8711-Mocca November 1987

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ALSSELBSTZ Oft genug war er angekirldigt worden, auf Plakaten, persönlichen Einladungen, halbseitig in ~CCA: Der Film "Aldente - Der Staatsbesuch" vermochte dann auch das, wovon ~rten's CineFactory noch träumt. ~g es an den vielen Beteiligten gelegen haben, die sich die Gaudi ohnehin nicht entgehen lassen wollten, oder daran, daß vorsichtshalber der Veranstaltungsort sehr klein gewählt war, das Mondrian jedenfalls platzte am Sonntag, den 11.10. aus allen Nähten. Uli Thul, Mike Reusch und Kai Pannen, die drei Veranstalter hatten eine Kol lektiv-Trauer verordnet, die Vorankün digungen baten um dem Ereignis angemessene Kleidung. So ging dann auch der Film vor der eigenliehen Vorführung noch weiter. Schwarzgekleidete Gestalten schleppten den aufgebahrten Uli Thul ins Mondrian, eine Bürgermeister-Rede ereignete sich vor den zur Finanzierung benötigten Werbespots. Jene veranschaulichten dann auch den nicht zu übersehenden kommerziellen Charakter des "Happenings", meinte man doch, das Mondrian wäre allgegenwärtig. Der Film an sich wirkte zeitweise schwerfällig und langweilig, einige Effekte waren überstrapaziert, Szenen auf den Ravioliplantagen eher geschmacklos. Am Ende jedenfalls freuten sich nicht nur die Moderatoren, endlich das Studio nach so einer spannenden Live-Sendung verlassen zu können, auch der Besucher hatte Grund zur Freude, war die schlechte Qualität des Films doch sehr anstregend. Es ging noch weiter: Kein Begräbnis ohne Beisetzung. Einmütig schwieg die Szene, oder das was sich dafür hält, hinter dem Sarg her, bis zur Seegruft im Schloßpark. Uli Thul wurde ins Wasser geschoben und das Ereignis fand ein Ende. Die Trauergäste trotteten zurück in die Kneipe, in der Uli Thul so gerne gesessen hatte. Jener denkt darüber nach, in absehbarer Zeit wieder an Land zu kommen. To be continued? getragen. Jeder Einzelne wird zum Teil eines Ganzen, eines Begräbnisses. Doch was wird hier eigentlich zu Grabe getragen? Erinnern wir uns, von Kunst war die Rede. Es galt einen Staatsbesuch zu persiflieren, mit samt Protokoll und öffentlichem Firlefanz. Die Aktion wird geplant und mit über 50 Beteiligten in Szene gesetzt, die Kamera ist dabei. Doch mit dem ersten Schuß stirbt die Aktion, verliert sie sich in spektakulärer Toberei. Man inszeniert sich selbst. Man spielt mit den Reakionen der Passanten, ohne auf sie einzugehen, ohne sie zu verarbeiten. Stattdessen geht das Thema verloren, i n immer neuen Anspielungen , immer anderen Persiflagen - Meers ist schön. Irgendwo dazwischen entsteht die Idee, daraus einen Film zu machen . Der Staatsbesucher soll sterben, ein Begräbnis gefeiert werden . Die Szene hat ihr Ereignis. Jeder kann sich identifizieren, jeder hat mitgespielt, jeder war dabei, aber der Anspruch ist verloren gegangen . Es fehlte die Zei zu reflektieren, eine AuseinandersetzLng fand nicht statt. Die Präsentation: Die Besucher lac e wo sie lachen sollen, schweigen o sie schweigen sollen, trauern wo sie ern sollen. Begraben ist am Ende die eines jeden. Aktion um der Aktion len ohne Rücksicht auf die ist nichts anderes als Unterhaltung. '"rs&acm . Birgit Abraham, Jugendpflegerin: "Ic fand es O.K. Ich denke, die Leute haben nicht versäumt, zumindest pointiert bestimmte Sachen darzustellen. Danebern war es sicherlich ein nettes Ereignis, dadurch daß viele Leute, die in Meers bekannt sind, mal was zusammen gemacht haben. Es hat denen Spaß gemachtt und das hat man gesehen." Abgesehen davon war der Film qualitativ extrem schlecht. Bei dem Aufwand und den Möglichkeiten die man hatte, hätte man bessere Qualität liefern müssen ." Uli Wefers,f Lokalredakteur der NRZ : "Ich habe nichts dazu zu sagen, weil ich glaube , daß oie ganze Aktion da durch eine Aufwertung erfährt, die sie nich verdient . Ic habe den Film gesehen und bin zu der Erkenntnis gekommen : Er ist eine un ic tige Sache . " Nettes Happening, indiskutable Leistung oder unwichtige Sache, die man so schnell wie möglich vergessen sollte? Ralf Ha"'\8:: er, "Bürgermeister" und Mitmac'>er: "Erschreckend war , daß die Krlti ::es 'eoialen nicht erkannt worden is~ ~nd nur die inhaltliche Seite au""geg:-icren Jrde. Aosi::--: oer Sache war die Form , wie fehlende Auseinandersetzoog Michael Kies , Fotograf : "Die Aktion hat Ein Trauerzug formiert sich, gekonnt schweigend ziehen die Angehörigen Richtung Schloßpark. Trauer wird zur Schau I an zu vielen Punkten gekrankt, man hätte mehr Feingefühl zeigen müssen , gerade mit den ganzen Anspielungen auf Südamerika.
Staatsgäste von Würdenträgern, welcher Coleur, empfangen werden . Das ist eigentlich auf die Schüppe genommen worden, mit allen Feinheiten, mit allen Finessen. Was dann im Film gemacht wurde, da hab ich auch gen Stellen Kritik anzumelden: Szene über Südthulien war sehr dig. " Uli Thul, Macher und Leiche: "Die Rea - tionen, die ich bekommen habe, waren zu 95% positiv. Wobei ich sagen muß, daß Kai, Mike und Ich gar nicht begeistert waren, weil wir von der A~ ion noch einen ganz anderen qualitativen Anspruch hatten. Wir hatten massive technische Schwierigkeiten, so daß es ric optimal rüberkam. Die Vorwurfe s:~c _ oas nicht klar genu; haben." Clrd:oung, da wir herausgesteHt DIE ERSCHIESSUNG Bilder sind Svmbole für menschliches offenen, langen Samstags provozierte Reaktionen: "Was soll das?" "Die Jugend von heute!" - "Die werden immer bekloppter!" - "Ganz toll! 11 Wie von Geisterhand wurde der mit Gips Verhalten. Das. Bild der "Erschiessung" ist ein solches für die Gewalt, die Menschen gegen Menscnen anwenden, im Namen eines Staates, eines Gedankens, eines Führers, einer Ideologie. masken uniformierte Soldatentruppe in So hat auch Francisco de Goya in seinem der dichtgedrängten Zuschauermenge Bild "Die Erschiessung der Aufständischen vom 2. Mai 1BOB" ein Zeichen für freigemacht. Die am Boden liegenden, immer wieder die Weglücke zum Abmarsch diesen Gewaltakt gesetzt und dabei zurückgebliebenen "Opfer" wurden teilweise provoziert: "Ihr könnt jetzt eindeutig die Partei der Opfer eingenommen. wieder aufstehen!" , aber auch mit Dieses Bild war der Ausgangspunkt für unübersehbarer, respektabler Distanz eine lebendige Nachstellung in der behandelt. Die Betroffenheit fast aller Innenstadt von Moers, bei der das Symbol der Erschiessungsszene an acht solche Aktion nicht in einem isolier Zuschauer rechtfertigt die Form, eine Schauplätzen entlang der Fußgängerzone ten, musealen Raum einem speziellem in der Steinstraße von Mitgliedern der Publikum darzubieten, sondern mitten Kunstproduktion "Roter Faden" unter hinein zu stellen, in die Atmosphere Leitung von Rolf Hamacher dargestellt der dicht bevölkerten Fußgängerzone an wurde. Die direkte Konfrontation dieses einem langen Samstag in der Moerser Bildes mit der Realität eines verkaufs- Innenstadt . Rolf Hamacher bei uns werden Sieohren machen I II~ ffl n Y 1 ~1@1!mm 00~ .[;1~ ~~ ~~[II Ln)lYJ[D[;I[llij steinstr. 15 4130 moers 1 02841/25330
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