Auswirkung einer systemischen Autoregulations- therapie (SART ...
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<strong>Auswirkung</strong> <strong>einer</strong> <strong>systemischen</strong> <strong>Autoregulations</strong><strong>therapie</strong><br />
(<strong>SART</strong>) auf die Schwangerschaftsraten<br />
bei <strong>einer</strong> anschließenden IVF/ICSI-Behandlung<br />
Effects of Systemic Autoregulation Therapy (<strong>SART</strong>) and Subsequent<br />
IVF/ICSI Treatment on the Pregnancy Rate and Baby-Take-Home-Rate<br />
Autoren A. Schweizer-Arau 1 , B. Böhling 2 , M. Kron 3<br />
Institute<br />
Schlüsselwörter<br />
l " IVF/ICSI<br />
l " systemische <strong>Autoregulations</strong><strong>therapie</strong><br />
(<strong>SART</strong>)<br />
l " traditionelle chinesische<br />
Medizin (TCM)<br />
l " Akupunktur<br />
l " Schwangerschaftsrate<br />
l " Komplementärmedizin<br />
Key words<br />
l " IFBn/ICSI<br />
l " systemic autoregulation<br />
therapy (<strong>SART</strong>)<br />
l " traditional Chinese medicine<br />
(TCM)<br />
l " pregnancy rate<br />
l " acupuncture<br />
l " complementary medicine<br />
Bibliografie<br />
DOI 10.1055/s-2007-964827<br />
Geburtsh Frauenheilk 2007; 67:<br />
1 –6 © Georg Thieme Verlag KG<br />
Stuttgart • New York •<br />
ISSN 0016-5751<br />
Korrespondenzadresse<br />
Annemarie Schweizer-Arau<br />
Herrnstraße 7<br />
86911 Dießen<br />
dr@schweizer-arau.de<br />
| (gf919) Satz Ziegler + Müller<br />
AK-PDF n.a. Herst. Baurenschmidt<br />
eFirst n.a. Datum 23.01.2007<br />
1 Praxis Dr. Schweizer-Arau, Dießen am Ammersee<br />
2 Institut für Psychologie, Universität Leiden, Niederlande<br />
3 Abteilung Biometrie und Medizinische Dokumentation, Universität Ulm<br />
Zusammenfassung<br />
!<br />
Fragestellung: Wie wirkt sich eine systemische<br />
<strong>Autoregulations</strong><strong>therapie</strong> <strong>SART</strong>, ein ganzheitlicher<br />
Therapieansatz auf der Basis der traditionellen<br />
chinesischen Medizin (TCM), auf die Ergebnisse<br />
<strong>einer</strong> nachfolgenden IVF/ICSI-Behandlung aus?<br />
Patientinnen und Methode: Die Behandlungsergebnisse<br />
von 36 Patientinnen, die zwischen<br />
1997 und 2005 mit <strong>einer</strong> <strong>systemischen</strong> <strong>Autoregulations</strong><strong>therapie</strong><br />
(<strong>SART</strong>) wegen unerfülltem Kinderwunsch<br />
in der Praxis behandelt wurden und<br />
sich anschließend <strong>einer</strong> IVF/ICSI-Behandlung unterzogen,<br />
wurden retrospektiv ausgewertet und<br />
mit den Ergebnissen des Deutschen IVF-Registers<br />
(DIR) von 2004 verglichen. Die Patientinnen stellen<br />
aufgrund des hohen Durchschnittsalters<br />
(37,5) und mehrmaligem IVF-Versagen (3,1) eine<br />
Auswahl mit schlechten Erfolgsaussichten dar.<br />
Ergebnisse: Von den 36 Patientinnen wurden 18<br />
Mutter eines leiblichen Kindes, davon 3 spontan<br />
nach erfolgloser IVF/ICSI. Die Schwangerschaftsrate<br />
(SSR) betrug 49% pro Embryo-Transfer (ET),<br />
die Baby-Take-Home-Rate (BTH) 37%/ET. Für 5<br />
Patientinnen (14%), die schwanger wurden, war<br />
es der erste IVF/ICSI-Versuch, alle anderen hatten<br />
bereits mehrere, bis zu 16, erfolglose IVF-Behandlungen<br />
hinter sich. Schlussfolgerungen:<br />
Wenn eine ganzheitliche Behandlung wie eine<br />
systemische <strong>Autoregulations</strong><strong>therapie</strong> (<strong>SART</strong>) der<br />
IVF/ICSI vorausgeht, können deutlich höhere<br />
Schwangerschaftsraten erzielt werden. Dies<br />
scheint am wirksamsten vor der ersten IVF/ICSI-<br />
Behandlung zu sein. Es zeigte sich, dass die IVF/<br />
ICSI-Behandlung sehr effektiv die mechanische<br />
Seite der Sterilitätsbehandlung abdeckt, aber sich<br />
durch eine Beachtung der vegetativen Funktionsregelkreise,<br />
wie sie die TCM erfasst, eine Erweiterung<br />
der diagnostischen und therapeutischen<br />
Möglichkeiten ergibt, die die Erfolgsraten deutlich<br />
steigern könnten.<br />
Originalarbeit<br />
Abstract<br />
!<br />
Purpose: Aim of the study was to examine how a<br />
systemic autoregulation therapy (<strong>SART</strong>), which is<br />
a holistic therapy based on traditional Chinese<br />
medicine (TCM), affects the results of a subsequent<br />
IVF/ICSI treatment. Patients and Method:<br />
The results of the treatment of 36 patients who<br />
were treated with <strong>SART</strong> because of their unfulfilled<br />
wish to have children and who afterwards<br />
underwent an IVF/ICSI treatment between 1997<br />
and 2005 were evaluated and compared with<br />
the results of the German IVF register (DIR) from<br />
2004. The patients were an IVF population with<br />
repeated IVF failure and high mean age (37.5<br />
years) leading to a low chance of success. Results:<br />
18 of the 36 women delivered a child; of these<br />
mothers, 3 women conceived spontaneously<br />
after an unsuccessful IFV/ICSI. The pregnancy<br />
rate was 49% per embryo transfer (ET) and the<br />
baby-take-home-rate was 37% per ET. 5 patients<br />
(14%) had their first IVF/ICSI treatment after<br />
<strong>SART</strong> and all of them became mother. All other<br />
women who conceived a child had already<br />
undergone several, up to 16, unsuccessful IVFs.<br />
Conclusion: If a holistic therapy like systemic autoregulation<br />
therapy (<strong>SART</strong>) precedes a IVF/ICSI<br />
treatment, the pregnancy rate can perceptibly be<br />
increased. The holistic therapy appears to be<br />
more effective if no IVF/ICSI treatments were administered<br />
before. The IVF/ICSI treatments cover<br />
the mechanical aspects of infertility very effectively,<br />
whereas the consideration of the vegetative<br />
regulatory circuits as done in TCM increases<br />
the diagnostic and therapeutic possibilities,<br />
which could boost the success rate distinctly.<br />
Schweizer-Arau A et al. <strong>Auswirkung</strong> <strong>einer</strong> <strong>systemischen</strong> … Geburtsh Frauenheilk 2007; 67: 1 –6<br />
1
2<br />
Originalarbeit<br />
Einleitung<br />
!<br />
Die Gewinnung von Embryonen im Rahmen des IVF- oder ICSI-<br />
Programms gelingt heute im Allgemeinen sehr gut. Dass diese<br />
hohe Erfolgsrate trotzdem in vielen Fällen nicht zur Geburt eines<br />
Kindes führt, ist weiterhin für alle Beteiligten frustrierend. Die<br />
Baby-Take-Home-Raten (BTH) für IVF/ICSI sind in den verschiedenen<br />
Ländern vergleichbar, pendeln zwischen 18,71% (Deutsches<br />
IVF-Register 2004, DIR) und 29,9% (American Society of<br />
Reproductive Medicine, ASRM) und sind meist von den gesetzlichen<br />
Rahmenbedingungen abhängig (Eizellspenden, PID und<br />
Embryoselektion). Die Erfolgsaussichten nach <strong>einer</strong> In-vitro-Fertilisation<br />
(IVF) bzw. <strong>einer</strong> Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion<br />
(ICSI) ein lebendes Kind zu gebären, sind weiterhin im<br />
Einzelfall nicht prognostizierbar. Klare Prognosekriterien fehlen,<br />
aber es wird eine Abhängigkeit von der „Qualität“ der Embryonen,<br />
dem Alter der Patientin, der Kinderwunschdauer, dem Östradiol<br />
und FSH-Wert, Inhibin B, Antimuellerian Hormon (AMH)<br />
sowie Antinukleäre Antikörper vermutet [2,24,25, 28]. Ähnliche<br />
Mechanismen wurden zwischen wiederholtem Implantationsversagen<br />
und rezidivierenden Spontanaborten angenommen<br />
[16,19].<br />
Andere Einflüsse wie Stress, Ängste und Depressionen auf den<br />
Behandlungsausgang wurden diskutiert und sich widersprechende<br />
Studienergebnisse veröffentlicht, wobei einige Studien<br />
einen Einfluss des psychologischen Stresses auf das Ergebnis <strong>einer</strong><br />
IVF-Behandlung zeigten [4,15] und andere nicht [1]. Psychopathologische<br />
Auffälligkeiten der Patienten konnten in mehreren<br />
Untersuchungen jedoch ausgeschlossen werden [27, 31].<br />
Psychotherapeutische Therapien zeigten zwar einen positiven<br />
Einfluss auf die Befindlichkeit der Patienten, jedoch einen geringen<br />
auf die Schwangerschaftsraten [3,18]. Eine neue Studie von<br />
Levitas [17] erbrachte eine signifikante Wirkung von Hypnose<br />
während des ET auf die Schwangerschaftsraten.<br />
Jede IVF/ICSI-Behandlung geht jedoch mit <strong>einer</strong> erheblichen körperlichen<br />
und emotional-vegetativen Stressbelastung einher<br />
[13]. Diese veranlassen viele Patientinnen, nach ein oder zwei<br />
Versuchen die Behandlung aufzugeben. Die an Lebenstafeln errechneten<br />
kumulativen Schwangerschaftsraten von 65% bei 4<br />
Versuchen werden im täglichen Praxisalltag daher kaum erreicht,<br />
da Patientinnen selten 4 Behandlungszyklen in Anspruch<br />
nehmen. Über die körperlich-psychovegetativen Langzeitauswirkungen<br />
von erfolglosen medizinischen Behandlungen gibt<br />
es nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen [27].<br />
Alternative Behandlungsformen wie Homöopathie oder traditionelle<br />
chinesische Medizin (TCM) werden von vielen Patienten<br />
ergänzend eingesetzt und auch heute von mehreren IVF-Zentren<br />
in Deutschland angeboten. Diese Therapiemethoden sind jedoch<br />
aufgrund der geringen Zahl wissenschaftlich fundierter Studien<br />
in der Reproduktionsmedizin weiterhin umstritten [26].<br />
Über die Wirkung von Akupunktur auf die Schwangerschaftsraten<br />
zur Unterstützung des Embryotransfers bei IVF gibt es vier<br />
neue Studien. Diese konnten eine erhöhte Schwangerschaftsrate<br />
in der Akupunkturgruppe belegen [8, 20, 23,30]. Über positive<br />
<strong>Auswirkung</strong>en von Akupunktur bei männlicher Unfruchtbarkeit<br />
wurden einige Studien veröffentlicht [22]. Eine Übersichtsarbeit<br />
[6] über den Einsatz der kompletten therapeutischen Verfahren<br />
der traditionellen chinesischen Medizin (Akupunktur, Kräutertees,<br />
Qi Gong, Diätetik, Moxibustion) erbrachte Hinweise auf eine<br />
Verbesserung der Spermienqualität und Schwangerschaftsraten,<br />
jedoch genügte keine der untersuchten Studien wissenschaftlichen<br />
Standards.<br />
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AK-PDF n.a. Herst. Baurenschmidt<br />
eFirst n.a. Datum 23.01.2007<br />
Schweizer-Arau A et al. <strong>Auswirkung</strong> <strong>einer</strong> <strong>systemischen</strong>… Geburtsh Frauenheilk 2007; 67: 1 –6<br />
Die meisten Patientinnen, die die Praxis in Dießen aufsuchen,<br />
stellen sog. „aus<strong>therapie</strong>rte“ Fertilitätspatientinnen dar, d. h. Patientinnen,<br />
die bereits mehrere frustrane IVF/ICSI-Versuche unternommen<br />
haben und die sich durch die körperlichen und emotionalen<br />
Folgeerscheinungen der ergebnislosen Behandlungen<br />
stark belastet fühlen. Wir konnten häufig beobachten, dass bei<br />
diesen Patientinnen nach der Lösung gewisser somatischer Marker<br />
[7] im Unterleib durch eine systemische <strong>Autoregulations</strong><strong>therapie</strong><br />
(<strong>SART</strong>) anschließend Schwangerschaften spontan eintraten.<br />
Subjektiv fühlten sich die Patientinnen dann oftmals entspannter<br />
und waren ihrem Kinderwunsch gegenüber gelassener.<br />
Ähnliche Beobachtungen machten andere [4], die feststellten,<br />
dass Frauen, die während der IVF/ICSI-Behandlung gelassener<br />
waren, eine größere Wahrscheinlichkeit hatten, schwanger zu<br />
werden. Auch berichteten Patientinnen, die schwanger wurden,<br />
über eine erhöhte Lebenszufriedenheit, eine Beobachtung, die<br />
auch von Goldschmidt [12] gemacht worden war.<br />
Mit systemischer <strong>Autoregulations</strong><strong>therapie</strong> (<strong>SART</strong>) wird im Folgenden<br />
eine eher körperorientierte Kombinationsbehandlung<br />
aus traditioneller chinesischer Medizin (TCM) und Hypno<strong>therapie</strong><br />
(nach Rossi) [21] verstanden, bei der in Trance anhand sog.<br />
somatischer Marker [7], wie z. B. Kälte-Drucksensationen, Erinnerungen<br />
reaktiviert und bearbeitet werden. Diese Kombinationsbehandlung<br />
wurde von Schweizer-Arau in den letzten 15<br />
Jahren zur Behandlung von Schmerzen bei Patientinnen mit Endometriose<br />
entwickelt. Als Ergebnis der Behandlung konnte<br />
häufig nicht nur eine Reduktion der Dysmenorrhö, sondern auch<br />
spontan eintretende Schwangerschaften bei Patientinnen mit<br />
Endometriose-assoziierten Fruchtbarkeitsstörungen beobachtet<br />
werden.<br />
Wir stellten uns nun die Frage, ob sich diese systemische <strong>Autoregulations</strong><strong>therapie</strong><br />
auch positiv auf die Schwangerschafts- und<br />
Baby-Take-Home-Raten von Patientinnen mit unterschiedlichen<br />
Fertilitätsstörungen bei <strong>einer</strong> anschließenden IVF/ICSI-Behandlung<br />
auswirkt.<br />
Patientinnen<br />
!<br />
Um den Erfolg der Therapie zu erfassen, wurden in die vorliegende<br />
retrospektive Auswertung nur diejenigen Patientinnen aufgenommen,<br />
die sich anschließend <strong>einer</strong> IVF/ICSI-Behandlung<br />
unterzogen. Dies sollte gewährleisten, dass die Auswahl mit<br />
den Daten des deutschen IVF-Registers (DIR) vergleichbar ist.<br />
Zwischen dem 1. 6.1997 und 1.1. 2004 wurden 123 Patientinnen<br />
wegen unerfüllten Kinderwunsches in der Praxis Schweizer-<br />
Arau, Dießen, mit <strong>einer</strong> <strong>systemischen</strong> <strong>Autoregulations</strong><strong>therapie</strong><br />
(<strong>SART</strong>) von Schweizer-Arau behandelt, von denen sich 36 Paare<br />
anschließend <strong>einer</strong> IVF/ICSI-Behandlung unterzogen. Die Patientinnen<br />
kamen aus eigener Motivation zur Therapie, auf Empfehlung<br />
der behandelnden Fertilitätsspezialisten oder anderer Patientinnen.<br />
Behandelt wurden in allen Fällen die Frauen, in zwei<br />
Fällen zudem auch der Ehemann.<br />
Die 36 Patientinnen waren bei Therapiebeginn mit der <strong>SART</strong><br />
durchschnittlich 36 Jahre alt, die Altersspannweite reichte von<br />
29 bis 40 Jahre. Bei Beginn der IVF/ICSI-Behandlung lag es bei<br />
37,5 Jahren (30 – 42). Die Kinderwunschdauer lag im Durchschnitt<br />
bei 6 Jahren und streute zwischen 2 und 12 Jahren.<br />
Die Sterilitätsursachen waren bei 5 Patientinnen (14%) tubar, bei<br />
6 (18%) Endometriose, bei 6 (18%) polyzystische Ovarien, bei 3<br />
(11%) idiopathisch und bei 21 (58%) war ein männlicher Faktor<br />
mitbeteiligt oder als alleinige medizinische Ursache eruiert.
Lediglich 5 Patientinnen hatten noch keine Vorerfahrung mit<br />
IVF/ICSI. Im Durchschnitt hatten alle 36 Patientinnen 3,1 Versuche<br />
unternommen, einige bis zu 16. Die Patientinen stellten<br />
sozusagen eine Auswahl von IVF-Patientinnen mit schlechter Erfolgschance<br />
dar. Die meisten Patientinnen suchten die Praxis<br />
auf, da sie sich durch die psychovegetativen Begleiterscheinungen<br />
der IVF/ICSI-Behandlung belastet fühlten und sich weiteren<br />
Versuchen nicht gewachsen sahen. Einigen Patientinnen war<br />
auch von den behandelnden Reproduktionsmedizinern nach<br />
mehreren Fehlversuchen mit rezidivierenden Frühaborten zu einem<br />
Abbruch der Behandlung und zu <strong>einer</strong> Psycho<strong>therapie</strong> geraten<br />
worden.<br />
14 Patientinnen hatten vorherige Schwangerschaften, 3 davon<br />
spontan und 11 nach <strong>einer</strong> IVF/ICSI-Behandlung. Zwei Patientinnen<br />
hatten bereits ein Kind (nach spontaner Konzeption) geboren.<br />
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Methode<br />
!<br />
Bei allen Patientinnen wurde eine vegetative Anamnese sowie<br />
eine Zyklusanamnese nach den Kriterien der TCM erhoben und<br />
seit 2001 zusätzlich vor und nach der Therapiesitzung der Energiestatus<br />
mit dem Prognos Meridianmessgerät untersucht. Dadurch<br />
konnte die Energieänderung in Meridianen unmittelbar<br />
nach der Therapiesitzung erfasst werden.<br />
Alle Patientinnen wurden mit <strong>einer</strong> <strong>systemischen</strong> <strong>Autoregulations</strong><strong>therapie</strong><br />
(<strong>SART</strong>) behandelt, <strong>einer</strong> körperorientierten Therapie,<br />
die aus der Hypno<strong>therapie</strong> nach Milton Erickson und Ernest<br />
Rossi und Theorie und Methoden der traditionellen chinesischen<br />
Medizin (TCM) entwickelt wurde.<br />
Während der Therapie wurden in leichter Trance unbewusste,<br />
meist schmerzhafte Erinnerungen aktiviert und so dem Bewusstsein<br />
und <strong>einer</strong> Neubewertung zugänglich. Gleichzeitig erhielten<br />
sie eine individuell angepasste Akupunktur (sowohl Körper-<br />
als auch Ohrakupunktur), bei Bedarf an energiearmen oder<br />
sich kalt anfühlenden Körperpunkten kombiniert mit <strong>einer</strong> Moxawärmebehandlung<br />
oder Tuinamassage. Bei <strong>einer</strong> Moxabehandlung<br />
werden energieschwache oder sich kalt anfühlende<br />
Akupunkturpunkte mit einem glimmenden Stäbchen aus Beifußkraut<br />
erwärmt. Bei der Tuinamassage handelt es sich um eine<br />
chinesische Massagetechnik. Einige Patienten erhielten daneben<br />
chinesische Kräuter in Granulatform und diätetische Empfehlungen,<br />
die ebenfalls individuell rezeptiert wurden. Die Therapie<br />
wurde meist einmal monatlich durchgeführt, erstreckte sich von<br />
3 Therapiesitzungen bis max. 56 Therapiesitzungen und betrug<br />
im Durchschnitt 18 Therapiesitzungen. Die Therapiedauer war<br />
abhängig vom individuellen Empfinden der Patientinnen, wobei<br />
Patientinnen mit mehreren vorhergehenden erfolglosen IVF-Behandlungen<br />
mehr Therapiestunden benötigten.<br />
Die Therapiestunden erfolgten im Liegen, wobei die Patientin<br />
zuerst nach ihrem momentanen Befinden gefragt und so die<br />
konzentrative Orientierung nach innen eingeleitet wurde. Die<br />
Patientin konnte dabei je nach Bedürfnis die Augen geschlossen<br />
oder offen halten. Der Partner konnte während der Behandlung<br />
anwesend sein, was jedoch sehr selten von den Patientinnen gewünscht<br />
wurde. Die Patientin wurde gefragt, ob und wo sie körperliche<br />
Sensationen wie Druckgefühle, Schweregefühle etc. (sogenannte<br />
„somatische Marker“), wahrnahm. Äußerte sie beispielsweise<br />
Druckgefühle im Brustbereich, wurde der diesen<br />
Körperbereich repräsentierende Bereich im Ohr akupunktiert,<br />
worauf meist eine Entspannung eintrat und die Wahrnehmung<br />
Originalarbeit<br />
des Druckgefühls subjektiv verschwand. Diese veränderte Wahrnehmung<br />
wurde als Ausgangspunkt <strong>einer</strong> Altersregression benutzt.<br />
Entlang <strong>einer</strong> Zeitlinie, die die Behandlerin vorgab, wurde,<br />
beginnend bei der Geburt, der Zeitpunkt des Auftretens dieses<br />
Druckgefühls oder somatischen Markers [5] gesucht. Wurde<br />
dann das Druckgefühl wieder von der Patientin wahrgenommen<br />
(z. B. im Alter von 5 Jahren), traten entweder spontan oder durch<br />
Nachfragen damit assoziierte Erinnerungen ins Bewusstsein. Die<br />
dabei auftretenden Erinnerungen waren je nach Patientin sehr<br />
unterschiedlich aktivierbar. Manchmal erinnerten sich die Patientinnen<br />
visuell, andere zeigten eher vegetative Reaktionen<br />
wie Zittern oder Schmerzen oder weinten spontan. Diese Erinnerungen<br />
wurden dann bearbeitet, bis wieder eine Entspannung<br />
eintrat und beispielsweise die Drucksensation wieder verschwand.<br />
Ausgangspunkt der Trance<strong>therapie</strong> konnten aber auch bewusst<br />
wahrgenommene Ambivalenzen sein, wie sie beim unerfüllten<br />
Kinderwunsch häufig auftreten. Die Patientin wurde aufgefordert,<br />
symbolhaft diese Ambivalenzen den verschiedenen Händen<br />
zuzuordnen, d. h. z. B. den Kinderwunsch in die eine Hand<br />
und dessen Nicht-Erfüllen in die andere Hand zu legen. Dann<br />
wurde die Patientin aufgefordert, die Sensationen in den Händen<br />
wahrzunehmen. Anschließend beschriebene unterschiedliche<br />
Sensationen (kalt – warm, groß – klein) wurden als Ausgangspunkt<br />
für die Altersregression benutzt, bei der diese Unterschiede<br />
auftraten.<br />
Ausgehend von der vegetativen Sensation begann der Regulationsprozess.<br />
Die Patientin als „objektiver Beobachter“ erlebte<br />
in der Sitzung den Verlaufsprozess ihrer eigenen vegetativen Reaktionen<br />
in einem Zustand leichter Dissoziation im Hier und<br />
Jetzt der Therapiesitzung. Von der Patientin wurden dann entweder<br />
spontan oder angeregt durch die Fragen der Ärztin neue<br />
Lösungswege in alten Konfliktsituationen erarbeitet. War ein Lösungsweg<br />
für die Patientin angenehm, trat Entspannung und<br />
Wohlbefinden ein. Visuell wurden Lösungen meist als Hellerwerden<br />
des inneren Gesichtsfeldes wahrgenommen, als Wärmegefühle<br />
oder angenehme Farben, und Bilder erschienen im<br />
Gesichtsfeld.<br />
Bezugspunkt für die Therapie stellte das individuelle Wohlbefinden<br />
und innere Zufriedenheit dar. Die Autonomie während des<br />
gesamten Prozesses der Regulation lag bei der Patientin. Die Behandlerin<br />
versteht sich lediglich als Katalysator dieses inneren<br />
Selbstorganisationsprozesses. Die Lösungen werden von der Patientin<br />
in ihrer emotional, kognitiv, körperlichen Gesamtheit gefunden.<br />
Die Behandlerin kann Lösungen vorschlagen, die von der<br />
Patientin auf ihre Stimmigkeit mit eigenen Bedürfnissen überprüft<br />
werden können.<br />
Bei Hemmungen im Lösungsprozess konnte von außen durch<br />
Akupunktur, Moxibustion oder Massage an bestimmten Körperoder<br />
Ohrpunkten der Regulationsprozess aktiviert werden. Die<br />
Therapiesitzung wurde beendet, wenn Entspannung, innere Ruhe<br />
und Wohlbefinden von der Patientin in ihrem Körper und vor<br />
allem im Unterleib wahrgenommen wurden. Nach der Sitzung,<br />
die zwischen 45 Minuten und 1,5 Stunden dauerte, kehrte die<br />
Patientin spontan in die Realität des Wachzustandes zurück.<br />
Die Themen der Therapiesitzungen wurden je nach dem momentanen<br />
Zustand und den Wünschen und Bedürfnissen der Patientin<br />
gewählt. Die während der Therapiesitzung gestochenen<br />
Akupunkturnadeln wurden entfernt, lediglich die Ohr-Akupunkturdauernadeln<br />
wurden auf die Dauer von maximal 2 Wochen<br />
belassen. In ausgewählten Fällen erhielten die Patientinnen zu-<br />
Schweizer-Arau A et al. <strong>Auswirkung</strong> <strong>einer</strong> <strong>systemischen</strong> … Geburtsh Frauenheilk 2007; 67: 1 –6<br />
3
4<br />
Originalarbeit<br />
Tab. 1 Übersicht aller Behandlungsergebnisse bei IVF/ICSI bei 36 Frauen (1997–2004) nach <strong>einer</strong> <strong>systemischen</strong> <strong>Autoregulations</strong><strong>therapie</strong> (<strong>SART</strong>)<br />
Anzahl<br />
IVF/ICSI-<br />
Embryotransfer (ET) klin. SS/ET Geburten/ET Geburten<br />
Patientinnen<br />
Behandlungen<br />
insgesamt/Anzahl<br />
Patientinnen<br />
36 51 (100%) 49 (96%) 24 (49%) 18 (37%) 22 (61%)<br />
SS = Schwangerschaft, ET = Embryotransfer<br />
sätzlich chinesische Kräutergranulate und diätetische Empfehlungen<br />
sowie Anleitung zur Akupressur und Moxibustion zu<br />
Hause oder durch den Ehemann.<br />
Als Maß des Therapiefortschrittes wurden vor allem Veränderungen<br />
im Bereich Menstruation und Unterleib gewertet, also<br />
nachlassende Menstruationsschmerzen, eine Normalisierung<br />
der Regelblutung hinsichtlich Menge und Konsistenz, aber auch<br />
nachlassendes prämenstruelles Syndrom mit Brustspannen sowie<br />
regelabhängige Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen.<br />
Die Entscheidung zu einem erneuten IVF/ICSI-Versuch traf die<br />
Patientin spontan nach <strong>einer</strong> Zeit, wenn sie sich dazu bereit fühlte,<br />
die somatischen Marker im Unterleib sich gelöst hatten und<br />
sie sich in Trance offen und gelöst auf ihr Kind zugehen sah, bzw.<br />
das Kind auf sich zukommen sah und sie Schwangerschaft und<br />
Geburt in Trance visualisieren konnte.<br />
Während und nach der IVF/ICSI-Behandlung und vor der Geburt<br />
wurde die Behandlung bei Wunsch der Patientin weitergeführt.<br />
Ergebnisse<br />
!<br />
Nach der <strong>systemischen</strong> <strong>Autoregulations</strong><strong>therapie</strong> erhielten von<br />
den 36 Patientinnen, die in der retrospektiven Auswertung erfasst<br />
wurden, 15 Patientinnen (42%) eine konventionelle<br />
In-vitro-Fertilisation (IVF), bei 21 (58%) wurde eine intrazytoplasmatische<br />
Spermieninjektion (ICSI) durchgeführt. Bei zwei<br />
Patientinnen wurde nur ein Embryo übertragen, was bei beiden<br />
zu <strong>einer</strong> Schwangerschaft führte, bei den anderen wurden zwei<br />
oder drei Embryos übertragen. Die IVF/ICSI-Behandlungen wurden<br />
in 7 verschiedenen deutschen IVF-Zentren in 6 Städten<br />
durchgeführt (München, Augsburg, Ulm, Nürnberg, Stuttgart,<br />
Wiesbaden).<br />
Bei dem geringsten Teil, 5 Frauen (14%) handelte es sich um den<br />
ersten IVF/ICSI-Versuch, bei <strong>einer</strong> Patientin um den zweiten, bei<br />
den andern um mindestens den 4. Versuch, eine hatte über 16<br />
Vorversuche. Die Patientinnen hatten daher vom Alter und der<br />
Zahl der Vorbehandlungen eine schlechte Erfolgschance (siehe<br />
l " Tab. 1).<br />
Bei den 36 Patientinnen wurden insgesamt 51 Stimulationen<br />
durchgeführt, bei denen es zu 49 Embryotransfers kam. Bei zwei<br />
Paaren kam es nicht zum Transfer lebensfähiger Embryonen, da<br />
in einem Fall ein genetischer Defekt der Spermien festgestellt<br />
wurde und einem anderen Fall keine Spermien gewonnen werden<br />
konnten. Bei 49 Embryotransfers kam es zu 24 Schwangerschaften<br />
(49%/ET) und zu 18 Geburten (37%/ET), davon drei<br />
Zwillingsgeburten. 7 von 24 schwangeren Frauen (29%) hatten<br />
eine Fehlgeburt, davon eine mit <strong>einer</strong> Drillingsschwangerschaft.<br />
Insgesamt kam es jedoch zu 22 Geburten nach der <strong>SART</strong>-Behandlung,<br />
da 4 Schwangerschaften zusätzlich spontan innerhalb<br />
von 6 Monaten nach erfolgloser IVF/ICSI eintraten.<br />
| (gf919) Satz Ziegler + Müller<br />
AK-PDF n.a. Herst. Baurenschmidt<br />
eFirst n.a. Datum 23.01.2007<br />
Schweizer-Arau A et al. <strong>Auswirkung</strong> <strong>einer</strong> <strong>systemischen</strong>… Geburtsh Frauenheilk 2007; 67: 1 –6<br />
Interessanterweise wurden alle Frauen, die ihre erste IVF/ICSI-<br />
Behandlung erst nach der <strong>SART</strong> durchführten, schwanger: 4<br />
wurden beim 1. Versuch und eine im Anschluss daran spontan<br />
schwanger. Die Zahl der vorhergehenden IVF-Versuche zeigte<br />
keinen deutlichen Einfluss. Die drei Patientinnen mit den meisten<br />
Vorversuchen [7,8,16] wurden alle schwanger.<br />
Auch das Alter der Patientin scheint nach <strong>einer</strong> <strong>SART</strong>-Behandlung<br />
keinen großen Einfluss mehr auf die Schwangerschaftsrate<br />
zu haben. Von den 12 Patientinnen der Gruppe bis 35 Jahre wurden<br />
7 schwanger (10 Schwangerschaften), von den 15 Patientinnen<br />
zwischen 35 bis 40 Jahren wurden 11 schwanger (12<br />
Schwangerschaften), von den 9 Patientinnen über 40 Jahren<br />
wurden 6 schwanger, 5 davon nach ET und eine im Anschluss<br />
spontan. Die jüngste Patientin (29 Jahre) wurde mit Zwillingen<br />
schwanger. Unter den 12 Patientinnen bis 35 Jahren hatten nur<br />
11 eine reale Chance, schwanger zu werden, da bei einem Ehemann<br />
keine Spermien gewonnen werden konnten, von den 15<br />
Patientinnen bis 40 Jahren hatten die Spermien einmal einen genetischen<br />
Defekt.<br />
Auffällig war, dass alle Schwangerschaften beim ersten Versuch<br />
nach der <strong>SART</strong>-Therapie eintraten, weitere Versuche führten zu<br />
keinem Erfolg. Zwei Frauen, die beide beim ersten Versuch<br />
schwanger geworden waren (eine davon mit nur einem Follikel<br />
und die andere mit ausgeprägter Endometriose IV. Grades) hatten<br />
beim zweiten Kind nach 2 Jahren ebenfalls wieder Erfolg. Alle<br />
Kinder wurden termingerecht geboren, wobei von 34 (ohne<br />
die 2 Paare, bei denen es nicht zum Transfer kam), 18 Frauen tatsächlich<br />
Mutter eines Kindes wurden (53%). Darunter war ein Elternpaar,<br />
das nach 12 Jahren Kinderwunsch und 16 Behandlungsversuchen<br />
in 3 verschiedenen Zentren ein Kind bekam,<br />
trotz einem männlichen Faktor und massivem polyzystischen<br />
Ovarien-Syndrom bei der Ehefrau. Von den erfolglosen Paaren<br />
erfüllte sich der Kinderwunsch bei 7 durch die Adoption eines<br />
Kindes, sodass von den 36 Paaren heute 25 Eltern (69%) sind.<br />
Die übrigen Paare fanden andere Lebensperspektiven.<br />
Diskussion<br />
!<br />
Zur Akupunktur und Kräuteranwendung besteht in China ein ca.<br />
3000 Jahre alter Wissensschatz an Erfahrungen, die seit einigen<br />
Jahrzehnten auch bei uns intensiv wissenschaftlich überprüft<br />
und erforscht werden. In zahlreichen klinischen Studien konnten<br />
hinsichtlich der Schmerzreduktion [32] eine deutliche Wirkung<br />
gezeigt werden. Auch Ezzo et al. [10] fand in ihrer Metaanalyse<br />
von 51 Studien einen deutlichen Effekt. Auch wenn die<br />
Studien Wirkungen erbrachten, wird die dabei verfolgte Orientierung<br />
an standardisierten Punktekombinationen der eigentlichen<br />
Grundausrichtung der traditionellen chinesischen Medizin<br />
(TCM) an individuellen vegetativen Disharmoniemustern der<br />
Patienten kaum gerecht.
Forschungen zu den physiologischen Grundlagen der Akupunkturwirkung<br />
fanden eine <strong>Auswirkung</strong> auf das hypothalamische<br />
nb-Endorphinsystem, das s<strong>einer</strong>seits einen inhibitorischen Einfluss<br />
auf das sympathische Nervensystem ausübt. Stener-Viktorin<br />
[26] vermutet, dass auf dem Weg über die Hypothalamus-<br />
Hypophyse-Nebennierenrinden-Achse die Vermittlung der Akupunkturwirkung<br />
auf die Fortpflanzungsfunktionen läuft. Auch<br />
Cho et al. [5] fanden bei ihrer f-MRI-Studie Indizien für eine Wirkungsvermittlung<br />
der Akupunktur durch das ZNS via Modulation<br />
des autonomen Nervensystems, des Neuroimmunsystems<br />
und des Hormonsystems. Als weiteren Weg wird von Uvnäs-<br />
Mosberg [29] das Oxytoxinsystem vermutet, das durch thermische<br />
Reize (Moxibustion), Vibrationen und Massage stimuliert<br />
wird. Stener-Viktorin [26] fand nach Elektroakupunktur eine<br />
Erhöhung des Blutflusses in der Arteria uterina.<br />
Kim et al. [14] beobachteten in Versuchen mit schwangeren und<br />
nicht schwangeren Ratten, dass die Nadelung eines bestimmten<br />
Akupunkturpunktesn (Di4) bei beiden Gruppen zu <strong>einer</strong> Reduktion<br />
der Uterusmotilität über die unterdrückte Expression des<br />
COX-2-Enzyms führte.<br />
Studien zur Unterstützung des Embryotransfers durch Akupunktur<br />
von Paulus [20], Dieterle [8] und Westergaard [30] ergaben<br />
signifikant erhöhte Schwangerschaftsraten (42,5 vs. 26,3% [20],<br />
39 vs. 26% [30], 33,6 vs. 15,6% [8]) in der Akupunkturgruppe gegenüber<br />
<strong>einer</strong> Kontrollgruppe ohne Akupunktur. In der Studie<br />
von Smith [23] wurde die Kontrollgruppe mit <strong>einer</strong> Sham-Akupunktur<br />
behandelt, wobei in der Verum-Gruppe mehr Schwangerschaften<br />
beobachtet wurden jedoch kein signifikanter Unterschiedn<br />
(31 vs. 23%).<br />
Erste Hinweise auf eine Erhöhung der Schwangerschaftsraten<br />
nach Gruppenpsycho<strong>therapie</strong> und Mind-Body-Programmen begleitend<br />
zu <strong>einer</strong> medizinischen Behandlung ergaben die Studien<br />
von Domar et al. [9] und Galletly et al. [11]. Einen signifikanten<br />
Einfluss von Hypnose auf die Schwangerschaftsraten<br />
fand Levitas [17] mit 53,1% SSR/Zyklus in der Hypnosegruppe gegenüber<br />
30,2% SSR/Zyklus in der Kontrollgruppe.<br />
Die systemische <strong>Autoregulations</strong><strong>therapie</strong> (<strong>SART</strong>) setzt sich aus<br />
verschiedenen Therapiemethoden zusammen. Über den Anteil<br />
der Einzelkomponenten wie Hypno<strong>therapie</strong>, Akupunktur, Moxibustion,<br />
Massage, Kräutergranulate und Empathie kann bisher<br />
nur spekuliert werden, jedoch kann die Wirkung am Endergebnis,<br />
dem harten Kriterium <strong>einer</strong> Lebendgeburt, klinisch überprüft<br />
werden. Levitas [17] vermutet, dass die Wirkung der Hypnose<br />
letztlich über immunologische Faktoren ermittelt wird,<br />
wodurch die Interaktion zwischen Blastozyt und Endometrium<br />
verbessert und eine Abstoßung des Embryos verhindert wird.<br />
Ein großes Handicap entstand für das hier vorgestellte Setting<br />
dadurch, dass die Therapie nicht, wie in der Studie von Levitas<br />
[17] direkt während des Embryotransfers stattfinden konnte.<br />
Auch die vorliegende Untersuchung zeigte, dass die Methoden<br />
der künstlichen Befruchtung heute weitgehend perfektioniert<br />
sind. Von den 5 Patientinnen ohne Vorversuch wurden alle<br />
schwanger, 4 Patientinnen durch die IVF/ICSI-Behandlung, die<br />
5. Patientin, eine 41-jährige Frau, nach einem negativen Ergebnis<br />
mit IVF, anschließend spontan.<br />
Die Reproduktionsmedizin berücksichtigt jedoch nicht die individuellen<br />
vegetativ-emotionalen Funktionskreise, wie sie von<br />
der TCM erfasst werden. Der Vergleich (siehe l " Tab. 2) dieser<br />
kleinen Fallzahl mit den vom deutschen IVF-Register veröffentlichten<br />
statistischen Ergebnissen aller Behandlungen in<br />
Deutschland für 2004 gibt einen Hinweis auf mögliche Steigerungen<br />
der Erfolgsraten bei <strong>einer</strong> komplentärmedizinischenn<br />
| (gf919) Satz Ziegler + Müller<br />
AK-PDF n.a. Herst. Baurenschmidt<br />
eFirst n.a. Datum 23.01.2007<br />
Originalarbeit<br />
Tab. 2 Vergleich der DIR (Deutsches IVF-Register) Behandlungsergebnisse<br />
von 2004 und IVF/ISCI nach <strong>SART</strong><br />
DIR % <strong>SART</strong> + IVF/ICSI %<br />
SSR/ET 28,24 49 (24/49)<br />
BTH/ET 18,71 37 (18/49)<br />
SS/ET < 35 Jahre 32,39 40 (8/20)<br />
SS/ET 35– 40 Jahre 24,94 61 (11/18)<br />
SS/ET > 40 Jahre 11,30 45 (5/11)<br />
SSR = Schwangerschaftsrate, ET = Embryotransfer, BTH = Baby-Take-Home Rate<br />
Behandlung. Die in diese retrospektive Studie aufgenommenen<br />
Patientinnen hatten zudem eine niedrigere Erfolgswahrscheinlichkeit,<br />
durch das hohe Durchschnittsalter (37,5 Jahre) und<br />
durch die im Durchschnitt hohe Zahl der vorangegangenen Fehlversuche<br />
(3,1) (l " Tab. 2).<br />
Eine komplementärmedizinischen Behandlung der Patientinnen<br />
mit Fruchtbarkeitsstörungen integriert in einem IVF-Zentrum<br />
könnte die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten<br />
in der Reproduktionsmedizin deutlich erweitern und die<br />
Trennung des Körper/Geist-Dilemmas wie u.a. von Damasio [7]<br />
vorgeschlagen, überwinden helfen. Die Patientinnen würden<br />
eher als Gesamtpersönlichkeit wahrgenommen werden, wodurch<br />
die Compliance gefördert werden könnte, wie die Studie<br />
von Smith [23] ergab.<br />
Prospektive randomisierte Studien zur Überprüfung der Wirksamkeit<br />
ganzheitlicher Therapieansätze wären wünschenswert<br />
und waren auch von dieser Gruppe vorbereitet, sind jedoch<br />
durch die veränderte finanzielle Situation für die Patienten seit<br />
der letzten deutschen Gesundheitsreform schwierig zu realisieren.<br />
Weitergehende Studien zur Erforschung der physiologischen<br />
Veränderungen durch die systemische <strong>Autoregulations</strong><strong>therapie</strong><br />
wären zu wünschen, um die mit Fruchtbarkeitsstörungen assoziierten<br />
somatischen Marker eingehender erfassen zu können.<br />
Eine Erforschung der vegetativen Disharmoniemuster bei Kinderwunschpatientinnen<br />
nach den Kriterien der traditionellen<br />
chinesischen Medizin wäre ebenso wünschenswert, um klare individuelle<br />
Prognosekriterien erarbeiten zu können und auch um<br />
dem ärztlichen Grundsatz nach Plato gerecht zu bleiben, „durch<br />
medizinisches Handeln eine Verbesserung der Lebensqualität<br />
der Patientinnen zu bewirken“ und nicht wie bisher häufig bei<br />
ansonsten gesunden Patienten durch frustrane IVF/ICSI-Behandlungen<br />
massive Einbrüche der Lebensqualität zu veranlassen.<br />
Danksagung<br />
!<br />
Der Dank der Autorinnen gilt allen Patientinnen für ihr Vertrauen;<br />
Herrn Prof. Gaus, Abteilung Biometrie der Universität Ulm,<br />
für die große Unterstützung, auch bei der nun leider nicht zu<br />
Stande gekommenen prospektiven randomisierten Studie zum<br />
gleichen Thema; Herrn Prof. Brähler und Frau Goldschmidt, Abteilung<br />
Medizinische Psychologie und Soziologie Universität<br />
Leipzig, für ihre wertvollen Hinweise beim Entstehen dieser<br />
Publikation, wobei den IVF-Zentren München (Krüssmann),<br />
Augsburg und Ulm (Gagsteiger) für die Zusammenarbeit.<br />
Schweizer-Arau A et al. <strong>Auswirkung</strong> <strong>einer</strong> <strong>systemischen</strong> … Geburtsh Frauenheilk 2007; 67: 1 –6<br />
5
6<br />
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