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Dissertation zur Erlangung <strong>de</strong>s Doktorgra<strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>r Fakultät für Chemie und Pharmazie<br />

<strong>de</strong>r Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

Elektronenspin-Kernspin<br />

Doppelresonanz-Spektroskopie<br />

im magnetischen Nullfeld<br />

von<br />

Günter Sturm<br />

aus<br />

München<br />

2000


Erklärung<br />

Diese Dissertation wur<strong>de</strong> im Sinne von § 13 Abs. 3 bzw. 4 <strong>de</strong>r Promotionsordnung<br />

vom 29. Januar 1998 von Prof. Dr. J. Voitlän<strong>de</strong>r betreut.<br />

Ehrenwörtliche Versicherung<br />

Diese Dissertation wur<strong>de</strong> selbständig, ohne unerlaubte Hilfe erarbeitet.<br />

München, am 27. Juli 1999<br />

Dissertation eingereicht am 29. Juli 1999<br />

1. Gutachter Prof. Dr. J. Voitlän<strong>de</strong>r<br />

2. Gutachter Priv. Doz. Dr. A. Lötz<br />

Mündliche Prüfung am 17. Dezember 1999


Danksagung<br />

Für die Überlassung eines sehr interessanten Themas, seine stete, wohlwollen<strong>de</strong><br />

Unterstützung und seine wertvolle Hilfe in organisatorischen Fragen möchte ich<br />

Herrn Prof. Dr. J. Voitlän<strong>de</strong>r sehr herzlich danken.<br />

Mein beson<strong>de</strong>rer Dank gilt auch Herrn Dr. habil. A. Lötz für sein immer<br />

vorhan<strong>de</strong>nes Interesse am Fortgang dieser Arbeit sowie für zahlreiche konstruktive<br />

Diskussionen.<br />

Weiterhin bedanke ich mich bei Herrn Dr. D. Kilian, <strong>de</strong>r diese Arbeit in allen<br />

Höhen und Tiefen begleitet hat, immer ein zuverlässiger Ansprechpartner bei<br />

experimentellen Problemen war und <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Field-Cycling Teil <strong>de</strong>s Spektrometers<br />

während <strong>de</strong>r ENDOR Messungen betreut hat. In gleicher Weise danke ich Frau<br />

Dipl.-Chem. B. Bomfleur für unzählige Diskussionen über Spins, Nullfeldaufspaltungen<br />

und <strong>de</strong>n Rest <strong>de</strong>r Welt sowie für ihre beson<strong>de</strong>rs in experimentellen „Frust“-<br />

Phasen immer vorhan<strong>de</strong>ne moralische Unterstützung.<br />

Des weiteren bedanke ich mich bei Herrn Dr. P. Gräf, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Anfangsphase<br />

dieser Arbeit mit seiner Erfahrung in <strong>de</strong>r Hochfrequenztechnik sehr zum Gelingen<br />

beigetragen hat, und bei Frau J. Klaar, die bei <strong>de</strong>n zahlreichen verwaltungstechnischen<br />

Problemen immer sofort zur Stelle war. Allen an<strong>de</strong>ren, noch nicht<br />

genannten Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Arbeitskreises von Prof. Voitlän<strong>de</strong>r möchte ich für das<br />

angenehme Arbeitsklima danken.<br />

Mein Dank gilt auch <strong>de</strong>n Herren Reim, Rupp, Straube und Leeb von <strong>de</strong>r<br />

feinmechanischen Werkstatt, die ihr praktisches „Know-How“ in diese Arbeit<br />

einbrachten. Insbeson<strong>de</strong>re gilt mein Dank Herrn Straube für die präzise Fertigung<br />

<strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Rexolite-Probenkopfteile sowie Herrn Leeb für sofortige Hilfe<br />

bei fast unlösbar erscheinen<strong>de</strong>n feinmechanischen Problemen. Herrn Bachmair<br />

vom Elektroniklabor danke ich für prompte Hilfe bei allen Problemen <strong>de</strong>r Wechselund<br />

Drehstromtechnik.<br />

Schließlich danke ich meinen Eltern, die mir diese Ausbildung ermöglicht haben.


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung 1<br />

2. Theoretische Grundlagen 5<br />

2.1 Der Spin Hamilton-Operator für die ESR-Spektroskopie .......5<br />

2.2 Kern-Elektron Hyperfeinwechselwirkung ..................6<br />

2.3 ESR an Pulverproben .................................9<br />

2.4 ESR-Energieniveaus im Hochfeld und Nullfeld .............10<br />

2.4.1 Übergänge für ein S=½, I=½ System im Hochfeld und<br />

Nullfeld .....................................11<br />

2.4.2 Übergänge im Nullfeld mit anisotroper<br />

Hyperfeinwechselwirkung .......................15<br />

2.5 Zusammenfassung...................................16<br />

3. Meßmetho<strong>de</strong>n 19<br />

3.1 cw-ESR und cw-ENDOR ..............................19<br />

3.2 Gepulste ENDOR Spektroskopie ........................23<br />

3.3 Nullfeld- und Hochfeld ESR ...........................24<br />

3.4 Field-Cycling ESR und ENDOR ........................26<br />

3.4.1 Prinzip <strong>de</strong>s Experiments .........................26<br />

3.4.2 Ein möglicher Mechanismus......................29<br />

i


ii<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

3.4.3 Technische Aspekte <strong>de</strong>r Field-Cycling ESR ..........31<br />

3.5 Zusammenfassung ...................................32<br />

4. Resonatoren in <strong>de</strong>r ESR-Spektroskopie 33<br />

4.1 Hochfrequenztechnische Grundlagen .....................33<br />

4.2 Hohlraumresonatoren.................................38<br />

4.3 Loop-Gap Resonatoren ...............................40<br />

4.4 Der Bridged Loop-Gap Resonator .......................43<br />

4.5 Weitere Resonatoren .................................46<br />

4.6 Zusammenfassung ...................................46<br />

5. Apparatives 47<br />

5.1 Das Field-Cycled ENDOR Spektrometer ..................47<br />

5.1.1 Ursprünglicher Aufbau ..........................47<br />

5.1.2 Aktueller Aufbau ..............................52<br />

5.2 Kryotechnik........................................55<br />

5.2.1 Helium-Badkryostat ............................55<br />

5.2.2 Helium-Pumpe ................................55<br />

5.3 Ein durch chemische Versilberung hergestellter Bridged-Loop-Gap<br />

Resonator .........................................58<br />

5.4 Die Leistungsanpassung von ESR Resonatoren .............64<br />

5.5 ESR-Probenköpfe ...................................67<br />

5.5.1 cw- und Puls-ESR Probenkopf (A) .................68<br />

5.5.2 Field-Cycling Puls-ESR Probenkopf (B).............73<br />

5.5.3 Pulsed Field-Cycled ENDOR Probenkopf (C) ........78<br />

5.6 Zusammenfassung ...................................81<br />

6. Testmessungen 83<br />

6.1 Imprägnierpech HL ..................................83


INHALTSVERZEICHNIS iii<br />

6.2 Hexagonales und kubisches Bornitrid ....................88<br />

6.3 Zusammenfassung...................................91<br />

7. Ergebnisse <strong>de</strong>r Nullfeld-ENDOR- Messungen 93<br />

7.1 Adiabatische Entmagnetisierung von Elektronenspins ........93<br />

7.2 Zu cw-Field-Cycled ENDOR Messungen von J. Krzystek et al.<br />

[Krz 94] ..........................................97<br />

7.3 Field-Cycled ENDOR-Messungen gemäß <strong>de</strong>m ursprünglichen<br />

Aufbau ...........................................98<br />

7.4 Field-Cycled ENDOR Messungen gemäß <strong>de</strong>m aktuellen Aufbau<br />

................................................ 103<br />

7.5 Zusammenfassung und Ausblick ....................... 109<br />

8. Zusammenfassung 111<br />

8.1 Ein durch chemische Versilberung hergestellter ESR-Resonator<br />

................................................ 112<br />

8.2 Das Field-Cycled ENDOR-Spektrometer ................ 112<br />

8.3 Adiabatische Entmagnetisierung <strong>de</strong>s Elektronenspins ....... 113<br />

8.4 ENDOR Messungen im Nullfeld ....................... 114<br />

A Technische Zeichnungen 115<br />

B Kurzbedienungsanleitung ESP380 129<br />

C Herstellung eines BLGR durch chemische Versilberung 135<br />

Literaturverzeichnis 139


iv<br />

INHALTSVERZEICHNIS


1. Einleitung<br />

Die Elektronenspin-Resonanzspektroskopie (ESR-Spektroskopie) hat sich seit <strong>de</strong>n<br />

Pionierarbeiten von Zavoisky [Zav 44] zu einer wichtigen Standarduntersuchungsmetho<strong>de</strong><br />

sowohl in <strong>de</strong>r Chemie, als auch in <strong>de</strong>r Festkörperphysik entwickelt. Durch<br />

die in <strong>de</strong>r Radartechnik häufig verwen<strong>de</strong>ten Frequenzen von 8 bis 12 GHz (X-<br />

Band) setzte sich dieser Frequenzbereich als Standardwellenbereich für die ESR<br />

durch. Früh schon wur<strong>de</strong>n Doppelresonanzverfahren wie ENDOR (Electron-Spin<br />

Nuclear-Spin Double Resonance) zur Erhöhung <strong>de</strong>r spektralen Auflösung eingesetzt<br />

[Feh 56]. Auch in unserem Arbeitskreis wur<strong>de</strong>n bereits früher optische<br />

Doppelresonanzverfahren (ODMR, Optically Detected Magnetic Resonance)<br />

durchgeführt [Bräu 78]. In jüngster Zeit wur<strong>de</strong>n durch Fortschritte in <strong>de</strong>r Mikrowellentechnik<br />

und in <strong>de</strong>r Technik supraleiten<strong>de</strong>r Magnete zahlreiche neue Untersuchungsmetho<strong>de</strong>n<br />

realisiert. A. Schweiger verwirklichte mit <strong>de</strong>m aus <strong>de</strong>r kernmagnetischen<br />

Resonanzspektroskopie (NMR-Spektroskopie) bekannten Konzept<br />

<strong>de</strong>r Multipuls-Techniken [Ben 83] zahlreiche ein- und mehrdimensionale spektroskopische<br />

Verfahren [Schw 91, Schw 98]. Die wichtigste Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

letzten Jahre ist jedoch die Hochfeld-ESR-Spektroskopie [Leb 90] im W-Band (94<br />

GHz) und darüber, welche durch die Verwendung supraleiten<strong>de</strong>r Magnete und<br />

quasioptischer Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utliche Verbesserungen sowohl in <strong>de</strong>r spektralen<br />

Auflösung von Pulverspektren (Einkristall-ähnliche Spektren), als auch in <strong>de</strong>r<br />

Empfindlichkeit erreicht.<br />

Auch in dieser Arbeit steht die Erhöhung <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>r ESR-Spektren von<br />

Pulverproben im Vor<strong>de</strong>rgrund, da viele interessante Proben oft nur in Pulverform<br />

verfügbar sind. Jedoch wur<strong>de</strong> ein an<strong>de</strong>rer, schon länger bekannter Ansatz gewählt:<br />

Die Anregung <strong>de</strong>r Übergänge von Kernspin-Elektronenspin Wechselwirkungen im<br />

magnetischen Nullfeld. Pulverproben zeigen in einem Magnetfeld eine inhomogene<br />

Linienverbreiterung durch die magnetische Inäquivalenz ansonsten i<strong>de</strong>ntischer<br />

Spins, welche im Nullfeld aufgrund <strong>de</strong>r räumlichen Isotropie wegfällt. Hierdurch<br />

sind hochaufgelöste Spektren zu erwarten. Der direkte Nachweis <strong>de</strong>r Resonanzen<br />

im Nullfeld (Zero-Field Resonance, ZFR) [Bram 83] weist aber aufgrund <strong>de</strong>s<br />

1


2<br />

Abbildung 1.1:ESR-spektroskopische Verfahren im Vergleich: cw- und<br />

Pulsmetho<strong>de</strong>n<br />

1. EINLEITUNG<br />

Boltzmann-Faktors eine im Vergleich zur X-Band ESR <strong>de</strong>utlich niedrigere Empfindlichkeit<br />

auf und kann daher nur bei großen Nullfeldaufspaltungen erfolgreich<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Wenn jedoch die Anregung von Hyperfein- o<strong>de</strong>r Quadrupolübergängen<br />

im Nullfeld mit <strong>de</strong>r Detektion in einem hohen Magnetfeld kombiniert<br />

wer<strong>de</strong>n, so kann man die hohe Auflösung <strong>de</strong>r ZFR-Spektroskopie und die hohe<br />

Empfindlichkeit <strong>de</strong>r X-Band ESR-Spektroskopie verbin<strong>de</strong>n. Ein Experiment dieser<br />

Art wur<strong>de</strong> bereits 1956 von A. Abragam [Abr 56] vorgeschlagen. Im Jahr 1986<br />

wur<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Universität Stuttgart ohne Erfolg an einem entsprechen<strong>de</strong>n Experiment<br />

gearbeitet [Nit 86]. Die experimentelle Umsetzung gelang jedoch aufgrund<br />

erheblicher experimenteller Schwierigkeiten erst 1994 J. Krzystek et al. (cw-Field-<br />

Cycled ENDOR) [Krz 94]. Das hier vorgestellte Experiment Pulsed Field Cycled<br />

ENDOR [Stu 98, Stu 99a, Stu 99b] ist eine gepulste Variante dieses Experiments.<br />

Durch die gepulste Detektion wird eine wesentlich größere Anwendungsbreite<br />

erzielt.<br />

Abbildung 1.1 zeigt einen Vergleich wichtiger ESR-Verfahren, <strong>de</strong>r eine Einordnung<br />

<strong>de</strong>r hier entwickelten Metho<strong>de</strong> Pulsed Field-Cycled ENDOR erlaubt.<br />

Links wer<strong>de</strong>n die wichtigsten Gruppen von continous-wave (cw)-Verfahren vorgestellt.<br />

Neben <strong>de</strong>r reinen cw-ESR Spektroskopie ist dies die cw-ENDOR Spektroskopie;<br />

eine Variante mit Feldschaltung und Anregung <strong>de</strong>r Kopplungen im


1. EINLEITUNG 3<br />

Abbildung 1.2: ESR-spektroskopische Verfahren im Vergleich: Frequenz- und<br />

Zeitdomäne<br />

Nullfeld ist das erwähnte cw-Field-Cycled ENDOR. Die rechte Seite <strong>de</strong>r Abbildung<br />

1.1 zeigt wichtige Puls-ESR Verfahren. Die Fourier-Transformations ESR<br />

Spektroskopie [Bow 90] hat, ganz im Gegensatz zum NMR Äquivalent, aufgrund<br />

technischer Schwierigkeiten die cw-Verfahren nicht vollständig verdrängt. Hingegen<br />

sind gepulste Varianten <strong>de</strong>r ENDOR Spektroskopie weit verbreitet. Die<br />

damit erhaltenen Informationen können oft die in cw-ENDOR Verfahren erhaltenen<br />

Daten ergänzen. Bei Pulsed Field-Cycled ENDOR han<strong>de</strong>lt es sich um ein<br />

gepulstes ENDOR Verfahren mit Feldschaltung und Nullfeldanregung. Die ebenfalls<br />

aufgeführten ESEEM-Verfahren (Electron Spin Echo Envelope Modulation,<br />

[Kev 79]), welche kein cw-Äquivalent besitzen, liefern zu ENDOR Verfahren<br />

vergleichbare Informationen. Sie haben jedoch im allgemeinen nur für kleine<br />

Aufspaltungen Vorteile gegenüber <strong>de</strong>r ENDOR-Spektroskopie, große Kopplungen<br />

sind aufgrund technischer Einschränkungen (Spektrometer-Totzeit) nicht <strong>de</strong>tektierbar.<br />

Dieser Nachteil kann zum Teil durch mo<strong>de</strong>rne mehrdimensionale Verfahren<br />

(wie Hyperfine Sublevel Correlation Spectroscopy, HYSCORE [Höf 86a]) umgangen<br />

wer<strong>de</strong>n. Abbildung 1.2 zeigt Pulsed Field-Cycled ENDOR vom Gesichtspunkt<br />

<strong>de</strong>r Frequenz- und Zeitdomäne. Cw-ESR und cw-ENDOR sind Verfahren in <strong>de</strong>r<br />

Frequenzdomäne, FT-ESR und ESEEM dagegen Metho<strong>de</strong>n, die nur in <strong>de</strong>r Zeitdo-


4<br />

1. EINLEITUNG<br />

mäne realisiert wer<strong>de</strong>n können. Bei <strong>de</strong>n gepulsten ENDOR Verfahren gibt es<br />

hingegen neben <strong>de</strong>n schon länger bekannten Metho<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Frequenzdomäne<br />

(Mims-ENDOR, Davies-ENDOR) [Gru 90] auch Metho<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Zeitdomäne<br />

(Time-Domain ENDOR [Höf 86b]). Pulsed Field-Cycled ENDOR ist eine neuartige<br />

Variante <strong>de</strong>r gepulsten ENDOR Spektroskopie in <strong>de</strong>r Frequenzdomäne.<br />

Zu bemerken bleibt, daß die eingangs erwähnte ESR in hohen Magnetfel<strong>de</strong>rn<br />

bereits in vielen cw- und gepulsten Varianten in <strong>de</strong>r Frequenz- und Zeitdomäne<br />

realisiert ist. Nach Ansicht vieler ESR-Experten liegt die Zukunft in <strong>de</strong>r gepulsten<br />

Hochfeld-ESR. Dies macht das in <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit eingeführte Verfahren<br />

beson<strong>de</strong>rs interessant, da das gleiche Ziel — Erhöhung <strong>de</strong>r Auflösung — angestrebt<br />

wird, jedoch mit <strong>de</strong>r entgegengesetzten Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Spektroskopie im<br />

magnetischen Nullfeld. Wenn in Zukunft leistungsstarke kommerzielle Field-<br />

Cycling Apparaturen verfügbar sind, wird hier auch ein völlig neuer Weg <strong>de</strong>r<br />

Routine-ESR-Spektroskopie eröffnet.


2. Theoretische Grundlagen<br />

2.1 Der Spin Hamilton-Operator für die ESR-Spektroskopie<br />

Die Wechselwirkungsenergie eines paramagnetischen Atoms in einem konstanten<br />

Magnetfeld B 0 ist durch folgen<strong>de</strong>n Spin Hamiltonoperator gegeben [Poo 83]:<br />

Dabei besitzen die einzelnen Terme folgen<strong>de</strong> typische Größenordnungen:<br />

= Elektronische Energie, 104-105 cm-1 , optischer Bereich<br />

= Kristallfeld-Energie, 103-104 cm-1 , Infrarot- o<strong>de</strong>r optischer Bereich<br />

= Spin-Bahn Wechselwirkung, 102 cm-1 = Spin-Spin Wechselwirkung, 0-1 cm-1 = Elektronische Zeeman-Energie, 0-7 cm-1 = Hyperfein-Aufspaltung, 0-102 cm-1 = Quadrupol-Wechselwirkungsenergie, 0 - 10-2 cm-1 = Kern-Zeeman Energie, 0-3)10-2 cm-1 Ziel <strong>de</strong>r Field-Cycling-ESR Spektroskopie ist die Detektion von Hyperfein- und<br />

Quadrupolwechselwirkungen. In <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit wur<strong>de</strong>n Hyperfeinwechselwirkungen<br />

zwischen 13 C-Kernen und Elektronen untersucht, daher wird im<br />

Folgen<strong>de</strong>n die Theorie dieser Kern-Elektron-Wechselwirkung kurz wie<strong>de</strong>rholt.<br />

5<br />

(2.1)


6<br />

2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

Eine ausführlichere Erläuterung fin<strong>de</strong>t sich z. B. in [Wei 94]. Die Messung von<br />

Quadrupolwechselwirkungen mittels Field-Cycling ESR ist ebenfalls literaturbekannt<br />

[Krz 94]. Da die Theorie dieser Wechselwirkungen bereits in mehreren<br />

vorausgegangenen Dissertationen <strong>de</strong>s Arbeitskreises vorgestellt wur<strong>de</strong> [Löt 79, Oll<br />

92, Kil 99], wird hier jedoch auf eine <strong>de</strong>taillierte Diskussion verzichtet.<br />

2.2 Kern-Elektron Hyperfeinwechselwirkung<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n wird die dipolare Wechselwirkung eines Elektrons mit einem Kern<br />

in seiner Nachbarschaft diskutiert. Der Eigendrehimpuls eines Elektrons wird<br />

durch <strong>de</strong>n Operator beschrieben. Der Eigenwert von ist S(S+1)5 2 mit S = ½,<br />

die z-Komponente nimmt die Werte M S = ½, -½ an. Einige Kerne besitzen<br />

ebenfalls einen durch <strong>de</strong>n Operator charakterisierten Kernspin-Drehimpuls,<br />

<strong>de</strong>ssen Kernspinquantenzahl I ganz- und halbzahlige Werte annehmen kann. Die<br />

Multiplizität <strong>de</strong>r Kernspinzustän<strong>de</strong> beträgt (2 I + 1). In bei<strong>de</strong>n Fällen ist ein magnetisches<br />

Moment mit <strong>de</strong>m Drehimpuls verknüpft. Betrachtet man die dipolare<br />

Wechselwirkung zwischen einem Elektron und einem Kern zunächst klassisch, so<br />

erhält man für die Wechselwirkungsenergie U dipolar:<br />

���� e und ���� n sind die klassischen elektronischen und kernmagnetischen Momente,<br />

und r ist <strong>de</strong>r Verbindungsvektor zwischen einem ungepaarten Elektron und einem<br />

Kern, welche bei<strong>de</strong> zunächst als exakt lokalisierbar angenommen wer<strong>de</strong>n. Wie man<br />

an dieser Gleichung sieht, existiert die dipolare Wechselwirkung immer, also auch<br />

ohne angelegtes Feld. Ohne diese Tatsache wäre Nullfeld-ESR-Spektroskopie nicht<br />

möglich. Der Übergang zum quantenmechanischen Bild erfolgt durch die I<strong>de</strong>ntifizierung<br />

<strong>de</strong>r klassischen Vektorgrößen mit ihren Operatoren, wobei die Anisotropie<br />

<strong>de</strong>s g-Tensors vernachlässigt wird und daher g als Skalar aufgefaßt wird. Diese<br />

Vereinfachung ist für die in dieser Arbeit mit Pulsed Field-Cycled ENDOR untersuchte<br />

Probe Imprägnierpech HL, bei <strong>de</strong>r das Bahnmoment <strong>de</strong>s Elektrons unterdrückt<br />

ist, gerechtfertigt. Hiermit erhält man<br />

g und g n sind hier die g-Faktoren <strong>de</strong>s freien Elektrons und <strong>de</strong>s betrachteten Atomkerns,<br />

e und n bezeichnen das Bohrsche- und das Kern-Magneton. Infolge dieser<br />

Wechselwirkung sehen Kern und Elektron ein lokales Feld. Bei <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r ESR<br />

(2.2)<br />

(2.3)


2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 7<br />

üblichen Nachweisfel<strong>de</strong>rn bleibt die Feld-Achse für <strong>de</strong>n Elektronenspin die Quantisierungsachse,<br />

da im allgemeinen das Zeeman-Feld viel größer als das Hyperfeinfeld<br />

ist. Für <strong>de</strong>n Kernspin gilt hingegen, daß die Zeeman- und die Hyperfeinenergie<br />

oft die gleiche Größenordnung haben. Der Kernspin erfährt dann eine Richtungsquantelung<br />

entlang <strong>de</strong>r Richtung <strong>de</strong>r Resultieren<strong>de</strong>n aus Zeemanfeld und lokalem<br />

Feld.<br />

Abbildung 2.1: Symbolische Darstellung <strong>de</strong>r Abhängigkeit<br />

<strong>de</strong>r Hyperfein-Wechselwirkungsenergie von <strong>de</strong>r<br />

Orientierung <strong>de</strong>s Elektron-Kern Verbindungsvektors zum<br />

äußeren Magnetfeld.<br />

Aus Gleichung 2.3 folgt weiterhin, daß die Hyperfeinenergie je nach Orientierung<br />

von B 0 und r verschie<strong>de</strong>ne Werte annimmt. Sobald die B 0-Richtung geän<strong>de</strong>rt wird,<br />

stellen sich und bezüglich ihrer Verbindungslinie an<strong>de</strong>rs ein und die Skalarprodukte<br />

ergeben an<strong>de</strong>re Werte. Dies ist in Abbildung 2.1 veranschaulicht. Im Fall<br />

einer zusätzlich zur Zeeman-Wechselwirkung vorhan<strong>de</strong>nen Dipol-Dipol Kopplung<br />

<strong>de</strong>r Spins spalten die Zeeman-Niveaus auf. Diese Aufspaltungsenergie ist je nach<br />

Winkel zwischen B 0 und <strong>de</strong>r Kern-Elektron-Verbindungsachse unterschiedlich und<br />

führt damit zu <strong>de</strong>n im Spektrum rechts gezeigten unterschiedlichen Linienlagen. Es<br />

ist noch zu beachten, daß das Elektron nicht streng lokalisiert ist. In Gleichung 2.3<br />

muß daher über die Elektronenverteilung gemittelt wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m über die Raumkoordinaten<br />

integriert wird und man so <strong>de</strong>n in Gleichung 2.4 angegebenen Spin-


8<br />

Hamiltonoperator erhält.<br />

2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

Dies führt zur Definition einer symmetrischen, spurlosen Diagonalmatrix T, mit<br />

<strong>de</strong>ren Hilfe diese anisotrope Hyperfeinkopplung beschrieben wer<strong>de</strong>n kann. Die<br />

spitzen Klammern kennzeichnen, daß über die elektronische Wellenfunktion<br />

gemittelt wer<strong>de</strong>n muß. Für die Hyperfeinwechselwirkung zwischen einem Elektron<br />

in einem kugelsymmetrischen s-Zustand und einem Kern versagt jedoch diese<br />

Erklärung aufgrund <strong>de</strong>r isotropen, räumlichen Verteilung eines Elektrons im s-<br />

Zustand. Hier ist für die Hyperfein-Wechselwirkung die isotrope Fermi-Kontaktwechselwirkung<br />

verantwortlich. Im Gegensatz zu an<strong>de</strong>ren Orbitalen besitzen s-<br />

Orbitale eine nicht verschwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Aufenthaltswahrscheinlichkeit direkt am<br />

Kernort. Fermi zeigte 1930 [Fer 30], daß für die isotrope Hyperfeinwechselwirkungsenergie<br />

U iso gilt:<br />

Wie<strong>de</strong>rum erhält man beim Ersatz <strong>de</strong>r klassischen magnetischen Momente durch<br />

die entsprechen<strong>de</strong>n Operatoren <strong>de</strong>n Spin-Hamiltonoperator:<br />

Der Faktor, mit <strong>de</strong>m multipliziert wird, wird isotrope Hyperfein-Koppelkonstante<br />

A 0 genannt:<br />

(2.4)<br />

(2.5)<br />

(2.6)<br />

(2.7)


2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 9<br />

Damit kann man also Gleichung 2.6 wie folgt schreiben:<br />

Der gesamte Spin-Hamiltonoperator ergibt sich schließlich aus <strong>de</strong>r isotropen und<br />

anisotropen Hyperfeinkopplung, sowie durch Hinzufügen <strong>de</strong>r elektronischen und<br />

Kern-Zeeman Wechselwirkung,<br />

wobei A eine (3×3) Matrix ist:<br />

2.3 ESR an Pulverproben<br />

Chemiker sind sehr bemüht, von neuen Substanzen Einkristalle zu erhalten, da im<br />

allgemeinen eine genaue kristallographische Charakterisierung nur so möglich ist.<br />

Bei vielen beson<strong>de</strong>rs interessanten neuen Verbindungen ist dies oft nicht möglich.<br />

Man erhält nur ein Pulver, welches aus sehr vielen winzigen Einkristalle besteht.<br />

Auch die ESR-spektroskopische Charakterisierung wird durch Einkristalle erleichtert.<br />

Da jedoch Einkristalle oft nicht verfügbar sind, müssen neue ESR-Metho<strong>de</strong>n<br />

entwickelt wer<strong>de</strong>n, die auch für Pulver eine hohe spektrale Auflösung bieten. Dies<br />

war auch <strong>de</strong>r Ausgangspunkt <strong>de</strong>r hier vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit.<br />

Das ESR-Signal eines Pulvers besteht aus einer Überlagerung aller möglichen<br />

Linienlagen (siehe Abbildung 2.1), welche jeweils von <strong>de</strong>n einzelnen Einkristallen<br />

<strong>de</strong>s Pulvers herrühren. Wichtet man diese Linien entsprechend <strong>de</strong>r Wahrscheinlichkeit<br />

<strong>de</strong>r Orientierung <strong>de</strong>r Kristalle zum äußeren Feld, so erhält man ein Pulverspektrum<br />

mit einer charakteristischen Form [Wei 94]. Die beobachtete Linie ist also<br />

eine Superposition <strong>de</strong>r Übergänge individueller, äquivalenter Spins. Die Linienbreite<br />

wird durch die Überlagerung <strong>de</strong>r homogenen Linienbreiten einzelner Spin-<br />

Pakete verursacht. Dieses Phänomen ist einer <strong>de</strong>r Effekte, die als inhomogene<br />

Linienverbreiterung bezeichnet wer<strong>de</strong>n, und Abbildung 2.2 veranschaulicht dies.<br />

Je mehr Wechselwirkungspartner- und Arten in einer Probe vorhan<strong>de</strong>n sind bzw.<br />

vorliegen, umso komplizierter wird das Spektrum. Die Überlagerung <strong>de</strong>r Linien<br />

aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Einkristallspektren kann so eine einzige, breite und strukturlose<br />

inhomogene Linie ergeben.<br />

(2.8)<br />

(2.9)<br />

(2.10)


10<br />

2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

Abbildung 2.2: In einer polykristallinen Probe bei Hyperfeinwechselwirkung<br />

existiert in je<strong>de</strong>m einzelnen Kristallit ein<br />

an<strong>de</strong>res resultieren<strong>de</strong>s Feld aus B 0 und B lokal. Die Überlagerung<br />

sämtlicher Linien ergibt ein charakteristisches, breites<br />

Pulverspektrum.<br />

2.4 ESR-Energieniveaus im Hochfeld und Nullfeld<br />

In einem äußeren, homogenen Magnetfeld B 0 ist die räumliche Isotropie in <strong>de</strong>r<br />

Umgebung <strong>de</strong>r Probe durch die Zylin<strong>de</strong>rsymmetrie entlang <strong>de</strong>r B 0-Richtung aufgehoben.<br />

Um die Wechselwirkung <strong>de</strong>r Spins mit <strong>de</strong>n inneren Fel<strong>de</strong>rn trotz<strong>de</strong>m<br />

hochaufgelöst zu beobachten, bietet es sich daher an, das „stören<strong>de</strong>“ äußere Magnetfeld<br />

abzuschalten. Es treten dann nur noch Übergänge infolge <strong>de</strong>r Wechselwirkung<br />

mit <strong>de</strong>n lokalen magnetischen Fel<strong>de</strong>rn auf. Allerdings ist die zu erwarten<strong>de</strong><br />

Magnetisierung aufgrund <strong>de</strong>s Boltzmann-Faktors sehr klein und damit die<br />

Detektionsempfindlichkeit niedrig. Trotz dieser experimentellen Nachteile ist die<br />

Beobachtung <strong>de</strong>r Hyperfein-Resonanz einer Pulverprobe im Nullfeld von Vorteil,<br />

da die Linien <strong>de</strong>r Hyperfein-Übergänge direkt ohne stören<strong>de</strong> Maskierung durch ein<br />

externes Zeemanfeld erscheinen. Im Abschnitt 2.4.1 wer<strong>de</strong>n zunächst die ESR-<br />

Energieniveaus eines Mo<strong>de</strong>llsystems mit S=½ und I=½ sowohl im Hochfeld, als<br />

auch im Nullfeld diskutiert. Um die Darstellung nicht unnötig zu komplizieren,<br />

wird lediglich <strong>de</strong>r Fall <strong>de</strong>r isotropen Hyperfeinwechselwirkung betrachtet. Dies<br />

führt zu einem 4-Energieniveau-System, anhand <strong>de</strong>ssen in Kapitel 3 grundlegen<strong>de</strong>


2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 11<br />

spektroskopische Verfahren und ein möglicher Mechanismus <strong>de</strong>s Field-Cycled<br />

ENDOR Experiments erläutert wer<strong>de</strong>n. Im nächsten Abschnitt 2.4.2 wird diese<br />

Vereinfachung fallen gelassen. Das Nullfeld-ESR Spektrum eines S=½ und I=½<br />

Systems mit anisotroper Hyperfeinwechselwirkung, welches in dieser Arbeit auch<br />

experimentell beobachtet wur<strong>de</strong>, wird erörtert.<br />

2.4.1 Übergänge für ein S=½, I=½ System im Hochfeld und Null-<br />

feld<br />

Am Beispiel eines S=½, I=½ Systems mit isotroper Hyperfeinwechselwirkung soll<br />

gezeigt wer<strong>de</strong>n, welche Übergänge im Hochfeld und Nullfeld zu erwarten sind.<br />

Eine Anisotropie <strong>de</strong>s g-Tensors wird, wie immer in dieser Arbeit, vernachlässigt.<br />

Die Produktwellenfunktionen <strong>de</strong>r Zeemanbasis sollen im Folgen<strong>de</strong>n kurz mit<br />

gekennzeichnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Hamiltonoperator aus 2.9 vereinfacht sich für ein System mit isotroper Hyperfeinwechselwirkung<br />

zu:<br />

Wählt man die z-Achse entlang <strong>de</strong>s externen Magnetfelds B 0, so erhält man mit<br />

B � (0,0,B z ):<br />

Mit Hilfe von Leiteroperatoren kann dieser Ausdruck umgeformt wer<strong>de</strong>n zu:<br />

Die Spin-Hamilton-Matrix ergibt sich dann zu:<br />

(2.11)<br />

(2.12)<br />

(2.13)<br />

(2.14)


12<br />

2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

Durch Diagonalisierung dieser Matrix erhält man die in Tabelle 2.1 wie<strong>de</strong>rgegebenen<br />

Eigenwerte, die angegebenen Eigenfunktionen gelten für <strong>de</strong>n Fall B=0:<br />

Tabelle 2.1 : Eigenfunktionen für B=0 und Eigenwerte für ein S=½, I=½ System<br />

mit isotroper Hyperfeinwechselwirkung.<br />

Eigenfunktionen: Eigenwerte:<br />

Ist jedoch ein externes Magnetfeld vorhan<strong>de</strong>n, so sind die in Tabelle 2.1 angegebenen<br />

Funktionen keine Eigenfunktionen <strong>de</strong>s Hamiltonoperators (2.14) mehr. Man<br />

kann jedoch solch einen Satz von Spin-Funktionen fin<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m die Eigenfunktio-<br />

(2.15)


2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 13<br />

nen in einer gekoppelten Darstellung ausgedrückt wer<strong>de</strong>n. Hierfür kennzeichnet<br />

man die Eigenfunktionen mit <strong>de</strong>m gesamten Spindrehimpuls:<br />

Mit <strong>de</strong>m Gesamtdrehimpuls lassen sich die Eigenfunktionen in <strong>de</strong>r -<br />

Darstellung ausdrücken. Die Funktionen sind bereits<br />

Eigenfunktionen <strong>de</strong>s Hamiltonoperators. In <strong>de</strong>r -Darstellung wer<strong>de</strong>n sie zu<br />

. Die verbleiben<strong>de</strong>n Funktionen<br />

sind Linearkombinationen <strong>de</strong>r Basisfunktionen , wobei die Koeffizienten<br />

vom Magnetfeld B abhängen. So wie in <strong>de</strong>r Tabelle angegeben gelten die<br />

Eigenfunktionen für B=0. In hohen Magnetfel<strong>de</strong>rn hingegen geht jeweils ein<br />

Koeffizient gegen Null. Eine allgemeinere Formulierung dieser bei<strong>de</strong>n Eigenfunktionen<br />

lautet daher:<br />

Für B=0 ist 6=*/4 und daher sind bei<strong>de</strong> Koeffizienten in <strong>de</strong>n Wellenfunktionen<br />

gleich. Für B$" hingegen geht 6$0 und . Dies ist<br />

bei <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Energie-Eigenwerten E (+-) und E (-+) durch tiefgestellte<br />

Klammern symbolisiert. sind die korrekten Eigenfunktionen in<br />

einem sehr hohen Magnetfeld. Die in Tabelle 2.1 angegebenen Energien wer<strong>de</strong>n<br />

Breit-Rabi Formeln genannt. Abbildung 2.3 zeigt die Breit-Rabi Energien als<br />

Funktionen <strong>de</strong>s äußeren Magnetfelds. Im Nullfeld gibt es einen dreifach entarteten<br />

Zustand ( ) und <strong>de</strong>n Grundzustand . In einem Magnetfeld wird<br />

diese Entartung aufgehoben. Man erhält ein 4-Energieniveau-System, welches in<br />

Kapitel 3 zur Diskussion <strong>de</strong>r ESR-Messmetho<strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>t wird. Die Lage <strong>de</strong>r<br />

Energieniveaus bei hohen Magnetfel<strong>de</strong>rn wird in Abbildung 2.4 wie<strong>de</strong>rgegeben. In<br />

diesem Fall verlaufen jeweils zwei Energieniveaus mit M S=+½ und M S=-½ quasi<br />

parallel. Zu beachten ist, daß sich die energetische Reihenfolge <strong>de</strong>r Zustän<strong>de</strong><br />

in einem hohen Magnetfeld umkehrt. Bei <strong>de</strong>r hier aus zeichentechnischen<br />

Grün<strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>ten sehr großen Hyperfeinaufspaltung A 0 von 1.47 GHz<br />

ist dies ab 17.17 Tesla <strong>de</strong>r Fall.<br />

(2.16)<br />

(2.17)


14<br />

2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

Abbildung 2.3: Breit-Rabi Diagramm eines S=½, I=½ Systems mit isotroper<br />

Hyperfeinwechselwirkung.<br />

Abbildung 2.4: Hochfeldverlauf <strong>de</strong>s Breit-Rabi Diagramms aus Abbildung 2.3.<br />

Das Dreieck markiert <strong>de</strong>n aufgrund <strong>de</strong>s gewählten Maßstabs nicht zu<br />

erkennen<strong>de</strong>n „Kreuzungspunkt“ <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n M S =+½ Energieniveaus.


2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 15<br />

Zu diskutieren bleiben die Auswahlregeln. Hierzu müssen die Übergangsmatrixelemente<br />

zwischen <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Energieniveaus berechnet wer<strong>de</strong>n:<br />

ist ein zeitabhängiger Stör-Operator, <strong>de</strong>r das eingestrahlte Radiofrequenzfeld B 1<br />

enthält. Hier sei nur das Ergebnis angegeben. Eine <strong>de</strong>tailliertere Diskussion fin<strong>de</strong>t<br />

sich z. B. in [Wei 94]. In einem niedrigen Magnetfeld sind 4 Übergänge <strong>de</strong>tektierbar.<br />

Die Auswahlregel lautet M F = ±1:<br />

Bei üblichen ESR-Magnetfel<strong>de</strong>rn (X-Band) erhält man zwei „erlaubte“ und zwei<br />

„verbotene“ Übergänge (Auswahlregel für B 1 ���� B 0: M S = ±1, M I = 0):<br />

2.4.2 Übergänge im Nullfeld mit anisotroper Hyperfeinwechsel-<br />

wirkung<br />

Der Nullfeld-Hamiltonoperator sei im Hauptachsensystem <strong>de</strong>s Hyperfeintensors<br />

aus Gleichung 2.9 gegeben:<br />

Mit Hilfe <strong>de</strong>r Leiteroperatoren kann man diesen Ausdruck umformen zu:<br />

Die Matrixdarstellung von in <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r Wellenfunktionen von (2.11) lautet<br />

dann:<br />

(2.18)<br />

(2.19)<br />

(2.20)<br />

(2.21)<br />

(2.22)


16<br />

2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

Tabelle 2.2 zeigt die durch Diagonalisieren <strong>de</strong>r Hamilton-Matrix erhaltenen Eigenfunktionen<br />

und Eigenwerte. Im Nullfeld sind alle sechs Übergänge mit gleicher<br />

Intensität — ohne Berücksichtigung <strong>de</strong>s Boltzmann-Faktors — erlaubt:<br />

Tabelle 2.2 : Eigenfunktionen und Eigenwerte für ein S=½, I=½ System mit<br />

anisotroper Hyperfeinwechselwirkung im magnetischen Nullfeld.<br />

Eigenfunktionen: Eigenwerte:<br />

2.5 Zusammenfassung<br />

In diesem Kapitel wur<strong>de</strong>n theoretische Grundlagen <strong>de</strong>r gepulsten Field-Cycled-<br />

ENDOR Spektroskopie vorgestellt. Hierfür wur<strong>de</strong> zunächst <strong>de</strong>r Hamiltonoperator<br />

eines Mo<strong>de</strong>ll-Systems bestehend aus einem Elektron und einem Kern mit <strong>de</strong>r<br />

Kernspinquantenzahl I=½ bezüglich <strong>de</strong>r Zeeman- und Hyperfeinwechselwirkung<br />

diskutiert. Es wur<strong>de</strong> gezeigt, wie man die Eigenwerte und Eigenfunktionen in<br />

(2.23)<br />

(2.24)


2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 17<br />

Abhängigkeit vom äußeren, angelegten magnetischen Feld berechnen kann. Diese<br />

in „Breit-Rabi“-Diagrammen vorgestellten Eigenwerte und Eigenfunktionen<br />

wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n nächsten Kapiteln zur Diskussion <strong>de</strong>s Mechanismus, <strong>de</strong>r Field-<br />

Cycled-ENDOR Verfahren zugrun<strong>de</strong> liegt, verwen<strong>de</strong>t.<br />

Weiterhin wur<strong>de</strong> die inhomogene Linienverbreiterung einer ESR-Linie in Pulverspektren<br />

erörtert, <strong>de</strong>ren Ursache unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>r anisotrope Teil <strong>de</strong>r Hyperfeinwechselwirkung<br />

ist. Diese inhomogene Linienverbreiterung wird bei <strong>de</strong>r Spektroskopie<br />

im magnetischen Nullfeld aufgehoben. Daher bietet die Nullfeld-ESRund<br />

ENDOR-Spektroskopie eine höhere Auflösung als die konventionelle, mit<br />

einem Magnetfeld arbeiten<strong>de</strong> ESR- und ENDOR Spektroskopie.


18<br />

2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN


3. Meßmetho<strong>de</strong>n<br />

Anhand eines 4-Niveau-Systems wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Abschnitten 3.1 und 3.2 zunächst<br />

grundlegen<strong>de</strong> Prinzipien <strong>de</strong>r cw-ESR und ENDOR Spektroskopie kurz wie<strong>de</strong>rholt.<br />

Beson<strong>de</strong>rs interessant für die hier vorliegen<strong>de</strong> Arbeit ist <strong>de</strong>r Vergleich von<br />

Nullfeld-ESR und Hochfeld-ESR im Abschnitt 3.3. Das Messprinzip <strong>de</strong>r Pulsed<br />

Field-Cycled ENDOR Spektroskopie wird dann im Abschnitt 3.4 ausführlich<br />

vorgestellt.<br />

3.1 cw-ESR und cw-ENDOR<br />

Abbildung 3.1 (Seite 20) zeigt das i<strong>de</strong>alisierte Energieniveauschema eines S=½,<br />

I=½-Systems mit isotroper Hyperfeinwechselwirkung, wobei die Energien im<br />

Gegensatz zum Abschnitt 2.4.1 nur nach 0. Ordnung berechnet sind, das heißt, <strong>de</strong>r<br />

exakte Hamiltonoperator aus Gleichung 2.14 wird in zwei Teile aufgespalten:<br />

Wenn vernachlässigt wird sind die so erhaltenen Energien die Diagonalmatrixelemente<br />

<strong>de</strong>r Hamilton-Matrix aus Gleichung 2.15 .<br />

Bei <strong>de</strong>r weitverbreiteten ESR im X-Band sind 2 Übergänge erlaubt.<br />

19<br />

(3.1)<br />

(3.2)


20<br />

3. MESSMETHODEN<br />

Abbildung 3.1: I<strong>de</strong>alisiertes, nach 0. Ordnung berechnetes<br />

Energiediagramm eines S=½, I=½ Systems mit isotroper<br />

Hyperfeinwechselwirkung. Erlaubte ESR-Übergänge sind mit<br />

durchgezogenen Linien, nicht erlaubte Übergänge sind durch<br />

gestrichelte Linien gekennzeichnet. Das Diagramm entspricht <strong>de</strong>m Fall<br />

<strong>de</strong>r „starken Kopplung“, das heißt, | A 0 | / 2 > � 0, � 0 ist die Kern-<br />

Zeeman Frequenz in <strong>de</strong>m verwen<strong>de</strong>ten Magnetfeld.


3. MESSMETHODEN 21<br />

Eine Möglichkeit, die Auflösung <strong>de</strong>r ESR-Spektroskopie drastisch zu steigern, ist<br />

die cw-ENDOR-Spektroskopie, welche immer dann eingesetzt wird, wenn eine<br />

Bestimmung <strong>de</strong>r magnetischen Parameter aus <strong>de</strong>m ESR-Spektrum aufgrund unzureichen<strong>de</strong>r<br />

Auflösung nicht möglich ist. Voraussetzung ist, daß einer <strong>de</strong>r ESR<br />

Übergänge durch ein starkes Mikrowellenfeld gesättigt wer<strong>de</strong>n kann. Ein zweites<br />

Radiofrequenzfeld kann dann Kernspinübergänge induzieren und damit Umbesetzungen<br />

in <strong>de</strong>n Energieniveaus verursachen, welche über Polarisationsän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s gesättigten Elektronenspinübergangs <strong>de</strong>tektiert wer<strong>de</strong>n. Daher wird mit <strong>de</strong>m<br />

ENDOR Verfahren das NMR-Spektrum <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n M S-Zustän<strong>de</strong> einer paramagnetischen<br />

Substanz mit S=½ indirekt über das ESR-Signal gemessen. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />

verän<strong>de</strong>rten Auswahlregeln nimmt die Zahl <strong>de</strong>r Signale nur noch additiv mit <strong>de</strong>r<br />

Zahl <strong>de</strong>r Kerne zu, so daß im Vergleich zur cw-ESR im allgemeinen viel einfachere<br />

Spektren erhalten wer<strong>de</strong>n. Am Beispiel eines organischen Radikals in Lösung kann<br />

dies kurz veranschaulicht wer<strong>de</strong>n: In <strong>de</strong>r Probe seien N i-Gruppen von n äquivalenten<br />

Protonen enthalten. Ein ESR-Spektrum weist daher Linien auf,<br />

während im ENDOR-Spektrum nur 2 N i Linien auftreten.<br />

Der ENDOR-Effekt kann am besten anhand <strong>de</strong>s in Abbildung 3.1 bereits diskutierten<br />

S=½, I=½-Energieniveauschemas erläutert wer<strong>de</strong>n. Abbildung 3.2 zeigt<br />

nochmals dieses Energieschema. Jetzt wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ESR-Übergang<br />

mittels intensiver Mikrowellenbestrahlung gesättigt. Dies führt<br />

(i<strong>de</strong>alisiert) zu einer Gleichbesetzung <strong>de</strong>r Energieniveaus, das heißt, die ESR-Linie<br />

ist nicht mehr <strong>de</strong>tektierbar. Wer<strong>de</strong>n nun gleichzeitig mit hoher Leistung Radiowellen<br />

eingestrahlt und <strong>de</strong>ren Frequenz langsam geän<strong>de</strong>rt, so wird bei einer bestimmten<br />

Radiofrequenz beispielsweise <strong>de</strong>r Übergang gesättigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Damit erhält man eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Population <strong>de</strong>s Zustan<strong>de</strong>s und damit<br />

auch wie<strong>de</strong>r einen <strong>de</strong>tektierbaren Übergang. So wirkt sich die<br />

Radiofrequenzeinstrahlung auf <strong>de</strong>n Elektronenspin-Übergang aus. Der hier geschil<strong>de</strong>rte<br />

Vorgang ist stark vereinfacht, gibt aber das ENDOR-Prinzip im Wesentlichen<br />

wie<strong>de</strong>r. Eine umfangreichere Diskussion fin<strong>de</strong>t sich z. B. in [Wei 94]. Diese<br />

Art <strong>de</strong>r Hyperfeinstruktur<strong>de</strong>tektion bereitet erhebliche experimentelle Schwierigkeiten,<br />

die in [Poo 83] näher erläutert sind.<br />

Für das diskutierte Mo<strong>de</strong>llsystem erhält man ein ENDOR-Spektrum mit zwei<br />

Übergängen im Abstand <strong>de</strong>r doppelten Kern-Zeemanfrequenz � 0, die bei einer <strong>de</strong>r<br />

halben Hyperfeinkoppelkonstante entsprechen<strong>de</strong>n Frequenz zentriert sind. Dies gilt<br />

für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r starken Kopplung, d. h. falls | A 0 | / 2 > � 0, wobei � 0 die Kern-<br />

Zeemanfrequenz bezeichnet. An<strong>de</strong>rnfalls erhält man ebenfalls zwei Übergänge,<br />

die jedoch im Abstand von A 0 um � 0 auftreten. Der cw-ENDOR Effekt entspricht<br />

lediglich wenigen Prozent <strong>de</strong>r ESR-Signalintensität. Zu<strong>de</strong>m ist das erhaltene<br />

Spektrum stark temperaturabhängig, da es in hohem Maße von <strong>de</strong>r Balance zwi-


22<br />

3. MESSMETHODEN<br />

schen <strong>de</strong>n elektronischen und Kern-Relaxationszeiten sowie <strong>de</strong>n Amplitu<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

mw- und rf-Pumpfel<strong>de</strong>r abhängig ist. Eine in dieser Hinsicht bessere Metho<strong>de</strong><br />

stellen die im nächsten Abschnitt vorgestellten gepulsten ENDOR Verfahren dar.<br />

Abbildung 3.2: I<strong>de</strong>alisiertes, nach 0.Ordnung berechnetes<br />

Energiediagramm eines S=½, I=½ Systems mit isotroper<br />

Hyperfeinwechselwirkung. Der -Übergang wird durch<br />

eine starke Mikrowelleneinstrahlung gesättigt. Gleichzeitig wird<br />

Radiofrequenz im Bereich <strong>de</strong>s -Übergangs<br />

eingestrahlt. Entspricht die Radiofrequenz diesem Übergang, so erhält<br />

man über einen Doppelresonanzeffekt ein verän<strong>de</strong>rtes<br />

-Signal.


3. MESSMETHODEN 23<br />

3.2 Gepulste ENDOR Spektroskopie<br />

Im Gegensatz zur cw-ENDOR Spektroskopie kann bei gepulsten Verfahren die<br />

gesamte Pulsdauer im allgemeinen so kurz gewählt wer<strong>de</strong>n kann, daß unerwünschte<br />

Relaxationseffekte vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Solange überhaupt ein Echo erhalten<br />

wer<strong>de</strong>n kann, ist also ein gepulstes ENDOR Verfahren unabhängig von <strong>de</strong>r Temperatur<br />

durchführbar. Das Prinzip <strong>de</strong>r gepulsten ENDOR Spektroskopie sei am<br />

Beispiel <strong>de</strong>s Davies-ENDOR Verfahrens [Dav 74] erläutert. Eine eingehen<strong>de</strong>re<br />

Darstellung auch an<strong>de</strong>rer Metho<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>t sich in [Gru 90].<br />

Abbildung 3.3 zeigt die von Davies eingeführte Pulssequenz, die auf <strong>de</strong>m Transfer<br />

von Spinpolarisierung beruht. Zu Beginn <strong>de</strong>s Experiments wird die Population <strong>de</strong>r<br />

Niveaus eines einzelnen ESR Übergangs (hier ) mit einem selektiven<br />

180�-mw-Puls invertiert. Daraufhin wird die Polarisation eines Kernspinübergangs<br />

in einem <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n M S-Zustän<strong>de</strong> (hier ) durch einen<br />

selektiven 180�-rf-Puls invertiert. Dadurch verschwin<strong>de</strong>t die Populationsdifferenz<br />

<strong>de</strong>s ursprünglich angeregten -Übergangs und damit auch die<br />

Echointensität. Der Kernspinübergang kann somit indirekt über eine 90�-180�-mw<br />

Echo-Pulsfolge <strong>de</strong>tektiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Abbildung 3.3: Prinzip eines gepulsten ENDOR Experiments nach Davies. Die ESR-<br />

Energieniveaus entsprechen <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Abbildung 3.2.


24<br />

3. MESSMETHODEN<br />

Die gepulsten ENDOR-Verfahren weisen jedoch im Vergleich zur cw-Version<br />

auch einige Nachteile auf: Falls die Dauer <strong>de</strong>s Radiofrequenzpulses t p in <strong>de</strong>r<br />

Größenordnung <strong>de</strong>r transversalen Kernspinrelaxationszeit T 2I liegt, also falls<br />

gilt, kommt es zu einer als power broa<strong>de</strong>ning bezeichneten Linienverbreiterung.<br />

Einige gepulste ENDOR Verfahren verwen<strong>de</strong>n Echos, die durch drei<br />

90� Pulse erzeugt wer<strong>de</strong>n. Diese Verfahren weisen daher, in Abhängigkeit von <strong>de</strong>n<br />

gewählten Pulsabstän<strong>de</strong>n, blin<strong>de</strong> Stellen im Spektrum auf. Zu<strong>de</strong>m ist Puls-ENDOR<br />

technisch gesehen erheblich aufwendiger und teurer als cw-ENDOR.<br />

3.3 Nullfeld- und Hochfeld ESR<br />

Alle bisher beschriebenen ESR Verfahren können nur in einem Magnetfeld durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies führt zu <strong>de</strong>r im Kapitel 2.3 eingehend erläuterten inhomogenen<br />

Linienverbreiterung bei Pulverproben. Eine Erhöhung <strong>de</strong>r Auflösung ist durch<br />

eine Anregung <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Kopplungen im magnetischen Nullfeld möglich,<br />

da hier aufgrund <strong>de</strong>r räumlichen Isotropie keine von anisotropen Wechselwirkungen<br />

in Pulvern stammen<strong>de</strong> inhomogene Verbreiterung auftritt. Es sei jedoch darauf<br />

hingewiesen, daß eine inhomogene Verbreiterung aufgrund nichtaufgelöster<br />

Hyperfeinstruktur o<strong>de</strong>r infolge dipolarer Wechselwirkungen mit an<strong>de</strong>ren paramagnetischen<br />

Zentren auch im Nullfeld auftreten kann.<br />

Der direkte Nachweis von Hyperfein- und Quadrupolkopplungen im Nullfeld ist<br />

schon länger bekannt [Bram 83]. Aufgrund <strong>de</strong>s Boltzmann-Faktors weist aber die<br />

als Zero-Field Resonance (ZFR) bezeichnete Nullfeld-ESR eine <strong>de</strong>utlich niedrigere<br />

Empfindlichkeit als beispielsweise die X-Band ESR auf. ZFR liefert daher nur für<br />

große Nullfeldaufspaltungen zufrie<strong>de</strong>nstellen<strong>de</strong> Ergebnisse. Neben <strong>de</strong>m im nächsten<br />

Abschnitt diskutierten Thema dieser Arbeit, Field-Cycled ENDOR, ist die<br />

Hochfeld ESR ein in jüngster Zeit sehr populärer Weg, um eine erhöhte Auflösung<br />

von Pulverspektren ohne einen Verlust an Empfindlichkeit wie in <strong>de</strong>r ZFR-Spektroskopie<br />

zu erhalten. Das Prinzip wird daher im Folgen<strong>de</strong>n kurz erläutert.<br />

Als Hochfeld-ESR wird die Spektroskopie in <strong>de</strong>m Bereich von 94 bis gegenwärtig<br />

670 GHz bezeichnet. 94 GHz ist die Arbeitsfrequenz eines von <strong>de</strong>r Firma Bruker<br />

erhältlichen kommerziellen Hochfeld-ESR Spektrometers. J. Freed stellte vor<br />

kurzem ESR-Spektren vor, die mit einer Frequenz von 670 GHz (entspricht 25<br />

Tesla) aufgenommen wur<strong>de</strong>n [Free 98]. Die Hochfeld-ESR wur<strong>de</strong> schon in vielen<br />

Bereichen erfolgreich eingesetzt. Beispielhaft seien hier die Arbeiten von<br />

K. Möbius in <strong>de</strong>r Photosyntheseforschung genannt [Möb 96]. Spektroskopie in<br />

diesem quasi-optischen Bereich ist ein vielbeachteter Trend in <strong>de</strong>n letzten Jahren,<br />

daher ist zu erwarten, daß die 1 THz Grenze bald erreicht wird. Dies wirft die


3. MESSMETHODEN 25<br />

Frage auf, warum man bemüht ist, ESR in immer höheren Magnetfel<strong>de</strong>rn zu<br />

betreiben. Zunächst ist dies <strong>de</strong>r gleiche Grund, weswegen in <strong>de</strong>r NMR-Spektroskopie<br />

schon seit längerem praktisch ausschließlich mit starken, supraleiten<strong>de</strong>n<br />

Magneten gearbeitet wird, nämlich eine Erhöhung <strong>de</strong>r spektralen Auflösung. Dies<br />

kann wie folgt veranschaulicht wer<strong>de</strong>n: In einem Festkörper seien zwei paramagnetische<br />

Zentren mit verschie<strong>de</strong>nen g-Werten gegeben. Die Differenz in <strong>de</strong>n Magnetfeldpositionen,<br />

bei <strong>de</strong>nen bei<strong>de</strong> Zentren in Resonanz sind, ist dann in Abhängigkeit<br />

von <strong>de</strong>r Meßfrequenz 6 gegeben durch:<br />

Je höher also die Messfrequenz ist, <strong>de</strong>sto höher ist die Auflösung <strong>de</strong>s Spektrums.<br />

Für organische, freie Radikale entsprechen die relativen Differenzen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

g-Werte g i /g e charakteristischerweise 10 -4 - 10 -3 . Nach Gleichung 3.3<br />

ist damit �B im X-Band, also bei einer Frequenz von 10 GHz, nicht größer als 0.03<br />

bis 0.3 mT. Dies kann nicht <strong>de</strong>tektiert wer<strong>de</strong>n, da die Linienbreite B <strong>de</strong>r individuellen<br />

Linien im X-Band typisch 0.1 bis 1 mT beträgt. Hingegen ist die Bedingung<br />

�B > B bei einer Frequenz von 94 GHz und darüber erfüllt, falls die individuelle<br />

Linienbreite B zu hohen Frequenzen hin nicht zunimmt. Diese Erhöhung <strong>de</strong>r<br />

Auflösung führt zu Spektren, die als einkristall-ähnlich bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Nicht<br />

übersehen wer<strong>de</strong>n darf an dieser Stelle jedoch, daß bei <strong>de</strong>r Hochfeld-ESR eine<br />

inhomogene Linienverbreiterung aufgrund anisotroper Hyperfeinwechselwirkung<br />

nicht ausgeschaltet wer<strong>de</strong>n kann. Es ist lediglich möglich, die inhomogen verbreiterte<br />

Linie zu einem gewissen Grad o<strong>de</strong>r vollständig aufzulösen. Die anisotrope<br />

Linienverbreiterung ist also nicht wie bei <strong>de</strong>r Nullfeld-ESR und bei Field-Cycling<br />

ESR-Verfahren völlig aufgehoben!<br />

Ein Vorteil <strong>de</strong>r Hochfeld-ESR gegenüber Nullfeld-ESR aber auch gegenüber Field-<br />

Cycling ESR im X-Band ist <strong>de</strong>ren hohe Empfindlichkeit. Für die minimale Zahl<br />

paramagnetischer Zentren N min, die in einem ESR-Experiment <strong>de</strong>tektierbar sind, gilt<br />

[Poo 83]:<br />

Dies führt zu einer Erhöhung <strong>de</strong>r Empfindlichkeit <strong>de</strong>r Hochfeld-ESR um 3 bis 4<br />

Größenordnungen. In <strong>de</strong>r Praxis ist aber auch eine Abnahme <strong>de</strong>r Peak-Intensität<br />

bei Hochfeld-ESR zu beachten, da sich das Spektrum über einen weiten Magnetfeldbereich<br />

erstreckt. Weiterhin ist anzumerken, daß Hochfeld-ESR-Spektren oft<br />

einfacher zu interpretieren sind, da verbotene Übergänge und Aufspaltungen<br />

höherer Ordnung bei hohen Frequenzen unterdrückt wer<strong>de</strong>n (Abschnitt 2.4.1).<br />

(3.3)<br />

(3.4)


26<br />

3.4 Field-Cycling ESR und ENDOR<br />

3. MESSMETHODEN<br />

Die Vor- und Nachteile <strong>de</strong>r Nullfeld- und Hochfeld-ESR wur<strong>de</strong>n im vorausgegangenen<br />

Abschnitt erläutert. Es ist möglich, die inhomogene Linienverbreiterung<br />

aufgrund anisotroper Hyperfeinwechselwirkung komplett auszuschalten, ohne<br />

gleichzeitig einen Verlust an Empfindlichkeit in Kauf nehmen zu müssen 1 , wenn<br />

die Anregung <strong>de</strong>r Hyperfein- und Quadrupolübergänge im Nullfeld mit <strong>de</strong>r Detektion<br />

in einem hohen Magnetfeld kombiniert wird. So kann die Auflösung <strong>de</strong>r ZFR-<br />

Spektroskopie mit <strong>de</strong>r Empfindlichkeit <strong>de</strong>r ESR in einem hohen Magnetfeld verbun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Ein solches Experiment wur<strong>de</strong> bereits 1956 von A. Abragam<br />

vorgeschlagen [Abr 56]. Die experimentelle Umsetzung gelang jedoch erst<br />

J. Krzystek et al. 1994 [Krz 94] in einem Field-Cycled ENDOR genannten Experiment.<br />

Krzystek verwen<strong>de</strong>te zur Detektion <strong>de</strong>r Elektronenmagnetisierung cw-Technik.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wur<strong>de</strong> eine gepulste Variante dieses Experiments<br />

verwirklicht [Stu 98, Stu 99a, Stu 99b]. Durch die gepulste Detektion [Stu 96,<br />

Stu 97] wird die Anwendungsbreite <strong>de</strong>s Experiments, wie noch genauer erläutert<br />

wird, beträchtlich erweitert.<br />

3.4.1 Prinzip <strong>de</strong>s Experiments<br />

Abbildung 3.4 zeigt die Zeitskala eines Field-Cycled ENDOR Experiments. Nach<strong>de</strong>m<br />

eine vollständige Relaxation <strong>de</strong>r Kern- und Elektronenspins im Hochfeld in<br />

einer Zeit t Hochfeld erfolgt ist, wird das externe Magnetfeld adiabatisch in einer Zeit<br />

t Transit von einem hohen Magnetfeld B 0 zum Nullfeld geschaltet. Dies führt zu einer<br />

Erniedrigung <strong>de</strong>r Spin Temperatur, da die Entropie <strong>de</strong>s Systems aufgrund <strong>de</strong>s<br />

adiabatischen Schaltens konstant bleibt [Sli 89]. Im Nullfeld können Relaxationsprozesse<br />

mit einer Zeitkonstante T 1D stattfin<strong>de</strong>n, da die Temperaturen <strong>de</strong>s Spinsystems<br />

und <strong>de</strong>s Gitters jetzt verschie<strong>de</strong>n sind. Wenn das Magnetfeld nach einer<br />

Zeit, die kurz gegenüber T 1D ist, wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Ausgangsfeldwert B 0 gebracht<br />

wird, kann die Magnetisierung ihren ursprünglichen Hochfeld-Wert wie<strong>de</strong>r erreichen.<br />

Durch Anregung <strong>de</strong>r gewünschten Übergänge im Nullfeld mit rf-Bestrahlung<br />

1 Es ist im Prinzip möglich, die Anregung von Nullfeldkopplungen im<br />

magnetischen Nullfeld und die Detektion dieser Kopplungen in einem supraleiten<strong>de</strong>n<br />

Hochfeld durchzuführen, um so Nullfeld- und Hochfeld ESR direkt miteinan<strong>de</strong>r zu<br />

verbin<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Praxis stößt man hier jedoch auf unüberwindbare Schwierigkeiten, da<br />

schnellgeschaltete Magnetfel<strong>de</strong>r im Bereich <strong>de</strong>r Hochfeld-ESR nicht verfügbar sind.<br />

Daher können Field-Cycling-ESR Experimente zur Zeit nur mit <strong>de</strong>n verfügbaren<br />

schnellschaltbaren X-Band Magneten durchgeführt wer<strong>de</strong>n.


3. MESSMETHODEN 27<br />

Abbildung 3.4: Prinzip eines Field-Cycled ENDOR Experiments. Das Spinsystem kann<br />

im Nullfeld durch rf-Bestrahlung angeregt wer<strong>de</strong>n.<br />

für eine Zeit trf kann jedoch ein Teil <strong>de</strong>r nach Rückkehr ins Hochfeld gemessenen<br />

Magnetisierung zerstört wer<strong>de</strong>n. Field-Cycling-Experimente dieser Art sind seit<br />

langer Zeit in <strong>de</strong>r NQR Doppelresonanz-Spektroskopie unter <strong>de</strong>m Akronym DRLC<br />

bekannt (level crossing, [Edm 77]), in welcher Protonen normalerweise als Detektoren<br />

für Übergänge benachbarter Quadrupolkerne verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Auch im<br />

Arbeitskreis wur<strong>de</strong>n bereits vor langer Zeit entsprechen<strong>de</strong> Experimente durchgeführt<br />

[Löt 79, Oll 92, Oll 95, Kil 99]. In einem Field-Cycling-ESR Experiment<br />

wer<strong>de</strong>n Elektronen anstelle von Protonen als Detektorspins für Hyperfeinkopplungen<br />

o<strong>de</strong>r Kernquadrupolkopplungen verwen<strong>de</strong>t. Zwei adiabatische Bedingun<br />

gen müssen eingehalten wer<strong>de</strong>n [Noa 86]: � Die komplette Zykluszeit tZyklus muß<br />

kurz sein gegenüber <strong>de</strong>n longitudinalen Hochfeld- und Nullfeldrelaxationszeiten T1 und T1D, das heißt, tZyklus


28<br />

3. MESSMETHODEN<br />

Abbildung 3.5: Vergleich unseres Experiments mit <strong>de</strong>m von Krzystek und Kwiram<br />

durchgeführten: Es sind für bei<strong>de</strong> Experimente typische Zeiten angegeben. Die<br />

Evolutions-Zeitspanne setzt sich aus 1 ms für <strong>de</strong>n Übergang vom Hochfeld zum Nullfeld,<br />

2 ms Einstrahlungsdauer im Nullfeld, einer weiteren Millisekun<strong>de</strong> für die Rückkehr ins<br />

Hochfeld und 2 ms Einschwingzeit im Hochfeld zusammen. Kwiram beginnt erst nach<br />

weiteren 18 ms mit <strong>de</strong>r cw-Detektion, für die 50 ms benötigt wer<strong>de</strong>n (nicht komplett<br />

eingezeichnet).<br />

Unsere Detektion läuft auf einer um 4 Größenordnungen kürzeren Zeitskala ab:<br />

Unmittelbar nach<strong>de</strong>m das Magnetfeld nach <strong>de</strong>m Übergang Nullfeld/Hochfeld<br />

eingeschwungen ist, also direkt am Beginn <strong>de</strong>r Detektionsperio<strong>de</strong>, folgt die Echo-<br />

Pulsfolge in 2.5 �s.<br />

Krzystek unmittelbar nach <strong>de</strong>r Stabilisierung <strong>de</strong>s Hochfel<strong>de</strong>s, für die eine Zeit t Stab<br />

erfor<strong>de</strong>rlich ist. t Stab muß so kurz wie möglich sein, da sonst die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

Magnetisierung bei Proben mit kurzen Hochfeld-Relaxationszeiten verloren gehen<br />

wür<strong>de</strong> (siehe hierzu auch Abbildung 3.5, in welcher unsere gepulste Detektion mit


3. MESSMETHODEN 29<br />

<strong>de</strong>r cw-Detektion von Krzystek verglichen wird). Die ENDOR Anregung im<br />

Nullfeld sollte nicht unmittelbar nach <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>r Nullfeldperio<strong>de</strong> beginnen,<br />

da zu diesem Zeitpunkt noch ein kleiner, exponentiell abnehmen<strong>de</strong>r, transienter<br />

Strom durch die Luftspule fließt. Dies ist ein Effekt, <strong>de</strong>r allen Field-Cycling Spektrometern<br />

eigen ist und nicht vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n kann. Unsere ersten Experimente<br />

bei 4.2 K ließen eine endliche Verweilzeit t Verz an aufgrund <strong>de</strong>r kurzen T 1D-Zeiten<br />

noch nicht zu. Bei 1.6 K konnte jedoch mit einem verän<strong>de</strong>rten Spektrometeraufbau<br />

und mit t Verz an = 2 ms eine <strong>de</strong>utliche Erhöhung <strong>de</strong>r Auflösung beobachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Dies wird noch ausführlicher erläutert wer<strong>de</strong>n.<br />

3.4.2 Ein möglicher Mechanismus<br />

Bisher existieren keine ein<strong>de</strong>utigen Aussagen zum Mechanismus, <strong>de</strong>r Field-Cycled<br />

ENDOR-Experimenten zugrun<strong>de</strong> liegt. In <strong>de</strong>m cw-Field-Cycled-ENDOR Experiment<br />

von Krzystek wird hierfür ein aus Distant-ENDOR Experimenten [Lam 61]<br />

bekannter Mechanismus vorgeschlagen, das heißt, die dipolare Wechselwirkung<br />

zwischen <strong>de</strong>n Elektronen und in diesem Fall <strong>de</strong>n Deuteriumkernen in einer diamagnetischen<br />

Umgebung ist vernachlässigbar. Vielmehr wird durch „Spin Diffusion“<br />

eine Information zwischen <strong>de</strong>m paramagnetischen Zentrum und <strong>de</strong>m Kern<br />

übertragen. Dies ist im Fall <strong>de</strong>r Kopplung eines Elektronenspins an einen entfernten<br />

Quadrupolkern sicherlich ein vernünftiger Mechanismus. Bei <strong>de</strong>n in dieser<br />

Arbeit vorgestellten Experimenten mit beobachteter Hyperfeinwechselwirkung<br />

han<strong>de</strong>lt es sich jedoch um eine direkte magnetische Wechselwirkung mit <strong>de</strong>m<br />

Elektronenspin. Ein möglicher Mechanismus wäre level crossing, <strong>de</strong>r auch in<br />

Field-Cycling-NQR Experimenten für <strong>de</strong>n Doppelresonanzeffekt verantwortlich<br />

ist. Bei ESR-Experimenten kommt dies aber nur dann in Betracht, wenn Kerne in<br />

<strong>de</strong>r Probe vorhan<strong>de</strong>n sind, <strong>de</strong>ren Hyperfeinaufspaltung klein gegenüber ihrer<br />

Quadrupolwechselwirkung ist. Für die hier untersuchten Systeme, bei <strong>de</strong>nen<br />

lediglich eine Hyperfeinaufspaltung beobachtet wur<strong>de</strong>, kann dieser Mechanismus<br />

also nicht angenommen wer<strong>de</strong>n. Eine an<strong>de</strong>re Erklärung beruht auf einem bereits<br />

1956 von A. Abragam [Abr 56] für ein an<strong>de</strong>res System vorgeschlagenen Mechanismus<br />

2 . Abbildung 3.6 gibt noch einmal das Breit-Rabi Energiediagramm aus<br />

Abbildung 2.3 wie<strong>de</strong>r. In einem hohen Magnetfeld gelten nach Gleichung 2.17<br />

folgen<strong>de</strong> Eigenfunktionen:<br />

2 Es sei beson<strong>de</strong>rs darauf hingewiesen, daß das von Abragam inspirierte<br />

Experiment nie in <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Originalarbeit empfohlenen Form experimentell verwirklicht<br />

wur<strong>de</strong>. Mit <strong>de</strong>r hier vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit gibt es erstmals, an einem an<strong>de</strong>ren System, einen<br />

experimentellen Hinweis für <strong>de</strong>n vorgeschlagenen Mechanismus.


30<br />

3. MESSMETHODEN<br />

Abbildung 3.6: Breit-Rabi Diagramm für ein S=½, I=½-System mit isotroper<br />

Hyperfeinkopplung.<br />

(3.5)<br />

Im Hochfeld soll weiterhin vereinfacht davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, daß die M S =<br />

+½ Niveaus leer und die für M S = -½ gleichbesetzt sind, also bei<strong>de</strong> die Population<br />

½ aufweisen. Damit ist die Kernspinpolarisation vernachlässigbar. Im<br />

magnetischen Nullfeld mischen die Wellenfunktionen:<br />

(3.6)<br />

Man erhält also ein Singulett und ein Triplett. Der Übergang vom Hochfeld zum<br />

Nullfeld soll jetzt adiabatisch erfolgen. Verfolgt man <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>r Energieni-


3. MESSMETHODEN 31<br />

veaus vom Hochfeld zum Nullfeld, so sieht man, daß eines <strong>de</strong>r im Hochfeld energetisch<br />

tiefer liegen<strong>de</strong>n M S = -½ Elektron-Kernniveaus ( � 3 � ) auf <strong>de</strong>m Weg zum<br />

Nullfeld in ein höherliegen<strong>de</strong>s Nullfeld-Hyperfeinniveau übergeht. Für diese<br />

Funktion � 3 � tritt im Nullfeld keine Mischung auf. Die übrigen Triplettzustän<strong>de</strong><br />

leiten sich von <strong>de</strong>n M S = +½ Niveaus ab und sind daher unbesetzt. Damit behalten<br />

die paramagnetischen Zentren die Populationen Null für � 1 � und � 2 � sowie ½ für<br />

� 3 � und � 4 �. Die Funktion � 4 � liefert keinen Beitrag zu � I Z �, da sie zu gleichen<br />

Anteilen aus M S = +½ und M S = -½ -Zustän<strong>de</strong>n besteht. Also ergibt sich für die<br />

gesamte Kernspinpolarisation im Nullfeld P i = -½. Man sieht, daß die Kernspinpolarisierung<br />

im Nullfeld also allein durch <strong>de</strong>n Zustand � 3 � bestimmt wird. Dies<br />

führt zu einer Abweichung vom Boltzmann-Gleichgewicht <strong>de</strong>r Besetzung <strong>de</strong>r<br />

Kernzustän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Größenordnung <strong>de</strong>r Elektronenspinpolarisierung, die durch<br />

Resonanz verän<strong>de</strong>rt und im Hochfeld nachgewiesen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

3.4.3 Technische Aspekte <strong>de</strong>r Field-Cycling ESR<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r sehr kurzen, longitudinalen, elektronischen Hochfeld- und Nullfeldrelaxationszeiten,<br />

die selbst bei 1.6 K nur in <strong>de</strong>r Größenordnung von wenigen<br />

Millisekun<strong>de</strong>n liegen, kann ein Experiment nur in einem He-Kryostaten durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rseits darf die Bohrung <strong>de</strong>r geschalteten Luftspule nur einen<br />

Durchmesser von wenigen Zentimetern haben, um eine <strong>de</strong>m X-Band entsprechen<strong>de</strong><br />

Feldstärke zu erreichen. Der Fuß <strong>de</strong>s He-Kryostaten taucht in diese Bohrung ein.<br />

Dies läßt nur wenig Raum für <strong>de</strong>n ESR-Resonator (Kapitel 4), für die zur Einkopplung<br />

<strong>de</strong>r Mikrowelle erfor<strong>de</strong>rliche Vorrichtung sowie für die zur Anregung <strong>de</strong>r<br />

Abbildung 3.7: Technische Probleme <strong>de</strong>r Field-Cycling ESR: Die<br />

dicken schwarzen Pfeile sollen auf <strong>de</strong>n Platzmangel im Kryostaten<br />

hinweisen.


32<br />

3. MESSMETHODEN<br />

Kernspinübergänge erfor<strong>de</strong>rliche ENDOR-Spule. Zu<strong>de</strong>m ist die Richtung <strong>de</strong>s<br />

Fel<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Luftspule entlang <strong>de</strong>r Probenkopfachse, also vertikal (siehe Abb. 3.7).<br />

Kommerzielle Probenköpfe sind daher von vornherein nicht verwendbar, da das<br />

Feld in han<strong>de</strong>lsüblichen ESR-Magneten immer horizontal ausgerichtet ist. Aber<br />

auch <strong>de</strong>r Eigenbau eines Probenkopfs ist aufgrund <strong>de</strong>s Platzproblems im Kryostaten<br />

(schwarze Pfeile in Abbildung 3.7), <strong>de</strong>r Feldrichtung und <strong>de</strong>r Koppelschleifengeometrie<br />

mit erheblichen Schwierigkeiten verbun<strong>de</strong>n, die im Kapitel 5 „Apparatives“<br />

näher erläutert wer<strong>de</strong>n.<br />

3.5 Zusammenfassung<br />

Mit cw-ESR, cw-ENDOR und Davies-Puls-ENDOR wur<strong>de</strong>n zunächst grundlegen<strong>de</strong><br />

ESR- und ENDOR-Verfahren in <strong>de</strong>r Frequenzdomäne vorgestellt. Es folgte ein<br />

Vergleich <strong>de</strong>r in jüngster Zeit sehr populären Hochfeld-ESR mit <strong>de</strong>r schon länger<br />

bekannten Nullfeld-ESR. Hierbei wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich, daß man durch eine Kombination<br />

<strong>de</strong>r Anregung von Hyperfein- und Quadrupolübergängen im magnetischen Nullfeld<br />

mit <strong>de</strong>r Detektion dieser Wechselwirkungen in einem Magnetfeld die Vorteile <strong>de</strong>r<br />

Nullfeld-ESR mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r ESR im Magnetfeld kombinieren kann: (Hochfeld)-<br />

ESR liefert eine hohe Empfindlichkeit, unterliegt aber einer inhomogenen Linienverbreiterung,<br />

die man mit hohen Magnetfel<strong>de</strong>rn zwar teilweise auflösen, aber<br />

nicht aufheben kann. Nullfeld-ESR hingegen ist nicht dieser Linienverbreiterung<br />

ausgesetzt, weist aber aufgrund <strong>de</strong>s Boltzmann-Faktors eine geringere Empfindlichkeit<br />

auf. Durch die in diesem Kapitel im Detail vorgestellten Field-Cycling<br />

ESR-Verfahren können die Vorteile bei<strong>de</strong>r Verfahren kombiniert wer<strong>de</strong>n, ohne<br />

gleichzeitig <strong>de</strong>ren Nachteile hinnehmen zu müssen. Für die in dieser Arbeit entwickelte<br />

Metho<strong>de</strong> „Pulsed Field-Cycled-ENDOR“ wur<strong>de</strong> ein möglicher Mechanismus<br />

vorgestellt. Die Vorteile dieser Metho<strong>de</strong> gegenüber „cw-Field-Cycled-<br />

ENDOR“ wur<strong>de</strong>n ausführlich erläutert.


4. Resonatoren in <strong>de</strong>r ESR-Spektros-<br />

kopie<br />

Ein wesentlicher, experimenteller Aspekt dieser Arbeit war <strong>de</strong>r Bau von Field-<br />

Cycling ESR-Probenköpfen. Da sehr wenig Raum im Heliumkryostaten zur<br />

Verfügung stand, war die Verwendung eines möglichst kleinen Resonators erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Dieses Kapitel stellt die in <strong>de</strong>r ESR-Spektroskopie gebräuchlichen<br />

Resonatoren kurz vor und erläutert, warum aus allen in <strong>de</strong>r Literatur beschriebenen<br />

Möglichkeiten ein Bridged-Loop-Gap Resonator zur Detektion <strong>de</strong>r Field-Cycled<br />

ENDOR-Spektren gewählt wur<strong>de</strong>.<br />

4.1 Hochfrequenztechnische Grundlagen<br />

Zuerst wer<strong>de</strong>n in diesem Abschnitt grundlegen<strong>de</strong> Begriffe <strong>de</strong>r Hochfrequenz- und<br />

Mikrowellentechnik vorgestellt. Umfassen<strong>de</strong> Darstellungen fin<strong>de</strong>n sich in<br />

[Gro 69], [Beu 88] und [Poo 83].<br />

Um ein magnetisches Resonanzsignal zu <strong>de</strong>tektieren, muß sich die Probe zusammen<br />

mit einer Vorrichtung, die ein möglichst homogenes B 1-Feld zur Bestrahlung<br />

erzeugt und gleichzeitig die Detektion <strong>de</strong>s Resonanzsignals erlaubt, in einem zu<br />

diesem B 1-Feld senkrecht orientierten B 0-Feld befin<strong>de</strong>n. Im Falle von NMR-Spektrometern<br />

wird für die Erzeugung <strong>de</strong>s B 1-Fel<strong>de</strong>s ein Schwingkreis bestehend aus<br />

einer Spule und einem Kon<strong>de</strong>nsator eingesetzt (Abbildung 4.1). Der Strom durch<br />

diesen Schwingkreis bei einer Kreisfrequenz 6 ist gegeben durch:<br />

33<br />

(4.1)


34<br />

I, U, Z: Strom, Spannung und Impedanz 3<br />

R, jX : Wirkwi<strong>de</strong>rstand, Blindwi<strong>de</strong>rstand<br />

L, C: Induktivität <strong>de</strong>r Spule, Kapazität <strong>de</strong>s Kon<strong>de</strong>nsators<br />

Abbildung 4.1: Schwingkreis mit Wirkwi<strong>de</strong>rstand<br />

4. RESONATOREN<br />

Bei <strong>de</strong>r Resonanzkreisfrequenz 6 R fließt ein maximaler Strom und es gilt:<br />

Man erhält also eine Resonanzkurve (Strom im Schwingkreis gegen Kreisfrequenz),<br />

die in Abbildung 4.2 i<strong>de</strong>alisiert wie<strong>de</strong>rgegeben wird. Dies führt zu einer<br />

vorläufigen Definition <strong>de</strong>r Resonatorgüte Q, die im Lauf dieses Abschnitts noch<br />

weiter verfeinert wird:<br />

Hierbei ist (6 R ± ½ 6) die Kreisfrequenz, bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r reale Anteil <strong>de</strong>r Impedanz<br />

gleich <strong>de</strong>m komplexen ist, o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rs ausgedrückt, bei <strong>de</strong>r die Hälfte <strong>de</strong>r eingestrahlten<br />

Leistung im Schwingkreis dissipiert wird.<br />

Resonatoren müssen an die Hochfrequenzquelle angepaßt wer<strong>de</strong>n. Dies kann<br />

anhand von Abbildung 4.3 erläutert wer<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n Einfluß <strong>de</strong>s Abschlußwi<strong>de</strong>rstands<br />

auf die Spannungs- und Stromverteilung längs einer homogenen Leitung mit<br />

vernachlässigbaren Verlusten zeigt. Auf dieser Leitung, die mit einem beliebigen<br />

komplexen Abschlußwi<strong>de</strong>rstand Z 2 abgeschlossen ist, überlagern sich die vom<br />

Generator aus „hinlaufen<strong>de</strong>“ Welle und die „rücklaufen<strong>de</strong>“, am Verbraucher Z 2<br />

reflektierte Welle. Es sei U G die <strong>de</strong>r hinlaufen<strong>de</strong>n Welle entsprechen<strong>de</strong> Spannung<br />

3 Komplexe elektrotechnische Größen wer<strong>de</strong>n fettgedruckt wie<strong>de</strong>rgegeben, j ist<br />

(4.2)<br />

(4.3)


4. RESONATOREN 35<br />

und U R die Spannung <strong>de</strong>r reflektierten Welle. Das Verhältnis dieser bei<strong>de</strong>n Spannungen<br />

wird als Reflektionsfaktor r bezeichnet.<br />

Abbildung 4.2: Resonanzkurve eines<br />

Schwingkreises, die eingezeichnete Halbwertsbreite<br />

<strong>de</strong>finiert die Güte<br />

Abbildung 4.3: Spannungsverteilung auf einer Leitung im Fall <strong>de</strong>r<br />

Fehlanpassung.


36<br />

4. RESONATOREN<br />

Die vektorielle Addition <strong>de</strong>r Spannungen von hin- und rücklaufen<strong>de</strong>r Welle ergibt<br />

einen von <strong>de</strong>r Koordinate z abhängigen Absolutbetrag, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Maximalwert U max<br />

und <strong>de</strong>n Minimalwert U min erreicht. Das Verhältnis dieser bei<strong>de</strong>n Spannungen<br />

<strong>de</strong>finiert <strong>de</strong>n (skalaren) Welligkeitsfaktor s:<br />

Dieser Welligkeitsfaktor — auch Stehwellenverhältnis genannt — wird im englischen<br />

Sprachgebrauch als VSWR (Voltage Standing Wave Ratio) bezeichnet. Da<br />

dies auch die in <strong>de</strong>r Mikrowellentechnik gebräuchlichste Bezeichnung ist, wird sie<br />

im folgen<strong>de</strong>n beibehalten wer<strong>de</strong>n. Als letzte zu <strong>de</strong>finieren<strong>de</strong> Größe bleibt <strong>de</strong>r<br />

Reziprokwert von s, <strong>de</strong>r als Anpassungsfaktor m bezeichnet wird:<br />

Abbildung 4.4 zeigt <strong>de</strong>n Spannungsverlauf auf einer Leitung im Fall <strong>de</strong>r Anpassung.<br />

Es tritt keine Reflexion auf, r = 0, m = VSWR = 1, die Spannung hat<br />

längs <strong>de</strong>r Leitung immer <strong>de</strong>n gleichen Betrag.<br />

Abbildung 4.4: Spannungsverteilung auf einer Leitung bei Anpassung.<br />

(4.4)<br />

(4.5)<br />

(4.6)


4. RESONATOREN 37<br />

Alle beschriebenen Parameter zur Beurteilung <strong>de</strong>r Anpassung können auf <strong>de</strong>n<br />

Mikrowellenbereich übertragen wer<strong>de</strong>n. Hier ist jedoch eine getrennte Strom- und<br />

Spannungsmessung im Gegensatz zur Nie<strong>de</strong>rfrequenztechnik nicht mehr durchführbar.<br />

An ihre Stelle tritt in <strong>de</strong>r Mikrowellentechnik eine Leistungsmessung. Aus<br />

Kostengrün<strong>de</strong>n wird oft auf eine vektorielle Analyse <strong>de</strong>r Anpassung verzichtet,<br />

also lediglich eine skalare Netzwerkanalyse vorgenommen. Im Abschnitt 5.4,<br />

Leistungsanpassung von ESR-Resonatoren, wird eine preiswerte und in dieser<br />

Arbeit verwen<strong>de</strong>te Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r skalaren Anpassungsmessung vorgestellt: Ein<br />

Reflektometeraufbau mit einem Wobbelgenerator, einem Zweifach-Richtkoppler<br />

und einem zweikanaligen Leistungsmesser. Das Prinzip <strong>de</strong>r Leistungsanpassung<br />

und Bestimmung von Resonatorgüten im Mikrowellenbereich wird im Folgen<strong>de</strong>n<br />

erörtert.<br />

Die Güte eines Mikrowellenresonators, <strong>de</strong>r keine Verbindung zur „Außenwelt“<br />

besitzt, wird durch die unbelastete Güte Q u charakterisiert. Im englischen Sprachgebrauch<br />

wird diese als unloa<strong>de</strong>d quality factor bezeichnet. Es wird daher vielfach<br />

angenommen, daß Q u die Güte <strong>de</strong>s ESR-Resonators ohne Probe bezeichnet. Dies<br />

ist ohne Frage falsch. Wird ein unbelasteter Resonator über ein Koppelelement, wie<br />

eine Iris o<strong>de</strong>r eine Koppelschleife, an einen (Hohl-)Leiter angekoppelt, wird diese<br />

unbelastete Güte um einen Wert Q r verringert, <strong>de</strong>r englisch als radiation quality<br />

factor bezeichnet wird. Als Ersatzschaltbild hierfür zeigt Abbildung 4.5 einen<br />

Transformator.<br />

Abbildung 4.5: Ersatzschaltbild für einen Resonator, <strong>de</strong>r sich am En<strong>de</strong> einer<br />

Leitung befin<strong>de</strong>t.<br />

Hierbei ist Z G die charakteristische Impedanz <strong>de</strong>r Leitung und <strong>de</strong>s Generators, und<br />

Q u die unbelastete Resonatorgüte, die ohmsche Verluste und dielektrische Verluste<br />

(4.7)


38<br />

4. RESONATOREN<br />

<strong>de</strong>r Probe enthält. Das Verhältnis dieser bei<strong>de</strong>n Q-Werte entspricht <strong>de</strong>m Koppelparameter<br />

:<br />

Damit kann die Gesamtgüte, die auch belastete Güte (loa<strong>de</strong>d quality factor) genannt<br />

wird, angegeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese Güte wird bei <strong>de</strong>n im Abschnitt 5.4 beschriebenen Messungen erhalten. Bei<br />

perfekter Leistungsanpassung gilt nun:<br />

Das heißt, <strong>de</strong>r Wirkungsgrad bei Leistungsanpassung beträgt nur 0.5, jedoch gibt<br />

<strong>de</strong>r Generator bei Leistungsanpassung die maximale Leistung ab. Es ist oft wünschenswert,<br />

die Güte von Resonatoren, speziell Cavities, durch die Anpassung zu<br />

senken. Dies entspricht <strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>r Überanpassung (Spannungsanpassung). Für<br />

diesen Fall, bei <strong>de</strong>m die Übertragungsleitung effektiv durch einen Wi<strong>de</strong>rstand<br />

abgeschlossen ist, <strong>de</strong>r größer als ihre charakteristische Impedanz ist, gilt:<br />

Erwähnt sei hier noch, daß Spannungsanpassung die einzige Betriebsart ist, in <strong>de</strong>r<br />

ein Elektrizitätskraftwerk betrieben wer<strong>de</strong>n kann. Bei Leistungsanpassung, bei <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Generator die maximale Leistung abgibt, wür<strong>de</strong> die Hälfte <strong>de</strong>r erzeugten<br />

Energie im Kraftwerk dissipiert!<br />

4.2 Hohlraumresonatoren<br />

In <strong>de</strong>r ESR-Spektroskopie können aus mehreren Grün<strong>de</strong>n die im vorangegangenen<br />

Abschnitt beschriebenen Schwingkreise nicht eingesetzt wer<strong>de</strong>n: Der Skin-Effekt<br />

führt dazu, daß gewöhnlicher Kupfer-Spulendraht einen sehr hohen Wi<strong>de</strong>rstand bei<br />

Mikrowellenfrequenzen bekommt. Zugleich sind die Dimensionen <strong>de</strong>r Bauteile in<br />

<strong>de</strong>r Größenordnung <strong>de</strong>r Wellenlänge, was zu starken Energieverlusten durch<br />

Abstrahlung führt. Besser für <strong>de</strong>n Mikrowellenbereich geeignet sind daher Hohlraumresonatoren,<br />

die im Folgen<strong>de</strong>n Cavities genannt wer<strong>de</strong>n [Poo 83]. Abbildung<br />

(4.8)<br />

(4.9)<br />

(4.10)<br />

(4.11)


4. RESONATOREN 39<br />

Abbildung 4.6: TE 102-Cavity. Der Verlauf <strong>de</strong>r<br />

magnetischen und elektrischen Feldlinien ist durch<br />

Pfeile ange<strong>de</strong>utet.<br />

4.6 zeigt schematisch <strong>de</strong>n am häufigsten verwen<strong>de</strong>ten Typ <strong>de</strong>r TE 102-Cavity.<br />

Cavities zeichnen sich durch hohe Güten im Bereich von 10000 bis 20000 aus.<br />

Dies ist in <strong>de</strong>r cw-ESR-Spektroskopie von großem Vorteil, da die Spektrometerempfindlichkeit<br />

S proportional zur Güte ist:<br />

Hohlraumresonatoren besitzen jedoch auch gravieren<strong>de</strong> Nachteile: Zum einen ist<br />

<strong>de</strong>r wie folgt <strong>de</strong>finierte Füllfaktor sehr klein, daher sind auch die Abmessungen<br />

einer Cavity im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren Resonatoren sehr groß.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren ist <strong>de</strong>r für die cw-ESR gelten<strong>de</strong> Vorteil <strong>de</strong>r großen Güte in <strong>de</strong>r<br />

gepulsten ESR aufgrund <strong>de</strong>r damit erhöhten Totzeit <strong>de</strong>s Spektrometers von großem<br />

Nachteil. Cavities müssen, falls sie für Pulsexperimente verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, bewußt<br />

fehlabgestimmt wer<strong>de</strong>n, sonst können keine Signale erhalten wer<strong>de</strong>n. Diese Fehlabstimmung<br />

führt natürlich dann zu einer Verringerung <strong>de</strong>r Empfindlichkeit <strong>de</strong>r<br />

Cavity. Daher sind Cavities für gepulste ESR-Experimente nicht geeignet. Das<br />

geplante Field-Cycled ENDOR Experiment verlangt jedoch zwingend eine gepulste<br />

(4.12)<br />

(4.13)


40<br />

4. RESONATOREN<br />

Detektion, da nur so entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Verbesserungen gegenüber literaturbekannten<br />

Metho<strong>de</strong>n erhalten wer<strong>de</strong>n können. Aus diesem Grund, und da die Abmessungen<br />

einer Cavity zu groß für Field-Cycling-ESR Experimente in einem Heliumkryostaten<br />

sind, kamen Cavities als Resonatoren für dieses Experiment nicht in Frage.<br />

4.3 Loop-Gap Resonatoren<br />

Inspiriert durch eine Arbeit über einen neuartigen Resonator für die NMR Spektroskopie<br />

bei Frequenzen von 200 bis 2000 MHz [Har 81] beschrieben Froncisz<br />

und Hy<strong>de</strong> in einer vielzitierten Veröffentlichung [Fro 82] einen neuen ESR-Resonator,<br />

<strong>de</strong>n sie Loop-Gap Resonator nannten. Abbildung 4.7 zeigt die Geometrie:<br />

Der Resonator selbst (a) besteht aus einer silberbeschichteten, geschlitzten Röhre<br />

eines gut bearbeitbaren, keramischen Materials (Macor, Corning Glass Co.),<br />

welche sich im Inneren einer weiteren, silberbeschichteten Fiberglas-Epoxidharz-<br />

Röhre (c) befin<strong>de</strong>t. Diese äußere Röhre fungiert als Strahlungsschild, um Güteverluste<br />

durch Abstrahlung zu vermei<strong>de</strong>n. Die Einkopplung <strong>de</strong>r Mikrowelle erfolgt<br />

über eine Koppelschleife (d), die an einem Festmantelkabel befestigt ist.<br />

Abbildung 4.7: Hauptkomponenten eines Loop-Gap Resonator<br />

(a: „Loop“, b: „Gap“, c: Schild, d: Koppelschleife), sowie kritische<br />

Abmessungen (r: Radius <strong>de</strong>s Resonators, t: Spaltabstand, W:<br />

Spaltbreite)


4. RESONATOREN 41<br />

Es ist möglich, die hochfrequenztechnischen Eigenschaften von Loop-Gap Resonatoren<br />

näherungsweise zu berechnen. Froncisz und Hy<strong>de</strong> geben folgen<strong>de</strong> semiempirische<br />

Formel für die Resonanzfrequenz f R an:<br />

Die Anzahl <strong>de</strong>r Resonatorspalte ist durch n gegeben. Typische Abmessungen eines<br />

Resonators mit einer Resonanzfrequenz im X-Band sind: r = 2.0 mm, t = 0.15 mm,<br />

W = 0.4 mm, Z = 10 mm, n=2. Damit wur<strong>de</strong> experimentell eine Resonanzfrequenz<br />

f R von 9.09 GHz bei einer Güte von 1400 gefun<strong>de</strong>n. Vom Funktionsprinzip her<br />

gesehen ist dieser Resonator analog zu einem klassischen Schwingkreis: Die<br />

geschlitzte Röhre entspricht <strong>de</strong>r Spule, und die Spalte entsprechen Kon<strong>de</strong>nsatoren.<br />

Dies ist auch <strong>de</strong>m in Abbildung 4.8 angegebenen Ersatzschaltbild zu entnehmen.<br />

Der Feldverlauf ist, stark i<strong>de</strong>alisiert, in Abbildung 4.9 wie<strong>de</strong>rgegeben. Genau<br />

berechnete Feldverläufe wer<strong>de</strong>n von Piasecki et al. angegeben [Pia 93]. Das magnetische<br />

Feld ist auf das Innere <strong>de</strong>r Resonatorröhre beschränkt, wohingegen das<br />

elektrische Feld nur zwischen <strong>de</strong>n Resonatorspalten wesentliche Komponenten<br />

besitzt. Dies macht diese Struktur i<strong>de</strong>al für die Untersuchung von Substanzen mit<br />

starken dielektrischen Verlusten, wie z. B. wässerige Lösungen.<br />

Abbildung 4.8: Ersatzschaltbild eines Loop-Gap<br />

Resonators mit 2 „Gaps“<br />

(4.14)


42<br />

Abbildung 4.9: I<strong>de</strong>alisierter<br />

Feldverlauf eines Loop-Gap<br />

Resonators, angegeben sind<br />

die magnetischen Feldlinien.<br />

4. RESONATOREN<br />

Loop-Gap Resonatoren weisen niedrige Güten auf und sind daher für die gepulste<br />

ESR-Spektroskopie gut geeignet [Hor 85]. Nicht zuletzt <strong>de</strong>shalb hat sich dieser<br />

Resonatortyp in <strong>de</strong>n letzten Jahren zu einem neuen Standard in <strong>de</strong>r Puls-ESR-<br />

Spektroskopie entwickelt, wie eine kleine Auswahl interessanter Arbeiten hierzu<br />

zeigt: Venters et al. führten die ersten ENDOR-Experimente mit einem Loop-Gap<br />

Resonator durch [Ven 84]. Wood et al. erweiterten das Konzept <strong>de</strong>s Loop-Gap<br />

Resonators auf eine Variante mit drei „Loops“ und zwei „Gaps“ [Woo 84]. Dieser<br />

Resonatortyp wie<strong>de</strong>rum wird von Hy<strong>de</strong> et al. mit einer Geometrie beschrieben, die<br />

es erlaubt, die in <strong>de</strong>r cw-ESR populären TE 102 Cavities vollständig zu ersetzen.<br />

Hierbei kann sogar das Cavity-Zubehör, wie Dewar-Einsätze für variable Temperaturen,<br />

weiterverwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n [Hyd 89]. Loop-Gap Resonatoren wur<strong>de</strong>n auch in<br />

an<strong>de</strong>ren Frequenzbereichen als <strong>de</strong>m X-Band erfolgreich eingesetzt: Ogata et al.<br />

schil<strong>de</strong>rn in Vivo Experimente im L-Band (1 GHz) [Oga 86]. ENDOR Studien im<br />

S-Band (2 bis 4 GHz) wer<strong>de</strong>n von Newton et al. beschrieben [New 91]. Froncisz et<br />

al. führten Untersuchungen im Q-Band (35 GHz) durch [Fro 86]. Auch für Field-<br />

Cycled ENDOR Experimente sind Loop-Gap Resonatoren gut geeignet. Eine<br />

Variante, <strong>de</strong>r im nächsten Abschnitt beschriebene Bridged Loop-Gap Resonator, ist<br />

aber für dieses Experiment noch zweckmäßiger.


4. RESONATOREN 43<br />

4.4 Der Bridged Loop-Gap Resonator<br />

An <strong>de</strong>r ETH Zürich wur<strong>de</strong> eine für ENDOR-Experimente beson<strong>de</strong>rs gut geeignete<br />

Variante von Loop-Gap Resonatoren entwickelt: Der Bridged-Loop-Gap Resonator<br />

(BLGR) [For 86, Pfe 88]. Vorteile im Gegensatz zu Loop-Gap Resonatoren sind<br />

die vergleichsweise einfache und preisgünstige Herstellung von Hand, eine leicht<br />

einstellbare Resonanzfrequenz und Güte sowie eine sehr gute Transparenz für rf-<br />

Strahlung bis zu 100 MHz, die diese Struktur daher i<strong>de</strong>al für ENDOR Experimente<br />

macht. Durch <strong>de</strong>n Innendurchmesser von 4 mm können Standard 4 mm ESR-<br />

Röhrchen als Probenbehälter verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Das kapazitive Element dieses<br />

Resonators ist im wesentlichen durch eine Überbrückung <strong>de</strong>s „Gaps“ gegeben<br />

(Abbildung 4.10). Die Kapazität zwischen <strong>de</strong>n Resonatorspalten spielt keine große<br />

Rolle mehr, da die Schichtdicken („W“ in Abbildung 4.7) wesentlich dünner sind<br />

als bei konventionellen Loop-Gap Resonatoren. Aus diesem Grund kann die<br />

Resonanzfrequenz eines BLGR sehr einfach per Hand mit einem scharfen Messer<br />

und einer Stereo-Vergrößerungsbrille durch Reduzierung <strong>de</strong>r Breite <strong>de</strong>r äußeren<br />

Brücke verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Dadurch sinkt die Kapazität <strong>de</strong>s Resonators, und analog<br />

zur Formel 4.2 steigt damit die Resonanzfrequenz f R. Experimentell wur<strong>de</strong> gefun<strong>de</strong>n,<br />

daß f R linear mit steigt. Die Güte eines BLGR kann durch die Dicke und<br />

Art <strong>de</strong>r Beschichtung <strong>de</strong>s Resonators und <strong>de</strong>s ihn umgeben<strong>de</strong>n Strahlungsschil<strong>de</strong>s<br />

eingestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Abbildung 4.10: Querschnitt eines Bridged Loop-Gap Resonators mit<br />

Strahlungsschild, angegeben sind typische Abmessungen für eine<br />

Resonanz im X-Band.


44<br />

4. RESONATOREN<br />

Die nächste Abbildung 4.11 zeigt die dreidimensionale Struktur eines BLGR,<br />

welche auf einem meist aus Quarzglas bestehen<strong>de</strong>n Röhrchen aufgebracht wird.<br />

Daher treten keine Glassprünge bei einer plötzlichen Abkühlung von Raumtemperatur<br />

auf 4.2 K o<strong>de</strong>r tiefer auf. Bei <strong>de</strong>m an <strong>de</strong>r ETH Zürich verwen<strong>de</strong>ten Herstellungsverfahren<br />

wird die innere Struktur zunächst mit 1 mm breiten Kunststoff-<br />

Klebestreifen maskiert. Dann wird per Hand Gold- o<strong>de</strong>r Silberfarbe auf das Quarzglasröhrchen<br />

aufgetragen und bei 1200 K eingebrannt [For 91]. Einige Arbeitsgruppen<br />

verzichten auf das Einbrennen und arbeiten direkt mit bei Raumtemperatur<br />

aufgetragenen, metallhaltigen Farben [Cre 89, Sha 98]. Im Rahmen <strong>de</strong>r hier vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Arbeit wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r chemischen Versilberung ein neuer Weg zur Herstellung<br />

von BLGRs entwickelt [Stu 97], was zu beson<strong>de</strong>rs temperatur- und langzeitstabilen<br />

Resonatoren führt. Dies wird in Kapitel 5, Apparatives, noch ausführlicher<br />

erläutert wer<strong>de</strong>n. Der Feldverlauf in einem BLGR ist, stark vereinfacht<br />

gesehen, <strong>de</strong>m in Abbildung 4.9 für einen Loop-Gap Resonator angegebenen<br />

Verlauf analog. Wie dort ist das elektrische Feld auf die kapazitiven Elemente<br />

konzentriert. Das magnetische Feld verläuft im wesentlichen im Inneren <strong>de</strong>s<br />

Röhrchens. Berechnungen zum Feldverlauf, zur Resonanzfrequenz und zur Güte<br />

sind in [Pfe 88] angegeben. Eine Näherungsformel für die Resonanzfrequenz<br />

existiert nur für <strong>de</strong>n Bereich von 1 bis 2 GHz [Hir 96]. Für <strong>de</strong>n Hauptanwendungsbereich<br />

von BLG-Resonatoren, das X-Band, kann keine Näherungsformel angegeben<br />

wer<strong>de</strong>n. Eine Anwendung von BLGR in ENDOR Probenköpfen ist in [For 90]<br />

ausführlich beschrieben. Der Strahlungsschild aus Abbildung 4.10 wird hierbei<br />

durch eine elektrochemisch auf Teflon abgeschie<strong>de</strong>ne ENDOR-Spule ersetzt.<br />

Aufgrund all dieser Eigenschaften wur<strong>de</strong>n für die hier beschriebenen Pulsed Field-<br />

Cycled ENDOR-Experimente ausschließlich Bridged Loop-Gap Resonatoren<br />

verwen<strong>de</strong>t.


4. RESONATOREN 45<br />

Abbildung 4.11: Bridged Loop-Gap Resonator, <strong>de</strong>r untere 4 mm<br />

lange nicht beschichtete Teil ist nur für die in dieser Arbeit<br />

verwen<strong>de</strong>ten BLG-Resonatoren typisch.


46<br />

4.5 Weitere Resonatoren<br />

4. RESONATOREN<br />

An<strong>de</strong>re Resonatoren seien hier nur kurz erwähnt: Der Slotted Tube Resonator<br />

[Mer 80] ist eine Alternative zu Loop-Gap und BLG-Resonatoren, jedoch mit<br />

Abmessungen, die für Field-Cycled-ENDOR-Experimente ungünstiger sind. Daher<br />

wur<strong>de</strong> dieses Konzept nicht verwen<strong>de</strong>t. Das gleiche gilt für <strong>de</strong>n in kommerziellen<br />

Puls-ESR Probenköpfen <strong>de</strong>r Firma Bruker eingesetzten dielektrischen Resonator<br />

[Dyk 86], welcher darüber hinaus verglichen mit einem BLGR <strong>de</strong>utlich aufwendiger<br />

und kostspieliger in <strong>de</strong>r Herstellung ist.<br />

4.6 Zusammenfassung<br />

Ein wesentlicher Bestandteil <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit war die Konstruktion eines<br />

aufgrund <strong>de</strong>r beschränkten Abmessungen im Helium-Kryostaten möglichst kleinen<br />

ESR-Resonators für das Field-Cycled-ENDOR Experiment. In diesem Kapitel<br />

wur<strong>de</strong>n zunächst einige hochfrequenz- und mikrowellentechnische Grundlagen<br />

erläutert. Daraufhin wur<strong>de</strong>n die in <strong>de</strong>r ESR gebräuchlichen Resonator-Konzepte<br />

vorgestellt und es wur<strong>de</strong> dargelegt, warum von allen literaturbekannten Resonatoren<br />

ein Bridged-Loop-Gap-Resonator (BLGR) ausgewählt wur<strong>de</strong>. Die Herstellung<br />

eines BLGR mit literaturbekannten Metho<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> beschrieben. Des weiteren<br />

wur<strong>de</strong> auf die in dieser Arbeit entwickelte Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r „chemischen Versilberung“<br />

zur Herstellung eines BLGR hingewiesen und <strong>de</strong>ren Vorteile erläutert.<br />

Weiterhin wur<strong>de</strong> die Anpassung von Resonatoren, die sich am En<strong>de</strong> einer Hochfrequenzleitung<br />

befin<strong>de</strong>n, erörtert. Neben <strong>de</strong>r vektoriellen Netzwerkanalyse wur<strong>de</strong><br />

die in <strong>de</strong>r Mikrowellentechnik häufig verwen<strong>de</strong>te skalare Netzwerkanalyse beschrieben.


5. Apparatives<br />

Dieses Kapitel beschreibt das aufgebaute Field-Cycled ENDOR Spektrometer<br />

näher. Im Abschnitt 5.1 wird zunächst kurz, da dies Gegenstand zweier an<strong>de</strong>rer<br />

Dissertationen war, <strong>de</strong>r für die Feldschaltung erfor<strong>de</strong>rliche Aufbau skizziert. Die<br />

für tiefe Temperaturen nötige Kryotechnik wird im Abschnitt 5.2 beschrieben.<br />

Bereits im vorangegangenen Kapitel wur<strong>de</strong> eine neue, im Rahmen dieser Arbeit<br />

entwickelte Metho<strong>de</strong> zur Herstellung von Bridged-Loop-Gap Resonatoren erwähnt,<br />

welche im Abschnitt 5.3 nun ausführlich beschrieben wird. Eine Diskussion <strong>de</strong>r<br />

Anpassung dieser Resonatoren an das ESR-Spektrometer sowie <strong>de</strong>r eigens für die<br />

Field-Cycled ENDOR-Experimente konstruierten Probenköpfe schließt dieses<br />

Kapitel ab.<br />

5.1 Das Field-Cycled ENDOR Spektrometer<br />

Zu Beginn dieser Arbeit stand ein im Rahmen <strong>de</strong>r Dissertation von J. Olliges<br />

[Oll 92] aufgebautes Field-Cycling NQR Spektrometer zur Verfügung, mit <strong>de</strong>m bei<br />

Raumtemperatur und bei 77 K Kernquadrupol-Doppelresonanzuntersuchungen<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n konnten. Für die ebenfalls beabsichtigten Tieftemperatur-<br />

NQR-Messungen und die Field-Cycled ENDOR Messungen wur<strong>de</strong> ein vorhan<strong>de</strong>ner<br />

Glaskryostat so modifiziert, daß auch Messungen in flüssigem Helium möglich<br />

wur<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>n ersten ENDOR Messungen zeigte sich jedoch, daß <strong>de</strong>r im Abschnitt<br />

5.1.1 beschriebene, ursprüngliche Aufbau <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen nicht genügte.<br />

Daher wur<strong>de</strong>n die im Abschnitt 5.1.2 beschriebenen Modifikationen durchgeführt,<br />

welche erstmals die Detektion von anisotropen Hyperfeinwechselwirkungen<br />

in einem Field-Cycled ENDOR Experiment ermöglichten.<br />

5.1.1 Ursprünglicher Aufbau<br />

Der prinzipielle Aufbau eines Field-Cycled ENDOR Spektrometers wird in Abbildung<br />

5.1 wie<strong>de</strong>rgegeben. Das gesamte Experiment wird von einem HP Vectra<br />

47


48<br />

5. APPARATIVES<br />

Abbildung 5.1: Prinzipieller Aufbau <strong>de</strong>s Field-Cycled ENDOR Spektrometers. Details<br />

sind im Text erläutert.<br />

RS 20C Personal-Computer gesteuert. Dieser PC kontrolliert eine zur Feldschaltung<br />

und Regelung verwen<strong>de</strong>te, selbstgebaute Einheit, eine zur Erzeugung <strong>de</strong>r<br />

ENDOR-Radiofrequenz benutzte Hewlett-Packard Frequenz<strong>de</strong>ka<strong>de</strong> (HP 3320A),<br />

und triggert ein kommerzielles, gepulstes Bruker ESR Spektrometer (ESP 380).<br />

Für die ENDOR Anregung wird ein 50 W rf-Verstärker <strong>de</strong>r Firma Amplifier Re<br />

search (AR 50A15) verwen<strong>de</strong>t.<br />

Zur Erzeugung <strong>de</strong>r Mikrowellenpulse verfügt das ESR-Spektrometer über eine<br />

Pulseinheit ESP 300-1010AB, mit <strong>de</strong>r Pulse mit einer Zeitauflösung von 8 ns<br />

programmiert wer<strong>de</strong>n können. Alle Experimente wur<strong>de</strong>n nur mit <strong>de</strong>r direkt vom<br />

Klystron gelieferten mw-Leistung (ca. 100 mW) durchgeführt, da kein gepulster<br />

Wan<strong>de</strong>rfeldröhrenverstärker (TWT, Travelling Wave Tube Amplifier) zur Erzeugung<br />

von kurzen und intensiven Mikrowellenpulsen zur Verfügung stand. An <strong>de</strong>n<br />

meisten Materialien sind Puls-ESR Untersuchungen jedoch nur mit einem TWT<br />

möglich. Mit <strong>de</strong>r Leistung <strong>de</strong>s Klystrons können nur 90�-Pulse großer Länge<br />

erzeugt wer<strong>de</strong>n, wodurch ausschließlich schmale ESR-Linien angeregt wer<strong>de</strong>n<br />

können. In Field-Cycled-ENDOR Experimenten sollen jedoch gera<strong>de</strong> Festkörpermaterialien<br />

mit Hyperfein- und Quadrupolkopplungen untersucht wer<strong>de</strong>n, die im<br />

Hochfeld nicht aufgelöst wer<strong>de</strong>n können und daher zu inhomogen verbreiterten


5. APPARATIVES 49<br />

Abbildung 5.2: Blockdiagramm <strong>de</strong>r Verdrahtung zwischen <strong>de</strong>m Field-Cycling Teil <strong>de</strong>r<br />

Apparatur und <strong>de</strong>m Bruker ESP 380 Spektrometer.<br />

Linien führen. Diese breiten Linien können nur mit einem TWT angeregt wer<strong>de</strong>n.<br />

Mit an<strong>de</strong>ren Worten, nur ein TWT kann Pulse, die wenige Nanosekun<strong>de</strong>n lang<br />

sind, mit einer Leistung von 1kW liefern. Daher ist ein TWT für die Durchführung<br />

eines Field-Cycled-ENDOR Experiments bei <strong>de</strong>n meisten Probensubstanzen<br />

unabdingbar. Jedoch wur<strong>de</strong>n zwei bei <strong>de</strong>r Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) gestellte Anträge zur Beschaffung eines TWT zusammen mit <strong>de</strong>r nötigen<br />

Ansteuerungslogik in diesen Punkten nicht bewilligt. Das Fehlen eines TWT<br />

beeinträchtigte daher die erhaltenen Ergebnisse wesentlich, da trotz zahlreicher<br />

Versuche lediglich eine Probe gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>, die eine genügend lange, transversale<br />

Relaxationszeit aufweist, um auch mit sehr langen mw-Pulsen von 250 bis<br />

450 ns Dauer ein <strong>de</strong>tektierbares Signal zu erhalten. Die von <strong>de</strong>n Gutachtern <strong>de</strong>r<br />

DFG vorgeschlagene Verwendung eines preisgünstigeren 20 Watt cw-TWT wird<br />

vom Hersteller <strong>de</strong>s ESR-Spektrometers (Bruker) we<strong>de</strong>r empfohlen noch unterstützt<br />

[Höf 97]. Technischer Hintergrund ist hierbei, daß ein „cw“-TWT zwar durchaus<br />

im Pulsmodus betrieben wer<strong>de</strong>n kann, dabei jedoch im Stand-By-Betrieb, also ohne<br />

Verstärkung eines eintreffen<strong>de</strong>n Mikrowellenpulses, im Gegensatz zu einem<br />

gepulsten TWT, ein starkes Mikrowellen-Rauschen erzeugt. Dieses Rauschen muß<br />

durch eine PIN-Dio<strong>de</strong> abgeschaltet wer<strong>de</strong>n. Die Auswahl einer PIN-Dio<strong>de</strong>, die<br />

diese ständig vorhan<strong>de</strong>ne cw-Leistung in <strong>de</strong>r Größenordnung von 2 Watt auf Dauer


50<br />

5. APPARATIVES<br />

ohne Beschädigung übersteht, ist äußerst kritisch, und es muß mit zahlreichen<br />

Ausfällen gerechnet wer<strong>de</strong>n [Gru 97].<br />

Die Signalaufnahme wird mit einer in <strong>de</strong>n HP Vectra PC eingebauten 200 MHz<br />

Transientenrekor<strong>de</strong>r-Einschubkarte durchgeführt. Es wäre auch <strong>de</strong>nkbar gewesen,<br />

das Signal mit <strong>de</strong>m im ESP 380 Spektrometer enthaltenen Signal Digitizer (SDI)<br />

und <strong>de</strong>m Spektrometer-Prozeßrechner aufzunehmen. Dieser SDI ist jedoch für die<br />

Digitalisierung eines Field-Cycled ENDOR Experiments nicht geeignet, da er nach<br />

<strong>de</strong>m Boxcar-Prinzip arbeitet. Dies wi<strong>de</strong>rspricht <strong>de</strong>m geplanten Experiment, bei<br />

<strong>de</strong>m die Magnetisierung mit einem einzigen Puls gemessen wer<strong>de</strong>n muß. Daher<br />

wur<strong>de</strong> das ESR-Spektrometer genauso in die bestehen<strong>de</strong> Apparatur eingebun<strong>de</strong>n,<br />

wie <strong>de</strong>r NMR-Sen<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m ursprünglichen FC-NQR Aufbau.<br />

Die Verbindung <strong>de</strong>r Field-Cycling Apparatur mit <strong>de</strong>m ESP 380 Spektrometer wird<br />

in Abbildung 5.2 dargestellt. Das Bruker ESP 380 Spektrometer kann über einen<br />

externen TTL-Puls an <strong>de</strong>n Eingang Ext. Trig. IN getriggert wer<strong>de</strong>n. Dies ist <strong>de</strong>r<br />

gleiche Triggerpuls, <strong>de</strong>r in NQR-Experimenten an einen MATEC NMR Sen<strong>de</strong>r<br />

geleitet wird, daher wird dieser Triggerpuls in Abbildung 5.2 als MATEC-Trigger<br />

bezeichnet. Die externe Triggerung muß in <strong>de</strong>r ESP 380 Software im Menüpunkt<br />

A-P-A-E 4 eingetragen wer<strong>de</strong>n. Die Zeitverzögerung zwischen <strong>de</strong>m Triggerpuls und<br />

<strong>de</strong>r Antwort <strong>de</strong>s ESP 380 Pulsprogrammers beträgt nur 40 ns und braucht daher im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Zeitskala <strong>de</strong>s Experiments nicht weiter berücksichtigt zu wer<strong>de</strong>n. Es<br />

wird auf die steigen<strong>de</strong> Flanke <strong>de</strong>s TTL-Pulses getriggert, jedoch muß am ESP 380<br />

Spektrometer aufgrund einer falschen Beschriftung <strong>de</strong>s Herstellers <strong>de</strong>r Eingang für<br />

die fallen<strong>de</strong> Flanke gewählt wer<strong>de</strong>n. Zur Aufnahme <strong>de</strong>s ESR-Signals kann <strong>de</strong>r<br />

ursprünglich zur Überprüfung <strong>de</strong>s Resonator-Ringings an <strong>de</strong>r ESP 380 Mikrowellenbrücke<br />

vorhan<strong>de</strong>ne Signalausgang für ein Oszilloskop verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (DS1:<br />

Signal-, ZTO Trigger-Ausgang). Damit wer<strong>de</strong>n die erhaltenen Signale, analog zu<br />

NQR-Experimenten, an eine im HP Vectra PC befindliche, 200-MHz<br />

Transientenrekor<strong>de</strong>r-Einschubkarte geleitet. An dieser Stelle sei angemerkt, daß die<br />

Bedienung <strong>de</strong>s ESR-Spektrometers in <strong>de</strong>n mitgelieferten Unterlagen <strong>de</strong>r Firma<br />

Bruker nicht richtig wie<strong>de</strong>rgegeben ist. Im Anhang B ist daher eine Schritt für<br />

Schritt Kurzbedienungsanleitung abgedruckt. Zu beachten ist außer<strong>de</strong>m, daß die<br />

gesamte aus HP Vectra PC, HP 3320A Frequenz<strong>de</strong>ka<strong>de</strong> und AR 50A15 rf-Verstärker<br />

bestehen<strong>de</strong> Einheit über einen leistungsstarken Regel-Trenntrafo (Grundig<br />

RT 5A) betrieben wer<strong>de</strong>n muß, da an<strong>de</strong>rnfalls Erdschleifen auftreten, die zu einem<br />

starken Springen <strong>de</strong>r Basislinie führen.<br />

4 Die Spektrometersoftware ist hierarchisch geglie<strong>de</strong>rt. Unterpunkte können durch<br />

Drücken <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Tasten erreicht wer<strong>de</strong>n. A-P-A-E be<strong>de</strong>utet daher, daß,<br />

ausgehend vom Wurzelmenü <strong>de</strong>s Programms, die Tasten „A“, „P“, „A“ und „E“ zu<br />

drücken sind.


5. APPARATIVES 51<br />

Abbildung 5.3: Prinzipieller Aufbau <strong>de</strong>r Leistungselektronik zum<br />

schnellen Schalten einer Induktivität.<br />

Abbildung 5.3 zeigt <strong>de</strong>n prinzipiellen Aufbau <strong>de</strong>r Leistungselektronik zur Versorgung<br />

<strong>de</strong>r geschalteten Feldspule. Eine ausführliche Diskussion dieser Technik wird<br />

von F. Noack in [Noa 86] angegeben. Das Zeeman-Feld wird durch einen Strom<br />

von 510 Ampere erzeugt, <strong>de</strong>r durch die Luftspule S fließt. Dieser Strom wird von<br />

einem ungeregelten 45 Volt Netzteil geliefert und mittels 120 parallel geschalteter<br />

MOSFET-Transistoren geregelt („Passgate“ in Abbildung 5.3), welche wie<strong>de</strong>rum<br />

Teil einer Feedback-Schleife mit einem Strom-Messwi<strong>de</strong>rstand R M sind. Der<br />

Spannungsabfall am Passgate kann durch einen wassergekühlten Dummy-Wi<strong>de</strong>rstand<br />

(R D) eingestellt wer<strong>de</strong>n. Für die Feldschaltung wer<strong>de</strong>n Darlington-Transistoren<br />

verwen<strong>de</strong>t (S 1 und S 2), um die in <strong>de</strong>r Spule gespeicherte Energie nach Zwischenspeicherung<br />

auf einem Kon<strong>de</strong>nsator C S beim nächsten Zyklus wie<strong>de</strong>r größtenteils<br />

nutzen zu können und so einen schnellen Einschaltvorgang zu bewerkstelligen.<br />

Ebenfalls nötig hierzu sind ein zweites Netzteil mit einer höheren Spannung<br />

(220 V) und zwei Dio<strong>de</strong>n (D 1 und D 2). Das Funktionsprinzip kann am besten an<br />

einem vollständig durchlaufenen Schaltzyklus erläutert wer<strong>de</strong>n: Zu Beginn fließe<br />

durch die Spule ein Strom von 510 A. Schalter S 1 ist geschlossen, Schalter S 2 ist


52<br />

5. APPARATIVES<br />

geöffnet. Beim Ausschalten (S 1 und S 2 offen) wird infolge<strong>de</strong>ssen die Dio<strong>de</strong> D 2<br />

leitend. Die in <strong>de</strong>r Spule gespeicherte Energie wird vom Kon<strong>de</strong>nsator C S aufgenommen.<br />

Energieverluste, die während <strong>de</strong>s Schaltens entstehen, wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>m<br />

220 V Netzteil ausgeglichen. Wird nun das Feld wie<strong>de</strong>rum eingeschaltet (S 1 und S 2<br />

geschlossen), so wird <strong>de</strong>r Kon<strong>de</strong>nsator C S über <strong>de</strong>n Schalter S 2 entla<strong>de</strong>n und so <strong>de</strong>r<br />

Übergang zum Hochfeld beschleunigt. Beim schnellen Schalten großer Ströme ist<br />

generell beson<strong>de</strong>re Sorgfalt angebracht, da einzelne Bauteile sehr leicht beschädigt<br />

wer<strong>de</strong>n können. So muß durch ein RD-Glied (R 012 und Freilaufdio<strong>de</strong> in Abbildung<br />

5.3) die Stromän<strong>de</strong>rung dI/dt beim Abschalten <strong>de</strong>s Stroms verlangsamt wer<strong>de</strong>n, um<br />

die Gegeninduktionsspannung zu begrenzen. Weitere experimentelle Details <strong>de</strong>r<br />

Field-Cycling-Leistungselektronik und <strong>de</strong>r umfangreichen Steuerungs- und Überwachungsschaltungen<br />

sind in [Oll 92] und [Kil 99] aufgeführt.<br />

Das von J. Olliges aufgebaute Field-Cycling Spektrometer verwen<strong>de</strong>te eine wassergekühlte<br />

Luftspule, <strong>de</strong>ren Windungen mit Mylarfolie geeigneter Dicke und mit<br />

Delrin-Distanzstücken justiert wur<strong>de</strong>n. Das Netzteil lieferte, die Spezifikation von<br />

500 A übertreffend, einen maximalen Strom von 511 A. Dies führte zu einem<br />

maximalen Feld von 0.33 Tesla in <strong>de</strong>r geschalteten Spule. Damit wird in <strong>de</strong>r ESR-<br />

Spektroskopie bei einem g-Faktor von 2 nur ein Frequenzbereich bis 9.29 GHz<br />

erreicht. Der volle Frequenzbereich <strong>de</strong>s ESP 380 Spektrometers von 9 - 10 GHz<br />

kann nicht genutzt wer<strong>de</strong>n. Dies erschwerte erheblich die Konstruktion von ESR-<br />

Resonatoren, da nur ein Resonanzfrequenzbereich von 3 % <strong>de</strong>r Messfrequenz<br />

bestand. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> das Netzteil im Grenzbereich <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit<br />

betrieben und war daher sehr störanfällig. Ein weiterer Nachteil dieses Aufbaus<br />

war <strong>de</strong>r geringe Innendurchmesser <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Luftspule von lediglich 56<br />

mm, so daß nur ein Helium-Glaskryostat mir sehr geringem Heliumvolumen und<br />

einem nutzbaren Innendurchmesser von lediglich 24 mm eingesetzt wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Für Field-Cycled-ENDOR Experimente müssen jedoch, wie erste Messungen<br />

zeigten, tiefere Temperaturen als 4.2 K erreicht wer<strong>de</strong>n. Dies ist nur durch einen<br />

Helium-E<strong>de</strong>lstahlkryostaten mit entsprechend größerem Heliumvolumen und <strong>de</strong>m<br />

Einsatz einer Vakuumpumpe zum Abpumpen <strong>de</strong>s Heliums möglich, was aber eine<br />

Luftspule mit größerem Innendurchmesser erfor<strong>de</strong>rt. All diese Punkte, sowie <strong>de</strong>r<br />

bereits <strong>de</strong>utlich an <strong>de</strong>r seit 1990 genutzten Spule zu bemerken<strong>de</strong> Verschleiß, legten<br />

die Konstruktion einer neuen Spule mit größerem Innendurchmesser nahe, welche<br />

im nächsten Abschnitt beschrieben wird.<br />

5.1.2 Aktueller Aufbau<br />

Die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s bestehen<strong>de</strong>n Field-Cycling Aufbaus ist Bestandteil <strong>de</strong>r Dissertation<br />

von D. Kilian [Kil 99]. Hier wer<strong>de</strong>n nur die wesentlichen Punkte wie<strong>de</strong>rgegeben.<br />

Um einen größeren Innendurchmesser zu erreichen, war ein an<strong>de</strong>res


5. APPARATIVES 53<br />

Luftspulen-Konzept naheliegend: F. Noack verwen<strong>de</strong>t zur Herstellung von Field-<br />

Cycling Spulen eine selbstkonstruierte CNC-Maschine, mit welcher aus<br />

Aluminium- o<strong>de</strong>r Kupferrohren eine homogene Spule geschnitten wird [Schwe 88].<br />

Die sich durch die Bearbeitung ergeben<strong>de</strong>, helikale Struktur mit variabler Steigung<br />

wird durch einen Zweikomponentenklebstoff verfestigt. Da kein Harz zur Stabilisierung<br />

erfor<strong>de</strong>rlich ist und auf kleinem Raum sehr viele Windungen erhalten<br />

wer<strong>de</strong>n, kann bei gleichem Strom trotz <strong>de</strong>s im Vergleich zum alten Konzept größeren<br />

Innendurchmessers ein höheres Magnetfeld erreicht wer<strong>de</strong>n. Lei<strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rt<br />

dieses neue Spulenkonzept ein an<strong>de</strong>res Kühlmittel als Wasser, so das <strong>de</strong>r gesamte,<br />

bestehen<strong>de</strong> Hochdruckkühlaufbau (20 bar Arbeitsdruck) nicht weiter verwen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n konnte. Eine umfangreiche, zeit- und kostenintensive Neukonstruktion <strong>de</strong>s<br />

Kühlsystems war erfor<strong>de</strong>rlich. Es zeigte sich nach umfangreichen Tests, daß im<br />

Gegensatz zum bisherigen Konzept <strong>de</strong>r Kühlung mit hohem Druck eine hohe<br />

Fließgeschwindigkeit <strong>de</strong>s Kühlmediums von 200 Litern pro Minute entschei<strong>de</strong>nd<br />

war, damit es zu einem ausreichen<strong>de</strong>n Wärmeaustausch zwischen <strong>de</strong>m Kühlmedium<br />

und <strong>de</strong>r Luftspule kam. Mit <strong>de</strong>m verwen<strong>de</strong>ten Kühlmittel (Gal<strong>de</strong>n, Ausimont,<br />

Mailand), das eine sehr hohe Dichte (1.73 gcm -3 ) und nur ein Viertel <strong>de</strong>r Wärmekapazität<br />

von Wasser aufweist, lagen in <strong>de</strong>r Field-Cycling Spektroskopie vorher<br />

keine Erfahrungen vor. Bei an<strong>de</strong>ren Field-Cycling Spektrometern bereits erfolgreich<br />

eingesetzte Kühlmittel auf FCKW-Basis kommen für neue Spektrometer<br />

wegen <strong>de</strong>r Gesetzeslage nicht mehr in Frage. Die von S. Becker und J. Struppe aus<br />

<strong>de</strong>m Arbeitskreis von Prof. Noack für uns gefertigte Spule weist einen nutzbaren<br />

Innendurchmesser von 65 mm auf. Damit kann ein Helium-Badkryostat mit einer<br />

lichten Probenraumweite von 46 mm verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, welcher im nächsten<br />

Abschnitt beschrieben wird.<br />

Eine weitere, in dieser Arbeit für Field-Cycled ENDOR-Messungen durchgeführte<br />

Modifikation <strong>de</strong>s ursprünglichen Aufbaus betrifft die Kompensation <strong>de</strong>s magnetischen<br />

Restfel<strong>de</strong>s im Laboratorium, welches durch einen nahe <strong>de</strong>r Apparatur stehen<strong>de</strong>n<br />

Varian 1,4 Tesla Elektromagneten verursacht wur<strong>de</strong>. Obwohl dieser Magnet<br />

bei <strong>de</strong>n ENDOR-Messungen natürlich abgeschaltet war, verursachte das Remanenzfeld<br />

zusammen mit <strong>de</strong>m Erdmagnetfeld ein Streufeld von 0.077 mTesla am<br />

Probenort <strong>de</strong>s ursprünglichen Aufbaus. Dies entspricht einer Zeemanfrequenz von<br />

2.16 MHz für Elektronen und führt damit zu einer Verzerrung <strong>de</strong>r Hyperfeinniveaus<br />

(vgl. Abschnitt 2.4.1). Im aktuellen Aufbau hat sich dieses Streufeld sogar<br />

auf 0.134 mTesla erhöht, da die Apparatur nun näher am Elektromagneten positioniert<br />

ist. Das Restfeld konnte durch ein Helmholtzspulenpaar mit je einer Windung<br />

aus Kupferblech bei einem Strom von 28 Ampere auf einen Wert von kleiner als<br />

0.004 mTesla reduziert wer<strong>de</strong>n. Einer <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong> für die nun stark erhöhte Auflösung<br />

<strong>de</strong>r Field-Cycled ENDOR-Spektren im aktuellen Aufbau ist darauf zurück-


54<br />

5. APPARATIVES<br />

Abbildung 5.4: Helmholtzspulenpaar zur Streufeldkompensation. Die untere<br />

Detailansicht zeigt die Befestigung <strong>de</strong>s Kupferblechs.<br />

zuführen. Abbildung 5.4 zeigt die genauen Abmessungen <strong>de</strong>r Helmholtzspule. Die<br />

aus 1 cm breiten Kupferblechstreifen gefertigten Spulen wer<strong>de</strong>n mit Winkeln aus<br />

Kupferblech senkrecht auf <strong>de</strong>n aus einer HGW-Hartfaserplatte hergestellten Reifen<br />

befestigt. Das magnetische Streufeld war durch <strong>de</strong>n neben <strong>de</strong>r Apparatur stehen<strong>de</strong>n<br />

Elektromagneten im wesentlichen senkrecht zum B 0-Feld <strong>de</strong>r geschalteten Luftspule<br />

orientiert, so daß die Helmholtzspulenachse unter Berücksichtigung weiterer<br />

Streufel<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>s Erdmagnetfelds leicht gekippt senkrecht zum B 0-Feld orientiert<br />

wur<strong>de</strong>. Als Stromquelle dient ein 80 Ampere Gossen Netzgerät, das im<br />

Konstantstrom-Modus betrieben wird. Um das Magnetfeld an <strong>de</strong>r Probenposition<br />

genau messen zu können, war die Konstruktion einer Halterung für die in <strong>de</strong>n<br />

Kryostaten einzuführen<strong>de</strong> Hallson<strong>de</strong> notwendig. Diese Magnetfeldmessung kann<br />

nur vor Befüllung <strong>de</strong>s Kryostaten mit flüssigem Stickstoff vorgenommen wer<strong>de</strong>n,


5. APPARATIVES 55<br />

da ansonsten durch Wärmestrahlung auch im nicht mit Helium gefüllten Kryostaten<br />

an <strong>de</strong>r Probenposition bereits eine Temperatur von etwa 100 K herrscht. Dies<br />

macht Hallson<strong>de</strong>nmessungen, <strong>de</strong>ren Ergebnis stark temperaturabhängig ist, unmöglich.<br />

5.2 Kryotechnik<br />

5.2.1 Helium-Badkryostat<br />

Bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>s Helium-Badkryostaten war zu berücksichtigen, daß im unterem<br />

Teil <strong>de</strong>s Fußes keine gut leiten<strong>de</strong>n Metallteile vorhan<strong>de</strong>n sein dürfen, die<br />

geschlossene Stromkreise in <strong>de</strong>r Ebene senkrecht zur B 0-Feldrichtung ermöglichen.<br />

Bei konventionellen Kryostaten ist dies <strong>de</strong>r Fall, da im Kryostatenfuß ein Wärmestrahlungsschild<br />

aus Kupfer angebracht ist, welcher über das im oberen Bereich <strong>de</strong>s<br />

Kryostaten befindliche Stickstoffreservoir durch Wärmeleitung gekühlt wird. Der<br />

hier verwen<strong>de</strong>te, von Magnex Scientific bezogene Kryostat (Abbildung 5.5, Seite<br />

56) ist zwar nach <strong>de</strong>m gleichen Prinzip aufgebaut, jedoch mit einer Modifikation,<br />

die die Induktion von Ringströmen beim Ein- und Ausschalten verhin<strong>de</strong>rt: Der<br />

Strahlungsschild besteht aus einem mit Kupferfolie und Polyamid beschichteten<br />

Fiberglas, wobei die Kupferfolie längs <strong>de</strong>r Kryostatenachse geschlitzt ist.<br />

5.2.2 Helium-Pumpe<br />

Durch Erniedrigung <strong>de</strong>s Kryostateninnendrucks wer<strong>de</strong>n tiefere Temperaturen als<br />

4.2 K erreicht, <strong>de</strong>m Sie<strong>de</strong>punkt von Helium unter Normaldruck. Bei <strong>de</strong>r Auswahl<br />

einer entsprechen<strong>de</strong>n Vakuumpumpe gilt es, mehrere Punkte zu berücksichtigen:<br />

Im Betrieb wird eine Helium-Pumpe auf Grund <strong>de</strong>r großen Menge verdampfen<strong>de</strong>n<br />

Heliums nicht ihren möglichen Enddruck erreichen, son<strong>de</strong>rn, je nach Dimensionierung,<br />

einen Druck in <strong>de</strong>r Größenordnung von 1 bis 10 mbar. Zwei- und mehrstufige<br />

Ausführungen sind nicht geeignet, da die für einen niedrigen Enddruck zuständigen<br />

zweiten bzw. höheren Pumpenstufen heißlaufen wür<strong>de</strong>n. Weiterhin ist es, solange<br />

nur 4 He verwen<strong>de</strong>t wird, nicht nötig, eine heliumdichte Vakuumpumpe zu verwen<strong>de</strong>n,<br />

da die Heliumverluste in keinem Verhältnis zu <strong>de</strong>n Mehrkosten einer heliumdichten<br />

Ausführung stehen. Unbedingt notwendig ist jedoch ein Ölfilter am „Auspuff“<br />

<strong>de</strong>r Pumpe, da ansonsten Öl in die Heliumrückgewinnung gelangt. Nach<br />

Rücksprachen sowohl mit Kryostaten- als auch Vakuumpumpenherstellern wur<strong>de</strong><br />

folgen<strong>de</strong> Konfiguration gewählt:


56<br />

5. APPARATIVES<br />

Abbildung 5.5: Helium-Badkryostat mit geschlitztem N 2-<br />

Strahlungsschild. Die Abbildung ist zur Ver<strong>de</strong>utlichung <strong>de</strong>s Aufbaus<br />

nicht maßstabsgetreu.


5. APPARATIVES 57<br />

Abbildung 5.6: Blockschaltbild <strong>de</strong>s Kryostaten mit Heliumpumpe<br />

und Heliumrückgewinnung.<br />

• Drehschieberpumpe E1M40, Edwards Hochvakuum GmbH<br />

einstufig, nicht heliumdicht, Pumpleistung 40 m 3 /h<br />

• MF100 Ölnebelfilter und Ölrückführung, Edwards Hochvakuum GmbH<br />

• Speedivalve SP40K Fluorelastomer, Edwards Hochvakuum GmbH,<br />

per Hand betätigter Absperrhahn am Saugflansch <strong>de</strong>r Pumpe<br />

• IPV40EK Valve, Edwards Hochvakuum GmbH,<br />

elektrisch gesteuertes Ölrückschlagventil<br />

Der kryotechnische Aufbau ist in Abbildung 5.6 skizziert. Vor Beginn <strong>de</strong>r Messungen<br />

wird <strong>de</strong>r Kryostat mit Helium befüllt. Hierbei muß Ventil V 1 zur Helium-<br />

Rückgewinnung hin offen sein. Etwa 45 Minuten vor <strong>de</strong>r Messung muß V 1 geschlossen<br />

und die Heliumpumpe eingeschaltet wer<strong>de</strong>n. Dies führt zur automatischen<br />

Öffnung <strong>de</strong>s Öl-Rückschlagventils. Nun kann das SP40 K Ventil langsam<br />

per Hand geöffnet wer<strong>de</strong>n. Wenn sich <strong>de</strong>r am Manometer ablesbare Druck nicht<br />

mehr verän<strong>de</strong>rt, kann die Messung gestartet wer<strong>de</strong>n. Es zeigte sich, daß in dieser<br />

Konfiguration ein Enddruck im Kryostaten von 8 mbar erreicht wird. Dies entspricht<br />

einer Temperatur von 1.62 K. Wird zur Druckmessung ein Manometer mit<br />

Wärmeleitfähigkeits-Messkopf eingesetzt, wie die Thermovac Röhren <strong>de</strong>r Firma<br />

Leybold, so ist zu beachten, daß <strong>de</strong>r abgelesene Druck aufgrund <strong>de</strong>r höheren<br />

Wärmeleitfähigkeit von Helium gegenüber Luft über eine Korrekturtabelle reduziert<br />

wer<strong>de</strong>n muß. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Messung wird die Heliumpumpe abgeschaltet,


58<br />

5. APPARATIVES<br />

wobei sich das Ölrückschlagventil automatisch schließt. Wenn sich durch Verdampfung<br />

<strong>de</strong>s Heliums wie<strong>de</strong>rum ein Druck in <strong>de</strong>r Größenordnung von 100 mbar<br />

im Kryostaten gebil<strong>de</strong>t hat, kann Ventil V 1 wie<strong>de</strong>r geöffnet wer<strong>de</strong>n.<br />

5.3 Ein durch chemische Versilberung hergestellter<br />

Bridged-Loop-Gap Resonator<br />

Die im Abschnitt 4.4 beschriebenen BLG-Resonatoren können bisher nicht kommerziell<br />

erworben wer<strong>de</strong>n. Ebenso sind in <strong>de</strong>r Beschichtung von Glas geübte<br />

Firmen, wie Nachfragen zeigten, aufgrund zu großer Investitionen nicht bereit,<br />

BLG-Resonatoren im Auftrag herzustellen. Daher bleibt nur, wie allen an<strong>de</strong>ren<br />

Arbeitsgruppen weltweit auch, die Herstellung im Haus. Diese erfolgte bei an<strong>de</strong>ren<br />

Gruppen bisher nur mit leiten<strong>de</strong>r Farbe, welche dann eventuell noch bei hoher<br />

Temperatur eingebrannt wird. Dabei entstehen aber Probleme durch Risse in <strong>de</strong>r<br />

Metallbeschichtung bei mehrmaligem Kühlen auf Helium-Temperaturen [For 96].<br />

Eine einfache Möglichkeit zur Erzielung einer homogenen Oberfläche ist die<br />

Abscheidung von Silber aus einer wässrigen Silbersalzlösung mit einem Reduktionsmittel<br />

(chemische Versilberung), die erstaunlicherweise für einen BLGR mit<br />

<strong>de</strong>r hier vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit erstmals erfolgreich durchgeführt wur<strong>de</strong>. Um mit <strong>de</strong>r<br />

für uns neuen Technik <strong>de</strong>r BLG-Resonatoren Erfahrungen zu sammeln, wur<strong>de</strong><br />

zunächst mit Metallfarbe gearbeitet. Mit <strong>de</strong>n so erhaltenen Resonatoren konnten<br />

bei Raumtemperatur erste Messungen durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Der erste Hinweis auf<br />

BLG-Resonatoren, welche allein mit einer Silberfarbe ohne weitere Behandlung<br />

hergestellt wur<strong>de</strong>n, stammt von R. H. Crepeau [Cre 89]. Diese Arbeitsgruppe<br />

benötigte für gepulste ESR-Experimente Resonatoren mit einer sehr niedrigen Güte<br />

und verzichtete daher auf eine Weiterbehandlung <strong>de</strong>r Metallfarbe. Dieser einfache<br />

Weg schien zum Sammeln von Erfahrungen i<strong>de</strong>al zu sein. Als weitere experimentelle<br />

Vereinfachung wur<strong>de</strong>n BLG-Resonatoren zunächst nicht aus einem Röhrchen,<br />

son<strong>de</strong>rn aus zwei ineinan<strong>de</strong>rgesteckten Röhrchen angefertigt. Dies erleichtert die<br />

Herstellung, da auf diese Art sowohl die äußere als auch die innere Metallstruktur<br />

durch Kratzen mit einem scharfen Messer erhalten wer<strong>de</strong>n kann. Abbildung 5.7<br />

veranschaulicht dieses Prinzip.


5. APPARATIVES 59<br />

Abbildung 5.7: Bridged Loop Gap<br />

Resonator, gebaut aus zwei ineinan<strong>de</strong>rgeschobenen<br />

ESR-Röhrchen, B = 3 mm,<br />

G = 1mm<br />

Abbildung 5.8: Bridged Loop Gap<br />

Resonator, gebaut aus einem ESR-<br />

Röhrchen, B=2.5 mm, G=1mm<br />

Für Tieftemperaturuntersuchungen schied diese Möglichkeit jedoch aus, da Probleme<br />

beim Einbringen in flüssiges Helium nicht auszuschließen waren. Daher wur<strong>de</strong>n<br />

im weiteren Verlauf dieser Arbeit BLG-Resonatoren nur mehr aus einem<br />

Röhrchen hergestellt (Abbildung 5.8). Gleichzeitig wur<strong>de</strong>n kleine 12 mm lange<br />

Quarzglasröhrchen chemisch versilbert. Die Prozedur ist mit allen Details im<br />

Anhang C beschrieben. Die damit an Innen- und Außenseiten mit Silber beschichteten<br />

Röhrchen müssen im Inneren zwei Gaps aufweisen, was auf zwei Arten<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n kann. Zum einen ist es möglich, während <strong>de</strong>r Versilberung eine<br />

Maske zu verwen<strong>de</strong>n, und so die innere Struktur schon bei <strong>de</strong>r Versilberung zu<br />

erhalten. Dies wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r in Abbildung 5.9 gezeigten Maske erfolgreich durchgeführt.<br />

An<strong>de</strong>rerseits kann die innere Struktur auch nach <strong>de</strong>r Versilberung herausgekratzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Hierfür wur<strong>de</strong> ein spezielles, in Abbildung 5.10 gezeigtes Werkzeug<br />

konstruiert, welches aus einem E<strong>de</strong>lstahlstab mit <strong>de</strong>m gleichen Außendurchmesser<br />

wie <strong>de</strong>r Innendurchmesser <strong>de</strong>s BLGR hergestellt wur<strong>de</strong>. Resonatoren dieser<br />

Bauart wiesen eine höhere ESR-Empfindlichkeit als die mit einer Maske hergestellten<br />

Resonatoren auf. Dies ist auf Probleme bei <strong>de</strong>r Silber<strong>de</strong>position im<br />

Inneren <strong>de</strong>r Maske zurückzuführen. Daher wird hier die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r „nachträglichen<br />

Entsilberung“ zur Herstellung eines BLGR empfohlen.


60<br />

Abbildung 5.9: Maske aus<br />

Delrin, mit <strong>de</strong>r schon während<br />

<strong>de</strong>r Versilberung die innere<br />

Struktur eines BLGR erhalten<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

5. APPARATIVES<br />

Abbildung 5.10: Aus<br />

einer E<strong>de</strong>lstahlstange<br />

hergestelltes Werkzeug,<br />

mit <strong>de</strong>m die<br />

innere Struktur eines<br />

BLGR nach <strong>de</strong>r<br />

Versilberung gekratzt<br />

wer<strong>de</strong>n kann.


5. APPARATIVES 61<br />

Hat man die innere Struktur erhalten, kann die äußere Struktur sehr einfach durch<br />

Kratzen mit einem scharfen Messer gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Der BLGR wird hierzu mit<br />

<strong>de</strong>r Hand gehalten. Eine gleichmäßige Überbrückung bei<strong>de</strong>r Spalte ist wesentlich<br />

und muß während <strong>de</strong>s Abschabens <strong>de</strong>s Silbers immer wie<strong>de</strong>r mit einer Stereobrille<br />

überprüft wer<strong>de</strong>n. Abbildung 5.11 (Seite 62) zeigt ein Foto eines auf diese Art<br />

hergestellten BLGR. Das Streichholz dient lediglich zum Größenvergleich.<br />

Mit <strong>de</strong>r anfangs verfügbaren, schnellgeschalteten Spule (Abschnitt 5.1.1) konnte,<br />

wie bereits berichtet, nur ein kleiner Frequenzbereich <strong>de</strong>s Bruker ESP380 Spektrometers<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n. Daher war die genaue Einstellung <strong>de</strong>r Resonanzfrequenz<br />

essentiell. Die von S. Pfenninger gefun<strong>de</strong>ne Abhängigkeit zwischen <strong>de</strong>r Resonanzfrequenz<br />

f R und <strong>de</strong>r Breite <strong>de</strong>r Überbrückung, , konnte reproduziert<br />

(Abbildung 5.12, Seite 62).<br />

Abschließend wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Abbildungen 5.13 bis 5.15 (Seite 63) Elektron-Spin<br />

Echos einer Kohleprobe (Imprägnierpech HL, VfT AG Castrop-Rauxel) gezeigt,<br />

die mit <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen, selbstkonstruierten BLG-Resonator-Typen erhaltenen<br />

wur<strong>de</strong>n. Abbildung 5.13 zeigt zunächst ein bei Raumtemperatur aufgezeichnetes<br />

Echo, das mit einem aus zwei Röhrchen bestehen<strong>de</strong>n und mit Silberfarbe beschichteten<br />

BLGR aufgenommen wur<strong>de</strong>, welcher sich in einem ebenfalls selbstkonstruierten<br />

Probenkopf (Abschnitt 5.5.1) befand. Die Verbesserung <strong>de</strong>s Signal zu<br />

Rauschverhältnisses durch chemische Versilberung kann eindrucksvoll mit <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n nächsten Abbildungen <strong>de</strong>monstriert wer<strong>de</strong>n. Abbildung 5.14 zeigt ein Echo<br />

<strong>de</strong>rselben Kohleprobe, das allerdings über einen versilberten, aus zwei Röhrchen<br />

bestehen<strong>de</strong>n Resonator erhalten wur<strong>de</strong>. Wird ein silberbeschichteter, jedoch aus<br />

einem Röhrchen gebauter BLGR verwen<strong>de</strong>t, so bleibt die Empfindlichkeit im<br />

Vergleich zur Version mit zwei Röhrchen unverän<strong>de</strong>rt (Abbildung 5.15). Die letzte<br />

Abbildung 5.16 (Seite 64) zeigt zum Vergleich ein Echo <strong>de</strong>rselben Probe, das unter<br />

ähnlichen experimentellen Bedingungen mit einem Bruker Puls-ESR-Probenkopf<br />

mit dielektrischem Resonator aufgenommen wur<strong>de</strong>. Das Signal zu Rauschverhältnis<br />

ist vergleichbar.


62<br />

Abbildung 5.11: Ein durch chemische Versilberung hergestellter<br />

Bridged Loop-Gap Resonator. Die äußere Überbrückung und <strong>de</strong>r<br />

innere Spalt sind klar zu erkennen. Die Resonatorhalterung aus<br />

Rexolite ist ebenfalls abgebil<strong>de</strong>t. Das Streichholz dient zum<br />

Größenvergleich.<br />

Abbildung 5.12: Resonanzfrequenz f R versus 1/ B (B ist die Breite<br />

<strong>de</strong>r Überbrückung <strong>de</strong>s Spaltes G).<br />

5. APPARATIVES


5. APPARATIVES 63<br />

Abbildung 5.13: Elektron-Spin Echo einer<br />

Kohleprobe. BLGR aus zwei Röhrchen (mit<br />

Silberfarbe bestrichen). Ohne Akkumulation, zwei<br />

Pulse von 424 ns Länge, 1200 ns Pulsabstand,<br />

Sweepbereich 3072 ns, bei Raumtemperatur.<br />

Abbildung 5.14: Elektron-Spin Echo einer<br />

Kohleprobe, Versilberter BLGR aus zwei<br />

Röhrchen. Ohne Akkumulation, zwei Pulse von<br />

296 ns Länge, 800 ns Pulsabstand, Sweepbereich<br />

3072 ns, bei Raumtemperatur.<br />

Abbildung 5.15: Elektron-Spin Echo einer<br />

Kohleprobe, Versilberter BLGR aus einem<br />

Röhrchen, Daten wie in Abbildung 5.14, bei<br />

Raumtemperatur.


64<br />

Abbildung 5.16: Elektron-Spin Echo einer<br />

Kohleprobe, Bruker DLQN-Puls-ESR Probenkopf<br />

mit dielektrischem Resonator, vergleichbare<br />

Parameter wie bei <strong>de</strong>n vorausgegangenen<br />

Abbildungen.<br />

5. APPARATIVES<br />

5.4 Die Leistungsanpassung von ESR Resonatoren<br />

Wie bereits in Abschnitt 4.1 ausgeführt, müssen Resonatoren an die Impedanz <strong>de</strong>r<br />

Leitung und <strong>de</strong>n Innenwi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>s Hochfrequenzgenerators angepaßt wer<strong>de</strong>n.<br />

Zu Beginn <strong>de</strong>r Arbeit stand hierfür ein im Arbeitskreis bereits früher für ESR- und<br />

ODMR-Messungen genutztes Mikrowellenleistungsmessgerät (Kruse DPM 4020<br />

Power Meter) zur Verfügung, das aber nicht mehr kalibriert wer<strong>de</strong>n konnte und so<br />

nur qualitative Messungen erlaubte. Damit wur<strong>de</strong> folgen<strong>de</strong>r, erster Mikrowellenmessplatz<br />

aufgebaut:<br />

Abbildung 5.17: Testaufbau zur Messung <strong>de</strong>r Resonanzfrequenz und <strong>de</strong>r<br />

Güte <strong>de</strong>s Loop-Gap-Resonators: Weinschel 430 A Sweep Oszillator,<br />

Hewlett Packard HP 779 D 20dB Richtkoppler, Microlab CB-87N 10 dB<br />

Richtkoppler, Marconi Instruments 244D Microwave Counter, Kruse<br />

DPM 4020 Power Meter.


5. APPARATIVES 65<br />

Mit diesem Testaufbau kann die Ankopplung eines am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Festmantelkabels<br />

über eine Koppelschleife angekoppelten BLGR qualitativ beurteilt wer<strong>de</strong>n. Über<br />

<strong>de</strong>n 10 dB Richtkoppler wird die vom Resonator reflektierte Leistung gemessen.<br />

Bei optimaler Anpassung tritt ein Leistungsminimum auf. Die Frequenz wird über<br />

<strong>de</strong>n gewünschten Bereich gewobbelt und über einen zweiten 20 dB Richtkoppler<br />

mit einem Mikrowellenfrequenzzähler gemessen. Eine so erhaltene Resonanzkurve<br />

eines mit Silberfarbe beschichteten BLGR mit einer Resonanzfrequenz f R von 9.65<br />

GHz ist in Abbildung 5.18 wie<strong>de</strong>rgegeben. Aus <strong>de</strong>n Abszissenwerten, bei <strong>de</strong>nen<br />

die Hälfte <strong>de</strong>r im Resonator dissipierten Leistung reflektiert wird, kann die belastete<br />

Güte Q l <strong>de</strong>s Resonators bestimmt wer<strong>de</strong>n. Hierzu wird f R / f berechnet, wobei<br />

f die 3 dB Bandweite ist. Für mit Silberfarbe beschichtete Resonatoren wur<strong>de</strong>n<br />

Güten im Bereich von 60 erhalten.<br />

Abbildung 5.18: Mo<strong>de</strong> eines mit Silberfarbe beschichteten<br />

Resonators. Aufgetragen ist die nach Abbildung 5.17 gemessene<br />

Leistung in dBm gegen die Frequenz.<br />

Die nächste Abbildung zeigt, mit i<strong>de</strong>ntischer Abszissenweite wie<strong>de</strong>rgegeben, die<br />

Mo<strong>de</strong> eines mit Silber beschichteten Resonators. Die Mo<strong>de</strong> läuft spitzer zu als<br />

beim mit Silberfarbe beschichteten Resonator. Güten im Bereich von 200 bis 300<br />

wur<strong>de</strong>n für chemisch versilberte BLGR gefun<strong>de</strong>n.


66<br />

Abbildung 5.19: Mo<strong>de</strong> eines durch chemische Versilberung<br />

hergestellten Resonators. Aufgetragen ist die nach Abbildung 5.17<br />

gemessene Leistung in dBm gegen die Frequenz.<br />

5. APPARATIVES<br />

Ein Nachteil dieses Aufbaus ist sicherlich, daß keine quantitative Beurteilung <strong>de</strong>r<br />

Anpassung möglich ist. Daher wur<strong>de</strong> ein neuer, zweikanaliger Mikrowellenleistungsmesser<br />

sowie ein dualer Richtkoppler angeschafft und damit folgen<strong>de</strong>r stark<br />

verbesserter Testaufbau realisiert:<br />

Abbildung 5.20: Verbesserter Testaufbau zur Messung <strong>de</strong>r<br />

Resonanzfrequenz und <strong>de</strong>r Güte von Loop-Gap-Resonatoren: Weinschel<br />

430 A Sweep Oszillator, Hewlett Packard HP 779 D 20dB Richtkoppler,<br />

Hewlett Packard HP 772D 20 dB dualer Richtkoppler, Marconi<br />

Instruments 244D Microwave Counter, Rho<strong>de</strong> und Schwarz NRVD<br />

zweikanaliger Leistungsmesser.<br />

Der Rho<strong>de</strong> und Schwarz Leistungsmesser kann direkt das Stehwellenverhältnis


5. APPARATIVES 67<br />

(VSWR) o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>n Betrag <strong>de</strong>s Reflektionsfaktors ( ) anzeigen. Damit sind<br />

nun quantitative Aussagen über die Ankopplung möglich. Es zeigte sich, daß bei<br />

einem VSWR von 1.3 o<strong>de</strong>r besser (also kleiner) gute ESR-Signale in flüssigem<br />

Helium erhalten wer<strong>de</strong>n. Abbildung 5.21 zeigt eine typische Resonanzkurve bei<br />

Anzeige <strong>de</strong>s Reflektionsfaktors. Da hier die Ordinate einen linearen Maßstab<br />

besitzt, erscheint die Resonanzkurve in dieser Darstellung flacher. Der hier in<br />

Resonanz gemessenen Reflektionsfaktor von 0.09 be<strong>de</strong>utet ein VSWR von 1.20.<br />

Abbildung 5.21: Mo<strong>de</strong> eines durch chemische Versilberung<br />

hergestellten Resonators. Aufgetragen ist <strong>de</strong>r nach Abbildung 5.20<br />

bestimmte Reflektionsfaktor gegen die Frequenz.<br />

5.5 ESR-Probenköpfe<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wur<strong>de</strong>n drei ESR-Probenköpfe entwickelt, die im Folgen<strong>de</strong>n<br />

mit Probenkopf A, Probenkopf B und Probenkopf C bezeichnet wer<strong>de</strong>n<br />

sollen. Probenkopf A ist ein für cw-ESR und Puls-ESR bei Raumtemperatur ausgelegter<br />

Probenkopf, mit <strong>de</strong>m erste Erfahrungen mit <strong>de</strong>r Ankopplung von BLG-<br />

Resonatoren gewonnen wur<strong>de</strong>n. Probenkopf B ist ein speziell für <strong>de</strong>n ursprünglichen<br />

Field-Cycling Aufbau und <strong>de</strong>n anfangs verwen<strong>de</strong>ten Glaskryostaten ausgelegter<br />

Puls-ESR Probenkopf. Für Field-Cycled ENDOR Messungen ist Probenkopf<br />

C ausgelegt, <strong>de</strong>r im Vergleich zu Probenkopf B zusätzlich eine ENDOR Spule zur<br />

Kernanregung enthält. Dieser Probenkopf kann sowohl im ursprünglichen Aufbau<br />

mit Glaskryostaten als auch im aktuellen Aufbau mit Helium-Badkryostat verwen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n.


68<br />

5.5.1 cw- und Puls-ESR Probenkopf (A)<br />

5. APPARATIVES<br />

Probenkopf A wur<strong>de</strong> nur entwickelt, um Erfahrungen mit <strong>de</strong>r Ankopplung von<br />

BLG-Resonatoren zu sammeln. Ein möglichst einfacher Aufbau war daher erwünscht.<br />

Der Probenkopf (Abbildung 5.22) besteht im wesentlichen aus 4 Messing<br />

M5-Gewin<strong>de</strong>stangen und 6 Acrylglas-Abstandshaltern, die mit Messingschrauben<br />

zwischen <strong>de</strong>n Gewin<strong>de</strong>stangen befestigt wer<strong>de</strong>n. Diese Stangen mit einer Länge<br />

von je 1 Meter erlauben es, <strong>de</strong>n Probenkopf horizontal zum Bo<strong>de</strong>n und gleichzeitig<br />

senkrecht zur B 0-Feldrichtung in einem konventionellen ESR Magneten zu fixieren.<br />

Eine Messung in <strong>de</strong>r geschalteten Spule ist mit diesem Probenkopf jedoch<br />

nicht möglich. Zwei Acrylglas-Abstandshalter fixieren von einem En<strong>de</strong> her ein<br />

UT141-Festmantelkabel und damit die Koppelschleife, zwei weitere, am an<strong>de</strong>ren<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Probenkopfes befindliche Abstandshalter, führen ein 5 mm ESR-Röhrchen.<br />

Eine korrekte Führung <strong>de</strong>s ESR-Röhrchens in <strong>de</strong>n Bohrungen im Acrylglas<br />

wird durch 50 �m dicke Kapton-Folie (Dupont) erreicht.<br />

Abbildung 5.22: Längsschnitt durch Probenkopf A. Der BLGR sitzt am<br />

En<strong>de</strong> eines 5 mm ESR-Röhrchens. Impedanzanpassung erfolgt durch<br />

Verschiebung und Rotation dieses Röhrchens.


5. APPARATIVES 69<br />

Der BLGR befin<strong>de</strong>t sich in diesem Aufbau am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ESR-Röhrchens. Falls mit<br />

Silberfarbe beschichtete Resonatoren verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, kann die Farbe direkt auf<br />

das Röhrchen aufgetragen wer<strong>de</strong>n. Ein zweites mit Silberfarbe beschichtetes 4 mm<br />

ESR-Röhrchen, welches in das erste Röhrchen geschoben wird, vervollständigt <strong>de</strong>n<br />

Bridged Loop-Gap Resonator. BLG-Resonatoren aus einem Röhrchen können auf<br />

ein mit Metallschleifpapier am En<strong>de</strong> zugespitztes Quarzglasröhrchen gesetzt und<br />

mit Teflonband fixiert wer<strong>de</strong>n, so daß dieser Aufbau für bei<strong>de</strong> in dieser Arbeit<br />

verwen<strong>de</strong>te BLGR-Bauarten benutzt wer<strong>de</strong>n kann. Eine Impedanzanpassung <strong>de</strong>s<br />

Resonators wird durch Rotation und Translation <strong>de</strong>s Resonators entlang <strong>de</strong>r Röhrchenachse<br />

erreicht. Die genaue Form <strong>de</strong>r Koppelschleife ist für eine korrekte<br />

Anpassung kritisch und muß nach <strong>de</strong>m Trial and Error-Verfahren ermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>r ETH Zürich eingeführten Konzept zur Ankopplung von<br />

BLG-Resonatoren wird eine aus versilbertem Kupferdraht geformte Schleife an<br />

Innen- und Außenleiter <strong>de</strong>s Festmantelkabels gelötet. Eine Mikrowellenabstrahlung<br />

tritt bei diesem Konzept jedoch nach neueren Rechnungen [Gra 98] nur an <strong>de</strong>n<br />

Lötkanten auf, und nicht, wie erwartet, über die gesamte Schleife. Beim hier<br />

entwickelten Verfahren wird <strong>de</strong>r Innenleiter <strong>de</strong>s Festmantelkabels mit Hilfe einer<br />

Stahlstange gebogen und direkt an <strong>de</strong>n Außenleiter gelötet, so daß keine scharfen<br />

Kanten entstehen. Dies ist daher wohl <strong>de</strong>r bessere Weg <strong>de</strong>r Ankopplung von BLG-<br />

Resonatoren. Die genaue Form dieser Schleife wird solange geän<strong>de</strong>rt und gegebenenfalls<br />

neu gelötet, bis Mikrowellenleistungsmessungen eine optimale Ankopplung<br />

bestätigen.<br />

Ein zur Erhöhung <strong>de</strong>r Resonatorgüte erfor<strong>de</strong>rlicher Strahlungsschild wur<strong>de</strong> aus<br />

einem mit Silberfarbe beschichteten 12 mm Fiolax-Reagenzglas geformt, das zuvor<br />

mit einer Glassäge und Metallschleifpapier auf die erfor<strong>de</strong>rliche Länge gebracht<br />

wur<strong>de</strong>. Die Länge <strong>de</strong>s beschichteten Bereichs beträgt in Anlehnung an die an <strong>de</strong>r<br />

ETH Zürich verwen<strong>de</strong>ten Puls-ESR-Probenköpfe 32 mm. Dieser Schild wird von<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n mittleren Acrylglasabstandshaltern gehalten. Für cw-ESR Messungen<br />

wur<strong>de</strong> ein Helmholtzspulenpaar zur Feldmodulation angebracht. Dieses Spulenpaar<br />

wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r in [Poo 83] angegebenen Näherungsformel so berechnet, daß<br />

es die gleiche Induktivität von 245 �H wie in Bruker-Probenköpfen eingesetzte<br />

Feldmodulationsspulen aufweist. Die berechnete Windungszahl von 45 Windungen<br />

wur<strong>de</strong> nach Messung <strong>de</strong>r tatsächlichen Induktivität auf 37 Windungen reduziert.<br />

Abbildung 5.23 zeigt einen Detailausschnitt aus Abbildung 5.22, welcher die<br />

Positionierung <strong>de</strong>r Feldmodulationsspulen <strong>de</strong>utlicher zeigt.<br />

Die nächsten Abbildungen zeigen mit diesem Probenkopf und einem älteren,<br />

ebenfalls im Arbeitskreis befindlichen Bruker BER 414s cw-ESR Spektrometer<br />

erhaltene Spektren. Abbildung 5.24 zeigt ein ESR-Spektrum eines Mn0/MgO<br />

Mischkristall-Pulvers. Diese Probe ist ein Standard, <strong>de</strong>r aufgrund <strong>de</strong>s Kernspins 5/2


70<br />

5. APPARATIVES<br />

von 55 Mn ein wohl<strong>de</strong>finiertes und intensives Sextett ergibt und daher zur<br />

Magnetfeld-Kalibrierung von ESR-Spektrometern eingesetzt wird. Die nächste<br />

Abbildung 5.25 zeigt, daß mit diesem Probenkopf aber auch Signale von weniger<br />

konzentrierten Proben erhalten wer<strong>de</strong>n können, wie hier von einer 10 -4 molaren,<br />

wässrigen Manganchloridlösung. Der Vergleich mit <strong>de</strong>n in Abbildung 5.26 und<br />

5.27 gezeigten Spektren <strong>de</strong>rselben Proben, die mit <strong>de</strong>m gleichen Spektrometer,<br />

jedoch über eine kommerzielle Bruker TE 102-Cavity erhalten wur<strong>de</strong>n, zeigt, daß<br />

dieser Probenkopf trotz <strong>de</strong>r um zwei Zehnerpotenzen niedrigeren Güte eine mit<br />

einer Cavity vergleichbare Empfindlichkeit aufweist.<br />

Abbildung 5.23: Längsschnitt durch Probenkopf A. Detailansicht. Der<br />

BLGR wird hier durch zwei ineinan<strong>de</strong>rgesteckte ESR-Röhrchen geformt,<br />

die durch Kapton-Folie geführt wer<strong>de</strong>n. Ein Strahlungsschild, <strong>de</strong>r durch<br />

auf 12 mm dickem Fiolax-Reagenzglas aufgetragene Silberfarbe geformt<br />

wur<strong>de</strong>, dient als Mikrowellen-Abschirmung. Die Feldmodulationsspulen<br />

befin<strong>de</strong>n sich auf einer je aus 3 Plexiglasteilen geformten Halterung. Die<br />

mittlere, run<strong>de</strong> Plexiglasscheibe hat einen Durchmesser von 40 mm.


5. APPARATIVES 71<br />

Abbildung 5.24: cw-ESR Spektrum von MnO/MgO, aufgenommen mit Bruker BER 414s<br />

Spektrometer und mit Silberfarbe beschichtetem BLGR aus zwei Röhrchen, Probenkopf<br />

A, Sweepbereich 700 G.<br />

Abbildung 5.25: cw-ESR Spektrum einer 10 -4 molaren, wässrigen MnCl 2-Lösung,<br />

aufgenommen mit BER 414s Spektrometer und mit Silberfarbe beschichtetem BLGR aus<br />

zwei Röhrchen. Probenkopf A, Sweepbereich 700 G.


72<br />

5. APPARATIVES<br />

Abbildung 5.26: Zum Vergleich mit Abbildung 5.24: cw-ESR Spektrum von MnO/MgO,<br />

aufgenommen mit BER 414s Spektrometer und Bruker TE 102-Cavity.<br />

Abbildung 5.27: Zum Vergleich mit Abbildung 5.25: cw-ESR Spektrum einer 10 -4<br />

molaren, wässrigen MnCl 2-Lösung, aufgenommen mit BER 414s Spektrometer und<br />

Bruker TE 102-Cavity.


5. APPARATIVES 73<br />

Zu diskutieren bleibt die Empfindlichkeit im Pulsbetrieb. Die bereits auf Seite 63<br />

gezeigten Abbildungen 5.14 und 5.15 zeigen die Leistung dieses Probenkopfs A im<br />

Pulsbetrieb. Ein Vergleich mit Abbildung 5.16, Seite 64, die ein Echo <strong>de</strong>r gleichen<br />

Substanz zeigt, das jedoch mit einem kommerziellen Bruker Probenkopf mit<br />

dielektrischem Resonator aufgenommen wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>monstriert das vergleichbare<br />

Signal zu Rauschverhältnis.<br />

Der im nächsten Abschnitt beschriebene Probenkopf B mußte aufgrund <strong>de</strong>s in einer<br />

geschalteten Spule beschränkten Probenraums im Kryostaten und <strong>de</strong>r senkrechten<br />

Richtung <strong>de</strong>s Magnetfelds zur Resonatorachse sehr viel kleiner ausgelegt wer<strong>de</strong>n.<br />

Daher interessierte zunächst, wie sehr <strong>de</strong>r Strahlungsschild um <strong>de</strong>n BLGR verkleinert<br />

wer<strong>de</strong>n konnte, ohne zu große Empfindlichkeitsverluste zu erlei<strong>de</strong>n.<br />

Literaturangaben hierzu gibt es nicht, da eine Verkleinerung <strong>de</strong>s Resonators in<br />

Richtung <strong>de</strong>r BLGR-Achse aufgrund <strong>de</strong>r Feldrichtung in einem konventionellen<br />

Magneten nicht erfor<strong>de</strong>rlich ist. Daher wur<strong>de</strong> Probenkopf A mit einem nur 16 mm<br />

langen Strahlungsschild ausgerüstet und die Empfindlichkeit im cw-Betrieb getestet.<br />

Es zeigt sich, daß die Empfindlichkeit durch <strong>de</strong>n verkürzten Strahlungsschild<br />

um <strong>de</strong>n Faktor zwei reduziert wird. Dies erschien jedoch akzeptabel. Daher wur<strong>de</strong><br />

Probenkopf B mit einem 16 mm breiten Strahlungsschild konstruiert.<br />

5.5.2 Field-Cycling Puls-ESR Probenkopf (B)<br />

Ein Probenkopf, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Ansprüchen <strong>de</strong>r Field-Cycling ESR genügt, muß zum<br />

einen aufgrund <strong>de</strong>r Feldrichtung einen zur Probenkopfachse senkrecht orientierten<br />

BLGR enthalten. Zum an<strong>de</strong>ren muß die Abmessung <strong>de</strong>s Probenkopfs in Richtung<br />

<strong>de</strong>r BLGR-Achse aufgrund <strong>de</strong>s begrenzten Raums im Kryostaten minimiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Schließlich ist eine Konstruktion erfor<strong>de</strong>rlich, die eine plötzliche Temperaturän<strong>de</strong>rung<br />

von Raumtemperatur auf 4.2 K ohne Sprünge übersteht. Von <strong>de</strong>n im<br />

vorher beschriebenen Probenkopf verwen<strong>de</strong>ten Materialien weist nur Quarzglas<br />

eine entsprechen<strong>de</strong> Festigkeit auf. Das elektrisch gut leiten<strong>de</strong> Messing wur<strong>de</strong>, vor<br />

allem um Problemen mit während <strong>de</strong>s Schaltens induzierten Ringströmen zu<br />

entgehen, durch einen unmagnetischen Spezialstahl ersetzt (W-4571, Toni Neubert<br />

Stahlgroßhan<strong>de</strong>l, München). Schließlich wur<strong>de</strong> statt <strong>de</strong>s kälteempfindlichen Acrylglases<br />

ein für Tieftemperatur- und Mikrowellenanwendungen ausgelegter Spezialkunststoff<br />

aus quervernetztem Polystyrol verwen<strong>de</strong>t (Rexolite 1422, Polypenco<br />

Kunststofftechnik, Sinsheim). Abbildung 5.28 zeigt <strong>de</strong>n unteren Teil <strong>de</strong>s Probenkopfs.<br />

Der BLGR befin<strong>de</strong>t sich in einer Halterung aus Rexolite (siehe Abbildung<br />

5.11), welche über ein Gewin<strong>de</strong> in das E<strong>de</strong>lstahlgehäuse geschraubt ist. Als Probenbehälter<br />

wird ein 4 mm ESR-Quarzglasröhrchen genutzt, <strong>de</strong>ssen Durchmesser<br />

mit Metallschleifpapier so dimensioniert wur<strong>de</strong>, daß es gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n BLGR paßte,<br />

ohne die Beschichtung zu beschädigen. Innerhalb <strong>de</strong>s BLGR wird dieser Probenbe-


74<br />

5. APPARATIVES<br />

hälter am En<strong>de</strong> über ein kleines Stück Teflonband gehalten, daß etwas über <strong>de</strong>n<br />

BLGR hinausragt und so gleichzeitig auch <strong>de</strong>n Resonator in <strong>de</strong>r Rexolitehalterung<br />

fixiert. Impedanzanpassung erfolgt bei Raumtemperatur über eine Drehung <strong>de</strong>r<br />

BLGR-Halterung, womit gleichzeitig <strong>de</strong>r Abstand zur Koppelschleife verän<strong>de</strong>rt<br />

wird. Im Anhang A, Abbildung A1 bis A4, sind technische Zeichnungen dieses für<br />

<strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r Messungen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Probenkopfteils aufgeführt. Dieses<br />

untere Probenkopfteil wird über drei E<strong>de</strong>lstahlstangen an einem Abstandshalter aus<br />

Messing befestigt.<br />

Abbildung 5.28: Längsschnitt durch Probenkopf B. Der BLGR wird in<br />

<strong>de</strong>r Rexolite Halterung durch ein kleines Stück Teflonband fixiert.<br />

Abbildung 5.29 zeigt maßstabsgetreu <strong>de</strong>n kompletten Probenkopf. Der obere<br />

Kryostatenflansch weist Bohrungen für <strong>de</strong>n Heliumheber, die Heliumrückführung<br />

und das Festmantelkabel auf. Eine in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Flansches vorhan<strong>de</strong>ne Bohrung<br />

kann für einen Helium-Messfühler genutzt wer<strong>de</strong>n. Bei Verwendung <strong>de</strong>s Helium-<br />

Glaskryostaten ist dies jedoch nicht erfor<strong>de</strong>rlich, da <strong>de</strong>r Heliumstand optisch durch<br />

Schlitze in <strong>de</strong>r Kryostatenbeschichtung abgelesen wer<strong>de</strong>n kann. Das Festmantelkabel<br />

wird in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Messingabstandshaltern mit Schrauben fixiert. Da dies<br />

jedoch nicht zu einer stabilen Halterung führte, mußte das Festmantelkabel am<br />

unteren Abstandshalter festgelötet wer<strong>de</strong>n. Beim Probenkopf C wur<strong>de</strong>n daher diese<br />

Kabelhalterungen verbessert, so daß keine Lötung mehr erfor<strong>de</strong>rlich war.


5. APPARATIVES 75<br />

Abbildung 5.29: Längsschnitt durch Probenkopf B. Der BLGR<br />

befin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>m unteren E<strong>de</strong>lstahlgehäuse. Das Mikrowellen-<br />

Festmantelkabel ist nicht eingezeichnet.


76<br />

Abbildung 5.30: Elektron-Spin-Echo von Imprägnierpech<br />

HL, versilberter BLGR aus einem Röhrchen,<br />

Probenkopf B bei Raumtemperatur, ohne<br />

Akkumulation, zwei Pulse von 296 ns Länge, 800 ns<br />

Pulsabstand, Sweepbereich 3072 ns.<br />

5. APPARATIVES<br />

Dieser Probenkopf kann, da er keine Feldmodulationsspulen enthält, nur im Pulsbetrieb<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n. Abbildung 5.30 zeigt ein Elektron Spin Echo von Imprägnierpech<br />

HL bei Raumtemperatur mit einem versilberten Resonator aus einem<br />

Röhrchen. Im Vergleich zu Probenkopf A (Abbildung 5.15) ist die Empfindlichkeit<br />

<strong>de</strong>utlich gesenkt. Dies wird zum einen von <strong>de</strong>m kürzeren Mikrowellenschild und<br />

<strong>de</strong>r daher schlechteren Abschirmung, zum an<strong>de</strong>ren aber auch von <strong>de</strong>r „geknickten“<br />

Geometrie <strong>de</strong>r Koppelschleife verursacht. Bei<strong>de</strong>s ist aber beim Field-Cycling<br />

Experiment im Glaskryostaten unumgänglich und kann nicht weiter verbessert<br />

wer<strong>de</strong>n. Bei Tieftemperaturmessungen steigt das Signal zu Rauschverhältnis<br />

wie<strong>de</strong>r an, wie Abbildungen 5.31 und 5.32 zeigen. Obwohl sich die Anpassung, die<br />

nur bei Raumtemperatur vorgenommen wer<strong>de</strong>n kann, von VSWR=1.05 auf 1.60 in<br />

flüssigem Helium verschlechtert hat, steigt das Signal zu Rauschverhältnis aufgrund<br />

<strong>de</strong>s Boltzmann-Faktors und <strong>de</strong>r erhöhten Güte in flüssigem Helium von 15/1<br />

bei Raumtemperatur auf 80/1 in flüssigem Helium. Mit diesem Probenkopf wur<strong>de</strong><br />

erstmals eine gepulste Detektion <strong>de</strong>r Nullfeld-Elektronenspinrelaxationszeit durchgeführt,<br />

über die im Abschnitt 7.1 berichtet wird.


5. APPARATIVES 77<br />

Abbildung 5.31: Elektron-Spin-Echo von Imprägnierpech<br />

HL, versilberter BLGR aus einem Röhrchen,<br />

Probenkopf B, ohne Akkumulation, zwei Pulse von<br />

296 ns Länge, 800 ns Pulsabstand, Sweepbereich 5120<br />

ns, in flüssigem Stickstoff.<br />

Abbildung 5.32: Elektron-Spin-Echo von Imprägnierpech<br />

HL, Daten wie bei Abbildung 5.31, jedoch in<br />

flüssigem Helium.


78<br />

5.5.3 Pulsed Field-Cycled ENDOR Probenkopf (C)<br />

5. APPARATIVES<br />

Für die ENDOR-Anregung mußte in <strong>de</strong>n Probenkopf zusätzlich eine Spule zur<br />

Kernanregung integriert wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>m Probenkopfkonzept <strong>de</strong>r ETH Zürich<br />

[For 90] wird hierfür eine elektrochemisch auf Teflon abgeschie<strong>de</strong>ne Spule verwen<strong>de</strong>t.<br />

Dieses sehr aufwendige Verfahren ist in konventionellen, gepulsten<br />

ENDOR-Experimenten nötig, da eine praktisch zeitgleiche Kern- und Elektronenanregung<br />

erfolgt. Die Spule muß daher beson<strong>de</strong>rs stabil fixiert sein, um durch die<br />

Radiofrequenz verursachte Schwingungen im Probenkopf (Mikrophonie) auszuschließen.<br />

Bei <strong>de</strong>m hier durchgeführten Field-Cycling-Verfahren sind jedoch Kernund<br />

Elektron-Anregung zeitlich um einige Millisekun<strong>de</strong>n getrennt. Daher kann ein<br />

einfacherer Weg <strong>de</strong>r ENDOR-Spulenbefestigung gewählt wer<strong>de</strong>n: Die Spule<br />

besteht aus 14 Windungen eines 0.6 mm dicken Kupferdrahtes, welcher auf einen<br />

Rexolite-Kern gewickelt und auf diesem mit Teflonband fixiert wur<strong>de</strong> (Abbildung<br />

5.33). Auf eine Impedanzanpassung dieser Spule wur<strong>de</strong> verzichtet, da aus<br />

NQR-Messungen im Hause bekannt war, daß dies nicht erfor<strong>de</strong>rlich ist. Es wur<strong>de</strong><br />

überprüft, daß <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Festmantelkabel und <strong>de</strong>r Spule bestehen<strong>de</strong> Schwingkreis<br />

im für ENDOR-Messungen verwen<strong>de</strong>ten Frequenzbereich von 0 bis 35 MHz<br />

keine Resonanz zeigt und so eine flache Anpassung über <strong>de</strong>n gesamten Bereich<br />

sichergestellt ist.<br />

Abbildung 5.33: Halterung für die ENDOR-Spule aus Rexolite. Der<br />

auf <strong>de</strong>n Spulenkern gewickelte Kupferdraht wird durch mehrere Lagen<br />

Teflonband gesichert.<br />

Der Bridged-Loop-Gap-Resonator befin<strong>de</strong>t sich in einer Rexolitehalterung, welche<br />

in die in Abbildung 5.33 gezeigte Spulenhalterung geschraubt wird. Diese Spulenhalterung<br />

sitzt wie<strong>de</strong>rum in einem äußeren Gehäuse, welches auch aus Rexolite


5. APPARATIVES 79<br />

besteht. Abbildung 5.34 zeigt <strong>de</strong>n gesamten unteren Teil <strong>de</strong>s Probenkopfs. Technische<br />

Zeichnungen sind im Anhang A zu fin<strong>de</strong>n (A5 bis A 10).<br />

Abbildung 5.34: Unterer Teil <strong>de</strong>s Probenkopfs C. Der BLGR<br />

befin<strong>de</strong>t sich in einer Rexolitehalterung �, welche in die Halterung<br />

für die ENDOR-Spule � geschraubt ist. Die Spulenhalterung wird<br />

in <strong>de</strong>m äußeren Rexolitegehäuse � durch zwei Schrauben fixiert.<br />

Der untere Teil <strong>de</strong>s Probenkopfs ist mit drei E<strong>de</strong>lstahlstangen an <strong>de</strong>m oberen<br />

Aufbau befestigt, welcher im wesentlichen <strong>de</strong>m in Abbildung 5.29 gezeigten<br />

entspricht. Im Gegensatz zu Probenkopf B sind weitere Durchführungen für ein<br />

zweites UT 141 Festmantelkabel zur ENDOR-Anregung angebracht. Bei<strong>de</strong> Festmantelkabel<br />

wer<strong>de</strong>n jetzt, ähnlich wie Bohrer in einer Handbohrmaschine, über


80<br />

Abbildung 5.35: Elektron-Spin Echo von<br />

Imprägnierpech HL, Probenkopf C. Daten wie bei<br />

Abbildung 5.32.<br />

5. APPARATIVES<br />

45Spannzangen fixiert, so daß ein Festlöten <strong>de</strong>r Kabel nicht mehr erfor<strong>de</strong>rlich ist<br />

und gleichzeitig ein sehr fester Halt garantiert wird. Der Probenkopf kann sowohl<br />

im ursprünglichen Field-Cycling Aufbau mit Glaskryostaten als auch im neuen<br />

Aufbau mit E<strong>de</strong>lstahlkryostaten verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Für diesen Fall wur<strong>de</strong> die in<br />

Abbildung 5.34 teilweise gezeigte, äußere Abschirmung aus einem 40 mm dicken<br />

V2A-Stahlrohr konstruiert, die im Anhang A in <strong>de</strong>n Zeichnungen A 11 und A 12<br />

genauer beschrieben ist.<br />

Aus <strong>de</strong>m in Abbildung 5.35 gezeigtem Echo von Imprägnierpech HL bei 4.2 K<br />

sieht man, daß dieser Probenkopf die gleiche Empfindlichkeit wie Probenkopf B<br />

aufweist.<br />

Mit Probenkopf C wur<strong>de</strong>n erstmals in Field-Cycled-ENDOR Experimenten anisotrope<br />

Hyperfeinkopplungen gefun<strong>de</strong>n (Abschnitt 7.4). Hierfür war es erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

bei tieferen Temperaturen als 4.2 K zu arbeiten. Abbildung 5.36 zeigt ein bei 1.6 K<br />

erhaltenes Echo. Das Rauschen ist aufgrund nochmals erhöhter Resonatorgüte und<br />

<strong>de</strong>s Boltzmannfaktors nicht mehr feststellbar. Bei Messungen unter Abpumpen <strong>de</strong>s<br />

Heliums muß die Phase <strong>de</strong>s Signals sorgfältig beobachtet wer<strong>de</strong>n, da hier mehrmals<br />

eine Drift aufgetreten ist. In diesem Fall muß die Messung abgebrochen und<br />

wie<strong>de</strong>rholt wer<strong>de</strong>n.


5. APPARATIVES 81<br />

Abbildung 5.36: Elektron-Spin Echo von Imprägnierpech<br />

HL, versilberter BLGR aus einem Röhrchen, Probenkopf C,<br />

ohne Akkumulation, zwei Pulse von 248 ns Länge, 800 ns<br />

Pulsabstand, 5120 ns Sweepbereich, bei 1.6 K durch<br />

Abpumpen <strong>de</strong>s flüssigen Heliums.<br />

5.6 Zusammenfassung<br />

Dieses umfangreichste Kapitel <strong>de</strong>r vorliegen Arbeit beschreibt alle experimentellen<br />

Aspekte <strong>de</strong>s für die gepulsten Field-Cycled-ENDOR Untersuchungen aufgebauten<br />

beziehungsweise erweiterten Spektrometers.<br />

Zunächst wur<strong>de</strong> das von J. Olliges konzipierte NQR-Field-Cycling Spektrometer<br />

(NQR = Nuclear Quadrupole Resonance) beschrieben. In seiner ursprünglichen<br />

Form erlaubte dies die Durchführung von Field-Cycling-NQR Experimenten bei<br />

Raumtemperatur und in flüssigem Stickstoff. Ein bereits von J. Olliges verwen<strong>de</strong>ter<br />

Glaskryostat wur<strong>de</strong> mit zusätzlichen Vakuumflanschen ausgestattet, die ein<br />

Abpumpen von Kon<strong>de</strong>nswasser nach einer Tieftemperaturmessung ermöglichten.<br />

Durch diese Verbesserung wird die Gefahr eines Glasbruchs beim Füllen stark<br />

vermin<strong>de</strong>rt, was daher auch Messungen in flüssigem Helium erlaubt. Die Kombination<br />

eines ebenfalls bereits vorhan<strong>de</strong>nen, gepulsten ESR-Spektrometers (Bruker<br />

ESP 380) mit diesem Field-Cycling Aufbau erlaubte erstmals die Aufnahme von<br />

gepulsten Field-Cycled-ENDOR Spektren. Hiermit wur<strong>de</strong> eine in Field-Cycled-<br />

ENDOR Untersuchungen bisher noch nicht beobachtete direkte magnetische<br />

Wechselwirkung zwischen Kern- und Elektronenspin untersucht. Da hierbei jedoch


82<br />

5. APPARATIVES<br />

nur eine breite Linie ohne die erhoffte Verbesserung <strong>de</strong>r Auflösung gefun<strong>de</strong>n<br />

wur<strong>de</strong>, mußte <strong>de</strong>r Field-Cycling Teil <strong>de</strong>s Spektrometers weiter verbessert wer<strong>de</strong>n.<br />

Teil <strong>de</strong>r Dissertation von D. Kilian war hierzu die Einbindung einer neuen, geschalteten<br />

Spule, die durch ihren größeren Innendurchmesser nun die Verwendung<br />

eines Helium-E<strong>de</strong>lstahl-Badkryostaten und damit die Erzielung tieferer Temperaturen<br />

als 4.2 K erlaubte. Die kryotechnischen Aspekte <strong>de</strong>r Einbindung dieses Badkryostaten<br />

in das Spektrometer wur<strong>de</strong>n beschrieben. Eine weitere Modifikation <strong>de</strong>s<br />

bestehen<strong>de</strong>n Aufbaus betrifft die Kompensation magnetischer Störfel<strong>de</strong>r, die unter<br />

an<strong>de</strong>rem von einem im Labor befindlichen konventionellen Varian ESR-Magneten<br />

verursacht wur<strong>de</strong>n, durch eine Helmholtzspule.<br />

Dieser aktualisierte Aufbau erlaubte bei Temperaturen von 1.6 K und nach<br />

Störfeld-Kompensation erstmals die Aufnahme von Field-Cycled-ENDOR Spektren,<br />

mit <strong>de</strong>nen eine anisotrope 13 C-Hyperfeinwechselwirkung einer Kohleprobe im<br />

Nullfeld bestimmt wur<strong>de</strong>.<br />

In diesem Kapitel wur<strong>de</strong> darüber hinaus die Herstellung <strong>de</strong>r für die Experimente<br />

verwen<strong>de</strong>ten Bridged-Loop-Gap-Resonatoren durch chemische Versilberung<br />

beschrieben. Dies hat gegenüber <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren literaturbekannten Metho<strong>de</strong>n große<br />

Vorteile bezüglich <strong>de</strong>r Langzeitstabilität <strong>de</strong>r Silber-Beschichtung. Ebenso wur<strong>de</strong>n<br />

die im Rahmen dieser Arbeit entwickelten cw- und Puls-ESR Probenköpfe erläutert.<br />

Die für die Field-Cycling Spule konzipierten Probenköpfe weisen eine vorher<br />

nicht bekannte Geometrie hinsichtlich <strong>de</strong>r Position und Ankopplung <strong>de</strong>s Resonators<br />

auf. Die Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r Probenköpfe wur<strong>de</strong> mit Mikrowellen-Leistungsmessungen<br />

und in zahlreichen cw- und gepulsten ESR-Spektren <strong>de</strong>monstriert.


6. Testmessungen<br />

Durch die auf die Leistung <strong>de</strong>s Mikrowellenklystrons beschränkte Pulsleistung<br />

waren Meßsubstanzen für Field-Cycled-ENDOR Experimente schwer zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Alle im Rahmen <strong>de</strong>r Routine-ESR <strong>de</strong>r Fakultät für Chemie untersuchten Proben,<br />

die ein intensives ESR-Signal zeigten, wur<strong>de</strong>n bei Raumtemperatur auf ihre<br />

Tauglichkeit für gepulste ESR hin untersucht. Jedoch konnte bei keiner <strong>de</strong>r untersuchten<br />

Substanzen ein Echo erhalten wer<strong>de</strong>n, was auf die zu kurze Phasengedächtniszeit<br />

T 2 dieser Proben zurückzuführen ist. Das Echo klingt bereits während<br />

<strong>de</strong>r wegen <strong>de</strong>r niedrigen Mikrowellenleistung nötigen langen mw-Pulse von 250 bis<br />

450 ns ab. Mit einer von <strong>de</strong>r VfT AG, Castrop Rauxel zur Verfügung gestellten<br />

Kohleprobe (Imprägnierpech HL) wur<strong>de</strong> jedoch, einem Hinweis von P. Höfer<br />

folgend [Höf 94], eine Substanz mit genügend langer Phasengedächtniszeit erhalten,<br />

die im nächsten Abschnitt näher beschrieben wird.<br />

Sowohl hexagonales, als auch kubisches Bornitrid sind technisch interessante und<br />

bisher nur unzureichend mit ENDOR untersuchte Substanzen, die sich für Field-<br />

Cycled ENDOR-Experimente anbieten. Vorversuche zur Untersuchung von<br />

Bornitrid sind im Abschnitt 6.2 beschrieben. Jedoch wur<strong>de</strong>n auch von diesen<br />

Substanzen aufgrund <strong>de</strong>r zu kurzen Phasengedächtniszeit keine Echos erhalten.<br />

6.1 Imprägnierpech HL<br />

Imprägnierpech HL ist ein komplexes Gemisch mehrkerniger, aromatischer und<br />

heterocyclischer Kohlenwasserstoffe. Laut Elementaranalyse besteht es aus<br />

[Boe 98]:<br />

• 93 % C<br />

• 4 - 5 % H<br />

• 1 % O<br />

• 1 % N<br />

• 0.7 % S<br />

• Spuren von anorganischen Materialien: Silikate, Zink, Eisen und Silizium<br />

83


84<br />

Abbildung 6.1: cw-ESR Spektrum von Imprägnierpech HL,<br />

Bruker ESP 300 Spektrometer mit dielektrischem Resonator,<br />

Sweepbereich 5 mTesla, bei Raumtemperatur.<br />

6. TESTMESSUNGEN<br />

10 % <strong>de</strong>r Substanz können gaschromatographisch charakterisiert wer<strong>de</strong>n, die<br />

restlichen 90 % sind aufgrund zu hohen Molekulargewichts (Durchschnitt: 1000)<br />

unbestimmt. Die aromatischen und heterocyclischen Kohlenwasserstoffe sind<br />

Ursache <strong>de</strong>s paramagnetischen Charakters. Technische Verwendung fin<strong>de</strong>t das<br />

Imprägnierpech in <strong>de</strong>r Elektrostahlerzeugung. Hier wird es von SGL Carbon,<br />

Augsburg Meitingen, zur Imprägnierung von in Gleichstrom-Lichtbogenöfen<br />

verwen<strong>de</strong>ten Graphitelektro<strong>de</strong>n eingesetzt [Kle 95].<br />

Abbildung 6.1 zeigt ein bei Raumtemperatur erhaltenes cw-ESR Spektrum von<br />

Imprägnierpech HL. Ein intensives, aber strukturloses Signal mit einer Peak to<br />

Peak Linienbreite H pp von etwa 0.4 mTesla wird erhalten.<br />

Die nächste Abbildung 6.2 zeigt ein Elektron Spin-Echo <strong>de</strong>tektiertes ESR-Spektrum<br />

<strong>de</strong>r gleichen Probe bei 1.6 K. Hier ist ein anisotrop verbreitertes Signal mit<br />

einer ausgeprägten Struktur zu sehen, das sich über einen Bereich von 10 mTesla<br />

erstreckt. Ein Teil <strong>de</strong>s Spektrums wird durch einen Fit [Sim 96] mit <strong>de</strong>m in Abschnitt<br />

7.4 gefun<strong>de</strong>nen 13 C-Hyperfeintensor von (15.25, 5.75, 1.55) MHz und einer<br />

Linienbreite von 0.24 mTesla ungefähr reproduziert (Abb. 6.3). Eine gemischte<br />

Lorentz- (60 %) und Gauß- (40%) Linienform wur<strong>de</strong> für die Simulation verwen<strong>de</strong>t.<br />

Es ist jedoch klar zu erkennen, daß diese 13 C-Hyperfeinkopplung nicht die einzige<br />

Wechselwirkung in <strong>de</strong>r Probe ist. Dies stimmt mit <strong>de</strong>n von P. Höfer in<br />

Raumtemperatur-HYSCORE Experimenten [Höf 94] gefun<strong>de</strong>nen Ergebnissen


6. TESTMESSUNGEN 85<br />

überein. Dort wur<strong>de</strong> das gesamte HYSCORE Spektrum durch eine Überlagerung<br />

von 13 C-Hyperfeinübergängen und 1 H-Hyperfeinübergängen erklärt. Die Proton-<br />

Hyperfeinkopplungen sind größer als die 13 C-Hyperfeinkopplungen und verursachen<br />

die restliche Struktur in <strong>de</strong>m in Abbildung 6.2 gezeigten Spektrum.<br />

Zu diskutieren bleibt die außergewöhnlich lange Phasengedächtniszeit dieser<br />

Kohleprobe. Abbildung 6.4 zeigt die durch Variation <strong>de</strong>s Pulsabstan<strong>de</strong>s eines<br />

Zweipulsechos erhaltenen Ergebnisse, wonach T 2 bei Raumtemperatur 626 ns<br />

beträgt. Dies ist ein ungewöhnlich großer und wohl probenspezifischer Wert.<br />

Interessant ist die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r T 2-Zeit bei Abkühlung auf 4.2 K. Trotz <strong>de</strong>s<br />

Temperaturunterschieds von 293 K erhöht sich die Phasengedächtniszeit, wie<br />

Abbildung 6.5 zeigt, nur auf 952 ns. Die im Imprägnierpech HL enthaltenen<br />

paramagnetischen Substanzen sind typisch für organische Radikale. Sollte also bei<br />

Raumtemperatur kein Echo aufgrund zu kurzer Phasengedächtniszeit erhalten<br />

wer<strong>de</strong>n, dürfte dies bei vergleichbaren Verbindungen auch in flüssigem Helium<br />

aufgrund <strong>de</strong>r nur geringen Zunahme <strong>de</strong>r T 2-Zeit nicht gelingen.<br />

Abbildung 6.2: ESE-<strong>de</strong>tektiertes ESR-Spektrum von Imprägnierpech HL.<br />

Mit <strong>de</strong>r Field-Cycling Apparatur und Probenkopf C ohne Feldschaltung im<br />

Hochfeld aufgenommen. Aufgrund <strong>de</strong>r Echo<strong>de</strong>tektion wird im Gegensatz zu<br />

Abbildung 6.1 nicht die erste Ableitung, son<strong>de</strong>rn das Absorptionsspektrum<br />

wie<strong>de</strong>rgegeben.


86<br />

6. TESTMESSUNGEN<br />

Abbildung 6.3: Simulation <strong>de</strong>s ESR-Spektrums aus Abbildung 6.2. Es<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n Field-Cycled-ENDOR Messungen gefun<strong>de</strong>ne 13 C-<br />

Hyperfeintensor verwen<strong>de</strong>t. Die zusätzlich in Abbildung 6.2 enthaltene<br />

Struktur stammt von in dieser Simulation nicht enthaltenen 1 H-<br />

Hyperfeinkopplungen.


6. TESTMESSUNGEN 87<br />

Abbildung 6.4: Auftragung <strong>de</strong>s Logarithmus <strong>de</strong>r Echoamplitu<strong>de</strong> gegen <strong>de</strong>n<br />

Pulsabstand eines Zweipulsechos von Imprägnierpech HL bei<br />

Raumtemperatur. Vereinfachend wird hier auch für einen Festkörper ein<br />

exponentieller Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Echoamplitu<strong>de</strong> und <strong>de</strong>m<br />

Pulsabstand angenommen. Durch lineare Regression ergibt sich eine<br />

Phasengedächtniszeit von 626 ns.


88<br />

6. TESTMESSUNGEN<br />

Abbildung 6.5: Auftragung <strong>de</strong>s Logarithmus <strong>de</strong>r Echoamplitu<strong>de</strong> gegen <strong>de</strong>n<br />

Pulsabstand eines Zweipulsechos von Imprägnierpech HL bei 4.2 K. Durch<br />

lineare Regression ergibt sich eine Phasengedächtniszeit von 952 ns.<br />

6.2 Hexagonales und kubisches Bornitrid<br />

Hexagonales Bornitrid besitzt eine <strong>de</strong>m Graphit ähnliche Schichtstruktur und wird<br />

<strong>de</strong>shalb auch als „weißer Graphit“ bezeichnet. Es verfügt über eine Reihe einzigartiger<br />

Eigenschaften, die ihm einen weiten Bereich industrieller Anwendungsmöglichkeiten<br />

erschlossen haben. Die ausgeprägte Schichtstruktur legt in Verbindung<br />

mit <strong>de</strong>r vorzüglichen Temperaturbeständigkeit die Verwendung als<br />

Hochtemperatur-Schmiermittel nahe. Hexagonales Bornitrid hat auch in elektrotechnischer<br />

Hinsicht sehr interessante Eigenschaften. So ist es ein Halbleiter mit<br />

einer Bandlücke von 3.9 eV.<br />

Kubisches Bornitrid hingegen besitzt eine <strong>de</strong>m Diamant entsprechen<strong>de</strong> Struktur<br />

(Zinkblen<strong>de</strong>) und wird daher auch „anorganischer Diamant“ genannt. Diese Modifikation<br />

zeichnet sich unter an<strong>de</strong>rem durch extreme Härte und einen hohen<br />

Schmelzpunkt aus und eignet sich für vielerlei Anwendungen in <strong>de</strong>r Keramik und<br />

Beschichtungstechnik sowie <strong>de</strong>r Elektronik (Bandlücke 6.4 eV). Erste NMR-<br />

Messungen wur<strong>de</strong>n bereits 1960 an <strong>de</strong>r hexagonalen Modifikation durchgeführt<br />

[Sil 60], aber auch in jüngster Zeit wer<strong>de</strong>n noch NMR-Arbeiten an Bornitrid<br />

publiziert [Fan 95]. Da dieses Material stets auch paramagnetische Defekte enthält,


6. TESTMESSUNGEN 89<br />

wur<strong>de</strong>n sehr früh auch erste ESR-Messungen [Gei 64, Röm 66] durchgeführt, die<br />

für hexagonales Bornitrid ein 10-Linien Spektrum aufgrund <strong>de</strong>r Hyperfeinkopplung<br />

eines Elektrons mit drei äquivalenten 11 B-Kernen zeigten. Die Kopplungen am<br />

Stickstoff sind dagegen bis heute nicht bestimmt wor<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> für eine nähere<br />

Charakterisierung <strong>de</strong>r elektrotechnischen Eigenschaften bei<strong>de</strong>r Bornitrid-Verbindungen<br />

wäre dies jedoch sehr interessant. Daher sollte versucht wer<strong>de</strong>n, diese mit<br />

Field-Cycled ENDOR zu messen. Sowohl hexagonales als auch kubisches Bornitrid<br />

wur<strong>de</strong>n untersucht. Von hexagonalem Bornitrid stan<strong>de</strong>n zwei Proben zur<br />

Verfügung: Eine bereits vor mehreren Jahren von Sigma gelieferte, sowie eine<br />

kürzlich von Aldrich bezogene Substanz. Kubisches Bornitrid, das nicht kommerziell<br />

erhältlich ist, wur<strong>de</strong> von Prof. Nöth, Institut für Anorganische Chemie <strong>de</strong>r<br />

Universität München, zur Verfügung gestellt. Abbildungen 6.6 und 6.7 zeigen cw-<br />

ESR Spektren von hexagonalem Bornitrid. Die von Sigma gelieferte Probe zeigt<br />

nur ein sehr schwaches ESR-Signal ohne erkennbare Hyperfeinaufspaltung. Von<br />

Aldrich geliefertes, hexagonales Bornitrid (Abb. 6.7) hingegen zeigt eine ausgeprägte<br />

Hyperfeinaufspaltung, die durch Hyperfeinwechselwirkung eines Elektrons<br />

in einer Stickstoff-Leerstelle mit drei 11 B Atomen in <strong>de</strong>r Nachbarschaft verursacht<br />

wird. Weitere Kopplungen, insbeson<strong>de</strong>re zu 10 B, und anisotrope Hyperfeinaufspaltungen<br />

wer<strong>de</strong>n im Spektrum aufgrund <strong>de</strong>r Linienbreite nicht beobachtet. Dies<br />

entspricht <strong>de</strong>m literaturbekannten Spektrum von hexagonalem Bornitrid [Röm 66].<br />

Ebenfalls literaturbekannt ist, daß Bornitrid, je nach Art <strong>de</strong>r Präparation, sehr<br />

unterschiedliche ESR-Signale zeigt. Das von Aldrich gelieferte Bornitrid eignet<br />

sich daher i<strong>de</strong>al für ESR Untersuchungen, wohingegen das von Sigma gelieferte als<br />

Testsubstanz ausschei<strong>de</strong>t.


90<br />

Abbildung 6.6: cw-ESR-Spektrum von hexagonalem<br />

Bornitrid (Sigma). Varian E-101 Spektrometer mit TE 102-<br />

Cavity, Modulationsamplitu<strong>de</strong> 1 G, Receiver Gain 5)10 4 . Ein<br />

sehr schwaches Signal ohne erkennbare Feinstruktur.<br />

Abbildung 6.7: cw-ESR-Spektrum von hexagonalem<br />

Bornitrid (Aldrich). Varian E-101 Spektrometer mit TE 102-<br />

Cavity, Modulationsamplitu<strong>de</strong> 0.8 G, Receiver Gain 3.2)10 4 .<br />

Das 10-Linien Spektrum entsteht durch Hyperfeinkopplung<br />

eines Elektrons in einer Stickstoff-Leerstelle mit drei<br />

benachbarten 11 B-Kernen.<br />

6. TESTMESSUNGEN


6. TESTMESSUNGEN 91<br />

Abbildung 6.8: cw-ESR-Spektrum von kubischem Bornitrid.<br />

Varian E-101 Spektrometer mit TE 102-Cavity,<br />

Modulationsamplitu<strong>de</strong> 1 G, Receiver Gain 1.3)10 4 . Ein<br />

anisotrop verbreitertes, jedoch nur wenig aufgelöstes<br />

Pulverspektrum.<br />

Ein ESR-Spektrum von kubischem Bornitrid zeigt Abbildung 6.8. Hier ist ein<br />

anisotrop verbreitertes Spektrum zu erkennen, das nur schwach ausgeprägt ist. Es<br />

wur<strong>de</strong> erfolglos versucht, von allen Bornitridmodifikationen Elektron-Spin-Echos<br />

bei Raumtemperatur zu erhalten. Dies liegt an <strong>de</strong>r im Vergleich zur Pulslänge zu<br />

kurzen Phasengedächtniszeit dieser Proben. An hexagonalem Bornitrid <strong>de</strong>r Firma<br />

Aldrich wur<strong>de</strong>, ebenfalls erfolglos, versucht, Echos bei 4.2 und 1.6 K zu erhalten.<br />

Daher konnten diese bezüglich <strong>de</strong>r ENDOR-Spektroskopie beson<strong>de</strong>rs interessanten<br />

Bornitrid-Proben auf Grund <strong>de</strong>r unzureichen<strong>de</strong>n Mikrowellenleistung (siehe<br />

Abschnitt 5.1.1) nicht mit Field-Cycled ENDOR untersucht wer<strong>de</strong>n.<br />

6.3 Zusammenfassung<br />

Die erhaltenen Ergebnisse sind durch die mangelhafte Mikrowellen-technische<br />

Ausstattung stark beeinträchtigt wor<strong>de</strong>n. Wir verfügen bei <strong>de</strong>r Erzeugung von<br />

Mikrowellenpulsen lediglich über die Leistung <strong>de</strong>s in die ESP 380-Mikrowellenbrücke<br />

integrierten Klystrons. Beim durchgeführten, gepulsten Field-Cycled-<br />

ENDOR Experiment sollten jedoch Proben untersucht wer<strong>de</strong>n, die in einem konventionellen<br />

Hochfeld ENDOR Experiment eine inhomogen verbreiterte Linie<br />

zeigen. Dies setzt voraus, daß mit Puls-ESR breite Linien angeregt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Wegen <strong>de</strong>r geringen Mikrowellen-Pulsleistung im Bereich von 100 mW — gegen-


92<br />

6. TESTMESSUNGEN<br />

über 1 kW bei <strong>de</strong>n meisten aktuell verwen<strong>de</strong>ten gepulsten ESR-Spektrometern —<br />

konnte lediglich eine Probe gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, die die Detektion eines Elektron-<br />

Spin-Echos erlaubt. Bei allen an<strong>de</strong>ren untersuchten Proben, darunter die aus ESRspektroskopischer<br />

Hinsicht beson<strong>de</strong>rs interessanten hexagonalen und kubischen<br />

Bornitri<strong>de</strong>, klingt das Echo aufgrund zu kurzer Phasengedächtniszeit bereits während<br />

<strong>de</strong>r langen Mikrowellenpulse ab und kann so nicht <strong>de</strong>tektiert wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Beschaffung eines für hohe Mikrowellenpulsleistung benötigten Wan<strong>de</strong>rfeldröhrenverstärkers<br />

wur<strong>de</strong> zweimal bei <strong>de</strong>r Deutschen Forschungsgemeinschaft beantragt,<br />

jedoch nicht bewilligt.<br />

Die erfolgreich untersuchte Probe „Imprägnierpech HL“ ist eine von <strong>de</strong>r VfT AG,<br />

Castrop Rauxel, hergestellte Kohleprobe. Der industrielle Anwendungsbereich ist<br />

die Elektrostahl-Erzeugung. Hier wird Imprägnierpech HL zur Imprägnierung <strong>de</strong>r<br />

verwen<strong>de</strong>ten Graphit-Elektro<strong>de</strong>n eingesetzt. In diesem Kapitel wur<strong>de</strong>n cw-ESR-<br />

Messungen an dieser Substanz, ein bei 1.6 K erhaltenes Elektron-Spin-Echo<strong>de</strong>tektiertes<br />

ESR-Spektrum sowie Messungen <strong>de</strong>r Phasengedächtniszeit beschrieben.<br />

Mehrere Bornitrid-Proben wur<strong>de</strong>n mit cw-ESR untersucht. Die intensiven<br />

erhaltenen ESR-Spektren zeigen, daß bei entsprechen<strong>de</strong>r Mikrowellen-Pulsausstattung<br />

<strong>de</strong>s ESR Spektrometers mehr interessante Ergebnisse zu erwarten gewesen<br />

wären.


7. Ergebnisse <strong>de</strong>r Nullfeld-ENDOR-<br />

Messungen<br />

Relaxometrische Untersuchungen und Doppelresonanzverfahren sind die bei<strong>de</strong>n<br />

Anwendungsbereiche <strong>de</strong>r Field-Cycling ESR-Spektroskopie. Die zur Relaxometrie<br />

erhaltenen Ergebnisse <strong>de</strong>r adiabatischen Entmagnetisierung <strong>de</strong>s Elektronenspins<br />

sind im nächsten Abschnitt zusammengefaßt. Bei <strong>de</strong>n Doppelresonanzverfahren<br />

bietet sich an dieser Stelle die Möglichkeit, nicht nur eigene Ergebnisse vorzustellen,<br />

son<strong>de</strong>rn zugleich alle bisher veröffentlichten Ergebnisse zu erläutern und<br />

diese mit <strong>de</strong>n eigenen Messungen zu vergleichen. Daher wird im Abschnitt 7.2<br />

über die Messungen von J. Krzystek berichtet. Der eigene Beitrag zur Field-Cycled<br />

ENDOR Spektroskopie wird in <strong>de</strong>n Abschnitten 7.3 und 7.4 vorgestellt. Ein<br />

Ausblick auf zukünftige Möglichkeiten schließt dieses Kapitel ab.<br />

7.1 Adiabatische Entmagnetisierung von Elektronen-<br />

spins<br />

Bei einem Nullfeld-ENDOR-Experiment ist es, wie bereits erwähnt, nötig,<br />

Hochfeld-Nullfeld-Hochfeld-Zyklen ohne vollständige Relaxation <strong>de</strong>s Elektronenspins<br />

durchzuführen. Bei <strong>de</strong>r Relaxation im Nullfeld sind die Spins nur <strong>de</strong>n lokalen<br />

Dipolfel<strong>de</strong>rn unterworfen. Diese Relaxation, die durch die Zeitkonstante T 1D<br />

beschrieben wird, läuft — wie die Experimente zeigen — schneller ab als im<br />

Hochfeld. Variiert man die Aufenthaltsdauer im Nullfeld, so kann man die nach<br />

Rückkehr ins Hochfeld gemessene Magnetisierung an eine Exponentialfunktion<br />

fitten und so T 1D bestimmen. Dies ist erstmals J. Krzystek mit einem Field-Cycled<br />

ENDOR-Experiment unter Verwendung einer schnell geschalteten Spule <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsgruppe von Seeger am MPI für Metallforschung in Stuttgart gelungen<br />

93


94<br />

7. ERGEBNISSE<br />

Abbildung 7.1: Messung <strong>de</strong>r Spin-Gitter-Relaxationszeit im Hochfeld bei 4.2 K. Die<br />

Magnetisierung wur<strong>de</strong> durch einen langen Aufenthalt <strong>de</strong>r Probe im Nullfeld abgebaut.<br />

Nach <strong>de</strong>r Rückkehr ins Hochfeld wur<strong>de</strong> die Magnetisierung M(t) in Abhängigkeit von<br />

<strong>de</strong>r Zeitdauer t Stab (Abb. 3.4) zwischen <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>r Detektionsperio<strong>de</strong> und <strong>de</strong>m<br />

Detektionspuls gemessen.<br />

[Krz 94]. In dieser Arbeit wird für Malonsäure aufgrund <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten cw-<br />

Detektion, die keine genaue Bestimmung <strong>de</strong>r Nullfeldrelaxationszeiten zuläßt, ein<br />

Zeitbereich von 1 bis 10 ms für T 1D bei einer Hochfeldrelaxationszeit T 1H von 1 bis<br />

10 s bei 2 K angegeben. Das in <strong>de</strong>n Messungen von Krzystek nach Feldschaltung<br />

erhaltene Signal ist Relaxationseffekten im Hochfeld unterworfen. Daher sind T 1H-<br />

Zeiten in <strong>de</strong>r Größenordnung von einer Sekun<strong>de</strong> notwendig, um eine adiabatische<br />

Entmagnetisierung <strong>de</strong>tektieren zu können. Die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführte<br />

Puls<strong>de</strong>tektion von T 1D ist <strong>de</strong>r cw-ESR bei weitem überlegen: Wie Abbildung<br />

3.5 zeigt, kann bereits 2 ms nach Rückkehr <strong>de</strong>r Probe ins Hochfeld mit <strong>de</strong>r<br />

Detektion begonnen wer<strong>de</strong>n, wodurch die Metho<strong>de</strong> zu einem großen Teil unabhängig<br />

von T 1H wird.<br />

Abb. 7.1 zeigt unsere Messung <strong>de</strong>r Hochfeldrelaxationszeit T 1H in Imprägnierpech<br />

HL bei 4.2 K. Da wegen unzureichen<strong>de</strong>r Mikrowellenleistung das ESR-Signal<br />

nicht gesättigt wer<strong>de</strong>n konnte, mußte eine an<strong>de</strong>re Möglichkeit zur Bestimmung von<br />

T 1H gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Wenn die Magnetisierung durch eine genügend lange Wartezeit<br />

im Nullfeld vollständig abgebaut wird, kann man, ähnlich <strong>de</strong>n bekannten<br />

saturation recovery-Verfahren, <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>r Magnetisierung nach Ankunft<br />

im Hochfeld verfolgen. Auf diese Weise wur<strong>de</strong> für Imprägnierpech HL ein


7. ERGEBNISSE 95<br />

Abbildung 7.2: Elektron-Spin-Echos von Imprägnierpech HL, 10<br />

Akkumulationen, zwei Pulse von 296 ns Länge, 800 ns Pulsabstand,<br />

Sweepbereich 5120 ns, bei 4.2 K. A: Hochfeldsignal, B: Signal nach 0.3 ms<br />

Verweilzeit im Nullfeld (t Nullfeld in Abb. 3.4) und 2 ms Einschwingzeit im<br />

Hochfeld, C: Signal nach 100 ms Aufenthalt im Nullfeld und 2 ms<br />

Einschwingzeit im Hochfeld.<br />

Wert von 14 ms für T 1H erhalten. Mit cw-ESR wäre aufgrund dieser sehr kurzen<br />

Hochfeldrelaxationszeit we<strong>de</strong>r die Bestimmung von T 1D noch die Aufnahme eines<br />

Field-Cycled ENDOR Spektrums möglich gewesen.<br />

Die nächste Abbildung 7.2 zeigt Echos von Imprägnierpech HL bei 4.2 K im<br />

Hochfeld (A), nach kürzestmöglicher Verweildauer im Nullfeld (B) und nach sehr<br />

langer Verweildauer im Nullfeld (C) [Stu 96, Stu 97] . Das Echo C entsteht durch<br />

<strong>de</strong>n Anteil <strong>de</strong>r Magnetisierung, <strong>de</strong>r sich während <strong>de</strong>s Einschaltens <strong>de</strong>s Magnetfelds<br />

wie<strong>de</strong>r aufbaut. Der Unterschied zwischen B und C kann in Field-Cycled ENDOR<br />

Experimenten genutzt wer<strong>de</strong>n. Abb. 7.3 zeigt die Auswertung <strong>de</strong>r T 1D-Messung.<br />

Nimmt man einen monoexponentiellen Abfall <strong>de</strong>r Magnetisierung im Nullfeld an,<br />

so erhält man für T 1D einen Wert von 1.6 ms. Dies ist, wie sich zeigte, für aussagekräftige<br />

Field-Cycled ENDOR-Spektren zu kurz. Daher wur<strong>de</strong>n Messungen<br />

bei 1.6 K durch Abpumpen <strong>de</strong>s Heliums durchgeführt. Abb. 7.4 zeigt <strong>de</strong>n Abfall<br />

<strong>de</strong>r Magnetisierung bei dieser tieferen Temperatur, <strong>de</strong>r durch eine T 1D-Zeitkonstante<br />

von 4.0 ms gekennzeichnet ist. Diese <strong>de</strong>utlich verlangsamte Nullfeldrelaxation<br />

ermöglichte die Aufnahme gut aufgelöster Pulsed-Field-Cycled ENDOR-Spektren,<br />

über die im Abschnitt 7.4 berichtet wird.


96<br />

7. ERGEBNISSE<br />

Abbildung 7.3: Abfall <strong>de</strong>r Magnetisierung M(t) in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r<br />

Verweildauer t Nullfeld im Nullfeld bei 4.2 K (vgl. Abb. 3.4). Diese Magnetisierung wur<strong>de</strong><br />

durch Integration <strong>de</strong>r nach Rückkehr ins Hochfeld von Imprägnierpech HL erhaltenen<br />

Echos gemessen.<br />

Abbildung 7.4: Abfall <strong>de</strong>r Magnetisierung M(t) in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r<br />

Verweildauer im Nullfeld. Parameter wie bei Abb. 7.3, jedoch bei 1.6 K.


7. ERGEBNISSE 97<br />

Abbildung 7.5: cw Field-Cycled ENDOR Spektrum eines bestrahlten per<strong>de</strong>uterierten<br />

Malonsäure Einkristalls [Krz 94]. (Unten) Aufgenommenes ESR-Signal nach<br />

Bestrahlung <strong>de</strong>r Probe im Nullfeld. 5 Akkumulationen, Mikrowellenfrequenz 9.2 GHz.<br />

(Oben) Referenzpunkte, die ohne eine rf-Bestrahlung erhalten wur<strong>de</strong>n. Die<br />

Bestrahlungszeit im Nullfeld betrug 2 ms. Die gestrichelten Linien kennzeichnen<br />

Übergänge, die mit <strong>de</strong>n in [Krz 94] angegebenen Quadrupolkoppelkonstanten berechnet<br />

wur<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Originalarbeit sind diese — nicht signifikanten — Übergänge nicht<br />

eingezeichnet.<br />

7.2 Zu cw-Field-Cycled ENDOR Messungen von<br />

J. Krzystek et al. [Krz 94]<br />

J. Krzystek untersuchte Deuterium-Quadrupolübergänge in einem mit Röntgenlicht<br />

bestrahlten, per<strong>de</strong>uterierten Malonsäure-Einkristall bei 2 K [Krz 94]. Das Magnetfeld<br />

wur<strong>de</strong> dabei innerhalb einer Millisekun<strong>de</strong> abgeschaltet, worauf die Probe zwei<br />

Millisekun<strong>de</strong>n im Nullfeld einem Radiofrequenzfeld ausgesetzt war. Nach Rückkehr<br />

ins Hochfeld und nach einer zusätzlichen Wartezeit von 20 ms wur<strong>de</strong> die<br />

Magnetisierung mit 100 kHz Feldmodulation und einer Aufnahmezeit von 50 ms<br />

<strong>de</strong>tektiert (vgl. hierzu Abb. 3.5). Ein ENDOR Effekt von 25 % wur<strong>de</strong> gefun<strong>de</strong>n,


98<br />

7. ERGEBNISSE<br />

<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r gleichen Größenordnung wie bei früheren an dieser Probe durchgeführten<br />

Hochfeld-ENDOR Experimenten ist. Das Field-Cycled ENDOR Spektrum ist<br />

in Abb. 7.5 wie<strong>de</strong>rgegeben. Die Elementarzelle von Malonsäure enthält zwei<br />

Moleküle, die sich durch ihre Orientierung unterschei<strong>de</strong>n. Im Nullfeld sind diese<br />

jedoch magnetisch äquivalent. Da die reine Quadrupol-Wechselwirkung eines<br />

Kerns mit Spin 1 zu drei Übergängen � +, � -, und � 0 führt, wer<strong>de</strong>n im experimentellen<br />

Spektrum insgesamt 12 Linien von <strong>de</strong>n zwei Methylen- und zwei Carboxyl-<br />

Deuteronen erwartet. Die vier � 0-Übergänge liegen, wie man aus früheren, konventionellen<br />

ENDOR Experimenten an Malonsäure Einkristallen weiß, im Frequenzbereich<br />

unter 20 kHz. Die gestrichelten Linien in Abb. 7.5 kennzeichnen die � + und<br />

� - Übergänge, die aus <strong>de</strong>n in [Krz 94] angegebenen Quadrupolkoppelkonstanten<br />

berechnet wur<strong>de</strong>n. Übergänge b und c repräsentieren je<strong>de</strong>r für sich zwei Übergänge.<br />

Ein Distant-ENDOR Mechanismus wur<strong>de</strong> zur Erklärung dieses Experiments<br />

vorgeschlagen. Die Deuteronen weisen daher eine reine Quadrupolwechselwirkung<br />

wie in einer diamagnetischen Probe auf.<br />

7.3 Field-Cycled ENDOR-Messungen gemäß <strong>de</strong>m ur-<br />

sprünglichen Aufbau<br />

Während das Experiment von J. Krzystek das Field-Cycling-Äquivalent eines<br />

Distant-ENDOR Experiments repräsentiert, sind die in diesem und <strong>de</strong>m nächsten<br />

Abschnitt vorgestellten Field-Cycled ENDOR Messungen die ersten, bei <strong>de</strong>nen<br />

eine direkte magnetische Kopplung <strong>de</strong>s Kernspins zum Elektronenspin vorliegt.<br />

Zu<strong>de</strong>m ist durch die gepulste Detektion eine viel breiterer Anwendungsbereich<br />

gegeben, wie bereits im Abschnitt 3.4.1 ausführlich diskutiert wur<strong>de</strong>.<br />

Zunächst wer<strong>de</strong>n Messungen bei 4.2 K im ursprünglichen Field-Cycling Aufbau<br />

vorgestellt. Abbildung 7.6 (untere Linie) zeigt das gepulste Field-Cycled ENDOR<br />

Spektrum von Imprägnierpech HL bei 4.2 K [Stu 98, Stu 99a]. Das Magnetfeld<br />

wur<strong>de</strong> in 0.5 ms vom Hochfeld zum Nullfeld geschaltet. Im Nullfeld wur<strong>de</strong> die<br />

Probe für 800 �s mit einer rf-Frequenz bestrahlt, die nach je<strong>de</strong>m Schaltzyklus um<br />

50 kHz erhöht wur<strong>de</strong>. Die Echointensität wur<strong>de</strong> 2.5 ms nach Rückkehr zum Hochfeld<br />

gemessen (vgl. Abb. 3.4). Es war keine Signal-Akkumulation nötig. Siebzig<br />

Prozent <strong>de</strong>s ESR-Signals gehen durch Spin-Gitter Relaxation im Nullfeld verloren.<br />

Ein Vergleich mit <strong>de</strong>r oberen Linie von Abbildung 7.6, die ohne rf-Bestrahlung<br />

erhalten wur<strong>de</strong>, zeigt einen bemerkenswert starken ENDOR Effekt von 50%. Man<br />

erkennt nur eine einzige breite Linie, die <strong>de</strong>n Pulverspektren in HYSCORE Experimenten<br />

ähnelt [Höf 94]. Diese Übergänge wur<strong>de</strong>n als 13 C- und 1 H-Hyperfeinkopplungen<br />

interpretiert, da sie im Gegensatz zu <strong>de</strong>n hier durchgeführten Nullfeld-


7. ERGEBNISSE 99<br />

Messungen in <strong>de</strong>n HYSCORE-Spektren zentriert an <strong>de</strong>n 13 C- und 1 H Larmorfrequenzen<br />

auftreten. Diese Interpretation wird daher hier übernommen. Abb. 7.7,<br />

die mit einer längeren Bestrahlungsdauer t rf von 1800 �s im Gegensatz zu 800 �s<br />

aufgenommen wur<strong>de</strong>, zeigt keine zusätzliche Struktur und belegt damit, daß eine<br />

Bestrahlung von 800 �s (Abb. 7.6) ausreichend ist. Eine höhere Bestrahlungsleistung<br />

führt hingegen zu einer über <strong>de</strong>n gesamten untersuchten Frequenzbereich<br />

verbreiterten Linie (Abb. 7.8). Daher müssen die Messungen mit <strong>de</strong>r apparativ<br />

bedingten kleinsten einstellbaren rf-Leistung durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />

kurzen Messzeiten kann das Signal zu Rauschverhältnis problemlos durch Akkumulation<br />

gesteigert wer<strong>de</strong>n. Dies wird aus Abb. 7.9 ersichtlich, die ein 6-fach<br />

akkumuliertes Spektrum zeigt. Eine Schaltfrequenz von 0.5 Hz sollte jedoch nicht<br />

überschritten wer<strong>de</strong>n, um eine Beschädigung <strong>de</strong>s Passgate zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Abbildung 7.6: Gepulstes Field-Cycled ENDOR Spektrum von Imprägnierpech HL bei<br />

4.2 K. (Unten) Detektierte Echo-Amplitu<strong>de</strong> nach Bestrahlung im Nullfeld, keine<br />

Akkumulation, Mikrowellenfrequenz 9.3 GHz, 800 �s Radiofrequenzbestrahlung, HP<br />

3320A Frequenz<strong>de</strong>ka<strong>de</strong> auf minimaler Leistung, AR 50A15 rf-Verstärker auf minimaler<br />

Leistung. Zeitskala <strong>de</strong>s Experiments (Abb.3.4): t Hochfeld = 2 s, t Transit = t Verz. an = 0.5 ms, t rf<br />

= 0.8 ms, t Verz. aus = 0.2 ms, t Stab = 1.5 ms. (Oben) Gleiche experimentelle Bedingungen,<br />

jedoch ohne rf-Bestrahlung. Zwei Mikrowellenpulse mit 296 ns Pulslänge wur<strong>de</strong>n für die<br />

Detektion benützt. Es ist lediglich eine breite Linie zu sehen. Der Vergleich mit <strong>de</strong>m<br />

oberen, ohne Bestrahlung erhaltenen Spektrum zeigt <strong>de</strong>n bemerkenswert starken ENDOR<br />

Effekt von 50 %.


100<br />

7. ERGEBNISSE<br />

Abbildung 7.7: Gepulstes Field-Cycled ENDOR Spektrum von Imprägnierpech HL bei<br />

4.2 K. Parameter wie in Abb. 7.6, jedoch 1800 �s Radiofrequenzbestrahlung und 6 Akkumulationen<br />

(wegen längerem Aufenthalt im Nullfeld). Es wird trotz <strong>de</strong>r im Vergleich zu<br />

Abb. 7.6 von 0.8 ms auf 1.8 ms erhöhten Bestrahlungsdauer keine zusätzliche Struktur<br />

sichtbar.


7. ERGEBNISSE 101<br />

Abbildung 7.8: Gepulstes Field-Cycled ENDOR Spektrum von Imprägnierpech HL bei<br />

4.2 K. Parameter wie in Abb. 7.6, jedoch mit erheblich erhöhter rf-Leistung bei <strong>de</strong>r<br />

Anregung <strong>de</strong>s Hyperfeinübergangs im Nullfeld: HP 3320A Frequenz<strong>de</strong>ka<strong>de</strong> auf<br />

minimaler Leistung, AR 50A15 rf-Verstärker auf „Strich 3". Wegen <strong>de</strong>r zu hohen rf-<br />

Leistung ist <strong>de</strong>r Übergang stark verbreitert.


102<br />

7. ERGEBNISSE<br />

Abbildung 7.9: Gepulstes Field-Cycled ENDOR Spektrum von Imprägnierpech HL bei<br />

4.2 K. Parameter wie in Abb. 7.6, jedoch mit 6 Akkumulationen und einem rf-Inkrement<br />

von 12.5 kHz. Trotz <strong>de</strong>s im Vergleich zu Abb. 7.6 geringeren rf-Inkrements und <strong>de</strong>s durch<br />

Akkumulation gesteigerten Signal zu Rauschverhältnisses wird keine zusätzliche Struktur<br />

sichtbar. Es <strong>de</strong>utet sich lediglich eine nicht signifikante Schulter im Bereich von 3 MHz<br />

an.


7. ERGEBNISSE 103<br />

7.4 Field-Cycled ENDOR Messungen gemäß <strong>de</strong>m ak-<br />

tuellen Aufbau<br />

Die in <strong>de</strong>n Abb. 7.6 bis 7.9 gezeigten Spektren sind die ersten mit gepulster Detektion<br />

erhaltenen Field-Cycled ENDOR Spektren. Das Potential dieser Metho<strong>de</strong>,<br />

nämlich die Auflösung von in einem Magnetfeld aufgenommer Hochfeld ENDORo<strong>de</strong>r<br />

ESEEM-Spektren zu erhöhen, zeigt sich hier jedoch noch nicht. Daher wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r ursprüngliche Field-Cycling Aufbau, wie in Abschnitt 5.1.2 berichtet, wesentlich<br />

verbessert.<br />

Durch <strong>de</strong>n größeren Innendurchmesser <strong>de</strong>r aktuellen Field-Cycling Luftspule<br />

können jetzt Experimente bei 1.6 K im Badkryostaten unter Abpumpen <strong>de</strong>s Heliums<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Aufgrund <strong>de</strong>r durch die tiefere Temperatur bedingten<br />

längeren T 1D-Zeit kann eine längere Wartezeit zwischen <strong>de</strong>m Erreichen <strong>de</strong>s Nullfelds<br />

und <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>r Bestrahlung gewählt wer<strong>de</strong>n. Damit wer<strong>de</strong>n Probleme<br />

mit niedrigen Magnetfel<strong>de</strong>rn, die am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Abschaltvorgangs durch noch<br />

vorhan<strong>de</strong>ne, exponentiell abklingen<strong>de</strong> Ströme verursacht wer<strong>de</strong>n, verringert (vgl.<br />

Abb. 3.4). Die zweite Verbesserung ist eine effektive Kompensation sowohl <strong>de</strong>s<br />

Erdmagnetfelds als auch <strong>de</strong>s von einem im gleichen Labor befindlichen, konventionellen<br />

ESR-Magneten verursachten Remanenzfelds. Abbildung 7.10 zeigt ein<br />

Spektrum, bei <strong>de</strong>m durch Magnetfeldkompensation und erhöhte Verzögerungszeit<br />

im Nullfeld bis zur Bestrahlung bereits bei 4.2 K eine etwas verbesserte Auflösung<br />

erhalten wur<strong>de</strong>. Es zeichnet sich offenbar eine zusätzliche Struktur ab. Eine <strong>de</strong>utliche<br />

Erhöhung <strong>de</strong>r Auflösung gelang erst mit Messungen bei 1.6 K, da hier aufgrund<br />

verlängerter T 1D-Zeit eine noch längere Wartezeit zwischen <strong>de</strong>m Abschalten<br />

<strong>de</strong>s Magnetfelds und <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>r Bestrahlung genutzt wer<strong>de</strong>n konnte. Abbildung<br />

7.11 zeigt ein bei 1.6 K erhaltenes Spektrum, das, ungeachtet <strong>de</strong>r niedrigen<br />

natürlichen Häufigkeit von 13 C, unter <strong>de</strong>r Annahme eines S = ½, I = ½ -Spinsystems<br />

mit anisotroper 13 C-Hyperfeinkopplung im Wesentlichen verstan<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Im Nullfeld sind nach Abschnitt 2.4.2 sechs Übergänge zu erwarten.<br />

Diese Nullfeldübergänge können mit einem 13 C Hyperfeintensor von (15.25, 5.75,<br />

1.55) MHz gefittet wer<strong>de</strong>n. Tabelle 7.1 (Seite 106) gibt die Fitparameter zusammen<br />

mit <strong>de</strong>n bereits in Tabelle 2.2 aufgeführten Eigenfunktionen und Eigenwerten<br />

an. Diese Zuordnung wird durch <strong>de</strong>n von P. Höfer [Höf 94] für die gleiche<br />

Probe bei Raumtemperatur-HYSCORE Messungen angegebenen 13 C Hyperfeintensor<br />

von (16, 6, 1) MHz unterstützt. Höfer konnte bei HYSCORE Messungen <strong>de</strong>n<br />

13 C-Tensor nicht mit gleicher Genauigkeit wie hier bestimmen. Im Gegensatz zu<br />

<strong>de</strong>n Hochfeld-HYSCORE-Messungen und auch Puls-ENDOR-Messungen [Höf


104<br />

7. ERGEBNISSE<br />

99], bei <strong>de</strong>nen die Signale jeweils bei <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Larmorfrequenzen <strong>de</strong>r<br />

13 C- bzw. 1 H-Kerne zentriert sind, kann im Nullfeld-Field-Cycled ENDOR Spektrum<br />

keine ein<strong>de</strong>utige Aussage zur I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>s die Hyperfeinaufspaltung verursachen<strong>de</strong>n<br />

Kerns gegeben wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m überlappen im Nullfeld-Spektrum die<br />

13 C- und 1 H-Übergänge im Gegensatz zum HYSCORE-Spektrum, bei welchem die<br />

13 C- und 1 H-Übergänge bei <strong>de</strong>utlich unterschiedlichen Frequenzen auftreten.<br />

Jedoch ist die gute Übereinstimmung zwischen <strong>de</strong>m experimentellen und <strong>de</strong>m<br />

gefitteten Spektrum ein starker Hinweis für die hier gegebene Interpretation <strong>de</strong>s<br />

Spektrums aus Abbildung 7.11. Zusätzliche Strukturen in diesem Spektrum wer<strong>de</strong>n<br />

durch Hyperfeinkopplungen mit 1 H-Kernen verursacht, die aufgrund <strong>de</strong>r komplexen<br />

Zusammensetzung <strong>de</strong>r Probe aus verschie<strong>de</strong>nen Radikalen auch im Nullfeld<br />

nicht aufgelöst wer<strong>de</strong>n können.<br />

Abbildung 7.10: Gepulstes Field-Cycled ENDOR Spektrum von Imprägnierpech HL bei<br />

4.2 K mit Kompensation <strong>de</strong>s Restmagnetfelds im Laboratorium. Detektierte Echo-<br />

Amplitu<strong>de</strong> nach Bestrahlung im Nullfeld, keine Akkumulation, Mikrowellenfrequenz 9.3<br />

GHz, 800 �s Radiofrequenzbestrahlung, HP 3320A Frequenz<strong>de</strong>ka<strong>de</strong> auf minimaler<br />

Leistung, AR 50A15 rf-Verstärker auf minimaler Leistung. Zeitskala <strong>de</strong>s Experiments<br />

laut Abb. 3.4 : t Hochfeld = 3 s, t Transit = 0.7 ms, t Verz. an = 1 ms, t rf = 0.8 ms, t Verz. aus = 0.2 ms,<br />

t Stab = 2.7 ms. Zwei Mikrowellenpulse mit 296 ns Pulslänge wur<strong>de</strong>n für die Detektion<br />

benützt.


7. ERGEBNISSE 105<br />

Abbildung 7.11: Gepulstes Field-Cycled ENDOR Spektrum von Imprägnierpech HL bei<br />

1.6 K mit Kompensation <strong>de</strong>s magnetischen Restfelds im Laboratorium. Detektierte Echo-<br />

Amplitu<strong>de</strong> nach Bestrahlung im Nullfeld, 4 Akkumulationen, Mikrowellenfrequenz 9.3<br />

GHz, 800 �s Radiofrequenzbestrahlung, HP 3320A Frequenz<strong>de</strong>ka<strong>de</strong> auf minimaler<br />

Leistung, AR 50A15 rf-Verstärker auf minimaler Leistung. Zeitskala <strong>de</strong>s Experiments<br />

laut Abb. 3.4 : tHochfeld = 3 s, tTransit = 0.7 ms, tVerz. an = 2 ms, trf = 0.8 ms, tVerz. aus = 0.2 ms, tStab = 2.8 ms. Zwei Mikrowellenpulse mit 248 ns Pulslänge wur<strong>de</strong>n für die Detektion benützt.<br />

Die Pfeile kennzeichnen die berechneten Linienpositionen für <strong>de</strong>n im Text angegebenen<br />

13<br />

C- Hyperfein Tensor. Der Übergang bei 3.65 MHz ist im Spektrum nur sehr schwach<br />

ausgeprägt.


106<br />

7. ERGEBNISSE<br />

Tabelle 7.1 : Hyperfein Übergänge für ein S=½, I=½ System im magnetischen<br />

Nullfeld<br />

Eigenfunktionen: Eigenwerte:<br />

2.10 MHz 3.65 MHz 4.75 MHz 6.85 MHz 8.40 MHz 10.50 MHz


7. ERGEBNISSE 107<br />

Zu diskutieren bleibt <strong>de</strong>r Verlauf <strong>de</strong>r Field-Cycled ENDOR Spektren bei höheren<br />

Frequenzen als 13 MHz. Die für die Aufnahme <strong>de</strong>r bisher gezeigten Spektren<br />

verwen<strong>de</strong>te rf-Frequenz<strong>de</strong>ka<strong>de</strong> HP3320A ist auf <strong>de</strong>n Bereich von 0 bis 13 MHz<br />

beschränkt. Der rf-Verstärker kann ebenfalls nur in einem Frequenzbereich von 0<br />

bis 15 MHz arbeiten. Daher wur<strong>de</strong> die computergesteuerte HP3320A-Deka<strong>de</strong><br />

gegen eine Schomandl ND 60 M Frequenz<strong>de</strong>ka<strong>de</strong> ersetzt, die eine genügend hohe<br />

Ausgangsleistung besitzt, um ohne rf-Verstärker eine ENDOR-Bestrahlung von 3<br />

Watt sicherzustellen. Da diese cw-Deka<strong>de</strong> jedoch nicht von einem Rechner angesteuert<br />

wer<strong>de</strong>n kann, mußte die rf-Frequenz per Hand eingestellt und zur Erzeugung<br />

von rf-Pulsen ein rechnergesteuertes Relais verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Hier konnte<br />

ein in <strong>de</strong>r Field-Cycling NQR zur Umschaltung zwischen NMR und NQR-Kreis<br />

genutztes Reed-Relais [Oll92] eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Abb. 7.12 zeigt einen Schalttest<br />

dieses Relais. Wie klar zu erkennen ist, können saubere rf-Pulse durch mechanisches<br />

(!) Schalten <strong>de</strong>r Hochfrequenz erhalten wer<strong>de</strong>n.<br />

Abbildung 7.12: (Unten) Erzeugung eines rf-Pulses mit einem Reed-<br />

Relais. Zur graphischen Ver<strong>de</strong>utlichung wird hier ein rf-Puls mit einer<br />

Frequenz von lediglich 4 kHz dargestellt. Pulse im MHz-<br />

Frequenzbereich können, wie am Oszilloskop überprüft wur<strong>de</strong>, ebenfalls<br />

problemlos dargestellt wer<strong>de</strong>n. (Oben) Der für die Feldschaltung<br />

zuständige TTL-Puls, in welchen <strong>de</strong>r Radiofrequenzpuls über die<br />

Programmparameter präzise eingepaßt wer<strong>de</strong>n kann. Zu beachten ist, daß<br />

hier lediglich <strong>de</strong>r Ansteuerungspuls für die Feldschaltung gezeigt wird.<br />

Das Schalten selbst benötigt 0.7 ms.


108<br />

7. ERGEBNISSE<br />

Abbildung 7.13 zeigt ein Field-Cycled ENDOR Spektrum von Imprägnierpech HL,<br />

das über mechanisch erzeugte rf-Pulse erhalten wur<strong>de</strong>. Ein schwacher Übergang ist<br />

bei 22.5 MHz zu sehen, <strong>de</strong>r in weiteren Messungen ein<strong>de</strong>utig reproduziert wer<strong>de</strong>n<br />

konnte. In <strong>de</strong>n Arbeiten von P. Höfer [Höf94] wur<strong>de</strong>n 1 H-ESEEM Übergänge mit<br />

einer Halbwertsbreite von 10 MHz gefun<strong>de</strong>n, wobei die gesamte Protonenlinienbreite<br />

wegen <strong>de</strong>r technischen Beschränkungen <strong>de</strong>r ESEEM Spektroskopie nicht<br />

<strong>de</strong>tektiert wer<strong>de</strong>n konnte. Der in Abb. 7.13 bei 22.5 MHz sichtbare Übergang<br />

dürfte damit einer Proton-Hyperfeinkopplung zuzuordnen sein. Eine weitere<br />

Auflösung <strong>de</strong>r über einen weiten Bereich verteilten 1 H Übergänge gelingt jedoch<br />

auch im Field-Cycled-ENDOR Experiment nicht, was aufgrund <strong>de</strong>r komplexen<br />

Zusammensetzung <strong>de</strong>r Probe nicht weiter verwun<strong>de</strong>rlich ist.<br />

Abbildung 7.13: Hochfeldteil <strong>de</strong>s Field-Cycled ENDOR Spektrums von Imprägnierpech<br />

HL bei 1.6 K mit Kompensation <strong>de</strong>s magnetischen Restfelds im Laboratorium.<br />

Detektierte Echo-Amplitu<strong>de</strong> nach Bestrahlung im Nullfeld, keine Akkumulation,<br />

Mikrowellenfrequenz 9.3 GHz, 800 �s Radiofrequenzbestrahlung mit Schomandl<br />

ND 60 M Deka<strong>de</strong>. Zeitskala <strong>de</strong>s Experiments laut Abb. 3.4 : t Hochfeld = 3 s, t Transit = 0.7 ms,<br />

t Verz. an = 2 ms, t rf = 0.8 ms, t Verz. aus = 0.2 ms, t Stab = 2.8 ms. Zwei Mikrowellenpulse mit 248<br />

ns Pulslänge wur<strong>de</strong>n für die Detektion benützt. Das Signal zu Rauschverhältnis ist<br />

<strong>de</strong>utlich schlechter als bei <strong>de</strong>n über eine gepulste Frequenz<strong>de</strong>ka<strong>de</strong> erhaltenen Spektren.<br />

Jedoch ist zusätzlich zu <strong>de</strong>n bereits gefun<strong>de</strong>nen Signalen ein 1 H-Hyperfeinübergang bei<br />

22.5 MHz zu erkennen.


7. ERGEBNISSE 109<br />

7.5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Field-Cycling-ESR ist ein neuer Zweig <strong>de</strong>r magnetischen Resonanzspektroskopie,<br />

<strong>de</strong>r viele Möglichkeiten bietet, bisherige Untersuchungsmetho<strong>de</strong>n zu ergänzen.<br />

Beim hier aufgebauten Spektrometer fehlt lei<strong>de</strong>r ein Mikrowellenleistungsverstärker<br />

(TWT) und die dazugehörige Ansteuerungselektronik, um an einer größeren<br />

Zahl unterschiedlicher Substanzen Messungen durchzuführen zu können. Mittel<br />

zur Beschaffung eines TWT sowie <strong>de</strong>r dazu erfor<strong>de</strong>rlichen Ansteuerungselektronik<br />

wur<strong>de</strong>n zweimal bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Forschungsgemeinschaft beantragt, jedoch nicht<br />

bewilligt.<br />

Das noch wenig bearbeitete Gebiet <strong>de</strong>r Field-Cycling ESR kann sich in zwei<br />

Richtungen weiterentwickeln: Relaxometrische Untersuchungen können — insbeson<strong>de</strong>re<br />

an technisch interessieren<strong>de</strong>n Substanzen — Ergebnisse liefern, die auf<br />

an<strong>de</strong>ren Wegen nicht zugänglich sind [Nes 96]. Hierzu gibt es neben <strong>de</strong>n hier<br />

erhaltenen Ergebnissen lediglich eine weitere Veröffentlichung von J. Krzystek<br />

[Krz 94]. In <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit wur<strong>de</strong> erstmals die Nullfeldrelaxationszeit<br />

von Elektronenspins einer Kohleprobe mit Puls-Metho<strong>de</strong>n bestimmt. Die gepulste<br />

Detektion erweitert die Anwendungsbreite gegenüber <strong>de</strong>r von J. Krzystek verwen<strong>de</strong>ten<br />

cw-Detektion. Field-Cycling Relaxometrie-Messungen wer<strong>de</strong>n zwar im<br />

allgemeinen tiefere Temperaturen als die hier verwen<strong>de</strong>ten 1.6 K erfor<strong>de</strong>rn, dies<br />

stellt aber kein prinzipielles Problem dar, da die verwen<strong>de</strong>te Heliumpumpe durch<br />

leistungsfähigere Pumpen ersetzt beziehungsweise ein 3 He- 4 He-Entmischungskryostat<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Der zweite Bereich ist die Field-Cycled ENDOR-Spektroskopie. In dieser Arbeit<br />

wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r hier entwickelten gepulsten Field-Cycled ENDOR Spektroskopie<br />

erstmals eine direkte magnetische Wechselwirkung zwischen Kern- und Elektronenspin<br />

in Field-Cycling-Verfahren gefun<strong>de</strong>n und gleichzeitig gezeigt, daß eine<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r Auflösung von Pulverspektren mit dieser Metho<strong>de</strong> möglich ist.<br />

Field-Cycled ENDOR stellt daher eine Ergänzung zur Hochfeld-ESR-Spektroskopie<br />

dar.


110<br />

7. ERGEBNISSE


8. Zusammenfassung<br />

In dieser Arbeit wird ein neuartiges Elektronenspin-Kernspin Doppelresonanz-<br />

Verfahren („Nullfeld-ENDOR“) zur Bestimmung von Hyperfein- und Kernquadrupolkopplungen<br />

im magnetischen Nullfeld beschrieben. Der Vorteil <strong>de</strong>r Nullfeldanregung<br />

zeigt sich beson<strong>de</strong>rs bei polykristallinen Substanzen. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />

statistischen Verteilung <strong>de</strong>r Hauptachsen von Hyperfein- und Feldgradiententensoren<br />

zum äußeren Magnetfeld kommt es hierbei in <strong>de</strong>r herkömmlichen ENDOR-<br />

Spektroskopie zu einer starken Linienverbreiterung. Dagegen sind die Linienbreiten<br />

im magnetischen Nullfeld — aufgrund <strong>de</strong>r Isotropie <strong>de</strong>s Raumes — nur<br />

durch die internen Wechselwirkungen bestimmt. Nullfeld-ESR-Spektroskopie führt<br />

daher zu <strong>de</strong>utlich besser aufgelösten Pulverspektren, jedoch ist ein direkter Nachweis<br />

<strong>de</strong>r Kopplungen im Nullfeld mit einem drastischen Empfindlichkeitsverlust<br />

verbun<strong>de</strong>n und daher nur bei großen Aufspaltungen durchführbar. Verbin<strong>de</strong>t man<br />

jedoch die Anregung <strong>de</strong>r Kopplungen im Nullfeld mit <strong>de</strong>r Detektion in einem<br />

hohen Magnetfeld, so sind die hohe Auflösung <strong>de</strong>r Nullfeldspektroskopie und die<br />

hohe Empfindlichkeit <strong>de</strong>r ENDOR-Spektroskopie in einem Magnetfeld vereint.<br />

Entsprechen<strong>de</strong> Untersuchungen im Bereich <strong>de</strong>r NQR-Doppelresonanzspektroskopie<br />

sind seit langem bekannt [Edm 77]. Ein entsprechen<strong>de</strong>s ESR-Experiment wur<strong>de</strong><br />

zwar schon 1956 von A. Abragam vorgeschlagen [Abr 56], jedoch erst 1994 von<br />

J. Krzystek verwirklicht [Krz 94]. Die hier beschriebene Metho<strong>de</strong> ist eine gepulste<br />

Variante dieses Experiments [Stu 98, Stu 99a, Stu 99b]. Durch die gepulste Detektion<br />

[Stu 96, Stu 97] wird <strong>de</strong>r Anwendungsbereich dieser Metho<strong>de</strong> stark erweitert.<br />

Zur experimentellen Realisierung wur<strong>de</strong> ein bereits vorhan<strong>de</strong>nes Field-Cycling<br />

Spektrometer in vielen seiner Funktionen verbessert und mit einem gepulsten ESR<br />

Spektrometer kombiniert. Diese technischen Aspekte (<strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit)<br />

wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Abschnitten 8.1 und 8.2 beschrieben. Ergebnisse bezüglich <strong>de</strong>s<br />

Relaxationsverhaltens <strong>de</strong>s Elektronenspins im Nullfeld folgen in Abschnitt 8.3. Die<br />

Diskussion <strong>de</strong>r bei Nullfeld-ENDOR Messungen erhaltenen Ergebnisse im<br />

Abschnitt 8.4 schließt diese Zusammenfassung ab.<br />

111


112<br />

8. ZUSAMMENFASSUNG<br />

8.1 Ein durch chemische Versilberung hergestellter<br />

ESR-Resonator<br />

Das durchgeführte Experiment erfor<strong>de</strong>rte einen kleinen, Radiofrequenz-durchlässigen<br />

Mikrowellenresonator. Hierfür wur<strong>de</strong> das an <strong>de</strong>r ETH Zürich entwickelte<br />

Konzept <strong>de</strong>s Bridged Loop-Gap Resonators (BLGR) aufgegriffen [Pfe 88], <strong>de</strong>r für<br />

das geplante Experiment beson<strong>de</strong>rs gut geeignet ist, da er bei sehr geringen Abmessungen<br />

einen hohen Füllfaktor besitzt und seine Resonanzfrequenz leicht per<br />

Hand einstellbar ist. BLG-Resonatoren wer<strong>de</strong>n meist durch Auftragen von leiten<strong>de</strong>r<br />

Silberfarbe auf die Innen- und Außenseiten eines ESR-Quarzglasröhrchens<br />

hergestellt und auf etwa 1000 �C erhitzt, wobei die Bin<strong>de</strong>mittel in <strong>de</strong>n Farben<br />

verdampfen und eine homogene Metallschicht zurückbleibt. In dieser Arbeit<br />

wur<strong>de</strong>n die BLG-Resonatoren durch chemische Versilberung [Stu 97] hergestellt.<br />

Dieses Darstellungsverfahren hat gegenüber <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren, literaturbekannten<br />

Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Vorteil einer sehr hohen Temperatur- und Langzeitstabilität <strong>de</strong>r<br />

erzeugten Silberschicht. An<strong>de</strong>re Arbeitsgruppen beabsichtigen daher bereits, dieses<br />

Konzept zu übernehmen.<br />

8.2 Das Field-Cycled ENDOR-Spektrometer<br />

Zu Beginn dieser Arbeit war ein Field-Cycling NQR Spektrometer verfügbar, mit<br />

<strong>de</strong>m Doppelresonanzmessungen sowohl bei Raumtemperatur als auch, mit einem<br />

Glaskryostaten, bei 77 K durchgeführt wer<strong>de</strong>n konnten. Zentraler Bestandteil<br />

dieses Spektrometers war eine wassergekühlte Luftspule, die bei einem maximalen<br />

Strom von 510 Ampere ein Feld von 0.33 Tesla erzeugte. Mit diesem ursprünglichen<br />

Spektrometer wur<strong>de</strong>n zunächst Field-Cycled ENDOR Untersuchungen bei<br />

4.2 K durchgeführt. Es zeigte sich, daß für die angestrebte hohe Auflösung noch<br />

tiefere Temperaturen erfor<strong>de</strong>rlich sind. Bestandteil <strong>de</strong>r Dissertation von D. Kilian<br />

war daher die Einbindung einer neuen, geschalteten Luftspule mit größerem Innendurchmesser<br />

in das bestehen<strong>de</strong> Spektrometer, wodurch unter Verwendung eines<br />

E<strong>de</strong>lstahl-Badkryostaten und durch Abpumpen <strong>de</strong>s Heliums eine Temperatur von<br />

1.6 K erreicht wer<strong>de</strong>n kann. Da auf Grund <strong>de</strong>s hohen magnetischen Moments <strong>de</strong>s<br />

Elektrons bereits sehr niedrige Magnetfel<strong>de</strong>r eine beträchtliche Zeeman-Wechselwirkung<br />

zur Folge haben, die im Nullfeld <strong>de</strong>s Field-Cycling-Experiments stört,<br />

wur<strong>de</strong> eine Helmholtzspule konstruiert, die eine effektive Kompensation <strong>de</strong>s<br />

Erdmagnetfelds und an<strong>de</strong>rer Störfel<strong>de</strong>r im Laboratorium erlaubt. Zur Durchführung<br />

<strong>de</strong>r Messungen wur<strong>de</strong> ein gepulstes ESR-Spektrometer von Bruker genützt.<br />

Die Verwirklichung <strong>de</strong>r Messungen erfor<strong>de</strong>rte weiterhin die Konstruktion von


8. ZUSAMMENFASSUNG 113<br />

Puls-ESR Probenköpfen. Zunächst wur<strong>de</strong> ein für Raumtemperatur geeigneter cwund<br />

Puls-ESR Probenkopf gebaut, <strong>de</strong>r eine zu kommerziellen Probenköpfen<br />

vergleichbare Empfindlichkeit aufweist. Die bei Raumtemperatur gewonnenen<br />

Erfahrungen wur<strong>de</strong>n umgesetzt, um einen ersten, speziell für die Erfor<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>r<br />

ESR-Spektroskopie in einer geschalteten Luftspule konzipierten Puls-ESR Probenkopf<br />

zu bauen. Hierzu war aufgrund <strong>de</strong>r vertikalen und gleichzeitig zur Kryostatenschwanzachse<br />

parallelen Feldrichtung in <strong>de</strong>r geschalteten Spule ein im Vergleich<br />

zu literaturbekannten Konzepten erheblich kleinerer Aufbau notwendig. Zu<strong>de</strong>m<br />

mußte eine bisher nicht beschriebene Geometrie <strong>de</strong>r Resonatorankopplung entwickelt<br />

wer<strong>de</strong>n. Mit einem zunächst noch ohne Spulen zur ENDOR Anregung<br />

gebauten Probenkopf wur<strong>de</strong> erstmals eine gepulste Detektion <strong>de</strong>r Nullfeld-Elektronenspinrelaxationszeit<br />

durchgeführt [Stu 96, Stu 97]. Ein nochmals weiterentwickelter<br />

und mit ENDOR-Spulen ausgestatteter Probenkopf erlaubte erstmals<br />

ein Field-Cycled ENDOR Experiment, in <strong>de</strong>m mit <strong>de</strong>r Detektion von anisotropen<br />

Hyperfeinkopplungen eine direkte magnetische Wechselwirkung zwischen Kernund<br />

Elektronenspin im Nullfeld beobachtet wur<strong>de</strong> [Stu 99b].<br />

8.3 Adiabatische Entmagnetisierung <strong>de</strong>s<br />

Elektronenspins<br />

Bei einem Nullfeld-ENDOR Experiment ist es nötig, Hochfeld-Nullfeld-Hochfeld-<br />

Zyklen ohne vollständige Relaxation <strong>de</strong>s Elektronenspins durchzuführen. Dies<br />

gelang erstmals Krzystek und Kwiram von <strong>de</strong>r University of Washington mit einem<br />

Field-Cycled ENDOR Experiment unter Verwendung einer schnell geschalteten<br />

Spule <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Seeger am MPI für Metallforschung in Stuttgart [Krz 94].<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r hier vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit wur<strong>de</strong> durch eine gepulste Detektion eine<br />

universellere Untersuchungsmetho<strong>de</strong> aufgezeigt [Stu 96, Stu 97].<br />

Bei <strong>de</strong>r Relaxation im Nullfeld sind die Spins nur <strong>de</strong>n lokalen Dipolfel<strong>de</strong>rn unterworfen.<br />

Die Relaxation läuft im allgemeinen schneller ab als im Hochfeld. Variiert<br />

man die Aufenthaltsdauer im Nullfeld, so kann man die nach Rückkehr ins Hochfeld<br />

gemessene Magnetisierung an eine Exponentialfunktion fitten und so die T 1D-<br />

Nullfeldrelaxationszeit messen. Bei <strong>de</strong>m von Krzystek verwen<strong>de</strong>ten cw-Verfahren<br />

waren bei 2 K Meßtemperatur 50 ms für die Detektion <strong>de</strong>r Magnetisierung im<br />

Hochfeld erfor<strong>de</strong>rlich. Während dieser Zeit ist die Probe <strong>de</strong>r longitudinalen Relaxation<br />

im Hochfeld unterworfen, was aufgrund <strong>de</strong>r untersuchten Proben mit sehr<br />

langen Hochfeldrelaxationszeiten im Bereich von einer Sekun<strong>de</strong> aber nicht störend<br />

war. Bei <strong>de</strong>r in dieser Arbeit untersuchten Probe beträgt die Hochfeldrelaxationszeit<br />

bei 4.2 K jedoch nur 14 ms. Trotz<strong>de</strong>m gelang durch die gepulste Detektion die


114<br />

8. ZUSAMMENFASSUNG<br />

Bestimmung <strong>de</strong>r Nullfeldrelaxationszeit T 1D sowohl bei 4.2 K als auch bei 1.6 K.<br />

Die erhaltenen Zeiten von 1.6 ms und 4.0 ms wären für die Arbeitsgruppe von<br />

J. Krzystek nicht meßbar gewesen. An<strong>de</strong>re, technisch interessante Verbindungen<br />

konnten in dieser Arbeit aufgrund einer auf die Leistung <strong>de</strong>s Mikrowellenklystrons<br />

(100 mW) beschränkten Pulsleistung nicht untersucht wer<strong>de</strong>n. Hierfür wären ein<br />

Mikrowellenleistungsverstärker (Travelling Wave Tube Amplifier, TWT) und die<br />

notwendige Ansteuerungselektronik erfor<strong>de</strong>rlich gewesen, welche zweimal bei <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Forschungsgemeinschaft beantragt, aber nicht genehmigt wur<strong>de</strong>n. Mit<br />

einer erhöhten Mikrowellenpulsleistung und einer unter Umstän<strong>de</strong>n noch erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

tieferen Messtemperatur als 1.6 K wären insbeson<strong>de</strong>re auch für technisch<br />

interessante Substanzen magnetfeldabhängige Relaxometriemessungen allgemein<br />

durchführbar, wodurch Ergebnisse erhalten wer<strong>de</strong>n könnten, die auf an<strong>de</strong>ren<br />

Wegen nicht zugänglich sind.<br />

8.4 ENDOR Messungen im Nullfeld<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r geringen Mikrowellenpulsleistung, die zur Verfügung stand, konnten<br />

prinzipiell nur Substanzen mit beson<strong>de</strong>rs langer Phasengedächtniszeit untersucht<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies ist im Imprägnierpech HL, einer von <strong>de</strong>r VfT AG (Castrop Rauxel)<br />

hergestellten paramagnetische Kohleprobe, <strong>de</strong>r Fall. Spektroskopisch gesehen kann<br />

es als S=½, I=½ Spinsystem interpretiert wer<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>m ursprünglichen Field-<br />

Cycling Aufbau wur<strong>de</strong> von dieser Probe das erste Field-Cycled ENDOR-Spektrum<br />

mit direkter magnetischer Kopplung zwischen Kernspin und Elektronenspin erhalten<br />

[Stu 98, Stu 99a]. Ein bemerkenswert starker ENDOR Effekt von 50% war<br />

beobachtbar. Jedoch wur<strong>de</strong> nur eine breite Linie erhalten, die mit <strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r<br />

gleichen Probe bei Hochfeld-HYSCORE Messungen gefun<strong>de</strong>nen Linien vergleichbar<br />

ist, und dort als 1 H- und 13 C-Hyperfeinkopplungen interpretiert wur<strong>de</strong>n.<br />

Eine verbesserte Auflösung wur<strong>de</strong> erst mit einem neuen Field-Cycling Aufbau bei<br />

1.6 K und unter Kompensation <strong>de</strong>s magnetischen Restfelds im Laboratorium<br />

erhalten. Alle für ein S=½, I=½ System mit anisotroper Hyperfeinwechselwirkung<br />

im Nullfeld erwarteten sechs 13 C-Übergänge konnten <strong>de</strong>tektiert wer<strong>de</strong>n. Der<br />

Hyperfeintensor hat die Hauptkomponenten (15.25, 5.75, 1.55) MHz [Stu 99b]. Da<br />

die longitudinalen Relaxationszeiten dieser Probe typisch für ein organisches<br />

Radikal sind, dürfte die gepulste Field-Cycled ENDOR-Spektroskopie allgemein<br />

für organische Pulverproben geeignet sein. Es ist jedoch zu erwarten, daß auch<br />

an<strong>de</strong>re Materialien, beispielsweise Bornitrid, mit Field-Cycled ENDOR untersucht<br />

wer<strong>de</strong>n können.


Anhang<br />

A Technische Zeichnungen<br />

115


116<br />

Abbildung A1: Probenkopf B, Teil 1 aus W-4571 E<strong>de</strong>lstahl.<br />

A TECHNISCHE ZEICHNUNGEN


A TECHNISCHE ZEICHNUNGEN 117<br />

Abbildung A2: Probenkopf B, Teil 1 aus W-4571 E<strong>de</strong>lstahl.


118<br />

A TECHNISCHE ZEICHNUNGEN<br />

Abbildung A3: Probenkopf B, Teil 2 (Resonatorhalterung) aus Rexolite 1422.


A TECHNISCHE ZEICHNUNGEN 119<br />

Abbildung A4: Probenkopf B, Teil 2 (Resonatorhalterung) aus Rexolite 1422.


120<br />

Abbildung A5: Probenkopf C, Teil 1 aus Rexolite 1422.<br />

A TECHNISCHE ZEICHNUNGEN


A TECHNISCHE ZEICHNUNGEN 121<br />

Abbildung A 6: Probenkopf C, Teil 1 aus Rexolite 1422.


122<br />

A TECHNISCHE ZEICHNUNGEN<br />

Abbildung A 7: Probenkopf C, Teil 2 (ENDOR-Spulenhalterung) aus Rexolite 1422.


A TECHNISCHE ZEICHNUNGEN 123<br />

Abbildung A 8: Probenkopf C, Teil 2 (ENDOR-Spulenhalterung) aus Rexolite 1422.


124<br />

A TECHNISCHE ZEICHNUNGEN<br />

Abbildung A 9: Probenkopf C, Teil 3 (Resonatorhalterung) aus Rexolite 1422.


A TECHNISCHE ZEICHNUNGEN 125<br />

Abbildung A 10: Probenkopf C, Teil 1, Teil 2 und Teil 3 aus Rexolite.


126<br />

Abbildung A 11: Probenkopf C, Abschirmung aus V2A-Stahl.<br />

A TECHNISCHE ZEICHNUNGEN


A TECHNISCHE ZEICHNUNGEN 127<br />

Abbildung A 12: Probenkopf C, Abschirmung aus V2A-Stahl.


128<br />

A TECHNISCHE ZEICHNUNGEN


B KURZBEDIENUNGSANLEITUNG ESP380 129<br />

Anhang<br />

B Kurzbedienungsanleitung ESP380


130<br />

B KURZBEDIENUNGSANLEITUNG ESP380<br />

Dies ist eine Schritt für Schritt Anleitung zur Bedienung <strong>de</strong>s im Arbeitskreis von<br />

Prof. Voitlän<strong>de</strong>r befindlichen gepulsten ESR-Spektrometers Bruker ESP 380<br />

während Pulsed Field-Cycled ENDOR-Messungen. Sie bezieht sich ausdrücklich<br />

nur auf dieses Gerät und nicht auf an<strong>de</strong>re von <strong>de</strong>r Firma Bruker gelieferte ESP 380<br />

Spektrometer. Insbeson<strong>de</strong>re wird die Bedienung eines Spektrometers beschrieben,<br />

das keinen Wan<strong>de</strong>rfeldröhrenverstärker (TWT) enthält. Wer<strong>de</strong>n die gleichen<br />

Bedienungsschritte bei einem Gerät mit TWT durchgeführt, so wird das Gerät<br />

beschädigt wer<strong>de</strong>n!<br />

Hinweise, die lediglich die als Kommentare dienen und nicht aktuell am Spektrometer<br />

ausgeführt wer<strong>de</strong>n müssen, sind in <strong>de</strong>r Schriftart Technical gesetzt.<br />

1. Einschalten<br />

- Koaxial-Hohlleiterübergang am Mikrowellenflansch <strong>de</strong>r Brücke befestigen<br />

- Field-Cycled ENDOR Probenkopf mit Utiflex-Mikrowellenkabel anschließen<br />

- Wasserversorgung für Mikrowellenbrücke langsam aufdrehen<br />

- Test: Abschwächung am ER 048H größer 30 dB?<br />

- Konsole einschalten (Kippschalter hinten am Gerät)<br />

- ca. 1 min warten. Falls Brummgeräusch auftritt, nochmals ausschalten und<br />

kurz danach wie<strong>de</strong>r einschalten<br />

- Field Controller ER032M:<br />

0 CF (Center Field)<br />

0 SW (Sweep Width)<br />

- Signal Channel ER 023M:<br />

0 MA (Modulation Amplitu<strong>de</strong>)<br />

0 RG (Receiver Gain)<br />

Der Signal Channel wird für die Detektion <strong>de</strong>r Mikrowellenpulse nicht benötigt und<br />

kann daher auf die kleinstmöglichen Werte gesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

- Monitor einschalten<br />

- Computer einschalten (mit Schlüssel)<br />

- Wasserversorgung Mikrowellenbrücke kontrollieren!<br />

Der Wasserfluß durch die Mikrowellenbrücke läßt im Laufe <strong>de</strong>r 1. Stun<strong>de</strong> nach.<br />

Daher sollte er <strong>de</strong>s öfteren kontrolliert wer<strong>de</strong>n.<br />

- Pulse Programmer ESP 385 einschalten mit Schlüssel<br />

- Speicheroszilloskop einschalten<br />

- DS1-Kabel am Signaleingang <strong>de</strong>s Oszilloskops anschließen.<br />

- ZTO-Kabel an externen Trigger <strong>de</strong>s Oszilloskops anschließen.<br />

Ein Oszilloskop ist zum Suchen und optimieren <strong>de</strong>s Signals unbedingt notwendig.<br />

Die Signalgüte kann nicht, wie Tests zeigten, mit <strong>de</strong>m im ESP 380 integrierten SDI<br />

beurteilt wer<strong>de</strong>n.


B KURZBEDIENUNGSANLEITUNG ESP380 131<br />

2. ESP 380-1020 Controller<br />

- CW auf ON, alle an<strong>de</strong>ren auf OFF<br />

- Vi<strong>de</strong>o Amplifier Gain: Taste drücken<br />

=> die ersten bei<strong>de</strong>n LED leuchten<br />

Verstärkung auf 36 dB einstellen<br />

- Bandwidth: bei<strong>de</strong> Tasten zugleich drücken<br />

=> die ersten drei LED leuchten<br />

Bandweite auf 50 MHz einstellen<br />

- High Power Attenuator:<br />

auf 60 dB einstellen<br />

- Ref.Bias.: auf 0 einstellen<br />

- LVL x: auf 10 einstellen<br />

- � x auf ca. 4 - 7 einstellen<br />

- Trans. Lev: diese Einstellung ist ohne TWT unbe<strong>de</strong>utend.<br />

3. ER O48H Microwave Controller<br />

- auf TUNE einstellen<br />

- Abschwächung am ER 048H auf 25 dB senken<br />

Beziehungsweise soweit, bis eine Mo<strong>de</strong> erkennbar ist. Der Dio<strong>de</strong>nstrom sollte nicht<br />

über 200�A steigen.<br />

- STAB ON auf <strong>de</strong>m ESP 380-1020 Controller<br />

- Klystron Frequenz auf Resonatorresonanz abstimmen.<br />

Der Dip sollte sich in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong> befin<strong>de</strong>n.<br />

- STAB. FREQ (am ESP 380-1020) auf die gleiche Frequenz einstellen.<br />

- Klystron-Frequenz und STAB. FREQ nachführen, falls nötig.<br />

- Abschwächung am ER 048H auf 35 dB<br />

- ER 048H auf OPERATE<br />

- LOCK OFFSET auf Null bringen über FREQUENCY<br />

- Abschwächung am ER 048H auf 60 dB<br />

4. ESP 380-1020 Controller in Pulsbetrieb<br />

- CW OFF<br />

- STAB bleibt ON<br />

- QUAD ON<br />

- AMP ON<br />

- HPP beliebig (OFF)<br />

- alle an<strong>de</strong>ren müssen OFF sein!<br />

- REF.BIAS Potentiometer soweit aufdrehen, bis <strong>de</strong>r Dio<strong>de</strong>nstrom 200 �A<br />

erreicht hat.


132<br />

5. Pulsexperiment in Rechner eingeben<br />

B KURZBEDIENUNGSANLEITUNG ESP380<br />

- A-P-P => Pulse Pattern Definition<br />

- +x Channel auswählen (mit + o<strong>de</strong>r -)<br />

- (A-P-P)-E => Pulse Table editieren<br />

- Folgen<strong>de</strong>s Pulsmuster eingeben: (Das Beispiel gilt für Imprägnierpech HL)<br />

pulse number: 1 2<br />

pulse position: 0 800<br />

pulse length: 296 296<br />

pos. displacement: 0 0<br />

length increment: 0 0<br />

- Eingabemodus mit ESC verlassen<br />

- SDI Channel auswählen (mit + o<strong>de</strong>r -)<br />

- (A-P-P)-E => Pulse Table editieren<br />

- Folgen<strong>de</strong>s Pulsmuster eingeben:<br />

pulse number: 1 2<br />

pulse position: 0 0<br />

pulse length: 80 0<br />

pos. displacement: 8 0<br />

length increment: 0 0<br />

- Eingabemodus mit ESC verlassen<br />

- (A-P-P)-I => Automatic Pulse Pattern Calculation<br />

Dabei wer<strong>de</strong>n auch Pulse für Kanäle berechnet, die physikalisch gar nicht vorhan<strong>de</strong>n<br />

sind. Diese müssen jedoch nicht gelöscht wer<strong>de</strong>n.<br />

- (A-P-P)-A => Experiment wird mit Endlosschleife gestartet.<br />

Abbruch mit (A-P-P)-Q<br />

- Gewünschtes Feld an <strong>de</strong>r Field-Cycling Apparatur einstellen.<br />

Für Kohleprobe ca. 410 Ampere<br />

- ATTENUATION am ESP 380-1020 Controller in 10 dB Schritten auf Null<br />

bringen.<br />

Ab etwa 6 dB sollte bei 4.2 K ein Echo auf <strong>de</strong>m Oszilloskop zu erkennen sein.<br />

- Feld auf ON RESONANCE optimieren<br />

- SIGNAL/LOCK-Phase optimieren<br />

- High Power Attenuator auf maximales Signal einstellen.<br />

Da kein TWT zur Verfügung steht, wird das Signal bei 0 dB maximal sein.<br />

- Vi<strong>de</strong>o Amplifier Gain auf einen Wert, <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>r Sättigung <strong>de</strong>s<br />

Vi<strong>de</strong>o-Verstärkers liegt, einstellen.<br />

Bei 4.2 K liegt dies zwischen 3 und 15 dB, bei Raumtemperatur sind Verstärkungen<br />

bis zu 60 dB erfor<strong>de</strong>rlich.


B KURZBEDIENUNGSANLEITUNG ESP380 133<br />

- DIG auf ON am ESP 380-1020<br />

=> Das Signal verschwin<strong>de</strong>t vom Oszilloskop und wird zum SDI weitergeleitet.<br />

- (A-P-P)-Q => Pulsexperiment stoppen<br />

- ESC-ESC-B (A)-B => data acquisition mit <strong>de</strong>m SDI.<br />

Damit erscheint das Signal auf <strong>de</strong>m Computermonitor am ESP 380. Ist eine<br />

Digitalisierung über <strong>de</strong>n HP Vectra Prozeßrechner <strong>de</strong>s Field-Cycling Spektrometers<br />

erwünscht, so muß <strong>de</strong>r Transientenrekor<strong>de</strong>r im Prozeßrechner genauso wie das<br />

Speicheroszilloskop an das ESP 380 Spektrometer angeschlossen wer<strong>de</strong>n. DIG<br />

darf daher nicht gedrückt sein, und die externe Triggerung muß unter A-P-A-E<br />

aktiviert sein. Die Datenerfassung erfolgt dann über die im HP Vectra integrierte<br />

Transientenrekor<strong>de</strong>rkarte. Die Messungen wer<strong>de</strong>n über das Programm fcendor.exe<br />

gesteuert. Dies entspricht <strong>de</strong>m von J. Olliges erstellten und von D. Kilian modifizierten<br />

NQR-Messprogramm opsat.exe. Fcendor.exe wur<strong>de</strong> lediglich mit einer zu<br />

einer kürzeren Zeitbasis <strong>de</strong>r Transientenrekor<strong>de</strong>rkarte führen<strong>de</strong>n Einstellung neu<br />

kompiliert. Die von D. Kilian an opsat.exe durchgeführten Än<strong>de</strong>rungen betreffen nur<br />

die Einbindung dieser Transientenrekor<strong>de</strong>rkarte, daher ist die Bedienung nach wie<br />

vor mit <strong>de</strong>m von J. Olliges in [Oll 92] beschriebenen Originalprogramm i<strong>de</strong>ntisch und<br />

kann dort nachgelesen wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>r Einstellung <strong>de</strong>r Messparameter ist zu beachten, daß die in Abbildung 3.4<br />

<strong>de</strong>finierten Zeiten teilweise nicht direkt, son<strong>de</strong>rn nur als Summe bzw. Differenz in<br />

vorhan<strong>de</strong>ne Parameter <strong>de</strong>s Messprogramms eingetragen wer<strong>de</strong>n können. Ein<br />

Vergleich dieser Abbildung mit Abbildung 5.40 aus [Oll 92], Seite 130, ist daher vor<br />

<strong>de</strong>r Programmierung <strong>de</strong>s Experiments empfehlenswert.


134<br />

B KURZBEDIENUNGSANLEITUNG ESP380


C CHEMISCHE VERSILBERUNG 135<br />

Anhang<br />

C Herstellung eines BLGR durch che-<br />

mische Versilberung


136<br />

C CHEMISCHE VERSILBERUNG<br />

Dieser Anhang beschreibt, Schritt für Schritt, die Herstellung eines BLGR durch<br />

chemische Versilberung. Als Träger für die chemische Versilberung kommen<br />

Quarzglasröhrchen mit einem Außendurchmesser von 5 mm und einem Innendurchmesser<br />

von 4 mm in Frage. Da die fertigen Resonatoren präzise in eine<br />

Halterung aus Rexolite passen müssen, ist es von Vorteil, Präzisions-ESR-Röhrchen<br />

mit einer Toleranz von ± 0.013 mm zu verwen<strong>de</strong>n. Die besten Ergebnisse<br />

wur<strong>de</strong>n mit 702 PQ ESR Röhrchen von Wilmad (Deutsche Vertretung: Spintec)<br />

erhalten, welche einen Außendurchmesser von 4.97 mm aufweisen. Aus diesen<br />

etwa 250 mm langen ESR Röhrchen können mit einer Glassäge Stücke von ca.<br />

20 mm Länge erhalten wer<strong>de</strong>n, welche dann über 400er Metall-Naß-Schleifpapier<br />

trocken (!) auf die gewünschte Länge gebracht wer<strong>de</strong>n.<br />

Benötigte Chemikalien:<br />

• 30 %ig H 2O 2<br />

• Konzentrierte Schwefelsäure<br />

• 2 n Natronlauge<br />

• 2 %ig wässerige SnCl 2-Lösung<br />

• Kalium-Natrium Tartrat<br />

• Silbernitrat<br />

• 2 n Ammoniak<br />

Der entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Schritt <strong>de</strong>r Versilberung ist die Vorbehandlung <strong>de</strong>r Oberfläche.<br />

Aus Umwelt- und Sicherheitstechnischen Aspekten wur<strong>de</strong> nicht die Reinigung mit<br />

Chromschwefelsäure gewählt. Vielmehr wer<strong>de</strong>n die Röhrchen über Nacht in eine<br />

1:1 Mischung aus konzentrierter Schwefelsäure und 30 prozentigem Wasserstoffperoxid<br />

gelegt. Bei <strong>de</strong>r Manipulation <strong>de</strong>r Röhrchen in dieser Lösung schei<strong>de</strong>n<br />

aufgrund <strong>de</strong>r Aggressivität Metallpinzetten o<strong>de</strong>r ähnliches aus. Jedoch können die<br />

Röhrchen sehr einfach an <strong>de</strong>r Spitze einer Pasteur-Pipette in dieser Lösung gehandhabt<br />

wer<strong>de</strong>n. Eine weitere Reinigung umfaßt zunächst ein Bad in 2 n Natronlauge,<br />

gefolgt von <strong>de</strong>stilliertem Wasser und 2 prozentiger wässeriger Zinnchloridlösung.<br />

Hierauf müssen die Röhrchen mehrmals gründlich mit <strong>de</strong>stilliertem Wasser<br />

gereinigt wer<strong>de</strong>n. Bei all diesen Schritten sollten zur Handhabung <strong>de</strong>r Glasröhrchen<br />

Kunststoffpinzetten verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, da Metallpinzetten leicht zu Glassplittern<br />

führen. Selbstverständlich dürfen die Röhrchen nie mit <strong>de</strong>r Hand angefaßt<br />

wer<strong>de</strong>n. Für die chemische Versilberung wer<strong>de</strong>n nun zwei Lösungen bereitet: Eine<br />

aus 0.2 g Kalium-Natrium-Tartrat in 50 ml Wasser, die zweite aus 0.5 g Silbernitrat<br />

in 25 ml Wasser. Zu dieser Silbernitrat-Lösung wird nun genau so viel 2 normaler<br />

Ammoniak getropft, wie zur Auflösung <strong>de</strong>s ursprünglich gebil<strong>de</strong>ten<br />

Silberhydroxid-Nie<strong>de</strong>rschlags notwendig ist. Die Ammoniakmenge ist kritisch,<br />

schon ein Tropfen zu viel verschlechtert das Ergebnis. Daraufhin wer<strong>de</strong>n gleiche<br />

Mengen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Lösungen in ein neues 50 ml Polypropylen Becherglas gegeben


C CHEMISCHE VERSILBERUNG 137<br />

und sofort danach die Glasröhrchen an <strong>de</strong>r Spitze einer Pasteurpipette für eine<br />

Minute erhitzt. An <strong>de</strong>r verjüngten Spitze dieser Pasteurpipette läßt man nun die<br />

Glasröhrchen in die Silberlösung gleiten, so daß sie aufrecht im Becherglas zu<br />

stehen kommen. Nach 72 Stun<strong>de</strong>n bei Raumtemperatur in <strong>de</strong>r zur Vermeidung von<br />

Staub abge<strong>de</strong>ckten Lösung können die Röhrchen entnommen wer<strong>de</strong>n. Vor <strong>de</strong>r<br />

weiteren Bearbeitung müssen sie nun sehr sorgfältig mit <strong>de</strong>stilliertem Wasser<br />

gereinigt wer<strong>de</strong>n. Die En<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Röhrchen wer<strong>de</strong>n mit 600er Metallschleifpapier<br />

von Silber befreit. Bei all diesen Prozeduren sollten dünne Latexhandschuhe<br />

getragen wer<strong>de</strong>n. Die weitere Behandlung erfolgt dann wie im Hauptteil dieser<br />

Arbeit beschrieben.


138<br />

C CHEMISCHE VERSILBERUNG


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146<br />

LITERATURVERZEICHNIS


Lebenslauf<br />

8.8.1965 geboren in München<br />

1971 - 1975 Grundschule am Kirchplatz, Ismaning<br />

1975 - 1984 Werner Heisenberg Gymnasium, Garching<br />

Juni 1984 Abitur<br />

November 1984 Beginn <strong>de</strong>s Chemiestudiums an <strong>de</strong>r Ludwig Maximilians<br />

Universität, München<br />

Mai 1987 Vordiplom-Prüfung<br />

Juni 1987 Verpflichtung zum Dienst im Katastrophenschutz für<br />

10 Jahre beim Bayerischen Roten Kreuz, KV Freising<br />

Februar 1991 Hauptdiplom-Prüfung<br />

April 1991- Oktober 1991 Diplomarbeit im Institut für Physikalische Chemie am<br />

Lehrstuhl von Prof. Dr. J. Voitlän<strong>de</strong>r<br />

seit Januar 1992 Vorbereitung <strong>de</strong>r Promotion am Institut für Physikalische<br />

Chemie bei Prof. Dr. J. Voitlän<strong>de</strong>r, zeitweise<br />

För<strong>de</strong>rung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

April 1994- März 1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter an dieser Dienststelle<br />

August 1998 Vortrag „Pulsed Field-Cycled ENDOR Spectroscopy“<br />

in Berlin, 29 th AMPERE - 13 th ISMAR International<br />

Conference<br />

Publikationen<br />

G. Sturm, A. Lötz, J. Voitlän<strong>de</strong>r, Pulsed Detection of the Zero-Field Electron Spin-<br />

Lattice Relaxation Time, Exten<strong>de</strong>d Abstracts of the 28th Congress Ampere, Canterbury,<br />

S. 256 - 257, 1996.<br />

G. Sturm, A. Lötz, J. Voitlän<strong>de</strong>r, Pulsed EPR with Field Cycling and a Bridged<br />

Loop-Gap Resonator Ma<strong>de</strong> by Chemical Deposition of Silver, J. Magn. Res. 127,<br />

105 - 108 (1997).<br />

G. Sturm, D. Kilian, A. Lötz, J. Voitlän<strong>de</strong>r, Pulsed Field-Cycled ENDOR Spectroscopy,<br />

Proceedings of the Joint 29 th Ampere - 13 th ISMAR International Conference,<br />

Berlin, S. 216 - 217, 1998.<br />

G. Sturm. D. Kilian, A. Lötz, J. Voitlän<strong>de</strong>r, Field-Cycled ENDOR Spectroscopy,<br />

EPR Newsletter 10, No. 1, 6 - 9 (1999).<br />

G. Sturm, D. Kilian, A. Lötz, J. Voitlän<strong>de</strong>r, Detection of Anisotropic Hyperfine<br />

Transitions in Zero Magnetic Field using Field-Cycling Techniques, J. Magn. Res.<br />

142, 139 - 144 (2000).

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