 auf Betreiben der Mittwochgesellschaft mit<br />
freiwilligen Spenden angeschafft und durch den Orgelbauer KUHN, Männedorf, mit<br />
neugotischem Prospekt im Chor erstellt 5 (Abb. 49). i960 Bau einer ganz neuen Orgel<br />
auf der Westempore mit neuzeitlichem Prospekt durch die nämliche Firma THEODOR<br />
KUHN, nach der Disposition von KARL MATTHEI, Winterthur, bzw. ERNST SGHIESS,<br />
Bern 6 .<br />
1 Vgl. Plan Nr. 1017, 01, 35, von MAX ROHNER vom 21.Jan. 1957.<br />
2 PrVKH, 7.Mai 1783 (vgl. Alte Urkunden, S. 164^): Die StuhlungimChorwar fast vollendet,<br />
deren FortsetzungimLanghausund aufden Emporen wurdemit fast einhelligem Mehr denHerren<br />
Vorgesetzten überlassen.<br />
3 Geschäftsordnung GdeVH, 7.Mai 1905, S. 125f.: «... die seitdemJahre 1782 bestehende Kirchenbestuhlung»,<br />
die «eine unschöneund höchst unbequeme ist», wirddurch neue ersetzt.<br />
4 PrKRKH, 22. April i960: Beschluß einer vollständigen Neubestuhlungim Gegensatz zuder in<br />
der Geschäftsordnung UGdeH, 6.jJ.Dez. 1958, S. 10, vorgesehenen Umgestaltung.<br />
5 RPr, 18. Juni, 13. und 23. Sept. 1878 und 7.Dez. 1879 (letzte Sitzung betraf Einweihung und<br />
Übergabean die Einwohnergemeinde als Eigentum). - PrGdeV, 13.Okt. 1878: Beschluß, die Orgel<br />
als Geschenk anzunehmenund imChor aufstellenzu lassen.<br />
6 Geschäftsordnung U GdeH, 6.1 J.Dez. 1958. - PrKRKH, 20.März 1959 (Auftrag a n T H. KUHN<br />
AG, Männedorf). Zum Orgelprospekt,ebenda,9.Juni und 26. Aug. i960. - Zu K. MATTHÄEI, ebenda,<br />
10.Dez. 1956. - ZuE. SCHIESS als Nachfolger des verstorbenen MATTHÄEI, ebenda, 11.März i960.
I<br />
REFORMIERTE K IRCHE 8 9<br />
Abb.63 u nd 64. Herisau. Reformierte Kirche. Als Taufschüssel benutzte profane Suppenschüssel aus<br />
Silber, vermutlich von Jakob Waremberger, Augsburg, im Regencestil,u m 1740. - Glockenförmige<br />
Abendmahlskanne aus Zinn,u m 1690. - Text S.90.<br />
Kirchliche Gefäße<br />
Ahendmahlsgefäße. 1. Becher, Silber, vergoldet, H. 17 cm. Beschauzeichen Memmingen<br />
(R 3 3392), MeisterG L (R3 3398) = CHRISTOPH LAMINIT (zwischen 1616<br />
und 1650 erwähnt) 1 (Abb. 61). Eibecherförmig, abgesehen vom obern Rand ganz<br />
mit Knorpelwerk in Treib- und Ziselierarbeit geschmückt, schlanker Gußknauf mit<br />
sechs runden Buckeln, kleiner runder Fuß, dessen Wölbung mit Kymationfries belegt<br />
ist.U m 1640-1650. - 2. Becher, Silber, vergoldet, H. 17 cm. Keine Zeichen mehr. Er<br />
ist als Gegenstück zum vorgenannten Becher wohl bald darnach in gedrungeneren<br />
Formen geschaffen und wie jener 1699 zusammen mit einem dritten, neu verfertigten<br />
(nicht mehr vorhandenen) der Kirche geschenkt worden 2 (Abb. 62). - 3. Brotteller,<br />
Silber, Dm. 39,4 cm. Beschau Augsburg (nahe verwandt R3 226, 229, 232)<br />
1720-1735, Meister Rg 864 = ? JAKOB WAREMBERGER (Warnberger?), tätig 1713 bis<br />
1758. Im Regencestil, mit geschweiftem Profilrand, begleitet von vier gleichen<br />
exotischen Genrebildern, Adlern zwischen Bandelwerk und vier kreisrunden Medaillons,<br />
mit allegorischen Köpfen die Jahreszeiten darstellend, aufgeätztem Netzwerk.<br />
Innenseits am Boden die Stifterinschrift in Antiqua und Datum: «DISE BLATEN SAMT<br />
EINER SILBERNEN SCHÜSLEN WÄGEN 3 04 LOTH. IST BEI ANLAS DEM ABSTERBEN DES<br />
HERREN HAUBTMAN JOHAN JACOB z ÖLPER VON DESEN hinderlascnen (kursivam Rande)<br />
1 BeiR, 3398 nicht aufgelöst, jedoch von DORA FANNY RITTMEYER identifiziert in; Die Goldschmiede<br />
und die Kirchenschätzeinder Stadt Wil, 103. NblSG (1963), S. 47, b, 12. Vgl. dazu Buckelpokalim<br />
MuseumZug (KdmZug II, S. 553).<br />
2 AlteUrkunden, S. 149: «2 Kelchzum GebrauchdesNachtmalswerden geschenktund ein dritter<br />
angeschafft. 1699 den 6. Decernbris wegen Herr Johannes Groben und Frau Cammerer Elisabeth<br />
Zollikoferin sei. Gedächtnusvermachtan die Kirchen Kelch ist erkennt:daß man dendrittenmachen<br />
lassen... solle.» Möglicherweise handelt es sich beiNr. 2u m den 1699 angeschafften. Die drei neuesten<br />
«Abendmahlsbecher» wurden laut Jahresrechnung der Gde 1873/74,S. 35,zum Preis von 346 Fr. 5 Rp.<br />
angeschafft.
9 0 HERISAU<br />
FRAU UND KINDEREN DER KIRCHEN ZU EINEM ANGEDENGKEN VEREHRT WORDEN DEN<br />
18. Mey1785.- 4. Fünf gleiche Weinkannen, Zinn,H. 42 cm (leicht variierend).<br />
Marke St.Gallen « G 10», Meisterzeichen des JOACHIM SGHIRMER I, 1637-1697<br />
(BOSSARD I, Nrn. 266-268, II, S. 147), Bodenrosette (BOSSARD I, Nr. 329). Glockenkannen<br />
mit Tragring und Bajonettverschluß, sechskantigem Schnabel und Klappdeckel<br />
(fehlt bei zwei Kannen). Auf oberem Wulstband schräg aufgelöteter Spitzschild<br />
mit eingraviertem Herisauer Wappenbären (seitenverkehrt) zwischen V undR.<br />
Um 1690 2 (Abb. 64).<br />
Taufschüssel. Silber, innen vergoldet, H. mit Deckel 35,5 cm, ohne 17 cm. Beschau<br />
und Meister genau wie bei Brotteller oben Nr. 3. In dessen Stifterinschrift ist die<br />
Schüssel auch ausdrücklich miterwähnt. Ursprünglich profane (fürstliche?) Suppenschüssel<br />
in gleichem, nur noch reicherm Stil und Dekor wie der Teller, mit geätzten<br />
und ziselierten Szenen, wovon zwei auf dem Teller nicht vorkommen. Die Medaillons<br />
auf der gebauchten Wandung und auf dem Deckelrand sind mit Köpfen nach antiken<br />
Vorbildern versehen, die Volutengriffe über plastischen Frauenköpfen, die aus Rollwerkkartuschen<br />
heraustreten, mit beweglichen Henkeln. An Fuß, Deckelbug und<br />
-knäufen Stäbe aus Lanzettblättern und Lambrequins mit Bandelwerk (Abb. 63).<br />
Glocken<br />
GESCHICHTLICHES.Im Jahre 1506 wurde von HANS LAMPRECHT, Schaffhausen, eine<br />
fünfzig alte Zentner schwere Glocke gegossen 3 . 1559 besorgte nach dem Brande<br />
Landammann Meggeli in Zürich den Guß fünf neuer Glocken von 50, 25, T-2 i I 2 ,<br />
5 und r 1 / 2 alten Zentner um den Preis von 689 Gulden und 5 Batzen 4 . 1592 goß<br />
PETER VI. FÜSSLI, Zürich, eine neue Glocke von 56 alten Zentner 5 . Im Brand von<br />
1606 konnten die Glocken mit knapper Not gerettet werden 6 . 1641 goß THEODOSIUS<br />
ERNST von Lindau die zweitgrößte Glocke von 1559 neu 7 , und 1679 wurde die größte<br />
1 Zu J.J. ZÖLPER, gest. 1785, siehe Wappenbuch, S.410, und EUGSTER, Herisau, S. 175, 360.<br />
2 Vgl. RITTMEYER und STEINMANN, S. 28, 31 undAbb. 11.<br />
3 KtA, Altes Archiv, 39, 1, «Verzeichnis vonUrkunden,die 1637 inUrnäsch aufgefunden» (Nrn.<br />
42und 62): «Betrifftdie verdingung. Sohoubtleüthundräthund die gmeinen gmeindtsgnossen zu<br />
Herisowdem meister HansLamprechtzu Schaffhusen eine gloggen verdingetzu gießen, weliche sol<br />
so schwärsyn als fünfzig zentrier dreyminder older mehr. Alsdaßweder betrugnoch einiche bschyß<br />
gebrucht werde. Siglet Hans am Eggilin, der zit S(chreiber)an Sebastianstagnachder gepurt Christi<br />
gezelt 1506.» - Vgl. ZELLWEGER, G AV I I, S. 328. - PrKr, S.26 (zwischen 1513und 1516); « Jtem<br />
UeliStrüb von Hünenschwil sol j ticken blaphartan die glogen.» («andie glogen»kann Einzahl oder<br />
Mehrzahl sein).<br />
4 ZELLWEGER, GAVIII, 1, S. 415. - NÜSCHELER, Glocken, S. 30, gibt die Gewichte in Pfund genauer<br />
an, jedoch ohne Quellenangabe.Nach ZELLWEGER «befand»,nach NÜSCHELER und EUGSTER,<br />
Glocken, S.VIH, «befindet» sich die kleinste Glocke nochimWaisenhauszu Herisau.O b sie heute<br />
noch existiert, war nichtzu ermitteln.<br />
5 NÜSCHELER, Glocken, S. 30, Nr. 28. Nachdem Gewicht zu schließen, handelte es sichu m die<br />
größtevon 1559.<br />
6 WALSER, S. 577.<br />
7 Laut Glockeninschrift, vollständig wiedergegeben bei NÜSCHELER, Glocken, S.33,Nr. 31 («Weiber-<br />
oder Mittagsglocke»): « Ich ward jung gegossen im 1559 Jahr. Ich ward zerbrochen und neu<br />
gegossen im 1641 Jahr<br />
» (obenam Halsin gotischer Minuskel). Unten am Rand. «..Theodosius<br />
ErnstinLindau hat mich gegossen.Anno 1641.»Ferner war der Herisauer Bär zwischen V und R und<br />
in einem Kranzdaraufangebracht. - Vgl. FISCH, Manuskript, S.48, mit Zeichnung.
REFORMIERTE K IRCHE 9 1<br />
Abb. 65und 66. Herisau.ReformierteKirche. Große, 1756vonFranzAnton GrieshaberausWaldshut<br />
gegossene, 1807 aus dem aufgehobenen Kloster Salem erworbene Glocke. Ausschnitt: WidmungsinschriftAbt<br />
Anselms II.,in derdasChronogramm MDCCLVI enthalten ist. - Gesamtansichtder Gegenseite<br />
mitder Anbetung Gottes durch die Engel. - Text S.gif.<br />
von LEONHARD ERNST aus Lindau in Herisau gegossen 1 . 1767 wurden drei neue von<br />
JOHANN HEINRICH ERNST in Lindau zu den zwei großen Glocken hinzugeschaffen 2 .<br />
1807 wurde die noch vorhandene, 1756 von FRANZ ANTON GRIESHABER aus Waldshut<br />
gegossene große Glocke aus dem aufgehobenen Zisterzienserkloster Salem um 8000<br />
rheinische Gulden gekauft, für die Meister NEF einen neuen Glockenstuhl schuf 3 .<br />
1 NÜSCHELER, Glocken, S. 32, Nr.30 (im Volksmund die «Alte oder Männerglocke»): Obenam<br />
Hals standen dieNamender Landes- und Kirchenbehörden. Untenam K ranz: «...Leonhard Ernst<br />
von Lindau hat mich in Herisow gegossen...Anno 1679.» - Laut FISCH, Manuskript, S. 49, mit gleichem<br />
Wappen versehen wie Nr. 31 laut NÜSCHELER. - WALSER, S. 658: «Den 26. Augstmonat hatmanin<br />
Herisau die schadhafFte größte Glocke umgießen,um etliche Zentner vergrößern,undden 31. Augstmonat<br />
wieder aufziehen lassen. Sie ist nuninden äußern Rooden die größte.» - Vgl. dazu BISCHOFF-<br />
BERGER, S. 4 56.<br />
2 NÜSCHELER, Glocken, S. 33F., Nrn. 32, 33 V u n d VI . Nr. 32 («Betglocke»):«Johann Heinrich Ernst<br />
goß mich in Lindau 1767.» Ferner standen die Namen von Behörden und zwei Pfarrern darauf. -<br />
Nr.33 v («Kinderglocke»)und Nr. 33 VI («Vesperglocke») warenlaut FISCH, Manuskript, S. 48, ganz<br />
gleich wie Nr. 32 bezeichnetund trugendas HerisauerWappen, beiwelchemlaut NÜSCHELER, Nr. 33 V ,<br />
stand: «Gemeinde Herisau». Laut Kirchenrechnungen 1767 wog die erste 24 Zentner 4 Pfund, die<br />
zweite 9 Zentner 51 Pfund, die dritte 4 Zentner 93 Pfund, zusammen38 Zentner58 Pfund. Sie kosteten<br />
fl. 1600.-. L aut Kirchenrechnungen 1768 bekamen die Gesellen von «Johann Heinrich Ernst, in<br />
Lindau Stucks- u nd Gloggengießer, wegen denen vor einem Jahr verfertigten drey Gloggen» ein<br />
Trinkgeld.<br />
3 NÜSCHELER, Glocken,S. 31 f.,Nr. 29,undS. 34,Nr. 34. - FISCH, Manuskript, S. 47,49f. AlteUrkunden,<br />
S. 250-253. Fliegende Blätter, Fol. 13-15.
92 HERISAU<br />
Die übrigen fünf Glocken wurden 1870 von JAKOB K ELLER, Zürich, umgegossen und<br />
am 17. September 1871 eingeläutet 1 .<br />
Literatur. AUGUST EUGSTER, Die Glocken von Herisau. Historische Beschreibung, Herisau 1872. -<br />
ALBERT KLÄGER, in:A K 1950 undAJB 1955, 83.Heft,S. YF. - NÜSCHELER, Glocken. - ZELLWEGER,<br />
GAV II, S. 328, und III, 1, S. 415.<br />
Quellen. GdeA Herisau: Alte Urkunden, S.250-253. - FISCH, Manuskript, S.47-50. Fliegende Blätter,<br />
Fol. 13-15. Kirchenrechnungenvom Jahr 1767und 1768. Protokollder Glockenkommission 1870/71. -<br />
KtAH, «Altes Archiv», 39, 1, «Verzeichnisvon Urkunden, die 1637 in Urnäsch aufgefunden», Nrn. 42<br />
und 62.<br />
BESCHREIBUNG, I. Dm. 218 cm, H . 177 cm, Gewicht 9120 kg 2 , Ton G 3 . Krone<br />
mit den von Engeln flankierten Aposteln Petrus und Paulus und vier Evangelisten.<br />
Halsumschrift (wie übrige Inschriften) in Antiqua zwischen zwei mit Putten besetzten<br />
Rocaillenfriesen: «(jEA.NOPÜUQ» (sie) DEO HOMINI, FILIO DEI D EO D E DEO, FILIO<br />
HOMINIS E X MARIA viRGiNE, DEO NOSTRO JESU CHRISTO.» 4 . An der Flanke vier prächtige<br />
große Reliefs mit den Darstellungen: a) Anbetung der Drei Könige. - b) (gegenüber)<br />
Der Gekreuzigte zwischen den Schächern mit Maria und Johannes. - c) Anbetung<br />
Gottes, der als Auge im Dreieck (Dreifaltigkeit) dargestellt ist. Darunter Spruchband<br />
mit: «SANCTUS ! SANCTUS! SANCTUS!». - d) Medaillon mit sitzendem Papst, in<br />
Spruchband bezeichnet: «BENEDICTUS XIV. P.P.O.M.» Darunter links das fürstäbtliche<br />
Wappen des Abtes Anselm II. von Salem, rechts das der Zisterzienserabtei selbst 5 ,<br />
umflattert von Spruchband mit Widmung an den menschgewordenen Gott, die<br />
Ghronogramm für 1756 enthält: « HANGDEO INGARNATO ANSELMVS. » Unter den vier<br />
Reliefs umlaufender Groteskenfries, an dessen obern Saum zwischen Kreuzigung und<br />
Dreifaltigkeit: «FRANCISCUS ANTONIUS GRIESHABER ME FECIT.» Am Schlagkranz in<br />
einer obern Zeile: «IN PRINCIPIO ERAT VERBUM, & VERBUM ERAT APUD DEUM, & DEUS<br />
ERAT VERBUM. HOC E RAT IN PRINCIPIO APUD DEUM. OMNIA P ER IPSUM FACTA SUNT, &<br />
SINE IPSO FACTUM EST NIHIL, QUOD FACTUM EST.» In der untern Zeile: «IN MUNDO<br />
ERAT, & MUNDUS PER IPSUM FACTUS EST. ET VERBUM CARO FACTUM EST & HABITAVIT IN<br />
NOBIS, & VIDIMUS GLORIAM EIUS, GLORIAM OUASI UNIGENITI A PATRE, PLENUM GRATIAE<br />
ET VERiTATis.» 6 (Abb. 65, 66). Am Glockenjoch ostseits rechts Datum «MDCCCVII»,<br />
links die Initialen «BH» (oben), « HUSH» (unten), westseits rechts «H» (oben),<br />
1 NÜSCHELER, Glocken, S. 34F. Protokollder Glockenkommission 1870/71:A m 17. Sept. 1871 wurdendie<br />
Glocken eingeläutet. Ebenda, Abschrift des Vertrags mit J. KELLER vom 20. Okt. 1870. Laut<br />
Jahresrechnung der Gde 1870/71, S. 39-43:Kosten für die Glocken allein, 15528 Pfund ä 1 Fr.50 Rp.,<br />
23292 Fr. GesamtkostennachAbzug des Metallsder fünf alten Glocken: 12056 Fr.43 Rp.<br />
2 Gewicht laut Kläger in:AJB 1955, S. 7. - FISCH, Manuskript, S. 47, gibt ca. 160 Zentner an. -<br />
Vgl. NÜSCHELER, Glocken, S. 31. - EUGSTER, Glocken, S.IIIundX: 160 alte, 190 neue Zentner.<br />
3 Im Protokoll der Glockenkommission von 1870/71 einigemal erwähnt;inder darin enthaltenen<br />
Abschrift des Vertrags vom 20. Okt. 1870: Die große Glocke desalten Geläutes, «welche fast genau dem<br />
Tone G der Pariser Stimmung entspricht.» - EUGSTER, Glocken,S. IX: «welche fast genau dem Ton G<br />
entspricht.»Überdas Akkordverhältniszu denneuen Glocken siehe unten.<br />
4 Übersetzung: Dem Gottmenschen (griechischund lateinisch), Gottes Sohn, Gott von Gott, dem<br />
Menschensohn von Mariader Jungfrau, unserm GottHerrn Jesus Christus.<br />
5 Vgl.Die Kunstdenkmäler desGroßherzogthums Baden, i.Band,Die Kunstdenkmäler des Kreises<br />
Konstanz, bearbeitet von FR.X. KRAUS, Freiburg i.Br. 1887, S.572-574;zuAnselm II. Schwab aus<br />
Füßen ebenda, S. 56of. - D a die Bildhauer JOSEF ANTON FEICHTMAYER und GEORG DIRR für AnselmII.<br />
in Birnau und DIRRspäter in Salem tätig waren, müssenin dieserRichtung,vor allembei FEICHTMAYER,<br />
Entwurfund Modell für die Glockenreliefs gesucht werden.<br />
6 Evangelium desJohannes 1, 1-3.10.14.
FRIEDHOF 93<br />
«HPLH» (unten), links « H» (oben), «MSGHI.ST» (unten). Würdigung:<br />
Diese<br />
schönste und reichste Glocke des Kantons, für deren Reliefs wohl JOSEF ANTON<br />
FEIGHTMAYER die Modelle schuf, gilt als GRIESHABERS Hauptwerk 1 . - 2. Dm.<br />
179 cm, 3460 kg, Ton H 2 . An der Krone Männerfratzen. An der Flanke Antiquainschrift:<br />
« EHRE SEI GOTT IN DER HOEHE UND FRIEDE AUF ERDEN, AN DEN MENSCHEN<br />
EIN WOHLGEFALLEN» und Hcrisauer Wappen zwischen Eichen- und Lorbeerzweig,<br />
darüber die Ziffer II. Am Schlagkranz in Antiqua: «GEGOSSEN VON JAKOB KELLER IN<br />
ZURIGH ANNO 1871» Bordüre aus neubarocken Frucht- und Blumengehängen a m<br />
Hals, aus Eichenlaub a m Kranz. Geflügelter Engelskopf über Flankeninschrift,<br />
darunter kleine Blumenzierat. - Die vier übrigen Glocken, numeriert III-VI, besitzen<br />
gleiche Kronen, das gleiche Wappen und gleiche Gießerinschrift. - 3. Dm. 147 cm,<br />
2015 kg, Ton D. Flankeninschrift: «SELIG SIND, DIE GOTTES W ORT HÖREN UND BEWAH<br />
REN. SELIG SIND DIE TODTEN, DIE IN DEM HERRN STERBEN.» Bordüre am Hals aus<br />
Rocaillen,am Kranz aus stilisiertem Distellaub. - 4. Dm. 117 cm, 1032 kg, Ton Fis.<br />
Flankeninschrift: «GNADE SEI MIT EUCH UND FRIEDE VON GOTT VATER UND UNSERM<br />
HERRN JESU CHRISTO, A MEN.» Am Hals Wellenranke aus Weinlaub, a m Kranz aus<br />
neugotischem Distelwerk. - 5. Dm. 1 IG cm, 840 kg, Ton G. Flankeninschrift: «LASSET<br />
DIE KINDLEIN ZU MIR KOMMEN UND WEHRETIHNEN NICHT, DENN SOLCHER IST DAS REICH<br />
GOTTES.»Am Hals Wellenranke aus neugotischem Distelwerk, am Kranz aus Weinlaub.<br />
Geflügelter Engelskopf über Schrift. - 6. Dm. 87 cm, 417 kg, TonH. Flankeninschrift:<br />
«BEFIEHL DEM HERRN DEINE W EGE UND HOFFE AUF IHN, ER WIRD ES WOHL<br />
MACHEN. » Am Hals Bordüre mit Eichenzweigen, am Kranz aus Akanthuslaub.<br />
EHEMALIGER F RIEDHOF UND B EINHAUS (ALTES Z EUGHAUS)<br />
Ob die frühmittelalterliche, 907 bezeugte Kirche in einer bestehenden Begräbnisanlage<br />
errichtet worden ist oder eine solche als integrierender Teil der Kirchengründung<br />
folgte, konnte angesichts der stark verworfenen, mit Skeletteilen durchsetzten<br />
Erde anläßlich der Ausgrabungen von 1959/60 nicht entschieden werden. Schon 1811<br />
war man beim Graben der Fundamente für das neue «Standesarchiv», die jetzige<br />
Sakristei (siehe S.83f.), an der Nordostecke in sechs Schuh Tiefe auf « allda gelegene<br />
Todtengerippe» gestoßen 3 . Zum Bild des ehemaligen Friedhofs gehörte außer der<br />
weiter als heute in den Obstmarkt ausgreifenden und bei der Südwestflanke von störenden<br />
Zweckbauten unterbrochenen Mauerumfriedung vor allem das in der ersten<br />
Hälfte des 16. Jahrhunderts mehrmals bezeugte, mit eigens verwaltetem «Licht»<br />
1 Mitteilungvon Frau SIGRID THURM, Bearbeiterindes Deutschen Glockenatlas. - Z u FEIGHTMAYER<br />
siehe S. 92, Anm. 5.<br />
2 Die Gewichte derfünf neuen Glocken laut Protokoll der Glockenkommission, «Abwicklung der<br />
Glockenangelegenheit», Oktober 1871: «Die unmittelbar vorher laut Waagschein bei Escher-Wyß &<br />
Co Constatierten Gewichte waren folgende:...» (in P fund angegeben). - Die Tonhöhen ebenda im<br />
Vertragvom 20. Okt. 1870. Betreffs d erAkkordewird hinsichtlich der alten G-Glocke folgende Regelung<br />
vorgesehen: «Mitder vorhandenen großen Glocke sollen die 4 neuen Glocken H D G & H den<br />
reinenG-Dur Akkord, — & ohne die vorhandene Glocke die 4 neuenGlocken H D Fis & H den genauen<br />
H-Moll Akkord bilden.» - Vgl. EUGSTER, Glocken, S.IXf. Die Inschriften der neuenGlocken stimmen<br />
mitden im Protokollvom 15. Dez. 1870 vorgesehenennicht vollkommen wörtlich überein. - Auch nicht<br />
diejenigen bei NÜSGHELER, Glocken, S. 35.<br />
3 FISCH, Manuskript, S. 46.
9 4 HERISAU<br />
ausgestattete, aber wohl schon ältere Beinhaus (siehe kirchliche Verhältnisse, S. 32).<br />
Nach WALSER (S. 585) wurden 1615 die Gebeine daraus entfernt und im Friedhof<br />
beigesetzt, ebenso wie in Urnäsch, Hundwil, Gais und Trogen. Darnach diente es als<br />
Zeughaus des Landesteils hinter der Sitter bis zu seinem Abbruch Ende Januar 1810<br />
Einem Gesuch der Kirchhöre, «das im Kirchhof befindliche Zeughaus» 2 , «das<br />
ursprünglich ein Beinhaus und Capelle war» 3 , wegzuräumen, da der Begräbnisplatz<br />
längst zu klein geworden war, wurde vondemam 5. Oktober 1809 in Trogen tagenden<br />
Großen Rat unter der Bedingung entsprochen, daß die Gemeinde auf eigene Kosten<br />
ein neues, größeres an anderer Stelle erbaue,an dessen Mehrkosten der Landessäckel<br />
110 Gulden spende 4 . Lage und äußere Gestalt des Beinhauses bzw. Zeughauses von<br />
Süden hat erstmals Jon. ULRICH SGHELLENBERG in seiner Federzeichnung für HERR<br />
LIBERGER (der leicht schematisierte) 1757 festgehalten (Abb. 20). Mehr von Südosten,<br />
von der Steinegg aus, zeichnete es 1795 ebenfalls sehr genau Jon. JAKOB BIEDER<br />
MANN 5 (Abb. 67). Darnach lag der hohe, zweigeschossige Bau (mit Kapelle oben<br />
1 KtA,H6, 1, S. 27. - FISCH, ebenda, S. 45.<br />
2 FISCH, S. 45.<br />
3 SCHÄFER, Materialien 1811, S. 103.<br />
4 Protokoll des Großen Rates, 5. Okt. 1809 (KtA, Ba, 2) undvor allem KtA,H6, 1, S. 27. - Vgl.<br />
FISCH, Manuskript, S.45 (Irrtum inOrtundZeit der Ratsversammlung).<br />
5 BilddokumenteA4 und 10. Weniger exakt ist die Radierung von BIEDERMANN, vor allem auch<br />
jenevon MAYR und THOMANN (A7).<br />
Abb. 67. Herisau. Reformierte Kirche mit dem ehemaligen Beinhaus nordöstlich neben dem Chor,<br />
das biszu seinemAbbruch 181 o als Zeughausvon Appenzell Außerrhoden diente. Bleistiftzeichnung,<br />
1795 datiert, von Johann Jakob Biedermann, im Kunstmuseum Winterthur (Ausschnitt). - Text<br />
S.40, 75und oben.
FRIEDHOF<br />
95<br />
Abb. 68. Herisau. Reformierte Kirche mit dem 1835 geräumten Friedhof und den bis 1843 stehengebliebenen<br />
Friedhofmauern sowie mitden Häusernam Obstmarkt von Osten. Aquarellim Gemeindehaus.<br />
- Text S.43, 96und 141.<br />
und Gebeinkammer unten?) an der Nordostflanke des Chors parallel zur Kirchenachse,<br />
ein Rechteckbau mit dreiseitigem Chorabschluß unter hier abgewalmtem<br />
Satteldach, einer rundbogigenTür an der Südwand gegen Osten, zwei rundbogigen,<br />
gekuppelten Fenstern unmittelbar unter der Traufe und zwei Fensterchen übereinanderam<br />
Chorscheitel, eines in gleicher Höhe wie die südlichen, eines wenig über<br />
dem Erdboden, ebenfalls ein Hinweis auf einen Gruftraum. Die Friedhofmauer, bei<br />
MERIAN 1642 erstmals und, wenn auch schematisch, doch wenigstens mit den sonst<br />
nirgends vollständig zu sehenden, oben erwähnten Zweckbauten, der «Mezig» (den<br />
Metzgerbänken) und dem Spritzenhaus in der südlichen Flucht der Westmauer abgebildet,<br />
umfaßte nach J. U. SCHELLENBERGS Federzeichnung jedenfalls schon im<br />
18. Jahrhundert die östliche Böschung und griff über das Areal der modernen Straße<br />
in den heutigen Obstmarkt hinein. Zu diesem herab führte vom Kirchplatz laut zeitgenössischer<br />
Schilderung das «Kirchhofgäßle» zwischen «Tannenbaum»und dessen<br />
an der Kirchhofmauer gelegenem «Bauch- oder Waschhaus» 1 hindurch. Dessen in<br />
Aussicht gestellte Beseitigung durch den Besitzer Landmajor Scheuß und dazu eine von<br />
i FISCH, Manuskript, S. 131. Die Lokalisierung der Metzgerbänke «linksan der Kirche», in: Alte<br />
Urkunden, S. 173, steht in Widerspruch zuden sonstigen Angabenundden Ansichten.
9 6 HERISAU<br />
ihm versprochene Summe von 300 Gulden veranlaßte die Kirchhöream 14. Dezember<br />
1787 zum Beschluß, die «Mezger Bank» zu entfernen 1 . Der Beschluß wurde 1790<br />
ausgeführt 2 .In diesem Jahr erzwangen die Bauern auf dem Weg einer außerordentlichen<br />
Kirchhöre vom 7. Juli für alle Zeiten die Entfernung des Spritzenhauses gegen<br />
den Willen der Obrigkeit, die an Ort und Stelle, « das ist vornen an der Kirche, wo<br />
der Pfarrer hineingeht, an dem Platz im Kirchhof», bereits einen Neubau in Angriff<br />
genommen hatte, der «zu 30 Schuh länger und 24 breit abgebunden und zum aufrichten<br />
fertig war» und «bis vor das erste Seitenfenster an der Kirche gegen dem<br />
Oberdorf gekommen wäre.» Viele hatten sich sogar beim Landammann beklagt,<br />
daß «sie die Kirche nicht verbauen lassen, sondern ehender noch mehr Helle als<br />
Dünkle möchten», auch «sei der Kirchhof dem Mesmer schon lange zu klein gewesen.»<br />
3 . Der durch die Beseitigung der drei Gebäude gewonnene Platz wurde zum<br />
Obstmarkt geschlagen 4 , und man beschloß, daß er «zu allen Zeiten offen sein und<br />
bleiben solle. »5. Der Wegfall von Spritzenhaus und Metzgerbänken, von welch<br />
letztem die beiden Federzeichnungen von JOHANNES HÄDENER von 1789 und 1790<br />
einen Teil (samt einem Schinkenan einem Fleischhaken) sehen lassen, riefim gleichen<br />
Jahr der Errichtung eines neuen, bis 1906 bestehenden Vorzeichens (siehe S. 72) und<br />
der Ergänzung der Friedhofmauer in einer Höhe von «6 Schuh» mit einem Eisengeländer<br />
von «circa 2 Schuh» auf Kosten der Gemeinde 6 . Infolge der zunehmenden<br />
Platzknappheit wurde 1818 eine Kommission zur Erweiterung des Friedhofs eingesetzt<br />
7 und nach einer Erneuerung der nördlichen Mauerim Jahre 1832 auf Kirchhörebeschluß<br />
vom 7. Dezember 1834 hin 1835 die Begräbnisstätte nach dem Ebnet<br />
verlegt 8 . Den Anblick des geräumten Friedhofs hält ein zwischen 1835 und 1843<br />
entstandenes Aquarell fest (Abb. 68) 9 . 1843 wurde der Teil gegen den Obstmarkt<br />
ungefähr auf den heutigen Umfang abgetragen und der verbliebene Teil mit einer<br />
Stützmauer versehen 10 , 1853 im Zusammenhang mit der Heinrichsbadstraße auch<br />
die Straße vom Kirchplatz zum Obstmarkt angelegt 11 , wie sie auf einer zeitgenössischen<br />
Lithographie in ganzer Stattlichkeit zu sehen ist 12 .<br />
Neuer Friedhof Ebnet. Der erste in Außerrhoden, der nicht neben der Kirche, sondern<br />
«außer dem Dorf» angelegt ist 13 . Seine Anlage kostete 5244 Gulden 39 Kreuzer 14 .<br />
1 Alte Urkunden, S. 173. Fliegende Blätter, Fol. 36. - FISCH, Manuskript, S. 131.<br />
2 FISCH, ebenda: «Die Mezigkam unter das Wachthaus.»<br />
3 Die Zitate stammen aus der Schilderung bei FISCH, ebenda. Vgl. Alte Urkundenund Fliegende<br />
Blätter, ebenda.<br />
4 FISCH, ebenda, Punkt 3 des Protokolls.<br />
5 Alte Urkunden, S. 174. Fliegende Blätter, Fol. 36. Laut gleichen Quellen wurde das Spritzenhaus<br />
auf einem von Landmajor Scheuß und Hauptmann Ulrich Wetter geschenkten Platz im Oberdorf<br />
errichtet.<br />
6 Fliegende Blätter, Fol. 36. 7 EUGSTER, Herisau, S. 186.<br />
8 PrGdeV, 7. Dez. 1834. — Jahresrechnung der Gde 1835, S. 13. Vgl.AMB 1835, 3 _ 7*<br />
9 Bilddokument Gl.<br />
10 PrGdeV, 7.Mai 1843. Vgl. AMB 1835, S. 7, und 1836, S. 190-192. - Jahresrechnung der Gde<br />
1843, S. 13.<br />
11 PrGdeV, 1g.Juli 1853: AußerordentlicheKirchhöre genehmigt den Straßenbauvom Kirchenplatz<br />
bis zumWeiher. - Jahresrechnung der Gde 1853/54, S. 31.<br />
12 Bilddokument C3.<br />
13 AMB 1835, S. 7.<br />
14 Jahresrechnung der Gde 1835, S. 13. - EUGSTER, Herisau, S. 187.
Abb. 69. Herisau. Friedhofkapelle Ebnet von Osten, 1916/17 nach Plänen von Alfred Ramseyer in<br />
neubarocken, vom Jugendstil beeinflußten Formen erbaut. - Text unten.<br />
Einweihung am 4. Oktober 1835'. 1865 Vergrößerung 3 . 1876 Verlegung vom Südabhang<br />
an die Nordhalde 3 . Stattliche, 1916/17 nach Plänen von ALFRED RAMSEYER,<br />
Herisau, erbaute neubarocke, vom Jugendstil beeinflußte Friedhof kapeile 4 (Abb. 69).<br />
1970 Innenrenovation 5 .<br />
ÖFFENTLICHEPROFANBAUTEND E RGEMEINDE<br />
Ehemaliges Pfarrhaus. Oberdorfstraße 2 (Abb. 68, 70-73). GESCHICHTLICHES. 1416<br />
verkaufte der Kilchherr von Herisau, Johannes Kündigmann aus Konstanz, «das<br />
hus und die gezimberen», die auf der zur Leutkirche von Herisau gehörenden «Stähels<br />
Hofstatt» standen und die er von seinem Vorgänger Konrad Horwer um<br />
22 Pfund Pfennig erworben hatte, den «gmainen Underthanen ze Herisow und Jren<br />
Nachkommen» um 15 Pfund Pfennig Konstanzer Münze. Die übrigen sieben Pfund<br />
schenkte er diesen unter der Bedingung, daß besagtes Haus und Gezimmer dem<br />
Kirchherr oder Leutpriester als Wohnung dienten 6 . - Nach dem Dorfbrand von 1606<br />
1 7.Turmdokument unter angegebenemDatum (siehe Geschichte des Turmes).<br />
2 EUGSTER, Herisau, S. 187. 3 ROTAGH, Herisau,S.34.<br />
4 PrGdeV, 2. Mai 1915 (Urnenabstimmung). Vgl. Edikt der EvangelischenKirchgemeinde Herisau,<br />
3. April 1915,und PrKGdeV vom 15. April 1915 (KGdeA). - Projekt RAMSEYERS im KGdeA. - Jahresrechnung<br />
der Gde 1915, S. 58f., 80f.; 1916, S. 79 (Baubeginn Ende März); 1917, S. 33, 81. (Die im<br />
Rechnungsjahr fertig erstellte Abdankungskapelle ist im Laufe des Herbstes dem Betrieb übergeben<br />
worden. Gesamtkosten 86132 Fr. 20 Rp.) - Abb. in: ROTAGH, Herisau, S. 695.<br />
5 JahresrechnungderG d e 1970, S. 43. 6 A U B 343. - ZELLWEGER,Urk.224.<br />
7 - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
9 8 HERISAU<br />
Abb. 70. Herisau. Der Platz von Norden mitdem Kirchenvorzeichen, den Metzgerbänken und dem<br />
Brunnen. Im Hintergrundvon linksnach rechts; das alte, 1606 wiedererbaute Pfarrhaus, das ebenfalls<br />
1606neuerbaute, 1827 abgebrocheneRathaus,Haus WetterNr. 12, Haus Nr. 11, Haus Nrn.9 und 10.<br />
Lavierte Federzeichnung von Johannes Hädener, 1789, im Historischen Museum Herisau. Vgl.<br />
Abb.86. - Text S.43, 97-103, 122 und 133-138.<br />
wurde der bestehende Bau nach der glaubwürdigen Nachricht des Chronisten GABRIEL<br />
WALSER von JAKOB MITTELHOLZER vielleicht unter Mithilfe von KASPAR GERMANN<br />
von St. Gallen neu erbaut 1 . Dieser schöne Bau ist mit sichtbarem Riegelwerk, mit<br />
gemaltem Brusttäfer und seitlichen Zierbrettern an den gekoppelten Fenstern des<br />
ersten Obergeschosses und jenen des gestelzten Quergiebels sowie mit einem rundbogigen<br />
Portal, das zum ebenerdigen Waaghaus führte 2 , von JOHANNES HÄDENER auf<br />
einer Federzeichnung 1789 festgehalten worden (Abb. 70). Die Fassade wurde<br />
offenbar derjenigen des anstoßenden, 1827 n e u erbauten Rathauses angeglichen und<br />
verputzt 3 , nachdem schon 1806 eine «gefällige Umwandlung» stattgefunden hatte 4 .<br />
Im 19. Jahrhundert Sitz des ersten Pfarrers bis 1906, als die «Friedeck» bezogen<br />
1 WALSER, S. 578. Die Anwesenheit von beidenin Herisauim Jahre 1606 ist durch die Inschrifttafel<br />
imKehlboden des Kirchturms bezeugt (Abb. 41).<br />
2 Die Kirchenrechnung vom 28. Dez. 1782führt nebstAusgaben für neue Fensterfür das Pfarrhaus<br />
solche für das «Waaghausthor» an.AMB 1826, S. 160: «Das Pfarrhaus, dessen Bodengeschoß als<br />
Waghaus dient, erhieltim Jahr 1806 eine sehr gefällige Umwandlung.»<br />
3 Die Ansichten des 19. Jahrhunderts, z.B. das Aquarell zwischen 1835 und 1843 mitdem geräumten<br />
Friedhof (Bilddokument GL), ferner dieLithographie um 1853von SCHLÄPFER, Herisau (Bilddokument<br />
C3), zeigen esin verputztem Zustand, übrigens auch ohne Erker.VordemBau des neuen Rathauses<br />
1827 hätte kein Anlaßzum Verputzen bestanden,da das alte Rathausauch ein Riegelbau war.<br />
4 AMB 1826, S. 160. Siehe Anm. 2.
ÖFFENTLICHE P ROFANBAUTEN<br />
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p;; • ,r ; • | ,<br />
Abb. 71. Herisau. D er Platz von Norden, zum Teil mit denselben Häusern wie auf Abb. 70 in der<br />
heutigen Gestalt, das ehemalige Rathaus (Historisches Museum), ein N eubau von 1827/28. - Text<br />
S-97-I03 u n d 133-138-<br />
wurde, des dritten und vierten Pfarrers von ig ig bis seither in Privatbesitz 3 ,<br />
igaö wurde die Fassade anläßlich einer Renovation mit Stukkaturen im Rokokostil<br />
und mit einem Erker an der Nordostecke versehen 3 .<br />
BESCHREIBUNG. An das ehemalige Rathaus anstoßender verputzter Riegelbau mit<br />
südseits unregelmäßigem, beim Treppenhaus des Rathauses einspringendem Grundriß,<br />
mit Satteldach in Traufstellung, mit dreifenstrigem frontalem Quergiebel unter<br />
Satteldach und mit dreiteiligen sowie paarweise gekoppelten Fensterreihen im ersten<br />
und zweiten Obergeschoß. Das Erdgeschoß ist durch modernen Umbau ganz<br />
verändert worden. Die Fenstereinteilung darüber sowie die Gestalt von Dach und<br />
Dacherker sind die ursprünglichen geblieben (Abb. 71-73).<br />
Pfarrhaus «Friedeck». Poststraße 14. Es wurde 1863 als Wohn- und Geschäftshaus<br />
für den Kaufmann Jakob Steiger-Meyer erbaut 4 und ist seit igog Eigentum der<br />
1 Laut PrKV, 8.März 1906, w urde in diesem Jahr der zweite Stock der «Friedeck» mietweise<br />
bezogen. Vgl. unten.<br />
2 Laut PrGdeV, 9. Dez. 1925, Verkauf beschlossen, laut Inschriftam Haus<br />
am 2.Jan. 1926 von<br />
Paul CLAVADETSGHER erworben, der als Maler die Stukkaturenanbrachte.Vgl.Renovation desRathauses.<br />
3 Siehe vorangehende Anmerkung.Umbau des Erdgeschosses spätestens 1926, jedenfallsvordemjenigen<br />
der Rathaushalle.<br />
4 EintragimHandänderungsregister.
100 HERISAU<br />
Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde'. 1913 Umgestaltung und «Riegelwerk<br />
auf 38 cm ausgemauert» 2 . 1964-1967 umfassende Renovation 3 . - Der ringsum verputzte<br />
Riegelbau auf verputztem Bruchsteinmauersockel ist ein gefälliger klassizistischer<br />
Bau mit schwach geneigtem Walmdach und mit nur leicht vorspringendem,<br />
axialsymmetrisch gestaltetem Mittelrisalit. Dieser hebt sich durch drei Fensterachsen,<br />
Portal mit Freitreppe und eine Veranda darüber von den zweiachsigen Flügeln ab.<br />
Horizontale Betonung durch Gurtgesims zwischen Erd- und erstem Obergeschoß,<br />
vor der Renovation auch Verzierung mit klassizistischen Fenstergiebeln und -stürzen,<br />
Konsolen und Kassetten am Traufgesims (Abb. 165).<br />
1 PrKV,5.Aug. 1909,undPrKGdeV, 14.N0V. 1909: Tauschvertragmit Kantonalbank.<br />
2 PrKGdeV,Beschlußvom 15.Juni 1913. - PrKV, 19.Juni 1913: VerputzderSüd-undOstseite<br />
vorgesehen. E dikt der Kirchenvorsteherschaftvom 26.Mai 1915: Detaillierte Abrechnung, Gesamtkosten:49068<br />
F r.08 Rp.<br />
3 Mitteilung des a usführenden Architekten WILLI KNELLWOLF: Bei d er Außenrenovation 1965<br />
wurdenauchdie bisdahin geschindelteNord-und Westseite verputzt, die hölzernen Ecklisenen, Konsolenund<br />
Kassetten a m Traufgesims entferntund die hölzernen Fenstereinfassungen durch steinerne<br />
ersetzt.<br />
Abb. 72. Herisau. Halle unterdem ehemaligen Rathaus (Historisches Museum) mit klassizistischer<br />
Eichensäule als Mittelstützsund mit denklassizistischen Eingängenehemalszum Pfarrhaus bzw.zum<br />
Rathaus.DienußbaumenenTürenmitRutenbündeln als SchlagleistenundmitRauten-und Schildfüllungen.<br />
- TextS. 102.
ÖFFENTLICHE P ROFANBAUTEN<br />
IOI<br />
Abb. 73. Herisau. Das alte, 1606 neu erbaute Pfarrhaus u m 1925/26 und das ehemalige, 1827/28 neu<br />
erbauteRathaus vorderUmgestaltungdes Erdgeschosses 1926 (vgl.Abb. 70und 71). - Text S.97-103.<br />
Ehemaliges Rathaus. Oberdorfstraße 2A. GESCHICHTE. Nach der Landteilung von<br />
1597 wurde außer in Trogen 1601 auch in Herisau ein Rathaus an der Stelle der<br />
ehemaligen Kaplanswohnung für die Ratsversammlungen sowohl des Landes Appenzell<br />
Außerrhoden als auch der Gemeinde offenbar auf deren Kosten mit Zuschüssen<br />
aus dem Landessäckel erbaut 1 . Der Rat von St. Gallen stiftete im gleichen Jahr eine<br />
Wappenscheibe in den Neubau 2 . Nach dem Dorfbrand von 1606 wurde durch JAKOB<br />
MITTELHOLZER wahrscheinlich unter Mitarbeit von KASPAR GERMANN gleichzeitig<br />
mit dem anstoßenden Pfarrhaus (siehe oben) der prächtige Riegelbau auf einem<br />
Mauersockel mit rundbogigen Durchgängen zu erdgeschossiger Halle und mit<br />
giebelständigem Satteldach errichtet 3 , wie ihn JOHANNES HÄDENER 1789 auf der<br />
schon genannten lavierten Federzeichnung genau festgehalten hat (Abb. 70) und 1826<br />
kurz vor dem Abbruch nochmals, wenn auch etwas freier in der Wiedergabe des Dekorativen,<br />
J. BAUR in einer Aufriß- und einer Maßzeichnung 4 . Darnach waren die<br />
Brusttäfer unter den Fensterreihen des ersten und zweiten Geschosses mit Arabesken<br />
bemalt, die untere Fensterreihe selbst durch die einander zugewendeten außerrhodischen<br />
Wappenbären unter dem Reichsadler und die darunterstehende Justitia<br />
unterbrochen, zwischen den Brusttäfern der zwei Dachgeschoßfenster eine 1764 von<br />
1 SCHÄFER, Materialien 1813, S. 237. Vgl. folgende Anmerkung.<br />
2 EUGSTER, Herisau, S. 11.<br />
3 Siehe diesbezügliche Anmerkungzumehemaligen Pfarrhaus, oben S. 98.<br />
4 Bilddokumente B6, a undb.
102 HERISAU<br />
LAURENZ Z ÜRCHER in Teufen verfertigte Uhr 1 und unter dem First eine Glocke angebracht.<br />
Noch i 8u war, wie SCHÄFER (Materialien 1811, S. 129) berichtet, der<br />
einstige Kirchenpatron Laurentius, das Rosteisen in den Händen haltend, an der<br />
Türe der kleinen Ratsstube abgemalt zu sehen (siehe Fahnen, S. 48). Nach Renovationen<br />
von 1766 (Bemalung beider Ratsstuben) und 1782/83 2 wurde wegen starker<br />
Baufälligkeit am 7. Mai 1826 der Abbruch des alten und der Bau eines neuen Rathauses<br />
beschlossen 3 , das nach dem Plan von Architekt STADLER, Zürich, was die<br />
Zimmermannsarbeiten betraf, von Meister JOHANNES A LDER von 1827/28 aufgeführt<br />
wurde 4 . Bis zum Bezug des neuen Gemeindehauses 1877 tagten darin Gemeinde-und<br />
Großrat 5 , und, wie schon im Vorgängerbau, befand sich bis 1913 im zweiten und<br />
dritten Obergeschoß eine Pfarrwohnung 6 . Der jetzige Zustand mit Neurokokostukkaturen<br />
ähnlich wie am anstoßenden Pfarrhaus und vor allem die Verkleidung der<br />
Sandsteinpfeiler an der ebenerdigen Halle, auf denen der Bau mittels horizontaler<br />
Gurtgesimse ruht, mit Rundbogen ähnlich wie am Rathaus, gehen auf die Renovation<br />
von 1926 zurück 7 . - Seit 1946 Historisches Museum von Herisau mit wertvollen<br />
Bild- und Sachdokumenten.<br />
BESCHREIBUNG (Abb. 71-73). An die Westflanke des ehemaligen Pfarrhauses,<br />
Nr. 2, anstoßender, viergeschossiger, an der nördlichen Hauptfront verputzter, sonst<br />
getäferter Riegelbau mit einem an der SO-Ecke ins Pfarrhaus einwinkelnden Treppenhaus,<br />
mit Walmdach und mit abgewalmter Lukarne, die drei gekuppelte, von<br />
Pflastern flankierte Rundbogenfenster aufweist. Der Bau ruht mittels Gurtgesimsen auf<br />
Sandsteinpfeilern, die durch die gemauerten Rundbogen von 1926 verdeckt sind, und<br />
auf einer dorischen Säule aus Eichenholz in der Mitte der Halle - ursprünglich waren<br />
es deren drei. An der östlichen Abschlußwand der Halle zwei rechteckige Portale mit<br />
zweiflügligen Nußbaumtüren, die geschnitzte Rutenbündel als Deckleisten sowie<br />
Rauten und klassizistische Schilde als Füllungen aufweisen.Im Schlußstein links das<br />
Baudatum «1828», rechts der Herisauer Wappenbär. Im Innern zum ehemaligen<br />
Großratssaal (jetzt Waffensaal) ebenfalls aus der Bauzeit zweiflüglige Nußbaumtüre<br />
mit klassizistischen Rauten- und Schildfüllungen. Im Schweizerischen Landesmuseum<br />
1 Alte Urkunden,S. 121 (Kosten: 100Gulden).Ebenda: «Ao 1764 wurden die zwey Uhrentaflen(!)<br />
am Rathausgemaltundmit f.40bezalt.» Vgl. Fliegende Blätter, Fol. 116.<br />
2 Kirchenrechnung 1766: «Bei Renovierung des Rathhauses beideStuben gemohlet,und neu gegeglaset,<br />
als auch andere Reparierungen.» Ebenda, 28.Dez. 1782 und 27.Dez. 1783.<br />
3 PrGdeV, 7.Mai 1826. In der vorausgehenden Martinikirchhöre hattemandie Renovation beschlossen.<br />
Die Baufälligkeitwar aber größer als erwartet, zudemwaren bereits 5000 Guldenan freiwilligen<br />
BeiträgenzueinemNeubauzusammengebrachtworden.<br />
4 AMB 1826, S. 160: « Das Rathhaus wird künftigesFrühjahr ganz niedergerissen undan dessen<br />
Stelle ein neues erbaut.» Vgl.AMB 1828, S.9. Nicht dagegen spricht derin Alte Urkunden, S. 271,<br />
mitgeteilte Kostenbetrag imJahr 1826 von 1880 Gulden 42 Kreuzer (für Planung?); denn 1827<br />
beläufter sich auf 14236 Gulden 3 Kreuzer, 1828 auf 6994 Gulden58 Kreuzer, total 23111 Gulden<br />
43 Kreuzer. - DieNamen ALDERSu nd STADLERS (eherHans Conrad alsJohannKaspar, sieheHBLS)<br />
sindin Fliegende Blätter, Fol. 41, mitgeteilt.<br />
5 A G II, S. 566f.<br />
6 PrGdeV, 27.Nov. 1825 un(:^ 7» Mai 1826, fernerAMB 1826, S. 160: «Wohnungdes zweiten Pfarrers.»<br />
- PrKV, 19.Juni 1913 (Aufgabeder Pfarrwohnungim Rathaus). - PrKGdeV, 15.Juni 1913<br />
(Erster Stock inder «Friedeck» steht bald zurVerfügung).<br />
7 Protokoll der Baukommission, 8. April, 30.Juni (Stukkaturen von PAUL CLAVADETSCHER),<br />
20. Juli, 9.Aug., 8.Sept. 1926 (nur eine Tragsäule soll belassen werden).
ÖFFENTLICHE P ROFANBAUTEN<br />
Abb. 74. Herisau. Gemeindehaus, 1876-1878in klassizistischem Stil durch BaumeisterJohannJakob<br />
Schäferund ZimmermeisterJohann Jakob MettlervonHerisauerbaut, 1919/20 im selben Stil umgestaltet.<br />
- Textunten.<br />
befindet sich aus dem Vorgängerbau eine Kranzkachel, die zum Ofen der großen Ratsstube<br />
gehörte und die außerrhodischen Wappenbären in Gegenstellung unter dem<br />
Reichsadler zeigt. SLM, Inv.-Nr. 8429. H. 28 cm, Br. 37,5 cm, u m 1606 1 (Abb. 2).<br />
Gemeindehaus. Poststraße 16. GESCHICHTE.ES wurde auf Beschluß der außerordentlichen<br />
Kirchhöre vom 21. März 1875 hin durch Baumeister JOHANN J AKOB SCHÄFER<br />
und Zimmermeister JOHANN JAKOB M ETTLER 1876-1878 gebaut, da das Rathaus für<br />
die Sitzungen der Landes- und Gemeindeobrigkeit nicht mehr genug Raum bot 2 .<br />
Aufnahme des bis dahin im Erdgeschoß des Kirchturms verwahrten Gemeindearchivs 3<br />
und der vorher im «Tannenbaum» (S. 176f.) untergebrachten Gemeindekanzlei 4 . Im<br />
1 FISCH, Manuskript, S. 135: «..welcheWapen bis auf diese Zeitzu Herisauan demRathausvon<br />
außen zu sehen war, und obena m Ofen in der großen Rathstube allda angebracht..»VomSLM<br />
1905 ausUrnäsch erworben.<br />
2 PrGdeV, 30. März 1875,und Edikt vom 13. März 1875. «Allgemeineund besondere Bedingungen,<br />
detaillierter Kostenvoranschlagund Bauverträge vom Gemeindehaus in Herisau, 1875»mit Verträgen<br />
vom 20. Dez. 1875 bis 25. Nov. 1876 (GdeA). - Offizielle Einweihung schon a m 6. Nov. 1877 lautRPr,<br />
9. Nov. 1877. «General=Rechnung über den Bau des Gemeindehauses in denJahren 1876, 1877 &<br />
1878.» in: Jahresrechnung derGde 1877/78, S. 53-59. Totalauslagen: 266057Fr. 11 Rp.<br />
3 Vgl. EUGSTER, Herisau, S. 10. 4 EUGSTER, Herisau, S. 14.
104 HERISAU<br />
Ratssaal tagte bis zum Neubau des Postgebäudes (1902) auch der Regierungsrat 1 ,<br />
bis zur Vollendung des Kantonalen Gebäudes 1914 der Kantonsrat 2 . 1878-1902 Sitz<br />
des Postamtes 3 . 1919/20 umfassende Renovation 4 .<br />
BESCHREIBUNG (Abb. 74). Stattlicher, im Keller- und Erdgeschoß ringsum mit<br />
Quadern verkleideter, in den beiden Obergeschossen verputzter klassizistischer Bau<br />
aus Bruchsteinmauerwerk mit geriegelten Trennwänden. An der fünfteiligen Hauptfassade<br />
halten die durch Sockel-, Gurt- und Traufgesirns betonten horizontalen<br />
Linien der vertikalen Gliederung durch geschoßweise übereinandergestellte toskanische<br />
Pilaster und dem mit Attika bekrönten Mittelrisalit das Gleichgewicht. In<br />
dessen Mittelachse rundbogiges Doppelportal mit Triumphbogenarchitektur, an der<br />
Ostseite einfaches Rundbogenportal mit Vorzeichen, ferner allseits rundbogige Fenstergewände<br />
am Erdgeschoß und rechteckige oben, die alle aus Sandstein gehauen<br />
sind. Zwischen zweitem und drittem Geschoß begleiten Steinrosetten ringsum die<br />
Fensterachsen. - Der Ratssaal im ersten Obergeschoß ist mit 1920 hergestellten<br />
Wappenscheiben von Appenzell A.Rh, (dazu Kopie einer Scheibe von 1542), der<br />
Gemeinde Herisau und von 32 Herisauer Geschlechtern ausgestattet 5. In der Hauptmannamtsstube<br />
schmiedeiserne Siegelpresse mit Messingzierden,H. 45,5 cm, Br. (von<br />
Pfeilerchen zu Pfeilerchen) 42 cm, auf dazugehörigem, gleichzeitig entstandenem<br />
Louis-XVI-Tischchen aus Nußbaumholz, 79 X 81 X 55 cm, vermutlich 1807 zusammen<br />
mit dem Gemeindesiegel angeschafft 6 .In den verschiedenen Amtszimmern alte<br />
Ansichten von Herisau (siehe Bilddokumente!).<br />
Schulhäuser. Kontinuierlicher Unterricht ist seit Mitte 16. Jahrhundert bezeugt.<br />
1623 g a h e s zwei Schulen, 1799 deren sechs 7 . Sie waren in Privathäusern untergebracht<br />
und wurden durch freiwillige Beiträge und das dem Lehrer persönlich<br />
entrichtete Schulgeld unterhalten 8 . Unentgeltlicher Unterricht in sogenannten<br />
Freischulen, d. h. von der Gemeinde unterhaltenen Schulen, wurde durch Kirchhörebeschluß<br />
vom 15. März 1834 eingeführt 9 . Bis 1870 entstanden 12 Schulbezirke 10 .<br />
Das erste eigentliche Schulhaus wurde 1829i m Smm noch mittels privater Beiträge<br />
und des Freischulgutes im Stil des damaligen Kleinbürgerhauses in verschindelter<br />
1 Protokoll des Regierungsrates, 20.Mai 1902 ( KtA,Ci, 43).<br />
2 A G II,S.566f.<br />
3 ROTACH, Herisau, S.472.<br />
4 GeschäftsordnungUGde Herisau, 4.Mai1919:mit Kostenvoranschlag von zirka 140000 Franken<br />
beschlossen. - PrGdeR, 11.Juni 1919, Vergebungder Arbeiten. - Jahresrechnung der Gde 1919,<br />
S. 32> 74 F -; ' 920, S. 30, 76.<br />
5 PrGdeRV, 18.Mai 1920, Glasmaler KÜBELI von St. Gallen hat die Geschlechterscheiben verfertigt.<br />
Sie werden zirka 6000Franken kosten. - Der Glasmaler LIEBERHERR von Frauenfeld arbeitet<br />
dieScheibender Gemeinde und desKantons für 1130Frankenaus. Ebenda, 15.Juni 1920:Diebeiden<br />
Scheiben sind eingetroffen. - Beschreibung: JAKOB SIGNER, Die WappenscheibenimGemeinderatssaalevonHerisau,<br />
SeparatabzugausderAppenzeller Zeitung, Herisau 1924.<br />
6 FISCH, Manuskript,S. 136: Siegelvon 1807.Vgl.JahresrechnungderGde 1835,S. 11; «Für eine<br />
Sigill=PresseindieGemeinds=Canzlei fl. 26kr.48».<br />
7 EUGSTER, Herisau, S.283^Vgl.A M B 1839, S. 154-158.<br />
8 EUGSTER, Herisau, S. 285.<br />
9 PrGdeV, 15.März 1834.<br />
10 EUGSTER, Herisau, S. 296.
ÖFFENTLICHE P ROFANBAUTEN 105<br />
Abb. 75. Herisau. Doppelschulhaus Emdwiese (Poststraße), 1841/42 in schlichtem klassizistischem Stil<br />
(Biedermeier) erbaut. - Text unten.<br />
Riegelkonstruktion von Baumeister JOHANNES ALDER im Kostenbetrag von 3472 Gulden<br />
12 Kreuzer gebaut 1 , 1832 unter ähnlichen finanziellen Voraussetzungen Ifang<br />
(Nr. 2447) von VALENTIN MATLER<br />
( =Mettler?) um 3311 Gulden 47 Kreuzer, Fabrik<br />
(Untere Fabrik, Nr. 11) von JOHANNES ALDER um 3280 Gulden 48 Kreuzer und Säge<br />
(Wilen) von ENOCH BREITENMOSERum 3122 Gulden 24 Kreuzer 2 . 1841/42 erstand,<br />
erstmals auf Gemeindekosten, das Doppelschulhaus Emdwiese (Poststraße 15) im<br />
Kostenbetrag von 8014 Gulden 8 Kreuzer 3 , ein zweigeschossiger verputzter Strickbau<br />
unter leicht geknicktem Walmdach mit breitem Quergiebelan Front und Rückseite.<br />
Der ausgewogene, klassizistisch instrumentierte Zweckbau vertritt, zwar nach<br />
Zeughaus (S. 118) und Kasino (S. 190) erbaut, eine konservativere Bauweise als jene,<br />
bestimmt aber als charakteristisches Beispiel der Zeit mit den übrigen klassizistischen<br />
Bauten das weitgehend einheitliche Gepräge der Emdwiese (Poststraße) im Geist des<br />
19. Jahrhunderts (Abb. 75). 1845 folgten im ehemaligen Schulbezirk Sangen das für<br />
3262 Gulden 21 Kreuzer erbaute Schulhaus im Moos (Schachen, Nr. 2571, seit dem<br />
Neubau 1948 Privathaus) 4 , in Anlage und Konstruktion jenem im Saum verwandt,<br />
1 Fliegende Blätter, Fol. 23. - AlteUrkunden, S.267^ Vgl.JahresrechnungderGde 1830, S. 7. -<br />
A m 11. März 1972 wurde das Schulhaus anlässlich einer Feuerwehrübung niedergebrannt, nachdem es<br />
durch Neubau ersetzt wordenwar (AZ, 13. März 1972).<br />
2 Kirchhörebeschluß, 11.März 1832 (PrGdeV). Die Kostenangaben laut Kirchenrechnung vom<br />
18.Nov. 1833 in: Alte Urkunden, S. 268f., und Fliegende Blätter, Fol. 23. Vgl. Jahresrechnung der<br />
Gde 1832, S. 7; 1833, S. 13.<br />
3 Kirchhörebeschluß, 2.Mai 1841 (PrGdeV). - Jahresrechnung der Gde 1841 und 1842,jeS. 11. -<br />
EUGSTER, Herisau, S. 297.<br />
4 Kirchhörebeschluß, 5.Mai 1844 (PrGdeV). - Jahresreehnung derGde 1844/45, S- 1 3> bzw. 1948,<br />
S. 28, 88 (Erlös aus altem Schulhaus).
io6<br />
HERISAU<br />
und das für 3146 Gulden erbaute in Ramsen 1 , das 1902/03 durch den jetzigen spätklassizistischen<br />
Bau (Nr. 2632) ersetzt wurde 2 .<br />
Einen ausgeprägt kubischen Baukörper mit Walmdach zeigt das gut proportionierte<br />
Schulhaus an der Bahn (Kasernenstraße 9), ein geschindelter Strickbau, der<br />
1849 für 10779 Gulden 51 Kreuzer errichtet worden ist 3 , ebenfalls dasjenige in der<br />
Mühle, das 1867 für 24331 Fr. 68 Rp. von Baumeister JOHANNES ALDER vonTobel in<br />
verputzter Riegelkonstruktion erbaut 4 und 1967 durch eine großzügige moderne<br />
Anlage an anderer Stelle ersetzt worden ist (heute Privathaus, Schwellbrunnerstraße<br />
2). Von 1857 datiert der Schulbau beim Waisenhaus (siehe S. 108). 1876-1878<br />
entstanden der spätklassizistische Steinbau Landhaus (Kasernenstraße 33) mit übergiebeltem<br />
Mittelrisalit und Seitenflügeln, eine Anlage, die ähnlich in Ramsen 1902/03<br />
wiederholt worden ist (siehe oben) 5 , und zu gleicher Zeit das 1967 abgebrochene<br />
Schulhaus an der Au (Degersheimerstraße) 6 , das, zwar ein verputzter Riegelbau,<br />
dem 1885 errichteten Neubau in der ohern Säge (Schulhausstraße 1) glich 7 , 1888 ein<br />
Neubau in der untern Fabrik (Nr. 4, Schulhaus Kreuzweg) 8 , beide gestrickte symmetrische<br />
Doppelschulhäuser unter Walmdach, 1897/98 ein zusätzliches im Saum<br />
(Nr. 2197) in Riegelkonstruktion und von ähnlicher Gestalt wie der ältere, nun verschwundene<br />
Bau 9 , 1905-1907 der Neubau in der untern Säge (Wilen) mit Turnhalle<br />
(Alpsteinstraße 9) 10 nach Plänen der Gebrüder PFISTER, Zürich 11 , 1910/11 der<br />
Neubau im Ifang nach Plänen des Gemeindebaumeisters ALFRED RAMSEYER 12 ,<br />
beide Bauten in neubarocken Formen, der erste mit Anklängen an den Jugendstil.<br />
1 Ebenda. - Vgl. EUGSTER, Herisau, S. agöf.<br />
2 Kirchhörebeschluß, 23.Febr. 1902 (PrGdeV). Kosten laut Hauptbuch (17.April 1902 bis<br />
31.Dez. 1903) total: 101795 Fr. 6 9 Rp. Ebenda, 31.Dez. 1903, Nettoerlös v om alten Schulhaus:<br />
13422 Fr.55 Rp. Vgl. Jahresrechnung der Gde 1903, S. 10.<br />
3 Kirchhörebeschluß, 6.Mai 1849 (PrGdeV). - EUGSTER, Herisau, S. 297. Vgl. Jahresrechnung<br />
derGde 1849/50und 1850/51, je S. 17.<br />
4 Kirchhörebeschluß, 3.Mai 1863 (! PrGdeV). - EUGSTER, Herisau, S. 297. - Baumeister JOHANNES<br />
ALDER ZU Tobel laut Protokollder Jahresrechnungen 1865/66. Vgl.JahresrechnungderGde 1865/66,<br />
S. 39; 1866/67, S.39-41; 1867/68, S.43.<br />
5 Kirchhörebeschluß, 3.Mai 1874 (PrGdeV). Totalkosten laut Kassa-Hauptbuch 1876/78:<br />
•35657 Fr.41Rp. Vgl.JahresrechnungderGde 1876/77und 1877/78,je S.39; 1878/79, S.43. - Einweihung<br />
laut ROTACH, Herisau, S. 355,am 16. Juli 1877.<br />
6 Kirchhörebeschluß, 3.Mai 1874 (PrGdeV). Kosten laut Kassa-Hauptbuch: 69750 Fr. 94Rp.<br />
Vgl.JahresrechnungderGde 1876/77, S. 37!".; 1877/78, S. 38; 1878/79, S.43.<br />
7 Kirchhörebeschluß, 16.Dez. 1883 (PrGdeV). Kosten laut Kassa-Hauptbuch: 78892 Fr. 88Rp.<br />
Vgl. JahresrechnungderGde 1884/85 und 1885/86, jeS. 15.<br />
8 Kirchhörebeschluß, i .Mai 1887 (PrGdeV). Kosten laut Kassa-Hauptbuch (Juni 1887 bis Okt.<br />
1888): 75815 Fr. 30Rp. Total laut ebenda, 1890: 80336 Fr. 40Rp.Vgl. Jahresrechnung der Gde<br />
1886/87, 1887/88und 1888/89,jeS. 15; 1889/90, S. 21: «Doppelschulhaus(bau) imTobel.»<br />
9 Kirchhörebeschluß,2.Mai 1897 (PrGdeV).KostenlautKassa-Hauptbuch (Juni 1897 bis 31. Dez.<br />
1898): 38944Fr. 30Rp. Vgl. Jahresrechnung derGde 1896/97, S. 26f.; 1898und 1899,jeS. 24!".<br />
10 Kirchhörebeschluß, 28.Febr. 1904 (PrGdeV). - JahresrechnungderGde 1904, S. 11, 62; 1905,<br />
S.8; 1906, S.9, 57; 1907, S.9. Totale Baukosten: 181985Fr. 42 Rp. - FürTurnhalleneubau:i6i52Fr.<br />
40Rp. Ebenda, S. 73: Schulhauseinweihungam 5.Mai 1907.<br />
11 Ebenda. - Protokoll der Baukommission, 23. Mai 1905und 19. März 1906.<br />
12 Kirchhörebeschluß, 3.April 1910 (PrGdeV). - Jahresrechnung der Gde 1910, S. 29, 72; 1911,<br />
S. 29, 71; 1912, S. 28. Gesamtkosten (mit Nachtrag): 113624 Fr. 51 Rp.
ÖFFENTLICHE P R O F A N BA UTE N IO7<br />
Abb. 76. Herisau. Ehemaliges Realschulhaus auf der Emdwiese (Poststraße), 1867/68 in spätklassizistischem<br />
Stil durch Baumeister Daniel Oertie erbaut. - Text unten.<br />
Ehemaliges Realschulhaus. Poststraße 12. GESCHICHTE. 1838 wurde durch private<br />
Mittel führender Männer eine Realschule gegründet, wobei ein 1809 errichtetes und<br />
seit 1813 durch Johann Jakob Fitzi betreutes und auf eigene Kosten geführtes<br />
Institut erweitert wurde 1 . 1846 wurde eine Mädchenrealschule gegründet 2 . 1840<br />
bis 1868 befand sich die Realschule in der von der Stiftungsgesellschaft erworbenen<br />
«Windegg» (S. 117) 3 . 1861 wurde die Schule von der Gemeinde übernommen 4 . Am<br />
24. März 1867 wurde der Bau auf der Emdwiese (Poststraße 12) beschlossen 5 und<br />
durch Baumeister D ANIEL OERTLE, Herisau, ausgeführt 6 , im Oktober 1868 eingeweiht<br />
7 . Die Gesamtkosten betrugen 102998 Fr. i7Rp. 8 . Nach Bezug des modernen<br />
Realschulhauses auf dem Ebnet 1953 wurde jenes als Primarschulhaus benützt 9 .<br />
1 963/64 Innen- und Außenrenovation 10 . - BESCHREIBUNG (Abb. 76). Dreigeschossiger,<br />
spätklassizistischer Bau in verputzter Riegelkonstruktion über gemauertem Erdgeschoß<br />
mit schwach geneigtem Walmdach und mit dreiachsigem Mittelrisalit, der<br />
1 AMB 1838, S. 37, 68f.; 1839, S. 6g. - EUGSTER, Herisau, S. 300-304.<br />
2 EUGSTER, Herisau, S. 302. 3 EUGSTER, Herisau, S. 301.<br />
4 Kirchhörebeschluß, I.Dez. 1861 (PrGdeV). 5 PrGdeV, 25.März 1867.<br />
6 Laut «GeneralRechnung überdenBau des Realschulhausesvon 1867-69»,in: «Protokollüber<br />
die Jahresrechnungen Herisau», S. 351-354. EbenfallsinJahresrechnungderGde 1868/69, S.58-6g.<br />
7 EUGSTER, Herisau, S. 304.<br />
8 Laut « General Rechnung...» (siehe vorletzte Anmerkung).<br />
g JahresrechnungderGde ig53, S. 57-63: «AbrechnungderEbnetüberbauung»durchdie Architektengemeinschaft<br />
HÄNNV & BRANTSCHEN, St. Gallen, HOHL & ROHNER, Herisau. - Gedenkschrift<br />
zur Einweihung des neuen Realschulhauses in Herisau, August ig53, Herisau ig53.<br />
10 Jahresrechnung der Gde ig63, S. 12; ig64, S. 12, 42. - Objekt-Kontoblatt des Gemeindebauamtes.
io8<br />
HERISAU<br />
durch Freitreppe, drei stichbogige Durchgänge zur Eingangshalle und den auf dem<br />
Traufgesims ruhenden Dreieckgiebel akzentuiert ist. Das über dem Erdgeschoß<br />
herumlaufende Gurtgesims war ursprünglich doppelt geführt, wie aus der Federzeichnung<br />
ADOLF HONEGGERS von der Emdwiese 1874 hervorgeht (Abb. 165).<br />
Waisenhaus. Jetzt Kinderheim, Ebnet, Nr. 10. GESCHICHTLICHES. Das erste Waisenhaus<br />
war von Leinwandhändler Hauptmann Laurenz Schäfer und Gesinnungsgenossen<br />
gestiftet undam 4. Februar 1769 1 in dem von Landammann Johannes Schüß<br />
1628 erbauten stattlichen Hof im Sangen 2 feierlich eröffnet worden. - Wegen zu<br />
großer Entfernung vom Dorf wurde das jetzige im untern Ebnetvom sanktgallischen<br />
Großrat Johann Konrad Schoch gestiftet 3 und 1816/17 durch Zimmermeister<br />
JOHANNES ALDER erbaut 4 , wie esu m 1830-1840 in einem Federaquarell festgehalten<br />
wurde und in dieser Gestalt äußerlich erhalten blieb 5 . 1857/58 wurde es durch ein<br />
Gebäude für Schule und Weberei, einen verputzten Riegelbau unter Walmdach,<br />
ergänzt 6 . Beide Gebäude zusammen hat ADOLF H ONEGGER auf einer lavierten Feder-<br />
1 SCHÄFER, Materialien 1811, S. 39-41 und 191-198. -AlteUrkunden, S. 1771".<br />
2 Wappenbuch, S. 279.Zum Hause selbst siehe S. 198.<br />
3 PrGdeV, 26.Nov. 1815 und 31. Dez. 1816. - Protokoll des Waisenamtes, 11. Dez. 1815 (Baubeschriebund<br />
Arbeitsverteilung),und Stiftungsurkunde vom 24.Januar 1816im GdeA. Vgl. Fliegende<br />
Blätter, Fol. 48, und EUOSTER, Herisau, S. 273-275.<br />
4 Laut «Verzeichnis der Ausgabenfürden neuenBau des WaisenhausesAo 1816No. 1.» (GdeA)<br />
dauerten die ArbeitenvomJanuar 1816 bisJanuar 1818. Vgl. Fliegende Blätter, Fol. 48.<br />
5 BilddokumentDi5,a.<br />
6 PrGdeV, 12.Dez. 1856. - Jahresrechnung der Gde 1856/57, S. 25; 1857/58, S. 25f.; 1858/59,<br />
S. 23. - Zimmermeister JOHANNES ALDER.<br />
Abb. 77. Herisau. Ehemaliges Waisenhausaufdem Ebnet (jetztKinderheim), 1816/17 durchZimmermeister<br />
Johannes Alder von Herisau erbaut. Federaquarell, vermutlich von JohannUlrich Fitzi, im<br />
Historischen Museum Herisau (Ausschnitt). - Textobenund S.45.
ÖFFENTLICHE P ROFANBAUTEN<br />
log<br />
Zeichnung 1874 abgebildet 1 . - BESCHREIBUNG (Abb. 77). Geschindelter Strickbau<br />
unter Satteldach in Traufstellung. Die Mittelachse der südseitigen Fassade ist durch<br />
doppelläufige Freitreppe, klassizistisches Fortal, Lisenen und dreieckigen Quergiebel<br />
betont. In der Mittelachse der Nordseite erhebt sich der über dem Traufgesims einspringende,<br />
haubenbewehrte, mit schöner Windrose und -fahne versehene Treppenturm.<br />
- Im Büro Porträt des Stifters J. K . Schoch (1756-1817), Öl auf Leinwand,<br />
77 X 61 cm, von Jon. JAKOB BRUNSGHWEILER u m 1816 2 .<br />
Bürgerheim. GESCHICHTE. Schon 1604 wurde das Spendhauptgut zu Lasten des<br />
Kirchengutes mit diesem vereinigt 3 . 1795 beschloß eine außerordentliche Kirchhöre<br />
den Ankauf eines Gutes auf dem Ebnet zur Einrichtung eines Armenhauses für zirka<br />
42-46 Personen, dem zur wirtschaftlichen Festigung 1 799 der weitläufige Gemeindeboden<br />
der Nordhalde einverleibt wurde 4 . - Der bestehende Bau wurde 1837/38<br />
westlich des darnach auf Abbruch versteigerten alten Armenhauses nach Plänen von<br />
FELIX WILHELM K UBLI durch Zimmermeister JOHANNES ALDER gegen die anfängliche<br />
Absicht, einen Riegelbau errichten zu lassen, als Strickbau ausgeführt 5 . Dieser auf<br />
einer Federzeichnung von ADOLF H ONEGGER 1874 festgehaltene Bau erhielt nicht die<br />
auf einem erhaltenen Projekt von K UBLI geplante Betonung der Mittelachse durch<br />
Lisenenund einen Dreieckgiebelaufdem Fenster des ersten Geschosses (sieheAbb. 79) 6 .<br />
1890 wurden die siebenachsigen Seitenflügel nordwärts um vier Fensterachsen verlängert<br />
7 . Glasveranda auf toskanischen Holzsäulen über dem Portal von 1915 8 . -<br />
BESCHREIBUNG (Abb. 78, 7 9). Einfacher, jedoch großzügiger klassizistischer, an Ost-<br />
West- und Südfront verputzter Strickbau von drei Wohngeschossen unter Walmdach<br />
mit ursprünglicher, ebenfalls abgewalmter, dreiachsiger Hauptlukarne in der Symmetrieachse<br />
über dem Portal.<br />
Schützenhäuser. GESCHICHTE. 1 646 wurde für das bereits bestehende Schützenwesen<br />
ein Schützenhaus (I) im Gries mit Wirtshaus und Keller erbaut 9 , ein Gebäude mit<br />
geriegelter Fassade, das auf einem Ölgemälde des Hist. Mus. St. Gallen 10 festgehalten<br />
1 Bilddokument Di5,b.<br />
2 Die Stadtbibliothek St. Gallen besitzt ein im VerzeichnisvonDoraF. Rittmeyerdem MalerJ.J.<br />
BRUNSCI-IWEILER zugeschriebenes, bis aufdie vereinfachte Staffage völlig übereinstimmendes Porträt,<br />
das aufdemgemalten Briefumschlagdie Bezeichnung trägt; «HerrenJoh. Con. Schoch St. Gallen.»<br />
Die Zuschreibungan BRUNSCHWEILER w urdevon andererHandnachgetragen.<br />
3 BAUMANN, S. 8 3.<br />
4 GdeA, Freiwillige Beiträgean Armenhaus 1794. - «Copir-Buch..», S. 55: Kaufbrief, 2. Febr. 1795,<br />
der «Heimath aufdem Ebnet». - SCHÄFER, Materialien 1811, S. 41-43.<br />
5 GdeA, Armenhaus-Bau-Commission-Protokoll 1836 «das neue Armenhaus betreffend.» -<br />
JahresrechnungderGde 1838, S. i8f., Baukosten: 31 296 Gulden 32 Kreuzer.Vgl.AMB 1837, S. 48.,<br />
und 1838, S. 169-171. - Vgl. EUOSTER, Herisau, S. 15 f.<br />
6 BilddokumentD i . - Plandokument 2 a.<br />
7 Beschluß der Bürgergemeindevom4.Mai 1890 (PrGdeV). - Jahresrechnung derGde 1889/90,<br />
S. 21; 1890/91, S. 23.<br />
8 «Umbau Bürgerasyl. Facaden-Skizze.» des Gemeindebaumeisters ALFRED RAMSEYER, datiert vom<br />
ic.Mai 1915im Hist. Mus. Herisau (Plandokument 2b). Erst jetzt wurdenan d er Südfront Jalousieläden<br />
angebracht.<br />
g EUGSTER, Herisau, S. 324f. (gestützt auf eine Schriftvon 1647 über das Schützenfest von 1646)<br />
und S. 328. - Vgl. SCHÄFER, Materialien 1812, S. 2o8f. - Zum Wirtebetrieb siehe Alte Urkunden,<br />
S. 146, gestützt auf Vogtei-Räteprotokoll, 2.Dez. 1647.<br />
10 BilddokumentD u , a .
I 10<br />
HERISAU<br />
ist (heute Goßauerstraße 18, siehe S. 155). Der «Scheibenböhel»am westseitigen<br />
Ebnet diente als Scheibenstand. Für die «Schützen von freyer Hand» wurde 1793<br />
ebenfalls im Gries, aber in geringerer Entfernung vom Scheibenstand ein neues<br />
Schützenhaus (II) gebaut, 1810 jedoch bereits durch ein größeres (III) im Kostenbetrag<br />
von 1533 Gulden 59 Kreuzer ersetzt 1 (heute Heilsarmeelokal, Goßauerstraße<br />
18 C, siehe S. 155).Im Zusammenhang mit dem Kasernenbau wurde 1866 das<br />
jetzige Schützenhaus (IV) im untern Ebnet (Schützenstraße 1632) im Kostenbetrag<br />
von 26988 Fr. 70 Rp. mit einem Scheibenstock am Rosenberg im Kostenbetrag von<br />
11 875 Fr. 82 Rp. vollendet 2 . Das Gebäude ist von ADOLF HONEGGER 1874 in lavierter<br />
Federzeichnung festgehalten worden (BilddokumentDu, b). - BESCHREIBUNG. Einfacher,<br />
symmetrischer, spätklassizistischer Zweckbau, eine über Mauersockel verputzte<br />
Riegelkonstruktion unter traufständigem Satteldach mit dreifenstrigem Quer-<br />
1 FISCH, Manuskript, S. 45. - Alte Urkunden, S. 282, geben gestützt auf Kirchenrechnung als<br />
Baujahr 1809 und die Summe von 1298 Gulden 1 Kreuzer an, wobei offenbar die restlichen Bauausgaben<br />
von 1810 übersehen wurden.<br />
2 JahresrechnungderGde 1865/66, S. 79. - EUGSTER, Herisau, S. 328.<br />
rj]<br />
| CJ Erster. ^toefe | { |<br />
I M I I H 1<br />
I ^ ^ 1<br />
1 J I 11 1<br />
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1<br />
^ f<br />
I LJ 1<br />
Abb. 78. Herisau. Bürgerheim. Plan von Felix Wilhelm Kubli,u m 1836, i m Historischen M useum<br />
Herisau. - Text S. 39und 109.
ÖFFENTLICHE P ROFANBAUTEN<br />
I I I<br />
Abb. 79. Herisau. Bürgerheim, 1837/38 n ach Plänen von Felix Wilhelm Kublidurch Zimmermeister<br />
Johannes Alderin schlichter klassizistischer Gestalt erbaut.Vorder Erweiterung von 1890. Lavierte<br />
Federzeichnung von Adolf Honegger, 1874, im Historischen Museum Herisau. - Text S.43und 10G.<br />
giebelan der südseitigen Front.In der Schützenstube gute Porträts des Schützenvaters<br />
Peter Egger, datiert 1847, und des Schützen J. Kaspar Sturzenegger, datiert 1850,<br />
beideÖl auf Leinwand, 102 X 85 cm, und signiert: «J. Weiß Pinx.» (bzw. «Pinxit»).<br />
Hier ebenfalls Wanduhr mit bemaltem Holzzifferblatt, signiert: «Joh. Conrad Haas<br />
1812.»<br />
Einstiges Wachthaus und Sanitätsgebäude am Platz. GESCHICHTE. 1772 wurde für die<br />
Nachtwächter und «Runder», die bis dahin unter dem Vorzeichen der Kirche<br />
nächtigen mußten 1 , nordwestlich davon längs des Gäßleins ein kleines Wachthaus<br />
gebaut, dessen Front auf der lavierten Federzeichnung von JOHANNES HÄDENER I 790<br />
sichtbar ist und dessen gedrücktes Walmdach mit dem 1790 errichteten gewalmten<br />
Vorzeichen der Kirche korrespondierte, was noch die lavierte Federzeichnung von<br />
ADOLF HONEGGER von 1874 zeigt (Abb. 42,86) ^ 1889 wurde das Gebäude rückwärts<br />
verlängert und mit einem Satteldach versehen, infolge des 1909/10 errichteten<br />
Polizeigebäudes an der Kasernenstraße seiner Funktion enthoben und 1910 abgebrochen<br />
3 . Statt dessen wurde 1912 ein von Gemeindebaumeister ALFRED RAMSEYER<br />
entworfenes Sanitätsgebäude im Jugendstil fast an gleicher Stelle, nach Osten abgedreht,<br />
errichtet 4 , 1959 jedoch wieder entfernt 5 (siehe Abb. 43, 44).<br />
i Alte Urkunden, S. 97. 2 Bilddokumente B2und 7.<br />
3 P rGdeRV, 29. Juli 1889: Beschluß des Umbaus. - Jahresrechnung der Ode 1888/89, 45'<br />
PrGdeV, 5. Mai 1908. - Jahresrechnung derGde 1909, S. 10, 71; 1910, S. 30, 72 (im Frühjahr vollendet).<br />
Gesamtkosten: 174851 Fr. 78 Rp. - Laut Kontokorrent des Bauamtes (GdeA) Zahlungen<br />
fürden Abbruch des Wachthauses vom 14. Mai bis 30. Juni 1910. Vgl. Protokollder Baukommission,<br />
i.Juni 1910: Der Gemeindebaumeister ( =ALFRED RAMSEYER) legt eine Skizze vor betreffend Erstellung<br />
eines Gebäudesan Stelle des abgebrochenen Wachthausesneben der Kirche.<br />
4 G deRPr, 11. Dez. 1911, Beschlußfassung und Krediterteilungan Baukommission für Abortanlage<br />
in Verbindung mit einem Sanitätslokal. - Jahresrechnung der Gde 1911, S.72; 1912, S. 11, 77 («Aborthäuschen<br />
bei der Kirche»). Kosten: 9358 Fr.82Rp.<br />
5 PrKRKH, Beschlußfassung schonam3. Okt. 1957.<br />
-
112 H ERISAU<br />
1<br />
Abb. 80. Herisau. Obstmarktmitdem 1912-1914 erbauten neubarocken,vom Jugendstilbeeinflußten<br />
Kantonalen Bank- und Verwaltungsgebäude, mit der 1915 neu erbauten « Blume» und dem spätbarocken<br />
«Tannenbaum». - Text unten, S. 175-177.<br />
ÖFFENTLICHEPROFANBAUTEND E SKANTONS<br />
Kantonales Bank- und Verwaltungsgebäude am Obstmarkt. Oberdorfstraße 5 (Abb. 80).<br />
1912-1914 in neubarocken, vom Jugendstil mitgeprägten Formen durch die Architekten<br />
BOLLERT und HERTER errichtet 1 . Dreigeschossiges Steingebäude unter behäbigem,<br />
mit Lukarnen und Dachreiter besetztem Walmdach und in der Mittelachse<br />
der östlichen Schmalseite mit großem Erker unter geschweiftem Quergiebel versehen.<br />
Außenschmuck: Reliefs von OTTO M ÜNCH, Malerei von ERNST GEORG RÜEGG,<br />
Skulpturen der Steinbalustrade von WALTER METTLER 2 .Im gediegenen klassizistischen<br />
Kantonsratssaal eindrucksvolle Porträtgalerie der Landammänner von der Landteilung<br />
1597 bis heute 3 (Abb. 81). Im Regierungsratssaal und im anschließenden Sitzungszimmer,<br />
ferner in den Vestibüls des Treppenhauses wertvolle Wappenscheiben.<br />
1 Protokoll des Kantonsrates, KtA, B25, 10, 27.März 1911 (Beschluß). Ebenda, B25, 12, 17.März<br />
1914 (Ausschmückung mit Wappenscheibender20Gemeinden nachEntwürfen von RUDOLF MÜNGER,<br />
Bern). - Zu den Bauetappen: 36.-38. Geschäftsberichtder Appenzell-Außerrhodischen Kantonalbank<br />
in Herisau 1912, S. 6 (Baubeginn 15.Jan. 1912) bzw. 1913,S. 6 (Bezug derRäume durch die kantonale<br />
Verwaltungim Februar 1914) bzw. 1914, S. 6 (Totalkosten 1092873Fr.60Rp.). — Pläne im KtA,<br />
C12, 81. - Photographien im KtA, J3, 4. - Vgl. Schreibmappe, Buchdruckerei SCHLAPPER, 1913,<br />
S. 1-5, und 1914, S. 1-6.<br />
2 Vgl. S KL.<br />
3 Einzig d er stillstehende L andammann Joh. Conrad Oertly (eigentlich N r. 30), i n Trogen in<br />
Dubletten vorhanden, fehlt hier,während der andere ebenfalls nur stillstehendeJohannes Graf (Nr. 27)<br />
eingereiht wurde.
ÖFFENTLICHE P ROFANBAUTEN<br />
A. Porträtgalerie der Landammänner. GESCHICHTLICHES. 1 914 aus den in Herisau vorhandenen<br />
Bildern zusammengestellt und aus den bis dahin in Trogen vollständigen<br />
Beständen ergänzt 1 . Die mit Öl auf Leinwand gemalten Porträts wurden damals auf<br />
das Einheitsformat von zirka 87 X 71 cm gebracht, 1944 nochmals restauriert sowie<br />
auf Sperrholzplatten aufgezogen 2 . — Seit dem Landhandel wurde mit Beginn bei<br />
Landammann Adrian Wetter 1733 undzum letztenmal 1892 bei Jakob Sonderegger<br />
von Rehetobel offiziell je ein Porträt vom gleichen Maler für Herisau und Trogen<br />
bestellt (Originaldubletten), darnach nur noch eines für Herisau, das seit 1876 alleiniger<br />
Tagungsort des Kantonsrates ist 3 . Von 1782 an (stillstehender Landammann<br />
Johannes Graf) ist die Autorschaft sämtlicher Maler gesichert, und zwar, mit Ausnahme<br />
derjenigen LEONHARD TANNERS, die nur literarisch bezeugt ist, durch Signatur<br />
wenigstens an einem, meistens an beiden Bildern 4 . Früher können noch die Porträts<br />
von Landammann Adrian Wetter (Nr. 21) und Johannes Zellweger-Sulser (Nr. 23)<br />
mit Sicherheit dem MalerJOH. G EORG KOCH zugeschrieben werden. Bei den Landammännern<br />
vor 1733 handelt es sich in einigen Fällen u m offensichtliche posthume<br />
Kopien mit z.T. geringem authentischem Wert, z.T. um zweitrangige Dubletten<br />
gegenüber solchen im Kantonsarchiv oder in Trogen.<br />
Die Landammänner und ihre Maler. 1. Paulus Gartenhauser, von Gais, 1544 bis zirka<br />
1613. Ldm 1597-1611. «AETATIS SUAE 65... 1609» (Kopie). - 2. Sebastian Thörig,<br />
von Urnäsch, 1557-161 r. Ldm des ungeteilten Landes 1595-1597, von Außerrhoden<br />
I<br />
599- I 6 I I . «AETATIS SUAE 54. ANO 1611» (posthumes Porträt). - 3. Johannes Schüß,<br />
von Herisau, 1561 (laut Porträt) bis 1630. Ldm 1611-1630. «AETATIS SUAE6 8 ANO<br />
1629». _ 4- Konrad Zellweger, von Teufen, 1 559-1648. Ldm 1 613-1642. «AETATIS<br />
SUAE ANO 1640». - 5. Jost Hänzenberger, von Herisau, 1583 bis ? Ldm 1631-1635<br />
_<br />
(laut GOTTLIEB BÜCHLER an der Pest gestorben), «AETATIS SUAE 52. ANO 1635».<br />
6. Johannes Tanner, von Herisau, 1593 (laut Inschrift) bis 1665. Ldm 1 636-1660.<br />
«AETATIS SUAE 46. ANO 1639». - 7. Johanes Zellweger, von Teufen, 1591-1664.<br />
Ldm 1642-1646. Sohn von Nr.4. «ANNO 1642». - 8. Ulrich Schläpfer, von Trogen,<br />
1580 (laut Porträt) bis ? Ldm 1 646-1654. Unter ihm 1647 Einführung des Doppelregiments<br />
vor und hinter der Sitter. «AETATIS SUAE 6 1. ANO 1 641». - 9. Johannes<br />
Rechsteiner, von Gais, 1618-1666. Ldm 1654-1666. 1663 Gesandter zur Bundeserneuerung<br />
in Paris, «ETATIS 4 3. ANNO 1 663». - 10. Johannes Tanner, von Herisau,<br />
1627-1664. Ldm 1660-1664. «AETATIS37».-11. Ulrich Schmid, von Urnäsch, 1 626<br />
(laut Porträt) bis 1683. Ldm 1665-1683. «AETATIS 4 6. ANO 1672». - 12. Polley<br />
(Pelagius) Schläpfer, von Trogen, 1601 oder 1602 (laut Porträts) bis 1680. Ldm<br />
1666-1680. Bruder von Nr. 8. «AETATIS 64». - 13. Johann Conrad Zellweger, von<br />
Trogen, 1 631-1695 (laut Totenregister). Sohn von Nr. 4. Ldm 1683-1695. Landvogt<br />
im Rheintal 1680-1682. «AETATIS 64». - 14. Lorenz Tanner, von Herisau, 1631-1701.<br />
1 EUGEN STEINMANN, Die Porträtgalerie der Landammänner in Herisau und Trogen, A JB 196g,<br />
S. 33-81, worauf sich die folgenden Ausführungen stützen.<br />
2 Das Porträt vonLdm JakobBruderer (Nrn. 61 bzw. 62) wurdedirekt aufHolz gemalt.<br />
3 Die Dublette vonLdm Johannes SchefersPorträt (Nr. 29),nur in diesem 1914von Trogen hierher<br />
verbrachten Exemplarvorhanden, scheint in Herisau verlorengegangenzu sein. Ein eigenes, kleineres<br />
Porträt desselben Malers besitzt die Gemeinde Schwellbrunn (S. 247und Abb.235).<br />
4 Die Signatur beiLdm JohannesGraf (Nr. 27) muß sich wie bei der Dublette in Trogen aufder<br />
Rückseite befundenhaben.<br />
0 - Kunstdenkmäler LXI, AR I
HERISAU<br />
Ldm 1684-1701. Bruder von Nr. 10. «AO 1695. AETATIS64». - 15. Bartholome Sturzenegger,<br />
von Gais, 1650 (laut Porträt) bis 1710. Ldm 1698-1710. «1704. AETATIS 54»<br />
(wahrscheinlich späte Kopie). - 16. Johannes Gruber, von Herisau, 1656 (laut<br />
Originalporträt) bis 1710. Ldm 1701-1709. «1704. AETATIS 53» (späte Kopie). -<br />
17. Lorenz Tanner, von Herisau, 1668-1729. Sohn von Nr. 14. Ldm 1709-1729.<br />
«Pict: Ao:i7i2 Aetat; Suae 44.». - 18. Konrad Zellweger(-Tanner), von Trogen,<br />
1664-1741. L d m 1710-1732. «ANO 1712. AETAT.48». - 19. Laurenz Wetter, v on<br />
Herisau, 1654-1734. L d m 1729-1733. «1729. AETATIS 70» (späte Kopie). - 2 0. Michael<br />
Altherr, von Trogen, 1681-1735. L dm 1732-1735. «1732. Alt 51 Jahr» (späte<br />
Kopie). - 21. Adrian Wetter, von Herisau. 1694-1764. Sohn von Nr. 19. Ldm<br />
1 733-1756 (Abb. 8 2). M itSicherheit JOHANN GEORGKOCH zuschreibbar.Von jetzt<br />
an folgen sich sozusagen ununterbrochen übereinstimmende Dubletten («Originaldubletten»)<br />
in Herisau und Trogen. - 22. Jakob Gruber, von Gais, 1675 (laut Porträt)<br />
bis ? Ldm 1735-1745. «AETATIS 60 / 1735». - 23. Johannes Zellweger(-Sulser),<br />
von Trogen, 1695-1774. L dm 1745-1747 (laut Porträt 1746 erwählt). Mit Sicherheit<br />
JOHANN GEORG KOCH zuschreibbar (Abb. 83). - 24. Gebhard Zürcher, von Teufen,<br />
1701-1781. Ldm 1747-1781. «Alt 46:». - 25. Hans Ulrich Scheuß, von Herisau,<br />
1711-1775. Ldm 1756-1772. «AETATIS 45». - 26. Laurenz Wetter, von Herisau,<br />
1726-1793. SohnvonNr.21.L d m1772-1793. «A 0 1772. AETAS 45». (Wahlsprüche<br />
fehlen von jetzt an, ebenfalls das «Hr» [=Herr] vor dem Namen.) - 27. Johannes<br />
Graf, von Heiden, 1714-1787. Nur stillstehender Ldm 1781/82. «AETATIS 67». Von<br />
Jon. JACOB BRUNSCHWEILER, 1782. - 28. Hans Jakob Zuberbühler, von Speicher,<br />
1723-1803. Ldm 1782-1794. Signiert: «M.Herz...f». - 29. Johannes Schefer, von<br />
Schwellbrunn, 1738-1799. L dm 1793-1797. Signiert: «J. Weiß p . VI» ( =1795?). -<br />
30. Johann Konrad Oertly, vonTeufen, 1736-1809. Nur stillstehenderLdm 1797 bis<br />
1798. Nichtim offiziellen Verzeichnis und nicht in die Galerie des Kantonsratssaales<br />
aufgenommen (siehe Porträtgalerie in Trogen). - 31. Jakob Zellweger (-Wetter), von<br />
Trogen, 1723-1808. Sohn von Nr. 23. Ldm 1794-1797. Signiert: «Johann Mathias<br />
Abb. 81. Herisau. Kantonales Bank- u nd Verwaltungsgebäude. Der klassizistische Kantonsratssaal<br />
mit einem Teil der Landammännerporträts (Nrn.50-59 des Katalogs im Text S. 113-116).
ÖFFENTLICHE P ROFANBAUTEN I I 5<br />
Abb. 82 und 83. Herisau. Kantonales Bank- und Verwaltungsgebäude,Kantonsratssaal.Adrian Wetter<br />
von Herisau (1694-1764),Landammann von 1733 bis 1756,Bauherr der «Rose» (S. 127),und Johannes<br />
Zellweger-Sulser von Trogen (1695-1774), Landammann von 1745 bis 1747. Öl auf Leinwand von<br />
JohannGeorg Koch. - Text S.113fund 137f.<br />
Jehly 1794». - 32. Johannes Schmid, von Urnäsch, 1758-1822. Ldm 1799, 1802,<br />
1803-1822. «ABTAT 47». Signiert: «Brunschweiler pinxit 1806». - 33. Jakob Zellweger(-Zuberbühler),<br />
1770-1821. Ldm 1802, 1803-1818. Von Jon. JAKOB BRUN<br />
SCHWEILER, 1806. - 34. Matthias Oertly, von Teufen, 1777-1837. Ldm 1818-1832.<br />
Signiert; «Johs. Weiß Pinxit 1822». - 35. Johann Konrad Frischknecht, von<br />
Schwellbrunn, 1767-1842. Ldm 1822-1826. Signiert: «Johs. Weiß Pinxit 1823». -<br />
36. Job. Jakob Nef, von Herisau, 1784-1855. Ldm 1826-1834 und 1840-1842.<br />
Signiert: «J. Weiß pin. 1830». - 37. Jakob Nagel, von Teufen, 1790-1841. Ldm<br />
1832-1839. Signiert: «Johs: Weiß pin 1834». - 38. Johann Jakob Schläpfer, von<br />
Herisau, 1789-1850. Ldm 1834-1840. Von LEONHARD TANNER. Von jetzt an fehlen,<br />
abgesehen von zwei neuzeitlichen Ausnahmen, die Wappen. - 39. Jakob Zellweger<br />
(-Hünerwadel), von Trogen, 1805-1873. Sohn von Nr. 33. Ldm 1839-1848. Von<br />
LEONHARD TANNER. - 40. Johann Heinrich Tanner, von Herisau, 1799-1875. Ldm<br />
1842-1850. Von LEONHARD TANNER. - 41. Johann Konrad Oertli, von Teufen,<br />
1816-1861. Ldm 1848-1853. Von LEONHARD TANNER. - 42. Joseph Frenner, von<br />
Urnäsch, 1815-1876. Ldm 1850-1860. Von LEONHARD TANNER. -43. Johann Jakob<br />
Sutter, von Bühler, 1812-1865. Ldm 1853-1864. Von LEONHARD TANNER. - 44.<br />
Johannes Roth, von Teufen, 1812-1870. Ldm 1860-1870. Von SEBASTIAN BUFF. -<br />
45. Adolf Friedrich Zürcher, von Teufen, in Herisau, 1820-1888. Ldm 1864-1867<br />
und 1871-1872. Von SEBASTIAN BUFF. - 46. Johannes Hohl, von Wolfhalden, in<br />
Herisau, 1813-1878. Ldm 1867-1871. Signiert; «S. Buff pinx. 1868». -47. Johann<br />
Ulrich Sutter, von Bühler, 1822-1882. Ldm 1871-1875. Signiert: «S. BufFfec. 1875».<br />
- 48. Arnold Roth, von Teufen, 1836-1904. Sohn von Nr. 44. Ldm 1872-1877. 1877<br />
Gesandter in Berlin. Signiert: «C. Brünner 1875». - 49. Johann Jakob Hohl, von
Il6<br />
HERISAU<br />
Heiden, in Herisau, 1834-1913. Ldm 1875-1880 und 1883-1886. Signiert: «S. Buff<br />
fec. 1876». - 50. Johann Konrad Sonderegger, von Heiden, 1834-1899.Ldm 1880 bis<br />
1883. Signiert: «Ed. Pfyffer 1880». - 51. Johann Jakob Sturzenegger, von Reute,<br />
1836-1893. L dm 1886-1889. Signiert: «O. Roederstein 1886.» - 52. Johannes<br />
Zuberbühler, von Gais, 1837-1904. Ldm 1889-1892 und 1895-1898. Signiert: «V.<br />
Tobler». - 53. Johann Jakob Sonderegger, von Rehetobel, 1838-1905.Ldm 1892 bis<br />
1895. Signiert: «Jda Baumann». Letzte offizielle Doppelanfertigung der Porträts. -<br />
54. Jakob Konrad Lutz, von Lutzenberg, 1841-1928. Ldm 1898-1901 und 1904 bis<br />
1907. Signiert: « M. von Hasz 1905» ( = MARGARETE GREULICH). - 55. Arthur<br />
Eugster, von Speicher, 1863-1922. Ldm 1901-1904 und 1907-1910. Signiert: «Jda<br />
Baumann». - 56. Johannes Baumann, von Herisau, 1874-1953. Ldm 1910-1913,<br />
1916-1919, 1921-1924, 1927-1930. Signiert: «Jda Baumann». - 57. Jakob Tobler,<br />
von Herisau, 1 854-1936.L d m1913-1916. «AETATIS SUAE 59».V o n HANS STURZEN<br />
EGGER. - 58. Hans Ruckstuhl, von Herisau, 1868-1948. Ldm 1919-1921. Signiert:<br />
«Paul Tanner 1920». - 59. Gustav Altherr, von Speicher, 1870-1954. Ldm 1924 bis<br />
1927,1930-1933,1936-1939. Signiert: «PaulTanner 1927».-60. Walter Ackermann,<br />
von Herisau, 1890-1969. Ldm. 1933-1936, 1939-1942, 1945-1948. Signiert: «E.Sch.<br />
1951» (EMIL SGHMID, Heiden). - 6I. Alfred Hofstetter, von Gais, geb. 1898. Ldm<br />
1942-1945. Signiert: «Otto Wipf 1942». - 62. Jakob Bruderer, von Speicher, in<br />
Teufen, 1890-1966. Ldm 1948-1951, 1954-1956. Signiert: « Hans Zeller 1948». -<br />
63. Adolf Bodmer, von Wald, in Trogen, geb. 1903. Ldm 1951-1954, 1956-1959.<br />
Signiert: «E. Sch. 1951» ( = EMIL SGHMID, Heiden). - 64. Jakob Langenauer, von<br />
Rehetobel, geb. 1913. Ldm 1959-1962, 1965-1968. Signiert: «E.Sch. 1961». - 65.<br />
Hermann Kündig, von Stein, geb. 1905. Ldm 1962-1965. Signiert: «E.Sch. 1964». -<br />
66. Otto Bruderer, von Speicher, in Teufen, geb. 1921. Ldm 1968 bis ? Sohn von<br />
Nr. 62.V o n EMIL SGHMID, Heiden, 1970 (Nrn. 50-59 aufAbb. 81).<br />
B. Wappenscheiben. Im Regierungsratssaal. 1. Drei appenzellische Standesscheiben mit<br />
unbekanntem ursprünglichem Standort: a) «Das Landt Appenzell», dat. «1585»,<br />
31,5X23 cm. Aus ehemaliger Sammlung Eremitage, Petersburg, nach 1931 aus<br />
Kunsthandel erworben 1 (Abb. 14). Bannerträger allein mit federgeschmücktem silbernem<br />
Helm und Harnisch und schwarz-weiß gestreiften Beinkleidern in der Mitte<br />
zwischen blau, rot und violett getönter Säulenarchitektur. Auf der rechten Seite unter<br />
Reichsadlerund -kröne nur ein einziger Appenzeller Wappenbär, der nach heraldisch<br />
links schreitet. Oberbild links: Samson mit dem Löwen (Richter 14, 5-7) als Pendant<br />
zum rechtsseitigen Banner. - b) «Die Vsseren Roden deß Landts Appenzell», dat. «1608» 2 ,<br />
43 x 33 cm - i 948 aus Privatbesitz erworben 3 . Auch sonst übliche Komposition in<br />
reicher Farbskala mit vorherrschendem Blau und Rot: Wappenpyramide (zweimal<br />
Außerrhoder Bär in Gegenstellung unter Reichsadler und -kröne) zwischen behelmtem<br />
und geharnischtem Bannerträger und Hellebardier in Herrentracht mit Strau-<br />
1 PAUL BOESCH, Schweizerische Glasgemälde im Ausland. Die ehemalige Sammlung in der<br />
Eremitagein St. Petersburg,ZAK 1939, 4, S. 214, 219, Nr. 15 (Jahreszahl könnte auch 1595 gewesen<br />
sein).<br />
2 Letzte Ziffer undeutlich, wurde auch als 3 gelesen. - Vgl. BOESCH in: AJB 1950, S. 11 f.; 1952,<br />
S. 44, Anm. a,und 1955, S. 12 («1603»).<br />
3 Laut Staatsrechnung (Mitteilung Landesbuchhaltung). Vgl.AJB 1950, S. 12 (Sammlung Schloß<br />
Mauensee), und 1955, S. 12.
ÖFFENTLICHE PROFANBAUTEN I I ?<br />
ßenfedernbarett. Das Banner zwischen zwei ergänzten Oberbildern, links die Salbung<br />
Davids durch Samuel (I.Samuel 16, 13), rechts Esther vor Ahasver (Esther 5, 2). Die<br />
Scheibe scheint nach dem gleichen Riß wie jene von 1599 im Rathaus zu Trogen und<br />
eine entsprechende von 1601 im Hist. Mus. St. Gallen geschaffen zu sein, die von<br />
JOHANNES EGLI dem Zürcher Glasmaler CHRISTOPH MURER zugewiesen werden<br />
konnte 1 ,-c) «Das Land Appenzell der Vsseren Roden 1644», 34 X 22cm. Aus Sammlung<br />
Lord Sudley, 1942 erworben 3 . Ähnlicher Aufbau wie Scheibe von i6o8(b). Oberbild<br />
links ebenfalls entsprechend, rechts modern ergänzt (Kirche von Herisau). Farben:<br />
Außer jenen des Landes Gelb-, Blau- und Rottöne auf glasklarem Grund. - 2. Zwei<br />
Wappenscheiben aus dem alten Rathaus von Trogen (s.d.), um 1948 nach Herisau<br />
verbracht 3 : a) des Bürgermeisters Johannes Keller von Zürich, /6b/. - b) des Landammanns<br />
Jost Pfändler von Glarus, /6b/. Im Sitzungszimmer. Zwei ebenfalls aus dem alten Rathaus<br />
Trogen stammende, 1948 eingesetzte Stadtscheiben 4 : a) Biel, /6b/. - b) St. Gallen,<br />
/6^7(s.d.). Im Vestibül des ersten Obergeschosses'^ eine 1628 datierte Ratsscheibe von Hundwil<br />
und Trogen, die Landammann Johannes Schüß in sein neu erbautes Hausim Sangen<br />
gestiftet worden waren (s. d., S. 198 f.) (Abb. 180,181). Im Vestibül des zweiten Obergeschosses<br />
Ratsscheibe von Herisau, datiert 1609, signiert von JOSIAS MURER, ehemals im Rathaus<br />
Hundwil (S.383^ (Tafel 1).<br />
Windegg, Nr. 4 (vgl. S. 159). Im Plan von 1628 und im Merianprospekt von 1642<br />
eingezeichnetes, ursprünglich privates Bürgerhaus. Seit 1840 als Realschulgebäude<br />
im Besitz der Realschulgesellschaft 5 , seit 1868 in dem des Kantons u.a. als Sitz der<br />
Kanzlei, zuletzt des Steueramtes 6 . 1954 Fassadenrenovation mit Erneuerung der 1916<br />
angebrachten historischen Inschriften 7 , die nur auf Vermutung beruhten und anläßlich<br />
der Außenrenovation 1972 entfernt wurden. - Der giebelständige, getäferte<br />
Strickbau unter Satteldach besitzt an der südseitigen Hauptfront rundbogiges Sandsteinportal<br />
mit Knorpelwerkam Schlußstein und Buckeln an den Pilastern, wohl aus<br />
der Bauzeit Anfang 17. Jahrhundert. Klassizistische Haustüre 19. Jahrhundert.<br />
Ehemalige Zeughäuser. GESCHICHTLICHES. Wie Herisau nebst Trogen ein eigenes<br />
Rathaus besaß, so auch ein eigenes Zeughaus. Nach der Landteilung wurde zuerst<br />
das laut WALSER (S. 585) 1615 seiner ursprünglichen Funktion enthobene Beinhaus<br />
bei der Kirche bis zu dessen Abbruch im Januar 1810 als Zeughaus (/) verwendet<br />
(S. 93-95), im gleichen Jahr auf Kosten der Kirchhöre und, in Rücksicht auf die<br />
Vergrößerung, mit einem Beitrag von 110 Gulden aus dem Landessäckel bei der<br />
Seilerbahn hinter dem Obstmarkt in der Nähe des Exerzierhauses (siehe S. 119) ein<br />
neues {II) im Kostenbetrag von 3000 Gulden erbaut 8 . Anstelle des schon 1833 als bau-<br />
1 67. NblSG 1927, N r. 98, S.49f.<br />
2 A JB 1950, S. 13 (mit irrtümlicher Standortsangabe), und 1955, S. 13.<br />
3 Vgl. A JB 1950, S. 7.<br />
4 AJ B 1950, S. 7 f.<br />
5 Handänderungsprotokoll. - EUGSTER, Herisau, S. 301. - AZ,Nr. 291, 88. Jg., 9. Dez. 1915. AZ,<br />
Unterhaltungsblatt, 25. Jg., Nr. 34, 28. Aug. 1942.<br />
6 Handänderungsprotokoll. - AZ, ebenda.<br />
7 ArchivderKantonalen Bauverwaltung 57/10. Vgl.AZ, ebenda.<br />
8 KtA, H6, 1, S. 27f.: «Verabkomnisbrief der Gemeinde Herisau wegen der Hofstatt zu einem<br />
Zeughaus im Jahr 1809» (1. Dezember). - Fliegende Blätter, Fol. 41, Kirchhörebeschlußvom 26.Nov.<br />
1809. - FISCH, Manuskript, S. 45. Vgl.AMB 1826, S. 162, u nd 1833, S. 187.
118 HERISAU<br />
fällig und zu klein befundenen Gebäudes wurde 1836-1838 das der kantonalen Bauverwaltung<br />
seit 1919 als Werkstatt und Magazin dienende ^etighcim auf der Emdwiese<br />
(III), Poststraße 13, von Baumeister JOHANN KONRAD BISCHOFBERGER von Heiden<br />
nach Plänen des Architekten FELIX WILHELM KUBLI um 11 500 Gulden erbaut 1 . -<br />
BESCHREIBUNG (Abb. 84). In verputztem Bruchsteinmauerwerk errichteter, zweieinhalbgeschossiger,<br />
mit Walmdach versehener Bau von kubischer Geschlossenheit.<br />
Axialsymmetrische Gliederung der Fassade im Stil der florentinischen Renaissance<br />
durch monumentales Einfahrtstor toskanischer Ordnung am fensterlosen Erdgeschoß,<br />
das quadrierten Verputz aufweist, durch Rundbogenfenster mit Quadergewände,<br />
die auf Gurtgesims sitzen, durch quadratische Mezzaninfenster und durch gequaderten<br />
Eckverband. — Seitliche Anbauten aus neuerer Zeit, die 1919 jedoch bereits<br />
i Alles laut Bauvertrag (1835), wovon eine Abschrift (ohne Datum) im KtA, H6, 1. Danach soll<br />
der Bau bis spätestens Herbstmonat 1836 vollendet sein. - Ebenda Abänderungsvorschläge BISCHOF-<br />
BERGERS zuden Plänen KUBLIS vom 13.Jan. 1836 und Stellungnahme KUBLIS vom 13. April 1836. -<br />
Laut Zirkularschreiben vom I.Aug. 1835 (ebenda) hätte derBau gemäß Beschluß des Großen Rates<br />
vom 25.Juni 1835 den Baumeistern ENOCH BREITENMOSER von Herisau und AMBROS SCHLATTER von<br />
St. Gallen übertragen werden sollen, die aber die Bedingungen nicht akzeptierten. Ebenda Vertrag<br />
vom 9.Juli 1835 mit Johannes Schieß zur Rose betreffs Bodenabtretung. — AMB 1842, S. 42: «1837<br />
und 1838 kostete das neue Zeughaus in Herisau 12371 Gulden 29 Kreuzer». Das Zeughausan der Seilerbahn,<br />
das im Situationsplan des Sonnenhofes von 1840 vermerkt ist, wurdeam4. Nov. 1853 um<br />
3600 Franken vom Kantonan die Gemeinde abgetreten («Copir-Buch», S. 135).<br />
Abb. 84. Herisau. Ehemaliges Zeughaus (III) aufder Emdwiese (Poststraße), 1836-1838 nach Plänen<br />
von Felix Wilhelm Kubli durch Baumeister Johann Konrad Bischofberger von Heiden im Stil der<br />
florentinischen Renaissance erbaut. — Text S. 117—119.
ÖFFENTLICHE PROFANBAUTEN<br />
JLJÜLJyH<br />
Abb.85. Herisau. Kaserne, 1862-1866 durch Baumeister JohannJakob Schäferund Zimmermeister<br />
Johann Jakob Mettler von Herisau unterder Oberaufsichtvon Felix Wilhelm Kubli erbaut. Lavierte<br />
Federzeichnung von Adolf Honegger, 1874, im Historischen Museum Herisau. - TextS.43 und 1 igf.<br />
vorhanden waren 1 . - 1918/19 Neubau (IV) auf dem Ebnet auf Kantons- und Bundeskosten<br />
2 .<br />
Exerzierhaus und Kaserne. Kasernenstraße 45. GESCHICHTLICHES. Ein von Hauptmann<br />
Johann Martin Schirmer 1807 auf eigene Kosten errichtetes Exerziergebäude «am<br />
Neuenweg» wurde 1816 von der Landesobrigkeit u m 1800 Gulden gekauft 3 und<br />
laut Landesrechnung zwischen 14. März 1838 und 11. März 1839 um 645 Gulden<br />
wieder verkauft 4 . Der Bewerbung Herisaus um die Kaserne wurde von der Landsgemeinde<br />
am 27. April 1862 gegenüber jener Teufens knapp der Vorzug gegeben 5 .<br />
Der Bau wurde durch Kirchhörebeschluß vom 2. Februar und 4. Mai 1862 gutgeheißen<br />
6 , 1862-1866 aufgrund von Gutachten des Architekten und Obersten JOHANN<br />
KASPAR W OLF (1818-1891) und des Oberingenieurs JOHANN LUDWIG PESTALOZZI<br />
(1825-1867) von Zürich unter beständiger Oberaufsicht des Architekten FELIX<br />
WILHELM KUBLI durch die Herisauer Baumeister JOHANN JAKOB SCHÄFER, der Entwurf<br />
und Plan verfertigte sowie die Maurerarbeiten ausführte, und JOHANN JAKOB<br />
1 Briefe vom 2., 7. und 15. Aug. 1919, Archiv der Kantonalen Bauverwaltung 123/05. Darin auch<br />
Übernahme des Zeughauses durch Bauverwaltung erwähnt (15. Aug.).<br />
2 Jahresrechnung der Gde 1918, S. 75f., Bericht, daß Bundesrat am is.Juni 1918 Kredit u nd<br />
Baubewilligung erteilt hat. Ebenda 1919, S. 75, Bericht, daß Zeughaus im Laufe des Monats August<br />
in Betrieb genommen werden konnte. Baukosten zu Lasten von Bund und Kanton: 865000 Franken<br />
inkl. Maschinen und Mobiliar. - Vgl. ROTACH, Herisau, S. 395f.<br />
3 KtA,J3, 1. — Vgl. EUGSTER, Herisau^ S. 317.<br />
4 AMB 1839, S. 2.<br />
5 Protokoll der Casernen-Commission (GdeA),20.Mai 1862. - Staatskalender 1862. 6 PrGdeV.
120 HERISAU<br />
MRNJMM.- yimiwmw<br />
• li,'SJ't!-<br />
Abb.86. Herisau. Der Platz von Süden mit Haus Wetter (Nr. 10), HausNr. 7, «Rose» (Nr.6), Walserschem<br />
Doppelhaus (Nrn. 1 und 2), Wachthaus und reformierterKirche samt Vorzeichenund Metzgerbänken.<br />
Lavierte Federzeichnung vonJohannesHädener, 1790,im Historischen Museum Herisau.<br />
Vgl. Abb. 70. - Text S.43, 96, 121-138.<br />
METTLER, was Zimmermanns- und Schreinerarbeit betraf, ausgeführt 1 und anläßlich<br />
der Einweihung am 22. Juni 1865 dem Kanton unentgeltlich überlassen 2 . Die Gesamtkosten<br />
einschließlich Schützenhaus, Scheibenstock und Ebnet-Nivellierung betrugen<br />
56075g Fr. 56 Rp. 3 - BESCHREIBUNG. Über hufeisenförmigem Grundriß<br />
in verputztem Bruchsteinmauerwerk errichteter, viergeschossiger Zweckbau mit<br />
Walmdach, mit sieben Fensterachsen am Mitteltrakt und mitje dreian den Seitenflügeln,<br />
die an der südseitigen Hauptfrontnur leicht, an der Rückseite dagegen mit<br />
drei Fensterachsen herausspringen und einen Hof bilden. Horizontale Gliederung<br />
durch ein Gurtgesims über dem Erdgeschoß, vertikale durch Lisenen. Frühe Abbildung<br />
auf einem Stahlstich von HEINRICH ZOLLINGER um 1870 und auf einer Federzeichnung<br />
von ADOLF HONEGGER 1874 4 (Abb. 85).<br />
Literatur. HANSJ . ALDER, Die Geschichte der Kaserne Herisau, Herisau 1965.<br />
1 Protokollder Casernen-Gommission, 20. Mai, 27. Juni, 8. Juli und 29. Aug. 1862, 16.und 24. März<br />
1863. - KUBLIS Bauaufsicht ist bis zur vorletzten Sitzung am 25. Mai 1866 wiederholt erwähnt. —<br />
Jahresrechnung der Gde 1861/62, S. I4f.; 1862/63, S. I4f., S. 48-55; 1863/64, S. 46-57; 1864/65,<br />
S. 48-73; 1865/66, S. 50-59. Ebenda, S. 60-79: «General=Rechnung über Kasernen=, Schützenhaus<br />
= , Scheibenstock=Bau und Ebnet=Nivellirung.»<br />
2 Amtsblatt 1866, S. 160.<br />
3 Jahresrechnung der Gde 1865/66, S. 81.<br />
4 Bilddokumente A40undD^.
BRUNNEN<br />
Abb.87. Hcrisau. Der Platzvon Süden, 1968, mitHaus Wetter (Nr. 10), «Rose» (Nr.6), Walserschem<br />
Doppclhaus (Nrn. 1 und 2) und reformierter Kirchc. - Text S. 123-138.<br />
Ehemaliger Pulverturm beim Brühl. Bis 1840 stand dieser, ein kleiner quadratischer<br />
Turm mit Zeltdach, beim Brühl, wie ihn beispielsweise die Ansicht Herisaus von<br />
J. G. MAYR um 1794 und eine solche von Jon. ULRICH FITZI (Abb. 24) zeigt. Dann<br />
wurde er abgebrochen und durch einen an Nordhalden ersetzt 1 .<br />
BRUNNEN<br />
Die früheste Erwähnung geschieht 1595 im Zusammenhang mit den «dorfer inert<br />
der fürschouw,welcher hus und hofstatt im dorfhand und den brunneschilling gend.» 1 .<br />
1640 besteht ein Brunnenamt 3 . Eine Brunnenordnung von 1706 zählt acht öffentliche<br />
Brunnen auf 4 , das «Bauamt-Büchlein» (nach 176g) deren zehn5, Die meisten<br />
1 EÜGSTER, Herisau, S. 317. - Jahresrechnung 1841/42 von App. A.Rh., S. 9 (AMB 1842): «Für<br />
das neue Pulvermagazinin Herisau... 1077 fl. 54 kr.» - Bauakkord mit Baumeister AMBROSIUS SCHLAT<br />
TER, St.Gallen, s.April 1841. KtA,J3, 1 (25, 14). Vgl.AMB 1826, S. 162.<br />
2 AUB 3693.<br />
3 EUGSTER, Herisau, S. 257-259. - ROTACH, Herisau, S. 485-490: Geschichte der Dorferkorporation.<br />
4 ROTACH, ebenda, S. 486: Auf dem Platz, im vordem und hintern Gries (laut KfbrPr, Bd. R,<br />
Nr. 170, 26.Sept. 1771; «Bronnen bei der Schießhüten»), an der Schmiedgassc, im Oberdorf, im äußern<br />
Oberdorf,in der obern und untern Bachstraße.<br />
5 GdeA:Jeneram Platz ist nicht genannt. Jenerim hintern Gries wird «Schützenhaus Brunnen»<br />
genannt. Neu genannt werden:An der äußern Schmiedgasse, 1722 erstellt (vgl. KfbrPr, Bd.R, Nr. 253,<br />
15.März 1722). «In Barthlimers Schüssen Wys» ( = Emdwiese?), Abmachung von 1740. Am Eggele,<br />
1769 gekauft. Vgl. AMB 1843, S. 145: drei Brunnenan der Schmiedgasse. 1792 wird der Brunnen im<br />
Spittel erwähnt (KfbrPr,Bd. R,Nr. 138, 26.Okt. 1792).
122 HERISAU<br />
bestehen noch, doch in neuzeitlicher Gestalt, die höchstens in die zweite Hälfte<br />
19. Jahrhundert zurückreicht 1 . Nur vom Brunnen auf dem Platz ist die Gestalt des<br />
18. Jahrhunderts durch die Federzeichnungen von JOHANNES HÄDENER von 1789 und<br />
1 790 überliefert (Abb. 70, 86): An der der Kirche zugewendeten Schmalseite eines<br />
rechteckigen (wohl steinernen) Troges erhob sich die kandelaberförmige Brunnensäule,<br />
die den vollplastischen Herisauer Wappenbären trug. Der an seiner Stelle errichtete<br />
gußeiserne Brunnen von 1884 2 wurde 1921 durch den jetzigen ersetzt, der die von<br />
WALTER M ETTLER geschaffene Skulptur eines jungen Kriegers zur Erinnerung an die<br />
Grenzbesetzung von 1914 bis 1918 trägt 3 . An der Oberdorfstraße der 1961 von Bildhauer<br />
LORENZ BALMER geschaffene Walserbrunnen 4 .<br />
1 Brunnen auf Emdwiese (Poststraße), 1868 datiert.Ander äußern Schmiedgasse, 1877 datiert.<br />
Beide klassizistische Steinbmnnen. An der Bachstraße gußeiserner Neurenaissancebrunnen, 1896<br />
datiert. - Zum Walserbrunnenim Oberdorf siehe S. 175.<br />
2 Ansichtskarte in der Kantonsbibliothek. Vgl.Abb. 43.<br />
3 PrBK, 18.N0V. 1920und 29. Aug. 1921. - Jahresrechnungder Gde 1921, 8.31 (Kosten: 22029Fr.<br />
45 Rp.), S. 75 (Einweihungam 2.Okt. 1921). Vgl. Wappenbuch, S. 213.<br />
4 Laut Arbeitsrapport der Dorferkorporation wurde der Brunnenam 18. und 19. Aug. 1961 aufgestellt.<br />
DerBrunnen istzum Andenkenan den 1956in Herisau verstorbenenDichter ROBERT WALSER<br />
und seinen Bruder KARL, den Maler, geschaffen worden.- SieheAG II, S. 580-582.<br />
Abb. 88. Herisau. Walsersches Doppelhaus, Platz 1 u nd 2. Westfassade gegen die Goßauerstraße. -<br />
Text S. 123-127.
BÜRGERHÄUSER 123<br />
Abb. 8g. Herisau. Walsersches Doppelhaus, Platz 1 und 2, um 1779 für den Kaufmannund Kunstverleger<br />
Johannes Walser erbaut. - Text S. 123-127.<br />
BÜRGERHÄUSER I M FLECKEN<br />
A. Platz (vgl. Plan, Abb. 19, 42-45, yof., 86f. Zum Geschichtlichen siehe S. 51).<br />
Der fast quadratische Platz wird an der Ostseite von der Kirche, dem ältesten Gebäudeam<br />
Platz, beherrscht, an deren Südwestecke bis 1790 ein Spritzenhaus stand,<br />
an der Nordwestecke bis 1910 das Wachthaus, bis 1959 das Sanitätsgebäude (S. 111),<br />
jetzt nur noch das 1921 geschaffene Denkmal der Grenzbesetzung 1914-1918 (bzw.<br />
I 939 _I 945) i n Verbindung mit dem Brunnen, der früher in anderer Gestalt frei auf<br />
dem Platz stand (S. 121 f.). Die Nordseite wird von der dekorativen Fassade des Walserschen<br />
Doppelhauses begrenzt, die Westseite von einer geschlossenen Häuserreihe, in<br />
der die Rose an der Nordwestecke dominiert, die Südseite vom auffallenden Steinbau<br />
der Familie Wetter und einem angebauten Holzhaus, während das ehemalige Rathaus<br />
und das damit zusammengebaute ehemalige Pfarrhaus (S. 97-103), nach Süden zurückversetzt,<br />
den Platz nach Südosten etwas ausweiten. Beide wurden jedoch laut Häuserverzeichnissen<br />
nicht zum Platz, sondern zum Oberdorf gerechnet, was auch räumlich<br />
und optisch in Erscheinung tritt. An den vier Ecken des Platzes lassen die Häuserfianken<br />
eine schmale Passage für den Ausgang der alten, teils umbenannten, teils<br />
ihrer ursprünglichen Funktion enthobenen Straßenzüge offen, so daß der Platz in<br />
stadtähnlicher Geschlossenheit erscheint. Die Bauten datieren größtenteils aus dem<br />
18. Jahrhundert, erfuhren aber in den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts<br />
jene Umgestaltung, die sie noch heute kennzeichnet.<br />
Walsersches Doppelhaus. Platz Nrn. 1 und 2. GESCHICHTLICHES. ES wurde spätestens<br />
1779 für den Kaufmann und Kunstverleger JOHANNES WALSER (1739-1805), dessen<br />
Monogrammam schmiedeisernen Gartenportal, am Balkongeländer der Ostfassade<br />
und am Obcrlichtgittcr des Geschäftseinganges von Nr. 1 zu sehen ist, im Kosten-
124 HERISAU<br />
Abb. go. Herisau. Walsersches Doppelhaus. «177g» datierte Giebelstukkaturam westlichen Hausteil,<br />
Platz 2, mit einer Allegorie des Krieges. - Text S. 125.<br />
betrag von rund 70000 Gulden erbaut 1 . Den ursprünglichen Zustand mit zwei<br />
Eckerkern hat JOHANNES HÄDENER 1790 festgehalten (Abb. 86). Zwischen 1812 und<br />
1822 wurden der östliche Erker entfernt 2 , zwischen 1834 und 1842 das Hinterhaus<br />
von Nr. 1 angebaut 3 , zu Beginn des 20. Jahrhunderts die stichbogigen Parterrefenster<br />
(bei Nr. 1 bis zum Boden reichende Schaufenster) zu modernen Schaufenstern<br />
erweitert. 1928 und 1957 Renovation der Giebelstukkaturen. Letzte Außenrenovation<br />
1972/73 4 . - Zur Zeit des Bauherrn Walser war das Haus Sitz einer angesehenen<br />
Kunstanstalt mit Galerie im Saal des vierten Obergeschosses. Hier wurden in Zusammenarbeit<br />
mit namhaften Zeichnern (GABRIEL LUDWIG LORY Vater, SIMON DANIEL<br />
LAFOND, J OH. JAKOB BIEDERMANN), Radierern (KARL GOTTLIEB GUTTENBERG von<br />
Nürnberg, MATTHIAS GOTTFRIED EICHLER von Augsburg, LORIEUX von Paris) und<br />
Koloristen (G. L ORY Vater und Sohn, FRIEDR. WILHELM MORITZ, JOHANN JAKOB<br />
WETZEL) u.a. die im Moskauer Brand von 1812 größtenteils vernichteten Ansichten<br />
von Moskau und Petersburg nach Gemälden GIRARD DE LA BARTHES bzw. MAYERS<br />
geschaffen 5.<br />
1 DasDatum steht eingeritzt in der linken Wolkeder Giebelstukkatur vonNr. 2 mit der Allegorie<br />
des Krieges. Die Kosten in:AMB 183g, S. 13.<br />
2 Festgestellt aufgrundvon JOHANN JAKOB MOCKS Darstellung der Brandstätte von 1812 und eines<br />
Federaquarells von JOHANNULRICH FITZI, u m 1822 (Bilddokumente A15 u n d 31, a u n d b ).<br />
3 Erstmalsim Gebäudeverzeichnis von 1842, dagegen in jenemvon 1834 nicht vermerkt.<br />
4 In der Giebelstukkatur mit der Allegorie des Krieges rechts unter Lanzenschaft; « R. ig28»,<br />
darunter; « A.M. R.» ( = Initialen des damaligen Besitzers Albert Müller. Freundliche Mitteilung<br />
von Dr. Alfred Bollinger). - Rechnung des Architekten PAUL KÜCHLIN, datiert vom 16. Aug. 1957. -<br />
Letzte Renovation von HANS ULRICH HOHL, Architekt ETH/SIA, Herisau.<br />
5 WalserJohannesvon Herisau, Kaufmann der ersten Gilde in Moskau, in:AMB 183g, S. 12-16.<br />
Vgl.SKL III, S.423 (WALSER JOHANNES), undzuden einzelnen Künstlern.
BÜRGERHÄUSER 125<br />
Abb. 91. Herisau. Walsersches Doppelhaus. Giebelstukkaturam östlichen Hausteil, Platz 1, mit einer<br />
Allegorie des Friedens. - Text S. 125.<br />
BESCHREIBUNG (Abb. 17a, 86-96). Viergeschossiges, über gemauertem Kellergeschoß<br />
geriegeltes und ursprünglich verputztes (an der Front heute getäfertes) ehemaliges<br />
Handels- und Herrschaftshaus. Seine Zweiteiligkeit ist an der Hauptfront durch<br />
zwei reiche, an den Giebeln stuckierte, mit Allianzwappen 1 und schmiedeisernen<br />
Oberlichtgittern versehene Sandsteinportale, ein korbbogiges rechts, ein karniesbogiges<br />
links,und ihnen zugeordnete Dreieckgiebelam Walmdach betont. Die beiden stuckierten<br />
Giebelreliefs, Allegorien des Krieges (links) und des Friedens (rechts) oder kriegerischer<br />
und friedlicher Tugend, zeigen einerseits eine Frau, die in bühnenrömischer<br />
Kriegstracht auf Wolken zwischen Putten und Attributen des Krieges, u. a. Keule und<br />
Löwenfells der Herkules, thront, anderseits eine Frauim Friedensgewande, die in der<br />
Rechten einen Lorbeerkranz, in der Linken den Anker der Hoffnung hält, ebenfalls<br />
zwischen zwei Putten. Beide Allegorien sind von Akanthusvoluten und Lorbeergirlanden<br />
umrahmt. In den Wolken des Reliefs links die Jahreszahl «1779». Die<br />
den beiden Giebeln und Portalen entsprechenden mittleren Fensterachsen waren<br />
ursprünglich von kolossalen Pilastern flankiert, wie sie an Ost- und Westfassaden,<br />
die ebenfalls mit dreieckigen Frontgiebeln ausgestattet sind, in Verbindung mit Louis-<br />
XVI-Vasen und -Girlanden noch bestehen. Die Westseite ist zudem mit einem stukkierten<br />
Porträtkopf (Johannes Walser?) geschmückt. In der Mittelachse der Ostfassade<br />
rundbogiger Hauseingang mit Sandsteingewände und radial genuteter Nußbaumtüre.<br />
Auf deren Mitteloval messingener Türklopfer, eine groteske Löwenfratze,<br />
die von Schlange umringelten Klopfring im Rachen hält. Über dem Portal ein sandsteinerner,<br />
von Volutenkonsolen getragener Balkon mit reichem geschmiedetem<br />
Rokokogeländer, das als Emblem die verschlungenen Initialen « JW» des Bauherrn<br />
i NichtimAppenzellischen Wappenbuch. Vermutlich vonspätem Hausbesitzern.
126 HERISAU<br />
Abb.92und 93. Herisau. Walsersches Doppelhaus, Platz 1 und 2. Die beiden Frontportalemit sandsteinernen<br />
Gewänden, stuckierten Supraportenund geschmiedeten Oberlichtgittern.Der karniesbogige<br />
Eingang linksam westlichen, der korbbogige rechtsam östlichen Hausteil. —T ext S. 125.<br />
zeigt. Die stuckierten Giebel der Balkontüre und der Fenster darüber kontrastieren<br />
dazu mit Louis-XVI-Vasen und -Girlanden. In reinem Louis-XVI-Stil ist auch das<br />
zum Osteingang führende zweiflüglige Gartenportal geschmiedet und wie das Balkongeländer<br />
mit den verschlungenen Initialen « JW» des Johannes Walser versehen.<br />
Dem reichern Außenschmuck von Nr. 1 entspricht auch die reichere Innenausstattung,<br />
wodurch dieser Hausteil, der an den drei erwähnten Schmiedearbeiten mit dem<br />
symmetrisch verschlungenen Monogramm «JW» des Bauherrn versehen ist, als der<br />
eigentliche herrschaftliche Wohnsitz in Erscheinung tritt.An einem der beiden Keller<br />
mit Kreuzgratgewölben interessante klassizistisch instrumentierte Eisentüre. Im<br />
Treppenhaus eichenes Geländer mit vollplastischen, symmetrischen Balustern. Die<br />
Stube des ersten Obergeschosses weist schönes Nußbaumtäfer auf, diejenigeim zweiten<br />
Tapeten: mit Ölfarben auf Leinwand gemalte Genrebilder aus dem holländischen<br />
Dorf-, Fischer- und Bauernleben, sehr dekorativ wirkende, geschickte Arbeiten in<br />
vorwiegend warmen Brauntönen. Der heute unterteilte ehemalige Fest- und Ausstellungssaal<br />
im dritten Obergeschoß besitzt einen weißen klassizistischen Zylinderofen<br />
mit Palmettenfries und Deckenstukkaturen von vorzüglicher Qualität und im Unterschied<br />
zu den Außenstukkaturen in reinem Rokoko, jedoch aus der gleichen Zeit: Die drei<br />
Eckspiegel aus C-förmigen Rocaillen (der vierte verschwand mit dem Südosterker)
BÜRGERHÄUSER<br />
I27<br />
Abb.94und95. Herisau. Walsersches Doppelhaus, Platz 1 und 2. Ostfassade mit rundbogigemHauseingang<br />
und mit Balkon. I m Rokokostil geschmiedetes Balkongeländer mit den symmetrisch verschlungenen<br />
Initialen «JW» desBauherrnJohannes Walser. - Gartenportalinreinem Louis-XVI-Stil<br />
ebenfallsmitden symmetrisch verschlungenen Initialen desBauherrnin der ovalen Bekrönung. - Text<br />
S. 125 und 126.<br />
umrahmenje einen Putto auf Ruinen (Abb. 17a), die beiden Mittelspiegel aus geschweiften<br />
Profilstäben Symbole des Krieges (Helm, Waffen, Fahne) und des Friedens<br />
(in Lorbeer- und Blattkranz zwei Schalmeien und Trompete). Der gleiche Stukkateur<br />
(ANDREAS MOOSBRUGGER?) arbeitete offenbar auch im «Baumgarten» (Poststraße 5)<br />
und in der Schmiedgasse 62. Im Unterschied zum Hausteil Nr. 1 ist an Nr. 2, abgesehen<br />
vom repräsentativen Äußern, wozu auch die Nußbaumtüre am rückseitigen<br />
Treppenhaus gehört, dem tonnengewölbten Keller, der vielleicht schon dem Vorgängerbau<br />
angehörte, und einer Deckenstukkatur mit Hirtenattributen im ersten<br />
Obergeschoß, kaum etwas nennenswert.<br />
Haus zur Rose. Platz Nr. 6. GESCHICHTE. Die Vollendung des Baus 1737 (wie beim<br />
Haus Wetter, Platz Nr. 12, siehe unten) und der Bauherr, Landammann und Handelsherr<br />
Adrian Wetter (1694-1764), der das Haus anstelle desjenigen von Landammann<br />
Laurenz Wetter, seines Vaters, als Geschäfts- und Wohnhaus erbauen ließ 1 , sind<br />
I OTTO FREHNER, D as Hauszur Roseam Platz in Herisau. Ms., Herisau 1946 (Photokopie im<br />
KdmA), S.4-9.
128 HERISAU<br />
Abb.g6und 97. Herisau. Fratzenhafte Löwenköpfe aus Messing mit Schlangen als K lopfringenan<br />
radial genuteten Nußbaumtüren. Links:a m östlichen H auseingang des Walserschen Doppelhauses,<br />
Platz i und2, u m 1779, rechts: a m hintern Hauseingangder «Rose»,Platz6, u m 1737.-Text S. 125<br />
und 130.<br />
durch Datum und Allianzwappen Wetter-Kunkler 1 auf dem Kachelofen im ersten<br />
Obergeschoß, der sich ursprünglich im ehemaligen Festsaal befand, so gut wie<br />
gesichert. Zudem ist für dasselbe Jahr 1737 die Oberaufsicht von Baumeister JAKOB<br />
GRUBENMANN, Teufen, sowohl über diesen Bau als auch über denjenigen des Hauses<br />
Wetter, Platz Nr. 12, bezeugt 2 . Schon 1693/94 hatte Landammann Laurenz Wetter,<br />
der Begründer der Dynastie, die dahinterim Gries und in der Grub liegenden Grundstücke,<br />
die den spätem «Rosengarten» bildeten und gegen welche die Wirtschaftsgebäude<br />
lagen, erworben 3 . - Um 1820 ging die Liegenschaft in den Besitz der<br />
Familie «Schieß zur Rose» über, 1916 in den Otto Lobecks, der eine kostbare Musikinstrumentensammlung<br />
einrichtete (heute in der Sammlung alter Musikinstrumente<br />
des Hist. Mus. Basel) 4 . 1944 Renovation mit Umbau des Erdgeschosses (u.a. Ver-<br />
1 DORA FANNY RITTMEYER, Bausteine zur Geschichtedes Hauseszur «Rose»in Herisau, Unterhaltungsblattder<br />
AZ,27.Jg.,Nr. 20 (19.Mai 1944)..- FREHNER, a.a.O.,S. 11 f., 17. Dieses Kunklerwappen,<br />
in SchwarzeinvonzweiSternenüberhöhterwachsendersilbener Widder,fehlt i m Wappen<br />
buchderStadt St. Gallen.<br />
2 KirchenlibellvonRehetobel (GdeARehetobel),S.30: I m Sommer 1737 gingderKirchen-und<br />
Ffarrhausanbau «etwasgemach, weilen sowolvonden Zimmerleuthen alsvondenMaureren einige<br />
auf Herisaugeschicktworden,allwoder BauMr: (Jacob) GrubenMann auch die 2 kostbarenGebäuder<br />
Herren Weterenzu gleicher Zeit unterHänden hatte, welches auch die Ursach,warumd(er) Bau-<br />
MeisterdenSommerdurch vil vonhier abwesendwar...»<br />
3 FREHNER, a.a.O.,S.4-9.<br />
4 Ebenda, S . 32,57 ff. - CLAUDE LAPAIRE, Museen und S ammlungen der Schweiz,Bern 1965,S. 44.
BÜRGERHÄUSER 129<br />
größerung und Umgestaltung der Fenster) 1 . 1972/73 Gesamtrenovation unter der<br />
Leitung von HANS U LRICH H OHL, Architekt ETH/SIA, Herisau. Dem Innenumbau<br />
mußten Stuckdecken geopfert werden. Die wertvollstewurde aber nur überdecktund<br />
überdies durch eine vorzügliche Kopieim ersten Obergeschoß ersetzt. Zudem wurden<br />
die Fenster des Erdgeschosses auf eine rechteckige Form zurückgeführt. Unter<br />
einigen Gipsdecken festgestellte Balken mit barocker Dekorationsmalerei erklären sich<br />
als wieder verwendetes Material eines ältern Baus. Sonst erhielt sich der ursprüngliche<br />
Zustand, wieihn die Ansichten des 18. Jahrhunderts bezeugen 2 , abgesehen von<br />
der entfernten Haubeam Treppenturm,vom klassizistischen, wohlum 1820 erneuerten<br />
Frontportal (Abb. 98) und der wohl auch damals entfernten Fassadenmalerei<br />
(oder Stukkaturen?) 3 , welche in illusionistischen Ziergiebeln und -gesimsen an<br />
1 FREHNER,a.a.O.,S.83. - Pläne des Architekturbüros ZIEGLER und BALMER, 1944, imKdmA.<br />
Damalswurdendie Eisenläden i m Parterreundder tonnengewölbteKorridorvom Frontportalzum<br />
Treppenhaus entfernt,an d erNordosteckeeineFußgängerpassage angebracht.<br />
2 Zeichnung von JOHANN ULRICH SCHELLENBERG, I 757, bzw. Radierungvon DAVID HERRLIBERGER,<br />
1758,und lavierteFederzeichnung von JOHANNES HÄDENER, I 790,der diedekorativeFassadenmalerei<br />
als einziger festhält (Abb. 20und 86).<br />
3 Solchewärenauch im 19.Jahrhundert kaum abgeschlagenworden (vgl. Kirche und Haus Nr. 1)<br />
im U nterschiedzu d erdamalseherverpönten Illusionsmalerei.<br />
—•<br />
Abb. 98. Herisau.Haus zurRose, Platz 6. Klassizistisches Frontportal,wohl u m 1820, vorderRenovation<br />
1972/73. - Text o ben.<br />
9 - Kunstdenkmäler LXI,AR
i30<br />
HERISAU<br />
Fenstern und Portal bestanden, wie sie gleichzeitig auch das Wetterhaus (Nr. 12)<br />
aufwies (Abb. 70, 86 und 87).<br />
BESCHREIBUNG. Viergeschossiger verputzter Riegelbau mit Mansardgiebeldach in<br />
Traufstellung, der an der Ost- und Nordflanke über zwei tonnengewölbten Kellern<br />
errichtet ist. Am rückseitigen Treppenturm zwei Hauseingänge, südseits zu ebener<br />
Erde ein rundbogiger mit strahlenförmig genuteter Nußbaumtüre zum ehemaligen<br />
Kontor und zum Keller, nordseits über Freitreppe mit zierlichem neugotischem Eisengeländer<br />
einer zum Treppenhaus. Dieser besitzt an rundbogigem Quadergewände<br />
aus Sandstein eine ebenfalls radial genutete Nußbaumtüre mit messingener Löwenfratze,<br />
die von Schlange umwundenen Ring als Klopferim Rachen hält (Abb. 97, wie<br />
bei Platz Nr. 1, Abb. 96, und «Krone» in Trogen). Über dem Eingang ein klassizistischer<br />
Lampenhalter mit Initiale «S» (Schieß) von zirka 1820. - Inneres (Abb. 99-101).<br />
In der getäferten Stube des ersten Obergeschosses neben viertürigem, mit Nußbaumwurzelmaser<br />
furniertem Wandschrank des 18.Jahrhunderts der hierbei versetzte und<br />
deshalb verkleinerte Kastenofen aus blaubemalten weißen Kacheln mit zweifach,<br />
ursprünglich wohl dreifach getrepptem Aufsatz, im baßgeigenförmigen Frontispiz<br />
datiert und mit dem Allianzwappen des Adrian Wetter und der Elisabeth<br />
Kunkler versehen. Der drei Kacheln breite und zwei Kacheln tiefe Unterkörper ruht<br />
Abb. 99. Herisau. Haus zur Rose, Platz 6 . Blau auf Weiß bemalter Kastenkachelofen, unter d em<br />
Allianzwappen Wetter-Kunkler i m zwiebeiförmigen Frontispiz «1737» datiert. Vermutlich Steckborner<br />
Arbeit. - Text oben.
BÜRGERHÄUSER<br />
Abb.loo. Herisau.Haus zur Rose, Platz6. Deckenstukkatur mit Bandelwerk im Regencestil,u m 1737,<br />
imehemaligen Festsaal und Musikzimmer des dritten Obergeschosses, 1972/73 überdeckt und durch<br />
Kopieim ersten Obergeschoß ersetzt. - Text unten.<br />
mit sechs balusterförmigen Kachelfüßen, wovon die beiden äußersten vorn übereck<br />
gestellt sind, auf verkröpftem Untersatz. In den Füllkacheln des Unterkörpers wechseln<br />
genrehafte Jäger-, Fischer-und Bauernszenen mit Burg-und Schloßlandschaften.<br />
Die Lisenen und Friese enthalten in den von üppigem Blattwerk umrankten Medaillons<br />
vorwiegend Burglandschaften, zuoberst in der Mitte einen springenden Hasen,<br />
während das Gurtgesims über den Balusterfüßen symmetrisches Blatt- und Bandelwerk<br />
aufweist. Vermutlich Steckborner Arbeit aus der MEYER-Werkstatt und vielleicht<br />
von R UDOLF KUHN von Rieden bemalt 1 . Die Stukkaturen in reinem Regencestil<br />
gehören mit den gleichzeitig entstandenen im Wetterhaus (Platz Nr. 12) zu den ganz<br />
wenigen Vertretern der Epoche in Appenzell Außerrhoden 2 . Sie beschränkten sich<br />
auf einen Raumim Parterre (1972 beseitigt) undim zweiten Obergeschoß (1972/73<br />
renoviert und davon außerdem Kopie i m ersten Obergeschoß angebracht), das<br />
Vestibül des ersten Obergeschosses, das Treppenhaus im Mansardengeschoß (1972<br />
an beiden Orten beseitigt) und aufden ehemaligen (Musikzimmer)im dritten<br />
Obergeschoß,wo sie die kunstvollste Ausgestaltung erfuhren (1972/73 überdeckt und<br />
durch sehr gute Kopie i m ersten Obergeschoß ersetzt). A n dessen Spiegeldecke<br />
1 Vgl. KARL FREI, Bemalte Steckborner Keramik des 18. Jahrhunderts, in:MAGZ, Bd. 31, Heft 1<br />
(Zürich 1932), S.27-30 und Tf.II,4. - Kdm ThurgauI, S. 293f. und Abb.230, z um Aufbau, und<br />
HI, S. 302undAbb. 251, 252, zur Bemalung.<br />
2 Ebensolche in Trogen, DorfplatzNr.5, viertes Geschoßund im ehem.HausZuberbühler, Speicher,<br />
von 1747.
132 HERISAU<br />
schuf ein unbekannter (Wessobrunner?) Meister ein System, in dem zwei ineinandergesetzte<br />
gebrochene Ovale aus Profilstäben in ihren gemeinsamen Längs- und Querachsen<br />
von Bandelwerk, Blumenketten, -körbchen und Blattranken durchbrochen<br />
sind (Abb. 100). - Regencestukkaturen aus der gleichen Werkstatt zieren auch das<br />
Spiegelgewölbe in einem Gartenhäuschen des «Rosengarten» (seit 1944 zu Schmiedgasse<br />
12 gehörig): Ein von Bandelwerk umspielter Mittelspiegel aus geschweiften<br />
Profilstäben ist in den abgerundeten Ecken der Hohlkehle von Muscheln, in den<br />
Achsen von Medaillons und Blattwerk und dazwischen von gerahmten Restfeldern<br />
begleitet. An der Westseite ist der Garten von einer schönen (unvollständig erhaltenen)<br />
Steinbalustrade aus der Bauzeit abgeschlossen.<br />
Platz Nr. 7. Das Kaufmannshaus wurde, wie die Ansicht MERIANS von 1642 und<br />
vor allem jene Jon. ULRICH SCHELLENBERGS von 1757 zeigt, um 1780 1 anstelle eines<br />
bedeutend niedereren Hauses als verputzter Strickbau mit traufständigem Mansardgiebeldach<br />
und mit auffallend großem konkav-konvex geschweiftem Frontgiebel an<br />
die «Rose» (Nr. 6) angebaut, wie ihn JOHANNES HÄDENER 1790 zusammen mit dieser<br />
I AußerdenBilddokumentenvon 1757 (A4) und 1790 (B2) läßt FISCH, Manuskript, S. 138, darauf<br />
schließen: «..in denen 1780 a 1795 Jahren bautemansehr viele neueHäuser ...Aufdem Plaz sind<br />
theils neu aufgeführt, und theils neu renoviert worden.» Siehe Abb. 20.<br />
Abb. 101. Herisau. Haus zur Rose, Platz 6 . Vierteiliger Wandschrank, wohl 18. Jahrhundert, m it<br />
Nußbaumwurzelmaser furniert, im ersten Obergeschoß vor der Renovation 1972/73. - Text S. 130.
BÜRGERHÄUSER 133<br />
Abb. 102 und 103. Herisau. H aus Wetter, Platz 12. Porträts des Landammanns Laurenz Wetter<br />
(1694-1734), Besitzer u nd Bewohner des Vorgängerbaus der «Rose», Platz 6, u nd seiner Gattin<br />
Barbara, geborene Ziegler, bezeichnet: «1695 aet. 25». - Text S. 127 und 137.<br />
und dem Walserschen Doppelhaus gezeichnet hat (Abb. 86). Zeugen aus dieser<br />
Zeit sind außen das stichbogige und leicht geschwungene Portalgewände aus Sandstein<br />
(mit klassizistischer Nußbaumtüre u m 1820), ähnliche Portal- und Fenstergewände<br />
samt Nußbaumtüre und Eisenladenam rückseitigen Parterre, innen an der<br />
Ostflanke der Keller mit zwei von korbbogiger Gurte unterteilten Kreuzgratgewölben,<br />
zu dem eine schwere zweiflüglige Eisentüre in stichbogigem Gewände führt, und<br />
ähnliche Gewölbe auf der Westseite, im großzügigen Treppenhaus das hölzerne<br />
(klassizistisch bemalte) Treppengeländer mit flach geschnitzten, jedoch vollplastisch<br />
wirkenden Balustern wie in mehreren Häusern von Herisau 1 . Der Frontgiebel verschwand<br />
wohl im Zuge der klassizistischen Neugestaltung des Platzesum 1820-1830.<br />
Die jetzige nüchterne Gestalt mit geradem,um ein Stockwerk erhöhtem Traufgesims<br />
hat die Fassadeum 1870 zusammen mit dem Hecht (Platz Nr. 8) erhalten 2 , der damals<br />
um zwei Stockwerke erhöht und in gleiche Höhe geführt wurde und dessen Eingang<br />
1917 die heutige neubarocke Gestalt erhielt 3 .<br />
Apotheke zur «Eiche». Platz Nrn. 9 und 10. Im Keller des 1960 modernisierten<br />
Steinbaus, der 1888 anstelle von zwei schön gruppierten Holzhäusern (Abb. 104)<br />
1 Soim 1780 datierten Haus Schmiedgasse 62, indemu m 1780 gebauten «Baumgarten» (Poststraße<br />
5), Zum Regenbogen (Goßauerstraße 4).<br />
2 EinanonymesFederaquarellder erstenHälfte des 19. Jahrhunderts (Bilddokument B3) zeigt ein<br />
traufständiges Satteldach mit kleinem dreieckigem Quergiebel.<br />
3 Mitteilungvon Aline Frischknecht, jetziger Besitzerin, die denUmbau 1917 miterlebte.
I 34<br />
HERISAU<br />
Abb. 104. Herisau.Häusergruppe an derEckeSchmiedgasse-Platz. Diebeiden im Vordergrund rechtwinklig<br />
aneinanderstoßenden Giebelhäuser standen ander Stelle d er 1888 erbauten Apotheke zur<br />
«Eiche», Platz g und 10. Dahinter rechts der «Hecht», Platz 8. Photographie einer verschollenen<br />
Federzeichnung im Historischen MuseumHerisau. - TextS. 44 und 133.<br />
errichtet wurde 1 , sind an der ganzen Süd- und Ostfront die gegen 2 m hohen, 1,8 bis<br />
2,2 m dicken, aus mächtigen und schön behauenen, teils über 1 m langen Sandsteinblöcken<br />
sorgfältig gefügten Fundament- und Kellermauern eines sehr alten Baues<br />
(14./15. Jahrhundert?) zu sehen, deren Verlauf der jetzige Bau auch an der abgeschrägten<br />
Südostecke folgt, während der unmittelbare Vorläuferbau hier scheinbar<br />
einen Gegenwinkel gebildet hat. Diean den Kirchturm erinnernde megalithische<br />
Mauer dürfte einem gewichtigen Gebäude (klösterlicher Meierhofoder Amtsgebäude ?)<br />
angehört haben.<br />
Platz Nr. 11. Wohl um 1820-1830 im Stil des damals neu erbauten Rathauses<br />
(S. 101 f.) aus einem getäferten giebelständigen, vermutlich 1606 errichteten Holzhaus<br />
mit Satteldach und mit kräftigem Klebedach über den Fensterwagen in das bestehende<br />
umgebaut, ohnedaß die Riegelkonstruktion des nach oben geschoßweise immer<br />
weiter herauskragenden Baukörpers, von Fensterstöcken und Dach abgesehen, wesentlich<br />
verändert worden wäre (vgl. lavierte Federzeichnung von JOHANNES H ÄDE-<br />
NER, 1789, Abb. 70, mit Abb. 71).<br />
Haus Wetter. Platz Nr. 12. GESCHICHTE. Wie bei der zu gleicher Zeit für Adrian<br />
Wetter erbauten «Rose» (siehe S. 128), dem eigentlichen Stammsitz der Landammänner,<br />
ist die Vollendung dieses Hauses 1737 durch das Datum in der Deckenstukkatur<br />
des Vestibülsim dritten Obergeschoß ziemlich gesichert, zudem wie dort für dasselbe<br />
Jahr die oberste Bauleitung durch Baumeister JAKOB GRUBENMANN von Teufen. Das<br />
dazugehörige Grundstück hatte der Erbauer, Handelsherr Johann Laurenz Wetter,<br />
Bruder des genannten Adrian, am 17.Januar 1732 gekauft 3 . Die barocke Gestalt<br />
1 OTTO FREHNER, DasHaus zur «Rose»am Platzin Herisau.Ms. 1946, S. 57,und Mitteilung des<br />
Besitzers Joachim Meyer, der denUmbau veranlaßte, bei welchem die Mauern, die a uf sandigem<br />
Grund stehen, teils freigelegtwurden.<br />
2 FREHNER, a.a.O., S. 10.
BÜRGERHÄUSER 135<br />
der Fassade aus der Bauzeit, wie sie JOHANNES HÄDENER I 78g gezeichnet hat (Abb. 70),<br />
fiel dem klassizistischen Umbau von ungefähr 1820-1830, der das heutige Aussehen<br />
bestimmt, weitgehend zum Opfer: ein mit liegendem Löwen bekrönter Segmentgiebel<br />
über einem Fassadengemälde, das den über Wetter (!)-wölken thronenden und<br />
Blitze schleudernden Jupiter zusammen mit einer Nymphe, die eine Amphora ausgießt<br />
(Hyade), darstellte, eine allegorische Anspielung auf den Namen des Besitzers,<br />
ferner illusionistisch gemalte (wohl nicht stuckierte) Ziergiebel und -gesimse wie<br />
ehedem auch bei der «Rose» und dekorativ bemalte Läden an den Obergeschossen.<br />
BESCHREIBUNG (Abb. 71,105-111). Der komplexe, mit Eckquadern gefaßte und verputzte<br />
Steinbau besteht aus fast quadratischem Vorderhaus mit Kontorräumen und<br />
herrschaftlichen Wohnungen unddem südseits angefügten Hinterhaus für die einstige<br />
Dienerschaft, das im Parterre durch öffentlichen Durchgang vom Hauptgebäude getrennt<br />
ist und zu dem von jedem Geschoß des Herrenhauses ein schmaler Korridor<br />
führt (Plan, Abb. 105). Das dem Platz zugekehrte Hauptgebäude mit dreifenstriger<br />
klassizistischer Lukarne (wie bei beiden benachbarten Häusern) auf traufständigem<br />
Satteldach hatam Äußern die beiden ursprünglichen Sandsteinportale an Front und<br />
Rückseite bewahrt, zudem die geschmiedeten Eisenläden mit Zierlaub an den Fenstern<br />
des Parterres. Beim Frontportal wird ein rechteckiges Quadergewände durch eine vorgeblendete<br />
Zierarchitektur bekrönt: im gesprengten Volutengiebel ruht eine Kartusche<br />
mit dem AllianzwappenWetter-Kunz 1 aufverkröpftem Kranzgesims, das in der<br />
Mitte von einem Löwenkopf, seitlichje von kleinem Putto mittels konsolartiger Gebälki<br />
FREHNER, a.a.O., S. 10. Johann Laurenz Wetter hatte sicham2.April 1728 mit Anna Maria<br />
Kunzvon Emmishofen vermählt.<br />
Abb. 105. Herisau. Haus Wetter, Platz 12, 1737 unter derLeitung von BaumeisterJakob Grubenmann<br />
fürden KaufmannJohann Laurenz Wetter erbaut. Grundriß des Erdgeschosses. Maßstab 1:250. -<br />
Textoben.
136 HERISAU<br />
stücke getragen wird. Über den zwei einfachen Dreifeldertüren selbst verschließt ein<br />
schmiedeisernes Regeneegitter das rechteckige Oberlicht. - Das rückseitige Portal<br />
besteht aus rundbogigem Quadergewände mit plastischem Löwenkopf im Schlußstein<br />
und entsprechender, strahlenförmig genuteter Nußbaumtüre. - Der gegenüberliegende<br />
Eingang zum Hinterhaus besitzt eine schlichte Rundbogenarchitektur mit<br />
einfachem Regeneegitter im durchbrochenen Bogenfeld. - Aus späterer Zeit stammt<br />
das fünfteilige, schmiedeiserne Rokokogeländer auf dem ostseitigen Balkon zwischen<br />
Vorder- und Hinterhaus, das mit Rocaillen besetztes, symmetrisches Voluten- und<br />
Bandelwerk aufweist. - Inneres. Von dem in der Nordsüdachse liegenden kreuzgewölbten<br />
Eingangskorridor führt westseits, etwas nach Süden verschoben, das tonnengewölbte,<br />
in den Zwischenböden kreuzgewölbte Treppenhaus zu Keller und<br />
Obergeschossen, wo es jeweils in ein Vestibül der nördlich und südlich anschließenden<br />
Zimmer bzw. Kellerräume mündet. Diese bestehen ausje drei Jochen mit Kreuzgratgewölben.<br />
Im Eingangskorridor selbst ist der entsprechende Vestibülraum zugunsten<br />
des Kontornebenzimmers auf eine rundbogige Nische reduziert. In dem<br />
darin eingesetzten schmiedeisernen Regeneegitter flankieren zwei Löwen das symmetrisch<br />
verschlungene Monogramm «J W» des Bauherrn (ähnlich wieam Walserschen<br />
Doppelhaus, S. 123). Die Gewölbe des Eingangskorridors, des nordöstlich gelegenen<br />
Abb. 106. Herisau.Haus Wetter, Platz 12. Gequadertes Sandsteinportalan derFrontgegenden Platz<br />
mitdem Allianzwappen Wetter-Kunzimgesprengten Volutengiebel und mit geschmiedetem Oberlichtgitterim<br />
Regencestil, 1737. - Text S. 135 f..
BÜRGERHÄUSER 137<br />
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Abb. 107. Herisau. Haus Wetter, Platz 12. Deckenstukkatur im Regencestil von einem unbekannten<br />
Wessobrunner (?) Stukkateurim Vestibüldesdritten Obergeschossesmit Allegoriedes Lebensund des<br />
Todes. Die Jahreszahl «1737», im Gegensinn des Uhrzeigers ( und auch umgekehrt) entsprechend<br />
den Sinnbildern der vier Jahreszeiten bzw. Lebensalter lesbar. - Text unten.<br />
Kontors und seines Nebenzimmers, ferner die Spiegeldecken der drei Obergeschosse<br />
einschließlich einzelner Zimmer des Hinterhauses, vor allem im dritten Obergeschoß<br />
(ehemalige Gästezimmer?), sind mit Regencestukkaturen in wechselnden Figurationen<br />
und Kompositionen von Gitter-, Blatt- und Bandelwerk verziert, wobei gewöhnlich<br />
ein runder, ovaler oder vierpaßförmiger Spiegel aus Profilstäben das Ziergerüst bildet.<br />
Figürliche Motive finden sich im Kontor, wo Brief und Brieftauben, Tintenfaß mit<br />
Gänsekielen und Bücher und, über alles wachend, das Auge Gottes im Symbol der<br />
Heiligsten Dreifaltigkeit dargestellt sind, am reichsten aber im Vestibül zum ehemaligen<br />
Festsaal im dritten Obergeschoß (in diesem selbst wären die Stukkaturen unter der<br />
tiefer gesetzten und unterteilten Decke vielleicht noch zu finden). Hier wird ein<br />
kleiner konkav-konvex geschweifter Mittelspiegel mit der Allegorie des Lebens und<br />
des Todes (ein zwischen einer Blumenvase einerseits und Totenkopf, Totengebeinen<br />
sowie Lebensbuch anderseits sitzender Putto mit Sanduhr und Griffel in den Händen)<br />
von einem entsprechenden Bandelwerkrahmen umspannt. In diesen sind zwischen<br />
Gitterwerk die auf die Allegorie bezogenen Rundmedaillons einer Jünglings- und<br />
einer Mädchenbüste, in dessen Ecken die einzelnen Ziffern der Jahreszahl 1737<br />
gesetzt und in der Reihenfolge der vier Jahreszeiten zu lesen, die in den Ecken der<br />
Spiegeldecke durch entsprechende Vegetationsbilder und einen dazu passenden Vogel<br />
dargestellt sind (Abb. 107). Unter den zahlreichen mit Öl auf Leinwand gemalten<br />
Porträts (Abb. i02f., Höf.) der Familien Wetter befinden sich u.a.: 1. Jene des Landammanns<br />
Laurenz Wetter und seiner Gattin Barbara Ziegler,je 82 X 63 cm, letzteres<br />
1695 datiert. - 2. Des Landammanns Adrian Wetter, 82 X 64 cm, und seiner Gattin<br />
Elsbeth Kunkler(?), 82,5 X 64 cm, ersteres signiert und datiert: «J. G. Koch pinx.
138 HERISAU<br />
Abb. 108 u nd 109. Herisau. H aus Wetter, Platz 12. Deckenstukkaturen i m Regencestil, 1737, in<br />
Wohnräumen des zweiten Obergeschosses m it charakteristischem Bändel- und Gitterwerk an geschweiftenund<br />
verkröpften Profilrahmen. - Text S. 137.<br />
1746» (vgl. die offiziellen Landammannporträts, S. 114, Abb. 82). - 3. Des Bauherrn<br />
Johann Laurenz Wetterund seiner GattinAnna Maria Kunz, 82 X 64 bzw. 64,5 cm,<br />
offensichtlich auch von JOHANN GEORG KOCH gemalt wie das von diesem signierte<br />
und 1735 datierte Porträt der Schwiegermutter des Bauherrn, Anna Maria Kunz,<br />
80,5 x 64 cm («aetatis 51.1735 pinxit Koch») I . - 4. Des Statthalters Johann Ulrich<br />
Wetter und seiner Gattin Anna Catharina Schieß, 76 X 60,5 cm, wohl beide vom<br />
gleichen Maler, doch nur letzteres signiert: «T. Low fecit 1788». - 5. Derer vier<br />
Söhne, 121 X 74 cm, signiert: «T v. Braz 1784» ( = Low) 3 . - 6. Des Statthalters<br />
Johannes Wetter, Sohn von Nr. 4, und seiner Gattin Johanna Elisabeth Schieß,<br />
72 X 56 cm, beide signiert und datiert: «Joh. Weiß pinx. 1828». - 7. Desselben<br />
Statthalters, 18 X 28 cm, gleich signiert und datiert.<br />
B. Obstmarkt<br />
GESCHICHTLICHES ZU MARKT UND MARKTPLÄTZEN. 1537 wird ein Markt erstmals<br />
als bestehende Einrichtung im Zusammenhang mit dem Leinwandhandel erwähnt,<br />
wobei es sich, aus dem Zusammenhang zu schließen, um einen Wochenmarkt gehandelt<br />
haben dürfte 3 . In den Landrechnungen ist schon 1533 von Kaufhäusern die<br />
Rede. Am 23. August 1554 eröffnete der Gesandte von Appenzell an der Tagsatzung,<br />
seine Obern hätten ein köstliches neues Kauf- und Gesellenhaus zu Herisau erbaut und<br />
bäten jedes der XII Orteum Wappen und Fenster (E.A.) 4 . 1562 ist erstmals von den<br />
Jahrmärkten «wie vormals gebraucht» die Rede, die bis dahin offenbar auf demim<br />
1 Die Identität desBauherrnund seiner Gattin istnur sehr wahrscheinlich,die der Schwiegermutter<br />
durch ein anderes Porträt gesichert. - Laut DORA FANNY RITTMEYER, Familie Wetter in Herisau,<br />
Photoalbum mit Text, 1955, im Besitz vonMaxWetter, Herisau, Dublette in Photokopieim K dmA.<br />
2 Zu FRANZ THOMAS LOW aus Braz (17^6-1800), Bruder des FRANZ ANTON (17^8-1892), siehe<br />
ZAK,Bd. 7 (1945), S. 65f.<br />
3 AUB 2027, 2030, analogzu 3410 ausdem Jahr 1578. - Vgl. BODMER, Textilgewerbe, S. 10.<br />
4 Eidgenössische Abschiede, in:AJB 1952, 80. Heft, S. 47.
BÜRGERHÄUSER 139<br />
Oberdorf gelegenen Toracker abgehalten worden sind, von jetztan jedenfalls abwechslungsweise<br />
auch auf dem Kilchenacker, dem heutigen Obstmarkt 1 , von 1712 an nur<br />
noch auf diesem allein, wo am Michaelstag auch der alljährliche, seit 1792 monatliche<br />
2 Viehmarkt «nach uralter Kömmlichkeit und bis dato üblichem Gebrauch.,<br />
daselbst möge gehalten werden» 3 . Vom Kilchenacker ist 1562 ausdrücklich vermerkt,<br />
er stoße auf zwei Seiten an die Landstraße, d. h. wohl an Oberdorf- und Bachstraße,<br />
doch kann die Oberdorfstraße allein gemeint sein, die west- und südseits an diesem<br />
vorbeistrich. 1736 wurde dieser Platz zur Förderung der «Wochen-Jahrmärkte» und<br />
«zur bequemern Stellung eines Bauschopfs (= Werkhaus, 1836 abgebrochen), eines<br />
gemeinen Sechthauses ( = Schauhaus, 1790 abgebrochen) und einer Teuchelrose»<br />
(1837 zugefüllt) durch AnkaufJ. G. Oberteufers Wiese erweitert 4 . Bis zur Erbauung<br />
des Baumgartens (S. 187), 1780, beliebte besonders auch der gleichnamige Platz für den<br />
Viehmarkt des Frühlingsjahrmarktes 5 . Nach der Errichtung des ersten Armenhauses<br />
von 1795 wurde der Viehmarkt auf das Ebnet verlegt, 1814 auch der Kälbermarkt,<br />
der sich «vorher zu allen Zeiten in der hinern Schmidgaß» befunden hatte 6 . Von einem<br />
I Alte Urkunden, S. 1. — Fliegende Blätter, Fol. 29. 2 EUGSTER, Herisau, S. 376.<br />
3 AlteUrkunden, S. 1 f. - Fliegende Blätter, Fol. 2gf., mit Randbemerkungvon 1838; «betreffend<br />
den Vieh - oder jetzigen Obstmarkt».<br />
4 Alte Urkunden, S. 2f. (hier in Anmerkung von 1838 die Abbruchsdaten). - Fliegende Blätter,<br />
Fol. 12.<br />
5 FISCH, Manuskript, S. 44. 6 FISCH, Manuskript, S. 44.<br />
Abb. 110 und m . Herisau. Haus Wetter, Platz 12. Porträts des Bauherrn Johann Laurenz Wetter<br />
(1696-1745) und seiner GattinAnnaMaria, geborenerKunz aus Emmishofen.Ol auf Leinwand, sehr<br />
wahrscheinlich von Johann Georg Koch. - Text S. 134und 138.
140 HERISAU<br />
Abb. 112. Herisau.DerObstmarktmit der reformierten Kirche von Südosten.In derMitteim Hintergrund<br />
dasHaus «Zum Felsen», das 1911 der Neuanlageder Bahnhofstraße weichen mußte. Lavierte<br />
FederzeichnungvonW. Caspar, 1887, i m Historischen Museum Herisau. - Text S.43, 141 und 144.<br />
um 1815 «neu errichteten Vieh- und Kälbermarkt hinter der Kirche neben dem<br />
Werkhaus» weiß EUGSTER (Herisau, S. 376) zu berichten. Der Marktplatz war dort<br />
nach dem Brand der Bachstraße von 1812 gegen diese hin vergrößert worden 1 . Seit<br />
der Verlegung des Viehmarkts nach dem Ebnet diente der Platz südöstlich der Kirche<br />
vorwiegend als Obstmarkt und erhielt davon seinen Namen 2 . In neuester Zeit<br />
dehnte sich dieser bei hoher Frequenz östlich der Kasernenstraße entlang aus, während<br />
die Warenstände auf der Gasse zwischen Kirchplatz und Obstmarkt aufgestellt<br />
wurden 3 . Der in einer Urkunde von 1578 erstmals ausdrücklich erwähnte Wergund<br />
Garnhandel^ fand 1670 laut Marktverordnung dieses Datums in der ebenerdigen<br />
Rathaushalle statt, der Werghandel von nun an bei gutem Wetter davor, sonst<br />
zwischen den Bögen, damit bessere Sicht dem Betrug vorbeuge 5 . 1756 wird auch<br />
ein «altes Kornhaus nächst der Schmalzwaage» erwähnt 6 . Seit dem 19. Jahrhundert<br />
vollzog sich der Butter- und Käsemarkt in der Rathaushalle 7 . Eine «Metzg», eine Art<br />
Fleischhalle, befand sich bis 1790 beim westlichen Kirchenvorzeichenam Platz (S. 96),<br />
wurde aber als störendes Element empfunden und versetzt. Von diesem Beispiel<br />
1 Alte Urkunden, S. 108.<br />
2 Für die gleichen Häuserwirdim ersten offiziellen Häuserverzeichnis von 1800 noch «AmViehmarkt»,im<br />
zweiten von 1822 «AmObstmarkt» angegeben. - FISCH, Manuskript, S.44: «..derViehmarkt,wo<br />
nun der Obstmarkt ist» (um 1814). Vgl. AlteUrkunden, S. 3 (Randbemerkungvon 1838):<br />
«Ankauf des sogenannten Glasers Wisli ( = die 1736 gekaufte Wiese Oberteufers),zum Gebrauch des<br />
Wochen-und Jahrmarktes, welchernun als Obstmarktgebrauchtwird.» Vgl.oben Fliegende Blätter,<br />
Fol. 29. Ferner «Gopir-Buch», S. 48f., 1825/26: «Viehmarkt (dato Obstmarkt)».<br />
3 ROTACH, Herisau, S. 315. 4 AUB 3410.<br />
5 EUGSTER, Herisau, S. 375. - Vgl. ROTACH, Herisau, S. 560. 6 EUGSTER, Herisau, S. 376.<br />
7 Ebenda. - ROTACH, Herisau, S. 515.
BURGERHAUSER<br />
Abb. 113. Herisau.Die Brandstätte an der Bachstraße nach dem 1.J anuar 1812 mitKirche und Flecken<br />
von Norden. Im Vordergrund links die drei von der Feuersbrunst verschont gebliebenen Häuser<br />
«Reblaube» (Nr. 13), « Am Bach» (Nr. 10) u nd «Taube» (Nr. 6). Aquatintaradierung von Johann<br />
Jakob Mock (1776-1824) von Herisau. Historisches Museum Herisau. - Text S.41, 84und 142-144.<br />
abgesehen, gibt es keine Hinweise dafür, daß der Kirchplatzje dem Markt gedient<br />
hätte. Bis in die Gegenwart wich dieser bei Platzmangel auf andere Straßen und<br />
Plätze aus, der Jahrmarkt mit den Ständen auf die Poststraße, mit den Buden auf<br />
das Ebnet. Darin scheint sich eine uralte Regel zu bestätigen, daß Kirchplätze vor<br />
Marktlärm bewahrt werden, wie auchan Marktplätzen höchst selten Kirchen errichtet<br />
worden sind 1 .<br />
Die Gestalt des Obstmarktes im ig.120. Jahrhundert. Von seinem Aussehen im 19. Jahrhundert<br />
zeugen etliche Zeichnungen und Aquarelle (Abb. 68, 112, Bilddokumente<br />
Gi-8). Aus früherer Zeit fehlen solche. Der einstige «Kilchenacker», was sowohl<br />
kircheneigenes Gelände als auch Friedhof bedeuten kann, erstreckt sich südöstlich<br />
der Kirche gegen die Oberdorfstraße («Landstraße») 3 hin. Was der Friedhof bis zu<br />
seiner Entfernung 1835 dem Obstmarkt an Gelände entzog (S. 96), belegt seit 1853<br />
die Straße vom Platz zum Heinrichsbad (S. 190) und seit 1880/81 die südöstlich der<br />
Kirche davon abzweigende alte, 1911 völlig neu angelegte Bahnhofstraße (S. 52).<br />
An der Südwest- und Südseite wird der Platz von einer Reihe von Häusern eingefaßt,<br />
die, abgesehen von dem 1912-1914 errichteten Kantonalen Gebäude (S. 112), mit ihren<br />
Fassaden auf die Oberdorfstraße blicken, wozu sie immer gezählt haben. Dieser<br />
Monumentalbau aber, der an die Stelle von zwei Bürgerhäusern gesetzt und durch<br />
den 1915 angefügten Neubau der «Blume» (S. 175) mit dem «Tannenbaum» (S. 176)<br />
1 JULIUS BAUM, Die schöne deutsche Stadt, Süddeutschland, München 1912, S. 81.<br />
2 Alte Urkunden, S. 1, u nd Fliegende Blätter, Fol. 29: «..der stoßt an zwey sitten an die Landstraß..»,<br />
auf der einen Seite alsoan die Oberdorfstraße, aufder andern eventuell an die Bachstraße.
142 HERISAU<br />
verbunden wurde, beherrscht mit seiner Fassade den Platz, der dadurch den einstigen<br />
dörflichen Charakter eingebüßt hat (Abb. 80). Nach Osten wird dieser durch<br />
eineim Plan von 1818 eingezeichnete Häuserreihe von der Oberdorfstraße bis zudem<br />
schon 1709 erwähnten Neuweg 1 gesäumt, welche Reihe von der Heinrichsbad-, der<br />
heutigen Kasernenstraße, durchschnitten wird. Von der im 19. Jahrhundert aufgestellten<br />
meteorologischen Säule hat sich im Historischen Museum die klassizistische<br />
vierseitige Uhr erhalten (Höhe mit Eisengehäuse und Sockel 79 cm).<br />
Häuser am Obstmarkt und Neuweg. Obstmarkt Nr. /. Klassizistisches Wirtshausschild,<br />
um 1800, an der Ostseite. - Nr. 7 (siehe Oberdorfstraße 27 und 29). - Waaghaus,<br />
1912/13 von Gemeindebaumeister ALFRED RAMSEYER in klassizistischem Stil erbaut,<br />
1972 abgerissen 2 (Abb.34)Neuweg Nr. 2. Im klassizistischen Oberlichtgitter «1827»<br />
datiertes und mit verschlungenem Monogramm «J Z » des Bauherrn Johannes Zähner<br />
versehenes Fabrikantenhaus, ein getäferter Strickbau unter traufständigem Satteldach<br />
mit dreieckigem Frontgiebel. Im Treppenhaus reizendes klassizistisches Treppengeländer<br />
mit gesägten Balustern aus der Bauzeit.<br />
C. Die vier alten «Landstraßen»<br />
I. Bachstraße md Buchenstraße. GESCHICHTLICHES ZU den Straßen. Der 1578 erstmals<br />
erwähnte Fahrweg nach St. Gallen führte, wie der Plan von 1628 (Abb. 22) für das<br />
Dorfgebiet zeigt, vom Kirchplatz in die Senkung des Brühlbachs, beim Gasthaus zur<br />
Taube über diesen hinweg, dann unmittelbar hinter den Häusern der frühern Neugasse,<br />
des jetzigen obern Teils der Bachstraße, durch den Hohlweg empor zum<br />
Kreuzbühl und Grat des Moosbergs und wieder hinunter durch den Mauchler nach<br />
dem Bild und Kräzern 3 . Ihr steiler Aufstieg von dem bereits überdeckten Brühlbach<br />
zur Kirche hinauf wird aufJOH. J AKOB MOCKS Zeichnung von der Brandstätte 1812<br />
besonders deutlich (Abb. 113) 4 .<br />
Eine erste Verbesserung der Verkehrsbedingungen brachte wenigstens für die<br />
Anstößer der Bau der Neugasse, die 1758 bei DAVID HERRLIBERGER erstmals ausdrücklich<br />
erwähnt und, schon ganz von Häusern gesäumt, abgebildet ist 5. 1759 wurde<br />
das Verbindungsstück von deren oberm Ende bis zur Wiedereinmündung in den<br />
alten Fahrweg beim «Adler», die heutige Buchenstraße, in Angriff genommen 6 . Ihre<br />
1 «Copir-Buch», S. 48.<br />
2 Jahresrechnung der Gde 1912, S. 78: Erstellung des «Waghäuschens mit Gemüsestand» noch<br />
nicht vollendet. Vgl. ebenda, 1914, S. 76.Zum Abbruch sieheAZ,9.Mai 1972, Nr. 108, S. 3.<br />
3 AUB3458. - SCHÄFER, Materialien 1812, S. 217-220. (Die Ansicht, es handle sichu m einen<br />
Römerweg, ist natürlich irrig.)<br />
4 JOH. JAKOB MOCKhat die Brandstätte einmal zur Winterszeit gezeichnet, wovon Hegiim gleichen<br />
Jahr die bekannte Radierung in Aquatinta verfertigte, die 2 Gulden24Kreuzer kostete (SCHÄFER,<br />
ebenda, S. 244, Anm.), und vom gleichen Standort zweimal bei beginnendem Frühling. Ein Blatt,<br />
in Aquarell-Gouache ausgeführt, besitzt das Hist. Mus. Herisau, das andere,in gleicher Technik, das<br />
Hist. Mus. St. Gallen. Bilddokumente A15, a-c.<br />
5 JOH. ULRICH SCHELLENBERG stellte die Zeichnung dazu 1757 her, doch fehlt aufdem Blatt im<br />
Kunstmuseum Winterthur diese bei HERRLIBERGER noch angesetzte Partie,für die ein separates Blatt<br />
existiert haben dürfte,oderdannüberhaupt eine zweite, umfangreichere Zeichnung.<br />
6 «Copir-Buch», S.51: Kaufvertrag, 20.Juli 1759, mitdem «Adlerwirth» betreffend Boden «zur<br />
einrichtung einer landstraßeab Buchen, so gegen denNeuGaß, sonnenhalb in fleken weiset..» Vgl.<br />
Alte Urkunden, S. 207.
BÜRGERHÄUSER 143<br />
Abb. 114. Herisau. Östliche Partie der Bachstraße, früher Neugasse genannt (im Unterschied zu der<br />
einst hinter der Häuserreihe durch laufenden ältern Bachstraße), mit gestrickten Holzgiebelhäusern<br />
des 17./18. Jahrhunderts. Nr. 37 im Vordergrund mit traufständigem Mansardgiebeldach und kielbogigem<br />
Quergiebel von einer Umgestaltung nach 1794. - Text S. i42f.und 144-146.<br />
Fortsetzung über Nordhalden (Schützenstraße) nachdem Mauchler anstatt über den<br />
Kreuzbühl bedeutete im Jahre 1777 eine erneute Erleichterung 1 , vor allem als 1786<br />
unter Umgehung der Neugasse und Bachstraße die Buchenstraßeam Weiher vorbei<br />
direkt mit der Oberdorfstraße verbunden wurde 3 . Infolgedessen verlor die Bachstraße,<br />
an welcher nach der örtlichen Überlieferung auch die ältesten Gasthäuser<br />
Herisaus, die «Taube» (Nr. 6) am Bach und der verschwundene «Engel»am obern<br />
Ende, standen 3 , bereits ihre Bedeutung als einziger Fahrweg nach St.Gallen. Durch<br />
die Straßenbauten des 19. und 20. Jahrhunderts wurde sie dem Durchgangsverkehr<br />
völlig entzogen, und die 1911 angelegte neue Bahnhofstraße unterbrach mit ihren<br />
Geschäftsgebäuden auch sichtbar die einstige Verkehrsader. Wegen des Brühlbachwassers<br />
hatten sich an der Straße von alters her Handwerker, vor allem Gerber, die<br />
1437 erstmals erwähnt werden, ferner Bleicher, Appretierer und Metzger niedergelassen<br />
4 , und der reich fließende Brunnen am Bach war besonders geschätzt 5 . Am<br />
i Alte Urkunden, S. 210-212.<br />
A AlteUrkunden, S. 216. - Vgl. SCHÄFER, Materialien 1812, S. 219,und EUGSTER, Herisau, S. 33OF.<br />
3 SCHÄFER, Materialien 1812, S. 218.<br />
4 Ebendaund Materialien 1813, S. 11g. 5 Ebenda, 1812, S. 219.
144 HERISAU<br />
i.Januar 1812 vernichtete ein Brand beide Häuserreihen, insgesamt 24 Firste, zwischen<br />
Platz und «Reblaube» (Nr. 12) bzw. «Taube» (Nr. 6), die, weil sie frei<br />
standen, im Unterschied zu den zusammengebauten gestrickten Holzhäusern gerettet<br />
werden konnten 1 .<br />
Die Häuser der untern und obern Bachstraße. Die älteste Partie hat sich untenam Bach<br />
erhalten (untere Bachstraße). Hier gruppieren sich u m den Brunnen (S. 143) auf<br />
kleinem Platz Holzhäuser in reizender Ungezwungenheit und mannigfaltigen Dachund<br />
Giebelformen. Drei davon, die sowohl auf dem Plan von 1628 als auch auf dem<br />
Merianprospekt von 1642 eingezeichnet sind, überdauerten den Brand von 1812<br />
(vgl. MOCKS Radierung, Abb. 1 13), die im 19. Jahrhundert hauptsächlich nur in der<br />
Befensterung veränderte «Taube» (Nr. 6), die «Reblaube» (Nr. 13), ein getäferter<br />
Strickbau jenseits des Bachs, und, von der «Taube» einst unmittelbar durch den<br />
offnen Bach getrennt (vgl. MERIAN), das Haus «Am Bach» (Nr. 10), ein «um 1617»<br />
errichteter Strickbau, u m den das Anschlußstück von der alten Bachstraße zur<br />
«Neugasse» in S-förmiger Kurve herumgeführt werden mußte 2 . Die heutige Gestalt<br />
und Ausstattung eines Kaufmannshauses 3 mit südseitigem schmalem Trakt in Traufstellung,<br />
nordseitigem breiterm in Giebelstellung mit ebenfalls ausgebildeter getäferter<br />
Fassade und mit dem ostseits stehenden Treppenturm dürfte das Haus unter<br />
Benutzung der ursprünglichen Anlageum 1780-1790 erhalten haben. In dieser Zeit<br />
entstand jedenfalls das tonnengewölbte, mit Walmdach versehene kleine Waschhaus<br />
(Assek.-Nr. 1427) neben dem Brunnen, dessen Eisentüre und -laden mit Louis-XVI-<br />
Beschlägen in datierbaren Häusern Herisaus ihresgleichen haben 4 . Die übrigen, gegenüberliegenden<br />
Häuser Nrn.5-n (ohne das spätere 11A, «Weißes Schäfli») wurden<br />
nach ihrer Einäscherung von 1812 anOrtund Stelle wieder aufgebaut, darunter die<br />
ehemalige «Sonne» (Nr. 7), ein verputzter Riegelbau unter Walmdach mit Frontgiebel<br />
und strahlenförmig genuteter Nußbaumtüre am hintern Eingang. Die restlichen<br />
wieder aufgebauten Häuseran der obern Bachstraße mußten samt dieser wieder<br />
verschwinden, das Haus «Zum Felsen», ein stattlicher verputzter Riegelbau, 1911<br />
vor der neuen Bahnhofstraße, weitere drei vor dem neuesten GeschäftsbauJ. G. Nef &<br />
Co. AG von 1964 und 1966 (Abb. 112).<br />
Die Häuser der ehemaligen Neugasse (heutige Bachstraße gegen die Buchenstraße).<br />
Dieser 1812 gänzlich verschonte Teil gehört neben der äußern Schmiedgasse zu den<br />
malerischsten Partien des Fleckens. Hier reihen sich der leichten Straßenkrümmung<br />
folgend aufder nördlichen Seite drei eng aneinandergerückte Gruppen von gestrickten,<br />
an den Fassaden getäferten Holzhäusern mit Reihenfenstern (Fensterwagen) in<br />
reizvollem Wechselspiel der Dach- und Giebelformen: Aus dem Plan von 1628 zu<br />
1 Ebenda, S. 1215-258: «Das Brandunglück in Herisauam 1.Jänner 1812», insbesondere S. 239-250.<br />
- S. 250:Der Platz längsdem Kirchhof «oben an der Bachstraße» wurde nichtmehr verbaut. - S. 256:<br />
Fünf, jetzt freistehende Häuser wurden noch im Laufe des Sommers 1812 wieder errichtet. - Vgl.<br />
FISCH, Manuskript, S. 21-24.<br />
2 Name undDatuminFraktur aus neuester Zeitam Giebel der Nordfront.<br />
3 Laut Häuserverzeichnis von 1800 und 1822.<br />
4 Walsersches Doppelhaus,um 1779 (S. 126),und «Baumgarten»,um 1780 (S. 189). Die vermutete<br />
Bauzeit entspricht auchderdurch die wirtschaftliche Hochblüte bedingten regen Bautätigkeit. Ferner<br />
spricht dafür das Treppengeländer im Wohnhaus mit aus Tannenholz gesägten, asymmetrisch geschweiften<br />
Balustern.
BÜRGERHÄUSER 1 45<br />
Abb. 115 und 116. Herisau. Östliche Partie der Bachstraße, früher Neugasse genannt (vgl. Abb. 114).<br />
Links: zwei Doppelhäuser, Nrn. 27 und 29 sowie 31 u nd 33, je unter gemeinsamem Satteldach in<br />
Giebelstellung, rechts: Doppelhaus, Nrn. 15 und 17, unter gemeinsamem Satteldach in Traufstellung<br />
mitje einem kielbogigen Quergiebelan jedem Hausteil, letztes Viertel 18. Jahrhundert. - Text unten.<br />
schließen, standen sie teilweise längst vor der Neugasse an ihrer Stelle; im Plan von<br />
1818 waren sie jedenfalls lückenlos vorhanden. Ihre heutige Gestalt dürften sie<br />
hauptsächlich der zweiten Hälfte des 18., ihre schlichte Fassadenverkleidung mit<br />
gestemmtem Täfer sogar dem 19. Jahrhundert verdanken. Es handelt sich ausschließlich<br />
um Doppelhäuser, a) Erste Gruppe: Doppelhaus, Nrn. 15 und ly (Abb. 116).<br />
Fabrikantenhaus 1 um 1780-1790, mit zwei kielbogigen Frontgiebeln am traufständigen<br />
Satteldach, ostseits mit erstem Geschoß herauskragend und auf Holzsäule<br />
abgestützt, westseitiger Teil (Nr. 15) rückseits mit Treppenturm, an der rechteckigen<br />
Fronttüre mit klassizistischem Oberlichtgitter und im Innern mit barockem Treppengeländer<br />
aus gesägten Balustern versehen. - b) Zweite Gruppe; Doppelhaus, Nrn. ig<br />
und 21. Handwerkerhaus mit drei gleichen Satteldächern in Giebelstellung, von der<br />
Straße zurückversetzt und weniger hoch. Sein sonnengebräuntes Täfer kontrastiert<br />
mit dem hellbemalten von Nrn. 15 und 17. Im Plan von 1628 angegeben, vermutlich<br />
ältestes Haus dieser Straße. An der Außentreppe zur westlichen Türe beidseits schmiedeisernes<br />
Geländer, 18. Jahrhundert (?) (Abb. 118). ~c) Dritte Gruppe: Nrn. 23-3J (nur<br />
die ungeraden Zahlen). Jeweils ein Doppelhaus, das ohne Brandmauern an ein<br />
anderes angebaut ist. Nrn. 23 und 25 mit Kreuzfirst, wobei das giebelständige Satteldach,<br />
ostseits heruntergeschleppt, an Nr. 27 stößt. Die folgenden zwei Doppelhäuser<br />
stehen,je unter gemeinsamem giebelständigem Satteldach mit verbindendem Querdach<br />
und in einer Flucht mit Nrn. 35 und 37 wieder näher an der Straße. Letztere<br />
greifen ineinander, Nr. 35 unter asymmetrischem Satteldach in Giebelstellung, Nr. 37<br />
mit kielbogigem Frontgiebel und vergipster Hohlkehle am traufständigen Mansardi<br />
Laut Häuserverzeichnis von 1800 und 1822.<br />
10 - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
146 HERISAU<br />
Abb. 117. Herisau. Buchenstraße 10, 12, 14, 16. Gruppe von gestrickten undan der Front getäferten<br />
Holzgiebelhäusern, die die Häuserfluchtder Bachstraße (Abb. 114) ostwärts wie ein Kulissenpendant<br />
ergänzen, Ende 18. oder Anfang 19. Jahrhundert. - Text S. I47f.<br />
giebeldach. Diese Dachform geht auf eine Umgestaltung an bereits bestehendem<br />
Haus nach 1794 zurück 1 (Abb. 114).<br />
Häuser der Buchenstraße und Sonnenhof. Aus dem Plan von 1628 geht hervor, daß<br />
einzelne den Westrand säumende Häuser längst vor dem Bau der Straße an der<br />
westlich von ihr emporsteigenden alten Bachstraße standen, was sich ungeachtet ihrer<br />
spätem Um- und Neubauten an der ungezwungenen Anordnung der betreffenden<br />
Häuserreihe bemerkbar macht, wie etwa am «Schlößli» (Nr. 21, siehe unten). Im<br />
Unterschied dazu wurde die fast lückenlos geschlossene und in einer Flucht liegende<br />
Reihe aufder östlichen Seite, wie sie dann der Plan von 1818 zeigt, mehr oder weniger<br />
in einem Zuge von 1780 bis 1795 gebaut mit Ausnahme des «Adler» (Nr. 34) 2 , der,<br />
ebenfalls schon im Plan von 1628 als Gebäude vermerkt,an der Fortsetzung der alten<br />
Bachstraße,am Kreuzweg, lag und, im Jahre 1800 neu gebaut 3 , die Reihe beschließt.<br />
1 DasHaus ist im Plan von 1628 eingezeichnet. Laut Alte Urkunden, S. 209, existierte das Haus<br />
jedenfalls ausdrücklich schon 1759 (das gleiche giltfür Nrn. 23 und 25). DieRadierungvon HEINRICH<br />
THOMANN nach der Zeichnung vonJ. G. MAYR, um 1794, Bilddokument A7, zeigt das Haus mit<br />
geradem Satteldachan Süd-und Ostseite, das einen Kehrfirst bildet.<br />
2 FISCH, Manuskript, S. 138: «besonders in denen 1780—1794 Jahren bauteman sehr viele neue<br />
Häuser zwischen derNeugaß und Buchen, rechts hinauf standvor dieser Zeitnur ein Haus,das Wirtshauszum<br />
Adler genannt, es war in bemeldter Zwischenzeit viel zu verdienen. Handelund Gewerbe<br />
hatten den erwünschten Erfolg.»<br />
3 Das Häuserverzeichnis von 1800 läßt hier eine Lücke, weil das Haus offenbar gerade abgerissen<br />
war; das Verzeichnis von 1822 führt es wieder auf.
BÜRGERHÄUSER 147<br />
Abb. 118. Herisau. Östliche Partie der Bachstraße, früher Neugasse genannt (vgl. Abb. 114). Rechts:<br />
Doppelhaus, Nrn. ig und 21, mit drei gleichgewichtigen giebelständigen Satteldächern, ly./iS.Jahrhundert,<br />
links: Doppelhaus, Nrn. 15 und 17 (siehe Abb. 116). - Text S. 145.<br />
Von diesem Neubau zeugen einam Schopf eingemauerter Backstein mit der Jahreszahl<br />
«1800» und den Initialen «H.Z.» (Hans Zürcher) zwischen zweimaligem<br />
Wappen des betreffenden 1 , ferner die klassizistischen Volutenprofile am Sturz der<br />
Sandsteingewände des Parterres. In dieser Reihe von Bürgerhäusern hebt sich das<br />
Fabrikantenhaus «Zum Steinhof» (Nr. 22) 2 durch vornehmeres Gepräge ab. Mit<br />
dem ehemaligen Fabrikantenhaus Nr. 24 («Schmiedstube») zusammengebaut und<br />
wie dieses, mit giebelständigem Satteldach der Straße zugewandt, ein Strickbau,<br />
weist es auchan der frei stehenden Südseite einen First mit gebrochenem Giebel auf,<br />
ferner ringsum vergipste Traufhohlkehlen und Eckpilaster, eine zweiflüglige nußbaumene<br />
Haustüre mit geschnitzten und eingelegten Louis-XVI-Ornamenten, einen<br />
entsprechenden reichen Lampenarm an der Südfront, als Besonderheit kupfergetriebene<br />
Blattranken u m die beiden Wassersammler des Dachkännels, schließlich<br />
zuoberst im Treppenhaus eine Abschlußbalustrade im Louis-XVI-Stil. Bauzeit wohl<br />
um 1 795. Bemerkenswert ist auch diezu dieser Straßenseite in einem Winkel stehende<br />
Reihe von getäferten Strickbauten Nrn. 10, 12, 14, 16 am Beginn der alten Buchenstraße.<br />
Mit ihren pittoresken Giebeln und Fassaden wirken sie wie ein Kulissenpendant<br />
zu den Häusern der Bachstraße (Neugasse), deren Flucht sie nach Osten fortsetzen.<br />
Nr. 10 kragt dabei ostseits mit dem ersten Geschoß heraus, das auf balusterförmiger<br />
1 Wappenbuch, Tf.XXXII,4. Der Besitzer im Verzeichnis von 1822 heißt: «Johannes Zürcher<br />
Gastwirth und Zoller.»<br />
2 Laut Häuserverzeichnis von 1800 und 1822 (damalige Nr. 103).
148 HERISAU<br />
Holzsäule abgestützt ist, ähnlich wie Bachstraße Nr. 17 (Abb. 117). Das stattlichste<br />
Gebäude der ganzen Straße ist das oben erwähnte ehemalige Bad und Gasthaus<br />
«Schlößli», Nr. 21, auf der linken Straßenseite, zu dem Nr. 19 als Dependence und<br />
Nr. 23 als Stall gehörte 1 , ein 1780-1795 errichteter verputzter Strickbau mit jonischen<br />
Eckpilastern und kielbogig geschweiftem und gebrochenem Frontgiebel am<br />
fensterlosen Mansardwalmdach. An seiner Stelle hatte ein schon im Plan von 1628<br />
eingetragener Bau gestanden. Auch die übrigen Häuser dieser linken Seite, ausgenommen<br />
Nr. 25, gehören zum Straßenbild des 18. Jahrhunderts. Das Doppelhaus,<br />
Nrn. 9 und 11, und vielleicht auch das damit zusammengebaute Nr. 13 («Tempel»),<br />
die von der Bachstraße (Neugasse), zu der sie früher gehörten, zur Buchenstraße<br />
überleiten, sind im Plan von 1628 bereits vermerkt.<br />
Zur heutigen Buchenstraße gehört auch der 1767 von der Oberdorfstraße zum<br />
Einlenker Bachstraße-Buchenstraße erstellte Verbindungsweg ab der Kaserneni<br />
Häuserverzeichnis von 1800; «Hs Conrad Stark, Badwirthzum Schlößli.» - Im Verzeichnis von<br />
1822 bereits Fabrikantenhaus. Vgl.AMB 1826, S. 166.<br />
Abb. 119. Herisau. «Sonnenhof», um 1810 erbautes Fabrikantenhaus südlich des Zusammenlaufs<br />
Bachstraße-Buchenstraße. Radierung auf einer Kaufverschreibungvon 1840 in Privatbesitz Herisau<br />
undinder Schweizerischen Landesbibliothek Bern. — Text S.44und 149 f.
BÜRGERHÄUSER<br />
14g<br />
Abb. 120 u nd 121. Herisau. Bürgerhäuser an der Goßauerstraße (ehemalige Griesstraße, v.l.n.r.):<br />
«ZumFeigenbaum» (Nr. 6) und «Zum Regenbogen» (Nr. 4), um 1780 errichtete Strickbauten mit<br />
rund- bzw. kielbogigem Quergiebelan traufständigem Satteldach. Anschließend das 1969 abgebrochene<br />
«Hörnli» (Nr. 2). - «Harmonie» (Nr. 17), vermutlich 1786 erbaut, ein getäferter Strickbau mit je<br />
einem mehrfach geschweiften Giebel gegen Vorplatzund Straße. - Text S.I52f.und I54f.<br />
Straße. Abgesehen von zwei im Plan von 1628 vermerkten Häusern (Nrn. 5 und 8)<br />
in der Nähe des ehemaligen Weihers lag hier um 1800 offenes Land 1 . Der westlich<br />
davon liegende Sonnenhof wurde erstum 1810 erbaut 3 . Das vornehme Bürgerhaus ist<br />
ein mit Einzelfenstern versehener, getäferter Strickbau, an dem drei selbständige<br />
Wohntrakte unter traufständigem Satteldach in axialsymmetrischer Anordnung<br />
zusammengefaßt sind, durch je dreieckigen Frontgiebel und Eingang aber ihre<br />
Selbständigkeit bekunden. Nach Süden breitete sich ein großzügiger, von Alleen<br />
gesäumter Park bisan den Saum der spätem Kasernenstraße aus, dann freies Gelände<br />
bis zur Oberdorfstraße. Jon. JAKOBMOCK hat die an eine Schloßanlage erinnernde<br />
Perspektive 1812 in einer reizenden Zeichnung verewigt 3 , und ein Verkaufsprospekt<br />
1 Die kurz nach 1800 neuerbauten «Häuser an derneuen Straßebeim Weyer» (FISCH, Manuskript,<br />
S. 139) lagen ander Strecke zwischen Kasernenstraße-Oberdorfstraße (vgl. Planvon 1818, Abbas).<br />
2 FISCH, Manuskript, S. 139: Einam 1.April I8II(!) gefaßter Beschluß betreffenddie Zugehörigkeit<br />
zumFlecken hattezur Folge,daß auch dasJohannesRamsauers (gleichnamigem) Sohn gehörige<br />
neuerbauteHauszum Sonnenhof zwischen der NeugaßunddemWeiherzu jenem gerechnet wurde.<br />
Vgl. entsprechenden Eintrag im Handänderungsregister vom 24.N0V. 1937, ferner die folgende AnmerkungzuJon.<br />
JAKOB MOCKS Radierungvon 1812. - Dasvon EUGSTER, Herisau, S. 16, angegebene<br />
Baudatum 1813 stimmt also nicht. Im Häuserverzeichnis von 1822 Nrn.89A, B,C.<br />
3 SCHÄFER, Materialien 1812(1), S. 219, Anm., bespricht die Zeichnung von Jon. JAKOB MOCK<br />
(Bilddokument D12, a) «mitdem großen GebäudeHrn. J. Ramsauers». Abb. in: ROTACH, Herisau,<br />
S- 35 (vermutlich Ausschnitt des verschollenen Originals).
150 HERISAU<br />
von 1840 zeigt die bereits bewachsene Anlage und den Gesamtgrundriß 1 (Abb. 119).<br />
Aus der Bauzeit erhielten sich im südöstlichen Parterrezimmer des Mitteltrakts<br />
(Nr. 3) ein weißer, zylindrischer, mit Pfeifen- und Palmettenfriesen verzierter Kachelofen,<br />
in der getäferten südwestlichen Stube des Parterres von Nr. 1 ein solcher in<br />
Kastenform mit Fries aus Palmetten und Lotosblüten 2 , in diesem Hausteil auch<br />
klassizistisches Treppengeländer mit gesägten Balustern.<br />
II. Goßauerstraße (ehemalige Gries- bzw. Spittelstraße) und Windegg. Vom Platz durch<br />
das Griesund den Spittel bis zum Einlenker in den Kreuzweg nimmt sie ihren uralten<br />
Verlauf. Abgesehen von den üblichen Verbesserungen wurde dieser nur im ehemaligen<br />
Vordorf verändert, indem 1798 die mühsame Krümmung vom Tobel nach der<br />
Stelz 3 und 1840-1842 jenevom Einlenker am Kreuzweg bis zum Tobelacker abge-<br />
1 Bilddokument Dia,b. Zusammenmitder «im Jänner 1840» datierten, vom damaligen Besitzer<br />
Jonas Steiger unterzeichneten Verkaufsausschreibung, die eine ausführliche Beschreibung umfaßt,<br />
befindet sich die offenbar eigens dafür, wohl 1839 hergestellte Radierung im Besitz der Familie von<br />
Dr. Heinrich Reutlinger sei., Sonnenhof, Nr. 3.<br />
2 Ein weißer Zylinderofen mit neuromanischen Palmettenranken, wohl zweite Hälfte 19. Jahrhundert,<br />
befindet sich im südöstlichen Parterrezimmer, ein Kastenofen mit Jugendstilmotiven, Anfang<br />
20. Jahrhundert, im ersten Obergeschoß von Hausteil Nr. 1.<br />
3 EUGSTER, Herisau, S. 33. Die gegenseitigen Abmachungen mit Abt Beda Angehrn von St. Gallen,<br />
19.Aug. 1785, im «Copir-Buch», S. I2f.<br />
Abb. 122 u nd 123. Herisau. Goßauerstraße (ehemalige Griesstraße). Spätbarocke bzw. klassizistische<br />
Sandsteinportale. Links;am «Regenbogen» (Nr. 4) mit Rokokogitter im Oberlichtund klassizistischen<br />
Nußbaumtüren, um 1780, rechts: an der Rückseite des «Pfauen» (Nr. 10), i m Schlußstein «1787»<br />
datiert, mit Louis-XVI-Gitter im Oberlicht und zweiflügligen Eichentüren. - Text S. 152!". und 154.
BÜRGERHÄUSER<br />
kürzt wurde 1 . Die Tobelackerstraße entspricht hier der alten Landstraße. Abbildung<br />
auf Radierung von JOHANNES SCHIESS, u m 1830, und auf Bleistiftzeichnung von<br />
KONRAD CORRADI,um 1850 2 (Abb. 127).<br />
Die ehemalige Griesstraße {Goßauerstraße 1-25) 3 . Die enge, leicht gekrümmte Straße<br />
bewahrte bis heute trotz einzelnen Verunstaltungen ihren altertümlichen kleinstädtischen<br />
Charakter aus dem 17./18. Jahrhundert. In der fast geschlossenen rechten<br />
Reihe mehrheitlich getäferter Holzhäuser mit giebelständigen Satteldächern dominieren<br />
zu Beginn verputzte Fabrikanten- oder Handelshäuser mit segmentförmigen<br />
oder doppeltkonkaven Frontgiebeln aus dem letzten Viertel 18. Jahrhundert, während<br />
aus der linken Reihe mehrheitlich frei stehender Häuser nur ein solches ehemaliges<br />
Fabrikantenhaus der Spätbarockzeit, die «Harmonie», hervorragt. In den Hintergrund<br />
seines geräumigen Vorplatzes schiebt sich auf der Südseite wie eine Märchenkulisse<br />
eine hintere Reihe zwar verwahrloster, in der Abfolge ihrer Giebel jedoch<br />
sehr reizvoller Holzhäuser, die wie die meisten Häuser im Gries - so heißt das Viertel<br />
an der ehemaligen Griesstraße noch heute - höchstens ins späte 17. Jahrhundert<br />
1 AMB 1843, S. 185-188. Finanziert wurde die von Baumeister Hirzel von Abtwil ausgeführte<br />
Korrektion durchJoh. Ulrich Schießzum Pfauen (s.d.).<br />
2 Bilddokumente A22und 35. Vgl. auchA36.<br />
3 Laut Häuserverzeichnis von 1800 und 1822.Neue Bezeichnung erst seit Häuserverzeichnis von<br />
1943-<br />
Abb. 124. Herisau. Goßauerstraße 1 («Alpenrose»). Rundbogiges Portal, erste Hälfte 18. Jahrhundert,<br />
mit gequadertem Sandsteingewände, nußbaumener Sechsfeldertüreund mit stichbogigen Flurfenstern<br />
an einem ehemaligen Fabrikantenhaus,einemim 18.Jahrhundert umgestalteten Strickbau,der imPlan<br />
von 1628 (Abb. 22) eingetragen ist (vgl. Abb. 106). —T ext S. 152.
152 HERISAU<br />
zurückreichen, da sie im Plan von 1628 fehlen (Abb. 22) und nicht vor dem ersten<br />
Drittel des 18. Jahrhunderts urkundlich genannt werden (siehe unten). Damals war<br />
das sandige Gelände, wovon sich «Gries» herleitet 1 , nur dünn besiedelt. Ähnliches<br />
gilt von der südöstlich anschließenden Windegg (S. 159).<br />
Die Bürgerhäuser. Nr. / («Alpenrose»). Ehemaliges Kaufmannshaus 2 . Getäferter<br />
Strickbau unter symmetrischem Kreuzgiebeldach mit rückseitigem Treppenturm.<br />
Der gemauerte Parterresockel mit rundbogigem Quadergewände und zwei stichbogigen<br />
Fenstern (Abb. 124) und die verlegte Kellertreppe verraten neben anderm<br />
einen Umbau des Hauses des 17. Jahrhunderts 3 wohl in der ersten Hälfte 18. Jahrhundert.<br />
Aus dieser Zeit stammen auch die nußbaumene Haustüre, wahrscheinlich<br />
auch das stichbogige Türgewände mit schmiedeiserner Türe und das zweijochige<br />
Kreuzgratgewölbe des Kellers 4 , ferner das Waschhäuschen mit drei schmiedeisernen<br />
Läden. - Z urn Regenbogen, Nr. 4 (Abb. 120). Für den angesehenen Arzt, Landeshauptmann<br />
und Statthalter Johann Jakob Zuberbühler (1719-1781)5, um 1780<br />
erbaut. Über gemauertem Keller- und Parterresockel mit Kreuzgrat- und Tonnengewölben<br />
erhebt sich der an der Fassade flach getäferte Strickbau mit Frontgiebel in<br />
Form eines gedrückten Kielbogensam traufständigen Satteldach, das karniesförmiges<br />
1 SONDEREGGER, O rts-undFlurnamen,S. 163, 317 (ersteNennung 1637).<br />
2 LautHäuserverzeichnisvon 1800und 1822.<br />
3 DasHaus istim Planvon 162Bund i m MER1AN-Prospekt von 1642 eingezeichnet.<br />
4 Ähnliche i m WalserschenDoppelhaus, u m 1779 (S.126),«Baumgarten»,u m 1780 (S.189),und<br />
Schmiedgasse62, u m 1780 (S. 169).<br />
5 LautHauschronik i m Besitz des derzeitigen HauseigentümersAntonWehinger. - ZuJoh.Jakob<br />
Zuberbühler siehe EUGSTER, Herisau,S.215.- GOTTLIEB BÜCHLER, DieFamilieZuberbühler, Nr. 4 1.<br />
Abb. 125. H erisau. Goßauerstraße (ehemalige Spittelstraße). Gruppe traditioneller Holzgiebelhäuser<br />
des 17.Jahrhunderts, Nrn. 26,26A (WirtschaftzumAnker) und 26B,1971abgerissen. Bleistiftzeichnung<br />
vonCarlRechsteiner, 1971, i m Historischen MuseumHerisau. - TextS. I56f.
BÜRGERHÄUSER<br />
'53<br />
Abb. 126. Herisau. Im Spittel. Reihe gestrickter Holzgiebelhäuser (v.l.n.r.: Goßauerstraße 48, Spittel 1,<br />
3, 5, 7, 9), mit der das Walmdachhaus, Spittel 6 (Freihof), einen Vorplatz einfaßt. Gestalt und Ausstattung<br />
hauptsächlich vom letzten Viertel 18. Jahrhundert. — Text S. 158.<br />
Gesims aufweist. Über den Einzelfenstern der drei Obergeschosse sind durchlaufende<br />
Wasserschläge mit Hohlkehlen angebracht, zwischen erstem und zweitem Obergeschoß<br />
ein schmiedeiserner Lampenhalter. Das Frontportal zeigt eine für die Bauzeit<br />
typische Gestalt: ein Sandsteingewände mit verkröpftem Stichbogen und mit Schlußstein,<br />
über dem das Gurtgesims des Parterresockels herausspringt. Im entsprechenden<br />
Oberlicht geschmiedetes Rokokogitter. Die zwei nußbaumenen Dreifeldertüren<br />
weisen als Mittelfüllung ein aufgestelltes Oval mit Messingbeschlägen im Rokokostil<br />
auf (Abb. 122). Ein ähnliches, nur viel einfacheres Portal mit Eichentüre ist am rückseitigen<br />
(ursprünglich mit welscher Haube bedeckten) Treppenturm angebracht.<br />
Im Treppenhaus vorzügliches Nußbaumgeländer mit asymmetrischen, flach geschnitzten,<br />
durch Illusion jedoch vollplastisch wirkenden Balustern wie in andern<br />
um 1780 erbauten Häusern inHerisauan einem der drei korbbogigen Kellereingänge<br />
mit Kämpfern und Schlußstein zweiflüglige Eisentüre mit Rokokobeschlägen. Zu<br />
den Wohnzimmern im ersten Obergeschoß führen drei schöne nußbaumene Fünffeldertüren<br />
mit liegender ovaler Mittelfüllung.<br />
Zum Feigenbaum, Nr. 6 (Abb. 120). Mit Nr. 4 zusammengebauter, ungefähr gleichzeitig<br />
errichteter, ähnlicher Bau, jedoch mit nur zwei Obergeschossen kleiner, auch<br />
ohne durchgezogene Wasserschläge, dafür verputztund mit segmentförmigem Frontgiebel<br />
an traufständigem, lukarnenbesetztem Satteldach. Aus der Bauzeit erhielten<br />
sich am rückseitigen Treppenturm der Eingang mit radial genuteter Nußbaumtüre<br />
und schmiedeisernem Oberlichtgitter, die zweiflüglige Eisentüre mit Rokokobeschlägen<br />
(wie in Nr. 4) am korbbogigen schlichten Eingang zu den drei kreuzgrätigen<br />
Gewölbejochen des Kellers, das bemalte Treppengeländer mit vollplastischen asymmetrischen<br />
Balustern und geschweiften Pfosten vom ersten zum dritten Obergeschoß.<br />
Wohl nach 1800 entstand die einfache klassizistische Stuckdecke im ersten Oberi<br />
«Baumgarten» (S. 189) u nd Schmiedgasse 62 (S. 169).
154 HERISAU<br />
geschoß. - Zum Nußbmm, Nr. 7. Als Bau im Plan von 1628 vermerkt, dessen Lage<br />
in dem mit traufständiger Fassade ostsüdostwärts blickenden getäferten Strickbau des<br />
17./18. Jahrhunderts zum Ausdruck kommt. - ^ur Palm 6 , Nr. 8. Anstelle des frühern<br />
«Sternen», wohl unter Wiederverwendung von dessen tonnengewölbtem Keller,<br />
um 1830 errichteter verputzter Riegelbau mit gestelztem Frontgiebel an traufständigem<br />
Satteldach 1 . - Zum Pfauen, Nr. 10 (Abb. 123). Im Schlußstein des rückseitigen<br />
Portalgewändes 1787 datiertes Kaufmannshaus, Wohnsitz des bedeutenden Kaufmanns<br />
und Säckelmeisters Johann Ulrich Schieß (1785-1849) 2 . der das Haus als<br />
gleichzeitiger Besitzer des «Sternen» (vgl. Nr. 8) zwischen 1800 und 1822 erwarb 3 .<br />
Der verputzte Riegelbau mit Mansardwalmdach, zweimal eingeschweiftem Quergiebel<br />
an der Front und einem einfachem an der Rückseite wurde anstelle eines<br />
altern, im Plan von 1628 eingezeichneten Baus errichtet 4 . Am umgebauten Parterre<br />
erhielt sich aus der Bauzeit das rückseitige datierte Portal mit schönem Louis-XVI-<br />
Gitterim stichbogigen Oberlicht unter gerade schließendem Sturz und mit ziselierten<br />
Rokokobeschlägen an der zweiflügligen Eichentüre, im Innern das eichene Treppengeländer<br />
mit asymmetrisch gesägten Balustern und geschnitzten Pfosten, außerdem<br />
die zweiflüglige Eisentüre mit Louis-XVI-Beschlägen (wieim «Baumgarten», S. 189)<br />
am rechteckigen Türgewände des dreijochigen, mit Kreuzgratgewölben versehenen<br />
Kellers. Drei Zimmer des zweiten Obergeschosses weisen ziemlich reiche, z.T. figürliche<br />
Deckenstukkaturen auf (Tierdarstellungen im südseitigen Mittelzimmer, aufeinander<br />
nicht klar beziehbare Symbole der Gerechtigkeit, der Arzneikunst?, der<br />
bäuerlichen Arbeit oder des Sommers?, des Winters oder des Todes?), etwas spröde<br />
und schablonenhafte Arbeit, wohl Neurokoko aus der Zeit von Louis-Philippe und<br />
von Joh. Ulrich Schieß in Auftrag gegeben. - Gegenüber an der Straße die zum<br />
Haus gehörige Remise mit schmiedeisernen Louis-XVI-Gittern an den Fenstern. -<br />
Harmonie, Nr. 17 (Abb. 121). Wohl 1786 (am Ostgiebel falsches Datum in römischen<br />
Ziffern aufgemalt oder ursprüngliches Datum unter Auslassung der Ziffer L verfälscht)<br />
anstelle eines ähnlich großen, im Plan von 1628 verzeichneten Hauses laut<br />
symmetrisch verschlungenem Monogramm «DZL» im Oberlichtgitter des korbbogigen<br />
Hauptportals für einen Daniel Zölper erbautes Fabrikantenhaus 5 , ein über<br />
gemauertem Hochparterresockel getäferter Strickbau von nochmals vier Geschossen<br />
mit symmetrisch gruppierten Reihenfenstern an der ostsüdostseitigen, dem Vorplatz<br />
zugekehrten Hauptfassade und mit erneuerten, aus Louis-XVI-Ornamenten bestehenden<br />
Grisaillemalereien an der fast fensterlosen nordseitigen Straßenfront. Spuren<br />
ursprünglicher dekorativer Bemalung auch an den Schlagläden des Hochparterres.<br />
Die beiden mehrfach geschweiften, rangmäßig differenzierten Giebel mit vergipsten<br />
Hohlkehlen bilden einen Kreuzfirst. Zweiflüglige Nußbaumtüren mit geschweiften<br />
1 I m Häuserverzeichnisvon 1800und 1822: «z. Sternen»,injenem von 1842: «zurPalme» (jenes<br />
von 1834 gibt keine Häusernamen an). Besitzer war noch 1822 der bekannte Landeshauptmann und<br />
Säckelmeister J oh. Ulrich Schieß, der i m «Pfauen» (Nr. 10) residierte, Bruder des Präsidenten<br />
Johannes Schieß «zur Rose»und des Obersten JohannJakob Schieß, 1822 Besitzer von Platz Nr.2.<br />
Die drei zählten z u den bedeutendsten Handelsleuten der Ostschweiz ihrer Zeit. - Vgl. EUGSTER,<br />
Herisau, S. 221, 362.<br />
2 Siehe vorhergehende Anmerkung.<br />
3 Erhellt ausden betreffenden HäuserVerzeichnissen.<br />
4 Jener Bau war vom folgenden Haus (Nr. 12) getrennt, während jetzt beide zusammengebaut sind.<br />
5 Häuserverzeichnis von 1800: «Wittibund Daniel Zölper.»
BÜRGERHÄUSER<br />
I55<br />
Füllungen und messingenen Rokokobeschlägen und schmiedeiserne Oberlichtgitter<br />
am Front- und Hinterportal vervollständigen nebst Rokokostukkaturen im Nordoststübchen<br />
des Hochparterres den Eindruck eines spätbarocken Hauses aus der<br />
wirtschaftlichen Hochblüte der 1780er Jahre, das ein repräsentatives Beispiel für die<br />
Verbindung von einheimischer Holzbaukunst mit der internationalen Formensprache<br />
des Barocks darstellt. - Häuserreihe Mm. 11,13,15, iyA, 21, 23. Sie verläuft südseits von<br />
«Harmonie» und Nr. ig mehr oder weniger parallel zur Straße und wendet, nur<br />
zwischen Nrn. 15 und 17A durch schmalen Durchgang unterteilt, ihre getäferten<br />
Fassaden leicht nach Südosten dem «Rosengarten» (S. 128) zu. Davon bilden Nrn. 11, IJ<br />
und 15 («Im Gries») eine besonders reizvolle, auch mit einer ausgebildeten Nordfront<br />
auf den Platz vor der «Harmonie» schauende Gruppe ineinandergebauter Strickhäuser.<br />
Während sie aber von Süden gesehen durch ein mittleres kleines Satteldach,<br />
das über zwei seitliche große emporgehoben ist, als Dreiheit gekennzeichnet ist -<br />
Nr. 11 besitzt zudem drei wuchtige verschalte Klebedächer -, zeigt sich ihre in einer<br />
Flucht liegende Nordfassade in keck anmutender, völlig freier Abfolge von Giebel-<br />
Traufgesims-Giebel-Traufgesims von verschiedener Größe und unterschiedlicher<br />
Höhe. In dieser malerischen Erscheinungsform dürften die Häuser wahrscheinlich<br />
im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts erbaut worden sein, wofür in dieser Zeit abgeschlossene,<br />
sich auf den nördlichen Vorplatz beziehende Dienstbarkeitsverträge<br />
sprechen 1 . - Das Haus zur Hoffnung, Nr. 17A, ein mit Nrn. 21 und 23 zusammengebautes<br />
ehemaliges Fabrikantenhaus 3 , ist durch Kreuzgratgewölbe im Keller, gestelzten,<br />
doppelt geschweiften Frontgiebel an traufständigem Satteldach und mit vergipsten<br />
Hohlkehlen ausgestattet. Wohl Neubau um 1780 anstelle eines schon 1728<br />
bestehenden Hauses 3 . - Von der am «Pfauen» anschließenden alten Häuserreihe auf<br />
der rechten Straßenseite ist der große, giebelständige, getäferte Strickbau mit Satteldach,<br />
Mr. 12, im Plan von 1628 verzeichnet. Dessen westlicher, einst frei stehender Schindelschirm<br />
ist in dem 1731 erstmals bezeugten Mr. 14 noch sichtbar 4 . - Bei Mr. 18,<br />
einem über gemauertem Parterresockel nord- und westseits herauskragenden und<br />
verputzten Riegelbau mit zwei Klebedächern an der Nordseite, handelt es sich um<br />
das 1646 erbaute, 1793 ersetzte und um 1815 umgebaute Schützenhaus, den nachmaligen<br />
«Ochsen» (diesbezügliche Inschrift von 1832 im Estrich), bei 18Cum das<br />
1810 anstelle des kleinern zweiten von 1793 errichtete dritte ehemalige Schützenhaus<br />
5 (siehe auch Schützenhäuser, S. 109f.), während das Bürgerhaus j W . i m Stil<br />
1 KfbrPr, Bd.R, Nr. 186, a.Okt. 1728, ist aufjetziges Haus Nr. 15 bezogen, indirekt aber auchauf<br />
Nrn. 11 u nd 13, wie aus Besitzernamen, ebenda, und in KfbrPr, Bd. I (eins), Nr. 138, 12.Mai 1737,<br />
hervorgeht.<br />
2 Häuserverzeichnis, 1800 und 1822.<br />
3 KfbrPr, Bd.R, Nr. 193, 3. Febr. 1803, nimmt Bezug aufVertrag vom 2. Okt. 1728, ebenda, Nr. 186<br />
(siehe vorletzte Anmerkung).<br />
4 KfbrPr, Bd.R, Nr. 103, 31. Nov. 1731.<br />
5 Bei Nr. 137 des Häuserverzeichnisses von 1800, d em heutigen Nr. 18, steht: «Schützenhaus -<br />
Johannes Merz, Metzger». Besitzer des gewesenen Schützenhauses war also der Genannte. Dagegen<br />
hatte das damals gebrauchte Schützenhaus (jetzt Nr. 18C) nochim Verzeichnis von 1861, wo es erstmals<br />
ausdrücklich in einem Häuserverzeichnis genannt wird, als Gemeindebesitz keine Nummer, erst<br />
in jenem von 1872 erhielt es Nr. 137C (was dem neuen 18C entspricht), nachdem es infolge des 1866<br />
im Ebnet vollendeten Schützenhauses Privatbesitz geworden war. - Als «Ochsen» im Besitz von<br />
«Daniel Stricker, Metzger undWirth» ist Nr. 137 ( = N r. 18) im Verzeichnis von 1822 angegeben. -<br />
Laut EUGSTER, Herisau, S. 328, war das Haus 1815 von «Dachdecker Stricker» gekauft worden.
HERISAU<br />
miiwlBC'<br />
Abb. 127. Herisauvon Nordwesten mit der alten Landstraßezum Kreuzweg Richtung Goßau. Rechts<br />
im Tal der Glatt,im Vordergrund:Untere Fabrik,im Hintergrund:Mühle und Au. Bleistiftzeichnung,<br />
weiß gehöht, von Konrad Corradi,um 1850. Zentralbibliothek Zürich. - Text S.42 und 150!".<br />
der altern Holzhäuser bald nach 1800 erbaut wurde 1 . - Hotel Dreikönige, Nr. 25, im<br />
Plan von 1628 verzeichnetes Haus, ein über tonnengewölbtem Keller errichteter,<br />
getäferter Strickbau unter Satteldach in Traufstellung. Das an der nördlichen<br />
Schmalseite angefügte Türmchen mit gedrückter Haube und Ochsenaugen und das<br />
erhöhte hölzerne Vorzeichen toskanischer Ordnung, außerdem das schöne klassizistische<br />
Wirtshausschild verraten die Umgestaltung der 1790er Jahre.<br />
Ehemalige Spittelstraße (Goßauerstraße 26-64 und «Im Spittel» I-II 2 ). Abgesehen<br />
von der «Im Spittel» genannten Häusergruppe (siehe unten) ist das Bild dieses Teils<br />
der Goßauerstraße infolge abträglicher Um- und Neubauten des 19. und 20. Jahrhunderts<br />
uneinheitlich, obwohl die heutige Siedlungsdichte bis «zum alten Lindenhof»,<br />
Nr. 60, um 1800 laut Häuserverzeichnis beinahe schon erreicht war, während<br />
auf dem Plan von 1628 nur sieben beidseits der Straße zerstreut liegende Häuser<br />
gezählt werden können (Abb. 22). Eine geschlossene, ähnlich wie «Im Spittel» gruppierte,<br />
nur stärker zusammengerückte Anlage bildete das rechts von der Straße<br />
abgelegene und dieser zugewandte ehemalige Fabrikantenhaus «im Garten», Nr. 24,<br />
zusammen mit der bereits 1676 bestehenden, dreiteiligen und südwärts schauenden<br />
Holzhäusergruppe Nrn. 26, 26A {Wirtschaft zum A?iker), 26 und dem links der Straße<br />
stehenden, ostwärts gerichteten Doppelhaus zur Gerbe, Nrn. 31 und 33, von dem 1671<br />
ausdrücklich die Rede ist 4 . Die Gruppe 26-26B wurde vor ihrem Abbruch 1971<br />
1 Als Nr. 137A erstmals im Verzeichnis von 1822 im Besitz eines Fabrikanten erwähnt.<br />
2 Laut ältesten Häuserverzeichnissen von 1800 u nd 1822 Nrn. 139-164, von welcher Einteilung<br />
jenevon 1895 ungeachtet der neuen Numerierung abweicht.<br />
3 KfbrPr, Bd.R, Nr. 139, 2.März 1676. Ebenda, Nr. 143, Nachtrag vom 30.Juni 1750.<br />
4 Ebenda, Nr. 170, 26. Sept. 1671, undNr. 171, 2.März 1676.
BÜRGERHÄUSER<br />
Abb. 128. Herisauvon Südwesten mitderAlten Steiginder Mitteund m itder äußeren Schmiedgasse<br />
und der Hofegg rechts.Aquarell von Johannes Schieß (1799-1844)vonHerisau,um 1830. Historisches<br />
Museum Herisau. - Text S.41, 162 und 171.<br />
von CARL RECHSTEINER in einer Bleistiftzeichnung festgehalten (Abb. 125). Im Garten,<br />
Nr. 24, ist ein verputzter Riegelbau unter Walmdach mit seitlich konkav eingezogenem<br />
Frontgiebel und rückseitigem Haubenturm, welcher dem in den rechteckigen<br />
Grundriß einbezogenen Treppenhaus aufgesetzt ist. Dessen Windfahne trägt die in<br />
verschlungener Kursive ausgeführten Initialen «JW» (Johannes Walser?) oder<br />
«JhS» (Johannes Schieß?). Diese stehen aber in keiner Beziehung zu den bekannten<br />
Besitzern des Hauses, das 1792 nachweisbar dem Rittmeister Joh. Caspar Tanner<br />
gehörte 1 . Korbbogiges Türgewände a m Keller, ein solches aus Eichenholz am<br />
Hauseingang, schönes Louis-XVI-Gitter in dessen Oberlicht, auf Mäandern eine<br />
Mittelrosette zwischen aufgehängten Girlanden, kennzeichnen den Bau von zirka<br />
1790, der in manchem dem «Pfauen», Nr. 10 (S. 154), gleicht.Am gestrickten und<br />
getäferten Doppelhaus «zur Gerbe», Nrn. 31 und 33, verraten der korbbogige, einwärts<br />
versetzte Eingang in der Symmetrieachse des Gebäudes, die zweiflüglige<br />
Haustüre mit Rauten und klassizistischem Schild ähnlich wie an den Rathaustüren<br />
von 1828 (Abb. 72), ferner der gestelzte Frontgiebelam traufständigen Satteldach einen<br />
Umbau um 1820-1830. - Gleiche Türe auchan .Nr. 43, das mit Nr. 45 ein Doppelhaus<br />
unter symmetrischem Kreuzfirst bildet und auf die Häuserreihe « Im Spittel» bezogen<br />
ist (siehe unten). - An das Doppelhaus Nrn. 4g und 5/, ein gestricktes und veri<br />
KfbrPr, B d.R, N r. 138, 28. Okt. 1792. Das asymmetrische Monogramm unterscheidet sich vom<br />
völlig symmetrischenan dem ungefähr gleichzeitig erbauten Walserschen Doppelhaus am PlatzNrn. 1<br />
und 2 (S. i25f.), somit auch vonjenem desJohann Laurenz Wetterim Hausam PlatzNr. 12. Es dürfte<br />
sich also kaumu meinen der beiden handeln. E in Kaufmannnamens Johannes Walser besaß laut<br />
Häuserverzeichnis von 1800, N r. 152, das Haus Goßauerstraße 59, lautjenem von 1822, N r. 146,<br />
jenesim Spittel Nr. 3.
158 HERISAU<br />
putztes Fabrikantenhaus mit Mansardwalmdach von ungefähr 1780-1795stößt<br />
eine heimelige Gruppe von drei zusammengebauten, gestrickten und getäferten<br />
Kleinhäusern mit Satteldächern, Nrn. 53 und 55 in Giebelstellung, JVV. 57 in Traufstellung,<br />
jedoch mit Quergiebelan der Front und mit vergipster Hohlkehle versehen.<br />
- Zar Linde, Nr. 64. Fabrikantenhaus. An der Front getäferter, sonst geschindelter<br />
Strickbau mit segmentförmigem Quergiebel an traufständigem Satteldach ähnlich<br />
wie Goßauerstraße 4 und 6, um 1780-1795. Geburtshaus von Bundesrat Johannes<br />
Baumann (1874-1953).<br />
Im Spittel, Nrn. 1, 3, 5, 6, 7, 9 (einschließlich Goßauerstraße 48, dem ersten Haus der<br />
zusammengebauten Reihe, die mit dem entstellten Haus Nr. 11 schließt. Abb. 126).<br />
Die von der Goßauerstraße rechts abwinkelnde und nach Südosten blickende<br />
Häuserreihe umschließt zusammen mit dem Doppelhaus Nrn. 43 und 45 der<br />
Goßauerstraße aufder Südwestseite und dem diesem auf der Nordostseite zugewandten,<br />
frei stehenden ehemaligen Fabrikantenhaus Nr. 6 2 (Gasthaus Freihof) einen<br />
geräumigen Vorplatz mit Gärten und bietet in dieser ungezwungenen, doch sehr<br />
wirkungsvollen Gruppierung neben der Bachstraße und der äußeren Schmiedgasse<br />
das reinsteund besterhaltene Bild dörflicher Siedlung des 18. Jahrhunderts in Herisau.<br />
Sämtliche Häuser sind im Rodel von 1800 und im Plan von 1818 lückenlos verzeichnet,<br />
während in jenem von 1628 nur ein großes und ein davon getrenntes kleines<br />
Häuserrechteck eingetragen sind, die sich auf Nrn. 1 und 3 als Einheit und auf<br />
Nr. 7 zu beziehen scheinen (vgl. auch unten). Alle sind ausnahmslos gestrickt und<br />
mit Ausnahme von Nrn. 9 und 11, die Einzelfenster an verputzter Fassade aufweisen,<br />
an der Front getäfert und mit Reihenfenstern («Fensterwagen») versehen.<br />
Sie verdanken ihre Fassadengestaltung in der Hauptsache den zwei letzten Jahrzehnten<br />
des 18. Jahrhunderts. So jedenfalls ßfr.j («Im Spittel»), ein Fabrikantenhaus<br />
3 mit vergipsten Traufhohlkehlen am giebelständigen, seitlich konkav eingezogenen<br />
Satteldach (Mansardgiebeldach) und mit Schweifwerk an der nußbaumenen<br />
Haustüre, ferner Nr. 5, das ebenfalls mit vergipsten Traufhohlkehlen und<br />
wahrscheinlich auch gleichzeitig mit dem großen geriegelten, dreieckigen Quergiebel<br />
am altertümlicheren, traufständigen Satteldach versehen wurde, so daß ein Kreuzfirst<br />
entstand, wie ähnlich, nur ohne Traufhohlkehlen, auch bei Nr. 7 und, ohne<br />
Traufgesims, bei Nr. 1, während Goßauerstraße 48 mit einem schwach geneigten,<br />
giebelständigen Satteldach die einfachste Bedachung besitzt. Dessen klassizistische,<br />
nußbaumene Haustüre (wie bei Goßauerstraße 31, 33 und 43), stilistisch den<br />
Türen des Rathauses entsprechend, aus den 1820er Jahren. - Nr. g, um 1800 im<br />
Besitz eines Zinngießers HANS ULRICH SGHEUSS, wurde, wie ein auf der Ostseite von<br />
Nr. 7 verdecktes Fenster beweist, nach diesem erbaut und, aus der Nr. 3 ähnlichen<br />
Dachgiebelform, der Fenstereinteilung, dem Louis-XVI-Fenstergitter im Parterre<br />
und der nußbaumenen Türe mit Doppelschweifwerkfüllungen zu schließen, in den<br />
1780-1790er Jahren wenn nicht neu, so doch umgebaut. - Im Unterschied zu diesen<br />
aufeinander abgestimmten Dachformen zeigt Nr. 6 mit gestelzten und schwach geneigten<br />
Quergiebeln an Front und Rückseite des Walmdaches die Ende 18. Jahrhundert<br />
aufkommende klassizistische Gestaltung des Bürgerhauses.<br />
1 Häuserverzeichnis von 1800 und 1822, Nr. 156.<br />
2 Ebenda, 1822, Nr. 142. 3 Ebenda, 1800 und 1822, Nr. 146.
BÜRGERHÄUSER<br />
i59<br />
Windegg. Von den wenigen zu diesem, zwischen Goßauerstraße und Schmiedgasse<br />
liegenden Viertel verdienen die zwei ältesten Häuser erwähnt zu werden: Nr. 4, Sitz<br />
des kantonalen Steueramtes (siehe öffentliche Gebäude, S. 117) und das westlich<br />
davon stehende, in Größe und Stellung ihm angepaßte Nr. 5, ein ebenfalls getäferter,<br />
außerdem aber mit verschaltem Klebedach über vorkragendem zweitem Obergeschoß<br />
versehener Strickbau. Im Merianprospekt von 1642 ist er noch nicht eingezeichnet,<br />
dürfte aber noch im 17. Jahrhundert entstanden sein. Bemalung neuzeitlich.<br />
III. Schmiedgasse und Alte Steig. GESCHICHTLICHES ZU den Straßen. Der uralte Fahrweg<br />
vom Platz nach Waldstatt und weiter ins Toggenburg führte durch die Schmiedgasse<br />
und über die Hofegg, wo er jetzt in die Poststraße einmündet. Jener nach<br />
Schwellbrunn oder Degersheim zweigte oberhalb des «Rebstock» von der Schmiedgasse<br />
ab und führte die beschwerliche Steig hinab zur Mühle und über die Brücke<br />
der Glatt. Soweit ist der Verlaufder beiden Landstraßen aufden Plänen von 1628 und<br />
1818 (Abb. 22 und 23), einigermaßen auch auf dem Merianprospekt von 1642, zu<br />
verfolgen (vgl. S. 239). 1835 wurde die Alte Steig, eine Strecke von rund 455 m mit<br />
einem Gefälle von 18 bis 25%, durch den Bau der Neuen Steig dem Hauptverkehr<br />
entzogen 1 , 1836 auch die äußere Schmiedgasse durch die Vollendung der Straße<br />
über die Emdwiese (Poststraße) (S. 185). Die innere Schmiedgasse ist bis heute Verkehrsstraße<br />
in Richtung Schwellbrunn oder Degersheim geblieben. Ebenfalls 1835,<br />
fast gleichzeitig mit der Korrektion der Steigstraße, ließen die Anwohner in eigenem<br />
Interesse die «obere (innere) Schmiedgasse», die bis dahin an einer Stelle eine Breite<br />
von lo'/ä Fuß und ein Gefälle von 15% aufgewiesen hatte, durch die Baumeister<br />
AMBROSIUS SCHLATTER von St. Gallen und ENOCH BREITENMOSER von Herisau im<br />
Kostenbetrag von 4442 Gulden4 2Kreuzer verbessern, so daß die Steigung nirgends<br />
mehr 8% überstieg, im folgenden Jahr auch noch die äußere Schmiedgasse für<br />
483 Gulden 35 Kreuzer 2 , hier jedoch ohne den gewünschten verkehrspolitischen<br />
Erfolg. Eine abermalige Verbesserung erfuhr die Schmiedgasse 1 867 3 .<br />
GESCHICHTLICHES zur Besiedlung von Schmiedgasse und Steig. Bis 1628 hatte sich der<br />
Flecken beidseits der «obern» («innern») und der «untern» Schmiedgasse 4 in<br />
einer mehr oder weniger zusammenhängenden Reihe bis zur Abzweigung der Steig<br />
ausgedehnt. Auf der rechten Seite läßt sich die damalige Bausituation auch mit Hilfe<br />
des Plans von 1628 heute nur in geringem Maße wieder erkennen (Abb. 22). Nur<br />
Nrn. 2 und 4 und vielleicht auch Nr. 6 haben, aus dem Merianprospekt von 1642 zu<br />
schließen, Lage und Giebelstellung bis heute bewahrt (siehe auch S. i62f). Auf<br />
der linken Seite können dagegen sieben teils zusammengebaute Häuser festgestellt<br />
werden, die vom damaligen Gasthofzum Löwen (Poststraße 1) bis zum «Sandbühl»<br />
1 AMB 1843, S. 188. - Vgl. EUGSTER, Herisau, S. 334.<br />
2 AMB 1843, S. 145.<br />
3 Protokoll der Baukommission, 23. Mai 1867.<br />
4 AMB 1843, S. 147: «Korrektion...ander obern Schmiedgasse.» - FISCH, Manuskript (1813),<br />
S. 138: «anderuntern Schmiedgaß.» (vgl. untenzu Schmiedgasse 28). Ebenda, S.44: «der Kalbermarkt<br />
... in der innern Schmidgaß.» Das Häuserverzeichnis von 1800 und spätere sprechen ohne<br />
Unterschied nurvon der Schmiedgasse, dasvon 1822 auchvon der äußern Schmiedgasse, undzwar<br />
bereitsab Nr. 18 (damalsNr. aiy), also einschließlich deruntern Schmiedgasse, wobei Nr. 16 (damals<br />
Nr. 216) zurGrub gerechnet wurde.
i6o<br />
HERISAU<br />
(Poststraße 6A) reichten, wie sie Merian ungeachtet einiger Verzerrungen wohl<br />
ziemlich richtig wiedergegeben hat. Der 1654 ausdrücklich erwähnte «Löwen» 1<br />
richtete damals seinen frei stehenden Giebel ostwärts gegen das Rathaus. Seit 1737<br />
war er aber bereits mit dem Hinterhaus Wetter (Platz Nr. 12) zusammengebaut,<br />
wie der Plan von 1818 zu erkennen gibt. Ganz gründlich wurde sein Aussehen infolge<br />
des Straßenbaus über die Emdwiese (Poststraße) 1835/36 (S. 185) verändert, als zwei<br />
westseits mit ihm zusammengebaute Häuser für deren Durchgang Platz machen<br />
mußten 2 , er selbst mit Bezug auf die neue Straße, wenn nicht neu, so doch umgebaut<br />
wurde und gleichzeitig die südseitigen Anbauten erhielt 3 . In seiner neuen<br />
Stattlichkeit wurde er von SGHULTHESS, Zürich, lithographiert, 1874 von ADOLF<br />
HONEGGER gezeichnet 4 (Abb. 129). 1877/78 mußte das Hauptgebäude dem Neubau<br />
der Bank für Appenzell A.Rh, weichen und wurde in das Fabrikareal der Cilander<br />
1 Das erste Turmdokument (S. 57) wurde «geschriben vonmirJohannesMerz wirthzumLöwen<br />
in Herisau» im Jahre 1654.<br />
2 LautHandänderungsregister derGdeHerisau wurdenNrn. 195 und 196im Jahre 1835 zusammen<br />
von Lorenz Zuberbühler gekauft und abgebrochen. Eine Nr. 196 beigefügte Notiz lautet (im<br />
Widerspruchzum Plan von 1818): «stand hinterNr. 194u. 197 A.» — Nr. 195, laut Häuserverzeichnis<br />
von 1822 «z.Rößli» genannt,gab seinenNamen an dasdamaligeHaus Nr. 208 («z.Storch») ab,das<br />
seit d em Häuserverzeichnis v on 1842 fortan «z.Rößli» hieß (jetzt Schmiedgasse 4). -<br />
Herisau, S. 337, spricht von drei abgebrochenen Häusern.<br />
EÜGSTER,<br />
3 Diesesind erstmalsim Planvon LUDWIG MERZ von 1841 (TopographischeKarte Nr. 4) sichtbar<br />
und als «Mittelgebäude»und «Hintergebäude» vonNr. 194 («Wirthshaus z.Löwen») im Häuserverzeichnis<br />
von 1842 registriert.<br />
4 Bilddokumente D7, a undb.Außerdem eine Photographie von etwa 1870, aufgenommenvom<br />
Platz aus,im Hist. Mus. HerisauundKdmA.<br />
iiffliiüufkrurt<br />
Abb. 129. Herisau. Ehemaliges «Gasthaus zum Löwen»ander Schmiedgasse bzw. ander 1835/36<br />
angelegten Emdwies-, der spätemPoststraßemitdem bis 1877/78 erhaltenen Gebäudekomplexan der<br />
Stelle von Poststraße 1 und 3 («Löwen»). Lavierte Federzeichnung von Adolf Honegger, 1874, im<br />
Historischen MuseumHerisau. - TextS.44und 159-161.
BÜRGERHÄUSER<br />
l6l<br />
Abb. 130. Herisau. Obere oder innere Schmiedgasse. Sechsgeschossige, gestrickte Holzgiebelhäuser<br />
mit Reihenfenstern, erste Hälfte 17.Jahrhundert (v.r.n.L): «zur Tanne» (Nr. 8), «zur Blume»<br />
(Nr. 10), «Tanner 212» (Nr. 12), letzteresu m 1647. Gestemmtes Fronttäfer wohl 19.Jahrhundert,<br />
Erdgeschoßumbauten 20. Jahrhundert. - Text S. 159 und 162 f.<br />
(Nr. 17A) versetzt (S. 196) und die Hintergebäude durch einen Neubau, den heutigen<br />
«Löwen» (Poststraße 3), ersetzt 1 . Dagegen blieb die alte «Krone», ein Doppelhaus<br />
(jetzt Poststraße 2 und Schmiedgasse 1), dessen westliche Hälfte (Schmiedgasse 1)<br />
1800 neu erbaut worden war, an Ort und Stelle 2 .<br />
An der äußern Schmiedgasse standenum 1628 nur zwei Häuser, eines vorn links etwa<br />
an der Stelle von Nr. 37 (alte Schmiede?), ein anderes bereits an der Hofegg rechts<br />
etwa an der Stelle von Schmiedgasse 62, an der Steig ebenfalls nur zwei, beide auf<br />
der rechten Seite, eines ganz zuunterst und ein Doppelhaus zuoberst an der Stelle<br />
des alten, 1722 erstmals ausdrücklich genannten, 1955 abgebrochenen «Rebstock» 3 .<br />
1 Laut Handänderungsprotokoll derGdeHerisau wurdeHausNr. 1 der Poststraße 1878 von der<br />
Bankfür Appenzell A.Rh.erbaut, während der «Alte Löwen» in den Besitzder CilanderA G überging.<br />
Laut Supplementband zum Handänderungsregister I , S. 22 (GdeA), w urde der jetzige «Löwen»<br />
(Poststraße 3) «erbaut 1877/78 von der Löwenaktiengesellschaft.»<br />
2 Häuserverzeichnis von 1800 und 1822: « Nr. 197..zur Krone». In jenem von 1834 bereits als<br />
Nr. 197A und 197B in getrenntem Besitz. Bauvon 197Blaut Handänderungsregister im Jahre 1800.<br />
3 KfbrPr, Bd.R, N r. 253, 15.März 1722. - AZ,Unterhaltungsblatt, 38.Jg.,Nr. 19, 13.Mai 1955.<br />
Der «Rebstock» existierte bisetwa 1780 als einzigesHaus obenan der Steig (FISCH, Manuskript, S. I38F.).<br />
11 - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
162 h e r i s a u<br />
Im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts entstanden die meisten der noch vorhandenen<br />
Häuser. Vor allem wurden in der wirtschaftlichen Blütezeit von 1780 bis 1795 nach<br />
dem ausdrücklichen Zeugnis des Chronisten JOHANNES FISCH sowohl an der äußern<br />
Schmiedgasse gegen die Hofegg hin als auch an der Steig «mehrere Häuser neu<br />
erbauen.» 1 . Damit können an der äußern Schmiedgasse hauptsächlich nur die<br />
Häuser Nrn. 46-54 (der geraden Zahlen) gemeint sein, was auch aus dem Einzelbefund<br />
(siehe unten) hervorgeht; denn das ebenfalls um 1780 erbaute Fabrikantenhaus<br />
Nr. 62 (siehe unten S. 168) und die anschließenden Häuser wurden vor 1943 zur<br />
Hofegg (früher in die Rohrerschar) gezählt. Bei den genannten Neubauten an der<br />
Steig handelt es sich um die Häuser «untenam Rebstock, .rechts an der Steig», die<br />
1787 in die Feuerschau des Fleckens aufgenommen wurden, so daß «die Nachtwächter<br />
alle Stunden den Ruf untenam Rebstock thun» mußten, der vorher «nur<br />
bis zum Rebstock geschah.» 2 . In dieser Zeit des Wohlstandes wurden aber auch<br />
ältere Häuser der äußern Schmiedgasse verschönert, was an Haustüren und ihren<br />
Beschlägen, schmiedeisernen Treppengeländern, Lampenhaltern und Fenstergittern<br />
zum Ausdruck kommt. Abgesehen von einem 1842 erbauten Haus an der äußern<br />
Schmiedgasse (Nr. 60) hat sich die Bausituation seit Ende 18. Jahrhundert sowohl<br />
hier als auch an der Steigkaum mehr verändert, zumal seit 1835/36 beide Straßen als<br />
Verkehrswege stagnierten. Das veranschaulichen außer den Plänen von 1818 (Abb. 23)<br />
und 1841 von Südwesten aufgenommene Ansichten Herisaus; eine Radierung von<br />
HEINRICH THOMANN nach einer Zeichnung vonJ. G. MAYR um 1794 und vor allem<br />
ein Aquarell von JOHANNES SCHIESS im Historischen Museum von Herisau um 1830 3<br />
(Abb. 128). Den romantischen Zauber der Alten Steig, der durch den Abbruch des<br />
«Pfauen» (an der Stelle von Alte Steig Nr. 2) und des alten «Rebstock» (Neue<br />
Steig Nr. 2) zerstört worden ist, hat GOTTLIEB BION in einer Xylographieum 1860<br />
eingefangen 4 (Abb. 137).<br />
BESCHREIBUNG der obern und der untern Schmiedgasse^ (Abb. 130). Eine eindrucksvolle<br />
Gruppe zusammengebauter, gestrickter und getäferter Bürgerhäuser von sechs Geschossen<br />
unter giebelständigen Satteldächern sind trotz Modernisierung der Erdgeschosse<br />
die drei Häuser zur Tanne, Nr. 8, zur Blume, Nr. 10, mit Wirtshausschild<br />
vom Anfang 19. Jahrhundert, und Tanner 212, Nr. 12, geblieben, an die (aus deren<br />
Flucht nach vorn verschoben undum ein Stockwerk niedriger) dasum 1720 erbaute<br />
Haus an der Stelle von Nr. 14 angeschlossen war 6 . In der Art der nach oben leicht<br />
vorkragenden Geschosse gleichen sie sich und lassen ungefähr auf dieselbe, für Nr. 12<br />
überlieferte Bauzeit von 1647 schließen 7 . Ihre gemeinsame Flucht verläuft hinter<br />
der von Nr. 2, Nr. 4 («Rößli», mit klassizistischem Wirtshausschild) und Nr. 6, was<br />
i FISCH, Manuskript, S. 138. 2 FISCH, Manuskript, S. 139.<br />
3 BilddokumenteAy und ig.AußerdemeineanonymeAquatinta u m 1840 (mit 1836-1838 erbautemZeughausund<br />
1837/38 erbautem Casinoaufder Emdwiese), Bilddokument A21.<br />
4 Bilddokument D13, a, ebenfalls ALBERT WIGET, 1892, in einer Bleistiftzeichnung (D13, b). Der<br />
«Pfauen» wurde laut Visierbuch des Gde-Bauamtes 1933 abgebrochen. - AZ, Unterhaltungsblatt,<br />
i6.Jg.,Nr. 12, 24.März 1933.<br />
5 Siehe obenAnmerkungunter «Geschichtliches zur Besiedlung von Schmiedgasseund Steig».<br />
6 Photographie des 1935 abgebrochenen Hauses im Hist.Mus.Herisau (Reproduktion im KdmA).<br />
Dasdaraufangegebene Baudatum: 1720.<br />
7 «Erbaut 1647» ist im Giebel laut Mitteilung des Besitzers Hans Züst seit Menschengedenken<br />
aufgemalt und außerdem anläßlich einesWohnungsumbaus auf einem Strickbalken gesehen worden.
ü r g e r h ä u s e r 163<br />
beim Vergleich mit dem Plan von 1628 an eine beim Bau dieser Häuser vorgenommene<br />
Straßenverbreiterung denken läßt, während Nrn. 2, 4 und 6 mit dem wahrscheinlich<br />
nach dem Dorfbrand von 1606 wieder bezogenen, viel altern Standort die<br />
Straße einengen 1 . Zum Haus zur Tanne, Nr. 8, dessen klassizistische Nußbaumtüre<br />
mit ziselierten Rokokobeschlägen, von zirka 1780, bis zum Umbau von 1917 an dem<br />
mittels Freitreppe erreichbaren Eingang des Hochparterres angebracht war 2 , gehört<br />
das an der Hintergasse gegen den «Rosengarten» (S. 128) gelegene Barockhäuschen<br />
(«Alte Apotheke») 3 , das um 1780 vermutlich als Lust- und Gartenhaus erbaut<br />
worden ist (Abb. 132, 134), ein rechteckiger, verputzter Sandsteinquaderbau mit Mansardwalmdach<br />
und vier entsprechend eingeschweiften Quergiebeln, die einen Kreuzfirst<br />
bilden und deren Fenster, zwei an der Süd-, eines an der Ostfront, von kräftig<br />
profilierten Giebeln in Gestalt von gedrückten Vorhangbogen bekrönt sind. Am<br />
karniesbogigen, schön profilierten Sandsteintürgewände mit ohrenförmigen Verkröpfungen<br />
und Schlußstein (ähnlich Goßauerstraße 4) eine zweiflüglige Eisentüre,<br />
die durch gekreuzte Bänder verstärkt und mit Rokokobeschlägen verziert ist (wie<br />
Kellertüre von Goßauerstraße 4). Sie führt an der Südseite zu ebenerdigem kreuzgewölbtem<br />
Raum. Das Obergeschoß mit einfach stuckiertem Spiegelgewölbe ist durch<br />
eine stichbogige Türe auf gleicher Höhe von Westen her, ursprünglich über eine<br />
Freitreppe, die später in den geriegelten Erweiterungsbau einbezogen worden ist,<br />
zugänglich.<br />
Zum Rosengarten und seinem mit Regencestukkaturen von 1737 ausgestatteten<br />
Gartenhäuschen, die jetzt zu Nr. 12 gehören, ursprünglich aber zur «Rose», Platz<br />
Nr. 6, siehe S. 132. - Nrn. 16 und 18 (Abb. 131). Zusammengebaute, gestrickte und<br />
getäferte Kleinhäuser, die an der Hinterseite gegen Westen unter gemeinsamem<br />
traufständigem Satteldach stehen, an der Straßenfront jedoch mit getrennten Giebeln<br />
als Einzelhäuser in wirkungsvollem Kontrast in Erscheinung treten, Nr. 16 mit niedrigen<br />
Reihenfenstern und Flugdreiecken am asymmetrischen, giebelständigen Satteldach,<br />
Nr. 18 (vom modernisierten Parterre abgesehen) in der Neugestaltung der<br />
1820er Jahre mit vergipster Traufhohlkehle und Segmentgiebel am traufständigen<br />
Satteldach, Einzelfensternund zwei gekuppelten Rundbogenfenstern im Giebelfeld. -<br />
Haus Nr. 25. Spätbarocker Hauseingang an ehemaligem Fabrikantenhaus 4 (Abb. 133).<br />
Nußbaumene Neunfeldertüre mit reich geschweiften Füllungen (auch Kleeblatt und<br />
Herzform) und geflügelter Engelskopf als Träger der Gesimsverkröpfung am Schlußstein<br />
des leicht geschwungenen und gebrochenen Sandsteingewändes, das von zwei<br />
hochovalen Fenstern mit schmiedeisernen Gittern aus asymmetrisch gebrochenen<br />
Spiralen flankiert wird. Um 1780. - Haus zur Ilge, Nr. 28. Mit Nr. 30 («zum<br />
Vulkan») 5 ineinandergebautes und mit jenemim Plan von 1628 bereits registriertes,<br />
späteres Kauftnannshaus (Abb. 135). Das Datum «1761» an der Supraporte des<br />
1 Nr. 2,einverputzterRiegelbau und Nr. 4 («Rößli») eingetäferterStrickbau,beide unter Sattelclächern<br />
in Traufstellung, entsprechen mit einiger Sicherheit den beiden Häusern im Plan von 1628<br />
und im MERIAN-Prospektvon 1642. Die 1947an Nr. 4 aufgemalte Altersangabe ist fragwürdig.<br />
2 Belegt durch Photographie von zirka 1905 (ReproduktionimKdmA).Umbau 1917 laut Mitteilungdes<br />
Besitzers.<br />
3 Haus N r. 8 ist erst laut Häuserverzeichnisvon 1822 Apotheke, vorher Tuchladen.<br />
4 LautHäuserverzeichnisvon 1800und 1822.<br />
5 Erst laut Häuserverzeichnisvon 1921.Wohl Anspielungauf die einstige, u m 1780 abgebrochene<br />
SchmiedeinderNähe. SieheAnm. 1, S. 164.
164 h e r i s a u<br />
Abb. 131. Herisau. Untere Schmiedgasse. Aneinandergebaute, gestrickte und getäferte Holzhäuser,<br />
rechts:Nr. 16, ein Giebelhaus des 17./18. Jahrhundertsmit Flugdreiecken am Satteldach, links: Nr. 18,<br />
ein in den 1820er J ahren neugestaltetes H aus mit Segmentgiebel, Einzelfenstern und gekuppelten<br />
Estrichfensternan d er Front. - Text S. 159und 163.<br />
Eingangs markiert nur den Umbau des viel älter anmutenden, in verputztem Riegel<br />
ausgeführten, mit Treppentürmchen und zwei ungleichen Lukarnen besetzten Baus.<br />
Die eine kontrastiert mit kielbogigem Giebel zur andern, die gewöhnliches Satteldach<br />
aufweist, und sitzt, einen Verbindungsbau bekrönend, zwischen dem Walmdach<br />
des eigenen und dem Satteldach des Nachbarhauses, dessen abwinkelnder Flucht<br />
ihre Front folgt. Am Hauseingang mit zweiflügliger klassizistischer Nußbaumtüre<br />
reiche Supraporte (Abb. 136): über verkröpftem Oberlicht mit Gitter aus asymmetrischen<br />
Blattspiralen umschließt ein auf Kaffgesims ruhender Volutengiebel das von<br />
Lüsterweibchen unterfangene Wappen des Bauherrn Johann Jakob Zölper (nur<br />
noch im Oberwappen erhalten) I . An der Fassade neugotischer Lampenhalter, um<br />
1840. Spuren barocker Bemalung an Läden des Turmzimmers. Keller mit Tonnengewölbe,<br />
in das Stichkappen einschneiden, und mit vergitterten, verkröpften Ochsenaugen<br />
unter dem jetzigen Straßenniveau.<br />
BESCHREIBUNG der äußern Schmiedgasse z . Während die linke Straßenseite mit wenigen,<br />
teils auch modernen Bauten glücklicherweise nicht besonders ins Auge springt, wird<br />
es von der leicht einwärts gekrümmten rechten Seite in Bann gezogen, auf der sich<br />
1 Der Bauherr, der mitjenem, derum 1780 Schmiedgasse Nr. 62 erbauen ließ und eine Taufschüssel<br />
mit Plattein dieKirche stiftete, identisch sein dürfte, ist durchdieNotiz bei JOHANNES FISCH,<br />
Manuskript, S. 138, gesichert: « An der untern Schmiedgaß stand ein wüstes altes Schmidt Gebäu.<br />
Joh. Jakob Zölper MilitärHauptmann hatte dieses erkauft,abbrechen,und statt dessen ein feuerfestes<br />
Gewölbbauen lassen, auf welchemerein Garten anlegen ließ.» - Zum Zölperwappen sieheWappenbuch,<br />
Tf.XXXI,Nr. 9. - Die Initialen «RR» des jetzigen Besitzersim Wappenschild.<br />
2 Zum Gebrauch derBezeichnung siehe S. 159, Anm. 4,zuobererund unterer Schmiedgasse.
ü r g e r h ä u s e r 165<br />
Abb. 132. Herisau. Ehemals vermutlichzum «Rosengarten» gehöriges, spätbarockesLust- und Gartenhäuschen<br />
(«Alte Apotheke») nördlich hinter Schmiedgasse 8,u m 1780, mit Mansardwalmdach und<br />
geschweiftenTür-und Fenstergiebeln (vgl. Abb. 134). - Text S. 128 und 163.<br />
das Bild des 18. Jahrhunderts fast vollkommen erhalten hat 1 . Diese Häuser der<br />
ursprünglichen äußeren Schmiedgasse, zu der jene der ehemaligen Hofegg, Schmiedgasse<br />
60-72, nicht gehörten, gleichen im intimen Charakter der Handwerker- und Kleinfabrikantenhäuser<br />
denjenigen der Bachstraße (S. 144-146) und des Spitteis (S. 158),<br />
unterscheiden sich aber von jenen durch größere Anzahlund die Lage der demHang<br />
zugekehrten Fassaden. Auf den ersten Anblick eine geschlossene Reihe, bilden sie in<br />
Wirklichkeit zwei Reihen von je sechs zusammengebauten Häusern (Nrn. 56 und 58<br />
sind ein Doppelhaus unter gemeinsamem Satteldach), die durch das Einzelhaus<br />
Nr. 46 unterbrochen sind. Mit Ausnahme von Nr. 48 säumen lauter getäferte Strickbauten<br />
mit Reihenfenstern und Giebeln von unterschiedlicher Form und Grösse die<br />
Straße. In der ersten Reihe (Abb. 138) fällt das erste Haus Nr. 32 durch die Höhe von<br />
sechs Geschossen unter Satteldach mit Flugdreiecken und einen erkerartigen Anbau<br />
unter herabgeschlepptem Dach an der Nordwestecke auf. Mit ihm sind die Häuser<br />
Nrn. 36 und 38 so zusammengebaut, daß einzelne Geschosse sich gegenseitig überlagern.<br />
Ein 1772 datierter Schuldbrief von Nr. 38 bezieht sich wohl nicht so sehr auf<br />
einen Neubau, als vielmehr auf einen Umbau des mit Nrn. 36 und 32 gleichzeitig<br />
erbauten Hauses, ein Umbau, der in den spätbarocken Formen des Mansardgiebeldaches,<br />
des asymmetrischen schmiedeisernen Fenstergitters, des Glockenzugs und der<br />
i Nr. 42, im Häuserverzeichnis von 1800 registriert, dürfte seine jetzige Gestalt m it gestelztem<br />
Frontgiebelantraufständigem Satteldach einemUmbau bzw. einer Aufstockungu m 1830 verdanken,<br />
während das ähnlich aussehende Nr.44 u m diese Zeit erst gebaut worden zu sein scheint; denn es<br />
tauchtim Häuserverzeichnisvon 1834 erstmals auf,und z warmit Nr. 242 B, währendNr. 242A bzw.<br />
242 der beiden frühern Verzeichnisse sich a uf jetziges Nr. 37, eine damalige Schmiede, bezieht. -<br />
Nr. 44 ist die letzte noch bestehende Schmiedean d er Schmiedgasse.
l66<br />
h e r i s a u<br />
nußbaumenen Vierfeldertüre mit geschweiften Füllungen zum Ausdruck kommt.<br />
Das Einzelhaus Mr. -46 mit dreieckigem Frontgiebel an traufständigem Satteldach ist<br />
durch nußbaumene Haustüre mit Schweifwerkfüllungen, verkröpfte Ochsenaugen<br />
und entsprechende Eisenläden am Kellersockel und schwere geschmiedete Barocktüream<br />
korbbogigen Kellereingang als Bau wohl der zweiten Hälfte 18. Jahrhundert<br />
gekennzeichnet.<br />
Die zweite Reihe, Mm. 48,50,52,54,56,58 (Abb. 144). Die reizvollste Partie der ganzen<br />
Schmiedgasse überhaupt erhält ihre besondere Wirkung zum ersten durch den<br />
Kontrast des völlig symmetrisch gestalteten Mansardwalmdachhauses Nr. 48 und<br />
den mit asymmetrischen Reihenfenstern versehenen anschließenden Giebelhäusern,<br />
zum andern aber durch den ungezwungenen Rhythmus der verschiedenartigen<br />
Giebel selbst, die zusammen eine gegen die Mitte ansteigende, dann wieder fallende<br />
und im herabgeschleppten Satteldach und Windschirm von Nr. 58 ausklingende<br />
Linie beschreiben. Durch die rechtwinklig oder parallel zur Front gestellten Freitreppen<br />
erhalten die Häuser zudem einen plastischen Akzent. - Mr. 48 (Abb. 141).<br />
Zweigeschossiger Riegelbau mit lukarnenbesetztem Mansardwalmdach, Füllungstäfer<br />
an der Front und Leisten-Bretterschirm an der frei stehenden Flanke. An<br />
den Einzelfenstern dreifeldrige klassizistische Schlagläden. Zweiflüglige Haustüre<br />
aus Nußbaumholz mit kraftvollen Louis-XVI-Schnitzereien (betonte, von Perlstab<br />
gesäumte Mittelrosette über Draperie und im untern Feld Mäander) (Abb. 139).<br />
Lampenarmim gleichen Stil. Bau zwischen 1780 und 1795. - Mr. 50 (mit Nr. 52 nur<br />
Abb. 133und 134. Herisau. Spätbarocke Sandsteinportale,u m 1780. Links:anehemaligem Fabrikantenhaus,<br />
Schmiedgasse 25,mit neunfeldriger Nußbaumtüre, rechts:an der «Alten Apotheke» nördlich<br />
hinter Schmiedgasse 8 mit vielfeldrigen Eisentüren (vgl. Abb. 132). - Text S. 163.
ü r g e r h ä u s e r 167<br />
Abb. 135 und 136. Herisau. Untere Schmiedgasse. Haus «zur Ilge» (Nr. 28, rechts), ein verputzter<br />
Riegelbau wahrscheinlich des 17. Jahrhundertsinder Neugestaltungvon 1761 (kielbogiger Giebelder<br />
einen Lukarne; Erdgeschoß modern), undHaus «zum Vulkan» mit Fassadengestaltung im Stil der<br />
Neurenaissance, zweiteHälfteig. Jahrhundert. — Hauseingangder «Ilge»(Nr. 28) mitder Jahreszahl<br />
«1761» überdem verkröpften OberlichtundmitdemWappen Zölperimgesprengten Volutengiebel<br />
(Initialen des Wappenschildes neu). - Text S.i63f.<br />
durch Frontverschalung verbunden). Im Giebel «MDCGLXXIV» datiert 1 . Das nur an<br />
der Straßenfront (durch Einbau von Holzsegmenten) doppelt geschweifte Satteldach<br />
in Giebelstellung stößt hinten an ein zu ihm quergestelltes Pultdach. An der Fassade<br />
über dem Hochparterre schmiedeiserner Lampenarm mit vergoldetem Laub, aus<br />
der Bauzeit. - Nr. 52. Mit Mansardgiebeldach, radial genuteter Haustüre aus Nußbaumholz<br />
und symmetrischem schmiedeisernem Gitter im Flurfenster, aus der Bauzeitum<br />
1780 (Abb. 140). - jVr. 5^. Mit Nr. 56 bereits 1778 in Dienstbarkeitsvertrag<br />
erwähntes 3 Fabrikantenhaus 3 . Sowohl Giebel als auch Haustüren, die hier messingene<br />
Rokokobeschläge aufweisen, wie bei Nr. 52. Außerdem messingener Glockenzug.<br />
An der Fassade neben gußeiserner Gaslaterne schmiedeiserner Lampenarm<br />
aus der Bauzeit. In der Stube des ersten Obergeschosses an grüner Kachelwand<br />
ein auf gedrechselten Kandelaberfüßen ruhender zweiteiliger Kastenofen (Abb. 142),<br />
an dem grüne Füllkacheln von weißen, blaubemalten Lisenen und Gesimsen umrahmt<br />
sind. In den abgerundeten Ecklisenen sind zwischen Rokokodekor Phantasie-<br />
1 DasDatum sollnur aufgefrischt worden sein.<br />
2 KfbrPr,Bd.R, Nr. 296, 18. Okt. 1778, bezieht sich aufden zwischen beiden Häusern noch bestehenden<br />
Durchgang. - Das mit römischen Ziffern in denGiebel gemalteDatum 1785 ist nichtauthentisch.<br />
3 Laut Häuserverzeichnis von 1800, Nr. 248: «JohannesundHs Ulrich Ramsauer, Fabrikant.»
l68<br />
h e r i s a u<br />
landschaften, vor allem aber die Jahreszeiten dargestellt, allegorische Gestalten<br />
mit entsprechenden Attributen und «fruohlyng», «Sommir»,«herbst», «Winter»<br />
betitelt. Über dem Frühling steht das Datum «1778», darunter «Teüfen», unter<br />
dem Herbst in gemalter Kartusche über Zimmermannswerkzeugen die Signatur:<br />
«M.BA.» Dagegen sind die Friese nur mit Rocaillen verziert. - Nrn. 56 und 58. Ehemaliges<br />
Fabrikantenhaus 1 . Das Datum «1762» eines Dachziegels 2 trifft wahrscheinlich<br />
auch für den Bau des Doppelhauses selbst zu, zu dessen an die Flanken<br />
gerückten Eingängen einander symmetrisch zugeordnete Freitreppen mit schmiedeisernen<br />
Geländern aus unsymmetrisch gebrochenen Spiralen führen. An Nr. 58<br />
entsprechender Lampenhalter. Beide Haustüren sind radial genutet und übermalt<br />
und anstatt mit einem Mitteloval, wie bei Nrn. 52 und 54, mit übereck gestellten<br />
Mittelquadraten, jene von Nr. 56 zudem mit Rokokobeschlägen versehen. - Nr. 62<br />
[anderHofegg)^ (Abb. 145). Stattliches,um 1780 für Militärhauptmann und Kaufmann<br />
Johann Jakob Zölper (gest. 1785) 4 errichtetes und von einem Baumeister «j G B B»<br />
i Ebenda,Nr. 249,für beide Teile. 2 Der Ziegel wirdinNr.56aufbewahrt.<br />
3 Siehe, S. 159, Anm. 4 ,zu oberer, untererundäußerer Schmiedgasse.<br />
4 Datum «1780» auf eingebautem Schrank. Der Bauherr ist durch Monogramm und Wappen,<br />
entsprechend Wappenbuch,Tf. XXXI, Nr. 9, gesichert.Zu Joh.Jakob Zölper siehe auch S. 164 und<br />
S.Sgf.<br />
Abb. 137. Herisau. Alte Steig m it dem ehemaligen (1933 abgebrochenen) «Pfauen». Xylographie<br />
(Holzstich) von Gottlieb Bion,u m 1860. Historisches Museum Herisau. - Text S.44 und 162.
BÜRGERHÄUSER 169<br />
Abb. 138. Herisau. Äußere Schmiedgasse. Erste Reihe rechts (Nrn. 32-44 d er geraden Zahlen).<br />
Gestrickte undander Front getäferte Holzhäuser wohl hauptsächlich des 18. Jahrhunderts. - Text<br />
S.i6if.und 164-166.<br />
signiertes Doppelhaus 1 . Über gequadertem Sockel völlig symmetrischer, mit Einzelfenstern<br />
und Schlagläden versehener, gestrickter, am Giebelfeld jedoch geriegelter<br />
Putzbau von fünf Geschossen unter Mansardwalmdach, das an der Front infolge des<br />
riesigen kielbogig geschweiften und unten konkav eingezogenen Giebels nur schwach<br />
in Erscheinung tritt. Nur die an die Flanken gerückten klassizistischen Haustüren<br />
unter steinernen toskanischen Vorzeichen, die von je einem Flurfenster mit symmetrischem,<br />
schmiedeisernem Gitter flankiert sind, lassen auf die innere Zweiteilung<br />
schließen. Diese ist, abgesehen vom gemeinsamen (jetzt unterteilten) Mansardensaal<br />
(Fest- und Musiksaal?), auch in der fast übereinstimmenden Ausstattung durchgeführt,<br />
die im Südtrakt jedoch ein betont vornehmeres Gepräge hat. Dazu gehören:<br />
a) je ein Kellerjoch mit Kreuzgratgewölbe, zu demje ein rundbogiges Sandsteingewände<br />
mit beidseits herauskragenden Kämpfern und mit Schlußsteinen und eine<br />
Holztüre mit quadratischen, übereck gestellten Füllungen führt, b) in jedem Treppenhaus<br />
zierliche Geländer aus leicht geschweiften,im Nordtrakt vollplastischen, im<br />
Südtrakt jedoch durch Illusionsschnitzerei plastisch wirkenden Balustern 2 , mit<br />
Kandelabersäulchen vergitterte Abschlußtüren zum Keller- und ersten Obergeschoß,<br />
Vierfeldertüren mit geschweiften Füllungen zu den Wohnzimmern (im Nordtrakt<br />
nur eine solche als Durchgangstüre zum Südtrakt, sonst einfacher), alles aus Nuß-<br />
1 Im Estrich aufDachbrett gemalt.<br />
2 Wie im ebenfalls u m 1780 erbauten «Baumgarten», Poststraße 5, und im «Regenbogen»,<br />
Goßauerstraße 4 (S. 153, 189).
170 HERISAU<br />
baumholz, außer die Baluster der Treppenhäuser, die ursprünglich, wie noch im<br />
Estrich sichtbar, marmoriert waren, c) im ersten Obergeschoß je gleich getäferte<br />
«Gute Stube», in welche im Südtrakt ein dreitüriger,im eingelegten Zölper-Wappen<br />
«1780» datierter, nußbaumener Wandschrank (Abb. 143) eingebaut ist, dessen Füllungen<br />
dem Wandtäfer entsprechen, im Nordtrakt dagegen ein Wandbüfett mit Lavabo<br />
und zweitüriger Schrank, die hier wie das Täfer gestrichen sind, d) in den entsprechenden<br />
Zimmern des zweiten Obergeschosses mit Rokokostukkaturen reich verzierte<br />
Spiegeldecken. Jene des Südtrakts ist in der Mittelkartusche durch das Wappen des<br />
BauherrnJoh. Jakob Zölper ausgezeichnet, das überdem verschlungenen Monogramm<br />
«JJZL» angebracht ist, und bei aller Ähnlichkeit von Ziermotiven und Komposition<br />
prunkvoller als jene im Nordtrakt. Dem die Wappenkartusche rahmenden,<br />
vierpaßförmig geschweiften Mittelspiegel, der an den Scheiteln mit Rocaillen und<br />
Blütenzweigen besetzt ist, sind in den Zimmerecken große, aus C-förmigen Rocaillen<br />
zusammengesetzte und ebenfalls mit Blütenzweigen geschmückte Kartuschen zugeordnet,<br />
die unter sich durch Profilstäbe verbunden sind (Abb. 146). Im Nordtrakt<br />
sind einem gebrochenen Vierpaß neben kleinern C-förmigen Eckkartuschen auch<br />
solche in den Achsen zugeordnet und an den sie verbindenden Profilstäben Blumenketten<br />
aufgehängt. Nur einen aus Rocaillen und Akanthuslaub gebildeten Ovalspiegel<br />
und Rokokodekor in den abgerundeten Ecken des Rahmenprofils besitzt der<br />
Mansardensaal. In ihrer krautigen Fülle sind die Stukkaturen wie jene im Walser-<br />
Abb. 139 und 140. Herisau. Äußere Schmiedgasse. Klassizistische bzw. spätbarocke Hauseingänge.<br />
Links:an Nr. 48 (vgl. Abb. 141) mit zweiflügligerNußbaumtüre und mitLampenarm im Louis-XVI-<br />
Stil, zwischen 1780und 1795, rechts:an Nr. 52 (vgl.Abb. 144) mit radialgenuteterNußbaumtüre und<br />
symmetrisch geschmiedetem Spiralgitterim Flurfenster,u m 1780. - Text S. 166f.
BÜRGERHÄUSER 171<br />
Abb. 141. Herisau. Äußere Schmiedgasse 48 (rechts) und50 (links). Holzverkleideter Riegelbau mit<br />
lukarnenbesetztem Mansardwalmdach, zwischen 1780und 1795, bzw. getäferter Strickbaumit seitlich<br />
geschweiftem Giebel, 1774 datiert. - Text S. i6if.und 166f.<br />
sehen Doppelhaus, Platz Nr. i (S. I26f.), undim Haus zum Baumgarten, Poststraße 5<br />
(S. 189), dem gleichen, mit A ndreas Moosbrugger wahrscheinlich identischen<br />
Meister zuzuschreiben. - Der nördliche Anbau unter traufständigem Satteldach,<br />
eine mit Bretterschirm verkleidete Riegelkonstruktion, enthielt Remise und Stall.<br />
Beschreibung der Alten Steig. Die einstige Schönheit dieser Häusergruppe ist durch<br />
den Verlust des 1933 abgebrochenen «Pfauen» (jetzt «Florida», Alte Steig Nr. 2) und<br />
des 1955 entfernten alten «Rebstock» nur noch eine historische, durch Maler festgehaltene<br />
Erinnerung (siehe S. 162). Von letzterem befindet sich am neuen «Rebstock»<br />
(Neue Steig Nr. 2) ein prächtiges Wirtshausschild im Louis-XVI-Stil, an laubumranktem<br />
Halter aus Mäandern ein Löwenkopf als Träger des aus Reblaub bestehenden<br />
Kranzes, der einen Rebstock umschließt. Zwischen 1780 und 1795 (Abb. 147).<br />
Im Hist. Mus. Herisau eine « 1793» datierte Kachelkartusche vom Backofen mit<br />
Initialen «H.H.K.» (Herr Hans Küng) und «F.A.N.» (Frau Anna Nänni)'.<br />
IV. Oberdorfstraße und Steinegg. Geschichtliches zur Straße. Diese ehemalige Landstraße,<br />
die den Platz in südöstlicher Richtung verläßt und nach kurzer Strecke<br />
ostwärts schwenkt, verzweigt sich nach ungefähr 350 m. Geradeaus führte sie nach<br />
Moosberg (Heinrichsbad) und dann, mehr Saum- als Fahrweg, nach Sturzenegg<br />
I «Der
172 HERISAU<br />
und beim Kübel über die Brücke (S. 2i6f.) nach Stein oder Bruggen-St.Gallen. Die<br />
andere Route (Steinrieselnstraße) stieg rechts über die Steinegg empor und führte<br />
ebenfalls als Saumweg über das Lutzenland und die Brücke im Herisauer Tobel<br />
(S. 2 i5f.) nach Hundwil. - Eine zusätzliche Frequenz erfuhr die Straße durch die 1786<br />
angelegte Verbindung nach Buchen (S. 143), wodurch der Bachstraße ein Teil des<br />
Verkehrs entzogen wurde, ferner durch den 1827 durch IngenieurRichard L aNigca<br />
gebauten Anschluß vom neuen Heinrichsbad (S. 191) nach Winkeln-St. Gallen 1 .<br />
Beide Vorteile wurden ihr aber durch die 1853—1858 vom Obstmarkt nach Heinrichsbad<br />
gezogene jetzige Kasernenstraße (S. 190) wieder genommen, und infolge der 1861<br />
erstellten Straße nach Hundwil 2 , die bei der Mooshalde oberhalb Wilen von der<br />
Waldstatterstraße abzweigt und über die 1861 dem Verkehr eröffnete, 1925 in Beton<br />
neu erstellte Brücke des Hundwilertobels führt (S. 397), versank sie in das Dasein<br />
einer stillen Dorfstraße. Noch immer nimmt sie den uralten Verlauf, den der Plan<br />
von 1628 erstmals wiedergibt. Damals war sie viel dünner besiedelt als zu gleicher<br />
Zeit die Bachstraße und die Schmiedgasse (Abb. 22).<br />
Geschichtliches zur Besiedlung der Straße. Ganz zu Beginn auf der rechten Seite<br />
standen 1628 das nach dem Dorfbrand von 1606 wieder aufgebaute Rat- und das Pfarr-<br />
1 PrGdeV, 30.Nov. 1826. - AMB 1826, S. 204!". - Copir-Buch, S. 32, undFliegende Blätter, S.32<br />
(Vertragvom S.Dez. 1826 mit Besitzer des Heinrichsbades wegen Bau-und Unterhaltspflicht).<br />
2 EUGSTER,Herisau, S. 339. Siehe Hundwil, S. 362,397 (insbesonderezur Bauzeitder Hundwilertobelbrücke).<br />
Abb. 142. Herisau. Äußere Schmiedgasse 54. Grüner Kastenkachelofen m it weißen, blaubemalten<br />
Lisenenund Gesimsen, «1778» datiert und «M.BA.» signiert. - Text S. 167!".
BÜRGERHÄUSER 173<br />
Abb. 143. Herisau. Äußere Schmiedgasse 62 (ehemals an der Hofegg). Türfüllung mit Intarsien an<br />
nußbaumenem Wandschrank. Zwischen der Jahreszahl «1780» die Wappenembleme der Zölper<br />
(vgl. Abb. 136) und die in Gegenstellung symmetrisch angeordneten Initialen «JZ» des Bauherrn. —<br />
Text S. 170.<br />
haus, Nrn. 2 und 2 A (S. 97!". und 101), dahinter zwei ebenfalls zusammengebaute Häuser,<br />
die mit den 1640 urkundlich erwähnten, getäferten Riegelbauten Nr.4A (Restaurant<br />
zur Waage, 1972 abgebrochen) und Nr. 4B (Restaurant Rathaus)', 1719 und später<br />
«Sonne» genannt 2 , identisch und ziemlich sicher auch 1606 auf alten Fundamenten<br />
wieder aufgebaut worden sind 3 . Weiter südlich, wo die Straße nach Osten abzu-<br />
1 KfbrPr, Bd. S, Nr. 735, 4 .März 1640. Der damalige Besitzer des «hauses..im Oberdorf zu<br />
allernechst desherren predikantenhaus stehende»,Jost Hänzenberger, ist wahrscheinlichderSohn des<br />
gleichnamigen Landammanns (vgl. Wappenbuch, S. 110). Die Standortsbestimmung, die durch das<br />
u m 1800 verfaßte Protokoll auf «No. 5», das jetzige 4A, bezogen wird, paßt ebenso gut auf jetziges<br />
Nr.4, wie die des Nachbarhauses «oberhalb dem Rathaus» sowohl auf jetziges 4B, die ehemalige<br />
«Sonne», als auch auf4Apaßt. Auffallenderweise heißt der Besitzer des Nachbarhausesu m 1640<br />
JakobNiederer,und 1800 ist ein Hans JakobNiederer Besitzer von jetzigem 4A.<br />
2 KfbrPr, Bd.R, Nr. 10, 6. Juli 1719: «Jacob Schlumpff beiderSonnen..»Nochzu wiederholten<br />
Malenim 18. Jahrhundert: ebenda, Nrn. 11-21. Aufdem ersten Zeugnis beruht die nach 1893 (seit<br />
damals «No 18») aufden Giebel gemalte Inschrift. Als «Sonne» ist dasHaus auf einer Gouache mit<br />
Werbeszene (?) wohl des 18. Jahrhunderts abgebildet. Bilddokument B5.<br />
3 In Nr. 4A bestandder Kellersockel teilweise aus riesigen Blöcken.In Nr.4B stützt ein mächtiger<br />
Holzpfeiler mit unterbrochenen Eckfasenund Querrillenauf gewaltigem Kieselstein als Basis die Diele.
174 HERISAU<br />
biegen beginnt, standen bereits zwei zusammengebaute Häuser an der Stelle des<br />
«Anker», Nr. 16, 1689 als «Haus und Hofstatt» erwähnt 1 , und ein weiteres vielleicht<br />
auch, wo Nr. 16A («Zur alten Kanzlei») steht, ferner ein Haus an der Stelle<br />
von Nr. 18 und des dahinter liegenden Nr. 18A, außerdem noch sieben Einzelhäuser<br />
nahe beieinander am ostwärts gerichteten Straßenzug. — Von den übrigen Häusern<br />
südlich von Rat- und Pfarrhaus sind nur folgende zwei urkundlich noch für das<br />
17. Jahrhundert bezeugt: 1660 zusammen mit Nr. 12 («Frohburg»), einem verputzten<br />
Riegelbau auf Kellersockel aus mächtigen Muschelsandsteinquadern, Nr. IG 2 ,<br />
an dessen Stelle um 1767 der bestehende getäferte Strickbau errichtet worden ist 3 .<br />
Nr. 4, ein teils verputzter, teils getäferter Riegelbau, erscheint dagegen auf dem<br />
Merianprospekt von 1642 mit Nr. 4A und 4B als Dreiergruppe hinter Pfarr- und<br />
Rathaus. Das mit Nr. 4 zusammengebaute (früher getäferte) Riegelhaus Nr. 6<br />
(«zum Sternen») entstand vielleicht auch noch im 17. Jahrhundert, ist dagegen<br />
durch einen 1712 datierten Dachziegel erst für den Anfang des 18. Jahrhunderts<br />
nachgewiesen 4 . 1734 stand urkundlich nachweisbar auch Nr. 8 («zur Helvetia») 5,<br />
1 KfbrPr, Bd.R, Nr. 22, 4. April 1689.<br />
2 KfbrPr, Bd.R, Nr. 4. Ein Rechtsspruch vom2.März 1700 nimmt auf einen vom 22.Juni 1660<br />
Bezug.<br />
3 KfbrPr, Bd. R,Nr. 3, 31.Okt. 1767; «..das Tachwasser von meinem neuerbauten Haus..»<br />
4 Der Ziegel aufdem Dach ist von Nr. 4 aus sichtbar.<br />
5 KfbrPr, Bd.R, Nr. 1, 29.März 1734.<br />
Abb. 144. Herisau. Äußere Schmiedgasse 48-60 (vgl. Abb. 141). Die vier gestrickten und getäferten<br />
Giebelhäuserin der Mitte,zweite Hälfte 18.Jahrhundert: Nr. 50,mit seitlich geschweiftem Giebel, 1774<br />
datiert, Nr. 52,um 1780 (vgl. Abb. 140), Nr. 54,u m 1778, beide mit Mansardgiebeldächern, Nrn. 56<br />
und 58 wie Nr. 54 ein Doppelhaus unter gemeinsamemSatteldach,u m 1762. —Text S.i6if., 166-168.
BÜRGERHÄUSER '75<br />
Abb. 145. Herisau. Äußere Schmiedgasse 62 (ehemals an der Hofegg). Gestricktes u nd verputztes<br />
Doppelhaus mit Mansardwalmdach und großem geschweiftem, in Riegelkonstruktion ausgeführtem<br />
Frontgiebel,u m 1780für den Kaufmann J ohannJakob Zölper erbaut. - Text S. 161 f. und 168-171.<br />
ein getäferter Strickbau und, wie die beiden vorgenannten, unter Satteldach, 1756<br />
schließlich Nr. 14A 1 . Zusammen mit dem Eckhaus Nr. 14 («zum Eckstein») fassen<br />
Nrn. 6, 8 und 12 den kleinen Platz ein, auf dem der moderne, 1961 von Bildhauer<br />
Lorenz B almer geschaffene Walserbrunnen steht 2 .<br />
Zu Beginn der linken Straßenseite standen vier zusammengebaute Häuser, die das<br />
Areal des südlichen Teils des «Tannenbaum» Nr. 1 (S. 176^), der anschließenden,<br />
1915 neu erbauten «Blume», Nr. 3 3 , und des Verbindungsbaues des Kantonalen<br />
Gebäudes, Nr. 5 (S. 112-117), bedeckten, nach der Linkskurve ebenfalls sieben Häuser,<br />
1 KfbrPr,Bd. S, Nr. 752, 27.Nov. 1756: HansKonrad Baumann, Besitzer von 14A, übernimmt<br />
gegenüber den Besitzernder andern Haushälfte (Rechtsvorgängerin von 14B) das Servitut,nicht höher<br />
zu bauenund auf Begehren das Bauchhaus auf eigene Kosten zu entfernen. Der Erbe von 14B ist<br />
befugt, «auf Bauchhaus Hofstatt zu bauen», ist dagegen schuldig, gegen B aumann eine Mauer zu<br />
machen. (Diese Stellemuß mitdem später erbauten heutigenNr. 14B, «zum großen Haus»,in Beziehung<br />
gebracht werden, wie KfbrPr, Bd. S,Nr. 753, 24.Okt. i876[!] beweist.)<br />
2 Laut Arbeitsrapport der DorferkorporationwurdederBrunnenam 18./19.Aug. 1961 erstellt.<br />
3 Name undDatum am westseitigen Tordurchgang. Dieam 25. Nov. 1909 vom Kanton gekaufte<br />
ehemalige « Blume» (Photoim Hist. M us. Herisau undimKdmA) wurde 1915 abgebrochen.Am<br />
26. März 1915 beschloßder KantonsratdenNeubau (KtA, B25, 12, S. 475f.). Planungdurch Architekturbureau<br />
LOBECK UND FICHTNER (ROTACH, Herisau, S. 22).
176 HERISAU<br />
doch nur vier im Bereich der rechtsseitigen sieben, die andern drei erst im Brühl<br />
außerhalb der Abzweigung nach Steinrieseln. Bis zu dieser füllten sich, wie das<br />
Häuserverzeichnis von 1800 und der Plan von 1818 zu erkennen geben, die Lücken<br />
weitgehend noch im 18. Jahrhundert. Vom Brühl an ostwärts entstanden, von der<br />
alten Bleiche, Nr. 93, und ganz wenigen Häusern abgesehen, die meisten im 19. und<br />
20. Jahrhundert. - Zum eigentlichen Oberdorf zählten nach den ältesten Häuserverzeichnissen<br />
von 1800 und 1822 nur die Häuser bis ungefähr zur heutigen Nr. 45',<br />
dazu ein Teil des Sonnenfeldes und von Moosberg, Brühl und Bleiche gehörten dagegen<br />
zum Vordorf.<br />
Beschreibung einzelner Häuser. Tannenbaum, Nr. 1 (Abb. 68, 80). Der Name ist schon<br />
1767 bezeugt 2 . Der bestehende Bau wurde aber erst u m 1780 für Landmajor und<br />
Kaufmann Johannes Schieß (1729-1801) 3 anstelle von zwei kleinern Giebelhäusern<br />
errichtet, wie sie J o h . U l r i c h S chellenbergs Federzeichnung von 1757 (Abb. 20)<br />
bzw.Herrlibergers Radierung von 1758 zeigt, wovon das südliche im Plan von<br />
1628 eingezeichnet, das nördliche wahrscheinlich um 1714 erstellt worden ist 4 . Er<br />
1 Gemäß Numerierung von 1943. Die letzte Nummer dieser Dorfpartiewarim Verzeichnis von<br />
1800auchNr. 45,befand sich aber ungefähr beider heutigenNr. 27, weil eineandereReihenfolge galt.<br />
2 KfbrPr, Bd. II,Nr.531: «Hr Johannes Schieß, wohnhaft beimTannebaum.»<br />
3 GOTTLIEB BÜCHLER, Geschichte der Familien Scheuß, Trogen 1830, S.46f.<br />
4 Einim ostseitigen Hausflur eingemauerter Dachziegel trägt das Datum 1714 und die Initialen:<br />
«KG(?)ZS(?)».<br />
Abb. 146. Herisau. Äußere Schmiedgasse 62 (ehemalsan d er Hofegg). Eckkartusche der Deckenstukkaturen<br />
i m Rokokostil, von einem Vorarlberger Stukkateur (Andreas Moosbrugger?),u m 1780, i m<br />
zweiten Obergeschoß des Südtrakts. - Text S. 170.
BÜRGERHÄUSER 177<br />
Abb. 147. Herisau. Neue Steig 2 (ehemals Alte Steig). Geschmiedetes Wirtshausschildim Louis-XVl-<br />
Stil, zwischen 1780und 1795,vom ehemaligen, 1955 abgebrochenen «Rebstock» am Neubau gleichen<br />
Namens. - Text S. 161 f. und 171.<br />
ist ein über schiefwinkligem Grundriß errichteter, dreigeschossiger, ostseits geschindelter,<br />
sonst verputzter Strickbau über (modern umgebautem) gemauertem Parterresockel<br />
unter lukarnenbesetztem Mansardwalmdach mit kleinen dreieckigen Quergiebeln<br />
an dessen Nord- und Westflanke gegen die Straßen. Gegen die Oberdorfstraße<br />
sind noch das stichbogige Quadersteingewände des Portals und rechts davon<br />
ursprüngliche Parterre- und Kellerfenster mit Eisenläden erhalten, am ostseits gegen<br />
den Obstmarkt gelegenen Treppenturm mit Zwiebel auf doppelt geschweifter Haube<br />
ein schönes korbbogiges Louis-XVI-Portal (Abb. 148). Dessen zweiflüglige Nußbaumtüre<br />
weist als Mittelfüllungen liegende, mit Eichenlaub umkränzte Ovale auf, eine<br />
zierlich geschweifte Schlagleiste und fein ziselierte Messingbeschläge mit bekrönendem<br />
Kosakenkopf 1 , das geschmiedete Oberlichtgitter rosettenbesetzte Mäander.<br />
Korbbogige Eingänge führen auch zu den beiden südlich und südwestlich gelegenen,<br />
kreuzgewölbten einjochigen Kellern, ein rechteckiger Eingang zum nördlichen flachen<br />
Keller.An allen drei sind entsprechende zweiflüglige Eisentüren mit Louis-XVI-<br />
Beschlägen wie im «Baumgarten» (S. 188) angebracht, im ersten Obergeschoß,<br />
ebenfalls wie dort, eine Ofentüre mit Mittelrosette zwischen Diagonal- und Horizontalbändern.<br />
Vermutlich gleicher Baumeister und Kunstschmied wie dort. - Ehemaliges<br />
Pfarrhaus, Nr. 2 (siehe S. 97). - Ehemaliges Rathaus mit Historischem Museum, Nr. 2A<br />
(siehe S. 101). - Z urn §. ro ß en Haus, Nr. 14B 2 (Abb. 156). Aus der frühesten Ausstattung<br />
1 Die Handelsbeziehungen von Herisauer Kaufleuten - bekannt sind vor allem die des Johannes<br />
Walser - reichten bis nach Moskau und Petersburg. AMB 1839, S. 13. - BODMER, Textilgewerbe,<br />
S. 44, 62 f.<br />
2 Laut Häuserverzeichnis v on 1800 u nd 1822. Zum heutigen 14B als Rechtsnachfolgerin eines<br />
Hausteils, der offenbar imnördlichen Teil des heutigen 14Azu suchen ist, siehe S. 175, Anm. 1.<br />
12 - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
178 HERISAU<br />
zu schließen, um 1780 erbautes Kaufmannshaus 1 . 1851-1888 Wohnsitz des Landammanns<br />
Dr. Ad. Friedrich Zürcher (1820-1888) I . Mit Reihenfenstern versehener,<br />
getäferter Strickbau unter Walmdach. Ein korbbogiges, gequadertes Türgewände und<br />
Eckquadern beleben den ebenfalls getäferten Parterresockel. Der Keller besitzt zwei<br />
Kreuzgratgewölbe, desgleichen der Nordwestraum des Erdgeschosses, dessen rundbogige<br />
Eisentüre Rokokobeschläge und ovale Lüftungsgitter mit Türchen aufweist.<br />
Ebenfalls aus der Bauzeit ein Treppengeländer mit illusionistisch geschnitzten Balustern<br />
3 vom zweiten zum dritten Obergeschoß. Auf einen Umbau wohl im ersten<br />
Drittel 19. Jahrhundert gehen dagegen zurück: die nußbaumene Haustüre, die<br />
anstelle eines Oberlichts schmiedeiserne Lorbeergirlande auf Holzgrund besitzt, das<br />
1 Häuserverzeichnis von 1800: «Wittib u nd J oh. Martin Schirmer z.großen Haus, K aufm.»<br />
Vgl.AMB 1842, S. 125-131. Der verstorbeneBauherr gleichenNamenshatte am 6. Febr. 1767 Boden<br />
für Garten, worauf nicht gebaut werden durfte, vom Nachbar A. Meyer gekauft (KfbrPr, Bd. II,<br />
Nr. 532). Vgl. dazu S. 175, Anm. 1, und S. 177, Anm. 2, zu Haus 14A.<br />
2 Laut Häuserverzeichnisvon 1884und 1888. Wappenbuch, S. 209.<br />
3 Wieinden u m1780 erbauten Häusern «Baumgarten» (S. 189) und Schmiedgasse 62 (S. 169).<br />
Abb. 148 und 149. Herisau. Oberdorfstraße. Korbbogige Sandsteinportale im Louis-XVI-Stil mit<br />
zweiflügligen Nußbaumtüren und geschmiedeten Oberlichtgittern. Links:am Treppenhausturm des<br />
«Tannenbaum» (Nr. 1) gegen den Obstmarkt (vgl. Abb.68 und 80), u m 1780, rechts: amHaus<br />
«ZumZebra» (Nr. 20) mit der Jahreszahl «1792» undder Initiale « M » des Bauherrnim Schlußstein.<br />
—T ext S. 177 und 180.
BÜRGERHÄUSER 1 79<br />
Abb. 150. Herisau. Oberdorfstraße 18A («hinter d er Linden»). Hauseingang m it radial genuteter<br />
Nußbaumtüreüber zweiarmiger Freitreppe,u m 1780.Im spätbarocken geschmiedeten Geländermit<br />
symmetrisch gebrochenen Spiralen die Initiale « M »des Bauherrn (vgl. A bb. 149). - Text S. 180.<br />
Treppengeländer 1 vom Erdgeschoß zum ersten Obergeschoß und dort in einer<br />
Stube schönes Ensemble von nußbaumenen Türen, zwei ebensolchen Wandschränken,<br />
wovon der eine mit zurückspringendem, verschließbarem Lavaboschrank<br />
kombiniert ist, von weißem, mit Pilastern gegliedertem Kastenkachelofen sowie weiß<br />
gestrichener Felderdecke. An den Türen und Schränken zudem das originale Beschlag<br />
(Abb. 157). In einem Nebenzimmer des gleichen Geschosses sowie auch im<br />
zweiten Obergeschoß je ein weißer Zylinderofen mit Kymation- und Girlandenfriesen<br />
(Abb. 159). -Z um Anker, Nr. i6 3 (Abb. 151). Derum 1780-1790 anstelle eines<br />
Vorgängerbaus (siehe S. 174) über schiefwinkligem Grundriß errichtete, getäferte<br />
Strickbau mit vier hufeisenförmigen Frontgiebeln an Walmdach und mit Reihenfenstern<br />
an der nach Süden gewendeten Hauptfassade steht wirkungsvoll im Hintergrund<br />
der ersten Straßengeraden vom Platz her. - ^ur alten Kanzlei, Nr. 16A. Um<br />
1780-1790 errichtetes Fabrikantenhaus 3 . Uber gemauertem Parterresockel getäferter<br />
Strickbau unter Satteldach in Traufstellung mit kleinem Dreieckgiebel an<br />
der südseitigen Front und Treppenturman der Nordseite.An der zweiflügligen Haustüre<br />
aus Nußbaumholz Rokokobeschläge, in deren rechteckigem Oberlicht schmiedeisernes<br />
Gitter aus symmetrisch gebrochenen Spiralen. Ebenfalls solche, jedoch mit<br />
1 Wie im 1827 datierten Haus am NeuwegNr. 2.<br />
2 So erstmalsimHäuserverzeichnis von 1888.In jenem von 1822: «zum Schiffle».<br />
3 Laut Häuserverzeichnisvon 1800. Die Hausbezeichnung ist aufdievordem Bau des Gemeindehauses<br />
von 1876-1878 hier zeitweilig eingemietete Gemeindekanzlei zurückzuführen.
i8o<br />
HERISAU<br />
reinen Louis-XVI-Formen kombiniert wie beim «Baumgarten» (S. 188), zeigen die<br />
fünf südseitigen Fenstergitter im Parterre. Im Innern reizendes neugotisches Treppengeländer<br />
aus Holz und im Garten Reste eines Eisengeländers in gleichem Stil,<br />
um 1830-1840. - Z ur Linden, Nr. 18 1 (Abb. i52f.). Zwei zusammengebaute, getäferte<br />
Strickhäuser. Das westliche unter giebelständigem Satteldach, einst Wirtschaft «zur<br />
Linde», als Haus im Plan von 1628 eingezeichnet, bildet zusammen mit dem östlichen<br />
turmartig erhöhten Gebäude unter Walmdach eine reizende Gruppe. Am Westeingang<br />
und im Innern klassizistische Vierfeldertüren aus Nußbaumholz mit geschnitzten<br />
Triglyphen und «Tropfen», Anfang 19. Jahrhundert. - Haus Nr. 18A<br />
(Abb. 150, 155). Das Haus «hinter der Linden» wurdeum 1780 für den Kaufmann<br />
und Amtsschreiber Johann Konrad Meyer neu oder umgebaut 3 , dessen Monogramm<br />
«M» am schmiedeisernen Geländer der Außentreppe in die symmetrisch gebrochenen,<br />
mit Sonnenblumen und Ranken besetzten Spiralen eingefügt ist. Von 1820 bis<br />
1851 war es im Besitz des Obersten und Kartographen JOHANN LUDWIG MERZ<br />
(1772-1851), darauf bis 1881 seines Sohnes LUDWIG (1817-1881), ebenfalls Kartograph<br />
und Landesbauherr 3 . - Stattlicher, getäferter Strickbau von fünf Geschossen<br />
unter symmetrischem Kreuzgiebeldach, mit Reihenfenstern und vergipsten Traufhohlkehlen.<br />
Strahlenförmig genutete Haustüre aus Nußbaumholz mit Rokokobeschlägen.<br />
Im Parterre und ersten Obergeschoß lassen altertümliche Türgewände mit gefasten<br />
Pfosten ältern Baukern vermuten, zumalan dieser Stelle bereits 1628 ein Haus stand.<br />
Am südlich vojn Haus gelegenen ehemaligen Waschhaus (Assek.-Nr. 174) 4 , einem<br />
Steinbau unter Walmdach, hat sich ein geschmiedeter Eisenladen mit perlschnurgesäumter<br />
Mittelrosette zwischen Diagonal- und Horizontalbändern aus der Bauzeit<br />
von 1780/81 erhalten 5 . - Z um Z e^ra i Nr- 20 (Abb. 149). Im Schlußstein des korbbogigen<br />
Hauptportals der Nordseite zwischen dem Baudatum «1792 » das Monogramm<br />
«M» des BauherrnJohann Konrad Meyer wie bei 18A, der das Haus an jenes damals<br />
noch ihm gehörende in ähnlicher Gestalt anbauen 6 , jedoch mit Einzelfenstern und<br />
nur Quergiebeln an traufständigem Satteldach versehen ließ. Der Bauzeit entspricht<br />
die Ausstattung im Louis-XVI-Stil: am Nordportal zweiflüglige Nußbaumtüre und<br />
reiches Oberlichtgitter mit Mittelrosette zwischen Mäandern und Girlanden, am<br />
Südeingang einfachere Nußbaumtüre mit Scheibenschnurgirlande (Abb. 154), im Innern<br />
schmiedeisernes (im Estrich entsprechend gesägtes) Treppengeländer,am korbbogigen<br />
Eingang zum teils tonnen-, teils kreuzgewölbten Keller zweiflüglige Eisentüre<br />
mit Beschlägen. - Nrn. 27, 2g, 31. Zusammengebaute Kleinbürgerhäuser von nur drei<br />
1 Laut Häuserverzeichnis von 1800und 1822.<br />
2 KfbrPr,Bd.R, Nr. 23, 16. April 1781: Vertrag des Joh. Konrad Meyer als Besitzer des bereits<br />
bestehendenHauses betreffs einesBrunnens vordem Haus. - Vgl. OTTO FREHNER, Chronik des Hauses<br />
Oberdorfstraße 18A, Herisau. Ms., 1953, S. 4, dessen Schlußfolgerung für die Bauzeit infolge Mißverständnisses<br />
eineraufNr. 20 («Zum Zebra») zu beziehenden Stelle in KfbrPr, Bd.R, Nr. 25, 3. Nov. 1794,<br />
unrichtig ist. Ebenda, ÜberschriftzuNrn. 23-28: «Oberdorfhinter der Linden».<br />
3 FREHNER, a.a.O., S. 11, 14. Ders., J ohann Ludwig Merz, Kaufmann, Oberst, Topograph,<br />
A K 1955. Ders., Appenzeller in sardinischen Diensten, Häädler Kalender 1954.<br />
4 KfbrPr, Bd.R, Nr. 26, 26.März 1797: Verkauf des Waschhausesan den gleichen Käufer, der<br />
am<br />
3. Nov. 1794 (Bd. R, N r. 25) bereits dasWohnhaus gekaufthatte.<br />
5 Vgl.Waschhausvon Bachstraße 10und Ofentüren im Baumgarten (S. 189).<br />
6 KfbrPr, Bd.R, Nr. 25, 3. Nov. 1794 (S. 18): «. .jedoch dem Hr. Verkäufer gegenseinem habenden<br />
neuen Haus o hne Schadenund Nachteil.» Vgl.Anm. 4.
BÜRGERHÄUSER 181<br />
Abb. 151 u nd 152. Herisau. Oberdorfstraße. Gestrickte und getäferte Holzhäuser mit mannigfaltigen<br />
Dachformen. Links: «Zum Anker» (Nr. 16), u m 1780-1790 anstelle eines Vorgängers erbaut, wirkungsvoller<br />
Abschluß einer Straßengeraden, rechts: «Zur Linden» (Nr. 18), zweizusammengebaute Häuser<br />
des 17./18. Jahrhunderts mit Sattel- bzw. Walmdach. Text S. 179 und 180.<br />
Geschossen in getäferter Strickkonstruktion, Nr. 27 und 29 unter gemeinsamem,<br />
giebelständigem Satteldach. In einer Reihe mit diesen steht das ehemals auch zum<br />
Oberdorf gerechnete Fabrikantenhaus am Obstmarkt Nr. 7 mit Reihenfenstern und<br />
Walmdach, das sowohl an der Schmalseite gegen die Straße als auch an der Hauptfassade<br />
gegen den Obstmarkt hin getäfert und durch einen kleinen Dreieckgiebel<br />
akzentuiert ist. A m Standort eines schon 1628 vermerkten Hauses dürfte es seine<br />
Gestalt, wie die klassizistische, mit Rautenfüllungen versehene Haustüre aus Nußbaumholz<br />
und das hölzerne Treppengeländer vermuten lassen, um 1820-1830<br />
erhalten haben 1 . - Weitere getäferte Holzhäuser, die meisten mit giebelständigem<br />
Satteldach versehen, stehen links und rechts der Straße ostwärts, die, wie der Plan<br />
von 1628 erkennen läßt, teilweise schon im 17. Jahrhundert bestanden. So JVr.jo, das<br />
Doppelhaus jVr. 34 und 36 mit südseitigem Doppelgiebel, Nrn. 33 und 35, letzteres im<br />
Giebel «A(nno) D(omini) 1706» datiert, schließlich die zusammengebauten Häuser<br />
JVr. 40 (in Traufstellung mit verschalter Hohlkehle), Nm. 42 und44. - An demum 1790<br />
erbauten, dem «Zebra» (Nr. 20) gleichenden Fabrikantenhaus Nr. 46 schöner schmiedeiserner<br />
Louis-XVI-Lampenhalter. - Brühlhof (Nr. 63). 1791 erbautes Fabrikantenhaus<br />
2 . Getäferter Strickbau mit Reihenfenstern und gestelztem Frontgiebel am<br />
traufständigen Satteldach. 1971 Abbruch des Wohnhauses samt dem reizvollen<br />
Gartenhaus, das westseits von jenem gestanden hatte. - Großer Brühlhof, Nr. 67. Um<br />
1 Ähnlich wie im 1827 datierten Haus am NeuwegNr. 2.<br />
2 KfbrPr, Bd. B, Nr. 147, 24.Jan. 1791: Verkauf eines ausgemarchten Stück Bodens «zumBauen<br />
bestimmt», wobei ausdrücklich «von demneu erbauenden Haus auf dise Hofstaath» die Rede ist.<br />
Ebenda, Nr. 148,am gleichen Tag: Auflage,42 Schuhvon Straße entferntzu bauen.
182 HERISAU<br />
1805 erbautes Fabrikantenhaus 1 , ähnlich wie ehemaliges Nr. 63, jedoch mit Einzelfenstern<br />
und breiterem, die Firsthöhe erreichendem Frontgiebel.Im ersten Obergeschoß<br />
weißer Zylinderofen aus der Bauzeit. - Alte Bleiche, Nr. 93 (Abb. 161). Laut Giebelinschrift<br />
von «MEISTER DEBUS FRIGHKNECHT» (so) «1666» für Landesstatthalter<br />
Bartholomäus Schieß, dessen Monogramm «BS» zwischen den Jahreszahlen steht,<br />
und dessen Bruder Johann Ulrich erbaut 2 . Behäbiger, allseits geschindelter Strickbau<br />
von fünf Geschossen unter giebelständigem Satteldach, an der nordseitigen<br />
Hauptfront mit verschalten Klebedächern über dem Hochparterre und den zwei<br />
folgenden Obergeschossen, gesägten Steckbrettern («Lätze») an den Reihenfenstern<br />
und mit korbbogigem Portal über zweiarmiger Freitreppe versehen. An dessen Supraporta<br />
dekorative, 1734 datierte Malerei, zwischen Rankenwerk eine Kartusche mit<br />
Sinnspruch in Fraktur; «Christe(so) Blut und Gerechtigkeit/Soll sein mein Schmuck<br />
u. Ehrenkleid / Harmit wil ich vor Gott bestehen / Wann ich in Flimmel werd<br />
eingehen.» (Aus gleicher Zeit wahrscheinlich auch die Türe selbst mit spätbarock<br />
geschweifter Füllung, nicht aber das Gewände mit Diamantbuckeln.) An der Süd-<br />
1 KfbrPr, Bd.E,Nr. 725, 12. Sept. 1805; Der Besitzer HansKonrad Meyer darfGartenmauerin<br />
Rücksicht aufdenNachbarn (im Haus Nr. 69) nicht bauen.<br />
2 Laut GOTTLIEB BÜCHLER, Geschichte der Familien Scheuß, Trogen 1830, S. i8f., 107. Vgl.<br />
Wappenbuch, S. 279.<br />
Abb. 153 und 154. Herisau. Oberdorfstraße. Schlichte klassizistische Hauseingänge. Links:am H aus<br />
«Zur Linden» (Nr. 18).An den von PerlstäbenumrahmtenFüllungenderNußbaumtüre Eckrosetten<br />
und Tropfen, im Flurfenster geschmiedetes Gitter, u m 1820. Rechts: am Haus «Zum Zebra» (Nr. 20),<br />
Hintertüre aus Nußbaumholz, 1792,mit Blattschnurgirlandeim Louis-XVI-Stilund mit neubarockem<br />
Gitter, 19./20.Jahrhundert. - Text S. 180.
BÜRGERHÄUSER 183<br />
Abb. 155. Herisau. Oberdorfstraße 18A, «hinter der Linden». Striokbau mit Kreuzfirst,u m 1780für<br />
denKaufmann JohannKonradMeyererbaut. i8ao-i88iim Besitz derKartographen OberstJohann<br />
LudwigMerzund seines Sohnes Ludwig. Links davon: «Zur alten Kanzlei» (Nr. 16A), rechts davon:<br />
«ZumZebra» (Nr.20). - Text S. 174 und 180.<br />
seite klassizistischer Balkon auf sechs toskanischen Säulen, 19. Jahrhundert. Im Stil<br />
angepaßtes Nebengebäude, u m 1930 1 . - jVr. ioj. Wirkungsvolle Dreiergruppe von<br />
drei verputzten Riegelbauten: eines zweigeschossigen, 1831 erbauten 2 Wohnhauses<br />
unter traufständigem Satteldach mit gestelztem Frontgiebel und je eines etwas<br />
spätem Anbaus in ähnlicher Dachstellung und -form, derzu beiden Seiten, nur etwas<br />
kleiner und von der Front zurückversetzt, angefügt ist, westseits der ehemalige Roßstall,<br />
ostseits eine Remise. An der Westseite des Wohnhauses ist der ursprüngliche,<br />
einst frei stehende Schindelschirm sichtbar. An dessen Südwestecke schirmt das<br />
herauskragende, auf hölzerner Säule abgestützte erste Obergeschoß den Hauseingang.<br />
Das Kleinmaßstäbliche der ganzen Anlage ist eine eher selten anzutreffende Verkörperung<br />
biedermeierschen Lebensstils. - Schlößli Steinegg, Steinegg Nr. 1. Die 1749<br />
erstmals urkundlich bezeugte Liegenschaft an der alten Landstraße, «die Steinrieseln<br />
genandt», ist sehr wahrscheinlich mit der im Plan von 1628 eingetragenen iden-<br />
1 Erstmals im Häuserverzeichnisvon 1931, fehltauf Abbildung in: ROTAOH, Herisau (1929),8.28.<br />
2 Eintrag im Handänderungsregister: «erbaut 1831». D ie beiden Anbauten erscheinen erst im<br />
Häuserverzeichnis von 1861, fehlen dagegenin jenem von 1834und 1842. Also zwischen 1842 und 1861<br />
erbaut.
184 HERISAU<br />
Abb. 156. Herisau. «Zum großen Haus», Oberdorfstraße 14B. Hauseingang mit korbbogigem, gequadertem<br />
Sandsteingewände, u m 1780, u nd klassizistischer Nußbaumtüre, erstes Drittel 19.Jahrhundert<br />
(Türgitterund Beschlag zweite Hälfte 19., Anfang 20. Jahrhundert). - Text S. lyyf.<br />
tisch 1 . Das bestehende Herrschaftshaus, als «Schlößlein» zum erstenmal 1800<br />
erwähnt 2 , wurde für Bartholome Tanner (1737-1825), Landvogt im Rheintal<br />
(1776-1778), wohl um 1778 erbaut 3 . Dieser vermutlichen Bauzeit entsprechen<br />
außer der wohlproportionierten klassizistischen Gesamterscheinung des zweigeschossigen,<br />
verputzten Riegelbaus mit Walmdach und nordseitigem Haubenturm<br />
auch die nußbaumenen Türen mit Schweifwerkfüllungen, davon zwei mit liegenden<br />
Mittelovalen. Die Initialen «IGIM» in einer südseitigen Lukarne weisen vielleicht<br />
hin auf den Zimmermann des schönen Dachstuhls. Im Hochparterre reizender zweigeschossiger<br />
Kachelofen in Kastenform (Abb. 158). Von den azurblauen Füllkacheln<br />
heben sich die Lisenen mit Rokokodekor, weißglasierte Reliefs auf türkisfarbenem<br />
Grund, wirkungsvoll ab. I n der zweiten Hälfte 18. Jahrhundert für ein Haus in<br />
Speicher gebaut, wurde er hier in neuester Zeit in veränderter Gestalt wieder aufgestellt<br />
4 . - Gemälde. Schlößli von SW, Öl auf Leinwand, 54 X 63 cm, signiert und<br />
datiert: «J.Ulrich 1843» (Abb. 160).-VonNO, Aquarell, 9,2 X 7cm, signiert: «J.M.<br />
Steiger-Zölper», zweite Hälfte 19. Jahrhundert. - Porträt des Landvogts Bartholome<br />
1 K fbrPr, Bd. S,Nr. 473, 10. Okt. 1749.<br />
2 Häuserverzeichnisvon 1800: «LaurenzTanner im Schlößlein». Dieserwar derSohn des Bartholome.<br />
Siehe Wappenbuch, S.350. Vgl. KfbrPr, Bd.F,Nr. 1015, 5.Juli 1809: «Schlößle».<br />
3 Der einzige quellenmäßige Hinweisauf B.Tanner als Bauherrnund Besitzer ist aufdemim Text<br />
weiter unten angeführtenPorträt des Landvogtszu finden. Vgl. dazu vorausgehende Anmerkung.<br />
4 Mitteilung des Besitzers, alt Regierungsrat Eugen Tanner-Burckhardt.
BÜRGERHÄUSER 185<br />
Abb. 157. Herisau. «Zum großen Haus», Oberdorfstraße 14B. Stube m it nußbaumenen Türen,<br />
Wandschränken und m it weißem Kastenkachelofen i n klassizistischem Stil und m it neugotischer<br />
Felderdecke, erstes Drittel 19. Jahrhundert. - Text S. 177-179.<br />
Tanner, Öl auf Leinwand, 73 X 58 cm, um 1778, auf dem Zettel in seiner Hand:<br />
«Dem hochgeachten Herrn Bartholome Tanner, regierender Landvogt des untern<br />
und obern Rheintal, Steinegg (!)». - Porträt seiner derzeitigen Gattin Katharina<br />
Scheuß (?), Öl auf Leinwand, 75 X 59 cm.<br />
D. Übrige Straßen<br />
Poststraße (Emdwiese). GESCHICHTLICHES. I m Zusammenhang mit einem zeitgemäßen<br />
Straßenprojekt nach Waldstatt, Schönengrund und ins Toggenburg wurde im<br />
Juli 1835 die Straße vom «Löwen» (S. isgf.) zu Beginn der Schmiedgasse über die<br />
Emdwiese nach Wilen in Angriff genommen und bis Juni 1836 im Kostenbetrag von<br />
20143 Gulden 1 Kreuzer vollendet 1 . Für die rund 6,5 m breite und überdies mit<br />
Seitengräben und zwei Trottoirs versehene Straße mußte die Häuserreihe der Schmiedgasse<br />
beim «Löwen» durchbrochen werden (siehe S. 160) ^ Abgesehen von einem<br />
unbedeutenden Teilan der Hofegg, wo die alte Straße nach der - nun lahmgelegten -<br />
äußern Schmiedgasse führte (S. 161 f.), war die ganze übrige Strecke völlig neu 3 .<br />
1838-1842 wurde die Straße bis zur Kantonsgrenze gegen das Toggenburg weiter-<br />
1 AMB 1843, S. 114-146. Als Bauunternehmer beteiligten sich «Loretz ausBünden,Ad.Näff von<br />
Altstätten undRuef von Dornbirn.»<br />
2 Ebenda, S. 145. Laut dessen mußten drei Häuser verschwinden. Aufgrundder Häuserverzeichnisse<br />
und auchder Plänevon 1818 und 1841 lassen sich abernur zwei beseitigte Häuser feststellen.<br />
3 AMB 1843, S. 145.
i86<br />
HERISAU<br />
Abb. 158und 159. Herisau. Bläulicher Kastenkachelofenmitweißen Rocaillenin Relief, zweiteHälfte<br />
18. Jahrhundert, aus SpeicherimSchlößchen Steinegg. - Weißer, klassizistischer Zylinderofen, erstes<br />
Drittel 19. Jahrhundert, i n Oberdorfstraße 14B, «Zum großen H aus». - TextS. 177und 184.<br />
geführt 1 . Auf der Emdwiese stand, abgesehen von wenigen zur Schmiedgasse, zum<br />
Oberdorf und zur Hofegg zählenden Häusern, kaum ein Gebäude. - BESCHREIBUNG.<br />
Der großzügigen Anlage entsprechend wurden in der Folge auch die Gebäude,<br />
hauptsächlich öffentliche, überwiegend in spätklassizistischem Stil und mit geräumigen<br />
Vorplätzen errichtet. Diese verleihen dem Straßenzug ein einheitliches Gepräge.<br />
Den durch das Postgebäude von 1902 2 noch nicht beeinträchtigten Anblick hat<br />
ADOLF HONEGGER 1874 von Westen Richtung Zentrum in einer Federzeichnung<br />
festgehalten 3 . An der Stelle des kurz darauf errichteten Gemeindehauses standen<br />
damals noch zwei hölzerne Giebelhäuser (Abb. 162).<br />
Nrn. 1-3. Siehe Geschichtliches zur Schmiedgasse, S. 159-161. - Z ur Lerche, Nr. 4<br />
(Abb. 163). 1767 ist an dieser Stelle ein Haus nachweisbar 4 . Aus den Quellen geht<br />
jedoch nicht hervor, ob es sich u m das jetzige Fabrikantenhaus 5 oder u m dessen<br />
i Ebenda, S. 173-177.<br />
2 Eintrag im Handänderungsregister. 3 Bilddokument D9.<br />
4 KfbrPr, Bd. R,Nr. 197, 24.Juli 1790, bezieht sich auf «Spruchbrief von Ao 1767» betreffs<br />
Wegrecht.<br />
5 Ebendaund Häuserverzeichnis von 1800: Einerder beiden Besitzer ist Johann Christoph Fisch,<br />
Kaufmann.
BÜRGERHÄUSER 187<br />
Abb. 160. Herisau. Schlößchen Steinegg von Südwesten,u m 1778für BartholomeTanner, gewesenen<br />
Landvogt im Rheintal, erbaut. Gemälde, Öl auf Leinwand, signiert und datiert: «J. Ulrich 1843».<br />
Privatbesitz Herisau. - Text S. 183-185.<br />
kleinern Vorgängerbau handelt, von dem im Keller zwei, einer ursprünglichen<br />
Außenwand angehörende Schartenfenster zeugen. Immerhin lassen die axialsymmetrische<br />
Gestaltung der gegen einen westseitigen Vorplatz gerichteten Fassade mit<br />
einwärts versetzter Haustüre (ähnlich wie beim Brühlhof, Oberdorfstraße 63, von<br />
1791), vier Reihen dicht beieinander sitzender Einzelfenster und Dreieckgiebel am<br />
traufständigen Satteldach und der ebenfalls in der Symmetrieachse stehende, mit<br />
gedrückter Haube besetzte Treppenturm an der Rückseite an Neubau von 1780 bis<br />
1790 denken. Die beiden nußbaumenen Haustüren mit Rautenfüllungen sowie das<br />
Füllungstäfer wenigstens der einstigen Rückseite dieses Strickbaus dürften anläßlich<br />
einer in Rücksicht auf die neue Straße vorgenommenen Renovation um 1836 verfertigt<br />
worden sein. Im Innern stammt aus der Bauzeit ein korbbogiges Türgewände<br />
aus Sandstein (ähnlich wie im «Baumgarten», siehe unten, jedoch mit Schlußstein<br />
versehen), das zu zweijochigem, kreuzgewölbtem Keller führt. - Zjim Baumgarten,<br />
Nr. 5. Für den Kaufmann Johann Christoph Fisch um 1780 in dem von ihm erworbenen<br />
«Baumgarten» erbautes, herrschaftliches Bürgerhaus 1 , das sich 1800 bereits<br />
i FISCH, Manuskript,S. 44: «Nachdem aber gedachter Besitzer (B. Schlumpf) seineWohnung samt<br />
denenUmgebungenan Christoph Fisch käuflich überlassen hatte,welcherein neues Haus dahin (Baumgarten)<br />
erbauen ließ...»Dazu KfbrPr, Bd.A,Nr. 313, 29.Juli 1780.
i88<br />
HERISAU<br />
Abb. 161. Herisau. Alte Bleiche, Oberdorfstraße 93, 1666 von Baumeister Debus Frischknecht für<br />
Landesstatthalter Bartholomäus Schieß und dessen Bruder Johann Ulrich erbaut. Strickbau mit<br />
verschalten Klebedächern, seitlichen Zierbrettern («Steckbrettern») anden Fenstern und mit Flugsparrendreiecken.<br />
- Text S. 175 f.und 182 f.<br />
im Besitz seines Sohnes, des angesehenen Kaufmanns, Chronisten und Landessäckelmeisters<br />
JOHANNES FISCH (1757-1819) befand 1 . -BESCHREIBUNG (Abb. 164-172). Das<br />
an drei Seiten vom ehemaligen Baumgarten umgebene Einzelhaus ist ein über gemauertem<br />
und gequadertem Erdgeschoß gestrickter, an der südöstlichen Hauptfront<br />
und an der südwestlichen Flanke geschindelter, sonst verputzter viergeschossiger Bau<br />
von kubischer Geschlossenheit mitje einem stichbogigen profilierten Sandsteinportal<br />
in der Symmetrieachse der Front und Rückseite, mit Kreuzstockfenstern, die hier in<br />
fünf Achsen angeordnet sind, mit einem Mansardwalmdach, das an drei Seiten von<br />
Lukarnen flankierte rundbogige Quergiebel aufweist, an dessen Nordwestflanke<br />
dagegen ein Treppenturm mit Zeltdach (ursprünglich mit Haube) angefügt ist. An<br />
beiden Portalen Oberlichtgitterim Louis-XVI-Stil und ebensolche zweiflüglige Nußbaumtüren,<br />
die geschnitzte liegende, lorbeerumkränzte Mittelovale aufweisen. Das<br />
größere Oberlichtgitter der Straßenfront besteht aus geschmiedeten Mäandern und<br />
Ranken, die mit getriebenen Lorbeergirlanden verhängt sind. Im kleinern, ähnlich<br />
gestalteten der Gartenfront sind zusätzlich die symmetrisch zu Monogramm verschlungenen<br />
Initialen «JCF» des Bauherrn Johann Christoph Fisch eingefügt. Im<br />
Schlußstein darüber entsprechend das Wappen der Familie Fisch 3 . Den Portalen<br />
angepaßt sind auch die Fenster des Erdgeschosses mit stichbogigen Sandsteingewänden<br />
und mit geschmiedeten Gittern im Louis-XVI-Stil, die eine Kombination von<br />
gebrochenen Spiralen und geometrischen Figuren zeigen. Die Stichbogenfenster der<br />
Obergeschosse sind mit Jalousieläden ausgestattet und teilweise von Gesimsen be-<br />
1 Häuserverzeichnis von 1800. Wappenbuch, S. 72,wo derVater irrtümlich Christian benannt ist.<br />
2 AnalogzuWappenbuch, Tf.VI, N r. 6.
BÜRGERHÄUSER<br />
Abb. 162. Herisau. Emdwiesstraße, heutige Poststraße, vordemBau des Gemeindehauses 1876-1878,<br />
mit dem heutigen, 1863 erbauten Pfarrhaus «Friedeck» und dem ehemaligen 1867/68 erbauten<br />
Realschulhaus links (vgl.Abb. 76), mit dem 1841/42 erbauten SchulhausEmdwiese vorn (vgl. Abb. 75)<br />
und mit dem 1837/38 erbauten Kasino hinten rechts. Lavierte Federzeichnungvon Adolf Honegger,<br />
1874, im Historischen Museum Herisau. - Text S.44und 185-190.<br />
krönt. Auf dem Treppenturm Windrose und -fahne, in der die drei Wappenfische zu<br />
dreieckigem Emblem vereinigt sind 1 . Die mit Portalvorhalle kombinierte, zweigeschossige<br />
Veranda an der Gartenfront in klassizistischem Stil, u m 1913. I m Innern<br />
tiefer, axialsymmetrisch angelegter, vierjochiger Keller mit Kreuzgratgewölben, zu<br />
dem eine symmetrische, zweiarmige Treppe und zwei korbbogige Eingänge führen.<br />
Deren Sandsteingewände sind ohne Schlußstein, jedoch durch Sockel und Kämpfer<br />
gegliedert, deren zweiflüglige Eisentüren mit Louis-XVI-Beschläg verziert. In dem<br />
die beiden Hauseingänge verbindenden Korridor des Erdgeschosses zwei gegenüberliegende<br />
geschmiedete, mit Louis-XVI-Beschläg und Rosetten verzierte Ofentüren<br />
an Sandsteingewänden, die mit erhaben gemeisselten Metopen, Draperien, Pfeifen<br />
und einem Wellenbandfries geschmückt sind. An den Spiegeldecken dieses Korridors<br />
und besonders der beiden ehemaligen Kontorzimmer reiche Rokokostukkaturen,<br />
wahrscheinlich, wie in der Kirche für 1782/83 nachweisbar, von ANDREAS M OOS-<br />
BRUGGER, dekorative Ziersysteme, in denen aus C-förmigen Rocaillen zusammengesetzte<br />
Eckkartuschen einem Mittelspiegel zugeordnet sind, der im südwestlichen<br />
Zimmer eine Phantasielandschaft enthält. I m Treppenhaus bis zum Estrich ein<br />
schönes nußbaumenes Treppengeländer mit im Rokokostil verzierten Pfosten und<br />
mit leicht geschweiften, asymmetrisch und illusionistisch geschnitzten Balustern, die<br />
vollplastisch wirken. In den Stuben des ersten Obergeschosses nußbaumene Wandschränke,<br />
von denen ein Teil ursprünglich als Attrappe für die eingefangene Kammerstiege<br />
diente. In einer Stube außerdem ein Kachelofen im Jugendstil, um 1913.<br />
i Analogzu Wappenbuch, Tf.VII, Nr. 1, jedoch in einem Dreieck angeordnet.
100 HERISAU<br />
Gemeindehaus, Nr. 6 (siehe S. 103f.). - Kasino, Nr. g. Am 24. Januar 1837 schloß die<br />
neu gegründete Kasinogesellschaft mit Baumeister und Ratsherr JOHANNES ALDER<br />
von Herisau einen Vertrag, wonach dieser den Bau nach Plänen von FELIX WILHELM<br />
KUBLI bis Oktober gleichen Jahres um elftausend Gulden ausführen sollte 1 . Er<br />
wurde jedoch erst 1838 vollendet 2 . ig38 wurde anläßlich der Erweiterung nach<br />
Süden und Umgestaltung des Innern auch das nordseitige Hauptportal verändert,<br />
das bis dahin, wie die Fenster des Hochparterres noch jetzt, rundbogiges Gewände<br />
mit konsolförmigem Schlußstein aufwies 3 . In dessen rechteckigem Oberlicht stehen<br />
jetzt die Baudaten «1838» und «ig38». Im übrigen handelt es sich um verputzten<br />
Riegelbau von nur zwei Geschossen und fünf Fensterachsen unter schwach geneigtem<br />
Walmdach. Er verrät ähnliche, der florentinischen Renaissance entlehnte Gestaltungsprinzipien,<br />
wie das benachbarte ehemalige Zeughaus, Nr. 13, wobei in der<br />
axialsymmetrischen Fassade die Horizontale durch Sockel, Gurt- und Traufgesims<br />
betont wird. - Ehemaliges Realschulhaus, Nr. 12 [sieht S. 10*] L)Ehemaliges Zeughaus,<br />
Nr. 13 (siehe S. iijL). - Pfarrhaus Friedeck,Nr. 14 (siehe S. ggf.).-jW. 22. Fabrikantenhaus,<br />
getäferter Strickbau unter schwach geneigtem Walmdach mit Reihenfenstern, in<br />
dieser Gestalt vermutlich um 1820-1830 4 . - Schulhaus Emdwiese, Nr. 15 (siehe S. 105).<br />
Kasernenstraße [ehemalige Heinrichsbadstraße). GESCHICHTLICHES. A m 6. März 1853<br />
genehmigte die Kirchhöre ein Straßenprojekt vom Kirchplatz über das Heinrichsbad<br />
und den Mauchler nach Winkeln anstelle einer Korrektion der alten Landstraße<br />
über Buchen, Nordhalden, Mauchler, die den Bestimmungen des 1851 von der<br />
Landsgemeinde genehmigten Straßengesetzes nicht mehr entsprach 5 . Die Ausführung<br />
erfolgte in drei Etappen:Am 10. Juli 1853 beschloß die Kirchhöre die Ausführung<br />
der Strecke vom Kirchplatz bis zum Weiher 6 , am 3. Juni 1855 die Fortsetzung<br />
bis zum Heinrichsbad 7 , a m 2g.November 1857 die neue, noch bestehende<br />
Verbindung von hier bis zur Straße unter dem Mauchler 8 , wodurch der 1827<br />
angelegte Fahrweg vom Heinrichsbad bis zum Zollhaus am Mauchler ausgeschaltet<br />
wurde 9 . - Der größte Teil der Häuser entstand im Anschluß an den Straßenbau,<br />
einige aber, wie jenean der 1786 angelegten Verbindungsstraße vom Oberdorf nach<br />
Buchen (S. 143), vorher.<br />
1 AMB 1837, S. 11-13. - Vgl. EUGSTER, Herisau, S.404^, der aber 1837 alsJahr d erVollendung<br />
annimmt.<br />
2 Datum im Oberlichtgitter.<br />
3 Photovon zirka 1937im Hist. Mus. HerisauundKdmA.<br />
4 Die spätklassizistische Gestalt mit Blendoculiim Fries unter dem Traufgesimskann aufUmgestaltung<br />
eines altern Baues beruhen. Anderseits unterscheidet erst das Häuserverzeichnis v on 1834<br />
zwischen (damaligen) Nrn. 502AundB.In jenemvon 1842 sind wiederum mehrere Häuser unter der<br />
einzigen N r. 502 zusammengefaßt. Infolgedessen können die Einträge im KfbrPr, Bd. B, Nr. 208,<br />
20.März 1792, und Bd. S, Nr. 552, 24.Sept. 1801 («Stücklein Boden hinter des Käufers Haus») nicht<br />
eindeutig bezogen werden.<br />
5 PrGdeV.DazuEdikt vom 25.Febr. 1853 (ebenda).<br />
6 PrGdeV.Ander Stelle des zugedeckten Weihers stehen heute die Häuser der Rosenaustraße.<br />
Zur Entstehung des Weihers, vielleicht nach der Feuersbrunst von 1559 zur Sammlungder Quellen<br />
und Bäche, siehe SCHÄFER, Materialien 1812, S. 217.<br />
7 PrGdeV.Dazu Edikt vom 25.Mai 1855.<br />
8 PrGdeV.Dazu Ediktvom 20. Nov. 1857.<br />
9 PrGdeV, 30.N0V. 1826. - AMB 1826, S. 204f. - Copir-Buch, S. 32,und Fliegende Blätter, S.32.
BÜRGERHÄUSER<br />
Abb. 163. Herisau. « Zur Lerche», Poststraße 4 (ehemals Emdwiesstraße).U m 1780 erbauter oder<br />
erweiterter Strickbau in Traufstellung mit Quergiebel und Kreuzstockfenstern an der Front, die von<br />
der erst 1835/36 angelegten Poststraße abgekehrt ist. - Text S. i86f.<br />
Einzelne Bauten. Schulhaus an der «Bahn», Nr. 9 (S. 106). - Schulhaus Landhaus, Nr. 33<br />
(S. 106). - Kaserne, Nr. 45 (S. 1 igf.). - Heinrichsbad, Nr. 91. - GESCHICHTLICHES. 1824<br />
eröffnete Heinrich Steiger aus Flawil (1776-1842), der sich vom armen Bleicherjungen<br />
zum großen Fabrikanten emporgearbeitet hatte 1 , an der Stelle des «Mineralbadhaus<br />
zu Moosberg» 2 , das im Schweizer Atlas von GABRIEL W ALSER 176g<br />
vermerkt ist 3 , das nach ihm benannte Heinrichsbad, das, mit eisenhaltiger Quelle<br />
versehen, dank seinen Molkenkuren bald große Berühmtheit erlangte (1826 Besuch<br />
des württembergischen Königspaares) 4 . 1826 wurde der Hauptflügel auf die von<br />
den meisten Abbildungen her bekannte Länge gebracht 5 , 1831 das Badehaus auf<br />
der Nordseite errichtet 6 . Im Zeichen eines neuen Aufschwungs, der seit 1873 unter<br />
der Leitung einer religiösen Gesellschaft einsetzte, wurde 1875 eine Neurenaissancekapelle<br />
gebaut 7 . Seit 1950 im Besitz der Gemeinde 8 , der es als Altersheim dient.<br />
1 AMB 1826, S. 166: 1824 Baubeginn. Die Lebensdaten auf lithographiertem Porträt («Gemalt<br />
v. J. Weiß—Gez.v. J. C . Scheuchzer») im Hist. Mus. Herisau. - EUGSTER, Herisau, S. 23.<br />
2 SCHÄFER, Materialien 1812, S. 217.<br />
3 Im Verlagder Homannischen Erbenin Nürnberg. Siehe topographische Karten, S. 18, Nr. 4 c.<br />
4 EUGSTER, Herisau, S. 23f. (mit der wichtigsten älteren Literatur).<br />
5 Alte Urkunden, S. 34: «1826 die Bade- u nd Kuranstalt erweitert.» - Zum Umfang der Erweiterung:<br />
PAUL SCHEITLIN, Das Heinrichsbad bei Herisau, Constanz 1828, S. 24. Vgl.AMB 1826,8.166.<br />
6 G. RÜSCH, Kuranstalten, S. 71, 75.<br />
7 RUDOLF BURKHARDT, Fünfzig Jahre Heinrichsbad, Herisau, 1923. Häuserverzeichnis von 1943.<br />
8 GeschäftsordnungderUGde, 15./16. April 1950.
iga<br />
HERISAU<br />
Abb. 164. Herisau. «Zum Baumgarten», Poststraße 5 (ehemals Emdwiesstraße), um 1780 für den<br />
Kaufmann Johann Christoph Fischerbaut.Aufriß der südöstlichen Hauptfront. M aßstab i:zirka 109.-<br />
Text S. 187-189.
BURGERHAUSER<br />
Abb. 165. Herisau. «Zum Baumgarten», Poststraße 5 (ehemals Emdwiesstraße),u m 1780 erbaut,um<br />
1800 im Besitz des Landessäckelmeistersund ChronistenJohannes Fisch. Teilweise verputzter Strickbau<br />
mit Mansardwalmdach, Südostfront. Klassizistische Veranda,um 1913. - Text S. 187-189.<br />
Die Quelle versiegte 1910 1 . 1967 Abbruch des Kurhauses, 1969 der Kapelle.<br />
Neubau 1969/70. - BESCHREIBUNG des ehemaligen Heinrichsbades (Abb. 173-175)- Der in<br />
seinen Dimensionen schloßartige Gebäudekomplex klassizistischer Prägung mitten<br />
in großen Parkanlagen gab Anlaß zu zahlreichen, vor allem durch Druckgraphik<br />
verbreiteten Darstellungen von JOHANNES SCHIESS, JOHANNES WEISS, JOH. BAPTIST<br />
ISENRING u. a., wovon einzelne die Anlage aus vier Himmelsrichtungen 2 , die meisten<br />
aber von S und besonders nach der Vergrößerung von 1826 zeigen, ferner zu einem<br />
kleinen maßgerechten Modell mit dem Zustand nach 1831 (Hist. Museum). - Ein<br />
dreigeschossiger, ostnordostwärts laufender Hauptflügel war durch Pilaster anfangs<br />
in drei, seit 1826 in neun Felder eingeteilt, wovon jedes über dem Erdgeschoß durch<br />
dreieckigen Ziergiebel betont war, und stand mit einem ungegliederten kurzen<br />
Flügel, der an der Ostseite südsüdostwärts abwinkelte, unter gemeinsamem, mit<br />
Dachreiter versehenem Walmdach. I m ostseitigen Erdgeschoß barg das Hauptgebäude<br />
eine nach Osten und Süden zur Einfahrt von Kutschen geöffnete Halle. -<br />
Noch erhalten ist die ehemalige Remise südöstlich, jenseits der Kasernenstraße mit<br />
hölzernen Portalarchitekturen ionischer Ordnung am mittleren Einfahrtstor, toskanischer<br />
an zwei (ursprünglich allen vier) Seitentüren. - Im Historischen Museum<br />
u.a. 1872 datiertes Glöcklein des ehemaligen Dachreiters, Dm. 39 cm, «GEGOSSEN<br />
1 ROTACH, Herisau, S. 26.<br />
2 So besonders JOHANNES WEISS und JOHANNES SCHIESS. Bilddokumente E 1-15.<br />
13 - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
104 HERISAU<br />
VON JAKOB KELLER IN UNTERSTRASS», das ein früheres, aus der Schloßkapelle von<br />
Roggwil stammendes ersetzt hatte 1 , ebenfalls vom Dachreiter das Uhrwerk,<br />
84 X 80 X 53 cm, signiert und datiert: «Von uns gemacht, Niclaus u. Joh. Jakob<br />
Weyermann, Stadtuhrenmacher, in St. Gallen, 1827.»<br />
Alpsteinstraße {Wilen). Schulhaus Wilen, Nr. 9 (siehe Schulhäuser, S. 106). —Am Gasthaus<br />
zum Adler, Nr. 49, Wirtshausschild, um 1800. - Mr. §2. Fabrikantenhaus. Stattlicher<br />
getäferter Strickbau mit Reihenfenstern und mit Satteldach in Traufstellung.<br />
An der nord- und südseitigen Front je ein eingeschweifter Quergiebel und schmale<br />
verputzte Klebedächer, die um die Ecken herumgeführt sind. U m 1820-1830<br />
(Abb. 178). Im Innern aus der Bauzeit reizende klassizistische Treppengeländer und<br />
Schränke, die an den Türen Rautenfüllungen aufweisen, alle aus Weichholz und hell<br />
bemalt. Ein Schrank im Wohnzimmer ist mit dem Kammeraufstieg kombiniert. -<br />
An der von der Alpsteinstraße abzweigenden Nieschbergstraße 2 Fabrikantenhaus.<br />
Dreigeschossiger, getäferter Riegelbau im klassizistischen Gepräge der 1830er Jahre.<br />
Abgesehenvom Walmdach mit gestelztem Frontgiebel kommt diesesam Hauseingang<br />
mit Dreieckgiebel auf flankierenden Pilastern zum Ausdruck. Im Innern zierliches<br />
i H. GUSTAV SULZBERGER, Sammlung aller thurgauischen Glockeninschriften (Thurgauische Beiträge<br />
zur vaterländischen Geschichte, 12. Heft, Frauenfeld 1872), S.gi. Freundlicher Hinweis von<br />
Prof. Dr.Johannes Duft.<br />
Abb. 166und 167. Herisau. «Zum Baumgarten», Poststraße5. Klassizistische Portalemit zweiflügligen<br />
Nußbaumtürenund geschmiedeten OberlichtgitternimLouis-XVI-Stil,u m 1780. Links:an der südöstlichen<br />
Gartenfront mitdemWappen Fischim Schlußsteinund den Initialen «JCF» des Bauherrn<br />
im Oberlichtgitter, rechts:am Treppenhausturm der Rückseite gegen die Poststraße. - TextS. 188.
BÜRGERHÄUSER<br />
Abb. 168 und 169. Herisau. « Zum Baumgarten», Poststraße 5. Korridor gegen das Gartenportal<br />
(vgl. Abb. 166) mitRokokostukkaturen, wahrscheinlich vonAndreas Moosbrugger,und mitOfentüren<br />
im Louis-XVI-Stil, jeu m 1780. - Eine der beiden eisernen Ofentüren mit Sandsteingewände. -<br />
Text S. iBg.<br />
neugotisches Treppengeländer aus der Bauzeit. Das Datum «1830» im Sturz des<br />
einen Portals der Remise trifft vermutlich auch für das Wohnhaus zu.<br />
Cilanderstraße. Ehemaliges Fabrik- und Appreturgebäude (ohne Nummer) und<br />
ehemaliges «Tröcknehaus», Nr. 5, der Meyerschen Bleiche «in der neuen Fabrik».<br />
Das Wohn- und Geschäftshaus, der Vorgängerbau des noch bestehenden Fabrikgebäudes,<br />
wurde 1778 für den Kaufmann Ludwig Merz erbaut 1 . Seit 1800 Firma<br />
Meyer und Mittelholzer, seit 1886 Emanuel Meyer. 1917 Übergang in den Besitz<br />
der CilanderAG (ursprünglich Meyer und Tribelhorn) 2 . Im Laufe der Zeit waren<br />
um das Hauptgebäude herum zahlreiche weitere Gebäude für die Bleicherei und<br />
Färberei, u. a. auch das Tröcknehaus, erstellt worden, eine stattliche Gebäudegruppe,<br />
die noch mit dem ursprünglichen Geschäftshaus, einem behäbigen Mansardwalmdachhaus,<br />
durch ein Aquarell der ersten Hälfte 19. Jahrhundert festgehalten ist<br />
(Abb. 176). Das heutige Fabrikgebäude, offenbar ein Bau der zweiten Hälfte 19. Jahrhundert,<br />
steht an der Stelle des ursprünglichen Geschäftshauses südlich des Tröcknehauses<br />
und in rechtem Winkel dazu, ein langezogener, dreigeschossiger Bau, der über<br />
gemauertem Kellergeschoß eine teils verputzte, teils geschindelte Riegelkonstruktion<br />
aufweist, mit axialsymmetrischer Anordnung von Kreuzstockfenstern und Eingang<br />
und mit kleinem Uhrengiebelam schwach geneigten Walmdach. Zusammen mit den<br />
1 Eintragim Handänderungsregister.<br />
2 LautebendaHandänderung am 26.Mai 1800.Im Häuserverzeichnis von 1800, Nr. 632, das auf<br />
der Zählungvon 1798 beruht: «Joh.LudwigMerzinderneuen Fabrik.»Im Häuserverzeichnis von<br />
1895 Bezeichnungder zahlreichen Gebäude. - ROTACH, Herisau, S. 598.
ig6<br />
HERISAU<br />
übrigen Gebäuden ist es auf einer Radierung der zweiten Hälfte 19. Jahrhundert<br />
abgebildet 1 (Abb. 177). Das Tröcknehaus selbst, dem westseits des Fabrikgebäudes<br />
ein Tröckneturm mit Zeltdach entsprach, ist ein viergeschossiger, südwestseits geschindelter,<br />
sonst nur mit Brettern und Deckleisten verschalter, teils gestrickter, teils<br />
(an Nordwest- und Nordostwand) geriegelter Bau mit weitausladendem Walmdach,<br />
das über dem vierten Obergeschoß zusätzlich auf offener Balkenkonstruktion ruht.<br />
Dahinter dienen Wandluken sowohl der Durchlüftung des mit Tröcknungsrosten<br />
ausgestatteten Estrichs, der von prächtigem offenem Dachstuhl überspannt ist, als<br />
auch der Bedienung der unter den Dachvorsprüngen befestigten Tröcknungsroste.<br />
Im dritten Obergeschoß zierliches neugotisches Holzgeländer, um 1830-1840, ähnlich<br />
wie in Nieschbergstraße 2. - Nr. ijA. 1887/88 hierher versetzter ehemaliger<br />
«Löwen» in der Gestalt von 1835/36 (S. 159-161). Aus dieser Zeit die klassizistische<br />
zweiflüglige Haustüre aus Nußbaumholz an der Ostflanke (ursprüngliche Westseite<br />
gegen die Poststraße) mit Rauten- und Schildfüllungen.<br />
Schwellbrunnerstraße. Bauernhaus, Nr. 56 (Abb. 179). Das Baudatum «1783» auf<br />
einem Strickbalken im Giebelfeld. Darunter in Fraktur: «M. Ghristoff Fisch.»<br />
(Bauherr). Fünfgeschossiges, über gemauertem ehemaligem Webkeller gestricktes<br />
und an beiden Vollgeschossen getäfertes Wohngiebelhaus in Ostsüdoststellung mit<br />
asymmetrischer Anordnung der Reihenfenster (54- 4/4 + 3/4 mit seitlichen Luken/1),<br />
mit Haupteingangan der südwestlichen Flanke durch einen Schopfanbau, über den<br />
das Satteldach herabgeschleppt ist, und mit nordostseits in Traufstellung angefügtem<br />
i Photographie des Aquarells, dessenStandort nichtermitteltwerden konnte,im Hist. Mus. Herisau.<br />
Die Radierung, 11,6x19,3cm (Bild) b zw. 12,7x20,4 cm (Platte),im Gemeindehaus.<br />
iü<br />
mmm<br />
'iwrv-r—iwj.<br />
Abb. 170. Herisau. «Zum Baumgarten», Poststraße 5. Stichbogige Fenstera m Erdgeschoß mit profilierten<br />
Sandsteingewänden, altertümlichen Schlagläden (mit Einschubleisten) und geschmiedeten<br />
Gitternim Louis-XVI-Stil, u m 1780. - TextS. 188.
BÜRGER-UNDBAUERNHÄUSER 197<br />
Abb. 171 und 172. Herisau. « Zum Baumgarten», Poststraße 5. Deckenstukkaturen im Rokokostil,<br />
wahrscheinlich von Andreas Moosbrugger,u m 1780. Links: Mittelspiegel, rechts: Eckkartusche mit<br />
C-förmigen Rocaillenim südöstlichen Parterrezimmer. - Text S. 189.<br />
Stadel. Die Reihenfenster der Firstkammer im dritten Obergeschoß, die zwei sie<br />
flankierenden Estrichluken und das Estrichfenster darüber sind mit Brusttäfer für<br />
Zugläden versehen und mit durchbrochenen seitlichen Zierbrettern («Steckbrettern»<br />
oder «Lätzen») im Barockstil geschmückt.An den Pfetten geschweifte Tragkonsolen.<br />
Dazu geschnitzte Flugsparrendreiecke. In der Wohnstube zwei reizende Eckhängeschränkchen,<br />
das eine aus Nußbaumholz, mit erhaben geschnitzten Türfüllungen,<br />
wohl von 1783, ein Wandschrank mit kannelierten Pflastern, ig. Jahrhundert, und<br />
Wandtäfer. Im Innern außerdem altertümliche Türgerichte aus Tannenholz mit<br />
gefasten Pfosten und kielbogig geschnitzten, eingehalsten Stürzen (von älterm Kernbau?).<br />
H Ö F E U N D W EILERD E RAUSSENBEZIRKE<br />
Ädelswil. Bauernhaus, Nr. 1147 (Assek.-Nr. 2422). Rechts an der Straßenach Schwellbrunn.<br />
Koord. 737460/247675. Viergeschossiger, ostsüdostwärts gerichteter Strickbau<br />
mit Webkeller und Tätschdach in Giebelstellung wohl des 16./17. Jahrhunderts.<br />
Reihenfenster in asymmetrischer Anordnung an der mit gestemmtem Täfer verkleideten,<br />
sonnengebräunten Front (zweimalje 2 + 6 + 3/3). An der Rückseite in gleicher<br />
Giebelstellung angebauter, erneuerter Stadel.<br />
Engelen. Südwestlich über der Sturzenegg sich erhebender Moränerücken mit<br />
einzelnen Gehöften. Bauernhaus, Nr. 2138. Koord. 741650/251020. Traditionelles,<br />
fünfgeschossiges Holzgiebelhaus in hervorragender Lage südsüdostwärts gerichtet mit<br />
langem westsüdwestseits angefügtem Stadel in Traufstellung. Die Strickkonstruktion<br />
ist im Innern sichtbar, das Ausstattung aus der zweiten Hälfte 18. oder vom Anfang<br />
ig. Jahrhundert aufweist: vom Erd- bis zum Dachgeschoß barockes Treppengeländer<br />
mit gesägten Tannenholzbalustern. Türen mit Schweifwerkfüllungen. Im Wohn-
198 HERISAU<br />
zimmer zweigeschossiger, zweiachsiger Wandschrank aus Kirschbaumholz mit drei<br />
Sockelschubladen und mit Louis-XVI-Beschlägen.<br />
Mösli. Zwischen Koord. 736000/737000 und 251 000/251 300. Bauernhaus, Nr. 1306<br />
(Assek.-Nr. 2653). Bis zur Fußpfette gestrickter, mit giebelständigem Tätschdach,<br />
Firstständer und -pfette versehener Wohnbau in Südoststellung, dessen Eingang an<br />
der Nordostseite nachträglich durch kleinen Anbau unter Kreuzfirst geschützt wurde.<br />
Mit diesem wurde erst in jüngster Zeit das ostseits ursprünglich frei stehende Ökonomiegebäude<br />
verbunden. Über dem Webkeller des Wohnhauses zwei volle getäferte<br />
Wohngeschosse mit Reihenfenstern in asymmetrischer Anordnung (3 + 4/2 + 3).<br />
-Bauernhaus, Nr. 1307 (Assek.-Nr. 2654). Ähnlich wie Nr. 1306, jedoch mit westseitigem<br />
Anbau unter K^reuzürst. - Doppeltes Bauernhaus, Nrn. 1262, 1263 (Assek.-Nr. 2663),<br />
gestrickt und getäfert, mit zwei ungleich hohen, aneinanderstoßenden Satteldächern<br />
in Giebelstellung und beidseits anschließenden Ökonomiegebäuden in Traufstellung.<br />
An der Nordseite alter Schindelschirm. 17./18. Jahrhundert.<br />
Moos. Doppeltes Bauernhaus, Nrn. 1231, 1232 (Assek.-Nr. 2574, 2575). Koord.<br />
736075/249425. Zwei giebelständige Wohngebäude in getäferter Strickkonstruktion<br />
mit verschalten Klebedächern, ein größeres älteres über gemauertem Webkeller und<br />
ein jüngerer Ergänzungsbau flankieren das dazwischenliegende traufständige Ökonomiegebäude.<br />
17./18. Jahrhundert.<br />
Schachen-Sangen. Ehemaliges Haus des Landammanns Johannes Schuß {1562-1630) im<br />
Sangen, Nr. 1631 (Assek.-Nr. 2755). Koord. 736800/249875. 1628 mit fünf gewölbten<br />
Kellern für den Weinhandel erbaut 1 . 1769-1817 als Waisenhaus benützt (s.d., S. 108).<br />
An die Stattlichkeit des einst fast doppelt so großen, heute unansehnlichen Bauernhauses<br />
erinnern nebst einem einzigen tonnengewölbten Keller nur noch hölzerne<br />
Türenund Türgewände mit Spätrenaissance-Instrumentierungan Haus- und Kellereingängen<br />
und reiche Intarsientüreim dritten Obergeschoß. Folgende 1628 gestiftete,<br />
1818 von JOH. ULRICH FITZI für Jon. CASPAR ZELLWEGERS sogenanntes Fahnenbuch<br />
noch an Ort und Stelle kopierte, in der Folge jedoch abgewanderte Wappenscheiben<br />
schmückten das Haus 2 : 1. Hauptleüt vnd Kleine Räth der Kirchhöri Hundwyl Ano-1628.<br />
42 X 33 cm. 1954 vom Kanton aus dem Kunsthandel erworben 3 , jetztim Kantonalen<br />
Bank- und Verwaltungsgebäude (S. 117, Abb. 180). Im Mittelbild zwischen Säulenarchitektur<br />
und von vierundzwanzig beschrifteten Stifterwappen umrahmt David,<br />
der dem Rachen des Löwen ein Lamm entreißt (1. Samuel 17). In Rollwerkkartusche<br />
darüber entsprechender Sinnspruch, darunter Stifterinschrift. Intensive Farben (vorwiegend<br />
Rot und Blau mit wenig Violett in der Architektur, Gelb, Blau, Violett und<br />
Grünim Mittelbild) und gut erhalten. - 2. Statthalter, Haubtlüt Klein vnd große Räth der<br />
Kilchhori Trogen Jn denn Vßeren Roden deß Landts Appenzell: 1628. 42 X 33 cm. Sie wurde<br />
1954 zusammen mit der vorangehenden erworben. Jetzt im Kantonalen Bank- und<br />
Verwaltungsgebäude (s.d., Abb. 181). Im Mittelbild zwischen Säulenarchitektur,<br />
1 GOTTLIEB BÜCHLER, Geschichte der Familien Scheuß, Trogen 1830, S. 13.<br />
2 Ms.,KtB Trogen.Die Kopien beschränken sich aufWappen und Inschriften.Standortund Datum<br />
der Kopie sind von JOH. CASPAR ZELLWEGER hinzugeschrieben. Vgl. Wappenbuch, S.XV, wo die<br />
Standesscheibeund der ehemalige Standort der Scheibenvon Trogen und Speicher nicht vermerkt sind.<br />
3 Staatsrechnung 1954 mit Beleg (Mitteilung der Landesbuchhaltung).
BÜRGER- UND BAUERNHÄUSER 199<br />
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1® m i n o 1<br />
Abb. 173. Herisau. Heinrichsbad. Ehemaliges, 1824 erbautes Kurhaus von Südwesten vor der Vergrößerung<br />
von 1826. Kolorierte Aquatintaradierung von Johannes Schieß (1799-1844) von Herisau,<br />
um 1825. Historisches Museum Herisau. - Text S.45 und 191-194.<br />
umrahmt von sechzehn benannten Stifterwappen und dem Trogener Wappen, das<br />
oben in der Mitte von zwei Putten gehalten wird, Darstellung der Kraftprobe an<br />
Rutenbündel und Einzelstab durch zwei Söhne am Sterbebett des Vaters (Scylurus<br />
und seine achtzig Söhne. NachPlutarch, Degarrulitate, 17, bzw. Regumetimperatorum<br />
apophthegmata, 174 E, bzw. M. Claudius Paradinus, Symbola heroica, Antwerpen<br />
1563, 116b) 1 . Im Sockel unter Stifterinschrift bildbezogener Sinnspruch. Farben<br />
gleich wie oben. Zahlreiche Notbleis. - 3. Die Vßeren Roden deß Landts Appen^äll. 1628.<br />
1944 im Schloßmuseum Berlin zerstört 2 . - 4. Herr Johannes Schuß Landtamen vnd<br />
Paner Herr der Vßeren Roden deß Landtes Appenzell. 1628. Unter dessen Wappen und Stifterinschrift:<br />
«Landtamen Hauptlüt Klein v. Groß Räth der Kilchhöri Herisauw Jn<br />
den Vßeren Roden deß Landts Appenzell.» Verschollen 3 . - 5. die Capitelsbruderen Jn<br />
den Vßeren Roden Deß Landts Appenzell. Anno 1628. 1944 im Schloßmuseum Berlin zerstört<br />
4 . - 6. Dem Hochgeachten Wysen Herren Landtaman Schuß diß thund verehren Pfarer<br />
Statthalter Houptlüt vnd Reth Der Gmeind Vrnäsch auch Wünschen stet Das Gott dem hus vnd<br />
bscher gäben Gnadfrid vnd glück samp langem Läben. Zwischen «16.. 28». Verschollen 5 . -<br />
7. Houptlüt Klein vnd Große Rath der Kilchhöri Z um Spicher Jn den Vßeren Roden deß Landts<br />
1 SieheARTHUR HENKELu n d ALBRECHT SCHÖNE, Emblemata, Stuttgart 1 967, Sp. I5I2F.<br />
2 A J B 1950, S.12,w o sie BOESCH HANS JAKOB NÜSCHELERzuschreibt. - Beschreibung in:HERMANN<br />
SCHMITZ, Die Glasgemälde im königlichen Kunstgewerbemuseum Berlin, Berlin 1913, Bd. I, S. 213,<br />
und Bd. II, S. 21, Tf. 62, Abb.Nr. 426. Zellwegers Fahnenbuch, Fol. 61.<br />
3 Zitiert nach Fahnenbuch, Fol. 62, wo26 beschrifteteWappen wiedergegeben sind.<br />
4 Dortiger Standort geht aus Wappenbuch, S. X V, a, hervor. Beschreibung in: H . SCHMITZ,<br />
a.a.O., Bd. I, S. 214, und Bd. II, S. 21, Tf. 62, Abb. Nr. 427. Fahnenbuch, Fol. 54.<br />
5 Textzitat nach Fahnenbuch, Fol. 63, wo25 beschrifteteWappen wiedergegeben sind.
200 HERISAU<br />
Abb. 174. Herisau. Heinrichsbad. Ehemaliges, 1824 erbautes, 1826 erweitertesund 1967 abgebrochenes<br />
Kurhaus mit der noch erhaltenen Remise von Süden. Aquatintaradierung von Johannes Schieß<br />
( i 799 _i 844) von Herisau, nach einer Zeichnung von Johannes Weiß (1789-1853) von Hundwil in<br />
Herisau,um 1830. Zentralbibliothek Zürich. — Text S.45 und 191-194.<br />
Appenzell. Anno 1628. Verschollen 1 . -8. Vermutlich wurde auch die 1628 datierte Scheibe<br />
der Kirchhöre Teufen/Bühler (im Gemeindehaus Teufen) hierher gestiftet.<br />
Schwänberg<br />
Ein größerer Weiler in der Nordwestecke der Gemeinde. Koord. 735950/250800.<br />
Er liegt auf einer durch mildes Klima ausgezeichneten Terrasseam Nordwestfuß des<br />
Rosenburghügels im Winkel zwischen den Schluchten des Wissenbachs und der<br />
Glatt. Durch Schwänberg führte bis ins 19. Jahrhundert eine alte Landstraße von<br />
Herisau oder Goßau ins Toggenburg und überquerte in der Schlucht westlich des<br />
Weilers auf einer noch bestehenden gedeckten Holzbrücke den Wissenbach (S. 220-223).<br />
Abseits vom heutigen Durchgangsverkehr hat sich in dieser Gegend ein Stück gehobener<br />
bäuerlicher Wohnkultur erhalten, die zusammen mit dem Riegelbau des sogenannten<br />
Rathauses eher mittelländisch als appenzellisch anmutet. - Zur geschichtlichen<br />
Bedeutung des 821 erstmals urkundlich genannten Ortes, mit dem die Ortsnamennennung<br />
des Appenzellerlandes überhaupt anhebt, siehe S. 3 und 23.<br />
Bauernhaus, Nr. 1326 (Assek.-Nr. 2679). Interessanter sechsgeschossiger, über gemauertem<br />
Webkellergeschoß gestrickter, an der südostwärts gerichteten Front teili<br />
Fahnenbuch, Fol. 65, wo außer dem Gemeindewappen zwölf beschriftete Stifterwappen festgehalten<br />
sind.
BÜRGER-UND BAUERNHÄUSER 201<br />
Abb. 175. Herisau. Heinrichsbad. Ehemaliges Kurhaus nach der Erweiterung von 1826, jedoch vor<br />
der Errichtung eines Badehauses 1831 an der Nordseite, samt Remise von Norden. Vom gleichen Zeichnerbzw.<br />
Radiererwie Abb. 174, ebenfalls um 1830. Zentralbibliothek Zürich.-Text S. 45 und 191-194.<br />
weise getäferter Holzgiebelbau mit südwestseits in Traufstellung angefügtem Stadel.<br />
Asymmetrische Anordnung der Reihenfenster im ersten Obergeschoß (3+4 + 6 + 3),<br />
symmetrische darüber (2 + 4 + 4 + 2/4 + 4/2/Zwillingsluke), dazu seitliche Estrichluken<br />
im vierten und fünften Obergeschoß. Der bestehende stattliche Bau, ein Doppelhaus,<br />
geht auf eine Erweiterung und Erhöhung von 1682 zurück. Das entsprechende<br />
Baudatum mit einem von den Initialen «H» und «E» flankierten, springenden<br />
Hirsch wohl des Elmerwappens 1 ist auf die Strickwand des Giebelfeldes gemalt.<br />
Von einem kleinern, altern Bau, der sich offenbar auf die nordöstliche Haushälfte<br />
beschränkte, zeugt jedoch die auf freigelegtem Strickbalken über den Fensterreihen<br />
des zweiten Obergeschosses eingeschnitzte Antiquainschrift: «DISES BVWWERCHS WARD<br />
MEISTER VRICH ZANER 1621.» Ein erst zum Teil abgedeckter vorausgehender Spruch<br />
lautet: (Alles macht?) «... GOTESGWALT JETZ NVW VND BALD ALT. » Auf dem gleichen<br />
Strickbalken zudem je einmal auf der linken und rechten Haushälfte: « WAN GOTT<br />
FÜR VNS IST, W ER WIL DAN WIDER VNS SEIN». An der Dachuntersicht Uberreste von<br />
mit Ochsenblutfarbe ausgeführter Dekorationsmalerei, große mit Rosetten besetzte<br />
Zweipässe, wohl von 1682. An einer Fensterreihe durchbrochene seitliche Zierbretter.<br />
Bürgerhaus, Nr. 1328 (Assek.-Nr. 2681) (Abb. 182-186). Von der Stattlichkeit<br />
eines noch u m die Mitte 19. Jahrhundert mit Walmdach versehenen, steinernen<br />
i AlsWappen Elmer ist nur jenesmit springendem Steinbockund Fuchs im sogenannten Rathaus,<br />
Nr. 1329, gesichert.
202 HERISAU<br />
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Abb. 176. Herisau. Ehemalige Meyersche Bleiche «in der neuenFabrik » (heute Besitz der Cilander AG)<br />
mit dem 1778 erbauten,in der zweiten Hälfte des 19. JahrhundertsdurchNeubau ersetzten Mansardwalmdachhaus,<br />
mitdem ebenfalls verschwundenen Tröckneturmim Hintergrund und mitdemnoch<br />
erhaltenen Tröcknehaus, Cilanderstraße 5. Photographie eines verschollenen Aquarellsim Historischen<br />
Museum Herisau. - Text S. 195 f.<br />
Herrschaftshauses, zu dem ein rundbogiger Eingang mit rautenförmig genuteter Türe<br />
an der Südostfront führte (Federzeichnung von] OH. JAKOB RIETMANN 1852, Abb. 186),<br />
zeugen die dicken Umfassungsmauern bis zur Traufhöhe, sandsteinerne Türgewände<br />
mit Hohlkehlen an der Nordwestseite und ebensolche Fenstergewände mit Volutenprofilenim<br />
Stil der Spätrenaissancean der Nordostwand des ersten und zweiten Obergeschosses,<br />
vor allem aber der die ganze Grundfläche des Hauses beanspruchende<br />
imposante Kelleraum. Dessen vier gedrückte Kreuzgratgewölbe setzen wandseits über<br />
Kehle und Rundstab an und stützen sich in der Raummitte auf die derb profilierte<br />
Kämpferplatte eines mächtigen Rundpfeilers ab. Der rundbogige Eingang an der<br />
Südwestseite zeigtam gefasten Sandsteingewände Spuren abgestoßenerVolutenprofile.<br />
Alle diese Merkmale samt den kielbogig geschnitzten Unterkanten der hölzernen<br />
Türstürze in den obern Wohngeschossen dieses ungewöhnlichen Baus weisen in die<br />
erste Hälfte 17. Jahrhundert 1 , ohne daß sich eine vornehme Schwänberger Familie<br />
wie die Zuberbühler oder Elmer damit in Verbindung bringen ließe. Nichts deutet<br />
auch direkt auf einen mittelalterlichen Bau, als welcher er schon angesprochen worden<br />
ist 2 . Die konchenartige Nische zu ebener Erde an der nordostseitigen Außenwand<br />
1 Gleiche Türstürze finden sich im sogenannten Rathaus, Nr. 1329, von 1627 (siehe unten im<br />
Text)und im ehemaligenHaus desLandammanns JohannesSchüß im Sangen von 1628 (siehe S. 198).<br />
2 Die Lichtöffnung, die formal ganz beziehungslos zwischen Parterreund erstem Obergeschoßin der<br />
Nordwestwand sitzt, ist vermutlich erst im 19. Jahrhundertzur Erhellung des Treppenhauses herausgebrochen<br />
(oder wieder geöffnet?)worden.Unklar ist auchdie Funktion der beiden genanntenTüren<br />
im erstenund zweiten Geschoßder Nordwestwand.Während die Sandsteingewändein der Flucht der<br />
Innenwand liegen, öffnen sich deren stichbogige Kammern nach außen in einen Holzanbau.
BÜRGER-UND BAUERNHÄUSER 203<br />
Abb. 177. Herisau. Ehemalige Meyersche Bleiche mit dem anstelle des ältern Geschäftshauses (vgl.<br />
Abb. 176) in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichteten Neubau und dem noch erhaltenen<br />
Tröcknehaus rechts, Cilanderstraße 5. Radierung, zweite Hälfte 19. Jahrhundert, im Gemeindehaus<br />
Herisau. - Text S. 195 f.<br />
mit fast ausgelöschter dekorativer Malerei (Vögel über Blattwerk) scheint zu einem<br />
Brunnen gehört zu haben.<br />
Sogenanntes Rathaus, Nr. 1329 (Assek.-Nr. 2683) (Abb. 186-192). GESCHICHTLICHES.<br />
Die Benennung des um 1627 für eine vornehme Schwänberger Familie Zuberbühler<br />
oder Elmer erbauten Bürgerhauses 1 als «Gerichtsgebäude» oder «Rathaus» scheint<br />
jung und auf einer Verknüpfung von Dingen und Tatsachen ganz verschiedener<br />
Epochen zu beruhen 2 , zumal ein Gericht der ehemaligen Freivogtei nach deren<br />
endgültigen Einverleibung ins appenzellische Hoheitsgebiet 1459 unbekannt ist 3 .<br />
Für die Bauzeit im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts spricht außer dem stilistischen<br />
Befund eine «1627» datierte, braun auf blaßgelb bemalte Bodenfliese, die zusammen<br />
mit drei ähnlich gemusterten (eine davon mit springendem Hirsch, dem Wappentier<br />
1 GOTTLIEB BÜCHLER, Das berühmt gewordene Geschlecht der sogenannten Scherrer Zuberbühler<br />
in und von Schwänberg. Ms., 1852, S. 3f., bemerkt, Landammann Joh. Jakob Zuberbühler (1723-1803)<br />
habe «das Hausmit einer rothgemahlter Riegelwand als das seinige Stammhaus bezeichnet..Hiebei<br />
hatder sehr gewissenhafte Geschichtsfreund.. Landammann J. J. N äf dies genannte große Riegelhaus<br />
der Familie Elimer zuschreiben wollen.» — Dievon JOH. JAKOB NÄF angeführtenGründe sind unseres<br />
Erachtens nicht, wie BÜCHLER es tut, von der Hand zu weisen. Vgl. ebenda, S. 6, wo BÜOHLER von<br />
einer Bodenplatte mit der Jahreszahl 1623und den Initialen «H.C.Z.» (HansConrad Zuberbühler)<br />
wissen will.<br />
2 G. BÜCHLER, ebenda, S.6, berichtet von der «Sage»,daßdasHaus demAmmanndes Gerichts<br />
der Vogtei Schwänberg als Rathaus gedient habe. Als erster hat SALOMON SCHLATTER, Schwänberg,<br />
AJB 191 I, S. 83, diese Möglichkeit aus baustilistischen Gründen entschieden abgelehnt. Man könnte<br />
also höchstens an einen Vorgängerbau denken.<br />
3 AUB 892.
204 HERISAU<br />
«L<br />
Abb. 178. Herisau. Alpsteinstraße 52 (Wilen). Fabrikantenhaus, Neu- oder Umbauum 1820-1830. -<br />
Text S. 194.<br />
der Elmer, eine andere mit Schachbrettmuster in Kreismedaillon) in dem tannengrün<br />
und braun gekachelten Boden des sogenannten Ratsaales im dritten Obergeschoß<br />
als spätere Lückenbüßer (?) verwendet worden sind. Der Boden selbst ist auf<br />
einer braunen Fliese mit weißer deutscher Kursivschrift von dem aus dem Elsaß<br />
nach St. Eiden eingewanderten Hafner HANS CASPAR KESSELBUR signiert und datiert:<br />
« Hans Gasper Kessel / bur Rinisch genant / ich hab den sali / gemacht mid miner /<br />
Hand anno -1 -ö ^o», darunter nochmals größer: «1 *6 *30 * » I . - BESCHREIBUNG.<br />
Der sechsgeschossige, steilgieblige und großdimensionierte Riegelbau, der noch einzige<br />
erhaltene dieser Art im Appenzellerland 2 , wendet sein ursprünglich rotes Balkennetz<br />
auf weißem Grund der alten Durchgangsstraße zu 3 . An der nordöstlichen Traufseite<br />
sitzt ein ebenfalls geriegelter, gestelzter Quergiebel mit Satteldach, an die südwestliche<br />
Elanke fügt sich der Stadel in Traufstellung. Die äußere Schönheit des Baus<br />
konzentriert sich auf die reichgegliederte, südostwärts gerichtete Straßenfront. Die<br />
beiden Fensterwagen des ersten Obergeschosses, ein acht- und ein vierteiliger, sind<br />
mit Brusttäfer, das Gliederung durch Blendarkaden aufweist, und mit seitlichen<br />
Zierbrettern im Renaissancestil geschmückt 4 , über diesem und dem nächsten Ober-<br />
1 Vgl. URSULA ISLER-HUNGERBÜHLER, Der Hafner Hans Caspar Kesselbur, in:ZAK, Bd. 15 (1954),<br />
Heft I, S. 25-32 und Tf. 7-10. - KESSELBUR wohnte in St.Fiden bei St.Gallen. - Die von SALOMON<br />
SCHLATTER, a.a.O., S. 81, wiedergegebene Lesart «Hans Müller Gesell/Jung H ans genannt» ist<br />
völlig unhaltbar.<br />
2 Ein ähnlicher Bauwar das 1606 erbauteund 1827/28 ersetzte alte Rathausund das noch bestehende,<br />
aber veränderte ehemalige Pfarrhausvon Herisau (S.97-103).<br />
3 BÜCHLER, a.a.O., S. 4 (siehe S. 203,Anm. 1) u nd 6.<br />
4 Brusttäfer und Steckbretter des längern Fensterwagens sind in neuester Zeit rekonstruiert worden,<br />
doch ist das frühere Vorhandensein durch die Zeichnung vonJ. J. RIETMANN, 1852 (Abb. 186, Bilddokument<br />
F), bezeugt.
BÜRGER- UND BAUERNHÄUSER<br />
Abb. 179. Herisau. Schwellbrunnerstraße 56. Bauernhaus, laut Inschrift im Giebelfeld «1783» für<br />
einen «M(eister) Christoff Fisch» erbaut. Für das 18. Jahrhundert charakteristische Gestaltung eines<br />
Giebelfeldes mit Brusttäferund seitlichen Zierbrettern («Steckbrettern») auf bloßer Strickwand sowie<br />
mit Flugsparrendreiecken. - Text S. 196f.<br />
geschoß zum Schutz der Fenster unverschalte Klebedächer befestigt, deren Pföstchen<br />
und Streben ebenso wie die Flugsparrendreiecke des Daches zepterförmige Profile<br />
zeigen. Zur asymmetrischen Anordnung der Reihenfenster am ersten Obergeschoß<br />
bilden die paarweise gekoppelten und symmetrisch angeordneten Fenster darüber<br />
(3X2/2X2/2/1) einen spannungsvollen Gegensatz. Am gemauerten Erdgeschoß<br />
rechts originales Portal mit hölzernem Gericht, an dem zwei Büge ausgefachte Eckzwickel<br />
ausscheiden und einen Rundbogen für die Zweifeldertüre aus Tannenholz<br />
bilden. Deren Umrahmung ist als Bogenarchitektur gestaltet, deren Füllungen mit<br />
übereck gestellten Quadraten besetzt 1 . Die drei Kreuzstockfenster links daneben<br />
wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts anstelle einer längsrechteckigen<br />
Webkellerluke angebracht 2 . Das Innere ist ebenfalls weitgehend im originalen Zustand<br />
erhalten. Außer dem erwähnten Saal, dessen sichtbare Riegelwände zusammen mit<br />
der tannenen, schön beschlagenen und bemalten Zweifeldertüre sowie mit dem<br />
Kachelboden eine farblich wirkungsvolle Einheit erzeugen, birgt das Hausim ersten<br />
Obergeschoß südwestseits eine mit Tannenholz getäferte, jetzt unterteilte Stube im<br />
Stil der Spätrenaissance, deren Ausstattung aus gleichem Holz, nämlich zwei von<br />
Pilastern gesäumte und von Gebälk bekrönte Türgerichte, die dazugehörigen Zweifeldertüren,<br />
eine Wandkutsche und ein Uhrengehäuse, mit aufgelegten Diamantbuckeln<br />
und mit Einlegearbeiten geschmückt ist (Abb. 188). Das südostseits daneben<br />
1 Einen ähnlichen Eingang besitzt das 1628 erbauteHaus des Landammanns Johannes Schüß im<br />
Sangen (S. 198).<br />
2 Vgl. RIETMANNSZeichnung (Abb. 1 86)mitAbb. i n:SALOMON SCHLATTER,Schwänberg,A J B 1911,<br />
S. 80f.
200 HERISAU<br />
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Abb. 180. Herisau. Ratsscheibe von Hundwilmit David als gutem Hirten, derdem Löwen ein Lamm<br />
entreißt, 1628 in das neue Haus des Landammanns Johannes Schüß im Sangen gestiftet, heute im<br />
Kantonalen Bank- und Verwaltungsgebäude. - Text S. 117 und 198.<br />
liegende Schlafzimmer wurde dagegen erst im letzten Viertel 17. Jahrhundert wohl<br />
zur Hochzeit des Ratsherrn und Chirurgen Hans Jakob Zuberbühler mit seiner<br />
zweiten, ihm 1682 angetrauten Gattin Katharina Elmer ausgemalt. Beide Wappen<br />
prangen über den Türen, das eine in Verbindung mit den Initialen «HI» (ligiert)<br />
«ZB», das andere mit «CE». Die getäferten Wände sind mit Bogenarchitekturen<br />
bemalt, die Felderdecke mit großblumigen Mustern, die Türfüllungen der beiden<br />
Zweifeldertüren je mit posierendem Putto 1 . Treppenhaus mit altertümlicher Blockstufentreppe<br />
und Geländer, das schlanke, kandelaberförmig geschnitzte Eckpfosten<br />
und gesägte barocke Baluster besitzt.<br />
Nr. 1332 (Assek.-Nr. 2690) (Abb. 193-196). Turmrumpf aus Bollensteinmauerwerk in<br />
wildem Verband und Tuffsteinwerkstücken und angebautes Doppelwohnhaus in üblicher<br />
Strickkonstruktion mit ehemaligem Webkeller. Als Besonderheit dagegen ein<br />
i Zum Familiengeschichtlichen siehe BÜOHLER, a.a.O.,S. iof. Vgl. Wappenbuch, S. 58 und Tf.IV,<br />
Nr. 8. - GOTTHEB BÜCHLER, Geschichte der Familien Scheuß, Trogen 1830, S. 24!".
BÜRGER-UND BAUERNHÄUSER 207<br />
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Abb. 181. Herisau. Ratsscheibe von Trogen mit der Allegorie: Eintracht macht stark (Söhne des<br />
Scylurus erproben ihre Kraftan Einzelstabund Stabbündel), 1628in das neue Haus desLandammanns<br />
Johannes Schüß im Sangen gestiftet, heuteim Kantonalen Bank- und Verwaltungsgebäude. — Text<br />
S. 117 und i98f.<br />
außergewöhnlich gut erhaltenes Ruten- oder Flechtwerkkamin. - i. Der Turm, fast quadratisch,<br />
besteht aus Keller-, Erd- und Obergeschoß, a) Das Kellergeschoß weist<br />
Katzenkopfpflästerung und ein NW-SO gerichtetes Tonnengewölbe aus Tuffstein in<br />
Schalungsverputz auf. In dieses schneidet südwestseits ein über ummauerte Außentreppe<br />
zugängliches, stichbogiges Türgewände aus Tuffstein mit Stichkappe ein, nordostseits<br />
ein entsprechendes größeres, das sehr früh zugemauert wurde, außerdem auf<br />
beiden Seitenje ein schartenförmiger Luftschlitz. In der nordöstlichen Schildwand<br />
Leuchternische. - b) Das Erdgeschoß, ebenfalls aufder Südwestseite durch stichbogiges<br />
Sandsteintürgewände zugänglich, ist mit einer die Kellertonne überkreuzenden Tonne<br />
überwölbt, in die auf der Nordwestseite ein kleineres Rechteckfenster mit Stichkappe<br />
einschneidet.In der nordöstlichen Schildwand ein großer spätgotischer Kreuzstock aus<br />
Sandstein mit Eisenläden und innenseitigen Fensterbänken. - c) Zum Obergeschoß<br />
führt auf der Südostseite ein ebenfalls stichbogiger Eingang mit (barocker?) Rahmenmalerei,<br />
der (ohne Außentreppe) vom Wohnhaus erreichbar ist. Je ein schartenförmiger<br />
Lichtschlitz mit gestufterKammer in der Nordwest- und Südwestmauer. Uber die
208 HERISAU<br />
Abb. 182. Herisau. Weiler Schwänberg. Bürgerhaus Nr. 1328, Steinbau, samt Keller vermutlich erste<br />
Hälfte 17.Jahrhundert. Querschnitt B-B (vgl. Abb. 183). Maßstab i:zirka 240. - Text S.201-203.<br />
SCHNITT A-A<br />
Abb. 183, 184und 185. Herisau. Weiler Schwänberg. Bürgerhaus Nr. 1328, Steinbau. Grundriß des<br />
gewölbten Kellers. - Querschnitt des gewölbten Kellers (vgl. Abb. 183). Maßstabje 1: zirka 240. -<br />
Querschnitt durch ein Fenstergewände mit Volutenprofil der Spätrenaissance, wohl erste Hälfte<br />
17. Jahrhundert. Maßstab 1: zirka 47. - Text S. 201-203.
BÜRGER-UNDBAUERNHÄUSER 209<br />
Abb. 186. Herisau. Weiler Schwänberg. Sogenanntes Rathaus, Nr. 1329, ein um 1627 errichteter<br />
Riegelbau (links) und Bürgerhaus Nr. 1328, ein Steinbau, vermutlich erste Hälfte 17. Jahrhundert<br />
(rechts, vgl.Abb. 182-185). Federzeichnung von Johann Jakob Rietmann, 1852, inder Stadtbibliothek<br />
Vadiana, St. Gallen. - Text S.46 und 201-206.<br />
pultförmig geneigte, offenbar abgenommene Mauerkrone ist das steiler verlaufende<br />
Satteldach des Wohnhauses herabgeschleppt. - 2. Wohnhaus. In der jetzigen Gestalt<br />
zur Hauptsache aus dem 17. Jahrhundert («1674» auf Einschubleiste einer Türe des<br />
zweiten Obergeschosses). - 3. Rutenkamin. Mit riesigem, trichterförmig zum Kamin<br />
sich verengendem Rauchfang besorgt es den Abzug von sechs in einem Küchenraum<br />
versammelten Feuerstellen. Dessen Rahmenwerk ist in den obern Geschossen von<br />
außen sichtbar. Wohl 17./18. Jahrhundert. - BAUGESCHICHTLIGHE FOLGERUNG: Spätgotischer<br />
Steinbau des 15. Jahrhunderts mit nicht eindeutig bestimmbarer Funktion<br />
(Zehntenturm?Speicher?)an den wohl schon vor dem jetzigen ein Wohnhaus<br />
angebaut war.<br />
Sturzenegg. In der Nordostecke der Gemeinde zwischen der Urnäschschlucht und<br />
dem Gübsensee Richtung Kübel abfallender Molasserücken, über dessen Osthang<br />
die alte «Landstraße» zur gedeckten, von HANS ULRICH GRUBENMANN 1780 erbauten<br />
Holzbrücke hinabführt (S. 216-218). Der Ortsname taucht in Urkunden des 13. Jahrhunderts<br />
im Zusammenhang mit St. Galler Lehen der Herren von Sturzenegg auf 2 ,<br />
deren Edelsitz in einem turmartigen Wohnhaus auf einer Geländekuppe beim<br />
Gübsensee vermutet wird 3 . Als «vorder» und «hindren Sturtzenegg»sindim 15. Jahr-<br />
1 Zu den wohnturmähnlichen Bauernhäusern Graubündens vgl. CHRISTOPH SIMONETT, DieBauernhäuser<br />
des Kantons Graubünden, Bd. I, Basel 1965, S. 59-62, 101-108.<br />
2 1275 stiftet Adalbert von Sturzenegg ein Jahrzeit in St. Laurenzen, St. Gallen (NAEF, Burgen,<br />
S. 359, gestützt auf Stadtarchiv St. Gallen, Bd. 509). - Vgl. ZELLWEGER, GAV, Bd. 1, S. 247. - UBSG<br />
1049, 2.Febr. 1286: «Johannede Sturzeneigge» als Zeuge. - AUB 42, 10.Juli 1303.<br />
3 FELDER, BurgenI,S. 29. - Vgl. EUGSTER, Herisau,S. 38.<br />
14 - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
210 HERISAU<br />
hundert zwei solche Höfe ausdrücklich bezeugt 1 . 1525 befand sich in dieser Gegend<br />
ein Zentrum der Wiedertäuferbewegung 2 . - Wirtschaft zum Bären, Nr. 647. Koord.<br />
742100/251 150. Die urkundlich bis 1590 zurück verfolgbare Liegenschaft 3 ist seit<br />
Mitte 17. Jahrhundert als Wirtschaft zum Bären bekannt 4 . Hier wirteten nachweisbar<br />
seit 1669 bis in die Jahre nach 1820 Mitglieder der politisch einflußreichen Familie der<br />
sogenannten Rotscheußen, d.h. Schüß oder Schieß 5 , deren Stammvater Hauptmann<br />
1 AUB 898, 9. Juli 1459. Dazu vgl. AUB 389 («das Vorder Sturzenegg»), 934 («von des ainen.<br />
von des andern Sturtzneggs»). UBSG 3172: «gut genamt der Herren Sturzenegg». - Einkünfte aus<br />
Sturzenegg verzeichnet schon ein Rodel des 13./14. Jahrhunderts (UBSG, Bd. III, S. 820).<br />
2 Johannes Keßlers Sabbata, St. Gallen 1902, S. 147.<br />
3 KfbrPr, Bd. A/K, Nr. 8814, 21.Juni 1669, nimmt Bezug auf Brief vom St. Jörgentag 1590.<br />
Besitzer ist zur Zeit Landesbaumeister Jakob Schüß ( = GOTTLIEB BÜCHLER, Geschichte der Familien<br />
Scheuß, 2.Abt., Nr. 3: «Landsbauherr Jaggli Scheuß»). Ebenda, i6.0kt., 1684; Conrad Schüß<br />
( = G . BÜCHLER, a.a.O., Nr. 5: «Landshauptmann und Bauherr»).<br />
4 G. BÜCHLER, a.a.O., S. 104: «In der Mitte des 17. Jahrhunderts (besaß) Jaggli Scheuß ( = 2. Abt.,<br />
Nr. 3) den Bären.»<br />
5 Siehe Anm. 3. - G. BÜCHLER, ebenda, 2. Abt., Nr. 10a: Johannes Scheuß (1682-1758), «Bärenwirth<br />
in Sturzenegg u nd Fähndrich». Ebenda, Nr. 13: Dessen Sohn «Ratsherr Johannes Scheuß,<br />
Bärenwirth» entspricht dem Besitzer in KfbrPr, Bd. S, Nr. 457, 2. Juni 1786. Häuserverzeichnis von 1800,<br />
Nr. 360: «Johannes Scheuß, Weinschenk». Ebenda, 1822: «Hr.Joh. Jakob Scheuß, Weinschenk.»<br />
Abb. 187. Herisau. Weiler Schwänberg. Südostwärts gerichtete Front des sogenannten Rathauses,<br />
Nr. 1329, einum 1627 errichteter Riegelbau mit Brusttäfer und seitlichen Zierbrettern an den auf das<br />
erste Obergeschoß beschränkten Reihenfestern und mit offenen Klebedächern darüber. Einziges<br />
erhaltenes Beispiel dieser Art in Appenzell Außerrhoden. - Text S. 203-206.
BÜRGER-UNDBAUERNHÄUSER 211<br />
Abb. 188. Herisau. Weiler Schwänberg. Sogenanntes Rathaus, Nr. 1329. Stube im Stilder Spätrenaissance,<br />
u m 1627, mit Intarsienschmuckan Türen und Uhrengehäuse und mit Felderdecke ausTannenholz.<br />
- Text S. 205.<br />
Peter Schüß, ein Bruder des Landammanns Johannes, in der zweiten Häfte 16. Jahrhundert<br />
in der Sturzenegg ansäßig war 1 .-Beschreibung (Abb. 197). Der sonnengebräunte<br />
Strickbau von sechs Geschossen mit Webkeller, Mansardgiebeldach und mit<br />
an Nordostflanke angebautem, neuerem Stadel geht wohl auf Um-oder Neubau um<br />
1789 zurück, welches Datum auf das Wirtshausschild (im Hist. Mus. Herisau)<br />
gemalt ist. Die südostwärts gerichtete Front weist asymmetrische Anordnung der<br />
Reihenfenster auf (1 -f Haustüre + 8 + 3/4 + 4 + 2/5 + 5/6/2) und ist bis an die zwei<br />
obersten Geschosse hinauf mit gestemmtem Täfer verkleidet. Darüber heben sich<br />
aber die mit Mondglas- und Butzenscheiben versehenen Fensterwagen samt Brusttäfer<br />
und seitlichen Zierbrettern (Steckbretter oder «Lätze») im Rokokostil von<br />
der unverkleideten Strickwand dekorativ ab. In diese sind zu beiden Seiten der<br />
Fenster und im Giebeldreieck vierpaß- bzw. vasenförmige Estrichluken eingelassen<br />
(Abb. 198). Weitere Zierelemente bilden die Pfettenkonsolen mit barocken Wellenprofilen<br />
und entsprechend geformte Flugdreiecke oben und unten an den seitlichen<br />
Dacheinschweifungen. - Das hölzerne Wirtshausschild in Gestalt eines gestemmten<br />
Täferfeldes zeigt in der Füllung einen nach heraldisch links schreitenden Bären<br />
zwischen den Ziffern der Jahreszahl 17-89, auf dem obern und untern Schenkel des<br />
Rahmens die auf weißem Grund schwarz aufgemalte Frakturinschrift: «Alhier zum<br />
Beren / Johannes Schüß.»<br />
Tüfenau. Geschichtliches und Archäologisches. Auf der am Südostfuß des<br />
Rosenburgstocks gelegenen Terrasse an der Straße nach Degersheim standen im<br />
i G. BÜCHLER, ebenda, 2. Abt., Nr. 1, S.yif.
212 HERISAU<br />
14. Jahrhundert nachweisbar zwei Lehenshöfe des Klosters St. Gallen 1 . Aus einem<br />
bezogen u.a. die Ministerialen von Rosenburg Einkünfte 2 . 1463 wurden von den<br />
Herisauern alle diesbezüglichen Rechte der Abtei abgekauft 3 , die diese noch im<br />
15. Jahrhundert an nichtadelige Private verliehen hatte 4 . - Im 15. Jahrhundert lag<br />
hier eine Letzi 5 . - Die im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts unter dem ostseitigen<br />
Tennentor des Bauernhauses Degersheimerstraße 72 festgestellten Gewölbereste und<br />
die nach Westen verlaufenden Fundamente dürften einem dieser Höfe angehört<br />
1 UBSG, Bd. III, S. 791 (erste Hälfte 14. Jahrhundert): «de Tiufinouve de duobus pheodis, d e<br />
uno..., de alio..». Ebenda, S. 793: «deuna curia.» - AUB 41, 8. Jan. 1302.<br />
2 UBSG, Bd. III, S. 766 (Einkunftsrodel der Rorschacher, erste Hälfte 14. Jahrhundert). Ebenda,<br />
S. 794 (Einkunftsrodel des Küsters): «Itemde curia in Tufenouve ministri de Rosenburg.»<br />
3 AUB 953. Vgl. A UB 908, 909. 4 AUB 453, 617. Vgl. A UB 619.<br />
5 A UB 242, 14.N0V. 1405.-WALSER, S. 291 (5.Nov. 1428). - VON ARX II, S. 419 (im Jahre 1490).-<br />
Vgl. SONDEREGGER, Wehrwesen, S. 11, und ARNOLD NÜSCHELER, Die Letzinen inder Schweiz, MAGZ,<br />
Bd. 18, Heft 1, S. 21.<br />
Abb. 189. Herisau. Weiler Schwänberg. Sogenanntes Rathaus, Nr. 1329. Tannene Zweifeldertüre vom<br />
Schlafzimmer zur Stube mit Schloß und Beschläg aus der Bauzeitum 1627. Bemalung der Füllungen<br />
mit Puttenund der Supraporte mit Initialen und Wappen des Ratsherrn und Chirurgen HansJakob<br />
Zuberbühler,um 1682. - Text S.205f.
MÜHLEN 213<br />
Abb. 190, 191 und 192. Herisau. Weiler Schwänberg. Sogenanntes Rathaus, Nr. 1329. Blaßgelbe,<br />
braun bemalte Bodenfliesen im sogenannten Ratssaal (Festsaal?) des dritten Obergeschossesmit Hirsch<br />
(Wappen Elmer?), Jahreszahl «1627» unc lHerzblättern in Kreismedaillons. - Text S.203f.<br />
haben 1 . Die bestehenden Kellermauern weisen das gleiche Steinmaterial wie die<br />
Rosenburg, große Quadern aus Nagelfluh, auf. Die Annahme einer Kirche an dieser<br />
Stelle und in Tüfenau überhaupt durch JOH. CASPAR ZELLWEGER (GAV I, S. 215)<br />
und verschiedene Lokalhistoriker in seinem Gefolge beruht auf der falschen Wiedergabe<br />
von « curia » im betreffenden Einkünfterodel des 14. Jahrhunderts mit « ecclesia »<br />
durch das ältere St. Galler Urkundenbuch 2 und ist unhaltbar.<br />
MÜHLEN<br />
Bei der 1416 erstmals ausdrücklich erwähnten «Müle ze Herisow» 3 , mit der die<br />
bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts bezeugte «Widunmüli» identisch sein<br />
dürfte 4 , kann es sich nurum jene im Merianprospekt von 1642 abgebildete an der<br />
Glatt handeln, nach welcher das Quartier bei der Au noch heute «Mühle» heißt5.<br />
Am Glattbach standen auch fast alle übrigen Mühlen, sieben Korn- oder Mahlmühlen,<br />
zwei Papiermühlen und sechs von acht Sägemühlen, die 1826 in Betrieb<br />
waren 6 . Nämlich A. Mahlmühlen (von oben nach unten): 1. In Adelswil. - 2. und<br />
3. «Ob der Glatt» («Ober Müli»), eine davon 1778 erwähnt 7 . - 4. «In der Glatt»<br />
(«Glattmüli»), 1778 erwähnt 8 . - 5. Im Kunzenmoos, von 1768 an mehrmals er-<br />
1 ZELLWEGER, GAV, Bd. 1, S. 215, Anm. 47. - Die Identität des Hauses ist durch das Häuserverzeichnis<br />
von 1800 und 1822 gesichert: «Nro520 JohannesBodenmann zu Teufenau.»<br />
2 ZELLWEGER, Urk. 53, übersetzt «curia»zudem mit «Pfarre» und «Pfarrei» anstatt mit «Hof».<br />
Vgl. dazuAUB 41 und UBSG, Bd.HI, S. 794 mit Zellweger, Urk.99 (S. 189).<br />
3 ZELLWEGER,Urk.223 (AUB 3 41).<br />
4 UBSGHI, S. 793.<br />
5 Vgl. GOTTLIEB BÜOHLER, Geschichteder Familien Scheuß, S. 87: Ratsherr Jos.Scheuß, geb. 1625,<br />
«in der Mühleseßhaft.»- EUGSTER, Herisau, S. 25.<br />
6 AMB 1826, S. 163.<br />
7 Alte Urkunden, S. 213: Verschiedene Müller an der Glatt, nämlich «im Kunzenmoos, in der<br />
Glatt und in derobern Mühle», setzen sich «unter der Leitung desHerren JohannesSchochRathsherr<br />
und Besitzer der Mühleander Glatt»für d en Straßenbau «von der Mühle zunächst der Auw durch<br />
Schlößle, Schloß, Aspen und Einfang..nach Schwellbrunn» ein. - Laut JOH. JAKOB SCHLÄPFER,<br />
Chronicon der Gemeinde Waldstatt, Trogen 1839, S. 22, wurde die Obere Müli anstelle der «rothen<br />
Mühle»Ende 18. Jahrhundert erbaut.<br />
8 Alte Urkunden, a.a.O.
214<br />
1/<br />
15. Jahrhundert<br />
[ | 17. Jahrhundert<br />
0 5<br />
I. .i i I I I I I I<br />
llilllllliliiiil 15. Jahrhundert<br />
| | 17. Jahrhundert<br />
Abb.193, 194, 195und 196. Herisau. Weiler Schwänberg. SpätmitteIalterlicherTurmrumpf(Speicher?),<br />
15.Jahrhundert, mit angebautem Bauernhaus Nr. 1333, 17. Jahrhundert. Grundriß i m Erdgeschoß<br />
und Querschnitt Nordost-Südwest mit Rutenkamin (oben). Grundriß des KellergeschossesundQuerschnitt<br />
Südwest-Nordost (unten). Maßstab 1:250. - Text S.aoSf. und 209.<br />
1/<br />
15. Jahrhundert<br />
17. Jahrhundert
g e d e c k t e h o l z b r ü g k e n 215<br />
wähnt 1 . - 6. «In der Mühle» (siehe oben), wohl die älteste in Herisau. - 7. In der<br />
Teufe, 1698 von Gemeindehauptmann Daniel Scheuß erbaut 2 . - B. Papiermühlen:<br />
Zwei in der Teufe. Eine davon 1697 von Hauptmann Johann Konrad Scheuß<br />
erbaut 5 . - C. Sägemühlen: 1. « Ob der Glatt oder in der obern Mühle». — 2. «In der<br />
Glatt» (vgl. oben). - 3. Im Kunzenmoos. - 4. «In der Mühle». - 5. In der Teufe. -<br />
6. Zu Tobel. - Außerdem 7. «Auf der Säge»,am Sägebach (Wilen). - 8. In der obern<br />
Bleiche. - 1907 stellte die letzte Mahlmühle ihren Betrieb ein 4 . Dagegen existierten<br />
1929 noch vier Sägemühlen 5. - Abgesehen von der Andeutung im Merianprospekt<br />
fehlen bildliche Darstellungen der Mühlen, ebenfalls nennenswerte Bauten, abgesehen<br />
vom stattlichen Wohnhaus der Glattmüli, Nr. 1116 (Assek.-Nr. 2468). Koord.<br />
737475/248225. Heute noch «Wirtschaft zur Glattmühle» und Sägerei. Fünfgeschossiger,<br />
über gemauertem Erdgeschoß gestrickter und getäferter Holzgiebelbau<br />
des 17./18. Jahrhunderts in Südsüdoststellung. Er weist zwei ausgebildete Hauptfronten<br />
mit weit ausladenden, verschalten Klebedächern über den Reihenfenstern<br />
des ersten, zweiten und dritten Obergeschosses auf, eine weiß gemalte, die nordnordwestwärts<br />
der Strasse zugekehrt, und eine sonnengebräunte nach Südsüdosten, der<br />
eine neuere Holzveranda vorangestellt ist. Dem traufständigen Wohnanbau an der<br />
Ostnordostflanke, der mit dem Hauptgebäude mittels zweier durchlaufender Klebedächer<br />
optisch verklammert ist, fügen sich ein geriegelter und geschindelter Anbau<br />
mit Walmdach sowie die Sägerei an (Abb. 199).<br />
GEDECKTE H OLZBRÜCKEN<br />
i. Grubenmann-Brücke von iyy8im Herisauer Tobel. LAGE UND GESCHICHTLICHES. Uber<br />
die Urnäsch zwischen Herisau und Hundwil. Koord. 742050/248600. Übergang<br />
einer alten «Landstraße», die größtenteils als Saumpfad von der Oberdorfstraße<br />
(S. 171 f.), der Steinegg und vom Ghurzenberg her führte. Die Brücke selbst wurde<br />
laut Inschrift anstelle einer Vorgängerin von 1722, die 1778 durch Hochwasser weggerissen<br />
wurde, noch im gleichen Jahr durch Werkmeister H ANS ULRICH GRUBEN<br />
MANN von Teufen erbaut. Der Brückenfuß auf der Hundwiler Seite wurde mit<br />
Quadersteinen von Meister LAURENZ EUGSTER von Teufen aufgemauert. Der Brückenbau<br />
kostete das Land 2773 Gulden 33 Kreuzer 6 . - 1852 Auslösung durch den Kanton<br />
an Hundwil und Herisau, das die Unterhaltspflicht gegen eine Entschädigung von<br />
550 Gulden auf Hundwil abwälzte 7 . - BESCHREIBUNG (Abb. 200-202, 208). Flöhe über<br />
der Urnäsch zirka 10 m, Spannweite 29 m. Die Brücke besteht aus fünfseitigem, zweibahnigem<br />
Stabpolygon als Sprengwerk, an dem mittels sechs Gebinden die Streckbalken<br />
mit der Fahrbahn aufgehängt sind. Die Konstruktion ist durch je acht Streben<br />
auf beiden Brückenhälften in Gegenstellung zueinander und durch (horizonta-<br />
1 KfbrPr, Bd. S, Nr. 683, 12.Mai 1768, ferner Nrn. 684-686.-Alte Urkunden, S. 213 (Anm. 7, S. 213).<br />
2 BÜCHLER, a.a.O., S. 24.<br />
3 BÜCHLER, a.a.O., S. 24f. Dieser war ein Brudervon Daniel. - Zur Papiermühle im Kübel, die auf<br />
dem Gemeindegebiet von Stein stand, siehe S. 434.<br />
4 ROTACH, Herisau, S. 549f- Die Papiermühlen existierten 1929 nicht mehr.<br />
5 ROTACH, Herisau, S. 549 f.<br />
6 Brückenbüchlein, S. 30-32, mit dem oben angegebenen Namen des Tobels, mit Maßangaben<br />
und detaillierter Abrechnung. - Vgl. EUGSTER, Herisau, S. 39. — KILLER, S.45-47.<br />
7 Amtsblatt 1852, I., S. 102 f.
2 l 6 HERISAU<br />
len) Brustriegelje an beiden Flanken über die drei mittleren Abschnitte hin versteift.<br />
Die Sparrengebinde des geschindelten Walmdachs sind mit den sechs Brückengebinden<br />
durch scherenförmig gekreuzte Streben, dazwischen durch Kehlbalken<br />
(«Hahnenbalken») verspannt und auf barock profilierte Stichbalken abgestützt.<br />
Zusätzliche Verstärkung des Dachs durch Windrispen.An der Südseite reicht der mit<br />
Luken versehene Wetterschirm bis zur Fußpfette des Dachs, auf der Nordseite nur<br />
bis zum Brustriegel. - Inschriften. Auf die Spannriegel der sechs Gebinde mit schwarzer<br />
Farbe in Fraktur aufgemalt lauten sie von O nach W: i. Vorderseite: «Die Brug<br />
war gehauen Jm Jahr Anno 1778.»- Rückseite; «Zu wüßen ist daß die Brug 2 3 schuh<br />
Länger ist dan die vor der stehete.» - 2. Vorderseite: «Dißer Zeit Hochgeehrter H:<br />
Seckel Meister und Lands bauherr Bartholome Witmer vom Stein.» - Rückseite:<br />
«Die vor der steheteJm Jahr 1722 wohl gebaute brug, Jstda weg geschwämt durch<br />
unerdenckliche Große wasser flutt.» - 3. Vorderseite: «Zu deißer Brug ist verordnet<br />
H. Hauptman Cunrath Müller von Hundwill.» - Rückseite: «Alle menschen die<br />
gehen auf das tieffe thall, Die dencken Fleißig an Gott so thun sie keinen fahl.» -<br />
4. Vorderseite: «Werk Meister Hanß Virich Gruberman von Teufen.» - Rückseite:<br />
«Aus der tieffe Ruf ich Zu dir Oher. Psalm 130.» - 5. Vorderseite: «Weg Meister<br />
Virich Früh vom Stein.» - Rückseite: «Richtet eüwer Handel und wandel Zu Gott,<br />
So wird er eüweren gleits man sein früh und spoth.» - 6. Vorderseite: «Alle die da<br />
gehen außund Ein, die sollen Gott befollen sein.» - Rückseite leer.<br />
2. Grubenmann-Brücke von IJSO im Kübel. LAGE UND GESCHICHTLICHES. Über die<br />
Urnäsch zwischen Herisau und Stein kurz vor deren Einmündung in die Sitter.<br />
Koord. 742500/251612. Übergang der alten «Landstraße», die ebenfalls größten-<br />
Abb. 197 und 198. Herisau. Wirtschaftzum Bären in der Sturzenegg, Nr. 647. Teilweise getäferter<br />
Strickbau mit Mansardgiebeldach.Um- oderNeubau u m 1789. - Detail des Giebelfeldes in ursprünglicher<br />
Gestalt mit Mondglas- und Butzenscheiben, Brusttäfer und gesägten seitlichen Zierbrettern<br />
(«Steckbrettern»)im Rokokostil aufder bloßen Strickwand (vgl. Abb. 179). - TextS. 209-211.
GEDECKTE H OLZBRÜCKEN 217<br />
Abb. 199. Herisau. Glattmüli (heute «Wirtschaft zur Glattmühle»),Nr. 1116. Nordnordwestfront des<br />
gestrickten Wohngiebelhauses m it verschalten Klebedächern über den Fensterreihen, ly./iS.Jahrhundert,<br />
mit spätem Erweiterungsbauten und mit Sägerei. - Text S.213 und 215.<br />
teils als Saumpfad von der Oberdorfstraße über die Sturzenegg hierher und weiter<br />
nach Stein oder nach St. Gallen führte'. Die Brücke wurde laut Inschrift 1780 anstelle<br />
einer erheblich kleinern Vorgängerin, die 1778 ebenfalls wie die Brücke im Herisauer<br />
Tobel durch ein Hochwasser weggerissen worden war, durch Werkmeister HANS<br />
ULRICH GRUBENMANN von Teufen erstellt. Sie kostete das Land 3712 Gulden 51 Kreuzer<br />
2 . 1856 Auslösung durch den Kanton an die Gemeinden Herisau und Stein, die<br />
sich im Unterhalt teilen 3 . - BESCHREIBUNG (Abb. 203-206). Höhe über dem Flußbett<br />
zirka 6,7 m, Spannweite 30 m. Fahrbahnbreite 2,8 m. Die Brücke ist wie jene im<br />
Herisauer Tobel mit einem fünfseitigen Stabpolygon konstruiert und unterscheidet<br />
sich sozusagen nur durch konstruktive Details wie Doppelung und Verzahnung der<br />
Streckbalken, eine zusätzliche Diagonal- und Horizontalverstrebung des Sprengwerks,<br />
Verstärkung der Dachfußpfette mittels verzahnter Balken, die sich über die<br />
beiden äußersten Gebinde beider Brückenhälften erstrecken, durch Firstpfette und<br />
durch barock profilierte Flugdreiecke anstatt Stichbalken. - Inschriften. Auf die<br />
Spannriegel der sechs Gebinde mit schwarzer Farbe in Fraktur aufgemalt von O<br />
nachW: 1. Vorderseite: «Die Brug war gehauenJm Jahr Anno 1780.» - Rückseite<br />
leer. - 2. Vorderseite: «Dißer Zeit Hauptmann und Landsbauw Herr Virich Meyer<br />
von Hundwil.» - 3. Vorderseite: «Werck Meister Hans Virich Gruberman von<br />
Teufen seines Alters 72 Jahr.» - Rückseite: «Anno 1778 Durch ein unerdencklichen<br />
Wasser guß, Nimt es 6 Deckte Brugen an deißem Nemlichen fluß. Auch damit<br />
3 Wuhr ville weg und alle samtliche Steg, vom urnäscher Berg und thall biß hie Här<br />
hein Weg.» - 4. Vorderseite: «Weg Meister Jacob RäfHer von Hundwil.» - Rück-<br />
1 Wegbüchlein, S.3: Verordnungvom 16.April 1714 betreffend «dieLandstraß im Kobel ...von<br />
der brückan». - Abschrift in «Copir-Buch», S. 41.<br />
2 Brückenbüchlein, S. 35-37, m it Maßangaben und detaillierter Abrechnung. - Vgl. KILLER,<br />
S. 47-50.<br />
3 Amtsblatt 1855/56, I., S. 164. - Vgl. EUGSTER, Herisau, S. 39.
2IÖ<br />
HERISAU<br />
H<br />
s<br />
ff<br />
Abb.200, 20i und 202. HerisauundHundwil. Gedeckte Holzbrücke überdie Urnäschim Herisauer<br />
Tobel, 177Ö von Baumeister Hans Ulrich Grubenmann von Teufen mit fünfseitigem Stabpolygon<br />
konstruiert. Grundriß von Fahrbahnund Dachstuhl, Längsschnitt, Querschnitte. Maßstab 1:250. -<br />
Text S.2i5f.und 397.
g e d e c k t e h o l z b r ü g k e n 219<br />
Abb. 203, 204 und 205. Herisau und Stein. Gedeckte Holzbrücke über die Urnäsch im Kübel, 1780<br />
von Baumeister Hans Ulrich Grubenmann von Teufen mit fünfseitigem Stabpolygon konstruiert.<br />
Grundriß von Fahrbahnund Dachstuhl, Längsschnitt, Querschnitte. Maßstab 1:250. - TextS. 2i6f.,<br />
220 und 436.
220 h e r i s a u<br />
seite: «Zu Wüßen ist das die Brug 20 schuh Länger ist dan die vor der stehete.» -<br />
5. Vorderseite: «Die Brug in deißem Tieffen tobel Wirt genant AlhierJM Kobel.» -<br />
Zu der benachbarten gedeckten Holzbrücke über die Sitter zwischen Stein und<br />
St. Gallen siehe Stein, S. 436.<br />
3. Schwänbergbrücke, 1782. L a g e u n d Gestalt. Über den Wissenbach zwischen<br />
Schwänberg und Egg in der heutigen Gemeinde Flawil, ehemals bis 1803 Gemeinde<br />
Oberglatt. Koord. 7 35425/250540. Schon in den Landrechnungen von Appenzell<br />
1 534" 1 53 7 erwähnter Ubergang der alten Landstraße von Herisau oder Goßau ins<br />
Toggenburg 1 . Diese führte von Ramsen bzw. Zellersmüli durch das Mösli und durch<br />
Schwänberg hierher und weiter ins Toggenburg. Das direkte Sträßchen von Schwendi-<br />
Ramsen nach Schwänberg wurde erst 1847 im Zusammenhang mit dem ungefähr<br />
gleichzeitig vollendeten Straßenneubau von Herisau nach Degersheim angelegt 3 .<br />
Die Brücke selbst wurde laut Inschrift anstelle einer Vorgängerin von 1615 durch<br />
Werkmeister Johannes K n e l l w o l f von Herisau erbaut und der Brückenfuß auch<br />
1 A G I , S. 414.<br />
2 EUGSTER, Herisau, S. 335. - Zur Degersheimerstraße (Strecke Wolfenswil-Talmüli und Au-<br />
Ramsen) siehe Jahresrechnung derGde 1842, 1844/45, I 845/46, 1846/47,je S. 9.<br />
.sTuuif es D<br />
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'wm iinwdHjfrj£rtT\ uitb tlinIHisJjif'|pirjjf'm3Bf§5<br />
Abb. 206. Herisauund Stein. Gedeckte Holzbrückeüberdie Urnäsch im Kübel, 1780 von Baumeister<br />
Hans Ulrich Grubenmann von Teufen erbaut (vgl. Abb.203-205). Blick zum östlichen Ausgang mit<br />
einerder historischen Inschriften und mitbarock profilierten Stichbalken. - Text S. 2i6f.,220und 436.
g e d e c k t e h o l z b r ü g k e n 221<br />
Abb. 207 und 208. Herisau. Weiler Schwänberg. Gedeckte Holzbrücke über den Wissenbach, 1782<br />
von Baumeister Johannes Knellwolfvon Herisau erbaut (vgl. Abb. 209-211 )• - HerisauundHundwil.<br />
Gedeckte Holzbrücke über die Urnäsch im Herisauer Tobel, 1778 von Hans Ulrich Grubenmann<br />
erbaut (vgl. Abb.200-202). Beide Brücken mit historischen Inschriften.-Text S.2i5f., 22of., 223, 397.<br />
auf der Toggenburger Seite durch Meister LAURENZ EUGSTER von Teufen neu aufgemauert.<br />
Das Kostenbetreffnis für Appenzell Außerrhoden für die Hälfte der Brücke<br />
belief sich auf 1027 Gulden 22 Kreuzer 1 . 1853 Auslösung durch die beiden Kantone<br />
Appenzell Außerrhoden und St. Gallen an die Gemeinden Herisau und FlawiP. -<br />
BESCHREIBUNG (Abb. 207,209-211). Höhe über demWissenbach rund 23m, Spannweite<br />
21,82 m. Die im Nagelfluhfelsen verankerte Brücke ist erheblich kürzer als die beiden<br />
oben beschriebenen GRUBENMANN-Brücken, dafür etwas breiter, jedoch in der gleichen<br />
Art mit fünfseitigem, allerdings dreibahnigem Stabpolygon und sechs Gebinden<br />
konstruiert. Bis in Einzelheiten gleicht sie besonders der Brücke im Herisauer Tobel<br />
(Fehlen der Firstpfette, barock profilierte Stichbalken als Auflager der Zwischensparrengebinde<br />
anstelle von Flugdreiecken). Von beiden Brücken unterscheidet sie<br />
sich freilich durch den Verzicht auf die oberseitigen Diagonalstreben. Zum Ausgleich<br />
dafür sindje eine dritte Balkenbahn des Stabpolygons, die die Fahrbahn unterschneidet,<br />
und eine entsprechende unterseitige Strebe a m Brückenfuß angebracht. Die<br />
Verstärkung beider Streckbalken durchje einen Balken zwischen drittem und viertem<br />
Gebinde von O scheint nachträglich notwendig geworden zu sein. Diese Anlage<br />
bedingte schließlich eine unterschiedliche Lage der Hölzer zur Befestigung des Wetterschirms<br />
aus Brettern und Leisten. Die Kopfbüge der über beide Brückenausgänge<br />
1 Brückenbüchlein, S.syf., mit Maßangaben und detaillierter Abrechnung.<br />
2 Amtsblatt 1856/57, I., S.34^, 4gf., 182. - Zu Oberglatt und Flawil siehe HBLS.
222 h e r i s a u<br />
Abb. 20g, 21 o und 211. Herisau. WeilerSchwänberg.Gedeckte Holzbrücke über den Wissenbach, 1782<br />
von Baumeister Johannes Knellwolfmit fünfseitigem Stabpolygon konstruiert. Grundriß von Fahrbahn<br />
und Dachstuhl, Längsschnitt, Querschnitte. Maßstab 1:200. Text S. 200, 220 f.und 223.
u r g e n 223<br />
hinausgeführten Dachfußpfetten sind dekorativ geschweift. - Inschriften. Auf die<br />
Spannriegel der Gebinde in Fraktur schwarz aufgemalt lauten sie auf der Herisauer<br />
Seite und diesem Ort zugekehrt von O nach W: 1. «Die Brugg Warr gehauenJm<br />
Jahr Anno 1782.» - 2. «Dißer Zeit Lands Fänderich und bau Herr Virich Meyer<br />
von Flundwil.» - 3. «Werck Meister Johannes Knelwolf von Herisau.» - Auf der<br />
Flawiler Seite entsprechend von W nachO: 1. «Diße vor der stehete Alte brugg war<br />
gebaueenJm Jahr Anno 1615.» - 2. «Dißer Zeit Pfleger und Bau Herr Johanneß<br />
Bauman von Oberglatt.» - 3. «Der brugg fuß auf dißer seitten auch Neu auf gemuret<br />
von M: Laurenz Aügster von Teufen.» - 4. «Decker M: Joseph Stüdly und<br />
Johanneß Gähwiller.»<br />
4. Abgegangene Brücke bei Unterer Fabrik. Über die Glatt bei Firma Kempf & Co.<br />
Koord. 738300/250525. Vermutlich Privatbau. 1920/21 Abbruchim Zusammenhang<br />
mit Glattkorrektion- Alte Photographie 2 zeigt eine Konstruktion mit dreibahnigem<br />
Stabpolygon ähnlich wie bei der Schwänbergbrücke, jedoch mit geschindeltem Wetterschirm<br />
und mit Ziegeldach.<br />
GESCHICHTE<br />
DIE B URGEN: U RSTEIN, R OSENBERG, R OSENBURG<br />
A. Allgemeines zum Geschlecht der Ursteiner sowie der Rorschacher bzw. Rosenberger und<br />
Rosenburger<br />
Das Dienstmannengeschlecht derer von Rorschach tritt mit Rudolf und Eglolf von<br />
Rorschach 1176 in die Geschichte ein 3 . Von diesem scheinen sich schon früh jene<br />
von Rosenberg und Rosenburg verzweigt zu haben. Jedenfalls ist mit dem 1222 verstorbenen<br />
und gleichzeitig erwähnten Eglolf von Rosenberg, für den dessen Bruder (!)<br />
Rudolf von Rorschach 1225 ein Jahrzeit stiftete, urkundlich erstmals ein Rosenberger<br />
faßbar 4 . Von nunan sind auch in den Quellen des 13. und 14. Jahrhunderts<br />
die «von Rosenberg» und die «von Rosenburg» immer klar und deutlich voneinander<br />
nach ihren Sitzen bei Herisau unterschieden 5. Die Verbindung der Rosenburg mit<br />
dem Stammesgeschlecht scheint zwar enger geblieben zu sein; denn ganz gelegentlich<br />
heißen deren Besitzer auch Ritter von Rorschach 6 . Allen Linien gemeinsam,<br />
wozu auch die Rosenberger von Bernang und Zuckenriet gehören 7 , ist der Rosen-<br />
1 Mitteilungvon Ing. Heinrich Kempf.Vgl. Jahresrechnung derGde 1920, S. 78; 1921, S. 76.<br />
2 Photographieim Archiv des Kantonalen Bauamtes, Herisau,und imKdmA.<br />
3 Reg. Episc. Gonst. 1038: Zeugen «Egilolf,Rod.de Rorscach.»<br />
4 UBSG853, 856 (AUB 20). DieseTatsachen sprechen im Unterschiedzum Wappen (Rosenstrauch<br />
auf Dreiberg) eherfür Rorschach als Ursprungsort alsfür Rosenberg. - Vgl. ROTACH, Herisau, S. 133.<br />
5 UBSG,AnhangzuBd. III,Nr. 37, S. 716 (um 1270): «Egilolve von Rosinberc und..Egilolve<br />
von Rosinburc.»UBSG 1079, 5.März 1293: «praesentibus Eglolfoet Rudolfoet Eglolfofratribusde<br />
Rosenberg.. Rudolfo de Rosenburg.» UBSG 1086, 31. Aug. 1294: «...da ze gegene waren herre Rudolf<br />
von Rorschach unde R(udolf) sin bruoder von Rosenburch.» UBSG, Anhangzu Bd. I II, Nr. 70,<br />
S. 793 (erste Hälfte 14. Jahrhundert). Ebenda,Nr. 90, S.832 (nicht datiert): «In anniversario Rudolfi<br />
militisde Rorschach.. Egilolfi de Rosinberc fratris sui.. Egilolfide Rosinburch.. Egilolfide Rosinberc..»<br />
- AUB 85 (UBSG 1468), J.Jan. 1350.<br />
6 KUCHIMEISTER, cap. 38 (MVG,N.F.8,i88i,S. isof.): «ainer von Roschach,des Rosenburg was.»<br />
Ebenda, cap. 40, S. 161 f. - AUB 8 5 (UBSG 1468), 7.Jan. 1350. Vgl. UBSG, Anhang zu Bd. HI,<br />
Nr. 59, S. 753 (Rodel des 12./13. Jahrhunderts); «E(gilolfus) deRorsahe» erhält Abgaben ausumliegenden<br />
Höfen.<br />
7 FELDER I , S . 2 4, 3 3 f. Vgl. A U B 159, 10.Nov. 1400.
224 h e r i s a u<br />
Abb.2i2 und 213. Herisau. Burgruine Rosenburg (Ramsenburg) von Südosten und Burgruine Rosenberg<br />
von Nordwesten (?). Federzeichnungen von Johann Jakob Rietmann, 1845 bzw. 1861, in der<br />
Stadtbibliothek Vadiana, St.Gallen (Ausschnitte). - Text S.46f., 223f., 226-228und 230-232.<br />
Strauch (z.T. auf Dreiberg) im Wappen 1 und die ausschließliche Benennung mit<br />
Eglolf und Rudolf selbst bei mehreren Brüdern 2 , was eine genealogische Klärung<br />
verunmöglicht. Mit den Rorschachern stand auch das nur spärlich bezeugte Geschlecht<br />
derer von Urstein in verwandtschaftlicher Beziehung; denn die im zweiten<br />
St. Galler Totenbuch (cod. 453) erwähnte «Berthade Urstein» 3 , ist neben einem gleichenorts<br />
aufgeführten «Rudolfusde Urstein laicus» die einzige bekannt gewordene<br />
Person des Geschlechts und offenkundig mit jener Mutter Berta gleichzusetzen, für die<br />
der oben genannte Rudolf von Rorschach 1225 ein Jahrzeit stiftete 4 . Jedenfalls<br />
befand sich die Burg Urstein um 1275 im Besitz eines Rorschachers (siehe unten).<br />
B. Die drei Sitze Urstein, Rosenberg, Rosenburg<br />
i. Urstein [an der Ostgrenze von Herisau). Nur einmalige Erwähnung in KUGHIMEISTERS<br />
um 1335 verfaßten Chronik im Zusammenhang mit derum 1275 erfolgten Zerstörung<br />
im Kampf zwischen Rudolf von Rorschach als Burgherrnund Ulrich von Ramswag<br />
um die von zwei Gegenäbten verliehenen Lehen 5 . - Mit einleuchtenden Gründen<br />
wurde die Burg neuerdings mit jenem 1080 im Investiturstreit vom königstreuen Abt<br />
Ulrich II. von Eppenstein 6 zum Schutz der sanktgallischen Gebiete erbauten «Ra-<br />
1 Wappenbuch, S. 426 und Tf.XXXV,Nr. 6. - NAEF, Burgen, S. 312 (Siegel ohne Dreiberg im<br />
Wappen). - F. WILLI, Geschichte der Stadt Rorschach und des Rorschacher Amtes, Rorschach 1947,<br />
S. 86. - Die Wappenrolle von Zürich, hrsg. von WALTHER MERZ und FRIEDRICH HEGI. Zürich 1930,<br />
Textbd., S. 71, Tafelbd.IX, S. 155.<br />
2 UBSG 1077, 5.Juni 1277. U BSG 1079, s.März 1293 (oben zitiert). U BSG 1097 (AUB 34),<br />
4. Mai 1296.<br />
3 MVG,N.F. 9 (1884), S. 412 (21.Sept.) bzw. 404 (3.Aug.).<br />
4 UBSG 856 (AUB 20).<br />
5 KUCHIMEISTER, cap. 38 (MVG,N.F. 8, 1881, S. 150-152). - Vgl. VADIANS kleinere Chronik der<br />
Äbte, hrsg.von ERNST GÖTZINGER, Bd.I,S. 250.<br />
6 RAINALD FISCHER in;AG I, S.83-85. - Continuatio cas. Sancti Galli,cap. 25,MVG, N.F. 7 (1879).
BURGEN 225<br />
690<br />
13.Jh.. vermutlich älter<br />
| | 13. Jh., vermutlich jünger<br />
Abb. 214. Herisau. Burgruine Urstein. Situationsplan mit den 1971-1973 ausgegrabenen Mauerresten<br />
(vgl. Abb. 215). Maßstab 1: zirka 769. - Text S.223f., 226 und 228-230.<br />
Abb. 215. Herisau. Burgruine Urstein. Zwei 1971 und 1972 ausgegrabene Mauerzüge von Südwesten.<br />
Links: Außenseite der vermutlich jüngerenMauer aus behauenen Sandsteinquadern mit Saumschlag,<br />
13. Jahrhundert, rechts: Außenseite der vermutlich älteren Mauer aus sorgfältiger behauenen Sandsteinquadern<br />
mit Saumschlag, 13. Jahrhundert, wahrscheinlich von einem Bergfried. - Text S. 223f.,<br />
226und 228-230.<br />
15 - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
226 h e r i s a u<br />
chinstein» gleichgesetzt, das bisher im innerrhodischen Schwende gesucht worden<br />
ist 1 . Seit 1971 in Ausgrabung begriffen (siehe S. 229).<br />
2. Rosenberg (nördlich von Herisau). Indirekt erstmals 1222 (siehe oben), direkt<br />
ebenfalls in KUCHIMEISTERS um 1335 verfaßten Chronik im Zusammenhang mit dem<br />
von 70 Rittern besuchten Fest, das Abt Berchtold von Falkenstein (1244-1272) an<br />
Weihnachten 1271 «ze Rosenberg» veranstaltete 2 , erwähnt. 1403 im Freiheitskrieg<br />
durch die Appenzeller verbrannt 3 . 1415 schenkte Rudolfvon Rosenberg von Zuckenriet<br />
seine Hälfte und alle seine Rechte «des burgstals, burgsäßes und der vesti genant<br />
Rosenberg» dem Heiliggeistspital zu St.Gallen 4 . Fast gleichzeitig wurde offenbar<br />
der entsprechende Anteil seiner beiden Schwestern Margaret und Ursula an die<br />
Herisauer verkauft 5 . 1461 befindet sich die Burgstelle wieder im Besitz des Klosters<br />
I Ebenda, Exkurs, S. I26f. 2 KUCHIMEISTER, cap. 33 mitAnm. 178. Vgl. cap. 30 mit Anm. 151.<br />
3 Reimchronik, Verse 1273-1276. 4 AUB 337 (UBSG 2648), 2. Juli 1415.<br />
5 AUB 593 (ZELLWEGER, Urk. 206), 11.Dez. 1430, wonach «vor Ziten ... die von Herisow von<br />
Cunraten dem Payrer und fro Ursula von Rosenberg siner frowen erkauffet hettin das Burgstall das<br />
gemür und Burghalden der Vesti Rosenberg..», nimmt offenbar Bezug auf eine verlorene Urkunde,<br />
die vermutlich etwa gleichzeitig mitAUB 335, g. April 1415, und 338, 25. Juli 1415, ausgestellt wurde.<br />
//<br />
Abb. 216. Herisau. Burgruine Rosenberg. Palasartiger Wohnturm, vermutlich 13. Jahrhundert (vgl.<br />
Abb.213 und 220). Situationsplan im Maßstab i:zirka 870. - Text S.223f., 226f. und 23of.
u r g e n 227<br />
13. Jh.<br />
Abb.217. Herisau. Ruine Rosenburg (Ramsenburg). Bergfried und Hofmauer mit Gebäude (vgl.<br />
Abb.212, 218 und 219). SituationsplanimMaßstab i:zirka 870. - Text S.223f., 227f.und23if.<br />
St.Gallen 1 . 1805 wurde «der vordere Herisauer Burgstock ... als Eigentum des<br />
ehemaligen Stiftes St.Gallen» vom neuen Kanton «an Privaten in Herisau» verkauft<br />
2 . Heute im Besitz der Bürgergemeinde. - Ausgrabungen, Funde (siehe unten)<br />
und Sicherung des Gemäuers 1936 3 .<br />
3. Rosenburg (westlich von Herisau, in neuerer Zeit auch Ramsenburg genannt) 4 .<br />
Indirekt erstmalsum 1270 («Egilolve von Rosenburc»), direkt als «bürg Rosenburg»<br />
im Besitz eines Rudolf von Rorschach in KUCHIMEISTERS Chronik um 1335 im Zusammenhang<br />
mit der Zerstörung Ursteins u m 1275 ( v gl- oben) erwähnt. Mit ihr war<br />
um diese Zeit und noch bis 1396 das Meieramt von Herisau verbunden 5 . Daraus<br />
und aus umliegenden Höfen, namentlich ausje einem in Teufenau (siehe S. 211 f.),<br />
bezogen die Ritter («ministri de Rosenburg») Einkünfte 6 . Um 1350 scheint die<br />
1 AUB927 (ZELLWEGER, Urk. 389), 24.Juni 1461: V on der Ablösung ausgenommen sind u.a.<br />
«das Burgstall und die Burghaid zu Rosenberg.»<br />
2 NAEF, Burgen, S.314 (zitiert Kantonsblatt St.Gallen). - Vgl. PAUL SCHEITLIN, Das Heinrichsbad<br />
bei Herisau, St.Gallen 1828, S. 155: «Der Boden und die Burg ist Privateigenthum.»<br />
3 Tagebuchder Ausgrabung. Ms.von WALTER SCHLAFFER in: Nachlaß Dr. Gottlieb Felder (Korrespondenz,<br />
Photos und Pläne) im Hist. Mus. St. Gallen. - GOTTLIEB FELDER, V on der Burgruine<br />
Rosenberg bei Herisau,AK 1938.<br />
4 «Ramsenburg» tauchtim ig. Jahrhundert auf, z.B. aufeinem Plan von PAUL IMMLER, 1863.<br />
5 UBSG, Anhangzu Bd. III, Nr. 37, S. 715. KUCHIMEISTER, cap. 38und 40.<br />
6 UBSG, Anhang zu Bd. III,Nr. 70, S. 793; «Item de curiainTüffenouve ministride Rosenburg.»<br />
Nr. 59, S. 753 (i2./i3.Jh.): «E(gilolfus) de Rorsahe» und «milites decuria» beziehen Abgaben aus<br />
den Höfen Wcggenwil, Baldenwüund Wolfertswil.-AUB 112 (Bellschwendi).AUB 139 (Ramsen).
228 h e r i s a u<br />
Burg, aus der Chronik des JOHANNES VON WINTERTHUR ZU schließen, nur noch ein<br />
von einem Bauern verwalteter Gutsbetrieb gewesen zu sein 1 , der sich nach einer gleichzeitigen<br />
Urkunde im Besitz zweier gleichnamiger (!) Brüder Rudolf von Rorschach<br />
befand, der eine Kilchherr zu Herisau, der andere zu Rorschach, während auf der<br />
Rosenberg deren Vetter, Eglolf von Rosenberg, residierte 2 . 1403 ebenfalls wie die<br />
Rosenberg durch die Appenzeller verbrannt 3 . 1466 im Besitz der Abtei 4 . Am<br />
i i.Februar 1809 wurde die «Rosenburg», «der bei Ramsen liegende Burgstock»<br />
aus dem Liquidationsgut der aufgehobenen Abtei vom neuen Kanton St. Gallen um<br />
440 Gulden an die Gemeinde Herisau verkauft 5 . - 1937 Ausgrabung und spärliche<br />
Funde 6 .<br />
BESCHREIBUNG<br />
1. Urstein. Koord. 742350/249950 (Abb.2i4und 215). A m Westrand des wilden<br />
Urnäschtobels auf einem abschüssigen und durch beständige Abrutsche geschmälerten<br />
Geländesporn zwischen der Urnäsch und dem in sie einmündenden Stößelbach,<br />
etwas mehr als ein Kilometer nördlich der Stelle, wo das Rachentobel mit dem<br />
1 MonumentaGermaniae Historica,neue Reihe,Bd. 3, Berlin 1924,8.343^Imjahre 1344 wurden<br />
zwei den Rosenburgern feindliche Gielen und ihr Knecht beim Versuch, den bäuerlichen Burgwart<br />
von dessen Herren abtrünnig zu machen, von diesem daselbst ermordet, die beiden Ritter in den<br />
Burggemächern,derKnecht i m Stall(!). - Vgl. TRAUGOTT SCHIESS, a.a.O.,S. 14g.<br />
2 AUB 85 (UBSG 1468), 7.Jan. 1350.<br />
3 Reimchronik, Vers 1287 mit Kommentar.<br />
4 AUB 1014, mit (S. 51g) anschließenden Vorschlägen der Parteien.<br />
5 «Copir-Buch», S. 45: «Überlassungs-Jnstrument betreffend die Rosenburg ob Herisau v om<br />
i i.Februar 1809.», wonach diesean der Versteigerungvom 18.Jan. öffentlich erstanden wordenwar.<br />
Vgl. R Pr, 2.Jan. 1809 (genaue Ortsbezeichnung), 6., 13., ig., 30.Jan. 1809 («Rosenburg»). -<br />
FISCH, Manuskript, S. 211. — Fliegende Blätter, Fol. ig.<br />
6 Tagebuch der Ausgrabung. Ms.im Hist. Mus. St.Gallen (Nachlaß Dr.G. Felder). - GOTTLIEB<br />
FELDER und FRITZ SAXER, N eue heimatkundliche Streifzüge, St.Gallen ig38, S. 30-34. - Vgl.J. U.<br />
MENG, Rosenbergund Rosenburg, Herisau ig38.<br />
Abb.218. Herisau. Ruine Rosenburg (Ramsenburg). Längsschnitt West-Ost. Photographie eines verschollenen<br />
Ausgrabungsplanes von ig37 mit den beiden Sodbrunnen. Maßstab 1:zirka 345. —T ext<br />
S.40, 223f., 227f.und 231 f.
u r g e n 229<br />
Sonderbach in das Herisauer Tobel einmündet. Bis 1971 war nur noch der Standort<br />
der scheinbar fast restlos verschwundenen Burg bekannt, der mit den drei aufeinanderfolgenden<br />
Geländekuppen und den sie trennenden Einschnitten (Halsgräben?)<br />
schon im 19. Jahrhundert aufgefallen war 1 . Die im Juli 1971 unter der Leitung von<br />
FRANZISKA KNOLL-HEITZ und CASPER MEYER begonnenen und seither wiederholten<br />
Ausgrabungen haben bis jetzt Mauerteile einer ansehnlichen Burganlage aus mindestens<br />
zwei verschiedenen Zeitabschnitten zutage gefördert, die durch Fundgegenstände,<br />
vor allem Becherkacheln von Öfen und durch Scherben, einigermaßen datiert<br />
werden können 2 . A n Mauern der offenbar größtenteils in das Urnäschtobel abgerutschten<br />
Burg sind nordöstlich der dritten, am tiefsten gelegenen Geländekuppe<br />
und des Halsgrabens, der diese von den beiden höher gelegenen Kuppen trennt,<br />
folgende zwei, in der Struktur unterschiedliche Überreste freigelegt worden: a) Ein<br />
Mauerzug aus größeren, schön behauenen Sandsteinquadern mit Saum- oder Kantenschlag.<br />
Er verläuft in einer Mauerstärke von etwa zwei Meter zirka sechs Meter<br />
südwärts und winkelt dann nach Osten ab. Der Saumschlag erlaubt kaum eine<br />
Datierung vor das 13. Jahrhundert. Vermutlich Überreste eines Bergfrieds. - b) Die<br />
südliche und westliche Flanke eines durch die Funde als Wohngebäude erkennbaren<br />
Bauwerks von 220 bis 230 cm Mauerstärke aus roh behauenen Sandsteinen. Es<br />
fügt sich dem Nordabschluß des unter a beschriebenen Mauerzugs ohne Verband an.<br />
Seine Südflanke bildet mit diesem - wohl ältern Mauerzug - einen rechten Winkel.<br />
Die Länge der beiden rechtwinklig verbundenen Mauerschenkel ist infolge Absturzes<br />
der nordöstlichen Gebäudehälfte unbestimmt. - c) Funde vor allem im Wohngebäude,<br />
teilweise auch im Winkel (Hof?) zwischen diesem und der langen Quadermauer:<br />
außer Knochen, Werkzeugen (Beil), Hausgeräten (Fragmente eines Kessels, Lämpchen,<br />
Aufhängehaken mit Kette), einem bronzenen Schmuckstück, Gefäßscherben,<br />
die mit Vorsicht ins 13./14. Jahrhundert datiert werden können, besonders die Überreste<br />
zweier, verschiedenen Grabungsschichten angehörenden Lehmöfen mit Becherkacheln.<br />
Die mit Brandschutt durchsetzten Schichten ließen erkennen, daß jeder mit<br />
einem solchen Ofen versehenen Wohnperiode eine Brandschatzung vorausging und<br />
eine folgte. - Somit drängt sich die Schlußfolgerung auf, daß die von KUCHIMEISTER<br />
berichtete Zerstörung zwischen 1274 und 1277 nur eine Episode bedeutete und die<br />
endgültige Zerstörung viel später, vermutlich wie bei der Rosenberg und der Rosenburg<br />
ebenfalls zur Zeit des Freiheitskrieges (1401-1429) stattgefunden hat.<br />
2. Rosenberg (Abb. 213, 216 und 220 f.). Nördlich des Fleckens auf bewaldeter Nagelfluhkuppe,<br />
874 m ü. M., in einer die alte Verbindung St. Gallen -Herisau beherrschenden<br />
Lage. Koord. 739150/251 130. Westlich von der eigentlichen Burg erhebt<br />
sich ein durch Halsgraben von ihr getrenntes Plateau von gleicher Höhe, das gegen<br />
Westen durch einen zweiten Halsgraben geschützt ist (Reste hier vermuteter Ökonomiegebäude<br />
wurden aber nicht entdeckt). Die Burg selbst hat ihr Aussehen seit der<br />
frühesten bekannten Abbildung in HERRLIBERGERS Topographie von 1758 kaum<br />
1 Bilddokument G 3. — GEROLD VON KNONAU ( M V G ,N .F . 8 , 1881, S . 151, A n m .247) stellte<br />
«dreinacheinander folgende, stets tiefer liegende, durchGräben getrennte Terassen» fest. — GOTTLIEB<br />
FELDER (Burgen I, 1907, S. 45) sah noch «ein zirka 1 m hohes Mauersätzlein.»<br />
2 Archäologischer Forschungsberichtvon FRANZISKA KNOLL in: NbSG 112 (1972), S.84F. Die Ausgrabung<br />
wurde dank derInitiative von KARL DIEM, JOSEFANDREATTAu n d JÜRGENBALMER,Herisau,<br />
in Angriff genommen. Vgl. AZ, Ö.Juli, 15.Okt. 1971, 17.Juli 1972 und 21.Juli 1973.AK 1974.
230 h e r i s a u<br />
Abb.219. Herisau. Ruine Rosenburg (Ramsenburg). Flugaufnahme von Südosten. Bergfried mit<br />
Hocheinstieg, 13. Jahrhundert. Hofmauer mit Eingang an der Westseite u nd mit Gebäude in der<br />
Nordostecke, 13./14.Jahrhundert (vgl. Abb.212, 217 und 218). - Text S.223f., 227f. und 23if.<br />
wesentlich verändert 1 , wie auch Zeichnungen des 19. Jahrhunderts dartun 2 . Von<br />
einem gewaltigen palasartigen Wohnturm vermutlich des 13. Jahrhunderts ist sozusagen<br />
nur der bruchsteinerne Kern einer Umfassungsmauer geblieben. Mit ig m bis<br />
22 m Seitenlänge, 7 m bis 9 m Höhe an der fensterlosen Westflanke und 2,35 m bis<br />
3,2 m Stärke am Fuß umschließt sie einen nahezu rechteckigen Raum, dessen nur<br />
meterhohe, schwächere Südflanke leicht ausknickt. An der Nord- und Ostflanke,<br />
gegen die Nordostkante gerückt,je ein Schartenfenster in ungefähr 3 m Höhe.An der<br />
Südmauer gegen Osten verschoben Reste eines rund 2 m weiten, offenkundig spätem<br />
Eingangs mit plattenbelegter Schwelle. Quadratische Löcher im Nagelfluhfelsen<br />
beidseits davor scheinen der Verankerung eines Vorbaus gedient zu haben. Nach<br />
Lage und Art wohl von einem später eingebauten Stall oder Schafgehege. Dafür<br />
sprechen vor allem zwei an der Stelle gefundene Türscharniere mit kurzen, schwalbenschwanzförmigen<br />
Flügeln, die Jüngern Datums (15./16.Jahrhundert?) sind 3 .<br />
Vielleicht aus derselben Zeit das im Innern gegen die Südostecke gelegene Zisternenloch<br />
von nur 1,6 m Tiefe und 1,2 m Durchmesser. — Funde (im Hist. Mus. Herisau):<br />
Ausguß eines Tonaquamaniles in Form eines Knabenkopfs von archaischem Ausdruck,<br />
H. 8,3 cm, 13./14. Jahrhundert (Abb. 22i). Drei verschiedene unglasierte Ofenbecherkacheln.<br />
Außerdem Beschläge, Nägel, Haken, Schlüssel, Schlösser, Ringe,<br />
1 Bd. II, S. 470; von SW. Fehlt in JOH. ULRICH SCHELLENBERGS Federzeichnung von 1757.<br />
2 Plandokument 3a. Bilddokumente Gl.<br />
3 Vgl. HENRI CLOUZOT,L e ferforge, Paris 1 953, S.44f. - OTFRIED KASTNER, Handgeschmiedet,<br />
Linz 1967, S. 112, 115.
BURGEN 231<br />
Abb. 220. Herisau. Burgruine Rosenberg. Flugaufnahme von Ostnordosten. Bruchsteinerner Kern der<br />
Umfassungsmauer eines palasartigen Wohnturms, vermutlich 13. Jahrhundert (vgl. Abb. 213und 216). -<br />
Text S.223f., 226 f. und 229-231.<br />
Messer, Bohrer, Spitzeisen, Armbrustbolzen, Pfeil- und Lanzenspitzen, Fußangeln,<br />
Gürtelschnalle, alles aus Eisen.<br />
3. Rosenburg (Abb. 212, 217-219). Westlich von Herisau auf einer Nagelfluhkuppe,<br />
912 m ü. M. Koord. 737080/250213.An altem Durchgang ins Toggenburg, über den<br />
Höfen Teufenau, Ramsen, Schwänberg u.a. gelegen. Ihr Aussehen im 19.Jahrhundert<br />
ist durch Zeichnungen festgehalten 1 . Die von tiefem Graben umzogene Anlage<br />
besteht aus einem gut erhaltenen, fast quadratischen Bergfried, einem schiefwinkligen<br />
mauerumfriedeten Hofan der Ostflanke und einem in dessen Nordostecke geschmiegten<br />
viereckigen Gebäude. - a) Bergfried, mit 9,7 X 9,9 m Grundfläche und 2,2 bis<br />
2,9 m Mauerstärke, weist den für die Zeit vor 1200 nicht bekannten Kanten- oder<br />
Saumschlag auf. An der Hofseite in 4,4 m Höhe Hocheinstieg, der unter der Schwelle<br />
ursprüngliche Balkenlöcher einer Tragkonstruktion aufweist. Dessen stichbogiger<br />
Kammer istan der Außenseite ein rundbogiges Sandsteingewände mit Rundstabprofil,<br />
wohl 13. Jahrhundert, vorgeblendet. In gleicher Höhean der Westfront Lichtschlitz,<br />
ein zweiter (zusammengestürzter) an der Nordfront im Geschoß darüber, das an der<br />
nördlichen Innenwand durch kräftigen Mauereinsprung gekennzeichnet ist. Einer<br />
Unterteilung des fensterlosen ersten und zweiten Geschosses dienten Kragsteine. Als<br />
Besonderheit im Innern ein 9 m tiefer Sodbrunnen von zirka 1,8 m Durchmesser. -<br />
I Ein Plan von PAUL IMMLER v om Juli 1863 imSLM (Plandokument 4a) zeigt umfangreichere<br />
Mauern. Im übrigen siehe BilddokumenteG2.Zu deren Ergänzung sind anzufügen zwei Zeichnungen,<br />
Bleistift mit Feder, 14 X 19,5 cm, betitelt; «Ruineder Rosenburg bei Herisauvon Westen 1885.» und:<br />
«RuineRosenburg bei Herisau von Osten 1885.», in; «Schlösser, BurgenundRuinender Ostschweiz<br />
nachder Natur gezeichnet von P. Staub.», Bd. 7, Nr. 215 (Besitz des Schweizerischen Burgenvereins).
232 h e r i s a u<br />
b) Hof. Unregelmäßiges Viereck, dessen Mauerumfriedung bei einer Stärke von nur<br />
115 bis 135 cm (160 cm einzig beim Hoftor) Seitenlängen zwischen rund 19 und 25 m<br />
und Höhen bis zu 2,5 m aufweist. In der Westmauer südlich des Bergfrieds ein Hoftor<br />
von 1,7 m Weite mit plattenbelegter Schwelle, im stichbogigen Abschluß rekontruiert.<br />
In der Ostmauer Schartenfenster und Abflußkanal.In der Nordwestecke des<br />
Hofs ein 18,6 m tiefer Sodbrunnen von rund 2,3 m Durchmesser, aus dem Fundstücke<br />
geborgen wurden (siehe unten). - c) Gebäude. In die spitzwinklige Nordostecke<br />
geschmiegt und infolgedessen selbst ein unregelmäßiges Viereck von durchschnittlich<br />
6 m Breite und 1 o m Länge wird seine längere Nord- und kürzere Ostflanke von der<br />
Hofmauer selbst gebildet, mit der die nur 80-100 cm starke Süd- und Westmauer<br />
fugenlos verbunden ist.An der westlichen Schmalseite ein Eingang mit rundbogigem<br />
Tuffsteingewände und stichbogiger Kammer,im obern Abschluß ebenfalls, aufgrund<br />
gefundener Segmente, rekonstruiert. Dazu führt im rechten Winkel von der Hofmitte<br />
her ein in eine Mauer eingefangener Korridor mit rechteckigem Fensterchen gegen<br />
Westen. Das Erdgeschoß des Gebäudes selbst besitztje einen schartenförmigen Lichtoder<br />
Luftschlitz an der nördlichen Außenwand (!) und gegen Westen direkt in den<br />
Hof zwischen Korridor- und Hofmauer. - d) Funde (im Hist. Mus. Herisau): Ziselierter<br />
Rittersporn aus vergoldeter Bronze. Aus dem Sodbrunnen des Hofs hölzerne<br />
Dauben und Böden von Schöpfeimern, Ziehketten, eine davon mit Bügel und Reif 1 .<br />
- e) Datierung und Schlußfolgerungen. Für die Bauzeit des Bergfrieds im 13. Jahrhundert<br />
sprechen Kantenschlag, spätromanisches Rundstabprofil a m Hocheinstieg, erste<br />
Nennung der Burg Ende 13. Jahrhundert. - Für einen nachträglichen Anbau der<br />
Hofmauer und des mit ihr homogenen Gebäudes (Stall?), wofür auch ein zweiter,<br />
bequem zugänglicher Sodbrunnen angelegt wurde, spricht der wenig wehrhafte<br />
Charakter der Anlage (vgl. oben Gutsbetrieb im 14. Jahrhundert).<br />
I Tagebuch der Ausgrabungen. - Vgl. J. U . MENG, Rosenberg und Rosenburg, Herisau 1938,<br />
Abb. S. 13 f.<br />
Abb. 221. Herisau. Burgruine Rosenberg. Knabenkopf mit archaischem Ausdruck. Ausguß eines<br />
Aquamaniles, eines Gießgefäßeszum Händewaschen, aus gebranntem Ton, 13./14. Jahrhundert. Fund<br />
von 1936. Historisches Museum Herisau. - Text S.23of.
SCHWELLBRUNN<br />
233<br />
KIRCHLICHE U ND P OLITISCHE V ERHÄLTNISSE<br />
1. Bis zur Gemeindegründung 1649. «Schwellbrunnen», erstmals 1268 zusammen mit<br />
Rötschwil, Höggund Beldschwendi als Lehen des Gotteshauses St. Gallen erwähnt I ,<br />
war nur einer unter zahlreichen, im heutigen Gemeindegebiet liegenden, z.T. schon<br />
in frühern Urkunden genannten Höfe, die bis zur Lostrennung 1649 zur uralten und<br />
ausgedehnten Kirchhöre und somit auch zur Rhode Herisau (s.d.) gehörten. So<br />
Ädelswil (Aedelineswilare), z.T. auch auf Herisauer und Waldstatter Boden gelegen<br />
und bereits 909 anläßlich von zwei Schenkungenan das Kloster St. Gallen 2 , Gägelhof<br />
(Gägilmar), Kappelen, Landersberg u m 1200 3 , Sonder 1225 4 und Tüfi (Dufin)<br />
1227 5 bezeugt. Zur Freivogtei des Obern Thurgaus, die 1279 von Rudolf von Habsburg<br />
an Hans Ulrich von Ramschwag verpfändet wurde, gehörten namentlich Gägelhof<br />
und Erzenberg (Werzenberg) 6 , außerdem die Höfe Nord, Sonder, Ghör, Risi,<br />
Landersberg und Kappelen, die aber als Teile dieser Freivogtei ausdrücklich erst<br />
1398 anläßlich des Erwerbs von den Ramschwagern durch das Kloster St. Gallen<br />
aufgezählt sind 7 , und nochmals, als die Herisauer 1463 die Zinsen dieser Güter vom<br />
Kloster ablösten 8 . Die von GOTTLIEB BÜCHLER, Schwellbrunn, S. 3, behauptete<br />
Zugehörigkeit zur «Pfarrei Tüfenau» gehört ebenso wie die Existenz einer solchen<br />
Pfarrei in den Bereich einer wohl im 19. Jahrhundert entstandenen Legende (siehe<br />
Tüfenau, S. 2i2f.). Kappelen («Capella» im Einkunftsrodel von 1200) deutet auf<br />
eine abgegangene mittelalterliche, noch in der Dorftradition des 19. Jahrhunderts<br />
bekannte Kapelle hin 9 . Doch ist das erstmals von SCHÄFER, Materialien 1813, S. 170,<br />
mitgeteilte und durch die Literatur übernommene St.-Anna-Patrozinium nicht verbürgt<br />
10 . Auf Kapelle oder Bildstock weist auch der Flurname Bild 11 .<br />
2. Seit der Gemeindegründung 164g. Die durch Vertrag vom 7.Februar 1649 von<br />
Herisau infolge Kirchenbaus abgetrennte und neu gegründete Gemeinde (Kirchhöre)<br />
12 ist nach der Hofstatt benannt, worauf 1648 die erste, noch bestehende Kirche<br />
(S. 240f.) und in der Folge das Dorf entstand: eine typische, im Zusammenhang mit<br />
i AUB 29. 2 AUB 13, 14. 3 UBSG, Bd. III, S. 753, 755 (Einkunftsrodel).<br />
4 AUB 20. 5 AUB 21: Gehörtzu einem gefreiten Bezirkum Peterzell. 6 AUB 30.<br />
7 AUB 156. 8 AUB 953.<br />
9 BÜCHLER, Schwellbrunn, S.4: «..sie standan der Blatten links bei seits des jetzigen Wohnhauses<br />
aufKappelen... Deren Überrestevon Gemäuer durchMr Konr. Schoch erst im Jahr 174g bei seinem<br />
neuen Hausbau beseitigt und dazu verbraucht worden..Des Verfassers Vater wußte jene Stelle noch<br />
sehr gut zu erzeigen,wo besagte Kapelle gestanden war.»<br />
10 So übernommen von: BÜCHLER, Schwellbrunn, S. 4. — EUGSTER, Herisau, S. 140. - NÜSCHELER,<br />
Gotteshäuser II, 1, S. 147. - GAUDY II, S. 88. - Zum Problem siehe Herisau, St.-Anna-Kaplaneiund<br />
-Pfründe, S. 31, Baugeschichteder Kirche, S. 68,und vor allem St.-Anna-Altarund St.-Anna-Kapelle,<br />
S. 86 f.<br />
11 BÜCHLER, Schwellbrunn, S. 5. - Gemeindegeschichte I, S. 326.<br />
12 «Überkomnuß Brieff beider Kirchen Herisouw vnd Schwelbronen», 7. Febr. 1649, GdeA<br />
Schwellbrunn. - Abschrift in: Alte Urkunden, S. 4-8. - Kirchenlibell, Fol. 22: Erste Kirchhöreversammlungvom<br />
Sonntagnachder Landsgemeinde bestellte denHauptmannund je fünf Räte aus der obern<br />
und untern Schar, die ungefähr gleichviel Haushaltungen zählte.
234 s c h w e l l b r u n n<br />
einem Kirchenbau in neu gegründeter Gemeinde gewachsene Siedlung. Die Einwohner<br />
des neuen Gemeindegebietes, die teils der bisherigen Jesperger-, teils der bisherigen<br />
Rutzenschar angehörten 1 , waren von jetzt an entsprechend in die obere und untere<br />
Schar eingeteilt 2 . Ihre Zahl wuchs seit 1667 von 1012 auf 2436 im Jahre 1794 3 ,<br />
dann Rückgang auf 2195 bis zum Jahre 1842 4 , auf 1212 bis 1970 5 . Die Häuserzahl<br />
betrug im Jahre 1798 dreihundertfünfunddreißig 6 . Die reformierte Gemeinde<br />
bildete bis zur Trennung von Kirche und Staat durch die neue,am 29. April 1877 in<br />
Kraft getretene Kantonsverfassung eine kirchliche und politische Verwaltungseinheit<br />
(Kirchhöre). Die nun gegründete Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde, Nutznießerin<br />
der im Besitz der Politischen Einwohnergemeinde verbleibenden kirchlichen<br />
Gebäude, schloß sich 1878 der neu konstituierten Evangelisch-reformierten Landeskirche<br />
von Appenzell A.Rh. an. - Vgl. S. 9-11.<br />
WIRTSCHAFTLICHE VERHÄLTNISSE<br />
Entsprechend der allgemeinen Entwicklung in Außerrhoden nahm die mehrheitlich<br />
bäuerliche Bevölkerung a m Aufschwung von Textilgewerbe und -handel im<br />
16. Jahrhundert vor allem durch Spinnen von Flachs, im 17. und 18. Jahrhundert<br />
vorwiegend durch Leinwand- bzw. Baumwollweberei teil, wobei sich einzelne zu<br />
Fabrikanten und Handelsleuten emporschwangen. Hochblüte in den 1780-1790er<br />
Jahren 7 . Sozusagen Stillstand der Handweberei u m 1860 und Aufkommen der<br />
Handmaschinenstickerei 8 . Seit etwa 1880 Entwicklung zum Luftkurort 9 .<br />
Quellen. GdeA: «ÜberkomnußBrieff beider Kirchen Herisouw vnd Schwellbronen», 7. Febr. 1649<br />
(Pergamenturkunde mit Landessiegel, außerdem zeitgenössische Kopie). — «Kirchhöri-Protokoll der<br />
appenzell-außerrhodischen Gemeinde Schwellbrunnen von 1649 an» (von 1649 bis 1803nur fragmentarisch),<br />
enthält auch Abschrift von neun Turmknopfschriften von 1690 bis 1877. Zitiert: Kirchhöriprotokoll.<br />
- Jahresrechnungen der Gde (gedruckt), 16.Nov. 1840ff. - Protokoll der Kirchenvorsteherschaft<br />
Schwellbrunn, i877ff. - Historisches Museum Herisau: Kirchenlibell, 1652 von Leonhard Fuchs,<br />
erstem Pfarrer von Schwellbrunn, verfaßt, in einer Abschrift Friedrich Schefers, 1747. - KtA Herisau:<br />
Ms. 59, Schreibbuch des Johannes Rutz von Schwellbrunn, 1756.<br />
Literatur. GOTTLIEB BÜOHLER, Versuch für eine Geschichte für die Gemeinde Schwellbrunn. Ms.,<br />
Okt. 1848, im GdeA. Wichtig als Ersatz für verlorene Quellen seit 1648. Zitiert: BÜCHLER, Schwellbrunn.<br />
- « Gemeindegeschichte von Schwellbrunn », 3 Bde. Ms., Eigentum des « Leseverein Dorf».<br />
Von Bd. III Doppel im GdeA. Zitiert: Gemeindegeschichte I, II, III. Bd. I enthält Kopie von 1877<br />
von GOTTLIEB BÜCHLERS «Der Sammler historischer Ereignisse oder Beiträge zur Gemeindegeschichte<br />
für Schwellbrunn, Herisau, Neujahr 1848», z.T. abgedruckt in: AJB 1886, S. 1-17, mit dem Titel: «Zur<br />
1 «Überkomnuß Brielf..»,am Anfang. - Kirchenlibell, Fol. 4.<br />
2 Vgl. Kirchenlibell, Fol. 4 mit Fol. 22. Ebenda, Fol. 10, 12.<br />
3 SCHÄFER, Materialien 1810, S. 71-73.<br />
4 SCHÄFER, Materialien 1810, S. 74: im Jahre 1805: 2240. - AMB 1843, S. 64. - Vgl. BÜCHLER,<br />
Schwellbrunn, S. 128. — Gemeindegeschichte I, S. 358. - H. SCHMID, Schwellbrunn, S. 126.<br />
5 Statistische Quellenwerke der Schweiz, Heft 467, Bern 1971, S. 45.<br />
6 BÜCHLER, Schwellbrunn, S. 128, bzw. Gemeindegeschichte I, S. 358. — Vgl.H. SCHMID, Schwellbrunn,<br />
S. 56.<br />
7 G. BÜCHLER, Schwellbrunn, S. 126-129, bzw. Gemeindegeschichte I, S. 40-45. - Vgl. BODMER,<br />
Textilgewerbe, S. 3-5, 10 (Spinnerei), 21 f. (Baumwollverarbeitung seit dem 18. Jahrhundert).<br />
8 Gemeindegeschichte I, S. 366. — Turmknopfschrift XI, i.Sept. 1877 (Kirchhöriprotokoll,<br />
S. 101).<br />
9 Gemeindegeschichte III, S. 3of.
geschichte 235<br />
Abb. 222, 223 und 224. Schwellbrunn. Ältestes Gemeindesiegel, zweite Hälfte 18. Jahrhundert. —<br />
Gemeindesiegel, 19.Jahrhundert. - Kanzleisiegel, erste Hälfte 19. Jahrhundert. - Text unten.<br />
Geschichte der Gemeinde Schwellbrunn vorund nach der Reformation bis zum Kirchenbauim Jahr<br />
1648.» Außerdem in Bd. I: «Weiteres gemeindegeschichtliches und geographisches Material, gesammelt<br />
vonJ.M. Tanner», bis 1880. Bd.III: Fortsetzungvon 1880 bis Gegenwart. Bd. II: «Supplement»,<br />
nicht von Belang. - (OTTO FREHNER), Die Gemeinde Schwellbrunn, 1648-1948. Ms. o.J., im GdeA. -<br />
H . SCHMID, Schwellbrunn,Herisau 1949. - EUGSTER, Herisau,S. 102-105, 335f.<br />
Bilddokumente. 1. Dorf von SO, aufgenommen von JOH. ULRICH FITZI (1798-1855): a) Federzeichnung,<br />
zirka 20 X 62 cm, bezeichnet: «J. U. Fitzi. Mai 1821, SCHWELLBRUNN.». Gemeindehaus Schwellbrunn<br />
(Abb. 227). - b) «SCHWELLBRUNN» (Buchstaben mit Gitterverzierung), Federzeichnung,<br />
35 53j5 cm > u m 1822. Privatbesitz Zollikon. - c) Federaquarell, 21,7 X 46,8 cm, mit Bleistift kursiv<br />
bezeichnet: «Ansicht von Schwellbrunn 1828». Hist. Mus. St.Gallen, Nr. 12732. — d) Federaquarell,<br />
26,2 X 63,4 cm, datiertund signiert: «J. U. Fitzi im Speicher 1838». Privatbesitz Heiden. - e) Federaquarell,<br />
36,6 X 53,3 cm. KtB Trogen. - 2. Dorf von S, aufgenommen von Jon. ULRICH FITZI, Federzeichnung,<br />
20,8 X 51,5 cm, bezeichnet: «Schwellbrunn d 2 October 1829» (kursiv). Sammlung Ernst<br />
Rutz, Gümligen BE. - 3. «Schulhaus zur Linde, Schwellbrunn, gezeichnet von LehrerJ. K. Schieß,<br />
Lehrer daselbst Nov. 1852-Oct. 1857», Federaquarell, 30,2 X 38,4cm. Hist. Mus. Herisau (Abb. 238).<br />
Siegel und Wappen. Lange Zeit besaß die neu gegründete Gemeinde kein eigenes Siegel, und auch<br />
nach dessen Anschaffung wurden Urkunden gelegentlich noch mit dem Herisauer Gemeindesiegel<br />
von 1664 versehen 1 . Ein gemeindeeigenes Siegel konnte erstmals auf dem Zettelauszug («Zedel») Nr.<br />
D411 vom 14. Mai 1769 (GdeA) festgestellt werden 2 . 1. Ältestes Gemeindesiegel. Zweite Hälfte^.Jahrhundert<br />
(Abb. 222). Oval, 31 X 27mm. Wappen mit heraldisch nach rechts auf Felshang und daraus<br />
sprudelndem Quell zuschreitendem Bären. Als Umrahmung Louis-XVI-Kranzund Antiquaumschrift:<br />
«sie. DER GEMEIND SCHWELL BRUNNEN». - 2. Gemeindesie gel. 19. Jahrhundert (Abb. 223). Oval, 33 X 27mm.<br />
Das Wappen ist n un zusätzlich mit einem Tännchen auf dem Felsen versehen. Antiquaumschrift:<br />
«SIEGEL DER GEMEINDE SCHWELLBRUNNA. AR.» ( A R istligiert).Abdruck in der Sammlung des Kantonsarchivs.<br />
Mit einem laut BÜCHLER, Schwellbrunn, S. 96, im Jahre 1796 angeschafften Siegel ist das<br />
beschriebene aus der Schreibweise «A.AR.» zu schließen kaum identisch (vgl. Siegel von Waldstatt). -<br />
3. Kanzleisiegel, a) Erste Hälfte 19. Jahrhundert (Abb. 224). Oval, 29 X 26mm. Wappen ähnlich wie<br />
bei Nr. 2 mit einem Tännchen. Antiquaumschrift: «CANZLEY SCHWELLBRUNN. APP LL VR. ». Abdruck in<br />
derSammlung des Kantonsarchivs. Die Petschaften der Siegel 1, 2 und 3 a sind verschollen. - b) Zweite<br />
Hälfte 19. oder Anfang 20. Jahrhundert. Oval, 30 X 28 mm. Ähnlich wie das Ältere. Antiquaumschrift:<br />
«KANZLEI SCHWELLBRUNN. APP. AR.». Messingpetschaft im Gemeindearchiv. — 4. Neuestes Kanzleisiegel<br />
und Gemeindewappen sind ohne Bär und Tännchen3.<br />
i So noch gleichzeitig mit dem Auftauchen des Schwellbrunner Siegels 1769 aufeiner Landrechtsurkunde,<br />
ferner 1782 auf einem Schuldzettel (GdeA). 2 Siegel des erloschenen Zettelsim KdmA.<br />
3 Vgl. JAKOB SIGNER, Die Wappen der Gemeinden des Kantons Appenzell A.Rh., AHS 1916,<br />
30. Jg., Heft Nr. 2, S. 85-89; Heft Nr. 3, S. 129 und Tf.VI.
o<br />
co<br />
O)<br />
Abb. 225. Schwellbrunn. Übersichtsplan. Maßstab 1: zirka 3300. Typisches Straßendorf, das auf einem HügelrückenimAnschlußandie<br />
1648 erbaute Kirchevom 17. bis zum 19. Jahrhundert zur Hauptsache in zwei Häuserzeilen in nordöstlicher und südwestlicher Richtung<br />
entstand. - Text S. 236-257.
l a g e u n d g e s t a l t 237<br />
Abb. 226. Schwellbrunn. Flugaufnahme von Süden, 16. Mai 1949.Am Hang östlich des Dorfes die 1843<br />
angelegte Landstraße Richtung Herisau, darüberder ältere Straßenzug. - Text S. 236-240.<br />
Das Dorf. GESCHICHTLICHES ZUR ENTSTEHUNG. Vor dem Kirchenbau von 1648<br />
existierte kein Dorf, sondern höchstens ein kleiner Weiler, zu dem jedenfalls ein<br />
Wirtshaus gehörte. In der langen Spenderliste für den Kirchenbau von 1648 ist im<br />
Unterschied zu spätem Verzeichnissen nie von «Dorf» und unter den zahlreichen<br />
Höfen als Wohnsitzen nur ein einziges Mal von «Schwellbrunnen» die Rede 1 .<br />
Außerdem bezeichnete BÜCHLER 2 Hans Alder, Förderer des Kirchenbaus 3 , als «Wirth<br />
zu Schwellbrunn», der «eines von den drei damals gestandenen Häusern besaß.» 4 . Als<br />
man am 26. September 1647 die Hofstatt für Kirche, Turm, Friedhof, Pfarrhaus und<br />
Brunnen aussteckte, wurden «zugleich fünf Haushofstattenzu nächst vor der Kilchen<br />
erkaufft, die hernach auch mit derselbigen aufgebauwen worden» 5 . Die gebotene<br />
Distanz ringsum die Kirche zu deren Schutz vor Feuer betrug für jedes Haus mit<br />
«Fürherdstatt» vierzig Schritte 6 , eine Vorschrift, die mit dem Pfarrhausneubau von<br />
1709 durchbrochen wurde. Eines dieser Häuser hat sich anscheinend in dem etwa<br />
vierzig Schritte entfernten, mit Tätschdach versehenen Kleinhaus Nr. 4 ostseits der<br />
Kirche erhalten, zwei weitere standen an der Stelle des Doppelhauses Nr. 5 (S. 249).<br />
Hier in der Umgebung des Brunnens und des Pfarrgartens, wo offenbar das ursprüngliche<br />
Pfarrhaus gestanden hatte, ist der Kern der Dorfsiedlung zu suchen.<br />
BESCHREIBUNG (Abb. 225-227). Mit 966m ü.M. (LK) das höchstgelegene Appenzeller<br />
Dorf. Auf schmalem, von S W nach NO verlaufendem, nordostwärts leicht<br />
ansteigendem Hügelrücken säumen die südost- bis ostwärts gerichteten gestrickten<br />
i Kirchenlibell, Fol. 10-14. 2 BÜGIILER, Schwellbrunn, S.8. 3 Kirchenlibell, Fol.3.<br />
4 GOTTLIEB BÜCHLER, Das Geschlecht der Alder in Schwellbrunn. Ms., 1854, Nr. 5 (Geraeindebibliothek<br />
Herisau, Nr. 5001/16).<br />
5 Kirchenlibell, Fol. 6, 6 Kirchenlibell, Fol. 22.
238 s g h w e l l b r u n n<br />
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HKi, mt.<br />
SCl-nrtLLßHL'A'A<br />
Abb. 227. Schwellbrunn. Das langgezogene Dorf von Südosten. Federzeichnung von Johann Ulrich<br />
Fitzi, 1821. Gemeindehaus Schwellbrunn. - Text S.235, 236-257.<br />
und an der Front getäferten Holzgiebelhäuser des 17./18. Jahrhunderts weithin beide<br />
Seiten der gewundenen Dorfstraße, wobei jene der südöstlichen Reihe mit der Front<br />
von der Straße abgekehrt sind. Nur die in der Mitte des Straßendorfes gelegene<br />
Kirche mit Pfarrhaus und zwei weitern nordostseits anschließenden Häusern sowie<br />
der südwestlichste Teil des Dorfes bilden eine einzige Zeile auf der Nordwestseite<br />
der Straße und genießen eine völlig freie Sicht nach Süden und Osten. Die Häuser<br />
besitzen mehrheitlich schlichte Satteldächer in Giebelstellung, nur ausnahmsweise<br />
ein Mansardgiebel-, ein Mansardwalm- oder ein gewöhnliches Walmdach, und sind<br />
bisweilen zu Zweier- und Dreiergruppen zusammengebaut, einzelne mit traufständigen<br />
Anbauten versehen, fast ausnahmslos alle mit Reihenfenstern, die in einigen<br />
Fällen durch weitausladende verschalte Klebedächer geschützt sind.Im wesentlichen<br />
hat sich das Dorfbild des 17./18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fast unverändert<br />
erhalten. Eine besonders reizvolle Perspektive bilden die Häuser in der Egg<br />
vom «Ochsen», Nr. 59, südwärts hinab zu Nr. 67 (Abb. 248).<br />
Gemeinde. Die ausgedehnte Gemeinde grenzt im Osten an Waldstatt, im Süden an<br />
Urnäsch und Schönengrund, im Westen an die sanktgallischen Gemeinden Mogelsberg<br />
und Degersheim, im Norden an Herisau. Gegen diese Gemeinde wurde die<br />
Grenze aufgrund eines Entscheides vom 17. April 1658 am 20. März 1659 neu ausgemarcht<br />
1 . - Im Gemeindegebiet bilden hohe Hügelzüge, die von den tiefen Tälern<br />
der in Dorfnähe entspringenden und nordwärts fließenden Glatt und des Wissenbachs<br />
durchfurcht sind, eine eindrücklich gegliederte voralpine Landschaft, in der von den<br />
zerstreut liegenden Höfen und Weilern über Höhen und Tiefen hinweg der Blick<br />
stets von neuem auf das zentrale Dorf und seinen Kirchturm freigegeben wird.<br />
I ZELLWEGER, Urkunden von 1650-1699, A GLVIII.
STRASSEN U ND V ERKEHR 239<br />
STRASSEN U ND VERKEHR<br />
Straßen und Wege sind bis heute die einzigen Verkehrsverbindungen geblieben.<br />
1. Bis zum iy.ji8. Jahrhundert folgten sie den Höfen (die eingeklammertenOrte liegen,<br />
abgesehen von Vollhofstatt, das zu Waldstatt gehört, in der Gemeinde Herisau):<br />
1. In OW-Richtung von Herisau ins Toggenburg über: a) (Hueb-Brugg-Schmidhusen-Ifang)-EggeIi-Rötschwil-Rüti-<br />
Kappelen-Löchli-Bild-Äschenwies-Nord - Erzenberg-Gägelhof.<br />
- b) (Steigmüli-Böhl-Nieschberg-Vollhofstatt)-Gallisnögel-<br />
Zwotannen-Högg-Stein. - 2. In NS-Richtung von der Elawiler Egg mit Verzweigung<br />
in Talmüli: a) über (Baldenwil-Nünegg)-March Dietenberg-Rüti-Rötschwil-<br />
'Qu.thenstig-Schwellhmnn und weiter nach Waldstatt. - b) über Bruggenmoos-Untere<br />
Müli-Ruchacker-Oberes Nord (hier Vereinigung mit ia). Von diesem Weg Abzweigung<br />
hinter Schwendiwald nach Niederfeld-Kappelen-Rötschwil (Querverbindung<br />
zu 2 a nach Schwellbrunn) I . Vgl. LK.<br />
2. Straßen seitdem Kirchenbau 1648. Deren Anlage wurde maßgeblich durch die mit dem<br />
Kirchenbau beginnende Entstehung des Dorfes bestimmt. Etwa seit jener Zeit<br />
führte eine «Hauptlandstraße» von Herisau durch das Kirchdorf ins Toggenburg 2 .<br />
Den Anstoß zu einem eigentlichen Straßenbau gab aber erst 1789 die Planung einer als<br />
Konkurrenz gefürchteten Straße Herisau-Waldstatt-Eisigli-Schönengrund (S.271).<br />
Infolgedessen 1789/90 Bau der Strecke von der Grenze Schönengrunds und der Tüfi<br />
bis über den Risiwald hinaus gegen das Dorf 3 . Jedoch Bauverzögerung an der restlichen<br />
Strecke und nur teilweise Ausführung infolge Streits zwischen oberer Schar,<br />
welche die Straße durchs Dorf und den «schon über 40 Jahre als Straße» gebrauch-<br />
1 BÜCHLER, Schwellbrunn, S. 108-111.<br />
2 Kirchenlibell, Fol. 23. — Turmknopfschrift VI, 16. Aug. 1790, im Kirchhöriprotokoll, S. 95.<br />
3 Ebenda, S. 95-97. - BÜOHLER, Schwellbrunn, S. 110-115.
240 s c h w e l l b r u n n<br />
ten Landersberg, und der untern Schar, welche diese über die Schwarze Gasse, das<br />
Unterholz und Eggeli nach Herisau hinabführen wollte, ferner infolge Revolutionswirren<br />
1 , bis 1843 anstelle der bereits veralteten Projekte im Einvernehmen mit Herisau<br />
die jetzige Straße durch Hohrain zur Obern Müli (Ädelswil) nach Plänen von Ing.<br />
H. HARTMANN, St. Gallen, ausgeführt 2 und 1860 bis 1868 auch auf Herisauer Boden<br />
korrigiert wurde 3 . Weitere Straßenbauten; 1830 durch Sägenbach-Bruggenmoos 4 ,<br />
1863-1865 durch jetzige Straße nach Degersheim ersetzt 5 . - 1831 über Sitz nach<br />
Dicken 6 , 1896/97 durch jetzigen Straßenzug Risi(«Hirschen»)-Dicken ersetzt 7 . -<br />
1860 über Glattberg zum Brisig («Traube») 8 . - 1861 Korrektion von Risi («Hirschen»)<br />
nach Tüfi (vgl. oben) 9 . - 1899 Sommertal-Rötschwil-Eggeli 10 und weitere<br />
Gemeindestraßen in der Folgezeit 11 .<br />
KIRCHE<br />
BAUGESCHICHTE, I. Kirchengründung 1648. Der vor allem durch Landammann<br />
Johannes Tanner von Herisau 1647 angeregte Entschluß zum Kirchenbau «in dissen<br />
Bergen» entsprang einem alten Bedürfnis. Dank Vermittlung des Landshauptmanns<br />
Konrad Meyer von Herisau und Hans Schüß von Schwänberg, «Kirchhöri-Hauptmann»<br />
zu Herisau, einigten sich die Angehörigen der Jesperger (obern) und diejenigen<br />
der Rutzen (untern) Schar auf Schwellbrunn als Baugelände, nachdem jene<br />
Geren, diese Buebenstig dafür beansprucht hatten. Am 26. September 1647 wurde<br />
die gestiftete Hofstatt «zur Kirchen, Thurm, Kilchhoff, Pfarrhaus und Brunnen» ausgesteckt<br />
12 . Die Oberaufsicht führten je drei aus jeder Schar gewählte «Baumeister»' 3 .<br />
Grundsteinlegung am 13. April 14 , erste Predigt (Einweihung) am 22. Oktober 1648 15 .<br />
Als Maurermeister waren GEORG SCHÄRPE und HANS SINGER aus dem Lechtal tätig l6 ,<br />
1 BÜCHLER, Schwellbrunn, S. 115-123. (Beide Scharen bauen auf eigne Faust an ihrem Projekt<br />
weiter.) Alte Urkunden, S. 218-222 (u.a. 1803/04 Ausbau der Strecke Herisau-Schwellbrunn über<br />
Landersberg). Ebenda, S. 213 (Korrektion von 1778). Vgl. «Straßenkorrektion durch obere & untere<br />
Schar. 1830» (GdeA). - AMB 1825, S. 116.<br />
2 GdeA, Nr. 109 (Voranschlag von H. HARTMANN, 12.Aug. 1836). — Kirchhöriprotokoll, 7. Juli<br />
1839. - AMB 1839, S. 83, 97, u nd 1843, S. 105 f.<br />
3 EUGSTER, Herisau,S.337.<br />
4 Kirchhöriprotokoll, 2.Mai und 13. Juni 1830. - «Straßenkorrektion durch obere & untere Schar.<br />
1830» (GdeA). Vgl. «Unterschaarstraße betreffend. 1831» (GdeA).<br />
5 GdeA, Nr. icg (Akten zum Straßenbau). - Kirchhöriprotokoll, 14.Juniund 18.Okt. 1863 (teils<br />
nach Plan von JEMING, teils vonR. DARDIER).<br />
6 H . SCHMID, Schwellbrunn,S. 8 9.<br />
7 GdeA,Nr. 107 (Bauvertrag, 19. März 1896. - Kollaudation 26. Juli 1897. - Kassabuch. - Protokoll<br />
der Straßenbaukommission, 10. Febr. 1896 bis 15. Febr. 1898, nimmt Bezug auf nicht ausgeführtes<br />
Projekt von 1875 und diesbezüglichen Kirchhörebeschluß vom 8. Mai 1876).<br />
8 GdeA, Nr. 109 (Projektvon Ing.R . DARDIER, 22.M a i1860. - Akkordmit FRANCESCO ROSATTO,<br />
28. Mai 1861).<br />
9 GdeA, Nr. 109 (Akkord mit F. ROSATTO, 2. Juli 1861).<br />
10 Kirchhöriprotokoll, 12. Febr. 1899.<br />
11 GdeA,Nr. 108 (1900, Untere Müli-Hof), Nr. 110 (1904, Rippistalstraße). - Gemeindegeschichte<br />
III, S. 22f.; Straßenwesen von 1880-1920. - Vgl.H. SCHMID, Schwellbrunn, S. 90.<br />
12 Kirchenlibell, Fol. 1-5.<br />
13 Kirchenlibell, Fol. 4f. (zuerst vier, dann sechs «Baumeister»).<br />
14 Kirchenlibell, Fol. 7. 15 Kirchenlibell, Fol. 20.<br />
16 Kirchenlibell, Fol. 2, 6.
k i r c h e<br />
24I<br />
• 1877/78<br />
Abb. 228. Schwellbrunn. Grundriß der Kirche. Maßstab 1:zirka 263. - Text S.243.<br />
die 1644/45 die evangelische Stadtkirche zu Frauenfeld erbaut hatten 1 , als Zimmerwerkmeister<br />
H ANS FRISCHKNECHT «der Wagner» und HANS HÖSCHER (HEUSCHER),<br />
zwei der sechs Bauherrn 2 . Gesamtkosten von 1647 bis 1651 einschließlich Glocken<br />
und Uhr von Meister LEONHARD RUCH von Leutkirch und Pfarrhaus 8469 Gulden<br />
und 153 Pfund Schilling 3 , wozu Kirchgenossen, Gemeinden und Land von Appenzell<br />
Außerrhoden, ferner Gemeinden und geistliche Kapitel der ganzen Schweiz bis<br />
nach Genf beisteuerten 4 . Erst 1679 Einzug einer flachen, mit Sternen bemalten<br />
Decke («Himmel») 5 .<br />
2. Renovationendes Turms von ißgo bis iSgs^ und igyi. Bedeutendste 1763 durch Werkmeister<br />
HANS ULRICH GRUBENMANN von Teufen: Errichtung eines neuen Helms samt<br />
neuen vergoldeten Knöpfen und Fahnen um 300 Gulden und eines neuen Glockenstuhls,<br />
der «elf Schuh höher in das Holzwerk außen »gesetzt wurde,um 100 Gulden 7 .<br />
- 1877 wurden das «Riegelwerk im Glockenhaus ausgemauert» ( = «das Holzwerk<br />
1 Kirchenlibell, Fol. 2 (nur SCHARPF betreffend). - Kdm Thurgau I, S. 131. (Die Maurermeister<br />
SCHARPF und SINGER arbeiten unter der Aufsicht von vier Bauherren.Zum auffallend ähnlichen Projekt<br />
siehe Beschreibung.) GEORG SCHARPF war 1652am Kirchenbau in Heiden, HANS SINGERa n jenem<br />
in Wolfhalden tätig (s.d.).<br />
2 Kirchenlibell, Fol. 5f., 12. - Vgl. Pfarrhaus, S. 246.<br />
3 Kirchenlibell, Fol. 18, ao.<br />
4 Kirchenlibell, Fol. 10-18.<br />
5 Kirchenlibell, Fol. 18: «doch verzog es sich mit Ausbauw.» - BÜCHLER, Schwellbrunn, S. 92, 95.<br />
6 Laut Turmknopfschriften I-V und VII-IX (Abschriften im Kirchhöriprotokoll, S. 89-95,<br />
97-102): 1690 (I), 1739 (II), 1763 (III), 1774 (IV), 1790 (V), 1805 (VII), 1840 (VIII), 1877 (IX).<br />
Ferner laut Kirchhöriprotokoll, 7. Juli 1892, Reparatur an Helm und Mauerwerk. Abgesehen von 1840<br />
und 1892 wurden u.a. jedesmal Knöpfeund Fahnen neu vergoldet.<br />
7 TurmknopfschriftIII (a.a.O.).<br />
16 - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
242 s c h w e l l b r u n n<br />
Abb. 229 und 230. Schwellbrunn. Die 1648 erbaute Kircheund das 1709 neu erbaute Pfarrhausvon<br />
Ostnordosten. - Die Kirche von Südsüdwestennach der Außenrenovationvon 1971 mit dem Pfarrhaus<br />
undHausNr. 3 i m Hintergrund. - Text S. 240-243, 246f.und 249.<br />
außen»?), der Archivraum vergrößert, der Helm mit Blechschindeln gedeckt 1 . -<br />
1971 Entfernung der Eckquadrierung und der Balkongeländer an den Schallfenstern.<br />
3. Kirchenrenovationen seit 1806. a) 1806 wurde der hölzerne Himmel durch stichbogige<br />
Gipstonne, der «Vorschopf» durch « ein auf Säulen ruhendes, schönes<br />
Vorzeichen» ersetzt 2 . - b) 1877/78 3 ; Verlängerung der Kirche gegen Westen u m<br />
15 Schuh. Dabei wurden Süd- und Westmauer von Grund auf erneuert und der<br />
Boden 3 Fuß tiefer gelegt. Ganz neuer Dachstuhl und neue Fenster (je vier an Nordund<br />
Südseite statt drei an der Süd- und einem Rundfenster an der Nordseite), neue<br />
Empore (an West- und Nordseite) 4 . - c) Innenrenovation 1949 durch Architekt<br />
JOHANNES WALDBURGER, Herisau 5 ; Verkleinerung der zwei ursprünglichen ost-<br />
1 TurmknopfschriftIX.Vgl. übernächste Anmerkung.<br />
2 BÜCHLER, Schwellbrunn,S. 95. - Vgl.Federzeichnung 1821 von Jon. ULRICH FITZI (Abb. 227).<br />
3 Kirchhöriprotokoll: Der Beschluß der außerordentlichenKirchhöre vom 16.Juli 1876 hebt jenen<br />
der ordentlichenvom 8. Mai gleichen Jahresaufund beschließt von drei Vorlagen: a) kleinere Renovation<br />
(Beschluß des 8. Mai), b) Erweiterung unddaher RenovationnachPlanund dazugehörigem<br />
Baubeschreib, c) gänzlicher Neubau,die zweite. Vgl. folgende Anmerkung.<br />
4 Gemeindegeschichte I, S. 34of.,und II, S. 16. - TurmknopfschriftIX (a.a.O.). — Bericht der<br />
Kirchenbaukommission beim Einweihungsbankett, 3. Febr. 1878.<br />
5 Schlußabrechnung über die Kircheninnenrenovation 1949 in: Jahresrechnung über die öffentlichen<br />
Verwaltungen der Gemeinde Schwellbrunn, 1. Jan. bis 31. Dez. 1949, S. 46. — Protokollfür die<br />
Kirchenvorsteherschaft in Schwellbrunn, Sitzungen betr. Innenrenovation der Kirche, 23. Okt. 1948<br />
bis 3i.Dez. 1949 (Renovation beendigt). Einweihung 28. Aug. 1949. - Gemeindegeschichte III, S. 50.
k i r c h e 243<br />
seitigen Rundbogenfenster auf Rechteckfenster, Ersetzung der stichbogigen Gipstonne<br />
durch flache Felderdecke aus Holz. Entfernung der nordseitigen Empore.<br />
- d) 1971 Außenrenovation unter der Leitung des Architekturbüros MAX ROHNER,<br />
Herisau I .<br />
BAUBESGHREIBUNG (Abb. 225-230). Lage und Außeres. Frei in der Mitte des<br />
Straßendorfes und mit diesem auf Hügelkamm gelegener, schlichter nordostwärts<br />
gerichteter Rechteckbau unter Satteldach mit nordostseits in der Achse errichtetem<br />
Turm, dessen Südwestflanke mit der nordöstlichen Kirchenwand bündig in einer<br />
Flucht liegt. An dieser ursprünglichen Disposition wurden 1877/78 durch Verlängerung<br />
nach SW die Maßverhältnisse, ferner Lage und Anzahl der Fenster verändert.<br />
Seither außer je einem ursprünglichen, 1949 veränderten Rundbogenfenster zu<br />
beiden Seiten des Turms in der Nordostwand je vier gleich große, symmetrisch<br />
verteilte Rundbogenfenster an beiden Längswänden. Verbindungshalle zum neuen<br />
Gemeindehaus beim Westeingang von 1 949Den Anblick von S O vor 1877 mit<br />
dem Vorzeichen von 1806 hat JOH. U LRICH FITZI zwischen 1820 und 1840 einige<br />
Male gezeichnet 3 . - Der saalförmige Innenraum ist nur durch zwei Sandsteinstufen<br />
in Chor und Schilf geteilt und (seit 1949 nur noch) mit einer Westempore für die<br />
Orgel versehen. Der sechsgeschossige, bis 1971 mit Eckquadrierung versehene Turm<br />
weist nachgotischen Helm mit Wimpergen über rundbogigen Schallfenstern und<br />
Zifferblättern auf.<br />
BAUGESCHICHTLIGHE WÜRDIGUNG. Die auffallende Ähnlichkeit der ganzen Anlage<br />
mit jener der kurz zuvor ebenfalls von den Maurermeistern G EORG SCHARPF und<br />
HANS SINGER erbauten ehemaligen evangelischen Stadtkirche von Frauenfeld läßt<br />
vor allem an eine Vermittlung des Baugedankens durch besagte Meister denken 4 .<br />
Die Idee dieser besonders durch rechteckigen Predigtsaal gekennzeichneten «protestantischen<br />
Normalkirche» scheint aber, wie die 1649 erschienene Schrift «Kirchen<br />
Gebäw» des Ulmers JOSEPH FURTTENBACH d.J. beweist, bereits verbreitet gewesen<br />
zu sein 5 .<br />
Ausstattung der Kirche<br />
Abendmahlstischchen, Nußbaumholz, H. 71 cm, Platte 104x77 cm, 1648 durch<br />
JOGLI HÖSCHER (HEUSCHER) verfertigt und «zum Gebrauch des heiligen Abenmohles<br />
verordnet.» 6 . Platte mit Schiefereinlage 7 und spärlichen Intarsien, auf vier gedrechselten,<br />
gespreizten Kandelaberfüßen, die durch tannene Stege verstrebt sind. —<br />
Tauf stein. Den ersten hatte das toggenburgische Kappel 1648 u m siebzig Gulden<br />
«hauwen» lassen und gestiftet 8 . 1877/78 wurde er durch den bestehenden samt<br />
1 AZ, 7.Nov. 1970, Nr. 262, und 20.Aug. 1971, Nr. 193. AZ, 5.Nov. 1971, Nr. 259: Bericht von<br />
MAX ROHNER, Architekt ETH/SIA.AZ, 14. Dez. 1971. JahresrechnungderGde 1971, S. 35, Gesamtkosten:<br />
272757 Fr.80Rp.<br />
2 Gemeindegeschichte III, S. 50. 3 Bilddokumente 1 a-e. Ebenfalls von S (Bilddokument 2).<br />
4 Kdm Thurgau I, S. 130-132 und Abb. 93.<br />
5 Vgl. GEORG GERMANN, Der protestantische Kirchenbau in der Schweiz, Zürich 1963, S. 49!". und<br />
Abb. 19.<br />
6 Kirchenlibell, Fol. 12.<br />
7 Kirchenlibell, Fol. 12: «..mit einer steinernen Tafel».<br />
8 Kirchenlibell, Fol. 16.
244 s c h w e l l b r u n n<br />
Kupferbecken ersetzt: neugotische Arbeit der Gebrüder PFISTER in Rorschach aus<br />
schwarzem Marmor in achtkantiger Kelchform und mit Fischblasenmaßwerk 1 . -<br />
Kanzel und Gestühl. 1768 stiftete Jeremias M OCK auf Geren eine durch seinen Sohn<br />
JOHANNES verfertigte und mit «goldverzierten Bibelsprüchen» geschmückte, harthölzerne<br />
KanzeP, die offenbar eine frühere ersetzte. 1877/78 neue Kanzel und<br />
Bestuhlung, wiederum 1949 3 . - Orgel. Erste 1898 von Firma KUHN, Männedorf 4 ,<br />
die bestehende 1968 von der gleichen Firma 5 .<br />
Tauf- und Abendmahlsgefässe<br />
Abendmahlsgefäße. 1. Kelchbecher, Silber, vergoldet,H. 17,9 cm. Beschau Straßburg<br />
war früher sichtbar 6 .Am unterseitigen Fußrand in Antiqua: «POCVLO-HOC-EVCHA-<br />
RIST • ECCL • SCHWELBRVN ABBATISC • DONANT • M • LEONH • FVCHS • ET • CATH • TREWIN •<br />
CONIVG-1648.» 7 (Abb. 234). Hutförmig gewölbter Fuß, Buckelknauf, Becher mit<br />
Lederwerk und Pflanzen auf Mattgrund verziert, auf oberm Rand graviertes Blattwerk.<br />
Im Ornament Hauszeichen «AR». - 2. Ähnlicher Kelchbecher, FI. 18,3 cm,<br />
ohne Beschau. Datiert «1690». Unterseitig am Fuß Stifterinschrift in Fraktur: «H.<br />
Jacob Schläpfer Landsfendr. Fr. Barbara Frischknechtin verehrt disen B zum gebr.<br />
1 Bericht der Kirchenbaukommission, 3.Febr. 1878, S. 15, 19 (ohne Seitenzahlen). - Turmknopfschrift<br />
I X. - Er kostete laut «Rekapitulation der Kirchenrenovations-Rechnung 1873-1879» samt<br />
Kessel, der 15 Franken kostete, und einschließlich der Gratifikation 765 Franken.<br />
2 BÜOHLER, Schwellbrunn, S. 94F.<br />
3 Bericht der Kirchenbaukommission, 3.Febr. 1878, S. 15 (Kirchenbänke), S. 19 (Kanzel). -<br />
Turmknopfschrift I X (Kirchhöriprotokoll, S. 100). - Gemeindegeschichte I, S. 340, und III, S. 50.<br />
4 Verhandlungen der Kirchen-Vorsteherschaft Schwellbrunn, 14. Febr. 1899: Beschluß der Kirchgemeindeversammlung,<br />
12.Febr. Ebenda, 27.Okt. 1899: Einweihung auf 12.Nov. festgesetzt. —<br />
Gemeindegeschichte III, S. 4.<br />
5 Kirchenrechnungund Gemeinderechnung 1968.<br />
6 RITTMEYER u n d STEINMANN, S. 3 I .<br />
7 Stiftungdes ersten Pfarrers Leonhard Fuchs, die auch im Kirchenlibell, Fol. 20, vermerkt ist.<br />
Abb.231und 232. Schwellbrunn. Glockenförmige AbendmahlskanneausZinn, 17./18.Jahrhundert. -<br />
Taufkanne aus Zinn, von F.Cane, Appenzell, Anfang 19.Jahrhundert. - Text S.245.
KIRCHE 245<br />
Abb. 233und 234. Schwellbrunn.HölzernerAbendmahlskelch, 19. Jahrhundert. SchweizerischesLandesmuseum<br />
in Zürich. - Silbervergoldeter Abendmahlskelch, Straßburger Arbeit, 1648 datiert. -<br />
Text S. 244 f.<br />
des H . Abendm; der gern: Schwelbron.» - 3. Zwei neue, den alten angeglichene<br />
Becher «Jezler 800/52976»,um i900(?), ersetzten je einen von 1 720 und I735 1 - -<br />
4. Vier Glockenkannen, Zinn, H. 32,5cm (Abb. 231). Marken «G» von St. Gallen und<br />
«IG» von einem GLINZ oder GMÜNDER (BOSSARD II, S. 149, Nr. 2 82). Bodenrosette<br />
mit dem St. Galler Bären zwischen «I» und «G». - Im Schweizerischen Landesmuseum:<br />
Hölzerner Abendmahlsbecher, H.2 4 cm, 19. Jahrhundert. Inv.-Nr. 12555 (Abb. 233).<br />
Taufgefäß. Zinnkanne, H. (mit Griff) 21,3 cm. Meisterwappen des F. GANE,<br />
Appenzell, Anfang 19. Jahrhundert (BOSSARD I, Nr. 324, und II, S. 162). Gedrungene,<br />
stark gebauchte Form 2 (Abb. 232).<br />
Glocken<br />
Ehemaliges Geläute von drei Glocken 1648. GESCHICHTE. 1648 wurden PETER FÜSSLI<br />
(VIII.) von Zürich für drei Glocken zu 36 Zentner 33 Pfund, 15 Zentner 34 Pfund<br />
und 7 Zentner 52 Pfund ohne Fuhrlohn, der 30 Gulden betrug, 2139 Gulden bezahlt,<br />
dem Uhrenmachermeister LEONHARD R UCH von Leutkirch «Fürdrey GlockenHälm,<br />
auch übrig Eisenwerckh zum Hängen der Glockhen.. Jtem für die SchlagUhr»,<br />
die, 3 Zentner schwer, allein 60 Gulden kostete, insgesamt 343 Gulden 20 Kreuzer 3 .<br />
BESCHREIBUNG. Laut NÜSCHELER 4 : I. Große Glocke.Am Schlagkranz in Fraktur;<br />
«Zur Gemeinde Gottes rufe ich Jedermann; Ihr sondt (hieß wohl ) zum<br />
Heren Christo gahn.»An der Flanke über einem Blumenkranz die vier Evangelistensymbole,<br />
darunter die Wappen von siebenum den Kirchenbau verdienten Männern<br />
1 Laut DORA FANNY RITTMEYER vom Pfarrer u m 1929 mitgeteilt.<br />
2 RITTMEYER und STEINMANN, S. 24!"., 32. - CARL RUSCH, IGfr 14 (1968), S. 16-18, 26f.<br />
3 Kirchenlibell, Fol. 19.<br />
4 NÜSCHELER, Glocken, S. 40-42 (in d en historischen Angaben fehlerhaftund auchin der Lesart<br />
der Inschriften, die Nüscheler nicht selbst gesehen hat, zweifelhaft).
246 s c h w e l l b r u n n<br />
Abb. 235, 236und 237. Schwellbrunn. Landammann Johannes Schefer (1738-1799). - Landammann<br />
Johann Konrad Frischknecht (1767-1842). - DekanJohann Ulrich Schieß (1767-1817). Ölgemälde<br />
von Johannes Weiß von Hundwil (1789-1853), datiert 1820 (posthum) bzw. 1823bzw. 1822 (posthum).<br />
Gemeindehaus Schwellbrunn. - Text S.247f.<br />
mit den entsprechenden Namen: «Johannes Tanner, Landammannund Bannerherr.<br />
Konrad Meier, Landshauptmann, des Raths. Gallus Schläpfer, Seckelmeister. Hans<br />
Hächer (hieß wohl
ÖFFENTLICHE P ROFANBAUTEN 247<br />
der Wohnstube eingerichtet 1 . Renovationen 1828 und 1935 2 . - BESCHREIBUNG.<br />
Fünfgeschossiger, über gemauertem, durch Eckquadern und Sandsteingewände gegliedertem<br />
Erdgeschoß getäferter Strickbau mit Satteldach in Giebelstellung und mit<br />
Klebedächern über den Reihenfenstern von drei Obergeschossen. Die nußbaumene<br />
Haustüre mit Rechteckfüllungen wohl von 1828 (Abb. 225-227 und 229f.).<br />
Gemeindehaus. Drei Porträts, Öl auf Leinwand, der zwei von Schwellbrunn gebürtigen<br />
und daselbst wohnhaften Landammänner und eines hier wirkenden Pfarrers,<br />
je in gemaltem Oval: 1. Johannes Schefer (1738-1799). 48 X 38,5 cm, signiert und<br />
datiert: «Joh.s Weiß pinx. 1820.» Rechts oben unter dem Familienwappen in<br />
Fraktur: «Hr Johannes Schefer Landammann 1793.» Posthumes Gemälde nach dem<br />
einzigen erhaltenen offiziellen Porträt im Kantonsratssaal Herisau (S. 114) 3 . -<br />
2. Joh. Konrad Frischknecht (1767-1842). 48,5 X 38,5 cm, signiert und datiert: «Joh.s<br />
Weiß pinx. 1823.» Rechts oben unter dem Familienwappen in lateinischer Kursive:<br />
«Joh. Conrad Frischknecht Geb. den 23. 9 br 1767 Landammann 1822.» Gleichzeitig<br />
mit den beiden Originaldubletten im Kantonsratssaal Herisau (S. 115) und<br />
Obergerichtssaal Trogen angefertigtes Gemälde 4 . - 3. Joh. Ulrich Schieß (1776-1817<br />
1 BÜCHLER, Schwellbrunn, S. 95.<br />
2 BÜCHLER, Schwellbrunn, S. 32, bzw. Gemeindegeschichte I, S. 297. - Protokollfür die Kirchenvorsteherschaft<br />
in Schwellbrunn, 3. Aprilund 10. Sept. 1935 (also weder 1826 noch 1937).<br />
3 EUGEN STEINMANN, Die Porträtgalerie der Landammänner in Herisau und Trogen ATB 1969,<br />
S. 68f. (Tabelle, Nr. 29).<br />
4 Ebenda, S. 70 (Tabelle, Nr. 35).<br />
Abb.238. Schwellbrunn. «SchulhauszurLinde»(Rank, Nr.83). U m 1780-1790 als Fabrikantenhaus<br />
erbaut, dann Wirtschaft zur Linde, seit 1849 Schulhaus. Federaquarell von Johann Konrad Schieß, u m<br />
1857. Historisches MuseumHerisau. - Text S.235 un< i 2 4^-
248 s c h w e l l b r u n n<br />
Pfarrer in Schwellbrunn). 48 X 39 cm, signiert und datiert: «Joh.s Weiß pinx. 1822».<br />
Links oben Familienwappen mit Inschrift in lateinischer Kursive: «Herr Decanus<br />
Joh. Ulrich Schieß 1815.» Also posthum gemalte Kopie eines frühern Gemäldes<br />
(Abb. 235-237).<br />
Schulhaus zur Linde. Assek.-Nr. 83. Während die beiden ersten Schulhäuser der<br />
Gemeinde, das 1840/41 im Sägenbach (Assek.-Nr. 517) 1 und das 1842/43 in der<br />
Unterrisi (Assek.-Nr. 349) 2 erbaute, architektonisch bedeutunglos sind, handelt es<br />
sich bei diesem a m Westende des Dorfes stehenden Bau u m ein etwa 1780-1790<br />
erbautes, später in eine Wirtschaft zur Linde verwandeltes Fabrikantenhaus, das<br />
seit 1849 als Schulhaus bzw. Lehrerwohnung dient 3 . Der schöne getäferte Strickbau<br />
mit Walmdach, kielbogig geschweiftem Quergiebel an der Front, Reihenfenstern in<br />
den obern Geschossen und Einzelfenstern im Parterre unterscheidet sich von den<br />
typischen Schulhausbauten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, (vgl. Herisau,<br />
S. 105f.). Mit der südwestseits angebauten Remise, die zwei große korbbogige Einfahrtstore<br />
und im Obergeschoß einen «Tanzsaal» besaß, an deren Stelle jedoch ein<br />
moderner Anbau errichtet worden ist, wurde das freundliche Gebäude um 1857 von<br />
Lehrer J. K . SCHIESS in einem Federaquarell verewigt 4 (Abb. 238).<br />
1 Klrchhöriprotokoll, S. 818: Beschlußvom i6.Sept. 1840. - AMB 1841, S. 115, 176.<br />
2 Klrchhöriprotokoll, S. 19: Beschlußvom 26.Juni 1842. - AMB 1844, S. 30.<br />
3 Kirchhöriprotokoll, 15. April 1849; Ankauf der «Gebäulichkeiten u. Liegenschaften der Linde<br />
zurEkdahier. .zum behuf eines Schulhausesfür den Dorfbezirk für fl. 3400samt 5 Louis d'orTrinkgeld..»<br />
beschlossen. Vgl. Gemeindegeschichte I, S. 340.<br />
4 Bilddokument 3.<br />
Iiliiü 11<br />
• mii.H<br />
Abb.239. Schwellbrunn. Dorfpartie nordöstlich der Kirchemitden HäusernNrn.4-6und 8-12 von<br />
Südsüdwesten. Fast ausnahmslos gestrickte Holzhäuser des 17. bis 19. Jahrhundertsin Giebel-undTraufstellung.<br />
- Text S. 236-238und 249.
ü r g e r h ä u s e r 249<br />
Abb. 240. Schwellbrunn. Dorfpartie nordöstlich der Kirche mit den Häusern Nrn.g-iaund 14 von<br />
Ostnordosten. Gestrickte Holzbauten des 17./18. Jahrhunderts in Giebel-und Traufstellung. Nr. 10, der<br />
gestelzte Quergiebel anNr. 11 u nd die Fronttäfer aus dem 19. Jahrhundert. - TextS. 236f., 249-251.<br />
EINZELNEBÜRGERHÄUSER •<br />
Zu Konstruktion und Gestaltim allgemeinen siehe Dorf, Lage und Gestalt, S. 237 f.<br />
A. Von der Kirche nach Nordosten (Abb. 225-227, 229!"., 239 und 240).<br />
Nr.3. In Gestaltund Größe dem Pfarrhaus ähnlich und wohl gleichzeitig,um 1709,<br />
oder kurz darnach erbaut. Wie dort einwärts versetzter Hauseingang und klassizistische<br />
Türe,um 1830 2 . Schmiedeiserner, barocker Lampenhalter mit getriebenem<br />
Laub, zweite Hälfte 18. Jahrhundert. Zu tonnengewölbtem Keller führt rundbogiges<br />
Sandsteingewände und mit barockem Laub beschlagene Eisentüre. - Nr. 4. Kleinhaus<br />
mit Tätschdach in Giebelstellung, im Kern wahrscheinlich von 1648 3 . - Nr. 5.<br />
Fabrikantenhaus. Laut chronikartiger Dachstuhlinschrift des damaligen Besitzers<br />
Johannes Signer wurde das Doppelhaus mit Walmdach 1874 auf noch sichtbaren<br />
Fundamenten von zwei, wohl 1648 errichteten Vorgängerbauten teils als Strick-, teils<br />
als Riegelbau errichtet 4 . - Nr. 14 (Abb. 240). Interessantes, am alten Straßenzug<br />
1 Bei den angegebenen Nummernhandelt es sichu m die der Assekuranz.<br />
2 Vgl. Pfarrhaus, S.246f., außerdem Abb. 227,wo nochdas korbbogige Türgewändezu sehen ist.<br />
3 Das nächste der laut Kirchenlibell, Fol. 22, 1648 im vorgeschriebenen minimalen Abstand von<br />
40Schritt erbautenfünf Häuser.<br />
4 Vgl. vorausgehende Anmerkung. - Inschriftmitschwarzer Farbein lateinischer Kursive aufBalken.<br />
Es folgtnurein aufdas Haus bezogener Auszug: «Im Jahr 1874.. April 20 alter Hausfirst weg..<br />
April 23 Firstwein..April 25 ohne Regen unter Dach..Hausbesitzer Johannes Signer & Anna Baumann.Anno<br />
1875im Spätherbst 2 Stiklokale gemacht... Geschrieben vonJohannes Signer Dorfer.»
250 s g h w e l l b r u n n<br />
über Geren-Landersberg gelegenes fünfgeschossiges Bürgerhaus des 17./! 8. Jahrhunderts<br />
mit Satteldach in Giebelstellung, das 1790 an der Nordostseite einen malerischen<br />
Anbau in verputzter Strickkonstruktion mit herauskragendem Obergeschoß,<br />
traufständigem Mansardgiebeldach und vergipsten Traufhohlkehlen erhielt. Dessen<br />
einzige Lukarne mit kielbogigem Giebel und ebenfalls vergipster Traufhohlkehle<br />
schwebt gleichsam über der Straße. Von einem weitern Umbau stammt der in der<br />
Symmetrieachse des Hauptgebäudes angelegte klassizistische Hauseingang und das<br />
entsprechend mit klassizistischen Rauten verzierte Fronttäfer. Auf die geschmiedeten<br />
Gitter der beiden Hausflurfensterchen verteilt die Jahreszahl «18-43» unc l die<br />
Initialen «JH-B» des Johannes Büchler 1 (Abb. 241). I m zweiten Obergeschoß des<br />
Anbaus «1790» datierte und mit den Initialen « IH (verbunden) SH (verbunden)<br />
FAIN» des Johannes Schweizer und der Frau Anna Judith Näf verzierte nußbaumene<br />
Vierfeldertüre 2 . Ferner in dessen Mansardengeschoß und im ersten<br />
Obergeschoß des Altbaus je mit ähnlichen Rokoko- und Louis-XVI-Motiven in<br />
Flachschnitzerei reichverzierte, «1809» datierte Türe aus Nußbaumholz mit z.T.<br />
verbundenen Initialen «H *IH (ligiert) SCH *F *ALB *B» des Johannes Schweizer<br />
und der mit ihm 1808 vermählten dritten Frau Elisabeth Preisig (Anna Lisabeth?<br />
1 Laut Pfandprotokoll, Nrn. 5 und 6 (GdeA), Besitzervom 2. Dez. 1828-1868. - GOTTLIEB BÜCHLER,<br />
Geschichte der Familie Büchler in Schwellbrunn, 1849. M s. Nr. 5001/55 bzw. XI, 63/1, Gemeindebibliothek<br />
Herisau: « No. 42 Johannes Büchler Fabrikant i n der Dorfschaft Schwellbrunn.. besitzt<br />
nun eines der schönsten und solidesten Häuserinder Dorfschaft,gegen Herisau gelegen.»<br />
2 Auflösung wie bei den Türen von 1809 (siehe unten) a nhand der Hausorgelinschrift und des<br />
Eheregisters: ErsteEhe desJohannes Schweizer am 6. Dez. 1782 mit A.J. Näf, zweite am 24. Febr. 1801<br />
mitAnna Knöpfler, dritteam 24.Mai 1808 mit Elisabeth Preisig. Vgl. S. 254,Anm. 1.<br />
Abb. 241. Schwellbrunn. H ausNr. 14. Klassizistischer Hauseingang, i n d en Flurfenstergittern 1843<br />
datiert. DasHaus selbst 17./18. Jahrhundert (vgl.Abb.240und 246). - Text oben.
BÜRGERHÄUSER 25 1<br />
Brisig)Außerdem auf der ersten in Vierpaß «CD» und «V, R » 2 , auf der zweiten<br />
als Embleme Bär, Hand, Fuß, Trommel und Trompete (Abb. 253f.). In diesem Haus<br />
stand die «1811» datierte Hausorgel des genannten «H.Johannes Schweizer» und<br />
der «F.Elisabeth Preisig», jetzt Schweizerisches Landesmuseum, Inv.-Nr. 20848,<br />
Abb. 243-245. Braun marmoriertes Gehäuse in Gestalteines zweigeschossigen Schranks<br />
mit geschweiftem Kranz und Genremalereien in vorwiegend hellblauen Farben:<br />
Außen Staffagelandschaften, zwei ovale, von Wellenbändern umrahmte oben und<br />
zwei rechteckige, von Mäandern umrahmte unten, an der Innenseite der Türchen<br />
zwei Biedermeierinterieursje mit reizvollem Familienkonzert, das von ovalem Lorbeerkranz,<br />
den ein Putto hält, umrahmt ist 3 . - Sonnenberg, Nr. 16. Unter diesem<br />
Namen um 1780-1790 gebautes, ursprüngliches Fabrikantenhaus, dessen Name auf<br />
die spätere Wirtschaft und heutige Pension überging 4 . Sechsgeschossig, mit drei<br />
verschalten Klebedächern, Mansardgiebeldach und mit nordnordostseits in Traufstellung<br />
angebautemStadel.Fabrikantenhaus. Schräg gegenüber von Nr. 14,<br />
rechtsam alten Straßenzug gelegener, viergeschossiger, an der ostsüdöstlichen Front<br />
getäferter Strickbau mit Reihenfenstern und Walmdach. An dessen Stelle ist auf der<br />
Federzeichnung von J OHANN ULRICH FITZI 1829 noch ein Giebelhaus zu sehen 5 .<br />
1 Bei der zweiten Türe steht nur «SH» anstatt «SGH».<br />
2 Heißt vielleicht Conseiller ( = Ratsherr) Der VßerenRhoden,waserlaut GemeindegeschichteI,<br />
S. 362, 1802/03 war.<br />
3 ASA,N. F., Bd. 39, Heft 2, S. 143 undAbb.9.<br />
4 Gemeindegeschichte I, S. 321. Bauzeit laut Aussage der etwa siebzigjährigen Enkelin des Bauherrn,<br />
Frau Schnee-Diem,u m 1947. Mitteilung von Frau Alder, Inhaberin.<br />
5 Bilddokument 2.<br />
Abb.242. Schwellbrunn. H ausNr.31. Klassizistischer Hauseingang, i n d en Flurfenstergittern 1851<br />
datiert. Das Walmdachhaus selbst ein Umbau eines ältern Giebelhauses. - TextS. 251 f.
252 s c h w e l l b r u n n<br />
Anläßlich eines Umbaus dieses ältern Hauses wohl des 18. Jahrhunderts wurden 1851<br />
die entsprechend datierten Hauseingänge und wahrscheinlich auch das Walmdach<br />
sowie am gemauerten Erdgeschoß die Kreuzstockfenster angebracht. Am Haupteingang<br />
(Abb. 242), der ähnlich wie bei Nr. 14 axialsymmetrisch angelegtund mit der<br />
getäferten Front der neuen Straße von 1843 zugewandt ist, sind Jahreszahl «18-51»<br />
und Initialen «JH(verschlungen)-Z» des Gemeindehauptmanns Johannes Zülli<br />
ebenfalls wie bei Nr. 14 verteilt auf die beiden geschmiedeten Gitter der rundbogigen<br />
Flurfensterchen zu beiden Seiten der dreiteiligen Haustüre angebracht, beim hintern<br />
Eingang im Türgitter selbst 1 . - Z ur Palme, Nr. 37 (alte Nr. 20). Fünfgeschossiges<br />
Fabrikantenhaus von ungefähr 1780-1790 mit Mansardgiebeldach. Der nordostseitige<br />
Treppenturm, jetzt mit Zeltdach, war einst mit Haube bekrönt 2 . An der südost-<br />
1 Laut Pfandbriefprotokoll N rn. 5 u nd 6 (GdeA) Besitzervom23.Jan. 1843 bis 30.Juli 1877.War<br />
laut Gemeindegeschichte I, S. 360, 363, GemeindehauptmannundGroßrat.<br />
2 Zeichnungen vonJon. ULRICH FITZI, Bilddokumente 1 a-e und 2 (Abb. 227).<br />
Abb. 243. Schwellbrunn. 1811 datierte Hausorgel des Johannes Schweizer und seiner Frau Elisabeth<br />
Preisig ausdem Haus Nr. 14, mit geschlossenen Flügeln. Schweizerisches Landesmuseumin Zürich. -<br />
Text S.251.
ü r g e r h ä u s e r 253<br />
Abb. 244 und 245. Schwellbrunn. 1811 datierte Hausorgel aus Nr. 14 (vgl. Abb. 243). Innenseite der<br />
Flügel mit der Darstellung von Familienkonzerten in der Kostümierung der Empirezeit. Schweizerisches<br />
Landesmuseum in Zürich. - Text S.251.<br />
seitigen, getäferten Hauptfront eine nußbaumene Türe mit zwei Schweifwerkfüllungen<br />
obenund einem großen achtstrahligen Stern unten (Abb. 252) sowie symmetrisch<br />
angelegte Reihenfenster. Die Nordwestseite gegen die Straße ist ebenfalls als Fassade,<br />
jedoch mit Einzelfenstern und Füllungstäfer wohl des ig. Jahrhunderts gestaltet.<br />
Spätbarockes, karniesbogiges Portalgewände (in Kunststein erneuert). I m dritten<br />
Obergeschoß weiß glasierter, blau gemusterter Kachelofen wohl des 19. Jahrhunderts.<br />
- Nr. 40. Im ersten Obergeschoß teilweise verdeckte Frakturinschrift: «Deißes Haus<br />
w(urde erbauwen?) Ano 1774... Quartier Hauptmann... Gopey (?) Schreiber<br />
Jacob Zeller.» Mit Nr. 41 zusammengebautes und wie jenes ein viergeschossiges<br />
Kleinhaus mit Satteldach in Giebelstellung. Am einjochigen Keller mit Kreuzgratgewölbe<br />
zwei beschlagene Eisentüren.<br />
B. Von der Kirche gegen Südwesten (Abb. 225-227, 247-250)<br />
Bären, Nr. 54. Von der Umgestaltung eines ältern Hauses zeugt der Hauseingang:<br />
Im karniesbogigen Sturz des hölzernen Gewändes (vgl. Nr. 37) Datum «1794» und<br />
in dessen «Schlußstein» das 4förmige Zeichen eines Textilkaufmanns(?) zwischen<br />
den Initialen «H-SGH» (die zwei letzten Buchstaben verschlungen. Siehe Tabelle<br />
V, 1). Nußbaumene Haustüre mit Schweifwerkfüllungen, wovon die unterste in<br />
Herzform und die mittlere die ganze Türbreite überspannen. Ganz ähnliche Türe<br />
an Schmiedgasse 25, Herisau (S. 163). Im dritten Obergeschoß Überreste eines<br />
«Lustsaales» mit Barockmalerei an der Decke und Rokokomalerei an den Wänden,
254 s c h w e l l b r u n n<br />
erste und zweite Hälfte 18. Jahrhundert (1794?). - Ochsen, Nr. 59. Drei gleiche geschmiedete,<br />
mit kleinen und großen Rosetten symmetrisch besetzte Läden am gemauertenErdgeschoß,<br />
Ende 18., Anfang 19. Jahrhundert.-7W.6'/. Schmiede (Abb. 248).<br />
Älteres Giebelhaus bildet mit ostseitigem Anbau unter traufständigem Mansardgiebeldach<br />
von 1780 bis 1790, dem das Satteldach des ersteren auf dieser Seite durch<br />
entsprechende Einschweifung angeglichen ist, einen pittoresken Baukörper. An der<br />
Fassade ein neubarocker Lampenarm und ein mit getriebenen Blumen verziertes<br />
Handwerkerschild. In der Wohnstube ein grüner Kastenkachelofen mit verkröpften<br />
Zweipaßfüllungen, an Kranzkachel signiert und datiert: «17 HV.N 59», außerdem<br />
ein kirschbaumenes Büfett mit Uhrenschrank und Kredenz.In einer Füllung der mittleren<br />
Schranktüre die Initialen: «H IHB SHF F AL SHF» (teilweise ligiert: Schefer)<br />
1 und das Datum: «1803». - Nrn. 62-64 (Abb. 248). Noch völlig unverändertes,<br />
an Nr. 61 angebautes Einfamilien- und Doppelhaus mit sonnengebräuntem Täfer je<br />
unter gleich hohem, giebelständigem Satteldach und mit Webkellern versehen. -<br />
- Nr. 68. An der Front geschmiedeter Laternenhalter mit getriebenen Rocaillen. Im<br />
Innern Kellertüre mit herzförmiger Füllung wie an der Haustüre von Nr. 54. Aus<br />
diesem Haus in Privatbesitz weiß glasierter, blau bemalter Kachelofen mit grünen<br />
i Auflösung in: Herr Johann Bartholome Schefer, Frau Anna Lisabeth Schefer (gestützt auf<br />
Familienregister imGdeA).<br />
Abb. 246 und 247. Schwellbrunn. Haus Nr. 14. Gestricktes Holzgiebelhaus, 17./18. Jahrhundert. Wohnanbau<br />
mit traufständigem Mansardgiebeldach und kielbogiger Lukarne,u m 1790, Fronttäfer wahrscheinlich<br />
u m 1843 (vgl.Abb. 240 und 241). - Haus Nr. 72, 1797 erbaut,mit symmetrischer Gliederung<br />
der Front durch Portal, kielbogigen Frontgiebel und Einzelfenster. Rechts davon H aus Nr. 71. -<br />
Text S. 249-251 und255^
ü r g e r h ä u s e r 255<br />
Abb. 248. Schwellbmnn. In ihrer Ursprünglichkeitguterhaltene, wohl schönsteDorfpartie südwestlich<br />
der Kirche miti gestrickten Holzgiebelhäusern des 17./18. Jahrhunderts (Nrn. 61-65und 67). - Text<br />
S. 236-238und 254f.<br />
Füllkacheln, in Kastenform auf gedrechselten Füßen und mit «Kunst» versehen,<br />
Rokoko,um 1780. - Nr. yi (Abb. 247). Doppelhaus aus zwei dreigeschossigen Kleinhäusern<br />
mitje eigenem giebelständigem Satteldach. Dieses istam westseits stehenden<br />
Jüngern Haus, das symmetrisch angelegte Reihenfenster und einwärts versetzten<br />
Eingang aufweist, leicht konkav eingezogen. Wohl um 1780-1790an das ältere Haus,<br />
das Webkeller besitzt, angebaut. - Nr. 72. Fabrikantenhaus (Abb. 247, 259). 1797 vom<br />
reichen Fabrikanten undKaufmann Johannes Alder, Bauherr von Nr. 101 (S. 256f.),<br />
für seinen Sohn Hans Jakob, den spätem Gemeindeschreiber und Rittmeister,<br />
erbaut 1 . In jüngster Zeit bis 1968 Sitz der Post. Dreigeschossiger, über gemauertem,<br />
durch Gurtgesims betontem Erdgeschoß errichteter Strickbau unter Mansardwalmdach<br />
mit kleinem kielbogigem Frontgiebel. Axialsymmetrische Anlage von Einzelfenstern<br />
und Eingang. Dieser besteht aus einem äußern, korbbogigen Sandsteingewände<br />
mit Schlußstein, das durch darüber schwingendes, verkröpftes Gurtgesims<br />
und einen Blattstab plastisch betont ist, und aus einem ähnlichen innern Gewände<br />
I GOTTLIEB BÜCHLER, Das Geschlecht der Alderin Schwellbrunn. Ms., 1854 (Gemeindebibliothek<br />
Herisau,Nr. 5001/16),Nr. 33.Er wurde nach seiner Verehelichung 1796mit Anna BarbaraSchweizer<br />
«vom Vater in ein neuesfürdie Handlung bestimmtes, m it großen Unkosten aufgeführtes schönes<br />
Haus eingeführt..»
2 5 6 s c h w e l l b r u n n<br />
Abb. 24g. Schwellbrunn. Dorfpartie südwestlichderKirche mit gestrickten Holzhäusern des 17./18.Jahrhunderts<br />
(Nrn.65,67und68). - TextS.236-238und254.<br />
aus Holz, das mit dem äußern durch ein Kämpfergesims verbunden und an dem<br />
dieTüre befestigt ist. Hierim «Schlußstein» des geraden Sturzes die vom Merkurstab<br />
getrennte Jahreszahl «17-97». Darüber in der Mittelrosette des korbbogigen, aus<br />
Mäandern gebildeten und mit getriebenen Akanthusblättern belegten Oberlichtgitters<br />
dreimal das Kleeblatt des Alderwappens 1 . In den vier Parterrefenstern<br />
Louis-XVI-Gitter. Im Innern einjochiger Keller mit Kreuzgratgewölbe, Treppengeländer<br />
mit vollplastischen, bemalten Balustern und nußbaumenem Handlauf. Im<br />
Parterreraum schöner Wandtresor mit Louis-XVI-Beschlägen. - Nr. 75. Einzelhaus<br />
mit Mansardwalmdach a m ostseitigen Anbau. - Frohsinn, Nr. 77. Traufständiges<br />
Satteldach mit Quergiebel. Reiches Wirtshausschild mit vergoldetem und bemaltem<br />
Laub sowie Rocaillen,um 1780-1790 (Abb. 250). - Kreuz, Nr. 79. Ehemaliges Wohnhaus<br />
des Landammanns Johann Konrad Frischknecht 2 ; es beschließt die Häuserreihe<br />
nach Westen und ist an Nr. 77 mit entsprechender Giebelflucht angebaut, westseits<br />
jedoch abgewalmt. Wirtshausschild mit Rocaillen und Mäandern, Übergang vom<br />
Rokoko zum Klassizismus,um 1790-1800 (Abb. 250). - Nr. 101. Fabrikantenhaus des<br />
reichen Fabrikanten, Kaufmanns und Quartierhauptmanns Johannes Alder, der<br />
1813 in Armut starb 3 . In der Firstkammer auf originalem Zettel in deutscher Kursive:<br />
«Alder hat dieses Haus erbauen lassen Ano 1784. Baumeister war Johannes<br />
1 Wappenbuch,Tf. I, 12.<br />
2 GemeindegeschichteI,S.360. Siehe Porträt (Abb. 236).<br />
3 GOTTLIEB BÜCHLER, DasGeschlechtder Alder inSchwellbrunn,a.a.O.,Nr.26.
a u e r n h ä u s e r 257<br />
Abb. 250. Schwellbrunn. Dorfpartie südwestlichder Kirche: die Gasthäuser «Frohsinn» (Nr. 77, rechts)<br />
und «Kreuz»(Nr. 79, links) je miteinem gestelzten Quergiebel am traufständigen Satteldachundmit<br />
einem Wirtshausschildim Rokoko- bzw. Übergangsstilvom Rokoko zum Klassizismus, u m 1780-1790. -<br />
Text S. 236-238und 256.<br />
Himmelberger.» 1 Der auffallende, siebengeschossige Strickbau mit kielbogig geschwungenem<br />
Mansardgiebeldach zeigt seine Stattlichkeit besonders an der noch<br />
ursprünglichen ostseitigen Hauptfassade mit sonnengebräuntem Täfer, barocken<br />
Flugsparrendreiecken und Butzenscheiben an der Firstkammer. Der nordseitige,<br />
heute mit Zeltdach versehene Treppenturm war einst mit spätbarocker Haube<br />
bekrönt 2 . An der Südflanke alter Schindelschirm und Eingang zum Keller mit sternförmig<br />
genuteter Türe (Abb. 251). I m Innern einjochiger, kreuzgewölbter Keller,<br />
dessen Eingang korbbogiges Sandsteingewände aufweist. Ein « J. B. » signierter,<br />
«1888» datierter Backofen ist noch in Betrieb.<br />
BAUERNHÄUSER<br />
In alphabetischer Reihenfolge. Bei den beschriebenen Bauten handelt es sich um<br />
den traditionellen Typ mit über gemauertem Webkeller gestricktem, teils getäfertem,<br />
teils geschindeltem Wohngiebelhaus und mit auf einer Seite in Traufstellung angefügtem<br />
Stadel, der aus gestricktem Stall und in der Regel aus geriegelter, verschalter<br />
Scheune besteht. Die an manchen Wohngiebelhäusern über den Fensterreihen vor-<br />
1 Laut Gemeindegeschichte I, S. 361, war HIMMELBERGER 1792 Ratsherr und wohnte «außer der<br />
Kirche».<br />
2 ZeichnungenvonJon. ULRICH FITZI, Bilddokumente 1 a-eund 2 (Abb.227).<br />
17 - Kunstdenkmäler LXI AR I
258 s c h w e l l b r u n n<br />
handenen unverschalten Klebedächer sind für das appenzellische Hinterland charakteristisch.<br />
Bei diesen ruht ein Bretter- oder Schindeldach auf eineran der Strickwand<br />
des Hauses befestigten hölzernen Tragkonstruktion, die aus einer senkrechten Wandstütze,<br />
aus dem das Dächlein tragenden Sparren, aus einem die Wandstütze und den<br />
Sparren unten verstrebenden Bug sowie einer zusätzlichen Mittelstrebe besteht, die<br />
den Bug auch mit der Hauswand versteift und gewöhnlich in einem Zierknauf endet.<br />
Mit solchen Klebedächern ist meistens auch der ursprüngliche Zustand der Fronttäferung<br />
verbunden, dieim Unterschied zu jener des 19. Jahrhunderts über den vollen<br />
Wohngeschossen die Strickwand in Erscheinung treten läßt und sich hier auf die<br />
Brüstung der Fenster (Brusttäfer) und die seitlichen Zierbretter («Steckbretter»)<br />
beschränkt. Diese Gesichtspunkte bestimmten auch die im folgenden getroffene<br />
Auswahl.<br />
Hintere Au. Assek.-Nr. 562. Koord. 734560/245825. Im Giebelfeld das auf die rot<br />
gefärbte Strickwand mit schwarzer Farbe aufgemalte Baudatum und die nur noch<br />
teilweise lesbare Antiquainschrift des Baumeisters oder Bauherrn: «.16.85 J / MEISTER<br />
SAL.O.MON / FRISH.KNECHT./ HANS. TRIBEL.HORN / IN<br />
RV.HER. DES. RATS». Fünfgeschossiges,<br />
ostwärts gerichtetes Wohngiebelhaus mit im Dachstuhl deutlich erkenn-<br />
Abb. 251 und 252. Schwellbrunn.Haus Nr. 101. Gemalte Kellertüre, wohl 1784, ander Südfront des<br />
gleichzeitig erbauten Fabrikantenhauses. — Haus zurPalme (Nr.37). SpätbarockeHaustüreausNußbaumholz,<br />
u m 1780-1790,an der vonder Straße abgewandten Hauptfront. - TextS.252f. und256f.
a u e r n h ä u s e r 259<br />
barem späterm Anbau des nordseitigen Stadels in Traufstellung. Das erste und das<br />
zweite Obergeschoß über dem Webkeller ist mit gestemmtem Täfer verkleidet, der<br />
Fensterwagen im dritten Obergeschoß mit Brusttäfer und seitlichen Zierbrettern<br />
(«Steckbrettern») versehen. A m Dachvorsprung schöne Flugsparrendreiecke mit<br />
herzblattförmig endenden Pföstchen und Stichbalken, im Giebel ein aus einem<br />
Kehlbalken und zwei Pföstchen gebildetes Doppeldreieck. An der Dachuntersicht<br />
Spuren von Bemalung: Mit Sternen besetzte Zweipässe, unter dem First zwei Drudenfüße.<br />
I m Innern zahlreiche Türgerichte mit hohen Schwellen, eingehalsten<br />
Stürzen, deren Unterkante kielbogig ausgeschnitten ist, und mit Pfosten, deren<br />
Fase in Blattprofil endet. Auf einer bemaltenTüre zweimal die Initialen «M.M. M.»,<br />
einmal in Verbindung mit «IHT (verbunden) H».<br />
Vorder Au. Assek.-Nr. 487. Koord. 735350/247560 (Abb. 255, 256). Auf der Strickwand<br />
des Giebelfeldes eingeschnitzt das Baudatum «1737» und die Namen des Baumeisters,<br />
d.h. des Bauherrn, und des Werkmeisters teils in Antiqua, teils in Fraktur:<br />
«BM Jeremias Mockh / W MHanß Virich Jeger». Nach der Hofüberlieferung<br />
jüngerer Bau als das nordwestlich von ihm stehende schlichte Bauernhaus. Mit<br />
Webkeller fünfgeschossiges, südostwärts gerichtetes, sonnengebräuntes Wohngiebel-<br />
Abb. 253und 254. Schwellbrunn.Haus Nr. 14 (vgl.Abb. 240 und 246). Geschnitzte, 1809 datierteZimmertüren<br />
aus Nußbaumholz mit Rokoko-und Louis-XVI-Motiven sowie mitden Initialen des BauherrnJohannes<br />
Schweizerund seiner Frau Elisabeth Preisig. - Text S. 249-251.
200 s c h w e l l b r u n n<br />
haus, dem südwestseits ein kurzer traufständiger Wohnbau mit verschalter Traufhohlkehle<br />
und renaissancemäßig instrumentierter Haustüre angefügt ist und im<br />
Anschluß daran der ebenfalls traufständige Stadel mit tiefer liegendem First. Die<br />
Front des Wohngiebelhauses weist eine für die Bauzeit auffallende symmetrische<br />
Anordnung der Reihenfenster (2x5/2x3/5/2) auf und ist über den beiden vollen<br />
Wohngeschossen mit offenen Klebedächern ausgestattet, deren Mittelstreben in<br />
herzförmigen Profilen enden. Einzigartig ist im ganzen Inventar von Appenzell<br />
Außerrhoden die Verkleidung mit Brusttäfer und seitlichen Zierbrettern in allen<br />
Geschossen von der Wohnstube bis zum Estrich (sonst meistens nur noch an den<br />
Dachgeschossen oder vom zweiten Obergeschoß an) einschließlich der seitlichen<br />
Estrichfensterchen und des Hausflurfensters am Wohnanbau. Interessant und für die<br />
Datierung ähnlicher Häuser zur Vorsicht mahnend ist die Stilverspätung an den<br />
seitlichen Zierbrettern mit den aus Rollwerk herauswachsenden Obelisken, die mit<br />
m<br />
0<br />
11111111111<br />
5<br />
J<br />
Abb. 255. Schwellbrunn. VorderAu Nr. 487. Bauernhaus, 1737 erbaut. Aufrißder Fassade. Maßstab<br />
1; zirka 91. In der alle Wohngeschosse umfassenden Gestaltung der Front mit seitlichen Zierbrettern<br />
(«Steckbrettern») und mit unverschalten Klebedächern ein Einzelfall in Appenzell Außerrhoden. -<br />
Text S.259!'.
a u e r n h ä u s e r 261<br />
I<br />
mim<br />
i mH' IjHHH<br />
Abb. 256. Schwellbrunn.VorderAu Nr.487. Bauernhaus (vgl. Abb. 255). Laut Inschrift im Giebelfeld<br />
1 737 v o n WerkmeisterHans UlrichJeger für den «Baumeister»(Bauherrn) JeremiasMock erbaut.In<br />
den seitlichen Zierbrettern mit Obeliskenund groteskenhaften Vögelnder Spätrenaissancekommt eine<br />
Stilverspätung von etwa hundert Jahrenzum Ausdruck. - Text S.259f.<br />
ihrer Spitze einen grotesken Vogelkopf berühren, eigentlich im 17. Jahrhundert<br />
beheimatete Motive der Spätrenaissance. Im Innern Türgerichte mit geschnitzten<br />
eingehalsten Stürzen.<br />
Brisig. Assek.-Nr. 213 (alte «No. 108»). Koord. 737975/ 2 455 2 5 ( Abb - 2 57)- A n<br />
der alten Landstraße Waldstatt-Schönengrund gelegenes ehemaliges Gasthaus (alte<br />
«Traube»?), das auf einer Türeim Parterre «1647» datiert ist. Der viergeschossige<br />
giebelständige Hauptbau, an den sich südwestseits der Stadel in Traufstellung anschließt,<br />
ist nordostseits durch ebenfalls traufständigen, zwei Vollgeschosse umfassenden<br />
ehemaligen Gasttrakt erweitert. Beide Wohnbauten sind über dem mit behauenen<br />
Sandsteinquadern verkleideten Kellergeschoß gestrickt, an der Front getäfert und<br />
durch behäbig ausladendes, verschaltes und mit Brettchen abgedecktes Klebedach<br />
über den Reihenfenstern des Hochparterres zur Einheit verbunden. Noch bis vor<br />
kurzem war das Dach nur mit Schindeln gedeckt und die obern drei Fensterreihen<br />
mit Butzenscheiben versehen (Photographie von zirka 1930), jetzt noch die obersten<br />
zwei und die Firstkammerfensteran der Nordostfront, die, wie auch große Teile der<br />
nordwestlichen Rückseite, einen alten Schindelschirm besitzt.<br />
Dietenberg. Bauernhaus 17./18. Jahrhundert. Assek.-Nr. 457. Koord. 735775/248075<br />
(Abb. 258). Schöner, nur unter den Fensterreihen des Hochparterres mit Brusttäfer<br />
für Zugläden verkleideter, sonst bis zum Giebel offener Strickbau, dessen obere zwei-
262 s c h w e l l b r u n n<br />
Abb. 257. Schwellbrunn. Brisig,Nr. 213. Bauernhaus,um 1647 erbaut, mit traufständigem Wohnanbau,<br />
dermitdem Giebelhaus durch ein verschaltes Klebedach verklammert ist.An einem Teilder Reihenfenster<br />
noch originale Mondglasscheiben, a n den übrigen anstatt sechsteilige neuere Sprosseneinteilung.<br />
- Text S.261.<br />
und dreiteilige Fensterreihen mit Schlagläden versehen sind. Einen besondern Reiz<br />
erhält die sonnengebräunte südostwärts gerichtete Giebelfront durch ein unverschaltes,<br />
mit Brettchen und Leistchen abgedecktes Klebedach, dessen Streben, ebenso wie<br />
die Flugdreiecke, barock profiliert sind ähnlich wie an den 1749 bzw. 1737 erbauten<br />
Bauernhäusern in Kappelen, Assek.-Nr.479, undVorderAu, Assek.-Nr.487 (S.259f.).<br />
Im Innern hohe Türschwellen und eingehalste Stürze mit an der Unterkante ausgeschnittenen<br />
Kielbogen wie im sogenannten Rathaus von Schwänberg (S. 203).<br />
Stehender Dachstuhl. An der Nordostseite in Traufstellung angebauter Stadel. An<br />
Nordost- und Nordwestflanke alter Schindelschirm.<br />
Kappelen. Assek.-Nr. 479. Koord. 735275/247266. Ein lautBÜGHLER, Schwellbrunn,<br />
S. 4, im Jahre 1749 erbautes Haus, wozu auch Mauerüberreste der angeblich<br />
daneben gestandenen Kapelle (S. 233) gedient hätten. Fünfgeschossiges, über gemauertem<br />
Webkeller gestricktes, sonnengebräuntes Wohngiebelhaus in Südoststellung<br />
mit Reihenfenstern (4 + 2/3 + 2/3/Estrichluke). Der untere Teil der Fassade ist<br />
teilweise getäfert, darüber bis auf das Brusttäfer der Firstkammerfenster unverkleidet.<br />
Deren seitliche Zierbretter («Steckbretter») sind wie beim nahe gelegenen Bauernhaus,<br />
Assek.-Nr. 487, in der VorderAu (S. 259f.) mit Rollwerk-, Obelisken- und Vogelkopfmotiv<br />
geschmückt und für die alpine Stilverspätung bezeichnend. Stadel an der<br />
Süd Westseite in Traufstellung.
a u e r n h ä u s e r 263<br />
Abb. 258. Schwellbrunn. Dietenberg, Nr. 457. Bauernhaus. Gestricktes, nuram untersten Wohngeschoß<br />
getäfertes, mit einem unverschalten Klebedach und mit Zugläden versehenes Wohngiebelhaus<br />
des 17./18. Jahrhunderts. O ben an der bloßen Strickwand altertümliche geleimte Schlagläden mit<br />
Einschubleisten. - Text S.26if.<br />
Nord. Assek.-Nr. 612. Koord. 245675/246950. Bis zum First gestricktes, südostwärts<br />
gerichtetes Wohngiebelhaus mit schwach geneigtem Satteldach und mit unverschaltem<br />
Klebedach an der getäferten, sonnengebräunten Front. 17./! 8. Jahrhundert.<br />
Vorder Sonder. Assek.-Nr. 617. Koord. 734375/247560. Das Baudatum 1617 war<br />
laut Besitzer 1924 im Haus unter einem Brett festgestellt worden. Mit ehemaligem<br />
Webkeller fünfgeschossiges, ostsüdostwärts gerichtetes Wohngiebelhaus mit symmetrischem,<br />
schwach geneigtem Satteldach und Wetterschirmen zu beiden Seiten. Die<br />
auf Symmetrie angelegte sonnengebräunte Fassade, die über dem getäferten ersten<br />
Obergeschoß (Flochparterre) die Strickwand zeigt, ist geformt durch zwei seitliche<br />
Türen zum Hochparterre und die Reihenfenster (4 + 4/2 + 2 + 2 + 2/2+2/2),<br />
wovon jene des ersten Obergeschosses die üblichen Aufzugsläden, jene am zweiten<br />
und dritten Obergeschoß jalousielose Schlagläden besitzen. Die großen Kellerfenster<br />
von 1930. Dachstuhl mit mächtiger Firstpfette. Bis 1943 war das Dach noch ganz<br />
mit Schindeln bedeckt, die nordnordöstliche Hälfte noch bis 1963. An der westnordwestlichen<br />
Rückseite Schindelschirm, an den Flanken Bretterschirme. Das Haus<br />
besaß früher ein Rutenkamin. Südsüdwestlich vom Wohnhaus getrennt liegt der<br />
traufständige Stadel. - Als Typ steht das Hausam Übergang vom viergeschossigen,<br />
giebelständigenTätschdachhaus des 16.Jahrhunderts zum fünf-oder sechsgeschossigen<br />
Giebelhaus mit steilerm Satteldach des 17. und 1 S.Jahrhunderts (vgl. Abb. 258, 283).
264 s c h w e l l b r u n n<br />
MÜHLEN<br />
Das Kirchenlibell von 1652 vermerkt drei «in der untern Schar» liegende Mühlen:<br />
«in der Mülli», «in der Meyer Mülli», «in der Mülli an der Äschenwis» 1 . Heute<br />
sind vier, teils noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit Wasserrädern<br />
betriebene Mühlen bekannt: Am Wissenbach in der ehemaligen untern Schar die<br />
um 1900 abgebrannte Obere Müli und die Untere Müli (Assek.-Nr. 505), heute Wirtschaft<br />
und Sägerei, das stattliche Wohngiebelhaus traditioneller Art mit drei schindelgedeckten<br />
und verschalten Klebedächern versehen, 17./i 8. Jahrhundert. Am<br />
Murbach die stillgelegte, als Bau heute unansehnliche Brisigmüli (Assek.-Nr. 216).<br />
An einem Zulauf des Tüfenbachs an der Grenze von Schönengrund das Müleli<br />
(Assek.-Nr. 328), Sägerei, einst auch Wirtschaft, wegen der reizvollen Gruppierung<br />
der einzelnen Gebäude nennenswert.<br />
I Kirchenlibell, Fol. iof. - BÜCHLER, Schwellbrunn, S. 8, 15. «Mr.Hs. Höscher in der Mühle»,<br />
stehtim Widerspruchzum Kirchenlibell, Fol. 12, wonach der WerkmeisterHans Höscherinder obern<br />
Schar wohntund zudem von seinem Bruder Jogli, dem Stifter des Abendmahlstischchens, zu unterscheiden<br />
ist, während BÜCHLER, a.a.O., S. 12, eine Verwechslung unterläuft. Vermutlich handelt es<br />
sich bei der Mühleander Äschenwiesum die «Obere Müli».<br />
Abb. 259. Schwellbrunn. HausNr. 72 (vgl.Abb. 247). Korbbogiges Portal, 1797 datiert, mit Sandsteingewände<br />
an der Front und Holzgewände anden Türen. - Text S.255f.
WALDSTATT<br />
265<br />
KIRCHLICHE U ND POLITISCHE VERHÄLTNISSE<br />
A. Bis zur Gemeindegründung von iyig bis lysi bildete das Gebiet einen Teil der uralten<br />
Kirchhöre bzw. Rhode Herisau (S. 23-37). ~ Historisch unhaltbar ist die behauptete<br />
Zugehörigkeit der links des Wiler- oder Sägebachs liegenden Gebiete zu einer legendären<br />
«Kirche zu Teufenau» (siehe S.213). Erste Erwähnung von «Ober Walstatt»<br />
in der Teilungsurkunde der Brüder Eglolf und Rudolf von Rorschach 1374 1 , von<br />
«Wallstatt» selbst in der Verkaufsurkunde von Konrad Paier 1415 2 . Einzelne im<br />
spätem Gemeindegebiet liegende Höfe erscheinen schon früher. So das teilweise auf<br />
Herisauer und Schwellbrunner Gebiet liegende Ädelswil 90g in zwei Schenkungen an<br />
das Kloster St. Gallen 3 , Mooshalden («Moshaltun») in einem Einkunftsrodel des<br />
Klosters St. Gallen u m 1200 4 , Geißhalden («Geizhaitun» und «Gaishaltun») in<br />
einem solchen des 14.Jahrhunderts 5 . Die erwähnten Höfe scheinen zur Vogtei<br />
Herisau gehört zu haben. Jedenfalls sind im Unterschied zu zahlreichen Höfen in<br />
der Gemeinde Schwellbrunn (S. 233) keine Rechtsame der Freivogtei des Obern Thurgaus<br />
auf Waldstatter Boden verbürgt 6 .<br />
B. Seit der Gemeindegründung von 171g bis ijsi. Die Abtrennung von der Kirchhöre<br />
(= Gemeinde) Herisau erfolgte wie in Schwellbrunn im Zusammenhang mit einem<br />
geplanten Kirchenbau, ging aber im Unterschied zu dort dem Kirchenbau von 1720<br />
voraus.Am 12. November 1719 ermächtigte der zu Herisau versammelte Kleine Rat<br />
die Ratsherren Baschon Steiger und David Zuberbühler, das Gesuch für einen<br />
Kirchenbau im Namen «ihrer Gegensgenossen aus der Wahlstatt» dem Großen Rat<br />
vorzubringen 7 . Nachdem am 18.November die Teilung des Kirchen- und Armenguts<br />
mit den Herren Vorgesetzten von Herisau abgesprochen worden war 8 , erteilte<br />
der zu Trogen versammelte GroßeRat am 24. November die Erlaubnis zum Kirchenbau<br />
mit dem Versprechen, 500 Gulden beizusteuern 9 . In der Auslösungsurkunde<br />
vom 9. Dezember erhielt die neue Gemeinde den Namen «Waldstatt» und eine<br />
Auslösungssumme von 900 Gulden 10 . Eine Urkunde vom 8. Mai 1721 legte schließlich<br />
u.a. die Gemeindegrenzen fest 11 .<br />
C. i8yy Trennung von Kirche und Staat, d. h. Auflösung der Kirchhöre, die bis anhin<br />
eine politische und kirchliche Einheit evangelischen Bekenntnisses gebildet hatte, in<br />
i AUB 112. 2 AUB 338. 3 AUB 13, 14.<br />
4 UBSG, Bd. III, S. 753. 5 UBSG, Bd.III, S. 729f.<br />
6 Wohlim Anschluß anv. ARX I, S. 502, nehmen dies an: SOHLÄPFER, Chronicon, S. 18, 68, und<br />
SCHMIEDHEINI, Kirche von Waldstatt, S. 3.<br />
7 Protokoll des Kleinen Rates in Herisau (KtA, Altes Archiv, 6, 16).<br />
8 SCHLAFFER, Chronicon, S. 5. - Protokoll des Großen Rates (siehe folgende Anmerkung).<br />
9 Protokoll des Großen Rates (KtA, Altes Archiv, 4, 1, Fol. 363 r. und v. —Z um Datum vgl.<br />
SCHLAPPER, Chronicon, S. 5.<br />
IG SOHLÄPFER, Chronicon, S. 5; Materialien, Anfang (Wiedergabe von Punkt III-V). - Vgl. SCHMIED<br />
HEINI, Kirche von Waldstatt, S. 7. - Originalurkunde verschollen.<br />
11 Originalurkunde in der Gemeindekanzlei. Vgl. Fliegende Blätter, Fol. 75.
266 w a l d s t a t t<br />
Politische Einwohnergemeinde und Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde aufgrund<br />
der neuen Kantonsverfassung von 1876 mit den für ganz Appenzell Außerrhoden<br />
gültigen Rechtsfolgen. - Vgl. Einleitung, S. 11. - 1908 Neuregelung der<br />
Eigentumsverhältnisse aufgrund des Kirchenartikels in der neuen Kantonsverfassung<br />
durch Vertrag vom 6. Dezember, kraft dessen Pfarrhaus und kirchliche Geräte in<br />
den Besitz der Kirchgemeinde übergingen 1 . Seit 1911 römisch-katholische Pfarrei<br />
Urnäsch-Hundwil-Waldstatt. - Siehe Urnäsch, S. 294.<br />
WIRTSCHAFTLICHE V ERHÄLTNISSE U ND B EVÖLKERUNGSZAHL<br />
Neben althergebrachter Viehzucht entwickelten sich wie im übrigen Appenzellerland<br />
vor allem im 18. Jahrhundert Textilgewerbe und-handel, die in den 1780-1790er Jahren<br />
mit Musselingeweben ihre höchste Blüte erlebten und gegen das Jahrhundertende<br />
in der Gemeinde um 400 Webstühle beschäftigten 3 . - Im 19. Jahrhundert wurde<br />
Waldstatt zum Kurort, nachdem Ratsherr Josua Keßler schon 1791/92 in Unterwaldstatt<br />
an den 1772 bzw. 1790 entdeckten Quellen im Torfgrund ein Bad eingerichtet<br />
hatte 3 .<br />
Im Zusammenhang mit dieser Entwicklung stieg die Bevölkerungszahl in den Jahren<br />
1734-1805 von 632 auf 1034 4 , ging jedoch infolge der Hungersnot im Jahre 1817 und<br />
Wirtschaftskrisen bis 1834 auf 922 zurück 5 . 1842-1970 wieder Zunahme mit gelegentlichen<br />
Rückschlägen von 970 auf 1508. Absoluter Höhepunkt 1910 mit 1555<br />
1 PrKV, 9.Nov. 1908 (Vertragsentwurf). 6.Dez. 1908 (Genehmigung durch außerordentliche<br />
Kirchhöre).<br />
2 SCHLAFFER, Chronicon, S. 12, 14!". Vgl. ebenda, S. 69-71, 195.<br />
3 SCHLAFFER, Chronicon, S. 193 f. - G. RÜSCH, Kuranstalten, S. 33-37.<br />
4 SCHÄFER, Materialien 1810, S. 71-75.<br />
5 Ergebnisse der Zählungen bei der HausbesuchungimKanton Appenzell Außerrhoden imjahre<br />
1834, Trogen 1834.<br />
Abb. 260. Waldstatt. Das Dorf von Südsüdwesten mit der 1720/21 erbauten reformierten Kirche.<br />
Federzeichnung von Johann Ulrich Fitzi, um 1822. Privatbesitz Zollikon. - Text S. 267, 269^, 275<br />
und 284.
geschichte 267<br />
Abb. 261, 262 u nd 263. Waldstatt. Ältestes Gemeindesiegel, 1804. - Jüngeres Gemeindesiegel, vor<br />
iSsg. - Kanzleisiegel,um 1804. - Text S.268.<br />
Einwohnern 1 . Wohnhäuser standen im Jahre 1842 in der ganzen Gemeinde 157,<br />
in allem um 300 Gebäude 2 .<br />
Quellen. GdeA: Festsetzung der Gemeindegrenzen. S.Mai 1721 (Pergamenturkunde mit Landessiegel).<br />
— Kirchhöreprotokolle ab 1721: 1721-1786 in «Altes Kirch- u. Schuldbuch» vorn und hinten,<br />
1851-1893 in «Kirchhöri-ProtokollBand 2.». - Jahresrechnungen der Gde (gedruckt), 1 i.Nov. 1856ff.<br />
- KGdeA: Protokoll der Kirchenvorsteherschaft,ab 9.Jan. 1878, einschließlich Protokoll der Kirchgemeindeversammlungen.<br />
- JON. JAKOB MOCKS Beschreibung des Kirchenbaus 1720/21. Ms.um 1721<br />
(wurdeum 1967 verbrannt). - KtA: Protokolle des Großen Rats und des Kleinen Rats.<br />
Literatur. JOH. JAK. SCHLÄPFER, Chronicon der Gemeinde Waldstatt, Trogen 1839. Zitiert; SCHLÄP-<br />
FER, Chronicon. Ders., Materialien zu einer Gemeinde-Chronik. Ms., Waldstatt 1807 bzw. 1821 und<br />
später (Ergänzung zu Chronicon, das mit demJahr 1820 endet), Besitz Frau Hulda Schaerer-Keßler<br />
und Frl. Hermine Keßler, Waldstatt. - B. SCHMIEDHEINI, Geschichtliches über die Kirche von Waldstatt.<br />
Denkblätter zur Erinnerung an die Einweihung hiesiger Kircheam 8. März 1874. Enthält auszugsweise<br />
JOH. JAKOB MOCKS Beschreibung des Kirchenbaus 1720/21. Zitiert: SCHMIEDHEINI, Kirche<br />
von Waldstatt. - Schulhauseinweihung Waldstatt Sommer 1957, Herisau 1957. — HANS EUGSTER-<br />
KÜNDIG, Die Geschichte der Gemeinde Waldstatt, 1720-1970, Herisau 1970.<br />
Bilddokumente. 1. Dorf von S, Federzeichnungen von JOH. ULRICH FITZI (1798-1855): a) «Waldstadt»<br />
(kursiv im Bild links unten), 20,9 X 52,5 cm; links oben, ebenfalls kursiv: «JM Aprill 1821.<br />
Ao 1825, 947 Einw:». Sammlung Ernst Rutz, Gümligen BE. - b) «WALDSTADT» (Buchstaben mit<br />
Gitterverzierung), 34,8 X 53,2 cm. Kopie des Zeichners nach a, um 1822 (in zusammengehöriger<br />
Reihe außerrhodischer Dorfbilder, wovon eines 1822 datiert ist). Privatbesitz Zollikon (Abb. 260). -<br />
2. Kirche und Haus vonNNO, betitelt: «Parthie in Wallstadt», Aquarell mitTempera, 15,2 X 17,7cm,<br />
signiert und datiert: «v. Heinr. Klonke», «Aufgenommen d. 24. Aug. 1830». KtB Trogen. - 2a. FabrikantenhausNr.<br />
196 des Hs. Ulr. Schlaepfer, Lithographie, 9,2 X 12,8m, signiert: «Lith. A.W. Fehrenbach,<br />
Zürich.», betitelt: «WALDSTATT»,u m 1841. Besitz der Nachkommen (Abb. 279). - 3. Kirche mit<br />
Dorfpartie von SSO, Photographie, 1860/61. Privatbesitz Waldstatt (Abb. 266). - 4. Dorfvon S, Aquarell<br />
mit Deckweißund Farbstift, 43 X 21,6cm, signiert und datiert: «Gez.vonJ.J. Heuscherim Moßberg<br />
1866.» SammlungA. Bernoulli, Basel 3. - 5. Haus mit traufständigem Tätschdach in Steblen, Außere<br />
Waldstatt, Radierung in: EUGSTER, Herisau, S. 398, nach Zeichnung von Ratsherr STEIGER-ZÖLPER. -<br />
6. Kirche mit Hinterdorf von S, Öl und Silberbronze auf Papier, 39 X 25,3 cm, datiert und signiert:<br />
«1874 Gemacht von Johs. Zülle in Waldstatt.» Sammlung Dr. Syz, Züricht. - 7. Weitere alte Bilder<br />
und Photographien in: HANS EUGSTER-KÜNDIG, Die Geschichte der Gemeinde Waldstatt, 1720-1970.<br />
1 AMB 1843, S. 71. - Statistische Quellenwerke der Schweiz, Heft 467, Bern 1971, S. 45.<br />
2 AMB 1843, S. 72. - Vgl. SCHLÄPFER, Chronicon, S. 11.<br />
3 RUDOLF HANHART, Appenzeller Bauernmalerei, Teufen 1959, Abb. 80, S. 113.<br />
4 Ebenda, Abb. 62, S. 96.
268 w a l d s t a t t<br />
Siegel und Wappen (Abb. 261-263). Bis zur Anschaffung eines eigenen Siegels 1804 wurde mit dem<br />
Herisauer Gemeindesiegel von 1664 gesiegelt 1 (Abb. 26). 1. Ältestes Gemeindesiegel, 1804 2 . Oval,<br />
30 X 26 mm. Wappen: Von einem nach heraldisch rechts schreitenden Bären gehaltener und von<br />
Blumen- und Fruchtgehängen geschmückter Ovalschild, indem auf Waldgrund runder Haubenturm<br />
und Giebelhaus zwischen Tannen stehen. In Antiqua unten horizontal: «GEMEINDE WALDSTAT».<br />
UMSCHRIFT: «CANTON=APPENZELL*».Signatur« B » der Petschaftsstecher JOH. CASPARundHs. JACOB<br />
BRUPBACHER von Wädenswil bei der linken Bärenpranke 3. Abdrücke im Schweizerischen Landesmuseumund<br />
in Waldstatter Privatbesitz. - 2. Gemeindesiegel, vor 18394. Oval, 32 X 28mm. Ähnliches<br />
Wappen wie bei Nr. 1, Bärund Stadt jedoch realistischer unddurch Perlstabumrandung getrennt von<br />
Antiquaumschrift: «sie. DER GEMEINDE WALDSTATT* APPENZELL.A.R.*». Erstes Gemeindesiegel<br />
Außerrhodens mit «AR» statt «VR»5. Abdruck in der Sammlung des Kantonsarchivs. - 3. Ältestes<br />
Kanzleisiegel, um 1804. Oval, 28 X 25 mm. Wie Nr. 1 und ebenfalls mit dem «B» der BRUPBACHER<br />
signiert. Abgesehen vom Format einziger Unterschied in der Beschriftung: «CANZLEY» anstatt «GE<br />
MEINDE». Vermutlich 1804 mit Nr. 1 angeschafft. Abdruck in der Sammlung des Kantonsarchivs. -<br />
1 Soauf Zettel vom 21. Febr. 1795 im GdeA.<br />
2 SCHLÄPFER, Chronicon, S. 267, mit Wiedergabe der Inschriften. Ebenda, S. 299, Anm. 185:<br />
Kosten «4Nthlr» (neue Taler).<br />
3 PETER ZIEGLER, Die Petschaftstecherund Graveure Brupbacher von Wädenswil, o.O.und o. J.,<br />
S. 7: VaterJoh. Casparund Sohn Hs. Jakob reisenam 17.Juni 1802 nach mehreren Wochen Aufenthalt<br />
in St. Gallen von dort über Herisau, Schwellbrunn, Schönengrund usw. nach Hause (natürlich<br />
mit Aufträgen).<br />
4 Geht aus dem 1839 gedruckten Chronicon von Jon. JAKOB SCHLÄPFER, S. IG, Anm. 6, hervor,<br />
wonach Waldstatt als erste außerrhodische Gemeinde «AR stattVR in ihrem Siegel» führt.<br />
5 SCHLÄPFER, Chronicon,S. 10,Anm. 6.<br />
Abb. 264. Waldstatt. Übersichtsplan. Maßstab i: zirka 4200. Das Dorf entstand im Anschluß an den<br />
Kirchenbau 1720/21 aus einem kleinen Weiler besondersan beiden bei Haus Nr. 240 sich verzweigenden<br />
Armen der alten Landstraße nach Urnäschund ins Toggenburg hauptsächlichim 18. und 19.Jahrhundert.<br />
- TextS. 269-272,274-276und 281-288.
l a g e u n dv e r k e h r 269<br />
Abb.265. Waldstatt. Flugaufnahme von Südwesten, 31. Juli 1957. Die alte Dorf- und Landstraße<br />
überquert bei der Kirche die gerade, das Dorf durchschneidende neue, 1839-1841 angelegte Landstraße<br />
ins Toggenburg, die an der Osteinfahrt zum Dorf von Häusern des 19. Jahrhunderts gesäumt<br />
ist. - Text S. 269-272, 274-276und 281-288.<br />
4. Neuestes Kanzleisiegel. Seit ungefähr 1914. Wappen ohne Bär,nur Kirche zwischen Tannenim Schild 1 .<br />
- 5. Siegel des Gemeindehauptmanns. Oval, 27 X 23 mm. Wappen ähnlich jenem von Nr. 2. Antiquaumschrift:<br />
«GEMEINDE HAUPTMANN IN WALDSTATT CANT.APP. A. R. ». ^.Jahrhundert,nach Nr. 2. Sammlung<br />
des Kantonsarchivs. - 6. Pfarramtssiegel. Oval. Heilige Schrift auf Tisch an Leuchter gelehnt.<br />
Daneben Hirtenstab. Antiquaumschrift: «PFARRAMT DER GEMEINDE WALDSTATT. KANTON APPENZELL<br />
V.R.» Ende 1813um zwei neue Taler angeschafft 3 . - Alle Petschaften außer Nr. 4 sind verschollen.<br />
Fahnen. Schützenfähnchen 1850. Seidentaft,H. 64cm, Br. 68cm. Rot-weiss geviertet, inder Mitte eingenähtes<br />
Medaillon aus Leinwand und bemalt: Einerseits ein Appenzeller Milizsoldat, anderseits Inschrift:<br />
«Nr. 1, Stich Baad Waldstadt den 30. April 1850.» 1942 in der Privatsammlung von Oberst<br />
Pelet, Lausanne. Bruckner, Fahnenbuch, Nr. 35.<br />
LAGE U ND V ERKEHR<br />
Das Dorf (Abb. 264, 265) liegt mit der Kirche, bis zu deren Bau 1720 nur ein<br />
Weiler von wenigen Häusern 3 , 820 m ü.M. (LK) in einer muldenartigen Senke<br />
des Molassehügellandes am Fuße von Geißhalden und südseits vom Höhenrücken<br />
Oberwaldstatts begrenzt, jedoch mit freier Sicht auf das Alpsteingebirgeim S und die<br />
Dörfer Hundwil, Stein und Teufen im O. Hier verzweigt sich die Landstraße nach<br />
1 Auf Vorschlag von JAKOB SIGNER, Die Wappen der Gemeinden des Kantons Appenzell A.Rh.,<br />
AHS 1916, 30. Jg., HeftNr. 2, S. 85-89; HeftNr. 3, S. 129 und Tf.VI.<br />
2 SCHLAFFER, Chronicon, S. 299, mit Beschreibung in Anm. 185. Ovalform und Antiquainschrift<br />
sind aufgrund der Analogie auch zu andern Pfarramtssiegeln (Herisau, Speicher) angenommen, da<br />
bis jetzt keine Abdrücke gefunden werden konnten.<br />
3 SCHLAFFER, Chronicon, S. 16: Es gab «schon früher eine Schule, ein Back- und Wirthshaus und<br />
eine 1711 erbaute Schmiede usw. daselbst; auch waren nebst den meisten Handwerkern ein Arzt,<br />
Maler usw. zu finden.»
270 w a l d s t a t t<br />
Schönengrund-Toggenburg und Urnäsch. An den beiden noch sichtbaren Zügen<br />
der alten Straße erstand im Anschluß an den Kirchenbau das Dorf hauptsächlich an<br />
dem nach Horschwendi Richtung Schönengrund emporsteigenden Arm, an dem<br />
auch die Kirche liegt. Zeichnungen von Jon. U LRICH FITZI, 1821 bzw. um 1822 von S<br />
aufgenommen (Abb. 260) I , zeigt ein gut zwanzig Giebelhäuser zählendes Straßendorf<br />
von eindrücklicher Einheitlichkeit. Die Mehrzahl der Häuser gruppierte sich<br />
an der Ostseite der Kirche gegen die Straßenverzweigung hinab, während westlich von<br />
ihr nur etwa sechs die rechte Straßenseite nach Horschwendi säumten. So lag die<br />
Kirche zur Linken dieser Straße samt südseits vorgelagertem Friedhof in einem südwärts<br />
und westwärts völlig offenen, unverbauten Gelände.<br />
Eine bedeutende Veränderung des Dorfbildes wurde durch die jetzige, 1838-1842<br />
neu angelegte Straße von Herisau über Waldstatt und Schönengrund ins Toggenburg<br />
eingeleitet 2 , indem diese, von Mooshalden bis Kirchplatz 1839 3 , von hier nach<br />
Horschwendi 1841 vollendet 4 , die bei der östlichen Dorfeinfahrt einmal gewonnene<br />
Höhe behauptend, Dorf und alte Landstraße an der Nordseite der Kirche diagonal<br />
durchschnitt (Abb. 264^) 5 . Im übrigen setzt sich die ausgedehnte Gemeinde aus typischen<br />
alemannischen Streusiedelungen zusammen, wie das Dorf vor dem Kirchenbau<br />
eine war, und umfaßt folgende sieben alte Bezirke: 1. Dorfund Umgebung. - 2. Unterwaldstatt.<br />
- 3. Oberwaldstatt. - 4. Horschwendi. - 5. Geißhalden und Mooshalden.<br />
1 Bilddokumente i a und b.<br />
2 AMB 1843, S. 173-177: Nach Plänen vonH. HARTMANN und FREI von Knonau durch HIRZEL<br />
von Abtwilund RUEF aus Vorarlbergvon Mooshalden bis Eisigeli, durch BERTHER und Louisvon hier<br />
bis Kantonsgrenze ausgeführt.<br />
3 AMB 1840, S. i5f. 4 AMB 1841, S. 128. 5 Vgl. Bilddokument4.<br />
Abb. 266. Waldstatt. Die 1720/21 erbaute reformierte Kirche von Südsüdosten i m ursprünglichen<br />
Zustand, vor der Umgestaltung von 1874, und gestrickte Giebelhäuser des 18. Jahrhunderts. Photographie<br />
von 1860/61. - Text S.267und 272-276.
LAGE U ND V ERKEHR 271<br />
Abb. 267 und 268. Waldstatt. Reformierte Kirche von Südsüdostenim Zustand von 1874 bis 1934 mit<br />
sozusagenneu erbautem Langhaus, schwach geneigtem Satteldachund mit erhöhtem, umgestaltetem<br />
Turm. - Von Nordwesten, 1973, in der Gestalt von 1934/35 mit verlängertem Schiff, Vorhalle u nd<br />
steilerm Satteldach (vgl. Abb.266). - Text S.273f. und 276f.<br />
- 6. und 7. Äußere Waldstatt 1 . - Waldstatt ist als einzige außerrhodische Gemeinde<br />
ausschließlich von außerrhodischen Gemeinden umgeben.Im O grenzt sie, durch die<br />
Urnäsch getrennt, an Hundwil, im S, durch den Murbach getrennt, an Urnäsch,<br />
im W an Schwellbrunn und im N an Herisau.<br />
Die wichtigste Verkehrsverbindung war von jeher die durch Waldstatt führende<br />
Straße von St.Gallen ins Toggenburg, hier als «Landstraße unter Geißhalden und<br />
Horschwendi durch» erstmals 1672 erwähnt 2 . Zum Ausdruck kommt ihre besondere<br />
Bedeutung schon vor der Neuanlage von 1838 bis 1842 in der 1787 durch den<br />
Fürstabt von St. Gallen erfolgten Anerkennung der Strecke «von Liechtensteig und<br />
St. Peterzell auf St. Gallen als eine allgemeine Landstraße» 3 und in ihrer schrittweisen<br />
Verbesserung von 1789 bis 1806 vor allem auf Betreiben von Herisauer<br />
Kaufleuten und Gewerbetreibenden 4 , ferner in der Tatsache, daß seit 1. Juni 1839<br />
auf ihr als erster Appenzeller Straße täglich ein Posteilwagen zwischen St. Gallen<br />
und Uznach verkehrte 5 .<br />
Als einzige Verbindung mit Hundwil über das Hundwilertobel diente bis ins<br />
19. Jahrhundert der Auensteg (siehe Hundwil, S. 398f.). Zu diesem hinab führte auf<br />
Waldstatter Seite noch 1839 ein «550 Schritte langer Fußpfad, größtenteils in<br />
Gestalt einer Treppe» 6 . Eine weitere Verbindung schuf weiter flußabwärts die<br />
'839/40 von ENNOCH BREITENMOSER erbaute Holzbrücke, wohin bis zur Eröffnung der<br />
1 SCHLAFFER, Chronicon, S. 16-24.<br />
2 Spruchbrief, 7. Mai 1672. Originalurkunde in der Gemeindekanzlei. - Vgl. SCHLÄFFER, Chronicon,<br />
S. 76: 1726 Kauf und Einrichtung eines Fahrweges.<br />
3 «Copir-Buch..» (GdeA Herisau), S. 15. - Alte Urkunden, S. 2i7f.<br />
4 Ebenda, S. 2i6f., 222-224. - Vgl. SCHLÄFFER, Chronicon, S. 15, 196.<br />
5 HEINRICH DIEM, Das appenzellische Straßen- und Postwesen,AJB 1910, S. 102.<br />
6 SCHLÄFFER, Chronicon,S. 6.
272 w a l d s t a t t<br />
Mittellandstraße 1861 beidseits nur ein Fußweg führte. Vgl. Karte von Johannes<br />
Eschmann (1808-1852) von 1840 bis 1846. - Siehe Hundwil, S. 362,397!".<br />
Nach Urnäsch führte der uralteWeg nochim zweiten Viertel des ig. Jahrhunderts<br />
über eine 1801 von Baumeister J ohannes S t a r k von Waldstatt erbaute gedeckte<br />
Holzbrücke im Murbachtobel, durch die eine kleinere Vorgängerin von 1727 ersetzt<br />
wurde 1 . - 1875 erhielt die Gemeinde durch die Eröffnung der Appenzeller Bahn auf<br />
der Strecke Winkeln-Herisau-Waldstatt-Urnäsch eine Eisenbahnverbindung Richtung<br />
St. Gallen oder Zürich. Das Stationsgebäude unten am Südrand des Dorfes,<br />
ein schlichter Holzbau unter traufständigem Satteldach, wurde 1925 durch den<br />
bestehenden Steinbau in neubarockem Stil mit Walmdach und mit rundem, haubenbesetztem<br />
Treppenturm an der südseitigen Front ersetzt 2 (auf Abb.265).<br />
K I R C H E<br />
Baugeschichtliches, i. Bau lysojsi. Am 24. November 1719 erlaubte der Große<br />
Rat den Kirchenbau unter der Bedingung, «nicht einen zu kostbaren, sondern bescheidenen<br />
Bau» zu errichten, und die Bildung einer eigenen Kirchhöre, d.h.<br />
Gemeinde (S. 265). Baubeginn am 28. April 1720. Grundsteinlegungam 4. Mai in<br />
Gegenwart der beiden Landammänner Laurenz Tanner und Konrad Zellweger, der<br />
beiden Statthalter und des Landsfähnrichs Konrad Scheuß als obrigkeitlichen Bauherrn.<br />
Bis 12. August war der Bau unter Dach 3 und auch der Turm samt Knopfund<br />
Fahnen hergestellt 4 . Am 14. Oktober Einsetzung der Kirchenfenster durch Meister<br />
Hs.U l r i c h Frischknecht und Daniel Mock 5 . Einweihung am 30.Oktober 6 . Die<br />
innere und äußere Vollendung dauerte jedoch bis 16. Juli 1721 7 . Der «Kirchhimmel»<br />
wurde von Meister H a n s Himmeli vollendet und von Hs. Ludwig M e r z bemalt,<br />
zusammenum 500 Gulden 8 . In diesem Jahr wurde auch die eiserne Kirchenuhr des<br />
Hs. K o n r a d Rheiner von Appenzell eingebaut 9 . Gesamtkosten mit Einschluß des<br />
Pfarrhauses 4062 Gulden 10 , nachdem «unerwartet viele Frondienste geleistet» worden,<br />
sogar von Herisauern und Schwellbrunnern 11 . Das Land steuerte 500 Gulden<br />
bei (S. 265). Außerdem Beisteuern der außerrhodischen Gemeinden mit Herisau an<br />
der Spitze und von zahlreichen evangelischen Städten der Eidgenossenschaft einschließlich<br />
Mühlhausen, Genf und Neuenburg, wo überall mit Erlaubnis und Emp-<br />
1 SCHLÄPFER, Ghronicon, S. 6, 77. - Siehe auchUrnäsch, S. 32G.<br />
2 OTTO FREHNER, AUS Vergangenheitund Gegenwartder Appenzeller-Bahn,AZ,21. April 1933. —<br />
Abbildung des alten Bahnhofs in: HANS EUGSTER-KÜNDIG, D ie Geschichte der Gemeinde Waldstatt<br />
1720-1970, S. 79.<br />
3 SCHLÄPFER, Chronicon, S.41 f. 4 SCHLÄPFER, Materialien, Fol.3r.<br />
5 SCHLÄPFER, Materialien, Fol.3r. 6 SCHLÄPFER, Chronicon, S.42.<br />
7 SCHLÄPFER, Chronicon, S.42.<br />
8 SCHMIEDHEINI, Kirche von Waldstatt, S. 11. - SCHLÄPFER, Materialien, hinten: «Kirchbau-<br />
Auslag. 2.für den Kirchenhimmel fl. 150.-».<br />
9 SCHMIEDHEINI, a. a. O.,S. I I . - SCHLÄPFER, Chronicon, S. 42: « eiserneThurmuhr für 62 fl. 12 kr.<br />
in Akkord gegeben.» SCHLÄPFER, Materialien, S.6: «Ao 1721 imMärz ist dieUhr von gutem Eisen<br />
verfertigt, im Thurm aufgestellt, auchmit 4 Zeigernu. gemahlten Tafelnversehen worden.»<br />
10 SCHLÄPFER, Materialien, S. 6, gegen Schluß; «Kirchbau-Auslag». Vgl. SCHLÄPFER, Chronicon,<br />
S. 42.<br />
11 SCHLÄPFER, Chronicon, S.41.
k i r c h e 273<br />
| | 1934/35<br />
Abb. 269. Waldstatt. Grundriß derKirche in der heutigen Gestalt. Maßstab 1: zirka 183. - Text S.274.<br />
fehlung des Großen Rates auch für Schönengrund gesammelt wurde 1 . Dieses hatte<br />
gleichzeitig die Erlaubnis zum Kirchenbau erhalten. Nun wetteiferten beide Gemeinden<br />
miteinander, den Bau möglichst rasch zu vollenden, so daß beide Grundsteinlegung<br />
und Einweihung am selben Tag feierten 2 (vgl. S. 337-339)-<br />
2. Umbauten und Renovationen, a) Bis 1874-. 1765 wurde durch Meister JOHANNES<br />
KNELLWOLF von Herisau im Kostenbetrag von über 800 Gulden u.a. der Turm<br />
«14 Schuh höher gemacht» und «auf 120 Fuß» gebracht 3 . 1766 neue Frauenempore<br />
(«nüe Wiber Porkirche») von demselben J . KNELLWOLF und vom Bauherrn JOHANNES<br />
SCHLÄPFER erstellt 4 . 1793 Stiftung von fünf neuen Kirchenfenstern 5 . 1806 Turmrenovation<br />
6 .-b) 1874-. Sozusagen Neubau mit gleichem Grundriß unter Verwendung<br />
des Turms, der nochmals etwa 2,5 m erhöht und mit neuem Helm und Glockenstuhl<br />
für die neuen Glocken (S. 280) versehen wurde, ferner unter Verwendung der östlichen,<br />
mit der Turmmauer im Verband stehenden Schmalseite des Kirchengebäudes, das<br />
mit tiefer gesetztem First ein schwächer geneigtes, westseits abgewalmtes Dach erhielt,<br />
1 Protokoll des Großen Rates, 20.Juni 1720 (Ermächtigung). Ebenda, 20.N0V. 1720 (Verzeichnis<br />
der Steuern).<br />
2 Ebenda, 20.Juni 1720. - SCHLÄPFER, Chronicon, S. 365 mit Anm. 234: In Waldstatt Grundsteinlegungam<br />
Vormittag, in Schönengrundam Nachmittag.<br />
3 Kirchhöreprotokoll,Mai 1765 («Altes Kirch-u. Schuldbuch», S. 169). - SCHLÄPFER, Chronicon,<br />
S. 134 mit Anm. 80.<br />
4 KirchhöreprotokollNov. 1765undMai 1766 (a.a.O.). Hs.Jakob Mettler stiftete diese als Entgelt<br />
für erteiltes «Gemeinderecht».<br />
5 Kirchhöreprotokoll, Frühling 1793 (in «Protocol d e Waldstadtt»): «H. GopeySchreiber Hs.<br />
Heinrich Alder..hat 5 Stuck neue Fenster versprochen zu geben in die Kilchen..» - Vgl. SCHMIED<br />
HEINI, Kirchevon Waldstatt, S. 14. - SCHLÄPFER, Chronicon, S. 196. Siehe Beschreibung S. 275f.<br />
6 SCHLÄPFER, Chronicon, S. 271: NeuerHelm,neue Zeittafeln, Vergoldung aller fünf Knöpfe.<br />
18 - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
274 waldstatt<br />
wie eine Photographie von 1901 zeigt. Projekt und Ausführung von SEBASTIAN STURZEN-<br />
EGGER, Herisau. Maurerarbeiten von Baumeister JOH. J AK. SCHÄFER, Herisau.<br />
Anfertigung von einem großen und vier kleinen Turmknöpfen durch Kupferschmied<br />
KOLLER, Herisau; Vergoldung durch Gürtler SCHMID, St. Gallen. Turmuhr von<br />
«Großuhrenmacher» HUGELSHOFER, St. Gallen 1 . Gesamtkosten 65660 Fr. 75 Rp. 2 .<br />
- c) 1934I35: Innen- und Außenrenovation der Kirche nach einem Projekt von<br />
ULRICH W ALT, Herisau, im Gesamtkostenbetrag von 99245 Fr. 70 Rp. 3 : u.a. Verlängerung<br />
nach W u m die Tiefe der jetzigen Vorhalle, Wiederherstellung des Satteldaches<br />
mit ursprünglicher Firsthöhe. Entfernung der Nordempore, Einzug einer<br />
tiefer sitzenden gewölbten Gipsdecke, neue Fensterverglasung 4 . - d) igßSj^g Turmrenovation:<br />
Kupferdach 5 .<br />
BAUBESGHREIBUNG (Abb. 260, 264-270). 1. Bau von lyso bis 1874. Sein Grundriß war<br />
abgesehen von der Verlängerung von 1934/35 na ch W der gleiche wie heute: Ein<br />
rechteckiger Saal, der sich an den ostseits in der Symmetrieachse errichteten Turm<br />
anschmiegte.<br />
1 SCHMIEDHEINI, Kirchevon Waldstatt, S. 14-17.<br />
2 «Gemeinde-Rechnung Waldstatt,vom 1.November 1873 bis 31.Oktober 1874 nebst Rechnung<br />
über die Kirchen-, Thurm- und Friedhof-Renovation, Geläute etc. umfassend den Zeitraum vom<br />
April 1873 bis EndeOktober 1874», Trogen 1874, S. 31-33.<br />
3 Geschäftsordnung betreffend die außerordentliche Urnenabstimmung in Waldstatt über die<br />
Kirchenrenovation, 8.und9. Sept. 1934, S.af. - PrKV, 18.Mai 1934 bis 17.Juli 1935.<br />
4 Ebenda, 17.Juli 1935. - JahresrechnungderGde 1934und 1935. - Die Fenster signiertunddatiert:<br />
«GLASMALEREI ED. BOSS, BERN. I935.»<br />
5 JahresrechnungderGde 1958und 1959.<br />
Abb. 270. Waldstatt. Reformierte Kirche. D as Innere in der Gestalt und mit der Ausstattung von<br />
1874 bis 1934. - Text S.275f.und 277.
kirche 275<br />
Abb. 271. Waldstatt. Reformierte Kirche. Glockenförmige Abendmahlskannen aus Zinn, die beiden<br />
rechtsum 1720, diejenige links mitdem Datum 1757. - Text S.278.<br />
Der Gesamteindruck des Äußern von SSW ist 1821 von JOH. ULRICH FITZI in einer<br />
Federzeichnung festgehalten worden 1 . Darnach überstieg der gedrungene, quadergesäumte<br />
Turm mit seinen rundbogigen Schallfenstern kaum den First des geraden<br />
steilen Satteldaches der ebenfalls mit Eckquadern versehenen Kirche und trug über<br />
eingeschweiften Uhrengiebeln einen achteckigen Helm. Vor dem Westeingang der<br />
Kirche war in ganzer Frontbreite ein geschlossenes Vorzeichen mit Pultdach erstellt,<br />
dessen Oberkante die Trauflinie des Baus erreichte, der in seiner Geschlossenheit<br />
und Strenge südwärts durch die geschweifte Haube eines zweiten Vorzeichens<br />
gemildert wurde. Dieses stand von O her zwischen dem ersten und zweiten der drei<br />
rundbogigen Fenster, außer denen nochmals drei, zwei zu beiden Seiten des Turms<br />
an der Ostwand und ein weiteres diesen benachbart an der Nordwand durch ein<br />
1830 durchH. KLONKE vonNNO aufgenommenes Aquarell und eine 1860 von SSO<br />
aufgenommene Photographie bezeugt sind 2 (Abb. 266).<br />
Raumwirkung des Innern und Anordnung der Ausstattung entsprachen, aus den<br />
geschichtlichen Zeugnissen unddem Baubefund zu schließen, annähernd dem Zustand<br />
von 1874 bis 1934, wie er durch eine Photographie von 1901 wiedergegeben ist 3 :<br />
Ein Rechtecksaal, der durch eine Stufe nur andeutungsweise in Schiff und Chor<br />
unterteilt war, trug eine Kastendecke, deren zweimalige Brechung an der stehengebliebenen<br />
Ostwand im Kirchenestrich mit Verputz und Bemalung von 1874 zu<br />
sehen ist. Diesen «Kirchhimmel» beschrieb Pfarrer Joh. Jakob Mock in der Einweihungspredigt<br />
von 1720 als «Täfelwerk, welches mit seinen behörigen Farben ausgemahlet<br />
und mit Sonne, Mond und Sternen gezieret ist» 4 . Die Kanzel war wie<br />
heute in der Symmetrieachse der Chorwand, nur in größerer Höhe und vom Turm<br />
her durch eine stichbogige Türe zugänglich, angebracht und verlieh zusammen mit<br />
den zwei zu ebener Erde symmetrisch angelegten stichbogigen Turmeingängen und<br />
1 Bilddokumenti a bzw. 1 b,u m 1822 (Abb. 260).<br />
2 Bilddokumente 2 und 3. - JOH. JAKOB HEUSCHERS Aquarell von 1866, Bilddokument 4, gibt<br />
die südseitige Partie der Ostwand ungenau ohne Fenster wieder.<br />
3 Privatbesitz Waldstatt. Reproduktion imKdmA (Abb. 270).<br />
4 SCHMIEDHEINI, KirchevonWaldstatt, S.24. - DieDeckemußte demzufolge zu dieser Zeitinder<br />
Hauptsache fertig sein. Vgl. Baugeschichte.
276 waldstatt<br />
dem davor in der Mitte stehenden Taufstein dem Raum einen besondern Schwerpunkt.<br />
Eine gewisse Spannung verliehen ihm immerhin die bis zur Chorwand geführte<br />
Nordempore, wohl die 1766 eingebaute «Wiber Porkirche», und die unsymmetrische<br />
Anordnung der Nord- und Südfenster.<br />
2. Baugestalt seit 1874 bzw. I934I35- Durch die in der Baugeschichte erwähnte<br />
Erhöhung des Turms 1874 und die Verlängerung des Schiffs 1934/35, ferner die<br />
gleichzeitige Ersetzung der Kastendecke durch eine tiefer ansetzende korbbogige<br />
Gipstonne wurden die Proportionen erheblich verändert. Von außen kommt die<br />
Turmerhöhung u.a. auch in der unregelmäßigen Abfolge des obersten Lichtschlitzes<br />
zum Ausdruck.Im Innern ist dort die frühere Glockenstube erkennbar.Im Kirchenraum<br />
haben außerdem die symmetrische Anlage vonje vier Fenstern an Nord- und<br />
Südwand 1874 und die Entfernung der Nordempore 1934/35 z u vollendeter, jedoch<br />
spannungsloser Symmetrie geführt, in die sich auch die Orgel auf der Westempore<br />
und das signierte und 1935 datierte Gipsrelief «Bergpredigt» an der Ghorwand von<br />
IDA SCHAER-KRAUSE einordnen. Von dieser Bildhauerin wurden gleichzeitig auch die<br />
Sandsteinreliefs «Taufe» und «Verlorener Sohn» in den Lünetten über der offenen<br />
Westvorhalle geschaffen 1 . Im Estrich sind an der Ostwand Giebel und Verlauf der<br />
Kastendecke von 1874 sichtbar.<br />
i PrKV, 19. Sept. 1934und 7. April 1935. Zusammen mit Reliefim Innern erwähnt.<br />
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Abb. 272. Waldstatt. Das 1720 erbaute Pfarrhaus (Nr. 189, rechts) mit Quadersockel, vermutlich von<br />
1746, undmit Fronttäfer des 19. Jahrhunderts. Das Täfer weist eine geschoßweise Gliederung durch<br />
toskanische Pilaster auf, die teilweise mit klassizistischen Rauten belegt sind. - Text S.28if.
kirche 277<br />
Abb.Q73. Waldstatt. Bürgerhaus Nr. 192. Als Fabrikantmhaus an der Stelle eines 1521 datierten<br />
Vorgängerbausim 18.Jahrhundert (spätestens 1793) erbaut.Von zirka 1830 bis 1944 Gasthaus zum<br />
Löwen. Gestalt des Erdgeschossesum 1793. Geschoßweise durch Pilaster gegliedertes Fassadentäfer,<br />
wohl 1830er Jahre. - Text 8.283!'.<br />
WÜRDIGUNG. Sowohl in der ursprünglichen Anlage als auch in der Umgestaltung<br />
von 1874 ist die Kirche derjenigen von Schwellbrunn nah verwandt und vertritt<br />
neben jener eine verspätete Ausprägung des im 17. Jahrhundert entstandenen Typs<br />
der «protestantischen Normalkirche» (siehe S. 243).<br />
Ausstattung<br />
A. Ehemalige: Kanzel. Erste 1720 von «Mr. Hans Himmely trefflich gearbeitet» 1 '<br />
Zweite 1 874 von Meister SEBASTIAN STURZENEGGER, Herisau 2 . - Taufstein. Erster 1720<br />
von «Mr. Johannes Frehner trefflich gearbeitet»^. Zweiter 1874 von der Tonwarenfabrik<br />
ZIEGLER, SchafFhausen 4 . - Gestühl. Vorletzte Erneuerung 1 874 5 (Abb.270). -<br />
Orgel. Erste mit 12 Registern und teilweise vergoldetem Gehäuse 1889 von MAX<br />
KLINGLER, Rorschach, auf Westempore erbaut 6 . 1964 neue von Firma (Friedrich)<br />
GÖLL & Co. AG, Luzern 7 .<br />
B. Bestehende: 1934/35 bis auf Orgel vollständig erneuert, erweckt ziemlich einheitlichen,<br />
durch Schlichtheit und moderne Sachlichkeit bestimmten Eindruck 8 .<br />
1 SCHLÄPFER, Materialien, Fol. 3r.<br />
2 SCHMIEDHEINI, Kirchevon Waldstatt, S. 16.<br />
3 SCHLÄPFER, a.a.O.<br />
4 SCHMIEDHEINI, a.a.O., S. 17.<br />
5 SCHMIEDHEINI, a.a.O., S. 14.<br />
6 PrKV, 5. Sept. 1888 bis 10. Dez. 1889, insbesondere 24.Mai und 18. Nov. 1889. - Kirchhöreprotokoll,<br />
7. April 1889. - VorherHarmonium laut ebenda, 4.Mai 1873. - 1934/35 nurUmbau laut<br />
ebenda, 19. Sept. 1934.<br />
7 Firmenschildander Orgel.<br />
8 Geschäftsordnung..außerordentl. Urnenabstimmung, 8. und 9. Sept. 1934, S. 4. — Jahresrechnung<br />
der G de 1935, S. 2 7 f.
278 waldstatt<br />
Kirchliche Gefäße<br />
Abendmahlsgefäße. 1. Zwei silbervergoldete «Kelchbecher», der eine mit Stifterinschrift<br />
«HR SEBASTIAN NIEDERER & JACOB SCHOCK 1720» 1 , der andere mit «HR<br />
JACOB SCHLÄPFERS SELIGE WITTIB & KINDER 1755» 2 , wurden durch zwei mit Marke<br />
«H. FRIES» nach 1874 ersetzt und deren Inschriften auf diese übertragen 5 . - 2. Silbervergoldeter<br />
Kelch, H. 28 cm, Neurokoko, 1904 (?) 4 , und zwei «w R SCHMID 925 s»<br />
signierte von 1959'. - 3. Ovaler Brotteller, Silber, 22,5 X 30,3 cm. Marke « H.FRIES».<br />
Stifterinschrift in Antiqua: « DER GEMEINDE WALDSTATT GEWIDMET VON IHRER BÜR<br />
GERIN / FRAU PFARRER KESSLER GEB. SCHLAEPFER 1875». Dazu ein Spruch in lateinischer<br />
Kursive. — 4. Zwei zinnerne Glockenkannen, H. 32,5 cm. Marken «G» =<br />
St.Gallen und verschlungenes «HIS» des HANS JAKOB SCHIRMER (1657-1727)<br />
(BOSSARD I, Nr. 269, und II, S. 148). In der Bodenrosette Bär zwischen «I» und «S»,<br />
vielleicht von dessen Vater JOACHIM SCHIRMER (gest. 1697) (BOSSARD I, Nr. 329,<br />
und II, S. 147). Übereinstimmung bis auf untere Zierwülste und Schildgravierung,<br />
die ein z.T. verschlungenes « W ST» (= Waldstatt) in Blattkranz bei der einen,<br />
Kirche und Haus ( = Waldstatt?) bei der andern zeigt, bei der «WST» auf Deckel<br />
und Schulter eingraviert ist. Eine davon wurde 1720 von Pfarrer Joh. Jakob Mock<br />
gestiftet, die andere wohl gleichzeitig angeschafft 6 (Abb. 271). - 5. Zinnerne Glockenkanne,H<br />
. 32,5 cm. Marken «G» und «AH» des ABRAHAM oder ADRIAN H ILLER<br />
(1719-1798 bzw. 1735-1818) (BOSSARD I, Nr. 278, und II, S. 151). Bodenrosette mit<br />
dem St.Galler Bären zwischen «S» und «G» und mit verbundenem «HH» eines<br />
HEINRICH HILLER (BOSSARD II, S. 151). Ähnlich wie die zwei andern und ebenfalls<br />
aufdem Deckel mit «W ST» bezeichnet; auf stärker geschweiftem Schild das Datum<br />
«1757» und die «HS» des Stifters, Ratsherrn Hans Jakob Schläpfer 7 (Abb. 271).<br />
Taufgefäße. 1720 stiftete «Mstr. Kupferschmied Zuberbühler den Kessel zum<br />
Taufwasser» 8 , der nicht mehr vorhanden ist. — Taufkanne mit Schale, Silber,<br />
1 SCHLÄPFER, Materialien, Fol. 3V.: «Ein vergoldeter Kelch h aben Hr. Seb. Niederer u. Jac.<br />
Schoch v. Herisau geschenkt.»Von Schläpferirrtümlich unter «1721» aufgeführt.<br />
2 «Altes Kirch- u. Schuldbuch», S. 168; «Ao 1755an der MartiniKirchöri ist annach einen Kelch-<br />
Becherzum heiligen Abendmalzumanderen ermereth worden, welches des Jacob Schläpfers seligen<br />
Erben...denen Kirchsgenossenzu einem Vermächtnis vererth haben..» — Vgl. SCHLÄPFER, Chronicon,<br />
S. 112, Anm. 65: «Hauptmann Schläpfer einen silbernen und vergoldeten Kelch zum Nachtmahlsgebrauche<br />
alsVermächtnis hinterließ, welches Geschenk u m so größernWert hatte, alsman bisdahin<br />
nur einen Kelch besaß.»<br />
3 1874 laut SCHMIEDHEINI, Kirche von Waldstatt, S. aof., noch vorhanden.O b dagegen dieim<br />
PrKV, 19.Jan. und 22.Febr. 1904, anläßlich derAnschaffung «eines dritten Bechers»zum Vergleich<br />
herangezogenen «alten» die ursprünglichen waren oder bereitsderen Ersatz, ist unklar,da diese «nach<br />
Höhe und Becherinhaltganz gleich» waren, während 1874der frühere von 1720 als «der kleine Abendmahlskelch»<br />
bezeichnet wurde.<br />
4 PrKV, ig.Jan., 22. und 24.Febr. 1904.<br />
5 Kirchenrechnung 1959: 831 Fr. - PrKV, 10. März 1959.<br />
6 SCHLÄPFER, Materialien, Fol. 3 V.: «Hr Pfr.Mock (hat) eine Kanten geschenkt».Von Schläpfer<br />
zusammenmit dem obenerwähnten, 1720 datierten Kelch irrtümlich unter «1721»aufgeführt.<br />
7 «Altes Kirch-u. Schuldbuch», S. 168, im Anschluß an Kelchvergabung von 1755: «NBzum<br />
obigen KelchBecherhatHs.Jacob SchläpferdesRathsannach eine 2mäßige Ganten hinzu vererth.»<br />
8 SCHLÄPFER, Materialien, Fol. 3 V. - V om Datum gilt, was vonKelchund Zinnkannein vorletzter<br />
Anmerkung.Mr. JOHANN JAKOB ZUBERBÜHLER von Herisau stiftete auch das noch vorhandene kupferneTaufbecken<br />
indie gleichzeitig erbaute KircheinSchönengrund (siehe S. 342f.).
kirche 279<br />
H. 28 cm bzw. 4,8 cm, Dm. 23,6 cm. Zeichen «H.FRIES». Widmung in lateinischer<br />
Kursive auf dem Bauch eingraviert: «Erinnerung an J. U. Keßler v. Waldstatt<br />
Pfarrer daselbst von 1813 6. Sept - 1870 isJuni / geb. 11.Febr. 1792 gest. 15.Juni<br />
1870.» Auf der Rückseite: «Der Gemeinde Waldstatt gewidmet von seiner Wittwe<br />
und Töchtern.» Im Boden der Schale entsprechend Bittgebet. Neurokoko.<br />
Glocken<br />
Ehemaliges Geläute von drei Glocken lyso bzw. 174g. GESCHICHTE.Am 27. August 1720<br />
wurde der Turm mit zwei von PETER II. ERNST in Lindau gegossenen, 11 und 5,16<br />
(alten) Zentner schweren Glocken versehen', 1749 eine dritte von 24 (alten) Zentner<br />
von SCHALCH, Schaffhausen, um 1500 Gulden auf ein Jahr Probezeit gekauft, jedoch<br />
nicht behalten, weil an der Krone Schäden auftraten, darauf von der Gemeinde<br />
Stein für die neue Kirche bedeutend wohlfeiler übernommen 3 . An deren Stelle<br />
goß PETER ERNST in Lindau eine 20,3 (alte) Zentner schwere, an welche die Gemeinde<br />
1000 Gulden und der Initiant, Gemeindehauptmann Jakob Schläpfer, den<br />
fehlenden Restbetrag von über 400 Gulden bezahlte 3 . - Inschriften der alten Glocken<br />
laut JOH. JAKOB SCHLÄPFERS Ghronicon der Gemeinde Waldstatt, S. 1 isf., die wohl<br />
in Kapitalbuchstaben zu denken sind: 1. Große Glocke: «Diese Glocke haben übernohmen<br />
verfertigen zu lassen Herrn Jakob Schläpfer, Hs. Jakob Schläpfer jünger<br />
und Johannes Schläpfer jünger. - Durch das Feuer bin ich geflossen/Peter Ernst in<br />
Lindau hat mich gegossen! 1749. - Ldsf. Keßler, Hptm Joh. Keßler, Hptm.<br />
Ul. Knöpfel, Hr. Gallus Schläpfer und Ul. Zuberbühler. - Hr. D. Wägelin v.<br />
St.Gallen d. 30. Ap. d.J. zum Pfr. dieser Gemeinde erwählt.» - 2. Zweite Glocke:<br />
1 SCHLÄPFER, Materialien, Fol. 3V. Vgl. Chronicon, S. 42.<br />
2 SCHLÄPFER, Chronicon, S. 111.<br />
3 SCHLÄPFER, Chronicon, S. 112.<br />
Abb. 274 und 275. Waldstatt. Korbbogige Portale. Links; am Bürgerhaus Nr. 192 (vgl. Abb. 273)<br />
im Louis-XVI-Stil mit ziseliertem Beschläg anden Nußbaumtüren (Gitter neubarock, 19./20.Jahrhundert),<br />
rechts:am Pfarrhaus (vgl. Abb. 272) mit radial genuteter Nußbaumtüre und mit verkröpftem,<br />
dreipaßförmigen Flurfenster, wohl von 1746. - Text S.28if.und 283 f.
28o<br />
waldstatt<br />
Abb. 276. Waldstatt. Stube im Bürgerhaus Nr. 192 mit 1793 datiertem Ensemblevon Büfett,Wandschrank,<br />
UhrgehäuseundTüren aus Kirschbaumholz. - Text 8.2831".<br />
«Ich ruf der Gemeind' zur Kirchenpflicht / Ihr Herz sey stäts zu Gott gericht! -<br />
Peter Ernst in Lindau 1720. J .J. Mock 1 Pfr. dieser Gemeinde. Conrad Scheuß<br />
oberkeitl. Bauherr.» - 3. Dritte Glocke: «Mein eherner Mund und eiserne Zung /<br />
Zur Kirche rüffet Alt und Jung! - P. Ernst in Lindau 1720. / Nieder zur Tief aus<br />
der Höhe ruffet die heilige Stimme / Daß sich zur Höh' aus der Tiefe schwing' des<br />
Menschen Gemüth!»<br />
Bestehendes Geläute von vier Glocken i8yj. Am B.Dezember 1873 Guß des bestehenden<br />
Geläutes um 13169 Fr. go Rp., dessen Gesamtkosten ohne Glockenstuhl, den Mr.<br />
SEBASTIAN STURZENEGGER von Herisau schuf 1 , 14952 Fr. 95 Rp. betrugen 2 . Alle<br />
vier mit Antiquainschriften. Am Schlagkranz: «GEGOSSEN VON JAKOB KELLER IN<br />
ZÜRICH ANNO 1873». An den Flanken Mahnsprüche und Bitten 3 . A m Hals neugotischer<br />
Bogenfries, über dem Schlagkranz entsprechende Blattbordüre, an den<br />
Kronenbügeln Masken. Ton: D-Fis-A-D. Dm. 146 cm, 116 cm, 95 cm, 71 cm.<br />
Gewicht: 41,04, 20, 11,62, 4,81 Zentner 4 .<br />
1 SCHMIEDHEINI, Kirche von Waldstatt, S. 16.<br />
2 SCHMIEDHEINI, Kirche von Waldstatt, S. 17-20. - «Rechnung über Anschaffung eines neuen<br />
Kirchengeläutes» in: «Gemeinde-Rechnung Waldstatt» 1873/74, S. 25-27. - Vgl. NÜSOHELER,<br />
Glocken, S. 53F.<br />
3 Wortlaut siehe SCHMIEDHEINI, a.a.O., S. 18.<br />
4 Tonartund Gewicht laut SCHMIEDHEINI, a.a.O., S. I7F.
ÖFFENTLICHE P ROFANBAUTEN 281<br />
Abb.277. Waldstatt. Bauernhaus Nr. 205 (vgl. Abb.280). Grüner Kastenkachelofen mit Zweipaßfüllungen,<br />
von Hafnermeister Hans Georg Grob, Herisau, signiert und 1765 datiert. - Text S.286f.<br />
ÖFFENTLICHEPROFANBAUTEN<br />
Pfarrhaus. Assek.-Nr. 189 (Abb. 272). GESCHICHTE. E S wurde 1720 zusammen mit<br />
der Kirche erbaut 1 . Erst 1766 Ausmarchung des Kirchplatzes und des Pfarrhausareals,<br />
wobei «der Boden ob und nebend, auch aller Boden vor dem Pfarhus, samt<br />
dem Garten bis an des Hr. Hs. Jacob Signers Landstraß.. dem Pfarhus und der<br />
ganzen Gemeind zu gehörig sein sola.» 2 . - Renovationen 1746 («mit Quadersteinen<br />
belegt»), 1793 3 , 1806 4 , außen 1959/60 unter Mitwirkung des Heimatschutzes 5 .<br />
BESCHREIBUNG. Der Bau liegt von der alten Landstraße abgerückt unmittelbar an<br />
der neuen von 1839. Fünfgeschossiger, über gemauertem, mit Sandsteinquadern<br />
verkleidetem Erdgeschoß teils getäferter, teils geschindelter Strickbau mit einem<br />
giebelständigen, seitlich leicht geknickten Satteldach, dessen Traufgesims beidseits<br />
in die Giebelfront hineingeführt ist. Fassade im Stil eines einheimischen Bürger- und<br />
Fabrikantenhauses: Das gestemmte, mit Ecklisenen und Pilastern zwischen den<br />
Fensterwagen geschossweise gegliederte und durch schmale Klebedächer über allen<br />
vier Fensterreihen horizontal stark betonte Täfer, das auch an den Traufseiten ein<br />
bzw. zwei Fenster breit weitergeführt ist, entstand, wie die Rautenauflagen der<br />
I SCIILÄPFER, Chronicon, S. 42. 2 «Altes Kirch-u. Schuldbuch», S. 183.<br />
3 SCHLÄPFER, Chronicon, S. 106, 196.<br />
4 SCHLAFFER, Materialien, ungefähr Mitte: «Die Kirche ist neulich trefiich renovirt,... desgleichen<br />
das Pfarrhaus.» (1806). Vgl. SCHLÄPFER, Chronicon, S. 271.<br />
5 PrKV, 21. Mai 1959 bis 12.Dez. i960,wo Hausausgang noch nicht fertig.
282 waldstatt<br />
Ecklisenen erkennen lassen, in der ersten Hälfte des ig. Jahi - hunderts, frühestens 1806,<br />
das korbbogige Sandsteingewände und die radial genutete Nußbaumtüre mit<br />
barockem Beschläg a m Hauseingang dagegen wie auch ein Zwei- und Dreipaßfensterchen<br />
links davon wahrscheinlich wie die Quaderung selbst 1746 (Abb. 275).<br />
Schulhäuser. Ein erstes 1827 erbautes kleines Schulhaus 1 wurde 1867/68 durch das<br />
jüngst modernisierte Doppelschulhaus unter dem ehemaligen Friedhof, Nr. 262,<br />
einen geschindelten Strickbau mit Walmdach, südseitigem Quergiebel und rückseitigem,<br />
abgewalmtem Treppenhausrisalit, ersetzt 2 , 1887 in gleicher Konstruktion<br />
und ähnlicher spätklassizistischer Bauart das zweite Schulhaus im Hinterdorf, Nr. 204,<br />
gebaut 3 , ein dreigeschossiger kubischer Bau mit vier Fensterachsen an der von Eckpilastern<br />
gesäumten Front. 1972 wurde dieses Schulhaus der sechsteiligen Fenster<br />
und des bisherigen Schindelschirmes beraubt. Das 1901 erbaute Realschulhaus, jetzt<br />
Gemeindehaus, Nr. 182, ebenfalls ein geschindelter Strickbau, jedoch mit Quergiebel<br />
an traufständigem Satteldach, wurde 1957 durch modernen Neubau nach Plänen<br />
von Architekt FRITZ ENGLER, Wattwil, ersetzt 4 .<br />
1 Schulhauseinweihung Waldstatt, Sommer 1957, S. 8, 11. - Vgl. SCHLÄPFER, Chronicon, S. 44,<br />
Anm. 25.<br />
2 Kirchhöreprotokoll, 6.Mai 1866 und 10. Febr. 1867. - Laut Rechnungen über die Gemeinde-<br />
Verwaltungen 1866/67 und 1867/68,je S. 19, von Baumeister SEBASTIAN STURZENEGGER, der große<br />
Akontozahlungen erhielt. Vgl. Schulhauseinweihung Waldstatt, Sommer 1957, S. 11 f. - Abb. in;<br />
HANS EUGSTER-KÜNDIG, Die GeschichtederGemeinde Waldstatt 1720-1970, S. 111.<br />
3 Kirchhöreprotokoll, i.Mai 1887. - Jahresrechnung Waldstatt 1887 und 1888: Baumeister<br />
J.J. EHRBAR erhält als Akkordsumme 22750 Fr. - Vgl. Schulhauseinweihung Waldstatt, Sommer<br />
1957, S. 12.<br />
4 Ebenda, S. 13!"., 28.<br />
Abb.278. Waldstatt. Schön gestaffelte Gruppe kleiner, gestrickter Holzgiebelhäuser, Nrn. 199-201,<br />
mit gestemmtem Täferan der Front,an der alten Landstraßeim Hinterdorf. - Text S.285.
ürger und bauernhäuser 283<br />
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Abb. 279. Waldstatt. Fabrikantenhaus.U m 1840 erbauter Vorgänger des 1868 erbauten FabrikantenhausesNr.<br />
196an der alten Landstraße im Hinterdorf (vgl. Abb. 265). LithographievonA. W. Fehrenbach,um<br />
1841, in Privatbesitz Waldstatt. - Text S.267 und 284!.<br />
BÜRGER-U N D BAUERNHÄUSER<br />
1. Dorf und Umgebung. Die Häuser in der Reihenfolge der Hausnummern 1 .<br />
Der ursprüngliche Dorfkern an der alten Straßenverzweigung, der das frühere<br />
Unterdorf, das frühere Oberdorf um Kirche und Pfarrhaus und das noch immer so<br />
bezeichnete Hinterdorf längs der alten Straße Richtung Horschwendi umfaßt 2 , ist<br />
am typischen Stil einheimischer, teils getäferter, teils geschindelter Strickhäuser vorwiegend<br />
des 18. Jahrhunderts wohl erkennbar, doch wirkt das ehemals einheitliche<br />
und geschlossene Bild, in das sich auch die spätklassizistischen Bauten des 19. Jahrhunderts<br />
noch organisch eingliederten, heute infolge beziehungslosen Bauens zerrissen,<br />
und auch viele einzelne Häuser mit schön getäferten Fronten sind in ihren Erdgeschossen<br />
durch rücksichtslose Erneuerungen entstellt.<br />
Nr. igs. Fabrikantenhaus (Abb. 273, 274). Seit zirka 1830 bis i.Mai 1944 Gasthaus<br />
zum Löwen. Hier «unter Geißhalden» wohnte und versammelte Ratsherr Jakob<br />
Keßler 1719 die Gegendsgenossen zur Planung des Kirchenbaus 3 . - Der sechsgeschossige,<br />
über quaderverkleidetem Erdgeschoß errichtete Strickbau mit giebelständigem<br />
Satteldach und ostseitigem Quergiebel wurde in dieser Größe vielleicht erstum<br />
1793 (Datumin der Stube, s.u.) erbaut, hatte aber einen kleinern Vorgängerbau von<br />
1521, zu dem der ostwärts liegende, tonnengewölbte Keller gehörte, wie zwei gefangene,<br />
ursprünglich nach S und W ins Freie mündende, stichbogige Fenster mit geschmiegten<br />
Kammern beweisen. Nochim ersten Drittel des 19. Jahrhunderts waran einem Überrest<br />
jenes Baues, vielleicht auf einem wiederverwendeten Strickbalken, «die Jahres-<br />
1 Bei den angegebenen Hausnummern handelt es sich immerum die der Assekuranz,da die alten<br />
Nummern außer Gebrauch sind.<br />
2 Bezeichnung nach SCHLÄPFER, Chronicon, S. i6f., derdagegen das heute gebräuchliche «Hinterdorf»<br />
noch nicht nennt.<br />
3 SCHLÄPFER, Chronicon, S. 5.
284 waldstatt<br />
Abb. 280. Waldstatt. BauernhausNr. 205an der alten Landstraßeim Hinterdorf, um 1765 erbaut und<br />
über den Reihenfenstern mit verschalten Klebedächern versehen. Dachausbau, besonders seitlicher<br />
Wohnanbau wohl später. - Text S. 286f.<br />
zahl MDXXI eingegraben» 1 . Von einem Um-oder Neubau um 1793 stammt jedenfalls<br />
ein so datiertes Büffet aus Kirschbaumholz mit Uhrschrank in der Stube (Abb. 276)<br />
und der 1931 in Kunststein erneuerte Hauseingang im Louis-XVI-Stil, dessen<br />
nußbaumene Türe außen fein ziselierte Messingbeschläge in gleichem Stil, innen<br />
schmiedeiserne in verspätetem Barock aufweist. Das Fassadentäfer jedoch, geschoßweise<br />
durch Pilaster gegliedert, die Rauten, Herzen und Sterne als Zierauflagen<br />
tragen, wahrscheinlich aus dem zweiten Drittel ig. Jahrhundert; aus der beginnenden<br />
Gasthauszeit ebenfalls das im Haus aufbewahrte Wirtshausschild.<br />
Nr. ig6. Fabrikantenhaus. Der Vorgänger des bestehenden Steinbaus von 1868 an<br />
der alten Straße nach Horschwendi wurdeum 1840 für den bedeutenden Musselinfabrikanten,<br />
Gemeindehauptmann und Oberrichter Hs. Ulrich Schlaepfer (1800 bis<br />
1865) 2 in spätklassizistischem Stil wahrscheinlich als Strickbau und bereits über dem<br />
tonnengewölbten Keller eines ältern Hauses erbaut. Eine nach 1841 geschaffene<br />
Lithographie von A.W. FEHRENBACH 3 , deren Zuverlässigkeit durch eine Photographie<br />
von 1860/61 4 verbürgt ist, zeigt im Hintergrund der alten und der neuen<br />
Straße von 1841 sowie des dazwischenliegenden Gartens das schön proportionierte,<br />
getäferte Herrschaftshaus mit vier Vollgeschossen, einem Dachgeschoß mit Walmdach<br />
und Quergiebel. Von den 22 Fensterachsen der Front waren die mittleren acht durch<br />
1 SCHLÄPFER, Ghronicon,S. 16. NeuesteDaten laut Mitteilungen der BesitzerFrau Hulda Schaerer-<br />
Keßlerund Frl.H. Keßler. Der bei SCHLÄPFER, Ghronicon, S. 77,für das Jahr 1727 bezeugte «Jakob<br />
Schläpfer bei der Kirche, Löwenwirth» führte seine Wirtschaft demnach in einem andern Gebäude.<br />
2 Vgl.Wappenbuch, S. 294. - Der typische einheimische Vorgängerbau ist aufder Federzeichnung<br />
von JOH. ULRICH FITZI, 1821, als viertes Haus links von der Kirche an der alten Straße abgebildet<br />
Bilddokument i a bzw. 1 b,um 1822 (Abb. 260).<br />
3 Bilddokument 2a . 4 Bilddokument 3.
ürger- und bauernhäuser 285<br />
Abb. 281 und 282. Waldstatt. Reihe gestrickter und an der Front getäferter Holzgiebelhäuser des<br />
18. Jahrhundertsander alten Landstraße im Dorfkern. Links: Nr. 234, Wirtschaft zur Harmonie mit<br />
1828 datiertem Fassadentäfer, das durch ionische Pilaster gegliedert ist, rechts: Nrn. 235 und 236,<br />
ehemaliges Fabrikantenhaus mit traufständigem Wohnanbau bzw. Haus mit Webkellerfenstern. -<br />
Text S. 287.<br />
den schwach geneigten Quergiebel und gliedernde Lisenen zusammengefaßt. Zu<br />
beiden Seiten dieses Scheinrisalits war je ein Eingang mit stark betonten Stürzen<br />
angebracht, westseits eine Roßstallung angebaut (Abb. 27g). Der steinerne Neubau<br />
von 1868 wurde durch Emanuel Schlaepfer, Sohn Hs. Ulrichs, veranlaßt 1 und unter<br />
Verwendung der bisherigen Fundamente und des Dachstuhls in gleichem Umfang<br />
und ähnlicher Gesamterscheinung, jedoch mit nur vier, dafür höheren Geschossen<br />
ausgeführt und die Fassade mit nur einem, axialsymmetrisch angelegten Portal und<br />
sieben Fensterachsen im Stil der Neurenaissance gestaltet (aufAbb. 265).<br />
Nrn. igg, 200, 201 (Abb. 278). Reizende Gruppe von drei kleinen, südsüdostwärts<br />
blickenden Wohngiebelhäusern traditioneller Art, die beiden ersten mit sonnengebräunten<br />
Fronten und mit ostseits geknicktem, herabgeschlepptem Satteldach<br />
sowie Wetterschirmen an beiden Flanken.<br />
Nr. 205. Bauernhaus (Abb. 277, 280). Aufgrund des datierten Ofens zuschließen, spätestens<br />
1765 «hinter dem Dorf» 2 erbautes Haus. Durch Stattlichkeit und Größe<br />
auffallender, sonnengebräunter Bau in vorzüglichem Erhaltungszustand. Das fünfgeschossige,<br />
über gemauertem Erdgeschoß gestrickte Wohngiebelhaus mit steilem<br />
Satteldach, Quergiebel an der östlichen Traufseite und westseits in Traufstellung<br />
angefügtem Stadel besitzt an der Front über den Reihenfenstern des ersten und zweiten<br />
Obergeschosses ( 2+5 + 4/2+4 + 3) weit ausladende verschalte Klebedächer<br />
1 Mitteilungen von Frl. Hanna Gujer, Enkelin des Emanuel Schläpfer, Waldstatt.<br />
2 In einer im Haus aufbewahrten und von dessen einstigem Besitzer hergestellten Abschrift eines<br />
Landbuchs steht: «Geschrieben von mir..Hans Ulrich Prisig in der Wallstadt hinter dem darf Anno<br />
1794.»
286 waldstatt<br />
Abb. 283. Unterwaldstatt. Bauernhaus Nr. 333, auf der Strickwand des Giebelfeldes 1601 datiert. Mit<br />
schwach geneigtem Satteldach undfünf Geschossen typenmäßigam Übergang vom viergeschossigen<br />
Tätschdachhaus des 16. Jahrhundertszum fünf- oder sechsgeschossigen Giebelhaus mit steilem Satteldach<br />
des 17. und 18. Jahrhunderts. - Text S.288f.<br />
und bis zur Firstkammer gestemmtes Täfer, an den übrigen Seiten noch vollständigen<br />
Schindelschirm, an der Rückseite «Abwürfe» mit barock geschweiften Seitenbrettern.<br />
Die Fenster des gemauerten, weiß getünchten Erdgeschosses 19. Jahrhundert. I m<br />
Innern ursprüngliche Türgerichte mit eingehalsten, geschnitzten Stürzen. Zwei gleich<br />
hohe, grüne Kastenkachelöfen auf hölzernen Kandelaberfüßen mit Kacheln, die verkröpfte<br />
Zweipaßfüllungen aufweisen. Der kleinere in der östlichen Haushälfte ist vier<br />
Kacheln hoch, fünf lang, drei breit und in einer Kartusche zwischen Blumenranken<br />
von Meister HANS GEORG GROB, Herisau, signiert und datiert: «M: HG:Anno 1765» 1 ,<br />
der größere in der westlichen Haushälfte sieben Kacheln lang und vier breit, mit<br />
einer «Kunst» (aus Kacheln gefügter Ofensitz) versehen und vom gleichen Hafner.<br />
Beide Öfen sind noch jetzt an ein Rutenkamin angeschlossen. Weitere Ausstattungsgegenstände:<br />
a) Nußbaumtisch mit Schiefereinlage, 76X125X114 cm, auf zwei<br />
Kartuschen der Mittelschublade verteilt und unter die Besitzerinitialen «MHB»<br />
(Meister Hans Brisig) und «FLBW» (Frau Lisbet Wetter?) gesetzt die Jahreszahl<br />
«1778». - b) Hölzerne Milchmaße. Davon zwei, ein Ganz- und ein Halbmaß, je mit<br />
den beiden Daten einer amtlichen Eichung «1762 VR» und «VR 1823», ein weiteres<br />
Halbmaß allein mit «VR 1 823».<br />
Nr. 232. Bürgerhaus. An auserwählter Stelle ostseits der Kirche und vermutlich<br />
gleichzeitig mit dieser erbaut. Der fünfgeschossige, über gemauertem Erdgeschoß<br />
gestrickte Holzgiebelbau wendet die getäferte Front südostwärts, besitzt jedochan der<br />
Nordostseite einen vor 1821 errichteten Anbau unter traufständigem Satteldach, an<br />
I Im Katalog desSLM: GROB HANS GEORG, Herisau, 1744 als Geselle in Heimberg, Kt. Bern, erwähnt.
ürger- und bauernhäuser 287<br />
Abb. 284. Oberwaldstatt. Bauernhaus Nr. 363. Gestricktes Wohngiebelhaus des 16./17. Jahrhunderts<br />
(vgl. Abb. 283) mit verschalten Klebedächem wohl des 18. Jahrhunderts. Der abgebildete, in Traufstellung<br />
angebaute Stadel mit auffallend schwach geneigtem Satteldach wurde 1939/40 durch einen<br />
neuen ersetzt. - Text S.288.<br />
der Südwestseite einen zwischen 1821 und 1860 in der Flucht der ursprünglichen<br />
Traufseite und in ihrer ganzen Breite aufgesetzten Giebel in Riegelkonstruktion,<br />
der mit den andern Dachgiebeln einen Kreuzfirst bildet 1 . Der Keller mit rundbogigem,<br />
gefastem Türgewände, einem Kreuzgratgewölbe zwischen zwei Resttonnen<br />
und mit zwei Fensterchen, wovon nun das nordostseitige mit rechteckigem,<br />
gefastem Gewände und stichbogiger, geschmiegter Kammer in den Anbau mündet,<br />
ferner ein Türgericht mit eingehalstem, doppelt geschweiftem Sturz im Estrich aus<br />
der ersten Bauzeit, vermutlich um 1720 (Abb. 266, 268).<br />
Nrn. 2^4,<br />
2 35-> 2 3^- 1 drei gestrickten Holzgiebelhäuser bilden eine unversehrte<br />
Gruppe an der alten Straße zum einstigen Unterdorf. Das erste Haus, Wirtschaft<br />
zur Harmonie (Abb. 281), ein viergeschossiger Kleinbau mit Kreuzfirst, besitzt<br />
schönes Fassadentäfer, das durch schmale, verschalte Klebedächer über allen Fensterreihen<br />
horizontal unterteilt, durch drei ionische Pilaster im Hauptgeschoß gegliedert<br />
und im Kapitell der beiden Eckpilaster «1828» datiert sowie mit den verschlungenen<br />
Initialen «JFI/TR» gezeichnet ist 2 . - Das zweite, ein ehemaliges<br />
Fabrikantenhaus, später angeblich ein Gasthaus, überragt mit dem Giebel des fünfgeschossigen<br />
Hauptbaus die beiden Nachbarhäuser. Mit diesem ist ostnordostseits ein<br />
Anbau in Traufstellung optisch zur Einheit verbunden durch: Sandsteinquaderung<br />
am Erdgeschoß, Gurtgesims, fortlaufende Fensterreihen und schmale durchgezogene<br />
Klebedächer (Abb. 282). Tonnengewölbter Keller des 17./18. Jahrhunderts.<br />
i Vgl. Federzeichnungen von Jon. ULRICH FITZI, Bilddokumente i (Abb. 260), und Photo von<br />
1860/61, Bilddokument 3 (Abb.266). 2 Vermutlich eines Johannes Tanner.
288 waldstatt<br />
Nr. 240. Gasthaus zum Schäfle, in der Vergabelung der alten Landstraße im ehemaligen<br />
Unterdorf. In Größe und Gesamterscheinung sowie in der Schlichtheit des<br />
gestemmten Fronttäfers ähnlich wie Nr. 232. Ost- und Westgiebel ebenfalls 19. Jahrhundert<br />
wie auch das einfache klassizistische Wirtshausschild.<br />
jVV. 253. Gasthaus zum Sternen. An der Straße nach Urnäsch. Schlichtes, aber<br />
charaktervolles Haus. Der fünfgeschossige Hauptbau mit steilem Satteldach in<br />
Giebelstellung istan der Nordostseite mit langem, gleich hohem Anbau unter traufständigem<br />
Satteldach auf ähnliche Weise wie Nr. 235 durch Reihenfenster, einfaches<br />
gestemmtes Täfer und Klebedächer zur Einheit verbunden. Einen zusätzlichen<br />
Akzent bekommt der Hauptbau durch die in seiner Symmetrieachse angelegte<br />
zweiarmige Freitreppe aus Stein und das klassizistische Wirtshausschild des 19. Jahrhunderts.<br />
2. Oberwaldstatt<br />
Nr. sgi. Bauernhaus in der Rüti. Koord. 739200/246300. Laut örtlicher Überlieferung<br />
ehemals ein Gasthaus. In Größe und Gestalt eines Fabrikantenhauses des<br />
letzten Viertels 18. Jahrhundert als Strickbau über gemauertem Webkeller erbautes<br />
fünfgeschossiges Mansardgiebelhaus mit einfachem Quergiebel gegen Nordosten und<br />
später in Traufstellung angebautem Stadel sowie Sticklokal auf der Süd Westseite.<br />
Die südostwärts gerichtete, getäferte Front des Wohngebäudes mit zwei weit ausladenden<br />
verschalten Klebedächern.Am nordostseitigen Hauseingang geschmiedeter<br />
Türklopfer im Regencestil. Im Innern ebenfalls gegen Nordosten tonnengewölbter<br />
Keller mit rundbogigem Sandsteintürgewände.<br />
Nr. 363. Bauernhaus. Koord. 739150/245700 (Abb. 284). Mit nur drei Wohngeschossen<br />
über Webkeller und mit schwach geneigtem, giebelständigem Satteldach<br />
in Südoststellung errichteter Strickbau des 16./17. Jahrhunderts. Die Breitenlagerung<br />
der fast symmetrischen, getäferten Fassade wird über den Fensterreihen (3 + 5 + 2 +<br />
Haustüre/2 + 5 + 2/Luke + 4 + Luke) durch je ein weit ausladendes verschaltes und<br />
schindelgedecktes Klebedach wohl des 18. Jahrhunderts betont. Die Funktion des<br />
nordostseitigen Wetterschirms ist an der Südwestseite vom vorspringenden traufständigen<br />
Stadel übernommen; der bestehende wurde erst 1939/40 anstelle eines<br />
viel niedrigeren, der mit ebenfalls schwach geneigtem Dach harmonisch angegliedert<br />
war, erbaut. Schindelschirmam Wohnhaus vollständig. Als Typ steht dieses zwischen<br />
giebelständigem Tätschdachhaus mit getrenntem Stadel unddem steilgiebligen Haus<br />
des 18. Jahrhunderts mit angebautem Stadel und ist, von Frontverschalung und<br />
angebautem Stadel abgesehen, dem 1617 datierten Bauernhaus im Vorder Sonder,<br />
Schwellbrunn, Nr. 617, vergleichbar (S. 263).<br />
3. Unterwaldstalt<br />
Nr. 333. Bauernhaus. Koord. 740000/246260 (Abb. 283). Auf einem Strickbalkenim<br />
Giebelfeld das Baudatum und der Name des Bauherrn «MEISTER HANS PUFF 1 601»,<br />
anläßlich Außenrenovation 1968/69 wieder sichtbar gemacht. Der über gemauertem<br />
Webkeller viergeschossige Strickbau mit Reihenfenstern (3 + 6 + 4/3 + 5 + 3/<br />
Luke + 4 + Luke/Estrichluke), mit schwach geneigtem nordostseits über Haustüre<br />
und Flur herabgeschlepptem Satteldach in südostwärts gerichteter Giebelstellung<br />
und mit südwestseits in Traufstellung angebautem Stadel erfuhr in den 1780-1790er<br />
Jahren unter dem Besitzer, Ratsherr, Gemeindeschreiber und Landsfähnrich Hans
mühlen 289<br />
Heinrich Alder, der 1793 als Stifter von fünf Kirchenfenstern von sich reden machte<br />
(S. 273), eine Renovation. Davon zeugt außer dem barocken Hauseingang mit geschweiftem<br />
hölzernem Sturzan der Südwestecke in der Firstkammer des dritten Obergeschosses<br />
eine Decken- und Balkenmaler er. Zwei durch den Deckenbalken getrennte,<br />
ovale Rokokomedaillons umfangen einerseits die Heiliggeisttaube, anderseits einen<br />
von posaunenblasenden Putten gehaltenen Schild mit den von 4förmigem Leinwandhändler(?)-Zeichen<br />
bekrönten (siehe Tabelle, V, 2), verschlungenen Initialen<br />
«J HA» entsprechend der Balkeninschrift in Fraktur: «Hans Heinrich Alder und (?)<br />
Gathrinn Schochin.» 1 . Aus dieser Zeit stammt vielleicht auch das Fassadentäfer.<br />
Zum ursprünglichen Bau gehören wuchtige Türgerichte mit hohen Schwellen und<br />
eingehalsten, von durchlaufenden Strickbalken gebildeten Stürzen, ferner der<br />
Dachstuhl mit auffallend starker Firstpfette.<br />
Nr. 343. Bad und Nr. 346 alte Brauerei. Das 1791/92 von Josua Keßler gegründete<br />
Bad (S. 266) wurde 1836 von Bierbrauer Johann Jakob Knöpfler erworben. Dieser<br />
renovierte das «älteste Gebäude» und erbaute dahinter eine Brauerei 2 . Davon zeugt<br />
über wappengeschmücktem (Hirsch?) Schlußstein des sandsteinernen Torbogens<br />
ein Kragstein mit den Initialen «IHIK 1837».<br />
MÜHLEN<br />
i. Im Dorfbezirk am Bach unter dem Böhl stand an der Stelle derim zweiten Viertel<br />
des 19. Jahrhunderts durch Hs. Ulrich Schläpfer gegründeten Fabrik (vgl. Fabrikantenhaus<br />
Nr. 196) «lange vor dem Kirchenbaue eine Mahl-, Säge- und Flachsmühle»!. _<br />
2. Drei standen am Murbach: a) In Oberwaldstatt die Kernenmüli, als «Mühle im<br />
Tobel» 1679 in Spruch- und Fahrbrief erwähnt 4 . Keine nennenswerten Überreste. -<br />
b) In Unterwaldstatt bei den Gütern «Unter dem Wald» die sogenannte Untere<br />
Mühle, die 1589 anstelle der 1588 am Mühlbach in Sulzbrunnen, Gde Urnäsch<br />
(S. 324), abgebrannten erbaut 5 und irgendwann im spätem 19. Jahrhundert einRaub<br />
der Flammen wurde 6 . - c) Eine dritte ohne nähere Bezeichnung wurde mit den<br />
zwei andern 1763 durch den Murbach stark beschädigt 7 . Es dürfte sich um die im<br />
Auerloch gestandene Mühle gehandelt haben. - 3. An der Glatt in Ädelswil im<br />
Bezirk Geißhalden stand bis Anfang 18. Jahrhundert eine Mahl- und Flachsmühle,<br />
rote Mühle genannt, statt deren Ende 18. Jahrhundert die Obere Müli, Gde Herisau<br />
(S. 213), erbaut wurde 8 .<br />
1 GOTTLIEB BÜCHLER, Die Geschichte der Geschlechter der Alder in den hintersitterschen Gemeinden,<br />
1852. Ms. inder Gemeindebibliothek Herisau, Nr. 5001/4, S. 44-46, bzw. Nr. 136.<br />
2 G. RÜSCH, Kuranstalten, S. 84. - Vgl.J.J. LEUTHY, Der Begleiter auf der Schweiz, Zürich 1840.<br />
3 SCHLÄPFER, Chronicon, S. 17, 132: «eine kleine Mühle unter dem Dorfe.» - Mitteilung von<br />
Frl. Hanna Gujer, Urenkelin des Erbauers der Fabrik.<br />
4 «Kernenmüli» als Ortsbezeichnung noch geläufig. Vgl. Spezialkarte von Herisau, Bern 1929,<br />
in: ROTACH, Herisau, Beilage. - Spruchbrief von 167g in der Erneuerung vom 10. Aug. 1687 in der<br />
Gemeindekanzlei. - Vgl. SCHLÄPFER, Chronicon, S. 19.<br />
5 SCHLÄPFER, Chronicon, S. 18. Vgl. ebenda, S. 77.<br />
6 J . JAKOB, Bausteine zur Heimatgeschichte von Urnäsch, 1955, Ms. im GdeA Urnäsch, S. ifii,<br />
ohne Zeitangabe.<br />
7 SCHLÄPFER, Chronicon, S. 132.<br />
8 SCHLÄPFER, Chronicon, S. 22.<br />
ig - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
200 urnäsch<br />
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Sil»:<br />
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Abb. 285. Urnäsch. Fahne mitdem Appenzeller bzw. Urnäscher(?) Bären und dem Apostel Philippus<br />
Vermutlich eine ehemalige Rhodsfahne,um 1400. Gemeindehaus Urnäsch. - Text S.agyf.
DIEALTEKIRCHHÖRE U N D RHODE<br />
URNÄSCH<br />
M I TD E RHEUTIGENGEMEINDE<br />
SCHÖNENGRUND
202<br />
URNÄSCH<br />
POLITISCHE U ND KIRCHLICHE V ERHÄLTNISSE<br />
A. Bis zur Pfarreigründung 14.17. «Urnäschen», nach dem Ende des 9. Jahrhunderts<br />
auftauchenden ligurisch-romanischen Flußnamen Urnasca benannt 1 , erscheint als<br />
Ortsbezeichnung einer alemannischen Bevölkerung erstmals in einer Urkunde von<br />
1344 2 . Damals gehörte es zusammen mit Appenzell, Hundwil und Teufen nebst<br />
einigen sanktgallischen Orten zur Reichsvogtei St. Gallen und seinem Hochgericht 3 .<br />
Als Bestandteil der abtsanktgallischen Grundherrschaft war es u m diese Zeit mit<br />
Hundwil zu einem Amt unter der Verwaltung eines einheimischen Ammanns vereinigt,<br />
der die niedere Gerichtsbarkeit ausübte und die fälligen Abgaben und Dienstleistungen<br />
im Namen des Abtes einforderte 4 . Jedenfalls siegelt in einer Urkunde von<br />
1373 für die betreffenden Landleute «Walther der Waibel, Ammann zu Hundwil<br />
und Urnäsch.» 5 . Doch bildete Urnäsch innerhalb dieser genossenschaftlichen Selbstverwaltung<br />
eine von Hundwil getrennte eigene Rhode, einen militärischen und<br />
verwaltungsmäßigen Unterbezirk, der sich mit der 1417 gegründeten Pfarrei, d.h.<br />
Kirchhöre, umfangmäßig deckte 6 . Einfach als «lendlyn» bezeichnet, schließt es<br />
sich im Verein mit den drei Ländlein Appenzell, Hundwil und Teufen 1377 dem<br />
Schwäbischen Städtebund an 7 , 1401 mit weitern appenzellischen Gemeinden und<br />
Rhoden dem Bündnis mit der Stadt St.Gallen 8 . In dieser Urkunde wird es wie in<br />
jener unmittelbar nach Hundwil genannt, fehlt aber als einziger Ort in der Siegelformel,<br />
vermutlich infolge der erwähnten Zugehörigkeit zu Hundwil, während die<br />
andern Gemeinden ohne eigenes Siegel, Teufen, Speicher und Gais, sich ausdrücklich<br />
unter das Siegel der Länder Appenzell, Hundwil und Trogen banden.<br />
Kirchlich gehörte die Rhode bis 1417 jedoch zur Kirchhöre Herisau. Vermutlich<br />
hatte es im frühern Mittelalter auch politisch und verwaltungsmäßig zu deren ausgedehnten,<br />
bis an den Alpstein reichenden Mark gehört (S. 23, 28). Früher als<br />
Urnäsch selbst sind in dieser Gemeinde bezeugt: Schon 831 Färchen («Farrichun»)<br />
1268 Grund, Osterbüel, Schwarzenberg zusammen mit Schönengrund, das sich<br />
später zu Dorfund Gemeinde entwickelte, und zusammen mit der in dieser Gemeinde<br />
liegenden Wolfetschwendi 10 .<br />
1 SONDEREGGER, Orts- und Flurnamen, S. 14-17, 481 f. Ders., Siedlungsgeschichte, S. 26, 59<br />
(Quelle:Notkeri Vita s.Galli, Lib. IIIc).<br />
2 AUB 73. - SONDEREGGER, Siedlungsgeschichte, 26f.: Alemannische Besiedlung des Hinterlandes<br />
vom 8. bis 10. Jh.<br />
3 AUB 73f., 78, 371 (Bd. I, S. 207). Vgl.AUB 69-72, ferner 75 (Plural «die Vogteien»). - ZELL-<br />
WEGER, G A I ,S.214.<br />
4 A G I, S. 63-67 (Karte), 81, 124-127. - ZELLWEGER, GA I, S. 206, 229!".<br />
5 AUB 109. Vgl. 118 und i6o(!).AUB 372 (Klageschrift).<br />
6 Erstmals ist die Rhode ausdrücklich in der Stiftungsurkunde von 1417,AUB 347, als bestehende<br />
Institution erwähnt. - Vgl. BAUMANN, S. 7. - Zu Begriff und Entstehung P. RAINALD FISCHER in:<br />
SZG 13 (1963) undAG I, S. loof.<br />
7 AUB 118. 8 AUB 161.<br />
g AUB 2. 10 A UB 29.
geschichte 293<br />
Abb. 286. Urnäsch. DasDorf von Südosten. FederzeichnungvonJohann Ulrich Fitzi,um 1822. Privatbesitz<br />
Zollikon. - Text S. 296, 298f., 3o6f., 327.<br />
B. Von der Pfarreigründung 1417 bis zur Reformation 1525. Nachdem die «kilch ze<br />
Urnäschen kurtzlichen von nüwen dingen gebuwen und gemacht» worden war 1 ,<br />
nämlich laut GABRIEL WALSERS Chronik, S. 114, bereits 1414 (vgl. ehemalige Glocke<br />
von 1414, S. 3o8f.), und zwar als Filialkirche, wurde diese kraft Stiftungsbrief vom<br />
5. Oktober 1417, den Abt Heinrich III. von St. Gallen als «patron und lehenherr»<br />
zusammen mit den Angehörigen der «rod zu Urnäschen» ausstellte, undim Einverständnis<br />
mit Bischof Otto III. von Konstanz zur Pfarrkirche mit eigenem Friedhof,<br />
Turm («Wendelstein») und Taufstein erhoben und von der Mutterkirche Herisau<br />
unter dem Vorbehalt der Zehnten und einer jährlichen Abgabe an den dortigen<br />
Pfarrherrn abgelöst 3 . Das erste, 1432 bezeugte Patrozinium war jenes des hl. Abtes<br />
Antonius 3 , später infolge eines nicht näher bekannten Wechsels noch vor 1518 jenes<br />
der Apostel Philippus und Jakobus 4 . Erster Pfarrer war vermutlich Hans Hächelstump,<br />
genannt Widmer, der 1422 die Pfarrei aufgab 5 . Seit 1479 ist eine Frühmesserpfründe<br />
bekannt 6 . Von einer Kapelle, die auf Chapeliwies im Hagtobel südlich vom<br />
heutigen Schulhaus Mettlen bald nach der Pfarrkirche erbaut worden und infolge<br />
der Reformation abgegangen sei, berichtet die Chronik Pfarrer KÜNZLERS um I840 7 .<br />
1 AUB 346, 23. Aug. 1417.<br />
2 AUB 347, 348.<br />
3 AUB 618.<br />
4 AUB 1694, Ablaßbrief des päpstlichen Nuntius Antonius Pucci, 24. Juli 1518.<br />
5 EbAFr,LA 75, Fol. 176. Auf diesen folgt Johannes Schorantz, der 1424 von Petrus Jännini aus<br />
Leuk abgelöst wird. Vgl.AG I , S. 50.<br />
6 Investiturprotokolle, S. 192: «1479 III 26 indutiaeadprimariam ecclesiae parochialis in Vrnescho..».<br />
7 Gegen Ende, ohne Seitenzahl. - LautJ. JAKOB, S. 394, ist «Chapeliwees» noch 1955 bekannt.
294 urnäsch<br />
C. Seit der Reformation 1525. Mit den übrigen äußern Rhoden, ausgenommen Herisau,<br />
trat Urnäsch sogleich nach der entscheidenden Landsgemeinde, wahrscheinlich<br />
vom 30. April 1525 1 , wonach die Kirchhören über Annahme oder Ablehnung der<br />
neuen Lehre entscheiden sollten, zur Reformation über 2 . Infolgedessen ging die<br />
Kollatur, die Einsetzung des Pfarrers, und der Besitz der kirchlichen Gebäude de<br />
facto auf die Kirchhöre über, die von nunan die politische und kirchliche Gemeinde<br />
bedeutete 3 . 1532 bis 1543 wirkte Walter Klarer von Hundwil (1499-1567), Verfasser<br />
einer kurzen Geschichte der Reformation im Appenzellerland, als Pfarrer 4 . -<br />
1602 wurden der große und zwei kleine Altäre aus der Kirche entfernt 5 , 1613 auf<br />
Beschluß eines Zweifachen Landrates die Kreuze auf dem Friedhof beseitigt und die<br />
übrigen als päpstlich empfundenen Gebräuche und Zeremonien abgeschafft 6 , 1615<br />
das Beinhaus seiner Funktion enthoben 7 .<br />
Nach der Landteilung von 1597 gehörte die Gemeinde als eine der sechs äußern<br />
Rhoden zum Land Appenzell Außerrhoden. 1720 infolge Kirchenbaus Gründung<br />
und Loslösung der Gemeinde Schönengrund (S. 331 f.). 1877 Trennung der Kirchhöre<br />
in Politische Einwohnergemeinde und Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde aufgrund<br />
deram 29. April 1877 in Kraft getretenen Kantonsverfassung von 1876 durch<br />
Annahme eines neuen Gemeindereglements am 6. Mai 1877 und der Ordnung für<br />
die Evangelisch-reformierte Landeskirche von Appenzell A. Rh. a m 23. September<br />
1877 8 . Infolgedessen wurde die Kirchgemeinde Nutznießerin der im Besitz der<br />
Einwohnergemeinde verbleibenden kirchlichen Gebäude, jedoch Eigentümerin der<br />
kirchlichen Geräte. - Vgl. Einleitung, S. 11. - Seit 1911 existiert eine als Missionsstation<br />
gegründete römisch-katholische Pfarrei Urnäsch-Hundwil-Waldstatt mit einer<br />
1911/12 erbauten schlichten Kirche in Zürchersmühle, die mit dem Pfarrhaus<br />
zusammengebaut ist 9 .<br />
WIRTSCHAFTLICHE V ERHÄLTNISSE U ND B EVÖLKERUNGSZAHL<br />
Bedeutende Alp- und Viehwirtschaft und ersprießlicher Holz- und Kohlenhandel beruhten<br />
auf den vielen kostbaren Gemeindeweiden und -wäldern, wie sie sonst keine der<br />
Gemeinden des Landes besaß. Noch im 19. Jahrhundert war der Absatz von Käse,<br />
Butter, Molken, Vieh, Holz, Kohlen und auch Salpeter beträchtlich 10 . Der Verkauf<br />
von Holzrechten im vordem und hintern Roßfall ist seit dem 15. Jahrhundert<br />
1 Zum neu ermitteltenDatum sieheP. RAINALD FISCHER, Studienzur GeschichtederReformation<br />
imLande Appenzell, Innerrhoder Geschichsfreund,9. Heft (1962), S. 3-26.<br />
2 WALSER,S. 437.<br />
3 Zu dem nie zustande gekommenen Rechtsvergleich zwischen Außerrhoden unddem Abt von<br />
St. Gallen,dem ursprünglichen Kollatorund LehensherrderKirche, siehe kirchliche Verhältnissevon<br />
AppenzellA.Rh., S. 9.<br />
4 WALSER,S. 39OF. Vgl.A U B 1945. 5 WALSER, S. 437,575.<br />
6 WALSER,S. 437,584. 7 WALSER, S. 585.<br />
8 Kirchhöreprotokoll. Vgl. ebenda, 5.Mai 1878: Abänderung des Reglements vom 6.Mai 1877<br />
betreffend Wahl und Besoldung des Pfarrers.<br />
9 Jahresbericht über die Inländische Mission der katholischen Schweiz, 1911, S. 51 f. («Im Spätherbst<br />
1911 wurde der Bau eines Kirchleins mit Pfarrhaus begonnen... von Gebrüder Scheiwiller<br />
ausgeführt.») Ebenda, 1912, S. 39f. (Einweihungam 7. Juli 1912). Ebenda, 1913, S. 39f. (Altäre).<br />
10 SCHÄFER, Materialien 1812, S. i49f. - Vgl. JAKOB, S. 186, 207f., 226.S., 254: 1738 erhält B.die<br />
Erlaubnis, Kohlenschopfzu bauen. - TANNER-Chronik, S. 46: 1778 Kohlhütte hinterder hintern Mühle.
geschichte 295<br />
urkundlich bezeugt 1 , und das Schlagen von «Stöcken» im Gemeindebannwald,<br />
woran auch jeder «Kilchgenoß» Anteil hatte, war noch im 18. Jahrhundert alljährlicher<br />
Hauptgegenstand der Martinikirchhöre z . Damit im Zusammenhang waren<br />
noch 1826 neun Sägemühlen in Betrieb (S. 321 f.) und achtzehn Zimmerleute, darunter<br />
sechs Schreiner, tätig 3 . Schon 1515 ist die Herstellung von Leinwandtuch bezeugt 4 .<br />
Seit Mitte 18. Jahrhundert blühte die Musselinweberei, die 1826 noch 672 Weber<br />
beschäftigte, dazu die Handstickerei 5 . Zur Förderung von Handel und Gewerbe<br />
waren drei Jahrmärkte eingeführt worden, der erste 1592 anstelle der bisherigen<br />
Chilbi 6 , zwei weitere 1726 7 . Von regem Handel und Verkehr zeugen auch ein<br />
«Übermaß» von 13 Gasthäusern, sogenannten Schildwirtschaften, und 12 Schenken,<br />
sogenannten Reifwirtschaften, zu Beginn des 19. Jahrhunderts 8 , die in der Folge<br />
noch zunahmen 9 und seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dem Kurwesen<br />
dienen. Bereits 1555 hatte es 18 Wirte gegeben (AG I, S. 420).<br />
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung ging im 18. Jahrhundert wie in den übrigen<br />
Gemeinden ein starker Bevölkerungs- und damit auch Häuserzuwachs Hand in Hand.<br />
Jener erreichte gegen Ende des 18. Jahrhunderts mit 2798 Einwohnern einen Höhepunkt,<br />
der nur in den Jahren 1880-1920 überstiegen wurde und 1910 mit 3259 Einwohnern<br />
den absoluten Höhepunkt erklomm. 1970 noch 2313 Einwohner 10 . - Die<br />
erste Häusernumerierung von 1798 ergab 417 Häuser ", die Zählung von 1842 432 I2 .<br />
Quellen. GdeA: Verschiedene Akten. - Kirchhöreprotokolle, erhalten von 1714 bis 1755, lückenlos<br />
als Bde. I-III seit 1833!!". - Jahresrechnungen über die Gemeindeverwaltungen in Urnäsch i839ff.<br />
(zitiert: Jahresrechnungen Urnäsch). - Protokoll der Straßenkommission der Gemeinde Urnäsch,<br />
1852-1890 (enthältauch Protokolle anderer Baukommissionen). —Chronik von Urnäsch, 1594-1755,<br />
Ms. (laut S. 75, 77) von CHRISTOFFEL FRENNER, Kirchhöreschreiber (zitiert: FREHNER-Chronik). -<br />
KGdeA:<br />
Protokolle der Kirchenvorsteherschaft, 9.Jan. 1878ff. - «Protokoll der Kirchenbau-Commission<br />
1865/68.» - «Protokolleder Baukommissionfür die Renovationder Kirche Urnäsch, 1941-1942.»<br />
- KtA: Altes Archiv,39,1: «VerzeichnisvonUrkunden, die Ao 1637in Urnäschen sichvorgefunden.»-<br />
Ms. 39, «Beschreibung der Feuersbrunst in UrnäschAo 1641» (Tagebuch mit Ein-und Ausgaben des<br />
Landesstatthalters ULRICH DIETZI über den Wiederaufbau bisJanuar 1644 (zitiert:TagebuchU. DIET-<br />
ZI). — Ms. 38, «Verzeichnis der Feuer- & Brandunglücke im Kanton Appenzell von d en ältesten<br />
Zeiten bis 1840.» - Bauamtsarchiv: Brückenverzeichnis, um 1798,mit Nachträgen des 19. Jahrhunderts.<br />
1 AUB618 (29.Juni 1432) u nd 685 (30.Juni 1436).<br />
2 Kirchhöreprotokoll. - JAKOB, S. 221, zitiert Kirchhöreprotokoll, 8. Juli 1688: «Hinter den hernachgenannten<br />
Lochen mag ein jeder Kilchgenoß des Jahres acht Stöck houwen.» Vgl. KtA, Altes<br />
Archiv, 39, 1, N r. 1 (Anno 1539) u nd Nr. 106 (17.Jh.): Verbot,im Kirchhöriwald gehauenes Holz<br />
außerhalb der Gemeindezu verkaufen oderzu verwenden.<br />
3 KÜNZLER-Chronik, Beilage «ErgebnisderAo 1826 gehaltenen Hausbesuchunginder Gemeinde<br />
Urnäsch».<br />
4 BODMER, Textilgewerbe, S. 5.<br />
5 Ebenda. - JAKOB, S. 319-321.<br />
6 WALSER, S. 541. - SCHÄFER, Materialien 1812, S. 151, 155, 159-161.<br />
7 Kirchhöreprotokoll, 23. Jan. 1726. Vgl. ebenda, 14.N0V. 1742.<br />
8 SCHÄFER, Materialien, a.a.O., S. 150.<br />
9 KÜNZLER-Chronik, a.a.O. (Hausbesuchung 1826): 11 Schildwirte, 16 Schenkhäuser.<br />
1 0 1 535 lautAG 1,8.415^, bei 448 Männern etwa dasVier- oder Fünffache an Einwohnern.-SCHÄFER,<br />
Materialien 1810, S. 71-74:Von 1667 bis 1794 Zuwachsvon 1172 auf 2798 Seelen; 1805 noch 2524. -<br />
1826, nach der Hungersnot von 1817, laut KÜNZLER-Chronik, a.a.O.; 2183. - Bis 1842 lautAMB<br />
1843, S. 60, Anstieg auf 2503. - Von 1850 bis 1970 siehe Statistische Quellenwerke der Schweiz,<br />
Heft 467, Bern, 1971 S. 45.<br />
11 SCHÄFER, Materialien 1810, S. 74. 12 A MB 1843, S. 61.
296 urnäsch<br />
- Privatbesitz: Hermann Sproß, Urnäsch: «Urnäscher Gemeinde-Chronik von Pfr. Künzler bis 1840»<br />
(zitiert: KÜNZLER-Chronik). - «Chronik oder Gemeindebeschreibung..gewiedmet von Johannes<br />
Tanner, Schullehrer in Urnäsch. 1816» (Nachträge bis 1870. Zitiert: TANNER-Chronik). - Werner<br />
Nef, Urnäsch: Brücken- und Wegbüchlein, verfaßt seit 1793 von ULRICH MEYER, Landessäckelmeister<br />
und Landesbauherr. Enthält Angaben des Wegbüchleins von 1655 und Nachträge bis 1802.<br />
Einzige Quelle nicht mehr existierender Brückeninschriften des 18.Jahrhunderts (zitiert: Brückenbüchleinvon<br />
1793).<br />
Literatur. A. ZEHENDER undH. SPROSS, AUS der Geschichte der Kirchgemeinde Urnäsch, Urnäsch<br />
1942. - (J. JAKOB), Bausteine zur Heimatgeschichte von Urnäsch. 1955. Ms. im GdeA. (zitiert:<br />
JAKOB). - SCHÄFER, Materialien 1812, S. 147-168. - G. RÜSGH, Der Kanton Appenzell, S. 236-238.<br />
Bilddokumente. 1. «Urnäsch», Dorf von SO, mit Legende, lavierte Federzeichnung, 18,3 X 34,8 cm,<br />
signiertund datiert: «Dessinepar Jean Künzler 1816». Gemeindehaus. — 2. Kirche, Pfarr- und Rathaus<br />
sowie Krone von NO, Federaquarell, 15 X 17,5 cm, signiert und datiert: «Dessine par Jean Künzler,<br />
den 6 octobre 1821.» Privatbesitz Urnäsch (Abb. 295). - 3. Dorf von SO, jeweils vom gleichen Standpunkt,<br />
nur mit verschiedenem Bildausschnitt aufgenommen von Jon. ULRICH FITZI (1798-1855):<br />
a) «Urnäschen» (kursiv im Bild unten rechts), Federzeichnung, 20,8 X 52,4 cm, oben links datiert:<br />
«Aprill 1821: Einw: 1930». Sammlung Ernst Rutz, Gümligen BE. — b) «URNAESCHEN» (Buchstaben<br />
mit Gitterverzierung), Federzeichnung, 34,8 X 53,3 cm,um 1822 (in Reihe zusammengehöriger Dorfbilder,<br />
wovon eines 1822 datiert ist). Privatbesitz Zollikon (Abb. 286). - c) «Urnäschen» (Fraktur),<br />
Federaquarell, 19,5 X 26,4 cm. KtB Trogen, Nr. 8. - d) Federaquarell, 26 X 45,3 cm (Bild = Blattgröße).<br />
Ratsstube Urnäsch. - e) «URNAESCHEN», 37 X 61,5cm (Signatur nicht authentisch), datiert:<br />
«1838», mit größtem Blickfeld unter den genannten Firzi-Bildern. Privatbesitz Urnäsch. —f ) «Urnaschen»<br />
(Fraktur), Öl auf Holz, 30 X 48,7 cm, auf Rückseite signiert und datiert: «Urnäschen gem.<br />
J.U1. Fitzi im Speicher 1843» (Ortsnamen in deutscher, persönliche Namen in lateinischer Kursive).<br />
Privatbesitz St. Gallen. - 4. Dorf von NW(!), Federzeichnung, 21 X 54,8 cm, unten rechtsim Bild mit<br />
lateinischer Kursive signiert und datiert: «Urnäschen d 5 ten Mai 1830.J.U. Fitzi.» Sammlung Ernst<br />
Rutz, Gümligen BE. — 5. Dorfvon SO, Federaquarell, 44,5 X 67,5 cm, anonym, zwischen 1867 (Turmerhöhung)<br />
und 1881 (Umgestaltung des Pfarrhauses). Privatbesitz Urnäsch. - 6. Umgebung von Urnäsch<br />
von N W, betitelt: «Aufgenommen im Bindlehn» u nd mit ausführlicher Legende versehen,<br />
Federaquarell, 23 X 34 cm, von Jon. ULRICH FITZI. Datum «1838» nicht authentisch. Privatbesitz<br />
Urnäsch. - 7. «Roßfall», Öl auf Leinwand, 31,5 X 46,5 cm, signiertund datiert: «J. B. Jsenring 1837»,<br />
Privatbesitz Herisau (Abb. 308). - 8. Hintere Mühle mit gedeckter Holzbrücke von N, Bleistiftzeichnung,<br />
weiß gehöht, 15,4 X 20 cm, signiert und datiert: «J. J. Rietmann. 1867». Vadiana, St.Gallen<br />
(Abb. 304). - 9. Zürchersmühle von SO, Bleistiftzeichnung, weiß gehöht, 15,2 X 20,2 cm, signiert und<br />
datiert: «J. J. Rietm. 1867». Vadiana, St. Gallen (Abb. 303). - 10. Dorf von SW, Bleistiftzeichnung,<br />
weiß gehöht, 15,2 X20cm, signiertund datiert: «J.J. Rietm. 1867». Vadiana, St. Gallen. - 11. Häuser<br />
am Dorfplatz (Nrn. 82, 160, 162), Ö l auf Karton, 31 X 38 cm, laut zeitgenössischer Anschrift von<br />
JOHANNES MÜLLER in Stein 1880. Privatbesitz Urnäsch. - 12. Verschiedene alte Photographien, u.a.:<br />
a) Kirche, Pfarr-und Rathaus vorUmbau 1881. - b) DorfvonSO vor 1885 undum 1900. - c) Hintereggbrücke,<br />
1910 abgebrochen. - d) Wieden- und Ghronbachbrücke vor ihrem Abbruchum 1900<br />
bzw. 1920 (Abb. 305, 307). - e) Kircheninneres vor 1941 (Abb. 293). - f) Haus Nr. 162 und «z.<br />
alten Bären» mit Dorfbrunnen vor 1927 (Abb. 296).<br />
Plandokumente. Risse und Schnitte der Kirche 1:50, gezeichnet von ULRICH WALT, Architekt,<br />
Januar 1941. Im KGdeA.<br />
Siegel und Wappen. In der Bündnisurkunde von 1401 scheint Hundwil für dasihm amts-und verwaltungsmäßig<br />
angegliederte Urnäsch gesiegelt zu haben (vgl. S.292). Für die selbständige Rhode und<br />
Kirchhöre siegelten vom 15. bis 17. Jahrhundert Landammännerundandere mit persönlichem Siegel 1 .<br />
Im 17. Jahrhundert offenbar Anschaffung eines Gemeinde- oder Kirchhöresiegels. — 1. Ältestes Gemeindesiegel<br />
(Abb. 288). Dm. 31 mm. Wappen: Hinter Wellenband aufrecht nach heraldisch rechts schreii<br />
Bis zur Landteilung 1597 siehe AUB, allenthalben, entsprechend Register, besonders Nr. 347,<br />
5.Okt. 1417: «wan wir den dehain gemain insigel nit hant..». - Ähnlich Nr. 2028, 5.Juli 1537. -<br />
Nrn. 346 und 1830 (Landammänner) und 1879 (andere). - Nach der Landteilung: Urkunden im<br />
GdeA: A, Nr. 27, St.-Jörgen-Tag 1599: Ldm. Sebastian Thörig siegelt bei Holzverkauf durch Kirchhöre.<br />
Dessen ihm hinterlassenes Siegel drückt Hptm. Ulrich Dietzi auf Urkunde vom 7. Juli 1637<br />
(Kopie, Nr. 31). - Urkunde A, Nr. 30, 18. Juni 1617: Siegel des Landweibels Jost Jakob.
frojrrtlimrfimut .VCuer^tinr >)»e<br />
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geschichte 297<br />
Ü^4<br />
Abb. 287 und 288. Urnäsch. Fragment eines Psalters, 10. Jahrhundert, wahrscheinlich ausder Schreibschule<br />
des Klosters St. Gallen. Gemeindearchiv Urnäsch. - Ältestes Gemeindesiegel (Kirchhöresiegel),<br />
17. Jahrhundert. - Text S. 296f. und 312.<br />
tender Bär. Antiquaumschrift: «isrüER-KIRGH-HORI-zv* VRNASCHEN:», von Zierschnörkel gefolgt.<br />
Blattstabumrandung. Erstmals, jedoch mit nur fragmentarischer und undeutlicher Umschrift aufUrkunde<br />
von 1689 feststellbar 1 , vollständig erst auf entsiegeltem Zettel von 1809 2 . - 2. Gemeindesiegel<br />
ig. Jahrhundert (kaum vor 1839)3. Dm. 31 mm. Wappenbär ohne Wellenband in Perlstabumrandung.<br />
Umschrift teilweise in Antiqua: «S.G.DER GEMEINDE URNÄSCH Appenzell A.R.» Abdruck inder Sammlung<br />
des Kantonsarchivs. - 3. Neuestes Wappen: Bär vor Wellenstrom4.<br />
Urnäscher Fahne, um 1400 (Abb. 285). Im Gemeinderatssaal. Öl und Tempera (Mischtechnik) auf<br />
Leinwand. Unregelmäßiges Rechteck.H. 95-97cm, Br. 68-70 cm. Auf beiden Seiten gleiche Darstellung,<br />
jedoch entsprechend seitenverkehrt. Der rot bewehrte Appenzeller bzw. Urnäscher Bär (?ohne<br />
Wellenstrom. Vgl. Siegel,Wappen) schreitet auf den Apostel Philippus zu. Dieser steht fast frontal mit<br />
nur leicht abgewandtem Haupt in violettem Rock und rotem, grün gefüttertem Mantel auf grünem<br />
Boden, umfängtmitdemdem Bären zugekehrten Arm ein naturfarbenes, beide Figuren überragendes<br />
Kreuz und hält in der andern Hand das Evangelienbuch 5. Auffallend ist der Gegensatz zwischen<br />
1 GdeA, Nr. 33C, 8.Nov. 1689: Im Text als «der Kilchhöry Urnäschen eigen Insigell» erwähnt.<br />
2 Pfandprotokoll, Bd. 2, Nr. 415, 18. Jan. 1809. Stimmt überein mit Nr. 402, 17. Juni 1807, ferner<br />
mit Bd. 1, Nr. 127, 23.Jan. 1773, u nd Nr. 6 9, 28. Mai 1773.<br />
3 Das Waldstatter Siegel Nr. 2 (S. 268) war als erstes des Landes noch vor 1839 «A.R.»anstatt<br />
mit «V.R.» versehen.<br />
4 Der auf allen Vieren überdem Flußband schreitende Bär, ein Vorschlag von JAKOB SIGNER in:<br />
ASH, 30.Jg. (1916), Heft 2, S. 126, wurde nicht in den Amtsbereich der Gemeinde übernommen,<br />
jedoch aufdem Brunnen des Dorfplatzes 1928 angebracht, ferner schon 1915 fürdie Wappenscheibe<br />
im Kantonsratssaal zu Herisau verwendet.<br />
5 ^8^* JOSEPH BRAUN, Trachtund Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst, München 1943,<br />
Sp. 6 06-608.
298 urnäsgh<br />
heraldisch flächenhaft gemaltem Tier u nd dem durch Licht u nd Schatten plastisch modulierten<br />
Gewanddes Apostels,dem eine Skulptur als Modell gedienthaben könnte. Währenddie Idealisierung<br />
des Gesichts, der seitlichen Haar-und Bartlocken, der langfingrigen Händeund auswärts gedrehten<br />
Füße noch ganz aus dem Geist des 14. Jahrhunderts gestaltet ist, weisen die großgerundeten Faltenröhren<br />
des den Körper großzügig umflutenden Gewandes und auch die relative Standfestigkeit der<br />
eher gedrungenen Figur in die Zeit des «weichen Stils» zwischen 1380 und 1420. - Eine Beziehung<br />
zum Kirchenbau von 1414 drängt sich auf, obwohl für die erste Zeit das Antonius- und erst 1518<br />
erstmals das Philippus- und Jakobus-Patrozinium bezeugt ist (S. 293). Vielleicht diente die Fahne<br />
schon vor dem Kirchenbau als sogenannte Rhodsfahne 1 . Jedenfalls enthält sie eine der frühesten<br />
Darstellungen des Appenzeller bzw. Urnäscher Wappenbären. - 1602 wurde sie mitden drei Altären<br />
und andern aus der katholischen Zeit herrührenden «Verzierungen u nd Geräthschaften» aus der<br />
Kirche entfernt,aber trotz offiziellemundprivatem Angebot aus Innerrhoden, dafürdie holzreiche<br />
Alp Fluh z u geben, nicht veräußert u nd bis i n die Gegenwart in der «Treschkammer», d.h. im<br />
Turmarchiv, aufbewahrt 2 . 1949 Restaurierung durch HENRI BOISSONNAS, Zürich3.<br />
1 Vgl.AG I , S. Gyf. undAbb.nach S. 208.<br />
2 SCHÄFER, Materialien 1810,S.224, inÜbereinstimmungmit Jon. JAKOB SOHLAEPFER, Materialien<br />
z u einer Gemeinde-Chronik Waldstatt, Waldstatt 1821. Ms., ohne Seitenzahl, der Bild auch<br />
beschreibt als «St.Antonius ein auf ein 40 Zoll hohes u. 27 Zoll breites Stück Leinwand gemahltes,<br />
28 Zoll hohes Bild, mit einem 30 1 / 2 Zollhohen Creutz, neben dem ein 28 Zollhoher Bär steht, welches<br />
ein Urnäscher aus den italienischen Feldzügen..» usw. Die ikonographische Verwechslung beruht<br />
vermutlich auf dem Kreuz, das beim Abt und Einsiedler Antonius T-Form besitzt, möglicherweise<br />
auch aufdem Wissenum das einstige Antonius-Patrozinium.<br />
3 Rätenprotokoll, Bd. 28, 13.Okt. 1949. Vgl. ebenda, 27.April, 5.Mai, i.Juni, 5.Okt. 1949.<br />
LAGE U ND GESTALT<br />
i. Dorf (Abb.286, 289^). 832 m ü.M. (LK). Es lehnt sich in breiter Talmulde auf<br />
der linken Seite der Urnäschan den Südfuß des sanft ansteigenden, grasbewachsenen<br />
Tüfenbergs. Offenbar entwickelte es sich nach 1417 im Anschluß an den Kirchenbau<br />
aus einem Hof oder Weiler mitten unter den in der ausgedehnten Rhode nach alemannischer<br />
Siedlungsart zerstreut liegenden Höfen, ähnlich wie es bei den Jüngern<br />
Dörfern von Appenzell Außerrhoden auch geschah. Das Dorfbild, wie es bis Ende<br />
des 19. Jahrhunderts erhalten blieb, läßt sich, von SO gesehen, auf Zeichnungen von<br />
JOH. U LRICH FITZI aus den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts<br />
(Abb. 286. Bilddokumente 3 a-f) und, fast aus der gleichen Richtung, aber mehr aus<br />
der Vogelperspektive, auf einem anonymen Federaquarell aus der Zeit nach der<br />
Kirchturmveränderung von 1866/67 (Bilddokument 5) erkennen.<br />
Die nordostwärts gerichtete Kirche (S. 302-307) blickte bis zum Bau des neuen<br />
Pfarrhauses von 1957 mit freier Sicht südostwärts über die steile Böschung der wildbachähnlichen<br />
Urnäsch hinweg, war hier undan der Nordostflanke vom ehemaligen,<br />
bis 1893 baumlosen Friedhofgelände umgeben,an welches nordostseits das ehemalige<br />
Pfarr- und Rathaus (S.310) anschließt. An der Nordwestseite der Kirche liegt der längsrechteckige,<br />
von ihr selbst und an drei Seiten von Häusern gesäumte Dorfplatz<br />
(S. 312-316).Um diesen Kern gruppiert sich der Rest des Dorfes, zur Hauptsache<br />
an den beiden alten, vom Platz auslaufenden Straßen in Nordostrichtung nach<br />
Waldstatt und Herisau und in Südwestrichtung durch das Unterdorf zum Bezirk<br />
Grüenau und nach Schwägalp. Eine kürzere Zeile alter Häuser erhebt sich an der<br />
alten Gasse vom Dorfplatz Richtung Mettlen, die 1893/94 ohne Veränderung der<br />
baulichen Situation zur neuen Hauptstraße nach Tal-Grüenau und Schwägalp<br />
ausgebaut wurde, eine weitere längs dem alten Weg vom alten Bären Richtung SW
lage und gestalt t 299<br />
über den Tüfenberg nach Schönengrund und schließlich eine Gruppe, das Oberdorf,<br />
am Südhang hinter dem Dorfplatz. Ziemlich belanglos für die Entwicklung des<br />
Dorfbildes bis fast zur Gegenwart blieb die ostseits des Platzes von der Waldstatter<br />
Straße abzweigende Straße nach Chronbach und Innerrhoden, in deren Winkel das<br />
alte Gasthaus zur Krone (S. 316) steht.<br />
2. Gemeinde, a) Grenzen. Die Ostgrenze, die im nördlichen Abschnitt durch die<br />
Urnäsch und den zufließenden Wißbach gebildet wird, hat Urnäsch mit Hundwil<br />
gemeinsam, das sich vom Wißbach an südwärts mit einem schmalen Korridor<br />
zwischen die Gemeinde Urnäsch und Appenzell Innerrhoden zu seiner Besitzung<br />
Schwägalp durchschiebt. Grenzstreitigkeiten im südlichen Abschnitt wurden durch<br />
Schiedssprüche vom 4.November 1478 und S.Februar 1480 beigelegt. Dabei<br />
wurde u. a. die Schwägalp Hundwil zugesprochen 1 . - Im Süden und Südwesten<br />
bilden die nördlichen Ausläufer der Säntiskette und der Necker die Grenze gegen das<br />
sanktgallische Toggenburg 3 , im Nordosten gegen Schönengrurfd der Hochhamm<br />
und der Tüfenberg 3 ,im Norden gegen Waldstatt das Murbachtobel. - b) Weiler und<br />
Höfe. Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein waren diese mit dem Dorf zusammen in<br />
12 Bezirke eingeteilt 4 . Sie liegen teils im Tal der Urnäsch, das sich hinter dem Dorf<br />
flußaufwärts zu geräumiger Mulde weitet und sich vor dem Roßfall wieder schluchtartig<br />
verengt, teils auf den von Seitenbächen der Urnäsch durchfurchten Anhöhen.<br />
Im Talkessel südlich des Dorfes sind der Bezirk Geren mit Tal und Grüenau am Brükkenübergang<br />
der Urnäsch, wo auch die Hintere Mühle stand, zu einem Straßendorf<br />
mit eigenem Schulhaus zusammengewachsen. Nördlich zwischen Dorf und Sulzbrunnen<br />
an der Waldstatter Grenze liegen an einem Urnäschübergang ^ürchersmühle<br />
mit der Furterbrücke und eine kurze Strecke weiter flußabwärts Saien mit der Saienbachbrücke,<br />
das mit Hinterberg zusammen einen Schulbezirk bildet, im Winkel des<br />
Zusammenflusses von Urnäsch und Wißbach Chronbach mit der Chronbachmühle<br />
und -brücke und mit dem 1893 hierher verlegten Friedhof. Südöstlich davon erhebt<br />
sich das hügelige Pärchen. Von den Höhensiedelungen sind aüßerdem besonders<br />
Schönau und Teil westwärtsam Paßübergang nach Hemberg mit gemeinsamer Schule<br />
in Schönau und die Letz im Teil zu erwähnen, die auf eine Grenzverstärkung des<br />
14./i5. Jahrhunderts hinweist 5 , ferner Eggli am Ubergang nach Schönengrund über<br />
den Tüfenberg.<br />
STRASSEN U ND V ERKEHR<br />
Von eigentlichen Fahrstraßen kann vor dem 19. Jahrhundert kaum gesprochen<br />
werden. Erst im 19. Jahrhundert erfolgte deren Verbesserung bzw. Neuanlage. 1. Die<br />
1 A U B 1148, 1161.<br />
2 Zur Erneuerung der mit Hoheitswappen geschmückten Grenzsteine in den Jahren 1539, 1672<br />
und 1812 siehe SCHÄFER, Materialien 1812, S. 175. - Stiftsarchiv, Ruhr. LXXXV, fasc. 36, 17. Nov. 1721<br />
(JAKOB, S. 236f.), nimmtBezugaufdatierte Grenzsteine von 1662 im Chräloch, von 1666 in Necker<br />
ander Egg, von 1670 auf Sattel, von 1672 auf Hofstetten. Ebenda, Rubr.LXXX, fasc. 36: Grenzscheidungsgeschäftvom<br />
24.Juli 1725 (Jakob, S. 242).<br />
3 Überdie Grenzregelung von 1722 und 1763 siehe Schönengrund, S. 331 f.<br />
4 TANNER-Ghronik, S. 7.Von dieserweicht das GeographischeLexikonder Schweiz (1910) ab.<br />
5 SONDEREGOER, Flurnamen, S.265^499. Ders., App. Wehrwesen, S. 10. - Zur Anlagevon Letzinenim<br />
14. Jahrhundert sieheA G I, S. 118.
300 , URNÄSCH<br />
S(<br />
alte Landstraße nach Waldstatt und dem einstigen Kirchdorf Herisau, ein nur sehr<br />
mühsam befahrbarer Saumpfad über die Saien- und Murbachtobelbrücke (S. 329f.),<br />
der bei jener noch 1832 durch ein Viehgatter versperrt war 1 , bekam 1853-1856 die<br />
heutige Richtung 2 . - 2. Die Straße nach Hundwil, die von der Waldstatter Straße<br />
bei Zürchersmühle über die Urnäschbrücke (S. 326 f.) abzweigte und bis zum Bau der<br />
Brücke im Hundwilertobel und neben dem Auensteg zwischen Waldstatt und Hundwil<br />
(S. 271 f., 397f.) der einzige Verkehrsweg dorthin war, wurde 1880 samt Brückeim<br />
Einvernehmen mit Hundwil neu angelegt 3 . - 3. Der nur im Winter mit Schlitten<br />
befahrbare Saumweg nach Gonten und Appenzell durch Wieden über die Urnäsch-<br />
1 JAKOB,S. 3 38.<br />
2 Protokoll der Straßenkommission, 12. April 1853 und 25.Jan. 1856. Insbesondere S. 26-28<br />
(Akkordbedingungen), S. 29-31 (Baubeschreibung nach Plan von Ing. NAEF), S. 249 (Übernahmebedingungen<br />
des Kantons). — Vgl. JAKOB, S. 339f. - Jahresrechnungen Urnäsch 1854-1856.<br />
3 Kirchhöreprotokoll, Bd. II, S. 58-61. - Protokoll der Straßenkommission, 18. März 1879 bis<br />
17. Okt. 1880: Kollaudation 28. Sept. 1880.<br />
—>W ALDSTATT<br />
UNTERDORF<br />
III'III I I I I I I I I I I<br />
Abb. 289. Urnäsch. Übersichtsplan. Maßstab 1: zirka 2500. Nördlich der spätmittelalterlichen Kirche<br />
der Platz mit hauptsächlich nach dem Dorfbrandvon 1641 wieder erbauten Häusern. - Text S.298f.,<br />
3 o 4f'., 310-317.
strassen und verkehr<br />
30i<br />
Abb. 290. Urnäsch. Fkigaufnahme von Südsüdwesten, 18. August 1954. Nördlich der KircheDorfplatz<br />
und Oberdorf, südwestlich davon das Unterdorfander S-förmigen Schlaufe der alten Landstraße. -<br />
Text S. 298f., 304f. und 310-317.<br />
brücke (S. 328) und durch Chronbach über die Wißbachbrücke (S. 328f.) wurde als<br />
Verbindung zu den Bädern Innerrhodens und für die Holz- und Kohlenausfuhr erst<br />
um 1800 auf Veranlassung der helvetischen Regierung für Wagen fahrbar gemacht 1 .<br />
- 4. Taleinwärts zum Roßfall verlief die Straße vom Dorfplatz südlich durch das<br />
Unterdorf hinab und längs der Urnäsch bis zum Brückenübergang in der Grüenau.<br />
1 893/94 Neuanlage vom Dorfplatz direkt in südwestlicher Richtung durch Mettlen,<br />
Geren und Tal nach Grüenau 2 . - 5. 1885-1887 Straßenanlage nach Schönau und<br />
Teil Richtung Hemberg^. - 6. Bau von Bezirksstraßen: a) auf den Tüfenberg<br />
Richtung Schönengrund anstelle des alten Kirchwegs 1883/84 4 . 1971 Übernahme durch<br />
den Kanton 5 . - b) Von Zürchersmühle nach Hinterberg und von Geren auf Langboden<br />
1911-1913 6 . - 1875 Eröffnung der Appenzeller Bahn auf der Strecke Winkeln-<br />
Herisau-Urnäsch^ 1886 auf der Strecke Urnäsch-Appenzell 8 .<br />
1 KÜNZLER-Chronik, Rubrik «Straßen». - SCHÄFER, Materialien 1812, S. 150. - 1840 Korrektion<br />
der Streckevom Dorfzur Wiedenbrücke,laut KÜNZLER-Chronik und Kirchhöreprotokoll, 8. Sept. 1839.<br />
2 Jahresrechnungen Urnäsch 1893/94. - Roßfallstraße schon 1879 erneuert, laut Protokoll d er<br />
Straßenkommission, 16.Mai 1879 (Kollaudation).<br />
3 Kirchhöreprotokoll, Bd. II, S. 110-117, 139-141. - Protokoll der Straßenkommission, 12.Jan.<br />
1885 (Baubeginn «nächstes Frühjahr»)und 7.Nov. 1887 (Baukosten 128893 Fr. 66 Rp.).<br />
4 Kirchhöreprotokoll,Bd.II, S. 1 r0-117.-Protokoll derStraßenkommission,6.Mai und 26.Juni 1884.<br />
5 AZ, 7.Dez. 1971, Nr. 286.<br />
6 Mandat betr. die ordentliche Gemeindeversammlung vom 7.Mai 1911. - Kirchhöreprotokoll,<br />
Bd. III, S. 238. - Jahresrechnungen Urnäsch 1911-1913.<br />
7 Kirchhöreprotokoll, Bd. I, S. 162. — Jakob, S. 348!. — AZ, 21. April 1933.<br />
8 Kirehhöreprotokoll, Bd. II, S. 148-157. - AZ, 21. April 1933.
302 u r n ä s c h<br />
REFORMIERTE KIRCHE<br />
BAUGESCHICHTLICHES, I. Von der Pfarreigründung i417 bis zum Brand von 1641. Entgegen<br />
dem formelhaften Wortlaut der Stiftungsurkunde vom 5. Oktober 1417 darf aufgrund<br />
des Baubefunds angenommen werden, daß zur Zeit der Pfarreigründung die «kurtzlichen<br />
und von nüwen dingen» erbaute Kirche bereits samt Turm in der heutigen<br />
Anlage des Grundrisses vorhanden war (siehe politische und kirchliche Verhältnisse,<br />
S. 293). Wenn der Glockeninschrift von 1642 (S. 309) und dem Chronisten GABRIEL<br />
WALSER, S. 114, Glauben geschenkt werden kann, ist sie als Filialkirche von Herisau<br />
schon 1414 errichtet worden.<br />
2. Wiederaufbau nach dem Dorf brand vom ig. Dezember 1641. Turmhelm, Glocken,<br />
Dachstuhl, Holzdecke und Mobiliar waren vernichtet. Dagegen wurden Turmschaft<br />
und Kirchenmauern beim unverzüglichen Wiederaufbau, der mit dem Kirchendachstuhlam<br />
28. Dezember begann, wieder verwendet. Als Bauherr («Buwmeister»)<br />
wurde in der Kirchhöre am Tag nach der Katastrophe Landesstatthalter Ulrich<br />
Dietzi, Besitzer der hintern Mühle zu Urnäsch, erwählt. Seinem Tage-, Ein- und<br />
Ausgabenbuch, dasvom ig. Dezember 1641 bis zum 15. Januar 1644 reicht, sind alle<br />
baugeschichtlichen Angaben dieser Zeit entnommen 1 , a) Kirche. Bereitsam 25. Dezember<br />
wurden von Ulrich Dietzi Turmhelm und Dachstuhl, dessen Gestalt er bestimmte,<br />
dem Meister MATTHÄUS BRÜL vergeben. Dieser begann am 28. Dezember<br />
mit vier andern, darunter J AKOB und M ICHAEL MOOSBRUGGER, und richtete «den<br />
hier vorgemachten tachstul»am 15./16.Februar auf 2 . In der zweiten Hälfte März<br />
wurde das Dach von ULI FREHNER und HANS LANGENAUER von Urnäsch, JAKOB<br />
HESS und K ONRAD WISS von Appenzell für insgesamt 43 Gulden 24 Kreuzer gedeckt 3 .<br />
Die Kirchenmauern wurden nur neu bestochen, womit Maurer der Familie SCHARPF<br />
aus dem Lechtal, darunter ein GEORG, anfangs Mai begannen 4 . Die Kirchenfenster,<br />
vier grosse, davonje eines zur Rechten und zur Linken im Ghorabschluß, und drei<br />
kleine, wurden teils von Meister GEORG K AUTER, Glaser von St. Gallen, teils von<br />
Meister DANIEL FAUSTER, Glaser zu Appenzell, bis zum 4.September eingesetzt 5 .<br />
Den Kirchenhimmel schuf Meister H ANS HEINRICH W EHRLI, «Tischmacher von Sirnach»<br />
1643, der schon das ganze Jahr zuvor in Kirche (und Rathaus) Schreinerarbeiten,<br />
offenbar Kanzelund Gestühl, ausgeführt hatte 6 . - b) Turm. Ende Mai 1642<br />
wurde der Schaft von Meister ANDREAS SCHEIDLI, «Maureruß dem Lechtal», selb<br />
zwölft, darunter H ANS SINGER als nächst bestbezahlter Arbeiter und nebst andern<br />
mehrere Mitglieder der Familien SCHEIDLI und SCHARPF, «über der alten Maur in<br />
die 24 schu» Höhe aufgeführt 7 . Den Helm richtete bis zum 16.Oktober Meister<br />
1 KtA, Altes Archiv. Ms. 39, betitelt: «Beschreibung der FeuersbrunstinUrnäschAo 1641». Die<br />
Autorschaft von ULRICH DIETZI f ür den i n Ichform geschriebenen Bericht ist durch die TANNER-<br />
Chronik, S. 11, und die KÜNZLER-Chronik, Rubrik «Kirche», bezeugt. Zitiert: TagebuchU. DIETZI.<br />
2 TagebuchU. DIETZI, S. gf., 12, 16, 19, 85f., 88. 3 TagebuchU. DIETZI, S. 20, 23, 79.<br />
4 TagebuchU . DIETZI, S.23, 81, 83, 86: BALTHASAR, JUNG BALTHASAR, OSWALD, GEORG, JUNG<br />
GEORG, HANSund ANDREAS SCHARPF.<br />
5 TagebuchU. DIETZI, S. I 6, 6 I , 7 I , 73: KAUTER schuf zweigroße und zwei kleine Fenster, FAUSTER<br />
zwei großeund ein kleines.<br />
6 TagebuchU. DIETZI, S. 26, 31 und 92fr. wiederholt. Als Gehilfe arbeitete mitihm (sein Sohn?)<br />
DIETHELM WEHRLI.<br />
7 TagebuchU . DIETZI,S. 27 und 92fr. wiederholt: GEORG, CHRISTEN, HANS und MARTIN SCHEIDLI.
e f o r m i e r t e k i r c h e<br />
3o3<br />
Matthäus B r ü l auf 1 , und a m 22. deckten ihn Dachdecker aus Magdenau 2 . Für<br />
Knopf und Helmstange, «alles mit Kupfer beschlagen», wurden Meister G allus<br />
G r ü b e l am 1. Dezember2 8Gulden20Kreuzer bezahlt, MeisterNiklaus Nabholz<br />
für die Fahnenstange neun Gulden 3 , Meister Johannes S itzöderli, Schmied und<br />
Schlosser zu Marbach im Rheintal, für die Erneuerung der verbrannten und verfallenen<br />
Uhr mit je einem Zeiger an beiden, von Meister F IansBaschonHersghi<br />
bemalten Zifferblättern 35 Gulden 4 .<br />
3. Weitere Umbauten und Renovationen. 1754 beschloß man die Flerstellung zweier<br />
weiterer Fenster im Chor5. - 1784 Anlage einer dritten Kirchentüre gegen den<br />
Kirchplatz. - 1822/23 Eindeckung der Kirche mit Ziegeln über dem alten Schindeldach<br />
6 . - 1849 Renovation des damals 107 Fuß hohen Turms, Anschaffung von drei<br />
eisernen Zifferblättern anstelle der zwei bis dahin nur aufgemalten und nun infolge<br />
des neuen Besenwurfs zerstörten, ferner erstmals Vergoldung der Knöpfe 7 . - 1866-<br />
1868 erste Totalrenovation^ aufgrund von Gutachten Felix Wilhelm Kublis 9 , nämlich<br />
1866/67 Turmerhöhung mit neuem Glockengeschoß und vierter Uhrentafel auf<br />
der Ostseite laut Akkord durch ZimmermeisterK o n r a d Frehner von Urnäsch als<br />
Übernehmer um7687Fr. 82 Rp. ausgeführt 10 . Aufschlußreich ist dabei die «neue<br />
Turmtreppe vom Boden über dem Archivgewölb(!) bis zum Helmanfang.» 1867/68<br />
äußere und innere Erneuerung der Kirche durch Baumeister Daniel Oertle,<br />
Herisau; Dabei wurden u.a. der Langhausboden in Rücksicht auf die Vergrößerung<br />
der Westempore tiefer gelegt, eine flache «Pflasterdecke» über Hohlkehlen anstelle<br />
der Holzdecke eingezogen und an der NW-Front zu den zwei vorhandenen Fenstern<br />
«um der Symmetrie willen noch zwei weitere» angebracht 11 . - 1941 \42Innenrenovation<br />
unter Leitung von ArchitektU l r i c hW a l t , Herisau 12 : Vermauerung des ursprünglichen<br />
Turmzugangs westseits im ersten Obergeschoß von der Empore her und<br />
Durchbrechung des gotischen Gewölbes im Turmerdgeschoß, wo ursprünglich die<br />
Sakristei, später das Archiv untergebracht war, zur Gewinnung eines Zugangs von<br />
jenem zum Glockengeschoß; leichte Verschiebung des Südportals nach dem Chor<br />
hin; Wiedereinzug einer flachen Holzdecke, Umgestaltung der Emporen und Er-<br />
1 TagebuchU. DIETZI, S. 30, 122.<br />
2 TagebuchU. DIETZI, S. 30, 122.<br />
3 TagebuchU. DIETZI, S. 16, 23, 31, 85, 124, 140. 4 TagebuchU. DIETZI, S. 126.<br />
5 Kirchhöreprotokoll, 1.Mai 1754. Es handelt sichum die beidenander südostwärts gerichteten<br />
Längswand der Kirche.<br />
6 KÜNZLER-Ghronik, Rubrik «Kirche», S. 3f.<br />
7 L aut Turmknopfinschrift, 21. Aug. 1849, in: Kirchhöreprotokoll, Bd. I, unter «Beilagen», mit<br />
Angabe derHandwerker. 103 Jahre früher warderKnopfzum letzten Male vom Turm herabgenommenworden.<br />
8 Kirchhöreprotokoll, 10.Dez. 1865. - «Protokollder Kirchenbau-Commissionvom 19.December<br />
1865 bis 7. Juli 1868.» - «Gassa-Buch Kirchenbau».<br />
9 Protokoll der Kirchenbau-Commission, S. 21 f., 34.<br />
10 Akkord vomJuni 1866 in: Protokoll der Kirchenbau-Commission, S. 48-56. Ebenda, S. 65f.,<br />
79-82, Erstellungsakkord mit NIKLAUS ERNE, Großuhrenmacher, Flawil, fürneue Turmuhr. BestehendeTurmuhr<br />
«1963 J.G. BAER, SUMISWALD.»<br />
11 Akkord mit DANIEL OERTLE in: Protokoll d er Kirchenbau-Commission, S. 109-114. Ebenda,<br />
S. 98f., 103, 131. Ebenda, S. 165, Totalkosten der Renovation ohne Friedhof: 45580 Fr. 10Rp.<br />
12 «Protokolle der Baukommission für die Renovation der Kirche Urnäsch. 1941-1942.» Totalausgaben<br />
lautJahresrechnung Urnäsch 1942, S.40: 99614 Fr.30Rp.
3 0 4<br />
u r n ä s g h<br />
Abb. 291. Urnäsch. Reformierte Kirchevon Westen,um 1414 erbautundnachdem Dorfbrand von<br />
1641 mitneuem Dachstuhl versehen. 1866-1868Turmerhöhungund Umgestaltungvon Glockenstube<br />
und Langhausim Stil der Neurenaissance. - Text S. 302-305, 306f..<br />
neuerung der Ausstattung (s.d.)'. - 'Bevorstehende Außenrenovation unter der Leitung<br />
vonMAX ROHNER, Architekt ETH/SIA, Herisau, unter der Mitwirkung der Eidgenössischen<br />
Kommission für Denkmalpflege und des appenzellischen Heimatschutzes<br />
mit weitgehender Berücksichtigung des historisch gewachsenen Zustandes (nur das<br />
Vorzeichen mit gußeisernen Säulen am Westportal soll in Rücksicht auf die Straßenkorrektion<br />
weichen).<br />
BAUBESCHREIBUNG, I. Lage und Grundriß (Abb^Sgf., 292). Die Kirche liegt an ihrem<br />
ursprünglichen Standort ziemlich genau in Nordostrichtungan die Urnäschböschung<br />
gerückt, indem sie hier mit der südöstlichen Längs- und der nordöstlichen Schmalseite<br />
an das ehemalige Friedhofgelände stößt und mit der nordwestlichen Längsseite<br />
den Dorfplatz bis zu dessen Ausfahrt zum Unterdorf begrenzt. Der Grundriß, der<br />
seine ursprüngliche Gestalt bewahrt hat, bildet ein langgezogenes, leicht verschobenes<br />
Viereck, in welchem keine Seite zur gegenüberliegenden parallel verläuft. In dieses<br />
ist an der Nordecke auch der quadratische Turm mit rund zwei Meter unterer Mauer-<br />
I Geht z.T. hervor aus dem Vergleichder Pläne von ULRICH WALTvom Jan. 1941 Kirchgemeindearchiv<br />
mit Angabe des Bestehenden, Abzubrechenden und Neuen und Photographien des Innern<br />
vor der Renovation. - Die Verlegung des Kirchturmeingangs war bedingt durch die Aufstellungder<br />
Orgel aufder Seitenempore. Vgl. auch BemerkungzuTurmtreppevon 1866.
e f o r m i e r t e k i r c h e 305<br />
stärke so einbezogen, daß er an der Nordostflanke mit dem geraden Ghorabschluß<br />
in einer Flucht liegt, gegen den Platz leicht herausspringt und im Kircheninnern<br />
einen querrechteckigen Chor ausscheidet. Dieser ist von dem rund dreieinhalb Meter<br />
einspringenden Turm gleichsam als Restraum übriggelassen und, ohne außen in<br />
Erscheinung zu treten, aus der Symmetrieachse an die südöstliche Längsmauer<br />
verschoben, die hier die gemeinsame Flucht von Chor und Schiff bildet.<br />
2. Außeres (Abb. 286, 291). Hinter der Erscheinungsform des schlichten, verputzten<br />
Baus verbirgt sich weitgehend das ursprüngliche Bauwerk aus der Zeit kurz vor 1417.<br />
Dessen Mauern wurden nach dem Dorfbrand 1642 nur ausgebessert und mit dem<br />
bestehenden steilen, Chor und Schiff zusammenfassenden Satteldach versehen. Heute<br />
ist das Außere mitgeprägt durch die 1867/68 im Geist der Neurenaissance (gekuppelte<br />
Fenster mit Scheitelkreis an der südwestlichen Giebelfront und Vorzeichen mit<br />
gußeisernen Säulen hier und gegen den Dorfplatz) durch Baumeister DANIEL O ERTLE<br />
durchgeführte Renovation. Dessen klassizistischer Forderung nach Symmetrie zuliebe<br />
wurden die Fenster gegen den Dorfplatzum zwei vermehrt und den vorhandenen<br />
Rundbogenfenstern in Gestalt und Größe angepaßt, wozu die zweiam nordöstlichen<br />
Ghorabschluß und die fünf an der südöstlichen Längsflanke gehörten. Ihre Rundbogen<br />
erhielten diese vermutlich schon 1642 (vgl. S. 302).<br />
3. Inneres. Der ursprüngliche saalartige Raumcharakter ist durch die Wiedereinsetzung<br />
einer flachen Balkendecke 1941/42 trotz vollständiger Neugestaltung weitgehend<br />
wiederhergestellt worden. Seine besondere Eigenart liegt in der Asymmetrie,<br />
die durch das starke Einspringen des Turms und die damit verbundene Verdrängung<br />
des Ghorraums an die Südostflanke, ferner durch die Seitenempore zwischen Turmeinsprung<br />
und rückseitiger Empore hervorgerufen wird. Die Seitenempore, ein für<br />
protestantische Kirchen seit dem 16. Jahrhundert typisches Bauglied, dürfte in<br />
rf<br />
0 5<br />
I I I I I I<br />
Abb. 292. Urnäsch. Reformierte Kirche. Grundriß. Maßstab 1:250. -TcxtS.304f.<br />
20- Kunstdenkmälcr LXI, AR I,
306 u r n ä s c h<br />
Urnäsch in Zusammenhang mit der im 18. Jahrhundert stark zunehmenden Bevölkerung<br />
nötig geworden sein 1 .<br />
4. Dachstuhl. Ein interessantes Werk des Zimmermeisters MATTHÄUS BRÜL von<br />
1642 (vgl. S. 302). Ohne Firstbalken sind die Sparren der einzelnen Gebinde durch<br />
ein Paar beidseits in der Fußpfette verankerter und unter dem First gekreuzter<br />
Streben gestützt. Diese sind ihrerseits wieder mit den Kehlbalken, die gleichzeitig<br />
die Funktion des Spannriegels oder Bundbalkens ausüben, überblattet und verspannt.<br />
Regelmäßig wechselt ein stärkeres Gebinde mit einem schwächern. Die stärkern sind<br />
gegenseitig über die schwächern hinweg mit doppelten Windstreben, sogenannten<br />
Andreaskreuzen, versteift, besitzen kräftigere Kehl- bzw. Bundbalken, ferner einen<br />
Bodenbalken, der mit dem Kehl- bzw. Bundbalken durch je eine zusätzliche Seitenstrebe<br />
verbunden und zugleich an diesem mittels zweier Hängepfosten in der Mitte<br />
aufgehängt ist. Die schwächern Gebinde weisen dagegen lediglich eine auf dem<br />
Dachboden abgestellte Mittelstütze des Kehl- bzw. Bundbalkens auf.<br />
5. Kirchturm mit ehemaliger Sakristei bzw. späterem Archiv. Ungegliederter, verputzter<br />
Schaft bis zum Gurtgesims des Glockengeschosses in Dachfirsthöhe aus der Zeit um<br />
1417 bzw. 1642. Die 1866 aufgesetzte Glockenstube mit gekuppelten Schallfenstern<br />
im Neurenaissancestil und bekrönt von vier Uhrengiebeln sowie sechseckigem<br />
Spitzhelm (Abb. 291). Anstelle der bestehenden Glockenstube saß bis 1866 auf dem<br />
I GEORG GERMANN, Der protestantische Kirchenbau in der Schweiz, Zürich 1963, S. 46-48. -<br />
Für Urnäsch ist eine «Empor-Kirchen» erstmalsfür das Jahr 1751 in der Frehner-Chronik, S. IOO,<br />
bezeugt.<br />
Abb. 293. Urnäsch. Reformierte Kirche. Das Innere mit der Ausstattung von 1867/68 bis 1941. -<br />
Text 8.303^,305^ und 307f.
e f o r m i e r t e k i r c h e<br />
3 0 7<br />
Abb. 294. Urnäsch. Reformierte Kirche. Glockenförmige Abendmahlskanne aus Zinn, 1728 datiert,<br />
von einem Herisauer ZinngießerHE. - Text S. 308.<br />
alten Schaft ein wimpergloser, sechsseitiger, zu 107 Fuß Höhe aufragender schlanker<br />
Helm, der optisch eine geschlossene Einheit mit dem Kirchendach bildete und aus<br />
diesem herauszuwachsen schien (Abb. 286). Aus dem im Kirchenestrich sichtbaren<br />
Mauerverband zu schließen, scheint die Aufmauerung von 1642 wenig über der<br />
Traufhöhe der Kirche mit kleinern Bollensteinen anzusetzen, die sich von den<br />
blockartigen darunter unterscheiden 1 . Das Erdgeschoß birgt die ehemalige Sakristei,<br />
das spätere Archiv (Baugeschichtliches, S. 303) mit Zugang auf der SW-Flanke vom<br />
Kirchenschiff her. Der stichbogigen Kammer des Eingangs entspricht auf der Nordostseite<br />
gegenüber eine solche des einzigen, ursprünglich rechteckigen Lichtschlitzes<br />
mit gestufter Sohlbank. Der kleine, fast quadratische Raum ist mit gotischem Kreuzgratgewölbe,<br />
das auf spitzbogigen Schildmauern ansetzt, überwölbt. Es wurde aber<br />
zugunsten eines Turmaufstiegs durchbrochen, als der ursprüngliche Turmeingang<br />
im ersten Obergeschoß von der Empore her im Zusammenhang mit der Aufstellung<br />
der Orgel 1941/42 verschlossen wurde.<br />
Ausstattung<br />
Ehemalige. 1. Erst 1602 wurden laut WALSER, S. 575, drei über die Reformation<br />
hinaus beibehaltene Altäre weggeschafft. - 2. Kanzel und mit Kupferkessel ausgei<br />
Im Widerspruchzu dieserAnnahme steht die Nachricht, wonach vondenMaurern der «Thurn<br />
über der alten Maurin die 24 schu ist uff gefüert worden». Diese Höhe liegt gerade ein wenig über<br />
der Dachtraufe. Anderseits ist bis 1866 keine Turmerhöhung mehr bekannt. Und doch reichte der<br />
Turmschaft schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts bis zu Dachfirsthöhe. Siehe Abb. 295.
3 o8 u r n ä s c h<br />
stattetes Taufbecken von 1642, offenbar beide aus Holz, weil von Meister M ICHAEL<br />
KEGEL beschlagen 1 und somit wohl Werke von Tischlermeister HANS HEINRICH<br />
WEHRLI (S. 302, 310), wurden 1867/68 durch klassizistische Werke ersetzt 2 . -<br />
3. Erste Orgel 1878 von Gebr. KLINGLER, Rorschach 3 . (Abb. 293)<br />
Bestehende von 1941/42, abgesehen von einem Teil der Bestuhlung auf der Empore<br />
mit frühbarock profilierten Wangen wohl des 17. Jahrhunderts, womit bis 1941/42<br />
die ganze Kirche ausgestattet war, und abgesehen von der Kanzel von 1867/68, die<br />
1941/42 mit den vier Evangelistensymbolen, Holzreliefs von OTTO MÜNCH, Zürich,<br />
geschmückt wurde 4 . - Orgel nach Disposition vonKARL M ATTHAEI vonO. M ETZLER<br />
& Co, Dietikon 5 .<br />
Abendmahlsgefäße<br />
Ehemalige. 1. Kleiner silberner Kelch mit Deckel, 1617 von Statthalter Ulrich<br />
Mettler gestiftet, bis 1696 einziger Abendmahlsbecher 6 . - 2. Größerer, silbervergoldeter<br />
Kelch mit Deckel, «fasset 3 Schoppen», 1696 von Gemeindehauptmann<br />
Johannes Scheuß und Gemeindeschreiber Gebhard Frehner gestiftet, Deckel von<br />
Kriegshauptmann Alder 7 . - Beide wurden um 1880 oder 1920 durch neue ersetzt.<br />
Vorhandene^. 1. Zwei silberne Kelche, Stempel «H. FRIES». Im Neurokokostil<br />
gepreßt,um 1880. - 2. Kelch, Silber, H. 16 cm. Zeichen «B». Zerbrechliche neugotische<br />
Form. - 3. Zwei Becher, Silber,H. 27,3 cm. Signiert «800 FS», datiert «1920».<br />
Hammerarbeit mit Stifterinschriften. - 4. Vier glockenförmige Weinkannen, Zinn,<br />
H.43 cm. Marke «HE/H». In der Bodenrosette Bär zwischen «I» und «E» eines<br />
vermutlichen HANS bzw. JOHANNES EUGSTER, Herisau 9 . Auf geradrandigem Schild:<br />
«V.R. VR.NESCH 1728» (Abb. 294, Tabelle III, i). - 5. Schale, Zinn, Dm. 21,5 cm,<br />
H. 6 cm. Englischzinnmarke, datiert 1774. Stifterinschrift: «VR 1795 W. Nef. » I0 . - 6.<br />
Kollektenschale, Zinn, Dm. 14 cm, H . 5 cm. Marke «G» = St. Gallen. Meistermarke<br />
unkenntlich. Inschrift: «VR 1795 URNAESGH» 11 .<br />
Glocken<br />
Ehemalige. 1. Geläute vor 1642. a) 1414 existierte laut Glockeninschrift von 1642<br />
mindestens eine Glocke (s. u.). - b) 1521 Guß einer 24 alte Zentner schweren Glocke<br />
1 Tagebuch U. DIETZI, S. 118, 16.Dez. 1642: «Kantzlen und Tauffstein bschlagen.» Ebenda,<br />
S. 132, 20.Mai 1643: «Vom touffkessel uß altemzmachen 1 fl. 12. kr.»<br />
2 Protokoll der Kirchenbau-Commission 1865-1868, S.98, 104, 135, 141.<br />
3 Kirchhöreprotokoll, 23.Sept. 1B77. - PrKV, 5.Febr. bis 4.Sept. 1878. - Protokoll der Orgelkommission,<br />
17.Juli 1877 bis I.Aug. 1878, in; Protokoll der Kirchenbau-Commission.<br />
4 Protokollefür die RenovationderKirche Urnäsch, 21. März 1942.<br />
5 Ebenda, Gesonderte Jahresrechnung. - Orgelgehäuse von Möbelschreiner ULRICH WALT,<br />
Gitlerfüllungenvon OTTO MÜNCH.<br />
6 TANNER-Chronik, S.II. — KüNZLER-Chronik, Rubrik «Kirchengeräthschaften».<br />
7 Ebenda. - TANNER-Chronik, S. 12. — GOTTLIEB BÜCHLER, Geschichte der Familien Scheußim<br />
LandeAppenzell-Außerrhoden, Trogen 1830, S. 21.<br />
8 RITTMEVER u n d STEINMANN, S. 29f.<br />
9 Vgl. BOSSARD I, Nr. 315, II,S. 162 und CARL RUSCH, IGfr14 (1968), S. 16, 3of.<br />
10 KÜNZLER-Chronik, a.a.O.: «zinnere Blattenzum ungesürten..»<br />
11 Ebenda: «zinnerne Schüsselzu OpferElage (Einlage) bei der Kommunion.»
e f o r m i e r t e k i r c h e 309<br />
durch H ANS FÜSSLI, Zürich, die 1562 von PETER VI. FÜSSLI in gleichem Gewicht<br />
umgegossen wurde 1 . In der Feuersbrunst von 1641 schmolzen alle. Das «verbrunnen<br />
Glockenzeug» wog 29,05 Zentner 2 . - 2. Geläute von 1642. Guß von vier Glocken, drei<br />
ganz neuen zu 12,09 bzw. 6,92 bzw. 4,18 Zentner am 17. Mai und einer großen zu<br />
20,8 alte Zentner am 17. August 1642 durch THEODOSIUS ERNST in Lindau, letztere<br />
aus dem «alten Glockenzeug», wovon an «lauter Metall» noch 26,15 alte Zentner<br />
angerechnet wurden 3 . Inschriften der beiden größten sowie die Wappen der ersten,<br />
sind durch eine Zeichnung Jon. ULRICH FITZIS von 1834 4 festgehalten, a) Männerglocke.<br />
In der Mitte: «HER VLRICH DIEZI DER ZEIT STATHALTER». Unten: «1414<br />
ALHIE MEIN ERSTER ANFANG WAR. 164I BIN ICH DVRCH BRVNST VERZERET GAR. 1642<br />
WAR ICH DVRCH FEIR VND KVNST GEFLOSSEN D ER GMEIND VRNESCH ZV EHREN GOSSEN<br />
MEIN MEISTER TEODOSIVS ERNST IN LINDAW IST GOT BEHIET Z V ALLER FRIST». D as<br />
Datum «1642» stand zwischen beiden vom Reichswappen bekrönten appenzellaußerrhodischen<br />
Wappenschilden. Außerdem befand sich das Wappen von Urnäsch,<br />
flankiert vom Alder- und Frehnerwappen darauf. Darunter jenes von Ulrich Dietzi. -<br />
b) Weiberglocke. Oben, in gotischer Minuskel: «theodosius ernst in lindaw hat mich<br />
gegossen», unten: «wan ihr hert lautes getohn, solt fleißig zuer kirchen gon, andechtig<br />
heren gottes wordt, zue ewerm hail hit hie vnd dort.»<br />
Bestehendes Geläute von 1866. Vertrag vom 14. Juni 1866 mit Glockengießer J AKOB<br />
KELLER, Zürich 5 . Vier Glocken mit Antiquainschriften und alle a m Schlagkranz<br />
signiert und datiert: «GEGOSSEN VON IAKOB KELLER IN ZURICH ANNO 1866.» An den<br />
Flanken Sprüche 6 . Tonart: G-E-G-C. Gewicht; 54, 27, 16, 7 alte Zentner 7 . -<br />
1. Dm. 164 cm. Rocaillenfries am Hals, a m Schlagkranz Eichenlaub. - 2. Dm.<br />
130,5 cm. Wellenranke aus Weinlaub am Hals. Eichenlaub am Schlagkranz. -<br />
3. Dm. 100 cm. Wellenranke aus Disteln und Blumen am Hals. - 4. Dm. 60 cm.<br />
Palmettenstab am Hals.<br />
Friedhof und ehemaliges Beinhaus<br />
Bis 1893 lag der Friedhof an der Nordost- und Südostflanke der Kirche (Abb. 286).<br />
Dann wurde er nach Ghronbach verlegt 8 . Die einzige Nachricht über ein Behlhaus<br />
bei der Kirche ist diejenige, daß 1615 die Totengebeine herausgenommen und im<br />
Kirchhof begraben worden seien wie in Herisau, Trogen, Hundwil und Gais 9 .<br />
1 NÜSCHELER, Glocken, S. 51.<br />
2 TagebuchU. DIETZI, S. I, 21, 117.<br />
3 Ebenda, S. 22f., 27-29, 117.- Das S. 117 laut WaagzettelderStadtLindau mitgeteilte Gewicht<br />
wird von der TANNER-Chronik, S. 12, alszugeringin Zweifel gezogen.<br />
4 I m Besitz von Johannes Fisch, alt Lehrer, Wiesendangen. Photokopien in:GdeA Urnäsch,KtB<br />
TrogenundKdmA,<br />
5 Protokoll der Kirchenbau-Commission, S.57-61.<br />
6 Wortlaut ebenda, S. 71 f.<br />
7 Ebenda, S. 57. Ebenda, S. 39f.: neuer Glockenstuhl 1866.<br />
8 TagebuchU. DIETZI, S. 136: Kirchhofmauer 1643. - «Protokollüberden Friedhofbau 1863/64<br />
Urnäsch.» (KGdeA) und Kirchhöreprotokoll, 13.Sept. 1863: Erweiterung. Ebenda, 11.Sept. 1892,<br />
Beschluß aufgrund des Mandatsvom 28. Aug.: Verlegung.<br />
9 WALSER,S. 585.
3 10 u r n ä s c h<br />
EHEMALIGES PFARR- UND RATHAUS<br />
Jetzt Gemeindehaus. Assek.-Nr. 2 (alte Nr. 1).<br />
GESCHICHTLICHES, I. Das erste Pfarrhaus von zirka 1417 stand vermutlich an der<br />
Stelle des spätem Pfarr- und Rat- und jetzigen Gemeindehauses. - 2. 1602 laut<br />
WALSER, S. 575, Errichtung eines Pfarr- und Rathauses durch die Gemeinde, wohl wie<br />
in Herisau mit einem Zuschuß aus dem Landessäckel, da es auch dem Kleinen Rat<br />
hinter der Sitter diente (vgl. S. 6f.). Im Juli 1604 erhielt Landammann Sebastian<br />
Thörig von den eidgenössischen Ständen für ein Fenster in das neue Rathaus zu<br />
Urnäsch 6 Pfund 8 Schilling (E.A., vgl.AJB 1952, S. 49). Im Dorfbrand vom 19. Dezember<br />
1641 wurde der Bau eingeäschert 1 . — 3. 1642/43 Neubau durch Zimmermeister<br />
MICHEL ALTHERR und andere, aucham Kirchenbau beteiligte Handwerker,<br />
besonders Meister HANS HEINRICH WEHRLI, Tischmacher von Sirnach, der mit<br />
seinem Gesellen ULRICH SCHMID und dem Gehilfen DIETHELM WEHRLI auch zur<br />
Ausstattung mit « 3 himlet betstaten, 2 tisch, buffet und sonst» beitrug 2 . Den Ofen<br />
mit Ofensteinen aus der Grub schuf Meister KONRAD NEUWILER 3 . - 4. 1881 Umbau<br />
1 Tagebuch U . DIETZI, S.I.<br />
2 TagebuchU. DIETZI, S. 16-147 (g.Febr. 1642 bis 15.Jan. 1644) allenthalben: MeisterM. ALT<br />
HERR (S. 27,29);MeisterHS.HRCH.WEHRLI (S.26,31, 132, 1 42, 1 46); MeisterHANSHOFER,Maurer<br />
des «Bogen» (S. 132); MeisterA. SGHEIDLI, Maurer, mit andern aus dem Lechtal (S. 142); KASPAR<br />
BUSCHOR, Schlosser aus Götzis, macht «2 schloß und bhenck an die Stuben thüren» und «1 schloß<br />
an die hausthür» (S. 130); Meister MICHEL KEGEL, Schmied (S. 138, I46F.): Zwei Eisengitter u.a.;<br />
Meister ULR. FREHNER, Dachdecker; Schindelschirm (S. 134) und zusammen mit MeisterH. LANGEN<br />
AUER Dach gedeckt (S. 144); Meister BARTHOLOME TENTZEL, Maler (S. 144). Vgl. die z.T. gleichen<br />
Namen bei Kirchen-undTurmbau.<br />
3 Tagebuch U . DIETZI,S.142.<br />
Abb. 295. Urnäsch. ReformierteKirche, ehemaliges Pfarr-undRathaus (heute Gemeindehaus,Nr. 2)<br />
inder Gestalt bis 1866 bzw. 1881 und GasthauszurKrone (Nr. 4, links) von Nordosten. Federaquarell<br />
von Jean Künzler, 1821. Privatbesitz Urnäsch. - Text S. 296, 3o6f., 3iof.und 316.
e h e m a l i g e s p f a r r -<br />
u n d r a t h a u s<br />
Abb. 296. Urnäsch. Westecke des Dorfplatzesmitden HäusernNrn. 82 (Zum alten Bären) rechts und<br />
162 in früherem Zustand u nd mit dem klassizistischen Dorfbrunnen der i8goer J ahre bis 1928.<br />
Photographie von 1927. - Text S. 296, 3i2f. und 3i5f.<br />
und Erhöhungum ein drittes Vollgeschoß zu bestehendem Bau mit Walmdach nach<br />
Plänen von Zimmermeister KONRAD (?) F REHNER 1 . 1950 Renovation des Ratssaales 2 .<br />
- 5. 1958 Bau eines neuen Pfarrhauses an der Ostecke der Kirche 3 . Seither dient das<br />
ehemalige ausschließlich als Gemeindehaus. Letzte Renovation 1960/61 4 .<br />
BESCHREIBUNG, I . ^ustand vor 1881 (Abb. 295). An der Nordostflanke des damaligen<br />
Friedhofgeländes gelegen und im Stil eines einheimischen Holzhauses ausgeführt, richtete<br />
der gestrickte Bau die getäferte Fassade und den Giebel des schwach geneigten<br />
Satteldaches wie die Kirche nordostwärts 5 . Über den zwei Vollgeschossen, wovon<br />
das obere den 28 Fuß langen und 18 Fuß tiefen Ratssaal barg, lagen zwei Firstkammern<br />
übereinander 6 . Im 18. Jahrhundert war die Fassade zudem mit Klebedächern<br />
geschützt 7 . - 2. Jetzige Gestalt von 1881. Spätklassizistisch mit drei Vollgeschossen,<br />
1 Protokoll d er Baukommission (in: Protokoll der Straßenkommission), 19. und 30.Dez. 1880,<br />
24. Märzund 26.Mai 1881.<br />
2 Jahresrechnung Urnäsch 1950, S. 19.<br />
3 Urnenabstimmung, 5./6. Okt. 1957. Jahresrechnung Urnäsch 1958.<br />
4 Ebenda, 1961. Erhöhung des ersten Obergeschosses. 5 Photographie vonNNO, um 1880.<br />
6 Laut Protokoll der Baukommission, 30. Dez. 1880 und 24. März 1881. Neuer Saal erhält 26Fuß<br />
Längeund 18 Fuß Tiefe.In d er Südeckedes dritten Obergeschosses gelegen, entfallenaufihn vierder<br />
sechs nordöstlichen und zwei der südöstlichen Fensterachsen.<br />
7 KÜNZLER-Chronik: Anläßlich von Renovationen von 1786, 1787 oder 1788 fielen «Vordächer»<br />
über den Fenstern weg, weitere Fenster wurdenander Front angebracht und diese getäfert.
312 u r n ä s c h<br />
wovon das oberste in der Ostecke den 1950 neugestalteten Ratssaal birgt, mit Walmdach<br />
und sechs regelmäßigen Fensterachsen an der Nordostfront. Modernisierung<br />
1960/61.<br />
Gemälde im Ratssaal. 1. Zur Urnäscher Fahne mit Bär und Apostel Philippus, um<br />
1400, siehe S. 297 f. - 2. Vier Landammannporträts, Öl auf Leinwand: a) Sebastian Thörig<br />
(1557-!611). 74X54,5 cm, signiert und datiert: «gemalt von J. J. Alder 1856».<br />
Etwas derbe Kopie eines verlorenen Originals. - Desgleichen b) Ulrich Schmid<br />
(1626-1683). 74 X 55 cm, signiert: «vonJ. J. Alder gemalt».Um 1856. - c) Johannes<br />
Schmid (1758-1822). 84x66 cm, signiert und datiert: «J. Brunschweiler Pinxit<br />
1804». Links vom Kopf Wahlspruch. Rechts durch Schmid-Wappen getrennt:<br />
«AETAT: - 46». Darunter in Fraktur: «Hr. Johannes Schmid Landamman. Erwählt<br />
den 27. Merz 1803.» Erste Originalfassung, wovon sich je eine signierte und 1806<br />
datierte Originaldublette im Obergerichtssaal zu Trogen und im Kantonsratssaal zu<br />
Herisau befindet (S. 115). - d) Joseph Frenner (1815-1876). 80 x 70 cm. Gemälde<br />
von LEOHNARD TANNER, St. Gallen, wie die entsprechenden Originaldubletten in<br />
Herisau und Trogen (S. 115) 1 . Posthume biographische Aufschriften. - 3. Urnäsch<br />
im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts, Federaquarell, 26 X 45,3 cm (Blatt = Bild),<br />
von Jon. ULRICH FITZI. Neu betitelt: «URNAESCHEN».<br />
Im Gemeindearchiv zwei Bruchstücke eines Psalteriums iuxta Hebraeos, 10. Jahrhundert<br />
(Abb. 287). Pergament. Jedes Bruchstück, zirka 21,7 X 36,5 cm bzw. 22 X 20 cm,<br />
besteht seinerseits aus zwei unvollständigen, beidseits beschriebenen Folien mit folgenden<br />
Psalmstellen: Ps. 34, 6-25. Ps. 40, 7-14; 41, 1-10; 67, 6-17.22-31.34-36;<br />
68, 1-7.10-21. Die Anfangsworte der Psalmen sind in spätkarolingischer Buchmajuskel,<br />
der übrige Text in entsprechender Minuskel, der jeweilige Anfangsbuchstabe<br />
mit roter Tinte, die übrigen Buchstaben mit schwarzbrauner Tinte geschrieben.<br />
Entstehung um 900 oder wahrscheinlicher im 10. Jahrhundert in der Schreibschule<br />
des Klosters St.Gallen 2 , möglicherweise nach der entsprechenden Vorlage des um<br />
850 geschriebenen Psalteriums Abt Hartmuts (Stiftsbibliothek, Codex 19) 3 . Die<br />
Fragmente wurden 1963 als Fütterung einer Postbotentasche im Gemeindearchiv<br />
Urnäsch entdeckt 4 .<br />
DORFPLATZ<br />
GESCHICHTLICHES. Wahrscheinlich entstand er im 15./16. Jahrhundert im Anschluß<br />
an den Kirchenbau. - Im Dorfbrand vom 19. Dezember 1641 waren laut Tagebuch<br />
des Augenzeugen Landesstatthalter ULRICH DIETZI nur zwölf (nicht siebzehn)<br />
Häuser eingeäschert worden 5. Trotz namentlicher Aufzählung der Feuergeschädigten<br />
1 EUGEN STEINMANN, Die Porträtgalerie der Landammänner in Herisau und Trogen,AJB 1969,<br />
S. 53 (Nr. 2), S. 58f. ( Nr. 11), S. Ggf. (Nr. 32), S. 72 (Nr. 42). - Alle vier Porträts wurden 1949 durch<br />
HENRI BOISSONNAS, Zürich, restauriert laut Rätenprotokoll, Bd. 28, 5. Okt. 1949.<br />
2 Laut Prof. Dr. Bernhard Bischoff, München, in einem Gutachten von 1963 (im GdeA).<br />
3 LautDr. P. Bonifatius Fischer, Beuron,in einem Gutachten von 1963 (im GdeA).<br />
4 Durch MARKUS MOSER, Verfasservon «Das St.Galler Postwesen». Bd. II. Geschichte der stadtsanktgallischen<br />
Post. I. Teil, Bern 1957.<br />
5 TagebuchU. DIETZI, S. I. - Abweichend davon FREHNER-Chronik, S. 2, und neuere Literatur<br />
seit SCHÄFER, Materialien 1812, S. 155.
dorfplatz 313<br />
und der Wirtshäuser zum Adler, zum Löwen und zum Rößli läßt sich der Standort<br />
der wenigsten ermitteln. Der Brand war in einer Schmiede oder einem daneben<br />
stehenden Haus des Unterdorfes ausgebrochen und hatte den benachbarten «Löwen»<br />
(Assek.-Nr. 69) mitzerstört. Jedenfalls griff das Feuer offenbar unter Föhneinfluß auf<br />
Kirchendach und Turmhelm und von dort auf das nordostseits gelegene Pfarr- und<br />
Rathaus über, das ähnlich wie in Herisau (S. 123) abseits vom Platz steht. Dank wirksamen<br />
Eingreifens eine Stunde nach Brandausbruch morgens vier Uhr blieben<br />
«beder Seit.. Häuser for der brunst erhalten» 1 . Dazu gehörten nach einer Dorfüberlieferung<br />
die jetzigen Gasthäuser zum alten Bären und zur Harmonie (Assek.-<br />
Nrn. 82 und 83). Der Wiederaufbau, der, sofern Holz zur Verfügung stand, im<br />
Februar in vollem Gang war 2 , dürfte sich weitgehend der alten Fundamenteum den<br />
gemeindeeigenen Platz ohne dessen Veränderung bedient haben, zumal auf Bestehendes<br />
wie Kirche (8.302) und verschriebenes Bodenrecht Rücksicht genommen werden<br />
mußte. - Hier «längs den Häusern auf dem geräumigen Marktplatz» wurden<br />
von jeher Chilbi und Jahrmärkte abgehalten 3 . Letzte Außenrenovation der Häuser<br />
Nrn. 76-82 mit aufeinander abgestimmter, lebhafter Bemalung 1968/69 durch<br />
ADALBERT FÄSSLER, Appenzell 4 .<br />
BESCHREIBUNG, I . Gesamtbild und Allgemeines (Abb. 289, 297, 298). Das nordostwärts<br />
gerichtete, in die Länge gezogene unregelmäßige Viereck ist allseits von Gebäuden<br />
umschlossen: auf der südöstlichen Längsseite von Kirche und Friedhof; gegenüber<br />
von acht eng aufgeschlossenen, teilweise zusammengebauten Häusern; an der nordöstlichen<br />
Schmalseite von einem Einzelhaus, der «Taube», die zwischen der Landstraße<br />
nach Waldstattund einer schmalen Gasse steht; auf der südwestlichen Schmalseite<br />
von zwei Häusern in der Vergabelung der altenund der neuen Landstraße. Das<br />
hier zur alten Straße ins Unterdorf abfallende Gelände zwischen diesen zwei Häusern<br />
und der Kirche wird an seiner Südostseite durch ein weiteres Haus, dasum Kirchenbreite<br />
zurückversetzt ist, gesäumt und so in den Platz einbezogen. Die getäferten<br />
Fassaden der mit Ausnahme von Nr. 162 gestrickten Holzhäuser des 17./18. Jahrhunderts<br />
sind mit ihren mannigfaltigen Dach- und Giebelformen dem Platz zugekehrt<br />
und lassen ihre lebhaften, aufeinander abgestimmten Farben spielen. Schwächer und<br />
stärker geneigte schlichte Giebel sind in der Mehrzahl. Ursprünglich giebellose,<br />
traufständige Satteldächer erhielten mit der Zeit einen kleinen Quergiebel, wie am<br />
Nebenhaus des «Ochsen», oder einen breiten und gestelzten in der Bauart des<br />
19. Jahrhunderts wie am «Engel» (Assek.-Nr. 81). Das barocke Mansardgiebeldach<br />
an der Drogerie (Assek.-Nr. 77) zeugt von einem Um- oder Neubau in der zweiten<br />
Hälfte des 18. Jahrhunderts, und das einzige Haus, das sich mit schwach geneigtem<br />
Walmdach und regelmäßigen Einzelfenstern an geschindelter Fassade nur mühsam<br />
ins Gesamtbild fügt, von einem solchen des 19. Jahrhunderts. Alle übrigen Häuser<br />
sind durch die üblichen Reihenfenster und manche durch darüber hinlaufende<br />
schmale Klebedächer horizontal betont. In den Parterres begegnen häufig Umbauten<br />
des 20. Jahrhunderts. Bei der nordwestlichen Längsreihe führt vom Platz her jeweils<br />
1 TagebuchU. DIETZI, S. I f. - Verzeichnis der Feuer- & Brandunglücke, a.a.O., 2. Teil, S. 3f.<br />
2 TagebuchU. DIETZI, S. 18, 20.<br />
3 SCHÄFER, Materialien 1812, S. 165. - Siehe auch wirtschaftliche Verhältnisse!<br />
4 Vgl. AZ, 26.Jan. igG8, go. Jg., Nr. 8; Mitwirkung des Heimatschutzes.
314 URNÄSCH<br />
illlli ilfr<br />
•i HK'l'i'l M'l 1 !'!'-!' I'l'l I<br />
Abb. 297. Urnäsch. Der langgezogene Dorfplatz, 1972, von Südwesten mitdennachdem Dorfbrand<br />
von 1641 i n Strickkonstruktion erbauten Holzhäusern und mit dem Dorfbrunnenvon 1938. - Text<br />
S. 312-316.<br />
ein ebenerdiger Zugang zu den in denHang eingelassenen Kellern. - Gegen die Südecke<br />
des Platzes gerückt steht in der Verzweigung der alten und neuen Straße der<br />
neubarocke Dorf brunnen von 1928. Er besteht wie sein klassizistischer Vorgänger aus<br />
den 1890er Jahren aus zwei Trögen, die entsprechend dem Niveauunterschied<br />
zwischen Platz und Unterdorfstraße zueinander stufenförmig und voneinander<br />
abgewendet angeordnet sind. Beim Vorgänger waren beide Brunnen mit ihren<br />
Säulen gleichmäßig südostwärts gerichtet (Abb. 296, 297).<br />
2. Die einzelnen Häuser 1 . Taube, Nr. 74.A m 3. Mai 1747 wird sie im Zusammenhang<br />
mit dem «Daubenwirth» erwähnt, den die Kirchhöri als einen der «unlandlichen»<br />
Vorsteher absetzte 2 . Bau mit schwach geneigtem Satteldach und symmetrischer<br />
Einteilung der Reihenfenster in den drei obersten von insgesamt fünf Geschossen<br />
jedoch wohl von 1642/43 (Abb. 297). - Nr. 75. Ist mit Nr. 76 zusammengebaut und<br />
hinter der «Taube» halb versteckt (Abb. 297). Charaktervoller fünfgeschossiger Bau,<br />
dessen steiles Satteldach im Vergleich zu den übrigen Dächern dieser Häuserreihe<br />
stark herabgeschleppt ist. - Nr. 77. A m Balkon der Rückseite neugotisches Eisengeländer,<br />
um 1840-1850. - Gasthaus zum Ochsen, Nr. 79. Es besteht aus zwei zusammengebauten,<br />
ursprünglich selbständigen Häusern, dem fünfgeschossigen Hauptgebäude<br />
unter giebelständigem, steilem Satteldach und einem viergeschossigen<br />
1 Anstelle der alten Hausnummern sind immer die Assekuranznummern angegeben.<br />
2 FREHNER-Chronik, S. 77.
dorfplatz<br />
S'S<br />
Abb.298. Urnäsch. Der langgezogene Dorfplatz, 1972, von Osten mit den Häusern Nrn.82 und 162<br />
in der Westecke (vgl. Abb.296). Verkleidung der Fassaden mit gestemmtem Täfer, wohl ^ .Jahrhundert.<br />
- Text S. 312-316.<br />
Nebengebäude unter schwach geneigtem, traufständigem Satteldach mit kleinem<br />
Quergiebel. Auch die Fensterreihen liegen in unterschiedlicher Höhe. Beide Häuser<br />
sind zusammengeschlossen mit den kleinern Nachbarbauten Nrn. 78 und 81 (Restaurant<br />
«Engel», Abb. 298). Im Hauptgebäude tonnengewölbter Keller mit stichbogigem<br />
Eingang, wohl 17. Jahrhundert.Im Parterre bemalte Diehle mit barocken,<br />
in rötlichen Tönen bemalten Ranken, 18. Jahrhundert. Wirtshausschild mit Rokokodekor<br />
neu. - Zßm alten Bären, Nr. 82. Fünfgeschossig mit verziertem Täfer von zirka<br />
1820-1830. Dieses ist in beiden Vollgeschossen durch kolossale Eckpilaster, außerdem<br />
geschoßweise durch Lisenen gegliedert. Auf beiden Architektursymbolen als Zierauflagen<br />
Rauten im Wechsel mit Diamantbuckeln, auf den Lisenen zudem Pfeifen.<br />
Am rückwärtigen Hauseingang radial genutete Nußbaumtüre um 1780-1790.<br />
Darüber ein teilweise verdecktes Baudatum des beginnenden 19. Jahrhunderts.<br />
Gestalt des gequaderten Parterres von zirka 1927. Früherer Zustand auf Gemälde<br />
des JOHANNES MÜLLER von Stein, 1880 1 , und auf alter Photographie (Abb. 296). -<br />
Nr. 162. Ehemals zum alten Schäfli. Das Haus begrenzt mit Nr. 160, mit dem es<br />
zusammengebaut ist, die südwestliche Schmalseite des Platzes. Im Zustand von 1880<br />
mit den Nrn. 82, 160 und dem damaligen Dorfbrunnen auf einem Gemälde des<br />
JOHANNES M ÜLLER von Stein 2 . Einziger Ständerbau am Platz.Am Dachstuhl gefaste<br />
1 Bilddokument 11. Außerdem alte Photographie des Hausbesitzers, Bilddokument i sf.<br />
2 Bilddokument 11.
3 l 6 u r n ä s g h<br />
Büge. Die drei obersten von insgesamt fünf Geschossen zeigen symmetrische Einteilung<br />
der Reihenfenster, das erste Obergeschoß eine durchlaufende Reihe, an der die<br />
asymmetrische Raumeinteilung nur an einer stärkern Fensterwandung zum Ausdruck<br />
kommt. Vermutlich Bau von 1642/43 1 . - Nr. 164 (Unterdorf). Ehemals «zur<br />
Traube». Das Haus schließt die südöstliche Erweiterung des Platzes zwischen Kirche<br />
und Nr. 162 gegen die Urnäsch. Fünfgeschossiges Gebäude mit giebelständigem<br />
Satteldach und traufständigem Anbau gegen die Kirche. Gliederung des Fronttäfers<br />
durch kolossale Eckpilaster und geschoßweise durch weitere Pilaster. Asymmetrische<br />
Fenstereinteilung. Auf der linken Seite spätklassizistischer Hauseingang mit rundbogigem<br />
Oberlicht und rechteckigen Flurfensterchen um, 1840/1850. Einfacher<br />
barocker Lampenarm rechts an der Fassade. Im Innern kreuzgewölbter Keller mit<br />
rundbogigem Eingang, der aus älterer Bollensteinmauer herausgebrochen ist.<br />
WEITEREBÜRGERHÄUSERDESDORFBEZIRKS<br />
Krone, Nr. 4. Fünfgeschossiger, über gemauertem Erdgeschoß gestrickter Bau mit<br />
symmetrischem, eher schwach geneigtem Giebeldach des 17./18. Jahrhunderts, der<br />
durch Modernisierung von Fenstern und Türen jedoch im Charakter verändert<br />
worden, in früherem Zustand mit Klebedächern aufFederaquarell vonJEAN KÜNZLER<br />
1816 dargestellt ist 2 . Im Innern schöner tonnengewölbter Keller wohl des 17.Jahrhunderts<br />
mit korbbogigem Türgewände aus Sandstein. Zu beiden Seiten der nordsüdwärts<br />
gerichteten Tonne je zwei rechteckige Fenster in stichbogigen Kammern,<br />
die sich nochmals zu einer hyperbolischen weiten. An der Südwand ein hochrechteckiges<br />
Fenster mit nur einfacher stichbogiger Kammer. - Nr. 3g (Gasse). Stattlicher<br />
fünfgeschossiger, über gemauertem Erdgeschoß gestrickter Bau mit giebelständigem<br />
Satteldach und traufständigem Anbau an der Südwestseite. Gliederung des Fronttäfers<br />
an den beiden Vollgeschossen durch drei korinthische, diese verklammernde<br />
Pilaster (Kolossalordnung). - Nr. 70. Schlichtes, jedoch gut erhaltenes Giebelhaus<br />
mit symmetrischem, schwach geneigtem Satteldach. - Nr. yi. Auf Strickbalken in<br />
vermutlich nicht ursprünglicher Lage des Estrichs groß eingeschnitzte Jahreszahl<br />
«1598» und «M»(eister..). Der Bau umfaßt über dem gemauerten Erdgeschoß zwei<br />
gestrickte Vollgeschosse mit unsymmetrisch angeordneten Reihenfenstern unter<br />
traufständigem Satteldach, dem wohl zu Beginn des ig. Jahrhunderts der gestelzte<br />
Quergiebel mit Reihenfenstern aufgesetzt wurde. - Harmonie, Nr. 83. In der gleichen<br />
Flucht mit dem alten Bären (Nr. 82) a m südwestlichen Dorfausgang nach Mettlen<br />
gelegener fünfgeschossiger und an der Front getäferter Giebelbau herkömmlicher<br />
Art. - Oberdorf-. Hirschen, Nr. 84. Fünfgeschossiger Giebelbau mit traufständigen<br />
Anbauten zu beiden Seiten unter Kreuzfirst. Diese, der spätklassizistische Hauseingang<br />
mit Pilastern und die Täferung der Fassade mit kolossalen Ecklisenen, gehen<br />
auf einen Umbau der ersten Hälfte 19. Jahrhundert zurück. - Nr. 87. Fünfgeschossiges,<br />
an der Front getäfertes Fabrikantenhaus mit gequadertem Sockel. Dem herkömmlichen<br />
Giebelhaus ist ein kurzer älterer Anbau auf der Südwest- und ein lang-<br />
1 Laut Besitzer befindet sichim Giebel unter dem Täfer das Baudatum, das sein Vater bei einer<br />
frühern Renovation feststellte; dasselbe ist aber nicht mehr erinnerlich.<br />
2 Bilddokument 2 (Abb. 295).
ürger- und bauernhäuser S 1 ?<br />
gezogenes Sticklokal aus der zweiten Hälfte des 19. oder vom Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
aufder Nordwestseite angefügt,welche Anbauten mit demWohnhaus einen Kreuzfirst<br />
bilden. - jVr. 8g mit traufständigem Satteldach und gestelztem Quergiebel des<br />
19. Jahrhunderts über drei ältern Vollgeschossen und Nr. go mit steilem giebelständigem<br />
Satteldach über fünf Geschossen stehen mit Nr. 87 in einer Flucht und<br />
parallel zur Längsreihe des Dorfplatzes. - Nr. 9^. Zusammen mit Nr. 95 ein Häuserpaar<br />
weiter obenam Hang hinter Nrn. 87-91 und parallel zu diesen.-Fabrikantenhaus.<br />
Fünfgeschossiger, über gemauertem Erdgeschoß gestrickter Giebelbau herkömmlicher<br />
Art mit alten traufständigen Anbauten zu beiden Seiten, die nur zwei bzw. drei<br />
Fensterachsen aufweisen. Am nordostseitigen Flügel zusätzlicher Anbau unter niedrigerem<br />
First, mit Fensterrahmen und Pilastern im Neurenaissancestil, aus dem letzten<br />
Viertel des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts. Am Hauptgebäude des 17./18. Jahrhunderts<br />
barock profilierte Pfettenköpfe und radial genutete Haustüre. - Nr. gj.<br />
An der Südwestflanke vonNr. 94 allein stehender, viergeschossiger, über gemauertem<br />
Erdgeschoß gestrickter Bau wohl des 17. Jahrhunderts mit symmetrischem, schwach<br />
geneigtem Satteldach in Giebelstellung und mit asymmetrischer Anordnung der<br />
Reihenfenster. Gestemmtes Fronttäfer, 19. Jahrhundert. - Nr. 125 (in der Mettlen).<br />
Fünfgeschossiger Giebelbau mit Webkeller und ostseitigem Anbau unter dem herabgeschleppten,<br />
ursprünglich symmetrischen Satteldach. Fensterreihen asymmetrisch.<br />
Fronttäfer 19./20. Jahrhundert. Ost- und nordseits blieb der Schindelschirm erhalten.<br />
B Ü R G E R - U N D B A U E R N H Ä U S E R D E R A U S S E N B E Z I R K E<br />
In alphabetischer Reihenfolge: Bad. Koord. 739065/241575. Weherhäuslein<br />
(«Weberhöckli»), Nr. 565. Kleines Giebelhaus, das über dem Webkeller nur ein<br />
Voll- und ein Dachkammergeschoß in Strickkonstruktion umfaßt. Das ursprünglich<br />
symmetrische Giebeldach ist südwestwärts über einem schmalen Erweiterungsbau herabgeschleppt.<br />
Front mit sonnengebräuntem Täfer des 19. Jahrhunderts. Übrige<br />
Seiten mit Leistenbretterschirm. - Bindli. Koord. 738510/241300. Weberhäuslein,<br />
Nr. 507. Mit giebelständigem Tätschdach. 16./17. Jahrhundert(?). Uber Webkeller<br />
zwei volle gestrickte Wohngeschosse, dafürnur ganz niedriger Dachraum mit Firstfensterchen.<br />
Aus späterer Zeit südwestseitiger Anbau unter herabgeschlepptem Dach<br />
und Erweiterung des ursprünglich nur wenig tiefen Baus in der Flucht des Firstes<br />
rückwärts nachNW zur Gewinnung eines Werkraums, beides in Riegelkonstruktion.<br />
-Bauernhaus, Nr. 632 (Abb. 299, 300). Außerordentlich schöner und gut erhaltener,<br />
über gemauertem Webkeller gestrickter Bau von fünf Geschossen mit steilem, symmetrischem<br />
Satteldach in Giebelstellung und mit nordostseits unter niedrigerem First<br />
angebautem traufständigem Stadel. Asymmetrische Anordnung der Reihenfenster<br />
(3+5/2+4/6/2). Die zwei Vollgeschosse sind getäfert, die beiden «Fensterwagen»<br />
der Dachgeschosse mit groteskenhaft verzierten, gesägten Steckbrettern (seitliche<br />
Zierbretter mit Vogelmotiv) in verspätetem Renaissancestil und mit Brusttäfer<br />
ausgestattet. Dieses selbst ist an den untern Fenstern durch Blendarkaden, an den<br />
obern durch rautenförmige Auflagen ornamental belebt. Pfettenköpfe und Flugdreiecke<br />
enden in barock bewegten Wellenprofilen. An der nordwestlichen Rückseite<br />
des Wohnhauses ist der Schindelschirm, über beiden Gebäuden noch das<br />
Schindeldach erhalten. Die Entstehung im 18. Jahrhundert ist aufgrund vergleich-
gis<br />
urnäsch<br />
barer, datierter Bauernhäuser wahrscheinlich 1 . Im Innern noch ursprüngliche<br />
Türgerichte mit barock gefasten Pfosten, ferner gemalter, eintüriger Schrank mit<br />
Seitenschubladen, im Fries bezeichnet; «18 M. Hs. Conrad Altherr Anna Barbara<br />
Nef. 21.» - Ebni. Koord. 736650/241650. Bauernhaus, Nr. 696. Bau herkömmlicher<br />
Art, doch gut erhalten mit vollständigem Schindeldach und -schirm, ferner<br />
mit Abwürfen und geschweiften Seitenbrettern an den Fenstern der nordwestlichen<br />
Rückfront. - Eggli. Koord. 738050/242635. Bauernhaus, Nr. 843. Bau mit<br />
giebelständigem Tätschdach und in gleicher Giebelflucht dahinter errichtetem<br />
i Das «1755» datierte Bauernhaus Nr. 1017 in Zürchersmühle, das «1748» datierte Nr. 657,<br />
am Stein, vor allem das 1737 datierte BauernhausNr. 487 in VorderAu, Schwellbrunn.<br />
—<br />
0<br />
5<br />
Abb. 299. Urnäsch. Bindli, Nr.632. Bauernhaus. Aufriß der Fassade, Maßstab 1:zirka 80. Besonders<br />
für das 18. Jahrhundert charakteristische Gestaltung einer Fassade mit gestemmtem Täfer an den<br />
untern Wohngeschossen, mit Brusttäferund seitlichen Zierbrettern («Steckbrettern») auf der bloßen<br />
Strickwand des Giebelfeldesund mit Flugsparrendreiecken (vgl. Abb.300). - Text S.3i7f.
ürger- und bauernhäuser<br />
Abb.300. Urnäsch. Bindli, Nr.632. Bauernhaus (vgl. Abb.299).Vonder bloßen Strickwand des Giebelfeldes<br />
heben sich Brusttäfer mit Blendarkaden bzw. Rautenverzierungund seitliche Zierbretter mit<br />
renaissanceartigen Verzierungen dekorativ ab. Ähnliche Stilverspätung wieam 1737 datierten Bauernhaus<br />
Vorder Au, Schwellbrunn (Abb.255 und 256). - Text 8.317^<br />
Stadel, der durch einen spätem (?) Zwischentrakt mit dem Wohnhaus vereinigt ist.<br />
Dieses umfaßt zwei volle gestrickte Wohngeschosse über Webkeller und niedrigen<br />
Dachraum nebst einem Erweiterungsbau unter herabgeschlepptem Dach auf der<br />
Westseite. Ostseits zusätzlicher Stadel. - Eggrüti. Koord. 737585/241585. Bauernhaus,<br />
Nr. 674. Ehemals Wirtschaftam alten Weg nach Schönau. Auf einen Strickbalken<br />
des Giebelfeldes aufgemalt eine Zweipasskartusche mit dem Baudatum «1708» und<br />
den Initialen « BM ISF» 1 , wahrscheinlich des Bauherrn, der wie andernorts als<br />
«Baumeister» bezeichnet wurde. An der Unterseite der Firstpfette von kleinem Kreis<br />
begleitetes kursives «f» (Meisterzeichen?). Von der einst mit Brusttäfer und Steckbrettern<br />
reich belebten Fassade über dem Täfer der Vollgeschosse zeugt nur noch<br />
das Fragment eines renaissancemäßig geschweiften Steckbrettes an einem der<br />
«Fensterwagen».An der nordwestlichen Rückseite sind Schindelschirm und Abwürfe<br />
der Fenster, im Innern Türgerichte mit in Zierblättern endenden Fasprofilen und<br />
Rutenkamin erhalten. - Fetzer Ii oder Fetzeren. Koord. 736265/240770. Tätschdachhaus<br />
in Traufstellung, Nr. 719. An einem Nordwesthang gelegenes und nordwestwärts<br />
gerichtetes Bauernhaus. Unter gemeinsamem Dach schmaler zweigeschossiger Wohntrakt<br />
mit oben drei, unten zwei gekuppelten Fenstern und dreimal längerer Stadel.<br />
Zur Hauptsache in Strick-, die Südost- und Nordostflanke jedoch in Riegelkonstruktion.<br />
Verkleidung teils mit Schindeln, teils, an der Südostflanke, mit Leistenbretteri<br />
Baumeister Joseph Frehner?
320 urnäsch<br />
schirm. - Gasse. Koord. 739750/242725. Bauernhaus, Nr. 1068. Fünfgeschossiger, über<br />
ehemaligem Webkeller gestrickter Bau mit schwach geneigtem, symmetrischem Satteldach<br />
in Giebelstellung und südwestseits in Traufstellung angebautem Stadel. - Grueb.<br />
Koord. 739075/243125. ^weifnntiges Tälschdachhaus in Traufstellung, Nr. 383. Seltenes<br />
Beispiel dieser Art 1 . - Hinteregg. Koord. 739335/241950. Nr. 283. Einst stattliches,<br />
jetzt verwahrlostes Wohnhaus Meister Hans Ulrich Knoepfels, der 1807 die gedeckte<br />
Hintereggbrücke (S. 327) erbauen ließ. Der fünfgeschossige, über dem Webkeller<br />
gestrickte Giebelbau ist über den drei untern Fensterreihen (2 + 6 -fTüre mit<br />
Flurfenster/2+4 + 2/5) mit stark ausladenden, verschalten Klebedächern ausgestattet.<br />
Darüber gekuppelte Estrichfenster. In der Hohlkehle des obersten Klebedachs<br />
eine verblaßte, auf H.U. Knoepfel bezogene Frakturinschrift von 1790, die<br />
samt Sprüchen bei SCHLATTER, S. 23 wiedergegeben ist. - Hinterför. Koord. 739080/<br />
243850. Bauernhaus, Nr. 980. Mit giebelständigem Tätschdach der Hanglage entsprechend<br />
nordwestwärts gerichtet. Von dieser ungewöhnlichen Stellung erhielt es<br />
offenbar den Namen. Es besitzt über dem Webkeller zwei Vollgeschosse und eine<br />
Firstkammer. Der Stadel ist südwestseits in Traufstellung angebaut. - Letz. Koord.<br />
735460/241025. Nr. 75/. Haus des 17. Jahrhunderts, dessen Baudatum «16..» laut<br />
Besitzer unter dem Schindelschirm auf einem Balken eingeschnitzt ist. - Mittlerer<br />
Roßfall. Koord. 739275/238800. Bauernhaus im Schneggengaden, Nr. 411. An der<br />
Firstpfette des Gadens chronikartige «Ano 1800» datierte Frakturinschrift in einer<br />
Zeile, die anläßlich eines Umbaus durch «BauMeister Hs. Jakob Reichsteiner<br />
WerkMeister» und seine Gehilfen «m SH IV ST CSH» angebracht worden ist 2 . -<br />
Schönau. Koord. 737 120/241 600. Ehemaliges Schulhaus, Nr. 685. Bis zum Bau des neuen<br />
Schulhauses Nr. 678 im Jahre 1890/91 3 diente der gut erhaltene Strickbau im Stil<br />
eines einheimischen Wohngiebelhauses als Schulhaus dieses Bezirks. Im Webkeller<br />
lernten die Schüler weben. An der nordwestlichen Rückseite Schindelschirm, Abwürfe<br />
und geschweifte Seitenbretter. - Schwantelen. Koord. 738815/240600. Tätschdachhaus<br />
in Traufstellung, Nr. 369. Über Webkeller zweigeschossiger gestrickter Wohnbau<br />
mit symmetrischer Anlage der Fenster (2+2+2) im Obergeschoß und, infolge<br />
der Haustüre zur linken Seite, asymmetrischer (4 + 2) im Erdgeschoß. Bauart des<br />
16. Jahrhunderts. Täferung der Front 19. Jahrhundert. - Am Stein, unterhalb Büel.<br />
Koord. 738425/241525. Bauernhaus, Nr. 657. Auf der Strickwand des Giebelfeldes<br />
Baudatum «1748» und Inschrift des Besitzers und Bauherrs «Baumäster Hans<br />
conrath Erber / Ana Cathrina Reuthegger» samt der am Bau beteiligten Meister<br />
und ihrer Gesellen «MHf.MHi.Hvs.Hi.üf.Hvi» 4 . Fünfgeschossiges, über ehemaligem<br />
Webkeller gestricktes, an der südostwärts gerichteten Front teilweise getäfertes<br />
Wohngiebelhaus mit südwestseits in Traufstellung angebautem, vorspringendem<br />
Stadel. Schindeldach. An der Rückseite des Wohnhauses Schindelschirm. Fensterreihen<br />
asymmetrisch (Türe+ 4 +3 + 2 des Anbaus/1 + 4 + 3/4 mit einfachen seitlichen<br />
Zierbrettern/kreisrunde Estrichluke). - ^urchersmühle. Koord. 740150/243600.<br />
1 Zeichnung in:J. JAKOB, S. 275.<br />
2 Ebenda, S. 300.<br />
3 Kirchhöreprotokoll, Bd. II, S. 179-184. -<br />
7. April 1891.<br />
4 Vgl.J . JAKOB,S. 275.<br />
Protokoll der Straßenkommission, 3.Jan. 188G bis
m<br />
mühlen 321<br />
•••••<br />
Abb. 301. Urnäsch. Zürchersmühle. Bauernhaus Nr. 1017, am gequaderten Erdgeschoß 1755 datiert.<br />
Getäferter Strickbaumit verschalten Klebedächernüber den Reihenfenstern, mit Flugsparrendreiecken<br />
am Satteldach undmitin Traufstellung angebautem Stadel. Angebautes Wohnhaus Nr. 1019 in verputzter<br />
Riegelkonstruktion mit Stickereilokal, letztes Viertel 19. Jahrhundert, spätestens 1891. -<br />
Text S.32of.<br />
Bauernhaus, Nr. 1017 (Abb. 301). Datierte Inschrift bei der Südostecke auf einem<br />
Sandsteinquader des Kellergeschosses: «M.I.O.V.F.A.O. / SOL(I).D(E)O. GLORIA / ANO.<br />
i .7.55. >>1 . Fünfgeschossiger, über dem gequaderten Kellergeschoß gestrickter, an<br />
den Vollgeschossen der Front getäferter Wohnbau mit steilem symmetrischem<br />
Satteldach in Giebelstellung und südwestseits in Traufstellung angebautem Stadel<br />
unter niedrigerem First. Hauseingang seitlich zwischen Haus und Scheune. Völlig<br />
symmetrisch angeordnete Fensterreihen (3 + 5 + 3) in den beiden Vollgeschossen<br />
und 5 bzw. 3 in beiden Dachgeschossen.Am Kellergeschoß zwei Zweipaßfensterchen<br />
mit gerauteten Gittern. Uber den drei untern Wohngeschossen unverschalte Klebedächer.<br />
Am Dach barock profilierte Flugdreiecke. Im Innern zwei kreuzgewölbte,<br />
kommunizierende Kellerräume.Dem Stadel ist ein Wohnhaus, Nr. 1 o 19, in verputzter<br />
Riegelkonstruktion, mit Stickereilokal, spätestens 1891 2 , angefügt.<br />
MÜHLEN<br />
Laut Antwortenbuch von 1547-1567 gab es um jene Zeit bereits sechs Müller 3 .<br />
Zwei Mahlmühlen sind namentlich seit dem 16. Jahrhundert bezeugt, drei weitere<br />
Mühlen, davon zwei Sägemühlen seit dem 17. Jahrhundert (s.u.). 1826 existierten<br />
1 Vermutlich aufzulösen in: M(eister. Ein Wirt?) I(ohannes oder Jakob) 0(ertly?) V(nd) F(rau)<br />
A(nna 0(ertly?). Jedenfallshandelt es sichum Besitzerinitialen und nichtum die eines Zimmer- bzw.<br />
Werkmeisters. Der lateinische Wahlspruch bedeutet: Gott allein die Ehre.<br />
2 Erster Schuldbrief. 3 AG I , S. 420.<br />
21 — Kunstdenkmäler LXI AR I
322 urnäsch<br />
Abb. 302.Urnäsch. Zürchersmühle. Die ehemalige Mühle, Nr. 1010,von Süden. Das nach einem Brand<br />
1 786 neuerbaute sechsgeschossige Wohngebäudemit verschalten Klebedächern überden Reihenfensternundmit<br />
späterem Wohnanbauin Traufstellung (vgl. Abb.303). - Text S.324f.<br />
sechs Mahl-und neun Sägemühlen 1 . Davon gehörten einige wahrscheinlich Doppelbetrieben<br />
an. Die letzten Wasserräder wurden um die Mitte dieses Jahrhunderts<br />
beseitigt (s.u.). 1. Bindli. Koord. 738525/241275. Sägemühle am Nürigbach. Ein<br />
Wasserrad von zirka zehn Meter Durchmesser wurde 1947 entfernt. Die Wasserkammer<br />
ist teilweise noch vorhanden, die Sägerei noch im Betrieb. Im fünfgeschossigen<br />
Wohnhaus (Nr. 506), ehemaligeWirtschaftzumRößli, mit steilem, giebelständigem<br />
Satteldach, ein schöner zweiteiliger, tonnengewölbter Keller mit Eingangs- und Durchgangstüre.<br />
Deren rundbogige Sandsteingewände sind durch bossenförmige Sockel,<br />
Kämpfer und Schlußsteine gegliedert, letztere zudem durch eine Art Eckpalmetten<br />
ornamental belebt. Vermutlich zweite Hälfte 18. Jahrhundert 3 . - 2. Hintere Mühle.<br />
Sägemühle beim alten Urnäschübergang in der Grüenau (Koord. 738850/240850),<br />
1642 indirekt, 1655 direkt als «des H. Statthalter Diezis Mülli» bezeugt 3 , später<br />
einfach als Hintere Mühle bezeichnet 4 ,1867 samt der gedeckten Holzbrücke von Joh.<br />
1 Laut «Ergebnis derAo 1826 gehaltenen Hausbesuchung in der Gemeinde Urnäsch» (Beilage<br />
der KÜNZLER-Chronik).<br />
2 Ahnliche Schlußsteine mit stilisierten Eckpalmetten inder 1786 datierten Zürchersmühle. Siehe<br />
untenim Text.<br />
3 TagebuchU. DIETZI, S. 128: «Ich hab b i meiner Mülli gesegetan allerley thillenund höltzer..<br />
zum thurm.» - Wegbüchlein von 1655, zitiert imBrückenbüchlein von 1793, S. 1, m it Gegenüberstellung<br />
der altenund neuen Brücken- bzw. Mühlebezeichnung.<br />
4 Ebenda. - PREHNER-Chronik, S. 5, 109. - KÜNZLER-Chronik, Rubrik «Brucken».
mühlen 323<br />
Abb. 303. Urnäsch. Zürchersmühle. Das Wohngebäude der Mühlemitdem Wasser- und Mahlwerk<br />
im Zustand bis 1874von Südosten. Bleistiftzeichnung von Johann Jakob Rietmann, 1867. StadtbibliothekVadiana,<br />
St. Gallen. Text S. 296und 324!".<br />
JAKOB RIETMANN in Zeichnung festgehalten 1 (Abb. 304), wich um 1869 «größerem<br />
mechanischem Etablissement» 2 . - 3. Hof back. Koord. 739100/241800. Sägemühle.<br />
Früher auch Knochenstampfe und bis 1919 Bäckerei. 1668 und 1752 wurde sie als<br />
Jägersmühle bezeichnet 3 . 1677 und 1752 wurde die «Wassersäge» durch ein Hochwasser<br />
weggerissen 4 , das Wasserwerk schon im 19. Jahrhundert beseitigt. Erhalten<br />
ist ein fünfgeschossiges Wohnhaus (Nr. 554) herkömmlicher Art mit südwestseits<br />
angebautem Kuh-und Pferdestall und neuerem Anbau für Sägerei auf der Nordostseite.<br />
- 4. Müleli. Koord. 738660/241900. Säge- und wahrscheinlich auch Mahlmühle<br />
am Egglibach. Am 16. November 1604 wurde eine «vor langen Zeiten» getroffene<br />
Vereinbarung zwischen dem Mühlebesitzer Hans Staub und Hauptmann Hans<br />
Mettler, Besitzer des benachbarten Gutesam untern Tüfenberg, betreffs «Müli und<br />
stößelhus hinder der halten ald anderem thüffenberg.. wie sy sich des Wassers,<br />
blüwns und stampfens (von Flachs) verhalten sollend», erneuert 5 . Säge noch in<br />
Betrieb, mit Wasserrad bis zirka 1957 6 . Ein Mühlstein existiert noch. Erhalten ist<br />
1 Bilddokument 8.<br />
2 Kirchhöreprotokoll, 2.Mai 1869; Diesbezüglichem Baugesuch wird entsprochen.<br />
3 FREHNER-Chronik, S. 3F., I09F.<br />
4 Ebenda,S. 5, icgf. - TANNER-Chronik, S. 46: «Obere Mühle» bezieht sich aufgrund desZusammenhangs<br />
auf dieseund nicht aufdie Egglibachmühle,wie J.JAKOB, S. 399, annimmt.-Vgl. WALSER,<br />
S.657 (Anno 167g).<br />
5 GdeA, A Nr. 33. - Vgl.J. JAKOB, S. I77F. 6 Laut Besitzer.
324 urnäsch<br />
auch das ehemals schöne Wohnhaus (Nr. 650), ein fünfgeschossiger, über gemauertem<br />
Erdgeschoß gestrickter Wohnbau unter steilem, symmetrischem Satteldach in Giebelstellung<br />
mit südwestseits herauskragendem Obergeschoß unter Quergiebel. Darin<br />
tonnengewölbtes ehemaliges Orgelstübchen. A n dessen dreiteiligem Fensterwagen<br />
Abwurf und geschweifte Seitenbretter. - 5. Pfändlers- oder Chronbachmühle. Koord.<br />
740475/242800.Am Wißbach bei der Chronbachbrücke (S.328f.). NamewieMühle<br />
selbst sind erst im 19. Jahrhundert faßbar. Erhalten ist die schöne, «1860» datierte<br />
Scheune (Nr. 223). - 6. Sulzbrunnen. Koord. 739800/245500. Mahlmühle des Bartholome<br />
Früh am Mühl- oder Murbach. Sie brannte 1588 ab 1 und wurde auf der<br />
Waldstatter Seite wieder aufgebaut, wo sie als Untere Mühle bezeichnet wurde<br />
(S. 289). - 7. J?ürchersmühle. Koord. 740300/243745. Mahl- und Sägemühle. 1599 als des<br />
«Hans Stoben Mülly» erstmals bezeugt 2 , die mit der «StaubenMülli» des Wegbüchleins<br />
von 1655 und folglich mit «Laurenz Zürchers Mölj» im Brückenbüchlein<br />
von 1793 identisch ist 3 . Nach ihren Besitzern wechselte sie öfters den Namen und<br />
1 1573 als «müli in Sultzbrunnen» erstmals erwähnt (AUB 3194). - WALSER, S. 537. - KtA,<br />
Ms. 38, 1. Teil, S.2, und 2. Teil, S.3. - Vgl.AUB 3839!<br />
2 GdeA, B Nr. 5 (Kopie). - Vgl.J. JAKOB, S. 170-172. - Hans Staub war also Besitzer zweier<br />
Mühlen, dieserund des Müleli (Nr.4).<br />
3 Brückenbüchlein von 1793, S. 1, mit Gegenüberstellung der Namen von 1655.<br />
Abb. 304. Urnäsch.Grüenau.EhemaligeHintereMühle im Zustand bis 1869und ehemalige gedeckte<br />
Holzbrückeüber die Urnäsch, 1778 von Johannes Knellwolf, Herisau,erbaut, 1892 durchEisenbrücke<br />
ersetzt. BleistiftzeichnungvonJohannJakob Rietmann, 1867. Stadtbibliothek Vadiana, St.Gallen. -<br />
Text S. 296, 322f.und 327f.
ehemalige gedeckte holzbrücken<br />
Abb. 305. Urnäsch. Ehemalige Wiedenbrücke über die Urnäsch, 1806 von Meister Johannes Stark,<br />
Waldstatt,neu erbaut,u m 1900durch eine Eisenkonstruktion ersetzt. - Text S296und 328.<br />
hieß u.a.im 18. Jahrhundert Küpen- oder Oertlis Mühle 1 , gelegentlich auch einfach<br />
Furt- oder äußerste Mühle 2 . 1784 brannte die Mühle samt der benachbarten Holzbrücke<br />
ab. 1786 Neubau unter dem neuen Besitzer Meister Laurenz Zürcher. Später<br />
im Besitz des Johannes Früh («Frühmühle»), von 1839-1871 des Joh. Ulrich Zürcher,<br />
nach dem sie noch benannt ist 3 . Die Mühle südlich des Wohnhauses, noch 1867<br />
von JOH. J AKOB RIETMANN samt diesem von SO in Zeichnung festgehalten (Abb. 303),<br />
wurde 1874 durch Flochwasser außer Betrieb gesetzt und verlegt 4 . Das bestehende<br />
Wohnhaus (Nr. 1010), im Schlußstein des korbbogigen, sandsteinernen Türgewändes<br />
an der Nordwestfront «1786» datiert und mit den Initialen «MLZ» des Bauherrn<br />
Meister Laurenz Zürcher bezeichnet, ist ein behäbiger, sechsgeschossiger, über<br />
gemauertem Erdgeschoß gestrickter Wohnbau mit Satteldach in Giebelstellung und<br />
zwei FTauptfronten, die mit Reihenfenstern und verschalten Klebedächern horizontal<br />
betont sind (Abb. 302). Zwei Kellerräume mit Kreuzgrat- bzw. Tonnengewölbe und<br />
stichbogigen Eingängen, einer mit Schweifwerktüre aus Tannenholz versehen. -<br />
8. Weitere Sägemühlen: a) Untere Eggrüti, 1752 weggerissen5. - b) Unter der Letz 6 .<br />
EHEMALIGE G EDECKTE H OLZBRÜCKEN<br />
Vgl. Lage, S. 299, und Straßen, S. 300 f. - I m 19. Jahrhundert überquerten sechs von<br />
insgesamt neun die Urnäsch, je eine deren Zuflüsse Mur-, Saien- und Wißbach.<br />
Sechs gehörten dem Lande, zwei Privaten, eine den Alpgenossenschaften. Alle<br />
mußten seit der zweiten Häfte des 19. Jahrhunderts neuzeitlichen Konstruktionen weichen,<br />
1920 als letzte die Chronbachbrücke.<br />
1 FREHNER-Chronik, S.5, 27, 109.<br />
2 KÜNZLER-Chronik, Rubrik «Brucken».- Vgl. OTTO FREHNER imHäädler Kalender 1935^<br />
3 Brückenbüchlein von 1793, S. 13. - KÜNZLER-Chronik, a.a.O. — WALSER IV, S.59.<br />
4 Bilddokument 9. - J. JAKOB, S. 344. 5 TANNER-Chronik, S.46. 6 J. JAKOB, S. 399.
326 urnäsch<br />
A. Über die Urnäsch<br />
i. Furterbrücke bei ^ürchersmühle 1 . Sie stand an der Stelle der heutigen Steinbrücke<br />
am Übergang nach der Gemeinde Hundwil, auf deren Gebiet der rechte Brückenfuß<br />
steht. Laut Brückeninschrift von 1785 wurde 1724 eine altersschwache Brücke durch<br />
eine neue ersetzt, diese 1778 durch Hochwasser weggerissen, die neu erbaute 1784 samt<br />
Mühle ein Raub der Flammen und nun durch Werkmeister JOHANNES KNELLWOLF<br />
von Herisau eine neue erbaut 2 . Diese wurde 1852 vom Land zu halben Teilen an<br />
Urnäsch und Hundwil ausgelöst 3 , 1880 anläßlich des Straßenbaus durch eine Eisenkonstruktion<br />
ersetzt und auf Abbruch versteigert 4 . - 2. Heide- oder Ziegelbrücke. 1813<br />
ließ Meister Bartholomäus Schmid, Ziegler, die Brücke anstelle eines tiefer liegenden<br />
Stegs unterhalb von Kirche und Rathaus zur Ziegelei auf die Heide hinüber erstellen 5 .<br />
1 Bezeichnung laut KÜNZLER-Chronik, Rubrik «Brucken», S. 2f. - Entsprechend den jeweiligen<br />
Mühlebesitzernhieß sie laut Brückenbüchleinvon 1793, S. 1,im Jahre 1655: «Bruggbey des Stauben<br />
Müllj»,imJahre 1793: « In Laurenz Zürchers Mölj». - In der TANNER-Chronik, S. 147; «Ortlis<br />
Brug..beyder Mühlstatt.» Vgl. Zürchersmühle, S.324^<br />
2 Brückenbüchlein von 1793, S. 13, enthält eine sozusage vollständige und, wie der Vergleich<br />
mit noch bestehenden Brückeninschriften zeigt, paläographisch weitgehend getreue Wiedergabe der<br />
Inschriften, u nd zwar abgesehen von «Anno» i n gotischer Fraktur.<br />
3 Protokoll d er Straßenkommission, 31. Aug., 11.Sept. und 5.Nov. 1852. Amtsblatt 1852/53, I ,<br />
S. 102.<br />
4 Protokoll d er Strassenkommission, 22. Okt. 1879 bis 17.Okt. 1880, ferner S. 255f. - Kirchhöreprotokoll,<br />
7. Dez. 1879.<br />
5 KÜNZLER-Chronik, a.a.O., S. 5. - TANNER-Chronik, S. 147.<br />
Abb.306. Urnäsch. Ehemalige, 1842/43erbaute Chronbachbrücke überdenWißbach (vgl.Abb. 307).<br />
Maßstab 1: zirka 166. N ach einem Plan von 1906 im Kantonalen Bauamt, Herisau. - Text S.328f.
ehemalige gedeckte holzbrücken 327<br />
Abb. 307.Urnäsch. Ehemalige Chronbachbrücke über denWißbach, 1842/43mit dreiseitigem Sprengwerk<br />
undWalmdachneu erbaut, 1920 durch Steinbrücke ersetzt. - Text 8.296und 328!".<br />
Noch vor 1867 wurde sie ersetzt 1 . Als verschaltes, mit Satteldach versehenes Brücklein<br />
ist sie auf den Urnäscher Ansichten von JEAN KÜNZLER 1816 und von JOH. ULRICH<br />
FITZI zwischen 1820 und 1843 zu sehen (Abb. 286). - 3. Hintereggbrücke. Meister Hans<br />
Ulrich Knoepfel ließ diese 1807 ebenfalls aus eigenen Mitteln anstelle eines ältern<br />
Stegs vom Unterdorf zu seiner Liegenschaft Hinteregg erbauen 3 . 1910 wurde sie<br />
durch eine Eisenkonstruktion ersetzt 3 . Eine Photographie in der Gemeindekanzlei<br />
zeigt schönlinige, mit gewalmtem Schindeldach versehene Stabpolygonbrücke. Der<br />
fünfbogige untere Saum der Verschalung deutet auf ebensoviele Zwischenfelder<br />
von sechs Gebinden hin 4 . Brückenspruch in: SALOMON SGHLATTER, Das Appenzellerhaus<br />
und seine Schönheiten, S. 23. - 4. Hintermühle- oder Grüenaubrücke. Im Wegbüchlein<br />
von 1655 erwähnt 5 , 1677 6 und 1778 durch Hochwasser weggerissen,<br />
wurde sie laut Brückeninschrift von iyy8 durch «Werck Meister Johannes Knelwolf<br />
u. sein Sohn HI» (Hans Jakob) um «30 schuh länger als die vor der stehete» neu<br />
erbaut. Die Kosten betrugen 7019 Gulden 5 I / 2 Kreuzer 7 . 1852 Auslösung vom<br />
Land an Urnäsch 8 . Eine 1867 datierte Zeichnung von Jon. JAKOB RIETMANN zeigt<br />
sie mit Walmdach und dreifachen Bogensaum des Wetterschirms samt Mühle von<br />
1 1867 datierte Zeichnungvon JOH. JAKOB RIETMANN mit DorfvonSW (Bilddokument IG) zeigt<br />
bereits ein Steinbrücklein.<br />
2 KÜNZLER- und TANNER-Chronik, a .a.O .<br />
3 Kirchhöreprotokoll, i.Mai 1910 (Bd. II, S. 232f.): Gemeinde übernimmt Unterhalt. Vgl.<br />
Mandatvom 10. April 1910. - Jahresrechnungen Urnäsch 191 o, S. 25.<br />
4 Bilddokument 12 c. ReproduktionimKdmA.<br />
5 Enthaltenim Brückenbüchlein von 1793, S. 1.<br />
6 FREHNER-Chronik, S. 5.<br />
7 Brückenbüchlein von 1793, S. 2f. 8 Amtsblatt 1852/53, I., S. 102.
328 urnäsch<br />
N (Abb. 304) I . 1892 wurde sie durch eine Eisenkonstrukdon ersetzt 2 . - 5. Wiedenbrücke.<br />
Zwischen Dorf und Chronbach. Sie wurde 1778 weggeschwemmt und laut<br />
Brückeninschrift von iyyg in diesem Jahr durch «WerckMeister Johannes Knellwolf<br />
und sein Sohn von Herisau.. 116 schuh lang..und 38 schuh länger als die vor der<br />
stehet» neu erbaut. Kosten 2569 Gulden 28 Kreuzer 3 . Am 28. Januar 1806 wurde<br />
diese durch einen Sturm zerstört.Im gleichen Jahr erbaute Meister JOHANNES STARK<br />
von Waldstatt wieder eine um viele Schuh kürzere, dafür aber breitere 4 . Bei einer<br />
Länge von 96 Fuß 3 Zoll und einer Breite von 12 Fuß 5 war sie trotzdem noch die<br />
größte aller Urnäscher Brücken 6 . Sie war nach «System Grubenmann» mit einem<br />
siebenseitigen Stabpolygon zuje drei Balkenbahnen, die die Fahrbahn unterschnitten,<br />
konstruiert und besaß entsprechend acht diagonal verstrebte Gebinde, ferner<br />
gekreuzten Windverband und Walmdach 7 (Abb. 305). Um 1900 durch die bestehende<br />
Eisenkonstruktion ersetzt 8 .- d.Roßfallbrücke. 1689 erwähnt ein Rechtsspruch<br />
die «deckten Brugen» 9 , an deren Unterhalt die Alpgenossen beider Schwägalpen<br />
laut Spruch vom 18. Juli 1695 pro Kuh zwei Kreuzer zahlen mussten 10 . 1883 wurde<br />
sie infolge einer weiter oben beim Gasthaus erbauten Eisenbrücke dem Verkehr<br />
entzogen und, ohnehin baufällig, wohl bald abgebrochen 11 . Ihr Standort unterhalb<br />
des Gasthauses und ihr Aussehen wurden durch JOH. BAPTIST ISENRING auf einem<br />
Ölgemälde 1837 festgehalten 12 ; Sie bestand aus nur drei Gebinden unter Walmdach,<br />
die durch ie eine Diagonalstrebe versteift und nur bis zur Brüstung verschalt waren<br />
(Abb. 308).<br />
B. Uber andere Gewässer<br />
1. Müs- oder Chronbachbrücke 1^. Diese Holzbrücke führte, halb auf Urnäscher, halb<br />
auf Hundwiler Gebiet, an der Stelle der heutigen Steinbrücke bei Pfändlersmühle<br />
(S. 324) über den Wißbach nach Gonten-Appenzell. Als «Müß-Brugg gegen Stech-<br />
1 Bilddokument 8.<br />
2 Protokoll der Straßenkommission, 5.Nov. 1852 (AuslösunganGemeinde), 7.Mai 1885 ( «baufällig»).<br />
— Jahresrechnungen Urnäsch 1891/92, S. i4f. (Erlösder alten Holzbrücke Fr. 615.—).<br />
3 Brückenbüchlein von 1793, S.8f.<br />
4 JOH. JAKOB SGHLÄPFER, Chronicon der Gemeinde Waldstatt, Trogen 1839,<br />
KÜNZLER-Chronik, a.a.O., S.4. —Vgl. TANNER-Ghronik, S. 147.<br />
2 7 1 UN( I Anm. 166. -<br />
5 Laut Anhang von 1856 des Brückenverzeichnisses v on zirka 1793 im KtA: «Maßv. 1829».<br />
Vgl.Amtsblatt 1860/61, I., S. 101: «99 Fuß lang, io 3 / 10Fuß breitundiz 1^Fuß hoch. Sie istmitZiegeln<br />
gedeckt.»<br />
6 KÜNZLER-Chronik, a.a.O.<br />
7 Bilddokument 12d (Kantonales Bauamt). Reproduktionim K dmA.<br />
8 Mitteilung des KantonalenBauamtes.<br />
9 GdeA,Nr. 3 3 c, Urkundevom8. Okt. 1689.<br />
10 J. JAKOB, S. 225. Dazu gehören auch Leute aus Trogen, Herisau, Stein, Gais und Appenzell.<br />
Vgl. Spruchbrief, 2.Aug. 1711, GdeA, B Nr.20 ( J.Jakob, S. 229f.). L aut TANNER-Ghronik, S. 47,<br />
wurde die Brücke 1778 vom Hochwasser nicht weggerissen, allerdings nicht als einzige, wie TANNER<br />
behauptet, sondernauchdie Saienbrücke blieb verschont (s.d.).<br />
11 Protokoll der Straßenkommission, 5.Nov. 1882: «Mitteilung,., hölzerne Brücke beim Roßfall<br />
im Verfallunddie Genossenschaften beider Schwägalpen willens, eine eiserne Brücke anzubringen.»<br />
Ebenda, 23.Juniund 24.Juli 1883: «...alte hölzerne Brücke noch benützt..nebendemHause neue<br />
Brücke angebracht.» - Kirchhöreprotokoll, 22.Jan. 1883 (Bd. II, S. 104): Beteiligung der Gemeinde<br />
an den Kosten.<br />
12 Bilddokument 7. 13 KÜNZLER-Chronik, a.a.O., S.3: «Weißbruck».
ehemalige gedeckte holzbrücken 329<br />
lenegg» ist sie im Wegbüchlein von 1655 bzw. Brückenbüchlein von 1793 verzeichnet<br />
1 . Laut dort vermerkter Brückeninschrift von lysd war 1630 eine 53 Jahre alte<br />
Brücke durch URBAN KREZ erneuert und jetzt eine neue durch «Werck Meister<br />
Laurenz Starch, HV-EL und IH Starch, LE und Johannes FK und Johannes<br />
Kesler» erbaut worden 2 . 1842/43 Neubau 3 . 1920 Abbruch 4 . Planaufnahme des<br />
Kantonalen Bauamtes vom 1. November 1906 und alte Photographie in der Kantonsbibliothek<br />
5 zeigen eine mit Walmdach gedeckte Brücke von sechs Gebinden,<br />
wovon vier mittels Hängepfosten an dreiseitigem Sprengwerk ausje zwei Balkenbahnen<br />
aufgehängt und alle mit Kopfbügen und Horizontalriegel versteift sind.<br />
Fünf rechteckige LichtöfTnungen in der südseitigen Verschalung, vier unter der<br />
Traufe, die mittlere als Ausguck in Brüstungshöhe erhellten das Innere (Abb. 306,<br />
307). - 2. Murbach-, Mühlbach-, Möseren-, Rommers-oderRomeserbrücke 6 . Über den Murbach,<br />
an der Landstraße von Urnäsch nach Waldstatt. Im Wegbüchlein von 1655<br />
als «Rommers Brugg» 7 , im Brückenbüchlein von 1793 als «Brugg bey Bartholome<br />
Frühen Möllin gegen Wahlstatt und Urnäsch» verzeichnet. Laut darin abgezeichneter<br />
Brückeninschrift von 7727 wurde in diesem Jahr eine Brücke durch «Werck<br />
Meister Laurenz Starch:von Urnäsch / Mit gesellen.Hans Ulrich und Elias Starch:<br />
und Hans Jakob Starch, undLE und IHFK:» erbaut. Ihre Länge betrug 54 Schuh,<br />
ihre Bodenbreite 7 Schuh 3 Zoll, ihre Höhe «vom Boden bis unter BrustRigel<br />
9 Schuh und 3 Zoll, ihre Höhe über Wasser 19 Schuh» 8 . 1801 größerer Neubau<br />
24 Schuh über dem Wasser durch Werkmeister JOHANNES STARK von Waldstatt 9 ,<br />
welcher Bau 1838/39 zerstört wurde 10 . Zwischen 1840 und 1842 Neubau weiter oben<br />
am Tobel 11 . 1855/56 Bau einer «steinernen Brücke oder des Durchlasses mitDamm»<br />
und Auslösung vom Land an Urnäsch 12 . Auch heute nur noch Strassendamm mit<br />
Durchlass. - 3. Saienbrücke. Sie führte über den Saienbaeh Richtung Waldstatt an<br />
der Stelle, wo neben der neuesten Steinbrücke die 1855/56 erbaute, jedoch ausge-<br />
1 Brückenbüchlein von 1793, S. 1, 17.<br />
2 « HV» = HANS ULRICH. «EL» = ELIAS laut Inschriftan der Murbachbrücke (s.u.), wo auch<br />
LE(ONHARD?) und JOHANNES FK(FRISGHKNEGHT?) wieder begegnen. Vgl. auch Saienbrücke.<br />
3 Jahresrechnung 1841/42 u nd 1842/43 des Kantons AppenzellA.Rh., S. 9 bzw. S. 8 (AMB 1842,<br />
1843). - Laut Amtsblatt 1860/61, I., S. 101, war diese Brücke «7o 1 / 2 Fuß lang, i ^lz Fuß breit mit<br />
14 Fuß Höhe.» Sie warmit Schindeln gedeckt.<br />
4 Mitteilung des Kantonalen Bauamtes. - Vgl.J. JAKOB, S. 340.<br />
5 Bilddokument I2d. Reproduktion imKdmA Abb. 307.<br />
6 KÜNZLER-Chronik, a.a.O., S. 2: «Mauer oder Mühlbacher Bruck.» - Jahresrechnung 1841/42<br />
des Kt.App.A.Rh., S. 8f. (AMB 1842): «Möserenbrücke zwischen Urnäschen und Waldstadt». -<br />
Jon. JAKOB SCHLÄPFER, Chroniconder Gemeinde Waldstatt, Trogen 1839, S. 77: «Romsertobel». Vgl.<br />
auch folgende Anmerkungen.<br />
7 Brückenbüchlein von 1793, S. 1.<br />
8 Ebenda, S. 23. - Zu den Namen von Meister und Gesellen siehe auch oben unter Müs- oder<br />
Ghronbachbrücke.<br />
9 Ebenda, S. 23F. — Zu Meister JOHANNES STARK siehe auch unter Wiedenbrücke (S.328).<br />
10 Jahresrechnung 1838/39 des Kt.App.A.Rh., S. 6 (AMB 1839): «Kosten des Baus einer Nothbrückeim<br />
Romesertobel in Waldstadt..»<br />
11 Ebenda, 1840/41, S. 8: «A Conto Zahlungenfür die Mösernbrücke.. fl. 1654.-» Ebenda, 1841/42,<br />
S.9: «Schlußzahlungfür die Möserenbrücke fl. 535.44.» Ebenda, 1844, S.8: «Entschädigungan Müller<br />
Früh in Waldstadt, von der Höherlegung der Mösernbrücke herrührend.»<br />
12 Amtsblatt 1856/57, I., S. 137.
330 urnäsch<br />
diente steht 1 . Sie ist im Wegbüchlein von 1655 verzeichnet 2 . Laut Brückeninschrift von<br />
1740 wurde in diesem Jahr durch «Werck Meister Johannes und Laurenz Starck...<br />
mit gesellen ELST / LEFK / IM / IM / IT / DN» eine neue erbaut 3 . Um 1840 galt sie<br />
neben der Roßfallbrücke als die älteste 4 . Wie aus dem Brückenbüchlein von<br />
1793 hervorgeht, hatte auch sie die Katastrophe von 1778 überdauert.<br />
1 Amtsblatt 1856/57, S. 137. - Vgl. J. JAKOB, S. 340.<br />
2 Zitiert im Brückenbüchlein von 1793, S. 1: «Seyen=Brugg.»<br />
3 Ebenda, S. 21. Zu d enNamen siehe auch bei Murbach-undMüsbrücke (8.3281".).<br />
4 KÜNZLER-Chronik, a.a.O., S.4.<br />
Abb. 308. Urnäsch. Roßfallmit Gasthausund gedeckter Holzbrücke. Ölgemäldevon Johann Baptist<br />
Isenring, 1837. Privatbesitz Herisau. - Text S. 296 und 328.
SGHÖNENGRUND<br />
33 1<br />
POLITISCHE U ND K IRCHLICHE V ERHÄLTNISSE<br />
A. Bis zur Kirchen- und Gemeindegründung lyso. Politisch gehörte das heutige Gemeindegebiet<br />
unter dem Namen «Hinderham» oder «hinder dem Ham» zur Rhode<br />
Urnäsch, kirchlich mit dieser zusammen ursprünglich zu Herisau (S. 28 ff.), seit 1417<br />
zur neu gegründeten Kirchhöre Urnäsch (S. 292f.). Vor der Gemeindegründung<br />
beschränkte sich der Name Schönengrund auf ein Hofgut, von dem 1720 das<br />
Gelände für Kirche und Friedhof abgetrennt wurde. Als Hof- oder Gutsbezeichnung<br />
taucht er erstmals in einer Urkunde von 1268 auf 1 , gleichzeitig mit dem ebenfalls im<br />
heutigen Gemeindegebiet liegenden Wolfenschwendi. Damals belehnteAbt Berchtold<br />
von St. Gallen seinen Meier Ulrich in Hundwil mit dem Zehnten dieser Güter, den<br />
Ulrich dem Ritter Rudolf von Dürnten abgekauft hatte. 1483 wurden diese Zinsen<br />
von den Inhabern der betreffenden Güter, Einheimischen namens Thörig, Schedler<br />
und Schefer, abgelöst 2 .<br />
B. Kirchen- und Gemeindegründung lyso. Das Bedürfnis nach einer eigenen Kirche<br />
angesichts eines langen und beschwerlichen Kirchenwegs über den Tüfenberg nach<br />
Urnäsch wurde, ähnlich wie bei andern nachreformatorischen Kirchengründungen<br />
Außerrhodens, auch zum Anlaß der politischen Abtrennung von der alten Rhode.<br />
Im Unterschied zur fast gleichzeitigen Gemeindegründung von Waldstatt folgte<br />
diese jedoch dem Kirchenbau. Diesen leiteten die Hinterhamer gegen den Widerstand<br />
der vermöglichsten Urnäscher in die Wege, nachdem ihnen die Gemeindevorsteher<br />
schon am 22. Oktober 1718 die Unterstützung ihres Vorhabens bei der Kirchhöre<br />
zugesichert hatten 3 . Die obrigkeitliche Erlaubnis zu Kirchenbau und Gemeindegründung<br />
wurde zugleich mit der Zusicherung der üblichen Gratifikation von 500<br />
Gulden und des Patents zur gemeinsamen Kollekte mit Waldstatt in der ganzen reformierten<br />
Eidgenossenschaft durch den vom 22. bis 26. November 1719 zu Trogen<br />
versammelten Großen Rat nach geleisteter Bürgschaft, sonst keine andere Hilfe zu<br />
beanspruchen, erteilt 4 .<br />
Zum ersten Pfarrer wurde Konrad Rutz von Herisau bestellt 5 . Erst im folgenden<br />
Jahr, am 7.Mai 1721, wurde die erste Kirchhöreversammlung abgehalten und die<br />
Gemeindebehörde, ein regierender und stillstehender Gemeindehauptmann sowie<br />
vier Räte, gewählt 6 . Nur schrittweise erfolgte vor- und nachher die Ablösung «der<br />
neuen Gemeinde zum Schönengrund», wie sie nun hieß 7 , von der alten Gemeinde<br />
Urnäsch: am 7. November 1720 die Teilung des Kirchenguts, am 23. November 1721<br />
des Armenguts, am 28. Juli 1722 der Kirchhörebauhölzer 8 . Schließlich wurde am<br />
i AUB 29. Vgl.AUB 617. 2 AUB 1191. 3 GdeA Urnäsch, UrkundeNr. 2.<br />
4 KtA, Altes Archiv, 4, 1, Fol. sösf.: Protokoll des Großen Rateszu Trogen, 22. und folgende vier<br />
Tagedes Novembers 1719. Vgl. Kirchenlibell, S. I3f.<br />
5 Kirchenlibell, S.45 f. 6 Kirchenlibell, S.53 f.<br />
7 Laut Verabkomnisbrief, 29.Sept. 1722, GdeA Urnäsch, Nr.6.<br />
8 Ebenda. - Quittung, 10.Nov. 1722, GdeA Urnäsch, Nrn. 7 und 7q.Vgl. Kirchenlibell, S. 111,<br />
mit abweichendem Datum «18 ten Heumonat» anstatt «28».
332 s c h ö n e n g r u n d<br />
Abb. 309. Schönengrund.Das Dorfvon Osten mit der 1720 erbautenKirche linksund dasbenachbarte<br />
sanktgallischeWald mitFabrikantenhäusern rechts. Aquarell-GouachevonJohann Jakob Aschmann,<br />
u m 1800.ETH Zürich, graphische Sammlung. - Text S.334, 335f.und 342.<br />
22. November 1722 die zwischen der alten und neuen Gemeinde ausgemachte Bezirks-<br />
und Rhodsscheidung durch landesobrigkeitliche Urkunde und Siegel bestätigt I .<br />
Hinterher erfolgteam 6. November 1763 noch die Teilung des Teil- und Bruggerenwaldes<br />
2 und 1812 die Auslösung aus dem «Gemeinmerkh» (Allmend) Wieden 3 .<br />
C. /
geschichte 333<br />
••"li VL i<br />
Abb. 310. Schönengrund. Das Dorf von Norden mit dem Hochhamm im Hintergrund links und den<br />
Fabrikantenhäusern im sanktgallischen Wald (Gemeinde St. Peterzell) rechts. Aquarell-Gouache von<br />
Johann Jakob Aschmann,um 1800. ETH Zürich, graphische Sammlung. - Text S.334, 335f. und 342.<br />
häuser bewohnten 1 . — 1810-1820 war in Schönengrund eine Baumwollspinnerei in<br />
Betrieb 2 . Bevölkerungsmäßig immer an letzter Stelle der außerrhodischen Gemeinden,<br />
verzeichnete es im 18. Jahrhundert ebenfalls parallel zu den übrigen Gemeinden,<br />
wohl in Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Blüte, einen Zuwachs, der im Jahre<br />
1794 mit 656 Einwohnern einen Höhepunkt erreichte 3 . - 1805 gab es bei 630 Einwohnern<br />
105 numerierte Häuser 4 , 1842 bei 638 Einwohnern deren 112 5 . Den<br />
absoluten Höhepunkt erreichte die Einwohnerzahl 1870 mit 792 Personen. 1970<br />
wurden noch 384 gezählt 6 .<br />
Quellen. GdeA: Teilungsurkunde mit großem Landessiegel, 22.Nov. 1722. —«Lybeell oder sumarische<br />
Verzeichnus der neuen erbaueten Kirchen und Gottshus im Schönengrund genanth», datiert<br />
14. April 1725, verfaßt von HANS ULRICH METTLER, Kirchhöreschreiber von Urnäsch, in Schachtel<br />
Nr. 70 (zitiert: Kirchenlibell). - Turmknopfdokumente von 1720 bis 1858, Nrn. 1-7, in Schachtel<br />
Nr. 70. - Kirchhöreprotokolle bzw. Protokolle der Gemeindeversammlungen 1836ff. (Kiste Nr. 81). -<br />
Protokoll über Kirchturmbau und Geläuteanschaffung vom Jahr 1884 (Schachtel Nr. 64). - Jahresrechnung<br />
der Gemeinde (unter verschiedenen Titeln gedruckt) 1835ff. (Schachtel Nr. 18). - Protokoll<br />
der Kirchenvorsteherschaft 1877 ff (Schachtel Nr. 74). - Akten zum Orgelbau 1877, zu Kirchturmerhöhung<br />
und Glockenanschaffung 1884 (Schachtel Nr. 52), zu Renovation 1955 und Orgel 1956<br />
(Schachtel Nr. 74 und Kiste Nr. 79). - GdeA Urnäsch: Urkunden und Quittungen zur Gemeindeabtrennung.<br />
- Entwurf zum Kirchenlibell. - KtA: Altes Archiv, 4, 1, Protokolle des Großen Rates.<br />
1 SCHÄFER, Materialien 1812, S. 188: «DieNähe der stattlichen Meyer-und Scherer'schen Häuser<br />
(in Wald) und das Gedeihen älterer und ganz neuer Spinnmaschinen gibt dem Ort Ansehen und<br />
Gedeihen.»<br />
2 G. RÜSCH, Der Kanton Appenzell, S. 220. - AJB 1911, S. 35.<br />
3 SCHÄFER, Materialien 1810, S. 72f.:Im Jahre 1734 400 Seelen. 4 SCHÄFER, Materialien, S. 74.<br />
5 AMB 1843, S. 70. - Volkszählung, i.Dez. i960: 450 Einwohner, 122 Häuser.<br />
6 Statistische Quellenwerke der Schweiz, Heft 467, Bern 1971, S. 45.
334 schönenorund<br />
Literatur.<br />
JAKOB SAXER, Entstehungsgeschichte der Gemeinde. Ms., um 1884 (GdeA, Schachtel<br />
Nr. 70). - Chronik von Schönengrund, Materialien. Ms., Heft 1-14 von H. D. SCHLÄPFER, gest. 1918,<br />
Heft 15-29 von JOHANNES FISCH, Lehrer 1918-1920 (GdeA, Schachtel Nr. 70). - CHRISTIAN VETTERLI-<br />
HOFER, Schönengrund ist 250 Jahre alt, 1720-1970, Herisau 1970.<br />
Bilddokumente. 1. Dorf und Umgebung von JOHANN JAKOB ASCHMANN (1747-1809); a) «Prospect<br />
von Schön Grundim Canton Appenzell» (lateinische Kursive), vonN, Aquarell-Gouache, 38,7 X 67,4<br />
cm, signiert: «Zeichn. n.d.Nat. J.J. Aschmann»,um 1800. ETH, graphische Sammlung (Abb. 310). -<br />
b) Variante von gleichem Standpunkt (Reiter im Vordergrund), gleiche Technik, 28,5 X 50 cm, ohne<br />
Beschriftung und Signatur.In der Gemeindekanzlei. - c) Von O, 44,1 X 68 cm, sonst wie a. ETH, graphischeSammlung<br />
(Abb. 309). - 2.DorfvonSO, von JOHANNULRICH FITZI (1798-1855): a) «SCHOENEN-<br />
GRUND», Federzeichnung, 20,3 X 23,7 cm, datiert: «d 1 ten August 1821», mit Vermerk: «Häuser 117.<br />
Einw: 536 Ao 1824». Sammlung E. Rutz, Gümligen BE (Abb. 313). - b) Kopie des Malers, Federaquarell,<br />
33,8x48,6 cm, mit Widmung von 1821. Hist. Mus. St.Gallen. - c) Kopie von Jon. JAKOB<br />
KÄSTLI, Federzeichnung, 21,4X58,1 cm, signiert und datiert in deutscher Kursive: «Schönengrund<br />
d. 1. August 1821, v.J. U. Fitzi, kopiert v.J.J. Kästli Briefträger.» Privatbesitz Speicher. - 3. Kirche<br />
von SO, Federzeichnung auf Rückseite von 2 c.<br />
q p<br />
50 100<br />
Abb. 311. Schönengrund. Übersichtsplan. Maßstab i: zirka 3423. Das Dorf entstand im Anschluß an<br />
den Kirchenbau von 1720 aus einem einzelnen Hofnamens Schönengrund. - T ext S. 335^, 341 f. und 347f.
LAGE 335<br />
Abb. 312. Schönengrund. Flugaufnahme von Westnordwesten. 16.Mai 1949. Das a n der Straße<br />
Wald (links)-Hemberg (Toggenburg) aufgereihte Straßendorf. Die Straßenschlaufe östlich der Kirche<br />
führt über den Tüfenberg nach der Muttergemeinde Urnäsch. - Text S. 335-337, 341 f- und 347f.<br />
Siegel und Wappen. Bisum 1835 wurde die Mehrheit der Zettel mit dem Siegel der Muttergemeinde<br />
Urnäsch gesiegelt 1 . Schon vorher jedoch Anschaffung eines gemeindeeigenen Siegels ohne spezifisches<br />
Gemeindewappen (s.u.). Neues Wappen: ohne Bär ein Kranz auf rotem Grund 2 .<br />
1. Ältestes Gemeindesiegel. Anfang 19. Jahrhundert, vermutlich u m 18033. Oval, 2 6x22 mm. I n<br />
klassizistischem Lorbeerkranz nach heraldisch rechts schreitender Appenzeller Bär zwischen «V» und<br />
«R». Antiquaumschrift: «SIG: D. GEMEINDE SCHÖNENGRUND» (Abb. 326). - 2. Siegel des Gemeindehauptmanns.<br />
U m 18354. Oval,40x32 mm.Wappen wie beim Gemeindesiegel. Antiquaumschrift: «SIGILL<br />
DES GEMEINDEHAUPTMANNS VON SGHOENENGRUND.» Messingpetschaft noch in Gebrauch. Abdruck in<br />
der Sammlung des Kantonsarchivs.<br />
L A G E<br />
1. Dorf (Abb. 309-313). Es liegt 841 m ü.M. (LK) in dem das appenzellische<br />
Hinterland mit dem Toggenburg verbindenden,GW verlaufenden Quertal, bereits<br />
westlich der Wasserscheide der beiden Landschaften, links des Tüfenbachs zwischen<br />
den Höhen des Hochhamms aufder Südostseite und des Arnigs aufder Nordwestseite.<br />
Heute ist es mit dem sanktgallischen Dorf Wald zusammengewachsen. Bis zum<br />
Kirchenbau 1720 scheint an seiner Stelle kaum mehr als der Hof namens Schönengrund<br />
gestanden zu haben (s.o.). Das Dorf entstand wie die meisten Appenzeller<br />
Dörfer im Anschluß an den Kirchenbau. Das erhellt auch aus dem Kirchhörebeschluß<br />
vom 4. August 1734 betreffs die «bey und umb die Kirch zustehen und zusitzen»<br />
kommenden Häuser. Auf der Ost-, Süd- und Nordseite mußten diese siebzig Schuh,<br />
1 Durchgehend feststellbar auf entsiegelten Zetteln des 18. und 19. Jahrhunderts (GdeA, Schachteln<br />
Nrn. 54-56) bis 1834. So Nr. 462, 23. Juni 1834.<br />
2 Gemäss Vorschlag von JAKOB SIGNER in: AHS 1916, Heft 3, S. i26f.<br />
3 Laut FISCH, ChronikVII (um 1815), S. 7, wurden die meisten Gemeindesiegel «seit Ao. 1803 in<br />
Übung gesetzt.. .wegen Sieglung der Haymatscheine.» Abbildung in Bd. VI, S. 111. - Frühestes, bis<br />
jetzt festgestelltes Beispiel auf Heimatschein, 22. April 1811, im GdeA.<br />
4 Zettel Nr. 15g, 2. Juli 1836.
336 schönengrund<br />
Abb.313. Schönengrund. Das Dorf von Südosten zusammen mit den Fabrikantenhäusernim sanktgallischen<br />
Wald rechts hintenundmitdemHöhenzug des Arnigs. Federzeichnungvon Johann Ulrich<br />
Fitzi, 1821. Sammlung Ernst Rutz, Gümligen BE. - Text S. 334, 335f. und 342.<br />
auf der Westseite hundert Schuh von der Kirche entfernt erbaut werden 1 . Wie die<br />
Bevölkerungs- und Häuserstatistik (S. 333) zusammen mit den um 1800 entstandenen<br />
ältesten Dorfansichten desJOH, JAKOB ASCHMANN (Abb. 309,310) und den<br />
1821 entstandenen des Jon. ULRICH FITZI (Abb.313) zeigt 2 , erreichte das Dorf bis<br />
zum Ende des 18. Jahrhunderts vor allem dank dem blühenden Textilgewerbe in der<br />
zweiten Jahrhunderthälfte beinahe jene Größe und Gestalt, durch die sein Bild noch<br />
heute geprägt ist. Der Dorfkern mit der Kirche liegt abseits der Herisau mit dem<br />
Toggenburg verbindenden alten Landstraße, die 1789-1806 verbessert und 1838-1842<br />
neu angelegt wurde 3 . Mit dieser ist er verbunden durch die in Wald abzweigende und<br />
nach Hemberg weiterführende Dorfstraße, die 1863-1865 den Anforderungen des<br />
Straßengesetzes von 1851 entsprechend ausgebaut wurde 4 . Durch sie wurde das Bild<br />
des Straßendorfes in seiner Entstehung mitbestimmt. Die nachNO gerichtete Kirche<br />
steht auf freiem Platz ungefähr in der Mitte dieser zwei die Straße säumenden<br />
Häuserzeilen, die bei der Kirche als Dorf, gegen Wald als Unter- und gegen Hemberg<br />
als //wterefor/'bezeichnet werden. An der Südostseite der Kirche oberhalb des ehemaligen<br />
Friedhofgeländes gruppieren sich hintereinander gestaffelt die Häuser des<br />
Oberdorfes. Die der Kirche zunächst stehende Reihe von nur drei Häusern wendet<br />
jener ihre nordwestwärts gerichteten Giebelfronten zu (siehe auch S.348). Südwestseits<br />
des Oberdorfes liegt seit 1873 der Friedhof''.<br />
2. Gemeinde. Flächenmäßig mit 5,19 km 2 eine der kleinsten von Appenzell Außerrhoden<br />
stößt sie mit der langen Südost- und einer kurzen Ostflanke an die ehemalige<br />
Muttergemeinde Urnäsch, wobei die Grenzen über den First des Hochhamms und<br />
den Nordwesthang des Tüfenbergs verlaufen, wie sie im Teilungsvertrag von 1722<br />
1 Kirchenlibell, S. 124-126 (Nachtrag).<br />
2 Bilddokumente 1 a-cund 2 a -b. 3 Siehe Waldstatt, S.270 mit Anmerkungen.<br />
4 Kirchhöreprotokoll, 23. Febr. 1862. — Akkord, 7. April 1863, mitUnternehmer LUCCA DE LUCHI,<br />
Baubeschreibung von Ingenieur IRMINGER, Pläneundandere Aktenim GdeA, KisteNr. 79. — Jahresrechnung<br />
der Gemeinde 1864/65, S. 21-29: «Rechnungüber die in denJahren 1863, 1864 und 1865<br />
hier ausgeführten Straßenbauten.»<br />
5 Kirchhöreprotokoll, 23.Febr. 1873. - Jahresrechnung der Gemeinde 1872/73, S. i8f.
kirche 337<br />
festgelegt worden sind (s.o.). In der Nordostecke bildet der in den Tüfenbach<br />
fließende Fuchssteinbach die Grenze gegen Schwellbrunn, der Tüfenbach selbst die<br />
lange Nordwestgrenze gegen die toggenburgische Gemeinde St. Peterzell, zu der<br />
auch Wald gehört, und der in den Tüfenbach fließende Lehmbergbach die wiederum<br />
kürzere Südwestgrenze gegen das ebenfalls toggenburgische Hemberg. Die zahlreichen<br />
Einzelhäfe und wenigen Weiler liegen in typischer alemannischer Siedlungsweise<br />
zerstreut über die Hänge des Hochhamms und Tüfenbergs und die vom<br />
Sägen- und Syenbach durchfurchte Talsohle westlich des Dorfes.<br />
KIRCHE<br />
BAUGESCHICHTLIGHES. I. Bau von lysojsi. Siehe auch kirchliche und politische<br />
Verhältnisse, S.33if. - Der Platz für Kirche, Turm und Friedhof wurde durch eine<br />
von den Hinterhamern aufgestellte Kommission angesehener geistlicher und weltlicher<br />
Herren der alten Gemeinde Urnäsch und des Landes auf dem «Gut und<br />
Weidboden, so den Namen Schönengrund tragt» ausgewählt und von dessen Besitzer<br />
Jakob Alder, nachmaligem erstem regierendem Gemeindehauptmann, geschenkt<br />
1 . Die Bauerlaubnis wurde gleichzeitig mit jener für die Kirche Waldstatt<br />
durch den vom 22. bis 26.November 1719 zu Trogen versammelten Großen Rat<br />
erteilt 2 . Als Bauherren walteten der von der Landesobrigkeit ernannte Statthalter<br />
i Kirchenlibell, S. 10-13, 5^- 2 Siehe S, 331.<br />
| | Wahrscheinlich 1850<br />
Abb. 314. Schönengrund. Grundriß der 1720 erbauten, nordostwärts gerichteten Kirche. Maßstab<br />
1: zirka 217. - Text S. 341.<br />
22 - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
338<br />
schönengrund<br />
Abb. 315 und 316. Schönengrund.Die 1730 erbauteKirche von Ostenmit dem dreiseitig geschlossenen<br />
Chor,mit dem 1884 erhöhtenTurm, der wiederummit einem traditionellen, nachgotischenHelm versehen<br />
wurde, und mitdem HolzgiebelhausNr. 38. - Die Kirche von Süden mitdem Vorzeichen von<br />
1955- - TextS. 337-342.<br />
Jakob Mettler von Urnäsch und die von den Hinterhamern darum ersuchten Pfarrei-<br />
Christoph Mittelholzer von Urnäsch und Philipp Schlang von Schwellbrunn 1 .<br />
Grundsteinlegung a m 4. Mai 1720, a m gleichen Tag wie in Waldstatt 2 , das mit<br />
Schönengrund in der Schnelligkeit des Bauens wetteiferte, in Gegenwart des regierenden<br />
Landammanns Laurenz Tanner von Herisau und des stillstehenden Landammanns<br />
Konrad Zellweger von Trogen und anderer Vertreter der Landesobrigkeit<br />
3 . - Die Ausführung des Baus oblag dem Maurermeister und Steinmetzen<br />
LAURENZ K OLLER von Teufen «sambt Knecht und Handlanger», dem Zimmer- und<br />
Schreinermeister DAVID JEGER von Urnäsch «samt übrigen Zimmerknechten»,<br />
dem «Mitzimmermeister» HANS ULRICH JEGER von Schwellbrunn und dem «Mitschreinermeister»<br />
JOHANNES HÖSCHER 4 . Doch ist für keinen der Genannten die<br />
Oberleitung über den Gesamtbau ausdrücklich bezeugt 5 . Von Meister Hs. U LRICH<br />
JEGER wurde die Turm- und die große Kirchentüre geschenkt und wahrscheinlich<br />
1 Kirchenlibell, S. 19f.<br />
2 Kirchenlibell, S. 20. - In Waldstatt vormittags, in Schönengrund nachmittags laut JOH. JAKOB<br />
SCHLÄPFER, Chronicon der Gemeinde Waldstatt, Trogen 1839, S. 65, Anm. 234.<br />
3 Kirchenlibell, S. 21.<br />
4 Kirchenlibell, S. 22f., 89-93 (samt den Namen der Gehilfen).<br />
5 Im Unterschied beispielsweise zu Gais, ReuteundTeufen,wo die Oberleitung des Kirchenbaus<br />
beimbetreffendenZimmermeisterHANSULRICH HALTINERbzw.JAKOB EUGSTER bzw.HANSULRICH<br />
GRUBENMANN lag.
Abb.317- Schönengrund. Kirche. Inneres gegen Gestühl und Empore von 1909 und mit der Orgel<br />
von 1956. - Text S. 342 und 343.<br />
auch geschaffen, von JAKOB SCHWEIZER von Schwellbrunn die kleine Kirchentüre 1 .<br />
Meister AUGUSTIN SCHMID, Uhrenmacher von Waldkirch, verfertigte die Turmuhr<br />
mit je einem Zeiger für beide Zeittafeln, die Meister JOHANNES HÖSGHER malte 2 . Bis<br />
zum 30. September 1720 war der Bau unter Dach und Fach und der von Kupferschmiedmeister<br />
HANS JAKOB ZUBERBÜHLER von Herisau geschaffene Knopf samt<br />
Fahne auf den Turm gesteckt 3 . - Einweihung am 30. Oktober 1720 wie in Waldstatt<br />
4 . Erst im folgenden Jahr 1721 wurde der Kirchenhimmel angebracht^ und<br />
die Kirche völlig ausgebaut 6 . Die Baukosten beliefen sich laut Abrechnung vom<br />
4. Juni 1725 auf 3085 Gulden 38 Kreuzer 7 . An Steuern flössen aus der neuen Gemeinde,<br />
den außerrhodischen Gemeinden und der evangelischen Eidgenossenschaft<br />
insgesamt 7507 Gulden 16 Kreuzer zu 8 . Hemberg und St. Peterzell hatten u.a. Holz<br />
geschenkt 9 .<br />
2. Umbauten und Renovationen, a) Aus der zweiten Hälfte des 18. und dem Anfang des<br />
ig. Jahrhunderts werden nur Reparaturen an Kirchendach, Turmhelm und -knöpfen<br />
1 Kirchenlibell, S.40f. Ebenda, S. 91, ist ein gleichnamiger «Maurerknecht» aufgezählt.<br />
2 Kirchenlibell, S. 42 f. 3 Kirchenlibell, S. 38f., 97.<br />
4 Kirchenlibell, S. 44. - Vgl. JOH. JAKOB SCHLÄPFER, Chronicon der Gemeinde Waldstatt, Trogen<br />
1839, S. 42, 365.<br />
5 Kirchenlibell, S. 44, 49f. 6 Kirchenlibell, S. 55.<br />
7 Kirchenlibell, S. 89, 105. - Vgl. SCHLÄPFER, a.a.O., S. 42, Anm. 23.<br />
8 Kirchenlibell, S. 88, 104. Laut ebenda, S. 86: Steuern aus der neuen Gemeinde: 3360 Gulden.<br />
9 Kirchenlibell, S. 11 f., 79f.
340 schönengrund<br />
gemeldet 1 . - b) 1821 wurden zu den insgesamt fünf ursprünglichen Fensteröffnungen<br />
zwei weitere an der nordwestlichen Längsseite, ferner ein unterdessen wieder entferntes<br />
an der südwestlichen Giebelseite angebracht 2 . - c) 1850 Innen- und Außenrenovation<br />
durch ENOCH BREITENMOSER von Herisau. Wahrscheinlich damals Verstärkung<br />
der südöstlichen Längsmauer durch die zwei keilförmigen Streben anläßlich<br />
der erstmaligen Eindeckung des Daches mit Ziegeln 3 . - d) 1884 Turmumbau durch<br />
Baumeister SEBASTIAN STURZENEGGER, Herisau; Erhöhung des alten Schaftes um<br />
10 Fuß, Errichtung einer neuen Glockenstube (samt Wimpergen aus Holz in blechverkleideter<br />
Strickkonstruktion) und eines neuen Helms mit fünf neuen Knöpfen<br />
(Kugeln) im Kostenbetrag von 13000 Fr. 4 . - e) 1909 Innen- und Außenrenovation<br />
1 Kirchendach gedeckt 1768, 1811 u nd 1821 (zugleich Erneuerung des südöstlichen Vorzeichensund<br />
Anbringung von drei Zeittafelnam Turm) laut Turmknopfdokumente 2 (26. Aug. 1769) bzw. 1 mit<br />
Nachtrag vom 30.Juni 1821 bzw. 5 (1821). - Knopf und Fahne erneuert: 1769, 1783 (zugleich Turmdeckung),<br />
1840 und 1858 laut Turmknopfdokumente 2 (s.o.) bzw. 3 (13.Mai 1783) bzw. 4 (17.Febr.<br />
1794) bzw. 6 (2. Aug. 1840) bzw. 7 (19. Aug. 1858).<br />
2 Turmknopfdokument6, «Nachtrag, 2. August 1840».<br />
3 Laut Turmknopfdokument 7 (19.Aug. 1858). Betreffs Mauerverstärkung nur erwähnt: «von<br />
außen auf der Mittagsseite eine Mauerfeder angebracht.» - Edikt GdeV, 2.Mai 1909, S. 4 (GdeA,<br />
Nr. 18) spricht von Anbringung dieser Pfeiler in jener Zeit.<br />
4 Kirchhöreprotokoll, 4.Mai 1884. - Protokoll überden Kirchturmbau, 17. April 1884 bis 15.Jan.<br />
1885, insbesondere 4.Juni 1884. Enthält auch Baubeschrieb und Vertrag mit SEB. STURZENEGGER,<br />
1 i.Juni 1884 (Originalvertrag in Schachtel Nr. 52). - Jahresrechnung der Gemeinde 1884, S. 20-23,<br />
und 1885, S. 20f.<br />
Abb. 318 und 319. Schönengrund. Klassizistische Kanzel von Meister Nüslin, Neßlau, 1826, mit neugotischem<br />
Ziergeländer am Schalldeckel. - Barocker Taufstein aus Sandstein von Meister Laurenz<br />
Koller, Teufen, 1720. - Text S. 342 f.
kirche 341<br />
i p p i l M<br />
mirt<br />
Abb. 320 und 321. Schönengrund. Kirche. Glockenförmige Abendmahlskanne aus Zinn, wahrscheinlich<br />
1720. - Große Glockevon 1884 bzw. 1885 (Neuguß) des Gießers Ulrich Sturzenegger, Herisau. -<br />
Text S.343und345-347.<br />
durch das Architekturbüro GURJEL & MOSER, St. Gallen, unter Mitwirkung von<br />
Architekt OTTO SGHAEFER, Herisau, als Begutachter: u.a. Verstärkung der Turmund<br />
Kirchenfundamente sowie der Dachkonstruktion. Neuanfertigung von Boden,<br />
Empore, Bestuhlung, Täfer und Fenstern im Gesamtkostenbetrag von 28482 Fr.<br />
78R p . - f) 1955 Außenrenovation durch Architekt JOHANNES WALDBURGER, Herisau,<br />
und die Baumeister E. GLOOR, Herisau, und K. HERMANN, Schönengrund: Ersetzung<br />
der hölzernen Glockenstube durch eine steinerne und Höhersetzung ihres Gurtgesimses<br />
um 70 cm. Neuaufmauerung des Westgiebels. Neuerstellung eines Vorzeichens<br />
an der südwestlichen Giebelseite und einer eichenen Kirchentüre, Erneuerung des<br />
südöstlichen Seiteneingangs mit Gewände und Vordach. Gesamtkosten 77415 Fr.<br />
75 Rp. 2 . - g) Innenarbeiten im Zusammenhang mit der Entfernung der Orgel<br />
aus dem Ghor: neuer Plattenbelag aufdem Ghorboden und Täfer an der Ghorwand 3 .<br />
BAUBESCHREIBUNG, I. Grundriß (Abb. 314). Nordostwärts gerichteter Saal mit<br />
dreiseitigem Ghorabschluß ohne Einzug und nordwestseits an den Ghor angebautem<br />
und nur von diesem her zugänglichem, annähernd quadratischem Turm.<br />
1 Edikt GdeV, 2.Mai 190g (GdeA, Nr. 18). — Kirchhöreprotokoll, 2.Mai 1909. - Jahresrechnung<br />
der Gemeinde 1909, S. i6f. - GdeA,Nr. 79 (Belege).<br />
2 GeschäftsordnungGdeV und Kirchhöreprotokoll, I.Mai 1955. - Baubericht,derBauabrechnung<br />
vom 31. Dez. 1955 beigefügt (GdeA,Nr. 79). - Kosten lautJahresrechnungder Gemeinde 1955, S. 10.<br />
3 GdeA,Nr.74 (Kirchgemeindeakten).
342 schönengrund<br />
2. Äußeres (Abb. 315, 316). Der harmonische, im Laufe der Zeit kaum veränderte<br />
verpuzte Steinbau steht unter einem steilen und beim Chorabschluß abgewalmten<br />
Satteldach und ist von einem schlanken, bis zum Glockengeschoß ungegliederten,<br />
mit Uhrengiebeln und Spitzhelm bekröntem Turm flankiert. Dessen<br />
Gestalt geht auf die Erhöhung des Schaftes um zehn Fuß und die Neuerrichtung<br />
von Glockenstube und Helm von 1884 bzw. deren Renovation von 1955 zurück,<br />
entspricht aber, von den Proportionen abgesehen, im großen ganzen dem ursprünglichen<br />
Aussehen von 1720, wie es auf den Dorfansichten von JOH. JAKOB ASCHMANN<br />
und JOH. ULRICH FITZI abgebildet ist 1 . Das schlichte Kirchengebäude selbst ist nur<br />
durch sieben stichbogige Fenster, drei an der südöstlichen, zwei an der gegenüberliegenden<br />
Längsseite und je eines an den zwei Schrägseiten des Chorabschlusses<br />
gegliedert, ferner durch die beiden rundbogigen Eingänge und deren Vorzeichen.<br />
Das Hauptportalan der südwestlichen Giebelfront weist ein mit Dreiviertelrundstab<br />
profiliertes Sandsteingewände und in dessen Schlußstein das originale Baudatum<br />
«1720» auf. Neue zweiflüglige Eichentüre und abgewalmtes Vorzeichen von 1955,<br />
ebenfalls Vorzeichen und Gewände des südostseitigen Nebeneingangs, dessen nußbaumene<br />
Vierfeldertüre jedoch zum ältern Bestand gehört. Die zwei keilförmigen<br />
Strebepfeiler an der südöstlichen Längsmauer sind eine Verstärkung wohl von 1850.<br />
3. Inneres. Der nur durch eine Stufe in Schiff und Chor unterteilte, sonst einheitliche<br />
Saal wirkt infolge der die beiden Teile zusammenfassenden, im Chorpolygon<br />
abgewalmten Kastendecke einheitlich und geräumig. Im übrigen erhält der Chor<br />
seine Akzente durch den zentralen Taufstein und die Kanzel auf der linken Seite,<br />
das Schiff durch die rückseitige Empore mit einer Orgel von 1956 (Abb. 317). Zum<br />
ursprünglichen Baubestand von 1720 zählt der stichbogige Turmeingang mit schön<br />
gefastem Sandsteingewände und nußbaumener Türe.<br />
Ausstattung<br />
1. Kanzel (Abb. 318). 1720 wurde von Meister JOHANNES KUNZ von Peterzell<br />
eine erste «samt aller zugehörd» geschaffen und geschenkt 2 . - 1826 wurde laut<br />
Chronik «von Meister Nüslin in Neßlau eine Kanzel für 183 Gulden hineingemacht»<br />
3 . Diese noch bestehende, hauptsächlich aus Nußbaumholz geschaffene<br />
Kanzel besitzt einen fünfeckigen Korb mit leichter Schweifung der Flanken und<br />
starker konvex-konkaver Wölbung des untern, mit Knopf endenden Fortsatzes. Horizontal<br />
ist der Korb durch ein kräftiges, verkröpftes Gesims an der Brüstung und<br />
durch zwei Leisten an der Bauchung unten gegliedert, vertikal durch fünf stark<br />
schwellende Pilaster. Der Schalldeckel ist neuneckig, mit klassizistischer Vase bekrönt<br />
und mit neugotischem Geländerchen aus Kreuzbogen gesäumt.<br />
2. Taufstein (Abb. 3 19). Er wurde 1720 durch Maurermeister LAURENZ KOLLER von<br />
Teufen geschaffen, wozu Kupferschmiedmeister JOHANN JAKOB ZUBERBÜHLER von<br />
Herisau das kupferne Taufwasserbecken verfertigte und schenkte 4 . - 1956 Renova<br />
1 Bilddokumente 1-3 (Abb. 309, 310, 313).<br />
2 Kirchenlibell, S. 39.<br />
3 Turmknopfdokument6, «Nachtrag», Z.Aug. 1840.<br />
4 Kirchenlibell, S. sgf.
kirche 343<br />
tion, wobei der Fuß bis und mit dem dritten Wulst des Knaufs ersetzt wurde 1 . -<br />
Kelchförmig, aus ursprünglichem gelb getöntem, z.T. neuem grauem Sandstein,<br />
H. 94,5 cm, a m Becherrand «1720» datiert. Der quadratische Fuß geht mittels<br />
Eckblätter in achteckigen Schaft über. Ebenfalls achteckig sind der aus vier übereinandergelagerten<br />
Halbrundprofilen gebildete Knauf, das doppelt geschweifte und<br />
mit einem Zierwulst am geraden Oberteil versehene Becken und der nußbaumfurnierte<br />
Deckel, H. 9 cm. I m Innern des Sandsteinbeckens ist an zwei Rillen seines<br />
Randes das halbkugelförmige Kupferbecken von 1720 mit zwei horizontalen Eisenstäben<br />
aufgehängt.<br />
3. Gestühl von 1909 2 , neubarock (Abb. 317).<br />
4. Orgel, a) 1827 wurde von Privaten eine «Orgel» gestiftet^. - b) 1877 ließ die<br />
Gemeinde eine mit 10 klingenden Registern durch die Gebrüder MAXIMILIAN und<br />
TITUS KLINGLER, Rorschach, im Kostenbetrag von 3850 Fr. im Chor erstellen 4 .-<br />
c) 1956 wurde die bestehende Orgel von 14 Registern mit modern-sachlichem Prospekt<br />
durch die Orgelbaufirma THEODOR KUHNAG, MännedorfZH, aufder Empore<br />
errichtet 5 (Abb. 317).<br />
Kirchliche Gefäße<br />
Abendmahlsgefäße 6 . 1. Zwei Kelche, silbervergoldet, FI. 23,8 und 24 cm. Ohne<br />
Beschau- und Meisterzeichen und Inschriften. Einer wurde 1720 durch Johannes<br />
Alder gestiftet 7 . Barocke Form mit Birnknauf und hochgewölbtem Fuß, jedoch<br />
schlicht mit glatter, unverzierter Oberfläche. - 2. Drei zinnerne, glockenförmige<br />
Weinkannen mit Bajonettverschluß, fünf bzw. sechs bzw. vier Zierwülsten an den<br />
Schultern und je zwei über dem Boden sowie mit unbeschrifteten Zierschildern:<br />
a) H. 33,5 cm. Ohne Marken, jedoch Bodenrosette mit dem St. Galler Bären zwischen<br />
den Initialen «I» und « G » des JAKOB GLINZ von St. Gallen (1694-1747) (BOSSARD I,<br />
Nr. 331, und II, S. 149) 8 (Abb. 320). Es handelt sich offenbarum eine der beiden<br />
1720 von Barbara Schedler gestifteten Kannen 9 . - b) FI. 33 cm. Marke « G» =<br />
St. Gallen und «AH» des ABRAHAM oder ADRIAN HILLER (1719-1798 bzw. 1735 bis<br />
1 Laut Faktura von Ernst Gautschi, St.Margrethen SG, S.Aug. 1956 (GdeA, Nr. 79, unter Bauabrechnung<br />
über die Kirchenrenovation 1955!): Überarbeitung des alten Beckens, Erstellung eines<br />
neuen Sockels. Kosten 617 Fr.40 Rp. Vgl. GdeA, N r. 74: Diesbezügliches Schreiben von Architekt<br />
JOHANNES WALDBURGER v om 26. Juni 1956 an die Firma Gautschi und vom 15. Aug. 1956 an die<br />
Kirchenverwaltung (in Mappe «Orgelund Renovation von Kircheund Turm»).<br />
2 Edikt GdeV, S. 6, und Kirchhöreprotokoll, 2. Mai 1909.<br />
3 Laut Chronik, Heft 20, offenbar gestützt aufTurmknopfdokument 6, «Nachtrag», 2. Aug. 1840.<br />
4 Kirchhöreprotokoll, 3.Dez. 1876. — Vertrag, 3. und 5.Jan. 1877 (GdeA, Nr. 52). - Ansichtskarte<br />
in Orgelbauakten (GdeA, Nr. 79).<br />
5 Orgelbauakten, GdeA, Nrn. 74und 79. - Kosten laut Rechnungvom 14.Sept. 1956; 36630 Fr.<br />
6 Vgl. RITTMEYERu n d STEINMANN, S.24,34f.<br />
7 Kirchenlibell, S. 43: «einen vergülten, silbernen Kelch samt einem Blättlin.»<br />
8 Die drei noch im 17. Jahrhundert verstorbenen J. GMÜNDER, Vater, Sohn, Enkel, kommen als<br />
Hersteller im Hinblick auf die Stiftungszeitvon 1720 weniger in Frage. Allerdings ist die Möglichkeit<br />
einer frühern Herstellung nicht ausgeschlossen.<br />
9 Kirchenlibell, S. 43: «..von der Frau Bärbel Schedler des Meister Laurentz Höschers Ehefrau<br />
zwey Quart Kanten auch verehrt worden.»
344 schönengrund<br />
1818) (BOSSARD I, Nr. 278, und II, S. 151). Bodenrosette mit dem St.Galler Bären<br />
und ligiertem «HH» eines der drei HEINRICH H ILLER zwischen den Füßen (BOSSARD<br />
II, S. 151). Blumengravur um den Schnabelansatz. — c) H. 33 cm. Marken «H» =<br />
Herisau über den Meisterinitialen «HI» (ligiert) «-M» sehr wahrscheinlich des<br />
HANS JAKOB M ERZ (1735-1806) 1 in gekröntem, mit zwei Rosettchen besetztem,<br />
schildförmigem Stempel auf dem Ausgußdeckel (Tabelle III, 2). Bis jetzt einzige bekannte<br />
Arbeit des Herisauer Zinngießers. Schlanke Form. Ohne Bodenrosette -<br />
3. Brotteller, Zinn, Dm. 19 cm, H. 2,8 cm. Marke des F. CANE, Appenzell: «F» und<br />
«C» im Schildhaupt des Cane-Wappens. Anfang 19.Jahrhundert (BOSSARD I,<br />
Nr. 324, und II, S. 162) 2 . Kuchenblechform mit senkrechtem Rand und Bogensaum.<br />
- 4. Brotschüssel, Zinn, Dm. 14,5 cm, H. 3,3 cm. Dreimal Engelmarke mit «74»<br />
und den Initialen «IGK» des Jon. GEORG KLINGLING, Frankfurt 3 .<br />
Taufgefäße. 1. Glockenförmige Kanne, Zinn, H. 27 cm. Marken und Bodenrosette wie<br />
oben bei Weinkanne 2 b. Bajonettverschluß ohne Schloß. Fünf Zierwülste an der<br />
1 Wappenbuch, S. 210. - Vgl. CARL RUSCH, IGfr 14 (1968), S. i8f.<br />
2 RITTMEYERu n d STEINMANN, S.24. - CARL RUSCH, ICfr14 (1968),S. i6f.,26-28.<br />
3 RITTMEYERu n d STEINMANN, S. 2 8.<br />
Abb. 322. Schönengrund. Das 1720 erbaute Pfarrhaus (Nr. 2) mit giebelständigem Satteldach u nd<br />
Reihenfenstern links und der ebenfalls giebelständige Wohnanbau mit Einzelfenstern, wohl Anfang<br />
19.Jahrhundert (vgl. Abb.311). - Text S.347f.
kirche 345<br />
Abb.323. Schönengrund. Oberdorf,Nrn.47 («Löwen», rechts) und 50 (links), 18. Jahrhundert. Beide<br />
Holzgiebelhäuser mit Klebedächern, Nr.47zudem mit seitlichen Zierbrettern («Steckbrettern») und<br />
Brusttäferam gekuppelten Estrichfenster, beide von der sonst vorherrschenden Südoststellung abweichend,<br />
mit der Hauptfront nordwestwärts der Kirche zugewandt. - Text S. 335 f. und 348.<br />
Schulter und zwei über dem Fuß. Zierschild leer. - 2. Kupfernes Taufbecken von 1720<br />
im Taufstein (s.o. S. 342).<br />
Glocken<br />
Ehemaliges Geläute von drei Glocken. 1. Glocken von lyso. Am 27. Oktober 1720<br />
wurden zwei Glocken im Gewicht von 1100 bzw. 516 Pfund von PETER ERNST in<br />
Lindau vertragsgemäß gegossen und mit Versen, Wappen und Namen des Predigers<br />
und der Herren «Baumeister» (d.h. Bauherren) versehen 1 . Die Inschriften sind<br />
lückenhaft und z.T. im Widerspruch zu den Angaben des Kirchenlibells nur von<br />
ARNOLD NÜSCHELER überliefert 2 . Das Eisenwerk schuf Meister NIKLAUS ZIPFEL von<br />
Ravensburg 3 . - 2. Große Glocke von 174g. Ebenfalls von PETER ERNST in einem Gewicht<br />
von 1523 Pfundum 883 Gulden 30 Kreuzer gegossen. Gesamtkosten 1001 Gulden<br />
55 Kreuzer 4 . Die Inschriften enthielten die Namen von Pfarrer Schieß, Althauptmann<br />
Hans Frehner und Hauptmann Solenthaler 5 .<br />
Bestehendes Geläute von vier Glocken 1884-1886. GESCHICHTE. Durch Glockengießer<br />
ULRICH STURZENEGGER, Bruder des Baumeisters SEBASTIAN, wurden in Herisau nach<br />
1 Kirchenlibell, S.41 f., g4f.<br />
2 NÜSCHELER, Glocken, S. 39, der den Wortlautaber aus zweiter Handübernommen hatte.<br />
3 Kirchenlibell, S. 42, 95.<br />
4 Kirchenlibell, S. 143 (Nachtrag), mit Abrechnung: «trinkgelt dem Peter Ernst sim söhnle».<br />
Einziger Hinweis auf den Gießer. ~ Vgl.Jon. JAKOB SCHLÄPFER, Ghronicon von Waldstatt, S. 112,<br />
Anm. - Das Datum ist sowohl bei NÜSCHELER, a.a.O., als auch beiJ. SAXER, MS., falsch mitgeteilt.<br />
5 NÜSCHELER, a.a.O.Vgl. Kirchenlibell, S. 143.
34 6 schönengrund<br />
Abb. 324. Schönengrund. Ehemalige Dorfmühle (Nr. 16). Gestricktes u nd an der Front getäfertes<br />
Giebelhaus, 17./18. Jahrhundert, mit traufständigen Wohnanbauten auf beiden Seiten. Im Hintergrund<br />
rechts eines der Fabrikantenhäuserim sanktgallischen Wald. - Text S. 348.<br />
mißlungenem erstemGuß am 23. September 1884am 27. September die zwei kleinern<br />
Glocken in einem Gewicht von 1114 und 574 Pfund undam G.November die beiden<br />
größeren von 3832 Pfund und 1922 Pfund gegossen. Aufzug am 17., Einweihungam<br />
21. Dezember I . ImJuli 1885 zersprang die große Glocke.Am 8. Oktober goß STURZEN-<br />
EGGER eine neue schwerere im Gewicht von 4480 Pfund 2 . Auch die zweite Glocke<br />
wurde von ihm infolge Zerspringens ebenfalls neu und schwerer in einem Gewicht<br />
von 2212 Pfund gegossen 3 . Gesamtgewicht nun 8380 Pfund 4 . Die Kosten für die<br />
Glocken allein ohne Ausrüstung und Umtriebe betrugen 12570 Franken, für den<br />
eisernen Glockenstuhl, ebenfalls von STURZENEGGER, 1600 Franken 5 . - Die alten<br />
Glocken übernahm der Gießerzum Einschmelzen zu 2 Fr. 20 Rp. das Kilogramm 6 .<br />
BESCHREIBUNG: Tonart IL-Dis-Fis-H 7 . Sämtliche Inschriften in Antiqua. Jede<br />
Glockeam Schlagkranz signiert und datiert: «GEGOSSEN VON ULRICH STURZENEGGER<br />
IN HERISAU i884»(!) 8 (Abb. 321). Auf den Flanken Sprüche 9 über Blumenzierat;<br />
1 Kirchhöreprotokoll, 4. Mai 1884. - Protokoll überden Kirchturmbau undGe läute-Anschaffung<br />
vom Jahr 1884 (GdeA,Nr. 64). - Vertrag, 17.Juni 1884,und Expertise, 18. Dez. 1884 (GdeA,Nr. 52).<br />
2 Expertenbericht über Umguß, 16. Okt. 1885 (GdeA, Nr. 52). - Protokoll über Geläute-Anschaffung<br />
...1884, «Nachtrag».<br />
3 Ebenda. - Expertisenbericht, 8. Sept. 1886 (GdeA, Nr. 52).<br />
4 Protokoll über Geläute-Anschaffung...1884, «Überdie Gießungder Glocken».<br />
5 Jahresrechnung der Gemeinde 1884, S. 21; 1885, S. 21; 1886, S. 19.<br />
6 Laut Vertrag, 17.Juni 1884, PunktVI.<br />
7 Laut Expertenbericht, 18.Dez. 1884. 8 «IN» vor «HERISAU» fehlt bei der 3. und 4. Glocke.<br />
9 Protokoll über Geläute-Anschaffung. ..1884, Sitzung von 21. Aug. 1884: Der Wortlaut der von<br />
Pfarrer G. BIRNSTIEL verfaßten Bitt-, Mahn-und Sinnsprüche entspricht jeneman den Glocken.
pfarrhaus 347<br />
lEEtEIB<br />
fifi liiEii<br />
Abb.325. Schönengrund. Häusergruppe Nrn.43-46 («Spulergasse»), alle außer dem Zwischenbau<br />
Nr. 45mit Webkeller. - Text S. 335 f. und 348.<br />
gegenüber das Herisauer Wappen über Zierat. Außerdem von Glocke zu Glocke<br />
wechselnde Verzierungen: a) Männerglocke. Dm. 160 cm. Über dem Schlagkranz<br />
Weinlaubranke, am Hals neugotische Wellenranke aus stilisierten Buckelblättern. -<br />
b) Frauenglocke. Dm. 125 cm. Ranken ähnlich wie bei der Männerglocke. - c) Vesperglocke.<br />
Dm. 104 cm. Uber dem Schlagkranz Distelwellenranke mit Blumen, am<br />
Hals einfache, streng stilisierte Distelwellenranke. - d) Kinderglocke. Dm. 80 cm.<br />
Über dem Schlagkranz Lorbeerstab,am Hals reiche Wellenranke aus Distelblättern.<br />
PFARRHAUS<br />
Assek.-Nr. 189 (Abb. 322). GESCHICHTLICHES. Es wurde 1720 zusammen mit der<br />
Kirche und von den gleichen Handwerkergruppen aufdem ebenfalls vom nachmaligen<br />
Gemeindehauptmann Jakob Alder samt Garten geschenkten Grundstück erbaut 1<br />
und mit Brunnen versehen 2 . Die Möbel, wie Himmelbett («gutschen»), Büfett und<br />
Büchergestell, auch für die im Haus eingerichtete Schulstube, schufen JAKOB<br />
PREISIGund JEREMIAS HÖSCHER3. - 1783neuerOfen vonMeisterHs. JAKOB ZEHN-<br />
DER, Hafner in Lichtensteig, und einem Gesellen 4. - 1811 Einbau einer neuen<br />
Kammer durch Baumeister JOHANNES TOBLER, Schönengrund?.<br />
BESCHREIBUNG. Fünfgeschossiger, über gequadertem Erdgeschoß gestrickter und<br />
getäferter Giebelbau mit schlichtem Satteldach und mit schmalen Klebedächern<br />
2<br />
i Kirchenlibell, S. 49, 55, 58, 91,-93 f. Kirchenlibell, S. 99.<br />
3 Kirchenlibell, S. 101 f. Vgl. S. 93 (unter den Gehilfen der Zimmer-und Schreinermeister).<br />
4 Turmknopfdokument 3, 13. Mai 1783.<br />
5 Nachtrag, 30.Juni 1821, im Turmknopfdokument 1, 6.Aug. 1720, bzw. Kopievom 13.Mai 1783.
348 schönengrund<br />
über den Reihenfenstern. Nußbaumene klassizistische Haustüre u m 1820-1830.<br />
Giebelständiger Anbau mit Einzelfenstern, 19. Jahrhundert.<br />
BÜRGERHÄUSER<br />
Dorf bezirk. Vgl. Lage, S. 335 f. (Abb. 311, 312). Die über gemauertem Keller- oder<br />
Erdgeschoß durchwegs gestrickten und an der Front getäferten Holzgiebelhäuser<br />
des 18./19. Jahrhunderts beherrschen, zu kürzeren und längeren Reihen dicht aufgeschlossen<br />
oder gar zusammengebaut, noch heute das Dorfbild. Dessen Reiz liegt<br />
vorwiegend in der Beziehung der einzelnen Häuser und ihrer verschieden hohen,<br />
teils symmetrischen, teils asymmetrischen Satteldächer zueinander. Die stärkste<br />
Wirkung geht von den drei oberhalb der Kirche stehenden Häusern Nrn. 47 («Löwen»),<br />
50 und 51 des Oberdorfes aus, die mit jener und dem dazwischen freiliegenden<br />
ehemaligen Friedhofgelände zusammen ein reizvolles Dorfzentrum bilden<br />
(Abb. 323). Die Fassaden sind auf die Kirche bezogen und infolgedessen in Abweichung<br />
von der üblichen Südoststellung nordwestwärts gerichtet, jene von Nrn. 47<br />
und 50 außerdem als einzige im Dorf mit weit ausladenden verschalten Klebedächern<br />
versehen, Nr. 47 zudem mit Brusttäfer und seitlichen Zierbrettern an den Firstkammerfenstern<br />
in einer für die Bauzeit um 1757 charakteristischen Weise. Beide<br />
Häuser stehen in einer Flucht und kehren einander ihre traufständigen Anbauten<br />
von unterschiedlicher Firsthöhe zu. Nr. 51 dagegen, ein Bau mit symmetrischem<br />
Kreuzfirst und schmalen Klebedächern, ist von den beiden andern durch das Oberdorfsträßchen<br />
getrennt und aus ihrer Flucht nach vorn gerückt. — Eine weitere reizvolle<br />
Häusergruppe sind die Nrn. 43-46 (Abb. 325). Davon sind die drei letzten zusammengebaut,<br />
Nr. 44 mit Mansardgiebeldach versehen und alle außer dem viergeschossigen<br />
Zwischenbau Nr. 45 fünfgeschossig und mit Webkeller ausgestattet. Im übrigen ist<br />
Schlichtheit das allgemeine Merkmal der Dorfhäuser, unter denen stattliche Fabrikantenhäuser<br />
fehlen, Schlichtheit sowohl in der Gestaltung des Fronttäfers, das<br />
nirgends eine Gliederung durch Filaster aufweist, als auch in den schmucklosen<br />
Hauseingängen, die kaum eine reiche Innenausstattung erwarten lassen. Eine Ausnahme<br />
macht nur die ehemalige Mühle, Nr. 16 (Abb. 324). Sie gehört zu Schönengrund,<br />
obwohl sie durch den hier korrigierten Tüfenbach, der früher in einer<br />
Schlaufe an ihrer Nordseite vorbeifloß, von der Gemeinde scheinbar getrennt ist.<br />
Der fünfgeschossige Mittelbau unter giebelständigem Satteldach aus dem 17./18. Jahrhundert<br />
weist nordostseits einen dreigeschossigen, vermutlich altern und südwestseits<br />
einen zweigeschossigen, vermutlich jüngern Anbauje unter traufständigem Satteldach<br />
auf. Die ganze Fassade ist getäfert, durch Eckpilaster eingefaßt und durch<br />
schmale Klebedächer horizontal gegliedert, die a m Mittel- und Nordostbau ein<br />
Hohlkehlenprofil,am Südwestbau ein Karniesprofil besitzen. Auf eine Neugestaltung<br />
der ganzen Fassadeum 1820-1830, in der vermutlich der Westanbau entstand, weist<br />
der Haupteingang hin. Dessen mit Rautenauflagen verziertes Holzgewände mit<br />
Oberlicht zeigt im stichbogigen Sturz die durch ein Mühlrad getrennten Initialen<br />
«P» und «F» des damaligen Besitzers. Die vierfeldrige Türe mit zwei Rauten- und<br />
zwei Schildfüllungen ist auf eine gezimmerte Bohlentüre aufgedoppelt. - I m Innern<br />
des Erdgeschosses großer, barock profilierter Stützpfosten aus Holz mit entsprechendem<br />
Unterzug und geknickten Kopfbügen.
ürgerhäuser 349<br />
Außenbezirke. Bruggli. Bauernhaus, Nr. m . Koord. 735230/242000. Der Hanglage<br />
entsprechend nordwestwärts gerichtetes Wohngiebelhaus mit nordostseits angebautem<br />
Stadel. Das fünfgeschossige, über gemauertem Webkeller gestrickte Wohnhaus<br />
besitzt über den drei obern Fensterreihen interessante unverschalte und mit Schindeln<br />
gedeckte Klebedächer. Deren Wandstützen sind zugleich als Schienen für die Zugläden<br />
konstruiert. Diese übernehmen in versenktem Zustand die Funktion eines<br />
Brusttäfers.<br />
Abb. 326. Schönengrund. Ältestes Gemeindesiegel, vermutlich um 1803. Text S. 335
350 hundwil<br />
Abb. 327. Hundwil. Wappenscheibe der ganzen Kirchhöre Hundwil, d.h. der oberen (hinteren)<br />
und unteren (vorderen) Hundwiler Rhode, der heutigen Gemeinden Hundwil und Stein (vgl. Abb.<br />
329-33!), 1600 datiert. Pfarr- und ehemaliges Rathaus Hundwil. - Text S. 357 und 381 f.
D I E A L T E K I R C H H Ö R E<br />
H U N D W I L<br />
M I TD E R E H E M A L I G E N O B E R E N R H O D E ( H U N D W I L )<br />
U N D D E R U N T E R E N R H O D E ( S T E I N )
352<br />
HUNDWIL<br />
POLITISCHE V ERHÄLTNISSE<br />
921 erscheint «Huntwilare» erstmals in einer Urkunde anläßlich eines Tauschs<br />
zwischen dem Kloster St. Gallen und den zwei Brüdern Lando und Engilbert 1 und<br />
weist in der Bedeutung «Weiler eines Hunt oder Hunto» auf die etwa im 9. Jahrhundert<br />
erfolgte alemannische Besiedlung von Nordwesten her hin 2 . Doch haben auch<br />
Gotteshausleute von St.Gallen in diesem Gebiete gerodet 3 . Jedenfalls gelangte das<br />
Kloster durch Tausch oder Kauf allmählich in den Grundbesitz des ausgedehnten<br />
Gebietes, das vom Säntis im Süden bis zum Zusammenfluß des Wattbachs bzw. der<br />
Urnäsch mit der Sitter im Norden reichte 4 .<br />
Die klösterliche Verwaltung des Grundbesitzes lag, verbunden mit der niedern<br />
Gerichtsbarkeit, noch im 13. Jahrhundert in der Hand eines adeligen Dienstmannes,<br />
eines Meiers 5 . I m 14. Jahrhundert bildete dieser Verwaltungsbezirk ein Ami mit<br />
einem Ammann an der Spitze 6 . Diesen bestellte der Abt im Zusammenhang mit<br />
vorübergehenden Lockerungen in der Feudalherrschaft aus einheimischem Geschlecht.<br />
Als solcher ist 1371 erstmals «Walther der Waibel, amman ze Huntwile<br />
und ze Urnäsch» bezeugt 7 . Die Familie scheint, aus einer Urkunde des ^.Jahrhunderts<br />
zu schließen, ihren Sitz im Sonder in der heutigen Gemeinde Stein (S. 439)<br />
gehabt zu haben 8 . Zum Amte Hundwil gehörte in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts,<br />
was Steuer- und Gerichtsverwaltung, jedoch nicht den kirchlichen Bereich<br />
betraf, auch die Rhode Urnäsch (S. 292) 9 . Einer besondern Gerichtsbarkeit unterstand<br />
die entlegene Schwägalp 10 .<br />
Innerhalb des Reichsverbandes gehörte das Amt mit den Ämtern von Appenzell,<br />
Teufen und einigen nichtappenzellischen zur Reichsvogtei St. Gallen 11 . Diese wurde<br />
1345 durch den Kaiser dem Abt von St. Gallen verpfändet 12 . Die Vereinigung von<br />
Grundherrschafts- und Hoheitsrechten über das Land in einer Person führte unter<br />
Abt Kuno von Stoffeln infolge Unterdrückung und Willkür zur Erhebung der<br />
Appenzeller im Freiheitskrieg von 1401 bis 1429. In diesem spielte Hundwil eine<br />
führende Rolle. I m Bündnisvertrag von 1401 mit der Stadt St. Gallen hängte es<br />
1 A U B 15.<br />
2 SONDEREGGER, Orts-und Flurnamen, S. 99-104. Ders., Siedlungsgeschichte, S. 26, 32.<br />
3 Vgl. AG I , S. 75.<br />
4 AUB 15.AUB 87: 1353 verkauft KonradWaibel, Sohn des Ulrich Waibel selig von Hundwil, die<br />
Schwägalpan das Kloster St. Gallen.<br />
5 AUB 29: 1268 «Ulrico, ministro nostrode Huntwila.» - UBSG 1095 und Bd.III, S. 735 (Kuchimeister),<br />
737 (Konrad als Dienstmann von Hundwil).<br />
6 UBSG 1198: 1312 ist erstmals ein «aman von Huntwille» bezeugt. - AUB 57: 1324 «ampt ze<br />
Huntwile ».<br />
7 AUB 107 bzw. 109. - UBSG 1497 (AUB 87): 1353waltet noch derRitter «Johans von Meldegge,<br />
Amman ze Huntwille» als Richter.<br />
8 AUB 1160: 1479 Ulrich Waibelim Sunder, Altammann.<br />
9 AUB 109 (s.o.), 372, S. 2iof. (Klageschrift).<br />
10 A UB 372, S. 211: GehörtzumHofamt St. Gallen.<br />
11 AUB 48 usw. 12 A UB 74.
geschichte 353<br />
Abb. 328. Hundwil. Das Dorf von Süden mit der mittelalterlichen Kirche in der Neugestaltung von<br />
1750, mit dem Pfarr- und Rathaus, das noch Klebedächer aufweist, und den übrigen, Kirche und<br />
Landsgemeindeplatz zugewandten Holzgiebelhäusern. Federaquarell von Johann Ulrich Fitzi,<br />
1831/22. Gemeindekanzlei Hundwil. - Text S. 356, 360 und 380.<br />
erstmals ein eigenes, je verschiedenes Siegel an die beiden Urkunden (S. 357) und<br />
wurde in der Aufzählung der appenzellischen Bündnispartner als erster nach Appenzell<br />
genannt 1 , wie schon in entsprechenden Aufzählungen des 14. und noch im<br />
ersten Viertel des 15. Jahrhunderts 2 . Das «lendlyn» Hundwil bestand wahrscheinlich<br />
seit demEnde der Freiheitskriege aus einer obern, ungefähr das heutige Gemeindegebiet,<br />
und einer untern, die heutige Gemeinde Stein umfassenden Rhode^. Beide<br />
wurden wohl ebenfalls seit jener Zeit durch eigene Hauptleute und Räte regiert,<br />
bildeten aber eine einzige Kirchhöre mit gemeinsamem Vermögen und später auch<br />
gemeinsamem Rathaus. - 1748/49 trennte sich die untere Rhode, anläßlich des<br />
Kirchenbaus zur unabhängigen Kirchhöre und Gemeinde Stein geworden, von der<br />
obern Rhode, der nunmehrigen Gemeinde Hundwil. Damals wurde der Buchberg,<br />
ein Teil des Sonders und des Hagtobels von der untern Rhode abgetrennt und der<br />
obern zugeteilt (siehe S. 401 f.).<br />
Nachdem hier seit den Freiheitskriegen gelegentlich außerordentliche Landsgemeinden<br />
stattgefunden hatten 4 , tagte a m 2. Juni 1597 jene historisch denkwürdige<br />
Landsgemeinde, an welcher die reformierten äußern Rhoden die Landteilung be-<br />
1 AUB 161, 162.<br />
2 Zum letztenmal in der äbtischen Klageschriftvon 1420/21 (AUB 272). Seit 1403 (AUB 192) tritt<br />
das Appenzellerland nach außen als Ganzes auf.<br />
3 AUB 2353: 1552 werden erstmals zwei Rhoden erwähnt.AUB 246g: 1556 erstmals vordere und<br />
hintere Rhod.AUB 3129: 1571 die obere Rhod.<br />
4 AG 1, S. 199. - WALTER SCHLÄPFER, Die Landsgemeinde von Appenzell Außerrhoden, Herisau<br />
1965, S. 6.<br />
23 - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
354 hundwil<br />
schlossen 1 , am 2. Dezember gleichen Jahres jene, die Trogen mit knappem Mehr<br />
zum Haupt- und Gerichtsort von Appenzell Außerrhoden und Tagungsort der<br />
Landsgemeinde in den geraden Jahren bestimmte 2 . Hundwil wurde bald nach 1600,<br />
jedenfalls gemäß ausdrücklicher Bestimmung durch das Landbuch von 1615, im<br />
Wechsel mit Trogen regelmäßiger Tagungsort der Landsgemeinde in den ungeraden<br />
Jahren. Die erste nachweisbare Landsgemeinde nach 1597 in Hundwil war jene von<br />
1611 3 . Als Tagungsort eignete sich Hundwil unter den Gemeinden hinter der Sitter,<br />
die mit jenen vor der Sitter u m den politischen Vorrang rivalisierten, dank der<br />
zentraleren Lageam besten.<br />
KIRCHLICHE V ERHÄLTNISSE<br />
A. Bis zur Reformation. Für 1297 ist durch die erste urkundliche Erwähnung eines<br />
Geistlichen, des Vizeleutpriesters K(onrad) («G.viceplebanus in Huntwille»), die<br />
Existenz einer Kirche oder Kapelle erwiesen 4 . I m Zehntenrodel der Diözese Konstanz<br />
von 1275, der allerdings nur Abgaben von Pfarrkirchen verzeichnet, ist sie nicht<br />
erwähnt 5. Innerhalb des Bistums Konstanz gehörte sie zum Dekanat St. Gallen im Archidiakonat<br />
Thurgau 6 und ist im 14. und 15. Jahrhundert wie Gais als Filialkirche der<br />
St.-Laurenzen-Pfarrkirche in St. Gallen bezeugt 7 . Noch vor 1380 muß sie jedoch zur<br />
Pfarrkirche erhoben worden sein. In diesem Jahr verzichtete der Pfarrer von St. Laurenzen<br />
auf die Ab- und Einsetzung von Pfarrern in Hundwil zugunsten des Klosters 8 .<br />
Die auch von neuern Autoren übernommene Nachricht VADIANS, wonach die<br />
St.-Leonhards-Kirche in St. Gallen bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts Pfarrkirche<br />
von Hundwil gewesen sei, erklärt sich aus der Tatsache, daß Geistliche der zur<br />
Grosspfarrei St. Laurenzen gehörigen St.-Leonhards-Propstei dort als Pfarrer wirkten 9 .<br />
Nicht beweisbar ist eine dem Kirchenbau vorausgehende Zugehörigkeit zur<br />
1 KARL RITTER, Die Teilung des Landes Appenzell imJahre 1597, Trogen 1897, S. 70.<br />
2 WALTER SCHLÄPFER, a.a.O.,S. 8.<br />
3 WALTER SCHLÄPFER, a.a.O.,S. 11.<br />
4 UBSG 1100. - GABRIEL WALSERS Datierung des Kirchenbaus auf 1315 in der Appenzeller Chronik,<br />
S. 87, scheint auf der Kenntnis einer datierten Glocke zu beruhen analog seiner Datierung von<br />
Urnäsch und Gais (Erhebung zur Pfarrkirche).<br />
5 FDA, Bd. I (1865), S. 15-303.<br />
6 So laut «Liber marcarum» (1360-1370), FDA, Bd. 5 (1870), S. 72, 74f.<br />
7 Laut Einkünfterodel der St.-Laurenzen-Kirche von 1300 bis 1400, zitiert in: ZELLWEGER, GA I ,<br />
S. 216, Anm. 52: «Ecclesia S.Laurentii apud S.Gallum, cum filiabus Huntwil, Gaiß et..Capeila in<br />
Huntwil habet proprium plebanum.- AUB 372 (äbtische Klageschriftvon 1420/21), S. 210: «kilch<br />
ze Huntwil..ain tochter ist under sant Lorentzenkilchen zu Santgallen.» - Jahrzeitenbuch von<br />
St.Laurenzen (Stadtarchiv St.Gallen, Bd. 509) Fol. I4r, i4.April 1443; «Domini Ulrici Schindlers,<br />
plebani in Huntwil» (Mitteilung von Dr. PAUL STAERKLE).<br />
8 AUB 133. —I n «Liber marcarum» (1360-1370), FDA, Bd. 5 (1870), S. 74f.: «Ecclesia parochialis..<br />
Huntwil.»<br />
9 VADIAN, Chronik der Äbte des Klosters St.Gallen, hrsg. von ERNST GÖTZINGER, Bd. I, S. IN:<br />
«Sohat die pfarr zuHundweilan das gestift zu S. Lienhart... gehört, wie die jüngsten jarzeitbuecher<br />
daselbst beweisend,und viljar dadannen versechen worden ist.» Vgl. ebenda, S. 23of. - Ferner WALSER,<br />
S. 86f. - AUGUST NAEF, Chronik oder Denkwürdigkeiten der Stadt und Landschaft St. Gallen, Zürich<br />
und St. Gallen 1867, S. 565. - Die in der Zeitschriftfür Schweizerische Kirchengeschichte 55 (1961),<br />
S. 192, als Beweis angeführtenUrkunden enthalten allerdings keinen Hinweis. - Kdm St.Gallen II,<br />
S. 69, 152 f. - Vgl. ZELLWEGER, G A I ,S. 133.
geschichte 355<br />
Pfarrei Appenzell 1 oder Goßau 2 . Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts standen<br />
dem Pfarrer zwei Geistliche mit eigenen Pfründen zur Seite. Schon vor 1479 existierte<br />
eine Frühmesserpfründe des bereits 1463 nachweisbaren Martinsaltars 3 und 1508 eine<br />
Kaplanei des 1482 bezeugten St.-Anna-Altars 4 . - Das Kirchenpatrozinium St. Peter und<br />
Paul ist durch den Ablaßbrief Kardinal Puccis von 1518 überliefert 5 .<br />
B. Seit der Reformation. Einführung der neuen Lehre wie in den übrigen äußern<br />
Rhoden durch Kirchhörebeschluß im Anschluß an den wahrscheinlich am 30. April<br />
1525 gefallenen Landsgemeindeentscheid, wonach die Kirchhöre über Annahme oder<br />
Ablehnung abstimmen sollte 6 . Wegbereiter dazu war der von Hundwil stammende<br />
und daselbst von 1522 bis 1530 als Pfarrer wirkende Walter Klarer (1499-1567),<br />
Verfasser einer kleinen Reformationschronik 7 . Die beim alten Glauben verharrenden<br />
Hundwiler auf Stechlenegg wurden bei der Landteilung 1597 zum innerrhodischen<br />
Territorium geschlagen 8 . Abgesehen von der 1748 erfolgten Ablösung der untern<br />
Rhode als selbständige Kirchhöre Stein, verlief die weitere Entwicklung parallel zu<br />
den übrigen außerrhodischen Kirchhören (siehe S. 11). Seit 1911 besteht eine<br />
römisch-katholische Pfarrei Urnäsch-Hundwil-Waldstatt mit einer 1911 /12 erbauten<br />
Kirche in Zürchersmühle (Siehe Urnäsch, S. 294).<br />
WIRTSCHAFTLICHE V ERHÄLTNISSE U ND BEVÖLKERUNGSZAHL<br />
Die überwiegend bäuerliche Bevölkerung betrieb Viehzucht, beteiligte sich aber<br />
auch rege an der im 17./18. Jahrhundert aufblühenden Leinwand- bzw. Musselinweberei.<br />
Die Herstellung von Leinwandtuch ist schon 1515 bezeugt 9 . Noch um<br />
1835 gab es viele Weber und «seit einiger Zeit auch Seidenknüpfler» 10 . Die Alpwirtschaft<br />
gewann dagegen trotz dem Besitz der bedeutenden Schwägalp erst in<br />
jüngster Zeit Bedeutung. Bis 1886 waren daselbst keine Hundwiler im Besitz von<br />
Alprechten 11 , sondern z.B. Leute aus Appenzell, Gais, Herisau, Trogen und Stein 12 .<br />
Seither werden von der Gemeinde am Oktoberjahrmarkt Alprechte vorwiegend an<br />
Hundwiler vergantet' 3 . Bis Mitte 19. Jahrhundert fanden vier Jahrmärkte statt' 4 . -<br />
1 WALSER, S. 8 6.<br />
2 PAUL STAERKLE, Geschichte von Goßau, Goßau 1961, S. 40.<br />
3 Investiturprotokolle, S. 410: 30.N0V. 1479 und i4.Febr. 1481 «..ad primariam altare S.Martini..».<br />
1463-1493 «altare S.Martini». —A GI, S. 312: Frühmesser Michael Kuhn legt um 1466<br />
«Elenchus sermonum»an.<br />
4 Registra subsidii caritativi von 1508, F DA, Bd. 35 (N.F. Bd. 8), S. 90: «capellania s.Anne.» —<br />
Investiturprotokolle, S. 410: Zwischen 1482 und 1493 mehrmals «altare S.Anne».<br />
5 AUB 1694.<br />
6 Zu dieser mit der traditionellen Datierungim Widerspruch stehenden neuen Datierung der entscheidenden<br />
Landsgemeinde u nd der darauffolgenden Kirchhöreversammlungen siehe S.g, Anm. 1.<br />
7 AUB 1739, 1754, 1854 (Teilnahme an der Berner Disputation 1528), 1882, 1945 (Pfarrer in<br />
Goßau), 2649 (Präsident der Synode), 2961 (Tod 1567). Vgl. auchAG I , S. 311, 324.<br />
8 AUB 4140 (Landteilungsbrief, Art. 4). 9 BODMER, Textilgewerbe, S. 5.<br />
10 G . RÜSCH, D er Kanton Appenzell, S. 206.<br />
11 RIETMANN, Fol. 27. - OTTO FREHNER, Das Alpbuchder Schwägalp, Herisau 1925.<br />
12 J . JAKOB, Bausteine zur Heimatgeschichte von Urnäsch, 1955. Ms., S. 225, Spruchbrief, ^.Juli<br />
1695.<br />
13 RIETMANN, Fol. 29. Laut Fol. 27waren 1937 von 22 Alprechten I3 1 / 2 im Besitz der Gemeinde.<br />
14 RIETMANN, Fol.5.
356 hundwil<br />
Die Bevölkerungszahl betrug 1535 in der obern (hintern) und in der untern (vordem)<br />
Rhode zusammen schätzungsweise das Vier- oder Fünffache der 551 verzeichneten<br />
Männer 1 .Von 1667 bis 1734 stieg sie laut Statistik von 1845 auf 3360 Seelen an und<br />
erreichte 1794 (nun ohne die abgetrennte untere Rhode Stein mit 1777 Einwohnern)<br />
bei 1910 Seelen einen später nie mehr erreichten Höhepunkt. Danach Rückgang, bis<br />
1805 auf 1649 2 , bis 1842 auf 1527 Einwohner 3 . In der zweiten Hälfte des 19. und zu<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts nochmals Anstieg (1888 und 1910 Höhepunkte mit<br />
1642 bzw. 1626 Einwohnern), 1970 noch 1069 4 . - Bei der ersten Häuserzählung 1798<br />
gab es 270 5 , 1842 266 Häuser 6 , i960 279 bewohnte Gebäude 7 .<br />
Quellen. GdeA: Räteprotokolle, I746ff. - Protokoll der Gemeindeversammlungen, i86off. - Jahresrechnung<br />
der Gemeinde, 18570". — Protokoll der Kirchgemeindeversammlungen, iByyff. - Protokoll<br />
der Kirchenvorsteherschaft, 1877ff". — Protokoll der Kirchenbaukommission 1856-1858 (Nr. 84). —<br />
Akten und Protokolle zu Turmbau und Glockenanschaffung von 1894. - Protokoll der Straßenkommission,<br />
sechs Faszikel bzw. Bde., 1838-1872. - Jahresbericht und Rechnung der Gemeindestraßenkommission,<br />
185g ff. (lückenhaft). — Privatbesitz Hulda Knoepfel, Heimat, Hundwil: FünfTurmknopfdokumente<br />
von 1711 bis 1836, Kopien von JOH. BARTHOLOME THÄLER, Maler von Hundwilin Herisau,<br />
enthalten im Ms. «Geschichten wegen den Unruhen der französischen Revolution von Ao 1797 bis<br />
1809, hauptsächlich in bezug auf die Geschichte der Gemeinde Hundwil.» von JOH. ULRICH THÄLER,<br />
Maler in Hundwil (zitiert: TurmknopfdokumenteI-V).<br />
Literatur.<br />
JAKOB RIETMANN, Das Hundwiler Buch. Ms., Hundwil 1943 (Privatbesitz Hundwil.<br />
Zitiert: RIETMANN). - JAKOB RIETMANN u n d HANS FRISCHKNECHT, H undwil, hektographiertes Ms.,<br />
o.O.,o.J. ( u m1965. Zitiert: RIETMANNu n d FRISOHKNECHT). - HOWARD EUGSTER, Die Trennung der<br />
beiden Hundwiler Rhoden und der Kirchenbau zu Stein in den Jahren 1748 und 1749, AJB, dritte<br />
Folge, 4.Heft, Trogen 1891, S. 73-101.<br />
Bilddokumente. 1. Dorf von S, aufgenommen von JOHANN ULRICH FITZI (1798-1855): a) «Hundwyl»<br />
(lateinische Kursiveim Bild unten), Federzeichnung, 19,3 X48,6 cm, datiert: «Jm Hornung 1821 auf<br />
der Nasse» (deutsche Kursive). Sammlung Ernst Rutz, GümligenBE.-b) «HUNDWYL» (Buchstabenmit<br />
Gitterverzierung), Federzeichnung nach der Vorlage a, 35X53,5cm, 1821/22 (in Reihe zusammengehöriger<br />
Dorfbilder, wovon eines 1822 datiert ist). Privatbesitz Zollikon. - c) «Hundwyl» (Fraktur),<br />
Federaquarellnachder Vorlage a, 34,5 X 52,5 cm,um die gleiche Zeit. Gemeindekanzlei (Abb. 328). -<br />
2. Dorf von O, aufgenommen von JOH. ULRICH FITZI: a) Federzeichnung, 21,2 X 41,2 cm, rechts unten<br />
im Bild datiert: «Hundwyl d 3 October 1829». Sammlung Ernst Rutz, Gümligen BE (Abb. 334). -<br />
b) Mit Heimkehrer von der Landsgemeinde, Aquarell, 19,8x26,3 cm,um 1829. KtB Trogen, Nr. 7.<br />
Abb. in:AG II, S. 448,44g. - 3. Dorf vonSW und «Die außerordentliche Landsgemeinde inHundwyl<br />
Ctn. AppenzellV.R. gehaltenden 3 Merz 1833», Aquatintaradierung, 28,5 X 44,4cm (Bild), signiert:<br />
«J. U. Fitzi del. — C. Burckhardt sculp.» und: « Zu haben bei dem Herausgeber I. B. Isenring in<br />
St.Gallen.» Hist. Mus. St.Gallen, Nr. 12385 (Abb. 335). - 4. Landsgemeindeplatz mit Dorfpartie von<br />
SW, Vorstudie zum Landsgemeindebild, Bleistiftzeichnung, 23,5 X 75,4 cm, datiert; « Hundwyl d 4 Merz<br />
1833». Sammlung Ernst Rutz, Gümligen BE. - 5. Dorf von SW,Öl auf Leinwand, 63 X 7g cm, betitelt:<br />
« Merkwürdiger Auftritt in der Revolution, aufdem Gemeindeplatz in Hundweil. Den 31. MerzAnno<br />
I7g8.», von JOH. BARTHOLOME THÄLER (1806-1850) von Hundwil in Herisau (vgl. Quellen), zweites<br />
Viertel ig. Jahrhundert. Gemeindekanzlei (Abb. 355). - 6. Variante von Nr. 5, Öl auf Holz, 42,5 X<br />
71,1 cm, von unbekanntem Maler. Rathaus Trogen. Abb. in:AG II, S. 288, 28g. - 7. DorfmitLandsgemeinde<br />
von SW, Öl auf Leinwand, 36,5X46 cm, wahrscheinlich von JOH. BARTHOLOME THÄLER,<br />
zweites Viertel ig.Jahrhundert. Privatbesitz Heiden. - 8. «Das Innere von Hundwyl», von WSW,<br />
Aquatintaradierung, 7,3X10,5 cm. Randbild auf «Ansicht des Flekens Herisau», signiert: « J. B.<br />
Jsenring del. —J . Hausher sculp.»,um 1831 (SKL). Hist. Mus. St.Gallen, Nr. 6181. - 8a. Mühleund<br />
gedeckte Holzbrücke im Rachentobel von S, Bleistiftzeichnung, weiß gehöht, 21,5 X 15,4 cm, signiert:<br />
i AG I, S. 4i5f. 2 SCHÄFER, Materialien 1810, S. 71-74.<br />
3 AMB 1843, S. 66f. 4 Statistische Quellenwerke der Schweiz, Heft 467, Bern ig7i, S. 45.<br />
5 SCHÄFER, a.a.O.,S.74. 6 A M B 1843,S. 6 7.<br />
7 Statistische Quellenwerke der Schweiz, Heft 343, Bern 1963, S. 50.
geschichte 357<br />
Abb. 329, 330 und 331. Hundwil. Gemeindesiegel der zweiten Urkunde von 1401. Stadtbibliothek<br />
Vadiana, St. Gallen, Tr.XX,Nr. 15. - Gemeindesiegel von 1755. — Kanzleisiegel, Anfang 19.Jahrhundert.<br />
- Text S. 352 f. und unten.<br />
«Rietm.»( = JOH. JAK. RIETMANN), um 1866/67. Vadiana, St.Gallen (Abb. 372). - 9. Photographien<br />
der Kirche von außen und innen vor Turmneubau 1894 bzw. Renovation 1913, in: JAKOB RIETMANN,<br />
Das Hundwilerbuch, und in; KtB Trogen, Mappe 001 (Abb. 336, 347). - 10. Photographien der alten<br />
Glocken (Negative im Pfarrhaus) in: JAKOB RIETMANN, Das Hundwilerbuch,und im KdmA. -11. Photographien<br />
der Hundwilertobelbrücke, ebendaundZBZ (Abb. 374).<br />
Plandokumente. 1. «SITUATIONSPLAN des Straßenprojekts in & durch das Dorf Hundwyl». 1:1000.<br />
Feder mit verschiedenfarbiger Tuscheund aquarelliert, 42 X93,5 cm, von AD. NAEFF, Ing.,um 1858.<br />
Gemeindekanzlei, Nr. 17 (S. 360). - 2. Schnitte der Hundwilertobelbrücke vor deren Abbruch.<br />
1:50. Von ALBERT WIEDENKELLER, St.Gallen. I m Besitz des Zeichners (Lichtpausen im KdmA).<br />
Siegel und Wappen (Abb. 329-331). Vgl. Wappenscheiben. 1. Zwei Gemeindesiegel von 14.01. a)Dm. 44mm.<br />
Wappen: Aufrecht nach heraldisch links (!) schreitender Bär, an dessen Rücken Hund emporspringt.<br />
Die Entstehung erklärt sich aus volksetymologischer Deutung des Ortsnamens (S. 352) I . Umschrift<br />
mit gotischen Majuskeln in kreisrunder Umrandung: «+s' VNIVSITATIS TERE DE HVNTWILLE» (Abkürzungszeichen<br />
ergänzt). An Bundesurkunde vom 17.Januar 1401, Stadtbibliothek St.Gallen, Tr.XX,<br />
Nr. 14 (AUB 161). - b) Dm. 39mm. Wappen gleich, Tiere jedoch plumper als beim ersten Siegel.<br />
Umschrift ebenfalls in gotischen Majuskeln: « + s' VNIVERSITATIS TERRE•T• HVTWIL» (Abkürzungszeichen<br />
ergänzt). An der zweiten Bundesurkunde vom 17. Januar 1401, Stadtbibliothek St.Gallen,<br />
Tr. XX, Nr. 15 (AUB 162). - 2. Gemeindesiegel von 1755 2 . Dm. 33 mm. Das Wappen wie bei den zwei<br />
frühern Siegeln, die Tiere jedoch nach heraldisch rechts laufend und realistischer gestaltet, außerdem<br />
in ovalem Schild, der von neunzackiger Krone bekrönt, seitlich von Roll- und Gitterwerk des Rokokos<br />
gerahmt und unten von geflügeltem Engelskopf unterfangen ist. Auf umlaufendem Schriftband, das<br />
oben von der Krone unterbrochen ist, in Antiqua: «SIGILUM-DER-GEMEIND + HUND+WIL» mit angehängtem<br />
Zierschnörkel. Silberne Petschaft noch im Gebrauch. - 3. Kanzleisiegel, Anfang ig. Jahrhundert.<br />
Oval, 31X27 mm. Wappen abweichend vom frühern: Auf Boden aufrecht nach heraldisch rechts<br />
schreitender Bär hält mit der linken Pranke einen geschweiften Schild, in dem als Emblem ein Hund<br />
auf allen Vieren steht. Einam Schild steckender Lorbeerzweig dientder Symmetrie. Antiquaumschrift:<br />
«CANZLEI - DER - GEMEINDE - HUNDWIL.» Signatur «B» der Wädenswiler Petschaftsstecher JOH.<br />
CASPAR undHs. JAKOB BRUPBACHER aufdem Sockel zwischen den Bärenpranken 3. Anschaffung wohl<br />
1802 wie ebenso datierte Siegelpresse im «Altertumszimmer» des Pfarrhauses (S. 385). Auffallende<br />
stilistische Ähnlichkeit mit den von den BRUPBACHERN 1804 geschaffenen Siegeln von Waldstatt<br />
(S. 268) und demjenigen von Wald. Messingpetschaft erhalten. - 4. Gemeindesiegel von 1852. Dm. 23 mm.<br />
Ahnlich wie Kanzleisiegel mit entsprechendem Wappen. Antiquaumschrift: «GEMEINDE = HUNDWIL* ».<br />
Messingpetschaft mit dazugehöriger, «1852» datierter Presse aus Kirschbaumholz ist erhalten.<br />
1 SONDEREGGER, Orts- und Flurnamen, S. 102 f.<br />
2 FISCH, Chronik VI, S. 111, Nr. 15, und VII, S. 92.<br />
3 Vgl. PETER ZIEGLER, Die Petschaftstecher und Graveure Brupbacher von Wädenswil, o.O. und<br />
o.J., S.6f.
35 8 hundwil<br />
lage und gestalt<br />
i. Das Dorf und seine bauliche Entwicklung (Abb. 328, 332-337). Das Dorf liegt 788 m<br />
ü. M. (LK) auf der von der Hundwiler Höhi nachNW geneigten und zur Urnäschschlucht<br />
abstürzenden Terrasse, die im O und SW durch je ein in diese Schlucht<br />
mündendes kleineres Tobel, jenes des Sonder- und jenes des Fitzibachs, begrenzt<br />
ist 1 . Von Herisau abgesehen, ist Hundwil das älteste Kirchdorf von Appenzell<br />
Außerrhoden. Sein Kern ist als Weiler eines Hunt oder Hunte schon 921 bezeugt<br />
i Nurder obere Teil der Urnäschschlucht heißt heute Hundwilertobel (LK).<br />
HERISAU<br />
LANDS-<br />
GEMEINDE<br />
PLATZ<br />
0 50<br />
Abb. 332. Hundwil. Übersichtsplan, Maßstab 1: zirka 2800. Das Dorf entstand im Anschluß an die<br />
im 13. Jahrhundert erbaute Kirche. Neben dem zwischen Kirche und «Krone» (Nr. 7) gelegenen<br />
Dorf- und Brunnenplatz erhielt die Siedlung seit Beginn des 17.Jahrhunderts einen neuen Schwerpunktim<br />
Landsgemeindeplatz. - Text S. 358-360, 362^-366und 380-388.
lage und gestalt 359<br />
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5fl 81<br />
Abb. 333. Hundwil. Flugaufnahme von Nordnordosten, 24. April 1949, mit den die Landsgemeinde<br />
verlassenden Volksscharen (vgl. Abb. 332). - Text S. 358-360, 362 f., 366 und 380-388.<br />
(siehe S. 352) und somit offenbar älter als die spätestens Ende des 13. Jahrhunderts<br />
erbaute Kirche. Dieser Kern ist wohl nordostseits der Kirche um den alten Dorfund<br />
Brunnenplatz beim Gasthaus zur Krone, dem ältesten des Orts, zu suchen. Hier<br />
erreichen und verlassen die alten Verkehrswege das Dorf, wovon sich drei bereits<br />
nordseits unter ihm vereinigen, nämlich die ehemalige «Landstraße» von Appenzell<br />
und der untern Hundwiler Rhode (Stein) her durch den Sonder, jene von St. Gallen<br />
und Zweibrüggen her durch die westliche untere Rhode (Stein) und über den Sonderbach<br />
im Rachentobel und jene von Herisau her über den Churzenberg und das<br />
Herisauer Tobel. Eine vierte alte Landstraße bildet vom Platz in südwestlicher<br />
Richtung südseits an der Kirche vorbei deren Fortsetzung nach Urnäsch. Siehe<br />
Straßen und Verkehr, S. 362 f., sowie Brücken, S. 397-400. Vom Platz westwärts zieht<br />
sich an der Nordseite der Kirche vorbei die alte Dorfstraße, die heute auf eine Strecke<br />
weit zum Bestandteil der 1860/61 durch das Dorf angelegten Mittellandstraße, der<br />
neuen Landstraße, geworden ist. Vermutlich ist der Ursprung der die alte Dorfstraße<br />
westwärts säumenden Holzgiebelhäuser sowie von Haus Nr. 2 ostseits der<br />
Kirche älter als derjenige der Häuser, die die Straße südöstlich und südlich der<br />
Kirche Richtung Urnäsch säumen. Mit Ausnahme von Haus Nr. 2, das nächst der<br />
Kirche steht und seine Front südwärts wendet, verbinden die ersten ebenfalls in<br />
einer Vorzugsstellung die begehrte traditionelle Südsüdostrichtung ihrer Fassaden<br />
mit dem Blick auf Kirche, Straße und Landsgemeindeplatz.Um diesen zu genießen,<br />
mußten die zweiten die Südsüdoststellung zugunsten einer Nordnordwest- oder<br />
Weststellung preisgeben.
360 h u n d w i l<br />
Das bestehende Dorfbild erhält sein besonderes Gepräge durch den westseits der<br />
Kirche liegenden Lands gemeindeplatz und die seine Westseite säumenden, ostwärts auf<br />
ihn und die Kirche gerichteten Holzgiebelhäuser. Dieser verdankt Entstehung und<br />
Gestalt der Erwählung des Dorfes zum Landsgemeindeort nach der Landteilung von<br />
1597 (s.o.). Gelegentliche außerordentliche Landsgemeinden in Hundwil zur Zeit<br />
des ungeteilten Landes werden kaum einen besondern Einfluß auf die Gestaltung des<br />
Platzes ausgeübt haben. Im 17./18. Jahrhundert wurde er durch die Bautätigkeit an<br />
seinem Westsaum vermutlich in das Gesamtbild des Dorfes einbezogen, in dem die<br />
Kirche als Schwerpunkt aus der Mitte ostwärts gerückt erscheint. - Die weitgehende<br />
Einheitlichkeit des Dorfbildes beruht im Zentrum um Kirche und Landsgemeindeplatz<br />
auf dem traditionellen Stil der über gemauertem Keller- oder Erdgeschoß<br />
gestrickten Holzgiebelhäuser des 17./18. Jahrhunderts mit Reihenfenstern und einer<br />
Fassadentäferung, die zur Hauptsache erstim 19. Jahrhundert bis zum Giebel hinaufgeführt<br />
worden ist. Manche dieser Häuser dürften in der Zeit vom 17. bis ^.Jahrhundert<br />
jedoch nur aus ältern Häusern umgebaut und vergrößert worden sein, ein<br />
Vorgang, der für gestrickte Häuser in Appenzell Außerrhoden (besonders in Speicher)<br />
vielfach bezeugt ist. Der Häuserzuwachs in dieser Zeit kann aus dem gleichzeitigen<br />
Bevölkerungszuwachs ermessen werden. Von 1667 bis 1794 verdoppelte sich<br />
die Bevölkerung der Gemeinde vor allem dank dem aufblühenden Textilgewerbe 1 .<br />
Um 1835 standen von insgesamt rund 270 Häusern der Gemeinde 28 im Dorf 3 . Das<br />
Dutzend seither dazugebauter Häuser an den neuen Straßen nach Herisau und<br />
Urnäschim letzten Drittel des 19. undim 20. Jahrhundert hat das alte Dorfbild kaum<br />
beeinträchtigt. Der 1860/61 durch das Dorf angelegten Mittellandstraße von Stein<br />
Richtung Herisau mußten nur zwei alte Wohnhäuser weichen, das eine am Westausgang<br />
des Dorfes zwischen «Löwen» (Nr. 22) und Haus Nr. 17, das andere am<br />
Osteingang zum Dorf nordöstlich von Haus Nr. 2 erst nachträglich, ebenso zwei<br />
Remisen am Kronenplatz 3 . Das noch geschlossene Dorfbild mit den drei letztgenannten<br />
Gebäuden ist von der Ostseite her 1829 v o m Maler JOH. ULRICH FITZI festgehalten<br />
worden 4 (Abb. 334). Eine auffallende Veränderung erfuhr das Dorfbild durch den<br />
Bau des überdimensionierten Kirchturms 1894, ferner durch die Umgestaltung der<br />
malerischen Kirchhofmauern 1835 und deren Abbruch 1885 (siehe S. 364, 379 f.).<br />
Das verdeutlichen Dorfansichten von S und SW aus dem ersten Drittel des 19.Jahrhunderts<br />
5 . (Abb. 328). Bekannt ist die durch eine Radierung von CASPAR BURGKHARDT<br />
verbreitete Darstellung der Landsgemeinde 1833 von JOH. ULRICH FITZI 6 (Abb. 335).<br />
2. Gemeinde, a) Grenzen. Bis zur Abtrennung der untern Rhode als selbständige<br />
Gemeinde Stein 1748 bildete das ganze Gebiet einen langen und schmalen Korridor,<br />
der das Appenzellerland in Nordsüdrichtung entzweiteilte. Mit seinem kleinern<br />
nördlichen Abschnitt, der heutigen Gemeinde Stein, lag es zwischen der Sitter und<br />
1 Einwohnerzahl laut SCHÄFER, Materialien 1810, S. 71-74. Siehe oben, S. 356.<br />
2 Laut ebenda, S. 74, standen 1798 in Hundwil (ohne Stein) 270 Häuser, 1842 lautAMB 1843,<br />
S. 67, 266. - 28Häuserim Dorf lautG. RUSCH, DerKanton Appenzell, S. 206.<br />
3 Laut JAKOB RIETMANN, Fol. 56, wurden das 1861 nebendem «Löwen» abgebrochene Hausim<br />
Moos, von den beiden Remisen die eine aufder Nasse, die andere in der Bleichi als Scheunen wieder<br />
aufgebaut. Siehe Plandokument 1.<br />
4 Bilddokument 2. Vgl. Plandokument 1. 5 Bilddokumente 1 und 3-8. 6 Bilddokument 3.
l a g e u n d g e s t a l t<br />
3 61<br />
Abb. 334. Hundwil. Das Dorfvon Osten.Im Hintergrund ganz links das traufständige Tätschdachhaus<br />
(«Heidenhaus») Tobel, Nr. 72 (vgl. Abb. 370), rechts vom Dorf die Bleichi (Nr. 85, vgl. Abb.<br />
366). Federzeichnung von Johann Ulrich Fitzi, 1829. Sammlung Ernst Rutz, Gümligen BE. - Text<br />
S. 356, 360, 362, 391 f. und 395.<br />
der in sie fließenden Urnäsch. Diese bildeten hier die Grenze gegen Innerrhoden,<br />
Teufen und sanktgallisches Gebiet bzw. gegen Herisau. Der gut dreimal größere<br />
Südabschnitt, die ehemalige obere Rhode und heutige Gemeinde Hundwil, ist seit<br />
1748 durch eine vom Sonderbach südöstlich zur Sitter verlaufende Grenzlinie von<br />
der Gemeinde Stein getrennt. Mit der ganzen Ostgrenze, die vom Buechbach über<br />
die Hundwiler Höhi, dann Bergkämmen und Bachläufen entlang südwärts zum Säntis<br />
verläuft, stößt dieser Abschnitt an Innerrhoden, mit der Westgrenze, die bis etwas<br />
über die Mitte ihres Laufes hinauf von der Urnäsch gebildet wird, an Herisau,<br />
Waldstatt und Urnäsch, von welcher Gemeinde sie allerdings größtenteils durch<br />
Bergrücken geschieden ist. Kurz wie die ursprüngliche Nordgrenze verläuft auch die<br />
Südgrenze gegen das Toggenburg vom Säntis über dessen westliche Ausläufer. -<br />
b) Einteilung. Das Dorf Hundwil liegt seit der Rhodsscheidung von 1748 im nördlichen<br />
Zipfel der Gemeinde. So liegen die meisten der zahlreichen Einzelhöfe und die<br />
ganz wenigen Weiler südwärts von diesem über die Abhänge und Mulden zerstreut<br />
vor allem bis zum Westlauf des Wißbaches und der südwärts von ihm sich erhebenden<br />
Lauftegg. Alte Flurnamen wie Äschen, Auen, Läbel, Pfand, Stun und Stechlenegg<br />
bezeichnen zum Teil größere, von mehreren Einzelhöfen besiedelte Bezirke 1 . Ganz<br />
im Süden der Gemeinde liegt zu Füßen des Säntis die Schwägalp. 1480 wurde sie in<br />
einem Grenzstreit mit Urnäsch Hundwil zugesprochen 2 und ist mit diesem nur durch<br />
einen schmalen, gebirgigen Korridor verbunden, während der Zugang zu ihr über<br />
Urnäsch erfolgt.<br />
I SONDEREGOER, Orts- und Flurnamen, gemäß Register. 2 AUB 1161.
362 hundwil<br />
strassen und verkehr<br />
Abgesehen von der 1933-1935 erbauten Schwebebahn Schwägalp-Säntis blieben<br />
die Straßen bis heute die einzigen Verkehrsverbindungen.<br />
A. Alte «Landstraßen». Als solche ausdrücklich erwähnt oder indirekt durch die<br />
vom Lande unterhaltenen Brücken bezeugt, waren sie bis zu den Straßenbauten in<br />
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehr Saum- als eigentliche Fahrwege. -<br />
1. Drei uralte Routen verlassen ostseits von «Krone» (Nr. 7) und «Rosenegg» (Nr. 5)<br />
gemeinsam den alten Dorf- und Brunnenplatz zuerst in nördlicher Richtung,um sich<br />
kurz unter dem Dorf zu trennen: a) Südostwärts durch den Sonder nach Appenzell<br />
und jedenfalls nach der Gründung von Kirche und Dorf Stein 1749 auch über die<br />
Langenegg in die untere Rhode 1 . - b) Nordostwärts durch die westliche untere<br />
Rhode nach St. Gallen, dort als «Straß gen Huntwil» 1460 erstmals bezeugt 2 , oder<br />
nach dem appenzellischen Mittelland (siehe Stein, S. 410). Diese Route führte noch bis<br />
nach Mitte des 19. Jahrhunderts über eine 1724 erbaute gedeckte Holzbrücke des<br />
Sonderbachs im Rachentobel kurz vor dessen Einmündung in die Urnäsch und an der<br />
«Nordmühle» vorbei (siehe Brücken, S. 399 f.,und Mühlen, S. 396) 3 . - c) Nordwestwärts<br />
nach Herisau (S. 171 f.) über die Urnäsch auf der gedeckten Holzbrücke von<br />
HANS ULRICH GRUBENMANN im «Herisauer Tobel» 4 (S. 2i5f.). - 2. £wei Routen verlassen<br />
gemeinsam den Dorfplatz in südwestlicher Richtung, die sich in der Gegend<br />
von Örtlismüli verzweigen 5; z) Nach C/rnärcA über die Urnäschbrücke (Furterbrücke)<br />
bei Zürchersmühle (S. 326). In ihrem Verlauf deckt sie sich teilweise mit der neuen<br />
Straße von 1867/68, teilweise wird sie von ihr überschnitten. - b) Nach Waldstatt<br />
durch den Bezirk Auen und über den Auensteg (S. 398f.) 6 .<br />
B. Neue Landstraßen. 1. Mittellandstraße (von Waldstatt bis Rheineck). 1859-1862<br />
Bau der Strecke von der Hundwilertobelbrücke (S. 397f.) an der Westgrenze zu<br />
Waldstatt bis zur Ostgrenze gegen Stein im Hagtobel. Sie verband die drei Nachbardörfer<br />
in völlig neuem Verlauf, der, abgesehen vom neuen Brückenübergang im<br />
Hundwilertobel, dem heutigen entspricht 7 . - 2. Richtung Appenzell von Ghronbach<br />
bis Gonten im südlichen Gemeindebezirk Stechlenegg, 1860/61 8 . - 3. Richtung<br />
Urnäsch bis Zürchersmühle, nach Plänen von Ingenieur EUGSTER von St. Fiden,<br />
i Vgl. Bilddokument 2 (Abb. 334) undLK. 2 UBSG6421.<br />
3 Verabkomnisbrief, 2. März 1776 (Wegbüchlein, S. 25-27): «Landstraßim Rachtertobel» muß<br />
von den «jeweiligen Besitzern der Mühle im Rachtertobel» instandgehalten werden «ausgenommen<br />
die Brugg».<br />
4 So bezeichnetim Wegbüchlein, S. 29. In Hundwil als Alttobelbrücke bezeichnet.<br />
5 Zum Verlaufvom Platz zwischen Nr. 2 und Nr. 30 ob der Kirchehin siehe Plandokument 1 und<br />
Bilddokument 2. Ein Verbindungssträßchen von der Dorfstraße zur Straße nachUrnäsch führte,wie<br />
noch heute, zwischen KircheundHaus Nr. 2 hindurch. - Vgl. RIETMANN, Fol. 83.<br />
6 Ein zweiter Übergangim Auerloch, ein 1740 erbauter Fußsteig, hing laut J. J . SCHLÄPFER,<br />
Chronicon der Gemeinde Waldstatt, S. 6,mit derErbauung derMühle zusammen. - Laut AMB 1838,<br />
S. 153, führte ein Steg in der Umgebungder geplanten Hundwilertobelbrücke über die Urnäsch.<br />
7 Straßenprogrammim Edikt vom 2I.Jan. 1B56 gemäßdem neuen Straßengesetz vom 27.April<br />
1851. - Vierter bis siebter Jahresbericht und Rechnung der Gemeindestraßenkommission, 1859 bis<br />
1862. — Protokoll der Straßenkommission 1856-1861 und 1861/62. — Amtsblatt 1861/62, I., S. 83f.,<br />
102-104.<br />
8 Ebenda.
kirche 363<br />
1867/68- 4. Richtung Appenzell vom Dorf durch den Sonder, 1871 2 . Abzweigung<br />
von der Mittellandstraße beim Bezirk Schöni. - 5. Lehnenstraße. Verbindung Zürchersmühle-Chronbach<br />
auf dem rechtsseitigen Urnäschufer, 1888 erbaut 3 .<br />
KIRCHE<br />
BAUGESCHIGHTLIGHES. Direkte baugeschichtliche Nachrichten fehlen über den<br />
spätromanischen Bau (s.u.). Er dürfte aber im Laufe des 13. Jahrhunderts erstellt<br />
worden sein. 1297 existierte er offenbar. Für dieses Jahr ist ein Vizeleutpriester<br />
C(ondrad) in Hundwil bezeugt, der für den Propst im Kloster St.Gallen eine Urkunde<br />
unterzeichnete. Siehe S. 354. Abgesehen von einer beiläufigen Erwähnung<br />
der Empore («bar kilchen») 1556 4 beginnen Berichte überhaupt erst 1711 mit<br />
den im Turmknopf aufbewahrten, vom Maler Jon. BARTHOLOME THÄLER 1836<br />
kopierten Dokumenten über Renovationen und Umbauten von 1693 bis 1836 5 . Unter<br />
diesen kommt der Umgestaltung von /750 große Bedeutung zu; denn der «berühmte<br />
und kunsterfahrene» Baumeister JOHANN ULRICH GRUBENMANN von Teufen und<br />
dessen Bruder JOHANN JAKOB schufen neuen Kirchendachstuhl, «gewölbten Kirchenhimmel»<br />
und neue Bestuhlung, erhöhten den Turmstockum fünf Schuh, mauerten<br />
die Glockenstube mit gehauenen Steinen auf und errichteten einen neuen Helm samt<br />
Wimpergen über vier Zeittafeln 6 . Die Vorschlägean die Kirchhöre hatten außerdem<br />
verlangt: Erhöhung der beiden Emporen («Borkirchen und Wiberborkirch»), Steinplattenbelag<br />
in Mittelgang und Chor, Vergrößerung aller Fenster bis an die zwei<br />
im Chor, und man solle die «kleinkirchen zum koor füren nehmen und größer<br />
und weiter, das unter koor lassen abgehen.» 7 . Zur Deutung siehe Beschreibung,<br />
S. 375f.-Die vorausgegangenen und nachfolgenden Renovationen von 1693, 1711,<br />
1775, 1804 und 1836 beschränkten sich mehr oder weniger auf die übliche Instandstellung<br />
von Turmhelm, -knöpf und -fahne. 1804 erhielten Kirche und Turm auch<br />
neuen Bestich, derTurm drei neue Uhrentafeln 8 . - Renovation 1856-1858. Nach Plänen<br />
von Zimmer- und Baumeister DANIEL OERTLI, Herisau. Maurerarbeiten von Baumeister<br />
Jon. JAKOB SGHEFER, Herisau. Unter anderm wurde der bemalte, hölzerne<br />
Kirchenhimmel von 1750 durch ein Gipsgewölbe ersetzt, an der östlichen Chorwand<br />
ein verwittertes spätgotisches Maßwerk erneuert, das Türgericht an der Südseite<br />
erhöht, die Frauenempore an der Nordflanke entfernt, an deren Stelle eine Harmoniumstribüne<br />
angebracht, die Empore der Westseite unten mit einer Gipsdecke ver-<br />
1 «Generalabrechnungüberden Bauder Straßevom Dorf bis Zürchersmühle indenJahren 1867<br />
und 1868» in «Dreizehnter Jahresbericht u nd Rechnung über das Straßenwesen der Gemeinde<br />
Hundwil 1868». — Protokoll der Straßenkommission, 2.Nov. 1863 bis 10.Jan. 1869.<br />
2 Protokoll der Straßenkommission, 19. April 1869 bis 19. Okt. 1872. Am 13.Juli 1871 liegt die<br />
Straße zur Kollaudation bereit.<br />
3 Jahresrechnung der Gemeinde 1888, S. 2of. 4 AUB 2469.<br />
5 Turmknopfdokumente I-V. Aus Wortlautund Zusammenstellungzu schließen ist die Reparatur<br />
von 1693 erst anläßlichder Turmknopföffnung von 1711 verzeichnet worden.Zum 1856-1858 wieder<br />
entfernten Kirchenhimmel siehe entsprechende Anmerkung unten.<br />
6 TurmknopfdokumentII.Vier Zeit- oderUhrentafeln sind inden Vorschlägenan die Kirchhöre<br />
enthalten. SieheAnm. 7.<br />
7 RIETMANN, Fol. 74. Die Quelle konnte nicht mehr ausfindiggemacht werden.<br />
8 Turmknopfdokument I undIII-V.
364 hundwil<br />
sehen, eine neue Bestuhlung angeschafft 1 . - Turmneubau ißg^ zusammen mit Anschaffung<br />
eines neuen Geläutes. Nach Plänen von Architekt AUGUST HARDEGGER durch<br />
die Gebrüder OERTLY, Baugeschäft, St. Gallen, Zimmermeister ROBERT WALD<br />
BURGER, Teufen, u.a. 2 . Zudem Außenrenovation der Kirche 3 . - Innenrenovation igiS-<br />
Umgestaltung des Kirchenraums, wie er sich bis heute darbietet, nach Plänen von<br />
Architekt AUGUST HARDEGGER, indem die Kanzel von der ostseitigen Chorwand an<br />
die Nordwand in die Achse des bemalten romanischen Fensters versetzt wurde, wo<br />
bis dahin die Harmoniumstribüne gestanden hatte, und die neue Orgel auf klassizistischem<br />
Säulenpodest toskanischer Ordnung in die beherrschende Stellung der<br />
Chorostwand gerückt sowie mittels klassizistischer Galerie mit der Kanzel verbunden<br />
wurde. Außerdem Neuverputz und Bemalung der Decke 4 . - Außenrenovation von<br />
Kirchen- und Turmmauern 1935 5 . - Außenrenovation von Kirche und Turm igysjyj.<br />
Unter der Oberaufsicht der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege, vertreten<br />
durch Professor Dr. h. c. ALBERT KNOEPFLI und Architekt WALTER PIETZ, der<br />
Mitwirkung des appenzellischen Heimatschutzes und unter der Leitung des Architekturbüros<br />
MAX ROHNER, Architekt ETH/SIA, Herisau: vor allem Neuverputz der<br />
Mauern und Sichtbarmachung von drei der zum Vorschein gekommenen romanischen<br />
Fenster, nämlich je eines an Ost-, Süd- und Nordwand (dasjenige an der<br />
Ostwand ist mit dem 1913 an der Innenwand entdeckten identisch). Reparatur des<br />
spätgotischen Portalgewändes, wobei die Sockelpartien ersetzt wurden. Spuren eines<br />
weitern romanischen Rundbogenfensters und eines rundbogigen romanischen Portalgewändes<br />
an der Südfront, ferner je ein vermutlich ebenfalls romanisches Rechteckfenster<br />
nord- und südseits über der Westempore, das fast die Traufhöhe erreicht,<br />
sind in Plänen festgehalten worden (vgl. Abb. 338). An dem aus Sandsteinquadern<br />
gefügten Gewände des romanischen Rundbogenfensters an der Ostwand wurden<br />
zudem (jetzt wieder zugedeckte) Versatz- oder Steinmetzzeichen festgestellt<br />
(Tabelle, IV, 21-27). Die zum Teil mit Tuffsteinen erstellten Gewände der andern<br />
1 Protokoll der Kirchenbaukommission 1856-1858 (GdeA, Nr. 84). - Vgl. RIETMANN, Fol. 74. -<br />
Zwei Fragmente des entfernten Kirchenhimmels von 1750, offenbar zwei Mittelstücke, das eine mit<br />
aufgemalten Gesetzestafeln, das andere, «1750» datiert, mit dem Evangeliumsbuch, befinden sich in<br />
der Altertumskammer des Pfarrhauses (s.d.).<br />
2 PrGdeV, 8. Okt. 1893. - Protokollder Baukommission, 13.Okt. 1893 bis 17. Dez. 1895. - Verträge<br />
vom 10. März 1894 mit OERTLYund WALDBURGER, ferner mit Steinhauerund Granitlieferant MICHELE<br />
ANTONINI, C rescianobzw. Wassen,u n d v o m21.Aug. 1894mit SpenglermeisterG . SPRING, FLAWIL,<br />
anderen Akten und Verträge im GdeA, III, 26 und 28. - Jahresrechnung der Gemeinde 1894/95,<br />
S. 17: Gesamtkostenfür Turm ohneUhr und Geläute 54068 Fr. 11 Rp. — Mehrere Pläneund Skizzen<br />
von AUGUST HARDEGGER.<br />
3 Vertrag mit Gebr. OERTLY, St. Gallen, vom 10. Sept. 1894im GdeA, III, 28.<br />
4 PrKV, 9.Jan. 1913 bis 18. Dez. 1913. - Jahresrechnung der Gemeinde 1913, S. 40-43: Totalausgaben<br />
für Orgelbauund Kirchenrenovation 32716 Fr. 85 Rp.<br />
5 Rechnung vom 5. Okt. 1935 des Baugeschäfts ERNST BAI, Waldstatt. - Jahresrechnung der Gemeinde<br />
1935, S. 14.<br />
Abb. 335, 336 und 337. Hundwil. Kirche mit Landsgemeindeplatz und Pfarrhaus von Südwesten.<br />
Rechts oben: mit der 1750 vonJakobund Hans Ulrich Grubenmann neu gestalteten Kircheundmit<br />
Klebedächern a m Pfarrhaus. Aquatintaradierung von Caspar Burckhardt nach einer Zeichnung<br />
von Johann Ulrich Fitzi um 1833. (Ausschnitt). - Rechts mitte: mit der Kirche nach der Renovation<br />
von 1856 bis 1858. Photographie,um 1890. - Rechts unten:mit dem 1894 nach Plänen von<br />
August Hardegger neu erbauten T urm vor der Renovation von 1972/73. - Text S. 357, 358-360,<br />
366 f., 3 71 f. und 380.
kirche 3 6 5<br />
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gl^H. {Ji ]|]SiVi
366 hundwil<br />
Fenster wiesen einen grauen, mit weißen Strichen quadrierten Verputz auf. Eine<br />
Baunaht, die auf eine Verlängerung nach Westen hingedeutet hätte, zeigte sich<br />
dagegen an dem ziemlich einheitlich aus Bollen- und Bruchsteinen gefügten und mit<br />
Kalkmörtel gebundenen Mauerwerk nirgends 1 .<br />
BESCHREIBUNG, I. Lage und Grundriß, vgl. Lage des Dorfes, S. 359 f. Ziemlich genau<br />
ostwärts gerichtet liegt die Kirche im östlichen Teil des Dorfes, auf der Nord-, Ostund<br />
Südseite von Häusern umringt, mit der Westfront jedoch dem Landsgemeindeplatz<br />
und den diesen westseits flankierenden Häusern zugewandt. Sie bildet einen<br />
langgezogenen, fast rechteckigen Grundriß, der sich westwärts ein wenig weitet<br />
(Abb. 338). Der gerade geschlossene Chor tritt außen in keiner Weise in Erscheinung.<br />
Der quadratische Turm von 1894 ist an dessen Nordseite so angefügt, daß seine<br />
Ostwand kaum merklich über die des Chors hinausspringt.<br />
i Vgl.AZ, 10. Nov. 1971, Nr. 263,und 29.März 1972, Nr. 75. - Berichtund Antrag des Gemeinderates,<br />
28.Febr. 1972. - Geschäftsordnung für die Urnenabstimmung vom 9. April 1972.-AZ, lo.April<br />
1972, Nr. 83, und S.Juli 1972, Nr. 158.<br />
s<br />
0<br />
1 1 1 1 1 I<br />
5<br />
Abb. 338. Hundwil. Kirche. Grundriß. Maßstab i: zirka 208. Spätromanischer Rechteckbau, spätestens<br />
Ende 13.Jahrhundert,undTurm von 1894. Zwischenden spätgotischen Maßwerkfensternder<br />
Ost- und den Rundbogenfenstern von 1750 an der Nord- und Südwand die 1913 bzw. 1972 festgestellten<br />
ursprünglichen Rundbogenfenster (vgl. Abb. 339-342). - Text S. 363-376.
kirche 3 6 7<br />
2. Äußeres (Abb. 333, 336f.). Der schlichte, mit Eckquadern eingefaßte, verputzte<br />
Bau liegt unter einem eher schwach geneigten Satteldach, das dem geraden Chorabschluß<br />
entsprechend auch auf der Ostseite einen Giebel bildet, und wird in seinen<br />
Flächen nur durch West- und Südeingang, deren Vorzeichen und die Fenster aufgelockert.<br />
Dazu gesellt sich seit 1972 je ein als Nische sichtbar gemachtes romanisches<br />
Fenster an der Ost-, Süd- und Nordwand. - a) Eingänge. Seinen Hauptakzent erhält<br />
der Bau durch das rundbogige Westportal mit spätgotischem Sandsteingewände wahrscheinlich<br />
aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts 1 (Abb. 345, 346). In ihm sind ein<br />
gefaster Dreikantstab mit seitlicher Kehlung, ein Birn- und ein Rundstab im Wechsel<br />
mit Hohlkehlen einwärts gestuft. Birn- und Rundstab wachsen aus gedrehten Sockeln<br />
heraus. Dreikant- und Birnstab verzweigen sich oben beim Bogenansatz so, daß ein<br />
entsprechender Profilstab in gerader Richtung weiterläuftund an den nächst äußern<br />
Bogenlauf stößt, ohne diesen zu durchdringen. Die bisherige, aus zwei Flügeln zu je<br />
zwei Feldern bestehende rot gestrichene Holztüre ist klassizistisch von 1856 bis 1858.<br />
Aus der gleichen Zeit das Vorzeichen mit Walmdach auf vier mit neugotischem Blendmaßwerk<br />
verzierten Holzstützen. Sein Vorgänger hatte ein Pultdach getragen.<br />
Wenig in Erscheinung tritt der Südeingang. Das rundbogige, im obern Teil gefaste<br />
Sandsteingewände, das in der Gestalt jenem des Turmeingangs im Innern genau<br />
entspricht, von 1750. Neue Türe von 1972/73. - b) Fenster. Zu den verdeckten spätromanischen<br />
Fenstern siehe unten. Die Westfassade ist vom Portal abgesehen im<br />
Giebelfeld durch zwei Rundbogenfensterchen und einen Okulus von 1856 bis 1858<br />
anstelle von zwei horizontal liegenden, verkröpften Zweipaßfenstern von 1750<br />
akzentuiert, die Chorostwand links und rechts durch zwei einsprossige spätgotische<br />
Spitzbogenfenster mit Fischblasenmaßwerk, wahrscheinlich Anfang 16. Jahrhundert<br />
(Abb. 344), denen ein verkröpftes Vierpaßfenster von 1750 im Chorscheitel und ein<br />
entsprechendes kleineres im Giebel zugeordnet ist. Zwischen beiden Maßwerkfenstern<br />
ein als Nische markiertes, spätromanisches Rundbogenfenster, das als einziges<br />
von diesen ein Sandsteingewände, und zwar eines mit sechs verschiedenen<br />
(wieder vermauerten) Versatz- oder Steinmetzzeichen besitzt (Tabelle, IV, 27).<br />
Große Rundbogenfenster von 1750 beleben die Längswände, drei nord-, vier südseits.<br />
An der Südflanke von O her zwischen dem zweiten und dritten Fenster, an der<br />
Nordflanke zwischen dem ersten und zweiten sowie einander ungefähr gegenüber<br />
je ein weiteres spätromanisches Fenster, das seit 1972 als Nische sichtbar ist. Südseits<br />
in der Mitte zwischenje zwei Fenstern war bis 1856-1858 eine Sonnenuhr sichtbar.<br />
3. Inneres (Abb. 348). Der einheitliche rechteckige Raum, der durch zwei Stufen<br />
kaum merklich in Schiff und Chor unterteilt ist, wird durch ein durchgehendes<br />
fünfseitiges Gipsgewölbe von 1856 bis 1858 zusammengefaßt, das auf einem ringsum<br />
laufenden Gesims ruht, und wird beherrscht durch die nach Plänen von AUGUST<br />
HARDEGGER 1913 im Chor errichtete Architektur. Diese besteht aus einem neubarokken<br />
Orgelprospekt, der durch einen klassizistischen Säulenaufbau toskanischer Ordnung<br />
emporgehoben, beidseits von klassizistisch-biedermeierlichen Galerien flankiert<br />
und auf der linken Seite zudem mittels der verlängerten Galerie mit der barocken<br />
i Die den Kirchenpflegern und den KirchgenossenvonHundwil durch Hans Wirtam ig. Febr. 1483<br />
erteilte Erlaubnis in seinen drei Steinbrüchen Steine zu brechen (AUB 1186), bezieht sich nicht notwendig<br />
aufdie fragliche Renovation.
368 hundwil<br />
Kanzel verbunden ist. Rechts von der Kanzel auf gleicher Höhe die Turmtüre in<br />
rundbogigem, gefastem Sandsteingewände von 1750, das beim Turmneubau von 1894<br />
beibehalten wurde, darunter im Erdgeschoß der Eingang zum Archiv mit rundbogiger<br />
Eisentüre vermutlich von 1856 bis 1858. Der rückwärtige Raum wird von der<br />
gleichzeitig errichteten anspruchslosen Empore ausgefüllt.<br />
Zwei spätromanische Fenstergewände des 13. Jahrhunderts mit gotischer Malerei um 1400.<br />
a) In der nördlichen Längsmauer hinter der Kanzelrückwand (Abb. 338-341). Lichte Höhe<br />
und Breite des noch sichtbaren Fensters betragen 126 bzw. 28 cm, des nach innen und<br />
außen geschrägten Gewändes 159 bzw. 75 cm, die Tiefe der innern Gewändehälfte<br />
50 cm, d.h. die Hälfte der Mauerstärke. Die äußere Gewändehälfte ist mit sehr altem<br />
Mauerwerk aus Bruchsteinen und Kalkmörtel verschlossen, das nicht zum bestehenden,<br />
das Fenster verdeckenden Turm von 1894 gehört. Auch durch dessen Vorgänger<br />
war das Fenster bereits verdeckt und seiner Funktion beraubt worden (s.u.). Auf den<br />
innern Leibungsflächen zwei gemalte Heiligengestalten auf regelmäßig mit Tupfen-<br />
Abb. 339. Hundwil. Kirche. Spätromanisches Rundbogenfenster mit doppelter, geschrägter Leibung<br />
in derNordwand hinterder Kanzel (vgl. Abb. 338). Aufriß, Horizontal-und Vertikalschnitt. Maßstab<br />
1: zirka 33. - Text oben.
kirche 3 6 9<br />
Abb. 340und 341. Gotische Malerei im «weichen Stil» in der Leibung des spätromanischen Fensters<br />
hinter der Kanzel (vgl. Abb. 339),um 1400: ein hl. Bischof links und die hl. Katharina von Alexandrien<br />
mitdemRad in der Hand rechts. - Text S. 368-370.<br />
rosetten gemustertem Grund. In den Farben überwiegen Grün und Ocker, zu denen<br />
sich Weiß, Gelb, Rot und Schwarz gesellen. Beide Heilige, links ein Bischof, rechts<br />
Katharina von Alexandrien, sind mit grünen (!) Nimben um die goldblonden Haare<br />
ausgezeichnet. Der Bischof ist mit weißer Tunika, grüner Dalmatika, ockerfarbener<br />
Kasel und schwarzen Schuhen bekleidet und trägt, ohne individuelles Attribut, nur<br />
einen goldenen gotischen Krummstab in der Linken, ein grünes Buch in der Rechten<br />
und eine schlanke weiße, goldverbrämte Mitra auf quellenden Haarlocken. Es<br />
handelt sich vielleichtum den hl. Martin, entsprechend dem ehemaligen Martinsaltar,<br />
vielleicht um Nikolaus von Myra, einen neben der hl. Katharina besonders häufig<br />
verehrten Heiligen. Die Heilige ist mit rötlicher Tunika und grünem Mantel, der die<br />
Tunika fast ganz verdeckt, bekleidet. I m oben zusammengefaßten Haar, das in<br />
zopfähnlichem Gekringel über den Rücken hinabfällt, trägt sie eine goldene Krone<br />
mit Dreipaßzacken, in der Rechten ein schwarzes Schwert mit goldenem Knauf, in<br />
der Linken ihr kennzeichnendes Attribut, in der Art früher Darstellungen in Schulterhöhe<br />
ein kleines gelbes Rad. Die Datierung wird infolge des schlechten Erhaltungszustandes<br />
erschwert, besonders wegen der ausgelöschten Gesichter und des nur noch<br />
24 - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
37° hundwil<br />
teilweise erkennbaren Faltenwurfs. An der Kasel des Bischofs sichtbare Schüssel- und<br />
vorwiegend Lanzettfalten weisen, wie auch die Schlankheit der Figuren überhaupt,<br />
rückwärts ins mittlere und frühe 14. Jahrhundert, die hohe, schlanke Mitra dagegen<br />
und eine großgerundete Falte unten am Mantel der hl. Katharina vorwärts in die<br />
Zeit des sogenannten weichen Stils zwischen 1380 und 1420. In die Zeit des 14. und<br />
des beginnenden 15. Jahrhunderts passen schließlich die steil abfallenden Schultern<br />
der beiden Figuren. So ist eine Entstehung zu Beginn des 15. Jahrhunderts<br />
denkbar. Aufschlußreichfür die Datierung ist der stilistische Vergleich mit der Grabplatte<br />
des 1417 verstorbenen Robert Hallum, Erzbischofs von Salisbury, im Münster<br />
von Konstanz (ALBERT KNOEPFLI, Kunstgeschichte des Bodenseeraumes II, Abb. 291).<br />
Eine Beziehung zu den von drei Malern ab 1417 während des Konzils geschaffenen<br />
Wandmalereien in der ehemaligen Augustinereremitenkirche zu Konstanz läßt sich<br />
indessen nicht herstellen. - b) Spätromanisches Fenster in der Mitte der Chorostwand. Ungefähr<br />
gleich groß wie das oben beschriebene, jedoch tiefer, zwischen den beiden<br />
spätgotischen Fenstern und auf gleicher Sohlbankhöhe mit ihnen gelegen, wurde es<br />
1913 mit der ganzen innern Ostwand bloßgelegt und photographiert (Abb. 342), in<br />
der Folge durch die Orgelarchitektur verdeckt. Es sitzt in einer Bollensteinmauer,<br />
die sich auf die ganze Chorbreite erstreckt und auch nach oben keine Naht erkennen<br />
läßt. Die Leibung zeigt Reste einer dekorativen Bemalung mit schönliniger Wellen-<br />
Abb. 342. Hundwil. Kirche. Spätromanisches Rundbogenfenster mit Sandsteingewände, dessen<br />
Leibung mit einer feinlinigen Wellenranke bemalt ist, in der aus Bollensteinen gefügten Chorostwand.<br />
Anläßlich der Innenrenovation 1913 photographiert. - Text oben.
kirche 37 1<br />
Abb. 343. Hundwil. Kirche. Sogenannter Schalltopf aus gebranntem Ton, vermutlich ^.Jahrhundert,<br />
1913 aus der Südwand geborgen. Unbekannter Privatbesitz. Photographie des Schweizerischen<br />
Landesmuseums, Zürich. - Text S. 373.<br />
ranke aus akanthusartig gefiederten Palmetten. Frühgotisch, letztes Viertel 13. Jahrhundert?<br />
4. Dachstuhl von 1750 des JAKOB WZ^HANS ULRICH GRUBENMANN. Vgl. Zeichnung von<br />
Arch. J. MEIER, Wetzikon, in: RIETMANN, Fol. 92. Interessante Konstruktion von<br />
Sparrengebinden. Diese sind ohne Firstpfette in einem Abstand von 112 cm durch<br />
zwei Zwischenpfetten und die üblichen Windrispen gegenseitig versteift, in sich<br />
selbst zudem durch zwei anstatt einen Kehlbalken in einem Höhenabstand von rund<br />
135 cm, außerdem durch zwei vertikale Strebenpaare verstärkt. Das eine davon ist<br />
kreuzweise verblattet und verstrebt unterhalb des obern Kehlbalkens nochmals das<br />
Sparrenpaar, indem es auch am untern Kehlbalken durch Uberblattung befestigt<br />
ist. Das andere Paar dient der zusätzlichen Versteifung der beiden Kehlbalken und<br />
der gekreuzten Streben in der Weise, daß aufjeder Seite eine Strebe vom Traufgesims<br />
her längs den Sparren, jedoch stärker einwärts geneigt in jeweiliger Uberblattung<br />
der Kehlbalken und Strebenarme bis über den obern Kehlbalken emporsteigt,<br />
ohne sich mit dem Pendant zu treffen. - Verschiedene Einschnitte im Gebälk lassen<br />
auf Verwendung älterer Teile schließen.<br />
5. Turm, a) Der 18g4 abgebrochene, von JAKOB und HANS ULRICH GRUBENMANN /750<br />
erhöhte und umgestaltete Turm des 14.Jahrhunderts (Abb. 328, 334-336). Er trat mit<br />
der einheitlichen Gestaltung von 1750 in Erscheinung und glich fast vollkommen<br />
dem ein Jahr zuvor von JAKOB GRUBENMANN in Stein errichteten Kirchturm.
372 hundwil<br />
o<br />
5 CM<br />
Abb. 344 und 345. Hundwil. Die beiden spätgotischen Maßwerke an der Chorostwand mit Fischblasen-<br />
u nd Kleeblattmotiven. Maßstab 1: zirka 43. - Horizontalschnitt des spätgotischen Sandsteingewändes<br />
am Westportal mit Viertel-und Halbrundstäben. Maßstab 1: zirka 2,6. - Text S. 367,<br />
und 3 74 f.<br />
Mit Eckquadern gesäumt, rundbogigen, gekuppelten Schallfenstern versehen, sonst<br />
jedoch ungegliedert, trug er über vier Uhrengiebeln in nachgotischer Manier wie<br />
viele GRUBENMANN-Türme einen schlanken, achtseitigen Spitzhelm. Das Aussehen<br />
vor 1750 ist unbekannt. Im Erdgeschoß befand sich wie noch heute das Archiv mit<br />
Zugang vom Chor her. Der Turmeingang lag ebenfalls wie noch heute im ersten<br />
Geschoß vom Chor her und wurde mittels einer Holztreppe erreicht. - b) Turm von<br />
i8g4. Neugotischer, in sich gut proportionierter Kolossalbau mit großzügiger Geschoßeinteilung<br />
und hohem, von steilen Wimpergen und Spitzhelm bekröntem<br />
Glockengeschoß, das von je einem großen zweisprossigen, spitzbogigen Maßwerkfenster<br />
aufgelockert ist. Der Turm setzt einen markanten Akzent in Dorfbild und<br />
Landschaft, nimmt aber zu wenig Rücksicht auf das Größenverhältnis der Kirche<br />
selbst. Im Erdgeschoß Archivraum. Die Zugänge vom Chor her wurden vom alten<br />
Turm übernommen, zudem ein ebenerdiger Turmeingang von außen auf der Westseite<br />
angelegt. Darüber ist «Anno 1894» eingemeißelt (Abb. 3 33,337)-<br />
6. Weitere archäologische Feststellungen anläßlich der Innenrenovation iffiß 1 - 1. Die Beschreibung<br />
des Mauerwerks, das fast durchwegs aus sehr grobem Material, Bolleni<br />
RIETMANN, Fol. 92, gestützt auf mündliche Angaben des Augenzeugen alt Oberrichter J.Berweger.
kirche 373<br />
steinen («Rollsteinen»), bestanden habe, wurde anläßlich der Außenrenovation 1972<br />
bestätigt (zahlreiche Photographien im KdmA). - 2. Beim Abdecken des Fußbodens<br />
stieß man auf keine andern Fundamente. - 3. Spuren von alten Malereien kamen unter<br />
dem Verputz fast überall, besonders auf der Empore, zum Vorschein. - 4. In der<br />
Südmauer von halber Höhe an aufwärts und ohne Regelmäßigkeit auf sie verteilt<br />
wurden unter dem Verputz mindestens zehn sogenannte Schalltöpfe aufgedeckt und<br />
entfernt, Tongefäße, die mit der Öffnung gegen das Kircheninnere liegend und verschlossen<br />
eingemauert waren. Ein Exemplar besitzt die Sammlung der Kantonsschule<br />
Trogen, ein zweites befindet sich in unbekanntem Privatbesitz (Abb. 343).<br />
Für diese eigentümliche Erscheinung hat WERNER STÖGKLI neuestens in einer umfassenden<br />
Untersuchung Parallelen in ganz Europa vom 11. bis 17., die zahlreichsten<br />
jedoch aus dem 13. und 14. Jahrhundert festgestellt. Sie sind fast durchwegs in der<br />
gleichen Art und Weise in der obern Mauerhälfte und auch in den Gewölben besonders<br />
von Stifts- und Klosterkirchen eingelassen. Mit diesen Schalltöpfen scheint eine<br />
akustische Verbesserung der Kirchen mindestens beabsichtigt gewesen zu sein. Das<br />
geht aus den schon im 15. Jahrhundert geäußerten Zweifeln an deren Wirksamkeit<br />
hervor'. Ihr Vorkommen in Räumen, für die die Akustik belanglos war, läßt aber<br />
auch an eine beabsichtigte Entfeuchtung denken. - Zu den archäologischen Feststellungen<br />
anläßlich der Außenrenovation 1972 siehe oben, S. 364, 366.<br />
I WERNER STÖGKLI, Tongefäße in mittelalterlichen Kirchen, in «Keramik in der Kirche des<br />
Augustiner-Ghorherrenstiftes in Kleinlützel SO», Lizentiatsarbeit, vorgelegt der Philosophischen<br />
Fakultät I der Universität Zürich. Ms., 1969. ExemplarimSLM.<br />
Abb. 346. Hundwil. Kirche. Westportal mit spätgotischem Sandsteingewände, wohl Anfang 1 G.Jahrhundert<br />
(vgl. Abb. 345), vor der Renovation 1972/73,undmitder klassizistischen, bemalten Holztüre<br />
von 1856 bis 1858. - Text S. 367 und 374 f.
374 hundwil<br />
BAUGESCHICHTLICHE SCHLUSSFOLGERUNGEN UND DIE EINZELNEN BAUETAPPEN, I . Der<br />
turmlose spätromanische Bau des 13. Jahrhunderts (siehe oben, S. 354, 363). Dieser Bau ist<br />
erhalten im Mauerwerk der vier Kirchenwände über langgezogenem, fast rechteckigem<br />
Grundriß bis zur Trauf- und scheinbar bis zur Giebelhöhe. Das zeigt sich<br />
sowohl an der Einheitlichkeit des nahtlosen Mauerwerks ringsum als auchan den zum<br />
Teil wieder sichtbar gemachten romanischen Fenstern auf drei Seiten. Dasjenige in<br />
der Mitte der Ostwand schließt die vermutete ursprüngliche Existenz einer Apsis aus,<br />
dasjenige an der Nordfront hinter der bestehenden Kanzelrückwand auch das<br />
ursprüngliche Vorhandensein eines Turms jedenfalls an dieser Stelle; denn es mündete<br />
schon beim Vorgängerturm auf dessen Westmauer, die hier stückweise stehen<br />
gelassen worden ist, wurde also durch die nachträgliche Errichtung eines Turms seiner<br />
Funktion beraubt. Bei der gegebenen Bausituation (romanische Fenster auch auf der<br />
Ost- und Südseite) kommt ein an anderer Stelle angebauter ursprünglicher Turm<br />
ebenso wenig in Frage wie hier. Ein frei stehender Turm ist wenig wahrscheinlich,<br />
ebenfalls bei den bescheidenen ländlichen Verhältnissen ein zweimaliger Turmbau an<br />
verschiedener Stelle. Vielleicht bestand ein Dachreiter.<br />
2. Turmbau des 14.115. Jahrhunderts. Spätester Bautermin ist das Datum der ältesten<br />
bekannten Glocke von 1452, frühester vielleicht die Ausmalung des auf die westliche<br />
Turmmauer mündenden spätromanischen Fensters. Nach dem Turmbau und der<br />
damit verbundenen Vermauerung der äußern Fensterhälfte wäre diese bedeutungsvolle<br />
Malerei mit zwei Heiligen kaum mehr sinnvoll gewesen, die aus stilistischen<br />
Gründen um 1400 datiert werden kann. Siehe oben, S. 369 f.<br />
3. Spätgotische Neugestaltung, wahrscheinlich Anfang des 16. Jahrhunderts. Davon sind<br />
erhalten; a) Zwei einsprossige Spitzbogenfenster mit Fischblasenmaßwerk in der Chor-<br />
Abb. 347. Hundwil. Kirche. Das Innere gegen die Chorostwandim Zustand von 1858 bis 1913. Alte<br />
Photographie. - Text S. 357, 363 f.und 376.
kirche 375<br />
i<br />
aL\<br />
m<br />
Abb. 348. Hundwil. Kirche. Das Innere gegen die Chorostwand seit der Innenrenovation von 1913<br />
(vgl. Abb. 347) mit dem nach Plänen von Architekt August Hardegger auf einer klassizistischen<br />
Tribüne errichteten Orgelprospekt. - Text S. 364, 367f. und 376.<br />
ostwand, die wahrscheinlich zwei spätromanische ersetzten. Bis zur Vergrößerung<br />
bzw. Neuanlage der Fenster im Schiff im Jahre 1750 besaßen ziemlich sicher auch<br />
jene eine spitzbogige Form. - b) Das Sandsteingewände des Westeingangs. Die<br />
Datierung ins beginnende 16. Jahrhundert beruht neben stilistischen Gründen (z.B.<br />
Rundbogen des Portals) auf der Tatsache, daß den Appenzellem aus den sogenannten<br />
Pavierzügen reiche Geldmittel zuflössen, die in Appenzell und Herisau sogar zu<br />
Kirchenneubauten führten.<br />
4. Umbauten seit 1750. Sie sind dokumentiert durch Archivalien (siehe Baugeschichte,<br />
S. 363f.) und Bildquellen. Der 1750 abgegangene «unter Kor» deutet vielleicht auf<br />
eine vorher durch Stufen bewirkte Zweiteilung des Chors und die «Kleinkirche», die<br />
damals erweitert und vergrößert und nach vorn in den Chor genommen werden
hundwil<br />
sollte, auf eine frühere, vermutlich nur in der Bestuhlung sichtbare Einteilung des<br />
Innern.<br />
Ausstattung<br />
Zu den vorreformatorischen Altären des hl. Martin und der hl. Anna siehe kirchliche<br />
Verhältnisse, S. 355. Nachrichten über die Ausstattung vor 1750 fehlen übrigens. -<br />
Barocker Taufstein von 1750 (Abb. 350). 1856-1858 repariert 1 . Sandstein, H. 85 cm.<br />
Dm. 71 cm. Gedrungene, achtseitige Kelchform mit ausgewogenen Proportionen. Ein<br />
Karnies leitet vom Fuß zum Schaft über. Der zum Becken gehörige Klappdeckel<br />
aus gestrichenem Holz, H. 11 cm. Dm. 99 cm, ist wie ein Kranzgesims profiliert. -<br />
Barocke Kanzel von 1750 (Abb. 349). Ebenfalls 1856-1858 repariert 2 . Holz und holzfarbig<br />
gestrichen. Der fünfseitige, gerade Korb weist kräftige Sockelprofile und<br />
einen trichterförmigen Fortsatz auf. Der ebenfalls fünfseitige Schalldeckel ist mit<br />
fünf S-förmigen Voluten bekrönt, die einen Obelisken tragen.Im ganzen eine schlichte<br />
Schreinerarbeit. - Gestühl, 1856 bis 1858. - Orgel. 1838 wurde eine Hausorgel mit<br />
sechs Registern auf Kosten einer privaten Gesellschaft angeschafft und aufgestellt 3 .<br />
Als erste Kirchenorgel ist die bestehende, 1913 durch die Firma THEODOR K UHN,<br />
Männedorf, ausgeführt worden. Neubarocker Orgelprospekt nach Entwurf von<br />
Architekt AUGUST HARDEGGER 4 (Abb. 348).<br />
Kirchliche Gefäße<br />
Abendmahlsgefäße1. Spätgotischer Kelch des 16. Jahrhunderts (Abb. 353). H. 17,5 cm.<br />
Ohne Zeichen. Schräg ansteigende, silbervergoldete Kuppa, kupfervergoldeter Fuß<br />
und Knauf. Dem kreisrunden Fuß ist ein erhabener Sechspaß einbeschrieben, der<br />
sich nach oben zu einem sechskantigen Schaft verjüngt. Der eigentliche Schaft besteht<br />
aus zwei dünnen gedrehten Teilen, zwischen denen der kissenförmige, sechsteilige<br />
Knauf sitzt. Der Kelch wurde von DORA FANNY RITTMEYER «um 1570» datiert. -<br />
2. Kelch von i6jo (Abb. 354). Silbervergoldet, H. 17,8 cm. Beschauzeichen «G» und<br />
Meisterzeichen «NR» (ligiert) desNATHANAEL REUTINER (1630-1684) von St. Gallen<br />
(NblSG 1930, Abb. Nr. 3; S. 23, Nr. 10; S. 35, Nr. 68). An der Kuppa Stifterinschrift<br />
in Antiqua: « HERR LANDSHAUPTMAN JOHANNES RAENFLER AETATIS 72 Ao 1670.» Die<br />
Form ist derjenigen des spätgotischen Kelchs angeglichen, der kreisrunde Fuß<br />
jedoch ohne Sechsteilung, dagegen in frühbarockem Stil karniesförmig gewölbt. -<br />
3. /^vuei neugotische Kelche mit Deckel, Silber, 36 cm. Marke «Walcher» (ISAAK WAL<br />
CHER aus Glarus in Zürich, 1810-1874), der eine mit Hundwiler Wappen und Inschrift<br />
«ANNO DOMINI 1871», der andere mit einem Stifterwappen versehen. - 4. Drei<br />
glockenförmige Weinkannen (Abb. 351). Zinn,H. 35,5 cm. Numeriert I, II, III. Marke:<br />
Von Hauszeichen bekröntes, ligiertes «HH» des HEINRICH HILLER, St. Gallen<br />
(BOSSARD I, Nr. 275, und II, S. 151), ohne Stadtmarke. Die Bodenrosette stellt eine<br />
Blume dar. Auf dem schräggstellten Schild eingraviert: «Kirch Hund Will:». Die<br />
Flanken sind mit sechs Wülsten oben und zwei unten verziert. Um den Ausguß<br />
1 Protokoll der Kirchenbaukommission 1856-1858, S. 2.<br />
2 Protokoll der Kirchbaukommission 1856/58. 3 AMB 1838, S. 14g.<br />
4 PrKV, 9.Mai 1913. - Jahresrechnungder Gemeinde 1913, S. 4of.:An THEODOR KUHN, Männedorf,<br />
laut Vertrag 10450 Fr.<br />
5 RITTMEYERu n d STEINMAHN, S.32f.
kirche 377<br />
Abb. 349 und 350. Hundwil. Kirche. Schlichte barocke Holzkanzel von 1750 mitder klassizistischen<br />
Balustrade von 1913. Rechts die rundbogigen Türenvon 1750 zu Turmarchivund Turm. - Barocker<br />
Taufstein von 1750 aus Sandstein in Gestalt eines achtseitigen Kelchs mit hölzernem Deckel (vgl.<br />
Abb. 348). - Text S. 367f. und 376.<br />
Gravuren. Schloß von III erneuert. - 5. J^imteller. Dm. 31,2 cm, H. 2,4 cm. Wappenmarke<br />
des G. CANE, Appenzell (BOSSARD I, Nr. 323, und II, S. 162). Auf dem Rande<br />
Antiquainschrift: « GEMEINDE HUNDWEIL I8 25 ». - 6. Zinnsehale. Dm. 17,2 cm, H. 4,1 cm.<br />
Auf der Außenseite des Bodens eine Engelmarke mit dem Namen des Zinngießers<br />
«Johannes Bosch» von Rheineck, ebenso die Antiquaumschrift: «GEMEIND HVNDWIL<br />
1825.» _ 7- Brotteller. Silber, Dm. 2 8 cm. Marke «WALCHER». Eingravierte Widmungsinschrift:<br />
«Geschenk unseres Mitbürgers J. Jacques Koller in Paris Weihnachten<br />
1871».<br />
Taufkessel. Kupfer, innen verzinnt. Dm. 24 cm, H. 13 cm. Henkel aus Messing.<br />
Gute Handarbeit, i8. Jahrhundert(?).<br />
Glocken<br />
A. Ehemaliges Geläute von vier Glocken des 15. und des ersten Viertels des 16. Jahrhunderts.<br />
Die drei größern, mit jeweils einem Datum und einer Inschrift versehenen Glocken<br />
wurden 1 894 eingeschmolzen. Ihr Gewicht betrug zusammen 2696,5 kg 1 . Ihr Aussehen<br />
ist durch Photographien bekannt 2 . Die Inschriften waren um 1834 vom Maler<br />
1 Jahresrechnung der Gemeinde 1894/95, S- i4'- : Erlös aus den drei alten Glocken im Gesamtgewicht<br />
von kg ä 1 Fr. 80 Rp. beträgt 4853 Fr. 70 Rp.<br />
2 Bilddokumente 10.
378 hundwil<br />
c<br />
Abb. 351 und 352. Hundwil. Kirche bzw. Pfarrhaus. Glockenförmige Weinkanne aus Zinn. Links:<br />
zum Gebrauch des Abendmahls, rechts:um 1825, z u profanem Gebrauch in der Ratsstube. - Text<br />
S. 376 f. und 381.<br />
Jon. ULRICH FITZI paläographisch getreu kopiert worden 1 . Die kleinste der vier<br />
Glocken hängt, gesprungen und des Dienstes enthoben, noch im Turm (s.u.).<br />
Männerglocke von 1522. Halsumschrift in gotischer Minuskel, jedes Wort durch einen<br />
Zierschnörkel getrennt, zwischen zwei Paaren von dünnen Zierleisten: « + o • rex •<br />
glorie • christe • veni • nobis • cum • pace • anno • domini • m • ccccc • xxii + ». Auf der<br />
Flanke in Hochrelief kleine auf Konsole stehende Figur der Maria mitdem Jesuskind.<br />
Über dem Schlagkranz drei Zierleisten, sonst schmucklos. - 2. Frauenglocke von 1452.<br />
Sie stimmte in der Gestalt und im Wortlauf der Halsumschrift mit der größern<br />
Glocke überein, wich dagegen ab im Datum «..m" • cccc~ • Iii" + », in den Zierzeichen<br />
zwischen den einzelnen Wörtern, ganz wenig auch im Typ der gotischen<br />
Minuskel und besaß kein Flankenrelief. - 3. Vesperglocke von 1506. In Gestalt und<br />
Schmuck unterschied sie sich leicht von den beiden größern Glocken. Zwischen Hals<br />
und Krone war sie flacher, die Halsumschrift nur von zwei Zierleisten gesäumt, wovon<br />
die obere von einem umgekehrten, rosettenbesetzten Bogenfries begleitet war, der<br />
Schlagkranz von einem einzigen Steg. Halsumschrift in gotischer Minuskel; « + @ o<br />
mariadu gotes zellbe hüt alles das ich über schell m ccccc vi i°ar + @ ». Aufder Flanke<br />
hl.Pilger (Jakobus?).<br />
B. Bestehendes Geläute von vier Glocken i8g4. Gewicht: 3375, 1788, 1025, 444 kg-<br />
Tonart: B-D'-F'-B' 2 . Dm. 177, 140, 115, 88 cm. Alle vier Glocken mit der Signatur<br />
«GEGOSSEN VON RUETSCHI & co IN AARAU»am Schlagkranz, mit geflügelten Engelsköpfen<br />
an der Krone, mit neugotischen Distelblumenranken, Maßwerk- und Krab<br />
1 Zusammen mit Glockeninschriften von Urnäschmit Bleistift und Tusche auf Blatt, 18,9 X 23,2cm,<br />
gezeichnet, auf dessen Rückseite eine 1834 datierte Zeichnung mit Häusern von Teufen steht. Im<br />
Besitz von JOHANNES FISCH, Wiesendangen. Photokopien i m KdmA und GdeA. Vgl. NÜSCHELER,<br />
Glocken, S. 35 f.<br />
2 Jahresrechnung der Gemeinde 1894/95, S. 14f.: Gesamtkosten ohne Abzug des alten Glockenmaterials<br />
betragen 29085 Fr. 12 Rp. - PrGdeV, 8. Okt. 1893. - Akten und Verträge im GdeA, III,<br />
28. - Protokoll der Kommission in Sachen des neuen Geläutes in Hundwil, 17. Dez. 1891 bis 6. Okt. 1893.
FRIEDHOF UND EHEMALIGES BEINHAUS<br />
379<br />
Abb. 353 und 354. Hundwil. Kirche. Abendmahlskelche. Links: spätgotisch, 16.Jahrhundert, rechts:<br />
von Nathanael Reutiner, St. Gallen,um 1670. - Text S. 376.<br />
benfriesen am Hals und mit Distelblattranken über dem Schlagkranz, die größte<br />
zudem in der Mitte der Flanke mit dem Hundwiler Wappen. Die Bibeltexte an den<br />
Flanken, bei der großen Glocke unter dem Wappen angebracht, sind ausdrücklich<br />
entnommen: Lukas 2, 14 und 11, 28; Psalm 37, 5; Markus 10, 14. - Ausgediente Glocke<br />
des ehemaligen Geläutes, vermutlich 15. Jahrhundert.H. samt Krone 49 cm, sonst 38 cm.<br />
Dm. 47 cm. Die Gestalt ist ähnlich wie die der zwei ehemaligen großen Glocken,<br />
doch außer einer Zierleiste über dem Schlagkranz ohne Inschrift und Schmuck.<br />
FRIEDHOF U ND EHEMALIGES BEINHAUS<br />
Der Friedhof lag bis 1885 bei der Kirche. Bilder des ersten Drittels des 19.Jahrhunderts<br />
zeigen ihn mit idyllischer Mauerumfriedung, drei vermutlich 1750 barock<br />
gestalteten Toren, die die Mauer überragten, und dem kleinen Beinhaus im Südostwinkel<br />
1 . Das größte Tor führte mit korbbogiger Öffnung unter einem Pultdach<br />
direkt auch zum Westeingang der Kirche. 1835 wurde die Friedhofmauer fast vollständig<br />
erneuert, die in den Landsgemeindeplatz vorgeschobene Nordwestflanke zurückversetzt<br />
und «in gerader Linie an die Kirche anschließend» neu aufgeführt 2 .<br />
1885 Verlegung des Friedhofsan die heutige Stelle westlich des Dorfes 3 und infolgedessen<br />
Entfernung der Mauern 4 . - Das Beinhaus wird erstmals im Zusammenhang<br />
mit seiner Räumung von den Gebeinen 1615 erwähnt 5 . 1750 sollte es abgebrochen<br />
werden 6 , blieb aber offenbar noch bis um 1830 bestehen. Auf der Darstellung der<br />
1 Bilddokumente5-7 (möglicherweise wie das Ereignis selbst retrospektiv gemalt). - Die Vorschläge<br />
an die Kirchhörevon 1750, Punkt 8, lauteten: «Die Kirchhoftürenauf beiden Seiten vergrößernund<br />
mit Steinplatten dieKirchhofmur belegen, so vormal mitSchindeln bedeckt war.» — RIETMANN, Fol. 74.<br />
2 TurmknopfdokumentV. —Kosten: 583 Gulden 2 Kreuzer.<br />
3 Jahresrechnungder Gemeinde 1885, S. i8f.<br />
4 Auf Photographieum 1890 (mit demnoch stehenden alten Turm) sind die Mauern verschwunden.<br />
Bilddokument 9.<br />
5 WALSER,S. 585.<br />
6 Laut Vorschlägen an die Kirchhöre. RIETMANN, Fol. 74.
38° hundwil<br />
Landsgemeinde von 1833 durch Jon. ULRICH FITZI und CASPAR BURGKHARDT ist es<br />
bereits verschwunden 1 . Der kleine Steinbau war scheinbar quadratisch und mit<br />
einem Zeltdach gedeckt (Abb. 355).<br />
PFARR- U ND E HEMALIGES R ATHAUS (Nr. 12)<br />
GESCHICHTLIGHES. ES wurde um 1607/08' wohl wie in Herisau von der Gemeinde,<br />
deren Eigentum es immer war, mit einem Zuschuß aus dem Landessäckel erbaut.<br />
1609 wurden von mehreren Gemeinden Außerrhodens Wappenscheiben in die Ratstube<br />
gestiftet (s.u.), 1612 von den eidgenössischen Ständen für Fenster und Ehrenwappen<br />
«ufs Kathus zu Hundwil» 6 Pfund gespendet 3 . Es diente als Pfarrhaus, als<br />
Rathaus der Hauptleute und Räte beider Hundwiler Rhoden bis zur Abtrennung<br />
der untern als Gemeinde Stein 1748, dann praktisch für die obere, die Gemeinde<br />
Hundwil, allein, obwohl der untern das Benutzungsrecht weiter zustand, ferner bis<br />
zur neuen Kantonsverfassung von 1876 als Rathaus für die Frühjahrssitzung des<br />
Großen Rats alle zwei Jahre, jeweils vor der Hundwiler Landsgemeinde und für<br />
Sitzungen des Kleinen Rats hinter der Sitter 4 . Heute dient die ehemalige Ratsstube<br />
praktisch nur noch als Landsgemeindestube, d.h. zur gastlichen Aufnahme der<br />
Regierung und deren Ehrengäste anläßlich der Landsgemeinde. Letzte Außenrenovation<br />
1941 5 . Vollständige Neugestaltung der Ratsstube zur Landsgemeindestube<br />
1943 durch Architekt JOHANNES WALDBURGER, Herisau 6 .<br />
BESCHREIBUNG. Sechsgeschossiger, über gequadertem Erdgeschoß an der Front<br />
getäferter, sonst geschindelter Strickbau mit mittelsteilem, giebelständigem Satteldach<br />
und mit völlig symmetrischer Anordnung der Reihenfenster an den Obergeschossen<br />
(2 X je 2 + 6 + 2/rundbogige Luke + 6 + rundbogige Luke/4/gekuppelte,<br />
rundbogige Estrichluken). Auf den Abbildungen des ersten Drittels des 19. Jahrhunderts<br />
weist er über den Obergeschossen noch stark ausladende Klebedächer auf 7 . Die<br />
jetzige Gestaltung des Fassadentäfers mit schmalen Klebedächern und flankierenden<br />
Kolossalpilastern geht auf eine Renovation vermutlich um 1840 zurück. Quaderverkleidung<br />
des Erdgeschosses, leicht karniesbogiges und verkröpftes Türgewände mit<br />
Hundwiler Wappen im Schlußstein, drei in der Gestalt entsprechende Fensterpaare<br />
rechts und ein Ochsenauge links davon wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />
in Sandstein geschaffen, 1941 jedoch durch Kopien in Kunststein ersetzt.<br />
Eichene, neubarocke Haustüre ebenfalls von 1941 (Abb. 328, 335-337, 358).<br />
Ausstattung<br />
1. Holztisch mit gespreizten, kandelaberförmigen Füßen. H. 74 cm. An der Front<br />
der Schublade eingelegtes Datum und Initialen « HMZZ 1765 FMA» des Herrn<br />
1 Bilddokument 3. - Ebenfalls auf Bilddokument 8.<br />
2 LautAMB 1841, S.8: 1607; laut WALSER, S. 88: 1608 erbaut. Siehe auch S.395 unten.<br />
3 Eidgenössische Abschiede, zitiert in:AJB 1952, S. 49.<br />
4 WALTER SCHLÄPFER in:A J B1948,S. 8 -11.<br />
5 Jahresrechnung der Gemeinde, 1941, S. 16. Kosten: 3614 Fr. 55Rp.<br />
6 AZ, 17., 28., 30. Aprilund i.Mai 1943. Vgl. AZ,4. und 8.Aug. 1942.<br />
7 Bilddokumente 1-8. Aufden Photographien der i870-i88oerJahre fehlen sie bereits.
pfarr-und ehemaliges rathaus 381<br />
Abb. 355. Hundwil. Kirche mit Friedhof und mit demum 1830 abgebrochenen Beinhaus von Südwesten.<br />
Öl auf Leinwand von Johann Bartholome Thäler von Hundwil in Herisau,um 1830 (Ausschnitt).<br />
Gemeindekanzlei Hundwil. - Text. S. 356 und 379 f.<br />
(Gemeindehauptmann) Martin Zähner und der Frau Martha Alder 1 . - 2. In der<br />
Ratsstube drei glockenförmige Weinkannen (Abb. 352). Zinn, H. 40 cm. Die Marke im<br />
Innern auf dem Boden anstelle einer Rosette: Neben dem Wappenschild von Rheineck<br />
ein Schild mit ursprünglich zwei Initialen, wovon die erste, wahrscheinlich «H»<br />
oder «I», abgeschliffen ist, die zweite « B » auf JOHANNES BOSCH von Rheineck weist,<br />
der auch die «1825» datierte Schale (S. 377) schuf 2 . - 3. Die Wappenscheiben der Ratsstube.<br />
a) Die gantz Ktlchöri Hundwyl. 1600 (Abb. 327). 43 X 33 cm. Die Scheibe befand<br />
sich immer in HundwilAuf illusionistischem Podium wird vor einer Säulenarchitektur<br />
mit Mittelstütze von zwei Hellebardiers das Hundwiler Wappen flankiert: in<br />
Weiß (Silber) ein aufrecht nach heraldisch rechts schreitender schwarzer Bär mit<br />
roten Waffen, gefolgt von einem lachsroten, aufrechten Hund mit einem goldenen<br />
Halsband. Es ist das älteste bekannte Hundwiler Wappen in Farben. Die Eckbilder<br />
1 Altes Familienregister, Nr. 3510 (GdeA).<br />
2 Die beiden Marken sind in dieser Verbindung die einzigen im Inventar von Appenzell A.Rh.<br />
Doch findet sichan denWeinkannen des RathausesTrogen eine kleine Engelmarkemit «HB» zusammen<br />
mit großer Engelmarke des «Johannes Bosch». - Weiteres siehe RITTMEYER und STEINMANN,<br />
S. 25f. mit Anm. 5.<br />
3 Das Fehlen der Scheibe unter den von JOH. ULRICH FITZI 1818 im Rathaus Hundwil kopierten<br />
Scheiben des Wappen-und Fahnenbuchs von JOH. CASPAR ZELLWEGER (KtB Trogen) spricht nicht<br />
gegen ihr damaliges Vorhandensein daselbst,da es Zellweger offensichtlichum die Geschlechterwappen<br />
ging, nichtum die Scheiben als solche.
382 hundwil<br />
fit Kil<br />
l60q<br />
Abb. 356 und 357. Hundwil. Pfarr- und ehemaliges Rathaus. Ratsscheibe der beiden Rhoden von<br />
Hundwil (vgl. Abb. 327), 1609, mit ergänztem Mittelteil. Ehemalige Ratsstube. - Ratsscheibe von<br />
Gais, 1650, verschollen. Photographie vor 1914. - Text unten.<br />
zeigen unten links Simson mit dem Löwen und die Beschriftung «Jud. XIIII Cap.»,<br />
rechts einen Horn blasenden Engel, oben links Salomons Urteil, rechts Jakobs Traum<br />
(Jakobsleiter). Zwischen beiden Oberbildern Blumen in Blattkranz. Guter Erhaltungszustand.<br />
- b) Hauptlüth Klein vndgroße Rüth Beeder Rooden Hundwyl. 160g (Abb. 356).<br />
43 X33 cm - Die Scheibe wurde 1952 vom Kanton gekauft 1 und als Depositum hierher,<br />
an den ursprünglichen Standort, zurückgegeben. Noch 1818 waren hier deren<br />
Inschrift und 4 7 Ratsherrenwappen von J OH. U LRICH FITZI für JOHANN CASPAR<br />
ZELLWEGERS Fahnen- und Wappenbuch, Fol. 49f., kopiert worden. Schon damals<br />
fehlte eines der ehedem 48 Wappen. Deren Schilde umgeben in zwei Reihen das<br />
Mittelbild. Dieses muß entsprechend der ebenfalls 1609 von den Herisauer Ratsherren<br />
hierher gestifteten Scheibe eine allegorische Darstellung enthalten haben (s.u.), die<br />
seit der Rückkehr der Scheibe durch den Appenzeller Bären und andere Lückenbüßer<br />
ersetzt ist. Unter dem Mittelbild in Rollwerkkartusche die ursprüngliche Inschrift. -<br />
Abgewanderte Ratsscheiben. Neben der beschriebenen Hundwiler Ratsscheibe hat der<br />
Zeichner Jon. ULRICH FITZI 1 818 auf dem Rathaus zu Hundwil noch folgende drei<br />
Ratsscheiben gesehen und deren Wappen und Stifterinschriften in Fraktur für das<br />
Wappen- und FahnenbuchJ . G. ZELLWEGERS kopiert, jene des Rats von Gais (Fol.<br />
69), von Herisau (Fol. 58) und von Urnäsch (Fol. 56). a) Statthalter Landts Fendrich<br />
Hauptlüt vnd Reth vf Gais. 1650 (Abb. 357). I m Mittelbild, das von Bogenarchitektur<br />
umgeben ist, der vor Zeltlager thronende Gesetzgeber Moses, dem sein Schwiegeri<br />
Auktion Jürg Stucker, Bern,Nov. 1952, Nr. 3680. - Brief des Regierungsrates vom 17. Nov 1952. -<br />
Mitteilung der Landesbuchhaltung. Vgl. Wappenbuch, S.XV,d.
pfarr-und ehemaliges rathaus 383<br />
Abb. 358. Hundwil. Pfarr-und ehemaliges Rathaus. 1607/08 erbaut. Spätbarocke Gestaltung, zweite<br />
Hälfte 18.Jahrhundert (1944 erneuert). Durch kolossale toskanische Pilaster gegliedertes Fronttäfer,<br />
nach 1833 (vgl. Abb. 328 und 335: mit Klebedächern). - Text S. 380.<br />
vater Jethro zur Einsetzung tüchtiger Vorsteher rät. Darunter in Rollwerkkartusche<br />
die ausdrücklich auf 2. Buch Mosis, 18. Kap., bezogene Bilderklärung. Über dem Bild<br />
in Rollwerkkartusche der oben zitierte Titel; darüber das von einem Engel gehaltene<br />
Wappen Altherr vor einer weitern Rollwerkkartusche mit Frakturinschrift und<br />
Datum: «Herr Statthalter Johannes Altherr. 1650». Dieser Aufbau ist unten und auf<br />
der Seite von dreizehn namentlich bezeichneten Ratsherrenwappen gesäumt. Standort<br />
der Scheibe bis zum Zweiten Weltkrieg im markgräfiichen Schloß Eberstein bei<br />
Baden-Baden. Heute verschollen 1 . - b) Seckelmeister Landtshauptman Houptlüt Klein vnd<br />
Große Reth der Kilchhöre Herisauw im vßeren Roden deß lands Appenzell (Tafel I). 43 X 33 cm.<br />
Mit Datum «1609» und Signatur «IM» (ligiert) des JOSIAS MURER, Zürich, in der<br />
Rollwerkkartusche unter dem Mittelbild. 1956 wurde die Scheibe vom Kanton aus<br />
bernischem Privatbesitz erworben 2 und hängt jetzt im Kantonalen Verwaltungsgebäude<br />
zu Herisau (S. 117). In dem von Säulenarchitektur und Wappen umschlossenen<br />
Mittelbild symbolische Darstellung der in Gottes Gesetz verankerten und von der<br />
Nächstenliebe geleiteten richterlichen Gerechtigkeit, ein thronender König, vor<br />
welchem auf einem Tisch zwischen den allegorischen Frauengestalten der Gerechtigkeit<br />
und Liebe «Gottes Gesatz» aufgeschlagen ist. Unter dem Bild in Rollwerk-<br />
1 Laut Mitteilung des Staatlichen Amtesfür Denkmalpflegein Karlsruhevom 18. März 1971, das<br />
die abgebildete Archivphotographie «aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg» in freundlicher Weise<br />
zur Verfügung stellte. Vgl. AZ, i.Aug. 1953, Nr. 178. Darin teilt PAUL BOESCH mit, die Scheibe<br />
befinde sich als Besitz des Markgrafen von Baden noch immerim Schloß Eberstein.<br />
2 Wappenbuch, S.XV,h. - AJB 1950, S. 12. - AZ, 24.Nov. 1956, Nr. 278, S. 3. - Protokoll des<br />
Regierungsrates, 9. Okt. 1956.
384 hundwil<br />
Abb. 359. Hundwil. Gasthaus zur Krone (Nr. 7, links). Strickbau, 1599 durch Meister Debus Bohl<br />
aus dem Toggenburg errichtet. Gestaltung des gequaderten Erdgeschosses mit Portalen, um 1776.<br />
Fronttäfer mit geschoßweiser Gliederung durch ionische Pilaster von 1828. Rosenegg (Nr. 5, rechts).<br />
Getäferter Strickbau, 17./18.Jahrhundert. - Text S. 358-360, 362 und 385 f.<br />
kartusche entsprechender Sinnspruch in Frakturschrift: «Es sol der Richter albereit<br />
vor Augen han Grechtigkeit und doch uffd' liebe syn gericht... Darnebst sol er üben<br />
sichJn Gottes Worte stetigklich...» Auf dem Fries darunter Stifterinschrift, von der<br />
die Kopie FITZIS im Wappen- und Fahnenbuch orthographisch abweicht. Von den<br />
vierundzwanzig persönlichen, mit Namen überschriebenen Ratsherrenwappen flankieren<br />
über dem Bild zwei durch Größe hervorgehobene undje durch einen Engel<br />
gehaltene Wappen des Althauptmanns und Landessäckelmeisters Johannes Schüß<br />
und des Landshauptmanns Lorenz Tanner eine Wappenpyramide, in der das<br />
Außerrhoder und das Herisauer Wappen gemeinsam vom Reichswappen bekrönt<br />
sind. Intensive, z.T. gegenseitig sich steigernde Farben: Rot, Violett und Gelb in der<br />
Architektur, Rot und Grün, Gelb, Blau und Violett im Mittelbild. - c) Alt Landlaman<br />
Houptlütt vnd Ratt Disser £ytt zu Vrnäschen. Anno 160g. Die Scheibe ist verschollen. Sie<br />
war mit den Wappen der vierundzwanzig Ratsherren geschmückt, überdies mit dem<br />
durch Helmzier und Schriftband besonders ausgezeichneten Wappen des Altlandammanns<br />
und Bannerherrn Sebastian Thörig.<br />
4. Altertumszimmer. a) Beschlagene Eisentruhe des 18. Jahrhunderts. 38,5 X 81 X 43 cm.<br />
Im Innern auf dem Schloßmechanismus ziseliertes, durchbrochenes Deckblatt mit<br />
großfigürlicher Hirschjagd und großblumigen Tulpen, auf beiden Querbändern<br />
zudem kleinfigürliche Tierjagd in Schmelztechnik. - b) Zwei Felder des Kirchenhimmels<br />
von /750. Tannenholz, bemalt,je 110 X 111 cm. Auf himmelblauem Grund trägt das<br />
eine die Gesetzestafeln, das andere das «Evangelium», beide mit entsprechenden
ürgerhäuser 385<br />
Sprüchen, das zweite zudem mit dem Datum «1750» versehen. - c) Modell des<br />
Kirchturmhelms von 1894. Holz, H. 15g cm, Fußbreite 30 cm. - d) Z we i Z we^änder<br />
(Paradeschwerter) mit vergoldetem Zierlaub. L. 185 cm. 18. Jahrhundert. Sie dienen<br />
als Insignien am Landsgemeindestuhl. - e) Siegelpresse. Zum Teil Nußbaumholz,<br />
H. 48,5 cm. Mit eingekerbtem Datum «1802». Gehört sehr wahrscheinlich zum<br />
Kanzleisiegel (Nr. 3). - f) Siegelpresse. Kirschbaumholz, H. 51 cm. Mit eingekerbtem<br />
Datum «1852». Gehört zum Jüngern Gemeindesiegel (Nr. 4).<br />
5. Brückenmodell der abgegangenen Hundwilertobelbrücke (8.397^, Abb.373).H. mit dem<br />
Kastenunterbau 112,5 cm > L. der Dachtraufe 249 cm. H. des altern Teils bis zur<br />
Fahrbahn 88,9 cm, L. der Fahrbahn 227,5 cm -D e n zwe i Bauetappen der Brücke<br />
entsprechend, besteht das Modell ebenfalls aus einem deutlich sichtbaren altern<br />
Teil bis zur Fahrbahnhöhe, der sehr wahrscheinlich von ENOCH BREITENMOSER um<br />
1839 verfertigt worden ist. Die ausgeführte Brücke unterschied sich vom Modell nur<br />
durch einen zusätzlichen Laufsteg unter der Fahrbahn durch die Sprengwerke in<br />
ganzer Brückenlänge. Um 1927 fügte Zimmermeister STAUB von Hundwil der zweiten<br />
Bauetappe entsprechend den Überbau hinzu. Vorher konnte die Brücke in einem<br />
dazu gebauten Gehäuse, auf dessen Sockel sie noch steht, verschlossen werden.<br />
BÜRGERHÄUSER I M D O R F<br />
Zum Allgemeinen siehe Lage und Gestalt, S. 358-360.<br />
Haus Nr. § («Rosenegg») (Abb. 359). Dem Ursprung nach vermutlich älter als die<br />
mit ihm zusammengebaute «Krone» (Nr.7 ) A n der Fassade «1853» datierter<br />
Lampenarm (Abb. 375). Im Innern klassizistisches Treppengeländer des 19. Jahrhunderts<br />
und tonnengewölbter Keller mit rundbogigem Sandsteingewändeam Eingang.<br />
Gasthaus Krone, Nr. 7. GESCHICHTLICHES. Laut Giebelinschrift von 1959, die sich auf<br />
ältere stützt 2 , 1599 von Meister DEBUS BOHL aus der Grafschaft Toggenburg erbaut<br />
und 1828 von Landsfähnrich Johannes Knöpfel (s.u.) renoviert. Auf ein schon<br />
vorher bestehendes Gasthaus an dieser Stelle weist die Stiftung einer zusammengehörigen<br />
Reihe von fünf Wappenscheiben aus der Zeit von 1538 bis 1543, wovon eine<br />
1818 von Jon. ULRICH FITZI an Ort und Stelle abgezeichnet worden ist (s.u.).<br />
Vielleicht ist auch der 1480 erwähnte «Hans Ammann, der Wirt zu Hundwil»3, mit<br />
diesem Gasthaus in Verbindung zu bringen. - BESCHREIBUNG (Abb. 359). Fünfgeschossiger,<br />
über gequadertem Erdgeschoß gestrickter und an der Front getäferter<br />
Giebelbau mit einer für die Bauzeit typischen schwachen Neigung des Satteldaches.<br />
Die Anordnung der Reihenfenster im ersten Obergeschoß asymmetrisch (7+6-I-2),<br />
darüber symmetrisch (4+6+4/Luke+6 + Luke/2). Das Fassadentäfer mit drei<br />
ionischen Pilastern im ersten und zwei weitern im zweiten Obergeschoß wahrscheinlich<br />
von 1828. Eingang mit graubemaltem, spätbarockem Sandsteingewände, das<br />
1942 nach dem Vorbild des ursprünglichen erneuert wurde 4. In dessen geradem,<br />
seitlich verkröpftem Sturz beidseits des Schlußsteins das Datum MDCC-LXXVI (1776)<br />
eines Umbaus, im Schlußstein selbst die Initialen «DE» des Gemeindehauptmanns<br />
1 Diegemeinsame Hauswand zwischen beiden Häusern gehört laut ServitutenprotokollzuNr. 5.<br />
2 Offenbar von 1828. Jene von 1599 existiert vermutlich auf der Strickwand unter dem Täfer.<br />
3 AUB ii62f. 4 RIETMANN, Fol. 62.<br />
25 - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
386 hundwil<br />
Abb. 360. Hundwil. Gasthaus zur Krone (Nr. 7, vgl. Abb. 359). Gaststube («Altertumsstube») mit<br />
grünem Kastenkachelofen, um 1776, mit altertümlichem Türgericht, wohl von 1599. Malerei in<br />
verspätetem Rokokostil, 1815 datiert. - Text unten.<br />
Daniel Engler (1732-1788) (Abb. 359). In der Südwestecke des ersten Obergeschosses<br />
imStilder «Bauernschränke»reich ausgemalte «Altertumsstube» (Abb. 360-362).In<br />
gemalter Rokokokartusche über altertümlich konstruierter Zwischentüre der ersten<br />
Bauzeit die Jahreszahl der Ausmalung «MDGGGXV» (1815) und die Initialen «IHK»<br />
und «AFK» des spätem Landsfähnrichs Johannes Knöpfel (1779-1853) und seiner<br />
Frau Anna Frischknecht 1 . Malerei in noch reinem Rokokostil, vorherrschend in<br />
blauen Tönen, die Zwischenbalken und Kranzleisten der Decke in Rot-Grün-Marmorierung.<br />
Die Füllungen der beiden Zimmer-, der Schrank- und Büfettüren tragen<br />
monochrome, blautonige Architekturlandschaften genrehaften Charakters, die drei<br />
Felder der Zwischenklappwand zum Nebenzimmer drei Historienbilder, 97 X65 cm,<br />
mit Rütlischwur, Teils Apfelschuß und Absprung von Geßlers Schiffim Sturm. Die<br />
Verbindung mit den Bildhintergründen, denen offenbar Landschaften im Stil der<br />
deutschen Renaissance als Vorlage gedient haben, glückte dem bäuerlichen Maler<br />
(JOH. ULRICH T HÄLER von Hundwil?) 2 nur unvollkommen. An der durch einen<br />
Trägerbalken unterteilten Decke umschließtje ein großer Vierpaß ein Rundmedaillon<br />
mit der Heiliggeisttaube auf der einen und mit dem bekrönten Hundwiler Wappen<br />
auf der andern Seite. Die Täferfüllungen, z.T. nur illusionistisch auf die bloße Strick-<br />
1 Laut Bürgerregister Bd. I, Nr. 161. - Laut Wappenbuch, S. 170, Landsfähnrich 1826-1830.<br />
2 «Mstr. Hs. Ulrich Thäler» (Totenregister), geb. 6. Aug. 1769, gest. 8.Mai 1831 (Bürgerregister,<br />
Bd. I, Nr. 521), wird von dessen Sohn, dem bekannten Maler JOH. BARTHOLOME THÄLER, in einer<br />
handschriftlichen Aufzeichnung über die Revolutionswirren imLand Appenzell (siehe Quellen) ausdrücklich<br />
als Maler bezeichnet, doch sind bisjetzt keine signierten Werke bekannt.
ürgerhäuser 387<br />
Abb. 361. Hundwil. Gasthaus zur Krone (Nr. 7). Gaststube. Ensemble von Wandschrank, Uhrgehäuse,<br />
Büfettund Vierfeldertüre,wohl wie die Bemalungmit genrehaften Landschaftenund Rocaillen<br />
von 1815 (vgl. Abb. 360). - Text S. 386 f.<br />
bzw. gemauerte Feuerwand gemalt, sind mit Kartuschen aus Rocaillen besetzt. Zwischen<br />
Wandschrankund Büfett ist eine Standuhr mit Spielwerk für Marschmusik eingebaut.<br />
Grüner Kachelofen in Kastenformum 1776 wie Hauseingang. Das bezeugt<br />
weiß glasiertes Frontispiz mit den vergoldeten Initialen « HD» (ligiert) «E» und<br />
«FAC.ZB» des Herrn Daniel Engler und seiner Frau Anna Catharina Zuberbühler'.<br />
- Abgewanderte Wappenscheiben (Abb. 364). Das Historische Museum St. Gallen besitzt<br />
fünf Wappenscheiben, die 1854 vom Bürgerrat der Stadt aus Hundwil zum Preis von<br />
630 Fr. erstanden wurden 2 . Die «glaubwürdige Tradition», wonach sich die von<br />
1538 bis 1543 entstandenen und in der Komposition übereinstimmenden Scheiben<br />
als zusammengehörige Reihe in der «Krone» befunden haben 3 , wird durch die<br />
Tatsache bestätigt, daß Wappen und Inschrift der Scheibe des Joachim von Rappenstein<br />
nach dem ausdrücklichen Zeugnis von Jon. CASPAR ZELLWEGER 1818 durch<br />
JOH. ULRICH FITZI im «Wirthshaus zur Krone in Hundwyl» für das Fahnen- und<br />
Wappenbuch, Fol. 68, kopiert worden sind 4 . Nach Stifterinschrift und Jahreszahl<br />
sind es folgende: a) «Onofriuß Hürus./Catherina./Ehingerin. 1538.» - b) «Hanns./<br />
Sailler.» - c) «Jochim.Von./Rapenstein Ge/nent. Mötely. 43.» - d) «Bath Rudolf<br />
1 Laut Altes Familienregister, Nr. 3530.<br />
2 JOHANNES EGLI, Die Glasgemälde des Historischen Museums in St. Gallen, erster Teil, St. Gallen<br />
1925, S. i4f., A nm. 4.<br />
3 Ebenda, S. 14.<br />
4 Notizdes JOH. CASPAR ZELLWEGER im Fahnen- und Wappenbuch, Fol. 68,unter der betreffenden<br />
Zeichnung (KtB Trogen).
388 hundwil<br />
Abb. 362. Hundwil. Gasthaus zur Krone (Nr. 7). Gaststube. Aufklappbare Zwischenwand, in den<br />
drei Füllungen Szenen des Rütlischwurs und aus der Teilsgeschichte, 1815 (vgl. Abb. 360 und 361).<br />
Text S. 386 f.<br />
Vom Rabenstai' genant Mettelin 15.43 Martha Vom Rabenstain geborne Schönow.»<br />
- e) «Erasimus/Lengenhager 1543». Sie sind ausführlich beschrieben und vier davon<br />
abgebildet in: JOHANNES EGLI, Die Glasgemälde des Historischen Museums in<br />
St. Gallen, erster Teil, St. Gallen 1925, S. 6-15.<br />
Löwen, Nr. 16. Hauseingang mit stichbogigem Sandsteingewände, im Schlußstein<br />
jetzt «1932», früher «1829» datiert 1 , und mit Vierfeldertüre aus Lärchenholz.<br />
Ochsen, Nr. 29. Barock profiliertes, korbbogiges Sandsteintürgewände. Im Schlußstein<br />
die Initialen «M H I (ligiert) M » des Meisters Hans Jakob Müller 2 und die<br />
Jahreszahl «1791». «1882» datiertes Wirtshausschild im Neurokokostil. Tonnengewölbter<br />
Keller. Dessen korbbogiges Sandsteintürgewände trägt im Schlußstein die<br />
gleichen Initialen wie der Hauseingang und die Jahreszahl «1804».<br />
Haus Mr. 30. Westwärts auf Kirche und Straße gerichtet. Es fällt auf durch kräftig<br />
ausladende Klebedächer über den drei untern Wohngeschossen. Das unterste Klebedach<br />
verklammert optisch den südseitigen traufständigen Anbau mit dem giebelständigen<br />
Hauptbau. Die Fassade ist außerdem durch kräftig profilierte Pfettenköpfe<br />
und geschoßweise durch kräftige Pilaster belebt (Abb. 365, vgl. Abb. 334 und 335).<br />
Abgewanderte Wappenscheiben aus dem ehemaligen Haus Schlüpfer^. 1818 kopierte JOH.<br />
ULRICH FITZI «im Haus des Herrn Schläpfer Hundwyl» für Jon. CASPAR ZELLWE-<br />
1 RIETMANN, Fol.62.<br />
2 Laut Hausbesuchungsbücher von 1799 und 1819, «N. 18 DorfOchsen»,im GdeA.<br />
3 Der Standort des in den Registern nicht namentlich aufgeführtenHauses konnte bisjetzt nicht<br />
identifiziert werden.
ürgerhäuser 389<br />
GERS Fahnen- und Wappenbuch die Süfterinschriften und Wappen von folgenden<br />
sechs, bis auf zwei verschollenen Wappenscheiben und von einer siebten auch die<br />
beiden Figuren 1 : 1. «Ambrosi Räfftler. vnd Elisabet Wyzegeri, sin Eheliche Husfrow<br />
Anno zc 1600.» Jetztim Historischen Museum in St.Gallen 2 . — 2. «Uli Schmid, der<br />
Zyt Kilchmeier vnd Bärbel Reyn. sin Eheliche Husfrow. Anno zc 1600.» Jetzt im<br />
Historischen Museum in St.Gallen 3 . A. Räfftlers und U . Schmids Wappen und<br />
Namen befinden sich auch auf der Hundwiler Ratsscheibe von 160g (S. 382). -<br />
3. «Fabion Huser Vnd Hanuß Müller. Anno. 1.6.09.» Mit anderm Wappen figuriert<br />
Hans Müller auch auf der gleichzeitigen Hundwiler Ratsscheibe (S. 382). - 4. «Hans<br />
Hürler vnd Engel Schirmer, sin Ehliche hußfrouw. 1613.» - 5. «Cunrat Wirt, vnd<br />
Hans Mesmer. 1613.» - 6. «Brosy Küng. 1.6.0.9.» - 7- «Vli Gässer vnd Anna Küngin<br />
syn Ehgemachel. 1614.» Die Frau in zeitgenössischer Tracht überreicht ihrem<br />
Mann, einem Hellebardier, einen Ehrenpokal (Abb. 363).<br />
1 KtB Trogen. Fol.57 enthält die ersten sechs Scheiben, Fol.55 jene mit den Figuren.Der Standort<br />
ist von JOB. CASPAR ZELLWEGER aufjedem Blatt vermerkt worden.<br />
2 JOHANNES EGLI, Die Glasgemälde des Historischen Museums in St. Gallen, zweiter Teil, 67.<br />
NblSG 1927, Nr. 97.<br />
3 Ebenda, Nr. 96.<br />
^rnrntÄrlij-t.-<br />
Abb. 363 und 364. Hundwil. 1818 von Johann Ulrich Fitzi fürdas Fahnen- und Wappenbuch des<br />
Johann Caspar Zellweger kopierte Wappenscheiben: Schützenscheibe von 1614 aus einem «Hause<br />
Schläpfer». - Scheibe des Joachim von Rappenstein, genannt Mötteli, 1543, ausdem Gasthaus zur<br />
Krone im Historischen Museum St. Gallen. Federaquarelle. Kantonsbibliothek Trogen. - Text<br />
S. 387 f.und oben.
39° hundwil<br />
Abb. 365. Hundwil. Bürgerhaus Nr. 30. Gestricktes Holzgiebelhaus, i7./i8.Jahrhundert, mit traufständigem<br />
Wohnanbau und mit verschalten Klebedächern über den Reihenfenstern. - Text S. 388.<br />
BAUERNHÄUSERD E RAUSSENBEZIRKE<br />
Auen, Nr. 335. Koord. 740620/246415. An der fünfgeschossigen ostsüdostwärts<br />
gerichteten, nur an beiden Vollgeschossen getäferten Giebelfassade drei originale,<br />
ursprünglich schwarz beschriftete Holz tafeln auf der bloßen Strickwand als dekorative<br />
Pendants zu Brusttäfer und geschweiften Seitenbrettern von Firstkammer- und<br />
Estrichfenstern. Heute heben sich die Buchstaben von der dunklen Patina des Holzes<br />
in weißer Farbe ab. Unter dem Estrichfenster Baumeisterinitialen in Fraktur;<br />
«BauMeister I. vnd K.W.» (KONRAD W IDMER? Vgl. Pfarrhaus Stein) und darunter<br />
auf derselben Tafel in Antiqua: «SOLE (sie) DEO GLORIA». Links auf größerer Tafel<br />
in Fraktur: «O Gott for Für vnd Allem Schaden Dises Baus fundament//Grund vnd<br />
Egstein sey Jesus Christus. Endlich mache uns alle O Herr//Zu einem heiligen hauß,<br />
darin du wonest bis Wir Ewig wonen Jm//hause unseres Vatters Das nicht mit<br />
henden gem(a)cht sonder das ewig ihm//Himel.» Entsprechend rechts: «O Her Jesu<br />
vnd in Christo auch unser Vatter von dir stehet//Geschriben so du daß Hauß nicht<br />
auf Bauest so arbeitten die umsonst die daran//Bauen. wir befehlen denSelben deiner<br />
gnädigen Auffsicht Zu beständiger Warung Auf Kind vnd Kinds Kind vnd Behüte<br />
disen bau vor findlichem überfahl.» Bauzeit um 1750. - Westwärts davon in zerfallenem<br />
«Weberhöcklein», Nr. 334, ein noch gut erhaltener grauer Lehmofen. Der<br />
kastenförmige Heizkörper mit aufgesetzter Kuppel ruht auf brückenförmigem Fuß,<br />
der abwinkelnde Teilan derWand aufgedrechselten Kandelaberfüßen. In der Kuppe<br />
eine einzige grün glasierte Becherkachel.
auernhäuser 39 1<br />
i8um<br />
ISS I I I R I I B T T T R ^ F P F R I<br />
Abb. 366. Hundwil. Bleichi (Nr. 85). Strickbau mit Satteldach in Traufstellung und mit breitem,<br />
gestelztem Frontgiebel, wohl Anfang 19.Jahrhundert. Der in Traufstellung angebaute Stadel von<br />
1821 (vgl. Abb. 334). - Text unten.<br />
Blatten {untere, im Tobel), Nr. 490. Koord. 741625/244065. Der Hanglage entsprechend<br />
südwärts gerichtetes Gehöft von auffälliger Gruppierung der Baukörper: Das<br />
ursprünglich vom traufständigen Stadel getrennte, niedrigere Wohngiebelhaus mit<br />
Webkeller ist durch einen dazwischengefügten, giebelständigen Wohnbau mit jenem<br />
zusammengeschlossen. Ein ehemaliger, 1752 datierter, verkaufter Kachelofen dürfte<br />
der ersten Bauzeit entsprechen. Dafür sprechen die für diese Zeit typischen barocken<br />
Fasen und Kielbogenausschnitte, Nachläufer jener des 17. Jahrhunderts, an zahlreichen<br />
Türgerichten des ältern Wohnbaus. Der jüngere Zwischenbau vermutlich aus<br />
der Textilkonjunktur der 1780er Jahre. Beide Wohnbauten besitzen Pfettenköpfe mit<br />
barocken Wellenprofilen. Der altertümliche Stadel ist im Unterschied zu den meisten<br />
heute noch bestehenden, die einen gestrickten Stall und eine geriegelte Scheune aufweisen,<br />
auch an der Scheune gestrickt, und zwar in der lockern, als «Schwemi»<br />
bezeichneten Weise und mit Schindeldach und -schirm versehen.<br />
Bleichi, Nr. 85. Koord. 741 575/247915 (Abb. 366). Die Bauzeit der Scheune, durch<br />
eine im Hause aufbewahrte Bauinschrift «Diese Scheunen sind gebauen von Mr.<br />
Friedrich Frenner Anno 1821» bezeugt, trifft, aus dem Baubefund zu schließen, auch<br />
für das Wohnhaus zu. Südwärts gerichteter, getäferter Strickbau mit Satteldach in<br />
Traufstellung, mit drei Vollgeschossen und gestelztem, schwach geneigtem Quergiebel<br />
einer großen Firstkammer. Trotz später Bauzeit besitzt das Haus noch Reihenfenster<br />
mit Zugläden, jedoch eine symmetrische Fassadeneinteilung mit einem einzigen<br />
Eingang in der Mittelachse, auch eine zeitgemäße, mit Rauten verzierte Nuß
392 hundwil<br />
baumtüre, jedoch in einer Kopie von 1912 1 . Westseits ist dreitorige Scheune in<br />
Traufstellung unter niedrigerem First angebaut. Unter zahlreichen appenzellischen<br />
Familienaltertümern, vor allem bemalten Bauernschränken und Truhen, kommt<br />
einem zweitürigen Schrank aus dem Hungerjahr 1817 kulturhistorische Bedeutung zu<br />
(Abb. 369). Kranzinschrift: «M. Johan Jakob Früh. Fr. Kathrina Knöpfel. 1817.»<br />
Außerordentlich gut erhaltene Bemalung in vorwiegend intensiven Rot- und Blautönen<br />
im Übergangsstil vom Rokoko zum LouisXVI.In den vier Feldern der marmorierten<br />
Türen durch Inschriften erläuterte biblische Szenen, die auf das irdiche und<br />
himmliche Leben und dessen Brot Bezug nehmen: a) Die durch Teuerung bestraften<br />
Söhne Jakobs bitten ihren Bruder Joseph in Ägyptenum Brot. - b) Das kananäische<br />
Weib fleht Jesus um Erbarmen an («doch essen die Hündlein auch von den Brosamen,<br />
die vom Tisch des Herrn fallen.»). - c) Das Abendmahl. - d) Der gute Hirt<br />
(«Ich gebe ihnen das ewige Leben.»). - In den seitlichen Lisenen verkünden kleine<br />
Ovalbilder und dazugehörige Sprüche den Glückskreislauf von Arbeit zu Reichtum,<br />
von diesem zu Krieg und Armut. In der Mittellisene sind oben die Wucherpreise<br />
des Hungerjahres aufgezeichnet, unter dem Mittelbild, das eine Familie am Tisch<br />
darstellt, steht ein sinnvolles Gebet um heilsam Wort, täglich Brot und seliges End.<br />
Die abgerundeten Ecken zeigen Groteskenmotive, wie sie der Louis-XVI-Stil in<br />
Anlehnung an altrömische Vorbilder liebte. - Bemerkenswert sind auch zwei eintürige<br />
bemalte Schränke von 1743 bzw. 1766 mit verspäteten Renaissancemotiven sowohl<br />
in der Architektur als auch in der Dekorationsmalerei und mit folgenden Frakturi<br />
Mitteilung des (verstorbenen) Besitzers Walter Knöpfel.<br />
Abb. 367 und 368. Hundwil. Bleichi (Nr. 85). Eintürige Schränke im Stil der Spätrenaissance mit<br />
ohrenförmig verkröpften Füllungen gestaltet und mit stilisierten Blumen in starker Stilverspätung<br />
reich bemalt. Derjenige links 1743, derjenige rechts 1766 datiert. - Text oben.
auernhäuser 393<br />
Abb. 369. Hundwil. Bleichi (Nr. 85). Zweitüriger Schrank aus dem Hungerjahr 1817 mit Szenen<br />
geistlicher u nd leiblicher Ernährung aus Bibel u nd Profanbereich zwischen roter und blauer Marmorierung<br />
und Ziermotiven hauptsächlich im Louis-XVI-Stil. - Text S. 392.<br />
Inschriften (Abb. 367, 368): «17 Anna Scheusin 43» (jetzt in Privatbesitz Freienstein<br />
ZH) bzw. «17 Bartholome Weyß Anna Cathrina Fäßler / Gottes gnad und güte alle<br />
Zeit uns beheute 66» (sie).<br />
Hempen, Nr. 430. Koord. 741360/244950. (In LK «Niderwis».) Südostwärts<br />
gerichtetes Bauernhaus mit Webkeller und nordostseits angebautem Stadel. An der<br />
fünfgeschossigen Giebelfassade drei verschalte und geschindelte Klebedächer. -<br />
Nordostseits davon: jVr. 431 in entsprechender Stellung mit schwach geneigtem<br />
Satteldach und mit Webkeller. Im Giebelfeld das Baudatum «1639» und die Meisterinitialen<br />
«MHB». Die Fassade ist nur an beiden Vollgeschossen getäfert. An den<br />
Zwillingsfenstern der Firstkammer Brusttäfer auf bloßer Strickwand. Der nordostseits<br />
angebaute und vorspringende Stadel ist neu.<br />
Moos. «Rothus», Nr. 101. Koord. 742175/248290. Ehemalige Wirtschaft zum<br />
Sternen an der Verzweigung der alten Landstraße ins Herisauer Tobel einerseits und<br />
ins Rachentobel anderseits. Die Jahreszahl «1687», die an der südwestlichen Strickwand<br />
im ersten Obergeschoß links vom Eingang zur Wohnung unbeholfen und auf
394 hundwil<br />
den Kopf gestellt eingeschnitzt ist, dürfte dem Baujahr entsprechen. Die Wirtschaft<br />
ging offenbar nach dem Bau der Mittellandstraße in den 1860er Jahren ein. Ein<br />
kleiner, rückseits angebauter Stadel wurde zwischen 1912 und 1915 entfernt; ein<br />
weiterer zum Haus gehöriger Stadel stand bis vor zirka fünfzehnJahren südöstlich<br />
davon. Das Wohnhaus selbst ist ein traditioneller, zusammen mit dem Webkeller<br />
fünfgeschossiger Holzgiebelbau, der mit asymmetrisch angeordneten Reihenfenstern<br />
an der bis zum First getäferten Front südostwärts blickt. (Das gestemmte Täfer wohl<br />
aus dem 19. Jahrhundert.) Rückseits Schindelschirm mit Fensterdächlein und geschweiften<br />
Seitenbrettern. Eine ursprüngliche Freitreppe, die unter einem vorkragenden<br />
und auf einen Eckpfosten abgestützten Obergeschoß zu diesem hinaufführte,<br />
wurde laut einer ehemaligen Bewohnerin kurz vor 1890 durch verschalte Riegelwände<br />
in der Flucht der Hauswände umschlossen, so daß ein Flur entstand, durch den nun<br />
die Treppe von der neuern Haustüre an der Front zur älternam ersten Obergeschoß<br />
führt. Über der Treppe blieb das ehemalige Außenfenster mit Brusttäfer, Aufzugsladen<br />
und geschweiften seitlichen Zierbrettern aus der ersten Bauzeit erhalten. Die<br />
ehemalige Außenwand samt diesem Fenstergericht und die Bretterdecke darüber<br />
sind mit gut erhaltener barocker Grisaillemalerei aus dem letzten Viertel des 17.Jahrhunderts<br />
geschmückt (Abb. 409).In die beiden Arkaden einer toskanischen Bogenarchitekturan<br />
derWand sindje ein prangendes Fruchtbündel und darunter ein Hase, der<br />
von einem Hund gejagt wird, hineinkomponiert, in die verkröpften Zweipässe der<br />
Decke schwungvolle und üppige Akanthusblattrosetten eingesetzt und mit Akanthuslaub<br />
auch das Fenstergericht überzogen.<br />
Abb. 370. Hundwil. BauernhausimTobel, Nr. 72. MitdemDatum 1568 (1564?) a n der Fußpfette<br />
das einzige datierte und überhaupt einzige traufständige Tätschdachhaus («Heidenhaus») von dieser<br />
Größe in Appenzell Außerrhoden.In Traufstellung angebauter Stadel, 1614 datiert (vgl. Abb. 334).<br />
Text S.395.
auernhäuser 395<br />
Niderbüel, Nr. 407. Koord. 741450/245 150. Im südostwärts gerichteten Giebelfeld<br />
mit schwarzer Farbe, teils in Antiqua, teils in Fraktur auf die Strickwand gemalt,<br />
jedoch durch neue Täferung verdeckt; « BM Hans Fäßler / B MH.U. Koller von<br />
Tüffenund sein Sohn H.U.K. 1793.» Zu beiden Seiten der gekuppelten Firstkammerfenster:<br />
«Gott behüte dieses Haus / die da gehen ein und aus.» (Zitiert nach<br />
Rietmann, Fol. 62.)<br />
Rechbüel, Nrn. 81 und 82. Koord. 741 315/247 100. Sogenanntes Heidenhaus, mit<br />
Tätschdach in Traufstellung südostwärts gerichtet. Doppelhaus mit zwei Vollgeschossen<br />
über Webkeller. Nur noch die getäferte Fassade ist im alten Zustand.<br />
Fenstereinteilung im ersten Obergeschoß 4/ + 5+Haustüre, die durch Außentreppe<br />
erreicht wird, im zweiten Obergeschoß 3/+4 + 2.<br />
Sonder, Nr. 168. Koord. 742980/247530. Der Hanglage entsprechend südwärts<br />
gerichteter Giebelbau von fünf Geschossen mit Webkeller und westseits angebautem<br />
Stadel. Aus dem schwach geneigten, symmetrischen Satteldach zu schließen vermutlich<br />
Bau des 17. Jahrhunderts. Täferung nur a m ersten Wohngeschoß, die drei<br />
Geschosse darüber sind mit Brusttäfer und einfachen Seitenbrettern auf bloßer<br />
Strickwand versehen.<br />
Spitzböhl, Nr. 464. Koord. 740235/244130. Bei der in ein Holztäfelchen an der<br />
Hausfront eingeschnitzten Jahreszahl «1565» muß es sich um die Kopie einer<br />
Originalzahl handeln, die vermutlich auf der Strickwand unter dem neuzeitlichen,<br />
bemalten Täfer zu finden ist. Der viergeschossige Bau, der über gemauertem Webkeller<br />
zwei Vollgeschosse und eine Firstkammer in Strickkonstruktion umfaßt, liegt<br />
mit südostwärts gerichtetem Giebeltätschdach in burgähnlicher Lage auf «durchsägtem»<br />
Nagelfluhsporn. Nordwestwärts ist er wohl im 19. Jahrhundert durch eine<br />
Riegelkonstruktion ein wenig verlängert worden. Die Fundamente sind mit Bollensteinen<br />
gemauert. Aus der Bauzeit ist ein rustikales, schmuckloses Türgericht erhalten.<br />
Der Stadel steht separat südwestseits vom Wohnhaus.<br />
Tobel,Nr. 72. Koord. 741 550/247520 (Abb. 370). Frontseitsan der Fußpfette«i568»<br />
datiertes sogenanntes Heidenhaus, das mit traufständigem Tätschdach südostwärts<br />
gerichtet ist. Der daran südwestseits in gleicher Flucht angebaute Stadel ist innen auf<br />
einem Balken «1614» datiert. Zwischen die Jahreszahl 1568 (letzte Ziffer eventuell<br />
als 4 zu lesen) ist ein gleicharmiges Tatzenkreuz eingefügt. Bei einer für die übrigen<br />
bekannten «Heidenhäuser» ganz ungewöhnlichen Größe umfaßt es über dem<br />
Webkeller drei volle Wohn- und ein Firstkammergeschoß. Fenstereinteilung im<br />
ersten Wohngeschoß rechts der Haustüre: 2 + 5 + 3, im zweiten:4+6 + 2, im dritten:<br />
4+4+2. Interessante Trägerkonstruktion für die Flugpfette. Starker Firstbalken wie<br />
an den Tätschdächern üblich. Im Innern ein altertümliches, rustikales Türgericht.<br />
Bei diesem außergewöhnlichen Bau handelt es sich nach mündlicher Uberlieferung<br />
um das ehemalige Haus des Gallus Signer, das laut Ratsprotokoll unmittelbar nach der<br />
Landteilung als Rathaus gedient hat und in dem am 22. September 1597 das erste<br />
ausserrhodische Bußengericht abgehalten worden ist 1 .<br />
i «Buch einiger consulta senatis aus den Protocollen gezogen von verschiedenen Vorfallheiten...»<br />
(KtA, Altes Archiv, 4, 13), S. 1: «Ao 1597 d. 22 ten 7 bris (September) ward in GottesNammendas<br />
erste Bußen Gricht in Ausrodenzu Hundweil in Galli Signers Haus gehalten worden.» Vgl.AJB 1887,<br />
S. 77,mit abweichendem Wortlaut, gestützt aufKtA, Altes Archiv, 7, 1. Vgl. RIETMANN, Fol. 39.
396 hundwil<br />
MÜHLEN<br />
Im Antworten- und Mandatenbuch 1547-1567 sind für die ganze Kirchhöre, also<br />
einschließlich der untern Rhode (Stein), drei Müller verzeichnet (vgl. AG I, S. 420).<br />
Namentlich ist aber keine Mühle vor dem 18. Jahrhundert erwähnt.<br />
1. Auermühle oder Auenmühle. An der Urnäsch im Auerloch. Sie ist 1748 a l s Mühle<br />
mit Säge und Bläuhaus anläßlich ihrer Vergantung erstmals erwähnt 1 , 1847 eingegangen<br />
und das Haus in der Folge abgebrochen worden 2 .<br />
2. Örtlismüli. Am Fitzisbach, an der Straße nach Urnäsch. Koord. 741550/246485.<br />
Ihre Existenz um 1714 geht indirekt aus der Erwähnung der untern Mühle im Rachentobel<br />
hervor (s.u.). Im Gegensatz zu jener war sie die obere Mühle. Als Fitzismühle<br />
ist sie indirekt 1747, direkt 1752 erwähnt 3 . Am 27.Dezember 1787 brannte<br />
sie samt Scheune ab 4 . In der Folge, um 1788, Neubau 5 . Sie besaß ein von je einem<br />
Wasserrad betriebenes Mahl- und Sägewerk 6 . Jenes wurde 1894 eingestellt, dieses<br />
igoi auf Turbinenbetrieb umgestellt. 1898 Erneuerung der Fassade^. Heute wieder<br />
moderne Mahlmühle in Verbindung mit Wirtschaft und Bäckerei in Betrieb. Das<br />
Wohnhaus ist ein schlichter fünfgeschossiger, über gemauertem Erdgeschoß gestrickter<br />
Giebelbau. Der tonnengewölbte Keller im westseitigen Anbau gehörte vermutlich<br />
schon zum Vorgängerbau (Abb. 371).<br />
3. Mühle im Rachentobel (Abb. 372). A m Sonderbach beim Brückenübergang der<br />
alten Landstraße (S. 399f.). Zur Zeit eines Großratsbeschlusses vom 20. April 1714<br />
«das Klein oder Unter Mühleli im Rachen Tobel belangend» hat dieses, «auf der<br />
Obrigkeit Grund und Boden gebauen» und damals im Besitz eines Daniel Orth,<br />
schon seit «unerdenklichen Jahren daselbst gestanden» 8 . Ende 18. Jahrhundert ist<br />
sie auch als «NordMülli» verzeichnet 9 . Um 1835 schrieb GABRIEL R ÜSCH von ihrer<br />
Einsamkeit in der «engen Bergschlucht» 10 . Eineum 1866/67 entstandene Zeichnung<br />
von JOH. JAKOB RIETMANN 11 zeigt sie südseits der gedeckten Holzbrücke. Das Mahlund<br />
Wasserwerk war nordseits an das stattliche Wohngebäude angebaut. Dieses<br />
besaß fünf Geschosse unter Mansardgiebeldach und Klebedächer über den Reihenfenstern<br />
von zwei Vollgeschossen. Abbruch gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Die<br />
Stelle des Weihers ist noch erkennbar.<br />
4. Sägemühle im Sonder. 1748 ist sie im Zusammenhang mit der Grenzziehung zwischen<br />
Hundwil und Stein als «Hans Frehners Seegen» erwähnt 12 . Heute nur noch<br />
Ortsname (LK).<br />
1 Räteprotokoll, 6.Juni 1748.<br />
2 RIETMANN, Fol. 70.<br />
3 Räteprotokoll, 3.Mai 1747: «Ulrich Fizi inder Mühli.» - RIETMANN, Fol. 34, 70.<br />
4 WALSER IV, S. 123.<br />
5 Vgl. RIETMANN, a.a.O.<br />
6 WALSER IV,a.a.O.<br />
7 RIETMANN, a . a.O.<br />
8 Kopie im Landesbauherrenbuch hinter der Sitter, S. 9. - Landesbauamt h.d.S., S. 19. Beideim<br />
KtA,J,1,3. Vgl. Wegbüchlein, S. 25 f.<br />
9 Brückenbüchlein von 1793, S. 1.Zu unterscheiden von der gleichnamigen Mühle in Teufen.<br />
10 G . RÜSCH, DerKanton Appenzell, S. 207 f.<br />
11 Bilddokument Sa.<br />
12 Protokoll des Großen Rats, 21.-24.N0v. 1748. Vgl.AJB 1891, S.86.
ücken 397<br />
Abb. 371 und 372. Hundwil. Örtlismüli. Nach einem Brand von 1787 neu erbautes, gestricktes Holzgiebelhaus.<br />
- Rachentobel. Ehemalige Mühle mit Mansardgiebeldach und Klebedächern und ehemalige<br />
gedeckte Holzbrücke über den Sonderbach. Bleistiftzeichnung von JohannJakob Rietmann,<br />
um 1866/67 (Ausschnitt). Stadtbibliothek Vadiana, St. Gallen. - Text S. 356f., 396 und 399f.<br />
BRÜCKEN<br />
Vgl. Straße und Verkehr, S. 362 f. Gedeckte Holzbrücke im Herisauer Tobel 1 . In Hundwil<br />
wird sie auch Alttobelbrücke genannt. Sie liegt an der alten «Landstraße» von<br />
Hundwil über die Urnäsch nach Herisau (Koord. 742050/248600) und wurde 1778<br />
von Hs. U LRICH GRUBENMANN erbaut. - Geschichtliches und Beschreibung siehe bei<br />
Herisau, S. 215 f.<br />
Abgegangene Brücken<br />
A. Uber die Urnäsch. 1. Gedeckte Brücke im Hundwilertobel (Abb. 373,374). Zwischen<br />
Hundwil und Waldstatt, etwa hundert Meter südwestlich der bestehenden Betonbrücke.<br />
Koord. 740750/247300. Sie wurde 1839/40 von Zimmermeister ENOCH<br />
BREITENMOSER, Herisau, und Maurermeister DANIEL WILLI, Gais, bis zur Fahrbahnhöhe<br />
erbaut 2 . Finanzierung durch Private aus den interessierten Gemeinden.<br />
Hundwil lieferte das Holz 3 . Infolge finanzieller Schwierigkeiten unvollendet, ging<br />
der Bau 1852 von der Gemeindean den Kanton über 4 . Ausbau, vor allem Erstellung<br />
1 So bezeichnet im Wegbüchlein, S. 29.<br />
2 Protokoll der Straßenkommission, 2. Juli 1839 bis 8. Nov. 1840. Die Brücke erhielt nur ein Notdach.<br />
- Die aufder Brücke angebrachte Tafel (Photographie in: RIETMANN, Fol. 88) gab Baudaten<br />
unrichtig wieder.<br />
3 AMB 1837, S. 168; 1838, S. 149^; 1840, S. 15, 47.<br />
4 Amtsblatt 1852/53, I., S. ioif. - Protokoll der Straßenkommission, 24. Aug. 1852. Die Gemeinde<br />
mußte vertragsgemäß Holz zum Ausbau liefern.
398 hundwil<br />
mW IIKSii^ W&msmm<br />
Abb. 373. Hundwil. Holzmodell der ehemaligen gedeckten Holzbrücke i m Hundwilertobel (vgl.<br />
Abb. 374). Der untere Teil bis zur Fahrbahn wahrscheinlich von Enoch Breitenmoser,um 1839, der<br />
Überbau, der der zweiten Bauetappe entspricht, um 1927. Pfarrhaus Hundwil. -Text S. 385 und unten.<br />
von Dachstuhl, Dach und Verschalung des Sprengwerks (Wetterschirm) von 1855/56<br />
durch BAUMEISTER DANIEL OERTLE 1 . Bis zur Anlegung der Anschlußstraßen 1859<br />
bis 1861 stand die Brücke, nur auf einem Fußweg erreichbar, isoliert im Tobel. 1925<br />
wurde sie durch die bestehende Betonbrücke der Firma ZÜBLIN & Co., Zürich, nach<br />
Plänen von Ing. R ITTER ersetzt und 1928 auf Abbruch verkauft 2 . Ihr Aussehen wird<br />
festgehalten: a) durch eine Planaufnahme aus der Zeit vor dem Abbruch 3 , b) ein<br />
Brückenmodell im Pfarrhaus (S. 385) und c) durch mehrere Photographien von innen<br />
und außen. Sie war eine dreijochige, mit Walmdach gedeckte Holzbrücke auf zwei<br />
Quadersockeln an beiden Böschungen und zwei schlanken Pfeilern dazwischen über<br />
dem Flußlauf, die etwa zu drei Fünfteln aus verschaltem Holzwerk und unten ebenfalls<br />
aus Quadermauerwerk bestanden. L. 293, Br. 25, H. über Fluß 93 Fuß 4 . Im<br />
Unterschied zu den bekannten Brücken der GRUBENMANN und KNELLWOLF, die mit<br />
einem einzigen Stabpolygon einen in der Regel allerdings viel kürzern Abstand überspannen,<br />
waren hier den drei Jochen entsprechend drei Sprengwerke unter der<br />
Fahrbahn von Pfeiler zu Pfeiler gespannt. Daran war mit je zwei Hängesäulen auf<br />
beiden Seiten eines Jochs das sekundäre Spreng- oder Hängewerk des Uberbaus<br />
befestigt. Durch das Sprengwerk unter der Fahrbahn hindurch war in ganzer Brückenlänge<br />
ein Laufsteg eingebaut, der im Brückenmodell fehlt. Gekuppelte Luken belebten<br />
in rhythmischem Wechsel mit einzelnen zu beiden Seiten den Wetterschirm. -<br />
2. Auensteg. Zwischen dem Hundwiler Bezirk Auen und Waldstatt. Koord. 740400/<br />
247100. Er wurde 1473 errichtet und nach Hochwassern von 1752 und 1778 neu<br />
1 Ebenda, 4.Nov. 1855: Arbeiten haben begonnen. - Zu «Meister Örtli in Gais» siehe ebenda,<br />
14.N0V.und 31.Dez. 1852, 27.Jan. 1853und 11.Juni 1854. - Amtsblatt 1856/57, I., S. 35, 137!".<br />
2 RIETMANN, Fol. 87.<br />
3 Plandokument 2.<br />
4 Laut Brückentafel (vgl. S.397,Anm. 2).
ücken 399<br />
Abb. 374. Hundwil. Ehemalige gedeckte Holzbrücke im Hundwilertobel von Süden. Bis zur Fahrbahn<br />
1839/40 von Enoch Breitenmoser, Herisau, und Daniel Willi, Gais, erstellt, der Überbau 1855/56<br />
von Daniel Örtle, Herisau. Abbruchum 1928. Photographie. Zentralbibliothek Zürich. Text S. 357<br />
und 397 f.<br />
erbaut 1 . Dieser dreiteilige Holzsteg von 106 Fuß Länge ruhte auf zwei Jochen 2 .<br />
Seit 1654 wurde er zur einen Hälfte vom Land, zur andern von den zwei angrenzenden<br />
Gemeinden unterhalten 3 , seit 1852 von diesen allein 4 . Jetziger Steg von<br />
1892'. — 3. Gedeckte Holzbrücke nach Urnäsch bei ^ürchersmühle, sogenannte Furterbrücke<br />
(siehe Urnäsch, S. 326).<br />
B. Uber den Sonderbach. Zwischen den Gemeinden Hundwil und Stein im Rachentobel,<br />
wo auch eine Mühle stand 6 , a m heutigen Fußweg von Moos nach Wilen.<br />
Koord. 742300/248500. - 1. Gedeckte Holzbrücke. Sie ist im Wegbüchlein des Landes<br />
von 1655 und entsprechendim Brückenbüchlein von 1793, S. 51 (und ähnlich S. i), als<br />
«BruggJm Rachter Tobel gegen Stein und Hundwil» samt den Inschriften in kalligraphischer<br />
Wiedergabe verzeichnet. Laut diesen wurde sie «1724» von «Werck<br />
Meister Bernhart Zürcher» und «gesellen..Mr VB. VW. VF.» erbaut. Die Länge<br />
der verhältnismäßig kleinen Brücke betrug nur 35 Schuh, die Höhe vom Fußboden<br />
10 Schuh, die Breite 6 Schuh 10 Zoll 7 . 1852 wurde sie vom Kantonan Hundwil und<br />
Stein ausgelöst, anschließend jedoch von Stein ganz übernommen 8 . Auf einer 1866/67<br />
entstandenen Zeichnung von Jon. JAKOB RIETMANN ist sie zusammen mit der süd-<br />
1 JOH.JAKOB SCHLÄPFER, Ghroniconder Gemeinde W aldstatt,S. 6 , 1 16,Anm. 67. - WALSERIV,<br />
S. 25.<br />
2 Brückenbüchlein von 1793, S. 56 (Wegbüchlein des KtA, S. 2).<br />
3 Wegbüchlein von 1655 bzw. Brückenbüchlein von 1793, S. 1, 56 (entspricht Wegbüchlein des<br />
KtA, S . 2). - JOH.JAKOB SCHLÄPFER,a.a.O.,S. 6.<br />
4 Vgl. Protokoll der Straßenkommission, 16. Sept. 1852.<br />
5 RIETMANN, Fol.83.<br />
6 Brückenbüchlein von 1793^.51: «Bruggfuß gegender Möllj.» Vgl. unten «Nord Mülli Brüggli.»<br />
7 Brückenbüchlein, a.a.O.<br />
8 Amtsblatt 1852/53, I., S. I02f. - Protokoll der Straßenkommission, 16.Sept. 1852.
400 hundwil<br />
seits auf Hundwiler Boden stehenden Mühle abgebildet 1 . Sie besaß vier Gebinde<br />
unter einem Walmdach. Die Hängepfosten waren durch Kopfhölzer Y-förmig versteift,<br />
außerdem offenbar durch Brustriegel. Ein eigentliches Sprengwerk war nicht<br />
vorhanden. 1893 wurde die Holzbrücke durch die bestehende Steinbrücke ersetzt z .<br />
- 2. Als Under Brug oder als NordMülliBrüggli, die «nachda zu» bei der oben genannten<br />
gedeckten Holzbrücke stand, ist sie im Brückenbüchlein von 1793, S. 1 und 52,<br />
ebenfalls unter den vom Land zu unterhaltenden Brücken aufgezählt. «Auf einem<br />
Quader» war u.a. eingemeißelt; «Werck Meister Laurenz Äugster 1790:». Vermutlich<br />
handelte es sich um einen offenen Steg.<br />
1 Bilddokument8a (Abb. 372).<br />
2 Jahresrechnung der Gde Stein 1892/93, S. 15.<br />
Abb. 375. Hundwil. Rosenegg (Nr. 5). Geschmiedeter, klassizistischer Lampenarm mit dem Datum<br />
'853. - Text S. 385.
TAFEL II<br />
Stein. Bürgerhaus Nr. 8. Himmelbett mit zweitürigem Schrankam Fußteil, geflammter Marmorierung<br />
an Gesimsen u nd Rahmen, Genrelandschaften in den Füllungen, Rokoko- u nd Louis-XVI-<br />
Dekor. Historisches Museum Herisau. — Text S. 425.
STEIN<br />
401<br />
KIRCHLICHE U ND P OLITISCHE V ERHÄLTNISSE<br />
A. Bis zur Lostrenmng von Hundwil 1748 und zum Kirchenbau 174g. Als untere oder<br />
vordere Hundwiler oder auch Horgenbühler Rhode 1 bezeichnet, bildete das heutige<br />
Gemeindegebiet zusammen mit der obern Hundwiler Rhode, ungefähr der spätem<br />
Gemeinde Hundwil, eine einzige große Kirchhöre mit gemeinsamer Pfarrkirche in<br />
Hundwil. Dieser ausgedehnte Sprengel erstreckte sich vom Säntis im Süden bis zum<br />
Zusammenfluß von Sitter und Urnäsch im Kübel und zu jenem von Sitter und<br />
Wattbach bei Zweibrüggen an der Nordgrenze. Davon gehörte zur untern Rhode<br />
das kleinere nördliche Teilgebiet zwischen Sonderbach und Urnäsch einerseits und<br />
der Sitter anderseits einschließlich Buchberg, Sonder und Hagtobel, die 1748 ganz<br />
oder teilweise zu Hundwil geschlagen wurden. Die ganze Kirchhöre Hundwil gehörte<br />
bis ins 14. oder bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts als Tochterpfarrei zur<br />
St.-Laurenzen-Pfarrei in St. Gallen und wurde offenbar durch Geistliche der dieser<br />
Großpfarrei inkorporierten St.-Leonhards-Propstei betreut (siehe Hundwil, S.354). -<br />
Politisch war die untere wie die obere Rhode eine der sechs äußern Rhoden des<br />
Landes. Beide Rhodsgemeinden wurden durch je zwei Hauptleute und 24 Räte<br />
selbständig regiert. Gemeinsam besaßen aber beide Rhoden die Kirche, das Kirchenund<br />
Armengut samt den Kirchhörewäldern und nach der Landteilung auch das<br />
1607/08 in Hundwil erbaute Rathaus (S. 353, 380). Diese politisch-kirchliche Situation<br />
ist in der Geschichte der außerrhodischen Gemeinden einmalig. Die Rhodsverfassung<br />
selbst reicht vermutlich in die Zeit nach den Freiheitskriegen, in die erste<br />
Hälfte des 15. Jahrhunderts, zurück.<br />
B. Lostrennung von Hundwil 1748^ und Kirchenbau 174g. Die für die stark angewachsene<br />
Bevölkerung zu knappen Raumverhältnisse der Kirche von Hundwil wurden für die<br />
wohlhabendere untere Rhode zum willkommenen Anlaß, ein eigenes Gotteshaus zu<br />
bauen,um damit die begehrte kirchliche und volle politische Unabhängigkeit als selbständige<br />
Gemeinde durch die Lostrennung von der obern Rhode und somit von der<br />
gemeinsamen Kirchhöre Hundwil zu erlangen.Am 6./7. Juli 1748 erhielt eine Abordnung<br />
der untern Rhode vom Großen Rat eine erste Zustimmung zum Kirchenbau 3 .<br />
Es wurde eine Kommission aus beiden Landammännern und beiden Statthaltern,<br />
einem Säckelmeister und dem Landschreiber gebildet. Diese sollte, sofern sich die<br />
beiden Rhoden nicht einigen konnten, den Entscheid über die Verteilung des<br />
Kirchenguts und der gemeinsamen Wälder treffen, den Standort der zu erbauenden<br />
Kircheund die Bezirke, durch welche die Grenzen gezogen werden sollten, in Augen-<br />
1 AUB 2353: 1552 werden urkundlich erstmals beide Rhoden erwähnt.AUB 2469: 1556 erstmals<br />
vordereund hintereRhode.AUB 3129; 1571 ist ausdrücklichvonder «obrenrod» dieRede,waseine<br />
untere voraussetzt. - Beide Bezeichnungen ausdrücklich indenRäteprotokollenvonHundwil: 3. März<br />
und 3.Mai 1747 usw. - Laut E. WIPFin: Jubiläumsschrift Stein 1899, S. 6,auch «Horgenbühlerrhod».<br />
2 HOWARD EUGSTER, Die Trennung der beiden Hundwiler Rhodenundder Kirchenbau zu Stein<br />
indenJahren 1748 und 1749, AJB 1891, S. 73-101.<br />
3 Protokoll des Großen Rats. - Vgl. HOWARD EUGSTER, a.a.O., S. yöf. (falsches Datum).<br />
26 - Kunstdenkmäler LXI .AR I.
402 s t e i n<br />
schein nehmen. Der erbitterte Widerstand der um die bisherige gemeinsame wirtschaftliche<br />
und politische Stellung bangenden oberen Rhode und erneutes Ersuchen<br />
der untern Rhode bei demam ig.Oktober und vom 21. bis 24.November 1748 zur<br />
Herbstrechnung in Herisau versammelten Großen Rat führte von dessen Seite zum<br />
endgültigen Entscheid zwischen den unnachgiebigen Parteien. Der Kirchenbau<br />
«beym Stein» wurde erlaubt, das gemeinsame Vermögen geteilt und die neuen<br />
gegenseitigen Grenzen bestimmt. Das Armengut wurde entsprechend der Einwohnerzahl<br />
geteilt, sonst aber die obere Rhode finanziell und gebietsmäßig begünstigt (s.o.).<br />
Die untere Rhode durfte dagegen das Rathaus ohne Unterhaltsverpflichtung weiter<br />
benützen. Außerdem mußte das «Kirchhöri Sigel» in Hundwil verbleiben und auch<br />
künftig die Zettel der untern Rhode dort gesiegelt werden (siehe S. 406). Schließlich<br />
sollte bis zur Vollendung der neuen Kirche alles beim alten bleiben '. Folglich wurde<br />
auch deren Baujahr 1749 von jeher als Gründungsjahr der neuen Gemeinde angesehen<br />
und gefeiert 3 . Mit dieser jüngsten Gemeinde besaß nun Außerrhoden deren<br />
zwanzig. Den Namen erhielt die neue Gemeinde nach dem für die Kirche ursprünglich<br />
ins Auge gefaßten Standort «uf Stein» südöstlich des heutigen Dorfes. Der Name des<br />
Bezirks «Rüti», auf dem Kirche und Dorf tatsächlich entstanden, war ungeeignet,<br />
da dieser Name bereits von der außerrhodischen Gemeinde am untern Hirschberg<br />
als Ortsbezeichnung geführt wurde 3 .<br />
C. i8yy Trennung der Kirchhöre, der kirchlich und politisch einheitlichen Gemeinde, in Politische<br />
Einwohner gemeinde und Evangelisch-refarmierte Kirchgemeinde aufgrund der im gleichen<br />
Jahre in Kraft getretenen neuen Kantonsverfassung von 1876. Infolgedessen blieben<br />
die kirchlichen Gebäude im Besitz der Einwohnergemeinde, die Kirchgemeinde<br />
hatte das Nutzungsrecht 4 . 1909 vertragliche Neuregelung der Besitzverhältnisse<br />
zwischen politischer und kirchlicher Gemeinde aufgrund der Kantonsverfassung von<br />
19085. Im übrigen siehe Einleitung, S. 11.<br />
WIRTSCHAFTLICHE V ERHÄLTNISSE U ND B EVÖLKERUNGSZAHL<br />
Die vorwiegend bäuerliche Bevölkerung betrieb von jeher Viehzucht und Milchwirtschaft,<br />
beteiligte sich jedoch seit dem 16. Jahrhundert auch rege an der Entwicklung<br />
des Textilgewerbes. Der 1535 erstmals erwähnte Name des Weilers Hargarten<br />
zeugt von eigenem Flachsanbau 6 . Die allgemeine Blüte der Leinwandweberei schon<br />
in der ersten Hälfte und der Musselinweberei in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />
dürften von entscheidendem Einfluß auf die Gründung von Kirche und<br />
Dorfund dessen Entwicklung gewesen sein.Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts An-<br />
1 Protokoll des Großen Rats. - Vgl. HOWARD EUOSTER, a.a.O., S. 84-88.<br />
2 Vgl. Literatur.<br />
3 G . RÜSCH, DerKantonAppenzell, S. 2 29. - Vgl. CHRISTOFFEL FREHNER,Chronik von Urnäsch,<br />
S. 86: « In diesem Jahr (1749) bauet die Hundweiler Unterrhod auf Steinrüthi eine Kirchen..». —<br />
HOWARD EUGSTER, a.a.O., S. 23. - Heute beschränkt sich «Rüti» (LK) oder «Reute» (offiziell) auf<br />
einen Hof südöstlich der Kirche.<br />
4 PrGdeV, PrKV, S. 1: Kirchgemeindeversammlung vom 2.Dez. 1877 wählt Kirchenvorsteherschaft.Vgl.<br />
PrKGdeV, 15. Dez. 1878.<br />
5 Vertragvom 28. Febr. 1909, abgedrucktim Gemeindereglement. Vgl. PrKGdeV, 28. Febr. 1909.<br />
Auch das Pfarrhaus ist noch heute Eigentum der politischen Einwohnergemeinde.<br />
6 SONDEREGOER, Ort- undFlurnamen, 395.
geschichte 403<br />
Abb. 376 und 377. Stein. Älteres u nd jüngeres Gemeindesiegel, Anfang 19.Jahrhundert bzw. u m<br />
1835. _ Text S.406.<br />
sätze zur Seidenweberei in Verbindung mit Seidenraupenzucht bei den Gebrüdern<br />
Hugener in der Halten 1 . Nach dem Niedergang der Handweberei in der zweiten<br />
Hälfte des 19. Jahrhunderts neuer Verdienst durch Einführung der Handmaschinenstickerei.<br />
In den 1870er Jahren Gründung einer kleinen Stickereifabrikim Hagtobel 2 ,<br />
die nach den Krisen dieses Jahrhunderts auf Blattstichweberei und schließlich auf<br />
Handweberei umstellte 3 . Unter andern Gewerben sind die 1669-1674 im Kübel<br />
errichtete Korn- und Papiermühle und die Mühlen in Zweibrüggen undim List (S. 434f.)<br />
und eine nach Mitte des 19. Jahrhunderts gegründete und etwa bis 1910 betriebene<br />
Brauerei zu erwähnen 4 . Bescheidene Ansätze zum Kurort finden sich in der ersten<br />
Hälfte des 19. Jahrhunderts im Bad Störgelseit dem Jahrhundertende Bestrebungen<br />
zur Förderung des Fremdenverkehrs überhaupt 6 . Im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung verdoppelte sich die Bevölkerungszahl der beiden Rhoden<br />
Hundwil in der Zeit von 1667 bis 1794 7 . Daher erklären sich die zahlreichen, z.T.<br />
datierten Bauernhäuser mit Webkellern aus dem 18. Jahrhundert. 1794 wohnten in<br />
der Gemeinde Stein 1777 Seelen, 1798 betrug die Häuserzahl 278 8 . Bis 1842 Rückgang<br />
auf 1630 Einwohner 9 . Dann wieder Anstieg bis 1888 auf 1957 Einwohner<br />
(absoluter Höhepunkt) und nun allmählicher Rückgang bis 1970 auf IIOI Einwohner<br />
10 . Bewohnte Gebäude i960: 324 11 .<br />
1 G. RÜSCH, DerKanton Appenzell, S. 230.<br />
2 Abbildung auf d er 1870-1880 entstandenen Lithographie mit Stein und Umgebung von<br />
J . SEITZ u ndW . WEEBER, BilddokumentA6.<br />
3 NÖTZLI, Stein, S.35^<br />
4 Bilddokument A6.Lithographie von A. W. FEHRENBAGH, betitelt: «Bierbrauerei vonEnz & Holderegger<br />
IN STEIN Ct.Appenzell.» Bilddokument A7. Mitteilungder Enkelin Frl. Fanny Holderegger.<br />
5 G. RÜSCH, Kuranstalten, S. 125f. - BilddokumentB5 u nd 6 (Abb. 404), A6.<br />
6 NÖTZLI, Stein, S.60f. 7 SCHÄFER, Materialien 1810, S. 71-73.<br />
8 SCHÄFER, a.a.O., S. 74. 9 AMB 1843, S.68f. Bei 283 Häusern.<br />
10 Statistische Quellenwerke der Schweiz, Heft 467, Bern 1971, S. 45.<br />
11 Ebenda, Heft 343, Bern 1963, S. 50.
404 stein<br />
r<br />
f<br />
Abb. 378. Stein. Das Dorf von Südosten (vgl. Abb. 379-381), wie es im Anschluß an den Kirchenbau<br />
von 1749 wohl hauptsächlich nochim 18. Jahrhundert entstand, vordem Bau des Hauses Nr. 2. Federzeichnung<br />
von Johann Ulrich Fitzi, 1821/22. Privatbesitz Zollikon. - Text unten, S. 406-408und4iof.<br />
Quellen. GdeA: «Kurze Beschreibung wie die neue Kirchen allhierzum Stein ist auferbauet worden.»<br />
Ms. von JOH. HEINRICH SULZER, Pfarrer,im Taufregister der Fremden, Bd. I, Fol. 1. - Räteprotokolle<br />
1750ff. - Protokolleder Gemeindeversammlungen, 1887 fr. (2. Bd.). - Jahresrechnungen der Gemeinde,<br />
1855fr. - Protokoll der Straßenkommission 1857-1862 und 1871-1873. Enthält Protokolle über den<br />
Schulhausbau am obern Berg, 1855-1858. - KGdeA: Protokolle der Kirchgemeindeversammlungen<br />
1878fr. - Protokoll der Kirchenvorsteherschaft 1878fr. (2 Bde.). — KlA, Altes Archiv: Protokolle des<br />
Großen Rates.<br />
Literatur. HOWARD EUOSTER, Die Trennung der beiden Hundwiler Rhoden und der Kirchenbau zu<br />
Stein in den Jahren 1748 und 1749,AJB 1891, dritte Folge, 4. Heft, Trogen 1891, S. 73-101. - Jubiläumsfeier<br />
zur Erinnerung an die Gründung und den 150jährigen Bestand der Gemeinde Stein (App.)<br />
1749-1899, Herisau 1899 (enthält von E. WIPF «Die Gründung der Gemeinde Stein 1748/49» mit<br />
Auszug ausdem heute verschollenen Bauvertrag mit JOH. JAKOB und HANS ULRICH GRUBENMANN vom<br />
22. August 1748; vonJ. WALSER, «Rückblick auf die Erlebnisse der Gemeinde Stein in den verflossenen<br />
150 Jahren». Zitiert: Jubiläumsschrift Stein 1899.) - H . NÖTZLI, Das zweihundertjährige Bestehen von<br />
Stein im Kanton Appenzell Außerrhoden, Herisau 1949 (zitiert: NÖTZLI, Stein). - MAX ROHNER und<br />
EUGEN STEINMANN, Die renovierte Grubenmann-Kirche von Stein, Beilage zur AZ, 2. Dezember 1970,<br />
Nr. 159.<br />
Topographische Karte. «Karte der Gemeinde Stein, nach Merzischen Grundlinien gezeichnet von<br />
Joh. Mart. Müller. 1856.» Federzeichnung, leicht aquarelliert, 29X24,5cm. Privatbesitz Stein.<br />
Bilddokumente. A. Dorf. 1. Federzeichnungen von JOH. ULRICH FITZI (1798-1855): a) «Stein App»<br />
(lateinische Kursive im Bild rechts unten), von SO, 19,6x48,1 cm, datiert: «Jm Jenner 1821 von der<br />
Steinbruck» (deutsche Kursive). Sammlung Ernst Rutz, Gümligen BE. Vorlage für b) «STEIN»<br />
(Antiqua mit Gitterverzierung), 35 X 53,5 cm, 1821/22 (in Reihe zusammengehöriger außerrhodischer<br />
Dorfbilder, wovon eines 1822 datiert ist). Privatbesitz Zollikon (Abb. 378). - c) Von N(!), 20 X 51,9 cm,<br />
datiert: «Stein d 3 October 1829» (lateinische Kursive im Bild links unten). Sammlung Ernst Rutz,<br />
Gümligen BE. - 2.Von S, Aquarell, 32 X 50,2 cm, anonym,um 1830. Privatbesitz Teufen (Abb. 379). -<br />
3. VonSO, Federzeichnung, 29,4 X 44,2 cm, Kopie desJon. JAKOB KÄSTLI nach einermit 4. Mai 1854<br />
datierten Zeichnung von Jon. ULRICH FITZI. Privatbesitz Speicher. - 4. Von SSO, Aquarell mit<br />
Deckweißund Farbstift, 29 X 48,5 cm, «Gez. v.J. Heuscherin Herisau an derHub 1865». Privatbesitz<br />
Stein (Katalog Kunstmuseum St. Gallen 1956, Nr. 106). — 4a. Gleiche Ansicht in gleicher Technik, nur<br />
mit anders gestellten Personen und Tieren, 19,3X38 cm, von JOH. JAKOB HEUSCHER, um 1865. Gemeindekanzlei<br />
Stein (a.a.O., Nr. 107. - RUDOLF HANHART, Appenzeller Bauernmalerei, Teufen 1959,<br />
Abb. 79). - 5. Von SO, Bleistiftzeichnung, 24,7x47,3cm, bezeichnet: «Dorf Stein Appenzell, nach
geschichte 4° 5<br />
i<br />
Abb.379. Stein. D as Dorf von Süden n ach dem Bau des Hauses Nr.2 (vgl. Abb.378 und 380f.).<br />
Rechts außen das 1749 erbaute Pfarrhausund dieu m 1805 angelegte Fahrstraße von Zweibrüggen<br />
nachdem Sonder. Aquarell,um 1830. Privatbesitz Teufen. - Text S.404,406-408 und 41 of.<br />
derNaturaufgenommen».Hintenauf Zettel: «1931 15. Mai ist diese Zeichnung50 Jahre alt...aufgenommen<br />
v.Konr. Signer als 15 jähriger.» Gemeindekanzlei Stein. - 6. «Ansicht von Stein, Ct.Appenzell,nebstUmgebungen»,Lithographie,<br />
29,2 X 35,3 cm, mit dem DorfvonSO und acht Baugruppen in<br />
derGemeinde (s.u.), signiert: «Druckv. J. Seitz, St.Gallen.N.d.N. aufgen.v.W. Weeber»,zwischen<br />
1870 und 1882. Hist. Mus. St.Gallen. - 7. «Bierbrauerei vonEnz & Holderegger IN STEIN Ct. Appenzell.»,<br />
18,5X30,5 cm, signiert: «Lith. A.W. FehrenbachZürich.» 1870-1880 Slg.D. Jenny,Ennenda.<br />
B. Umgebung. 1. «ZWEY=BRÜGGEN», von NW, Radierung (koloriert), 23,7x33,6 cm, signiert:<br />
«Dessine ap. Nature et Grave parH.Thoman.», u m 1790. ZBZ und KtB Trogen (Abb.408). -<br />
2. «Passage sur le Sitter ä Zweybruggen-Canton Appenzell.», vonSO, Radierung, 11X15 cm, signiert:<br />
«Thoman fecit»,u m 1790. KtBTrogen. - 3. «Die Papiermühle imKobel, Kt.Appenzell» (deutsche<br />
Kursive), vonN, Federzeichnung, 20,6x25,7 cm, von JOH. ULRICH FITZI. Sammlung Ernst Rutz,<br />
Gümligen BE. Vorlagefür 3a. «Die Papiermühle im Kobel...» (lateinische Kursive), Federaquarell,<br />
21,8x27,6cm, signiert: « J.U.Fizi». Privatbesitz Heerbrugg SG. - 3b. Mühle in Zweibrüggen, von<br />
NO, Federzeichnung, 22,9X37,2 cm, bezeichnet mit sorgfältiger lateinischer Kursiveim Bild rechts<br />
unten: «Zweibruken in Stein d 1 Sept. 1835 v.J. U. Fitzi». Sammlung Ernst Rutz, Gümligen BE. -<br />
4. «Die HundwylerleiterundZweibrücken», Aquatintaradierung, 11 X 7,4 cm,Randbildauf «Ansicht<br />
des Flekens Herisau und der merkwürdigsten Ortein Appenzell V.R.», von JOH. BAPTIST ISENRING<br />
und JOHANNES HAUSHER,u m 1831. Hist. Mus. Herisau u.a. (Abb. 406). - 5. «Störgel Bad 1849»,<br />
Bleistiftskizze, 16,4X23,6 cm, von JOH. JAKOB RIETMANN (1808-1868). Unbekannter Privatbesitz.<br />
Vorstudie zu 6. «Störgel-Bad», Bleistiftzeichnung, 17,3 X 24,2 cm, von JOH. JAKOB RIETMANN,u m 1849.<br />
KtB Trogen (Abb.404). Vorlagezu «BAD in STEIN» (Störgel), Lithographie, 14,9X21,4cm, signiert:<br />
«J. J. Rietmann gez. & lith.»,u m 1849.KtB Trogenund Hist. Mus. St.Gallen. - 7. Papiermühleim<br />
Kübel, vonNW, Bleistiftzeichnung, weiß gehöht, 14,3X20,1 cm, signiert: «Rietmann», von anderer<br />
Hand datiert: «1865». Vadiana, St. Gallen (Abb. 402) (entsprechende Bleistiftzeichnung, 16,1 X<br />
21,5 cm, Privatbesitz Teufen, ist «Juli 1861» datiert). - 7a.Mühle in Zweibrüggen,vonNO, Bleistiftzeichnung,<br />
14,4x20,3 cm, signiert: «Rietmann», von anderer Hand datiert: «1865». Privatbesitz<br />
Teufen. - 8. Mühle im List, Bleistiftzeichnung, weiß gehöht, 15,2X22cm, signiert: «J. J. Rietmann<br />
1866.»,Vadiana, St. Gallen (Abb. 405). - 9. Brücke mit Mühle aufderHundwiler Seite im Rachentobel,<br />
Bleistiftzeichnung, weiß gehöht, 2i,5X 15,4cm, signiert: «Rietm.», u m 1866/67. Vadiana, St. Gallen<br />
(vgl. Hundwil, Bilddokument 8a) (Abb.372). - 10. «ZweibrückerMühle», «Papiermühle im Kübel»,<br />
«Bad Störgel» u.a. Ansichten, siehe oben A6.-11.Papiermühle im Kübel, vonNW,Lithographie,<br />
21,5X26cm, signiert: «E. Hugener», datiert: «Mars 1881». Gemeindekanzlei Stein. - 12. Ähnliche<br />
Ansicht, Lithographie, 24,5X29cm,u m 1880. Gemeindekanzlei Stein.
40 6 stein<br />
Siegel und Wappen. Gemäß Rechtsspruch des vom 21. bis 24. November 1748 versammelten Großen<br />
Rates sollte das Kirchhöresiegel auch nach der Abtrennung der untern Rhode «zu allen Zeiten in der<br />
ober Rood sein und bleiben und gebraucht werden» 1 . Gesuche um ein eigenes Siegel wurden vom<br />
Großen Ratam 2.Januar 1775 und am 16.Januar 1778 abgewiesen 2 . Vermutlich schafftemanum<br />
1803 wie viele andere außerrhodischen Gemeinden laut FISCH, Chronik VII, S. 7, zur Siegelung von<br />
Heimatscheinen ein eigenes Siegel an. Neben diesem verwendeteman aber das Hundwiler Siegel noch<br />
bis um 1835, als es durch die Anschaffung eines zweiten Gemeindesiegels außer Gebrauch kam. -<br />
1. Älteres Gemeindesiegel, Anfang ig. Jahrhundert (Abb. 376). Oval, 30 X 27mm. Wappen; Auf naturalistischem<br />
Boden aufrechtnach heraldisch rechts schreitender Bär hält mit den Pranken einen von Palme<br />
beseiteten Schild, in dem auf steinigem Abhang ein Haus steht. Antiquaumschrift: «GEMEINDE STEIN».<br />
Abbildung auf «Abriß der Gemeind Siegeln des Cantons Appenzell VR. Gezeichnet Ao. 1817.» (Im<br />
Kantonsarchiv.) Vgl. Abbildung in: FISCH, ChronikVI (spätestens 1815), S. III, Nr. 213. Petschaft<br />
verschollen. - 2. Jüngeres Gemeindesiegel, um 1835 (Abb. 377). Oval, 30x27mm. Wappen: Auf Boden<br />
aufrecht nach heraldisch rechts auf Felsblock zuschreitender Bär. Antiquaumschrift: «SIEGEL DER<br />
GEMEINDE STEIN». UnterdemWappen horizontal: «c. APPENZELL* V • R». Anschaffung samt «Pressele»<br />
wurdeam 27. Oktober 1835 durch den Gemeinderat beschlossen#. Petschaft verschollen. Siegelabdrücke<br />
in der Sammlung des Kantonsarchivs. Dem Wappen entspricht auch das heutige offizielle<br />
Gemeindewappen.<br />
Fahnen. Von Fahnen aus den Jahren 1753 und 1793 berichtet die Jubiläumsschrift Stein 18995. -<br />
Fahnenfragment 1792. Medaillon aus weißer Seide, oval, 57x47 cm, das auf schwarz-weiß einwärts<br />
geflammtes Seidentuch genäht war, mit gemaltem, von «V»und«R» beseitetem Appenzeller Bären<br />
in einem Kranz. Vergoldete Antiquaumschrift: «FÜR FREYHEIT UND VATERLAND* STEIN: ANNO<br />
MDCCLXXXXII.» Gemeindekanzlei Stein.<br />
1 Protokoll des Großen Rats, 21.-24.N0v. 1748, Punkt 8: «solle das Kirchhöri Sigel auch zu allen<br />
Zeiten in der ober Rood sein und bleiben und... Zetel... auch alldorten gesiglet werden.» Vgl. AJB<br />
1891, S. 87.<br />
2 Jubiläumsschrift Stein 1899, S. 38.<br />
3 Das entsprechende Siegel aufder Innenseite eines Auszugs auseinem «einfachenZedel» (Schuldbrief),<br />
datiert vom 16. Dez. 1761 (Nr. 21 in einem Bund 1964 entsiegelter Schuldtitel im GdeA - der<br />
Titel befindet sich jetztimKdmA) wurde offenbar erst anläßlich eines Revisionseintrags auf genannter<br />
Innenseite durch den Gemeindeschreiberam 19. Dez. 1855 aufgedrückt.<br />
4 Räteprotokolle, Bd. 5, 27.Okt. 1835: «7 tens Mstr. Hs. Jakob Engler. ..soll beauftragt werden für<br />
die Gemeinde ein Siegel = Pressele zu machenund Rathsh. Widmeru. Stricker möchten dafür sorgen,<br />
daß ein Stämpfel dazu gemachet werde.» Vgl. Jubiläumsschrift Stein, S. 38.<br />
5 Jubiläumsschrift Stein, S. 4, 40.<br />
LAGE U ND G ESTALT<br />
i. Dorf mit Berücksichtigung seiner baulichen Entwicklung (Abb. 378-382). Es liegt 822 m<br />
ü. M. (LK) auf einer Terrasseam Ostabhang des von Sitter und Urnäsch begleiteten,<br />
nordwärts laufenden Hügelzuges. Kirche von 1749 und gleichzeitig oder nachher,<br />
zur Hauptsache noch im 18. Jahrhundert entstandener Dorfkern sind zudem durch<br />
eine nordostwärts gerichtete Geländeschwelle aus dem neuern Dorfteil des 19./20. Jahrhunderts<br />
herausgehoben. Durch die Richtung dieser Bodenerhebung sind auch<br />
Nordostrichtung der Kirche und Anlage der Wohnhäuser bestimmt.Am Abhang auf<br />
der Südostflanke der Kirche steht einzig das ebenfalls 1749 erbaute Pfarrhaus (Nr. 16).<br />
Die übrigen Häuser gruppieren sich südwestlich von ihr in folgender Anordnung:<br />
Zwei hintereinander gestaffelten Häusern an der Südostseite des Kirchenvorplatzes,<br />
dem hochgebauten Gasthaus «Ochsen» (Nr. 12) und dem Haus Nr. 15, steht auf der<br />
Nordwestseite des Platzes eine fast geschlossene Reihe von sieben Häusern gegenüber.<br />
Die zwei ersten von der Kirche her, das 1749 datierte Haus Nr. 8 und Haus Nr. 10,
lage und gestalt 407<br />
schließen zusammen mit Kirchenfassade und «Ochsen» den Platz auf drei Seiten<br />
ein; die übrigen säumen einen diesen südwestwärts verlassenden und darauf nordwestwärts<br />
abbiegenden alten Verbindungsweg nach Halten und Wilen im Westen<br />
der Gemeinde. In geringer Entfernung nordwestlich dieser Reihe liegt das Bauerngehöft<br />
«Oberhus» (Nr. i), das vermutlich schon vor Kirche und Dorf existierte.<br />
Sämtliche erwähnten Häuser sind über gemauertem Erd- bzw. Webkellergeschoß<br />
gestrickt, mit Giebeln und Fassaden südostwärts gewendet und mit Ausnahme des<br />
1883/84 anstelle eines ältern erbauten Hauses Nr. 3 an den getäferten Fassaden mit<br />
Reihenfenstern versehen 1 . Der «Ochsen» (Nr. 12) schaut dazu noch mit einer zweiten<br />
derartigen Fassade nordwestwärts auf den Kirchplatz. So besitzt das alte Dorf eine<br />
ausgeprägte Hauptansicht von S und SO. Diese wird durch ein nordseits hinter Nr. 8<br />
verstecktes niedriges Giebelhaus der 1950er Jahre (Nr. 9) nicht beeinträchtigt, noch<br />
weniger durch einen alten Stall (Nr. 5), der hinter einer 1882 entstandenen Brandlücke<br />
zwischen Nrn. 4 und 6 in Erscheinung tritt, wo bis dahin ein niedriges Haus mit<br />
Kreuzfirst an Nr. 4 angebaut war 2 . Diese Hauptansicht wurde seit den 1820er Jahren<br />
von Malern und Zeichnern in zahlreichen idyllischen Bildern eingefangen. Neben<br />
dem Baubefund der einzelnen Häuser (S.424f.) sind diese fast die einzige Quelle für<br />
die Kenntnis der Veränderungen des malerischen Dorf bildes im 19. Jahrhundert. Eine<br />
Federzeichnung von Jon. U LRICH FITZI vom Januar 1821 zeigt den Bestand der<br />
zweiten Hälfte des 18. und des beginnenden 19. Jahrhunderts 3 . Ein kleines, sonnengebräuntes<br />
Giebelhaus beschloß anstelle des heutigen Hauses Nr. 3, der ehemaligen<br />
Gemeindekanzlei, die Häuserreihe südwestwärts. Haus Nr. 2, mit dem die Reihe heute<br />
endet, stand noch nicht. Dieses wurde um 1830 als zwölftes zu den bereits bestehenden<br />
elf Häusern, Pfarrhausund Bauernhaus Nr. 1 mitgezählt, erstellt. Als solches<br />
erscheint es in der heute noch erhaltenen Gestalt auf einem vorzüglichen, um diese<br />
Zeit von unbekanntem Maler geschaffenen Aquarell des Dorfes von S, auf dem alle<br />
zwölf Häuser sichtbar sind 4 . Genau diese Häuserzahl wurdeum 1835 von GABRIEL<br />
RÜSCH für das Dorf registriert 5 . «Ochsen» und «Rößli» (Nr. 7) gehörten damals als<br />
einzige Wirtshäuser dazu. Noch 1865 zeigt ein Gemälde von JOH. JAKOB HEUSGHER<br />
das unversehrte Dorf 6 . Es hatte bis dahin nur den Zuwachs von zwei Wohnhäusern<br />
(Nr. 33 und Nr. 18 « Krone »), eines Stalles (Nr. 34) und einer Remise aufdem Abhang<br />
oberhalb der 1858-1862 angelegten neuen Landstraße (S. 411) erhalten. In der Folge<br />
erfuhr auch das alte Dorfbild zwei noch heute sichtbare Veränderungen. Eine Bleistiftzeichnung<br />
von K ONRAD SIGNER von 1881, auf welcher das unterdessen wieder<br />
verschwundene ältere Dorfschulhaus von 1870/71 südlich unter dem Dorf an der<br />
neuen Mittellandstraße abgebildet ist, zeigt zwischen den Nrn. 2 und 4, wo das aufdem<br />
FiTzi-Bild die Reihe beschließende Häuschen gestanden hatte, eine Lücke 7 . In diese<br />
wurde 1883/84 das neue Gemeindehaus (Nr. 3) gestellt. Als solches diente es bis 1957 8 .<br />
1 Bauzeit von Nr. 3, ehemaliges Gemeindehaus, laut Jahresrechnung der Gde 1883/84, S. 2of.:<br />
Baumeister JOH. JAKOB WALDBURGER, Stein. Kosten: AI 669 Fr. 92Rp.<br />
2 Jahr des Brandes laut Eintragim Pfandprotokoll. Abgebildet aufden Bilddokumenten Ai-6.<br />
3 BilddokumentAia (vgl. 1 b, Abb.378). 4 Bilddokument A2 (Abb.379).<br />
5 G. RÜSCH, Der Kanton Appenzell, S. 228. 6 BilddokumenteA4 und4a.<br />
7 Bilddokument A5. - Schulhausbau laut Jahresrechnung der Gde 1871, S. 3of.: Baumeister<br />
SEBASTIAN STURZENEGGER, Herisau. Kosten: 18200 Fr.<br />
8 Siehe oben Anm. 1. - Mitteilung der Gemeindekanzlei, Als Gemeindehaus dient seither Nr.42.
408 stein<br />
Eine zweite, 1882 durch Brand entstandene Lücke zwischen Nrn. 4 und 6 wurde nicht<br />
mehr geschlossen. Das in Mitleidenschaft gezogene Nr. 4 erhielt in der Folge anstelle<br />
des bisherigen giebelständigen Dachs ein traufständiges mit gestelztem Quergiebel<br />
an der Front. — Im übrigen vergrößerte sich das Dorf in der zweiten Hälfte des 19.<br />
Jahrhunderts und im 20. Jahrhundert nicht von seinem Siedlungskern aus, sondern<br />
von ihm getrennt zu beiden Seiten längs der neuen Landstraße von 1858 bis 1862,<br />
der sogenannten Mittellandstraße, vor allem aufdem ebenen Gelände in der Richtung<br />
nach Hundwil. - Der Friedhof lag bis 1876 wie allgemein üblich bei der Kirche und<br />
wurde dann etwa 50 m nordwärts verlegt 1 .<br />
2. Gemeinde, a) Lage und Grenzen. Die Gemeinde liegt auf dem nordwärts zwischen<br />
Sitter und Urnäsch abfallenden Hügelrücken und erstreckt sich bis zu deren Zusammenfluß<br />
im Kübel. Die beiden Flüße bilden somit auf drei Seiten die Grenze: die<br />
i Jahresrechnung der Gde, 1875/76, S. 3of.<br />
50 100<br />
Abb. 380. Stein. Übersichtsplan, Maßstab 1: zirka 3280.U m die Kirche der Dorfkern, zweite Hälfte<br />
18.und 19. Jahrhundert, längs der Mittellandstraße von 1858 bis 1862 das jüngere Straßendorf. -<br />
Text S.406-408, 4iof., 414^, 421 und 423-427.
strassen und verkehr<br />
4o9<br />
Abb.381. Stein. Flugaufnahme von Süden, 24.September 1949 (vgl. Abb.380). Im Vordergrund<br />
das jüngere Dorfschulhaus, Nr.37, von 1888, links davon das 1966 durch einen Neubau ersetzte<br />
kleinere von 1870/71. Rechts außen das Gmündertobel mit der 1908 erbauten Betonbrücke. - Text<br />
S.406-411, 414-416, 418, 421 und 423-427.<br />
Sitter auf der Ost- und Nordseite, nämlich von der Einmündung des Buechbaches<br />
bis zu der des Rotbaches in die Sitter gegen Appenzell Innerrhoden, weiter bis zur<br />
Einmündung des Wattbaches bei Zweibrüggen gegen die Gemeinde Teufen, von<br />
dort bis zu ihrem Zusammenfluß mit der Urnäsch im Kübel gegen das nordseits<br />
anstoßende sanktgallische Gebiet. Auf der Westseite bildet die Urnäsch von der<br />
Einmündung des Sonderbachs an abwärts bis zum Kübel die Grenze gegen die<br />
Gemeinde Herisau.Im S verläuft die Grenze seit der Abtrennung von Hundwil 1748<br />
teilweise künstlich von der Sitter südwestwärts dem Buechbach entlang bis zum<br />
Gschwend, dann nordwestwärts durch den Sonder und das Hagtobel zum Sonderbach<br />
und mit diesem in die Urnäsch. Vgl. oben kirchliche und politische Verhältnisse,<br />
S. 401-402, und Hundwil, S. 353. - b) Bezirke. Über das weitläufige Gemeindegebiet<br />
liegen zahlreiche Höfeund Weiler in typischer alemannischer Siedlungsweise<br />
verstreut. Ihre Namen bezeichnen in der Regel zugleich den «Bezirk», in dem sie<br />
liegen. Größere Bezirke sind der Sonder im S, Schachen und Hagtobel im SW, Wilen<br />
und Halten imW, Brand, Bruggli, Witenau, Störgel, Rämsen imNW und N sowie<br />
Hargarten imSO des Kirchdorfes.<br />
STRASSEN U ND V ERKEHR<br />
Die Straßen blieben bis heute die einzigen Verkehrsverbindungen.<br />
A. Alte Landstraßen bis zum Bau der Mittellandstraße 1858-1862. Vgl. Hundwil, S. 362 f.,<br />
und Teufen (Band II). Ihr ursprünglicher Verlauf ist nicht mehr überall mit Sicherheit<br />
zu erkennen, zumal dieser gelegentlich durch Verbesserungen verändert wurde.
4io<br />
stein<br />
Sichere Anhaltspunkte sind dagegen die ehemals vom Lande unterhaltenen, alten<br />
Brückenübergänge, die mit Ausnahme desjenigenim Gmündertobel noch bestehen. -<br />
Folgende vier alte Landstraßen, im allgemeinen nur Saum-, Reit- und Karrenwege,<br />
existierten schon vor der Kirchen- und Dorfgründung von 1749: 1. Von Hundwil nach<br />
St. Gallen. Längs des zur Urnäsch abfallenden Westhangs der heutigen Gemeinde<br />
Stein, nämlich von der ehemaligen gedeckten Holzbrücke über den Sonderbach im<br />
Rachentobel (S. 438) durch die Weiler und Höfe Wilen, Wädlen, Bruggli, Farnböhl<br />
nach J^weibniggen (S. 437). Hier führte eine erste größere Brücke über die Sitter auf<br />
das Gemeindegebiet von Teufen und eine zweite kleinere weiter über den Wattbach<br />
auf sanktgallisches Territorium zur sogenannten Hundwiler Leiter 1 (Abb. 406). Eine<br />
weitere Brücke führte weiter oben bei der Nordmüli über den Wattbach. Siehe<br />
Teufen (Band II). Diese wohl älteste Verkehrsverbindung der beiden Hundwiler<br />
Rhoden ist erstmals 1460 als «Straß gen Hundwil» bezeugt 2 . - 2. Nach Herisau.<br />
Durch den Bezirk Witenau und über die Urnäsch auf der gedeckten Holzbrückeim<br />
Kübel (S. 436). 1714 regelte das Land mit den Anstößern von neuem die «Unterhaltung<br />
der Landstraß im Kobel auf Hundweiler Seite» 3 . Diese Straße zweigte nördlich<br />
von Farnböhl in nordwestlicher Richtung von jener nach Zweibrüggen ab (vgl.<br />
unten Nr. 5). - 3. Nach Teufen, a) Über die Sitter auf gedeckter Holzbrücke im<br />
Gmündertobel (S. 437). Im alten Wegbüchlein des Landes 1680 als «Weg», 1681 als<br />
«Roßweg» im Gmündertobel zusammen mit der Brücke erwähnt 4 . 1725 Vereinbarung<br />
«wegen dem neuen Weg» 5 . Laut Rechtsspruch von 1756 führte ein «Stück<br />
Straß oder Fahrweg entzwischen 2 Böhelen (Hügeln) im Flecken» durch 6 . 1783<br />
wurde der Weg zu beiden Seiten des Tobels «übergelegt», d.h. mit Hölzern quer<br />
belegt, damit man ungehindert reiten und «fähren» (Vieh treiben?) konnte 7 . Vor<br />
der Dorfgründung führte er wahrscheinlich direkt zu Nr. 1 hinüber. - b) Uber<br />
Zweibrüggen (siehe oben). - 4. Nach Haslen-Appenzell. Über die Sitter auf der gedeckten<br />
Holzbrücke im List (S. 437f.). Erwähnung des Brückenübergangs erstmals in den<br />
Landrechnungen 1529 8 . Er diente vor allem den südöstlichen Bezirken der ehemaligen<br />
untern Rhode, Buchberg und Sonder 9 . - 5. Vom Dorf platz ZU den alten Brücken<br />
und über die Langenegg zum Sonder. Nordwärts zwischen den Häusern Nrn. 8 und 10<br />
hindurch sowohl zum Gmündertobel als auch nach Störgel und von dort nach Kübel<br />
oder Zweibrüggen. Südwärts rechts am «Ochsen» (Nr. 12) vorbei zum Sonder und<br />
weiter nach Hundwil oder Appenzell. Südostwärts links am «Ochsen» vorbei auf<br />
der Gruenholzstraße zum List I0 . Der Verlauf dieser drei Straßenzüge besonders<br />
1 Randbildaufder A quatintaradierungdesJOH. BAPTIST ISENRINGu n d JOHANNES HAUSHER «Ansicht<br />
des Flekens Herisau»,um 1831 (SKL). Bilddokument B4.<br />
2 UBSG6421.<br />
3 Wegbüchlein, S. 3.<br />
4 Wegbüchlein, S. 12.<br />
5 Wegbüchlein, S. 13.<br />
6 Wegbüchlein, S. 13-15. «Flecken» heißt ein Weiler nördlich des Dorfes. Das in nordwestlicher<br />
Richtungan Haus Nr. 519im untern Flecken vorbei laufende Trasse ist bisan denRandder Schlucht<br />
deutlich erkennbar und laut Aussage des 92jährigen Besitzers unterdemHumus gepflästert.<br />
7 Brückenbüchlein von 1793, S. 45. Vgl. Wegbüchlein, S. 15.<br />
8 Landrechnungen 1527-1530, S. 155, 160-162 (Landesarchiv Appenzell).<br />
9 Vgl. Jubiläumsschrift Stein 1899, S. 35.<br />
10 Der Unterhalt der Gruenholzstraße durch Anstößer wurde laut ebenda, S. 36, 1813 von der Gemeinde<br />
beschlossen. Jetzt Landstraße (siehe unter B3).
kirche<br />
im Dorfkern selbst zeigt deutlich ihre Entstehung im Zusammenhang mit der Dorfgründung<br />
von 1749. Der schrittweise Ausbau zu eigentlichen Fahrstraßen seit dem<br />
Beginn des 19. Jahrhunderts - um 1805 Anlage einer Fahrstraße von Zweibrüggen<br />
zum Dorf und über den Sonder nach Flundwil 1 wie sie auf den Dorfansichten<br />
nach jener Zeit zu sehen sind 2 , entzog vor allem der altern Straße vom Kübel und<br />
Zweibrüggen durch den westlichen Teil der Gemeinde nach Hundwil immer mehr<br />
den Verkehr.<br />
B. Neue Landstraßen seit der zweiten Hälfte des ig. Jahrhunderts. Sie mußten gemäß Straßengesetz<br />
vom 27. April 1851 von den Gemeinden erstellt, vom Kanton jedoch abgenommen<br />
und unterhalten werden. 1. Mittellandstraße 1858-1862^. Völlige Neuanlage,<br />
die der bestehenden Straße Teufen-Stein-Hundwil im großen ganzen entspricht:<br />
1858/59 der Strecke vom Dorf bis Ramsen, 1859/60 von Rämsen bis zur Gmündertobelbrücke,<br />
1861/62 vom Dorf bis zum Flagtobel an der Hundwiler Grenze. - 2. Vom<br />
Sonder bis zur Grenze von Appenzell Innerrhoden iSys/yj. Ausführung im Anschluss an das<br />
von Hundwil 1871 gebaute Stück 4 . - 3. Dorf bis Grenze von Appenzell Innerrhoden durch<br />
Gruenholz und Hargarten i8g6jgy e '. Sie berührt die Listbrücke nicht mehr, sondern vereinigt<br />
sich vor Enggenhütten mit der Straße vom Sonder her (vgl. oben A5).<br />
C. Erster Postkurs von St. Gallen seit 13. Juni 1865, zweiter seit 1890 6 .<br />
KIRCHE<br />
BAUGESCHIGHTE. I. Kirchenbau ij^g. Die Erlaubnis dazu erteilte der vom 21. bis<br />
24. November 1748 zu Herisau versammelte GroßeRat (siehe S. 402). Der Bauvertrag<br />
mit JAKOB GRUBENMANN von Teufen war schon am 22. August 1748 geschlossen worden.<br />
Er lautete auf eine Akkordsumme von 4200 Gulden und 4 Dublonen, wozu bei<br />
guter Ausführung weitere 100 Gulden und ein gutes Trinkgeld kommen sollten.<br />
Darin eingeschlossen waren Handwerkerlöhne, Werkzeug und Material, ausgenommen<br />
Holz und Steine^. Beides wurde aus eigenen Wäldern und Steinbrüchen von der<br />
Gemeinde während des Winters 1748/49 bereitgestellt 8 . Grundsteinlegung am 2. Mai<br />
1749 durch Meister JAKOB GRUBENMANN. Dazu hielt Dekan Jakob Zähner von Trogen<br />
in Gegenwart der beiden Landammänner Adrian Wetter und Gebhard Zürcher<br />
und der beiden Statthalter Johannes Gruber und Joh. Jakob Zuberbühler die Predigt<br />
und gab der Kirche den Namen «zum Stein» 9 . Am 2. Juli entschied sich die<br />
Kirchhöre für einen «blaben (blauen) Himmel» anstelle eines Gipsgewölbes. Jede<br />
1 AJB 1879, S.im.<br />
2 Bilddokumente A1-3 (Abb.378^).<br />
3 Protokoll der Straßenkommissionim GdeA.<br />
4 Protokoll der Straßenkommission, S.Aug. 1871 bis 18.Febr. 1873. - Akkord mit PAUL LONGONI,<br />
12.Juli 1872. - Jahresrechnung der Gde 1873, S. 20.<br />
5 Jahresrechnung der Gde, 1895/96, S. i8f., und 1896/97, S. i8f.<br />
6 Jubiläumsschrift Stein 1899, S.43 f.<br />
7 Jubiläumsschrift Stein 1899, S. 12. Der Vertrag selbst ist verschollen.<br />
8 Ebenda, S. 13.<br />
9 Protokoll desGroßen Rats, Fol. 129, zwischen Protokoll vom i.Mai und 19.Juni 1749. - «Kurze<br />
Beschreibung, wiedieneueKirchen allhierzum Stein ist auferbauet worden» des ersten Pfarrers Joh.<br />
Heinrich Sulzerim Taufregister der Fremden, Bd.I, Fol. 1. - Vgl. HOWARD EUGSTER, AJB 1891, S. 95.
412 stein<br />
Tafel solle «4 Schu 3 zol 4egig gemacht», blau angestrichen und «mit einem Sternen<br />
und 4 Jlgen ausgeziret sein glich der im Bühller .. die Karnis wiß, die Blanden rot,<br />
die Rundstäbe blauw» 1 . Einweihungam 28. November 1749 mit demselben Prediger<br />
und in Gegenwart der gleichen Ehrengesandten des Landes wie bei der Grundsteinlegung<br />
2 . Zum Gelingen hatten die Bürger durch Frondienste und Steuern beigetragen<br />
3 . Weitere Spenden flössen zusammen aus dem Landessäckel, von den Gemeinden<br />
Außerrhodens, den evangelischen Ständen und Städten der Eidgenossenschaft<br />
vorab St. Gallen und einschließlich Mühlhausen, alles in allem 4836 Gulden 20 Kreuzer<br />
4 .<br />
2. Umbauten und Renovation, a) 1832 durch Baumeister Enoch Breitenmoser,<br />
Herisau. Die Kirchhöre vom 26.Februar beschloß; «soll der Chorbogen zurückgei<br />
Jubiläumsschrift Stein 1899, S. 12. 2 «Kurze Beschreibung...», a.a.O.<br />
3 «Kurze Beschreibung...», S. 14.<br />
4 Protokoll des Großen Rats, 6.Mai 1751. - Vgl. HOWARD EUGSTER, AJB 1891, S.93 f.<br />
Abb. 382. Stein. Dorfplatz von Südwesten mit der 1749 von Jakobund Hans Ulrich Grubenmann<br />
erbauten Kirche nach der Außenrenovation von 1968 bis 1970 und mit gestrickten und getäferten<br />
Holzgiebelhäusern, die 1749 oder wohl bald darauferbaut worden sind. - TextS. 406-408,411-416,<br />
418 und 424-427.
kirche 413<br />
IE<br />
Abb. 383. Stein. Die 1749 erbaute Kirche von Nordosten mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem<br />
Chorund mit gotisierendem Turmhelm. - Text S.411-416 und 418.<br />
stellt werden» und «in betreff der Himmleten soll eine Gypsdecke gemacht und auch<br />
zugleich unter der Emporkirche» 1 . Die Ausführung des mit klassizistischen Stukkaturen<br />
verzierten Gipsgewölbes wurde ohne Zweifel vom gleichen Gipsermeister<br />
GEBHARD MOOSBRUGGER geschaffen, dem nachträglich laut Rätebeschluß vom<br />
S.Oktober 1832 Kanzel und Taufstein aus Stuckmarmor zur Ausführung übertragen<br />
wurden (siehe S. 419). Die Anschaffung von «einer Zeittafeln ins Chor» und von<br />
«Tafelfenstern» ebendahin wurde ebenfalls den Vorgesetzten überlassen 2 . Neu<br />
gestaltet wurden auch die beiden Seiteneingänge, wie das Datum an jenem der<br />
Südostseite bezeugt. - b) 1873 Erneuerung der Westfassade und Neuerstellung des<br />
betreffenden Vorzeichens, ferner Abbruch der Friedhofmauern 3 . - c) i874Verände-<br />
1 Räteprotokoll. - Eine Kirchhöre vom 29. Jan. hatte die Gipsdecke noch abgelehnt (ebenda).<br />
Vgl. weitere die Kirchenrenovation betreffende Beschlüsse der Räte, ebenda, 9. Dez. 1831, 15. u nd<br />
27.Jan., 17. und 24.Febr., 9.März, 23.Mai, 12. und 25. Juni, 16.Nov. 1832.<br />
2 Räteprotokoll, 15.Maiund 16.Juli 1832.<br />
3 Jubiläumsschrift Stein 1899, S. 19. Vgl. Jahresrechnung der Gde 1873, S. 3-7: Reparatur an<br />
KircheundTurm.
4 I 4 stein<br />
rung im Glockengeschoß des Turms anläßlich der Glockenanschaffung (s.d.), 1899<br />
Neudeckung mit Kupferblech und Anschaffung eiserner Turmläden 1 . - d) 1903<br />
Ausmalung des Innern 2 . - e) 1914 Heizungsanbau an der Südostseite des Chors 3 . -<br />
1968-1970 Außenrenovation von Kirche und Turm unter Leitung von MAX ROHNER,<br />
Architekt ETH/SIA, Herisau, und der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege,<br />
vertreten durch Professor Dr. h.c. ALBERT KNOEPFLI; unter anderm Erstellung<br />
neuer Vorzeichen, Umbau des Turmerdgeschosses und seines gewölbten ehemaligen<br />
Archivraums. Dabei wurde ein nicht ursprünglicher Eingang im ersten Geschoß der<br />
nordwestlichen Außenseite durch einen entsprechenden im Erdgeschoß ersetzt 4 .<br />
BESCHREIBUNG (Abb. 378-386). 1. Lage und Grundriß. Die Kirche liegt nordostwärts<br />
gerichtet am nordöstlichen Ende des Dorfkerns und ist mit diesem durch eine nach<br />
NO laufende Geländeschwelle aus dem übrigen Dorf herausgehoben (vgl. Lage des<br />
1 Jahresrechnung derGde 189g, S. 11.<br />
2 Jahresrechnung der Gde 1903, S. 10: u.a. Glaserarbeit (neue Kirchenfenster) 1339 Fr. 40Rp.,<br />
Malerarbeit (Kirchenbemalung) 2596 Fr. 76Rp.<br />
3 Jahresrechnung der Gde 1914, S. 21.<br />
4 Zahlreiche Planaufnahmen des alten und neuen Zustandes. Protokoll der Baukommission,<br />
21.Febr. 1968-1970. - Geschäftsordnung UGde, 7./8.Dez. 1968. - Jahresrechnung der Gde 1970,<br />
S. 46. Gesamtkosten: 394233 Fr. 35Rp.<br />
i_l<br />
0<br />
I J I L<br />
5<br />
_L<br />
10<br />
Abb. 384. Stein. Kirche. Grundrißder 1749 erbauten, nordostwärts gerichteten Grubenmann-Kirche.<br />
Maßstab i:zirka 194. - Text S.414-417 und 419.
kirche 4 I 5<br />
0 5<br />
I I I I I I I I I I I I I I I I<br />
Abb. 385. Stein. Querschnitt der Kirche gegen Südwesten mit d em Haupteingang, der stuckierten<br />
Empore und mit dem Dachstuhl. Maßstab 1: zirka 128. — Text S.416-418.<br />
Dorfes, S. 406f.). Sie zeigt im Grundriß ein rechteckiges, einschiffiges Langhaus von<br />
erheblicher Breite der Länge) und einen dreiseitig geschlossenen, eingezogenen<br />
Chor von auffallender Kürze. In den nördlichen Winkel zwischen Chor und Langhaus<br />
schmiegt sich derTurm und bildet hier zugleich Chorschulter und -flanke.<br />
2. Äußeres. Chor und Langhaus des mit Eckquadern gesäumten, verputzten Baus<br />
stehen unter gemeinsamem, über dem Chorpolygon abgewalmtem Satteldach. Dieses<br />
wird überragt vom schlanken, ebenfalls mit Eckquadern gesäumten Turm und<br />
seinem eleganten gotisierenden Helm. Im übrigen sind die weißen Mauerflächen
416 s t e i n<br />
durch drei Portale und ihre Vorzeichen, die Fenster und eine Sonnenuhr akzentuiert.<br />
Zum Portal an der südwestlichen Giebelfront führen zweimal vier Stufen. Das rundbogige,<br />
barock gefaste Sandsteingewände ist durch Sockel, Kämpfer und Schlußstein<br />
gegliedert; seine Flächen sind behauen. Im verzierten Schlußstein selbst Datum und<br />
Stifterinitialen «IGM ANNO 174g HVGM VOT» der beiden Baumeister JAKOB und<br />
JOHANN U LRICH GRUBENMANN. Das « VOT» weist ausdrücklich auf die Stiftung des<br />
Portals durch die beiden Brüder hin. Die Inschrift ist zugleich der einzige Hinweis<br />
auf die Mitarbeit des berühmteren Jüngern HANS ULRICH. Eichene Doppeltüre von<br />
1970, ebenfalls das Vorzeichen mit Walmdach auf vier barocken Säulen in ganzer<br />
Frontbreite, das ein solches von 1873 ersetzte. Die Nebeneingänge an beiden Längsseiten<br />
liegen einander gegenüber. Sie weisen stichbogige Sandsteingewände mit Stufenprofil<br />
und Schlußstein auf. Jener auf der Südostseite ist «1832» datiert. Eichentüren<br />
und Vordächlein von 1970. Vier rundbogige Fenster im Chor und drei an der südöstlichen<br />
Längswand, drei Rundfenster axial gegenüber an der nordwestlichen Längswand<br />
und ein solches in der Giebelfassade gehören zum ursprünglichen Bestand.<br />
Die Wabenscheiben aus Hergiswiler Mondglas jedoch von 1969. An der Südecke auf<br />
verziertem Quader die Antiquainschrift: «1749. DEN 2. TAG MAI IST DISER EGSTEIN<br />
GELEGT VND ZVOGLEICH DIE GRVNDPREDIG GEHALTEN WARDEN». Die Sonnenuhr<br />
zwischen dem ersten und zweiten Fenster des Langhauses von Osten her wurde 1970<br />
anstelle einer ältern neu gemacht.<br />
3. Inneres (Abb. 386). Dem Äußern entsprechend ausgesprochene Zweiteilung in<br />
Schiff und Chor. Diese wird durch den 1832 stuckierten Triumphbogen betont, dessen<br />
Archivolte auf einem Gebälkabschnitt und ionischen Pfeilern ruht. (Unerfindlich ist<br />
in Anbetracht der ganzen baulichen Anlage die Art und Weise seiner 1832 von der<br />
Kirchhöre verlangten Rückversetzung.) Einen optischen Zusammenhalt erhalten die<br />
beiden Teilräume dagegen durch das klassizistisch stuckierte Gipsgewölbe von 1832.<br />
Dieses besteht im Chor aus einer Rundtonne, die im Polygon in eine Halbkuppel<br />
übergeht und in die von den Fenstern her Stichkappen einschneiden, im Schiff aus<br />
einer Flachtonne, die auf einem bis zum Chorbogen durchlaufenden Gesims ruht.<br />
Zudem greift der zwei Stufen hohe Chorboden ebenfalls zusammenfassend bis zum<br />
ersten Fensterpaar ins Schiff hinein. Den Gewölbeformen angepaßt ist auch die<br />
Anordnung der zarten klassizistischen Stukkaturen von GEBHARD MOOSBRUGGER. Im<br />
Chor unterstreichen mit Scheibenschnurstäben belegte und in Voluten endende<br />
Bandrippen und Blattstäbe auf den Gräten der Stichkappen die kuppelartige Auffächerung.<br />
Die einzelnen Zonen sind aber wieder einer zentralen Rosette und einem<br />
diese rahmenden Vierpaß zugeordnet, der mit den Bandrippen durch Blumenketten<br />
verbunden ist. Die Flachtonne im Schiff ist dreigeteilt: Ein großer, mit Blattstab<br />
gerahmter und in verkröpftes Rechteck eingespannter Ovalspiegel in der Mitte wird<br />
von quergestellten Rechteckrahmen flankiert, die mit Eckrosetten und Scheibenschnurstäben<br />
belegt sind. Als Fensterbekrönung dienen teils Blumenvasen, teils<br />
Blumen- und Blattzweige. Einen besondern Akzent setzt die in Blumen und Blättern<br />
eingebettete Uhr im Scheitel des Chors. Ähnliche Stukkaturen von 1832 auch an<br />
Brüstung und gewölbter Unterseite der Empore. Eine solche ist nur auf der Rückseite<br />
eingebaut. Sie reicht bis zur Mitte zwischen dem ersten und zweiten Fenster und ruht<br />
auf zwei bemalten toskanischen Holzsäulen. Eine Seitenempore an der nordöstlichen
kirche 417<br />
Abb. 386. Stein. Kirche. Das Innere gegen den Chor mit Kanzel und Taufstein aus Stuckmarmor<br />
von Gebhard Moosbrugger, 1832/33, und mit d em neuromanischen Orgelprospekt von 1893. -<br />
Text S.411-414, 4i6f.und 419!".<br />
Längswand scheint entweder nie erstellt oder spätestens 1832 wieder entfernt worden<br />
zu sein. Die tiefsitzenden, mit der Unterseite der bestehenden Empore korrespondierenden<br />
Rundfenster deuten jedoch auf deren ursprüngliche Planung hin. An der<br />
nordwestlichen Chorwand übereinander zwei Türen mit rechteckigen, barock gefasten<br />
Sandsteingewänden von 1749. Die untere führt zum ehemaligen Archivraum (jetzt<br />
Abstellraum und sanitäre Anlagen), die obere, die über eine Holztreppe erreichbar<br />
ist, ins erste Obergeschoß des Turms. Ausmalung des Kirchenraums von 1903.<br />
4. Dachstuhl (Abb. 385). Der Bauvertrag ist zwar nur mit JAKOB GRUBENMANN<br />
abgeschlossen worden; doch ist die Mitarbeit des berühmteren jüngern Bruders HANS<br />
ULRICH, der das Kirchenportal mitstiftete und im folgenden Jahr nachweislich in<br />
Hundwil mitarbeitete, wahrscheinlich. - Der liegende Dachstuhl besteht über dem<br />
Langhaus aus sieben Hauptgebinden im Abstand von drei Meter und je zwei Leergebinden<br />
in den sechs Zwischenräumen. Besonders verstärkt ist die Konstruktion<br />
dadurch, daß sowohl Haupt- als auch Zwischengebinde nicht nur durch zwei Kehlbalken<br />
und zwei Paare scherenförmig gekreuzter Diagonalstreben, sondern auch<br />
durch eine sie überblattende Hängesäule versteift sind. Über dem Chor besteht der<br />
Dachstuhl bis zum Sprengwerk des Walms aus zwei Hauptgebinden im Abstand von<br />
zirka drei Meter, zwischen denen zwei einfache Sparrengebinde liegen. Die Hauptgebinde<br />
sind durch zwei gespreizte Hängesäulen gekennzeichnet, die durch je zwei<br />
seitliche Streben mit dem Spannriegel bzw. den Stuhlsäulen versteift sind 1 .<br />
I Killer, Fig. 55.Zum Chordachstuhl vgl. Fig. 76und 77 (Hombrechtikon).<br />
27 - Kunstdenkmälcr LXI, AR I.
418 s t e i n<br />
Abb. 387 u nd 388. Stein. Kirche bzw. Pfarrhaus. Glockenförmige Abendmahlskannen aus Zinn,<br />
beide 174g datiert, diejenige links mit Stifterinitialen, diejenige rechts mit den Initialen der R(hode)<br />
S(tem). - Text S.420.<br />
5. Turm. 20,5 m hoch. Der ungegliederte, von Eckquadern gesäumte Schaft mit je<br />
vier barock gefasten Lichtschlitzen an der nordöstlichen und nordwestlichen Flanke<br />
und mit rundbogigen, gekuppelten Schallfenstern ist in gotisierender Weise von einem<br />
achtseitigen Spitzhelm über Wimpergen bekrönt. Im Erdgeschoß liegt der bis 196g<br />
nur vom Chorinnern her zugängliche unddann umgebaute ehemalige kreuzgewölbte<br />
Archivraum. Auch der einzige ursprüngliche Turmeingang führt vom Chor über<br />
eine Treppe direkt ins erste Obergeschoß. Seit 1969 besteht auch ein ebenerdiger Eingang<br />
von der nordwestlichen Außenseite zum Erdgeschoß und von hier ein Aufstieg<br />
zumTurm anstelle eines gleichzeitig wieder zugemauerten, ebenfalls nicht ursprünglichen<br />
Hocheinstiegs ins erste Obergeschoß von NW. Anstelle von einzelnen, auf<br />
Mauereinsprüngen liegenden Stockwerken wie bei andern Türmen ruht hier eine<br />
zweigeschossige, offene Riegelkonstruktion auf dem einzigen Mauereinsprung über<br />
dem ersten Obergeschoß und trägt auch den zweigeschossigen Glockenstuhl. Die<br />
Helmkonstruktion wird durch ein erhaltenes Holzmodell des Baumeisters, das im<br />
Gemeindehaus zu Teufen aufbewahrt wird, ferner durch Schema- und Detailzeichnungen<br />
von JOSEF KILLER veranschaulicht 1 .<br />
BAUGESCHICHTLICHE WÜRDIGUNG. Gotisierender Grundriß und Turmabschluß in<br />
Verbindung mit barocker Weiträumigkeit und Detailgestaltung sind für den protestantischen<br />
Kirchenbau der Gebrüder GRUBENMANN typisch. Doch mag der Traditionalismus<br />
der ländlichen Auftraggeber ebenso bestimmend wie derjenige der Baumeister<br />
gewesen sein. Das zeigt der Vergleich mit verschiedenen andern von diesen<br />
erbauten Kirchen, z.B. mit der katholischen Kirche von Häggenschwil sowie mit den<br />
I Killer, Fig. 5 6-60.
kirche 419<br />
Abb.389 und 390. Stein. Kirche bzw. Pfarrhaus. Silbervergoldete Abendmahlskelche mit Stifterwappen<br />
und Bibelsprüchen an den Kuppen.Von einem Herisauer Meister IS, 1750. - Text S.420.<br />
reformierten Kirchen von Wädenswil und Trogen 1 . Direkte Anknüpfungspunkte<br />
gab es damals in Außerrhoden mit seinen im allgemeinen ganz schlichten Rechteckbauten<br />
allerdings nur bei der spätgotischen Kirche von Herisau und vor allem bei<br />
der von JAKOB GRUBENMANN 1723 miterbauten Kirche in Bühler, die bis 1828 einen<br />
gotisierenden Turmhelm besaß. Auf diese Kirche bezog man sich in der Tat auch<br />
ausdrücklich bei der Gestaltung des Kirchenhimmels.<br />
Ausstattung<br />
i. Klassizistischer Tauf stein von 1832133 (Abb. 386). Er wurde am 8. Oktober 1832 vom<br />
Gemeinderat an «Gypser Mr. Gebhard Moosbrugger um fl. 30. - zu machen übertragen»<br />
2 . Zur Hauptsache aus grauweißem Stuckmarmor mit äußerem Beckenrand<br />
aus ebenso marmoriertem Holz. Im Innern Sandsteinschale. H. 89 cm, mit Deckel<br />
aus Kirschbaumholz 95 cm, Dm. des Beckens 67,5 cm, des Deckels 75 cm. Gestalt<br />
eines kreisrunden Kelchs mit karniesbogig geschweiftem Fuß, zylindrischem Schaft<br />
und kugeliger Schale. - 2. Klassizistische Kanzel aus Stuckmarmor von 1832I33 (Abb. 386).<br />
Sie wurde gleichzeitig mit dem Taufstein demselben Stukkateur um 270 Gulden in<br />
Auftrag gegeben. Am 3. Oktober 1833 wurde im Gemeinderat ein «Anzug gemacht<br />
wegen dem an Mstr. Gebhard Mosbrugger noch zu bezahlenden Kanzelgeld<br />
fl. 261.-» 3 . Am rechten Chorbogenpfeiler befestigt. Zylindrischer Korb mit halbkugeligem<br />
Knauf an kurzem, nur schwach eingeschweiftem Fortsatz. Kreisrunder<br />
Schalldeckel mit von Vase bekröntem, stark eingezogenem Aufsatz und kraftvoll<br />
geschwungenes, rechtsseitiges Treppengeländer aus verschiedenfarbigem Stuckmarmor.In<br />
der geometrischen Einteilung der Flächen heben sich vom grauweiß marmorierten<br />
Grund die rahmenden Glieder mit schwarzweißer, die Binnenflächen mit roter<br />
I Killer,S.69-72,117-129, 134-138. 2 Räteprotokoll. 3 Räteprotokoll.
420 s t e i n<br />
Marmorierung ab und sparsam gebrauchte vergoldete Ornamente, vornehmlich<br />
Rosetten und Scheibenschnurketten, setzen leuchtende Akzente. Der Chorpfeiler ist<br />
durch Aussparrungund Stuckierung mit Draperie und Blumengehänge illusionistisch<br />
zur Kanzel bezogen. - 3. Gestühl. Erneuerung im Chor 1832auf der Empore und<br />
unter der Kanzel 1873 2 ,im Schiff 1931 3 . Neben dem neuesten ist nur jenes von 1873<br />
auf der Empore mit schlichten klassizistischen Wangen erhalten. - 4. Orgel. Sie wurde<br />
1893 vonT h e o d o r Kuhn, Männedorf, mit neuromanischem Gehäuse im Chor aufgestellt<br />
4 (Abb. 386).<br />
Abendmahls- und Taufgeräte<br />
1. Kelche von /750 (Abb.sSgf). Silbervergoldet, H. 18,5 bzw. 18,8 cm. Beschau<br />
«H» von Herisau und Meisterzeichen « L S » (oder « S.I»?) eines Johannes S cheper<br />
(?) wiean einem Kelch in Bühler und vermutlich auch an einem in Grub. Auf<br />
eibecherförmiger Kuppa eingraviert je Stifterwappen und darum herum Stifterinschrift<br />
auf Band: a) «Jacob Müller / und Frau Elisabetha Wittmere 1750». Darüber<br />
in Kursive der «18. u. 19. Vers» aus «I. Epist. Petri I. Capit.» - b) « Hr Jacob<br />
Schmid ab Gais». Darüber Text aus «I. Epist. St. Johannis I. Capit. 7. Vers.» Sonst<br />
schmucklose, kreisrunde Form des schwachgewölbten Fußes und des platten Knaufs.-<br />
2. ^wei gleiche Kelche von 75/0.J e z l e r Schaffhausen 800, Nr. 23160. Mit entsprechenden<br />
Inschriften.Um das Gemeindewappen von Stein herum « Evangelische Kirchgemeinde<br />
Stein App. A. Rh.» Am Ende der Bibelzitate aus Joh. 13, 35 und Matth. 11,<br />
28 das Datum «Ostern 191 o». - 3. Sechs glockenförmige Weinkannen aus £inn. Mit Bajonettverschluß<br />
und Schloß, a) H. 32,2cm (Abb. 387). Marken von Lindauam Bodensee<br />
und «GFM» des G e o r g FriedrichM e r g (1724-1761) (Hintze VI, Nr. 196) 5 .<br />
Bodenrosette aus Blattspitzen. Auf dem Schild der Flanke Stifterinitialen «E;B:Ö<br />
A:W: 1749», vermutlich einer Elisabeth Ögster (Eugster) auf Wolfhalden 6 . Wandung<br />
mit fünf breiten Zierwülsten. - b) H. 31 cm. Marken «G» von St. Gallen und<br />
«GST» des G e o r g S taehelin (1706-1749) (Bossard 1 , Nr. 286, und II, S . 150).<br />
Bodenrosette mit dem St.Galler Bären zwischen «S» und «G». Außen im Boden<br />
eingeritzt «AH». Sieben Zierwülste. - c-f) H. 32,3 cm. Marken «G» von St. Gallen<br />
und «AH» desAbraham H i l l e r (1719-1798) (Bossard 1, Nr. 291, und II, S. 151).<br />
Auf der Bodenrosette der St. Galler Bär zwischen «S»und «G»mit ligiertem «HH»<br />
eines Heinrich H i l l e r zwischen den Beinen ( Bossard II, S. 151). Auf dem Schild<br />
der Flanke die Initialen «R * S 1749» der Rhode Stein. Ohne Zierwülste. Offenbar<br />
die von der Gemeinde Teufen gestifteten «4 Kanten» 7 (Abb.388). - 4. J^wei Brotteller<br />
aus ^inn. a)Dm. 24,2 cm. Auf dem Rand: «Ghört der Kirchen zum ST» (ein).<br />
Engelmarke desAdrian Klingling, Frankfurt. - b) Dm. 22,5 cm. Drei Engelmarken<br />
mit Vogel. Stifterinitialen «AC. ZB» einer Anna Catharina Zuberbühler. - 5. Taufkessel.<br />
Kupfer, innen verzinnt. Dm. 22 cm, H. 15,5 cm. Geltenform mit Kordelwulst.<br />
i Räteprotokoll, 16. Juliund 2. Aug. 1832. 2 Jubiläumsschrift Stein 1899, S. 19.<br />
3 JahresrechnungderGde 1931, S. 14: 16 151 Fr.35 Rp.<br />
4 Datiertund signiert. JahresrechnungderGde 1893/94, S. 2of., 37!"., 45.<br />
5 E rwin H intze, Die deutschen Zinngießerund ihre Marken, 7 Bde., Leipzig 1921 ff.<br />
6 Laut Liste der Spender «zur neuerbauten Kirchenzum Stein»im Protokoll des Großen Rats,<br />
zwischen 22./23. Aprilund 6.Mai 1751: «Wolfhalden einKanthen.»<br />
7 Ebenda.
öffentliche profanbauten 421<br />
Glocken<br />
Ehemaliges Geläute von drei Glocken. Es wurde 1749 von HANS RUDOLF SGHALCH,<br />
Schaffhausen, gegossen. Gesamtgewicht: 4028 Pfund. Kostenbetrag von 2629 Gulden<br />
52 Kreuzer 3 Pfennig. Die große Glocke war zuerst für Waldstatt bestimmt gewesen<br />
(S. 279), fand aber keinen Anklang und wurde verbilligt an Stein abgegeben, wohin<br />
sie Anfang Oktober 1749 aus Waldstatt abgeholt wurde 1 . Die drei Glocken hingen<br />
in der Glockenstube in drei Stockwerken übereinander 2 . 1874 Verkauf an den Gießer<br />
der neuen Glocken, JAKOB KELLER, das Pfund zu 1 Fr. 33 Rp. 3 . Die Inschriften, die<br />
angeblich nur Alter und Herkunft mitteilten, sind nicht mehr bekannt.<br />
Bestehendes Geläute von vier Glocken von 1874. Die Anschaffung wurde am 1. Mai 1873<br />
durch die Kirchhöre beschlossen. Gewicht; 10680 Pfund. Gesamtkosten mit zweistöckigem,<br />
eichenem Glockenstuhl: i9979Fr.55Rp. 4 . C-Dur-Akkord. Dm. 163,5/130/<br />
118,5/ 81 cm. Alle sind am Schlagkranz in Antiqua signiert und datiert: «GEGOSSEN<br />
VON JAKOB KELLER IN ZÜRICH ANNO 1874». An den Flanken auf einer Seite über Zierat<br />
ein aufrechter Bär, der einen mit «ST» (Stein) beschriebenen Schild in der Pranke<br />
hält. Gegenüber, ebenfalls über Zierat, Bitt- oder Mahnsprüche in Antiqua. Wortlaut<br />
bei NÜSCHELER, Glocken, S. 44, und NÖTZLI, Stein, S. 24. Neugotische Ornamente:<br />
über dem Schlagkranz eine um einen Stab laufende Distellaubranke. Am Hals der<br />
größten Glocke eine Spiralranke, an demjenigen der zweitgrößten und kleinsten ein<br />
Spitzbogenfries mit Laub, an demjenigen der zweitkleinsten ein Palmettenfries an<br />
Schnur. Kronen mit Männermasken.<br />
ÖFFENTLICHEPROFANBAUTEN<br />
Pfarrhaus, Nr. 16 5 (Abb. 378-381, 391). Vgl. Lage, S.4o6f. 1749 Aufrichtung, 1750<br />
Innenausbau, wahrscheinlich durch Zimmermann KONRAD WIDMER 6 . 1865 durchgreifende<br />
Außen- und Innenrenovation 7 . Sechsgeschossiger, über gemauertem Erdgeschoß<br />
gestrickter Bau mit giebelständigem Satteldach, das, ursprünglich symmetrisch,<br />
über einen Anbau an der Ostseite herabgeschleppt wurde. An der südseitigen<br />
Hauptfront Eingang mit korbbogigem Sandsteingewände, das durch Sockel,<br />
Kämpfer und Schlußstein gegliedert undam Bogen barock gefast ist. Im Schlußstein<br />
die Baudaten « 1749» und « 1865». Schönes Fassadentäfer, vermutlich von 1865, mit<br />
geschoßweiser Gliederung durch Pilaster und schmale Klebedächer. Über dem ersten<br />
Obergeschoß symmetrische Anordnung der Reihenfenster (2+5+3 + 2/3x3/2x3/<br />
1X3). Übrige Hauswände mit Schindelschirmen.Im Innern tonnengewölbter Keller.<br />
Im zweiten und dritten Obergeschoß je ein barock profiliertes Türgericht aus der<br />
Bauzeit.<br />
1 Stein, Jubiläumsschrift 1899, S. I3f. - Gewicht laut Jahresrechnung der Gde 1874, S. 22.<br />
2 Räteprotokoll, 19.Juni 1873.<br />
3 Jahresrechnung der Gde 1874, S. 22.<br />
4 JahresrechnungderGde 1874, S. 22-27. - Räteprotokoll 19. Juniund 12. Aug. 1873. — Nötzli,<br />
Stein, S. 23 f.<br />
5 Als Hausnummern gelten die Assekuranznummern.<br />
6 Jubiläumsschrift Stein 1899, S. 13. Quellen nicht mehr greifbar.<br />
7 Jahresrechnung der Gde 1865, S. 3-7.
422 s t e i n<br />
Schulhäuser<br />
Nach Einführung der von der Gemeinde unterhaltenen sogenannten Freischulen<br />
1837 erfolgte schrittweise bis 1888 die Erbauung von vier Schulhäusern. Vorher<br />
Unterricht im Pfarrhaus und in zahlreichen Privatwohnungen 1 . 1967 wurde das<br />
ältere Schulhaus im Dorf durch einen modernen Schul- und Turnhallenbau ersetzt 2 .<br />
1. Auf der Langenegg, Nr. 266. Koord. 744000/247940. Dieser Bau wurde 1839/40<br />
durch Baumeister RINGEISEN, Stein, «ob der Kirche» erbaut 3 . Sein Modell, das<br />
«unten mit Kreuzstöcken und oben mit Aufzugläden» versehen war, wurde andern<br />
vorgezogen 4 . Nach Abzug des aus Gemeindewaldungen unentgeltlich gelieferten<br />
Bauholzes und der nicht unbedeutenden Frondienste kostete es um 3000 Gulden 5 . -<br />
Der noch unveränderte fünfgeschossige, über gemauertem Erdgeschoß gestrickte Bau<br />
ist dem traditionellen einheimischen Wohnhaus mit giebelständigem Satteldach,<br />
1 Jubiläumsschrift Stein 1899, S. 28-33.<br />
2 AJB 1966, S. 78 (Baubeginn Ende April), und 1967, S. 91 f. (Einweihung 26./27. Aug.).<br />
3 Kirchhörebeschluß vom 18. Nov. 1838 lautAMB 1838, S. 173. - Räteprotokoll, 20. Nov. 1838 bis<br />
g.Febr. 1841.<br />
4 Räteprotokoll, 12. Febr. 1839, Punkt 22. 5 AMB 1840, S. 183.<br />
Abb. 391. Stein. Pfarrhaus. 1749 als Strickbau wahrscheinlich von Meister KonradWidmer errichtet.<br />
Geschoßweise Gliederung des Fronttäfers durch toskanische Pilaster, die m it Rauten belegt sind,<br />
vermutlich 1865. - Text S.4o6f.und 421.
öffentliche profanbauten<br />
Ii<br />
Abb.392. Stein. Dorfplatz. Über gemauertem Erdgeschoß gestrickte und an der Front getäferte<br />
Holzgiebelhäuser des 18. Jahrhunderts, Nrn.6-8. Nr. 7 («Rößli») mit 1835 datiertem Hauseingang<br />
(Abb. 407). Nr. 8, 1749 für den ersten stillstehenden Gemeindehauptmann Ulrich Widmer erbaut,<br />
warmit bemalten Möbeln reich ausgestattet (Abb.393und Tafel II). - Text S.4o6f.und424^<br />
Reihenfenstern und niedern Dielen in den drei obersten Geschossen wie auch in der<br />
Fassadentäferung angeglichen, weicht jedoch ab durch ein auffallend hoch gebautes<br />
erstes Obergeschoß für die Schulstube und durch dessen im Modell vorgesehene<br />
Einzelfenster mit Kreuzstöcken. Diese Verbindung von Zweckmäßigkeit mit herkömmlicher<br />
Hausform blieb, weil Proportionen und Harmonie abträglich, in Außerrhoden<br />
ein Einzelfall. Typisch für die Fronttäferung der Bauzeit sind die beide obern<br />
Vollgeschosse flankierenden Kolossalpilaster ionischer Ordnung.<br />
2. Am obern Berg, Nr. 484. Koord. 743525/250470. Das Gebäude wurde 1858 durch<br />
Baumeister JOH. ULRICH REIFLER, Stein, erbaut. Gesamtkosten: 7164 Fr. 48 Rp.'.<br />
Schlichter, aber typischer Schulhausbau in geschindelter Strickkonstruktion über<br />
gemauertem Kellergeschoß. Drei Vollgeschosse mit Einzelfenstern liegen unter<br />
einem traufständigen Satteldach. Dieses ist versehen mit gleich hohem, gestelztem<br />
Quergiebel an der Frontund niedrigerem Quergiebel über herausspringendem Treppenhaus<br />
an der Rückseite.<br />
3. Älteres Schulhaus im Dorf. Es wurde 1870/71 von Baumeister SEBASTIAN STUR-<br />
ZENEGGER, Herisau, erbaut. Gesamtkosten 18200 Fr. 2 . Es glich im ganzen dem<br />
Schulhaus von 1888 (s.u.), war aber kleiner. Abbildung auf einer Lithographie von<br />
J.SEITZ undW . WEEBFR 3 (vgl. Abb. 381). 1966 Abbruch zwecks Neubaus an seiner<br />
Stelle (s.o.).<br />
4. Jüngeres Schulhaus im Dorf, Nr. 37. Es wurde 1888 vom ortsansässigen Baumeister<br />
JOH. JAKOB WALDBURGER erbaut. Gesamtkosten: 49035 Fr. 10 Rp. 4 . Spätklassizistischer,<br />
über gemauertem Erdgeschoß gestrickter und geschindelter Bau von drei<br />
1 Jahresrechnung der Gde 1858, S. 21-27. - Protokoll der Baukommission vom 14. Okt. 1855 bis<br />
28. März 1858, enthalten im Protokoll der Straßenkommission.<br />
2 Jahresrechnung derGde 1871, S. 3of.<br />
3 Bilddokument 6. 4 Jahresrechnung der Gde 1888, S. I4f.
424 stein<br />
Geschossen mit fünf Fensterachsen an der Front und mit Walmdach.Am Erdgeschoß<br />
Eckquader. Die Symmetrieachse der Fassade ist, bzw. war, betont durch Portal mit<br />
stichbogigem Sandsteingewände, Dreieckgiebeln über den Fenstern und Segmentgiebel<br />
a m Dach. Rückseits in derselben Achse herausspringendes Stiegenhaus mit<br />
Satteldach. Im Zusammenhang mit dem Innenumbau wurde das Frontportal 1972<br />
beseitigt (Abb. 381).<br />
BÜRGER-U N D B AUERNHÄUSER<br />
Siehe auch Lage und Gestalt mit der baulichen Entwicklung, S. 406-409.<br />
A. Im Dorf<br />
Rößli, Nr. 7 (Abb. 392). Stichbogiger Eingang mit Sandsteingewände (Abb. 407). Der<br />
Sturz ist in Relief mit Draperie und Rosetten verziert. Im Schlußstein lateinische<br />
Kursivinschrift des Bauherrn «M.H. Ulrich Frehner» mit Datum «1835» und den<br />
Buchstaben «Z» und «Q», getrennt durch die erhaben gehauene «No. 6» der alten<br />
Hausnumerierung. Das Haus selbst stammt jedoch aus der Mitte oder zweiten Hälfte<br />
des 18. Jahrhunderts, wie ein Türgericht im Estrich mit einem an der Unterkante<br />
kielbogig ausgeschnittenen Sturz und mit einer barocken Fase an den Pfosten erkennen<br />
läßt. Zudem ist das Haus auf den frühesten Dorfansichten abgebildet (Abb.<br />
378f).<br />
Abb. 393. Stein. Bürgerhaus, Nr. 8. Doppeltüriger Hochzeitsschrank von «Hanß Wetmer/Anna<br />
Engleri», 1745 datiert, im Stil der Spätrenaissance gegliedert und bemalt (Stilverspätung). Sehweizerisches<br />
Landesmuseum in Zürich. - Text 8.425^
ürger- und bauernhäuser 425<br />
Abb.394 und 395. Stein. Hochzeitsschrank «1824 Hs. Jacob Signer/Anna Kathrina Schoch» mit<br />
ins Biedermeierliche übersetzten Louis-XVI-Motiven. - Eintüriger Schrank « J. Barbara Eugster.<br />
1804»mit Rokoko- und Louis-XVI-Motiven und Genrelandschaften. Schweizerisches Landesmuseum<br />
in Zürich. - Text S.433.<br />
Nr.8 (Abb. 392). Das Baudatum «174g» und die Initialen « V» und « W» des<br />
Bauherrn und ersten stillstehenden Gemeindehauptmanns Ulrich Widmer sind aus<br />
dem Sandsteingewände des rundbogigen Hauseingangs als Relief herausgemeißelt 1 .<br />
Über dem gemauerten Parterre symmetrische Einteilung der Reihenfenster (in beiden<br />
Vollgeschossen je 3 + 5 + 3, in beiden Dachgeschossen 5 bzw. 3). - Aus dem Haus<br />
abgewanderte bemalte Möbel: 1. Im Historischen Museum Herisau: a) Eintüriger<br />
Schrank mit weißen Rocaillen und Blumen auf blaugrauem Grund und je einem<br />
genrehaften Dorfbild in beiden Türfüllungen. Im Kranz: «17 M. Virich Stricker:<br />
Elisabeth Wedmeri 87.» - b) Himmelbett mit Doppelschrank am Fußteil (Tafel II).<br />
Am Kopfteil Frakturinschrift: «M. Bartholome Widmer 1810 F. Anna Barbara<br />
Hugener.» Blaurote Marmorierungund Verzierungen mit Rokoko- und Louis-XVI-<br />
Motiven. In den Füllungen genrehafte Landschaften. - c) Wandkästchen, «1817»<br />
datiert und mit den Initialen «A = B.H» der Anna Barbara Hugener versehen.<br />
Gleiche Marmorierung wieam Himmelbett. - d) Kinderwiege, «1835» datiert, zwei<br />
Schatullen, Vitrine. - 2. Im Schweizerischen Landesmuseum Zürich: a) Doppelschrank,<br />
sogenannter Hochzeitsschrank, Inv.-Nr. 11431 (Abb.393). ImFries Datum<br />
und die Besitzernamen «Hanß Wetmer/Anna Engleri» in Frakturschrift.<br />
i Räteprotokoll, 11.Juli 1755, Punkt 9: «Ulrich Widmer bey der Kirchen». - Zu den Gemeindehauptmännern<br />
von Stein siehe Jubiläumsschrift Stein 189g, S. 38.
426 stein<br />
Der Schrank ist als Kleinarchitektur durch drei gedrehte Säulen auf Sockeln und<br />
durch giebelförmige und rechteckige Rahmenfelder gegliedert. Bunte Bemalung mit<br />
Blattspiralen und Fruchtgehängen. - b) Doppelschrank, sogenannter Hochzeitsschrank,<br />
Inv.-Nr. 11 432. Auf dem Kranzgesims die Jahreszahl «MDCCLXVI» (1766)<br />
zwischen den Namen «Johannes Grubenman/Barbara Grubenmanin». Ähnliche<br />
Gliederung wie beim vorhergehenden Schrank, doch stilgeschichtlich fortgeschrittenere<br />
Bemalung: Blumenketten auf blaugrauer Marmorierung der Rahmenteile, von<br />
denen sich ein rotmarmorierter Kranz abhebt. Die beiden Türfüllungen oben enthalten<br />
Rokokovase mit Blumen, die beiden unternje eine Burgen- und Seelandschaft,<br />
jene der Sockelschubladen ebenfalls. Erwerb der Schränke durch das SLM imJahre<br />
1910. - 3. Aus demselben Haus Nr. 8 in der Gemeindekanzlei ein Brückenmodell, das vermutlich<br />
um 1749 von den Brüdern GRUBENMANN in den Besitz des ersten Hausbesitzers<br />
und stillstehenden Gemeindehauptmanns Ulrich Widmer überging (Abb. 405).<br />
Es stellt eine gedeckte Holzbrücke mit siebenseitigem Stabpolygon aus je sechs<br />
Stäben und mit doppeltem, verzahntem Streckbalken aufjeder Seite dar. Es stehtzu<br />
keiner der noch bekannten Holzbrücken in Beziehung. Vgl. KILLER, S. 42 f.<br />
Abb. 396. Stein. Sonder. Bauernhaus, Nr. 247. Kuppelofen aus Lehm mit grün glasierten Becherkacheln,<br />
17./18. Jahrhundert. Seltenes Beispiel in Appenzell Außerrhoden. - Text S.431.
ürger- und bauernhäuser 427<br />
Abb. 397. Stein. Horgenbüel. Bauernhaus, Nr. 124. Hölzernes Türgericht, 1753 datiert und mit den<br />
Initialen des Bauherrn versehen. Typische Zimmermannskonstruktion aus zwei barock gefasten<br />
Pfosten, die mit durchlaufenden Strickbalken oben als Sturz und unten als Schwelle den Rahmen<br />
für eine Bohlentüre bilden. — Text S.429.<br />
Ochsen, Nr. 12. Südeingang mit korbbogigem Sandsteingewände und entsprechender<br />
Nußbaumtüre, die vier Felderum ein Mitteloval aufweist. — Nr.34. Stadel der im<br />
Stil des Historismus um 1860 mit barock profilierten Sparren- und Pfettenköpfen<br />
sowie Bügen erbaut worden ist (Abb. 381).<br />
B. In den Außenbezirken<br />
Sämtliche beschriebenen Wohnhäuser und Ställe sind in der üblichen Strickkonstruktion<br />
über gemauertem Keller bzw. Sockel, die Scheunen, die die Ställe umgeben,<br />
in verschalter Riegelkonstruktion ausgeführt. Nur Abweichungen von dieser<br />
Regel sind speziell vermerkt. Die Höfe und Weiler sind in alphabetischer Reihenfolge<br />
behandelt.<br />
Berg. Ehemalige «Linde», Nr. 507. Koord. 743687/250212. An der alten Landstraße<br />
von Stein nach Störgel und Zweibrüggen. Das Haus wurde 1816 über dem<br />
Keller mit tonnenförmigem Tuffsteingewölbe eines altern Hauses errichtet, wovon
428 stein<br />
ein Trägerbalken erhalten ist. Ausgefachter, z.T. geschindelter Riegelbau mit Walmdach.<br />
Eingang mit klassizistisch verziertem, rechteckigem Sandsteingewände, das im<br />
Sturz «1816» datiert ist. Im Schlußstein ein von Brezel umschlossenes «M» und die<br />
Initialen « IH (ligiert) M » vermutlich eines Bäckermeisters Johannes Müller. I m<br />
Innern aus derselben Zeit Kellereingang mit korbbogigem, gegliedertem Sandsteingewände.<br />
- Brauerei. Koord. 744450/248500. Im ehemaligen Bauernhaus Nr. 82 zwei<br />
um 1860 zusammen mit der Brauerei erbaute, nebeneinander liegende Keller von<br />
zirka 11 m Länge mit Tonnengewölbe aus behauenen Sandsteinen. Ebenfalls einer<br />
von zirka 20 m Länge in Haus Nr. 638. - Untere Grueb. Bauernhaus, Nr. 558. Koord.<br />
743865/249635. Mit Giebeltätschdach und südwestseits in Traufstellung angebautem<br />
Stadel. Über dem Webkeller zwei Vollgeschosse und eine Firstkammer. An<br />
dieser urtümliches, schmuckloses Türgericht. - Halden. Bauernhaus, Nr. 180. Koord.<br />
744760/247415. Baudatum und Initialen des Bauherrn Hans Witmer (?) «17 H<br />
W 25» sind in einem Balken über dem Zwillingsfenster der nordöstlichen Hausflanke<br />
eingeschnitzt. Zusammen mit dem Webkeller fünfgeschossiges Holzgiebelhaus mit<br />
asymmetrisch angeordneten Reihenfenstern (3+5+2/3+4+2/Luke+5+Luke/2/<br />
Lünette für Taubenschlag) an der getäferten, südostwärts blickenden Front und mit<br />
zurzeit noch altem, verwittertem Schindelschirm, Fenstervordächlein und geschweiften<br />
Seitenbrettern an zweifach und vierfach gekuppelten Fenstern der Rückseite. In<br />
der Wohnstube des ersten Obergeschosses übermalte Ausstattung aus der Bauzeit:<br />
Wandkutsche, eintüriges Hängeschränkchen, ein Hängeschränkchen mit Untergestell,<br />
Uhrenschrank, gestemmte Decke mit Spuren barocker Bemalung unter der<br />
Übermalung. Über der Küche ein Rutenkamin. Außerdem ein tonnengewölbter<br />
Keller. Der Stadel in Strickkonstruktion mit kompakt aufeinanderliegenden Strickbalken<br />
steht getrennt vom Wohnhaus an dessen Rückseite und in rechtem Winkel<br />
zu ihm.<br />
Horgenbüel. Hier sind sämtliche Häuser der Hanglage entsprechend ostwärts gerichtet.<br />
Bauernhaus, Nr. 121. Koord. 744335/248150. Baumeisterinschrift «M. VLRICH<br />
SCHMID» und Baudatum «1671» sind mit schwarzer Farbe auf die Strickbalken des<br />
Giebelfeldes gemalt. Darunter halb ausgelöschter Hausspruch in Fraktur, der einen<br />
Konrad Engler als Bauherrn nennt. Fünfgeschossiger Bau mit Webkeller und schwach<br />
geneigtem Satteldach in Giebelstellung und mit nordseits in Traufstellung angebautem<br />
und vorspringendem Stadel, der auf diese Weise den Hauseingang schirmt.<br />
Asymmetrische Anordnung der Reihenfenster. Volltäferung nuram ersten Wohngeschoß.<br />
Darüber größtenteils bloße Strickwand. Anstelle von Brusttäfer verkleiden die<br />
nur in Schienen laufenden Zugläden in gesenktem Zustand die Wand. Im Innern<br />
tonnengewölbter Keller mit stichbogigem Sandsteintürgewände, im Bogen «1824»<br />
datiertund mit den Initialen « JH (ligiert) V R» des damaligen Bauherrn und Wirtes<br />
Joh. Ulrich Reifler bezeichnet. Über der Flurtreppe Wirtshausspruch in Fraktur;<br />
«Bis mit gott wilckum lieber gast/trinck vnd iß kein über Maß(?)/hast du Gelt so<br />
kom herein/hast du keins solt dusen sein.» Aus der ersten Bauzeit sind zahlreiche<br />
rustikale Türgerichte mit barock gefasten, oben nasenförmig schräg einwärts profilierten<br />
Pfosten und mit an der Unterkante kielbogig ausgeschnittenen Stürzen samt<br />
Bohlentüren und Schlössern erhalten. Im Westgiebel des Estrichs «Heidenbalken»<br />
(Firststütze). Bis vor kurzem war ein Rutenkamin vorhanden. Südlich davon jVr. 122.
ürger- und bauernhäuser 429<br />
Ein sogenanntes Heidenhaus mit einem Tätschdach in Traufstellung und zwei Vollgeschossen<br />
über dem Webkeller. Im ersten Obergeschoß eine durchlaufende Fensterreihe<br />
mit Schienen für Zugläden wie bei Nr. 121, im zweiten ein Zwillings- und ein<br />
Drillingsfenster mit Brusttäfer auf der bloßen Strickwand. Eingang auf der nördlichen<br />
Schmalseite. - Westwärts obenam Bauernhaus, Nr. 124. Das Baudatum «1753»<br />
ist auf den eingehalsten Sturz des Eingangs zur Wohnung im Flur des ersten Obergeschosses,<br />
der über eine Außentreppe erreicht wird, gemalt. Die Initialen «M» und<br />
«R» des Bauherrn Martin Reifler sind auf die beiden barock gefasten Türpfosten<br />
verteilt 1 (Abb. 397). Mit dem ehemaligem Webkeller fünfgeschossiges,an der Front<br />
ganz getäfertes Wohngiebelhaus mit steilem Satteldach und, wie bei Nr. 121, mit<br />
nordseits angebautem und zum Schutz des Hauseingangs vorspringendem Stadel.<br />
Zum äußern Schmuck gehören barock profilierte Pfettenkonsolen und geschweifte<br />
Seitenbretter an den Abwürfen des Schindelschirms. Im Innern haben sich als<br />
außerordentliche Rarität sämtliche ursprünglichen Türgerichte mit barock gefasten<br />
i Wahrscheinlich Nr. 396 des Bürgerregisters I. Vgl. Räteprotokoll, 11.Jan. 1755.<br />
f.«<br />
S.v<br />
Abb. 398. Stein. Witenau. Bauernhaus,Nr. 432. Blau bemalter Kastenkachelofen, signiertund datiert.<br />
«Hanß Rudolph undHanß Jacob Somerauer 1724.» Ursprünglich mit polygonalem Turmaufsatz;<br />
Historisches Museum St. Gallen. - Text S.432.
43° stein<br />
Pfosten samt Bohlentüren mit Einschubleisten erhalten. - Südöstlich davon Nr. 127.<br />
Sogenanntes Heidenhaus, ähnlich Nr. 122, jedoch im ersten Obergeschoß Zwillingsund<br />
Drillingsfenster mit Aufzugläden im gestemmten Täfer.Im zweiten Obergeschoß<br />
zwei Zwillingsfenster mit Schwenkläden auf bloßer Strickwand. Nordseits später angebauter<br />
Stadel ebenfalls in Traufstellung, jedoch mit steilerm Satteldach. Beide<br />
Gebäudeteile sind sehr gut erhalten.<br />
Langenegg. Bauernhaus, Nr. 267. Koord. 743930/247950 (Abb. 399). Baudatum und<br />
Initialen des Bauherrn (und Zimmermeisters?) Daniel Widmer «17 D • W 70» sind<br />
mit schwarzer Farbe auf einen graubemalten Strickbalken des Giebelfeldes aufgemalt<br />
1 . Das schöne, gut erhaltene Wohngebäude ist wie die Häuser im Horgenbüel<br />
dem Gelände entsprechend ostwärts gerichtet, der Stadel dagegen südseits angebaut.<br />
Unter ziemlich steilem Giebeldach liegen Webkeller und vier Obergeschosse. Fassadentäferung<br />
an beiden Vollgeschossen. Darüber bloße Strickwand, von der sich<br />
Brusttäfer und seitliche Zierbretter der Firstkammer- und Estrichfenster dekorativ<br />
abheben. Dieselben sind noch mit Butzen- und Mondglasscheiben versehen. Die<br />
Pfettenköpfe zeigen barocke Volutenprofile. An Nord- und Westfront Schindelschirm.<br />
Im Innern ursprüngliche Türgerichte mit barock gefasten Pfosten (vgl. Abb. 397).<br />
Niederstein. Haus Nr. 13. Koord. 744600/248712. Südostwärts gerichtetes Giebelhaus<br />
mit Webkeller und vier Obergeschossen unter symmetrischem, schwach geneigtem<br />
Satteldach. Fassadentäferung mit Zahnschnittfriesen und Karniesgesimsen über<br />
i Räteprotokoll, Ö.Aug. 1760; «Daniel Widmer zur Langenegg». Vgl. Bürgerregister I,Nr. 348.<br />
Abb. 399 und 400. Stein. Langenegg. Bauernhaus, Nr. 267. Gestrickter, nur unten getäferter Holzgiebelbau,<br />
im Giebelfeld 1770 datiert, mit ursprünglichen Butzen- und Mondglasscheiben sowie<br />
gesägten seitlichen Zierbretternan Firstkammer-und Estrichfenstern (vgl.Abb. 179, 198, 255^, 299^).<br />
- Sonder. «Burg», N r. 238. Ein über auffallendem, vermutlich älterem Mauerstock (eines Wohnturms?)<br />
gestricktes Wohngiebelhaus des 16./17. Jahrhunderts mit ungewöhnlichen Geschoßhöhen. -<br />
Text oben, S.431 und 438 f.
ürger und bauernhäuser 43 1<br />
asymmetrisch angeordneten Reihenfenstern. Zu beiden Seiten gut proportionierte<br />
spätere Anbauten. «Renoviert 1964». - Rain. Bauernhaus, Nr. 128. Koord. 7 44200/<br />
247970. Das Baudatum «1757» in ausgesägten Ziffern auf dem Täfer ist vermutlich<br />
Kopie einer authentischen Jahreszahl darunter. Wie die Häuser im angrenzenden<br />
Horgenbüel dem Gelände entsprechend ostwärts gerichtetes Wohngiebelhaus mit<br />
fünf Obergeschossen über dem Webkeller, südseits angebautem traufständigem<br />
Stadelund nordseits angefügtem Sticklokal der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.-<br />
Schachen. JVr. 6g. Koord. 7 43830/248175. Sogenanntes Heidenhaus mit Tätschdach in<br />
Traufstellung und südostwärts gerichteter Fassade. Ähnlich wie die Nrn. 122 und 127<br />
im Horgenbüel (s.o.), doch andere Fenstereinteilung und vollständige Verkleidung<br />
der Strickwände vorwiegend mit Schindeln. - Schmitten. Nr. 480. Koord. 743465/<br />
250740. Ein besonders stattlicher, mit dem ehemaligen Webkeller sechsgeschossiger<br />
Wohnbau mit südostwärts gerichtetem Mansardgiebeldach, barock profilierten<br />
Pfettenkonsolen, vier weit ausladenden verschalten Klebedächern über den asymmetrisch<br />
angeordneten Reihenfenstern der getäferten Fassade und mit geschweiften<br />
Seitenbrettern an den Fensterabwürfen der Schindelschirme. Hinter dem Webkeller<br />
zweijochiger kreuzgewölbter Keller. Bau wohl der zweiten Hälfte 18. Jahrhundert.<br />
Der ältere Teil des südwestseits angebauten Stadels ist in hölzernem Lüftungsgitter<br />
jedoch «1814» datiert. Die dazugehörigen Besitzerinitialen sind nicht mehr vollständig.<br />
Sonder. Dem Südhang ( = Sonder) entsprechend blicken alle Häuser nach Süden.<br />
Bauernhaus, Nr. 2 38, «Burg» genannt. Koord. 7 43430/247530 (Abb. 4 00). Auf einer<br />
Geländekuppe über den Mauerresten eines befestigten Wohnturms (S. 438f.) etwa<br />
im i6./i7. Jahrhundert errichtetes Holzgiebelhaus mit auffallend hohen Geschossen,<br />
schwach geneigtem Satteldach, altertümlichen Falläden an der Rückseite, rustikalen<br />
Türgerichten zu den vier (!) Firstkammern und mit mächtigem Firstbalken<br />
wie bei den sogenannten Tätschdächern. Ein Rutenkamin wurde 1956 beseitigt.<br />
Ungewöhnlich ist auch die Stellung des auf der Ostseite in rechtem Winkel angebauten,<br />
stark zurückversetzten Stadels. Östlich davon im Bauernhaus, Nr. 243:<br />
eintüriger Schrank. 1 26X76,5X37 cm. Im Fries in Fraktur «Ulrich Widmer Anno<br />
1808». In der Türfüllung genrehaft gemalte Kirche mit Haus.Am Türrahmen auf<br />
blaugrauem Grund Kombination von weißen Rocaillen und Louis-XVI-Ornamenten.<br />
An den Flanken ebenfalls Zieraten. Im übrigen blau-rote Marmorierung.<br />
Offenbar Werk des gleichen Malers wie das Himmelbett aus dem Haus Nr. 8 im<br />
Historischen Museum Herisau (s.o.).<br />
Weiter ostwärts: Bauernhaus, Nr. 247, des 16./17. Jahrhunderts (ältester Zettel<br />
datiert laut Besitzer von 1699). Mit Tätschdach in Giebelstellung und wuchtiger<br />
Firstpfette, ferner mit Webkeller und ostseits angebautem Stadel. Im Estrich Türgericht<br />
mit barock gefasten und oben nasenförmig profilierten Pfosten. In einer Wohnstube<br />
kastenförmiger Lehmofen mit Kuppel, in die fünf grüne, teils mit Bodenrosette,<br />
teils mit Ringen verzierte Becherkacheln eingefügt sind. H. 157 cm, Br. 103 cm. Tiefe<br />
137 cm. 17./18. Jahrhundert (Abb. 396). Seltenes Beispiel im Kanton. Eine «1822»<br />
datierte Sandsteinplatte an der Ofenwand ist wohl später aufgemauert worden. Das<br />
Haus besitzt ein sogenanntes Pestloch. — Südlich davon Wirtschaft zum Sonder^r. 249.<br />
Drei ungleiche Hausteile sind mitje eigenem Giebel und nur einem Vollgeschoß
432 stein<br />
Abb. 401. Stein. Ehemalige, 1903 abgebrannte Mühlein Zweibrüggen von Nordosten. Weiß gehöhte<br />
Bleistiftzeichnung von Johann Jakob Rietmann, 1865. Privatbesitz Teufen. - Text S.405 und 435.<br />
über teilweise gemauertem Parterre zu einer malerischen Gruppe zusammengeschlossen.<br />
Westseits außerdem traufständiger Anbau in Riegelkonstruktion. Täferung der<br />
Fassaden nuram ersten Obergeschoß, das Giebelfeld darüber mit bloßer Strickwand.<br />
Im östlichen Hausteil «1775» datierter Sandsteinofen.<br />
Witenau. Bauernhaus, Nr. 432. Koord. 742850/251 370. Fünfgeschossiges Wohnhaus<br />
ohne Webkeller, mit südostwärts gerichtetem Mansardgiebeldach und rückseits herausspringendem<br />
Treppenhaus. Gemauertes Parterre mit Eckquadern. Barock profilierte<br />
und gefaste Pfettenkonsolen und ebenso geschweifte Seitenbretter an den<br />
Fensterabwürfen der Schindelschirme. Das Rutenkamin ist außer Betrieb. Der ostseits<br />
angebaute, nach Hausüberlieferung gleich alte Stadel ist im Innern der Scheune<br />
«1748» datiert. - Nördlich davon: Bauernhaus, Nr. 440. Wahrscheinlich u m 1724<br />
erbaut. Abgesehen von Flugdreiecken unauffällige äußere Erscheinung. Im Innern<br />
zahlreiche rustikale Türgerichte mit barock gefasten Pfosten und an der Unterkante<br />
kielbogig ausgeschnittenen Stürzen (vgl. Abb. 397), ferner hinter dem Webkeller<br />
langer tonnengewölbter Käsekeller. Der sehr schöne, blau bemalte Kastenkachelofen mit<br />
polygonalem Turmaufsatz wurde 1908 vom Historischen Museum St. Gallen erworben<br />
(Inv.-Nr. 7696) und fragmentarisch, ohne Turm, «Kunst» und Bodenkacheln,<br />
wieder aufgestellt. Im Zweipaß des Frieses Signatur und Datum: «Hanß Rudolph<br />
undHanß Jacob Somerauer 1724.» Die Ovalbilder zwischen Blattrosetten enthalten<br />
Schloßlandschaften, Tiere und Genreszenen (Abb. 398).
ürger- und bauernhäuser 433<br />
mmm<br />
^ijn» '<br />
Abb. 402. Stein. Ehemalige, Ende des 19. Jahrhunderts abgebrochene Papiermühle imKubel, 1669-1674<br />
für Landesstatthalter Bartholomeund seinen Bruder Ulrich Schieß erbaut. Weiß gehöhte Bleistiftzeichnungvon<br />
Johann Jakob Rietmann, 1865. Stadtbibliothek Vadiana, St. Gallen. - Text S.405 und 434.<br />
Würzen. Bauernhaus, Nr. 144. Koord. 744750/248255. Sogenanntes Heidenhaus,<br />
das mit traufständigem Tätschdach südostwärts gerichtet und mit südwestseits in<br />
gleicher Flucht angebautem Stadel versehen ist. Über dem Webkeller zwei Vollgeschosse<br />
mit Reihenfenstern und Täferung an der Fassade (4+3 Fenster im ersten,<br />
3-I-2 Fenster im zweiten Geschoß), mit Eingang an der geschindelten Rückseite und<br />
mit Bretterschirm an der Nordostflanke. - Weiter südlich davon: Bauernhaus, Nr.<br />
149. Zwei zusammengebaute Wohnhäuser in Giebelstellung und ein südwestseits in<br />
Traufstellung angefügter Stadel bilden mit vollständigen Schindeldächern und sonnengebräunten<br />
Fassadentäfern eine malerische Gruppe.<br />
Abgewandertes Kunstgut ohne bekannten Herkunftsstandort<br />
Im Schweizerischen Landesmuseum Zürich: 1. Eintüriger Schrank. Inv.-Nr. 16767<br />
(Abb. 395). Im Fries Datum und Besitzernamen «J. Barbara Eugster. 1804» aufgemalt.<br />
In den beiden Füllungen genrehafte, gemalte Gartenarchitekturen, auf dem<br />
Rahmen zierliche Rokoko- und Louis-XVI-Ornamente auf teilweise marmoriertem,<br />
dunklerem Grund. - 2. Eintüriger, bemalterHochzeitsschrank. Inv.-Nr.20410 (Abb.394).<br />
Im Fries: «1824 Hs. Jacob Signer, Anna Kathrina Schoch». In den beiden Füllungen<br />
weibliches und männliches Bildnis. Auf Ecklisenen und Sockelje eine genrehafte Landschaft.<br />
Flammige Marmorierung und Verzierung mit Louis-XVI-Motiven (Biedermeier)<br />
.<br />
28* - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
434 stein<br />
Abb. 403. Stein. Ehemalige Säge-undKornmühleim List. Neubauvon 1832. Heute nur noch Spuren<br />
des Standortes. W eiß gehöhte Bleistiftzeichnung von Johann Jakob Rietmann. Stadtbibliothek Vadiana,<br />
St. Gallen. - Text S. 405 und unten.<br />
ABGEGANGENE M ÜHLEN<br />
Vgl. Hundwil, S. 396. 1. Korn- und Papiermühle im Kübel. Sie wurde 1669-1674 als<br />
kostspieliger Bau durch Statthalter Bartholome Schieß, den »Papierer», und seinen<br />
Bruder Ulrich trotz Widerspruch der Bauern im Lande, doch unterstützt durch die<br />
anstoßenden Gemeinden Herisau, Teufen und Hundwil (mit Stein) gegründet 1 .<br />
Eine Teilansicht von N ist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch JOH.<br />
ULRICH FITZI in einem Federaquarell, der Gesamtkomplex vonNW in der zweiten<br />
Hälfte des ig. Jahrhunderts u. a. durch Jon. JAKOB RIETMANN in einer 1865 datierten<br />
Bleistiftzeichnung (Abb. 402) und durch E. HUGENER in einer 1881 datierten Lithographie<br />
festgehalten worden 2 . Darnach stand das siebengeschossige, fabrikähnliche<br />
Holzgebäude, umgeben von fünf Nebengebäuden, in der kleinen Ebene am rechten<br />
Urnäschufer oberhalb der Kubelbrücke (S. 436). Das steile Satteldach war auf beiden<br />
Seiten durch drei Reihen zusammenhängender Schleppgaupen gestuft. Abbruch Ende<br />
19. Jahrhundert 3 . -2. Lenggermühle. Nur ihr 1789 erfolgter Abrutsch ist noch bekannt 4 .<br />
Sie muß in der Nähe des Hofes Lenggern (Koord. 743020/251 120) im nördlichen Teil<br />
der Gemeinde gestanden sein. — 3. Säge- und Kornmühle im List. Sie stand am linken<br />
Ufer der Sitter etwa 50 m oberhalb der Listbrücke (S. 437 f.). Mit dieser zusammen wird<br />
1 Gottlieb B üchler, Geschichte der Familien Scheuß, Trogen 1830, S. i8f., loyf.<br />
2 Bilddokumente B3, 3 a, 7 u nd 10-12.<br />
3 Nötzli, Stein, S. 36.<br />
4 Joh. J akobSchläpfer^ Ghronicon der Gemeinde Waldstatt, Herisau 1839, S. 179.
ABGEGANGENE MÜHLEN<br />
435<br />
Abb.404. Stein. Ehemaliges Bad Störgel. Bleistiftzeichnung von JohannJakob Rietmann,um 1849.<br />
Kantonsbibliothek Trogen. - Text S.403 und 405.<br />
sie im Brückenbüchlein von 1793, S. 48, erwähnt. Neubau nach einem Brand von<br />
1832Eine Zeichnung von JOH. JAKOB RIETMANN von 1866 (Abb. 403) zeigt ein<br />
dreigeschossiges Wohngebäude des 19. Jahrhunderts mit Einzelfenstern und gestelztem<br />
Frontgiebel an Walmdach. Das Wasserwerk war nordseits gegen den Fluß<br />
angebaut, das Sägewerk lag westlich vor der Hauptfront 3 . - 4. Mühle in Zweibrüggen.<br />
Am 12. Juli 1743 ist sie im Zusammenhang mit dem Unterhalt der daran vorbeiführenden<br />
Landstraße durch den Besitzer und Quartierhauptmann Jakob Enz<br />
erwähnt 3 . Sie standam linken Ufer der Sitter ein Stück unterhalb der beiden Brücken.<br />
1835 datierte Federzeichnung von JOH. ULRICH FITZI, 1865 datierte Bleistiftzeichnung<br />
von JOH. JAKOB RIETMANN (Abb. 401) und Lithographie von J . SEITZ und W. WEE-<br />
BER zeigen eine stattliche Gebäudegruppe, ein fünfgeschossiges Giebelhaus traditioneller<br />
einheimischer Bauweise mit westseits in Traufstellung angebautem Stadel,<br />
einen ostseitigen Erweiterungsbau des 19. Jahrhunderts mit Quergiebel, außerdem<br />
zwei scheunenartige Einzelgebäude 4 . 1903 brannte die Mühle ab und wurde nicht<br />
wieder aufgebaut 5 .<br />
1 Verzeichnis der Feuer- u nd Brandunglücke im Kt. Appenzell (KtA, Altes Archiv, Ms. 38),<br />
2.Teil, S. 67.Vgl. Räteprotokoll, 10.Dez. 1827: «Mstr Sebastian Zuberbühler hältan um Zedlen auf<br />
sein erkauftes Haus, Stadel und Stuk Boden samt Mühle und Wassersegen, im List genannt, mit fl.<br />
3000.-. .WirdAcceß erteiltfür den nächsten kleinen Rat mit Reifwirthen zu dürfen anzuhalten.»<br />
2 Bilddokument B8.<br />
3 Landsbauherrenbuch (KtA, Altes Archiv,J, 1, 3), S. 20. Vgl. Wegbüchlein, S. 10f.: 1768 «Zweibrücken<br />
Mühli».<br />
4 Bilddokumente B3b, 7 a und 10.<br />
5 NÖTZLI, Stein, S. 36.<br />
28 - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
436 stein<br />
gedeckte holzbrügken<br />
A. Bestehende<br />
i. Im Kübel, a) Urnäschbrücke. An der alten Landstraße von Stein nach Herisau<br />
über die Urnäsch zwischen den Weilern Witenau und Sturzenegg. Koord. 742500/<br />
251 612. Sie wurde 1778 von HANS ULRICH GRUBENMANN erbaut und 1855 vom Land<br />
an Stein und Herisau ausgelöst, die sich in den Unterhalt teilen. Weiteres siehe<br />
S. 2i6f., 220, Abb. 203-206. - b) Sitterbrücke. An der alten Landstraße sowohl von<br />
Sturzenegg und Urnäschbrücke als auch von Witenau her in der Richtung nach<br />
St. Gallen (s.o.) über die Sitter kurz vor deren Zusammenfluß mit der Urnäsch.<br />
Koord. 742437/251700. Die Brücke ist im Brückenbüchlein des Landes nicht aufgeführt.<br />
Unterhalt vermutlich durch das Kloster St. Gallen bis 1803 bzw. den Kanton<br />
St. Gallen bis 1811. In diesem Jahr (laut einer in neuerer Zeit angebrachten Historientafel)<br />
«abgelöst», vermutlich an die ehemalige Gemeinde Straubenzell. Heute<br />
im Besitz der politischen Gemeinde der Stadt St. Gallen. Aufgrund der formalen Gestaltung<br />
der Brückeneingänge kann eine Bauzeitum 1800 angenommen werden. Höhe<br />
über der Sitter zirka 7 m, Spannweite 22,15 m. Fahrbahnbreite 3,4 m. Starke Konstruktion<br />
mit beidseits siebenseitigem Polygon aus drei Balkenbahnen, die bündig<br />
aufeinander liegen (also ein Stabpolygon mit durchgehend kompakten Balkenbündeln).Im<br />
Unterschied zur Urnäschbrücke mit zusätzlicher Verstärkung durchje ein<br />
dreiseitiges Sprengwerk, das zu beiden Seiten unter dem Polygon hin die mittleren<br />
fünf Brückenabschnitte überspannt, ferner durchje eine Diagonalstrebe in Gegenstellung<br />
(Druckbalken) jeweils im dritten Abschnitt von außen. Ebenfalls sehr<br />
kräftige Streckbalkenkonstruktion, die beidseits ausje zwei verzahnten, nebeneinander<br />
liegenden Balkenpaaren besteht. Im ersten Abschnitt bei den Brückeneingängen<br />
ist diese durch eine dritte Balkenlage verstärkt, die zugleich als Widerlager für das<br />
dreiseitige Sprengwerk dient. Wie die Brückenkonstruktion besitzt auch der Dachstuhl<br />
(ohne Firstpfette) acht Hauptgebinde, die jeweils durch scherenförmig gekreuzte<br />
Diagonalstreben mit den Spannriegeln und den Hängepfosten der Brücke<br />
versteift sind. Zwischen den Hauptgebinden je zwei Sparrenleergebinde. Ein Netz<br />
von Windrispen verspannt den Dachstuhl horizontal. Als weiterer Wetterschutz<br />
beidseits ein bis zum Walmdach reichender Leistenschirm mit je einer Rechteck-<br />
Abb.405. Stein. Haus Nr. 8. Brückenmodell, vermutlich ein Werk der Gebrüder Jakob und Hans<br />
Ulrich Grubenmann, um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gemeindekanzlei Stein. — Text S.426.
gedeckte holzbrügken 437<br />
Abb. 406. Stein und Teufen. Die Hundwiler Leiter mit Blick auf Zweibrüggen. Die größere Brücke,<br />
1787 von WerkmeisterHans Jörg Altherr, Speicher, erbaut, zwischen Stein und Teufen, die kleinere<br />
ältere zwischen Teufenund St. Gallen. AquatintaradierungvonJohann Baptist Isenringund Johannes<br />
Hausher,um 1831. - Text S.405, 410und unten.<br />
bzw. Zweipaßluke in der Brückenmitte. Die beiden Brückeneingänge sind durch<br />
Weiterführung des Walmdachs und des Wetterschirms als Vorhallen mit korbbogigen<br />
Toren gestaltet, die durch Kämpfergesimse gegliedert sind. - 2. Im List. Signiert und<br />
datiert: «Mot.Sap.Kp.III/6 W.K. 1 950.» Zu der 1 950 abgegangenen alten Brücke<br />
siehe unten Ba. - 3. In Zweibrüggen. An der alten Landstraße von Hundwil und Stein<br />
nach Teufen und St. Gallen. Koord. 743500/251585. Sie wurde 1787 von HANS J ÖRG<br />
ALTHERR von Speicher erbaut und 1859 vom Land an Stein und Teufen ausgelöst,<br />
die sich in den Unterhalt teilen (Abb. 406, 408). Weiteres siehe bei Teufen (Band II).<br />
B. Abgegangene<br />
1. Im Gmündertobel. An der alten Landstraße über die Sitter von Stein nach Teufen<br />
an der Stelle der um 1908 abgebrochenen Eisenbrücke von 1860, deren Sockel und<br />
Zugänge noch bestehen. Koord. 7 44 130/250 185. Weiteres siehe Teufen (Band I I). -<br />
2. Im List. An der alten Landstraße über die Sitter von Stein und Hundwil nach
438 stein<br />
Haslen (Appenzell Innerrhoden). Koord. 745313/247365. Sie ist in den Landrechnungen<br />
1529 erwähnt 1 . 1630 ging die Unterhaltspflicht an Appenzell Außerrhoden<br />
über 2 . Laut den im Brückenbüchlein des Landes von 1793, S. 49, wiedergegebenen<br />
Brückeninschriften war sie 1735 von Meister BERNHARD ZÜRCHER und seinen « Mitgesellen<br />
M(eister) VB. VW. und MB. IW. KW. VF. IHZ:» neu erbaut worden.<br />
Weiter gibt der Landesbauherr hinter der Sitter, Ulrich Meyer, in diesem Büchlein<br />
die Brückenlänge mit 72 Schuh, die Breite mit 7 Schuh 3 Zoll, die Höhe mit 11'/a<br />
Schuh, die Dachlänge mit 87 Schuh und die Höhe über Wasser mit 23 Schuh an.<br />
1856 Auslösung an Stein 3 . 1950 wurde sie als baufällig abgebrochen und durch eine<br />
neue Holzbrücke ersetzt (s.o.). - 3. Im Rachentobel. An der alten Landstraße über den<br />
Sonderbach von Hundwil durch die Gemeinde Stein nach Kübel und Zweibrüggen<br />
Richtung St. Gallen. Koord. 7 42300/248500. Sie wurde 1 724 von BERNHARD Z ÜR<br />
CHER erbaut, 1852 vom Kanton an Hundwil und Stein ausgelöst und anschließend<br />
von Stein ganz übernommen. In Rücksicht auf den ehemaligen Standort bei der<br />
ehemaligen, auf Hundwiler Boden gestandenen Mühle und einer zweiten Brücke<br />
daselbst ist sie unter Hundwil, S. 399f., besprochen (Abb. 372).<br />
«BURG», E HEMALIGER A MTSTURM(?) IM SONDER,<br />
1 3 ./ 1 4 .JAHRHUNDERT (?)<br />
Ein Überrest scheint sich im Mauerwerk des Bauernhauses Nr. 238, Koord. 7 43430/<br />
247530, erhalten zu haben (Abb. 400). Der Bau fällt unter den übrigen Bauernhäusern<br />
des Appenzellerlandes auf durch eine ungewöhnlich schlanke Gestalt, außerordentlich<br />
hohe Geschosse unter einem eher schwach geneigten Giebeldach und durch<br />
eine rechtwinklige Anlage von Wohnhaus und ostseits angebautem Stadel (vgl.<br />
S. 431). Auf eine abgegangene burgähnliche Anlage weist der Hofname «Burg», der<br />
Standort des Gebäudes auf einer offenbar künstlich geformten Terrasse des Südhangs<br />
und vor allem die einst ringförmig darum herum laufenden «Wälle und Gräben».<br />
Diese existierten laut Bericht Jon. CASPAR ZELLWEGERS von 1830 «noch vor wenigen<br />
Jahren» und wurden «nach und nach abgetragen» 4 . GABRIEL RÜSCH sah deren<br />
Spuren nochum 1835 5 . Zwischen 1951 und 1953 wurde der mit Baugeröll ausgefüllte<br />
ringförmige Graben bei Erdarbeiten durch den jetzigen Hofbesitzer festgestellt. -<br />
Die verputzten, ursprünglich wahrscheinlich fensterlosen Bruchsteinmauern des<br />
Gebäudes beschreiben ein südwärts gerichtetes Rechteck von zirka 8 X13,5 m. In<br />
einer Stärke von allerdings nur 85 bis 95 cm steigen sie an der ganzen Nord- und<br />
West- und etwa 2 m breit auch an der Südflanke zirka 8 m bis fast zur Traufhöhe des<br />
Daches empor. An der Südflanke winkelt die Mauerkrone nach unten und läuft in<br />
nur 2,2 m Höhe weiter; an der Ostflanke verläuft sie dagegen in 4,6 m Höhe 6 .<br />
Vergleichbar ist diese Bausituation etwa mit der Burg Schweinsberg bei Attinghau-<br />
1 Landesarchiv Appenzell.<br />
2 Amtsblatt 1855/56, I., S. 164. - Walser, S. 599. 3 Amtsblatt 1855/56, I., S. 164^<br />
4 ZELLWEGER,G A I , S. 243f.undAnm. 143.<br />
5 G . Rüsch,Der Kanton Appenzell (1835), S. 230.<br />
6 Laut Dr. Hugo Schneider, Direktor des Schweiz. Landesmuseums in Zürich, genügte die genannte<br />
Mauerstärkeim Zeitalter vordem Aufkommen der Pulverwaffen für ein mitWallund Graben<br />
befestigtes Haus. Sogar dieStadtmauern von Zürich seienim 13./14. Jahrhundert nicht stärker gewesen.
«burg» 439<br />
Abb.407. Stein. Haus Nr.7 («Rößli», Abb.392). Klassizistischer Türsturz, i m Schlußstein 1835<br />
datiert, mit Draperien und Rosetten. - Text S.407 und 424.<br />
sen, Kt. Uri, wo ein Strickhaus mit Giebeltätschdach allerdings auf einem bedeutend<br />
höhern und stärkern Mauerstock errichtet ist 1 . Eine Vorstellung vom möglichen<br />
ursprünglichen Zustand können dagegen die Zeichnungen von zwei der ehemals vier<br />
Meiertürme von Bürglen, Kt. Uri, geben 2 . In der «Burg» im Sonder darf wohl der<br />
Sitz der Edlen von Hundwil, die im 13. und 14. Jahrhundert als Dienstmannengeschlecht<br />
(«ministri»), d.h. als Meier bzw. Ammänner des Klosters St.Gallen, nachweisbar<br />
sind 3 , vermutet werden. Für das 14. und 15. Jahrhundert kann der Sitz mit<br />
der angesehenen und begüterten Familie Weibel von Hundwil in Beziehung gebracht<br />
werden. Diese verkaufte 1353 die ererbte Schwägalp an den Abt von St. Gallen 4 .<br />
Walter der Weibel ist 1371 und 1373 als Ammann zu Hundwil und Urnäsch bezeugt 5 .<br />
1459 und 1462 siegelt alt Landammann Ulrich Weibel, «genannt amman im<br />
Sonder» 6 . - Erst in neuerer Literatur taucht für die «Burg» der Name «Hundstein»<br />
auf 7 .<br />
1 DieBurgenund Schlösser der Schweiz, 2.Lieferung: Urschweiz, Basel 1929, Abbildungen S. 26f.<br />
2 Ebenda, Abbildungen S. 18-20. - Zum Historischen siehe PAUL KLÄUI, Ausgewählte Schriften,<br />
MAGZ 4 3 (1964), S. 76-126.<br />
3 AUB 29, 2.Juni 1268: «Ulr(ico), ministro nostro de Huntwila». — UBSG, Bd. III, Anhang<br />
Nr. 58 (S. 737),u m 1290: «C(unradus) ministerde Huntwille». UBSG i29i,im Jahr 1323undAUB 82<br />
im Jahr 1346: Hermann von Hundwil. —Z u weitern Mitgliedern siehe Zellweger,GA I ,S. 243f.<br />
4 AUB 87. Darin istu.a. einUlrichWeibel als Fürsprech und Vogtmit eigenem Siegel aufgeführt. —<br />
Ammann von Hundwilwarzu dieser ZeitJohannvon Meldegg.<br />
5 AUB 107, 108.<br />
6 AUB 891, 930. Vgl. AUB 913.<br />
7 So b eiG. R usch, Der Kanton A ppenzell (1835),S. 230. - Felder, B urgenI,S. 45.
440<br />
Abb.408. Stein und Teufen. Zweibrüggen von Nordwesten. Die größere Brücke über die Sitter von<br />
WerkmeisterHansJörg Altherr, Speicher, 1787, die kleinere ältere über den Wattbach (vgl.Abb. 406).<br />
Kolorierte Radierung von Heinrich Thomann,um 1790 (Ausschnitt). Kantonsbibliothek Trogen. - Text<br />
S.405, 410 und 437.<br />
H E R K U N F TD E R A B B I L D U N G S V O R L A G E N<br />
Photographien (Abzüge im Kunstdenkmälerarchiv von Appenzell Außerrhoden). - BERNHARD<br />
ANDERES, Rapperswil: Abb. 207. - Appenzeller Zeitung, Herisau: Abb. 165!"., 16B-170. - Archiv für<br />
Historische Kunstdenkmäler der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege, Zürich: Abb. 340-<br />
342. - WERNERBACHMANN, Appenzell:Abb.285. - H . BAUER,Herisau:Abb. 160. - GÜNTHER BECH-<br />
TOLD, St. G allen: Tafel I. - JOSEF BRUNSCHWILER, T obelT G :Abb. 57, 8 1, 98. - KURT BÜCHEL,<br />
Teufen: Abb. 405. — KARL DIEM, Herisau: Abb. 215. - JOHANNES FISCH, WiesendangenZH (Negative<br />
im Kunstdenkmälerarchiv von Appenzell Außerrhoden): 286, 378. - Foto GroßAG, St. Gallen; Abb.<br />
66, 80, 126, 337, 367-369. - Historisches Museum Herisau: Abb. 12, 97, 104, 133, 206. - Kantonales<br />
Bauamt, Herisau: Abb. 305. - ANDREAS MOREL, Zurzach: Abb. 17a, 52-56, i7if. - DORA FANNY<br />
RITTMEYER, St. Gallen: Abb. 61-64, io2f., 108-111, 23if., 234, 271, 294, 320, 35if., 354. - KURT<br />
SCHLAFFER, Herisau:Abb.346. - WERNER SCHOCH, Herisau:Abb. 18, 34,45,50,60, 82f., 1 07, 1 30,<br />
163, 284. - Schweizerisches Landesmuseum, Zürich: Abb. 2, 3-10, 13-16, 25f., 28, i8of., 233, 243-245,<br />
261, 329, 343, 393-395. - Staatliches Amt für Denkmalpflege, Karlsruhe: Abb. 357. - EUGEN STEIN<br />
MANN, Trogen (sämtliche Negativeim Kunstdenkmälerarchiv von Appenzell Außerrhoden einschließlich<br />
Reproaufnahmen alter Photographien unbekannter Herkunft, s.u.): Abb. 11, 17, 20, 22-24,<br />
27> 29-33, 40-42, 5 i j 65, 67-79, 84-96, 99-101, 106, 112-114, 116-125, 127-129, I3if., 134-154,<br />
i 56- i 59, i6if., 166, 173, 177-179, 186-192, 197-199, 208, 2i2f., 222-224, 229f., 235-242, 246-254,<br />
256-260, 262f., 268, 272-283, 288, 291, 295, 297f., 300-304, 308-310, 313, 315^, 3i8f., 322-328,<br />
33of-, 334f-. 348-35 0 > 353> 355 f -. 358-366, 37o-373> 375-377, 379. 3 8 2f., 386-392, 39 6 -4 0 4> 406-409,<br />
Tafel II. - Swissair-PhotoAG, Zürich:Abb. 21, 226, 265, 290, 312, 333, 381. - Unbekannt: Abb. 43f.,<br />
176, 266f., 269, 287, 296, 307, 336, 347. - HANS WALDBURGER, Herisau: Abb. 49, 115, 155, 2i9f.,<br />
317, 321. — Walz & CoAG, St. Gallen: Abb. 221.- WILLI WINDLER, Herisau: Abb. 227. - ULRICH<br />
ZELLWEGER, Urnäsch: Abb. 293. - Zentralbibliothek Zürich: Abb. I74f., 374. - Photo Zumbühl,<br />
St. Gallen: Abb. 218.<br />
Phologrammetrie im Abb. 164, 255 und 299: EDWIN BERCHTOLD, St. Gallen.<br />
Pläne. FRANZISKA KNOLL-HEITZ, St.Gallen: Abb.2i4. - HENNING LARSEN, Auenstein AG: Abb.35<br />
(nach Ausgrabungsplan von MAX ROHNER, Herisau), 39, 269, 384f. (diese zwei in Zusammenarbeit<br />
mit ROSMARIE NÜESGH-GAUTSCHI). - ROSMARIE NÜESCH-GAUTSCHI, Teufen: A bb. 1, 19, 105, 1 64, 1 83-<br />
185, 193-196, 200-205, 209-211, 2i6f., 225, 255, 264, 289, 299, 306 (nach Plan von 1906 umgezeichnet),<br />
311, 332, 380, 384^ (diese zwei in Zusammenarbeitmit HENNING LARSEN). - OSKAR SCHAUE, Zürich:<br />
Abb. 36-38, 46-48, 54, 58!'., 228, 292, 314, 338 (durch HENNING LARSEN ergänzt), 339, 344f. - JAKOB<br />
TRIPPEL, Amriswil: Abb. 218.<br />
Zeichnungen der Goldschmiede-, Petschaftstecher-, Steinmetz- und Leinwandhändlerzeichen sowie der Zinnmarken:<br />
Autor. Fürden Druck umgezeichnet von ARTHUR BIEDERT, Känerkinden.<br />
Klischees: Schwitter AG, Basel, Zürich, Lausanne (von dieserFirma auch die beiden Farbklischees).<br />
- Steiner & Co., Basel und St. Gallen.
VERZEICHNISSE
442<br />
T A B E L L E I : G O L D S C H M I E D E Z E I C H E N<br />
Nr. BeschauMz Meister Zeit Gegenstand Standort Seite<br />
i<br />
® w ^57 @<br />
2<br />
O<br />
AUGSBURG<br />
Jakob Warem- 1720-1735 Brotteller, Herisau, 89<br />
berger? Taufschüssel ref. Kirche 9°<br />
O U3<br />
HERISAU<br />
Johannes Schefer? 1750 2 Abendmahls Stein, Kirche 420<br />
kelche<br />
3 {9 E23 H. Mittelholzer 1830 Zepter des Herisau bzw. •sf-<br />
MEMMINGEN<br />
Landweibelsund am jeweiligen<br />
dasjenige des<br />
Gerichtsweibeis<br />
Wohnort des<br />
betreffenden<br />
Gerichtsweibeis<br />
4 Christoph Laminit 1640-1650 Abendmahls Herisau, 89<br />
Clr 0<br />
kelch<br />
ref. Kirche<br />
ST. GALLEN<br />
5 Nathanael Reutiner um 1670 Abendmahls Hundwil, Kirche 376<br />
® 0<br />
kelch<br />
6 Johann 1830 oder Großer Knauf Herisau 15<br />
Balthasar später am Zepter des<br />
Berdux<br />
Landweibels<br />
T A B E L L E I I : Z E I C H E ND E R P E T S C H A F T S S T E C H E R<br />
Nr. Zeichen Meister Zeit Petschaft Orte Seite<br />
i<br />
B<br />
Johann Caspar<br />
undSohnHans<br />
Jakob Brupbacher<br />
Anfang<br />
i9-jh.<br />
1804<br />
Kanzleisiegel<br />
aus Messing<br />
Gemeinde-und<br />
Kanzleisiegel<br />
Hundwil<br />
Waldstatt<br />
357<br />
268<br />
T A B E L L E I I I : M A R K E NV O N<br />
A P P E N Z E L L - A U S S E R R H O D I S C H E N Z I N N G I E S S E R N<br />
Nr. Marken Meister Zeit Gegenstand Standort Seite<br />
i<br />
2<br />
Fe]<br />
v H j<br />
m<br />
M m )<br />
Hans Eugster(?)<br />
von Herisau (vgl.<br />
Bossard I , Nr. 315,<br />
II, S. 162)<br />
W ahrscheinlich<br />
Hans Jakob Merz<br />
von Herisau<br />
1728<br />
Zweite Hälfte<br />
18.Jh.<br />
Glockenförmige<br />
Urnäsch,<br />
ref. Kirche<br />
Schönengrund,<br />
Kirche<br />
308<br />
Vier glockenförmige<br />
Abendmahlskannen<br />
Abendmahlskanne<br />
343f-
443<br />
T A B E L L E I V : S T E I N M E T Z Z E I C H E N<br />
Nr. Zeichen Vorkommen Zeit Seite<br />
i<br />
2<br />
Y Y<br />
n<br />
3 T<br />
vgl. Nr. 4<br />
_L<br />
4<br />
vgl. Nr. 3<br />
4 -<br />
5 A<br />
vgl. Nr. 6<br />
6<br />
7<br />
Jt<br />
vgl. Nrn. 5 , 7 - 9<br />
r<br />
vgl. Nr. 6<br />
Herisau, reformierte Kirche<br />
(Bei den Fenstern handelt es sich jeweilsum<br />
die Gewände der Außenseite, die ein bis<br />
sieben Zeichen aufweisen. Ohne Zeichen ist<br />
das zweite Spitzbogenfenster von O ander<br />
südlichen Langhauswand, das 1782 angebracht<br />
wurde)<br />
Östliches und nordöstliches Fensteram<br />
Ghorpolygon (je zweimal), beide Fenster der<br />
südlichen Chorwand (am westlichen zweimal),am<br />
ersten und dritten Fenster von O<br />
an der südlichen Langhauswand (am letztern<br />
zweimal). Im Innernam Gewände der<br />
Sakristeitüre undam Wanddienst zwischen<br />
Turmtüreund Chorbogen<br />
Erstes Fenster von O ander südlichen<br />
Langhauswand, Fenster der Seitenkapelle.<br />
Nrn. i und 2 ähnlich auchanChor bzw.<br />
Unterkirche der Pfarrkirche Appenzell, ähnlichan<br />
der Stiftskirche Schänis (Kdm<br />
St. GallenV, S. 396, Nr. 1). ZuNr. 1 vgl.<br />
ähnliches in:H e r i b e r t Reiners,D a s Münster<br />
zu Konstanz, Konstanz 1955, S. 580, Nr. 49,<br />
S. 584, Nr. 328, zuNr. 2 ebenda, S. 582,<br />
Nr. 170, S. 5 85, N r. 4 2 4<br />
Nordöstliches Fenster des Chorpolygons,<br />
östliches Fenster der südlichen Chorwand,<br />
drittes und viertes Fenster von O ander<br />
südlichen Langhauswand<br />
Auchander Pfarrkirche in Baar undam<br />
RathausinZug (Kdm Zug 1, S. 36, bzw.<br />
II, s. 37O<br />
Alle drei Fenster des Chorpolygons (am<br />
südöstlichen dreimal), östliches Fenster der<br />
südlichen Chorwand (zweimal)<br />
1516-1530<br />
74. 76,<br />
8 0<br />
76,83<br />
74. 76<br />
Fenster der Seitenkapelle 83<br />
Südöstliches Fenster des Chorpolygons,<br />
drittes Fenster von O ander südlichen Langhauswand,<br />
erstes und zweites von W ander<br />
nördlichen Langhauswand (zweimal bzw.<br />
dreimal), Fenster der Seitenkapelle<br />
(zweimal)<br />
Erstes Fenster von W an der nördlichen<br />
Langhauswand<br />
74<br />
74. 76,<br />
8 3<br />
7 6
444<br />
STEINMETZZEICHEN<br />
Nr. Zeichen Vorkommen Zeit Seite<br />
8<br />
9<br />
i o<br />
•x<br />
11<br />
¥<br />
12<br />
t<br />
•3<br />
Jt<br />
vgl. Nrn. 6, 9<br />
vgl. Nrn. 6, 8, 10<br />
vgl. Nrn. 9, 11<br />
vgl. Nr. 10<br />
t<br />
Südöstliches %<br />
Zweites Fenster von W ander nördlichen<br />
Langhauswand<br />
Östliches Fenster der südlichen Chorwand<br />
(zweimal), drittes Fenster von O ander<br />
südlichen Langhauswand<br />
Erstes Fenster von O an der südlichen Langhauswand,<br />
erstes von W an der nördlichen<br />
Langhauswand (auch an St. Oswald, Zug,<br />
Kdm Z ug II, S. 231)<br />
Erstes Fenster von O ander südlichen Langhauswand,<br />
zweites von W an der nördlichen<br />
Langhauswand<br />
Erstes Fenster von O ander südlichen<br />
Langhauswand<br />
74, 76<br />
Fenster des Chorpolygons 74<br />
14 Drittes Fenster von O an der südlichen<br />
Langhauswand (ähnlichesan St. Oswald und<br />
•5<br />
l<br />
16 1<br />
z<br />
17<br />
Fenster<br />
am Rathaus in Zug,KdmZugII, S. 230f.<br />
bzw. 370-372. Vgl.KdmZugI, S. 247)<br />
Drittes Fenster von O an der südlichen<br />
Langhauswand<br />
Erstes Fenster von O ander südlichen<br />
Langhauswand<br />
der Seitenkapelle 83<br />
18<br />
V<br />
Erstes Fenster von W an der nördlichen<br />
Langhauswand<br />
76<br />
76<br />
76<br />
19<br />
X<br />
Am Gewände der Turmtüre vom Chor her 80<br />
20 Inder wieder zugemauerten Kredenznische<br />
der südöstlichen Polygonwand im Chor<br />
73<br />
21-27<br />
•v
445<br />
TABELLEV;VERMUTLICHEZEICHENVONTEXTIL-<br />
KAUFLEUTEN (LEINWANDHÄNDLERN)<br />
In chronologischer Reihenfolge<br />
Nr. Zeichen Zeit Name des Inhabers Ort Haus Seite<br />
i<br />
2<br />
Z<br />
• •<br />
z<br />
i<br />
1794<br />
Letztes<br />
Viertel 18.J h.<br />
Hans Schefer?<br />
Johann Heinrich<br />
Alder<br />
Schwellbrunn<br />
Waldstatt<br />
Dorf,Nr. 54<br />
Unterwaldstatt,<br />
Nr. 333<br />
253<br />
289<br />
Anmerkung. Das Vorkommen an Häusern aus teils ganz verschiedenen Zeiten und in Verbindung<br />
mit unterschiedlichen Familien (auch im Mittel- und im Vorderland) schließt in den angeführten<br />
Fällen eine Deutung als individuelle Hauszeichen, Wappen oder gar als Signet eines Baumeisters aus,<br />
obwohl das Zeichen auch als Bestandteil einzelner appenzellischer Familienwappen bekannt ist<br />
(beispielsweise Wappen der Familie Zölper. Siehe Herisau, Schmiedgasse 28 und 62, S. 164 und 170,<br />
sowie Wappenbuch, Tf.XXXI, 9).<br />
Abb. 409. Hundwil. Moos,Nr. 101, «Rothus». Barocke Rosetten aus schwungvollen Akanthusblättern<br />
in Grisaillemalerei, letztes Viertel 17.Jahrhundert, a n der Decke einer ehemaligen Freitreppe. -<br />
Text S. 394.
446<br />
ORTS-, PERSONEN-UNDSACHVERZEICHNIS<br />
ABENDMAHL, Darstellung 80, 392!". (Abb.)<br />
ABLASSBRIEFE6 8<br />
ABTEI ST. GALLEN, siehe St. Gallen, Kloster<br />
ÄBTE, siehe St. Gallen<br />
ÄBTISCHE KLAGESCHRIFT23 f.<br />
ACKERBAU35<br />
ALBRECHT, Ignaz Albert, Radierer 18<br />
ALDER, Johannes, Zimmermeister 102, 105 f.,<br />
io8f. (Abb.), i n (Abb.), 190<br />
ALDER, JohannJakob, Maler 312<br />
ALEMANNISCHE BESIEDLUNG 2 f., 23, 292,352<br />
ALP- UND VIEHWIRTSCHAFT 294,355<br />
ALTHERR, Hans Jörg, Zimmermeister, Brückenbauer<br />
437, 440 (Abb.)<br />
ALTHERR, Michael, Zimmermeister 310<br />
ALTSTÄTTEN, Pfarrei 8<br />
AMT, äbtisches, Ammann 3, 23F.; siehe auch<br />
Meieramt<br />
ANNA, hl., Bruderschaft 32; Darstellung 32, 68,<br />
78; Patrozinium, Altar 31 f., 86f., 355; K a<br />
pelle 32, Saf. (Abb.), 86f., 233<br />
ANTONINI, Michele, Steinhauer 364<br />
ANTONIUS, Abt und Einsiedler, hl., Patrozinium,<br />
Kirche 293, 298<br />
APPENZELL<br />
—Flecken, Land 2-4, 8, 26<br />
— Künstler und Handwerker, siehe Cane, C.,<br />
Zinngießer; Cane, F., Zinngießer; Cane, G.,<br />
Zinngießer; Kegel, Michael, Schmied; Rheiner,<br />
Hans Konrad, Uhrmacher<br />
Landesgrenzen 4<br />
Pfarrei 355<br />
APPENZELL AUSSERRHODEN, siehe Banner; Bannerherr;<br />
Fahnen; Großer Rat; Hinterland;<br />
Kantonsrat; Kleiner Rat; Landammann;<br />
Landbücher; Landesbauherr; Landesbeamte;<br />
Landessiegel; Landesstatthalter; Landesteil<br />
vor der Sitter, hinter der Sitter; Landeswappen;<br />
Landhandel; Landsfähnrich; Landsgemeinde;<br />
Landshauptmann; Landteilung;<br />
Landweibel; Mittelland; Rathäuser; Regierungsrat;<br />
Rhoden; Standesscheiben; Synode;<br />
topographische Karten; Übersichtskarte;<br />
Verfassungen; Vorderland; Zeughäuser;<br />
Zweifacher Landrat<br />
APPENZELLER BAHN 52F., 272, 301<br />
ARBON, Dekanat 8, 31<br />
ARBONER FORST 3<br />
ARCHITEKTEN, BAUMEISTER, INGENIEURE, MAU<br />
RERMEISTER, WERKMEISTER, ZIMMERMEISTER,<br />
siehe Alder, Johannes; Altherr, Hans Jörg;<br />
Altherr, Michael; Bai, Ernst; Balmer, Hans;<br />
Berther; Bohl, Debus; Bollert und Herter;<br />
Brantschen, Ernest; Breitenmoser, Enoch;<br />
Brül, Matthäus; Curjel & Moser; Dardier,<br />
R.;De Luchi,Lucca; Ehrbar, Johann Jakob;<br />
Engler, Fritz; Eugster; Eugster, Laurenz;<br />
Fäßler, Hans; Frehner, Johannes; Frehner,<br />
Konrad; Frenner, Friedrich; Frei; Frischknecht,<br />
Debus; Frischknecht, Hans; Frischknecht,<br />
Salomon; Furttenbach, Joseph;<br />
Gloor, E.; Grubenmann, Hans Ulrich; Grubenmann,<br />
Jakob; Grubenmann, Johannes;<br />
Hänny, Ernst; Hardegger, August; Hartraann,<br />
H.; Hermann,K.; Himmelberger,Johannes;<br />
Hirzel; Hofer, Hans; Hohl, Hans<br />
Ulrich; Höscher, Hans; Jeger, David; Jeger,<br />
Hans Ulrich; Irminger; Keller, Wilhelm;<br />
Knellwolf, Hans Jakob; Knellwolf, Johannes;<br />
Knellwolf, Willi; Knoll-Heitz, Franziska;<br />
Knoll, Willy; Koller, Hans Ulrich; Koller,<br />
Laurenz; Krez, Urban; Kubli, Felix Wilhelm;<br />
Langenegger, Konrad; La Nicca, Richard;<br />
Lobeck und Fichtner; Longoni, Paul;<br />
Matler, Valentin; Meier, J.; Mettler, Johann<br />
Jakob; Meyer, Wilhelm; Mittelholzer, J a<br />
kob; Naef, Adolf; Nef; Oertie, Daniel; Oertly,<br />
Gebrüder; Pestalozzi, Johann Ludwig;<br />
Pfister, Gebrüder; Ramseyer, Alfred; Reder,<br />
Lorenz; Reichsteiner, Hans Jakob; Reifler,<br />
Johann Ulrich; Ringeisen; Ritter; Rohner,<br />
Max; Rosatto, Francesco; Ruef; Rutishauser,<br />
J.; Schäfer, Johann Jakob; Schäfer, Otto;<br />
Scharpf, Georg; Scheidli, Andreas; Schläpfer,<br />
Johannes; Schlatter, Ambros; Schmid, Ulrich;<br />
Singer, Hans; Stadler; Stark, Johannes;<br />
Stark, Laurenz; Staub; Staub, Paul;<br />
Sturzenegger, Sebastian; Tobler, Johannes;<br />
Tribelhorn, Hans; Waldburger, Robert; Walt,<br />
Ulrich; Widmer, Daniel; Widmer, Konrad;<br />
Wiedenkeller, Albert; Willi, Daniel; Wolf,<br />
Johann Kaspar; Zahner, Ulrich; Ziegler;<br />
Züblin & Co.; Zürcher, Bernhard<br />
ASCHMANN, Johann Jakob, Zeichner 332-334<br />
(Abb.), 336, 342<br />
AUFERSTEHUNG CHRISTI, Darstellung 8 0<br />
AUGE GOTTES91 f. (Abb.), 137<br />
AUGSBURG<br />
— Künstler und Handwerker, siehe Eichler,<br />
Matthias Gottfried, Radierer; Waremberger,<br />
Jakob, Goldschmied<br />
BAER, J. G., Turmuhrenfabrikant 303<br />
BÄR, Wappentier, appenzellisches<br />
—Land 5, 10 (Abb.), 12-18 (Abb.), 63 (Abb.),<br />
77, 103, i i6f., 290 (Abb.), 297f.
ORTS-, PERSONEN-UNDSACHVERZEICHNIS 447<br />
BÄR, Wappentier, appenzellisches<br />
— Gemeinden 44f. (Abb.), 47f., 104, 235f.<br />
(Abb.), 267-269 (Abb.), 290 (Abb.), 296-298<br />
(Abb.)<br />
BAI, Ernst, Baumeister 364<br />
BALKON- UNDTREPPENGELÄNDER, geschmiedete,<br />
18. Jh. 125, 127 (Abb.), 130, 136, 14t;, 147<br />
(Abb.), 168, 179f. (Abb.), 417 (Abb.)<br />
BALMER, Hans, Architekt 84, 129<br />
BALMER, Lorenz, Bildhauer 122, 175<br />
BANNER 5, 13, I4F. (Abb.), i6f.; siehe auch<br />
Fahnen<br />
BANNERHANDEL4 8<br />
BANNERHERR 6<br />
BARTHE, Girard (Gerard) de la, Maler 124<br />
BASEL<br />
— Künstler und Handwerker, siehe Brünner,<br />
Carl, Maler<br />
— Kupferstichkabinett40 f.<br />
— Sammlung A. Bernoulli 267<br />
BATAILLONSFAHNEN 1 7<br />
BAUMANN, Hans Jakob, Dachdecker 61<br />
BAUMANN, Ida, Malerin 114 (Abb.), 116<br />
BAUMWOLLMUSSELINWEBEREI, siehe Textilgewerbe<br />
BAUMWOLLSPINNEREI, siehe Textilgewerbe<br />
BAUR, J., Zeichner 43, 101<br />
BEINHÄUSER, siehe Herisau, Hundwil, Urnäsch<br />
BERDUX, Johann Balthasar, Goldschmied 15,<br />
442 (Abb.)<br />
BERN<br />
—Künstler und Handwerker, siehe Lory, Gabriel<br />
Ludwig, Zeichner, Radierer; Lory, Matthias<br />
Gabriel, Zeichner, Kolorist; Schieß,<br />
Ernst, Orgelexperte<br />
— Schweizerische Landesbibliothek 44, 148<br />
(Abb.)<br />
BERNECK, Pfarrei 8<br />
BERTHER, Baumeister270<br />
BERWEGER, Bartholomäus, Hauptmann 77<br />
BETONBRÜCKEN I 72,398,409 (Abb.)<br />
BEVÖLKERUNGSZAHL, siehe bei den Gemeinden<br />
BIEDERMANN, Johann Jakob, Zeichner, Kolorist<br />
4°. 75> 9 4 (Abb.), 124<br />
BILDER, Abschaffung der<br />
33<br />
BILDHAUER, STEINMETZEN, siehe Balmer, Lorenz;<br />
Dirr, Georg; Feichtmayer, Josef Anton;<br />
Koller, Laurenz; Mettler, Walter; Münch,<br />
Otto; Schaer-Krause, Ida<br />
BION, Gottlieb, Maler 44, 162, 168 (Abb.)<br />
BIRCHLER, Linus, Denkmalpfleger 38<br />
BIRMANN & HUBER, Basel,Verleger 4 0<br />
BISCHOF VON KONSTANZ, sieheKonstanz<br />
BISCHOFBERGER, Johann Konrad 118 (Abb.)<br />
BISGHOFFBERGER, Bartholome, Chronist, Kartograph<br />
18, 76<br />
BLARER, Ambrosius, Reformator34<br />
BLUTSGERICHT 3 f.<br />
BODENSEE-TOGGENBURG-BAHN52 f.<br />
BOSCH, Johannes, Zinngießer 377f. (Abb.), 381<br />
BOHL, Debus, Zimmermeister 384f. (Abb.)<br />
BOISSONNAS, Henri, Restaurator 298, 312<br />
BOLLERT UND HERTER, Architekten 1 12 (Abb.)<br />
Boss, Eduard, Glasmaler 274<br />
BRANTSCHEN, Ernest, Architekt 107<br />
BREGENZERWALD<br />
— Künstler und Handwerker, siehe Moosbrugger,<br />
Andreas, Stukkateur; Moosbrugger, Gebhard,<br />
Stukkateur; Moosbrugger, Peter Anton,<br />
Stukkateur; Moosbrugger, Jakob u nd<br />
Michael, Zimmerleute<br />
BREITENMOSER, Enoch, Zimmermeister, Brükkenbauer<br />
105, 118, 159, 271, 340, 385, 397<br />
399 (Abb.), 412<br />
BRÜCKEN, siehe Betonbrücken; Eisenbrücken;<br />
Gedeckte Holzbrücken; Holzstege; Steinbrücken<br />
BRÜCKENBAUER, siehe Altherr, Hans Jörg; Breitenmoser,<br />
Enoch; Grubenmann, Hans Ulrich;<br />
Knellwolf, Hans Jakob; Krez, Urban; Oertie,<br />
Daniel; Stark, Johannes; Stark, Laurenz;<br />
Willi, Daniel; Züblin; Zürcher, Bernhard<br />
BRÜCKENMODELLE 385, 398 (Abb.), 4 18 4 36<br />
(Abb.)<br />
BRÜL, Matthäus, Zimmermeister 302 f., 306<br />
BRÜNNER, Carl, Maler 115<br />
BRUNSCHWEILER, Johann Jakob, Maler 109,<br />
ii4f., 312<br />
BRUPBACHER (Bruppacher), Hans Jakob u nd<br />
und Hans Ulrich, Petschaftstecher (Stempelschneider)<br />
i3f., 47, 268, 357 (Abb.), 442<br />
(Abb.)<br />
BRUPBAOHER, Heinrich, Radierer 40<br />
BUCHMEISTER, E. W., Breslau, Verleger 41<br />
BÜHLER, 5 7, I 2<br />
— Gemeindegründung 5<br />
— Kirchengründung 8<br />
— Kirchhörescheibe Teufenund Bühler 200<br />
BUFF, Sebastian, Maler ii5f.<br />
BURCKHARDT, Caspar, Radierer 356, 360, 364<br />
(Abb.), 380<br />
BURGER,M., G raveur 13<br />
BUSCIIOR, Kaspar, Schlosser 310<br />
CANE, C., Zinngießer 344<br />
CANE, F., Zinngießer 244f. (Abb.), 344<br />
CANE, G., Zinngießer 377<br />
CASPAR, W., Zeichner 43, 140 (Abb.)<br />
CLAVADETSCHER, Paul, Maler, Stukkateur 102<br />
CONRADUS, Vizeleutpriester 354,363<br />
CORRADI, Konrad, Zeichner 42, 151, 156 (Abb.)<br />
CORRODI, siehe Suter
448 VERZEICHNISSE<br />
CRALOH,Abt vonSt.Gallen 30,6 5<br />
CURJEL & MOSER, Architekten341<br />
DACHDECKER, siehe Baumann, Hans Jakob;<br />
Frehner, Ulrich; Gähwiler, Johannes; Grubenmann,<br />
HansJakob; Heß, Jakob; Langenauer,<br />
Hans; Stüdli, Josef; Wiß, Konrad<br />
DARDIER, R.,Ingenieur240<br />
DAVID ENTREISST DEM LÖWEN EIN LAMM, D arstellung<br />
198, 206 (Abb.)<br />
DAVIDS SALBUNG DURCH SAMUEL, Darstellung<br />
lyf. (Abb.), 117<br />
DE LUCHI, Lucca, Baumeister 336<br />
DIASPORAPFARREI, röm.-kath.34<br />
DIKENMANN, Rudolf, Zeichner, Radierer, Verleger<br />
43, 46<br />
DIRR, Georg, Bildhauer 92<br />
DOPPELREGIMENTVOR UND HINTER DER SITTER 6<br />
(Sacherklärung), 27<br />
DORFBILD, siehe Lageund Gestalt von Herisau,<br />
Hundwil, Schönengrund, Schwellbrunn, Urnäsch,<br />
Waldstatt, Stein<br />
DORFBRÄNDE, siehe Herisau, Urnäsch<br />
DORFPLÄTZE, siehe Dorfbild<br />
DÖRIG (Thörig, Thuringus), Johannes,Humanist,<br />
Pfarrer 33<br />
DRUCKER, VERLEGER, siehe Birmann & Huber;<br />
Buchmeister,E. W.; Fueßli,Henri; Herzberg;<br />
Hommans Erben; Leuthold, H.F.; Meyer,<br />
Johann Rudolf; Orell, Geßner, Füßli & Gie.;<br />
Orell Fueßli; Rio, Ludwig J.; Schläpfer;<br />
Seitz,J.; Seutter, Matthäus; Velten, Johann;<br />
Wurster, Randegger & Go.<br />
DURHEIM, G., Sohn, Lithograph 20<br />
EHRBAR, JohannJakob, Baumeister 282<br />
EICHLER, Matthias Gottfried, Radierer 19, 124<br />
EIGENKIRCHE 30,51<br />
EINTRACHT MACHT STARK, Darstellung, siehe<br />
Scylurus und seine achtzig Söhne<br />
EISENBAHNEN, siehe Appenzeller Bahn, Bodensee-Toggenburg-Bahn<br />
EISENBESCHLÄG, -LÄDEN UND -TÜREN<br />
— 17. Jh.: 211 f. (Abb.)<br />
-18. Jh.: 126f. (Abb.), 133, 135, 144, 152-154,<br />
163, i65f. (Abb.), 166, lyyf., 180, 189, 195<br />
(Abb.), 249, 254, 256, 282<br />
EISENBRÜCKEN 327F.,437<br />
ENGLER, Fritz, Architekt 282<br />
ENNENDA, Sammlung Daniel Jenny-Squeder 41,<br />
43, 405<br />
ERKER 120-124 (Abb.7)<br />
ERLÖSER, Heiliger, siehe Salvator<br />
ERNE, Nikiaus, Großuhrenmacher 303<br />
ERNST, Johann Heinrich, Glockengießer 91<br />
ERNST, Leonhard, Glockengießer 90 f.<br />
ERNST, Peter IL, Glockengießer 279!'., 345<br />
ERNST, Theodosius, Glockengießer 90 f., 309<br />
ESCHMANN, Johannes, Kartograph 20, 272<br />
ESTHER VOR AHASVER,Darstellung,i7f. ( Abb.),<br />
117<br />
EUGSTER (?), Hans oder Johannes, Zinngießer<br />
307f. (Abb.), 442 (Abb.)<br />
EUGSTER, Ingenieur362<br />
EUGSTER, Laurenz, Maurermeister 215,221,223,<br />
400<br />
EVANG.-REF. KIRCHGEMEINDE II, 2 8, 3 4, 2 34,<br />
265^, 294, 332, 402<br />
EVANG.-REF. LANDESKIRCHE I I<br />
FABRIKANTEN 12,35<br />
FABRIKANTENHÄUSER, Vorkommen 12<br />
FAHNEN, siehe Bataillonsfahnen, Kompagniefahnen,<br />
Quartierfahnen, Reiterstandarten,<br />
Rhodsfahnen, Schützenfahne<br />
FAMILIENWAPPEN<br />
—Alder, Tafel I, 256<br />
— Altherr 207 (Abb.), 382f. (Abb.)<br />
— Anselm II. von Salem 91 f. (Abb.)<br />
— Bondt 206 (Abb.), 382 (Abb.)<br />
— Bruderer 207 (Abb.), 382f. (Abb.)<br />
— Bruggmeister 206 (Abb.), 382 (Abb.)<br />
-Buff 207 (Abb.)<br />
— Diem, Tafel I<br />
— Eisenhut 382!'. (Abb.)<br />
— Elmer 203f., 206, 213 (? Abb.)<br />
— Engler 206 (Abb.)<br />
— Fisch i88f., 194 (Abb.)<br />
— Fitzi 382 (Abb.)<br />
—Frehner 382 (Abb.)<br />
— Frischknecht, Tafel I<br />
— Fuster 382 (Abb.)<br />
—Gaißer 382 (Abb.), 389 (Abb.)<br />
— Gaißhalter 206 (Abb.)<br />
—Gruber 382f. (Abb.)<br />
—Hentzenberger, Tafel I<br />
-Heß 207 (Abb.)<br />
— Himmelberger, Tafel 1<br />
— Holderegger 206 (Abb.), 382 f. (Abb.)<br />
— Hörler 206 (Abb.), 382 (Abb.)<br />
—Hug 206 (Abb.), 382 (Abb.)<br />
—Hugener 206 (Abb.)<br />
—Jakob 207 (Abb.)<br />
-Kern 382f. (Abb!)<br />
-Keßler, Tafel I<br />
— Klarer 206 (Abb.), 382 (Abb.)<br />
— Knechtli 382 f. (Abb.)<br />
— Knöpfel 206 (Abb.), 382 (Abb.)<br />
-Koller 206 (Abb.), 382 (Abb.)<br />
—K üng 382 (Abb.), 389 (Abb.)<br />
— Kürsteiner 207 (Abb.)<br />
— Kunkler 128, 130 (Abb.)
ORTS-, PERSONEN-UNDSACHVERZEICHNIS 449<br />
FAMILIENWAPPEN<br />
—Kunz I35f. (Abb.)<br />
— Merz, Tafel I<br />
— Mesmer 382 (Abb.)<br />
— Meyer, Tafel I<br />
— Mötteli, siehe Rappenstein<br />
— Müller 206 (Abb.), 382 (Abb.)<br />
—Nänni, Tafel I<br />
— Oberteufer 206 (Abb.)<br />
— Preisig (Brisig) 382 (Abb.)<br />
— Rappenstein, von 389 (Abb.)<br />
—Rechsteiner 382f. (Abb.)<br />
—Reifler (Ränftler) 382 (Abb.)<br />
—Roder 382 (Abb.)<br />
— Rohner 382 (Abb.)<br />
—Rorschach, Ritter von 223 f.<br />
—Rosenberg, Ritter von 223f.<br />
— Schefer 206 (Abb.)<br />
— Schieß (Scheuß, Schüß), Tafel I, 199, 384<br />
— Schläpfer 207 (Abb.)<br />
— Schmid 206 (Abb.), 382 (Abb.)<br />
— Schoch, Tafel I<br />
— Signer 206 (Abb.), 382 (Abb.)<br />
— Strickler, Tafel I<br />
— Sturzenegger 207 (Abb.)<br />
—Tanner, Tafel I, 3B2 (Abb.), 384<br />
—Teufenauer, Tafel I<br />
—Thäler 206 (Abb.), 382 (Abb.)<br />
—Walser 207 (Abb.), 382f. (Abb.)<br />
—Wetter 115 (Abb.), 128, 130 (Abb.), i35f.<br />
(Abb.)<br />
— Witmer 206 (Abb.), 382 (Abb.)<br />
—Wyß 206 (Abb.), 382 (Abb.)<br />
— Zähner 382 (Abb.)<br />
— Zellweger 115 (Abb.), 207 (Abb.)<br />
— Ziedler, Tafel I<br />
—Zölper 164, i67f. (Abb.), 173 (Abb.)<br />
— Zuberbühler, Tafel I, 206, 212 (Abb.)<br />
FÄSSLER, Adalbert, Maler 313<br />
FÄSSLER, Hans, Baumeister 395<br />
FAUSTER, Daniel, Glasermeister 302<br />
FEHRENBACH, A. W., Lithograph 46, 267, 283!'.<br />
(Abb.), 403, 405<br />
FEIGHTMAYER, Josef Anton, Bildhauer 92 f.<br />
FENSTERGITTER, siehe auch Oberlichtgitter<br />
— 18. Jh.: 154, 158, 163-167 (Abb.), 1691'.<br />
(Abb.), 179f., 184 (Abb.), 188, 192 (Abb.),<br />
196 (Abb.), 256, 264 (Abb.), 279 (Abb.), 321<br />
— 19. Jh.: 182 (Abb.), 250-252 (Abb.)<br />
FIETZ, Walter, Denkmalpfleger 364<br />
FISGH, Christoph, Kaufmann von Herisau 35<br />
FISGH, Johannes, Landeshauptmann bzw.<br />
Landsfähnrich, Chronist 37<br />
FITZI, Johann Georg, Zeichner 42<br />
FITZI, Johann Jakob 107<br />
FITZI, Johann Ulrich, Zeichner, Maler 19 f.,<br />
4 I -43; 47) 48, '08 (Abb.), 121, 198, 235,<br />
238f. (Abb.), 242f., 251, 257, 266f. (Abb.),<br />
270. 275, 284, 287, 293 (Abb.), 296, 298,<br />
309, 312, 327, 334. 336 (Abb.), 342, 353<br />
(Abb.), 356, 36of. (Abb.), 364 f. (Abb.), 378,<br />
380-382,384^, 387-389 (Abb.), 404^ (Abb.),<br />
407, 435<br />
FORRER, Joseph, Pfarrer von Herisau 33<br />
FREHNER, Johannes, Maurermeister (?), Steinmetz<br />
(?) 277<br />
FREHNER, Konrad, Zimmermeister 311<br />
FREHNER, Ulrich, Dachdecker 302, 310<br />
FREI, Ingenieur 270<br />
FREIE DES OBERN THUROAUS, siehe Oberer<br />
Thurgau<br />
FREIHEITSKRIEO (1401-1429) 3f., 26, 352<br />
FREIVOGTEI, siehe Schwänberg, Oberer Thurgau<br />
FREIVOGTEI DES OBERN TIIURGAUS,siehe Oberer<br />
Thurgau<br />
FRENNER (Frehner), Friedrich, Zimmermeister<br />
391<br />
FRIEDEN, Allegorie, siehe Krieg<br />
FRIES, FL, Goldschmied 278<br />
FRISCHKNEOHT, Debus (Matthäus), Baumeister<br />
182, 188 (Abb.)<br />
FRISCHKNECHT, Hans Ulrich, Meister 272<br />
FRISCHKNECHT, Hans, Zimmermeister 241<br />
FRISGHKNECHT, Johannes und Elias, Zimmerleute<br />
329<br />
FRISCHKNECHT, Salomen, Baumeister (?) 258<br />
FRISCHKNEGHT, Ulrich, Zimmermann 60<br />
FUESSLI, Henri, Zürich, Verleger (siehe auch<br />
Orell) 41<br />
FÜSSLI, Hans, Glockengießer 309<br />
FÜSSLI, Peter VI., Glockengießer 90, 309<br />
FÜSSLI, Peter VIII., Glockengießer 2451.<br />
FURTTENBACH, Joseph, d. J., Architekturtheoretiker<br />
243<br />
GÄHWILER, Johannes, Dachdecker 223<br />
GAIS<br />
—Gemeinde 3f., 7, I2f.<br />
— Kirchengründung 8<br />
—Künstler und Handwerker, siehe Langenegger,<br />
Konrad, Baumeister; Willi, Daniel,<br />
Maurermeister<br />
— Molkenkurort 12 f.<br />
— Ratsscheibe 382f. (Abb.)<br />
— Rhode, halbe 5, 27<br />
— Sonderamt 3<br />
GASTHÄUSER, siehe Schildwirtschaften<br />
GEDECKTE HOLZBRÜGKEN 2, 215-223 (Abb.),<br />
271 f., 300f., 324-330 (Abb.), 397-400 (Abb.),<br />
436-438 (Abb.), 440 (Abb.)<br />
GEISSER, Zeichner 42
45° VERZEICHNISSE<br />
Geländer, siehe Balkon- u nd Treppengeländer,<br />
geschmiedete; Treppengeländer, hölzerne<br />
Gemeinde, siehe Evang.-ref. Kirchgemeinde,<br />
Kirchhöre, Politische Einwohnergemeinde,<br />
Rhode<br />
Gemeindehauptmann, regierender, stillstehender<br />
5-7<br />
Gemeindesiegel, siehe Herisau, Hundwil,<br />
Schönengrund, Schwellbrunn, Stein, Urnäsch,<br />
Waldstatt<br />
Gemeindewappen 104; siehe Herisau, Hundwil,<br />
Schönengrund, Schwellbrunn, Stein,Trogen,<br />
Urnäsch, Waldstatt<br />
Gerechtigkeit, Allegorie, TafelI, 383 f.<br />
G e r i c h t<br />
—Blutsgericht 3 f.<br />
—Hochgericht 3 f., 24<br />
—Niedergericht24<br />
— Obergericht 7<br />
Germann, Kaspar, Zimmermann 57, 63<br />
(Abb.), 66, 69, 101<br />
Gesetzgebunga u f Sinai,Darstellung<br />
8 0<br />
Girtanner,Jakob, Maler40<br />
Glasmaler, siehe Boß, Eduard; Lieberherr;<br />
Murer, Christoph; Murer, Josias; Nüscheler,<br />
Hans Jakob<br />
Glattbach 2, 50, 51-54, 156 (Abb.), 213, 215,<br />
223<br />
Glinz, Zinngießerfamilie 245; Jakob 341<br />
(Abb.), 343<br />
Glocken, Glockennachrichten<br />
-'5-Jh- 293, 302, 3o8f., 378<br />
-16. Jh.: 90, 308f., 378<br />
-17- J h -,90 f ', 245f., 302, 309<br />
—18.Jh.: 91-93 (Abb.), 279^, 345, 421<br />
-19. Jh.: 92f., 193f., 280, 309, 341, 345f. (Abb.)<br />
—20. Jh.: 246<br />
Glockengiesser, siehe Ernst, Johann Heinrich;<br />
Ernst, Leonhard; Ernst, Peter IL; Ernst,<br />
Theodosius; Füßli, H ans; Füßli, Peter VI.;<br />
Füßli,PeterVIIL; Grieshaber,Franz Anton;<br />
Keller, Jakob; Lamprecht, Hans; Rüetschi,<br />
H.; Schalch,Hans Rudolf; Sturzenegger,Ulrich<br />
Gloor, E ., Baumeister 3 41<br />
Gmünder, Zinngießerfamilie 245, 3 43<br />
Gmündertobelbrücke 4 09^ (Abb.), 4 37<br />
G o l d a c h<br />
—Fluß 2<br />
—Pfarrei 8<br />
Goldschmiede (Gürtler), sieheBerdux,Johann<br />
Balthasar; Fries, H .; Jezler; Laminit, Christoph;<br />
Mittelholzer, H.; Monogrammist<br />
H.E.;MonogrammistLS. (S. 1.?); Reutiner,<br />
Nathanael; Rietmann, Wolfgang Karl; Signer,<br />
Johannes; Schefer, Johannes; Schmid,<br />
W.R.; Schmied; Walcher, Isaak; W aremberger,Jakob<br />
Göll, & Co.AG, Orgelbaufirma 277<br />
Gossau 5 1<br />
—M ark 23, 28 f.<br />
-Pfarrei355<br />
Gotteshausleute, siehe St. Gallen<br />
Graf, Ludwig, Zeichner 42<br />
Greulich, Margarete,Malerin 114 (Abb.), 116<br />
Griesiiaber, Franz Anton,<br />
Glockengießer<br />
91-93 (Abb.)<br />
Grob,HansGeorg, Hafner 281 (Abb.), 286<br />
G r o s s e r R a t 6 , 2 7<br />
G r u b<br />
—Gemeinde 7-9<br />
—Hauptmannschaft,Kirchhöre 5<br />
—Kirchengründung 8<br />
—Kirchenneubau 9<br />
Grubenmann, HansJakob, Dachdecker, Schreiner<br />
60<br />
Grubenmann, Hans (Johann) Ulrich, Baumeister<br />
209, 215-221 (Abb.), 241 f. (Abb.), 362-<br />
365 (Abb.), 371 f., 397f-,404,4i I _ 4 I 3 (Abb.),<br />
416-418, 426, 436<br />
Grubenmann, (Johann) Jakob, Baumeister 128,<br />
I34f. (Abb.), 363f., 371 f., 404, 411-413<br />
(Abb.), 416-419, 426, 436<br />
Grubenmann, Johannes, Baumeister 55, 60<br />
Grübel, Gallus, Kupferschmied 303<br />
Grübel,Hans Jakob, Petschaftstecher 13<br />
Gsell (Gesell),J. L., Lithograph 19<br />
Guerin, Christoph, Radierer 19<br />
Gümligen BE, Sammlung Ernst Rutz 42, 235,<br />
267, 296, 334, 336 (Abb.), 356, 361 (Abb.),<br />
404f.<br />
Guter Hirt, Darstellung 392f. (Abb.)<br />
Guttenberg, Karl Gottlieb, Radierer 124<br />
Haaga,Karl, jun., Restaurator 80, 83<br />
Hächelstump, Hans, Pfarrerin Urnäsch 293<br />
Hädener, Johannes, Zeichner 40, 43,85, 96,98<br />
(Abb.), 101, 120 (Abb.), 122, 124, 129, 132,<br />
'35 f -<br />
Hafner, siehe Grob, Hans Georg; Kesselbur,<br />
Hans Kaspar; Meyer-Werkstatt;Monogrammist<br />
M.BA.; Neuwiler, Konrad; Sommerauer<br />
Hans Jakob und Hans Rudolf; Zehnder,<br />
Hans Jakob<br />
Hänny, Ernst, Architekt 107<br />
H a n d w e r k3 6<br />
Hardegger, August, Architekt 364f. (Abb.),<br />
367,375 f-<br />
Hartmann, Georg Leonhard, Zeichner47<br />
Hartmann, H ., Ingenieur 240, 270<br />
Hartmut, A bt v on St. Gallen 3 0
ORTS-,PERSONEN-UNDSACHVERZEICHNIS 45 1<br />
HASZ, M .von, Malerin, siehe Greulich, M argarete<br />
HAUPTMANN, Hauptmannschaft, siehe Gemeindehauptmann<br />
HAUSHER, Johannes, Radierer41, 45, 356, 405,<br />
4 I0 > 437 (Abb.)<br />
HAUSORGELN 251-253 (Abb.)<br />
HAUSSPRÜCHE 390<br />
HEER, J., Lithograph 39<br />
HEGI, Franz, Radierer 41<br />
HEIDEN<br />
—Gemeinde 5, 7<br />
—Kirchengründung 8<br />
—Kurort 12 f.<br />
HEIDENHÄUSER, siehe Tätschdachhäuser<br />
HEILIGGEISTTAUBE, Darstellung, 289, 386<br />
HEIM, Lithograph 45<br />
HEINRICHSBAD, siehe Herisau<br />
HEINRICH WALTER VON RAMSWAG 25f.<br />
HEINZMANN, Carl, Zeichner 41<br />
HELVETIK 7, 13, 17, 27,4 5 (Abb.), 47F.<br />
HERISAU 2-9, 12, 18, 21-232 (Abb.)<br />
—Ädelswil, Bauernhaus 197<br />
—Alpsteinstraße 194, 204 (Abb.)<br />
—Altäre 29, 31 f., 85f.; siehe auch Patrozinien<br />
—Ammann 51<br />
—Amt 23-26<br />
—Armenhaus (Bürgerheim) 39,43, 53, 109-111<br />
(Abb.)<br />
- A u 54, 156 (Abb.)<br />
—Außerdorfer Schar, siehe Rohrer Schar<br />
—Bachstraße 24f. (Abb.), 51 f., 121 f., 139-141<br />
(Abb.), 142-148 (Abb.), 172<br />
obere 121, 141 (Abb.), 144<br />
untere 121, 144<br />
—Bahnhof, Bahnhofstraße 24f. (Abb.), 52f.,<br />
i4of., 143 f.<br />
—Baldenwil<br />
Freiezu24<br />
Gerichtzu 26<br />
—Baumgarten, siehe Haus zum, 35, 139<br />
—Beinhaus28 (Abb.), 32, 54, 94f. (Abb.), 117;<br />
siehe auch Zeughäuser<br />
—Bevölkerungszahl 36 f.<br />
—Bild (Kapelle) zuWilen 32<br />
—Bleiche 53, 176, i82f., 188 (Abb.)<br />
Meyersche 195f., 202f. (Abb.)<br />
—Brühl 53, 121, 176<br />
—Brühlbach 51, 54, 142<br />
—Brühlhof 181 f.<br />
—Brunnen 120-123 (Abb.)<br />
—Buchen, Buchenstraße 24f. (Abb.), 51, 142-<br />
144, 146-149 (Abb.), 172<br />
—Bürgerheim, siehe Armenhaus<br />
HERISAU, Burgruinen, siehe Rosenberg, Rosenburg,<br />
Urstein<br />
— Cilanderstraße 195f., 202f. (Abb.)<br />
— Dorf53<br />
—Dorfbrand von 1559 51, 64, 69, 85, 90<br />
—Dorfbrand von 1606 51, 64, 69, 85, 90 97f.,<br />
—Dorfbrand von 1812 52, 141 (Abb.), I43f.<br />
— Dorfplan von 1628 38 (Abb.), 51 f., 142, 144-<br />
146, i48f., 152, 154-156, i58f., 172-174;<br />
siehe auch Topographische Karten<br />
— Dorfplan von 181839 (Abb.), 145f., 158, 160,<br />
162, 176; siehe auch Topographische Karten<br />
-Ebnet 51, 53, 96f., 107, 110, 139-141<br />
— Eigenkirche 30, 51<br />
— Einteilung der Gemeinde53 f.<br />
— Emdwiese, Emdwiesstraße (Poststraße) 24f.<br />
(Abb.), 52, 105, 107, 118, 122, 159-161<br />
(Abb.), 185-193 (Abb.)<br />
— Engelen, Bauernhaus 197f.<br />
— Exerzierhaus 117, 119<br />
— Fabrik, Neue 54, 195<br />
Obere 54<br />
Untere 54, 156 (Abb.)<br />
—Fahnen46 (Abb.), 48-50 (Abb.)<br />
— Feuerschau 52<br />
— Flecken 50f., 53f.<br />
-Friedhof 43, 52, 54, 93-97 (Abb.), 141<br />
— Friedhofkapeile 9 7 (Abb.)<br />
—Frühmesser, Frühmeßpfründe 31, 86<br />
— Gassen, siehe Neugasse, Schmiedgasse; siehe<br />
auch Neuweg, Steig, Straßen<br />
— Gasthäuser<br />
zur Krone44<br />
zumLöwen 44, 159-161 (Abb.)<br />
— Gemeinde 3, 53 f.<br />
—Gemeindearchiv 37, 47f., 62, 103<br />
—Gemeindehaus 102-104 (Abb.), 189f., 203<br />
(Abb.)<br />
— Glattmüli 2i3f., 217 (Abb.)<br />
— Glocken 90-93 (Abb.)<br />
— Goßauerstraße (ehemalige Gries- bzw. Spittelstraße)<br />
24f. (Abb.), 149-158 (Abb.)<br />
—Grenzen 26, 53 f.<br />
— Gries, Griesstraße (Goßauerstraße)<br />
24f. (Abb.), 52, 110, 121, 149-156 (Abb.)<br />
—Hauptort, neuer 7, 27f.; sieheauch Tagungsort<br />
—Haus z um Baumgarten 35, 139, 187-189,<br />
192-^7 (Abb.)<br />
zur Blume 53,95 (Abb.), 112 (Abb.), 141, 175<br />
zur Rose 118, i2of. (Abb.), 127-132 (Abb.)<br />
zum Tannenbaum 53, 94f. (Abb.), 103, 112<br />
(Abb.), 141, 175-178 (Abb.)<br />
Walsersches Doppelhaus 20 (Abb.), 120-128<br />
(Abb.)<br />
Wetter 120f. (Abb.), 123
452 VERZEICHNISSE<br />
Herisau, Häuserverzeichnisse 3 7<br />
—Häuserzahl 37, 51 f.<br />
—Heinrichsbad 12, 36, 45f., 191-194, 199-201<br />
(Abb.)<br />
—Heinrichsbadstraße (Kasernenstraße) 24 f.<br />
(Abb.), 52 f -j 141 f-, 19°<br />
—Heinrich von Herisau 30 f.<br />
—Herin, Heriwini,Au des 51<br />
— Historisches Museum 13f. (Abb.), 16-19<br />
(Abb.), 24, 37-45 (Abb.), 47-50 (Abb.), 70<br />
(Abb.), 95 (Abb.), 98 (Abb.), 100 (Abb.),<br />
102, 108-111 (Abb.), ngf. (Abb.), 134<br />
(Abb.), i4of. (Abb.), 152, 157 (Abb.), 160<br />
(Abb.), 168 (Abb.), 189 (Abb.), 199 (Abb.),<br />
202 (Abb.), 232 (Abb.), 234!"., 247 (Abb.),<br />
405, TafelII<br />
-Hof 26, 51<br />
—Hofegg54, 157 (Abb.), 162, 168, i75f. (Abb.)<br />
— Kantonales Bank- und Verwaltungsgebäude<br />
Tafel I, 16 (Abb.), 18, 24f. (Abb.), 53, 104,<br />
112-117 (Abb.), 141, 175, 198, 2o6f. (Abb.)<br />
— Kantonsarchiv I4f., 37, 55, 113, 234f., 267-<br />
269, 295, 297, 333, 335, 404, 406<br />
— Kapellen, siehe Anna, Bild zuWilen<br />
—Kaplanei 31 f.<br />
-Kaserne 43, 53, 191<br />
—Kasernenstraße (Heinrichsbadstraße) 24f.<br />
(Abb.), 52f., ii9f. (Abb.), 140, 142, i48f.,<br />
172, igof.<br />
— Kasino43 f., 189 f. (Abb.)<br />
— Kaufhäuser 138<br />
—Keller (cellerarius) 51<br />
— Kelnhof 51<br />
— Kirche, reformierte 22 (Abb.), 24f. (Abb.),<br />
29 f -> 39) 43. S 1 » 54-95 (Abb.), i2of. (Abb.),<br />
123, i4of. (Abb.)<br />
Hocheinstieg 63-65<br />
Kirchturm 54-66 (Abb.), 7of. (Abb.), i4of.<br />
(Abb.)<br />
Läuterfenster 59 (Abb.), 64f.<br />
Maßwerkfenster 55 (Abb.), 73-75 (Abb.)<br />
Sakristei 55,58 (Abb.), 6g, 79f.,82-85 (Abb.)<br />
Schlußsteine 32, 68, 78, 84f.<br />
Seitenkapelle (Taufkapelle) yof. (Abb.), 82f.<br />
(Abb.), 86f.<br />
Stukkaturen 7of., 74f. (Abb.), 78f. (Abb.),<br />
81-83<br />
— Kirche, römisch-katholische 34<br />
— Kirchgemeindearchiv 37<br />
—Kirchhöre 3, 27, 31<br />
—Kirchplatz, siehe Platz<br />
—Kirchweihen 32<br />
— Krankenhaus44<br />
— Kreuz, Kreuzbüel 51, 142 f.<br />
—Kübel, Kubelbrücke, siehe allgemeines Register<br />
Herisau, Künstlerund Handwerker, siehe Alder,<br />
Johannes, Zimmermeister; Baumann, Ida,<br />
Malerin; Breitenmoser, Enoch, Zimmermeister,<br />
Brückenbauer; Glavadetscher, Paul,Maler,<br />
Stukkateur; Eugster (?), Hans, Zinngießer;<br />
Gloor, E., Baumeister; Grob, Hans Georg,<br />
Hafner; Grubenmann, Hans Jakob, Dachdecker;<br />
Hohl,Hans Ulrich, Architekt; Knellwolf,<br />
Hans Jakob, Zimmermeister; Knellwolf,<br />
Johannes, Zimmermeister, Brückenbauer;<br />
Knellwolf, Willi, Architekt; Koller,<br />
Kupferschmied; Lobeckund Fichtner, Architekten;<br />
Longoni, Paul, Baumeister; Matler,<br />
Valentin, Zimmermeister; Merz, Hans Jakob,<br />
Zinngießer; Merz, Hans Ludwig, Maler;<br />
Merz, Johann Ludwig, Kartograph; Merz,<br />
Ludwig, Kartograph; Mettler,Johann Jakob,<br />
Zimmermeister; Mettler, Walter, Bildhauer;<br />
Mock, Johann Jakob, Zeichner; MonogrammistH.<br />
E.; MonogrammistL S (S.I?);<br />
Oertie, Daniel, Baumeister; Ramseyer,<br />
Alfred, Gemeindebaumeister; Rechsteiner,<br />
Carl, Zeichner; Rietmann, Wolfgang Karl,<br />
Goldschmied; Rohner, Max, Architekt;<br />
Schäfer,Johann Jakob, Baumeister; Schäfer,<br />
Otto, Architekt; Schefer (?), Johannes (?),<br />
Goldschmied; Scheuß, Hans Ulrich, Zinngießer;<br />
Schieß, Johannes, Zeichner, Radierer;<br />
Schläpfer, Lithograph; Schoch, Johann<br />
Ulrich, Modelstecher; Steiger-Zölper, Martin,<br />
Zeichner; Sturzenegger, Sebastian, Baumeister;<br />
Sturzenegger, Ulrich, Glockengießer;<br />
Tanner, Johann Jakob, Zeichner; Tanner,<br />
Paul, Maler; Thäler, Johann Bartholome,<br />
Maler; Waldburger, Johannes, Architekt;<br />
Walser, Karl, Maler; Walt, Ulrich, Architekt;Weiß,<br />
Johannes, Maler, Zeichner;Werner,J.,<br />
Zeichner, Lithograph; Wiget, Albert,<br />
Zeichner; Zuberbühler, Adrian, Schlosser<br />
— Lageund Gestalt 28f. (Abb.), 40-43 (Abb.),<br />
50-54<br />
— Landstraßen, siehe Straßen<br />
—Leutpriester 30<br />
—Licht im Beinhaus, siehe Beinhaus<br />
—Mark 23<br />
— Markt, Marktplätze 138-141<br />
—Marktflecken 27; siehe auch Flecken<br />
— Mauchler 52, 142 f., igo<br />
— Meier, Meieramt 23, 51<br />
— Meierhof 51<br />
— Metzgerbänke 95 f., 120 (Abb.)<br />
— Mittelmeßpfründe32<br />
— Mösli, Bauernhäuser 198<br />
— Moos, Bauernhaus ig8<br />
—Moosberg 35f., 142, 171, 176<br />
—Mühle, Müli, 52, 54, 156 (Abb.)
ORTS-, PERSONEN-UNDSACHVERZEICHNIS 453<br />
Herisau, Mühlen 54, 213, 215, 217 (Abb.)<br />
—Neugasse (Abb.), jif., 142-149 (Abb.);<br />
siehe auch Bachstraße<br />
—Neuweg 24f. (Abb.), 119, 142<br />
—Nieschberg 54<br />
—Nieschberger Schar 48-50, 54<br />
—Nieschbergstraße i94f.<br />
—Nordhalden 51-53, 97, 142!".<br />
-Nünegg 5 4<br />
Freie zu 24<br />
— Oberdorf, Oberdorfstraße 24f. (Abb.), 44,<br />
52f., 121 f., 139, 141-143, 148 f., 171-186<br />
(Abb.)<br />
—Obstmarkt 24!". (Abb.), 43, 52f., 93, 95f.<br />
(Abb.), 112 (Abb.), 117, 138-140 (Abb.)<br />
— Ortsbild, siehe Lageund Gestalt<br />
— Ortsname 51<br />
— Patrozinien, ehemalige, siehe Anna, Johannes<br />
und Paulus, Salvator (Erlöser), Verena<br />
neue, Petrus und Paulus, Apostel, hl. 34<br />
— Patroziniumswechsel 85<br />
—Pfarrei, Pfarrkirche, mittelalterliche 29, 31,<br />
292 f.<br />
—Pfarrer 3of., 34; siehe auch Blarer, Ambrosius;<br />
Dörig, Johannes; Forrer, Joseph; Heinrich<br />
von Herisau; Klarer, Walter; Kündigmann,<br />
Johannes<br />
—Pfarrhaus, ehemaliges, 24f. (Abb.), 33, 43,<br />
5 1 ,97- 101 (Abb.), 123, i72f., 177<br />
—Pfarrhaus Friedeck 44, 99^, 189f. (Abb.)<br />
—Pfründen, siehe Mittelmeßpfründe, Sebastianspfründe<br />
-Platz 24f. (Abb.), 43, 51 f., 54, 95f., i2of.<br />
(Abb.), i4of., 142<br />
—Postgebäude 104<br />
— Poststraße 24f. (Abb.), 44, 52, 118 (Abb.),<br />
'22, 141. 159- 161 (Abb.), 185-197 (Abb.)<br />
— Pulverturm 42 (Abb.), 121<br />
—Ramsen, Gericht zu 26<br />
—Ramsenburg, siehe Rosenburg<br />
—Rathaus (Raatssaal, Ratsstuben) 10 (Abb.),<br />
24f. (Abb.), 43, 4 6 (Abb.), 48, 51, 98-103<br />
(Abb.), 123, 172-174, 177<br />
—Ratsscheibe, Tafel I, 117, 19g, 383^<br />
—Regierungsgebäude, siehe Kantonales Bankund<br />
Verwaltungsgebäude<br />
—Reichsvogtei, Vogtei 3, 24, 265<br />
—Reiterstandarten, siehe Fahnen<br />
-Rhode 5, 27, 33<br />
—Rohrer Schar 49, 53 f.<br />
—Rosenberg, Burg, Ritter,Ruine von 24,26,40,<br />
46, 5of., 223f. (Abb.), 226f. (Abb.), 229-232<br />
(Abb.)<br />
—Rosenburg, Burg, Ritter, Ruinevon 23 f., 26,<br />
40, 46f., 50, 212, 223f. (Abb.), 227f. (Abb.),<br />
230-232 (Abb.)<br />
Herisau, Sägebach 54<br />
—Sangen 117, 198-200<br />
— Sanitätsgebäude 71 (Abb.), 111<br />
— Saumwege, siehe auch Straßen 52<br />
—Schmiedgasse 24f. (Abb.), 44, 51 f., 121, 159-<br />
171 (Abb.)<br />
äußere 51, i2if., 157 (Abb.), 159, i6if.,<br />
164-176 (Abb.)<br />
innere 139, 159, 161 (Abb.)<br />
obere, siehe innere<br />
untere 159, 164 (Abb.), i66f. (Abb.)<br />
—Schulhäuser 104-108 (Abb.), 191, 194<br />
Schulhaus Emdwiese 44, 105 (Abb.), i8gf.<br />
(Abb.)<br />
Realschulhaus, ehemaliges 44, io7f. (Abb.),<br />
189f. (Abb.)<br />
—Schützenhäuser 44, 109-111, i2of., 155<br />
— Schwänberg 3, 23 f., 26, 46, 50<br />
Freie von 3, 24, 26<br />
Freivogtei 3<br />
Weiler 200-213 (Abb.)<br />
— Schwänbergbrücke 200, 220-223 (Abb.)<br />
— Schwänberger Schar 49f., 54<br />
— Schwellbrunnerstraße I96f., 205 (Abb.), 213<br />
— Seilerbahn ii7f.<br />
— Siegelund Wappen, Tafel I, 44f. (Abb.), 47f..<br />
104, 383 f.<br />
— Sonnenhof 44, 52, 118, 146, 148-151 (Abb.)<br />
— Spittel 24f. (Abb.), 121, 153 (Abb.), 158<br />
—Spittelstraße, 24f. (Abb.), 52, 152 (Abb.),<br />
1 56-158; siehe auch Goßauerstraße<br />
—Steig, Alte 24f. (Abb.), 44, 51 f., 157 (Abb.),<br />
159, 162, 168 (Abb.), 171, 177 (Abb.)<br />
Neue 15g, 162<br />
— Steinegg 52, 172<br />
— Steinegg, Schlößchen 44f., 183-187 (Abb.)<br />
— Straßen, siehe Alpstein-, Bach-, Bahnhof-,<br />
Buchen-, Gylander-, Emdwies-, Goßauer-,<br />
Gries-, Heinrichsbad-, Kasernen-, Kreuz-,<br />
Nieschberg-, Oberdorf-, Post-, Schwellbrunner-,<br />
Spittelstraße; siehe auch Gassen, Neuweg,<br />
Steig<br />
-Sturzenegg 34, 52, 54, 171<br />
Wirtschaftzum Bären 209-211, 216 (Abb.)<br />
—Tagungsort des Großen Rates 5, 27<br />
des Kantonsrates 7, 27f., 117<br />
der Landsgemeinde 6, 27<br />
des Zweifachen Landrates 5, 27<br />
—Topographische Karten 38f. (Abb.); siehe<br />
auch Dorfplan<br />
—Tüfenau 54, 211-213, 265<br />
—Übersichtsplan 25 (Abb.)<br />
—Unsere Liebe Frau, Schlußstein 68, 78<br />
—Untere Fabrik 156 (Abb.), 223<br />
—Urstein, Burg, Edle, Ruine von 47, 223-226<br />
(Abb.), 228f.<br />
29 - Kunstdenkmäler LXI, AR I.
454 VERZEICHNISSE<br />
HERISAU, Usdorfer Schar, siehe Rohrer Schar<br />
—Verena, hl., Patrozinium, Altar 32, 87<br />
—Viadukte 53<br />
—Vordorf 53, 150<br />
—Waag-und Markthäuslein 55 (Abb.), 142<br />
—Waaghaus98<br />
—Wachthaus 7of. (Abb.), 96, Iii, 120 (Abb.)<br />
—Waisenhaus 45, 106, io8f. (Abb.), 198<br />
—Walsersches Doppelhaus, siehe Haus<br />
—Wappen, siehe Siegel und Wappen, Fahnen<br />
-Weiher 51-53, 143, 149, 190<br />
—Wiesental 54<br />
—Wilen 54<br />
Bild zu 32<br />
-Windegg 117, 150, 152, 159<br />
—Zeughäuser 94, 117-118 (Abb.); siehe auch<br />
Beinhaus<br />
HERISAUERTOBEL2, 52, 172,229; Brücke 2i5f.,<br />
218 (Abb.), 221 (Abb.), 362, 397<br />
HERMANN, K.,Baumeister341<br />
HERRLIBERGER, David, Radierer, Topograph,<br />
40, 47, 60, 75 f., 94, 129, 142, 176, 229<br />
HERZ, Michael, Maler 114<br />
HERZBERG, Augsburg, Verleger 41<br />
HESS, Jakob, Dachdecker 302<br />
HEUSCHER, Johann Jakob,Maler 267, 275, 404,<br />
407, siehe auch Höscher<br />
HILLER, Abraham, Zinngießer 278, 343, 418<br />
(Abb.), 420<br />
HILLER, Adrian, Zinngießer 278, 343<br />
HILLER, Heinrich, Zinngießer 278, 344, 376,<br />
418 (Abb.), 420<br />
HIMMELBERGER, Johannes, Baumeister 256 f.<br />
HIMMELI, Hans, Schreinermeister 272, 277<br />
HINTERLAND, appenzellisches 2, 7; siehe auch<br />
Land hinter der Sitter<br />
HIRSCHBERG<br />
—Oberer, siehe Reute<br />
—Unterer, siehe Walzenhausen<br />
HIRZEL, Baumeister 151, 270<br />
HOCHGERICHT 3 f.,24<br />
HÖSCHER, Hans, Zimmermeister 241, 246, 264<br />
HÖSCHER, Jeremias, Schreiner, Tischler 347<br />
HÖSCHER, Joggli (Jakob), Tischler 243, 264<br />
HÖSCHER, Johannes, Schreinermeister 338<br />
HOFAMT, siehe St. Gallen, Kloster<br />
HOFER, Hans, Maurermeister 31 o<br />
HOHL, Hans Ulrich, Architekt 107, 129<br />
HOLZSTEGE 271, 398f.<br />
HOLZ-UND KOHLENHANDEL 294!'.<br />
HOMMANS ERBEN, Drucker,Verleger 18<br />
HONEGGER, Adolf, Zeichner 42-46, 70 (Abb.),<br />
108-111 (Abb.), ngf. (Abb.), 160 (Abb.),<br />
186, 189 (Abb.)<br />
HORN,Hof 3<br />
HUBER, Caspar, Stahlstecher 42<br />
HUBER, Johann Heinrich, Radierer 18<br />
HUGELSHOFER, Großuhrenmacher274<br />
HUGENER, E., Zeichner, Lithograph 405, 434<br />
HUNDWIL 3-8, 24, 26, 51-53, 350-400 (Abb.)<br />
—Ammann, Amt 3, 292, 352, 439<br />
—Amtsturm (?), siehe Stein, «Burg»<br />
—Bevölkerungszahl 356<br />
— Edle von 439<br />
—Gemeindearchiv 356<br />
— Gemeindekanzlei 353 (Abb.), 356,381 (Abb.)<br />
—Kirche 363-379 (Abb.), 401<br />
-Kirchhöre 353, 355, 401<br />
— Kirchhörescheibe 350 (Abb.), 381 f.<br />
— Kirchhöresiegel, siehe Siegel und Wappen<br />
— Lage und Gestalt 353 (Abb.), 358-361 (Abb.)<br />
— Landsgemeinde, Tagungsort der 6, 354<br />
—Landsgemeindeplatz 358-360 (Abb.)<br />
— Patrozinien, ehemalige, sieheAnna, hl.;Martin,<br />
hl.; Petrus und Paulus, Apostel, hl.<br />
— Pfarrer, Geistliche, siehe Conradus, Vizeleutpriester;<br />
Klarer, Walter<br />
— Pfarrei, röm.-kath. 266, 294, 355<br />
— Pfarr- und Rathaus, ehemaliges, TafelI, 117,<br />
350 (Abb.), 353 (Abb.), 357, 380-385 (Abb.),<br />
398 (Abb.), 401 f.<br />
— Pfarrkirchen, mittelalterliche 354 f.<br />
—Rathaus, siehe Pfarr-und Rathaus 117<br />
—Ratsscheibe 117, 198, 206 (Abb.), 382 (Abb.)<br />
—Rhode 5<br />
obere (hintere) 3, 27, 353, 401<br />
untere (vordere) 3, 27, 352, 401<br />
—Siegel und Wappen 350 (Abb.), 357 (Abb.),<br />
402, 406, 442<br />
— Ulrich, Meier in 331<br />
—Weibel von 439<br />
HUNDWILER LEITER405,410,347 (Abb.)<br />
HUNDWILERTOBEL,Brücke 172, 271 f.,362,397-<br />
399 (Abb.)<br />
IKONOGRAPHIE<br />
—Altes Testament, siehe David; Esther vor<br />
Ahasver; Gesetzgebung auf Sinai; Joseph und<br />
seine Brüder; Moses als Gesetzgeber; Samson<br />
mitdem Löwen<br />
—Neues Testament, siehe Abendmahl; Auferstehung<br />
Christi; Heiliggeisttaube; Jesus als<br />
GuterHirt; Jesus und das kananäische Weib;<br />
Taufe Christi im Jordan<br />
—Heilige, siehe Anna; Katharina Laurentius;<br />
Philippus<br />
—Geschichte, Sage, siehe Rütlischwur; Scylurusund<br />
seine Söhne; Tellszenen<br />
—Allegorien, Symbole, siehe Auge Gottes; Gerechtigkeit;<br />
Jahreszeiten; Krieg und Frieden;<br />
Leben und Tod; König als gerechter Richter;<br />
Liebe
ORTS-,PERSONEN-UND SACHVERZEICHNIS 455<br />
IMMLER, Paul, Planzeichner 40, 231<br />
INDUZIEN ( Sacherklärung) 31<br />
INVESTITUR ( Sacherklärung) 8,30<br />
IRMINGER, I ngenieur336<br />
ISENRING, Johann Baptist, Zeichner, Radierer<br />
20, 41, 45, 193, 296, 328, 330 (Abb.), 356,<br />
405, 410, 437 (Abb.)<br />
JAHRESZEITEN, Darstellung 137 (Abb.)<br />
JEGER, David, Zimmer- und Schreinermeister<br />
338<br />
(EGER, Hans Ulrich, Werkmeister 259-261<br />
(Abb.), 338<br />
JEHLY, Johann Matthias, Maler 114<br />
JESUS UND DAS KANANÄISCHE W EIB, Darstellung<br />
392 f. (Abb.)<br />
JEZLER, Goldschmiedefamilie420<br />
JOHANNES UND PAULUS, hl., Patrozinium,Altar<br />
86<br />
JOHANNES VON BUSNANG, P ropst26<br />
JOHANNES VON WINTERTHUR, Chronist228<br />
JOSEPH UND SEINE BRÜDER, Darstellung 3 92 f.<br />
(Abb.)<br />
JUCKER, Edwin, Photograph 42<br />
KANTONSARCHIV, siehe Herisau<br />
KANTONSBIBLIOTHEK, siehe Trogen<br />
KANTONSRAT 7, 104, 113<br />
KANTONSWAPPEN, siehe Landeswappen<br />
KANZELN<br />
— 18.Jh.: 22 (Abb.), 74 (Abb.), 86f. (Abb.),<br />
376f. (Abb.)<br />
~i9-J h " 34° (Abb.), 274 (Abb.), 277, 306,<br />
(Abb.), 342, 417 (Abb.), 419<br />
-20.Jh.: 244, 277<br />
KARL DER DICKE, Kaiser30<br />
KÄSTLI, JohannJakob, Zeichner 334, 404<br />
KATHARINA, hl., von Alexandrien, Darstellung<br />
369f- (Abb.)<br />
KARTHOGRAPHEN, siehe Bischoffberger, Bartholome;<br />
Eschmann, Johannes; Merz, Johann<br />
Ludwig; Merz, Ludwig; Müller, Johann<br />
Martin; St. Pestaluz; Scheuchzer, Johann<br />
Jakob; Waldschütz, F.; Walser, Gabriel;<br />
Weiß, Johann Heinrich; Zuber,J.<br />
KAUTER, Georg, Glasermeister 302<br />
KEGEL, Michael, Schmied 308, 310<br />
KELLER (cellerarius), äbtischer 24<br />
KELLER, gewölbte 126, 130, 136, 152-156, 164,<br />
169, lyyf., 180, 187^, 198, 202, 207f. (Abb.),<br />
214 (Abb.), 249, 253, 256!"., 283f., 2871;, 316,<br />
321 f., 325, 385, 388, 396, 421, 427f., 431 f.<br />
KELLER, Jakob, Glockengießer 92 f., 194, 280,<br />
309, 42 1<br />
KELLER, Wilhelm, Architekt 34<br />
KESSELBUR, Hans Kaspar, Hafner 204<br />
KESSLER, Johannes, Zimmermann 329<br />
KIRCHENGRÜNDUNGEN 8 f.<br />
KIRCHENPATRONE, siehe Patrozinien<br />
KIRCHENRAT I I<br />
KIRCHGEMEINDE, siehe Evang.-ref. Kirchgemeinde<br />
KIRCHHÖRE («Kirchhöri») 3-5, 9 (Sacherklärung),<br />
27, 34, 292 (Pfarrei), 294 (kirchliche<br />
und politische Gemeinde), 353, 355, 401<br />
KIRCHHÖREPRINZIP 9 (Sacherklärung)<br />
KIRCHHÖRESCHEIBEN, siehe Hundwil, Teufen<br />
KIRCHTÜRME, siehe Turmhelme und Glockengeschosse;<br />
Turmschäfte<br />
— 18.Jh.: 266 (Abb.), 269-272 (Abb.), 275,<br />
332f. (Abb.), 336-339 (Abb.), 341 f., 353<br />
(Abb.), 361 (Abb.), 363-365 (Abb.), 371 f.,<br />
381 (Abb.), 404f. (Abb.), 409 (Abb.), 411-<br />
416 (Abb.), 418<br />
359 (Abb.), 364-366 (Abb.), 372<br />
KLAGESCHRIFT, siehe äbtische Klageschrift<br />
KLARER, Walter, Pfarrer, Reformator 34, 294,<br />
355<br />
KLEBEDÄCHER 9 8 (Abb.), 134, 155, 159, 182,<br />
194, 204, 209f. (Abb.), 215, 217 (Abb.), 257f.<br />
(Sacherklärung), 260-264 (Abb.), 276 (Abb.),<br />
281 f., 284f. (Abb.), 287f. (Abb.), 3iof.<br />
(Abb.), 313, 316, 320-323 (Abb.), 344-349<br />
(Abb.), 353 (Abb.), 364^ (Abb.), 380, 388,<br />
390 (Abb ), 393, 396f. (Abb.), 421 f (Abb.),<br />
431 f.<br />
KLEINER RAT 6 f.<br />
KLINGLER, Gebrüder, Orgelbauer 308; Max<br />
277; Maximilianund Titus 343<br />
KLINGLING, Adrian, Zinngießer 420<br />
KLINGLING, Johann Georg, Zinngießer 344<br />
KLONKE,H.,Zeichner44, 267, 275<br />
KLOSTER ST. GALLEN, siehe St. Gallen<br />
KNELLWOLF, Hans Jakob, Zimmermeister 60,<br />
72, 220-223 (Abb.), 327-329<br />
KNELLWOLF, Johannes, Zimmermeister, Brükkenbauer<br />
60, 273, 324 (Abb.), 326-328, 398<br />
KNELLWOLF, Willi, Architekt 100<br />
KNOEPFLI ALBERT, Denkmalpfleger 38, 364,<br />
414<br />
KNOLL-HEITZ, Franziska, Ingenieur 229<br />
KNOLL, Willy, Ingenieur40<br />
KOCH, Johann Georg, Maler 113-115 (Abb.),<br />
(Abb.)<br />
KOLLATUR (in temporalia), Kollaturrecht 8f.<br />
(Sacherklärung), 27, 30, 34, 293f.<br />
KOLLER, Kupferschmied274<br />
KOLLER, Hans Ulrich, Vater und Sohn, Baumeister<br />
395<br />
KOLLER, Laurenz, Maurermeister, Steinmetz,<br />
338, 340 (Abb.), 342
45 6 VERZEICHNISSE<br />
KOMPAGNIEFAHNEN 15-17 (Abb.), 48-50 (Abb.),<br />
406<br />
KÖNIG als gerechter Richter, Tafel I, 383^<br />
KONSTANZ<br />
—Bischof, von 8, 30, 68, 293<br />
—Bistum 31; siehe Zehntenrodel<br />
— Gericht, bischöfliches 33<br />
— Hochstift, bischöfliches 3<br />
— Künstler und Handwerker, siehe Reder, Lorenz,<br />
Münsterbaumeister<br />
—Leinwandhandel 12, 35<br />
KREZ, Urban, Brückenbauer, Zimmermeister<br />
329<br />
KRIEG UND FRIEDEN, Allegorie 16-18 (Abb.),<br />
I24f. (Abb.)<br />
KÜBEL 52; Brücken 2i6f., 2i9f. (Abb.), 436f.;<br />
Papiermühle 403, 405, 433f. (Abb.)<br />
KUBLI, Felix Wilhelm, Architekt 39, 109-111<br />
(Abb.), 118-120 (Abb.), 190<br />
KÜNDIGMANN, Johannes, Pfarrer von Herisau<br />
33, 97<br />
KÜNZLER, Jean,Zeichner 296, 310 (Abb.), 316,<br />
327<br />
KUHN, Rudolf, Maler, 131<br />
KUHN, Theodor, Orgelbauer 88,244,339 (Abb.),<br />
343, 37 6 ,4 I 7 (Abb.), 420<br />
KUNO VON STOFFELN,Abt vonSt.Gallen3,26,<br />
352<br />
KUNSTDENKMÄLERARCHIV VON APPENZELL AUS-<br />
SERRHODEN 43F., 46,357,406,440<br />
KUNZ, Johannes, Schreinermeister 342<br />
KUPFERSCHMIEDE, siehe Grübel, Gallus; Koller;<br />
Lutz, Ulrich; Zuberbüher,Johann Jakob<br />
KUPFERSTECHER, siehe Radierer<br />
KURZENBERG (Heiden, Wolfhalden, Lutzenberg)<br />
4f., 8<br />
KURWESEN i2f., 191 f., 199-201 (Abb.), 234,<br />
266, 295<br />
LAFOND, Simon Daniel, Zeichner 124<br />
LAMINIT, Christoph, Goldschmied 88f. (Abb.),<br />
442 (Abb.)<br />
LÄMMLER, Köbi, Maler 73, 80, 83<br />
LAMPENARME ODER -HALTER<br />
— 18. Jh.: 130, 147, 153, i66f., 170 (Abb.), 168,<br />
181, 249, 316<br />
-19. Jh.: 164, 385, 400 (Abb.)<br />
LAMPRECHT, Hans, Glockengießer 90<br />
LANDAMMANN, regierender, stillstehender 6 f.<br />
(Begriffserklärung), 13<br />
LANDAMMÄNNER, Porträts (Namensliste) der<br />
112-116 (Abb.), 246f. (Abb.), 312<br />
LANDBÜCHER 5 (Sacherklärung)<br />
LANDESBAUHERR 6<br />
LANDESBEAMTE 6<br />
LANDESKIRCHE, siehe Evang.-ref. Landeskirche,<br />
Staatliche Landeskirche<br />
LANDESSÄCKELMEISTER 6<br />
LANDESSIEGEL 5, 12-15 (Abb.)<br />
LÄNDESSTATTHALTER 6 (Begriffserklärung), 14<br />
LANDESSYNODE, siehe Synode<br />
LANDESTEIL VOR UND HINTER DER SITTER2, 6, 27<br />
LANDESTOPOGRAPHIE, E idgenössische39<br />
LANDESWAPPEN 5, 10 (Abb.), 12-18 (Abb.), 103,<br />
i i6f.<br />
—Bärmit den päpstlichen Schlüsseln63 (Abb.),<br />
77<br />
LANDHANDEL27<br />
LANDKARTEN, siehe Topographische Karten<br />
LÄNDSFÄHNRICH 6<br />
LANDSGEMEINDE 5F., 27,33,354<br />
LANDSHAUPTMÄNN 6<br />
LÄNDSTRASSEN, alte 2, 24f. (Abb.), 38f. (Abb.),<br />
5if., 141-143, 150f., 171 f., 183, 200, 215-<br />
217, 220, 236f. (Abb.), 239, 249-251, 266<br />
(Abb.), 268-272 (Abb.), 283, 293 (Abb.),<br />
298-301 (Abb.), 325, 329, 336, 358f. (Abb.),<br />
3 6 2, 393, 397, 404 f - (Abb.), 408-411 (Abb.),<br />
436-438 (Abb.), 440 (Abb.)<br />
LANDTEILUNG4,27,294<br />
LANDWEIBEL6, 15<br />
— Schild und Zepter I4f. (Abb.)<br />
LANDWIRTSCHAFT I I , 3 5<br />
LANGENAUER, Hans, Dachdecker 302, 310<br />
LÄNGENEGGER, Konrad, Baumeister 83 f.<br />
LA NICCA, Richard, Ingenieur 172<br />
LATERNENHALTER, siehe Lampenarme<br />
LAURENTIUS, hl.<br />
—Fahnenbild 46 (Abb.), 48, 102<br />
— Patrozinium, Altar, Kirche 32 f., 85 f.<br />
—Schlußstein 68, 78 f.<br />
LAURENTIUSKIRCHEN33<br />
LEBEN UND TOD, Allegorie 137 (Abb.)<br />
LECHTAL<br />
— Künstler und Handwerker, siehe Scharpf,<br />
Georg, Maurermeister; Scheidli, Andreas,<br />
Maurermeister; Singer, Hans, Maurermeister<br />
LEHENSHERR, siehe St. Gallen, Abt als<br />
LEHENSRECHT 8, 30; siehe auch Kollaturrecht<br />
LEHMÖFEN, siehe Öfen<br />
LEINWANDHÄNDLERZEICHEN 253, 28g, 445<br />
(Abb.)<br />
LEINWANDWEBEREI, siehe Textilgewerbe und<br />
-handel<br />
LETZINEN4,212,320<br />
LEUTHOLD,H . F .,Verleger 41<br />
LEUTPRIESTER30<br />
LEUZINGER, Rudolf, Lithograph 20<br />
LIBER DECIMATIONIS, sieheZehntenrodel<br />
LIEBE, Allegorie, Tafel I, 383 f.
ORTS-,PERSONEN-UNDSACHVERZEICHNIS<br />
457<br />
LIEBERHERR, Glasmaler 104<br />
LINDAU<br />
—Künstler und Handwerker, siehe Ernst, Johann<br />
Heinrich; Ernst, Leonhard; Ernst,<br />
Peter II.; Ernst, Theodosius, Glockengießer;<br />
Merg, Georg Friedrich, Zinngießer<br />
«LINDE», Partei 27<br />
LIST, Brücke 437f., 410, 437f.; Mühle 403, 405,<br />
434f. (Abb.)<br />
LITHOGRAPHEN, siehe Maler<br />
LOBECK UND FICHTNER, Architekten 1 75<br />
LOCHER, Gebrüder, Lithographen 46<br />
LONGONI, Paul, Baumeister 411<br />
LORIEUX, Radierer 124<br />
LORY, Gabriel Ludwig, Zeichner, Kolorist 124<br />
LORY, Matthias Gabriel, Zeichner, Kolorist 124<br />
Low, Franz Anton, Maler 138<br />
Low, Franz Thomas, Maler 138<br />
LÖWE, G.G., Radierer 41<br />
LUDWIG VON BAYERN, Kaiser 2 4<br />
LUTERER, Hans, Stadtuhrenmacher 57<br />
LUTZ, Ulrich, Kupferschmied 61<br />
LUTZENBERG<br />
—Gemeinde 5, 7f., 11, 34<br />
MÄDER, J., Turmuhrenfabrikant 61<br />
MALER, KOLORISTEN, LITHOGRAPHEN, RADIE<br />
RER, STECHER, VEDUTISTEN, ZEICHNER, s iehe<br />
Albrecht,Ignaz Albert; Alder,JohannJakob;<br />
Barthe, Girard de la; Baumann, Ida; Baur,<br />
J.; Biedermann, Johann Jakob;<br />
Bion,<br />
Gottlieb; Brünner, Garl; Brunschweiler,<br />
Johann Jakob; Brupbacher, Heinrich; Buff,<br />
Sebastian; Burckhardt, Caspar; Caspar, W.;<br />
Clavadetscher, Paul; Corradi, Konrad;<br />
Corrodi; Dikenmann, Rudolf; Durheim, C.;<br />
Eichler, Matthias Gottfried; Fäßler, Adalbert;<br />
Fehrenbach, A . W.; Fitzi, Johann Georg;<br />
Fitzi, Johann Ulrich; Geißer; Girtanner,<br />
Jakob; Graf, Ludwig; Greulich, Margarethe;<br />
Gsell, J .L.; Guerin, C.; Guttenberg, Karl<br />
Gottlieb; Hädener, Johannes; Hartmann,<br />
Georg Leonhard; Hasz, M . von; Hausher,<br />
Johannes; Heer, J.; Hegi, Franz; Heim;<br />
Heinzmann,Carl; Herrliberger, David; Herz,<br />
Michael; Heuscher, Johann Jakob; Honegger,<br />
Adolf; Huber, Caspar; Huber, Johann<br />
Heinrich; Hugener, E.; Jehly, Johann Matthias;Immler,<br />
Paul; Isenring,Johann Baptist;<br />
Kästli,Johann Jakob; Klonke, H.; Koch, Johann<br />
Georg; Künzler, Jean; Kuhn, Rudolf;<br />
Lafond, Simon Daniel; Lämmler, Köbi; Leuzinger,<br />
Rudolf; Locher, Gebrüder; Low,<br />
FranzAnton;Low,FranzThomas;Löwe,C.<br />
G.; Lorieux; Lory, Gabriel Ludwig; Lory,<br />
Ludwig; Martens; Mayr, J . C.; Merian,<br />
Matthäus, d.Ä.;Merz, Hans Ludwig;Meyer,<br />
Johannes, d . J.; Meyer, J ohann Heinrich;<br />
Mock, Johann Jakob; Moritz, Friedrich Wilhelm;<br />
Müller, Johannes; Münger, Rudolf;<br />
Pfyffer, Eduard; Rahn, Johann Rudolf;<br />
Randegger, Johannes; Rechsteiner, Carl;<br />
Reich,J. H.; Rietmann, Johann Jakob; Roederstein,<br />
Ottilie; Rothmüller, J.; Rüdisühli,<br />
JakobLorenz; Rüegg, Ernst Georg; Sautter,<br />
Johann Georg; Schellenberg,Johann Ulrich;<br />
Scheuchzer, Caspar; Scheuermann, Johann<br />
Jakob; Schieß, Johannes; Schieß Johann<br />
Konrad; Schläpfer; Schmid; Schmid, Emil;<br />
Signer, Konrad; Schultheß, F.; Steiger-Zölper,<br />
Johann Martin; Studer, C.; Sturzenegger,<br />
Hans; Suter; Tanner; Tanner, Johann<br />
Jakob; Tanner, Leonhard; Tanner, Paul;<br />
Tentzel, Bartholome; Thäler, J ohann Bartholome;<br />
Thäler, Johann Ulrich; Thomann,<br />
Heinrich; Tobler, Viktor; Tribelhorn, Johannes;<br />
Trippel, Jakob; Ulrich,JohannJakob;<br />
Waldburger, Johannes; Walser, Karl; Weeber,<br />
W.; Weiß, Johannes; Werner, J.; Wetzel,<br />
Johann Jakob; Wiget, Albert; Wipf, Otto;<br />
Ziegler, Jakob Melchior; Zollinger, Heinrich;<br />
Zülle, Johannes; siehe auch Karthographen,<br />
Restauratoren<br />
MARBACH, Pfarrei 8<br />
MARKT, Marktplätze 36, 138-141, 295, 313,<br />
355<br />
MARTENS, Radierer41<br />
MARTIN, hl., Patrozinium, Altar 355<br />
MASSWERKFENSTER, spätgotische 22 (Abb.), 55<br />
(Abb.), 73-75 (Abb.), 3 6 7. 372 (Abb.), 374f.<br />
(Abb.)<br />
MATLER (Mettler?), Valentin, Zimmermeister<br />
105<br />
MATTHAEI, Karl, Orgelexperte 88, 308<br />
MAYR,J. C., Zeichner 40, 75, 94, 121, 146, 162<br />
MEIER, Meieramt 3; sieheauchHerisau, Hundwil<br />
MEIER, J., Architekt 371<br />
MEMMINGEN<br />
—Künstler und Handwerker, siehe Laminit,<br />
Christoph, Goldschmied<br />
MERG, Georg Friedrich, Zinngießer 418 (Abb.),<br />
420<br />
MERIAN, Matthäus, d. Ä., Radierer,Topograph<br />
40,51,60,95,132,142,152,15g, 163,213<br />
MERZ,Hans Jakob, Zinngießer344, 442 (Abb.)<br />
MERZ, HansLudwig, Maler 272<br />
MERZ, Johann Ludwig, Kartograph, Kaufmann,<br />
Oberst 18-20, 38f. (Abb.), ^1, 180,<br />
•83 (Abb.), 404 (?)<br />
MERZ, Ludwig, Kartograph 19f., 39, 160, 180,<br />
183 (Abb.), 404 (?)
458 VERZEICHNISSE<br />
MESSINGARBEITEN (Beschläg, Türklopfer) 125,<br />
128 (Abb.), 130, 150, 153.<br />
1 55, 167, lyyf.<br />
(Abb.)<br />
METTLER, Johann Jakob, Zimmermeister 39,<br />
103, i igf. (Abb.)<br />
METTLER, Walter, Bildhauer 112, 122<br />
METZLER,O.,Orgelbauer308<br />
MEYER, Johannes, d. J., Radierer 40<br />
MEYER, Johann Heinrich, Radierer 4of.<br />
MEYER, Johann Rudolf, Kartograph, Verleger<br />
19<br />
MEYER-WERKSTATT,Hafner131<br />
MEYER, Wilhelm, Architekt 34<br />
MITTELHOLZER, H., Goldschmied I5F., 442<br />
(Abb.)<br />
MITTELHOLZER, Jakob, Zimmermeister 57, 63<br />
(Abb.), 66, 69, 98, 101<br />
MITTELLAND, appenzellisches 2, 7 (Sacherklärung)<br />
MOGK, Daniel 272<br />
MOCK, Johannes, Schreiner 244<br />
MOCK, JohannJakob, Zeichner, Radierer (?)<br />
41, 44, 84, 124, 141 f. (Abb.), 144, 149<br />
MODELSTECHER, siehe Schoch, Johann Ulrich<br />
MOLKENKUREN, -kurorte 12f.,36<br />
MONOGRAMMISTEN<br />
—M . BA., Hafner 168, 172 (Abb.)<br />
—L S. (S.I?), Goldschmied 4i9f., 442 (Abb.)<br />
—H.E., Zinngießer 307f. (Abb.), 442 (Abb.)<br />
MOOSBRUGGER, Andreas, Stukkateur 22, 7of.,<br />
74f. (Abb.), 86f. (Abb.), 77-79 (Abb.), 82,<br />
86f. (Abb.), 127, 171, 176 (Abb.), 189, 195<br />
(Abb.), 197 (Abb.)<br />
MOOSBRUGGER, Gebhard, Stukkateur 413, 416f.<br />
(Abb.), 4igf.<br />
MOOSBRUGGER, Jakob und Michael, Zimmerleute<br />
302<br />
MOOSBRUGGER, Peter Anton, Stukkateur 79<br />
MORITZ, Friedrich Wilhelm, Kolorist 124<br />
MOSES ALS GESETZGEBER, v onJethro beraten,<br />
Darstellung 382 (Abb.)<br />
MOSKAU, Ansichten 124<br />
MÜHLEN 36, 213-215, 217 (Abb.), 264, 289,<br />
295. 321-325 (Abb.), 346 (Abb.), 348, sgSf.<br />
(Abb.), 433-435 (Abb.)<br />
MÜLLER, Johannes, Maler 315<br />
MÜLLER, Johann Martin, Kartograph 404<br />
MÜNCH, Otto, Bildhauer 112, 308<br />
MÜNCHEN<br />
— Künstler und Handwerker, siehe Tobler,<br />
Viktor, Maler<br />
MÜNGER, Rudolf, Heraldiker, Maler, 112<br />
MURER, Christoph, Glasmaler 117<br />
MURER, Josias, Glasmaler, Tafel I, i7f. (Abb.),<br />
"7> 383<br />
MUSSELINWEBEREI, siehe Textilgewerbe<br />
NABHOLZ, Nikiaus, Schlossermeister 303<br />
NAEF, Adolf, Ingenieur 300, 357<br />
NEF, Zimmermeister 60, 91<br />
NESENIUS, Wilhelm, Humanist 33<br />
NEU UND ALT RÄTH, siehe Zweifacher Landrat<br />
NEUWILER, Konrad, Hafner 310<br />
NIEDERES GERICHT 3, 2 4<br />
NÜRNBERG<br />
—Künstlerund Handwerker, siehe Guttenberg,<br />
Karl Gottlieb, Radierer<br />
NÜSCHELER, Hans Jakob, Glasmaler 199<br />
NÜSLIN, Schreinermeister 340 (Abb.), 342<br />
OBEREGG 5, 8<br />
OBERER HIRSCHBERG, sieheReute<br />
OBERER THURGAU<br />
—Freie 3<br />
—Freivogtei 3, 24f., 265<br />
OBERGERICHT 7<br />
OBERLICHTGITTER, siehe auch Fenstergitter<br />
-18. Jh.: 125-127 (Abb.), 136 (Abb.), 145,<br />
I 5 0 - I 55 (Abb.), 157, 177-179 (Abb.), 188,<br />
194 (Abb.), 256, 264 (Abb.)<br />
— 19. Jh.: 129 (Abb.) 142, 182 (Abb.)<br />
OBERWALDSTATT, siehe Waldstatt<br />
ÖFEN<br />
— 17.Jh.: 310<br />
— i7./i8.Jh. (Lehmöfen): 390, 426 (Abb.), 431<br />
— 18.Jh. (Kachelöfen): isof. (Abb.), i67f.<br />
(Abb.), 172 (Abb.), 184, 186 (Abb.), 254^,<br />
281 (Abb.), 286, 386f. (Abb.), 391, 429<br />
(Abb.), 432<br />
— 19. J h. (Kachelöfen): 150, 179, 182, 185f.<br />
(Abb.), 253<br />
OERTLE, Daniel, Baumeister 107, 305, 363,<br />
398f. (Abb.)<br />
OERTLY, Gebrüder, Baumeister 364<br />
ORELL FUESSLI, Zürich, Verleger 41; siehe auch<br />
Orell, Geßner, Füßli & Cie.<br />
ORELL, GESSNER, FÜSSLI & Cie., Z ürich, Verleger<br />
18<br />
ORGELBAUER, siehe Göll, & Co. AG; Klingler,<br />
Gebrüder; Kuhn, Theodor; Metzler,O.<br />
ORTSBILDER, siehe Lageund Gestalt von Herisau,<br />
Hundwil, Schönengrund, Schwellbrunn,<br />
Urnäsch, Waldstatt, Stein<br />
PARIS<br />
—Künstler und Handwerker, siehe Lorieux,<br />
Radierer<br />
PATRONAT, PATRONATSRECHT, siehe Kollatur,<br />
Kollaturrecht<br />
PATRONATSKIRCI-IE 30<br />
PATROZINIEN, ehemalige, siehe bei Herisau,<br />
Hundwil, Urnäsch<br />
PATROZINIUMSWECHSEL 33, 293
ORTS-, PERSONEN-UNDSACHVERZEICHNIS 459<br />
PESTALOZZI, Johann Ludwig, Ingenieur 119<br />
PETERSBURG, Ansichten 1 24<br />
PETSCHAFTSTECHER, siehe Brupbacher, Hans<br />
Jakob und Hans Ulrich; Burger; Grübel,<br />
HansJakob<br />
PFARREIEN, röm.-kath.II,34, 266, 294,355<br />
PFISTER, Gebrüder, Architekten 106<br />
PFYFFER, Eduard, Maler 114 (Abb.), 116<br />
PHILIPPUS, hl., F ahnenbild 290 ( Abb.), 297F.;<br />
Patrozinium, siehe Philippus und Jakobus<br />
PHILIPPUS UND JAKOBUS, Apostel, hl., P atrozinium,<br />
Kirche 293, ag8<br />
POLITISCHE EINWOHNERGEMEINDE II, 28, 34,<br />
234. 265!"., 294, 332, 402<br />
PRÄSENTATIONSRECHT 30,3 4<br />
PREISIG, Jakob, Schreiner, Tischler 347<br />
PUCCI, Antonius, Kardinal 68, 355<br />
QUARTIERFAHNEN 1 7<br />
RACHENTOBEL 228, 393; Brücke 362, 396!".<br />
(Abb.), 410, 438; Mühle 396!". (Abb.)<br />
RADIERER, STECHER, sieheMaler<br />
RAIIN, Johann Rudolf, Kunsthistoriker, Zeichner<br />
43<br />
RAMSEYER, Alfred, Gemeindebaumeister, Herisau<br />
39, 43, 97 (Abb.), 106, 109, 111, 142<br />
RANDEGGER, Johannes, Lithograph 20; siehe<br />
auch Wurster<br />
RAT, siehe Großer Rat, Kantonsrat, Kirchenrat,<br />
Kleiner Rat, Regierungsrat; Zweifacher<br />
Landrat<br />
RATHÄUSER, siehe Herisau, Hundwil, Trogen,<br />
Urnäsch<br />
RATSSCHEIBEN IOI, 117; siehe Gais, Herisau,<br />
Hundwil, Speicher, Trogen, Urnäsch<br />
RECHSTEINER, Carl, Zeichner 152 (Abb.), 157<br />
REDER, Lorenz, Baumeister 22 (Abb.), 55<br />
(Abb.), 61, 66, 69, 77<br />
REFORMATION 9,33 f., 294,355<br />
REGIERUNGSRAT 7<br />
REIFWIRTSCHAFTEN 36,295<br />
REHETOBEL<br />
— Gemeinde 5, 7<br />
— Kirchengründung 8<br />
REICH, J . H .,Zeichner 4 7<br />
REICHSTEINER (Rechsteiner?), Hans Jakob,<br />
Werkmeister 320<br />
REICHSVOGTEIEN, siehe Herisau, Rheineck,<br />
St. Gallen, Trogen<br />
REIFLER, Johann Ulrich, Baumeister 423<br />
REITERSTANDARTEN5 0 (Abb.)<br />
RESTAURATOREN, siehe Boissonnas, Henri;Haaga,<br />
Karl<br />
Reute<br />
—Gemeinde 5, 7<br />
— Kirchengründung 8<br />
REUTINER, Nathanael, Goldschmied 376, 442<br />
(Abb.)<br />
RHEINECK<br />
— Künstler und Handwerker, siehe Bosch, Johannes,<br />
Zinngießer; Lutz, Ulrich, Kupferschmied<br />
— Reichsvogtei 3 f.<br />
RHEINER, Hans Konrad, Uhrenmacher 272<br />
RHEINTAL4, 8<br />
RHODE 3 (Sacherklärung), 4f., 27, 22gf.<br />
RHODSFAIINEN, siehe Laurentius, hl.; Philippus,<br />
hl.<br />
RIETMANN, Johann Jakob, Zeichner 42f., 46f.,<br />
202, 204^, 209, 224 (Abb.), 296, 323f. (Abb.),<br />
325. 327,357> 39 6f - (Abb.), 399, 405, 432-435<br />
(Abb.)<br />
RIETMANN, Wolfgang Karl, Goldschmied 15 f.<br />
RINGEISEN, B aumeister422<br />
RIO, LudwigJ. 41<br />
RITTER, Ingenieur398<br />
ROEDERSTEIN, Ottilie, Malerin 114 (Abb.), 116<br />
ROHNER, Max,Architekt 38, 61, 72, 107, 2 43,<br />
309, 364, 414<br />
RORSCHACH<br />
— Edle von Rorschach 23 f., 26, 223 f., 265<br />
— Pfarrei 8<br />
ROSATTO, Francesco, Baumeister 240<br />
ROTHMÜLLER,J.,Zeichner 4 5<br />
RUCH, Leonhard, Uhrmachermeister 241, 245<br />
RÜDISÜHLI, Jakob Lorenz, Maler, Stecher 46<br />
RUDOLF VON HABSBURG, König 24<br />
RUEF, Baumeister 270<br />
RÜEGG, Ernst Georg, Maler 112 (Abb.)<br />
RÜETSCHI,H.,Glockengießerei 246,378<br />
RÜTLISCHWUR, Darstellung 50, 386, 388 (Abb.)<br />
RUTENKAMIN 209, 2 14 ( Abb.), 2 63, 286, 319,<br />
428, 431<br />
RUTISHAUSER,J.,Baumeister39,72<br />
SALEM, Zisterzienserkloster 91 f.<br />
SALVATOR, St. (Erlöser, Heiliger), Patrozinium,<br />
Altar 29, 33, 85; Kirche 56<br />
SAMSON (SIMSON) MIT DEM LÖWEN 16 (Abb.), 116<br />
SÄNTIS, Berg 2, 23, 28, 361; Kanton, 7, 27<br />
ST. GALLEN<br />
— Dekanat 8, 31<br />
— Historisches Museum 16-18 (Abb.), 40-45,<br />
491 235, 334, 356, 389, 405, 429 (Abb.)<br />
— Kloster 2 f., 23f., 26f., 30, 51, 352<br />
Abt als Grund-und Lehensherr 8, 30<br />
Abt als Kollator 8f., 30<br />
Äbte, siehe Craloh; Hartmut; Kuno von<br />
Stoffeln<br />
Gotteshausleute 3, 23 f.<br />
Hofamt 3
460 VERZEICHNISSE<br />
ST. GALLEN<br />
— Künstler und Handwerker, siehe Balmer,<br />
Hans, Architekt; Berdux, Johann Balthasar,<br />
Goldschmied; Bion, Gottlieb, Maler; Brantschen,<br />
Ernest, Architekt; Buff, Sebastian,<br />
Maler; Curjel & Moser, Architekten; Dardier,<br />
R., Ingenieur; Germann, Kaspar, Zimmermann;<br />
Glinz, Zinngießerfamilie; Gmünder,<br />
Zinngießerfamilie; Grübel,Hans Jakob,<br />
Petschaftstecher; Hardegger, August, Architekt;<br />
Hartmann, Georg Leonhard, Zeichner;<br />
Hiller, Abraham, Zinngießer; Hiller, Adrian,<br />
Zinngießer; Hiller, Heinrich, Zinngießer;<br />
Hugelshofer, Großuhrenmacher; Isenring,<br />
Johann Baptist, Zeichner, Radierer; Kauter,<br />
Georg, Glaser; Kubli, Felix Wilhelm, Architekt;<br />
Lämmler, Köbi, Maler; Locher, Gebrüder,<br />
Lithographen; Mittelholzer, Jakob,<br />
Zimmermeister; Oertly, Gebrüder, Baumeister;<br />
Reich,J.H., Zeichner; Reutiner, Nathanael,<br />
Goldschmied; Rietmann, Johann<br />
Jakob, Zeichner; Schirmer, Hans Jakob,<br />
Zinngießer; Schirmer, Joachim, Zinngießer;<br />
Schlatter, Ambros, Baumeister; Schmid,<br />
Gürtler; Staehelin, Georg, Zinngießer; Tribelhorn,<br />
Johannes,Lithograph; Weyermann,<br />
Johann Jakob, Stadtuhrenmacher; Weyermann,<br />
Nikiaus, Stadtuhrenmacher; Wiedenkeller,<br />
Albert, Zimmermeister<br />
—Kunstmuseum 404<br />
—Pfarreien: Linsebühl8; St. Laurenzen 8, 354,<br />
401; St. Leonhard, siehe Propstei<br />
— Propstei St. Leonhard 354, 401<br />
— Reichsvogtei 3, 292, 352<br />
— Stadt4; Leinwandhandel 11 f., 35<br />
— Stadtbibliothek Vadiana 47, 109, 209 (Abb.),<br />
224 (Abb.), 296, 323f. (Abb.), 357, 397<br />
(Abb.), 405, 433f. (Abb.)<br />
ST. MARGRETHEN-HÖCHST, Pfarrei 8<br />
ST. PESTALUZ, Kartograph 19<br />
SAUMWEGE, siehe Landstraßen, alte<br />
SAUTTER, Johann Georg, Radierer 40<br />
SCHÄFER (Schefer), Johann Jakob, Baumeister<br />
I03> " 9 (Abb.), 274, 363<br />
SCHÄFER, Otto, Architekt 341<br />
SCHAER-KRAUSE, Ida,Bildhauerin 276<br />
SCHAFFHAUSEN<br />
— Künstler und Handwerker, siehe Jezler,<br />
Goldschmiedefamilie; Lamprecht, Hans,<br />
Glockengießer; Schalch, Hans Rudolf, Glokkengießer;<br />
Schieß, Johannes, Maler, Radierer;<br />
Sturzenegger, Hans, Maler<br />
SCHALCH, Hans Rudolf, Glockengießer 279, 421<br />
SCHALLTÖPFE, sog. 371 (Abb.),373<br />
SCHARPF, Georg, Maurermeister 24of., 243, 302<br />
SCHEFER (?), Johannes (?), Goldschmied 419^<br />
(Abb.), 442 (Abb.)<br />
SCHEIDLI, Andreas, Maurermeister 302, 310<br />
SCHELLENBERG, Johann Ulrich, Zeichner 28<br />
(Abb.), 40, 60, 76f., 94f., 129, 132, 142, 176,<br />
230<br />
SCHEUCHZER, Johann Caspar, Zeichner, Lithograph<br />
191<br />
SCHEUCHZER, Johann Jakob, Naturforscher,<br />
Kartograph 18, 40<br />
SCHEUERMANN, JohannJakob, Radierer 19<br />
SCHEUSS, Hans Ulrich, Zinngießer 158<br />
SCHIESS, Ernst, Orgelexperte 88<br />
SCHIESS, Johannes, Zeichner, Radierer 41 f., 45,<br />
I5 1 . '57 (Abb.), 162, 176, 193, 199-201<br />
(Abb.)<br />
SCHIESS, Johann Konrad, Zeichner 235, 247 f.<br />
(Abb.)<br />
SCHIESS ZUR ROSE,Kaufleute von Herisau 35<br />
SCHILDWIRTSCHAFTEN 36,295<br />
SCHIRMER, HansJakob, Zinngießer 278<br />
SCHIRMER, Joachim, Zinngießer 89f. (Abb.),<br />
278<br />
SCHLAFFER, Johannes, Zimmermeister (?) 273<br />
SCHLÄPFER, Lithograph, Buchdrucker 43<br />
SCHLATTER, Ambros, Baumeister 118, 121, 159<br />
SCHMID, siehe Suter<br />
SCHMID, Augustin, Uhrmacher 339<br />
SCHMID, Emil, Maler 116<br />
SCHMID, Ulrich, Tischler 310<br />
SCHMID, Ulrich, Zimmermeister 428<br />
SCHMID,W . R.,Goldschmied278<br />
SCHMIED, Gürtler274<br />
SCHMIEDE, SCHLOSSER, SPENGLER, s iehe Kegel,<br />
Michael; Nabholz, Nikiaus; Sitzöderli, Johannes;<br />
Spring, G.; Zipfel, Nikiaus; Zuberbühler,<br />
Adrian<br />
SCHMIEDEISEN, siehe Balkon- und Treppengeländer;<br />
Eisenbeschläg, -laden und -türen;<br />
Fenstergitter; Lampenarme oder -halter;<br />
Oberlichtgitter; Türklopfer; Windrosen u nd<br />
-fahnen; Wirtshausschilder<br />
SCHOCH, Johann Ulrich, Modelstecher 37<br />
SCHÖNENGRUND 5, 7f., 31, 291 f., 294, 301,<br />
331-349 (Abb.)<br />
—Bevölkerungszahl 333<br />
— Gemeindearchiv 333 f.<br />
— Gemeindegründung 331 f.<br />
—Gemeindekanzlei 334<br />
— Pfarrhaus 344 (Abb.), 347f.<br />
-Kirche 337-347 (Abb.)<br />
— Kirchengründung 331 f.<br />
—Lage und Gestalt 332-337 (Abb.)<br />
—Siegel undWappen 335, 349 (Abb.)<br />
SCHRÄNKE, bemalte 318, 392f. (Abb.), 424-426<br />
(Abb.), 433
ORTS-, PERSONEN-UNDSACHVERZEICHNIS 461<br />
SCHREINER, TISCHLER, siehe Himmeli, Hans;<br />
Höscher, Jeremias; Höscher, Joggli; Höscher,Johannes;<br />
Jeger, David;Kunz, Johannes;<br />
Mock,Johannes; Nüslin; Preisig, Jakob;<br />
Schmid, Ulrich; Wehrli, Diethelm; Wehrli,<br />
Hans Heinrich<br />
SCHULHÄUSER,<br />
Waldstatt<br />
siehe unter Herisau, Stein,<br />
SCHULTHESS, F., Lithograph 44, 160<br />
SGHÜTZENFAHNE 26g<br />
SCHÜTZENSCHEIBEN 389<br />
SCHWÄNBERG, siehe Herisau<br />
SCHWÄGALP agSf., 328, 352, 360<br />
SCHWELLBRUNN 5, yf., 24, 27, 31, 50-54, 87,<br />
233-264 (Abb.)<br />
— Bauernhäuser 257-263 (Abb,)<br />
— Bevölkerungszahl 234<br />
—Bild 233<br />
—Bürgerhäuser236-239 (Abb.), 247-259 (Abb.),<br />
264 (Abb.)<br />
— Gemeindearchiv 234f.<br />
—Gemeindegründung 233!".<br />
— Gemeindehaus 235, 238!". (Abb.), 246-248<br />
(Abb.)<br />
— Kapelle, siehe Kappelen<br />
— Kappelen 233, 262<br />
— Kirche 237-246 (Abb.)<br />
— Kirchenbau 233!"., 24of.<br />
—Lageund Gestalt 236-239 (Abb.)<br />
— Pfarrhaus 237, 242 (Abb.), 246f.<br />
— Schulhäuser 247f. (Abb.)<br />
— Siegel, Wappen 235 (Abb.)<br />
SGYLURUS UND SEINE ACHTZIG SÖHNE, D arstellung<br />
i99> 207 (Abb.)<br />
SEBASTIAN, hl., Patrozinium, Altar 31, 87<br />
SEITZ, J., Drucker 403, 405, 423, 435<br />
SEUTTER, Matthäus, Drucker, Verleger, Augsburg<br />
18f. (Abb.)<br />
SIEGEL UND WAPPEN<br />
—Appenzell Außerrhoden, siehe Landessiegel,<br />
Landeswappen<br />
— Gemeinden, siehe Gemeindesiegel, Gemeindewappen<br />
—Ungeteiltes Land Appenzell 13, 16 (Abb.)<br />
SIGNER, Johannes, Gürtlermeister 61<br />
SIGNER, Konrad, Zeichner 405, 407<br />
SINGER, Hans, Maurermeister 24of., 243, 302<br />
SITTER 2, 360, 401; siehe Doppelregiment vor<br />
und hinter der<br />
SITTERBRÜCKEN, siehe Gmündertobelbrücke,<br />
Kübel, List, Zweibrüggen<br />
SITZÖDERLI, Johannes, Schlosser, Schmied 303<br />
SOMMERAUER, Hans Jakob und Hans Rudolf,<br />
Hafner 429 (Abb.), 432<br />
SONDER 352f., 409; siehe Stein, «Burg»<br />
SONDERAMT, siehe Gais; Teufen<br />
SONDERBACH 229, 361, 396f. (Abb.), 399f., 409,<br />
438; siehe auch Rachentobel<br />
SPEICHER<br />
—Gemeinde 5, 7, 12, 26<br />
—Kirchengründung 8<br />
— Künstler und Handwerker, siehe Altherr,<br />
Hans Jörg, Zimmermeister, Brückenbauer;<br />
Fitzi, Johann Ulrich, Maler, Zeichner;<br />
Kästli, JohannJakob, Zeichner<br />
— Ratsscheibe 199 f.<br />
SPRING, G., Spenglermeister 364<br />
STAATLICHE LANDESKIRCHE3 4<br />
STAATSKIRCHE 9-11<br />
STADLER, Architekt 102<br />
STADTSCHEIBEN<br />
—Biel 117<br />
— St. Gallen 117<br />
STAEHELIN, Georg, Zinngießer 420<br />
STANDESSCHEIBEN<br />
—Appenzell Außerrhoden 16-18 (Abb.), Ii6f.,<br />
199<br />
—Appenzell, ungeteiltes Land 16 (Abb.), 116<br />
STARK, Brückenbauerfamilie; Johannes, Werkmeister<br />
272, 325 (Abb.), 328-330; Laurenz,<br />
Werkmeister 329/".; Elias, HansJakob, Hans<br />
Ulrich, Gesellen 329<br />
STATTHALTER, siehe Landesstatthalter<br />
STAUB, Zimmermeister 385<br />
STAUB, Paul, Ingenieur, Zeichner 46<br />
STEGHER, siehe Maler<br />
STECKBORNER ÖFEN i3of. (Abb.)<br />
STECKBRETTER, siehe Zierbretter<br />
STEIGER-ZÖLPER, Johann Martin, Stickereifabrikant,<br />
Zeichner 45, 184, 267<br />
STEIN 3, 5, 52f., 353, 401-440 (Abb.); siehe<br />
auch Hundwil, untere (vordere) Rhode,<br />
—Bevölkerungszahl 403<br />
— «Burg»im Sonder 430f. (Abb.), 438f.<br />
— Gemeindearchiv 404<br />
— Gemeindegründung 353, 355, 401 f.<br />
— Gemeindekanzlei 404-406, 436 (Abb.)<br />
—Horgenbüel 427-430 (Abb.)<br />
—Horgenbüeler Rhode 401<br />
— Kirchenbau 401, 411 f.<br />
— Kirchgemeindearchiv 404<br />
-Kirchhöre 353, 355<br />
— Lageund Gestalt 404-409 (Abb.)<br />
—Ortsname 402<br />
— Rhode, untere (vordere) 3, 27, 352, 401;<br />
siehe auch Hundwil, obere (hintere) Rhode<br />
— Schulhäuser 422-424<br />
—Siegel undWappen 402f. (Abb.), 406<br />
—Störgel, Bad 403, 435 (Abb.)<br />
STEINBRÜCKEN 326, 328-330, 400
462 VERZEICHNISSE<br />
STRASSBURG 244<br />
— Künstler und Handwerker, siehe Guerin,<br />
Christoph, Radierer<br />
STRASSENBAU 142-144, 146, ISOF., ISGF., LYIF-,<br />
185f., 190, 213, 239f., 270, 299-301, 362f.,<br />
4iof.<br />
STUKKATUREN<br />
— 18.Jh.: Regence: 131 f. (Abb.), i37f. (Abb.),<br />
163; Rokoko: 20 (Abb.), 22 (Abb.), yof., 74f.<br />
(Abb.), 77-83 (Abb.), 120-127 (Abb.), 155,<br />
163, 170, 176 (Abb.), 187-189, 195 (Abb.),<br />
197 (Abb.)<br />
-19. Jh.: 154<br />
STUDER, C.,Lithograph 19,4 5<br />
STÜDLI, Josef, Dachdeckermeister 223<br />
STUKKATEURE, siehe Glavadetscher, Paul;<br />
Moosbrugger, Andreas; Moosbrugger, Gebhard;<br />
Moosbrugger, Peter Anton<br />
STURZENEGGER, Hans, Maler 114 (Abb.), 116<br />
STURZENEGGER, Sebastian, Baumeister 274, 277,<br />
280,282,345,407,423<br />
STURZENEGGER, Ulrich, Glockengießer 341<br />
(Abb.), 345f.<br />
SUTER, GORRODI, SCHMID, Zeichner41<br />
SYNODE 9-1 I, 15,34<br />
TANNER, Zeichner41<br />
TANNEE, Johann Jakob, Zeichner 40<br />
TANNER, Leonhard,Maler 113, 115 (Abb.), 221<br />
TANNER, Paul, Maler 114 (Abb.), 116<br />
TAPETEN, bemalte 126<br />
TÄTSCHDAGHHÄUSER<br />
-giebelständige 197f., 317^, 395, 428, 431<br />
—traufständige (Heidenhäuser) 267, ßigf.,<br />
394f. (Abb.), 428-430, 433<br />
TAUFE GHRISTI IM JORDAN, Darstellung 8 3<br />
TAUFSTEINE<br />
— 18. Jh.: 22 (Abb.), 74 (Abb.), 87^, 340<br />
(Abb.), 432f., 376f. (Abb.)<br />
— ig. Jh.: 274 (Abb.), 277, 306 (Abb.), 417<br />
(Abb.), 419<br />
TELLSZENEN 386,388 (Abb.)<br />
TENTZEL, Bartholome, Maler 310<br />
TEUFEN<br />
— Gemeinde 3-8, 12, 26<br />
— Kirchengründung 8<br />
—Kirchhöre 3<br />
—Kirchhörescheibe 200<br />
— Künstler und Handwerker, siehe Eugster,<br />
Laurenz, Maurermeister; Grubenmann,<br />
Hans Ulrich, Baumeister; Grubenmann,Jakob,<br />
Baumeister; Grubenmann, Johannes,<br />
Baumeister; Koller, Laurenz, Maurermeister,<br />
Steinmetz<br />
—Rhode 5, 27<br />
— Sonderamt 3<br />
TEXTILGEWERBE UND -HANDEL I I f., 35f., 51,<br />
188 (Abb.), 202f. (Abb.), 234, 266, 2g5, 355,<br />
402 f.<br />
TEXTILKAUFLEUTE, Zeichen d er (?) 253, 28g,<br />
445 (Abb.)<br />
THÄLER, Johann Bartholome, Maler 356, 363,<br />
381 (Abb.)<br />
THÄLER, Johann Ulrich, Maler 356, 386<br />
THAL S G<br />
-Hof 3<br />
— Kirche 8<br />
THALWIL<br />
— Künstler und Handwerker, siehe Aschmann,<br />
JohannJakob, Zeichner, Radierer<br />
THOMANN, Heinrich, Zeichner, Radierer 40, 75,<br />
g4,<br />
1 4 6 ,<br />
i 62, 405, 440 (Abb.)<br />
THÖRIG, siehe Dörig<br />
THURGAU 2<br />
—Archidiakonat 8, 31<br />
TOBLER, Johannes, Baumeister 347<br />
TOBLER, Viktor, Maler 114 (Abb.), 116<br />
TOGGENBURG 51-53<br />
— Künstler und Handwerker, siehe Bohl, Debus,<br />
Zimmermeister; Kunz, Johannes, Schreinermeister;<br />
Nüslin, Schreinermeister; Zehnder,<br />
Hans Jakob, Hafner<br />
TOPOGRAPHISCHE K ARTEN<br />
—Appenzell Außerrhoden 18-20 (Abb.)<br />
— Gemeinden, siehe Herisau, Stein<br />
TREPPENGELÄNDER, hölzerne<br />
— 17. Jh.: 206<br />
-18. Jh.: 126, 133, 145, 147, 153f., 16g, 178,<br />
'8g, 256<br />
-ig. Jh.: 142, 150, I78f., i8of., ^4-196, 385<br />
TREPPENTÜRME io8f. (Abb.), 130, 141 (Abb.),<br />
i44f., i52f., 157, 164, 177, 179, 184, 187f.<br />
(Abb.), 238f. (Abb.), 252, 257<br />
TRIBELHORN, Hans, Baumeister (?) 258<br />
TRIBELHORN, Johannes, Lithograph 38, 42, 45<br />
TRIPPEL, Jakob, Planzeichner 40<br />
TROGEN3-g, 12, 18, 24,26<br />
— Gerichtsort 16, 354<br />
—Hauptort, alter 4f., 6, 16, 27, 353f.<br />
— Kantonsbibliothek 18-20 (Abb.), 40-47, 235,<br />
267, 296. 357, 38g (Abb.), 405, 435 (Abb.),<br />
440 (Abb.)<br />
— Kirchengründung 8<br />
— Landsgemeinde, Tagungsort der 6, 354<br />
—Rathaus 16, 18, 117, 356<br />
—Ratsscheibe 117, 198, 207 (Abb.)<br />
—Reichsvogtei 3<br />
-Rhode 3, 5, 27<br />
—Wappen igg, 207 (Abb.)<br />
TÜRKLOPFER 125, 128, ( Abb.), 130, 288<br />
TURMHELME UND GLOCKENGESCHOSSE<br />
— 17. Jh.: 2g3 (Abb.), 302f., 310 (Abb.)
orts-, personen- und sachverzeichnis 463<br />
T u r m h e l m e u n dGlockengeschosse<br />
— 18.Jh.: 28f. (Abb.), 42 (Abb.), 55 (Abb.),<br />
59f. (Abb.), 65f., yof. (Abb.), asSf. (Abb.),<br />
241-243 (Abb.), 266 (Abb.), 270 (Abb.),<br />
272f. (Abb.), 275, 332f. (Abb.), 336 (Abb.),<br />
353 (Abb.), 361 (Abb.), 363-365 (Abb.),<br />
371 f., 381 (Abb.), 404^ (Abb.), 409 (Abb.),<br />
411-416 (Abb.), 418<br />
— 19.Jh.: 269 (Abb.), 271 (Abb.), 273f., 276,<br />
301 (Abb.), 303f. (Abb.), 306, 335 (Abb.),<br />
338 (Abb.), 340, 342, 359 (Abb.), 364-366<br />
(Abb.), 372<br />
T u r m s g h ä f t e<br />
-14.Jh.: 29 (Abb.), 42 (Abb.), 55 (Abb.),<br />
57-60 (Abb.), 62-65, 7of. (Abb.), 82 (Abb.),<br />
94f- (Abb.)<br />
~-14.l15.Jh.: 371 f., 374<br />
-15-Jh.: 302, 304-3 0 7 (Abb.), 310 (Abb.)<br />
— 17.Jh.: 238-241 (Abb.), 302, 304 (Abb.),<br />
3 0 7, S 1 « (Abb.)<br />
— 18.Jh.: 266 (Abb.), 269-272 (Abb.), 275,<br />
332f- (Abb.), 337-339 (Abb.), 341 f., 361<br />
(Abb.), 363f., 411-416 (Abb.)<br />
359 (Abb.), 364-366 (Abb.), 372<br />
Turmuhrenmacher, siehe Uhrmacher<br />
Uhrmagher, siehe Erne, Nikiaus; Hugelshofer;<br />
Luterer, Hans; Mäder, J., Rheiner, Hans<br />
Konrad; Ruch, Leonhard; Schmid, Augustin,<br />
Weyermann, Johann Jakob; Weyermann,<br />
Nikiaus<br />
U l m<br />
— Künstler und Handwerker, siehe Furttenbach,<br />
Josephd.J., Architekturtheoretiker<br />
U l r i c hv o n Augsburg, Bischof<br />
3 3<br />
U l r i c hv o n K önigseck2 4<br />
Ulrich, JohannJakob IL, Maler 44, 184, 187<br />
(Abb.)<br />
Unterer H irschberg, siehe Walzenhausen<br />
Unterwaldstatt, siehe Waldstatt<br />
Urnäsch (Fluss) 2, 54, 2i5f., 326-328, 397-399,<br />
43 6<br />
Urnäsch (Ort) 3-8, 26f., 31, 290-330 (Abb.)<br />
—Altäre, ehem. 294<br />
—Beinhaus, ehem. 294<br />
—Bevölkerungszahl 295<br />
—Brunnen 311 (Abb.), 3i4f. (Abb.)<br />
—Bürger- und Bauernhäuser 300 (Abb.), 3iof.<br />
(Abb.), 313-324 (Abb.)<br />
—Dorfbrand von 1641, 300, 302-304, 310,3i2f.<br />
—Dorfplatz 298-333 (Abb.), 312-316 (Abb.)<br />
— Fahnemitdem hl. Philippus 48, 290 (Abb.),<br />
297f.<br />
—Frühmesserpfründe 293<br />
— Gemeindearchiv 295, 297 (Abb.)<br />
— Gemeindehaus 290 (Abb.), 296-298<br />
Urnäsch (Ort), Häuserzahl 295<br />
— Kapelle, ehemalige in Chapeliwies 293<br />
— Kirche, ref. 293, 296, 300-310 (Abb.)<br />
— Kirchgemeindearchiv 295f., 333<br />
— Kirchhöre 3, 292 (Pfarrei), 294 (kirchliche<br />
und politische Gemeinde)<br />
— Kirchhöresiegel, siehe Siegel und Wappen<br />
— Künstler und Handwerker, siehe Stark, Laurenz,<br />
Brückenbauer<br />
— Lage und Gestalt 293 (Abb.), 296, 298-301<br />
(Abb.)<br />
—Ortsname 292<br />
— Patrozinien, ehem., siehe Antonius, Abt, hl.;<br />
Philippusund Jakobus, Apostel, hl.<br />
— Pfarrer, Geistliche, siehe Hächelstump, Hans;<br />
Klarer, Walter<br />
— Pfarrei, mittelalterliche 8, 293 f., 302; röm.-<br />
kath. 266, 294, 355<br />
— Pfarr- und Rathaus, ehem. 296, 298, 310-312<br />
(Abb.)<br />
— Psalterfragment 297 (Abb.)<br />
—Ratsscheibe 199, 384<br />
-Rhode 3, 5, 8, 292-294, 352<br />
—Roßfall 294^, 296, 299, 301, 320, 328, 330<br />
(Abb.)<br />
—Siegel und Wappen 292, 296f. (Abb.)<br />
—Weiler, Höfe 292, 299<br />
—Zürchersmühle 299^, 320-326 (Abb.)<br />
Urnäschbrücken, siehe Herisauer Tobel;<br />
Hundwilertobel; Kübel; 271, 300f., 326-328<br />
Vadian, Humanist, Reformator 33<br />
Velten, Johann, Karlsruhe, Verleger 41<br />
Verena, Patrozinium (?), Altar (?) 87<br />
Verfassungen v o n A p p e n z e l l A usserrhoden<br />
5-7<br />
Verkehr 51; siehe auch Straßen<br />
Vogteien, siehe Reichsvogteien<br />
Vorderland, appenzellisches 2f., 7<br />
W ä d e n s w i l<br />
— Künstler und Handwerker, siehe Brupbacher,<br />
Hans Jakob und Hans Ulrich, Petschaftstecher<br />
Walcher, Isaak, Goldschmied 3 76 f.<br />
W a l d<br />
— Gemeinde 5, 7, 12<br />
—Kirchengründung 9<br />
WaldSG 332f. (Abb.), 335f. (Abb.)<br />
Waldburger, Johannes, Architekt 242, 341,<br />
343J 3 8 O<br />
Waldburger, Johannes, Zeichner 44<br />
Waldburger, Johann Jakob, Baumeister 407,<br />
4 2 3
464 verzeichnisse<br />
Waldburger, Robert, Zimmermeister 364<br />
Waldschütz, F., Kartograph 2 0<br />
W a l d s h u t<br />
—Künstlerund Handwerker, siehe Grieshaber,<br />
Franz Anton, Glockengießer<br />
Waldstatt 5, yf., 37, 52-54, 265-289 (Abb.)<br />
—Bahnhof 272<br />
—Bevölkerungszahl 266f.<br />
—Bezirke 27of.<br />
—Bürger- und Bauernhäuser 266 (Abb.), 268-<br />
271 (Abb.), 276 f. (Abb.), 279-289 (Abb.)<br />
—Geißhalden 265, 269f. (Abb.), 283<br />
— Gemeindearchiv 267<br />
—Gemeindegründung 265 f.<br />
—Kirche 266 (Abb.), 269-280 (Abb.)<br />
—Kirchenbau 265!"., 272!".<br />
—Kirchgemeindearchiv 267<br />
—Künstler und Handwerker, siehe Stark, Johannes,<br />
Brückenbauer<br />
—Lage und Gestalt 266 (Abb.), 268-272 (Abb.)<br />
—Mooshalden 265, 270<br />
—Oberwaldstatt 265, 269 f. (Abb.)<br />
—Pfarrhaus 276 (Abb.), 279 (Abb.), 281 f.<br />
—Schulhäuser 282<br />
— Siegel undWappen 267-269 (Abb.), 442<br />
—Unterwaldstatt 270, 286 (Abb.), 288f.<br />
Walser, Gabriel, Chronist, Kartograph, T o<br />
pograph i8f. (Abb.)<br />
Walser, Johannes, Kaufmann, Kunstverleger<br />
35. 123-126<br />
Walser, Karl, Maler 122<br />
Walser, Robert, Dichter 122<br />
Walt, Ulrich, Architekt 274, 296, 303f., 3 08<br />
Waltram, Schenkung d es 2 f.<br />
W a l z e n h a u s e n<br />
— Gemeinde 5, 7<br />
—Kirchengründung 8<br />
W a n d -u n d D e c k e n m a l e r e i<br />
- I 3- J h - ( ? ): 37 of - (Abb.)<br />
—um 1400: 368-370 (Abb.)<br />
— 17.Jh.: (Abb.) 205f., 212 (Abb.), 394 (Abb.)<br />
-18.Jh.: 98 (Abb.), 120 (Abb.), I29f., 135,<br />
253 f-<br />
-19. Jh.: 289, 386-388 (Abb.)<br />
Wappen, siehe Familienwappen, Gemeindewappen,<br />
Landeswappen<br />
— Salem, Kloster 91 f. (Abb.)<br />
Wappenscheiben 387-389 (Abb.); Kapitelsbrüder<br />
199; siehe Kirchhörescheiben, Ratsscheiben;<br />
Stadtscheiben ii6f., 138; siehe<br />
Standesscheiben<br />
Waremberger (Warnberger?), Jakob, Goldschmied<br />
89f. (Abb.), 442 (Abb.)<br />
Wattbach 2, 4 40 (Abb.)<br />
Wattwil, Kirchhöre 31, 51<br />
Weeber, W ., Zeichner 4 03, 405, 423, 4 35<br />
Wehrli, Diethelm, Tischler 310<br />
Wehrli, Hans Heinrich, Schreiner, Tischler<br />
302, 308, 310<br />
Weirauch, Johannes, «Physikus», 6of.<br />
Weiss, Johannes, Maler, Zeichner 43-45, 111,<br />
ii4f., 138, 191, 193, 200f. (Abb.), 246-248<br />
Weiss, Johann Heinrich, Kartograph ig<br />
Werkmeister, siehe Architekten usw.<br />
Werner,J., Zeichner, Lithograph 41, 45<br />
Wetter, Adrian, Kaufmann, Landammann<br />
ii4f. (Abb.), I27f., i37f.<br />
Wetter, Johann Laurenz, Kaufmann 134,<br />
138f. (Abb.)<br />
Wetter, Laurenz, Kaufmann, Landammann<br />
114, i27f., 133 (Abb.), 137<br />
Wetter, Kaufmannsfamilie, Herisau 12, 27, 35<br />
Wetzel, Johann Jakob, Kolorist 124<br />
Weyermann, Johann Jakob, Stadtuhrenmacher<br />
194<br />
Weyermann, Nikiaus, Stadtuhrenmacher 194<br />
Widmer, Daniel, Zimmermeister (?) 430<br />
Widmer, Konrad, Zimmermeister 390 (?),<br />
421 f. (Abb.)<br />
Wiedenkeller, Albert, Zimmermeister 357<br />
W i e d e r t ä u f e r3 4<br />
Wiget, Albert, Zeichner 44, 47, 162<br />
Willi, Daniel, Maurermeister 397, 399 (Abb.)<br />
Windrosen u nd - eahnen 5 9 (Abb.), 61, i o8f.<br />
(Abb.), 157, 189, 193 (Abb.)<br />
Winterthur, siehe Johannes von<br />
— Künstlerund Handwerker, siehe Biedermann,<br />
Johann Jakob, Zeichner, Kolorist; Matthaei,<br />
Karl, Orgelexperte; Randegger, Johannes,<br />
Lithograph; Schellenberg, Johann Ulrich,<br />
Zeichner; Studer, C., Lithograph; Ziegler,<br />
Jakob Melchior, Lithograph<br />
— Kunstmuseum 28 (Abb.), 40, 94 (Abb.)<br />
Wipf, Otto, Maler 116<br />
Wirtschaften, siehe Reifwirtschaften, Schildwirtschaften<br />
W i r t s c h a f t l i c h eV e r h ä l t n i s s e 11-13, 35F.,<br />
234, 266, 294f., 332f.<br />
Wirtshaosschilder, 18./19. Jh.: 142, 156,<br />
i6if. (Abb.), 171, 177 (Abb.), 211, 256f.<br />
(Abb.), 284, 288, 315 (Abb.), 388<br />
Wiss, Konrad, Dachdecker 302<br />
W i s s e n b a c h2, 5 3f.<br />
Wissenbachbrücke, siehe Herisau, Schwänbergbrücke<br />
W o l f h a l d e n<br />
—Gemeinde 5, 7<br />
—Kirchengründung 8<br />
Wolf, Johann Kaspar, Architekt 119<br />
Wurster, Randegger & Co., topographische<br />
Anstalt, Winterthur 39
orts-, personen- und sachverzeichnis 465<br />
Zahner, Ulrich, Zimmermeister 201<br />
Zehnder, HansJakob, Hafner 347<br />
Z e h n t e n r o d e l d e sBistumsK o n s t a n z31,354<br />
Zeichner, siehe Maler<br />
Zeller,Hans, Maler 116<br />
Zellweger, Kaufmannsfamilie, Landammänner<br />
12, 27, 113-115 (Abb.)<br />
Ziegler, Architekt 129<br />
Ziegler,Jakob Melchior, Lithograph 20<br />
Ziegler, Tonwarenfabrik 2 77<br />
Zierbretter, seitliche 98 (Abb.), i82f., 188<br />
(Abb.), igGf., 201,204f. (Abb.), 209f. (Abb.),<br />
216 (Abb.), 259-261 (Abb.), 317-319 (Abb.),<br />
430<br />
Zimmerleute, siehe Frischknecht, Johannes<br />
und Elias; Frischknecht, Ulrich; Germann,<br />
Kaspar; Keßler, Johannes; Moosbrugger,<br />
Jakob; Moosbrugger Michael<br />
Zimmermeister, siehe Architekten usw.<br />
Zinngiesser, siehe Bosch, Johannes; Gane;<br />
Eugster, Hans; Glinz; Gmünder; Hiller, Abraham;<br />
Hiller, Adrian; Hiller, Heinrich;<br />
Klingling, Adrian; Klingling,Johann Georg;<br />
Merg, Georg Friedrich; Merz, Hans Jakob;<br />
Scheuß, Hans Ulrich; Schirmer,Hans Jakob;<br />
Schirmer, Joachim; Staehelin, Georg<br />
Zipfel, Nikiaus, Schmied 345<br />
Zollinger, Heinrich, Zeichner, Stahlstecher<br />
42, 44, 120<br />
Zuber, J ., Kartograph 19<br />
Zuberbühler, Adrian, Schlossermeister 61<br />
Zuberbühler, Johann Jakob, Kupferschmied<br />
61,278,339,342<br />
Züblin & Co., Brückenbau 3 98<br />
Zülle, Johannes, Maler 267<br />
Zürcher, Bernhard, Zimmermeister, Brückenbauer<br />
399<br />
Z ü r i c h<br />
—Archiv für Historische Kunstdenkmäler der<br />
Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege<br />
38, 440<br />
—E TH, graphische Sammlung 40f., 44, 332-<br />
334 (Abb.)<br />
— Künstler u nd Handwerker, siehe Boissonas,<br />
Henri, Restaurator; Bollert und Herter, Architekten;<br />
Füßli, Hans, Glockengießer; Füßli,<br />
PeterVI., Glockengießer; Füßli, Peter VIII.,<br />
Glockengießer; Hegi, Franz, Radierer;Herrliberger,<br />
David, Radierer, Topograph; Keller,<br />
Jakob, Glockengießer; Luterer, Hans,<br />
Stadtuhrenmacher; Meyer, Johann Heinrich,<br />
Radierer; Münch, Otto, Bildhauer;<br />
Murer, Christoph, Glasmaler; Murer, Josias,<br />
Glasmaler; Nüscheler, HansJakob, Glasmaler;<br />
Pestalozzi, Johann Ludwig, Ingenieur;<br />
Pfister, Gebrüder, Architekten; Pfyffer,<br />
Eduard, Maler; Rahn, Johann Rudolf,<br />
Kunsthistoriker, Zeichner; Rüegg, Ernst<br />
Georg, Maler; Scheuchzer, Johann Caspar,<br />
Zeichner, Lithograph; Schultheß, F., Lithograph;<br />
Stadler, Architekt; Suter, Corrodi,<br />
Schmid, Zeichner; Ulrich,Johann Jakob IL,<br />
Maler; Wetzel, Johann Jakob, Kolorist;<br />
Wolf, Johann Kaspar, Architekt; Zollinger,<br />
Heinrich, Zeichner, Stahlstecher; Züblin &<br />
Co., Brückenbau<br />
— Sammlung Dr. Syz 267<br />
— Schweizerisches Landesmuseum 10 (Abb.),<br />
12-15 (Abb.), 46f., 61, 102f., 267^ (Abb.),<br />
371, 440<br />
—Zentralbibliothek, graphische Sammlung<br />
40-46, 156 (Abb.), 200f. (Abb.), 405, 440<br />
Zweibrüggen, Brücken 410, 437 (Abb.), 440<br />
(Abb.); Mühle 403, 405, 432, (Abb.), 435<br />
Z w e i f a c h e r L a n d r a t 6 , 2 7<br />
Zwingli, Huldrych, Reformator 33
466<br />
BISHERERSCHIENENEBÄNDE - VOLUMESPARUS<br />
KANTONAARGAU<br />
I; Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen.Von Michael Stettier. 428 S. mit 326 Abb. 1948.<br />
II; Die Bezirke Brugg, Lenzburg. Von M. Stettier und E. Maurer. 480 S.mit 430 Abb. 1953.<br />
III; Das Kloster Königsfelden. Von Emil Maurer. 359 S.mit 311 Abb. und 1 Farbtafel. 1954.<br />
IV: Der Bezirk Bremgarten. Von Peter Felder. 491 S. mit 462 Abb. 1967.<br />
V: Der Bezirk Muri. Von Georg Germann. 574 S. mit 396 Abb. 1967.<br />
KANTONBASEL-STADT<br />
I: Geschichte und Stadtbild. Befestigungen, Areal und Rheinbrücke; Rathaus und Staatsarchiv. Von<br />
C. H. Baer, R. Riggenbach, u.a. 712 S. mit40 Tafeln,478Abb. 1932. - Nachdruck mit64S. Nachträgen<br />
von Frangois Maurer. 1971.<br />
II:Der Basler Münsterschatz.Von Rudolf F. Burckhardt. 392 S. mit 263 Abb. 1933. - Vergriffen.<br />
III: Die Kirchen, Klösterund Kapellen. Erster Teil: St. Alban bis Kartause. Von C.H.Baer, R.Riggenbach,<br />
P.Roth. 620 S. mit 339 Abb. 1941. - Vergriffen.<br />
IV: Die Kirchen, Klöster und Kapellen. Zweiter Teil: St. Katharina bis St. Nikolaus. Von Franfois<br />
Maurer. 396 S. mit 448 Abb. 1961.<br />
V: Die Kirchen, Klöster und Kapellen. Dritter Teil: St. Peter bis Ulrichskirche. Von Frangois Maurer.<br />
479 S. mit 544 Abb. 1966.<br />
KANTON BASEL-LANDSCHAFT<br />
I: Der Bezirk Arlesheim, mit Kantonseinleitung. Von Hans-Rudolf Heyer. 468 S. mit 495 Abb. 2 Farbtafeln.<br />
1969.<br />
KANTONBERN<br />
I: Die Stadt Bern. Einleitung; Lage; Stadtbild, Stadtbefestigung, Brücken, Brunnen; Korporativbauten.Von<br />
Paul Hofer. 456 S. mit 328 Abb. 1952.<br />
II: Die Stadt Bern. Gesellschaftshäuser und Wohnbauten. Won Paul Hofer. 484 S., 445Abb. 1959.<br />
III: Die Stadt Bern. Staatsbauten (Rathaus, Kornhäuser, Zeughäuser, Stift usw.). Von Paul Hofer.<br />
468 S. mit 309 Abb. 1947.<br />
IV: Die Stadt Bern. Das Münster. Von Luc Mojon. 451 S. mit 432 Abb. i960.<br />
V: Die Stadt Bern. Die Kirchen: Antonierkirche, Französische Kirche, Heiliggeist- und Nydeggkirche.<br />
Von Paul Hofer und Luc Mojon. 299 S. mit 318 Abb. 2 Farbtafeln. 1969.<br />
CANTOND EFRIBOURG<br />
I:La ville de Fribourg. Introduction, plan de la ville, fortifications, promenades, ponts, fontaines et<br />
edifices publics. Par Marcel Strub. 400 p., illustr^de 341 fig. 1964.<br />
II:La ville de Fribourg. Les monuments religieux (premiere partie). Par Marcel Strub. 413 p., illustre<br />
de 437 fig. 1956.<br />
III:La villede Fribourg. Les monuments religieux (deuxieme partie). Par Marcel Strub. 448 p., illustre<br />
de 427 fig. 1959.<br />
KANTON GRAUBÜNDEN<br />
I: Die Kunst in Graubünden. Ein Überblick.Von E. Poeschel. 292 S., 142 Abb. 1937. - Vergriffen.<br />
II: Die Talschaften Herrschaft, Prätigau, Davos, Schanfigg, Churwalden, Albulatal. Von Erwin<br />
Poeschel. 420 S.mit 392 Abb. 1937. 2. Nachdruck 1957.<br />
III: Die Talschaften Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin.Von<br />
Erwin Poeschel. 567 S. mit 548 Abb. 1940. Nachdruck 1949. Vergriffen.
467<br />
IV: Die Täleram Vorderrhein. I. Teil: Das Gebiet von Tamins bis Somvix.Von Erwin Poeschel. 466 S.<br />
mit 519 Abb. 1942. Nachdruck 1953. - Vergriffen.<br />
V: Die Täleram Vorderrhein.II. Teil. Die Talschaften Schams, Rheinwald, Avers, Münstertal, Bergeil.<br />
Von E. Poeschel. 490 S. mit 503 Abb. 1943. Nachdruck 1961. — Nachtrag auch separat.<br />
VI: Die italienisch-bündnerischen Talschaften Puschlav, Misox und Calanca. Von Erwin Poeschel.<br />
400 S. mit 434 Abb. 1945. - Vergriffen.<br />
VII: Die Stadt Chur und das Churer Rheintal von Landquart bis Chur.Von Erwin Poeschel. 476 S. mit<br />
477 Abb. 1948.<br />
KANTONLUZERN<br />
I: Kantonseinleitung. Die Ämter Entlebuch und Luzern-Land. Von Xaver von Moos, C.H. Baer und<br />
Linus Birchler. 556 S. mit 440 Abb. 1946. - Vergriffen.<br />
II: Stadt Luzern, Stadtentwicklung, Kirchen. Von Adolf Reinle. 427 S. mit 306 Abb. 1953.<br />
III: Stadt Luzern, Staats-und Wohnbauten.Von Adolf Reinle. 347 S. mit 280 Abb. 1954.<br />
IV:DasAmt Sursee.Von Adolf Reinle. 528 S. mit 511 Abb. 1956.<br />
V: DasAmt Willisau mit St. Urban. Von Adolf Reinle. 454 S. mit 379 Abb. 1959.<br />
VI:DasAmt Hochdorf. Überblick.Von Adolf Reinle. 544 S. mit 355 Abb. 1963.<br />
CANTON D E NEUCHATEL<br />
I:La ville de Neuchätel. Par Jean Courvoisier. 440 p., avec 409 fig. 1955.<br />
II: Les districtsde Neuchätel etde Boudry. Par J . Courvoisier. 476 p., avec 377 fig. 1963.<br />
III: Les districts du Val-de-Travers, du Val-de-Ruz, du Locle et de La Chaux-de-Fonds. Par Jean<br />
Courvoisier. 468 p., avec 379 fig. 1968.<br />
KANTON ST.GALLEN<br />
I: Bezirk Sargans. Von E. Rothenhäusler, unter Mitarbeit von D. F. Rittmeyer und B.Frei. 459 S. mit 436<br />
Abb.und 1 Farbtafel. 1951.<br />
II: Die Stadt St.Gallen I. Geschichte, Befestigungen, Kirchen (ohne Stift) und Wohnbauten. Von<br />
Erwin Poeschel. 435 S. mit 447 Abb. 1957.<br />
III: Die Stadt St.Gallen II. Das Stift. Von Erwin Poeschel. 392 S. mit 332 Abb. 1961.<br />
IV:Der Seebezirk. Von Bernhard Anderes. 668 S. mit 709 Abb. 1966.<br />
V: Der Bezirk Gaster. Von Bernhard Anderes. 420 S. mit 424 Abb. 1970.<br />
KANTONSCHAFFHAUSEN<br />
I: Die Stadt Schaffhausen. Entwicklung, Kirchenund Profanbauten.Von Reinhard Frauenfelder. 484 S.<br />
mit 630 Abb. 1951.<br />
II:Der Bezirk Steinam Rhein.Von Reinhard Frauenfelder. 367 S. mit 461 Abb. 1958.<br />
III: Der Kanton Schaffhausen (ohne Stadt Schaffhausen und Bezirk Stein). Von Reinhard Frauenfelder.<br />
392 S. mit 404 Abb. i960.<br />
KANTONSGHWYZ<br />
I: Die Bezirke Einsiedeln, Höfeund March. Von L. Birchler. 484 S. mit 498 Abb. 1927. - Vergriffen.-<br />
Neubearbeitung im Gange.<br />
II:Die Bezirke Gersau, Küßnacht und Schwyz; Kunsthistorischer Überblick.Von Linus Birchler. 798 S.<br />
500 Abb. 1930. - Vergriffen. - Neubearbeitung im Gange.<br />
KANTONSOLOTHURN<br />
III: Die Bezirke Thal, Thierstein, Dorneck. Von Gottlieb Loertscher, 456 S. mit 465 Abb. 1957.
468<br />
CANTONTICINO<br />
I: Locarno e i) suo circolo (Locarno, Solduno, Muralto e Orselina). Di Virgilio Gilardoni, 541 p., con<br />
589 ill. 1973.<br />
KANTON THURGAU<br />
I: Der Bezirk Frauenfeld.Von Albert Knoepfli. 480 S. mit 355Abb. 1950.<br />
II: Der Bezirk Münchwilen.Von Albert Knoepfli. 431 S. mit 367 Abb. 1955.<br />
III:Der Bezirk Bischofszell.Von Albert Knoepfli. 581 S. mit 500 Abb. 1962.<br />
CANTOND E VAUD<br />
I:La ville de Lausanne. Par Marcel Grandjean. 452 p. avec 340 fig. 1965.<br />
II: La Cathedralede Lausanne et son tresor. Par E.Bach, L.Blondel, A.Bovy. 459p. avec 381 fig., dessins<br />
et plans. 1944. - Epuise.<br />
KANTONZUG<br />
I: Einleitung. Zug-Land.Von L.Birchler. 436 S. mit 260 Abb.und 1 Übersichtskarte. 1934. Nachdruck<br />
1949 mit Nachträgen 1933-1948. (NachtragzuBand I undII auch separat.)<br />
II: Stadt Zug. Von Linus Birchler. 672 S. mit 391 Abb. 1935. Nachdruck 1959 mit Nachträgen 1935<br />
bis 1958. (NachtragzuBand I undII auch separat.)<br />
KANTONZÜRICH<br />
I; Die Bezirke Affoltern und Andelfingen.Von H. Pietz. 432 S. mit 359 Abb. 1938. - Vergriffen.<br />
II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen.Von Hermann Pietz. 436 S. mit 394 Abb.<br />
1943. - Vergriffen.<br />
IV: Die Stadt Zürich. Erster Teil: Stadtbild, Befestigungen und Brücken; Kirchen, Klöster und<br />
Kapellen; Öffentliche Gebäude, Zunft- und Gesellschaftshäuser. Von Konrad Escher. 494 S. mit 340<br />
Abb. 1939. Nachdruck 1948.<br />
V: Die Stadt Zürich. Zweiter Teil: Mühlen und Gasthöfe, Privathäuser, Stadterweiterung, Sammlungen.<br />
Von Konrad Escher, Hans Hojfmann und Paul Kläui. 512 S. mit 374Abb. 1949.<br />
VI: Die Stadt Winterthur. Von Richard Zürcher und Emmanuel Dejung. Stadt Zürich, Nachträge. Von<br />
Hans Hojfmann. 463 S. mit 333 Abb. 1952.<br />
FÜRSTENTUMLIECHTENSTEIN<br />
Von Erwin Poeschel. 308 Seiten mit 287 Abb. 1950. - Vergriffen.<br />
AUSSERHALBDERREIHE «DIEKUNSTDENKMÄLERDERSCHWEIZ»<br />
Die Kunstdenkmäler des Kantons Unterwaiden. Von Robert Durrer. Unveränderter Offsetnachdruck<br />
1971. Herausgegeben von den Historischen Vereinen von Obwalden und Nidwaiden in Zusammenarbeit<br />
mit der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. 1188 Seiten mit 121 Plänen, 182 Zeichnungen<br />
und Skizzen des Verfassers, 96 Tafeln und 437 weiteren Abbildungen im Text.<br />
«BEITRÄGEZ U RKUNSTGESCHICHTEDERSCHWEIZ»<br />
Band 1: Peter Felder-, Johann Baptist Babel. 1716-1799. Ein Meister der schweizerischen Barockplastik.<br />
280 S., 190 Schwarzweiß-Abb., 4 Farbtafeln; Werkkatalogund Quellentexte. Basel 1970.<br />
Band 2: Andreas F. A. Morel: Andreas und Peter Anton Moosbrugger. Zur Stuckdekoration des Rokoko<br />
in der Schweiz. Bern (Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte) 1973. 253 S., 196 Abbildungen,<br />
davon eine farbig. 2 Falttafeln (Werk-Karte, Stammbaum) Werkkatalogund Quellentexte.<br />
Bestellungen sind zu richten an: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Postf., 3000 Bern 12.