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9005-Mocca Mai 1990

MOCCA Mai 1990

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Probleme aufmerksam zu machen. Reinhard<br />

Rosemann ist einer der ersten und<br />

entschiedensten, die sich für eine derartige<br />

Nutzung des alten Kastens einsetzen. Ein<br />

"Arbeitskreis Südring" entsteht, und<br />

schließlich eröffnet die Stadt am 15. April<br />

1978 das Jugendzentrum Südring.<br />

Was nun folgt umschreibt der ehemalige<br />

Mitarbeiter Michael Rittberger als die Zeit<br />

des "letzten Aufbäumens der autonomen<br />

Jugend". Sieben Jahre lang besteht ein offenes<br />

und öffentliches Jugendzentrum. In<br />

den besten Zeiten schmeißen fünf hauptamtliche<br />

Sozialarbeiter die "Bude". Über<br />

vier Geschosse verteilen sich in umgebauten<br />

Räumen Tanz- und Gyrnnastik-AG's,<br />

JZ-Büros, ein Fotolabor, ein Fernsehraum<br />

und sogar ein Mofaclub mit Werkstatt.<br />

Großangelegte Punkfeten mit bis zu siebenhundert<br />

Besuchern finden genauso ihren<br />

Platz, wie Theater, Konzerte und<br />

konkrete Friedensarbeit<br />

Doch scheinbar steht die Arbeit des JZ's<br />

unter einem schlechten Stern. Schon in der<br />

Anfangsphase kommt es zu Randale; immer<br />

häufiger wird das Erscheinen von<br />

"Problem- und Randgruppen", deren Sorgen<br />

nur schwer gelöst werden können, weil<br />

sich die Sozialarbeiter die Klinke in die<br />

Hand geben. Eine fehlende Kontinuität ist<br />

die Folge. Als schließlich ein durchaus ambitionierter<br />

und profilierter Sozialarbeiter<br />

von Personalrat und -ausschuss aus fadenscheinigen<br />

Gründen als JZ-Leiter abgelehnt<br />

wird, ist der Skandal da.<br />

flikt, zwischen den jugendlichen Besuchern<br />

und der Stadt, bricht aus und führt<br />

über immer wiederkehrende, vorrübergehende<br />

Schließungen und Gegenreaktionen<br />

zum endgültigen "Aus"- das Jugendamt<br />

macht das "Ding" zu.<br />

Nun ist es der Jugendwohlfahrtsausschuss<br />

(JW A), der über Perspektiven<br />

nachdenken muß. Die Devise heißt: Neuer<br />

Träger - neues Konzept. Schließlich tritt<br />

der Stadtjugendring mit dem Anspruch an<br />

die Stadt heran, die Einrichtung einer Jugendstätte<br />

unter neuen Vorzeichen zu erhalten.<br />

Die Verantwortlichen ringen sich<br />

dazu durch, dem "Ring" die Trägerschaft<br />

zu übertragen. Nach langen Diskussionen<br />

über die Höhe der Zuschüsse, einigt man<br />

sich darauf, dem neu gegründeten "Südring<br />

e.V." seitens des JWA's mit jährlichen<br />

260.000,- D-Mark zu unterstützen.<br />

Der Verein wählt einen Vorstand und<br />

einen Beirat. Die Renovierung, die die ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter mit Schweiß und<br />

Engagement betreiben, wird abgeschlossen.<br />

Schließlich kann wieder einmal eine<br />

Geburtstagsfete in der alten "Volksschule"<br />

gefeiert werden; ein Prosit für einen neuen<br />

Sprößling in den geschichtsträchtigen Hallen.<br />

Und wo steht dieses neugeborene Kind<br />

heute, nach vier Jahren erstem Schreien,<br />

Krabbeln und Schauen? Größere und kontinuierlichere<br />

Resonanz haben das "Gespenst<br />

der Erblast" verscheucht. Die offene<br />

Jugendeiru·ichtung hat durch freie Kulturarbeit<br />

von verschiedenster Art an Profil<br />

gewonnen.<br />

Besteht nach den Jahren der Stürme nun<br />

die Zeit der Idylle? Teilweise bestimmt,<br />

doch sollte noch erwähnt werden, daß Aktualitäten<br />

Schatten werfen. Die neulich beantragte<br />

Zuschusserhöhung lehnte der<br />

JW A ab. Gibt es konzeptionelle Differenzen<br />

zwischen dem jetztigen Vorstand und<br />

den Verantwortlichen beim JW A? Die Zukunft<br />

muß zeigen, was an diesem und an<br />

ähnlichen Gerüchten "dran" ist. Allemal:<br />

Der Blick in die Vergangenheit zeigt, daß<br />

die "Volksschule" vielfaltig nutzbar ist.<br />

Die Formen sind zu diskutieren. Eines jedoch<br />

sollte in Moers außer Diskussion stehen:<br />

Das alte Gemäuer ist ein Stück<br />

Stadtgeschichte und als solches mehr als<br />

erhaltenswert.<br />

Der "Fall Kühl" treibt die Jugend zum<br />

Protest auf die Strasse und die Stadt Moers<br />

zur Verzweiflung. Der zwangsläufige Kon-<br />

<strong>Mai</strong>/90<br />

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