Die Neue Hochschule Heft 2/2016
Zeitschrift des hlb - Hochschullehrerbund e.V. - Themenschwerpunkt: Hochschulfinanzen
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EDITORIAL 33<br />
Fachhochschulen sind pragmatisch. Man ist zufrieden, wenn das Geld<br />
„irgendwie“ reicht. Darüber gerät leicht aus dem Blick, dass die Debatte<br />
ums Geld immer auch Teil der Debatte um die Zukunft der <strong>Hochschule</strong>n<br />
ist.<br />
Foto: S. Maas<br />
D A S G E L D – R E D E N W I R D R Ü B E R !<br />
„Über Geld spricht man nicht – man<br />
hat es.“ Unwillkürlich kam mir dieser<br />
bekannte Satz mit seiner ironischen<br />
Fortsetzung in den Sinn. <strong>Die</strong> Ausschreibung<br />
des Schwerpunktthemas für diese<br />
Ausgabe der DNH war auf eine außergewöhnlich<br />
niedrige Resonanz getroffen –<br />
wie auch schon bei früheren <strong>Heft</strong>en,<br />
wenn es um finanzielle Themen ging.<br />
Zum Geld haben wir in der Tat an unseren<br />
<strong>Hochschule</strong>n eine pragmatische<br />
Einstellung. Wir sind gewohnt, dass zu<br />
wenig davon da ist, wir wissen, dass<br />
jammern nicht hilft, und wir sind<br />
schon gar nicht bereit, uns von einer<br />
Idee abbringen zu lassen, nur weil dafür<br />
keine Finanzierung da ist.<br />
Genau so hat die Entwicklung unseres<br />
Hochschultyps über die Jahrzehnte hinweg<br />
funktioniert – denken wir etwa an<br />
den Einstieg in die Forschung in den<br />
Neunziger oder den Aufbau von Masterstudiengängen<br />
in den „Nuller“ Jahren.<br />
Wir haben es gemacht, weil wir es wollten<br />
und für geboten hielten, nicht weil<br />
uns jemand dafür im Vorwege Budgets<br />
bereitgestellt hätte.<br />
Unser Umgang mit dem Thema ändert<br />
jedoch nichts an der grundlegenden<br />
Tatsache: Der weitaus größte Teil von<br />
uns leistet seine Arbeit aufgrund von<br />
Geld, das direkt aus der staatlichen<br />
Kasse fließt. Für diese Kasse tritt aber in<br />
Kürze eine grundlegend neue Regel in<br />
Form der Schuldenbremse in Kraft.<br />
Beate Jochimsen zeigt uns, was genau<br />
die Schuldenbremse ist, welchen Einfluss<br />
sie auf das staatliche Haushaltswesen<br />
haben wird und welche Optionen<br />
für die Finanzierung der <strong>Hochschule</strong>n<br />
anschließend bestehen (Seite 38). Viel<br />
Geld wird derzeit durch den Hochschul-<br />
pakt bewegt. Niedersachsen gibt jetzt<br />
zusätzliches Geld an die <strong>Hochschule</strong>n,<br />
um die Anreizstruktur des Paktes nachzujustieren<br />
(Seite 53). Ist das nicht für<br />
uns ein hinreichender Anlass, im<br />
jeweils eigenen Bundesland mögliche<br />
Fehlanreize zur Debatte zu stellen?<br />
Anlässlich einer Begutachtung der<br />
MINT-Fächer in Hamburg hat der Wissenschaftsrat<br />
die unzureichende Grundfinanzierung<br />
mit deutlichen Worten kritisiert.<br />
Sie können die entsprechenden<br />
Passagen auf Seite 61 nachlesen.<br />
<strong>Die</strong> Argumente des Wissenschaftsrats<br />
zeigen auch, warum wir uns nicht mit<br />
„es klappt doch irgendwie“ zufrieden -<br />
geben dürfen. Ohne ausreichende<br />
Grundfinanzierung muss das Handeln<br />
der <strong>Hochschule</strong>n kurzatmig bleiben.<br />
Dann geht die Unterbringung von<br />
„Hochschulzugangsberechtigten“ vor,<br />
und die bevorstehenden fundamentalen<br />
Umwälzungen auf dem Arbeitsmarkt<br />
kommen gar nicht erst in den Blick;<br />
Lehraufträge ersetzen perspektivische<br />
Neuberufungen, notdürftige Reparaturen<br />
treten an die Stelle von planvollen<br />
Baumaßnahmen. Natürlich sind Bauten<br />
nicht das Wichtigste an einer <strong>Hochschule</strong>.<br />
Da sie umfangreiche Mittel für<br />
lange Zeiträume binden, ist ihr Verfall<br />
aber ein besonders auffallendes Zeichen<br />
für diese Kurzatmigkeit.<br />
Das Grundbudget der <strong>Hochschule</strong>n bildet<br />
sich jedoch nun einmal im Rahmen<br />
der Gesamtplanung des Bundeslandes –<br />
also als Resultat des politischen Meinungskampfes.<br />
Wissenschaft und Bildung<br />
werden aber nicht von allein zum<br />
Thema. Wir müssen sie schon selbst<br />
dazu machen.<br />
Ihr<br />
Christoph Maas<br />
DNH 2 ❘ <strong>2016</strong>