Christina Horisberger - wirzpartner.ch

• FOCUS Licht
rolf Wirz von Wirzpartner
www.wirzpartner.ch
Wohnrevue: Wie gehen Sie als leuchten-Agent und lichtdesigner
mit dem thema energieeffizienz und energiesparleuchten um?
Rolf Wirz: Für mich hat Licht eine philosophische
Dimension, und immer steht bei mir der Mensch im
Vordergrund. In einem Beratungsgespräch ist es mir
deshalb wichtig, den Kunden von einer persönlichen
Seite kennen zu lernen. Was sind seine Visionen oder
auch seine Ängste? Was bedeutet ihm Dunkelheit? Was
Licht? Wo setzt er Prioritäten? Das kann dann schon
mal zu perplexen Situationen führen. Zum Beispiel,
wenn ein Kunde auf Energiesparlampen drängt und
ich ihn dann darauf hinweise, dass auf dem Garagenvorplatz
ein Porsche Cayenne steht (schmunzelt).
Sie raten also von der energiesparlampe ab?
Es ist durch verschiedene Studien (siehe zum Beispiel
www.lichtbiologie.de, Anm. der Redaktion) bewiesen,
dass das Licht der Kompaktleuchtstoff-Lampen bzw.
Energiesparlampen einen negativen Einfluss auf das
menschliche Wohlbefinden haben kann. So nimmt das
Auge das Flimmern der Entladungslampe zwar nicht
wahr, unbewusst beeinflusst es aber das Wohlbefinden.
Hautreizungen oder psychosomatische Krankheiten
können dadurch ausgelöst oder verstärkt werden. Ich
bin der Überzeugung, dass da etwas Wahres dran ist.
Mehr Sorgen macht mir allerdings die Entsorgung der
Entladungslampen, da die Gase und die Edelgase und
das Quecksilber fachgerecht entfernt werden müssen.
Wir Schweizerinnen und Schweizer sind im internationalen
Vergleich da einigermassen gewissenhaft. Aber
wenn ich an das Abfalldesaster in Neapel denke und
die wilden Mülldeponien, wird mir Angst und Bange.
Auch in der Herstellung sind Entladungslampen aufwändig.
Dies alles steht für mich in keinem Verhältnis
zur Energieersparnis im Wohnbereich. Im Wohnbereich
sind es gerade mal 5 Prozent des gesamten Energiebedarfs.
Oder anders ausgedrückt: Energiesparen
muss in einem umfassenden, globalen Kontext
betrachtet werden. Und da gibt es Bereiche, in denen
„Cadre“ von Kreon ist eine hängeleuchte, die eine neue harmonie zwischen
Beleuchtung und Architektur entstehen lässt. Sie lässt licht als integrativer
Bestandteil des raumes zur Geltung kommen. 44
ROlF WIRz vOn WIRzpaRtneR ISt agent FüR veRSCHIedene deUtSCHe Und ItalIenISCHe leUCHten-
HeRStelleR In deR SCHWeIz SOWIe alS lICHtdeSIgneR tätIg.
Energiesparen beziehungsweise eine Verringerung des
CO 2 -Ausstosses für mich viel dringlicher ist.
gibt es andere Möglichkeiten, den energieverbrauch bei der
Beleuchtung zu reduzieren als mit der Verwendung von energiesparlampen?
Eine gute Lichtgestaltung ist das A und O. Zum Beispiel
kann ich in einem Gang bereits mit 6 mal 20 Watt
eine Wand mit Licht so fluten, dass der Raum als genügend
hell wahrgenommen wird. Zudem weiss ich, dass
hier kaum mit Licht gespielt wird, also ergibt an diesem
Ort auch die Möglichkeit des Dimmens keinen grossen
Sinn. Dies ist nur ein Beispiel von vielen.
Optimal ist bei einem Hausbau, dass mit der Lichtplanung
genügend früh begonnen werden kann und dass
Lichtgestalter beigezogen werden (www.lightmakers.
net). So kann ich Licht und Beleuchtung sinnvoll einsetzen
unter Berücksichtigung der Wünsche der Bauherrschaft.
Was gibt es aus ihrer Sicht für Alternativen zu glühlampe und
energiespar-, bzw. entladungslampen?
Das Bedürfnis nach natürlichem Licht und Wärme,
wie sie das Feuer dem Menschen jahrtausendelang
gegeben hat, ist tief in uns verwurzelt. Ich denke, im
Wohnbereich kann es nur das Ziel sein, eine Beleuchtung
einzusetzen, die möglichst nahe an dieses Feuer
heranreicht. Weshalb wohl verwenden so viele Leute
abends Kerzen? LED (Light Emitting Diode) ist grundsätzlich
ungeeignet für die Raumbeleuchtung. In der
IRC-Technologie (Infrared Coating) sehe ich hingegen
ein grosses Potenzial. Bei dieser Halogenlampe wird
der Energieverbrauch durch einen Wärmemantel reduziert.
Auch kann ich diese sehr gut dimmen und damit
zur Energieeinsparung beitragen.
Herr Wirz, besten Dank fürs gespräch.
Seite 50 Wohnrevue 2 2008