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Carl Michael Bellman<br />
___________________________<br />
Band 2<br />
Fredmans Gesänge<br />
„Venus meine Herzmonarchin,<br />
Bacchus Kehlenfürst!“<br />
Anacreon-Verlag
Carl Michael Bellman, Band 2 Fredmans Gesänge.<br />
„Venus, meine Herzmonarchin, Bacchus Kehlenfürst!“<br />
© 2010, © 2003, © 1998 Klaus-Rüdiger Utschick u. Anacreon-Verlag.<br />
ISBN 978-3-932759-02-4
Carl Michael Bellman, Schwedens großer Dichter und Troubadour,<br />
hat wie kein anderer die Menschen seines Landes fasziniert<br />
und die Dichter seiner Zeit und nach seiner Zeit inspiriert. Bellmans<br />
großartigstes und mächtigstes Werk ist die Fredmandichtung;<br />
sie besteht aus den beiden Teilen Fredmans Epistlar und<br />
Fredmans Sånger. Die einzelnen Lieder erschienen um 1772 und in<br />
den Folgejahren zum Teil als Abdrucke in Zeitungen, zum Teil<br />
als fliegende Blätter; 1790 kamen Fredmans Epistlar schließlich<br />
in Buchform heraus, 1791 folgten Fredmans Sånger.<br />
Bis heute haben Bellmans Lieder nichts von ihrer Lebendigkeit<br />
und Leuchtkraft eingebüßt. Im Gegenteil! In den letzten<br />
Jahren ist das Interesse an Bellman in Schweden und in vielen<br />
anderen Ländern noch gestiegen. Viele Arbeiten, Übersetzungen,<br />
Schallplatten, Liederabende, Symposien im In- und Ausland zeigen<br />
die wachsende Popularität Bellmans. Dies ist zu einem wesentlichen<br />
Teil das Verdienst von Universitätsdozent Gunnar<br />
Hillbom. Er betreut seit vielen Jahren als Textredakteur die von<br />
Bellmanssällskapet ab 1921 herausgegebene kommentierte Ausgabe<br />
der Werke Bellmans (Standardupplagan), deren 19. Band er kürzlich<br />
herausgebracht hat. Außerdem hat er die im Proprius-Verlag<br />
Stockholm erschienene Gesamtaufnahme aller 147 Lieder (10<br />
CDs!) der Fredmandichtung produziert. Trotz allen seinen vielfältigen<br />
Aufgaben hat Gunnar Hillbom die Zeit gefunden, für das<br />
vorliegende Buch das Vorwort zu schreiben. Ihm gilt mein Dank<br />
und der Dank der deutschen Bellman-Freunde für seinen unermüdlichen<br />
Einsatz.<br />
Alle Fredmans Gesänge sind mit den faksimilierten Originalnoten<br />
der Ausgabe von 1791 abgedruckt. Zur Illustration wurden<br />
Bilder von Altersgenossen und Freunden Bellmans verwendet,<br />
darunter Carl August Ehrensvärd, Pehr Hilleström, Charlotta Ulrica<br />
Hilleström, Elias Martin, Johan Fredrik Martin, Johan Tobias Sergel -<br />
und auch von Carl Michael Bellman selbst. Angaben zu den einzelnen<br />
Bildern finden sich am Ende des Buches.<br />
München, im Sommer 1998<br />
Klaus-Rüdiger Utschick
Inhalt<br />
1. Bacchischer Adel [1769] ...............................................................21<br />
2. Bacchi erster Ritterschlag [1768] .................................................26<br />
3. Bacchi zweiter Ritterschlag [1766] ..............................................30<br />
4. Die Vereidigung der Ritter im Ordenskapitel [1769] ...............34<br />
5. (Drei Grabzypressen für Glock) [1770]......................................37<br />
6. Über den Branntweinbrenner Lundholm [1769] ......................48<br />
7. An Venus und Bacchus [1779] ....................................................50<br />
8. Wunsch eines Bacchusjüngers [1770].........................................53<br />
9. Tischlied [1785]..............................................................................56<br />
10. (Saufen bis nach Mitternacht ...) [1766]....................................59<br />
11. (Portugal, Spanien ...) [1765]......................................................63<br />
12. (Einladung an den Olymp) [1765].............................................66<br />
13. Der Klub [1768]...........................................................................70<br />
14. (Wenn ich hätte sechstausend Taler ...) [1766]........................74<br />
15. Kellerlied [1764]...........................................................................78<br />
16. (Da ich bin, so will ich leben ...) [1765]....................................82<br />
17. Bacchi Kalender [1780]...............................................................86<br />
18. Der Schüttelfrost [1780] .............................................................89<br />
19. (Über den Gläubiger Tod) [1768/69].......................................93<br />
20. (Einladung zur letzten Gläubigerversammlung) [1764].........95<br />
21. Tischlied [1787]............................................................................98<br />
22. Bacchi Hochzeit [1766].............................................................104<br />
23. Bacchi Begräbnis [1767] ...........................................................107<br />
24. Das Wirtshaus [1769]................................................................110<br />
25. Der Wirt [1767]..........................................................................112<br />
26. (Fredmans Begräbnis) [1767]...................................................115<br />
27. Am Grabgewölbe von Kapitän August von Schmidt<br />
[1767].............................................................................................119<br />
28. Im Krug Drei Römer [1780]....................................................123<br />
29. Der Gasthof [1773] ...................................................................128
30. Die Audienz des Türken 1773 [1773].....................................132<br />
31. Der Fischfang [1773] ................................................................136<br />
32. Abendlied [1780/84].................................................................139<br />
33. (Über eine Schweinerei in T.) [1766]......................................150<br />
34. (Über die Zustände in M.) [1780]............................................155<br />
35. (Der alte Noah und Noahs Alte) [1766] ................................159<br />
36. (Loth, der Gerechte) [1767] .....................................................161<br />
37. (Abraham und Sara) [1760er Jahre] ........................................163<br />
38. (Ein Hurra auf Frau Potiphar) [1767].....................................167<br />
39. (Ein Prosit auf Moses) [1766]..................................................170<br />
40. (König Ahasver) [1768] ............................................................174<br />
41. (Ein Loblied auf die keusche Susanna) [1768] ......................179<br />
42. (Judith) [1768] ............................................................................183<br />
43. (Von Adam bis Ahasver) [1766]..............................................189<br />
44. (Jockums Kummer) [1785].......................................................194<br />
45. (Die teure Geliebte) [1783] ......................................................198<br />
46. Mollberg und Camilla. Bacchanalisches Pastoral<br />
[1790-91] .......................................................................................203<br />
47. Eröffnung des Konkurses von Bacchus [1784] ....................208<br />
48. Bacchi Offenbarungseid [1784]...............................................211<br />
49. Vertagungsbeschluß [1784]......................................................215<br />
50. Versammlung der Gläubiger beim<br />
Proklamationstermin [1784].......................................................219<br />
51. Aufruf der Parteien und ihre Vereidigung [1784].................225<br />
52. Genehmigung der Konkurs-Protokolle [1784] .....................228<br />
53. Abweichendes Votum des Gerichtsrates Christian<br />
Wingmark [1784] .........................................................................233<br />
54. Abstimmungsprotokoll und Entscheidung des<br />
Gerichts [1784].............................................................................238<br />
55. Die Gasse [um 1790].................................................................245<br />
56. Nota bene [1766].......................................................................250<br />
57. Bacchi Gebet- und Sentenzenbuch [1766] ............................254<br />
58. Stadshagen. Pastoral [1790-91]................................................258
59. (Vater Wirt) [1767] ....................................................................264<br />
60. Der gierige und unverfrorene Gast [1787].............................267<br />
61. An die Bouteille [1766] .............................................................271<br />
62. (Stille, kein Wort ...) [1765].......................................................275<br />
63. (Meister Petrus) [1766]..............................................................279<br />
64. Haga [1790-91]...........................................................................283<br />
65. Brief an den Kgl. Sekretär Elis Schröderheim anläßlich<br />
der Reise des Königs nach Rußland, im Jahre 1777 *) ..........286<br />
Verwendete Literatur ...........................................................................302<br />
Bildernachweis ......................................................................................303<br />
Liedanfänge..........................................................................................323<br />
* Bellman bezieht sich in der Überschrift auf den Besuch Gustafs III bei<br />
Katharina d. Gr. im Jahre 1777; tatsächlich handelte es sich hier jedoch<br />
um die Reise des Königs in die finnischen Provinzen im Sommer 1775<br />
(HMS).
Vorwort<br />
Der Schwedische Anakreon wurde Carl Michael Bellman von seinen<br />
Zeitgenossen genannt, von den Freunden des Gesanges in<br />
der Stadt Stockholm und am Hofe König Gustafs III. Der<br />
Vergleich mit dem Meistersänger der griechischen Antike war<br />
eine große Ehre, und Bellman ist einer solchen Ehre wahrlich<br />
wert. Doch muß man seinem jüngeren Dichterbruder Johan<br />
Henrik Kellgren recht geben, wenn dieser in seinem Vorwort<br />
zur Originalausgabe von Bellmans Liederdichtung sagt, daß<br />
solche Vergleiche oft schädlich, immer falsch sind. Kellgrens<br />
Warnung zum Trotz bin ich versucht, eine Parallele zu Bellman<br />
aufzuzeigen – wenn ich mir auch durchaus der Tatsache<br />
bewußt bin, daß ich damit seine Dichtung einseitig, nämlich<br />
aus der Perspektive des „Empfängers“ beleuchte: In Schweden<br />
nimmt Bellman eine Stellung ein, die man nur mit der seines<br />
Zeitgenossen Robert Burns in Schottland vergleichen kann.<br />
Ebenso wie dieser wurde Bellman im romantischen Sinne als<br />
ein echter Volkssänger verstanden, als das poetische Genie der<br />
Nation. Die Entwicklung der letzten Zeit – nicht zuletzt in<br />
Deutschland – zeugt davon, daß Bellmans Liedpoesie ebenso<br />
wenig wie bei Burns eine lokale folkloristische Angelegenheit<br />
ist, die sich auf ihr eigenes Sprachgebiet begrenzt.<br />
Es gibt Lieder von Bellman, die jeder Schwede ebenso gut<br />
kennt wie die Nationalhymne. Ich denke dabei vor allem an<br />
Vater Noah und an Haga. Beide gehören sie zu Fredmans<br />
Gesängen.<br />
Fredmans Gesänge sind der zweite Teil der einzigen Sammlung<br />
von Bellmans Liederdichtung, die zu seinen Lebzeiten<br />
herausgegeben wurde (1790/91). Der erste Teil, Fredmans Episteln,<br />
umfaßt 82 Lieder, in denen der versoffene Uhrmacher<br />
Fredman die Hauptperson ist – ein Apostel in Diensten des<br />
Gottes Bacchus und der Göttin Venus, ein heruntergekomme-<br />
7
ner Trinker; e r ist die Stimme des Sängers, er predigt, schwadroniert,<br />
meditiert und kommentiert. Auch wenn ein übergreifender<br />
Entwurf nicht so leicht zu erkennen ist, so sind die<br />
Episteln doch ein zusammenhängender Liederzyklus, zum<br />
größten Teil in rascher Folge Anfang der 1770er Jahre entstanden.<br />
Bellman selbst, seine Zeitgenossen und die Nachwelt<br />
sind sich darin einig, daß die Episteln die originellste Schöpfung<br />
des Dichters sind.<br />
Fredmans Gesänge dagegen sind eine sehr bunte und recht<br />
unterschiedliche Sammlung von Liedern, die im Laufe von<br />
Bellmans ganzem Dichterleben entstanden sind. Der Name<br />
„Fredman“ ist als ein loses Etikett aufgeklebt worden von einem<br />
Herausgeber, der den beiden Bänden zwei ähnlich lautende<br />
Namen geben wollte. Der alte Uhrmacher kommt nur<br />
dreimal vor: einmal ist er Gegenstand einer parodistischen<br />
Begräbniszeremonie (Gesang 26), und zweimal wird er ganz<br />
nebenbei erwähnt (Gesänge 28 und 58). Nein, dies sind nicht<br />
Fredmans, sondern Bellmans eigene Lieder, geschrieben während<br />
verschiedener Phasen seines Lebens und für unterschiedliche<br />
Zuhörer, vom fröhlichen Freundeskreis seiner lebensfrohen<br />
Jugendjahre bis hin zu den Mäzenen des etablierten<br />
Künstlers in den vermögenden Bürgerkreisen und am Hofe.<br />
Doch es ist nur eine sehr kleine Auswahl. Als die 65 Gesänge<br />
herausgegeben wurden, hatte Bellman mehr als tausend heute<br />
bekannte Lieder geschrieben und außerdem hunderte von anderen<br />
Texten in Poesie und Prosa: Schauspiele, religiöse Betrachtungen,<br />
Gelegenheitsgedichte, hochgestimmte patriotische<br />
Gedichte und vieles andere.<br />
In einem Vorwort eine zusammenfassende Charakteristik einer<br />
Gedichtsammlung wie Fredmans Gesänge zu geben, ist ein Ding<br />
der Unmöglichkeit, dazu ist sie allzu reich an Kontrasten. Man<br />
vergleiche z. B. die beiden Gesänge, die den meisten Schweden<br />
8
zuerst in den Sinn kommen, wenn sie den Namen Bellman<br />
hören – Nr. 35, Vater Noah, und Nr. 64, Haga. Der eine ist ein<br />
grob geschnitzter, naiv anmutender Holzschnitt, der andere<br />
eine feine chinesische Tuschzeichnung – es drängt sich oft ein<br />
Vergleich aus der Bildkunst auf, wenn man versucht, Bellmans<br />
Lieder zu beschreiben; das Bildhafte dominiert über das Erzählerische.<br />
Die beiden genannten Gesänge repräsentieren die<br />
zwei stärksten Richtungen in dieser Liederdichtung: den bacchanalischen<br />
Gesang und die Naturschilderung.<br />
Das bacchanalische Lied ist das Genre, das in Fredmans<br />
Gesängen dominiert, wie überhaupt in Bellmans Liederdichtung.<br />
Es ist die Art der Dichtung, die vor allem zu seinen jungen<br />
Jahren gehört, den 1760er Jahren, noch bevor er dreißig<br />
wird. Diese Lieder sind es natürlich, die ihm früh den Beinamen<br />
Der schwedische Anakreon einbrachten. Der deutsche Leser<br />
mag vielleicht die Betonung auf „schwedisch“ legen. Mit den<br />
Dichtern, die eine Generation früher die deutschen Anakreontiker<br />
genannt wurden, wie Gleim, Gessner oder Klopstock, hat<br />
der junge Bellman nicht viel gemeinsam, auch wenn er sie sehr<br />
schätzte. Nein, seine Lieder handeln nicht vom guten Wein<br />
und dem Rausch als einem angenehmen, beherrschten Genuß.<br />
Bei Bellman trinkt man unmäßig, je mehr man säuft und je<br />
stärker die Getränke sind, die man säuft, umso besser. Da fordert<br />
Bacchus kompromißlose Hingabe von seinen Anhängern:<br />
Saufen bis nach Mitternacht,<br />
leben als Verrückter!<br />
Erd ist mir als Bett gemacht<br />
Sonne ist mein Lüster.<br />
Eigentlich sind nur wenige von Bellmans bacchanalischen<br />
Liedern Trinklieder in des Wortes eigentlicher Bedeutung –<br />
Lieder, in denen die Stimme des Sängers Bellmans eigene<br />
Stimme ist und in denen wir Zuhörer wirklich aufgefordert<br />
9
werden, mit ihm zu trinken. Viel häufiger sind es Lieder, in<br />
denen der Sänger mit seiner Stimme, mit Gestik und Mimik<br />
die Rolle des Trinkers spielt. Zu diesem Liedtyp gehört der<br />
soeben zitierte Gesang 10, dazu gehören auch Fredmans<br />
Episteln und viele, viele andere.<br />
Es sind aber durchaus nicht nur Säufer, die Bellmans Repertoire<br />
ausmachen. Vor allem in seinen allerfrühesten Liedern<br />
gestaltet er eine Menge unterschiedlichster Typen aus dem<br />
Stockholmer Stadtleben, oft in der Ich-Form: Die alte Frau im<br />
Armenhaus, den beleibten Bankmagnaten, den schwadronierenden<br />
Offizier, den ernsthaften Geistlichen, den einfachen<br />
Bauern usw. Früh wurde das Wort „Rollenlied“ geprägt als<br />
Fachausdruck für Bellmans Liedkunst, eine sehr gelungene Bezeichnung,<br />
da sie andeutet, was den Anstoß zu dieser<br />
Dichtung gab, die so anders ist als das meiste, was in der Zeit<br />
des Rokoko entstand: Bellman als „Kabarettist“, der Charaktere<br />
und Verhaltensweisen in Gesang und Auftreten nachahmen<br />
konnte.<br />
Schon früh, etwa mit 25 Jahren, begann der Darstellungskünstler<br />
Bellman sich mehr und mehr auf die Rolle des Trinkers<br />
zu spezialisieren – man kann sich vorstellen, daß diese<br />
Spezialisierung von einem begeisterten Publikum gefördert<br />
wurde, das eben diese Art der Unterhaltung wünschte. Vorbilder<br />
gab es genug in Stockholm. Die Zeiten waren schlecht,<br />
und viele heruntergekommene Handwerker und entlassene<br />
Soldaten griffen zur Flasche, um im Rausch ihr Elend und ihre<br />
Hoffnungslosigkeit zu vergessen. Fredman war einer von ihnen,<br />
auch Mollberg, Mowitz und all die anderen Figuren, denen<br />
wir bei Bellman immer wieder begegnen.<br />
Doch Bellman war ein viel zu begabter Künstler, um sich<br />
auf Dauer mit der einfachen Saufkomik zu begnügen, die viele<br />
seiner frühen Lieder prägt. Indem er die armen Säufer in eine<br />
soziale Umgebung stellte, in der sie durchaus nicht zu Hause<br />
10
waren, schuf er einen neuen Typ des bacchanalischen Liedes,<br />
in dem es nicht mehr sie selbst waren, über die man lachte. Die<br />
ersten sechs Gesänge sind einem umfangreicheren Dichtwerk<br />
entnommen, in dem Bellman in Form von Liedern und<br />
kleinen Theaterstücken seinen Spaß treibt mit dem ebenso<br />
beliebten wie pompös rhetorischen und zeremoniellen<br />
Ordenswesen seiner Zeit. In den Gesängen 47 bis 54, einem<br />
kompletten kleinen Theaterstück in acht Bildern, ist das Prozeßwesen<br />
der Zeit mit seinen die Gesetze verdrehenden<br />
Branntweinadvokaten und bestechlichen Richtern die<br />
Zielscheibe des Gaukelspiels.<br />
In Fredmans Episteln hat Bellman eine Liederdichtung geschaffen,<br />
in der er immer noch die Rolle des Trinkers spielen<br />
kann, wo aber das bacchanalische Thema einer poetischen<br />
Schilderung der Stadt als Lebensmilieu weicht, gesehen aus der<br />
Perspektive des im gesellschaftlichen Abseits Stehenden. Hier<br />
ist der Sänger kein Gaukler mehr, und auch wenn die Lieder<br />
noch immer Grotesken sind, so erkennen wir doch nun wirkliche<br />
Menschen in ihrer wirklichen Umgebung – es sind Lieder<br />
über das allgemein Menschliche. Einer von Fredmans Gesängen<br />
steht den meisterlichsten Episteln sehr nahe und gehörte<br />
vielleicht ursprünglich zu dieser streng gesichteten Sammlung:<br />
die Nr. 55 mit der Schilderung von Baggensgatan, der Bordellgasse.<br />
Die Geschichte, wie ein Künstler zum Gefangenen seines<br />
eigenen Rollenfaches wird, wiederholt sich zu allen Zeiten;<br />
aber Bellman wurde nie ein Gefangener des bacchanalischen<br />
Faches – „ein König unter den Saufbolden“, wie ein bösartiger<br />
Plagiator ihn nannte, oder, ehrenvoller ausgedrückt, der<br />
„Schwedische Anakreon“. Bellman war zwar der Dichter seiner<br />
Stadt, aber das alte Stockholm war nicht nur eine Stadt der<br />
engen, dunklen Gassen und der Kneipen, sondern auch die<br />
Stadt der Wasserflächen und der Parks.<br />
11
Im Angesicht der Natur läßt Bellman die Maske fallen – der<br />
Schauspieler, der daran gewöhnt ist, die Szene zu beherrschen,<br />
wird zum beobachtenden Dichter, der sich von der Schönheit<br />
überwältigen läßt, die er im Mikrokosmos der Blumen und Insekten<br />
ebenso entdeckt wie im Panorama der weiten, offenen<br />
Landschaft. In den Liedern über die Stadt steht der Mensch<br />
mit seinen existenziellen Nöten im Mittelpunkt, das sind die<br />
Lieder des Imitators, des Szenenkünstlers. In den Liedern über<br />
die Natur vor Stockholms Toren ist der Mensch Staffage, und<br />
der Sänger selbst tritt zurück hinter dem Natureindruck, den er<br />
in seiner Lyrik vermitteln will.<br />
Bellmans Naturlyrik ist, im Vergleich zu seiner bacchanalischen<br />
Lyrik, nicht sehr umfangreich. Aber zu ihr gehören einige<br />
der Lieder, die ihn so liebenswert machen und ihm seinen<br />
Rang als größten Lyriker Schwedens gegeben haben. Einige<br />
der schönsten stehen in Fredmans Gesängen: die pastorale<br />
Fischeridylle Auf, Amaryllis (Nr. 31), das göttlich schöne<br />
Abendlied (Nr. 32) und das Lied, das öfter als jedes andere auf<br />
Schallplatte eingespielt wurde, Haga (Nr. 64). Die breiteste und<br />
reichste Naturschilderung finden wir in dem langen Gedicht,<br />
mit dem der Zyklus abschließt, einer Huldigung an Gustav III.,<br />
an welcher der Dichter die ganze Natur sowie die Menschen<br />
der Stadt und der Umgebung teilhaben läßt. Es gehört nicht zu<br />
dem wohlbekannten Repertoire Bellmans, vor allem weil es<br />
kein Lied ist, sondern ein Gedicht.<br />
Die Musik spielt für das Werk Bellmans eine ausschlaggebende<br />
Rolle, die Melodien haben seine Lieder durch die Jahrhunderte<br />
am Leben erhalten. Als Musiker war Bellman Parodist, d. h. er<br />
wählte, ebenso wie unsere heutigen Unterhaltungskünstler, oft<br />
bekannte Melodien für seine Lieder. Daß seine frühen bacchanalischen<br />
Gesänge die französische Liedtradition durchklingen<br />
lassen, beruht nicht zuletzt darauf, daß die Melodien aus fran-<br />
12
zösischen Operetten und von älteren französischen Liedern<br />
entlehnt sind. Aber wenn man das Verhältnis zwischen Wort<br />
und Ton in Bellmans Liedern mit dem seiner musikalischen<br />
Vorlagen vergleicht, so hat man – zumindest als moderner<br />
Zuhörer – oft das Gefühl, daß Bellman die Ausdrucksmöglichkeiten<br />
dieser Melodien besser begriffen hat als seine Vorgänger.<br />
Der Gesang 5b, Schau schwarzer Welle weißen Kamm, ist zu<br />
der alten Tanzmelodie „Folie d’Espagne“ geschrieben. In der<br />
älteren schwedischen Liedtradition war diese vor allem als<br />
Melodie für ein komisches Hirtenlied und für ein revanchistisches<br />
politisches Lied aus der Zeit nach Carl XII. bekannt. Für<br />
uns erhält die tief melancholische Mollmelodie ihre rechte Bedeutung<br />
in der ergreifenden Todesvision von Gesang 5b. Oder<br />
der mächtige Begräbnis-Chor Hört Glocken mit angstvollem Ton<br />
(Gesang 6); die Melodie mit ihren wenigen einleitenden Tönen<br />
läßt die Glocken erklingen, die an der Bahre des Ritters Lundholm<br />
läuten, der sich zu Tode gesoffen hat. Bellman entlieh<br />
die Melodie einer französischen Operette, dort begleitet sie ein<br />
Liebeslied an ein fünfzehnjähriges, unschuldiges Mädchen.<br />
Sehr oft verwendete Bellman auch rein instrumentale Melodievorlagen,<br />
mit dem gleichen sicheren Gefühl für den musikalischen<br />
Ausdruck. Episteln, die einen Ball in einem Wirtshaus<br />
beschreiben, sind natürlich zu den Tanzmelodien geschrieben<br />
worden, nach denen die Menschen tanzten. Die auffordernde<br />
Marschmelodie zu Gesang 21, So trotten wir gemach<br />
und fromm kommt als instrumentale Hintergrundbegleitung zur<br />
Todesarie in der schwedischen Oper Gustav Wasa vor. Die<br />
schwerfällige Melodie zu dem Lied, welches das ungastliche<br />
Sumpfland in Gesang 58 beschreibt, beruht auf einem Thema<br />
aus Haydns Symphonie „Der Bär“.<br />
Bellmans außergewöhnliche Fähigkeit, einerseits Verse an<br />
vorhandene Melodien anzupassen und andererseits Melodien<br />
so zu verändern, daß sie zum Vers passen, hat natürlich Anlaß<br />
13
zu der Frage gegeben, ob er stets nur Melodien lieh, oder ob er<br />
nicht auch zu einigen Liedern eigene Melodien erfand. Da wir<br />
nicht alle Melodien kennen, die Bellman gehört haben könnte,<br />
muß die Frage letztlich unbeantwortet bleiben. Bei einigen<br />
Liedern könnte tatsächlich Bellman der Tonschöpfer gewesen<br />
sein, denn längst nicht alle Bellman-Melodien konnten auf<br />
bereits vorhandene Melodien zurückgeführt werden. Zumindest<br />
eine der Vertonungen in Fredmans Gesängen ist ganz<br />
sicher ein Originalwerk: die verrückte Melodie zu der kuriosen<br />
Kleinstadt-Persiflage Gripsholm ist doch sehr vergnüglich (Nr. 33).<br />
Es ist ein musikalischer Spaß, der vielleicht nicht allzu viel dazu<br />
beiträgt, Bellmans Ruf als Tonschöpfer zu stärken.<br />
Unabhängig davon, ob Bellman in manchen Fällen selbst<br />
der Komponist war oder nicht, er ist und bleibt ein großer Musiker<br />
in seiner Kunst, den Worten mit Tönen Farbe zu geben<br />
und musikalische Gedanken in Worten auszudrücken.<br />
Kivik, Schweden, im Juni 1998<br />
Gunnar Hillbom<br />
14
Die Personen,<br />
die in Fredmans Gesängen genannt werden.<br />
*<br />
Kolmodin, genannt von Kellercreutz, nachdem er in Bacchi<br />
Ordenskapitel von den Zwei Vergoldeten Schweinen geadelt<br />
worden war, bedarf keiner näheren Beschreibung auf seinem<br />
Grabe; die Erinnerung seiner bacchanalischen Stärke und<br />
seiner lustigen Gesellschaft ist in mehreren Dokumenten<br />
bewahrt.<br />
Holmström, vormals Actuar im roten Mantel 1 beim ehemaligen<br />
Manufactur-Contor, besser bekannt unter dem Namen von<br />
Ehrensau, wie dessen Bacchanalische Waffen nach den<br />
Regeln der Heraldik aufs genaueste ausweisen.<br />
Diese beiden Commandeure haben schon vor langer Zeit<br />
ihre Trichter und Ketten im Tempel niedergelegt.<br />
Nystedt, vormals Liqueurverwalter im Keller “Einigkeit”, wo es<br />
stets Fluidum 2 und Stockhiebe gab; pflegte mit der ersten<br />
Hälfte seines Namens selbst zu unterzeichnen, und wenn der<br />
Kellner “stedt” angefügt hatte, war die Rechnung fertig.<br />
Meissner, Art und Ort seiner Tätigkeit unbekannt; adoptierte unter<br />
dem Namen Bierheim 3 einen anderen Meissner, der zumeist im<br />
Zollhaus bei Hammarby saß und schlief.<br />
Diese beiden Commandeure ruhen im Friedhof von Sankta<br />
Kathrina.<br />
Steindecker, Kgl. Schwedischer Paukenschläger in Hessischen<br />
Diensten, bekannt für seine Wirbel zwölf Schritt von den<br />
1 Roter Mantel: Teil der Beamtenuniform (HMS)<br />
2 Fluidum (lat.): ‘Flüssiges’<br />
3 Meissner: Daniel M. (1723–80) war von Beruf Bierbrauer, worauf der<br />
Ordensname ‘Bierheim’ (schwed. Ölheim) anspielt.<br />
15
16<br />
Pauken entfernt; entschlafen im “Elephant” am Danto-Zoll.<br />
Lundholm, Branntweinbrenner und Commandeur; über ihn<br />
wurde im Tempel die Parentation gehalten vom Perückenmachergesellen,<br />
dem Zeremonienmeister, Ordens-Orator,<br />
Parentator und Tanzmeister im Chore, Janke Jensen: „Er soff<br />
drei Viertel auf sechs, und um sechs Uhr starb er.“<br />
Appelstubbe, vormals Zöllner in Österbotten, der bei Gastmahlen,<br />
zu denen er nie geladen war, sobald die Waldhörner die<br />
Ankunft des Bratens verkündeten, dreisterweise hereingetorkelt<br />
kam, und unter dem Vorwand, daß das Kalb nicht verzollt<br />
war, die Anrichtung sich selbst einverleibte.<br />
Österman, Stuhlmacher, ein wandernder Ritter, im Hinblick darauf,<br />
daß sein einziger Stuhl an der Deckenleiste hing.<br />
Halling, Zuckerbäcker; hängte eines schönen Tages sein Schild<br />
auf der anderen Straßenseite auf, mit der sinnreichen Inschrift:<br />
„Hier wohnte früher der Zuckerbäcker Halling, der seitdem<br />
gegenüber wohnt.“<br />
Agrell, Zollschreiber; schloß schon vor einigen Jahren den<br />
Deckel auf seinem Humpen und wanderte von hinnen.<br />
Kämpendahl, Herold in Bacchi Ordens Capitel; borgte seinen<br />
letzten Trunk im “Vogelsang” auf eine lebende Gans; entschlief<br />
in der Gastwirtschaft Nr. 84 am Hornskroken.<br />
Nybom; von ihm ist nicht mehr überliefert als der Wahlspruch<br />
Plus ultra.<br />
Planberg, der erste und letzte Kanzler des Ordens; ein bejahrter<br />
Herr.<br />
Joseph Israelsson, großer lateinischer Poet, betrauert von der Wissenschaft;<br />
besaß, als er völlig verarmt war, ein unbelastetes<br />
Eigentum, von dem er nicht wußte, daß er es besaß; starb an<br />
Distraction.
Knape, Virtuose auf der Oboe zur Zeit König Fredriks; seine<br />
wirtschaftlichen Umstände waren so schwach und seine Ehe<br />
so schwierig, daß seine Gattin bei einer Gelegenheit seine<br />
einzige Oboe nahm, um damit Butter zu kernen, wodurch<br />
der klare Ton der Oboe völlig abhanden kam.<br />
Die übrigen Personen werden an den betreffenden Stellen in<br />
diesen Gesängen Fredmans vorgestellt.<br />
17
Nachfolgende 65 GESÄNGE FREDMANS<br />
sind, sowohl nach der Poesie wie nach der zu<br />
einem Teil auch von mir komponierten Musik,<br />
durchgesehen, berichtigt und anerkannt.<br />
Stockholm, den 6. August 1791.<br />
CARL MICHAEL BELLMAN<br />
18
19
20
N:o 1.<br />
BACCHISCHER ADEL.<br />
„Bacchi Herolde mit goldnem Beschlag!<br />
Ist heut Kapitel?“ „Nein, nicht diesen Tag!“<br />
„Ist nicht heute Ritterschlag?“<br />
„Nein, nicht heute, wenn ich’s sag.“<br />
„Warum Herolde? Ich frag dich erneut.“<br />
„Holmström und Kolmodin werden ja heut,<br />
wenn es sie nicht noch gereut,<br />
beide endlich Adelsleut.“<br />
„Darum kommen sie zusammen?<br />
Ja, ich sehe, alle freut’s.<br />
Welch Wappen führen sie und Namen?“<br />
Kolmodin heißt Kellercreutz,<br />
21
22<br />
er heißt ab nun von Kellercreutz.<br />
Bacchus selbst sein Wappen malet,<br />
rotes Feld mit Goldpokal,<br />
rundherum ein Laubwerk prahlet,<br />
Tulpen, Gartenmaterial,<br />
und zuoberst golden strahlet<br />
Rittername, Jahreszahl. :||:<br />
~ ~<br />
„Ha! welch ein Wappen! Wie albern, ha ha!<br />
Bacchi Herolde sind prächtig!“ Ja, ja.<br />
„Gelbe Kutten!“ Ja, hurra!<br />
„Zepter auch?“ Ja, ja! Da, da!<br />
„Aber, mein Bester, ich bitte dich sehr,<br />
wurde denn sonst keiner adelig mehr?“<br />
Doch, mein Freund, noch andre mehr;<br />
Holmström hat nun Schild und Wehr.<br />
Nimm ’nen Schluck und Zwieback kaue<br />
und hör Holmströms Adelsnam’:<br />
Er heißet nun von Ehrensaue,<br />
stolzer Sproß von Bacchi Stamm,<br />
ein stolzer Sproß von Bacchi Stamm,<br />
der sein Banner stolz besitzet,<br />
denn sein Blut – wie er – ist blau.<br />
Bacchus selbst sein Wappen ritzet,<br />
und im goldnen Felde, schau,<br />
unter zwei Ölzweigen sitzet<br />
hinter einem Trog ’ne Sau. :||:<br />
~ ~<br />
„Ha, welch ein Wappen! Wie bin ich verlorn<br />
bei Bacchi Krüppeln als Hochwohlgeborn,<br />
unterm Lorbeerkranz verschworn.<br />
Ist sonst keiner auserkorn?“
Doch, lieber Freund, schau nur her, schau nur her:<br />
Der Offiziant mit dem Bäckerkorb schwer!<br />
„Kilberg? O das freut mich sehr.“<br />
Zapfe tapfer, trinke mehr!<br />
„Welcher Name ist ihm eigen?“<br />
Nun, er heißt von Adlerkrug.<br />
Trompeten, Jägerhörner, Geigen<br />
bilden seinen Waffenschmuck,<br />
die bilden seinen Waffenschmuck.<br />
Rot umrahmt ein Zinnkrug schimmert,<br />
oben drauf ein Adler kniet,<br />
über dem die Sonne flimmert,<br />
unter der die Krabbe zieht,<br />
überm Grund ein Walfisch schwimmet,<br />
und im Schlund, da steht “Prosit”. :||:<br />
~ ~<br />
„Ha, solche Wappen, der Teufel schlag drein!<br />
Walfisch und Krabbe und Adler und Schwein,<br />
Geigen, Hörner und Schalmei’n!<br />
Soll das alles gewesen sein?“<br />
Nein, lieber Freund, einen Nystedt ich seh,<br />
der hat im Wappen, soweit ich versteh,<br />
noch viel mehr simplicité,<br />
heilge Einfalt, jemine!<br />
„Welcher Name wird ihm bleiben?“<br />
Ach, der albernste, hihi,<br />
von Bierheim, ja, mit ‘von’ zu schreiben!<br />
Auch Meissner schreibt sich Bierheim, sieh,<br />
ohne ‘von’ ein Bierheim, sieh!<br />
Tiger Nystedts Schild flankieren,<br />
auf den Schwänzen aufgestellt,<br />
Ranken ihn ringsum verzieren,<br />
23
Bienenschwarm darüber fällt.<br />
Schau, es ist zum Amüsieren:<br />
Blaue Nas im roten Feld! :||:<br />
~ ~<br />
„Ha, Vater Herold, ich lach mich kaputt;<br />
Wappen zwar neu, doch Geschlecht alt und gut,<br />
Stammvater war, von edlem Blut,<br />
Noah oder Lilliput. 4<br />
Nystedt von Bierheim hat ‘von’- Eleganz,<br />
was hat der andre an Farbe und Glanz,<br />
ist er geschmückt mit Helm oder Kranz,<br />
Trommel, Fahne, Pik oder Lanz?“<br />
Lieber Freund, wie du kannst fragen,<br />
machst du nicht ein Ende bald?<br />
Ich habe Durst nach all den Plagen,<br />
einen Schnaps her, es ist kalt,<br />
gieß einen Schnaps ein, es ist kalt.<br />
Bierheims Waffen sozusagen<br />
in ein Viereck sind gestellt,<br />
seinen Schild zwei Katzen tragen.<br />
Branntwein her, ich hab kein Geld.<br />
Sieh an Meissner Bierheim ragen<br />
rote Nas im blauen Feld! :||:<br />
<br />
4 Jonathan Swifts Gulliver’s Travels erschien 1726 und kam 1745 auf<br />
Schwedisch heraus<br />
24
25
N:o 2.<br />
BACCHI ERSTER RITTERSCHLAG.<br />
Ordensherolde, hebt eure Zepter,<br />
und Steindecker, trommle jetzt!<br />
Bum bum bum bum, die Pauken schlägt er,<br />
laßt uns feiern Bacchi Fest!<br />
Von dem Weine naß für Bacchus stritt er,<br />
ein edler Ritter, :||: Lundholm,<br />
Branntweinbrenner, ehrenfest!<br />
~ ~<br />
Störet nun nicht das Ordenskapitel,<br />
Lundholm soll ein Ritter wer’n.<br />
‘Hodie mihi, cras tibi’ als Titel 5<br />
steht auf deinem Ordensstern.<br />
Ritter Appelstubbe, den Zollinspektoren,<br />
5 Hodie mihi, cras tibi (lat.): ‘Heute mir, morgen dir.’<br />
26
– klang! – freigeboren, :||: Bacchus<br />
wird als seinen Alderman ehrn.<br />
~ ~<br />
Kämpe am Fasse, steh nicht im Schatten,<br />
knöpf die Ritterkutte zu!<br />
‘Patria ubi bene’, Kameraden, 6<br />
steht im Sterne. Siehest du?<br />
‘Vivat semper Bacchus’, Glas und Boutelle! 7<br />
Schmierst du die Kehle, :||: Österman?<br />
Stuhlmacher, gibst Gesäßen Ruh.<br />
~ ~<br />
Als Bacchi Held er streitet und schanzet<br />
und ins Grab hilft manchem Mann.<br />
Wenn seine Kegelkugel tanzet,<br />
fällt der König in der Bahn.<br />
‘Veni, vidi, vici’ steht in dem Sterne. 8<br />
Klang! so tut gerne :||: Bacchus.<br />
Vivat Bacchus! Trink, Österman!<br />
~ ~<br />
Bacchus nun seine Ritter betrachte!<br />
Zuckerbäcker Halling, halt!<br />
Steindecker, pauke nicht gar so sachte,<br />
schlag die Pauke mit Gewalt!<br />
‘Aut Caesar aut nihil’ der Stern erkläret. 9<br />
Bacchus bescheret :||: Halling<br />
Spund und Zapfen, wo Rebsaft wallt.<br />
6 Patria ubi bene (lat.): ‘Mein Vaterland ist dort, wo es mir gut geht.’<br />
(Cicero nach Aristophanes)<br />
7 Vivat semper (lat.): ‘Er lebe auf immer!’<br />
8 Veni, vidi, vici (lat.): ‘Ich kam, sah und siegte.’ (Caesar)<br />
9 Aut Caesar aut nihil (lat.): ‘Entweder bin ich Caesar oder nichts.’<br />
(Wahlspruch von C. Borgia)<br />
27
~ ~<br />
Noch einen letzten Stern man erblicket<br />
für Zollschreiber Pehr Agrell,<br />
der nach Norrköping wurde geschicket<br />
wie Mercurius flink und schnell.<br />
‘Semper adsum’ trägt sein Stern als Titel. 10<br />
Schließt das Kapitel :||: würdig,<br />
Pauken, Trompeten, mit Ritornell!<br />
<br />
10 Semper adsum (lat.): ‘Ich bin immer dabei.’<br />
28
29
N:o 3.<br />
BACCHI ZWEITER RITTERSCHLAG.<br />
Pauken, Trompeten!<br />
Nach vorne treten<br />
nun zu Bacchi zweitem Ritterschlag<br />
zwei Serviteure<br />
als Commandeure<br />
30
seines Ordens diesen Tag:<br />
Ordensherolde Glock und Kämpendal<br />
mit ihren Zeptern stehn auch dieses Mal.<br />
Bum bum bum bum. :||: Ja, auch dieses Mal.<br />
~ ~<br />
Treue belohne<br />
mit deiner Krone,<br />
Tugend Roms mit Ehre Roms belohn!<br />
Siegende Lanze<br />
schmücke mit Kranze,<br />
Bacchus, Vater und Patron!<br />
Schatzmeister des Ordens Kolmodin<br />
hat in dem Kreuz zwei goldne Säue drin,<br />
bum bum bum bum, :||: goldne Säue drin.<br />
~ ~<br />
Klingt mit dem Glase<br />
zum Orgelbasse!<br />
Seht, die Ritter gehn hinauf zum Chor.<br />
Klang! Bacchus walte!<br />
Zwei kecke Alte<br />
treten nun als Ritter vor.<br />
Meissner als Wahlspruch ‘Tota die’ führt, 11<br />
Nybom ‘Plus ultra’. Laut die Pauken rührt! 12<br />
Bum bum bum bum. :||: Laut die Pauken rührt!<br />
~ ~<br />
Dort geht im Zuge<br />
Nystedt mit Kruge,<br />
dort der Ordenskanzler Planberg geht;<br />
seht Kreuz und Kutte,<br />
11 Tota die (lat.): ‘den ganzen Tag’<br />
12 Plus ultra (lat.): ‘darüber hinaus’, ‘noch mehr’<br />
31
Ordensstatute,<br />
Joseph Israelsson seht!<br />
Ordens-Perücke liegt im Schrein bereit,<br />
Jensen sie Ritter Kolmodin verleiht,<br />
Bum bum bum bum, :||: Kolmodin verleiht.<br />
~ ~<br />
Alles wird werden<br />
recht hier auf Erden.<br />
Prost auf neuerstandne Rittermacht!<br />
Frisch auf, Seigneure,<br />
hei Commandeure,<br />
hochgemut in nasser Pracht!<br />
Orden ist neubelebt – und alt, gewiß,<br />
alt wie der Orden von dem Goldenen Vlies, 13<br />
Bum bum bum bum, :||: Goldenen Vlies.<br />
<br />
13 Der Orden vom Goldenen Vlies: gegründet 1428 von Philipp III. von<br />
Burgund.<br />
32
33
N:o 4.<br />
DIE VEREIDIGUNG DER RITTER<br />
im Ordenskapitel.<br />
Timp. - - - Hört Pauken und Trompeten!<br />
Nach vorn die Ritter treten<br />
mit Rosen und Goldbeschlag<br />
zu einem Ritterschlag.<br />
Timp. - - - Du Held, mit frohem Mute<br />
knöpf zu die Ordenskutte.<br />
Sei, Lundholm, nun ein Seigneur!<br />
Tritt, Ritter, vor und hör!<br />
Tromb. - - - Hört Knape spielen! - - -<br />
Oboe.<br />
Lundholm, sei würdig! Tritt vor und schwör! :||:<br />
~ ~<br />
Timp. - - - Ich, Lundholm, ich beteure,<br />
mit Branntwein mein Hirn befeure!<br />
Von Branntwein ist all mein Blut,<br />
die Flasche mein höchstes Gut.<br />
Timp. - - - Im Stern ich nun gewinne<br />
’ne Sanduhr, die sachte rinne.<br />
Ach, ach! Ordensstern, so hold,<br />
34
so kostbar wie pures Gold!<br />
Tromb. - - - Hör Knape spielen! - - -<br />
Oboe.<br />
Sei, Appelstubbe, würdig! Sei Trunkenbold! :||:<br />
~ ~<br />
Timp. - - - Ich, Appelstubb’, verspreche,<br />
ob mir das Glücke lächle<br />
und ob es auch gräme mir,<br />
zu fechten unter dem Panier!<br />
Timp. - - - Ich dien’ dem König am Zolle<br />
und Bacchus mit meiner Molle.<br />
Ich lache vor seinem Thron<br />
über Arbeit und Suspension.<br />
Tromb. - - - Hör Knape spielen! - - -<br />
Oboe.<br />
Österman, sei würdig! Schwank nicht, mein Sohn! :||:<br />
~ ~<br />
Timp. - - - Ich, Österman, alleine<br />
dem Wein weihe meine Gebeine,<br />
bin fröhlich und guten Muts<br />
in Hausrock und Kapuz.<br />
Timp. - - - Ich schwör mit meinem Blute:<br />
Der Stern an meiner Kutte<br />
soll schlingern und werden naß,<br />
mein Aug weint beim leeren Glas.<br />
Tromb. - - - Hör Knape spielen! - - -<br />
Oboe.<br />
Agrell, sei würdig! Laß, Knape, laß! :||:<br />
~ ~<br />
Timp. - - - Hör, Jensen! Was befehlen?<br />
Bring Flaschen, unsere Juwelen,<br />
und bring die Perücke, Kamrad,<br />
und Kamm, Zange und Pomad!<br />
Timp. - - - Agrell, so trag mit Würde<br />
Schatzmeisterkreuzes Bürde!<br />
35
Ja, vivat an Bacchi Quell<br />
Schatzmeister Pehr Agrell!<br />
Tromb. - - - Hör Knape spielen! - - -<br />
Oboe.<br />
Die Feier endet mit Ritornell. :||:<br />
<br />
36
N:o 5.<br />
MEIN HERR!<br />
So oft ich dazu Gelegenheit habe, versäume ich nicht, Ihnen<br />
zu schreiben als einem lieben Freund; aber meine Briefe<br />
werden, in Anbetracht der vielen Arbeit für meinen König und<br />
dessen Krone und Reich, nicht so lustig und heiter, wie ich es<br />
wünschte, sondern ebenso matt wie meine Gedanken an<br />
diesem Posttag, denn ich traure! Sehen Sie, der vormalige<br />
Notarius am Gericht der südlichen Vorstadt und spätere<br />
Primarius am Gericht der nördlichen Vorstadt, Herold in<br />
Bacchi Ordenskapitel, Herr Johann Glock, ist Anfang dieses<br />
Monats mit dem Tode abgetreten; zu seinem Gedächtnis wird<br />
nun am 11. August eine Feierlichkeit abgehalten vom Zeremonienmeister,<br />
Orator des Ordens und Tanzmeister im<br />
Chore, Janke Jensen. Hierbei wird so wenig Prunk stattfinden<br />
wie möglich; keine Prozession mit Lärm und Getöse, nicht der<br />
leiseste Paukenschlag, wenn der neue Herold das<br />
Ordensbanner trägt. Es werden verschiedene Personen<br />
genannt, die für würdig angesehen werden könnten, das Amt<br />
unseres Verstorbenen im Capitel weiterzuführen; man rätselt,<br />
auf welchen von ihnen das Los fallen könnte, im Hinblick<br />
darauf, daß das Amt des Herolds ein Poste d’honneur ist, sofern<br />
die Kandidaten den Rittern des genannten<br />
hochangesehenen Ordens gleichgestellt sind. Die Verdienste<br />
unseres dahingeschiedenen Herolds sind vortrefflich in Bacchi<br />
Reich, und seine Gruft wird geehrt mit Trauben und Cantaten<br />
und seine Asche benetzt mit Hoglandswein und Bier.<br />
Titel Adressat des Briefes ist der damalige Leutnant und spätere Oberst<br />
Treffenberg. (Siehe HMS II, 175)<br />
37
Die Glocken sollen läuten im Tempel, danach soll sich der<br />
Orator erheben und eine dem Anlaß angemessene Rede<br />
halten, worauf die Feier schließt mit einer Elegie oder einer<br />
Trauerkantate sowie einigen Gedichten über Bacchi Säfte und<br />
die Freuden berauschter Männer und die Gedankenspiele<br />
taumelnder Frauen, über die Verachtung des Kummers der<br />
Welt bei Glas und Bouteille und über den Himmel, der sich<br />
über den Ländern des Bacchus wölbt. 14<br />
14 Hier wird angespielt auf Hedvig Charlotta Nordenflychts Gedichtsammlung<br />
Quinligt tankespel (‘Weibliches Gedankenspiel’, 1744–50)<br />
sowie auf ein Gedicht von Gustaf Fredrik Gyllenborg aus dem Jahre<br />
1762, Verlds-Föraktaren (‘Der Weltverächter’), was ein unerwartetes Bild<br />
von Bacchi Orden als einer Literarischen Gesellschaft ergibt. (HMS II,<br />
176)<br />
38
Ich möchte Sie mit einigen der von den Ordensbrüdern bei<br />
dieser Gelegenheit verfaßten Grabzypressen ermuntern, zum<br />
Beispiel:<br />
39
(a)<br />
Teures Abendopfer beim verschlossenen Grabgewölbe<br />
Herrn Joh. Glocks, vormaligen Herolds in Bacchi Ritter-Capitel,<br />
angezündet im “Grünen Jäger” bei Sonnenaufgang,<br />
am 9. Juli 1770, vom Commandeur von Bercho.<br />
40
So wandern unsere Helden dann<br />
vom Lichte in das Dunkel.<br />
Hier liegt nun dieser Rittersmann<br />
in goldner Sau Gefunkel 15<br />
und fahl im Grabeswinkel glimmt,<br />
gehüllt in nichts als Kränzen,<br />
ein Mann, vortrefflich, weitberühmt,<br />
in Bacchi Spiel und Tänzen.<br />
~ ~<br />
Gebrochen wird dein Heroldstab<br />
von mir, von dir, vom Tode,<br />
auch deine Flasche überm Grab!<br />
Sie singt die Schicksals-Ode.<br />
Ein jeder Tropfen, da du starbst,<br />
verbreitet blanke Strahlen,<br />
um Winter, Sommer, Frühling, Herbst<br />
und Nacht und Tag zu malen.<br />
<br />
15 Goldene Sau: im Wappen des Bacchusordens.<br />
41
42
(b)<br />
Hoffnungsvolle Trauervision, bei Johann Glocks, Bacchi Ordens-Capitels<br />
Herolds, Abgang von der Erdkugel, kundgetan von<br />
Herrn von Ehrensau, im Vergoldeten Drachen<br />
am Abend des 11. Juli 1770.<br />
Schau schwarzer Welle weißen Kamm,<br />
Sieh, Charon auf ihm reitet,<br />
wringt seinen Bart wie einen Schwamm<br />
und mit dem Boot arbeitet.<br />
Sein Ruder schlägt die Woge wild,<br />
die Woge, sie schlägt wieder;<br />
aus Himmels offnem Fenster quillt<br />
ein Schauer prasselnd nieder.<br />
~ ~<br />
Vergänglichkeit, dein Feld sich zeigt,<br />
dein Schwarz läßt mich erblinden,<br />
mein Glock in Charons Nachen steigt<br />
vom Sturm verschluckt und Winden.<br />
Lebwohl mit Doppelbier und Wein,<br />
mit Gläsern in den Händen!<br />
Dein Kiel, mein Freund, schon bald wird sein<br />
an elysee’schen Stränden.<br />
<br />
43
44
(c)<br />
Eine goldene und blumenreiche Urne, in heiliger Einfalt beigesetzt auf<br />
den Elysischen Feldern, am achten Tage im Heumond 1770 in Tumulo<br />
Glockii, von Kämpendal, dem derzeitigen Ersten Herold<br />
des Bacchi Ordenskapitel.<br />
So schlägt mein Glock den Deckel zu<br />
am Humpen, um zu wandern.<br />
Wohin? Wo du hast Rast und Ruh<br />
als Schatten unter andern.<br />
Prosit! Dein Weg führt zum Verfall,<br />
wird dich der Lust entrücken;<br />
doch prusten wir im Erdental<br />
dein Lob in tausend Schlücken.<br />
~ ~<br />
Getrunken hast du deinen Saft,<br />
gelernt die Traube pressen<br />
gewissenhaft mit Kunst und Kraft,<br />
um deinen Schlund zu nässen.<br />
Die Hülle ist an diesem Tag<br />
vom Weine naß und mostig,<br />
so daß dem Tod beim Sensenschlag<br />
das Sensenblatt wird rostig.<br />
~ ~<br />
Ach! deine Zunge ward zum Lohn<br />
vom Honige umgossen,<br />
und als du standst vor Bacchi Thron,<br />
wie war sie stumm verschlossen!<br />
Titel Heumond: Juli. In tumulo Glockii: auf dem Grabhügel Glocks.<br />
45
Wie bleich die Lippen, schmal und schlapp,<br />
die Süße nun entbehrten!<br />
Wie sich das Paradies zum Grab<br />
und Lust in Elend kehrten!<br />
~ ~<br />
Wohlauf! Prosit, mein Bruderherz!<br />
Ich trink auf dich am Grabe,<br />
betrete deine Gruft mit Schmerz<br />
und wanke mit dem Stabe.<br />
Der Durst macht dir nicht länger Qual,<br />
mir will er’s Hirn verdummen;<br />
die Urne wird von Kämpendal<br />
gefüllt mit Wein und Blumen.<br />
<br />
:<br />
46
47
N:o 6.<br />
ÜBER DEN BRANNTWEINBRENNER LUNDHOLM.<br />
48<br />
Hör Glocken mit angstvollem Ton!<br />
Sie läuten einem Bacchi Sohn,<br />
gebahrt liegt Ritter Lundholm schon;<br />
ihn schlug Todes Tücke.<br />
Sieh, Ordensperücke<br />
und Stern als Lohn!<br />
~ ~<br />
Hör Glocken dort am finstren Zoll!<br />
Schlaf, alter Lundholm, schlafe wohl!<br />
Cupidos Sang für dich erscholl.<br />
Wenn je deine Liebste<br />
die Wange dir küßte,<br />
dann war sie voll.<br />
~ ~<br />
Deine Morgensonn brannt’ selten klar,<br />
dein Mittag bloß ein Dämmern war,<br />
deine Nase Abendrot gebar,<br />
von Schatten behangen<br />
der blauroten Wangen<br />
und stolz fürwahr.<br />
~ ~<br />
So fällt deine Kammertür ins Schloß,<br />
und Kreuz und Kutte, Hemd und Hos<br />
vermodern unter Mull und Moos.<br />
Hebt Sarg, Commandeure!<br />
Trompeten man höre,<br />
Fanfarenstoß!
49
N:o 7.<br />
AN VENUS UND BACCHUS.<br />
Venus und Bacchus weih ich den Schluck –<br />
beiden wir folgen im holdesten Solde!<br />
Sie führt mein Herz und er meinen Krug,<br />
ja, Bacchus gibt Amor Herolde.<br />
50
Mädchen mit fünfzehn und voller Pokal<br />
sind in der Welt mein größtes Behagen.<br />
Ach, könnt ich werden je in meinen Tagen<br />
bei Venus ein Fähnrich, bei Bacchus Korp’ral!<br />
<br />
51
52
N:o 8.<br />
WUNSCH EINES BACCHUSJÜNGERS.<br />
Ach, wenn wir hätten, o Freunde, ein Schaff<br />
ungarisch Wein, uns zu laben,<br />
trügen wir es mit der Tragstange brav,<br />
lobeten froh Gottes Gaben,<br />
dieneten freudig Bacchus als Sklav,<br />
lägen flach mit der Zunge am Schaff!<br />
Ach! wenn wir hätten, o Freunde, ein Schaff<br />
ungarisch Wein, uns zu laben!<br />
~ ~<br />
Wäre das Schaff auch schwer wie von Blei,<br />
trüg ich’s doch leicht und mit Würde,<br />
fühlte mich rüstig und rosig dabei,<br />
nähme auf mich Bacchi Bürde,<br />
und mein Kumpan mir sänge zum Preis<br />
und mit der Tragstange tanzte im Kreis.<br />
Ach! wenn wir hätten, o Freunde, ein Schaff<br />
ungarisch Wein, uns zu laben!<br />
~ ~<br />
Nicht auf dreihundert Schritt eine Seel’<br />
dürfte sich nähern uns Zechern,<br />
ja, auch nicht eine durstige Kehl’<br />
dürfte uns stören beim Bechern;<br />
käme doch einer, wir nähmen die Stang,<br />
wacker zu fechten im klirrenden Gang.<br />
Ach! wenn wir hätten, o Freunde, ein Schaff<br />
ungarisch Wein, uns zu laben!<br />
~ ~<br />
53
Ob es wär Sonne, ob Regen, ob Schnee,<br />
Donner und Blitz oder Dürre,<br />
fielen vom Himmel selbst Engel, juchhe,<br />
in unser Schaff mit Geschwirre,<br />
jagten wir sie in ihr himmlisches Haff,<br />
bliesen Posaunen und tränken vom Schaff.<br />
Ach! wenn wir hätten, o Freunde, ein Schaff<br />
ungarisch Wein, uns zu laben!<br />
<br />
54
55
Tischlied.<br />
N:o 9.<br />
Gehorsamster Diener, verehrter Herr Wirt!<br />
Klang! ein Schluck auf den Schinken, eh’ der Braten seziert.<br />
Delikat war die Suppe, nicht unnütz verziert,<br />
und die Frikadellen – charmant, mein Herr Wirt!<br />
Sill-Salat, mit Äpfeln und Zwiebeln und Lauch!<br />
Deliziös dieser Truthahn in dem fettigen Rauch!<br />
Kaum in Königs Küche gibt‘s ‘ne Brust so erlaucht!<br />
Nun die Schöpfkellen tief in den Punsch eingetaucht!<br />
Freunde, vereint alle rund um die Bowl’,<br />
laßt uns trinken auf Frau Wirtins Wohl<br />
tiefgeneigt!<br />
Gehorsamster Diener, verehrter Herr Wirt!<br />
Der Schluck sei ergebenst dir dediziert.<br />
~ ~<br />
56
Ein Prosit den Schönen, noch raucht unsre Bowl’;<br />
meine Gnädige, trink und stimm ein ins Gejohl’.<br />
Auf alle uns günstigen Herren! Zum Wohl!<br />
Herr Nachbar, erhebt euer Glas! Prost und Skål!<br />
Mein Herr Bredström, gehorsamster Diener! Gu’n Tag!<br />
Euer Wohl, edler Ratsherr! Welch köstlich’ Arrak!<br />
Herr Zollsekretär! O vergebt, daß ich trank.<br />
Der Punsch, warm und gut, excellent! Vielen Dank!<br />
Freunde, vereint alle rund um die Bowl’,<br />
laßt uns trinken auf Frau Wirtins Wohl<br />
tiefgeneigt!<br />
Klang! Ihr Schönen, seht her, noch raucht unsre Bowl’,<br />
mit Kellen, von Arrak und Zitronen voll.<br />
~ ~<br />
Dein gehorsamster Diener! Auf dich trink ich still.<br />
Klang! ein Schluck, kleine Iris. Wenn du willst, wie ich will,<br />
dann wird unser Brautbett gemacht im April,<br />
und Geigen dann singen im trillernden Spiel;<br />
doch die Hand, die mein Herz noch verschmäht und sich wehrt,<br />
und dein Aug, das mir zublinkt und mich Armen betört,<br />
deine schwellende Brust, ach so schön und begehrt,<br />
im nächsten Jahr, hoff ich, der meinen gehört.<br />
Freunde, vereint alle rund um die Bowl’,<br />
laßt uns trinken auf Frau Wirtins Wohl<br />
tiefgeneigt!<br />
Dein gehorsamster Diener! Auf dich trink ich still<br />
ein Faß bis zum Boden – her mit dem Sill!<br />
<br />
57
58
N:o 10.<br />
Saufen bis nach Mitternacht,<br />
leben als Verrückter!<br />
Erd ist mir als Bett gemacht<br />
Sonne ist mein Lüster.<br />
Nichts schert mich noch macht mich bang,<br />
wenn mein Hirn nur bleibt in Gang<br />
bleibt in Gang<br />
bleibt in Gang<br />
bleibt in Gang<br />
bleibt in Gang,<br />
bis die Nacht wird schummern,<br />
und ich werde schlummern.<br />
~ ~<br />
In Großvaters altem Rock<br />
Loch am Ellenbogen,<br />
bin in froher Runde doch,<br />
saufe Schnaps vom Roggen<br />
saug aus Krügelein heraus<br />
Morgen-, Tag- und Abendrausch<br />
Abendrausch<br />
Abendrausch<br />
Abendrausch<br />
Abendrausch,<br />
rot vom Branntweinbade<br />
wie ein Schnapskamrade.<br />
~ ~<br />
Stünd mein sel’ger Vater auf,<br />
säh mein Gläschen blinken,<br />
sagte er: „Mein Sohn, wohlauf!<br />
Bruder, laß uns, trinken!“<br />
59
60<br />
„Ja, mein Bruder“, sagte ich,<br />
„trink mit mir bis Tageslicht<br />
Tageslicht<br />
Tageslicht<br />
Tageslicht<br />
Tageslicht,<br />
alsdann magst du eilen<br />
und im Grabe weilen.“<br />
~ ~<br />
Wäre ich ein reicher Mann<br />
und mein Geldsack trächtig,<br />
zög ich mich zu Weihnacht an<br />
wie ein König prächtig,<br />
kaufte mir in aller Ruh<br />
Rock und Weste, neue Schuh<br />
neue Schuh<br />
neue Schuh<br />
neue Schuh<br />
neue Schuh,<br />
Knoten als Frisur hätt<br />
und am Bauch ’ne Uhr hätt.<br />
~ ~<br />
Meine Kehle liebt es voll,<br />
aber Staub verschmähet;<br />
nichts als Staub ist alles Gold.<br />
Brüder, Korken drehet!<br />
Trinken wir – dann ist’s genug –<br />
unsren allerletzten Schluck<br />
letzten Schluck<br />
letzten Schluck<br />
letzten Schluck<br />
letzten Schluck,
ehe wir erblassen<br />
in den roten Wassern. 16<br />
<br />
16 Rote Wasser: Der Rotwein als Metapher für das Rote Meer, von dem die<br />
Soldaten des Pharao verschlungen wurden. (HMS II, 196)<br />
61
62
N:o 11.<br />
Portugal, Spanien,<br />
großes Britannien,<br />
ach, wenn ich hätt deren Kron’ und Juwel,<br />
und ich besäße<br />
eine Prinzesse<br />
in meinem Arm ruhend wie ’ne Mamsell!<br />
Friedlich wir schliefen,<br />
ich und mein Liebchen,<br />
Abschied den Gläub’gern ich gäb auf der Stell.<br />
~ ~<br />
Bomben, Raketen,<br />
Pauken, Trompeten<br />
würden uns wecken mit Donner und Knall;<br />
unsre Trabanten<br />
und die Vaganten<br />
auf unser Wohl tränken aus dem Kristall;<br />
Gläser ich kippte:<br />
Vivat Geliebte!<br />
Dann ließ’ ich’s krachen, bis der Tag wäre all.<br />
~ ~<br />
Austern ich wähle,<br />
rhein’sche Bouteille<br />
leerten meine Kön’gin und ich wohlgemut;<br />
Pudding, Rosinen,<br />
Waffeln, Pralinen<br />
gäb es zum Frühstück, dann Schnaps, kalt und gut,<br />
und besten Knaster;<br />
hundert Piaster<br />
kostete’s Frühstück in jeder Minut.<br />
~ ~<br />
63
Prost, Kameraden,<br />
Generalstaaten,<br />
Heiliger Vater in Rom auch, prosit!<br />
Schluß mit der Messe,<br />
leb wohl, Prinzesse!<br />
Krone, die leicht ich erhielt, bin ich quitt.<br />
Schluß mit den Psalmen!<br />
Ich geh zum Malmen 17<br />
und kauf mir Schnaps und Kotlett auf Kredit.<br />
<br />
17 Malmen: Der Weinkeller Tre Kronor in der Riddaregatan, der heutigen<br />
Myntgatan, oft ‘Malmen’ genannt nach seinem populären Weinschenk<br />
Matthias Malm. (HMS)<br />
64
65
N:o 12.<br />
Venus, Minerva,<br />
Mars, dem Verderber,<br />
dem, der mit Trommel und Tod geht einher,<br />
Pallas und Io,<br />
auch Muse Clio,<br />
Pluto, Apollo und selbst Jupiter,<br />
Göttern und Helden<br />
will ich vermelden:<br />
Prosit! heut geb ich euch freien Verzehr.<br />
~ ~<br />
Euch zu verehren<br />
laßt mich begehren<br />
von euren Gnaden das Glück und die Grace,<br />
und habt die Güte<br />
66
in meiner Hütte<br />
reichlich zu trinken aus Bütte und Faß.<br />
Essen und Trinken!<br />
Brüstchen und Schinken,<br />
Meerrettich, Senf, dazu Wein, ein paar Glas!<br />
~ ~<br />
Bacchus erkläret,<br />
wie er heut fähret<br />
in einem Wagen mit Pan und Sylvan;<br />
Phoebus doch fehlet,<br />
den Alten quälet<br />
Durchfall, der warf ihn heut nacht aus der Bahn.<br />
Auch Melpomene<br />
geht es nicht bene.<br />
Bringt mir, mein Fräulein, noch mehr Parmesan.<br />
~ ~<br />
Juno hat Schnupfen!<br />
Hausrock hat Tupfen –<br />
wie er sie kleidet, wie steht er ihr gut!<br />
Ich bin beklommen:<br />
Wird sie wohl kommen<br />
mit ihrem neuesten Fledermaushut?<br />
Habe im Herzen<br />
Sorgen und Schmerzen.<br />
Göttinnen, Götter, beruhigt mein Blut!<br />
~ ~<br />
Doch ich mich stärke,<br />
denn ich bemerke<br />
keinen Olympier, ob Mars, ob Apoll.<br />
Alles perdido!<br />
Bacchus! Cupido!<br />
Habe ich euch, so vergeß ich den Groll.<br />
67
Himmel und Wetter!<br />
Pfeif auf die Götter!<br />
Still! da kommt Morpheus! Adieu und lebt wohl!<br />
<br />
68
69
N:o 13.<br />
DER KLUB.<br />
Das war recht kurios. Gestern abend saßen wir beisammen<br />
und sprachen vom derzeitigen Zustand der Staatsfinanzen,<br />
nachdem der Kurs auf al pari reguliert worden war 18. Einer<br />
setzte den Fall, du wärst eine Bank und lägst an Munkens<br />
Treppen, ich aber – in ebenso miserablem Zustand – kröche<br />
hinauf zu dir; in bona fide geb ich dir mein Eigentum zum<br />
Unterpfand; ich kann, aber du willst nicht, du willst, aber ich<br />
kann nicht: Würdest du dann, nur um dieser Unmöglichkeit<br />
willen, mich die stufenlosen Treppen zum Krug Zum Luchs<br />
hinunter stoßen? 19<br />
Im Luchse, im Luchse, da kehren wir ein,<br />
da findet man Geigen und Mädchen und Wein!<br />
In Luken und Ecken, in jedem Geviert,<br />
ein Röcklein, ein Bootsmann – und Liebe regiert.<br />
~ ~<br />
Was frage ich denn nach Finanz und Bilanz,<br />
wenn Taler und Flaschen und ich sind beim Tanz?<br />
Die Bank und al pari, zum Teufel damit,<br />
solang es für uns genug Bier gibt. Prosit!<br />
Titel Satire auf ein Gespräch in einem der damals zahlreichen politischen<br />
Klubs (eingehend dazu HMS II, 204 f.). Der eine polemisiert eifrig in<br />
Prosa, der andre hält in Versen singend dagegen.<br />
18 Al pari: Der schwedische Reichstag und die Reichsbank versuchten ab<br />
1765, vor allem mit Hilfe harter Kreditrestriktionen, der schwedischen<br />
Kupfermark wieder einen Kurs gleich (‘al pari’) dem Nennwert zu<br />
geben, was im August 1767 vorübergehend auch gelang (HMS II, 204 f.)<br />
19 Munkens trappor: Die von der Stora Glasbruksgatan zum Kai<br />
hinabführende Treppe war wohl in sehr schlechtem Zustand. Luchs:<br />
die Hafenkneipe “Lokatten”.<br />
70
~ ~<br />
Aber Italien – schau – Holland, Spanien: Werden wohl<br />
deren politische Gebäude in Ansehung des Friedens von<br />
Aachen, des Westfälischen Friedens, des Konzils von Trient,<br />
der Börse und der Heiligen Inquisition Bestand haben?<br />
Kredenzt du mir Branntwein und Bier und Tabak,<br />
so ehr’ ich die Krone wie Knaster im Sack,<br />
die Zahlen wie Nullen, den Knaster wie Kron’,<br />
westfälische Schinken wie Zepter und Thron.<br />
~ ~<br />
Ich saug an der Flasche und sing meinen Sang,<br />
ein Bierfaß mir mehr gilt als Königes Rang,<br />
doch könnt ich befehlen, wär fortan Manier:<br />
Minister und König solln schwimmen in Bier.<br />
<br />
71
72
73
N:o 14.<br />
Wenn ich hätte sechstausend Taler<br />
im Quartale :||:<br />
und ’ne Tonne Gold besäß’, 20<br />
lüd’ ich zum rauschenden Balle im Saale<br />
beim Pokale :||:<br />
und der bösen Zeit vergäß’.<br />
Aber vor allem würde ich trinken,<br />
fröhlich winken,<br />
nieder sinken,<br />
wieder trinken<br />
und vergäße Müh und Streit.<br />
~ ~<br />
Läufer, Lakaien, Kutscher und Wagen<br />
zu Gelagen :||:<br />
wären ständig für mich da,<br />
Krebs-Pastetchen gäben Behagen<br />
meinem Magen, :||:<br />
Tag und Nacht rief’ ich Hurra!<br />
Aber vor allem &c.<br />
~ ~<br />
Und ich setzte ’nen Hut auf die Glatze,<br />
zöge Asse, :||:<br />
König, Fünf und gewänn zum Schluß,<br />
und verlieh’ aus der Kasse den Zaster,<br />
die Piaster, :||:<br />
kriegte Zins im Überfluß.<br />
Aber vor allem &c.<br />
~ ~<br />
20 Tonne (schwed.: tunna): altes Hohlmaß in Schweden, ca. 150 Liter.<br />
74
Handeln und wandeln, leihen, schanghaien!<br />
Reedereien, :||:<br />
Schiffe auf dem Ozean<br />
voll gefüllt mit Spezereien,<br />
Sennereien :||:<br />
und schöne Häuser mit Turm und Altan.<br />
Aber vor allem &c.<br />
~ ~<br />
Himmelbette mit Blumen und Kranze,<br />
grüner Franse, :||:<br />
Sims mit Blumenvasen voll!<br />
Und mein Herze bebte und tanzte,<br />
ich scharwanzte :||:<br />
um mein Bräutchen liebestoll.<br />
Aber vor allem &c.<br />
~ ~<br />
Ach, wie leicht kann ihr Wort mich gewinnen<br />
und bezwingen! :||:<br />
Sagt sie: „Mein liebster Bräutigam“,<br />
pocht mein Herz und möchte zerspringen;<br />
ich bin von Sinnen, :||:<br />
nimmt sie mich in ihren Arm.<br />
Aber vor allem &c.<br />
~ ~<br />
75
Aber, ach! zum Schluß mich begleiten<br />
schlimme Zeiten! :||:<br />
Bald mein Schicksal sich erfüllt;<br />
hab ich ein Weib und bin zu beneiden,<br />
muß ich leiden, :||:<br />
daß man aufs Haupt mir Hörner stülpt.<br />
Aber zum Troste würde ich trinken,<br />
fröhlich winken,<br />
nieder sinken,<br />
wieder trinken<br />
und vergäße Müh und Streit.<br />
<br />
76
77
N:o 15.<br />
KELLERLIED.<br />
Kommt, schöne Kellermädchen,<br />
in hurtgem Lauf, in Tripp und Trab,<br />
zapft an das nächste Fäßchen,<br />
daß ich zu trinken hab.<br />
Ach, ich verschmacht,<br />
halte Wacht<br />
Tag und Nacht.<br />
Bringt fünfzehn Sorten Rebensaft!<br />
~ ~<br />
Wie herrlich es doch wäre,<br />
ich tränke aus, was ich bestellt,<br />
um dann von Trunkes Schwere<br />
zu fallen als ein Held.<br />
78
Hurtig! Gebt her!<br />
Glas ist leer;<br />
weiß nichts mehr<br />
andres, als daß heim ich kehr.<br />
~ ~<br />
Ich bleibe nimmer nüchtern<br />
bei soviel Köstlichkeit im Faß.<br />
Man lebte blaß und schüchtern,<br />
entbehrte man das Naß.<br />
Ich halt dafür,<br />
daß ich mir<br />
die Kehle schmier,<br />
wässre fest, bis ich krepier.<br />
~ ~<br />
Wir trinken bis zum Grunde,<br />
und folgen treulich unsrem Stern.<br />
In dieser frohen Stunde<br />
sei jeder Streit uns fern!<br />
Dein Glas zerschlag,<br />
prosit sag<br />
beim Gelag!<br />
Jeder trink, was er vermag.<br />
~ ~<br />
Wir warten auf die Wässer<br />
in Bacchi wahrem Paradies.<br />
Bringt her die vollen Fässer<br />
Bordeaux und Portugies!<br />
Ruft nicht „Zum Wohl“<br />
oder „Skål“<br />
mit Gejohl!<br />
Saufen sei unsre Parol.<br />
~ ~<br />
79
Seht, wie die Sterne blinken<br />
und nächtlich kalte Nebel gehn.<br />
Ich kann nach soviel Trinken<br />
nicht denken, sehn noch stehn.<br />
Brüder, wohlan!<br />
Ab und an<br />
muß ein Mann<br />
sich vertragen so gut er kann.<br />
~ ~<br />
Ich strecke meine Fahne<br />
schon bald, mein lieber Saufkamrad.<br />
Prosit, mein Freund, ich ahne,<br />
daß unser Abschied naht.<br />
Voll ist das Maß!<br />
Manches Glas,<br />
manches Faß<br />
labte uns mit seinem Naß.<br />
<br />
80
81
N:o 16.<br />
Da ich bin, so will ich leben,<br />
leben auf die beste Weis:<br />
Eva soll mir Wollust geben<br />
in dem Paradeis,<br />
und gebratne Spatzen fliegen in den Mund;<br />
ich will gehn auf Rosen, Nektar trinken aus dem Spund,<br />
kosen mein Herzliebchen hold und rund,<br />
Lieder singen, Polska tanzen, taumeln manche Stund,<br />
mit der Flasche gehn zu Bette,<br />
mit der Liebsten wachen auf –<br />
erst wenn mein Hirn die Ohnmacht hätte,<br />
lähmt’ es meinen Lauf.<br />
~ ~<br />
Meine Zeit im Trauerparke<br />
lustig ist, mit Lust gewürzt,<br />
Venus meine Herzmonarchin,<br />
Bacchus Kehlenfürst!<br />
Doch wenn einer mich des Suffes zeiht,<br />
Schande über ihn, und er soll dürsten allezeit!<br />
Darf ich nicht umarmen meine Maid,<br />
82
na, dann hol’s der Teufel, im Verdruß wir saufen heut!<br />
Laßt uns schwärmen, Kameraden!<br />
Hoch den Punsch, Kopf ins Genick,<br />
bis des Todes Nebelschwaden<br />
trüben unsren Blick!<br />
<br />
83
84
85
N:o 17.<br />
BACCHI KALENDER.<br />
Im Monat Januar, prost, Kamerad,<br />
da kaufte ich ’ne Weste aus Goldbrokat,<br />
dann kauft’ ich in der Staken-Gass’<br />
’nen Rock, der saß.<br />
Im März, Cousinchen, kaufte ich ein<br />
’nen Hausrock fein, unendlich fein<br />
aus Satin mit Glanz wie Perlenschein.<br />
Schenk ein mehr Wein!<br />
Hurra! von März bis Mai dann, mon cher,<br />
da hatte ich keinen Heller nicht mehr<br />
und weder Hose, Rock oder Schuh.<br />
Trink, trink, trink, trink auch du!<br />
Von Juni, Juli bis zum August<br />
und bis September hatte ich Durst<br />
und voll und nackt und häßlich war –<br />
dann kam Neujahr.<br />
<br />
86
87
88
N:o 18.<br />
DER SCHÜTTELFROST.<br />
Der Schoß der Zeit mich bald entlässet,<br />
bald ist versagt mir Bacchi Saft.<br />
Leb wohl, du Trunk voll süßer Kraft,<br />
lebt wohl, ihr Trauben, ungepresset,<br />
ich ende meinen Lebenslauf.<br />
Verzweiflung, wenn ich rufe, bringe<br />
und leg um meinen Krug die Schlinge,<br />
und nach dem Trunk häng ich mich auf!<br />
~ ~<br />
Mein Krug, der einstmals Lust und Leben<br />
mit seinen warmen Tropfen gab,<br />
steht umgekippt an meinem Grab,<br />
und andre ihre Krüge heben<br />
rund um den Tisch, wo ich einst saß:<br />
89
die Brüder in der Bier-Coulisse 21<br />
bei Tabaksqualm voll herber Süße –<br />
und leer mein Haken, leer mein Glas.<br />
~ ~<br />
Noch seh ich, wie der Präses trinket<br />
wie seine Tabakspfeife brennt,<br />
wie er zu mir am andren End’<br />
mit dem verzierten Humpen winket;<br />
doch er wie ich schaut schief und blind.<br />
Mein Mund kann kaum noch mehr versuchen,<br />
als was die Fliege kriegt vom Kuchen –<br />
zu heiß die Eingeweide sind.<br />
~ ~<br />
Mein Freund am Humpen Numro Viere, 22<br />
rotwangig wie die schönste Ros,<br />
so trotzig keck wie ein Matros<br />
mit zehn Pfund Heuer auf dem Piere,<br />
wünscht mir, ich soll zur Hölle gehn,<br />
möcht mich zersägen mit Behagen,<br />
weil ich ob meinen kalten Plagen<br />
in Fieberqual den Schnaps laß stehn.<br />
~ ~<br />
Doch nein! nie mehr zecht diese Zunge<br />
und keinen Tropfen mehr verkost’t,<br />
die kaum hervorbringt noch ein „prost“.<br />
Starr macht die Kälte Blut und Lunge,<br />
hat Beine taub und steif gemacht;<br />
21 Bier-Coulisse (‘Öl-coulisen’): Name eines Bierklubs in einem Lokal in<br />
Katrina Östra Kyrkogata.. Das französische Wort ‘Coulisse’ bedeutet<br />
‘Rinne’.<br />
22 In der Bier-Coulisse (s. Fußnote 21) hatte man numerierte Humpen.<br />
(HMS)<br />
90
die Hand ist Eis, der Fuß aus Glase,<br />
und Wasser rinnt mir aus der Nase;<br />
die Seele bäumt sich bang bei Nacht.<br />
~ ~<br />
Ja, dort wo sonst an meiner Kiste<br />
aus einer Flasche Bacchus lacht,<br />
ein Topf aus Liljans Krug heut Nacht<br />
mit Molke hält silentium triste,<br />
in meinem Humpen Hafersaft!<br />
Die leere Pulle, Doktors Kittel,<br />
und im Papier das Abführmittel<br />
ist meine Hinterlassenschaft.<br />
<br />
91
92
N:o 19.<br />
Der Tod, das ist ein grimmer Bär, 23<br />
er fordert Leben alle Stunden.<br />
Der Sperling klein, der Adler hehr,<br />
sie haben Tods Gewalt empfunden.<br />
Und alles seufzt, weil streng der Brauch. :||:<br />
Doch Bacchus lacht, und ich tu’s auch.<br />
~ ~<br />
Wenn ich wie jeder von uns all’n<br />
werd zu Gericht vom Tod geladen,<br />
seh, daß mein Wechsel ist verfall’n<br />
und daß mein Glück mich hat verraten,<br />
so mag geschehen, was da soll! :||:<br />
Doch eh ich sterb, trinkt auf mein Wohl!<br />
~ ~<br />
Dann wird zur letzten Fahrt geschirrt,<br />
auf der nur Bären mich soll’n schleppen.<br />
Den Bär hab ich als Freund und Wirt,<br />
nur Bären nahe bei mir leben.<br />
Kommt, Bären, kommt mit Tripp und Trapp, :||:<br />
und Grimm, führ fromm den Trauerstab! 24<br />
<br />
23 Bär (schwed.: björn), hier: Synonym für ‘Gläubiger’.<br />
24 Axel Fredrik Grim: einer von Bellmans Gläubigern, berüchtigter<br />
Wucherer.<br />
93
94
N:o 20.<br />
Kommt herbei nun, meine Bären, 25<br />
Sammelt euch am Grabesrand,<br />
schwarzgewandet mir zu Ehren,<br />
mit Zitrone in der Hand. 26<br />
Sammelt euch, mir heimzuleuchten<br />
und zu tragen meinen Schrein.<br />
Eure Kehlen soll befeuchten<br />
bester Pimpernellenwein. 27<br />
~ ~<br />
Endlich sinkt mein matter Schatten<br />
wie die Blume in den Grund.<br />
Meine Hülle unterm Spaten<br />
findet Ruh in dieser Stund.<br />
Leb wohl, Schönheit und Gepränge,<br />
Hoffnung, Glücke, Glanz und Licht!<br />
25 Bären: Siehe Fußnote Nr. 23 auf Seite 93.<br />
26 Zitrone: Ironischerweise werden die Gläubiger mit der Zitrone, dem<br />
Emblem trauernder Witwen, ausstaffiert. (Näher dazu: HMS II, 228)<br />
27 Pimpernellenwein: Wein, gewürzt mit Pimpernelle (Sanguisorba<br />
officinalis).<br />
95
Himmel, wenn auch Blomberg dränge, 28<br />
öffne ihm meine Grabtür nicht!<br />
<br />
28 Nils Blomberg: Schloßkanzleibediensteter, wegen seiner Gnadenlosigkeit<br />
gefürchtet (Carlén I, 385).<br />
96
97
N:o 21.<br />
TISCHLIED.<br />
So trotten wir gemach und fromm<br />
von Bacchi Trubel und Tumult.<br />
98
Und wenn der Tod ruft „Nachbar, komm,<br />
dein Stundenglas ist voll!“ –<br />
dann, Alter, wirf die Krücke fort,<br />
und Jüngling, höre mein Gesetz:<br />
Die Nymphe, die dir lächelt dort,<br />
nimm in die Arme jetzt!<br />
Dünket dir zu tief der Grund des Grabs,<br />
nun wohlan, so nimm getrost ’nen Schnaps,<br />
trink noch ein’n oder zwei oder drei hinterher,<br />
dann stirbst du fröhlicher!<br />
~ ~<br />
Du mit dem Römer an der Press’,<br />
gerötet und an Reben reich,<br />
bald schreitet trauernd ein Prozeß<br />
und folget deiner Leich,<br />
und du, der führt das große Wort,<br />
mit Stern und Band als Ordenslohn,<br />
der Schreiner deinen Sarg macht dort,<br />
den Deckel hobelt schon.<br />
Dünket dir zu tief &c.<br />
~ ~<br />
Und du, der stets verdrießlich ist<br />
und hinter Gitter, Riegel, Schloß<br />
auf seinen Pfenn’gen filzig sitzt<br />
in seinem finstren Loch;<br />
du, der mit Eifersucht und Haß<br />
entzwei schlägt Flaschen und Pokal,<br />
sag Gute Nacht, trink aus dein Glas<br />
und grüße den Rival!<br />
Dünket dir zu tief &c.<br />
~ ~<br />
99
Du, der mit aller Titel Klang,<br />
vergoldet hat sein’n Bettlerstab:<br />
dein Schilling reicht trotz deinem Rang<br />
für deine Bahre knapp!<br />
Doch du, der böse, faul und feig<br />
sein Kindbett schmäht mit wildem Groll<br />
und säuft doch täglich bis zur Neig’<br />
und ist sternhagelvoll,<br />
dünket dir zu tief &c.<br />
~ ~<br />
Du, der zu Mars’ Posaunen gleich<br />
in blutgem Hemd nimmt seinen Schritt,<br />
du, der an Chloris Busen weich<br />
sinkt taumelnd in das Bett,<br />
und du, der mit dem goldnen Buch,<br />
erhebt zu Tempels Echo sich<br />
100
und wiegt sein Haupt gelehrt und klug<br />
und führt gen Abgrund Krieg,<br />
dünket dir zu tief &c.<br />
~ ~<br />
Du mit der Miene treu und rein,<br />
der seine Freunde schmähet kraß,<br />
verleumdet sie bei Schmaus und Wein,<br />
und das gleichsam zum Spaß;<br />
und du, der sie verteidigt nicht,<br />
obwohl du dir die Finger leckst<br />
nach ihren Flaschen ganz erpicht,<br />
was antwortest du jetzt?<br />
Dünket dir zu tief &c.<br />
~ ~<br />
Du, der du nicht, wie sich’s gebührt,<br />
solang du sitzt bei Tische hier,<br />
das Glas erhebst auf deinen Wirt,<br />
der Prosit ruft zu dir,<br />
dich jage man von Schmaus und Wein,<br />
hinaus samt deiner Sippe schmeiß<br />
und noch den Becher obendrein<br />
dir von der Lippe reiß!<br />
Dünket dir zu tief &c.<br />
~ ~<br />
Bist du zufrieden, Nachbar, jetzt,<br />
so preis den Wirt für Trank und Schmaus!<br />
Hab’n wir den gleichen Weg zuletzt,<br />
so folge mir – trink aus!<br />
Doch erst mit weißem, rotem Wein<br />
wir wollen unsre Wirtin ehrn<br />
und hinken dann ins Grab hinein<br />
im Licht vom Abendstern.<br />
101
Dünket dir zu tief der Grund des Grabs,<br />
nun wohlan, so nimm getrost ’nen Schnaps,<br />
trink noch ein’n oder zwei oder drei hinterher,<br />
dann stirbst du fröhlicher!<br />
<br />
102
103
N:o 22.<br />
BACCHI HOCHZEIT.<br />
Welch frohe Hochzeit findet statt,<br />
denkt, Venus ist die Braut!<br />
Wer ist’s, den sie erwählet hat,<br />
der ihr wird angetraut?<br />
Bacchus Bräutgam! :||:<br />
Schaut nur, schaut!<br />
Wir sind eingeladen all, :||:<br />
um zu tanzen auf dem Hochzeitsball,<br />
um zu tanzen :||:<br />
beim Hochzeitsmahl.<br />
Wir sind eingeladen all. :||:<br />
~ ~<br />
Als Marschall Fuhrman selbst amtiert, 29<br />
Perücke trägt beim Tanz;<br />
als Pascha einstens dekoriert<br />
mit einem Ochsenschwanz. 30<br />
Bacchus Bräutgam :||:<br />
steht dort mit Kranz!<br />
Wir sind eingeladen all, :||:<br />
um zu trinken auf dem Hochzeitsball,<br />
um zu trinken, :||:<br />
29 Fuhrman, Peter Henrik: Weinschenk und Hofkellermeister bei Gustaf<br />
III.; nach ihm benannt “Fuhrmans Testament”, ein Getränk aus<br />
Rheinwein mit Zusätzen. (Carlén)<br />
30 Pascha: Die Paschas, damals die höchsten Befehlshaber in der Türkei;<br />
markierten ihren Rang mit 1 bis 3 Yak-Schwänzen an ihren Zelten.<br />
(HMS)<br />
104
trinken beim Mahl.<br />
Wir sind eingeladen all. :||:<br />
~ ~<br />
Mein Nachbar, festlich ist dein Kleid,<br />
wie prächtig schmückt es dich!<br />
Tritt ein, mein Freund, ohn’ Furchtsamkeit,<br />
verbeuge dich wie ich.<br />
Bacchus Bräutgam :||:<br />
vermählet sich!<br />
Wir sind eingeladen all, :||:<br />
um zu singen auf dem Hochzeitsball,<br />
um zu singen, :||:<br />
singen beim Mahl.<br />
Wir sind eingeladen all. :||:<br />
~ ~<br />
Sitz stille, Nachbar, auf dem Stuhl,<br />
dann tanz mit deinem Weib!<br />
Laßt donnern Bacchi Baßviol’,<br />
105
Courage in Seel und Leib!<br />
Bacchus Bräutgam :||:<br />
schenkt uns Zeitvertreib.<br />
Wir sind eingeladen all, :||:<br />
um zu lachen auf dem Hochzeitsball,<br />
um zu lachen! :||:<br />
Dank tausendmal!<br />
Wir sind eingeladen all. :||:<br />
<br />
106
N:o 23.<br />
BACCHI BEGRÄBNIS.<br />
So endet unsre Trauerfahrt<br />
im wilden Lebensmeer!<br />
Wer ist’s, den man hier aufgebahrt,<br />
den Fuhrman führt hierher? 32<br />
Vater Bacchus :||:<br />
lebt nicht mehr!<br />
Wir sind eingeladen heut, :||:<br />
um zu wandern in der Prozession,<br />
zu geleiten :||:<br />
Vater ins Grab.<br />
Wir sind eingeladen heut. :||:<br />
~ ~<br />
31 Melodie zu N:o 23 siehe N:o 22<br />
32 Siehe Fußnote Nr. 29 auf Seite 104.<br />
107
108<br />
So läutet, läutet mit Sturmgewalt!<br />
O Freund der Nüchternheit,<br />
sieh unsren jungen Bacchus, kalt,<br />
in seinem Totenkleid!<br />
Steht die Flasche :||:<br />
dennoch bereit?<br />
Wir sind eingeladen heut. :||:<br />
Erste Reihe trete nun hervor,<br />
erste Reihe :||:<br />
trinke im Chor!<br />
Wir sind eingeladen heut. :||:<br />
~ ~<br />
Der alte Schmidt führt an den Zug,<br />
Herold mit Zapfbesteck!<br />
Das Faß, das Bacchus letztens trug<br />
steht ausgeleert im Eck.<br />
Tot ist Bacchus! :||:<br />
Trinkt, was euch schmeckt!<br />
Wir sind eingeladen heut, :||:<br />
wollen trinken, essen, lustig sein,<br />
wollen trinken :||:<br />
ohne Not und Pein<br />
Wir sind eingeladen heut. :||:<br />
~ ~<br />
Schlag Bacchi Wappen nun entzwei<br />
du redlich braver Schmidt!<br />
Der Leichenschmaus uns Balsam sei,<br />
ihr Brüder, trinkt! Prosit!<br />
Bacchi Hülle :||:<br />
tut den letzten Schritt!<br />
Wir sind eingeladen heut, :||:
wollen trinken, tanzen bei der Leich,<br />
wollen trinken. :||:<br />
Ich bin voll sogleich.<br />
Wir sind eingeladen heut. :||:<br />
<br />
109
N:o 24.<br />
DAS WIRTSHAUS.<br />
In einem Walde, wohlbekannt,<br />
ein kleiner alter Tempel stand,<br />
dorthin ein jeder Mann oft fand.<br />
Zwei Fenster nur hatt’ er,<br />
und Türe und Gatter,<br />
ward Krug genannt.<br />
~ ~<br />
Ein Tempel ohne Turm und Zier,<br />
und ohne Schloß die alte Tür,<br />
kein Buch gab’s dort und kein Brevier;<br />
Die Gläubigen schwirrten<br />
und Prosit psalmierten,<br />
der Chor war’s Quartier.<br />
~ ~<br />
33 Melodie zu N:o 24 siehe N:o 6<br />
110
Kein Sündiger in seiner Not<br />
bat jemals dort ums täglich’ Brot<br />
und nicht um einen sel’gen Tod;<br />
der Priester war fröhlich,<br />
der Gast wurde selig<br />
und rosenrot.<br />
<br />
111
N:o 25.<br />
DER WIRT.<br />
Cornelius lebte fünfzig Jahr,<br />
es holt der Herr ihn heim – fürwahr! –<br />
nun nüchtern in die Engelschar.<br />
Denn an Abrahams Tresen<br />
seit je ist gewesen<br />
der Branntwein rar.<br />
~ ~<br />
Cornelius starb in einem Krug,<br />
als aus dem Glas er tat ’nen Zug<br />
und der Spielmann seine Saiten schlug.<br />
34 Melodie zu N:o 25 siehe N:o 6<br />
112
Seine Zeit war gemessen,<br />
doch bleibt unvergessen<br />
Cornelii Ruf.<br />
~ ~<br />
Cornelius, deine Leich’ wir sehn:<br />
die Nase blau und weiß die Zeh’n,<br />
die Flasche leer – du mußtest gehn.<br />
An Branntwein nie darbtest,<br />
du lebtest und starbest:<br />
ein Wirt seit je.<br />
<br />
113
114
N:o 26.<br />
FREDMANS BEGRÄBNIS.<br />
Zur Seite sogleich!<br />
Seht, wie prachtvoll,<br />
und hört, wie machtvoll<br />
bläst der Trompeter für Bacchi Leich.<br />
Hört Fanfarenklang klar!<br />
Ach, ihr Lieben,<br />
hin ist geschieden<br />
der alte Fredman, der Uhrmacher war.<br />
- - - Tromb.<br />
- - - Tromb.<br />
Steht still an der Seite,<br />
der Leichenzug schreite!<br />
Aus dem Weg, meine Freunde, halt!<br />
Trompeter, blast mit Gewalt!<br />
- - - Tromb.<br />
- - - Tromb.<br />
115
Mein Nachbar, stärk deinen Mut,<br />
wärm dein Blut!<br />
~ ~<br />
Freund Kolmodin schwer<br />
mit dem Stabe<br />
reitet zum Grabe,<br />
er reitet nächst dem Trompeter her.<br />
Sieh zu Kilberg, sieh dort:<br />
Ganz alleine<br />
trägt er unreine<br />
zerschlissne Ärmel im Bäckerkorb. 35<br />
Steht still an der Seite,<br />
auch Lundholm wacker reite<br />
mit ’ner Uhr, die war einst ein Pfand.<br />
Trompeter gehn galant.<br />
Mein Nachbar, stärk deinen Mut,<br />
wärm dein Blut!<br />
- - - Tromb.<br />
- - - Tromb.<br />
- - - Tromb.<br />
- - - Tromb.<br />
~ ~<br />
Fredmans Stunde schlug!<br />
Brüder, wir können<br />
wohl füglich nennen<br />
die Seele Uhrwerk, den Körper Krug. - - - Tromb.<br />
Das Leben entflieht.<br />
Wenn wir schwärmen,<br />
lachen, lärmen,<br />
kommt just der Tod und nimmt uns mit.- - - Tromb.<br />
Steht still an der Seite,<br />
der Leichenzug schreite!<br />
35 Der eine der beiden Insignienträger, Kilberg, genannt “Pharaos<br />
Bäcker”, trägt hier Fredmans Uhrmacher-Schutzärmel in seinem<br />
Bäckerkorb.<br />
116
In der Welt ist viel Leid und Harm.<br />
Trompeter, blast Alarm!<br />
Mein Nachbar, stärk deinen Mut,<br />
wärm dein Blut!<br />
- - - Tromb.<br />
- - - Tromb.<br />
<br />
117
118
N:o 27.<br />
AM GRABGEWÖLBE VON KAPITÄN<br />
AUGUST VON SCHMIDT.<br />
Zur Seite :||:<br />
für den alten Schmidt im Sarg! :||:<br />
Hier liegt der Held nun unter Stummen,<br />
und Pauken murren, murmeln, brummen.<br />
Kling klang! :||:<br />
Auf unsern Schmidt im Sarg!<br />
~ ~<br />
Fall nieder, :||:<br />
du Freund der Nüchternheit. :||:<br />
Welch stolze Prozession dort schreitet!<br />
Steindecker, der Paukist, sie begleitet<br />
kling klang :||:<br />
in großer Festlichkeit!<br />
~ ~<br />
119
120<br />
Du seufzest! :||:<br />
Ja, der Tod hat seine Qual. :||:<br />
Planberg trägt vor sich Schmidtens Degen.<br />
Der Trauerherold, schön und verwegen,<br />
kling klang, :||:<br />
mein wackrer Kämpendal!<br />
~ ~<br />
Der Herold :||:<br />
hält an mit seinem Stab. :||:<br />
Die Instrumente murmeln lento,<br />
und Knapes Oboe gurrt ihr Lamento.<br />
Kling klang! :||:<br />
Kommt, trinkt an Schmidtens Grab!<br />
~ ~<br />
Hier ruhet :||:<br />
der Leib des braven Schmidt. :||:<br />
Die Brille auf, Herr Gutenschwager!<br />
Am Basse geigt und kratzt er hager.<br />
Kling klang! :||:<br />
Sitz still, mein Freund, ich bitt!<br />
~ ~<br />
Verloren :||:<br />
hat Bacchus seinen Mann. :||:<br />
Der Chor im Chorgewölbe weinet,<br />
und Nystedts Maultrommel jammert und greinet.<br />
Kling klang! :||:<br />
Trink, Nachbar, aus der Kann!<br />
~ ~<br />
Zur Bühne, :||:<br />
mein Nachbar, sieh hinauf; :||:<br />
dort sitzet Bacchus tief versunken.<br />
Halt Andacht, Bruder, und dann getrunken –
kling klang :||:<br />
in unsrem Trauerlauf!<br />
~ ~<br />
Mein Nachbar, :||:<br />
willst du zum Chor hinauf? :||:<br />
Man reicht vom Katafalk dir die Flasche;<br />
Kilberg hat Schlüssel zur Stätte der Asche.<br />
Kling klang! :||:<br />
Zu Diensten! – Schließ mir auf!<br />
<br />
121
122
N:o 28.<br />
IM KRUG DREI RÖMER.<br />
Mowitz wurde einst Student,<br />
in Uppsala er tagte,<br />
murmelte bald excellent<br />
grammatica contracta, 36<br />
dumm wie ein Stock<br />
hic haec hoc 37<br />
bald er exerzierte,<br />
lieh sich einen schwarzen Rock,<br />
Kyronii Bier probierte. 38<br />
~ ~<br />
Da saß er als Misanthrop<br />
und rot wie roter Klatschmohn<br />
seinen Humpen fleißig hob<br />
und konjugierte amo,<br />
schluckte keck<br />
Bierlein weg;<br />
Liebe ihn verzehrte.<br />
Dann mit Sack und Pack am Fleck<br />
dem Lehrsaal den Rücken kehrte.<br />
~ ~<br />
Mit erzürnter Miene trug<br />
er Pufendorf und Grotius,<br />
an die Wand mit Wut sie schlug,<br />
verbiestert wie Stygotius, 39<br />
36 Grammatica contracta: verkürzte lateinische Grammatik.<br />
37 Hic haec hoc (lat.): dieser diese dieses.<br />
38 Kyronii Bier: von Kellermeister Nils Kyronius, Uppsala, gebraut (HMS I,<br />
69)<br />
123
sang: Hurra,<br />
schrie: Wer da?<br />
ließ dem Wirt zum Pfand da<br />
Lexika, Colloquia<br />
und Zopfens Varianta. 40<br />
~ ~<br />
Drei Studiosi, ja, zu drei’n,<br />
nach Stockholm promenierten,<br />
kehrten im Drei Römer ein,<br />
in “Stube 4” gastierten.<br />
Mowitz war<br />
im Talar,<br />
setzte sich als Praeses,<br />
wacker trank wie ein Scholar<br />
und setzte neue Theses.<br />
~ ~<br />
Erste Thesis führt’ er an:<br />
ob denn Moral und Sitte<br />
einem echten Bacchi Mann<br />
die Bierdiät gebiete.<br />
Ratio? –<br />
Contra! – Pro!<br />
Nein und Ja es schallte,<br />
Mowitz sagte: Posito!<br />
und Posito! es hallte.<br />
~ ~<br />
39 Stygotius: Magister in Ludvig Holbergs Komödie “Jakob von Tyboe”;<br />
bildete sich viel auf seine Gelehrsamkeit ein. (HMS I, 70)<br />
40 Colloquia: in Dialogform geschriebene Lehrbücher.<br />
Zopfens Varianta: Kompendium, aufbauend auf den Arbeiten des<br />
deutschen Pädagogen Johan H. Zopf. (HMS I, 70)<br />
124
Zweite Thesis setzte er:<br />
ob sich denn unterscheide<br />
ein Faß Bier und irgendwer<br />
mit Bier im Eingeweide.<br />
Cogito! –<br />
Dubito!<br />
einer lauthals brüllte.<br />
Mowitz sagte: Habeo!<br />
Der Wirt die Krüge füllte.<br />
~ ~<br />
Dritte Thesis dann zum End!<br />
Doch Praeses fiel vom Stuhle,<br />
und mit ihm ein Opponent<br />
in gleicher Kapriole.<br />
Fredman kam<br />
mit Tamtam,<br />
Mädchen und Musiken;<br />
die Gelehrten wurden zahm<br />
wie Esel und Burricken. 41<br />
<br />
41 Burrico (span.): Eselchen.<br />
125
126
127
N:o 29.<br />
DER GASTHOF.<br />
Lasse, komm! die Leier rühre,<br />
laß Musik erschallen!<br />
Mach schon, Jerker! stich die Viere,<br />
Fünfe, Sechse drauf!<br />
Trumpf! Sieh, wie die Piken fliegen!<br />
Ha, die Trümpfe fallen.<br />
Olle, laß die Dame liegen.<br />
Pelle, he! paß auf!<br />
Olle, hör schon auf zu nicken,<br />
nimm eins von den Piken!<br />
Lasset uns am Wein erquicken!<br />
Kerstin, einen Krug!<br />
128
Sieh die Münze, wie sie springet,<br />
Höre, wie sie klinget!<br />
Olle schon den Wagen bringet.<br />
Nun ist es genug!<br />
~ ~<br />
Häng den Bart nicht in die Kanne,<br />
Trockne deine Wange!<br />
Roßknecht ruft schon beim Gespanne<br />
und will endlich los.<br />
Prosit, Marjo, an der Schänke!<br />
Gib die Tabakstange;<br />
doch erst führe ich zur Tränke<br />
mein kreuzbraves Roß.<br />
Prust und brr! Halt still das Fohlen,<br />
mußt die Deichsel holen!<br />
Olle, laß den Wagen rollen,<br />
faß den Peitschenknauf!<br />
Lebt wohl, Lisken, Jöns und Lasse!<br />
Dunkel ist die Gasse.<br />
Ach, der Handschuh liegt beim Fasse.<br />
Fahr im vollen Lauf!<br />
~ ~<br />
Kerstin tanzet; Spielwerk, töne!<br />
Olle schlingert kräftig,<br />
läßt – pardon – mit Urgedröhne<br />
einen Wind entfliehn.<br />
Seht nur Olle, welch ein Freier!<br />
Kerstin seufzet heftig.<br />
Lasse stimmet seine Leier,<br />
spielt und nimmt ’nen Priem.<br />
Dreh dich wendig auf den Hacken,<br />
so wie die Polacken!<br />
129
Wollt ihr euch nun endlich packen!<br />
Kutscher, lade ein!<br />
Karten weg, ihr Krugvaganten!<br />
Seht, von allen Kanten<br />
kommen Schelme, Arrestanten.<br />
Alle fahren heim.<br />
<br />
130
131
N:o 30.<br />
DIE AUDIENZ DES TÜRKEN 1773.<br />
Tromb. - - -<br />
Hört! Trompeter, Alarm!<br />
Er bläst für die Schwadrone.<br />
Der mutige Dragoner,<br />
so stolz im Bataillone,<br />
hebt seinen starken Arm,<br />
daß er mit blanker Klinge<br />
trotze Martis Harm<br />
und selbst den Tod bezwinge,<br />
lustig, rot und warm,<br />
so rückt er vor im Schwarm.<br />
~ ~<br />
Linksum schwenkt und schaut her!<br />
Ach, seht die Equipagen,<br />
Lakaien mit Plumagen 42<br />
und Türken mit Moustachen, 43<br />
großmächtig, schwarz und schwer!<br />
Sieh da, der Turban-Türke,<br />
milde lächelt er;<br />
der mörderische Schurke<br />
Titel Es handelt sich um die Abschiedsaudienz des tripolitanischen<br />
Abgesandten Haggi Abderrahman Aga beim Reichsrat Falckenberg am<br />
29. Juli 1773. Aga kassierte Tributzahlungen, damit schwedische<br />
Schiffe nicht von den Piraten der Barbareskenstaaten ausgeraubt<br />
würden, eine üble Form der Erpressung, die Bellman hier heftig<br />
kritisiert. Die 1. Strophe ist eine Schilderung der protokollarischen<br />
Ehrungen mit Hoftrompetern und Dragonern der Leibgarde. (HMS).<br />
42 Plumage (frz.): Gefieder, hier: Federbusch am Hut<br />
43 Moustache (frz.): Schnurrbart<br />
132
ehret Iris sehr. 44<br />
Tromb. - - -Blas die Trompete mehr!<br />
~ ~<br />
Offne Fenster dort, sieh!<br />
Kaffee und Kandis rühret!<br />
Liqueur die Liebe schüret.<br />
Adonis Amor führet<br />
zu den Barbaren nie.<br />
44 Iris: Synonym für Geliebte.<br />
133
Tromb. - - -<br />
Tromb. - - -<br />
Der mit der roten Kutte,<br />
sag, wie heißt er, wie?<br />
Ein Schlächter, rot vom Blute,<br />
Aga von Tripoli.<br />
Alarm! Piraterie!<br />
~ ~<br />
Seht an den Muselman,<br />
mit Perlen, goldnen Schnallen,<br />
seht Schmuck am Turban strahlen<br />
und Gold am Wagen prahlen,<br />
seht den Piraten an!<br />
Er keucht, bläht auf die Backe,<br />
seht den Satan an!<br />
In seinem Bettelsacke<br />
häuft er Schätze an,<br />
um danach heimzufahrn.<br />
<br />
134
135
N:o 31.<br />
DER FISCHFANG.<br />
Auf, Amaryllis! auf, meine Holde,<br />
nah ist die goldne<br />
Morgenstund.<br />
Regenbogen, prahlend,<br />
wölbet sich strahlend<br />
streifig bemalend<br />
Tal und Grund.<br />
Amaryllis, Freude will ich künden,<br />
die auf Neptuns Woge du wirst finden.<br />
Gott des Schlafes soll nicht länger binden<br />
streng deine Seufzer, dein Aug, deinen Mund.<br />
~ ~<br />
Komm und mach rasch! Das Netz ist gebunden<br />
seit vielen Stunden,<br />
folge mir!<br />
Zieh an das Leibchen,<br />
Rock mit den Streifen!<br />
136
Hechte zu greifen<br />
fahren wir.<br />
Amaryllis, auf! Hör auf zu gähnen!<br />
Soll ich mich vergebens nach dir sehnen?<br />
Bei Delphinen und Sirenen, schönen,<br />
wollen wir planschen in Neptuns Revier.<br />
~ ~<br />
Nimm Angelrute, Schnüre und Haken,<br />
schon will es tagen,<br />
eile dich!<br />
O meine Süße,<br />
rühr deine Füße!<br />
Ach, ich verdrieße<br />
dich wohl nicht?<br />
Laß uns fahren zu dem flachen Grunde<br />
oder hin zu unsrem grünen Lunde,<br />
wo wir fanden uns im Liebesbunde,<br />
worüber Thirsis so grämete sich.<br />
~ ~<br />
Steig in das Boot, mein Mädchen, und singe!<br />
Liebe bezwinge<br />
unsre Brust.<br />
Äol im Harme<br />
bläst zum Alarme;<br />
in deinem Arme<br />
find ich Trost.<br />
Glücklich auf des Meeres zorn’gen Wogen,<br />
still zu deiner Wärme hingezogen,<br />
will ich dir in allen Toden folgen.<br />
Singet, Sirenen, von Schönheit und Lust.<br />
<br />
137
138
N:o 32.<br />
ABENDLIED.<br />
Gewidmet Frau Assessorin Weltzin.<br />
Tritt vor, du Gott der Nacht, die Sonnenglut zu dämpfen,<br />
den Stern am Firmament mit Abendrot laß kämpfen,<br />
mach laue Woge kalt,<br />
schließ müde Augen zu, gib Lindrung Qual und Krämpfen,<br />
dem Blut, das heiß noch wallt!<br />
~ ~<br />
Dein Mantel deckt die Welt. Betrachtet Floras Güter!<br />
Die schönsten Höhen fliehn, wo finstre Grabeshüter<br />
auf schwarzen Hügeln stehn,<br />
bei Eulenschrei die Schlang, Maulwürfe, Höhlenbrüter<br />
aus ihren Kammern gehn.<br />
~ ~<br />
139
Kein Wurm regt sich am Quell, schon fällt der dunkle Schleier,<br />
und taumelnd niedersinkt Timantes an den Weiher,<br />
der spiegelt Mondes Rund.<br />
An einen Ulmenzweig Alexis hängt die Leier<br />
und schlummert ein im Grund.<br />
~ ~<br />
Das Wasser plätschert leis, hinab zum Moose eilet,<br />
in Bächen rinnt es fort, im Felde sich verteilet.<br />
Das müde Aug sich schloß,<br />
und jeder Tropfen Blut gleichsam im Tod verweilet,<br />
und doch im Lebensschoß.<br />
~ ~<br />
Ein lauer, linder Wind nun zwischen Blättern sauset<br />
und sanft die Wipfel biegt, nachtblaue Wellen krauset,<br />
wo Rudrers Nachen liegt.<br />
Die Klippe, tiefgehöhlt, den gier’gen Hecht behauset,<br />
wo Dünung leicht sich wiegt.<br />
~ ~<br />
Der Jäger schlummert lind, das Ohr auf seinem Hute.<br />
Und eingerollt sein Hund, im Schlaf selbst lauscht der Gute,<br />
und träumt von einem Fang.<br />
Der Fischer nah beim Schilf legt aus das Netz aus Jute<br />
und plantscht am Strand entlang.<br />
~ ~<br />
140
Dort wo die Bucht sich zeigt, bekrönt vom Uferkranze,<br />
der Auenbauer tappt im hellen Mondenglanze,<br />
die Wasserkann’ gefüllt;<br />
sein Ländchen ist so grün, wie glänzet jede Pflanze<br />
versilbert und vergüldt.<br />
~ ~<br />
Die Ranke hänget schlaff und höret auf zu sprießen.<br />
Der Tulpe Blätter, sieh! sich mehr und mehr verschließen,<br />
da Regenschauer fällt.<br />
Noch einmal bläst der Hirt, weit draußen auf den Wiesen,<br />
und seine Lure gellt.<br />
~ ~<br />
Nun sitzt die Lerche still, versteckt in Laubes Maschen,<br />
sucht pickend dann und wann der Garbe Korn zu naschen,<br />
und scharf die Grille singt.<br />
Ganz tief die Schwalbe fliegt, flieht Pan, der sie will haschen,<br />
die Regenwetter bringt.<br />
~ ~<br />
Im Grase leuchten mild Windröschen und Maßliebchen.<br />
Die Bachstelz’ macht sich fort, des Waldes nasweis Püppchen,<br />
mit Trippelschritt, tripp tripp.<br />
141
Hör Spatzenzeterei, die Jungen dort im Grüppchen:<br />
tschip tschip, tschüp tschüp, tschip tschip.<br />
~ ~<br />
Die Majestät der Nacht auf alle Wesen sinket.<br />
Vor roter Wolke Pracht die alte Urne blinket<br />
auf einem Hügelgrab,<br />
und zwischen Drachen, Gold, Irrlichtern Pluto winket<br />
zum Schattenreich hinab.<br />
~ ~<br />
Nun herrschen Ruh und Fried und kommt der Schlaf, der traute.<br />
Leg fort die Pfeife, Pan! Alexis, nimm die Laute<br />
und sing im Laubgeweb!<br />
Zyklopen, Faune, still! Als ob der Morgen graute<br />
nach Sturm und Erdgebeb.<br />
~ ~<br />
Laß Äols Spiel sich dann statt Wetters Wut entfalten,<br />
gebiet dem Himmel Ruh, heiß Neptun innehalten<br />
in seinem finstren Grund,<br />
befiel der Klippe Grat, die Wasserflut zu spalten<br />
in dieser teuren Stund!<br />
~ ~<br />
Laß die Najade nicht am Strand ihr Spottlied singen<br />
und den Triton laß nicht um ihren Schleier ringen,<br />
im Flusse wühlen wild!<br />
Mag rauher Südwind nicht die kleinste Woge bringen.<br />
Apollo selber spielt.<br />
~ ~<br />
142
Arachne, web nicht mehr, laß Schiff und Faden liegen! 45<br />
Will deine wunde Brust der Laute Macht bekriegen?<br />
Nein, lausche der Musik!<br />
Vulkan, nicht schmiede mehr, hör auf den Stahl zu biegen!<br />
Doch nun – nun schlafe ich.<br />
<br />
45 Arachne: Prinzessin von Kolophon, übertraf selbst Athene in der<br />
Webkunst. Als Athene in einem von der Prinzessin gewebten Tuch<br />
keinen Fehler finden konnte, zerriß sie wütend das Tuch und<br />
verwandelte Arachne, die sich über einen Balkon abseilen wollte, in<br />
eine Spinne.<br />
143
144
145
146
147
148
149
N:o 33.<br />
Der Magistrat von T*** tagte 46<br />
und vorm Reichstag suchen wollt Justiz.<br />
Jeder Ratsherr jammerte und klagte,<br />
lamentierte wegen eines Präjudiz.<br />
Man kann denken, diese Sach war wichtig,<br />
und der Stadtrat pflichtig<br />
einer Kontra-Tat,<br />
und die Gründe triftig, sich zu ermannen,<br />
46 T***: Tälje war bis 1622 der Name der (südlich von Stockholm<br />
gelegenen) Stadt Södertälje. Diese Satire ist eine Art<br />
Schildbürgergeschichte. (HMS). Die Scherzgedichte über Tälje waren<br />
derart populär, daß zu jener Zeit ein scherzhaftes Stadtsiegel Täljes,<br />
mit einem Schwein darauf, kreiert wurde und sogar in einer Sammlung<br />
Siegel schwedischer Städte erscheint, die in Kungliga Biblioteket in<br />
Stockholm verwahrt wird.<br />
150
endlich zu verbannen<br />
jedes Schwein der Stadt.<br />
~ ~<br />
Als die Kammer hatte zu beraten<br />
über diese schwierige Question,<br />
kam ’ne Sau, obwohl sie nicht geladen,<br />
und nahm Platz beim Präses sans façon.<br />
Der erhob sich und sie komplimentierte<br />
und dann barsch diktierte:<br />
Raus, du Sau, verdammt!<br />
Nein, sagt’s Schwein, ich laß mich nicht vertreiben,<br />
war und werde bleiben<br />
Ratsherr und im Amt.<br />
<br />
151
152
153
154
N:o 34.<br />
Gripsholm ist doch sehr vergnüglich,<br />
auch in M**** ich war, 47<br />
47 M****: Mariefred. Vgl. Fußnote Nr. 46 auf Seite 150.<br />
155
156<br />
dort ist Ordnung ziemlich rar,<br />
darf man wohl behaupten füglich,<br />
ich beschwör auf Treu und Ehr:<br />
Kehrichtbesen gab’s nicht mehr;<br />
Feger, Schaufel oder Bürste<br />
rar wie’s Essen in der Stadt.<br />
Selbst der edle Magistrat<br />
kriegt nur sehr selten Würste,<br />
sondern Fladen und Salat.<br />
Dort sieht’s aus, als rief in Kürze
zum Gebet Sankt Pauls Plakat.<br />
Keinen Schornstein sah ich rauchen,<br />
keine Frau den Herd gebrauchen;<br />
Fässer leer, und niemand satt.<br />
Teller gibt’s nicht tief noch platt.<br />
Wollt man auch am Bauche krauchen,<br />
fände sich nicht ein Dukat.<br />
Was denkt man von solchem Staat?<br />
Und die Stadtwach? Ein Soldat,<br />
schlägt die Trommel, dieser Dumme;<br />
ist er krank, geht seine Muhme,<br />
gradso taub und desperat.<br />
Und schlußendlich in der Summe<br />
ist der Sterbliche wohl platt:<br />
jeder Hauswirt ein Kastrat!<br />
<br />
157
158
N:o 35.<br />
Vater Noah, Vater Noah<br />
war ein Ehrenmann. :||:<br />
Kaum der Arch’ entstiegen,<br />
fing er an zu pflügen,<br />
pflanzte Reben, pflanzte Reben.<br />
Ja, so fing es an.<br />
~ ~<br />
Noah rudert’, Noah rudert’<br />
aus der alten Arch’, :||:<br />
kaufte sich Boutellen,<br />
die man kann bestellen,<br />
um zu trinken, um zu trinken,<br />
hier bei uns im Park.<br />
~ ~<br />
Er wohl wußte, er wohl wußte,<br />
daß die Menschen sei’n :||:<br />
durstig von Natur aus<br />
wie all Kreatur auch.<br />
Darum hat er, darum hat er<br />
angepflanzt den Wein.<br />
~ ~<br />
Mutter Noah, Mutter Noah<br />
war ’ne Ehrenfrau, :||:<br />
gab dem Mann sein Säftchen.<br />
Hätt’ ich so ein Mädchen,<br />
führte ich sie, führte ich sie<br />
zum Altar als Braut.<br />
~ ~<br />
159
Niemals sprach sie, niemals sprach sie:<br />
Lieber Mann, na, na, :||:<br />
weg mit den Karaffen!<br />
Nein, den einen Affen<br />
nach dem andern, nach dem andern<br />
gönnte sie ihm, ja!<br />
~ ~<br />
Vater Noah, Vater Noah<br />
hatte eignes Haar, :||:<br />
Spitzbart, Kinn gar mächtig,<br />
Wangen rot und prächtig,<br />
trank zum Grunde, trank zum Grunde,<br />
prosit und hurra!<br />
~ ~<br />
Da war’s lustig, da war’s lustig,<br />
auf der grünen Erd’. :||:<br />
Man bekam das Beste,<br />
keine durst’gen Gäste<br />
saßen glotzend, saßen glotzend,<br />
je bei Tisch und Herd.<br />
~ ~<br />
Und kein Trinkspruch, und kein Trinkspruch<br />
machte da Beschwer, :||:<br />
es gab nicht die Lehre:<br />
Ich habe die Ehre!<br />
Nein, zum Grunde, nein, zum Grunde,<br />
trank man aus – seht her!<br />
<br />
160
N:o 36.<br />
Vater Loth war fromm und solid, :||:<br />
hatte Töchter und Weib zu eigen.<br />
Darum wollen wir uns verneigen,<br />
trinken wir auf ihr Wohl! Prosit! :||:<br />
~ ~<br />
Engel haben kein Fleisch und Blut, :||:<br />
doch sie kamen zu Loth als Gäste,<br />
tranken reichlich und nur das Beste,<br />
hatten Räusche und schliefen gut. :||:<br />
~ ~<br />
Seine Töchter, mit ihm allein, :||:<br />
glaubten, bald käm’ das Weltenende,<br />
wollten, daß Vater Loth sie schände, 49<br />
deshalb schenkten sie ihm was ein. :||:<br />
~ ~<br />
Mutter Loth sah sich um einmal, :||:<br />
wurde darum in Salz verwandelt.<br />
Hätten alle wie sie gehandelt,<br />
käm’s beim Salz bald zum Kursverfall. :||:<br />
<br />
48 Melodie zu N:o 36 siehe N:o. 39<br />
49 Die Töchter wurden von Loth, wie es in der Bibelsprache heißt,<br />
‘erkannt ’ (‘blevo på bibelns sätt då kända ’). Vgl. 1. Mose 4, 1: „Und<br />
Adam erkannte sein Weib Eva, und sie ward schwanger.”<br />
161
162
N:o 37.<br />
Wenn wir trinken, frohe Brüder,<br />
rasch auf neuer Freunde Wohl,<br />
füllen wir die Becher voll<br />
und sie leeren wieder.<br />
Eines Ahnherrn umso mehr<br />
müssen wir gedenken,<br />
zu seiner Ehr :||:<br />
volle Becher schwenken.<br />
~ ~<br />
Läuten wir das Jubelglöckchen,<br />
für den jungen Abraham,<br />
der ein schönes Weib bekam.<br />
– Prost aufs Unterröckchen! –<br />
Angsterfüllt und ohne Ruh<br />
sie zum König läßt er:<br />
Ich will, daß du :||:<br />
nennst dich meine Schwester.<br />
~ ~<br />
Doch der Arme ward betrogen,<br />
da der König Sarah nahm.<br />
Das war arg für Abraham!<br />
– Tränk den Gram im Roggen! –<br />
Zwar die Ehre wäre groß:<br />
er ein Königsschwager,<br />
doch die Frau los. :||:<br />
Solches Glück wär’ mager.<br />
~ ~<br />
Wenn Vermählte doch besäßen<br />
solchen Trost wie Abraham!<br />
163
164<br />
Denn als Sarah wiederkam,<br />
war der Schad’ vergessen.<br />
– Trinken wir Willkomm’ am Herd! –<br />
Seht die Morgengabe:<br />
Esel und Pferd, :||:<br />
Schafe, Vieh und Habe.<br />
~ ~<br />
Abraham stand nah beim Throne<br />
fuhr mit Staat und Pomp einher,<br />
schlug in wackrer Gegenwehr<br />
selbst ein Haupt mit Krone<br />
und dem Volk den Sieg errang.<br />
– Trink und Vivat rufe! –<br />
Sag, was gelang :||:<br />
ihm zum eignen Behufe?<br />
~ ~<br />
Höre, was einmal passierte:<br />
bei Sarah fand mit Liebestat<br />
Abraham kein Resultat;<br />
doch als er’s probierte<br />
mit der Magd von nebenan,<br />
ändert’ sich die Lage,<br />
und es schlug an! :||:<br />
– Prost beim Taufgelage! –<br />
~ ~<br />
Sag, wer gleichet ihm auf Erden?<br />
Abram, volle hundert Jahr,<br />
macht’, daß Sarah glücklich war,<br />
Mutter konnte werden;<br />
neunzig Jahre war sie jung,<br />
und des Himmels Mächte
gaben ihr Schwung. :||:<br />
– Prost auch seinem Knechte! –<br />
~ ~<br />
Sarah starb und Abram klagte,<br />
nahm ’ne neue Gattin doch,<br />
zeugte gar sechs Söhne noch,<br />
wie es Gott ihm sagte,<br />
um mit hundertvierzig Jahr<br />
zur Kindstauf zu laden;<br />
sowas ist rar! :||:<br />
– Prost auf Abrams Taten! –<br />
<br />
165
166
N:o 38.<br />
Des Potiphars Weib will in süßem Begehr<br />
Joseph mit Liebe beglücken,<br />
zerrt ihn am Mantel und seufzet so sehr:<br />
Komm her, komm her!<br />
Und unter der Decke die holdeste Ros’<br />
gab es für Joseph zu pflücken,<br />
doch wie ein Lümmel so riß er sich los,<br />
wie konnt’ er bloß!<br />
Ach wär’ ich gewesen in Josephs Hos’ :||:<br />
so nah ihrem Schoß!<br />
~ ~<br />
Doch Joseph, der Narr, durch die Türe entschwand,<br />
die Nymphe, sie bat und sie winkte;<br />
ein größerer Narr in zwei Schuhen nie stand –<br />
soweit bekannt.<br />
Frisch essen und trinken in Potiphars Saal,<br />
Zedernholz überall blinkte,<br />
keine Duelle gab’s, keinen Rival<br />
und keinen Skandal.<br />
Kameraden, hurra für die Potiphar, :||:<br />
sie schläft noch, na klar.<br />
~ ~<br />
Der Fehler war der: Unser Joseph, der war<br />
nüchtern und schüchtern. Was weiter?<br />
Für so ein Mädchenherz zwar ’ne Gefahr,<br />
doch rar, doch rar!<br />
Und Potiphar, Pharaos braver Kaptain<br />
war zwar ein wackerer Streiter,<br />
aber im Brautbette schlief er gleich ein,<br />
167
der Frau zur Pein.<br />
Kameraden, hurra für die Potiphar, :||:<br />
sie lebt noch, nicht wahr?<br />
<br />
168
169
N:o 39.<br />
Alles wandelt sich, sinkt hinab, :||:<br />
Vater Moses hat Schlafes Süße,<br />
aber Aaron nur kalte Füße.<br />
Laßt uns trinken an ihrem Grab! :||:<br />
~ ~<br />
Vater Moses, gerecht und klar, :||:<br />
konnte manchmal gar zornig werden,<br />
schlug die Tafeln auf die Erden –<br />
sag mir, ob er da nüchtern war. :||:<br />
~ ~<br />
Trinkt auf Moses, der wacker stritt, :||:<br />
nicht sein Licht stellte untern Scheffel,<br />
einen Ägypter schlug auf die Löffel,<br />
daß er taumelte und verschied. 50 :||:<br />
~ ~<br />
50 Die zweite und dritte Strophe beziehen sich auf das 2. Buch Moses 32,<br />
19 und 2,12.<br />
170
Vater Moses, geschmückt mit Horn, 51 :||:<br />
lebte lustig, die Robe schwenkte,<br />
starb doch ehrlich, sich nicht erhängte<br />
wie ein Pfaff’ für ’ne Tonne Korn. 52 :||:<br />
~ ~<br />
König Pharao ging es schlecht, 53 :||:<br />
Branntwein fehlte im Königshause;<br />
sonst hätt’ Moses vielleicht beim Schmause<br />
glatt vergessen Gesetz und Recht. :||:<br />
~ ~<br />
Vater Aaron war frei und frank :||:<br />
und vollbrachte manch ein Mirakel<br />
hinterm Vorhang im Tabernakel,<br />
wo er nippte und wacker trank. 54 :||:<br />
~ ~<br />
Aaron wurde darum beringt, :||:<br />
nun am Nacken ein Glöckchen baumelt, 55<br />
kling, sagt’s Glöckchen, wenn Aaron taumelt.<br />
Brüder, schwingt euer Glas und klingt! :||:<br />
51 In 2 Moses 34, 29 steht, daß Moses, als er mit den beiden<br />
Gesetzestafeln vom Berge Sinai herab stieg, nicht wußte, daß sein<br />
Gesicht von der Unterredung mit Gott strahlend geworden war. In der<br />
lateinischen Bibelübersetzung Vulgata steht fälschlicherweise cornuta<br />
(behörnt). (HMS)<br />
52 Diese beiden Zeilen sollen sich auf einen Priester zu Bellmans Zeit beziehen.<br />
(Carlén)<br />
53 Hier spielt B. auf Ägyptens Plagen an (2 Moses, insbesondere Kap. 9<br />
und 10).<br />
54 Gott hatte Aaron verboten, im Offenbarungszelt Rauschtrank zu sich<br />
zu nehmen, und drohte ihm für diesen Fall den Tod an (3 Moses 10,<br />
9). Aaron hat mehrfach gegen Gottes Gebote verstoßen (siehe z.B. 2<br />
Moses 32, 2 – 6).<br />
55 Siehe 2 Moses 28, 27 und 28, 35<br />
171
~ ~<br />
Prost auf Moses, tief unterm Gras! :||:<br />
Ruft im Chore: „Hurra, o Mose!“<br />
und auch Aaron gebt eine Rose,<br />
lasset klingen Glas an Glas! :||:<br />
~ ~<br />
Ach, wie anders ist unsre Zeit, :||:<br />
sind die Herzen, sind die Gedanken!<br />
Doch auch wir trinken, bis wir schwanken,<br />
so wird’s bleiben in Ewigkeit! :||:<br />
~ ~<br />
Läutet mit Gläsern zum Leichenschmaus! :||:<br />
Einen Kranz woll’n wir Moses winden,<br />
in memoriam am Grab uns finden<br />
und seiner Asche weihen den Rausch. :||:<br />
<br />
172
173
N:o 40.<br />
Einst Ahasver, König mächtig, 56<br />
mit der Perserkrone prächtig,<br />
hundertsiebenundzwanzig Reiche besaß.<br />
Bruder, leer dein Glas!<br />
Herr Ahasver mit goldgelbem Flaus<br />
wie ein Löwe saß im Frauenhaus:<br />
Wollust war seine Ehre.<br />
Trinke und verzehre<br />
und die Flasche leere aus!<br />
~ ~<br />
Schloß war voll von Antiquitäten,<br />
scharlachroten Stofftapeten,<br />
und die Sessel warn aus purem Gold.<br />
Schlaf, mein Trunkenbold!<br />
Saus und Schmaus im Schloß von Susa war<br />
hundertachtzig Tage in dem Jahr:<br />
König Ahasver traktierte.<br />
Prost auf solche Wirte,<br />
laßt uns klingen, Paar um Paar!<br />
~ ~<br />
Sieh Ahasvers Tische prahlen,<br />
Most und Wein in Goldpokalen,<br />
Schinken auf den Tischen lag bereit,<br />
jede Köstlichkeit!<br />
Wie’s auch bei unsrem König üblich ist,<br />
durften damals Landgraf und Obrist<br />
56 Ahasver: hebräische Form für Xerxes, König der Perser, der von 485<br />
bis 465 v. Chr. regierte. Die hier genannten Details sind der Bibel,<br />
Esthers Buch, entnommen.<br />
174
an seiner Tafel speisen.<br />
Lasset uns lobpreisen,<br />
was man heut wie einst genießt!<br />
~ ~<br />
Wie die Heilige Schrift erzählet,<br />
war Ahasver auch vermählet,<br />
Königin Vasthi, so hieß sein Gemahl.<br />
Hoch den Weinpokal!<br />
Ihre Majestät von Persien<br />
wollte nicht beim König schlafen gehn;<br />
als er war brünstig,<br />
war sie mißgünstig,<br />
wie so manche Gattinnen.<br />
~ ~<br />
Voll von Wein und Liebesplage,<br />
schickt Ahasver am siebten Tage<br />
zweie Kammerherrn zur Gattin hin,<br />
seiner Königin.<br />
Aber wer nicht selber geht zur Deern<br />
und statt dessen schickt den Kammerherrn,<br />
kann sich nicht beklagen.<br />
Laben wir den Magen,<br />
lasset uns die Gläser leern!<br />
~ ~<br />
Vasthi schert sich nicht die Bohne,<br />
einer andren ließ die Krone.<br />
Mägdlein Esther, schön und wohlgebaut,<br />
wurde Königsbraut.<br />
Auch ihr alter Vetter Mardochai,<br />
der ein rechter Schelm war, kam herbei.<br />
Prost auf Judenschläue,<br />
175
176<br />
auf die Braut, die neue,<br />
prost auf neue Liebelei!<br />
~ ~<br />
Unverdrossen stand er Wache<br />
vor des Königs Schlafgemache,<br />
Esthers Vetter Mardochai,<br />
ahnte Meuterei,<br />
hörte, wie zwei Kammerherren dort<br />
heimlich planten einen Königsmord,<br />
frech sich verschwörend;<br />
das war empörend!<br />
Hört! man hängte sie sofort.<br />
~ ~<br />
Kön’gin Esther lädt zum Feste,<br />
und es kamen viele Gäste;<br />
Seine Exzellenz, Herr Haman, kam auch.<br />
Brüder, füllt den Bauch!<br />
Alles trank, und Esther weinte sehr,<br />
Schönheit macht seit je der Welt Beschwer:<br />
Haman der Stolze<br />
baumelt am Holze,<br />
blau, pausbackig, dick und schwer.<br />
~ ~<br />
Sieh Ahasver! Sieh, dort hißt er<br />
seinen Premierminister<br />
an dem Galgen fünfzig Ellen und mehr.<br />
Welche Karrier’!<br />
Und als bester Freund der Dynastei<br />
kriegt den Purpurmantel Mardochai<br />
und ’ne goldne Krone<br />
auf den Kopf zum Lohne.<br />
Trinken wir auf alle drei!
~ ~<br />
Weh, du Welt mit deinen Schlingen,<br />
die der Hoheit Unheil bringen!<br />
Greulich nah das Glück dem Abgrund ist,<br />
was man oft vergißt.<br />
Stolzer Haman Strick und Haube trug,<br />
als den letzten Hals- und Kopfesschmuck.<br />
Zieh Ahasvers Lehre:<br />
Trinke und verzehre!<br />
Das allein ist mir genug.<br />
<br />
177
178
N:o 41.<br />
Joachim einst in Babylon<br />
hatte ’ne Gattin Susanne.<br />
Leer die Kanne! Her die Kanne!<br />
Prost, auf die Person!<br />
Joachim war partout ein ehrlicher Mann,<br />
ehrlich wie er auch seine Gattin Susann’:<br />
Frau Susanne :||:<br />
manches Herz gewann.<br />
~ ~<br />
Joachims Frau war tugendhaft,<br />
auf treue Frauen wir prosten<br />
und wir kosten :||:<br />
guten Rebensaft!<br />
Gläser laßt klingen, laßt uns singen im Kreis,<br />
Knabe und Mädchen und Greisin und Greis,<br />
laßt uns klingen, laßt uns singen,<br />
prosit, ihr zum Preis!<br />
~ ~<br />
Joachim galt als reich gar sehr,<br />
konnte bewirten den Nächsten,<br />
mit dem Besten :||:<br />
an der Tafel schwer.<br />
Und Frau Susanne auch gewann reich Behag,<br />
hungrige Freier war’n da Tag für Tag.<br />
Hurra, Leute! :||:<br />
Lustig war’s Gelag.<br />
~ ~<br />
Teuerste Brüder, hört, was sich dann<br />
Schändliches zutragen sollte:<br />
zwei Unholde :||:<br />
179
stellten nach Susann’,<br />
krochen und keuchten miteinander im Sand,<br />
Lust war entbrannt, just wo Schönheit sich fand.<br />
Frau Susanne :||:<br />
treu war ihrem Mann.<br />
~ ~<br />
In ihrem Garten ein Lusthaus stand<br />
mit Tapeten aus Seiden.<br />
Mittagszeiten :||:<br />
ging hinab Susann’.<br />
Eichen und Linden standen rund um den Teich,<br />
schöne Susanne, die plantschte so weich,<br />
als sie planschte, :||:<br />
sah man Lilien gleich.<br />
~ ~<br />
Unten im Blumengarten, schau,<br />
streiften die Schelme behendig,<br />
strichen wendig, schlichen ständig<br />
harrend auf die Frau.<br />
180
Hei, sagt’ der eine zu dem andren perfid,<br />
hei, es ist Mittag, ich geh, kommst du mit?<br />
Zwei Kanaillen :||:<br />
bis ins letzte Glied.<br />
~ ~<br />
Wohl versteht man, daß jener log,<br />
und was sie hatten in Sinnen.<br />
Weißes Linnen :||:<br />
ihre Augen trog,<br />
zog ihre Herzen zu Susann’ mit Gewalt,<br />
aber am Tor, ja da galt es dann Halt.<br />
Hurra, Alte! Blut es wallte.<br />
Doch Susann’ blieb kalt.<br />
~ ~<br />
So war der Zusammenhang.<br />
Himmel Susanne soll krönen!<br />
Unter Schönen :||:<br />
hat sie hohen Rang.<br />
Gläser laßt klingen, hei Mamsell und Gesell!<br />
Liebe erfülle Gedanken und Seel!<br />
Laßt uns trinken :||:<br />
ohne all Krakeel!<br />
<br />
181
182
N:o 42.<br />
Chor.<br />
Chor.<br />
Judith war ’ne reiche Dame<br />
Witwe, aber nicht allein,<br />
und ins Brautbett tugendsame<br />
stieg sie oft hinein.<br />
Doch Judith schläft für immer,<br />
nichts soll sie beschweren!<br />
Verboten ist nimmer,<br />
eine Heldin zu ehren.<br />
Wir klingen: Prost und Skål<br />
auf Frau Manasses Wohl!<br />
Wir klingen: Prost und Skål<br />
auf Frau Manasses Wohl!<br />
~ ~<br />
Judith, rosig, weiß, mit Schimmer,<br />
jedem war, der nicht Eunuch<br />
und sie sah im Mädchenzimmer,<br />
wert ’nen Nachtbesuch.<br />
Doch Judith schläft für immer,<br />
und wir können leben!<br />
Verboten ist nimmer,<br />
das Glas zu erheben<br />
auf Evas Töchter hier.<br />
Trink, Chloris, trink mit mir!<br />
Auf Evas Töchter hier!<br />
Trink, Chloris, trink mit mir!<br />
~ ~<br />
Judiths Gatte, Herr Manasse,<br />
fand mit sechzig Jahr sein End.<br />
Ach, ist nicht der Saft im Fasse,<br />
183
Chor.<br />
Chor.<br />
Brüder, exzellent?<br />
Doch Judith schläft für immer,<br />
und wir sind noch rasche!<br />
Verboten ist nimmer,<br />
das Lob ihrer Asche.<br />
Den Tod Manasse fand,<br />
als er am Schober stand.<br />
Den Tod Manasse fand,<br />
als er am Schober stand.<br />
~ ~<br />
Manasse ging mit bloßem Magen<br />
und im Acker Roggen schnitt,<br />
von der Hitz in diesen Tagen<br />
er den Tod erlitt.<br />
Doch Judith schläft für immer,<br />
und tot ist Manasse!<br />
Verboten ist nimmer,<br />
Brüder, beim Glase,<br />
zu singen Judiths Preis.<br />
Schlaf, süß im Paradeis!<br />
Wir singen Judiths Preis.<br />
Schlaf, süß im Paradeis!<br />
~ ~<br />
Sorgen waren und Gefahren<br />
in Bethulien dazumal:<br />
Holofernis wüste Scharen<br />
warn des Landes schlimme Qual.<br />
Doch Judith schläft für immer,<br />
laßt Frieden der Schönen!<br />
Verboten ist nimmer,<br />
die Stirn ihr zu krönen.<br />
Doch eins mir wehe tut:<br />
184
Chor.<br />
Chor.<br />
Chor.<br />
die Krone ist voll Blut.<br />
Doch eins mir wehe tut:<br />
die Krone ist voll Blut.<br />
~ ~<br />
Judith, unsre Heldin, dachte<br />
Juda Kinder zu befrein,<br />
Abra, ihre Dien’rin, brachte<br />
bestes Öl und Wein.<br />
Doch Judith schläft für immer<br />
ganz still und in Ehren!<br />
Verboten ist nimmer,<br />
die Flasche zu leeren.<br />
Mein Nachbar, trinke brav,<br />
stör nicht der Heldin Schlaf!<br />
Mein Nachbar, trinke brav,<br />
stör nicht der Heldin Schlaf!<br />
~ ~<br />
Judiths Wein und heiße Tränen<br />
heizten Holofernis Blut,<br />
der sich glücklich konnte wähnen,<br />
nicht war auf der Hut.<br />
Doch Judith schläft für immer,<br />
die ein Schwert konnte zücken!<br />
Ein Mädchen darf nimmer,<br />
ein Herz so berücken.<br />
Doch Holofernes mußt’<br />
vergehn an Judiths Brust.<br />
Doch Holofernes mußt’<br />
vergehn an Judiths Brust.<br />
~ ~<br />
Holofernes ließ sie bitten,<br />
lag berauscht in seinem Bett,<br />
185
Chor.<br />
fühlte wundervolle Titten<br />
an dem Weibchen nett.<br />
Doch Judith schläft für immer,<br />
sie kappt’ ihm den Schädel!<br />
Solches darf nimmer<br />
ein heutiges Mädel.<br />
Frau Judith, schön und reich,<br />
Mamselln von heute gleich.<br />
Frau Judith, schön und reich,<br />
Mamselln von heute gleich.<br />
186
Chor.<br />
Chor.<br />
~ ~<br />
Abra nahm den Kopf beim Schopfe,<br />
stopfte ihn in einen Sack;<br />
anderntags der Diener klopfte,<br />
kopflos Holofernes lag.<br />
Doch Judith schläft für immer,<br />
sie schied einst von hinnen!<br />
Holofernes ging ’s schlimmer,<br />
sein Blut sah man rinnen.<br />
Ein Spiel mit blut’gem Trumpf.<br />
Sieh Judith im Triumph!<br />
Ein Spiel mit blut’gem Trumpf.<br />
Sieh Judith im Triumph!<br />
~ ~<br />
Judith in der Erdenmasse<br />
nun bei unsren Vätern liegt.<br />
Holofernes und Manasse<br />
sind vom Wurm besiegt.<br />
Ach, Judith schläft für immer,<br />
laßt ruhn ihre Asche!<br />
Doch ruhen soll nimmer<br />
im Schrank unsre Flasche.<br />
Wir klingen: Prost und Skål<br />
auf Frau Manasses Wohl!<br />
Wir klingen: Prost und Skål<br />
auf Frau Manasses Wohl!<br />
<br />
187
188
N:o 43.<br />
Alter Vater Adam, skål,<br />
warst ein Ehrenmann, jawohl!<br />
Hose aus Nappa,<br />
lieber Großpappa,<br />
du und Eva<br />
trankt Genever<br />
und den besten Grappa.<br />
~ ~<br />
Mutter Eva, könntest du<br />
auferstehn aus Grabesruh’,<br />
trinken und hicken,<br />
gähnen und nicken!<br />
Meine Schöne,<br />
deine Söhne<br />
würden Schampus schicken.<br />
~ ~<br />
Malin selig, Per und Paul 57<br />
ruhen endlich träg und faul<br />
unter dem Grase.<br />
Klingt mit dem Glase,<br />
laßt uns zechen,<br />
prosit sprechen;<br />
zapft vom vollen Fasse!<br />
~ ~<br />
Noah und Frau Noah brav<br />
nun genießen süßen Schlaf<br />
in Himmels Auen.<br />
57 Malin, Per und Paul: Siehe Fußnote 59 auf Seite 190.<br />
189
Ruht ohne Grauen!<br />
Laßt uns erquicken,<br />
trinken und hicken,<br />
unser Leben beschauen.<br />
~ ~<br />
Laßt uns sprechen auch von dem,<br />
der kommt aus Jerusalem,<br />
dem alten Schuster, 58<br />
wandern mußt’ er<br />
ohne Ruhe,<br />
und flickt Schuhe,<br />
bis die Welt wird duster.<br />
~ ~<br />
Alte Heilige und Pack, 59<br />
tausend Dank und guten Tag!<br />
Gläser wir heben:<br />
Bacchus soll leben!<br />
Wo sein Strauch steht,<br />
wo sein Hauch weht,<br />
grünen holde Reben.<br />
~ ~<br />
Füllt nun eure Gläser voll,<br />
fort sind Ängste, fort der Groll,<br />
Not, die uns drohte,<br />
Furcht vor dem Tode.<br />
58 Alter Schuster: Nach einer mittelalterlichen Legende hat der<br />
Schuhmacher Ahasver Jesus bei dessen Gang nach Golgatha das<br />
Ausruhen vor seinem Haus verweigert und wandert seitdem, ohne<br />
sterben zu können, ruhelos durch die Welt.<br />
59 Alte Heilige und Pack: Adam, Eva, Noah werden zusammen mit “Pack”<br />
präsentiert, d. h. gewöhnlichen Leuten, einer Magd mit dem typischen<br />
Namen Malin und zwei Kätnern mit den typischen Namen Per und Pål.<br />
190
Saufgelage,<br />
frohe Tage<br />
stehn uns zu Gebote!<br />
<br />
191
192
193
N:o 44.<br />
Chor.<br />
Chor.<br />
„Alter Freund Jockum, Klang mit vollem Glase!<br />
Wie steht’s mit deiner schönen Frau?<br />
Ach, ich seh’s wohl an deiner roten Nase:<br />
nach den Gegebenheiten – flau!“<br />
„Ach ja, ach ja! Ach, welch ein Leben!“<br />
„Lieber Freund Jockum, sag mir doch ein Wort,<br />
willst du mir keine Antwort geben?“<br />
„Niemals werd’ ich ihr vergeben!“<br />
„Trink, Bruder! spül die Trübsal fort!“<br />
Trink, Bruder! spül die Trübsal fort!<br />
~ ~<br />
„Sag, welchen Gram trägst du in deinem Bauche,<br />
es ist wohl etwas Liebeszank?“<br />
„Wenn ich im Nobis meine Pfeife rauche,<br />
macht böser Spott mich bleich und krank –<br />
der bohrt und zehrt in einem Manne!<br />
Denn einer lacht und höhnt mir hinterher.<br />
Ich hab gut Lust und – bei der Kanne! –<br />
mach ihn platt mit meiner Pfanne.“<br />
„Ha, Bagatell! Nimm’s nicht so schwer!“<br />
Ha, Bagatell! Nimm’s nicht so schwer!<br />
~ ~<br />
„Gibt’s denn noch andre Kerle, die sich tummeln<br />
in deinem schönen Himmelbett?“<br />
„Ja, Bruder! sie sind zahllos wie die Hummeln,<br />
mehr als ein Polster Daunen hätt’.<br />
Tränen fühl ich im Halse, Bruder.“<br />
„Ha, ha! Das wär ein saurer Trunk! Ha, ha!<br />
Ertränk in Bacchi Flut das Luder!“<br />
„Ach, bald seh ich Charons Ruder.“<br />
194
Chor.<br />
Chor.<br />
„Ha, Bagatell! Trink erst mal, da!“<br />
Ha, Bagatell! Trink erst mal, da!<br />
~ ~<br />
„Doch, Bruder Jockum, will sie denn nicht kosen?<br />
Gibt’s nicht ein Küßchen dann und wann?“<br />
„O ja, sie sagt: ’Zieh an die warmen Hosen,<br />
und nimm den Mantel, lieber Mann!’,<br />
schraubt hinters Ohr mir die Perücke,<br />
doch merk ich wohl, daß sie mich dreist betrügt.<br />
Was sagst du, Freund, zu solcher Tücke?“<br />
„Bruder, nimm noch ein paar Schlücke,<br />
trink aus dein Glas und sei vergnügt!“<br />
Trink aus dein Glas und sei vergnügt!<br />
<br />
195
196
197
N:o 45.<br />
Gäb mir das Schicksal gnädig<br />
ein Mädchen, schön und ledig,<br />
und rührte sie in mir die wunde Brust – ach ja! –<br />
a a a a,<br />
könnt mich kein Gered genieren,<br />
wer mein Mädchen möcht berühren,<br />
bekäme für Gebühren<br />
den Wunsch erfüllt, o ja!<br />
Ha ha ha ha! :||:<br />
198
Bekäme für Gebühren<br />
den Wunsch erfüllt, o ja!<br />
~ ~<br />
Und ginge sie zu andern,<br />
so würde ich auch wandern –<br />
doch zwischen dem Büffet und Keller hie und da<br />
a a a a,<br />
würde nicht mein Hirn zerwühlen,<br />
daß ihren Reiz auch andre fühlen,<br />
wenn Bacchi Säfte spülen<br />
und füllen Pocula.<br />
Ha ha ha ha! :||:<br />
Wenn Bacchi Säfte spülen<br />
und füllen Pocula.<br />
~ ~<br />
Wenn sie die Tür mir wiese,<br />
aus ihrem Bett mich schmisse,<br />
das wäre mir fatal, doch dächt’ ich nur: na ja<br />
a a a a.<br />
Drohten mir zum bösen Ende<br />
mit Pistol bewaffnet Fremde,<br />
ich müßte fliehn im Hemde.<br />
Was blieb mir übrig da?<br />
Ha ha ha ha! :||:<br />
Ich müßte fliehn im Hemde.<br />
Was blieb mir übrig da?<br />
~ ~<br />
Da käme zum Exempel<br />
ein Priester aus dem Tempel,<br />
legt ab mit würdger Mien’ Toga und Tunika<br />
a a a a.<br />
199
200<br />
Da ich seh den Ehrenwerten<br />
und bin ungern bei Gelehrten,<br />
geh ich auf meinen Fährten,<br />
laß die Pantoffeln da<br />
ha ha ha ha! :||:<br />
Geh ich auf meinen Fährten,<br />
laß die Pantoffeln da.<br />
~ ~<br />
Wenn aus der Garnisone<br />
käm der und der Barone<br />
und meinen alten Hut bei andren Hüten säh<br />
ä ä ä ä,<br />
würd ich mich zusammenraffen:<br />
„Hab bei meiner Frau geschlafen“,
so sagte ich dem Laffen<br />
und stünde chapeau-bas.<br />
Ha ha ha ha! :||:<br />
So sagte ich dem Laffen<br />
und stünde chapeau-bas.<br />
~ ~<br />
Ein andermal ich kehrte<br />
nach Haus zu meinem Herde<br />
und matten Lichtschein säh und folgendes geschäh<br />
ä ä ä ä,<br />
daß mein Engel würde toben,<br />
schimpft mich “Hundsfott” statt zu loben,<br />
und aus dem Pott von oben<br />
gäb mir et cetera.<br />
Ha ha ha ha! :||:<br />
Und aus dem Pott von oben<br />
gäb mir et cetera.<br />
~ ~<br />
Doch sag auf Treu und Ehren,<br />
sag, kann man mehr begehren,<br />
als daß das Licht ich hielt und stets zur Seite sah<br />
a a a a,<br />
daß ich in den Schlaf sie lulle?<br />
Und dann ist in meiner Pulle<br />
und in der Geldschatulle<br />
zuletzt für mich nichts da!<br />
Ha ha ha ha! :||:<br />
Und in der Geldschatulle<br />
zuletzt für mich nichts da!<br />
<br />
201
202
N:o 46.<br />
MOLLBERG UND CAMILLA.<br />
BACCHANALISCHES PASTORAL<br />
Herrn Capitain D A N . K E M P E N S K Ö L D gewidmet.<br />
Un Roman, sans blesser les loix ni la coûtume<br />
Peut conduire un Héros au dixième volume.<br />
B O I L E A U .<br />
M: Wie du dich wendest,<br />
lächelst und plinkst,<br />
reizest und blendest<br />
Auge und Sinn!<br />
Röcklein adrett,<br />
Schritte kokett,<br />
Augen tiefblau.<br />
C: Schau!<br />
M: Und deine Hände<br />
weich und nicht rauh.<br />
~ ~<br />
M: Sag mir, Camilla<br />
Sag ja oder nein!<br />
Ist es dein Wille,<br />
meine zu mein?<br />
Damon folgt stur<br />
Titel „Gesetz und Sitte den Roman nicht schelten, auch wenn er durch zehn<br />
Bände führt den Helden.” Mit diesem Motto Boileaus (aus der Satire<br />
Le libraire au lecteur) entschuldigt sich B. dafür, daß er Mollberg –<br />
eine der Hauptfiguren seines Werkes “Fredmans Episteln” – hier noch<br />
einmal auftreten läßt (HMS II, 319).<br />
203
204<br />
dir auf der Spur<br />
wie einem Reh.<br />
C: Nee!<br />
’s ist deine Grille,<br />
heute wie je.<br />
~ ~<br />
M: Sträubt euch nur immer,<br />
gnädigste, ihr,<br />
doch Frauenzimmer<br />
heiß sind wie wir.
An seiner Brust<br />
lagst du mit Lust<br />
nahmst seinen Kuß.<br />
C: Stuß!<br />
M: Wehre dich nimmer,<br />
folg mir zum Schluß!<br />
~ ~<br />
M: Du bist mir teuer;<br />
dein Damon nur sprüht<br />
loderndes Feuer,<br />
das bald verglüht.<br />
Aber ich frag,<br />
was ist im Sack,<br />
den du trägst keck?<br />
C: Speck.<br />
Und ein Gebräue<br />
aus fein Arrack.<br />
~ ~<br />
C: Mollberg, mein Lieber,<br />
gib mir Pardon!<br />
Ich muß hinüber<br />
zu Celadon.<br />
Sein ist der Sack<br />
mit Pommerack 60<br />
und Fischen, sieh her...<br />
M: Schwer!<br />
C: ...für ein paar Stüber,<br />
frisch aus dem Meer.<br />
~ ~<br />
60 Pommerack: vom Übersetzer gebildeter Ausdruck für: ‘mit<br />
Pommeranzen gewürzter Branntwein’.<br />
205
M: Gern ich bestellte<br />
ein Schnäpslein zum Fisch<br />
im grünen Zelte<br />
auf unsrem Tisch.<br />
Ich liege hier,<br />
leg dich zu mir!<br />
Komm und sei mein!<br />
C: Nein.<br />
Damons Vermählte<br />
kriegst du nicht klein.<br />
~ ~<br />
M: Liebe mich rühret,<br />
Camilla. Du schweigst?<br />
Schönheit verführet,<br />
wenn du sie zeigst.<br />
Und Liebesqual<br />
in ’nem Pokal<br />
tränkt man galant.<br />
C: Schand!<br />
Treu’ sich verlieret<br />
an Glases Rand.<br />
<br />
206
207
DOKUMENTE ÜBER BACCHI KONKURS<br />
N:o 47.<br />
Eröffnung des Konkurses von Bacchus.<br />
Bacchus schluchzte und sich härmte,<br />
da er im Konkurse stund,<br />
an dem Fluidum sich wärmte 61<br />
aus dem einstmals goldnen Spund.<br />
Hinterm Fasse<br />
mangels Masse<br />
stand ein Gläubiger, ein Bär. 62<br />
61 Fluidum: Siehe Fußnote 2 auf Seite 15.<br />
62 Bär: Siehe Fußnote Nr. 23 auf Seite 93.<br />
208
Bacchus bot die beste Sorte<br />
Bier und Porter<br />
seinem Bär,<br />
lärmte und lachte<br />
und freundlich bedachte<br />
und wärmte mit Safte<br />
den Bär,<br />
der eine Ladung ihm brachte. :||:<br />
~ ~<br />
Bacchus blättert blaß und stumme<br />
in dem Schreiben des Gerichts,<br />
sah des Debet volle Summe<br />
und an Credit netto nichts;<br />
ganz zu schweigen,<br />
was sein eigen:<br />
leichter als ein Härchen schwer!<br />
Etwas Punsch war noch im Hause,<br />
doch zum Schmause<br />
reicht’s nicht mehr!<br />
Bier zum Exempel<br />
gab’s nicht mehr im Tempel<br />
zum Teufel den Krempel,<br />
Prost Bär!<br />
Auf den Bankrott einen Stempel! :||:<br />
<br />
209
210
N:o 48.<br />
Bacchi Offenbarungseid.<br />
Fünfzehnter November, o wehe,<br />
im Jahr siebzehnhundert und achtzig und drei<br />
rückt Bacchi Konkurs in die Nähe.<br />
Frühmorgens sich trafen zur Schmauserei<br />
bei Muttern im Rostocker Zimmer, 63<br />
Herr Bürgermeister samt Magistrat.<br />
Als erster der Präses, wie immer,<br />
in blutroter Robe hielt Referat.<br />
~ ~<br />
Es waren am Tisch ausgebreitet<br />
Verpfändung, Verkauf, Hypothek und Kontrakt.<br />
63 Rostock: Der Gasthof Rostock lag in der Västerlånggatan (Haus Nr. 45)<br />
in der Altstadt (Gamla stan).<br />
211
Herein wurden Wirte geleitet,<br />
der eine war voll, der andere gepackt,<br />
der dritte war durstig wie jeder,<br />
ein vierter schon hatte genug.<br />
Der Schreiber spitzte die Feder<br />
und tauchte sie mißlich in Wirtsmutters Krug.<br />
~ ~<br />
Herr Präses mit Zwieback im Munde,<br />
Gesetzbuch gleich neben der Pontac-Terrin’,<br />
die Sach’ fand beschlußreif zur Stunde,<br />
Partei auch präsent zum beraumten Termin,<br />
darum mit ’nem Schnaps erst belehrte<br />
den nackenden Bacchus vorm Eid.<br />
Gesundheit, Ihr Herrn Rechtsgelehrte!<br />
Es wankte der Präses, zum Spruche bereit.<br />
~ ~<br />
Herr Mollberg, Curator ad litem, 64<br />
legt vor das Verzeichnis, vollauf und ganz:<br />
’ne alte Bierkann’ und item<br />
ein Fäßchen mit allerbestem Pommeranz,<br />
dem wurde schon sehr zugesprochen:<br />
ist wert noch sechs Taler kontant,<br />
’ne Flasche, ein wenig zerbrochen,<br />
als Wert wird nicht mehr als ein Heller erkannt.<br />
~ ~<br />
An Kleidung war nichts zu bemerken<br />
als just eine Weste, die Bacchus noch hat.<br />
Der Präses rief: Lasset uns stärken!<br />
Die Kleidung, prosit! zwölf Pfennige grad.<br />
Und diese zertretenen Schlappen,<br />
64 Curator ad litem (lat.): Richter.<br />
212
wo Zehen sich holn frische Luft,<br />
samt übrigen Lumpen und Lappen<br />
sind nicht zu bewerten mit Menschenvernunft.<br />
~ ~<br />
Bemessen ist nun und geschrieben,<br />
und nichts ist vergessen. Was höre ich da?<br />
Indem wir sind rechtens verblieben,<br />
so singen wir, Freunde, ein lustig’ Hurra!<br />
Ich pfeif drauf, was Gläubiger geben,<br />
und trink lieber auf euer Wohl.<br />
Ich schenke euch Leib und das Leben,<br />
laßt Punsch und Zitronen vergolden die Bowl’!<br />
<br />
213
214
N:o 49.<br />
Vertagungsbeschluss.<br />
Da schon lang gestritten,<br />
hat das Stadtgericht entschieden,<br />
215
daß Bacchi partes<br />
tranken so viel Wein und Hartes,<br />
und somit<br />
niemand sieht,<br />
wo ist Himmel, wo hienieden,<br />
also mag<br />
diese Sach<br />
bis zum Freitag ruhn in Frieden.<br />
<br />
216
217
218
N:o 50.<br />
Versammlung der Gläubiger beim Proklamationstermin.<br />
Um unsren Bacchus sammeln sich wieder<br />
Richter, Parteien, betrunken, doch trist,<br />
auf ihre Humpen stützen sich nieder,<br />
in den Wein manche Träne fließt.<br />
„He du da, he, sag an,<br />
wie heißest du, Kumpan?<br />
Wie heißest du, Kumpan, der du stehst da so bieder?“<br />
„Utterquist, ehrenwerteste Brüder.“<br />
„Vivat! Vivat Freund Utterquist!“<br />
~ ~<br />
Titel Proklamation (im Originaltext: „Proklama“): Geltendmachung und<br />
Bekanntgabe der Forderungen der Gläubiger<br />
219
„Ihr da, uralte Diener im Staate,<br />
saget, ist Donnerstag, Freitag zur Stund?“<br />
„Nein, es ist Montagmorgen gerade,<br />
freier Montag in froher Rund!“<br />
„Du mit dem halben Schuh,<br />
was für’n Patron bist du?<br />
Was für’n Patron bist du, welch ein Saufkamerade?“<br />
„Ich heiße Wetz, und bin Advokate, 65<br />
von Instanzen leb ich gesund.“<br />
~ ~<br />
„Sieh den da mit Liqueur auf den Wangen,<br />
so manche Maid in die Arme ihn nahm.<br />
Hast du den Rock beim Pfandleiher hangen<br />
wegen Bacchus – wie ist dein Nam’?<br />
Schreib, Schreiber, auf! So schreib –<br />
dein Nam’, du Lotterleib?<br />
Dein Nam’, du Lotterleib, und was ist dein Verlangen?“<br />
„Mörtberg. Will Bacchi Säfte empfangen<br />
wie beim Zoll einst in Simrishamn.“ 66<br />
~ ~<br />
„Ihr da, mit Vollmacht, um zu vertreten<br />
Mutter vom Wismar gewiß kompetent?“ 67<br />
„Mein Prinzipal, als Beistand erbeten,<br />
Prima Regula Juris kennt.“ 68<br />
„Der Name, bitte sehr!“<br />
„Tut nichts zur Sach’, mein Herr!“<br />
65 Wetz, Joachim: Winkeladvokat und Hochzeitspoet.<br />
66 Simrishamn: Hafenstadt im südlichsten Schweden.<br />
67 Wismar: Schankwirtschaft in der Gasse Kolmätargränden.<br />
68 Prima Regula Juris: Die erste Regel des Rechts.<br />
220
„Das Auge blau, vom Blut auf der Stirn nicht zu reden!<br />
Schnapsadvokaten kenne ich jeden,<br />
aber just nicht so korpulent.“<br />
~ ~<br />
Klang! Laßt die Glocken schaukeln und schwingen,<br />
Richter schon gähnen, der Himmel verblaßt.<br />
Laßt eine Bowl’ mit Fluidum bringen; 69<br />
die Parteien für heut entlaßt!<br />
Wo gehn wir hin zum Schmaus?<br />
Zum Castenhof hinaus! 70<br />
Die Bowle lässet schwitzen, nach Atem uns ringen,<br />
und kalter Schnaps die Hitze abklingen.<br />
Heut wird Hemd und Hose verpraßt.<br />
<br />
69 Fluidum: Siehe Fußnote 2 auf Seite 15.<br />
70 Castenhof: Gasthaus am heutigen Gustav Adolfs Torg.<br />
221
222
223
224
N:o 51.<br />
Aufruf der Parteien und ihre Vereidigung im Konkurs.<br />
Utterquist! – „Ja!“<br />
Mörtberg! – „Ist da!“<br />
Und, Bruder Wetz, beim heiligen Noah,<br />
Daumen am Humpen, schwör bei diesem Trank,<br />
vor der Zeugenbank!!<br />
Prosit und Dank,<br />
sprich den Eid mir nach, jetzo bis zum End!<br />
Schuldet er<br />
euch noch mehr?<br />
„Nein, nicht mehr als zwölf Prozent.“ :||:<br />
Klang, Utterquist,<br />
durstig du bist!<br />
Hast du gebürgt? Sag, Mörtberg, wieviel war’s im ganzen?<br />
225
„Nur ein paar Schuh,<br />
die er im Nu<br />
an einem Tag im letzten Herbst versoff,<br />
item ein Rock aus gutem Stoff,<br />
dito graue Hosen mit Flecken vom Gras.“<br />
Nicht mehr als das?<br />
Füll dein Glas,<br />
und genieß vergnügt dein Maß. :||:<br />
~ ~<br />
Du da im Rock,<br />
dick und barock,<br />
muntere Äuglein wie ein Ziegenbock,<br />
zeig, Bruder Wetz, die Dokumente da.<br />
Hier steht’s, aha!<br />
Vivat, hurra!<br />
Daumen auf den Krug und dann schwör im Zwist!<br />
Dann sag frei<br />
nach der Reih,<br />
was dir Bacchus schuldig ist. :||:<br />
„Ein ganzer Krug,<br />
ohne Betrug,<br />
mit süßem Kümmel, eine Bowl’ mit Pommeranzen,<br />
ein Unterrock,<br />
item ein Stock,<br />
dito ein Kleid, zerrissen, mit Knopf,<br />
item ’ne Geige, dito ein Topf,<br />
dito ein paar Laken, so grün wie die Bohn’.“<br />
Ja, mein Sohn,<br />
dir gab schon<br />
unser Bacchus reichlich Lohn. :||:<br />
<br />
226
227
N:o 52.<br />
Genehmigung der Konkurs-Protokolle.<br />
Im Sitzungssaal beim Fluidum, 71<br />
da sitzet still und stumm<br />
der würdige Herr Prinzipal.<br />
Trinkt noch einmal!<br />
Dazu Partei’n und Personal,<br />
ob mit Perück’, ob kahl,<br />
versammelt sind in großer Zahl,<br />
im Sitzungssaal.<br />
Primarius<br />
im Habitus!<br />
Das Glöckchen just erscholl,<br />
auf daß bestätigt werden soll<br />
das Protokoll. :||:<br />
~ ~<br />
71 Fluidum: Siehe Fußnote 2 auf Seite 15.<br />
228
Verlesen wird, was in dem Zwist<br />
gesagt hat Utterquist:<br />
daß er bekam, wie er bekennt,<br />
nur zwölf Prozent,<br />
und lieh und schacherte horrend<br />
und tauschte exzellent,<br />
daß ihm, wie das Gericht erkennt,<br />
die Kehle brennt.<br />
Du, Utterquist,<br />
nun durstig bist,<br />
steh auf und trink dein Soll,<br />
dein Antrag wird bestätigt voll<br />
im Protokoll. :||:<br />
~ ~<br />
Was angeht Wetzens leeren Krug,<br />
ist alles Lug und Trug.<br />
Er selbst trank jede Träne zwar,<br />
ob trüb, ob klar,<br />
doch bringt er vor, daß da nichts war.<br />
Du machst Süßkümmel rar,<br />
willst Bacchus plündern noch ein Jahr<br />
und länger gar?<br />
Herr Wetz, charmant –<br />
gerichtsbekannt!<br />
Ein Schnäpslein, Wetz, zum Wohl!<br />
Dein Glas ist voll, dein Antrag hohl<br />
laut Protokoll. :||:<br />
~ ~<br />
Dem Schreiber wurde anbefohln,<br />
zu führn auf leisen Sohln<br />
die Helden Bacchi hin zur Bowl’.<br />
Prosit und Skål,<br />
229
so lautet unsere Parol<br />
bei Tanz und bei Gejohl.<br />
Der Präses trinkt auf Bacchi Wohl<br />
mit seiner Bowl’:<br />
Skål und Prosit<br />
bringt Seelenfried,<br />
drum schenkt die Krüge voll!<br />
Dem Präses eine Träne quoll<br />
aufs Protokoll. :||:<br />
<br />
230
231
232
N:o 53.<br />
Abweichendes Votum des Gerichtsrates Christian Wingmark.<br />
Wie die Akten klar erhellen,<br />
suchte Bruder Wetz<br />
233
seine Forderung zu stellen<br />
auf Geschwätz,<br />
intricate Surrogate, 72<br />
doch nicht auf Gesetz.<br />
Diese Sach scheint delikate<br />
hie und jetz’.<br />
So muß<br />
zum Schluß<br />
zum König dieser Streit.<br />
Es lebe Bacchus! Auf sein Wohl!<br />
Doch ach!<br />
Arrak<br />
und Pontac braucht die Bowl’.<br />
Sieh her! das Glas, das Maß ist voll.<br />
~ ~<br />
Mehr bestimmt nicht, meo voto,<br />
das Gesetzesbuch:<br />
Bacchus soll zedier’n in toto, 73<br />
ist mein Spruch.<br />
Wer nicht hat liquide Mittel,<br />
oder nicht genug,<br />
der verpfände Rock und Kittel –<br />
für ’nen Krug!<br />
Somit<br />
prosit!<br />
Dem Vater sei der Trunk geweiht!<br />
Ja, vivat Bacchus, Weines Herr!<br />
Nun spül<br />
72 Intricat (lat.): verwickelt, listig. Surrogat (lat.): Ersatz(-Argument),<br />
Behelf.<br />
73 Zedieren (lat.): Eigentum abtreten. In toto (lat.): völlig, total.<br />
234
und fühl<br />
den Punsch, pommranzenschwer,<br />
sieh diesen warmen Saft, sieh her!<br />
Mehr bestimmt nicht, meo voto,<br />
das Gesetzesbuch:<br />
Bacchus soll zedier’n in toto,<br />
ist mein Spruch.<br />
<br />
235
236
237
N:o 54.<br />
Abstimmungsprotokoll und Entscheidung des Gerichts<br />
im Konkursstreit zwischen Bacchus<br />
und dessen Gläubigern.<br />
„Ihr Partei’n, die zugegen,<br />
und Rechtsvertreter im Konkursverfahren,<br />
die von Urteiles wegen<br />
nun Bacchus rupften bis zu Haut und Haaren,<br />
habt ihr noch etwas vorzubringen?<br />
Quaestio? Was ist zu nennen?“<br />
„Laßt uns prompt mit den Gläsern klingen,<br />
unsren Bacchus bekennen!<br />
Unser Bruder<br />
ist nun befreit,<br />
vorbei der Streit!<br />
O Brüder, seid<br />
zum Trunk bereit!<br />
Lasset uns zur Bowle laden,<br />
in den warmen Fluten baden!<br />
Mädchen zum Kosen!<br />
Im Sack der Hosen<br />
eine Kleinigkeit!“<br />
~ ~<br />
„Aus dem Anlaß der Sach ist<br />
allein noch diese eine Frage offen,<br />
wenn Herr Präses noch wach ist<br />
und wenn er noch nicht ganz und gar besoffen,<br />
ob die Entscheidung, die hier getroffen,<br />
nach Gesetzgebers Willen,<br />
oder parteilich, was wir nicht hoffen,<br />
nur den Durst sollte stillen?“<br />
238
„Ja!“ schrie Mörtberg,<br />
„Hei Sauferei!<br />
Bacchus, juchhei!<br />
So laßt ihn frei<br />
und trinkt dabei!<br />
Lasset uns denn Bowle brauen<br />
und die Morgenröte schauen.<br />
Klang, Creditoren!<br />
Klang, Debitoren!<br />
Wie votieret Ihr?“<br />
~ ~<br />
„Nach dem Anlaß der Klage<br />
sagt das Prozeßrecht just zu dem Behufe,<br />
daß vergehn vierzehn Tage<br />
von einem bis zum weiteren Aufrufe.<br />
Das Gesetz ist ja unzweideutig,<br />
magst du blättern, magst du tappen.<br />
239
Unterdes sieht man hier und heutig<br />
Bowle dampfen und schwappen.“<br />
„Ja!“ warf Wetz ein,<br />
„Betrügerei,<br />
Hanswursterei<br />
und Teufelei,<br />
aus und vorbei!<br />
Der Kredit? Ich will es wissen!“<br />
„Pah!“ sagt Bacchus, „drauf gesch....n!<br />
Alles verschlempert,<br />
futsch und verplempert.<br />
Wie votieret Ihr?“<br />
~ ~<br />
„Aus dem Anlaß des Streites<br />
und, meo voto, falli ralli ralla“,<br />
rief nun Wetz, „ich bin leid es!<br />
So bringt ein Gläschen kalten Uddevalla!“ 74<br />
„Was ist denn dein Petitum, Bruder? 75<br />
Sollen wir dann etwa weinen?<br />
Rühren Bowle mit Bacchi Ruder,<br />
mit dem Bruder uns einen?“<br />
„Nein!“ schrie Wetz drauf,<br />
„Nein! Nochmal nein,<br />
das kann nicht sein,<br />
auch nicht beim Wein!<br />
Doch, Freunde, mein,<br />
ach, ich lechz’ am leeren Tische<br />
gleiche japsend einem Fische!<br />
74 Uddevalla: Schnaps (benannt nach der, an der schwed. Westküste<br />
gelegenen, Hafenstadt Uddevalla).<br />
75 Petitum (lat.): Antrag vor Gericht.<br />
240
Klar sind die Säfte<br />
und Rechtsgeschäfte!<br />
Wie votieret Ihr?“<br />
~ ~<br />
„Alle Mittel, die flüssig,<br />
befinden wir, soll Bacchus nun zedieren.<br />
Gläser leer, Fässer rissig,<br />
und keinen Tropfen gibt es zu gustieren.<br />
Aufs neu kann unser Bacchus leihen<br />
und wir leihen uns dann wieder<br />
Körbe, Kessel in langen Reihen,<br />
beste Trauben, ihr Brüder!“<br />
„Richtig, richtig!<br />
Aufs neu Kredit,<br />
aufs neu Debit,<br />
für Rum und Sprit,<br />
nur her damit!<br />
Mögen hinfort Bacchi Fässer<br />
sprudeln wieder Wein und Wässer!<br />
Leert die Gefäße!<br />
Hebt die Gesäße!<br />
Wie votieret Ihr?“<br />
~ ~<br />
„Ihr, Partei’n, die zugegen,<br />
und Rechtsvertreter im Konkursverfahren,<br />
die von Urteiles wegen<br />
nun Bacchus rupften bis zu Haut und Haaren,<br />
habt Ihr noch etwas vorzubringen?<br />
Quaestio? Was ist zu nennen?“<br />
241
„Laßt uns prompt mit den Gläsern klingen,<br />
unsren Bacchus bekennen!<br />
<br />
242
243
244
N:o 55.<br />
DIE GASSE.<br />
Mollberg die Flasche hob, Bredström vor seiner Türe saß<br />
im selbstgewebten und streifigen Überrock,<br />
sohlte Pantoffel und winkte den Mägden in der Gaß,<br />
Titel Der Originaltitel „Baggensgatan“ bezieht sich auf eine Gasse in der<br />
Gamla stan; diese Gasse war damals und später berüchtigt für<br />
Prostitution.<br />
245
schwatzte und zankte mit Zwirn und mit Lederblock.<br />
Und vor der Tür auf der Bank,<br />
windschief und alt und schiefergrau,<br />
standen zwei Schuhe, blitzblank<br />
und himmelblau.<br />
In der Nische in der Wand<br />
standen Stiefel stolz gespannt<br />
und Sandalen elegant<br />
dem Ballhaus zugewandt. 76<br />
Mollberg rief: „Zum Wohl, meine Täubchen, wert und bekannt,<br />
Mohrin, Türkin, Maid aus Tatarenland!<br />
Meine Flasche loht saffianrot in meiner Hand:<br />
Amors Pfeile setzten mein Herz in Brand.<br />
~ ~<br />
Bredström besohlte den Stiefel und flickte noch ein Loch,<br />
nahm einen Priem und aus vollester Kehle sang.<br />
„Hier wohnt“, sang Bredström, „die dicke Malena immer noch,<br />
mit Pelerine, zerschlissen wie ihr Volant.<br />
Jene Malena . . . du weißt . . .<br />
die mit den Ohrringen . . .“ „Aha!“<br />
„ . . . drall um die Hüften und feist . . .“<br />
„Hier wohnt sie?“ „Ja!“<br />
Einstmals eine schöne Frau,<br />
ist sie heute alt und grau.<br />
Ihre Augen strahlten blau,<br />
doch jetzt sind fahl und flau.<br />
Gegenüber, über dem Tore, hört man Radau;<br />
da sind Mädchen, willig und hübsch und rund,<br />
die in Betten kichern und schwirren, – schau nur, schau! –<br />
kosen Wangen, küssen dich auf den Mund.<br />
76 Ballhaus: Im Bollhus wurden Ballette und Singspiele aufgeführt.<br />
246
~ ~<br />
„A-pe-pelbom ..“ „Na, was stotterst du Hund, nur frisch heraus!“<br />
„Wo-wo-wo-wohnt sie hier?“ „Ja, dort siehst du sie stehn,<br />
mit Federbusch, blauem Kragen, Kamelhaarcape, vorm Haus.“<br />
Schöße und Schnüre im fächelnden Winde wehn,<br />
Schuhspitzen biegen sich keß,<br />
lackrot mit modischem Plissee;<br />
Hacken, die haben Noblesse,<br />
sind weiß wie Schnee.<br />
Sonnenschirm, resedagrün,<br />
schaukelt gaukelnd, aufgespannt;<br />
Schürze, Brusttuch, Flor und Band<br />
streicht sie mit zarter Hand.<br />
Hellbraun sind die Haare, zum runden Knoten gebannt,<br />
hoheitsvoll im sonnengebleichten Hut.<br />
Eine Blume liegt auf der Brust am Perlenrand,<br />
blinzelt keck hervor in der Sonnenglut.<br />
~ ~<br />
„Ka... ka-ka-kann ich zu ihr, da-da... dahinein?“ „O ja,<br />
klopf nur ans Fenster und huste und räuspre fest!<br />
Hörst du die Katze miauen und kratzen, ist sie da.<br />
Klopf nur und frag, ob sie dich in die Küche läßt.<br />
Höre Fidella im Fell<br />
wild fauchen auf dem Canapé!<br />
Sie ist zu Haus, die Mamsell,<br />
wie ich versteh.<br />
Frisch nun an die Türe hau,<br />
klopf und präsentiere dich!“<br />
„Lasse Wingmark ein und mich,<br />
gnädigste süße Frau!<br />
Mach die Tür auf, hier ist erlauchter Herrenbesuch.<br />
Meine Schöne, sieh meine Hand bei dir,<br />
247
deine Kleider flattern und fallen, Tuch um Tuch!<br />
Lösch das Licht aus, Lotta gehört nun mir.“<br />
<br />
248
249
N:o 56.<br />
NOTA BENE.<br />
Wenn ich Taler hab zum Tranke,<br />
nota bene, rheinisch Wein,<br />
und ’ne Maid auch, eine ranke,<br />
250
nota bene, wenn sie mein,<br />
bin ich froh aus Herzens Grund<br />
nota bene, eine Stund.<br />
~ ~<br />
251
Unsre Zeit ist allzu herrlich,<br />
aber, nota bene, blind,<br />
böse und nach Blut begehrlich;<br />
schnell verwelkt Verdienste sind.<br />
Was für Freiheit, Glück man hält:<br />
nota bene, Bagatell!<br />
~ ~<br />
Mag nur drehen sich das Rädchen,<br />
aber, nota bene, soll<br />
Zahn der Zeit mein schönes Mädchen<br />
nicht verderben zu ’nem Troll!<br />
Wein und Schönheit mich verbrennt,<br />
nota bene, bis zum End.<br />
<br />
252
253
N:o 57.<br />
BACCHI GEBET- UND SENTENZENBUCH<br />
DER GLOTZENDEN GEMEINDE ZU TROST UND STÄRKUNG.<br />
Chor.<br />
Nimm das Buch, sing Bacchi Töne,<br />
lies von seinem feuchten Blatt,<br />
welches tröstet seine Söhne<br />
und die Hungernden macht satt.<br />
Lies nun, mein Nachbar, bei Glockengeläut,<br />
mit seiner Botschaft uns Bacchus erfreut.<br />
Zum Wohl! Zum Wohl!<br />
~ ~<br />
Bacchus, labe meinen Magen,<br />
lasse meinem Hirn sein Spiel,<br />
254
Chor.<br />
Chor.<br />
Chor.<br />
Chor.<br />
laß mir deinen Trunk behagen!<br />
Trunk, das ist mein Weg und Ziel,<br />
Trunk meine Reise zu Wasser und Land.<br />
Nimm, lieber Nachbar, dein Buch in die Hand!<br />
Zum Wohl! Zum Wohl!<br />
~ ~<br />
Vor dem Durstgen mich behüte,<br />
der da liest in meinem Buch,<br />
lehre mich in deiner Güte,<br />
daß ich singe und nicht fluch,<br />
laß mich vergessen der Sorge und Qual,<br />
Bacchus, mein’ feste Burg und mein Wall.<br />
Zum Wohl! Zum Wohl!<br />
~ ~<br />
Vater Bacchus, wenn es geschähe,<br />
daß ich einst nichts mehr vermag,<br />
daß ich wie ein Schatten gehe<br />
auf der Gasse Nacht und Tag,<br />
dann führe huldreich nach Hause dein Kind,<br />
dorten die Quellen am frischesten sind.<br />
Zum Wohl! Zum Wohl!<br />
~ ~<br />
Gib, daß ich in meinem Wandel<br />
hab genügend Bargeld noch,<br />
nicht verlier in meinem Handel,<br />
wenn ich sauf auch wie ein Loch,<br />
nicht werde ärgerlich, mürrisch, gedrückt<br />
oder, mein Bacchus, verliebt und verrückt.<br />
Zum Wohl! Zum Wohl!<br />
~ ~<br />
Mach, daß ich, wenn Wein mir fehle,<br />
doch nicht werde grob und arg,<br />
255
Chor.<br />
Chor.<br />
Chor.<br />
nicht dem Wirt geh an die Kehle,<br />
wildbegierig bis ins Mark,<br />
lehre mich ehren die Wirtsmutter auch,<br />
bliebe auch hungrig und nüchtern mein Bauch!<br />
Zum Wohl! Zum Wohl!<br />
~ ~<br />
Gib mir Demut, mich zu neigen,<br />
eh man mir den Humpen beut,<br />
lasse meine Augen zeigen<br />
meines Rausches Seelenfreud!<br />
Nachbar, sei lustig, sei munter und quick,<br />
laß uns vergessen das launische Glück!<br />
Zum Wohl! Zum Wohl!<br />
~ ~<br />
Wenn ich zur Vollendung komme,<br />
wie das Blatt vom Tau beglückt,<br />
mach, daß ich entschlafe fromme,<br />
ohne Durst und stillvergnügt!<br />
Lasset uns beten, wie Bacchus uns lehrt,<br />
lasset uns tun, was die Seele begehrt!<br />
Zum Wohl! Zum Wohl!<br />
<br />
256
257
N:o 58.<br />
STADSHAGEN.<br />
Pastoral, gewidmet Herrn Großhändler ERIC NOÉR.<br />
Umsonst! Wohin ich schau,<br />
nicht eine Nymph mein Aug erfreut,<br />
vielleicht im Lehm der Au<br />
ein Schuh ist hingestreut?<br />
Nicht eine liebliche Bergère<br />
zeigt scheu im Lauf den Fuß.<br />
Ach! ein Pantöffelchen, sieh her,<br />
liegt da als stiller Gruß.<br />
D.C.<br />
~ ~<br />
Die Dächer glänzen mild,<br />
froh tönt der Vögel Morgensang,<br />
doch quietscht kein Wirtshausschild<br />
an irgendeiner Stang’.<br />
Fin.<br />
Ach hätte Fredman noch Verlag,<br />
säh man an jedem Eck<br />
’ne Deckelkanne mit Beschlag<br />
und einem Adler keck.<br />
D.C.<br />
~ ~<br />
Ach! wo ich sehe hin,<br />
ich seh nur Pfühle, Sumpf und Ried,<br />
wo ich verlassen bin,<br />
wo jede Nymphe flieht.<br />
Fin.<br />
Wer hört mein Lied von diesem Stein<br />
im sumpfigen Morast?<br />
Die Elster dort am Wiesenrain,<br />
die Krähe auf dem Ast?<br />
~ ~<br />
Fin.<br />
D.C.<br />
258
Sag, wo man Ähren sieht<br />
sich ducken unterm Wind wie Gras?<br />
Hört man der Schnitter Lied<br />
und klirren Sens’ und Glas?<br />
Umsonst sucht man die Garben hoch<br />
und harret Lyraklangs,<br />
nach Drottningholm flieht hier jedoch<br />
die Göttin des Gesangs.<br />
~ ~<br />
Nein! In mein Klagelied<br />
stimmt surrend ein nur Ungetier<br />
und, irgendwo im Ried,<br />
laut muhend Kuh und Stier.<br />
Am Zaun mit seinem schiefen Tor<br />
ein Pferd ermattet ruht;<br />
der Reiter schläft auf seinem Ohr,<br />
schnarcht selig ohne Hut.<br />
Fin.<br />
D.C.<br />
Fin.<br />
D.C.<br />
259
~ ~<br />
Welch Schwappen unterm Schritt<br />
auf zapfenübersätem Damm!<br />
Der Kauz herübersieht<br />
von seinem Aussichtsstamm.<br />
Doch nirgends eines Hirten Hand<br />
als Gabe für Jeanette<br />
aus diesen Büscheln und dem Sand<br />
je pflückt ein Brustbukett.<br />
~ ~<br />
Hier mag der Teufel sein<br />
und dürsten, aber nimmer ich!<br />
Ein frohes Herz, gut Wein,<br />
das ziemt im Leben sich!<br />
Drum von Gekeife, Joch und Zwang<br />
zu Bacchi Kelter flieh!<br />
Sing deiner Freiheit Lobgesang,<br />
hier steht dein Gläschen, sieh!<br />
Fin.<br />
D.C.<br />
Fin.<br />
D.C.<br />
<br />
260
261
262
263
N:o 59.<br />
Vater Wirt, ist im Faß noch was drin?<br />
Hurra, so laßt uns lustig saufen!<br />
Hast du im Schrank noch ’ne Flasche drin?<br />
Stell sie hin!<br />
Labe den Dürstenden, tränke ihn,<br />
stell Gläser hin, :||:<br />
daß in die Gläser dein Spiritus rinn’,<br />
stell Gläser hin! :||:<br />
Vater, in unsere Kehlen tief dieser Saft möge laufen!<br />
Klinget, Brüder, Glas an Glas,<br />
laßt uns mit Wein die Welt verbessern,<br />
weinbekränzt, vom Weine naß,<br />
reiten mit Bacchus auf Fässern.<br />
Bist du doch mürrisch, schlag dich und rauf!<br />
Au au au au! :||:<br />
264
Bist du doch schüchtern, pack dich und lauf!<br />
Au au au au! :||:<br />
Trinkt, es ist in des Vaters Sinn,<br />
trinkt von den stärkenden Wässern!<br />
<br />
265
266
N:o 60.<br />
DER GIERIGE UND UNVERFRORENE GAST.<br />
„Du hast zu fordern von meinen Sinnen:<br />
Freundschaft, sagst du?“ – „Nein,<br />
nein, Freunde gibt’s genug herinnen,<br />
gib mir lieber Wein!“<br />
Gieß tüchtig hinein in die Kehl’,<br />
hantiere nur deine Bouteill’,<br />
trinke schnelle und trinke, trinke Glas auf Glas<br />
und preise den Wirt, seinen Schmaus und sein Faß!<br />
~ ~<br />
„Du hast zu fordern, was dir nütze,<br />
was du gerne hättst.“ –<br />
„Das, was du hast in deinem Besitze,<br />
lose oder fest.“<br />
Gieß tüchtig hinein in die Kehl’,<br />
~ ~<br />
„Du hast zu fordern aus meinem Fasse,<br />
was du willst, voilá!“ –<br />
„Den letzten Tropfen mir überlasse<br />
von deinem Malaga.“<br />
Gieß tüchtig hinein &c.<br />
~ ~<br />
„Du hast zu fordern, wähle das Beste,<br />
sag’s mit freiem Mut.“ –<br />
„Bei Tag und Nacht auf deinem Feste<br />
trink ich und hab’s gut.“<br />
Gieß tüchtig hinein &c.<br />
~ ~<br />
267
268<br />
„Du hast zu fordern, suche zusammen,<br />
was du willst, und schau!“ –<br />
„So möcht ich denn in deinem Namen<br />
schlafen mit deiner Frau!“<br />
Gieß tüchtig hinein &c.<br />
~ ~<br />
„Du hast zu fordern nach Behagen,<br />
was dir just fällt ein.“ –<br />
„Sofern du es denn kannst ertragen:<br />
daß deine Frau sei mein!“<br />
Gieß tüchtig hinein &c.<br />
~ ~<br />
„Du hast zu fordern, auf Treu und Ehre,<br />
sag’s nur frei und frank!“ –<br />
„Nun denn, den Schlüssel ich begehre<br />
zu deinem Kassenschrank.“<br />
Gieß tüchtig hinein &c.<br />
~ ~<br />
„Du hast zu fordern, nimm die Flasche,<br />
folge deiner Natur!“ –<br />
„Prosit, so gib mir aus deiner Tasche<br />
deine goldne Uhr.“<br />
Gieß tüchtig hinein &c.<br />
~ ~<br />
„Du hast zu fordern, sprich oder lalle,<br />
eh es ist zu spät.“ –<br />
„Ja, deine Jacke in dem Falle,<br />
daß sie mir gut steht.“<br />
Gieß tüchtig hinein &c.<br />
~ ~<br />
„Du hast zu fordern ohne Bedenken,<br />
sag mir’s frei, ich bitt.“ –
„Zu meiner Wirtin Angedenken<br />
nehm ich’n Löffel mit.“<br />
Gieß tüchtig hinein &c.<br />
~ ~<br />
„Du hast zu fordern, was ist dein Wille,<br />
was ist meine Schuld?“ –<br />
„Ins Totenhemd ich selbst dich hülle<br />
und nehm deine Schatull.“<br />
Gieß tüchtig hinein &c.<br />
~ ~<br />
„So will dein Lob ich hier erklären<br />
schlicht und unverziert<br />
und auf dich trinken und dich ehren,<br />
bester, edelster Wirt.“<br />
Gieß tüchtig hinein &c.<br />
<br />
269
270
N:o 61.<br />
AN DIE BOUTEILLE.<br />
Guten Tag! Sieh, mein Cousinchen!<br />
schönste Demoiselle Boutell’,<br />
liebe Freundin, Konkubinchen,<br />
komm und dich zu uns gesell!<br />
Zum Wohl! :||:<br />
Dich zu uns gesell! :||:<br />
~ ~<br />
Freundin von der besten Sorte,<br />
frisch und fröhlich scheinst du mir.<br />
Lassen wir die schönen Worte,<br />
aber küssen wollen wir.<br />
Zum Wohl! :||:<br />
Nun küssen wir. :||:<br />
~ ~<br />
Woher kommst du, schöne Fremde,<br />
von der Mosel, von dem Rhein,<br />
vom der Erde andrem Ende?<br />
Doch egal, komm nur herein!<br />
Zum Wohl! :||:<br />
Nur herein, herein! :||:<br />
~ ~<br />
Liebste Freundin, meine Kehle<br />
sehnet sich nach dir so sehr.<br />
Hütchen ab! Erfreu die Seele,<br />
aber komm nicht wieder her!<br />
Zum Wohl! :||:<br />
Komm nicht wieder her! :||:<br />
~ ~<br />
271
272<br />
Laßt uns, Kameraden, reisen<br />
in die Seligkeit mit Wein!<br />
Unsre Kehlen seien Schleusen,<br />
segle, Wein, in sie hinein.<br />
Zum Wohl! :||:<br />
Segle Wein hinein! :||:<br />
~ ~<br />
Himmel, Dank für Mund und Magen!<br />
Doch die Zunge wird mir schwer,<br />
und die Kräfte mir versagen,<br />
und ich seh mein Glas nicht mehr –<br />
zum Wohl! – :||:<br />
seh mein Glas nicht mehr. :||:<br />
~ ~<br />
Brüder, laßt den Priester kommen,<br />
und ich mach mein Testament,
doch erst soll der Rest mir frommen,<br />
daß der Durst mich nicht verbrennt –<br />
zum Wohl! – :||:<br />
mich nicht verbrennt. :||:<br />
<br />
273
274
N:o 62.<br />
Stille, kein Wort!<br />
Hol es der Teufel! ein jeglicher Ort,<br />
ob Sonne, ob Mond, ob himmlische Pfort,<br />
soll wanken<br />
und schwanken,<br />
wenn einmal mein Zorn mich reißt fort.<br />
Ich sag es klar,<br />
mich schert nicht Teufel, Türke, Tatar,<br />
wer Mamma und Pappa von Beelzebub war,<br />
275
und hab ich die Flasche, so kenn ich nicht Angst noch Gefahr.<br />
Teufel und Pfaffen<br />
gaffen,<br />
paffen,<br />
raffen,<br />
puffen und knuffen beim Schmaus.<br />
Ei der Daus, :||:<br />
wenn du dein Glas nicht trinkst aus!<br />
~ ~<br />
Reiß auf den Schlund!<br />
Hol dich der Teufel! sauf dich gesund,<br />
die Flasche vors Hirn, daß der Schädel dir brummt!<br />
Wein rinne!<br />
Besinne,<br />
276
daß Bacchus nicht schachert am Spund.<br />
Prosit, juchhe!<br />
Salut! den Hut verkehrt herum dreh,<br />
leg ab Stock und Rock, so daß jedermann seh:<br />
Bei Bacchus wir beichten grad so wie bei einem Abbé.<br />
Priester mit Weste,<br />
Gäste,<br />
Beste<br />
und Reste,<br />
eßt und trinkt feste beim Schmaus!<br />
Ei der Daus, :||:<br />
wenn du dein Glas nicht trinkst aus!<br />
<br />
277
278
N:o 63.<br />
Meister Petrus von der heilgen Höhe 77<br />
unter langem Haar, das längst ergraut,<br />
blickt zum Himmel und stimmt an ein Wehe!,<br />
auf den Sims der Kanzel grimmig haut,<br />
tupft sich mit dem Tuch, so weiß wie Blüten<br />
– Gott, wie er kann wüten –,<br />
klaget Satan an,<br />
pustet, prustet, und muß stumm verschnaufen;<br />
Satan braucht nicht laufen<br />
vor ’nem Dorfkaplan!<br />
~ ~<br />
77 Meister Petrus: Modell für diese Pfaffensatire von 1766 stand vermutlich<br />
Pastor Petrus Norman (1723 – 1800), den Bellman in seiner<br />
Lebensbeschreibung als seinen zweiten Lehrer angibt. (Carlén; HMS)<br />
279
Nein, Herr Petrus, spart Euch solch Gerase!<br />
Seht, es rinnt der Sand im Stundenglas!<br />
Seht den Kohl im Teller, Schnaps im Glase!<br />
Ob man Euren Bierkrug wohl vergaß?<br />
Trocknet hübsch den Schweiß von Eurem Kragen,<br />
matt von Feiertagen<br />
nach der alten Art!<br />
Petrus kam nur bis zum ersten Teile,<br />
doch der Rest hat Weile<br />
und wird aufgespart.<br />
<br />
280
281
282
N:o 64.<br />
HAGA.<br />
Herrn Kapitän Kirstein zugeeignet.<br />
Schmetterling auf leichten Flügeln<br />
gaukelt durch des Nebels Flaum<br />
über Hagas grünen Hügeln,<br />
sucht sein Heim im Blütenbaum.<br />
Kleinster Wurm in Sumpf und Auen,<br />
von der Sonne Glut geweckt,<br />
spürt ein wohliges Erschauern,<br />
von des Zephirs Hauch erregt.<br />
~ ~<br />
Hagas Schoß beständig schenket<br />
Keim für Gras und Blumenbahn.<br />
Titel Haga: weitläufiger Park im Stadtteil Vasastaden.<br />
283
Stolz durch Hagas Bäche lenket<br />
seine Fahrt der weiße Schwan.<br />
Aus des Waldes weiter Kammer<br />
hört man gellen Widerhall:<br />
den Granit zerschlägt ein Hammer,<br />
Föhren bringt die Axt zu Fall.<br />
~ ~<br />
Am Brunnsviken die Najaden 78<br />
heben Hörner, golden, grün,<br />
und die rauschenden Kaskaden<br />
über Solnas Türme sprühn.<br />
Unter dicht belaubten Bäumen<br />
Sonnenstrahl aufs Weglein fließt.<br />
Fohlen bäumt sich in den Zäumen,<br />
und der Bauer Haga grüßt.<br />
~ ~<br />
Welche Lust, sich zu ergehen<br />
in so lieblich trautem Park,<br />
hold gegrüßt von seiner Schönen<br />
und gesehen vom Monarch.<br />
Seine Augen Blicke schicken,<br />
locken Dankes Tränen klar,<br />
und gerührt von seinen Blicken<br />
lächelt froh der Griesgram gar.<br />
<br />
78 Brunnsviken: Um diese Bucht herum erstreckt sich der Hagapark.<br />
284
285
N:o 65.<br />
Brief an den Kgl. Sekretär ELIS SCHRÖDERHEIM<br />
anläßlich der Reise des Königs nach Rußland,<br />
anno 1777.<br />
Traurig, mein Bruder, schau ich zum Strand, wo Wellen vom<br />
Mälaren fließen;<br />
wäre mir doch wie andren vergönnt, dem König mich<br />
anzuschließen,<br />
könnte, wie andre in seinem Kiel, mit Bootsleuten klettern<br />
in Tauen<br />
und in der wogenden gischtenden See die Wellen, die<br />
brausenden, schauen,<br />
die Flagge des Königs besingen beim Glas, ihm wünschen, die<br />
Fahrt möge glücken,<br />
auf meiner Laute zum Ruhm des Monarchs, das Auge mit<br />
Tränen schmücken.<br />
286
Auf einem Schiff, kieloben gekippt, beim Lärmen der<br />
Trommeln und Schellen,<br />
Greise und Kinder drängen sich dicht, Madammen,<br />
Mamsellen, Gesellen,<br />
Fernrohr am Aug, so steh ich auf Zeh’n und seufze beim Blitz<br />
der Kanonen,<br />
sehe, wie Neptun die glitzernden Well’n bevölkert mit nackten<br />
Tritonen,<br />
welche dem Schaum mit flatterndem Haar entsteigen an<br />
tausenden Stellen.<br />
Wasser versilbert im gurgelnden Lauf die blaugrün<br />
geschuppten Gesellen;<br />
lachend verknoten sie Arme und Bein’ und schwärmend im<br />
Tanz sich bekriegen.<br />
Einige schwimmen am Rücken im Kreis, und andre sich<br />
neigend verbiegen,<br />
287
wiederum andere aus blumigem Horn vergießen die<br />
herrlichsten Fluten,<br />
blasen ins Horn, daß mächtig es schallt und Rud’rer zum<br />
Ruder sich sputen.<br />
Dicht beieinander in mächtigem Schwall, so plumpsen sie flugs<br />
in die Wogen,<br />
tauchen auf im sprudelnden Strahl und spritzen in sprühendem<br />
Bogen.<br />
Äol sich zeigt in Blitz und Gewölk und Flora im blühenden<br />
Parke.<br />
288
Pan erscheint im grünen Gewölb, Diana begrüßt den<br />
Monarchen.<br />
Nöcke bevölkern den Meeresgrund und murmeln und taumeln<br />
und schweben,<br />
spritzen Fontänen hoch aus dem Meer, vor donnernden<br />
Schüssen erbeben.<br />
Inseln und Schären im lichtblauen Plan ein Tyros vorm Auge<br />
ausbreiten,<br />
dort ein Schiff, hier ein Boot, da ein Kahn auf winkligem Kurs<br />
vorwärts gleiten.<br />
Zwitschernd ein Vogel hoch in der Luft beginnt sein<br />
Loblied zu schmettern,<br />
Wildgänse schaukeln auf Wogen am Steg ganz nahe den<br />
Pfählen und Brettern.<br />
Wimpel und Flaggen verwirren den Blick und knatternd vom<br />
Mastenwald grüßen,<br />
Holländer, Spanier, Russe und Griech’ salutieren mit<br />
donnernden Schüssen.<br />
Tausende Wesen schmücken den Strand, der schimmert im<br />
glänzenden Lichte,<br />
289
und Aurora mit rosiger Hand macht Sturmeswut lächelnd<br />
zunichte.<br />
Jähester Schrund sich wandelt zum Feld, das Freias Scharen<br />
umschweben;<br />
vornehm und müde Freia erscheint, des Königes Fahrt zu<br />
erleben,<br />
lehnt sich nach vorn, und holdselig blickt, vom Glanz der<br />
Schaluppe geblendet,<br />
sieht, wie der Ruderer schärpengeschmückt die glitzernden<br />
Ruder nun wendet,<br />
rührt ihren Trunk aus Mandel und Milch, und als die<br />
Geschützblitze zucken,<br />
sieht sie entzückt den König an Bord, vermag ihren Trunk<br />
kaum zu schlucken.<br />
Alles ist froh und atmet so frei, und Wolken glühn an den<br />
Rändern,<br />
290
is plötzlich dunkle Schatten und Qual die lieblichen Stunden<br />
verändern.<br />
Dort eine Nymphe beklommen winkt und neiget in Tränen<br />
sich nieder,<br />
hält in der Hand ihren Schleier und fragt: Wann kehrt unser<br />
König wohl wieder?<br />
Bruder und Schwester, in Kittel und Kleid, sie toben und<br />
rennen und ringen,<br />
der König fährt ab, da weinen sie laut, und sind nicht zur Ruhe<br />
zu bringen,<br />
Mutter, das schläfrige Kind auf dem Arm die bange Frage ihm<br />
stellet:<br />
Siehst du, mein Kind, unsren König dort? Gott weiß, welche<br />
Unruh mich quälet.<br />
Siehst du sein Schiff? Dort ist seine Wacht, dort weht seine<br />
mächtige Flagge.<br />
Merk diesen Tag! Schlaf in meinem Arm; zur Wiege, mein<br />
Kind, ich dich trage,<br />
nimm meine Hand, umfaß meine Brust. – So wandert sie fort<br />
im Gefilde,<br />
wandert an einem Krüppel vorbei; ihr Herz überfließet von<br />
Milde,<br />
sie gibt ein Scherflein – ihr einziges – her und tröstet den<br />
Armen, der klaget,<br />
wieder ein andrer, reckt sich empor, erbärmlich und bleich<br />
auf der Krücke,<br />
schwingt seinen Hut, blickt zum Himmel hinauf und ruft: Gott<br />
gebe dir Glücke!<br />
Purpurn steht ein Vornehmer dort, im stolzen Glanz und<br />
Gepränge,<br />
hält vors Gesicht den prächtigen Hut und geht hinein ins<br />
Gedränge,<br />
291
trifft einen Freund und grüßt ihn erfreut, und beide zum<br />
Gruße sich beugen.<br />
Sie umarmen einander bewegt, mit Tränen den Glückwunsch<br />
bezeugen.<br />
Einige singen erst fröhlich und laut, dann grübelnd die Wimpel<br />
betrachten;<br />
einige auf den Bänken am Kai vor Kummer und Trübnis<br />
verschmachten.<br />
292
Andere hinter Rössergespann aus Wagen sich beugen und<br />
grüßen,<br />
winken mit Zweigen, Fächern und Flor, und Bootsleute<br />
jauchzen und schießen.<br />
Drängend der Hengst mit wehender Mähn’ – wie beben die<br />
dampfenden Lenden,<br />
als nun das schwimmende Schloß beginnt, beim Donner der<br />
Pauken zu wenden.<br />
Nein, ich kann, lieber SCHRÖDERHEIM, die Sehnsucht dir<br />
nimmer verhehlen,<br />
welche aus fröhlichen Häusern macht die finstersten,<br />
schrecklichsten Höhlen.<br />
293
Darum, mein Bruder: ich geh meinen Weg, wohin die Götter<br />
mich führen,<br />
wirke mein Netz, nehm die Büchse zur Hand, hör auf, meine<br />
Leier zu rühren,<br />
wandre zu einer Kate weit fort in den Wald zu Wölfen und<br />
Bären,<br />
wo ich mit Wildbret und Rauch am Altar die Göttin des<br />
Waldes will ehren.<br />
Bin ich dir wert in solch einer Tracht? Sag, bin ich würdig<br />
Dianen?<br />
Und gefällt dir mein Hemd und mein Hut auf solchen blutigen<br />
Bahnen?<br />
Golden und grün mein Gehänge aus Taft, so hart und fest wie<br />
die Sehnen,<br />
294
federgeschmückt mein buckliger Hut – so will ich dem<br />
Mannestum frönen!<br />
SCHRÖDERHEIM, hörst du, hörtest du nun, wie lieblich die<br />
Waldhörner klingen?<br />
Hinter den Hasen im hechelnden Lauf die Hunde der Jäger<br />
schon springen.<br />
Lau ist die Luft, und still ist die Au und prangt in blumiger<br />
Ziere.<br />
Schon hört man Ziegen mit Schellengeläut, von fern das<br />
Gebrülle der Stiere.<br />
In einer Mulde tutet ins Horn die Hirtin, die Herde zu<br />
rufen.<br />
Langhalsig steht auf der Weide das Vieh und blickt zu den<br />
Hütten und Hufen,<br />
wo du die Bäuerin könntest sehn, wie sie melkt in die hölzerne<br />
Bütte,<br />
während die Kuh mit dem Schwanze verscheucht die Mücken<br />
im Stall bei der Hütte.<br />
Da kommt ein Wagen, es wirbelt der Staub, die Magd alleine<br />
dort reitet,<br />
während der Kutscher, schläfrig und voll, ihr nicht das Fahren<br />
bestreitet.<br />
An einer Biegung machen sie Halt, ein schmuckes Schild ist zu<br />
sehen;<br />
umgekippt liegt die Ladung im Sand, die Rösser halfterlos<br />
stehen.<br />
Zwischen Espen und Ahorn geduckt die kleine Kate man<br />
findet;<br />
hinter dem Zaun ein plätschernder Bach, der unten im Tale<br />
verschwindet.<br />
Drinnen im Haus sitzt der Kätner am Tisch mit Wasser im<br />
Kruge zum Trinken<br />
295
– unter dem Kuckuck, der schreit aus der Uhr – und lässet<br />
das Schnitzmesser sinken,<br />
schärft an der Sohle das Messer und schnitzt fürs Rad zwei<br />
eichene Speichen,<br />
lüftet den Hut und nimmt einen Schluck, um dann den Krug<br />
mir zu reichen.<br />
Rundum mit Sprüchen und Bildern bunt sind Wände und<br />
Türen gezieret:<br />
Saul mit dem Speer, Susanna im Bad, und Absaloms Gaul<br />
galoppieret.<br />
Bei einem Bett mit Quasten aus Garn die Wiege wippt in der<br />
Stille.<br />
Auf einem Schemel die Alte sitzt und sucht in der Bibel mit<br />
Brille,<br />
liest eine Zeile darinnen und singt, doch klinget heiser die<br />
Weise.<br />
Für unsren König betet sie fromm und wünschet ihm<br />
glückliche Reise.<br />
Fröhlich der Bauer auf seinem Stuhl ein Liedlein summt mit<br />
Gebrumme,<br />
prostet auf seinen König – froh, daß die Saat gedeiht auf der<br />
Krume.<br />
Manchmal blickt er zum Fenster hinaus, betrachtet den Mond<br />
und die Sterne,<br />
gute Winde verheißt und zeigt gen Åbo, weit in der<br />
Ferne.<br />
Mächlich der Roßknecht sein Pfeiflein putzt und flucht über<br />
Flintstein und Zunder,<br />
seufzend hinauf zu den Wolken blickt und den redlich<br />
Gesinnten darunter,<br />
pafft und pustet den Rauch und hofft, der Himmel möge<br />
gewähren,<br />
296
daß gegen Neujahr mit Gottes Hilf der König wird<br />
wiederkehren!<br />
Und eine runzlige Alte dreht das Knäul an der Spindel zum<br />
Zopfe,<br />
zetert mit der Maid vor dem Herd, die Käse kernet im<br />
Topfe,<br />
meint, daß die Gerste prächtig gedeiht, daß schwer die Ähren<br />
sich neigen,<br />
daß sie wohl bald zu Maische gemacht – und hofft, daß die<br />
Winde bald schweigen.<br />
Dann befüllt die Alte den Herd mit Kohle aus einer<br />
Schütte,<br />
neigt zum Gebet sich nieder für den, dessen Macht bewacht<br />
ihre Hütte,<br />
bittet mich um einen Lobgesang und nennt ihren König mit<br />
Schmerze.<br />
297
Deshalb merk: Unter mürrischer Mien’ wohnt oft das<br />
frömmeste Herze.<br />
Willig und froh so sing ich mit ihr ein Loblied mit fröhlichen<br />
Sinnen.<br />
Stühle und Schränke, Spindel und Tisch – das alles tanzet<br />
herinnen.<br />
Kinder und Greise, Kutscher und Knecht und heimatlose<br />
Gesellen<br />
stehen im Kreis. Der Schütze bricht auf, in Bergen den Schuß<br />
hört man gellen;<br />
auf meinem Rücken den Hasen ich trag und Kiebitze in<br />
meiner Tasche.<br />
ELIS, gut Nacht! ich trink auf dein Wohl den letzten Tropfen<br />
der Flasche.<br />
Still meine Qual, nimm die Leier zur Hand; nicht länger ertrag<br />
ich die Feier.<br />
Hoch lebe der König, geliebt und groß! Leb wohl! Dort steht<br />
meine Leier.<br />
* * *<br />
Mond geht auf, und Donner grollen,<br />
dunkel liegen Strand und Mol’,<br />
Wimpel flattern an den Jollen.<br />
Freudenrufe und Gejohl.<br />
Corno – – – – – – – – – –<br />
Hurra, des Königs Wohl!<br />
Die Hüte schwingt<br />
und trinkt!<br />
298
Hurra, ein volles Skål!<br />
Des Königs Wohl! :||:<br />
299
300
301
Verwendete Literatur<br />
Fredmans Sånger. Text- och melodihistorisk utgåva. II. Musiken<br />
och kommentarer. Textredaktör Gunnar Hillbom,<br />
Melodiredaktör James Massengale. Stockholm 1992 (Norstedts)<br />
Paul Britten Austin: Carl Michael Bellman. Sein Leben und seine<br />
Lieder. München 1998<br />
Samlade skrifter af Carl Michael Bellman. Utgifna af Joh. Gabr.<br />
Carlén. Första delen. Stockholm 1861 (Adolf Bonnies Förlag)<br />
Johan Tobias Sergel. En gustaviansk tidsbild av Ludvig<br />
Looström. Stockholm 1914 (Cederquists Grafiska Aktiebolag)<br />
*<br />
Johan Tobias Sergel. Kunst um 1800. Katalog zur Ausstellung in<br />
der Hamburger Kunsthalle. 22. Mai bis 21. September 1975<br />
(Prestel-Verlag München)<br />
Svenska Mästertecknare. Sergel, Martin, Ehrensvärd.<br />
En konstbok från Nationalmuseum. Stockholm 1955 (Ehlins -<br />
Folkbildningsförlaget)<br />
302
Bildernachweis<br />
Originale Bildunterschriften sind kursiviert und wurden z.T. übersetzt.<br />
Soweit nichts anderes angegeben ist, handelt es sich um lavierte Federzeichnungen.<br />
Abkürzungen NM: Nationalmuseum; SH: Sjöhistoriska Museet; SM: Stadsmuseum;<br />
KB: Kungliga Bibliotheket (alle Stockholm)<br />
1 Titelvignette zu Bellmansstudier Nr. 5 von 1931<br />
17 Johan Fredrik Martin:<br />
Bacchi Tempel. Kupferstich nach einem Original von Elias<br />
Martin<br />
21 Carl August Ehrensvärd:<br />
Ein Ordenskapitel bei den Freimaurern. 24.11.1796. NM<br />
26 Johan Tobias Sergel:<br />
Ausländische Diplomaten in der Stockholmer Oper. NM<br />
30 Jean Eric Rehn:<br />
Heureux Assemblage. Radierung. NM<br />
32 Carl Michael Bellman:<br />
Hej! Pauken und Trompeten. Heute ist Ritterschlag. Federzeichnung<br />
aus Poetiska Arbeten. KB<br />
36 J. G. Bruselle:<br />
Bacchus. Aus dem Titelblatt eines Pastorals zu einer Melodie<br />
von Haydn an Helena Qviding. Abgedruckt in:<br />
Gelegenheitsgedichte StU XI Nr. 40. Aquarell. KB<br />
39 Johan Tobias Sergel:<br />
Allegorie auf die Freundschaft. Ausschnitt. 16.1.1806. NM<br />
39 Johan Tobias Sergel:<br />
Allegorie auf die Freundschaft. Ausschnitt. 16.1.1806. NM<br />
46 Charlotta Ulrica Hilleström:<br />
Freundschaft stellt sich heilig ein. Aquarell. KB<br />
50 Johan Tobias Sergel:<br />
Entflammtes Liebespaar. NM<br />
56 Johan Tobias Sergel:<br />
Ausgelassenes Festessen. NM<br />
61 Carl August Ehrensvärd:<br />
303
Mein Freund soll trinken und ertrinken in Wollust. Aquarellierte<br />
Federzeichnung. 1797. NM<br />
66 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel reicht Tham den Becher der Freundschaft: Großer Jupiter!<br />
Willkommen bei den sterblichen Künstlern! 1806. NM<br />
68 Johan Tobias Sergel:<br />
Mars und Venus, Erste Skizze. Lavierte Federzeichnung. NM<br />
73 Johan Tobias Sergel:<br />
Das Vaterunser am Kungsbacken. Elias Martin preist seine<br />
Kupferstichserie über die Zehn Gebote an. Um 1806. NM<br />
75 Carl Michael Bellman:<br />
Bacchus reist in die Türkei. Vignette aus dem Manuskript zu<br />
Poetiska Arbeten. KB<br />
78 Johan Tobias Sergel:<br />
Bacchanalischer Tanz. NM<br />
82 Carl Michael Bellman:<br />
Hoch oben auf dem Pindus leb ich armer Mann. Federzeichnung aus<br />
Poetiska arbeten. KB<br />
87 Johan Tobias Sergel:<br />
Landrichter Swartz läßt sich frisieren. Juni 1800. NM<br />
89 Johan Tobias Sergel:<br />
Krebsessen. NM<br />
93 Carl Michael Bellman:<br />
Marsch, mina björnar (Marsch, meine Bären) Federzeichnung. Aus:<br />
Poetiska arbeten. KB<br />
95 Carl Michael Bellman:<br />
Kindstaufe bei den Bären. Federzeichnung. Aus: Poetiska<br />
arbeten. KB<br />
100 Elias Martin:<br />
Drei Schreiner an der Hobelbank. Aquarellierte Federzeichnung.<br />
NM<br />
105 Johan Tobias Sergel:<br />
Ball in der Börse. NM<br />
107 Johan Tobias Sergel:<br />
304
Prozession mit Statue einer Göttin. NM<br />
110 Charlotta Ulrica Hilleström:<br />
Wirtshaus. Aquarell. KB<br />
112 Pehr Hilleström:<br />
In der Taverne. Ausschnitt aus einem Ölgemälde.<br />
112 Pehr Hilleström:<br />
In der Taverne. Ausschnitt aus einem Ölgemälde.<br />
119 Johan Tobias Sergel:<br />
Leichenprozession für den Maler Pilo. März 1793. NM<br />
125 Wirtshausschild des Kellers Remmaren. Nordiska Museet<br />
128 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel mit Freunden beim Kartenspiel. NM<br />
133 Jean Eric Rehn:<br />
Belli Baffi (‘Schöner Schnurrbart’). Radierung. NM<br />
134 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergels erste Equipage in Stockholm 1780. Federzeichnung. NM<br />
136 Johan Fredrik Martin:<br />
Bootsfahrt. Ausschnitt aus einer Radierung.<br />
139 Nicolas Lafrensen d. J.:<br />
Fest im Trianon für Gustaf III. 1784. Ölgemälde. Östergötlands<br />
Museum, Linköping (Schwarzweiß-Abbildung, im Kontrast<br />
geschärft)<br />
141 Titelvignette zu Bacchi Tempel. Druck 1783.<br />
150 Johan Tobias Sergel:<br />
Politische Karikatur. NM<br />
151 Pehr Hilleström:<br />
Der Magistrat in Reih und Glied ... Vignette zu einem Versbrief<br />
Bellmans an Kempensköld vom 30.7.1792. StU XI, Nr. 80. SM<br />
155 Pehr Hilleström:<br />
Magistrat der Stadt Telje. Vignette zu einem Scherzbrief Bellmans<br />
an Samuel af Ugglas (?) vom 7.6.1783. StU IX, Nr. 96.<br />
Privatbesitz<br />
156 Nach Pehr Hilleström:<br />
Bellman reitet als Kurier. Vignette zu einem mit ‘Movitz, kurir’<br />
305
unterschriebenen Versbrief Bellmans [M = Movitz] an<br />
Kempensköld. CU 4, 360 und StU XI Nr. 90<br />
157 Pehr Hilleström:<br />
Kavallerie der Stadt Telje. Vignette zu einem Versbrief Bellmans an<br />
Kempensköld [= K] vom 5.8.1792. StU XI, Nr. 83. SM<br />
168 Elias Martin:<br />
Entwurf zu einem Rokoko-Himmelbett. Aquarellierte<br />
Federzeichnung. NM<br />
170 Johan Tobias Sergel:<br />
Römerkopf. Ausschnitt aus der Studie Giuocatori del pallone.<br />
Lavierte Federzeichnung. NM<br />
180 Elias Martin:<br />
Chinesisches Schlößchen. NM<br />
186 Johan Tobias Sergel:<br />
Per Tham (Jupiter) und Nymphe Maja. Ausschnitt. NM<br />
195 Johan Tobias Sergel:<br />
Der dänische Maler Brynnik fällt mit einem weiblichen Modell aus dem<br />
Bett, als Sergel eine groupe à Rome abzeichnen wollte. Schwarze Kreide.<br />
NM<br />
198 Johan Tobias Sergel:<br />
Liebesszene. NM<br />
200 Johan Tobias Sergel:<br />
Der Priester und das Mädchen. Die Feier des Sakraments. NM<br />
204 Johan Fredrik Martin:<br />
Hafenszene. Detail aus einem Stich. Um 1790.<br />
208 Johan Tobias Sergel:<br />
Mein Körper ist in Stockholm, meine Seele ist in Dagsnäs.<br />
Konstakademiens arkiv<br />
211 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel erleidet einen Ohnmachtsanfall. Sommer 1812. NM<br />
215 Johan Tobias Sergel:<br />
Landrichter Swartz liest dem Directeur Chalmers eine<br />
Resolution vor. NM<br />
219 Johan Tobias Sergel:<br />
306
Desprez und Bellman werden von Abbé Moretti versöhnt.<br />
Privatbesitz<br />
225 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel schreibt an Per Tham. 1805<br />
228 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel schreibt einen Brief an Per Tham. Federzeichnung.<br />
Konstakademiens arkiv<br />
233 Johan Tobias Sergel:<br />
Der reiche John Hall. Federzeichnung. NM<br />
239 Johan Tobias Sergel:<br />
Baron Abildgaard und seine Freunde mit Bowle. 5.3.1797. NM<br />
242 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel jubelt. Victoria. Victoria. 14.1.1802. NM<br />
245 Elis Chiewitz:<br />
Bredström. Radierung. 1826<br />
248 J. W. Wallander:<br />
Baggensgatan. Ölgemälde<br />
251 Elias Martin:<br />
Mädchenstudie. Kreidezeichnung. NM<br />
254 Elias Martin:<br />
Bacchus mit Gefolge. Aus Bacchi Tempel.<br />
259 Elias Martin:<br />
Vor der Taverne. Aquarell. Universitätsbibliothek Uppsala<br />
264 Johan Tobias Sergel:<br />
Tanzmeister Gallodier gibt seinen durstigen Gästen die Schlüssel zum<br />
Weinkeller. Privatbesitz<br />
269 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel von Gicht und Podagra geplagt. 15.2.1792. NM<br />
272 Elias Martin:<br />
Bauernstube mit Pfarrer und fünf weiteren Personen. NM<br />
276 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel und sein Sohn verspeisen ihren Reiseproviant. 8.8.1805<br />
281 Anoymus:<br />
Probst Tupp-Fecius. Aquarell. KB<br />
307
283 E. F. Cederholm:<br />
Haga Schloß. Ausschnitt. Gouache 1811<br />
285 Die königliche Jacht Amphion, Kommandoschiff von Gustaf<br />
III.<br />
Quelle: StU VII Komm. S. 69. Photographie. SH<br />
286 Johan Fredrik Martin:<br />
Aussicht von Blasieholmen nach Skeppsholmen. Ausschnitt aus<br />
einer aquarellierten Radierung. Nach 1790.<br />
287 Johan Tobias Sergel:<br />
Beim ‘Keilspalten’ auf dem Landsitz bei Finspång. 1791. NM<br />
288 Johan Tobias Sergel:<br />
Portrait des Künstlers Johann Heinrich Füssli. Um 1766. NM<br />
289 Johan Fredrik Martin:<br />
Katharinakirche mit Umgebung<br />
290 François Boucher:<br />
Der Triumph der Venus. Um 1766. Ausschnitt aus einem<br />
Ölgemälde<br />
292 Johan Tobias Sergel:<br />
Begegnung zwischen Kronprinz Carl Johan und Sergel in dessen<br />
Atelier. Ausschnitt. 26.9.1810. NM<br />
293 Olof Årre:<br />
Ein Ostindienfahrer im Stockholmer Hafen. Ausschnitt.<br />
Gouache. 1768.<br />
294 Carl August Ehrensvärd:<br />
Küstenlandschaft. Aquarellierte Federzeichnung. NM<br />
297 Elias Martin:<br />
Straßenarbeiter. Aquarellierte Federzeichnung. NM<br />
299 Zweite Vignette der Titelseite von Bellmansstudier Nr. 5 von<br />
1931<br />
1 Titelvignette zu Bellmansstudier Nr. 5 von 1931<br />
17 Johan Fredrik Martin:<br />
Bacchi Tempel. Kupferstich nach einem Original von Elias<br />
Martin<br />
21 Carl August Ehrensvärd:<br />
308
Ein Ordenskapitel bei den Freimaurern. 24.11.1796. NM<br />
26 Johan Tobias Sergel:<br />
Ausländische Diplomaten in der Stockholmer Oper. NM<br />
30 Jean Eric Rehn:<br />
Heureux Assemblage. Radierung. NM<br />
32 Carl Michael Bellman:<br />
Hej! Pauken und Trompeten. Heute ist Ritterschlag. Federzeichnung<br />
aus Poetiska Arbeten. KB<br />
36 J. G. Bruselle:<br />
Bacchus. Aus dem Titelblatt eines Pastorals zu einer Melodie<br />
von Haydn an Helena Qviding. Abgedruckt in:<br />
Gelegenheitsgedichte StU XI Nr. 40. Aquarell. KB<br />
39 Johan Tobias Sergel:<br />
Allegorie auf die Freundschaft. Ausschnitt. 16.1.1806. NM<br />
39 Johan Tobias Sergel:<br />
Allegorie auf die Freundschaft. Ausschnitt. 16.1.1806. NM<br />
46 Charlotta Ulrica Hilleström:<br />
Freundschaft stellt sich heilig ein. Aquarell. KB<br />
50 Johan Tobias Sergel:<br />
Entflammtes Liebespaar. NM<br />
56 Johan Tobias Sergel:<br />
Ausgelassenes Festessen. NM<br />
61 Carl August Ehrensvärd:<br />
Mein Freund soll trinken und ertrinken in Wollust. Aquarellierte<br />
Federzeichnung. 1797. NM<br />
66 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel reicht Tham den Becher der Freundschaft: Großer Jupiter!<br />
Willkommen bei den sterblichen Künstlern! 1806. NM<br />
68 Johan Tobias Sergel:<br />
Mars und Venus, Erste Skizze. Lavierte Federzeichnung. NM<br />
73 Johan Tobias Sergel:<br />
Das Vaterunser am Kungsbacken. Elias Martin preist seine<br />
Kupferstichserie über die Zehn Gebote an. Um 1806. NM<br />
75 Carl Michael Bellman:<br />
309
Bacchus reist in die Türkei. Vignette aus dem Manuskript zu<br />
Poetiska Arbeten. KB<br />
78 Johan Tobias Sergel:<br />
Bacchanalischer Tanz. NM<br />
82 Carl Michael Bellman:<br />
Hoch oben auf dem Pindus leb ich armer Mann. Federzeichnung aus<br />
Poetiska arbeten. KB<br />
87 Johan Tobias Sergel:<br />
Landrichter Swartz läßt sich frisieren. Juni 1800. NM<br />
89 Johan Tobias Sergel:<br />
Krebsessen. NM<br />
93 Carl Michael Bellman:<br />
Marsch, mina björnar (Marsch, meine Bären) Federzeichnung. Aus:<br />
Poetiska arbeten. KB<br />
95 Carl Michael Bellman:<br />
Kindstaufe bei den Bären. Federzeichnung. Aus: Poetiska<br />
arbeten. KB<br />
100 Elias Martin:<br />
Drei Schreiner an der Hobelbank. Aquarellierte Federzeichnung.<br />
NM<br />
105 Johan Tobias Sergel:<br />
Ball in der Börse. NM<br />
107 Johan Tobias Sergel:<br />
Prozession mit Statue einer Göttin. NM<br />
110 Charlotta Ulrica Hilleström:<br />
Wirtshaus. Aquarell. KB<br />
112 Pehr Hilleström:<br />
In der Taverne. Ausschnitt aus einem Ölgemälde.<br />
112 Pehr Hilleström:<br />
In der Taverne. Ausschnitt aus einem Ölgemälde.<br />
119 Johan Tobias Sergel:<br />
Leichenprozession für den Maler Pilo. März 1793. NM<br />
125 Wirtshausschild des Kellers Remmaren. Nordiska Museet<br />
128 Johan Tobias Sergel:<br />
310
Sergel mit Freunden beim Kartenspiel. NM<br />
133 Jean Eric Rehn:<br />
Belli Baffi (‘Schöner Schnurrbart’). Radierung. NM<br />
134 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergels erste Equipage in Stockholm 1780. Federzeichnung. NM<br />
136 Johan Fredrik Martin:<br />
Bootsfahrt. Ausschnitt aus einer Radierung.<br />
139 Nicolas Lafrensen d. J.:<br />
Fest im Trianon für Gustaf III. 1784. Ölgemälde. Östergötlands<br />
Museum, Linköping (Schwarzweiß-Abbildung, im Kontrast<br />
geschärft)<br />
141 Titelvignette zu Bacchi Tempel. Druck 1783.<br />
150 Johan Tobias Sergel:<br />
Politische Karikatur. NM<br />
151 Pehr Hilleström:<br />
Der Magistrat in Reih und Glied ... Vignette zu einem Versbrief<br />
Bellmans an Kempensköld vom 30.7.1792. StU XI, Nr. 80. SM<br />
155 Pehr Hilleström:<br />
Magistrat der Stadt Telje. Vignette zu einem Scherzbrief Bellmans<br />
an Samuel af Ugglas (?) vom 7.6.1783. StU IX, Nr. 96.<br />
Privatbesitz<br />
156 Nach Pehr Hilleström:<br />
Bellman reitet als Kurier. Vignette zu einem mit ‘Movitz, kurir’<br />
unterschriebenen Versbrief Bellmans [M = Movitz] an<br />
Kempensköld. CU 4, 360 und StU XI Nr. 90<br />
157 Pehr Hilleström:<br />
Kavallerie der Stadt Telje. Vignette zu einem Versbrief Bellmans an<br />
Kempensköld [= K] vom 5.8.1792. StU XI, Nr. 83. SM<br />
168 Elias Martin:<br />
Entwurf zu einem Rokoko-Himmelbett. Aquarellierte<br />
Federzeichnung. NM<br />
170 Johan Tobias Sergel:<br />
Römerkopf. Ausschnitt aus der Studie Giuocatori del pallone.<br />
Lavierte Federzeichnung. NM<br />
311
180 Elias Martin:<br />
Chinesisches Schlößchen. NM<br />
186 Johan Tobias Sergel:<br />
Per Tham (Jupiter) und Nymphe Maja. Ausschnitt. NM<br />
195 Johan Tobias Sergel:<br />
Der dänische Maler Brynnik fällt mit einem weiblichen Modell aus dem<br />
Bett, als Sergel eine groupe à Rome abzeichnen wollte. Schwarze Kreide.<br />
NM<br />
198 Johan Tobias Sergel:<br />
Liebesszene. NM<br />
200 Johan Tobias Sergel:<br />
Der Priester und das Mädchen. Die Feier des Sakraments. NM<br />
204 Johan Fredrik Martin:<br />
Hafenszene. Detail aus einem Stich. Um 1790.<br />
208 Johan Tobias Sergel:<br />
Mein Körper ist in Stockholm, meine Seele ist in Dagsnäs.<br />
Konstakademiens arkiv<br />
211 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel erleidet einen Ohnmachtsanfall. Sommer 1812. NM<br />
215 Johan Tobias Sergel:<br />
Landrichter Swartz liest dem Directeur Chalmers eine<br />
Resolution vor. NM<br />
219 Johan Tobias Sergel:<br />
Desprez und Bellman werden von Abbé Moretti versöhnt.<br />
Privatbesitz<br />
225 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel schreibt an Per Tham. 1805<br />
228 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel schreibt einen Brief an Per Tham. Federzeichnung.<br />
Konstakademiens arkiv<br />
233 Johan Tobias Sergel:<br />
Der reiche John Hall. Federzeichnung. NM<br />
239 Johan Tobias Sergel:<br />
Baron Abildgaard und seine Freunde mit Bowle. 5.3.1797. NM<br />
312
242 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel jubelt. Victoria. Victoria. 14.1.1802. NM<br />
245 Elis Chiewitz:<br />
Bredström. Radierung. 1826<br />
248 J. W. Wallander:<br />
Baggensgatan. Ölgemälde<br />
251 Elias Martin:<br />
Mädchenstudie. Kreidezeichnung. NM<br />
254 Elias Martin:<br />
Bacchus mit Gefolge. Aus Bacchi Tempel.<br />
259 Elias Martin:<br />
Vor der Taverne. Aquarell. Universitätsbibliothek Uppsala<br />
264 Johan Tobias Sergel:<br />
Tanzmeister Gallodier gibt seinen durstigen Gästen die Schlüssel zum<br />
Weinkeller. Privatbesitz<br />
269 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel von Gicht und Podagra geplagt. 15.2.1792. NM<br />
272 Elias Martin:<br />
Bauernstube mit Pfarrer und fünf weiteren Personen. NM<br />
276 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel und sein Sohn verspeisen ihren Reiseproviant. 8.8.1805<br />
281 Anoymus:<br />
Probst Tupp-Fecius. Aquarell. KB<br />
283 E. F. Cederholm:<br />
Haga Schloß. Ausschnitt. Gouache 1811<br />
285 Die königliche Jacht Amphion, Kommandoschiff von Gustaf<br />
III.<br />
Quelle: StU VII Komm. S. 69. Photographie. SH<br />
286 Johan Fredrik Martin:<br />
Aussicht von Blasieholmen nach Skeppsholmen. Ausschnitt aus<br />
einer aquarellierten Radierung. Nach 1790.<br />
287 Johan Tobias Sergel:<br />
Beim ‘Keilspalten’ auf dem Landsitz bei Finspång. 1791. NM<br />
288 Johan Tobias Sergel:<br />
313
Portrait des Künstlers Johann Heinrich Füssli. Um 1766. NM<br />
289 Johan Fredrik Martin:<br />
Katharinakirche mit Umgebung<br />
290 François Boucher:<br />
Der Triumph der Venus. Um 1766. Ausschnitt aus einem<br />
Ölgemälde<br />
292 Johan Tobias Sergel:<br />
Begegnung zwischen Kronprinz Carl Johan und Sergel in dessen<br />
Atelier. Ausschnitt. 26.9.1810. NM<br />
293 Olof Årre:<br />
Ein Ostindienfahrer im Stockholmer Hafen. Ausschnitt.<br />
Gouache. 1768.<br />
294 Carl August Ehrensvärd:<br />
Küstenlandschaft. Aquarellierte Federzeichnung. NM<br />
297 Elias Martin:<br />
Straßenarbeiter. Aquarellierte Federzeichnung. NM<br />
299 Zweite Vignette der Titelseite von Bellmansstudier Nr. 5 von<br />
1931<br />
17 Johan Fredrik Martin:<br />
Bacchi Tempel. Kupferstich nach einem Original von Elias<br />
Martin<br />
21 Carl August Ehrensvärd:<br />
Ein Ordenskapitel bei den Freimaurern. 24.11.1796. NM<br />
26 Johan Tobias Sergel:<br />
Ausländische Diplomaten in der Stockholmer Oper. NM<br />
30 Jean Eric Rehn:<br />
Heureux Assemblage. Radierung. NM<br />
32 Carl Michael Bellman:<br />
Hej! Pauken und Trompeten. Heute ist Ritterschlag. Federzeichnung<br />
aus Poetiska Arbeten. KB<br />
36 J. G. Bruselle:<br />
Bacchus. Aus dem Titelblatt eines Pastorals zu einer Melodie<br />
von Haydn an Helena Qviding. Abgedruckt in:<br />
Gelegenheitsgedichte StU XI Nr. 40. Aquarell. KB<br />
314
39 Johan Tobias Sergel:<br />
Allegorie auf die Freundschaft. Ausschnitt. 16.1.1806. NM<br />
39 Johan Tobias Sergel:<br />
Allegorie auf die Freundschaft. Ausschnitt. 16.1.1806. NM<br />
46 Charlotta Ulrica Hilleström:<br />
Freundschaft stellt sich heilig ein. Aquarell. KB<br />
50 Johan Tobias Sergel:<br />
Entflammtes Liebespaar. NM<br />
56 Johan Tobias Sergel:<br />
Ausgelassenes Festessen. NM<br />
61 Carl August Ehrensvärd:<br />
Mein Freund soll trinken und ertrinken in Wollust. Aquarellierte<br />
Federzeichnung. 1797. NM<br />
66 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel reicht Tham den Becher der Freundschaft: Großer Jupiter!<br />
Willkommen bei den sterblichen Künstlern! 1806. NM<br />
68 Johan Tobias Sergel:<br />
Mars und Venus, Erste Skizze. Lavierte Federzeichnung. NM<br />
73 Johan Tobias Sergel:<br />
Das Vaterunser am Kungsbacken. Elias Martin preist seine<br />
Kupferstichserie über die Zehn Gebote an. Um 1806. NM<br />
75 Carl Michael Bellman:<br />
Bacchus reist in die Türkei. Vignette aus dem Manuskript zu<br />
Poetiska Arbeten. KB<br />
78 Johan Tobias Sergel:<br />
Bacchanalischer Tanz. NM<br />
82 Carl Michael Bellman:<br />
Hoch oben auf dem Pindus leb ich armer Mann. Federzeichnung aus<br />
Poetiska arbeten. KB<br />
87 Johan Tobias Sergel:<br />
Landrichter Swartz läßt sich frisieren. Juni 1800. NM<br />
89 Johan Tobias Sergel:<br />
Krebsessen. NM<br />
93 Carl Michael Bellman:<br />
315
Marsch, mina björnar (Marsch, meine Bären) Federzeichnung. Aus:<br />
Poetiska arbeten. KB<br />
95 Carl Michael Bellman:<br />
Kindstaufe bei den Bären. Federzeichnung. Aus: Poetiska<br />
arbeten. KB<br />
100 Elias Martin:<br />
Drei Schreiner an der Hobelbank. Aquarellierte Federzeichnung.<br />
NM<br />
105 Johan Tobias Sergel:<br />
Ball in der Börse. NM<br />
107 Johan Tobias Sergel:<br />
Prozession mit Statue einer Göttin. NM<br />
110 Charlotta Ulrica Hilleström:<br />
Wirtshaus. Aquarell. KB<br />
112 Pehr Hilleström:<br />
In der Taverne. Ausschnitt aus einem Ölgemälde.<br />
112 Pehr Hilleström:<br />
In der Taverne. Ausschnitt aus einem Ölgemälde.<br />
119 Johan Tobias Sergel:<br />
Leichenprozession für den Maler Pilo. März 1793. NM<br />
125 Wirtshausschild des Kellers Remmaren. Nordiska Museet<br />
128 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel mit Freunden beim Kartenspiel. NM<br />
133 Jean Eric Rehn:<br />
Belli Baffi (‘Schöner Schnurrbart’). Radierung. NM<br />
134 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergels erste Equipage in Stockholm 1780. Federzeichnung. NM<br />
136 Johan Fredrik Martin:<br />
Bootsfahrt. Ausschnitt aus einer Radierung.<br />
139 Nicolas Lafrensen d. J.:<br />
Fest im Trianon für Gustaf III. 1784. Ölgemälde. Östergötlands<br />
Museum, Linköping (Schwarzweiß-Abbildung, im Kontrast<br />
geschärft)<br />
141 Titelvignette zu Bacchi Tempel. Druck 1783.<br />
316
150 Johan Tobias Sergel:<br />
Politische Karikatur. NM<br />
151 Pehr Hilleström:<br />
Der Magistrat in Reih und Glied ... Vignette zu einem Versbrief<br />
Bellmans an Kempensköld vom 30.7.1792. StU XI, Nr. 80. SM<br />
155 Pehr Hilleström:<br />
Magistrat der Stadt Telje. Vignette zu einem Scherzbrief Bellmans<br />
an Samuel af Ugglas (?) vom 7.6.1783. StU IX, Nr. 96.<br />
Privatbesitz<br />
156 Nach Pehr Hilleström:<br />
Bellman reitet als Kurier. Vignette zu einem mit ‘Movitz, kurir’<br />
unterschriebenen Versbrief Bellmans [M = Movitz] an<br />
Kempensköld. CU 4, 360 und StU XI Nr. 90<br />
157 Pehr Hilleström:<br />
Kavallerie der Stadt Telje. Vignette zu einem Versbrief Bellmans an<br />
Kempensköld [= K] vom 5.8.1792. StU XI, Nr. 83. SM<br />
168 Elias Martin:<br />
Entwurf zu einem Rokoko-Himmelbett. Aquarellierte<br />
Federzeichnung. NM<br />
170 Johan Tobias Sergel:<br />
Römerkopf. Ausschnitt aus der Studie Giuocatori del pallone.<br />
Lavierte Federzeichnung. NM<br />
180 Elias Martin:<br />
Chinesisches Schlößchen. NM<br />
186 Johan Tobias Sergel:<br />
Per Tham (Jupiter) und Nymphe Maja. Ausschnitt. NM<br />
195 Johan Tobias Sergel:<br />
Der dänische Maler Brynnik fällt mit einem weiblichen Modell aus dem<br />
Bett, als Sergel eine groupe à Rome abzeichnen wollte. Schwarze Kreide.<br />
NM<br />
198 Johan Tobias Sergel:<br />
Liebesszene. NM<br />
200 Johan Tobias Sergel:<br />
Der Priester und das Mädchen. Die Feier des Sakraments. NM<br />
204 Johan Fredrik Martin:<br />
317
Hafenszene. Detail aus einem Stich. Um 1790.<br />
208 Johan Tobias Sergel:<br />
Mein Körper ist in Stockholm, meine Seele ist in Dagsnäs.<br />
Konstakademiens arkiv<br />
211 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel erleidet einen Ohnmachtsanfall. Sommer 1812. NM<br />
215 Johan Tobias Sergel:<br />
Landrichter Swartz liest dem Directeur Chalmers eine<br />
Resolution vor. NM<br />
219 Johan Tobias Sergel:<br />
Desprez und Bellman werden von Abbé Moretti versöhnt.<br />
Privatbesitz<br />
225 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel schreibt an Per Tham. 1805<br />
228 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel schreibt einen Brief an Per Tham. Federzeichnung.<br />
Konstakademiens arkiv<br />
233 Johan Tobias Sergel:<br />
Der reiche John Hall. Federzeichnung. NM<br />
239 Johan Tobias Sergel:<br />
Baron Abildgaard und seine Freunde mit Bowle. 5.3.1797. NM<br />
242 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel jubelt. Victoria. Victoria. 14.1.1802. NM<br />
245 Elis Chiewitz:<br />
Bredström. Radierung. 1826<br />
248 J. W. Wallander:<br />
Baggensgatan. Ölgemälde<br />
251 Elias Martin:<br />
Mädchenstudie. Kreidezeichnung. NM<br />
254 Elias Martin:<br />
Bacchus mit Gefolge. Aus Bacchi Tempel.<br />
259 Elias Martin:<br />
Vor der Taverne. Aquarell. Universitätsbibliothek Uppsala<br />
264 Johan Tobias Sergel:<br />
318
Tanzmeister Gallodier gibt seinen durstigen Gästen die Schlüssel zum<br />
Weinkeller. Privatbesitz<br />
269 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel von Gicht und Podagra geplagt. 15.2.1792. NM<br />
272 Elias Martin:<br />
Bauernstube mit Pfarrer und fünf weiteren Personen. NM<br />
276 Johan Tobias Sergel:<br />
Sergel und sein Sohn verspeisen ihren Reiseproviant. 8.8.1805<br />
281 Anoymus:<br />
Probst Tupp-Fecius. Aquarell. KB<br />
283 E. F. Cederholm:<br />
Haga Schloß. Ausschnitt. Gouache 1811<br />
285 Die königliche Jacht Amphion, Kommandoschiff von Gustaf<br />
III.<br />
Quelle: StU VII Komm. S. 69. Photographie. SH<br />
286 Johan Fredrik Martin:<br />
Aussicht von Blasieholmen nach Skeppsholmen. Ausschnitt aus<br />
einer aquarellierten Radierung. Nach 1790.<br />
287 Johan Tobias Sergel:<br />
Beim ‘Keilspalten’ auf dem Landsitz bei Finspång. 1791. NM<br />
288 Johan Tobias Sergel:<br />
Portrait des Künstlers Johann Heinrich Füssli. Um 1766. NM<br />
289 Johan Fredrik Martin:<br />
Katharinakirche mit Umgebung<br />
290 François Boucher:<br />
Der Triumph der Venus. Um 1766. Ausschnitt aus einem<br />
Ölgemälde<br />
292 Johan Tobias Sergel:<br />
Begegnung zwischen Kronprinz Carl Johan und Sergel in dessen<br />
Atelier. Ausschnitt. 26.9.1810. NM<br />
293 Olof Årre:<br />
Ein Ostindienfahrer im Stockholmer Hafen. Ausschnitt.<br />
Gouache. 1768.<br />
294 Carl August Ehrensvärd:<br />
319
Küstenlandschaft. Aquarellierte Federzeichnung. NM<br />
297 Elias Martin:<br />
Straßenarbeiter. Aquarellierte Federzeichnung. NM<br />
299 Zweite Vignette der Titelseite von Bellmansstudier Nr. 5 von<br />
1931<br />
320
321
322
Liedanfänge<br />
Ach, wenn wir hätten, o Freunde, ein Schaff (8.) ....................53<br />
Alles wandelt sich, sinkt hinab (39.) .........................................170<br />
Alter Freund Jockum, Klang mit vollem Glase! (44.) ...........194<br />
Alter Vater Adam, skål (43.) .....................................................189<br />
Auf, Amaryllis! auf, meine Holde (31.) ....................................136<br />
Aus dem Wege (27.) ...................................................................119<br />
Aus dem Wege sogleich! (26.) ...................................................115<br />
Bacchi Herolde mit goldnem Beschlag (1.) ..............................21<br />
Bacchus schluchzte und sich härmte (47.) ..............................208<br />
Cornelius lebte fünfzig Jahr (25.) .............................................112<br />
Da ich bin, so will ich leben, (16.) ..............................................82<br />
Da schon lang gestritten (49.) ...................................................215<br />
Der Magistrat von T*** tagte (33.) ..........................................150<br />
Der Schoß der Zeit mich bald entlässet (18.) ...........................89<br />
Der Tod, das ist ein grimmer Bär (19.) ......................................93<br />
Des Potiphars Weib will in süßem Begehr (38.) ....................167<br />
Du hast zu fordern von meinen Sinnen (60.) .........................267<br />
Einst Ahasver, König mächtig (40.) .........................................174<br />
Fünfzehnter November, o wehe (48.) .....................................211<br />
Gäb mir das Schicksal gnädig (45.) ..........................................198<br />
Gehorsamster Diener, verehrter Herr Wirt! (9.) ......................56<br />
Gripsholm ist doch sehr vergnüglich (34.) .............................155<br />
Guten Tag! Sieh, mein Cousinchen! (61.) ...............................271<br />
Hör Glocken mit angstvollem Ton (6.) .....................................48<br />
Hört Pauken und Trompeten! (4.) .............................................34<br />
Hört Trompeter, Alarm! (30.) ...................................................132<br />
Ihr, Partei’n, die zugegen (54.) ..................................................238<br />
323
Im Luchse, im Luchse, da kehren wir ein (13.) ........................70<br />
Im Monat Januar, prost, Kamerad (17.) ....................................86<br />
Im Sitzungssaal beim Fluidum (52.) ........................................ 228<br />
In einem Walde, wohlbekannt (24.) ........................................ 110<br />
Joachim einst in Babylon (41.) ................................................. 179<br />
Judith war ’ne reiche Dame (42.) ............................................. 183<br />
Kommt herbei nun, meine Bären (20.) ......................................95<br />
Kommt, schöne Kellermädchen (15.) ........................................78<br />
Lasse, komm! die Leier rühre (29.) .......................................... 128<br />
Meister Petrus von der heilgen Höhe (63.) ............................ 279<br />
Mollberg die Flasche hob (55.) ................................................ 245<br />
Mond geht auf, und Donner grollen (65.) .............................. 298<br />
Mowitz wurde einst Student (28.) ............................................ 123<br />
Nimm das Buch, sing Bacchi Töne (57.) ................................ 254<br />
Ordensherolde, hebt eure Zepter (2.) ........................................26<br />
Pauken, Trompeten! (3.) ..............................................................30<br />
Portugal, Spanien (11.) .................................................................63<br />
Saufen bis nach Mitternacht (10.) ...............................................59<br />
Schau schwarzer Welle weißen Kamm (5.b) .............................43<br />
Schmetterling auf leichten Flügeln (64.) ................................. 283<br />
So endet unsre Trauerfahrt (23.) .............................................. 107<br />
So schlägt mein Glock den Deckel zu (5.c) ..............................45<br />
So trotten wir gemach und fromm (21.) ....................................98<br />
So wandern unsere Helden dann (5.a) .......................................41<br />
Stille, kein Wort! (62.) ................................................................ 275<br />
Tritt vor, du Gott der Nacht (32.) ........................................... 139<br />
Um unsren Bacchus sammeln sich wieder (50.) .................... 219<br />
Umsonst! Wohin ich schau (58.) .............................................. 258<br />
Utterquist! – Ja! (51.) ............................................................... 225<br />
Vater Loth war fromm und solid (36.) ................................... 161<br />
324
Vater Noah, Vater Noah (35.) ..................................................159<br />
Vater Wirt, ist im Faß noch was drin? (59.) ............................264<br />
Venus und Bacchus weih ich den Schluck. (7.) ........................50<br />
Venus, Minerva, (12.) ...................................................................66<br />
Welch schöne Hochzeit findet statt (22.) ................................104<br />
Wenn ich hätte sechstausend Taler (14.) ...................................74<br />
Wenn ich Taler hab zum Tranke (56.) .....................................250<br />
Wenn wir trinken, frohe Brüder (37.) ......................................163<br />
Wie die Akten klar erhellen (53.) ..............................................233<br />
Wie du dich wendest (46.) .........................................................203