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8606-Mocca Juni 1986

MOCCA Juni 1986

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• [ MOCCA J•••••••••••J~•<br />

Das etwas andere Restauran .. ...,...._<br />

fast Food<br />

McDonald s. Wenn die Umbaupläne des<br />

durch die Stadt genehmigt<br />

Freunde des unkonventionellen Essens werden, steht dem ersten "Hamburger"­<br />

können sich freuen, denn ab September -Laden in Moers nichts mehr im Wege .<br />

wird wahrscheinlich das Klopsimperium Anfang Juli soll die DAB-Quelle dem<br />

McDonald's am Königlichen Hof Einzug weltweiten Einheitslook der Boulettenhalten.<br />

Was dem Moerser Großstadtflair -Brater weichen, damit noch rechtzeitig<br />

zur Moerser Kirmes Anfang Septem­<br />

jahrelang zur Vollkommenheit fehlte,<br />

soll jetzt möglich gemacht werden.<br />

ber eröffnet werden kann .<br />

Der Mann, der dies vollbrachte, heißt<br />

Walter Vollstädt und ist Inhaber einer Sechzig Teilzeit-Arbeitsstellen sollen,<br />

so Vollstädt hier geschaffen<br />

Immobilienfirma in Moers. Nicht ohne<br />

Stolz in der Stimme erzählt er, daß er werden. Diese Art von Jobs ist bei<br />

es war, der "McDonald ' s nach Moers McDonalds am meisten verbreitet unter<br />

holte". Die Imbißkette war nämlich den 16.000 Arbeitnehmern. Es sind<br />

schon drei bis vier Jahre auf der meistens Schüler, Studenten, Hausfrauen<br />

und Ausländer die hier für<br />

Suche nach geeigneten Räumlichkeiten,<br />

hatte aber bisher nie Glück damit,<br />

e~n~ge Stunden in der Woche arbeiten,<br />

entweder war der angebotene Raum nicht der Stundenlohn ist so berechnet (8,80<br />

in der gewünschten City-Nähe oder aber DM), daß das Einkommen unter der<br />

ein Vertragsabschluß scheiterte am Versicherungsgrenze von 410 Mark<br />

Widerstand des Eigentümers. Als nun bleibt. Denn ab dieser Grenze müssen<br />

der Wirt der DAB-Quelle am Königlichen die Arbeitnehmer Abzüge in Kauf<br />

Hof einen Nachfolger für die Kneipe nehmen, aber auch die Arbeitgeber<br />

·················--<br />

suchte, dachtP M~kler Vollstädt sofort profitieren von dem Niedrig-Lohn, weil<br />

i<br />

die Arbeitgeber-Anteile für Kranken-,<br />

Renten und Arbeitslosenversicherung<br />

entfallen. Das sorgt für Streit - und<br />

das schon seit langem - zwischen dem<br />

Konzern und der zuständigen Gewerkschaft,<br />

der Gewerkschaft Nahrung,<br />

Genuß und Gaststätten (NGG) . Die NGG<br />

wirft den Hackfleisch-Bratern vor,<br />

untertarifliche Löhne zu zahlen und<br />

auch Betriebsräte in den Filialen zu<br />

verhindern. Der Dauer-Krach hat<br />

schließlich den NGG-Chef Günter Döding<br />

zu markigen Worten gegen das Unternehmen<br />

provoziert: "Wilder Westen<br />

hinter poppiger Fassade."<br />

Auch wenn sich die Mühe gibt, das<br />

miese Image aufzupolieren: Tatsache<br />

ist, daß es in den mehr als 200 Betrieben<br />

in der Bundesrepublik Deutschland<br />

nur einen Laden mit Betriebsrat<br />

gibt, und zwar in Duisburg. Der allerdings<br />

hat kein einziges Gewerkschaftsmitglied<br />

in seinen Reihen . "Die wurden",<br />

so Duisburgs NGG-Geschäftsführer<br />

Hans Ehmann, "nicht gewählt, weil die<br />

Belegschaft unter Druck gesetzt worden<br />

ist."<br />

Dieses Vorgehen, Marketing genannt,<br />

ist aber nicht der einzige Anlaß, der<br />

die Fast-Food-Gegner in Rage bringt.<br />

Auch Ernährungswissenschaftler sehen<br />

in der Hamburger-Kultur eine Gefahr<br />

-llmll-1111{ MOCCA lU<br />

für die Leute unter zwanzig Jahren,<br />

die den Hauptteil der Kundschaft stellen.<br />

Denn die Uni Stuttgart ist nach<br />

einer Ernährungsanalyse zu dem Ergebnis<br />

gekommen, daß die McDonalds-Kost<br />

aus zuwenig Eiweiß, dafür aber zuviel<br />

Fett und Kalorien besteht. Allein die<br />

Kalorienbombe "Big Mac" bringt es auf<br />

557 Kalorien, ein Milkshake auf 317<br />

und eine kleinste Portion Pommes liefert<br />

immerhin noch 215 Kalorien.<br />

Das alles kann aber die Fa(s)t-Food­<br />

-Fans nicht schrecken, denn täglich<br />

strömen mehr als 550000 Kunden allein<br />

in die bundesrepublikanischen Filialen<br />

des US-Konzerns. Und so wird auch der<br />

neue Betrieb am Kö, zum Grauen der<br />

einheilr.ischen Gastronomie, nicht über<br />

einen t1angel an Kundschaft zu klagen<br />

haben. Und auch Makler Vollstädt will<br />

dort ab und zu mal einen Hamburger<br />

essen. Vor allem die Apfeltaschen<br />

haben es ihm angetan .<br />

Auch wenn etliches hinsichtlich der<br />

Genehmigungen noch unklar ist: Man<br />

kann getrost feststellen: Es ist angerichtet,<br />

verehrte Kundscha. t .<br />

Fragt sich nur, was.<br />

Wohl bekomms .<br />

-------------------1<br />

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