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Erfolg_Ausgabe Nr. 1/2 - Januar/Februar 2015

Die Zeitung "Erfolg" ist offizielles Organ des Schweizerischen KMU Verbandes

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ERFOLG Gesundheit <strong>Ausgabe</strong> 1/2 • <strong>Januar</strong>/<strong>Februar</strong> <strong>2015</strong> 45<br />

Zum Wohl von Unternehmen und Mitarbeitenden:<br />

Wege aus der Beschleunigungsfalle<br />

Heinz Léon Wyssling<br />

Dipl. Supervisor und Organisationsberater BSO<br />

Neuroimaginationscoach®<br />

Wenn ein ganzes Unternehmen den Blues<br />

hat, dann sitzt es in der Beschleunigungsfalle.<br />

Das Burn-out-Syndrom kann auch<br />

Teams oder Organisationen erfassen. Die<br />

Folge: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sind psychisch belastet, demotiviert, krankheitsanfällig.<br />

Und im Extremfall kollabiert<br />

das gesamte System.<br />

Wenn Manager sich vom Markt unter Druck<br />

gesetzt fühlen, halsen sie ihren Unternehmen<br />

häufig mehr auf, als diese vertragen: Die Zahl<br />

der Projekte steigt, Leistungsvorgaben werden<br />

erhöht, Innovationszyklen verkürzt. Dieses rasante<br />

Tempo führt zu chronischer Überlastung<br />

aller Beteiligten. Die Folgen: demotivierte<br />

Mitarbeitende, die Ausrichtung und Positionierung<br />

des Unternehmens werden verwässert,<br />

die Kundinnen und Kunden verwirrt; Erschöpfung<br />

und Resignation machen sich breit, die<br />

besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kündigen<br />

und das Unternehmen sitzt in der Beschleunigungsfalle<br />

fest.<br />

Was das heisst, machen Umfragen deutlich:<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben nicht<br />

ausreichend Ressourcen für ihre Arbeit zur<br />

Verfügung, arbeiten ständig unter hohem<br />

Zeitdruck und vermissen regelmässige Erholungspausen;<br />

sie klagen über mangelnde<br />

Kommunikation innerhalb des Unternehmens<br />

und über unrealistische Leistungsvorgaben.<br />

Mit fatalen Folgen: Eine heissgelaufene Organisation<br />

entwickelt sich wie eine verengende<br />

Spirale: Dem hektischen Aktionismus<br />

folgen Chaos und Tunnelblick. Der Kopf ist<br />

nicht mehr frei, das Denken wird verengt.<br />

Stressbedingte Fehlzeiten beliefen sich in<br />

Deutschland 2009 auf 262 Milliarden Euro. In<br />

der Schweiz (SECO 2011) betragen die Kosten<br />

von Fehlzeiten ca. 4 Milliarden Franken.<br />

Mögliche Lösungsansätze<br />

In die Beschleunigungsfalle geraten Unter-<br />

nehmen meist nach einem rasanten Boom,<br />

wie zum Beispiel ABB, nach dem Zusammenschluss<br />

der schwedischen ASEA und der<br />

schweizerischen BROWN BOVERI. Durch den<br />

Zukauf von 55 Unternehmen wurde ein exorbitantes<br />

Wachstum generiert, was dazu führte,<br />

dass in den einzelnen Konzernbereichen die<br />

linke Hand nicht mehr wusste, was die rechte<br />

tat, und die ABB Verkäufer, in den verschiedenen<br />

Ländern in Sparten und Bereichen organisiert,<br />

um die gleichen Kunden konkurrierten.<br />

Mit der Folge, dass sich die Kunden verärgert<br />

abwandten und bei der Konkurrenz bestellten.<br />

Doch es gibt Möglichkeiten, Unternehmen<br />

aus der Beschleunigungsfalle herauszuführen.<br />

Mögliche Hebel sind:<br />

• Unnötige Arbeits- und Projektgruppen auflösen<br />

und die frei werdenden Ressourcen<br />

für die Marktbearbeitung und Innovationen<br />

verwenden. Die Anzahl der Projekte herunterfahren.<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fragen,<br />

welche Projekte sie wieder anstossen<br />

würden, welche strategisch bedeutend und<br />

erfolgreich sind.<br />

• Die neue Strategie mutig und offen kommunizieren.<br />

• Einen systematischen Ausleseprozess festlegen,<br />

die Kriterien kommunizieren, das Kosten-Nutzen-Verhältnis<br />

aufzeigen – allenfalls<br />

auch den symbolischen Wert für die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter.<br />

• Wenn die Beschleunigungsphase in erster<br />

Linie durch ständige Unruhe zustande gekommen<br />

ist, kann der CEO durch sein Wort<br />

der aktuellen Veränderung ein Ende setzen.<br />

Dezentrale Strukturen mit mehr Spielraum<br />

für einzelne Geschäftsfelder und Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter können ebenfalls<br />

präventiv wirken.<br />

• Bei neuen Projekten müssen Ressourcenbedarf<br />

und Führung geklärt werden. Es gilt<br />

Prioritäten zu setzen und Platz für das Neue<br />

zu schaffen.<br />

• Eine «Beerdigungskultur» einführen: Ein Projekt<br />

einzustellen kann schmerzlich sein, vor<br />

allem für diejenigen, die sich damit identifizieren.<br />

Es gilt eine Kultur aufzubauen, in<br />

der Projekte ohne Gesichtsverlust aufgegeben<br />

werden können. Eine solche «Beerdigung»<br />

kann auch mit einer kleinen Feier<br />

zum Abschied ritualisiert werden.<br />

Unternehmenskultur verändern<br />

Für eine nachhaltige Entschleunigung reicht<br />

es nicht, das Projektportfolio im Blick zu behalten,<br />

es muss sich die gesamte Unternehmenskultur<br />

verändern:<br />

• Um bestimmte Ziele zu erreichen kann es<br />

nötig sein, sämtliche Kräfte zu bündeln und<br />

allenfalls Projekte vorübergehend auf Eis zu<br />

legen.<br />

• Pausen sollten nicht als störende Unterbrechungen,<br />

sondern als Fenster für kreative<br />

Denkprozesse betrachtet werden.<br />

• Der bewusste Wechsel zwischen Hochleistungs-<br />

und Erholungsphasen führt nachweislich<br />

zu aussergewöhnlichen Innovationen<br />

und überdurchschnittlichem <strong>Erfolg</strong>.<br />

• <strong>Erfolg</strong>e verdienen Anerkennung und sollten<br />

gefeiert werden.<br />

• Das Management sollte Entschleunigung<br />

aktiv vorleben – und nachhaltig im Unternehmen<br />

implementieren.<br />

• Regelmässige Feedback-Runden können<br />

dazu führen, dass bei Anzeichen von Stress<br />

und Überarbeitung im betroffenen Team<br />

selbst Lösungen entwickelt und umgesetzt<br />

werden.<br />

<strong>Erfolg</strong>sarroganz macht blind<br />

Eine Unternehmung die über Jahre stets erfolgreich<br />

ist, läuft Gefahr, sich als unfehlbar<br />

zu halten und die vitalisierende selbstkritische<br />

Regulation zu verlieren. Alles läuft weiter<br />

wie bisher, nur die Outputs will der Markt –<br />

zunächst schleichend, dann immer deutlicher<br />

– in dieser Form nicht mehr. Nokia, der<br />

einst unbestrittene Marktleader bei den Mobilephones,<br />

läuft Gefahr in der Befriedigung<br />

der Kundenbedürfnisse den technologischen<br />

Anschluss zu verlieren und von den Smartphones<br />

aus Amerika und Asien überrollt zu<br />

werden.<br />

Fazit<br />

Der strategische Umgang mit Burn-out ist<br />

Chefsache. Strukturen, Funktionen und Aufgaben<br />

sind so zu gestalten, dass Erschöpfung<br />

vermieden oder zumindest rechtzeitig erkannt<br />

wird. Entscheidend ist dabei, dass die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend<br />

ihren Ressourcen und Stärken eingesetzt werden.<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind<br />

das grösste Kapital der Unternehmen. Das darf<br />

nicht «verbrannt» werden!<br />

Heinz Léon Wyssling<br />

Wibichstrasse 76<br />

8037 Zürich<br />

Tel. 078 661 87 15<br />

www.burn-out-praevention.net

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