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<strong>Diplomarbeit</strong><br />
Sandra<br />
Nemec<br />
Die Entwicklung vom Welpen<br />
zum erwachsenen Hund und<br />
die wichtigsten Faktoren für<br />
eine harmonische,<br />
funktionierende Beziehung mit<br />
unserem Vierbeiner.<br />
1
Inhaltsverzeichnis:<br />
Vielfältigkeit der Umgebung während der Frühentwicklung<br />
Der Einfluss von mildem Stress in der Frühentwicklung<br />
Sensible Phase der Entwicklung<br />
Entwicklungsphasen des Welpen<br />
Selbstvertrauen bilden<br />
Fötale Phase<br />
Vegetative Phase<br />
Übergangsphase<br />
Prägungsphase/ Sozialisation<br />
Flegelmonate<br />
Adoleszenz<br />
Erfolgserlebnisse garantieren<br />
An die Box gewöhnen und den Welpen stubenrein bekommen<br />
Konsequente Regeln einhalten<br />
Dem Hund ein guter Rudelführer sein<br />
Calming Signals- Beschwichtigungssignale<br />
Die Mensch- Hunde Beziehung<br />
Bindungstest<br />
Häufige Verhaltensstörungen des Hundes<br />
2
Erfahrungen während der Entwicklung haben einen langwährenden Effekt auf das<br />
Temperament und das Verhalten des erwachsenen Hundes. Deshalb ist es wichtig<br />
zu verstehen, was eine normale und was eine abnormale Entwicklung darstellt, um<br />
Verhaltensproblemen vorzubeugen und sie behandeln zu können.<br />
VIELFÄLTIGKEIT DER UMGEBUNG<br />
WÄHREND DER FRÜHENTWICKLUNG:<br />
Das Nervensystem eines Tieres entwickelt seine genetisch vorgesehenen<br />
Funktionen nur, wenn es angemessener Umweltstimulation ausgesetzt ist, speziell in<br />
der Frühentwicklung.<br />
Ein Tier, das in einer reizarmen Umgebung aufwächst, entwickelt eine abnormale<br />
Sensorik. Es wird später häufig nicht fähig sein, Reize wahrzunehmen und zu<br />
verarbeiten, denen es als Jungtier nicht ausgesetzt war.<br />
Ein Tier, das in einer reizarmen Umgebung aufwächst, ist emotional nicht<br />
ausgewogen und es ist auch zu erwarten, dass ein solches Tier nicht normal<br />
lernfähig ist.<br />
Aus all diesen Gründen muss eine interessante, stimulierende Umgebung für das<br />
heranwachsende Tier geschaffen werden.<br />
Es ist wichtig, dass die Umgebung aus der Sicht des Jungtieres berechenbar ist und<br />
Konsequenzen seines Verhaltens vorhersagbar sind. Andernfalls ist das Tier nicht<br />
nur gestresst, sondern lernt auch bald, dass sein Verhalten keinen Einfluss auf die<br />
Geschehnisse in der Umwelt hat. Solche Tiere sind in einem Zustand einer erlernten<br />
Hilflosigkeit und es ist oft sehr schwierig, ihnen etwas Neues beizubringen.<br />
DER EINFLUSS VON MILDEM STRESS IN DER<br />
FRÜHENTWICKLUNG:<br />
Milder Stress (z.B. Streicheln und Halten oder kühle Temperatur) während der<br />
Frühentwicklung beschleunigt das Wachstum, fördert ein ausgeglichenes Wesen,<br />
verbessert den Sozialstatus gegenüber andern Welpen und fördert die<br />
Widerstandskraft gegen gewisse Krankheiten.<br />
Welpen sollen täglich, von der Geburt, an in die Finger genommen werden. Nicht nur<br />
ist dies ein milder Stress, sondern erleichtert auch die spätere Bindung zum<br />
Menschen während der Sozialisierungsphase.<br />
Tägliche Manipulation der Welpen vom 3. bis zum 21. Tag nach der Geburt machen<br />
das Alleingelassenwerden und das Erleben fremder Umgebungen später im Leben<br />
weniger belastend. Zusätzlich können Welpen in den ersten Tagen nach der Geburt<br />
auch aus dem Nest entfernt werden (am besten während jemand anders die Mutter<br />
spazieren führt) und für etwa 3 Minuten einzeln auf einen kühlen Boden gelegt<br />
werden, bevor sie wieder ins warme Nest zurückgebracht werden. Blinklichter, Lärm<br />
und Bewegung sind auch schon als milder Stress verwendet worden.<br />
Milder Stress in der Frühentwicklung fördert ein ausgeglichenes und weniger<br />
erregbares Wesen und erhöht Lernfähigkeit und Trainierbarkeit.<br />
3
SENSIBLE PHASEN DER ENTWICKLUNG:<br />
Diese ist die wichtigste Phase im Leben eines Hundes!<br />
Sensible Phasen in der Verhaltensentwicklung des Hundes sind gut dokumentiert.<br />
Dies sind Zeitabschnitte, während derer der Welpe gewisse Erfahrungen machen<br />
muss, um sich normal zu entwickeln.<br />
Zwischen der 4. und der 12. Lebenswoche zum Beispiel, lernt ein Welpe, wie ein<br />
Sozialpartner aussieht. Während dieser Zeit entwickelt das Sehhirn eine Art Filter,<br />
der auf die Form von andern Wesen, mit denen der Welpe sozialen Kontakt hat,<br />
sensibilisiert wird.<br />
Bei Wölfen wären das die erwachsenen Wölfe des Rudels und andere Wolfswelpen,<br />
bei unseren Vierbeinern schließen sie Menschen und andere Haustiere mit ein.<br />
Dieser Filter bewirkt, dass später im Leben gewisse Neuronen im Sehhirn nur dann<br />
aktiviert werden, wenn der Welpe einen Sozialpartner sieht (also ein Wesen, mit dem<br />
er sozialisiert wurde). Nach 12-14 Wochen ist es schwierig, dieses Filtersystem noch<br />
zu verändern und dem Welpen beizubringen, bisher unbekannte Arten als<br />
Sozialpartner zu akzeptieren.<br />
Die Entdeckung dieser Phasen spezifischer Sensibilitäten ist wohl eines der<br />
wichtigsten Erkenntnisse, die Hunde anbelangen. Durch bewusste Beeinflussung<br />
der Umwelt eines Welpen können wir Ausgeglichenheit, Temperament,<br />
Sozialisierbarkeit, Selbstvertrauen und Lernfähigkeit eines Hundes beeinflussen.<br />
Durch angebrachte Interventionen im Welpenalter erhalten wir einen Hund der<br />
anpassungsfähiger, leichter zu erziehen, und physisch und psychisch<br />
gesünder ist.<br />
Entwicklungsphasen des Welpen<br />
Die folgenden Zeitabschnitte der Welpenentwicklung werden besprochen:<br />
Phase<br />
Fötale Phase<br />
Vegetative Phase<br />
(Neugeborenenphase)<br />
Übergangsphase<br />
Prägungsphase/Sozialisierung<br />
Flegelmonate (Pubertät)<br />
Adoleszenz<br />
Alter<br />
Bis zur Geburt<br />
Geburt bis öffnen der Augen (ca. 2<br />
Wochen)<br />
Ab der dritten Woche<br />
Ca. dritte bis siebente Woche<br />
Ab 6 Monate bis ca. 18 Monate<br />
„heranwachsen“ Zeitraum vom Welpen,<br />
über die Pubertät bis zum erwachsenen<br />
Hund<br />
4
Hündinnen werden mit einem Alter von 8-18 Monaten das erste Mal läufig. Die<br />
Läufigkeit dauert im Normalfall drei Wochen.<br />
In der ersten Woche werden die Rüden durch die helle Blutung angelockt und in der<br />
zweiten Woche kommt es zum Eisprung. Normalerweiße lassen sich Hündinnen nur<br />
in den drei Tagen des Eisprunges decken. Nach der Belegung hängen Hündin und<br />
Rüde noch bis zu 20 Minuten zusammen. Wichtig- man darf sie auf keinen Fall<br />
trennen!<br />
Der erste Ultraschall zur Feststellung einer möglichen Trächtigkeit. ist ab dem 21.<br />
Tag nach der Belegung möglich und die Tragzeit beträgt im Durchschnitt 63 Tage.<br />
Fötale Phase:<br />
Kurz vor der Geburt schüttet der männliche Fötus Testosteron aus, welches die<br />
Funktion des Gehirnes bleibend beeinflusst. Es maskulinisiert und entfeminisiert das<br />
Gehirn. Maskulinisierung bewirkt typisch männliches Verhalten wie Streunen, mit<br />
Harn markieren, Aggression gegen andere Rüden und männliches Sexualverhalten.<br />
Kastration vermindert dieses Verhalten meist, kann sie aber nicht vollständig<br />
unterdrücken. Der Effekt der Kastration in Bezug auf diese Verhaltensweisen variiert<br />
individuell sehr stark. Entfeminisierung beinhaltet die Zerstörung des Mechanismus,<br />
der die Periodizität des weiblichen Sexualverhaltens bedingt und die Unterdrückung<br />
weiblichen Sexualverhaltens. Das Sexualverhalten von Rüden tritt nicht periodisch<br />
auf, es ist charakterisiert durch eine kontinuierliche Bereitschaft, zu decken.<br />
Ein Rüde, der sehr bald nach der Geburt kastriert wird, und dem Östrogen<br />
(weibliches Hormon) gespritzt wird, zeigt deshalb trotzdem männliches und nicht<br />
weibliches Sexual- und Sozialverhalten. Der Einfluss des Testosterons auf das fötale<br />
Gehirn ist irreversibel und beeinflusst alle geschlechts- und artspezifischen<br />
Verhaltensweisen, auch gewisse Formen der Aggression noch nach der Kastration.<br />
Deshalb ist auch ein kastrierter Rüde immer noch ein typischer Rüde, eine kastrierte<br />
Hündin eine typische Hündin.<br />
Überraschend wenig ist über den Einfluss der Ernährung der trächtigen Hündin auf<br />
die Verhaltensentwicklung ihrer Welpen publiziert.<br />
Es ist allerdings bekannt, dass eine reduzierte Blutversorgung und daraus<br />
resultierende Mangel an Sauerstoff und Nahrung zu verlangsamter oder abnormaler<br />
Entwicklung führen. Es ist deshalb zu erwarten, dass in diesen Fällen auch die<br />
Entwicklung des Gehirns beeinträchtigt wird, was in Verhaltensanomalien und<br />
Lernbehinderung resultieren könnte.<br />
Welpen können schon in der Gebärmutter lernen. Wenn der Hündin Futter mit einem<br />
bestimmten Geschmack, z.B. Anis, gefüttert wird, bevorzugen die Welpen später<br />
Futter mit demselben Geschmack.<br />
Schon 1-7 Tage vor der Geburt kann man vom Euter der Hündin Milch auspressen.<br />
Ein bis zwei Tage vor der Geburt kann ihr Appetit verringert sein, und sie wird rastlos.<br />
Diese Veränderungen sind aber höchst variabel und können nicht als zuverlässige<br />
Zeichen zum Bestimmen des Zeitpunktes der Geburt verwendet werden. Fällt aber<br />
ihre Körpertemperatur unter 37°, wird die Geburt höchstwahrscheinlich in den<br />
nächsten 8-24 Stunden erfolgen.<br />
In dieser Zeit weitet sich der Gebärmutterhals. Auch kann damit verbunden ein<br />
Zapfen dicken Schleims ausgeschieden werden. Die Hündin hat erst schwache<br />
Wehen, die von außen nicht bemerkbar sind.<br />
5
Als Vorbereitung auf das Gebären leckt die Hündin vermehrt ihre Zitzen und<br />
Genitalien und bereitet sich ein Nest vor (z.B. durch Scharren und Verlagern der<br />
Decken). Manche Hündinnen können jetzt Fremden gegenüber aggressiver werden.<br />
6 bis 12 Stunden vor der Geburt normalisiert sich die Körpertemperatur wieder. Die<br />
Wehen sind jetzt sichtbar. Das Hecheln der Hündin geht jetzt in langsame, tiefe<br />
Atmung über. Sie wird rastloser und zeigt auffälliges Verhalten.<br />
Dann kommt es zur Austreibungsphase, die Zeit zwischen den Geburten beträgt<br />
durchschnittlich zwischen 20 Minuten und einer Stunde. Die Mutterhündin zerbeißt<br />
dann die Fruchthülle und die Nabelschnur. Anschließend frisst sie die Nachgeburt, da<br />
dies die Milchbildung anregt und leckt den Welpen trocken.<br />
Das Lecken befreit die Nase des Welpen von Flüssigkeit, stimuliert Atmung,<br />
Bewegung, Harn- und Kotabsatz und führt den Welpen zur Mutter hin.<br />
Vegetative Phase (Neugeborenenphase):<br />
Ein neugeborener Welpe ist blind und taub, kann aber schon winseln, um die<br />
Aufmerksamkeit der Mutter auf sich zu ziehen. Er hat schon einen<br />
Gleichgewichtssinn, obwohl er noch nicht stehen kann.<br />
Sein Geschmacks-, Geruch- und Tastsinn sind schon voll entwickelt und er kann<br />
Temperaturen fühlen.<br />
Bis zum Alter von drei Wochen kann der Welpe nicht von sich aus Harn oder Kot<br />
absetzen und hängt für diese Funktionen von dem Lecken durch die Mutter ab.<br />
Sein Nervensystem muss sich noch stark entwickeln.<br />
Obwohl junge Welpen noch von ihrer Mutter abhängen, um die Körpertemperatur<br />
aufrecht zu erhalten, können sie von Geburt an Wärme fühlen und schmiegen sich<br />
warmen Objekten an. Neugeborene Welpen bewegen sich auch unwillkürlich<br />
entgegen der Richtung der Haare der Mutter, so dass sie zum Euter zurückfinden.<br />
Sie drehen sich oder bewegen sich auch zur Seite, an der sie berührt werden. Mit 2-3<br />
Tagen können Welpen kriechen. Dabei pendeln sie mit dem Kopf hin und her und<br />
gebrauchen ihre Nase als Tastorgan und als Temperaturfühler, um sich zu<br />
orientieren. Alle diese Verhaltensmuster sind darauf ausgerichtet, dass der Welpe<br />
zum Wurf und zum Euter der Mutter zurückfindet.<br />
Schon in diesem frühen Stadium ist der Kontakt mit dem Menschen wichtig- als<br />
Reizbereicherung und milder Stress. Wie schon erwähnt, kann ein leichter Stress<br />
auch darin bestehen, dass man die Welpen für eine kurze Zeit vom Nest entfernt und<br />
einzeln auf eine kühle Oberfläche, wie z.B. einen Vinylboden, legt. Das kann dem<br />
Hund später helfen, Stresssituationen zu bewältigen, leichter zu lernen und<br />
emotional ausgeglichener zu sein.<br />
Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Welpen, die nur in den<br />
ersten zwei Woche Kontakt zu einem Menschen hatten, später auf andere Menschen<br />
völlig panisch reagierten. Nur der Mensch, mit dem sie in den ersten 2 Wochen<br />
Kontakt hatten, wurde akzeptiert.<br />
In der vegetativen Phase zeigt sich auch schon das erste Instinktverhalten durch den<br />
Suchreflex und Saugreflex der Zitzen. Das kann auch als eine erste Form von<br />
Jagdinstinkt (Jagd auf Futter) beschrieben werden.<br />
Kontaktliegen ist am Anfang sehr wichtig für die Wärmeregulierung, aber später<br />
werden das nur noch die rangniedrigen Tiere tun. Die Dominanteren werden sich<br />
etwas auf Abstand legen.<br />
6
Übergangsphase:<br />
In der Regel öffnen sich am 13. Lebenstag Lidspalten und äußere Gehörgänge, doch<br />
ändert sich damit für den Welpen sensorisch zunächst noch nichts. Die Sehfähigkeit<br />
der Augen entwickelt sich erst um den 17. oder 18. Lebenstag, ist noch da recht<br />
unvollkommen und übt sich erst in den Folgetagen richtig ein.<br />
Ebenso ist es mit dem Gehör und auch der Geruchssinn scheint erst ab diesem<br />
Zeitpunkt so richtig zu erwachen. Jedenfalls kann man um den 18. Tag herum<br />
beobachten, wie die Welpen nun alles mit der Nase zu untersuchen beginnen, vor<br />
allem die Geschwister, mit denen so erste Kontakte aufgenommen werden. Das<br />
erste gegenseitige Belecken kann man um den 17. Lebenstag beobachten, auch<br />
wird jetzt oft versucht, Ohren, Nase oder Pfoten der Geschwister ins Maul zu<br />
nehmen.<br />
So verdient dieser Lebensabschnitt zu Recht seinen Namen. Es ist ein<br />
verhältnismäßig schneller Übergang vom reinen, völlig selbstbezogenen Saug- und<br />
Schlafstadium zum aktiven Entdecken der engeren Umwelt und zur ersten<br />
Kontaktaufnahme mit den Geschwistern. Somit der erste Keim zu dem so<br />
vielschichtigen Sozialverhalten des erwachsenen Hundes.<br />
Soziale Verhaltensweisen sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht entwickelt. Nur der<br />
Ausdruck freudiger Erregung in Form eines noch ungeschickten Wedelns mit dem<br />
kurzen Schwänzchens wird der Mutter dargebracht, wenn sie nach kurzer<br />
Abwesenheit ins Lager zurückkommt. Dann heben sich auch die Köpfe der Mutter<br />
entgegen, die Welpen versuchen ihr Maul zu erreichen.<br />
Das ist ein bedeutsames Verhalten. Um den 18. Lebenstag beginnt die Mutter mit der<br />
Zufütterung, an der sich gewöhnlich auch der Rüde beteiligt. Sie würgt den Welpen<br />
einen Brei halbverdauter Nahrung vor. Das ist die erste große Lernleistung der<br />
Welpen, denn schon nach dem ersten Mal der Zufütterung hat der Welpe gelernt,<br />
dass es auch aus dem Maul der Eltern köstliche Nahrung gibt. So wird von nun an<br />
dem Maul der Mutter oder des Vaters größte Aufmerksamkeit geschenkt, und die<br />
Welpen entdecken, dass man die eigene Nase besonders gut an den Mundwinkeln<br />
der Eltern einbohren kann und dass diese dann oft das Maul weit öffnen und, wenn<br />
vorhanden, den bewehrten Futterbrei von sich geben.<br />
Diese erste wichtige Erfahrung prägt bei den kleinen Welpen Verhaltensmuster für<br />
das ganze Leben aus. Das Anbetteln der zum Lager zurückkehrenden Alttiere wird<br />
zu einem Begrüßungs- und Zuneigungsritual, sowohl im innerartlichen Verband, als<br />
auch dem Menschen gegenüber. Jetzt ist es angebracht, den Welpen festes Futter<br />
vorzusetzen.<br />
Welpen werden in einem sehr unreifen Entwicklungszustand geboren. Solche Tiere<br />
nennt man Nesthocker. Während der Übergangsperiode holt der Welpe mit den<br />
Tieren auf, die bei der Geburt schon viel weiter entwickelt sind, wie z.B. Fohlen oder<br />
Kälber, welche Beispiele von Nestflüchtern darstellen.<br />
Der Welpe fängt an, alle Sinne zu entwickeln und kann am Ende der<br />
Übergangsperiode seine Körpertemperatur selbst aufrechterhalten und spontan Kot<br />
und Harn absetzen. Von nun an muss der Welpe die Möglichkeit haben, das Nest<br />
zum Eliminieren zu verlassen, sonst kann es später sehr schwierig sein, den Welpen<br />
stubenrein zu kriegen.<br />
Mit der Entwicklung des Seh- und Gehörsinnes reagiert der Welpe vermehrt auf<br />
Umweltreize. Da er sich schon an Reize gewöhnen kann und auch immer noch von<br />
einer vielfältigen Umwelt für seine neurologische Entwicklung profitiert, ist es wichtig,<br />
ihm eine Umwelt zu bieten, in der er viele sensorische Erfahrungen machen kann,<br />
einschließlich solcher des Gesichts- und Gehörsinns.<br />
7
Prägungsphase (3.-7. Woche) und Sozialisation (3. Woche- 3.<br />
Monat):<br />
Die Sinnesleistungen unserer Welpen sind nun voll entwickelt und ermöglichen auch<br />
allmählich ein genaues Orten von Wahrnehmungen über Nase, Ohren und Augen.<br />
So werden nun mit angespannter Körperhaltung Bewegungsvorgänge in der<br />
Umgebung aufmerksam verfolgt. Die Befähigung zur Fortbewegung reift in diesen<br />
Wochen rasch und entwickelt sich vor allem im Spiel zu größerer Schnelligkeit,<br />
Wendigkeit und Sicherheit. Diese zunehmenden Fähigkeiten beruhen auch auf<br />
einem sich stetig steigernden Bewegungsbedürfnis, dementsprechend werden auch<br />
die Schlafperioden kürzer.<br />
Welpen größerer und schwerer Hunderassen wirken am Ende der siebten<br />
Lebenswoche noch weit tollpatschiger als gleichaltrige Welpen kleinerer Rassen.<br />
Die Welpen, deren Gebiss sich nun schnell entwickelt, interessieren sich schon sehr<br />
für das Futter der Eltern und haben auch das Recht, es ihnen fortzunehmen.<br />
Schweigend erlaubt es selbst der Rüde, dass ihm ein Welpe einen Futterbrocken aus<br />
dem Rachen zieht. Am Anfang wird das Fleisch nur durchgequetscht, aber bald<br />
lernen es die Welpen, kleinere Stücke loszureißen und zu verschlingen. Sie sind<br />
dabei imstande, walnussgroße Fleischstücke ohne Schwierigkeit herunterzuwürgen.<br />
Sollte der Welpe zu viel auf einmal verschluckt haben, dann zieht er sich in eine stille<br />
Ecke zurück, würgt die Brocken wieder hervor und fängt von neuem mit dem Fressen<br />
an.<br />
Die Welpen saugen natürlich immer noch bei der Mutter, gewöhnlich bis zum Ende<br />
dieser Periode. Anfänglich liegen sie noch im Lager zum Saugen, aber je mehr die<br />
Welpen sich außerhalb des Lagers herumtreiben, umso häufiger wird nun auch im<br />
Freien getrunken. Bald sitzt die Hündin ebenfalls dabei, und schließlich säugt sie ihre<br />
Welpen oft im Stehen. Aber zunehmend flüchtet sie auch vor den unersättlichen<br />
Plagegeistern, deren nadelspitze Zähnchen für eine Hundezitze zur Qual werden.<br />
Kann sich die Hündin nicht vor den Welpen an einen für jene unerreichbaren Ort<br />
zurückziehen, dann vertreibt sie diese knurrend vom Gesäuge.<br />
Wir können jetzt schon bei den Welpen eine ganze Reihe sozialer Verhaltensweisen<br />
erkennen: das Wedeln mit dem Schwanze als Ausdruck freudiger Erregung und<br />
Zuwendung, das Einklemmen des Schwanzes als ängstlichen Ausdruck oder das<br />
schon geschilderte Mundwinkelstoßen. Die Welpen streiten schon recht zornig um<br />
Futterbrocken, sträuben dabei das Fell, legen die Ohren an, ziehen die Mundwinkel<br />
zurück und entblößen knurrend die Zähne.<br />
Zwar ist die Heimbindung und die Bindung an die Mutter noch ausgeprägt erhalten,<br />
doch wagen sich die Welpen täglich weiter vom Lager weg, vor allem, wenn sie dabei<br />
den Eltern folgen können. Entfernen sich diese aber weiter als 30 oder später 50<br />
Meter, bleiben die Welpen zunächst unschlüssig stehen und ziehen es vor, doch<br />
lieber wieder zum Lager zurückzukehren.<br />
Neugier und Lerntrieb treten nun stark in den Vordergrund und kennzeichnen das<br />
weitere Welpenleben. Alles wird erkundet und probiert, an allen erreichbaren Dingen<br />
wird versuchsweise herumgekaut.<br />
8
Das Wort Prägung meint, dass es in einem bestimmten Abschnitt der<br />
Jugendentwicklung eine Lernphase gibt, die das nicht angeborene Bild des<br />
Artgenossen im Gehirn für das ganze Leben einprägt.<br />
Bei Hunden erstreckt sich dieser einmalige Lernprozess auf eine etwas längere Zeit,<br />
ist aber umso wirkungsvoller, je früher er beginnt und je häufiger er genutzt wird. Das<br />
bedeutet, dass der Mensch für ihn ein unbegreifliches Wesen wird, wenn er in dieser<br />
Phase seiner Jugendentwicklung keine Gelegenheit hatte, sich seinen Geruch<br />
einzuprägen.<br />
Er muss ab dem Erwachen seiner Sinne Hautkontakt mit dem Menschen haben oder<br />
er bleibt zeitlebens scheu. Diese Prägungszeit ist der erste, entscheidende Schritt<br />
zur eigentlichen Sozialisierung.<br />
Auf dieser Erkenntnis über die Prägungsphase basiert die Vorschrift des Verbandes<br />
Deutscher Hundezüchter, wonach Welpen frühestens mit 8 Wochen abgegeben<br />
werden dürfen (dies ist das Ende der Prägungsphase). Leider wird dies von den<br />
meisten Züchtern völlig fehlinterpretiert, sie denken, dass die Prägungsphase im<br />
Alter von 8 Wochen anfängt und der Welpe dann schleunigst zu seiner neuen<br />
Familie sollte, um auf sie geprägt zu sein.<br />
Diese Zeit legt die Basis für ein ganzes Hundeleben. Sie entscheidet, ob der Hund<br />
ängstlich oder gar neurotisch, ausgeglichen und ruhig, kuscheliger Freund oder<br />
Beißer wird.<br />
Als Mensch können sie die Erziehung durch das Rudel nicht ersetzen. Der Züchter,<br />
der seine Arbeit mit viel Einsatz und Herzblut macht, sorgt für die nötigen Kontakte<br />
der Welpen zu Menschen und Sicherheit in unterschiedlichen Umgebungen, aber<br />
auch er kann sich nicht hündisch benehmen. Es hat Gründe, weshalb Hunde, die im<br />
Rudel groß werden ruhiger, gelassener und freundlicher sind, sie hatten die Zeit, ihre<br />
soziale Kompetenz zu bilden. Wird hingegen ein Welpe ohne Grund vor dieser so<br />
wichtigen Zeit aus dem Verband genommen, kann es unnötige Komplikationen<br />
geben.<br />
Man kann die Sozialisierungsphase in eine primäre (mit Artgenossen, früher in der<br />
Sozialisierungsphase) und eine sekundäre Sozialisierung (mit anderen Arten, später<br />
in der Sozialisierungsphase) unterteilen. Soziales Spiel ist das wichtigste Merkmal<br />
der Sozialisierungsphase. Vor allem während der primären Sozialisierung lernt der<br />
Welpe den artspezifischen Umgang mit anderen Welpen, die Verständigung und<br />
Körpersprache, seinen Biss zu hemmen und sich in eine soziale Gruppe zu<br />
integrieren. Durch sekundäre Sozialisierung lernt der Welpe, Verhaltensreaktionen<br />
von artfremden Sozialpartnern zu verstehen und erfolgreich mit ihnen zu<br />
kommunizieren.<br />
Ein Welpe, der früh vom Wurf entfernt und von Menschenhand aufgezogen wird,<br />
entwickelt eine exklusive Bindung an den Menschen. Falls der Welpe keinen Kontakt<br />
mit anderen Hunden hat, bis er 12 Wochen alt ist, hat er später meist Angst vor<br />
anderen Hunden und ist möglicherweise aggressiv gegen sie.<br />
Wird der Welpe währen der Sozialisierungsphase nicht mit Menschen sozialisiert, hat<br />
er später Angst vor ihnen und kann im schlimmsten Fall gegen sie aggressiv werden.<br />
9
Manche Hündinnen lassen ihre Welpen schon im Alter von 4-6 Wochen nicht mehr<br />
saugen, trotzdem sollte ein Welpe nie vor der 7. – 8 Woche und besser nicht vor der<br />
10. Wochen vom Wurf weggenommen werden.<br />
Obwohl dies beim Hund nicht systematisch untersucht worden ist, zeigen klinische<br />
Beobachtungen, dass der Umgang mit den andern Welpen und der Kontakt zur<br />
Mutter in dieser Zeit für eine normale Entwicklung sehr bedeutsam sind. Werden<br />
Welpen schon früher adoptiert, sind sie häufig emotional unausgeglichen.<br />
In einer Untersuchung hatten Welpen, die früh (mit 6 Wochen) von der Mutter und<br />
den Wurfgeschwistern entfernt wurden, mehr Probleme mit Gesundheit und<br />
Entwicklung und waren in Abwesenheit ihrer Mutter gestresst.<br />
Ein anderer Grund, Welpen länger mit ihrer Mutter zu belassen ist, dass sie von der<br />
Mutter lernen. Welpen von trainierten Arbeitshunden lernten eine Aufgabe besser,<br />
wenn sie ihre Mutter dabei beobachtet hatten.<br />
Vor allem in der zweiten Hälfte der Sozialisierungsphase muss ein Welpe Kontakt mit<br />
Menschen und anderen Tierarten haben, mit denen er sich später verstehen soll und<br />
die er nicht als Beute betrachten soll. Dies schließt andere Haustiere ein und, im Fall<br />
von Schaf- Hütehunden, auch Schafe.<br />
Während der Sozialisierungsphase ist es auch sehr wichtig, dass der Welpe<br />
Geräusche hört, andere Umgebungen sieht und ganz allgemein die verschiedensten<br />
sensorischen Erfahrungen macht. Eine abwechslungsreiche Umwelt ist immer noch<br />
sehr wichtig für die normale Entwicklung des Nervensystems und der Reaktivität. Die<br />
Sinne des Welpen sind jetzt feiner, und er kann sich leicht an viele neue Reize<br />
gewöhnen. Eine Untersuchung fand zum Beispiel heraus, dass Hunde, die als<br />
Welpen Verkehr erlebten weniger wahrscheinlich Geräuschphobien entwickelten.<br />
In einem Welpenpark mit allerlei Objekten und Reizen, wo sich die Welpen<br />
regelmäßig unter Aufsicht aufhalten, können sie vielfältige sensorische Erfahrungen<br />
machen. Verschiedene Oberflächen und Bodenbeschaffenheiten, Objekte die Lärm<br />
machen, ein Wasserbad, Dinge, die aufgehängt werden, etc., können Bestandteile<br />
eines solchen Welpenparks sein.<br />
Ein verantwortungsvoller Züchter wird die Welpen auch daran gewöhnen, sich in<br />
einem Käfig und im fahrenden Auto wohl zu fühlen.<br />
Der Welpe ist jetzt besser befähigt, von angenehmen, und ab einem Alter von ca. 8<br />
Wochen an, auch von unangenehmen Erfahrungen zu lernen.<br />
Der Welpe sollte mit positiven Trainingsmethoden erzogen werden, damit er lernt,<br />
dass sein Verhalten Reaktionen in seinem Umfeld (in diesem Falle die<br />
Verabreichung von Belohnungen) bewirken kann. So erlernt der Welpe das Lernen!<br />
Die meisten Übungen, die der Vorbeugung von Verhaltensproblemen dienen (z.B.<br />
den „Aus“ Befehl, Verhalten am Futternapf, Beißhemmung, etc.), können dem<br />
Welpen am leichtesten in diesem Alter beigebracht werden.<br />
Dies und vieles mehr kann ein Welpe in einer gut strukturierten Welpenklasse<br />
systematisch erlernen.<br />
10
Flegelmonate/ Pubertät:<br />
Die Pubertät ist beim Hund kaum anders als beim Menschen zu werten, es ist eine<br />
harte Phase in der der Dickkopf den Besitzer ziemlich auf die Probe stellt. Zeitlich<br />
lässt sie sich schwer begrenzen. Jeder Hund hat seinen individuellen Charakter und<br />
solche mit ausgeprägtem starkem Willen können schon ihre Menschen an ihre<br />
Grenzen bringen. Da heißt es Ruhe bewahren, nicht aus der Fassung bringen lassen<br />
und … atmen!<br />
In dieser Zeit wächst der Junghund sehr schnell, wird aktiver, ist leichter erregbar<br />
und wird unabhängiger. Dies ist oft eine schwierige Zeit für den Besitzer, vor allem<br />
wenn er/sie es unterlassen hat, den Welpen zu erziehen. Frühes Training macht sich<br />
jetzt bezahlt!<br />
Viele Besitzer junger Welpen sehen nicht ein, warum sie mit ihrem Welpen eine<br />
Welpenschule besuchen sollten. Sie finden, ihr Hund sei der beste Hund der Welt,<br />
der ihnen freiwillig und gehorsam überall hin folgt, ohne Training.<br />
Wenn der Junghund etwa vier Monate alt wird, sind sie dann sehr enttäuscht. Der<br />
einst freiwillig gehorchende Welpe scheint sein Interesse am Besitzer zu verlieren,<br />
und es wird immer schwieriger, den Junghund unter Kontrolle zu behalten. Aus<br />
diesem Grund landen viele Hunde im Alter von 5-6 Monaten im Tierheim.<br />
Jetzt beginnt sich eine soziale Ordnung unter den Welpen zu entwickeln.<br />
Im Gegensatz zu Wölfen, die eine stark strukturierte soziale Organisation haben, ist<br />
die Sozialstruktur auch von erwachsenen Hunden derjenigen von Wolfswelpen<br />
vergleichbar. Je nach Neotenisierung der Rasse (d.h., je nachdem wie „erwachsen“<br />
eine Rasse wird, verglichen mit dem Wolf) ist diese Sozialstruktur lose und<br />
veränderlich oder fester und eindeutiger. In manchen weniger neotenisierten Rassen,<br />
wie Terrier und Basenjis, wurde beobachtet, dass alle männlichen Tiere gegenüber<br />
dem weiblichen Tieren, dominant waren.<br />
Mit der Erreichung der Geschlechtsreife im Alter von 4 bis 15 Monaten, je nach<br />
Rasse und Individuum, endet die Jugendzeit.<br />
Geschlechtsreife ist hingegen nicht identisch mit sozialer Reife, die erst später<br />
erreicht wird.<br />
Adoleszenz/ soziale Reife:<br />
Adoleszenz „heranwachsen“ beginnt mit der Pubertät und endet mit dem Erreichen<br />
der sozialen Reife typisch für die Rasse.<br />
Verglichen mit Wölfen, bleiben Hunde immer welpenhaft und werden nie richtig<br />
erwachsen. Der Grad der sozialen Reife, die ein Hund erreicht, ist rassenspezifisch:<br />
Herdenhütehunde bleiben sehr welpenhaft, dann folgen Retriever und Spaniels,<br />
dann Vorstehhunde und Schäferhunde, während Treibhunde und Terrier die größte<br />
soziale Reife erreichen.<br />
Hunde, die “unreif” bleiben, haben im Allgemeinen wenig Beutetrieb, sind verspielter,<br />
und genießen Körperkontakt mehr. Sie sind deshalb häufig bessere Familienhunde<br />
als Rassen, die eher „erwachsen“ werden.<br />
11
Die soziale Reife erreichen Hunde also nicht gleichzeitig mit dem Eintritt der<br />
Geschlechtsreife, sondern erst wesentlich später. Auch hier spielen Veranlagung,<br />
Rasse und das soziale Umfeld die entscheidende Rolle. Das bedeutet, dass einige<br />
Hunde schon mit 1 1/2 Jahren, andere aber erst mit drei Jahren oder noch später<br />
ihre soziale Reife erreichen.<br />
Selbstvertrauen bilden:<br />
Die Erfahrung verschiedenster Umweltreize, besonders solcher, die dem Hund Angst<br />
einflössen könnten, ist während der Sozialisierungsphase und darüber hinaus sehr<br />
wichtig für den Welpen. Dies muss mit Sorgfalt gemacht werden ohne den Welpen zu<br />
verängstigen.<br />
Man macht jede Erfahrung angenehm, indem man dem Welpen Leckerbissen gibt<br />
oder mit ihm spielt. Spaziergänge an der Leine entlang verkehrsreicher Straßen<br />
mögen helfen, Angst vor Geräuschen vorzubeugen. Welpen dürfen nie gezwungen<br />
werden, sich etwas zu nähern, dass ihnen Angst macht (z.B. einem Kinderwagen<br />
oder eine Schaufel, etc.). Dinge, vor denen sie Angst haben, sollen auch nicht<br />
gerade auf den Welpen zu bewegt werden, sondern quer dazu.<br />
Sollte der Welpe trotz aller Sorgfalt einmal erschrecken, soll man ihm sofort einen<br />
Leckerbissen ins Maul schieben: man kann Angst nicht mit Futter verstärken<br />
(“belohnen”), macht damit aber die ganze Situation sehr viel angenehmer.<br />
Der Welpe soll an alle Untergründe, auf denen er sich später sicher bewegen soll,<br />
gewöhnt werden. Er soll auch lernen, auf Untergrund, der wackelt und durch Wasser<br />
zu gehen.<br />
Wenn ein Welpe eine Oberfläche nicht betreten will, legt man Leckerbissen auf die<br />
Oberfläche, und zwar so, dass er die ersten Stücke ohne die Oberfläche zu betreten<br />
erreichen kann, für die nächsten aber drauf treten muss.<br />
Ebenso sollen sie auch ans Autofahren gewöhnt werden, und zwar schon beim<br />
Züchter, da die meisten Käufer ihren Welpen per Auto abholen werden. An das<br />
Zugfahren und möglicherweise auch daran, in einem Boot mitzufahren.<br />
Sie können auch auf den Marktplatz, an den Bahnhof, den Jahrmarkt und Spielplätze<br />
mitgenommen werden.<br />
Am Anfang muss zu jedem neuen Reiz ein sicherer Abstand eingehalten werden,<br />
und dieser soll nur langsam verringert werden, und nur solange der Welpe freiwillig<br />
näher geht. Leckerbissen und Spiel können verwendet werden, um ihn zu ermutigen.<br />
Wenn er zum Beispiel starke Angst vor einem Gegenstand, Geräusch oder einer<br />
Situation hat, soll man einen ausgewiesenen Verhaltenstherapeut beiziehen. Dieser<br />
kann ein Desensibilisierungsprogramm vorschreiben, in dem der Welpe einem Reiz<br />
ausgesetzt wird, ohne Stress zu empfinden.<br />
Einen Welpen zu zwingen, sich in eine angsteinflößende Situation zu begeben, ist<br />
unfair und vergrößert die Angst in vielen Fällen.<br />
12
Erfolgserlebnisse garantieren:<br />
Denken Sie nicht so viel an das<br />
Einüben von Kommandos.<br />
Denken Sie lieber mehr an die Beziehung<br />
zwischen Ihnen und Ihrem Hund –<br />
der Rest kommt von selbst."<br />
Turid Rugaas (norwegische Hundetrainerin)<br />
Vorbeugung von Problemen beinhaltet auch die Gestaltung der Umwelt, so dass der<br />
Welpe automatisch erwünschte Verhaltensweisen ausführt und zwar mit Erfolg, und<br />
unerwünschtes Verhalten gar nicht erst zeigen kann.<br />
Wenn erwünschtes Verhalten von Anfang an dem Welpen ein Erfolgserlebnis<br />
vermittelt, wird er dieses wiederholen und anderes Verhalten gar nicht erst<br />
ausprobieren. Wenn wir die Umwelt richtig gestaltet haben und er dennoch ein<br />
unerwünschtes Verhalten zeigt, so wird dieses nicht durch Erfolg belohnt.<br />
Auch in einer welpensicheren Umgebung ist Aufsicht trotzdem immer von Nöten.<br />
Wenn wir nicht beaufsichtigen können, ist es ratsam, die Bewegungsfreiheit des<br />
Welpen vorübergehend einzuschränken, das geht mit Barrieren oder einem<br />
Laufgitter. Welpen kauen ja bekanntlich an jedem Objekt, das sie vorfinden. Deshalb<br />
ist es wichtig, alle wertvollen Sachen aus seinem Bereich zu entfernen. Dinge die<br />
nicht entfernt werden können, können mit einem abstossenden Spray behandelt<br />
werden, und es sollte genügend Welpenspielzeuge zur Verfügung zu stehen.<br />
Um das Interesse des Welpen an den Spielzeugen zu erhalten, können diese täglich<br />
ausgetauscht werden. Spielzeuge, die Futter enthalten, sind immer interessant. Das<br />
gleiche Prinzip wird auch für das Erlernen der Stubenreinheit verwendet, wie wir<br />
später noch sehen werden.<br />
An eine Box gewöhnen und den Welpen stubenrein bekommen:<br />
Viele Hunde werden nervös oder aggressiv, wenn man sie in einen Käfig sperrt.<br />
Wenn der Welpe schon lernt, dass eine Box ein wunderbarer Ort ist, hat man diese<br />
Probleme nicht. Der Welpe wird seine Box lieben, wenn er ab und zu einen<br />
Leckerbissen dort vorfindet, oder ein Spielzeug, vor allem, wenn es Futter enthält,<br />
oder wenn er in der Box gefüttert wird.<br />
Um zu vermeiden, dass sich der Hund wehrt, wenn man ihn in die Box einschließen<br />
will, belohnt man den Welpen von Anfang an, wenn er sich dem Käfig nähert, und<br />
gibt gleich nach dem Schließen des Käfigs einen Leckerbissen durch die Türe.<br />
Der Welpe muss sich auch deshalb an eine Box gewöhnen, weil er sich früher oder<br />
später in einen Käfig gesperrt werden muss, sei es zum Reisen, zum Ruhigstellen<br />
nach einer Operation, oder für das Erlernen der Stubenreinheit.<br />
Wo man auf die Toilette geht, ist eines der wichtigsten Dinge, die ein Welpe lernen<br />
muss, viele Hunde landen im Tierheim, weil sie nie zur Stubenreinheit erzogen<br />
wurden. Wenn man den Welpen immer dann nach draußen nimmt, wenn es am<br />
wahrscheinlichsten ist, dass er „muss“ (z.B. wenn er aufwacht, nach Essen und<br />
Trinken oder nach Bewegung und Spiel) und häufig genug zwischendurch, wird er<br />
meist leicht stubenrein. Am besten nimmt man den Welpen immer an den gleichen<br />
Ort und belohnt ihn, wenn er sein Geschäft erledigt hat.<br />
13
Der Welpe sollte ständig beobachtet werden, damit man gleich entdeckt, wenn er<br />
aufs Häuschen muss. Dann soll man ihn ablenken und schnell mit ihm nach draußen<br />
gehen. Der Besitzer muss dann so lange mit ihm draußen bleiben, bis der Welpe<br />
sein Geschäft erledigt hat und ihn sofort belohnen, bevor er ihn wieder ins Haus<br />
zurückbringt.<br />
Wenn man den Welpen nicht beaufsichtigen kann, soll man ihn in eine Box tun, die<br />
nur gerade groß genug ist, dass er bequem darin stehen und liegen kann. Aber er<br />
soll nicht für zu lange Zeit im Käfig sein. Ein 3-monatiger Welpe kann es bis zu 4<br />
Stunden, ein 4-monatiger bis zu 5 Stunden aushalten. Solch lange Zeiten im Käfig<br />
sollten aber im Allgemeinen vermieden werden.<br />
Wenn ein Welpe gezwungen ist, im Käfig Harn oder Kot abzusetzen und da drin zu<br />
sitzen, kann er jegliche Sauberkeit verlieren und kann möglicherweise nie mehr zur<br />
Stubenreinheit erzogen werden.<br />
Konsequente Regeln einhalten:<br />
Dominanz ist ein Status, der durch<br />
verschiedene soziale Interaktionen<br />
entsteht und immer nur gegenüber<br />
gewissen Individuen auftritt.<br />
von Ádám Miklósi (Wissenschaftler)<br />
Die Idee, dass wir unsere Hunde dominieren müssen, ist unrichtig. Es spricht vieles<br />
dagegen, dass unsere Beziehung mit Hunden auf Dominanz und Unterordnung<br />
beruht. Hingegen ist es wichtig, dass wir Kontrolle haben darüber, welche Verhalten<br />
für den Hund erfolgreich sind und welche nicht.<br />
Das Aufstellen und die strikte Einhaltung von Regeln sind äußerst wichtig. Wenn die<br />
Regeln nicht strikt sind, kann der Hund sie nie lernen, was auch heißt, dass er mit<br />
seinem Verhalten nicht erfolgreich sein kann. So wie wir ein Spiel nicht gewinnen<br />
können, wenn wir dessen Regeln nicht kennen. Der Hund kommt sich dann vor wie<br />
wir, wenn wir mit Freunden ein uns bisher unbekanntes Spiel spielen, und wenn wir<br />
denken, wir gewinnen, fügen sie eine zusätzliche Regel hinzu. Nach zwei bis drei<br />
Malen sind wir so frustriert und verärgert, dass wir nicht mehr mitmachen wollen.<br />
Hunde fühlen sich genauso, wenn wir die Regeln immer ändern. Sie könne dann<br />
Verhalten zeigen, z.B. Aggression, das ihnen kurzfristigen und voraussagbaren<br />
Erfolg verheißt, oder sie können schlicht aufgeben und einen Zustand erlernter<br />
Hilflosigkeit erreichen. Das heißt, sie lernen, dass ihr Verhalten keinen Einfluss auf<br />
die Geschehnisse in ihrer Umwelt hat.<br />
Strikte Regeln zu befolgen hat deshalb überhaupt nichts damit zu tun, dass wir den<br />
Hund “dominieren”, sondern damit, dem Hund eine Umwelt zu bieten, in der er sich<br />
erfolgreich und mit voraussagbaren Konsequenzen bewegen kann. Dies ist vor allem<br />
wichtig für einen leicht trainierbaren Hund, der in einem Zustand reduzierten<br />
Wohlbefindens ist, wenn die Regeln nicht konsequent eingehalten werden und er auf<br />
seine Umwelt nicht mit Erfolg einwirken kann.<br />
Erwünschtes Verhalten sollte immer belohnt werden. Unerwünschtes Verhalten sollte<br />
man hingegen einfach ignorieren. Der Hund merkt dann, dass sein Verhalten für den<br />
Besitzer uninteressant ist, und es verschwindet allmählich.<br />
Ein Verhalten, dass in sich selbst belohnend ist, wie z.B. den Abfall nach Essbarem<br />
durchsuchen oder ein Küchentuch zerreißen, verschwindet nicht wenn man es<br />
ignoriert. Solches Verhalten kann kontrolliert werden, indem man die Umwelt<br />
entsprechend gestaltet. Also kein Zugang zum Abfallkübel oder zu Tüchern. Oder<br />
man beaufsichtigt den Welpen und lenkt ihn von unerwünschten Verhalten ab, um<br />
ein anderes Verhalten anregt, z.B. das Spiel mit einem Spielzeug.<br />
14
Dem Hund ein guter Rudelführer sein:<br />
Hunde sind soziale Lebewesen, die es in der Wildnis gewöhnt sind, in Rudeln zu<br />
leben.<br />
Wenn Ihnen auffällt, dass Ihr Hund sich schlecht benimmt, dann kommt das vielleicht<br />
daher, dass er die Leitung eines Rudelführers bräuchte. Indem Sie sich zum<br />
Rudelführer machen, können Sie sein Verhalten kontrollieren und so ein stabiles,<br />
angenehmes Umfeld für Ihren Hund schaffen. Dadurch können Sie Stress und Angst<br />
auf seiner Seite vermindern. Wenn Ihnen aber auffallen sollte, dass Ihr Hund<br />
ängstlicher oder wettbewerbsorientierter wird, dann brauchen Sie vielleicht eine<br />
positivere Methode.<br />
Als Rudelführer treffen Sie die wichtigen Entscheidungen für Ihren Hund und<br />
bekommen dafür Respekt und Loyalität von ihm.<br />
Finden Sie heraus, ob Ihr Hund dominant sein will. Wenn Sie bemerkt haben, dass<br />
Ihr Hund häufige Verhaltensprobleme zeigt, wie zum Beispiel: Er zieht während der<br />
Spaziergänge an der Leine, hat schlechte Manieren gegenüber anderen Leuten oder<br />
Hunden oder bellt und winselt viel, dann sucht Ihr Hund vielleicht einen Rudelführer.<br />
In Abwesenheit eines festen Leiters wird Ihr Hund das Gefühl haben, dass er diese<br />
Rolle selbst übernehmen muss, was zu diesen Verhaltensproblemen führen kann.<br />
Wenn Sie die Rolle des Rudelführers übernehmen, können Sie die Ängstlichkeit und<br />
Nervosität Ihres Hundes reduzieren. Es ist dann auch viel unwahrscheinlicher, dass<br />
Ihr Hund sich wild gebärdet und Sie oder andere vielleicht dabei verletzt.<br />
Glücklicherweise ist es möglich, Änderungen in der sozialen Struktur Ihres<br />
Haushaltes vorzunehmen, egal wie alt oder jung er ist.<br />
Denke Sie wie Ihr Hund. Um besser kommunizieren zu können, müssen Sie sich<br />
darüber klar werden, dass Hunde viel mehr im Jetzt leben als wir. Das bedeutet,<br />
dass es Ihrem Hund leicht fällt, neue Dinge oder Situationen zu lernen, egal, was für<br />
Schwierigkeiten er damit in der Vergangenheit hatte. Wenn Sie auch beginnen, in der<br />
Gegenwart zu denken, werden Sie auch Ihren Hund besser verstehen können.<br />
Da Hunde nicht genauso kommunizieren wie Menschen, müssen Sie verstehen,<br />
dass Sie Ihrem Hund Zuneigung nicht nur zeigen können, indem Sie ihn berühren<br />
oder füttern. Seien Sie sich bewusst, dass Sie Ihren Hund mit nur einem Blick<br />
disziplinieren oder loben können, da Ihre Augen und Energie ein breites Spektrum an<br />
Botschaften vermitteln können.<br />
Setzen Sie Grenzen. Da Rudelführer die besten Ruhe- und Schlafstellen für sich in<br />
Anspruch nehmen, sollten Sie den Zugang Ihres Hundes zu Sofas, Sesseln und<br />
Betten kontrollieren. Ihr Hund sollte Sie ansehen, bevor er diese Bereiche betritt.<br />
Wenn Ihr Hund normalerweise selbst entscheidet, wann er diese Bereiche benützt,<br />
dann sind die Grenzen in Ihrem Rudel nicht klar. Machen Sie die Regeln klarer,<br />
indem Sie den Hund aus diesen Bereichen verbannen.<br />
Sie sollten auch Grenzen setzen, indem Sie nur auf ruhiges Verhalten reagieren.<br />
Zum Beispiel, bringen Sie Ihrem Hund bei, dass er sein Futter nur dann bekommt,<br />
wenn er entspannt ist, aber nicht, wenn er an Ihnen hochspringt oder bettelt. Sie<br />
können Ihrem Hund gelegentlich erlauben, sich in einem für Sie reservierten Bereich<br />
zu Ihnen zu legen, wenn Sie das wirklich wollen. Sie sollten ihm jedoch nicht<br />
erlauben, bei Ihnen im Bett zu schlafen. Das würde Verwirrung darüber stiften, wer<br />
nun den Bettbereich wirklich kontrolliert.<br />
15
Seien Sie konsequent, wenn Sie Grenzen setzen. Wenn Sie Ihrem Hund zum<br />
Beispiel nie erlauben, in einem bestimmten Zimmer zu spielen, dann bieten Sie ihm<br />
andere Bereiche an, in denen er spielen kann und stellen sicher, dass er nie in<br />
verbotenen Räumen spielt.<br />
Spielen Sie mit Ihrem Hund und haben Sie Spaß mit ihm. Vergessen Sie nicht, dass<br />
Spielzeiten wichtig für die geistige Stabilität Ihres Hundes sind, sowie auch für Ihre<br />
Beziehung. Ein Teil Ihrer Verantwortung als Rudelführer ist es, Ihren Hund durch das<br />
Leben zu geleiten, indem Sie ein selbstbewusster, liebender, strenger und fairer<br />
Anführer sind. Denken Sie daran, dass Sie als Rudelführer entscheiden, wann es<br />
Zeit zu spielen ist und wann die Spielzeit vorbei ist. Ihr Hund sollte vor dem Spielen<br />
Ihre Erlaubnis einholen. Er könnte zum Beispiel kurz in Ihre Richtung schauen oder<br />
Ihnen sein Lieblingsspielzeug bringen, dann können Sie entscheiden, ob es in<br />
Ordnung ist zu spielen oder nicht. Wenn Ihr Hund Sie als Rudelführer akzeptiert,<br />
dann weiß er, dass Sie das Spiel zu diesem Zeitpunkt vielleicht nicht erlauben.<br />
Bleiben Sie immer ruhig. In der Wildnis setzen Rudelführer die Regeln und Grenzen<br />
mit einer ruhigen und bestimmten Energie durch. Rudelführer wenden normalerweise<br />
keine Gewalt an, um ihre Autorität zu demonstrieren und Sie sollten das auch nicht<br />
tun. Auch wenn es frustrierend sein kann, dass Ihr Hund immer wieder Regeln bricht,<br />
verlieren Sie nie die Geduld.<br />
Denken Sie daran, dass Ihre Hund Änderungen in Ihrem Verhalten und Ihrer Energie<br />
besser spüren kann als andere Menschen. Dadurch ist es besonders wichtig, in<br />
emotionsgeladenen Situationen ruhig zu bleiben.<br />
Kontrollieren Sie das Futter und Wasser von Ihrem Hund. In der Wildnis entscheidet<br />
der Rudelführer, wer fressen darf, wann derjenige fressen darf, und wie viel. Auch<br />
Sie sollten die Fütterung Ihres Hundes kontrollieren, aber sicherstellen, dass immer<br />
Wasser verfügbar steht.<br />
Wenn Ihr Hund aggressives Verhalten zeigt oder seine Futterschüssel verteidigt,<br />
dann ist das, weil er Sie nicht als Anführer akzeptiert. Um Futteraggression zu<br />
vermeiden, können Sie die Futterschüssel Ihres Hundes hin und wieder aufheben,<br />
während er frisst und sie ihm später wiedergeben. Das zeigt ihm, dass Sie sein<br />
Futter kontrollieren und er wird Sie als Rudelführer respektieren.<br />
Denken Sie es sich so, dass alles Ihnen gehört und Sie Ihrem Hund die Dinge wie<br />
Futter, Futterschüsseln, Spielzeuge, Hundebetten und Hundeboxen nur borgen. Sie<br />
sollten alle diese Dinge aufheben, putzen und halten können, ohne dass Ihr Hund<br />
sich aufregt.<br />
Zeigen Sie Ihrem Hund, dass Sie der Anführer sind. Ein Weg, um sich als<br />
Rudelführer zu beweisen, ist, immer vor dem Hund durch die Tür zu gehen, wenn Sie<br />
von zuhause weggehen oder nachhause kommen. Das zeigt Ihrem Hund, dass Sie<br />
die Führung innehaben und er Ihnen als Anführer vertrauen kann. Dieses Vertrauen<br />
in Sie hilft, die Wahrscheinlichkeit zu reduzieren, dass Ihr Hund unter<br />
Trennungsangst leidet, wenn Sie das Heim ohne ihn verlassen müssen.<br />
Erstellen Sie Regeln für den Spaziergang mit Ihrem Hund. Als Alphatier müssen Sie<br />
die Regeln erstellen, um einen angenehmen Spaziergang mit Ihrem Hund an der<br />
Leine zu haben. Erlauben Sie Ihrem Hund nicht, vor Ihnen zu gehen oder an der<br />
Leine zu ziehen oder zu reißen. Lassen Sie Ihren Hund stattdessen neben oder<br />
hinter Ihnen laufen. Dafür sollten Sie Ihren Hund an einer normalen, zwei Meter<br />
langen, nicht einziehbaren Leine führen. Halten Sie die Leine so, dass Ihr Hund<br />
gerade genug Raum hat, um neben Ihnen zu gehen, aber ohne vor Ihnen rennen zu<br />
können.<br />
16
Als Rudelführer sollten Sie bei allen Spaziergängen an der Spitze gehen. Das<br />
signalisiert Ihrem Hund, dass Sie Kontrolle über die Situation haben.<br />
Sie sind dafür verantwortlich, einen guten hündischen Bürger zu erziehen. Bringen<br />
Sie Ihrem Hund die grundlegenden Kommandos bei, wie “Sitz!”, “Bleib!”, “Komm!”<br />
und “Platz!”. Ihr Hund soll schließlich lernen, Ihre Kommandos schnell und richtig zu<br />
befolgen. Um Ihren Hund zu ermutigen, können Sie positive Verstärkungsmethoden<br />
anwenden, indem Sie ihn mit Belohnungen, Zuneigung und positiven Worten<br />
belohnen.<br />
Kommandos zeigen Ihrem Hund, dass Sie die Kontrolle haben, helfen ihm, sein<br />
Verhalten zu regulieren und lehren ihn, ein ausgeglichenes Rudelmitglied zu sein.<br />
Sie können beginnen, Welpen abzurichten, wenn sie 1-2 Monate alt sind und selbst<br />
alte Hunde können noch etwas lernen.<br />
Wenn positive Trainingsmethoden nicht funktionieren, dann probieren Sie eine<br />
andere Technik, die keine scharfe Disziplinierung während des Trainings beinhaltet.<br />
Halten Sie Ihren Hund aktiv. Es ist Ihre Aufgabe als Rudelführer, sicherzustellen,<br />
dass Ihr Hund aktiv und gesund bleibt und es dem Rudel gut geht.<br />
Gehen Sie mit Ihrem Hund täglich mindestens zweimal 20-30 Minuten lang<br />
spazieren. Das hilft, Ihren Hund psychisch und physisch gesund zu halten. Wenn Ihr<br />
Hund inaktiv ist, kann er ruhelos und gelangweilt werden. Das kann wiederum zu<br />
unerwünschtem Verhalten führen, wie Bellen oder Dinge zu zerkauen.<br />
Als Anführer müssen Sie mit Ihren Regeln konsequent und klar sein. Wenn Sie<br />
Regeln gelegentlich brechen, dann verwirrt das Ihren Hund nur und signalisiert ihm,<br />
dass Sie kein verlässlicher Anführer sind. Es ist Ihr Ziel, in den Augen Ihres Hundes<br />
immer stark und fair zu bleiben und ihm so zu zeigen, dass Sie die beste Wahl für<br />
einen vertrauenswürdigen Rudelführer sind. Wiederholung und Konsequenz sind die<br />
besten Mittel, damit Ihr Hund lernt.<br />
Wenn Sie Ihren Hund zum Beispiel an einem Tag dafür schimpfen, dass er am Tisch<br />
bettelt und ihm dann am nächsten Tag Essensreste vom selben Tisch füttern, dann<br />
sind Sie in Ihren Regeln nicht klar und konsequent. Das kann Zweifel im Kopf Ihres<br />
Hundes säen, dass Sie vielleicht kein sehr starker Anführer sind.<br />
Reagieren Sie auf Fehlverhalten. Ihr Hund wird sich wahrscheinlich irgendwann<br />
einmal gebärden und als Rudelführer müssen Sie ihn zurechtweisen. Dafür müssen<br />
Sie sofort auf sein Fehlverhalten reagieren. Warten Sie nicht einmal ein paar Minuten<br />
lang. Geben Sie Ihren Hund ruhig und mit fester Stimme ein grundlegendes<br />
Kommando. Ihr Ziel ist, Ihre Autorität wiederherzustellen und ihn vom schlechten<br />
Verhalten wegzuführen.<br />
Wenn Ihr Hund zum Beispiel an anderen Leuten hochspringt, dann befehlen Sie ihm<br />
ruhig und bestimmt, zu sitzen, wenn Besuch kommt. Wenn er sich dann immer noch<br />
unerwünscht verhält, dann entfernen Sie ihn aus dem Bereich und entziehen ihm<br />
Ihrer Aufmerksamkeit.<br />
Wenn das Verhalten Ihres Hundes sich nicht dadurch verbessert, dass Sie sich als<br />
Rudelführer etablieren, dann versuchen Sie, ihn als gleichwertiges Familienmitglied<br />
zu behandeln. Ihr Hund reagiert vielleicht besser auf diesen Zugang.<br />
Schreien oder brüllen Sie Ihren Hund nie an und verletzen Sie ihn nie. Hunde lernen<br />
nicht durch Strafe. Es verwirrt sie nur und beschädigt die Beziehung!<br />
17
Calming Signals/ Beschwichtigungssignale- die<br />
Lebensversicherung der Hunde und Wölfe:<br />
Hunde besser verstehen. Wir alle wissen es: In menschlichen Beziehungen hängt<br />
erfolgreiche Kommunikation mindestens zur Hälfte von unserem Willen ab,<br />
zuzuhören, was das Gegenüber zu sagen hat<br />
Bei unseren Hunden jedoch tun wir uns eher schwer damit und betreiben häufig eine<br />
Einweg-Kommunikation. Wir teilen dem Hund etwas mit, und er soll lernen, das zu<br />
verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Wir sprechen zu unserem Hund,<br />
und nicht mit ihm. Dabei haben uns unsere Vierbeiner viel zu sagen und teilen uns<br />
fortwährend mit, wie sie sich fühlen. Sie verfügen über ein umfangreiches<br />
Kommunikations-Repertoire, mit dem sie zu Artgenossen und Menschen<br />
gleichermaßen „sprechen“. Davon zu wissen und die Hundesprache zu verstehen,<br />
bringt ganz neue Qualitäten für unser Zusammenleben mit sich. Insbesondere das<br />
Wissen um die sogenannten „Beschwichtigungssignale“ eröffnet regelrechte Tore zur<br />
Hundewelt. Schnüffeln wir doch einmal hinein!<br />
Beobachtungen an frei lebenden Wölfen haben gezeigt, dass sie Meister im<br />
Konfliktlösen sind. Sie vermeiden Auseinandersetzungen, wann immer es geht. In<br />
diesem Zusammenhang hatte man schon relativ früh erkannt, dass Wölfe über ein<br />
umfangreiches Repertoire an Signalen verfügen, die dazu dienen, Konflikte zu<br />
entschärfen und Spannungen abzubauen. Allerdings wurden diese Signale lange<br />
Zeit nicht richtig erforscht, außerdem hatte man ihre Existenz nicht auf die Hundewelt<br />
übertragen.<br />
Das Beschwichtigungssignal oder engl. Calming Signal ist ein umstrittenes Konzept<br />
aus der Hundeerziehung, dass auf die norwegische Hundetrainerin Turid Rugaas<br />
zurückgeht. Beschwichtigungssignale sind nach Rugaas Bestandteile der<br />
Kommunikation unter Hunden, die gezielt zum Vorbeugen von Konflikten eingesetzt<br />
werden. Sie geht davon aus, dass die Signale Bedrohungen und Probleme<br />
vermeiden sollen, aber auch von den Hunden zur eigenen Beruhigung eingesetzt<br />
werden. Sie vertritt die Auffassung, dass die Bezugsperson des Hundes ihre<br />
Kommunikation mit dem Hund verbessern kann, indem sie diese Signale beobachtet,<br />
ihn für beschwichtigende Signale lobt, sie beachtet, aber auch, indem sie sie selbst<br />
einsetzt.<br />
Hunderte von Hunden wurden beobachtet, es entstanden Videos und Diaserien. Das<br />
Ergebnis war eindeutig: Auch Hunde wenden regelmäßig konfliktlösende Signale an<br />
– von Welpen an bis ins hohe Alter. Jeder Hund, überall auf der Welt, sendet diese<br />
Signale aus und kann sie seinerseits auch lesen. Eine Vielzahl verschiedener so<br />
genannter Beschwichtigungssignale wurde identifiziert.<br />
Konflikte entschärfen, Spannungen abbauen, sich selbst oder andere beruhigen.<br />
Darum geht es, wenn Hunde Beschwichtigungssignale anwenden.<br />
Calming Signals sind damit gleichermaßen Stimmungsbarometer, Friedensstifter,<br />
Mittel der höflichen Kommunikation und auch Warnsignale für sich anbahnende<br />
Konflikte, und damit ganz wichtig, wenn es darum geht, Hunde zu verstehen.<br />
Beschwichtigungssignale werden sowohl anderen Hunden als auch Menschen<br />
gegenüber angewandt. Es gibt bloß einen Unterschied: Zumindest gut sozialisierte<br />
Artgenossen „antworten“ bzw. reagieren im Regelfall auf die ausgesandten<br />
Beschwichtigungssignale. Das Gegenüber signalisiert seinerseits „Ich habe dich<br />
verstanden / bin friedlich / nicht an einem Konflikt interessiert“.<br />
18
Wir Menschen sind da schwerer von Begriff, und das kann sehr frustrierend für den<br />
Hund sein. Er teilt uns seine Befindlichkeit mit und wir reagieren, aus Unwissen, nicht<br />
darauf. Oder noch schlimmer, weil wir manche Beschwichtigungssignale (zum<br />
Beispiel: Verlangsamung von Bewegungen, Wegdrehen des Kopfes) irrtümlich als<br />
„Sturheit“ oder „Ungehorsam“ deuten, bestrafen wir den Hund sogar dafür.<br />
Tun wir also etwas für unsere Beziehung und werfen einen Blick auf das große<br />
Repertoire an Beschwichtigungssignalen, über die auch unser persönlicher<br />
Vierbeiner verfügt.<br />
Welche Beschwichtigungssinale gibt es?<br />
• Schlecken der Nase: Natürlich benetzt sich Ihr Hund auch die Nase, wenn er<br />
gerade etwas Leckeres verspeist hat oder ihm vor dem Essen das Wasser im<br />
Munde zusammenläuft. Es gibt jedoch eine Menge Situationen, in denen das<br />
„Züngeln“ (Zunge fährt über die Nase, kurz oder auch deutlich wahrnehmbar)<br />
als Calming Signal eingesetzt wird. Achten Sie einmal darauf, wenn Sie sich<br />
beim Anleinen oder im Hundetraining etwas zu sehr über Ihren Hund beugen<br />
oder ihm ein Besucher etwas unbeholfen von oben auf den Kopf patscht.<br />
Ganz häufig kommt dann kurz die Zunge heraus. „Etwas unangenehm“ könnte<br />
das in diesem Kontext heißen.<br />
• Zusammenkneifen der Augen/ Blinzeln: Ein weiteres Calming Signal ist das<br />
Zusammenkneifen der Augen. Einige Hunde senken auch den Blick oder<br />
lassen die Augen von rechts nach links wandern. Das kommt zum Beispiel<br />
vor, wenn wir unseren Hunden ins Gesicht starren oder die Kamera auf sie<br />
richten, genau so aber im Kontakt zu anderen Hunden.<br />
• Den Kopf zur Seite drehen/ Abwenden: Das Abwenden des Blickes oder<br />
sogar des gesamten Kopfes ist ein oft zu beobachtendes<br />
Beschwichtigungssignal. Ohnehin gilt direkter Blickkontakt und Anstarren<br />
unter Hunden als unhöflich und wird von gut sozialisierten Hunden vermieden.<br />
• Gähnen: Ganz klar, Hunde gähnen genau wie wir, wenn sie müde sind! Aber<br />
gähnen gehört auch zu den häufig gezeigten Beschwichtigungssignalen und<br />
hat dann nichts mit Müdigkeit zu tun. Achten Sie einmal darauf, wenn Sie<br />
Anstalten machen, zum Spaziergang aufzubrechen und Ihr Hund ist deshalb<br />
schon ganz aufgeregt. Viele Hunde gähnen in solchen Situationen.<br />
Vermutlich, um sich selbst zu beruhigen. Auf unserem Bild rechts posieren die<br />
Beagles Lina und Jacko für ein Foto und wurden dicht an dicht auf einem<br />
Baumstumpf positioniert. Auch, wenn beide Hunde sich prima verstehen, das<br />
ist anscheinend ein wenig zu eng und so<br />
wendet Jacko den Kopf ab und gähnt.<br />
19
• Sich abwenden / sich mit dem Rücken zum Hund oder Menschen stellen:<br />
Hunde beschwichtigen uns Menschen und Ihresgleichen, indem sie sich<br />
umdrehen und ihrem Gegenüber den Rücken zudrehen. Einige Hunde drehen<br />
sich bei der Begrüßung ihrer Menschen um und strecken ihnen ihren Rücken<br />
entgegen.<br />
• Verlangsamung von Bewegungen: Bestimmt kennen Sie Situationen wie<br />
diese. Sie gehen morgens mit Ihrem Hund spazieren, sind mit Ihren Gedanken<br />
vielleicht schon halb bei der Arbeit und haben es ein wenig eilig. Weil Ihr Hund<br />
wieder einmal ewig an einem Baum die Zeitung liest, rufen Sie ihn mit etwas<br />
Ungeduld in der Stimme – er soll sich mal ein bisschen beeilen. Doch was tut<br />
dieser? Trödelt scheinbar noch mehr rum, kommt ganz langsam auf Sie zu.<br />
Oder Sie sind auf dem Hundeplatz und sollen mit Ihrem Hund das bislang<br />
geübte vorführen. Sie sind ein wenig nervös, weil alle zuschauen. Sie geben<br />
Ihrem Hund ein Kommando und statt es blitzartig (wie sonst immer)<br />
auszuführen, bewegt sich Ihr Hund nur noch in Zeitlupe. In beiden Fällen ist es<br />
wahrscheinlich, dass Ihr Hund auf Ihre Anspannung reagiert, die sich ihm<br />
durch kleinste Veränderungen von Stimme und Körpersprache mitteilt. Die<br />
Verlangsamung von Bewegungen gehört zu den Beschwichtigungssignalen<br />
und ist in den beschriebenen Situationen oft ein gut gemeinter Versuch des<br />
Hundes, die Situation zu entspannen („alles gut, bloß keinen Stress“). Von uns<br />
Menschen wird das häufig gründlich missverstanden: „Warum um Himmels<br />
Willen ist der Hund so langsam, wenn es darauf ankommt?“ Sein<br />
Beschwichtigungsversuch wird von uns oftmals als Ungehorsam, Ignoranz<br />
oder gar „Dominanz“ interpretiert. Übrigens, untereinander zeigen Hunde<br />
dieses Beschwichtigungssignal ebenfalls. Die Verlangsamung von<br />
Bewegungen kann dabei helfen, Begegnungen zu entspannen.<br />
• Schnüffeln am Boden: Hunde lieben Gerüche und haben ihre Nasen häufig<br />
am Boden, das ist klar. Allerdings wird das Schnüffeln auch als<br />
Beschwichtigungssignal eingesetzt, denn es wirkt stark deeskalierend. Zur<br />
Anwendung kommt das Schnüffeln häufig in der Begegnung mit Artgenossen,<br />
aber auch gegenüber uns Menschen wird das Schnüffeln am Boden auffällig<br />
oft gezeigt, wenn wir angespannt sind (zum Beispiel ungeduldig nach unserem<br />
Hund rufen) oder den Hund im Training überfordern. Wir Zweibeiner<br />
missverstehen das häufig als Ungehorsam oder Unkonzentriertheit, erst recht,<br />
wenn es in Kombination mit einer Verlangsamung von Bewegungen einher<br />
geht. Ein Teufelskreis, denn wenn wir Zweibeiner uns darüber ärgern, ist das<br />
für den Hund erst recht Anlass, Beschwichtigungssignale zu zeigen.<br />
• Vorderkörper Tiefstellung: Was aussieht wie eine typische<br />
Spielaufforderung oder eine Verbeugung, ist oft ebenfalls ein Calming Signal.<br />
Die Vorderkörpertiefstellung wird häufig im Spiel mit Artgenossen eingesetzt,<br />
um das Spiel zu entschleunigen bzw. sich in kleinen Pausen mit dem<br />
Spielpartner abzustimmen, dass „alles nur Spiel“ ist.<br />
20
• Die Pfote heben: Die einen Hunde setzen es nie ein, die anderen wieder<br />
häufiger, je nach Vorliebe. Man kann aber davon ausgehen, dass alle Hunde<br />
es verstehen. Das beschwichtigende Heben der Pfote unterscheidet sich<br />
deutlich von dem, was wir Menschen als Vorstehen des Hundes bezeichnen.<br />
Beim Vorstehen bilden Kopf, Rückenlinie und Rute eine fast gerade Linie,<br />
während bei der Beschwichtigung der Kopf meist erhoben ist und im<br />
allgemeinen zusätzliche Signale der Beschwichtigung (z.B. Wandern der<br />
Augen, Abwenden etc.) gezeigt werden. Oft werden auch abwechselnd beide<br />
Pfoten angehoben.<br />
• Einen Bogen laufen: Höfliche Hunde machen umeinander einen kleinen<br />
Bogen, bevor sie sich beschnüffeln. Sie gehen selten frontal aufeinander zu.<br />
Das Bogenlaufen zeigen Hunde auch uns Menschen gegenüber und werden<br />
von uns häufig gründlich missverstanden: Wenn unser Hund nicht<br />
schnurstracks auf uns zu kommt, wenn wir ihn rufen, sondern einen Bogen<br />
schlägt, werten wir das häufig als Provokation.<br />
• Splitten: Wenn zwei Hunde oder Menschen zu nahe beieinander sind, könnte<br />
das aus Sicht des Hundes in einen Konflikt münden. Um dies zu vermeiden,<br />
versuchen manche Hunde, zu „splitten“, sich also zwischen Hunde oder<br />
Menschen zu stellen. Wer eine Welpengruppe organisiert, weiß, welch eine<br />
Hilfe ein sozial kompetenter, erwachsener Hund sein kann, der sich zwischen<br />
zwei all zu wild spielende Welpen stellt. Gesplittet wird häufig aber auch, wenn<br />
sich zwei Menschen umarmen oder eng nebeneinander auf dem Sofa sitzen.<br />
Wenn der Hund sich dann dazwischen schiebt, wird das von uns oft als<br />
„Eifersucht“ oder gar „Dominanz“ fehlinterpretiert.<br />
• Pinkeln: Generell ist Pinkeln Bestandteil der friedlichen Kommunikation unter<br />
Hunden und sollte deshalb übrigens auch beim Hundetraining erlaubt sein.<br />
Sie hinterlassen damit sozusagen ihre Nachrichten an der Hunde-Pinnwand.<br />
Wenn mehrere Hunde zusammen kommen und das Zusammensein genießen,<br />
veranstalten sie häufig eine regelrechte „Pinkel-Party“: Einer fängt an, die<br />
anderen machen mit, ein echtes gesellschaftliches Ereignis also.<br />
Was bringt uns nun das Wissen über Beschwichtigungssignale?<br />
Wenn Sie die Beschwichtigungssignale kennen, erscheint es Ihnen, als könnten Sie<br />
in Ihrem Hund lesen wie in einem offenen Buch. Sie erhalten zu jeder Zeit Auskunft<br />
über seine Gefühlslage. Sie sehen plötzlich, was in der Begegnung mit anderen<br />
Hunden tatsächlich „abläuft“. Sie sehen auch, wie sich andere Hunde fühlen und<br />
welche Signale sie an ihre Besitzer senden, das ist übrigens nicht immer schön…<br />
Vielleicht wird so manch ein Missverständnis zwischen Ihnen und Ihrem Hund<br />
bereinigt, denn Sie wissen nun, dass es für Ihren Hund wichtiger ist, Konflikte zu<br />
lösen und zu deeskalieren, als um jeden Preis „gehorsam“ zu sein.<br />
Freuen Sie sich, wenn Sie einen Hund haben, der im Umgang mit anderen Hunden<br />
viele Beschwichtigungssignale anwendet! Geben Sie ihm genug Freiraum, diese<br />
Signale auch zu zeigen und beobachten Sie die faszinierende Bandbreite der<br />
Kommunikation, die sich dadurch ergibt.<br />
21
Nicht jedes Beschwichtigungssignal löst gleich Handlungsbedarf aus. Wenn es<br />
jedoch Situationen gibt, in denen Ihr Hund im Umgang mit Ihnen oder mit anderen<br />
Menschen häufig und deutlich Beschwichtigungssignale anwendet, dann sollten Sie<br />
aktiv werden. Ihr Hund teilt Ihnen dadurch mit, wann es ihm unbehaglich ist und was<br />
ihn beunruhigt.<br />
Vielleicht mag es Ihr Vierbeiner lieber, wenn Sie ihn an der Brust kraulen statt den<br />
Arm um ihn zu legen oder über seinen Kopf zu wuscheln. Vielleicht weiß er es zu<br />
schätzen, wenn Sie sich beim Anleinen eher seitlich neben ihn hocken, anstatt sich<br />
über ihn zu beugen. Vielleicht bleibt er entspannter, wenn Sie die „Kommandos“ im<br />
Training mit bewusst freundlicher Stimme geben, und so weiter…<br />
Wer auf Beschwichtigungssignale achtet und seinem Hund aus beunruhigenden<br />
Situationen heraus hilft, kann vielen Problemen vorbeugen. Beißvorfälle, die<br />
vermeintlich „ohne Vorwarnung“ und „aus heiterem Himmel“ geschehen, haben<br />
häufig eine klassische Vorgeschichte und sind oftmals vermeidbar. Ein Beispiel: Ein<br />
Hund, der von einem Kind bedrängt wird, drückt sein Unbehagen im Regelfall<br />
zunächst durch Beschwichtigungssignale aus (beispielsweise: Wegdrehen des<br />
Kopfes, Züngeln, Gähnen). Werden die Beschwichtigungssignale jedoch nicht<br />
verstanden und hat der Hund keine Möglichkeit, sich aus der Situation<br />
zurückzuziehen, muss er „deutlicher“ werden und zeigt als Nächstes<br />
„distanzvergrößernde“ Signale. Er knurrt dann zum Beispiel. Fruchtet auch dies nicht,<br />
oder wird dies im schlimmsten Fall sogar bestraft und ist damit aus Hundesicht<br />
„verboten“, und hat der Hund keine Chance, der Bedrängnis zu entfliehen, gibt es für<br />
ihn nur noch eine Möglichkeit: Schnappen oder schlimmstenfalls Beißen…<br />
Dass es so dramatisch erst gar nicht wird, dafür sorgen Sie. Wenn Sie darauf achten,<br />
was Ihr Hund Ihnen „sagt“ und entsprechend reagieren, dann hat Ihr Hund keinen<br />
Anlass, „deutlicher“ zu werden. Im Gegenteil, er fühlt sich von Ihnen verstanden, ist<br />
bei Ihnen in Sicherheit und kann entspannt mit Ihnen durch den Alltag gehen.<br />
Die Mensch- Hundebeziehung:<br />
Bei der Mensch-Hund Beziehung denken viele Menschen zuerst daran, wie ist die<br />
Rangordnung zwischen mir und meinem Hund? Wie werde ich Alpha, denn nur dann<br />
habe ich mit meinem Hund eine gute Beziehung.<br />
Wir haben eine kulturelle Schwäche für „schnelle Lösungen“, sogar in der<br />
Hundeerziehung. Unerwünschtes Verhalten, das der Hund innerhalb von Wochen,<br />
Monaten oder gar Jahren entwickelt hat, soll möglichst in einem Tag gelöst werden<br />
und verschwinden.<br />
Die Wissenschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten intensiv mit Lernbiologie<br />
beschäftigt, dem Einsatz von Strafen in der Hundeerziehung, die Rolle von<br />
„Dominanz“ in der Hundewelt und den Effekten von positiver Verstärkung. Auch<br />
wenn es noch immer Auseinandersetzungen darüber gibt, was nun wirklich der<br />
schnellste, sicherste und effektivste Weg in der Hundeerziehung ist, hat die<br />
Wissenschaft die Debatte darüber längst beendet. Es ist mittlerweile längst<br />
wissenschaftlich bewiesen, dass Erziehung und Training mit positiver Verstärkung<br />
die effektivste und beste Methode sowohl für hochaggressive, „verdorbene“ Hunde<br />
ist, wie auch für ganz grundsätzliche Erziehung junger Hunde.<br />
Die Zukunft der Hundeerziehung ist der Weg der positiven Verstärkung. Wer das<br />
nicht verstehen möchte, will Hunde nicht verstehen.<br />
22
Lucyan David Mech, ist ein US-amerikanischer Verhaltensforscher, der wichtige<br />
Beiträge zum Verständnis der Lebensweise und zum Verhalten von frei lebenden<br />
Wölfen geleistet hat.<br />
Forschungsergebnisse von L. David Mech, lassen stark daran zweifeln, ob sich die<br />
Begriffe wie Rangordnung und Dominanz überhaupt auf unsere Mensch-Hund<br />
Beziehung übertragen lassen.<br />
Zudem die Rangordnung innerhalb eines Wolfsrudels wie eine Familie strukturiert ist<br />
und durch die Elterntiere souverän, sehr ruhig und ohne Aggression geführt wird. Die<br />
Rudelführer sind sozusagen Eltern und zeichnen sich durch große Toleranz,<br />
Freundlichkeit und Fürsorglichkeit gegenüber ihren Schützlingen aus.<br />
Ganz anders als das Verhalten von in Gefangenschaft lebenden Wölfen. Ihr<br />
aggressives Verhalten basiert auf dem hohen Stresslevel dem sie in Gefangenschaft<br />
ausgesetzt sind. Also kein Vergleich.<br />
Auch in der besten Beziehung kann es zu Problemen kommen. Das gilt für<br />
zwischenmenschliche Beziehungen wie für Mensch-Hund-Beziehungen. Schlecht ist<br />
es aber, wenn einer der beiden Partner den anderen zu sehr einengt. Gerade bei<br />
Mensch-Hund-Beziehungen ist das heute leider häufig zu beobachten. Manche<br />
Hundebesitzer vereinnahmen ihre Hunde so sehr, dass diese kaum noch Hund sein<br />
dürfen. Ob die Bindung zwischen Mensch und Hund jedoch wirklich „zu eng“ ist,<br />
hängt immer von der individuellen Situation und den beteiligten Beziehungspartnern<br />
ab. In manchen Fällen können Bindungsstörungen jedoch sogar zu<br />
Verhaltensstörungen führen. Ein typisches Beispiel dafür ist der sogenannte<br />
„Seperationsstress“, der auftritt, wenn ein Hund sich nur in Anwesenheit seines<br />
Besitzers wohlfühlt. Solche „Seperationsängste“, die umgangssprachlich auch als<br />
„Verlassensängste“ bezeichnet werden, können unterschiedliche Gründe haben.<br />
Beobachtungen an jungen Hunden ließen bisher nicht erkennen, ob<br />
Seperationsängste bereits im Vorfeld auszumachen sind. Allerdings können solche<br />
Ängste sich auch aufgrund fehlerhafter Erziehung entwickeln. Hundebesitzer sollten<br />
daher von Anfang an darauf achten, dass sich diese Ängste gar nicht erst entwickeln<br />
können, indem sie das Alleinbleiben von Welpenalter an trainieren.<br />
Hundebesitzer werden häufig als besonders sozial,<br />
kommunikativ und menschlich eingeschätzt.<br />
Studien haben gezeigt, dass Kinder,<br />
die mit einem Hund aufwachsen,<br />
sich später deutlich sozialer verhalten.<br />
Ádám Miklósi<br />
23
Der Bindungstest:<br />
Wenn Mensch und Hund eine gewisse Zeit zusammenleben, entsteht zwischen<br />
ihnen eine Bindung. Das Wesen dieser Bindung hängt von drei Faktoren ab: dem<br />
Charakter des Hundes, der Persönlichkeit des Menschen und von dem Prozess der<br />
Sozialisierung.<br />
Dr. Ádám Miklósi erforscht, wie man auf wissenschaftlicher Ebene mehr über diese<br />
Bindung erfahren und letztendlich wissenschaftlich belegen kann. „Eine Möglichkeit<br />
ist, dem Hundebesitzer einfach Fragen zu stellen, was seine Mensch-Hund-<br />
Beziehung charakterisiert.<br />
Viele psychologisch interessierte Wissenschaftler haben vielschichtige<br />
Fragenkataloge erstellt, um von Hundebesitzern möglichst detaillierte Auskünfte über<br />
das Zusammenleben mit dem Hund zu bekommen. „Ein Ethologe, wie ich einer bin,<br />
glaubt aber mehr an das, was er sieht, als an das, was er erzählt bekommt“, sagt Dr.<br />
Ádám Miklósi.<br />
Mit einem Team von Forschern suchte er daher nach Situationen und Tests, die eine<br />
Bindung regelrecht nachweisen können. Angeregt durch deutsche Forscher, die<br />
Tests zur Bindung zwischen Mutter und Kind durchführten, entwickelten Dr. Ádám<br />
Miklósi und sein Team sogenannte „Bindungstests“. z. B. besteht ein Test darin, dass<br />
ein Hundebesitzer mit seinem Hund einen Raum betritt, in dem sich außerdem eine<br />
fremde Person aufhält. Zunächst bleibt der Besitzer mit im Raum, spielt mit seinem<br />
Hund und fordert diesen zur Kontaktaufnahme mit der fremden Person auf. Danach<br />
verlässt er den Raum. Nun ist der Hund mit der fremden Person allein. Nach kurzer<br />
Zeit kommt der Besitzer zurück in den Raum. „Bei dieser Art von Test konnten wir<br />
z.B. häufig beobachten, dass viele Hunde den fremden Personen gegenüber sehr<br />
aufgeschlossen und freundlich waren, solange der Besitzer dabei war. Auch als der<br />
Besitzer dann den Raum verließ, zeigten die meisten Hunde sich weiterhin<br />
freundlich, wenn auch distanzierter. Kam der Besitzer schließlich zurück, war die<br />
Freude meist groß und klar zu erkennen. Für mich und mein Team ist so<br />
ein Verhalten ein klares Indiz für eine gute Bindung“, bekundet der Ethologe. „Aber<br />
natürlich gab es auch andere Typen. Einige Hunde vermieden den Kontakt zu der<br />
fremden Person selbst dann, wenn der Besitzer anwesend war und seinen Hund zur<br />
Kontaktaufnahme ermunterte. Andere bemerkten kaum, wenn ihr Besitzer den Raum<br />
verließ“, ergänzt er.<br />
Der Hund bindet sich nur an Menschen, denen er vertraut. Es ist keine Hexerei, den<br />
Hund für ein „Leben“ an sich zu binden und ihm trotzdem die Freiheiten zu lassen,<br />
die er benötigt.<br />
Eine Bindung wird nicht alleine durch schmusen und engen Körperkontakt erreicht,<br />
erzwingen kann man sie schon gar nicht. Eine innige und feste Bindung wird über<br />
Geduld, Konsequenz, Spiel und Beschäftigung aufgebaut. Für eine intakte Bindung<br />
muss der Hund seinen Besitzer als souveränen „Leiter“ kennen lernen, dem er blind<br />
vertraut.<br />
Bei allen Dingen, die man gemeinsam mit seinem Hund unternimmt und erlebt,<br />
handelt der Besitzer überlegt und selbstbewusst. Bei allen Gelegenheiten, zu Hause,<br />
im Verein, in Hundeschulen usw. Wenn Sie sich mit dem Hund beschäftigen, zeigen<br />
Sie ihm gegenüber immer ein selbstbewusstes Verhalten. Dann wird der Hund Ihnen<br />
in allen Situationen folgen und Sie als „Leiter“ akzeptieren.<br />
24
Verbringen Sie Zeit miteinander. Das Beste, das Sie machen können, um mit Ihrem<br />
Hund eine Bindung aufzubauen, ist, schöne Stunden mit ihm zu verbringen. Sich Zeit<br />
zu nehmen, um dem Hund Aufmerksamkeit und die Liebe zu geben, die er so sehr<br />
verdient, ist das Beste, um die Bindung zueinander zu stärken.<br />
Auch wenn Sie viel Neues mit Ihrem Hund ausprobieren, damit es interessant für ihn<br />
ist und er glücklich ist, so ist doch das Wichtigste, dass Sie Zeit mit Ihrem Hund<br />
verbringen. Egal, ob Sie mit ihm zusammen einen Spaziergang machen oder einfach<br />
im Garten sind.<br />
Häufige Verhaltensstörungen:<br />
Das Zusammenleben von Mensch und Hund wird durch Verhaltensstörungen des<br />
Vierbeiners zu einer alltäglichen Bewährungsprobe. Von Ängsten bis zu<br />
Aggressionen sind die Merkmale von Verhaltensstörungen vielfältig und können<br />
unter Umständen durch das Verhalten der Besitzer noch verstärkt werden.<br />
Die Ursachen dieser Verhaltensstörungen liegen jedoch häufig in den aktuellen<br />
Lebensumständen oder der Vergangenheit des Tieres begründet.<br />
Nicht selten fällt es Hundebesitzern schwer, zwischen einer ernsthaften<br />
Verhaltensstörung und einem simplen unerwünschten Verhalten zu unterscheiden.<br />
Besonders Hunden mit einem ausgeprägten Jagdtrieb fällt die in der Stadt<br />
gewünschte Leinenführigkeit oft schwer. Dieses Verhalten stört jedoch in erster Linie<br />
den Besitzer, während der Hund selbst sich vollkommen seiner Natur entsprechend<br />
verhält.<br />
Der Schlüssel zu einem entspannten Alltag liegt in einem besseren Verständnis der<br />
Besitzer gegenüber der Rasse und dem Charakter des Hundes. Wenn die Ursachen<br />
durch eine geeignete Beschäftigung wie etwa Hundesport behoben wurden, baut<br />
sich auch die Frustration auf beiden Seiten der Leine ab.<br />
Hier ein paar Beispiele zu Verhaltensstörungen: Einer der häufigsten Haltungsfehler<br />
stellt eine zu spät beginnende,<br />
• Urinieren in der Wohnung inkonsequente oder Fehlerziehung dar.<br />
• Kotfressen Diese führt meist zu Verhaltens-<br />
• Unsichtbare Fliegen schnappen störungen. Fehlende Beschäftigung<br />
• Lahmen und/oder unzureichende Zuwendung<br />
• Unterwürfigkeitsgesten können ebenfalls zu Verhaltens-<br />
• Selbstverstümmelung auffälligkeiten führen.<br />
• Aggression gegenüber Fachtierarzt Dr. Ullrich<br />
Menschen und anderen Hunden<br />
• Angstbeißen<br />
• Übermäßiges Bellen<br />
• Hyperaktivität<br />
• Schwer kontrollierbarer Jagdtreib<br />
• Pfoten schlecken<br />
• Schwanz beißen<br />
• Zerstörungswut<br />
• Usw…<br />
25
In den meisten Fällen liegt die Ursache für Verhaltensauffälligkeiten in<br />
Kommunikationsproblemen und in den Haltungsbedingungen. Daher ist die aktive<br />
Bereitschaft der Besitzer den täglichen Umgang mit ihrem Tier zu ändern, die<br />
wichtigste Voraussetzung für eine positive Verhaltensänderung.<br />
Erziehung und Training des Hundes tragen zu einer Verminderung im Auftreten von<br />
Verhaltensproblemen bei. Hunde, die zur Erfüllung eines Hobbys oder wegen einer<br />
bestimmten Aufgabe ausgesucht werden, zeigen im Durchschnitt weniger<br />
Verhaltensprobleme als Hunde, die wegen Aussehen, Rasse und Pflegeleichtigkeit<br />
oder als Familienhunde oder Begleittiere ausgesucht werden.<br />
Der häufigste tägliche Aufenthaltsort des Hundes, sowie die tägliche Gesellschaft<br />
des Hundes haben einen signifikanten Einfluss auf Entstehung und Verhinderung<br />
von Verhaltensproblemen. Hunde, die die meiste Zeit alleine oder im Haus<br />
verbringen, zeigen mehr Verhaltensprobleme als Hunde, die die meiste Zeit draußen<br />
oder mit Menschen oder Artgenossen verbringen.<br />
Ein überdurchschnittlich hoher Anteil der Hunde, die ein Verhaltensproblem zeigen,<br />
werden von ihren Besitzern als Freunde oder Familienmitglieder betrachtet, werden<br />
von ihnen beschenkt und dürfen auf dem Bett des Besitzers schlafen oder auf ihren<br />
Möbeln sitzen. Ein dagegen geringer Anteil der Hunde, die als Arbeitstiere betrachtet<br />
werden, zeigt ein Verhaltensproblem.<br />
Hunde besitzen angeborene Verhaltensweisen und ihr Verhalten ist nicht nach<br />
menschlichen Werten zu beurteilen. Eine artgerechte Haltung bedeutet, dass dem<br />
Tier die Möglichkeit gegeben wird, bestimmte angeborene Verhaltensweisen<br />
ausleben zu können.<br />
Um Verhaltensprobleme vorzubeugen, ist der regelmäßiger Umgang mit dem Hund<br />
und die richtige Sozialisierung, sowohl mit Menschen als auch Artgenossen wichtig.<br />
Ebenso sollte der Besitzer Verhaltensweisen vermeiden, die den Hund in seiner<br />
Rolle als “Rudelführer” bestätigen, um das Auftreten von Dominanzaggression zu<br />
vermeiden.<br />
Weiterhin sollten Besitzer, die in einer Wohnung wohnen, sicherstellen, dass ihr<br />
Hund eine tiergerechte Haltung erfährt und genügend Beschäftigung und Bewegung<br />
erhält. Somit können Stubenunreinheit und übermäßiges Bellen vermieden werden.<br />
Vor Erwerb eines Hundes sollten Besitzer prüfen, ob dieser mit ihrem Lebensstil<br />
vereinbar ist.<br />
Auch ist die Information des Besitzers über Rasseeigenschaften, ursprüngliche<br />
Zuchtverwendung und weitere Aspekte der Hundehaltung ein wichtiger Faktor in der<br />
Vermeidung von Verhaltensproblemen. Hunde sollten im Leben des Besitzers eine<br />
Rolle oder Aufgabe bekommen oder gemäß ihrer Rasseeigenschaften beschäftigt<br />
oder trainiert werden.<br />
Mit diesem Wissen über die Entwicklung des Hundes, seine artgerechte Haltung und<br />
eine funktionierende Mensch- Hunde Beziehung mit allen Höhen und Tiefen, steht<br />
den Besitzern und dessen Vierbeiner, nichts mehr im Wege, für ein harmonisches<br />
und ausgeglichenes Zusammenleben!<br />
26
Quellen:<br />
Turid Rugaas (geboren 1938 in Oslo) ist eine norwegische international<br />
tätige Hundetrainerin und Autorin von Sachbüchern. Seit mehr als 30 Jahren<br />
beschäftigt sie sich hauptberuflich mit Hunden, unter anderem auch als<br />
Trainerin. Ende der 1980er Jahre begann sie, die Kommunikation unter<br />
Hunden zu untersuchen. Die Ergebnisse fanden Niederschlag in Büchern und<br />
audiovisuellen Medien zu dem Thema Beschwichtigungssignale bei Hunden.<br />
Auf ihre Initiative hin entstand die Organisation Pet Dog Trainers of Europe,<br />
deren Präsidentin sie ist. Die Organisation setzt sich für Standards in der<br />
Ausbildung von Hunden ein und hat ethische Grundsätze für die Tätigkeit von<br />
Hundetrainern festgelegt.<br />
Dr. Ádám Miklosi ist Leiter des Lehrstuhls für Ethologie an der Eötvös<br />
Loránd Universität in Budapest. Er ist einer der erfolgreichsten und<br />
bekanntesten Ethologen weltweit. Als Leiter des Lehrstuhls Ethologie,<br />
erforscht er das Verhalten der Hunde, wobei die Erforschung der Mensch-<br />
Hund- Beziehung seit einiger Zeit im Mittelpunkt seiner Arbeit steht. In<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz ist er zudem durch seine Seminare<br />
und Vorträge bekannt.<br />
Lucyan David Mech ist ein US- amerikanischer Verhaltensforscher. Seine<br />
Forschungsarbeit befasst sich mit dem Verhalten und der Ökologie von<br />
Wölfen, speziell mit der Populationsentwicklung. Ebenso hat er sich mit dem<br />
Sozialverhalten innerhalb eines Wolfsrudels befasst.<br />
Seit 1968 erforscht Dave Mech im Superior National Forest, Minnesota, die<br />
Entwicklungsdynamik der Wolfspopulation und deren Einfluss auf den Rotwild-<br />
Bestand. In gleicher Weise ist er seit 1986 in Kanada auf Ellesmere Island<br />
tätig. Seit 1997 untersucht er überdies die Wechselwirkungen von Wölfen und<br />
Elchen im Yellowstone- Nationalpark.<br />
Seine Ergebnisse haben dazu beigetragen, das klischeehafte Verständnis<br />
vom Wolf aufzuhellen und ihn als wichtigen Bestandteil des natürlichen<br />
Lebensraums zu erkennen. Dave Mech setzt sich auch aktiv für die<br />
Wiedereinbürgerung des Wolfs in Gebiete ein, aus denen er durch<br />
menschliche Maßnahmen verschwunden ist.<br />
Cesar Millan ist ein US-amerikanischer Hundetrainer und Buchautor, der<br />
durch eine Fernsehserie als „Der Hundeflüsterer“ bekannt wurde. Mit 21<br />
Jahren wanderte er in die USA ein, ohne jegliche Englischkenntnisse oder<br />
Bekanntschaften dort. Unterstützt von Jada Pinkett Smith gründete er die<br />
„Pacific Point Canine Academy“ und einige Jahre später das „Dog Psychology<br />
Center“, eine 8100 m² große Anlage in Los Angeles.<br />
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