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Benrath Historisch Heft 8 - Heimatarchiv Benrath

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<strong>Benrath</strong><br />

- historisch -<br />

Schriftenreihe des Archivs der<br />

Heimatgemeinschaft Groß-<strong>Benrath</strong> e.V.


<strong>Benrath</strong> - historisch<br />

Gebäude in <strong>Benrath</strong><br />

Schriftenreihe des Archivs der<br />

Heimatgemeinschaft Groß-<strong>Benrath</strong> e.V. <strong>Heft</strong> Nr. 8


Impressum „<strong>Benrath</strong> - historisch"<br />

Herausgeber: Heimatgemeinschaft Groß-<strong>Benrath</strong> e.V.<br />

Schriftleitung: Archiv der Heimatgemeinschaft,<br />

Benrodestraße 43, 4000 Düsseldorf 13<br />

Auflage <strong>Heft</strong> 8: 700 Exemplare, Oktober 1989<br />

Copyright:<br />

Nachdruck und Vervielfältigung bitte mit Hinweis auf die Fundstelle.<br />

- 2 -


Inhaltsverzeichnis<br />

Teil I Seite<br />

<strong>Benrath</strong> als Residenz ....... 9<br />

Das <strong>Benrath</strong>er Rathaus ..... 17<br />

Das alte Wasserwerk ....... 25<br />

<strong>Benrath</strong>er Badeanstalten . . . . 31<br />

Haus Spilles ............ 35<br />

Die <strong>Benrath</strong>er Bahnhöfe . . . . 49<br />

Das alte Krankenhaus ..... 57<br />

Teil II<br />

Die 40-j ährige Geschichte<br />

der Heimatgemeinschaft<br />

Groß-<strong>Benrath</strong> e.V.<br />

1949-1989 ............. 67


Vorwort<br />

Liebe Heimatfreundinnen,<br />

liebe Heimatfreunde,<br />

dank des großen Engagements der Mitarbeiter<br />

des Archivs der Heimatgemeinschaft<br />

- Ihnen voran unser Heimatfreund<br />

Theo Fühles - liegt nunmehr <strong>Heft</strong> 8 der<br />

Schriftenreihe „<strong>Benrath</strong> historisch" vor,<br />

das dem Leser die Geschichte von <strong>Benrath</strong>er<br />

Gebäuden näherbringen soll. Das Archiv<br />

der Heimatgemeinschaft Groß-<strong>Benrath</strong><br />

hat deshalb die bisher anläßlich der<br />

Schloßparkkonzerte erschienenen Artikel<br />

zusammengefaßt und aus Anlaß des 40j ährigen<br />

Jubiläums mit der Geschichte der<br />

Heimatgemeinschaft ergänzt. Diese Abhandlungen<br />

wären natürlich nur Stückwerk,<br />

wenn sie nicht beginnen würden mit<br />

einer Beschreibung des <strong>Benrath</strong>er Schlosses.<br />

Es wurde nicht auf die zahlreichen<br />

hervorragenden Veröffentlichungen von<br />

Frau Prof. Dr. Irene Markowitz und von<br />

Herrn Prof. Dr. Adalbert Klein zurückgegriffen,<br />

weil diese aus jüngerer Zeit und<br />

teils noch im Buchhandel zu erhalten sind.<br />

- 5 -<br />

„<strong>Benrath</strong> historisch" möchte Sie bekanntmachen<br />

mit einem Aufsatz von Edmund<br />

Renard „<strong>Benrath</strong> als Residenz" aus dem<br />

Bildband „Schloß <strong>Benrath</strong>", erschienen<br />

1913 als Jahresgabe des Deutschen Vereins<br />

für Kunstwissenschaft. Dieses Buch im<br />

Format 30 x 40 cm wurde von einem Heimatfreund<br />

dem Archiv geschenkt; er hatte<br />

es weitab von Düsseldorf in einem Antiquariat<br />

entdeckt. Dafür sei ihm auch an<br />

dieser Stelle herzlich gedankt. Das Buch<br />

galt Jahrzehnte als „das" Standardwerk<br />

über Schloß <strong>Benrath</strong>. Frau Prof. Dr. Markowitz<br />

hat es freundlicherweise übernommen,<br />

diesen Artikel durch ihre Anmerkungen<br />

auf Seite 15 auf den heutigen Wissensstand<br />

zu ergänzen.<br />

Anschließend bedanke ich mich bei allen<br />

Sponsoren, die die Herausgabe des <strong>Heft</strong>es<br />

finanziell unterstüzt haben.<br />

Hans-Joachim Winkes<br />

Vorsitzender<br />

der Heimatgemeinschaft Groß-<strong>Benrath</strong>


TEIL I<br />

Gebäude in <strong>Benrath</strong><br />

- 7 -


Schloß <strong>Benrath</strong> (Südseite) mit Spiegelweiher und Kastanienallee<br />

- 8 -


<strong>Benrath</strong> als Residenz<br />

von Edmund Renard aus dem Bildband<br />

„Schloß <strong>Benrath</strong> 1913"<br />

<strong>Benrath</strong>, zwischen Köln und Düsseldorf<br />

nahe dem Rhein in einem ehedem sehr<br />

umfangreichen Wald- und Heidegebiet gelegen,<br />

das sich von dem Abhängen des<br />

bergischen Landes und dem hochgelegenen<br />

Barockschloß Johann Wilhelms in<br />

Bensberg bis dicht an den Rhein erstreckt,<br />

ist ein verhältnismäßig alter Besitz des<br />

bergischen Grafengeschlechts. Die Herren<br />

von Benrode, eine bergische Ministerialenfamilie,<br />

die ihr Wappen mit einer<br />

Reihe der ältesten bergischen Adelsgeschlechter,<br />

den Nesselrode, den Quadt,<br />

den Lülsdorff und den Bodlenberg, gemein<br />

hat, müssen den Besitz noch im 13.<br />

Jahrhundert an die Grafen von Berg veräußert<br />

haben, die zum erstenmal im Jahre<br />

1330 hier Urkunden. Die Burg wird des öfteren<br />

als Residenz der bergischen Grafen<br />

genannt, seit dem 15. Jahrhundert wird sie<br />

fast regelmäßig den Herzoginnen von Jülich-Berg<br />

zur Morgengabe, zur Leibzucht<br />

oder zum Witwensitz bestimmt; so erhielt<br />

Sibylla von Brandenburg, die Gemahlin<br />

Herzog Wilhelms, in dem Ehevertrag vom<br />

Jahre 1480 <strong>Benrath</strong> als Morgengabe und<br />

hat während ihrer langen Witwenschaft<br />

mit Vorliebe dort gewohnt. Eineinhalb<br />

Jahrhundert später schuf Elisabeth Amalie<br />

von Hessen-Darmstadt, die liebenswürdige<br />

Gemahlin des Pfalzgrafen und späteren<br />

Kurfürsten Philipp Wilhelm, in <strong>Benrath</strong><br />

ein entzückendes Buenretiro. Dieses<br />

alte Schloß, dessen Nebengebäude noch<br />

erhalten sind, entstand in den Jahren<br />

1660-1667 unter der Leitung des pfälzischen<br />

Ingenieurs Saddeler - ein äußerst interessantes<br />

kleines Wasserschlößchen, das<br />

sich auf Pfeilern inmitten des noch erhaltenen<br />

langen Weihers, des sog. Spiegels, (1)<br />

erhob, jedenfalls stark unter italienischen<br />

- 9 -<br />

Einflüssen stehend. Elisabeth Amalie bemühte<br />

sich mit einer kindlichen Freude<br />

um jede Kleinigkeit, um die Bauarbeiten<br />

wie um das Getier in dem Wildpark und<br />

den Schloßweihern, um die Baumgärten<br />

wie um die neumodischen holländischen<br />

Tulpenkulturen. Ihr Sohn, Johann Wilhelm,<br />

hat vornehmlich in <strong>Benrath</strong> gewohnt,<br />

(2) als sein Vater, zur Kurwürde in<br />

der Pfalz berufen, ihn zum Residenten im<br />

Herzogtum Jülich-Berg ernannte. Der jetzige<br />

Orangerieflügel des alten Schlosses<br />

ist von ihm umgebaut worden und enthält<br />

noch einige vandalisch mißhandelte Reste<br />

der reichen Ausstattung aus den glänzenden<br />

Tagen des jungen Johann Wilhelm. (3)<br />

Das Jahr 1746 führte den Kurfürsten Karl<br />

Theodor zum erstenmal nach Düsseldorf<br />

und wohl auch nach <strong>Benrath</strong>, dessen Wasserschlößchen<br />

in der Zeit Karl Philipps<br />

durch Vernachlässigung schwer gelitten<br />

hatte. Der schöne alte Tierpark, seine<br />

Lage zum Rhein und zu Düsseldorf, dessen<br />

etwas finsteres altes Herzogsschloß<br />

dem jungen Fürsten wohl wenig zusagte,<br />

müssen schon bald das Interesse des Kurfürsten<br />

geweckt haben. Der Gedanke,<br />

<strong>Benrath</strong> für die doch nur kurz bemessenen<br />

Aufenthalte am Niederrhein als Sommerredidenz<br />

zu wählen, lag nahe, zumal da<br />

das weiter abgelegene Schloß Bensberg<br />

mit seiner kalten, schweren Pracht, ohne<br />

Garten und Park, den hier zu stellenden<br />

Anforderungen gar nicht entsprach.<br />

Schon im Jahre 1752 wurde eine intensivere<br />

Pflege des Parks in Angriff genommen,<br />

die Hecken repariert, ein Graben<br />

herumgezogen, die Dächer der alten Stallgebäude<br />

hergestellt. Im Jahre 1753 reichte<br />

die Düsseldorfer Hofkammer einen Bericht<br />

des Ober Jägermeisters von Eynatten<br />

mit Plan und Anschlag des Hofbaumeisters<br />

Nosthofen über die unumgänglich<br />

notwendige Reparatur des Lustschlosses


<strong>Benrath</strong> ein, die Entscheidung fiel aber<br />

erst bei der Anwesenheit Karl Theodors in<br />

Düsseldorf Ende 1755; der Oberbaudirektor<br />

Pigage war dazu nach <strong>Benrath</strong> zitiert<br />

worden. Jedenfalls erschien einewiederherstellung<br />

des Chateau d'eau der Kurfürstin<br />

Elisabeth Amalie untunlich - ebensowohl<br />

der Feuchtigkeitsschäden wie der unmodernen<br />

Anlage wegen.<br />

In schneller Folge ergehen die Reskripte<br />

des Kurfürsten; am 20. November 1755 erhält<br />

die Hofkammer den Auftrag, dem Pigage<br />

nicht allein die Werkmeister der Bauverwaltung<br />

zur Feststellung der Ortspreise<br />

zur Verfügung zu stellen, sondern nötigenfalls<br />

ihm auch einen Rat aus dem „collegio"<br />

beizugeben. Pigage erhält den Befehl<br />

zur Aufstellung der genauen Risse und Anschläge;<br />

schon einen Monat später ergeht<br />

ein Monitum an die Holkammer wegen<br />

schnellerer Erledigung der kurfürstlichen<br />

Reskripte mit besonderem Hinweis auf<br />

das „vorseyende Churf. Bauwerk zu <strong>Benrath</strong>".<br />

Im Sommer 1756 war man jedenfalls<br />

schon rüstig an der Arbeit; im einzelnen<br />

verlassen uns hier die an sich schon spärlichen<br />

Nachrichten zur Baugeschichte des<br />

Schlosses und des Parkes mit seinen sehr<br />

bedeutenden Erdbewegungen und Veränderungen<br />

der Wasserläufe vollständig, es<br />

will jedoch scheinen, daß, ehe der unglückliche<br />

Krieg der Jahre 1757 und 1758<br />

den Bau stillegte, doch noch das Corps de<br />

logis unter dem Dach kam. Dafür sprechen<br />

die reinen Rokokoformen der Dachgauben,<br />

die in dieser Klarheit nirgends<br />

mehr an dem Bau sich finden und ebenso<br />

die Nachrichten über ein mächtiges Floß<br />

Bauholz, das im Sommer 1757 vom Oberrhein<br />

abging und in Caub bzw. Oberlahnstein<br />

ein großes Quantum Dachschiefer<br />

aufnahm.<br />

Im Jahre 1760 sind die Arbeiten jedenfalls<br />

wieder im vollen Gange; der Hofstukka-<br />

teur Giuseppe Antonio Albuzio schickt im<br />

Frühjahr sein Handwerkzeug zu Schiff<br />

nach <strong>Benrath</strong>, gleichzeitig werden im<br />

Schloß auch schon Parkettböden verlegt.<br />

Peter Anton Verschaffelt war in seinem<br />

Mannheimer Atelier nicht müßig gewesen,<br />

bereits im Jahre 1758 hatte Pigage<br />

ihm einen Vorschuß von 2000 Talern auf<br />

die Arbeiten für <strong>Benrath</strong> angewiesen, im<br />

Juli 1761 wird die zollfreie Passierung für<br />

einen Teil seiner Arbeiten erwirkt, insbesondere<br />

für „die Diana oder die Jagdt, bestehend<br />

in 30 Stuck verarbeitheten Steinen",<br />

„4 Löwen" (jedenfalls diejenigen an<br />

der Rampe), „2 Kindtlein oder Knaben"<br />

(wahrscheinlich die beiden Putten zu Seiten<br />

der Dianagruppe), „l bleyerner<br />

Krantz zum Uhrwerk gehörig, schwehr<br />

ongefähr a 6 Centner", „4 Kamins, vorvon<br />

2 von rothen und 2 von weißen Marmel<br />

seynt", ferner „allerhandt Sorten Bildthauer-Geschirr".<br />

Im Park müssen im<br />

Jahre 1761 auch schon die großen Erdbewegungen<br />

und Wasserregulierungen<br />

durchgeführt gewesen sein oder doch wenigstens<br />

so weit, daß man an die Anlage<br />

der beiden kleinen Gärten gehen konnte,<br />

weil das Amt Kaiserslautern den Auftrag<br />

zu Beschaffung von 20000 - 30000 Latten<br />

für das <strong>Benrath</strong>er Gartenwerk erhält.<br />

Eine Aufstellung der von der Mannheimer<br />

Hofkammer zum <strong>Benrath</strong>er Bauwesen in<br />

den Jahren 1758 -1764 geleisteten Vorschüssen<br />

in der Höhe von etwa 20 000 Talern<br />

nennt außer dem Bildhauer Verschaffelt<br />

und dem Stukkateur Albuzio noch die<br />

beiden auch an dem Mannheimer Bibliotheksflügel<br />

tätigen Holzbildhauer Augustin<br />

Egell und Matthäus van den Branden,<br />

den Maler FA. Leydensdorff und den Kabinetsschreiner<br />

Zeller; Schmalz in Mannheim<br />

liefert schon Anfang der 60er Jahre<br />

eine Anzahl Möbel- und Wandbespann-stoffe<br />

nach <strong>Benrath</strong>.<br />

- 10 -


Die Arbeiten des inneren Ausbaues schritten<br />

schnell voran und scheinen um 1765<br />

einen vorläufigen Abschluß gefunden zu<br />

haben. Im Jahre 1762 hat der Düsseldorfer<br />

Galeriedirektor Lambert Krähe sein<br />

Domizil in <strong>Benrath</strong>; sein Gesuch um<br />

Überlassung des Grupelloschen Hauses in<br />

Düsseldorf bittet die Hofkammer ablehnend<br />

zu bescheiden, da andernfalls eine<br />

Vernachlässigung des Auftrages zu den<br />

Deckenmalereien im <strong>Benrath</strong>er Schlosse<br />

von ihm zu befürchten sei. Die Surportes<br />

mit Stilleben im Mansard-Geschoß des<br />

Hauptbaues sind teilweise bezeichnete<br />

und datierte Arbeiten des kurkölnischen<br />

Hofmalers Johann Martin Metz aus dem<br />

Jahre 1763. In dem folgenden Jahre forderte<br />

Pigage aus dem Mannheimer Bauhof<br />

für die Stuckarbeiten 50 Sack Alabastergibs<br />

und gutes Eichenholz für das<br />

Hauptportal, das später in den Revolutionskriegen<br />

von französischen Soldaten<br />

zerschlagen wurde. Zu Anfang 1766 müssen<br />

die Innenräume zum großen Teil fertig<br />

gewesen sein, denn damals wendet sich<br />

Albuzio mit einer Bittschrift an den Kurfürsten,<br />

um Ersatz für den Schaden zu erhalten,<br />

den er bei denArbeiten in <strong>Benrath</strong><br />

gehabt habe; alle Anzeichen sprechen<br />

aber dafür, daß - mit ganz geringen Ausnahmen<br />

- die Stuckarbeiten in einer Folge<br />

ausgeführt wurden.<br />

In den folgenden Jahren müssen die noch<br />

fehlenden Täfelungen und die Reste der<br />

Ausstattung hergestellt sein; denn augenscheinlich<br />

sind einige Details, namentlich<br />

in den Räumen des Erdgeschosses, erst<br />

später eingefügt worden. Das Tempo der<br />

Arbeiten mag langsamer geworden sein,<br />

weil Pigage im Jahre 1766/67 länger in Italien<br />

weilte. Das Vestibül allein mit seiner<br />

stärkeren Trockenheit der Formen dürfte<br />

in seinem ganzen Umfange der Zeit um<br />

1770 angehören; in den anderen Räumen<br />

waren damals augenscheinlich die Stuck-<br />

- 11 -<br />

arbeiten und die Wandtäfelungen - mit<br />

Ausnahme einiger deutlich herausfallender<br />

Stücke - vollendet. Vornehmlich scheinen<br />

die durchweg schon in ganz klassizistischen<br />

Formen gehaltenen Kamine erst damals<br />

eingesetzt zu sein - abgesehen von<br />

den vier Kaminen in den beiden Schlafzimmern,<br />

die schon im Jahre 1761 angeliefert<br />

waren. (4)<br />

Die Nebengebäude - Kavalierhäuser und<br />

Torgebäude - sind nach den großen Holzlieferungen<br />

im wesentlichen im Jahre 1761<br />

oder bald darauf zur Ausführung gekommen.<br />

Das entspricht dem allgemeinen<br />

Fortschreiten der Bauarbeiten, nachdem<br />

zunächst der Hauptbau fertiggestellt war<br />

und seit 1760 an seiner inneren Ausstattung<br />

gearbeitet wurde. Die Fertigstellung<br />

der Nebengebäude erfolgte gleichfalls im<br />

Laufe des 7. Jahrzehntes; auch hier fallen<br />

die einfachen, strengen Formen der Kamine<br />

auf, die - wie die Mehrzahl der Kamine<br />

im Hauptbau - den Arbeiten in den<br />

Schwetzinger Parkbauten vom Anfang der<br />

70er Jahre schon eng verwandt sind.<br />

Diesem spärlichen Bilde der Baugeschichte,<br />

die sich nach dem Verlust der<br />

Bauakten und Rechnungen aus gelegentlichen<br />

Notizen und Funden aufbaut, entsprechen<br />

die wenigen Rechnungsaufstellungen<br />

der Hauptkassen. Die Landrentmeisterei-Rechnungen<br />

von Jülich-Berg<br />

verzeichnen in dem noch unruhigen Jahre<br />

1759/60 nach dem Kriege nur eine Zahlung<br />

von „6l Th. 26 Alb." für Blei; dann<br />

erfolgten im Frühjahr 1760 zwei energische<br />

Reskripte Karl Theodors zur Beförderung<br />

des <strong>Benrath</strong>er Schloßbauwesens.<br />

Er ordnet an, daß sein Zinsenanteil an<br />

dem Vaudemontschen Kapital, 5000 Gulden<br />

jährlich, bis auf weiteres zum Schloßbau<br />

angewiesen werde; ein ferneres Dekret<br />

vom Herbst 1760 bestimmte, daß einschließlich<br />

der Vaudemontschen Zinsen<br />

Ende 1760 20000 Taler Ende 1761 40000


Plan der Schloßanlage und des Parkes am Ende des 18. Jahrhunderts<br />

- 12 -


Taler und danach jährlich 30 000 Taler für<br />

den <strong>Benrath</strong>er Bau zu beschaffen seinen.<br />

Das scheint bis zum Jahre 1769/70 tatsächlich<br />

auch geschehen zu sein. Zu einem zuverlässigen<br />

Schluß auf die Gesamtkosten<br />

der Anlage genügt diese Angabe, daß während<br />

der letzten 10 Baujahre insgesamt<br />

300000Taler zur Verfügung standen, nicht;<br />

für die Bauzeit von 1756 -1760, in die die<br />

großen Anlagen im Park fallen, ist vielleicht<br />

eine noch höhere Summe anzunehmen,<br />

und ebenso bleibt es zweifelhaft, wie<br />

die im Jahre 1773 erforderte Schlußrechnung<br />

ausgefallen ist. Nach dem, was<br />

Schwetzinger Bauakten zu melden wissen,<br />

darf man wohl mit Sicherheit erst recht bei<br />

<strong>Benrath</strong> annehmen: „Der von Pigage verfertigte<br />

Status war also um ein Merckliches<br />

alterirt und augmentirt", da „auf den<br />

Pigagischen Überschlag nach bisheriger<br />

Erfahrnuß kein Verlaß zu machen", wie<br />

der ihm nicht sehr gewogene Mannheimer<br />

Hofkammerrat und Schloßbaucommissarius<br />

Weber bei Gelegenheit des Bibliothekbaues<br />

im Mannheimer Schloß im<br />

Jahre 1755 votiert.<br />

Im Jahre 1769 konnte der Bau als abgeschlossen<br />

gelten; am 10. August wird von<br />

Karl Theodor auf Verwendung des Oberbaudirektors<br />

von Pigage die Annahme seines<br />

Bruder Louis von Pigage zum Burggrafen<br />

von <strong>Benrath</strong> mit Gehalt und<br />

Dienstwohnung befohlen, am 30. Dezember<br />

desselben Jahres aber gibt der Kurfürst<br />

- während der Oberbaudirektor als<br />

Kautionssteller eintritt - unter Widerrufung<br />

jenes Reskriptes gegen eine Pauschale<br />

die Unterhaltung und Reparation<br />

des Schlosses und der Gärten dem Louis<br />

von Pigage in Entreprise: Im Herbst des<br />

Jahres 1770 ist das Schloß mit den meist<br />

zu Schiff aus Mannheim gebrachten Möbeln<br />

ausgestattet worden.<br />

- 13 -<br />

Die Unterhaltung des Schlosses in Entreprise<br />

war eine dem Schloßbau vielleicht<br />

nicht ganz zuträgliche, aber damals öfters<br />

geübte Form der Baupflege; sie erstreckte<br />

sich in der Hauptsache auf Wasserwerke,<br />

Nebengebäude, Gärten, während die eigentlichen<br />

Baureparaturen an den Corps<br />

de logis später wenigstens besonders verrechnet<br />

wurden. Die Entreprise betrug<br />

jährlich annährend 7000 Taler; damit waren<br />

jedoch die wesentlichen Unterhal-<br />

(5)<br />

tungskosten nicht gedeckt, denn als<br />

Karl Theodor im Jahre 1773 die genaue<br />

Abrechnung des <strong>Benrath</strong>er Schloßbaues<br />

befiehlt, bestimmt er gleichzeitig, auf 10<br />

Jahre je 15.000Taler aus den Baufondsgeldern<br />

für die Unterhaltung von <strong>Benrath</strong> bereitzustellen.<br />

Wie nötig das war, ergibt sich<br />

daraus, daß schon im Jahre 1774 infolge<br />

von Schwammbildung Erneuerungen an<br />

den Fußböden im Hauptbau und in den<br />

Flügelgebäuden notwendig wurden; Oberbaudirektor<br />

von Pigage mußte nach <strong>Benrath</strong><br />

reisen und fand eine Erklärung dafür,<br />

so daß sein Bruder nicht haftbar gemacht<br />

wurde. In den letzten Zeiten Karl Theodors<br />

hört man wenig von <strong>Benrath</strong>, es<br />

scheinen auch weitere Arbeiten kaum ausgeführt<br />

zu sein, nur im Jahre 1785/86 wurden<br />

noch 20 steinerne Bänke - jedenfalls<br />

die teilweise noch erhaltenen - im Parke<br />

aufgestellt.<br />

Nach dem Tode Karl Theodors ordnete im<br />

Jahre 1799 aus Sparsamkeitsrücksichten<br />

Maximilian Joseph die baldige Auflösung<br />

des Vertrages mit Pigage an; bei den Verhandlungen<br />

ergab sich, daß dieser noch<br />

über 16 000 Taler an Rückständen aus der<br />

Entrepise zu fordern hatte, und noch ein<br />

volles Jahrzehnt ziehen sich die Bitten der<br />

Witwe und der Kinder Pigages, der im<br />

Jahre 1800 schon gestorben war, um Zahlung<br />

des Restes aus dieser Forderung hin.<br />

Das <strong>Benrath</strong>er Schloß hat das Glück gehabt,<br />

namentlich am Anfang des 19. Jahr-


hunderts in Benutzung zu bleiben und dadurch<br />

eine gewisse Pflege wenigstens zu<br />

erfahren. Im Jahre 1804 nahm HerzogWilhelm<br />

zu Bayern, der Begründer der noch<br />

blühenden Nebenlinie der Wittelsbacher,<br />

seine Residenz in <strong>Benrath</strong>, wo er selbst<br />

auch die Bewirtschaftung des Schloßgutes<br />

betrieb; aber schon nach zwei Jahren<br />

mußte er <strong>Benrath</strong> bei der Begründung des<br />

kurzlebigen Großherzogtums Berg Joachim<br />

Murat einräumen.<br />

Das bedingte eine etwas intensivere<br />

Pflege des Schlosses und des Parkes, als<br />

sie Louis von Pigage in den unruhigen Jahren<br />

der Revolutionskriege bei dem Mangel<br />

an Mitteln hatte durchführen können.<br />

Namentlich bei dem Einzug Joachim Murats<br />

im Jahre 1806 wurden einzelne Parkettböden<br />

- sicherlich derjenige in dem<br />

westlichen Schlafzimmer - erneuert (6) , ein<br />

neues Surporte-Gemälde von dem Akademiedirektor<br />

Langer über dem Alkoven in<br />

dem östlichen Schlafzimmer hergestellt.<br />

(7)Der Burggraf Bull erbot sich für 6361 Taler<br />

die Reparaturen an den Treppen, Mauern,<br />

Bassins usw. im ganzen Park und für<br />

5270 Taler die jährliche Unterhaltung zu<br />

übernehmen. Im Jahre 1807 sollten die<br />

Pferdeställe bei dem alten Schloß erweitert<br />

werden. Im Schloß und den Nebengebäuden<br />

bedurften die Wirtschaftsräume<br />

weitgehendeer Instandsetzungen und<br />

neuer Möbel. Die Leitung der Arbeiten<br />

lag in den Händen des Architekturprofessors<br />

Schäfer in Düsseldorf, der sich im einzelnen<br />

über wichtigere Fragen mit dem Architekten<br />

Joachim Murats Herrn Le<br />

Conte in Paris, ins Einvernehmen zu setzen<br />

hatte. Für die laufende Unterhaltung<br />

standen zur Verfügung der Schloßverwalter,<br />

der Portier, ein Gärtner, ein Dachdekker<br />

und ein Lackierer, gefordert wurden<br />

außerdem zwei Schreiner, ein Schlosser,<br />

ein Schmied, ein Glaser und Anstreicher,<br />

ein Maurer und einTagelöhner. Die Möbel<br />

- 14 -<br />

waren im Jahre 1801 zum großen Teil nach<br />

Wesel geflüchtet worden und scheinen<br />

auch nur zumTeil wieder nach <strong>Benrath</strong> zurückgelangt<br />

zu sein; Herzog Wilhelm in<br />

Bayern möbilierte das Schloß im Jahre<br />

1804 meist mit den aus dem Besitz der letzten<br />

Fürst-Äbtissin von Essen stammenden<br />

Stücken, darunter schöne Marketeriemöbel<br />

aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts,<br />

die bis zu dem jüngsten Besitzerwechsel<br />

in <strong>Benrath</strong> geblieben sind. Die jetzt noch<br />

vorhandenen Empiremöbel sind wahrscheinlich<br />

unter Joachim Murat nach <strong>Benrath</strong><br />

gekommen, ebenso wie einige Pariser<br />

Pendulen. Die Orangerie war im Jahre<br />

1801 öffentlich versteigert worden, ebenso<br />

im Jahre 1802 eine Partie einfacherer und<br />

schlechter Möbel. (8)<br />

Im Jahre 1811 hat <strong>Benrath</strong> noch einen<br />

flüchtigen Aufenthalt Napoleons und Marie<br />

Louises gedient; später hat Friedrich<br />

Wilhelm IV. vorübergehend kurzen Aufenthalt<br />

dort genommen (9). Die Nebengebäude<br />

des alten Schlosses mit den umfänglichen<br />

Ställen wurden seit der Aulhebung<br />

des Großherzogtums Berg zu militärischen<br />

Zwecken benutzt, und noch bis zum<br />

Jahre 1896 lag dort eine Abteilung Kavallerie.<br />

Seit den 60er Jahren bis zum Jahre<br />

1873 war <strong>Benrath</strong> der Sommeraufenthalt<br />

des in Düsseldorf wohnenden Fürsten<br />

Karl Anton von Hohenzollern. (10) Alle<br />

diese Benutzungen sind ohne Änderung<br />

und Schädigung des fast in seinem ganzen<br />

Umfange sorgsam erhaltenen alten Bestandes<br />

vor sich gegangen; seit den geringen<br />

Arbeiten am Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

sind lediglich einige Parkettböden,<br />

namentlich diejenigen der beiden Vorzimmer,<br />

ersetzt, die Kraheschen Deckenmalereien<br />

hergestellt und die Wand- und Dekkenflächen<br />

in den alten zarten Tönen erneuert<br />

worden. (11)


Im Jahre 1907 entschloß die Kronverwaltung<br />

sich zur Veräußerung des für Hofzwecke<br />

nicht mehr verwendeten Schlosses.<br />

Nach langen Verhandlungen ist im<br />

Jahre 1911 das Schloß mit dem Park und<br />

den Schloßländereien in das Eigentum der<br />

Gemeinde <strong>Benrath</strong> übergegangen. Die<br />

Nebengebäude werden für Schulzwecke<br />

Anmerkung<br />

von Frau Prof. Dr. Irene Markowitz zum<br />

vorstehenden Artikel von Renard über<br />

Schloß <strong>Benrath</strong><br />

(1) Die Rekonstruktion nach Ausgrabungsbefund,<br />

vorhandenen zeitgenössischen<br />

Ansichten und Plänen, sowie<br />

dem erhaltenen Baubestand, ergab einen<br />

Stauweiher, der mehr als dreimal<br />

so breit war als der heutige Spiegelweiher.<br />

Das 5 bzw. 7 Achsen breite<br />

Wasserschloß reichte mit seinen anschließenden<br />

3 Arkadenbögen nach<br />

Westen und Osten von den oberen<br />

Treppenstufen, die von der Orangerie<br />

zum Weiher hinunterführen - in der<br />

Fluchtlinie der Orangerie - bzw. der<br />

Kapellenwestwand bis zur Hecke des<br />

15<br />

u. dgl. verwendet, der Hauptbau und der<br />

Park finden eine sorgsame Erhaltung als<br />

ein kostbares Zeugnis alten fürstlichen<br />

Glanzes und feinfühligsten Kunstsinnes.<br />

Die bürgerliche Gemeinschaft, die diese<br />

ideale Aufgabe als ein nobile officium mit<br />

starkem Opfersinn übernahm, setzte sich<br />

damit ein wahrhaft schönes Denkmal.<br />

Wegs entlang der Westseite des Spiegelweihers.<br />

Die Bezeichnung „Wasserschlößchen"<br />

trifft nicht die tatsächlichen<br />

Dimensionen des Belvedereschlosses<br />

im Weiher.<br />

(2) Die Nähe zur Residenz gab <strong>Benrath</strong><br />

eine besondere Bedeutung. Kurfürst<br />

Johann Wilhelm kam, sofern ihn nicht<br />

politische Reisen abhielten, im Sommer<br />

für einige Wochen nach <strong>Benrath</strong>,<br />

gelegentlich auch auf einen Tagesausflug.<br />

Für längere Zeit hat er in <strong>Benrath</strong><br />

nicht geweilt.


(3) Die Umänderung und Neuausstattung<br />

einiger Räume des alten Schlosses<br />

durch Johann Wilhelm erfolgten erst<br />

nach Übereignung des <strong>Benrath</strong>er Besitztums<br />

durch die Mutter des Kurfürsten<br />

1695 und zogen sich bis 1700 hin.<br />

Es war die große Zeit Johann Wilhelms,<br />

nicht die des jungen Johann<br />

Wilhelms.<br />

(4) Kamine nicht durchweg klassizistisch.<br />

Sie zeigen noch den Schwung des ausgehenden<br />

Barock, einige deutlich Stilphänomene<br />

des Transition (Übergangsstil).<br />

(5) Louis de Pigage, Bruder des Architekten<br />

Nicolas de Pigage, hat mit seinem<br />

eigenen Vermögen versucht, in den<br />

napoleonischen Kriegen Schäden vom<br />

Hauptgebäude fernzuhalten. Sein Vertrag<br />

von 1769 beinhaltet einen Aufgabenkatalog<br />

für Gärten und Haus.<br />

(6) Die Parkettböden, die unter Murat erneuert<br />

wurden, befanden sich in den<br />

Seitenflügeln. Der Intarsienboden des<br />

westlichen Schlafzimmers wurde erst<br />

1863/64 erneuert bzw. teilweise erneuert.<br />

Prinzessin Luise von Preußen, Bewohnerin<br />

des Schlafzimmers in den<br />

Sommermonaten ab 1821 hat seine<br />

originale Form, die in Böden des<br />

Mannheimer Schlosses Parallelen<br />

(7)<br />

hatte, in einem Aquarell aus den<br />

zwanziger Jahren des 19. Jhd. festgehalten.<br />

Die Supraporte über der Alkoven - Tür<br />

im östlichen Schlafzimmer wurde 1804<br />

von Wilhelm in Bayern in Auftrag gegeben<br />

und noch im gleichen Jahr bezahlt.<br />

Die Rechnung liegt im Hauptstaatsarchiv.<br />

Der Burggraf Bull hat die<br />

eingestürzten Bassinmauern des Spiegelweihers<br />

( Abdeckplatten ) und<br />

einige am Schloßweiher wiederher-<br />

-16 -<br />

stellen und die von den Franzosen gestohlenen<br />

Gitter des Schloßweihers ersetzen<br />

lassen, ebenso ein Gittergefach<br />

am Hauptgebäude.<br />

Herzog Wilhelm in Bayern, Stellvertreter<br />

von Kurfürst Max Joseph holte<br />

zusätzliches Mobiliar von seiner<br />

Tante, der Fürstäbtissin von Essen.<br />

(8) Teilbestände blieben auch nach der<br />

Versteigerung in <strong>Benrath</strong>. Restbestände<br />

gab es bis 1929.<br />

(9) Von 1821-1848 wohnten in den Sommermonaten<br />

Prinz Friedrich von<br />

Preußen, Vetter des Preußischen Königs<br />

von beiden Eltern her mit seiner<br />

Gattin Prinzessin Luise von Anhalt-<br />

Bernburg und den beiden Söhnen<br />

Alexander und Georg im Schloß. Die<br />

Prinzessin malte und hat ihre Wohnung<br />

im westlichen Schlafzimmer und<br />

den Blick in die Gärten in Aquarellen<br />

festgehalten.<br />

(10) 1873 war Fürst Carl Anton von Hohernzollen<br />

- Sigmaringen bereits in<br />

Berlin. Sein Sohn Leopold wohnte<br />

mit seiner Familie in den Sommermonaten<br />

im Schloß.<br />

(11) Die Parkettböden in den Vorzimmern<br />

(Gartensäle) wurden im 19. Jhd. nicht<br />

ersetzt sondern 1883/84 durch die<br />

Firma Bembe in Mainz restauriert.<br />

Die Berufsuntersuchungen der Dekkengemälde<br />

in den Gartensälen 1935,<br />

1958, 1972 ergaben einen unveränderten<br />

originalen Bestand der Kraheschen<br />

Malerei. Die Malerei im Kuppelgewölbe<br />

zeigte allerdings Übermalungen<br />

und Veränderungen, die bei<br />

der letzten Restaurierung weitgehend<br />

zurückgenommen wurden.


Das <strong>Benrath</strong>er Rathaus<br />

Von den Besuchern des Rathauses <strong>Benrath</strong><br />

wird oft nach der Geschichte dieses<br />

Hauses gefragt. Bei einem erst ca. 80<br />

Jahre alten Bauwerk scheint es vermessen,<br />

von Geschichte zu sprechen. Einige Fakten<br />

der Entstehung und der Wandlung in<br />

der Nutzung des Gebäudes sollen jedoch<br />

geschildert werden. Durch die Zeitabläufe<br />

bedingt, zwei Weltkriege und die Eingemeindung<br />

1929, sind wesentliche Bauunterlagen<br />

nicht mehr vorhanden. Aufgezeichnet<br />

sind hier einige Aktenauszüge,<br />

Erläuterungen, Bekanntes und bisher Unbekanntes<br />

zur „Geschichte" des Rathauses<br />

<strong>Benrath</strong>.<br />

Seit 1815 gehörte <strong>Benrath</strong> als Landgemeinde<br />

innerhalb der Rheinprovinz zu<br />

Preußen. Die Bürgermeisterei <strong>Benrath</strong><br />

Postkarte aus dem Jahre 1912<br />

- 17 -<br />

vereinigte die Einzelgemeinden <strong>Benrath</strong>,<br />

Garath, Urdenbach, Itter / Holthausen und<br />

Himmelgeist / Wersten. 1908/9 schieden<br />

Wersten und Himmelgeist aus. <strong>Benrath</strong>,<br />

Urdenbach und Itter / Holthausen bildeten<br />

die neue Gesamtgemeinde <strong>Benrath</strong>. Zur<br />

Bürgermeisterei zählte dann noch die Gemeinde<br />

Garath.<br />

Die stürmische Entwicklung der Einwohnerzahl<br />

zum Ende des 19. Jahrhunderts<br />

1861 1899<br />

Urdenbach 1347 2083<br />

<strong>Benrath</strong> 1601 5825<br />

Itter/Holthausen 745 1188<br />

Himmelgeist/Wersten 1058 3417<br />

Garath 180 164<br />

Bürgermeisterei <strong>Benrath</strong><br />

insgesamt 4931 12677


achte natürlich auch eine Vermehrung<br />

der Gemeindeeinrichtungen und somit<br />

der Verwaltungsaufgaben mit sich. Das<br />

alte Rathaus an der früheren Mittelstraße<br />

(heute Neubau des Rhein.-Westfälischen<br />

Elektrizitätswerkes an der Urdenbacher<br />

Allee/Hildener Straße) wurde zu klein.<br />

Das Grundstück war am 10. 2. 1866 von<br />

Herrn Bürgermeister Josten zum Preise<br />

von „Eilfhundertzweiunfünfzig Taler, 24<br />

Groschen Preußisch. Courant" erworben<br />

worden.<br />

Eingebunden in die Bauabsicht für ein repräsentatives<br />

Rathaus war sicherlich auch<br />

die Hoffnung, mit der Vereinigung der<br />

ehemals selbständigen Gemeinden zu einer<br />

Großgemeinde <strong>Benrath</strong> die Voraussetzung<br />

für die Verleihung der Stadtrechte zu<br />

schaffen. Wersten/Himmelgeist widersetzten<br />

sich jedoch sehr früh. Starke Zweifel<br />

bestanden auch in Holthausen.<br />

„Man würde sicherlich damit einverstanden<br />

sein, wenn das Rathaus in Holthausen<br />

Ecke Itterstraße/Am Kamper Weiher zu<br />

stehen käme", so hieß es in einer Holthausener<br />

Bürgerversammlung im Jahre<br />

1904. Das damalige Leib- und Magenblatt<br />

der „Rheinländer" schrieb am 9. 2. 1904:<br />

„Wir aber fragen hierdurch an, wie es<br />

kommt, daß die Gemeinde <strong>Benrath</strong> mit ihrem<br />

angeblichen Jahresüberschuß von<br />

176.000 Mark Reklame macht, dagegen<br />

aber die armen, bedauernswerten Familien<br />

nicht berücksichtigt. Hier wäre es sicher<br />

angebrachter, durch Geldmittel seitens<br />

der Gemeinde die Not dieser Armen<br />

zu lindern, als an Rathäuser von 300.000<br />

Mark zu denken..."<br />

In der Bevölkerung wurde jahrelang sowohl<br />

die Notwendigkeit als auch der<br />

Standort diskutiert. Der Vorschlag, das<br />

Rathaus an die Benrodestraße (früher<br />

Gartenstraße) in ein fast unbebautes Gebiet<br />

zu setzen, fand letzten Endes, wohl<br />

auch aus Kostengründen, die Zustimmung.<br />

- 18 -<br />

Interessenten, die die bauliche Entwicklung<br />

des Gebietes richtig abschätzten, boten<br />

das Rathausgrundstück als Schenkung<br />

an. Deshalb finden wir als erste Vertragshandlung<br />

zum Neubau des Rathauses<br />

auch die Schenkungsurkunde vom 19. 09.<br />

1903. An diesem Tage wurde Herrn Bürgermeister<br />

Steinhauer von der Industrieterrains<br />

Düsseldorf-Reisholz AG., den<br />

Eheleuten Goergens und Herrn Pritschau<br />

die Schenkung von mehreren, insgesamt<br />

ca. 5.000 qm großen Grundstücken zwischen<br />

Schillerstraße (heutige Marbacher<br />

Straße) und der Gartenstraße (heutige<br />

Benrodestraße) für die Bürgermeisterei<br />

<strong>Benrath</strong> angeboten. Es handelt sich um<br />

die Grundstücke:<br />

Flur 11 1223 und 1224/292 1922 qm<br />

Buhler Acker<br />

Firma Industrieterrains<br />

1235/272 Buhler Acker 47 qm<br />

Herr Carl Pritschau<br />

1235/272 Gartenstr. 46 2830 qm<br />

Herr Johann Goergens


Die Schenkgeber machten handfeste Auflagen,<br />

was mit diesen Grundstücken zu geschehen<br />

habe.<br />

Auszug aus dem § 2 des Vertrages:<br />

„Die Schenkung geschieht unter der Auflage,<br />

daß auf dem geschenkten Platze ein<br />

Rathaus für die Bürgermeisterei <strong>Benrath</strong><br />

mit Einschluß der Dienstwohnung für den<br />

Bürgermeister errichtet wird. Sämtliche<br />

Außenfronten dieses Rathauses sollen<br />

eine architektonische Ausgestaltung,<br />

wenn auch einfachster Form, erhalten.<br />

Andere Bauten, insbesondere solche Gefängnislocalitäten,<br />

dürfen auf dem geschenkten<br />

Platze nicht errichtet werden."<br />

Auszug aus dem § 4 des Vertrages:<br />

„Wird mit der Errichtung des Rathauses<br />

nicht binnen einer Frist von 2 Jahren, vom<br />

Tage der Auflassung des Rathausplatzes<br />

ab gerechnet, begonnen, so sind die<br />

Schenkgeber berechtigt, von dem Vertrag<br />

zurückzutreten und die Schenknehmerin<br />

ist verpflichtet, die an sie übereigneten<br />

Grundstücke an die betreffenden Schenkgeber<br />

einzeln wieder aufzulassen."<br />

Diese Schenkung wurde erst nach dem Beschluß<br />

des Bürgermeisterbeirates vom 27.<br />

4. 1905 mit notariellem Vertrag vom 29. 4.<br />

1905 angenommen. Vorausgegangen war<br />

eine am 11. 4. 1905 erfolgte Änderung des<br />

Schenkungsangebotes, wonach doch noch<br />

zwei Haftzellen für Polizeigefangene mit<br />

dem Rathausbau verbunden werden durften.<br />

Der nachfolgende Auszug aus dem Protokollbuch<br />

wird zum besseren Verständnis<br />

der zeitlichen und personellen Zusammenhänge<br />

mitveröffentlich:<br />

Auszug aus dem Protokollbuch des Bürgermeisterbeirates<br />

der Bürgermeisterei<br />

<strong>Benrath</strong>:<br />

Der Bürgermeisterbeirat zählt 21 Mitglieder.<br />

Anwesend waren unter dem Vorsitze des<br />

Bürgermeister Steinhauer die Herren:<br />

- 19 -<br />

l. Zander, 2. Briede, 3. Rodenfelder,<br />

4. Klingelhöfer, 5. Poensgen, 6. Jüssen,<br />

7. Tang, 8. Klein, 9. Lampenscherf,<br />

10. Gemeindevorsteher Hoffmann,<br />

11. Henkel, 12. Gockel, 13. Schafhausen,<br />

14. Weidenhaupt, 15. Buscher,<br />

16. Tuschscherer, 17. Vormbaum<br />

Bei Punkt 2/3 entfernte sich Herr Briede.<br />

Ferner waren anwesend Herr Landrat v.<br />

Beckerath und Beigeordneter Hoffmann.<br />

Entschuldigt Herr Heye und Beigeordneter<br />

Krähe. Ohne Entschuldigung fehlten<br />

Klein, Heinrich und Nebe. Entfernt hatte<br />

sich der Interessent C. Pritschau.<br />

<strong>Benrath</strong>, den 27. April 1905<br />

Auf vorherige ordnungsgemäße Einladung<br />

versammelte sich heute der Bürgermeisterbeirat<br />

von <strong>Benrath</strong> zur Beratung<br />

und Beschlußfassung.<br />

Tagesordnung:<br />

3. Annahme der Schenkung eines Grundstückes<br />

zur Errichtung eines Rathauses<br />

auf demselben.<br />

Die Schenkung des seitens der Industrieterrains<br />

Düsseldorf-Reisholz Aktiengesellschaft<br />

in Reisholz, Carl Pritschau in<br />

Düren und Johann Goergens in <strong>Benrath</strong><br />

angebotenen Baugrundstücks an die Bürgermeisterei<br />

<strong>Benrath</strong> wird angenommen<br />

unter der Bedingung, welch in den notariellen<br />

Verträgen vom 19. September 1903<br />

und 11. April 1905 niedergelegt sind.<br />

Vg.u.<br />

Es folgen die Unterschriften.<br />

Zum geschenkten „Knopf" mußte jetzt<br />

die Gemeinde die „Hose" liefern!<br />

Im Mai 1905 forderte die Baukommission<br />

des Bürgermeisterbeirates 3 Baufirmen<br />

auf, Pläne für den Neubau des Rathauses<br />

auf dem Grundstück an der Benrodestraße<br />

vorzulegen. Der zur Ausführung<br />

bestimmte Plan sollte mit 1000 Mark honoriert<br />

werden, die beiden übrigen Pläne


konnten eine Entschädigung von 100<br />

Mark erwarten.<br />

Den Auftrag erhielt die Firma Furthmann.<br />

Architekt war Herr Walter Furthmann, seinerzeit<br />

wohnhaft in Düsseldorf, Grafenberger<br />

Allee 38. Herr Furthmann verstarb<br />

1945 in Düsseldorf-Kaiserswerth. Durch<br />

Gemeindebeiratsbeschluß vom 15. 10.<br />

1905 wurden 180.000 Mark für den Neubau<br />

bewilligt. Mitte Januar 1907 konnte<br />

bereits die gesamte Verwaltung umziehen.<br />

„Am 4. März 1907", so der Verwaltungsbericht<br />

der Bürgermeisterei <strong>Benrath</strong> von<br />

1908/1909, „wurde der in seinen äußeren<br />

Formen wie nach seiner inneren Einrichtung<br />

in schlichter Vornehmheit gehaltene<br />

Bau durch den Berichterstatter in Gegenwart<br />

des Kgl. Reg.-Präsidenten Herrn<br />

Schreiber, des Kgl. Landrats Herrn Dr.<br />

Beckerath sowie der Mitglieder der Bürgermeistereiversammlung<br />

feierlichst seiner<br />

Bestimmung übergeben."<br />

Hauptportal des Rathauses<br />

- 20 -<br />

Die Baukommission, der die Herren Poensgen,<br />

Klingelhöfer und Henkel angehörten,<br />

konnte befriedigt feststellen, daß die<br />

bewilligten Baukosten nicht überschritten<br />

worden waren. Am 5. 8. 1907 beschloß<br />

dann der Gemeinderat noch den Ausbau<br />

der beiden Rathausstraßen und die Herstellung<br />

der Bürgersteige und der Zugangswege<br />

zum Rathaus in Kleinpflaster.<br />

Finanziert wurde der Bau des neuen Rathauses<br />

durch eine Anleihe von 180.000<br />

Mark bei der Landesbank der Rheinprovinz.<br />

Der Betrag erforderte einen Schuldendienst<br />

von 8.550,- Mark jährlich bei einem<br />

Zinssatz von 3 3/4 % und l % Tilgung.<br />

Für die Einrichtung des Rathauses<br />

einschließlich der Dienstwohnung und des<br />

Arrestlokales standen 1908 91.580,-Mark<br />

zu Buche. Im Verhältnis zu den Baukosten<br />

sicherlich eine sehr hohe Summe.


Als Anleihe für die Ausstattung waren jedenfalls<br />

nur 18.000 Mark mit einem jährlichen<br />

Schuldendienst von 855,- Mark aufgenommen<br />

worden.<br />

Der Bau stellt zweifellos einen der harmonischsten<br />

Entwürfe des Architekten Walter<br />

Furthmann dar. Vor allem weil am <strong>Benrath</strong>er<br />

Rathaus zwei markante Strömungen<br />

der damaligen Baukunst ablesbar<br />

sind: Das historisierende Bauen und das<br />

Suchen nach neuen zeitgeborenen Formen.<br />

Ein Blick auf die Fassaden enthüllt,<br />

daß Furthmann die Vergangenheit noch<br />

nicht ganz bewältigt hatte: Stil-Elemente<br />

aus Gotik und Renaissance finden sich<br />

dort neben anderen als hauptsächliche Architekturteile.<br />

„Der Kämmerer" - Detail am Hauptportal (links)<br />

Detail der Westfront<br />

Der Innenausbau wirk gereifter im Hinblick<br />

auf den Jugendstil als sichtbarer Ausdruck<br />

des damals neuen, vorwärts gerichteten<br />

Formempfindens. An manchen Stellen<br />

wird er noch beinahe zögernd angewandt.<br />

An anderen Stellen klar und eindeutig.<br />

Alles in allem: Gerade durch diesen<br />

erkennbaren Reifeprozeß eines Stils<br />

als Resultat neuen Denkens ist das Benrahter<br />

Rathaus ein Stück Baugeschichte.<br />

Furthmann, der - wie der Grundstein sagt<br />

- das Rathaus „um 1906" gebaut hat,<br />

schuf sein Bild der Zeit.<br />

Leider haben wir heute nicht mehr ganz<br />

Furthmanns Rathaus <strong>Benrath</strong> vor uns. Es<br />

ist zu bedauern, daß mancher Eingriff im<br />

Laufe der Jahrzehnte wertvolle Details<br />

- 21 -


für immer verlorengehen ließ. Dies gilt<br />

insbesondere für den damals in <strong>Benrath</strong><br />

typischen Turmaufsatz.<br />

Ansonsten hat das Gebäude 2 Weltkriege<br />

und Nachkriegszeiten gut überstanden.<br />

Größere Restaurierungsarbeiten, im wesentlichen<br />

aber innen, fanden auf Anregung<br />

der Bezirksvertretung <strong>Benrath</strong> 1971-<br />

1973 statt.<br />

Wichtigster und schönster Raum dieses<br />

Hauses war der Sitzungssaal des Gemeinderates.<br />

Der zum größtenTeil erhalten gebliebene<br />

Raum wurde vom Stadt. Hoch-<br />

Sitzungssaal nach der Restaurierung<br />

- 22 -<br />

bauamt stilvoll, aber modern wiederhergestellt.<br />

Nach der Eingemeindung im Jahre 1929<br />

wurde der Saal zwischen 1931 und Dezember<br />

1963 von der Sparkasse genutzt; seit<br />

1964 bis zum Beginn der Umbauarbeiten<br />

im Jahre 1972 ermöglichte eine Unterteilung<br />

durch Zwischenwände die Nutzung<br />

als Büroräume für das Bauaufsichtsamt.<br />

Die Wiederherstellung dieses Saales ist<br />

nicht nur für die Bezirksvertretung und interne<br />

Rathausveranstaltungen erfolgt, er<br />

dient vielmehr auch der Volkshochschule


und anderen interessierten Vereinen für<br />

repräsentative Veranstaltungen.<br />

Der Sitzungssaal ist natürlich nicht einfach<br />

der wiederhergestellte Raum von<br />

1906. Man kann die Zeit nicht zurückdrehen;<br />

kopieren bleibt billiges Stückwerk.<br />

Das zeigt sich an vielen Bauten, bei denen<br />

derartige Versuche ein ungutes Gefühl hinterlassen<br />

haben. Hier gab es nur weniges,<br />

was auf den früheren Zustand hinwies; nirgendwo<br />

war ein Foto des alten Saales und<br />

seines Interieurs aufzutreiben. Unter mehreren<br />

alten Anstrichen konnten Spuren einer<br />

starken ornamentalen Wandbemalung<br />

festgestellt werden. Aber schließlich war<br />

der Raum selbst da mit seiner schönen<br />

Holzdecke, den verbleiten Buntglasfenstern<br />

sowie der Kaminwand mit den Gemälden<br />

von Schloß <strong>Benrath</strong>.<br />

Oelgemälde Schloß <strong>Benrath</strong> (Nordseite)<br />

von Prof. Heinrich Hermanns<br />

- 23 -<br />

Diese Gemälde wurden erst im Jahre 1913<br />

aufgehängt. Der Erwerb der Schloßbesitzungen<br />

im Jahre 1911 hatte einige auf<br />

diese Tat stolze Bürger und Industrielle<br />

zur Schenkung von 2 Schloßansichten -<br />

speziell für den Gemeindesaal - veranlaßt.<br />

Im Auftrage des Herren Julius Müller,<br />

Kommerzienrat Henkel, A. F. Flender,<br />

F. R. Nebe, Gustav Leysieffer, F. R.<br />

Bünger jun. und der Industrieterrains A.<br />

G. Düsseldorf-Reisholz schuf Heinrich<br />

Hermanns 1912 diese Bilder.<br />

Zu den in den letzten Jahren durchgeführten<br />

Umbauarbeiten ist folgendes festzuhalten:<br />

Nachdem im November 1970 das Gesundheitsamt<br />

aus den Souterrainräumen in den<br />

Neubau auf dem nördlichen Teil des Rathausgrundstückes<br />

umgezogen war, konnte


im Sommer 1971 die Modernisierung der<br />

Heizungsanlage erfolgen. 1972 wurde mit<br />

den Baumaßnahmen im Hause begonnen.<br />

Die freigewordenen Souterainräume<br />

konnten zu Büroräumen für das Bauaufsichtsamt<br />

hergerichtet werden. Nach dem<br />

Umzug dieser Dienststelle wurde im November<br />

1972 mit der Herrichtung des Sitzungssaales<br />

begonnen. Die feierliche<br />

Übergabe durch Herrn Oberbürgermeister<br />

Willi Becker fand am 27. 04. 1973 statt.<br />

Mit den gleichzeitig durchgeführten Renovierungsarbeiten<br />

in allen Büroräumen sowie<br />

der Neugestaltung der Grünflächen<br />

im Bereich des Hauses hatten die Arbeiten<br />

einen einstweiligen Abschluß gefunden.<br />

1973/74 erfolgte noch die Gestaltung<br />

der Rückfront, der Hofflächen sowie der<br />

seitlichen Grünflächen. Der Kostenaufwand<br />

für die Gesamtbaumaßnahme lag<br />

bei 840.000,- DM.<br />

Die räumlichen Voraussetzungen liegen<br />

seitdem vor, um entsprechend den Bestimmungen<br />

der Satzung über die Bezirks-<br />

Blindkamin im Sitzungssaal<br />

- 24 -<br />

Trauzimmer<br />

Vertretungen und Bezirksverwaltungsstellen<br />

eine enge Verbindung zwischen Bürgerschaft<br />

und Bezirksvertretung sowie<br />

eine bürgernahe Verwaltung zu praktizieren.<br />

Heute sind im Rathaus <strong>Benrath</strong> folgende<br />

städt. Dienststellen untergebracht:<br />

Versicherungsamt, Standesamt, Bürgerbüro,<br />

(Meldestelle), Allgemeiner Sozialdienst,<br />

Wohnungsamt, Sozialamt, Nebenstelle<br />

des Gesundheitsamtes und Bezirksverwaltungsstelle<br />

9.<br />

Dauernutzer von Mehrzweckräumen sind<br />

der Bezirksvorsteher des Stadtbezirks 9,<br />

die Fraktionen der Bezirksvertretung 9,<br />

der Reichsbund der Kriegs- und Zivilbeschädigten,<br />

Sozialrentner und Hinterbliebenen<br />

(Reichsbund) und Verband der<br />

Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten-<br />

und Sozialrentner (VDK) und nicht<br />

zuletzt das Archiv der Heimatgemeinschaft<br />

Groß-<strong>Benrath</strong>.


Das alte Wasserwerk<br />

in <strong>Benrath</strong><br />

- Entstehung, Betrieb und Beseitigung -<br />

von Theo Fühles<br />

Wasserwerksbetriebsgelände mit Turm ca. 1935<br />

Am 25. 10. 1982 war es 80 Jahre her, daß<br />

das Wasserwerk der Gemeinde <strong>Benrath</strong><br />

am Schloßufer seiner Bestimmung übergeben<br />

worden ist. Der „Rheinländer"<br />

schrieb hierüber am 26. 10. 1902:<br />

„Um die glückliche Beendigung der Anlage<br />

des hiesigen Wasserwerks zu feiern,<br />

hatten sich gestern Nachmittag auf Einladung<br />

der Behörde hin, Mitglieder des hiesigen<br />

Gemeinderates, Interessenten und<br />

die ausführenden Unternehmen, ca. 50 an<br />

der Zahl, am Wasserwerk eingeladen, um<br />

den Bau und den Betrieb des Werkes zu<br />

besichtigen. Bei hereinbrechender Dunkelheit<br />

begaben sich dann die Teilnehmer<br />

in das Hotel Hesse, um hier der Küche<br />

- 25 -<br />

und dem Keller des Herrn Brehm alle Ehren<br />

anzutun."<br />

Mißliche Trinkwasserverhältnisse und Wassermangel<br />

in Brandfällen hatten in Verbindung<br />

mit einer schnell fortschreitenden<br />

Bebauung und der Absicht eine<br />

Schwemmkanalisation zu schaffen, die<br />

Veranlassung dazu gegeben, daß im Jahre<br />

1899 die Verhandlungen über die Anlage<br />

einer Wasserleitung eingeleitet wurden.<br />

Im Juli 1899 kaufte die <strong>Benrath</strong>er Gemeindeverwaltung<br />

zwei Morgen „an den Rhein<br />

stoßendes Land, um da selbst ein Wasserwerk<br />

zu errichten."<br />

Ausschnitt Stadtkarte ca. 1932<br />

Nachdem unter dem 23. August 1901 die<br />

landespolizeiliche Genehmigung zu der<br />

Anlage erteilt worden war, fand am 3.<br />

April 1902 die Grundsteinlegung zum Wasserturm<br />

statt.<br />

Man erhoffte sich, so der „Rheinländer"<br />

vom 3. 4. 1902, daß „es vielleicht auch ein<br />

die Landschaft schmückendes Gebäude<br />

wird."<br />

Die Gemeindeverwaltung gab am 16. Juli<br />

1902 bekannt: „Den von jetzt ab gestellten<br />

Anträgen auf Anschluß an die neue


Wasserleitung wird nur dann stattgegeben,<br />

wenn der Haus- oder Grundbesitzer sich<br />

zur Tragung der gesamten Anschlußkosten<br />

bereiterklärt. Für die bis jetzt bewirkten<br />

Anmeldungen zur Entnahme des Wasserbedarfs<br />

wird die Vergünstigung gewährt,<br />

daß der Anschluß an das im Straßenkörper<br />

liegende Leitungsrohr auf eine Entfernung<br />

bis zu 10 Meter bis an die Haus- bzw.<br />

Grundstücksgrenze seitens der Gemeinde<br />

kostenfrei hergestellt wird."<br />

Beim Legen der Hausanschlüsse gab es einen<br />

Unfall, so wurde jedenfalls am 9. September<br />

1902 berichtet. „Bei einem Transport<br />

von drei Schlachtochsen durch die<br />

Mittelstraße (Hauptstraße) geriet eines<br />

der Tiere in eine solche Grube. Mit sehr<br />

viel Mühe konnte der Ochse aus dem<br />

schmalen Kanal lebend herausbefördert<br />

werden."<br />

Am 19. August 1902 konnte man im<br />

„Rheinländer" den bemerkenswerten Hinweis<br />

der Verwaltung lesen, daß durch einen<br />

tropfenden Wasserhahn in einem Jahr<br />

5.000 Liter Wasser nutzlos verloren gingen.<br />

Es hieß weiter: „Man sieht, daß es<br />

geradezu ein sträflicher Leichtsinn genannt<br />

werden muß, zwecklos den Wasserhahn<br />

längere Zeit geöffnet zu halten; aber<br />

auch das Tropfenlassen der Hähne sollte<br />

unterbleiben."<br />

Ob es eine frühe Erkenntnis über das Wasserhaushalten<br />

war, muß bezweifelt werden,<br />

wenn man die am 21. Oktober 1902<br />

geschilderten Sorgen liest:<br />

„Die Überschwemmungen in manchen<br />

Straßen des Ortes nehmen infolge der vielen<br />

Regengüsse dieses Jahres kein Ende.<br />

Wenn dann noch die Inbetriebsetzung des<br />

Wasserwerkes erfolgt ist und demgemäß<br />

ein weit größerer Wasserverbrauch in den<br />

Haushaltungen eintreten wird, so wird die<br />

Flut der Regen- und Abfallwässer noch<br />

höher steigen und die Versumpfung des<br />

Grund und Bodens noch schnellere Fort-<br />

-26 -<br />

schritte machen. Der Nutzen, den der königliche<br />

Park durch seine reine sauerstoffreiche<br />

Luft dem Ort bringt, wird vollständig<br />

aufgewogen durch verschiedene<br />

Sümpfe mitten im Ort, welchen fortwährend<br />

giftiger Odem entsteigt. Die schleunigste<br />

Durchführung der Kanalisierung ist<br />

im Interesse sämtlicher Einwohner dringend<br />

geboten."<br />

Aus dem Verwaltungsbericht der Gemeinde<br />

<strong>Benrath</strong> von 1908/1909 geht die<br />

Beschreibung des Wasserwerkes hervor:<br />

„Im Maschinengebäude sind zwei doppeltwirkende<br />

Kolbenpumpen mit gemeinsamen<br />

Druckwindkessel bei 50 Liter Hubleistungsfähigkeit<br />

aufgestellt, die durch Riemenübertragung<br />

mit zwei Gleichstrom-<br />

Motoren von je 30 Pferdestärken bei 550<br />

Volt und 40Ampere in Verbindung stehen.<br />

Die Stromlieferung erfolgt durch die hiesige<br />

elektrische Zentrale der Bergischen<br />

Kleinbahnen. Die Pumpen heben einwandfreies<br />

Wasser aus einem 14 m tiefen<br />

am Rheine gelegenen und ergiebigen<br />

Brunnen, welcher seine unterirdischen<br />

Zuläufe aus dem Bergischen Lande erhält.<br />

Ein 40 m hoherWasserturm, in dessen Untergeschoß<br />

sich die Wohnung für den Maschinenmeister<br />

befindet, dient zur Aufnahme<br />

eines 600 cbm fassenden schmiedeeisernen<br />

Behälters. Das Hochbassin steht<br />

etwa 78 m über dem Nullpunkt und ist mit<br />

den Pumpen durch eine 300er Rohrleitung<br />

verbunden. Der durchschnittliche Druck<br />

im Versorgungsgebiet bewegt sich um 3 1/2<br />

bis 4 Atmosphären."<br />

In den ersten Jahren gab es nur einen spärlichen<br />

Betrieb. 1904/1905 wurde die Ortschaft<br />

Holthausen, 1907 Itter und Urdenbach<br />

in den Versorgungsbereich einbezogen.<br />

Das Rohrnetz wuchs von 20907 m im<br />

Jahre 1905 auf 39521 m im Jahre 1908.<br />

Zum Zeitpunkt der Eingemeindung waren<br />

ca. 65 km Leitungsnetz vorhanden.


Die Entwicklung des Werkes läßt sich an<br />

der im Verwaltungsbericht 1908/1928 veröffentlichten<br />

Tabelle verfolgen:<br />

Rech-<br />

nungs-<br />

jahr<br />

1908<br />

1913<br />

1918<br />

1925<br />

1928<br />

Wasserförderung<br />

in cbm<br />

429510<br />

969313<br />

1808590<br />

1412050<br />

1900907<br />

Hiervon entfallen<br />

auf<br />

Wasserab- Verlust<br />

gabe cbm absolut cbm<br />

387848<br />

826974<br />

1566076<br />

1180155<br />

1726143<br />

41662<br />

142339<br />

242514<br />

231895<br />

174764<br />

in<br />

%<br />

9,7 -<br />

14.7<br />

13.4<br />

16.4<br />

9,2<br />

Zahl WasserRohrnetz- der Anpreis pro längeschlüsse<br />

cbm R.-Mk. in km<br />

1846<br />

1876<br />

2149<br />

2382<br />

0,16<br />

0.16<br />

0.18<br />

0.13<br />

0.13<br />

39,5<br />

46,3<br />

49.1<br />

57.0<br />

64.8<br />

Ab 1909 wurde ein Staffeltarif nach der<br />

Höhe der jährlichen Wasserentnahme eingeführt.<br />

Die Berechnung des Wasserpreises<br />

erfolgte nach Wassermessern, welche<br />

im Eigentum des Gemeinde-Wasserwerkes<br />

blieben.<br />

Die bei der Inbetriebsetzung des Werkes<br />

eingebauten doppelwirkenden Kolbenpumpen<br />

mit einer Gesamtförderung von<br />

240 cbm/h reichten alsbald nicht mehr aus.<br />

1913 wurde deshalb eine Zentrifugalpumpe<br />

mit einer Leistung von 360 cbm/h,<br />

mit einem Gleichstrommotor von 120 PS<br />

gekuppelt, aufgestellt.<br />

Sämtliche Pumpen wurden bis 1912 mit<br />

Gleichstrom, bezogen von der Rheinischen<br />

Bahn-Gesellschaft, angetrieben.<br />

Die Strombelieferung ließ jedoch hinsichtlich<br />

der Spannung viel zu wünschen übrig.<br />

Auch war die bis dahin in Betrieb gehaltene<br />

Anlage den geforderten Ansprüchen<br />

nicht mehr gewachsen und durch die fortschreitende<br />

Technik unmodern und unwirtschaftlich<br />

geworden. Das Streben<br />

nach größerer Betriebssicherheit und die<br />

vorgenannten Gründe gaben die Veranlassung,<br />

den Gleichstrom von 600 Volt durch<br />

Drehstrom von 380 Volt zu ersetzen. Die<br />

Verhandlungen mit der Rheinischen<br />

Bahn-Gesellschaft führten zu dem Ergebnis,<br />

daß für l Pumpenaggregat Gleichstrom<br />

beibehalten und für 2 neue Aggregate<br />

an Stelle der Kolbenpumpen Drehstrom<br />

durch das Rheinisch-Westfälische<br />

Elektrizitätswerk geliefert wurde.<br />

- 27 -<br />

Mit dem Umbau der Pumpenanlage auf<br />

eine Leistung von 720 cbm/h - die Drehstromaggregate<br />

konnten nicht gleichzeitig<br />

betrieben werden - wurde gleichzeitig die<br />

Brunnenanlage um 4 Filterrohrbrunnen<br />

erweitert, die durch eine Hebeleitung untereinander<br />

verbunden sind. Ebenfalls<br />

mußten die Saugleitungen erneuert werden.<br />

Im Jahre 1926 stellte die Rheinische Bahn-<br />

Gesellschaft die Gleichstromlieferung ein<br />

und die ganze Pumpenanlage wurde auf<br />

Drehstrom nach modernsten Grundsätzen<br />

umgebaut und im Januar 1927 in Betrieb<br />

genommen. Die stündliche Leistung<br />

wurde dadurch um 360 cbm auf 720 cbm<br />

erhöht = 17280 cbm täglich.<br />

Schon im Jahre 1927 wurde über schlechten<br />

Wasserdruck geklagt. Messungen ergaben,<br />

daß zeitweilig der Druck in Holthausen<br />

und in der Heyestraße unter 10 m<br />

sank. Um diesem Übelstande abzuhelfen,<br />

wurde im Jahre 1928 in den Monaten Juli<br />

bis September eine neue Hauptleitung<br />

vom Pumpenhause am Rhein entlang bis<br />

in die Höhe der Papierfabrik Reisholz in<br />

die Rheinuferstraße und Thomasstraße<br />

verlegt, (heute: Paul-Thomas-Straße).<br />

Diese endete in der Heyestraße (Henkelstraße),<br />

zur Aufnahme der alten Hauptleitung.<br />

Die Leitung hatte auf ca. 1500 m einen<br />

Durchmesser von 500 mm l. W. und<br />

auf ca. 850 m 450 mm l. W. Gleichzeitig<br />

wurde die Brunnenanlage um 4 Rohrbrunnen<br />

erweitert. Die Wasserfassungsanlage<br />

bestand nunmehr aus 7 Rohrbrunnen und<br />

einem Hauptsammeibrunnen mit einer Ergiebigkeit<br />

von insgesamt 990 cbm/h. Trotz<br />

dieser Ergiebigkeit wurde ein Absenken<br />

des Grundwasserspiegels während des<br />

Pumpens auf das geringste Maß herabgedrückt.


Über die Wasseruntersuchungen wird 1929<br />

wie folgt berichtet: „Das Wasser wird monatlich<br />

einer bakteriologischen und vierteljährlich<br />

einer großen Untersuchung<br />

(chemisch, bakteriologisch und auf aggressive<br />

Stoffe) unterzogen. Bei Hochwasser<br />

findet täglich eine Untersuchung<br />

statt.<br />

Die bisherigen Untersuchungen hatten im<br />

allgemeinen das übereinstimmende Ergebnis,<br />

daß die Brunnen ein einwandfreies<br />

Trink- und Kesselspeisewasser liefern."<br />

Einen Anschluß- und Benutzungszwang<br />

kannte man damals nicht; aber die Bestimmungen<br />

über die Abgabe von Wasser aus<br />

dem Wasserwerke zu <strong>Benrath</strong> vom 11. 9.<br />

1902 regelten alle notwendigen Fragen wie<br />

Anmeldung, Ausführung der Hauszuleitungen<br />

und Wasserpreis. § 22 zeigt ganz<br />

deutlich, welche nach dem Stand der damaligen<br />

Technik zu erwartenden Betriebsausfälle<br />

dem Anschlußnehmer zugemutet<br />

wurden:<br />

㤠22. Dem Abnehmer steht ein Anspruch<br />

auf Schadensersatz nicht zu wegen Unterbrechung<br />

der Wasserleitung, oder weil er<br />

das Wasser nicht in genügender Menge<br />

und Beschaffenheit oder vorübergehend<br />

auf die gewünschte Höhe zu erhalten<br />

glaubt.<br />

Blick vom alten Wasserturm nach NW<br />

mit Blick auf die Firma Gerbstoff-Müller.<br />

- 28 -<br />

Nur wenn die Wasserleitung durch Schuld<br />

der Wasserwerksverwaltung länger als 10<br />

Tage unterbrochen bleibt, kann eine verhältnismäßige<br />

Ermäßigung des Wasserpreises<br />

gewährt werden."<br />

Welche Beschwernis bedeutet es heute für<br />

uns, wenn wegen Reparaturarbeiten einmal<br />

für 2-3 Stunden das Wasser ausfällt!<br />

Mit der Eingemeindung von <strong>Benrath</strong> im<br />

Jahre 1929 gingen die Wasserwerke in die<br />

Verwaltung der Düsseldorfer Wasserwerke<br />

(später Stadtwerke AG) über. Die Anlagen<br />

blieben vorerst noch in Betrieb, da<br />

eine Versorgung durch die Fleher Pumpwerke<br />

wegen der zu geringen Querschnitte<br />

derVerbindungsrohrleitungen nur<br />

zum Teil möglich war.<br />

1949 wurde durch 2 neue Brunnen mit Unterwasserpumpen<br />

von insgesamt 200 cbm<br />

Stundenleistung eine weitere Steigerung<br />

der Förderleistungen des Wasserwerkes in<br />

Düsseldorf-<strong>Benrath</strong> erzielt. Die Brunnen<br />

waren in unmittelbarer Nähe des Pumpwerkes<br />

angelegt und nicht wie die vorhandenen<br />

imVordeichgelände.<br />

1954 errichteten die Städte Düsseldorf<br />

und Wuppertal „Auf dem Grind" (lks. rh.)<br />

das Niederrhein-Berg. Gemeinschaftswasserwerk.<br />

Ein Jahr diente das Pumpwerk<br />

<strong>Benrath</strong> noch als Reserve; dann wurde es,<br />

auch wegen der aggressiven Eigenschaften<br />

seines Wassers, außer Betrieb gesetzt.<br />

Der zum Werk gehörende Wasserturm<br />

wurde 1957 niedergelegt. Überlegungen,<br />

den Turm für ein Jugendheim oder ein<br />

Cafe nutzbar zu machen, scheiterten an<br />

den enorm hohen Kosten. Heute - nur 30<br />

Jahre später-würden sicherlich Denkmalschützer<br />

und Bevölkerung seine Erhaltung<br />

erzwingen.<br />

Die heutige Wasserversorgung von <strong>Benrath</strong><br />

ist in die Wasserversorgung der Stadt<br />

Düsseldorf integriert. Die Wasserwerke<br />

Holthausen, Flehe und am Staad fördern


ihr Trinkwasser in das gemeinsame Rohrnetz,<br />

dem die Behältergruppe auf der<br />

Hardt zugeordnet ist. Eine definierte Zuordnung<br />

der Wasserwerke zu den verschiedenen<br />

Stadtgebieten ist nicht gegeben.<br />

Man kann jedoch davon ausgehen, daß in<br />

<strong>Benrath</strong> überwiegend Trinkwasser aus<br />

demWasserwerk Holthausen verteilt wird.<br />

Diese „Im Wiedfeld" gelegene Anlage<br />

wurde 1964 als die größte der Düsseldorfer<br />

Aufbereitungsanlagen in Betrieb genommen.<br />

Sie bereitet das Wasser auf, das<br />

aus dem Brunnen „Auf dem Grind" in<br />

Stürzelberg stammt. Lediglich ein örtlicher<br />

Brunnen liefert Brauchwasser für ein<br />

Holthausener Industriewerk. Seit 1975<br />

wird auch Trinkwasser aus dem linksrheinischen<br />

Braunkohlerevier bezogen.<br />

- 29 -<br />

Der <strong>Benrath</strong>er Wasserturm kurz vor der Niederlegung<br />

im Jahre 1957


Die <strong>Benrath</strong>er<br />

Badeanstalten<br />

Zusammengestellt von Theo Fühles<br />

Aus Akten, Zeitungen und Augenzeugenberichten<br />

zusammengestellt von Theo<br />

Fühles.<br />

Die l. Nachricht über eine Badeanstalt in<br />

unserem Bereich stammt aus dem Jahr<br />

1895. Im Vorläufer des <strong>Benrath</strong>erTageblattes,<br />

dem „Rheinländer" vom 18. 6. 1895,<br />

erschien ein Inserat, worin J. Mewissen:<br />

„Den geehrten Bewohnern von Urdenbach<br />

und <strong>Benrath</strong> zur gefl. Nachricht gibt,<br />

daß mit dem heutigenTage meine Badeanstalt<br />

im Rhein eröffnet wurde. Der Abbonnementpreis<br />

für die ganze Sommer-<br />

Saison beträgt 4,00 M bei einzelnen Personen.<br />

Einzelbäder kosten 40 Pfg."<br />

Am 9. 6. 1896 warb Herr Franz Kaimer<br />

um die Benutzung einer Badeanstalt am<br />

Ausleger:<br />

„Einem geehrten Publikum von <strong>Benrath</strong><br />

und Urdenbach die ergebene Mitteilung,<br />

daß ich am heutigenTage eine Badeanstalt<br />

am Ausleger eröffnete. Dieselbe ist solid<br />

und gefahrlos eingerichtet und besteht aus<br />

2 eisernen, 3 m langen Bassins. Kinder<br />

von 10 Jahren an können unter Aufsicht<br />

der Eltern baden."<br />

Es gelang mir leider nicht, Bilder oder<br />

Auskünfte über Lage, Aussehen und Verbleib<br />

dieser beiden Badeanstalten zu erhalten.<br />

Dagegen ist die 3. Rheinbadeanstalt<br />

noch in guter Erinnerung. Aus dem<br />

Verwaltungsbericht von 1908/1909 ist zu erfahren:<br />

„Die Einrichtung einer Rheinbadeanstalt<br />

steht schon seit mehreren Jahren auf dem<br />

Bauprogramm. Bereits am 2. 8. 1906<br />

wählte der Gemeinderat eine Kommission,<br />

welche in eine nähere Prüfung der<br />

Frage eintreten sollte. Die Angelegenheit<br />

- 31 -<br />

ist inzwischen auch noch wiederholt zur<br />

Sprache gekommen. Anderer dringender<br />

Aufgaben wegen hat jedoch das Projekt<br />

immer wieder zurückgestellt werden müssen.<br />

Die Verhandlungen sollen indes in allernächster<br />

Zeit wieder aufgenommen<br />

werden."<br />

Es wurde 1910 bis endlich die Badeanstalt<br />

angelandet werden konnte. Das <strong>Benrath</strong>er<br />

Tageblatt schrieb unter dem 28. 6.<br />

1910<br />

„Die Rheinbadeanstalt hatte sich in den<br />

letzten drei Tagen eines sehr starken Besuches<br />

zu erfreuen. Besonders das große<br />

Schwimmbassin wird viel benutzt. Erwünscht<br />

wäre es, wenn man die Fenster<br />

an der Rheinseite blind streichen ließe, da<br />

die Damen Anstoß nehmen könnten,<br />

wenn Boote in der Nähe vorbeifahren."<br />

Der Augenzeuge C.J.G. erinnert sich:<br />

„Die Gemeinde <strong>Benrath</strong> hat es sich angelegen<br />

sein lassen und alljährlich eine Badeanstalt<br />

für die Bevölkerung anschwimmen<br />

lassen. Anlegestelle war auf Urdenbacher<br />

Gebiet zwischen Wasserturm und<br />

der Wirtschaft Breitford („Zur süßen<br />

Ecke"). Sie kam im Frühjahr und wurde<br />

gegen Herbst wieder abgezogen. Badezeiten<br />

waren geregelt, die Vormittage waren<br />

den Schulen vorbehalten; denn Schwimmen<br />

war im Lehrplan enthalten, zur<br />

Freude der Kinder, nur nicht der wasserscheuen.<br />

Es gab ein großes Becken für<br />

Schwimmer, sowie ein kleineres für die<br />

Nichtschwimmer. Laufgänge an den Bekken<br />

vorbei, entsprechende Absprungbretter,<br />

Umkleidekabinen, Toiletten usw., sodaß<br />

jeder Platz richtig ausgenutzt war.<br />

Der Tiefgang der Anstalt war bis 2 1/2 mtr.<br />

Die Schwimmbecken wurden abgeschirmt<br />

durch Eisengitter, ein Hinausgleiten in<br />

den fließenden Strom war nicht möglich.<br />

Die damalige große Anstalt war, für die<br />

heutige Zeit gesehen, perfekt. Ein Bademeister<br />

sorgte für Ordnung."


J.B. schildert seine Erinnerungen wie<br />

folgt:<br />

„Die Bürgermeisterei <strong>Benrath</strong> hatte 1910<br />

eine schwimmende Badeanstalt gemietet<br />

oder gekauft. Diese lag auf Pontons im<br />

Rhein in Höhe des heutigen Parkplatzes<br />

„Am Wasserturm". Die Pontons waren<br />

rechts und links angebracht, in der Mitte<br />

war frei, so daß das Wasser, es war eine<br />

ziemlich starke Strömung, durchfließen<br />

konnte; vorne und hinten waren Siebe angebracht.<br />

Große schwimmfähige Teile wie<br />

Äste u. ä. konnten nicht herein und nach<br />

hinten konnte nichts abtreiben. Das Wasserbecken<br />

war ungefähr 8 - 10 m breit und<br />

20 - 30 m lang. Soviel ich mich erinnere,<br />

gab es dort auch eine Brause zum Abduschen.<br />

Man hat die Lage der Badeanstalt<br />

„Am Wasserturm" wohl ausgesucht, weil<br />

dort die Strömung so günstig ist, daß sie<br />

bis ans Ufer kommt. In Höhe der früheren<br />

Landebrücke Feldmühle kommt erst die<br />

geballte Strömungskraft an, dort sind<br />

auch Strudel, wir sagten früher Wirbel. Es<br />

ist schon manch einer ertrunken. Ich erinnere<br />

mich, daß 1908 2 Brüder ertranken.<br />

Einer wollte den anderen retten; aber sie<br />

wurden beide in einen Strudel gezogen.<br />

Jetzt zurück zur Badeanstalt. Der Badewärter<br />

war aus Urdenbach, er hieß Anton<br />

Opherden.<br />

Er machte alles; er verlieh Badehosen,<br />

Handtücher usw. natürlich gegen Entgelt.<br />

Auch Schulklassen gingen dort schwimmen.<br />

Sie haben abends um schönesWetter<br />

gebetet. Bei schlechtem Wetter war es zu<br />

kalt und die Schwimmstunde fiel aus. Jetzt<br />

bin ich auch schon bei dem früheren Badeproblem,<br />

nämlich bei schlechtem Wetter.<br />

Außer der erst später errichteten<br />

Schwimmhalle von Henkel war in <strong>Benrath</strong><br />

keine Gelegenheit zum Schwimmen. Wir<br />

mußten schon nach Langenfeld fahren.<br />

Dort gab es eine Schwimmhalle mit einem<br />

geprüften Bademeister. Er hat uns<br />

- 32 -<br />

Schwimmern von der DLRG Monheim,<br />

ich bin heute Ehrenmitglied, andere Methoden<br />

in der Haltung gezeigt. Schwimmen<br />

war damals noch keine Wissenschaft.<br />

Er kümmerte sich besonders um die Jugend<br />

und Kinder. Er hatte eine Gruppe<br />

von ca. 20 Kindern, die die schönsten<br />

Schwimm-Figuren einübten, wie in einem<br />

Wasserballett. Von der Tribüne war dies<br />

wunderbar zu sehen. Prominente Leute<br />

kamen zu den Veranstaltungen, um sich<br />

diese Kunst anzusehen."<br />

Nach dem l. Weltkrieg ist die Badeanstalt<br />

nur noch für kurze Zeit in Betrieb genommen<br />

worden. Sie wurde 1924 nach Rcmagen<br />

verkauft. Als Nachruf war am 5. 2.<br />

1925 im <strong>Benrath</strong>er Tageblatt zu lesen:<br />

„Die Badeanstalt, die im vergangenen<br />

Jahr wegen ihres schlechten Zustandes<br />

verkauft wurde, ist in Königswinter beim<br />

letzten Hochwasser im Rhein versunken."<br />

DerWunsch nach einer winterfesten Badeanstalt<br />

wurde immer stärker. 1928 war der<br />

„Bau einer Badeanstalt mit Schwimmbekken"<br />

fest geplant. Die Baupläne wurden<br />

aufgestellt und die Kosten von 860.000 M<br />

vom Gemeinderat gebilligt. Aber die Eingemeindung<br />

von 1929 und der 2. Weltkrieg<br />

verzögerten das Projekt bis in das Jahr<br />

1955. Im Juli dieses Jahres konnte endlich<br />

der l. Bauabschnitt der Badeanstalt im<br />

Musikantenviertel an der Regerstraße mit<br />

Wannen- und Brausebädern, med. Bädern<br />

und 2 Saunen fertiggestellt werden. Die<br />

Schwimmhalle mit 25-m-Bahn, mit Zuschauergalerie,<br />

Sprungbecken von 10x11 m<br />

und Nichtschwimmerbecken folgte am 29.<br />

2. 1959. Die Gesamtkosten betrugen ca.<br />

6,5 Mio. DM. Direkt anschließend an das<br />

Hallenbad gesellte sich ebenfalls nach<br />

langjähriger Erwartung im Juli 1970 das<br />

beheizte Freibad mit 2 Becken und Liegewiesen<br />

mit einem Kostenaufwand von ca.<br />

5 Mio DM.


Im Februar 1975 wurde der Grundstein zu<br />

einer Super-Sportanlage in Niederheid gelegt.<br />

Die Firma Henkel stiftete zum<br />

100 jährigen Werksjubiläum 17,2 Mio DM<br />

für einen Sportpark. Im Juni 1976 konnte<br />

bereits die Eröffnung gefeiert werden.<br />

Dem Stadtbezirk fiel durch die Schenkung<br />

unerwartet eine weitere Schwimmhalle<br />

mit 25-m-Bahn und Kinderbecken in den<br />

Schoß. Wie der Augenzeuge J.B. andeutete,<br />

gehörte auch das betriebseigene Hallenbad<br />

der Firma Henkel in die Aufzählung<br />

der Schwimmbäder. Herr Dr. Hugo<br />

Henkel stiftete dieses Bad anläßlich seines<br />

25jährigen Dienstjubiläums. Es wurde am<br />

4. l. 1931 seiner Bestimmung übergeben.<br />

Bis zum Bau der öffentlichen Schwimmbäder<br />

in Düsseldorf in den 50er Jahren hatte<br />

es als ortsnahe Einrichtung, zumindest für<br />

die Werksangehörigen, eine besondere Bedeutung.<br />

Besonders erwähnt werden muß<br />

auch die 1967 mit dem Bau der Schule<br />

„Am Massenberger Kamp" erfolgte Herstellung<br />

eines Lehrschwimmbeckens in<br />

der Größe von 12 x 7 m. Dieses Becken<br />

wird nicht nur von den Schulklassen des<br />

Holthausener und Werstener Bereiches<br />

benutzt, sondern steht auch Kursen der<br />

Volkshochschule und Arbeitsgemeinschaft<br />

Sozialpädagogik und Gesellschaftsbildung<br />

(ASG) für Mütter mit Kleinkindern zur<br />

Verfügung. Viele Tausend Kinder haben<br />

hier die ersten Schwimmversuche gemacht.<br />

Aber auch die Reinigungsbäder hatten<br />

nach der Jahrhundertwende in dem aufstrebenden<br />

Industrieort <strong>Benrath</strong> ihre Bedeutung.<br />

Der Verwaltungsbericht der Gemeinde<br />

<strong>Benrath</strong> von 1928 erwähnt z.B. zu<br />

den Werksbadeeinrichtungen, daß „auf 26<br />

industrielle Betriebe mitrd. 11.000 Arbeitnehmern<br />

43 Wannen- und 207 Brausebäder<br />

entfielen, die in 15.500 Fällen mtl. benutzt<br />

werden."<br />

Öffentliche Badeanstalten gab es im Ar-<br />

- 33 -<br />

beiterheim Telleringstraße (bis 17. 7. 1955)<br />

„Dieselbe ist seit 1924 in Betrieb und besitzt<br />

12 Brausen und 3 Wannenbäder. Im<br />

Jahr 1928 betrug die Zahl der verabfolgten<br />

Brausebäder 6940, die der Wannenbäder<br />

2429,"<br />

und in der kath. Schule Holthausen<br />

„Der Betrieb wurde im Jahre 1911 eingerichtet<br />

und besitzt 19 Brausen. Die Zahl<br />

der im Jahre 1928 verabfolgten Bäder betrug<br />

3973." Die Anlage wurde am l. 12.<br />

1966 geschlossen.<br />

Im April 1928 wurde sogar im Anbau des<br />

Hauses Gartenstr. 22 (heute Benrodestraße)<br />

eine Privatbadeanstalt errichtet,<br />

die neben den med. Bädern auch eine Anzahl<br />

Wannenbäder enthielt. Der Anbau<br />

steht heute noch und wird seit dem 2. Weltkrieg<br />

anderweitig genutz.<br />

1982 wurden in der Badeanstalt <strong>Benrath</strong><br />

nur noch 7 Wannenbäder und 11 Brausen<br />

gezählt. Die Auswirkungen des in der<br />

Nachkriegszeit erreichten Wohnkomforts<br />

mit Bädern und Duschen (1976 hatten im<br />

Stadtbezirk 9; 69,9 % aller dauernd bewohnten<br />

Wohnungen ein Bad) bekamen<br />

auch die städt. Bäder zu spüren; die Benutzungszahlen<br />

für Wannen- und Brausebäder<br />

gingen stark zurück. Dem Trend der<br />

Zeit entsprechend wurde auch in <strong>Benrath</strong><br />

auf einen Teil der Wannenbäder verzichtet<br />

und ein Krafttrainings- bzw. Fitneßraum<br />

eingerichtet.


Zur älteren Postgeschichte<br />

und zur Geschichte von<br />

Haus Spilles, einer<br />

früheren Posthalterei in<br />

<strong>Benrath</strong>.<br />

Zusammengestellt von Theo Fühles, anläßlich<br />

der Eröffnung von Haus Spilles im<br />

Jahre 1983.<br />

Als ich mich daranmachte, die Geschichte<br />

der alten Posthalterei in <strong>Benrath</strong> zu verfolgen,<br />

wurde mir deutlich, daß diese nur in<br />

Zusammenhang mit der früheren Postgeschichte<br />

unseres Landes zu sehen ist und<br />

eine Einordnung auch die Schilderung des<br />

Postwesens voraussetzt.<br />

Dokumente und Nachrichten über die Anfänge<br />

der Post in <strong>Benrath</strong> waren leider nur<br />

spärlich aufzufinden. Wir können aber die<br />

folgenden Ermittlungen aufgrund von<br />

Aussagen zur Postgeschichte Düsseldorfs,<br />

des Bergischen Landes und der sonstigen<br />

Nachbarschaft als gesichert ansehen.<br />

Die Entstehung des<br />

Postwesens<br />

„Jahrhunderte, bevor die Posten aufkamen,<br />

bestanden in den deutschen Ländern<br />

Botenanstalten. Sie waren teils von der<br />

Staatsgewalt, teils von kaufmännischen,<br />

wissenschaftlichen oder politischen Körperschaften,<br />

teils auch von einzelnen Privatunternehmern<br />

eingerichtet", so berichtet<br />

der Generalpostmeister Stephan (Berlin<br />

1859) in seiner Geschichte der Preußischen<br />

Post über das frühere Postwesen.<br />

Beliebt und sehr genutzt waren in der<br />

Frühzeit der Post die sogenannten „Metzgerposten".<br />

Private Briefe wurden gegen<br />

entsprechendes Entgelt Reisenden, Krä-<br />

- 35 -<br />

mern aber besonders auf Viehkauf die<br />

Lande durchwandernden „Metzgern" mitgegeben.<br />

Deren Ankunft bei Herbergen<br />

wurde bereits durch kleine Waldhörner angekündigt.<br />

1504 wurde die erste nachweisliche Postverbindung<br />

als kaiserliche Reichspost<br />

(Thurn und Taxis) errichtet, die das königliche<br />

Hoflager zwischen den Niederlanden<br />

mit der Residenz des Kaisers in Wien und<br />

den Höfen der Könige Frankreichs und<br />

Spaniens verband. Ab 1623 sind Briefbotenposten<br />

zwischen Emmerich und Frankfurt<br />

am Main und weiter zu verfolgen.<br />

1668 wurde in Düsseldorf Johann Maurenbrecher<br />

vom Pfalzgrafen Philipp Wilhelm<br />

die landesherrlichen Fahrposten zwischen<br />

Düsseldorf und Köln als vererbliches Privileg<br />

übertragen, nachdem er seit 1623 bereits<br />

regelmäßige Fahrposten von Düsseldorf<br />

nach Aachen und Wesel betreiben<br />

durfte. Herzog Philipp Wilhelm, Pfalzgraf<br />

bei Rhein, gab dazu am 8. Juni 1668 folgenden<br />

Erlaß zu Grimlinghausen:<br />

„Von gottes gnaden wir Philipp Wilhelm,<br />

Pfalzgraf bei Rhein etc. thuen kund etc.,<br />

dass wir für gut angesehen, dass unseren<br />

landen und unterthanen auch dem gemeinen<br />

wesen und commercien, sodan allen<br />

reisenden zu sonderlichen nutzen in unserer<br />

residenzstadt Düsseldorf eine wöchentliche<br />

und ordentliche postzufuhr angeordnet<br />

und eingerichtet, welche auch<br />

auf sichere und bestimbte zeit und tage abfahren<br />

und ankommen solle allermassen<br />

hernach beschrieben folget: Erstlich geht<br />

alle montag vormittag zu acht uhren ein<br />

wagen von acht personen von Düsseldorf<br />

uf Cölln ab, welcher selbigen abends für<br />

nachgesetzte verordnelte flacht die passagirer<br />

in Cölln richtig liefern soll, selbiger<br />

wagen dan auch anderen aus als dingstags<br />

zu acht uhren vormittags wieder von Cölln<br />

auf Düsseldorf abfahren und selbigen


abent die passagirer in Düsseldorf liefern<br />

wirt.<br />

So solle auch alle mittwoch morgens mit<br />

dem thoraufschUessen dergleichen wagen<br />

einer von bemelten Düsseldorf über Duisburg<br />

ufWesel abfahren, womit die passagirer<br />

ufWesel, Münster, Lünen, Hamm, Lipstadt,<br />

Rhittberg, Bielfeldt, Herfurt, Minden,<br />

Bremen und Hamburg, auch nachher<br />

Hannover, Hildesheim, Zell, Braunschweig,<br />

Wolfenbüttel, Helmstädt, Haiherstadt,<br />

Magdeburg, Brandenburg und<br />

Berlin, wie gleichfalls in Preußen und Pohlen<br />

für nachgesetzte ordentliche fracht in<br />

kurzer zeit wol accomodirt, übergeführt,<br />

und von ohrt zu ohrt forthefürdert werden<br />

können. Von diesen vorbenenten öhrteren<br />

kombt der postwagen alle donnerstag<br />

abends über Wesel und Duisburg zu Düsseldorf<br />

wieder an.<br />

So wirt auch zum zweitenmahl in der wochen<br />

als freitags frühe mit dem thoraufschUessen<br />

der postwagen von Düsseldorf<br />

ab auf Cölln gehen, und selbigen mittags<br />

die passagirer in Cölln lieferen, folgenden<br />

tags aber und also alle sambstag morgens<br />

zu 8. uhren von jetztbemelten Cölln wieder<br />

auf Düsseldorf abfahren, alles für<br />

nachfolgende verordnete fracht.<br />

Welcher sich nun dieser gelegenheit gebrauchen<br />

will, der hat sich in obgemelter<br />

unser residenz-stadt Düsseldorf anzugeben<br />

bei Johannem Maurenbrecher im<br />

postwagen auf der zollstrassen, wobei ferner<br />

alle nachricht zu erfahren sein wird.<br />

Geben Grimmlinghausen den 8. jun.<br />

1668."<br />

Man wird daraus schließen dürfen, daß<br />

der Postwagen schon vor dem Privileg in<br />

Betrieb war, aber jetzt ein besonderes Vorrecht<br />

erhielt, sehr zum Ärger der übrigen<br />

Fuhrleute Düsseldorfs, die in einer Beschwerde<br />

von 1672 sich über eine derartige<br />

Beschränkung ihres Gewerbes be-<br />

- 36 -<br />

klagten und im übrigen Maurenbrecher<br />

beschuldigten, alle Fuhren und Frachten<br />

an sich zu ziehen. Indem sie ihn als einen<br />

„der reformierten Religion zugetanen<br />

Menschen" zeichneten, suchten sie bei<br />

dem streng kath. Pfalzgrafen gegen ihn<br />

Stimmung zu machen, was ihnen aber<br />

nicht gelang.<br />

Später, und zwar im Jahre 1675, wurde die<br />

Nordstrecke bis Nymwegen ausgedehnt<br />

und brachte eine gute Verbindung nach<br />

Holland. Nebst Passagieren wurden in den<br />

sogenannten „Postkarrig" auch deren Güter<br />

und Gepäck befördert. 1739 konnte<br />

man in 3 Tagen von Düsseldorf nach Amsterdam<br />

reisen. Die eintägige Fahrt nach<br />

Aachen kostete l Reichstaler und Kosten<br />

für Zehrung und Nachtquartier.<br />

Die Kölner Linie wurde 1698 an Reinhard<br />

und Johann Dietrich Maurenbrecher auf<br />

24 Jahre verpachtet. Im Sommer sollten<br />

danach täglich 2 Postwagen und ein Rollwagen<br />

nach Köln und zurück verkehren.<br />

Später ging das Recht teilweise an Hermann<br />

Kremer bzw. noch später an Herrn<br />

Rettig über, so daß fast der gesamte Fahrpostbetrieb<br />

in den Händen der Familien<br />

Maurenbrecher und Rettig gelegen hat.<br />

Daneben verkehrte auf der Route Frankfurt-Köln<br />

auch die Thurn- und Taxissche<br />

Reichspost, die 1730 den Postbetrieb an<br />

das Reichsnetz anschloß und die Strecke<br />

bis Düsseldorf verlängerte. In einer im<br />

Hauptstaatsarchiv Düsseldorf aufbewahrten<br />

Posttaxordnung, die auf das Jahr 1698<br />

hinweist, sind jedoch schon die „Taxen für<br />

Personen und Pferd für die Strecke von<br />

Mannheim über Köln, Opiaden nach Düsseldorf"<br />

aufgeführt, so daß zu dieser Zeit<br />

schon regelmäßiger Postverkehr an <strong>Benrath</strong><br />

vorbei bestand. Damals stand noch<br />

das alte Wasserschloß. Die heutige B 8<br />

(Bonner Straße / Koblenzer Straße) führte<br />

noch nicht nördlich um den Schloßweiher


hemm, sondern nach Plänen von 1713 /<br />

1727 /1751 südwestlich am Rheinufer vorbei<br />

bis Urdenbach, dann in Höhe Rittersbergstraße<br />

/ Lüderitzstraße zur Koblenzer<br />

Straße. Mitten durch den Park führte aber<br />

ein Weg in Höhe Einmündung Pigageallee<br />

zum alten Wasserschloß und weiter zur<br />

Wallfahrtskapelle am Schwarzen Weg. Eines<br />

der alten Straßenbrückchen ist noch<br />

heute im Park zu erkennen. Es ist daher<br />

sicher anzunehmen, daß die Postfahrzeuge<br />

auf dem Weg nach Obladen (oder<br />

noch früher: Ubiaten) Post und Gäste<br />

auch für das Schloß ablieferten, sofern<br />

dies nicht Privatposten besorgten.<br />

Karte von 1751<br />

Den Brüdern Maurenbrecher war es<br />

durch Privileg gestattet, Postwagen, Rollwagen,<br />

Chaisen, Berliner Karossen und<br />

anderes Gefährt mit 4 Rädern und 2 Pferden<br />

zu führen. Innerhalb der Stadt wurden<br />

statt der Fuhrwerke teils Portechaisen<br />

benutzt. Unter Joh. Wilhelm hatte der<br />

Hofsattler Thiel die Berechtigung, 14Tragsessel<br />

zu halten. Bis zum Ende des 18.<br />

Jahrhunderts gab es noch Sesselträger in<br />

der Stadt Düsseldorf. Maurenbrecher<br />

hatte sein Stammhaus in der Zollstraße<br />

(En de Kanon).<br />

Einen Fahrplan können wir dem „Oekonomischen<br />

Taschenkalender für 1795", der<br />

in Düsseldorf bei Joh. Godfrid Vögemann<br />

erschien, entnehmen.<br />

Hierin ist über die uns interessierende Linie<br />

folgendes gesagt:<br />

„Nach Cöln über Mühlheim und Deutz in<br />

der Carlstadt im Kais. Reichs fahrenden<br />

Posthauß, samstags überDormagen, montags<br />

und mittwochs über Opladen, Mühlheim<br />

und Deutz, donnerstags über Dormagen,<br />

samstags über Opladen geht, korrespondiert<br />

mit dem Frankfurter Wagen.<br />

Nach Cöln auf der Citadelle bei H. Rettig,<br />

alleTage, wie bekannt, korrespondiert mit<br />

allen aus Cöln abfahrenden Postwagen.<br />

Nach Solingen geht ab hier (Df.) morgens<br />

7 Uhr mittwochs und samstags in vorgemelten<br />

Kais. Posthauß über Langen feld<br />

und kommt ändern Tags wieder hierher zurück".<br />

1780 war das Kaiserliche Königliche Oberpostamt<br />

(im Besitz der Thurn- und Taxis-<br />

Verwaltung) am Burgplatz, später an der<br />

Liefergasse bzw. am Karlplatz (Bilker<br />

Straße) und das Ober-Postamt am Maxplatz<br />

(Poststraße) untergebracht. 1858 siedelten<br />

beide zur Haroldstraße/Kasernenstraße<br />

über.<br />

Als Napoleon nach 1795 das Rheinland besetzte,<br />

war der Postbetrieb, auch der von<br />

Maurenbrecher, sehr gehindert. Das Haus<br />

Thurn und Taxis verlor 1806 das Postregal;<br />

Joachim Murat errichtete eine eigene Landespost.<br />

Napoleon erließ 1806 das Bergische<br />

Postgesetz und am 25. 02. 1809 die<br />

- 37 -


Bergische Postordnung. Sitz der Landespost<br />

wurde Düsseldorf. Eines der 6Arrondissements<br />

der neuen Verwaltungseinteilung<br />

von Kleve und Berg wurde Düsseldorf.<br />

Hierzu gehörte dann <strong>Benrath</strong>.<br />

In einem Zeitungsartikel „Die Sippe der<br />

Maurenbrecher" von Georg Spickhoff<br />

wird folgende lustige Begebenheit geschildert:<br />

„Eines Tages, so wird erzählt, ritt Murat<br />

mit großer Suite vom Schloß <strong>Benrath</strong>, wo<br />

er meist wohnte, nach Düsseldorf. Er rief<br />

seinen Postmeister Maurenbrecher zu sich<br />

und unterhielt sich mit ihm im Weiterreiten.<br />

Einem der besten Reiter der französischen<br />

Armee wollte er anscheinend M.<br />

seine Meisterschaft im Reiten zeigen und<br />

sprengte plötzlich mit rasender Schnelligkeit<br />

weiter. Der Postmeister aber, auch als<br />

tüchtiger Reiter bekannt, wich nicht von<br />

seiner Seite, und auf schaumbedeckten<br />

Rossen langten beide dicht nebeneinander<br />

vor dem Stadttor in Düsseldorf an,<br />

während das Gefolge weiter zurückgebliegen<br />

war."<br />

18 Minuten soll dieser Ritt gedauert haben<br />

(Hans Stöcker in RP vom 06. 08. 66)<br />

Ab 1808 wurde, nachdem Murat König<br />

von Neapel geworden war, das Großherzogtum<br />

Berg von Napoleon selbst regiert.<br />

Die Postanstalten nannten sich dann Kaiserlich-Französische-Postämter.<br />

1810<br />

wurde das Großherzogtum nach französischem<br />

Vorbild in 4 Departements eingeteilt.<br />

Zum Rheindepartement gehörte<br />

auch der Bezirk Düsseldorf u. a. mit dem<br />

Kanton Richrath, zu dem auch die Municipalität<br />

<strong>Benrath</strong> zählte. Als Napoleon 1813<br />

über den Rhein zurückgeschlagen wurde,<br />

ging die Zeit des Großherzogtums Berg zu<br />

Ende. In einer Übergangszeit gilt bis 1816<br />

wieder die Verwaltung der Post durch die<br />

Fürstliche Thurn- und Taxissche Generalpostdirektion<br />

in Frankfurt. Am 04. 06.<br />

1816 entsagt der Fürst Karl Alexander von<br />

Thurn undTaxis der Ausübung des Postregals<br />

in Berg und erhält als Entschädigung<br />

das Fürstentum Krotoschin in Posen. Die<br />

alten Herzogtümer in Kleve, Berg und Jülich<br />

gehen 1822 in die Rheinprovinz über.<br />

Ab 1816 untersteht das Oberpostamt dem<br />

Königlich Preuß. Generalpostamt in Berlin.<br />

Oberpostdirektior war wiederum ein<br />

Maurenbrecher. Im Regierungsbezirk<br />

Düsseldorf ist die OPD Düsseldorf seit<br />

dem l. l. 1850 Mittelinstanz für das Postund<br />

Telegraphenwesen. Heinrich Oskar<br />

Friedrich (1850-1879) löste die Maurenbrecher-Dynastie<br />

ab. Seit 1920 wird die<br />

Oberpostdirektion von einem Präsidenten<br />

geleitet; 1973 übernahm Dr. Walther Kohl<br />

dieses Amt. Er trat 1983 in den Ruhestand.<br />

Zu seinem Nachfolger wurde Dr.<br />

Manfred Bänsch berufen.<br />

- 40 -<br />

Die <strong>Benrath</strong>er<br />

Posthalterei<br />

In die Zeit von der Jahrhundertwende<br />

1800 bis 1850 fällt auch das Vorhandensein<br />

und die Bedeutung der Posthalterei in<br />

<strong>Benrath</strong>. Erste Pläne der Baulichkeiten<br />

auf dem Grundstück <strong>Benrath</strong>er Schloßallee<br />

93 (Haus Spilles) stammen aus 1797.<br />

Erstmals sind in dem Plan von Wiebeking<br />

Gebäulichkeiten auf der Nordseite der<br />

<strong>Benrath</strong>er Schloßallee zu ersehen. Das<br />

Schloß war 1770 fertiggestellt worden. Es<br />

lag gewiß nahe, nunmehr auch für Beförderungs-<br />

und Übernachtungsmöglichkeiten<br />

des Personenkreises außerhalb der<br />

Hofhaltung entsprechende Möglichkeiten<br />

einzurichten. Der Baustil der Fachwerkremise<br />

sowie der Umstand, daß die Remise<br />

eine Barock-Vorsatzfassade hatte, läßt<br />

vermuten, daß nach dem Bau des neuen


<strong>Benrath</strong>er Jagdschlosses, etwa um 1780<br />

eine Pferdewechselstation geschaffen<br />

wurde. Die Fassade an der dem Schloß zugekehrten<br />

Giebelfront wurde kaschiert,<br />

um so das damals als ärmlich angesehene<br />

Fachwerk zu verdecken. (H. Milles 1980<br />

in „Haus Spilles aus der Sicht des Denkmalschutzes")<br />

Im Plan von 1771 (Brosy) sind Gebäude<br />

noch nicht eingetragen; aber in einem<br />

Plan von Wiebel/Couven aus dem Jahre<br />

1806 (Original im Hauptstaatsarchiv) sind<br />

erstmals ganz klar die Gebäulichkeiten zu<br />

erkennen und zwar Haupt und Nebenflügel<br />

(Remisen). Planunterlagen von 1819<br />

von Windgassen gezeichnet nach Unterlagen<br />

von 1806, zeigen ebenfalls die Gebäude<br />

und bringen erst- und einmalig die<br />

Bezeichnung „Posthalterexpedition". Eingezeichnet<br />

ist in den Plänen von 1806 auch<br />

Plan von 1806<br />

- 41 -<br />

das Nachbargebäude „Zur Linde". Der erste<br />

Bau muß um 1801 (laut Hausinschrift)<br />

erstellt worden sein. Es ergibt sich aus der<br />

zeichnerischen Darstellung des Gesamtkomplexes,<br />

daß Spilles und „Zur Linde"<br />

früher evtl. eine wirtschaftliche Einheit<br />

gewesen sein könnten.<br />

Nachdem das Fürstlich Thurn- und Taxissche<br />

Zentralarchiv auf Anfrage am 29. 12.<br />

1982 mitgeteilt hat, daß zu Zeiten der Kaiserlichen<br />

Reichspost vor 1806 keine Stationsakten<br />

von <strong>Benrath</strong> vorliegen, ist anzunehmen,<br />

daß die Station erst unter Napoleon<br />

errichtet worden ist. Jedenfalls ist<br />

bestätigt, daß vom l. 12. 1813 bis l. 7. 1816<br />

eine Fürstlich Thurn- und Taxissche Postanstalt<br />

eingerichtet war, die spätere (1816)<br />

Königlich Preußische Postanstalt. In einer<br />

Einwohnerliste <strong>Benrath</strong>s von 1814, entnommen<br />

aus einem Adreßbuch, welches


als „Taschenbuch überall bei den Herren<br />

Kommissairen und im Buchladen für 2<br />

Thaier erhältlich" war, und im Düsseldorfer<br />

Adreßbuch von 1828 finden wir Josef<br />

Heubes, den Bruder von Pastor Heubes<br />

(Pfarrer an St. Cäcilia von 1804-1863), als<br />

Postwärter und Gastwirth verzeichnet.<br />

1835 war der Bürgermeister Fr. Adolph<br />

Schieß Postexpediteur in <strong>Benrath</strong>.<br />

In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts<br />

taucht der Name Hesse auf. Mit dem Hof<br />

aus Berlin kam auch Gottlieb Hesse -<br />

wahrscheinlich als Küchenchef - nach<br />

<strong>Benrath</strong>. Um 1805 in Berlin geboren, heiratete<br />

er l. l. 1833 in St. Maximilian zu<br />

Düsseldorf Katharina Weyhe, Schwester<br />

des Gartenbaudirektors Maximilian Friedrich<br />

Weyhe, des Schöpfers des Hofgartens<br />

und der Anlagen von Schloß Mickeln. Die<br />

Mutter Weyhe's, eine geborene Lenne<br />

lebte als Witwe des Brühlers Hofgärtners<br />

- 43 -<br />

bei ihrer Tochter in <strong>Benrath</strong>, sie verstarb<br />

1837. Ihr Grabstein ist heute noch auf dem<br />

kath. Friedhof in <strong>Benrath</strong> zu sehen. Das<br />

von Hesse betriebene Hotel im Posthaltergebäude<br />

hieß zu dieser Zeit „Rheinischer<br />

Hof".<br />

Anzeigen aus dieser Zeit in der Düsseldorfer<br />

Zeitung belegen auch eine rege Ausstrahlung<br />

nach Düsseldorf. Feststehen<br />

dürfte, daß Hesse keinen Neubau errichtet<br />

hat, sondern im Alter von ca. 28 Jahren<br />

die Bewirtschaftung übernahm. Später<br />

baute Hesse ein neues Hotel an der<br />

Hauptstraße/Heubesstraße. Dieses „Hotel<br />

Hesse" war lange bis in unser Jahrhundert<br />

hinein ein beliebter gesellschaftlicher<br />

Treffpunkt.<br />

Wie rege die <strong>Benrath</strong>er Poststation in Anspruch<br />

genommen worden sein muß, zeigen<br />

Fahrpläne aus dem „Adreßkalender<br />

für Geschäftleute von 1833"


- 44 -


Danach war <strong>Benrath</strong> Station von<br />

- Reitenden Posten<br />

Nach und von Frankfurt und Düsseldorf:<br />

Abgang täglich 11 abends, Ankunft<br />

6-8 abends<br />

- Fahrende Posten<br />

1. Df.-Frankfurt = 3 x wöchentlich mit<br />

Anschluß nach Baden, Würtenberg, Elsaß,<br />

Schweiz, Bayern, Österreich,<br />

Italien.<br />

2. Nach und von Solingen = 3 x wöchentlich,<br />

Abfahrt jeweils 5 Uhr abends,<br />

Ankunft jeweils 9 1/2 Uhr vormittags<br />

- Personen-SchneIl-Posten<br />

Nach und von Köln = 3 x täglich<br />

Fahrzeit ca. 8 Stunden mit Anschlußmöglichkeiten<br />

nach Koblenz und<br />

Frankfurt (Stadtgeschichte Most.)<br />

Von 1823 liegt eine Porto-Taxe für das Königliche<br />

Oberpostamt Düsseldorf vor. Danach<br />

wurden „Brief-, Silber- und Goldtaxen<br />

sowie solche für kaufmännische Waren<br />

und Victualien" festgelegt. Das Porto für<br />

einen Brief von Düsseldorf nach <strong>Benrath</strong><br />

betrug l Silbergroschen.<br />

- 45 -<br />

Die Zeit der Posten hörten schlagartig mit<br />

dem Bau der Köln-Mindener Eisenbahn,<br />

die auch <strong>Benrath</strong> berührte, um 1847 auf.<br />

Posthaltereien waren nur noch in Orten<br />

ohne Eisenbahnstation wirtschaftlich.<br />

Das Hotel „Rhein. Hof", in der 2. Hälfte<br />

des 19. Jahrhunderts von Walther Clees<br />

bewirtschaftet, wußte schon mit der Werbung<br />

„in der Nähe des Bahnhofes gelegen"<br />

auf sich aufmerksam zu machen. Alles<br />

konzentrierte sich auf die neuen Verkehrsknotenpunkte;<br />

Postkutschen waren<br />

nur noch privat gefragt. Auch die Nutzung<br />

der ehemaligen Posthalterei änderte sich.<br />

1892 war ein Jos. Beisenherz zu Dortmund<br />

Eigentümer. Um 1900 ging das Eigentum<br />

an den Bierverlag „Spilles" über,<br />

der dem Haus bis heute seinen Namen<br />

gab. Der Bierhändler Spilles war weit bekannt,<br />

weil er auch Bier aus fremden Ländern<br />

importierte. Das Haus hat jetzt die<br />

Rezeichnung <strong>Benrath</strong>er Schloßallee 93<br />

(früher Nr. 38); vor der Eingemeindung:<br />

Düsseldorfer Straße 165. Das Hauptgebäude<br />

wurde bis in die 70er Jahre zu<br />

Wohnzwecken genutzt. Die Stadt übernahm<br />

das Grundstück schon 1935; heute<br />

ist das Jugendamt Verwalter.


Haus Spilles vor der Renovierung<br />

1976 empfiehlt die Bezirksvertretung 9<br />

dem Rat die Restaurierung und die Einrichtung<br />

als Jugendzentrum. Erst im Dezember<br />

1981 konnte mit Finanzierungshilfe<br />

der Stadtsparkasse Düsseldorf der<br />

Umbau begonnen und im Juni 1983 eröffnet<br />

werden. Insgesamt stehen 387 qm Flä-<br />

- 46 -<br />

Foto: Norbisrath<br />

ehe und das Außengelände an der Schloßparkstraße<br />

zur Verfügung. Die Gesamtbaukosten<br />

betrugen 1,6 Millionen DM.<br />

Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten - auch<br />

für die Allgemeinheit - haben „Cafe Spilles"<br />

zu einem beliebten Freizeitzentrum<br />

werden lassen.<br />

Preußische Postillione, 1827. Aquarell von G. Müller


Quellen und Literatur<br />

Ungedruckte Quellen<br />

Nordrhein-Westfälisches Hauptstaatsarchiv<br />

Düsseldorf, Bestand Jül.-Berg II Nr.<br />

4477 und 4816 und Plan XI/32 Stadtmuseum<br />

Düsseldorf, Plan Windgassen 1819<br />

Fürst von Thurn und Taxis Zentralarchiv,<br />

Regensburg, 725/B 56<br />

Familienarchiv Hans Heubes, Düsseldorf-<br />

<strong>Benrath</strong><br />

Milles, H., Spilles aus der Sicht des Denkmalschutzes,<br />

Stadt Düsseldorf, Amt 51,<br />

1980<br />

Literatur<br />

Geschichte der Stadt Düsseldorf<br />

1. Bd. Von den Anfängen bis 1815 von<br />

Friedrich Lau,<br />

2. Bd. Von 1815 bis zur Einführung der<br />

rhein. Städteordnung (1856) von Otto<br />

Most<br />

Düsseldorf 1921<br />

Postgeschichte am Niederrhein, hrsg. von<br />

der Gesellschaft für Deutsche Postgeschichte<br />

e.V. Düsseldorf <strong>Heft</strong> 1/1982 und<br />

Sammelband 1982<br />

Galerie der Postgeschichte, <strong>Historisch</strong>e<br />

Postkarten, Deutsche Postreklame GmbH<br />

Frankfurt, <strong>Benrath</strong>er Heimatgeschichte,<br />

hrsg. vom <strong>Benrath</strong>er Kulturkreis der Heimatgemeinschaft<br />

Groß-<strong>Benrath</strong>,<br />

Neuauflage Düsseldorf 1974<br />

Redlich, 0.<br />

Das Haus „in der Kanon" in der Zollstraße<br />

als Ausgangspunkt des niederrheinischen<br />

Postverkehrs. In: Alt-Düsseldorf,<br />

Monatsschrift, H. 3/1924, S. l ff.<br />

Hinrichs, F.<br />

Thurn und Taxis im Bergischen Land, 6.<br />

<strong>Heft</strong> 1968 im Selbstverlag.<br />

- 47 -<br />

Spieckhoff, G.<br />

Die Sippe der Maurenbrecher, Rheinische<br />

Post 29. 02. 1964<br />

Stöcker, H.<br />

Die Kanone war ihr Kennzeichen, Rheinische<br />

Post 29. 02. 1964<br />

Schonauer, H.<br />

Die Passagirer in Cölln richtig liefern,<br />

Rheinische Post 0. 06. 1968<br />

Spies, Th.<br />

En de Kanon „Das Tor" hrsg. Düsseldorfer<br />

Jonges 1976 <strong>Heft</strong> 12<br />

Dr. Blech H.<br />

Noch aus der Postkutschen-Zeit, Rheinische<br />

Post/<strong>Benrath</strong>er Tageblatt vom 05. 11.<br />

1977<br />

Bützer, A.<br />

Serie im <strong>Benrath</strong>er Tageblatt 1968, neu<br />

veröffentlicht Rheinische Post/<strong>Benrath</strong>er<br />

Tageblatt am 11. 02. 83


Die <strong>Benrath</strong>er Bahnhöfe<br />

im Wandel der Zeiten<br />

Über <strong>Benrath</strong>er Bahnhöfe zu berichten,<br />

bedeutet in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

zurückblättern.<br />

<strong>Benrath</strong> war verkehrsmäßig immer gut an<br />

die Lebensader des Bergischen Landes,<br />

nämlich an die Nord-Süd Straßenverbindung<br />

von Frankfurt nach Arnheim angeschlossen.<br />

Der Post- und Postkutschenverkehr<br />

mit Nah- und Fernverbindungen berührte<br />

seit Jahrhunderten auch <strong>Benrath</strong>.<br />

So war es im Zeitalter der Eisenbahnen<br />

nicht verwunderlich, daß die neuen Schienenstraßen<br />

auch über <strong>Benrath</strong> führten.<br />

Die erste Eisenbahn im Düsseldorfer<br />

Raum führte von Düsseldorfer über Erkrath<br />

nach Elberfeld (1838). Aber bereits<br />

1841 erteilte das Preußische Finanzministerium<br />

der Rhein. Eisenbahngesellschaft<br />

die Genehmigung zum Bau einer Bahn<br />

von Köln über Düsseldorf bis Minden.<br />

Um die Bahn finanzieren zu können, forderte<br />

1841 der Oberbürgermeister von<br />

Düsseldorf, Joseph von Fuchsius (1833-<br />

1848), zur Zeichnung von Aktien zu je 250<br />

Thaiern auf. Auch <strong>Benrath</strong>er zeichneten,<br />

jedoch unter der Auflage, daß die Eisenbahnlinie<br />

über <strong>Benrath</strong> geführt werden<br />

müsse. Aber nicht alle jubelten über das<br />

neue Dampfroß. Als im April 1842 in <strong>Benrath</strong><br />

die Absteckung der Trasse erfolgte,<br />

gab es lautstarke Proteste. Freundliches<br />

Einwirken auf die betroffenen Grundstückseigentümer<br />

hatte nur in wenigen<br />

Fällen Erfolg. 56 Eigentümer im <strong>Benrath</strong>er<br />

und Garather Bereich erhoben im<br />

November 1844 Einspruch gegen die Inanspruchnahme<br />

ihrer Grundstücke. Schon 2<br />

Monate später wurde vom Düsseldorfer<br />

Landgericht die Enteignung ausgesprochen.<br />

Auch die Anträge auf Verlegung des<br />

Bahnhofes zur Südseite der Hildener<br />

Straße wurden abgelehnt.<br />

Idyll am Bahnhof. Oelgemälde v. unbekanntem Künstler<br />

- 49 -


Für die Verlegung von 2 Gleispaaren<br />

mußte ein Damm zwischen Garath und<br />

<strong>Benrath</strong> geschüttet werden, erneut ein Anlaß<br />

für viel Ärger um notwendige Untertunnelungen<br />

zur Erhaltung der Wegeverbindungen.<br />

Es wurde aber zügig gebaut.<br />

Schon im Mai 1845 war der gesamte<br />

Dammunterbau zwischen Deutz und<br />

Duisburg fertig. Am 15. Dezember 1845<br />

konnte die Strecke Deutz-Düsseldorf bereits<br />

eingeweiht werden. Im Programm für<br />

die feierliche Eröffnung heißt es u.a.:<br />

„Die zu den Festfahrten eingeladenen Behörden<br />

und Gäste von Düsseldorf versammeln<br />

sich auf dem dortigen Bahnhofe der<br />

Cöln-Mindener Eisenbahn um 7 1/2 Uhr<br />

morgens, wo sie von einer Deputation der<br />

Direktion empfangen werden.<br />

Der Festzug setzte sich um 8 Uhr unter<br />

Abfeuerung von Geschütz-Salven und in<br />

Begleitung eines Musikchors zur Fahrt<br />

nach Deutz (Cöln) in Bewegung und<br />

nahm auf den Bahnhöfen bei <strong>Benrath</strong>,<br />

Langenfeld, Küppersteg und Mühlheim<br />

die Eingeladenen aus der Umgebung, welche<br />

sich an diesen Stellen zeitig eingefunden<br />

haben, auf. Ankunft auf dem Bahnhofe<br />

zu Deutz 9 1/2 Uhr".<br />

Die normale Fahrzeit von Düsseldorf<br />

nach <strong>Benrath</strong> betrug damals 18 Minuten.<br />

Der Bau der Eisenbahn ermöglichte es,<br />

von <strong>Benrath</strong> aus mit einem durchgehenden<br />

Eilzug in der erstaunlichen Zeit von<br />

16 Stunden Berlin zu erreichen.<br />

„Der neue kleine Bahnhof war festlich geschmückt<br />

mit Fahnen undTannengrün und<br />

die tausendköpfige erwartungsvoll harrende<br />

Menge brach in lauten Jubel aus,<br />

als pfeifend, fauchend und zischend und<br />

große schwarze Rauchwolken ausstoßend<br />

die bekränzte Lokomotive die Wagen mit<br />

der Festgesellschaft in den Bahnhof<br />

schleppte".<br />

(v. Galera im BT ohne Datum - Archiv<br />

Heimatgemeinschaft -)<br />

- 50 -<br />

Mit der alten Eisenbahnzeit verbinden<br />

sich eine Reihe köstlicher Erinnerungen.<br />

Gebrechliche Personen und Betrunkene<br />

durften nicht befördert werden. Das lag<br />

in erster Linie daran, daß die Abteile nicht<br />

durchgehend waren und der Kondukteur,<br />

wie man den Schaffner nannte, keine Aufsichtsmöglichkeit<br />

hatte. Ein ganz heikles<br />

Problem war die Toilettenfrage. Es gab<br />

nur einen Wagen im gesamten Zuge, der<br />

diesen gewissen Ort mit sich führte. Ein<br />

Reisender konnte nur dann zur Toilette,<br />

wenn der Zug einen Bahnhof erreicht<br />

hatte und das Aussteigen möglich war. Natürlich<br />

war er dann meistens nicht der einzige<br />

und so stand man vor diesem berühmten<br />

Wagen regelrecht Schlange.<br />

Auch organisatorisch war früher manches<br />

anders als heute. Alte <strong>Benrath</strong>er können<br />

sich noch erinnern, daß die Bahnhofsvorsteher<br />

damals eine Uniform trugen, die<br />

sich kaum von der eines preußischen Offiziers<br />

unterschied. Dreispitz, Koppel und<br />

langer Säbel gehörten zur Würde des Leiters<br />

des „Expeditionslokals", wie der<br />

Bahnhof genannt wurde.<br />

<strong>Benrath</strong>er Tageblatt vom 7. 12. I960


Der nebenstehende Plan zeigt die Lage<br />

des Bahnhofes nördlich der Hildener<br />

Chaussee mit schienengleichem Übergang.<br />

Daneben fuhr seit 1889 über ein eigenes<br />

Überführungsbauwerk die elektrische<br />

Berg. Kleinbahn von Düsseldorf<br />

über <strong>Benrath</strong> nach Vohwinkel. Sie beförderte<br />

noch bis in die 3öer Jahre unseres<br />

Jahrhunderts Güter auf Tiefladern bis<br />

nach Niederheid.<br />

Vom idyllischen Kleinstadtbahnhof <strong>Benrath</strong><br />

sind 2 Ansichten von der Vorderseite<br />

und Rückfront aus der Zeit kurz nach der<br />

Jahrhundertwende abgebildet.<br />

Mit Inbetriebnahme der Eisenbahn begann<br />

für <strong>Benrath</strong> das Zeitalter der Industrialisierung.<br />

Wenn sich bis 1865 nur wenige<br />

Firmen ansiedelten, so wurde in den<br />

70er Jahren mit dem Bau der Flender-<br />

'schen Werke südlich der Bahn der Anstoß<br />

für viele Werksgründungen gegeben (Capito<br />

& Klein, Demag, Baicke &Tellering).<br />

Auf Anregung von Hermann Heye ist 1898<br />

die Industrieterrains AG Düsseldorf Reisholz<br />

- IDR - gegründet worden, die sich<br />

u.a. der Erschließung von Industriegrundstücken<br />

und der Anlage von Bahnhöfen<br />

und dem Bau und Betrieb von Anschlußbahnen<br />

widmen sollte. Alsbald fand man<br />

heraus, daß weitere Erschließungsgleise<br />

nur unter erschwerten Bedingungen aus<br />

dem Bahnhof <strong>Benrath</strong> herausgeführt werden<br />

konnten. Als die bessere Lösung -<br />

auch grundstücksmäßig - bot sich der<br />

Bahnhof Reisholz an. Er wurde in ;iller<br />

Eile gebaut und bereits am 15. 6. 1899<br />

- 51 -


T<br />

Vorderfront<br />

Rückseite<br />

Bahnhof <strong>Benrath</strong> am Rhein<br />

- 52 -


dem Verkehr übergeben. Er erhielt schon<br />

zu dieser Zeit die Bezeichnung „Düsseldorf-Reisholz".<br />

Wenn auch die Eingemeindungen<br />

1908/1909 noch keine offizielle<br />

Bindung an Düsseldorf brachte, so<br />

war jedoch der Wille nach Zugehörigkeit<br />

zur Großstadt klar zu erkennen. Ältere<br />

Mitbürger behaupteten, mit dieser Benennung<br />

wäre der Grundstein für die Eingemeidung<br />

von <strong>Benrath</strong> (einschl. Reisholz)<br />

im Jahr 1929 gelegt worden.<br />

Schon Anfang des Jahrhunderts wickelte<br />

sich ein reger Personen- und Güterverkehr<br />

auf beiden Bahnhöfen ab. Im Rechnungsjahr<br />

1907 wurden in <strong>Benrath</strong><br />

250.488 Personen abgefertigt, in Reisholz<br />

115.955. Der Güterverkehr betrug in <strong>Benrath</strong><br />

184.260, in Reisholz 220.760 ankommende<br />

Wagenladungen. Bereits im Verwaltungsbericht<br />

von 1908 stand zu lesen:<br />

„Die Bahnhofsanlagen in <strong>Benrath</strong> vermögen<br />

schon seit langem den umfangreichen<br />

Verkehr nicht mehr so zu bewältigen, wie<br />

- 53 -<br />

es im Interesse des reisenden Publikums<br />

und der Geschäftswelt zu wünschen wäre.<br />

Auch die im Jahre 1907 erfolgte Erweiterung<br />

des Personalbahnhofes durch Anlage<br />

einer Unterführung usw. vermochte den<br />

vielfachen Übelständen nicht vollständig<br />

abzuhelfen. Man hofft daher allgemein,<br />

daß die dem Vernehmen nach wegen<br />

durchgreifender Erweiterung oder Verlegung<br />

des hiesigen Bahnhofes schwebenden<br />

Verhandlungen baldiger Verwirklichung<br />

entgegengehen".<br />

Aber der l. Weltkrieg und die Nachkriegszeit<br />

ließen trotz erhöhter Frequentierung<br />

Neubauten nicht zu. 1919-1925 erlebt der<br />

Personenbahnhof <strong>Benrath</strong> seine Höchstbelastung.<br />

Er wurde Endbahnhof der englischen<br />

Besatzungszone. Die Verbindung<br />

nach Düsseldorf (Wersten) und Übergang<br />

zur französischen Zone in Holthausen war<br />

nur durch Umsteigen in die Straßenbahn<br />

möglich. Schmuggel und Schwarzmarkt<br />

blühten wie nie.


Allmählich kam auch der Gedanke des<br />

Bahnhof-Neubaues wieder auf. 1928 heißt<br />

es im Verwaltungsbericht:<br />

„Im vergangenen Jahr gab die Reichsbahn<br />

auch ihr Projekt, die Strecke Dortmund-<br />

Köln 4-gleisig auszubauen, bekannt. Dieses<br />

Projekt sieht vor, den Gleiskörper im<br />

Amtsgebiet <strong>Benrath</strong> durchschnittlich um<br />

etwa 2,70 m höher zu legen und die Planübergänge<br />

durch Wegeunterführungen zu<br />

ersetzen. Außerdem werden die Bahnhöfe<br />

<strong>Benrath</strong> und Reisholz neu erbaut. Der<br />

Bahnhof <strong>Benrath</strong> wird in der Achse der<br />

Heubesstraße und der Bahnhof Reisholz<br />

auf der östlichen Seite der Reichsbahn errichtet.<br />

Der jetzige Bahnhof Reisholz<br />

wird in großen Abmessungen als Verschiebe-Bahnhof<br />

erweitert. Die beiden<br />

Güterbahnhöfe <strong>Benrath</strong> und Reisholz<br />

werden durch den Neubau eines Güterbahnhofes<br />

auf der westlichen Seite der<br />

Reichsbahn zwischen Birken- und Feldstraße<br />

(heute Nürnberger Straße und<br />

Bromberger Straße) zusammengelegt.<br />

Damit waren größere Eingriffe in das<br />

Ortsbild erforderlich.<br />

Die abgebildeten Lagepläne lassen erkennen,<br />

daß mit der Verlegung des Bahnhofes<br />

die Heubesstraße zur hervorragenden Verbindung<br />

zwischen Schloß und Bahnhof<br />

- 54 -<br />

wurde. Mit der Tieferlegung der Hildener<br />

Straße im Bereich der Gleise wurde es erforderlich,<br />

die Itter in ein neues Bett etwas<br />

südlicher zu verlegen. Am 11. Mai<br />

1932 wurde der neue <strong>Benrath</strong>er Bahnhof<br />

eröffnet. Hierzu schrieb das <strong>Benrath</strong>er Tageblatt:<br />

„Wie sich der Bahnhof heute dem Beschauer<br />

von außen in seiner stolzen Front<br />

bietet, ist er einer der schönsten Punkte<br />

<strong>Benrath</strong>s geworden. Der Bahnhofsneubau<br />

steht in der Achse der Heubesstraße,<br />

und zwar, wie gleich auffällt, in einer Verschiebung,<br />

die der künftigen Breite der<br />

Heubesstraße als Zugangsstraße zum<br />

Bahnhof angepaßt ist. Man sieht aber an<br />

den Plänen, daß nichts für den Augenblick,<br />

sondern daß schon für die Zeit der<br />

siebziger und achtziger Jahre gedacht ist.<br />

Die Bahnhofsrestauration kann sich wahrhaftig<br />

sehen lassen. Sie sticht merklich<br />

von dem ab, was einem so als Bahnhofwirtschaften<br />

im Geiste vorschwebt. Die<br />

fein ausgestatteten Räume nehmen es mit<br />

jedem Lokal in <strong>Benrath</strong> auf. Alles in allem<br />

ist der neue Bahnhof eine wunderschöne<br />

Anlage, auf die <strong>Benrath</strong> stolz sein darf".<br />

Den älteren Bürgern <strong>Benrath</strong>s ist das<br />

große Rosenrondell vor dem Bahnhof sicher<br />

noch in angenehmer Erinnerung.


Die Jahre 1933/1934 brachten in Reisholz<br />

mit dem Bau der neuen Unterführung an<br />

der Henkelstraße große Unruhe. Nach 7monatiger<br />

Bauzeit - verbunden mit vielen<br />

Umleitungen - wurde sie am 28. 2. 1934<br />

für den allgemeinen Verkehr freigegeben.<br />

Das <strong>Benrath</strong>er Tageblatt schrieb damals:<br />

„Um so größer ist die Freude für die Bewohner<br />

von Hassels und Reisholz sowie<br />

die vielen Automobilisten, daß endlich der<br />

Weg wieder frei ist.<br />

Von der Brücke grüßten große Fahnen.<br />

Auf dem westlichen Gleis hatte eine Lokomotive<br />

Aufstellung genommen. Noch einmal<br />

wurden die Sperrschilder in den Vordergrund<br />

gerückt und ein weißes Band gezogen.<br />

Vertreter des Reichsbahnneubauamtes<br />

II, der örtlichen Bauleitung und<br />

zahlreiche Anwohner, vor allem auch die<br />

Jugend, die sich bis dicht an die Brückenrampen<br />

drängte, fand sich ein. Der Photograph<br />

knipste. Mit dem Glockenschlag 3<br />

Uhr durchfuhr ein Personenkraftwagen<br />

das weiße Band: die Straße war offiziell<br />

freigegeben".<br />

Am 3. Dezember 1934 konnte nach 14-monatiger<br />

Bauzeit auch das neue Empfangsgebäude<br />

des Bahnhofes Düsseldorf-Reisholz<br />

seiner Bestimmung übergeben werden.<br />

„Der Bau", so schrieb das <strong>Benrath</strong>er<br />

Tageblatt, „stellte eine willkommene Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />

dar".<br />

Glanzpunkte in der Geschichte des <strong>Benrath</strong>er<br />

Bahnhofes war sicherlich die Ankunft<br />

von hohen Staatsbesuchern. Zwei<br />

Beispiele sollen hier aufgezeigt werden:<br />

Zum Herbstmanöver 1884 besuchte Kaiser<br />

Wilhelm I. <strong>Benrath</strong>. In der Chronik<br />

der Evgl. Schule Urdenbachs steht hierüber<br />

zu lesen:<br />

„Tausende waren am 14. September in<br />

<strong>Benrath</strong> zusammengeströmt, um den Kaiser<br />

zu sehen. Doch warteten sie an diesem<br />

Tag vergebens auf seine Ankunft, denn<br />

Wilhelm I. reiste am 15. September von<br />

- 55 -<br />

Berlin aus zur Dreikaiserzusammenkunft<br />

- Deutschland, Österreich, Rußland -<br />

nach Skiernievice bei Warschau. In <strong>Benrath</strong><br />

traf er mit einem Extrazug deshalb<br />

erst am 18. September ein. Am 14. waren<br />

u. a. bereits nach <strong>Benrath</strong> gekommen: die<br />

Kronprinzessin mit Prinzessin Victoria,<br />

von England kommend; Prinz Wilhelm,<br />

von Berlin kommend; der Kronprinz und<br />

Prinz Heinrich, von Süddeutschland kommend;<br />

die Kaiserin traf am 17. von Koblenz<br />

aus in <strong>Benrath</strong> ein".<br />

Am 25. Mai 1965 besuchte Königin Elisabeth<br />

II. von England das <strong>Benrath</strong>er<br />

Schloß. Ministerpräsident Meyers empfing<br />

„Ihre Majestät" auf dem festlich geschmückten<br />

Bahnsteig. Selbstverständlich<br />

waren rote Teppiche ausgelegt, das Innere<br />

des Bahnhofes war farblich auf Hochglanz<br />

gebracht und die unansehnliche Industrie-<br />

Seite der Gleise durch eigens hergebrachten<br />

eleganten D-Zug verdeckt.<br />

Mit der neuen Verkehrsplanung für die<br />

Verbindung nach Garath verschwand der<br />

Bahnhof weitestgehend hinter einemTrogbauwerk.<br />

1974 bot diese Form ein Optimum an finanzierbarem<br />

Lärmschutz. Heute würde<br />

man sicherlich eine bessere städtebauliche<br />

Lösung z.B. Tieflage mit Deckel, wie sie<br />

in Wersten im Zuge der A 46 gebaut und<br />

finanziert worden ist, wählen.<br />

In die Reihe der Bahnhöfe des Düsseldorfer<br />

Südens gesellte sich 1967 mit der Inbetriebnahme<br />

der S-Bahn zum neuen Stadtteil<br />

Düsseldorf-Garath der Bahnhof im<br />

Zentrum Garaths. Was 1896/1898 in Verhandlungen<br />

ergebnislos blieb, wurde mit<br />

der Errichtung einer Trabantenstadt<br />

zwangsläufig. Mit der weiteren Ausdehnung<br />

der Bebauung nach Hellerhof<br />

konnte 1985 auch die neue S-Bahnstation<br />

Düsseldorf-Hellerhof in Betrieb genommen<br />

werden.<br />

Theo Fühles


Quellenverzeichnis<br />

- <strong>Benrath</strong>er Tageblatt vom l. 5. 1935,<br />

l. 7. 1936 und 3. 4. 1965<br />

- <strong>Benrath</strong>er Tageblatt: „Aus vergilbten<br />

Zeitungsbänden"<br />

- Dr. K. S. von Galera „Der Bau der<br />

Eisenbahn" veröffentlich im <strong>Benrath</strong>er<br />

Tageblatt (ohne Datum)<br />

Archiv der Heimatgemeinschaft<br />

- Anke und Hans Schriefers „<strong>Benrath</strong> in<br />

alten und neuen Bildern" 1980 Gronenberg-Verlag,<br />

Gummersbach<br />

- Verwaltungsbericht der Gemeinde <strong>Benrath</strong><br />

1908/1909<br />

- Eröffnungsprogramm 15. 12. 1845,<br />

Abschrift im Archiv der Heimatgemeinschaft<br />

- H. J. Neisser „IDR Düsseldorf-Reisholz<br />

AG" Neun Jahrzehnte Stadtentwicklung<br />

1984Tritsch-Verlag Düsseldorf<br />

- 56 -


Das alte <strong>Benrath</strong>er<br />

Krankenhaus an der<br />

Hospitalstraße<br />

Zu den <strong>Benrath</strong>er Gemeindebauten gehört<br />

auch das alte Krankenhaus an der<br />

Hospitalstraße. Die kurze Erläuterung im<br />

Adreßbuch:<br />

„Durch die Ortskrankenkasse <strong>Benrath</strong><br />

1892 unter Leitung der Barmherzigen<br />

Schwestern gegründetes Krankenhaus,<br />

seit 1914 Eigentum der Gemeinde <strong>Benrath</strong>"<br />

gab Veranlassung, in den Archiven nach<br />

Material über die Geschichte dieses Hauses<br />

zu suchen. Hier das Ergebnis meiner<br />

Recherchen:<br />

Begonnen hat die Krankenversorgung in<br />

<strong>Benrath</strong> am l. 5. 1864, als die Genossenschaft<br />

der armen Dienstmägde Jesu Christi<br />

aus Dernbach sich auch bei uns niederließ<br />

und zwar in einem bescheidenen<br />

Haus, das auf dem heutigen Marktplatz<br />

gelegen war. Die Haupttätigkeit der<br />

Schwestern galt der Krankenpflege. Sie<br />

gingen in die Häuser armer Kranker und<br />

verrichteten dort Hausarbeit, wo Not<br />

herrschte. Zwei von den vier Schwestern<br />

übten ambulante Krankenpflege aus (BT<br />

2. 5. 1964).<br />

Am 3. 7. 1891/29. 2. 1892 wurde zwischen<br />

der gemeinsamen Ortskrankenkasse <strong>Benrath</strong><br />

und der Kath. Pfarrgemeinde <strong>Benrath</strong><br />

ein Vertrag abgeschlossen, der u.a.<br />

folgendes bestimmte:<br />

Die gemeinsame Ortskrankenkasse verpflichtet<br />

sich,<br />

- dem von ihr zu erbauenden Krankenhaus<br />

einen kath. Namen beizulegen,<br />

- den hiesigen Ordensschwestern der armen<br />

Dienstmägde Jesu Christi die<br />

Krankenpflege zu übertragen,<br />

- ein Mitglied der Pfarrgeistlichkeit in das<br />

Kuratorium des Krankenhauses zu berufen.<br />

- Als Gegenleistung hat die Kath. Pfarrgemeinde<br />

<strong>Benrath</strong> die Zinsen des vorhandenen<br />

Stiftungsvermögens zum Bau<br />

eines Krankenhauses und zu dessen<br />

Einrichtung abzuführen.<br />

(Stadtarchiv Df. XII 1758)<br />

Am 24. 6. 1892 wird das erste <strong>Benrath</strong>er<br />

Krankenhaus eröffnet. Nunmehr stehen<br />

80 Betten zur Verfügung. Das Krankenhaus<br />

erhält die Bezeichnung „St. Josephskrankenhaus<br />

<strong>Benrath</strong>". Arzt in diesem<br />

Hause ist Herr Medizinalrat Dr. Meurer.<br />

Mit Vertrag vom 30. 3. 1909 wird Herr Dr.<br />

Martin Meurer „dirigierender Arzt in gleichem<br />

Umfange und mit denselben Obliegenheiten<br />

wie er sie seit dem Bestehen des<br />

Krankenhauses wahrgenommen hat". Er<br />

erhält ein Jahresgehalt von 900 Mark,<br />

zahlbar in 1/4 jährlichen Raten.<br />

(Stadtarchiv Df • XII 1758)<br />

Nach dem Statut der gemeinsamen Ortskrankenkasse<br />

für die Bürgermeisterei<br />

<strong>Benrath</strong> 1893/1902 ist folgende rechtliche<br />

Situation begründet worden:<br />

X. Verwaltung des Krankenhauses.<br />

§ 73. Die Verwaltung des Krankenhauses<br />

der Ortskrankenkasse erfolgt von dem<br />

Vorstande und der Generalversammlung<br />

der Kasse. Diese Organe treffen auch die<br />

Anordnungen über die Geschäftsführung,<br />

Handhabung der Hausordnung, Pflegesätze<br />

der Kranken, Buchführung und Verrechnung<br />

der Einnahmen und Ausgaben<br />

des Krankenhauses.<br />

Zur Überwachung des Krankenhauses in<br />

sittlich-religiöser Hinsicht wählt die Generalversammlung<br />

auf die Dauer von vier<br />

Jahren ein Kuratorium, bestehend aus sieben<br />

Personen, die nicht Mitglieder der<br />

Kasse zu sein brauchen. (<strong>Benrath</strong>er Bürgerbuch<br />

v. 1909).<br />

- 57 -


Erst unter dem 18./23. 01. 1907 wurde zwischen<br />

der Generaloberin der Genossenschaft<br />

der armen Dienstmägde Jesu Christi<br />

und der gemeinsamen Ortskrankenkasse<br />

<strong>Benrath</strong> ein Vertrag „über die Pflege<br />

der Kranken und des hierzu erforderlichen<br />

Wirtschaftsbetriebes" abgeschlossen,<br />

der u.a. folgende Vereinbarungen enthielt:<br />

- Die vermögensrechtliche Verwaltung erfolgt<br />

durch die Ortskrankenkasse.<br />

- Der Ankauf der zum Krankenhausbedarf<br />

erforderlichen Lebensmittel und<br />

der sonstigen Bedürfnisse erfolgt durch<br />

den Kassenvorstand.<br />

Die Oberin durfte den Bedarf feststellen<br />

und den Bestellzettel hierüber im Geschäftslokal<br />

der Kasse abgeben. Über<br />

Ausgaben für kleinere Bedürfnisse konnte<br />

die Oberin gegen „Verwendungsnachweis<br />

im Buch" selber entscheiden. Die Aufnahme<br />

ins Krankenhaus durfte erst nach<br />

Legitimation und Prüfung durch die Ge-<br />

Jahr<br />

1906<br />

1907<br />

1908<br />

Jahr<br />

1906<br />

1907<br />

1908<br />

im ganzen<br />

632<br />

795<br />

627<br />

Es starben<br />

21<br />

27<br />

24<br />

Männliche<br />

561<br />

709<br />

541<br />

Es wurden<br />

a) geheilt<br />

b) gebessert<br />

entlassen<br />

a) 452<br />

b) 82<br />

a) 578<br />

b) 113<br />

a) 374<br />

b) 151<br />

Weibliche<br />

schäftsstelle der Kasse erfolgen. Die Ortskrankenkasse<br />

zahlte für jede Schwester<br />

zur Stellung der Ordenskleider ein Kleidergeld<br />

von 60,- Mark jährlich. Außerdem<br />

erhielten die Schwestern freie Station,<br />

kostenlose Behandlung und Medikamente.<br />

(Stadtarchiv XII -1758).<br />

In den ersten Jahren nach ihrer Übersiedlung<br />

ins neuerbaute Krankenhaus haben<br />

die Schwestern, soweit es ihnen möglich<br />

war, noch die ambulante Krankenpflege<br />

und die „Betreuung der Bewahrschule im<br />

Dorf" beibehalten. Doch als ihre Aufgaben<br />

im l. Weltkrieg immer mehr anwuchsen,<br />

mußten sie von den Pflichten der<br />

Pfarrcaritas befreit werden. 1917 bzw. 1919<br />

wurden diese Aufgaben von 6 neuen, zusätzlichen<br />

Pfarrschwestern des Ordens<br />

übernommen (Adolf Bützer, 1968).<br />

Der Verwaltungsbericht vom 01.04.1908 -<br />

31. 03. 1909 gibt auf Seite 109 Auskunft<br />

über die Tätigkeit des Krankenhauses in<br />

1906-1908:<br />

Es wurden gepflegt<br />

71<br />

86<br />

86<br />

Ungeheilt<br />

wurden<br />

entlassen<br />

15<br />

21<br />

29<br />

- 58 -<br />

Katholische<br />

441<br />

578<br />

447<br />

Bestand<br />

am Jahresschlusse<br />

62<br />

56<br />

49<br />

Evangelische<br />

188<br />

214<br />

176<br />

Zahl der<br />

Pflegetage<br />

überhaupt<br />

14397<br />

18768<br />

17692<br />

Israeliten<br />

3<br />

3 3<br />

Pflegetage<br />

für<br />

Männliche<br />

12006<br />

15450<br />

14351<br />

Andersgl.<br />

l Different<br />

Pflegetage<br />

für<br />

Weibliche<br />

2391<br />

3318<br />

3341


Er vermerkt aber auch:<br />

„Wiederholt ist, namentlich von der Aufsichtsbehörde,<br />

die Frage aufgeworfen worden,<br />

ob nicht die Gemeinde die Errichtung<br />

eines den heutigen Anforderungen<br />

entsprechenden Krankenhauses ins Auge<br />

fassen wolle, da das hier vorhandene, der<br />

gemeinsamen Ortskrankenkasse <strong>Benrath</strong><br />

gehörige Krankenhaus nach seiner ganzen<br />

Beschaffenheit auf die Dauer dem Bedürfnisse<br />

wie auch den hygienischen Anforderungen<br />

nicht zu genügen vermöge. Zur<br />

Zeit schweben Verhandlungen, um festzustellen,<br />

ob und aufweicher Grundlage ein<br />

Zusammengehen mit der Ortskrankenkasse<br />

in dieser Frage evtl. möglich sein<br />

wird."<br />

Aus den Hausakten ist zu ersehen, daß<br />

erst im Oktober 1906, 4 Jahre nach Beginn<br />

der Kanalisierungsarbeiten in <strong>Benrath</strong>,<br />

der Anschluß des Krankenhauses an die<br />

öffentliche Kanalisation beantragt und genehmigt<br />

wurde. Ende 1907 waren in der<br />

Bürgermeisterei <strong>Benrath</strong> 397 Grundstücke<br />

an die Kanalisation angeschlossen<br />

(Verwaltungsbericht 1908/1909).<br />

Ende 1913 konkretisierten sich die Verhandlungen<br />

zum Ankauf des Krankenhauses<br />

durch die Gemeinde <strong>Benrath</strong>. Vom 15.<br />

12. 1913 datiert der Beschluß des Gemeinderates<br />

von <strong>Benrath</strong>,<br />

- das Krankenhausgrundstück in der Gesamtgröße<br />

von 95 ar 21 qm nebst aufstehenden<br />

Gebäuden für insgesamt 164500<br />

Mark sowie der Übereignung eines kostenlosen<br />

Grundstückes für einen Bauplatz<br />

des neuen Verwaltungsgebäudes<br />

der gemeinsamen Ortskrankenkasse<br />

(an der Schloßallee) zu erwerben.<br />

Es wurde weiter beschlossen, den Verträgen<br />

- mit der katholischen Pfarre <strong>Benrath</strong><br />

- mit der Genossenschaft der armen<br />

Dienstmägde Jesu Christi<br />

- mit Herrn Dr. Meurer<br />

beizutreten.<br />

- 59 -<br />

Der Kaufvertrag datiert vom 31. 12. 1913.<br />

Der Eigentumsübergang war für den 01.<br />

01. 1914 vorgesehen. Der Kreisausschuß<br />

stimmte dem Grundstücksgeschäft aber<br />

nicht zu.<br />

Erst nach Entscheidung des Bezirksausschusses<br />

vom 15. 05. 1914, der nächsten<br />

Rechtsmittelinstanz, konnte der Ankauf<br />

rechtskräftig werden.<br />

Die wichtigsten Gründe werden hier auszugsweise<br />

wiedergegeben:<br />

„Nach den vom Bezirksausschuß getroffenen<br />

Feststellungen bestehen in der Tat gegen<br />

die Errichtung eines Erweiterungsbaues<br />

erhebliche Bedenken. Nach den<br />

Ausführungen des Geheimen Medicinalrates<br />

Dr. Borntraeger ist der Zustand des<br />

Krankenhauses primitiv, es fehlen unter<br />

anderem ordnungsmäßige Baderäume,<br />

Operationszimmer und Räume für Infektionskrankheiten,<br />

die Kranken haben zum<br />

Teil zu wenig Luft und Licht, das Krankenhaus<br />

genügt qualitativ nicht und quantitativ<br />

noch weniger. Geheimrat Dr. Borntraeger<br />

hat sich im Anschluß hieran dahin ausgesprochen,<br />

daß eine Erweiterung des<br />

Krankenhauses nicht zu empfehlen sei,<br />

weil dieses doch niemals in einen den jetzigen<br />

Anforderungen entsprechenden Zustand<br />

umgewandelt werden könne.<br />

Angesichts so erheblicher Schwierigkeiten<br />

ist der Bezirksausschuß zu der Auffassung<br />

gelangt, daß die Gemeinde die Krankenhausangelegenheit<br />

selbst in Angriff nehmen<br />

muß. Es war daher zu prüfen, ob der<br />

Ankauf des Krankenhauses der Ortskrankenkasse<br />

hierfür der richtigeWeg ist. Nach<br />

dieser Richtung hin konnte sich der Bezirksausschuß<br />

der Ansicht nicht verschließen,<br />

daß ein etwa von der Gemeinde zu<br />

errichtendes neues Krankenhaus bei Fortbestehen<br />

des Krankenhauses der Ortskrankenkasse<br />

einen schweren Stand haben<br />

würde und daß eine befriedigende Lösung<br />

nur dann zu erhoffen ist, wenn die


gesamten Krankenhauseinrichtungen in<br />

der Hand der Gemeinde vereinigt sind.<br />

Von diesem Gesichtspunkt mußte es daher<br />

gebilligt werden, daß die Gemeinde das<br />

Krankenhaus der Ortskrankenkasse käuflich<br />

erwirbt."<br />

„Auf welche Weise sich der dort angenommene<br />

Wert für Grundstücke, Gebäude<br />

und Mobiliar ergibt, ist im einzelnen nicht<br />

ersichtlich gemacht und es erscheint ohne<br />

nähere Erläuterungen auffallend, daß die<br />

Grundstücke, welche vor 20 Jahren zum<br />

Preise von 5410 Mark erworben worden<br />

sind, jetzt mit fast dem zehnfachen Betrag,<br />

nämlich mit 50000 Mark bewertet<br />

werden.<br />

Der Bezirksausschuß hat indessen diesem<br />

Bedenken keine ausschlagende Bedeutung<br />

beigemessen, weil er einerseits aus<br />

den oben dargelegten Gründen die Notwendigkeit,<br />

das Krankenhaus für die Gemeinde<br />

zu erwerben anerkannt und andererseits<br />

aus den Ausführungen des Bürgermeisters<br />

die Überzeugung gewonnen hat,<br />

daß die Ortskrankenkasse in eine Herabsetzung<br />

des Kaufpreises unter keinen Umständen<br />

einwilligen wird. Die Gemeinde<br />

befindet sich also in der Zwangslage, den<br />

geforderten Kaufpreis zugestehen zu müssen.<br />

Wenn daher nach Lage der Sache eine<br />

befriedigende Gestaltung der Krankenverhältnisse<br />

nur durch den Erwerb des Krankenhauses<br />

seitens der Gemeinde zu erreichen<br />

ist, so kann nach Auffassung des Bezirksausschusses<br />

die Höhe des Kaufpreises<br />

kein Hindernis sein, zumal die Steuerverhältnisse<br />

der Gemeinde <strong>Benrath</strong> günstiger<br />

sind und der von der Gemeinde zu<br />

entrichtende Zuschuß im Vergleich zu den<br />

sonstigen Ausgaben der Gemeinde keine<br />

erhebliche Bedeutung hat."<br />

Interessant ist auch der Nachweis des<br />

übergebenen Mobiliars. Z.B. werden für<br />

das Operationszimmer folgende Einrichtungsgegenstände<br />

aufgezählt:<br />

- 60 -<br />

l Operationstisch, l großerTisch mit Glasplatte,<br />

2 Ständer für Gaskocher und Irrigator,<br />

2 Instrumententische, l Instrumentenschrank<br />

mit Inhalt, l Medizinschrank,<br />

l Giftschränkchen, l Wäscheschrank mit<br />

Inhalt, 3 Stühle, l Bildchen, l Spiegel, l<br />

Kreuz, l Waschtisch, l Waschständer, l<br />

Wanduhr, l Sterilisierapparat, 2 Instrumentenkocher,<br />

2 Eimer, l Gießkanne, 3<br />

Krankenwagen, l Thermometer, l große<br />

Schale.<br />

Vorraum:<br />

l Mantelstock, l Garderobenständer, l<br />

Schrank für Verbandsachen, l Personenwaage,<br />

l Fenstervorhang.<br />

Zum Inventar gehörten u.a.:<br />

Vorratskammer:<br />

3 Vorratsschränke, l Brotgestell, l Brotmaschine<br />

mit Tisch, l Brotmesser, l Mehltrog,<br />

2 große Fleischmesser, l großes<br />

Hackbrett, 280 Einmachgläser - 200 Stück<br />

mit Inhalt - 40 große Steintöpfe davon 30<br />

mit Inhalt, l Wecksche Apparat, an Vorrat<br />

für die Küche an 200 Mark.<br />

Einmachkeller:<br />

7 große Fässer ä 200 l davon 4 mit Inhalt.<br />

Weinkeller:<br />

107 Flaschen Rotwein, 85 Flaschen Weißwein,<br />

17 Flaschen Cognac, l großer Eisschrank,<br />

l Fliegenschrank, l Tischschrank,<br />

5 Cent Äpfel, 2 Gestelle für<br />

Töpfe und Flaschen.<br />

Seifenkeller:<br />

l Zinkpetroliumbehälter mit Inhalt 200 l,<br />

l Faß Schmierseife, 20 Pfd. Bleichseife, l<br />

Kiste Soda, l Sack Seifenpulver.<br />

(Stadtarchiv Df XII 1758).<br />

Der Verwaltungsbericht des Amtes <strong>Benrath</strong><br />

1908-1928 belegt die Erneuerungsund<br />

Erweiterungsbauten in diesen Jahren:<br />

„Nach dem Ankauf des Krankenhauses im<br />

Jahre 1914 wurden zunächst dringende innere<br />

Instandsetzungen und Erneuerungen<br />

vorgenommen. Im Jahre 1919 erfolgte der


Pläne; Hauptstadtarchiv Rg. 54725<br />

- 61 -


Anbau der Operationssäle und der Teeküchen,<br />

1924 der Anbau des Personenaufzuges.<br />

Im Jahre 1927 wurde die Erweiterung<br />

und der zeitgemäße innere Ausbau beschlossen<br />

und bis 1928 durchgeführt.<br />

Neben den Erweiterungsbauten nach der<br />

Schloßallee und Gartenstraße (heute Benrodestr.)<br />

wurde das Dachgeschoß ausgebaut<br />

und das Gebäude nach neuzeitlichen<br />

Grundsätzen um- und ausgebaut. Für die<br />

Schwestern und Ärzte wurden zwei anliegende<br />

Wohnhäuser, zur Vergrößerung der<br />

Gärten ein anliegendes Grundstück angekauft.<br />

Durch diese Maßnahmen wurden gewonnen:<br />

42 Betten, die bisher fehlenden Tagesräume,<br />

2 große Dachgärten und im Dachgeschoß<br />

Wohnräume für das Personal.<br />

Weiter wurden Abteilungen für Röntgenheilbehandlung,<br />

Höhensonne und Heilgymnastik<br />

in modernster Ausführung eingerichtet.<br />

Die Erhöhung der Bettenzahl<br />

auf 200, der Bau einer Leichenhalle, einer<br />

Desinfektionsanstalt sowie einer modernen<br />

Küchen- und Wäschereianlage ist vorgesehen."<br />

Dann folgte 1929 die Eingemeindung.<br />

Rechtsnachfolger in allen Rechten und<br />

Pflichten wurde die Stadt Düsseldorf.<br />

Schon bei den Eingemeindungsverhandlungen<br />

gehörte zum Wunschkatalog <strong>Benrath</strong>s<br />

ein neues Krankenhaus. Der 2. Weltkrieg<br />

und Folgezeit verhinderten lange<br />

eine Verbesserung der Situation. Auf gemeinsame<br />

Bemühungen und Proteste seit<br />

1949 - 53 % der Entbindungen fanden in<br />

Hilden statt! - erreichten <strong>Benrath</strong>er Ärzteschaft,<br />

Heimatgemeinschaft und Bezirksvertretung,<br />

daß 1956 endlich ein Pavillonbau<br />

für die Aufnahmeabteilung und<br />

für die Gynäkologie errichtet wurde. Mit<br />

diesen neuen 30 Betten hatte <strong>Benrath</strong><br />

nunmehr 147 Krankenhausplätze und zusätzlich<br />

45 Betten in Haus Eichenhorst im<br />

Garather Wald, die für Leichtkranke vorgesehen<br />

waren.<br />

BENRATH/Rhein St.Josephskrankenhaus<br />

- 62 -


In der Baugenehmigung vom 08. 06. 1956<br />

für den Pavillon empfiehlt der Regierungspräsident<br />

„zweckdienlich die Anlage eines<br />

Krankenhauses auf einem erweiterungsfähigen<br />

Grundstück zu betreiben."<br />

Aber schon Jahre vorher war die Stadt in<br />

Verhandlungen über den Ankauf eines geeigneten<br />

Grundstücks eingetreten. Erfreut<br />

konnte man bereits im BTam 26. 04.<br />

1955 lesen:<br />

W<br />

n<br />

b<br />

A<br />

V<br />

B<br />

Am 17. 09. 1957 fand bei strömendem Regen<br />

endlich der erste Spatenstich statt.<br />

Der damalige Oberbürgermeister Georg<br />

Glock hoffte auf eine 2 l/2j ährige Bauzeit<br />

für den Krankenhausneubau mit Wohnheimen<br />

für 112 Schwestern, 6 Ärzten und<br />

Hauspersonal.<br />

Die Gesamtkosten wurden auf 17,25 Millionen<br />

DM veranschlagt. (BT18. 09. 1957)<br />

Unter Beteiligung der gesamten Stadtprominenz<br />

fand am 04. 03. 1961 die Einweihungsfeier<br />

für das neue 400-Betten-Krankenhaus<br />

statt. Oberbürgermeister Willi<br />

Becker übergab symbolisch den Schlüssel<br />

des Hauses an den Hausherrn Prof. Herbig.<br />

(BT vom 06. 03. 1961) Das Haus<br />

wurde nunmehr von 30 Ärzten versorgt.<br />

In der ersten Planung nicht berücksichtigt<br />

war eine Krankenhauskapelle. Diese<br />

wurde 1963/64 mit einem Aufwand von<br />

238.000 DM nachträglich angebaut.<br />

Mit dem alten Krankenhaus sind die Namen<br />

von Ärzten aus 3 Generationen besonders<br />

eng verbunden. Herr Sanitätsrat<br />

- 63 -<br />

Dr. Meurer betreute das Haus bis nach<br />

dem I.Weltkrieg. Ihm folgte 1919 Herr Dr.<br />

von Holtum, der bis zu seiner Pensionierung<br />

im Jahre 1951 Chefarzt der Klinik<br />

war. In dieser Zeit waren auch Herr Dr.<br />

Heymann und Herr Dr. Eitel als Oberärzte<br />

tätig. Zum Schluß arbeiteten am alten<br />

<strong>Benrath</strong>er Krankenhaus 14 Ärzte unter<br />

den 3 Chefärzten Prof. Herbig, Prof.<br />

Rüther und Prof. Herold. Auch der<br />

spätere Chefarzt des neuen Krankenhauses<br />

(von 1970 - 31. 5. 1985), Herr Dr.<br />

Blum, begann seine Laufbahn in <strong>Benrath</strong><br />

schon 1955 als Oberarzt am alten Krankenhaus.<br />

Wahrlich ein Höchstmaß an Kontinuität!<br />

Über die Verwendung des alten Gebäudes<br />

an der Hospitalstraße wurde sehr lange<br />

beraten. Nachdem in Düsseldorf mehrere<br />

Pocken- und Kinderlähmungsfälle aufgetreten<br />

waren, entschloß man sich, das<br />

Haus für solche Fälle als Reservekrankenhaus<br />

- Isolierstation - vorzuhalten. Der<br />

notwendigste Ausbau mit Kosten von<br />

445.000 DM konnte im Frühjahr 1963 abgeschlossen<br />

werden. Es stand jedoch dringend<br />

eine Grunderneuerung des Hauptgebäudes<br />

an. Die Beseitigung von Feuchtigkeitsschäden<br />

sowie die Erneuerung von<br />

Leitungen für Heizung, Sanitär- und<br />

Stromanlagen bedingte umfangreiche Arbeiten.<br />

Die Vorhaltung von Räumen nach<br />

dem Bundesseuchengesetz war aber weiterhin<br />

notwendig. Sozialausschuß und Rat<br />

entschlossen sich jedoch, im Hauptgebäude<br />

eine Station mit 22 Betten zur vorübergehenden<br />

Unterbringung pflegebedürftiger<br />

alter Menschen, die durch einen<br />

Ferien- oder Krankenhausaufenthalt ihrer<br />

Angehörigen zeitweise häuslich unterversorgt<br />

sind, zur Verfügung zu stellen. 1975<br />

stellte der Rat für den Umbau und die Einrichtung<br />

einer Pflegestation 3.365.000<br />

DM bereit. Dem folgte 1978 eine weitere


Station mit 22 Betten (Kostenaufwand<br />

348.000 DM) und 1982 eine 3. Station mit<br />

17 Betten (Baukosten 359.000 DM). Mit<br />

der Belegung der l. Altenpflegestation<br />

wurde im Jahre 1977 auch die bereits 1892<br />

mit dem Bau des Krankenhauses erstellte<br />

Kapelle mit dem schönen Altar und den 4<br />

holzgeschnitzten Evangelisten wiedereröffnet.<br />

Sie war nach dem Umzug ins neue<br />

Krankenhaus geschlossen worden. Jahrzehntelang<br />

hatte hier Prälat Dr. Signowski<br />

gewirkt. Heute liegt die religiöse Betreuung<br />

in den Händen von Herrn Pater Mauritius<br />

und Herrn Pfarrer Gerstenberg.<br />

- 64 -<br />

Das alte <strong>Benrath</strong>er Krankenhaus bleibt<br />

auch bei seiner jetzigen Nutzung weiterhin<br />

Quarantänestation. Im Notfall müßten<br />

die Kranken in anderen Pflegestationen<br />

aufgenommen werden und der im Pavillon<br />

untergebrachte psychiatrische und<br />

neurologische Gesundheitsdienst in ein<br />

anderes Gebäude verlegt werden.<br />

Möge dieser Notfall nie eintreten.<br />

Im August 1989<br />

Theo Fühles


TEIL II<br />

40 Jahre<br />

Heimatgemeinschaft<br />

Groß-<strong>Benrath</strong> e.V.<br />

- 65 -


Die Heimatgemeinschaft<br />

Groß-<strong>Benrath</strong><br />

1949-1974 e.V.<br />

Entstehung, Gründung<br />

und Entwicklung<br />

Heinz Cremerius<br />

Aus der Festschrift von 1974<br />

Die Entstehungsgeschichte unserer Heimatgemeinschaft<br />

ist vielschichtig. Nach<br />

1945 haben <strong>Benrath</strong>er Bürger mehrere<br />

Gruppen mit unterschiedlichen Bestrebungen<br />

gebildet; alle mit dem gemeinsamen<br />

Ziel, am Wiederaufbau des heimatlichen<br />

Lebens mitzuwirken. Die damit verbundenen<br />

industriellen und kommunalpolitischen<br />

Bemühungen werden hier nur gestreift,<br />

weil sie nicht mehr unmittelbar<br />

zum Aufgabenbereich unserer Gemeinschaft<br />

gehören.<br />

Wilhelm Schreiner, erster „Präsident" und<br />

heutiger Ehrenvorsitzender, schrieb dazu:<br />

Nach vielen Überlegungen und Gesprächen<br />

der alten <strong>Benrath</strong>er, Willy Cremerius,<br />

damals Vorsitzender des <strong>Benrath</strong>er<br />

Männerchores von 1856, Peter Hartstein,<br />

Lehrer, BMC-Chorleiter und Schützenpräses,<br />

August Lampenscherf als Vereinswirt<br />

und später auch Eduard Steinwasser<br />

von der Schützenbruderschaft, kam man<br />

zu dem Ergebnis, eine Heimatgemeinschaft<br />

für kulturelles Vereinsleben zu gründen".<br />

Das waren die Vorgründer unserer<br />

Gemeinschaft.<br />

Die genannten Heimatfreunde waren erfüllt<br />

von dem Gedanken, ihr Wirken für<br />

den Chorgesang und für das Schützenwesen<br />

um das Eintreten für heimatliches<br />

Brauchtum zu erweitern.<br />

In den Jahren von 1946 bis zur Gründung<br />

war es vornehmlich Peter Hartstein, der<br />

Gespräche im „außerdörflichen Bereich"<br />

- 67 -<br />

anbahnte, 1948 den Ausschußvorsitz für<br />

maßgebliche Vertreter vieler <strong>Benrath</strong>er<br />

Vereine übernahm, der schließlich, wie er<br />

handschriftlich niederlegte, immer wieder<br />

die „Erhaltung und Förderung des Heimatgedankens,<br />

dessen Belange sicherzustellen<br />

und durch gegenseitige freundschaftliche<br />

Verständigung zu heben", forderte.<br />

Dr. Geile überarbeitete den ersten Satzungsentwurf<br />

vom 3. 9. 1946 juristisch.<br />

Der Namensvorschlag „Heimatgemeinschaft<br />

für Kultur und Vereinsleben e.V."<br />

wurde auf der Gründungsversammlung<br />

am 25. April 1949 im Saale des <strong>Benrath</strong>er<br />

Hofes mit dem Zusatz „Wirtschaft" versehen.<br />

Diese Ergänzung entfiel mit der ersten<br />

Satzungsänderung.<br />

Der 9. Mai 1949 ist gerichtlich eingetragener<br />

Gründungstag. Die eingereichten<br />

„Statuten" lauteten auf „Heimatgemeinschaft<br />

für Kultur, Vereinsleben und Wirtschaft<br />

e.V. Düsseldorf-<strong>Benrath</strong>".<br />

Der von Guido Harwath erstellte Aufbauplan<br />

1949 sah vielversprechend aus. Der<br />

14köpfige Vorstand hieß „Heimatrat", er<br />

war gleichzeitig „Organisationsstab".<br />

Zugeordnet waren Verwaltungsdirektor<br />

Harwath als Beirat und Erich Kempski als<br />

Geschäftsführer. Die Detailarbeit leistete<br />

der „Heimatbeirat": Fred Gerlich und<br />

zehn Heimatfreunde für Kultur; Eduard<br />

Steinwasser und zehn für das Vereinsleben<br />

sowie Rudolf Vogel und acht für die Wirtschaft.<br />

Der Beirat setzte sich hauptsächlich zusammen<br />

aus den führenden Vertretern von<br />

22 Vereinen, der Industrie, dem Handel<br />

und dem Gewerbe.<br />

Guido Harwath hat die satzungsgemäße<br />

Aufgabenstellung einmal so formuliert:<br />

a) „auf dem Gebiete der Kultur, in der<br />

Förderung der Liebe zur angestammten<br />

Heimat, ihrer Geschichte und ihres<br />

Brauchtums,


) auf dem Gebiete des Vereinslebens in<br />

der Förderung des Heimatsinnes und<br />

des Zusammengehörigkeitsbewußtseins<br />

auch unter den Vereinen und ihrer Unterstützung<br />

in gemeinsamen heimatlichen<br />

Aufgaben,<br />

c) auf dem Gebiete der Wirtschaft in der<br />

Heranziehung aller Wirtschaftskreise<br />

zum Nutzen der heimatlichen Belange".<br />

Hier folgen einige Zitate aus einem umfassenden<br />

Bericht von Dr. Hardy Zimmer,<br />

die zeigen, wie vielfältig die Bemühungen<br />

um unsere heimatlichen Belange schon<br />

kurz nach dem Kriege waren:<br />

„24 Stunden nach der Besetzung <strong>Benrath</strong>s<br />

wurden am 16. 4. 1945 zehn <strong>Benrath</strong>er<br />

Bürger, unter ihnen Dr. Hardy Zimmer,<br />

in den Sitzungssaal des <strong>Benrath</strong>er Rathauses<br />

gerufen. Die Besatzungsmacht verlangte<br />

eine in ihrem Sinne neu zu ordnende<br />

Gemeindeverwaltung". „Es ergab<br />

sich eine sehr angenehme und fruchtbare<br />

Zusammenarbeit mit Herrn Harwath, und<br />

jeder der so Beauftragten bemühte sich,<br />

nach besten Kräften das Seine auf seinem<br />

Sektor beizutragen, eine neue Ordnung zu<br />

schaffen". „Die Bergungsgemeinschaft<br />

<strong>Benrath</strong>... leistete einen wertvollen Beitrag<br />

zum Wiederaufbau des Verkehr und<br />

der Wirtschaft im hiesigen Raum. Organisationshilfe<br />

wurde <strong>Benrath</strong> durch die von<br />

Dr. Zimmer mitgegründete Nebenstelle<br />

der Industrie- und Handelskammer zu<br />

Düsseldorf und durch eine errichtete Fahrbereitschaft<br />

zuteil". Diese Hilfen haben<br />

das Leben in <strong>Benrath</strong> ungewöhnlich<br />

schnell normalisert. Dies war sicherlich<br />

eine Voraussetzung für den Schaffensdrang<br />

unserer ehrenamtlich wirkenden<br />

Heimatfreunde.<br />

Wilhelm Schreiner, Vorsitzender von 1949<br />

bis 1954, berichtet aus seiner Amtszeit<br />

u.a. Folgendes: „Zur Förderung des Vereinslebens<br />

und zur Werbung von Mitglie-<br />

- 68 -<br />

dern wurden zweimal im Jahr Schloßparkfeste<br />

veranstaltet, die bis zu 12000 Besucher<br />

hatten.<br />

Ein eigenes Heimatorchester mit 40 Musikern<br />

begleitete die Darbietungen auf der<br />

südlichen Schloßterrasse". „Eine Gewerbeausstellung,<br />

die von 4000 Interessenten<br />

besucht wurde, fand in der Ernst-Moritz-<br />

Arndt-Halle statt". „Die Öffnung des Spazierweges<br />

vom Wasserwerk bis zum Hafen<br />

wurde gefordert."<br />

Josef Heinrich Sommer, Vorsitzender von<br />

1954 bis 1959, hatte als Ratsherr der Stadt<br />

Düsseldorf maßgeblichen Anteil an der<br />

Wiederherstellung der Orangerie zu einem<br />

bedeutenden Kulturzentrum. In seine<br />

Amtsperiode fällt die 1956er Satzungsänderung<br />

im Zuge der gesetzlich notwendigen<br />

Umstellung auf die Gemeinnützigkeitsverordnung.<br />

Gleichzeitig erhielten<br />

wir den neuen Vereinsnamen „Heimatgemeischaft<br />

Groß-<strong>Benrath</strong> e.V.". Unter J.<br />

H. Sommer wurde die Struktur überprüft,<br />

er selbst schreibt dazu:<br />

„Meine Konzeption war keine Beibehaltung<br />

der Zusammensetzung der Vereinsspitze<br />

nach Sachbereichen, also Handel,<br />

Kultur, Vereine usw., sondern die HG wird<br />

verstanden als die Spitzenorganisation der<br />

in Groß-<strong>Benrath</strong> aktiven Vereinigungen.<br />

Sie wird deren Belange untereinander<br />

koordinieren und Behörden gegenüber<br />

vertreten. Sie wird selbst nur einige Veranstaltungen<br />

abhalten... Neben dieser Dachorganisation<br />

ist noch eine zweite Basisgruppe<br />

vorgesehen, nämlich Vertreter der<br />

Ortsteile Hasseis, Holthausen, Himmelgeist,<br />

Itter, Reisholz und Urdenbach".<br />

Josef Rath, Vorsitzender von 1959 bis 1963,<br />

führte die Geschicke unserer Gemeinschaft<br />

mitTatkraft weiter. Unter seiner Regie<br />

begann die Wohltätigkeitsveranstaltung<br />

„<strong>Benrath</strong>er unterhalten <strong>Benrath</strong>er" in<br />

größerem Rahmen. Josef Heinrich Sommer<br />

und Josef Rath haben ihr kommu-


naIpolitischesWirken stets mit den heimatgemeinschaftlichen<br />

Belangen verbunden.<br />

In ihrem Geschäftsführer Hans Schriefers<br />

hatten sie dazu einen tatkräftigen Mitarbeiter<br />

von 1955 bis 1963. Den Darlegungen<br />

von Hans Schriefers entnahmen wir<br />

u.a.:<br />

„Im Jahre 1956 wurde das 200-j ährige Bestehen<br />

unseres im neuen Glanz erstrahlenden<br />

Schlosses festlich begangen. Die<br />

Groß-<strong>Benrath</strong>er Heimatgemeinschaft ließ<br />

in ihren Veranstaltungen die alte und neue<br />

Zeit lebendig werden. Aus dem Jahresbericht<br />

1956 geht weiter hervor:<br />

Feierstunde im <strong>Benrath</strong>er Schloß für 700<br />

Entlaßschüler, Schloßfeier für alle <strong>Benrath</strong>er<br />

zur Eröffnung der Feierlichkeiten aus<br />

Anlaß des 200jährigen Bestehens des <strong>Benrath</strong>er<br />

Schlosses, Schloßbesichtigung und<br />

anschließendes gemütliches Beisammensein<br />

mit den „Düsseldorfer Jonges". Dabei<br />

Vorträge in <strong>Benrath</strong>er Mundart.<br />

21. 7. 1956 Parkfest mit großem Programm,<br />

Parkbeleuchtung und Fackelwettbewerb<br />

- 20000 Besucher, Einsatz der<br />

<strong>Benrath</strong>er Gruppen und Vereine bei der<br />

Blumenschau vom 26. 8. bis 14. 10. im<br />

Schloßpark und auf der Terrasse des<br />

Schlosses, Mitwirkende: Männerchöre<br />

Groß-<strong>Benrath</strong>s, Werks- und Schulchöre,<br />

<strong>Benrath</strong>er Solisten, TSG <strong>Benrath</strong> mit<br />

Tanzgruppen, Posaunenchor, Schulkinder<br />

aus <strong>Benrath</strong> und <strong>Benrath</strong>er Geschäfte mit<br />

Modeveranstaltungen, Mitwirkung bei<br />

dem Tag der Heimat, veranstaltet von der<br />

Stadt Düsseldorf. Gestaltung des Volkstrauertages,<br />

usw.<br />

In den 50er und Anfang der 60er Jahre<br />

konnten maßgebliche <strong>Benrath</strong>er für<br />

Schloß-, Park- und Staatsforstführungen<br />

gewonnen werden. Erwähnt seien besonders<br />

Frau Dr. Patas, Frau Dr. Markowitz,<br />

Ober-Staatsforstmeister Schmitz-Lenders<br />

und Oberstudienrat Dr. Opiaden".<br />

Die 25 jährige Geschichte unserer Heimatgemeinschaft<br />

mit allen Details darzulegen<br />

ist nicht möglich. Dem Leser dieser Festschrift<br />

wird deshalb empfohlen, sich auch<br />

an die ungezählten Berichte zu erinnern,<br />

die seit 1949 das „<strong>Benrath</strong>er Tageblatt" geliefert<br />

hat. Ohne die hervorragende und<br />

selbstlose Mitarbeit der Inhaber des „<strong>Benrath</strong>er<br />

Tageblattes" wäre die Aulbauarbeit<br />

und erfolgreiche Entwicklung unserer Gemeinschaft<br />

zu der heutigen Bedeutung<br />

kaum denkbar gewesen.<br />

Unsere Arbeit für die Heimat drückt sich<br />

aus in den Berichten der Sachbearbeiter.<br />

Darüber hinaus haben wir vielfach Gelegenheit,<br />

zwischen den großen Veranstaltungen<br />

unsere Liebe zum Mitbürger und<br />

zum Brauchtum zu beweisen. Hier einige<br />

Beispiele:<br />

Seit 25 Jahren erhalten Goldhochzeitspaare<br />

in unserem Groß-<strong>Benrath</strong>er Raum<br />

eine wertvolle Kerze und einen Glückwunschbrief.<br />

Im Dreieck Koblenzer Straße - Urdenbacher<br />

Allee wurde das Ehrenmal wieder errichtet.<br />

Einweihung unserer Bronzetafel<br />

an der Orangerie.<br />

Unser Vorsitzender Dr. Kuno Wild, seit<br />

Oktober 1963 in seinem Amt, hat neue<br />

Formen gefunden und neue Akzente gesetzt.<br />

Nach den Geburtswehen und dem<br />

Wandern durch eine schwere Aufbauzeit<br />

wurden schlummernde Tugenden geweckt;<br />

unsere Bürger bekannten sich zur<br />

Heimat mit Gefühl, Gemeingeist und<br />

Menschenliebe. Das hat unsere Arbeit erleichtert.<br />

Im Hochgefühl über das Erreichte<br />

streben wir nach Verbesserungen<br />

und nach Erhaltung des Guten. Feste, Feiern<br />

und Gebräuche sind unzertrennliche<br />

Gefährten des gesellschaftlichen Seins.<br />

Aus ihnen schöpfen wir die Kraft für unsere<br />

Handlungen zum Wohle unserer Heimatgemeinschaft<br />

Groß-<strong>Benrath</strong>.<br />

- 69 -


Die folgenden 15 Jahre<br />

bis 1989<br />

Theo Fühles<br />

Lassen Sie mich die Rückschau auf die<br />

wichtigsten Ereignisse der vergangenen 15<br />

Jahre der Heimatgemeinschaft Groß-<strong>Benrath</strong><br />

bis zum diesjährigen 40j ährigen Jubiläum<br />

mit 2 Zitaten beginnen. So schrieb<br />

1949 am Ende des Gründungsjahres das<br />

BT (auszugsweise:)<br />

„Das Wohl und Wehe von Groß-<strong>Benrath</strong><br />

liegt den Heimatfreunden am Herzen. Es<br />

erstreckt sich auf alle, auf den Einzelnen,<br />

auf die Vereine, auf die Schulen, auf Groß<br />

und Klein. <strong>Benrath</strong> will im Konzert der<br />

Millionenstadt nicht vergessen sein, will<br />

leben und gedeihen wie in früheren Zeiten,<br />

als man l 1/2 Million auf den Tisch<br />

des Hauses legte, um das Schloß zu kaufen,<br />

damit sich die Bürger im Park ergehen<br />

könnten und im Schloß ein Mittelpunkt<br />

der Kultur hätten".<br />

Am 25. Jubiläumstag sagte das Gründungsmitglied<br />

Dr. Hardy Zimmer in einer<br />

Festansprache u. a.:<br />

„Ich glaube, eine Großstadt kann sich<br />

nichts besseres wünschen, als in sich geschlossene,<br />

zufriedene Gemeinschaften,<br />

die in einem gesunden Wettbewerb miteinander<br />

der großen Einheit stets neue Kraft<br />

und gesunde wirklichkeitsbezogene Impulse<br />

geben".<br />

An der Schwelle des 5. Jahrzehntes unserer<br />

Heimatgemeinschaft glaube ich feststellen<br />

zu können, daß diese Gemeinschaft<br />

auch in den letzten 15 Jahren immer<br />

wieder Kraft für neue Impulse - bei aller<br />

Stetigkeit zum Bewährten der Vergangenheit<br />

- gefunden hat.<br />

Ein besonderer Dank gehört den Vorsitzenden<br />

während dieses Zeitabschnittes.<br />

Zehn Jahre davon lenkte Dr. Kuno Wild<br />

-70 -<br />

mit viel persönlichem Einsatz und hervorragenden<br />

Ideen die Geschicke der Heimatgemeinschaft.<br />

Aus den folgenden Zeilen mögen Sie ersehen,<br />

welche Ereignisse Sie persönlich<br />

oder die Allgemeinheit besonders angesprochen<br />

haben.<br />

Auch in den vergangenen 15 Jahren blieb<br />

die Heimatgemeinschaft ihrem satzungsgemäßen<br />

Standpunkt treu, sich nur in besonderen<br />

Fällen in die Kommunalpolitik<br />

einzuschalten. Sie tat dies bei der Bebauung<br />

südlich des Schloßparks und erreichte<br />

hier im Verbund mit vielen Heimatfreunden<br />

eine wesentlich geringere Bebauung<br />

als vorgesehen. Im Jubiläumsjahr gilt die<br />

Sorge der Rettung des östlichen Torhauses<br />

und des östlichen Flügels von Schloß <strong>Benrath</strong>.<br />

Die Heimatgemeinschaft ist Mitbegründerin<br />

des Vereins „RettetTorhaus und<br />

Ostflügel von Schloß <strong>Benrath</strong>", der sich<br />

speziell für die alsbaldige Restaurierung<br />

und Sanierung dieser einzigartigen Kunstwerke<br />

einsetzt. Mit 20.000 DM hat die<br />

Heimatgemeinschaft die erste wesentliche<br />

Spende gezeichnet.<br />

Ein Treffpunkt besonderer Art für unsere<br />

Heimatfreunde ist seit 1984 der „Dämmerschoppen"<br />

an jedem 2. Montag im Monat.<br />

Hier werden die früheren Mundartabende<br />

in gemütlicher Runde mit „alde und neue<br />

Verzälchen" fortgesetzt. Wir vermissen<br />

hier unseren verstorbenen Heimatfreund<br />

Hans Schriefers, der noch 1979 mit seiner<br />

Frau Anke den Bildband „<strong>Benrath</strong> mit alten<br />

und neuen Bildern" herhausgeben<br />

konnte.


Lassen Sie mich an dieser Stelle auf die<br />

Stiftung von zwei Gedenktafeln durch die<br />

Heimatgemeinschaft erinnern:<br />

- Im September 1982 wurde im Neubau<br />

des Schloßgymnasiums eine Keramikplastik<br />

des Urdenbacher Künstlers CI<br />

A. Barthelmess als Erinnerung an 7<br />

Jahrzehnte Gymnasium im Schloß <strong>Benrath</strong><br />

angebracht.<br />

- Im Juni 1988 enthüllte der l. Vorsitzende<br />

Hans-Joachim Winkes am Haus<br />

Gethmann, Hauptstraße 45, dem Geburtshaus<br />

des bekannten Filmschauspielers<br />

und Regisseurs der 20er und<br />

30er Jahre Harry Piel, eine Bronzetafel.<br />

Soweit in aller Kürze das Wichtigste aus<br />

den letzten 15 Jahren. Der Chronist<br />

möchte aber der Heimatgemeinschaft bis<br />

zum nächsten Jubiläum in 10 Jahren 3<br />

Wünsche mit auf den Weg geben:<br />

- Mögen noch mehr Mitbürger aus Verbundenheit<br />

und in Verantwortung zur Heimat<br />

Mitglieder der Heimatgemeinschaft<br />

werden,<br />

- möge es auch in den nächsten 10 Jahren<br />

tatkräftige und weitsichtige Damen und<br />

Herren geben, die die Geschicke des Vereins<br />

leiten und<br />

- möge die Heimatgemeinschaftwege finden,<br />

jüngere Mitmenschen für den Heimatgedanken<br />

zu interessieren.<br />

- 71 -


Die Vorsitzenden der Heimatgemeinschaft Groß-<strong>Benrath</strong><br />

Ehrenvorsitzender Wilhelm Schreiner<br />

Vorsitzender ab Gründung<br />

bis Oktober 1954 +1984<br />

Josef Rath<br />

Vorsitzender ab Oktober 1959<br />

bis Oktober 1963 +1972<br />

-72 -<br />

Josef Heinrich Sommer<br />

Vorsitzender ab Oktober 1954<br />

bis Oktober 1959<br />

Dr. Kuno Wild<br />

Vorsitzender von Oktober 1963 bis Mai 1981<br />

und von Mai 1984 bis April 1987


Bruno Krotz<br />

Vorsitzender von Mai 1981 bis Mai 1984<br />

Hans-Joachim Winkes<br />

Vorsitzender ab April 1987<br />

- 73 -<br />

Der geschäftsführende<br />

Vorstand seit 1975<br />

1975<br />

1.Vorsitzender, Dr. KunoWild<br />

2. Vorsitzender, Bruno Krotz<br />

Geschäftsführer, Werner Olschak<br />

Schriftführerin, Ria Lampenscherf<br />

Schatzmeister, Helmut Pelchen<br />

1980 scheidet H. Pelchen aus;<br />

Klaus Böhlhoff wird Schatzmeister.<br />

Mai 1981<br />

Dr. Kuno Wild tritt zurück<br />

neuer l. Vorsitzender, Bruno Krotz<br />

2. Vorsitzender, Josef Pollok<br />

komm. Geschäftsführung und<br />

Schriftführerin, Ria Lampenscherf<br />

Schatzmeister, Klaus Böhlhoff<br />

1982 Klaus Böhlhoff übernimmt auch die<br />

Geschäftsführung.<br />

Mai 1984<br />

Bruno Krotz legt Vorsitz nieder,<br />

Klaus Böhlhoff scheidet aus.<br />

Neuer l. Vorsitzender, Dr. Kuno Wild<br />

2. Vorsitzender, Josef Pollok<br />

Geschäftsführerin, Christel Burger<br />

Schriftführerin, Ria Lampenscherf<br />

Schatzmeister, Hans-Detlev Speckmann<br />

Mai 1986<br />

Frau Burger scheidet aus,<br />

Frau Lampenscherf übernimmt zusätzlich<br />

die Geschäftsführung.<br />

April 1987<br />

Dr. Wild legt Vorsitz nieder.<br />

Neuer l. Vorsitzender, H.-J.Winkes<br />

2. Vorsitzender, Eberhard Fischer<br />

Geschäftsführerin und<br />

Schriftführerin, Ria Lampenscherf<br />

Schatzmeister, Hans-Detlev Speckmann

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