Der Mutterkessel in Felsen 1 der Externsteine
Der Mutterkessel in Felsen 1 der Externsteine
Der Mutterkessel in Felsen 1 der Externsteine
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Nun ist e<strong>in</strong> Kessel ke<strong>in</strong> Brunnen -<br />
eher ist er das Gegenteil. E<strong>in</strong> Brunnen<br />
ist e<strong>in</strong>e Öffnung, die <strong>in</strong> die Tiefe führt.<br />
Er ist jedenfalls nach unten offen. E<strong>in</strong><br />
Kessel ist das Gegenteil: Er ist e<strong>in</strong> unten<br />
geschlossenes Behältnis. Er ist aus<br />
Metall, also frühestens aus Kupfer,<br />
und die Flüssigkeit wird <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />
Wände des Kessels bewahrt. Für Wirth<br />
war das „künstliche Kultbecken“, mit<br />
dem er den „Kessel“ umschrieb - das<br />
Wort Kessel gebrauchte er nicht - die<br />
Wechselform des Symbols „Urbrunnen“,<br />
wenn e<strong>in</strong> echter Brunnen nicht zu<br />
Verfügung stand. Sei ke<strong>in</strong> natürliches<br />
Wasservorkommen da, so werde e<strong>in</strong><br />
künstliches Kultbecken hergestellt,<br />
wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Großen Mutterhöhle des<br />
„Eccestans“.<br />
Hier werden die Weichen e<strong>in</strong> zweites<br />
Mal falsch gestellt. E<strong>in</strong> Mutterbrunnen<br />
ist <strong>der</strong> „Kessel“ nicht, und e<strong>in</strong> Kessel<br />
auch nicht!<br />
In <strong>der</strong> Zeichnung des Wiebusch-<br />
Dreiecks (Abbildung 2) wird <strong>der</strong> Begriff<br />
des „Mutterbrunnens“ durch e<strong>in</strong>e<br />
begriffl iche Neuschöpfung, das Wort<br />
<strong>Mutterkessel</strong>, ersetzt - mit allen Kalamitäten,<br />
die mit dem Begriffs<strong>in</strong>halt<br />
dieses neuen Wortes entstehen o<strong>der</strong><br />
jedenfalls entstehen können. <strong>Mutterkessel</strong>,<br />
das begünstigt gedankliche Assoziationen,<br />
die von <strong>der</strong> tatsächlichen<br />
Aufgabe <strong>der</strong> Vertiefung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grotte<br />
von <strong>Felsen</strong> 1 noch weiter wegführen<br />
führen als Wirths „Mutterbrunnen“.<br />
So könnte man e<strong>in</strong>en „<strong>Mutterkessel</strong>“<br />
für e<strong>in</strong>en frühgeschichtlichen Vorläufer<br />
<strong>der</strong> späteren Hexenkessel halten.<br />
<strong>Der</strong> Glaube an die „Mütter“ prägte<br />
über Tausende von Jahren den Glauben<br />
<strong>der</strong> Menschen (nicht nur) <strong>in</strong> unserer<br />
Heimat und auch an den Externste<strong>in</strong>en<br />
(6). Diese Mütter waren aus <strong>der</strong> Sicht<br />
<strong>der</strong> christlichen Kirche Hexen, und<br />
als Hexen wurden sie gefoltert und<br />
verbrannt. Jedenfalls auch im nahen<br />
Pa<strong>der</strong>born.<br />
<strong>Der</strong> Begriff „Hexenkessel“ weckt<br />
Er<strong>in</strong>nerungen. Sie s<strong>in</strong>d mit dem alteuropäischen<br />
Fruchtbarkeitskult verbunden.<br />
E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> frühesten Ausgestaltungen<br />
dieses Glaubens war <strong>der</strong><br />
Krötenkult (Padden-Kult). Die Forschungsgruppe<br />
Externste<strong>in</strong>e-Kultur<br />
hat e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Kultplätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe<br />
<strong>der</strong> Externste<strong>in</strong>e, am sogenannten<br />
Opferplatz bei Kle<strong>in</strong>enberg <strong>in</strong> den<br />
SYNESIS-Magaz<strong>in</strong> Nr. 4/2012<br />
Thema Externste<strong>in</strong>e<br />
Abbildung 3: <strong>Der</strong> Referenzpunkt des Isterdreiecks am <strong>Felsen</strong> 5 <strong>der</strong> Externste<strong>in</strong>e.<br />
Abbildung 4: Die Große Kröte von Kle<strong>in</strong>enberg (E. Moll)<br />
Abbildung 5: Die kle<strong>in</strong>e Kröte von den Externste<strong>in</strong>en (E. Moll)<br />
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