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Innovative Wärmebehandlung von Keramik mit „low ... - Riedhammer

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420 KERAMISCHE ZEITSCHRIFT 6-2008<br />

AUS FORSCHUNG UND TECHNIK<br />

F.H. Becker, A. Hajduk<br />

<strong>Innovative</strong> <strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Keramik</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>„low</strong>-O2“-Technologie<br />

Dipl.-Ing. Andreas Hajduk<br />

hat sein Studium im Fachbereich<br />

Feinwerktechnik an der<br />

Georg Simon Ohm FH in Nürnberg<br />

im Jahre 1992 absolviert.<br />

Seinen beruflichen Werdegang<br />

im Bereich Anlagenbau für die<br />

keramische Industrie begann er im Jahre 1996 bei<br />

der Firma <strong>Riedhammer</strong> GmbH. Bis heute hat er die<br />

Positionen Versuchs- und Entwicklungsingenieur,<br />

Projektleiter und Vertriebsmanager begleitet. Zusätzlich<br />

übernahm er vor kurzem die Verantwortung<br />

für das <strong>Riedhammer</strong> Labor.<br />

Dipl.-Ing. Friedherz H. Becker<br />

studierte Nichtmetallisch<br />

Anorganische Werkstoffe und<br />

Thermische Verfahrenstechnik<br />

an der TU Clausthal. Seit 1974<br />

ist er bei der Firma <strong>Riedhammer</strong><br />

beschäftigt und zuständig<br />

für den Bereich Forschung und Entwicklung und<br />

seit 2003 ist er ehrenamtlicher Vorsitzender der<br />

Forschungsgemeinschaft Industrieofenbau e.V.<br />

(FOGI).<br />

KURZFASSUNG Moderne Formgebungsverfahren<br />

in der <strong>Keramik</strong> benötigen organische Binder oder<br />

Polymere, die im weiteren Verlauf der Herstellung<br />

durch thermische Behandlung im Entbinderungsprozess<br />

entfernt werden müssen. Es empfiehlt sich, diesen<br />

Entbinderungsprozess <strong>mit</strong> dem des Sinterns ohne<br />

zeitliche und örtliche Unterbrechung nacheinander<br />

in der gleichen Anlage durchzuführen. Man<br />

verhindert Umsetzungsschäden am Brenngut und<br />

erspart sich Produktionszeitverluste.<br />

Bereits beim Entbindern finden verschiedene Umwandlungsprozesse<br />

statt, die unterschiedliche Zersetzungsprodukte<br />

freisetzen. Sie müssen im Vorfeld<br />

bestimmt werden, um den Entbinderungsprozess <strong>mit</strong><br />

optimierten Sauerstoffgehalt zu regeln und sicher<br />

durchzuführen. Man verkürzt da<strong>mit</strong> das gesamte<br />

thermische Verfahren, wodurch Platzbedarf, Anlagengröße<br />

und Investitionskosten minimiert werden.<br />

Bewährt haben sich je nach Produktionskapazität<br />

inter<strong>mit</strong>tierend und kontinuierlich betriebene Ofenanlagen.<br />

In den beiden Anlagentypen integriert man<br />

thermische Nachverbrennungseinrichtungen, die eine<br />

saubere Oxidation aller im Prozess auftretenden<br />

-- Licensed for DVS Media GmbH --<br />

unverbrannten Gase gewährleisten, wo<strong>mit</strong> sich nur<br />

geringe Umweltbelastungen ergeben. Die heißen<br />

und sauberen Verbrennungsprodukte aus der TNV<br />

werden zum Ofen zurückgeführt, dort erhöhen sie<br />

den Wärmeübergang und die Temperaturgleichmäßigkeit.<br />

Die Atmosphärenstabilität, gekennzeichnet<br />

durch die Konstanz der Sauerstoffkonzentration, erzielt<br />

man durch die <strong>„low</strong>-O2“-Regelung. Produktqualitätsverbesserung<br />

und Energieverbrauchsminderung<br />

sind die erfreulichen Resultate.<br />

ABSTRACT <strong>Innovative</strong> Heat Treatment of Ceramics<br />

by Using “low-O2“-Technology Modern shaping processes in the ceramics production<br />

require organic binders or polymers to be removed<br />

again in the later course of the production process<br />

by thermal treatment during the debinding<br />

phase. It is advisable to realise the debinding process<br />

together with the sintering process one after the<br />

other in the same plant without time interruption or<br />

material transfer to avoid production time losses as<br />

well as transfer damages to the material to be fired.<br />

Already during the debinding phase various transformation<br />

processes take place in the course of which<br />

different decomposition products are set free. It is<br />

necessary to determine these products in advance to<br />

per<strong>mit</strong> the control of a safe debinding process with<br />

optimised oxygen content. That way the total duration<br />

of the thermal treatment is reduced and consequently<br />

a minimisation of the space requirement,<br />

plant size and investment costs can be achieved.<br />

Depending on the production capacity inter<strong>mit</strong>tently<br />

and continuously operated kiln plants have been<br />

used successfully for this application. Both kiln types<br />

can be equipped with integrated thermal postcombustion<br />

systems ensuring a clean oxidation of all<br />

unburnt gases produced during the process, thereby<br />

minimizing environmental load. The hot and clean<br />

combustion products of the thermal postcombustion<br />

system are led back to the kiln where they improve<br />

the heat transfer and the temperature unifor<strong>mit</strong>y.<br />

The atmosphere stability marked by the constancy of<br />

the oxygen concentration is obtained by the ”low<br />

O2“ control. An improved product quality as well as a<br />

reduced energy consumption are welcome results.<br />

STICHWÖRTER Plastifizierer, PVA, PEG, Entbinderung,<br />

„Low-O2“-Technologie, <strong>Wärmebehandlung</strong><br />

Keram. Z. 60 (2008) [6]<br />

1 Einleitung<br />

Moderne keramische Werkstoffe erfordern<br />

moderne Herstellungsverfahren. Diese Forderung<br />

zielt insbesondere auf weitere Verbesserung<br />

der Mikro- und Makrostruktur,<br />

zum Teil auf eine sehr komplizierte Geometrie<br />

sowie auf verlängerte Lebensdauer.<br />

Die notwendigen Formgebungsverfahren<br />

bedingen eine ausreichende Plastifizierung<br />

des keramischen Rohmaterials [1]. Die traditionellen<br />

plastischen Rohstoffe wie z. B. Tone<br />

und Lehm erfüllen oftmals nicht die hohen<br />

Anforderungen der technischen keramischen<br />

Industrie an die notwendige Reinheit der<br />

Materialien, um die gewünschten Eigenschaften<br />

des fertigen Produkts zu erreichen.<br />

Synthetische reine Rohmaterialien, genauso<br />

wie Feldspat oder Quarz, müssen als unplastisch<br />

klassifiziert werden. Dennoch können<br />

sie in plastischen Formgebungsverfahren<br />

verwendet werden, wenn sie <strong>mit</strong><br />

plastischen Rohmaterialien oder <strong>mit</strong> organischen<br />

Substanzen gemischt werden. Diese<br />

organischen Substanzen sind Polymere oder<br />

Binder.<br />

2 Einsatz <strong>von</strong> Bindern und ihre<br />

Zersetzungsprodukte [2]<br />

Der Gebrauch <strong>von</strong> Polymeren variiert entsprechend<br />

der keramischen Prozessmethode.<br />

Man mischt sie in verschiedenen Konzentrationen<br />

Suspensionen bei, die zum Schlickergießen<br />

oder Sprühtrocknen verwendet<br />

werden. Sie werden eingesetzt als Binder, als<br />

Plastifizierungs<strong>mit</strong>tel, als Gleithilfs<strong>mit</strong>tel<br />

oder als Verflüssiger.<br />

Binder verwendet man in Schlickergießverfahren<br />

oder während des Pressens, da sie<br />

dem Grünling durch das Aneinanderkleben<br />

<strong>von</strong> Partikeln an deren Grenzflächen die benötigte<br />

Festigkeit geben. Für gewöhnlich<br />

werden Binder zur Anwendung gebracht, die<br />

auf Polyvinylalkoholen (PVA), Polyacrylaten<br />

oder Zellulose basieren.<br />

Hochpolymere Bestandteile wie Zellulose<br />

und Polysaccharide dienen als Plastifizierungs<strong>mit</strong>tel.<br />

Während des Strangpressens er-


möglichen diese die Fließfähigkeit keramischer<br />

Massen, sie können aber auch eine<br />

Binderfunktion erfüllen.<br />

Gleit<strong>mit</strong>tel sind organische Hilfs<strong>mit</strong>tel, deren<br />

Funktionsweise auf der Interaktion ihrer<br />

hydrophilen Gruppen basiert, also den Sauerstoffatomen<br />

der Äthergruppe -C-O-C- und<br />

den an der Oberfläche befindlichen H + -Ionen<br />

der Me-OH-Gruppen. Als Resultat entstehen<br />

gleichgeladene Teilchen, die leicht aneinander<br />

vorbeigleiten können. Während des Trockenpressens<br />

kann, durch die so verbesserte<br />

Spannungsübertragung, eine höhere Gründichte<br />

erreicht werden. Ein typisches Gleit<strong>mit</strong>tel<br />

ist Polyethylenglycol (PEG).<br />

Als Dispersionshilfs<strong>mit</strong>tel, als Stabilisatoren<br />

und als Verflüssiger für Gießschlicker<br />

werden kurzkettige Säuren <strong>von</strong> Polyacrylen<br />

genutzt (PAA).<br />

Die genannten organischen Zusätze müssen<br />

vor dem eigentlichen Sinterprozess möglichst<br />

gleichmäßig und vollständig aus dem<br />

Scherben herausgetrieben werden, weil Kohlenstoffrückstände<br />

sowohl einen negativen<br />

Einfluss auf den Sinterprozess, als auch auf<br />

die Qualität des Endprodukts haben können.<br />

Die Temperaturen für den Entbinderungsprozess<br />

variieren zwischen ca. 150–500 °C.<br />

Man kann ihn in drei Schritte unterteilen:<br />

• thermische Zersetzung der organischen<br />

Zusätze<br />

• Diffusion der Gase durch die Werkstoffporen<br />

in den Ofenraum<br />

• Oxidation dieser Gase im Ofenraum und<br />

im keramischen Scherben.<br />

Die Geschwindigkeit der Spaltung der Polymere<br />

sollte die Diffusionsgeschwindigkeit der<br />

Pyrolyseprodukte im Körper nicht überschreiten,<br />

da es sonst zu einer Drucküberhöhung<br />

der gasförmigen Pyrolyseprodukte kommen<br />

könnte, die zu Rissen und zur Zerstörung des<br />

Körpers führen würden. Förderlich für den<br />

Entbinderungsprozess ist eine einheitliche<br />

Körnungsgröße; allerdings wirken Agglomerate<br />

oder Bereiche hoher Dichte verlangsamend.<br />

Die Verwendung <strong>von</strong> feinem Pulver beschleunigt<br />

die Sinterungsgeschwindigkeit, verringert<br />

Tabelle 1 • Zerfallsbereiche <strong>von</strong> Polymeren<br />

Organische<br />

Substanz<br />

Spaltungsbereich / °C<br />

PVA 200–300<br />

PEG 150–250<br />

PAA 250–350<br />

-- Licensed for DVS Media GmbH --<br />

aber die Geschwindigkeit der<br />

Entbinderung.<br />

Im Produktionsverfahren<br />

kann sich die gesamte thermische<br />

Behandlung bis zu 80 h<br />

hinziehen, wobei der Entbinderungsprozess<br />

im Zeit rahmen bis<br />

40 h abläuft. Lange Brennzeit<br />

bedeutet einen hohen Energie-<br />

und Platzbedarf, Faktoren, die<br />

zu hohen Investitions- und Betriebskosten<br />

führen und des halb<br />

auf ein mögliches Minimum reduziert<br />

werden sollten.<br />

3 Analyse der<br />

Entbinderungsprozesse<br />

Einen Überblick über den<br />

Temperaturbereich, in dem die<br />

Zerfallsreaktionen stattfinden,<br />

gibt die Tabelle 1. Allerdings ist<br />

zu beachten, dass verschiedene<br />

keramische Stoffe unterschiedliche<br />

katalytische Effekte auf den Temperaturverlauf<br />

der Zerfallsreaktionen <strong>von</strong> Polymeren<br />

haben. Al 2O3 z. B. steigert den Zerfallsprozess<br />

der Polymerketten, so dass hier<br />

die Reaktionen bei tieferen Temperaturen<br />

ablaufen [3].<br />

Die eingesetzten organischen Zusätze PVA,<br />

PEG und PAA zerfallen während der Entbinderung<br />

in verschiedenste chemische Verbindungen,<br />

die in den Tabellen 2–4 festgehalten<br />

sind [4].<br />

Die ablaufenden thermischen Reaktionen<br />

eines Probekörpers aus der industriellen Anwendung<br />

lassen sich sehr deutlich an den<br />

Diagrammen der Differential-Thermoanalyse<br />

(DTA) (Bild 1) verfolgen. Während die organischen<br />

Zerfallsprodukte aus dem Brenngut<br />

entweichen, laufen zum Teil sehr ausgeprägte<br />

exotherme und endotherme Reaktionen<br />

ab. Der kritische Temperaturbereich liegt dabei<br />

in den meisten Fällen zwischen 150 °C<br />

und 400 °C. Untersucht man den Einfluss<br />

des Sauerstoffgehaltes auf die Intensität dieser<br />

Reaktionen, so stellt man fest, dass sie<br />

durch die Ofenatmosphäre beeinflusst werden<br />

können. Im theoretischen Ansatz hat<br />

man da<strong>mit</strong> ein Werkzeug gewonnen, das<br />

Produkt <strong>mit</strong> maximal möglicher Geschwindigkeit<br />

ohne Qualitätsverlust zu entbindern.<br />

Im vorliegenden Fall bietet es sich an, den<br />

Entbinderungsprozess durch eine <strong>„low</strong>-O 2“-<br />

Einstellung zu beschleunigen und energetisch<br />

günstig zu gestalten.<br />

Bild 1 • Differentialthermoanalyse<br />

KERAMISCHE ZEITSCHRIFT 6-2008<br />

Bild 2 • Verbrennungsdiagramm für russisches Erdgas<br />

4 Ofenanlagen <strong>mit</strong> <strong>„low</strong>-O 2“-Technologie<br />

421<br />

Abhängig u. a. <strong>von</strong> der Produktionskapazität<br />

kommen für große Produktionsmengen<br />

kontinuierlich betriebene Öfen zum Einsatz,<br />

nämlich Tunnelöfen als Rollen-, Plattendurchschub-,<br />

Tunnelöfen <strong>mit</strong> Wagenförderung<br />

und Drehrohröfen; für kleine Produktionsmengen<br />

sind inter<strong>mit</strong>tierend betriebene<br />

Öfen einzusetzen, wie Herdwagen-, Hauben-,<br />

Elevator- und Kammeröfen.<br />

Die <strong>„low</strong>-O 2“-Technologie ist im weitesten<br />

Sinne für alle genannten Öfen einsetzbar.<br />

Das Grundprinzip der <strong>„low</strong>-O 2“-Technik beinhaltet<br />

die notwendige Atmosphärenregelung<br />

in einem Ofen oder in Ofenbereichen,<br />

die zum Stand der Technik gehört. Wenn<br />

die gewünschten Eigenschaften des Fertigproduktes<br />

nicht durch besondere Brennatmospärenbedingungen<br />

beeinflusst werden,<br />

sollte eine Verbrennung aus energetischen<br />

Gründen immer unter stöchiometrischen<br />

Bedingungen stattfinden, d. h. vollständige<br />

Verbrennung des Brennstoffs <strong>mit</strong> geringstem<br />

Sauerstoffgehalt. Bild 2 zeigt das Verbrennungsdiagram<br />

für russisches Erdgas,<br />

aus dem zu entnehmen ist, dass z. B. eine<br />

Abweichung des Sauerstoffgehalts in der<br />

Brennatmosphäre vom stöchiometrischen<br />

Verbrennungspunkt um 5 % eine Erhöhung<br />

des Abgasvolumens <strong>von</strong> ca. 32 % bedeutet<br />

und der Energieverbrauch um diesen Betrag<br />

steigen wird.


422 KERAMISCHE ZEITSCHRIFT 6-2008<br />

Besondere Brennatmosphärenbedingungen<br />

sind beispielsweise im Schnellbrand<br />

beim Hartporzellan-Glattbrand notwendig.<br />

Schnellbrand heißt hier, den gesamten<br />

Brennprozess einschließlich der Kühlung in<br />

4–8 h durchzuführen. Die gewünschte Farbe<br />

und da<strong>mit</strong> Qualität das Porzellanscherbens<br />

wird durch eine nahstöchiometrische aber<br />

reduzierende Brennatmosphäre (Luftfaktor<br />

�≈0,95) im Temperaturbereich zwischen ca.<br />

1100 °C und der Maximaltemperatur <strong>von</strong> ca.<br />

1400 °C eingestellt und überwacht. Ähnlich<br />

wird die Qualität <strong>von</strong> Elektroporzellan, wie<br />

z. B. Hochspannungsisolatoren beeinflusst.<br />

Zur thermischen Behandlung <strong>von</strong> Schüttgütern<br />

unter bestimmten sauerstoffarmen Bedingungen<br />

können auch indirekt beheizte<br />

Drehrohröfen eingesetzt werden, die <strong>mit</strong><br />

Spezialdichtungen ausgerüstet sind (Bild 3)<br />

und deren Brennraum über entsprechende<br />

Lanzentechnik <strong>mit</strong> z. B. Inertgasen gespült<br />

wird.<br />

Bild 3 • Indirekt beheizter Drehrohrofen <strong>mit</strong> Atmosphärensteuerung<br />

Wenn größere Produktionskapazitäten <strong>von</strong><br />

Weichferriten benötigt werden, kommen<br />

elektrisch beheizte, gasdichte Rollenöfen<br />

und insbesondere gasdichte Platten schuböfen<br />

zum Einsatz.<br />

Die magnetischen Eigenschaften <strong>von</strong><br />

Weichferriten werden durch einen zum Teil<br />

sehr schnellen Wechsel <strong>von</strong> fast atmosphärischen<br />

Bedingungen in Sauerstoffbereiche bis<br />

zu 30 ppm erzielt. Dieser Atmosphärenwechsel<br />

ist in den letzten Abschnitten der Temperaturkurve<br />

zwischen Haltezeit bei Maximaltemperatur<br />

bis unterhalb der Curietemperatur<br />

notwendig. Je nach Produkt sind aber<br />

bereits in der Aufheizphase unterschiedliche<br />

Sauerstoffgehalte einzuhalten.<br />

Rollenöfen und Plattenschuböfen werden<br />

auch bei der Herstellung anderer Elektronikkeramiken<br />

und keramischer Dieselpartikelfilter<br />

eingesetzt.<br />

Wenn kleinere Produktionskapazitäten<br />

<strong>von</strong> Weichferriten benötigt werden, reichen<br />

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Bild 4 • Zwei elektrisch beheizte,<br />

gasdichte Hau ben öfen<br />

inter<strong>mit</strong>tierend betriebene<br />

Ofenanlagen aus. Das meist<br />

verwendete Aggregat für diese<br />

Produktion ist der elektrisch<br />

beheizte, gasdichte Haubenofen<br />

(Bild 4), in dem auch die<br />

o. g. geringen Sauerstoffwerte<br />

erreicht werden.<br />

Als weiteres Beispiel für die<br />

Vielzahl bekannter Anwendungen einer thermischen<br />

Behandlung <strong>mit</strong> niedrigem Sauerstoffgehalt<br />

sei die Herstellung <strong>von</strong> Kunstkohle<br />

genannt. Der Abbrand <strong>von</strong> Kohlenstoff<br />

kann nur verhindert werden, wenn kein Sauerstoff<br />

und nach dem Boudouard’schen<br />

Gleichgewicht kein CO 2-Gas während des Prozesses<br />

<strong>mit</strong> der Kunstkohle in Berührung<br />

kommt. Als eine typische Produktionsanlage<br />

kann hier der Tiefofen zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Anoden und Kathoden genannt werden. Diese<br />

„quasi kontinuierliche“ Anlage besteht aus<br />

einzelnen Kammern, die <strong>mit</strong> Produkt gefüllt<br />

werden. Zwischen dem Produkt befinden<br />

sich Kanäle aus keramischen Kassettensteinen.<br />

Eine Brennerbühne „wandert“ im periodischen<br />

Abstand <strong>von</strong> 26–32 h <strong>von</strong> einer<br />

Kammer zur nächsten. Ihre Brenner erzeugen<br />

Abgase, die durch die Kanäle geführt<br />

werden und so für den indirekten Wärmeübergang<br />

sorgen. Vor dem Schließen jeder<br />

Kammer wird das Produkt allseitig in Koks<br />

eingepackt, um den Sauerstoffzutritt sicher<br />

zu verhindern.<br />

5 Die neue <strong>„low</strong>-O 2“-Technologie<br />

Die neue <strong>„low</strong>-O2“-Technologie für innovative<br />

<strong>Wärmebehandlung</strong>sanlagen <strong>mit</strong> integriertem<br />

Entbinderungsprozess unterscheidet<br />

sich im Wesentlichen in verfahrenstechnischer<br />

Hinsicht <strong>von</strong> den beschriebenen Anlagen.<br />

Die neue <strong>„low</strong>-O 2“-Technologie ist eine<br />

thermische Verfahrenstechnik, <strong>mit</strong> der bei<br />

nahstöchiometrischer Verbrennung die kürzeste,<br />

energetisch günstigste thermische Behandlung<br />

<strong>von</strong> keramischen Produkten bester<br />

Qualität erzielt wird. Als wichtigste Regelgröße<br />

ist die bei Betrachtung des Entbinderungsprozesses<br />

herzuleitende Abhängigkeit<br />

dieses Prozesses vom Sauerstoffgehalt und<br />

der Reaktionsintensität einzusetzen.<br />

Auch wenn die Konzentrationen der gasförmigen<br />

Entbinderungsprodukte in allen<br />

bisher bekannten Fällen im ungefährdeten<br />

ppm-Bereich liegen, ist für die neue <strong>„low</strong>-<br />

O 2“-Technologie die Kenntnis der Entbinderungsreaktionen<br />

und die Berechnung der<br />

möglichen Konzentrationen während des<br />

Entbinderungsprozesses notwendig, um Deflagrationen<br />

vorzubeugen.<br />

Wie die Tabellen 1–3 zeigen wird beim<br />

Entbinderungsprozess vorwiegend Formaldehyd<br />

– auch Methanal genannt – freigesetzt.<br />

Die Gase sind in einem Gas-Luftgemisch<br />

<strong>mit</strong> 7 % – das ist die untere Explosionsgrenze<br />

(UEG) – bis zur oberen Explosionsgrenze<br />

(OEG) <strong>mit</strong> 73 % explosiv. Die folgende Explosionsschutzbetrachtung<br />

bezieht sich beispielhaft<br />

auf das ternäre System Methanal, Stickstoff<br />

und Luft (Bild 5).<br />

Die drei Achsen <strong>mit</strong> einer Skaleneinteilung<br />

<strong>von</strong> jeweils 0–100 % definieren <strong>mit</strong> den jeweiligen<br />

Eckpunkten den Ausgangszustand<br />

einer reinen Komponente. Um Punkte im<br />

Dreistoffsystem eindeutig den prozentualen<br />

Anteilen zuzuordnen, werden die Bezugsachsen<br />

parallel verschoben, bis sie den gesuchten<br />

Konzentrationspunkt treffen. Die drei<br />

Konzentrationsanteile der Stoffe müssen zusammen<br />

immer 100 % ergeben. Zur Konzentrationser<strong>mit</strong>tlung<br />

eines Punktes reicht die<br />

Tabelle 2 • Pyrolyseprodukte <strong>von</strong> PVA<br />

Pyrolyseprodukte Summenformel<br />

Formaldehyd CH2O<br />

Acetaldehyd CH3CHO<br />

Cotonaldehyde C4H6O<br />

Benzen C6H6<br />

Phenol C6H5OH<br />

Benzaldehyd C7H6O<br />

Toluen C7H8<br />

Styrol C8H8<br />

Cresol C 7H 8O<br />

Benzofuran C8H6O<br />

Naphthalin C10H 8


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424<br />

KERAMISCHE ZEITSCHRIFT 6-2008 -- Licensed for DVS Media GmbH --<br />

graphische Bestimmung der Anteile zweier<br />

Komponenten, die dritte ergibt sich dann<br />

rechnerisch. Die (UEG) gibt den minimalen,<br />

für eine Explosion erforderlichen Anteil an<br />

brennbarem Gas im Stoffgemisch an. Unter<br />

der UEG ist keine Explosion möglich, da der<br />

brennbare Stoff in zu geringer Konzentration<br />

vorliegt. Die (OEG) gibt den für eine Zündung<br />

maximal möglichen Anteil an Brennstoffen<br />

im Stoffgemisch an. Über die OEG ist ebenfalls<br />

keine Explosion mehr möglich, da der<br />

Oxidator, meistens Sauerstoff, in zu geringen<br />

Mengen vorhanden ist. Zwischen der UEG<br />

und der OEG ist beim Vorhandensein einer<br />

Zündquelle eine Explosion zu erwarten. Die<br />

Grenzen sind in Bild 5 eingezeichnet.<br />

Die UEG und OEG können <strong>mit</strong> entsprechenden<br />

Formeln errechnet werden [9]. Um nun<br />

einen Explosionsbereich festzulegen, wird<br />

noch ein dritter, den Explosionsbereich eingrenzender<br />

Punkt benötigt. Er wird <strong>mit</strong> den<br />

gleichen Formeln zur Bestimmung der UEG<br />

und OEG, durch Variation der Sauerstoffanteile<br />

berechnet und stellt den Schnittpunkt der<br />

Linie der stöchiometrischen Verbrennung <strong>mit</strong><br />

der des zur Reaktion geringsten Sauerstoffanteils<br />

dar. In Bild 5 ist der Explosionsbereich<br />

durch das Gebiet 1 gekennzeichnet.<br />

Da der Übergang <strong>von</strong> nicht explosiver Mischung<br />

zum explosiven Bereich sehr rasch<br />

möglich ist, fügt man quasi als Begrenzung eines<br />

Übergangsbereichs die Li<strong>mit</strong>-Air-Concentration<br />

(LAC)-Linie ein, die <strong>mit</strong> der LOC (Li<strong>mit</strong>ing-<br />

Oxygen-Concentration) durch die Beziehung<br />

LOC = 0,209 × LAC<br />

verknüpft ist. Jedes Gemisch, das rechts der<br />

LOC liegt, ist nicht zündbar und auch relativ explosionssicher.<br />

Doch da bei hohen Methanalanteilen<br />

ein geringer Sauerstoffeinbruch<br />

schon eine Explosion hervorrufen kann, wird<br />

Tabelle 3 • Pyrolyseprodukte <strong>von</strong> PEG<br />

Pyrolyseprodukte Summenformel<br />

Formaldehyd CH2O<br />

Acetaldehyd CH3CHO<br />

Valeraldehyd C5H 10O<br />

Mono-, Di- and<br />

Trimer des<br />

Äthen- Glykols<br />

C 2H4(OH)2<br />

Methyl-1,3-Dioxolan C 4H 6O 3<br />

Benzen C6H6<br />

dieser Bereich durch die Linie ICR (inert gas–<br />

combustion gas–rate) noch weiter eingeschränkt.<br />

Diese Gerade hat ihren Ursprung bei<br />

einer Konzentration <strong>von</strong> 100 % Luft und verläuft<br />

durch den Endpunkt des Explosionsbereiches.<br />

Der so er<strong>mit</strong>telte Bereich, begrenzt durch<br />

die LAC- und ICR-Linien kann nun als inert und<br />

da<strong>mit</strong> als sicher, eingestuft werden. Alle anderen<br />

Bereiche müssen als explosionsgefährdet<br />

betrachtet und so<strong>mit</strong> gemieden werden.<br />

In Vorversuchen hat man wie oben beschrieben<br />

die einzelnen Entbinderungskomponenten<br />

zu bestimmen und auch ihre möglichen<br />

Konzentrationen über den gesamten<br />

Entbinderungsprozess. Für jede Komponente<br />

ist dann ein Explosionsdiagramm nach Bild 5<br />

aufzustellen, wenn die gemessenen Konzentrationen<br />

oberhalb der ICR-Linie liegen. Da<br />

bei den bisherigen Prozessen die gemessenen<br />

Konzentrationen immer im niedrigen<br />

ppm-Bereich liegen, also weit unterhalb der<br />

ICR-Linie, besteht auch keine Explosionsgefahr.<br />

Es reicht zur Überwachung eine verlässliche<br />

Sauerstoffmessung.<br />

6 Periodische Ofenanlagen <strong>mit</strong> neuer<br />

<strong>„low</strong>-O 2“-Technologie<br />

Ofenanlagen der innovativen Technologie<br />

müssen, um markt- und produktgerecht zu<br />

sein, die folgenden Merkmale besitzen:<br />

Bild 5 • Dreistoffsystem Methanal-Stickstoff-Luft Bild 6 • Schema einer Herdwagenofenanlage <strong>mit</strong> <strong>„low</strong>-O2“-Technologie<br />

Tabelle 4 • Pyrolyseprodukte <strong>von</strong> PAA<br />

Pyrolyseprodukte Summenformel<br />

Formaldehyd CH2O<br />

Acetaldehyd CH3CHO<br />

Aceton C3H 6O<br />

2-Butanon C4H8O<br />

Benzen C6H 6<br />

Xylen C 8H 10<br />

Phenol C6H5OH<br />

Cresol C7H 8O<br />

• periodische und kontinuierliche Produktionsmethoden,<br />

passend zu den geforderten<br />

Kapazitäten<br />

• Entbindern und Sintern in einem Brand<br />

bzw. in einer Anlage<br />

• keine gasdichten Anlagen, sondern dem<br />

Standard und den Prinzipien der Herdwagen-<br />

bzw. Tunnelöfen entsprechend, um<br />

auf Bewährtes zurückzugreifen und um Investitionskosten<br />

zu minimieren;<br />

• Brennstoffbeheizung, aus verfahrenstechnischen<br />

und aus Betriebskostengründen<br />

• präzise Atmosphärenregelung im besonderen<br />

während der Entbinderung unter Berücksichtigung<br />

der Explosionsschutzregeln<br />

• hoher und gleichmäßiger Wärmeübergang<br />

bei produktschonender Binderentgasung<br />

• Verwendung einer thermischen Nachverbrennung<br />

des Binders zur Reduzierung des<br />

Energieverbrauchs zur Vermeidung <strong>von</strong><br />

Umweltschäden<br />

• sicherer Betrieb im explosionsungefährdeten<br />

Bereich.<br />

Der schematische Aufbau einer periodisch<br />

betriebenen Ofenanlage nach der neuen<br />

<strong>„low</strong>-O 2“-Technologie ist dem Bild 6 zu entnehmen.<br />

Die thermische Nachverbrennung<br />

(TNV) muss brennstoffbeheizt sein, um während<br />

des Gesamtprozesses den Sauerstoffgehalt<br />

im System zu steuern. Sie ist <strong>von</strong> ihrer<br />

Baugröße so zu dimensionieren, dass eine<br />

ausreichende Verweilzeit<br />

der Kohlenwasserstoffe zu<br />

deren Oxidation verbleibt.<br />

Der zum System gehörende<br />

Wärmetauscher kann<br />

<strong>mit</strong> Luft oder <strong>mit</strong> Wasser<br />

als Kühlmedium betrieben<br />

werden. Der hohe Wärmeübergang<br />

des Wasserbetriebs<br />

lässt die oftmals<br />

erwünschten kleinen Bau-


größen <strong>von</strong> Wärmetauschern zu. Der verfahrenstechnische<br />

Ablauf beginnt nach der Beladung<br />

und Beschickung des Ofens <strong>mit</strong> dem<br />

vorgeschriebenen Spülvorgang der Gesamtanlage.<br />

Es folgt das Aufheizen der TNV auf<br />

eine Temperatur, bei der sichergestellt ist,<br />

dass alle Kohlenwasserstoffe, die bei der im<br />

nächsten Schritt beginnenden Entbinderung<br />

entstehen, vollständig oxidiert werden. Die<br />

Atmosphäre in der TNV wird auf ihren Sauerstoffgehalt<br />

kontinuierlich überprüft und gesteuert.<br />

Die Abgase aus der TNV leitet man<br />

über den Wärmetauscher zum überwiegenden<br />

Teil zurück zur Ofenanlage. Die hohe<br />

Abgasumwälzung und die entsprechende<br />

Brennerleistung bewirken eine zügige Sauerstoffkonzentrationsanpassung<br />

im System an<br />

den gewünschten <strong>„low</strong>-O 2“-Wert. Während<br />

des gesamten Prozesses wird entsprechend<br />

dem zugehörigen Dreikomponentendiagramm<br />

der Sauerstoffgehalt zuverlässig über<br />

Sauerstoffmesseinrichtungen unterhalb des<br />

Explosionsbereichs eingehalten.<br />

Das Aufheizprogramm für den Entbinderungsprozess<br />

im Ofen wird <strong>mit</strong> der Abgasumwälzung<br />

realisiert. Mit den beschriebenen<br />

Betrachtungen und notwendigen Untersuchungen,<br />

die im Vorfeld eine Analyse des<br />

Entbinderungsprozesses ermöglicht haben,<br />

kann ein angepasstes Temperatur-Zeit-Profil<br />

abgefahren werden.<br />

Wie bereits erwähnt, liegen die Konzentrationen<br />

<strong>von</strong> Entbinderungsgasen weit unterhalb<br />

der Explosionsgrenzen, also innerhalb des Bereichs<br />

3 im Dreiphasendiagramm des Bildes 5,<br />

so dass bei jeder möglichen Sauerstoffkonzentration<br />

keine Explosionsgefahren während des<br />

Entbinderungsprozesses bestehen.<br />

Der Enbinderungsprozess ist abgeschlossen,<br />

wenn der O 2-Gehalt im System dem der<br />

Gas-Luftverhältnisseinstellung der TNV-Brenner<br />

entspricht. Es schalten sich temperaturgeregelt<br />

die Hauptbrenner des Ofens für den<br />

geregelten Sinterprozess ein und <strong>mit</strong> einer<br />

bestimmten Zeitverzögerung die Brenner der<br />

Bild 7 • Herdwagenofenanlage <strong>mit</strong> <strong>„low</strong>-O 2“-Technologie<br />

-- Licensed for DVS Media GmbH --<br />

TNV aus. Die beschriebene Ofenanlage wird<br />

in Bild 7 gezeigt.<br />

7 Kontinuierlich betriebene Ofenanlagen<br />

<strong>mit</strong> neuer <strong>„low</strong>-O 2“-Technologie<br />

Aus wärmetechnischer Sicht handelt es<br />

sich bei den klassisch betriebenen Tunnelöfen<br />

um zwei hintereinander geschaltete<br />

Wärmetauscher, bei denen zum einen die<br />

heißen Abgase aus den Brennern im Gegenstrom<br />

zur Ware <strong>von</strong> der Brennzone über die<br />

Vorwärmzone zum Ofeneinlauf strömen,<br />

hierbei ihre Enthalpie an das Brenngut abgeben<br />

und sich selbst dabei abkühlen. Zum<br />

anderen strömt in der Kühlzone die Kühlluft,<br />

die am Ofenauslauf eingeblasen wird, ebenfalls<br />

im Gegenstrom zur Ware in Richtung<br />

Brennzone, kühlt das Brenngut und erwärmt<br />

sich dabei.<br />

Für die <strong>„low</strong>-O 2“-Technologie ist der Ofenanlage<br />

eine Entbinderungszone vorgeschaltet,<br />

in der die Gase im Gleichstrom zur Ware<br />

strömen. Dadurch werden die kohlenwasserstoffbeladenen<br />

Gase im steigenden Temperaturprofil<br />

geführt, so dass sie bei entsprechend<br />

niedriger Sauerstoffkonzentration<br />

zum großen Teil bereits in dieser Zone<br />

verbrennen. Die Gase strömen zur TNV über<br />

den Kamin, der zwischen Entbinderung-<br />

und Vorwärmzone installiert ist. In der TNV<br />

werden durch eine geregelte thermische<br />

Behandlung eventuell noch vorhandene<br />

Restkohlenwasserstoffe sauber verbrannt.<br />

Auch Kondensate können sich wegen der<br />

hohen Temperatur in der Abgasrohrleitung<br />

nicht ablagern. Die reinen Abgase aus der<br />

thermischen Nachverbrennung werden zurück<br />

zum Ofen geleitet und dienen <strong>mit</strong> Unterstützung<br />

<strong>von</strong> Spezialbrennern zur direkten<br />

Beheizung der Entbinderungszone. Mit<br />

diesen Brennern, die als Injektoren für die<br />

Gase aus der TNV wirken, wird sowohl die<br />

Temperatur in den Entbinderungsbereichen<br />

der Anlage als auch die Sauerstoffatmosphäre<br />

in diesen Zonen geregelt.<br />

Die Sauerstoffmessung<br />

<strong>mit</strong> der einbezogenen<br />

Regelung garantiert während<br />

des gesamten<br />

Prozesses konstante <strong>„low</strong>-<br />

O 2“- Atmo sphären ver hältnisse.<br />

Das System gewährleistet<br />

einen sicheren Betrieb<br />

außerhalb der<br />

Explosionsgrenzen. Die hohen<br />

Gasumwälzmengen im<br />

KERAMISCHE ZEITSCHRIFT 6-2008<br />

425<br />

Bild 8 • Schema einer Entbinderungszone für einen<br />

Tunnelofen<br />

Ofenkanal bewirken gute Temperaturgleichmäßigkeiten<br />

und konstante Atmosphärenkonzentrationen.<br />

Das beschriebene und in Bild 8 schematisch<br />

dargestellte Grundprinzip des Entbinderungssystems<br />

ist inzwischen bewährt. Es<br />

zeichnet sich durch geringen Energieverbrauch,<br />

sichere Betriebsweise und niedrige<br />

Abgasverluste bei minimalen Umweltbelastungen<br />

aus, die sich auf die bei der Verbrennung<br />

<strong>von</strong> fossilen Brennstoffen nicht zu vermeidenden<br />

CO 2-Bestandteile beschränken.<br />

Mit Tunnelöfen, die auf diesem Prinzip<br />

basieren, konnte der Gesamtprozess der<br />

thermischen Behandlung im Vergleich zu<br />

der bis dato üblichen Technik auf 50 % bis<br />

70 % der Zeit verkürzt werden. Entsprechend<br />

kleinere Anlagenabmessungen <strong>mit</strong> den Einsparungen<br />

des Platzbedarfs und den geringeren<br />

Investitionskosten sind die weiteren<br />

herausragenden Vorteile.<br />

Literatur<br />

[1] Locher, C., Pfaff, E., Schulz, P., Zografou, C.:<br />

Untersuchungen zum Ausbrennen organischer<br />

Substanzen im keramischen Scherben.<br />

Keram. Z. 34 (1982) [7] 361–364<br />

[2] Becker, F.: Debinding processes –physical<br />

and chemical conclusions and their practical<br />

realisations. cfi 83 (2006) [5] E2–E13<br />

[3] Ferrato, M., Cartier, T., Baumard, J.F., Coudamy,<br />

G.: Der Binde<strong>mit</strong>telabgang in keramischen<br />

Scherben. cfi/Ber. DKG 71 (1994)<br />

[1/2] 8–12<br />

[4] Ziegler, G., Willert-Porada, M.: Schadstoffreduzierung<br />

durch Prozessoptimierung bei<br />

der thermischen Zersetzung organischer<br />

Additivsysteme für die keramische Formgebung<br />

unter Einbeziehung der Mikrowelleneinkopplung.<br />

Report to research project no.<br />

12068 N<br />

[5] Fuß, O.: Er<strong>mit</strong>tlung und Berechnung der<br />

Sauerstoffgrenzreaktion <strong>von</strong> brennbaren<br />

Gasen. Dissertation des Fachbereichs Chemie,<br />

Universität Duisburg-Essen, Mai 2004<br />

Eingegangen: 17.11.2008

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