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Dr. Reinhard Möckel räumt mit Wolf-Vorurteilen auf - lausitzer-jgv.de

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Lausitzer Rundschau<br />

Hoyerswerda 18.02.2012<br />

Verletzter <strong>Wolf</strong> eingeschläfert<br />

Königswartha Der am vergangenen Donnerstag bei Königswartha (Landkreis Bautzen) gefun<strong>de</strong>ne <strong>Wolf</strong><br />

ist eingeschläfert wor<strong>de</strong>n. Das teilte das Landratsamt <strong>mit</strong>. Nach ärztlicher Untersuchung und in<br />

Rücksprache <strong>mit</strong> Fachleuten entschied die zuständige Naturschutzbehör<strong>de</strong>, das verletzte Tier nicht<br />

weiter zu behan<strong>de</strong>ln.<br />

Der tote <strong>Wolf</strong> wird im Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin untersucht. Foto:<br />

Landratsamt Görlitz<br />

Foto: Landratsamt Görlitz<br />

Der <strong>Wolf</strong> wies mehrere entzün<strong>de</strong>te Wun<strong>de</strong>n <strong>auf</strong>. Möglicherweise hat eine Blutvergiftung zu<br />

Schwächung <strong>de</strong>s Tieres beigetragen. Um das zu klären, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kadaver zur weiteren<br />

Untersuchung an das Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin gebracht.<br />

Bei <strong>de</strong>m Tier han<strong>de</strong>lt es sich um das Vatertier <strong>de</strong>s Milkeler Ru<strong>de</strong>ls. Das ist <strong>de</strong>r zweite tote <strong>Wolf</strong> in<br />

diesem Jahr. Januar wur<strong>de</strong> bereits die Fähe <strong>de</strong>s Daubaner Ru<strong>de</strong>ls überfahren.<br />

Cottbus 21.02.2012<br />

Mögliche <strong>Wolf</strong>sattacke <strong>auf</strong> Bullenkalb in Müschen<br />

Müschen Die Lausitzer <strong>Wolf</strong>sru<strong>de</strong>l könnten ihre Reviere bis an <strong>de</strong>n Spreewald ausge<strong>de</strong>hnt haben. Im<br />

Burger Ortsteil Müschen gab es in <strong>de</strong>r vergangenen Woche einen Angriff <strong>auf</strong> eine Rin<strong>de</strong>rher<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r<br />

diese Vermutung nahe legt.<br />

Wölfe könnten für <strong>de</strong>n Spreewald zum Thema wer<strong>de</strong>n.<br />

Als Matthias Schallmea am Donnerstag nach seinen Kühen sah, erwartete ihn eine schreckliche<br />

Überraschung. Ein Tier hatte offensichtlich gekalbt. Doch vom Kalb fand er einige Meter entfernt<br />

nur noch <strong>de</strong>n Kopf, Knochen und Fellfetzen. „Ein so übel zugerichtetes Tier habe ich in 20 Jahren<br />

Rin<strong>de</strong>rhaltung noch nie gesehen“, sagte er. Große Pfotenspuren <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Koppel und <strong>de</strong>r Fakt, dass<br />

von einem schätzungsweise 45 Kilogramm schweren Bullenkalb weniger als die Hälfte übrig<br />

geblieben war, nährten beim Tierhalter und einem herbeigerufenen Jäger <strong>de</strong>n Verdacht, dass es<br />

1


sich um eine <strong>Wolf</strong>sattacke gehan<strong>de</strong>lt haben könnte.<br />

Lange Untersuchung<br />

Ein herbeigerufener ehrenamtlicher Mitarbeiter <strong>de</strong>s Naturschutzbun<strong>de</strong>s nahm die Situation <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r<br />

Wei<strong>de</strong> <strong>auf</strong> und barg <strong>de</strong>n Kadaver. Er soll in Frankfurt/O<strong>de</strong>r durchs Lan<strong>de</strong>sumweltamt untersucht<br />

wer<strong>de</strong>n, um festzustellen, ob ein wil<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Hund o<strong>de</strong>r <strong>Wolf</strong> das Kalb gerissen hat. Dies könne vier<br />

bis sechs Wochen dauern. Da die bisherige, für Kühe genügen<strong>de</strong> Sicherung <strong>mit</strong> zwei <strong>Dr</strong>ähten und<br />

einem am Graben als nicht auszureichen<strong>de</strong>r Schutz gegen weitere Attacken eingeschätzt wur<strong>de</strong>,<br />

<strong>de</strong>montierte Matthias Schallmea Teile einer Pfer<strong>de</strong>koppel und verstärkte da<strong>mit</strong> die acht Hektar<br />

große Wei<strong>de</strong>. Am Folgetag nahm auch ein ehrenamtlicher Mitarbeiter <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sumweltamtes <strong>de</strong>n<br />

Fall <strong>auf</strong> und äußerte Zweifel an einer <strong>Wolf</strong>sattacke. Er riet, <strong>de</strong>nnoch Verstärkungen am Wei<strong>de</strong>zaun<br />

durchzuführen. Obwohl es für schon getroffene Maßnahmen keine För<strong>de</strong>r<strong>mit</strong>tel gebe. Eine<br />

Entschädigung gebe es nur, wenn <strong>de</strong>r <strong>Wolf</strong> ein<strong>de</strong>utig erwiesen sei.<br />

Entschädigung unklar<br />

Matthias Schallmea schätzt <strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>n und die Zusatzkosten für <strong>de</strong>n Bauernhof Gummelt <strong>auf</strong> 1000<br />

Euro. Zu<strong>de</strong>m fürchtet er eine Wie<strong>de</strong>rholung solcher Attacken. „Die Behör<strong>de</strong>n haben in <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit unbürokratische Hilfen und Entschädigungen auch bei mutmaßlichen <strong>Wolf</strong>sangriffen<br />

versprochen. Davon habe ich noch nichts bemerkt. Über mehr Hilfe durch das Lan<strong>de</strong>sumweltamt<br />

hätte ich mich angesichts <strong>de</strong>r schwierigen Situation schon gefreut.“<br />

Zu<strong>de</strong>m gibt es <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Bauernhof <strong>mit</strong> Ferienwohnungen ein zweites Problem. Bisher galt <strong>de</strong>r<br />

Spreewald als wolfsfrei, Fragen möglicher und angereister Feriengäste nach <strong>de</strong>m Isegrim konnten<br />

bisher verneint wer<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Wolf</strong>sattacken wur<strong>de</strong>n zumin<strong>de</strong>st öffentlich nicht bekannt. Es gibt aber Berichte von Jägern über<br />

Fährten, die <strong>auf</strong> durchziehen<strong>de</strong> Tiere hin<strong>de</strong>uten. Seit <strong>de</strong>m Vorjahr wer<strong>de</strong>n immer wie<strong>de</strong>r<br />

entsprechen<strong>de</strong> Spuren ent<strong>de</strong>ckt.<br />

Viele Kleinbetriebe<br />

Vor Angriffen <strong>auf</strong> wei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Tiere können sich die Landwirte im Spreewald und <strong>de</strong>n Randgebieten<br />

nur schwer schützen. Fast alle betreiben Höfe, Wei<strong>de</strong>n und Viehzucht nur im Nebenerwerb. Der<br />

Verlust von Tieren trifft sie wirtschaftlich aber auch emotional stärker als größere Betriebe. Der<br />

höhere Aufwand zur Absicherung <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r die von Behör<strong>de</strong>n empfohlene Anschaffung<br />

spezieller Schutzhun<strong>de</strong> verursachen Mehrkosten, die für die kleinen Landwirte nur schwer<br />

<strong>auf</strong>zufangen sind.<br />

Noch kein Aktionsplan<br />

Welche Auswirkungen <strong>Wolf</strong>sreviere o<strong>de</strong>r das regelmäßige Auftauchen <strong>de</strong>r Tiere im Spreewald für<br />

<strong>de</strong>n Tourismus haben könnten, ist noch ungewiss. „Wir haben für diesen Fall noch keinen<br />

Aktionsplan“, <strong>räumt</strong>e <strong>de</strong>r Burger Amtsdirektor Ulrich Noack ein. Er warnte vor Panik und riet, die<br />

Ergebnisse <strong>de</strong>r Untersuchung abzuwarten. Angesichts stetig steigen<strong>de</strong>r Bestän<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r daraus<br />

folgen<strong>de</strong>n Ausweitung <strong>de</strong>r Reviere, wür<strong>de</strong>n Wölfe aber über kurz o<strong>de</strong>r lang zu einem Thema für Burg<br />

und die Nachbargemein<strong>de</strong>n. „Wir wer<strong>de</strong>n uns in <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Gremien sachlich <strong>mit</strong> diesem<br />

Problem auseinan<strong>de</strong>rsetzen und gemeinsam <strong>mit</strong> Abgeordneten, Bürgern und Fachleuten nach<br />

Lösungen suchen.“<br />

Von Ronald Ufer<br />

Lübben 03.03.2012<br />

Der <strong>Wolf</strong> im Kreuzfeuer <strong>de</strong>r Kritik<br />

Altdöbern Was die Rückkehr <strong>de</strong>r Wölfe betrifft, spalten sich die Lausitzer in drei Lager. „Herzlich<br />

willkommen, du hast uns gefehlt“, sagen die einen, „wir konnten und können sehr gut ohne dich<br />

leben“, die an<strong>de</strong>ren. Eine Diskussionsveranstaltung am Donnerstagabend in Altdöbern ließ eine<br />

dritte Bewegung erkennen: Bürger, die <strong>de</strong>n <strong>Wolf</strong> zwar dul<strong>de</strong>n, ihn jedoch unter Kontrolle wissen<br />

möchten.<br />

2


Willkommen, gedul<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r als gefährlich eingestuft - Wölfe schei<strong>de</strong>n die Geister in <strong>de</strong>r<br />

Nie<strong>de</strong>rlausitz.Foto: Archiv<br />

Foto: Archiv<br />

Ob <strong>de</strong>nn ausgerechnet das „Schützenhaus“ <strong>de</strong>r richtige Ort für ein öffentliches Forum sei, lautete<br />

eine Facebook-Anfrage an die CDU Oberspreewald-Lausitz. „Das ist ein Beleg dafür, dass zum Thema<br />

<strong>Wolf</strong> <strong>auf</strong> vielen Kommunikationsebenen diskutiert wird“, bemerkte Landtagsabgeordnete Roswitha<br />

Schier (CDU). Die Christ<strong>de</strong>mokraten hatten zu <strong>de</strong>m Dialog eingela<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>m we<strong>de</strong>r Panikmache<br />

noch Verharmlosung dominieren sollte. „Der <strong>Wolf</strong> steht als bedrohte Art <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Roten Liste. Unsere<br />

Aufgabe ist es, günstige Erhaltungssituationen zu schaffen“, betonte Gerhard Adams. Der Leiter <strong>de</strong>s<br />

Artenschutzreferats im Bun<strong>de</strong>sumweltministerium erklärte: „Die Rückkehr <strong>de</strong>s <strong>Wolf</strong>es konfliktfrei zu<br />

gestalten ist und bleibt unsere größte Herausfor<strong>de</strong>rung.“ Dies hänge auch davon ab, ob es gelingt,<br />

Isegrim von „seinem Image zu befreien“.<br />

„Es ist bisher keine Situation in Deutschland bekannt, bei <strong>de</strong>m sich ein <strong>Wolf</strong> aggressiv Menschen<br />

genähert hat“, pflichtete ihm Nabu-<strong>Wolf</strong>sexperte Markus Bathen bei. Entgegen <strong>de</strong>r Behauptung, <strong>de</strong>r<br />

<strong>Wolf</strong> wür<strong>de</strong> sich zunehmend besie<strong>de</strong>ltem Gebiet nähern und Nutztiere reißen, verwies Bathen <strong>auf</strong><br />

belastbare Aufzeichnungen. Demnach stün<strong>de</strong>n nach Reh, Rotwild, Wildschwein und Hase die<br />

heimischen Nutztiere nur zu 0,5 Prozent <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Speisekarte <strong>de</strong>r Wölfe. „Untersuchte Nutztierrisse<br />

belegen, dass in nur etwa 50 Prozent <strong>de</strong>r Fälle ein <strong>Wolf</strong> als Verursacher in Betracht kommt“,<br />

versicherte er. Je<strong>de</strong>s gerissene Nutztier sei eines zu viel, hielt Peter <strong>Dr</strong>enske dagegen.<br />

„Wie viele Landwirte, die Tierhaltung im Nebenerwerb betreiben, müssen noch <strong>auf</strong>geben, da<strong>mit</strong><br />

Sympathisanten erkennen, dass <strong>de</strong>r <strong>Wolf</strong> hier nicht hergehört?“, fragte <strong>de</strong>r Schacksdorfer (Elbe-<br />

Elster). Nicht genug, dass Fuchs, Mar<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Waschbären zur Plage gewor<strong>de</strong>n sind, hole man jetzt<br />

auch noch ein gefährliches Raubtier ins Land, beklagte er.<br />

Aus Sicht <strong>de</strong>s CDU-Landtagsabgeordneten Dieter Dombrowski bestehe hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

Wie<strong>de</strong>ransiedlung <strong>de</strong>s <strong>Wolf</strong>es, <strong>de</strong>s Schutzes von Mensch und Tier sowie einer Scha<strong>de</strong>nsprävention<br />

akuter Handlungsbedarf. „Mit unserem Antrag, <strong>de</strong>n bereits 1994 ratifizierten Managementplan für<br />

Wölfe in mehreren Punkten zu überarbeiten, sind wir im Landtag gescheitert“, informierte er die<br />

zahlreichen Zuhörer im Schützenhaussaal. In ihrem zehn Punkte umfassen<strong>de</strong>n Papier sprechen sich<br />

die Christ<strong>de</strong>mokraten unter an<strong>de</strong>rem für eine Aufnahme <strong>de</strong>s <strong>Wolf</strong>s ins Jagdrecht aus – das bei<br />

ganzjähriger Schonzeit, wie es bereits beim Luchs o<strong>de</strong>r Fischotter praktiziert wer<strong>de</strong>. Mehr<br />

Mitspracherecht, wenn es um <strong>Wolf</strong>sbelange geht, for<strong>de</strong>rte die Jägergil<strong>de</strong>. „Wir stehen im<br />

Interessenkonflikt zu <strong>de</strong>m Tier, das nun mal kein Gras frisst, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>m Wild nachstellt“, sagte<br />

Eberhard Perschk. Der Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jagdverban<strong>de</strong>s Oberspreewald-Lausitz appellierte an die<br />

Politik, in Bezug <strong>auf</strong> die <strong>Wolf</strong>spopulation sattelfeste, aber auch gerechte Grundlagen zu schaffen.<br />

Zum Schutz von Nutztieren vor Wölfen wur<strong>de</strong> die Errichtung von Elektrozäunen empfohlen, was<br />

jedoch nur wenig Zustimmung fand. „Ich habe gar nicht die Zeit und die Mittel, meine komplette<br />

Wei<strong>de</strong>fläche zu umzäunen“, sagte ein Landwirt aus Boblitz.<br />

Uwe Hegewald<br />

3


14.03.2012 Lausitzer Rundschau<br />

<strong>Wolf</strong>sspur bei Kleinkrausnik ent<strong>de</strong>ckt<br />

Sonnewal<strong>de</strong> Seit <strong>de</strong>m Jahre 2003 ist Michael Steuer als Jäger tätig. Jetzt hat <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>rsdorfer<br />

erstmals die Spur eines <strong>Wolf</strong>es ent<strong>de</strong>ckt. In seinem Wald zwischen Kleinkrausnik und Schwarzenburg<br />

hat Isegrim seinen Fußabdruck im Schnee hinterlassen.<br />

Am 16. Februar machte sich Michael Steuer <strong>auf</strong> <strong>de</strong>n Weg in seinen Wald unweit von Kleinkrausnik,<br />

wo er Bäume farblich kennzeichnete, die gefällt wer<strong>de</strong>n sollen. Da sah er plötzlich nicht nur ein<br />

starkes Ru<strong>de</strong>l Rehwild, ihm fiel auch eine <strong>auf</strong>fällig große Fährte ins Auge - zwölf Zentimeter lang<br />

und neun Zentimeter breit. Dass es sich um die Spur eines <strong>Wolf</strong>es han<strong>de</strong>lt, konnte Steuer zunächst<br />

nur vermuten. Erst als er die "zweifelsfreie Bestätigung" einer regionalen <strong>Wolf</strong>sbetreuerin hatte, wie<br />

er sagt, wollte er <strong>mit</strong> seiner Ent<strong>de</strong>ckung an die Öffentlichkeit gehen. Es sei gut zu erkennen<br />

gewesen, dass es sich dabei um einen Doppeltritt han<strong>de</strong>le, habe er erfahren. Die länglichen<br />

Zehenballen seien ein Beleg dafür, dass es sich um <strong>de</strong>n Abdruck eines <strong>Wolf</strong>es han<strong>de</strong>le.<br />

Für Heinz-Dietrich Hubatsch kommt diese Ent<strong>de</strong>ckung nicht überraschend. Der lei<strong>de</strong>nschaftliche<br />

"Jäger", <strong>de</strong>r jedoch lediglich <strong>mit</strong> seiner Kamera das Wild ins Visier nimmt und <strong>auf</strong> <strong>de</strong>n richtigen<br />

Schnappschuss wartet, hat nicht nur <strong>Wolf</strong>sspuren, son<strong>de</strong>rn sogar schon einen <strong>Wolf</strong> gesichtet. "Am<br />

Schäkerteich im Revier Wallhaus habe ich ihn gesehen - und er mich auch. Zum Fotografieren war<br />

lei<strong>de</strong>r keine Gelegenheit", bedauert Hubatsch. Der spricht davon, das sich bis zu fünf Wölfe in <strong>de</strong>r<br />

Rochauer Hei<strong>de</strong> <strong>auf</strong>halten, <strong>de</strong>ren Ausläufer bis ins Sonnewal<strong>de</strong>r Revier verl<strong>auf</strong>en. "Selbst Jäger<br />

bekommen Wölfe kaum zu Gesicht. Man merkt aber am Verhalten <strong>de</strong>s Wil<strong>de</strong>s, wenn ein <strong>Wolf</strong> durchs<br />

Revier streift", sagt <strong>de</strong>r seit Jahrzehnten Wild erfahrene Naturfreund. "Wenn sich Rotwild in großen<br />

Ru<strong>de</strong>ln zusammenfin<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r Muffelwild wegen <strong>de</strong>r besseren Übersicht <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Feldmark bleibt, ist<br />

das ein untrügliches Zeichen dafür, dass <strong>de</strong>r <strong>Wolf</strong> gewittert wird."<br />

Ein großer Abdruck im Schnee – im Vergleich dazu ein Handschuh.<br />

Für Michael Steuer und viele an<strong>de</strong>re Jäger ist die aktuelle <strong>Wolf</strong>sspur ein Alarmsignal. "Wenn <strong>de</strong>r<br />

<strong>Wolf</strong> bei uns heimisch wird, dann gibt es Störungen im Gleichgewicht <strong>de</strong>r Natur", ist sich <strong>de</strong>r<br />

Jagd<strong>auf</strong>seher sicher. Er befürchtet, dass die Zahl <strong>de</strong>s Wil<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utlich zurück gehen wird – "und nicht<br />

nur das Wild, auch vor Nutztieren macht <strong>de</strong>r <strong>Wolf</strong> nicht halt", befürchtet Steuer und verweist <strong>auf</strong><br />

die Vorfälle in Sachsen.<br />

"Der <strong>Wolf</strong> soll wie<strong>de</strong>r seinen Platz in unserer Landschaft haben", sagt Ebbo Hahlweg von <strong>de</strong>r<br />

Hegegemeinschaft Hohenbucko-Rochauer Hei<strong>de</strong> und Leiter <strong>de</strong>r Elbe-Elster-Regionalgruppe.<br />

"Allerdings darf es nicht soweit gehen, dass eine Wildart von <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren vertrieben wird. Das<br />

Muffelwild ist durch die herannahen<strong>de</strong>n Wölfe bereits rapi<strong>de</strong> zurückgegangen", stellt Hahlweg fest.<br />

4


"Wir brauchen ein <strong>Wolf</strong>smanagement, das sagt: Wann haben wir zu viele Wölfe. Und dann muss – wie<br />

in an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn auch – die Jagd möglich sein."<br />

Ebbo Hahlweg spricht davon, dass zwei <strong>Wolf</strong>sfamilien in <strong>de</strong>r Rochauer Hei<strong>de</strong>, <strong>de</strong>ren Ausläufer bis in<br />

<strong>de</strong>n Sonnewal<strong>de</strong>r Raum reichen, leben und wo auch Nachwuchs zu erwarten ist. "In Proßmarke ist<br />

von Bewohnern beobachtet wor<strong>de</strong>n, wie Wildschweine von drei Wölfen gehetzt wur<strong>de</strong>n", sagt <strong>de</strong>r<br />

Jäger - <strong>de</strong>r immer wie<strong>de</strong>r Spuren fin<strong>de</strong>t, die <strong>auf</strong> Wölfe hinweisen.<br />

Bran<strong>de</strong>nburg 14.03.2012<br />

Wölfe in <strong>de</strong>r Lausitz fressen kaum Nutztiere<br />

Görlitz Nutztiere machen einer Studie zufolge weniger als ein Prozent <strong>de</strong>s Speiseplans <strong>de</strong>r Lausitzer<br />

Wölfe aus. 96 Prozent <strong>de</strong>r Beutetiere sind wil<strong>de</strong> Huftiere, wie das Senckenberg Museum für<br />

Naturkun<strong>de</strong> in Görlitz <strong>mit</strong>teilte. Demnach stehen vor allem Rehe (55 Prozent), Rotwild (21 Prozent)<br />

und Wildschweine (18 Prozent) <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Speiseplan <strong>de</strong>r vor rund zehn Jahren aus Polen<br />

eingewan<strong>de</strong>rten Raubtiere.<br />

Wölfe haben selten Nutztiere <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Speiseplan. Foto: dpa<br />

Foto: dpa<br />

Einen geringen Anteil haben Hasen <strong>mit</strong> knapp drei Prozent und Nutztiere <strong>mit</strong> weniger als einem<br />

Prozent. Das ergab eine Untersuchung von 3000 <strong>Wolf</strong>skotproben. Die Studie wur<strong>de</strong> im Fachmagazin<br />

"Mammalian Biology" veröffentlicht.<br />

Dennoch könne <strong>de</strong>r <strong>Wolf</strong> für Nutztierhalter ein Problem darstellen, schränkte <strong>de</strong>r Abteilungsleiter<br />

Zoologie <strong>de</strong>s Senckenberg-Museums, Hermann Ansorge, ein. Wölfe fräßen <strong>mit</strong>unter auch Nutztiere<br />

wie Schafe, wür<strong>de</strong>n dabei aber oft gestört, sodass sich davon nur wenige Spuren im Kot fin<strong>de</strong>n<br />

ließen. Solange die Nutztiere durch Elektrozäune und Her<strong>de</strong>nschutzhun<strong>de</strong> gut geschützt wür<strong>de</strong>n und<br />

es zu<strong>de</strong>m genug Auswahl an Wildtieren gebe, sei das Konfliktpotenzial aber gering, betonte Ansorge.<br />

Die Senckenberg-Wissenschaftler hatten die Fressgewohnheiten <strong>de</strong>r vor gut zehn Jahren in die<br />

Lausitz eingewan<strong>de</strong>rten Wölfe untersucht, weil das Fressverhalten <strong>de</strong>r Wölfe <strong>de</strong>r größte Streitpunkt<br />

bei <strong>de</strong>ren Wie<strong>de</strong>ransie<strong>de</strong>lung in Deutschland sei, erklärte Ansorge. Für die Untersuchung sammelten<br />

sie rund 3000 Kotproben und untersuchten diese <strong>auf</strong> Spuren wie Knochen, Hufe, Zähne o<strong>de</strong>r Haare<br />

<strong>de</strong>r Beutetiere. Aktuell leben in <strong>de</strong>r Lausitz <strong>de</strong>n Angaben zufolge neun <strong>Wolf</strong>sfamilien <strong>mit</strong> etwa 34<br />

Jungtieren.<br />

Lübbenau<br />

5


21. März 2012, 02:58 Uhr<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Reinhard</strong> <strong>Möckel</strong> <strong>räumt</strong> <strong>mit</strong> <strong>Wolf</strong>-<strong>Vorurteilen</strong> <strong>auf</strong><br />

Experte spricht von 17 Altwölfen / Sie rechtfertigen die Aufnahme ins Jagdrecht nicht / Heute läuft<br />

<strong>Wolf</strong>s-Film im NDR<br />

VETSCHAU <strong>Dr</strong>. <strong>Reinhard</strong> <strong>Möckel</strong> ist sauer.<br />

6<br />

Das Leben<br />

<strong>de</strong>r Wölfe in <strong>de</strong>r Lausitz hat <strong>de</strong>r Spreewitzer Wildbiologen Sebastian Koerner verfilmt.<br />

Der Streifen ist heute um 20.15 im NDR zu sehen. Foto: dpa Foto: dpa<br />

Auf breiter Ebene wer<strong>de</strong> die Rückkehr <strong>de</strong>s <strong>Wolf</strong>es in die Lausitz diskutiert. Seiner<br />

Meinung nach komme es dabei jedoch immer wie<strong>de</strong>r zu völlig falschen Darstellungen<br />

und unfairen Versuchen, Isegrim in Misskredit zu bringen.<br />

Der <strong>Wolf</strong>sexperte hat kürzlich die Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>de</strong>s Nabu-<br />

Regionalverban<strong>de</strong>s Calau genutzt, um <strong>mit</strong> <strong>Vorurteilen</strong> <strong>auf</strong>zuräumen. "Im Land


Bran<strong>de</strong>nburg sind <strong>de</strong>rzeit fünf Ru<strong>de</strong>l <strong>mit</strong> Welpen, drei Ru<strong>de</strong>l ohne Welpen und ein<br />

territorialer Einzelwolf ansässig", informierte <strong>Dr</strong>. <strong>Reinhard</strong> <strong>Möckel</strong> zum Stand <strong>de</strong>r<br />

Wie<strong>de</strong>rbesiedlung 2011/2012. "Der Gesamtbestand beträgt also 17 Altwölfe, die<br />

keineswegs Bestrebungen rechfertigen, <strong>de</strong>n <strong>Wolf</strong> ins Jagdrecht <strong>auf</strong>zunehmen",<br />

ha<strong>de</strong>rte er.<br />

Darüber hinaus wehrt sich <strong>de</strong>r <strong>Wolf</strong>sbe<strong>auf</strong>tragte <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s gegen eine Hysterie, die<br />

je<strong>de</strong>r Grundlage entbehrt. Unsere kleinteiligen Wäl<strong>de</strong>r seien zu viel unruhig für <strong>de</strong>n<br />

<strong>Wolf</strong>, um sich dort etablieren und vermehren zu können, betont er. Zu<strong>de</strong>m<br />

beansprucht ein <strong>Wolf</strong>sru<strong>de</strong>l (etwa sechs bis acht, selten zehn Tiere) ein Revier von<br />

rund 20 000 bis 25 000 Hektar. "Diese Reviere wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n ansässigen Tieren<br />

auch verteidigt", bemerkte <strong>Möckel</strong> und wi<strong>de</strong>rspricht da<strong>mit</strong> "Falschmeldungen",<br />

wonach <strong>de</strong>m Land eine <strong>Wolf</strong>sschwemme <strong>mit</strong> mehreren Hun<strong>de</strong>rt Tieren droht. "In<br />

einigen Jahren entwickelt sich <strong>de</strong>r Bestand vielleicht <strong>auf</strong> etwa 70 bis 80 Wölfe", so<br />

seine Berechnung. Dass Isegrim bevorzugt Appetit <strong>auf</strong> Wild verspürt, aber auch<br />

Nutztiere nicht verschmäht, gibt <strong>de</strong>r <strong>Wolf</strong>skenner zu. Die Landwirte müssten<br />

Vorkehrungen treffen, um ihre Tiere zu schützen. <strong>Möckel</strong> betont: "Elektrozäune und<br />

Her<strong>de</strong>nschutzhun<strong>de</strong> haben sich bewährt und einzeln angepflockte und<br />

unbe<strong>auf</strong>sichtigte Tiere nachts nichts im Freien zu suchen." Auch wür<strong>de</strong>n bei<br />

<strong>auf</strong>gefun<strong>de</strong>nen Kadavern vorschnell <strong>Wolf</strong>sattacken vermutet, die dann schnell die<br />

Run<strong>de</strong> machen. Als Beispiel verwies er <strong>auf</strong> die Begebenheit <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m neugeborenen<br />

Kalb, am 15. Oktober 2011 in Wormlage. "Eine veterinärmedizinische Untersuchung<br />

hat zweifelsfrei ergeben, dass es sich in diesem Fall um eine Totgeburt und nicht um<br />

einen <strong>Wolf</strong>sriss gehan<strong>de</strong>lt hat", korrigiert <strong>Dr</strong>. <strong>Reinhard</strong> <strong>Möckel</strong> an<strong>de</strong>rslauten<strong>de</strong><br />

Meldungen.<br />

Dass eine enge Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Jägern angestrebt wird und in <strong>de</strong>r<br />

Öffentlichkeit noch viel Überzeugungsarbeit geleistet wer<strong>de</strong>n muss, steht für ihn<br />

außer Frage. Die Naturschützer vom Nabu-Regionalverband Calau konnte er<br />

zumin<strong>de</strong>st <strong>auf</strong> seine Seite ziehen. Sie entschie<strong>de</strong>n sich für ein "pro <strong>Wolf</strong>", auch wenn<br />

zwei <strong>de</strong>r insgesamt vier gerissenen Schafe im Raum Calau/Lübbenau <strong>de</strong>m<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>s Nabu-Regionalverban<strong>de</strong>s Calau gehörten.<br />

"Deutschlands wil<strong>de</strong> Wölfe – wie sie wirklich sind" wird am heutigen Mittwoch, 21.<br />

März, 20.15 Uhr im NDR ausgestrahlt. Dafür filmte <strong>de</strong>r 48-Jährige über zwei Jahre im<br />

Lausitzer <strong>Wolf</strong>sgebiet.<br />

7


Noch nie zuvor gezeigte Aufnahmen ver<strong>de</strong>utlichen, dass keines <strong>de</strong>r gängigen<br />

Klischees, beispielsweise eine angebliche Blutrünstigkeit o<strong>de</strong>r das Ausrotten<br />

kompletter Wildbestän<strong>de</strong>, über diese Raubtierart stimmt. Statt<strong>de</strong>ssen kann Koerner<br />

<strong>mit</strong> seinen faszinieren<strong>de</strong>n Aufnahmen belegen, dass es in <strong>Wolf</strong>sru<strong>de</strong>ln oftmals<br />

wesentlich friedlicher zugeht als in manchen Menschenfamilien.<br />

Die Bil<strong>de</strong>r zeigen Elterntiere, die sich rührend um ihre Welpen kümmern. Zu sehen<br />

sind darüber hinaus jugendliche Jährlingswölfe, die <strong>de</strong>n <strong>mit</strong>unter noch tapsig<br />

wirken<strong>de</strong>n "Kin<strong>de</strong>rn" das Jagen beibringen.<br />

Uwe Hegewald/uhd1/trt<br />

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