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Der Mutterkessel in Felsen 1 der Externsteine

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ung für e<strong>in</strong>en Globus gehandelt. Er<br />

bemerkt:<br />

„<strong>Der</strong> ,Kessel‘ ist nicht e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> den<br />

Felsboden zu ebener Erde e<strong>in</strong>gemeißelt,<br />

son<strong>der</strong>n auch noch tief <strong>in</strong> die seitliche <strong>Felsen</strong>wand<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geschoben, sodass e<strong>in</strong>e etwa<br />

viertel- bis halbkugelige Ausbuchtung an<br />

dieser Stelle entsteht. Das erweckt bereits<br />

Aufmerksamkeit und die Vorstellung, dass<br />

man durch e<strong>in</strong>e solche Anordnung den<br />

Durchgang durch die untere Grotte habe<br />

freihalten wollen. In dem Kessel muss e<strong>in</strong><br />

sperriger Gegenstand untergebracht gewesen<br />

se<strong>in</strong>. <strong>Der</strong> Kessel selbst und die Höhlung<br />

zusammen ergeben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rekonstruktion<br />

e<strong>in</strong>e Kugel, e<strong>in</strong>e gewaltige Hohlkugel, die<br />

wirklich den Durchgang beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t hätte,<br />

wäre sie nicht <strong>in</strong> die Wand h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geschoben<br />

worden.“<br />

E<strong>in</strong>e Hohlkugel <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es<br />

bronzenen Globus soll nach Machalett<br />

<strong>der</strong> „Kessel“ beherbergt haben. Se<strong>in</strong>e<br />

Vorstellung, dass die Erde Kugelform<br />

besitze, sei e<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Heimlichkeit <strong>der</strong><br />

Grotte zu bewahrendes Geheimwissen<br />

<strong>der</strong> Priester an den Externste<strong>in</strong>en gewesen,<br />

dürfen wir getrost <strong>in</strong> das Reich<br />

<strong>der</strong> Fabeln verbannen. In <strong>der</strong> Sache<br />

dürfte Machalett allerd<strong>in</strong>gs das Richtige<br />

getroffen haben. E<strong>in</strong> Globus ist<br />

e<strong>in</strong> geometrisches, e<strong>in</strong> erdkundliches<br />

Gerät. Installiert wurde <strong>der</strong> „Kessel“<br />

an e<strong>in</strong>em wichtigen Referenzpunkt<br />

(Vermessungspunkt): dem nördlichen<br />

Eckpunkt des Wiebusch-Dreiecks. Dabei<br />

handelt es sich nicht um irgende<strong>in</strong>en<br />

Globus. Se<strong>in</strong>e Maße sprechen Bände.<br />

<strong>Der</strong> Durchmesser des „Kessels“ beträgt<br />

127 cm. Das ist e<strong>in</strong> Zehntausendstel des<br />

Durchmessers <strong>der</strong> Erde: 12.700 km. <strong>Der</strong><br />

„Kessel“ besitzt geometrische Maße. Er<br />

ist e<strong>in</strong>e maßstabsgerechte Verkle<strong>in</strong>erung<br />

<strong>der</strong> Erd-„Kugel“.<br />

<strong>Der</strong> „Kessel“ war also nicht nur<br />

geometrischer Referenzpunkt für das<br />

Wiebusch- Dreieck. Günter He<strong>in</strong>ecke<br />

(9) hat nachgewiesen, dass die<br />

geodätische Planungsl<strong>in</strong>ie zwischen<br />

dem Langenberg nordöstlich von<br />

Bad Me<strong>in</strong>berg und den Pa<strong>der</strong>quellen<br />

(Dom von Pa<strong>der</strong>born) den „Kessel“<br />

<strong>der</strong> Großen Grotte von <strong>Felsen</strong> 1 <strong>der</strong><br />

Externste<strong>in</strong>e schneidet. Überhaupt<br />

sche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> „Kessel“ <strong>der</strong> Zentralpunkt<br />

des He<strong>in</strong>ecke-Systems (10) gewesen<br />

zu se<strong>in</strong>. Er diente ansche<strong>in</strong>end nicht<br />

nur als geometrisches Zeichen, son<strong>der</strong>n<br />

hatte auch als Vermessungspunkt<br />

SYNESIS-Magaz<strong>in</strong> Nr. 4/2012<br />

Thema Externste<strong>in</strong>e<br />

Rekonstruktion des früheren Zustandes <strong>in</strong> <strong>der</strong> unteren Grotte <strong>der</strong><br />

Externste<strong>in</strong>e. <strong>Der</strong> doppelte Broncekessel mit dem Durchmesser von 127 cm<br />

(Erddurchmesser = 12 700 km) stellt e<strong>in</strong>en vor- und frühzeitlichen Globus<br />

dar. Nur so erklärt sich s<strong>in</strong>nvoll <strong>der</strong> <strong>in</strong> den <strong>Felsen</strong>fußboden gehauene<br />

Kessel und die dazu gehörende E<strong>in</strong> buchtung <strong>in</strong> <strong>der</strong> daneben anstehenden<br />

<strong>Felsen</strong>wand. Dem Kessel gegenüber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gegenwand die (hier nicht<br />

sichtbare) Schädelhöhle, <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Schädel das Wissen <strong>der</strong> Priester um die<br />

Kugelge stalt <strong>der</strong> Erde und ihre Größe vor Unberufenen sicherte.<br />

Abbildung 8: <strong>Der</strong> „Globus“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grotte <strong>in</strong> <strong>Felsen</strong> 1 (Modell Walther Machalett)<br />

Bedeutung. Auf die geomantische<br />

Bedeutung des Kessels haben an<strong>der</strong>e<br />

h<strong>in</strong>gewiesen (11).<br />

Damit entpuppt sich <strong>der</strong> „<strong>Mutterkessel</strong>“<br />

als geografi sches Er<strong>in</strong>nerungszeichen,<br />

als e<strong>in</strong>e Art „Denkmal“. In<br />

e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> zentralen alteuropäischen<br />

Vermessungspunkte hat man dieses<br />

„Denkmal“ aufgestellt. Die Gestalter<br />

<strong>der</strong> Großen Grotte <strong>in</strong> <strong>Felsen</strong> 1 haben<br />

diesen Vermessungspunkt auf <strong>der</strong> „Kugel“<br />

Erde „geehrt“, <strong>in</strong>dem sie e<strong>in</strong>en<br />

Globus deponierten. Statt vor e<strong>in</strong>em<br />

„<strong>Mutterkessel</strong>“ stehen wir vor e<strong>in</strong>em<br />

heute leeren frühgeschichtlichen Vermessungsmodell.<br />

Die Wiebusch-Entdeckung von<br />

Oswald Tränkenschuh hat die Diskussion<br />

um den „<strong>Mutterkessel</strong>“ <strong>in</strong> Grotte<br />

1 <strong>der</strong> Externste<strong>in</strong>e ausgelöst. Diese<br />

Diskussion sollte nicht den Blick dafür<br />

verstellen, dass <strong>der</strong> dortige „Kessel“<br />

nicht etwa e<strong>in</strong>e S<strong>in</strong>gularität ist. Am<br />

fränkischen Lichtenste<strong>in</strong>, auf <strong>der</strong> EC-<br />

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