8707-08-Mocca Juli-August 1987
MOCCA Juli/August 1987
MOCCA Juli/August 1987
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ÜBER ARISTDPHANES<br />
Etwas mulmig ist mir schon vor unserem<br />
ers ten Treffen · mit der Theatergruppe<br />
vom Schwar zen Adler. Gabi , Helmut und<br />
ich sind heute neu. Oi e anderen treffen<br />
sich sei t einem halben Jahr jeden Donnerstag.<br />
Unter der fachkundigen Le i t ung<br />
von Mi chael Metz (Rei bekuchen Theater)<br />
wurden Szenen improvisiert und mit<br />
verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten<br />
des Theaters experimentiert. Jetzt soll<br />
ein Stück geprobt und zur Aufführung<br />
gebracht werden: "Die Vögel" von Aristophanes.<br />
(Michaels Traum).<br />
"Guten Tag, wir wollen bei Euch mitmachen!?"<br />
- Freundliche Gesichter- na<br />
also!<br />
Wir stei gen sofort voll ein. Renate<br />
Frisch (Reibekuchen Theater) ändert ,<br />
kürzt, aktualisiert den Klass iker nach<br />
unseren Vorschlägen. Rollenvert ei lung,<br />
Pr oben mit Text - alles läuft begeistert<br />
an. Ideen f ür Kostüme, Bühnenausstattung,<br />
Musik sprudeln nur so. Doch<br />
nach einem halben Jahr geraten die<br />
Proben ins Stocken. •Keiner kann den<br />
umfangreichen Text; wir s ind selten<br />
vollzählig; dauernd müssen Rollen umbesetzt<br />
werden, weil Mitspieler<br />
verschwunden sind- und vor uns liegt<br />
noch ein Berg ungelöster Aufgaben . Der<br />
Traum ist ausgeträumt , das Vorhaben f ür<br />
unsere Gruppe zu umfangreich.<br />
ZUM SHOWBUSINESS<br />
Also wieder Rollenvert e i l ung , erste<br />
Proben, Choreographie der Tanzeinlagen,<br />
Kostümwahl. Die Begeisterung greift um<br />
sich, erfaßt auch die Skeptiker. Unvermut<br />
e t e Fähigkeiten werden entdeckt: die<br />
Sex-Bombe Gabi , das alternative Woody<br />
Allan- Humphrey Bogard- Oouble Manfred-<br />
He l mut , das Technik-As Bärbel, die<br />
Hexen Anne-Katharina- Romy , der diabol<br />
ische Medicus Jürgen, Muskelprotz<br />
Roland, Mär chenprinz Ernst, daS Kleinbürger-Horrorpaar<br />
Helmut-Luise . .<br />
Die Gruppe festigt sich. Bei den Proben<br />
ni e gekannte Vollzähligkeit. Auch wer<br />
eigentli ch keine Lust hatte zu kommen,<br />
gibt sich einen Tritt und wird mit<br />
einem garantiert nicht langweiligen<br />
Dann die Premiere auf der Bühne des<br />
Schwarzen Adlers: Durchschnittlich 40<br />
Grad Celsius Lampenfieber, weiche Knie.<br />
Hektik , Panik hat auch die Besonnensten<br />
ergriffen. Doch es lohnt sich: Aufführung<br />
wird ein voller Erfolg .<br />
Wir haben es geschafft! Jubel! Ich kann<br />
e7 kaum fassen, bin total high, möchte<br />
d1e ganze Welt, das Publikum, zumindest<br />
aber unsere Gruppe umarmen, knutschen<br />
küssen.<br />
'<br />
Ja, und nun geht es weiter. Wer neugierig<br />
geworden ist, kann uns am 3. <strong>Juli</strong>,<br />
20 Uhr in der Volksschule Moers und am<br />
12. <strong>Juli</strong> 1B Uhr im Schwarzen Adler<br />
erleben.<br />
Luise Theile<br />
Zu unser all er Erstaunen l ös t sich di e<br />
Gruppe j et zt nicht auf, nein: Wi r<br />
suchen ei n neues Stück, das unseren<br />
Mögli chkeiten besser gerecht wi rd.<br />
Bücher . und Manuskripte werden gelesen,<br />
diskutiert, verworfen. Da bringen Anne,<br />
Jürgen und Manfred "Dudu-Oada" mit ,<br />
eine Persiflage aufs Showbusiness, die<br />
s ie in einer anderen Theatergruppe<br />
bereits geprobt, aber nicht zur Aufführung<br />
gebracht haben. Ob es die fünf<br />
dümmlich-sexy Showgirls sind, die süffisanten<br />
Showmaster, der alltäglich<br />
wohlbekkannte Horror der drei Verzweif-·<br />
lungskandidaten, wir finden die Show<br />
unterhaltsam, witzig, treffend, bissig,<br />
tiefsinnig, sind mehrheitlich begeistert.<br />
Abend belohnt .<br />
Es macht Spaß, das Stück gemeinsam zu<br />
erarbeit en, zu sehen, wie es sich entwickelt<br />
, i mmer mehr unser Stück wird.<br />
Gealbert wird viel , wahre Lachkrämpfe<br />
tret en auf , a l s wir von einem Bundeswehrsoldat<br />
en Nachhilfe in Exerzieren<br />
und Drill erhalten, um die Bundeswehrerlebni<br />
sse des Kandidaten Peter authentisch<br />
darst ellen zu können . Zwischendurch<br />
auch Zank und Zoff: " Du kannst<br />
Deinen Text noch i mme r nicht!" - "Du<br />
nimmst di e Proben/Deine Rol l e/ die<br />
Gruppe nicht erns t!"und so weiter .<br />
Hektik bricht aus, a l s der Termin der<br />
Premiere f es t steht. Die einen plädieren<br />
für tägliche Proben, die anderen Ra t en<br />
zur Besonnenheit . An zwei Wochenenden<br />
proben wir von morgens bis abends,<br />
wanken t otal geschaf f t heimwärts .<br />
MOCCA