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Mit Bravour gemeistert: energetische Sanierung eines ... - Sto

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Das Fachmagazin für die Wohnungswirtschaft<br />

werte entwickeln 01.2010<br />

Vergesst die EnEV!<br />

interview <strong>Mit</strong> einer Radikalkur zu Top-Ratings . fallbeispiel<br />

Passivhausstandard für 60er-Jahre-Wohnhochhaus .<br />

gestaltung Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite<br />

Chance . technik Fassadendämmung – das Original


fokussiert<br />

Auto<br />

02


* Mobilität ist ein fester Bestandteil<br />

unseres Lebens. Aber sie hinterlässt Spuren –<br />

akustisch und visuell. Über 41 Millionen Pkw bewegen<br />

sich inzwischen auf deutschen Straßen. Dass es auch<br />

anders geht, haben 160 Menschen unterschiedlichen<br />

Alters und Lebensstandards im Hamburger Stadtteil<br />

Ohlsdorf unter Beweis gestellt. Ende der 90er-Jahre<br />

brachten sie den Stein für die Entwicklung ihrer autofreien<br />

Klimaschutzsiedlung ins Rollen. Entstanden<br />

sind schließlich acht Mehrfamilienhäuser in KfW-<br />

60- und Passivhausbauweise. 2008 waren die Mietund<br />

Eigentumswohnungen im Kornweg bezugsfertig.<br />

www.klimaschutzsiedlung.de<br />

Architekt:<br />

NeuStadtArchitekten, Hamburg<br />

Fassadendämmsystem:<br />

<strong>Sto</strong>Therm Classic<br />

Verarbeiter:<br />

Harry Vigass GmbH & Co. KG, Hamburg<br />

frei *<br />

fokussiert<br />

03


inhalt<br />

06 schwerpunkt<br />

Die EnEV ist in aller Munde. Ihre Umsetzung bereitet jedoch Kopfschmerzen. „Man<br />

muss vom finanziell Machbaren her denken“, sagt Rainer Feldmann von der KfW und<br />

empfiehlt: „Vergesst die EnEV!“<br />

11 interview<br />

Die Kommunale Wohnungsgesellschaft mbH Erfurt hat sich selbst 2005 eine tief<br />

greifende Radikalkur verordnet. Inzwischen genießt das Unternehmen bei Banken<br />

Top-Ratings. Dr. Karsten Schönberger, Technischer Leiter und Prokurist, über den<br />

Weg zum Ziel.<br />

14 fallbeispiel<br />

Die Stadt Freiburg hat einen Masterplan „Energieeffiziente Stadt“ entworfen. Dass<br />

man auch Wohnhochhäuser aus den 60er-Jahren energetisch auf Passivhausstandard<br />

trimmen kann, stellt die Freiburger Stadtbau jetzt unter Beweis.<br />

18 immobilienporträts<br />

Wie kann man ein Baudenkmal energetisch sanieren und gleichzeitig den Originalputz<br />

der Fassade erhalten? Die Baugenossenschaft Gartenstadt Nürnberg eG zeigt,<br />

wie es funktioniert.<br />

20 gestaltung<br />

Die Fassade ist die Visitenkarte <strong>eines</strong> Hauses. Beispiele aus Theorie und Praxis zeigen,<br />

was man mit guten Gestaltungskonzepten alles machen kann. In der vorliegenden<br />

Ausgabe geht es um Buchstaben und Fenster.<br />

23 technik<br />

Wärmedämm-Verbundsysteme: <strong>Sto</strong>Therm Classic – das Original.<br />

Fassadendämmung sanieren durch Aufdoppelung.<br />

Das hasst der Schimmel: Innensilikatbeschichtungen.<br />

26 weltweit<br />

Auf dem Lodenareal in Innsbruck ist ein Mix von 480 Miet- und Eigentumswohnungen<br />

entstanden. Die Bauherren haben damit Neuland betreten, denn es handelt sich<br />

um die größte Passivhausstandard-Wohnanlage Europas.<br />

04<br />

20 23 11 06 26<br />

impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>Sto</strong> AG<br />

Ehrenbachstraße 1<br />

DE-79780 Stühlingen<br />

T 07744 57-0<br />

F 07744 57-2178<br />

infoservice@stoeu.com<br />

www.sto.de<br />

Redaktion<br />

Alexandra May<br />

Daniela Meidroth<br />

Till Stahlbusch<br />

Dirk Katzschke<br />

Jörg Klaus<br />

Verlag<br />

Alexandra May Investor + Public Relations<br />

Strohschnitterweg 1f<br />

DE-65203 Wiesbaden<br />

www.alexandra-may.com<br />

Diese Veröffentlichung sowie alle in<br />

ihr enthaltenen Artikel und Bilder sind<br />

urheberrechtlich geschützt.<br />

Herausgeberin, Redaktion oder Verlag<br />

übernehmen keine Verantwortung für<br />

unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

oder Illustrationen.<br />

Printed in Germany


„Die <strong>energetische</strong> Gebäudemodernisierung<br />

ist für die Bauund<br />

Immobilienwirtschaft zu<br />

einer zentralen Herausforderung<br />

unserer Zeit geworden.“<br />

editorial<br />

Mehr Wert fürs gleiche Geld<br />

editorial<br />

„Vergesst die EnEV!“ ist der Kernbeitrag unseres neuen<br />

Magazins für die Wohnungswirtschaft. Natürlich ist das kein<br />

Aufruf, staatliche Verordnungen zu missachten. Nein, es geht<br />

ganz einfach darum, die Kernforderungen der EnEV mit den<br />

reichlich zur Verfügung stehenden staatlichen Fördergeldern<br />

zu verknüpfen. Denn diese Förderungen erlauben es, bessere<br />

Energiestandards für das gleiche Geld zu bekommen. Der Trick<br />

dabei: notwendige <strong>Sanierung</strong>smaßnahmen nicht von der EnEV<br />

her denken, sondern ausgehend vom gegebenen Gebäudezustand<br />

und unter Berücksichtigung staatlicher Fördergelder<br />

das wirtschaftlich Sinnvolle tun. Keine Frage: Das Bauen und<br />

Sanieren ist in Deutschland kompliziert geworden. Deshalb<br />

haben wir uns entschieden, viermal jährlich in „we“ komplexe<br />

Sachverhalte aus verschiedenen Richtungen zu beleuchten. Dies<br />

geschieht durch externe Experten, ebenso wie durch Fachleute<br />

aus dem Hause <strong>Sto</strong>. Gelungene Praxisbeispiele sowie technische<br />

und gestalterische Lösungen runden das Bild ab. Und wenn<br />

Sie über die gedruckten Beiträge hinaus das eine oder andere<br />

Thema vertiefen wollen, stehen weiterführende Informationen<br />

auf unserer Website „sto.de/we“ für Sie bereit.<br />

Die Partnerschaft zwischen der Wohnungswirtschaft und <strong>Sto</strong><br />

reicht Jahrzehnte zurück. Wir würden uns freuen, wenn Sie „we“<br />

als weiteren Baustein dieser Verbundenheit betrachten und<br />

schätzen lernen.<br />

In diesem Sinne – viel Vergnügen bei der Lektüre.<br />

Michael Keller<br />

Leiter Inlandsgeschäfte/Generalbevollmächtigter <strong>Sto</strong> AG<br />

05


schwerpunkt<br />

Vergesst die EnEV!<br />

<strong>Mit</strong> dem Anfang anfangen: Wer die Jagd nach hochfliegenden Zielen anderen überlässt und<br />

stattdessen seine realen finanziellen Möglichkeiten mit staatlicher Förderung paart, bekommt<br />

bares Geld für dieses umgekehrte Denken – und genügt zugleich allen Anforderungen der<br />

EnEV, quasi nebenbei.<br />

Dipl.-Ing. Rainer Feldmann,<br />

externer Sachverständiger für Gebäudeenergieeffizienz<br />

der KfW Bankengruppe<br />

Was wirklich wichtig ist:<br />

� Wirtschaftlichkeit statt Visionen.<br />

� Das Budget bestimmt das Ziel.<br />

� Förderung macht manches möglich.<br />

� Mehr <strong>Sanierung</strong> für weniger Geld.<br />

� Steigende Heizkosten einplanen.<br />

� Getrennt denken:<br />

Energiesparen ≠ Modernisieren.<br />

� EnEV 2012? Gleichfalls vergessen!<br />

06<br />

Foto: KfW<br />

Stellen wir uns einen wohnungswirtschaftlichen Klassiker vor:<br />

einen dreigeschossigen Zweispänner als Doppelhaus mit zwölf<br />

Parteien: 750 m² Wohnfläche, Baujahr 1959, Heizung nicht auf dem<br />

neuesten Stand, geringer baulicher Wärmeschutz. Die <strong>Sanierung</strong><br />

<strong>eines</strong> solchen Objektes ist kein Energiesparwettkampf, sondern<br />

Ergebnis einer kühlen Kosten-Nutzen-Rechnung. Es geht nicht<br />

darum, irgendwelchen Spitzenwerten hinterherzujagen, auch wenn<br />

diese eine hohe Förderung versprechen. Ein zielwertorientierter<br />

Ansatz läuft immer Gefahr, genau dieses Ziel mit dem jeweils zur<br />

Verfügung stehenden Budget zu verfehlen. Folge: Die <strong>energetische</strong><br />

<strong>Sanierung</strong> bleibt auf halbem Wege stecken oder das Budget wird<br />

überschritten – der Ärger ist auf jeden Fall groß.


Erst die „Kohle“, dann die Effizienz<br />

Also muss man das Verfahren umkehren, man muss vom finanziell<br />

Machbaren her denken. Am Anfang steht der Bestand. Ihn gilt es<br />

realistisch einzuschätzen. Die nächste Frage gilt dem für die <strong>energetische</strong><br />

<strong>Sanierung</strong> zur Verfügung stehenden Budget. (Hier muss<br />

sauber getrennt werden: Instandhaltungs- und Renovierungskosten<br />

gehören in eine andere Rechnung.) Das Budget gibt vor, welche<br />

Maßnahmen geleistet werden können, und das Ergebnis dieser Maßnahmen<br />

ergibt eine klare Position im Förderstufenmodell der KfW.<br />

Nun kann das Budget um die errechnete Förderung aufgestockt<br />

und die Maßnahmen können verbessert werden. „Wo landen die<br />

Werte jetzt? Reicht mir das? Bin ich vielleicht schon eine Effizienzstufe<br />

(und damit Förderstufe) weiter oder fehlt nur eine geringe<br />

zusätzliche Investition?“<br />

� Das KfW-Effizienzhaus<br />

Das neue Fördermodell „Energieeffizient Sanieren“ der KfW bezieht<br />

seine rechnerischen Grundlagen von einem fiktiven Neubau,<br />

dem sogenannten „Referenzgebäude“ nach § 3 Absatz 1 EnEV<br />

2009. Das bedeutet, dass die Bestimmung des zulässigen Jahresprimärenergiebedarfs<br />

(Qp) und des spezifischen Transmissionswärmeverlusts<br />

(H T´) nicht mehr wie in der Vergangenheit über die<br />

Verrechnung des Gebäudeentwurfs mit dem Grenzwert aus A/V-<br />

Verhältnis und der Art der Trinkwasserbereitung erfolgt. Heute wird<br />

dafür der Gebäudeentwurf mit vorgegebenen Werten für baulichen<br />

Wärmeschutz und Anlagentechnik ins Verhältnis gesetzt. Es wird also<br />

kein Grenzwert mehr berechnet, sondern ein Vergleich mit den Referenzanforderungen<br />

gezogen. Für all das sorgt in der Regel jedoch<br />

eine Software. Die tägliche Praxis ist darum einfach:<br />

1. Der Planer entwirft ein Haus. 2. Er gibt das Aufmaß in die Software<br />

ein, die einen maximalen Jahresprimärenergiebedarf (Qp)<br />

nach dem Referenzgebäudeverfahren berechnet. 3. Er versucht<br />

mit geeigneten Maßnahmen, Qp in der Realität zu erreichen oder<br />

zu unterschreiten.<br />

Ist-Zustand<br />

H T´ = 1,45 kWh/(m 2 ·K)<br />

Kosten<br />

Tilgungszuschüsse<br />

Einzelmaßnahmen<br />

Fenster + Fassade<br />

gemäß EnEV 2009<br />

H T´ = 0,9 kWh/(m 2 ·K)<br />

Einzelmaßnahmen<br />

Fenster + Fassade<br />

nach KfW<br />

HT´ = 0,88 kWh/(m2 ·K)<br />

schwerpunkt<br />

Schauen wir uns nochmals unseren vorher beschriebenen Zweispänner<br />

an. Neben nicht umlagefähigen Instandhaltungsmaßnahmen<br />

muss auch etwas für die Energieeffizienz getan werden.<br />

Die Frage lautet also: Was kann ich mit einer Erhöhung der Kaltmiete<br />

um beispielsweise einen Euro je m² erreichen? Bei 750 m² Wohnfläche<br />

ergibt sich ein Budget von 9.000 Euro für Zins und Tilgung<br />

<strong>eines</strong> Darlehens. Beschränke ich die <strong>energetische</strong> <strong>Sanierung</strong> auf die<br />

Mindestanforderungen der EnEV, steht mir bei einem angenommenen<br />

Zinssatz von 4,8 Prozent über 30 Jahre eine Investitionssumme<br />

von etwa 140.000 Euro zur Verfügung. Doch schon die einfachste<br />

Art der KfW-Unterstützung, die Förderung von Einzelmaßnahmen,<br />

die sich von den Anforderungen her kaum unterscheidet (+ 3<br />

Zentimeter Dämmung), lässt die Summe dank besserer Zinssätze<br />

auf 175.000 Euro anschwellen. 35.000 Euro haben oder nicht<br />

haben? Der Kaltmietertrag bleibt gleich, die Annuität bleibt<br />

Was unterscheidet nun das KfW-Effizienzhaus vom Referenzgebäude<br />

der EnEV? Ersteres ist ein Maßstab für die Höhe staatlicher<br />

Förderung und Letzteres ist Berechnungsgrundlage einer staatlichen<br />

Forderung. Will ich eine <strong>Sanierung</strong>sförderung für den KfW-EH-100-<br />

Standard erhalten, muss ich zu genau 100 Prozent die Primärenergieanforderung<br />

des EnEV-Referenzgebäudes erfüllen, bei der Förderstufe<br />

KfW-EH 115 darf ich 15 Prozent schlechter sein.<br />

Gleichzeitig stellen die KfW – und auch die EnEV – Anforderungen<br />

an den baulichen Wärmeschutz. Das soll verhindern, dass besonders<br />

effiziente Heizsysteme in besonders ineffiziente Gebäude eingebaut<br />

werden. Hier gibt es aber Unterschiede zu beachten: Die EnEV hat<br />

je Gebäudetyp feste Anforderungswerte definiert. Die KfW hingegen<br />

orientiert sich wiederum ausschließlich an der Idee des Referenzgebäudes.<br />

Jeder Effizienzstandard entspricht einer prozentualen<br />

Unter- bzw. Übererfüllung dieser Anforderung. Die Folge: mehr<br />

Gerechtigkeit, denn unabhängig vom Gebäudetyp muss so jedes<br />

Wohnhaus den gleichen Wärmeschutz für die jeweilige Förderstufe<br />

einhalten.<br />

KfW-EH 130<br />

H T´ = 0,59 kWh/(m 2 ·K)<br />

100.500 Euro 112.250 Euro 117.600 Euro<br />

5.880 Euro<br />

= 111.720 Euro<br />

KfW-EH 85<br />

H T´ = 0,41 kWh/(m 2 ·K)<br />

132.500 Euro<br />

19.886 Euro<br />

= 112.614 Euro<br />

07


schwerpunkt<br />

� Effizient sanieren mit Förderung der KfW<br />

Wo früher nur zwei Förderstufen die <strong>Sanierung</strong>swirklichkeit<br />

grob trennten, ermöglichen heute nahe beieinanderliegende<br />

Förderniveaus gangbare Übergänge von einer<br />

Effizienzhausstufe zur nächsten. Seit dem 1. Oktober<br />

2009 umfasst die <strong>Sanierung</strong>sförderung vier Bereiche:<br />

Diese heißen – mit ansteigender Energieeffizienz –<br />

KfW-Effizienzhaus 130, 115, 100 und 85. Die Zahl gibt<br />

dabei das relative Verhältnis zur gesetzlichen EnEV-<br />

Anforderung an, sodass für jede Stufe bestimmte<br />

Höchstwerte für den Jahresprimärenergiebedarf (Qp)<br />

und den spezifischen Transmissionswärmeverlust (H T´)<br />

gelten. Bei allen vier Förderstufen stellt die KfW verbilligte<br />

Kreditzinsen sowie Tilgungszuschüsse (siehe Seite<br />

10) bereit. Außerdem unterstützt die staatliche Bank<br />

auch energieeffiziente Einzelmaßnahmen (zinsgünstige<br />

Darlehen) sowie zusätzliche Maßnahmen zur Steigerung<br />

der Energieeffizienz, hier aber in Form von Zuschüssen<br />

für Baubegleitungen, Heizungsoptimierungen<br />

und den Austausch von Nachtspeicherheizsystemen.<br />

Ziel der engen Staffelung der Klassen ist es, die jeweils<br />

energetisch bestmögliche und zugleich wirtschaftlich<br />

sinnvolle <strong>Sanierung</strong> auf den Weg zu bringen. Dank der<br />

dichten Staffelung ist es im Gegensatz zum früheren<br />

zweistufigen Modell immer nur ein kleiner und daher<br />

häufig wirtschaftlich vertretbarer Schritt zu mehr<br />

Effizienz.<br />

Darstellung der Förderstufen<br />

für ein Beispielgebäude MFH mit 827 m 2 An (Nutzfläche)<br />

Primärkennwert [kWh/(m 2 x Jahr)]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

93,6<br />

65,5<br />

KfW-Effizienzhaus-Standard<br />

nach EnEV 2007<br />

86,1<br />

76,1<br />

66,2<br />

56,3<br />

KfW-Effizienzhaus-Standard<br />

nach EnEV 2009<br />

gleich, es kann aber mehr investiert und besser saniert werden.<br />

Falls die KfW-Effizienzhaus-Stufe 130 erreicht wird, können durch<br />

noch günstigere Kreditkonditionen sogar bis zu 210.000 Euro für<br />

die <strong>energetische</strong> <strong>Sanierung</strong> finanziert werden.<br />

Noch einmal zurück zu der Frage, welche Möglichkeiten bestehen,<br />

wenn nur eine geringe zusätzliche Investition fehlt, um eine höhere<br />

Förderstufe zu erreichen. Lohnt sich das dann? Nun, die Konditionen<br />

verbessern sich Förderstufe für Förderstufe. Beim Sprung in den<br />

besten <strong>Sanierung</strong>sstandard (KfW 85) beispielsweise werden bei einer<br />

Laufzeit von 30 Jahren aus einem Euro ganze 300 Euro! Übrigens:<br />

Die Dämmung <strong>eines</strong> KfW-85-Hauses ist mit weit weniger als 300<br />

Euro je m² Mietfläche realisierbar.<br />

Doch was ist, wenn die Kaltmiete eben nicht mit einem zusätzlichen<br />

Euro belastet werden kann? Dann sind vielleicht 80 oder 60 Cent<br />

möglich. Ausrechnen und schauen, was mit dieser Summe bewegt<br />

werden kann.<br />

Das bessere Haus fürs gleiche Geld<br />

Und es kann wirklich mehr bewegt werden als früher, denn das<br />

ist der große Vorteil der neuen, engeren Staffelung der Förderstufen.<br />

Es ist wesentlich einfacher geworden, individuelle Energiesparmaßnahmen<br />

zu optimieren. Energieberater können endlich zeigen, was<br />

sie können. Der Bauherr legt fest, was er sich leisten kann, der Gebäudeenergieberater<br />

zeigt auf, wie mit einer teilweise minimal<br />

höheren Investition ein weiterer Förderstufenschritt genommen<br />

werden kann. So ist die <strong>energetische</strong> <strong>Sanierung</strong> der 12 Wohneinheiten<br />

unseres angenommenen Zweispänners vielleicht mit<br />

112.500 Euro eingeplant. Der Energieberater weist darauf hin, dass<br />

mit einer zusätzlichen Dämmung der obersten Geschossdecke und<br />

mit einer Anpassung der anderen Dämmstandards, also einer Mehrinvestition<br />

von knapp 5.500 Euro, die Förderstufe KfW-EH 130 erreicht<br />

werden kann. Durch das Erreichen des Effizienzhausstandards<br />

gewährt die KfW nun einen fünfprozentigen Tilgungszuschuss,<br />

sodass für den Investor tatsächlich gar keine Zusatzkosten entstehen<br />

und er dennoch „das bessere Haus fürs gleiche Geld“ bekommt.<br />

Und wird zum Erreichen einer weiteren Optimierungsstufe zusätzlich<br />

auch noch die Kellerdecke gedämmt, werden aus 5.900 Euro<br />

Tilgungszuschuss fast 20.000 Euro.<br />

� Vergleich der Dämmanforderungen: EnEV, Einzelmaßnahme, KfW-EH 130, KfW-EH 85<br />

Vergleichsbeispiel: Dämmmaßnahme (cm Dämmstoff) beziehungsweise U-Werte (W/m²K)<br />

Bauteil EnEV Einzelmaßnahme KfW-EH 130 KfW-EH 85 Fläche<br />

Außenwand 12 cm 15 cm 12 cm 12 cm 527,9 m 2<br />

Fenster 1,3 W/m²K 1,1 W/m²K 1,3 W/m²K 1,3 W/m²K 161,4 m2 OG-Decke 16 cm 16 cm 299,5 m2 Kellerdecke 8 cm 299,5 m2 Kellerwände 6 cm 70,0 m2 Außentüren 1,8 W/m²K 9,5 m2 08


In Deutschland stehen für die Installation von Photovoltaikmodulen mehr als 2.800 km² Dachfläche zur Verfügung.<br />

Die Mieter profitieren<br />

Und die Mieter? Die profitieren – nicht nur von warmen Füßen.<br />

Neueste Auswertungen der Deutschen Energie-Agentur (dena)<br />

(siehe rechts) zeigen, dass für die Mehrkosten des <strong>energetische</strong>n<br />

Sanierens beim Effizienzhaus 85 im Geschosswohnungsbau eine<br />

Kaltmietenumlage von circa 0,60 Euro pro m² notwendig ist. Gleichzeitig<br />

reduzieren sich aber die Heizkosten um durchschnittlich 0,85<br />

Euro je m² Wohnfläche.<br />

Die zu erwartende Steigerung der Energiepreise ist hier noch nicht<br />

einmal berücksichtigt. Was aber getan werden muss, schließlich<br />

kann es sich heute kein Unternehmen mehr leisten, seine Mieter<br />

auf der nach oben offenen Heizkostentreppe alleinzulassen.<br />

Die Vermieter profitieren auch<br />

Und die Vermieter? Die sagen oft: „So wie in der Theorie funktioniert<br />

es in der Realität nun mal nicht.“ Da haben sie recht – und<br />

auch wieder nicht. Nicht recht haben manche Kritiker des KfW-<br />

Modells, weil sie bei ihren Wirtschaftlichkeitsberechnungen<br />

� Beleg für Studie<br />

schwerpunkt<br />

Im Rahmen einer wissenschaftlichen Begleituntersuchung<br />

des dena-Modellvorhabens „Niedrigenergiehaus<br />

im Bestand“ wurden teilnehmende Projekte vom<br />

Institut Wohnen und Umwelt aus Darmstadt untersucht<br />

und analysiert. Wesentlicher Bestandteil dieser<br />

Studie war eine detaillierte Kostenauswertung als<br />

Grundlage einer wohnungswirtschaftlichen Bewertung<br />

der <strong>energetische</strong>n <strong>Sanierung</strong>smaßnahmen mit<br />

dem Ziel einer „Mehr-Mietertrags-Darstellung“. Zusätzlich<br />

wurden die Ergebnisse vor dem Hintergrund<br />

einer möglichen, sozialverträglichen „Warmmietenneutralität“<br />

bewertet. Erste Ergebnisse der Studie<br />

wurden auf dem „zukunft haus“-Kongress der dena<br />

am 24. und 25.11.2009 in Berlin präsentiert.<br />

09


schwerpunkt<br />

� Wie funktioniert ein Tilgungszuschuss?<br />

Seine Auszahlung erfolgt nie in Form einer Überweisung,<br />

sondern stets als Sondertilgung. Im Bereich der<br />

<strong>energetische</strong>n Bestandssanierung bietet die KfW<br />

folgende Tilgungszuschüsse (TZ) auf den zugesagten<br />

Darlehensbetrag (max. 75.000 Euro Kredit pro Wohneinheit):<br />

. KfW-Effizienzhaus 130 = 5,0 %<br />

. KfW-Effizienzhaus 115 = 7,5 %<br />

. KfW-Effizienzhaus 100 = 12,5 %<br />

. KfW-Effizienzhaus 85 = 15,0 %<br />

� Erneuerbare Energien nutzen<br />

Neu: Wenn die Errichtung einer Photovoltaikanlage<br />

Teil des <strong>Sanierung</strong>spakets ist, darf der Anteil des<br />

erzeugten Stroms, der direkt dem Heizen oder der<br />

Trinkwassererwärmung dient, vom Primärenergiebedarf<br />

des Gebäudes gemäß § 5 der EnEV abgezogen werden.<br />

Haben also in der Vergangenheit beispielsweise Durchlauferhitzer<br />

einen tollen Qp-Wert vermasselt, liegt<br />

nun eine Lösung nahe. Die Nutzung einer PV-Anlage<br />

kann bei einer dreißigprozentigen Strombereitstellung<br />

für Durchlauferhitzer die Primärenergiebilanz um 10<br />

kWh/m²a verbessern. Damit ist häufig schon die nächste<br />

Förderstufe erreicht; ganz zu schweigen von den aktuell<br />

knapp 23 Cent staatlicher Vergütung für jede selbst<br />

genutzte Kilowattstunde des selbst erzeugten Stroms.<br />

www.kfw.de<br />

infocenter@kfw.de<br />

T 0180 1 335577<br />

� Heute schon dem Morgen genügen<br />

Wer 2010 sein Gebäude als KfW-Effizienzhaus 85 saniert, hat die<br />

EnEV-Anforderungen des Jahres 2012 vermutlich schon jetzt locker<br />

erfüllt. Wie das? Da die <strong>Sanierung</strong> nach den Förderkriterien der<br />

KfW die Forderungen der EnEV an Bestandsgebäude immer und<br />

teilweise deutlich übertrifft, wird eine erneute Verschärfung der<br />

EnEV-Zielparameter um 30 Prozent das Niveau der staatlichen<br />

Forderung lediglich auf das der aktuellen Förderung bringen.<br />

Wieder ein Beispiel: Unser guter alter Zweispänner würde unsaniert<br />

circa 295 kWh/m²a verbrauchen. Die EnEV 2009 misst ihn an einem<br />

Neubau, der 66 kWh/m²a verbraucht und gesteht ihm einen Altbauaufschlag<br />

von 40 Prozent zu: Er dürfte nach einer <strong>Sanierung</strong><br />

also nur noch 93 kWh/m²a verbrauchen. Da der Schritt zwischen<br />

10<br />

Instandhaltungs-, Modernisierungs- und <strong>Sanierung</strong>smaßnahmen<br />

miteinander vermengen. Recht haben sie, weil sie aus der täglichen<br />

Praxis wissen, dass das eine kaum vom anderen zu trennen ist.<br />

Das hat die KfW erkannt und finanziert darum die <strong>energetische</strong>n<br />

Maßnahmen auch im Vollkostenansatz, was den Instandhaltungsanteil<br />

der einzelnen Bauteile mit abdeckt. Aber wer heute nachhaltig<br />

saniert, muss auch immer „Bäder und Balkone“, kurz: die<br />

Aufwertung der Wohnungen, im Auge haben. Dagegen ist auch<br />

nichts zu sagen. Man sollte es bei der wirtschaftlichen Erfolgsanalyse<br />

nur getrennt berechnen. Sonst verschenkt man vielleicht für sich<br />

als Investor oder auch für den Mieter Vorteile. Übrigens bietet die<br />

KfW auch Förderprogramme für nicht energieeffiziente Baumaßnahmen.<br />

Die Programme „Altersgerecht Umbauen“ und „Wohnraum<br />

Modernisieren“ bieten Finanzierungssicherheit bis zu 30<br />

Jahre lang.<br />

Und wie geht’s weiter?<br />

Die Beschlüsse von Meseberg verlangen eine Fortschreibung der<br />

EnEV im Jahr 2012. Wie die jedoch genau aussehen wird, vermag<br />

heute noch niemand mit Sicherheit zu sagen. Wahrscheinlich wird<br />

sich die Berechnungsmethodik kaum ändern. Von einer weiteren<br />

Verschärfung der Zielwerte (EnEV-Referenzgebäude) ist jedoch<br />

auszugehen. Was die Förderlandschaft zu diesem Zeitpunkt bereithält,<br />

weiß momentan noch keiner. Dass sie heute allerdings sehr<br />

üppig ist, sollte jedem klar sein. In guten Zeiten auf bessere zu<br />

warten, ist nicht frei von Risiko.<br />

Ausblick 2012<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Bestand EnEV 2009 EnEV 2012 KfW-EH 85<br />

Eine <strong>Sanierung</strong> nach KfW-EH 85 erfüllt aller Wahrscheinlichkeit nach auch bereits<br />

die Forderungen der EnEV 2012.<br />

EnEV 2007 und EnEV 2009 schon 30 Prozent betrug, ist es – auch<br />

wegen des Wirtschaftlichkeitsprinzips – unwahrscheinlich, dass der<br />

Sprung in zwei Jahren größer ausfällt. Das hieße also, unser Dreigeschosser<br />

mit seinen 750 m² Wohnfläche dürfte – nach einer <strong>Sanierung</strong><br />

2012 – nur noch 64,8 kWh/m²a (= 46,3 kWh/m²a + 40 Prozent)<br />

verbrauchen. Dieser Wert wird aber mit dem KfW-EH-85-Standard<br />

von 56,3 kWh/m²a heute schon unterschritten.<br />

Übrigens: Wer jetzt bei einer <strong>energetische</strong>n <strong>Sanierung</strong> nach dem KfW-<br />

EH-100-Standard mit dem Energiesparen beginnt, besitzt 2012 bereits<br />

einen Effizienzvorsprung von zwei Jahren. Der ist nur schwer aufzuholen.<br />

Allein um die Effizienzgewinne dieser beiden Jahre auszugleichen,<br />

benötigt das EnEV-2012-Gebäude mindestens 24 Jahre.


Portfolioanalyse: Die Lage einer Immobilie ist nicht alles<br />

2005 hat die Kommunale Wohnungsgesellschaft mbH Erfurt sich selbst aus eigener Kraft ein<br />

umfangreiches Reorganisationsprogramm auferlegt. Das erklärte Ziel: die Existenz des in<br />

die Schieflage geratenen Unternehmens langfristig zu sichern. Die eingeleiteten Maßnahmen<br />

zeigen inzwischen messbare Erfolge: Alle Unternehmensprozesse wurden konsequent auf<br />

den Kunden ausgerichtet, die Leerstandsquote ist rapide gesunken und die Banken geben<br />

dem Unternehmen ein Top-Rating. Dr. Karsten Schönberger, Technischer Leiter und Prokurist,<br />

über den Schlüssel zum Erfolg.<br />

interview<br />

11


interview<br />

Knapp 200.000 Einwohner zählt die thüringische Landeshauptstadt mit ihrem historischen Stadtkern.<br />

� Das KoWo-Fitnessprogramm<br />

Die Geschäftsentwicklung der Kommunalen Wohnungsgesellschaft<br />

mbH Erfurt (KoWo) zeigte bis 2005<br />

negative Ergebnisse, die zu einem fortschreitenden<br />

Verzehr der Gesellschaft führten. Im März 2005 haben<br />

Geschäftsleitung, Aufsichtsrat und Gesellschafter der<br />

KoWo deshalb ein umfassendes Reorganisationsprogramm,<br />

das Fitnessprogramm, verabschiedet. Eine<br />

neue Geschäftsleitung erhielt den Auftrag, die Gesellschaft<br />

zu konsolidieren, den Substanzverzehr zu<br />

beenden und ein nachhaltiges Unternehmenskonzept<br />

zur Zukunftsfähigkeit der KoWo zu erarbeiten. Der<br />

vollständige organisatorische und finanzielle Umbau<br />

des Unternehmens umfasste acht Teilprojekte und<br />

erfolgte unter <strong>Mit</strong>wirkung beziehungsweise Einbindung<br />

der <strong>Mit</strong>arbeiter bei laufendem Geschäftsbetrieb.<br />

Innerhalb von 30 Monaten ist es gelungen, die<br />

„Operation am offenen Herzen“ erfolgreich abzuschließen.<br />

Es handelt sich damit um den umfassendsten<br />

und kürzesten Turnaround-Prozess, der in der deutschen<br />

Wohnungswirtschaft bislang realisiert wurde.<br />

Quelle: KoWo<br />

12<br />

Der dreidimensionale<br />

Strategiewürfel: <strong>Mit</strong> ihm<br />

bildet man die Standortqualität<br />

sowie die Attraktivität<br />

und Wirtschaftlichkeit<br />

<strong>eines</strong> Objektes ab, um<br />

schließlich objektgenau<br />

eine Entscheidung über<br />

Instandsetzung, Abriss<br />

oder Verkauf treffen zu<br />

können.<br />

Die KoWo hat sich im Zuge des Fitnessprogramms zum Ziel<br />

gesetzt, auch Benchmarks für die Wohnungswirtschaft zu<br />

setzen. Inwieweit wurde dieses Ziel erreicht?<br />

Dr. Karsten Schönberger: <strong>Mit</strong> unserer strategischen Unternehmensplanung,<br />

die auf 20 Jahre ausgelegt ist, haben wir einen<br />

Maßstab definiert, der sehr hoch ist. Das Herzstück bildet die Investitionsplanung<br />

für den Bestand. Sie stellt neben Zins und Tilgung<br />

auch die größte Budgetposition dar.<br />

Was ist konkret das Neue beziehungsweise Besondere daran?<br />

Die KoWo befand sich 2005 wirtschaftlich in einer sehr kritischen<br />

Situation. Es ist nicht übertrieben, zu sagen, dass akuter<br />

Handlungsbedarf bestand. Die Entwicklung des Fitnessprogramms<br />

und die Umsetzung bei laufendem Geschäftsbetrieb haben wir<br />

deshalb immer mit einer Operation am offenen Herzen verglichen.<br />

Damit wir jedoch belastbare Aussagen über die langfristigen Entwicklungsperspektiven<br />

des Unternehmens treffen konnten, war<br />

es unbedingt notwendig, sich das Portfolio sehr genau anzuschauen.<br />

Um schließlich jedes Objekt hinsichtlich seiner Immobilien- und<br />

Standortqualität bewerten sowie seine Wirtschaftlichkeit beurteilen<br />

zu können, haben wir verschiedene Bewertungsmodelle herangezogen.<br />

Die Ergebnisse aus dieser Analyse wurden miteinander<br />

kombiniert und schließlich in einem dreidimensionalen Portfoliomodell<br />

abgebildet. Somit konnten wir objektgenaue Strategien<br />

entwickeln. Das Besondere an unserer Vorgehensweise besteht<br />

zudem darin, dass wir die Planungen über den gesamten Lebenszyklus<br />

einer Immobilie erstellt haben – und zwar ausnahmslos für<br />

alle Objekte im Portfolio.<br />

Das klingt nach einem sehr großen Aufwand ...<br />

Wir haben <strong>Mit</strong>te Mai 2005 mit der Objektbegehung angefangen<br />

und waren drei Monate später mit der technischen Bestandserfassung<br />

und der Wohnumfeldanalyse fertig. Somit konnten<br />

wir schon mal die Verteilung der Standortqualität und der Attraktivität<br />

der Objekte innerhalb des Portfolios darstellen. Da eine strategische<br />

Planung allein auf der Grundlage dieser Bewertungsgrößen<br />

zu Fehlentscheidungen führen kann, haben wir mit der Objektwirtschaftlichkeit<br />

noch eine dritte Bewertungsgruppe erarbeitet.<br />

In der Immobilienwirtschaft gilt die eiserne Regel: Lage,<br />

Lage, Lage. <strong>Mit</strong>hin müsste die Standortqualität doch Indizwirkung<br />

für die Wirtschaftlichkeit einer Immobilie haben.<br />

Das ist nur bedingt richtig. Sie können tolle Objekte in<br />

einer tollen Lage haben und die Immobilie rechnet sich trotzdem<br />

nicht, weil die erzielbaren Mieteinnahmen die Erstellungskosten<br />

nicht wieder einspielen. In so einem Fall wäre es fatal, gutes Geld<br />

schlechtem hinterherzuwerfen. Zu dieser Erkenntnis kommt man


jedoch nur, wenn man auch die Wirtschaftlichkeit einer Immobilie<br />

betrachtet.<br />

Das Portfolio weist eine für ostdeutsche Wohnungsunternehmen<br />

typische Struktur auf: 25 Prozent der Gebäude<br />

decken 80 Prozent des Wohnungsbestandes ab. Eignet sich<br />

Ihre Vorgehensweise auch für andere Portfoliostrukturen?<br />

Selbstverständlich. Ich kann jedem Wohnungsunternehmen<br />

empfehlen, das eigene Portfolio auch hinsichtlich der Objektwirtschaftlichkeit<br />

sehr genau zu analysieren. Denn durch die geschaffene<br />

Transparenz sind Sie in der Lage, die betriebswirtschaftlichen<br />

Auswirkungen verschiedener Szenarien auf das Unternehmen<br />

tatsächlich zu erkennen und Strategien zur gewünschten Unternehmensentwicklung<br />

zu erarbeiten. Schließlich stehen wir in der<br />

Verantwortung, das Vermögen unseres Gesellschafters bestmöglich<br />

zu managen. Und jeder Gesellschafter hat doch das Recht,<br />

zu wissen, was mit seinem Vermögen passiert.<br />

Zum Kernbestand der KoWo zählen inzwischen knapp<br />

14.000 Wohnungen. Das Gros davon befindet sich in sogenannten<br />

Wohnscheiben, den Plattenbauten. In welchem<br />

Zustand präsentierte sich der Gebäudebestand bei der<br />

Begehung?<br />

25 Prozent des Wohnungsbestandes waren unsaniert. Bei<br />

einem relativ großen Anteil waren bereits erste Maßnahmen durchgeführt<br />

worden – zumindest in Teilen. Diese Maßnahmen wurden<br />

zwischen 1993 und 2000 realisiert. Daran wird deutlich, dass 2028<br />

bis 2035 die nächste Investitionswelle auf uns zukommt. Diese<br />

Verteilung ist typisch für ostdeutsche Wohnungsunternehmen.<br />

Wie bereiten Sie sich darauf vor?<br />

Wir müssen handlungsfähig sein. Deswegen konzentrieren wir<br />

uns darauf, zu entschulden und die Eigenkapitalquote zu erhöhen.<br />

Das funktioniert allerdings nur, wenn der Bestand vermietungsfähig<br />

ist und gleichzeitig die Unternehmensprozesse auf den Mieter als<br />

Kunden ausgerichtet werden. Beides ist uns durch die Reorganisation<br />

geglückt, die wir im Zuge des Fitnessprogramms durchgeführt<br />

haben. Zwei Drittel unserer <strong>Mit</strong>arbeiter arbeiten inzwischen<br />

direkt am Kunden. Die Leerstandsquote im Kernbestand haben wir<br />

nicht zuletzt durch die Kundenfokussierung auf 3,4 Prozent senken<br />

können.<br />

Das klingt trotzdem nach einem rigorosen Sparprogramm.<br />

Bleiben noch finanzielle <strong>Mit</strong>tel übrig, um in den unsanierten<br />

Bestand zu investieren?<br />

Wir haben gar keine andere Wahl, als Geld in die Hand zu<br />

Investitionen, kumuliert auf Jahresscheiben, in e<br />

2006<br />

Fenster/Dämmung (EnEV)<br />

2008<br />

Quelle: KoWo<br />

2010<br />

2012<br />

2014<br />

2016<br />

Treppenhäuser<br />

Warmwasser<br />

2018<br />

2020<br />

2022<br />

2024<br />

Fassade/Aufzüge<br />

2026<br />

2028<br />

2030<br />

2032<br />

2034<br />

Fenster/Dach/WDVS/TA<br />

(1995+40)<br />

2036<br />

2038<br />

2040<br />

2042<br />

2044<br />

2046<br />

nehmen! Unser Ziel ist, die<br />

unsanierten Wohngebäude<br />

bis 2012 auf den EnEV-Stand<br />

von 2009 zu bringen. Dafür<br />

budgetieren wir rund 70<br />

Millionen Euro, wobei uns<br />

natürlich die KfW-Programme<br />

und kommunale Wohnbauförderprogramme<br />

zugutekommen.<br />

Außerdem haben wir ein Maßnahmenpaket<br />

geschnürt, um<br />

den Energieverbrauch der teilsanierten<br />

Objekte weiter zu<br />

verbessern.<br />

interview<br />

Der deutsche Gesetzgeber und die EU machen beim Thema<br />

Energieeinsparung Druck. Inwieweit hat die EnEV Ihre Szenarioberechnungen<br />

beziehungsweise Investitionsplanungen<br />

verändert?<br />

Unsere ursprüngliche Basisplanung war im Frühjahr 2006<br />

abgeschlossen. Die aktuelle EnEV und allgemeine Preissteigerungen<br />

haben bei der Fortschreibung unseres Wirtschaftsplans also Anpassungen<br />

bei der Budgetierung erforderlich gemacht.<br />

In welcher Höhe?<br />

Zwischen 25 und 30 Prozent. Und wir gehen davon aus, dass<br />

die Energiepreise in Zukunft noch weiter nach oben gehen. Im<br />

nächsten Jahrzehnt leben bis zu zwei Milliarden mehr Menschen<br />

auf der Erde. Da wird die effiziente Energieversorgung zwangsläufig<br />

immer mehr zum zentralen Thema. Wir rechnen fest damit, dass<br />

die gegenwärtig diskutierte nächste EnEV-Stufe 2012 spätestens<br />

2013 greifen wird und wir unsere Budgets wieder entsprechend<br />

anpassen müssen.<br />

Die Finanzkrise hat die Kreditbeschaffung deutlich erschwert.<br />

Inwieweit haben sich die Prolongationskonditionen, die<br />

Sie in Ihrer Unternehmensplanung zugrunde gelegt haben,<br />

verändert?<br />

Die Finanzkrise hat uns – zum Glück – nicht elementar<br />

getroffen. Durch unsere langfristige Unternehmensplanung sind<br />

wir transparent mit dem, was wir tun und wie wir es tun. Das hat<br />

uns bei vier Banken das Top-Rating 1 in der Skala von 1 bis 18<br />

verschafft, wodurch wir unsere Finanzierungsstruktur zu Topkonditionen<br />

sicherstellen können.<br />

Dr. Schönberger, herzlichen Dank für dieses Gespräch.<br />

2048<br />

2050<br />

Für jedes einzelne Objekt, das im KoWo-Portfolio<br />

verblieben ist, wurden unter Berücksichtigung der<br />

letzten grundlegenden Instandsetzung die Investitionen<br />

für den gesamten Lebenszyklus des Objektes geplant.<br />

Die langfristige Planung der Instandhaltungsmaßnahmen<br />

bildete schließlich die Grundlage für die Unternehmensplanung.<br />

13<br />

Foto: KoWo


fallbeispiel<br />

14


Die Freiburger Stadtbau definiert für Wohnhochhäuser einen neuen Standard.<br />

fallbeispiel<br />

Die Mär vom hässlichen Entlein<br />

Oder: Totgesagte leben länger, denn in Freiburg kann man<br />

bald auch vertikal im Passivhausstandard wohnen.<br />

Der Wunsch, hohe Gebäude zu errichten, scheint so alt zu sein wie die<br />

Fähigkeit, zu bauen, selbst. Das technisch Machbare kennt mittlerweile kaum<br />

Grenzen. Ein Superlativ jagt den nächsten und zieht den Menschen in seinen<br />

Bann. Doch die Faszination greift nicht immer und schon gar nicht überall.<br />

Gerade in Deutschland haftet der vertikalen Wohnwelt häufig ein zweifelhafter<br />

Ruf an. Davon wissen insbesondere die Bewohner solcher Wohnhochhäuser<br />

zu berichten, die zwischen 1960 und 1970 errichtet wurden. Der Glanz<br />

dieser vertikalen Wohnwelten, die man im Zeitalter ihrer Entstehung noch<br />

als „Bauform der Zukunft“ feierte, ist längst verblasst. Die verdichtete Wohnform<br />

böte einen Nährboden für soziale Spannungen und sei zudem unter<br />

<strong>energetische</strong>n Gesichtspunkten nicht mehr zeitgemäß, heißt es. In Freiburg<br />

will man das nun ändern. Die kommunale Freiburger Stadtbau hat damit<br />

begonnen, ein 16-geschossiges Wohngebäude aus den 60er-Jahren energetisch<br />

auf Passivhausniveau zu trimmen. Ein Novum! Anderthalb Jahre<br />

hat ein interdisziplinär besetztes Team an der Konzeption und Umsetzung<br />

des Pilotprojekts gearbeitet, das von Wissenschaftlern von Beginn an begleitet<br />

wurde. Wohnungsunternehmen mit ähnlichen Objekten im Portfolio<br />

können von den gewonnenen Erkenntnissen profitieren.<br />

15


fallbeispiel<br />

Das 16-geschossige Wohngebäude zeigt sich nach der <strong>energetische</strong>n <strong>Sanierung</strong> auch optisch in einem neuen Gewand.<br />

<strong>Mit</strong> seinem Masterplan „Energieeffiziente Stadt“ will Freiburg Einfluss<br />

auf <strong>energetische</strong> Baustandards nehmen. Dabei hat die Stadt auch<br />

ein Augenmerk auf den Wohnungsbestand gelegt. So soll beispielsweise<br />

bis 2018 der westliche Teil des 1965 bis 1969 entstandenen<br />

Quartiers Weingarten vollständig modernisiert werden. Die Wohnungen<br />

gehören ebenso wie das Wohnhochhaus in der Bugginger<br />

Straße 50 zum Portfolio der Freiburger Stadtbau. Die <strong>Sanierung</strong><br />

des Wohnriesen bildet in diesem Zusammenhang wohl das spektakulärste<br />

und zugleich ambitionierteste Vorhaben. Denn das erklärte<br />

Ziel für das 16-geschossige Gebäude lautet, bis Ende 2010 aus<br />

dem Wohnturm von 1968 Deutschlands erstes Passivhochhaus zu<br />

machen. Dafür ist ein umfangreiches Maßnahmenpaket erforderlich.<br />

Die zentrale Rolle bei der Senkung des Energieverbrauchs spielt der<br />

Einbau einer kontrollierten Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung.<br />

„Damit betreten wir Neuland. Bei dieser Größe gibt es kein<br />

standardisiertes Produkt, keine Erfahrungen, das ist für den Wohnungsbau<br />

sicherlich einmalig“, betont Projektleiter Florian Kagerer vom<br />

Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, das das gesamte<br />

Vorhaben bis 2020 wissenschaftlich begleitet. Weitere Bausteine<br />

der innovativen Anlagentechnik sind das Einhausen der Lüftungstechnik<br />

in einem neuen, gedämmten Dachgeschoss und die Erneuerung<br />

der Heizung mit Niedertemperatur-Technik. Das Gas-Blockheizkraftwerk<br />

Weingarten versorgt das Gebäude mit Fernwärme.<br />

16<br />

Abbau von Wärmebrücken<br />

Das Wichtigste ist jedoch, die Wärmeverluste durch eine geeignete<br />

Dämmung der Gebäudehülle zu reduzieren. Zum Einsatz kommt<br />

deshalb ein Wärmedämm-Verbundsystem mit einer 20-Zentimeter-<br />

Mineralwolleschicht. Auch die alten Fenster werden gegen Dreifach-<br />

Wärmeschutzverglasung ausgetauscht. Um Wärmebrücken zu<br />

beseitigen, werden die bisherigen Loggien in die Wohnungen<br />

integriert und durch vorgestellte Balkone ersetzt. Das führt zu zwei<br />

Effekten: Die Wohnfläche des Turms erhöht sich insgesamt und<br />

die Balkone sind von der Gebäudehülle thermisch getrennt. Dies<br />

ist laut Kagerer ein wesentlicher Teil der Strategie. Eine Photovoltaikanlage<br />

auf dem Dach mit einer Leistung von 25 Kilowatt-Peak rundet<br />

das Maßnahmenkonzept ab.<br />

Der Aufwand lohnt sich. Der Heizenergieverbrauch des Komplexes<br />

geht von bislang 68 Kilowattstunden pro m² und Jahr (kWh/m²a)<br />

um fast 80 Prozent auf unter 15 kWh/m²a zurück. Der Primärenergiebedarf<br />

sinkt von 185 auf 106 kWh/m²a. Das sind Werte <strong>eines</strong><br />

echten Passivhauses. „Von Vorteil ist, dass das Gebäude sehr<br />

kompakt, das Verhältnis von Volumen zu Oberfläche günstig ist. Das<br />

mindert den Energiebedarf“, erläutert Kagerer die bautechnischen<br />

Voraussetzungen. Dadurch könne man schon mit Standardmaßnahmen<br />

sehr gute Ergebnisse erzielen. Trotzdem sei der Umbau


eine Herausforderung. „Das Spannende ist die Projektgröße“, findet<br />

Kagerer.<br />

Ein Kunstgriff hilft<br />

Die Investitionskosten für das Projekt betragen 13,44 Millionen Euro.<br />

Davon entfallen nach Angaben von Ralf Klausmann, Geschäftsführer<br />

der Stadtbau, 12 bis 14 Prozent auf jenen Mehraufwand,<br />

der den Passivhausstandard gewährleistet. Ohne Fördermittel,<br />

räumt Klausmann ein, ließe sich das Vorhaben allerdings schwerlich<br />

realisieren. Über das Programm „Soziale Stadt“ wird es mit 2,8<br />

Millionen Euro durch den Bund und das Land Baden-Württemberg<br />

sowie mit 1,9 Millionen Euro durch die Stadt Freiburg gefördert.<br />

Hinzu kommt ein zinsgünstiger Kredit der KfW über 2,5 Millionen<br />

Euro; die Stadtbau selbst investiert 5,2 Millionen Euro.<br />

Um den Spagat zwischen stabilen Warmmieten und Wirtschaftlichkeit<br />

der Investition zu schaffen, greift man zu einem architektonischen<br />

Kunstgriff: Durch die Einhausung der bestehenden Loggien,<br />

neue Grundrisse und reduzierte Verkehrsflächen erhöht sich die<br />

Zahl der Wohnungen von 90 auf 139. Die Wohnfläche wächst<br />

somit um 900 m². Damit stehen nach Abschluss der Maßnahme<br />

rund 7.800 m² für die Vermietung zur Verfügung. Die Wohnungen<br />

selbst werden bei gleicher Zimmerzahl kleiner, die Dreizimmerwohnungen<br />

haben dann 70 statt 86 m², die Zweizimmerwoh-<br />

fallbeispiel<br />

Bauherr:<br />

Freiburger Stadtbau GmbH, Freiburg<br />

Beteiligte Architekten:<br />

Roland Rombach, Kirchzarten<br />

Adrian und Partner, Freiburg<br />

Standort:<br />

Bugginger Straße 50, Freiburg<br />

Wissenschaftliche Begleitung:<br />

Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme<br />

ISE, Freiburg<br />

(Geplante) <strong>Sto</strong>-Leistungen:<br />

Fassadendämmsystem (<strong>Sto</strong>Therm Mineral),<br />

teilweise mit keramischen Belägen,<br />

Fassadenfarbe (Lotusan), <strong>Sto</strong>Cretec-<br />

Balkon- und -Bodenbeschichtungen,<br />

Innenfarben, Strukturbeschichtungen,<br />

<strong>Sto</strong>Design-Farbkonzept<br />

Verarbeiter:<br />

Hermann Emter GmbH, Freiburg<br />

nungen im Schnitt 50 statt 64 m². „Die kleineren Wohnflächen und<br />

die sinkenden Betriebskosten sollen die modernisierungsbedingte<br />

Erhöhung der Kaltmieten größtenteils auffangen. Die Warmmieten<br />

bleiben dadurch – bei höherem Wohnkomfort – nahezu unverändert“,<br />

betont Klausmann.<br />

Wegweisend für <strong>Sanierung</strong> von Großwohnsiedlungen<br />

Das Freiburger Passivhochhaus dürfte wegweisend für <strong>energetische</strong><br />

<strong>Sanierung</strong>sprojekte in Großsiedlungen der 1950er- bis 1980er-<br />

Jahre sein, die viele Städte vor sich herschieben. Für die wissenschaftliche<br />

Begleitung von „Weingarten-West“ bis 2020 hat das<br />

Bundeswirtschaftsministerium 1,1 Millionen Euro aus dem Programm<br />

„Energieeffiziente Stadt“ zugesagt. Das ermöglicht die praktische<br />

Erprobung neuer Verfahren und Materialien. Davon profitiert<br />

Freiburg mit seiner Stadtbau zunächst selbst: Die Planung für das<br />

ähnlich dimensionierte Haus Binzengrün 9 läuft, die Bauarbeiten<br />

sollen 2011 beginnen.<br />

Weiterführende Informationen zu den Besonderheiten<br />

von Wärmedämm-Verbundsystemen für Hochhausbauten<br />

erhalten Sie unter www.sto.de/we<br />

17


immobilienporträts<br />

18<br />

Gartenstadt Nürnberg<br />

<strong>Mit</strong> <strong>Bravour</strong> <strong>gemeistert</strong>: <strong>energetische</strong><br />

<strong>Sanierung</strong> <strong>eines</strong> Baudenkmals<br />

Energetische <strong>Sanierung</strong>en im Bestand sind heute ein dringendes Erfordernis, denn in der vorhandenen<br />

Altbausubstanz liegt das größte Energieeinsparpotenzial. Doch wie kann die zeitgemäße Wärmedämmung<br />

einer denkmalgeschützten Fassade aussehen, wenn der Originalputz auf behördliche Anordnung hin<br />

unbedingt erhalten werden soll?<br />

Dipl.-Ing. (FH) Johannes Soellner,<br />

Architekt, geschäftsführendes und<br />

technisches Vorstandsmitglied der<br />

Baugenossenschaft Gartenstadt<br />

Nürnberg eG.<br />

Dass man in diesem Fall entweder auf Klima- oder auf Denkmalschutz verzichten muss, findet<br />

Johannes Soellner nicht. Der technische Vorstand der Gartenstadt Nürnberg eG plante 2006<br />

die <strong>energetische</strong> <strong>Sanierung</strong> des Ensembles Julius-Loßmann-Straße 58 bis 104 mit insgesamt 140<br />

Wohnungen, das Teil <strong>eines</strong> wegweisenden Siedlungsmodells aus den Anfängen der Gartenstadtbewegung<br />

ist. „Wir haben eine Lösung gefunden, Klimaschutz und Denkmalschutz gleichzeitig<br />

umzusetzen“, betont Soellner. Prägend für die Fassaden der um 1924 erbauten Häuser war<br />

ein besonders strukturierter Putz, der sogenannte Löffelputz. „In den noch weichen Mörtel wurde<br />

damals tatsächlich mit Löffeln eine horizontal verlaufende Struktur gedrückt, die dem Putz durch<br />

ihre markante Licht-Schatten-Wirkung eine sehr plastische Wirkung verleiht“, erläutert Soellner<br />

die seltene Technik.<br />

Für die dringend sanierungsbedürftigen Gebäude war nach Einschätzung der Genossenschaft<br />

wegen großer bauphysikalischer Mängel, aber auch aus Gründen des Klimaschutzes und der<br />

Heizkostenentwicklung die Anbringung <strong>eines</strong> Vollwärmeschutzes erforderlich. Das Problem:<br />

„Die Untere Denkmalschutzbehörde lehnte unseren Antrag ab“, erinnert sich Soellner. Eine<br />

Wärmedämmung würde den Eindruck des Löffelputzes vernichten und damit den unverwechselbaren<br />

Charakter der Häuser zerstören, hieß es. Ein Wärmedämm-Verbundsystem könne<br />

nur dann genehmigt werden, wenn der historische Löffelputz darunter für die Nachwelt erhalten<br />

bliebe.


Eine Fassadensanierung ohne <strong>energetische</strong> Modernisierung hielt<br />

die Genossenschaft nicht für zukunftsfähig, eine Innendämmung<br />

kam nicht infrage. In dieser verfahrenen Situation entwickelte der<br />

im Denkmalbereich erfahrene Architekt Michael Neubeck eine<br />

praktikable Lösung. Er kannte das von <strong>Sto</strong> entwickelte Dämmsystem,<br />

das mit einem Stelldübel, dem sogenannten Stellfuchs, arbeitet.<br />

Damit können Polystyrolplatten mit fünf bis 30 Millimeter Abstand<br />

von der alten Putzschicht ohne die Verwendung von Schienen oder<br />

Kleber justiert werden. Die hochwirksame Dämmung benötigt pro<br />

Platte nur zwei Dübel, bei vielen anderen Systemen ist mindestens die<br />

doppelte Zahl erforderlich. Und so musste der alte Putz nicht abgeschlagen<br />

werden, was nicht nur den Wünschen der Denkmalschützer<br />

entgegenkam, sondern auch Abbruchkosten sparte. Die Befunduntersuchung<br />

durch den Restaurator Peter Wolf ergab außerdem Belege<br />

für eine differenzierte Farbgebung mit teils sehr kräftigen Farben<br />

und starken Kontrasten. Dieses spannende Farbkonzept machte es der<br />

Gartenstadt-Genossenschaft leicht, einer weitgehenden Rekonstruktion<br />

der ursprünglichen Farbauffassung zuzustimmen.<br />

Putzstrukturierung mit der Milchflasche<br />

Mehrere Ortstermine und eine Reihe von Musterflächen waren<br />

erforderlich, insbesondere um die Ausbildung der Putzoberfläche<br />

abzustimmen. „Hierbei zeigten sich die Techniker von <strong>Sto</strong> und die<br />

Handwerker der Putzfirma ausgesprochen konstruktiv und kreativ“,<br />

so Johannes Soellner. Nach zahlreichen Versuchen gelang es, die<br />

Löffelputzstruktur mittels einer Milchflasche, die durch den frischen<br />

Putz gezogen wurde, auf dem Dämmsystem annähernd originalgetreu<br />

herzustellen. Im April 2008 konnte mit der Ausführung begonnen<br />

werden. Die Dämmstoffstärke wurde mit 12 Zentimetern<br />

festgelegt. An den durch Lisenen abgesetzten Treppenhäusern wurde<br />

auf die Wärmedämmung verzichtet. Der Löffelputz, mit Sumpfkalkmörtel<br />

repariert und ergänzt, blieb hier in seiner historischen Struktur<br />

erlebbar. Stuckornamente, die unter der Dämmschicht verschwanden,<br />

wurden abgegossen, aus einem massiven silikatischen Werkstoff<br />

(Verofill) nachgebildet und an gleicher Stelle auf der Dämmschicht<br />

wieder angebracht. Die Fenster zur Straßenseite erhielten wieder<br />

die ursprüngliche Sprossenteilung mit sechs Feldern. Im Krieg<br />

zerstörte Dach- und Giebeldetails wurden rekonstruiert.<br />

Die neuartige Ausführung wurde bei der Abnahme schließlich auch<br />

vom Landesamt für Denkmalpflege gelobt. Die Gesamtkosten der<br />

<strong>energetische</strong>n <strong>Sanierung</strong> betrugen 4,5 Millionen Euro, finanziert unter<br />

anderem durch ein Darlehen im Rahmen des KfW-CO2-Minderungsprogramms.<br />

„Die Mehrkosten gegenüber einem konventionellen<br />

Wärmedämm-Verbundsystem waren mit 15 bis 20 Prozent deutlich<br />

geringer als befürchtet“, sagt Vorstandsmitglied Soellner. Eine Investition,<br />

die sich zudem bald rentieren dürfte: Der Primärenergiebedarf<br />

konnte von 403 kWh/m²a vor der <strong>Sanierung</strong> um 78 Prozent<br />

auf 86 kWh/m²a reduziert werden. „Der Weg zu dieser für alle Beteiligten<br />

zufriedenstellenden Lösung war hart und langwierig. Aber<br />

der Erfolg, gewachsen aus dem Zusammenwirken qualifizierter<br />

Fachleute, innovativer Hersteller, experimentierfreudiger Handwerker,<br />

kompromissfähiger Denkmalschützer und <strong>eines</strong> mutigen, beharrlichen<br />

Bauherrn, spricht für sich“, lautet das Fazit des geschäftsführenden<br />

Vorstands.<br />

www.gartenstadt-nuernberg.de<br />

immobilienporträts<br />

Für die Durchführung von<br />

<strong>energetische</strong>n <strong>Sanierung</strong>en<br />

sprechen nicht nur die harten<br />

Fakten, sondern vor allem<br />

auch „weiche“ Faktoren: ein<br />

aufgewertetes Wohnumfeld<br />

und ein deutlich verbessertes<br />

Wohlfühlgefühl.<br />

Linkes Bild: der „Stellfuchs“.<br />

19


gestaltung<br />

fenster band eingang fläche<br />

Die Fassade – Visitenkarte <strong>eines</strong> Hauses<br />

Für den ersten Eindruck gibt es in der Regel keine zweite Chance. Das<br />

gilt im besonderen Maße für das Erscheinungsbild von Immobilien. Die<br />

Fassade fungiert als Visitenkarte. Ein gutes Gestaltungskonzept leistet<br />

einen wertvollen Beitrag für die erfolgreiche Vermarktung und wirkt sich<br />

somit positiv auf die langfristige Wertentwicklung des Objektes aus.<br />

Im Rahmen einer vierteiligen Serie werden Wirkungsweisen verschiedener<br />

Gestaltungsansätze für Fassaden erläutert. Teil 1 befasst sich mit dem<br />

Element Fenster.<br />

20<br />

Wiederholende Gestaltung:<br />

Die Faschen werden gleichmäßig links stark, rechts<br />

dagegen schwach ausgebildet.<br />

Wenn dafür hellere und dunklere Farbtöne abwechselnd<br />

eingesetzt werden, entsteht ein schachbrettartiges,<br />

unaufdringliches und doch interessantes<br />

Fassadenbild (siehe Beispiel auf der rechten Seite,<br />

oben).<br />

Wechselnde Gestaltung:<br />

Hier werden die Fenster optisch betont durch eine<br />

einseitige und breite Ausbildung der Faschen.<br />

Ein dynamisches Fassadenbild entsteht, wenn pro<br />

<strong>Sto</strong>ckwerk die „Richtung“ der Farbfelder wechselt.<br />

Die ursprünglich klar erkennbare „Lochfassade“ mit<br />

gleichmäßigen Fensterabständen wird aufgelöst.<br />

Verknüpfende Gestaltung:<br />

Jeweils zwei Fenster werden durch Farbflächen optisch<br />

verknüpft. Ein Rhythmus entsteht durch die je <strong>Sto</strong>ckwerk<br />

versetzte Anordnung der Farbflächen. Diese<br />

Flächen sollten eher dunkel als hell gestaltet sein,<br />

um diesen Gliederungseffekt erreichen zu können.<br />

Rhythmische Gestaltung:<br />

Ungleichmäßig stark ausgeformte Faschen bestimmen<br />

das Fassadenbild. Geordnet wird dieser Entwurf durch<br />

die jeweilige Spiegelung der Faschenausbildung,<br />

wechselnd entweder von unten nach oben oder von<br />

links nach rechts (siehe auch das Beispiel auf der<br />

rechten Seite, unten).


Voraussetzung für eine individuelle und angemessene<br />

Fassadengestaltung ist die Analyse der<br />

Qualitäten und Mängel der baulichen Gestalt<br />

und der architektonischen Besonderheiten.<br />

Relevant sind darüber hinaus die Lage des<br />

Objekts, die Mieterstruktur sowie der Anspruch<br />

des Investors. Erst dann beginnt die eigentliche<br />

gestalterische Arbeit. Hier zählt Kreativität,<br />

vor allem aber auch Erfahrung in Bezug auf<br />

die Wirkung von Farben und Flächen der Gestaltungselemente<br />

wie auch in Bezug auf<br />

das technisch Machbare und Mögliche.<br />

Bei der Lösung dieser komplexen Analyse- und<br />

Gestaltungsaufgabe ist es gut, sich mit Profis<br />

zu unterhalten – ausgebildeten Farbgestaltern,<br />

wie das Team von <strong>Sto</strong>Design, das deutschlandweit<br />

aufgestellt ist.<br />

www.sto.de/we<br />

gestaltung<br />

„Das Konzept einer Fassadengestaltung kann dann<br />

als gelungen bezeichnet werden, wenn ästhetische<br />

und ökonomische Erwägungen zu einem individuellen<br />

Entwurf zusammengeführt wurden.“<br />

Die rhythmische Gestaltung der Fassade durch spiegelbildlich wechselnde Faschenflächen kann durch einfachen Farbwechsel erfolgen. Gesteigert wird die optische<br />

Wirkung durch zusätzliche plastische Ausformungen, zum Beispiel mittels unterschiedlicher Dämmstoffstärken.<br />

21


gestaltung<br />

22<br />

Bauherr:<br />

WohnBau Mühlheim am Main GmbH,<br />

Mühlheim/Main<br />

Architektur:<br />

WohnBau Mühlheim am Main GmbH,<br />

Mühlheim/Main<br />

Standort:<br />

Ulmenstraße, Mühlheim/Main<br />

3 Fragen an ...<br />

Stefan Krause, Fachingenieur Farbe<br />

und <strong>Sto</strong>Design-Farbberater, über ein<br />

ungewöhnliches Gestaltungskonzept<br />

in Mühlheim am Main.<br />

Herr Krause, Buchstaben an einer Häuserfassade anzubringen, ist nicht<br />

alltäglich. Wie ist die Idee dazu entstanden?<br />

Stefan Krause: Die kam vom Eigentümer, der WohnBau Mühlheim, selbst.<br />

Geschäftsführer Ralf Petzold und Architekt Roland Rau wollten dem Quartier eine<br />

eigene Note geben und speziell diesen Straßenabschnitt als eine Art Unterzentrum<br />

aufwerten. Die Lettern machen neugierig und sorgen dafür, dass sich der<br />

Betrachter damit näher auseinandersetzt. Das Gedicht, aus dem zitiert wurde,<br />

stammt übrigens von einem bekannten Künstler der Region, Hagen Bonifer.<br />

Worin bestand die Herausforderung bei diesem Vorhaben?<br />

In erster Linie in der Umsetzung. Buchstaben in dieser Größe findet man an<br />

Hausfassaden eher selten. Schließlich erhöhen solch ausgeprägte Vor- und Rücksprünge<br />

den Pflegeaufwand für die Fassade. Zusammen mit den Kollegen aus<br />

dem Bereich Technik haben wir die bestmögliche Gestaltung und Anordnung der<br />

Lettern besprochen und uns schließlich für eine Lösung mit <strong>Sto</strong>Deco-Plan-Platten<br />

entschieden, mit denen wir normalerweise Fassadenprofile gestalten. Diese<br />

Platten haben den Vorteil, dass sie sich leicht verarbeiten lassen – eine Eigenschaft,<br />

die sich vor allem beim Ausfräsen positiv bemerkbar gemacht hat.<br />

Die Farbauswahl für die drei Objekte sticht deutlich hervor. Was ist der<br />

Gedanke dahinter?<br />

Sie spielt für die Zielsetzung, die Wohnqualität sichtbar zu machen, eine<br />

wichtige Rolle. Das Farbkonzept durchbricht gezielt die üblichen Sehgewohnheiten<br />

und wurde deshalb auch intensiv diskutiert. Umfassende Ansichtszeichnungen,<br />

Pläne, Renderings und Putzmuster haben uns dabei geholfen, dass wir uns die<br />

Wirkungsweise der Farbtöne in dieser Konstellation konkret vorstellen konnten.<br />

<strong>Sto</strong>-Leistungen:<br />

Fassadendämmsystem (<strong>Sto</strong>Therm<br />

Mineral), Fassadenfarbe (Lotusan),<br />

Architekturelemente (<strong>Sto</strong>Deco Plan),<br />

<strong>Sto</strong>Design-Farbgestaltung<br />

Verarbeiter:<br />

DaKa Kalenik Baudeco GmbH,<br />

Mühlheim/Main


<strong>Sto</strong>Therm Classic – konsequent wirtschaftlich<br />

Das Original<br />

Aus Erfahrung gut: In den vergangenen 45 Jahren wurden rund<br />

100 Millionen m² Fassadenfläche in allen Klimazonen dieser Erde mit<br />

dem zementfreien System ausgestattet. Während dieser Zeit wurde<br />

<strong>Sto</strong>Therm Classic stets auf dem neuesten Stand des technisch<br />

Machbaren und des wirtschaftlich Sinnvollen gehalten. Die mit<br />

Abstand niedrigste Reklamationsquote im Markt belegt den Erfolg<br />

dieser Anstrengung. Wärmedämm-Verbundsysteme sparen Heizkosten<br />

und sorgen für behagliche Wohnräume. Das auf dem<br />

Dämmstoff Polystyrol basierende <strong>Sto</strong>Therm Classic sorgt zudem<br />

für eine gute Wasserdampf- und CO2-Diffusion sowie für sehr<br />

guten Feuchteschutz. Und es gehört in die absolute Spitzenklasse<br />

der unterschiedlichen WDVS-Varianten, wenn es um Schlagschutz,<br />

Risssicherheit und Wirtschaftlichkeit geht.<br />

Zementfreie Systeme bieten den größten Widerstand gegen einen<br />

harten <strong>Sto</strong>ß. Schon mit dem Standardaufbau übertrifft <strong>Sto</strong>Therm<br />

Classic die aktuell gültigen Kriterien der europäischen Leitlinie<br />

ETAG 004 und erreicht Testwerte von 15 Joule. In der Aufbauvariante<br />

für den Sockel steigert sich diese <strong>Sto</strong>ßfestigkeit auf bis<br />

zu 60 Joule – und das ganz ohne teure Kohlefaserschnipsel.<br />

Das bis zur Hochhausgrenze (max. 22 Meter) zugelassene System<br />

technik<br />

<strong>Sto</strong>Therm Classic hält, was es verspricht. Das<br />

organische System bietet eine deutlich höhere<br />

<strong>Sto</strong>ß- und Schlagfestigkeit als mineralische<br />

Systeme, es garantiert maximale Risssicherheit,<br />

denn es besteht durchgängig aus absolut<br />

zementfreien Systemkomponenten.<br />

Unten: Verklebung (1), Dämmung (2),<br />

Armierungsmasse (3), Armierungsgewebe (4)<br />

und Schlussbeschichtung (5).<br />

Das erste Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) hat <strong>Sto</strong> bereits 1964 ausgeführt. Und schon diese<br />

„Ur-Variante“ des heute weltweit verbreiteten <strong>Sto</strong>Therm Classic wies eine bis zu zehnmal höhere<br />

Rissfestigkeit und eine fünf- bis zehnmal höhere Schlag- und <strong>Sto</strong>ßresistenz auf als die viel später<br />

entwickelten Systeme auf Kalk- oder Zementbasis.<br />

kann auf Mauerwerk, Betonfertigteilen und im Holzbau eingesetzt<br />

werden. Die hohe Flexibilität seiner Bestandteile sorgt für eine überlegene<br />

Risssicherheit und macht Diagonalarmierungen an den<br />

Gebäudeöffnungen überflüssig. Eine perfekt auf die Produkte abgestimmte<br />

Silo- und Maschinentechnik sorgt für deutlich verkürzte<br />

Arbeits- und damit Gerüststandzeiten. Extrem bewohnerfreundlich<br />

ist auch die <strong>Sto</strong>-Turbofix-Technologie: Sie lässt den Aufwand für<br />

Logistik, Materialverteilung, Rüst- und Reinigungszeiten erheblich<br />

schrumpfen und sorgt auch für aufgeräumte, schmutzarme und<br />

vor allem leise Baustellen.<br />

Auch die zementfreien Oberputze überzeugen. Sie trocknen gleichmäßig<br />

auf, sind vielfältiger tönbar als mineralische Produkte und<br />

kennen keine Ausblühungen. Einen erheblichen Zusatznutzen bietet<br />

Lotusan, der erste Oberputz mit Lotus-Effect ® . Seine mikrostrukturierte<br />

und extrem wasserabweisende Oberfläche sorgt für eine stark<br />

reduzierte Haftung von Schmutzpartikeln und Mikroorganismen.<br />

Weiterführende Informationen zu <strong>Sto</strong>Therm Classic<br />

und seinen Anwendungsmöglichkeiten erhalten Sie unter<br />

www.sto.de/we<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

3<br />

5<br />

23


technik<br />

WDVS-Aufdoppelung: Geld, Energie und Ressourcen sparen<br />

Doppelt dämmt besser<br />

Ebenso wie konventionell verputzte Fassaden altern auch die Oberflächen<br />

von Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS). Drei Jahrzehnte<br />

nach ihrer Montage wird häufig eine optische Erneuerung notwendig.<br />

Zudem sprechen gestiegene <strong>energetische</strong> Anforderungen in vielen<br />

Fällen für eine Optimierung. Aufwendige Abbrucharbeiten und das<br />

vollständige Ersetzen <strong>eines</strong> nicht mehr leistungsfähigen Systems<br />

können jedoch vermieden werden. Die <strong>Sto</strong> AG hat mit der Aufdoppelung<br />

eine Methode entwickelt, mit der das alte Dämmsystem<br />

nicht entsorgt werden muss, sondern in ein neues Konzept integriert<br />

werden kann.<br />

Die Vorgehensweise<br />

Das Prinzip ist an sich einfach: Auf das alte Dämmsystem wird ein<br />

neues WDVS aufgebracht; vorausgesetzt, die Standsicherheit der<br />

vorhandenen Dämmung ist gegeben. Um festzustellen, in welchem<br />

Zustand sich die ursprüngliche Befestigung befindet, wird deshalb<br />

24<br />

Oben: Anordnung der Dämmplatten<br />

beim ursprünglichen System (in<br />

Orange). Fugenversetzte Anordnung<br />

bei der Aufdoppelung (in Blau<br />

dargestellt).<br />

Links: Fachleute prüfen an mehreren<br />

Stellen, ob die Standfestigkeit des<br />

alten WDVS gegeben ist, bevor die<br />

neue Dämmschicht angebracht wird.<br />

<strong>Mit</strong> dem Verfahren der „Aufdoppelung“ lassen sich nicht mehr ausreichend gedämmte Häuser auf<br />

den heutigen Standard aufrüsten, ohne dass die alte Dämmung entfernt werden muss. Stattdessen<br />

montieren die Handwerker eine neue Dämmung direkt auf die bestehende Fassade und nutzen so das<br />

alte System weiter. Dieses bauaufsichtlich zugelassene Verfahren spart ebenso Zeit wie Ressourcen und<br />

vermeidet kostspielige Abbrucharbeiten.<br />

zunächst an fünf repräsentativen Stellen auf einer Fläche von jeweils<br />

circa 0,5 m² das bestehende System geöffnet. Nach Sicherstellung<br />

der Tragfähigkeit des alten Systems kann eine vollflächige Verklebung<br />

neuer Dämmplatten aus Mineralwolle, Mineralwollelamellen oder<br />

Polystyrol-Hartschaum erfolgen. Für zusätzliche Standsicherheit des<br />

neuen Gesamtsystems sorgt eine Verdübelung der neuen Dämmplatten<br />

– durch die alte Dämmebene hindurch im massiven Mauerwerk.<br />

Die Mehrkosten <strong>eines</strong> solchen Vorgehens sind gering: Zu dem auch<br />

bei einer konventionellen Putzsanierung anfallenden Aufwand für<br />

Gerüst, Armierungs- und Deckputz kommen lediglich die neuen<br />

Dämmplatten, Fensterbänke und Anschlüsse hinzu.<br />

Sie interessieren sich für die Aufdoppelung von Dämmsystemen?<br />

Details erfahren Sie unter www.sto.de/we


technik<br />

Sand besteht aus Quarzkörnern – dem Ausgangsmaterial für alle silikatischen Bauprodukte. Diese enthalten idealerweise weder Konservierungsstoffe noch Lösemittel.<br />

TÜV-Siegel oder natureplus-Nachweise belegen das – und beruhigen nicht nur Alllergiker oder empfindliche Menschen.<br />

Innenräume: Test belegt Wirksamkeit von Silikatfarben<br />

Das hasst der Pilz<br />

Die Wirksamkeit von Innensilikatprodukten gegen Schimmelpilze bewies ein wissenschaftlich begleiteter<br />

Feldversuch der GBG Mannheim im Jahr 2007.<br />

Dipl.-Ing. (FH) Andreas Oberle,<br />

internat. Produktmanagement<br />

Innenbeschichtungen, <strong>Sto</strong> AG<br />

Schimmel in Wohnungen ist ein<br />

Problem, und zwar k<strong>eines</strong>wegs nur<br />

ein ästhetisches: Schimmel kann<br />

Bausubstanz zerstören, sorgt für Mietausfälle<br />

sowie Leerstände und kann<br />

laut Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) Asthma, Allergien und Atemwegserkrankungen<br />

verursachen.<br />

Notwendige Voraussetzung für sein<br />

Wachstum ist immer Feuchte. Ohne<br />

Wasser keine Pilze! Neben externen<br />

Ursachen wie Wasserschäden können<br />

auch interne Faktoren für zu hohe<br />

Feuchte sorgen: kalte, unzureichend gedämmte Außenwände, an<br />

denen die Luftfeuchte kondensiert, die durch normale Nutzung<br />

(Duschen, Kochen, Wäschetrocknen) immer wieder sprunghaft<br />

ansteigt. Das unbestritten wichtige Lüften alleine reicht nicht aus,<br />

dieser Kondensationsfeuchte Herr zu werden.<br />

Pilze mögen kein alkalisches Milieu. Innenbeschichtungen (Spachtel,<br />

Putze und Farben) sollten darum einen dauerhaft hohen pH-Wert<br />

aufweisen. Dies ist der Fall bei modernen Silikatbeschichtungen, ihr<br />

pH-Wert von 11,00 entspricht dem einer Seifenlauge und bleibt über<br />

Jahre unverändert, das heißt, ihre Wirksamkeit gegenüber Schimmelpilzen<br />

verringert sich nicht.<br />

Ob Silikate auch in der Praxis halten, was die Theorie verspricht, wollte<br />

die GBG Mannheim genau wissen. Für einen Feldversuch stellte sie vier<br />

von Schimmel befallene Testwohnungen unterschiedlicher Bausubstanz<br />

zur Verfügung. Nach einer professionellen Beseitigung der Pilze wurden<br />

Wände und Decken mit Silikatprodukten beschichtet. Das Ingenieurbüro<br />

Dr. Geyer + Golisch Bauphysik (GGB), Mannheim, maß in der<br />

Folgezeit kontinuierlich die Luftfeuchte in den Wohnungen sowie die<br />

Temperatur und Feuchte der Wände. Das Ergebnis nach neun Monaten:<br />

Obwohl zu befürchten war, dass die hohe Raum-/Luftfeuchtigkeit auf<br />

den untersuchten Flächen erneuten Schimmelpilzbefall auslösen<br />

könnte, zeigten diese „in drei der vier untersuchten Wohnungen bisher<br />

keinen erneuten Schimmelpilzbefall. Dies gilt auch für die Wohnungen<br />

Nr. 1 und 2, in denen extrem hohe Raumluftfeuchten auftraten<br />

(Dr. Christoph Geyer, GGB).“ Lediglich in einer Wohnung<br />

wurden Wandflächen erneut befallen, wobei unbehandelte angrenzende<br />

Hölzer als Ursprung des neuen Befalls ermittelt wurden.<br />

Einzelheiten zum <strong>Sto</strong>-Innensilikatsortiment finden Sie<br />

unter www.sto.de/we<br />

25


weltweit<br />

Die Innenhöfe sind rechtwinklig angeordnet<br />

und bieten den Bewohnern<br />

vielfältige Sitz- sowie Spielmöglichkeiten.<br />

Die durchlaufenden Brüstungen der<br />

Balkone betonen die Horizontale, die<br />

durch senkrechte Aluminiumlamellen<br />

aufgelockert wird.<br />

26


weltweit<br />

Europas Vorreiter: das Lodenareal<br />

Seit Herbst 2009 ist Europas größte Wohnanlage in Passivhausbauweise<br />

bezugsfertig. Auf dem ehemaligen Lodenareal im Norden von Innsbruck<br />

ist nach den preisgekrönten Entwürfen des Architekturbüros din a4 ein<br />

Mix aus 354 Mietwohnungen in Passivhausbauweise und 126 Eigentumswohnungen<br />

nach Niedrigenergiehausstandard entstanden.<br />

Eine Wohnanlage in dieser Größenordnung im Passivhausstandard zu entwickeln, war nicht<br />

zuletzt wegen fehlender Erfahrungswerte aus Vergleichsprojekten für alle Beteiligten ein ambitioniertes<br />

Vorhaben. Ein längerer Planungsvorlauf und die Einbindung aller Fachdisziplinen ab der<br />

frühen Entwurfsphase bildeten die Grundlage für den Projekterfolg. Über die Einhaltung der im<br />

Vorfeld errechneten Werte und die Zertifizierung wachte das „Passivhaus Institut“, Darmstadt, das<br />

unter Leitung von Prof. Wolfgang Feist die Baumaßnahme während der gesamten Realisierungsphase<br />

begleitet hat.<br />

80 Prozent Energieeinsparung<br />

Ein breites Spektrum von baulichen Maßnahmen ermöglicht eine Einsparung von 80 Prozent des<br />

gesamten Energiebedarfs gegenüber herkömmlichen Gebäuden. So sind die Außenwände oberirdisch<br />

mit 30 cm, die Dächer mit 40 cm und die Balkone mit 24 cm dicken Mineralwolle-Lamellenplatten<br />

gedämmt. Durch die einfache Gebäudegeometrie der sechs L-förmigen Riegel ließen<br />

sich diese leicht montieren. Unterirdisch erhielten Decken und Wände eine 24 bzw. 26 cm dicke<br />

Dämmung. Zudem wurden Tür- und Fensterstürze gedämmt und Wärmebrücken auf ein Mindestmaß<br />

reduziert. Ein „Blower-Door-Test“ bestätigte die Luftdichtheit der Gebäudehülle.<br />

Sämtliche Wohnungen sind mit dreifach verglasten Fenstern ausgestattet und verfügen über<br />

schallschutzoptimierte Komfortlüftungen. Zur Optimierung des Energiebedarfs verläuft die<br />

Fußbodenheizung – außer im Badezimmer – nur in den Wohnungsrandzonen. Zwei Grundwasserbrunnen<br />

dienen zur Klimatisierung der Wohnungen. Die Heizung wird mittels Gasbrennwertund<br />

Pelletkessel betrieben, die auch für das Warmwasser sorgen.<br />

Bauherr:<br />

Neue Heimat Tirol, Innsbruck, AT<br />

ZIMA (Bauträger), Innsbruck, AT<br />

Architekt:<br />

Architekturwerkstatt din a4, Innsbruck, AT<br />

Architekturhalle Wulz-König, Telfs, AT<br />

teamk2 [architects], Innsbruck, AT<br />

Standort:<br />

General-Eccher-Straße, Innsbruck, AT<br />

<strong>Sto</strong>-Leistungen:<br />

Fassadendämmsystem (<strong>Sto</strong>Therm Vario),<br />

Tiefgaragendeckendämmung (<strong>Sto</strong>Therm<br />

Deckendämmung), Innenfarben<br />

Verarbeiter:<br />

HAGA Bau- und Putz Ges.m.b.H., Tulfes, AT<br />

KPS Ötztal Putz GmbH, Ötztal-Bahnhof, AT<br />

27


Kann mehr einstecken,<br />

als Mieter austeilen.<br />

Bester Schutz gegen Beschädigungen: Wärmedämmung von <strong>Sto</strong>.<br />

Das langlebigste und widerstandsfähigste<br />

Wärmedämm-Verbundsystem von <strong>Sto</strong> heißt<br />

seit über 40 Jahren <strong>Sto</strong>Therm Classic. Höchste<br />

Systemsicherheit sorgt für eine Reklamationsquote,<br />

die praktisch gegen Null geht. Noch<br />

mehr schlagende Argumente?<br />

Entdecken auch Sie die Welt von <strong>Sto</strong>. Unseren Service, unsere Produkte –<br />

in über 50 Ländern weltweit. Mehr Infos unter: www.sto.de<br />

• 5- bis 10-fach höhere Schlagfestigkeit im Vergleich<br />

zu mineralischen Systemen<br />

• Sockelfestigkeit bis zu 60 Joule realisierbar<br />

• Höchste Risssicherheit<br />

• Kombinierbar mit vielen innovativen<br />

Fassadenbeschichtungen<br />

Art.-Nr. 9671-248 Rev.-Nr. 01/03.10

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