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Lieber Politker.pdf

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<strong>Lieber</strong> <strong>Politker</strong>,<br />

wir möchten dir einen Brief schreiben, wir sehen dich ja kaum noch. Weißt du, wir fragen<br />

uns, was du da „oben“ eigentlich machst. Das Problem ist – wir verstehen dich nicht. Wie<br />

könnten wir auch, du erklärst es uns ja nicht. Manchmal glaube ich, das willst du auch gar<br />

nicht. Du machst den Mund auf, es kommen Worte heraus. Die klingen kompliziert und<br />

irgendwie abgehoben. Hinterher sind wir genauso schlau wie vorher. Dann schimpfst du über<br />

Politikverdrossenheit..<br />

Wir fragen uns, wo eigentlich die Vernunft hin ist in der Politik. Oder die Führung. All die<br />

Werte, die Männer wie Helmut Schmidt, Helmut Kohl, Gerhard Schröder oder Herbert<br />

Wehner ausmachten. Die mochten wir, weißt du. Die fanden klare Worte. Man musste sie<br />

nicht mögen. Aber man wusste woran man war. Es wurde sich gestritten, es wurde sich<br />

gezofft, es wurde viel Diskutiert. Das fehlt uns heute. Alles muss immer Konsens sein. Aber<br />

das ist nicht Demokratie. Stattdessen sitzt du lieber immer alles aus. Oder fragst Despoten, ob<br />

sie das Problem für dich lösen können..<br />

Und dann, liebe sogenannte „Volksparteien“, wundert ihr euch darüber, dass wir die AfD<br />

wählen? Eigentlich mögen wir die auch gar nicht. Aber weißt du, die sagen einfach mal wo<br />

die Probleme liegen. Ganz ehrlich: Wie erfrischend. Aber ihre Lösungsvorschläge und<br />

Denkweisen sind falsch und gefährlich. Das wissen eigentlich alle von uns. Aber was sollen<br />

wir tun? Zeig doch mal, was deine Lösungen ist! Sprich mal mit uns! Geh auf den Teil von<br />

uns, der AfD wählt, zu. Ignorier sie nicht – streite mit ihnen! Das ist Demokratie. Viele<br />

Menschen mit vielen Meinungen streiten sich. Am Ende einigen sich alle auf etwas, das man<br />

vernünftig nennt. Komisch, das wir dir das erklären müssen.<br />

<strong>Lieber</strong> Politiker,<br />

Viele von uns erkennen dich nicht. Für was stehst du? Für wen handelst du? „Dem deutschen<br />

Volke“? Sicher nicht. Oder warum sind wir bis heute eines der einzigen Länder, die das UN-<br />

Transparenzabkommen noch nicht umgesetzt haben? Warum ist es nicht verboten, dass<br />

Bundestagsabgeordnete, die sehr viel Geld verdienen, mehr als die meisten von uns, nebenbei<br />

auch noch für Konzerne aller Art arbeiten dürfen. Das nennt man Korruption. Sieht nur besser<br />

aus. Warum dürfen Lobbyisten im Bundestag ein- und ausgehen? Ganz ehrlich: Du bist doch<br />

viel näher an allen möglichen, aber nicht mehr an uns.<br />

Der Grund, warum wir verdrossen und frustriert mit dir sind, ist der, dass du nicht mehr mit<br />

uns sprichst. Früher warst du irgendwie näher an uns dran, heute sehen wir dich kaum noch.<br />

Weißt du, früher hattest du mal eine Meinung. Und bei der bist du auch mal geblieben. Heute<br />

haben wir keine Ahnung, wer du bist.<br />

Dank dieser großartigen Menschen, von denen wir sprachen, stehen wir heute da, wo wir sind.<br />

Eine starke, stolze, freie Republik als Teil eines großartigen Europas. Jetzt brauchen wir dich<br />

wieder, lieber Politiker. Dich mit deinen Visionen. Ideen. Mit deinen klaren Worten und vor<br />

allem Taten.<br />

Ist es denn zu viel verlangt, dass du dich mit aller Leidenschaft, Kraft, Streitfreudigkeit und<br />

Führungskraft für jene einsetzt, denen der Bundestag gewidmet ist: Dem deutschen Volke?


Bitte, komm wieder zu uns. Sei wieder mutig. Spreche die Probleme an, lege den Finger in<br />

unsere Wunden, auch wenn es weh tut. Das muss es in einer Demokratie nämlich, wenn man<br />

es heilen will. Schreib nicht mehr dein Wahlprogramm so lange von den anderen ab, bis es<br />

Einheitsbrei ist.<br />

Streite dich, erkläre dich, sei transparent, sei demokratisch, lass uns mitentscheiden! Kämpfe<br />

für unsere Überzeugungen, gib sie nicht jedem Despoten preis! Dafür stehen wir nämlich, das<br />

sind die Werte, für die wir so sehr leiden mussten, bis wir sie erreicht haben. Weißt du noch,<br />

was wir uns deshalb am 03.12.1952 alle geschworen haben?<br />

Wir wählen die Freiheit!<br />

Gib sie bitte nicht wieder her..<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Dein Volk.

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