Gemeindebrief - Katholisches Pfarramt Sankt Martin - Rendsburg
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Thema: „Kirche auf dem Konzil - Kirche heute“ (Teil 1)<br />
Am 11.10.1961 wurde<br />
das II. Vatikanische Konzil<br />
durch Papst Johannes<br />
XXIII. in Rom eröffnet.<br />
Die Kirche sollte erneuert<br />
werden.<br />
Erzbischof Dr. Werner Thissen hat uns<br />
freundlicherwiese erlaubt, im <strong>Martin</strong>sruf<br />
die Texte seiner Morgenandachten zu<br />
veröffentlichen. Er betrachtet die Kernaussagen<br />
des Konzils aus heutiger Sicht.<br />
Während des „Jahr des Glaubens“ werden<br />
uns folgende Beiträge Gedankenanstöße<br />
geben:<br />
Fragen und Suchen<br />
Persönlich und Gemeinsam<br />
Trennung und Einheit<br />
Tradition und Erneuerung<br />
Ortskirche und Weltkiche<br />
Glaube und Welt<br />
Teil 1: Fragen und Suchen<br />
Was ist denn mit der Kirche los?<br />
So fragten sich vor fünfzig Jahren erstaunt<br />
viele Menschen am Beginn des II.<br />
Vatikanischen Konzils. Statt Vorschriften<br />
und Verurteilungen die Einladung zum<br />
gemeinsamen Suchen nach Lebenssinn<br />
und Lebensfülle.<br />
Wie kann ich mein Leben lebendiger, intensiver,<br />
dankbarer führen?<br />
Das berührt die Frage nach Gott. Und<br />
auch die Frage nach dem Woher und<br />
Wohin meines Lebens.<br />
Die Kirche kann mir Gott nicht auf dem<br />
Tablett präsentieren. Aber sie kann mir<br />
aus der Bibel und aus ihrer zweitausendjährigen<br />
Erfahrung vermitteln, wie ich<br />
mit Gott leben kann.<br />
Und zwar ganz konkret: Im persönlichen<br />
Gebet. Im gemeinschaftlichen Gottesdienst.<br />
In Taten der Liebe. Auch dann<br />
bleibt Gott für mich Geheimnis. Aber ein<br />
Geheimnis, das meinem Leben Format<br />
und Weite gibt.<br />
Und was ist mit meinen Zweifeln? Die<br />
Zweifel an einem guten Gott, die genährt<br />
werden durch unfassbare Katastrophen<br />
und furchtbare Einzelschicksale? Die<br />
Zweifel, die mir kommen angesichts so<br />
widersprüchlicher Aussagen in den unterschiedlichen<br />
Religionen und Konfessionen?<br />
Die Zweifel, die mich befallen<br />
auch wegen der Fehler und Versagen in<br />
der Kirche selbst?<br />
Der Zweifel ist der dunkle Bruder des<br />
Glaubens. Er bewahrt mich vor falscher<br />
Sicherheit. Auch vor Aberglauben. Er<br />
stößt mich aber immer wieder auch auf<br />
meine Kräfte der Sehnsucht, des Vertrauens<br />
und der Zuversicht.<br />
Ich wecke diese Kräfte und mache sie<br />
mir bewusst, wenn ich bete: Gott, mein<br />
Gott bist du, in Sehnsucht suche ich<br />
dich. Meine Seele dürstet nach dir. Nach<br />
dir schmachtet mein Leib, wie dürres<br />
lechzendes Land ohne Wasser (Ps 63).<br />
Sympathisch ist mir die Aussage des<br />
Konzils, dass die Kirche als Kirche auf<br />
dem Weg nicht auf jede Frage schon eine<br />
fertige Antwort hat. Dass sie alle zum<br />
Gespräch einlädt.<br />
Dialog ist zu einem wichtigen kirchlichen<br />
Stichwort geworden. Davon ist auch unser<br />
Dialogprozess angeregt worden, den<br />
wir zurzeit in unseren Bistümern führen.<br />
Ich bin sicher, dass wir im Hören aufeinander<br />
viel gewinnen können an Lebensfreude<br />
und Lebensfülle.<br />
Dr. Werner Thissen,<br />
Erzbischof von Hamburg<br />
Quelle: Morgenandachten im NDR vom<br />
08. bis 13. Oktober 2012.