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Grün wohnen

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Die Mieterzeitschrift – Juli/August 2016<br />

<strong>Grün</strong><br />

<strong>wohnen</strong><br />

THEMA<br />

Genossenschaftliche<br />

Aussenräume<br />

PORTRÄT<br />

Leben auf dem<br />

Bauernhof<br />

THEMA<br />

Ein Paar baut ein<br />

Ökohaus


WOHNZIMMER<br />

Wohnung in der Siedlung Meiefeld in Burgdorf, Wohnbaugenossenschaft Meisenweg.<br />

Foto: Nadine Andrey<br />

2 Juli/August 2016 – extra


EDITORIAL<br />

INHALT<br />

Cover: Wohngemeinschaft Grienen Gesewo, Winterthur / Foto: Renate Wernli<br />

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, sagt<br />

man. Ich habe da so meine Zweifel. Mindestens,<br />

was meine Vorstellungen von einem<br />

anständigen Garten betrifft. Farben, Fülle,<br />

Wildwuchs, Natur: je üppiger, desto besser.<br />

Das gilt natürlich auch für unseren Balkon,<br />

mit dem ich mich in meiner aktuellen Wohnsituation<br />

begnügen muss. Umso grosszügiger<br />

statte ich ihn mit allem Möglichen aus,<br />

was Augen und Gaumen erfreut: Beeren, Tomaten,<br />

Bohnen, Kräutern, Aprikosen und<br />

vielen, vielen Blumen – manchmal staune<br />

ich selber, was in Töpfen alles gedeiht. Und<br />

freue mich über das, was der Wind ansät,<br />

den Winter überdauert hat oder sonstwie<br />

unerwartet spriesst. Zwar besuchen meinen<br />

Balkon nicht wie früher unseren Garten Igel<br />

und Salamander, aber immerhin lockt er viele<br />

Schmetterlinge, Bienen und Vögel an.<br />

Ordnung muss sein, findet hingegen mein<br />

Vater. Wehe, eine Ranke tanzt aus der Reihe<br />

oder ein Unkraut wagt sich in ein Beet – jedem<br />

Abweichler macht er kurzerhand mit<br />

Hacke oder Schere den Garaus. Alle Pflanzen<br />

stehen säuberlich in Reih und Glied, was ungeordnet<br />

wuchert, wird gnadenlos zurückgestutzt.<br />

Das entspricht einer Sicht auf die<br />

grüne Welt, die meiner ziemlich entgegenläuft.<br />

Dass solch unterschiedliche Sichtweisen<br />

auch im grossen Massstab anzutreffen<br />

sind, zeigt ein Blick auf die Entwicklung der<br />

Aussenraumgestaltung von Siedlungen.<br />

Auch dort wurde und wird immer wieder anders<br />

definiert, wie viel formale Gestaltung,<br />

Naturnähe, Nutzbarmachung erwünscht<br />

sind. Die Antworten mögen variieren, eines<br />

jedoch bleibt gleich: das Bedürfnis nach einer<br />

grünen Umgebung, die einen atmen<br />

lässt, einem Freude schenkt, Ruhe bringt.<br />

Dieses Bedürfnis dürfte auch bei meinem<br />

Vater und mir trotz allen Differenzen ganz<br />

ähnlich sein. Vielleicht ist der Apfel doch<br />

nicht so weit vom Stamm gefallen.<br />

Liza Papazoglou, Redaktorin<br />

2 Wohnzimmer<br />

4 Thema<br />

<strong>Grün</strong>e Zeitreise: Tour d’Horizon über<br />

Aussenräume genossenschaftlicher Siedlungen<br />

8 Porträt<br />

Teilzeitidylle Grienen: Selbstverwaltet leben auf<br />

dem Bauernhof ist nicht nur romantisch<br />

10 Thema<br />

Senkrechtstarter: <strong>Grün</strong>e Fassaden neu gedacht<br />

12 Interview<br />

Landschaftsarchitektin Sabine Wolf:<br />

«Pärke sollen für alle zugänglich bleiben»<br />

14 Porträt<br />

Ein Paar baut sein Ökohaus:<br />

Natur und Hightech in Harmonie<br />

16 Thema<br />

Im Praxistest: Wie bewähren sich <strong>Grün</strong>räume<br />

von Siedlungen im Alltag?<br />

18 Tipps<br />

19 Gastkommentar<br />

Ferruccio Cainero über <strong>Grün</strong>, Blau<br />

und andere Farben des Lebens<br />

IMPRESSUM<br />

extra<br />

Die Mieterzeitschrift<br />

Ausgabe Juli/August 2016<br />

Herausgeber: Wohnbaugenossenschaften<br />

Schweiz, Verband der gemeinnützigen<br />

Wohnbauträger, Bucheggstrasse 109,<br />

8042 Zürich, www.wbg-schweiz.ch<br />

Redaktionelle Verantwortung:<br />

Liza Papazoglou<br />

www.wbg-schweiz.ch/zeitschrift_<strong>wohnen</strong><br />

<strong>wohnen</strong>@wbg-schweiz.ch<br />

Layout, Druckvorstufe, Druck:<br />

Stämpfli AG, Bern, www.staempfli.com<br />

Juli/August 2016 –<br />

extra<br />

3


THEMA<br />

AUSSENRÄUME GENOSSENSCHAFTLICHER SIEDLUNGEN<br />

<strong>Grün</strong>e Zeitreise<br />

TEXT: LIZA PAPAZOGLOU*<br />

Von Flanierorten bis Selbstversorger gärten, gemeinschaftlich<br />

nutzbaren Zonen bis Abstandsgrün, designter<br />

Landschaft bis Urban Gardening: Siedlungsgärten haben<br />

im Lauf der Jahrzehnte ganz unter schiedliche Formen<br />

und Funktionen angenommen. Eine Tour d’Horizon über<br />

genossenschaftliche Aussenräume.<br />

19. Jahrhundert:<br />

Werkstätten und Ziergärten<br />

Die ersten Baugenossenschaften in der<br />

Schweiz entstehen in den 1860er-Jahren in<br />

den Städten. Sie wollen der mit der Industrialisierung<br />

verbundenen Wohnungsnot<br />

entgegenwirken. Platz ist knapp, <strong>Grün</strong>raum<br />

nicht prioritär. Die Innenhöfe der vorherrschenden<br />

Blockrandbebauungen dienen<br />

denn auch vorwiegend als Nutzflächen und<br />

enthalten statt Bepflanzungen Werkstätten.<br />

Trotzdem findet gegen Ende des Jahrhunderts<br />

das bürgerliche Ideal vom idyllischen<br />

Landschaftsgarten, in dem man flaniert,<br />

seinen Niederschlag auch in Genossenschaftssiedlungen.<br />

Etwa in der ältesten in<br />

Zürich noch erhaltenen Genossenschaftssiedlung,<br />

die von 1893 bis 1898 von der<br />

Zürcher Bau- und Wohngenossenschaft<br />

(ZBWG) an der Sonneggstras se erstellt<br />

wird – inklusive eines kleinen, feinen Parks. Sonnegg strasse, Zürich, ZBWG, Plan von 1893.<br />

Foto: Baugeschichtliches Archiv Zürich<br />

*Recherchen mit freundlicher Unterstützung<br />

von Brigitte Nyffenegger, Landschaftsarchitektin<br />

SIA BSLA, www.umland.ch<br />

4 Juli/August 2016 – extra


THEMA<br />

Foto: Michele Limina<br />

Die Gartenstadtbewegung prägte genossenschaftliche Siedlungen wie hier der EBG St. Gallen von 1913 über viele Jahrzehnte;<br />

zum Teil sind die ehemaligen Selbstversorgergärten noch heute vorhanden.<br />

1910 bis1930:<br />

<strong>Grün</strong>e Revolution und Gartenstadt<br />

Boomende Städte, grassierende Wohnungsnot,<br />

ungesunde Mietskasernen und Blockrandbauten<br />

um düstere Innenhöfe rufen<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts Stadtreformer<br />

auf den Plan. Die Vision: ein gesundes, naturnahes<br />

Leben. Inspiriert sind die Reformer<br />

vor allem von zwei Strömungen: der<br />

Volksgesundheits- und Kleingartenbewegung,<br />

der die Schrebergärten zu verdanken<br />

sind, und dem Modell der «Gartenstadt»,<br />

das der Brite Ebenezer Howards ab 1898<br />

verbreitet. Es folgt der Überzeugung, dass<br />

die Natur sich heilsam auf die Stadt auswirkt<br />

und ihre Bewohner physisch und psychisch<br />

stärkt.<br />

Das ursprüngliche Gartenstadtkonzept<br />

propagiert einen Ring von grünen Trabantenstädten<br />

in der Landschaft, die rund um<br />

eine Zentrumsstadt angeordnet sind; in der<br />

Schweiz wird es so allerdings nie verwirklicht.<br />

Grossen Einfluss auf die Siedlungsentwicklung<br />

übt aber auch bei Genossenschaften<br />

die Gartenstadtidee von Quartieren mit<br />

einem Park in der Mitte und vielen Alleen,<br />

Plätzen und Siedlungsgärten aus. Prägend<br />

ist zudem die Entwicklung bei den öffentlichen<br />

Parks, die sich immer weiter in Wohnquartieren<br />

ausbreiten. Hatten sie früher vor<br />

allem repräsentative Aufgaben, wird nun<br />

Paradebeispiel für den Siedlungsbau der Reformbewegung: Freidorf (dreieckiges<br />

Gelände), Muttenz, Siedlungsgenossenschaft Freidorf, um 1920.<br />

die Nutzung wichtig: Erholung und sportliche<br />

Betätigung sollen möglich wer den. Folgerichtig<br />

entstehen Spielwiesen, Sport- und<br />

Badeanlagen, Pavillons und Festwiesen.<br />

All diese Strömungen prägen die Siedlungsgrünräume.<br />

Ab den Zehnerjahren entstehen<br />

differenzierte, klar strukturierte<br />

Aussenräume mit privaten und halböffentlichen<br />

Räumen. Grosse <strong>Grün</strong>zonen oder Innenhöfe<br />

können von den Be<strong>wohnen</strong>den gemeinsam<br />

benutzt werden und verfügen nun<br />

Foto: Bildarchiv Kant. Denkmalpflege Baselland, Luftaufnahme, 2008<br />

ähnlich wie öffentliche Parks über Freizeitund<br />

Spielzonen. Gleich zeitig dienen private,<br />

praktisch gestaltete Hausgärten dem Anbau<br />

von Gemüse und Obst. Bei ihnen steht<br />

die Funktion im Zentrum; klar abgetrennte<br />

Räume und geometrische Formen herrschen<br />

vor. Solche Selbst versorgergärten<br />

werden im Rahmen der Anbauschlacht<br />

während des Zweiten Weltkriegs besonders<br />

wichtig – und sogar zur Bedingung für die<br />

Subventionierung von Wohnbauten.<br />

Juli/August 2016 –<br />

extra<br />

5


THEMA<br />

1930 bis 1950: Einzug der Moderne<br />

Neubühl, Zürich, Genossenschaft Neubühl, 1932.<br />

Das «Neue Bauen» ändert zwar vorerst wenig<br />

am grundlegenden Konzept der Reihenhaussiedlung<br />

mit eigenen Gärten, revolutioniert<br />

aber die Architektur: Nüchterne,<br />

funktionale Gebäude lösen verspielte Häuschen<br />

ab – frei nach dem Motto «Flachdach<br />

statt Giebel». Als Gegengewicht zum Haus<br />

soll der Garten dafür einen wildästhetischen<br />

Kontrast setzen. Das Aussengrün<br />

wird naturnaher: Trennende Zäune<br />

zwischen den Gartenparzellen machen<br />

Plattenwegen oder durchlässigen Staudenpflanzungen<br />

Platz, der Gartensitzplatz am<br />

Haus wird mit einer Rasenfläche zum Erholen<br />

und Spielen ergänzt, Pflanzen und malerische<br />

Gehölze säumen ihn und leiten optisch<br />

über in die freie Landschaft – der<br />

«Wohngarten» ist geboren. Ein Paradebeispiel<br />

dafür ist die Genossenschaftssiedlung<br />

Neubühl in Zürich Wollishofen, die international<br />

auf viel Beachtung stösst.<br />

Foto: gta Archiv / ETH Zürich,<br />

Emil Roth; ETH-Bildarchiv e-pic<br />

1950 bis 1970:<br />

Parklandschaften und grosse Würfe<br />

Nach dem Krieg erlebt die<br />

Schweiz einen Wirtschaftsboom.<br />

Die Wohnnachfrage<br />

steigt, erste Gesamtüberbauungen<br />

und Hochhäuser werden<br />

erstellt – aus der Gartenstadt<br />

wird die Stadtlandschaft.<br />

Es entstehen moderne Parklandschaften.<br />

Beton hält Einzug,<br />

und unter gestalterischen<br />

Einflüssen vor allem aus Japan,<br />

Skandinavien und den<br />

USA öffnen sich die Wohngärten<br />

der Nachkriegsmoderne<br />

wieder stärker architektonischen<br />

Prinzipien. Es wird<br />

grossflächig gestaltet, gleichzeitig<br />

erfolgt eine Reduktion<br />

auf wenige Pflanzen und Elemente<br />

wie Findlinge, knorrige<br />

Bäume, Baumhaine oder Bodenmodellierungen.<br />

Freiraum<br />

wird als Skulptur verstanden,<br />

die Eigenart der Pflanzen und<br />

Baumaterialien soll erlebbar<br />

werden. Vielbeachtetes Beispiel<br />

ist die kommunale Heiligfeldsiedlung<br />

aus den 1950er-<br />

Jahren in Zürich mit ihrem<br />

grosszügigen öffentlichen<br />

Raum mit modernen Park- und<br />

Spielanlagen. Wohnhochhäuser<br />

in Arealen, die von anonymem<br />

Abstandsgrün geprägt<br />

sind, stossen aber auch auf Kritik,<br />

so etwa das Tscharnergut<br />

in Bern oder die berühmt-berüchtigten<br />

Göhner-Siedlungen<br />

im Zürcher Oberland. Einen<br />

Gegentrend setzen vor allem<br />

private Bauten mit intimen<br />

Aussenräumen, beispielsweise<br />

in Form von kleinteiligen begrünten<br />

Terrassenhäusern.<br />

Heiligfeld, Zürich, städtische<br />

Siedlung und öffentlicher<br />

Park, 1955.<br />

Tscharnergut, Bern,<br />

verschiedene Baugenossenschaften,<br />

um 1960.<br />

Foto: <strong>Grün</strong> Stadt Zürich<br />

Foto: zVg.<br />

1970 bis 1990:<br />

Ökologie und Funktionalität<br />

Die 1968er-Bewegung zeitigt<br />

Spuren: Gemeinschaftliche<br />

Wohnexperimente werden gewagt,<br />

Umweltthemen geraten<br />

in den Fokus. Biotope werden<br />

angelegt, Robinsonspielplätze<br />

– teilweise selber – gebaut,<br />

Mitgestalten und wildes Wachsen<br />

erhalten Raum – allerdings<br />

nur in Nischen. Wirklich durchsetzen<br />

im Siedlungsbau können<br />

sich diese Strömungen<br />

nicht. Dort orientiert sich die<br />

Gestaltung stark an der Nutzung,<br />

was etwa bei der kommunalen<br />

Siedlung Unteraffoltern<br />

III der Stadt Zürich durch<br />

ein differenziertes<br />

Konzept mit Privatgarten<br />

und begrünten<br />

Pergolas, Spielstrasse<br />

zwischen den<br />

Häuserzeilen, wildem<br />

separatem<br />

Spielplatz und Wildhecken<br />

umgesetzt<br />

wird. Angepflanzt<br />

werden vorzugsweise<br />

heimische Wildpflanzen,<br />

die auch<br />

Lebensräume für<br />

Wildtiere bieten. Das<br />

Bild orientiert sich<br />

an vermeintlich natürlichen<br />

Formen, zunehmend<br />

verzichtet man aber auf eine<br />

naturalistische Gestaltung und<br />

wählt formalere Ansätze.<br />

Robinsonspielplätze gehören<br />

zu den 1970er-Jahren –<br />

hier eine Variante der BG<br />

Brunnenhof, Zürich.<br />

Unteraffoltern III, Zürich, städtische<br />

Siedlung, 1982.<br />

Foto: Giorgio von Arb Foto: Wohnen<br />

6 Juli/August 2016 – extra


THEMA<br />

Ab 1990:<br />

Aussenraum als Architektur<br />

Design ist Trumpf, Aussenraum ist Fortsetzung<br />

der Architektur, die formale Gestaltung<br />

dominiert die Nutzung. Aufsehenerregende<br />

– und oftmals umstrittene – Projekte<br />

entstehen vor allem dort, wo ganze (Industrie-)Areale<br />

zu neuen Stadtteilen umfunktioniert<br />

und mit grosser Geste angelegt<br />

werden, etwa in Zürich Nord. Die genossenschaftlichen<br />

Siedlungen dieser Zeit und ihre<br />

<strong>Grün</strong>räume sind meist ebenfalls nüchtern<br />

gestaltet, legen aber mehr Wert auf<br />

funktionierende Begegnungsräume, die oft<br />

in verschiedene Zonen unterteilt sind. Im<br />

Zuge der einsetzenden Ersatzneubautätigkeit<br />

werden zunehmend verdichtete Grosssiedlungen<br />

gebaut, in denen auf Privatgärten<br />

meist zugunsten von gemeinsam nutzbaren<br />

Flächen verzichtet wird. Klee, Zürich, GBMZ, 2011.<br />

Foto: Reportair<br />

Natur und Menschen melden sich zurück<br />

Frühes Beispiel mit viel Ökologie und Mietergärten: Brombeeriweg, Zürich, FGZ,<br />

2003.<br />

Nachhaltigkeit im umfassenden Sinn wird<br />

zu einem wichtigen Thema. Ökologie und<br />

Biodiversität, Selbstversorgung, Teilen, gemeinsam<br />

gestalten, partizipative Prozesse –<br />

ins genossenschaftliche Leben kommt Bewegung.<br />

Viele Genossenschaften bauen<br />

und sanieren energiebewusst und geben<br />

sich Nachhaltigkeitskonzepte, auch für den<br />

Aus senraum. Naturwiesen werden angesät,<br />

Bienenhotels eingerichtet. Die Urban-Gardening-Bewegung<br />

spriesst vor allem in den<br />

Städten und erfasst auch genossenschaftliche<br />

Siedlungen. Statt grosser Parkflächen<br />

werden Gemeinschaftsgärten angelegt, die<br />

von Bewohnerinnen und Bewohnern gemeinsam<br />

bewirtschaftet werden; in anderen<br />

Siedlungen tauchen Pflanzkübel oder<br />

schrebergartenähnliche Pflanzbeete auf.<br />

Auch in die Gestaltung und Entwicklung<br />

der Aussenräume werden die Genossenschafter<br />

zunehmend einbezogen, die so<br />

über deren Auftritt mitbestimmen.<br />

Zum Weiterlesen<br />

Icomos Schweiz, Mascha Bisping (Hrsg.): Siedlungsgärten des 20. Jahrhunderts in Basel und Umgebung. Verlag hier + jetzt, Baden 2013,<br />

Reihe Gartenwege der Schweiz. ISBN 978-3-03919-287-8.<br />

Angelus Eisinger: Städte bauen. Städtebau und Stadtentwicklung in der Schweiz 1940–1970. gta Verlag, Zürich 2004. ISBN 3-85676-148-9.<br />

Foto: Schweingruber Zulauf<br />

Bienenhotel der Siedlung Limmatblick,<br />

Dietikon, SGE, 2011.<br />

Partizipativ geplant und naturnah<br />

angelegt: Oberfeld, Ostermundigen,<br />

WBG Oberfeld, 2013.<br />

Foto: zVg.<br />

Foto: Michele Limina<br />

Juli/August 2016 –<br />

extra<br />

7


PORTRÄT<br />

LEBEN AUF DEM BAUERNHOF<br />

Teilzeitidylle<br />

TEXT: PAULA LANFRANCONI/FOTOS: RENATE WERNLI<br />

Viele träumen vom selbstverwalteten Leben im <strong>Grün</strong>en. Die Winter thurer<br />

Wohngemeinschaft Grienen hat diese Vision auf einem alten Bauernhof<br />

verwirklicht. Doch wie romantisch ist dieses Leben tatsächlich?<br />

Station Sennhof-Kyburg. Auf einer waldigen<br />

Anhöhe scharen sich, wie eine kleine Herde,<br />

neun Wohnwagen und zwei Jurten um ein<br />

gelb gestrichenes Bauernhaus. Fröhliches<br />

Kinderlachen ist zu hören. Im Garten spriesst<br />

allerhand Kraut, in einem Plastiktunnel reifen<br />

Tomaten und Peperoni. Auch diverse<br />

baufällige Ställe und Schuppen stehen auf<br />

dem weitläufigen Gelände. Die gesamte Örtlichkeit<br />

hat etwas Märchenhaftes und erinnert<br />

an eine vergessene Idylle irgendwo in<br />

Osteuropa.<br />

Wir sind in der Siedlung Grienen. 21 Erwachsene<br />

und sechs Kinder leben in dieser<br />

selbstverwalteten Wohngemeinschaft. Lina<br />

Obrist, 40, drahtig, gschaffige Hände, tritt<br />

mit einer Tasse Kaffee aus dem Küchenwagen.<br />

Sie lebt seit 15 Jahren in ihrem liebevoll<br />

gestalteten Bauwagen und gehört damit zu<br />

den Grienen-Pionierinnen. Drüben, im modernen<br />

Esszimmer des Bauernhauses, erwarten<br />

uns zwei jüngere Bewohnerinnen:<br />

Die 25-jährige Nora Walti, Mutter einer einjährigen<br />

Tochter, zog vor einem halben Jahr<br />

ins Bauernhaus ein. Vorstandsmitglied Debora<br />

Nenniger, 31, wohnt seit der Geburt ihres<br />

dreieinhalbjährigen Sohnes hier. «Für<br />

meinen Partner war der Grienen Liebe auf<br />

den ersten Blick», sagt Debora Nenniger.<br />

Ideale und Konflikte<br />

Lina Obrist, die Pionierin, wirft einen nüchternen<br />

Blick zurück. Zuerst, im Jahr 2000,<br />

seien es zwei WGs mit rund zehn Leuten gewesen,<br />

die in einer Winterthurer Abbruchliegenschaft<br />

gelebt und entdeckt hätten,<br />

dass der Grienen leer stehe. Da das Bauernhaus<br />

aber zu gross war, habe man zusätzliche<br />

Leute gesucht. Deren Eltern, erzählt sie,<br />

hätten geholfen, das Haus zu erwerben.<br />

«Die Idee war, auf dem Grienen verschiedenste<br />

Lebensentwürfe auszuprobieren.»<br />

Bald seien ein paar Wohnwagen dazugekommen,<br />

allerdings illegal. Dank ausdauernden<br />

Verhandlungen des Trägervereins<br />

konnten die zwölf Wagenplätze 2009 legalisiert<br />

werden.<br />

Mit der Zeit gab es aber Konflikte. Der<br />

Trägerverein warf den Wagenbewohnern<br />

vor, sie würden hier bloss billig leben, aber<br />

nicht mitarbeiten. Die Wagenbewohner erhielten<br />

die Kündigung. Lina Obrist findet die<br />

Einteilung in Wagen- und Hausbewohner zu<br />

simpel: «Die Kündigung traf zu einem grossen<br />

Teil die Falschen, denn es gab auf beiden<br />

Seiten engagierte Leute.» 2014 kam es zum<br />

Eklat: Der Trägerverein löste sich auf. Das<br />

Kapital war weg, der Grienen brauchte dringend<br />

einen neuen Träger. 2015 wurde man<br />

bei der Winterthurer Genossenschaft für<br />

8 Juli/August 2016 – extra


PORTRÄT<br />

27 Menschen <strong>wohnen</strong> derzeit im Grienen.<br />

Lina Obrist (links), Nora Walti (Mitte) und<br />

Debora Nenniger (rechts) machen dabei<br />

unterschiedliche Erfahrungen.<br />

selbstverwaltetes Leben (Gesewo) fündig.<br />

Inzwischen hat diese das Land gekauft.<br />

Landwirtschaft mit Pflichten<br />

Doch wie romantisch ist das Leben auf dem<br />

Grienen tatsächlich? Vorab ein paar Fakten:<br />

Zum Areal gehören 3,5 Hektaren Land und<br />

Wald. Weil die Wiesen zwingend landwirtschaftlich<br />

genutzt werden müssen, hält die<br />

Gemeinschaft je fünf Milchziegen, Wollschweine<br />

und Hühner. Es gibt verschiedene<br />

Arbeitsgruppen. Lina Obrist ist für die Ziegen<br />

und den Garten zuständig. Jeden Morgen<br />

melkt sie die Tiere und geht dann ihrem<br />

30-Prozent-Pensum als Assistenz einer behinderten<br />

Person nach. Oder sie schaut zum<br />

Gemüse. Für die Selbstversorgung reiche es<br />

aber nicht. Lina Obrist: «Viele Bewohner arbeiten<br />

auswärts und haben nur begrenzt Kapazität<br />

zum Mitanpacken.» So bleibt vieles<br />

an einigen wenigen hoch motivierten Bewohnern<br />

hängen.<br />

Zum Beispiel an Landschaftsgärtner André<br />

Bochsler, der die Wollschweine versorgt.<br />

Oder an Zimmermann und Multitalent Xenon,<br />

der neben der Waldarbeit auch die Wiesen<br />

mäht und für fast jedes Problem eine Lösung<br />

findet. Vieles bleibt auch an Lina Obrist<br />

hängen. Nein, romantisch finde sie das Leben<br />

hier nicht, sagt die Frau mit der sonnengegerbten<br />

Haut. Romantisch hiesse für sie,<br />

zu sechst das Heu einzubringen und dann<br />

zusammen Kaffee zu trinken. Wenn sie aber<br />

allein auf der Heuwiese stehe, sei das recht<br />

zermürbend. Aber eigentlich mag sie nicht<br />

klagen, denn es sei ihr eigener Entscheid:<br />

«Eigenes Gemüse, eigene Milch und Viecher.<br />

Aber», fügt sie bei, «ich möchte das alles stärker<br />

teilen mit Leuten, die so denken wie ich.»<br />

Mehr oder weniger grün<br />

<strong>Grün</strong>es Bewusstsein gibt es sehr wohl im<br />

Grienen. Aber in Variationen: «Von M-<br />

Budget bis Demeter. Wir könnten durchaus<br />

noch grüner leben», sagen die drei Frauen.<br />

Immerhin hat man die Ölheizung durch eine<br />

Stückholzheizung ersetzt und wärmt das<br />

Bauernhaus nun zu einem Drittel mit eigenem<br />

Holz. Für mehr ökologische Projekte,<br />

zum Beispiel Solarzellen, genügen die personellen<br />

Ressourcen nicht. Denn zuerst müssen<br />

die baufälligen Ställe renoviert werden.<br />

Lina Obrist bringt es so auf<br />

den Punkt: «Um den Grienen<br />

voranzubringen, wäre es ideal,<br />

wenn die Bewohner<br />

höchstens zu 60 Prozent erwerbstätig<br />

wären. Das täte<br />

auch der Gemeinschaft gut.»<br />

Auf seiner Website sucht der<br />

Grienen denn auch neue<br />

Leute, die gerne im Garten<br />

oder beim Heuen mithelfen<br />

und im Idealfall handwerkliche<br />

und/oder landwirtschaftliche<br />

Erfahrung mitbringen.<br />

Allerdings erleben nicht<br />

alle den Alltag hier als anstrengend.<br />

Nora Walti zum<br />

Beispiel findet den Grienen<br />

durchaus romantisch. Die<br />

gelernte Bereiterin arbeitet im Garten mit.<br />

Ihr gefällt vor allem, dass die Kinder hier frei<br />

herumtollen können. Bei Debora Nenniger<br />

indes ist der Elan für das grüne Leben verflogen.<br />

Neben der Familienarbeit und ihrem<br />

60-Prozent-Pensum als Fachfrau Kinderbetreuung<br />

engagiert sich die 31-Jährige auch<br />

im Vorstand des Grienen und springt ein,<br />

wenn es irgendwo brennt. Nun werde es ihr<br />

jedoch zu viel – auch wegen Konflikten, die<br />

die Gemeinschaft immer wieder belasten.<br />

«Ich möchte wieder mehr zu mir finden und<br />

Platz machen für neue Leute», sagt sie.<br />

Eigenes Open Air<br />

Ist also die ursprüngliche Idee, auf dem Grienen<br />

vielfältige Lebensentwürfe zu realisieren,<br />

gescheitert? Pionierin Lina Obrist wirkt<br />

nachdenklich. Sie spielt mit dem Gedanken,<br />

in ein anderes Projekt zu wechseln – eines,<br />

in dem die gemeinsame landwirtschaftliche<br />

Zwölf Wohnwagen gehören ebenfalls zur landwirtschaftlichen<br />

Wohn gemeinschaft.<br />

Arbeit stärker im Zentrum steht. Der Grienen<br />

habe eine schwierige Zeit hinter sich,<br />

stellt sie fest. Aber man habe ein gemeinsames<br />

Ziel verfolgt: das Projekt in die Gesewo<br />

zu retten. Jetzt fehle ein solches Ziel. «Die<br />

Gemeinschaft», stellt Debora Nenniger fest,<br />

«muss sich neu finden. Und dafür braucht es<br />

wohl Begleitung.»<br />

Ob sie in fünf Jahren noch hier sein wird,<br />

weiss Lina Obrist nicht. Losreissen könne sie<br />

sich aber noch nicht. Denn da ist auch das<br />

Grienen Open Air. Und ein Open Air auf dem<br />

eigenen Gelände – das ist für sie das Grösste.<br />

«Megacool», findet es auch Nora Welti. Sie<br />

will unbedingt bleiben und sich stärker<br />

engagieren. Und Debora Nenniger? «Vielleicht<br />

sind wir in fünf Jahren wieder hier»,<br />

antwortet die junge Mutter mit einem<br />

Lächeln.<br />

www.grienen.ch; www.gesewo.ch<br />

Zur Landwirtschaft des Grienen gehören Milchziegen, Hühner und Wollschweine,<br />

a ngebaut werden zudem verschiedene Gemüse.<br />

Juli/August 2016 –<br />

extra<br />

9


THEMA<br />

GRÜNE FASSADEN NEU GEDACHT<br />

Senkrechtstarter<br />

TEXT: DANIEL KRUCKER<br />

<strong>Grün</strong>e Fassaden sind heute viel mehr als rankender Efeu an<br />

Altbauten. Was alles möglich ist, zeigen spektakuläre Beispiele<br />

aus verschiedenen Ländern.<br />

Einsamer Solitär<br />

Mit dem 117 Meter hohen «Zedern-Turm»<br />

des Italieners Stefano Boeri entsteht im Lausanner<br />

Vorort Chavannes-près-Renens das<br />

höchste Gebäude der Romandie. Stefano<br />

Boeri baute mit dem «Bosco Verticale» bereits<br />

in Mailand einen «vertikalen Wald», der<br />

viel Aufsehen erregte. Nun soll bis 2020<br />

auch die Schweiz ein mit über 6000 Pflanzen<br />

bestücktes Wohn- und Geschäftshaus mit 35<br />

Stockwerken erhalten. Dereinst wird die Fassade<br />

mit Zedern, Eichen und Ahorn bepflanzt<br />

sein, zudem kommen Sträucher in<br />

grossen Töpfen zum Einsatz. Die grüne Fassade<br />

ist nicht einfach spektakulär und Selbstzweck:<br />

Im Sommer hilft die Bepflanzung,<br />

das Gebäude zu kühlen, filtert Feinstaub aus<br />

der Luft und produziert obendrein Sauerstoff.<br />

In Mailand nisten mittlerweile über<br />

zwanzig Vogelarten im «Bosco Verticale».<br />

Auch in Chavannes-près-Renens dürfte neben<br />

Blätterrauschen dereinst das eine oder<br />

andere Pfeifkonzert zu hören sein.<br />

Bilder: zVg.<br />

Wilde<br />

Schönheit<br />

Baumhaushotels sind nichts Neues. Aber in<br />

einem Baumhaus <strong>wohnen</strong>? Der italienische<br />

Architekt Luciano Pia hat in Turin den Versuch<br />

gewagt und ein ungewöhnliches Haus<br />

mit 63 Wohnungen in einem ehemaligen Industriegebiet<br />

gebaut. «25 Verde» heisst das<br />

fünfstöckige Gebäude, das fast gänzlich aus<br />

Holz besteht und 2012 fertiggestellt wurde.<br />

Der Architekt wollte die Natur in die Stadt<br />

holen und brachte darum gleich 150 Bäume<br />

10 Juli/August 2016 – extra


THEMA<br />

Vertikaler Garten<br />

Der Franzose Patrick Blanc wurde durch seine<br />

«Pflanzenwände» international bekannt.<br />

Seine Technik hat er Ende der 1980er-Jahre<br />

gar patentieren lassen. Mittlerweile gibt es<br />

zahlreiche «vertikale Gärten», die seine<br />

Handschrift tragen. Eines seiner aussergewöhnlichsten<br />

Projekte ist ein privates Wohnhaus<br />

in der Nähe von Brüssel. Süd-, Ost- und<br />

Nordfassade wurden praktisch durchgehend<br />

begrünt. Für Lichteinfall sorgt vor allem die<br />

grossflächige Glasfassade auf der Westseite.<br />

Die Pflanzen, die an der Fassade wachsen,<br />

werden automatisch gegossen. Das Wasser<br />

dafür wird in einem sechzig Zentimeter breiten<br />

Graben rund um das Gebäude aufgefangen<br />

und aufbereitet, und das eigens entwickelte<br />

System zur Bewässerung und Düngung<br />

gewährleistet auch, dass kein Tropfen<br />

ins Hausinnere dringt.<br />

<strong>Grün</strong>er Vorhang<br />

Bei diesem «Flower Tower» handelt es sich<br />

um ein zehnstöckiges Wohnhaus in einem<br />

Pariser Aussenquartier. Der Architekt,<br />

Edouard François, gehört zu den Pionieren<br />

des «grünen Bauens» und schuf mit diesem<br />

Sozialwohnungsprojekt einen Kontrapunkt<br />

in den teils recht tristen Pariser Vororten.<br />

Das Gebäude selbst ist schlicht und ähnelt in<br />

seiner Grundform den Nachbarhäusern. Den<br />

Unterschied machen die fast 400 grossen<br />

Blumentöpfe, die als vorgefertigte Bauelemente<br />

fest mit dem Gebäude verbunden<br />

sind. In allen Töpfen wurde nur eine Pflanze<br />

gesetzt: Bambus. Gewählt wurde er, weil er<br />

rasch wächst, aber auch wegen seines leise<br />

raschelnden Geräuschs im Wind, das, so der<br />

Architekt, den Bewohnern das Gefühl gebe,<br />

in einem Baum zu schlafen. Auch hier sorgt<br />

ein automatisches Bewässerungssystem fürs<br />

nötige Nass.<br />

an der Fassade an. Sie sollen nicht nur das<br />

Auge erfreuen, sondern dienen auch als<br />

Lärm- und Sonnenschutz. Einige Terrassen<br />

ragen in die Strasse hinein, andere orientieren<br />

sich nach innen und betonen das Schützende.<br />

Die Büsche, Sträucher, Bäume und<br />

Gräser bilden ein Gesamtbild, das einem vertikalen<br />

Park ähnelt. Die im Innenhof gepflanzten<br />

Birken werden in einigen Jahren<br />

das Dach überragen.<br />

Juli/August 2016 –<br />

extra<br />

11


INTERVIEW<br />

GESPRÄCH MIT SABINE WOLF, PROJEKTPARTNERIN DES GARTENJAHRS 2016<br />

«Pärke sollen<br />

für alle zugänglich<br />

bleiben»<br />

INTERVIEW UND FOTO: DANIEL KRUCKER<br />

Zum zweiten Mal nach 2006 haben sich zahlreiche<br />

Organisationen für ein «Gartenjahr» zusammengeschlossen.<br />

Im Fokus des Aktionsjahres 2016 stehen der öffentliche<br />

Freiraum sowie dessen Sicherung und Schutz. Projektpartnerin<br />

und Landschaftsarchitektin Sabine Wolf über die Folgen<br />

der Verdichtung für <strong>Grün</strong>räume.<br />

Wohnenextra: Das Gartenjahr 2016 stellt<br />

den öffentlichen Raum als Begegnungsort<br />

in den Fokus. Mit welchen Zielen ist es<br />

gestartet?<br />

Sabine Wolf: Der Zeitpunkt für ein zweites<br />

Gartenjahr war ideal: Das erste wurde vor<br />

zehn Jahren durchgeführt, und in der jüngeren<br />

Vergangenheit fanden mit der Kulturlandinitiative<br />

und dem neuen Raumplanungsgesetz<br />

gleich zwei wichtige politische Abstimmungen<br />

statt, die die Innenverdichtung postulieren.<br />

Deshalb ist es besonders wichtig,<br />

dass freie Flächen – insbesondere in den<br />

Städten – noch stärker geschützt werden.<br />

Und weil der öffentliche Raum uns alle etwas<br />

angeht, muss das Thema breit und mit möglichst<br />

vielen Anspruchsgruppen diskutiert<br />

werden. Das soll das Gartenjahr leisten.<br />

Eines der Hauptanliegen ist die qualitätvolle<br />

Verdichtung. Was ist damit gemeint?<br />

Für eine hohe Qualität in der Verdichtung<br />

sind drei Punkte zentral. Erstens müssen<br />

wirklich geeignete Räume für Verdichtung<br />

ermittelt werden, die dann auch von Anfang<br />

an als integraler Bestandteil des Städtebaus<br />

zu planen sind. Zweitens geht es um bedarfsgerechte<br />

Planung; dabei ist Partizipation ein<br />

grosses Thema. Letztlich ist es die Bevölkerung,<br />

die die Räume nutzt und belebt, und<br />

das funktioniert meistens nur dann wirklich<br />

gut, wenn die aktuellen und/oder künftigen<br />

Nutzer in den Prozess miteinbezogen werden.<br />

Drittens sollte der öffentliche Raum,<br />

und damit auch die Pärke, für alle zugänglich<br />

bleiben. Und dies muss auch erkennbar sein:<br />

Heute kann ich selbst als Expertin manche<br />

Räume nicht mehr «lesen» – sind sie nun öffentlich<br />

oder privat oder privatisierte öffentliche<br />

Räume? Deutlich zeigen das ein, zwei<br />

«Freie Flächen müssen<br />

noch stärker geschützt<br />

werden.»<br />

Negativbeispiele in Zürich West. Für all das<br />

braucht es eine sorgfältige Planung. Das ist<br />

nicht gratis und franko zu haben. Zudem sind<br />

<strong>Grün</strong>räume dynamische Orte, das heisst, sie<br />

entfalten erst im Laufe der Zeit ihre volle<br />

Nutzungsqualität. Dazu brauchen sie Pflege<br />

und Schutz.<br />

Eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung<br />

wünscht sich immer noch das Einfamilienhaus<br />

im <strong>Grün</strong>en. In den Städten gibt es<br />

12 Juli/August 2016 – extra


INTERVIEW<br />

*Sabine Wolf (43) studierte Stadtplanung. Die Landschaftsarchitektin BSLA promovierte<br />

2011 an der ETH Zürich und ist seit 2010 Chefredaktorin der Schweizer Fachzeitschrift<br />

für Landschaftsarchitektur «anthos». Sie beschäftigt sich intensiv mit nachhaltiger<br />

Quartier- und Stadtentwicklung. Von 2008 bis 2014 war sie Vorstandsmitglied der Genossenschaft<br />

Kalkbreite, seit Juli 2014 ist sie Mitglied der Geschäftsleitung.<br />

Wartelisten für einen Platz in Familiengärten.<br />

Woher kommt diese Sehnsucht nach<br />

dem eigenen Fleckchen Erde?<br />

In der heutigen Zeit passiert alles schnell,<br />

vielen Menschen geht es zu schnell. Es erstaunt<br />

mich darum wenig, dass es diesen<br />

Wunsch zurück zum menschlichen Massstab<br />

gibt. Das Thema Nachhaltigkeit spielt sicher<br />

auch eine Rolle und der persönliche Bezug<br />

zum Ort. Ganz deutlich zeigt sich das zurzeit<br />

an der Zollstrasse in Zürich, wo die Genossenschaft<br />

Kalkbreite einen Neubau plant. Bis<br />

die Bagger auffahren, gibt es dort einen temporären<br />

Garten, der im Quartier extrem gut<br />

ankommt. Immer mehr Leute wollen wissen,<br />

woher die Lebensmittel stammen. Und natürlich<br />

hat der Boom des Gärtnerns auch damit<br />

zu tun, dass man nicht mehr muss, sondern<br />

kann. Wir stehen nicht mehr unter<br />

Druck, Gemüse für den Eigengebrauch zu<br />

ziehen – wir können uns diese Freiheit leisten.<br />

Daraus entstanden ist beispielsweise die<br />

urbane Landwirtschaft, wo sich Leute zusammenschliessen<br />

und Lebensmittel lokal<br />

und fair produzieren. Im Idealfall helfen sie<br />

selber bei Produktion und Verteilung mit.<br />

Solche Projekte macht man nicht einfach,<br />

weil es gerade schick ist, sondern dort wird<br />

ernsthaft über neue Stoffkreisläufe nachgedacht.<br />

Der Balkon bleibt für die meisten von uns<br />

der einzige Ort, wo wir den grünen Daumen<br />

trainieren können. Was wächst am<br />

besten in Töpfen und Kisten?<br />

Am besten einfach nach Lust und Laune<br />

ausprobieren! Es gibt wunderbare Pflanzen,<br />

die sehr einfach zu pflegen sind. Auch auf einem<br />

Balkon kann Gemüse geerntet werden.<br />

Wer Freude am <strong>Grün</strong> hat, begibt sich auf eine<br />

Art Forschungsreise. Spannend finde ich zum<br />

Beispiel Bepflanzungen, die gezielt Wildbienen<br />

unterstützen. So kann jede und jeder dazu<br />

beitragen, die Biodiversität in der Stadt zu<br />

erhalten oder zu erhöhen.<br />

Seit Jahrhunderten sind Pärke klassische<br />

Erholungsräume in unseren Städten. Was<br />

zeichnet einen guten Park aus?<br />

Es gibt nicht den guten Park. Vielmehr ist<br />

ein guter Mix wichtig. Einen Park sollte man<br />

auch als Zeitzeugen lesen können, der eine<br />

bestimmte Epoche markiert. Darum mag ich<br />

Gartenjahr 2016<br />

zum Beispiel den viel kritisierten MFO-Park –<br />

eine Art begehbare begrünte Gitterkonstruktion<br />

– in Zürich Nord. Daneben braucht es<br />

auch Pärke, die sich der Volksparkidee verpflichten,<br />

Orte also, die grosse Wiesen bieten,<br />

Schatten, Wasser, Spielgeräte. Wichtig für alle<br />

<strong>Grün</strong>anlagen ist, dass sie nicht unsachgemäss<br />

kaputt gepflegt werden – oder gar<br />

nicht. Als Orte der Erholung sind sie für die<br />

Bevölkerung nämlich sehr wichtig. In Zukunft<br />

sogar noch mehr, wenn man bedenkt,<br />

dass immer mehr Menschen weltweit in<br />

Städten leben. Je grösser die Städte, umso<br />

wichtiger ist die Sicherung der Freiräume.<br />

Bäu me werden eine noch viel bedeutendere<br />

Rolle einnehmen, weil sie für das lokale Klima<br />

sehr wichtig sind. Für die Kühlung der<br />

Städte sind auch Kaltluftschneisen ein grosses<br />

Thema. Das sind thermische Ströme, denen<br />

man innerhalb der Stadt Raum geben<br />

muss. Werden diese zugebaut, überhitzen die<br />

Städte, und es fehlt an Frischluft.<br />

Die Kampagne «Gartenjahr 2016 – Raum für Begegnungen» setzt sich für den Erhalt und<br />

die Entwicklung von Freiräumen und Gärten ein. Unter www.gartenjahr2016.ch gibt es<br />

mehr Informationen über die Kampagne und die zahlreichen Veranstaltungen, die in der<br />

ganzen Schweiz durchgeführt werden.<br />

Juli/August 2016 –<br />

extra<br />

13


PORTRÄT<br />

ÖKOLOGISCH WOHNEN<br />

Natur und Hightech<br />

in Harmonie<br />

TEXT: LIZA PAPAZOGLOU/FOTOS: MARTIN BICHSEL<br />

Holz, Lehm und Stroh aus der Region, eigene Wasserversorgung, eigenes<br />

Stromnetz: Ein Paar hat im freiburgischen Villarepos ein Haus gebaut, das<br />

fast vollständig kompostierbar ist und autark funktioniert. Bis die<br />

nachhaltige Vision Realität wurde, brauchte es aber eine gehörige Portion<br />

Hartnäckigkeit, Geduld und Mut zum eigenen Weg.<br />

Eigentlich müsste es einfach sein. Schliesslich<br />

haben Menschen über Jahrtausende ihre<br />

Behausungen aus natürlichen Materialien<br />

gebaut, und gleichzeitig sind energiesparende<br />

Technologien heute hochentwickelt.<br />

Das wenigstens dachten Sibylle Kamber und<br />

Cédric Berberat, als sie 2009 beschlossen,<br />

ihre Vision eines nachhaltigen Hauses zu<br />

verwirklichen: «Wir wollten ohne Beton<br />

oder bedenkliche Stoffe, dafür mit nachwachsenden<br />

Materialien aus der Region<br />

bauen und unabhängig von Stromanbietern<br />

sein», fasst Sibylle Kamber ihre Motivation<br />

zusammen.<br />

Bis die Lebensmittelingenieurin und der<br />

IT-Spezialist ihr Traumhaus beziehen konnten,<br />

brauchte es allerdings einiges. Vor allem<br />

eine intensive Auseinandersetzung mit der<br />

Materie, Hartnäckigkeit und Überzeugung<br />

für die eigenen Ideen. So betrieben Sibylle<br />

Kamber und Cédric Berberat Internetrecherchen,<br />

machten Anfragen bei Verbänden und<br />

Experten, informierten sich über Labels, verglichen,<br />

suchten unvoreingenommene Partner.<br />

Das war bisweilen ernüchternd, denn<br />

immer wieder mussten sie feststellen, dass<br />

viele Produkte und Dienstleister bei genauerem<br />

Hinsehen «pseudo-öko» sind.<br />

Ein steiniger Weg<br />

Trotzdem kristallisierte sich mit der Zeit heraus,<br />

wie das Haus gebaut werden musste,<br />

um ihren Vorstellungen zu genügen. Wobei<br />

die beiden notgedrungen viel Eigenexpertise<br />

entwickelten. Erstaunlich ratlos etwa sei das<br />

Feuerinspektorat gewesen, als sie mit ihren<br />

Ideen von Lehmwänden und Holzelementen<br />

mit Strohdämmung anklopften, erzählt Sibylle<br />

Kamber. «Geht nicht», hiess es. Erst als<br />

sie selber mit entsprechenden EU-Werten belegen<br />

konnten, dass so ein Haus sogar weniger<br />

schnell als Beton brennen würde, erhielten<br />

sie die Bewilligung. Ähnliche Hürden<br />

gab es immer wieder.<br />

Seit einem Jahr aber steht nun das Ökohaus<br />

am Rande des 600-Seelen-Dorfes Villarepos<br />

im idyllischen Hügelland hinter dem<br />

Murtensee. Vom üblichen Einfamilienhäus-<br />

14 Juli/August 2016 – extra


PORTRÄT<br />

ZUR PERSON<br />

Sibylle Kamber (45) ist es ernst mit dem<br />

Umweltschutz. Zusammen mit ihrem Partner<br />

Cédric Berberat hat sie ein kompostierbares<br />

Ökohaus gebaut. Für Laien ein anspruchsvolles<br />

Unterfangen.<br />

cheneinerlei hebt sich das Gebäude mit der<br />

nüchternen Holzfassade deutlich ab. Diese<br />

verrät aber genauso wenig wie das moderne<br />

Innere, wie viel Aussergewöhnliches in seinem<br />

«Innenleben» steckt: Natürliche Materialien<br />

sind mit einem ausgeklügelten Hightechsystem<br />

zur eigenen Trinkwasser-, Energie-<br />

und Wärmeerzeugung kombiniert.<br />

Natur …<br />

Das Fundament des zweistöckigen Einfamilienhauses<br />

mit Studio bilden Stampflehm<br />

und eine Kiesschicht. Darauf ruht der Keller<br />

aus mächtigen jurassischen Kalksteinen. Böden<br />

und Wände bestehen aus Holzelementen,<br />

die die Besitzer mit Kleinballen aus gepresstem<br />

Bio-Weizenstroh und Schafwolle<br />

eigenhändig gedämmt haben – «über tausend<br />

Ballen haben wir zusammen mit Freunden<br />

in die Wände geschichtet. Eine Riesenbüez!»,<br />

so Sibylle Kamber. Zudem isolieren<br />

eine Hanf-Jute-Schicht, Schilfmatten und<br />

Lehmputz die Wände. Grosse Fenster erlauben<br />

passive Sonnennutzung, zwei Stampflehmwände<br />

dienen als Wärmespeicher. Zu<br />

einem natürlichen Verfahren griff man auch<br />

bei den Tadelakt-Duschwänden: Dieser marokkanische<br />

Kalkputz wird mit Seife verdichtet<br />

und dadurch wasserabstossend. «Kompromisse<br />

haben wir nur bei den Silikonfugen<br />

und der Kautschukabdichtung des Dachs gemacht»,<br />

sagt Sibylle Kamber. Nirgends wurde<br />

geleimt, keine giftigen oder umweltschädlichen<br />

Stoffe sind verbaut worden – was sich<br />

im gänzlichen Fehlen der üblichen chemischen<br />

Neubauausdünstungen bemerkbar<br />

macht. So könnte das ganze Haus problemlos<br />

rückgebaut und sogar kompostiert werden.<br />

Obwohl nur traditionelle Materialien verwendet<br />

wurden, stellte der Bau das Paar vor<br />

einige Herausforderungen. Das begann<br />

schon bei der Suche nach Planern und Architekten,<br />

erinnert sich Sibylle Kamber: «Heute<br />

werden diese gar nicht mehr entsprechend<br />

ausgebildet. Alle sagten: Ein Fundament ohne<br />

Beton und Armierungen geht nicht!» Davon<br />

liessen sie sich aber nicht entmutigen<br />

und stiessen schliesslich auf einen achtzigjährigen<br />

Bauingenieur, der sein Metier seinerzeit<br />

noch von der Pike auf gelernt hatte<br />

und die Konstruktion besorgte. Ähnlich<br />

schwierig war die Suche nach geeigneten<br />

Handwerkern. Fündig wurden die Bauherren<br />

dann bei einem Portugiesen im Nachbardorf,<br />

der die Naturmaterialien gut aus seiner<br />

Heimat kennt und zusammen mit Landsleuten<br />

Fundament und Lehmwände bauen<br />

konnte.<br />

«Wir stellten fest, dass<br />

viele Produkte und Dienstleister<br />

‹pseudo-öko› sind.»<br />

… und Hightech<br />

Ebenso wichtig wie ein ökologischer Bau<br />

war Sibylle Kamber und Cédric Berberat die<br />

Selbstversorgung. Ein 10 000-Liter-Wassertank<br />

in der Erde vor dem Haus sammelt Regenwasser<br />

vom begrünten Flachdach. Gereinigt<br />

wird es über Aktivkohle und mechanische<br />

Filter, in den Küchen reinigt zusätzlich<br />

ein Osmosefilter das Trinkwasser. Bedenken<br />

wegen Wasserqualität oder gesundheitlicher<br />

Probleme haben die beiden Mittvierziger<br />

keine. Sibylle Kamber meint gelassen:<br />

«Selbst Medikamentenrückstände werden<br />

ausgefiltert.» Brenzlig werden könnten einzig<br />

ausgeprägte Trockenperioden. Für solche<br />

Ausnahmefälle verfügt das Haus über einen<br />

Anschluss ans öffentliche Wassernetz.<br />

Völlig autonom ist hingegen die Energieversorgung<br />

– das Haus ist weder ins örtliche<br />

Strom- noch ins Gasnetz eingebunden. Nur<br />

ein Glasfaserkabel verbindet es mit der Aussenwelt.<br />

Strom, Warmwasser und Heizwärme<br />

werden vor Ort mit einer thermischen<br />

Solar- und einer Photovoltaikanlage produziert.<br />

Ergänzend dazu versorgt ein holzbefeuerter<br />

Lehmofen, der auch ein Kochfach<br />

hat, über Luftrohre in den Wänden die Räume<br />

mit Wärme und heizt auch teilweise den<br />

Wasserspeicher mit. Alle Komponenten sind<br />

durch ein komplexes System miteinander<br />

verbunden; wird etwa viel Solarstrom produziert,<br />

kann dieser je nach Bedarf gespeichert<br />

oder zur Erwärmung des Brauchwassers<br />

genutzt werden. «Vor allem die Speicherung<br />

und die Dimensionierung der Anlagen<br />

waren Knacknüsse», so Sibylle Kamber. So<br />

engagierten sie einen Studenten, der mit einem<br />

Simulationsprogramm die nötigen Berechnungen<br />

anstellte und die anspruchsvolle<br />

Lösung plante.<br />

Bewährungsprobe bestanden<br />

Der ganze Aufwand hat sich gelohnt, wie das<br />

erste Jahr im neuen Heim gezeigt hat. «Wir<br />

hatten immer genug Wärme und Warmwasser.<br />

Seit Ende Januar mussten wir nicht einmal<br />

mehr heizen», resümiert Sibylle Kamber.<br />

Und auch das benzinbetriebene Notstromaggregat<br />

musste nur für ein paar Stunden in<br />

Betrieb genommen werden – und dies, obwohl<br />

mit dem Solarstrom auch das Elektroauto<br />

aufgeladen wird. Einzig im Winter hätten<br />

sie manchmal ein bisschen jonglieren<br />

und beispielsweise wetterabhängig die<br />

Waschmaschine laufen lassen müssen. Und<br />

ja, ein gewisses Umdenken sei nötig. Etwa,<br />

weil man von Nacht- auf Tagstrom wechseln<br />

muss, weil dann der Sonnenstrom anfällt.<br />

Vor allem aber ist das Paar glücklich über<br />

die Wohnqualität. «Das Raumklima ist super.<br />

Alles funktioniert. Wir leben so umweltbewusst<br />

wie möglich. Und dabei haben wir keinerlei<br />

Komforteinbussen.» Einfach war ihr<br />

Weg zwar nicht. Gehen würde ihn das Paar<br />

aber ohne Zögern wieder.<br />

www.sunpower-on.ch<br />

Kein übliches Holzhaus: Die Wände sind<br />

mit Strohballen und weiteren natürlichen<br />

Materialien gedämmt.<br />

Juli/August 2016 –<br />

extra<br />

15


THEMA<br />

GENOSSENSCHAFTLICHE AUSSENRÄUME<br />

Im Praxistest<br />

TEXT UND FOTOS: MICHAEL STAUB<br />

Planung ist das eine, Realität das andere. Zwei Familien erzählen,<br />

wie sich der <strong>Grün</strong>raum ihrer Siedlung im Alltag bewährt.<br />

«Die Gartenarbeit ist sehr<br />

entspannend.»<br />

«Wenn ich am Morgen die Jalousie öffne,<br />

geht mein erster Blick in den Garten. Als wir<br />

2007 einzogen, gab es nur das Beet mit der<br />

Metalleinfassung. Das steinige Erdreich habe<br />

ich nach und nach mit gutem Humus ersetzt.<br />

Eine Handvoll Pflanzen haben wir<br />

schon länger, etwa diesen japanischen<br />

Ahorn, den Rhododendron oder<br />

die Palme. Die Sommerblumen in<br />

den Töpfen wähle ich jedes Jahr<br />

nach Lust und Laune aus. Und<br />

das hier ist eine Stevia-Pflanze.<br />

Gerade gestern habe ich einige<br />

Blätter für die Tomatensauce verwendet,<br />

anstelle von Zucker. Bis vor einiger<br />

Zeit hatte ich noch viel mehr Blumen. Damals<br />

habe ich nur halbtags gearbeitet und<br />

hatte jeden Nachmittag Zeit zum Gärtnern.<br />

Inzwischen habe ich mein Pensum erhöht.<br />

Diese Buchsbäume hier mag ich sehr.<br />

Man kann sie gut in Form schneiden. Meine<br />

Familie sagt, ich sei die Chefin im Garten. Ich<br />

habe einen guten Bezug zu Pflanzen, mein<br />

Vater war Bauer im süditalienischen Bari. Ich<br />

setze zwar keine Radieschen, aber Blumen<br />

sind auch schön. Es soll sauber und aufgeräumt<br />

sein, schön zum Anschauen. Die Gartenarbeit<br />

ist sehr entspannend für mich, eine<br />

Ablenkung, die Pflanzen sind mir wichtig.<br />

Hier haben alle ihr eigenes Beet und bepflanzen<br />

es so, wie sie mögen. Mir gefallen<br />

diese kleinen Räume, jeder gestaltet sie nach<br />

seinem Geschmack. Unser Garten reicht bis<br />

zu dieser Begrenzung, danach ist fertig. Der<br />

Abwart mäht den Rasen, darum müssen wir<br />

uns also nicht kümmern.»<br />

In der Siedlung Kronwiesen in Zürich Schwamendingen <strong>wohnen</strong> Nina (53) und<br />

Domenico Ranalli (55) mit Dario (25) und Desiree (19, nicht auf dem Bild).<br />

Die Siedlung Kronwiesen in Zürich der<br />

Baugenossenschaft Vitasana wurde 2007<br />

fertiggestellt. 43 Reihenhäuser sind in<br />

neun Zeilen angeordnet. Jedem Haus ist<br />

ein Pflanzbeet zugeordnet, das die Mieter<br />

frei gestalten können. Markante blaue Elemente<br />

dienen als Geräteschuppen und Reduit<br />

und schaffen einen Sichtschutz. Die<br />

Rasenflächen sind allgemein zugänglich.<br />

16 Juli/August 2016 – extra


«Wir leben seit drei Jahren hier. Zuvor haben<br />

wir in der Stadt Zürich gewohnt. Aus der damaligen<br />

Wohnung hätten wir wegen Umbauplänen<br />

mittelfristig ausziehen müssen,<br />

und so suchten wir in der näheren Umgebung.<br />

An der Siedlung hier schätzen wir die<br />

Nachbarschaftskontakte<br />

und das Gemeinschaftsleben.<br />

Dreimal im Jahr<br />

gibt es ein Siedlungsfest,<br />

im Sommerhalbjahr<br />

trifft man sich auch<br />

«Wir verbringen viel<br />

Zeit im Park mit seinem<br />

Weiher.»<br />

häufig auf der grossen Piazza zwischen den<br />

Häusern. Die Vernetzung ist gut, gerade unter<br />

Familien mit kleinen Kindern. An den Festen<br />

trifft man dann auch andere Nachbarn,<br />

manche haben erwachsene Kinder. Auch<br />

Pflegewohnungen gibt es in der Siedlung.<br />

Direkt nebenan liegt der Griespark mit einem<br />

Weiher und vier grossen Spielplätzen.<br />

Wir verbringen viel Zeit im Park und in der<br />

näheren Umgebung. Das ist das ganze Jahr<br />

über ein tolles Umfeld. Im Winter war zum<br />

Beispiel der Weiher gefroren, da konnten wir<br />

mit den Kindern ‹Eisbrechen› spielen. Im<br />

Frühling oder Sommer gibt es oft junge Enten,<br />

das ist schön. Die Bäume im Park mussten<br />

vor einiger Zeit ersetzt werden, darum<br />

gibt es dort nicht so viel Schatten. An heissen<br />

Tagen halten wir uns deshalb anderswo auf.<br />

Gärtnern kann man hier auch. Ich habe<br />

mit einigen Töpfen auf dem Balkon begonnen,<br />

und dann haben wir erfahren, dass wir<br />

direkt hinter unserem<br />

Haus ein paar Beete anlegen<br />

dürfen. Jetzt ziehen<br />

wir hier Rüebli, Salat und<br />

Tomaten. Den Balkon<br />

nutzen wir fast nur noch<br />

zum Essen, wir sind meistens auf der Piazza<br />

oder im <strong>Grün</strong>en.»<br />

Die 2009 bezogene Siedlung Im Gries<br />

in Volketswil gehört der Zürcher Baugenossenschaft<br />

Bahoge. Vier Gebäude mit insgesamt<br />

50 Wohnungen bilden die Ecken<br />

einer grossen Piazza, die als Herzstück der<br />

Siedlung funktioniert. Die Siedlung liegt<br />

unmittelbar neben dem Griespark, einer<br />

früheren Kiesgrube, die mit grosser Sorgfalt<br />

zum Spiel- und Erholungsort umgestaltet<br />

wurde.<br />

In der Siedlung Im Gries in Volketswil<br />

leben Manuela Peter Cro (40) und Mario<br />

Cro (39) mit Serena (5) und Marilena (3).<br />

Juli/August 2016 –<br />

extra<br />

17


TIPPS<br />

FUNDSTÜCK<br />

TIPPS<br />

Meine grüne Oase<br />

Pflanzen gefallen, beruhigen und sorgen für gute Luft. Nach Balkonkünstlerinnen<br />

und Stadtgärtnern sind heute auch wieder Innenbegrüner im Trend.<br />

Sackgsund –<br />

der Garten im Sack<br />

Gemüse anbauen auf dem Balkon oder<br />

der Terrasse? «Sackgsund» verspricht<br />

eine einfache und praktische Lösung –<br />

auch für alle, die nicht mit einem grünen<br />

Daumen gesegnet sind. Als Beete<br />

dienen bunte transportable Pflanzsäcke<br />

mit zwei Griffen, die so auch leicht zu<br />

zügeln sind. Sie bestehen aus atmungsaktivem<br />

Filzstoff, der wasserdurchlässig<br />

ist und die Pflanzen vor Krankheiten<br />

schützt, die sonst über den Boden aufgenommen<br />

werden können.<br />

Für Unkundige, Zeitsparer und Bequeme<br />

gibt es bereits vorbestückte<br />

Pflanz säcke in verschiedenen Grössen,<br />

die alles Nötige enthalten und nur noch<br />

an ein hübsches Plätzchen gestellt und<br />

gegossen werden müssen. Sie sind in<br />

verschiedenen kulinarischen Varianten<br />

erhältlich, vom Krautigen über den Gemüsemix<br />

oder den Asiatischen bis zum<br />

Beeren-Potpourri. Für ein gutes Gedeihen<br />

sorgt eine spezielle, vorgedüngte<br />

Erde, die alle wichtigen Nährstoffe enthält.<br />

Die Sackgsund-Säcke können aber<br />

auch unbefüllt bestellt und nach eigenem<br />

Belieben bepflanzt werden. Dafür<br />

eignen sich besonders Salate, die<br />

schnell wachsen und wochenlang frisches<br />

<strong>Grün</strong> liefern, aber auch alle Küchenkräuter<br />

sowie viele Gemüsearten<br />

wie Zucchetti, Gurken, Kohl, Radieschen,<br />

Lauch, Peperoni, Tomaten, Erbsen,<br />

Bohnen oder Kartoffeln.<br />

Entstanden ist Sackgsund vor einem<br />

guten Jahr auf Initiative von acht Gärtnereien.<br />

Mittlerweile können die<br />

Pflanz säcke bei fast dreissig Betrieben<br />

in der ganzen Schweiz direkt bezogen<br />

werden.<br />

Infos, Bezugsquellen und Onlinebestellung:<br />

www.sackgsund.ch<br />

Urban Jungle Bloggers<br />

Für hippe Menschen waren Zimmerpflanzen<br />

lange Zeit ähnlich tabu wie weisse Socken<br />

oder Dauerwellen. Allmählich melden<br />

sich Pflanzen in Wohnräumen aber<br />

zurück – und wie! Als coole Raumgestaltung,<br />

Tischdeko oder Büroauffrischer machen<br />

sie Furore. Aktuelle Inspirationen<br />

und Tipps liefern seit ein paar Jahren die<br />

«Urban Jungle Bloggers» online, im September<br />

erscheint zudem ihr erstes Buch.<br />

Innenbegrünung Swiss made<br />

Klotzen statt kleckern? Innenbegrünungssysteme<br />

machens möglich. Sie sind zwar<br />

nicht ganz billig, vereinen aber Pflanzen<br />

und Design ganz schön gekonnt. Verticalis<br />

Einfach gärtnern<br />

Tipps für den Anbau von Gemüse und<br />

Kräutern auf Balkonen oder im Garten liefert<br />

die übersichtliche iOS-App «Der Gemüse-Gärtner».<br />

Sie enthält Ratschläge für<br />

Aussaat, Anbau, Boden und Düngung und<br />

viele Hintergrundinformationen. Die Basisversion<br />

mit neun Gemüsen und neun<br />

Kräutern ist gratis, die übrigen Sorten<br />

können für 3 (Gemüse) bzw. 1 Franken<br />

(Kräuter) hinzugekauft werden.<br />

App-Store<br />

<strong>Grün</strong>e Oasen besuchen<br />

Herausragende Gärten, Parks und Plätze<br />

können am Wochenende vom 10. und<br />

11. September an über 360 Orten in der<br />

Igor Josifovic, Judith de Graaff:<br />

Wohnen in <strong>Grün</strong>. Dekorieren und Stylen mit<br />

Pflanzen. Callwey Verlag, München 2016.<br />

ISBN 978-3-7667-2220-1.<br />

www.urbanjunglebloggers.com<br />

von Hydroplant besteht aus Pflanzplatten,<br />

die wie Bilder an die Wand gehängt werden<br />

können. Ebenso dekorativ ist das System<br />

Pendularis, dessen bepflanzbare Rohre<br />

man beliebig in den Raum hängen und<br />

modular kombinieren kann. Beide Systeme<br />

haben übrigens Schweizer Wurzeln:<br />

Sie wurden vom Institut für Umwelt und<br />

Natürliche Ressourcen (IUNR) der Zürcher<br />

Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />

mit entwickelt.<br />

www.verticalis.ch, www.pendularis.ch<br />

ganzen Schweiz kostenlos besucht werden.<br />

Die Europäischen Tage des Denkmals<br />

2016 schliessen sich dem Gartenjahr 2016<br />

an und präsentieren unter dem Titel<br />

«Oasen» schützenswerte Freiräume von<br />

historischer Bedeutung. So können neben<br />

vielem anderem etwa auch besonders<br />

schöne Privatgärten besucht werden, die<br />

ihre Tore sonst verschlossen halten.<br />

Informationen und Programm:<br />

www.hereinspaziert.ch<br />

18 Juli/August 2016 – extra


GASTKOMMENTAR<br />

<strong>Grün</strong> ist die<br />

Hoffnung<br />

VON FERRUCCIO CAINERO*<br />

<strong>Grün</strong> ist die Farbe der Hoffnung – vermutlich, weil es die Farbe<br />

des Lebens ist, und wo Leben ist, ist Hoffnung. Auf Italienisch<br />

sagt man zu <strong>Grün</strong> «verde». Das kommt vom lateinischen<br />

«virdum», was lebendig, lebhaft bedeutet. Auch wenn<br />

die Hoffnung grün ist, bedeutet aber komischerweise «essere<br />

al verde» (wörtlich: «im <strong>Grün</strong>en sein») in Italien, pleite zu<br />

sein. Wahrscheinlich kommt das daher, dass früher der untere<br />

Teil der Kerzen grün gefärbt war; wenn die Kerze das<br />

<strong>Grün</strong> erreichte, war sie verbraucht und hatte nichts mehr zu<br />

geben. Darüber hinaus sagen wir, dass jemand grün wird,<br />

wenn er sich ärgert oder neidisch ist.<br />

Mir gefällt diese Farbe, das <strong>Grün</strong> unserer Bergwiesen zum<br />

Beispiel, aber gleichzeitig macht es mich ein bisschen melancholisch.<br />

Es erweckt in mir Sehnsucht nach dem Meer. Eh sì,<br />

ich muss zugeben, dass meine Lieblingsfarbe Blau ist, das<br />

Blau des Himmels und des Meeres meiner Heimat.<br />

Jeden Sommer überkommt mich die Lust, zurück ans<br />

Meer zu fahren. Genauer gesagt auf die Insel Grado im<br />

Friaul, wo ich herkomme. Aber im Sommer kommen unsere<br />

Kinder, die jetzt erwachsen sind und weit weg <strong>wohnen</strong>, uns<br />

besuchen. Sie schaffen es nie, uns<br />

genau zu sagen, wann. Und wie<br />

«Kurz und gut:<br />

Wir sind Bauern<br />

geworden.»<br />

kann ich sicher sein, dass sie nicht<br />

gerade ins Tessin kommen, wenn<br />

wir unsere Ferien am Meer gebucht<br />

haben? Kurzum, da ich zwischen<br />

den Kindern und dem Meer<br />

wählen musste, wählte ich die<br />

Kinder, und so blieben wir in den letzten Jahren im Sommer<br />

zu Hause.<br />

Für mich ist das kein Problem, ich bin immer unterwegs,<br />

immer auf Tournee. Aber für meine Frau, die das ganze Jahr<br />

zu Hause ist? Zum Glück bin ich furbissimo, ein kluger Kopf!<br />

Weil ich weiss, dass meine Frau Gärten über alles liebt, habe<br />

ich mich vor einigen Jahren mit einem Signore aus unserem<br />

Dorf angefreundet. Er ist ein sehr engagierter Biobauer. Ich<br />

habe meine Frau in diese Freundschaft einbezogen, und jetzt<br />

bebauen wir nicht nur einen, sondern drei Gärten. Kurz und<br />

gut: Wir sind Bauern geworden. Meine Frau arbeitet jeden<br />

Tag in einem der Gärten, sie ist begeistert und hat gar nicht<br />

gemerkt, dass wir nicht ans Meer gefahren sind. Wenn unsere<br />

Kinder zu Besuch kommen, sind wir immer zu Hause, meine<br />

Frau kocht wunderbare Menüs, wir sitzen im Garten und<br />

leben von unseren eigenen Produkten, mit denen wir problemlos<br />

eine zehnköpfige Familie ernähren könnten. Und ich,<br />

der Schlaumeier, sitze da mit einem zufriedenen Lächeln.<br />

Foto: zVg.<br />

*Im Gastkommentar schildern Menschen,<br />

die etwas zum Heftthema zu sagen<br />

haben, ihre Erlebnisse und Gedanken.<br />

Ferruccio Cainero (62) ist gebürtiger<br />

Italiener aus Udine, einer Stadt im nordostitalienischen<br />

Friaul. Seit 30 Jahren lebt<br />

er im Tessin, seit 15 Jahren ist er Schweizer<br />

Bürger. Er arbeitet als freischaffender<br />

Autor, Regisseur, Schauspieler und Erzähler.<br />

Man kennt ihn aus der Radiosendung<br />

«Morgengeschichten» von Radio SRF 1.<br />

Dort beschreibt er mit wenigen präzisen<br />

Strichen die Realität unseres Alltags,<br />

mit originellem poetischem Humor und<br />

abseits gängiger satirischer Schemata.<br />

Die Aussagen der Autoren decken sich nicht<br />

zwingend mit der Ansicht der Redaktion.<br />

Wenn ich nur nicht vor ein paar Tagen gehört hätte, wie<br />

meine Frau zu meiner Tochter sagte: «Wie gut, dass deinem<br />

Vater diese Manie vergangen ist, immer ans Meer fahren zu<br />

wollen. Endlich können wir friedlich zu Hause bleiben. Das<br />

ist auch für euch einfacher, wenn ihr uns besuchen wollt. Ich<br />

habe ihn sogar dazu gebracht, sich ein wenig für den Garten<br />

zu interessieren.» Ungläubig fragte meine Tochter: «Und er<br />

arbeitet?» «Naja, arbeiten nicht gerade, er redet vor allem<br />

mit allen darüber, aber immer mit grossem Enthusiasmus.<br />

Als ob er nie etwas anderes gemacht hätte in seinem Leben.<br />

Er beginnt sogar schon, Ratschläge zu verteilen.» Die beiden<br />

lachten herzhaft. Und ich bin in mein Zimmer gegangen und<br />

habe diese Zeilen aufgeschrieben. Es ist wahr: Das Meer ist<br />

tief und unergründlich, aber die Frauen sind es noch mehr.<br />

Aber die Hoffnung ist grün und <strong>Grün</strong> ist die Farbe des Lebens.<br />

Früher oder später werden mir meine Kinder Enkel<br />

schenken, und im Sommer werde ich, der Grossvater, ihnen<br />

das Blau des Meeres zeigen.<br />

Juli/August 2016 –<br />

extra<br />

19


Für umweltbewusstes Renovieren.<br />

Auch der WWF empfiehlt unsere besonders umweltschonenden Produkte für grosse und kleine Renova tionsarbeiten.<br />

Setzen auch Sie sich für eine intakte Natur ein, indem Sie bei Ihrem nächsten Einkauf auf das Oecoplan<br />

Logo achten. Es bürgt für eine umweltgerechte Produktion und eine ökologisch einwandfreie Verwendung.<br />

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