26.06.2016 Aufrufe

HEINZ Magazin Dortmund 07-2016

HEINZ Magazin Juli 2016, Ausgabe für Dortmund

HEINZ Magazin Juli 2016, Ausgabe für Dortmund

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

AUSSTELLUNGEN<br />

ÜBERSICHT<br />

<strong>HEINZ</strong>-AUTORIN<br />

ANNE PÖHLMANN<br />

THEORETICAL BEACH<br />

Diango Hernández<br />

■ Diango Hernández liebt das Meer, das<br />

ist nicht zu übersehen: Über alle Wände<br />

schlängeln sich Wellenlinien aller Couleur,<br />

mal raumumspannend, mal fein geordnet in<br />

einen Rahmen gefügt, mal wild durcheinandergewürfelt<br />

wie ein Haufen verschlungener<br />

Würmer. Die Wasser- und Wellen-Assoziation<br />

ist gewünscht, wie der Ausstellungstitel ahnen<br />

lässt. „Theoretischer Strand“ markiert den<br />

Übergang zwischen Meer und Land, steht<br />

metaphorisch für den Bereich zwischen der<br />

„lebendigen Bewegung“ und dem festen Ort,<br />

wo man sich niederlassen kann. Sandbänke<br />

laden zum Verweilen ein, exotische Früchte<br />

zieren die Deckenleuchter. Der kubanische<br />

Künstler, geb. 1970, lebt seit 2003 in Düsseldorf.<br />

Dass seine Ausstellung biografische<br />

und auch politische Bezüge nahelegt, gibt<br />

Hernández gerne zu. Weitere Assoziationen<br />

überlässt er ganz der Betrachterfantasie. ch<br />

❚ DIANGO HERNÁNDEZ Museum Morsbroich, Gustav-<br />

Heinemann-Str. 80, Leverkusen; Dauer: bis 28.8., Di-So<br />

11-17 Uhr, Do 11-21 Uhr; www.museum-morsbroich.de<br />

MIT FARBEN SCHREIBEN<br />

Rolf-Gunter Dienst<br />

■ Drei kräftige Streifen übereinander – blau,<br />

weiß und rot – nennt Rolf Gunter Dienst<br />

(1942-<strong>2016</strong>) in Anlehnung an die niederländische<br />

Flagge augenzwinkernd „Der fließende<br />

Holländer“ (1998). Der Maler, Kritiker, Redakteur<br />

der Zeitschrift „das kunstwerk“ und Professor<br />

für Malerei an der Nürnberger Akademie<br />

erkundet in unterschiedlichen Verfahren<br />

„Farbe als Ereignis“ in Bild und Raum. Eine<br />

Hommage im Museum Küppersmühle stellt<br />

seine poetische, teils von Schriftstellern inspirierte<br />

Malerei vor. Es finden sich frühe, informelle<br />

Arbeiten der 1960er Jahre und Bilder<br />

mit kleinen, Schriftzeichen ähnlichen Kürzeln.<br />

Im Dialog mit ihnen steht seine unerschöpfliche<br />

Faszination von Farben in geometrischen<br />

Rastern und Streifen. Seine späten,<br />

aus kleinsten Kürzeln zu nahezu weißen oder<br />

farbigen Flächen geschriebenen Bilder („Magnolia“,<br />

2014) scheinen zu vibrieren. bws<br />

❚ ROLF-GUNTER DIENST MKM Museum Küppersmühle<br />

für Moderne Kunst, Philosophenweg 55, Duisburg,<br />

Dauer: 1.7.-18.9., Mittwoch 14-18 Uhr, Do-So 11-18 Uhr<br />

© OBER-BERG-DIENST, FOTO: ACHIM KLEUKER (AUSSCHN.)<br />

CLAUDIA HEINRICH<br />

Danke, Morellet!<br />

Da grad „Künstlerfürst“<br />

Lüpertz eine plumpe<br />

Monstrosität nach der<br />

nächsten in die Landschaft<br />

kloppt – nach dem Herkules<br />

in Gelsenkirchen nun einen<br />

Poseidon in Duisburg –, ist<br />

es an der Zeit, einen Künstler<br />

der leisen Töne resp.<br />

Lichtakzente zu würdigen:<br />

François Morellet, der<br />

im Mai mit 90 Jahren<br />

verstarb, künstlerisch<br />

aktiv bis zuletzt. Und grad<br />

wieder im Kommen – nach<br />

hoher Bekanntheit in den<br />

1960er/1970er Jahren als<br />

einer der Väter der Lichtkunst.<br />

Neonröhren waren<br />

Morellets Markenzeichen:<br />

Ihre Materialeigenschaften,<br />

Leuchtkraft und Schaltautomatik<br />

nutzte er für<br />

formal strenge, minimalistische<br />

Arbeiten. Noch<br />

bis 31.7. zeigt die Bochumer<br />

Galerie m letzte Werke.<br />

Das Lichtkunstzentrum<br />

Unna plant für September<br />

eine Retrospektive. Präsent<br />

ist Morellet aber auch im<br />

Außenraum, z.B. am Kunstmuseum<br />

Bochum. 23 zarte,<br />

nachts blau strahlende<br />

Neonröhren schlängeln<br />

sich als „Skyline“ über die<br />

Fassade des Kunstmuseums<br />

Bochum. Von einer ganz<br />

bestimmten Position aus<br />

betrachtet, formen sie einen<br />

Lichtbogen. Eine stille Arbeit<br />

mit Aha-Effekt, dezent,<br />

verschmitzt. Großartig.<br />

Claudia Heinrich<br />

FOTO: DEJAN SARIC (DETAIL)<br />

AUSSTELLUNGSANSICHT OLAF BREUNING: THE ART FREAKS, 2011 / NRW-FORUM DÜSSELDORF, FOTO B. BABIC<br />

KÜNSTLERINNEN RÄUMEN AUF<br />

Desperate Housewives?<br />

■ Waschechtes Alltagsleben zeigt das Mülheimer<br />

Museum: „Desperate Housewives?“<br />

befasst sich mit der Rolle der Frau in Haushalt,<br />

Familie und Partnerschaft – ausnahmslos<br />

aus der Innenperspektive. 28 internationale<br />

Künstlerinnen – die älteste 80, die<br />

jüngste 30 Jahre alt – beleuchten mit unterschiedlichen<br />

Techniken und Medien das Haus<br />

als Lebensort und Arbeitsplatz, Käfig oder<br />

Freiraum. Gerade die jüngeren Künstlerinnen<br />

AUSSEN UND INNEN / HÜLLE UND KERN<br />

An der Oberfläche_On Surface<br />

© MARIA EZCURRA<br />

PUNK, POP UND POSTMODERNE<br />

Olaf Breuning<br />

■ Er bemalt die Haut von Models, um sie als<br />

Klassiker der Kunst posieren zu lassen („Art<br />

Freaks“), er dreht Filme, die aussehen wie<br />

Horrorfilme, aber keine sind, er verkleidet<br />

seine Freunde und Bekannten, posiert mit<br />

ihnen, setzt ihnen rote Clownsnasen ins Gesicht<br />

oder klebt ihnen Emojis und andere Sticker<br />

auf den Körper. Der in New York lebende<br />

Schweizer Künstler Olaf Breuning lässt sich<br />

von Gemeinplätzen und Belanglosigkeiten,<br />

von banalen Motiven und schrill-bunten Gegenständen,<br />

nicht einschüchtern, er greift<br />

beherzt in die Klamotten- und Klischeekiste<br />

und eignet sich an, was er findet – über Genre-<br />

und Gattungsgrenzen hinweg. Heraus<br />

kommt ein überbordend buntes, barockbombastisches<br />

Werk, das auf den ersten Blick<br />

aussehen mag wie Spielerei, wie Zuckerwatte,<br />

wie ein Haufen Schnapsideen, um sich bei<br />

näherem Hinschauen als ironisierende Reflexionen<br />

der medial geprägten Wirklichkeit des<br />

Betrachters zu entpuppen.<br />

kb<br />

❚ OLAF BREUNING NRW-Forum, Ehrenhof 2, Düsseldorf;<br />

bis 21.8., Mo-So 11-18, Fr/Sa 11-20 h; www.nrw-forum.de<br />

■ An seinen Skulpturen ließ der Bildhauer<br />

Auguste Rodin (1840-1917) Material stehen,<br />

um auf den Herstellungs-„Prozess“ und seine<br />

„Lebendigkeit“ hinzuweisen. Sein Bruch mit<br />

der akademischen Tradition glatt polierter<br />

Außenseiten („Eva“, 1881) wurde wegweisend.<br />

Eine Schau im Lehmbruckmuseum bezieht<br />

den Betrachter ein, neue Strategien im Umgang<br />

mit unterschiedlichen Materialien für<br />

Innen/Außen, Hülle/Kern zu erkunden. „Oberflächen“,<br />

so Museumsleiterin Söke Dinkla,<br />

„bestimmen unsere Umgebung und unser<br />

Verhalten in der Welt der Dinge. Sie aktivieren<br />

unser visuelles Gedächtnis und unseren<br />

taktilen Sinn.“ Es finden sich hochkarätige<br />

Werke von Lehmbruck, Brancusi bis hin zu De<br />

Bruyckere, Jenny Holzer und Jeppe Heins begehbares<br />

Spiegel-Labyrinth. Julian Opies auf<br />

der Stelle tanzende Frau zeigt: Auch hinter einer<br />

glatten Oberfläche ist „Lebendiges“. bws<br />

❚ AN DER OBERFLÄCHE_ON SURFACE Lehmbruck-<br />

Museum, Friedrich-Wilhelm-Str. 40, Duisburg; Dauer:<br />

2.7.-23.10., Di-Fr 12-17, Sa-So 11-17 Uhr<br />

spielen durch Witz und Ironie mit der tradierten<br />

Frauenrolle: Pipilotti Rist gibt die „Hampelfrau“,<br />

Alice Musiol baut Toastbrothäuschen,<br />

Jutta Burkhardt fertigt schrille Mode<br />

aus Staubtüchern, Bürsten und Topfkratzern.<br />

Maria Ezcurras perfekte Hausfrau trägt Funktionskleidung,<br />

z.B. eine Schürze, die sich aufs<br />

Bügelbrett spannen lässt. Nein, das ist keine<br />

„Hausfrauen-Kunst“ – und definitiv nicht nur<br />

für weibliche Besucher.<br />

ch<br />

❚ DESPERATE HOUSEWIVES? Kunstmuseum Mülheim,<br />

Synagogenplatz 1, Mülheim/Ruhr; Dauer: bis 21.8., Di-<br />

So 11-18 Uhr; www.kunstmuseum-mh.de<br />

54 | <strong>HEINZ</strong> | <strong>07</strong>.<strong>2016</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!