DISKURS
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FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – Wirtschafts- und Sozialpolitik<br />
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ARBEITSZEITEN IN DEUTSCHLAND<br />
2.1 IM ÜBERBLICK<br />
Insgesamt und langfristig betrachtet sind Arbeitszeiten heute<br />
heterogener, kürzer und flexibler geworden. Dabei arbeiten<br />
immer mehr Beschäftigte in Schichtarbeit, in Teilzeit, zu ungewöhnlichen<br />
Uhrzeiten, zusätzlich in Rufbereitschaft, an den<br />
Wochenenden, auf Abruf etc. (Absenger et al. 2014; Lohmann-<br />
Haislah 2012; DIW 2015a).<br />
Dauer der Arbeitszeit: Generell ist die durchschnittliche<br />
Arbeitszeit über alle Beschäftigtengruppen pro Woche seit den<br />
1990er Jahren gesunken, von rund 38 auf 35,5 Stunden. Die<br />
tarifliche Arbeitszeit im Westen liegt bei rund 37,7 Stunden<br />
(Absenger et al. 2014). Die Entwicklung hängt vor allem mit<br />
mehr Teilzeitarbeit (rund 27 Prozent) zusammen. Denn Vollzeitbeschäftigte<br />
arbeiten mit 41,9 Stunden pro Woche fast genauso<br />
lange wie vor 20 Jahren. Anders ausgedrückt: Das gesamtwirtschaftliche<br />
Arbeitsvolumen ist in etwa auf dem gleichen<br />
Niveau geblieben wie Mitte der 1990er Jahre und dies, obwohl<br />
die Arbeitszeit tendenziell kürzer wird. Der Grund hierfür liegt in<br />
einer wachsenden Zahl von Erwerbstätigen. Diese arbeiten<br />
jedoch nicht unbedingt in Vollzeit.<br />
Vor allem die Erwerbstätigkeit von Frauen wächst kontinuierlich,<br />
jedoch arbeiten Frauen vor allem in Teilzeit (im Jahr 2013:<br />
48 Prozent) (WSI 2015, GenderDatenPortal 2015). Wenn Frauen<br />
Mütter werden, erhöht sich die Teilzeitquote weiter. So arbeiten<br />
fast 70 Prozent der erwerbstätigen Mütter in Teilzeit. Je mehr<br />
Kinder im Haushalt sind, desto geringer ist tendenziell die Stundenzahl.<br />
Bei Männern ist es eher umgekehrt: Mit Kindern arbeiten<br />
sie länger als ohne (WSI 2015). Die Kluft bei den tatsächlichen<br />
Arbeitszeiten zwischen Frauen und Männern vergrößert sich weiter<br />
auf inzwischen rund neun Stunden.<br />
Bei den Überstunden gibt es folgende Entwicklung. Die Zahl<br />
der bezahlten Überstunden sinkt von 48 auf 20 Std./Jahr, zugleich<br />
wächst die Zahl der unbezahlten Überstunden auf 27 Std./Jahr.<br />
Rund 14 Prozent der Männer arbeiten heute mehr als 45 Std. in<br />
der Woche, bei den Frauen sind es fünf Prozent. Und hoch qualifizierte<br />
Beschäftigte arbeiten mit 41 Std./Woche im Durchschnitt<br />
sechs Stunden länger als gering qualifizierte (WSI 2015). Zwar<br />
halten sich die Arbeitszeiten von Frauen, insbesondere von<br />
Müttern, in Deutschland auf einem geringen Niveau bei gleichzeitig<br />
hoher Arbeitszeit der Männer bzw. Väter (Kümmerling<br />
et al. 2015); zugleich zeigen diverse Studien seit Jahren, dass die<br />
Abbildung 1<br />
Entwicklung von Arbeitsvolumina und Beschäftigung<br />
114,1<br />
110<br />
1980 = 100<br />
1990 2000 2013<br />
90<br />
90,6<br />
Beschäftigte<br />
Arbeitsstunden insgesamt<br />
Arbeitsstunden pro Beschäftigte<br />
80<br />
79,3<br />
Quelle: WSI 2014 | @ Hans-Böckler-Stiftung 2014