Benrath Historisch Heft 8 - Heimatarchiv Benrath
Benrath Historisch Heft 8 - Heimatarchiv Benrath
Benrath Historisch Heft 8 - Heimatarchiv Benrath
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<strong>Benrath</strong><br />
- historisch -<br />
Schriftenreihe des Archivs der<br />
Heimatgemeinschaft Groß-<strong>Benrath</strong> e.V.
<strong>Benrath</strong> - historisch<br />
Gebäude in <strong>Benrath</strong><br />
Schriftenreihe des Archivs der<br />
Heimatgemeinschaft Groß-<strong>Benrath</strong> e.V. <strong>Heft</strong> Nr. 8
Impressum „<strong>Benrath</strong> - historisch"<br />
Herausgeber: Heimatgemeinschaft Groß-<strong>Benrath</strong> e.V.<br />
Schriftleitung: Archiv der Heimatgemeinschaft,<br />
Benrodestraße 43, 4000 Düsseldorf 13<br />
Auflage <strong>Heft</strong> 8: 700 Exemplare, Oktober 1989<br />
Copyright:<br />
Nachdruck und Vervielfältigung bitte mit Hinweis auf die Fundstelle.<br />
- 2 -
Inhaltsverzeichnis<br />
Teil I Seite<br />
<strong>Benrath</strong> als Residenz ....... 9<br />
Das <strong>Benrath</strong>er Rathaus ..... 17<br />
Das alte Wasserwerk ....... 25<br />
<strong>Benrath</strong>er Badeanstalten . . . . 31<br />
Haus Spilles ............ 35<br />
Die <strong>Benrath</strong>er Bahnhöfe . . . . 49<br />
Das alte Krankenhaus ..... 57<br />
Teil II<br />
Die 40-j ährige Geschichte<br />
der Heimatgemeinschaft<br />
Groß-<strong>Benrath</strong> e.V.<br />
1949-1989 ............. 67
Vorwort<br />
Liebe Heimatfreundinnen,<br />
liebe Heimatfreunde,<br />
dank des großen Engagements der Mitarbeiter<br />
des Archivs der Heimatgemeinschaft<br />
- Ihnen voran unser Heimatfreund<br />
Theo Fühles - liegt nunmehr <strong>Heft</strong> 8 der<br />
Schriftenreihe „<strong>Benrath</strong> historisch" vor,<br />
das dem Leser die Geschichte von <strong>Benrath</strong>er<br />
Gebäuden näherbringen soll. Das Archiv<br />
der Heimatgemeinschaft Groß-<strong>Benrath</strong><br />
hat deshalb die bisher anläßlich der<br />
Schloßparkkonzerte erschienenen Artikel<br />
zusammengefaßt und aus Anlaß des 40j ährigen<br />
Jubiläums mit der Geschichte der<br />
Heimatgemeinschaft ergänzt. Diese Abhandlungen<br />
wären natürlich nur Stückwerk,<br />
wenn sie nicht beginnen würden mit<br />
einer Beschreibung des <strong>Benrath</strong>er Schlosses.<br />
Es wurde nicht auf die zahlreichen<br />
hervorragenden Veröffentlichungen von<br />
Frau Prof. Dr. Irene Markowitz und von<br />
Herrn Prof. Dr. Adalbert Klein zurückgegriffen,<br />
weil diese aus jüngerer Zeit und<br />
teils noch im Buchhandel zu erhalten sind.<br />
- 5 -<br />
„<strong>Benrath</strong> historisch" möchte Sie bekanntmachen<br />
mit einem Aufsatz von Edmund<br />
Renard „<strong>Benrath</strong> als Residenz" aus dem<br />
Bildband „Schloß <strong>Benrath</strong>", erschienen<br />
1913 als Jahresgabe des Deutschen Vereins<br />
für Kunstwissenschaft. Dieses Buch im<br />
Format 30 x 40 cm wurde von einem Heimatfreund<br />
dem Archiv geschenkt; er hatte<br />
es weitab von Düsseldorf in einem Antiquariat<br />
entdeckt. Dafür sei ihm auch an<br />
dieser Stelle herzlich gedankt. Das Buch<br />
galt Jahrzehnte als „das" Standardwerk<br />
über Schloß <strong>Benrath</strong>. Frau Prof. Dr. Markowitz<br />
hat es freundlicherweise übernommen,<br />
diesen Artikel durch ihre Anmerkungen<br />
auf Seite 15 auf den heutigen Wissensstand<br />
zu ergänzen.<br />
Anschließend bedanke ich mich bei allen<br />
Sponsoren, die die Herausgabe des <strong>Heft</strong>es<br />
finanziell unterstüzt haben.<br />
Hans-Joachim Winkes<br />
Vorsitzender<br />
der Heimatgemeinschaft Groß-<strong>Benrath</strong>
TEIL I<br />
Gebäude in <strong>Benrath</strong><br />
- 7 -
Schloß <strong>Benrath</strong> (Südseite) mit Spiegelweiher und Kastanienallee<br />
- 8 -
<strong>Benrath</strong> als Residenz<br />
von Edmund Renard aus dem Bildband<br />
„Schloß <strong>Benrath</strong> 1913"<br />
<strong>Benrath</strong>, zwischen Köln und Düsseldorf<br />
nahe dem Rhein in einem ehedem sehr<br />
umfangreichen Wald- und Heidegebiet gelegen,<br />
das sich von dem Abhängen des<br />
bergischen Landes und dem hochgelegenen<br />
Barockschloß Johann Wilhelms in<br />
Bensberg bis dicht an den Rhein erstreckt,<br />
ist ein verhältnismäßig alter Besitz des<br />
bergischen Grafengeschlechts. Die Herren<br />
von Benrode, eine bergische Ministerialenfamilie,<br />
die ihr Wappen mit einer<br />
Reihe der ältesten bergischen Adelsgeschlechter,<br />
den Nesselrode, den Quadt,<br />
den Lülsdorff und den Bodlenberg, gemein<br />
hat, müssen den Besitz noch im 13.<br />
Jahrhundert an die Grafen von Berg veräußert<br />
haben, die zum erstenmal im Jahre<br />
1330 hier Urkunden. Die Burg wird des öfteren<br />
als Residenz der bergischen Grafen<br />
genannt, seit dem 15. Jahrhundert wird sie<br />
fast regelmäßig den Herzoginnen von Jülich-Berg<br />
zur Morgengabe, zur Leibzucht<br />
oder zum Witwensitz bestimmt; so erhielt<br />
Sibylla von Brandenburg, die Gemahlin<br />
Herzog Wilhelms, in dem Ehevertrag vom<br />
Jahre 1480 <strong>Benrath</strong> als Morgengabe und<br />
hat während ihrer langen Witwenschaft<br />
mit Vorliebe dort gewohnt. Eineinhalb<br />
Jahrhundert später schuf Elisabeth Amalie<br />
von Hessen-Darmstadt, die liebenswürdige<br />
Gemahlin des Pfalzgrafen und späteren<br />
Kurfürsten Philipp Wilhelm, in <strong>Benrath</strong><br />
ein entzückendes Buenretiro. Dieses<br />
alte Schloß, dessen Nebengebäude noch<br />
erhalten sind, entstand in den Jahren<br />
1660-1667 unter der Leitung des pfälzischen<br />
Ingenieurs Saddeler - ein äußerst interessantes<br />
kleines Wasserschlößchen, das<br />
sich auf Pfeilern inmitten des noch erhaltenen<br />
langen Weihers, des sog. Spiegels, (1)<br />
erhob, jedenfalls stark unter italienischen<br />
- 9 -<br />
Einflüssen stehend. Elisabeth Amalie bemühte<br />
sich mit einer kindlichen Freude<br />
um jede Kleinigkeit, um die Bauarbeiten<br />
wie um das Getier in dem Wildpark und<br />
den Schloßweihern, um die Baumgärten<br />
wie um die neumodischen holländischen<br />
Tulpenkulturen. Ihr Sohn, Johann Wilhelm,<br />
hat vornehmlich in <strong>Benrath</strong> gewohnt,<br />
(2) als sein Vater, zur Kurwürde in<br />
der Pfalz berufen, ihn zum Residenten im<br />
Herzogtum Jülich-Berg ernannte. Der jetzige<br />
Orangerieflügel des alten Schlosses<br />
ist von ihm umgebaut worden und enthält<br />
noch einige vandalisch mißhandelte Reste<br />
der reichen Ausstattung aus den glänzenden<br />
Tagen des jungen Johann Wilhelm. (3)<br />
Das Jahr 1746 führte den Kurfürsten Karl<br />
Theodor zum erstenmal nach Düsseldorf<br />
und wohl auch nach <strong>Benrath</strong>, dessen Wasserschlößchen<br />
in der Zeit Karl Philipps<br />
durch Vernachlässigung schwer gelitten<br />
hatte. Der schöne alte Tierpark, seine<br />
Lage zum Rhein und zu Düsseldorf, dessen<br />
etwas finsteres altes Herzogsschloß<br />
dem jungen Fürsten wohl wenig zusagte,<br />
müssen schon bald das Interesse des Kurfürsten<br />
geweckt haben. Der Gedanke,<br />
<strong>Benrath</strong> für die doch nur kurz bemessenen<br />
Aufenthalte am Niederrhein als Sommerredidenz<br />
zu wählen, lag nahe, zumal da<br />
das weiter abgelegene Schloß Bensberg<br />
mit seiner kalten, schweren Pracht, ohne<br />
Garten und Park, den hier zu stellenden<br />
Anforderungen gar nicht entsprach.<br />
Schon im Jahre 1752 wurde eine intensivere<br />
Pflege des Parks in Angriff genommen,<br />
die Hecken repariert, ein Graben<br />
herumgezogen, die Dächer der alten Stallgebäude<br />
hergestellt. Im Jahre 1753 reichte<br />
die Düsseldorfer Hofkammer einen Bericht<br />
des Ober Jägermeisters von Eynatten<br />
mit Plan und Anschlag des Hofbaumeisters<br />
Nosthofen über die unumgänglich<br />
notwendige Reparatur des Lustschlosses
<strong>Benrath</strong> ein, die Entscheidung fiel aber<br />
erst bei der Anwesenheit Karl Theodors in<br />
Düsseldorf Ende 1755; der Oberbaudirektor<br />
Pigage war dazu nach <strong>Benrath</strong> zitiert<br />
worden. Jedenfalls erschien einewiederherstellung<br />
des Chateau d'eau der Kurfürstin<br />
Elisabeth Amalie untunlich - ebensowohl<br />
der Feuchtigkeitsschäden wie der unmodernen<br />
Anlage wegen.<br />
In schneller Folge ergehen die Reskripte<br />
des Kurfürsten; am 20. November 1755 erhält<br />
die Hofkammer den Auftrag, dem Pigage<br />
nicht allein die Werkmeister der Bauverwaltung<br />
zur Feststellung der Ortspreise<br />
zur Verfügung zu stellen, sondern nötigenfalls<br />
ihm auch einen Rat aus dem „collegio"<br />
beizugeben. Pigage erhält den Befehl<br />
zur Aufstellung der genauen Risse und Anschläge;<br />
schon einen Monat später ergeht<br />
ein Monitum an die Holkammer wegen<br />
schnellerer Erledigung der kurfürstlichen<br />
Reskripte mit besonderem Hinweis auf<br />
das „vorseyende Churf. Bauwerk zu <strong>Benrath</strong>".<br />
Im Sommer 1756 war man jedenfalls<br />
schon rüstig an der Arbeit; im einzelnen<br />
verlassen uns hier die an sich schon spärlichen<br />
Nachrichten zur Baugeschichte des<br />
Schlosses und des Parkes mit seinen sehr<br />
bedeutenden Erdbewegungen und Veränderungen<br />
der Wasserläufe vollständig, es<br />
will jedoch scheinen, daß, ehe der unglückliche<br />
Krieg der Jahre 1757 und 1758<br />
den Bau stillegte, doch noch das Corps de<br />
logis unter dem Dach kam. Dafür sprechen<br />
die reinen Rokokoformen der Dachgauben,<br />
die in dieser Klarheit nirgends<br />
mehr an dem Bau sich finden und ebenso<br />
die Nachrichten über ein mächtiges Floß<br />
Bauholz, das im Sommer 1757 vom Oberrhein<br />
abging und in Caub bzw. Oberlahnstein<br />
ein großes Quantum Dachschiefer<br />
aufnahm.<br />
Im Jahre 1760 sind die Arbeiten jedenfalls<br />
wieder im vollen Gange; der Hofstukka-<br />
teur Giuseppe Antonio Albuzio schickt im<br />
Frühjahr sein Handwerkzeug zu Schiff<br />
nach <strong>Benrath</strong>, gleichzeitig werden im<br />
Schloß auch schon Parkettböden verlegt.<br />
Peter Anton Verschaffelt war in seinem<br />
Mannheimer Atelier nicht müßig gewesen,<br />
bereits im Jahre 1758 hatte Pigage<br />
ihm einen Vorschuß von 2000 Talern auf<br />
die Arbeiten für <strong>Benrath</strong> angewiesen, im<br />
Juli 1761 wird die zollfreie Passierung für<br />
einen Teil seiner Arbeiten erwirkt, insbesondere<br />
für „die Diana oder die Jagdt, bestehend<br />
in 30 Stuck verarbeitheten Steinen",<br />
„4 Löwen" (jedenfalls diejenigen an<br />
der Rampe), „2 Kindtlein oder Knaben"<br />
(wahrscheinlich die beiden Putten zu Seiten<br />
der Dianagruppe), „l bleyerner<br />
Krantz zum Uhrwerk gehörig, schwehr<br />
ongefähr a 6 Centner", „4 Kamins, vorvon<br />
2 von rothen und 2 von weißen Marmel<br />
seynt", ferner „allerhandt Sorten Bildthauer-Geschirr".<br />
Im Park müssen im<br />
Jahre 1761 auch schon die großen Erdbewegungen<br />
und Wasserregulierungen<br />
durchgeführt gewesen sein oder doch wenigstens<br />
so weit, daß man an die Anlage<br />
der beiden kleinen Gärten gehen konnte,<br />
weil das Amt Kaiserslautern den Auftrag<br />
zu Beschaffung von 20000 - 30000 Latten<br />
für das <strong>Benrath</strong>er Gartenwerk erhält.<br />
Eine Aufstellung der von der Mannheimer<br />
Hofkammer zum <strong>Benrath</strong>er Bauwesen in<br />
den Jahren 1758 -1764 geleisteten Vorschüssen<br />
in der Höhe von etwa 20 000 Talern<br />
nennt außer dem Bildhauer Verschaffelt<br />
und dem Stukkateur Albuzio noch die<br />
beiden auch an dem Mannheimer Bibliotheksflügel<br />
tätigen Holzbildhauer Augustin<br />
Egell und Matthäus van den Branden,<br />
den Maler FA. Leydensdorff und den Kabinetsschreiner<br />
Zeller; Schmalz in Mannheim<br />
liefert schon Anfang der 60er Jahre<br />
eine Anzahl Möbel- und Wandbespann-stoffe<br />
nach <strong>Benrath</strong>.<br />
- 10 -
Die Arbeiten des inneren Ausbaues schritten<br />
schnell voran und scheinen um 1765<br />
einen vorläufigen Abschluß gefunden zu<br />
haben. Im Jahre 1762 hat der Düsseldorfer<br />
Galeriedirektor Lambert Krähe sein<br />
Domizil in <strong>Benrath</strong>; sein Gesuch um<br />
Überlassung des Grupelloschen Hauses in<br />
Düsseldorf bittet die Hofkammer ablehnend<br />
zu bescheiden, da andernfalls eine<br />
Vernachlässigung des Auftrages zu den<br />
Deckenmalereien im <strong>Benrath</strong>er Schlosse<br />
von ihm zu befürchten sei. Die Surportes<br />
mit Stilleben im Mansard-Geschoß des<br />
Hauptbaues sind teilweise bezeichnete<br />
und datierte Arbeiten des kurkölnischen<br />
Hofmalers Johann Martin Metz aus dem<br />
Jahre 1763. In dem folgenden Jahre forderte<br />
Pigage aus dem Mannheimer Bauhof<br />
für die Stuckarbeiten 50 Sack Alabastergibs<br />
und gutes Eichenholz für das<br />
Hauptportal, das später in den Revolutionskriegen<br />
von französischen Soldaten<br />
zerschlagen wurde. Zu Anfang 1766 müssen<br />
die Innenräume zum großen Teil fertig<br />
gewesen sein, denn damals wendet sich<br />
Albuzio mit einer Bittschrift an den Kurfürsten,<br />
um Ersatz für den Schaden zu erhalten,<br />
den er bei denArbeiten in <strong>Benrath</strong><br />
gehabt habe; alle Anzeichen sprechen<br />
aber dafür, daß - mit ganz geringen Ausnahmen<br />
- die Stuckarbeiten in einer Folge<br />
ausgeführt wurden.<br />
In den folgenden Jahren müssen die noch<br />
fehlenden Täfelungen und die Reste der<br />
Ausstattung hergestellt sein; denn augenscheinlich<br />
sind einige Details, namentlich<br />
in den Räumen des Erdgeschosses, erst<br />
später eingefügt worden. Das Tempo der<br />
Arbeiten mag langsamer geworden sein,<br />
weil Pigage im Jahre 1766/67 länger in Italien<br />
weilte. Das Vestibül allein mit seiner<br />
stärkeren Trockenheit der Formen dürfte<br />
in seinem ganzen Umfange der Zeit um<br />
1770 angehören; in den anderen Räumen<br />
waren damals augenscheinlich die Stuck-<br />
- 11 -<br />
arbeiten und die Wandtäfelungen - mit<br />
Ausnahme einiger deutlich herausfallender<br />
Stücke - vollendet. Vornehmlich scheinen<br />
die durchweg schon in ganz klassizistischen<br />
Formen gehaltenen Kamine erst damals<br />
eingesetzt zu sein - abgesehen von<br />
den vier Kaminen in den beiden Schlafzimmern,<br />
die schon im Jahre 1761 angeliefert<br />
waren. (4)<br />
Die Nebengebäude - Kavalierhäuser und<br />
Torgebäude - sind nach den großen Holzlieferungen<br />
im wesentlichen im Jahre 1761<br />
oder bald darauf zur Ausführung gekommen.<br />
Das entspricht dem allgemeinen<br />
Fortschreiten der Bauarbeiten, nachdem<br />
zunächst der Hauptbau fertiggestellt war<br />
und seit 1760 an seiner inneren Ausstattung<br />
gearbeitet wurde. Die Fertigstellung<br />
der Nebengebäude erfolgte gleichfalls im<br />
Laufe des 7. Jahrzehntes; auch hier fallen<br />
die einfachen, strengen Formen der Kamine<br />
auf, die - wie die Mehrzahl der Kamine<br />
im Hauptbau - den Arbeiten in den<br />
Schwetzinger Parkbauten vom Anfang der<br />
70er Jahre schon eng verwandt sind.<br />
Diesem spärlichen Bilde der Baugeschichte,<br />
die sich nach dem Verlust der<br />
Bauakten und Rechnungen aus gelegentlichen<br />
Notizen und Funden aufbaut, entsprechen<br />
die wenigen Rechnungsaufstellungen<br />
der Hauptkassen. Die Landrentmeisterei-Rechnungen<br />
von Jülich-Berg<br />
verzeichnen in dem noch unruhigen Jahre<br />
1759/60 nach dem Kriege nur eine Zahlung<br />
von „6l Th. 26 Alb." für Blei; dann<br />
erfolgten im Frühjahr 1760 zwei energische<br />
Reskripte Karl Theodors zur Beförderung<br />
des <strong>Benrath</strong>er Schloßbauwesens.<br />
Er ordnet an, daß sein Zinsenanteil an<br />
dem Vaudemontschen Kapital, 5000 Gulden<br />
jährlich, bis auf weiteres zum Schloßbau<br />
angewiesen werde; ein ferneres Dekret<br />
vom Herbst 1760 bestimmte, daß einschließlich<br />
der Vaudemontschen Zinsen<br />
Ende 1760 20000 Taler Ende 1761 40000
Plan der Schloßanlage und des Parkes am Ende des 18. Jahrhunderts<br />
- 12 -
Taler und danach jährlich 30 000 Taler für<br />
den <strong>Benrath</strong>er Bau zu beschaffen seinen.<br />
Das scheint bis zum Jahre 1769/70 tatsächlich<br />
auch geschehen zu sein. Zu einem zuverlässigen<br />
Schluß auf die Gesamtkosten<br />
der Anlage genügt diese Angabe, daß während<br />
der letzten 10 Baujahre insgesamt<br />
300000Taler zur Verfügung standen, nicht;<br />
für die Bauzeit von 1756 -1760, in die die<br />
großen Anlagen im Park fallen, ist vielleicht<br />
eine noch höhere Summe anzunehmen,<br />
und ebenso bleibt es zweifelhaft, wie<br />
die im Jahre 1773 erforderte Schlußrechnung<br />
ausgefallen ist. Nach dem, was<br />
Schwetzinger Bauakten zu melden wissen,<br />
darf man wohl mit Sicherheit erst recht bei<br />
<strong>Benrath</strong> annehmen: „Der von Pigage verfertigte<br />
Status war also um ein Merckliches<br />
alterirt und augmentirt", da „auf den<br />
Pigagischen Überschlag nach bisheriger<br />
Erfahrnuß kein Verlaß zu machen", wie<br />
der ihm nicht sehr gewogene Mannheimer<br />
Hofkammerrat und Schloßbaucommissarius<br />
Weber bei Gelegenheit des Bibliothekbaues<br />
im Mannheimer Schloß im<br />
Jahre 1755 votiert.<br />
Im Jahre 1769 konnte der Bau als abgeschlossen<br />
gelten; am 10. August wird von<br />
Karl Theodor auf Verwendung des Oberbaudirektors<br />
von Pigage die Annahme seines<br />
Bruder Louis von Pigage zum Burggrafen<br />
von <strong>Benrath</strong> mit Gehalt und<br />
Dienstwohnung befohlen, am 30. Dezember<br />
desselben Jahres aber gibt der Kurfürst<br />
- während der Oberbaudirektor als<br />
Kautionssteller eintritt - unter Widerrufung<br />
jenes Reskriptes gegen eine Pauschale<br />
die Unterhaltung und Reparation<br />
des Schlosses und der Gärten dem Louis<br />
von Pigage in Entreprise: Im Herbst des<br />
Jahres 1770 ist das Schloß mit den meist<br />
zu Schiff aus Mannheim gebrachten Möbeln<br />
ausgestattet worden.<br />
- 13 -<br />
Die Unterhaltung des Schlosses in Entreprise<br />
war eine dem Schloßbau vielleicht<br />
nicht ganz zuträgliche, aber damals öfters<br />
geübte Form der Baupflege; sie erstreckte<br />
sich in der Hauptsache auf Wasserwerke,<br />
Nebengebäude, Gärten, während die eigentlichen<br />
Baureparaturen an den Corps<br />
de logis später wenigstens besonders verrechnet<br />
wurden. Die Entreprise betrug<br />
jährlich annährend 7000 Taler; damit waren<br />
jedoch die wesentlichen Unterhal-<br />
(5)<br />
tungskosten nicht gedeckt, denn als<br />
Karl Theodor im Jahre 1773 die genaue<br />
Abrechnung des <strong>Benrath</strong>er Schloßbaues<br />
befiehlt, bestimmt er gleichzeitig, auf 10<br />
Jahre je 15.000Taler aus den Baufondsgeldern<br />
für die Unterhaltung von <strong>Benrath</strong> bereitzustellen.<br />
Wie nötig das war, ergibt sich<br />
daraus, daß schon im Jahre 1774 infolge<br />
von Schwammbildung Erneuerungen an<br />
den Fußböden im Hauptbau und in den<br />
Flügelgebäuden notwendig wurden; Oberbaudirektor<br />
von Pigage mußte nach <strong>Benrath</strong><br />
reisen und fand eine Erklärung dafür,<br />
so daß sein Bruder nicht haftbar gemacht<br />
wurde. In den letzten Zeiten Karl Theodors<br />
hört man wenig von <strong>Benrath</strong>, es<br />
scheinen auch weitere Arbeiten kaum ausgeführt<br />
zu sein, nur im Jahre 1785/86 wurden<br />
noch 20 steinerne Bänke - jedenfalls<br />
die teilweise noch erhaltenen - im Parke<br />
aufgestellt.<br />
Nach dem Tode Karl Theodors ordnete im<br />
Jahre 1799 aus Sparsamkeitsrücksichten<br />
Maximilian Joseph die baldige Auflösung<br />
des Vertrages mit Pigage an; bei den Verhandlungen<br />
ergab sich, daß dieser noch<br />
über 16 000 Taler an Rückständen aus der<br />
Entrepise zu fordern hatte, und noch ein<br />
volles Jahrzehnt ziehen sich die Bitten der<br />
Witwe und der Kinder Pigages, der im<br />
Jahre 1800 schon gestorben war, um Zahlung<br />
des Restes aus dieser Forderung hin.<br />
Das <strong>Benrath</strong>er Schloß hat das Glück gehabt,<br />
namentlich am Anfang des 19. Jahr-
hunderts in Benutzung zu bleiben und dadurch<br />
eine gewisse Pflege wenigstens zu<br />
erfahren. Im Jahre 1804 nahm HerzogWilhelm<br />
zu Bayern, der Begründer der noch<br />
blühenden Nebenlinie der Wittelsbacher,<br />
seine Residenz in <strong>Benrath</strong>, wo er selbst<br />
auch die Bewirtschaftung des Schloßgutes<br />
betrieb; aber schon nach zwei Jahren<br />
mußte er <strong>Benrath</strong> bei der Begründung des<br />
kurzlebigen Großherzogtums Berg Joachim<br />
Murat einräumen.<br />
Das bedingte eine etwas intensivere<br />
Pflege des Schlosses und des Parkes, als<br />
sie Louis von Pigage in den unruhigen Jahren<br />
der Revolutionskriege bei dem Mangel<br />
an Mitteln hatte durchführen können.<br />
Namentlich bei dem Einzug Joachim Murats<br />
im Jahre 1806 wurden einzelne Parkettböden<br />
- sicherlich derjenige in dem<br />
westlichen Schlafzimmer - erneuert (6) , ein<br />
neues Surporte-Gemälde von dem Akademiedirektor<br />
Langer über dem Alkoven in<br />
dem östlichen Schlafzimmer hergestellt.<br />
(7)Der Burggraf Bull erbot sich für 6361 Taler<br />
die Reparaturen an den Treppen, Mauern,<br />
Bassins usw. im ganzen Park und für<br />
5270 Taler die jährliche Unterhaltung zu<br />
übernehmen. Im Jahre 1807 sollten die<br />
Pferdeställe bei dem alten Schloß erweitert<br />
werden. Im Schloß und den Nebengebäuden<br />
bedurften die Wirtschaftsräume<br />
weitgehendeer Instandsetzungen und<br />
neuer Möbel. Die Leitung der Arbeiten<br />
lag in den Händen des Architekturprofessors<br />
Schäfer in Düsseldorf, der sich im einzelnen<br />
über wichtigere Fragen mit dem Architekten<br />
Joachim Murats Herrn Le<br />
Conte in Paris, ins Einvernehmen zu setzen<br />
hatte. Für die laufende Unterhaltung<br />
standen zur Verfügung der Schloßverwalter,<br />
der Portier, ein Gärtner, ein Dachdekker<br />
und ein Lackierer, gefordert wurden<br />
außerdem zwei Schreiner, ein Schlosser,<br />
ein Schmied, ein Glaser und Anstreicher,<br />
ein Maurer und einTagelöhner. Die Möbel<br />
- 14 -<br />
waren im Jahre 1801 zum großen Teil nach<br />
Wesel geflüchtet worden und scheinen<br />
auch nur zumTeil wieder nach <strong>Benrath</strong> zurückgelangt<br />
zu sein; Herzog Wilhelm in<br />
Bayern möbilierte das Schloß im Jahre<br />
1804 meist mit den aus dem Besitz der letzten<br />
Fürst-Äbtissin von Essen stammenden<br />
Stücken, darunter schöne Marketeriemöbel<br />
aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts,<br />
die bis zu dem jüngsten Besitzerwechsel<br />
in <strong>Benrath</strong> geblieben sind. Die jetzt noch<br />
vorhandenen Empiremöbel sind wahrscheinlich<br />
unter Joachim Murat nach <strong>Benrath</strong><br />
gekommen, ebenso wie einige Pariser<br />
Pendulen. Die Orangerie war im Jahre<br />
1801 öffentlich versteigert worden, ebenso<br />
im Jahre 1802 eine Partie einfacherer und<br />
schlechter Möbel. (8)<br />
Im Jahre 1811 hat <strong>Benrath</strong> noch einen<br />
flüchtigen Aufenthalt Napoleons und Marie<br />
Louises gedient; später hat Friedrich<br />
Wilhelm IV. vorübergehend kurzen Aufenthalt<br />
dort genommen (9). Die Nebengebäude<br />
des alten Schlosses mit den umfänglichen<br />
Ställen wurden seit der Aulhebung<br />
des Großherzogtums Berg zu militärischen<br />
Zwecken benutzt, und noch bis zum<br />
Jahre 1896 lag dort eine Abteilung Kavallerie.<br />
Seit den 60er Jahren bis zum Jahre<br />
1873 war <strong>Benrath</strong> der Sommeraufenthalt<br />
des in Düsseldorf wohnenden Fürsten<br />
Karl Anton von Hohenzollern. (10) Alle<br />
diese Benutzungen sind ohne Änderung<br />
und Schädigung des fast in seinem ganzen<br />
Umfange sorgsam erhaltenen alten Bestandes<br />
vor sich gegangen; seit den geringen<br />
Arbeiten am Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
sind lediglich einige Parkettböden,<br />
namentlich diejenigen der beiden Vorzimmer,<br />
ersetzt, die Kraheschen Deckenmalereien<br />
hergestellt und die Wand- und Dekkenflächen<br />
in den alten zarten Tönen erneuert<br />
worden. (11)
Im Jahre 1907 entschloß die Kronverwaltung<br />
sich zur Veräußerung des für Hofzwecke<br />
nicht mehr verwendeten Schlosses.<br />
Nach langen Verhandlungen ist im<br />
Jahre 1911 das Schloß mit dem Park und<br />
den Schloßländereien in das Eigentum der<br />
Gemeinde <strong>Benrath</strong> übergegangen. Die<br />
Nebengebäude werden für Schulzwecke<br />
Anmerkung<br />
von Frau Prof. Dr. Irene Markowitz zum<br />
vorstehenden Artikel von Renard über<br />
Schloß <strong>Benrath</strong><br />
(1) Die Rekonstruktion nach Ausgrabungsbefund,<br />
vorhandenen zeitgenössischen<br />
Ansichten und Plänen, sowie<br />
dem erhaltenen Baubestand, ergab einen<br />
Stauweiher, der mehr als dreimal<br />
so breit war als der heutige Spiegelweiher.<br />
Das 5 bzw. 7 Achsen breite<br />
Wasserschloß reichte mit seinen anschließenden<br />
3 Arkadenbögen nach<br />
Westen und Osten von den oberen<br />
Treppenstufen, die von der Orangerie<br />
zum Weiher hinunterführen - in der<br />
Fluchtlinie der Orangerie - bzw. der<br />
Kapellenwestwand bis zur Hecke des<br />
15<br />
u. dgl. verwendet, der Hauptbau und der<br />
Park finden eine sorgsame Erhaltung als<br />
ein kostbares Zeugnis alten fürstlichen<br />
Glanzes und feinfühligsten Kunstsinnes.<br />
Die bürgerliche Gemeinschaft, die diese<br />
ideale Aufgabe als ein nobile officium mit<br />
starkem Opfersinn übernahm, setzte sich<br />
damit ein wahrhaft schönes Denkmal.<br />
Wegs entlang der Westseite des Spiegelweihers.<br />
Die Bezeichnung „Wasserschlößchen"<br />
trifft nicht die tatsächlichen<br />
Dimensionen des Belvedereschlosses<br />
im Weiher.<br />
(2) Die Nähe zur Residenz gab <strong>Benrath</strong><br />
eine besondere Bedeutung. Kurfürst<br />
Johann Wilhelm kam, sofern ihn nicht<br />
politische Reisen abhielten, im Sommer<br />
für einige Wochen nach <strong>Benrath</strong>,<br />
gelegentlich auch auf einen Tagesausflug.<br />
Für längere Zeit hat er in <strong>Benrath</strong><br />
nicht geweilt.
(3) Die Umänderung und Neuausstattung<br />
einiger Räume des alten Schlosses<br />
durch Johann Wilhelm erfolgten erst<br />
nach Übereignung des <strong>Benrath</strong>er Besitztums<br />
durch die Mutter des Kurfürsten<br />
1695 und zogen sich bis 1700 hin.<br />
Es war die große Zeit Johann Wilhelms,<br />
nicht die des jungen Johann<br />
Wilhelms.<br />
(4) Kamine nicht durchweg klassizistisch.<br />
Sie zeigen noch den Schwung des ausgehenden<br />
Barock, einige deutlich Stilphänomene<br />
des Transition (Übergangsstil).<br />
(5) Louis de Pigage, Bruder des Architekten<br />
Nicolas de Pigage, hat mit seinem<br />
eigenen Vermögen versucht, in den<br />
napoleonischen Kriegen Schäden vom<br />
Hauptgebäude fernzuhalten. Sein Vertrag<br />
von 1769 beinhaltet einen Aufgabenkatalog<br />
für Gärten und Haus.<br />
(6) Die Parkettböden, die unter Murat erneuert<br />
wurden, befanden sich in den<br />
Seitenflügeln. Der Intarsienboden des<br />
westlichen Schlafzimmers wurde erst<br />
1863/64 erneuert bzw. teilweise erneuert.<br />
Prinzessin Luise von Preußen, Bewohnerin<br />
des Schlafzimmers in den<br />
Sommermonaten ab 1821 hat seine<br />
originale Form, die in Böden des<br />
Mannheimer Schlosses Parallelen<br />
(7)<br />
hatte, in einem Aquarell aus den<br />
zwanziger Jahren des 19. Jhd. festgehalten.<br />
Die Supraporte über der Alkoven - Tür<br />
im östlichen Schlafzimmer wurde 1804<br />
von Wilhelm in Bayern in Auftrag gegeben<br />
und noch im gleichen Jahr bezahlt.<br />
Die Rechnung liegt im Hauptstaatsarchiv.<br />
Der Burggraf Bull hat die<br />
eingestürzten Bassinmauern des Spiegelweihers<br />
( Abdeckplatten ) und<br />
einige am Schloßweiher wiederher-<br />
-16 -<br />
stellen und die von den Franzosen gestohlenen<br />
Gitter des Schloßweihers ersetzen<br />
lassen, ebenso ein Gittergefach<br />
am Hauptgebäude.<br />
Herzog Wilhelm in Bayern, Stellvertreter<br />
von Kurfürst Max Joseph holte<br />
zusätzliches Mobiliar von seiner<br />
Tante, der Fürstäbtissin von Essen.<br />
(8) Teilbestände blieben auch nach der<br />
Versteigerung in <strong>Benrath</strong>. Restbestände<br />
gab es bis 1929.<br />
(9) Von 1821-1848 wohnten in den Sommermonaten<br />
Prinz Friedrich von<br />
Preußen, Vetter des Preußischen Königs<br />
von beiden Eltern her mit seiner<br />
Gattin Prinzessin Luise von Anhalt-<br />
Bernburg und den beiden Söhnen<br />
Alexander und Georg im Schloß. Die<br />
Prinzessin malte und hat ihre Wohnung<br />
im westlichen Schlafzimmer und<br />
den Blick in die Gärten in Aquarellen<br />
festgehalten.<br />
(10) 1873 war Fürst Carl Anton von Hohernzollen<br />
- Sigmaringen bereits in<br />
Berlin. Sein Sohn Leopold wohnte<br />
mit seiner Familie in den Sommermonaten<br />
im Schloß.<br />
(11) Die Parkettböden in den Vorzimmern<br />
(Gartensäle) wurden im 19. Jhd. nicht<br />
ersetzt sondern 1883/84 durch die<br />
Firma Bembe in Mainz restauriert.<br />
Die Berufsuntersuchungen der Dekkengemälde<br />
in den Gartensälen 1935,<br />
1958, 1972 ergaben einen unveränderten<br />
originalen Bestand der Kraheschen<br />
Malerei. Die Malerei im Kuppelgewölbe<br />
zeigte allerdings Übermalungen<br />
und Veränderungen, die bei<br />
der letzten Restaurierung weitgehend<br />
zurückgenommen wurden.
Das <strong>Benrath</strong>er Rathaus<br />
Von den Besuchern des Rathauses <strong>Benrath</strong><br />
wird oft nach der Geschichte dieses<br />
Hauses gefragt. Bei einem erst ca. 80<br />
Jahre alten Bauwerk scheint es vermessen,<br />
von Geschichte zu sprechen. Einige Fakten<br />
der Entstehung und der Wandlung in<br />
der Nutzung des Gebäudes sollen jedoch<br />
geschildert werden. Durch die Zeitabläufe<br />
bedingt, zwei Weltkriege und die Eingemeindung<br />
1929, sind wesentliche Bauunterlagen<br />
nicht mehr vorhanden. Aufgezeichnet<br />
sind hier einige Aktenauszüge,<br />
Erläuterungen, Bekanntes und bisher Unbekanntes<br />
zur „Geschichte" des Rathauses<br />
<strong>Benrath</strong>.<br />
Seit 1815 gehörte <strong>Benrath</strong> als Landgemeinde<br />
innerhalb der Rheinprovinz zu<br />
Preußen. Die Bürgermeisterei <strong>Benrath</strong><br />
Postkarte aus dem Jahre 1912<br />
- 17 -<br />
vereinigte die Einzelgemeinden <strong>Benrath</strong>,<br />
Garath, Urdenbach, Itter / Holthausen und<br />
Himmelgeist / Wersten. 1908/9 schieden<br />
Wersten und Himmelgeist aus. <strong>Benrath</strong>,<br />
Urdenbach und Itter / Holthausen bildeten<br />
die neue Gesamtgemeinde <strong>Benrath</strong>. Zur<br />
Bürgermeisterei zählte dann noch die Gemeinde<br />
Garath.<br />
Die stürmische Entwicklung der Einwohnerzahl<br />
zum Ende des 19. Jahrhunderts<br />
1861 1899<br />
Urdenbach 1347 2083<br />
<strong>Benrath</strong> 1601 5825<br />
Itter/Holthausen 745 1188<br />
Himmelgeist/Wersten 1058 3417<br />
Garath 180 164<br />
Bürgermeisterei <strong>Benrath</strong><br />
insgesamt 4931 12677
achte natürlich auch eine Vermehrung<br />
der Gemeindeeinrichtungen und somit<br />
der Verwaltungsaufgaben mit sich. Das<br />
alte Rathaus an der früheren Mittelstraße<br />
(heute Neubau des Rhein.-Westfälischen<br />
Elektrizitätswerkes an der Urdenbacher<br />
Allee/Hildener Straße) wurde zu klein.<br />
Das Grundstück war am 10. 2. 1866 von<br />
Herrn Bürgermeister Josten zum Preise<br />
von „Eilfhundertzweiunfünfzig Taler, 24<br />
Groschen Preußisch. Courant" erworben<br />
worden.<br />
Eingebunden in die Bauabsicht für ein repräsentatives<br />
Rathaus war sicherlich auch<br />
die Hoffnung, mit der Vereinigung der<br />
ehemals selbständigen Gemeinden zu einer<br />
Großgemeinde <strong>Benrath</strong> die Voraussetzung<br />
für die Verleihung der Stadtrechte zu<br />
schaffen. Wersten/Himmelgeist widersetzten<br />
sich jedoch sehr früh. Starke Zweifel<br />
bestanden auch in Holthausen.<br />
„Man würde sicherlich damit einverstanden<br />
sein, wenn das Rathaus in Holthausen<br />
Ecke Itterstraße/Am Kamper Weiher zu<br />
stehen käme", so hieß es in einer Holthausener<br />
Bürgerversammlung im Jahre<br />
1904. Das damalige Leib- und Magenblatt<br />
der „Rheinländer" schrieb am 9. 2. 1904:<br />
„Wir aber fragen hierdurch an, wie es<br />
kommt, daß die Gemeinde <strong>Benrath</strong> mit ihrem<br />
angeblichen Jahresüberschuß von<br />
176.000 Mark Reklame macht, dagegen<br />
aber die armen, bedauernswerten Familien<br />
nicht berücksichtigt. Hier wäre es sicher<br />
angebrachter, durch Geldmittel seitens<br />
der Gemeinde die Not dieser Armen<br />
zu lindern, als an Rathäuser von 300.000<br />
Mark zu denken..."<br />
In der Bevölkerung wurde jahrelang sowohl<br />
die Notwendigkeit als auch der<br />
Standort diskutiert. Der Vorschlag, das<br />
Rathaus an die Benrodestraße (früher<br />
Gartenstraße) in ein fast unbebautes Gebiet<br />
zu setzen, fand letzten Endes, wohl<br />
auch aus Kostengründen, die Zustimmung.<br />
- 18 -<br />
Interessenten, die die bauliche Entwicklung<br />
des Gebietes richtig abschätzten, boten<br />
das Rathausgrundstück als Schenkung<br />
an. Deshalb finden wir als erste Vertragshandlung<br />
zum Neubau des Rathauses<br />
auch die Schenkungsurkunde vom 19. 09.<br />
1903. An diesem Tage wurde Herrn Bürgermeister<br />
Steinhauer von der Industrieterrains<br />
Düsseldorf-Reisholz AG., den<br />
Eheleuten Goergens und Herrn Pritschau<br />
die Schenkung von mehreren, insgesamt<br />
ca. 5.000 qm großen Grundstücken zwischen<br />
Schillerstraße (heutige Marbacher<br />
Straße) und der Gartenstraße (heutige<br />
Benrodestraße) für die Bürgermeisterei<br />
<strong>Benrath</strong> angeboten. Es handelt sich um<br />
die Grundstücke:<br />
Flur 11 1223 und 1224/292 1922 qm<br />
Buhler Acker<br />
Firma Industrieterrains<br />
1235/272 Buhler Acker 47 qm<br />
Herr Carl Pritschau<br />
1235/272 Gartenstr. 46 2830 qm<br />
Herr Johann Goergens
Die Schenkgeber machten handfeste Auflagen,<br />
was mit diesen Grundstücken zu geschehen<br />
habe.<br />
Auszug aus dem § 2 des Vertrages:<br />
„Die Schenkung geschieht unter der Auflage,<br />
daß auf dem geschenkten Platze ein<br />
Rathaus für die Bürgermeisterei <strong>Benrath</strong><br />
mit Einschluß der Dienstwohnung für den<br />
Bürgermeister errichtet wird. Sämtliche<br />
Außenfronten dieses Rathauses sollen<br />
eine architektonische Ausgestaltung,<br />
wenn auch einfachster Form, erhalten.<br />
Andere Bauten, insbesondere solche Gefängnislocalitäten,<br />
dürfen auf dem geschenkten<br />
Platze nicht errichtet werden."<br />
Auszug aus dem § 4 des Vertrages:<br />
„Wird mit der Errichtung des Rathauses<br />
nicht binnen einer Frist von 2 Jahren, vom<br />
Tage der Auflassung des Rathausplatzes<br />
ab gerechnet, begonnen, so sind die<br />
Schenkgeber berechtigt, von dem Vertrag<br />
zurückzutreten und die Schenknehmerin<br />
ist verpflichtet, die an sie übereigneten<br />
Grundstücke an die betreffenden Schenkgeber<br />
einzeln wieder aufzulassen."<br />
Diese Schenkung wurde erst nach dem Beschluß<br />
des Bürgermeisterbeirates vom 27.<br />
4. 1905 mit notariellem Vertrag vom 29. 4.<br />
1905 angenommen. Vorausgegangen war<br />
eine am 11. 4. 1905 erfolgte Änderung des<br />
Schenkungsangebotes, wonach doch noch<br />
zwei Haftzellen für Polizeigefangene mit<br />
dem Rathausbau verbunden werden durften.<br />
Der nachfolgende Auszug aus dem Protokollbuch<br />
wird zum besseren Verständnis<br />
der zeitlichen und personellen Zusammenhänge<br />
mitveröffentlich:<br />
Auszug aus dem Protokollbuch des Bürgermeisterbeirates<br />
der Bürgermeisterei<br />
<strong>Benrath</strong>:<br />
Der Bürgermeisterbeirat zählt 21 Mitglieder.<br />
Anwesend waren unter dem Vorsitze des<br />
Bürgermeister Steinhauer die Herren:<br />
- 19 -<br />
l. Zander, 2. Briede, 3. Rodenfelder,<br />
4. Klingelhöfer, 5. Poensgen, 6. Jüssen,<br />
7. Tang, 8. Klein, 9. Lampenscherf,<br />
10. Gemeindevorsteher Hoffmann,<br />
11. Henkel, 12. Gockel, 13. Schafhausen,<br />
14. Weidenhaupt, 15. Buscher,<br />
16. Tuschscherer, 17. Vormbaum<br />
Bei Punkt 2/3 entfernte sich Herr Briede.<br />
Ferner waren anwesend Herr Landrat v.<br />
Beckerath und Beigeordneter Hoffmann.<br />
Entschuldigt Herr Heye und Beigeordneter<br />
Krähe. Ohne Entschuldigung fehlten<br />
Klein, Heinrich und Nebe. Entfernt hatte<br />
sich der Interessent C. Pritschau.<br />
<strong>Benrath</strong>, den 27. April 1905<br />
Auf vorherige ordnungsgemäße Einladung<br />
versammelte sich heute der Bürgermeisterbeirat<br />
von <strong>Benrath</strong> zur Beratung<br />
und Beschlußfassung.<br />
Tagesordnung:<br />
3. Annahme der Schenkung eines Grundstückes<br />
zur Errichtung eines Rathauses<br />
auf demselben.<br />
Die Schenkung des seitens der Industrieterrains<br />
Düsseldorf-Reisholz Aktiengesellschaft<br />
in Reisholz, Carl Pritschau in<br />
Düren und Johann Goergens in <strong>Benrath</strong><br />
angebotenen Baugrundstücks an die Bürgermeisterei<br />
<strong>Benrath</strong> wird angenommen<br />
unter der Bedingung, welch in den notariellen<br />
Verträgen vom 19. September 1903<br />
und 11. April 1905 niedergelegt sind.<br />
Vg.u.<br />
Es folgen die Unterschriften.<br />
Zum geschenkten „Knopf" mußte jetzt<br />
die Gemeinde die „Hose" liefern!<br />
Im Mai 1905 forderte die Baukommission<br />
des Bürgermeisterbeirates 3 Baufirmen<br />
auf, Pläne für den Neubau des Rathauses<br />
auf dem Grundstück an der Benrodestraße<br />
vorzulegen. Der zur Ausführung<br />
bestimmte Plan sollte mit 1000 Mark honoriert<br />
werden, die beiden übrigen Pläne
konnten eine Entschädigung von 100<br />
Mark erwarten.<br />
Den Auftrag erhielt die Firma Furthmann.<br />
Architekt war Herr Walter Furthmann, seinerzeit<br />
wohnhaft in Düsseldorf, Grafenberger<br />
Allee 38. Herr Furthmann verstarb<br />
1945 in Düsseldorf-Kaiserswerth. Durch<br />
Gemeindebeiratsbeschluß vom 15. 10.<br />
1905 wurden 180.000 Mark für den Neubau<br />
bewilligt. Mitte Januar 1907 konnte<br />
bereits die gesamte Verwaltung umziehen.<br />
„Am 4. März 1907", so der Verwaltungsbericht<br />
der Bürgermeisterei <strong>Benrath</strong> von<br />
1908/1909, „wurde der in seinen äußeren<br />
Formen wie nach seiner inneren Einrichtung<br />
in schlichter Vornehmheit gehaltene<br />
Bau durch den Berichterstatter in Gegenwart<br />
des Kgl. Reg.-Präsidenten Herrn<br />
Schreiber, des Kgl. Landrats Herrn Dr.<br />
Beckerath sowie der Mitglieder der Bürgermeistereiversammlung<br />
feierlichst seiner<br />
Bestimmung übergeben."<br />
Hauptportal des Rathauses<br />
- 20 -<br />
Die Baukommission, der die Herren Poensgen,<br />
Klingelhöfer und Henkel angehörten,<br />
konnte befriedigt feststellen, daß die<br />
bewilligten Baukosten nicht überschritten<br />
worden waren. Am 5. 8. 1907 beschloß<br />
dann der Gemeinderat noch den Ausbau<br />
der beiden Rathausstraßen und die Herstellung<br />
der Bürgersteige und der Zugangswege<br />
zum Rathaus in Kleinpflaster.<br />
Finanziert wurde der Bau des neuen Rathauses<br />
durch eine Anleihe von 180.000<br />
Mark bei der Landesbank der Rheinprovinz.<br />
Der Betrag erforderte einen Schuldendienst<br />
von 8.550,- Mark jährlich bei einem<br />
Zinssatz von 3 3/4 % und l % Tilgung.<br />
Für die Einrichtung des Rathauses<br />
einschließlich der Dienstwohnung und des<br />
Arrestlokales standen 1908 91.580,-Mark<br />
zu Buche. Im Verhältnis zu den Baukosten<br />
sicherlich eine sehr hohe Summe.
Als Anleihe für die Ausstattung waren jedenfalls<br />
nur 18.000 Mark mit einem jährlichen<br />
Schuldendienst von 855,- Mark aufgenommen<br />
worden.<br />
Der Bau stellt zweifellos einen der harmonischsten<br />
Entwürfe des Architekten Walter<br />
Furthmann dar. Vor allem weil am <strong>Benrath</strong>er<br />
Rathaus zwei markante Strömungen<br />
der damaligen Baukunst ablesbar<br />
sind: Das historisierende Bauen und das<br />
Suchen nach neuen zeitgeborenen Formen.<br />
Ein Blick auf die Fassaden enthüllt,<br />
daß Furthmann die Vergangenheit noch<br />
nicht ganz bewältigt hatte: Stil-Elemente<br />
aus Gotik und Renaissance finden sich<br />
dort neben anderen als hauptsächliche Architekturteile.<br />
„Der Kämmerer" - Detail am Hauptportal (links)<br />
Detail der Westfront<br />
Der Innenausbau wirk gereifter im Hinblick<br />
auf den Jugendstil als sichtbarer Ausdruck<br />
des damals neuen, vorwärts gerichteten<br />
Formempfindens. An manchen Stellen<br />
wird er noch beinahe zögernd angewandt.<br />
An anderen Stellen klar und eindeutig.<br />
Alles in allem: Gerade durch diesen<br />
erkennbaren Reifeprozeß eines Stils<br />
als Resultat neuen Denkens ist das Benrahter<br />
Rathaus ein Stück Baugeschichte.<br />
Furthmann, der - wie der Grundstein sagt<br />
- das Rathaus „um 1906" gebaut hat,<br />
schuf sein Bild der Zeit.<br />
Leider haben wir heute nicht mehr ganz<br />
Furthmanns Rathaus <strong>Benrath</strong> vor uns. Es<br />
ist zu bedauern, daß mancher Eingriff im<br />
Laufe der Jahrzehnte wertvolle Details<br />
- 21 -
für immer verlorengehen ließ. Dies gilt<br />
insbesondere für den damals in <strong>Benrath</strong><br />
typischen Turmaufsatz.<br />
Ansonsten hat das Gebäude 2 Weltkriege<br />
und Nachkriegszeiten gut überstanden.<br />
Größere Restaurierungsarbeiten, im wesentlichen<br />
aber innen, fanden auf Anregung<br />
der Bezirksvertretung <strong>Benrath</strong> 1971-<br />
1973 statt.<br />
Wichtigster und schönster Raum dieses<br />
Hauses war der Sitzungssaal des Gemeinderates.<br />
Der zum größtenTeil erhalten gebliebene<br />
Raum wurde vom Stadt. Hoch-<br />
Sitzungssaal nach der Restaurierung<br />
- 22 -<br />
bauamt stilvoll, aber modern wiederhergestellt.<br />
Nach der Eingemeindung im Jahre 1929<br />
wurde der Saal zwischen 1931 und Dezember<br />
1963 von der Sparkasse genutzt; seit<br />
1964 bis zum Beginn der Umbauarbeiten<br />
im Jahre 1972 ermöglichte eine Unterteilung<br />
durch Zwischenwände die Nutzung<br />
als Büroräume für das Bauaufsichtsamt.<br />
Die Wiederherstellung dieses Saales ist<br />
nicht nur für die Bezirksvertretung und interne<br />
Rathausveranstaltungen erfolgt, er<br />
dient vielmehr auch der Volkshochschule
und anderen interessierten Vereinen für<br />
repräsentative Veranstaltungen.<br />
Der Sitzungssaal ist natürlich nicht einfach<br />
der wiederhergestellte Raum von<br />
1906. Man kann die Zeit nicht zurückdrehen;<br />
kopieren bleibt billiges Stückwerk.<br />
Das zeigt sich an vielen Bauten, bei denen<br />
derartige Versuche ein ungutes Gefühl hinterlassen<br />
haben. Hier gab es nur weniges,<br />
was auf den früheren Zustand hinwies; nirgendwo<br />
war ein Foto des alten Saales und<br />
seines Interieurs aufzutreiben. Unter mehreren<br />
alten Anstrichen konnten Spuren einer<br />
starken ornamentalen Wandbemalung<br />
festgestellt werden. Aber schließlich war<br />
der Raum selbst da mit seiner schönen<br />
Holzdecke, den verbleiten Buntglasfenstern<br />
sowie der Kaminwand mit den Gemälden<br />
von Schloß <strong>Benrath</strong>.<br />
Oelgemälde Schloß <strong>Benrath</strong> (Nordseite)<br />
von Prof. Heinrich Hermanns<br />
- 23 -<br />
Diese Gemälde wurden erst im Jahre 1913<br />
aufgehängt. Der Erwerb der Schloßbesitzungen<br />
im Jahre 1911 hatte einige auf<br />
diese Tat stolze Bürger und Industrielle<br />
zur Schenkung von 2 Schloßansichten -<br />
speziell für den Gemeindesaal - veranlaßt.<br />
Im Auftrage des Herren Julius Müller,<br />
Kommerzienrat Henkel, A. F. Flender,<br />
F. R. Nebe, Gustav Leysieffer, F. R.<br />
Bünger jun. und der Industrieterrains A.<br />
G. Düsseldorf-Reisholz schuf Heinrich<br />
Hermanns 1912 diese Bilder.<br />
Zu den in den letzten Jahren durchgeführten<br />
Umbauarbeiten ist folgendes festzuhalten:<br />
Nachdem im November 1970 das Gesundheitsamt<br />
aus den Souterrainräumen in den<br />
Neubau auf dem nördlichen Teil des Rathausgrundstückes<br />
umgezogen war, konnte
im Sommer 1971 die Modernisierung der<br />
Heizungsanlage erfolgen. 1972 wurde mit<br />
den Baumaßnahmen im Hause begonnen.<br />
Die freigewordenen Souterainräume<br />
konnten zu Büroräumen für das Bauaufsichtsamt<br />
hergerichtet werden. Nach dem<br />
Umzug dieser Dienststelle wurde im November<br />
1972 mit der Herrichtung des Sitzungssaales<br />
begonnen. Die feierliche<br />
Übergabe durch Herrn Oberbürgermeister<br />
Willi Becker fand am 27. 04. 1973 statt.<br />
Mit den gleichzeitig durchgeführten Renovierungsarbeiten<br />
in allen Büroräumen sowie<br />
der Neugestaltung der Grünflächen<br />
im Bereich des Hauses hatten die Arbeiten<br />
einen einstweiligen Abschluß gefunden.<br />
1973/74 erfolgte noch die Gestaltung<br />
der Rückfront, der Hofflächen sowie der<br />
seitlichen Grünflächen. Der Kostenaufwand<br />
für die Gesamtbaumaßnahme lag<br />
bei 840.000,- DM.<br />
Die räumlichen Voraussetzungen liegen<br />
seitdem vor, um entsprechend den Bestimmungen<br />
der Satzung über die Bezirks-<br />
Blindkamin im Sitzungssaal<br />
- 24 -<br />
Trauzimmer<br />
Vertretungen und Bezirksverwaltungsstellen<br />
eine enge Verbindung zwischen Bürgerschaft<br />
und Bezirksvertretung sowie<br />
eine bürgernahe Verwaltung zu praktizieren.<br />
Heute sind im Rathaus <strong>Benrath</strong> folgende<br />
städt. Dienststellen untergebracht:<br />
Versicherungsamt, Standesamt, Bürgerbüro,<br />
(Meldestelle), Allgemeiner Sozialdienst,<br />
Wohnungsamt, Sozialamt, Nebenstelle<br />
des Gesundheitsamtes und Bezirksverwaltungsstelle<br />
9.<br />
Dauernutzer von Mehrzweckräumen sind<br />
der Bezirksvorsteher des Stadtbezirks 9,<br />
die Fraktionen der Bezirksvertretung 9,<br />
der Reichsbund der Kriegs- und Zivilbeschädigten,<br />
Sozialrentner und Hinterbliebenen<br />
(Reichsbund) und Verband der<br />
Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten-<br />
und Sozialrentner (VDK) und nicht<br />
zuletzt das Archiv der Heimatgemeinschaft<br />
Groß-<strong>Benrath</strong>.
Das alte Wasserwerk<br />
in <strong>Benrath</strong><br />
- Entstehung, Betrieb und Beseitigung -<br />
von Theo Fühles<br />
Wasserwerksbetriebsgelände mit Turm ca. 1935<br />
Am 25. 10. 1982 war es 80 Jahre her, daß<br />
das Wasserwerk der Gemeinde <strong>Benrath</strong><br />
am Schloßufer seiner Bestimmung übergeben<br />
worden ist. Der „Rheinländer"<br />
schrieb hierüber am 26. 10. 1902:<br />
„Um die glückliche Beendigung der Anlage<br />
des hiesigen Wasserwerks zu feiern,<br />
hatten sich gestern Nachmittag auf Einladung<br />
der Behörde hin, Mitglieder des hiesigen<br />
Gemeinderates, Interessenten und<br />
die ausführenden Unternehmen, ca. 50 an<br />
der Zahl, am Wasserwerk eingeladen, um<br />
den Bau und den Betrieb des Werkes zu<br />
besichtigen. Bei hereinbrechender Dunkelheit<br />
begaben sich dann die Teilnehmer<br />
in das Hotel Hesse, um hier der Küche<br />
- 25 -<br />
und dem Keller des Herrn Brehm alle Ehren<br />
anzutun."<br />
Mißliche Trinkwasserverhältnisse und Wassermangel<br />
in Brandfällen hatten in Verbindung<br />
mit einer schnell fortschreitenden<br />
Bebauung und der Absicht eine<br />
Schwemmkanalisation zu schaffen, die<br />
Veranlassung dazu gegeben, daß im Jahre<br />
1899 die Verhandlungen über die Anlage<br />
einer Wasserleitung eingeleitet wurden.<br />
Im Juli 1899 kaufte die <strong>Benrath</strong>er Gemeindeverwaltung<br />
zwei Morgen „an den Rhein<br />
stoßendes Land, um da selbst ein Wasserwerk<br />
zu errichten."<br />
Ausschnitt Stadtkarte ca. 1932<br />
Nachdem unter dem 23. August 1901 die<br />
landespolizeiliche Genehmigung zu der<br />
Anlage erteilt worden war, fand am 3.<br />
April 1902 die Grundsteinlegung zum Wasserturm<br />
statt.<br />
Man erhoffte sich, so der „Rheinländer"<br />
vom 3. 4. 1902, daß „es vielleicht auch ein<br />
die Landschaft schmückendes Gebäude<br />
wird."<br />
Die Gemeindeverwaltung gab am 16. Juli<br />
1902 bekannt: „Den von jetzt ab gestellten<br />
Anträgen auf Anschluß an die neue
Wasserleitung wird nur dann stattgegeben,<br />
wenn der Haus- oder Grundbesitzer sich<br />
zur Tragung der gesamten Anschlußkosten<br />
bereiterklärt. Für die bis jetzt bewirkten<br />
Anmeldungen zur Entnahme des Wasserbedarfs<br />
wird die Vergünstigung gewährt,<br />
daß der Anschluß an das im Straßenkörper<br />
liegende Leitungsrohr auf eine Entfernung<br />
bis zu 10 Meter bis an die Haus- bzw.<br />
Grundstücksgrenze seitens der Gemeinde<br />
kostenfrei hergestellt wird."<br />
Beim Legen der Hausanschlüsse gab es einen<br />
Unfall, so wurde jedenfalls am 9. September<br />
1902 berichtet. „Bei einem Transport<br />
von drei Schlachtochsen durch die<br />
Mittelstraße (Hauptstraße) geriet eines<br />
der Tiere in eine solche Grube. Mit sehr<br />
viel Mühe konnte der Ochse aus dem<br />
schmalen Kanal lebend herausbefördert<br />
werden."<br />
Am 19. August 1902 konnte man im<br />
„Rheinländer" den bemerkenswerten Hinweis<br />
der Verwaltung lesen, daß durch einen<br />
tropfenden Wasserhahn in einem Jahr<br />
5.000 Liter Wasser nutzlos verloren gingen.<br />
Es hieß weiter: „Man sieht, daß es<br />
geradezu ein sträflicher Leichtsinn genannt<br />
werden muß, zwecklos den Wasserhahn<br />
längere Zeit geöffnet zu halten; aber<br />
auch das Tropfenlassen der Hähne sollte<br />
unterbleiben."<br />
Ob es eine frühe Erkenntnis über das Wasserhaushalten<br />
war, muß bezweifelt werden,<br />
wenn man die am 21. Oktober 1902<br />
geschilderten Sorgen liest:<br />
„Die Überschwemmungen in manchen<br />
Straßen des Ortes nehmen infolge der vielen<br />
Regengüsse dieses Jahres kein Ende.<br />
Wenn dann noch die Inbetriebsetzung des<br />
Wasserwerkes erfolgt ist und demgemäß<br />
ein weit größerer Wasserverbrauch in den<br />
Haushaltungen eintreten wird, so wird die<br />
Flut der Regen- und Abfallwässer noch<br />
höher steigen und die Versumpfung des<br />
Grund und Bodens noch schnellere Fort-<br />
-26 -<br />
schritte machen. Der Nutzen, den der königliche<br />
Park durch seine reine sauerstoffreiche<br />
Luft dem Ort bringt, wird vollständig<br />
aufgewogen durch verschiedene<br />
Sümpfe mitten im Ort, welchen fortwährend<br />
giftiger Odem entsteigt. Die schleunigste<br />
Durchführung der Kanalisierung ist<br />
im Interesse sämtlicher Einwohner dringend<br />
geboten."<br />
Aus dem Verwaltungsbericht der Gemeinde<br />
<strong>Benrath</strong> von 1908/1909 geht die<br />
Beschreibung des Wasserwerkes hervor:<br />
„Im Maschinengebäude sind zwei doppeltwirkende<br />
Kolbenpumpen mit gemeinsamen<br />
Druckwindkessel bei 50 Liter Hubleistungsfähigkeit<br />
aufgestellt, die durch Riemenübertragung<br />
mit zwei Gleichstrom-<br />
Motoren von je 30 Pferdestärken bei 550<br />
Volt und 40Ampere in Verbindung stehen.<br />
Die Stromlieferung erfolgt durch die hiesige<br />
elektrische Zentrale der Bergischen<br />
Kleinbahnen. Die Pumpen heben einwandfreies<br />
Wasser aus einem 14 m tiefen<br />
am Rheine gelegenen und ergiebigen<br />
Brunnen, welcher seine unterirdischen<br />
Zuläufe aus dem Bergischen Lande erhält.<br />
Ein 40 m hoherWasserturm, in dessen Untergeschoß<br />
sich die Wohnung für den Maschinenmeister<br />
befindet, dient zur Aufnahme<br />
eines 600 cbm fassenden schmiedeeisernen<br />
Behälters. Das Hochbassin steht<br />
etwa 78 m über dem Nullpunkt und ist mit<br />
den Pumpen durch eine 300er Rohrleitung<br />
verbunden. Der durchschnittliche Druck<br />
im Versorgungsgebiet bewegt sich um 3 1/2<br />
bis 4 Atmosphären."<br />
In den ersten Jahren gab es nur einen spärlichen<br />
Betrieb. 1904/1905 wurde die Ortschaft<br />
Holthausen, 1907 Itter und Urdenbach<br />
in den Versorgungsbereich einbezogen.<br />
Das Rohrnetz wuchs von 20907 m im<br />
Jahre 1905 auf 39521 m im Jahre 1908.<br />
Zum Zeitpunkt der Eingemeindung waren<br />
ca. 65 km Leitungsnetz vorhanden.
Die Entwicklung des Werkes läßt sich an<br />
der im Verwaltungsbericht 1908/1928 veröffentlichten<br />
Tabelle verfolgen:<br />
Rech-<br />
nungs-<br />
jahr<br />
1908<br />
1913<br />
1918<br />
1925<br />
1928<br />
Wasserförderung<br />
in cbm<br />
429510<br />
969313<br />
1808590<br />
1412050<br />
1900907<br />
Hiervon entfallen<br />
auf<br />
Wasserab- Verlust<br />
gabe cbm absolut cbm<br />
387848<br />
826974<br />
1566076<br />
1180155<br />
1726143<br />
41662<br />
142339<br />
242514<br />
231895<br />
174764<br />
in<br />
%<br />
9,7 -<br />
14.7<br />
13.4<br />
16.4<br />
9,2<br />
Zahl WasserRohrnetz- der Anpreis pro längeschlüsse<br />
cbm R.-Mk. in km<br />
1846<br />
1876<br />
2149<br />
2382<br />
0,16<br />
0.16<br />
0.18<br />
0.13<br />
0.13<br />
39,5<br />
46,3<br />
49.1<br />
57.0<br />
64.8<br />
Ab 1909 wurde ein Staffeltarif nach der<br />
Höhe der jährlichen Wasserentnahme eingeführt.<br />
Die Berechnung des Wasserpreises<br />
erfolgte nach Wassermessern, welche<br />
im Eigentum des Gemeinde-Wasserwerkes<br />
blieben.<br />
Die bei der Inbetriebsetzung des Werkes<br />
eingebauten doppelwirkenden Kolbenpumpen<br />
mit einer Gesamtförderung von<br />
240 cbm/h reichten alsbald nicht mehr aus.<br />
1913 wurde deshalb eine Zentrifugalpumpe<br />
mit einer Leistung von 360 cbm/h,<br />
mit einem Gleichstrommotor von 120 PS<br />
gekuppelt, aufgestellt.<br />
Sämtliche Pumpen wurden bis 1912 mit<br />
Gleichstrom, bezogen von der Rheinischen<br />
Bahn-Gesellschaft, angetrieben.<br />
Die Strombelieferung ließ jedoch hinsichtlich<br />
der Spannung viel zu wünschen übrig.<br />
Auch war die bis dahin in Betrieb gehaltene<br />
Anlage den geforderten Ansprüchen<br />
nicht mehr gewachsen und durch die fortschreitende<br />
Technik unmodern und unwirtschaftlich<br />
geworden. Das Streben<br />
nach größerer Betriebssicherheit und die<br />
vorgenannten Gründe gaben die Veranlassung,<br />
den Gleichstrom von 600 Volt durch<br />
Drehstrom von 380 Volt zu ersetzen. Die<br />
Verhandlungen mit der Rheinischen<br />
Bahn-Gesellschaft führten zu dem Ergebnis,<br />
daß für l Pumpenaggregat Gleichstrom<br />
beibehalten und für 2 neue Aggregate<br />
an Stelle der Kolbenpumpen Drehstrom<br />
durch das Rheinisch-Westfälische<br />
Elektrizitätswerk geliefert wurde.<br />
- 27 -<br />
Mit dem Umbau der Pumpenanlage auf<br />
eine Leistung von 720 cbm/h - die Drehstromaggregate<br />
konnten nicht gleichzeitig<br />
betrieben werden - wurde gleichzeitig die<br />
Brunnenanlage um 4 Filterrohrbrunnen<br />
erweitert, die durch eine Hebeleitung untereinander<br />
verbunden sind. Ebenfalls<br />
mußten die Saugleitungen erneuert werden.<br />
Im Jahre 1926 stellte die Rheinische Bahn-<br />
Gesellschaft die Gleichstromlieferung ein<br />
und die ganze Pumpenanlage wurde auf<br />
Drehstrom nach modernsten Grundsätzen<br />
umgebaut und im Januar 1927 in Betrieb<br />
genommen. Die stündliche Leistung<br />
wurde dadurch um 360 cbm auf 720 cbm<br />
erhöht = 17280 cbm täglich.<br />
Schon im Jahre 1927 wurde über schlechten<br />
Wasserdruck geklagt. Messungen ergaben,<br />
daß zeitweilig der Druck in Holthausen<br />
und in der Heyestraße unter 10 m<br />
sank. Um diesem Übelstande abzuhelfen,<br />
wurde im Jahre 1928 in den Monaten Juli<br />
bis September eine neue Hauptleitung<br />
vom Pumpenhause am Rhein entlang bis<br />
in die Höhe der Papierfabrik Reisholz in<br />
die Rheinuferstraße und Thomasstraße<br />
verlegt, (heute: Paul-Thomas-Straße).<br />
Diese endete in der Heyestraße (Henkelstraße),<br />
zur Aufnahme der alten Hauptleitung.<br />
Die Leitung hatte auf ca. 1500 m einen<br />
Durchmesser von 500 mm l. W. und<br />
auf ca. 850 m 450 mm l. W. Gleichzeitig<br />
wurde die Brunnenanlage um 4 Rohrbrunnen<br />
erweitert. Die Wasserfassungsanlage<br />
bestand nunmehr aus 7 Rohrbrunnen und<br />
einem Hauptsammeibrunnen mit einer Ergiebigkeit<br />
von insgesamt 990 cbm/h. Trotz<br />
dieser Ergiebigkeit wurde ein Absenken<br />
des Grundwasserspiegels während des<br />
Pumpens auf das geringste Maß herabgedrückt.
Über die Wasseruntersuchungen wird 1929<br />
wie folgt berichtet: „Das Wasser wird monatlich<br />
einer bakteriologischen und vierteljährlich<br />
einer großen Untersuchung<br />
(chemisch, bakteriologisch und auf aggressive<br />
Stoffe) unterzogen. Bei Hochwasser<br />
findet täglich eine Untersuchung<br />
statt.<br />
Die bisherigen Untersuchungen hatten im<br />
allgemeinen das übereinstimmende Ergebnis,<br />
daß die Brunnen ein einwandfreies<br />
Trink- und Kesselspeisewasser liefern."<br />
Einen Anschluß- und Benutzungszwang<br />
kannte man damals nicht; aber die Bestimmungen<br />
über die Abgabe von Wasser aus<br />
dem Wasserwerke zu <strong>Benrath</strong> vom 11. 9.<br />
1902 regelten alle notwendigen Fragen wie<br />
Anmeldung, Ausführung der Hauszuleitungen<br />
und Wasserpreis. § 22 zeigt ganz<br />
deutlich, welche nach dem Stand der damaligen<br />
Technik zu erwartenden Betriebsausfälle<br />
dem Anschlußnehmer zugemutet<br />
wurden:<br />
„§ 22. Dem Abnehmer steht ein Anspruch<br />
auf Schadensersatz nicht zu wegen Unterbrechung<br />
der Wasserleitung, oder weil er<br />
das Wasser nicht in genügender Menge<br />
und Beschaffenheit oder vorübergehend<br />
auf die gewünschte Höhe zu erhalten<br />
glaubt.<br />
Blick vom alten Wasserturm nach NW<br />
mit Blick auf die Firma Gerbstoff-Müller.<br />
- 28 -<br />
Nur wenn die Wasserleitung durch Schuld<br />
der Wasserwerksverwaltung länger als 10<br />
Tage unterbrochen bleibt, kann eine verhältnismäßige<br />
Ermäßigung des Wasserpreises<br />
gewährt werden."<br />
Welche Beschwernis bedeutet es heute für<br />
uns, wenn wegen Reparaturarbeiten einmal<br />
für 2-3 Stunden das Wasser ausfällt!<br />
Mit der Eingemeindung von <strong>Benrath</strong> im<br />
Jahre 1929 gingen die Wasserwerke in die<br />
Verwaltung der Düsseldorfer Wasserwerke<br />
(später Stadtwerke AG) über. Die Anlagen<br />
blieben vorerst noch in Betrieb, da<br />
eine Versorgung durch die Fleher Pumpwerke<br />
wegen der zu geringen Querschnitte<br />
derVerbindungsrohrleitungen nur<br />
zum Teil möglich war.<br />
1949 wurde durch 2 neue Brunnen mit Unterwasserpumpen<br />
von insgesamt 200 cbm<br />
Stundenleistung eine weitere Steigerung<br />
der Förderleistungen des Wasserwerkes in<br />
Düsseldorf-<strong>Benrath</strong> erzielt. Die Brunnen<br />
waren in unmittelbarer Nähe des Pumpwerkes<br />
angelegt und nicht wie die vorhandenen<br />
imVordeichgelände.<br />
1954 errichteten die Städte Düsseldorf<br />
und Wuppertal „Auf dem Grind" (lks. rh.)<br />
das Niederrhein-Berg. Gemeinschaftswasserwerk.<br />
Ein Jahr diente das Pumpwerk<br />
<strong>Benrath</strong> noch als Reserve; dann wurde es,<br />
auch wegen der aggressiven Eigenschaften<br />
seines Wassers, außer Betrieb gesetzt.<br />
Der zum Werk gehörende Wasserturm<br />
wurde 1957 niedergelegt. Überlegungen,<br />
den Turm für ein Jugendheim oder ein<br />
Cafe nutzbar zu machen, scheiterten an<br />
den enorm hohen Kosten. Heute - nur 30<br />
Jahre später-würden sicherlich Denkmalschützer<br />
und Bevölkerung seine Erhaltung<br />
erzwingen.<br />
Die heutige Wasserversorgung von <strong>Benrath</strong><br />
ist in die Wasserversorgung der Stadt<br />
Düsseldorf integriert. Die Wasserwerke<br />
Holthausen, Flehe und am Staad fördern
ihr Trinkwasser in das gemeinsame Rohrnetz,<br />
dem die Behältergruppe auf der<br />
Hardt zugeordnet ist. Eine definierte Zuordnung<br />
der Wasserwerke zu den verschiedenen<br />
Stadtgebieten ist nicht gegeben.<br />
Man kann jedoch davon ausgehen, daß in<br />
<strong>Benrath</strong> überwiegend Trinkwasser aus<br />
demWasserwerk Holthausen verteilt wird.<br />
Diese „Im Wiedfeld" gelegene Anlage<br />
wurde 1964 als die größte der Düsseldorfer<br />
Aufbereitungsanlagen in Betrieb genommen.<br />
Sie bereitet das Wasser auf, das<br />
aus dem Brunnen „Auf dem Grind" in<br />
Stürzelberg stammt. Lediglich ein örtlicher<br />
Brunnen liefert Brauchwasser für ein<br />
Holthausener Industriewerk. Seit 1975<br />
wird auch Trinkwasser aus dem linksrheinischen<br />
Braunkohlerevier bezogen.<br />
- 29 -<br />
Der <strong>Benrath</strong>er Wasserturm kurz vor der Niederlegung<br />
im Jahre 1957
Die <strong>Benrath</strong>er<br />
Badeanstalten<br />
Zusammengestellt von Theo Fühles<br />
Aus Akten, Zeitungen und Augenzeugenberichten<br />
zusammengestellt von Theo<br />
Fühles.<br />
Die l. Nachricht über eine Badeanstalt in<br />
unserem Bereich stammt aus dem Jahr<br />
1895. Im Vorläufer des <strong>Benrath</strong>erTageblattes,<br />
dem „Rheinländer" vom 18. 6. 1895,<br />
erschien ein Inserat, worin J. Mewissen:<br />
„Den geehrten Bewohnern von Urdenbach<br />
und <strong>Benrath</strong> zur gefl. Nachricht gibt,<br />
daß mit dem heutigenTage meine Badeanstalt<br />
im Rhein eröffnet wurde. Der Abbonnementpreis<br />
für die ganze Sommer-<br />
Saison beträgt 4,00 M bei einzelnen Personen.<br />
Einzelbäder kosten 40 Pfg."<br />
Am 9. 6. 1896 warb Herr Franz Kaimer<br />
um die Benutzung einer Badeanstalt am<br />
Ausleger:<br />
„Einem geehrten Publikum von <strong>Benrath</strong><br />
und Urdenbach die ergebene Mitteilung,<br />
daß ich am heutigenTage eine Badeanstalt<br />
am Ausleger eröffnete. Dieselbe ist solid<br />
und gefahrlos eingerichtet und besteht aus<br />
2 eisernen, 3 m langen Bassins. Kinder<br />
von 10 Jahren an können unter Aufsicht<br />
der Eltern baden."<br />
Es gelang mir leider nicht, Bilder oder<br />
Auskünfte über Lage, Aussehen und Verbleib<br />
dieser beiden Badeanstalten zu erhalten.<br />
Dagegen ist die 3. Rheinbadeanstalt<br />
noch in guter Erinnerung. Aus dem<br />
Verwaltungsbericht von 1908/1909 ist zu erfahren:<br />
„Die Einrichtung einer Rheinbadeanstalt<br />
steht schon seit mehreren Jahren auf dem<br />
Bauprogramm. Bereits am 2. 8. 1906<br />
wählte der Gemeinderat eine Kommission,<br />
welche in eine nähere Prüfung der<br />
Frage eintreten sollte. Die Angelegenheit<br />
- 31 -<br />
ist inzwischen auch noch wiederholt zur<br />
Sprache gekommen. Anderer dringender<br />
Aufgaben wegen hat jedoch das Projekt<br />
immer wieder zurückgestellt werden müssen.<br />
Die Verhandlungen sollen indes in allernächster<br />
Zeit wieder aufgenommen<br />
werden."<br />
Es wurde 1910 bis endlich die Badeanstalt<br />
angelandet werden konnte. Das <strong>Benrath</strong>er<br />
Tageblatt schrieb unter dem 28. 6.<br />
1910<br />
„Die Rheinbadeanstalt hatte sich in den<br />
letzten drei Tagen eines sehr starken Besuches<br />
zu erfreuen. Besonders das große<br />
Schwimmbassin wird viel benutzt. Erwünscht<br />
wäre es, wenn man die Fenster<br />
an der Rheinseite blind streichen ließe, da<br />
die Damen Anstoß nehmen könnten,<br />
wenn Boote in der Nähe vorbeifahren."<br />
Der Augenzeuge C.J.G. erinnert sich:<br />
„Die Gemeinde <strong>Benrath</strong> hat es sich angelegen<br />
sein lassen und alljährlich eine Badeanstalt<br />
für die Bevölkerung anschwimmen<br />
lassen. Anlegestelle war auf Urdenbacher<br />
Gebiet zwischen Wasserturm und<br />
der Wirtschaft Breitford („Zur süßen<br />
Ecke"). Sie kam im Frühjahr und wurde<br />
gegen Herbst wieder abgezogen. Badezeiten<br />
waren geregelt, die Vormittage waren<br />
den Schulen vorbehalten; denn Schwimmen<br />
war im Lehrplan enthalten, zur<br />
Freude der Kinder, nur nicht der wasserscheuen.<br />
Es gab ein großes Becken für<br />
Schwimmer, sowie ein kleineres für die<br />
Nichtschwimmer. Laufgänge an den Bekken<br />
vorbei, entsprechende Absprungbretter,<br />
Umkleidekabinen, Toiletten usw., sodaß<br />
jeder Platz richtig ausgenutzt war.<br />
Der Tiefgang der Anstalt war bis 2 1/2 mtr.<br />
Die Schwimmbecken wurden abgeschirmt<br />
durch Eisengitter, ein Hinausgleiten in<br />
den fließenden Strom war nicht möglich.<br />
Die damalige große Anstalt war, für die<br />
heutige Zeit gesehen, perfekt. Ein Bademeister<br />
sorgte für Ordnung."
J.B. schildert seine Erinnerungen wie<br />
folgt:<br />
„Die Bürgermeisterei <strong>Benrath</strong> hatte 1910<br />
eine schwimmende Badeanstalt gemietet<br />
oder gekauft. Diese lag auf Pontons im<br />
Rhein in Höhe des heutigen Parkplatzes<br />
„Am Wasserturm". Die Pontons waren<br />
rechts und links angebracht, in der Mitte<br />
war frei, so daß das Wasser, es war eine<br />
ziemlich starke Strömung, durchfließen<br />
konnte; vorne und hinten waren Siebe angebracht.<br />
Große schwimmfähige Teile wie<br />
Äste u. ä. konnten nicht herein und nach<br />
hinten konnte nichts abtreiben. Das Wasserbecken<br />
war ungefähr 8 - 10 m breit und<br />
20 - 30 m lang. Soviel ich mich erinnere,<br />
gab es dort auch eine Brause zum Abduschen.<br />
Man hat die Lage der Badeanstalt<br />
„Am Wasserturm" wohl ausgesucht, weil<br />
dort die Strömung so günstig ist, daß sie<br />
bis ans Ufer kommt. In Höhe der früheren<br />
Landebrücke Feldmühle kommt erst die<br />
geballte Strömungskraft an, dort sind<br />
auch Strudel, wir sagten früher Wirbel. Es<br />
ist schon manch einer ertrunken. Ich erinnere<br />
mich, daß 1908 2 Brüder ertranken.<br />
Einer wollte den anderen retten; aber sie<br />
wurden beide in einen Strudel gezogen.<br />
Jetzt zurück zur Badeanstalt. Der Badewärter<br />
war aus Urdenbach, er hieß Anton<br />
Opherden.<br />
Er machte alles; er verlieh Badehosen,<br />
Handtücher usw. natürlich gegen Entgelt.<br />
Auch Schulklassen gingen dort schwimmen.<br />
Sie haben abends um schönesWetter<br />
gebetet. Bei schlechtem Wetter war es zu<br />
kalt und die Schwimmstunde fiel aus. Jetzt<br />
bin ich auch schon bei dem früheren Badeproblem,<br />
nämlich bei schlechtem Wetter.<br />
Außer der erst später errichteten<br />
Schwimmhalle von Henkel war in <strong>Benrath</strong><br />
keine Gelegenheit zum Schwimmen. Wir<br />
mußten schon nach Langenfeld fahren.<br />
Dort gab es eine Schwimmhalle mit einem<br />
geprüften Bademeister. Er hat uns<br />
- 32 -<br />
Schwimmern von der DLRG Monheim,<br />
ich bin heute Ehrenmitglied, andere Methoden<br />
in der Haltung gezeigt. Schwimmen<br />
war damals noch keine Wissenschaft.<br />
Er kümmerte sich besonders um die Jugend<br />
und Kinder. Er hatte eine Gruppe<br />
von ca. 20 Kindern, die die schönsten<br />
Schwimm-Figuren einübten, wie in einem<br />
Wasserballett. Von der Tribüne war dies<br />
wunderbar zu sehen. Prominente Leute<br />
kamen zu den Veranstaltungen, um sich<br />
diese Kunst anzusehen."<br />
Nach dem l. Weltkrieg ist die Badeanstalt<br />
nur noch für kurze Zeit in Betrieb genommen<br />
worden. Sie wurde 1924 nach Rcmagen<br />
verkauft. Als Nachruf war am 5. 2.<br />
1925 im <strong>Benrath</strong>er Tageblatt zu lesen:<br />
„Die Badeanstalt, die im vergangenen<br />
Jahr wegen ihres schlechten Zustandes<br />
verkauft wurde, ist in Königswinter beim<br />
letzten Hochwasser im Rhein versunken."<br />
DerWunsch nach einer winterfesten Badeanstalt<br />
wurde immer stärker. 1928 war der<br />
„Bau einer Badeanstalt mit Schwimmbekken"<br />
fest geplant. Die Baupläne wurden<br />
aufgestellt und die Kosten von 860.000 M<br />
vom Gemeinderat gebilligt. Aber die Eingemeindung<br />
von 1929 und der 2. Weltkrieg<br />
verzögerten das Projekt bis in das Jahr<br />
1955. Im Juli dieses Jahres konnte endlich<br />
der l. Bauabschnitt der Badeanstalt im<br />
Musikantenviertel an der Regerstraße mit<br />
Wannen- und Brausebädern, med. Bädern<br />
und 2 Saunen fertiggestellt werden. Die<br />
Schwimmhalle mit 25-m-Bahn, mit Zuschauergalerie,<br />
Sprungbecken von 10x11 m<br />
und Nichtschwimmerbecken folgte am 29.<br />
2. 1959. Die Gesamtkosten betrugen ca.<br />
6,5 Mio. DM. Direkt anschließend an das<br />
Hallenbad gesellte sich ebenfalls nach<br />
langjähriger Erwartung im Juli 1970 das<br />
beheizte Freibad mit 2 Becken und Liegewiesen<br />
mit einem Kostenaufwand von ca.<br />
5 Mio DM.
Im Februar 1975 wurde der Grundstein zu<br />
einer Super-Sportanlage in Niederheid gelegt.<br />
Die Firma Henkel stiftete zum<br />
100 jährigen Werksjubiläum 17,2 Mio DM<br />
für einen Sportpark. Im Juni 1976 konnte<br />
bereits die Eröffnung gefeiert werden.<br />
Dem Stadtbezirk fiel durch die Schenkung<br />
unerwartet eine weitere Schwimmhalle<br />
mit 25-m-Bahn und Kinderbecken in den<br />
Schoß. Wie der Augenzeuge J.B. andeutete,<br />
gehörte auch das betriebseigene Hallenbad<br />
der Firma Henkel in die Aufzählung<br />
der Schwimmbäder. Herr Dr. Hugo<br />
Henkel stiftete dieses Bad anläßlich seines<br />
25jährigen Dienstjubiläums. Es wurde am<br />
4. l. 1931 seiner Bestimmung übergeben.<br />
Bis zum Bau der öffentlichen Schwimmbäder<br />
in Düsseldorf in den 50er Jahren hatte<br />
es als ortsnahe Einrichtung, zumindest für<br />
die Werksangehörigen, eine besondere Bedeutung.<br />
Besonders erwähnt werden muß<br />
auch die 1967 mit dem Bau der Schule<br />
„Am Massenberger Kamp" erfolgte Herstellung<br />
eines Lehrschwimmbeckens in<br />
der Größe von 12 x 7 m. Dieses Becken<br />
wird nicht nur von den Schulklassen des<br />
Holthausener und Werstener Bereiches<br />
benutzt, sondern steht auch Kursen der<br />
Volkshochschule und Arbeitsgemeinschaft<br />
Sozialpädagogik und Gesellschaftsbildung<br />
(ASG) für Mütter mit Kleinkindern zur<br />
Verfügung. Viele Tausend Kinder haben<br />
hier die ersten Schwimmversuche gemacht.<br />
Aber auch die Reinigungsbäder hatten<br />
nach der Jahrhundertwende in dem aufstrebenden<br />
Industrieort <strong>Benrath</strong> ihre Bedeutung.<br />
Der Verwaltungsbericht der Gemeinde<br />
<strong>Benrath</strong> von 1928 erwähnt z.B. zu<br />
den Werksbadeeinrichtungen, daß „auf 26<br />
industrielle Betriebe mitrd. 11.000 Arbeitnehmern<br />
43 Wannen- und 207 Brausebäder<br />
entfielen, die in 15.500 Fällen mtl. benutzt<br />
werden."<br />
Öffentliche Badeanstalten gab es im Ar-<br />
- 33 -<br />
beiterheim Telleringstraße (bis 17. 7. 1955)<br />
„Dieselbe ist seit 1924 in Betrieb und besitzt<br />
12 Brausen und 3 Wannenbäder. Im<br />
Jahr 1928 betrug die Zahl der verabfolgten<br />
Brausebäder 6940, die der Wannenbäder<br />
2429,"<br />
und in der kath. Schule Holthausen<br />
„Der Betrieb wurde im Jahre 1911 eingerichtet<br />
und besitzt 19 Brausen. Die Zahl<br />
der im Jahre 1928 verabfolgten Bäder betrug<br />
3973." Die Anlage wurde am l. 12.<br />
1966 geschlossen.<br />
Im April 1928 wurde sogar im Anbau des<br />
Hauses Gartenstr. 22 (heute Benrodestraße)<br />
eine Privatbadeanstalt errichtet,<br />
die neben den med. Bädern auch eine Anzahl<br />
Wannenbäder enthielt. Der Anbau<br />
steht heute noch und wird seit dem 2. Weltkrieg<br />
anderweitig genutz.<br />
1982 wurden in der Badeanstalt <strong>Benrath</strong><br />
nur noch 7 Wannenbäder und 11 Brausen<br />
gezählt. Die Auswirkungen des in der<br />
Nachkriegszeit erreichten Wohnkomforts<br />
mit Bädern und Duschen (1976 hatten im<br />
Stadtbezirk 9; 69,9 % aller dauernd bewohnten<br />
Wohnungen ein Bad) bekamen<br />
auch die städt. Bäder zu spüren; die Benutzungszahlen<br />
für Wannen- und Brausebäder<br />
gingen stark zurück. Dem Trend der<br />
Zeit entsprechend wurde auch in <strong>Benrath</strong><br />
auf einen Teil der Wannenbäder verzichtet<br />
und ein Krafttrainings- bzw. Fitneßraum<br />
eingerichtet.
Zur älteren Postgeschichte<br />
und zur Geschichte von<br />
Haus Spilles, einer<br />
früheren Posthalterei in<br />
<strong>Benrath</strong>.<br />
Zusammengestellt von Theo Fühles, anläßlich<br />
der Eröffnung von Haus Spilles im<br />
Jahre 1983.<br />
Als ich mich daranmachte, die Geschichte<br />
der alten Posthalterei in <strong>Benrath</strong> zu verfolgen,<br />
wurde mir deutlich, daß diese nur in<br />
Zusammenhang mit der früheren Postgeschichte<br />
unseres Landes zu sehen ist und<br />
eine Einordnung auch die Schilderung des<br />
Postwesens voraussetzt.<br />
Dokumente und Nachrichten über die Anfänge<br />
der Post in <strong>Benrath</strong> waren leider nur<br />
spärlich aufzufinden. Wir können aber die<br />
folgenden Ermittlungen aufgrund von<br />
Aussagen zur Postgeschichte Düsseldorfs,<br />
des Bergischen Landes und der sonstigen<br />
Nachbarschaft als gesichert ansehen.<br />
Die Entstehung des<br />
Postwesens<br />
„Jahrhunderte, bevor die Posten aufkamen,<br />
bestanden in den deutschen Ländern<br />
Botenanstalten. Sie waren teils von der<br />
Staatsgewalt, teils von kaufmännischen,<br />
wissenschaftlichen oder politischen Körperschaften,<br />
teils auch von einzelnen Privatunternehmern<br />
eingerichtet", so berichtet<br />
der Generalpostmeister Stephan (Berlin<br />
1859) in seiner Geschichte der Preußischen<br />
Post über das frühere Postwesen.<br />
Beliebt und sehr genutzt waren in der<br />
Frühzeit der Post die sogenannten „Metzgerposten".<br />
Private Briefe wurden gegen<br />
entsprechendes Entgelt Reisenden, Krä-<br />
- 35 -<br />
mern aber besonders auf Viehkauf die<br />
Lande durchwandernden „Metzgern" mitgegeben.<br />
Deren Ankunft bei Herbergen<br />
wurde bereits durch kleine Waldhörner angekündigt.<br />
1504 wurde die erste nachweisliche Postverbindung<br />
als kaiserliche Reichspost<br />
(Thurn und Taxis) errichtet, die das königliche<br />
Hoflager zwischen den Niederlanden<br />
mit der Residenz des Kaisers in Wien und<br />
den Höfen der Könige Frankreichs und<br />
Spaniens verband. Ab 1623 sind Briefbotenposten<br />
zwischen Emmerich und Frankfurt<br />
am Main und weiter zu verfolgen.<br />
1668 wurde in Düsseldorf Johann Maurenbrecher<br />
vom Pfalzgrafen Philipp Wilhelm<br />
die landesherrlichen Fahrposten zwischen<br />
Düsseldorf und Köln als vererbliches Privileg<br />
übertragen, nachdem er seit 1623 bereits<br />
regelmäßige Fahrposten von Düsseldorf<br />
nach Aachen und Wesel betreiben<br />
durfte. Herzog Philipp Wilhelm, Pfalzgraf<br />
bei Rhein, gab dazu am 8. Juni 1668 folgenden<br />
Erlaß zu Grimlinghausen:<br />
„Von gottes gnaden wir Philipp Wilhelm,<br />
Pfalzgraf bei Rhein etc. thuen kund etc.,<br />
dass wir für gut angesehen, dass unseren<br />
landen und unterthanen auch dem gemeinen<br />
wesen und commercien, sodan allen<br />
reisenden zu sonderlichen nutzen in unserer<br />
residenzstadt Düsseldorf eine wöchentliche<br />
und ordentliche postzufuhr angeordnet<br />
und eingerichtet, welche auch<br />
auf sichere und bestimbte zeit und tage abfahren<br />
und ankommen solle allermassen<br />
hernach beschrieben folget: Erstlich geht<br />
alle montag vormittag zu acht uhren ein<br />
wagen von acht personen von Düsseldorf<br />
uf Cölln ab, welcher selbigen abends für<br />
nachgesetzte verordnelte flacht die passagirer<br />
in Cölln richtig liefern soll, selbiger<br />
wagen dan auch anderen aus als dingstags<br />
zu acht uhren vormittags wieder von Cölln<br />
auf Düsseldorf abfahren und selbigen
abent die passagirer in Düsseldorf liefern<br />
wirt.<br />
So solle auch alle mittwoch morgens mit<br />
dem thoraufschUessen dergleichen wagen<br />
einer von bemelten Düsseldorf über Duisburg<br />
ufWesel abfahren, womit die passagirer<br />
ufWesel, Münster, Lünen, Hamm, Lipstadt,<br />
Rhittberg, Bielfeldt, Herfurt, Minden,<br />
Bremen und Hamburg, auch nachher<br />
Hannover, Hildesheim, Zell, Braunschweig,<br />
Wolfenbüttel, Helmstädt, Haiherstadt,<br />
Magdeburg, Brandenburg und<br />
Berlin, wie gleichfalls in Preußen und Pohlen<br />
für nachgesetzte ordentliche fracht in<br />
kurzer zeit wol accomodirt, übergeführt,<br />
und von ohrt zu ohrt forthefürdert werden<br />
können. Von diesen vorbenenten öhrteren<br />
kombt der postwagen alle donnerstag<br />
abends über Wesel und Duisburg zu Düsseldorf<br />
wieder an.<br />
So wirt auch zum zweitenmahl in der wochen<br />
als freitags frühe mit dem thoraufschUessen<br />
der postwagen von Düsseldorf<br />
ab auf Cölln gehen, und selbigen mittags<br />
die passagirer in Cölln lieferen, folgenden<br />
tags aber und also alle sambstag morgens<br />
zu 8. uhren von jetztbemelten Cölln wieder<br />
auf Düsseldorf abfahren, alles für<br />
nachfolgende verordnete fracht.<br />
Welcher sich nun dieser gelegenheit gebrauchen<br />
will, der hat sich in obgemelter<br />
unser residenz-stadt Düsseldorf anzugeben<br />
bei Johannem Maurenbrecher im<br />
postwagen auf der zollstrassen, wobei ferner<br />
alle nachricht zu erfahren sein wird.<br />
Geben Grimmlinghausen den 8. jun.<br />
1668."<br />
Man wird daraus schließen dürfen, daß<br />
der Postwagen schon vor dem Privileg in<br />
Betrieb war, aber jetzt ein besonderes Vorrecht<br />
erhielt, sehr zum Ärger der übrigen<br />
Fuhrleute Düsseldorfs, die in einer Beschwerde<br />
von 1672 sich über eine derartige<br />
Beschränkung ihres Gewerbes be-<br />
- 36 -<br />
klagten und im übrigen Maurenbrecher<br />
beschuldigten, alle Fuhren und Frachten<br />
an sich zu ziehen. Indem sie ihn als einen<br />
„der reformierten Religion zugetanen<br />
Menschen" zeichneten, suchten sie bei<br />
dem streng kath. Pfalzgrafen gegen ihn<br />
Stimmung zu machen, was ihnen aber<br />
nicht gelang.<br />
Später, und zwar im Jahre 1675, wurde die<br />
Nordstrecke bis Nymwegen ausgedehnt<br />
und brachte eine gute Verbindung nach<br />
Holland. Nebst Passagieren wurden in den<br />
sogenannten „Postkarrig" auch deren Güter<br />
und Gepäck befördert. 1739 konnte<br />
man in 3 Tagen von Düsseldorf nach Amsterdam<br />
reisen. Die eintägige Fahrt nach<br />
Aachen kostete l Reichstaler und Kosten<br />
für Zehrung und Nachtquartier.<br />
Die Kölner Linie wurde 1698 an Reinhard<br />
und Johann Dietrich Maurenbrecher auf<br />
24 Jahre verpachtet. Im Sommer sollten<br />
danach täglich 2 Postwagen und ein Rollwagen<br />
nach Köln und zurück verkehren.<br />
Später ging das Recht teilweise an Hermann<br />
Kremer bzw. noch später an Herrn<br />
Rettig über, so daß fast der gesamte Fahrpostbetrieb<br />
in den Händen der Familien<br />
Maurenbrecher und Rettig gelegen hat.<br />
Daneben verkehrte auf der Route Frankfurt-Köln<br />
auch die Thurn- und Taxissche<br />
Reichspost, die 1730 den Postbetrieb an<br />
das Reichsnetz anschloß und die Strecke<br />
bis Düsseldorf verlängerte. In einer im<br />
Hauptstaatsarchiv Düsseldorf aufbewahrten<br />
Posttaxordnung, die auf das Jahr 1698<br />
hinweist, sind jedoch schon die „Taxen für<br />
Personen und Pferd für die Strecke von<br />
Mannheim über Köln, Opiaden nach Düsseldorf"<br />
aufgeführt, so daß zu dieser Zeit<br />
schon regelmäßiger Postverkehr an <strong>Benrath</strong><br />
vorbei bestand. Damals stand noch<br />
das alte Wasserschloß. Die heutige B 8<br />
(Bonner Straße / Koblenzer Straße) führte<br />
noch nicht nördlich um den Schloßweiher
hemm, sondern nach Plänen von 1713 /<br />
1727 /1751 südwestlich am Rheinufer vorbei<br />
bis Urdenbach, dann in Höhe Rittersbergstraße<br />
/ Lüderitzstraße zur Koblenzer<br />
Straße. Mitten durch den Park führte aber<br />
ein Weg in Höhe Einmündung Pigageallee<br />
zum alten Wasserschloß und weiter zur<br />
Wallfahrtskapelle am Schwarzen Weg. Eines<br />
der alten Straßenbrückchen ist noch<br />
heute im Park zu erkennen. Es ist daher<br />
sicher anzunehmen, daß die Postfahrzeuge<br />
auf dem Weg nach Obladen (oder<br />
noch früher: Ubiaten) Post und Gäste<br />
auch für das Schloß ablieferten, sofern<br />
dies nicht Privatposten besorgten.<br />
Karte von 1751<br />
Den Brüdern Maurenbrecher war es<br />
durch Privileg gestattet, Postwagen, Rollwagen,<br />
Chaisen, Berliner Karossen und<br />
anderes Gefährt mit 4 Rädern und 2 Pferden<br />
zu führen. Innerhalb der Stadt wurden<br />
statt der Fuhrwerke teils Portechaisen<br />
benutzt. Unter Joh. Wilhelm hatte der<br />
Hofsattler Thiel die Berechtigung, 14Tragsessel<br />
zu halten. Bis zum Ende des 18.<br />
Jahrhunderts gab es noch Sesselträger in<br />
der Stadt Düsseldorf. Maurenbrecher<br />
hatte sein Stammhaus in der Zollstraße<br />
(En de Kanon).<br />
Einen Fahrplan können wir dem „Oekonomischen<br />
Taschenkalender für 1795", der<br />
in Düsseldorf bei Joh. Godfrid Vögemann<br />
erschien, entnehmen.<br />
Hierin ist über die uns interessierende Linie<br />
folgendes gesagt:<br />
„Nach Cöln über Mühlheim und Deutz in<br />
der Carlstadt im Kais. Reichs fahrenden<br />
Posthauß, samstags überDormagen, montags<br />
und mittwochs über Opladen, Mühlheim<br />
und Deutz, donnerstags über Dormagen,<br />
samstags über Opladen geht, korrespondiert<br />
mit dem Frankfurter Wagen.<br />
Nach Cöln auf der Citadelle bei H. Rettig,<br />
alleTage, wie bekannt, korrespondiert mit<br />
allen aus Cöln abfahrenden Postwagen.<br />
Nach Solingen geht ab hier (Df.) morgens<br />
7 Uhr mittwochs und samstags in vorgemelten<br />
Kais. Posthauß über Langen feld<br />
und kommt ändern Tags wieder hierher zurück".<br />
1780 war das Kaiserliche Königliche Oberpostamt<br />
(im Besitz der Thurn- und Taxis-<br />
Verwaltung) am Burgplatz, später an der<br />
Liefergasse bzw. am Karlplatz (Bilker<br />
Straße) und das Ober-Postamt am Maxplatz<br />
(Poststraße) untergebracht. 1858 siedelten<br />
beide zur Haroldstraße/Kasernenstraße<br />
über.<br />
Als Napoleon nach 1795 das Rheinland besetzte,<br />
war der Postbetrieb, auch der von<br />
Maurenbrecher, sehr gehindert. Das Haus<br />
Thurn und Taxis verlor 1806 das Postregal;<br />
Joachim Murat errichtete eine eigene Landespost.<br />
Napoleon erließ 1806 das Bergische<br />
Postgesetz und am 25. 02. 1809 die<br />
- 37 -
Bergische Postordnung. Sitz der Landespost<br />
wurde Düsseldorf. Eines der 6Arrondissements<br />
der neuen Verwaltungseinteilung<br />
von Kleve und Berg wurde Düsseldorf.<br />
Hierzu gehörte dann <strong>Benrath</strong>.<br />
In einem Zeitungsartikel „Die Sippe der<br />
Maurenbrecher" von Georg Spickhoff<br />
wird folgende lustige Begebenheit geschildert:<br />
„Eines Tages, so wird erzählt, ritt Murat<br />
mit großer Suite vom Schloß <strong>Benrath</strong>, wo<br />
er meist wohnte, nach Düsseldorf. Er rief<br />
seinen Postmeister Maurenbrecher zu sich<br />
und unterhielt sich mit ihm im Weiterreiten.<br />
Einem der besten Reiter der französischen<br />
Armee wollte er anscheinend M.<br />
seine Meisterschaft im Reiten zeigen und<br />
sprengte plötzlich mit rasender Schnelligkeit<br />
weiter. Der Postmeister aber, auch als<br />
tüchtiger Reiter bekannt, wich nicht von<br />
seiner Seite, und auf schaumbedeckten<br />
Rossen langten beide dicht nebeneinander<br />
vor dem Stadttor in Düsseldorf an,<br />
während das Gefolge weiter zurückgebliegen<br />
war."<br />
18 Minuten soll dieser Ritt gedauert haben<br />
(Hans Stöcker in RP vom 06. 08. 66)<br />
Ab 1808 wurde, nachdem Murat König<br />
von Neapel geworden war, das Großherzogtum<br />
Berg von Napoleon selbst regiert.<br />
Die Postanstalten nannten sich dann Kaiserlich-Französische-Postämter.<br />
1810<br />
wurde das Großherzogtum nach französischem<br />
Vorbild in 4 Departements eingeteilt.<br />
Zum Rheindepartement gehörte<br />
auch der Bezirk Düsseldorf u. a. mit dem<br />
Kanton Richrath, zu dem auch die Municipalität<br />
<strong>Benrath</strong> zählte. Als Napoleon 1813<br />
über den Rhein zurückgeschlagen wurde,<br />
ging die Zeit des Großherzogtums Berg zu<br />
Ende. In einer Übergangszeit gilt bis 1816<br />
wieder die Verwaltung der Post durch die<br />
Fürstliche Thurn- und Taxissche Generalpostdirektion<br />
in Frankfurt. Am 04. 06.<br />
1816 entsagt der Fürst Karl Alexander von<br />
Thurn undTaxis der Ausübung des Postregals<br />
in Berg und erhält als Entschädigung<br />
das Fürstentum Krotoschin in Posen. Die<br />
alten Herzogtümer in Kleve, Berg und Jülich<br />
gehen 1822 in die Rheinprovinz über.<br />
Ab 1816 untersteht das Oberpostamt dem<br />
Königlich Preuß. Generalpostamt in Berlin.<br />
Oberpostdirektior war wiederum ein<br />
Maurenbrecher. Im Regierungsbezirk<br />
Düsseldorf ist die OPD Düsseldorf seit<br />
dem l. l. 1850 Mittelinstanz für das Postund<br />
Telegraphenwesen. Heinrich Oskar<br />
Friedrich (1850-1879) löste die Maurenbrecher-Dynastie<br />
ab. Seit 1920 wird die<br />
Oberpostdirektion von einem Präsidenten<br />
geleitet; 1973 übernahm Dr. Walther Kohl<br />
dieses Amt. Er trat 1983 in den Ruhestand.<br />
Zu seinem Nachfolger wurde Dr.<br />
Manfred Bänsch berufen.<br />
- 40 -<br />
Die <strong>Benrath</strong>er<br />
Posthalterei<br />
In die Zeit von der Jahrhundertwende<br />
1800 bis 1850 fällt auch das Vorhandensein<br />
und die Bedeutung der Posthalterei in<br />
<strong>Benrath</strong>. Erste Pläne der Baulichkeiten<br />
auf dem Grundstück <strong>Benrath</strong>er Schloßallee<br />
93 (Haus Spilles) stammen aus 1797.<br />
Erstmals sind in dem Plan von Wiebeking<br />
Gebäulichkeiten auf der Nordseite der<br />
<strong>Benrath</strong>er Schloßallee zu ersehen. Das<br />
Schloß war 1770 fertiggestellt worden. Es<br />
lag gewiß nahe, nunmehr auch für Beförderungs-<br />
und Übernachtungsmöglichkeiten<br />
des Personenkreises außerhalb der<br />
Hofhaltung entsprechende Möglichkeiten<br />
einzurichten. Der Baustil der Fachwerkremise<br />
sowie der Umstand, daß die Remise<br />
eine Barock-Vorsatzfassade hatte, läßt<br />
vermuten, daß nach dem Bau des neuen
<strong>Benrath</strong>er Jagdschlosses, etwa um 1780<br />
eine Pferdewechselstation geschaffen<br />
wurde. Die Fassade an der dem Schloß zugekehrten<br />
Giebelfront wurde kaschiert,<br />
um so das damals als ärmlich angesehene<br />
Fachwerk zu verdecken. (H. Milles 1980<br />
in „Haus Spilles aus der Sicht des Denkmalschutzes")<br />
Im Plan von 1771 (Brosy) sind Gebäude<br />
noch nicht eingetragen; aber in einem<br />
Plan von Wiebel/Couven aus dem Jahre<br />
1806 (Original im Hauptstaatsarchiv) sind<br />
erstmals ganz klar die Gebäulichkeiten zu<br />
erkennen und zwar Haupt und Nebenflügel<br />
(Remisen). Planunterlagen von 1819<br />
von Windgassen gezeichnet nach Unterlagen<br />
von 1806, zeigen ebenfalls die Gebäude<br />
und bringen erst- und einmalig die<br />
Bezeichnung „Posthalterexpedition". Eingezeichnet<br />
ist in den Plänen von 1806 auch<br />
Plan von 1806<br />
- 41 -<br />
das Nachbargebäude „Zur Linde". Der erste<br />
Bau muß um 1801 (laut Hausinschrift)<br />
erstellt worden sein. Es ergibt sich aus der<br />
zeichnerischen Darstellung des Gesamtkomplexes,<br />
daß Spilles und „Zur Linde"<br />
früher evtl. eine wirtschaftliche Einheit<br />
gewesen sein könnten.<br />
Nachdem das Fürstlich Thurn- und Taxissche<br />
Zentralarchiv auf Anfrage am 29. 12.<br />
1982 mitgeteilt hat, daß zu Zeiten der Kaiserlichen<br />
Reichspost vor 1806 keine Stationsakten<br />
von <strong>Benrath</strong> vorliegen, ist anzunehmen,<br />
daß die Station erst unter Napoleon<br />
errichtet worden ist. Jedenfalls ist<br />
bestätigt, daß vom l. 12. 1813 bis l. 7. 1816<br />
eine Fürstlich Thurn- und Taxissche Postanstalt<br />
eingerichtet war, die spätere (1816)<br />
Königlich Preußische Postanstalt. In einer<br />
Einwohnerliste <strong>Benrath</strong>s von 1814, entnommen<br />
aus einem Adreßbuch, welches
als „Taschenbuch überall bei den Herren<br />
Kommissairen und im Buchladen für 2<br />
Thaier erhältlich" war, und im Düsseldorfer<br />
Adreßbuch von 1828 finden wir Josef<br />
Heubes, den Bruder von Pastor Heubes<br />
(Pfarrer an St. Cäcilia von 1804-1863), als<br />
Postwärter und Gastwirth verzeichnet.<br />
1835 war der Bürgermeister Fr. Adolph<br />
Schieß Postexpediteur in <strong>Benrath</strong>.<br />
In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts<br />
taucht der Name Hesse auf. Mit dem Hof<br />
aus Berlin kam auch Gottlieb Hesse -<br />
wahrscheinlich als Küchenchef - nach<br />
<strong>Benrath</strong>. Um 1805 in Berlin geboren, heiratete<br />
er l. l. 1833 in St. Maximilian zu<br />
Düsseldorf Katharina Weyhe, Schwester<br />
des Gartenbaudirektors Maximilian Friedrich<br />
Weyhe, des Schöpfers des Hofgartens<br />
und der Anlagen von Schloß Mickeln. Die<br />
Mutter Weyhe's, eine geborene Lenne<br />
lebte als Witwe des Brühlers Hofgärtners<br />
- 43 -<br />
bei ihrer Tochter in <strong>Benrath</strong>, sie verstarb<br />
1837. Ihr Grabstein ist heute noch auf dem<br />
kath. Friedhof in <strong>Benrath</strong> zu sehen. Das<br />
von Hesse betriebene Hotel im Posthaltergebäude<br />
hieß zu dieser Zeit „Rheinischer<br />
Hof".<br />
Anzeigen aus dieser Zeit in der Düsseldorfer<br />
Zeitung belegen auch eine rege Ausstrahlung<br />
nach Düsseldorf. Feststehen<br />
dürfte, daß Hesse keinen Neubau errichtet<br />
hat, sondern im Alter von ca. 28 Jahren<br />
die Bewirtschaftung übernahm. Später<br />
baute Hesse ein neues Hotel an der<br />
Hauptstraße/Heubesstraße. Dieses „Hotel<br />
Hesse" war lange bis in unser Jahrhundert<br />
hinein ein beliebter gesellschaftlicher<br />
Treffpunkt.<br />
Wie rege die <strong>Benrath</strong>er Poststation in Anspruch<br />
genommen worden sein muß, zeigen<br />
Fahrpläne aus dem „Adreßkalender<br />
für Geschäftleute von 1833"
- 44 -
Danach war <strong>Benrath</strong> Station von<br />
- Reitenden Posten<br />
Nach und von Frankfurt und Düsseldorf:<br />
Abgang täglich 11 abends, Ankunft<br />
6-8 abends<br />
- Fahrende Posten<br />
1. Df.-Frankfurt = 3 x wöchentlich mit<br />
Anschluß nach Baden, Würtenberg, Elsaß,<br />
Schweiz, Bayern, Österreich,<br />
Italien.<br />
2. Nach und von Solingen = 3 x wöchentlich,<br />
Abfahrt jeweils 5 Uhr abends,<br />
Ankunft jeweils 9 1/2 Uhr vormittags<br />
- Personen-SchneIl-Posten<br />
Nach und von Köln = 3 x täglich<br />
Fahrzeit ca. 8 Stunden mit Anschlußmöglichkeiten<br />
nach Koblenz und<br />
Frankfurt (Stadtgeschichte Most.)<br />
Von 1823 liegt eine Porto-Taxe für das Königliche<br />
Oberpostamt Düsseldorf vor. Danach<br />
wurden „Brief-, Silber- und Goldtaxen<br />
sowie solche für kaufmännische Waren<br />
und Victualien" festgelegt. Das Porto für<br />
einen Brief von Düsseldorf nach <strong>Benrath</strong><br />
betrug l Silbergroschen.<br />
- 45 -<br />
Die Zeit der Posten hörten schlagartig mit<br />
dem Bau der Köln-Mindener Eisenbahn,<br />
die auch <strong>Benrath</strong> berührte, um 1847 auf.<br />
Posthaltereien waren nur noch in Orten<br />
ohne Eisenbahnstation wirtschaftlich.<br />
Das Hotel „Rhein. Hof", in der 2. Hälfte<br />
des 19. Jahrhunderts von Walther Clees<br />
bewirtschaftet, wußte schon mit der Werbung<br />
„in der Nähe des Bahnhofes gelegen"<br />
auf sich aufmerksam zu machen. Alles<br />
konzentrierte sich auf die neuen Verkehrsknotenpunkte;<br />
Postkutschen waren<br />
nur noch privat gefragt. Auch die Nutzung<br />
der ehemaligen Posthalterei änderte sich.<br />
1892 war ein Jos. Beisenherz zu Dortmund<br />
Eigentümer. Um 1900 ging das Eigentum<br />
an den Bierverlag „Spilles" über,<br />
der dem Haus bis heute seinen Namen<br />
gab. Der Bierhändler Spilles war weit bekannt,<br />
weil er auch Bier aus fremden Ländern<br />
importierte. Das Haus hat jetzt die<br />
Rezeichnung <strong>Benrath</strong>er Schloßallee 93<br />
(früher Nr. 38); vor der Eingemeindung:<br />
Düsseldorfer Straße 165. Das Hauptgebäude<br />
wurde bis in die 70er Jahre zu<br />
Wohnzwecken genutzt. Die Stadt übernahm<br />
das Grundstück schon 1935; heute<br />
ist das Jugendamt Verwalter.
Haus Spilles vor der Renovierung<br />
1976 empfiehlt die Bezirksvertretung 9<br />
dem Rat die Restaurierung und die Einrichtung<br />
als Jugendzentrum. Erst im Dezember<br />
1981 konnte mit Finanzierungshilfe<br />
der Stadtsparkasse Düsseldorf der<br />
Umbau begonnen und im Juni 1983 eröffnet<br />
werden. Insgesamt stehen 387 qm Flä-<br />
- 46 -<br />
Foto: Norbisrath<br />
ehe und das Außengelände an der Schloßparkstraße<br />
zur Verfügung. Die Gesamtbaukosten<br />
betrugen 1,6 Millionen DM.<br />
Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten - auch<br />
für die Allgemeinheit - haben „Cafe Spilles"<br />
zu einem beliebten Freizeitzentrum<br />
werden lassen.<br />
Preußische Postillione, 1827. Aquarell von G. Müller
Quellen und Literatur<br />
Ungedruckte Quellen<br />
Nordrhein-Westfälisches Hauptstaatsarchiv<br />
Düsseldorf, Bestand Jül.-Berg II Nr.<br />
4477 und 4816 und Plan XI/32 Stadtmuseum<br />
Düsseldorf, Plan Windgassen 1819<br />
Fürst von Thurn und Taxis Zentralarchiv,<br />
Regensburg, 725/B 56<br />
Familienarchiv Hans Heubes, Düsseldorf-<br />
<strong>Benrath</strong><br />
Milles, H., Spilles aus der Sicht des Denkmalschutzes,<br />
Stadt Düsseldorf, Amt 51,<br />
1980<br />
Literatur<br />
Geschichte der Stadt Düsseldorf<br />
1. Bd. Von den Anfängen bis 1815 von<br />
Friedrich Lau,<br />
2. Bd. Von 1815 bis zur Einführung der<br />
rhein. Städteordnung (1856) von Otto<br />
Most<br />
Düsseldorf 1921<br />
Postgeschichte am Niederrhein, hrsg. von<br />
der Gesellschaft für Deutsche Postgeschichte<br />
e.V. Düsseldorf <strong>Heft</strong> 1/1982 und<br />
Sammelband 1982<br />
Galerie der Postgeschichte, <strong>Historisch</strong>e<br />
Postkarten, Deutsche Postreklame GmbH<br />
Frankfurt, <strong>Benrath</strong>er Heimatgeschichte,<br />
hrsg. vom <strong>Benrath</strong>er Kulturkreis der Heimatgemeinschaft<br />
Groß-<strong>Benrath</strong>,<br />
Neuauflage Düsseldorf 1974<br />
Redlich, 0.<br />
Das Haus „in der Kanon" in der Zollstraße<br />
als Ausgangspunkt des niederrheinischen<br />
Postverkehrs. In: Alt-Düsseldorf,<br />
Monatsschrift, H. 3/1924, S. l ff.<br />
Hinrichs, F.<br />
Thurn und Taxis im Bergischen Land, 6.<br />
<strong>Heft</strong> 1968 im Selbstverlag.<br />
- 47 -<br />
Spieckhoff, G.<br />
Die Sippe der Maurenbrecher, Rheinische<br />
Post 29. 02. 1964<br />
Stöcker, H.<br />
Die Kanone war ihr Kennzeichen, Rheinische<br />
Post 29. 02. 1964<br />
Schonauer, H.<br />
Die Passagirer in Cölln richtig liefern,<br />
Rheinische Post 0. 06. 1968<br />
Spies, Th.<br />
En de Kanon „Das Tor" hrsg. Düsseldorfer<br />
Jonges 1976 <strong>Heft</strong> 12<br />
Dr. Blech H.<br />
Noch aus der Postkutschen-Zeit, Rheinische<br />
Post/<strong>Benrath</strong>er Tageblatt vom 05. 11.<br />
1977<br />
Bützer, A.<br />
Serie im <strong>Benrath</strong>er Tageblatt 1968, neu<br />
veröffentlicht Rheinische Post/<strong>Benrath</strong>er<br />
Tageblatt am 11. 02. 83
Die <strong>Benrath</strong>er Bahnhöfe<br />
im Wandel der Zeiten<br />
Über <strong>Benrath</strong>er Bahnhöfe zu berichten,<br />
bedeutet in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
zurückblättern.<br />
<strong>Benrath</strong> war verkehrsmäßig immer gut an<br />
die Lebensader des Bergischen Landes,<br />
nämlich an die Nord-Süd Straßenverbindung<br />
von Frankfurt nach Arnheim angeschlossen.<br />
Der Post- und Postkutschenverkehr<br />
mit Nah- und Fernverbindungen berührte<br />
seit Jahrhunderten auch <strong>Benrath</strong>.<br />
So war es im Zeitalter der Eisenbahnen<br />
nicht verwunderlich, daß die neuen Schienenstraßen<br />
auch über <strong>Benrath</strong> führten.<br />
Die erste Eisenbahn im Düsseldorfer<br />
Raum führte von Düsseldorfer über Erkrath<br />
nach Elberfeld (1838). Aber bereits<br />
1841 erteilte das Preußische Finanzministerium<br />
der Rhein. Eisenbahngesellschaft<br />
die Genehmigung zum Bau einer Bahn<br />
von Köln über Düsseldorf bis Minden.<br />
Um die Bahn finanzieren zu können, forderte<br />
1841 der Oberbürgermeister von<br />
Düsseldorf, Joseph von Fuchsius (1833-<br />
1848), zur Zeichnung von Aktien zu je 250<br />
Thaiern auf. Auch <strong>Benrath</strong>er zeichneten,<br />
jedoch unter der Auflage, daß die Eisenbahnlinie<br />
über <strong>Benrath</strong> geführt werden<br />
müsse. Aber nicht alle jubelten über das<br />
neue Dampfroß. Als im April 1842 in <strong>Benrath</strong><br />
die Absteckung der Trasse erfolgte,<br />
gab es lautstarke Proteste. Freundliches<br />
Einwirken auf die betroffenen Grundstückseigentümer<br />
hatte nur in wenigen<br />
Fällen Erfolg. 56 Eigentümer im <strong>Benrath</strong>er<br />
und Garather Bereich erhoben im<br />
November 1844 Einspruch gegen die Inanspruchnahme<br />
ihrer Grundstücke. Schon 2<br />
Monate später wurde vom Düsseldorfer<br />
Landgericht die Enteignung ausgesprochen.<br />
Auch die Anträge auf Verlegung des<br />
Bahnhofes zur Südseite der Hildener<br />
Straße wurden abgelehnt.<br />
Idyll am Bahnhof. Oelgemälde v. unbekanntem Künstler<br />
- 49 -
Für die Verlegung von 2 Gleispaaren<br />
mußte ein Damm zwischen Garath und<br />
<strong>Benrath</strong> geschüttet werden, erneut ein Anlaß<br />
für viel Ärger um notwendige Untertunnelungen<br />
zur Erhaltung der Wegeverbindungen.<br />
Es wurde aber zügig gebaut.<br />
Schon im Mai 1845 war der gesamte<br />
Dammunterbau zwischen Deutz und<br />
Duisburg fertig. Am 15. Dezember 1845<br />
konnte die Strecke Deutz-Düsseldorf bereits<br />
eingeweiht werden. Im Programm für<br />
die feierliche Eröffnung heißt es u.a.:<br />
„Die zu den Festfahrten eingeladenen Behörden<br />
und Gäste von Düsseldorf versammeln<br />
sich auf dem dortigen Bahnhofe der<br />
Cöln-Mindener Eisenbahn um 7 1/2 Uhr<br />
morgens, wo sie von einer Deputation der<br />
Direktion empfangen werden.<br />
Der Festzug setzte sich um 8 Uhr unter<br />
Abfeuerung von Geschütz-Salven und in<br />
Begleitung eines Musikchors zur Fahrt<br />
nach Deutz (Cöln) in Bewegung und<br />
nahm auf den Bahnhöfen bei <strong>Benrath</strong>,<br />
Langenfeld, Küppersteg und Mühlheim<br />
die Eingeladenen aus der Umgebung, welche<br />
sich an diesen Stellen zeitig eingefunden<br />
haben, auf. Ankunft auf dem Bahnhofe<br />
zu Deutz 9 1/2 Uhr".<br />
Die normale Fahrzeit von Düsseldorf<br />
nach <strong>Benrath</strong> betrug damals 18 Minuten.<br />
Der Bau der Eisenbahn ermöglichte es,<br />
von <strong>Benrath</strong> aus mit einem durchgehenden<br />
Eilzug in der erstaunlichen Zeit von<br />
16 Stunden Berlin zu erreichen.<br />
„Der neue kleine Bahnhof war festlich geschmückt<br />
mit Fahnen undTannengrün und<br />
die tausendköpfige erwartungsvoll harrende<br />
Menge brach in lauten Jubel aus,<br />
als pfeifend, fauchend und zischend und<br />
große schwarze Rauchwolken ausstoßend<br />
die bekränzte Lokomotive die Wagen mit<br />
der Festgesellschaft in den Bahnhof<br />
schleppte".<br />
(v. Galera im BT ohne Datum - Archiv<br />
Heimatgemeinschaft -)<br />
- 50 -<br />
Mit der alten Eisenbahnzeit verbinden<br />
sich eine Reihe köstlicher Erinnerungen.<br />
Gebrechliche Personen und Betrunkene<br />
durften nicht befördert werden. Das lag<br />
in erster Linie daran, daß die Abteile nicht<br />
durchgehend waren und der Kondukteur,<br />
wie man den Schaffner nannte, keine Aufsichtsmöglichkeit<br />
hatte. Ein ganz heikles<br />
Problem war die Toilettenfrage. Es gab<br />
nur einen Wagen im gesamten Zuge, der<br />
diesen gewissen Ort mit sich führte. Ein<br />
Reisender konnte nur dann zur Toilette,<br />
wenn der Zug einen Bahnhof erreicht<br />
hatte und das Aussteigen möglich war. Natürlich<br />
war er dann meistens nicht der einzige<br />
und so stand man vor diesem berühmten<br />
Wagen regelrecht Schlange.<br />
Auch organisatorisch war früher manches<br />
anders als heute. Alte <strong>Benrath</strong>er können<br />
sich noch erinnern, daß die Bahnhofsvorsteher<br />
damals eine Uniform trugen, die<br />
sich kaum von der eines preußischen Offiziers<br />
unterschied. Dreispitz, Koppel und<br />
langer Säbel gehörten zur Würde des Leiters<br />
des „Expeditionslokals", wie der<br />
Bahnhof genannt wurde.<br />
<strong>Benrath</strong>er Tageblatt vom 7. 12. I960
Der nebenstehende Plan zeigt die Lage<br />
des Bahnhofes nördlich der Hildener<br />
Chaussee mit schienengleichem Übergang.<br />
Daneben fuhr seit 1889 über ein eigenes<br />
Überführungsbauwerk die elektrische<br />
Berg. Kleinbahn von Düsseldorf<br />
über <strong>Benrath</strong> nach Vohwinkel. Sie beförderte<br />
noch bis in die 3öer Jahre unseres<br />
Jahrhunderts Güter auf Tiefladern bis<br />
nach Niederheid.<br />
Vom idyllischen Kleinstadtbahnhof <strong>Benrath</strong><br />
sind 2 Ansichten von der Vorderseite<br />
und Rückfront aus der Zeit kurz nach der<br />
Jahrhundertwende abgebildet.<br />
Mit Inbetriebnahme der Eisenbahn begann<br />
für <strong>Benrath</strong> das Zeitalter der Industrialisierung.<br />
Wenn sich bis 1865 nur wenige<br />
Firmen ansiedelten, so wurde in den<br />
70er Jahren mit dem Bau der Flender-<br />
'schen Werke südlich der Bahn der Anstoß<br />
für viele Werksgründungen gegeben (Capito<br />
& Klein, Demag, Baicke &Tellering).<br />
Auf Anregung von Hermann Heye ist 1898<br />
die Industrieterrains AG Düsseldorf Reisholz<br />
- IDR - gegründet worden, die sich<br />
u.a. der Erschließung von Industriegrundstücken<br />
und der Anlage von Bahnhöfen<br />
und dem Bau und Betrieb von Anschlußbahnen<br />
widmen sollte. Alsbald fand man<br />
heraus, daß weitere Erschließungsgleise<br />
nur unter erschwerten Bedingungen aus<br />
dem Bahnhof <strong>Benrath</strong> herausgeführt werden<br />
konnten. Als die bessere Lösung -<br />
auch grundstücksmäßig - bot sich der<br />
Bahnhof Reisholz an. Er wurde in ;iller<br />
Eile gebaut und bereits am 15. 6. 1899<br />
- 51 -
T<br />
Vorderfront<br />
Rückseite<br />
Bahnhof <strong>Benrath</strong> am Rhein<br />
- 52 -
dem Verkehr übergeben. Er erhielt schon<br />
zu dieser Zeit die Bezeichnung „Düsseldorf-Reisholz".<br />
Wenn auch die Eingemeindungen<br />
1908/1909 noch keine offizielle<br />
Bindung an Düsseldorf brachte, so<br />
war jedoch der Wille nach Zugehörigkeit<br />
zur Großstadt klar zu erkennen. Ältere<br />
Mitbürger behaupteten, mit dieser Benennung<br />
wäre der Grundstein für die Eingemeidung<br />
von <strong>Benrath</strong> (einschl. Reisholz)<br />
im Jahr 1929 gelegt worden.<br />
Schon Anfang des Jahrhunderts wickelte<br />
sich ein reger Personen- und Güterverkehr<br />
auf beiden Bahnhöfen ab. Im Rechnungsjahr<br />
1907 wurden in <strong>Benrath</strong><br />
250.488 Personen abgefertigt, in Reisholz<br />
115.955. Der Güterverkehr betrug in <strong>Benrath</strong><br />
184.260, in Reisholz 220.760 ankommende<br />
Wagenladungen. Bereits im Verwaltungsbericht<br />
von 1908 stand zu lesen:<br />
„Die Bahnhofsanlagen in <strong>Benrath</strong> vermögen<br />
schon seit langem den umfangreichen<br />
Verkehr nicht mehr so zu bewältigen, wie<br />
- 53 -<br />
es im Interesse des reisenden Publikums<br />
und der Geschäftswelt zu wünschen wäre.<br />
Auch die im Jahre 1907 erfolgte Erweiterung<br />
des Personalbahnhofes durch Anlage<br />
einer Unterführung usw. vermochte den<br />
vielfachen Übelständen nicht vollständig<br />
abzuhelfen. Man hofft daher allgemein,<br />
daß die dem Vernehmen nach wegen<br />
durchgreifender Erweiterung oder Verlegung<br />
des hiesigen Bahnhofes schwebenden<br />
Verhandlungen baldiger Verwirklichung<br />
entgegengehen".<br />
Aber der l. Weltkrieg und die Nachkriegszeit<br />
ließen trotz erhöhter Frequentierung<br />
Neubauten nicht zu. 1919-1925 erlebt der<br />
Personenbahnhof <strong>Benrath</strong> seine Höchstbelastung.<br />
Er wurde Endbahnhof der englischen<br />
Besatzungszone. Die Verbindung<br />
nach Düsseldorf (Wersten) und Übergang<br />
zur französischen Zone in Holthausen war<br />
nur durch Umsteigen in die Straßenbahn<br />
möglich. Schmuggel und Schwarzmarkt<br />
blühten wie nie.
Allmählich kam auch der Gedanke des<br />
Bahnhof-Neubaues wieder auf. 1928 heißt<br />
es im Verwaltungsbericht:<br />
„Im vergangenen Jahr gab die Reichsbahn<br />
auch ihr Projekt, die Strecke Dortmund-<br />
Köln 4-gleisig auszubauen, bekannt. Dieses<br />
Projekt sieht vor, den Gleiskörper im<br />
Amtsgebiet <strong>Benrath</strong> durchschnittlich um<br />
etwa 2,70 m höher zu legen und die Planübergänge<br />
durch Wegeunterführungen zu<br />
ersetzen. Außerdem werden die Bahnhöfe<br />
<strong>Benrath</strong> und Reisholz neu erbaut. Der<br />
Bahnhof <strong>Benrath</strong> wird in der Achse der<br />
Heubesstraße und der Bahnhof Reisholz<br />
auf der östlichen Seite der Reichsbahn errichtet.<br />
Der jetzige Bahnhof Reisholz<br />
wird in großen Abmessungen als Verschiebe-Bahnhof<br />
erweitert. Die beiden<br />
Güterbahnhöfe <strong>Benrath</strong> und Reisholz<br />
werden durch den Neubau eines Güterbahnhofes<br />
auf der westlichen Seite der<br />
Reichsbahn zwischen Birken- und Feldstraße<br />
(heute Nürnberger Straße und<br />
Bromberger Straße) zusammengelegt.<br />
Damit waren größere Eingriffe in das<br />
Ortsbild erforderlich.<br />
Die abgebildeten Lagepläne lassen erkennen,<br />
daß mit der Verlegung des Bahnhofes<br />
die Heubesstraße zur hervorragenden Verbindung<br />
zwischen Schloß und Bahnhof<br />
- 54 -<br />
wurde. Mit der Tieferlegung der Hildener<br />
Straße im Bereich der Gleise wurde es erforderlich,<br />
die Itter in ein neues Bett etwas<br />
südlicher zu verlegen. Am 11. Mai<br />
1932 wurde der neue <strong>Benrath</strong>er Bahnhof<br />
eröffnet. Hierzu schrieb das <strong>Benrath</strong>er Tageblatt:<br />
„Wie sich der Bahnhof heute dem Beschauer<br />
von außen in seiner stolzen Front<br />
bietet, ist er einer der schönsten Punkte<br />
<strong>Benrath</strong>s geworden. Der Bahnhofsneubau<br />
steht in der Achse der Heubesstraße,<br />
und zwar, wie gleich auffällt, in einer Verschiebung,<br />
die der künftigen Breite der<br />
Heubesstraße als Zugangsstraße zum<br />
Bahnhof angepaßt ist. Man sieht aber an<br />
den Plänen, daß nichts für den Augenblick,<br />
sondern daß schon für die Zeit der<br />
siebziger und achtziger Jahre gedacht ist.<br />
Die Bahnhofsrestauration kann sich wahrhaftig<br />
sehen lassen. Sie sticht merklich<br />
von dem ab, was einem so als Bahnhofwirtschaften<br />
im Geiste vorschwebt. Die<br />
fein ausgestatteten Räume nehmen es mit<br />
jedem Lokal in <strong>Benrath</strong> auf. Alles in allem<br />
ist der neue Bahnhof eine wunderschöne<br />
Anlage, auf die <strong>Benrath</strong> stolz sein darf".<br />
Den älteren Bürgern <strong>Benrath</strong>s ist das<br />
große Rosenrondell vor dem Bahnhof sicher<br />
noch in angenehmer Erinnerung.
Die Jahre 1933/1934 brachten in Reisholz<br />
mit dem Bau der neuen Unterführung an<br />
der Henkelstraße große Unruhe. Nach 7monatiger<br />
Bauzeit - verbunden mit vielen<br />
Umleitungen - wurde sie am 28. 2. 1934<br />
für den allgemeinen Verkehr freigegeben.<br />
Das <strong>Benrath</strong>er Tageblatt schrieb damals:<br />
„Um so größer ist die Freude für die Bewohner<br />
von Hassels und Reisholz sowie<br />
die vielen Automobilisten, daß endlich der<br />
Weg wieder frei ist.<br />
Von der Brücke grüßten große Fahnen.<br />
Auf dem westlichen Gleis hatte eine Lokomotive<br />
Aufstellung genommen. Noch einmal<br />
wurden die Sperrschilder in den Vordergrund<br />
gerückt und ein weißes Band gezogen.<br />
Vertreter des Reichsbahnneubauamtes<br />
II, der örtlichen Bauleitung und<br />
zahlreiche Anwohner, vor allem auch die<br />
Jugend, die sich bis dicht an die Brückenrampen<br />
drängte, fand sich ein. Der Photograph<br />
knipste. Mit dem Glockenschlag 3<br />
Uhr durchfuhr ein Personenkraftwagen<br />
das weiße Band: die Straße war offiziell<br />
freigegeben".<br />
Am 3. Dezember 1934 konnte nach 14-monatiger<br />
Bauzeit auch das neue Empfangsgebäude<br />
des Bahnhofes Düsseldorf-Reisholz<br />
seiner Bestimmung übergeben werden.<br />
„Der Bau", so schrieb das <strong>Benrath</strong>er<br />
Tageblatt, „stellte eine willkommene Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />
dar".<br />
Glanzpunkte in der Geschichte des <strong>Benrath</strong>er<br />
Bahnhofes war sicherlich die Ankunft<br />
von hohen Staatsbesuchern. Zwei<br />
Beispiele sollen hier aufgezeigt werden:<br />
Zum Herbstmanöver 1884 besuchte Kaiser<br />
Wilhelm I. <strong>Benrath</strong>. In der Chronik<br />
der Evgl. Schule Urdenbachs steht hierüber<br />
zu lesen:<br />
„Tausende waren am 14. September in<br />
<strong>Benrath</strong> zusammengeströmt, um den Kaiser<br />
zu sehen. Doch warteten sie an diesem<br />
Tag vergebens auf seine Ankunft, denn<br />
Wilhelm I. reiste am 15. September von<br />
- 55 -<br />
Berlin aus zur Dreikaiserzusammenkunft<br />
- Deutschland, Österreich, Rußland -<br />
nach Skiernievice bei Warschau. In <strong>Benrath</strong><br />
traf er mit einem Extrazug deshalb<br />
erst am 18. September ein. Am 14. waren<br />
u. a. bereits nach <strong>Benrath</strong> gekommen: die<br />
Kronprinzessin mit Prinzessin Victoria,<br />
von England kommend; Prinz Wilhelm,<br />
von Berlin kommend; der Kronprinz und<br />
Prinz Heinrich, von Süddeutschland kommend;<br />
die Kaiserin traf am 17. von Koblenz<br />
aus in <strong>Benrath</strong> ein".<br />
Am 25. Mai 1965 besuchte Königin Elisabeth<br />
II. von England das <strong>Benrath</strong>er<br />
Schloß. Ministerpräsident Meyers empfing<br />
„Ihre Majestät" auf dem festlich geschmückten<br />
Bahnsteig. Selbstverständlich<br />
waren rote Teppiche ausgelegt, das Innere<br />
des Bahnhofes war farblich auf Hochglanz<br />
gebracht und die unansehnliche Industrie-<br />
Seite der Gleise durch eigens hergebrachten<br />
eleganten D-Zug verdeckt.<br />
Mit der neuen Verkehrsplanung für die<br />
Verbindung nach Garath verschwand der<br />
Bahnhof weitestgehend hinter einemTrogbauwerk.<br />
1974 bot diese Form ein Optimum an finanzierbarem<br />
Lärmschutz. Heute würde<br />
man sicherlich eine bessere städtebauliche<br />
Lösung z.B. Tieflage mit Deckel, wie sie<br />
in Wersten im Zuge der A 46 gebaut und<br />
finanziert worden ist, wählen.<br />
In die Reihe der Bahnhöfe des Düsseldorfer<br />
Südens gesellte sich 1967 mit der Inbetriebnahme<br />
der S-Bahn zum neuen Stadtteil<br />
Düsseldorf-Garath der Bahnhof im<br />
Zentrum Garaths. Was 1896/1898 in Verhandlungen<br />
ergebnislos blieb, wurde mit<br />
der Errichtung einer Trabantenstadt<br />
zwangsläufig. Mit der weiteren Ausdehnung<br />
der Bebauung nach Hellerhof<br />
konnte 1985 auch die neue S-Bahnstation<br />
Düsseldorf-Hellerhof in Betrieb genommen<br />
werden.<br />
Theo Fühles
Quellenverzeichnis<br />
- <strong>Benrath</strong>er Tageblatt vom l. 5. 1935,<br />
l. 7. 1936 und 3. 4. 1965<br />
- <strong>Benrath</strong>er Tageblatt: „Aus vergilbten<br />
Zeitungsbänden"<br />
- Dr. K. S. von Galera „Der Bau der<br />
Eisenbahn" veröffentlich im <strong>Benrath</strong>er<br />
Tageblatt (ohne Datum)<br />
Archiv der Heimatgemeinschaft<br />
- Anke und Hans Schriefers „<strong>Benrath</strong> in<br />
alten und neuen Bildern" 1980 Gronenberg-Verlag,<br />
Gummersbach<br />
- Verwaltungsbericht der Gemeinde <strong>Benrath</strong><br />
1908/1909<br />
- Eröffnungsprogramm 15. 12. 1845,<br />
Abschrift im Archiv der Heimatgemeinschaft<br />
- H. J. Neisser „IDR Düsseldorf-Reisholz<br />
AG" Neun Jahrzehnte Stadtentwicklung<br />
1984Tritsch-Verlag Düsseldorf<br />
- 56 -
Das alte <strong>Benrath</strong>er<br />
Krankenhaus an der<br />
Hospitalstraße<br />
Zu den <strong>Benrath</strong>er Gemeindebauten gehört<br />
auch das alte Krankenhaus an der<br />
Hospitalstraße. Die kurze Erläuterung im<br />
Adreßbuch:<br />
„Durch die Ortskrankenkasse <strong>Benrath</strong><br />
1892 unter Leitung der Barmherzigen<br />
Schwestern gegründetes Krankenhaus,<br />
seit 1914 Eigentum der Gemeinde <strong>Benrath</strong>"<br />
gab Veranlassung, in den Archiven nach<br />
Material über die Geschichte dieses Hauses<br />
zu suchen. Hier das Ergebnis meiner<br />
Recherchen:<br />
Begonnen hat die Krankenversorgung in<br />
<strong>Benrath</strong> am l. 5. 1864, als die Genossenschaft<br />
der armen Dienstmägde Jesu Christi<br />
aus Dernbach sich auch bei uns niederließ<br />
und zwar in einem bescheidenen<br />
Haus, das auf dem heutigen Marktplatz<br />
gelegen war. Die Haupttätigkeit der<br />
Schwestern galt der Krankenpflege. Sie<br />
gingen in die Häuser armer Kranker und<br />
verrichteten dort Hausarbeit, wo Not<br />
herrschte. Zwei von den vier Schwestern<br />
übten ambulante Krankenpflege aus (BT<br />
2. 5. 1964).<br />
Am 3. 7. 1891/29. 2. 1892 wurde zwischen<br />
der gemeinsamen Ortskrankenkasse <strong>Benrath</strong><br />
und der Kath. Pfarrgemeinde <strong>Benrath</strong><br />
ein Vertrag abgeschlossen, der u.a.<br />
folgendes bestimmte:<br />
Die gemeinsame Ortskrankenkasse verpflichtet<br />
sich,<br />
- dem von ihr zu erbauenden Krankenhaus<br />
einen kath. Namen beizulegen,<br />
- den hiesigen Ordensschwestern der armen<br />
Dienstmägde Jesu Christi die<br />
Krankenpflege zu übertragen,<br />
- ein Mitglied der Pfarrgeistlichkeit in das<br />
Kuratorium des Krankenhauses zu berufen.<br />
- Als Gegenleistung hat die Kath. Pfarrgemeinde<br />
<strong>Benrath</strong> die Zinsen des vorhandenen<br />
Stiftungsvermögens zum Bau<br />
eines Krankenhauses und zu dessen<br />
Einrichtung abzuführen.<br />
(Stadtarchiv Df. XII 1758)<br />
Am 24. 6. 1892 wird das erste <strong>Benrath</strong>er<br />
Krankenhaus eröffnet. Nunmehr stehen<br />
80 Betten zur Verfügung. Das Krankenhaus<br />
erhält die Bezeichnung „St. Josephskrankenhaus<br />
<strong>Benrath</strong>". Arzt in diesem<br />
Hause ist Herr Medizinalrat Dr. Meurer.<br />
Mit Vertrag vom 30. 3. 1909 wird Herr Dr.<br />
Martin Meurer „dirigierender Arzt in gleichem<br />
Umfange und mit denselben Obliegenheiten<br />
wie er sie seit dem Bestehen des<br />
Krankenhauses wahrgenommen hat". Er<br />
erhält ein Jahresgehalt von 900 Mark,<br />
zahlbar in 1/4 jährlichen Raten.<br />
(Stadtarchiv Df • XII 1758)<br />
Nach dem Statut der gemeinsamen Ortskrankenkasse<br />
für die Bürgermeisterei<br />
<strong>Benrath</strong> 1893/1902 ist folgende rechtliche<br />
Situation begründet worden:<br />
X. Verwaltung des Krankenhauses.<br />
§ 73. Die Verwaltung des Krankenhauses<br />
der Ortskrankenkasse erfolgt von dem<br />
Vorstande und der Generalversammlung<br />
der Kasse. Diese Organe treffen auch die<br />
Anordnungen über die Geschäftsführung,<br />
Handhabung der Hausordnung, Pflegesätze<br />
der Kranken, Buchführung und Verrechnung<br />
der Einnahmen und Ausgaben<br />
des Krankenhauses.<br />
Zur Überwachung des Krankenhauses in<br />
sittlich-religiöser Hinsicht wählt die Generalversammlung<br />
auf die Dauer von vier<br />
Jahren ein Kuratorium, bestehend aus sieben<br />
Personen, die nicht Mitglieder der<br />
Kasse zu sein brauchen. (<strong>Benrath</strong>er Bürgerbuch<br />
v. 1909).<br />
- 57 -
Erst unter dem 18./23. 01. 1907 wurde zwischen<br />
der Generaloberin der Genossenschaft<br />
der armen Dienstmägde Jesu Christi<br />
und der gemeinsamen Ortskrankenkasse<br />
<strong>Benrath</strong> ein Vertrag „über die Pflege<br />
der Kranken und des hierzu erforderlichen<br />
Wirtschaftsbetriebes" abgeschlossen,<br />
der u.a. folgende Vereinbarungen enthielt:<br />
- Die vermögensrechtliche Verwaltung erfolgt<br />
durch die Ortskrankenkasse.<br />
- Der Ankauf der zum Krankenhausbedarf<br />
erforderlichen Lebensmittel und<br />
der sonstigen Bedürfnisse erfolgt durch<br />
den Kassenvorstand.<br />
Die Oberin durfte den Bedarf feststellen<br />
und den Bestellzettel hierüber im Geschäftslokal<br />
der Kasse abgeben. Über<br />
Ausgaben für kleinere Bedürfnisse konnte<br />
die Oberin gegen „Verwendungsnachweis<br />
im Buch" selber entscheiden. Die Aufnahme<br />
ins Krankenhaus durfte erst nach<br />
Legitimation und Prüfung durch die Ge-<br />
Jahr<br />
1906<br />
1907<br />
1908<br />
Jahr<br />
1906<br />
1907<br />
1908<br />
im ganzen<br />
632<br />
795<br />
627<br />
Es starben<br />
21<br />
27<br />
24<br />
Männliche<br />
561<br />
709<br />
541<br />
Es wurden<br />
a) geheilt<br />
b) gebessert<br />
entlassen<br />
a) 452<br />
b) 82<br />
a) 578<br />
b) 113<br />
a) 374<br />
b) 151<br />
Weibliche<br />
schäftsstelle der Kasse erfolgen. Die Ortskrankenkasse<br />
zahlte für jede Schwester<br />
zur Stellung der Ordenskleider ein Kleidergeld<br />
von 60,- Mark jährlich. Außerdem<br />
erhielten die Schwestern freie Station,<br />
kostenlose Behandlung und Medikamente.<br />
(Stadtarchiv XII -1758).<br />
In den ersten Jahren nach ihrer Übersiedlung<br />
ins neuerbaute Krankenhaus haben<br />
die Schwestern, soweit es ihnen möglich<br />
war, noch die ambulante Krankenpflege<br />
und die „Betreuung der Bewahrschule im<br />
Dorf" beibehalten. Doch als ihre Aufgaben<br />
im l. Weltkrieg immer mehr anwuchsen,<br />
mußten sie von den Pflichten der<br />
Pfarrcaritas befreit werden. 1917 bzw. 1919<br />
wurden diese Aufgaben von 6 neuen, zusätzlichen<br />
Pfarrschwestern des Ordens<br />
übernommen (Adolf Bützer, 1968).<br />
Der Verwaltungsbericht vom 01.04.1908 -<br />
31. 03. 1909 gibt auf Seite 109 Auskunft<br />
über die Tätigkeit des Krankenhauses in<br />
1906-1908:<br />
Es wurden gepflegt<br />
71<br />
86<br />
86<br />
Ungeheilt<br />
wurden<br />
entlassen<br />
15<br />
21<br />
29<br />
- 58 -<br />
Katholische<br />
441<br />
578<br />
447<br />
Bestand<br />
am Jahresschlusse<br />
62<br />
56<br />
49<br />
Evangelische<br />
188<br />
214<br />
176<br />
Zahl der<br />
Pflegetage<br />
überhaupt<br />
14397<br />
18768<br />
17692<br />
Israeliten<br />
3<br />
3 3<br />
Pflegetage<br />
für<br />
Männliche<br />
12006<br />
15450<br />
14351<br />
Andersgl.<br />
l Different<br />
Pflegetage<br />
für<br />
Weibliche<br />
2391<br />
3318<br />
3341
Er vermerkt aber auch:<br />
„Wiederholt ist, namentlich von der Aufsichtsbehörde,<br />
die Frage aufgeworfen worden,<br />
ob nicht die Gemeinde die Errichtung<br />
eines den heutigen Anforderungen<br />
entsprechenden Krankenhauses ins Auge<br />
fassen wolle, da das hier vorhandene, der<br />
gemeinsamen Ortskrankenkasse <strong>Benrath</strong><br />
gehörige Krankenhaus nach seiner ganzen<br />
Beschaffenheit auf die Dauer dem Bedürfnisse<br />
wie auch den hygienischen Anforderungen<br />
nicht zu genügen vermöge. Zur<br />
Zeit schweben Verhandlungen, um festzustellen,<br />
ob und aufweicher Grundlage ein<br />
Zusammengehen mit der Ortskrankenkasse<br />
in dieser Frage evtl. möglich sein<br />
wird."<br />
Aus den Hausakten ist zu ersehen, daß<br />
erst im Oktober 1906, 4 Jahre nach Beginn<br />
der Kanalisierungsarbeiten in <strong>Benrath</strong>,<br />
der Anschluß des Krankenhauses an die<br />
öffentliche Kanalisation beantragt und genehmigt<br />
wurde. Ende 1907 waren in der<br />
Bürgermeisterei <strong>Benrath</strong> 397 Grundstücke<br />
an die Kanalisation angeschlossen<br />
(Verwaltungsbericht 1908/1909).<br />
Ende 1913 konkretisierten sich die Verhandlungen<br />
zum Ankauf des Krankenhauses<br />
durch die Gemeinde <strong>Benrath</strong>. Vom 15.<br />
12. 1913 datiert der Beschluß des Gemeinderates<br />
von <strong>Benrath</strong>,<br />
- das Krankenhausgrundstück in der Gesamtgröße<br />
von 95 ar 21 qm nebst aufstehenden<br />
Gebäuden für insgesamt 164500<br />
Mark sowie der Übereignung eines kostenlosen<br />
Grundstückes für einen Bauplatz<br />
des neuen Verwaltungsgebäudes<br />
der gemeinsamen Ortskrankenkasse<br />
(an der Schloßallee) zu erwerben.<br />
Es wurde weiter beschlossen, den Verträgen<br />
- mit der katholischen Pfarre <strong>Benrath</strong><br />
- mit der Genossenschaft der armen<br />
Dienstmägde Jesu Christi<br />
- mit Herrn Dr. Meurer<br />
beizutreten.<br />
- 59 -<br />
Der Kaufvertrag datiert vom 31. 12. 1913.<br />
Der Eigentumsübergang war für den 01.<br />
01. 1914 vorgesehen. Der Kreisausschuß<br />
stimmte dem Grundstücksgeschäft aber<br />
nicht zu.<br />
Erst nach Entscheidung des Bezirksausschusses<br />
vom 15. 05. 1914, der nächsten<br />
Rechtsmittelinstanz, konnte der Ankauf<br />
rechtskräftig werden.<br />
Die wichtigsten Gründe werden hier auszugsweise<br />
wiedergegeben:<br />
„Nach den vom Bezirksausschuß getroffenen<br />
Feststellungen bestehen in der Tat gegen<br />
die Errichtung eines Erweiterungsbaues<br />
erhebliche Bedenken. Nach den<br />
Ausführungen des Geheimen Medicinalrates<br />
Dr. Borntraeger ist der Zustand des<br />
Krankenhauses primitiv, es fehlen unter<br />
anderem ordnungsmäßige Baderäume,<br />
Operationszimmer und Räume für Infektionskrankheiten,<br />
die Kranken haben zum<br />
Teil zu wenig Luft und Licht, das Krankenhaus<br />
genügt qualitativ nicht und quantitativ<br />
noch weniger. Geheimrat Dr. Borntraeger<br />
hat sich im Anschluß hieran dahin ausgesprochen,<br />
daß eine Erweiterung des<br />
Krankenhauses nicht zu empfehlen sei,<br />
weil dieses doch niemals in einen den jetzigen<br />
Anforderungen entsprechenden Zustand<br />
umgewandelt werden könne.<br />
Angesichts so erheblicher Schwierigkeiten<br />
ist der Bezirksausschuß zu der Auffassung<br />
gelangt, daß die Gemeinde die Krankenhausangelegenheit<br />
selbst in Angriff nehmen<br />
muß. Es war daher zu prüfen, ob der<br />
Ankauf des Krankenhauses der Ortskrankenkasse<br />
hierfür der richtigeWeg ist. Nach<br />
dieser Richtung hin konnte sich der Bezirksausschuß<br />
der Ansicht nicht verschließen,<br />
daß ein etwa von der Gemeinde zu<br />
errichtendes neues Krankenhaus bei Fortbestehen<br />
des Krankenhauses der Ortskrankenkasse<br />
einen schweren Stand haben<br />
würde und daß eine befriedigende Lösung<br />
nur dann zu erhoffen ist, wenn die
gesamten Krankenhauseinrichtungen in<br />
der Hand der Gemeinde vereinigt sind.<br />
Von diesem Gesichtspunkt mußte es daher<br />
gebilligt werden, daß die Gemeinde das<br />
Krankenhaus der Ortskrankenkasse käuflich<br />
erwirbt."<br />
„Auf welche Weise sich der dort angenommene<br />
Wert für Grundstücke, Gebäude<br />
und Mobiliar ergibt, ist im einzelnen nicht<br />
ersichtlich gemacht und es erscheint ohne<br />
nähere Erläuterungen auffallend, daß die<br />
Grundstücke, welche vor 20 Jahren zum<br />
Preise von 5410 Mark erworben worden<br />
sind, jetzt mit fast dem zehnfachen Betrag,<br />
nämlich mit 50000 Mark bewertet<br />
werden.<br />
Der Bezirksausschuß hat indessen diesem<br />
Bedenken keine ausschlagende Bedeutung<br />
beigemessen, weil er einerseits aus<br />
den oben dargelegten Gründen die Notwendigkeit,<br />
das Krankenhaus für die Gemeinde<br />
zu erwerben anerkannt und andererseits<br />
aus den Ausführungen des Bürgermeisters<br />
die Überzeugung gewonnen hat,<br />
daß die Ortskrankenkasse in eine Herabsetzung<br />
des Kaufpreises unter keinen Umständen<br />
einwilligen wird. Die Gemeinde<br />
befindet sich also in der Zwangslage, den<br />
geforderten Kaufpreis zugestehen zu müssen.<br />
Wenn daher nach Lage der Sache eine<br />
befriedigende Gestaltung der Krankenverhältnisse<br />
nur durch den Erwerb des Krankenhauses<br />
seitens der Gemeinde zu erreichen<br />
ist, so kann nach Auffassung des Bezirksausschusses<br />
die Höhe des Kaufpreises<br />
kein Hindernis sein, zumal die Steuerverhältnisse<br />
der Gemeinde <strong>Benrath</strong> günstiger<br />
sind und der von der Gemeinde zu<br />
entrichtende Zuschuß im Vergleich zu den<br />
sonstigen Ausgaben der Gemeinde keine<br />
erhebliche Bedeutung hat."<br />
Interessant ist auch der Nachweis des<br />
übergebenen Mobiliars. Z.B. werden für<br />
das Operationszimmer folgende Einrichtungsgegenstände<br />
aufgezählt:<br />
- 60 -<br />
l Operationstisch, l großerTisch mit Glasplatte,<br />
2 Ständer für Gaskocher und Irrigator,<br />
2 Instrumententische, l Instrumentenschrank<br />
mit Inhalt, l Medizinschrank,<br />
l Giftschränkchen, l Wäscheschrank mit<br />
Inhalt, 3 Stühle, l Bildchen, l Spiegel, l<br />
Kreuz, l Waschtisch, l Waschständer, l<br />
Wanduhr, l Sterilisierapparat, 2 Instrumentenkocher,<br />
2 Eimer, l Gießkanne, 3<br />
Krankenwagen, l Thermometer, l große<br />
Schale.<br />
Vorraum:<br />
l Mantelstock, l Garderobenständer, l<br />
Schrank für Verbandsachen, l Personenwaage,<br />
l Fenstervorhang.<br />
Zum Inventar gehörten u.a.:<br />
Vorratskammer:<br />
3 Vorratsschränke, l Brotgestell, l Brotmaschine<br />
mit Tisch, l Brotmesser, l Mehltrog,<br />
2 große Fleischmesser, l großes<br />
Hackbrett, 280 Einmachgläser - 200 Stück<br />
mit Inhalt - 40 große Steintöpfe davon 30<br />
mit Inhalt, l Wecksche Apparat, an Vorrat<br />
für die Küche an 200 Mark.<br />
Einmachkeller:<br />
7 große Fässer ä 200 l davon 4 mit Inhalt.<br />
Weinkeller:<br />
107 Flaschen Rotwein, 85 Flaschen Weißwein,<br />
17 Flaschen Cognac, l großer Eisschrank,<br />
l Fliegenschrank, l Tischschrank,<br />
5 Cent Äpfel, 2 Gestelle für<br />
Töpfe und Flaschen.<br />
Seifenkeller:<br />
l Zinkpetroliumbehälter mit Inhalt 200 l,<br />
l Faß Schmierseife, 20 Pfd. Bleichseife, l<br />
Kiste Soda, l Sack Seifenpulver.<br />
(Stadtarchiv Df XII 1758).<br />
Der Verwaltungsbericht des Amtes <strong>Benrath</strong><br />
1908-1928 belegt die Erneuerungsund<br />
Erweiterungsbauten in diesen Jahren:<br />
„Nach dem Ankauf des Krankenhauses im<br />
Jahre 1914 wurden zunächst dringende innere<br />
Instandsetzungen und Erneuerungen<br />
vorgenommen. Im Jahre 1919 erfolgte der
Pläne; Hauptstadtarchiv Rg. 54725<br />
- 61 -
Anbau der Operationssäle und der Teeküchen,<br />
1924 der Anbau des Personenaufzuges.<br />
Im Jahre 1927 wurde die Erweiterung<br />
und der zeitgemäße innere Ausbau beschlossen<br />
und bis 1928 durchgeführt.<br />
Neben den Erweiterungsbauten nach der<br />
Schloßallee und Gartenstraße (heute Benrodestr.)<br />
wurde das Dachgeschoß ausgebaut<br />
und das Gebäude nach neuzeitlichen<br />
Grundsätzen um- und ausgebaut. Für die<br />
Schwestern und Ärzte wurden zwei anliegende<br />
Wohnhäuser, zur Vergrößerung der<br />
Gärten ein anliegendes Grundstück angekauft.<br />
Durch diese Maßnahmen wurden gewonnen:<br />
42 Betten, die bisher fehlenden Tagesräume,<br />
2 große Dachgärten und im Dachgeschoß<br />
Wohnräume für das Personal.<br />
Weiter wurden Abteilungen für Röntgenheilbehandlung,<br />
Höhensonne und Heilgymnastik<br />
in modernster Ausführung eingerichtet.<br />
Die Erhöhung der Bettenzahl<br />
auf 200, der Bau einer Leichenhalle, einer<br />
Desinfektionsanstalt sowie einer modernen<br />
Küchen- und Wäschereianlage ist vorgesehen."<br />
Dann folgte 1929 die Eingemeindung.<br />
Rechtsnachfolger in allen Rechten und<br />
Pflichten wurde die Stadt Düsseldorf.<br />
Schon bei den Eingemeindungsverhandlungen<br />
gehörte zum Wunschkatalog <strong>Benrath</strong>s<br />
ein neues Krankenhaus. Der 2. Weltkrieg<br />
und Folgezeit verhinderten lange<br />
eine Verbesserung der Situation. Auf gemeinsame<br />
Bemühungen und Proteste seit<br />
1949 - 53 % der Entbindungen fanden in<br />
Hilden statt! - erreichten <strong>Benrath</strong>er Ärzteschaft,<br />
Heimatgemeinschaft und Bezirksvertretung,<br />
daß 1956 endlich ein Pavillonbau<br />
für die Aufnahmeabteilung und<br />
für die Gynäkologie errichtet wurde. Mit<br />
diesen neuen 30 Betten hatte <strong>Benrath</strong><br />
nunmehr 147 Krankenhausplätze und zusätzlich<br />
45 Betten in Haus Eichenhorst im<br />
Garather Wald, die für Leichtkranke vorgesehen<br />
waren.<br />
BENRATH/Rhein St.Josephskrankenhaus<br />
- 62 -
In der Baugenehmigung vom 08. 06. 1956<br />
für den Pavillon empfiehlt der Regierungspräsident<br />
„zweckdienlich die Anlage eines<br />
Krankenhauses auf einem erweiterungsfähigen<br />
Grundstück zu betreiben."<br />
Aber schon Jahre vorher war die Stadt in<br />
Verhandlungen über den Ankauf eines geeigneten<br />
Grundstücks eingetreten. Erfreut<br />
konnte man bereits im BTam 26. 04.<br />
1955 lesen:<br />
W<br />
n<br />
b<br />
A<br />
V<br />
B<br />
Am 17. 09. 1957 fand bei strömendem Regen<br />
endlich der erste Spatenstich statt.<br />
Der damalige Oberbürgermeister Georg<br />
Glock hoffte auf eine 2 l/2j ährige Bauzeit<br />
für den Krankenhausneubau mit Wohnheimen<br />
für 112 Schwestern, 6 Ärzten und<br />
Hauspersonal.<br />
Die Gesamtkosten wurden auf 17,25 Millionen<br />
DM veranschlagt. (BT18. 09. 1957)<br />
Unter Beteiligung der gesamten Stadtprominenz<br />
fand am 04. 03. 1961 die Einweihungsfeier<br />
für das neue 400-Betten-Krankenhaus<br />
statt. Oberbürgermeister Willi<br />
Becker übergab symbolisch den Schlüssel<br />
des Hauses an den Hausherrn Prof. Herbig.<br />
(BT vom 06. 03. 1961) Das Haus<br />
wurde nunmehr von 30 Ärzten versorgt.<br />
In der ersten Planung nicht berücksichtigt<br />
war eine Krankenhauskapelle. Diese<br />
wurde 1963/64 mit einem Aufwand von<br />
238.000 DM nachträglich angebaut.<br />
Mit dem alten Krankenhaus sind die Namen<br />
von Ärzten aus 3 Generationen besonders<br />
eng verbunden. Herr Sanitätsrat<br />
- 63 -<br />
Dr. Meurer betreute das Haus bis nach<br />
dem I.Weltkrieg. Ihm folgte 1919 Herr Dr.<br />
von Holtum, der bis zu seiner Pensionierung<br />
im Jahre 1951 Chefarzt der Klinik<br />
war. In dieser Zeit waren auch Herr Dr.<br />
Heymann und Herr Dr. Eitel als Oberärzte<br />
tätig. Zum Schluß arbeiteten am alten<br />
<strong>Benrath</strong>er Krankenhaus 14 Ärzte unter<br />
den 3 Chefärzten Prof. Herbig, Prof.<br />
Rüther und Prof. Herold. Auch der<br />
spätere Chefarzt des neuen Krankenhauses<br />
(von 1970 - 31. 5. 1985), Herr Dr.<br />
Blum, begann seine Laufbahn in <strong>Benrath</strong><br />
schon 1955 als Oberarzt am alten Krankenhaus.<br />
Wahrlich ein Höchstmaß an Kontinuität!<br />
Über die Verwendung des alten Gebäudes<br />
an der Hospitalstraße wurde sehr lange<br />
beraten. Nachdem in Düsseldorf mehrere<br />
Pocken- und Kinderlähmungsfälle aufgetreten<br />
waren, entschloß man sich, das<br />
Haus für solche Fälle als Reservekrankenhaus<br />
- Isolierstation - vorzuhalten. Der<br />
notwendigste Ausbau mit Kosten von<br />
445.000 DM konnte im Frühjahr 1963 abgeschlossen<br />
werden. Es stand jedoch dringend<br />
eine Grunderneuerung des Hauptgebäudes<br />
an. Die Beseitigung von Feuchtigkeitsschäden<br />
sowie die Erneuerung von<br />
Leitungen für Heizung, Sanitär- und<br />
Stromanlagen bedingte umfangreiche Arbeiten.<br />
Die Vorhaltung von Räumen nach<br />
dem Bundesseuchengesetz war aber weiterhin<br />
notwendig. Sozialausschuß und Rat<br />
entschlossen sich jedoch, im Hauptgebäude<br />
eine Station mit 22 Betten zur vorübergehenden<br />
Unterbringung pflegebedürftiger<br />
alter Menschen, die durch einen<br />
Ferien- oder Krankenhausaufenthalt ihrer<br />
Angehörigen zeitweise häuslich unterversorgt<br />
sind, zur Verfügung zu stellen. 1975<br />
stellte der Rat für den Umbau und die Einrichtung<br />
einer Pflegestation 3.365.000<br />
DM bereit. Dem folgte 1978 eine weitere
Station mit 22 Betten (Kostenaufwand<br />
348.000 DM) und 1982 eine 3. Station mit<br />
17 Betten (Baukosten 359.000 DM). Mit<br />
der Belegung der l. Altenpflegestation<br />
wurde im Jahre 1977 auch die bereits 1892<br />
mit dem Bau des Krankenhauses erstellte<br />
Kapelle mit dem schönen Altar und den 4<br />
holzgeschnitzten Evangelisten wiedereröffnet.<br />
Sie war nach dem Umzug ins neue<br />
Krankenhaus geschlossen worden. Jahrzehntelang<br />
hatte hier Prälat Dr. Signowski<br />
gewirkt. Heute liegt die religiöse Betreuung<br />
in den Händen von Herrn Pater Mauritius<br />
und Herrn Pfarrer Gerstenberg.<br />
- 64 -<br />
Das alte <strong>Benrath</strong>er Krankenhaus bleibt<br />
auch bei seiner jetzigen Nutzung weiterhin<br />
Quarantänestation. Im Notfall müßten<br />
die Kranken in anderen Pflegestationen<br />
aufgenommen werden und der im Pavillon<br />
untergebrachte psychiatrische und<br />
neurologische Gesundheitsdienst in ein<br />
anderes Gebäude verlegt werden.<br />
Möge dieser Notfall nie eintreten.<br />
Im August 1989<br />
Theo Fühles
TEIL II<br />
40 Jahre<br />
Heimatgemeinschaft<br />
Groß-<strong>Benrath</strong> e.V.<br />
- 65 -
Die Heimatgemeinschaft<br />
Groß-<strong>Benrath</strong><br />
1949-1974 e.V.<br />
Entstehung, Gründung<br />
und Entwicklung<br />
Heinz Cremerius<br />
Aus der Festschrift von 1974<br />
Die Entstehungsgeschichte unserer Heimatgemeinschaft<br />
ist vielschichtig. Nach<br />
1945 haben <strong>Benrath</strong>er Bürger mehrere<br />
Gruppen mit unterschiedlichen Bestrebungen<br />
gebildet; alle mit dem gemeinsamen<br />
Ziel, am Wiederaufbau des heimatlichen<br />
Lebens mitzuwirken. Die damit verbundenen<br />
industriellen und kommunalpolitischen<br />
Bemühungen werden hier nur gestreift,<br />
weil sie nicht mehr unmittelbar<br />
zum Aufgabenbereich unserer Gemeinschaft<br />
gehören.<br />
Wilhelm Schreiner, erster „Präsident" und<br />
heutiger Ehrenvorsitzender, schrieb dazu:<br />
Nach vielen Überlegungen und Gesprächen<br />
der alten <strong>Benrath</strong>er, Willy Cremerius,<br />
damals Vorsitzender des <strong>Benrath</strong>er<br />
Männerchores von 1856, Peter Hartstein,<br />
Lehrer, BMC-Chorleiter und Schützenpräses,<br />
August Lampenscherf als Vereinswirt<br />
und später auch Eduard Steinwasser<br />
von der Schützenbruderschaft, kam man<br />
zu dem Ergebnis, eine Heimatgemeinschaft<br />
für kulturelles Vereinsleben zu gründen".<br />
Das waren die Vorgründer unserer<br />
Gemeinschaft.<br />
Die genannten Heimatfreunde waren erfüllt<br />
von dem Gedanken, ihr Wirken für<br />
den Chorgesang und für das Schützenwesen<br />
um das Eintreten für heimatliches<br />
Brauchtum zu erweitern.<br />
In den Jahren von 1946 bis zur Gründung<br />
war es vornehmlich Peter Hartstein, der<br />
Gespräche im „außerdörflichen Bereich"<br />
- 67 -<br />
anbahnte, 1948 den Ausschußvorsitz für<br />
maßgebliche Vertreter vieler <strong>Benrath</strong>er<br />
Vereine übernahm, der schließlich, wie er<br />
handschriftlich niederlegte, immer wieder<br />
die „Erhaltung und Förderung des Heimatgedankens,<br />
dessen Belange sicherzustellen<br />
und durch gegenseitige freundschaftliche<br />
Verständigung zu heben", forderte.<br />
Dr. Geile überarbeitete den ersten Satzungsentwurf<br />
vom 3. 9. 1946 juristisch.<br />
Der Namensvorschlag „Heimatgemeinschaft<br />
für Kultur und Vereinsleben e.V."<br />
wurde auf der Gründungsversammlung<br />
am 25. April 1949 im Saale des <strong>Benrath</strong>er<br />
Hofes mit dem Zusatz „Wirtschaft" versehen.<br />
Diese Ergänzung entfiel mit der ersten<br />
Satzungsänderung.<br />
Der 9. Mai 1949 ist gerichtlich eingetragener<br />
Gründungstag. Die eingereichten<br />
„Statuten" lauteten auf „Heimatgemeinschaft<br />
für Kultur, Vereinsleben und Wirtschaft<br />
e.V. Düsseldorf-<strong>Benrath</strong>".<br />
Der von Guido Harwath erstellte Aufbauplan<br />
1949 sah vielversprechend aus. Der<br />
14köpfige Vorstand hieß „Heimatrat", er<br />
war gleichzeitig „Organisationsstab".<br />
Zugeordnet waren Verwaltungsdirektor<br />
Harwath als Beirat und Erich Kempski als<br />
Geschäftsführer. Die Detailarbeit leistete<br />
der „Heimatbeirat": Fred Gerlich und<br />
zehn Heimatfreunde für Kultur; Eduard<br />
Steinwasser und zehn für das Vereinsleben<br />
sowie Rudolf Vogel und acht für die Wirtschaft.<br />
Der Beirat setzte sich hauptsächlich zusammen<br />
aus den führenden Vertretern von<br />
22 Vereinen, der Industrie, dem Handel<br />
und dem Gewerbe.<br />
Guido Harwath hat die satzungsgemäße<br />
Aufgabenstellung einmal so formuliert:<br />
a) „auf dem Gebiete der Kultur, in der<br />
Förderung der Liebe zur angestammten<br />
Heimat, ihrer Geschichte und ihres<br />
Brauchtums,
) auf dem Gebiete des Vereinslebens in<br />
der Förderung des Heimatsinnes und<br />
des Zusammengehörigkeitsbewußtseins<br />
auch unter den Vereinen und ihrer Unterstützung<br />
in gemeinsamen heimatlichen<br />
Aufgaben,<br />
c) auf dem Gebiete der Wirtschaft in der<br />
Heranziehung aller Wirtschaftskreise<br />
zum Nutzen der heimatlichen Belange".<br />
Hier folgen einige Zitate aus einem umfassenden<br />
Bericht von Dr. Hardy Zimmer,<br />
die zeigen, wie vielfältig die Bemühungen<br />
um unsere heimatlichen Belange schon<br />
kurz nach dem Kriege waren:<br />
„24 Stunden nach der Besetzung <strong>Benrath</strong>s<br />
wurden am 16. 4. 1945 zehn <strong>Benrath</strong>er<br />
Bürger, unter ihnen Dr. Hardy Zimmer,<br />
in den Sitzungssaal des <strong>Benrath</strong>er Rathauses<br />
gerufen. Die Besatzungsmacht verlangte<br />
eine in ihrem Sinne neu zu ordnende<br />
Gemeindeverwaltung". „Es ergab<br />
sich eine sehr angenehme und fruchtbare<br />
Zusammenarbeit mit Herrn Harwath, und<br />
jeder der so Beauftragten bemühte sich,<br />
nach besten Kräften das Seine auf seinem<br />
Sektor beizutragen, eine neue Ordnung zu<br />
schaffen". „Die Bergungsgemeinschaft<br />
<strong>Benrath</strong>... leistete einen wertvollen Beitrag<br />
zum Wiederaufbau des Verkehr und<br />
der Wirtschaft im hiesigen Raum. Organisationshilfe<br />
wurde <strong>Benrath</strong> durch die von<br />
Dr. Zimmer mitgegründete Nebenstelle<br />
der Industrie- und Handelskammer zu<br />
Düsseldorf und durch eine errichtete Fahrbereitschaft<br />
zuteil". Diese Hilfen haben<br />
das Leben in <strong>Benrath</strong> ungewöhnlich<br />
schnell normalisert. Dies war sicherlich<br />
eine Voraussetzung für den Schaffensdrang<br />
unserer ehrenamtlich wirkenden<br />
Heimatfreunde.<br />
Wilhelm Schreiner, Vorsitzender von 1949<br />
bis 1954, berichtet aus seiner Amtszeit<br />
u.a. Folgendes: „Zur Förderung des Vereinslebens<br />
und zur Werbung von Mitglie-<br />
- 68 -<br />
dern wurden zweimal im Jahr Schloßparkfeste<br />
veranstaltet, die bis zu 12000 Besucher<br />
hatten.<br />
Ein eigenes Heimatorchester mit 40 Musikern<br />
begleitete die Darbietungen auf der<br />
südlichen Schloßterrasse". „Eine Gewerbeausstellung,<br />
die von 4000 Interessenten<br />
besucht wurde, fand in der Ernst-Moritz-<br />
Arndt-Halle statt". „Die Öffnung des Spazierweges<br />
vom Wasserwerk bis zum Hafen<br />
wurde gefordert."<br />
Josef Heinrich Sommer, Vorsitzender von<br />
1954 bis 1959, hatte als Ratsherr der Stadt<br />
Düsseldorf maßgeblichen Anteil an der<br />
Wiederherstellung der Orangerie zu einem<br />
bedeutenden Kulturzentrum. In seine<br />
Amtsperiode fällt die 1956er Satzungsänderung<br />
im Zuge der gesetzlich notwendigen<br />
Umstellung auf die Gemeinnützigkeitsverordnung.<br />
Gleichzeitig erhielten<br />
wir den neuen Vereinsnamen „Heimatgemeischaft<br />
Groß-<strong>Benrath</strong> e.V.". Unter J.<br />
H. Sommer wurde die Struktur überprüft,<br />
er selbst schreibt dazu:<br />
„Meine Konzeption war keine Beibehaltung<br />
der Zusammensetzung der Vereinsspitze<br />
nach Sachbereichen, also Handel,<br />
Kultur, Vereine usw., sondern die HG wird<br />
verstanden als die Spitzenorganisation der<br />
in Groß-<strong>Benrath</strong> aktiven Vereinigungen.<br />
Sie wird deren Belange untereinander<br />
koordinieren und Behörden gegenüber<br />
vertreten. Sie wird selbst nur einige Veranstaltungen<br />
abhalten... Neben dieser Dachorganisation<br />
ist noch eine zweite Basisgruppe<br />
vorgesehen, nämlich Vertreter der<br />
Ortsteile Hasseis, Holthausen, Himmelgeist,<br />
Itter, Reisholz und Urdenbach".<br />
Josef Rath, Vorsitzender von 1959 bis 1963,<br />
führte die Geschicke unserer Gemeinschaft<br />
mitTatkraft weiter. Unter seiner Regie<br />
begann die Wohltätigkeitsveranstaltung<br />
„<strong>Benrath</strong>er unterhalten <strong>Benrath</strong>er" in<br />
größerem Rahmen. Josef Heinrich Sommer<br />
und Josef Rath haben ihr kommu-
naIpolitischesWirken stets mit den heimatgemeinschaftlichen<br />
Belangen verbunden.<br />
In ihrem Geschäftsführer Hans Schriefers<br />
hatten sie dazu einen tatkräftigen Mitarbeiter<br />
von 1955 bis 1963. Den Darlegungen<br />
von Hans Schriefers entnahmen wir<br />
u.a.:<br />
„Im Jahre 1956 wurde das 200-j ährige Bestehen<br />
unseres im neuen Glanz erstrahlenden<br />
Schlosses festlich begangen. Die<br />
Groß-<strong>Benrath</strong>er Heimatgemeinschaft ließ<br />
in ihren Veranstaltungen die alte und neue<br />
Zeit lebendig werden. Aus dem Jahresbericht<br />
1956 geht weiter hervor:<br />
Feierstunde im <strong>Benrath</strong>er Schloß für 700<br />
Entlaßschüler, Schloßfeier für alle <strong>Benrath</strong>er<br />
zur Eröffnung der Feierlichkeiten aus<br />
Anlaß des 200jährigen Bestehens des <strong>Benrath</strong>er<br />
Schlosses, Schloßbesichtigung und<br />
anschließendes gemütliches Beisammensein<br />
mit den „Düsseldorfer Jonges". Dabei<br />
Vorträge in <strong>Benrath</strong>er Mundart.<br />
21. 7. 1956 Parkfest mit großem Programm,<br />
Parkbeleuchtung und Fackelwettbewerb<br />
- 20000 Besucher, Einsatz der<br />
<strong>Benrath</strong>er Gruppen und Vereine bei der<br />
Blumenschau vom 26. 8. bis 14. 10. im<br />
Schloßpark und auf der Terrasse des<br />
Schlosses, Mitwirkende: Männerchöre<br />
Groß-<strong>Benrath</strong>s, Werks- und Schulchöre,<br />
<strong>Benrath</strong>er Solisten, TSG <strong>Benrath</strong> mit<br />
Tanzgruppen, Posaunenchor, Schulkinder<br />
aus <strong>Benrath</strong> und <strong>Benrath</strong>er Geschäfte mit<br />
Modeveranstaltungen, Mitwirkung bei<br />
dem Tag der Heimat, veranstaltet von der<br />
Stadt Düsseldorf. Gestaltung des Volkstrauertages,<br />
usw.<br />
In den 50er und Anfang der 60er Jahre<br />
konnten maßgebliche <strong>Benrath</strong>er für<br />
Schloß-, Park- und Staatsforstführungen<br />
gewonnen werden. Erwähnt seien besonders<br />
Frau Dr. Patas, Frau Dr. Markowitz,<br />
Ober-Staatsforstmeister Schmitz-Lenders<br />
und Oberstudienrat Dr. Opiaden".<br />
Die 25 jährige Geschichte unserer Heimatgemeinschaft<br />
mit allen Details darzulegen<br />
ist nicht möglich. Dem Leser dieser Festschrift<br />
wird deshalb empfohlen, sich auch<br />
an die ungezählten Berichte zu erinnern,<br />
die seit 1949 das „<strong>Benrath</strong>er Tageblatt" geliefert<br />
hat. Ohne die hervorragende und<br />
selbstlose Mitarbeit der Inhaber des „<strong>Benrath</strong>er<br />
Tageblattes" wäre die Aulbauarbeit<br />
und erfolgreiche Entwicklung unserer Gemeinschaft<br />
zu der heutigen Bedeutung<br />
kaum denkbar gewesen.<br />
Unsere Arbeit für die Heimat drückt sich<br />
aus in den Berichten der Sachbearbeiter.<br />
Darüber hinaus haben wir vielfach Gelegenheit,<br />
zwischen den großen Veranstaltungen<br />
unsere Liebe zum Mitbürger und<br />
zum Brauchtum zu beweisen. Hier einige<br />
Beispiele:<br />
Seit 25 Jahren erhalten Goldhochzeitspaare<br />
in unserem Groß-<strong>Benrath</strong>er Raum<br />
eine wertvolle Kerze und einen Glückwunschbrief.<br />
Im Dreieck Koblenzer Straße - Urdenbacher<br />
Allee wurde das Ehrenmal wieder errichtet.<br />
Einweihung unserer Bronzetafel<br />
an der Orangerie.<br />
Unser Vorsitzender Dr. Kuno Wild, seit<br />
Oktober 1963 in seinem Amt, hat neue<br />
Formen gefunden und neue Akzente gesetzt.<br />
Nach den Geburtswehen und dem<br />
Wandern durch eine schwere Aufbauzeit<br />
wurden schlummernde Tugenden geweckt;<br />
unsere Bürger bekannten sich zur<br />
Heimat mit Gefühl, Gemeingeist und<br />
Menschenliebe. Das hat unsere Arbeit erleichtert.<br />
Im Hochgefühl über das Erreichte<br />
streben wir nach Verbesserungen<br />
und nach Erhaltung des Guten. Feste, Feiern<br />
und Gebräuche sind unzertrennliche<br />
Gefährten des gesellschaftlichen Seins.<br />
Aus ihnen schöpfen wir die Kraft für unsere<br />
Handlungen zum Wohle unserer Heimatgemeinschaft<br />
Groß-<strong>Benrath</strong>.<br />
- 69 -
Die folgenden 15 Jahre<br />
bis 1989<br />
Theo Fühles<br />
Lassen Sie mich die Rückschau auf die<br />
wichtigsten Ereignisse der vergangenen 15<br />
Jahre der Heimatgemeinschaft Groß-<strong>Benrath</strong><br />
bis zum diesjährigen 40j ährigen Jubiläum<br />
mit 2 Zitaten beginnen. So schrieb<br />
1949 am Ende des Gründungsjahres das<br />
BT (auszugsweise:)<br />
„Das Wohl und Wehe von Groß-<strong>Benrath</strong><br />
liegt den Heimatfreunden am Herzen. Es<br />
erstreckt sich auf alle, auf den Einzelnen,<br />
auf die Vereine, auf die Schulen, auf Groß<br />
und Klein. <strong>Benrath</strong> will im Konzert der<br />
Millionenstadt nicht vergessen sein, will<br />
leben und gedeihen wie in früheren Zeiten,<br />
als man l 1/2 Million auf den Tisch<br />
des Hauses legte, um das Schloß zu kaufen,<br />
damit sich die Bürger im Park ergehen<br />
könnten und im Schloß ein Mittelpunkt<br />
der Kultur hätten".<br />
Am 25. Jubiläumstag sagte das Gründungsmitglied<br />
Dr. Hardy Zimmer in einer<br />
Festansprache u. a.:<br />
„Ich glaube, eine Großstadt kann sich<br />
nichts besseres wünschen, als in sich geschlossene,<br />
zufriedene Gemeinschaften,<br />
die in einem gesunden Wettbewerb miteinander<br />
der großen Einheit stets neue Kraft<br />
und gesunde wirklichkeitsbezogene Impulse<br />
geben".<br />
An der Schwelle des 5. Jahrzehntes unserer<br />
Heimatgemeinschaft glaube ich feststellen<br />
zu können, daß diese Gemeinschaft<br />
auch in den letzten 15 Jahren immer<br />
wieder Kraft für neue Impulse - bei aller<br />
Stetigkeit zum Bewährten der Vergangenheit<br />
- gefunden hat.<br />
Ein besonderer Dank gehört den Vorsitzenden<br />
während dieses Zeitabschnittes.<br />
Zehn Jahre davon lenkte Dr. Kuno Wild<br />
-70 -<br />
mit viel persönlichem Einsatz und hervorragenden<br />
Ideen die Geschicke der Heimatgemeinschaft.<br />
Aus den folgenden Zeilen mögen Sie ersehen,<br />
welche Ereignisse Sie persönlich<br />
oder die Allgemeinheit besonders angesprochen<br />
haben.<br />
Auch in den vergangenen 15 Jahren blieb<br />
die Heimatgemeinschaft ihrem satzungsgemäßen<br />
Standpunkt treu, sich nur in besonderen<br />
Fällen in die Kommunalpolitik<br />
einzuschalten. Sie tat dies bei der Bebauung<br />
südlich des Schloßparks und erreichte<br />
hier im Verbund mit vielen Heimatfreunden<br />
eine wesentlich geringere Bebauung<br />
als vorgesehen. Im Jubiläumsjahr gilt die<br />
Sorge der Rettung des östlichen Torhauses<br />
und des östlichen Flügels von Schloß <strong>Benrath</strong>.<br />
Die Heimatgemeinschaft ist Mitbegründerin<br />
des Vereins „RettetTorhaus und<br />
Ostflügel von Schloß <strong>Benrath</strong>", der sich<br />
speziell für die alsbaldige Restaurierung<br />
und Sanierung dieser einzigartigen Kunstwerke<br />
einsetzt. Mit 20.000 DM hat die<br />
Heimatgemeinschaft die erste wesentliche<br />
Spende gezeichnet.<br />
Ein Treffpunkt besonderer Art für unsere<br />
Heimatfreunde ist seit 1984 der „Dämmerschoppen"<br />
an jedem 2. Montag im Monat.<br />
Hier werden die früheren Mundartabende<br />
in gemütlicher Runde mit „alde und neue<br />
Verzälchen" fortgesetzt. Wir vermissen<br />
hier unseren verstorbenen Heimatfreund<br />
Hans Schriefers, der noch 1979 mit seiner<br />
Frau Anke den Bildband „<strong>Benrath</strong> mit alten<br />
und neuen Bildern" herhausgeben<br />
konnte.
Lassen Sie mich an dieser Stelle auf die<br />
Stiftung von zwei Gedenktafeln durch die<br />
Heimatgemeinschaft erinnern:<br />
- Im September 1982 wurde im Neubau<br />
des Schloßgymnasiums eine Keramikplastik<br />
des Urdenbacher Künstlers CI<br />
A. Barthelmess als Erinnerung an 7<br />
Jahrzehnte Gymnasium im Schloß <strong>Benrath</strong><br />
angebracht.<br />
- Im Juni 1988 enthüllte der l. Vorsitzende<br />
Hans-Joachim Winkes am Haus<br />
Gethmann, Hauptstraße 45, dem Geburtshaus<br />
des bekannten Filmschauspielers<br />
und Regisseurs der 20er und<br />
30er Jahre Harry Piel, eine Bronzetafel.<br />
Soweit in aller Kürze das Wichtigste aus<br />
den letzten 15 Jahren. Der Chronist<br />
möchte aber der Heimatgemeinschaft bis<br />
zum nächsten Jubiläum in 10 Jahren 3<br />
Wünsche mit auf den Weg geben:<br />
- Mögen noch mehr Mitbürger aus Verbundenheit<br />
und in Verantwortung zur Heimat<br />
Mitglieder der Heimatgemeinschaft<br />
werden,<br />
- möge es auch in den nächsten 10 Jahren<br />
tatkräftige und weitsichtige Damen und<br />
Herren geben, die die Geschicke des Vereins<br />
leiten und<br />
- möge die Heimatgemeinschaftwege finden,<br />
jüngere Mitmenschen für den Heimatgedanken<br />
zu interessieren.<br />
- 71 -
Die Vorsitzenden der Heimatgemeinschaft Groß-<strong>Benrath</strong><br />
Ehrenvorsitzender Wilhelm Schreiner<br />
Vorsitzender ab Gründung<br />
bis Oktober 1954 +1984<br />
Josef Rath<br />
Vorsitzender ab Oktober 1959<br />
bis Oktober 1963 +1972<br />
-72 -<br />
Josef Heinrich Sommer<br />
Vorsitzender ab Oktober 1954<br />
bis Oktober 1959<br />
Dr. Kuno Wild<br />
Vorsitzender von Oktober 1963 bis Mai 1981<br />
und von Mai 1984 bis April 1987
Bruno Krotz<br />
Vorsitzender von Mai 1981 bis Mai 1984<br />
Hans-Joachim Winkes<br />
Vorsitzender ab April 1987<br />
- 73 -<br />
Der geschäftsführende<br />
Vorstand seit 1975<br />
1975<br />
1.Vorsitzender, Dr. KunoWild<br />
2. Vorsitzender, Bruno Krotz<br />
Geschäftsführer, Werner Olschak<br />
Schriftführerin, Ria Lampenscherf<br />
Schatzmeister, Helmut Pelchen<br />
1980 scheidet H. Pelchen aus;<br />
Klaus Böhlhoff wird Schatzmeister.<br />
Mai 1981<br />
Dr. Kuno Wild tritt zurück<br />
neuer l. Vorsitzender, Bruno Krotz<br />
2. Vorsitzender, Josef Pollok<br />
komm. Geschäftsführung und<br />
Schriftführerin, Ria Lampenscherf<br />
Schatzmeister, Klaus Böhlhoff<br />
1982 Klaus Böhlhoff übernimmt auch die<br />
Geschäftsführung.<br />
Mai 1984<br />
Bruno Krotz legt Vorsitz nieder,<br />
Klaus Böhlhoff scheidet aus.<br />
Neuer l. Vorsitzender, Dr. Kuno Wild<br />
2. Vorsitzender, Josef Pollok<br />
Geschäftsführerin, Christel Burger<br />
Schriftführerin, Ria Lampenscherf<br />
Schatzmeister, Hans-Detlev Speckmann<br />
Mai 1986<br />
Frau Burger scheidet aus,<br />
Frau Lampenscherf übernimmt zusätzlich<br />
die Geschäftsführung.<br />
April 1987<br />
Dr. Wild legt Vorsitz nieder.<br />
Neuer l. Vorsitzender, H.-J.Winkes<br />
2. Vorsitzender, Eberhard Fischer<br />
Geschäftsführerin und<br />
Schriftführerin, Ria Lampenscherf<br />
Schatzmeister, Hans-Detlev Speckmann