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21 MeHr alS BlOSS eXOrzISMUS - Carlos Watzka

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legen können – ausgesprochen eng<br />

verwoben sein.<br />

88 Vgl. Christa PETERS, Hospitäler der<br />

Barmherzigen Brüder des Johannes<br />

von Gott und der Elisabethinerinnen<br />

zwischen Rhein und Weichsel<br />

(1600–1900) (Medizinische Dissertation,<br />

Köln 1994) bes. 91–93, sowie:<br />

Richard BAMBERGER et al. (Hg.),<br />

Österreich Lexikon (Wien 1995) I<br />

288.<br />

89 Krankenprotokollbuch der Elisabethinen<br />

in Graz (1694–1730): Steiermärkisches<br />

Landesarchiv, Archiv<br />

Graz, Sch. 154, H. 451a. (im Folgenden<br />

als „Krankenprotokollbuch der<br />

Elisabethinen“) Die Zuordnung der<br />

Archivalie zu diesem Hospital kann<br />

nunmehr als ausreichend gesichert<br />

gelten. Vgl. hierzu: <strong>Carlos</strong> WATZKA,<br />

Vom Armenhaus zur Landesnervenklinik<br />

Sigmund Freud. Zur Geschichte<br />

psychisch Kranker und des gesellschaftlichen<br />

Umgangs mit ihnen in<br />

der steirischen Landeshauptstadt vom<br />

16. bis zum <strong>21</strong>. Jahrhundert. In: Historisches<br />

Jahrbuch der Stadt Graz 36<br />

(2006) 331 (Anm. 43).<br />

90 Für diesen Zeitraum wurden die Protokolle<br />

vom Verfasser bisher ausgewertet.<br />

91 Krankenprotokollbuch der Elisabethinen,<br />

Aufnahmenummern 141,<br />

200. 255, 494, 548, 574.<br />

92 Die Berechnung erfolgte anhand der<br />

jeweils angegebenen Aufnahme- und<br />

Entlassungsdaten.<br />

93 Vgl. WATZKA, Arme, Kranke, Verrückte,<br />

sowie: WATZKA, Krankenhaus.<br />

94 Vgl. zu den Orten der Niederlassungen<br />

bes. Hermenegild STROHMAy-<br />

ER (OH), Der Hospitalorden des<br />

Hl. Johannes von Gott. Barmherzige<br />

Brüder (Regensburg 1978) 144–154<br />

und Bernhard Zahrl, 400 Jahre Barmherzige<br />

Brüder in Mitteleuropa (Wien<br />

2005) 30f. Die Bettenzahlen in der<br />

Zeit um 1790 stammen aus einer Zusammenstellung<br />

im Archiv der Lombardo-Venezianischen<br />

Ordensprovinz<br />

der Barmherzigen Brüder in Monguzzo/Como:<br />

Karton 15: Consignatio.<br />

36<br />

Linz (1745), Teschen (1753) und Budapest (1785), 88 deren für die Sozialgeschichte<br />

der Medizin relevante Quellenbestände allerdings bislang<br />

großteils unaufgearbeitet geblieben sind. Ein im Steiermärkischen<br />

Landesarchiv erhaltenes Krankenprotokollbuch der Grazer Niederlassung<br />

89 für den Zeitraum von 1694 bis 1730 belegt aber schon für das<br />

beginnende 18. Jahrhundert eindeutig sowohl die Aufnahme als auch<br />

die therapeutische Behandlung nicht nur von körperlich kranken Frauen,<br />

sondern auch von solchen mit psychischen Problemen. Allerdings<br />

stellten dieselben nur einen sehr kleinen Anteil an der Gesamtzahl der<br />

Patientinnen: Unter den 1336 stationär behandelten Personen der Jahre<br />

1694 bis 1709 90 litten 6 (0,5 %) eindeutig an psychischen Störungen,<br />

und zwar an „Melancoley“ (3), an „verruckten Haubt“ bzw. Kopf (2)<br />

oder an „Narheit“ (1). 91 Deutlich zahlreicher sind demgegenüber Behandlungsfälle,<br />

in welchen psychische Auffälligkeit als ein (Teil-)Motiv<br />

der Anstaltsaufnahme plausibel erscheint, jedoch wegen der Polyvalenz<br />

der im Protokoll gebrauchten Zustandsbeschreibungen nicht definitiv<br />

nachgewiesen werden kann. Insbesondere imponieren in diesem Zusammenhang<br />

die relativ häufigen Fälle von „Bleichsucht“ (65 Patientinnen,<br />

ca. 5 %); auch „Muetter Zuestandt“ bzw. „Muetter Krankheit“<br />

(10), „Muetter Frayß“ (2), „Frayß“ (4) sind aber diesbezüglich<br />

„verdächtig“. Hier könnten aber, dies muss betont werden, ebenso gut<br />

rein „somatische“ Beschwerdebilder vorgelegen haben. Die sechs im<br />

genannten Zeitraum aufgenommenen Frauen, die definitiv an psychischen<br />

Erkrankungen gelitten hatten, wurden jedenfalls sämtlich nach<br />

einiger Zeit (im Durchschnitt nach 41 Tagen) wieder als „gesundt“<br />

entlassen; der kürzeste Aufenthalt dauerte nur 2 Tage (!), der längste<br />

etwas mehr als 4 Monate. 92<br />

Weit detailliertere Informationen über den Krankenhausbetrieb insgesamt<br />

und den Stellenwert der Behandlung psychisch Kranker innerhalb<br />

desselben liegen aber für den Orden der Barmherzigen Brüder vor: 93<br />

Diese geistliche Gemeinschaft, die – wie auch die Elisabethinen – von<br />

den „Klosteraufhebungen“ des Josephinismus wegen ihrer „Gemeinnützigkeit“<br />

nicht betroffen war und bis heute in Österreich präsent<br />

ist, siedelte sich erstmals 1605 auf dem Gebiet der Habsburgermonarchie<br />

an, und zwar im Städtchen Feldsberg im niederösterreichischmährischen<br />

Grenzgebiet; bis 1780 waren in diesem Raum (das ab 1772<br />

österreichische Galizien nicht mit eingerechnet), neben einigen kurzlebigeren<br />

Einrichtungen insgesamt 20 Krankenanstalten des „Hospitalordens<br />

des Heiligen Johannes von Gott“ in Betrieb. Darunter befanden<br />

sich, als die größenordnungsmäßig bedeutenderen (neben jener<br />

in Feldsberg) die Niederlassungen in Wien (ab 1614), Graz (1615),<br />

Prag (1620), Görz (1656), Preßburg (1672), Kukus in Böhmen (1743),<br />

Brünn (1747) und Linz (1757), die am Ende des 18. Jahrhunderts jeweils<br />

über 40 bis 55 Krankenbetten verfügten, im Falle von Prag und<br />

Wien aber über jeweils mehr als 100. 94<br />

Es ist anzunehmen, dass in mehr oder weniger allen „Hospitälern“ der<br />

Barmherzigen Brüder im 17. und 18. Jahrhundert auch Personen mit

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