06.06.2016 Aufrufe

Bewusst im Leben

Porträt - Jürgen Tonezzer arbeitet als Bestatter. Dieser Beruf ist selten und unentbehrlich zugleich. Wie lebt es sich, wenn man jeden Tag mit dem Tod zu tun hat?

Porträt - Jürgen Tonezzer arbeitet als Bestatter. Dieser Beruf ist selten und unentbehrlich zugleich. Wie lebt es sich, wenn man jeden Tag mit dem Tod zu tun hat?

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

porträt<br />

<strong>Bewusst</strong> <strong>im</strong> <strong>Leben</strong><br />

Jürgen Tonezzer arbeitet als Bestatter. Dieser Beruf ist selten und unentbehrlich zugleich.<br />

Wie lebt es sich, wenn man jeden Tag mit dem Tod zu tun hat?<br />

<br />

Text: Clara Schönthaler, Fotos: Eva Maria Frank<br />

Jürgen Tonezzer setzt sich hinter das<br />

Lenkrad, schließt die Tür seines großen<br />

grauen Transporters und steckt<br />

den Schlüssel ins Zündschloss. Der Motor<br />

beginnt zu brummen, das Radio schaltet<br />

sich ein. Radio Tirol – heitere Musik.<br />

Dann fährt er los, durch den Vinschgau<br />

und dann über den Reschenpass.<br />

Zwei Stunden wird die Fahrt nach Innsbruck<br />

dauern.<br />

Im Laderaum des Transporters, der<br />

durch eine schwarze Wand vom Fahrerraum<br />

getrennt ist, befinden sich zwei<br />

Särge. Die Verstorbenen darin sind beide<br />

um die 90 Jahre alt geworden. Jürgen<br />

bringt sie ins Krematorium.<br />

Jürgen Tonezzer, 40, ist der Bestatter<br />

von Schlanders, er hat jeden Tag mit<br />

dem Ausnahmezustand zu tun. Wenn ein<br />

Mensch stirbt, schafft der Tod für die Angehörigen<br />

<strong>im</strong>mer eine Ausnahmesituation,<br />

auch wenn sie Zeit hatten, sich darauf vorzubereiten.<br />

So ist das, wenn ein Mensch<br />

verstirbt, der einem etwas bedeutet hat.<br />

Der Umgang mit dem Tod ist für Jürgen<br />

Tonezzer allgegenwärtig – jedoch nicht<br />

alltäglich. Denn jeder Todesfall ist anders<br />

als der vorherige.<br />

Etwa einmal in der Woche organisiert<br />

der Bestatter eine Kremation, entweder in<br />

Innsbruck oder in Bozen. Das hängt davon<br />

ab, wo die Wartezeiten kürzer sind.<br />

Ansonsten macht er Erdbestattungen,<br />

wäscht und bekleidet Verstorbene, berät<br />

Angehörige bei der Auswahl eines Sarges<br />

oder einer Urne und erledigt alle Formalitäten,<br />

die nach Abschluss eines Menschenlebens<br />

zu erledigen sind.<br />

Sein Großvater, ein Tischler, hat das<br />

Bestattungsunternehmen Tonezzer <strong>im</strong><br />

Jahre 1961 in Schlanders gegründet. Es<br />

war das erste <strong>im</strong> Vinschgau. Damals waren<br />

es <strong>im</strong>mer die Tischler, die neben<br />

dem Bau von Särgen auch die Aufgaben<br />

eines Bestatters übernahmen. Im Familienbetrieb<br />

arbeiten Jürgen, sein Bruder<br />

Joach<strong>im</strong> und ihr langjähriger Mitarbeiter<br />

Roman. Auch die Eltern helfen noch mit,<br />

obwohl sie bereits pensioniert sind. Jede<br />

Hand wird gebraucht, um die Arbeit zu<br />

bewältigen.<br />

Wer in das Büro kommt, das gleich<br />

an der Hauptstraße liegt, wird von<br />

einem großgewachsenen Mann mit rötlich-braunem<br />

Bart in schwarzem Hemd<br />

und schwarzer Hose empfangen. Die<br />

Lachfältchen um seine Augen und die<br />

tätowierte kleine Sonne neben seinem<br />

rechten Daumen deuten darauf hin, dass<br />

sich hinter der schwarzen Kleidung sehr<br />

viel <strong>Leben</strong>sfreude verbirgt. Seine ruhige<br />

St<strong>im</strong>me vermag er wirkungsvoll einzusetzen,<br />

seine freundliche Art schafft Ver­<br />

64 No. 20 / 2016 ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl


trauen. Jahrelange Erfahrung hat Jürgen<br />

gelehrt, wie er mit Angehörigen reden<br />

muss: Schon über 2.000 Verstorbene hat<br />

er bisher bestattet.<br />

In Innsbruck schneit es. Jürgen ist<br />

be<strong>im</strong> Krematorium angekommen, er<br />

parkt gleich neben der Eingangstür des<br />

kastenförmigen, rosafarbenen Gebäudes<br />

Jürgen Tonezzer bei der Arbeit: In seinem <strong>Leben</strong> als<br />

Bestatter hat er schon 2.000 Menschen bestattet, er hat<br />

jeden Tag mit dem Ausnahmezutand zu tun.<br />

und begrüßt freundlich die beiden Männer,<br />

die dort arbeiten. Einer hilft ihm, die<br />

beiden Särge aus dem Transporter zu heben.<br />

Weiße Flocken lassen sich darauf<br />

nieder, ehe sie auf einem fahrbaren Gestell<br />

in das Gebäude gebracht werden. Ein<br />

Sarg wird nun in einem der beiden Öfen<br />

bei etwa 900 Grad verbrannt, der andere<br />

kommt in einen der 28 Kühlkästen, bis<br />

wieder ein Ofen frei wird.<br />

Ein solcher Brennvorgang dauert<br />

etwa drei Stunden. Das Holz des Sarges<br />

verbrennt zuerst, dessen Asche wird abgesaugt,<br />

denn nur die Asche des verstorbenen<br />

Menschen kommt in die Urne.<br />

Übrig gebliebene Metallgegenstände wie<br />

Prothesen und Schrauben werden mit<br />

einem Magneten aussortiert. Die Knochen,<br />

die zum großen Teil nicht verbrennen,<br />

werden gemahlen und ebenfalls in<br />

die Urne gefüllt. Ihr Inhalt wiegt dann<br />

ungefähr so viel wie der jeweilige Mensch<br />

bei seiner Geburt.<br />

Damit es keine Verwechslungen gibt,<br />

wird auf jeden Sarg eine kleine Tonscheibe<br />

mit einer Nummer gelegt, bevor er verbrannt<br />

wird. Diese Tonscheibe kommt<br />

nach der Kremation in die Urne, ehe sie<br />

für <strong>im</strong>mer verschlossen wird. So kann<br />

auch noch Hunderte von Jahren nach der<br />

Bestattung festgestellt werden, um welche<br />

Person es sich gehandelt hat.<br />

Für Jürgen ist es etwas völlig Selbstverständliches,<br />

in einem Krematorium<br />

ein- und auszugehen. Mit Gelassenheit<br />

und Ruhe tut er hier seinen Dienst, der<br />

zu den Routineaufgaben in seinem Beruf<br />

gehört. Sein Vater hat ihn früher oft<br />

mitgenommen, um nicht alleine fahren<br />

zu müssen und um seinen Sohn mit der<br />

Arbeit vertraut zu machen. Für ihn war<br />

klar, dass Jürgen und sein Bruder später<br />

das Unternehmen führen würden.<br />

Als Jürgen 13 Jahre alt war, wurde seine<br />

Hilfe zum allerersten Mal gebraucht.<br />

Es war ausgerechnet Heiligabend, und<br />

anstatt in der Stube zu sitzen und zu feiern,<br />

fuhr sein Vater mit ihm zu einem Hof<br />

ins Martelltal, wo eine alte Frau verstorben<br />

war. Jürgen fand es spannend, zum<br />

ersten Mal helfen zu dürfen, und sein<br />

Vater wusste, dass sein Sohn der Aufgabe<br />

nun gewachsen war. Die Frau war <strong>im</strong><br />

Kreise ihrer Familie verstorben, alle hatten<br />

sich auf ihren Tod vorbereitet, und so<br />

® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl No. 20 / 2016 65


porträt<br />

Jürgen Tonezzer ist 24 Stunden<br />

erreichbar: Er fährt einmal in der<br />

Woche nach Innsbruck oder Bozen<br />

ins Krematorium, erledigt alle<br />

Formalitäten, die nach dem Tod eines<br />

Menschen anfallen oder berät die<br />

Hinterbliebenen bei der Auswahl der<br />

passenden Urne.<br />

blieb Jürgen dieser Abend genauso friedlich<br />

in Erinnerung, wie ein Heiligabend<br />

sein sollte.<br />

In den kommenden Jahren half er seinem<br />

Vater <strong>im</strong>mer wieder. Nachdem er<br />

zwei Jahre lang die Handelsoberschule in<br />

Schlanders besucht hatte, wechselte er an<br />

die Krankenpflegeschule am gleichen Ort<br />

und machte anschließend in Meran eine<br />

Ausbildung zum Altenpfleger und Familienhelfer.<br />

Viele Jahre arbeitete er in Altenhe<strong>im</strong>en,<br />

Krankenhäusern und be<strong>im</strong><br />

Hauspflegedienst. Er mochte es, Menschen<br />

zu helfen, und erinnert sich gern<br />

an diese Zeit. Die größte „Gaudi“ hatte er<br />

<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Altenhe<strong>im</strong>. Der Umgang mit<br />

dem Tod gehört dort dazu, aber Jürgen<br />

hatte die Gabe, die Leute zum Lachen zu<br />

bringen.<br />

Heute ist der 40-Jährige hauptberuflich<br />

Bestatter. Er weiß, dass sich Außenstehende<br />

schwer vorstellen können, wie<br />

es ist, wenn man mit dem Tod seinen <strong>Leben</strong>sunterhalt<br />

verdient.<br />

Wenn er nicht das macht, was man<br />

unter der eigentlichen Arbeit eines Bestatters<br />

versteht, meldet er Verstorbene<br />

auf dem Standesamt ab, erteilt Pfarrern<br />

Beerdigungserlaubnisse, erstellt mit den<br />

Angehörigen Partezettel und Sterbebildchen<br />

– das alles nur, wenn ein Arzt einen<br />

Totenschein ausgestellt hat. Ein einziger<br />

Tod verursacht heutzutage Papierkram<br />

für drei Tage. Unzählige Aktenordner<br />

und ein riesiger Drucker <strong>im</strong> Büro <strong>im</strong> Untergeschoss<br />

weisen darauf hin.<br />

Sein Beruf verpflichtet ihn, 24 Stunden<br />

lang erreichbar zu sein, und das 365<br />

Tage <strong>im</strong> Jahr. Egal, ob seine Tochter Geburtstag<br />

hat, ob es Sonntag ist, drei Uhr<br />

morgens oder alles gleichzeitig – das<br />

Handy muss <strong>im</strong>mer eingeschaltet sein.<br />

Ausflüge kann er nur spontan unternehmen,<br />

da er <strong>im</strong> Voraus nie sagen kann, wie<br />

viel er zu tun haben wird.<br />

Zum einen ist es diese ständige Erreichbarkeit,<br />

die es erschwert, den Beruf<br />

vom Privatleben zu trennen. Zum anderen<br />

ist es die Tatsache, dass sich die Gedanken<br />

an das Erlebte nicht so schnell<br />

aus seinem Kopf verbannen lassen, wie<br />

er abends die schwarze Berufskleidung<br />

gegen seinen bequemen Trainingsanzug<br />

tauschen kann. Er muss Distanz bewahren.<br />

Nicht <strong>im</strong>mer kommt der Tod nach<br />

einem langen, erfüllten <strong>Leben</strong>.<br />

Wird Jürgen zu Unfallorten gerufen,<br />

braucht er oft Tage, um die Bilder in seinem<br />

Kopf zu verarbeiten. Seine Freundin<br />

Evi ist ihm eine große Hilfe. Ihr kann er<br />

von seiner Arbeit erzählen, sie hat keine<br />

Scheu zu hören, was nicht totgeschwiegen<br />

werden darf. Sein Beruf interessiert<br />

sie, das war für ihn eine Grundvoraussetzung<br />

für eine Beziehung.<br />

Die Gedanken abschalten kann Jürgen<br />

be<strong>im</strong> Theaterspielen. Er liebt es, auf der<br />

Bühne zu stehen und seine Identität gegen<br />

eine andere einzutauschen. Sein Vater<br />

war am Anfang gar nicht begeistert<br />

von diesem Hobby. Sein Sohn sollte Komödien<br />

spielen? „Des konn man sich als<br />

Bestottr nit erlabm“, meinte er, „des passt<br />

ba ins uanfoch nit drzua.“ Aber die Leute<br />

hatten nie ein Problem damit. Das<br />

Theaterspielen stand der Seriosität, die<br />

für das Unternehmen Tonezzer seit jeher<br />

an erster Stelle steht, nicht <strong>im</strong> Wege. Jürgen<br />

ist <strong>im</strong> Dorf gern gesehen, sowohl auf<br />

der Bühne als auch <strong>im</strong> Café, auch wenn er<br />

für die Leute der Totengräber ist. Denn er<br />

verstellt sich nur auf der Bühne, ansonsten<br />

ist er ganz er selbst.<br />

Die Zeit verändert sich, so auch der<br />

Umgang mit dem Tod. Jürgen beobachtet,<br />

dass <strong>im</strong>mer mehr Menschen ihren<br />

letzten Willen festlegen, und <strong>im</strong>mer<br />

mehr sich für eine Kremation entscheiden.<br />

Das begründet er damit, dass sie<br />

66 No. 20 / 2016 ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl


ihren eigenen Kopf entwickeln. Was der<br />

Nachbar macht, ist nicht mehr so wichtig<br />

wie früher, auch muss etwas nicht mehr<br />

richtig sein, bloß weil es <strong>im</strong>mer schon so<br />

gemacht wurde. Wer zu Jürgen in den<br />

großen Ausstellungsraum kommt, kann<br />

sich neben den klassischen Särgen aus<br />

Naturholz auch bunt bemalte Urnen in<br />

Form von Wassertropfen oder Fußbällen<br />

aussuchen.<br />

In einer Vitrine liegen sogar kleine<br />

Diamanten, die aus dem verbliebenen<br />

Kohlenstoff einer Kremation hergestellt<br />

wurden und zu Schmuckstücken verarbeitet<br />

werden können. Der Wunsch<br />

nach Individualität steigt in der Bevölkerung.<br />

Für Jürgen selbst ist klar, dass er<br />

eingeäschert werden will. Da dies eine<br />

sehr umweltfreundliche Art der Bestattung<br />

ist, hofft er, dass sie sich in Zukunft<br />

etablieren wird. Ein Anstieg ist bereits<br />

zu erkennen, er bestattet etwa zehn<br />

Prozent der Verstorbenen auf diese Art.<br />

Viele Gemeinden erstatten den Angehörigen<br />

bereits einen großen Teil der Kosten<br />

dafür zurück. Sie versuchen, auf diese<br />

Weise Erdbestattungen zu vermeiden.<br />

In den Friedhöfen ist schlichtweg kein<br />

Platz mehr.<br />

Jürgen beobachtet, dass sich auch Jugendliche<br />

<strong>im</strong>mer häufiger mit dem Tod<br />

auseinandersetzen. Im Café kommt es<br />

vor, dass ihm die Frage gestellt wird: Was<br />

passiert mit meinem Körper? Welche<br />

Möglichkeiten gibt es überhaupt? Jürgen<br />

findet es gut, dass die Neugier auf das<br />

Thema steigt. Die Ansicht, man brauche<br />

über den Tod erst nachzudenken, wenn es<br />

so weit ist, gehört weggeschafft. Es muss<br />

darüber geredet werden. Daher freut er<br />

sich, wenn er darauf angesprochen wird.<br />

Er hält sogar Vorträge an Oberschulen.<br />

Zwar kommt es vor, dass einzelne Schülerinnen<br />

und Schüler den Raum verlassen,<br />

weil ihnen das Thema zu nahe geht. Aber<br />

dem Großteil von ihnen kann Jürgen etwas<br />

mitgeben.<br />

Neben der steigenden Neugier der<br />

Jugend auf das Thema Tod sinkt gleichzeitig<br />

das Interesse für die Religion, die noch<br />

vor gar nicht so langer Zeit unmittelbar<br />

mit dem Tod verbunden war. Jürgen fällt<br />

häufig auf, wie wenige Jugendliche in die<br />

Kirche gehen. Das kann er durchaus verstehen,<br />

findet es aber schade. Der Glaube<br />

liegt ihm sehr am Herzen; dass es Gott<br />

Entstehungsgeschichte. Es mag überraschen, dass zwei 19-Jährige eine Reportage<br />

über einen Bestatter schreiben. Die Idee entstand aus dem Gedanken heraus, dass<br />

über den Tod in Zeitungen beinahe ausschließlich in Zusammenhang mit<br />

Katastrophen geschrieben wird, dass aber über jene Menschen, die jeden Tag mit ihm<br />

zu tun haben und für die er etwas Selbstverständliches ist, in der Gesellschaft wenig<br />

bekannt ist. Von einer Mischung aus Neugier und Respekt erfüllt, gingen wir an die<br />

Arbeit. Um der Reportage mehr Tiefe zu geben, als es das Wiedergeben von<br />

Interview-Aussagen ermöglichen würde, haben wir unseren Protagonisten auch bei<br />

einer Überlieferung in das Krematorium von Innsbruck begleitet. Dieses Erlebnis wird<br />

wohl für <strong>im</strong>mer in unserem Gedächtnis bleiben.<br />

In fünf intensiven Workshop-Tagen mit drei Experten der Journalismus- und<br />

Fotografiebranche haben wir gelernt, was bei einer Reportage zu beachten ist, haben<br />

wir ein Konzept für unsere Geschichte entworfen und schließlich mit den anderen<br />

Teilnehmern die Texte in einer „Redaktionssitzung“ vorgelesen, um ihnen den letzten<br />

Schliff zu geben. Ein Jahr verging zwischen erstem Workshop und Vergabe des<br />

Preises; in dieser Zeit haben wir sehr viele bereichernde Erfahrungen gemacht und<br />

wissen nun, dass uns ein <strong>Leben</strong> als Journalistin beziehungsweise Fotografin sehr<br />

reizen würde.<br />

gibt, steht für ihn außer Frage. Er wäre<br />

womöglich sogar Pfarrer geworden, wenn<br />

ihm dieser Beruf nicht die Gründung einer<br />

Familie verboten hätte.<br />

Aus beruflichen Gründen ist er so oft<br />

in der Kirche, dass er lieber auf den Berg<br />

geht, wenn er einen freien Sonntag hat.<br />

Wenn er am Gipfel angelangt ist, setzt er<br />

sich für ein Weilchen hin, denkt nach und<br />

ist dankbar. Der fortwährende Gedanke<br />

an die Endlichkeit hat bewirkt, dass er<br />

ganz bewusst <strong>im</strong> <strong>Leben</strong> steht und es genießt.<br />

Denn irgendwie ist es doch gerade<br />

die Endlichkeit, die dem <strong>Leben</strong> seinen<br />

Sinn gibt. Obwohl das <strong>Leben</strong> das Wesentliche<br />

ist.<br />

Jürgen verabschiedet sich von den beiden<br />

Arbeitern des Krematoriums. Er tritt<br />

ins Freie, klopft sich den Schnee von seiner<br />

Kleidung und steigt in seinen Transporter.<br />

Das Radio beginnt wieder zu spielen.<br />

Er lutscht ein Holunderbonbon, und<br />

während der Fahrt geht er den Text seiner<br />

Theaterrolle <strong>im</strong> Kopf durch. Er muss ihn<br />

zu Hause unbedingt noch einmal üben,<br />

die nächste Probe steht an. Diesmal ist es<br />

zur Abwechslung keine Komödie. Nein,<br />

Clara Schönthaler, Eva Maria Frank<br />

Gabriel-Grüner-Preis. Am 26. Mai, 19 Uhr, werden <strong>im</strong> Kulturhaus in Mals das<br />

Gabriel-Grüner-Stipendium und der Gabriel-Grüner-Schülerpreis an Clara<br />

Schönthaler und Eva Maria Frank vergeben. Der Schülerpreis wird von ff, Agentur<br />

Zeitenspiegel, Bildungsausschuss Mals und jetzt auch dem deutschem Schulamt<br />

getragen. Die Workshops dafür beginnen wieder am 24. Mai: diesmal mit 12 Gruppen<br />

aus Schulen aus ganz Südtirol. Die Schüler lernen dabei, wie man eine Reportage<br />

schreibt. Beurteilt wird das fertige Produkt von einer internationalen renommierten<br />

Jury. Lohn ist ein Praktikum bei Agentur Zeitenspiegel und ff und die Veröffentlichung<br />

des Textes <strong>im</strong> Band mit den besten Reportagen des Hansel-Mieth-Preises.<br />

es geht sogar um den Tod. Um den berühmtesten<br />

Tod der Geschichte, den Tod<br />

Jesu Christi.<br />

Jürgen ist einer von 70 Darstellern,<br />

die in Lana die Passionsgeschichte spielen.<br />

Seine Rolle ist die eines Pharisäers,<br />

eines Verräters. Er freut sich auf die Aufführungen,<br />

auf die vielen neuen Erfahrungen.<br />

Es wird einmal etwas ganz Neues.<br />

Auch wenn es um den Tod geht. n<br />

Clara Schönthaler<br />

(links), Jahrgang<br />

1997, kommt aus<br />

Laas <strong>im</strong> Vinschgau<br />

und ist Maturantin<br />

des Sprachengymnasiums in Schlanders.<br />

Sie begeistert sich für Bücher, spielt drei<br />

Instrumente und sammelt Filme von Alfred<br />

Hitchcock.<br />

Eva Maria Frank (rechts), Jahrgang<br />

1997, kommt aus Prad am Stilfser Joch<br />

und ist Maturantin des Sprachengymnasiums<br />

in Schlanders. Sie liebt es, quer<br />

durch die Welt zu reisen, und begeistert<br />

sich neben der Fotografie auch für Mode.<br />

® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl No. 20 / 2016 67

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!