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Editorial<br />
Liebe Freunde, Eltern und Mitarbeiter<br />
der Rahn Education,<br />
die Weihnachtszeit hat begonnen und alle freuen wir uns auf<br />
die hell erleuchteten Straßen, die Weihnachtsbäume und die<br />
bunt geschmückten Weihnachtsmärkte. Jedes Jahr erneut<br />
bereiten sich die meisten Menschen von uns auf das „Frohe<br />
Fest“ vor und aus den Kirchen wird die frohe Botschaft vom<br />
Frieden, der unter den Menschen sein mag, verkündet, während<br />
wir den Duft von kandierten Früchten, Glühwein und gebrannten<br />
Mandeln genießen.<br />
Für mich ist diese Zeit wirklich eine sehr festliche und ich<br />
genieße die Wochen vor dem Weihnachtsfest sehr und erfreue<br />
mich jedes Jahr daran, dass unsere Kinder in den Kindertagesstätten,<br />
in unseren Grundschulen, Musikschulen,<br />
Oberschulen und Gymnasien nicht müde werden, Musikstücke<br />
einzustudieren, Chorgesang zu üben und in den Schulküchen<br />
Plätzchen sowie Pfefferkuchenhäuser zu backen. Das ist an<br />
der Freien Oberschule Fürstenwalde ganz genauso wie an<br />
der Grundschule der Rahn Schulen Kairo. Es ist schon eine<br />
Tradition der Grundschule Clara Schumann geworden, eine<br />
Feier noch ganz früh bei offenem Feuer und vor Sonnenaufgang<br />
auf dem Schulhof mit viel Musik und Kinderpunsch<br />
zu begehen – in diesem Jahr am Freitag, 16. Dezember, um<br />
8.00 Uhr. Ich werde dabei sein!<br />
Aber in diesem Jahr will bei mir gar nicht so recht die Freude<br />
aufkommen. Das Klima unter den Menschen hat sich in den<br />
letzten Monaten deutlich verändert! Ich habe Angst, dass<br />
meinen ausländischen Mitarbeitern oder den im Ausland geborenen<br />
deutschen Mitarbeitern etwas in Sachsen passieren<br />
könnte. Ich bin aufgeschreckt worden durch die Oktoberausgabe<br />
des STERN mit dem Titel „Sachsen, ein Trauerspiel“ –<br />
zwischen Justizskandalen und Fremdenhass – ein Report<br />
über das dunkelste Bundesland“. Alles, was in diesem Magazin<br />
zu diesem Thema stand, schreckte mich auf und macht<br />
mir große Angst! Ein Gefühl berührt mich, welches ich so bisher<br />
überhaupt noch nicht kannte. Ich bemerkte in diesem<br />
Jahr Horden von Menschen, die mit Sprechchören auch<br />
durch die Leipziger Salomonstraße zogen, und dessen Inhalt<br />
ich als furchtbar empfinde und der mich an den Geschichtsunterricht<br />
erinnert – diese Feindlichkeit den Menschen gegenüber,<br />
die mit uns in Leipzig leben, ist nun bereits ganz nah<br />
an mein Büro herangetreten, dachte ich. Manchmal wollte ich<br />
das gar nicht glauben. Nur wenig später steht in der Zeitung,<br />
dass ein somalischer Flüchtling auf dem Dach eines Flüchtlingsheims<br />
stand, und es sah so aus, als wenn er sich das<br />
Leben nehmen wollte und die Menschen, die unten vor dem<br />
Haus standen, ermunterten den 16-Jährigen, doch in den<br />
Tod zu springen!<br />
Was ist in unserem Land los, dem Land der Dichter und Denker,<br />
dem Land berühmter Komponisten und Wissenschaftler?<br />
Auf der Bahnfahrt von Dresden nach Leipzig wird ein indischer<br />
Wissenschaftler festgehalten und genötigt, bis er den<br />
Nazi-Gruß im Zug vollführt und wird rassistisch beschimpft –<br />
niemand schreitet ein. An der Bushaltestelle in Oschersleben<br />
wird ein pädagogischer Mitarbeiter der Rahn Education, der<br />
in Integrationskursen eingesetzt<br />
ist, an einem Freitagnachmittag<br />
mit dem Messer bedroht und vor<br />
ihm ausgespuckt. Ein anderer Mitarbeiter<br />
mit braunem Teint, dem angesehen<br />
wird, dass er nicht aus Sachsen-Anhalt stammt, wird aufgefordert<br />
die vorderen Sitzplätze im Bus nicht zu benutzen, weil<br />
diese nur für Deutsche vorgesehen seien.<br />
Dieses Klima, welches in Teilen der neuen Bundesländer besonders<br />
krass deutlich wird, ist für mich unerträglich geworden<br />
und daher war es für mich nicht möglich, Ihnen mit<br />
dieser Weihnachtsausgabe nur davon zu berichten, welche<br />
Leistungen und Ergebnisse das ganze Team der Rahn Education<br />
in diesem Jahr erarbeitet hat und schlussendlich allen<br />
ein „Frohes Fest“ zu wünschen, sondern es ist mir ein Bedürfnis,<br />
Ihnen allen, liebe Freunde, Eltern und Mitarbeiter zu<br />
sagen, wie sehr mich diese Situation beschäftigt und traurig<br />
macht.<br />
Die Rahn Education beschäftigt ca. 700 Mitarbeiter und davon<br />
sind mehr als 100 Mitarbeiter im Ausland geboren, die<br />
gemeinsam mit unseren deutschen Mitarbeitern eine wunderbare<br />
Arbeit leisten und wir sind in der Geschäftsführung<br />
allen Mitarbeitern zum Jahresende für das hervorragende<br />
Ergebnis sehr dankbar. Wir sind ein Team, welches zusammensteht<br />
und es gibt für mich absolut keinen Unterschied<br />
darin, ob jemand in Leipzig, Orenburg in Sibirien oder Kairo<br />
geboren ist. Ob er Atheist, Christ, Moslem oder Jude ist! Und<br />
solange ich die alleinige Verantwortung für die Rahn Education<br />
und die angeschlossenen Organisationen habe, werde<br />
ich zu jedem Zeitpunkt und mit voller Überzeugung für Weltoffenheit,<br />
Interkulturalität mit all meiner Kraft eintreten und<br />
jeder, der mein Haus betritt, ist mein Gast und wird auf Augenhöhe<br />
behandelt werden! Zu Beginn des neuen Jahres beabsichtige<br />
ich, persönlich einen Teil unserer nicht deutschstämmigen<br />
Mitarbeiter zu einem Gedankenaustausch nach<br />
Leipzig einzuladen. Fremdenfeindlichkeit, Fremdenhass und<br />
Rassismus sowie „Reichsbürger“ haben in meinem Haus<br />
keinen Platz!<br />
Wenn Weihnachten das Fest der Liebe, Freude und des Friedens<br />
für alle Menschen ist, dann ist es mir nur möglich, Ihnen<br />
und Ihren Familien ein „Frohes Fest“ aus ganzen Herzen zu<br />
wünschen, wenn ich Ihnen zeitgleich mitteile, wofür die Geschäftsführung<br />
der Rahn Education eintritt. – Ich wünsche<br />
allen Freunden, Eltern, Schülern und Mitarbeitern eine gesegnete<br />
Weihnachtszeit und ein frohes Weihnachtsfest.<br />
Gotthard Dittrich<br />
Geschäftsführer<br />
Leipzig, 1. Dezember <strong>2016</strong><br />
2 | r-<strong>aktuell</strong> 4/<strong>2016</strong>