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Leseprobe aus dem Buch Erwach(s)en, was nun?

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EDITION OCTOPUS<br />

Marion Geyer<br />

<strong>Erwach</strong>(s)<strong>en</strong>,<br />

<strong>was</strong> <strong>nun</strong>?


Inhalt<br />

Dankeschön 8<br />

Vorwort 9<br />

Einleitung 13<br />

Flügge sein, nicht nur zum Schein 19<br />

Auß<strong>en</strong> wie inn<strong>en</strong> <strong>dem</strong> Chaos <strong>en</strong>trinn<strong>en</strong> 25<br />

Die Qual mit der Moral 41<br />

Die Illusion der Perfektion 45<br />

Vom Beruf zur Berufung 49<br />

Die Kunst der Konz<strong>en</strong>tration 71<br />

Der Pakt mit <strong>dem</strong> Takt 79<br />

Alt und Jung bringt neu<strong>en</strong> Schwung 101<br />

Die Selbstverständlichkeit der Endlichkeit 111<br />

Die Rubrik vom Glück 121<br />

Vom Pessimist zum Optimist 133<br />

Die Schinderei mit mehr als zwei 139<br />

Das Gefecht ums Recht 147<br />

Die Manier von Neid und Gier 157<br />

Gewalt in Gestalt 185<br />

Der schrille Ton der Rebellion 197<br />

Mit Stock und Stein verwurzelt sein 205<br />

Lass dir nicht d<strong>en</strong> Glaub<strong>en</strong> raub<strong>en</strong> 213<br />

Die Chance steigt, w<strong>en</strong>n Leistung Wirkung zeigt 235


Unternehmertum bringt Geld und Ruhm 243<br />

Im Wettstreit mit der Zeit 251<br />

Die Liebe und die Triebe 261<br />

Der Parcours der Streitkultur 273<br />

Gesund und schön durchs Leb<strong>en</strong> geh<strong>en</strong> 283<br />

Halte dich fit und gestalte mit 303<br />

Zusamm<strong>en</strong>fassung für ganz Eilige 321


Dankeschön<br />

Ein ganz herzliches Dankeschön an mein<strong>en</strong> Partner Mario, der seit<br />

1975 zu mir hält, meine nächtlich<strong>en</strong> Schreibanfälle toleriert, unsere<br />

technisch<strong>en</strong> Geräte wartet und mir, währ<strong>en</strong>d ich hier sitze und<br />

schreibe, die dring<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Dinge vom Halse hält. (Geschirrspüler<br />

<strong>aus</strong>räum<strong>en</strong>, Ras<strong>en</strong> mäh<strong>en</strong>, für unser<strong>en</strong> Leb<strong>en</strong>sunterhalt sorg<strong>en</strong>...)<br />

Danke an meine Tochter Tina und mein<strong>en</strong> Sohn Falko, die mich<br />

auf allerlei Them<strong>en</strong> gestoß<strong>en</strong> hab<strong>en</strong>, die junge Leute interessier<strong>en</strong>.<br />

Sie hab<strong>en</strong> sich als geduldige Probeleser bewährt. Tina hat sich<br />

außer<strong>dem</strong> um das Layout des <strong>Buch</strong>es gekümmert, die Bilder bearbeitet<br />

und mit dazu beigetrag<strong>en</strong>, dass es <strong>en</strong>dlich unters wart<strong>en</strong>de<br />

Volk kommt.<br />

Ein besonderer Dank gilt meiner langjährig<strong>en</strong> Freundin Sabine.<br />

Sie hat die Texte bereits im Vorfeld zahlreich<strong>en</strong> Jug<strong>en</strong>dlich<strong>en</strong><br />

nahegebracht, mit ihn<strong>en</strong> darüber diskutiert und somit für die Praxistauglichkeit<br />

dieses <strong>Buch</strong> gesorgt.<br />

Danke an Emili<strong>en</strong>ne und Trecy, die für die Fotos Modell gestand<strong>en</strong><br />

hab<strong>en</strong> und danke an Daniel Hutfilz, der die Schnappschüsse<br />

professionell eingefang<strong>en</strong> hat.<br />

Danke an Corinna Lind<strong>en</strong>blatt, Jana Enge und Iris Sahm. Sie<br />

hab<strong>en</strong> Korrektur<strong>en</strong> geles<strong>en</strong> und zum Feinschliff der Texte beigesteuert.<br />

Danke an alle lieb<strong>en</strong> Freunde, die mein Leb<strong>en</strong> so unsagbar<br />

bereichern. Danke an alle, die Stoff für die zahlreich<strong>en</strong> Geschicht<strong>en</strong><br />

geliefert hab<strong>en</strong>. Danke auch an diej<strong>en</strong>ig<strong>en</strong>, an d<strong>en</strong><strong>en</strong> ich mir die<br />

Zähne <strong>aus</strong>beiß<strong>en</strong> durfte. Schließlich habe ich von ihn<strong>en</strong> meine<br />

wertvollst<strong>en</strong> Lektion<strong>en</strong> gelernt.<br />

Danke an meine Eltern, die mir am 11. Oktober 1958 das Leb<strong>en</strong><br />

gesch<strong>en</strong>kt hab<strong>en</strong>. Sie ermöglicht<strong>en</strong> es mir, neb<strong>en</strong> meiner jünger<strong>en</strong><br />

Schwester, in einer harmonisch<strong>en</strong> Familie aufzuwachs<strong>en</strong>. Danke,<br />

dass sie nicht d<strong>en</strong> Zeitpunkt verpasst hab<strong>en</strong>, mich rechtzeitig <strong>aus</strong><br />

<strong>dem</strong> warm<strong>en</strong> Nest in ein eig<strong>en</strong>verantwortliches Leb<strong>en</strong> zu schubs<strong>en</strong>.


Vorwort<br />

Liebe Leserin, lieber Leser, bitte betrachte dieses Sammelsurium <strong>aus</strong><br />

wertvoll<strong>en</strong> Tipps, Leb<strong>en</strong>sweisheit<strong>en</strong> und persönlich<strong>en</strong> Erfahrung<strong>en</strong><br />

als Selbstbedi<strong>en</strong>ungslad<strong>en</strong>. Du musst nicht jed<strong>en</strong> Gedank<strong>en</strong> kauf<strong>en</strong>,<br />

der hier angebot<strong>en</strong> wird.<br />

Als 57jährige Ehefrau, zweifache Mutter, Großmutter und<br />

selbständige Geschäftsfrau habe ich viele Höh<strong>en</strong> und Tief<strong>en</strong> im<br />

Leb<strong>en</strong> gemeistert, und auch bereits Hürd<strong>en</strong> g<strong>en</strong>omm<strong>en</strong>, die noch<br />

vor dir lieg<strong>en</strong>. Deshalb gestatte mir, ein w<strong>en</strong>ig <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> »Nähkästch<strong>en</strong>«<br />

zu plaudern. Die Lektüre liefert ganz praktische und logische<br />

Antwort<strong>en</strong> auf br<strong>en</strong>n<strong>en</strong>de Frag<strong>en</strong> unserer Zeit und sie kann dir ein<br />

wertvolles Hilfsmittel sein, sofern du davon Gebrauch machst.<br />

Rückwirk<strong>en</strong>d betrachtet ist das Leb<strong>en</strong> eig<strong>en</strong>tlich ganz einfach<br />

und logisch. Es ist nicht immer leicht. Das ist es für kein<strong>en</strong> von<br />

uns, d<strong>en</strong>n wir müss<strong>en</strong> es vorwärts leb<strong>en</strong>. Im Vor<strong>aus</strong> müss<strong>en</strong> wir<br />

Entscheidung<strong>en</strong> treff<strong>en</strong>, ohne zu wiss<strong>en</strong>, ob wir richtig lieg<strong>en</strong>. Und<br />

mach<strong>en</strong> wir uns nichts vor: Bei all<strong>en</strong> gut<strong>en</strong> Vorsätz<strong>en</strong> erwart<strong>en</strong> uns<br />

im Laufe unserer Entwicklung natürlich auch immer wieder Überraschung<strong>en</strong><br />

und Hindernisse, die wir in unser<strong>en</strong> kühnst<strong>en</strong> Träum<strong>en</strong><br />

nicht erahn<strong>en</strong> konnt<strong>en</strong>. Auch die gilt es zu meistern. Manche Dinge<br />

füg<strong>en</strong> sich ganz leicht, wie von Zauberhand, andere fordern uns<br />

her<strong>aus</strong>, bis an unsere äußerst<strong>en</strong> Gr<strong>en</strong>z<strong>en</strong> zu geh<strong>en</strong>. Dar<strong>aus</strong> sammeln<br />

wir Erfahrung<strong>en</strong>, die uns mit der Zeit zu einer sicher<strong>en</strong> und standfest<strong>en</strong><br />

Persönlichkeit heranreif<strong>en</strong> lass<strong>en</strong>. Hoff<strong>en</strong>tlich!<br />

Wer noch am Anfang seines <strong>Erwach</strong>s<strong>en</strong>seins steht, weiß jedoch<br />

noch nicht, <strong>was</strong> ihn erwartet. Da kann es nicht schad<strong>en</strong>, gut vorbereitet<br />

zu sein.<br />

W<strong>en</strong>n du dazu bereit bist, als Rohdiamant in d<strong>en</strong> vorlieg<strong>en</strong>d<strong>en</strong><br />

Wiss<strong>en</strong>spool einzutauch<strong>en</strong> und mir gestattest, dich ein Stück auf<br />

deinem Leb<strong>en</strong>sweg zu begleit<strong>en</strong>, besteht eine reelle Chance, als<br />

geschliff<strong>en</strong>er Brillant mit ganz eig<strong>en</strong><strong>en</strong> Facett<strong>en</strong> wieder aufzutau­


ch<strong>en</strong>. Es ist mein Anlieg<strong>en</strong>, deine inner<strong>en</strong> Schätze zu deinem eig<strong>en</strong><strong>en</strong><br />

Nutz<strong>en</strong> ans Licht zu heb<strong>en</strong>. Ob du das zulässt, liegt selbstverständlich<br />

ganz bei dir. W<strong>en</strong>n ja, unterstütze ich dich mit Vergnüg<strong>en</strong> bei<br />

der Feinmodellierung deiner Vorhab<strong>en</strong>.<br />

Ich habe mich dazu <strong>en</strong>tschloss<strong>en</strong>, mit dir ein<strong>en</strong> Dialog zu führ<strong>en</strong>.<br />

Aus Gründ<strong>en</strong> der Einfachheit schreibe ich in der Er-Form, meine<br />

damit aber selbstverständlich auch die weiblich<strong>en</strong> Leser. Ich hoffe,<br />

ihr seht mir das nach und könnt euch damit arrangier<strong>en</strong>. Wie du<br />

sicher schon bemerkt hast, habe ich als Anrede ein freundliches<br />

Du gewählt, d<strong>en</strong>n ich möchte dich gerne als Freund ansprech<strong>en</strong>.<br />

Einem Freund sagt man die Wahrheit, ohne lang und breit um d<strong>en</strong><br />

heiß<strong>en</strong> Brei herum zu red<strong>en</strong>. Das macht die ganze Sache natürlich<br />

sehr persönlich.<br />

Dieses <strong>Buch</strong> ist als Hilfestellung gedacht. Es liegt mir jedoch fern<br />

dich zu belehr<strong>en</strong> oder dir mein<strong>en</strong> Standpunkt aufzuzwing<strong>en</strong>. Mein<br />

Ziel ist es viel mehr, dich nach diesem Lesestoff als selbstbewusst<strong>en</strong><br />

Individualist<strong>en</strong> mit einer eig<strong>en</strong><strong>en</strong> Mei<strong>nun</strong>g ins Leb<strong>en</strong> zu <strong>en</strong>tlass<strong>en</strong>.<br />

Ich gebe ganz off<strong>en</strong> zu, beim Recherchier<strong>en</strong> und Formulier<strong>en</strong><br />

habe ich selber noch eine M<strong>en</strong>ge dazugelernt. Es war und ist mir<br />

besonders wichtig, die Sorg<strong>en</strong> und Nöte der jung<strong>en</strong> G<strong>en</strong>eration <strong>aus</strong><br />

ihrer Sicht zu begreif<strong>en</strong>, um von meinem Standpunkt <strong>aus</strong> mit einem<br />

Rucksack voller Leb<strong>en</strong>serfahrung<strong>en</strong> ganz praktisch zu helf<strong>en</strong>. Ich<br />

gehöre jedoch einer ander<strong>en</strong> G<strong>en</strong>eration an, da sind Missverständnisse<br />

nicht immer <strong>aus</strong>geschloss<strong>en</strong>. Einige Abschnitte hab<strong>en</strong> mich<br />

un<strong>en</strong>dlich viel Kraft gekostet. Immer wieder habe ich sie geles<strong>en</strong><br />

und les<strong>en</strong> lass<strong>en</strong>, von Jug<strong>en</strong>dlich<strong>en</strong> verschied<strong>en</strong><strong>en</strong> Alters, <strong>aus</strong> ganz<br />

unterschiedlich<strong>en</strong> sozial<strong>en</strong> Schicht<strong>en</strong>, von Sozialpädagog<strong>en</strong>, von<br />

Lehrern, von Freund<strong>en</strong> und von Müttern. Erst als sie alle ihr Okay<br />

dazu gegeb<strong>en</strong> hatt<strong>en</strong>, hat die Endfassung Gestalt ang<strong>en</strong>omm<strong>en</strong>.<br />

Daran kannst du seh<strong>en</strong>, du bist mir nicht egal. Sollte ich, trotz aller<br />

Müh<strong>en</strong>, jeman<strong>dem</strong> bei mein<strong>en</strong> Ausführung<strong>en</strong> unbeabsichtigt auf<br />

die Füße tret<strong>en</strong>, so <strong>en</strong>tschuldige ich mich bereits im Vorfeld dafür.<br />

10


Das ist nicht meine Absicht. Mir ist durch<strong>aus</strong> bewusst, welche große<br />

Verantwortung mit der Veröff<strong>en</strong>tlichung dieses <strong>Buch</strong>es auf mein<strong>en</strong><br />

Schultern lastet und ich bin dazu bereit, sie auch zu trag<strong>en</strong>. Bist<br />

auch du gewillt, mutig und verantwortungsbewusst dein<strong>en</strong> eig<strong>en</strong><strong>en</strong><br />

Leb<strong>en</strong>sweg zu beschreit<strong>en</strong>? Na dann, willkomm<strong>en</strong> im Club der<br />

Selbstd<strong>en</strong>ker. Ich freue mich riesig auf unsere gemeinsame Zeit.<br />

Liebe Grüße<br />

Deine Marion Geyer.<br />

11


Einleitung<br />

Hallo Engelch<strong>en</strong>, schwebst du noch, oder lebst du schon?<br />

Warum bezeichne ich dich als Engelch<strong>en</strong>? Ganz einfach:<br />

Als du gebor<strong>en</strong> wurdest, hattest du ein paar Flügel gesch<strong>en</strong>kt bekomm<strong>en</strong>.<br />

Sorglos konntest du damit, fern jeder Pflicht, durch deine<br />

Kindheit segeln. Du warst das Engelch<strong>en</strong> deiner Familie. Neugierig,<br />

munter und fröhlich konntest du Stück für Stück die Welt erkund<strong>en</strong>.<br />

Jeder Tag war aufreg<strong>en</strong>d und herrlich ungetrübt. Du wurdest mit Liebe<br />

und ander<strong>en</strong> Ding<strong>en</strong> besch<strong>en</strong>kt und musstest keine Geg<strong>en</strong>leistung<br />

dafür erbring<strong>en</strong>. Es g<strong>en</strong>ügte, einfach da zu sein. Ungeduldig fiebertest<br />

du <strong>dem</strong> Mom<strong>en</strong>t <strong>en</strong>tgeg<strong>en</strong>, an <strong>dem</strong> du <strong>en</strong>dlich erwachs<strong>en</strong> wirst und als<br />

weiteres Gesch<strong>en</strong>k die große Freiheit in d<strong>en</strong> Schoß gelegt bekommst.<br />

Leider hatte man dir verschwieg<strong>en</strong>, dass deine Flügel nicht mitwachs<strong>en</strong><br />

und dich eines Tages nicht mehr trag<strong>en</strong> werd<strong>en</strong>. Jetzt stehst du vielleicht<br />

gerade an der Schwelle zum <strong>Erwach</strong>s<strong>en</strong>sein und stellst ungläubig<br />

fest, dass du ins Trudeln gerätst. Dein Traumland über d<strong>en</strong> Wolk<strong>en</strong><br />

musst du jetzt <strong>en</strong>dgültig verlass<strong>en</strong>. Man erwartet von dir, umgeh<strong>en</strong>d<br />

auf <strong>dem</strong> Bod<strong>en</strong> der Tatsach<strong>en</strong> zu land<strong>en</strong> und zukünftig die Verantwortung<br />

für dein Leb<strong>en</strong> selbst zu übernehm<strong>en</strong>. Ja, der Preis ist hoch. Ab<br />

jetzt bekommst du nichts mehr umsonst. Für alles, <strong>was</strong> du von <strong>nun</strong> an<br />

hab<strong>en</strong> willst, musst du et<strong>was</strong> g<strong>en</strong><strong>aus</strong>o Wertvolles zum T<strong>aus</strong>ch anbiet<strong>en</strong>.<br />

Sei ehrlich, hattest du dir das <strong>Erwach</strong>s<strong>en</strong>sein so vorgestellt?<br />

Vielleicht stehst du auch bereits flügellos am Bahnhof des<br />

Leb<strong>en</strong>s, blickst unsicher auf die unzählig<strong>en</strong> Gleise und weißt nicht,<br />

wohin die Reise geh<strong>en</strong> soll? Vielleicht hat dich niemand im Trubel<br />

des Alltags registriert und sagt dir, wo es langgeht? Vielleicht fühlst<br />

du dich jetzt in der unüberschaubar<strong>en</strong> M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>m<strong>en</strong>ge schrecklich<br />

einsam und verlass<strong>en</strong>? Gelingt es dir plötzlich nicht mehr, die<br />

Aufmerksamkeit auf dich zu zieh<strong>en</strong>?<br />

Als Kind hattest du damit kein Problem. W<strong>en</strong>n es nicht nach<br />

deinem Will<strong>en</strong> ging, hast du dich einfach schrei<strong>en</strong>d und strampelnd auf<br />

13


d<strong>en</strong> Bod<strong>en</strong> geworf<strong>en</strong> und schon war<strong>en</strong> alle Aug<strong>en</strong>paare auf dich gerichtet.<br />

Einem Kind verzeiht man derartige Auftritte. Im <strong>Erwach</strong>s<strong>en</strong><strong>en</strong>alter<br />

funktioniert das leider nicht mehr. Du brauchst eine neue Strategie.<br />

Solange du kein<strong>en</strong> Weg gefund<strong>en</strong> hast, positiv in Erschei<strong>nun</strong>g zu tret<strong>en</strong>,<br />

fühlst du dich wahrscheinlich wie ein Statist am Rande, unwichtig,<br />

ungeachtet, unbemerkt. Betraut man dich mit trist<strong>en</strong>, zeitraub<strong>en</strong>d<strong>en</strong><br />

Alltäglichkeit<strong>en</strong>? Verrinnt dein Leb<strong>en</strong> freudlos, ziellos, gnad<strong>en</strong>los? Hast<br />

du das Gefühl, man hat dich einfach am Bahnsteig vergess<strong>en</strong>? Ist der<br />

Zug in Richtung sonniger Zukunft vorbeiger<strong>aus</strong>cht, ohne anzuhalt<strong>en</strong>?<br />

Würdest du jetzt am liebst<strong>en</strong> nach H<strong>aus</strong>e »flieg<strong>en</strong>«, dich unter<br />

der warm<strong>en</strong> Bettdecke in »Wolk<strong>en</strong>kuckucksheim« verkriech<strong>en</strong> und<br />

d<strong>en</strong> lieb<strong>en</strong> Gott ein<strong>en</strong> gut<strong>en</strong> Mann sein lass<strong>en</strong>? Oder besteht noch<br />

ein kleines Fünkch<strong>en</strong> Hoff<strong>nun</strong>g, dass dich an die Wartebank fesselt?<br />

Vielleicht kommt noch ein Zug und nimmt dich mit.<br />

Regungslos hängst du dein<strong>en</strong> Tagträum<strong>en</strong> nach. In deiner<br />

Fantasie erscheint dir ein wohlwoll<strong>en</strong>der Kontostand; du siehst dich<br />

in einem aufreg<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Job agier<strong>en</strong>; durch eine Luxusvilla flanier<strong>en</strong>;<br />

in ein<strong>en</strong> Wag<strong>en</strong> der S-Klasse einsteig<strong>en</strong>, <strong>aus</strong>gestattet mit allem<br />

Schnickschnack; siehst dich an d<strong>en</strong> atemberaub<strong>en</strong>dst<strong>en</strong> Ort<strong>en</strong> der<br />

Welt dein<strong>en</strong> Urlaub verbring<strong>en</strong>...<br />

Plötzlich reißt dich das Schell<strong>en</strong> des Telefons erbarmungslos <strong>aus</strong><br />

deiner Fantasie. Am ander<strong>en</strong> Ende der Strippe ein knurriger Zeitg<strong>en</strong>osse,<br />

der dich an deine Pflicht<strong>en</strong> erinnert. Willkomm<strong>en</strong> in der<br />

Geg<strong>en</strong>wart! Fühlst du dich plötzlich nur noch von kleinkariert<strong>en</strong><br />

Mitm<strong>en</strong>sch<strong>en</strong> mit kleinkariert<strong>en</strong> Ansicht<strong>en</strong> umgeb<strong>en</strong>, d<strong>en</strong><strong>en</strong> du für<br />

ein<strong>en</strong> kleinkariert<strong>en</strong> Lohn Rede und Antwort steh<strong>en</strong> sollst? Nichts<br />

wie weg hier, aber wohin? Wie ein Blitz <strong>aus</strong> heiterem Himmel wird<br />

dir klar, dass sich nichts, aber auch gar nichts ändern wird, w<strong>en</strong>n du<br />

nicht <strong>en</strong>dlich dein Leb<strong>en</strong> in die eig<strong>en</strong><strong>en</strong> Hände nimmst, selbstbestimmt,<br />

selbstsicher, mit der nötig<strong>en</strong> Selbstachtung...<br />

Bist du bereit? Hier kommt der Zug, auf d<strong>en</strong> du gewartet hast.<br />

Spring auf! Die nächst<strong>en</strong> Seit<strong>en</strong> off<strong>en</strong>bar<strong>en</strong> dir eine Art Gebrauchsanleitung<br />

für ein glückliches Leb<strong>en</strong>.<br />

14


Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack:<br />

Mein erster Tipp lautet: Gewinnerlächeln <strong>aus</strong>pack<strong>en</strong>, Scheuklapp<strong>en</strong><br />

aufsetz<strong>en</strong>, auf die Mei<strong>nun</strong>g der zäh<strong>en</strong> Masse pfeif<strong>en</strong> und<br />

stattdess<strong>en</strong> auf sein Bauchgefühl hör<strong>en</strong>. Dreh die Nase in d<strong>en</strong> Wind<br />

und bring dein Leb<strong>en</strong>sschiff geschmeidig und zielsicher auf Kurs.<br />

Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan. Solange du dein Pot<strong>en</strong>tial<br />

noch nicht realistisch einschätz<strong>en</strong> kannst, ist es schwierig, dein<strong>en</strong><br />

»Marktwert« zu bestimm<strong>en</strong>. Holst du zu weit <strong>aus</strong>, blamierst du dich<br />

bis auf die Knoch<strong>en</strong>. Machst du dich unnötig klein, bleibst du auf der<br />

Strecke. Aus Angst vor einer Fehl<strong>en</strong>tscheidung spring<strong>en</strong> heutzutage<br />

zahlreiche Jug<strong>en</strong>dliche unsicher hin und her und neig<strong>en</strong> dazu, sich<br />

im Dschungel der un<strong>en</strong>dlich<strong>en</strong> Möglichkeit<strong>en</strong> zu verlauf<strong>en</strong>. Andere<br />

geh<strong>en</strong> gar nicht erst an d<strong>en</strong> Start, weil sie der fest<strong>en</strong> Überzeugung<br />

sind, ohnehin keine Chance zu hab<strong>en</strong>. Wieder andere hab<strong>en</strong> ein total<br />

verschob<strong>en</strong>es Selbstbild, labern ohne Punkt und Komma und sind<br />

ob<strong>en</strong>drein vollkomm<strong>en</strong> beratungsresist<strong>en</strong>t. Auch das funktioniert<br />

in der Praxis nicht. Die Bauchlandung ist vorprogrammiert.<br />

Im Leb<strong>en</strong> hört das Lern<strong>en</strong> niemals auf. Das Optimum ist eine gute<br />

Mischung <strong>aus</strong> Liebe, Selbstbewusstsein, Demut, Lernbereitschaft,<br />

Taktgefühl, Kraft und Ausdauer. Ich glaube, jeder, <strong>aus</strong>schließlich<br />

jeder, hat die Möglichkeit, ein selbstbestimmtes, glückliches Leb<strong>en</strong><br />

zu führ<strong>en</strong>, w<strong>en</strong>n er das will. Und zwar unabhängig von seiner<br />

Herkunft und von seinem Bildungsgrad. Du kannst jederzeit im<br />

Leb<strong>en</strong> fehl<strong>en</strong>de K<strong>en</strong>ntnisse nachhol<strong>en</strong>, auch w<strong>en</strong>n du seinerzeit in<br />

der Schule nicht aufgepasst hab<strong>en</strong> solltest. Wichtig ist nur, dass du<br />

zuerst an einer Sache Gefall<strong>en</strong> findest. Erst w<strong>en</strong>n du weißt, <strong>was</strong> du<br />

wirklich willst, kannst du die Weich<strong>en</strong> in die richtige Richtung stell<strong>en</strong>.<br />

Verschone mich bitte mit Ausred<strong>en</strong> aller Art. Ich k<strong>en</strong>ne sie alle<br />

und weiß, sie bring<strong>en</strong> weder dich noch mich weiter. Helf<strong>en</strong> kann<br />

ich dir nur, w<strong>en</strong>n du zu konstruktivem Handeln bereit bist. Okay?<br />

Gerne stehe ich dir auf deinem Weg berat<strong>en</strong>d zur Seite, halte dich,<br />

falls der Bod<strong>en</strong> zeitweise unter dein<strong>en</strong> Füß<strong>en</strong> schwank<strong>en</strong> sollte und<br />

lasse erst los, w<strong>en</strong>n du dein Gleichgewicht, deine Standfestigkeit,<br />

15


deine ganz persönliche Gangart und deine eig<strong>en</strong>e Geschwindigkeit<br />

gefund<strong>en</strong> hast. Handeln musst du natürlich selbst.<br />

Du wirst in diesem <strong>Buch</strong> auch einiges über mich, meine Familie<br />

und mein Umfeld erfahr<strong>en</strong>. Das erzähle ich nur <strong>aus</strong> einem einzig<strong>en</strong><br />

Grund: Ich möchte glaubwürdig sein. Was nützt es, w<strong>en</strong>n ich dir bunt<br />

schillernde Theorie um die Ohr<strong>en</strong> haue, die ich selber nicht praktiziere.<br />

Was du hier vorfindest ist »gelebtes Wiss<strong>en</strong>«. Es liegt mir fern,<br />

mein Ego zu »bürst<strong>en</strong>«, in<strong>dem</strong> ich meine Privatsphäre öff<strong>en</strong>tlich zur<br />

Schau trage. Ich bin ein M<strong>en</strong>sch zum Anfass<strong>en</strong>, der Stärk<strong>en</strong> und<br />

Schwäch<strong>en</strong> hat, reichlich Fehler macht und auch Angst, Wut und<br />

Verzweiflung k<strong>en</strong>nt. Selbst w<strong>en</strong>n ich meist<strong>en</strong>s froh<strong>en</strong> Mutes durch<br />

d<strong>en</strong> Alltag schreite, gibt es Tage, an d<strong>en</strong><strong>en</strong> ich besser lieg<strong>en</strong> geblieb<strong>en</strong><br />

wäre; erlebe ich Mom<strong>en</strong>te, wo ich nicht weiter weiß; gerate ich in<br />

Situation<strong>en</strong>, in d<strong>en</strong><strong>en</strong> ich mich für meine eig<strong>en</strong>e Dummheit in d<strong>en</strong><br />

Hintern beiß<strong>en</strong> könnte. Ich arbeite leid<strong>en</strong>schaftlich, bin schrecklich<br />

neugierig und probiere gerne Neues <strong>aus</strong>. Ich nehme nichts einfach<br />

so hin, nur weil es schon immer so war, stelle ab und zu unbequeme<br />

Frag<strong>en</strong> und lande auch manchmal in Fettnäpf<strong>en</strong>, die ich besser hätte<br />

<strong>aus</strong>lass<strong>en</strong> soll<strong>en</strong>. Doch in der T<strong>en</strong>d<strong>en</strong>z verfüge ich über eine positive<br />

Grundeinstellung, die mich bisher über alle Hürd<strong>en</strong> irg<strong>en</strong>dwie<br />

hinweg getrag<strong>en</strong> hat.<br />

In dieser Lektüre geht es jedoch nicht um mich, sondern einzig<br />

und alleine um dich. Ich möchte dir helf<strong>en</strong>, dein<strong>en</strong> eig<strong>en</strong><strong>en</strong> Weg<br />

zu find<strong>en</strong>. Meine Wünsche sind allerdings nicht automatisch die<br />

dein<strong>en</strong>. Deshalb kann ich dir auch nicht sag<strong>en</strong>, <strong>was</strong> im Einzeln<strong>en</strong> für<br />

dich gut und richtig ist. Anhand verschied<strong>en</strong>er Beispiele zeige ich dir<br />

aber gerne Wege auf, die es dir ermöglich<strong>en</strong>, ganz eig<strong>en</strong>e Lösungsansätze<br />

zu find<strong>en</strong>. Auch verschied<strong>en</strong>e Tabuthem<strong>en</strong> werd<strong>en</strong> off<strong>en</strong> zur<br />

Sprache komm<strong>en</strong>, weil ich weiß, hinter vorgehalt<strong>en</strong>er Hand kursiert<br />

eine M<strong>en</strong>ge Unsinn, der keinem et<strong>was</strong> nützt. Gestatte mir bitte,<br />

hin und wieder ein w<strong>en</strong>ig zu provozier<strong>en</strong>. Meine Wortwahl wird<br />

deshalb ziemlich direkt sein. Trage dich nicht mit der Hoff<strong>nun</strong>g, mit<br />

16


Samthandschuh<strong>en</strong> durchs Leb<strong>en</strong> getrag<strong>en</strong> zu werd<strong>en</strong>. Um besteh<strong>en</strong><br />

zu könn<strong>en</strong>, muss du auch ab und zu einer steif<strong>en</strong> Brise standhalt<strong>en</strong>.<br />

Abgeschirmt im warm<strong>en</strong> Kämmerlein hat noch keiner die Welt<br />

erobert. Doch keine Angst, es wird alles nicht so heiß gegess<strong>en</strong>, wie<br />

es gekocht wird. Niemand erwartet von dir, perfekt zu sein. Kleine<br />

Unzulänglichkeit<strong>en</strong> mach<strong>en</strong> ein<strong>en</strong> M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong> durch<strong>aus</strong> sympathisch.<br />

In der Summe muss es pass<strong>en</strong>.<br />

Solange es in deinem Leb<strong>en</strong> noch keine stabil<strong>en</strong> Eckpfeiler gibt,<br />

weißt du natürlich nicht, worauf du aufbau<strong>en</strong> sollst. Lass uns zuerst<br />

gemeinsam träum<strong>en</strong> und parallel dazu ein w<strong>en</strong>ig Grundlag<strong>en</strong>forschung<br />

betreib<strong>en</strong>, damit das Ganze kein Luftschloss wird. Darauf<br />

setz<strong>en</strong> wir dann zusamm<strong>en</strong> ein tragfähiges Fundam<strong>en</strong>t für dein<br />

Leb<strong>en</strong>straumh<strong>aus</strong> und erricht<strong>en</strong> d<strong>en</strong> Rohbau. Du wirst merk<strong>en</strong>,<br />

w<strong>en</strong>n du die anfängliche Schwerkraft einmal überwund<strong>en</strong> hast,<br />

und kontinuierlich Schritt für Schritt vorgehst, wird es mit der Zeit<br />

immer leichter. Du wirst Selbstvertrau<strong>en</strong>, Mut, Kraft und Ausdauer<br />

gewinn<strong>en</strong> und dich nicht so leicht von Widersachern ins Bockshorn<br />

jag<strong>en</strong> lass<strong>en</strong>. Doch zuerst liegt ein Pack<strong>en</strong> Arbeit vor dir, d<strong>en</strong> es zu<br />

sortier<strong>en</strong> und abzuarbeit<strong>en</strong> gilt. Manchmal scheint es so, als hätt<strong>en</strong><br />

es andere leichter als man selbst. Dem ist zum Glück nicht so. Die<br />

Großmutter meines Mannes pflegte immer treff<strong>en</strong>d zu bemerk<strong>en</strong>:<br />

»B<strong>en</strong>eide nie d<strong>en</strong> Nächst<strong>en</strong> um sein Glück und sein<strong>en</strong> Fried<strong>en</strong>, jeder<br />

muss sein Päckch<strong>en</strong> trag<strong>en</strong>, nur die Packung ist verschied<strong>en</strong>...«<br />

Soviel zur Einstimmung. Ich hoffe, ich konnte dich ein w<strong>en</strong>ig<br />

neugierig mach<strong>en</strong>. Bist du bereit jetzt froh<strong>en</strong> Mutes in Richtung<br />

deiner Träume zu schreit<strong>en</strong>?<br />

Dann reich mir die Hand. Ich begleite Dich gern solange, bis du<br />

sicher auf eig<strong>en</strong><strong>en</strong> Füß<strong>en</strong> stehst.<br />

17


Zusamm<strong>en</strong>fassung für ganz Eilige<br />

Zahlreiche Leb<strong>en</strong>sthem<strong>en</strong> sind zur Sprache gekomm<strong>en</strong>. Jedes<br />

einzelne würde, für sich betrachtet, Stoff für ein ganzes <strong>Buch</strong> liefern.<br />

Doch darum geht es nicht. Ich will dich nicht mit un<strong>en</strong>dlichem<br />

Wiss<strong>en</strong> vollstopf<strong>en</strong>, <strong>was</strong> du möglicherweise gar nicht brauchst. Mir<br />

liegt viel mehr am Herz<strong>en</strong>, dass du ankommst, an einem Ort, d<strong>en</strong><br />

du Zuh<strong>aus</strong>e n<strong>en</strong>nst, bei M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>, die dich lieb<strong>en</strong>, in einem Job,<br />

der dein<strong>en</strong> Fähigkeit<strong>en</strong> am best<strong>en</strong> <strong>en</strong>tspricht, und nicht zuletzt, dass<br />

du zufried<strong>en</strong> und rundum glücklich wirst. Das fällt nicht einfach<br />

so vom Himmel. Zuerst musst du die Komfortzone verlass<strong>en</strong> und<br />

»<strong>aus</strong>flieg<strong>en</strong>«.<br />

Dieses <strong>Buch</strong> verfolgt das Ziel, dich <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> »warm<strong>en</strong> Nest« zu<br />

schubs<strong>en</strong> und dir das »Flieg<strong>en</strong>« beizubring<strong>en</strong>. In luftiger Höhe<br />

bekommst du ein<strong>en</strong> Überblick über das große Ganze und bist dazu<br />

in der Lage, dir ein eig<strong>en</strong>es Urteil zu bild<strong>en</strong>. Erst w<strong>en</strong>n du weißt,<br />

<strong>was</strong> du wirklich willst, kannst du punktg<strong>en</strong>au dort land<strong>en</strong>, wo du<br />

hingehörst.<br />

Früher schickte man <strong>aus</strong>gewachs<strong>en</strong>e Knab<strong>en</strong> auf Wanderschaft, mit<br />

<strong>dem</strong> Ziel, Mann zu werd<strong>en</strong> und drauß<strong>en</strong> in der groß<strong>en</strong>, weit<strong>en</strong> Welt<br />

Erfahrung<strong>en</strong> zu sammeln. Nach d<strong>en</strong> Lehrjahr<strong>en</strong> kehrt<strong>en</strong> sie heim,<br />

angefüllt mit neu<strong>en</strong> Eindrück<strong>en</strong>, <strong>aus</strong>gerüstet mit Fähigkeit<strong>en</strong> und<br />

Fertigkeit<strong>en</strong>, <strong>aus</strong>staffiert mit Leb<strong>en</strong>serfahrung, Loyalität, Toleranz<br />

und Mut. Danach ging »Mann« auf Brautschau, gründete eine<br />

Familie, baute ein eig<strong>en</strong>es, warmes Nest, in <strong>dem</strong> der Nachwuchs<br />

aufwachs<strong>en</strong> konnte. Das Ziel war klar definiert, »Mann« konz<strong>en</strong>trierte<br />

sich auf d<strong>en</strong> Kern der Sache und kam auch an.<br />

Ja es stimmt, unser Leb<strong>en</strong> ist heute wes<strong>en</strong>tlich vielschichtiger und<br />

damit auch unübersichtlicher geword<strong>en</strong>. Das <strong>en</strong>tbindet dich aber<br />

nicht von der Pflicht, dein<strong>en</strong> Hintern zu heb<strong>en</strong>, in die »Pötte« zu<br />

komm<strong>en</strong> und für dein<strong>en</strong> Leb<strong>en</strong>sunterhalt selber zu sorg<strong>en</strong>. Jedoch<br />

321


muss man zuerst säh<strong>en</strong>, bevor man ernt<strong>en</strong> kann. Nimm d<strong>en</strong><br />

Kompass, d<strong>en</strong> du in Form dieses <strong>Buch</strong>es in dein<strong>en</strong> Händ<strong>en</strong> hältst,<br />

peil dein Ziel an, leg die Marschrichtung fest und mach dich wild<br />

<strong>en</strong>tschloss<strong>en</strong> auf d<strong>en</strong> Weg. W<strong>en</strong>n du mutig voranschreitest, ohne<br />

zu hadern und <strong>en</strong>dlos darüber zu lam<strong>en</strong>tier<strong>en</strong> <strong>was</strong> alles nicht geht,<br />

werd<strong>en</strong> in deinem Leb<strong>en</strong> Wunder gescheh<strong>en</strong>.<br />

In mein<strong>en</strong> Aug<strong>en</strong> verbirgt sich unser mom<strong>en</strong>tanes Dasein, g<strong>en</strong><strong>aus</strong>o<br />

wie jedes Ding, <strong>was</strong> wir kauf<strong>en</strong>, hinter einer riesig<strong>en</strong>, prunkvoll<strong>en</strong><br />

Verpackung, die viel zu überdim<strong>en</strong>sioniert ist für das, <strong>was</strong> dahinter<br />

steckt. Bedruckt mit groß<strong>en</strong> Lettern, off<strong>en</strong>bart die opul<strong>en</strong>te Hülle<br />

Versprechung<strong>en</strong>, die sie nicht halt<strong>en</strong> kann. Man braucht eine Ewigkeit,<br />

um zum Kern der Sache vorzudring<strong>en</strong>. Nach <strong>dem</strong> Auspack<strong>en</strong><br />

kommt eine banale Winzigkeit zu Tage und <strong>was</strong> uns bleibt, ist eine<br />

M<strong>en</strong>ge unsinniger Müll. Wem nützt das? Was wird damit bezweckt?<br />

Hab<strong>en</strong> wir diese schillernde Scheinwelt nicht selber erschaff<strong>en</strong>? War<br />

es das, <strong>was</strong> wir wollt<strong>en</strong>? Alles nur Fassade und dahinter nichts als<br />

Leere? Sind wir jetzt wieder jahrzehntelang damit beschäftigt, das<br />

Wes<strong>en</strong>tliche freizuleg<strong>en</strong> und d<strong>en</strong> ganz<strong>en</strong> Verpackungsramsch zu<br />

recyceln?<br />

Sollte jetzt der Eindruck <strong>en</strong>tstand<strong>en</strong> sein, ich wünsche mir alte<br />

Zeit<strong>en</strong> zurück, keineswegs. Die hatt<strong>en</strong> g<strong>en</strong><strong>aus</strong>o ihre Tück<strong>en</strong>. Ich<br />

zähle mich zu d<strong>en</strong> Optimist<strong>en</strong>, die vorwärts schau<strong>en</strong> und bin sehr<br />

froh, in einer zivilisiert<strong>en</strong> Welt zu leb<strong>en</strong>, in einem komfortabl<strong>en</strong><br />

H<strong>aus</strong> zu wohn<strong>en</strong>, moderne Technik, PC und Internet nutz<strong>en</strong> zu<br />

könn<strong>en</strong>. Es sind tolle Erfindung<strong>en</strong>, die ich nicht miss<strong>en</strong> möchte.<br />

Ich empfinde es als groß<strong>en</strong> Fortschritt, mühelos um die ganze Welt<br />

reis<strong>en</strong> zu könn<strong>en</strong> und Zugang zu einem un<strong>en</strong>dlich<strong>en</strong> Wiss<strong>en</strong>spool<br />

zu hab<strong>en</strong>. Doch mach<strong>en</strong> wir uns nichts vor, all der Luxus hat auch<br />

seine Schatt<strong>en</strong>seit<strong>en</strong>. Er macht uns nicht nur abhängig, sondern<br />

auch zu gläsern<strong>en</strong> Gestalt<strong>en</strong>. Alles, <strong>was</strong> wir von uns geb<strong>en</strong>, wird<br />

irg<strong>en</strong>dwo aufgezeichnet. Fällt der PC <strong>aus</strong>, sind wir auf der Stelle<br />

handlungsunfähig. Hab<strong>en</strong> wir kein<strong>en</strong> Handyempfang, fühl<strong>en</strong> wir<br />

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uns wie beinamputiert. Atemlos hast<strong>en</strong> wir ständig technisch<strong>en</strong><br />

Neuerung<strong>en</strong> hinterher und dabei drift<strong>en</strong> Wunsch und Wirklichkeit<br />

immer weiter <strong>aus</strong>einander. Wie oft dümpeln wir an der Oberfläche<br />

einer glitzernd<strong>en</strong> Scheinwelt herum, ohne ins Z<strong>en</strong>trum vorzudring<strong>en</strong>?<br />

Willst du heute nicht g<strong>en</strong>au das Gleiche wie G<strong>en</strong>eration<strong>en</strong> vor<br />

dir? Ist es nicht eb<strong>en</strong>so dein Ziel, ein<strong>en</strong> Sinn im Dasein zu find<strong>en</strong>,<br />

der Liebe deines Leb<strong>en</strong>s zu begegn<strong>en</strong>, dich fortzupflanz<strong>en</strong>, ein<strong>en</strong><br />

bleib<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Eindruck auf dieser Welt zu hinterlass<strong>en</strong>?<br />

Oder verplemperst du stattdess<strong>en</strong> lieber deine wertvolle<br />

Leb<strong>en</strong>szeit mit dummem Gelaber und sinnlosem Firlefanz, r<strong>en</strong>nst<br />

Ding<strong>en</strong> hinterher, die du gar nicht brauchst, vernebelst deine Sinne<br />

mit unbekömmlichem Krempel, suhlst dich in Egoismus und<br />

beschränkst dich aufs Konsumier<strong>en</strong>, statt zu agier<strong>en</strong>?<br />

Ein Leb<strong>en</strong> auf Pump ist gerade groß in Mode. Gehörst du auch<br />

zu dies<strong>en</strong> Kleingeistern? Im Klartext heißt das, du ruhst dich auf<br />

Lorbeer<strong>en</strong> <strong>aus</strong>, die du gar nicht besitzt. Das funktioniert nicht und<br />

wird sich früher oder später ganz gewaltig räch<strong>en</strong>. Ich verspreche<br />

dir, die Quittung wird es in sich hab<strong>en</strong>.<br />

Meine langjährige Schulfreundin Sabine, die fast immer d<strong>en</strong> richtig<strong>en</strong><br />

»Riecher« hat, prägte bereits vor 25 Jahr<strong>en</strong> d<strong>en</strong> Satz:<br />

»Es wird die Zeit komm<strong>en</strong>, da werd<strong>en</strong> unsere Kinder die Äpfel unter<br />

d<strong>en</strong> Bäum<strong>en</strong> wieder aufles<strong>en</strong>...«<br />

Hoff<strong>en</strong>tlich weißt du bis dahin noch, wie ein Apfelbaum überhaupt<br />

<strong>aus</strong>sieht, besser noch, wie du rechtzeitig ein<strong>en</strong> pflanzt. Wer blind<br />

und taub durch die Welt tappt, die Natur mit Füß<strong>en</strong> tritt und es<br />

sich in einer technisch perfekt <strong>aus</strong>gerüstet<strong>en</strong>, funkelnd<strong>en</strong> Scheinwelt<br />

bequem gemacht hat, wird früher oder später auf fruchtbarem<br />

Bod<strong>en</strong> einfach verhungern.<br />

Ja, das klingt hart. W<strong>en</strong>n du aufmerksam in d<strong>en</strong> Geschichtsbüchern<br />

blätterst, wirst du jedoch feststell<strong>en</strong>, bereits mehrere<br />

Hochkultur<strong>en</strong> sind g<strong>en</strong>au an diesem Punkt gescheitert. Gewinnt<br />

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die Bequemlichkeit die Oberhand, stagniert das Wachstum und die<br />

Krise ist vorprogrammiert. Das hat rein gar nichts mit Schwarzmalerei<br />

zu tun. Ganz im Geg<strong>en</strong>teil. Es ist das Gesetz von Ursache und<br />

Wirkung.<br />

Ich glaube unerschütterlich an eine leb<strong>en</strong>s- und lieb<strong>en</strong>swerte<br />

Zukunft. Die gestaltet sich jedoch nicht von allein. Wir alle müss<strong>en</strong><br />

tatkräftig daran arbeit<strong>en</strong> und auch bereit sein, Kris<strong>en</strong> zu meistern.<br />

Die wird es immer wieder geb<strong>en</strong>. Kris<strong>en</strong> sind Chanc<strong>en</strong> und für<br />

unsere Weiter<strong>en</strong>twicklung unerlässlich. Wer jedoch bereits im<br />

Vorfeld seine Bod<strong>en</strong>haftung verlor<strong>en</strong> hat, wird in <strong>en</strong>tscheid<strong>en</strong>d<strong>en</strong><br />

Situation<strong>en</strong> gnad<strong>en</strong>los auf die Nase fall<strong>en</strong>. Deshalb lege ich dir<br />

im Abspann nochmals wärmst<strong>en</strong>s ans Herz, bereite dich vor. Wer<br />

rechtzeitig agiert, ist für jede Leb<strong>en</strong>ssituation gerüstet und wird<br />

am Ende als Gewinner dar<strong>aus</strong> hervorgeh<strong>en</strong>. Was es dazu braucht,<br />

wurde in diesem <strong>Buch</strong> <strong>aus</strong>führlich erläutert. W<strong>en</strong>n du noch Frag<strong>en</strong><br />

hast, blättere einfach zurück, lies aufmerksam jedes einzelne Kapitel,<br />

dann wirst du die Antwort<strong>en</strong> find<strong>en</strong>. Manche steh<strong>en</strong> auch zwisch<strong>en</strong><br />

d<strong>en</strong> Zeil<strong>en</strong>.<br />

Oder gehörst du etwa zu dies<strong>en</strong> Rosin<strong>en</strong>pickern, die insgeheim<br />

gehofft hab<strong>en</strong>, in der Zusamm<strong>en</strong>fassung alle Antwort<strong>en</strong> schillernd<br />

verpackt serviert zu bekomm<strong>en</strong>?<br />

Das Leb<strong>en</strong> ist zwar einfach, aber es ist nicht immer leicht. Ohne<br />

persönlich<strong>en</strong> Einsatz ist es nicht erfolgreich zu meistern. Also Ärmel<br />

hoch, ran an d<strong>en</strong> Speck und immer schön neugierig bleib<strong>en</strong>.<br />

In diesem Sinne wünsche ich dir für dein<strong>en</strong> weiter<strong>en</strong> Leb<strong>en</strong>sweg<br />

spann<strong>en</strong>de Her<strong>aus</strong>forderung<strong>en</strong>, Standfestigkeit und unbändig<strong>en</strong><br />

Spaß.<br />

P.S. ...und vergiss nicht, ein<strong>en</strong> Apfelbaum zu pflanz<strong>en</strong>!<br />

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