STANDPUNKT Ich will alles wissen. ICH HALTE ES MIT MIES VAN DER ROHE, der einmal gesagt hat, es sei ihm wichtiger, gut zu sein als außergewöhnlich. Deshalb konzentrieren wir uns immer darauf, alles richtig zu machen. Ganz gleich ob wir ein Privathaus entwerfen, ein Kloster, eine Kunstgalerie, das Bühnenbild für ein Ballett oder einen Kochtopf – bevor wir einen Job beginnen, wollen wir alles über das Projekt wissen. Bei einem Gebäude den geografischen Kontext und den Grund des Auftraggebers, es zu bauen. Volumen, Fläche, Proportionen, Geometrie, Repetition, Licht – jedes Detail spielt eine Rolle. Wenn wir genug wissen, entwickeln wir einen Plan. Diese Grundregel zu beachten ist unser Fundament. Dann kann sogar etwas Bescheidenes wie eine Gabel ein Medium werden für die grundsätzliche Auseinandersetzung mit der Frage, wie wir leben, was uns wichtig ist. Ein guter Auftraggeber ist obligat. Jemand, der weiß, was er will, der antreibt und mit dem sich gegenseitiges Vertrauen entwickelt. Architektur hängt von der Qualität der Konversation ab. John Pawson, 67, steht für einen absolut konsequenten Minimalismus, den er in seinen Architektur- und Designentwürfen kompromisslos umsetzt. Er arbeitet mit nur wenigen architektonischen Elementen und beschränkt sich auf zeitlose Materialien wie Holz, Mauerwerk und Beton. Am Anfang meines Berufslebens begegnete man Mini - mali smus noch mit großem Misstrauen. Er wurde oft als Attacke auf unseren Way of Life betrachtet. Inzwischen wird verstanden, wie wichtig es ist, Ordnung zu schaffen, Ballast abzuwerfen, Klarheit zu haben. Simplizität ist ein notwendiger Kontrast zu unserer modernen Zeit. Im Augenblick restauriere ich ein altes Farmhaus auf dem Land für mich und meine Familie. Unweigerlich wird ein Haus, das man für sich selbst baut, zu einem Labor für die eigene Weltanschauung. Zum Beispiel ist es für mich kein Gegensatz, Qualität von Tradition zu schätzen und mit zeitgenössischer Ästhetik zu verbinden. Mir wird immer bewusster, dass ich ein Vermächtnis hin terlassen möchte, „a body of work“. Damit meine ich nicht, mehr Aufträge anzunehmen. Es geht mir um die richtigen Projekte, die durch ihre Details und Materialien aus drücken, was ich sagen will. Ob in der Architektur, meinen Büchern, auf der Website oder bei Instagram – es ist mir wichtig, dass meine Design philosophie verstanden wird. JOHN PAWSON ARCHITEKT UND DESIGNER MAGAZIN FÜR EINRICHTEN UND LEBEN 3