EDV- Projekte in Schieflage - Dr. Siegfried Streitz
EDV- Projekte in Schieflage - Dr. Siegfried Streitz
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<strong>EDV</strong>- <strong>Projekte</strong> <strong>in</strong> <strong>Schieflage</strong><br />
IT- <strong>Projekte</strong> <strong>in</strong> der Sachverständigenpraxis<br />
<strong>EDV</strong> – Gerichtstag 2003
<strong>EDV</strong>- <strong>Projekte</strong> <strong>in</strong> <strong>Schieflage</strong><br />
Teil 1: E<strong>in</strong>führung<br />
Gegenstand der Sachverständigentätigkeit<br />
Charakteristika und Abläufe bei IT-<strong>Projekte</strong>n<br />
Gegenstand der Beurteilung<br />
Merkmale von <strong>Schieflage</strong>n <strong>in</strong> IT-<strong>Projekte</strong>n<br />
Beispiele<br />
Teil 2: rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
-> <strong>Dr</strong>. Nilgens<br />
Teil 3: Frühwarnsysteme, Sanierungsmöglichkeiten<br />
-> <strong>Dr</strong>. <strong>Streitz</strong><br />
<strong>EDV</strong> – Gerichtstag 2003
<strong>Dr</strong>.-Ing. Peter Hoppen<br />
Dipl.- Informatiker<br />
seit 1978 freiberuflich <strong>in</strong> allen betrieblichen Bereichen tätig<br />
häufig Begleitung von DV-<strong>Projekte</strong>n -> Schwerpunkt Software<br />
Moderation, Qualitätsicherung, Risikomanagement,<br />
Beratung der Unternehmensleitung<br />
Gerichtsgutachten <strong>in</strong> komplexen <strong>EDV</strong>-<strong>Projekte</strong>n<br />
seit 1999 von der IHK Köln öffentlich bestellter und vereidigter <strong>EDV</strong>-<br />
Sachverständiger für Systeme und Anwendungen der<br />
Informationsverarbeitung – Organisation und Systemanalyse<br />
im Büro der <strong>EDV</strong>- Sachverständigen <strong>Streitz</strong>, Brühl bei Köln<br />
-> hoppen@streitz.de<br />
<strong>EDV</strong> – Gerichtstag 2003
Gegenstand der Sachverständigentätigkeit<br />
Schnittstelle zwischen Recht und Technik<br />
Subsumptionshilfe:<br />
Zuordnung des konkreten Sachverhalts zum abstrakten Tatbestand<br />
-> Rechtsfolge<br />
Feststellung und Beurteilung von Fehlern<br />
Fehler: Abweichung von der technischen Regel (Sollbeschaffenheit)<br />
Ergebnis ist i.d.R. (viel) Papier<br />
-> Gutachten, Stellungnahmen<br />
<strong>EDV</strong> – Gerichtstag 2003
Sachverständigengutachten<br />
Dokumentation des Istzustands<br />
- Sichtung, Test, Messung<br />
- Dokumentation durch Beschreibung, Hardcopies, Fotos<br />
- Sachverhalt meistens unstrittig! Kaum Diskussionen bei Ortsterm<strong>in</strong>en<br />
Feststellung der Sollbeschaffenheit<br />
- häufig unterschiedliche Standpunkte und unvollständige Unterlagen!<br />
-> schwierig, s.u.<br />
Feststellung von Abweichungen -> Fehler<br />
Beurteilung der Schwere<br />
- Nutzung nicht möglich -> abnahmeverh<strong>in</strong>dernd<br />
- Nutzung nur erschwert möglich -> Abnahme unter Vorbehalt<br />
- „Schönheitsfehler“ -> nicht abnahmerelevant<br />
<strong>EDV</strong> – Gerichtstag 2003<br />
Gebrauchsfähigkeit e<strong>in</strong>geschränkt<br />
-> Mangel
Sollbeschaffenheit<br />
Vertraglicher und gewöhnlicher Gebrauch<br />
<strong>EDV</strong> – Gerichtstag 2003<br />
Gut bestimmbar bei Lieferverträgen<br />
(Hardware, Standard-Software, Kaufrecht)<br />
i.d.R. unbestimmt bei Werkverträgen, IT-<strong>Projekte</strong>n<br />
- <strong>in</strong>dividuell, kaum Vergleichsmöglichkeiten<br />
Aber: auch IT-<strong>Projekte</strong> unterliegen dem Anwendungsbereich<br />
gängiger Normen<br />
(Bsp.: Entwicklungsdokumentation,<br />
Handbuch, Ergonomie)<br />
- werden häufig nicht berücksichtigt<br />
Standardfrage bei IT-<strong>Projekte</strong>n <strong>in</strong> der SV- Tätigkeit<br />
Häufig wird entwickelt, ohne verb<strong>in</strong>dliche Absprachen getroffen zu haben<br />
Oder: Absprachen mit unterschiedlichem gegenseitigen Verständnis
Charakteristika von <strong>EDV</strong>-<strong>Projekte</strong>n<br />
Spezifikation häufig erst im Projekt vollständig möglich (Software)<br />
- Aufwand liegt <strong>in</strong> der Größenordnung der Umsetzung<br />
- Der Prozeß muß organisiert werden ! -> Know-How Transfer<br />
Unterschiedlicher Erfahrungsh<strong>in</strong>tergrund bei AN und AG:<br />
- AG: E<strong>in</strong>maliges / seltenes Ereignis, parallel zum lfd. Kerngeschäft<br />
- AN: Rout<strong>in</strong>e<br />
Meistens nur zwei Akteure: -> Interessenskonflikte beim AN<br />
- Tendenz, auf Formalismen / Spezifikationen zu verzichten<br />
-> Verme<strong>in</strong>tliche Zeit- und Kostene<strong>in</strong>sparung<br />
Geht (zu oft?) gut, ist aber <strong>in</strong> hohem Maße von der Qualität/Flexibiltät der<br />
Leistungen des AN und dem Klima der Geschäftsbeziehung abhängig !<br />
-> ke<strong>in</strong> <strong>in</strong>genieurmäßiges Vorgehen<br />
vgl. Bau e<strong>in</strong>er Immobilie, hier s<strong>in</strong>d mehrere Akteure und Rollen selbstverständlich:<br />
Architekt, Ingenieure, Genehmigungsbehörden, Bauunternehmer<br />
-> Hauptursache für <strong>Schieflage</strong>n<br />
unkontrollierbares Risiko für AG und AN<br />
<strong>EDV</strong> – Gerichtstag 2003
Ablauf e<strong>in</strong>es <strong>EDV</strong>-Projekts<br />
Vorvertraglich<br />
Vertrag<br />
Fe<strong>in</strong>spezifikation<br />
Entwicklung<br />
Implementation / Lieferung<br />
Tests<br />
Schulung<br />
Abnahme<br />
Betrieb<br />
<strong>EDV</strong> – Gerichtstag 2003
Aufmerksamkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>EDV</strong>- Projekt<br />
100 %<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
Auswahl Konzeption Entwicklung Lieferung Schulung/ Abnahme<br />
Tests<br />
Projektfortschritt<br />
<strong>EDV</strong> – Gerichtstag 2003<br />
Bee<strong>in</strong>flußbarkeit<br />
Aufmerksamkeit des AG<br />
(fachliches Personal)
Def<strong>in</strong>ition: <strong>EDV</strong>-Projekt <strong>in</strong> <strong>Schieflage</strong><br />
E<strong>in</strong>e <strong>Schieflage</strong> entsteht bei e<strong>in</strong>em oder mehreren der folgenden Ereignisse:<br />
Überschreiten Zeit / Meilenste<strong>in</strong>e<br />
Überschreiten Ressourcen (Geld, Personal, Beistellungen)<br />
<strong>EDV</strong> – Gerichtstag 2003<br />
mit Projektmanagement- Methoden gut beherrschbar<br />
Unterschreiten Qualität (Projektdokumente, Funktionsgüte)<br />
Quantitative Defizite (Funktionsumfang, Ausführungszeiten)<br />
Problem: Beurteilung der Erheblichkeit !<br />
erst spät erkennbar<br />
-> Bei e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>nvollen Projektplanung gibt es vorgesehene Grenzwerte
Herausforderung<br />
<strong>Schieflage</strong>n frühzeitig erkennen<br />
-> Aufmerksamkeit im frühen Projektstadium hochhalten<br />
Konsequenzen richtig e<strong>in</strong>schätzen<br />
angemessen reagieren<br />
-> unterschiedliche Sichten AG / AN „unter e<strong>in</strong>en Hut br<strong>in</strong>gen“<br />
<strong>EDV</strong> – Gerichtstag 2003
Beurteilung von <strong>EDV</strong>-<strong>Projekte</strong>n<br />
Erfolgt i.d.R. anhand der Arbeitsergebnisse<br />
Dies s<strong>in</strong>d neben der zu liefernden Software/Hardware die<br />
Projektdokumente:<br />
Vorvertragliche Dokumente<br />
Dokumente im frühen Projektstadium<br />
Dokumente im späten Projektstadium<br />
<strong>EDV</strong> – Gerichtstag 2003
Dokumente <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em IT-Projekt<br />
Vorvertraglich: -> CIC: besondere Rechtsfolgen, Haftungsgesichtspunkte<br />
-> weitgehend AG gefordert<br />
Lastenheft -> Was soll erreicht werden ?<br />
Achtung: Loseblattsammlungen, Quick-Checks<br />
Evtl. Fachkonzept als Ergebnis e<strong>in</strong>e vorgeschalteten<br />
Betragungsvertrags -> Wie soll die Lösung aussehen ?<br />
Achtung: zu ambitioniert, Realisierbarkeit ?<br />
Allgeme<strong>in</strong>e Aussagen / Zusicherungen des AN<br />
häufig: ke<strong>in</strong>er kann sich er<strong>in</strong>nern -> dokumentieren !<br />
Vertrag<br />
Achtung: Bezug zum eigentlichen Ziel hergestellt ?<br />
<strong>EDV</strong> – Gerichtstag 2003
Dokumente <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em IT-Projekt<br />
frühes Projektstadium:<br />
Projektplan: Zeit / Aufwand<br />
häufig: nicht tatsächl. Projektverlauf, ke<strong>in</strong>e Fortschreibung<br />
Fe<strong>in</strong>spezifikation<br />
Testspezifikation / Abnahmeplanung<br />
-> große Chance, Missverständnisse rechtzeitig aufzudecken !<br />
zu selten, zu spät, zu grob, AG wird nicht e<strong>in</strong>bezogen<br />
CRs - Change Requests (Änderungsanforderung)<br />
häufig vertraglich vorgesehen, zu selten gelebt<br />
Achtung: Erst AN zu kulant, dann AG zu dreist<br />
<strong>EDV</strong> – Gerichtstag 2003<br />
-> Aufmerksamkeit ger<strong>in</strong>g, Bee<strong>in</strong>flußbarkeit hoch<br />
Stimmung gut, Vertrauen hoch
Dokumente <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em IT-Projekt<br />
spätes Projektstadium: -> „zu spät“<br />
Entwicklungs-, System-, Benutzerdokumentation<br />
Achtung: Geregelt durch Normen -> Vollständig? Richtig?<br />
Schulungsunterlagen<br />
Eigentlicher Vertragsgegenstand<br />
Hardware, Software, Quellprogramme<br />
Abnahmedokumentation<br />
Erwartete Ergebnisse, tatsächliche Ergebnisse<br />
soweit kommt es häufig gar nicht mehr !<br />
<strong>EDV</strong> – Gerichtstag 2003
(Erste) Empfehlungen zur Vermeidung von <strong>Schieflage</strong>n<br />
AG: - Meßlatte frühzeitig legen, Zwischenziele / Meilenste<strong>in</strong>e<br />
- kont<strong>in</strong>uierliche Beobachtung<br />
- neutrale Beurteilung durch dritte Instanz<br />
- Moderation im Konfliktfall<br />
-> Externes Qualitätsmanagement<br />
AN: - Konsistenz zwischen Aussagen des Vertriebs und<br />
der Entwicklung / Produktion<br />
- frühzeitig CRs, wenn „Appetit des AG wächst“<br />
- Vertrag leben !<br />
-> Vertragsmanagement<br />
<strong>EDV</strong> – Gerichtstag 2003
<strong>EDV</strong>- <strong>Projekte</strong> <strong>in</strong> <strong>Schieflage</strong><br />
Teil 1: E<strong>in</strong>führung<br />
Teil 2: rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
Auswirkungen der Schuldrechtsreform<br />
auf <strong>EDV</strong>-<strong>Projekte</strong><br />
-> <strong>Dr</strong>. Nilgens<br />
Teil 3: Frühwarnsysteme für <strong>Schieflage</strong>n,<br />
Risikobeherrschung für AG und AN<br />
Sanierungsmöglichkeiten<br />
-> <strong>Dr</strong>. <strong>Streitz</strong><br />
<strong>EDV</strong> – Gerichtstag 2003
<strong>EDV</strong> – Gerichtstag 2003<br />
Vielen Dank